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Komplettes Heft Als

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Nr. 11 StadionweltStadionwelt Juni/Juli 2005 Das Fan- und Stadionmagazin www.stadionwelt.de 3,50 € FINALE! Rückblick 2004/05: Aufstiege & Abschiede, Saisonendspurt, Choreohighlights…

Sicherheitsdebatte: Fakten, Meinungen, Hintergründe

Fanszene Offenbach WM-Stadion Hamburg Fan-News und -Fotos Stamford Bridge Fanszene

STADIEN GRIECHENLAND · STADION-NEWS · ARENA-NEWS · FAN-NEWS EISHOCKEY / BASKETBALL / HANDBALL

s001_titel 11.indd 1 24.05.2005 12:43:57 Jubiläumspreis 5 Jahre Stadionwelt 1 Jahr Stadionwelt-Magazin

600 Fotos auf 176 Sei- ten dokumentieren ein- drucksvoll, wie Fans dem Fußball mit Leidenschaft, Kreativität und Engage- FASZINATION FANKURVE ment die herausragende Ein Streifzug durch Europas Stadien Kulisse bereiten, die ihn so faszinierend macht.

Stadionwelt

Per Internet, Telefon oder Mail! Telefon: 0 22 32 / 5 77 20 * Internet: www.stadionwelt.de Email: [email protected] * Aktionspreis gilt bis 20. Juni 2005 9,90zzgl. Versand€ Anzeige_buch.indd 1 24.05.2005 12:57:44 Jubiläumspreis Vorwort/Inhalt Liebe Leser, In dieser Ausgabe

5 Jahre Stadionwelt Die Saison 2004/05 ist vorbei. Tränen sind getrocknet, Jubel ist verklungen. Zeit also, 20 Sicherheitsdebatt Bilanz zu ziehen. Interviews

1 Jahr Stadionwelt-Magazin Für die Fans ist eine ereignisreiche Saison Stadionverbote zu Ende gegangen. Auf einige Aspekte schauen wir in unserem Saisonrückblick noch einmal zurück, andere mussten FAN-NEWS International diesmal zurückstehen - aber sie wurden in Fußball Deutschland Frankreich Ligapokalfi nale, Stade Rennais F.C., den vorherigen Ausgaben des Magazins Salami-Spieltage?, Trier, DSS 92 MKS Cracovia, PKP Lech Poznan, AC Sparta Praha, bestimmt behandelt. Dortmund, Wattenscheid, Herne ...... 4 MKS Pogon Szczeczin, Slavia Prag–Banik Ostrava, Karlsruhe, Köln, Wattenscheid, Unterhaching Celtic F.C., FC Twente, Brescia–Bergamo, Mailän- Warum heißt ein Fanclub eigentlich…? ...... 5 der Derby, Juventus FC, UC Sampdoria, SK Rapid Auch diesmal waren wir selbst wieder Wien, GC Zürich, Roter Stern Belgrad ...... 84 erstaunt, wie viele Fotos aus einem St. Pauli: Mehr als nur ein Fan-Projekt ...... 6 1860: Abschied von Giesings Höhen ...... 7 Fan-Jahr hervorgehen. Bei manchen INTERVIEW Kurznews, München, Mainz ...... 50 Jürgen Macho: Bildern konnten wir kaum glauben, dass Bremen, St. Pauli, Mannheim, Ahlen ...... 51 „Früher bin ich mit Rapid überall hin“ ...... 70 sie erst ein paar Monate alt sind. Im Wochenrhythmus der Spiele mit ihren Fußball International Österreich: Graz, Admira Wacker, WM 2006 unzähligen Fan-Aktionen bleiben viele WM-News ...... 66 bunte Momentaufnahmen oft nur bis zum Austria Salzburg, Austria Wien ...... 72 nächsten Wochenende im Gedächtnis, an Schweiz: Luzern, Basel ...... 73 Italien: Italienische Meisterschaft, Bologna, STADION-NEWS dem sie durch neue Glanzpunkte ersetzt AC Turin, Neue Sicherheitsmaßnahmen...... 89 Stadion-News Deutschland werden. Mainz, Paderborn, Leipzig, Wehen...... 8 Eishockey/Handball Trier, München, Essen, Magdeburg, Dass im Leben eines aktiven Fans EHC Dynamo, Final Four ...... 104 Mönchengladbach ...... 9 neben vielen Emotionen und kreativer 600 Fotos auf 176 Sei- Beschäftigung Konfl ikte immer mehr in den Basketball Stadion-News International Vordergrund treten, bleibt nicht außen vor. Top 4: Der Fanpokal geht an Bonn ...... 105 Thun, Zürich, Ålesund, Oslo / Bislett, : Wembley, Leyton Orient ...... 96 ten dokumentieren ein- Der Anteil dieser Themen in den beiden Titelstrecken spricht für sich. PORTRÄT FANSZENE drucksvoll, wie Fans dem Deutschland Mit Blick auf einige Streitpunkte mag das STADION-PORTRÄT Kickers Offenbach: Deutschland Fußball mit Leidenschaft, Saisonende gerade rechtzeitig kommen, um Leidenschaft, die Leiden schafft AOL-Arena: Mehr Fußball als Business ...... 52 die Gemüter zu kühlen. – und Zusammenhalt...... 10 AOL Arena in Zahlen ...... 55 Kreativität und Engage- Chronik ...... 11 Poster AOL Arena ...... 56 Wir melden uns mit dem nächsten Heft im Freunde und Feinde ...... 12 Interview: Kurt Krägel, Arenamanagement . . . . 58 FASZINATION FANKURVE ment die herausragende August, selbstverständlich lassen wir die Interview: Cavit und Benny, Fanabteilung . . . . . 13 Kampf den Trampelpfaden ...... 59 Ein Streifzug durch Europas Stadien Zwischenzeit aber nicht ungenutzt. Daten und Fakten ...... 14 Stimmen und Meinungen zur AOL-Arena . . . . . 60 Kulisse bereiten, die ihn Historie: Deutschlands gefährlichstes Stadion 62 International Stadion Stamford Bridge: Auch wir werden uns verstärkt der Liverpool FC: Stadion in der Klemme ...... 90 so faszinierend macht. Weltmeisterschaft 2006 widmen, unter „Mehr durchgemacht als andere“ ...... 74 Daten und Fakten ...... 93 anderem mit einem WM-Special auf Freunde und Feinde ...... 76 unseren Internetseiten. Interview: Dave Usher von „The Liverpool Way“ . 77 STADIONWELTEN Daten und Fakten ...... 79 Deutschland Den Stadionfreunden sei verraten, dass : Rettung um 5 vor 12 . . . . 16 man sich schon jetzt allmählich auf das TITEL zweite Buch von Stadionwelt freuen kann. Schluss mit lustig...... 20 International Es soll im Herbst erscheinen und wird Interview mit Pro Fans ...... 21 Griechenland: Die olympische Saison ...... 80 Interview mit Gunther Pilz ...... 22 Nicaragua ...... 94 sich wie wahrscheinlich keine andere Interview mit Rolf Gössner ...... 25 Baggern unterm Eiffelturm: Buchpublikation mit den Stadien der Stadionvebote: Paris, Moskau, Madrid, New York, London . . . 101 Stadionwelt WM 2006 befassen. Dass die Arbeiten Die neuen Richtlinien...... 26 an diesem (besonders aufwändigen) Interview mit Ralf Busch ...... 27 ARENA-NEWS Interview mit Dr. h.c. Sengle...... 28 Projekt schon begonnen haben, dürfte Deutschland Zahlen der ZIS ...... 29 aufmerksamen Lesern anhand des Düsseldorf, Magdeburg, Wolfsburg, Saisonrückblick: Stadionposters in der Heftmitte nicht Handball-WM 2007 ...... 100 Fans sauer, Stadien voll ...... 38 entgangen sein. Stadionwelt-Fanumfrage...... 39 International Finale mit angezogener Handbremse ...... 44 , London, Riga, St. Louis & Indianapolis, Also dann: Wir wünschen allen einen Was sonst noch geschah ...... 47 Cleveland ...... 97 sonnigen Sommer und denen, die in den Choreo-Highlights der Saison ...... 48 Genuss eines Urlaubs kommen, viele STATISTIK neue Grounds und legendäre Testpiele. ATMOSPHÄRE Zuschauertabelle: Top 100 ...... 98 Deutschland Oder langen Atem bei der Inventur im Zuschauervergleich, DFB-Pokal Endspielorte, Atmo-Oldies: Damals beim 1. FC Köln ...... 18 Materiallager ... oder einfach Spaß bei Zahlenspiel des Monats ...... 99 dem, was normale Menschen in der Freizeit Bochum, Gütersloh, Ulm, Bielefeld, Dortmund, Per Internet, Telefon oder Mail! Nürnberg, Mainz, Wattenscheid, St. Pauli, Berlin, ohne Fußball so unternehmen. Münster, Osnabrück, Rostock, Paderborn, WORLD GAMES Babelsberg, Stuttgart, Hannover, Duisburg, Erfurt, Duisburg: Kanupolo und Rollkunstlauf Telefon: 0 22 32 / 5 77 20 * Freiburg ...... 30 Hier gibt es das Stadionwelt-Magazin ...... 108 Die Redaktion Impressum ...... 109 Internet: www.stadionwelt.de Rätsel ...... 110 Email: [email protected] Stadionwelt 06/2005 3 * Aktionspreis gilt bis 20. Juni 2005 9,90zzgl. Versand€ Anzeige_buch.indd 1 24.05.2005 12:57:44 s003_Vorwort_Inhalt.indd 3 25.05.2005 09:52:20 Fan-News

DFL: Kommen die Salami-Spiel- Dortmund tage zurück? Nach Informatioen der Sport-Bild Freundschaftsbändchen plant die DFL mit einer Neustruktu- rierung des Spieltags die Fernseh- Vor drei Monaten gründeten sich len und um die Unterstützung für der Kabine auf ihr Trikot gelegt, gelder zu erhöhen. Mehr Live-Spie- „Fans und Freunde“, um dem den Verein zu dokumentieren. und sie sollen die dann auch wäh- le durch exklusive Anstoßzeiten, BVB wieder auf die Beine zu hel- „Die Idee haben wir uns bei der rend des Spiels umlegen. Einige wie beispielsweise am Samstag- fen. Hierbei handelt es sich um rund um Thierry Henry aufgebau- haben das aber von sich aus be- mittag, sind in der Diskussion. einen bunten Zusammenschluss ten Anti-Rassismus-Kampagne reits getan. Weidenfeller, Kehl und Erste Modelle einer Zerstücke- mehr oder weniger prominenter ‚Stand up, speak up‘ von Nike Metzhelder trugen die schon in lung des Spieltages mit teilweise Menschen, die Borussia im Her- abgeschaut“, gibt Suplicki zu, der Vorwoche beim Training.“ Und nur fünf Bundesliga-Begegnun- zen tragen: WDR-Intendant Fritz „und natürlich ist es auch ein Mo- weil Schauspielerin und Sängerin gen am Samstag, wie in der Sai- Pleitgen gehört dazu, der Ex-Profi degag, aber einer, an dem jeder Yvonne Catterfeld zu einem PR- son 2000/01 praktiziert, wurden Michael Rummenigge, OB Dr. Ger- teilhaben kann, denn das Band Termin am Spielfeldrand stand, nach Unmutsäußerungen der Fans hard Langemeyer und auch Olaf kann auch der Anzugträger im VIP- bekam auch sie von Suplicki nach nur einer Saison wieder ein- Suplicki. Raum tragen.“ gleich das Bändchen verpasst. gestampft. Aus der damaligen Und weil letzterer zudem 2. Vor- Die ersten 500 Bändchen wurden Diskussion um die Anstoßzeiten sitzender der BVB-Fanabteilung bereits während der kurzen Fahrt entstammt unter anderem der Zu- ist, war er in den letzten Tagen im zum Derby bei Schalke an den sammenschluss „Pro Fans“. Dauereinsatz, um die von „Fans Fan gebracht. Für das letzte Heim- und Freunde“ ins Leben gerufene spiel gegen Rostock bestellte die Verteilung von Solidaritätsbänd- Vereinigung sogar 30.000 Stück. Trier: chen umzusetzen. 10 Euro in die Zumindest 18 dieser Bändchen 100-Jahre-Choreo verschoben Vereinskasse kostet es, sich das gehen allerdings nicht in den Ver- Bereits am 11. März feierte der Band ums Handgelenk zu schnal- kauf. „Die Spieler bekamen die in Foto: BVB-Fanabteilung SV Eintracht Trier sein 100-jähri- ges Vereinsjubiläum. Die Choreo- grafi e, mit der der „Supporters Club“ seinem Verein eigentlich Wattenscheid schon zum Spiel gegen Dynamo Dresden gratulieren wollte, wurde Zaunfahne bei ebay allerdings vertagt. SC-Mitglied Hol- ger Wincheringer erklärt die Grün- „Fahnenklau“ auf die freundliche Mitglied Maurice Pidun. Schon lohnen, dass wir euer heiligstes de: „Vor so einem wichtigen Spiel Art. Es war keine rivalisierende bald tauchte die Fahne wieder Symbol nicht haben in Gütersloh hatte keiner die Nerven, sich dar- Fangruppe, sondern andere Wat- auf – im Internet-Auktionshaus verrecken lassen, dann erfolgt um zu kümmern. Wenn wir zudem tenscheider, die in den Besitz ebay –, und die Artikelbeschrei- die Übergabe vor dem Heimspiel verloren hätten, wäre es sicher der Ultras-Wattenscheid-Fahne bung enthüllte die Hintergründe: gegen Emsdetten.“ nicht der richtige Rahmen für so gelangten. „Wir haben die beim „Nach dem Spiel waren unsere 103,10 Euro betrug der Endpreis eine feierliche Aktion gewesen.“ Spiel in Gütersloh schlicht ver- Ultras so durch den Wind, dass – offi ziell, denn ersteigert wurde Nun gilt das Motto: Aufgeschoben gessen, und andere Fans haben sie ihr heiliges Banner einfach die Fahne von denen, die das ist nicht aufgehoben − denn in der die mitgenommen“, sagt deren hängen gelassen haben. Ein Banner zuvor bei ebay anboten. Hinrunde der kommenden Saison Stoßtrupp von uns hat das Ban- Nach der Übergabe durch den soll die Aktion über die Bühne ge- ner daraufhin in seine Gewalt ge- als Mittelsmann eingesetzten hen. bracht.“ Die „Täter“ gaben aber Stadionsprecher wurde ausge- ihre Identität noch nicht preis, handelt, dass die Auslöse zum sondern forderten unter dem letzten Saisonspiel in Ahlen fäl- DSS 92: Decknamen „die W.T.H. und die lig wäre. Gerüchten zufolge soll Jahrestreffen in Schottenpower 1909 von 2005“: es sich um „zwei Kästen Bier Am 18. und 19. Juni 2005 fi ndet „ Wenn ihr es schafft, das Banner und drei Flaschen Schnaps“ ge- in der Stadiongaststätte des Für- 3-2-1-meins! Foto: Stadionwelt auszulösen und uns dafür zu ent- handelt haben. stenbergstadions in Gelsenkir- chen, der Heimat des STV Horst- Emscher, das Jahrestreffen der Deutschen Stadionansichtskar- Herne tensammlervereinigung (DSS 92) statt. Wie in jedem Jahr stehen Zweitliga-Kulisse in der 5. Liga neben der üblichen Mitglieder- versammlung wieder ein fl eißiger In der Verbandsliga Westfalen nicht mehr so viele Fans einem der sich an die Gegebenheiten Tausch von Stadionpostkarten so- 2 streiten Westfalia Herne und Spiel zugeschaut. Konsequenz: offenbar erst gewöhnen muss: wie die Besichtigung einiger Sta- der SSV Hagen um den Aufstieg Ein Stau an den Kassen und ein Das Abbrennen einiger benga- dien in Gelsenkirchen, Essen und in die Oberliga, und das Spit- um zehn Minuten verspäteter An- lischer Fackeln konterte er mit Recklinghausen an. zenspiel mobilisierte kurz vor pfi ff sowie ein Stadionsprecher, Drohgebärden. Die aktuell 83 Mitglieder der DSS Saisonende die Massen. 5.000 beschränken sich aber nicht auf Zuschauer, davon rund 300 das Sammeln von Stadionpostkar- Gästefans, die sich auf der Ge- ten, sondern archivieren auch alle gengeraden unmittelbar neben möglichen Daten zu Stadien und dem Herner Anhang aufstellten, bringen ca. zweimal jährlich die kamen ins „Schloss Strünkede“, Vereinszeitschrift „Das Stadion“ um das 2:1 für Herne zu sehen. heraus. Seit den 80er Jahren hatten In Ausgabe 12 des Stadionwelt- in dem 1934 erbauten Rund, Magazins folgt ein ausführlicher das zu Westfalias Glanzzeiten Bericht über das Treffen. 36.000 Menschen Platz bot, Westfalia Herne – SSV Hagen Foto: Fabian Budde

4 Stadionwelt 06/2005

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DFL: Kommen die Salami-Spiel- Dortmund 20.000 Anhängern des RCS (ih- Unterhaching: Schlamm- tage zurück? nen standen 20.000 des SM schlacht im Sportpark Nach Informatioen der Sport-Bild Freundschaftsbändchen Caen gegenüber) sahen sie den So mancher Leser der Münchener plant die DFL mit einer Neustruktu- 2:1-Erfolg der Elsässer. Presse rieb sich verwundert die rierung des Spieltags die Fernseh- Vor drei Monaten gründeten sich len und um die Unterstützung für der Kabine auf ihr Trikot gelegt, Unmittelbar nach der Pokalüber- Augen, als dort zu lesen war: „Hat gelder zu erhöhen. Mehr Live-Spie- „Fans und Freunde“, um dem den Verein zu dokumentieren. und sie sollen die dann auch wäh- gabe ging es auch schon zurück Haching ein Hooligan-Problem?“ le durch exklusive Anstoßzeiten, BVB wieder auf die Beine zu hel- „Die Idee haben wir uns bei der rend des Spiels umlegen. Einige ins Badische, denn um 10 Uhr In der Tat waren dort zuletzt unge- wie beispielsweise am Samstag- fen. Hierbei handelt es sich um rund um Thierry Henry aufgebau- haben das aber von sich aus be- am nächsten Tag stand die Ab- wöhnliche und nicht eben friedli- mittag, sind in der Diskussion. einen bunten Zusammenschluss ten Anti-Rassismus-Kampagne reits getan. Weidenfeller, Kehl und fahrt des Sonderzugs zum wich- che Szenen zu beobachten. In den Erste Modelle einer Zerstücke- mehr oder weniger prominenter ‚Stand up, speak up‘ von Nike Metzhelder trugen die schon in tigen Spiel bei Eintracht Trier an. Hauptrollen: Die „Haching Suppor- lung des Spieltages mit teilweise Menschen, die Borussia im Her- abgeschaut“, gibt Suplicki zu, der Vorwoche beim Training.“ Und „Wir waren um 9 Uhr zurück“, ters Crew“ sowie der Fanbeauftrag- nur fünf Bundesliga-Begegnun- zen tragen: WDR-Intendant Fritz „und natürlich ist es auch ein Mo- weil Schauspielerin und Sängerin Karlsruher in Paris Foto: bp93david erinnert sich David O’Brien Kai- te Michael von Hammerstein. Am gen am Samstag, wie in der Sai- Pleitgen gehört dazu, der Ex-Profi degag, aber einer, an dem jeder Yvonne Catterfeld zu einem PR- ser von den „Blue Pirates 93“, Anfang standen zwei Stadionverbo- son 2000/01 praktiziert, wurden Michael Rummenigge, OB Dr. Ger- teilhaben kann, denn das Band Termin am Spielfeldrand stand, Karlsruhe „aber weil ich nicht weit weg te „von denen wir eines wegen ei- nach Unmutsäußerungen der Fans hard Langemeyer und auch Olaf kann auch der Anzugträger im VIP- bekam auch sie von Suplicki von Bahnhof wohne, hatte ich nes Flaschenwurfes als berechtigt nach nur einer Saison wieder ein- Suplicki. Raum tragen.“ gleich das Bändchen verpasst. 1.500 Kilometer für zwei Siege wenigstens noch die Chance zu ansehen“, sagt Florian Königbauer gestampft. Aus der damaligen Und weil letzterer zudem 2. Vor- Die ersten 500 Bändchen wurden duschen.“ von der HSC. Weil das andere um- Diskussion um die Anstoßzeiten sitzender der BVB-Fanabteilung bereits während der kurzen Fahrt Das ist gelebte Fanfreundschaft. Liga-Pokalfi nale zu unterstützen. Die Partie im Moselstadion be- stritten ist, gab es beim Spiel gegen entstammt unter anderem der Zu- ist, war er in den letzten Tagen im zum Derby bei Schalke an den Gleich drei Busse mit Anhängern In Kolonne mit den anderen Bus- gann dann mit 45 Minuten Sup- Karlsruhe einen 15-minütigen Stim- sammenschluss „Pro Fans“. Dauereinsatz, um die von „Fans Fan gebracht. Für das letzte Heim- des Karlsruher SC machten sich sen der nahe stehenden „Ultra portpause. Erst in Hälfte zwei mungsboykott und ein Spruchband und Freunde“ ins Leben gerufene spiel gegen Rostock bestellte die Anfang Mai auf den Weg nach Boys 90“ fuhren sie die 550 legten die Fans bei Gluthitze „Misswirtschaft ist schlimmer als Verteilung von Solidaritätsbänd- Vereinigung sogar 30.000 Stück. Paris, um die Fans von Racing Kilometer zum . richtig los, und die Mannschaft Pyro“, an dem sich die Emotionen Trier: chen umzusetzen. 10 Euro in die Zumindest 18 dieser Bändchen Strasbourg beim französischen Im Mittelrang, inmitten von rund auch. Ergebnis: Trier – KSC 0:2. hochschaukelten. Als von Hammer- 100-Jahre-Choreo verschoben Vereinskasse kostet es, sich das gehen allerdings nicht in den Ver- stein mit Ordnern in den Block kam, Bereits am 11. März feierte der Band ums Handgelenk zu schnal- kauf. „Die Spieler bekamen die in Foto: BVB-Fanabteilung folgten Handgreifl ichkeiten. SV Eintracht Trier sein 100-jähri- Zu den Tumulten gibt es unter- ges Vereinsjubiläum. Die Choreo- schiedliche Sichtweisen: „Er fühlte grafi e, mit der der „Supporters sich angegriffen, weil wir seinen Club“ seinem Verein eigentlich Wattenscheid Rauswurf gefordert haben“, sagt schon zum Spiel gegen Dynamo HSC-Mitglied Jan Museler. „Wenn Dresden gratulieren wollte, wurde Zaunfahne bei ebay sie mich über das Megaphon mit allerdings vertagt. SC-Mitglied Hol- ,Wichser‘ anschreien, müssen sie ger Wincheringer erklärt die Grün- „Fahnenklau“ auf die freundliche Mitglied Maurice Pidun. Schon lohnen, dass wir euer heiligstes auch damit rechnen, dass ich sie de: „Vor so einem wichtigen Spiel Art. Es war keine rivalisierende bald tauchte die Fahne wieder Symbol nicht haben in Gütersloh Foto: Stadionwelt rausziehe“, meint der Fanbeauftrag- hatte keiner die Nerven, sich dar- Fangruppe, sondern andere Wat- auf – im Internet-Auktionshaus verrecken lassen, dann erfolgt Köln: Mini-Choreos te. Auf dem Parkplatz kam es sogar um zu kümmern. Wenn wir zudem tenscheider, die in den Besitz ebay –, und die Artikelbeschrei- die Übergabe vor dem Heimspiel Was ist das Gegenteil von Ul- zu Einkesselungen. Vorsänger Kö- verloren hätten, wäre es sicher der Ultras-Wattenscheid-Fahne bung enthüllte die Hintergründe: gegen Emsdetten.“ tra? „microchoreographen“! Foto: Holger Terstegge nigbauer: „Da ist es abgegangen, nicht der richtige Rahmen für so gelangten. „Wir haben die beim „Nach dem Spiel waren unsere 103,10 Euro betrug der Endpreis Doppelhalter in Zahnsto- wie ich es in Haching noch nicht eine feierliche Aktion gewesen.“ Spiel in Gütersloh schlicht ver- Ultras so durch den Wind, dass – offi ziell, denn ersteigert wurde chergröße, Zettelchoreos im Wattenscheid oder Dortmund. Knapp 15 Jahre erlebt habe.“ Nun gilt das Motto: Aufgeschoben gessen, und andere Fans haben sie ihr heiliges Banner einfach die Fahne von denen, die das Konfettimaßstab und eine 18. August 1990: Nach einem später und drei Ligen tiefer be- Von Hammerstein verteidigt seine ist nicht aufgehoben − denn in der die mitgenommen“, sagt deren hängen gelassen haben. Ein Banner zuvor bei ebay anboten. Zaunfahne im Taschentuch- optimalen Saisonstart steht die fi ndet sich die SGW in der Ober- Position: „Ich als Fanbeauftragter Hinrunde der kommenden Saison Stoßtrupp von uns hat das Ban- Nach der Übergabe durch den format – alles getreu dem SG Wattenscheid 09 auf Platz liga – was die Selbstironie der muss dafür sorgen, dass die Fans soll die Aktion über die Bühne ge- ner daraufhin in seine Gewalt ge- als Mittelsmann eingesetzten Motto „Kleiner Support statt 2 der Bundesliga, hinter dem Fangruppe „Wat geht ab?!“ be- sich benehmen – und wenn sie das hen. bracht.“ Die „Täter“ gaben aber Stadionsprecher wurde ausge- großer Klappe!“ VfB Stuttgart, aber vor den Re- fl ügelt: „Die Nummer 8 im Pott nicht tun, bekommen sie Stadion- ihre Identität noch nicht preis, handelt, dass die Auslöse zum vierrivalen Bochum, Schalke sind wir!“ verbot. Die haben sich auch noch sondern forderten unter dem letzten Saisonspiel in Ahlen fäl- andere Sachen geleistet: ein Res- DSS 92: Decknamen „die W.T.H. und die lig wäre. Gerüchten zufolge soll taurant auf den Kopf gestellt und Jahrestreffen in Gelsenkirchen Schottenpower 1909 von 2005“: es sich um „zwei Kästen Bier einer Klofrau das Geld geklaut.“ Am 18. und 19. Juni 2005 fi ndet „ Wenn ihr es schafft, das Banner und drei Flaschen Schnaps“ ge- Warum heißt ein Fanclub eigentlich…? Was folgte, war ein Boykott von in der Stadiongaststätte des Für- 3-2-1-meins! Foto: Stadionwelt auszulösen und uns dafür zu ent- handelt haben. rund 25 Fans bei den Spielen ge- stenbergstadions in Gelsenkir- ... Cosa Nostra sich eine Mannschaft auf die Su- mann-Löns-Weg standen, aber gen Köln, Dresden und Saarbrü- chen, der Heimat des STV Horst- „Unsere Farben, unser Verein, che nach einem geeigneten Team- auch aus der Tatsache, dass sie cken. Dieser ist zwar aufgehoben, Emscher, das Jahrestreffen der unsere Stadt“ oder schlicht: namen. Bei 80 Vorschlägen von zum großen Teil aus dem So- aber beide Seiten geizen nicht mit Deutschen Stadionansichtskar- Herne „Unsere Sache“ – dieses Motto „Pizza Hawaii mit doppelt Käse“ linger Norden kommen. Wegen gegenseitigen Anschuldigungen. tensammlervereinigung (DSS 92) hat sich der Zusammenschluss bis zu „Sarah Michelle Gellars wil- eines dort befi ndlichen Klosters Und inzwischen nehmen auch Drit- statt. Wie in jedem Jahr stehen Zweitliga-Kulisse in der 5. Liga von 1860-München-Fanclubs lenlose Gefolgschaft und Dumbo“ und weil es „auf einer Auswärts- te an der Debatte teil. Per Rundmail neben der üblichen Mitglieder- wie „Blues Brothers“, „Tifosi war vieles dabei, was lustig, skur- tour zu einen Gesangswett- schrieb der HSC die Fanbeauftrag- versammlung wieder ein fl eißiger In der Verbandsliga Westfalen nicht mehr so viele Fans einem der sich an die Gegebenheiten Monaco“ und „Szenario 60“ ril oder sinnlos genug erschien. streit mit den Südsolingern kam ten der anderen Bundesligisten an, Tausch von Stadionpostkarten so- 2 streiten Westfalia Herne und Spiel zugeschaut. Konsequenz: offenbar erst gewöhnen muss: gegeben. Und „Unsere Sache“ Für den endgültigen Namen, „Die („Wir haben ein Kloster und ihr um sie nach ihren Erfahrungen mit wie die Besichtigung einiger Sta- der SSV Hagen um den Aufstieg Ein Stau an den Kassen und ein Das Abbrennen einiger benga- heißt in der italienischen Über- feuchten Biber“entschied sich die nicht“), gaben sie sich zudem von Hammerstein zu befragen. Die- dien in Gelsenkirchen, Essen und in die Oberliga, und das Spit- um zehn Minuten verspäteter An- lischer Fackeln konterte er mit setzung eben so, wie einst auch Truppe, weil ihre Trikots einen Bi- den Namen „Nuns“ (Nonnen). ser kontert: „Da ging es nur darum, Recklinghausen an. zenspiel mobilisierte kurz vor pfi ff sowie ein Stadionsprecher, Drohgebärden. die sizilianische Mafi a in den ber zeigten und „da DFB ja auch mich anzuschwärzen, aber ich habe Die aktuell 83 Mitglieder der DSS Saisonende die Massen. 5.000 USA: „Cosa Nostra“. ne klasse Abkürzung im Bereich schon Briefe von Kollegen bekom- beschränken sich aber nicht auf Zuschauer, davon rund 300 Fußball ist“. Drei Jahre später wur- men, die schreiben, dass sie hinter das Sammeln von Stadionpostkar- Gästefans, die sich auf der Ge- ... die feuchten Biber de der Name ins Fanclub-Register mir stehen.“ „Wir rechnen damit, ten, sondern archivieren auch alle gengeraden unmittelbar neben Am Anfang stand ein Studen- des FC St. Pauli eingetragen. dass sich die Personalie im Som- möglichen Daten zu Stadien und dem Herner Anhang aufstellten, tenfußballturnier in Münster. Ein mer erledigt hat“, so die Hoffnung bringen ca. zweimal jährlich die kamen ins „Schloss Strünkede“, Turnier, das im Vorjahr von einer … Northside Nuns eines Fans. Von Hammerstein: Vereinszeitschrift „Das Stadion“ um das 2:1 für Herne zu sehen. Truppe mit Namen „Die gierigen Der Name der heute aktivsten „Ich werde doch nach 15 Jahren heraus. Seit den 80er Jahren hatten Säue“ gewonnen wurde. Weil so- Gruppe bei Union Solingen ergibt nicht zurücktreten. Wenn sich die- In Ausgabe 12 des Stadionwelt- in dem 1934 erbauten Rund, mit die Latte für einen kreativen sich daraus, dass sie früher in der ser Fanclub nicht endlich normal Magazins folgt ein ausführlicher das zu Westfalias Glanzzeiten Namen ziemlich hoch lag, begab Nordkurve des Stadions am Her- Foto: Northside Nuns aufführt, geht er schweren Zeiten Bericht über das Treffen. 36.000 Menschen Platz bot, Westfalia Herne – SSV Hagen Foto: Fabian Budde entgegen.“

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damaligen St. Pauli-Geschäftsführer Chri- stian Hinzpeter, der zuständigen Jugend- behörde und dem Arbeitsamt, konnte als erster Mitarbeiter des Fan-Projekts und somit auch des Fanladens Sven Brux ein- gestellt werden. Bei einem Großteil der traditionellen Kuttenszene stieß dies nicht nur auf Bei- fall. „Die Arbeit eines Fanprojektes ist selbstverständlich ein Angebot an alle Fans“, erläutert der damalige Fanprojekt- Angestellte und heutige Organisations- leiter des Vereins, Sven Brux, „doch an- fangs wurde der Laden eher durch die so genannte ‚alternative Fanszene‘ genutzt. Es brauchte eine gewisse Zeit, bis der Laden weitestgehend akzeptiert wurde. Heutzutage ist er eine Institution für das gesamte Vereinsumfeld.“ Spruchband-Produktion am Fanladen. Foto: Fanladen Schon zwei Jahre später zog man in die Thadenstrasse um, als zweite Fanprojekt- Kraft stand Imme Glockow hinter dem Tresen. In der Brigittenstraße, seinem Mehr als nur ein Fan-Projekt jetzigen Domizil, be ndet sich der Laden seit Dezember 2001. Wie verwurzelt die Der Fanladen St. Pauli feiert fünfzehnjähriges Bestehen Einrichtung in der Fanszene ist, bewies auch die spektakuläre Umzugsaktion. er Selbsteinschätzung auf der sellige WM-Themenabende mitsamt dem Damals bildeten 300 St. Pauli-Anhän- Homepage mangelt es nicht an obligatorischen Tippspiel – der Fanladen ger eine Menschenkette, um das Inven- DSelbstbewusstsein. „Schon aus ist für alles Mögliche zuständig. „Und das tar von der Thadenstrasse in die neuen seiner Entstehungsgeschichte heraus war Besondere ist eben, dass der Laden von Räumlichkeiten zu schaffen. und ist der Fanladen FC St. Pauli und sein Fans für Fans gegründet wurde“, erläutert Umfeld immer ein wenig mehr gewesen die seit vier Jahren im Fan-Projekt tätige Ausblick als eben nur das Fanprojekt gemäß dem Mitarbeiterin Cathrin Baumgardt. NKSS. Der Fanladen kann als Geburtsort Damals wie heute  nanziert sich der einer neuen Fankultur in Deutschland Rückblick Fanladen durch Umsätze mit Geträn- angesehen werden und gilt bis heute als ken, Shirts und ähnlichem. „Das ge- eines der Vorbilder der alternativen Fan- Ende der achtziger und Anfang der währt eine gewisse Unabhängigkeit“, bewegung.“ neunziger Jahre brodelte es rund um den sagt Fanprojekt-Leiter Heiko Schles- Und jeder, der sich vor Ort schon mal FC St Pauli. Man spielte in der ersten selmann, „birgt aber auch gewisse Pro- selbst ein Bild machen konnte, wird dies Bundesliga, die Präsidiumspläne eines bleme.“ Er sieht die Zukunft nicht nur bestätigen – egal ob man eine Karte für hypermodernen „Sport-Domes“ wurden rosig: „Die Nutzung an Nichtspieltagen das nächste Heimspiel, ein Fanzine aus von neu gegründeten Fan- und Stadtteil- ist zurückgegangen. Diskussionen un- Glasgow oder ein Paket „St. Pauli-Fans initiativen verhindert. Ein Teil der Fans ter Fans  nden vermehrt im virtuellen gegen Rechts“-Sticker kaufen möchte. engagierte sich „gegen Rechts“ – u. a. we- Raum statt.“ Der Laden ist Anlaufstelle der aktiven gen der regelmäßigen Angriffsversuche Doch jetzt wird erst einmal gefeiert. Fanszene. Waren es früher die in schwarz „politisch motivierter Fußballfans“ auf Am 18. Juni mit großem Programm im gekleideten Szeneaktivisten, so sind es die besetzten Häuser in der Hamburger „Knust“ und wer die 15 Jahre plakativ heute vorwiegend die Mitglieder der Hafenstraße. Schließlich die schikanösen und lebendig vor Augen haben möchte, USP (Ultrà Sankt Pauli), die die dortige Erfahrungen mit der Polizei in München, dem sei das 304 Seiten starke Jubiläums- Infrastruktur für ihre Aktivitäten nutzen. von der die betroffenen Auswärtsfahrer buch empfohlen, das gleichfalls an die- Keineswegs ein Bruch, ganz im Gegen- mittels eines Leserbriefs im Stadionma- sem Datum erscheinen wird.���Volker teil, wie USP-Aktivist Henning meint. gazin des FC St Pauli berichten wollten. Goll „Wir sehen uns in der Tradition der Fan- Doch die Verantwortlichen des Sta- laden-Gründungsmitglieder, auch was dionhefts zeigten den empörten Fans die die aktive und antifaschistische Arbeit kalte Schulter. Schnell war der Entschluss beim Fußball angeht. Auch erfahren wir geboren: Dann machen wir eben unsere hier immer wieder wertvolle Unterstüt- eigene Zeitung! Dieser „MR“ (Millerntor zung!“ Roar) und im Folgenden der Fanladen Natürlich stößt man im Fanladen auch stellten das anfängliche Zentrum aller auf das ganz „normale Programm“ eines Aktivitäten einer sich rege entwickelnden Fanprojektes, wie Kon iktvermittlung Fanszene dar. und U16-Fahrten. Bei Bedarf (Aufstieg Im Februar 1990 renovierte die Fanzi- 2001) wurden auch schon mal zwei kom- ne-Redaktion des „MR“ die Räume eines plette Sonderzüge nach Nürnberg organi- ehemaligen Friseursalons im „Grünen siert. Straßen- und Stadtteilfeste oder ge- Jäger“. Dank der Geburtshelfer wie dem So fi ng es vor 15 Jahren an. Foto: Fanladen

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006_fanladen stpauli.indd Abs1:6 24.05.2005 13:56:33 Fan-News Fan-News damaligen St. Pauli-Geschäftsführer Chri- stian Hinzpeter, der zuständigen Jugend- behörde und dem Arbeitsamt, konnte als erster Mitarbeiter des Fan-Projekts und somit auch des Fanladens Sven Brux ein- gestellt werden. Bei einem Großteil der traditionellen Kuttenszene stieß dies nicht nur auf Bei- fall. „Die Arbeit eines Fanprojektes ist selbstverständlich ein Angebot an alle Abschiedschoreo auf der Haupttribüne Alle Fotos: Claude Rapp Fans“, erläutert der damalige Fanprojekt- Angestellte und heutige Organisations- leiter des Vereins, Sven Brux, „doch an- fangs wurde der Laden eher durch die so genannte ‚alternative Fanszene‘ genutzt. Es brauchte eine gewisse Zeit, bis der Laden weitestgehend akzeptiert wurde. Heutzutage ist er eine Institution für das gesamte Vereinsumfeld.“ Spruchband-Produktion am Fanladen. Foto: Fanladen Schon zwei Jahre später zog man in die Thadenstrasse um, als zweite Fanprojekt- Kraft stand Imme Glockow hinter dem Tresen. In der Brigittenstraße, seinem Ein letztes Mal in der Westkurve Mehr als nur ein Fan-Projekt jetzigen Domizil, be ndet sich der Laden seit Dezember 2001. Wie verwurzelt die Der Fanladen St. Pauli feiert fünfzehnjähriges Bestehen Einrichtung in der Fanszene ist, bewies auch die spektakuläre Umzugsaktion. Abschied von Giesings Höhen er Selbsteinschätzung auf der sellige WM-Themenabende mitsamt dem Damals bildeten 300 St. Pauli-Anhän- Die Fangemeinde von 1860 musste schwermütig Adieu sagen. Erst einmal oder für im- Homepage mangelt es nicht an obligatorischen Tippspiel – der Fanladen ger eine Menschenkette, um das Inven- DSelbstbewusstsein. „Schon aus ist für alles Mögliche zuständig. „Und das tar von der Thadenstrasse in die neuen mer: zum Sechz’ger. Der Location, die den Stadtteil Giesing schlichtweg defi niert hat. seiner Entstehungsgeschichte heraus war Besondere ist eben, dass der Laden von Räumlichkeiten zu schaffen. und ist der Fanladen FC St. Pauli und sein Fans für Fans gegründet wurde“, erläutert s geht um Tradition und Identität. Servus zur „Oly-Zeit“, an die sich manch Mit einem Schnitt oberhalb der 30.000 Umfeld immer ein wenig mehr gewesen die seit vier Jahren im Fan-Projekt tätige Ausblick 1911 hieß das Sportfeld „Alpen- Jüngere gewöhnten, andere nie gewöhnen rechnet der Klub in der Arena. Doch das als eben nur das Fanprojekt gemäß dem Mitarbeiterin Cathrin Baumgardt. Eplatz“, ab den 20er Jahren wurde die wollten. Vielmehr allerdings: Abschied sagt nichts über die Stimmung aus. Touris- NKSS. Der Fanladen kann als Geburtsort Damals wie heute  nanziert sich der gut 20.000 Zuschauer fassende Stehhalle vom Grünwalder. Mit Trauermarsch samt ten, Neutrale und die, die bei den Roten einer neuen Fankultur in Deutschland Rückblick Fanladen durch Umsätze mit Geträn- berühmt, 1966 gab es die Meisterschale Sarg („Um angemessene Kleidung wird keine Karte bekommen, werden darunter angesehen werden und gilt bis heute als ken, Shirts und ähnlichem. „Das ge- für den TSV 1860. Aber auch für die lan- gebeten“) wurde das Stadion zu Grabe ge- sein, schätzt der 43-jährige Klaus Joelsen. eines der Vorbilder der alternativen Fan- Ende der achtziger und Anfang der währt eine gewisse Unabhängigkeit“, gen Jahre in der Bayernliga steht der amts- tragen. Initiiert von der Gruppe „Freunde Wie viel Stehplätze werden es im Nor- bewegung.“ neunziger Jahre brodelte es rund um den sagt Fanprojekt-Leiter Heiko Schles- sprachlich sperrig „Städtisches Stadion an des Sechzger Stadions e.V.“. den? Wie komme ich an die Dauerkarte? Und jeder, der sich vor Ort schon mal FC St Pauli. Man spielte in der ersten selmann, „birgt aber auch gewisse Pro- der Grünwalder Straße“ genannte Ort. Die Gegengerade bereitete eine letzte Diese Fragen schienen zuletzt fast wichtiger selbst ein Bild machen konnte, wird dies Bundesliga, die Präsidiumspläne eines bleme.“ Er sieht die Zukunft nicht nur Mit dem verhassten Umzug ins „Oly“ Choreographie für das geliebte Heim vor. als der Tabellenstand. Doch bei aller Kritik bestätigen – egal ob man eine Karte für hypermodernen „Sport-Domes“ wurden rosig: „Die Nutzung an Nichtspieltagen der Roten, mit der Ära der Alleinherrschaft Modestudent und Löwenfan Johannes Bis- an der Kommerzialisierung: Erschwinglich das nächste Heimspiel, ein Fanzine aus von neu gegründeten Fan- und Stadtteil- ist zurückgegangen. Diskussionen un- und den Finanzskandalen der Wildmosers, singer entwarf ein Nostalgie-Shirt mit dem sind die Preise geraten: Stehdauerkarte 110 Glasgow oder ein Paket „St. Pauli-Fans initiativen verhindert. Ein Teil der Fans ter Fans  nden vermehrt im virtuellen mit dem Bau der Arena hat die Fanszene Konterfei der Kultstätte (www.gruenwal- Euro, günstigster Sitzplatz 270 Euro. gegen Rechts“-Sticker kaufen möchte. engagierte sich „gegen Rechts“ – u. a. we- Raum statt.“ viel durchgemacht. Die Zweitligasaison der.de). Und auch nach dem letzten Kick Joelsen – und nicht nur er – wird aber Der Laden ist Anlaufstelle der aktiven gen der regelmäßigen Angriffsversuche Doch jetzt wird erst einmal gefeiert. jedoch bescherte eines: Die Rückkehr auf der Pro s geben die Freunde des Sechz- keine Karte kaufen. „Ich geh nicht hin, Fanszene. Waren es früher die in schwarz „politisch motivierter Fußballfans“ auf Am 18. Juni mit großem Programm im Giesings Höhen. „Zum Stadion ein paar gers nicht auf: Am 5. Juni gibt es einen Ak- habe so einen Grant“, sagt er. Beim Are- gekleideten Szeneaktivisten, so sind es die besetzten Häuser in der Hamburger „Knust“ und wer die 15 Jahre plakativ Stationen mit der Straßenbahn“, erzählt tionstag. Unter vielen Programmpunkten na-Bau seien wieder alle Argumente nicht heute vorwiegend die Mitglieder der Hafenstraße. Schließlich die schikanösen und lebendig vor Augen haben möchte, Klaus Joelsen, Mitarbeiter beim Fanzine werden auch die Ex-Pro s Thomas Miller, gehört, Fans nicht beteiligt worden. „Nicht USP (Ultrà Sankt Pauli), die die dortige Erfahrungen mit der Polizei in München, dem sei das 304 Seiten starke Jubiläums- „Löwenmut“: „Dort ist einfach Fußball Martin Max und Thomas Häßler bei einem mal Zahlen für die Bau- und Folgekosten Infrastruktur für ihre Aktivitäten nutzen. von der die betroffenen Auswärtsfahrer buch empfohlen, das gleichfalls an die- pur. Ein Riesenerlebnis“, sagt er. Nun Soli-Kick erwartet. für den Klub wurden offengelegt“, so der Keineswegs ein Bruch, ganz im Gegen- mittels eines Leserbriefs im Stadionma- sem Datum erscheinen wird.���Volker drängelten sich im Münchener Arbeiter- Ändern kann das jedoch nicht, dass die Fanzine-Macher. Und all das Shopping teil, wie USP-Aktivist Henning meint. gazin des FC St Pauli berichten wollten. Goll viertel wieder Menschen aus der U-Bahn Allianz-Arena da ist. Dazu schrieb kürzlich und die Erlebniswelten seien auch nichts „Wir sehen uns in der Tradition der Fan- Doch die Verantwortlichen des Sta- am Candidplatz. Aus den Fenstern ge- die „ARGE“ (Zusammenschluss der Fan- für seine Fan-Generation. laden-Gründungsmitglieder, auch was dionhefts zeigten den empörten Fans die hängte Fahnen, wenn auch nicht so präsent klubs): „Es beginnt eine neue Zeitrechnung, Als „Kaiserprojekt“ und in erster Linie die aktive und antifaschistische Arbeit kalte Schulter. Schnell war der Entschluss wie früher, schmückten den Stadtteil. Stun- die sich an der zeitgemäßen Entwicklung als Stadion der Bayern wird der Neubau in beim Fußball angeht. Auch erfahren wir geboren: Dann machen wir eben unsere den vor dem Kick füllten sich die Kneipen des Fußballsports orientiert. Man sollte die Fröttmaning gesehen. „Skeptisch“ nennt hier immer wieder wertvolle Unterstüt- eigene Zeitung! Dieser „MR“ (Millerntor – ob beim „Hohenwart“, bei „Uwe“ oder Gunst der Stunde nutzen, die tiefen Zer- Lothar Langer deshalb die Haltung der zung!“ Roar) und im Folgenden der Fanladen im „Wienerwald Biergarten“. würfnisse innerhalb der Löwenfangemein- Supporter. „Aber es könnte bei den Jünge- Natürlich stößt man im Fanladen auch stellten das anfängliche Zentrum aller „Trotzdem hielt das Jahr leider nicht, de hinter sich zu lassen.“ ren und Ultras vielleicht einen Hype geben, auf das ganz „normale Programm“ eines Aktivitäten einer sich rege entwickelnden was sich viele erhofft hatten“, berichtet wie bei Schalke geschehen“, meint Langer. Trauerzug mit angemessener Kleidung Fanprojektes, wie Kon iktvermittlung Fanszene dar. Fanprojektler Lothar Langer. Mit wenigen Voll werden die Ränge also sein im er- und U16-Fahrten. Bei Bedarf (Aufstieg Im Februar 1990 renovierte die Fanzi- Ausnahmen (Fürth, Aachen) sei die Stim- sten Arena-Jahr. Doch wann Ruhe in der 2001) wurden auch schon mal zwei kom- ne-Redaktion des „MR“ die Räume eines mung eher ruhig und zerfahren gewesen. Löwen-Szene einkehrt, ist nicht abzuse- plette Sonderzüge nach Nürnberg organi- ehemaligen Friseursalons im „Grünen Am letzten Spieltag gegen Ahlen galt hen. Es geht weiterhin um Tradition und siert. Straßen- und Stadtteilfeste oder ge- Jäger“. Dank der Geburtshelfer wie dem So fi ng es vor 15 Jahren an. Foto: Fanladen es, gleich doppelt Abschied zu nehmen. Identität. ��Christian Meister

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006_fanladen stpauli.indd Abs1:6 24.05.2005 13:56:33 s007_fannews 4.indd Abs2:7 24.05.2005 13:57:54 Stadion-News

Mainz wir gemeinsam mit der Stadt in Nach dem Klassenerhalt des allen Punkten gerecht.“ 1. FSV Mainz 05 und der weiter- Zudem werden für die drei Con- hin sehr hohen Nachfrage nach fed-Cup-Spiele in Leipzig rund Eintrittskarten erhalten die Ge- 2.250 Quadratmeter der Spielfl ä- dankenspiele um einen Stadion- che erneuert. neubau an anderer Stelle neue In Zukunft will die Betreiberge- Aktualität. Das aussichtsreichste sellschaft des Sportforums Leip- Modell sieht den Neubau eines zig die durch den Betrieb des Stadions mit 35.000 bis 40.000 Stadions und der umliegenden Plätzen am Hechtsheimer Wirt- Einrichtungen anfallenden Ver- schaftspark vor, der in das dortige luste drastisch reduzieren und Messegelände integriert werden in die schwarzen Zahlen führen. soll. Da jedoch die Stadt bereits Hierzu soll die Auslastung der signalisierte, keine fi nanzielle Un- Das Zentralstadion Foto: Stadionwelt Veranstaltungsstätten weiter op- terstützung gewähren zu können, timiert und eine siebenstellige bleibt abzuwarten ob die Pläne in Leipzig Summe aus dem Verkauf der naher Zukunft realisierbar sind. Namensrechte des Zentralstadi- Fest steht aber, dass in der Som- Vorbereitungen für den Confed-Cup ons und der Arena Leipzig erlöst merpause auf dem nördlichen Teil werden. der Haupttribüne drei zusätzliche Als Austragungsort des Confede- zu sein; zur Installation der re- Ende Mai fand im Zentralstadion Logen entstehen. Zwei davon wer- rations Cup und der Weltmeis- dundanten Systeme waren sämt- eine länderübergreifende Katas- den je zehn Personen Platz bieten, terschaft waren im Leipziger Zen- liche Daten- und Versorgungslei- trophenschutzübung statt. Im die so genannte „XL-Loge“ fasst tralstadion in einigen Bereichen tungen auf dem Stadiongelände Zuge der Vorbereitungen auf die 20 Gäste. Der Mainzer Erstligist Verbesserungen erforderlich. zu verdoppeln sowie die Schnitt- kommenden Fußballgroßereignis- kann durch diese Baumaßnahme Zum ersten Spiel, wenn Weltmeis- stellen zum öffentlichen Netz se wurde dieser Testlauf genutzt, die Zahl der Logen in seiner zwei- ter Brasilien hier auf den Euro- zu erweitern. An den Kosten für um das Sicherheitskonzept des ten Bundesligaspielzeit um mehr pameister Griechenland trifft, diese Maßnahmen beteiligt sich Zentralstadions zu erproben. Mit als ein Drittel erhöhen. Vereins- werden die Restarbeiten am die Stadt Leipzig in Höhe von dem Verlauf der Übung, die eine präsident Harald Strutz: „Mainz Hauptgebäude zum Abschluss 400.000 Euro. Bombenexplosion mit anschlie- 05 bieten sich durch die zusätzli- gebracht. Nachbesserungen Stadioneigentümer Michael ßender Massenpanik simulier- chen Logen, insbesondere die neu waren in erster Linie in den Me- Kölmel: „Wir liegen zeitlich voll te, zeigte sich Walter Christian geschaffene XL-Loge, neue Op- dienarbeitsbereichen und im im Plan und halten die Kosten- Steinbach, Regierungspräsident tionen bei der Betreuung unserer Elektronikbereich notwendig. Es budgets ein. Auch den Son- zu Leipzig, sehr zufrieden: „Die Wirtschaftspartner.“ mussten Ersatzgeneratoren ins- deranforderungen der FIFA zum Übung ist perfekt gelaufen. In talliert werden, um für den Fall Confederations Cup und zur Fuß- Leipzig steht das Sicherheitskon- von Stromausfällen gewappnet ball-Weltmeisterschaft werden zept der FIFA.“

Paderborn Spätestens Juni soll der erste Spatenstich zum Bau der Wehen „paragon-arena“ erfolgen, damit die Bauarbeiten rechtzeitig zum Neues Ausbaukonzept für das Stadion am Halberg Start der Rückrunde der kom- menden Saison fertig gestellt Das neue Konzept für den Aus- damit, dass Anfang Juli mit den in die 2. Bundesliga startet, sind. Dieser Termin ist Teil der bau des Stadions am Halberg in Arbeiten der ersten Bauphase be- soll das Fassungsvermögen auf Auflagen zur Lizenzerteilung für Wehen hat die ersten Hürden im gonnen wird“, so Andreas Müller. 10.500 Plätze erhöht werden. die 2. Bundesliga durch die DFL. Magistrat der Stadt Taunusstein, Die zweistufi ge Konzeption sieht Dies wäre durch neue Tribünen Des Weiteren muss der SC Pa- dem „Ausschuss für Stadtent- zunächst vor, die Aufl agen des auf der Süd-, Nord- und Westsei- derborn ein Verkehrskonzept für wicklung, Umwelt und Verkehr“ DFB für die erneute Erteilung te des Stadions zu erreichen. Die die Durchführung seiner Hinrun- und in der Stadtverordnetenver- einer Sondergenehmigung mit zusätzlichen Tribünen sollen der den-Heimspiele im Hermann- sammlung genommen. Alle Gre- der Schaffung von getrennten Osttribüne entsprechen und auf Löns-Stadion entwickeln. Wegen mien haben das gemeinsam von Sektoren, zusätzlicher Zu- und dem Halberg ein bis auf das Club- der fehlenden Flutlichtanlage in Verein, Stadt und der Bürgerinitia- Abfahrten und der Steigerung haus geschlossenes Geviert ent- der aktuellen Spielstätte des tive Halberg, die den Ausbauplä- der Kapazität auf 5.000 Plätze stehen lassen. Für den Fall des SCP muss der Verein noch ein nen anfangs negativ gegenüber- zu erfüllen. Mit dem Bau einer sofortigen Aufstiegs in dieser Sai- mögliches Ausweichstadion be- stand, verabschiedet und das von überdachten Sitzplatztribüne für son müsste sich der SV Wehen nennen, falls das Fernsehen ei- Architekt Andreas Müller konzi- 2.500 Besucher an der östlichen aber um eine Ausweichlösung nen früheren Spielbeginn in den pierte Projekt einhellig angenom- Stirnseite will man so bald wie bemühen, da das Stadion im der- Wintermonaten nicht zulässt. Ab men. Der Verein reichte Ende Mai möglich beginnen. In der zweiten zeitigen Zustand keine Zweitliga- der Rückrunde wollen die Pader- den Bauantrag ein. „Wir rechnen Stufe, die im Falle des Aufstiegs tauglichkeit mitbringt. borner ihre restlichen Heimspie- le in der dann fertigen neuen Arena austragen, die entgegen früherer Planungen sofort in der Endausbauvariante verwirklicht werden soll. Diese sieht ein rundum geschlossenes, kom- plett überdachtes Stadion mit einem Rang vor, das 15.000 Zuschauer fasst. Als Vorbild gilt das „Abe Lenstra Stadion“ in Heerenveen. Ausbau für die Regionalliga … … und für die zweite Liga Grafi ken: M & P Architekten

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s008-009_Stadionnews 1-2.indd Abs1:8 24.05.2005 13:59:13 Stadion-News Stadion-News

Mainz wir gemeinsam mit der Stadt in Magdeburg Essen Nach dem Klassenerhalt des allen Punkten gerecht.“ Der erneute Abstieg aus der 2. Bun- 1. FSV Mainz 05 und der weiter- Zudem werden für die drei Con- Ernst-Grube jetzt Baugrube desliga hat die Verwirklichung des hin sehr hohen Nachfrage nach fed-Cup-Spiele in Leipzig rund Neubaus an der Hafenstraße nicht Eintrittskarten erhalten die Ge- 2.250 Quadratmeter der Spielfl ä- Knapp zehn Wochen nach Beginn der Abrissarbeiten erinnert einzig erleichtert. Jedoch widerspricht dankenspiele um einen Stadion- che erneuert. das Grün der ehemaligen Spielfl äche noch an das Ernst-Grube-Sta- Rot-Weiss Essen vehement Pres- neubau an anderer Stelle neue In Zukunft will die Betreiberge- dion. Mitte Juni wird die lange erwartete offi zielle Grundsteinlegung seberichten, wonach der Bau eines Aktualität. Das aussichtsreichste sellschaft des Sportforums Leip- für den komplett überdachten Neubau mit rund 25.000 Sitzplätzen neuen Stadions ad acta gelegt sei. Modell sieht den Neubau eines zig die durch den Betrieb des erfolgen. Bis zur Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr soll Vielmehr ist man weiter zuversicht- Stadions mit 35.000 bis 40.000 Stadions und der umliegenden der Bau so weit fertig gestellt sein, dass er sich als Trainingsstätte lich und wirbt mit Unterstützung der Plätzen am Hechtsheimer Wirt- Einrichtungen anfallenden Ver- Foto: Euroluftbild für einen der WM-Teilnehmer eignet. Stadt bei Banken und Unterneh- schaftspark vor, der in das dortige luste drastisch reduzieren und men für sein Vorhaben. Messegelände integriert werden in die schwarzen Zahlen führen. Mönchengladbach Unterdessen sorgt die DFL-Aufl a- soll. Da jedoch die Stadt bereits Hierzu soll die Auslastung der ge, im Georg-Melches-Stadion für signalisierte, keine fi nanzielle Un- Das Zentralstadion Foto: Stadionwelt Veranstaltungsstätten weiter op- Letztes Spiel auf dem Bökelberg eine strikte Fantrennung sorgen terstützung gewähren zu können, timiert und eine siebenstellige zu müssen, für Diskussionen in bleibt abzuwarten ob die Pläne in Leipzig Summe aus dem Verkauf der Mit dem 5:0-Sieg im letzten Sai- letzten Pfl ichtspiel in der altehr- deren Verteilung über zwei Ebe- Fankreisen. Die mögliche Lösung naher Zukunft realisierbar sind. Namensrechte des Zentralstadi- son-Heimspiel der U23-Mann- würdigen Spielstätte ein. nen sich an der Topografi e des „Kurventausch“ stößt hier auf we- Fest steht aber, dass in der Som- Vorbereitungen für den Confed-Cup ons und der Arena Leipzig erlöst schaft von Borussia Mönchen- Mit dem Abriss des Stadions vom Stadion geprägten Gelän- nig Gegenliebe, denn es wäre nach merpause auf dem nördlichen Teil werden. gladbach gegen den Bonner SC und der umliegenden Gebäude des orientiert. der Sperrung und dem späteren der Haupttribüne drei zusätzliche Als Austragungsort des Confede- zu sein; zur Installation der re- Ende Mai fand im Zentralstadion endete nach 86 Jahren end- rechnet die Stadtverwaltung für Abriss der Westkurve bereits der Logen entstehen. Zwei davon wer- rations Cup und der Weltmeis- dundanten Systeme waren sämt- eine länderübergreifende Katas- gültig die Ära Bökelberg. Trotz kommenden November. Auf den zweite Standortwechsel. den je zehn Personen Platz bieten, terschaft waren im Leipziger Zen- liche Daten- und Versorgungslei- trophenschutzübung statt. Im freien Eintritts und besten Fuß- frei werdenden Flächen in bester die so genannte „XL-Loge“ fasst tralstadion in einigen Bereichen tungen auf dem Stadiongelände Zuge der Vorbereitungen auf die ballwetters fanden sich aber Mönchengladbacher Wohnlage 20 Gäste. Der Mainzer Erstligist Verbesserungen erforderlich. zu verdoppeln sowie die Schnitt- kommenden Fußballgroßereignis- nur gut 1.000 Zuschauer zum sollen Wohnhäuser entstehen, kann durch diese Baumaßnahme Zum ersten Spiel, wenn Weltmeis- stellen zum öffentlichen Netz se wurde dieser Testlauf genutzt, Trier die Zahl der Logen in seiner zwei- ter Brasilien hier auf den Euro- zu erweitern. An den Kosten für um das Sicherheitskonzept des Aufgrund des Abstiegs von Ein- ten Bundesligaspielzeit um mehr pameister Griechenland trifft, diese Maßnahmen beteiligt sich Zentralstadions zu erproben. Mit tracht Trier wird die Stadt die als ein Drittel erhöhen. Vereins- werden die Restarbeiten am die Stadt Leipzig in Höhe von dem Verlauf der Übung, die eine Pläne eines Stadionneubaus auf präsident Harald Strutz: „Mainz Hauptgebäude zum Abschluss 400.000 Euro. Bombenexplosion mit anschlie- Nordkurve dem Nachbarplatz des Mosel- 05 bieten sich durch die zusätzli- gebracht. Nachbesserungen Stadioneigentümer Michael ßender Massenpanik simulier- stadions nicht weiterverfolgen. chen Logen, insbesondere die neu waren in erster Linie in den Me- Kölmel: „Wir liegen zeitlich voll te, zeigte sich Walter Christian Wochenlang war in Trier über geschaffene XL-Loge, neue Op- dienarbeitsbereichen und im im Plan und halten die Kosten- Steinbach, Regierungspräsident den Ausbau der alten Spielstätte tionen bei der Betreuung unserer Elektronikbereich notwendig. Es budgets ein. Auch den Son- zu Leipzig, sehr zufrieden: „Die oder den Neubau einer 15.000 Wirtschaftspartner.“ mussten Ersatzgeneratoren ins- deranforderungen der FIFA zum Übung ist perfekt gelaufen. In Zuschauer fassenden Arena und talliert werden, um für den Fall Confederations Cup und zur Fuß- Leipzig steht das Sicherheitskon- deren Standort diskutiert worden von Stromausfällen gewappnet ball-Weltmeisterschaft werden zept der FIFA.“ – und schließlich kristallisierte sich der Bau eines reinen Fuß- Paderborn ballstadions neben dem Mosel- Spätestens Mitte Juni soll der Haupttribüne Alle Fotos: Stadionwelt Gegengerade und Gästekurve stadion als favorisierte Lösung erste Spatenstich zum Bau der Wehen heraus. Niemals zuvor schien ein „paragon-arena“ erfolgen, damit Durchbruch in der Stadionfrage die Bauarbeiten rechtzeitig zum Neues Ausbaukonzept für das Stadion am Halberg München greifbarer. Die Fans sammelten Start der Rückrunde der kom- Unterschriften für den Neubau, menden Saison fertig gestellt Das neue Konzept für den Aus- damit, dass Anfang Juli mit den in die 2. Bundesliga startet, Voreröffnung der Allianz-Arena sind. Dieser Termin ist Teil der bau des Stadions am Halberg in Arbeiten der ersten Bauphase be- soll das Fassungsvermögen auf Auflagen zur Lizenzerteilung für Wehen hat die ersten Hürden im gonnen wird“, so Andreas Müller. 10.500 Plätze erhöht werden. 30.000 Zuschauer fanden sich mindestens zwei Euro Restgut- le und die von allen Plätzen aus- die 2. Bundesliga durch die DFL. Magistrat der Stadt Taunusstein, Die zweistufi ge Konzeption sieht Dies wäre durch neue Tribünen am Abend des 19. Mai im neuen haben benötigt würde. gezeichnete Sicht aufs Spielfeld Des Weiteren muss der SC Pa- dem „Ausschuss für Stadtent- zunächst vor, die Aufl agen des auf der Süd-, Nord- und Westsei- Münchner Vorzeigestadion ein, Technisch also lief nicht alles sorgten dafür, dass die meisten derborn ein Verkehrskonzept für wicklung, Umwelt und Verkehr“ DFB für die erneute Erteilung te des Stadions zu erreichen. Die um einerseits den Traditions- glatt, architektonisch hingegen Zuschauer trotz mancher Warte- die Durchführung seiner Hinrun- und in der Stadtverordnetenver- einer Sondergenehmigung mit zusätzlichen Tribünen sollen der mannschaften von Bayern und konnte die Arena punkten. Die zeit ihren Heimweg insgesamt den-Heimspiele im Hermann- sammlung genommen. Alle Gre- der Schaffung von getrennten Osttribüne entsprechen und auf 1860 München beim Fußball gelungene Beleuchtung der Hül- zufrieden antraten. Löns-Stadion entwickeln. Wegen mien haben das gemeinsam von Sektoren, zusätzlicher Zu- und dem Halberg ein bis auf das Club- zuzusehen, und darüberhinaus der fehlenden Flutlichtanlage in Verein, Stadt und der Bürgerinitia- Abfahrten und der Steigerung haus geschlossenes Geviert ent- die Allianz-Arena auf Herz und der aktuellen Spielstätte des tive Halberg, die den Ausbauplä- der Kapazität auf 5.000 Plätze stehen lassen. Für den Fall des Nieren zu prüfen. SCP muss der Verein noch ein nen anfangs negativ gegenüber- zu erfüllen. Mit dem Bau einer sofortigen Aufstiegs in dieser Sai- Insgesamt verlief dieses „Pre- mögliches Ausweichstadion be- stand, verabschiedet und das von überdachten Sitzplatztribüne für son müsste sich der SV Wehen Opening“ zufriedenstellend, nennen, falls das Fernsehen ei- Architekt Andreas Müller konzi- 2.500 Besucher an der östlichen aber um eine Ausweichlösung nur im Zusammenhang mit der nen früheren Spielbeginn in den pierte Projekt einhellig angenom- Stirnseite will man so bald wie bemühen, da das Stadion im der- Arena-Card, dem neuen elektro- Wintermonaten nicht zulässt. Ab men. Der Verein reichte Ende Mai möglich beginnen. In der zweiten zeitigen Zustand keine Zweitliga- nischen Bezahlsystem, gab es der Rückrunde wollen die Pader- den Bauantrag ein. „Wir rechnen Stufe, die im Falle des Aufstiegs tauglichkeit mitbringt. erhebliche Engpässe. An den borner ihre restlichen Heimspie- Verpfl egungsständen bildeten le in der dann fertigen neuen sich lange Schlangen, und auch Stadionvorschlag aus dem Malwett- Arena austragen, die entgegen an den Automaten, an denen bewerb, eingesandt von Anne Kempf früherer Planungen sofort in der man die Bezahlkarten kaufen Foto: SV Eintracht Trier Endausbauvariante verwirklicht oder aufl aden konnte, war Ge- werden soll. Diese sieht ein duld gefordert. Zudem verlief die und der Verein rief die Kinder rundum geschlossenes, kom- Abreise mit dem Auto vielerorts dazu auf, ihr Wunschstadion zu plett überdachtes Stadion mit chaotisch, weil etliche Zuschau- malen; auch das Land hatte sei- einem Rang vor, das 15.000 er trotz permanent wiederholter ne Bereitschaft zur fi nanziellen Zuschauer fasst. Als Vorbild gilt Hinweise nicht registriert hatten, Unterstützung signalisiert. das „Abe Lenstra Stadion“ in dass auch zur Ausfahrt aus dem Eine erneute Neubau-Euphorie ist Heerenveen. Ausbau für die Regionalliga … … und für die zweite Liga Grafi ken: M & P Architekten Parkhaus eine Arena-Card mit Perfektes Licht beim „Pre-Opening“ Foto: Matthias Ney nun in weite Ferne gerückt.

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Auswärts oft mit Vorbehalten erwartet: OFC-Fans in Koblenz Foto: Stadionwelt Leidenschaft, die Leiden schafft – und Zusammenhalt Am Bieberer Berg in Offenbach lebt man den Fußball intensiv. Zum einen leiden die Kickers- Fans unter einer unendlich anmutenden sportlichen Flaute, zum anderen steht man derzeit kurz vor einer Rückkehr in die 2. Liga. Begeisterung und Verzweifl ung liegen eng beieinan- der, aber mit dem Aufstieg erhofft man sich nun auch neue Impulse für die Fanszene.

s war eine Szene mit Symbolcha- OFC, Offenbacher Spieler, die den DFB- Skandal 1971, aufgedeckt auf der Geburts- rakter: Da vergaben die Offenba- Pokal in die Höhe stemmen, oder spätere tagsfeier des damaligen OFC-Präsidenten Echer Kickers gegen den SV Wehen Stars wie Erwin Kostedde oder Siegfried Gregorio Canellas, und viel negative Pres- höchst vermeidbar einen Matchball im Held, die im rot-weißen Dress ihre fuß- se über den OFC und seine Fans. Doch Kampf um den Aufstieg in die zweite ballerische Ausbildung genossen. letztlich setzt sich vor allem ein Eindruck Bundesliga. Dennoch feierten die rund Dagegen stehen der sportliche Nieder- fest: eine rote Feuerwand aus zahllosen 10.000 OFC-Anhänger auf dem Bieberer gang des Clubs, der nach dem Bundesliga- „Bengalos“, eine unermüdlich lautstarke Berg die Mannen in Rot und Weiß wie Abstieg 1984 und dem Lizenzentzug fünf Schar an OFC-Anhängern und damit eine Helden. Diese Minuten im Anschluss an Jahre später bis in die Niederungen der durch die britisch inspirierte Architektur eine ohnehin schon stimmungsvolle Flut- Viertklassigkeit führte, der Bundesliga- des Stadions verdichtete Atmosphäre. lichtpartie in der traditionsreichen Spiel- Hieran wird deutlich: In der hessischen stätte der Kickers stehen sinnbildlich für Arbeiterstadt stellen die Fans das Kapital die Art und Weise, in der die OFC-An- und die Identität des Vereins dar. hängerschaft eine ganz besondere Be- Doch wie die Gegenwart zeigt, sieht ziehung zu ihrem Verein auslebt. Auch der Rest der Republik die sehr aktive und wenn die Stimmung dieses Abends nicht auffällige OFC-Supporterszene alles an- die Regel ist, wie es unisono hieß. dere als uneingeschränkt positiv. In der Die spontanen Assoziationen, die man Wahrnehmung vieler Vereinsverantwort- als Fußballfan zu den Offenbacher Ki- licher, Fanbetreuer und Sicherheitsbeauf- ckers hat, könnten konträrer kaum sein. tragter bedeutet ein Treffen mit Fußball- Man erinnert sich an die sportliche Hoch- fans aus Offenbach vor allem Unruhe und phase der Kickers, die bis in die 70er Jahre eine Gefahr für die öffentliche Ordnung. andauerte. Man sieht einen Vizemeister Matchball gegen Wehen Foto: ERWIN, Offenbach Vom schlechten Ruf, der dem OFC vor-

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Auswärts oft mit Vorbehalten erwartet: OFC-Fans in Koblenz Foto: Stadionwelt Ein treues und leidensfähiges Publikum: Auf der Waldemar-Klein-Tribüne stehen die Kickers-Fans. Foto: Stadionwelt

auseilt, kann die Mitarbeiterin des Offen- also die Wahrheit über das Wesen der Oder speist sich diese verbreitete Wahr- Leidenschaft, die Leiden schafft – bacher Fanprojekts Antje Hagel ein Lied Offenbacher Fanszene zu  nden? Existie- nehmung aus alten Geschichten und der singen. „Es herrschen teilweise fast schon ren hier mehr „Problemfans“ mit einem jederzeit erlebbaren hohen Emotionalität, paranoide Zustände“, meint sie. Wo ist höheren Gewaltpotenzial als anderswo? die die Kickers-Fans an den Tag legen? und Zusammenhalt So viel ist vorwegzunehmen: Gewalt- Chronik same Ausbrüche der gereizten Fanseele Am Bieberer Berg in Offenbach lebt man den Fußball intensiv. Zum einen leiden die Kickers- sind in Offenbach keineswegs eklatant 1926: Erster OFC-Fan-Sonderzug mit 1.000 kommt es zur gewaltsamen Konfrontation häu ger anzutreffen als in anderen Sta- Fans unter einer unendlich anmutenden sportlichen Flaute, zum anderen steht man derzeit Fans nach Aschaffenburg zwischen der Mannschaft und ihren Anhän- dien. Dennoch hängen wichtige Eck- kurz vor einer Rückkehr in die 2. Liga. Begeisterung und Verzweifl ung liegen eng beieinan- 1952: Eine der ersten überdachten Steh- gern. Ehrenpräsident Waldemar Klein kann punkte in der Entwicklung der Fanszene, platztribünen, die Gegengerade am Biebe- die Situation mit dem Anstimmen des Ver- wie sie sich heute präsentiert, in gewisser der, aber mit dem Aufstieg erhofft man sich nun auch neue Impulse für die Fanszene. rer Berg, wird eingeweiht. einsliedes entschärfen. Weise mit eben solchen Eskalationen zu- 70er Jahre: Die vielen großen Schwenk- 6.6.1997: Im Aufstiegsspiel beim Stande sammen. Denn wo eine derartig starke s war eine Szene mit Symbolcha- OFC, Offenbacher Spieler, die den DFB- Skandal 1971, aufgedeckt auf der Geburts- fahnen auf der Gegengeraden prägen den von 3:2 für den FC Memmingen fällt in emotionale Bindung der Fans aller sozi- rakter: Da vergaben die Offenba- Pokal in die Höhe stemmen, oder spätere tagsfeier des damaligen OFC-Präsidenten Begriff „Offenbacher Fahnenmeer“. Mannheim das Flutlicht aus. 10.000 OFC- alen Klassen an „ihre“ Kickers und ein Echer Kickers gegen den SV Wehen Stars wie Erwin Kostedde oder Siegfried Gregorio Canellas, und viel negative Pres- 1982/83: Die ersten Zaunfahnen werden Fans sehnen den Spielabbruch herbei und sportlicher Leidensweg, wie er in Offen- höchst vermeidbar einen Matchball im Held, die im rot-weißen Dress ihre fuß- se über den OFC und seine Fans. Doch am Bieberer Berg gesichtet. singen: „Und morgen geht die Sonne auf!“ bach durchlebt wurde, zusammentref- Kampf um den Aufstieg in die zweite ballerische Ausbildung genossen. letztlich setzt sich vor allem ein Eindruck 1989: Bis zum bitteren Ende unterstützen Im Wiederholungsspiel, vier Tage später in fen, sind die Schattenseiten dieser Kon- Bundesliga. Dennoch feierten die rund Dagegen stehen der sportliche Nieder- fest: eine rote Feuerwand aus zahllosen OFC-Fans die Mannschaft im Abstiegs- Stuttgart, siegt der OFC. stellation durchaus vorhanden. Erst als 10.000 OFC-Anhänger auf dem Bieberer gang des Clubs, der nach dem Bundesliga- „Bengalos“, eine unermüdlich lautstarke kampf. Im letzten Spiel gegen Rot-Weiß Mai 1999: Bei der Partie der Kickers gegen mit den Krawallen des Himmelfahrtsta- Berg die Mannen in Rot und Weiß wie Abstieg 1984 und dem Lizenzentzug fünf Schar an OFC-Anhängern und damit eine Essen wird der Ball förmlich reingeschrien den Rivalen Waldhof Mannheim kommt es ges 1999 am Rande der Partie gegen den Helden. Diese Minuten im Anschluss an Jahre später bis in die Niederungen der durch die britisch inspirierte Architektur – Klassenerhalt 2. Liga! Wenige Wochen zu gewaltsamen Auseinanderssetzungen alten Rivalen SV Waldhof Mannheim die eine ohnehin schon stimmungsvolle Flut- Viertklassigkeit führte, der Bundesliga- des Stadions verdichtete Atmosphäre. später der Schock: Lizenzentzug. Fans de- beider Fanlager. Diese Eskalation begrün- Probleme offenkundig wurden, konnte lichtpartie in der traditionsreichen Spiel- Hieran wird deutlich: In der hessischen monstrieren vor dem DFB. det bis heute den schlechten Ruf der Of- professionelle sozialpädagogische Fanar- stätte der Kickers stehen sinnbildlich für Arbeiterstadt stellen die Fans das Kapital 1992: Nach Fan-Protesten gegen Abriss- fenbacher Fanszene. beit am Bieberer Berg realisiert werden. die Art und Weise, in der die OFC-An- und die Identität des Vereins dar. pläne übergibt die Stadt das Stadion in Sommer 2000: Die Fanabteilung gründet „Plötzlich gab es den politischen Willen, hängerschaft eine ganz besondere Be- Doch wie die Gegenwart zeigt, sieht Erbpacht an den OFC. sich mit 33 Mitgliedern. Ihr Ziel: Der Dia- das zu  nanzieren“, erklärt Hagel. ziehung zu ihrem Verein auslebt. Auch der Rest der Republik die sehr aktive und Nov. 1994: Das Fanzine „Erwin“ wird ge- log zwischen Präsidium und Fanbasis soll Natürlich gab es auch schon vorher wenn die Stimmung dieses Abends nicht auffällige OFC-Supporterszene alles an- gründet. Die Macher „hatten keine Millio- verstärkt werden. einen Fankoordinator oder Fansprecher, die Regel ist, wie es unisono hieß. dere als uneingeschränkt positiv. In der nen im Koffer und gut genug Fußball spie- Februar 2001: Das Fanprojekt nimmt offi - aber seit jenen Himmelsfahrtskrawallen Die spontanen Assoziationen, die man Wahrnehmung vieler Vereinsverantwort- len konnten wir auch nicht, um den OFC zu ziell seine Arbeit auf. bildete sich verstärkt die heute existieren- als Fußballfan zu den Offenbacher Ki- licher, Fanbetreuer und Sicherheitsbeauf- retten“. Inzwischen ist das Heft aus dem März 2005: Der Kickers-Fanclub „Die Gou- de Struktur der Offenbacher Fanbetreu- ckers hat, könnten konträrer kaum sein. tragter bedeutet ein Treffen mit Fußball- Umfeld des OFC nicht mehr wegzudenken. de“ feiert seine 100. Auswärtsfahrt. Der ung und -Selbstorganisation heraus. Die- Man erinnert sich an die sportliche Hoch- fans aus Offenbach vor allem Unruhe und 21.4.1995: „Schwarzer Freitag“: Beim Fanclub bildet seit 1999 den Kern der Aus- se zeichnet sich durch eine theoretische phase der Kickers, die bis in die 70er Jahre eine Gefahr für die öffentliche Ordnung. Regionalliga-Spiel gegen Unterhaching wärtsfahrerszene in Offenbach. Dreiteilung der Kompetenzen zwischen andauerte. Man sieht einen Vizemeister Matchball gegen Wehen Foto: ERWIN, Offenbach Vom schlechten Ruf, der dem OFC vor- dem Fanprojekt, der Fanabteilung und

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Stedtfeld an den Entstehungsprozess der Fanabteilung. Das sozialpädagogisch engagierte Fanprojekt schließlich ist Anlaufstelle für alle denkbaren Sorgen und Anregungen der Fans und bietet darüber hinaus kon- krete Hilfestellungen bei Problemen mit der Polizei oder Stadionverboten. „Uns ging es dabei nie um verordnete Sozialar- beit von oben“, sagt Fanprojektmitarbei- ter Bernd Giring, „sondern nach außen Lobbyarbeit für die Fans zu machen und nach innen alternative Wege von Fankul- tur aufzuzeigen.“

Vom Fanzine zur Fanarbeit

Diesen Ansatz hatte im Grunde auch schon das 1994 gegründete Fanzine „Er- Pokalderby gegen Eintracht Frankfurt Foto: Dr. S. Roscher win“. Mit ihm entstand beim damaligen Drittligisten ein Fanzine, das sich mit sei- Freunde und Feinde zeigte sich der KSC sehr kooperativ gegen- ner intelligent-humorvollen, gleichwohl Bayer 04 Leverkusen: Eine Freundschaft über den Gästefans aus Offenbach. stets kritischen Art der Berichterstattung seit Anfang der 80er Jahre. Mindestens Eintracht Frankfurt: Die Rivalität zum großen rund um die Kickers weit über die Gren- zwei Geschichten erzählt man sich dar- Nachbarn liegt auf der Hand. Ein Vorwurf an zen Offenbachs hinaus Anerkennung über. Zum einen die einer aufopferungsvoll den Club aus der Main-Metropole: Die Bevor- verdiente. Der Verein war zu dieser Zeit kämpfenden Kickers-Mannschaft (trotz zugung seitens des DFB durch seinen Sitz in an einem Tiefpunkt angelangt: Der Ab- schlimmer Verletzung eines OFC-Spie- Frankfurt. Die Nachsicht bei Lizenzvergaben, sturz in die Oberliga stand bevor, die Lei- lers), welche sich auch den Applaus des die Entscheidung, 1963 nicht die sportliche densfähigkeit der OFC-Anhängerschaft Leverkusener Publikums verdiente. Zum qualifi zierten Kickers an der Bundesliga teil- stieß zunehmend an ihre Grenzen. Die anderen Kickers-Fans, die den Leverkuse- haben zu lassen, oder die stets großzügig Situation eskalierte im Heimspiel gegen nern gegen Fans der Frankfurter Eintracht zur Verfügung gestellten Finanzmittel für die Spvgg Unterhaching, als entrüstete beistanden. Bis heute sind Besuche bei den Stadionneubau stoßen vielen OFC-Fans OFC-Fans das Spielfeld stürmten und es Europacup- und Bundesliga-Spielen der immer noch sauer auf. Mit Ausnahme des sogar zu handgrei ichen Auseinander- Rheinländer daher die Regel. DFB-Pokalspiels 2003 kam es jedoch in setzungen mit den Spielern kam. Buchonia Flieden: Die Oberliga-Partie ge- den zurückliegenden 21 Jahren zu keinerlei „Die Lage war sportlich schlimm, auf gen Flieden wurde 1996 zum Ausgangs- sportlichen Vergleichen der beiden Teams. den Rängen war nicht nur positive Ver- punkt einer besonderen Beziehung. Die Pa- SV Waldhof Mannheim: An Duelle abseits rücktheit, sondern auch destruktiver Ras- nikmache von Medien und Polizei vor dem des Rasens mit dem „Waldhof“ erinnern sismus zu  nden. Wir wollten raus aus Kickers-Gastspiel im kleinen Flieden erwies sich sogar Senioren am Bieberer Berg. dieser Sackgasse.“, erklärt Volker Goll, sich als unbegründet. Stattdessen feierten Schon Ende der 40er Jahre wird von Ausein- ein Mitbegründer von „Erwin“. Über das die Fans beider Seiten ein friedliches Fuß- andersetzungen berichtet. Sehr präsent sind Fanzine wurde ein neues inhaltliches Ideal ballfest und knüpften seitdem den ein ode- die Ausschreitungen vom 13. Mai 1999. vermittelt, das zudem die Stimmung auf- ren anderen persönlichen Kontakt. SV Darmstadt 98: Hochgeschaukelte Emo- zuhellen vermochte. Eine längst überfäl- Karlsruher SC: Als eine KSC-Partie gegen tionen im Vorfeld sorgten stets für hitzige lige Aussprache zwischen Fanvertretern Oberhausen ausfi el, unterstützten die An- Atmosphäre beim Aufeinandertreffen der und dem Verein wurde seitens der Erwin- hänger den OFC kurzerhand mit drei Bus- beiden einstigen Bundesligisten. In Darm- Crew angeregt und sicherte ein größeres sen im Derby gegen Waldhof Mannheim. stadt scheint man allerdings mehr Wert Mitspracherecht der Basis des OFC. In den Bei den Regionalliga- und Zweitligaduellen auf die Feindschaft zu legen. Zeiten der größten Krise gelang es somit, die Kräfte im Verein sinnvoll zu bündeln. Denn auch wenn die folgenden Jahre den Fanbeauftragten aus, die in der Rea- gut koordiniert sind und die nötigen Ab- mit wenigen Ausnahmen von sportlichen lität aber nur selten zum Tragen kommt. sprachen klappen“, berichtet Antje Hagel. Enttäuschungen begleitet waren, konnte „Wir arbeiten sehr eng zusammen“, sagt Dabei lassen sich durchaus unterschied- der OFC stets auf den Kern seiner Fans Thorsten Stedtfeld, der Vorsitzende der liche Akzentuierungen ausmachen. Die bauen. Mit der Gründung der Fanab- vor fünf Jahren gegründeten Fanabtei- beiden Fanbeauftragten Lars Kissner teilung und der Einsetzung der Fanbe- lung. Im Fan-Ausschuss kommen die und Frank Reifenberger sind angetreten, auftragten wurde die Möglichkeit zur drei Organe regelmäßig zusammen, um um das Verhältnis zwischen Fans, Mann- Vertretung der Belange der Kickers-Fans ihre Arbeit abzustimmen. Bei den OFC- schaft und Vereinsspitze zu intensivieren. weiter ausgebaut. Dabei de nierte sich Anhängern hat sich die Unterscheidung Für die Mitarbeiter der Fanabteilung (160 die Fanszene in Offenbach schon seit je- der Kompetenzen und Schwerpunkte Mitglieder) stehen hingegen eher techni- her als sehr aktiv, was den Einsatz für ihre dieser drei Stützpfeiler der Offenbacher sche Fragen, wie die Organisation von Interessen und die ihres Vereins angeht. Fanbetreuung indes noch nicht vollends Auswärtsfahrten oder vereinspolitische Als Beleg hierfür dienen die Reaktionen festsetzen können. „Viele werfen die Kon ikte im Mittelpunkt. „Wir wollten auf Überlegungen für einen Umbau oder Begrif ichkeiten durcheinander, aber stärker an den Entscheidungen im Verein gar Abriss des Stadions am Bieberer Berg. Hauptsache ist, dass wir untereinander beteiligt werden“, erinnert sich Thorsten Zwischenzeitlich von der Stadt geheg-

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Stedtfeld an den Entstehungsprozess der te Abrisspläne wurden auch wegen der ein Problem aus. „Es gibt immer noch eine „Eine sehr gesunde Fanabteilung. Fanproteste schnell ad acta gelegt, etliche Art Generationenkon ikt“, sagt Thorsten Das sozialpädagogisch engagierte Umbaumaßnahmen der letzten Jahre ka- Stedtfeld. Er selbst gehört ebenso wie die und intakte Szene“ Fanprojekt schließlich ist Anlaufstelle für men unter Mitsprache der Fans zustande. Mitarbeiter des Fanprojektes und die Fan- Ein Interview mit Cavit und Benny alle denkbaren Sorgen und Anregungen Weiteren Beweise für den aktiven Cha- beauftragten eher der älteren Fangeneration (Fanabteilung/„ Spions“) der Fans und bietet darüber hinaus kon- rakter der Offenbacher Fanszene  nden an und hatte gleichsam mit eigenen Vorbe- krete Hilfestellungen bei Problemen mit sich leicht: Das Stadion am Bieberer Berg halten gegenüber neuen Tendenzen in der der Polizei oder Stadionverboten. „Uns erfreut sich in sportlich einigermaßen er- Fankultur zu kämpfen. „Aber alles was sich ging es dabei nie um verordnete Sozialar- folgreichen Zeiten stets hoher Besucher- hier entwickelt hat, war irgendwann einmal beit von oben“, sagt Fanprojektmitarbei- zahlen, eine vierstellige Anzahl von OFC- neu“, ließ er sich von der neuen De nition ter Bernd Giring, „sondern nach außen Fans in fremden Stadien war lange Zeit des Fan-Daseins letztlich überzeugen. Bernd Lobbyarbeit für die Fans zu machen und die Regel. Die Festschrift zum 75-jährigen Giring vom Fanprojekt tritt ihm bei dieser Foto: Stadionwelt nach innen alternative Wege von Fankul- Bestehen der Kickers 1976 bezeichnete Einschätzung zur Seite: „Die Szene muss le- tur aufzuzeigen.“ Offenbach gar als Geburtsort des Phäno- bendig bleiben, sonst verstaubt sie.“ Lange Stadionwelt: Ihr seid für die Erstellung von mens „Fanclub“ . Eine zumindest strittige Zeit entsprachen die Strukturen der Fansze- Fahnen und Doppelhaltern am Bieberer Vom Fanzine zur Fanarbeit Auffassung, die jedoch deutlich macht, ne noch immer Auffassungen aus den 70er Berg zuständig. Wie groß ist der Kern der wie stark sich die Kickers-Fans in ihrem und 80er Jahren. Dem auch in Offenbach Leute, die euch dabei unterstützen? Diesen Ansatz hatte im Grunde auch Verein verwurzelt sehen dürfen. Das Re- aufkommenden „Ultra-Phänomen“ begeg- Benny: Wir machen das seit fünf Jahren schon das 1994 gegründete Fanzine „Er- sultat dieser Verwurzelung ist die außer- neten die unter gänzlich anderen Bedingun- eigentlich immer allein. Das Interesse ist Pokalderby gegen Eintracht Frankfurt Foto: Dr. S. Roscher win“. Mit ihm entstand beim damaligen gewöhnliche Atmosphäre am Bieberer gen sozialisierten „alten“ OFC-Fans weitge- schon da und wir bekommen viel Anerken- Drittligisten ein Fanzine, das sich mit sei- Berg und der enge emotionale Bezug der hend mit Skepsis. Es gelang in der jüngeren nung für das, was wir machen. Aber wir sind Freunde und Feinde zeigte sich der KSC sehr kooperativ gegen- ner intelligent-humorvollen, gleichwohl Fans zu ihren Kickers. Für Thorsten Stedt- Vergangenheit jedoch zunehmend, diesen die Einzigen, die Lust haben, selbst etwas Bayer 04 Leverkusen: Eine Freundschaft über den Gästefans aus Offenbach. stets kritischen Art der Berichterstattung feld „sind einige Ausgangspunkte dieses Zustand zu überwinden. „Nach einigen zu gestalten. Oftmals fehlt aber auch ein- seit Anfang der 80er Jahre. Mindestens Eintracht Frankfurt: Die Rivalität zum großen rund um die Kickers weit über die Gren- Offenbach-Kults die legendäre Aufstiegs- Kon ikten zu Anfang überlassen uns die fach der Kontakt. zwei Geschichten erzählt man sich dar- Nachbarn liegt auf der Hand. Ein Vorwurf an zen Offenbachs hinaus Anerkennung runde 1997 mit dem Flutlichtausfall in Älteren nun das Feld“, schildert Benjamin Stadionwelt: Würdet ihr euch mehr Hilfe über. Zum einen die einer aufopferungsvoll den Club aus der Main-Metropole: Die Bevor- verdiente. Der Verein war zu dieser Zeit Mannheim und dem Erfolg im anschlie- Müller von den „United Spions“ als einer wünschen? kämpfenden Kickers-Mannschaft (trotz zugung seitens des DFB durch seinen Sitz in an einem Tiefpunkt angelangt: Der Ab- ßenden Wiederholungsspiel in Stuttgart“. von nur zwei Fans, die ihre kreative Energie Cavit: Wir brauchen und wollen keine Un- schlimmer Verletzung eines OFC-Spie- Frankfurt. Die Nachsicht bei Lizenzvergaben, sturz in die Oberliga stand bevor, die Lei- Vor allem aber steht für ihn die „Bengalo- in den Aufbau einer modernen „Fahnen- terstützung. Wir haben Spaß daran und die lers), welche sich auch den Applaus des die Entscheidung, 1963 nicht die sportliche densfähigkeit der OFC-Anhängerschaft Begeisterung“, die sich Mitte der 90er Jah- Kultur“ am Bieber Berg investieren, seine zweite Liga ist eine tolle Herausforderung. Leverkusener Publikums verdiente. Zum qualifi zierten Kickers an der Bundesliga teil- stieß zunehmend an ihre Grenzen. Die re am Bieberer Berg entwickelte, exempla- Erfahrungen. „Es gab viele Gespräche, bei Stadionwelt: Wie bewertet ihr die Fanorga- anderen Kickers-Fans, die den Leverkuse- haben zu lassen, oder die stets großzügig Situation eskalierte im Heimspiel gegen risch für den Charakter der Offenbacher denen das Fanprojekt vermittelt und un- nisation in Offenbach? nern gegen Fans der Frankfurter Eintracht zur Verfügung gestellten Finanzmittel für die Spvgg Unterhaching, als entrüstete Fanszene. „Nach dem Verbot 1999 ist ein terstützt hat“, berichtet er. Auch wenn man Benny: Das Fanprojekt brachte einen Schub. beistanden. Bis heute sind Besuche bei den Stadionneubau stoßen vielen OFC-Fans OFC-Fans das Spielfeld stürmten und es Stück der Fankultur weggebrochen“, sagt großformatige Banner hisste, halfen viele Da erhalten wir sehr viel Unterstützung. Europacup- und Bundesliga-Spielen der immer noch sauer auf. Mit Ausnahme des sogar zu handgrei ichen Auseinander- der Vorsitzende der Fanabteilung. mit. Cavit: Auch die Fanabteilung hilft sehr stark Rheinländer daher die Regel. DFB-Pokalspiels 2003 kam es jedoch in setzungen mit den Spielern kam. Trotzdem: „Ultras im engeren Sinne dabei, dass die unterschiedlichen Fangrup- Buchonia Flieden: Die Oberliga-Partie ge- den zurückliegenden 21 Jahren zu keinerlei „Die Lage war sportlich schlimm, auf Gesucht: eine neue Fangeneration gibt es bei uns (noch) nicht“, erklärt Antje pierungen aufeinander zu gehen und die gen Flieden wurde 1996 zum Ausgangs- sportlichen Vergleichen der beiden Teams. den Rängen war nicht nur positive Ver- Hagel. „Beim echten Bieberer Berg-Feeling Verbindung zwischen Jung und Alt besser punkt einer besonderen Beziehung. Die Pa- SV Waldhof Mannheim: An Duelle abseits rücktheit, sondern auch destruktiver Ras- Doch nicht nur durch das Verschwinden vermisst das auch keiner“, ergänzt Kollege funktioniert. Allerdings müsste sie ihre Öf- nikmache von Medien und Polizei vor dem des Rasens mit dem „Waldhof“ erinnern sismus zu  nden. Wir wollten raus aus dieser ebenso stimmungsvollen wie gefähr- Giring, „allerdings gab es von diesen phan- fentlichkeitsarbeit überdenken. Viele Leute Kickers-Gastspiel im kleinen Flieden erwies sich sogar Senioren am Bieberer Berg. dieser Sackgasse.“, erklärt Volker Goll, lichen visuellen Unterstützung, sieht sich tastisch-fanatischen Abenden auch nur können mit der Fanabteilung noch nichts sich als unbegründet. Stattdessen feierten Schon Ende der 40er Jahre wird von Ausein- ein Mitbegründer von „Erwin“. Über das die Struktur und Kultur der Fans des OFC drei in dieser Saison.“ Inzwischen sind sich anfangen. die Fans beider Seiten ein friedliches Fuß- andersetzungen berichtet. Sehr präsent sind Fanzine wurde ein neues inhaltliches Ideal derzeit einem Wandlungsprozess unter- alle Fanszenen-Aktivisten einig, dass etwas Stadionwelt: Wie würdet ihr die Offenba- ballfest und knüpften seitdem den ein ode- die Ausschreitungen vom 13. Mai 1999. vermittelt, das zudem die Stimmung auf- worfen. Denn diejenigen, die ganz nah dran gegen die teils verbreitete „Motz- und Me- cher Fanszene charakterisieren? ren anderen persönlichen Kontakt. SV Darmstadt 98: Hochgeschaukelte Emo- zuhellen vermochte. Eine längst überfäl- sind an den Vorgängen in der Offenbacher cker-Stimmung“ gesetzt werden muss. Cavit: Es ist eine sehr gesunde und intak- Karlsruher SC: Als eine KSC-Partie gegen tionen im Vorfeld sorgten stets für hitzige lige Aussprache zwischen Fanvertretern Fanszene, machen nahezu ausnahmslos „Und wie man das dann nennt, ist doch te Szene. Die Fans engagieren sich selbst Oberhausen ausfi el, unterstützten die An- Atmosphäre beim Aufeinandertreffen der und dem Verein wurde seitens der Erwin- sehr stark. Der Kern der so genannten C- hänger den OFC kurzerhand mit drei Bus- beiden einstigen Bundesligisten. In Darm- Crew angeregt und sicherte ein größeres Fans ist zwar quantitativ nicht zurückgegan- sen im Derby gegen Waldhof Mannheim. stadt scheint man allerdings mehr Wert Mitspracherecht der Basis des OFC. In den gen, aber sie gehören genauso zum Verein. Bei den Regionalliga- und Zweitligaduellen auf die Feindschaft zu legen. Zeiten der größten Krise gelang es somit, Die Szenen vermischen sich mittlerweile die Kräfte im Verein sinnvoll zu bündeln. sehr stark, viele Probleme lösen sich durch Denn auch wenn die folgenden Jahre persönlichen Kontakt schnell auf. den Fanbeauftragten aus, die in der Rea- gut koordiniert sind und die nötigen Ab- mit wenigen Ausnahmen von sportlichen Benny: Der Kern ist immer da. Aber die lität aber nur selten zum Tragen kommt. sprachen klappen“, berichtet Antje Hagel. Enttäuschungen begleitet waren, konnte Fans könnten teilweise noch enger zusam- „Wir arbeiten sehr eng zusammen“, sagt Dabei lassen sich durchaus unterschied- der OFC stets auf den Kern seiner Fans menstehen. Es ist eine sehr emotionale Sa- Thorsten Stedtfeld, der Vorsitzende der liche Akzentuierungen ausmachen. Die bauen. Mit der Gründung der Fanab- che. Jeder, der OFC-Fan ist, zeigt das auch. vor fünf Jahren gegründeten Fanabtei- beiden Fanbeauftragten Lars Kissner teilung und der Einsetzung der Fanbe- Obwohl es eine kleine Szene von etwa 50 lung. Im Fan-Ausschuss kommen die und Frank Reifenberger sind angetreten, auftragten wurde die Möglichkeit zur Leuten mit Gewaltpotenzial gibt, ist es im- drei Organe regelmäßig zusammen, um um das Verhältnis zwischen Fans, Mann- Vertretung der Belange der Kickers-Fans mer friedlich. ihre Arbeit abzustimmen. Bei den OFC- schaft und Vereinsspitze zu intensivieren. weiter ausgebaut. Dabei de nierte sich Stadionwelt: Wie seht ihr der künftigen Ent- Anhängern hat sich die Unterscheidung Für die Mitarbeiter der Fanabteilung (160 die Fanszene in Offenbach schon seit je- wicklung des OFC entgegen? der Kompetenzen und Schwerpunkte Mitglieder) stehen hingegen eher techni- her als sehr aktiv, was den Einsatz für ihre Benny: Mit dem Erfolg kommen natürliche dieser drei Stützpfeiler der Offenbacher sche Fragen, wie die Organisation von Interessen und die ihres Vereins angeht. mehr Leute. Aber warum sollte uns das stö- Fanbetreuung indes noch nicht vollends Auswärtsfahrten oder vereinspolitische Als Beleg hierfür dienen die Reaktionen ren? „Modefans“ können gerne kommen, festsetzen können. „Viele werfen die Kon ikte im Mittelpunkt. „Wir wollten auf Überlegungen für einen Umbau oder im Mittelpunkt steht immer die Zusammen- Begrif ichkeiten durcheinander, aber stärker an den Entscheidungen im Verein gar Abriss des Stadions am Bieberer Berg. gehörigkeit. Mit dem Randalierer-Ruf identi- Hauptsache ist, dass wir untereinander beteiligt werden“, erinnert sich Thorsten Zwischenzeitlich von der Stadt geheg- Ein „historisches“ Stück Fankultur – seit 1999 herrscht Pyroverbot. Foto: ERWIN, Offenbach fi zieren sich nur noch wenige.

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wirklich egal“, so Bernd Giring. Einen Vorsänger hat man schon, allerdings ohne Megafon oder gar sonstige Hilfsmittel. Was „Mirko“ im oberen Teil der OFC-Ge- gengeraden anstimmt, wird größtenteils mitgerufen, zumal: „Einen Vorsänger oder Anstimmer gab es eigentlich schon im- mer“, so der Fanprojekt-Mitarbeiter, der den Bieberer Berg schon seit über dreißig Jahren besucht. Auch andere Kon iktlinien lassen sich innerhalb der Offenbacher Fanszene ver- folgen. So ist die Existenz starker rechter Tendenzen in der Szene kein Geheimnis. „Es herrscht eine Art Stillhalteabkommen“, kennzeichnet Antje Hagel den „Ist-Zu- stand“ zwischen den verschiedenen Frak- tionen. Unsäglichen Fehlentwicklungen wie der Schmähung dunkelhäutiger Gegenspie- ler mit Affenlauten begegnet man mit dem „positiven Drübersingen“. Fan-Projekt und auch das Fanmagazin „versuchen eine an- dere Fankultur zu vermitteln“, sagt Antje Hagel. „Die Zusammengehörigkeit als Ki- ckers-Fans steht über solchen Kon ikten“, gibt Benjamin Müller die Stimmungslage Die Stimmung, die den „Offenbach-Kult“ begründete Foto: Schmidtbild.de unter den Fans wieder. Der „spezielle“ Ruf, der dem Kern der Stadion Offenbacher Auswärtsfahrer anhaftet, wird sie wohl auch durch die Zweitliga-Stadien Bieberer Berg begleiten und kündet von einigem Arbeits- Maximale Kapazität: bedarf für die Fanbetreuer. So geschah es 28.500 Plätze erst unlängst, dass man seitens der Polizei (davon 6.900 überdachte Sitzplätze die friedlich-familiären „Allesfahrer“ rund und 8.500 überdachte Stehplätze) um den Fanclub „Die Goude“ nicht nur arg- wöhnisch beäugte, sondern auch „ lzen“ wollte. Doch die Bereitschaft, mit diesem Ruf abzuschließen, ist bei der neuen Fan- generation offenkundig. „Mit diesen alten Derby gegen Darmstadt Geschichten identi ziere ich mich nicht. Foto: Dr. S. Roscher Das schlechte Bild wird eigentlich nur noch von Seiten der Polizei hoch gehalten“, lau- tet Benjamin Müllers ganz persönliche Ein- schätzung. Immerhin sind Tendenzen zu einer Normalisierung feststellbar. In zuneh- mend mehr Fußballstandorten konnten die Vorbehalte gegenüber den „Problemfans“ aus Offenbach abgebaut werden. Die große Hoffnung aller OFC-Sym- pathisanten gilt nun einer erfolgreichen sportlichen Zukunft. „Im Erfolg verschmel- zen viele Diskrepanzen“, glaubt Thors- ten Stedtfeld von der Fanabteilung. Die Euphoriewelle, die ein Aufstieg mit sich bringt, könnte helfen, die zahlreichen Ent- täuschungen und Entbehrungen der letz- ten Jahre vergessen zu machen. „Die Basis war immer da“, sagt Stedtfeld. Doch was in vielen anderen Fanszenen verteufelt wird, das Auftreten so genannter „Modefans“ in Erfolgszeiten, scheint in Offenbach auch er- wünscht: Wenngleich die mehr als hundert- jährige Tradition des OFC an keiner Stelle vergessen wird, ist die bereitwillige Auf- nahme neue Impulse für die Vitalität einer Fanszene unabdingbar.���Felix Guth Moment des Glücks Foto: ERWIN, Offenbach

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010-015_fanszene offenbach.indd 14 24.05.2005 14:05:08 Fan-Szene Fan-Szene wirklich egal“, so Bernd Giring. Einen Vorsänger hat man schon, allerdings ohne Megafon oder gar sonstige Hilfsmittel. Was „Mirko“ im oberen Teil der OFC-Ge- gengeraden anstimmt, wird größtenteils mitgerufen, zumal: „Einen Vorsänger oder Anstimmer gab es eigentlich schon im- mer“, so der Fanprojekt-Mitarbeiter, der den Bieberer Berg schon seit über dreißig Jahren besucht. Auch andere Kon iktlinien lassen sich innerhalb der Offenbacher Fanszene ver- folgen. So ist die Existenz starker rechter Tendenzen in der Szene kein Geheimnis. „Es herrscht eine Art Stillhalteabkommen“, kennzeichnet Antje Hagel den „Ist-Zu- stand“ zwischen den verschiedenen Frak- tionen. Unsäglichen Fehlentwicklungen wie der Schmähung dunkelhäutiger Gegenspie- ler mit Affenlauten begegnet man mit dem „positiven Drübersingen“. Fan-Projekt und auch das Fanmagazin „versuchen eine an- dere Fankultur zu vermitteln“, sagt Antje Hagel. „Die Zusammengehörigkeit als Ki- ckers-Fans steht über solchen Kon ikten“, gibt Benjamin Müller die Stimmungslage Die Stimmung, die den „Offenbach-Kult“ begründete Foto: Schmidtbild.de Auf der Heimtribüne Foto: Dr. S. Roscher unter den Fans wieder. Der „spezielle“ Ruf, der dem Kern der Stadion Daten & Fakten Offenbacher Auswärtsfahrer anhaftet, wird sie wohl auch durch die Zweitliga-Stadien Bieberer Berg Zuschauerschnitt in den letzten fünf Jahren: Fanabteilung: und wieder hab ich so’n Gefühl begleiten und kündet von einigem Arbeits- Maximale Kapazität: 1999/2000 2.Bundesliga 15.765 Thorsten Stedtfeld kann man nicht beschreiben, bedarf für die Fanbetreuer. So geschah es 28.500 Plätze 2000/2001 Regionalliga 6.967 (0177) 323 44 92 kann man nicht erklärn. erst unlängst, dass man seitens der Polizei (davon 6.900 überdachte Sitzplätze 2001/2002 Regionalliga 6.576 die friedlich-familiären „Allesfahrer“ rund und 8.500 überdachte Stehplätze) 2002/2003 Regionalliga 4.806 Fanzine: Mauern ist zwecklos, um den Fanclub „Die Goude“ nicht nur arg- 2003/2004 Regionalliga 4.552 „Erwin“, Volker Goll, [email protected] Bälle schießen durch die Nacht, wöhnisch beäugte, sondern auch „ lzen“ und der Geist vom Bieberer Berg wollte. Doch die Bereitschaft, mit diesem Anzahl der verkauften Dauerkarten in der Beliebtester Fangesang: ist wieder erwacht. Ruf abzuschließen, ist bei der neuen Fan- vergangenen bzw. aktuellen Saison: „Nebelschwaden in Rot-Weiß (OFC Forever)“ generation offenkundig. „Mit diesen alten Derby gegen Darmstadt 2003/2004 1.250 Nebelschwaden in Rot-Weiß OFC forever OFC, Geschichten identi ziere ich mich nicht. Foto: Dr. S. Roscher 2004/2005 1.100 das Flutlicht strahlt, das Feeling auf dem Bieberer Berg, Das schlechte Bild wird eigentlich nur noch der Ball auf dem Anstoßkreis das gibt’s nur beim OFC. von Seiten der Polizei hoch gehalten“, lau- Anzahl der Vereinsmitglieder: 1.750 tet Benjamin Müllers ganz persönliche Ein- Fanabteilung: 160 schätzung. Immerhin sind Tendenzen zu einer Normalisierung feststellbar. In zuneh- Fan-Clubs: 75 Fanclubs mit 1.300 Mitgliedern mend mehr Fußballstandorten konnten die Vorbehalte gegenüber den „Problemfans“ Organe der Fanszene: aus Offenbach abgebaut werden. Fanbeauftragte: Die große Hoffnung aller OFC-Sym- Frank Reifenberger und Lars Kissner pathisanten gilt nun einer erfolgreichen (0175) 478 03 54 sportlichen Zukunft. „Im Erfolg verschmel- zen viele Diskrepanzen“, glaubt Thors- Fanprojekt: ten Stedtfeld von der Fanabteilung. Die Antje Hagel und Bernd Giring Euphoriewelle, die ein Aufstieg mit sich (0170) 318 02 28 bringt, könnte helfen, die zahlreichen Ent- täuschungen und Entbehrungen der letz- ten Jahre vergessen zu machen. „Die Basis war immer da“, sagt Stedtfeld. Doch was in vielen anderen Fanszenen verteufelt wird, das Auftreten so genannter „Modefans“ in Erfolgszeiten, scheint in Offenbach auch er- wünscht: Wenngleich die mehr als hundert- jährige Tradition des OFC an keiner Stelle vergessen wird, ist die bereitwillige Auf- nahme neue Impulse für die Vitalität einer Fanszene unabdingbar.���Felix Guth Moment des Glücks Foto: ERWIN, Offenbach Fantreffpunkt Foto: ERWIN, Offenbach Auswärts in Aalen Foto: ERWIN, Offenbach

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010-015_fanszene offenbach.indd 14 24.05.2005 14:05:08 010-015_fanszene offenbach.indd 15 24.05.2005 14:05:35 Stadionwelten

Das Poststadion in Berlin-: Mehr Bäume als Zuschauer Foto: Stadionwelt Rettung um 5 vor 12 Bei ambitionierten Plänen mit dem Poststadion vergaß die Berliner Politik zwei Jahr- zehnte lang die einfachsten Erhaltungsmaßnahmen. Inzwischen sind private Initiati- ven eingesprungen.

er große Fußball hat sich schon hatten. Eine voll überdachte reine Fuß- Rahmen gemeinnütziger Projekte eine vor Jahren aus dem Poststadion ballarena für 25.000, oder ein Leichtath- Perspektive bieten möchte, einen tat- Din Berlin-Moabit verabschiedet. letikstadion für 22.000 Zuschauer? Oder kräftigen Partner. Das Hauptaugenmerk Dennoch ist das weite Rund noch immer im Rahmen der Olympiabewerbung für liegt hierbei auf dem Erhalt der Haupt- gut gefüllt. Zu Tausenden stehen sie auf die Sommerspiele 2000 gleich ein „klei- tribüne und der Wiederherstellung ihres den Rängen und blicken hinab auf den nes “ mit 50.000 Plät- Ursprungszustands. Rasen, obwohl dort zuletzt höchstens zen? Die verschiedenen Vorhaben hätten Seit inzwischen über eineinhalb Jahren noch Bezirks- oder Kreisligafußball ge- zwischen 50 und 100 Mio. DM gekostet, werkeln vierzig Jugendliche, die nach ab- boten wurde. Und nach dem Spiel gehen doch zahlen wollte niemand. Also wur- geschlossener Lehre keinen Job fanden, sie nicht einfach nach Hause, nein, dafür den die Pläne zunächst immer deutlicher unter Aufsicht von vier Jungmeistern am sind sie viel zu sehr mit der historischen abgespeckt, am Ende geschah überhaupt einstmals prächtigen Gebäude. Kämp- Spielstätte verwurzelt… nichts. Hätte man das Geld statt in er- fen müssen sie hierbei nicht nur mit den Von Bäumen ist die Rede, die inzwi- gebnislose Planungen direkt ins Stadion Folgen von Verfall und Vandalismus, schen Einzug ins Poststadion gehalten investiert, hätte die historische Haupttri- sondern auch mit manchem Umbau der haben. Ein dichter Wald ist dort gewach- büne wohl kaum im Jahr 1996 gesperrt Nachkriegszeit, der eine originalgetreue sen, wo früher die Sportfans standen. werden müssen. Rekonstruktion erschwert. Wo immer es Sicherlich – die Rückkehr der Natur ist möglich ist, verwenden die Stadionretter ein vergleichsweise charmantes Zeugnis Aus Neu mach Alt die bisherigen Bauteile, nur wo das Ma- des Verfalls und gibt dem Stadion eine terial nachträglich verändert wurde oder ganz besondere Note. Vor allem jedoch Es war 5 vor 12 für das Stadion (die marode ist, kommt Neues zum Einsatz beweist Vegetation eine jahrelange ekla- Uhr an der Fassade der Haupttribüne – nicht jedoch, ohne vorher optisch zu tante Vernachlässigung des ehemaligen zeigt sinnigerweise seit Jahren exakt diese „altern“ und sich so dem Rest des histo- Vorzeigestadions. Uhrzeit an), als sich angesichts des Zau- rischen Stadions anzupassen. Nicht ganz Dabei kann man nicht behaupten, dass derns der Politik andere der Sportstätte einfach gestaltet sich hier das Ringen sich nie jemand für die Sportstätte inter- erbarmten. Die „Stiftung Denkmalschutz mit Bauaufsicht und Fußballverbänden: essiert hätte – im Gegenteil. Problem des Berlin“ erkannte die Notwendigkeit, das Letztere sähen am liebsten Einzelsitze, historischen Ovals war eher die Tatsache, Stadion vor dem endgültigen Zerfall zu die Bauaufsicht sorgt sich angesichts der dass die Berliner in den 80er und 90er bewahren und fand in der Dr.-Jörg-Thie- hölzernen Tribünenaufbauten um den Jahren zu große Pläne mit dem Stadion de-Stiftung, die jungen Arbeitslosen im Brandschutz. Dennoch ist die verant-

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wortliche Architektin Dagmar Bernardy te Schalke 04 vor 45.000 Besuchern sei- eigenwilligen Charakter. Gleichzeitig zuversichtlich, das Stadion letztlich wei- ne erste deutsche Meisterschaft durch wurden die Stehwälle mit Kriegsschutt testgehend im Originalzustand überge- ein 2:1 gegen den 1. FC Nürnberg, 1936 erweitert, sodass das Stadion ab 1955 ben zu können. Bei der Einrichtung der siegte Nürnberg mit dem gleichen Resul- 60.100 Zuschauer gefasst hätte. „Hätte“, Räume im Stadioninneren allerdings sind tat gegen Fortuna Düsseldorf. Und 1935 denn weder Union 06 noch TeBe konnten im Interesse der Nutzbarkeit wohl einige verfolgten 40.000 den Punktsieg Max bei ihren Gastspielen derartige Besucher- Kompromisse nötig, vor allem, falls sich Schmelings gegen den Spanier Paolino zahlen auch nur annähernd erreichen. der Wunsch der Bauherren erfüllt und Uzcudun. Sogar Windhundrennen stan- Und auch als der damalige Drittligist sich für das „Casino“, das ehemalige Res- den jahrelang auf dem Programm, und Hertha BSC 1986 ins Poststadion wech- taurant, ein Betreiber  ndet. wie es sich für ein derart bedeutendes selte, war dies eine eher unglückliche Kompromissbereitschaft ist auch bei Stadion gehört, wurde es auch  eißig ver- Liaison. Zunächst kamen so wenige Zu- der täglichen Arbeit gefragt. „Manch- marktet. Bereits in den frühen Dreißigern schauer, dass sich die Hertha nach nur mal“, so Bernardy, „sind die Jugendli- zierte eine riesige Werbetafel den oberen einem Jahr wieder verabschiedete, im chen nicht ganz so motiviert, wie man Dachrand, die Kurven dienten zur Prä- nächsten Jahr jedoch spielte man um den das von anderen Baustellen gewöhnt ist.“ sentation weiterer Reklamewände. Aufstieg in die 2. Bundesliga und kehrte Da mache es schon einen Unterschied, ob daher nach wenigen Spielen doch wieder man mit einer Bau rma zusammenar- Im Schatten des Olympiastadions in das größere Poststadion zurück. 1988, beite, mit Vertrag und Garantien, oder nach dem geglücktem Aufstieg, musste eben mit einem sozialen Projekt. Und Doch mit der Fertigstellung des Olym- die Hertha dann aus Sicherheitsgründen Verzögerungen mit Überstunden wieder piastadions 1936 endete zunächst einmal ins erst recht zu große Olympiastadion hereinzuholen, scheidet ebenfalls aus. die große Ära des Poststadions, die neue wechseln. In diesem Moment verstrich Bedingt durch die vielfältigen Schwierig- Sportstätte im Westen der Stadt war nicht wohl die letzte Chance auf einen Umbau keiten liegt das Projekt inzwischen nicht nur deutlich größer und moderner, dank des Poststadions, denn der Bedarf nach mehr im engen Zeitplan: Bis Sommer ihrer mächtigen klassizistischen Bauwei- einem kleineren, modernen Stadion hätte 2006 hätte das Stadion in neuem, altem se lag sie auch im Zeitgeist und war der im Berliner Fußball jener Zeit durchaus Glanz erstrahlen sollen, vielleicht gar als Liebling des neuen Regimes. Immerhin bestanden. WM-Trainingsstätte, zumindest aber, fanden einige Spiele des olympischen Das Poststadion in Berlin-Moabit: Mehr Bäume als Zuschauer Foto: Stadionwelt um Fußballinteressierten aus aller Welt Fußballturniers im Poststadion statt: Vision zweite Liga? ein Stückchen Berliner Sportgeschichte Beim 0:2 der Deutschen gegen Norwegen näher zu bringen. wurde nicht nur das Ausscheiden der Diese Überlegungen sind Geschichte, Rettung um 5 vor 12 Gastgeber besiegelt, sondern auch der das Poststadion ebenfalls, und momen- Wo Schalke Meister wurde immer noch gültige Stadionrekord von tan kalkuliert niemand mit größeren Zu- Bei ambitionierten Plänen mit dem Poststadion vergaß die Berliner Politik zwei Jahr- 50.000 Zuschauern aufgestellt. schauermengen in neuer Mitte. zehnte lang die einfachsten Erhaltungsmaßnahmen. Inzwischen sind private Initiati- Hiervon kann das Poststadion einiges Nach dem geplanten „Endsieg“ sollte Zwar machen Gedankenspiele die Runde, erzählen. Seine Geschichte ist vielleicht das Poststadion allerdings Hitlers und durch Fusion mehrerer türkischer Verei- ven eingesprungen. nicht ganz so aufregend und abwechs- Speers pompösen Plänen für die Umge- ne einen potenziellen Zweitligisten auf lungsreich wie die des Olympiastadions, staltung Berlins zur Welthauptstadt „Ger- die Beine zu stellen, der das Poststadion er große Fußball hat sich schon hatten. Eine voll überdachte reine Fuß- Rahmen gemeinnütziger Projekte eine dafür ein paar Jahre länger. Denn bereits mania“ weichen, denn in unmittelbarer nutzen könnte, doch allzu wahrscheinlich vor Jahren aus dem Poststadion ballarena für 25.000, oder ein Leichtath- Perspektive bieten möchte, einen tat- 1924, als die junge Weimarer Republik Nähe des Sportparks waren Teile der ist diese Variante nicht. Vernünftigerwei- Din Berlin-Moabit verabschiedet. letikstadion für 22.000 Zuschauer? Oder kräftigen Partner. Das Hauptaugenmerk noch ihre Kriegswunden leckte und „großen Achse“ geplant, die die künftige se wird daher der Großteil des Walles Dennoch ist das weite Rund noch immer im Rahmen der Olympiabewerbung für liegt hierbei auf dem Erhalt der Haupt- keinen Gedanken an Olympische Spie- Metropole in Nord-Süd-Richtung durch- bewaldet bleiben, zunächst werden nur gut gefüllt. Zu Tausenden stehen sie auf die Sommerspiele 2000 gleich ein „klei- tribüne und der Wiederherstellung ihres le oder Stadien verschwendete, begann schneiden würde – ein einfaches Stadi- rund 10.000 Stehplätze hergerichtet. Mit den Rängen und blicken hinab auf den nes Olympiastadion“ mit 50.000 Plät- Ursprungszustands. der frisch gegründete Post-Sportverein on passte da nicht ins protzige Bild, wo den 2.600 Sitzplätzen der Haupttribüne Rasen, obwohl dort zuletzt höchstens zen? Die verschiedenen Vorhaben hätten Seit inzwischen über eineinhalb Jahren Berlin mit den Planungen einer eigenen selbst der Reichstag zu mickrig wirkte. und 2.500 Sitzen auf der Gegengraden er- noch Bezirks- oder Kreisligafußball ge- zwischen 50 und 100 Mio. DM gekostet, werkeln vierzig Jugendliche, die nach ab- Kampfbahn. Es kam anders als gedacht. Statt dem gäbe das eine Kapazität von etwa 15.000, boten wurde. Und nach dem Spiel gehen doch zahlen wollte niemand. Also wur- geschlossener Lehre keinen Job fanden, Auf einem ehemaligen Exerzierplatz nationalsozialistischen Größenwahn  el doch selbst eine solche Kulisse scheint im sie nicht einfach nach Hause, nein, dafür den die Pläne zunächst immer deutlicher unter Aufsicht von vier Jungmeistern am errichtete man ab 1926 einen Sportpark das Stadion dem alliierten Bombarde- Berliner Fußball im Schatten der (inzwi- sind sie viel zu sehr mit der historischen abgespeckt, am Ende geschah überhaupt einstmals prächtigen Gebäude. Kämp- mit Übungsplätzen und Hallen für diver- ment zum Opfer. Das Tribünengebäude schen) großen Hertha illusorisch. So kann Spielstätte verwurzelt… nichts. Hätte man das Geld statt in er- fen müssen sie hierbei nicht nur mit den se Sportarten. Zentrum der Anlage war brannte vollständig aus, die Ränge wur- man davon ausgehen, dass – egal wer das Von Bäumen ist die Rede, die inzwi- gebnislose Planungen direkt ins Stadion Folgen von Verfall und Vandalismus, das Stadion mit seinen 45.000 Zuschauer- den beschädigt. Im Zuge des Wieder- Stadion künftig nutzen wird – die Bäume schen Einzug ins Poststadion gehalten investiert, hätte die historische Haupttri- sondern auch mit manchem Umbau der plätzen. 3.000 Sitzplätze konnte die über- aufbaus wurde die Haupttribüne deut- auf den Tribünen wohl in der Überzahl haben. Ein dichter Wald ist dort gewach- büne wohl kaum im Jahr 1996 gesperrt Nachkriegszeit, der eine originalgetreue dachte Haupttribüne bieten, im Inneren lich verändert, die Fassade verlor ihren bleiben werden. ��Matthias Ney sen, wo früher die Sportfans standen. werden müssen. Rekonstruktion erschwert. Wo immer es des Gebäudes befanden sich neben Ver- Sicherlich – die Rückkehr der Natur ist möglich ist, verwenden die Stadionretter eins- und Funktionsräumen auch ein Res- ein vergleichsweise charmantes Zeugnis Aus Neu mach Alt die bisherigen Bauteile, nur wo das Ma- taurant und eine Kegelbahn. Das größte des Verfalls und gibt dem Stadion eine terial nachträglich verändert wurde oder Stadion Berlins war zugleich eines der ganz besondere Note. Vor allem jedoch Es war 5 vor 12 für das Stadion (die marode ist, kommt Neues zum Einsatz modernsten der Republik, es verfügte so- beweist Vegetation eine jahrelange ekla- Uhr an der Fassade der Haupttribüne – nicht jedoch, ohne vorher optisch zu gar über einen Tunnel unter der Aschen- tante Vernachlässigung des ehemaligen zeigt sinnigerweise seit Jahren exakt diese „altern“ und sich so dem Rest des histo- bahn, sodass die Sportler erst weit von der Vorzeigestadions. Uhrzeit an), als sich angesichts des Zau- rischen Stadions anzupassen. Nicht ganz Tribüne entfernt ins Freie traten. Dabei kann man nicht behaupten, dass derns der Politik andere der Sportstätte einfach gestaltet sich hier das Ringen In den ersten Jahren seines Bestehens sich nie jemand für die Sportstätte inter- erbarmten. Die „Stiftung Denkmalschutz mit Bauaufsicht und Fußballverbänden: genoss das Poststadion regelmäßig die essiert hätte – im Gegenteil. Problem des Berlin“ erkannte die Notwendigkeit, das Letztere sähen am liebsten Einzelsitze, Ehre großer Sportereignisse. Neben un- historischen Ovals war eher die Tatsache, Stadion vor dem endgültigen Zerfall zu die Bauaufsicht sorgt sich angesichts der zähligen Endspielen um die Berliner dass die Berliner in den 80er und 90er bewahren und fand in der Dr.-Jörg-Thie- hölzernen Tribünenaufbauten um den Meisterschaft wurden hier auch zwei Jahren zu große Pläne mit dem Stadion de-Stiftung, die jungen Arbeitslosen im Brandschutz. Dennoch ist die verant- Deutsche Meister ausgespielt: 1934 hol- Möglichst originalgetreue Rekonstruktion: die historische Haupttribüne Foto: Stadionwelt

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016-017_poststadion berlin.indd Abs1:16 24.05.2005 14:11:40 016-017_poststadion berlin.indd Abs1:17 24.05.2005 14:11:23 Atmosphäre Damals bei…

1986: Flug zum Uefa-Cup-Endspiel

1986: Uefa-Cup-Endspiel Real Madrid – 1. FC Köln 1986: Busfahrt zum Uefa-Cup-Halbfi nale Waregem – 1. FC Köln 1987: Busfahrt nach Homburg

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Aktion der Fans von Hannover in Mainz Foto: Rote Kurve Schluss mit lustig Ein konstruktiver Dialog ist dringend erforderlich, sonst droht weitere Eskalation. Kriminalisierte Fußballfans leiden unter Repression und Medienhetze.

ie schönen neuen Stadien erleben Ballack mit einer Blutgrätsche im Mittel- Titelthema Zuschauerrekorde, und die WM feld Zeichen für seine Mannschaftskame- Sicherheitsdebatte: Dsteht vor der Tür – Deutschland raden setzt. Es sind vielmehr die Fans, die be ndet sich auf dem geraden Weg zum ihren Verein und alles, was ihn betrifft, � Schluss mit lustig Zenit der Fußballeuphorie. Somit wäre ei- mehr oder weniger als Lebensmittelpunkt Einführung ...... 20 gentlich gegeben, dass einhellige Begeiste- betrachten, das Geschehen ebenso kritisch � „Es geht nicht um Prozentzahlen.“ rung gesamte Bevölkerung erfasst. wie kreativ begleiten und demzufolge min- Interview mit Pro Fans ...... 21 Diese Einschätzung liegt leider dane- destens so viel Zeit für ihr „Fan-Dasein“ � „Nicht alle sind gegen mich.“ ben. Denn bei weiten Kreisen ist die Laune aufbringen wie ein Angestellter für seinen Interview mit Gunther Pilz ...... 22 längst im Keller – bevor überhaupt so et- Broterwerb. � „Der Grundsatz der Verhältnis- was wie Freude aufkommen konnte. Dies Sie sind die zahlende Stammkundschaft mäßigkeit muss beachtet werden.“ ist wahrlich keine Neuigkeit, mehr noch, des Fußballs. Sie verlangen nicht einmal Interview mit Rolf Gössner . . . . . 25 hängt die Thematik – auf gut Deutsch ge- Honorare für all das, was sie im Laufe ei- sprochen – mittlerweile allen zum Halse ner Saison an imposanten Spektakeln auf � Stadionvebote: heraus. Allerdings drängt sie sich auf- die Beine stellen. Und auch die Stimmung Besser, aber (noch) nicht gut grund der Tatsache, dass nicht allein keine in den Stadien liefern sie für die Schaulus- Die neuen Richtlinien ...... 26 Besserung eingetreten ist, sondern sich die tigen sowie die TV-Übertragungen gratis Interview mit Ralf Busch ...... 27 Fronten mit deutlichem Eskalationspoten- dazu. „Positive Emotionen“ mag man das zial immer mehr verhärten, ganz von selbst nennen: Wunderbar, dass die jungen Leute � „Wir haben klare Konzepte.“ immer wieder auf. sich engagieren und ihre Freizeit so  eißig Interview mit Dr. h.c. Sengle . . . . 28 Wessen Laune ist also im Keller? Es ist mit Bastelarbeit verbringen. Wie können � Kein Anstieg der Gewalt die der aktiven Fans, also der Fans, die da Begriffe wie Eskalation aufkommen? Zahlen der ZIS ...... 29 mehr mit dem Fußball verbinden, als Mar- Nun, die Rede ist von „Ultras“ oder deren celinhos Zaubertricks und Frisurenirrtü- weiterem Umfeld. Das hat nicht allein mit ��Stefan Diener, Ingo Partecke mer zu verfolgen oder den Atem anzuhal- Fußball zu tun, sondern ist Ausprägung ten, wenn der eigentlich so geschmeidige von Jugend-, beziehungeweise Subkultur.

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Diese schafft, worin eines ihrer wesentli- chen Merkmale liegt, Identität durch ein eigenes kulturelles Repertoire in Wort und „Es geht nicht um Prozentzahlen“ Bild – und sie grenzt sich ab, reibt sich Für Pro Fans-Sprecher Philipp Markhardt ist es an der Zeit, dass sich Fans, selbstverständlich an starren gesellschaft- DFB und DFL gemeinsam an einen Tisch setzen. lichen Strukturen, dem „Establishment“, wie man sich in längst vergangenen Zeiten Fangruppen aus vielen Städten versuchen passieren zwischen Fans und der Polizei. ausgedrückt hätte, als Che Guevara zu ei- unter dem Namen „Pro Fans“ die Situation Oft sind das, wie beispielsweise beim ner Ikone der Pop-Kultur geriet. für Fußballfans zu verbessern. Spiel der Frankfurter in Ahlen, Reaktionen Reichlich profan, das alles. Und jetzt Philipp Markhardt ist Sprecher des Bünd- auf polizeiliches Vorgehen. folgt bestimmt eine Erläuterung des Stel- nisses, das aus den „Pro 15:30“-Protesten Die Polizei weiß, dass es diese Reaktionen lenwerts „negativer Emotionen“. Richtig, hervor ging. gibt, wenn sie in die Kurve geht - und damit denn auch die sind ritualisiert, Feindbil- wären wir wieder bei der Verschwörungs- der, kriegerische Gesten und derbe Worte Stadionwelt: Hat sich die Behandlung von theorie. Übrigens bin ich sehr verwundert, machen die ganze Angelegenheit erst rund Fußballfans seit den Ereignissen in Slowe- dass die Kurven so lange still gehalten und reizvoll. So weit so gut. Ein Generatio- nien verändert? haben. nenkon ikt also. Schublade zu, abgehakt. Markhardt: Nun, was heißt seit den Ereig- Stadionwelt: Inwiefern sieht man in nissen in Slowenien? Es ist ja nicht so, Fankreisen ein, dass bestimmtes Verhal- Im Fadenkreuz der Exekutive dass sich Fußballfans zuvor einer positiven ten unweigerlich zu Gegenmaßnahmen Behandlung erfreuen konnten. Allerdings führt und von der Gesellschaft nicht dif- Doch so beiläu g kann das Szenario habe ich schon den Eindruck, dass Ord- ferenziert wahrgenommen werden kann? nicht abgehandelt werden, wenn besagte nungsdienste, aber auch die Polizei-Spezi- Somit dient es möglicherweise als Recht- Jugend fest im Visier der Innenminister aleinheiten USK und BFE zuletzt noch eine fertigung für gesteigerte repressive Maß- fokussiert ist und repressive Maßnahmen Spur rabiater vorgegangen sind. Manche nahmen. aus dem Katalog des staatlichen Gewalt- Fans haben den Eindruck, dass Berichte Markhardt: Natürlich können die Ultras monopols zum Einsatz gebracht werden. über Hooligan-Gefahren in der Presse lan- nachvollziehen, dass Aktionen auch immer Bei der aktuellen Stadionwelt-Umfra- ciert werden, um so eine Stimmung für re- Reaktionen hervor rufen. ge unter den aktiven deutschen Fangrup- pressivere Maßnahmen zu schaffen. Das Die Leute wissen, dass sie sich von be- pieren steht das Schlagwort „Repression“ ist natürlich eine Verschwörungstheorie, stimmten Dingen distanzieren und einen – ungestützt gefragt – ganz oben auf der der ich nicht zustimmen will. Es ist aber Selbstreinigungsprozess in Gang setzen Liste der Themen der Saison. Ein Blick auf schon so, dass die Politik zum Handeln ge- müssen, um weiter für voll genommen zu Aktion der Fans von Hannover in Mainz Foto: Rote Kurve die Fakten offenbart eine drastische Schief- zwungen ist, wenn das Echo in den Medien werden. lage. Was geschieht eigentlich im Umfeld über längere Zeit anhält. Wir können nicht gleichzeitig durch Aktio- deutscher Stadien? Im Grunde nichts Be- Stadionwelt: Wie wird in den aktiven Fan- nen und Informationen Vorurteile bekämp- sonderes, jedenfalls nichts, was den für die szenen die derzeit laufende Sicherheitsde- fen, sie dann aber auf der anderen Seite Schluss mit lustig Sicherheit Verantwortlichen Schweißper- batte aufgenommen? durch bestimmtes Verhalten bestätigen. Ein konstruktiver Dialog ist dringend erforderlich, sonst droht weitere Eskalation. len auf die Stirn triebe. Die Fachleute sind Markhardt: Mit einer Mischung aus Skep- Das wäre Doppel-Moral; wer sich über un- sich einig und die Zahlen sagen aus, dass sis und Furcht. Die Entwicklung wird mit berechtigte Maßnahmen beschwert, sollte Kriminalisierte Fußballfans leiden unter Repression und Medienhetze. die Gewalt im Fußballumfeld nicht zuge- Argwohn betrachtet, man befürchtet das dies mit reinem Gewissen tun. Alles ande- nommen hat. Die Situation in den Stadien Schlimmste. re ist Heuchelei. ie schönen neuen Stadien erleben Ballack mit einer Blutgrätsche im Mittel- selbst ist längst befriedet, da bestätigen Die Frage ist, ob Fußballfans in ihren Hand- Wir können nicht gegen Stadionverbote an- Titelthema Zuschauerrekorde, und die WM feld Zeichen für seine Mannschaftskame- gelegentliche Ausnahmen nur die Regel. lungen künftig noch mehr eingeschränkt gehen, wenn zuvor eine Fahne geklaut wur- Sicherheitsdebatte: Dsteht vor der Tür – Deutschland raden setzt. Es sind vielmehr die Fans, die Auch außerhalb der eigentlichen Fußball- werden, ob die Studie von Pilz möglicher- de und sich die Leute im Anschluss über be ndet sich auf dem geraden Weg zum ihren Verein und alles, was ihn betrifft, schauplätze wird niemand, der sich an weise genutzt wird, noch mehr Repressio- die erfolgte Strafe beschweren. � Schluss mit lustig Zenit der Fußballeuphorie. Somit wäre ei- mehr oder weniger als Lebensmittelpunkt Gewaltexzesse der 80er und 90er erinnert, nen gegen Ultras zu legitimieren. Stadionwelt: Welche Möglichkeiten gibt Einführung ...... 20 gentlich gegeben, dass einhellige Begeiste- betrachten, das Geschehen ebenso kritisch ernsthaft von einer Bedrohung sprechen. Daher gibt es auch keine Vorfreude auf die es, die Dramatik aus der derzeitigen Dis- � „Es geht nicht um Prozentzahlen.“ rung gesamte Bevölkerung erfasst. wie kreativ begleiten und demzufolge min- In Kooperation des DFB mit der Koordi- WM 2006, der Zuschlag für Deutschland kussion herauszunehmen und mit allen Interview mit Pro Fans ...... 21 Diese Einschätzung liegt leider dane- destens so viel Zeit für ihr „Fan-Dasein“ nationsstelle Fanprojekte (KOS) und weite- wird viel mehr als das Schlimmste gese- Beteiligten wieder in einen konstruktiven � „Nicht alle sind gegen mich.“ ben. Denn bei weiten Kreisen ist die Laune aufbringen wie ein Angestellter für seinen ren Beteiligten wie der Polizei werden alle hen, was uns passieren konnte. Dialog zu treten? Interview mit Gunther Pilz ...... 22 längst im Keller – bevor überhaupt so et- Broterwerb. Sachverhalte rund um die Gewalt beim Stadionwelt: Wenn es heute beim Fußball Markhardt: Es gibt genügend kluge Köp- � „Der Grundsatz der Verhältnis- was wie Freude aufkommen konnte. Dies Sie sind die zahlende Stammkundschaft Fußball nun schon seit Jahren gründlich zu Gewalt kommt, wo liegen da die Unter- fe in den Fanszenen, daher wird es Zeit, mäßigkeit muss beachtet werden.“ ist wahrlich keine Neuigkeit, mehr noch, des Fußballs. Sie verlangen nicht einmal behandelt, und dies mit einigem Erfolg. schiede zu dem, was man an Hooligan-Ge- dass sich der DFB mit uns an einen Tisch Interview mit Rolf Gössner . . . . . 25 hängt die Thematik – auf gut Deutsch ge- Honorare für all das, was sie im Laufe ei- Das größte Potenzial für Ausschreitungen walt aus früherer Zeit kennt? setzt. sprochen – mittlerweile allen zum Halse ner Saison an imposanten Spektakeln auf liegt bei denen, die mit der Gastmannschaft Markhardt: Es passiert längst nicht mehr Um zu vermitteln muss man nicht auf ir- � Stadionvebote: heraus. Allerdings drängt sie sich auf- die Beine stellen. Und auch die Stimmung anreisen. Das ist in der Regel ein grölender so viel wie früher, allerdings ist das Me- gendwelche Studien zurück greifen, son- Besser, aber (noch) nicht gut grund der Tatsache, dass nicht allein keine in den Stadien liefern sie für die Schaulus- „Auswärts-Mob“. Wir sind beim Fußball, dieninteresse viel größer, und es wird aus dern mit den Leuten sprechen, die Woche Die neuen Richtlinien ...... 26 Besserung eingetreten ist, sondern sich die tigen sowie die TV-Übertragungen gratis und Fußball hat eine wichtige gesellschaft- jeder Mücke ein Elefant gemacht. für Woche in den Stadien aktiv und haut- Interview mit Ralf Busch ...... 27 Fronten mit deutlichem Eskalationspoten- dazu. „Positive Emotionen“ mag man das liche Ventilfunktion. Klasse, dass die Sozio- Aus gelegentlichen Vorfällen kann man nah dabei sind. zial immer mehr verhärten, ganz von selbst nennen: Wunderbar, dass die jungen Leute logie uns auch hier mit einer Formulierung kein generelles Hooligan-Problem machen, DFB und DFL müssen von ihrem hohen � „Wir haben klare Konzepte.“ immer wieder auf. sich engagieren und ihre Freizeit so  eißig bedient. Dank der Jahre währenden inten- zumal die Hools ihre Aktivitäten mehr nach Ross herunter kommen und auf die Wün- Interview mit Dr. h.c. Sengle . . . . 28 Wessen Laune ist also im Keller? Es ist mit Bastelarbeit verbringen. Wie können siven Beschäftigung mit Fanphänomenen außen, weit weg vom Stadion, verlagert sche der Fans eingehen, Zugeständnisse � Kein Anstieg der Gewalt die der aktiven Fans, also der Fans, die da Begriffe wie Eskalation aufkommen? lassen sich die Einsatzleiter der Polizei haben. machen und Verständnis aufbringen. Da Zahlen der ZIS ...... 29 mehr mit dem Fußball verbinden, als Mar- Nun, die Rede ist von „Ultras“ oder deren vor Ort eigentlich nur ganz selten aus der Insgesamt kommt es viel weniger zu Aus- geht es nicht um irgendwelche Prozent- celinhos Zaubertricks und Frisurenirrtü- weiterem Umfeld. Das hat nicht allein mit Ruhe bringen. Sie sind nämlich durch die einandersetzungen zwischen verschiede- zahlen. Der DFB vernachlässigt ganz offen ��Stefan Diener, Ingo Partecke mer zu verfolgen oder den Atem anzuhal- Fußball zu tun, sondern ist Ausprägung Besprechung in der Sicherheitskonferenz nen Fangruppen, die meisten Konfl ikte seine Fanarbeit. ten, wenn der eigentlich so geschmeidige von Jugend-, beziehungeweise Subkultur. unter anderem mit dem zuständigen �

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s020-029 Titelthema_stefan.indd Abs1:20 25.05.2005 10:07:11 s020-029 Titelthema_stefan.indd Abs1:21 24.05.2005 20:52:55 Titel

haben sie sich dort auch offen zur Gewalt be- kannt. Stadionwelt: Es ist doch wissenschaftlich fragwürdig, eine Aussage, die Sie auf einer Internetseite fi nden, in Analysen über die ge- samte Ultra-Szene zu verwenden. Ist es zudem nicht eine sehr eindimensionale und negative Darstellung? Viel eher könnte man doch sa- gen, Ultras engagieren sich im positiven Maße sieben Tage die Woche für eine Sache. Pilz: Ich bin Gewaltforscher und da liegt es wohl nahe, dass man sich mit dieser Proble- Pilz in der Kritik Foto: Stadionwelt matik in erster Linie befasst! Aber unabhängig davon: Erstens ist die Frankfurter Szene eine „Es sind nicht alle gegen mich.“ der bedeutendsten deutschen Gruppen und hat Vorbildfunktion. Zweitens haben wir auch Unmittelbar nach den Ereignissen in Sloweni- Express kolportiert wurde, nachvollziehen, nur in Interviews mit anderen Gruppen festgestellt, en berichtete die Sportbild von einer Geheim- waren das weder meine Aussagen noch meine dass es unter Ultras Gewalttätige gibt. Wenn studie über Ultras, die derzeit von Gunter A. Intention. Wenn man hingegen das Interview dann auf einer Homepage, die auch von jungen Pilz, Professor am Institut für Sportwissen- in der Sächsischen Zeitung liest, wird deutlich, Menschen besucht wird, ein Bekenntnis zur schaft der Uni Hannover, durchgeführt wird. was in Wahrheit gemeint war. Ich habe mich in- Gewalt zu lesen ist, muss man sich doch kri- Diese Untersuchung ist in Wahrheit jedoch zwischen mit den Fanprojekten ausgetauscht tisch dazu äußern dürfen. Ich habe jedoch nie alles andere als geheim, viel mehr ist sie und Ihnen entsprechende Erwiderungen zuge- gesagt, dass alle Frankfurter gewalttätig sind. Bestandteil einer Studie unter dem Namen schickt. Es gibt Kreative und welche, die auf Gewalt „Zuschauerverhalten im Profi fußball. Notwen- Stadionwelt: Was haben Sie erwartet, wenn aus sind. Da bekennen sie sich zu, das haben digkeiten, Möglichkeiten und Grenzen gesell- Sie unmittelbar nach Slowenien der Sportbild sie vorher nicht getan, daher muss diskutiert schaftlicher Reaktionen“, die vom Bundesinsti- ein Interview geben? War ein solches Ergebnis werden, wie man künftig damit umgeht. tut für Sportwissenschaft in Auftrag gegeben nicht abzusehen? Stadionwelt: Sicherlich besteht Diskussions- wurde (www.zip-projekt.de). Ursprünglich war Pilz: Da Sie nicht wissen, wie das abgelaufen bedarf, aber inwiefern ist das überhaupt in ei- die Veröffentlichung bereits für Mai geplant, ist, können Sie im nachhinein natürlich eine ner derart hitzigen Situation möglich? jedoch ist mit kompletten Ergebnissen erst im solche Frage stellen. Ich befand mich zu dem Pilz: Absolut richtig, aber den Zeitpunkt, ob Spätsommer zu rechnen. Diese werden dann Zeitpunkt auf einer Konferenz in der Türkei, öffentlich darüber diskutiert wird, bestimme im Rahmen einer Bundespressekonferenz und der Sportbild-Reporter hat immer wieder nicht ich, sondern die Medien. Wenn ich die vorgestellt. Im Anschluss an veröffentlichte nachgefragt, nachdem ich ihn anfangs abge- mir gestellten Fragen nicht beantworte, werden Teilergebnisse in der Sportbild sowie der dort wimmelt hatte. Er war auf mich aufmerksam halt andere befragt. Nehmen sie den Bericht zu lesenden Aussagen wurde Pilz, der sich be- geworden, weil er vom DFB erfahren hatte, von „Frontal 21“, wenn ich da nicht Position reits seit mehr als 20 Jahre wissenschaftlich dass ich diese Studie mache. Man versucht bezogen hätte, wäre er in einer ganz ande- mit Fanthemen beschäftigt, sowohl von Fans ja auch, etwas zur Versachlichung beizutragen, ren Version gesendet worden. Ich habe dort als auch von Fanprojekten scharf kritisiert. daher fi nde ich es sinnvoll, in so einer Situati- zumindest erreicht, dass sie von dieser allei- Vorwürfe der geistigen Brandstiftung wurden on etwas zu sagen, denn die Berichterstattung nigen Gewaltschiene weggehen und konnte laut, Pilz eine einseitige Betrachtungsweise fi ndet in jedem Fall statt. So kann man versu- deutlich machen, dass es eine Minderheit ist. vorgeworfen. Stadionwelt sprach mit Gunter chen, die Diskussion in die richtige Richtung Das Problem besteht darin, dass viele Medien Pilz, der auch als Berater des DFB tätig ist, zu lenken. Wenn es dann in die Hose geht auf Konfrontation aus sind, bei „Frontal 21“ über die Vorwürfe. – damit muss man leben. Ich habe mich auch sagt das ja bereits der Name. Die Frage ist danach keinen Interviews verweigert, aber die nur, ob man sich dem entziehen kann. Zumal Stadionwelt: Herr Pilz, für viele Fußballfans Folge ist, dass ich sie nur noch akzeptiere, immer die Hoffnung bleibt, dass zumindest ist Ihr Name mittlerweile ein rotes Tuch, gan- wenn ich den Text in seiner Gesamtheit lesen ein bisschen von dem rüber kommt, was der ze Gruppen schließen künftige Kontakte mit kann, nicht nur bestimmte Aussagen, die dann Wahrheit entspricht. Klappt das nicht, kann Ihnen kategorisch aus. Wie kam es dazu? möglicherweise in einen anderen Zusammen- man sich hinterher ärgern und daraus lernen. Pilz: Die Entwicklung ist nachvollziehbar, hang gestellt werden. Viel mehr geärgert als Ich werde zumindest in absehbarer Zeit keine wenn man nur die Texte in der Sportbild ge- der Bild-Artikel hat mich allerdings, dass die Interviews mit der Bildzeitung machen. lesen hat. Ich kann verstehen, dass sich die dpa und der Sportinformationsdienst die Zah- Stadionwelt: Diskutiert wird die Situation im Fans falsch behandelt fühlen. Allerdings sind len der Bildzeitung genommen und daraus Osten, Sie werden zitiert, dass die Menschen die dort von mir genannten Zahlen sowie Zi- eine offi zielle Agenturmeldung gemacht ha- dort aufgrund ihr Lebenssituation zu Kampf- tate verdreht und aus dem Zusammenhang ben, ohne zu recherchieren, ob diese richtig maschinen werden. gerissen. Vielleicht hilft dieses Interview ein sind. Das fi nde ich von zwei seriösen Agentu- Pilz: Das ist Quatsch und eine ganz üble, wenig, die Missverständnisse zu beseitigen. ren schon sehr fahrlässig. dümmliche Formulierung, die nicht von mir Stadionwelt: Massive Kritik gibt es aber Stadionwelt: Sie werden in den Berichten mit stammt. Was ich gesagt habe, und das ist be- auch aus Reihen der Fanprojekte, mit denen der Aussage „Die Ultras leben ihren Hass 24 stätigt, dass dort die Auseinandersetzungen Sie bereits seit vielen Jahren zusammenar- Stunden am Tag“ zitiert – wie ist dieses Urteil zum Teil gewalttätiger sind. Zum zweiten ist beiten. Verstehen Sie den Vorwurf der geisti- zu verstehen? bekannt, dass dort prozentual mehr gewalttä- gen Brandstiftung? Pilz: Das müssen Sie die Frankfurter Ultras tig sind als im Westen. Das hat aber auch mit Pilz: Ich kann es, wie schon gesagt, im Bezug fragen, das steht so auf ihrer Homepage, ich Lebensperspektiven zu tun, denn wo soziale auf das, was in der Sportbild und im Kölner habe das nur zitiert und abgeleitet. Zudem Probleme größer sind, ist auch das Gewaltver-

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haben sie sich dort auch offen zur Gewalt be- halten prägnanter. Laut unseren Umfragen be- habe ich früher gemacht, permanent dem kannt. kennen sich im Osten 10 Prozent zur Gewalt, DFB ans Bein pinkeln, woraufhin der DFB Stadionwelt: Es ist doch wissenschaftlich das ist eine deutliche Minderheit, aber mehr gar nicht mehr mit mir gesprochen hat. fragwürdig, eine Aussage, die Sie auf einer als im Westen. Ich kann diesbezüglich im übri- Was habe ich in dieser Zeit erreicht? Gar Internetseite fi nden, in Analysen über die ge- gen auch nur auf das von mir autorisierte In- nichts. Seit ich als Berater fungiere will ich samte Ultra-Szene zu verwenden. Ist es zudem terview in der Sächsischen Zeitung Dresden in Kommissionen Dinge voran bringen. So nicht eine sehr eindimensionale und negative vom 23.04.2005 verweisen. habe ich beispielsweise für DFB und FIFA Darstellung? Viel eher könnte man doch sa- Stadionwelt: Worin besteht Ihr Anliegen, geht ein Gutachten geschrieben, warum Steh- gen, Ultras engagieren sich im positiven Maße es um die Forschung, oder wollen Sie aktiv plätze gebraucht werden, und warum sie sieben Tage die Woche für eine Sache. dazu beitragen, Situationen zu verändern? keine Gefahr darstellen. Man kann daraus Martialisches Artwork Foto: Stadionwelt Pilz: Ich bin Gewaltforscher und da liegt es Pilz: Wenn ich mich nur als Forscher sehen eine Menge machen, zwar gibt es auch wohl nahe, dass man sich mit dieser Proble- würde, hätte ich sicher nicht bereits vor 20 Probleme, die sind aber minimal im Ver- Fanbetreuer und den Szenekundigen Be- Pilz in der Kritik Foto: Stadionwelt matik in erster Linie befasst! Aber unabhängig Jahren das Fußball-Fanprojekt Hannover, das gleich zu dem, was man bewegen kann. Im amten bestens informiert, was auf sie zu- davon: Erstens ist die Frankfurter Szene eine ich im übrigen bis heute wissenschaftlich be- übrigen kann ich das Feindbild DFB, wie es kommt. „Es sind nicht alle gegen mich.“ der bedeutendsten deutschen Gruppen und gleite, gegründet. Wir haben seit dieser Zeit die Fans und Ultras pfl egen, nur schwerlich Die Fans sind – je nach Gewaltbereit- hat Vorbildfunktion. Zweitens haben wir auch viele Aktionen für die Fans und zur Bekämpfung nach vollziehen. Ich wünschte, die Fans schaft – grob in Kategorien von A bis C Unmittelbar nach den Ereignissen in Sloweni- Express kolportiert wurde, nachvollziehen, nur in Interviews mit anderen Gruppen festgestellt, von Gewalt und Rechtextremismus im und um und Ultras würden sich einmal die Mühe eingeteilt, man weiß, ob ein Entlastungs- en berichtete die Sportbild von einer Geheim- waren das weder meine Aussagen noch meine dass es unter Ultras Gewalttätige gibt. Wenn das Stadion gemacht. Meine Forschungspro- machen zu verfolgen, was der DFB gera- zug einrollt, der pöbelnde Horden ankarrt. studie über Ultras, die derzeit von Gunter A. Intention. Wenn man hingegen das Interview dann auf einer Homepage, die auch von jungen jekte sind immer so ausgelegt, anschließend de für Fans tut, und wie sehr er sich auch Wieviele Busse mit welcher Besatzung Pilz, Professor am Institut für Sportwissen- in der Sächsischen Zeitung liest, wird deutlich, Menschen besucht wird, ein Bekenntnis zur in die praktische in dieser Richtung engagiert, übrigens in- unterwegs sind, ist ebenso in aller Regel schaft der Uni Hannover, durchgeführt wird. was in Wahrheit gemeint war. Ich habe mich in- Gewalt zu lesen ist, muss man sich doch kri- Arbeit übergehen itiiert und gefördert durch seinen damali- bekannt. Die Sicherheitsexperten kennen Diese Untersuchung ist in Wahrheit jedoch zwischen mit den Fanprojekten ausgetauscht tisch dazu äußern dürfen. Ich habe jedoch nie zu können. Es gen Präsidenten Egidius Braun und heute ihre Kundschaft genau, grinsen ihre „Pap- alles andere als geheim, viel mehr ist sie und Ihnen entsprechende Erwiderungen zuge- gesagt, dass alle Frankfurter gewalttätig sind. geht mir darum, fortgesetzt durch Dr. Zwanziger. Dass den- penheimer“ bei der Ankunft breit an: „Na Bestandteil einer Studie unter dem Namen schickt. Es gibt Kreative und welche, die auf Gewalt auf der einen Sei- noch viel zu tun ist, wird selbst beim DFB Kollege, heute wieder am Start?“ Man ver- „Zuschauerverhalten im Profi fußball. Notwen- Stadionwelt: Was haben Sie erwartet, wenn aus sind. Da bekennen sie sich zu, das haben te problematische so gesehen. Aber auch Rom ist nicht an bringt letztendlich viel Zeit an den selben digkeiten, Möglichkeiten und Grenzen gesell- Sie unmittelbar nach Slowenien der Sportbild sie vorher nicht getan, daher muss diskutiert Entwicklungen zu einem Tag erbaut worden, und wo so viele Schauplätzen, das verbindet auf eigenarti- schaftlicher Reaktionen“, die vom Bundesinsti- ein Interview geben? War ein solches Ergebnis werden, wie man künftig damit umgeht. stoppen, auf der unterschiedliche Interessen aufeinander ge Weise. tut für Sportwissenschaft in Auftrag gegeben nicht abzusehen? Stadionwelt: Sicherlich besteht Diskussions- anderen Seite jun- stoßen, müssen halt auch Kompromisse Doch die Routine gehört durchbrochen, wurde (www.zip-projekt.de). Ursprünglich war Pilz: Da Sie nicht wissen, wie das abgelaufen bedarf, aber inwiefern ist das überhaupt in ei- ge Menschen in geschlossen werden. was man mit einem munteren Räuber- die Veröffentlichung bereits für Mai geplant, ist, können Sie im nachhinein natürlich eine ner derart hitzigen Situation möglich? ihren Problemen Stadionwelt: Sie vermitteln den Eindruck, und-Gendarm-Spiel verwechseln könnte. Gunter Pilz jedoch ist mit kompletten Ergebnissen erst im solche Frage stellen. Ich befand mich zu dem Pilz: Absolut richtig, aber den Zeitpunkt, ob ernst zu nehmen Kommunikation sei das größte Manko Gelingt es einem Trupp Abenteuerlustiger Spätsommer zu rechnen. Diese werden dann Zeitpunkt auf einer Konferenz in der Türkei, öffentlich darüber diskutiert wird, bestimme und ihnen Freiräume zu schaffen. Es gibt auch Ihrer Arbeit – oder warum werden Sie auf der Pirsch nach des Rivalen Zaunfahne im Rahmen einer Bundespressekonferenz und der Sportbild-Reporter hat immer wieder nicht ich, sondern die Medien. Wenn ich die Grenzen, und da habe ich sicher gegenüber scheinbar immer falsch verstanden? sich abzusetzen? Checken das die Grünen? vorgestellt. Im Anschluss an veröffentlichte nachgefragt, nachdem ich ihn anfangs abge- mir gestellten Fragen nicht beantworte, werden dem Express eine etwas provokante Äußerung Pilz: Das mag sicherlich ein Problem sein, Jedenfalls entfernt man sich besser nicht Teilergebnisse in der Sportbild sowie der dort wimmelt hatte. Er war auf mich aufmerksam halt andere befragt. Nehmen sie den Bericht gemacht, nämlich die, dass es nicht nur Kultur, weil ausführliche Studien und Berichte von allzu weit vom Blaulicht – wer weiß, ob zu lesenden Aussagen wurde Pilz, der sich be- geworden, weil er vom DFB erfahren hatte, von „Frontal 21“, wenn ich da nicht Position sondern auch Knüppel gibt. Damit meinte ich, kaum jemandem gelesen werden. In den nicht eine behelmte Menschenmauer am reits seit mehr als 20 Jahre wissenschaftlich dass ich diese Studie mache. Man versucht bezogen hätte, wäre er in einer ganz ande- dass in dem Moment, in dem die Grenze des Medien besteht die Gefahr, dass verkürzt Ende willkommen Schutz vor aufgebrach- mit Fanthemen beschäftigt, sowohl von Fans ja auch, etwas zur Versachlichung beizutragen, ren Version gesendet worden. Ich habe dort Tolerierbaren überschritten ist, durch staatli- und einseitig berichtet wird. Außerdem ten Revierverteidigern bietet… als auch von Fanprojekten scharf kritisiert. daher fi nde ich es sinnvoll, in so einer Situati- zumindest erreicht, dass sie von dieser allei- che Repression Grenzen gesetzt werden müs- werde ich den Verdacht nicht los, dass hier Derartige Scharmützel am Rande betref- Vorwürfe der geistigen Brandstiftung wurden on etwas zu sagen, denn die Berichterstattung nigen Gewaltschiene weggehen und konnte sen. Dazu stehe ich auch. ein Feindbild oder zumindest Vorurteile be- fen im Durschnitt de facto kaum mehr als laut, Pilz eine einseitige Betrachtungsweise fi ndet in jedem Fall statt. So kann man versu- deutlich machen, dass es eine Minderheit ist. Stadionwelt: Als Wissenschaftler fordern Sie dient werden und deshalb auch immer nur 20 Fans auf beiden Seiten. Ein 50:50 bedeu- vorgeworfen. Stadionwelt sprach mit Gunter chen, die Diskussion in die richtige Richtung Das Problem besteht darin, dass viele Medien öffentlich repressive Maßnahmen, wie bei- das wahrgenommen wird, was in dieses tet heutzutage schon einen Großkampftag. Pilz, der auch als Berater des DFB tätig ist, zu lenken. Wenn es dann in die Hose geht auf Konfrontation aus sind, bei „Frontal 21“ spielsweise im März bei einem Vortrag an der Feindbild oder Vorurteil passt. Kein Vergleich zu früher also, und von über die Vorwürfe. – damit muss man leben. Ich habe mich auch sagt das ja bereits der Name. Die Frage ist Polizeiführungsakademie in Münster. Wären Stadionwelt: Wie stellen Sie sich Ihre Hooligans ist kaum noch die Rede. danach keinen Interviews verweigert, aber die nur, ob man sich dem entziehen kann. Zumal solche Schlussfolgerungen aus den Ergebnis- künftige Arbeit vor? Das Verhältnis zu vie- Stadionwelt: Herr Pilz, für viele Fußballfans Folge ist, dass ich sie nur noch akzeptiere, immer die Hoffnung bleibt, dass zumindest sen Ihrer Forschung nicht viel mehr Aufgabe len Gruppen ist zerrüttet. Polizeiskandal? ist Ihr Name mittlerweile ein rotes Tuch, gan- wenn ich den Text in seiner Gesamtheit lesen ein bisschen von dem rüber kommt, was der von Politik und Polizei? Pilz: Es ist nicht so, dass ich mit allen ze Gruppen schließen künftige Kontakte mit kann, nicht nur bestimmte Aussagen, die dann Wahrheit entspricht. Klappt das nicht, kann Pilz: Jetzt kommen Sie auf den uralten Wert- Gruppen Probleme habe, ich stehe zu eini- Man kann angesichts sozusagen ge- Ihnen kategorisch aus. Wie kam es dazu? möglicherweise in einen anderen Zusammen- man sich hinterher ärgern und daraus lernen. urteilsstreit. Ich fühle mich nicht als jemand, gen immer noch im Kontakt, führe Gesprä- ordneter Verhältnisse als Skandal be- Pilz: Die Entwicklung ist nachvollziehbar, hang gestellt werden. Viel mehr geärgert als Ich werde zumindest in absehbarer Zeit keine der nur forscht, sich im Elfenbeinturm vergräbt che. Es sind nicht alle gegen mich, auch trachten, welche Szenen sich dennoch mit wenn man nur die Texte in der Sportbild ge- der Bild-Artikel hat mich allerdings, dass die Interviews mit der Bildzeitung machen. und aus den Ergebnissen andere die Schlüsse wenn sich manche verweigern. Aber man zunehmender Häu gkeit im Fußballum- lesen hat. Ich kann verstehen, dass sich die dpa und der Sportinformationsdienst die Zah- Stadionwelt: Diskutiert wird die Situation im ziehen lässt. Alle meine Forschungen, und das kann sich auch ein Bild machen, indem feld abspielen (oder inszeniert werden?). Fans falsch behandelt fühlen. Allerdings sind len der Bildzeitung genommen und daraus Osten, Sie werden zitiert, dass die Menschen war immer mein Anliegen, sollen Ergebnisse man ins Stadion geht, die Fanpublikatio- Sogar die Mainzer, deren Bundesligater- die dort von mir genannten Zahlen sowie Zi- eine offi zielle Agenturmeldung gemacht ha- dort aufgrund ihr Lebenssituation zu Kampf- haben, die in der Praxis umgesetzt werden nen liest, die Berichte im Internet und in mine alles andere als als „Risiko-Spiele“ tate verdreht und aus dem Zusammenhang ben, ohne zu recherchieren, ob diese richtig maschinen werden. können. Wenn ich zu einem Ergebnis komme, den Foren verfolgt. Die Fans sind mehr glä- sind, wurden jüngst Opfer dem Verneh- gerissen. Vielleicht hilft dieses Interview ein sind. Das fi nde ich von zwei seriösen Agentu- Pilz: Das ist Quatsch und eine ganz üble, muss ich mich auch dazu bekennen. sern durch ihr eigenes Handeln als durch men nach willkürlicher Aggression sei- wenig, die Missverständnisse zu beseitigen. ren schon sehr fahrlässig. dümmliche Formulierung, die nicht von mir Stadionwelt: Einerseits führen sie mit vielen die Forschung. Zudem leben wir in einer tens der Polizei. Die Vorfälle ereigneten Stadionwelt: Massive Kritik gibt es aber Stadionwelt: Sie werden in den Berichten mit stammt. Was ich gesagt habe, und das ist be- Fans vertrauliche Gespräche, andererseits schnelllebigen Zeit, in einem halben Jahr sich ausgerechnet bei den befreundeten auch aus Reihen der Fanprojekte, mit denen der Aussage „Die Ultras leben ihren Hass 24 stätigt, dass dort die Auseinandersetzungen fungieren sie als Berater von DFB und UEFA, interessiert sich kaum noch jemand für Mönchengladbachern. Aus einer völlig Sie bereits seit vielen Jahren zusammenar- Stunden am Tag“ zitiert – wie ist dieses Urteil zum Teil gewalttätiger sind. Zum zweiten ist sehen Sie da keinen Rollenkonfl ikt? das, was gerade die Gemüter erregt. Wenn harmlosen, missverstandenen Situation beiten. Verstehen Sie den Vorwurf der geisti- zu verstehen? bekannt, dass dort prozentual mehr gewalttä- Pilz: Nein, überhaupt nicht. Als Berater des dann eine Zeitung schreibt, Pilz kritisiert heraus kam es zur Eskalation, ein Lini- gen Brandstiftung? Pilz: Das müssen Sie die Frankfurter Ultras tig sind als im Westen. Das hat aber auch mit DFB muss man nicht zwangsläufi g die Inter- Polizeigewalt, dann wollen mich, vielleicht enbus wurde zum Kriegsschauplatz, auf Pilz: Ich kann es, wie schon gesagt, im Bezug fragen, das steht so auf ihrer Homepage, ich Lebensperspektiven zu tun, denn wo soziale essen der Fans verraten, im Gegenteil. Man etwas überspitzt formuliert, die meisten Ul- dem die Polizei – glaubwürdigsten Aus- auf das, was in der Sportbild und im Kölner habe das nur zitiert und abgeleitet. Zudem Probleme größer sind, ist auch das Gewaltver- kann zwei Dinge machen, das eine, das tras wieder umarmen. sagen zu Folge – mit scharfen Hunden drohte sowie Knüppel und Pfeffer- �

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Kreativ und kämpferisch kommentiert das Stuttgarter Commando Cannstatt die laufende Debatte. Fotos: Lostboys 99

spray einsetzte. In der daraufhin seitens geht man vielleicht doch lieber mit seiner Dialog dringend gefordert des Fanprojekt Mainz e.V. gemeinsam Perle ein Eis essen. mit der Ultraszene Mainz ’01 herausgege- Zu den Medien: Gefährliches Halbwis- Was den Fans bleibt, sind Verlautba- benen Presseerklärung ist unter anderem sen zu verbreiten widerspricht nicht mehr rungen über Verlautbarungen. Auch der nachzulesen: „Gewalt ging an diesem dem Berufsethos. Es hat wohl niemand ein HSV-Supporters Club, „mit fast 20.000 im Tag größtenteils nur von völlig überfor- Problem damit, denn so lange „Hooligans“ HSV organisierten Fans die größte Fan- derten Polizisten aus. Diese Behandlung über dem Beitrag steht, kann man von Sip- organisation Deutschlands“, zeigte sich können wir nur aufs Schärfste verurtei- penhaft bis Lebenslänglich so ziemlich alles jüngst „besorgt über die Entwicklung“: len. Kein Mensch, auch kein Fußballfan, gut heißen. Bundesweit am auffälligsten „Die Medien stürzten sich vor kurzem darf von Seiten der Polizei so behandelt wurde wiederholt die Sport-Bild, wo nach auf die Meldung, dass in der Datei Ge- werden. Gerade im Hinblick auf die WM zunächst brauchbaren Ansätzen im Fan- walttäter Sport inzwischen mehr als 7.000 2006 sollten Forderungen nach härte- Report der Spagat zwischen „Fan-Inspek- Personen erfasst sind. Der Supporters rem Vorgehen gegen Fans grundlegend tor“ und „FUSSBALL BRUTAL“ einfach Club möchte in diesem Zusammenhang überdacht werden und stattdessen in ei- nicht gelingen will. Doch hier erklärt man darauf hinweisen, dass die Anzahl der nen konstruktiven Dialog mit den Fans auch WM-Stadien für untauglich, weil, wie darin enthaltenen Straftäter mittlerweile getreten werden.“ Zuvor heißt es: „Die angeblich in Hannover, auf den Rängen Er- den kleinsten Teil der Datei ausmachen Berichterstattungen, in denen von Hooli- stickungsgefahr drohe. Oder so ähnlich. dürfte“, so ein Passus aus einer Veröf- gans die Rede ist, sind dabei ein Schlag Die Verballhornung durch Massenme- fentlichung im Mai. ins Gesicht der Beteiligten. Frauen, Kin- dien stellt letztendlich die mediale Ohn- Die Fan-Organisationen fordern den der, Fanprojektmitarbeiter und auch der macht der Fans zur Schau – und schürt Ag- Dialog. „Pro Fans“, als vereinsübergrei- Rest der Mainzer Fans sind mit Sicherheit gression. Mit Enthüllungen und Skandalen fender Zusammenschluss ein zentrales keine Hooligans.“ wartet das ZDF-Magazin „Frontal 21“ auf. Sprachrohr der Ultra-Szene, distanzierte Zwei entscheidende Faktoren  nden Doch gerade der investigative Journalismus sich neulich of ziell von Gewalt und setz- hier Erwähnung: Die WM 2006 und die geht am schnellsten nach hinten los, wenn te damit ein wichtiges Zeichen nach außen Rolle der Medien. Zunächst die WM: Von Fakten nicht korrekt recherchiert sind oder wie auch nach innen. Ligaszenarios, sofern sie Ultra-bezogen in falschem Zusammenhang wiedergege- Eine naheliegende These besagt, dass sind, auf die WM zu schließen, ist sinn- ben werden. Schade, dass ausgerechnet auf medial von der Mücke zum Elefanten auf- los. 2006 werden keine rivalisierenden einem seriösen Sendeplatz im Kern durch- geblasene Einzelfälle die Politik unter Zug- Vereine aufeinandertreffen, Karten sind aus zutreffende Aussagen mit Archivbil- zwang setzen – und diese wiederum die für einschlägige Gruppen, wenn über- dern aus der Krawall-Mottenkiste unter- Polizei unter Druck. Das klingt plausibel, haupt, dann nicht in geschlossenen Kon- legt werden, oder die Interview-Aussagen aber niemand will es bestätigen. tingenten verfügbar. Zu teuer sind sie von Mitgliedern der Bremer Eastside au- Nun folgt erst einmal die Sommerpause den meisten auch, und wenn man Karten ßerhalb des eigentlichen Zusammenhangs … mit willkommener Abkühlung? ��Ingo für Australien gegen Tunesien erwischt, einge ickt auf den Monitoren  immern. Partecke

Gemeinsame Aktion der Stuttgarter… Fotos: WoRü …und Münchner Fotos: Lostboys 99

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„Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit muss beachtet werden“

wieder eine Gratwanderung, denn anderer- Rolf Gössner: Da sind zuerst die Aufent- seits darf es nicht so weit kommen, dass die haltsverbote, die problematisch sind, weil Polizei bestimmte Sportereignisse dominiert, sie zu „Zwecken der Gefahrenabwehr“ ge- Grundrechte von vielen unbescholtenen Fans gen potenzielle Störer/Straftäter, anders suspendiert oder verletzt und letztlich polizei- als bloße Platzverweise, großfl ächig – für staatlich agiert. Diese Gefahr ist gerade im bestimmte Verbotszonen oder gar für gan- Foto: Heide Schneider- Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeis- ze Stadtteile – und längerfristig – für Tage, Sonnemann terschaft 2006 in Deutschland nicht von der Wochen oder gar Monate – verhängt werden Hand zu weisen. Wie es aussieht, wird dieses können. Kommen die Betroffenen dem Auf- Dr. Rolf Gössner, Rechtsanwalt und Publizist, herausragende Ereignis zu einem grandiosen enthaltsverbot nicht nach, können Zwangs- ist seit 2003 Präsident der „Internationalen Exerzierfeld für Polizeistrategen, die alle Re- mittel bzw. Zwangsgelder angedroht und Liga für Menschenrechte“, Mitherausgeber gister polizeilichen Präventiv- und Repressiv- verhängt werden. Oder aber sie landen zur des „Grundrechte-Reports“ und Mitglied handelns ziehen werden. Deshalb ist es über- Durchsetzung des Aufenthaltsverbots in po- in der Jury zur Vergabe des „BigBrother aus wichtig, frühzeitig öffentliche Aufklärung lizeilichem Gewahrsam. Bei der Verhängung Awards“. In zahlreichen Beiträgen und Buch- und zivilgesellschaftliche Fanarbeit zu leis- und Durchsetzung von Aufenthaltsverboten veröffentlichungen hat er sich mit Themen ten, um auch der Gefahr entgegenzuwirken, wird häufi g der Grundsatz der Verhältnis- wie Sicherheitspolitik, Bürgerrechten und dass aus den Fußball-Weltmeisterschaften mäßigkeit verletzt, was die Maßnahme der Polizei auseinander gesetzt. Stadionwelt eine deutsche Polizei-Weltmeisterschaft wird. rechtswidrig macht. Deshalb lohnt sich sprach mit ihm über die zu erwartenden Si- Die Welt wird sicherlich auch insoweit mit Auf- auch vielfach der Gang vor das zuständige cherheitsmaßnahmen zur Fußball-WM. merksamkeit auf Deutschland blicken. Verwaltungsgericht. Entscheidend wird sein, auf welche Art und Stadionwelt: In den Sicherheitskonzepten Weise die Polizei die ihr zur Verfügung ste- für die WM ist unter anderem von Platzver- henden Maßnahmen anwendet. Die Polizei weisen, Meldeaufl agen und Ingewahrsam- darf in einem demokratischen Rechtsstaat nahmen zu lesen. Wie sind die Instrumente Polizeigewalt nur dosiert anwenden, sie ist einzuschätzen? prinzipiell zur Deeskalation und dem Ver- Rolf Gössner: All diese polizeilichen Maß- fassungsprinzip der Verhältnismäßigkeit nahmen zur Gefahrenabwehr sind nicht verpfl ichtet. Das heißt: Es muss immer neu. Es handelt sich um Standardmaßnah- eine Abwägung stattfi nden zwischen dem men, die größtenteils in den Polizeigeset- Grad der Gefahr, die im Einzelfall droht, und zen des Bundes und der Länder geregelt der Schwere des Eingriffs in Grundrechts- sind. Selbstverständlich muss die Polizei positionen Einzelner oder ganzer Gruppen. Nicht kopfl os handeln... Foto: Stadionwelt auf sportliche Großereignisse vorbereitet Es besteht aber immer die Gefahr, dass in sein, insbesondere auf solche, bei denen bestimmten aufgeheizten Situationen die Stadionwelt: Ein weitergehender Schritt ist es erfahrungsgemäß immer wieder zu Ge- Polizei „über die Stränge“ schlägt und unver- die Ingewahrsamnahme zur Gefahrenab- waltszenen kommt. Allerdings werden etwa hältnismäßig agiert oder reagiert. In solchen wehr. im Zusammenhang mit Fußballspielen Situationen sind dann durchaus auch Poli- Rolf Gössner: Die Ingewahrsamnahme bzw. und Fußballfans – massenmedial und auf zeiübergriffe beziehungsweise Misshandlun- der Unterbindungsgewahrsam potenzieller parteipolitischer Ebene – oft Gefahrensze- gen von Personen zu befürchten, wie wir sie Störer/Straftäter zur Gefahrenabwehr ist narien gezeichnet, die mit der Realität nur immer wieder erleben müssen. klassische Vorbeugehaft gegen Unschuldi- noch wenig zu tun haben. Mit der fatalen Stadionwelt: Demnach müssen nicht nur ge- ge, da gegen den Betroffenen in aller Regel Folge, dass damit dann mit schöner Regel- walttätige Fans damit rechnen, beim Fußball kein Straftatverdacht besteht. Das macht mäßigkeit überzogene Polizeivorkehrungen, mit Polizeimaßnahmen in Kontakt zu kom- die Maßnahme, mit der mögliche künftige Gesetzesverschärfungen und extensive men? Wie sollte man sich verhalten? Straftaten verhindert werden sollen, so pro- staatliche und auch private Kontroll- und Rolf Gössner: Gerade friedfertige Fans soll- blematisch. Denn die Prognoseentschei- Überwachungsmaßnahmen legitimiert wer- ten sich mit den unterschiedlichen polizeili- dung der Polizei, die betreffende Person den. In diesem Zusammenhang spielen chen Möglichkeiten, in die sie geraten könn- könnte künftig Straftaten oder bestimmte etwa die Datei „Gewalttäter Sport“ oder ten, vertraut machen und sich auch schon Ordnungswidrigkeiten begehen, ist kaum die RIFD-Chips auf Tickets, die der Über- mal damit befassen, wie man sich rechtlich verifi zierbar. Wegen der Schwere des Ein- wachung dienen können, eine besondere zur Wehr setzen kann. Denn vielfach ist ent- griffs in Freiheits- und Persönlichkeitsrechte Rolle, die unter datenschutzrechtlichen As- scheidend, wie man sich im Falle der Konfron- der Betroffenen muss hier ganz besonders pekten höchst problematisch ist. Vor allem tation vor Ort verhält. So stellen sich etwa penibel der Grundsatz der Verhältnismäßig- spüren die Betroffenen diese Maßnahmen Gedächtnisprotokolle und die Ermittlung von keit beachtet werden, was jedoch häufi g nicht, die aber weitreichende Auswirkungen möglichen Zeugen der Ereignisse als hilfreich nicht geschieht. Unterbindungsgewahrsam auf ihr Dasein haben können. heraus, um die eigenen Rechte später besser darf prinzipiell nur kurzfristig und vorläufi g Stadionwelt: Welche Gefahren bestehen verfolgen und durchsetzen zu können – sei es verhängt werden; er bedarf grundsätzlich, für Fußballfans? zur Verteidigung oder aber zur rechtlichen Ge- wie jede Freiheitsentziehung, der richterli- Rolf Gössner: Zwar ist die Polizei gesetzlich genwehr. Im Zweifel ist der Gang zur Anwältin chen Entscheidung. verpfl ichtet, potenzielle Gefahren schon im oder zum Anwalt angesagt. Vorfeld zu verhindern, Gewalttaten zu ahn- Stadionwelt: Worauf müssen sich die Fans Internet: den und dazu die Gewalttäter zu ermitteln. einstellen, und wie sind die Maßnahmen aus www.rolf-goessner.de. Aber das polizeiliche Vorgehen ist immer juristischer Sicht zu beurteilen? www.bigbrotherawards.de

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s020-029 Titelthema_stefan.indd Abs1:25 24.05.2005 20:54:36 Titel Besser, aber (noch) nicht gut Es hat lange gedauert. Als dann kaum noch jemand damit gerechnet hat, wurden die geänderten Stadionverbotsrichtlinien vorgestellt. Die Reaktionen aus Fankreisen sind zurückhaltend. Wirklich zufrieden ist niemand, aber immerhin wurde ein Teil der For- derungen umgesetzt.

intracht Frankfurt hat den Aufstieg (NKSS) verp ichteten sich die Vereine Die Meinungen wurden zwar gehört, in die Erstklassigkeit geschafft, der ersten drei Ligen, die zuvor lediglich geändert hat sich jedoch lange Zeit we- Edas Kapitel 2. Liga und die Saison lokal vom jeweiligen Hausrechtsinhaber nig. Auf einer Tagung zum zehnjährigen 2004/05 sind abgeschlossen. Sportlich zu- ausgesprochenen Stadionverbote künftig Bestehen der Bundesarbeitgemeinschaft mindest. Denn der 27. Spieltag ist für die auch auf ihre Spielstätten auszuweiten. Fanprojekte (BAG) im Mai 2004 in Le- Fans der Eintracht noch lange nicht vorbei, Die Adressdaten der Personen, die bis verkusen deutete sich erstmals an, dass das Gastspiel bei LR Ahlen erregt noch zu fünf Jahre keine Fußballspiele mehr Bewegung in die Frage kommen könnte. heute die Gemüter. Die Rangeleien im besuchen dürfen, sind seither in einer Heinrich Bernhard, Mitglied der DFB- Block und im Stadion, offensichtlich ausge- bundesweiten Datenbank gespeichert Sicherheitskomission, räumte ein, dass löst durch einen überharten Polizeieinsatz und werden den Vereinen regelmäßig der DFB bestimmte Punkte noch einmal (Stadionwelt berichtete), sind nicht ohne Fol- zugeschickt. überdenken müsse. Thomas Schneider gen geblieben. Bereits zehn Eintracht-Fans Von den sozialpädagogischen Fanpro- von der Koordinationsstelle Fanprojekte erhielten Stadionverbote, weiteren 50 dro- jekten sowie Fanvertretern und Fan-inita- (KOS) begrüßte diese Aussage als einen hen Ermittlungsverfahren und ebenfalls tiven wurden die Richtlinien immer wie- Schritt in die richtige Richtung und for- Stadionverbote – von Sommerpause kann der kritisiert: Zu wenig Transparenz, zu derte, dass nun Taten folgen müssten. in Frankfurt keine Rede sein. wenig Berücksichtigung des Einzelfalls, Reizthema Bundesweites Stadionver- unverhältnismäßig lange Strafen, kein Frankfurter Kreis bot – kaum etwas wird in Fankreisen so rechtsstaatliches Verfahren und in den sehr diskutiert. Proteste gegen ausgespro- allermeisten Fällen nicht mal ein Anhö- Bereits drei Monate später war es so chene Verbote zogen sich wie ein roter rungsrecht, das dem Verbot vorausgeht. weit: In Frankfurt fand ein Gipfeltref- Faden durch die abgelaufene Spielzeit. In Die Proteste waren äußerst vielfältig: Mit fen mit Vertretern des DFB, der DFL, den 90er Jahren wurde dieses Instrument Flugblättern, Transparenten oder der der Sicherheitsbeauftragten der Vereine, eingeführt, um die Gewalt beim Fußball Kampagne „in dubio pro Fans“ wurde der Fanbeauftragten und der Fanpro- einzuschränken. Im Rahmen des Na- versucht, die Öffentlichkeit für dieses jekte statt. Die unabhängige Fanseite tionalen Konzepts Sport und Sicherheit Thema zu sensibilisieren. war durch Gregor Weinreich (Pro Fans) und Wilko Zicht (BAFF) vertreten. Die wichtigste Forderung, die im Vorfeld Stadionverbots-Richtlinien: erarbeitet wurden war, bestand in der ausdrücklichen Verankerung eines An- Die wichtigsten Änderungen im Überblick hörungsverfahrens in den Richtlinien, um dem Betroffenen die Möglichkeit zu geben, zu den Vorwürfen Stellung zu be- DAUER: Die bisherigen Standardfristen für Aussetzung (gegen Aufl agen) erreichen, ziehen und die Vereine zu zwingen, sich bundesweite Stadionverbote (drei Jahre, in wenn er sich einsichtig zeigt, bisher nicht mit seinem Fall ernsthaft zu beschäfti- besonders schweren Fällen fünf Jahre) gel- als „Wiederholungstäter“ aufgefallen war gen. Darüber hinaus sollte bei der Dau- ten künftig als HÖCHSTMASSE. Die Richt- und „die hohe Wahrscheinlichkeit bietet, er der Verbote deutlich mehr Spielraum linien erlauben also nun auch wesentlich dass er sich zukünftig sicherheitskonform gegeben werden, die Rolle des Bezugs- kürzere Stadionverbote. verhalten wird“. Bei dieser Entscheidung vereins, als des Klubs, dessen Anhänger sollen neben der Polizei auch das Fanpro- der Betroffene ist, gestärkt werden. Eine NACHTRÄGLICHE ANHÖRUNG I: Ein Be- jekt und der Fanbeauftragter seines Ver- Sonderregelung für jugendliche Ersttäter troffener ist nach Festsetzung des Stadion- eins einbezogen werden. Bei Jugendlichen war ebenfalls Bestandteil der Forderun- verbots auf seinen Wunsch hin anzuhören. kann ihr Alter berücksichtigt werden. gen. Der Deutsche Fußballbund und die Für die Aufhebung des Stadionverbots wird DFL sagten eine Prüfung der angespro- von ihm allerdings verlangt, dass er nach- VERFAHRENSEINSTELLUNG: Die neu- chene Punkte zu. Spätestens nach dem weist, nicht sicherheitsbeeinträchtigend en Richtlinien stellen klar, dass ein Sta- DFB-Bundestag im Oktober solle damit aufgetreten zu sein. dionverbot aufzuheben ist, wenn das zu- begonnen werden, Ergebnisse wurden grundeliegende Stadionverbot mangels bereits zum Ende der Hinrunde in Aus- NACHTRÄGLICHE ANHÖRUNG II: Erhält hinreichenden Tatverdachts von der Staats- sicht gestellt. der aussprechende Verein das bundeswei- anwaltschaft eingestellt wird. Andere Ein- Auch nach dem Treffen in Frankfurt te Stadionverbot aufrecht, kann der Betrof- stellungsgründe (fehlendes öffentliches ließen die Proteste nicht nach. Am sech- fene nach Ablauf der Hälfte seines Sta- Interesse, Einstellung gegen Aufl agen etc.) sten und siebten Spieltag der Saison dionverbots eine (ggf. erneute) Anhörung reichen hierzu nicht aus. fanden in zahlreichen Stadien Aktionen beantragen. Auch ohne den ursprünglichen statt. Auf großen Bannern war der Spruch Tatvorwurf zu widerlegen, kann der Betroffe- DIE KOMPLETTEN RICHTLINIEN fi nden „Jeder Kriminelle hat mehr Rechte – Für ne nun eine Aufhebung, Reduzierung oder sich im Internet unter www.dfb.de Anhörungsrecht bei Stadionverbot“ zu lesen. Die Aktion sorgte beim DFB für

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s020-029 Titelthema_stefan.indd Abs1:26 24.05.2005 20:55:20 Titel Titel

Verstimmung, da er aufgrund der zu- gesagten Überarbeitung der Richtlinien Besser, aber (noch) nicht gut nicht mit weiteren Protesten gerechnet „Das Erreichte nicht schlecht reden“ hatte. „Wir wollten noch mal ein Zeichen Interview mit Ralf Busch (Bundesarbeitsgemeinschaft Fanprojekte) Es hat lange gedauert. Als dann kaum noch jemand damit gerechnet hat, wurden die setzen, wie wichtig es uns ist, dass nach geänderten Stadionverbotsrichtlinien vorgestellt. Die Reaktionen aus Fankreisen sind Jahren der Stagnation endlich Bewegung Die Bundesarbeits- umgesetzt. Gerade bei jugendlichen Ersttä- in die Sache kommt und darüber hinaus gemeinschaft Fan- tern sollte aber die Möglichkeit bestehen, im zurückhaltend. Wirklich zufrieden ist niemand, aber immerhin wurde ein Teil der For- die Öffentlichkeit weiter sensibilisieren“, projekte (BAG) hat Rahmen aktiver Betreuung erst einmal kein derungen umgesetzt. erklärte damals David Barr, der an der sich seit Jahren Verbot zu verhängen. Es fehlt die Möglich- Organisation des Protestes beteiligt war. für eine Änderung keit, das Verbot unter gewissen Umständen intracht Frankfurt hat den Aufstieg (NKSS) verp ichteten sich die Vereine Die Meinungen wurden zwar gehört, der Stadionverbots- zur Bewährung auszusetzen. Nun kann erst in die Erstklassigkeit geschafft, der ersten drei Ligen, die zuvor lediglich geändert hat sich jedoch lange Zeit we- Monatelange Verspätung richtlinen einge- nach dem Ablauf der Hälfte der Zeit darüber Edas Kapitel 2. Liga und die Saison lokal vom jeweiligen Hausrechtsinhaber nig. Auf einer Tagung zum zehnjährigen setzt. Ralf Busch verhandelt werden. Das ist für einen Fan, 2004/05 sind abgeschlossen. Sportlich zu- ausgesprochenen Stadionverbote künftig Bestehen der Bundesarbeitgemeinschaft Zum Jahreswechsel waren die Ände- vom Fanprojekt der zu Unrecht fünf Jahre erhalten hat, ein mindest. Denn der 27. Spieltag ist für die auch auf ihre Spielstätten auszuweiten. Fanprojekte (BAG) im Mai 2004 in Le- rungen noch immer nicht fertig, erst Ende Berlin ist Sprecher schwacher Trost. Fans der Eintracht noch lange nicht vorbei, Die Adressdaten der Personen, die bis verkusen deutete sich erstmals an, dass April erfolgte die Veröffentlichung. Das Ralf Busch der BAG. Stadionwelt: Welche positiven Änderungen das Gastspiel bei LR Ahlen erregt noch zu fünf Jahre keine Fußballspiele mehr Bewegung in die Frage kommen könnte. Ergebnis kann aus Fansicht bestenfalls als gibt es? heute die Gemüter. Die Rangeleien im besuchen dürfen, sind seither in einer Heinrich Bernhard, Mitglied der DFB- Unentschieden gewertet werden. Verbes- Stadionwelt: Die neuen Stadionverbotsricht- Busch: Die Vereine, die sich um ihre Fans Block und im Stadion, offensichtlich ausge- bundesweiten Datenbank gespeichert Sicherheitskomission, räumte ein, dass serungen wurden erreicht, viele Forderun- linien liegen vor, wie lautet das Fazit? kümmern, haben jetzt etwas bessere Mög- löst durch einen überharten Polizeieinsatz und werden den Vereinen regelmäßig der DFB bestimmte Punkte noch einmal gen aber nicht umgesetzt, was sich aber in Busch: Leider ist nicht der große Wurf ge- lichkeiten zu differenzieren, da in den Richt- (Stadionwelt berichtete), sind nicht ohne Fol- zugeschickt. überdenken müsse. Thomas Schneider einigen Fällen bereits bei der Gesprächs- lungen, den wir erhofft hatten. Das deutete linien in Bezug auf die Dauer der Verbote gen geblieben. Bereits zehn Eintracht-Fans Von den sozialpädagogischen Fanpro- von der Koordinationsstelle Fanprojekte runde vor knapp einem Jahr abzeichnete. sich jedoch bereits zuvor in den Verhandlun- nun von „höchstens“ die Rede ist. Vereine, erhielten Stadionverbote, weiteren 50 dro- jekten sowie Fanvertretern und Fan-inita- (KOS) begrüßte diese Aussage als einen „Mehr war angesichts der immer absur- gen an. Die Positionen waren einfach zu ge- die eine harte Linie vertreten, fi nden jedoch hen Ermittlungsverfahren und ebenfalls tiven wurden die Richtlinien immer wie- Schritt in die richtige Richtung und for- der werdenden Sicherheitshysterie wohl gensätzlich. Man sollte das Erreichte jedoch weiterhin genug Schlupfl öcher, um den al- Stadionverbote – von Sommerpause kann der kritisiert: Zu wenig Transparenz, zu derte, dass nun Taten folgen müssten. nicht zu erwarten. Jetzt sind die Vereine nicht zu schlecht reden. Allein die Tatsache, ten Kurs zu fahren. Letztlich wird die Praxis in Frankfurt keine Rede sein. wenig Berücksichtigung des Einzelfalls, am Zug. Sie müssen nun zeigen, ob sie dass der DFB sich zusammengesetzt hat zeigen, wie die neuen Richtlinien umgesetzt Reizthema Bundesweites Stadionver- unverhältnismäßig lange Strafen, kein Frankfurter Kreis die neuen Spielräume dazu nutzen, mit und dass Vorschläge übernommen wurden, werden. Die Arbeit muss vor Ort gemacht bot – kaum etwas wird in Fankreisen so rechtsstaatliches Verfahren und in den dem Thema verantwortungsvoller und ist ein erster Erfolg und sollte für die Zukunft werden, von den Fans und den Fanprojekt- sehr diskutiert. Proteste gegen ausgespro- allermeisten Fällen nicht mal ein Anhö- Bereits drei Monate später war es so gerechter umzugehen. Dazu müssten sie ermutigen, weiter dran zu bleiben und offen lern. Diese müssen die Vereine sensibilisie- chene Verbote zogen sich wie ein roter rungsrecht, das dem Verbot vorausgeht. weit: In Frankfurt fand ein Gipfeltref- die meisten Stadionverbote künftig nicht Gespräche einzufordern. ren und den Spielraum auszunutzen. Faden durch die abgelaufene Spielzeit. In Die Proteste waren äußerst vielfältig: Mit fen mit Vertretern des DFB, der DFL, mehr in Jahren, sondern in Monaten be- Stadionwelt: Welche Forderungen wurden Stadionwelt: Wie werden die Fans auf die den 90er Jahren wurde dieses Instrument Flugblättern, Transparenten oder der der Sicherheitsbeauftragten der Vereine, messen. Auch das Anhörungsrecht ist na- nicht umgesetzt? Änderungen reagieren? eingeführt, um die Gewalt beim Fußball Kampagne „in dubio pro Fans“ wurde der Fanbeauftragten und der Fanpro- türlich nur etwas wert, wenn es von den Busch: Da die meisten Verbote auswärts Busch: Das ist schwer einzuschätzen. Sie einzuschränken. Im Rahmen des Na- versucht, die Öffentlichkeit für dieses jekte statt. Die unabhängige Fanseite Vereinen ernst genommen wird“, erklärt ausgesprochen werden, ist es bedauerlich, haben mehr erwartet, und es sind viele Din- tionalen Konzepts Sport und Sicherheit Thema zu sensibilisieren. war durch Gregor Weinreich (Pro Fans) Wilko Zicht vom Bündnis Aktiver Fuß- dass die Rolle des Bezugsvereins nicht ge, die fair gewesen wären, nicht umgesetzt und Wilko Zicht (BAFF) vertreten. Die ballfans (BAFF), der bereits im vergange- gestärkt wurde. Denn dieser kennt den Be- worden. Vor allem wurde eine Aufhebung wichtigste Forderung, die im Vorfeld nen Jahr an der Sitzung in Frankfurt teil- troffenen besser und sollte gemeinsam mit des Stadionverbots bei einer Einstellung des Stadionverbots-Richtlinien: erarbeitet wurden war, bestand in der genommen hatte. „Ärgerlich ist, dass der dem Fanprojekt eine Prognose abgeben kön- Ermittlungsverfahrens nach Paragraph 153, ausdrücklichen Verankerung eines An- DFB sich nicht dazu durchringen konnte, nen, wie dieser sich entwickelt. Hingegen also wegen Geringfügigkeit, nicht aufgenom- Die wichtigsten Änderungen im Überblick hörungsverfahrens in den Richtlinien, den Vereinen die Möglichkeit zu geben, wird beispielsweise der LR Ahlen kaum die men. Viel mehr ist eine Einstellung nach um dem Betroffenen die Möglichkeit zu eigene Fans, die von anderen Vereinen Entwicklung eines Frankfurters, dem er Sta- 170, also aus Mangel an Beweisen, nötig. geben, zu den Vorwürfen Stellung zu be- ein Stadionverbot bekommen haben, bei dionverbot erteilt hat, beurteilen können. Das widerspricht der Praxis, weil eine Ein- DAUER: Die bisherigen Standardfristen für Aussetzung (gegen Aufl agen) erreichen, ziehen und die Vereine zu zwingen, sich Heimspielen auf Bewährung ins Stadion Stadionwelt: DFB-Sicherheitsbeauftragter stellung nach 170 immer suggeriert, dass bundesweite Stadionverbote (drei Jahre, in wenn er sich einsichtig zeigt, bisher nicht mit seinem Fall ernsthaft zu beschäfti- zu lassen. Hierdurch ließen sich etliche Sengle sieht die Gefahr, dass bei eine Über- die Polizei nicht richtig ermittelt hat. Daher besonders schweren Fällen fünf Jahre) gel- als „Wiederholungstäter“ aufgefallen war gen. Darüber hinaus sollte bei der Dau- Streitfälle vermeiden, die immer wieder tragung auf die Bezugsvereine der Druck werden, damit beide Seiten ihr Gesicht wah- ten künftig als HÖCHSTMASSE. Die Richt- und „die hohe Wahrscheinlichkeit bietet, er der Verbote deutlich mehr Spielraum zu Unmut in den Fanszenen führen, was durch die eigenen Anhänger zu groß werden ren, die meisten Verfahren lediglich wegen linien erlauben also nun auch wesentlich dass er sich zukünftig sicherheitskonform gegeben werden, die Rolle des Bezugs- auch unter Sicherheitsaspekten bedenk- könnte. Geringfügigkeit eingestellt. Für Jugendliche kürzere Stadionverbote. verhalten wird“. Bei dieser Entscheidung vereins, als des Klubs, dessen Anhänger lich ist. Wenn dem DFB etwas daran liegt, Busch: Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass ist schwer zu vermitteln, dass sie nicht ver- sollen neben der Polizei auch das Fanpro- der Betroffene ist, gestärkt werden. Eine Stadionverboten zu mehr Akzeptanz bei diese Ängste begründet sind. In Gesprächen urteilt werden, das Stadionverbot aber trotz- NACHTRÄGLICHE ANHÖRUNG I: Ein Be- jekt und der Fanbeauftragter seines Ver- Sonderregelung für jugendliche Ersttäter den Fans zu verhelfen, sollte er hier unbe- mit Jugendlichen und Fanvertretern wurde dem nicht aufgehoben wird. troffener ist nach Festsetzung des Stadion- eins einbezogen werden. Bei Jugendlichen war ebenfalls Bestandteil der Forderun- dingt nachbessern“ so Zicht weiter. deutlich, dass diese sehr wohl einsehen, Stadionwelt: Wie können Vereine animiert verbots auf seinen Wunsch hin anzuhören. kann ihr Alter berücksichtigt werden. gen. Der Deutsche Fußballbund und die Zum 1. Juni 2005 sind die Richtlini- dass jemand, der sich daneben benimmt, werden, die Richtlinien auszunutzen? Für die Aufhebung des Stadionverbots wird DFL sagten eine Prüfung der angespro- en of ziell in Kraft getreten, spätestens auch die Konsequenzen tragen muss. Bei Busch: Ich denke, die Fans vor Ort werden von ihm allerdings verlangt, dass er nach- VERFAHRENSEINSTELLUNG: Die neu- chene Punkte zu. Spätestens nach dem nach dem ersten Spieltag der kommen- den Fans ist ein verantwortungsvoller Um- versuchen, dass sich der Verein mit ihnen weist, nicht sicherheitsbeeinträchtigend en Richtlinien stellen klar, dass ein Sta- DFB-Bundestag im Oktober solle damit den Saison beginnt der Test ihrer All- gang mit diesem Thema festzustellen. Sie zusammensetzt. Sie werden weiter konstant aufgetreten zu sein. dionverbot aufzuheben ist, wenn das zu- begonnen werden, Ergebnisse wurden tagstauglichkeit. Bis dahin wird man wollen keinen Freibrief für ihr Verhalten. für ihre Rechte eintreten. Vereine, die auf grundeliegende Stadionverbot mangels bereits zum Ende der Hinrunde in Aus- sich auch auf Vereinsseite mit den juri- Stadionwelt: Welche Forderungen sind dar- ihre Fans angewiesen sind, geben sich jetzt NACHTRÄGLICHE ANHÖRUNG II: Erhält hinreichenden Tatverdachts von der Staats- sicht gestellt. stischen Feinheiten der verschiedenen über hinaus nicht umgesetzt worden? schon Mühe. Jedoch kommt hinzu, dass die der aussprechende Verein das bundeswei- anwaltschaft eingestellt wird. Andere Ein- Auch nach dem Treffen in Frankfurt Paragraphen vertraut machen müssen. Busch: Die Anhörung vor der Aussprache Richtlinien für den Laien immer komplizier- te Stadionverbot aufrecht, kann der Betrof- stellungsgründe (fehlendes öffentliches ließen die Proteste nicht nach. Am sech- Der DFB hat die Klubs aufgefordert, je- des Stadionverbots ist leider nicht aufge- ter werden, so dass der eine oder andere fene nach Ablauf der Hälfte seines Sta- Interesse, Einstellung gegen Aufl agen etc.) sten und siebten Spieltag der Saison weils eine Person zu benennen, die für nommen wurden, ich sehe es aber als Er- Vereinsvertreter überfordert sein dürfte. Wir dionverbots eine (ggf. erneute) Anhörung reichen hierzu nicht aus. fanden in zahlreichen Stadien Aktionen Stadionverbote zuständig ist. Eine feste folg, dass künftig Überhaupt die Möglichkeit müssen abwarten, ob sich die Mühe ge- beantragen. Auch ohne den ursprünglichen statt. Auf großen Bannern war der Spruch Verantwortlichkeit ist in jedem Fall ein der Anhörung eingeräumt wird. Auch die von macht wird, diese richtig zu lesen. Um Ver- Tatvorwurf zu widerlegen, kann der Betroffe- DIE KOMPLETTEN RICHTLINIEN fi nden „Jeder Kriminelle hat mehr Rechte – Für erster Schritt zu mehr Transparenz. Al- uns gewünschte Unterscheidung zwischen besserungen zu erreichen wird Druck nötig ne nun eine Aufhebung, Reduzierung oder sich im Internet unter www.dfb.de Anhörungsrecht bei Stadionverbot“ zu les Weitere werden die Fans vor Ort ge- Erwachsenen und Jugendlichen wurde nicht sein. lesen. Die Aktion sorgte beim DFB für naustens verfolgen (müssen). ��

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s020-029 Titelthema_stefan.indd Abs1:26 24.05.2005 20:55:20 s020-029 Titelthema_stefan.indd Abs1:27 24.05.2005 20:55:51 Titel „Wir haben klare Konzepte“ Stadionwelt sprach mit dem DFB-Sicherheitsbeauftragten Dr. h.c. Alfred Sengle über die Entwicklung von Fußball-Gewalt, Forderungen nach schärferen Gesetzen, die neuen Stadionverbotsrichtlinien und das Verhältnis zwischen Fans und dem DFB.

Stadionwelt: Die Berichterstattung nach Grenze zwischen positiven und negati- Dr. h.c. Sengle: Man muss ganz klar diffe- den Vorfällen in Slowenien vermittelte in ven Emotionen oft  ießend. Insgesamt ist renzieren. Die Polizeikosten stehen in Zu- der Öffentlichkeit den Eindruck, das Pro- die Szene außerordentlich heterogen. Ich sammenhang mit dem staatlichen Sicher- blem der Fußballgewalt sei außer Kontrolle betone daher: Die Großzahl der Fans ist heits- und Gewaltmonopol. Nur der Staat geraten. Wie beurteilen Sie die Situation? nicht an Ausschreitungen beteiligt, aber ist berechtigt, die Ordnungsgewalt auszu- Dr. h.c. Sengle: Die Frage so gestellt, kann es besteht die Gefahr der Solidarisierung üben. Die Handlungsmöglichkeiten für ich lediglich das ungeheure Medienin- mit der gewaltbereiten Seite. einen Verein oder dessen Security-Kräfte teresse bestätigen. Die Vorfälle können Stadionwelt: Hat sich die Einschätzung sind insofern limitiert. Es handelt sich um jedoch in dieser Form nicht auf die Situa- der Sicherheitslage durch die aktuellen eine Sache der Polizei, der Staatsanwalt- tion in Deutschland übertragen werden Ereignisse geändert? schaften, der Gerichte, also sind Polizei- und waren auch keine vollkommen neue Dr. h.c. Sengle: Nein, wir haben klare kosten Sache des Staates. Das steht bei der Erscheinung. Zudem hatten wir bereits Konzepte und müssen das Rad jetzt nicht gegebenen Gesetzeslage unveränderlich im Vorfeld Erkenntnisse, dass viele ge- neu er nden. Wenn wir Ursachen analy- fest. Dies gilt übrigens für alle Arten von waltbereite Fans ohne Karten in das nahe sieren um festzustellen, ob es etwas zu Veranstaltungen, wie beispielsweise For- gelegene Land fahren werden. Durch die mel 1-Rennen, Konzerte, die Love Parade Situation und die Abläufe vor Ort wurde oder das Deutsche Turnfest. Da steht die die Eskalation begünstigt. Die Ereignisse Polizei am Rande bereit, also entstehen haben mich betroffen gemacht, aber nicht Kosten. Da lässt sich kaum eine Änderung überrascht, und sie stellen auch keine allein für den Fußball herauslösen. Trotz- neue Qualität dar. dem bekennt sich der DFB zu seiner Mit- Stadionwelt: Welche Entwicklung hat die verantwortung, beteiligt sich im Rahmen Fußballgewalt in den letzten Jahren ge- der Drittel nanzierung an der sozialprä- nommen? ventiven Fanbetreuung, laut Jugendsozi- Dr. h.c. Sengle: Bei Länderspielen gibt es algesetz eine öffentliche Aufgabe. Es kann nur noch sehr wenige Auseinanderset- auch kein reines Fußballproblem sein, zungen, Negativbeispiele bleiben hier denn unstreitig hat in vielen gesellschaftli- allerdings wegen der erhöhten Aufmerk- chen Bereichen die Gewalt zugenommen, samkeit in besonderer Erinnerung. Die etwa in der Schule oder in der Familie. Gesamtzahl fußballbezogener Straftaten Besonders unter jungen Menschen ist die ist den letzten Jahren etwa gleich geblie- Schwelle niedriger geworden. Zusätzliche ben. Auch die jüngsten Vorkommnisse Probleme bei der Ausbildung und mit der aus der 2. Liga sind da nichts Neues. Jugendarbeitslosigkeit führen zu Fruster- Insgesamt hat sich die Situation in den scheinungen, da kann dann auch ein Fuß- Stadien eindeutig gebessert, die Maßnah- Dr. Sengle Foto: Württ. Fußballverband ballspiel Anlass zur Gewalt geben. men haben Wirkung gezeigt. Stadionwelt: Gerade wurden die überarbei- Ausgangspunkt für all unsere Sicher- tun gibt, darf dies nicht als Symptom von teten Stadionverbotsrichtlinien vorgestellt. heitsfragen waren Vorgänge in den 80er De ziten verstanden werden; dieser Ein- Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden? Jahren, ganz besonders die Katastrophe druck wurde allerdings gelegentlich ver- Dr. h.c. Sengle: Es handelt sich zum einen von Heysel. Solche Vorgänge sind heute mittelt. Die Sicherheitskonzepte müssen um ganz harmlose redaktionelle Ände- allein schon aufgrund baulicher Verbes- nicht verschärft, der vorhandene Katalog rungen, z. B. in Formulierungen. Zudem serungen der Stadien und Maßnahmen nur konkret umgesetzt werden. wurden Lücken geschlossen, Verbands- zur Veranstaltungssicherheit gar nicht Stadionwelt: Sind in Anbetracht der re- angelegenheiten wie der Liga-Pokal sind mehr denkbar. Ein Meilenstein war die alen Situation eine Berichterstattung wie jetzt auch berücksichtigt. Außerdem wur- Verabschiedung des „Nationalen Kon- nach Slowenien sowie immer neue Rufe de in Punkten der Hausrechtsbefugnis zeptes Sport und Sicherheit“. Damals aus der Politik nach härteren Maßnah- durch Neude nition Klarheit geschaffen. war auch die Hooliganszene aktiver. men nicht kontraproduktiv für einen rea- Das Ergebnis ist größere Transparenz so- Zwar gibt es sie auch heute noch, jedoch listischen Umgang mit dem Problem? wie Verhaltenssicherheit für Betroffene. mit veränderten Aktivitäten. Die Ausein- Dr. h.c. Sengle: Es steht mir nicht zu, die Po- Auf Wunsch der Fans wurde zudem das andersetzungen haben sich vom Stadion litik zu kritisieren. Ich erlaube mir jedoch, nachträgliche Anhörungsrecht statuiert. und dessen Umfeld auf die „grüne Wie- in einigen Punkten eine andere Auffassung Es gibt eine neue Vorschrift zur Aufhe- se“ verlagert. Und auch das Fanverhalten zu haben. Ich sage es noch mal: Es ist nicht bung des Verbots, wonach Betroffene ihre insgesamt hat sich verändert. Heute steht notwendig die Gesetze zu verändern. Unschuld bei einem eingestellten Ermitt- die Ultra-Bewegung im Vordergrund, Stadionwelt: Immer wieder gibt es For- lungsverfahren nicht mehr nachweisen also junge Leute, die sich mit viel En- derungen, Vereine sollten sich an Poli- müssen. Drei Forderungen ließen sich aber gagement einem Verein zugehörig füh- zeikosten beteiligen. Inwiefern muss der nicht verwirklichen: Das Anhörungsrecht len. Sie sorgen für jede Menge positive Fußball Verantwortung für die Gewalt vor Verhängung eines Stadionverbots, die Emotionen in den Stadien – leider ist die übernehmen? verstärkte Zuständigkeit des Bezugsver-

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s020-029 Titelthema_stefan.indd Abs1:28 24.05.2005 20:56:21 Titel Titel

eins sowie die Option, unter bestimmten Dr. h.c. Sengle: Ermessensspielraum ist Voraussetzungen Verbote für jugendliche notwendig, ebenso Differenzierungen. Kein Anstieg „Wir haben klare Konzepte“ Ersttäter bei Heimspielen auszusetzen. Dazu führen wir immer wieder Schulun- Aber am letzten Punkt arbeiten wir noch, gen durch. Es wird selbstverständlich eine der Gewalt Stadionwelt sprach mit dem DFB-Sicherheitsbeauftragten Dr. h.c. Alfred Sengle hier sollte auch mit Blick auf pädagogische Gleichbehandlung gefordert. In diesem Die Begleiterscheinungen von Fußball- über die Entwicklung von Fußball-Gewalt, Forderungen nach schärferen Gesetzen, die Ziele gehandelt werden. Ich kenne eine Sinne ist es jedoch schwierig, Regelungen Spielen werden in den letzten Wochen ganze Reihe von Leuten, die eingesehen zu treffen und auf der anderen Seite indi- intensiver als bisher beobachtet. Sen- neuen Stadionverbotsrichtlinien und das Verhältnis zwischen Fans und dem DFB. haben, dass sie Blödsinn gemacht haben viduelle Eigenheiten zu berücksichtigen. sibilisiert durch die Ereignisse in Celje, und inzwischen sehr positive Leistungen Als Verband muss man gleiche Sachver- Aue oder Mailand gelangen Vorfälle in Stadionwelt: Die Berichterstattung nach Grenze zwischen positiven und negati- Dr. h.c. Sengle: Man muss ganz klar diffe- in Fanprojekten erbringen. Da ist ein An- halte gleich behandeln. Jedoch sind die die überregionale Berichterstattung, die den Vorfällen in Slowenien vermittelte in ven Emotionen oft  ießend. Insgesamt ist renzieren. Die Polizeikosten stehen in Zu- satz, das Stadionverbot abzukürzen, natür- Verhältnisse unterschiedlich, auch die zuvor maximal eine Randnotiz in der lo- der Öffentlichkeit den Eindruck, das Pro- die Szene außerordentlich heterogen. Ich sammenhang mit dem staatlichen Sicher- lich zu befürworten. Es gibt aber durchaus Strukturen in den Vereinen. Mancher hat kalen Presse Wert gewesen wären. Hat blem der Fußballgewalt sei außer Kontrolle betone daher: Die Großzahl der Fans ist heits- und Gewaltmonopol. Nur der Staat auch negative Gegenbeispiele. juristisches Vorwissen, andere sind da sich aber die Zahl der Ausschreitungen geraten. Wie beurteilen Sie die Situation? nicht an Ausschreitungen beteiligt, aber ist berechtigt, die Ordnungsgewalt auszu- Stadionwelt: Warum soll es partout nicht nicht geschult. Allerdings haben wir eine erhöht? Droht eine neue Hochzeit des Dr. h.c. Sengle: Die Frage so gestellt, kann es besteht die Gefahr der Solidarisierung üben. Die Handlungsmöglichkeiten für möglich sein, dass der Bezugsverein des Neuerung eingeführt: Ab sofort ist die Zu- Hooliganismus? ich lediglich das ungeheure Medienin- mit der gewaltbereiten Seite. einen Verein oder dessen Security-Kräfte Betroffenen, der ihn nun wirklich am ständigkeit auf Vereinsseite personi ziert, „Das Gewaltproblem ist in den letzten teresse bestätigen. Die Vorfälle können Stadionwelt: Hat sich die Einschätzung sind insofern limitiert. Es handelt sich um ehesten einschätzen kann, auf eigene jeder Verein hatte bis Mitte Mai eine sol- Jahren nicht gestiegen. Die Situation jedoch in dieser Form nicht auf die Situa- der Sicherheitslage durch die aktuellen eine Sache der Polizei, der Staatsanwalt- Verantwortung das Stadionverbot für che Person zu benennen. Schließlich geht beim Fußball hat sich im Vergleich zu tion in Deutschland übertragen werden Ereignisse geändert? schaften, der Gerichte, also sind Polizei- Heimspiele aussetzen kann? es um komplizierte Regelungen, allein die früheren Zeiten deutlich verbessert“, und waren auch keine vollkommen neue Dr. h.c. Sengle: Nein, wir haben klare kosten Sache des Staates. Das steht bei der Dr. h.c. Sengle: Die Vereine haben sich juristische Terminologie erschließt sich erklärt Thomas Schneider von der Ko- Erscheinung. Zudem hatten wir bereits Konzepte und müssen das Rad jetzt nicht gegebenen Gesetzeslage unveränderlich verp ichtet, auswärts ausgesprochene dem Laien nicht ohne fachliche Unter- ordinationsstelle Fanprojekte (KOS) in im Vorfeld Erkenntnisse, dass viele ge- neu er nden. Wenn wir Ursachen analy- fest. Dies gilt übrigens für alle Arten von Stadionverbote auch zu Hause zu über- stützung. Es geht dabei auch um bislang Frankfurt. Er und seine Mitarbeiter ste- waltbereite Fans ohne Karten in das nahe sieren um festzustellen, ob es etwas zu Veranstaltungen, wie beispielsweise For- nehmen. Eine Aufweichung könnte das vielleicht vernachlässigte Möglichkeiten, hen in ständigem Austausch mit den so- gelegene Land fahren werden. Durch die mel 1-Rennen, Konzerte, die Love Parade ganze System in Frage stellen. Man muss Einzelfälle zu prüfen und den Ermessens- zialpädagogischen Fanbetreuern in den Situation und die Abläufe vor Ort wurde oder das Deutsche Turnfest. Da steht die auch bedenken, dass der Bezugsverein in spielraum auszulegen. verschiedenen Städten. die Eskalation begünstigt. Die Ereignisse Polizei am Rande bereit, also entstehen Dauerkontakt mit seinen Fans steht und Stadionwelt: Ist an eine Ausweitung der Seine Aussage wird auch durch Zahlen haben mich betroffen gemacht, aber nicht Kosten. Da lässt sich kaum eine Änderung dadurch einem ganz anderen Druck aus- Richtlinien auf die Oberligen gedacht? der Polizei bestätigt. „Das Ausmaß der überrascht, und sie stellen auch keine allein für den Fußball herauslösen. Trotz- gesetzt ist. Hier wird es schwierig, eine Dr. h.c. Sengle: Ja und nein. Die Lizenzli- Gewalt bei Fußballspielen hat sich in den neue Qualität dar. dem bekennt sich der DFB zu seiner Mit- objektive Linie zu fahren. In Ausschrei- gen laufen unter DFL-Hoheit, Träger der letzten Jahren kaum verändert, ähnlich Stadionwelt: Welche Entwicklung hat die verantwortung, beteiligt sich im Rahmen tungen wird man eher als Gästefan ver- Regionalliga ist der DFB. In der Oberli- sieht es bei den Straftaten aus. Änderun- Fußballgewalt in den letzten Jahren ge- der Drittel nanzierung an der sozialprä- wickelt. Dabei sieht der Bezugsverein die ga sind dies die Landesverbände – und gen in der Statistik wurden in erster Linie nommen? ventiven Fanbetreuung, laut Jugendsozi- Geschehnisse immer anders als die Poli- dies unter verschiedenen Vorzeichen. durch den Wechsel der Ligazugehörigkeit Dr. h.c. Sengle: Bei Länderspielen gibt es algesetz eine öffentliche Aufgabe. Es kann zei oder der Heimverein. Die Träger sind zuständig, aber unter- bestimmter Klubs oder Einzelereignis- nur noch sehr wenige Auseinanderset- auch kein reines Fußballproblem sein, Stadionwelt: Warum wird das Verbot aus- schiedlich strukturiert. Im Nordost-Ver- se verursacht. Ingesamt gibt es jedoch zungen, Negativbeispiele bleiben hier denn unstreitig hat in vielen gesellschaftli- gesprochen, bevor es zu einer Anhörung band gibt es verbandsweite Verbote, dies keine signifi kante Tendenz in irgendeine allerdings wegen der erhöhten Aufmerk- chen Bereichen die Gewalt zugenommen, gekommen ist, die Frage der Schuld oder ist auch für Baden-Württemberg geplant. Richtung“, erklärt Andreas Mohrbach, samkeit in besonderer Erinnerung. Die etwa in der Schule oder in der Familie. Unschuld also noch gar nicht geklärt ist? Die Grundprinzipien sind vergleichbar, von der Zentralen Informationsstelle Gesamtzahl fußballbezogener Straftaten Besonders unter jungen Menschen ist die Dr. h.c. Sengle: Ein Stadionverbot ist für und wir werden hier beratend tätig. Sporteinsätze (ZIS) beim Landeskrimi- ist den letzten Jahren etwa gleich geblie- Schwelle niedriger geworden. Zusätzliche einen Fan die schlimmste Strafe. Das ver- Stadionwelt: Nicht zuletzt durch die jah- naltamt Nordrhein-Westfalen. ben. Auch die jüngsten Vorkommnisse Probleme bei der Ausbildung und mit der stehe ich auch – man wird aus seinem Um- relangen Diskussionen um die Stadion- In der jüngst veröffentlichen Statistik aus der 2. Liga sind da nichts Neues. Jugendarbeitslosigkeit führen zu Fruster- feld, aus seiner Gruppe gerissen. Aber ich verbote scheint das Tischtuch zwischen der Saison 2003/04 schätzt die ZIS die Insgesamt hat sich die Situation in den scheinungen, da kann dann auch ein Fuß- beharre darauf, dass es sich nicht um eine DFB, Polizei und aktiven Fangruppen Zahl der „Problemfans“ in den ersten Stadien eindeutig gebessert, die Maßnah- Dr. Sengle Foto: Württ. Fußballverband ballspiel Anlass zur Gewalt geben. juristische Strafe für eine Untat handelt, zerschnitten? Wie kann ein konstruktiver drei Ligen auf rund 9.500, davon rund men haben Wirkung gezeigt. Stadionwelt: Gerade wurden die überarbei- sondern um die zivilrechtliche Ausübung Dialog wieder hergestellt werden? ein Drittel als „zur Gewalt entschlossen“ Ausgangspunkt für all unsere Sicher- tun gibt, darf dies nicht als Symptom von teten Stadionverbotsrichtlinien vorgestellt. der Hausrechtsbefugnis. Das ist uns auch Dr. h.c. Sengle: Diese Ansicht kann ich und zwei Drittel als „bei Gelegenheit zur heitsfragen waren Vorgänge in den 80er De ziten verstanden werden; dieser Ein- Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden? durch Entscheidungen verschiedener Ge- so nicht teilen. Bei verschiedenen Grup- Gewalt neigend“ ein. Jahren, ganz besonders die Katastrophe druck wurde allerdings gelegentlich ver- Dr. h.c. Sengle: Es handelt sich zum einen richte bestätigt worden. Der Anlass ist in pierungen ist eher – wohl wegen eines Seit der Saison 1992/93 erfasst die ZIS von Heysel. Solche Vorgänge sind heute mittelt. Die Sicherheitskonzepte müssen um ganz harmlose redaktionelle Ände- über 90 Prozent der Fälle die Einleitung ei- einheitlicheren Auftritts – die Polizei das unter anderem die Summe der freiheits- allein schon aufgrund baulicher Verbes- nicht verschärft, der vorhandene Katalog rungen, z. B. in Formulierungen. Zudem nes staatsanwaltschaftlichen Ermittlungs- Hauptfeindbild, dann der DFB, weniger entziehenden Maßnahmen, eingeleitete serungen der Stadien und Maßnahmen nur konkret umgesetzt werden. wurden Lücken geschlossen, Verbands- verfahrens. Und das Hausrecht muss an die DFL. Beim DFB gibt es gewisse per- Strafverfahren und die Arbeitsstunden zur Veranstaltungssicherheit gar nicht Stadionwelt: Sind in Anbetracht der re- angelegenheiten wie der Liga-Pokal sind dem Ort ausgesprochen werden, wo etwas soni zierte Feindbilder – wie auch mich. von Polizei und BGS. Die Jahresergebnis- mehr denkbar. Ein Meilenstein war die alen Situation eine Berichterstattung wie jetzt auch berücksichtigt. Außerdem wur- passiert. Stadionverbote sind präventiv, es Ich führe in der Tat aber viele Gespräche, se weisen zwar deutliche Schwankungen Verabschiedung des „Nationalen Kon- nach Slowenien sowie immer neue Rufe de in Punkten der Hausrechtsbefugnis geht um die Sicherung der überwiegenden bin im Dauerkontakt mit der KOS und auf, im Langzeitvergleich sind sie jedoch zeptes Sport und Sicherheit“. Damals aus der Politik nach härteren Maßnah- durch Neude nition Klarheit geschaffen. Zahl von friedfertigen Zuschauern. Daher einzelnen Fanprojektleitern. Wir führen relativ konstant. In der Saison 2003/04 war auch die Hooliganszene aktiver. men nicht kontraproduktiv für einen rea- Das Ergebnis ist größere Transparenz so- muss das Verbot sofort nach der Einleitung auf Treffen mit Fanbeauftragten Gesprä- stieg die Zahl der Strafverfahren im Ver- Zwar gibt es sie auch heute noch, jedoch listischen Umgang mit dem Problem? wie Verhaltenssicherheit für Betroffene. eines Verfahrens ausgesprochen werden. che, sehen, wie man das Verhältnis ver- gleich zum Vorjahr von 3.389 auf 3.409, mit veränderten Aktivitäten. Die Ausein- Dr. h.c. Sengle: Es steht mir nicht zu, die Po- Auf Wunsch der Fans wurde zudem das Da kann man nicht wochenlang abwägen bessern kann. Ich wäre Ihnen dankbar die Zahl der freiheitsentziehenden Maß- andersetzungen haben sich vom Stadion litik zu kritisieren. Ich erlaube mir jedoch, nachträgliche Anhörungsrecht statuiert. und recherchieren. Es reicht der Anfangs- für ein Patentrezept. Sagen Sie mir, was nahmen sank von 5.475 auf 5.079. und dessen Umfeld auf die „grüne Wie- in einigen Punkten eine andere Auffassung Es gibt eine neue Vorschrift zur Aufhe- verdacht, insofern muss sofort entschieden ich verbessern kann… Die Zahl der Strafverfahren ermöglicht se“ verlagert. Und auch das Fanverhalten zu haben. Ich sage es noch mal: Es ist nicht bung des Verbots, wonach Betroffene ihre werden. Aber jetzt wurde ja das nachträg- Jedenfalls lasse ich mich nicht an einem jedoch keine Schlüsse darüber, in wie insgesamt hat sich verändert. Heute steht notwendig die Gesetze zu verändern. Unschuld bei einem eingestellten Ermitt- liche Anhörungsrecht statuiert. Tag von Fans beleidigen und führe am vielen Fällen es auch zu Verurteilungen die Ultra-Bewegung im Vordergrund, Stadionwelt: Immer wieder gibt es For- lungsverfahren nicht mehr nachweisen Stadionwelt: In den Richtlinien ist viel Er- nächsten Tag ein Gespräch mit ihnen. Ich gekommen ist. also junge Leute, die sich mit viel En- derungen, Vereine sollten sich an Poli- müssen. Drei Forderungen ließen sich aber messensspielraum vorgesehen. Wie kön- betone in jedem Fall: Ich bin im ständigen gagement einem Verein zugehörig füh- zeikosten beteiligen. Inwiefern muss der nicht verwirklichen: Das Anhörungsrecht nen die Vereine ermuntert werden, sich Gespräch mit den Fanprojekten, der KOS Weitere Informationen: len. Sie sorgen für jede Menge positive Fußball Verantwortung für die Gewalt vor Verhängung eines Stadionverbots, die mehr mit dem Einzelfall auseinander zu und den Trainern bei der Nationalmann- www.lka.nrw.de/sporteinsa.htm Emotionen in den Stadien – leider ist die übernehmen? verstärkte Zuständigkeit des Bezugsver- setzen? schaft.

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s020-029 Titelthema_stefan.indd Abs1:28 24.05.2005 20:56:21 s020-029 Titelthema_stefan.indd Abs1:29 24.05.2005 20:56:57 Atmosphäre

VfL Bochum – 1. FSV Mainz 05 Foto: Photomafi A Bochum 8 Uhr morgens am Spieltag begannen sie mit den Vorbereitungen auf dem Kunstrasenplatz neben dem Stadion. Keine neun Stunden später Die Ultras Bochum griffen einen Spruch ihrer Gegner aus Mainz auf, den war die ergänzte Parole „Nur der VfL“ hinfällig, denn nach dem 2:6 im diese in der Endphase ihres Aufstiegskampfes in der Saison 2003/04 „Sechs-Punkte-Spiel“ war der VfL so gut wie abgestiegen und Mainz kreiert oder vielmehr einer Werbekampagne entliehen hatten. Erst um der Rettung einen großen Schritt näher gekommen.

FC Gütersloh 2000 – SG Wattenscheid 09 Foto: Stadionwelt

tiert. Drei Tage vor dem Spiel zu erzeugen. Die unmittelbar vor wo sich bei anderen Stadien Gütersloh gegen Wattenscheid entschie- der Choreografi e gezeigte Fahne eine Anzeigetafel befi ndet, Die Stoff-Blockfahne in der den sie sich, diese um zwei Fo- „Curva Clock“ steht für den neu- haben die FCG-Fans im Hei- Mitte der Choreo hatten die lien an den Seiten zu ergänzen, en Überbegriff der Fanclubs aus dewaldstadion eine markante Gütersloher schon oft präsen- um so ein großfl ächigeres Bild „Gütsels“ Heimkurve, denn dort, Standuhr im Rücken.

SSV Ulm 1846 – SSV Reutlingen 05 Foto: Supporters Ulm Ulm Gegner wie bei einem Ritterturnier mit Lanzen ins Wasser zu stoßen – so sollte es auch dem Rivalen aus Reutlingen ergehen. Da es in Derby im „Ländle“ und die Fans des SSV Ulm bemühen für ihre Ak- der Oberliga durchaus möglich ist, mit Holzlatten ins Stadion zu kom- tion die lokale Tradition des „Fischerstechens“. Bei dem alle vier men, wurden diese eingesetzt, um dem Hauptmotiv einen dreidimen- Jahre auf der Donau stattfi ndenden Wettkampf geht es darum, den sionalen Effekt zu geben. Es half: 2:4 ging Reutlingen baden.

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VfL Bochum – 1. FSV Mainz 05 Foto: Photomafi A Bochum 8 Uhr morgens am Spieltag begannen sie mit den Vorbereitungen auf dem Kunstrasenplatz neben dem Stadion. Keine neun Stunden später DSC Arminia Bielefeld – FC Schalke 04 Foto: Fabian Hellmig / Fanatics Raesfeld Die Ultras Bochum griffen einen Spruch ihrer Gegner aus Mainz auf, den war die ergänzte Parole „Nur der VfL“ hinfällig, denn nach dem 2:6 im diese in der Endphase ihres Aufstiegskampfes in der Saison 2003/04 „Sechs-Punkte-Spiel“ war der VfL so gut wie abgestiegen und Mainz Bielefeld sein improvisatorisches Geschick gefragt, denn die ursprüngliche kreiert oder vielmehr einer Werbekampagne entliehen hatten. Erst um der Rettung einen großen Schritt näher gekommen. Planung, Blockfahnen über die gesamte Hintertortribüne, muss- Die 100-Jahre-Choreo der Boys Bielefeld entsprang wieder einmal ten Günni und seine Mitstreiter wegen Materialproblemen absa- der Idee von Günter „Günni“ Poppe, mit 41 Jahren der möglicherwei- gen. Die 45 mal 15 Meter große Version kann sich, zusammen mit se älteste „Chefchoreograf“ Deutschlands. Bei dieser Aktion war den rund 1.000 Fähnchen, jedoch allemal sehen lassen.

FC Gütersloh 2000 – SG Wattenscheid 09 Foto: Stadionwelt tiert. Drei Tage vor dem Spiel zu erzeugen. Die unmittelbar vor wo sich bei anderen Stadien Gütersloh gegen Wattenscheid entschie- der Choreografi e gezeigte Fahne eine Anzeigetafel befi ndet, Die Stoff-Blockfahne in der den sie sich, diese um zwei Fo- „Curva Clock“ steht für den neu- haben die FCG-Fans im Hei- Mitte der Choreo hatten die lien an den Seiten zu ergänzen, en Überbegriff der Fanclubs aus dewaldstadion eine markante Gütersloher schon oft präsen- um so ein großfl ächigeres Bild „Gütsels“ Heimkurve, denn dort, Standuhr im Rücken.

SSV Ulm 1846 – SSV Reutlingen 05 Foto: Supporters Ulm Borussia Dortmund – FC Hansa Rostock Foto: schwatzgelb.de Ulm Gegner wie bei einem Ritterturnier mit Lanzen ins Wasser zu stoßen Dortmund 1.200 Stangenfahnen im Spiel gegen Bayern aufstellten. Die Daten – so sollte es auch dem Rivalen aus Reutlingen ergehen. Da es in der Materialschlacht: 12 km Kabelrohr, 5 km Stoffbahnen, 14 km Derby im „Ländle“ und die Fans des SSV Ulm bemühen für ihre Ak- der Oberliga durchaus möglich ist, mit Holzlatten ins Stadion zu kom- „Flag day“ in Dortmund unter dem Motto „Gelbe Wand“. Mit den Nähgarn und 200 Liter Abtönfarbe, die rund 10.000 Euro verschlan- tion die lokale Tradition des „Fischerstechens“. Bei dem alle vier men, wurden diese eingesetzt, um dem Hauptmotiv einen dreidimen- rund 4.000 angefertigten Doppelhaltern übernahmen die Dortmun- gen. „Dank der Größe der Südtribüne wird das wohl so schnell nicht Jahre auf der Donau stattfi ndenden Wettkampf geht es darum, den sionalen Effekt zu geben. Es half: 2:4 ging Reutlingen baden. der den inoffi ziellen Rekord von den Nürnbergern, den diese mit rund mehr zu überbieten sein“, meinen die Organisatoren.

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030-037_atmo deutschland.indd Abs1:30 24.05.2005 15:06:10 030-037_atmo deutschland.indd Abs1:31 23.05.2005 22:51:56 Atmosphäre www.ksk-100pro.de

Mainz Zum Saisonende legten sich die Fans von Mainz 05 kräftig ins Zeug – innerhalb von einer Woche machten sie ihre Kurve gleich zwei Mal zur Choreo-Bühne. Fiel die Aktion gegen München noch in die Kategorie „Resteverwertung“, zeigten sie gegen Kaiserslautern eine Blockfahne, auf der das Mainzelmännchen den Teufel zu- rück in die ländliche Pfalz schickt. Auf weiteren Spruchbändern war zu lesen: „Wir grüßen die größte 1. FSV Mainz 05 – FC Bayern München Foto: Stadionwelt Familie Deutschlands“ sowie, im Schriftzug der Generation Luzi- fer angefertigt, „Lutscher, Love, Landwirtschaft“ – das Klischee des inzestuösen, kartoffelanbau- enden FCK-Anhangs wurde kräftig bemüht. Lag es an den gestie- genen Ansprüchen der Mainzer nach der großartigen 100-Jahre- Choreo, dass aus ihren Reihen zu hören war, sie seien mit beiden Aktionen nicht ganz zufrieden ge- wesen? 1. FSV Mainz 05 – 1. FC Kaiserslautern Foto: Stadionwelt

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SG Wattenscheid 09 – VfL Bochum (A) Foto: Stadionwelt Hannover 96 – 1.FC Nürnberg Foto: Andreas von dem Berge www.ksk-100pro.de Wattenscheid Nürnberg Seit der Gebietsreform 1975 gehört das ehemals selbstständige Solide Handarbeit zeigten die Glubb-Anhänger in Hannover, denn Wattenscheid zu Bochum. Nicht nur die Fans möchten sich nicht da- die 900 verteilten Plastikschals, allesamt eine Miniversion der mit anfreunden, sondern auch der Stadionsprecher schaffte es, wäh- Blockfahne im vorderen Teil, fertigten sie aus schwarzen, roten rend des Spiels nicht einmal das Wort „Bochum“ auszusprechen. und weißen Folien selber an. 100pro treffsicher: St. Pauli Die Handball-Kolumne Von 1990 bis 2000 war Heinz Weisener, den man beim Kiez- mit Frank von Behren. Club wegen seines patriarchali- schen Führungsstils „Papa Heinz“ nannte, Präsident des FC St. Pau- li. Weil seine millionenschweren Konten den Verein mehrfach vor dem Kollaps retteten, zudem sei- ne Amtszeit zu einer der lebhaftes- ten der Clubgeschichte gehörte, ehrten ihn die Fans kurz nach sei- nem Tod im Alter von 77 Jahren Frank von Behren, Handball-Profi beim VfL Gummersbach mit über 100 Spielen für die Deutsche Nationalmannschaft, schreibt exklusiv über die Handball- FC St. Pauli – VfB Lübeck Foto: Titgemeyer mit dieser Aktion. Bundesliga und das, was neben dem Spielfeld passiert. Neu auf www.ksk-100pro.de

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030-037_atmo deutschland.indd Abs1:32 23.05.2005 23:03:10 titel_05-2004.indd 1 21.10.2004 03:00:25 www.ksk-100pro.de

Neu und exklusiv auf www.ksk-100pro.de

100pro treffsicher: Die Handball-Kolumne mit Frank von Behren.

Frank von Behren, Handball-Profi beim VfL Gummersbach mit über 100 Spielen für die Deutsche Nationalmannschaft, schreibt exklusiv über die Handball- Bundesliga und das, was neben dem Spielfeld passiert. Neu auf www.ksk-100pro.de

titel_05-2004.indd 1 21.10.2004 03:00:25 Atmosphäre

Hertha BSC – Hannover 96 Foto: Deister-Pics / Stefan Zwing Berlin Windstoß in die Fahne dem Dach hätte Schaden zufügen können. Bei dem Schiff versuchten die ausrichtenden Harlekins das Origi- Gesichert wie Bergsteiger mussten rund 20 Fans in die Hohlräume nal des Dampfers nachzuzeichnen, auf dem Hertha 1892 gegründet in der Dachkonstruktion klettern, um die „Hertha“ abzuseilen. Zuvor wurde. Wegen des blau-weißen Schornsteins erhielt der Club damals hatten sie extra einen Statiker beauftragt, der ausrechnete, ob ein seine Vereinsfarben. Münster – Osnabrück

SC Preußen Münster – VfL Osnabrück Foto: Schorre

„Hat nicht ganz geklappt, ist aber zu erkennen“ meinen die Osnabrü- die Münsteraner das „Tell me why I don’t like Münster“-Transparent cker zu ihrer Aktion im Derby gegen Münster, bei der vor allem das „L“ der Violet Crew aus dem Hinspiel, mit einem „That is, why you don’t ein wenig verrutscht ist. Neben dem Verteilen der Fähnchen konterten like Münster“ und präsentierten eine Reihe lila-weißer Schals.

FC Hansa Rostock – DSC Arminia Bielefeld Foto: bwd94.de / Suptras Rostock wurden, auf die Gegengerade verlegt. „Da können sie einfach nicht weg- schauen“, sagt ein Suptras Mitglied. Getreu dem Motto „Fußball ist ein Damit die Spieler die choreografi sche Abrechnung der Fans rund um die Mannschaftssport“ wurde hierbei kein Akteur ausgelassen. Selbst den Gruppen Suptras und Blau Weiß Dynamik nicht übersehen, wurde die beiden Ersatztorhütern – mit jeweils null Minuten Spielzeit am Abstieg Aktion mit den Doppelhaltern, auf die Karikaturen der Spieler aufgemalt eher weniger beteiligt – wurde ein Doppelhalter gewidmet.

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Osnabrück Über das schon einige Spiele währende Choreografi e-Duell zum Thema „Kühe“ zwischen den Fans aus Braunschweig und Osnabrück, das seinen An- fang in dem Schlachtruf „Kühe, Schweine, Osnabrück“ nahm, hat Stadionwelt bereits berichtet. Nun waren die Osnabrücker an der Reihe und nahmen sich vor, auf ihrer Blockfahne die gleiche Landschaft abzubilden wie die Braunschweiger in der Hinspiel- Aktion. Auch der Schriftzug war dem der BTSV-Choreo nachemp- funden. Einzige Unterschiede: Dieses Mal schielt statt der lila Hertha BSC – Hannover 96 Foto: Deister-Pics / Stefan Zwing Kuh der Löwe und der Himmel ist nicht mehr blau-gelb gehalten. VfL Osnabrück – Eintracht Braunschweig Foto: Titgemeyer Berlin Windstoß in die Fahne dem Dach hätte Schaden zufügen können. Bei dem Schiff versuchten die ausrichtenden Harlekins das Origi- Paderborn Gesichert wie Bergsteiger mussten rund 20 Fans in die Hohlräume nal des Dampfers nachzuzeichnen, auf dem Hertha 1892 gegründet in der Dachkonstruktion klettern, um die „Hertha“ abzuseilen. Zuvor wurde. Wegen des blau-weißen Schornsteins erhielt der Club damals Die drei Hasen, die sich auf der hatten sie extra einen Statiker beauftragt, der ausrechnete, ob ein seine Vereinsfarben. Blockfahne der Paderborner Fans (eine Gemeinschaftsaktion von insgesamt acht Fanclubs) Münster – Osnabrück erleichtern, sind ein Symbol aus der Heimatstadt des Vereins, wo sich das Motiv im so genannten „Hasenfenster“ des Doms wie- derfi ndet. In der Schlussphase der Sai- son haben die Paderborner an- scheinend ihren Club entdeckt: Kamen vor Jahresfrist gerade einmal 13 Fans zum Westfalen- pokal-Spiel in Münster, waren es SC Preußen Münster – VfL Osnabrück Foto: Schorre bei der diesjährigen Ligabegeg- VfL Osnabrück – SC Paderborn 07 Foto: Titgemeyer nung stolze 750. „Hat nicht ganz geklappt, ist aber zu erkennen“ meinen die Osnabrü- die Münsteraner das „Tell me why I don’t like Münster“-Transparent cker zu ihrer Aktion im Derby gegen Münster, bei der vor allem das „L“ der Violet Crew aus dem Hinspiel, mit einem „That is, why you don’t ein wenig verrutscht ist. Neben dem Verteilen der Fähnchen konterten like Münster“ und präsentierten eine Reihe lila-weißer Schals.

SV Babelsberg 03 – MSV 1919 Neuruppin Foto: Marco Wedler VfB Stuttgart – Hannover 96 Foto: lostboys99.de Babelsberg Stuttgart FC Hansa Rostock – DSC Arminia Bielefeld Foto: bwd94.de / Suptras Babelsberg steht, obwohl der Verein nur noch in der Oberliga Das Spruchband, mit dem die Supporter Boyz, eine 14 Mitglieder Rostock wurden, auf die Gegengerade verlegt. „Da können sie einfach nicht weg- spielt, für aktives und engagiertes Fansein auf und abseits des starke Gruppe, die bis vor kurzem noch dem Zusammenschluss „In- schauen“, sagt ein Suptras Mitglied. Getreu dem Motto „Fußball ist ein Platzes. Vom 17. bis zum 19. Juni steht im Karl-Liebknecht-Sta- fusion 1893“ angehörte, die VfB-Akteure für die letzten Spiele auf- Damit die Spieler die choreografi sche Abrechnung der Fans rund um die Mannschaftssport“ wurde hierbei kein Akteur ausgelassen. Selbst den dion das „5. Antirassistische Stadionfest – Der Ball ist bunt“ an, muntern wollte, machte diese offenbar nur für ein Spiel heiß. So gab Gruppen Suptras und Blau Weiß Dynamik nicht übersehen, wurde die beiden Ersatztorhütern – mit jeweils null Minuten Spielzeit am Abstieg bei dem es unter anderem drei Hobby-Turniere geben wird. es wegen der Niederlage beim nächsten Spiel in Bochum statt der Aktion mit den Doppelhaltern, auf die Karikaturen der Spieler aufgemalt eher weniger beteiligt – wurde ein Doppelhalter gewidmet. geforderten Erregung eine Busblockade.

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030-037_atmo deutschland.indd Abs1:34 23.05.2005 22:53:01 030-037_atmo deutschland.indd Abs1:35 24.05.2005 15:06:47 Atmosphäre

Hannover 96 – Hamburger SV Foto: Deister-Pics/Stefan Zwing Hannover zwar seine Farben, nicht jedoch seine Symbole, die Lilien, die hier als Blockfahne die Mundlöcher bedecken. Bis der andere Fusionsclub, der Die Ultras Hannover ehren mit dieser Choreo den Hannoverschen Fuß- Ballverein Hannovera von 1898, mit einer Choreografi e bedacht wird, ball Club, einen der beiden Gründer-Clubs von Hannover 96. Dieser ver- kann es noch etwas dauen. „Wir haben noch in keinem Archiv das Wap- erbte dem heutigen Verein beim Zusammenschluss am 12. Juni 1913 pen auftreiben können“, meint ein Sprecher der Ultras Hannover.

MSV Duisburg – Karlsruher SC Foto: Bastian Trojahn Duisburg Von Unterhaching, Ahlen und Oberhausen auf den Block- fahnen im linken Teil der Tribü- ne fährt der MSV-Zug zu den rechts stehenden Zielen in der ersten Liga: Berlin, München und Hamburg. 50 Meter lang und 5,50 Meter hoch war der Zug, der von einer Eckfahne zur anderen fuhr und überall MSV-typische Graffi tis wie die der einzelnen Ultras-Duisburg- Sektionen trug. Die ungewöhn- liche, „vorbeirauschende Land- MSV Duisburg – Karlsruher SC Foto: Bastian Trojahn schaft“: 10.000 Papptafeln.

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FC Rot-Weiß Erfurt – SG Eintracht Frankfurt Foto: Felix Poltermann Erfurt Kurvenbild mit dem gehängten Adler und dem RWE-Wappen ist die erste größere eigenständige Choreo dieser Nachwuchsgruppe. Rund zehn Mit- Die Choreografi e im Spiel gegen Eintracht Frankfurt ist dem „Power-Fan- glieder waren hierbei zwei Tage mit den Vorbereitungen beschäftigt. Die rot- club“, kurz „RWEPF“, zuzuschreiben, einer Gruppe, die den „Erfordia Ul- weiß gestreifte Blockfahne rechts im Bild ist nicht unbedingt Teil der Aktion. tras“ nahe steht und diese bisher bei ihren Aktionen unterstützte. Das Sie kommt bei nahezu allen Spielen im Steigerwaldstadion zum Einsatz.

1. FC Köln – SV Eintracht Trier Foto: WH ’96

SC Freiburg – 1. FC Kaiserslautern Foto: Felix Poltermann Freiburg rücksichtigt die Liga-Karte auf der Blockfahne auch 24 und nicht 18 Vereine, da die Wappen aller möglichen Auf- und Absteiger aufgemalt Freiburgs Fans hatten lange Zeit, sich auf die 2. Liga einzustellen wurden. Viele Fans befürchten unterdessen, dass die SCF-Euphorie ,und gaben ihre Treue-Parolen bereits aus, als die Zusammenset- nach gut einem Jahrzehnt einen Dämpfer erhält, und rechnen für die zung der Spielklasse noch nicht feststand. Aus diesem Grund be- kommende Saison mit höchstens 10.000 Dauerkarten.

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Nürnberg meldete sich mit Top-Support in der 1. Liga zurück. Foto: Stadionwelt 2004/05: Fans sauer, Stadien voll Stadionwelt hat die Fans der 36 Bundesligisten zu den Fanthemen der abgelaufenen Sai- son befragt. In vielen Dingen zeigt sich ein überraschend einheitliches Meinungsbild.

ines vorweg: Diese Umfrage erhebt Welche Themengebiete waren es nun, Saisonrückblick: nicht den Anspruch einer umfassen- die die Diskussion in den Kurven bestim- Eden Repräsentativität. Es wurden men? Pauschal betrachtet waren es andere � Fans sauer, Stadien voll: zwar immer die größten, aktivsten oder als die, die in der allgemeinen Diskussion Einführung ...... 38 ein ussreichsten Gruppen jedes Vereins eine Rolle spielten. Beispiel: Der Fall Robert befragt, doch bei der Menge der Ereignisse, Hoyzer. Für Wochen war der Schiedsrich- die sich innerhalb einer Saison abspielen, terskandal in den News weit oben, aber in � Stadionwelt-Fanumfrage kann man immer nur einen Teil erfassen der Umfrage nannten ihn nur fünf Grup- Ligenübergreifende Themen . . . . 39 und bewerten. Wenn auch, und das sehen pen als eines der entscheidenden Themen So sehen die Fans die 1. Liga . . . 40 wir als der große Plus der gewonnen Daten der Saison. Dass hierunter vier Stimmen So sehen die Fans die 2. Liga . . . 41 an, die Gruppen befragt wurden, die viele von Zweitligisten waren, scheint logisch, Allesfahrer stellen, die sich in die Vereins- waren diese doch stärker betroffen. Für politik einmischen, die einen Szeneüber- die Masse galt offensichtlich: Deckel drauf, � Finale mit angezogener blick haben, weil sie selber im Zentrum der nicht weiter drüber nachdenken. Wenn vor Handbremse: Szene stehen. Wochen noch darüber gesprochen wurde, Emotionen rund um Vieles bleibt aber „tagesformabhängig“. wie sehr der Fußball in seinen Grundwer- die letzten Spieltage ...... 44 Es gibt beispielsweise viele Gründe, wa- ten erschüttert sei, ist die gesamte Fuß- rum eine gute Kurve einen schlechten Tag ballcommunity nun damit beschäftigt, die � Was sonst noch geschah ...... 49 haben kann. Sie kann deshalb immer nur Sache ohne spektakuläre Nachbereitung partiell und subjektiv beurteilt werden. Die ausklingen zu lassen, wenn nicht sogar tot- Ergebnisse stellen deshalb keinen „Award“ zuschweigen. Niemand hat ein wirkliches � Choreo-Highlights der Saison . . . 49 da – Pokale und Urkunden werden nicht Interesse daran, den Fußball in eine Krise verliehen. Was bleibt, sind erkenntnisrei- zu reden. Viele Protagonisten nicht, da sie ��Maik Thesing, Harry Leif che Aussagen über den Ist-Zustand der wirtschaftliche Gründe haben, die Masse deutschen Fanszenen. der Fans nicht, weil sie ihr Hobby nicht in

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Frage stellen oder – in „in zierteren“ Fäl- len – ihrer Leidenschaft nicht abschwören Die Stadionwelt-Fanumfrage wollen. Diese Gruppen und Fanclubs wurden befragt: Es gibt aber nicht nur die One-Hit-Won- der unter den Themen der Fans, sondern Aktive Alemanniafans (Aachen), Chosen porters Club Trier, Supporters Wolfsburg, auch die Dauerbrenner. Das Themenge- Few (Hamburg), Club Nr. 12 (Bayern Mün- Suptras (Rostock), The Unity (Dortmund), biet „Stadionverbote, Repressionen, Po- chen), Commando Cannstatt (Stuttgart), Ultima Raka (Cottbus), Ultras Aue, Ultras lizeiwillkür“ beschäftigt die Anhänger Cosa Nostra (1860 München), Boys Biele- Bochum, Ultras Duisburg, Ultras Dynamo seit Monaten, eine Besserung ist nicht in feld, Boys Saarbrücken, Die Fanaten (Burg- (Dresden), Ultras Erfordia (Erfurt), Ultras Sicht. Zumindest nicht bis zur WM 2006, hausen), Eastside 97 (Bremen), Generation Essen, Ultras Frankfurt, Ultras Fürth, Ultras die man gerade deshalb diskutiert, weil sie Luzifer (Kaiserslautern), Haching Supporters Gelsenkirchen (Schalke), Ultras Hannover, schon jetzt mehr als erwartet den Fanall- Crew (Unterhaching), Handtuchmafi a (Ober- Ultras Leverkusen, Ultras Mönchenglad- tag betrifft. Und sonst? „Gewalt“, „Kom- hausen), Harlekins (Berlin), Phönix Sons bach, Ultras Nürnberg, Ultraszene Mainz, merzialisierung“, „Ost-West-Kon ikt“, (Karlsruhe), Supporters Crew Freiburg, Sup- Wersepower (Ahlen), Wilde Horde (Köln) „Spieltermine“ – dass eine Themenaus- wahl negativer ausfallen könnte, ist kaum Die Gewaltbereitschaft im Umfeld des Fußballs ist... Das bewegte die Fans diese Saison… vorstellbar. gleich geblieben 2,8 % gesunken Es scheint in diesem Zusammenhang Stadionverbote, Willkür, Repression 69,5 % ein Paradoxon, dass die Zuschauerzahlen steigen und weiter steigen werden. Man 33,3 % WM 2006 25,0 % hatte dem deutschen Pro fußball schon 63,9 % Sportliche Themen, neue Stadien je 13,9 % vor zehn Jahren prophezeit, dass er die Schiedsrichterskandal Wachstumsschraube überdrehe und der gestiegen Gewalt/Fahnenklau, je 11,1 % Kollaps kurz bevor stehe. Die gleiche Pro- Die Gewaltbereitschaft ist gestiegen wegen… Kommerzialisierung gnose gab es auch vor sieben Jahren und Ost-West-Konflikt, Repressionen, Verboten, Aussperrungen 36,2 % je 8,3 % noch einmal vor vier Jahren, eigentlich Darstellung der Fans in den Medien fortwährend. Die Rückkehr zu einem „tra- Spieltermine, Mehr Provokationen durch Polizei/Ordner 22,3 % je 5,5 % ditionellen“ Fußball lässt aber weiter auf Vereinpolitik sich warten. Spätestens seit der WM-Verga- Austesten der Grenzen, Mehrfachnennungen möglich 19,5 % be an Deutschland ist die zur Jahrtausend- Veränderung der Werte wende kurzfristig eingetretene Stagnation überwunden und die Liga hat einen neuen Aufkommen des „Ossi-Styles“ 16,7 % Im Vergleich zum Vorjahr war das Verhältnis… Nürnberg meldete sich mit Top-Support in der 1. Liga zurück. Foto: Stadionwelt Schub erhalten. 37.809 Zuschauer pro Erst- …zum Ordnungsdienst …zum Ordnungsdienst ligaspiel bedeuten den vierten Rekord in Langeweile 8,3 % bei Heimspielen bei Auswärtsspielen besser gleich besser gleich Folge und auch in der 2. Bundesliga gab es Mehrfachnennungen möglich mit 13.544 eine neue Bestmarke. Ein Ende 2004/05: Fans sauer, Stadien voll 22,2 % der Fahnenstange ist nicht in Sicht. 30,640% % 52,6% 40% Stadionwelt hat die Fans der 36 Bundesligisten zu den Fanthemen der abgelaufenen Sai- Wagen wir doch eine Prognose: Die Wie war das Verhältnis… 19,5 % 58,3 % neue Arena in München wird „daueraus- 2,42 …zum Fanbeauftragten 16,6 %20% 20% son befragt. In vielen Dingen zeigt sich ein überraschend einheitliches Meinungsbild. verkauft“ melden, die Aufsteiger Köln, schlechter schlechter Duisburg und Frankfurt ziehen mehr als 2,72 …zum Verein ines vorweg: Diese Umfrage erhebt Welche Themengebiete waren es nun, die Absteiger aus Bochum, Rostock und …zur Polizei …zur Polizei …zur bei Heimspielen bei Auswärtsspielen Saisonrückblick: nicht den Anspruch einer umfassen- die die Diskussion in den Kurven bestim- Freiburg und zu guter letzt können Han- 3,17 den Repräsentativität. Es wurden men? Pauschal betrachtet waren es andere nover, Stuttgart, Kaiserslautern und Duis- Mannschaft gleich besser gleich besser E 5,5 % 13,9 % zwar immer die größten, aktivsten oder als die, die in der allgemeinen Diskussion burg endlich in Stadien spielen, in denen …zum eigenen � Fans sauer, Stadien voll: 3,06 Ordnungsdienst 25 % Einführung ...... 38 ein ussreichsten Gruppen jedes Vereins eine Rolle spielten. Beispiel: Der Fall Robert die kapazitätseinschränkenden Baukräne 38,9 % befragt, doch bei der Menge der Ereignisse, Hoyzer. Für Wochen war der Schiedsrich- abgezogen sind. Im Schnitt 40.000? Wenn …zur 4,28 55,6 % die sich innerhalb einer Saison abspielen, terskandal in den News weit oben, aber in nicht in diesem Jahr, dann vielleicht später, Polizei 61,1 % � Stadionwelt-Fanumfrage kann man immer nur einen Teil erfassen der Umfrage nannten ihn nur fünf Grup- wenn die WM entsprechend verläuft und Bewertung nach Schulnoten; Schnitt aus den 36 Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga schlechter schlechter Ligenübergreifende Themen . . . . 39 und bewerten. Wenn auch, und das sehen pen als eines der entscheidenden Themen nicht die große Katerstimmung einsetzt. So sehen die Fans die 1. Liga . . . 40 wir als der große Plus der gewonnen Daten der Saison. Dass hierunter vier Stimmen Vielleicht rührt die Negativstimmung So sehen die Fans die 2. Liga . . . 41 an, die Gruppen befragt wurden, die viele von Zweitligisten waren, scheint logisch, im Ligaalltag auch daher, dass es nicht die Allesfahrer stellen, die sich in die Vereins- waren diese doch stärker betroffen. Für WM der Vereinsallesfahrer sein wird. Na- Die Kenntnis der Abseitsregel wurde bei Prinzip der Sippenhaft (zuletzt Bremer in politik einmischen, die einen Szeneüber- die Masse galt offensichtlich: Deckel drauf, hezu jeder fußballinteressierte Deutsche der Kartenverteilung nun mal nicht abge- Hamburg und Kölner in München) bereits � Finale mit angezogener blick haben, weil sie selber im Zentrum der nicht weiter drüber nachdenken. Wenn vor dürfte in seinem Bekanntenkreis die typi- fragt, aber für die Großleinwände braucht aus, um seinen Namen in der „Gewalttä- Handbremse: Szene stehen. Wochen noch darüber gesprochen wurde, schen „Ganzjahres-Fans“ haben, die bei der man keine teuren Eintrittskarten. ter-Sport“-Datei wieder zu  nden. Die im- Emotionen rund um Vieles bleibt aber „tagesformabhängig“. wie sehr der Fußball in seinen Grundwer- Verlosung leer ausgingen, aber auch die, mer weiter steigende Zahl von Stadionver- die letzten Spieltage ...... 44 Es gibt beispielsweise viele Gründe, wa- ten erschüttert sei, ist die gesamte Fuß- für die längst der Begriff der „Eventhop- Auswärts lauert die Gefahr boten mag Indiz für einen Sicherheitswahn rum eine gute Kurve einen schlechten Tag ballcommunity nun damit beschäftigt, die per“ etabliert ist und die im kommenden sein, sie ist es auf jeden Fall für ein extrem � Was sonst noch geschah ...... 49 haben kann. Sie kann deshalb immer nur Sache ohne spektakuläre Nachbereitung Sommer die Besten der Welt live sehen Wer sich aber in der Liga für das akti- verschlechtertes Klima zwischen Fans und partiell und subjektiv beurteilt werden. Die ausklingen zu lassen, wenn nicht sogar tot- werden. Wer in den letzten Jahren mit der ve, auswärtsfahrende Fansein entscheidet, Polizei. Egal ob bei Heim- oder Auswärts- Ergebnisse stellen deshalb keinen „Award“ zuschweigen. Niemand hat ein wirkliches Nationalelf nach Litauen, Island oder zum der begibt sich oft auf dünnes Eis. Die alte spielen, 29 bzw. 22 der befragten Gruppen � Choreo-Highlights der Saison . . . 49 da – Pokale und Urkunden werden nicht Interesse daran, den Fußball in eine Krise Freundschaftsspiel in den kroatischen Dau- Faustregel „Wer keinen Ärger sucht, der hat meinen, das Verhältnis habe sich im letzten verliehen. Was bleibt, sind erkenntnisrei- zu reden. Viele Protagonisten nicht, da sie erregen gefahren ist, dem fällt es heute oft auch keinen“ gilt schon längst nicht mehr. Jahr verschlimmert. ��Maik Thesing, Harry Leif che Aussagen über den Ist-Zustand der wirtschaftliche Gründe haben, die Masse schwer, sich schon weit vor dem Turnier „Zur falschen Zeit am falschen Ort“ reicht Das Problem ist so allgegenwärtig, deutschen Fanszenen. der Fans nicht, weil sie ihr Hobby nicht in emotional von der WM zu verabschieden. im Zeitalter von Festnahmen nach dem dass mittlerweile nur noch die ex- �

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Immerhin: Laut Umfrage hat sich das So sehen die Fans die 1. Bundesliga Verhältnis der Fans zu den Ordnern leicht verbessert. So gab es in dieser Saison auch Wo gab es bei Auswärtsspielen am häufigsten Anmerkung 1: Insbesondere was die Ab- Schwierigkeiten mit dem Ordnungsdienst? keine mehr, die wirklich von der breiten stimmung zum Support anging, waren sich Masse kritisiert werden. Hatte das vom 1. die Fans in der 2. Liga deutlich einiger als Schalke 27,7 % FC Köln beauftragte Personal in der letzten die in der 1. Liga. Beispielsweise verteil- Saison beispielsweise noch neun Negativ- ten sich im „Oberhaus“ die Stimmen in Dortmund 16,6 % Nennungen, so erhielt in dieser kein Verein der Kategorie „Bester Auswärtssupport“ mehr als fünf. auf elf Fanszenen, während in der 2. Liga Freiburg 16,6 % Überraschend auch das Ergebnis zu nur sieben genannt wurde. Mehrfachnennungen möglich der Frage, in welchen Städten es Pro-

Wo gab es bei Auswärtsspielen am häufigsten Wo gab es bei Auswärtsspielen am häufigsten bleme mit der Polizei gab. Gerade ein- Schwierigkeiten mit gegnerischen Fans? Schwierigkeiten mit der Polizei? mal zwei Nennungen erhielt der am- Kaiserslautern 16,6 % Mainz 27,7 % tierende „Titelträger“ des „Goldenen Schlagstocks“ aus Freiburg. Liegt es ge-

München 16,6 % München 27,7 % rade an dieser Auszeichnung, dass man dort inzwischen zurückhaltender agiert? Stattdessen  nden sich in beiden Ligen Schalke 16,6 % Nürnberg 27,7 % die Polizisten aus München, bzw. Un- Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich terhaching auf den vorderen Plätzen. Das Image eine hart durchgreifenden Truppe Den besten Heimsupport (Stimmung) Die angemessensten Preise für Gästekarten in der 1. Bundesliga hatte… in der 1. Bundesliga hatte… haben sie sich über die Jahre erworben und sie sind sich dessen auch bewusst. Mainz 44,4 % Rostock 27,7 % „Wir sind froh, dass Spiele in München immer friedlich verlaufen“, meint Dami- Berlin, Nürnberg je 16,6 % Kaiserslautern, Mainz, Schalke je 11,1 % an Kania, der Pressesprecher der Mün- chener Polizei, „bei den Fans aus ande- Mönchengladbach, Schalke je 11,1 % Hannover, München je 5,5 % ren Städten hat es sich ja rumgesprochen, Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich dass wir immer sehr aufpassen, so dass

Den schlechtesten Heimsupport (Stimmung) Die unangemessensten Preise für Gästekarten sie sich hier nichts trauen. Auf diesen Ruf in der 1. Bundesliga hatte… in der 1. Bundesliga hatte… sind wir sehr stolz.“ Wolfsburg 55,5 % Hannover 38,8 % Ordner lernen Servicekompetenz Freiburg 33,3 % Mönchengladbach 16,6 % Nicht überall regiert der Schlagstock. Es gibt Ausnahmen. Für die Ordner wie die Schalke 16,6 % Hamburg 11,1 % Polizei aus Trier, Erfurt und Wolfsburg gab Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich es keine einzige Erwähnung – auch das soll- te festgehalten werden. Klaus Dunkel, der Den besten Auswärtssupport (Stimmung) Den fanfreundlichsten Gästeblock in der 1. Bundesliga hatte… in der 1. Bundesliga hatte… Sicherheitschef des VfL Wolfsburg, glaubt hierbei nicht an Zufall: „Wir agieren gera- Nürnberg 33,3 % Bochum 61,1 % de bei den Gästefans mit sehr erfahrenen Leuten. Keine Security-Firmen, sondern zu Hamburg, Mainz je 16,6 % Hannover 33,3 % 75 Prozent Leute, die nebenberu ich beim VfL arbeiten.“ Er erläutert das Wolfsburger Mönchengladbach, Rostock je 16,6 % Leverkusen, Rostock je 11,1 % Konzept: „Wir arbeiten mit einem Perso- Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich naltrainer aus der VW-Autostadt zusam-

Den schlechtesten Auswärtssupport (Stimmung) Den fanfeindlichsten Gästeblock men, der mit allen Ordnern einen Grund- in der 1. Bundesliga hatte… in der 1. Bundesliga hatte… lehrgang in Servicekompetenz absolviert. Freiburg 44,4 % Freiburg 66,6 % Dabei geht es dann auch um das Verhalten in Kon iktsituationen.“

Wolfsburg 44,4 % Schalke 33,3 % Abschließend wurde das Verhältnis der Fans untereinander erfragt. Zwar er- gibt die Erhebung an einer anderen Stelle Bielefeld 16,6 % Dortmund 16,6 % eine gestiegene Gewaltbereitschaft, doch Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich scheint es im deutschen Fußball kein wirklich „heißes P aster“ mehr zu ge- ben, eine Stadt, in die man nur mit einem tremen Fälle von Auseinandersetzungen Polizeieinsätzen und deren rechtliche  auen Gefühl in der Magengegend reist. (beispielsweise die der Union-Berlin-Fans Grundlage, in manchen Fällen auch den Ist Dresden demnach nicht so schlimm in Chemnitz oder die der Hannoveraner gesunden Menschenverstand, in Frage wie sein Ruf oder wird dort alles getan, auf Schalke) ein Echo auslösen, viele an- stellen: „In Berlin befanden sich in un- um ein Aufeinandertreffen der Fans zu dere werden ober ächlich zur Kenntnis serem Block 16 Zivis“ schreibt einer, „in minimieren? Die Gründe, dass nur drei genommen oder bleiben gar unbeachtet. Fürth mussten die Fahrer aller 9er-Busse Fangruppen angaben, dort die meisten Die Umfrage brachte neue Ereignisse für die Spieldauer den Zündschlüssel ab- Unannehmlichkeiten gehabt zu haben, zu Tage, die wiederholt den Sinn von geben“ ein anderer. mögen unterschiedliche sein.

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Es bleibt die Erkenntnis, dass Proble- me eher bei Auswärtsspielen auftreten. So sehen die Fans die 2. Bundesliga Im heimischen Stadion kennt man sich, Wo gab es bei Auswärtsspielen am häufigsten man arrangiert sich, man attestiert eine Die Fans der Eintracht landeten bei Heim- Schwierigkeiten mit dem Ordnungsdienst? gute Zusammenarbeit. Mit einer ordentli- spielen und auswärts auf Platz 1 unserer chen Schulnote von 2,72 wird deshalb das Umfrage. Jeweils auf dem zweiten Rang: Cottbus 13,9 % Verhältnis zum eigenen Verein beurteilt. Aufsteiger Dynamo Dresden. Der Beziehung zum eigenen Fanbeauf- Die schlechteste Stimmung, ebenfalls Frankfurt 13,9 % tragten gibt man im Schnitt gar die Note daheim und auswärts, wurden den Anhän- von 2,42, wobei im Hinterkopf behalten gern von LR Ahlen attestiert. Köln 11,1 % werden sollte, dass viele Fanbeauftragte Mehrfachnennungen möglich

vor nicht zu langer Zeit noch selbst in ih- Wo gab es bei Auswärtsspielen am häufigsten Wo gab es bei Auswärtsspielen am häufigsten ren Szenen aktiv waren. Schwierigkeiten mit gegnerischen Fans? Schwierigkeiten mit der Polizei? Freiwilliger Pyroverzicht, der Nutzen Frankfurt 8,3 % Frankfurt 13,9 % von Choreogra en für das Vereinsimage

und die eine oder andere Kungelei bei Dresden 8,3 % Unterhaching 13,9 % der Einhaltung von Stadionverboten tragen mancherorts sicher zur guten Be- Aue, Fürth, Saarbrücken je 5,5 % München, Essen je 11,1% ziehung bei. Dass selbst das Verhältnis zum Ordnungsdienst mit 3,06 besser als Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich erwartet ist, mag überraschen. Allein die Den besten Heimsupport (Stimmung) Die angemessensten Preise für Gästekarten Polizei steht in den meisten Ligastädten in der 2. Bundesliga hatte… in der 2. Bundesliga hatte… abseits des sich harmonisierenden Bezie- hungsgefüges – Durchschnittsnote 4,28. Frankfurt 50 % Duisburg 11,1 % In der ersten Bundesliga wird sogar am „mangelhaft“ gekratzt. Köln, Dresden je 27,7 % München 11,1 % Vielleicht ist eine kurzfristige Verbes- serung auch gar nicht möglich, denn mit Aue je 11,1 % Trier 11,1 % überwältigender Mehrheit – 23 von 36 Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich

Gruppen vertreten diese Ansicht – wird Den schlechtesten Heimsupport (Stimmung) Die unangemessensten Preise für Gästekarten ein Anstieg der Gewaltbereitschaft attes- in der 2. Bundesliga hatte… in der 2. Bundesliga hatte… tiert. Und wenn man einen Schritt wei- Ahlen 72,2 % Trier 33,3 % ter geht und nach den Ursachen forscht,

dann ist für 13 dieser 23 Gruppen die Oberhausen je 22,2 % Ahlen 16,6 % Praxis von Repressionen, Verboten und Aussperrungen die Ursache für den Burghausen, Unterhaching je 16,6 % Sonstige je 5,5 % Anstieg der Gewalt – eine für eine offen gestellte Frage beachtenswert hohe Mei- Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich nungsüberseinstimmung. Den besten Auswärtssupport (Stimmung) Den fanfreundlichsten Gästeblock Das Verhalten der Polizei sehen die in der 2. Bundesliga hatte… in der 2. Bundesliga hatte… Fans ähnlich. Deren Auftreten sei es, das Gegengewalt provoziere, wonach sie Frankfurt 55,5 % Essen, Köln je 38,8 % kontraproduktiv zu ihrer Bestimmung handelt. Andere, wenn auch seltener Dresden 50,0 % Frankfurt, Duisburg je 16,6 % genannte Ursachen, sehen durchaus die Fans in der Verantwortung: Es werde Karlsruhe 22,2 % Dresden 11,1 % beispielsweise der Versuch unternom- Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich

men, die eigenen Grenzen auszutesten, Den schlechtesten Auswärtssupport (Stimmung) Den fanfeindlichsten Gästeblock gegen Langeweile anzugehen oder einen in der 2. Bundesliga hatte… in der 2. Bundesliga hatte… „Ossi-Style“ zu p egen. Womit gleich- Ahlen 61,1 % Burghausen 44,4 % zeitig auch die „Geburtsstätte“ des neuen

Hangs zur Gewalt lokalisiert wäre – ein Burghausen, Fürth, Oberhausen je 27,7 % Trier 22,2 % Stück Wahrheit steckt wohl drin. Spätestens seit den Vorfällen von Cel- Unterhaching 22,2 % Ahlen, Karlsruhe, Oberhausen 11,1 % je – von vielen Fans mit Ansichten wie „früher war es schlimmer“ eingeordnet Mehrfachnennungen möglich Mehrfachnennungen möglich – haben auch Massenmedien das The- ma besetzt und die Fans werden zu den Hauptdarstellern in einem Stück namens zu leben, sondern sie auch von innen her- Zu erfreulicheren Themen: zur gegen- „Hooliganhysterie“ – eine Rolle, in der aus zu verstehen, wird Kritik geäußert seitigen Beurteilung der Supportleistung sie sich unwohl fühlen. Nur zwei der 26 an denen, die es von außen versuchen: der einzelnen Fanszenen. Lob und Tadel Gruppen sehen die Diskussion als be- an der Panikmache, die die Berichte er- aus der gegenüberliegenden Kurven zu rechtigt an, der Rest urteilt mit Adjek- zeugen, ebenso wie an der Einseitigkeit erhalten, mag deshalb gewichtig sein, tiven wie „überzogen“, „ober ächlich“ der medialen Aufarbeitung, welche die weil diejenigen urteilen, die wissen, wor- oder „lächerlich“. Weil sie für sich in An- Staatsgewalt als Teil der Gewaltspirale über und nach welchen Kriterien sie ur- spruch nehmen, die Fankultur nicht nur ausklammert. teilen. �

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in Feiburg. Burghausen verfügt ebenfalls wie vor einem Jahr über den bescheidens- ten Gästeblock der 2. Liga. Nur in der Kate- gorie des besten Gästeblocks in der 2. Liga gab es eine Veränderung: Köln und Essen treten gleichauf an die Stelle von Osna- brück. Bemerkenswert ist allemal, dass vie- le Fans den Gästeblock von Hannover 96 schätzen, ist dieser doch der einzige in einem Stadion der DFL, der sich im Ober- rang be ndet. Ein nachahmenswertes Mo- dell in einer Zeit , in der bei nahezu jedem Neubau der Gästebereich in den Eckblock des Unterranges platziert wird. Die gibt es nämlich in Hamburg wie auch in Mön- chengladbach oder auch auf Schalke, wobei letzterer deutlich schlechter abschneidet als die beiden erstgenannten. Ein Umstand, den man als ein klares Votum gegen Plexi- glas und „Löwengänge“ verstehen darf. Eher ein Thema für die Stammtische als für die Fanszenen: der Schiedsrichterskandal Foto: Stadionwelt Zu guter Letzt: Die Frage nach den (un)fairen oder (un)angemessenen Ticket- Supporthighlights: Mainz, Nürnberg die folgenden Plätze belegen, die über preisen. Hannover wird, wie im letzten die Jahre hinweg einen besonders großen Jahr, als teuer bewertet, wie auch in der 2. Ein Urteil fällten sie über die Fans des und fanatischen Anhang besitzen: Schal- Liga Eintracht Trier, die 8 Euro für einen 1. FC Nürnberg. Wenn der Club anreist, ke, Mönchengladbach und Kaiserslautern. ermäßigten Stehplatz verlangten. Für den brennt die Hütte, denn sein Anhang ver- Vielleicht macht sich gerade bei den klassi- selben Preis konnte 2004/05 bei Hansa steht es nach Meinung der anderen Fan- schen Fans (alle drei Vereine haben einen Rostock schon ein Vollzahler ins Stadion, gruppen, in der Fremde am besten, seine großen Anteil „reiferer“ Kuttenträger) eine wohlgemerkt auf einen überdachten Platz Mannschaft zu unterstützen. Die Laudatio „Wachablösung“ bemerkbar. und eine Liga höher. Folgerichtig schätzen hält BVB-Fan Axel Triebe: „Die singen laut Und in der 2. Liga: Ahlen, aber auch die meisten Fans das Preis-Leistungsver- und ausdauernd, bei uns haben sie es ge- Oberhausen, Burghausen, und Unterha- hältnis im Ostseestadion als fair ein. Da schafft, für eine Heimspielatmosphäre zu ching, die vier Clubs, die die vier Schluss- sich Hansa mit unterdurchschnittlichen sorgen.“ Das gleiche gilt bei den Heimspie- plätze in der Zuschauertabelle belegen, Kartenpreisen der wirtschaftlichen Situa- len für Mainz 05. Was sie in der 2. Liga der sind exakt diejenigen, denen die schlech- tion der Region anpasst, ist dieses Mei- Vorsaison nicht schafften gelang ihnen im teste Unterstützung attestiert wird. Zu- nungsbild leicht nachzuvollziehen. ersten Erstligajahr. Acht der 18 von Erst- sammenhänge sind nicht zu leugnen und Was bleibt unter dem Strich: Unzufrie- ligafans ausgefüllten Fragbögen nannten Masse macht gelegentlich doch Klasse. dene Fans, die sich insbesondere bei Aus- den Bruchweg als das stimmungsvollste Eine weitere Kategorie gab es bei der wärtsspielen schlechter werdenden Bedin- Stadion. „Das hätte ich jetzt nicht gedacht“ Umfrage der Vorsaison, wie auch in dieser: gungen aussetzen, die aber leidensbereit wundert sich Michael Grüber von der Ultra die der jeweils besten und schlechtesten mehr und mehr Karten kaufen. Szene Mainz“, „am Anfang der Saison war Gästeblöcke. Der beste der 1. Liga  ndet Auf das nächste, klagenreiche Auf- es meist schon sehr gut. Das hat wohl auch sich weiterhin in Bochum, der schlechteste schwung-Jahr!���Maik Thesing stark mit der Euphorie zu tun gehabt. Man konnte sehen, dass es eine Menge Potenzial gibt, aber zum Ende hin war es dann nicht mehr ganz so gut. Deshalb wird die neue Saison besonders interessant werden. Mal schauen, ob wir das Niveau halten kön- nen.“ Die beiden Vorjahressieger aus Frank- furt und Köln gingen den umgekehrten sportlichen Weg, wobei die Hessen auch im Unterhaus nach Meinung der anderen Fans die Support-Könige waren, und das sowohl bei den Heim- wie auch bei den Auswärtsspielen. Man kann sich sicher sein: Frankfurt, Köln oder Dresden hätten auch in der ersten Liga eine der Spitzenpo- sitionen erzielt. Hiervon war die Gefolgschaft von Frei- burg wie auch die von Wolfsburg in der letzten Saison weit entfernt. Überraschen- der ist allerdings, dass in der Kategorie des schlechtesten Heimsupports, die Vereine Gemeinsam drei Punkte gegen den Abstieg geholt: KSC in Trier Foto: Stadionwelt

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„Erst steigen wir ab, dann steigen wir wieder auf…“ – die erste von vielen Kölner Aufstiegsfeiern bei der Ankunft der Mannschaft am Flughafen. Foto: Stadionwelt Finale mit angezogener Handbremse Viele frühzeitige Entscheidungen minderten die Spannung beim Saisonendspurt in der 1. und 2. Liga. Aber der letzte Spieltag brachte noch einmal Dramatik und Emotionen.

er kennt sie nicht, die Spiele, bei zu hören. Die Fans der roten Münchner Die Thematik rund um das neue Stadion denen es um alles oder nichts durften sich nach dem großen Siegestaumel zog sich wie ein roter Faden durch die Wgeht. Bei denen man als Fan ein in Kaiserslautern bereits beim Heimspiel vergangene Saison. Von Spruchbändern Wechselbad der Gefühle durchlebt. Der am vorletzten Spieltag gegen Nürnberg zum Thema „Design-Klappsitze“ bis hin letzte Spieltag der Saison, voller Titel, Trä- zum 19. Mal über den Empfang der Schale zu einer spektakulären Blockräumung in nen und Triumphe. Spiele, nach deren Ab- freuen. Das brisante bayerisch-fränkische Herzform setzten sich die Bayern-Anhän- p ff es nur zwei mögliche Szenarios gibt: Derby geriet so zum sportlich bedeutungs- ger mit aller Kraft für möglichst optimale Grenzenlose Ekstase oder abgrundtiefe losen Schaulaufen, bei dem weniger das Bedingungen im neuen Fußballtempel ein. Trauer. Doch dieses Jahr war es irgendwie Ergebnis, sondern vielmehr das Duell auf Wie sich die Lage der Fanszene in der Al- anders. Auf der Zielgeraden war in Sachen den Rängen im Vordergrund stand – bei- lianz-Arena nach deren Eröffnung entwi- Dramatik bei vielen Spielen die Luft raus. spielsweise in Form des inzwischen schon ckelt, bleibt abzuwarten. Die Bayern sicherten sich (mal wieder) traditionellen Spruchbandduells zwischen frühzeitig die Meisterschaft, und auch der der Schickeria und den Ultras Nürnberg. Verfolgerduelle Abstieg war in der Bundesliga bereits zwei Die Meisterfeier bedeutete für die Fans Spieltage vor Schluss beschlossene Sache. gleichzeitig den Abschied vom Olym- Während die Bayern erneut der Kon- Ähnlich verhielt es sich in der zweiten Liga: piastadion. Wenn in der nächsten Saison kurrenz davonzogen, brachen die Ver- Zwei von drei Aufsteigern und drei von die Spiele in der hoch modernen neuen folger regelrecht ein. Schalke, Stuttgart, vier Absteigern standen bereits vor dem Allianz-Arena angep ffen werden, stehen Hertha BSC und Bremen zeigten auf der letzten Spieltag fest. Lediglich der Kampf die aktiven Bayern-Fans vor vielen offenen Zielgeraden Nerven und verloren wichti- um die Champions League-, UEFA-Cup- Fragen. Was für ein Publikum wird dort ge Spiele. Dies wirkte sich dann auch auf und UI-Cup-Plätze versprach bis zuletzt vorzu nden sein? Wie wird die Stimmung die Gemüter der Fans aus. So blockierten Spannung. in der neuen Arena sein? Lässt sich der in die Stuttgarter Anhänger nach drei Aus- „Die Bayern. Wie immer halt.“ Dieser den letzten Jahren aufgebaute Stimmungs- wärtspleiten in Folge gegen vermeintlich Satz war nach dem Titelgewinn des Re- kern im unteren Teil der Südkurve pro- leichte Gegner wie Rostock, Mönchen- kordmeisters in ganz Fußballdeutschland blemlos auf die neue Heimat übertragen? gladbach und Bochum am Ruhrstadion die

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Abfahrt des Mannschaftsbusses und for- derten von ihren Spielern vehement eine Rechtfertigung für die grottenschlechte Leistung in der Endphase. Ganz andere Probleme gab es zum Sai- sonende in Bremen, wo die Eastside, Ul- tragruppe und Kern der Bremer Szene, we- gen des Motivs der Blockfahne beim Derby in Hamburg vom Verein die Zusammen- arbeit für beendet erklärt bekam. Außer- dem wurden zahlreiche Bremer Fans beim selben Spiel nach der Ankunft ihres Zuges am Hamburger Bahnhof von der Polizei verhaftet. Nachdem einige wenige Fans versuchten, an der Polizeikette vorbeizu- kommen, verhafteten die Beamten nicht nur diese, sondern es durften gleich 67 Fans den Weg in die Zelle antreten – dar- unter viele Jugendliche. „Rangeleien in engen Bahnhöfen und Ausfälle Einzelner München: Ach ja, schon wieder Meister… Foto: da bene rechtfertigen keine willkürliche Sippen- haft für alle Anwesenden“, wehrt sich die Zuschauern, die mit einer Nullnummer ligajahres. Unter dem Motto „Egal wo in Eastside in einer Stellungnahme gegen die nach Hause geschickt wurden, keine Zau- Liga zwei – Wir sind dabei“ präsentierten fragwürdige Polizeimaßnahme. Klar, dass bertricks gelingen. die Freiburger Fans auf einer Blockfahne die magere Leistung der Mannschaft in der eine Deutschlandkarte mit allen Vereinen Endphase aufgrund dieser Vorkommnisse Tapfere Absteiger der zweiten Bundesliga, zu denen sie ihr eher in den Hintergrund rückte – um am Team in der kommenden Saison begleiten Ende mit dem Erreichen des dritten Tabel- Genauso wie der Meister standen auch wollen. lenplatzes doch noch zu versöhnen. alle drei Absteiger in diesem Jahr vorzei- Auch in Bochum hat man sich nach In Schalke lief es sportlich zum Schluss tig fest. Als erster Verein verabschiedete dem fünften Abstieg in den letzten zwölf ganz und gar nicht mehr. Beim Derby ge- sich der SC Freiburg aus der Bundesliga. Jahren langsam an das ständige Auf und gen Dortmund hätte man am zweitletzten Verdächtig ruhig und fast schon mit Rou- Ab gewöhnt. Mit einer Choreogra e beim Spieltag bereits die Champions League tine sah das Publikum im Breisgau dem Spiel gegen den FSV Mainz, die unter dem klar machen können, jedoch musste man erneuten Abstieg aus der obersten deut- Motto Klassenerhalt stand, versuchte man wie schon in vielen Spielen zuvor die schen Spielklasse entgegen. Der einzige die Mannschaft noch einmal zu motivieren. Punkte dem Gegner überlassen. Wenigs- vernehmbare Unmut war die Forderung Die darauf folgende Begegnung in Nürn- tens entschädigte eine sehr gelungene der Freiburger Ultras nach dem Rücktritt berg elektrisierte aber keine Massen mehr, Choreogra e der Ultras GE, bei der über von Trainer Volker Finke. Doch auch die- und für nicht wenige mitgereiste VfL-Fans die komplette Tribüne die „Festung Schal- ses Thema beschäftigt die Fanszene schon dürfte die Niederlage im Frankenstadion ke“ mit Türmen und Mauern dargestellt seit längerem und gehört bei den Südbade- nicht der erste miterlebte Abstieg gewesen wurde. Eine „Festung Olympiastadion“ nern in gewisser Weise bereits zum Alltag. sein. hätten sich die Herthaner gewünscht, um Und so stand auch die Choreogra e beim Ganz anders sah es da in Rostock aus. sich ganz oben am Rockzipfel der Bayern Spiel gegen Kaiserslautern nicht etwa im Das Spiel beim HSV mobilisierte am 30. festzubeißen. Doch Marcelinho wollten Zeichen der Trauerstimmung, sondern Spieltag noch einmal die Anhängerschaft. vor der sensationellen Kulisse von 75.000 ganz im Fokus des bevorstehenden Zweit- Scharen von Hansafans pilgerten nach Hamburg und sorgten für einen bei HSV- Auswärtsspielen gewohnt lautstarken Support. „Da die Entfernung zwischen beiden Küstenstädten recht gering ist und natürlich der ungebrochene Glau- be eines jeden Hansa-Fans an die eigene Mannschaft immer Bestand haben wird, unterstützten folgerichtig fast 12.000 (in Worten: zwölftausend) Anhänger unseren F.C. Hansa im Kampf um den Klassener- halt“, schreibt das Portal „Hansafans.de“ in seinem Spielbericht. Doch alle Stimm- gewalt und Masse half nichts, und so ver- abschiedeten sich auch die Fans des letzten Ostclubs der Bundesliga mit einer Choreo- gra e aus Liga eins. Im Gegensatz zu den Freiburgern hielten sich die Hansa-Fans aber nicht mit Kritik zurück. Unübersehbar für die einlaufenden Spieler bekamen die- se, umrahmt von einer Blockfahne in den Mainz: Jürgen Klopp genießt eine Aussicht, die sonst den Ultras vorbehalten ist. Foto: Stadionwelt Vereinsfarben sowie der Trauerfarbe �

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Ob Champions League (Stuttgart)… Foto: lostboys99.de …oder Klassenerhalt (Trier)… Foto: Stadionwelt

Schwarz, ihre eigenen Köpfe auf Doppel- Freundschaft zwischen Karlsruhe und Ber- stieg notwendig war. In diesem Jahr hieß haltern zu sehen und mussten sich der per lin auf der einen sowie Cottbus und Stutt- der Gegner am letzten Spieltag Wacker Spruchband verkündeten Frage stellen: gart auf der anderen Seite nicht sonderlich Burghausen – und den schien die Eintracht „Könnt ihr noch in den Spiegel schauen?“. mögen, waren die Lausitzer Anhänger ent- kaum wahrzunehmen: Endergebnis: 3:0, sprechend „heiß“ auf das Saison nale im Aufstieg! Die Feier am Römer leuchtete in Klassenerhalt! Wildpark – während die Fans des KSC den Bengalisch-Rot. Nichtabstieg ihres Vereins bereits vorzeitig Die Löwen-Fans, deren Szene trotz Jubel dagegen in Nürnberg, Mainz und beim Auswärtsspiel in Duisburg feierten. vorübergehender Rückkehr ins Grünwal- Mönchengladbach. Während die Mainzer der Stadion noch nicht zu früherer Stärke Anhänger ob ihres ersten Bundesligajahres Frankfurter Krimi-Tradition zurückgefunden hat, ließen beim Nach- ohnehin schon die gesamte Saison in Feier- barschaftsduell in Fürth den Glanz alter laune verbracht hatten, entlud sich die An- Nicht zum ersten Mal mussten die An- Tage wieder au eben. Zigtausende Fans spannung in Mönchengladbach nach einer hänger der Frankfurter Eintracht bis zur begleiteten ihren Verein nach Franken. Saison des Bangens in einem wahren Stim- letzten Sekunde zittern. Die Hessen sind Dann noch einmal Hochspannung zu mungsorkan beim Heimspiel gegen Stutt- an Dramatik kaum mehr zu überbietende Hause gegen LR Ahlen. Beim letzten Spiel gart. Nach der 2:0-Führung und der Nach- Duelle am Saisonende bereits gewohnt. im Grünwalder Stadion erwiesen sich die richt über den gleichzeitigen 6:2-Sieg der Unvergessen der letzte Spieltag der Saison Westfalen unabsteigbarer als die 60er zur Mainzer in Bochum, zu denen viele Borus- 1998/1999: Herzschlag nale, bekannt bei Erstklassigkeit entschlossen. sia-Fans auch noch ein freundschaftliches den Fans auch als der „Kampf um Frank- Verhältnis p egen, kannte der Jubel keine furt“. Die Eintracht gewinnt zu Hause mit In Wedau nachts um halb zwei… Grenzen mehr. Selbst die älteren Zuschauer 5:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern und fei- im Borussia-Park erhoben sich, klatschten ert den Klassenerhalt – ein 4:1 hätte nicht Entspannt sahen hingegen die Fans in mit und stimmten teils sogar mit in die Ge- gereicht. Oder der 25. Mai 2003: Die Ein- Köln und Duisburg dem letzten Spieltag sänge der Kurve ein. Die letzten, sportlich tracht am letzten Zweitliga-Spieltag gegen entgegen. Bei den FC-Fans war auf jeden bedeutungslosen Spieltage konnten die den SSV Reutlingen im Waldstadion. In Fall die x-te Aufstiegsfeier fest eingeplant. Gladbacher ebenso wie die Nürnberger und einem hochdramatischen und von unbän- Doch diesmal machte man sich auch den Mainzer also entspannt angehen. digem Kampfgeist geprägten Saison nale Spaß eines glänzenden Finales. 4:0! Da roll- Spiele um die goldene Ananas gab es ge- gewann die SGE gegen den SSV Reutlingen ten selbst bei hartgesottenen Aufstiegsrou- gen Ende zuhauf auch in der zweiten Liga. mit 6:3, während Mainz in Braunschweig tiniers Tränen der Rührung. Die kurioseste Ein richtiges Saison nale lieferten sich le- 4:1 gewann. Dabei waren die Frankfurter Aufstiegsfeier hatten die Duisburger An- diglich Frankfurt und 1860 München um zehn Minuten vor Schluss beim Stand von hänger schon vor der Niederlage in Köln den letzten verbliebenen Aufstiegsplatz. 3:3 bereits mausetot. Schur erzielte in der zelebriert: Nach dem Sieg und der Block- Etwas mehr Spannung versprach da schon 93. Minute das Tor, das für den Wiederauf- party im Frankfurter Waldstadion kehrte das untere Tabellenende. Dort die Mannschaft nach Duisburg kämpften am letzten Spieltag zurück, wo sie kurzerhand mit Ahlen, Trier, Cottbus und mitten in der Nacht von Mon- Saarbrücken gleich vier Teams tag auf Dienstag in der MSV- um den Klassenerhalt. Wäh- Arena zum großen Empfang rend Trier das 1:1 im Derby au ief. Dort warteten nachts in Saarbrücken letztendlich um halb zwei 8.000 Fans und nicht reichte, um die Klasse begleiteten die Ankunft ihrer zu halten, schaffte LR Ahlen Helden mit bengalischen Freu- genau dieses mit einem un- denfeuern. Die unvergess- erwarteten 4:3-Auswärtssieg liche Fete der Zebras dauerte bei 1860 München. Auch die bis zum Morgengrauen. Cottbusser Fans konnten in Wer weiß, vielleicht dür- Karlsruhe trotz der Niederla- fen sie in einem Jahr in der ge den äußerst knappen Klas- WM-Arena des Meisters aus senerhalt feiern. Da sich die München den Klassenerhalt beiden Fanlager aufgrund der …am Ende wollen alle nur das EIne (im Bild: Bielefeld). Foto: )ö( feiern… ��Harry Leif

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038-049_saisonrückblick.indd 46 24.05.2005 17:16:09 Titel Titel Was sonst noch geschah…

Ob Champions League (Stuttgart)… Foto: lostboys99.de …oder Klassenerhalt (Trier)… Foto: Stadionwelt

Schwarz, ihre eigenen Köpfe auf Doppel- Freundschaft zwischen Karlsruhe und Ber- stieg notwendig war. In diesem Jahr hieß haltern zu sehen und mussten sich der per lin auf der einen sowie Cottbus und Stutt- der Gegner am letzten Spieltag Wacker Spruchband verkündeten Frage stellen: gart auf der anderen Seite nicht sonderlich Burghausen – und den schien die Eintracht „Könnt ihr noch in den Spiegel schauen?“. mögen, waren die Lausitzer Anhänger ent- kaum wahrzunehmen: Endergebnis: 3:0, sprechend „heiß“ auf das Saison nale im Aufstieg! Die Feier am Römer leuchtete in Klassenerhalt! Wildpark – während die Fans des KSC den Bengalisch-Rot. KFC Uerdingen – Wuppertaler SV Foto: www.sektion-essen-ultras-kr.de Nichtabstieg ihres Vereins bereits vorzeitig Die Löwen-Fans, deren Szene trotz Celebrity Death Match Jubel dagegen in Nürnberg, Mainz und beim Auswärtsspiel in Duisburg feierten. vorübergehender Rückkehr ins Grünwal- Union Berlin Mönchengladbach. Während die Mainzer der Stadion noch nicht zu früherer Stärke Grotifant vs. KFC Anhänger ob ihres ersten Bundesligajahres Frankfurter Krimi-Tradition zurückgefunden hat, ließen beim Nach- Eisernes Wunder? ohnehin schon die gesamte Saison in Feier- barschaftsduell in Fürth den Glanz alter Der Uerdinger Grotifant hat im Laufe seiner Karriere Dinge erlebt, laune verbracht hatten, entlud sich die An- Nicht zum ersten Mal mussten die An- Tage wieder au eben. Zigtausende Fans die Einzug ins ewige Anekdoten-Archiv hielten. Und wo andere Vor dem Untergang steht spätestens mit dem Ende der Spielzeit spannung in Mönchengladbach nach einer hänger der Frankfurter Eintracht bis zur begleiteten ihren Verein nach Franken. Klub-Maskottchen kuscheln, zeigt dieser besondere Vetreter seiner 2004/05 auch der 1. FC Union Berlin – und damit eine legendä- Saison des Bangens in einem wahren Stim- letzten Sekunde zittern. Die Hessen sind Dann noch einmal Hochspannung zu Spezies Gesinnung. Hier handelt es sich um keine Aktion „wider re Fanszene vor einer harten Prüfung. Doch die Eisernen bäumen mungsorkan beim Heimspiel gegen Stutt- an Dramatik kaum mehr zu überbietende Hause gegen LR Ahlen. Beim letzten Spiel den tierischen Ernst“, denn Anlass war die Insolvenz des KFC. sich auf, wollen das Schicksal nicht hinnehmen. Garantiert werden gart. Nach der 2:0-Führung und der Nach- Duelle am Saisonende bereits gewohnt. im Grünwalder Stadion erwiesen sich die sie auch „in der Versenkung“ für Aufsehen sorgen. richt über den gleichzeitigen 6:2-Sieg der Unvergessen der letzte Spieltag der Saison Westfalen unabsteigbarer als die 60er zur Mainzer in Bochum, zu denen viele Borus- 1998/1999: Herzschlag nale, bekannt bei Erstklassigkeit entschlossen. sia-Fans auch noch ein freundschaftliches den Fans auch als der „Kampf um Frank- Verhältnis p egen, kannte der Jubel keine furt“. Die Eintracht gewinnt zu Hause mit In Wedau nachts um halb zwei… Grenzen mehr. Selbst die älteren Zuschauer 5:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern und fei- im Borussia-Park erhoben sich, klatschten ert den Klassenerhalt – ein 4:1 hätte nicht Entspannt sahen hingegen die Fans in mit und stimmten teils sogar mit in die Ge- gereicht. Oder der 25. Mai 2003: Die Ein- Köln und Duisburg dem letzten Spieltag sänge der Kurve ein. Die letzten, sportlich tracht am letzten Zweitliga-Spieltag gegen entgegen. Bei den FC-Fans war auf jeden bedeutungslosen Spieltage konnten die den SSV Reutlingen im Waldstadion. In Fall die x-te Aufstiegsfeier fest eingeplant. Gladbacher ebenso wie die Nürnberger und einem hochdramatischen und von unbän- Doch diesmal machte man sich auch den Mainzer also entspannt angehen. digem Kampfgeist geprägten Saison nale Spaß eines glänzenden Finales. 4:0! Da roll- Spiele um die goldene Ananas gab es ge- gewann die SGE gegen den SSV Reutlingen ten selbst bei hartgesottenen Aufstiegsrou- gen Ende zuhauf auch in der zweiten Liga. mit 6:3, während Mainz in Braunschweig tiniers Tränen der Rührung. Die kurioseste Ein richtiges Saison nale lieferten sich le- 4:1 gewann. Dabei waren die Frankfurter Aufstiegsfeier hatten die Duisburger An- diglich Frankfurt und 1860 München um zehn Minuten vor Schluss beim Stand von hänger schon vor der Niederlage in Köln den letzten verbliebenen Aufstiegsplatz. 3:3 bereits mausetot. Schur erzielte in der zelebriert: Nach dem Sieg und der Block- Etwas mehr Spannung versprach da schon 93. Minute das Tor, das für den Wiederauf- party im Frankfurter Waldstadion kehrte das untere Tabellenende. Dort die Mannschaft nach Duisburg kämpften am letzten Spieltag zurück, wo sie kurzerhand mit Ahlen, Trier, Cottbus und mitten in der Nacht von Mon- 1. FC Union Berlin – SC Preußen Münster Foto: die-eisernen.de Saarbrücken gleich vier Teams tag auf Dienstag in der MSV- um den Klassenerhalt. Wäh- Arena zum großen Empfang rend Trier das 1:1 im Derby au ief. Dort warteten nachts Das ist Fußball! in Saarbrücken letztendlich um halb zwei 8.000 Fans und nicht reichte, um die Klasse begleiteten die Ankunft ihrer zu halten, schaffte LR Ahlen Helden mit bengalischen Freu- genau dieses mit einem un- denfeuern. Die unvergess- erwarteten 4:3-Auswärtssieg liche Fete der Zebras dauerte bei 1860 München. Auch die bis zum Morgengrauen. Cottbusser Fans konnten in Wer weiß, vielleicht dür- Karlsruhe trotz der Niederla- fen sie in einem Jahr in der ge den äußerst knappen Klas- WM-Arena des Meisters aus senerhalt feiern. Da sich die München den Klassenerhalt beiden Fanlager aufgrund der …am Ende wollen alle nur das EIne (im Bild: Bielefeld). Foto: )ö( feiern… ��Harry Leif Hamburger SV (A) – KFC Uerdingen Foto: Hutprojekt.de

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038-049_saisonrückblick.indd 46 24.05.2005 17:16:09 038-049_saisonrückblick.indd 47 24.05.2005 17:16:36 Titel Choreo-Highlights 2004/2005 Sie können Selbstzweck sein, die Fankurve auf ein Motto einschwören, einen provo- kativen Dialog mit dem Gegner oder dem eigenen Verein führen, wie auch feierlichen Anlässen einen Rahmen bieten. In allen Fällen verleihen die Choreografi en einer aus- geprägten Gestaltungslust Ausdruck – und Deutschland holt auf.

FC Hansa Rostock – Hamburger SV Foto: bwd94.de/Suptras

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FC Schalke 04 – Borussia Dortmund Foto: Ultras GE

1. FSV Mainz 05 – FC Schalke 04 Foto: Stadionwelt

FC Dynamo Dresden – Karlsruher SC Foto: Ultras Dynamo

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038-049_saisonrückblick.indd 48 24.05.2005 17:17:23 Titel Titel Choreo-Highlights 2004/2005 Sie können Selbstzweck sein, die Fankurve auf ein Motto einschwören, einen provo- kativen Dialog mit dem Gegner oder dem eigenen Verein führen, wie auch feierlichen Anlässen einen Rahmen bieten. In allen Fällen verleihen die Choreografi en einer aus- geprägten Gestaltungslust Ausdruck – und Deutschland holt auf. 1. FC Nürnberg – Hertha BSC Foto: glubb.tv

Bayer 04 Leverkusen – Hannover 96 Foto: Stadionwelt FC Hansa Rostock – Hamburger SV Foto: bwd94.de/Suptras

gbskjfhsfkgkshgkj sfhs sdfsfh Foto: XY-Ungelöst

1. FC Kaiserslautern – 1. FSV Mainz 05 Foto: Stadionwelt

FC Schalke 04 – Borussia Dortmund Foto: Ultras GE

SG Eintracht Frankfurt – Karlsruher SC Foto: Stadionwelt

1. FSV Mainz 05 – FC Schalke 04 Foto: Stadionwelt

FC Dynamo Dresden – Karlsruher SC Foto: Ultras Dynamo Eintracht Braunschweig – VfL Osnabrück Foto: Stadionwelt Hamburger SV – SV Werder Bremen Foto: Stadionwelt

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038-049_saisonrückblick.indd 48 24.05.2005 17:17:23 038-049_saisonrückblick.indd 49 24.05.2005 17:17:45 Fan-News

Offenbach: Sammlerbörse Am 11. Juni fi ndet in der Sta- diongaststätte des Bieberer Berg ab 9 Uhr die Fußballsamm- lerbörse statt. Angeboten wird alles, was im Fußball- und Sport- bereich gesammelt wird. Weitere Infos gibt es beim Veranstalter: Michael Förster, Tel. 0 60 51 / 1 36 35 (ab 17.00 Uhr) oder per mail: [email protected] Foto: Marco Schwanke Plauen: Familienblock für Gästefans München Da im Saisonfi nale viele Fans aus Jena erwartet wurden, rich- Die Fans schrieben das letzte Kapitel im „Oly“. tete der heimischen VFC Plauen auf seiner Haupttribüne extra Die Fans des FC Bayern schrie- erneut ausgebreitet, damit neben habe nachher auch nur das Feh- einen Familienblock für den erst- ben das fi nale Kapitel im Olym- den errungenen Titeln noch mal len von drei Sitzen bemerkt“, sagt mal fahrenden Familien-Bus des piastadion selbst, und zwar in ein die Schlusszeilen gelesen werden der Fanbeauftragte Andy Brück, Supporters Club ein. überdimensionales Buch, das sie konnten: „Die Fans werden diese „woanders wären die Reaktionen über die Südkurve ausbreiteten. wunderschöne Zeit und ihre ge- weitaus größer gewesen, aber wir Darmstadt: Dort war zu lesen: „(...) wollte liebte Südkurve nie vergessen. Münchner sind halt sehr diszipli- Statement zum Polizeieinsatz es der Fußballgott so, dass auch ENDE. Fortsetzung folgt.“ niert. Ich selber war eher nach- Nachdem es beim Spiel der Lili- beim letzten Spiel im Olympiasta- Dass der Nürnberger Gästean- denklich, denn man weiß ja noch en in Wehen bei mehreren Fans dion wieder die Meisterschale hang von der Aktion zuvor wusste, nicht genau, was jetzt auf uns zu Verletzungen nach einem Po- an die Roten von der Isar über- trübte allerdings die Freude über zukommt.“ lizeiseinsatz kam, veröffentlicht reicht wurde. Voller Freude fei- die Aktion nicht. „Ihr seid für UNs das Fan-Projekt Darmstadt eine erten Fans und Spieler bis zum wie ein offenes Buch“ kommen- Stellungnahme und beschuldigt Morgengrauen und schauten auf tierten sie per Spruchband. die Polizei für die Eskalation ver- die erfolgreichen Jahre in diesem Die andernorts übliche „Abriss- antwortlich zu sein. wunderschönen Stadion zurück.“ party“ und die Mitnahme von Sta- Nach dem Spiel wurde die Aktion dioninventar im großen Stil fi el an BAFF-Treffen dann im leeren Stadion mitsamt diesem Tag allerdings aus. „Es Am Samstag, 18. Juni 2005 dem dazugehörigen Spruchband gab keinen Platzsturm, und ich Foto: Uli Bittner und am Sonntag, 19. Juni 2005 fi ndet in Hamburg-St.Pauli das diesjährige BAFF-Sommertreffen statt. Tagungsort ist das Club- heim des FC St. Pauli. Während am Samstag von 10 bis 18 Uhr und am Sonntagvormittag (Ende ca. gegen 13) gearbeitet werden soll, fi ndet am Samstagabend ein Konzert statt. Dort feiert der Fanladen St. Pauli seinen 15. Geburtstag. Infos zum Treffen: www.aktive-fans.de

Coesfeld: Polizei-Einsatz nach Schalke-Spiel Proteste gegen Medienhetze im Spiel gegen Kaiserslautern Foto: Stadionwelt Am 19. Aril wurde die Polizei in Coesfeld um 23.30 Uhr zu einer Mainz höhnt worden. Kurz darauf kamen Privatwohnung gerufen. Angebli- die Ordner, um auch mich vom ches Randalieren hatte zu einer USM vs. Allgemeine Zeitung Zaun runterzuholen. Da entstan- Deformierung der Holzdecke den natürlich Schubsereien.“ geführt. In der Wohnung wurde „Uns wurde vorgeworfen, wir hät- schaft der Polizei gegeben hätte, Als Reaktion auf den Artikel Eber- dann tatsächlich festgestellt, ten kein Interesse am Spiel. Das wäre es zu Ausschreitungen ge- hards hingen beim Bundesliga- dass sich die Holzdecke des stimmt natürlich nicht. Außerdem kommen“, so Eberhards Einschät- spiel zwei Spruchbänder vor den Flurs verformt hatte und Teile war von ,unterste soziale Schubla- zung. Grüber differenziert: „Die Mainzer Blöcken, die sich mehr der Raufasertapete abgeblättert de‘ die Rede“, ärgert sich Michael Lauterer haben ihren Zaun kaputt als deutlich gegen den AZ-Schrei- waren. In der Wohnung darüber „Ludwig“ Grüber, der Vorsänger gemacht und sind von uns ver- ber richteten und wiederum Ärger hatte sich die Partnerin des Mie- der Ultraszene Mainz, über einen einbrachten. Aber Grüber klärt ters über das Erreichen des Po- Artikel von Lutz Eberhard, dem Re- auf: „Da soll doch keine ,Verab- kalfi nales durch Schalke 04 der- daktionsleiter Sport der in Mainz redung‘ stattfi nden, das war Iro- art gefreut, dass sie mehrmals erscheinenden „Allgemeinen nie.“ Hierauf Eberhard: „Wenn in die Luft sprang. Dies führte Zeitung“, der in der Mainzer Fan- mir jemand Schläge androht, zu einer leichten Verformung szene für Aufregung gesorgt hat. habe ich keine Lust auszupro- des Holzbodens/der Holzdecke. In diesem ging es um das Derby bieren, wie ernst er das meint, Eine Gefahr für die Bewohner und die Vorfälle beim Spiel der aber für mich ist die Sache erle- des Hauses besteht nicht. Auf Amateurvertretungen von Mainz digt.“ Allein sein Arbeitgeber, die einer Evakuierung wurde daher und Kaiserslautern drei Tage vor- Verlagsgruppe Rhein Main, prüft verzichtet. her. „Wenn es da keine Hundert- Foto: rheinhessen-on-tour.de weitere Schritte.

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s050-051_Fan-News 5-6_neu.indd Abs1:50 24.05.2005 15:33:07 Fan-News Fan-News

Offenbach: Sammlerbörse Bremen Mannheim: Am 11. Juni fi ndet in der Sta- Trauer um den „Schalker“ diongaststätte des Bieberer Alle gegen die Eastside? Selten wurde in einem Stadion so Berg ab 9 Uhr die Fußballsamm- um einen verstorbenen Fan ge- lerbörse statt. Angeboten wird Seit einigen Spielen hängt in den Stadionwelt: Welche Hinter- Stadionwelt: Welche waren das? trauert. Nachdem der Tod von Tho- alles, was im Fußball- und Sport- Blöcken der Fans von Werder gründe vermutet ihr? Büßeler: Zum Beispiel das mit mas Pfrengle, der im Alter von 39 bereich gesammelt wird. Weitere Bremen eine „Outside“-Fahne, Büßeler: Für den Verein war die der Aufschrift „Wer gegen Werder Jahren freiwillig aus dem Leben Infos gibt es beim Veranstalter: die optisch eindeutig an die der Blockfahne mit dem HSV-Logo hetzt wird von uns gejagt“, mit schied, bekannt wurde, regte sich Michael Förster, Tel. 0 60 51 / Bremen Ultra-Gruppe „Eastside und der Aufschrift „Das soll dem wir lediglich eine Schlagzeile weit über Mannheim hinaus Anteil- 1 36 35 (ab 17.00 Uhr) oder per 97“ angelehnt ist. Eastside-Mit- eine Raute sein?“ beim Derby der Presse rhetorisch umgedreht nahme. Selbst die befreundeten mail: [email protected] glied Frank Büßeler erklärt die der Auslöser. Im Hintergrund haben. Auch das Spruchband, in Braunschweiger Fans fertigten ein Foto: Marco Schwanke Hintergründe. Spruchband an. Das Gästebuch Plauen: seines Fanclubs „City Boys“, de- Familienblock für Gästefans München Stadionwelt: Wieso zeigt ihr ren Mitbegründer und Kopf er seit Da im Saisonfi nale viele Fans neuerdings am Zaun eine Out- 1985 war, quoll über und beim aus Jena erwartet wurden, rich- Die Fans schrieben das letzte Kapitel im „Oly“. side-Fahne? Spiel gegen den SV Sandhausen tete der heimischen VFC Plauen Büßeler: Vor unserem Spiel auf waren nicht nur 120 in Schwarz auf seiner Haupttribüne extra Die Fans des FC Bayern schrie- erneut ausgebreitet, damit neben habe nachher auch nur das Feh- Schalke hat sich der SV Werder gekleidete City Boys erschienen, einen Familienblock für den erst- ben das fi nale Kapitel im Olym- den errungenen Titeln noch mal len von drei Sitzen bemerkt“, sagt offensichtlich an die Schalker sondern es hing auch das in mal fahrenden Familien-Bus des piastadion selbst, und zwar in ein die Schlusszeilen gelesen werden der Fanbeauftragte Andy Brück, gewandt und darum gebeten, Schwarz gehaltene Spruchband: Supporters Club ein. überdimensionales Buch, das sie konnten: „Die Fans werden diese „woanders wären die Reaktionen dass die Eastside-Fahne nicht „Eine Kurve trauert um einen ihrer über die Südkurve ausbreiteten. wunderschöne Zeit und ihre ge- weitaus größer gewesen, aber wir hängen solle. Deshalb haben größten“ über die nahezu gesam- Darmstadt: Dort war zu lesen: „(...) wollte liebte Südkurve nie vergessen. Münchner sind halt sehr diszipli- wir eine mit dem Schriftzug te Hintertorgerade. Statement zum Polizeieinsatz es der Fußballgott so, dass auch ENDE. Fortsetzung folgt.“ niert. Ich selber war eher nach- „Outside“ hergestellt. Christian Vetter von den Ultras Nachdem es beim Spiel der Lili- beim letzten Spiel im Olympiasta- Dass der Nürnberger Gästean- denklich, denn man weiß ja noch Stadionwelt: Fühlt ihr euch denn Bremen – Bielefeld Foto: Anno 1905 Bielefeld Mannheim: „Es wurde wenig ge- en in Wehen bei mehreren Fans dion wieder die Meisterschale hang von der Aktion zuvor wusste, nicht genau, was jetzt auf uns als Außenseiter im Verein? sungen oder höchstens mal ein zu Verletzungen nach einem Po- an die Roten von der Isar über- trübte allerdings die Freude über zukommt.“ Büßeler: Fakt ist, dass die Ar- sind drei Bomben zu sehen, dem wir unserem Vereinsnamen wenig geklatscht, bis dann Mitte lizeiseinsatz kam, veröffentlicht reicht wurde. Voller Freude fei- die Aktion nicht. „Ihr seid für UNs beitskarten, die uns vom Ver- welche die Stadt Hamburg das traditionelle „e.V.“ ange- der 2. Halbzeit die City Boys von das Fan-Projekt Darmstadt eine erten Fans und Spieler bis zum wie ein offenes Buch“ kommen- ein vor jedem Spiel ausgege- treffen. Das ist nicht mehr als hängt haben, wurde kritisiert. sich aus mit dem Support began- Stellungnahme und beschuldigt Morgengrauen und schauten auf tierten sie per Spruchband. ben wurden, damit wir unsere ein Detail, das viele überhaupt Stadionwelt: Gibt es Reaktionen nen.“ Selbst der Verein entsprach die Polizei für die Eskalation ver- die erfolgreichen Jahre in diesem Die andernorts übliche „Abriss- Aktionen besser durchführen nicht bemerkt haben. Ich den- aus der Fanszene? den Wünschen der Fans, spielte antwortlich zu sein. wunderschönen Stadion zurück.“ party“ und die Mitnahme von Sta- können, nun nicht mehr ausge- ke, dass man bei uns etwas Büßeler: Viele ältere Fanclubs mit Trauerfl or und organisierte für Nach dem Spiel wurde die Aktion dioninventar im großen Stil fi el an händigt werden. Davon haben die Daumenschrauben anzie- aus dem Oberrang, die im Dach- den „Schalker“ – so wurde er we- BAFF-Treffen dann im leeren Stadion mitsamt diesem Tag allerdings aus. „Es wir leider erst am Spieltag er- hen will, weil wir zuletzt öfter verband organisiert sind, haben gen der Vorliebe zu seinem „Zweit- Am Samstag, 18. Juni 2005 dem dazugehörigen Spruchband gab keinen Platzsturm, und ich Foto: Uli Bittner fahren, obwohl unsere Telefon- kritische Spruchbänder gezeigt sich in einer Stellungnahme verein“ genannt – eine Schwei- und am Sonntag, 19. Juni 2005 nummern ja eigentlich bekannt haben, die der SVW dann durch ebenfalls gegen uns ausgespro- geminute, die allerdings von der fi ndet in Hamburg-St.Pauli das sein dürften. seine Ordner entfernen ließ. chen und vielfältige Kritik geübt. Presse und aus den Reihen des diesjährige BAFF-Sommertreffen SVW-Ältestenrates kritisiert wur- statt. Tagungsort ist das Club- de. „Die haben halt ein wenig heim des FC St. Pauli. Während nachgeforscht und rausgefunden, am Samstag von 10 bis 18 Uhr St. Pauli dass Thomas in seiner aktiven und am Sonntagvormittag (Ende Fanzeit ,kein Kind von Traurigkeit‘ ca. gegen 13) gearbeitet werden Antirassistisches Turnier in Hamburg war“, so der Fanbetreuer Eric Wik- soll, fi ndet am Samstagabend kenhäuser. ein Konzert statt. Dort feiert der 40 teilnehmende Teams (darun- Teams über Pfi ngsten nach Menschen ist das Turnier ganz Fanladen St. Pauli seinen 15. ter acht Frauenteams) zu ehren, Hamburg gereist. Schon am großartig gelaufen“, freute sich Geburtstag. Infos zum Treffen: das kann dauern. Und so gestal- Freitagabend sah ein Großteil Cathrin Baumgardt vom Fanla- Ahlen: 600 Fans umsonst nach www.aktive-fans.de tete sich die Siegerehrung des der ca. 600 Turniergäste eine den St. Pauli. München 2. Antirassistischen Fußballtur- packende Regionalligapartie, Hinsichtlich des sportlichen „In Bielefeld und Osnabrück waren Coesfeld: Polizei-Einsatz nach niers im Anschluss an das pa- die der Gastgeber mit 2:1 gegen Geschehens auf den vier Klein- wir schon mal, aber über so eine Schalke-Spiel Proteste gegen Medienhetze im Spiel gegen Kaiserslautern Foto: Stadionwelt ckende Finale zwischen den Cel- Eintracht Braunschweig für sich feld-Rasenplätzen hätte sich Entfernung sind noch nie so viele Am 19. Aril wurde die Polizei in tic-Fans vom „Garngard Millburn entschied. Zum Rahmenpro- so mancher Fußballfunktionär zu einem Ahlener Auswärtsspiel Coesfeld um 23.30 Uhr zu einer Mainz höhnt worden. Kurz darauf kamen CSC“ und den Offenbachern des gramm gehörte auch ein großes sicherlich verwundert die Augen gefahren“, sagt Tom Gramtake, Privatwohnung gerufen. Angebli- die Ordner, um auch mich vom „ERWIN-Fanzine-Teams“ (2:0) Konzert in der „Roten Flora“, gerieben. Nicht nur verzichtete der LR-Fanbeauftragte. Nachdem ches Randalieren hatte zu einer USM vs. Allgemeine Zeitung Zaun runterzuholen. Da entstan- zu einem recht umfangreichen das die Ultrà St. Pauli maßgeb- man problemlos auf Schiedsrich- der Verein mit rund 15.000 Euro Deformierung der Holzdecke den natürlich Schubsereien.“ Programmpunkt. Die Spieler lich organisierten. ter, auch Bengaloaktionen waren die Busse und Eintrittskarten für geführt. In der Wohnung wurde „Uns wurde vorgeworfen, wir hät- schaft der Polizei gegeben hätte, Als Reaktion auf den Artikel Eber- Benjamin Adrion und Ralph Gu- Für zwei Tage überließ der Ver- quasi an der Tagesordnung. Und das letzte und für den Abstieg ent- dann tatsächlich festgestellt, ten kein Interesse am Spiel. Das wäre es zu Ausschreitungen ge- hards hingen beim Bundesliga- nesch halfen Heiko Schlessel- ein den Turnier-Veranstaltern das ohne jeden Stress mit Ord- scheidenden Auswärtsspiel bei dass sich die Holzdecke des stimmt natürlich nicht. Außerdem kommen“, so Eberhards Einschät- spiel zwei Spruchbänder vor den mann vom Fanladen St. Pauli, sein komplettes Trainingsgelän- nungshütern oder gar ein bun- 1860 München sponsorte, rollten Flurs verformt hatte und Teile war von ,unterste soziale Schubla- zung. Grüber differenziert: „Die Mainzer Blöcken, die sich mehr die jeweiligen Platzierungspreise de. „Dank der vielen helfenden desweites Trainingsplatzverbot. zehn Busse mit insgesamt rund der Raufasertapete abgeblättert de‘ die Rede“, ärgert sich Michael Lauterer haben ihren Zaun kaputt als deutlich gegen den AZ-Schrei- inmitten einer sangeslustigen 600 Fans in die bayrische Landes- waren. In der Wohnung darüber „Ludwig“ Grüber, der Vorsänger gemacht und sind von uns ver- ber richteten und wiederum Ärger Menge zu übergeben. Und da es hauptstadt. Da das Spiel für die hatte sich die Partnerin des Mie- der Ultraszene Mainz, über einen einbrachten. Aber Grüber klärt beim FC St. Pauli meist etwas Fans der Löwen eine ähnliche Be- ters über das Erreichen des Po- Artikel von Lutz Eberhard, dem Re- auf: „Da soll doch keine ,Verab- ungewöhnlich zugeht, gab es für deutung hatte und die Heimblök- kalfi nales durch Schalke 04 der- daktionsleiter Sport der in Mainz redung‘ stattfi nden, das war Iro- Platz 1–40 anstatt der üblichen ke längst ausverkauft waren, ver- art gefreut, dass sie mehrmals erscheinenden „Allgemeinen nie.“ Hierauf Eberhard: „Wenn Pokale diverse von den Teams suchten noch einige Münchener in die Luft sprang. Dies führte Zeitung“, der in der Mainzer Fan- mir jemand Schläge androht, gestiftete Unikate, von einem in Fans auf den Zug aufzuspringen. zu einer leichten Verformung szene für Aufregung gesorgt hat. habe ich keine Lust auszupro- Stein gehauenen Vereinswappen Gramatke: „Mich hat ein Münch- des Holzbodens/der Holzdecke. In diesem ging es um das Derby bieren, wie ernst er das meint, über einen „Bembel“ (Steinkrug) ner angemailt und erklärt, er sei Eine Gefahr für die Bewohner und die Vorfälle beim Spiel der aber für mich ist die Sache erle- gefüllt mit hessischem Apfelwein jetzt LR-Fan geworden, und er frag- des Hauses besteht nicht. Auf Amateurvertretungen von Mainz digt.“ Allein sein Arbeitgeber, die bis hin zu einem Gartenzwerg. te, ob wir nicht noch eine Karte einer Evakuierung wurde daher und Kaiserslautern drei Tage vor- Verlagsgruppe Rhein Main, prüft Aus elf europäischen Ländern, für ihn hätten. Die sind schon ein- verzichtet. her. „Wenn es da keine Hundert- Foto: rheinhessen-on-tour.de weitere Schritte. ja sogar aus Israel, waren Fan- Gruppenbild mit Che Foto: ERWIN fallsreich.“

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s050-051_Fan-News 5-6_neu.indd Abs1:50 24.05.2005 15:33:07 s050-051_Fan-News 5-6_neu.indd Abs1:51 24.05.2005 15:11:16 Stadion-Porträt

AOL Arena außen: klar und transparent Foto: Stadionwelt Mehr Fußball als Business Die AOL Arena in Hamburg bietet die richtige Mischung aus Bodenständigkeit und Moderne.

s ist doch immer dasselbe. Kaum Stadt das Grundstück des alten Volks- ren und die tiefen Baugruben, in denen ist ein neues Stadion eingeweiht, parkstadions für den symbolischen Preis schon bald die automatischen Ticket-Le- Esind alle voll des Lobes: Journa- von einer D-Mark ab. Dafür lieferte er ser installiert werden, erinnern noch an listen schwadronieren vom schönsten das Versprechen, eine Arena zu bauen, die lästigen Bunker eines Golfplatzes. Stadion Deutschlands, Spieler äußern die die Hamburg die Teilnahme an der WM Macht aber nichts, denn eigentlich ist These, die neue Arena sei mindestens für 2006 sichern würde. Die nötigen Gelder es ganz egal, aus welcher Richtung man drei Punkte gut, und Präsidenten beto- trieb der HSV fast im Alleingang auf. sich der Arena nähert, viel Freude wird nen ihre wirtschaftliche Bedeutung für Das Unternehmen gelang. Kritiker indes man angesichts des tristen Stadionum- den Klub. Das war bei der AOL Arena behaupten, der HSV hätte sich mit sei- felds bei der Anreise nicht emp nden. nicht anders, als sie im Jahr 2000, damals ner Gewährleistung eine allzu schwere An einer Seite Industriegebiet, an der noch als Volksparkstadion, endgültig Hypothek aufgebürdet, die ihn jetzt ge- zweiten Brachland, in dem noch die fertig gestellt wurde. Das smarte Stadion genüber der FIFA in eine aussichtslose Kassenhäuschen des alten Volkspark- hätte freilich originellere Kommentare Verhandlungsposition bringt. Um seine stadions verwittern, an der dritten die verdient, denn es bildete den Auftakt zu Verp ichtungen der Stadt gegenüber ein- bullige Veranstaltungshalle Color Line einer ganzen Serie moderner Neubauten, zuhalten, müsse er jetzt bedingungslos Arena. Da passt es nur zu gut ins Bild, die halfen, die WM 2006 ins eigene Land alle Au agen der FIFA erfüllen. Zuvor dass an der grünen, der Volksparkseite, zu holen. So gesehen markiert es den ausgebootete Rivalen wie Bremen und ausgerechnet der Friedhof ans Stadion Wendepunkt in der Geschichte deutscher Düsseldorf wären beim Poker um den grenzt. Tot ist auch die Kneipenszene Stadien: weg von der unpersönlichen Be- Spielort nur zu gerne eingesprungen. ringsum. Die nahe gelegenen „Pick- tonschüssel mit Laufbahn, hin zum en- Wie dem auch sei, bis zur WM gibt nick“ und „Stadion-Eck“ zählen nicht gen Geviert, in dem vornehmlich Fußball es noch einiges zu tun. Die Vorberei- gerade zur Premium-Gastronomie. gespielt wird. tungen laufen auf Hochtouren. Vor al- „Der Standort des Stadions ist histo- Auch die Finanzierung von 97 Mio. lem um das Stadion herum gilt es noch risch bedingt“, entschuldigt sich Are- Euro stellte in gewisser Weise eine Pio- einige Löcher zu stopfen. Derzeit erhält na-Manager Kurt Krägel für das, wofür nierleistung dar. Der HSV kaufte der ein neuer Parkplatz asphaltene Kontu- er nichts kann.

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052-055_aol-arena.indd Abs1:52 24.05.2005 15:13:31 Stadion-Porträt Stadion-Porträt

AOL Arena außen: klar und transparent Foto: Stadionwelt AOL Arena innen: das homogenste Bundesligastadion Foto: Stadionwelt

Das Stadion selbst, das Schätzungen die Ränge betreten hat, be ndet sich Supporters Club bei. Der ein ussreiche zufolge 4 Mio. Euro jährlich im laufen- im wohl homogensten Innenraum aller Fanclub, dessen Mitglieder gleichzei- Mehr Fußball als Business den Betrieb erfordert, wirkt von außen Bundesligastadien. Trumpfkarte bei der tig auch eine Abteilung des Vereins bil- Die AOL Arena in Hamburg bietet die richtige Mischung aus Bodenständigkeit und betrachtet merklich lebhafter. Wenn die Gestaltung war das Verdienst des HSV, den, besaß von Planungsbeginn an ein Durchblicke der AOL-blauen Treppen- allen Werbepartnern ein folgenreiches Mitspracherecht bei der Gestaltung der Moderne. aufgänge auch etwas  nster dreinschau- Zugeständnis abzuringen. Die verzichten Arena. Ursprünglich waren nämlich ver- en, insgesamt besitzt die Arena einen nämlich in der Arena bei den fest instal- schiedenfarbige Sitze für die Bestuhlung s ist doch immer dasselbe. Kaum Stadt das Grundstück des alten Volks- ren und die tiefen Baugruben, in denen stimmigen Charakter. Der Gesamtein- lierten Banden auf die gewohnten Farben vorgesehen. Die haben den Vorteil, ein ist ein neues Stadion eingeweiht, parkstadions für den symbolischen Preis schon bald die automatischen Ticket-Le- druck ist klar und transparent. Vor allem ihrer Logos. Deshalb prangt in der AOL spärlich besetztes Stadion in den Objekti- Esind alle voll des Lobes: Journa- von einer D-Mark ab. Dafür lieferte er ser installiert werden, erinnern noch an die Dachkonstruktion macht die Spielstät- Arena ausschließlich weiße Schrift auf ven der Fernsehkameras ein wenig voller listen schwadronieren vom schönsten das Versprechen, eine Arena zu bauen, die lästigen Bunker eines Golfplatzes. te unverwechselbar. Wie Palisaden ragen blauem Grund. Und das steht eher für erscheinen zu lassen. Einige dieser Papa- Stadion Deutschlands, Spieler äußern die die Hamburg die Teilnahme an der WM Macht aber nichts, denn eigentlich ist die 40 tragenden Pylonen stachelartig gen den HSV als für AOL & Co. So vermied geien-Sitze waren schon montiert, „die These, die neue Arena sei mindestens für 2006 sichern würde. Die nötigen Gelder es ganz egal, aus welcher Richtung man Himmel und verdeutlichen – gewollt oder die HSV-Betreibergesellschaft den an- anderen standen hier schon alle vor der drei Punkte gut, und Präsidenten beto- trieb der HSV fast im Alleingang auf. sich der Arena nähert, viel Freude wird ungewollt – dies ist die Festung des HSV. dernorts üblichen Gemischtwarenladen Tür“, erzählt Kurt Krägel, als der Sup- nen ihre wirtschaftliche Bedeutung für Das Unternehmen gelang. Kritiker indes man angesichts des tristen Stadionum- Zum authentischen Gesamtbild trägt vor in puncto Bandenwerbung erfolgreich porters Club kräftig zu maulen begann. den Klub. Das war bei der AOL Arena behaupten, der HSV hätte sich mit sei- felds bei der Anreise nicht emp nden. allem auch das Alter der Arena bei. Wäh- und sorgte für ein außergewöhnliches Mit Rücksicht auf die Fans installierte nicht anders, als sie im Jahr 2000, damals ner Gewährleistung eine allzu schwere An einer Seite Industriegebiet, an der rend in vergleichbaren Stadien der jüngs- Identi kationsmerkmal plus eine dezen- der HSV schließlich doch ausschließlich noch als Volksparkstadion, endgültig Hypothek aufgebürdet, die ihn jetzt ge- zweiten Brachland, in dem noch die ten Generation stets auch der Geruch von te Kaschierung des Mauerwerks. Zum Blaue – mit einigen wenigen Ausnahmen. fertig gestellt wurde. Das smarte Stadion genüber der FIFA in eine aussichtslose Kassenhäuschen des alten Volkspark- Plastik und Beton wohnt, beherrscht in monochromen Erscheinungsbild des Sta- Die entdeckt der aufmerksame Betrachter hätte freilich originellere Kommentare Verhandlungsposition bringt. Um seine stadions verwittern, an der dritten die den Umgängen der AOL Arena wirkliche dioninneren trug freilich auch der HSV heute in den Arena-Ecken und in einigen verdient, denn es bildete den Auftakt zu Verp ichtungen der Stadt gegenüber ein- bullige Veranstaltungshalle Color Line Fußball-Atmosphäre, durchdrungen von scheinbar beliebig angeordneten roten einer ganzen Serie moderner Neubauten, zuhalten, müsse er jetzt bedingungslos Arena. Da passt es nur zu gut ins Bild, einem zarten Bier- und Pommesbuden- Sitzreihen. Auch ein paar hellblaue Scha- die halfen, die WM 2006 ins eigene Land alle Au agen der FIFA erfüllen. Zuvor dass an der grünen, der Volksparkseite, duft, die Szene. Wetterschützende Glas- lensitze sind auf der Osttribüne übrig ge- zu holen. So gesehen markiert es den ausgebootete Rivalen wie Bremen und ausgerechnet der Friedhof ans Stadion fassaden, die zwangsläu g Hallencharak- blieben – nur ein kleiner Schönheitsfehler Wendepunkt in der Geschichte deutscher Düsseldorf wären beim Poker um den grenzt. Tot ist auch die Kneipenszene ter vermitteln,  ndet der Fan hier nicht. in der feinen Arena. Wer’s einfarbig mag, Stadien: weg von der unpersönlichen Be- Spielort nur zu gerne eingesprungen. ringsum. Die nahe gelegenen „Pick- Auch keine unnötigen Fernseher, die ihn richtet seinen Blick einfach in eine der tonschüssel mit Laufbahn, hin zum en- Wie dem auch sei, bis zur WM gibt nick“ und „Stadion-Eck“ zählen nicht dazu bringen, das Spiel mit der Wurst in drei anderen Himmelsrichtungen. Dort gen Geviert, in dem vornehmlich Fußball es noch einiges zu tun. Die Vorberei- gerade zur Premium-Gastronomie. der Hand ab Minute 46 doch lieber von verschwimmt nur das Beton-Grau der gespielt wird. tungen laufen auf Hochtouren. Vor al- „Der Standort des Stadions ist histo- hier aus zu verfolgen. großzügigen Stehplatzbereiche im Meer Auch die Finanzierung von 97 Mio. lem um das Stadion herum gilt es noch risch bedingt“, entschuldigt sich Are- „Je drinner desto besser“ lautet die blauer Sitzreihen. Und selbst die können Euro stellte in gewisser Weise eine Pio- einige Löcher zu stopfen. Derzeit erhält na-Manager Kurt Krägel für das, wofür Formel beim Besuch der AOL-Arena. die HSV-Farbe annehmen. Nämlich dann, nierleistung dar. Der HSV kaufte der ein neuer Parkplatz asphaltene Kontu- er nichts kann. Denn wer einmal vom Umgang aus HSV Supporters Club: setzt Zeichen Foto: Stadionwelt wenn sie für internationale Spiele mit �

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052-055_aol-arena.indd Abs1:52 24.05.2005 15:13:31 052-055_aol-arena.indd Abs1:53 24.05.2005 15:13:52 Stadion-Porträt

nach individuellen Vorstellungen ein- richten. Sie können mit aller Kommodität speisen, aber einen gepolsterten Kinoses- sel erhalten sie vor ihrer Loge nicht. Dies- bezüglich sind alle HSV-Fans gleich, sieht man mal von der Tatsache ab, dass Busi- ness-Seats eine Getränkehalterung besit- zen. Die großzügigen VIP-Bereiche indes bestechen durch einen spröden, geradezu sozialistischen Charme – zumindest im nicht eingedeckten Zustand. Das spar- tanische Ambiente wirkt dabei allemal sympathischer als das geklonte Interieur der Systemgastronomie, von dem fast alle Stadionbetreiber annehmen, es ge ele ih- ren Gästen. Es ist die Mischung aus notwendi- gem Komfort und einem gewissen Maß an Ursprünglichkeit, die die AOL-Arena zu einer unvergleichlichen Sportstätte macht. Im Bau der mos Architekten ist al- Exklusive Logen: auf Wunsch nach individuellen Vorstellungen eingerichtet Foto: Stadionwelt les vorhanden, was ein modernes Stadion braucht, um konkurrenzfähig zu bleiben. Variositzen bestückt werden. „Ich möch-  äche ihre Pforten schließt, wird sie von Aber nichts erscheint übertrieben. Ob te nicht sagen, dass wir das System der „Der HSV im Dritten Reich“ abgelöst sich dies ausschließlich aus dem Alter Variositze erfunden haben, aber diese Lö- werden. Den Erfolg des Museums bestä- der Arena erklärt, oder von den Verant- sung ist extra für uns entwickelt worden. tigt Ideengeber und Leiter Dirk Mansen: wortlichen weiterhin so gewollt ist, sei Da waren wir schon sehr früh mit dran“, „Im letzten Jahr hatten wir 40.000 Besu- einmal dahin gestellt. Freilich nicht nur sagt Krägel nicht ohne Stolz. Das System cher.“ Die enorme Zahl spricht für sich. mit dem HSV-Museum setzt die Arena hat in der Fachwelt für Aufsehen gesorgt Das Museum erreicht auch Interessierte, Maßstäbe. Auch die Enge des Stadions, und wird inzwischen in ähnlicher Form die sich nicht unbedingt als HSV-Kenner der Erhalt zahlreicher Stehplätze – üb- in vielen anderen Stadien angewendet. bezeichnen. rigens auch ein Verdienst des HSV Sup- Auch die Logen und VIP-Bereiche porters Clubs – und die lichtdurchlässige Auch das Museum setzt Maßstäbe. der AOL Arena erfreuen sich großer Be- Konstruktion des Membrandachs seien liebtheit. Während auf der Ostseite alles zur Nachahmung empfohlen. Nur im Fragt sich, woran sich die Verantwort- ausgebucht ist, können Wichtige für die Stadionumfeld gilt es nachzubessern. lichen beim HSV orientiert haben, als sie Gegentribüne Tageskarten lösen. Die Darauf aber hat der HSV leider nur be- dieses Stadion voller Innovationen plan- Annehmlichkeiten dieser Bereiche sind grenzten Ein uss. Sollte sich also irgend- ten. Schließlich gab es Ende der Neun- längst nicht so plüschig, wie man dies jemand mit dem Gedanken tragen, eine ziger kaum etwas Vergleichbares. „Wir erwarten würde. Auch hier zeigt sich ein gemütliche Pinte zu eröffnen, Hamburg- sind fast überall hingefahren, Leverku- Unterschied zu den nagelneuen Arenen. Bahrenfeld sei an dieser Stelle als Stand- sen, München, und haben geschaut, wie Natürlich, ihre Logen dürfen die Mieter ort empfohlen.���Andreas Schulte wir es nicht machen wollen“, erläutert Kurt Krägel das eigenwillige Ausschluss- verfahren. So werden sie es auch mit dem heimlichen Star des FIFA-Fünf-Sterne- Stadions gemacht haben, dem HSV-Mu- seum. Das zeigt auf 560 m² weit mehr als die gewöhnlichen Exponate von der Autogrammkarte bis zur Meisterschale. Die multimediale Ausstellung pro tiert vor allem von einem weitsichtigen Kon- zept. Hier geht es nicht nur darum, in chronologischer Reihenfolge alle Memo- rabilia der Clubgeschichte in Vitrinen zu platzieren. Immer wieder zieht das Mu- seum die Parallele zum Weltgeschehen und überrascht durch eine detailfreudige und geschmackvolle Aufmachung so- wie durch spielerische Elemente. Posi- tiv wirkt auch der erfrischend offensive Umgang mit den düsteren Kapiteln der Vereinsgeschichte. Stadionkatastrophen  nden ebenso Berücksichtung wie die Klubgeschichte der Nazi-Zeit. Wenn die WM-Ausstellung 2006 in der Wechsel- Fast 10.000 Stehplätze: Verdienst der HSV Supporters Foto: Stadionwelt

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052-055_aol-arena.indd Abs1:54 24.05.2005 15:14:33 Stadion-Porträt Stadion-Porträt nach individuellen Vorstellungen ein- richten. Sie können mit aller Kommodität speisen, aber einen gepolsterten Kinoses- sel erhalten sie vor ihrer Loge nicht. Dies- bezüglich sind alle HSV-Fans gleich, sieht man mal von der Tatsache ab, dass Busi- ness-Seats eine Getränkehalterung besit- zen. Die großzügigen VIP-Bereiche indes bestechen durch einen spröden, geradezu sozialistischen Charme – zumindest im nicht eingedeckten Zustand. Das spar- tanische Ambiente wirkt dabei allemal sympathischer als das geklonte Interieur der Systemgastronomie, von dem fast alle Stadionbetreiber annehmen, es ge ele ih- ren Gästen. Es ist die Mischung aus notwendi- gem Komfort und einem gewissen Maß Nicht nur auf der Ost-Tribüne: Geworben wird nur in weiß auf blau. Alle Fotos: Stadionwelt an Ursprünglichkeit, die die AOL-Arena zu einer unvergleichlichen Sportstätte macht. Im Bau der mos Architekten ist al- AOL Arena in Zahlen Exklusive Logen: auf Wunsch nach individuellen Vorstellungen eingerichtet Foto: Stadionwelt les vorhanden, was ein modernes Stadion Adresse: Sylvesterallee, 22525 Hamburg braucht, um konkurrenzfähig zu bleiben. Betreiber / Inhaber: Variositzen bestückt werden. „Ich möch-  äche ihre Pforten schließt, wird sie von Aber nichts erscheint übertrieben. Ob HSV-Stadiongesellschaft te nicht sagen, dass wir das System der „Der HSV im Dritten Reich“ abgelöst sich dies ausschließlich aus dem Alter Architekten: mos architekten Variositze erfunden haben, aber diese Lö- werden. Den Erfolg des Museums bestä- der Arena erklärt, oder von den Verant- Bauherr: DDP – Deuteron Development sung ist extra für uns entwickelt worden. tigt Ideengeber und Leiter Dirk Mansen: wortlichen weiterhin so gewollt ist, sei Baukosten: 97 Mio. Euro Da waren wir schon sehr früh mit dran“, „Im letzten Jahr hatten wir 40.000 Besu- einmal dahin gestellt. Freilich nicht nur Eröffnung: 23.8.98 erstes Heimspiel sagt Krägel nicht ohne Stolz. Das System cher.“ Die enorme Zahl spricht für sich. mit dem HSV-Museum setzt die Arena des HSV hat in der Fachwelt für Aufsehen gesorgt Das Museum erreicht auch Interessierte, Maßstäbe. Auch die Enge des Stadions, Mixed Zone: Sponsoren im Nacken Anzahl Plätze: 55.800 Karge Gästekabine: HSV-Raute im Visier und wird inzwischen in ähnlicher Form die sich nicht unbedingt als HSV-Kenner der Erhalt zahlreicher Stehplätze – üb- Sitzplätze: 46.840 in vielen anderen Stadien angewendet. bezeichnen. rigens auch ein Verdienst des HSV Sup- Stehplätze: 8.516 Auch die Logen und VIP-Bereiche porters Clubs – und die lichtdurchlässige Logen: 50 Auch das Museum setzt Maßstäbe. der AOL Arena erfreuen sich großer Be- Konstruktion des Membrandachs seien Business Seats: 2.600 liebtheit. Während auf der Ostseite alles zur Nachahmung empfohlen. Nur im Restaurantplätze im VIP-Bereich: 2.500 Fragt sich, woran sich die Verantwort- ausgebucht ist, können Wichtige für die Stadionumfeld gilt es nachzubessern. Parkplätze: 11.000 lichen beim HSV orientiert haben, als sie Gegentribüne Tageskarten lösen. Die Darauf aber hat der HSV leider nur be- Kioske: 27 dieses Stadion voller Innovationen plan- Annehmlichkeiten dieser Bereiche sind grenzten Ein uss. Sollte sich also irgend- Fan-Shops: 7 ten. Schließlich gab es Ende der Neun- längst nicht so plüschig, wie man dies jemand mit dem Gedanken tragen, eine Ränge: 3 ziger kaum etwas Vergleichbares. „Wir erwarten würde. Auch hier zeigt sich ein gemütliche Pinte zu eröffnen, Hamburg- Neigung Oberrang: 35° sind fast überall hingefahren, Leverku- Unterschied zu den nagelneuen Arenen. Bahrenfeld sei an dieser Stelle als Stand- Kleinster Abstand zum Anstoßpunkt: sen, München, und haben geschaut, wie Natürlich, ihre Logen dürfen die Mieter ort empfohlen.���Andreas Schulte Herzstück der Osttribüne: Spielereingang 45 m HSV-Kabine: Eintritt nur für Befugte wir es nicht machen wollen“, erläutert Höhe der Daches: 45 m Kurt Krägel das eigenwillige Ausschluss- Videowände: 2 verfahren. So werden sie es auch mit dem Überwachungskameras: 23 heimlichen Star des FIFA-Fünf-Sterne- Flutlichter: 266 Stadions gemacht haben, dem HSV-Mu- Leistung des Flutlichts: 1.500 lx seum. Das zeigt auf 560 m² weit mehr Stadionführungen: 90-minütige Tour als die gewöhnlichen Exponate von der Start: werkstags jeweils um 17.00 Uhr Autogrammkarte bis zur Meisterschale. Treffpunkt: Fanstore in der AOL Arena Die multimediale Ausstellung pro tiert (Nord/Ost-Eingang); vor allem von einem weitsichtigen Kon- Preise: Erwachsene: 5 Euro, Kinder/ zept. Hier geht es nicht nur darum, in Jugendliche/Rentner: 3 Euro chronologischer Reihenfolge alle Memo- HSV-Museum: lehrreich und unterhaltsam Restaurant „Die Raute“: Currywurst empfohlen rabilia der Clubgeschichte in Vitrinen zu platzieren. Immer wieder zieht das Mu- seum die Parallele zum Weltgeschehen und überrascht durch eine detailfreudige NEU: Fotogalerie und geschmackvolle Aufmachung so- wie durch spielerische Elemente. Posi- zur AOL Arena tiv wirkt auch der erfrischend offensive Umgang mit den düsteren Kapiteln der unter Vereinsgeschichte. Stadionkatastrophen  nden ebenso Berücksichtung wie die www.stadionwelt.de Klubgeschichte der Nazi-Zeit. Wenn die WM-Ausstellung 2006 in der Wechsel- Fast 10.000 Stehplätze: Verdienst der HSV Supporters Foto: Stadionwelt Fan-Store: Ein Herz für den HSV Aufgänge mit leeren Fenstern: wie ausgehöhlt

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052-055_aol-arena.indd Abs1:54 24.05.2005 15:14:33 052-055_aol-arena.indd Abs1:55 24.05.2005 15:14:54 s056-057_Poster AOL Arena.indd 56 23.05.2005 23:11:01 AOL Arena

s056-057_Poster AOL Arena.indd 57 23.05.2005 23:11:40 Stadion-Porträt

„Wir streben ein Stadion ohne Zäune an“ Interview mit Kurt Krägel, dem Leiter des Arenamanagements in der AOL Arena und der OK-Außenstelle Hamburg

Die wird es begutachten. Bestimmt werden Stadionwelt: Aber sie werden sicher zumin- wir dann noch über den einen oder andern dest die Spiele in der AOL-Arena sehen. Punkt zu diskutieren haben. Krägel: Ich gehe davon aus, von der FIFA Stadionwelt: Stimmt es, dass die FIFA ei- eine Arbeitskarte zu bekommen. nen weiträumigen Zaun um das Stadion Stadionwelt: Wie können Sie die von der fordert? FIFA verlangte Werbefreiheit rund um das Krägel: Ja, das ist richtig. Er wird die ganze Stadion gewährleisten? Ihr Hallennachbar, Zeit während der WM niemand in Stadion- die Color Line Arena, hat langfristige Ver- nähe lassen, der kein Ticket besitzt. Wir träge mit Werbepartnern, die nicht zum beim HSV streben eigentlich ein Stadion Sponsorenpool der FIFA gehören. ohne Zäune an. Auch weil wir der Meinung Krägel: Mit der Color Line Arena haben wir Kurt Krägel Foto: Stadionwelt sind, dass Zäune Aggressionen eher schü- bereits einen Konsens gefunden. Da klappt ren. Ich möchte jetzt nicht wieder den 11. die Zusammenarbeit sehr gut. Wir sind Stadionwelt: Herr Krägel, ist die AOL Are- September anführen, aber man muss auch sehr froh, dass sie überhaupt hier sind, na für die WM gerüstet? Verständnis für die FIFA haben. So etwas weil es Leben in diese Gegend bringt. Krägel: Wir sind auf einem guten Wege. darf sich natürlich nicht wiederholen. Dann Sehen Sie die Baustellen an den Ecken muss man eben mit Rücksicht auf die der Arena? Dort entsteht gerade beispiels- Sicherheit auch einen solchen Zaun akzep- weise das Ticketsystem. Wir legen dazu tieren. auch gleichzeitig neue Kabel für unsere Stadionwelt: So etwas schreckt die Fans Kioske. Die brauchen wir zwar zunächst natürlich ab. Wegen der vielen Sicherheits- nicht für die WM, aber es bietet sich jetzt maßnahmen im Stadion hat der eine oder an, dies in einem mitzumachen. andere schon gar keine Lust mehr, ins Stadionwelt: Dann werden Sie das Ticket- Stadion zu gehen. Glauben Sie, dass die system weiter für den HSV benutzen? WM der Fans – oder die des Volkes – eher Krägel: Ja, auch unsere Investitionen in außerhalb des Stadions bei anderen öf- die Infrastruktur sind dauerhaft angelegt. fentlichen Events wie dem Public Viewing Gerade wird ein neuer Parkplatz fertig. Ich stattfi ndet? sehe unsere Investitionen durchweg posi- Krägel: Ich würde sagen, beides. Wobei ich tiv. Die WM gibt den Anlass, Dinge dauer- nicht glaube, dass es Fans erster und zwei- Bundesligaspielbetrieb nur mit Zäunen haft zu verbessern. ter Klasse gibt. Es war doch schon immer Foto: Stadionwelt Stadionwelt: Wie unterscheiden sich die so, auch ’74, dass es Leute gab, die Karten Sicherheitsmaßnahmen von Bundesliga- hatten, und andere, die keine hatten. Auch Stadionwelt: Sie werden die 6,5 m hohen spielen von denen bei der WM? das mit der Ticketverlosung habe ich nicht Buchstaben AOL über Arena abmontieren Krägel: Die Aufl agen des DFB sind schon so dramatisch gesehen. Alle hatten die müssen, um die von der FIFA verlangte sehr hoch. Darauf aufbauend haben wir gleichen Chancen. Das einzige, was mich Werbefreiheit zu garantieren... gerade ein Konzept für die WM entwickelt, dabei gestört hat, war, dass ich selber kei- Krägel: Ja, das ist kein Geheimnis. das wir der FIFA jetzt vorlegen müssen. ne bekommen habe. Stadionwelt: Wie werden Sie das bewerk- stelligen? Krägel: Wie wir technisch vorgehen, wer- den wir entscheiden, wenn es soweit ist. Stadionwelt: Wo könnten Sie noch nach- bessern? Krägel: Bei der Verkehrsanbindung. Eine Straßenanbindung würde Vorteile bringen. Aber die wäre natürlich mit enormen Kos- ten verbunden. Und wir könnten hier aus Platzgründen nur eine Art Sackbahnhof realisieren, der nicht alle entscheidenden Vorteile hätte. Stadionwelt: Gibt es Probleme, wenn gleichzeitig Veranstaltungen in der Halle und in der AOL Arena stattfi nden? Krägel: Nicht wenn sie gleichzeitig statt- fi nden, aber wenn die eine Veranstaltung gerade beginnt, während die andere zu Ende ist. Sie können sich das vorstellen. Alle Ampeln sind in die eine Richtung auf Durchfahrt gestellt. Dann geht in die an- dere nicht mehr viel. Ja, das ist ein Pro- Für die WM: Neue Parkplätze, ein werbefreies Dach und eine weiträumige Abzäunung Foto: Stadionwelt blem.

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„Wir streben ein Stadion ohne Zäune an“ Interview mit Kurt Krägel, dem Leiter des Arenamanagements in der AOL Arena und der OK-Außenstelle Hamburg Kampf den Trampelpfaden

Die wird es begutachten. Bestimmt werden Stadionwelt: Aber sie werden sicher zumin- Hamburg stimmt sich auf die Weltmeisterschaft 2006 ein. wir dann noch über den einen oder andern dest die Spiele in der AOL-Arena sehen. Punkt zu diskutieren haben. Krägel: Ich gehe davon aus, von der FIFA eit einigen Wochen hat Werner Preuß formationen als Plattform für gemeinsame Stadionwelt: Stimmt es, dass die FIFA ei- eine Arbeitskarte zu bekommen. (62) eine neue Aufgabe. Der Land- Aktivitäten. Zentraler Treffpunkt für alle nen weiträumigen Zaun um das Stadion Stadionwelt: Wie können Sie die von der Sschaftsarchitekt von der Gartenbau- Fußballfans in Hamburg wird das Hei- fordert? FIFA verlangte Werbefreiheit rund um das abteilung des Bezirksamtes in Hamburg- ligengeistfeld sein, wo auf einer großen Krägel: Ja, das ist richtig. Er wird die ganze Stadion gewährleisten? Ihr Hallennachbar, Altona soll die Umgebung rund um die Leinwand alle 64 WM-Spiele live übertra- Zeit während der WM niemand in Stadion- die Color Line Arena, hat langfristige Ver- AOL-Arena in weltmeisterliche Form gen werden. Größtes Problem beim Projekt nähe lassen, der kein Ticket besitzt. Wir träge mit Werbepartnern, die nicht zum bringen. Das ist nicht gerade wenig Arbeit. „Public Viewing“ ist die Finanzierung. Ge- beim HSV streben eigentlich ein Stadion Sponsorenpool der FIFA gehören. Volksparkgänger wissen, dass sich rund schätzte 360.000 Euro kommen wohl durch ohne Zäune an. Auch weil wir der Meinung Krägel: Mit der Color Line Arena haben wir um das Stadion in den verbleibenden gut die Großsponsoren der FIFA zusammen, Kurt Krägel Foto: Stadionwelt sind, dass Zäune Aggressionen eher schü- bereits einen Konsens gefunden. Da klappt 13 Monaten vor Beginn der WM noch eini- Modell des umgebauten S-Bahnhofs Stellingen tatsächlich aber kostet das Projekt nach ren. Ich möchte jetzt nicht wieder den 11. die Zusammenarbeit sehr gut. Wir sind ges tun muss. Bild: Architekten Gössler ersten Hochrechnungen mindestens drei Stadionwelt: Herr Krägel, ist die AOL Are- September anführen, aber man muss auch sehr froh, dass sie überhaupt hier sind, Vor allem die Fußwege wurden seit auch während der kommenden Bundes- Mio. Euro. Ein ziemlicher Brocken. na für die WM gerüstet? Verständnis für die FIFA haben. So etwas weil es Leben in diese Gegend bringt. seligen Weltmeisterschaftszeiten von 1974 liga-Saison abgewickelt werden. Preuß: Auf die ,,Fazination Fußball“ setzt das Krägel: Wir sind auf einem guten Wege. darf sich natürlich nicht wiederholen. Dann nicht mehr erneuert. Wie in einem Natur- ,,Das wird sehr schwer.“ Völkerkundemuseum Hamburg. Dort Sehen Sie die Baustellen an den Ecken muss man eben mit Rücksicht auf die park wuchern auf dem 1,6 Kilometer lan- wird von April bis November 2006 zu der Arena? Dort entsteht gerade beispiels- Sicherheit auch einen solchen Zaun akzep- gen Trampelpfad zwischen dem Stadion Leinwand auf dem Heiligengeistfeld sehen sein, was die Fußballwelt bewegt. weise das Ticketsystem. Wir legen dazu tieren. und dem nächstgelegenen S-Bahnhof Stel- Broder-Jürgen Trede, der im Sportwissen- auch gleichzeitig neue Kabel für unsere Stadionwelt: So etwas schreckt die Fans lingen noch Knöterich, Giersch, Gras und In Hamburg stehen gut ein Jahr vor der schaftlichen Institut arbeitet, stieß einen Kioske. Die brauchen wir zwar zunächst natürlich ab. Wegen der vielen Sicherheits- Brombeersträucher. Das wird sich bis 2006 Weltmeisterschaft aber noch weitere, es- dreitägigen Fachkongress vor der WM- nicht für die WM, aber es bietet sich jetzt maßnahmen im Stadion hat der eine oder ändern. Insgesamt 1,3 Mio. Euro stellt der senzielle Punkte auf der Agenda. Zum Bei- Eröffnung am 9. Juni zum Zusammenwir- an, dies in einem mitzumachen. andere schon gar keine Lust mehr, ins Bezirk Altona für die Sanierung zur Verfü- spiel die öffentliche Live-Übertragung auf ken von Fußball, Medien und Politik an. Stadionwelt: Dann werden Sie das Ticket- Stadion zu gehen. Glauben Sie, dass die gung. „Wir werden viel auslichten und die Großbildleinwänden. Bei der WM 2002 in Der aktive Teil des Kulturprojektes wird system weiter für den HSV benutzen? WM der Fans – oder die des Volkes – eher Büsche am Wegesrand niedrig halten. Der Asien sahen allein auf dem Spielbuden- auch rund um das Museum und auf dem Krägel: Ja, auch unsere Investitionen in außerhalb des Stadions bei anderen öf- Weg soll heller und vor allem übersicht- platz in St. Pauli über 50.000 Menschen das Sportplatz der Uni Hamburg durch fuß- die Infrastruktur sind dauerhaft angelegt. fentlichen Events wie dem Public Viewing licher werden“, erklärt Werner Preuß im Finale zwischen Deutschland und Brasili- ballbegeisterte Köpfe gestaltet. So können Gerade wird ein neuer Parkplatz fertig. Ich stattfi ndet? HAMBURGER ABENDBLATT. Den Kern en, weitere Leinwände gab es in der Ha- im Innenhof Fußballakrobaten ihr Kön- sehe unsere Investitionen durchweg posi- Krägel: Ich würde sagen, beides. Wobei ich bildet vor allem die Runderneuerung der fen-City und am Rathausmarkt. Insgesamt nen unter Beweis stellen und deutsche tiv. Die WM gibt den Anlass, Dinge dauer- nicht glaube, dass es Fans erster und zwei- Bundesligaspielbetrieb nur mit Zäunen Beschilderung. Mit einem völlig neuen drängt sich dem Beobachter derzeit der Fankulturen mit anderen verglichen wer- haft zu verbessern. ter Klasse gibt. Es war doch schon immer Foto: Stadionwelt System sollen die Besucher zu den Park- Eindruck auf, dass in Hamburg mit einer den. „Die Eröffnung der Ausstellung wird Stadionwelt: Wie unterscheiden sich die so, auch ’74, dass es Leute gab, die Karten plätzen, zur S-Bahn und zu anderen Zielen gewissen Gemächlichkeit am WM-Rah- im April 2006 sein, spätestens ab Anfang Sicherheitsmaßnahmen von Bundesliga- hatten, und andere, die keine hatten. Auch Stadionwelt: Sie werden die 6,5 m hohen geführt werden. Zudem werden verschie- menprogramm gebastelt wird. „Erst im nächsten Jahres wird man daher wohl spielen von denen bei der WM? das mit der Ticketverlosung habe ich nicht Buchstaben AOL über Arena abmontieren dene Trampelpfade und wilde Autostell- Dezember nach der Gruppenauslosung Genaueres über die Umsetzung sagen Krägel: Die Aufl agen des DFB sind schon so dramatisch gesehen. Alle hatten die müssen, um die von der FIFA verlangte  ächen zugemacht, die Zuführungen zu kann man in die Detailplanung gehen“, können. Klar ist aber schon, dass es keine sehr hoch. Darauf aufbauend haben wir gleichen Chancen. Das einzige, was mich Werbefreiheit zu garantieren... den of ziellen Parkplätzen besser und sagt Dr. Hariolf Wenzler (36) von der Ham- Fußball-Devotionalien-Schau sein wird, gerade ein Konzept für die WM entwickelt, dabei gestört hat, war, dass ich selber kei- Krägel: Ja, das ist kein Geheimnis. repräsentativer gestaltet werden. Da der burg Marketing GmbH. Während andere die nur den Hardcore-Fan anspricht“, das wir der FIFA jetzt vorlegen müssen. ne bekommen habe. Stadionwelt: Wie werden Sie das bewerk- Weg von der S-Bahn bis zum Stadion lang WM-Städte wie Berlin und München mit sagt Ralf Bockmann vom Völkerkunde- stelligen? ist, verrichten Ungeduldige im Volkspark teilweise sehr ungewöhnlichen Projekten museum. ��Carsten Germann Krägel: Wie wir technisch vorgehen, wer- auch gern die Notdurft. Dem wollen die die Werbetrommel rühren, hält man sich den wir entscheiden, wenn es soweit ist. Planer entgegenkommen, indem mehr in Hamburg noch bedeckt. Stadionwelt: Wo könnten Sie noch nach- Wenzler & Co. arbeiten seit dem letz- bessern? ten Jahr an der Bündelung der Aktivi- Krägel: Bei der Verkehrsanbindung. Eine täten. Für ein „gastfreundliches, offenes Straßenanbindung würde Vorteile bringen. Konzept“ sprach sich Frank Steiner vom Aber die wäre natürlich mit enormen Kos- WM-FanOf ce Hamburg aus: „Die Stadt ten verbunden. Und wir könnten hier aus hat als Metropole und vor allem durch die Platzgründen nur eine Art Sackbahnhof Vereine HSV und St. Pauli eine besondere realisieren, der nicht alle entscheidenden Anziehungskraft. Es werden viele Fans Vorteile hätte. auch ohne Karten anreisen. Dafür muss Stadionwelt: Gibt es Probleme, wenn Verbesserungsfähige Zugangswege Foto: hamburg.de es ein faires Sicherheitskonzept geben.“ gleichzeitig Veranstaltungen in der Halle Je attraktiver das Angebot sei, umso klei- und in der AOL Arena stattfi nden? Toilettencontainer aufgestellt werden. ner sei das Gewaltpotenzial der Fans „Das Krägel: Nicht wenn sie gleichzeitig statt- Wichtigster Punkt bei der Sanierung der Zauberwort heißt ,Fanlenkung‘ und nicht fi nden, aber wenn die eine Veranstaltung Wege zur Arena ist jedoch die Beseitigung ,Fantrennung‘. Man kann Rahmenbedin- gerade beginnt, während die andere zu von Relikten aus Uralt-Zeiten. So sollen gungen schaffen, die 80 bis 90 Prozent Ende ist. Sie können sich das vorstellen. Teile der ehemaligen Schnackenburgallee der Fans ansprechen“, sagte Steiner. Das Alle Ampeln sind in die eine Richtung auf und der Baumbestand einer ehemaligen WM-FanOf ce wird die zentrale Schnitt- Durchfahrt gestellt. Dann geht in die an- Badeanstalt in Stadionnähe verschwinden. stelle für alle geplanten und angedachten dere nicht mehr viel. Ja, das ist ein Pro- Größtes Problem für Werner Preuß und Fanangebote im Rahmen der WM 2006 Für die WM: Neue Parkplätze, ein werbefreies Dach und eine weiträumige Abzäunung Foto: Stadionwelt blem. seine Mitarbeiter: Die Umgestaltungsar- sein. Darüber hinaus dient es durch seine beiten, die im Sommer beginnen, müssen Erfahrungen, Kontakte und fundierten In-

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058_interview aol-arena.indd Abs1:58 24.05.2005 15:17:54 059_wm-standort hamburg.indd 59 24.05.2005 15:19:17 Stadion-Porträt

Foto: Stadionwelt Stimmen und Meinungen zur AOL Arena Das Stadion des HSV gilt unter den eigenen Fans wie auch denen der Gegner als eine der beliebtesten Adressen in Deutschland.

Die Gästefans Der Stehplatzblock ist allerdings ein aber der Ordnungsdienst ist nicht besser bisschen zu klein geraten, für den kön- und nicht schlechter als sonstwo. Hamburg ist für mich mit das schöns- nen wir nur 1.100 Karten verkaufen. Im Peter Schmidt te Bundesliga-Stadion (nach dem Ost- Gegensatz wiederum zu Dortmund, Fanbeauftragter des FC Hansa Rostock seestadion natürlich), es ist zehnmal wo es extrem teuer ist, werden aber die schöner als das alte Volksparkstadion Gäste-Sitzplätze immer noch preiswert Es ist für mich eines der schönsten und gefällt mir viel besser als zum Bei- angeboten. Am Eingang gibt es die üb- Stadien in Deutschland, das auf jeden spiel Dortmund – auch wenn die Flure lichen Kontrollen, viele müssen pusten, Fall unter die Top 3 gehört. Weil die Rei- zu den Gästeblöcken seit der Eröffnung se nach Hamburg nicht weit ist, haben immer noch nicht angestrichen wurden wir beim HSV immer ziemlich viele Fans Aber drinnen ist es richtig gut, es ist dabei, im Schnitt 3.000 Leute oder mehr. schön steil, das ist ein gutes Gucken. Dabei wird es im Gästebereich arg eng. Wir haben in Hamburg nicht oft ge- Über die Security gibt es eigentlich nichts wonnen, aber das war für uns die kür- Nennenswertes zu berichten. zeste Auswärtsfahrt, sodass immer vie- Auf jeden Fall funktioniert aber die le Hansa-Fans mitkamen. Hier hatten Zusammenarbeit mit den Hamburger wir jedes Mal gute Stimmung, haben Kollegen sehr gut. Das ist eines der Stadi- Hamburg zumindest auf diese Weise en, wo die Fans Fahnen und Choreo-Ma- beherrscht. Letztens waren es trotz un- terial mitbringen können. serer sportlichen Situation wieder einmal Donato Melillo 12.000 Rostocker in Hamburg. 12.000 Rostocker in Hamburg Foto: Suptras Fanbeauftragter Hertha BSC

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060-061_stimmen und meinungen HH.indd Abs1:60 24.05.2005 21:00:08 Stadion-Porträt Stadion-Porträt

„Ich wäre gerne Gästefan bei uns.“ Jojo Liebnau (23) ist stellvertretender Abteilungsleiter beim HSV-Suppor- ters Club und einer der Köpfe der CFHH (Chosen Few Hamburg). Stadionwelt: Welche Stimmung herrsch- terbreitet, ein Gebot für den Kauf des te bei den HSV-Fans vor, als sie in das Stadionnamens. Aber man muss es neue Stadion einzogen? wohl mehr als symbolische Handlung Liebnau: Eine gewisse Wehmut war verstehen. natürlich vorhanden. Das alte Volks- Stadionwelt: Wie zufrieden seid ihr ins- parkstadion war mit vielen Titeln und gesamt mit eurem Stadion, wie seht ihr Erfolgen verknüpft, es war auch auch es im Vergleich? nie ungeliebt. Von der Qualität her war Liebnau: Viele halten es für das schönste es mit dem Neubau, zu dem es keine Stadion Europas, sind hellauf begeistert. kritischen Töne gab, überhaupt nicht Es ist wirklich vieles optimal gelöst. Der zu vergleichen. Man sah ja die Chancen Supporters Club hat seine Büros in der mit diesem Klasse-Stadion. Kurve, wir haben Lagerräume, wo die Stadionwelt: Gab es Dinge, die im Neu- aktiven Fans die Choreos vorbereiten. bau-Konzept erst durch Ein ussnahme Das Museum ist sehr gut gelungen, es der Fans geändert wurden, und ist das gibt eine Stadionkneipe… in der Folge noch vorgekommen? Ich fürchte aber, dass sich eine Sache zur Liebnau: Ja, das waren zunächst zwei WM hin ändern wird – das hat vor zwei, Punkte. Erstens sollte das Stadion nach drei Monaten schon angefangen –, aber den Plänen des HSV und des Vermark- ein ganz großer Pluspunkt war immer ters ursprünglich ein All Seater werden. die Tatsache, dass die Sektoren nicht Der Supporters Club hat sich für Steh- abgetrennt sind. Ich kann mich rundum plätze stark gemacht und diese auch frei bewegen, auch mal mit Verwandten bekommen. Zweitens befanden sich und Freunden auf der West „schnacken“ auf der Gegentribüne ursprünglich die- – oder zu den Gästen rüber, wenn ich da se bunten „Smarties-Sitze“, wodurch jemanden treffen will. die Plätze für die TV-Kameras immer Stadionwelt: A propos Gästeblock: Ihr gut gefüllt aussehen sollten. Das war kennt ja selbst alle anderen „Away-Sek- fürchterlich, und wir haben uns dafür toren“. Wie beurteilst du den in eurem Foto: Stadionwelt eingesetzt, dass es geändert wird. Stadion? Gästeblöcke in der AOL Arena Foto: Stadionwelt Neulich konnten wir erreichen, dass die Liebnau: Die Security ist überall pro- Zäune zwischen den großen drei Blö- blematisch. Choreotechnisch ist aber HSV-Fans Stimmen und Meinungen cken in den Stehplätzen auf der Nord- fast alles möglich, dafür machen wir tribüne auf einen Meter Höhe reduziert uns vom Supporters Club auch stark, Ich bin 36 Jahre alt und seit 27 Jahren wurden. und die Möglichkeiten werden von den beim HSV, bin also im alten Stadion mit Stadionwelt: Und die Umbenennung Gästen oft genutzt. Hinzu kommt, dass groß geworden. Da gibt es viele Erinnerun- zur AOL Arena in AOL Arena? Wie waren die anfäng- ich die Lage und Sicht sehr gut  nde. gen – gute wie schlechte. Das Stadion des HSV gilt unter den eigenen Fans wie auch denen der Gegner als eine lichen Reaktionen, und wie geht man Ich wäre gerne Gästefan bei uns, würde Als feststand, dass das neue Stadion mitterweile damit um? gerne mal mit 5.000 hierher kommen. gebaut wird, war ich eher ungläubig, dass der beliebtesten Adressen in Deutschland. Liebnau: Der Verkauf des Namens stieß Wir sind vom Gästeblock immer wie- ausgerechnet in Hamburg der erste große anfänglich auf starkes Unverständnis der mal in Grund und Boden gesungen Neubau entstehen sollte. Die Gästefans Der Stehplatzblock ist allerdings ein aber der Ordnungsdienst ist nicht besser und hat immer noch viele Gegner. Der worden. Das spricht dafür, dass auch Die Infos darüber waren ziemlich gut, bisschen zu klein geraten, für den kön- und nicht schlechter als sonstwo. drastische Protest ist aber abge aut. die Akustik sehr gut ist. und so herrschte eine positiv-freudige Hamburg ist für mich mit das schöns- nen wir nur 1.100 Karten verkaufen. Im Peter Schmidt Man boykottiert den Namen, indem Stimmung. Es war klasse, dass dieses gro- te Bundesliga-Stadion (nach dem Ost- Gegensatz wiederum zu Dortmund, Fanbeauftragter des FC Hansa Rostock man ihn einfach nicht verwendet und ße Stehplatzkontingent ermöglicht wurde, seestadion natürlich), es ist zehnmal wo es extrem teuer ist, werden aber die geht halt „zum HSV“, wie im Grunde und die Nordtribüne hatte sich bald als schöner als das alte Volksparkstadion Gäste-Sitzplätze immer noch preiswert Es ist für mich eines der schönsten schon immer. neue Heimat etabliert. und gefällt mir viel besser als zum Bei- angeboten. Am Eingang gibt es die üb- Stadien in Deutschland, das auf jeden Ich bin allerdings der Meinung, der Ein generelles Hamburger Problem spiel Dortmund – auch wenn die Flure lichen Kontrollen, viele müssen pusten, Fall unter die Top 3 gehört. Weil die Rei- HSV verkauft den Stadionnamen un- ist wohl die sehr dürftige Stimmung bei zu den Gästeblöcken seit der Eröffnung se nach Hamburg nicht weit ist, haben ter Wert. So weit ich es überschauen Heimspielen. Aber es gab selbstverständ- immer noch nicht angestrichen wurden wir beim HSV immer ziemlich viele Fans kann, bekommen wir dafür zwar mehr lich große Momente. Absolutes Highlight Aber drinnen ist es richtig gut, es ist dabei, im Schnitt 3.000 Leute oder mehr. Geld als einige andere, aber der enor- war für mich die Stimmung beim 4:4 gegen schön steil, das ist ein gutes Gucken. Dabei wird es im Gästebereich arg eng. me Werbe-Effekt wäre mehr wert. Ein Turin im Jahr 2000. Da hat sich sogar der Wir haben in Hamburg nicht oft ge- Über die Security gibt es eigentlich nichts Beispiel: Die meisten „Normalos“ ge- VIP-Bereich von der Leistung der Mann- wonnen, aber das war für uns die kür- Nennenswertes zu berichten. hen heutzutage eben nicht mehr „zum schaft mitreißen lassen. Gigantisch! Im zeste Auswärtsfahrt, sodass immer vie- Auf jeden Fall funktioniert aber die HSV“, sondern „in die AOL Arena“. alten Stadion waren Spannung und Stim- le Hansa-Fans mitkamen. Hier hatten Zusammenarbeit mit den Hamburger Das ist wirklich in den allgemeinen mung beim 2:1 gegen San Sebastian 1983 wir jedes Mal gute Stimmung, haben Kollegen sehr gut. Das ist eines der Stadi- Sprachgebrauch übergegangen. unvergesslich. Wir gewannen 2:1, und alle Hamburg zumindest auf diese Weise en, wo die Fans Fahnen und Choreo-Ma- Jetzt, wo der Namensgeber-Vertrag Tore  elen zwischen der 76. und der 82. beherrscht. Letztens waren es trotz un- terial mitbringen können. ausläuft, hat der Supporters Club üb- Minute. serer sportlichen Situation wieder einmal Donato Melillo rigens dem Vorstand ein Angebot un- Jojo Liebnau Foto: Stadionwelt Volker Knut 12.000 Rostocker in Hamburg. 12.000 Rostocker in Hamburg Foto: Suptras Fanbeauftragter Hertha BSC HSV-Fanzine 1887

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060-061_stimmen und meinungen HH.indd Abs1:60 24.05.2005 21:00:08 060-061_stimmen und meinungen HH.indd Abs1:61 24.05.2005 21:00:28 Stadion-Porträt

Volksparkstadion, 1928: Der HSV spielt vor 50.000 Zuschauern gegen Hertha BSC um die deutsche Meisterschaft. Foto: HSV-Museum Deutschlands gefährlichstes Stadion Aus dem Altonaer Stadion und dem Volksparkstadion entstand die AOL Arena.

wei Bilder aus dem Volksparksta- ist. Die Hamburger schauen deshalb ein mehr daran, denn schon bald hinterlässt dion haben auch Nicht-Fußballfans wenig neidisch auf den kleinen Nachbarn der Krieg deutliche Spuren. Dennoch ist Zvor Augen: Da wären zum einen mit dem großen Stadion. Sie selbst haben das Stadion 1949 noch einmal Austra- Sepp Maier und Jürgen Sparwasser, wie dem Sportpark, der neben dem Stadion gungsort des Endspiels um die deutsche sie mit unterschiedlichen Emp ndungen auch eine Reitbahn, ein Schwimmbad, Meisterschaft, bevor hier 1951 der Aus- jenem Schuss des DDR-Stürmers hinter- zehn Fußballfelder und eine riesige Lie- bau zum Volksparkstadion beginnt. her schauen, der die historische 0:1-Nie- gewiese beheimatet, nichts entgegenzu- Mit dieser Lösung ist der HSV ganz derlage der BRD bei der WM ’74 besie- setzen. Ein Entwurf jener Tage, auf dem und gar nicht zufrieden. Er kämpft lan- gelt. Zum andern erinnern sie sich an die Heiligengeistfeld eine Arena für 80.000 zu ge um ein englisches Stadion mitten in immer wieder gezeigten Fernsehbilder errichten, wird nie verwirklicht, obwohl der Stadt an seinem Traditionsspielort von einem verzweifelten Knäuel HSV- der visionäre Plan sogar ein verschließba- Rothenbaum. 65.000 sollen hineinpas- Anhänger, das droht, von der nachrü- res Dach vorsieht. So aber bleibt das Al- sen, aber der alternde Bürgermeister Max ckenden Menge am Fuße der Westkurve tonaer Stadion für 40.000 Zuschauer die Brauer goutiert die Idee nicht: „Sportplät- zerquetscht zu werden. Sportstätte Nr. 1 im Norden. ze gehören auf billigen Boden, nicht aber Diese Ereignisse haben das Volkspark- an die Rothenbaumchaussee, den künfti- stadion, den Vorgänger der AOL Arena, Als Altona noch „Auswärts“ war gen Kurfürstendamm von Hamburg“, ar- geprägt. Sonst ist nicht viel hängen ge- gumentiert der SPD-Politiker kategorisch. blieben von einem Betonklotz, der sich 1928 erobert Hamburg es – freilich auf Der Senat lehnt das knapp 10 Mio. DM nur unwesentlich von all den charakterlo- sportliche Weise. Als der HSV dort das schwere Vorhaben ab. sen Stadien jener Ära unterschied. Dabei Endspiel um die deutsche Meisterschaft 1953 ist das Volksparkstadion fertig. ist das Volksparkstadion nur bedingt ein gegen Hertha mit 5:2 gewinnt, säumen Mit weit über 70.000 Plätzen, davon 20.000 Kind der Nachkriegszeit. Seine Geschich- angeblich 50.000 Zuschauer die naive Ab- Sitzplätze, ist es das zweitgrößte Rund der te beginnt schon 1925, als an gleicher sperrung. 1938 erobert Hamburg es auch BRD. Nur das Olympiastadion von Berlin Stelle das Altonaer Stadion entsteht, das politisch. Mit der Eingemeindung Altonas fasst mehr. Wie bei so vielen Stadien jener nicht einmal zu Hamburg gehört, weil geht das Stadion in den Besitz der Ham- Zeit errichten auch die Menschen in Ham- Altona zu jener Zeit noch selbstständig burger über. Doch viel Spaß hat niemand burg mit seinem Bau ein neues Zeitalter.

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062-064_volkspark.indd Abs1:62 24.05.2005 15:20:50 Stadion-Porträt

Volksparkstadion, 1953 Foto: HSV-Museum

Das Symbol für das Alte, der Kriegsschutt, Schon zur WM ’74 werden wieder wesen, denn schon kurze Zeit später gilt wird kurzerhand als Fundamentierung für erste Baumaßnahmen fällig. Eine An- das Stadion als „gefährlichste Sportstät- die Tribünen begraben und verschwindet zeigetafel sowie die Umwandlung von te Deutschlands“. Und das nicht, weil somit nicht nur aus dem Blickfeld, son- Stehplätzen auf der Südtribüne und ein die bundesdeutsche Nationalmannschaft dern auch aus dem Bewusstsein. Star des Tribünendach verschlingen noch einmal hier ganz gerne auf die Mütze kriegt, so Stadions indes ist die neue zweistöckige 20 Mio. D-Mark, fast zehnmal so viel wie wie beim 0:1 gegen Jürgen Sparwasser. Tribüne. Sie erntet in der Öffentlichkeit das gesamte Stadion 1953 bei seiner Fer- viel Lob. Dem HSV ist das egal. Er kickt tigstellung gekostet hatte. Gut, dass das Tragische Ereignisse weiterhin lieber am Rothenbaum. Nur zu Volksparkstadion dieses Schicksal in den Spitzenspielen bevorzugt er den lukrative- Siebzigern ereilte. Denn bei der heutigen Was war geschehen? 1977 wird ein Fünf- ren Volkspark. Das geht bis 1963 so. Dann Bauwut hätten Renovierungen bereits zehnjähriger in der Menge zu Tode getram- nötigt der DFB dem HSV für den Bundes- den Grund für einen kompletten Neubau pelt, als ein Handgemenge die Westkurve ligabetrieb die regelmäßige Nutzung der darstellen können. Aber vielleicht wäre in Aufruhr versetzt. Nur zwei Jahre später Riesen-Arena ab. auch das genau die richtige Lösung ge- kommt es zu jener Begebenheit, die allem Anschein nicht tragisch genug ist, um die spätere Katastrophe im Heyselstadion zu verhindern. Die Umstände beider Desaster weisen Parallelen auf, und es stellt sich die Frage, warum die Verantwortlichen von Heysel nicht aus dem Hamburger Drama gelernt hatten: Der HSV ist gerade Deut- scher Meister geworden. Rund 5.000 Fans aus der Westkurve beginnen nach dem Spiel gegen Bayern München auf den Platz zu drängen. Der Zaun am unteren Rand der Kurve gibt nach und bricht zusammen. Einige Fans verfangen sich darin, stürzen zu Boden. Andere stoßen von oben nach. Eine Massenkarambolage in der nicht Au- tos, sondern Menschen gequetscht werden. Bilanz des schrecklichen Szenarios: 62 zum Teil schwer Verletzte. Das Ereignis hat zahlreiche Sicherheits- au agen zur Folge, sodass das Volkspark- stadion auch wieder dabei ist, als 1988 die Europameisterschaft in Deutschland aus- Nur noch im Museum zu sehen: Das Stadion am Rothenbaum wurde abgerissen. Foto: Stadionwelt getragen wird. Erneut erweist sich �

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062-064_volkspark.indd Abs1:63 24.05.2005 15:21:09 Stadion-Porträt

Würdigung des Volksparkstadions im HSV-Museum Foto: Stadionwelt

Hamburg für die deutsche Elf als schwie- neuen Stadions die Runde machten. Bis man drehte das Spielfeld um 90 Grad, riges P aster. Jürgen Sparwasser heißt es soweit war vergingen allerdings noch um das mächtige Volksparkstadion in diesmal Marco van Basten. Mit seinem fünf Jahre. Dann drehte man die gute alte die schlanke AOL Arena zu verwandeln.� entscheidenden 2:1 schießt er Holland ins Schüssel einfach auf links, oder besser, ��Andreas Schulte Finale und Deutschland aus allen Wolken. Die dumme Niederlage gegen die Nieder- länder bedeutet den letzten Höhepunkt im Ausgewählte sportliche Höhepunkte Volksparkstadion, dass zu diesem Zeit- im Altonaer Stadion und im Volksparkstadion punkt noch 61.000 Zuschauer fasst. So richtig warm wurden sie in Ham- 1927 1953 burg mit ihrer kargen Schüssel nie. Kein Erstes Länderspiel im Altonaer Stadion: Das erste Länderspiel im Volksparkstadi- Wunder, denn auch andernorts mochte Deutschland besiegt Norwegen vor 28.500 on, Deutschland gegen Norwegen, endet kaum jemand die vergleichbaren Are- Zuschauern mit 6:2. vor 80.000 Zuschauern mit 5:1. nen in Gelsenkirchen, Düsseldorf oder Stuttgart. Breite Laufbahn und fehlende 1928 1954 Dächer waren auch im Volksparkstadi- Im Endspiel um die deutsche Meister- Deutsche Leichtathletikmeisterschaften on Stimmungskiller Nr. 1, obwohl immer schaft schlägt der HSV Hertha BSC mit wieder davon berichtet wird, dass auch 5:2 vor offi ziell 40.000 Zuschauern. 1954 der Volkspark zum Hexenkessel mutie- Endspiel um die deutsche Meisterschaft: ren konnte. Berichte über das sensatio- 1949 Hannover 96 – 1. FC Kaiserslautern 5:1 nelle 5:1 des HSV gegen Real Madrid im Das Endspiel um die norddeutsche Mei- Europapokal 1980 belegen dies und die sterschaft gewinnt der HSV gegen den FC 1961  iegenden Sitzkissen vor den Objektiven St. Pauli mit 5:3. Einweihung der Flutlichtanlage mit dem der starren Sportschaukamera zeugen Spiel Altona 93 gegen Gremio Porto Alegre zumindest von guter Laune, wenn nicht 1953 von rauschenden Festen. Auch der Blick Einweihung des Volksparkstadions mit ei- 1974 vom höchsten Punkt der Westkurve hin- nem Freundschaftsspiel des HSV gegen WM-Gruppenspiel DDR – BRD 1:0 weg über die zigtausend Köpfe auf der eine Stadtauswahl einrangigen Tribüne wird immer wie- 1988 der als imposant geschildert. Dennoch 1953 EM-Halbfi nale: Bundesrepublik Deutsch- trauerte dem Betonklotz 1993 niemand Deutsches Turnfest land – Niederlande 1:2 nach, als erste Gerüchte zum Bau eines

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062-064_volkspark.indd Abs1:64 24.05.2005 15:21:44 Startseite Stadion Arenen Business Magazin Fans Links Shop Wir über uns Impressum Stadion-Porträt Stadionwelt - Shop

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Ballbesitz ist Diebstahl Mythos Bökelberg Abenteuer Groundhopping Wenn du am Spieltag beer- FEVER PITCH von Fußballfans zwischen Kultur Die Geschichte eines Fußball- geht weiter – Teil 2 digt wirst, kann ich leider Nick Hornby und Kommerz stadions nicht kommen Ballfi eber. Die Geschichte Die Welt der Fußballfans eines Fans.

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Würdigung des Volksparkstadions im HSV-Museum Foto: Stadionwelt Das große Buch der HOOLIFAN Die 100 „schönsten“ Schika- I FURIOSI Westfalenstadion – Die Ge- deutschen Fußball-Stadien von: Martin King und Martin nen gegen Fußballfans DIE WÜTENDEN schichte einer Fußball-Bühne Ein absoultes Muss für jeden Knight von: BAFF von Nanni Balestrini Gerd Kolbe, Dietrich Schulze- Hamburg für die deutsche Elf als schwie- neuen Stadions die Runde machten. Bis man drehte das Spielfeld um 90 Grad, Stadionfan Marmeling riges P aster. Jürgen Sparwasser heißt es soweit war vergingen allerdings noch um das mächtige Volksparkstadion in diesmal Marco van Basten. Mit seinem fünf Jahre. Dann drehte man die gute alte die schlanke AOL Arena zu verwandeln.� entscheidenden 2:1 schießt er Holland ins Schüssel einfach auf links, oder besser, ��Andreas Schulte Finale und Deutschland aus allen Wolken. Die dumme Niederlage gegen die Nieder- länder bedeutet den letzten Höhepunkt im Ausgewählte sportliche Höhepunkte Volksparkstadion, dass zu diesem Zeit- im Altonaer Stadion und im Volksparkstadion punkt noch 61.000 Zuschauer fasst. So richtig warm wurden sie in Ham- 1927 1953 St0068 St0053 St0064 St0067 St0065 burg mit ihrer kargen Schüssel nie. Kein Erstes Länderspiel im Altonaer Stadion: Das erste Länderspiel im Volksparkstadi- 360 Seiten 192 Seiten 176 Seiten 240 Seiten 240 Seiten 12,5x20,5 cm A4 21x29 cm A4 21x21cm Wunder, denn auch andernorts mochte Deutschland besiegt Norwegen vor 28.500 on, Deutschland gegen Norwegen, endet 15,90 € 24,90 € 9,90 €* 28,90 € 23,00 € kaum jemand die vergleichbaren Are- Zuschauern mit 6:2. vor 80.000 Zuschauern mit 5:1. nen in Gelsenkirchen, Düsseldorf oder Geil auf Gewalt Kultstätte an der Grünwalder Faszination Fankurve Olympiastadion München Fußball Tattoos Stuttgart. Breite Laufbahn und fehlende 1928 1954 Unter Hooligans Straße Ein Streifzug durch Europas Fußball-Geschichte unter dem Ein gebundener Bildband im Die Geschichte eines Stadions Stadien Zeltdach aufwändigen Hochglanzformat, Dächer waren auch im Volksparkstadi- Im Endspiel um die deutsche Meister- Deutsche Leichtathletikmeisterschaften *Aktionspreis gilt bis 20. Juni 2005 durchweg farbig on Stimmungskiller Nr. 1, obwohl immer schaft schlägt der HSV Hertha BSC mit wieder davon berichtet wird, dass auch 5:2 vor offi ziell 40.000 Zuschauern. 1954 der Volkspark zum Hexenkessel mutie- Endspiel um die deutsche Meisterschaft: ren konnte. Berichte über das sensatio- 1949 Hannover 96 – 1. FC Kaiserslautern 5:1 Bestellen Sie im Internet, Name: nelle 5:1 des HSV gegen Real Madrid im Das Endspiel um die norddeutsche Mei- Adresse: PLZ: Europapokal 1980 belegen dies und die sterschaft gewinnt der HSV gegen den FC 1961 per Telefon, Fax oder Post!  iegenden Sitzkissen vor den Objektiven St. Pauli mit 5:3. Einweihung der Flutlichtanlage mit dem E-Mail: der starren Sportschaukamera zeugen Spiel Altona 93 gegen Gremio Porto Alegre zumindest von guter Laune, wenn nicht 1953 Telefon 02232/57720 von rauschenden Festen. Auch der Blick Einweihung des Volksparkstadions mit ei- 1974 vom höchsten Punkt der Westkurve hin- nem Freundschaftsspiel des HSV gegen WM-Gruppenspiel DDR – BRD 1:0 Fax 02232/577212 Anzahl Beschreibung Artikelnummer Einzelpreis weg über die zigtausend Köpfe auf der eine Stadtauswahl Birmingham Internet www.stadionwelt.de einrangigen Tribüne wird immer wie- 1988 der als imposant geschildert. Dennoch 1953 EM-Halbfi nale: Bundesrepublik Deutsch- E-Mail [email protected] trauerte dem Betonklotz 1993 niemand Deutsches Turnfest land – Niederlande 1:2 nach, als erste Gerüchte zum Bau eines Adresse Schlossstraße 23 50321 Brühl 64 Stadionwelt 06/2005 Gesamt: zuzüglich 3€ Versandkosten innerhalb von Deutschland

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Der von André Heller geschaffene WM-Kultur-Globus vor dem Brandenburger Tor. Zur Zeit macht er Station in Kaiserslautern. Foto: dpa/picture-alliance In einer anderen Dimension Von der politischen Kunst, eine Fußball-WM mit Kultur zu dekorieren

in Aufschrei ging durch CDU und 2006 zu wecken und Deutschland als ein Bund bei dieser Gelegenheit durch, dass FDP, als Ende 2004 die Imagekam- gastfreundliches, tolerantes und weltoffe- das Kulturprogramm aus der Verfügungs- Epagne „FC Deutschland 06“ ruchbar nes Land zu präsentieren“, wie es in einer gewalt des WM-OK ausgegliedert und ab wurde. Die Opposition befürchtete, dass Broschüre des Bundesinnenministeriums Herbst 2003 von einer eigens dafür gegrün- die Bundesregierung mit dem teuren Wer- heißt. Tatsächlich aber entstammt die Idee deten Gesellschaft fortgeführt wurde. Der befeldzug – kalkuliert waren ursprünglich zu einem solchen Rahmenprogramm dem sperrige Titel der in Berlin ansässigen ge- 100 Millionen Euro, die aus Steuermitteln Deutschen Fußball-Bund (DFB) sowie dem meinnützigen Firma lautet „Nationale DFB und Industriespenden akquiriert werden Organisationskomitee (OK) für die WM Kulturstiftung WM 2006 GmbH“ (kurz: sollten – nicht lediglich ein schönes Bild 2006. DFB-Kulturstiftung). Deutschlands vor und während der Fuß- Als das OK am 1. Januar 2001 of ziell So erklären sich der komplizierte Name ball-WM 2006 vermitteln wollte. Merkel, die Arbeit aufnahm, war noch OK-Vize- und die seltsame Konstruktion des Kul- Westerwelle & Co. vermuteten vielmehr präsident Fedor H. Radmann für „Kunst turträgers. Der DFB fungiert als alleiniger ein wahltaktisches Manöver der regieren- und Kultur“ zuständig. Der enge Vertraute Gesellschafter,  nanziert werden die rund den Bundes-SPD im Vorfeld der im Herbst Franz Beckenbauers geriet indes erstmals 30 geförderten Projekte jedoch ausschließ- 2006 anstehenden Bundestagswahl – und 2002 unter Druck, als das Logo für die WM lich vom Bund – über Einnahmen aus setzten durch, dass an der Kampagne auch 2006 präsentiert wurde. Nicht nur, dass dem Verkauf von WM-Sondermünzen. für die Opposition tätige PR-Agenturen be- sich Designer über dieses „gestalterische Dementsprechend fällt die Sitzverteilung teiligt sind. Mittlerweile haben sich, da der Desaster“ (so die renommierte Design- im Aufsichtsrat aus: Vorsitzender ist der Etat aufgrund der verhalten reagierenden Zeitschrift „Die Form“) mokierten. Rad- Staatssekretär im Bundesministerium des Industrie auf rund 20 Millionen Euro re- mann geriet auch wegen der fehlenden Innern, Dr. Göttrik Wewer, gleichzeitig duziert hat, die Wellen der Empörung ein Ausschreibung unter Beschuss. Als be- Chef des politischen Stabes für die WM wenig geglättet. Das Bohei war aber doch kannt wurde, dass Radmann ebenfalls auf 2006. Weitere Mitglieder sind die Staats- Ausdruck dafür, dass sich die WM 2006 den Gehaltszetteln des in Konkurs gegan- ministerin für Kultur, Christina Weiss, keineswegs auf sportliche Dimensionen genen Leo Kirch, dem damaligen Inhaber sowie die vier sportpolitischen Sprecher beschränkt. der TV-Rechte für die WM 2006, gestanden der Parteien, Klaus Riegert (CDU), Dag- Das gilt ebenso für die zweite Image- hatte und seine langjährige Geschäftsbezie- mar Freitag (SPD), Detlef Parr (FDP) und kampagne. Auch beim rund 30 Millionen hung zu „Adidas“ thematisiert wurde, sah Winfried Herrmann (Grüne/Bündnis 90). Euro schweren „Kunst- und Kulturpro- Sportminister Otto Schily angesichts der Der einzige Vertreter ohne politischen gramm“ (Motto: „time to make friends“) Interessenverquickung und des öffentli- Hintergrund ist DFB-Mann Karl Schmidt, mischt die Politik nämlich ordentlich mit. chen Drucks im März 2003 „Erklärungsbe- ein in der Hierarchie des DFB eher nach- Aufgelegt worden ist es of ziell von Kanz- darf“: Im Sommer 2003 musste Radmann rangiger Funktionär. Dieser Aufsichtsrat ler Schröder, „um Vorfreude auf die WM aus dem OK austreten. Parallel setzte der ist laut Gesellschaftervertrag das wichtigs-

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te Gremium. In ihm wird nämlich „über bus“, der von WM-Standort zu WM-Stand- Ausgewählte die Aufnahme eines Projektes in das of- ort wandert und dort für das Großereignis  zielle Kunst- und Kulturprogramm zur werben soll. Entworfen nach einer Idee Projekte der FIFA WM 2006“ entschieden, wie es auf von Heller und nach architektonischen der Website www.dfb-kulturstiftung.com Prinzipien von Star-Designer Buckminster DFB-Kulturstiftung heißt. Fuller, ist der Globus nach Aussage von ��Ausstellung „Rundlederwelten“ Berlin, Schily das „Herzstück des Kunst- und Kul- Martin-Gropius-Bau, September – Dezem- Heterogene Interessenlagen turprogramms“. Tagsüber ist er ein „Aus- ber 2005 stellungsraum für besondere Reliquien der ��Fotoausstellung „Weltsprache Fußball“ Der Geschäftsführer der DFB-Kultur- Fußballgeschichte“ – dort werden etwa Goethe-Institut in Kooperation mit der Foto- stiftung (bis zum 30. Dezember 2004 Raju Repliken der Fußball-Weltpokale gezeigt. agentur MAGNUM. Die Ausstellung wird in Sharma, ab 1. Januar 2005 Volker Bartsch) Zudem sollen insbesondere Jugendliche zehn deutschen und 50 internationalen übernahm beim inzwischen abgeschlosse- mit interaktiven Spielen für die WM 2006 Städten (u.a. New York, Athen, Warschau, nen Vorauswahlverfahren nach Auskunft begeistert werden. Abends dient der Glo- Rio de Janeiro, Hongkong und Sydney) zu von Bartsch lediglich die Aufgabe eines bus als „Begegnungsstätte und Bühne für sehen sein. Moderators, der vier teilweise überaus kulturelle Veranstaltungen“. ��Sonderausstellung „Tor! Fußball und heterogene Interessenlagen zusammenzu- Wenn die politisch Verantwortlichen Fernsehen“ Berlin, Film- und Fernsehmu- führen zu hatte: Erstens den Geldgeber, über den Globus fabulieren, sind die Su- seum am Potsdamer Platz. Eröffnung: die Bundespolitik, vertreten durch den perlative nicht weit. „Das hat es in Deutsch- Sommer 2006. Staatssekretär Göttrik Wewer sowie Sport- land noch nicht gegeben“, lobte Otto Schily ��Ausstellung „Ein Spiel – Viele Welten“ minister Schily, der sich jederzeit über die die begehbare Skulptur Hellers als „gran- München, Stadtmuseum, 19.5.– 3.09.06 Dinge in der DFB-Kulturstiftung unterrich- diosen Erfolg“. Aber es gibt auch harsche ��Plakatedition „Offi cial Event Art Po- ten lässt. Zweitens: André Heller, der zwei- Kritik. Berlin, im Herbst 2003 der erste ster 2006 FIFA World Cup ™“ fellos den größten Ein uss in der ganzen Standort, war nicht nur nach Ansicht von ��Literatur-Sonderprojekt des „Globus“ in Runde besitzt. Der Wiener Aktionskünstler Philipp Köster vom Magazin „11Freunde“ Kooperation mit der Uni Tübingen. Tübingen, verfügt, weil auf ausdrücklichen Wunsch „ein Desaster“. Das „fußballinteressierte Hongkong und Mexiko City, Diskussion mit von Bundeskanzler Schröder und Franz Be- Publikum“ sei ferngeblieben, „ein Resultat Experten und Künstlern aus unterschiedli- Der von André Heller geschaffene WM-Kultur-Globus vor dem Brandenburger Tor. Zur Zeit macht er Station in Kaiserslautern. Foto: dpa/picture-alliance ckenbauer als Leiter des Kulturprogramms vornehmlich der miserablen Öffentlich- chen Kulturkreisen über die „Spielregeln“ installiert, über die weitreichendsten Kom- keitsarbeit“. Den verkorksten Start räumt des sportlichen Miteinanders. petenzen bei der Vorauswahl, obwohl er auch Jochen Hieber ein, der künstlerische ��„Theatersport-WM“ Improvisationsthea- In einer anderen Dimension stets mit seinem Ruf als „Fußball-Laie“ ko- Leiter des Programms. Auch in Leipzig ter mit dem Publikum als Schiedsrichter. kettiert. Drittens sorgen die FIFA-Vertreter habe es an Besuchern gemangelt. Doch in Qualifi kationsmodus wie die FIFA WM. Von der politischen Kunst, eine Fußball-WM mit Kultur zu dekorieren dafür, dass die Rechte der of ziellen Spon- Frankfurt, Köln, Hamburg, Gelsenkirchen ��Video-Installation „Fusion II“ von Inge- soren nicht berührt werden; hier ergeben und Dortmund sei der Globus erfolgreich borg Lüscher, Wiesbaden/NCCA Moskau. in Aufschrei ging durch CDU und 2006 zu wecken und Deutschland als ein Bund bei dieser Gelegenheit durch, dass sich schon Probleme, wenn in einem von gewesen. Nach den letzten Stationen Kai- ��Inszenierung „BallGefühl“ des Freibur- FDP, als Ende 2004 die Imagekam- gastfreundliches, tolerantes und weltoffe- das Kulturprogramm aus der Verfügungs- der DFB-Kulturstiftung geförderten Film serslautern, Hannover, Stuttgart und Mün- ger Aktionstheaters Pan.Optikum. Schau- Epagne „FC Deutschland 06“ ruchbar nes Land zu präsentieren“, wie es in einer gewalt des WM-OK ausgegliedert und ab ein Trikot auftaucht, dass nicht vom of zi- chen wird der Globus zur WM 2006 wieder spiel, Musik, Tanz, Aktionstheater und Akro- wurde. Die Opposition befürchtete, dass Broschüre des Bundesinnenministeriums Herbst 2003 von einer eigens dafür gegrün- ellen Sponsor Adidas stammt, sondern von nach Berlin zurückkehren. batik. Uraufführung: Juni 2005, Iserlohn. die Bundesregierung mit dem teuren Wer- heißt. Tatsächlich aber entstammt die Idee deten Gesellschaft fortgeführt wurde. Der Reebok, Puma oder Nike. Und schließlich Hieber, der sich als „FAZ“-Feuilleton- ��Tanzprojekt „Maracanã“ Premiere: Januar befeldzug – kalkuliert waren ursprünglich zu einem solchen Rahmenprogramm dem sperrige Titel der in Berlin ansässigen ge- viertens, sitzt mit „OK-Berater“ Radmann Redakteur bis 2006 beurlauben ließ, ver- 2006, Hamburg, Kulturzentrum Kampnagel, 100 Millionen Euro, die aus Steuermitteln Deutschen Fußball-Bund (DFB) sowie dem meinnützigen Firma lautet „Nationale DFB auch weiterhin das WM-OK mit am Tisch. sucht in seinen Veranstaltungsreihen einen anschließend Welttournee bis Juni 2006. und Industriespenden akquiriert werden Organisationskomitee (OK) für die WM Kulturstiftung WM 2006 GmbH“ (kurz: Schily duldet den politisch „verbrannten“ Spagat: Einerseits ist er gewillt, möglichst ��„Symphonien des Lichtes“ Frankfurt, sollten – nicht lediglich ein schönes Bild 2006. DFB-Kulturstiftung). Radmann wegen seiner Verdienste als viel Publikum anzusprechen, deswegen Juni 2006. Projektion von Fußballbildern und Deutschlands vor und während der Fuß- Als das OK am 1. Januar 2001 of ziell So erklären sich der komplizierte Name „Strippenzieher“ bei der WM-Bewerbung holt er regelmäßig „local heroes“ wie Lichteffekten auf die Frankfurter Skyline. ball-WM 2006 vermitteln wollte. Merkel, die Arbeit aufnahm, war noch OK-Vize- und die seltsame Konstruktion des Kul- – und weil andernfalls ein Kon ikt mit des- Wolfgang Overath oder Uwe Seeler in ��„POK TA POK“ Frühjahr bis Sommer Westerwelle & Co. vermuteten vielmehr präsident Fedor H. Radmann für „Kunst turträgers. Der DFB fungiert als alleiniger sen Freund Beckenbauer droht, der wich- den rund 80 Besucher fassenden Globus. 2006, Tour durch sechs deutsche Städte. ein wahltaktisches Manöver der regieren- und Kultur“ zuständig. Der enge Vertraute Gesellschafter,  nanziert werden die rund tigsten Identi kations gur der WM 2006. Andererseits will er die Fronten zwischen Vor etwa 3.000 Jahren in Mexiko entstan- den Bundes-SPD im Vorfeld der im Herbst Franz Beckenbauers geriet indes erstmals 30 geförderten Projekte jedoch ausschließ- Der Löwenanteil des 30 Millionen-Etats, der Hochkultur und Popkultur weiter auf- den, wird dieser historische Vorläufer des 2006 anstehenden Bundestagswahl – und 2002 unter Druck, als das Logo für die WM lich vom Bund – über Einnahmen aus rund zwei Drittel, ist an André Heller und lockern. Dementsprechend fällt die Liste Fußballs vor nachgebauter Kulisse nach setzten durch, dass an der Kampagne auch 2006 präsentiert wurde. Nicht nur, dass dem Verkauf von WM-Sondermünzen. an seine Agentur „Artevent“ (Wien) ver- der Referenten des Globus-Programmes historischem Vorbild gezeigt. Die Spielorte für die Opposition tätige PR-Agenturen be- sich Designer über dieses „gestalterische Dementsprechend fällt die Sitzverteilung geben. Diese organisiert das mit rund 17 aus: Schriftsteller wie Tim Parks und Tho- sollen zugleich ergänzend für Filmvorfüh- teiligt sind. Mittlerweile haben sich, da der Desaster“ (so die renommierte Design- im Aufsichtsrat aus: Vorsitzender ist der Millionen Euro teuerste Einzelprojekt des mas Brussig lesen aus ihren Romanen und rungen genutzt werden. Etat aufgrund der verhalten reagierenden Zeitschrift „Die Form“) mokierten. Rad- Staatssekretär im Bundesministerium des Kulturprogramms, den so genannten „Glo- Dramen; Wolf Wondratschek und Ror ��Rund um das Straßenfußball-Stadion Industrie auf rund 20 Millionen Euro re- mann geriet auch wegen der fehlenden Innern, Dr. Göttrik Wewer, gleichzeitig Wolf werden befragt zum Verhältnis Sport in Berlin-Kreuzberg geben Kunst- und Kul- duziert hat, die Wellen der Empörung ein Ausschreibung unter Beschuss. Als be- Chef des politischen Stabes für die WM und Literatur; Professoren diskutieren turschaffende Einblicke in die Straßenfuß- wenig geglättet. Das Bohei war aber doch kannt wurde, dass Radmann ebenfalls auf 2006. Weitere Mitglieder sind die Staats- über die olympische Friedensidee in der ball-Kulturen der Teilnehmerländer. Ausdruck dafür, dass sich die WM 2006 den Gehaltszetteln des in Konkurs gegan- ministerin für Kultur, Christina Weiss, Antike; Fußballhistoriker sprechen über ��Künstlerische Fotografi en aus 24 Fuß- keineswegs auf sportliche Dimensionen genen Leo Kirch, dem damaligen Inhaber sowie die vier sportpolitischen Sprecher die Instrumentalisierung des Fußballs im ballprojekten werden auf großformatigen beschränkt. der TV-Rechte für die WM 2006, gestanden der Parteien, Klaus Riegert (CDU), Dag- „Dritten Reich“, und Soziologen wie Klaus Flächen in den Straßen Berlins gezeigt. Das gilt ebenso für die zweite Image- hatte und seine langjährige Geschäftsbezie- mar Freitag (SPD), Detlef Parr (FDP) und Theweleit sprechen über Fußball als „Tor Während der WM werden in einer Filmbox kampagne. Auch beim rund 30 Millionen hung zu „Adidas“ thematisiert wurde, sah Winfried Herrmann (Grüne/Bündnis 90). zur Welt“. Schriftlicher Ausdruck dieser – einem mobilen Kino – Kurzfi lme aus den Euro schweren „Kunst- und Kulturpro- Sportminister Otto Schily angesichts der Der einzige Vertreter ohne politischen elitären Veranstaltungen ist die exzellent Projektländern gezeigt. gramm“ (Motto: „time to make friends“) Interessenverquickung und des öffentli- Hintergrund ist DFB-Mann Karl Schmidt, gemachte Zeitschrift „Anstoss“, die als ��„Catwalk with Ball“ Wettbewerb für mischt die Politik nämlich ordentlich mit. chen Drucks im März 2003 „Erklärungsbe- ein in der Hierarchie des DFB eher nach- of zielles Organ des Kunst- und Kultur- Nachwuchsmodedesigner Aufgelegt worden ist es of ziell von Kanz- darf“: Im Sommer 2003 musste Radmann rangiger Funktionär. Dieser Aufsichtsrat Kulturbefl issener Kreis um Fedor Radmann programms insgesamt sechs Mal bis 2006 ler Schröder, „um Vorfreude auf die WM aus dem OK austreten. Parallel setzte der ist laut Gesellschaftervertrag das wichtigs- Foto: dpa/picture-alliance erscheinen wird.���Erik Eggers Weitere Infos: www.dfb-kulturstiftung.com

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066-069_wm 2006.indd 66 24.05.2005 15:25:05 066-069_wm 2006.indd 67 23.05.2005 23:33:44 WM 2006

Couch dem Stadionbesuch vorziehen werden. Das wäre bedauerlich, denn gerade in Leipzig wirken sich ausverkaufte Spiele besonders positiv auf die Stimmung in der Stadt aus. Das Stadion liegt direkt am Rande der City, weswegen viele Fußballfans die Stunden vor dem Spiel nicht auf der Autobahn oder dem Sta- dionparkplatz, sondern in der Innenstadt verbringen würden. Hoffentlich wird sich zumindest am Rande des ausver- kauften Duells zwischen Brasilien und Griechenland zeigen, dass doch so etwas wie Fußballbegeisterung in Leipzig herr- schen kann. Auch in Hannover liegt das Stadion noch in der Nähe der Innenstadt, auch hier ist es also möglich, den Weg vom Bahnhof zur Arena an der frischen Luft Weite Anreise für ein kleines Turnier: Europameister Griechenland Foto: Stadionwelt statt in einer überfüllten Bahn zurückzu- legen. In Köln und Nürnberg hingegen muss man, um vom Hauptbahnhof oder der City zum Stadion zu schlendern, Kleine WM, kurze Wege schon recht gut zu Fuß sein – und in Beim Konföderationen-Pokal probt Deutschland die Aus- Frankfurt verrückt. Weit vor den Toren der Stadt liegt die Arena, die nicht um- richtung eines internationalen Turniers im Kleinmaßstab. sonst bis vor kurzem Waldstadion hieß. Von der Innenstadt mag der Fußball- er den FIFA Confederations mit außerordentlichem Ticket-Glück live fan in Frankfurt recht weit entfernt sein Cup 2005 als eine Mini-WM im Stadion bewundern dürfen. – dem Spielfeld ist er dafür ziemlich Wbezeichnet, liegt in jeder Hin- Im Schatten der populären Teams nah. Denn wie auch die Sportstätten von sicht richtig. Alles ist kleiner als bei der sieht es mitunter hingegen ziemlich  ns- Leipzig, Hannover und Köln verlor das WM: das Teilnehmerfeld, das öffentliche ter aus. Die Stimmung beim Spiel zwi- Stadion in den letzten Jahren im Rah- Interesse, der Eintrittspreis – und auch schen Tunesien und Australien in Leipzig men des WM-Umbaus die störenden die maximale Entfernung zwischen den könnte möglicherweise eher an Zentral- Leichtathletik-Anlagen. Die Sicht aufs verschiedenen Spielorten. Zwischen friedhof als an Zentralstadion erinnern. Feld hat sich damit in all diesen Stadien Hannover im Norden und Nürnberg Nicht nur, weil die Stadt Leipzig nach deutlich verbessert, schlechte Plätze gibt im Süden liegen nicht einmal 500 Auto- Meinung ihres WM-Botschafter René es eigentlich gar nicht mehr. In Nürn- bahnkilometer, auch Köln im Westen ist Müller bisher viel zu zaghaft die Werbe- berg hingegen gibt es sie noch immer, von Leipzig im Osten nicht weiter ent- trommel gerührt habe. Der Hauptgrund denn im Frankenstadion blieb trotz kon- fernt. Die Wege innerhalb Deutschlands für die voraussichtlich zahlreichen leeren troverser Diskussionen die Laufbahn sind also vergleichsweise kurz, der Weg Sitzschalen beim Spiel des Afrika- gegen erhalten. Die Zuschauer in den Kur- nach Deutschland hingegen umso län- den Ozeanien-Meisters wird ein anderer ven sind daher weiterhin ziemlich weit ger. Selbst Europameister Griechenland sein: denn parallel zu dieser Partie trifft vom Spielfeld entfernt, aber wer wie die hat eine ziemlich weite Anreise, von den Deutschland in Nürnberg auf Argentini- Fans aus Argentinien oder Australien Mexikanern, Argentiniern, Australiern en, und vermutlich wird sich in diesem 15 – 20.000 Kilometer Anreise auf sich oder Japanern ganz zu schweigen. Wohl Duell der Giganten der Gruppensieg ent- nimmt, wird sich durch die paar Meter deshalb rechnet das Organisationskomi- scheiden. Verständlich also, dass viele auch nicht vom Stadionbesuch abhalten tee der WM 2006, das auch mit der Aus- Leipziger die Sports Bar oder die eigene lassen.���Matthias Ney richtung des Confederations Cup betraut wurde, mit relativ wenigen Gästen aus Übersee: Insgesamt rund 100.000 Tickets werden wohl an Fans der auswärtigen Mannschaften gehen, die in Deutschland lebenden Griechen, Tunesier oder Brasi- lianer sind da bereits eingerechnet. Gut 6.000 sind das durchschnittlich pro Spiel, den Rest der Plätze teilen sich hauptsäch- lich deutsche Fußballfans, die ein wenig internationales Flair schnuppern wol- len. Besonders ausgeprägt ist hierbei der Wunsch, die brasilianischen oder argen- tinischen Superstars einmal persönlich zu Gesicht zu bekommen – bei der WM wird man diese Teams schließlich nur Kurze Wege in Hannover: Die AWD-Arena liegt nicht weit von der Innenstadt am Maschsee. Foto: Deister-Pics/Zwing

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WM-News WM-News WM-News

Wirtschaftsmotor neuen Auslegung nur Sonntage oder auch Das Auktionshaus ebay jedenfalls wird sich die Abendstunden der Wochentage betroffen das gute Geschäft nicht entgehen lassen. Fußball-WM sein sollen, darüber sind sich die Funktionä- Eine Bitte des OK, derartige Auktionen gar Die Weltmeisterschaft rückt näher, und da- re und Politiker allerdings noch nicht einig. nicht erst zuzulassen, wurde abgelehnt, mit steigt die Vorfreude nicht nur bei den ebay betont zwar, dem OK gegenüber ge- Fußballfans, sondern auch bei Volkswirten, sprächsbereit zu sein und gemeinsam an Unternehmern und Finanzministern. Denn einer Lösung zu arbeiten, die Auktionen an während in den letzten Jahren vor allem sich fi nden jedoch weiterhin unvermindert die Ausgaben für das Turnier die Diskussi- statt. Auf einer speziellen Informationssei- on beherrschten, rücken nun allmählich die te erläutert ebay stattdessen, wie man als möglichen Einnahmen der WM immer mehr Verkäufer seine Auktion formulieren sollte, in den Fokus. Optimismus herrscht hierbei um rechtlich gesehen auf der sicheren Sei- insbesondere in der Gastronomiebranche, Tickethandel auf ebay te zu sein. Auch potenzielle Ticketkäufer mit bis zu 3 Milliarden Euro WM-bedingtem nicht zu verbieten werden mit Informationen versorgt, was Umsatz rechnen die Hotel-, Restaurant- und nach erfolgreicher Ersteigerung zu beach- Biergartenbetreiber. Einkalkuliert sind hier- Zwar warnt das Organisationskomitee der ten sei, um den Allgemeinen Geschäfts- bei jedoch nicht nur die erwarteten 1 Mio. WM weiterhin eindringlich davor, Eintrittskar- bedingungen des FIFA-Kartenverkaufs zu ausländischen WM-Besucher, auch deut- ten im Internet zu ersteigern, die Argumen- entsprechen. Somit verschafft ebay seinen sche Fußballfans und -interessierte werden tation hierfür jedoch steht auf wackeligen Kunden genau den Durchblick, den das Or- den Schätzungen zufolge während der WM Beinen. ganisationskomitee der WM am liebsten vermehrt gastronomische Einrichtungen be- Nach dem Internet-Auktionshaus ebay hat vermeiden würde. suchen. nun auch die Bundespolitik abgewunken – Damit bleibt dem OK nichts anderes übrig, Ein Stückchen des WM-Kuchens möchte sie sieht keinen Grund, gegen den Schwarz- als durch die Betonung der immer gleichen sich nun auch der Einzelhandel abschnei- markt im Internet vorzugehen, sondern ver- These zumindest einen Rest von Unsicher- den: Durch eine extreme Lockerung der weist darauf, dass der Sport das Problem heit bei potenziellen Verkäufern und Käufern Ladenöffnungszeiten sollen ausländische selbst regeln solle. aufrecht zu erhalten und so den Schwarz- Gäste zu verstärktem Konsum animiert Grundsätzlich nämlich, das wird auch von markt zumindest ein kleines bisschen zu werden, entsprechende Initiativen werden Verbraucherschützern immer wieder betont, behindern: „Wer Karten im Internet erstei- in Hannover, Nordrhein-Westfalen und Hes- kann die Weitergabe der Eintrittskarten gar gert, läuft Gefahr, am Ende nicht ins Stadion sen auch von der Politik mitgetragen. Ideal nicht verboten werden. Daher sieht auch gelassen zu werden.“ wäre eine bundesweit einheitliche Regelung, OK-Präsident Franz Beckenbauer kaum noch Dass diese Behauptung juristisch begründet die möglicherweise nicht auf die WM-Städte Chancen auf eine juristische Lösung des und praktisch in die Tat umgesetzt werden selbst beschränkt bleiben soll. Ob von der Problems. kann, ist jedoch mehr denn je zweifelhaft.

Heuchelei im Internet stimmung beraubt. „Schweren Herzens“ Das WM-OK steht dem fl orierenden Was gab es in den letzten Monaten für trennen sie sich also von ihren Karten, die Schwarzmarkt relativ hilfl os gegenüber. Diskussionen um die Personalisierung der sie „leider“ nicht selbst nutzen können, ja, Abwechselnd verweist man auf die Perso- WM-Eintrittskarten! Diese sei unzumutbar, bei einigen Auktionen kann man förmlich nalisierung der WM-Tickets, die angeblich beklagten Verbraucherschützer, da kein spüren, wie die Verkäufer mit den Tränen verhindern könne, dass Besucher mit er- Fußballfan wissen könne, wie er im Som- steigerten Karten ins Stadion gelangen, mer 2006 berufl ich eingespannt sei und und auf weitere Verkaufsrunden, in denen ob er also überhaupt eine Gelegenheit ha- hunderttausende zusätzlicher Karten auf ben werde, die Spiele live im Stadion zu dem deutschen Markt angeboten würden. schauen. Die Personalisierung allerdings scheint als Hätten sich die Verbraucherschützer ein Mittel gegen den Schwarzmarkt unbrauch- bisschen genauer auf ebay umgesehen, bar, da man nur besonders dummen In- dann wüssten sie: Offensichtlich alles nur ternet-Verkäufern eine kommerzielle Wei- eine Frage der akkuraten Planung! Denn tergabe wird nachweisen können. Und zu Hunderten bieten vorausschauende Ar- Fußballfans, die sich bisher beim offi ziel- beitnehmer im Internet-Auktionshaus ihre len FIFA-Ticketing erfolglos um WM-Karten WM-Tickets feil, natürlich nicht, um auf bemüht haben, werden den noch ausste- dem Schwarzmarkt völlig überteuerte Prei- Während die einen Bedauern heucheln, würden die henden Verkaufsphasen reichlich illusi- se zu erzielen – nein, selbstverständlich anderen alles tun für ein WM-Ticket. Foto: eBay onslos entgegen blicken. Letztlich wird der immer mit dem größten Bedauern und nur Schwarzmarkt für viele die einzige verblei- aus berufl ichen Gründen. kämpfen. Da sind dann auch die derzeit übli- bende Chance auf WM-Tickets sein, und Es ist Mitleid erregend, wie diese armen chen sagenhaften Renditen von 200 – 500 % da wäre es schon ein kleiner Fortschritt, Menschen ausgebeutet werden, von ihren nur ein schwacher Trost, zumal es ja keinem wenn die glücklichen Verkäufer wenigstens Arbeitgebern auf Geschäftsreise getrieben, der Verkäufer hierbei ums Geld geht. Natür- damit aufhören würden, ständig Bedauern geknechtet und jeder Form der Selbstbe- lich nicht. und Selbstmitleid zu heucheln.

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Aktion der Ultras Rapid für Jürgen Macho. Der Indianer gehört zum Emblem der Ultras Rapid. Foto: Tornados Rapid/Andi Dietrich „Früher bin ich mit Rapid überall hin“ Kaiserslauterns zweiter Torwart Jürgen Macho ist einer der wenigen Fußballprofi s, die die Kurve auch aus eigenem Erleben kennen - als Mitglied bei den Ultras Rapid.

Stadionwelt: Jürgen Macho, du bist ein gefahren. Jetzt ist es natürlich schwieriger Stadionwelt: Wie informierst du dich über Mann mit internationaler Erfahrung, geworden, und ich sehe nur noch ein paar Fanthemen? hast aber oft in der zweiten Reihe ge- Spiele von Rapid im Jahr. Aber mit den Macho: Ich habe bei meinen Klubs immer standen. Gelingt mit 28 Jahren noch der Leuten aus der Szene habe ich natürlich gute Kontakte zu den Leuten von den Durchbruch, und hast du Hoffnung mit immer noch Kontakt, und wenn es geht, einzelnen Gruppierungen aus der Fan- Österreich an der WM 2006 teilzuneh- versuche ich auch im Stadion zu sein. szene gehabt, denn der persönliche Kon- men – oder spätestens an der Euro 2008 Stadionwelt: Erlebt man den Fußball an- takt ist mir hier sehr wichtig. Natürlich in der Schweiz und Österreich? ders als die anderen Pro s, wenn man informiere ich mich auch über das Inter- Macho: Ich sehe mich nicht als Mann in aus der Fanszene kommt? Was nimmt net und lese diverse Fanzines, natürlich der zweiten Reihe, denn gerade im Aus- man anders wahr? auch Stadionwelt. land und speziell in ist der Kon- Macho: Ich denke schon, dass ich einige Stadionwelt: Mit welcher Erwartung an kurrenzkampf brutal. Bei Sunderland Dinge anders wahrnehme und anders die Atmosphäre bist du nach Kaiserslau- zum Beispiel kämpften vier National- einschätzen kann. Schließlich kenne ich tern gekommen? Hat sich der Ruf, der torhüter um den Platz als Nummer eins. ja auch die Seite der Fans und weiß oft- dem Betze vorauseilt, bestätigt? Natürlich ist es mein Ziel, auf Dauer die mals, warum die Fans so handeln, und Macho: Dass der Betze ein heißes P a- Nummer eins zu werden und die Euro welche Hintergründe viele Choreos und ster ist, weiß glaube ich jeder. Dass die 2008 im eigenen Land zu bestreiten. Da- Spruchbänder haben, vor allem diejeni- Stimmung im Moment vielleicht nicht für und daran arbeite ich. gen, die sich eher intern auf die Fansze- so gut rüberkommt, hat, denke ich, auch Stadionwelt: Du bist Mitglied bei den Ul- nen beziehen. Daher ist es für mich auch ein paar gute Gründe. Zum einen lief es tras Rapid… leichter, die Fans zu verstehen, wenn es sportlich in den letzten Jahren alles ande- Macho: Ich bin seit über zehn Jahren Mit- zum Beispiel mal nicht so gut läuft oder re als gut, zum anderen ist es auch durch glied bei den Ultras Rapid, und darauf bin es andere Probleme gibt. den Umbau des Stadions und der West- ich stolz. Rapid war mein Verein von klein Stadionwelt: Und inwiefern sind oder kurve für die Leute schwieriger, etwas zu auf und wird es auch auf ewig sein. waren Fanthemen Gesprächsthema im bewegen. Doch das Wichtigste ist, dass Stadionwelt: Wie aktiv warst du denn als Mannschaftskreis? die Jungs von der GL 98 stets motiviert Fan, und wie sieht es jetzt aus? Macho: Hin und wieder wird natürlich sind. Das zeigen sie ja auch immer wie- Macho: In der Anfangszeit war ich sehr auch im Mannschaftskreis über Fanthe- der bei den Auswärtsspielen. Ich denke, aktiv und bin auch überall mit Rapid hin- men gesprochen und diskutiert. wenn das Stadion und die Kurve fertig

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ausgebaut sind und die Leistung wieder Vereine. Für Österreich war es wichtig, stimmt, wird der Betze wieder beben. dass für die Euro 2008 endlich neue Sta- Jürgen Macho Stadionwelt: Wie siehst du die Fanszenen dien gebaut oder die bestehenden saniert in Deutschland insgesamt? werden. Wie sich das weiterentwickelt, Macho: In Deutschland wird in der Re- bleibt abzuwarten. gel immer sehr viel in puncto Choreos, Stadionwelt: Wie war die Stamford Bridge Spruchbändern und sonstigen Fanak- als Stadion und wie die Atmosphäre tionen unternommen, und auch stim- dort? mungsmäßig ist eigentlich immer was Macho: Ein typisch englisches Stadion los. So soll es im Endeffekt ja auch sein. mit großer Vergangenheit. Die Atmo- Ich  nde es wichtig, dass die Fans kreativ sphäre war eigentlich immer sehr gut. sind und ihre Ideen auch in die Tat um- Ein Problem könnte es werden, dass das setzen können, und zwar als selbststän- Stadion nur knapp über 40.000 Zuschau- dige und unabhängige Fanszenen. ern Platz bietet – und soweit ich weiß, Stadionwelt: Und wie machen sich die kann es aus diversen Gründen auch nicht Unterschiede zwischen Österreich, Eng- mehr ausgebaut werden. Für einen Ver- land und Deutschland bemerkbar? ein wie Chelsea und dessen Zukunftsplä- Macho: Der größte Unterschied ist natür- ne ist das wohl etwas zu klein. lich, dass es in Deutschland und England Stadionwelt: Was nimmt man als Spieler ein viel größeres Fanpotenzial gibt als in mehr wahr? Choreoaktionen oder Gesän- Foto: 1. FC Kaiserslautern Österreich. Die Fans stellen hier eine viel ge englischer Prägung? größere Masse dar. Wobei in Österreich Macho: Für mich persönlich ist beides Name: Macho diesbezüglich in den vergangenen Jahren wichtig, aber speziell bei den Choreogra- Vorname: Jürgen auch viel bewegt wurde. Rapid Wien ist  en sind die Einfälle und Ideen der Fans Geburtsdatum: 24.08.1977 dabei ganz klar der Fanmagnet Nummer immer wieder bemerkenswert. Geburtsort: Wien eins, aber auch andere Vereine und Sze- Stadionwelt: Motivieren Fanaktionen die Nationalität: Österreichisch nen sind sehr aktiv. Spieler? Setzt man sich umgekehrt auch Größe: 1,92 m Stadionwelt: Wie hat sich die Atmosphäre mit Negativaktionen auseinander? Gewicht: 88 kg in diesen Ländern entwickelt? Ist England Macho: Ich denke, wenn man als Spieler Aktion der Ultras Rapid für Jürgen Macho. Der Indianer gehört zum Emblem der Ultras Rapid. Foto: Tornados Rapid/Andi Dietrich fantechnisch tot, und steht Deutschland von seinen Fans 90 Minuten top unter- Vereine: Wiener SC, Casino Vienna, Sun- auch vor dieser Entwicklung, oder ver- stützt wird, sollte das einen jeden Spie- derland AFC, Chelsea FC, Rapid Wien, meidet man Fehler wie in England, wie ler motivieren – und in manchen Spie- 1. FC Kaiserslautern z. B. Versitzplatzung und totalen Kom- len kann das auch sehr hilfreich sein. „Früher bin ich mit Rapid überall hin“ merz? Wie entwickelt sich Österreich auf Negativaktionen nimmt man natürlich Die schönsten Stadien: Kaiserslauterns zweiter Torwart Jürgen Macho ist einer der wenigen Fußballprofi s, die dem Weg in Richtung Euro 2008? zur Kenntnis, oftmals hat man auch Ver- of Light (Sunderland), Luigi Fer- Macho: Ich würde England nicht als fan- ständnis für die Fans. raris (Sampdoria Genua) die Kurve auch aus eigenem Erleben kennen - als Mitglied bei den Ultras Rapid. technisch tot bezeichnen, es ist halt eine Stadionwelt: Wie steht Deutschland im andere Atmosphäre in den Stadien, es Vergleich zu England in Bezug auf die Die stimmungsvollsten Stadien: Stadionwelt: Jürgen Macho, du bist ein gefahren. Jetzt ist es natürlich schwieriger Stadionwelt: Wie informierst du dich über gibt selten Chroreogra en und ähnliche Stadien da? Gerhard-Hanappi-Stadion (Rapid Wien) Mann mit internationaler Erfahrung, geworden, und ich sehe nur noch ein paar Fanthemen? Aktionen, aber aus eigener Erfahrung Macho: In Deutschland sind gerade in den hast aber oft in der zweiten Reihe ge- Spiele von Rapid im Jahr. Aber mit den Macho: Ich habe bei meinen Klubs immer weiß ich, dass stimmungsmäßig immer vergangenen Jahren Top-Stadien entstan- Die unangenehmsten Stadien: standen. Gelingt mit 28 Jahren noch der Leuten aus der Szene habe ich natürlich gute Kontakte zu den Leuten von den noch die Post abgehen kann. Ich denke den, die ja teilweise auch 50.000 Leuten Das Fritz-Walter-Stadion für Auswärts- Durchbruch, und hast du Hoffnung mit immer noch Kontakt, und wenn es geht, einzelnen Gruppierungen aus der Fan- nicht, dass Deutschland eine solch nega- und mehr Platz bieten. Die meisten Sta- mannschaften Österreich an der WM 2006 teilzuneh- versuche ich auch im Stadion zu sein. szene gehabt, denn der persönliche Kon- tive Entwicklung nimmt, dafür sind die dien sind eng und stimmungsfreundlich. men – oder spätestens an der Euro 2008 Stadionwelt: Erlebt man den Fußball an- takt ist mir hier sehr wichtig. Natürlich Fans zu wichtig, und das wissen auch die Auch auf das fertige Fritz-Walter-Stadion Wie sieht das ideale Stadion aus? in der Schweiz und Österreich? ders als die anderen Pro s, wenn man informiere ich mich auch über das Inter- freue ich mich. Der größte Unterschied Es ist das, wo Siege und Meisterschaf- Macho: Ich sehe mich nicht als Mann in aus der Fanszene kommt? Was nimmt net und lese diverse Fanzines, natürlich zur ist, dass dort in fast ten errungen werden. der zweiten Reihe, denn gerade im Aus- man anders wahr? auch Stadionwelt. allen Stadien Woche für Woche das Schild land und speziell in England ist der Kon- Macho: Ich denke schon, dass ich einige Stadionwelt: Mit welcher Erwartung an „Ausverkauft“ hängt. Die FIFA erlaubt neuerdings Spiele auf kurrenzkampf brutal. Bei Sunderland Dinge anders wahrnehme und anders die Atmosphäre bist du nach Kaiserslau- Stadionwelt: Dein Ausblick auf die WM Kunstrasen. Deine Meinung? zum Beispiel kämpften vier National- einschätzen kann. Schließlich kenne ich tern gekommen? Hat sich der Ruf, der 2006 in Deutschland? Der hat im Fußball nichts verloren. torhüter um den Platz als Nummer eins. ja auch die Seite der Fans und weiß oft- dem Betze vorauseilt, bestätigt? Macho: Jede WM ist natürlich immer et- Natürlich ist es mein Ziel, auf Dauer die mals, warum die Fans so handeln, und Macho: Dass der Betze ein heißes P a- was ganz Besonderes, und für einen Fuß- Nummer eins zu werden und die Euro welche Hintergründe viele Choreos und ster ist, weiß glaube ich jeder. Dass die baller gibt es nichts Schöneres, als sein Stadionwelt: Hast du besonders positive 2008 im eigenen Land zu bestreiten. Da- Spruchbänder haben, vor allem diejeni- Stimmung im Moment vielleicht nicht Land bei einer Weltmeisterschaft zu ver- oder negative Erfahrungen mit Fans ge- für und daran arbeite ich. gen, die sich eher intern auf die Fansze- so gut rüberkommt, hat, denke ich, auch treten. Für uns Österreicher wäre es na- macht? Stadionwelt: Du bist Mitglied bei den Ul- nen beziehen. Daher ist es für mich auch ein paar gute Gründe. Zum einen lief es türlich toll, bei der WM 2006 in Deutsch- Macho: Die positivste Erfahrung machte tras Rapid… leichter, die Fans zu verstehen, wenn es sportlich in den letzten Jahren alles ande- land dabei zu sein. Auch im Hinblick auf ich bei meinem letzten Spiel für Rapid Macho: Ich bin seit über zehn Jahren Mit- zum Beispiel mal nicht so gut läuft oder re als gut, zum anderen ist es auch durch die Euro 2008 könnten dort wichtige Er- Wien, als von den Ultras Rapid ein gro- glied bei den Ultras Rapid, und darauf bin es andere Probleme gibt. den Umbau des Stadions und der West- fahrungen gesammelt werden. Was die ßes Spruchband im Block entrollt wur- ich stolz. Rapid war mein Verein von klein Stadionwelt: Und inwiefern sind oder kurve für die Leute schwieriger, etwas zu Stimmung bei der WM betrifft, so weiß de: „Das Wappen auf deiner Brust hat auf und wird es auch auf ewig sein. waren Fanthemen Gesprächsthema im bewegen. Doch das Wichtigste ist, dass man natürlich um die Kartenproblema- man dir genommen, den Indianer nicht. Stadionwelt: Wie aktiv warst du denn als Mannschaftskreis? die Jungs von der GL 98 stets motiviert tik, und dass nicht alle Fans im Stadion J.Macho – einer von uns!“ Dies war für Fan, und wie sieht es jetzt aus? Macho: Hin und wieder wird natürlich sind. Das zeigen sie ja auch immer wie- sein können, wodurch die Stimmung mich ein ganz besonderer Moment in Macho: In der Anfangszeit war ich sehr auch im Mannschaftskreis über Fanthe- der bei den Auswärtsspielen. Ich denke, wohl anders sein wird, als bei den Liga- meiner Laufbahn als Fußballer.���Gerd aktiv und bin auch überall mit Rapid hin- men gesprochen und diskutiert. wenn das Stadion und die Kurve fertig Jürgen Macho spielen. Ludwig

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070-071_interview macho.indd 70 24.05.2005 16:38:16 070-071_interview macho.indd 71 25.05.2005 10:06:38 Fan-News

Graz: Streik beendet „Der Heimspielboykott wird be- endet und wir kehren aktiv in die Fankurve zurück“, heißt es in einer Erklärung von „Brigata Graz“, „Gra- zer Sturmfl ut“ und den „Jewels Sturm“, den drei größten Fangrup- pen des Vereins. Zuvor hatten sie für rund zehn Monate die Unter- stützung eingestellt und so ver- sucht, Präsident Hannes Kartnig zum Rücktritt zu bewegen. Möglich machte die Einigung ein Gespräch mit Clubvertretern, in dem diese Proteste beim Heimspiel gegen Sturm Graz ...... und auswärts in Innsbruck. Fotos: Michael Schnelle Zugeständnisse an die bekannten Forderungen der Fans (Meinungs- Austria Salzburg freiheit, Kartenpreisanpassung) machten. Angst vor Rot-Blau-Silber

Nachdem „Red Bull“ den Club die möglichen Investitionen im das Spruchband ‚Violett-Weiß Admira Wacker: übernommen hat, fürchten die Blick gehabt und darüber spe- seit 1933‘ hängt nun bei jedem Bald nur noch auswärts? Fans von Austria um die traditio- kuliert, welche neuen Spieler Spiel. Hinzu kam, dass wir im Im beschaulichen Maria Enzers- nellen Werte des Vereins. Nicht denn kommen würden. Erst nach Spiel gegen Sturm Graz bis zur dorf, einem südlichen Wiener Vor- nur der Name steht auf dem Spiel, knapp zwei Wochen kamen die Minute 19:33 nicht supportet ort, der den ebenso beschaulichen auch wird befürchtet, dass die Bedenken und Proteste auf. Ich haben. Wenn die schlimmsten Bundesligisten Admira Wacker violett-weißen Farben ersetzt wer- denke, dass die bei Red Bull das Befürchtungen eintreten, dann (Zuschauerschnitt: knapp 2.000) den könnten, und dass die Mann- eher aus Unwissenheit entschei- werden wir die Stimmung kom- beheimatet, regt sich Unmut unter schaft bald in den Red-Bull-Farben den, und weil ihnen das Gefühl plett einfrieren. den Anhängern: Dieser entzündet Rot-Blau-Silber aufl äuft. Moritz für Fußballkultur fehlt. Deren Stadionwelt: Gab es den Versuch sich an der Person des iranischen Grobovschek von den Tough Guys Sponsoring fand ja bisher nur bei eine Schlichtung? Sportmanangers Khashayar Moh- 92 erläutert das Stimmungsbild Trendsportarten statt. Da stört Grobovschek: Die Vertreter der seni. Die Hauptvorwürfe: nicht nur unter den Anhängern. das sicher nicht, wenn alles in fünf größten Fanclubs wurden werde der Umzug des Vereins in Stadionwelt: Wie bewertet ihr ihren Farben gestaltet wird. Wir eingeladen, um mit Clubvertre- die niederösterreichische Provinz den Einstieg von Red Bull? Fans denken da natürlich anders. tern zu reden. Das waren aber Krems oder Wiener Neustadt vor- Grobovschek: Zuerst gab es so- Daraufhin haben wir rund 10.000 nur zweieinhalb Stunden Gerede angetrieben, auch seien die sport- gar eine Euphorie. Jeder hat nur Unterschriften gesammelt, und ohne eine konkrete Aussage. lichen Entscheidungen nicht mehr nachvollziehbar. Karoline Eder von den „Südstadt Fanatics“: „Bei ei- nem der letzten Spiele sind einige Austria Wien von uns sogar bis in den VIP-Club gelaufen, um Mohseni die Meinung Platzsturm und Abbruch trotz „Gefängniszaun“ zu sagen. Das passt natürlich nicht ins Bild und der Verein ist bemüht, 0:3 stand es im Heimspiel ge- neralmanager Toni Polster ver- nicht nur über die Strafe (eine dass sich solche Szenen nicht gen den Grazer AK, als sich die mochte die Fans nicht zu beruhi- 0:3-Wertung, 50.000 Euro Buß- mehr wiederholen.“ lange währende Unzufriedenheit gen. „Nach fünf Minuten wurden geld und ein „Geisterspiel“ ge- Ein Stammtisch mit Trainern und der Anhänger von Austria Wien dann die Tore zu den Rängen gen Pasching), sondern auch Spielern soll nun die Gemüter beru- über ihre Vereinsführung in ei- aufgemacht, um die Leute wie- über die Umstände Entsetzen. nem Platzsturm entlud. der zurück auf die Tribünen zu Manager Markus Kraetschmer: „Zunächst saßen nur rund 15 bekommen. Das Gegenteil ist „Wir haben auf Anraten der Ex- Fans auf dem Zaun“, sagt Fritz eingetreten, denn noch mehr perten der Bundesliga einen Duras von „Austria 80“. „Als es Fans kamen auf den Rasen“, Zaun vor der Westtribüne auf- dann die Rufe ‚Stürmen‘ gab, berichtet Duras. Das Resultat: gestellt, wie er auch in Gefäng- sind die ersten runtergesprun- Spielabbruch in der 79. Minute nissen eingesetzt wird. Er gilt gen.“ Weitere folgten und auch nach zwölfminütiger Unterbre- als unübersteigbar, aber er ist die Ansprache von Austrias Ge- chung. Bei den FAK herrscht überstiegen worden.“

Proteste beim Spiel gegen Rapid Foto: Tornados Rapid/Andi Dietrich

higen, doch bei den Fans herrscht weiterhin Unverständnis: „Wir ab- solvieren die beste Spielsaison der letzten Jahre und trotzdem werden viele Stammspieler rausgeschmis- sen.“ Manche Fans sprechen sogar davon, dass es nur darum ginge, Spieler von dem sportlichen Leiter nahe stehenden Beratern unterzubringen. Für den Fall des Umzugs drohen die Admira-Fans sogar an, nur noch zu Auswärtsspielen zu fahren. Erst Platzsturm, dann Spielabbruch Fotos: Austria 80 In Aachen abgeschaut? Die Tribüne gehört dem Geist.

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Luzern Kurzzeitiges Euphorie-Hoch

Die von den 40 Mitgliedern der USL organisierte Choreografi e konnte sich allerdings sehen lassen. Der „zu neuem Leben erwachte“ Löwe ist hierbei ein Motiv, das sich im Luzerner Stadtbild wieder fi ndet, in dem es ein Denkmal mit einem durch einen Dorn erstochenen Löwen gibt. Unschöne Szenen spielten sich nach dem Spiel ab; die Anhän- ger des siegreichen FC Zürich stürmten den Platz. „Das ist bei Choreo der Luzernfans Foto: Christian Koller Platzsturm der Zürcher nach Apfi ff Foto: fcl.schesl.ch den Finals üblich und nicht wei- ter tragisch“, meint Schwarzen- Seit zwei Jahren spielt der Schwei- allerdings nicht zufrieden. Deren richer waren lauter.“ Die Euphorie truber, „aber 300 Fans von de- zer Traditionsverein FC Luzern, Präsident René Schwarzentruber: in der Stadt beschränkte sich al- nen sind zur Provokation direkt 1989 noch Landesmeister, in der „Es waren 15.000 Luzerner da, lein auf das Pokalendspiel. „Zur rüber in unsere Kurve gelaufen. Challenge League, der ehemali- allerdings viele, die sonst nicht Ligabegegnung gegen Lugano Nur drei Luzerner haben ver- gen Nationalliga B. Auch in dieser zum Verein gehen. Die kennen am Mittwoch vor dem Cupfi nale sucht, sich denen entgegenzu- Saison wurde es nichts mit dem dann auch die Lieder nicht.“ Er kamen gerade einmal 1.700 Zu- stellen, und für die ging es nicht Wiederaufstieg, der FCL landete gibt deshalb zu: „Die 12.000 Zü- schauer.“ gut aus.“ im Verfolgerfeld. Für ein Zwischen- hoch sorgte der Pokalwettbewerb. Zum vierten Mal in ihrer Geschich- te erreichten die Zentralschweizer das Finale, das sie bereits 1960 und 1992 gewonnen hatten. Das war Anlass genug, endlich wieder ein wenig Fußfallfi eber entstehen zu lassen: 60 Fanbus- se fuhren zum Finale nach Basel, dazu zwei Sonderzüge, und auch in den beiden Regelzügen domi- nierte das Luzerner Blau-Weiß. Mit dem Auftritt auf den Rän- gen des St.-Jakob-Parks waren die „United Supporters Luzern“ Choreo in der ersten, Bengalenintro zur zweiten Halbzeit in der FCZ-Kurve Foto: Christian Koller

Basel Basler Fußball. Nicht nur fi nden sind dabei, wobei die Endung net. „SEBA“ gilt dem FCB-Spieler sich in den Bandenwerbungen „-Mafi a“ den Ordnern missfi el Sebastian Barberis, und zusam- Detailverliebt! rund um das inszenierte Spiel- und diese dann auch durch das men mit „BÂLE“ (franz.: Basel) Eine Choreo, die Maßstäbe setzt, feld die Schriftzüge diverser Bas- Einreißen der Fahne zensiert ergibt sich das Wortspiel „Basel und bei der es sich lohnt, länger ler Firmen oder Fanzines, auch wurde. Die Fanclub-Banner für gehört dir.“ Im Bild nicht zu er- hinzuschauen – denn die Details kleine Seitenhiebe auf die UEFA die Hintertorgerade wurden im kennen: Der Ball wurde über die verraten eine Menge über den und auf den Schweizer Verband exakten Maßstab nachgezeich- Ränge ins Tor „getragen“.

Grasshopper Club Zürich – FC Basel Foto: fcb.ch / S. Grossenbacher

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Foto: The Liverpool Way „Mehr durchgemacht als andere“ Der besondere Charakter der Fanszene des Liverpool FC hat seine Wurzeln in dem ein- zigartigen, wenn auch vergangenen Lebensgefühl einer Stadt, aber auch in den großen Unglücken der Fußballgeschichte.

as einzige, wovor ich wirklich „es hat genau die richtigen Emotionen ballkultur, auch wenn die niemals leicht Angst habe, ist, vor dem Kop ein für den Fußball. Wir haben das als erste einzuordnen ist. Die Leute aus Liverpool Dleeres Tor nicht zu treffen. Ich erkannt, so wie wir viele Trends gesetzt sind anders. Rau und liebenswürdig, würde sterben wollen, wenn das passiert. haben, die von der restlichen Fußballwelt aber immer für das Unerwartete gut“, so Wenn die Fans dort ‚You’ll Never Walk übernommen wurden.“ die Selbsteinschätzung Hylands. Alone‘ singen, bekomme ich feuchte Au- Die Frage, ob es nun das Lied war, das Heute wird – wie überall auf der Insel gen. Es gab sogar schon Momente, als ich die Tribüne legendär werden ließ, oder – bei Durchschnittsspielen nur noch zwei dabei während des Spiels geweint habe.“ ob die Tribüne dem Lied zu seinem Sta- bis dreimal in der Lautstärke vergange- Ein größeres Kompliment als dieses von tus verholfen hat, bleibt so unlösbar wie ner Tage gesungen, doch der Club hat es an die Fans eines Vereins die Diskussion um das Huhn und das Ei. verstanden, den Mythos zu kultivieren und an deren Kurve kann es eigentlich Zwar wurde der Kop schon 1906 ge- und zu dokumentieren. „This is An eld“ kaum geben. baut, doch bis in die legendären 60er steht beispielsweise im Spielertunnel, Das Lied von „Gerry and the Pacema- Jahre – in die der Club sogar als Zweit- die Gastspieler daran erinnernd, wo sie kers“, einer Band, die in der Liverpooler ligist startete – war er noch nicht Teil gerade die Ehre haben, au aufen zu dür- Musikszene der 60er Jahre eher in der des Mythos, der sich fortan entwickelte. fen. Und das Shankly-Gate, das nach der zweiten Reihe stand, trugen die Fans des Seinerzeit stimmten einfach die Zutaten: Trainerlegende Bill Shankly benannte Ei- Liverpool FC ins Stadion und etablierten Der beste Fußball und die beste Musik sentor, ist längst in das Vereinswappen es als eine der weltweit bekanntesten kamen aus Liverpool, den Docks ging es integriert. Fußballhymnen. noch gut und die Scouser – so nennt man Doch der Mythos ist nicht ungetrübt „Der Kop wäre heute nicht diese ganz die Leute von der Merseyside – konnten – ganz im Gegenteil, denn mit der Schlie- besondere Tribüne, wenn es dieses Lied ihre Working-Class-Kultur perfekt ent- ßung der Docks, dem tausendfachen Ver- nicht gegeben hätte“, sagt Paul Hyland wickeln und ausleben. „Liverpool war lust von Arbeitsplätzen in der Stadt und (48), der seit 36 Jahren bei fast allen damals der Ort, an dem jeder sein woll- den folgenden sozialen Spannungen wan- Heim- und Auswärtsspielen dabei ist, te. Wir sind heute stolz auf unsere Fuß- delte sich bald das Fußballvergnügen. „Es

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gab viele Leute mit schlechter Bildung, die einer Gastmannschaft applaudierten, Chronik die eine düstere Perspektive für ihr restli- wenn sie ein gutes Spiel abgeliefert hatte“, ches Leben sahen, und die in zugemüllten beschreibt Nicholas Allt, früher selber ein 1976 Am letzten Spieltag kann der LFC in Wohnsilos hausten“, erinnert sich Hy- Road Ender, in seinem Buch „The Boys Wolverhampton Meister werden, 40.000 land. Stadtteile wie Toxteth standen kurz from Merseyside“ die Liverpooler Eigenart, Scouser „entern“ das Stadion „Molineux“, vor der Verslummung und nicht nur sie auch den Gegner zu würdigen. „Das  ndet indem sie eine Mauer durchbrechen. Die wurden zum sozialen Brennpunkt, denn man sonst ganz selten“, sagt Grimes. Spieler öffnen den Offi ziellen-Eingang, so- an der An eld Road fand sich das Ventil Ob es Zufall oder doch eher Hooliga- dass hunderte Fans durch den Spielertunnel für den Alltagsfrust. Auch wenn es wenig nismus war, dass die Liverpool-Fans in- und über das Feld auf die Ränge kommen. ins Bild des heute von vielen als sympa- nerhalb von vier Jahren an zwei der gro- 1978 Halbfi nale im Europacup der Landes- thisch eingestuften Clubs passt: die LFC- ßen Katastrophen der Fußballgeschichte meister gegen Borussia Mönchengladbach. Anhänger waren in den Hochzeiten des beteiligt waren, bleibt Spekulation. Der Am Düsseldorfer Hauptbahnhof warten rund britischen Hooliganismus in den 70ern Liverpool-Anhang hat, unabhängig von 200 Kölner Fans, um sich mit den Liverpoo- und 80ern berüchtigt. der Entschuldigung für die Heysel-Tra- lern gegen die Gladbacher zu verbünden. gödie, eine eigene Sicht der Dinge ent- Der LFC-Anhang zeigt wenig Interesse; als Berüchtigte Vergangenheit wickelt: Sie betrachten sich nicht als die die Kölner nach dem Spiel die Provokation alleinigen Täter, denn in Brüssel waren es suchen, ziehen sie gegen die Engländer den Peter Grimes (59) hat diese Zeiten er- die Juventus-Fans, die mit Flaschenwür- kürzeren. „Wir haben sie einfach überrannt“, lebt: „Wenn man sich benimmt, kann man fen den Sturm auf deren Block auslösten, sagt Paul Hyland. heute doch in jeder Auswärtsstadt in alle der den Zusammenbruch der Mauer nach 1978 Beim Finale in Wembley sehen Pubs gehen. Früher hat es bei Spielen wie sich zog; zudem gebe es genügend Bilder, 80.000 Reds unter den 92.500 Zuschau- gegen Burnley, Birmingham oder West auf denen Liverpool-Fans von Italienern ern den Titelgewinn durch einen 1:0-Sieg Brom immer Schlägereien gegeben.“ Bei durch den Innenraum gejagt wurden. gegen den Club Brügge – nie wieder konn- einer Begegnung gegen Uni- Auch was Hillsborough angeht, als ten so viele Anhänger zu einem Auswärts- ted wurden sogar Golfbälle, in die man beim Pokalhalb nale 1989 gegen Notting- spiel des LFC fahren. Nägel gehauen hatte, in die „Mancs“ ge- ham Forest 95 Fans ums Leben kamen, 1985 Beim Landesmeistercup-Finale ge- schmissen, in Coventry war es üblich, bei weil nachrückenden Fanmassen in einen gen Juventus im Brüsseler Heyselstadion jeden Gastspiel einen Erotik-Shop in der schon überfüllten Block strömten, strei- sterben 39 Menschen, als nach einem Nähe des Stadions High eld Road zu ten sie eine Schuld ab. Sie verweisen auf Blocksturm eine Mauer einstürzt. plündern, um das Sortiment auf den Platz den Organisationsfehler, dem größeren 1989 Das Hillsborough-Unglück weckt die zu werfen. Und aus Leicester brachten die Anhang die kleinere Kurve im Shef elder Erinnerung an Heysel: „Wir saßen im Bus Fans sogar mal einen Sportwagen mit, um Stadion gegeben zu haben, auf die un- und hörten im Radio die Nachrichten über ihn in der Kurve meistbietend zu verstei- überwindbaren Zäune und die baufälligen 120, dann über 140 Tote. In all den Bus- gern. Er entpuppte sich dann als das Ge- Wellenbrecher – sowie auf eine für diesen sen, die sich gegenseitig überholten, sa- fährt des City-Spielers Keith Weller. Bereich um 22 % zu hoch errechnete Kapa- hen wir die leeren Plätze und hofften, dass „Da waren Leute dabei, die ohne einen zität. „Das alles passierte doch, weil Fuß- es keine Freunde sind und dass die, die Penny zu Europacup-Spielen gefahren ballfans in der Zeit wie Vieh behandelt dort auf der Hinfahrt saßen, nur im Kran- sind und mit vollen Taschen zurückka- wurden“, argumentiert Peter Grimes. kenhaus sind“, so Peter Grimes. Während men“, beschreibt Hyland, der als Teenager Die Folgen haben die Fanszene dras- die Verantwortlichen umgehend damit be- selber per Anhalter zum Europacup-End- tisch verändert. Nicholas Allt: „Wie so ginnen, die Zäune vor dem Kop abzubau- spiel nach Rom getrampt ist, die Raubrit- viele Liverpudlians kannte ich einige der en, boykottieren die Anhänger die „Sun“, ter-Mentalität dieser Zeit. Prägend waren Todesopfer von Hillsborough, aber kei- die den Fans Leichenfl edderei unterstellt zu großen Teilen die Fans aus dem „Annie nen, der mir wirklich nahe stand. Deshalb hatte. Die Zeitung stellt vorübergehend Road Endern“, weniger die „Kopites“. Auf konnte ich es leichter überwinden. Andere den Vertrieb im Raum Liverpool ein. der Tribüne neben dem Gästeblock, ge- haben das aber nie geschafft. Ich war einer 1992 Nach sechsjähriger Sperre darf Li- genüber des Kops, sammelte sich damals der Glücklichen, die überlebt haben und verpool wieder Spiele auf dem Kontinent der gewaltorientierte Kern. Bei besonders ging bald wieder auf die Stehplätze, aber austragen. Eine der ersten Fahrten führt berüchtigten Spielen, die oft „nur“ 1.000 Tausende sind nicht mehr wiedergekom- zu Sampdoria Genua – erneut überschat- Fans anzogen, stellten die An eld-Road- men.“ Ebenso haben viele ihren Hang zu ten Krawalle das Spiel. Fans den Kern von rund 700 Leuten, und Gewalt bei Fußballspielen überwunden. 1994 Am 30. April sehen 44.339 Fans die sie gingen keiner Ausschreitung aus dem Und tatsächlich ist das Auftreten der LFC- 0:1-Heimniederlage gegen Norwich City. Wege. „Und dieselben Hände, die auf die Supporters noch heute betont freundlich. Trotzdem will kaum einer den Kop verlas- gegnerischen Fans eindroschen, waren es, Unvergessen bleiben die Bilder einer sen, denn es ist das letzte Mal, dass sie Kette aus Liverpool- und Everton-Schals die Tribüne, die früher bis zu 23.000 Fans zwischen den beiden 800 Meter vonein- fasste (heute: 9.116 Sitze) als „terrace“, ander entfernt liegenden Stadien, und bei sprich: Stehplatz erleben dürfen. Mehr als der Bewältigung spielt wieder die Musik eine Stunde vergeht, bevor die Polizei dem eine große Rolle: Das von den Liverpooler wehmütigen Abschied ein Ende setzt und Bands „Frankie goes to Hollywood“, „The die Tribüne räumt. Christians“ und Paul McCartney gemein- 2002 Liverpool spielt in Leverkusen. Viele same eingespielte Lied „Ferry cross the Fans reisen ohne Karte an oder verschaf- Mersey“, besingt in einem Remake des fen sich mit gefälschten Tickets Zutritt. Gerry-and-the-Pacemakers-Klassikers die Während ein kontrollierter Tumult die Ord- symbolische Fährverbindung über den ner ablenkt, gelangen viele Fans ungehin- Fluss und die Einheit in der Stunde der dert ins Stadion. Rund 300 Reds verfolgen Das Hillsborough-Memorial Foto: Stadionwelt Not. Als es darum ging, Spenden für � so das Spiel ohne gültige Eintrittskarte.

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Unmittelbar hinter dem Kop beginnt das Wohngebiet. Foto: Stadionwelt Anfi eld Road am Spieltag Foto: Stadionwelt

die Hinterbliebenen zu sammeln, zeigt sich der schon verloren gegange Geist Freunde und Feinde Celtic Glasgow aus den Anfängen des Liverpooler Fuß- Everton Dass Trikots eines anderen Vereins in ei- ball-Mythos und das ganze Land nimmt „Wenn Everton unten in meinem Garten nem englischen Stadion toleriert werden, Anteil – drei Wochen führt das Lied die spielen würde, würde ich die Vorhänge zu- kommt eher selten vor, doch wegen der UK-Charts an. ziehen“, sagte einst die LFC-Trainerlegen- Nähe und der guten Fähr- und Fluganbin- Seit den Katastrophen ist der Club be- de Bill Shankly scherzhaft und verdeutlich- dung nach Irland sieht man müht, seine Reputation zu korrigieren: te, dass die Rivalität zu Everton niemals zu immer viele grün-weiß gestreifte Celtic-Tri- eine Anti-Hooliganism-Charta hat er ver- den wirklich herausragenden gehört. Auch kots. „Aber das nimmt ab, früher waren öffentlicht, doch heute sitzen führende die bekennenden Evertonians das weitaus mehr, sagt David Murphy. Hooligans während der Heimspiele in den und wurden zu den Helden Logen und verdienen unter der Woche des roten Liverpool. In der Zeit, in der es in Juventus Turin ihr Geld als Anwalt. Die Veränderungen England sehr rau zuging, in der aber auch Heysel wird wohl für immer die Verbindung spüren die Anhänger wie die gesamte Fuß- die von Liverpool-Fans verursachte fünf- zwischen diesen beiden Clubs belasten. ballwelt insofern, als dass im Anschluss jährige UEFA-Sperre gerade die damalige Das Wiederaufeinandertreffen der Vereine die Versitzplatzung und der Austausch Spitzenmannschaft Everton von großen nach fast 20 Jahren in der abgelaufenen des Publikums forciert wurde. In diesem internationalen Auftritten abhielt, saßen Europacup-Saison veranlasste die Fans Punkt waren die Liverpool-Fans erneut die die Fans oft vermischt in den Stadien. Erst des LFC, die Annäherung zu suchen, wel- „Trendsetter“, dieses Mal unfreiwillig. in letzter Zeit ist wieder eine leichte Ver- che von den Juve-Tifosi weitestgehend ab- „Der Fußball in England ist heute des- schärfung festzustellen. gelehnt wurde. halb kein Volkssport mehr, und er wird es wohl nie wieder werden. Ein Auswärtsspiel Tranmere Rovers in der Premier League kostet uns heute al- Auf der anderen Seite des River Mersey les in allem 80 Pfund“, erklärt David Mur- liegt Birkenhead – und keine zehn Kilo- phy (38) und verdeutlicht, wie viel ihm der meter von den großen Stadien entfernt Club wert ist. Er hat in den letzten zwölf spielen dort die Tranmere Rovers in der 3. Jahren nur ein Spiel verpasst, und „wie es Liga vor immerhin durchschnittlich 9.000 einmal war, das sieht man nur, wenn wir Zuschauern. Von einer Rivalität ist aller- im Pokal mal bei den kleineren Clubs spie- dings wenig zu spüren. Im Gegenteil, denn len, wo sich weniger verändert hat.“ die Rovers sind einer der wenigen Vereine Juve-Fans beim CL-Viertelfi nale Foto: TLW Dennoch: An eld ist kein Stadion auf in England, die ihre Heimspiele an einem der grünen Wiese. Die Lage inmitten Freitagabend austragen und somit hoffen, Borussia Mönchengladbach endloser viktorianischer Reihenhaussied- den einen oder anderen Liverpool- oder Schon 14 Jahre ist es her, dass Mönchen- lungen, der Geruch der „Chipies“ und Everton-Fan ins Stadion zu locken. gladbacher Fans 21.000 DM für die Op- die Händler in den Vorgärten eines an fer von Sheffi eld spendeten. Das seither Spieltagen pulsierenden Viertels wirken Manchester United entstandene gute Verhältnis hat die Jahre wie das lebendig geworden Klischee eines “Those were the days my friend, we took überdauert, und manchmal sind es bis zu mancherorts vergangenen britischen Fuß- the End” – mit diesem Lied be- drei Busse, die sich auf den Weg machen, ball airs. Hier kann man den klassischen singt der LFC-Anhang gerne die Einnahme um ein Spiel mit den befreundeten Fans Fußball noch atmen – ohne ihm tatsäch- der Heimkurve von Manchester United an der Anfi eld Road zu sehen. lich zuzuschauen. Denn inzwischen hat bei früheren Spielen. Woher die tiefe Ab- auch der LFC dem kampfbetonten briti- neigung der beiden Fangruppen eigentlich Chelsea FC schen System den Rücken gekehrt. Mit kommt, weiß heute keiner mehr genau. Mit dem Geldsack-Image, das sich der Rafael Benitez ist ein spanischer Trainer „Es liegt wohl daran, dass beide Vereine CFC in den letzten Jahren verpasste, sank am Werk, und die inzwischen fünf spa- lange oben mitspielen, mal der eine, dann ebenso kontinuierlich deren Beliebtheit an nischen Legionäre verkörpern das, was der andere für ein paar Jahre die Oberhand der Anfi eld Road. Paul Hyland: „Deren Titel- sie hier „Rafalution“ nennen. Die sonst behält“, sagt Paul Hyland, „aber bei denen gewinn ist schlimmer als einer von ManU, gegenüber allen unbritischen Dingen eher ist einfach viel Neid, dass wir zwei Euro- denn die haben ihr Geld wenigstens mit skeptisch eingestellten Briten haben nicht pacups und drei Meisterschaften mehr Fußball verdient; die CFC-Fans sollten lieber nur die neue Spielkultur ins Herz ge- geholt haben.“ in die Oper gehen, da gehören sie hin.“ schlossen, sondern auch den volksnahen

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„Die Fanzines machen die Choreografi en.“ Traditionell haben bei britischen Verei- nen die Fanzines einen großen Einfl uss auf die Vereinspolitik. Sie sind es, die das Meinungsbild bestimmen und auch Aufga- ben übernehmen, die in anderen Ländern eher von den großen Fan-Organisationen und den Fangruppen übernommen wer- den. Dave Usher (31) ist der Herausgeber von „The Liverpool Way“, einem unabhän- Unmittelbar hinter dem Kop beginnt das Wohngebiet. Foto: Stadionwelt Anfi eld Road am Spieltag Foto: Stadionwelt gigen Fanzine mit einer Aufl age von 1.500 „Kick Racism out!“: Antirassismuschoreografi e beim Spiel Liverpool – Charlton Athletic 2004/05 Foto: Stadionwelt Exemplaren. die Hinterbliebenen zu sammeln, zeigt Trainer. Dass dieser sich am Vorabend des tätowiert). Die alternativ auftretenden sich der schon verloren gegange Geist Freunde und Feinde Celtic Glasgow Stadionwelt: Wie wird „The Liverpool letzten Spieles in Leverkusen gemeinsam Fans haben ihren Platz in der LFC-Ge- aus den Anfängen des Liverpooler Fuß- Everton Dass Trikots eines anderen Vereins in ei- Way“ beim Liverpool FC wahrgenommen? mit den LFC-Fans in der Kölner Altstadt meinde. „Wir sind hier sicher nicht St. ball-Mythos und das ganze Land nimmt „Wenn Everton unten in meinem Garten nem englischen Stadion toleriert werden, Usher: Der Einfl uss entsteht sicher da- die Parallelspiele anschaute, wird gerne Pauli“, sagt Hyland, „aber es geht ein we- Anteil – drei Wochen führt das Lied die spielen würde, würde ich die Vorhänge zu- kommt eher selten vor, doch wegen der durch, dass die Verantwortlichen des LFC erzählt. nig in die Richtung. Anders als bei ande- UK-Charts an. ziehen“, sagte einst die LFC-Trainerlegen- Nähe und der guten Fähr- und Fluganbin- die Fanzines und die Webseiten lesen, um ren Vereinen hat hier auch nie eine rechte Seit den Katastrophen ist der Club be- de Bill Shankly scherzhaft und verdeutlich- dung Liverpools nach Irland sieht man sich einen Eindruck von Wünschen und Die Südländer unter den Briten Organisation versucht, ihre Gefolgschaft müht, seine Reputation zu korrigieren: te, dass die Rivalität zu Everton niemals zu immer viele grün-weiß gestreifte Celtic-Tri- Kritik der Fans zu verschaffen. zu rekrutieren.“ Und die Anzahl von Li- eine Anti-Hooliganism-Charta hat er ver- den wirklich herausragenden gehört. Auch kots. „Aber das nimmt ab, früher waren Stadionwelt: Geht der Club denn auf die Nicht nur auf der Bank geht es südlän- verpooler Fahnen bei Spielen der Natio- öffentlicht, doch heute sitzen führende die bekennenden Evertonians Ian Rush das weitaus mehr, sagt David Murphy. Belange der Fanzines ein? disch zu, sondern auch auf den Rängen. nalmannschaft fällt eher gering aus. Hooligans während der Heimspiele in den und Robbie Fowler wurden zu den Helden Usher: Ja, immer dann, wenn es wich- Mehr als bei jedem anderen englischen Auch wenn es keine Fanzusammen- Logen und verdienen unter der Woche des roten Liverpool. In der Zeit, in der es in Juventus Turin tige Dinge zu diskutieren gibt, werden Verein setzen die LFC-Supporters auf schlüsse und keine Strömungen gibt, so ihr Geld als Anwalt. Die Veränderungen England sehr rau zuging, in der aber auch Heysel wird wohl für immer die Verbindung die Fanzine-Vertreter eingeladen. Zuletzt Choreogra en – keine britische Disziplin, hat sich doch das Konzept der „Bran- spüren die Anhänger wie die gesamte Fuß- die von Liverpool-Fans verursachte fünf- zwischen diesen beiden Clubs belasten. regelmäßig, um die Ansichten zum Sta- aber die Muster aus Papptafeln funk- ches“ etabliert. Anders als beim „Of cial ballwelt insofern, als dass im Anschluss jährige UEFA-Sperre gerade die damalige Das Wiederaufeinandertreffen der Vereine dionneubau zu hören. Wir wollen aber tionieren in aller Regel perfekt. Auch Supporters Club“, einen vom Verein be- die Versitzplatzung und der Austausch Spitzenmannschaft Everton von großen nach fast 20 Jahren in der abgelaufenen nicht zu eng mit dem Verein zusammen- Schwenkfahnen kommen zum Einsatz. triebenen Mitgliedersystem, das entspre- des Publikums forciert wurde. In diesem internationalen Auftritten abhielt, saßen Europacup-Saison veranlasste die Fans arbeiten, hauptsächlich um unsere Un- Eigentlich vom Verband verboten, gibt chend einer deutschen Vereinsmitglied- Punkt waren die Liverpool-Fans erneut die die Fans oft vermischt in den Stadien. Erst des LFC, die Annäherung zu suchen, wel- abhängigkeit nicht zu verlieren. es hier nicht nur eine Ausnahmegeneh- schaft Rabatte bei Fanartikeln verspricht „Trendsetter“, dieses Mal unfreiwillig. in letzter Zeit ist wieder eine leichte Ver- che von den Juve-Tifosi weitestgehend ab- Die Ergebnisse werden dann nicht nur im migung, sondern „der Verein begrüßt (Hyland: „Da bin ich seit Jahren kein „Der Fußball in England ist heute des- schärfung festzustellen. gelehnt wurde. Match-Programm, sondern auch in den das sogar, denn Fahnen sind bei uns seit Mitglied mehr“), werden die Branches halb kein Volkssport mehr, und er wird es Fanzines und den Webseiten gleichlau- jeher Tradition“, sagt Grimes, „viele wer- von Fans organisiert, die als regionale wohl nie wieder werden. Ein Auswärtsspiel Tranmere Rovers tend veröffentlicht, damit möglichst viele den von den Pubs aus Liverpool angefer- Interessenvertretungen mit dem Verein in der Premier League kostet uns heute al- Auf der anderen Seite des River Mersey Anhänger davon erfahren. Die Herausge- tigt“ – Fanclubs in deutschem Sinne gibt zusammenarbeiten und von diesem auch les in allem 80 Pfund“, erklärt David Mur- liegt Birkenhead – und keine zehn Kilo- ber der drei Hefte sind auch eng mitein- es in England nicht. „Wir sind einfach den Titel „Branch“ verliehen bekommen. phy (38) und verdeutlicht, wie viel ihm der meter von den großen Stadien entfernt ander befreundet, sodass es in diesem ein Haufen Jungs, die zum Spiel gehen. Dies kommt auf den Faröern vor und Club wert ist. Er hat in den letzten zwölf spielen dort die Tranmere Rovers in der 3. Punkt wenig Konkurrenzdenken gibt. Ich kenne einige, die das seit 30 Jahren auf Mauritius, aber insbesondere die im Jahren nur ein Spiel verpasst, und „wie es Liga vor immerhin durchschnittlich 9.000 Stadionwelt: Gibt es weitere Punkte, in machen, ohne dass sie sich jemals in ir- Vereinigten Königreich ansässigen Bran- einmal war, das sieht man nur, wenn wir Zuschauern. Von einer Rivalität ist aller- denen sich die herausragende Stellung gendein Mitgliedersystem integrieren ches, die vom Verein feste Kartenkontin- im Pokal mal bei den kleineren Clubs spie- dings wenig zu spüren. Im Gegenteil, denn eurer Hefte zeigt? wollten. Vielleicht sind wir auch unorga- gente zur internen Verteilung erhalten, len, wo sich weniger verändert hat.“ die Rovers sind einer der wenigen Vereine Juve-Fans beim CL-Viertelfi nale Foto: TLW Usher: Das „Red All Over The Land“ ist nisierbar“, sagt Hyland. betreiben regelmäßige aktive Fanarbeit. Dennoch: An eld ist kein Stadion auf in England, die ihre Heimspiele an einem beispielsweise für die Organisation der Dass der Verein die Choreogra en, die So spielt sich am Morgen jedes Samstags- der grünen Wiese. Die Lage inmitten Freitagabend austragen und somit hoffen, Borussia Mönchengladbach Choreografi en verantwortlich, was auch sie hier „mosaics“ nennen, unterstützt, Heimspiels die nahezu identische Situa- endloser viktorianischer Reihenhaussied- den einen oder anderen Liverpool- oder Schon 14 Jahre ist es her, dass Mönchen- daran liegt, dass ein Mitarbeiter der Re- stört die Fans nicht, denn eine durch Ul- tion im Bahnhof Euston ab: Die Reds aus lungen, der Geruch der „Chipies“ und Everton-Fan ins Stadion zu locken. gladbacher Fans 21.000 DM für die Op- daktion das Material günstig beschaffen tra-Manifest oder ähnliches festgelegte der Hauptstadt treffen nach und nach die Händler in den Vorgärten eines an fer von Sheffi eld spendeten. Das seither kann. Für meinen Geschmack ist das in Fan-Ethik, die auf Autonomie pocht, ist ein, die Karten werden verteilt und der Spieltagen pulsierenden Viertels wirken Manchester United entstandene gute Verhältnis hat die Jahre Liverpool fast ein wenig zu viel geworden. unbekannt. Und für derartiges gibt es 8:55-Uhr-Zug nach Liverpool Lime Street wie das lebendig geworden Klischee eines “Those were the days my friend, we took überdauert, und manchmal sind es bis zu Wir machen drei oder vier Aktionen im auch keinen Bedarf, denn was die Prin- bestiegen. Grimes: „Es gibt einige, die bei mancherorts vergangenen britischen Fuß- the ” – mit diesem Lied be- drei Busse, die sich auf den Weg machen, Jahr, sodass sie ihren Effekt ein wenig zipien des Fan-Seins ausmacht, wo die jedem Spiel kommen: Die aus Bristol, die ball airs. Hier kann man den klassischen singt der LFC-Anhang gerne die Einnahme um ein Spiel mit den befreundeten Fans verlieren. Trends liegen, das legen sie – wie schon aus Kent, die North Wales Branch und Fußball noch atmen – ohne ihm tatsäch- der Heimkurve von Manchester United an der Anfi eld Road zu sehen. gesagt – selber fest. die aus den West Midlands oder die Bel- lich zuzuschauen. Denn inzwischen hat bei früheren Spielen. Woher die tiefe Ab- Auffällig ist dann auch, dass es für gier“. So wie Nico aus Antwerpen, für auch der LFC dem kampfbetonten briti- neigung der beiden Fangruppen eigentlich Chelsea FC englische Verhältnisse auch selbst in den den jedes Heimspiel ein ganzes Wochen- schen System den Rücken gekehrt. Mit kommt, weiß heute keiner mehr genau. Mit dem Geldsack-Image, das sich der Sommermonaten viele Schalträger und ende beansprucht. Rafael Benitez ist ein spanischer Trainer „Es liegt wohl daran, dass beide Vereine CFC in den letzten Jahren verpasste, sank wenige Trikots gibt, dafür viel „casual“ So kommt es, dass sich neben den „Lo- am Werk, und die inzwischen fünf spa- lange oben mitspielen, mal der eine, dann ebenso kontinuierlich deren Beliebtheit an und einen nicht zu übersehenden Hang cal Lads“ (sie haben ihre eigene „Livepool nischen Legionäre verkörpern das, was der andere für ein paar Jahre die Oberhand der Anfi eld Road. Paul Hyland: „Deren Titel- zu weißen Turnschuhen. „Bei Auswärts- Branch“ mit Sitz rund einen Kilometer sie hier „Rafalution“ nennen. Die sonst behält“, sagt Paul Hyland, „aber bei denen gewinn ist schlimmer als einer von ManU, spielen könne wir auf den ersten Blick vom Stadion entfernt) eine ganze Reihe gegenüber allen unbritischen Dingen eher ist einfach viel Neid, dass wir zwei Euro- denn die haben ihr Geld wenigstens mit erkennen, wer ein Scouser ist“, sagt Gri- in der Stadt tummeln, die große Entfer- skeptisch eingestellten Briten haben nicht pacups und drei Meisterschaften mehr Fußball verdient; die CFC-Fans sollten lieber mes und meint damit auch jene Fans, die nungen zurücklegen, um dabei zu sein. nur die neue Spielkultur ins Herz ge- geholt haben.“ in die Oper gehen, da gehören sie hin.“ nicht dem Bild des britischen Anhängers Beispielsweise Kari-Ann (36), die vor drei schlossen, sondern auch den volksnahen entsprechen (bullig, kurzhaarig, extrem- Jahren ihre Zelte in Norwegen ab- �

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074-079_liverpool.indd Abs1:76 24.05.2005 15:37:46 074-079_liverpool.indd Abs1:77 24.05.2005 15:38:19 Fan-Szene

im neuen Stadion in die engere Auswahl kommen“, sagt Fanclub-Vorstand Ray Latham aus Wegberg am Niederrhein. Für „Touristen“ wie für Einheimische bleibt die Kartenfrage aber das große Pro- blem. Die Tickets sind chronisch knapp, und so lange das neue, größere Stadion im benachbarten Stanley Park nicht steht, wird sich daran auch nichts ändern. Die Wartezeit für eine Dauerkarte liegt bei acht bis dreizehn Jahren. Auch „Vorsän- ger“ Luke muss noch einige Spielzeiten auf seine eigene Karte warten: „In man- chen Jahren rücken ja nur 50 nach.“ Viel wahrscheinlicher ist, dass Leute, die eine Karte abgeben, diese im privaten Kreis vererben. Luke selbst nutzt das Season- ticket eines in die Jahre gekommenen Viele kleine Zaunfahnen bestimmen das Bild bei Auswärtsspielen, hier in Leverkusen. Foto: Stadionwelt Fans, zumindest so lange, bis der Enkel, für den sie eigentlich reserviert ist, das brach, um regelmäßig den LFC sehen zu dekoriert, auch lässt sich hier der eine „Stadion-Alter erreicht hat.“ können. „So lange ich glücklich bin, ist oder andere prominente Fan blicken. Pe- Bei Auswärtsspielen ist es das gleiche meine Familie es auch“, kommentiert sie ter Evo, der schon mehrere Bücher über Bild – fast immer ist das Kontingent zu ihren ungewöhnlichen Werdegang. Luke den Club verfasste, kann etwa als solcher knapp. Und die Verteilmodalitäten trieben Daly (31) will in ein paar Jahren ebenfalls gelten. Auch Peter Luton, der mit seiner vor einigen Jahren seltsame Blüten: Von umziehen. Bis dahin nimmt er zu rund Band „The Farm“ mit „Alltogether Now“ Spiel zu Spiel wurden andere Endziffern 90 Prozent aller Spiele den Weg aus dem einen Welthit hatte, ist hier bei nahezu je- der Dauerkartenseriennummer ausgege- irischen Cork auf sich: 15 Stunden für die dem Spiel zu  nden. ben, die dann ein Vorkaufsrecht genossen. Hinfahrt, 13 Stunden für die Rückfahrt. So verkündete das Kartenmanagement Interessant ist, dass diese Fans, obwohl sie „10.000 Touristen bei jedem Spiel“ etwa: „Für das Spiel in Sunderland kön- von ihrer Herkunft zu den Exoten gehören, nen sich alle mit der Endziffer 7 bewerben, unter den Einheimischen ein hohes Anse- „Von den 28.000 Dauerkarteninhabern sollten Karten über bleiben, kommen alle hen genießen. Luke („Ich kann über 100 lebt die ganz große Mehrheit in einem mit einer 5 dran.“ „Es dauerte nicht lan- LFC-Lieder“), erfüllt beispielsweise die Umkreis von 20 Kilometern ums Stadi- ge, und wir kannten die Endziffern aller Rolle des Chefdichters. Rund zwei Stun- on“, sagt David Murphy, der in Fußdis- Freunde und Umsitzenden“, erinnert sich den nach Abp ff dirigiert er die Besucher tanz zum Stadion wohnt, „aber ich mag Grimes an den regen Tauschhandel, der in den hinteren Teil des „Albert Pub“, der die 10.000 Touristen nicht, die zu jedem daraufhin einsetzte. Heute hat man ein sich in dem Haus unmittelbar hinter dem Spiel kommen.“ Er spricht davon, dass gerechteres System gefunden, eines, bei Kop be ndet, um die neuesten Songs ein- es neben der eingespielten Fanszene den dem Bonuspunkte auf einer Fancard gut- zustudieren. Schon wenig später hört alles Eventtourismus im großen Stil gibt – jene geschrieben werden, sodass reisefreudige auf sein Kommando, und der halbe Laden Stadionbesucher, die Shankly-Gate zu Fans bei Engpässen vorgezogen werden. singt mit: „We took 26.000 to Rome… we einem der am häu gsten fotogra erten „Wenn ich da an früher denke. Da haben won it four times… in Istanbul we’ll win it Motive der Stadt machen. Wann immer wir noch in den Pubs des Viertels abge-  ve times“ – seine aktuelle Kreation. Seine Busse vorfahren, sind auch welche mit hangen und uns dort entschieden, ob wir gesammelten Werke hat Luke längst in ei- deutschen Nummerschildern dabei. Für ein Rennen im Fernsehen schauen oder nem Heft zusammengefasst, das er an alle 199 Euro geht es ab Gotha, Kassel und rüber ins Stadion gehen.“ Interessierten verteilt. Dortmund über den Kanal und dann Die Zeiten haben sich geändert. Seit Im Albert Pub spürt man am besten, noch einmal fünf Stunden nordwärts. der Liverpool FC vor rund vier Jahrzehn- wie sich das lokale Liverpooler-Fußball- „So darf man das nicht sehen“, sagt Petra ten den Mythos schuf und seine bis heute Gefühl mit dem internationalen Flair Dawils (35), die rund viermal jährlich aus ungebrochene Popularität begründete, ist vermischt. Nicht nur ist der ausgerech- Bielefeld zur ‚Annie Road’ fährt. „Man- viel passiert. Vieles, was den Verein und net von der Evertonian Paula Newesham che kommen aus Australien, um sich seine Fans heute zu einem Unikat in der geführte Pub mit Schals aus aller Welt einen Lebenstraum zu erfüllen.“ Dort Fußballlandschaft macht.���Maik Thesing wo sich die Lebensträume in herunter- gekommenen Stadtteilen wie An eld ab- spielen, muss es ja wahre Clubliebe sein, möchte man entgegnen. Auch die „German Reds“, die eben- falls den Status einer „Branch“ haben, kennen das Problem. „Hier gibt es keine Tickets für Liverpool-Spiele“ verkünden sie auf ihrer Homepage und nehmen so- mit denen, die sie als Kartenagentur nut- zen wollen, jede Hoffnung. „Uns wurde allerdings in Aussicht gestellt, dass wir „Gesangsstunde“ mit Luke Foto: Stadionwelt bei der Vergabe der zusätzlichen Karten Anfi eld, ein Ziel für Fans aus aller Welt Foto: Stadionwelt

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Vereinslied: When you walk through a storm hold your head up high And don’t be afraid of the dark. At the end of a storm is a golden sky And the sweet silver song of a lark.

Walk on through the wind, Walk on through the rain, Tho’ your dreams be tossed and blown. Walk on, walk on with hope in your heart

And you‘ll never walk alone, You’ll never, ever walk alone. Walk on, walk on with hope in your heart And you’ll never walk alone, You’ll never, ever walk alone.

Beliebtester Fangesang: Outside the Shankly Gates Foto: vantheman.de.vu I heard a Kopite calling: Shankly they have taken you away Daten und Fakten But you left a great eleven Before you went to heaven Zuschauerschnitt in den letzten fünf Jahren: Now it’s glory 1999/00 Premier League 44.074 round the Fields of Anfi eld Road 2000/01 Premier League 44.806 All round the Fields of Anfi eld Road 2001/02 Premier League 44.371 Where once we watched the King Kenny 2002/03 Premier League 44.250 play (and he could play) 2003/04 Premier League 44.712 Stevie Heighway on the wing We had dreams and songs to sing Anzahl der Dauerkarten in der vergange- Of the glory nen bzw. der aktuellen Saison: round the Fields of Anfi eld Road 2003/04 28.000 Treffpunkt für Heimfans Foto: Stadionwelt Outside the Paisley Gates 2004/05 28.000 I heard a Kopite calling Paisley they have taken you away Organe der Fanszene: You led the great eleven Hillsborough Justice Campaign: Back in Rome in seventy-seven [email protected] And the redmen they are still German Reds: [email protected] playing the same way All round the Fields of Anfi eld Road Fanzines: Where once we watched the King Kenny Red all over the land: [email protected] play (and he could play) The Liverpool Way: Stevie Heighway on the wing [email protected] We had dreams and songs to sing Through the wind and rain: Of the glory [email protected] Infoladen der Hilfsorganisation für die round the Fields of Anfi eld Road Hillsborough-Opfer Foto: Stadionwelt (nach der Melodie von „Fields of Athenry“)

„Amicizia“ (Freundschaft): Entschuldigung an die Juve-Fans im Hinspiel des CL-Viertelinales Foto: TLW

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Wohl Griechenlands Bauwerk Nr. 1 der Neuzeit: das Athener Olympiastadion. Aber Rehhagel mit der Nationalmannschaft bevorzugt die Enge. Foto: Stadionwelt/Mardo Die olympische Saison Die griechische Liga erlebt dank Olympia-Bauboom und Europameister-Euphorie einen Zu- schaueraufschwung. Platzsperren infolge von Fankrawallen drücken jedoch den Schnitt.

en Sommer 2004 wird wohl kein schauerpotenzial der höchsten Spielklasse wegen wiederholter Fanausschreitun- Grieche je vergessen. Zum einen, wider: So waren im Vorjahr aufgrund der gen musste Olympiakos vier Heimspiele Dweil die Olympischen Spiele nach vorolympischen Bauarbeiten viele Stadien unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus- 108 Jahren endlich wieder den Weg zurück gar nicht oder nur bedingt nutzbar, etliche tragen. Auch Panathinaikos Athen und an ihren Ursprungsort fanden. Doch fast Vereine waren zu Umzügen gezwungen. PAOK Saloniki bekamen das neuerdings noch bemerkenswerter, weil vollkommen AEK Athen etwa, seit jeher einer der po- konsequentere Durchgreifen des Fuß- überraschend, war der Titelgewinn unter pulärsten Vereine des Landes, spielte im ballverbandes zu spüren. Insgesamt 14 Otto Rehhagel bei der Euro in Portugal. „Exil“ vor weniger als 2.000 Zuschauern im Erstligaspiele fanden in der abgelaufenen Zwei Ereignisse, die nicht nur den Fokus Schnitt. Zum Vergleich: Seit dem fünften Saison vor leeren Tribünen statt, meist der Weltöffentlichkeit auf Griechenland Spieltag dieser Saison tritt der Verein im traf es die Vereine mit dem größten (und lenkten und für einen mehrwöchigen Aus- frisch modernisierten Olympiastadion an, damit dem am schwersten zu kontrollie- nahmezustand sorgten, sondern auch dem konnte hier durchschnittlich 30.000 Fans renden) Fanpotenzial. Wie drastisch sich Selbstbewusstsein der Hellenen gut taten begrüßen und somit seinen Zuschauerzu- der Ausfall dieser Spiele auf den Saison- – und ihrem Pro fußball. spruch um sagenhafte 1.400 % steigern. schnitt der Liga auswirkt, zeigt der Um- Der Zuschauerzuspruch der „Alpha stand, dass an etlichen Spieltagen mehr Ethniki Katigoria“, der ersten griechischen Unter Ausschluss der Öffentlichkeit Fans bei Olympiakos im Stadion saßen Pro liga, hat sich in der Saison 2004/05 im als bei den anderen sieben Spielen zu- Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt 2004/05 drückte ein anderes Problem sammen. Ein weiterer Grund für die er- und liegt damit nun wieder knapp über auf den Zuschauerschnitt. So müsste ei- schreckend niedrige Zuschauerresonanz: der deutschen Regionalliga Nord. Aber gentlich Olympiakos Piräus der Zuschau- Gleich sieben Vereine der 16er-Liga, also weder die durchschnittlich 2.800 Besucher erkrösus der Liga sein, selbst gegen unat- fast die Hälfte, hatten einen Zuschauer- der Vorsaison noch die 5.800 Zuschauer traktive Gegner strömten nie weniger als schnitt von unter 1.500, und kämen nicht (Stand: 28. Spieltag) der gerade abgelau- 23.000 ins brandneue Karaiskaki-Stadion ab und zu die renommierten Athener fenen Spielzeit spiegeln das wahre Zu- – wenn sie denn strömen durften … denn Vereine mit ihren Schlachtenbummlern

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zu Besuch, wäre der Schnitt vielerorts gar großen Athener Vereine mit einem euro- nur dreistellig. papokaltauglichen eigenen Stadion ge- Ein wenig mehr Fußballeuphorie hätte segnet, gab das seit dem Erdbeben 1999 man dem Europameister schon zugetraut. sanierungsbedürftige „Nikos Goumas“ Sicherlich, vielerorts liegt der geringe Zu- im Sommer 2003 auf, schlug sich ein Jahr spruch auch an der Qualität der Stadien; lang auf fremden Sportplätzen durch und nicht jeder Verein hatte das Glück, seine zog im Oktober 2004 ins Olympiastadion Arena angesichts der Olympischen Spie- um. Letzteres war ursprünglich ganz an- le auf Staatskosten ausbauen zu dürfen. ders geplant: Für die Olympischen Spiele Ein schweres Erdbeben, das 1999 den hätte das „Nikos Goumas“ komplett neu Großraum Athen erschütterte, tat ein Üb- entstehen sollen, doch ein Schuldenberg riges und zog einige der heutigen Erstli- Auf Eis gelegt: die Neubaupläne für das AEK-Stadion in dreistelliger Millionenhöhe und juris- gastadien in Mitleidenschaft. Als weitaus „Nikos Goumas“ Foto: stadia.gr tische Probleme sorgten dafür, dass bis zerstörerischer jedoch entpuppten sich heute noch nicht einmal die of zielle die Fankrawalle, die den Stadien und Champions League-Finale 2007 belohnt. Grundsteinlegung erfolgen konnte. An- Vereinen nicht nur materiellen Schaden Damit wird eine große Tradition fortge- gesichts der  nanziellen Situation und zufügen (so sind herausgerissene Sitz- schrieben, denn bereits dreimal zuvor des für griechische Verhältnisse hervor- schalen keine Seltenheit), sondern auch durfte das Stadion in seiner nur 23-jäh- ragenden Zuschauerzuspruchs im ersten das Image der Liga erschüttern. Dank der rigen Geschichte europäische Endspiele Jahr unter Calatravas futuristischem inzwischen drakonischen Strafmaßnah- ausrichten: einmal im Europapokal der Dach kann man davon ausgehen, dass men durch den Fußballverband scheint Landesmeister, was man in Westdeutsch- sich AEK für lange Zeit im Olympiastadi- sich die Situation allmählich zu bessern, land gerne gesehen haben dürfte, denn on einrichten wird. Wirtschaftlich ergibt ein guter Teil der (weiterhin existieren- der HSV bezwang 1983 den haushohen es in jedem Fall Sinn, wenngleich die Be- den) Gewalt wurde aus dem Stadion ver- Favoriten Juventus Turin mit 1:0. Dann lange der heimatverbundenen Fans un- drängt und erfolgreich zumindest nach im Europapokal der Pokalsieger, woran ter diesen Umständen hinten anzustehen außerhalb verlagert, vermehrt trauen man in Ostdeutschland keine gute Erin- haben. sich inzwischen auch Familien mit Kin- nerungen haben dürfte, denn Lokomoti- dern zum Fußball. Trotz dieses leichten ve Leipzig unterlag Ajax Amsterdam mit Atmo-Hochburg Karaiskaki Aufwärtstrends ist es fraglich, ob das dem gleichen Ergebnis. Zudem durfte im Land größere Stadien benötigt. Trotzdem Finale der Champions League 1994 der Fast auf den Tag gleichzeitig mit stellt sich diese Frage akut, denn wenn AC Mailand den FC Barcelona mit 4:0 dem „Nikos Goumas“ von AEK Athen im Dezember 2006 die UEFA die EURO demütigen. wurde auch das Karaiskaki-Stadion von 2012 vergibt, ist Griechenland unter den Kurios ist die Verschiebung der Nut- Olympiakos Piräus abgerissen. Auch der Wohl Griechenlands Bauwerk Nr. 1 der Neuzeit: das Athener Olympiastadion. Aber Rehhagel mit der Nationalmannschaft bevorzugt die Enge. Foto: Stadionwelt/Mardo Bewerbern. Sollte die Kandidatur erfolg- zer des Olympiastadions seit dem Um- Club aus der Hafenstadt plante, bis zum reich sein, wären acht Stadien mit jeweils bau: Diente die Arena zuvor lange Jahre olympischen Fußballturnier ein neues mindestens 30.000 Sitzplätzen über das Panathinaikos Athen und im Europapo- Stadion bereitstellen zu können. Doch im Land zu verteilen. Hierbei müsste wohl kal auch Olympiakos Piräus als Heimat, Gegensatz zu AEK konnte Piräus dieses Die olympische Saison gezielt am Bedarf vorbei gebaut wer- so ist es nun Lokalrivale AEK Athen, der Versprechen auch einhalten und wurde Die griechische Liga erlebt dank Olympia-Bauboom und Europameister-Euphorie einen Zu- den, denn die Vereine mit dem größten sich im olympischen Rund wohl fühlt. dafür nicht nur mit einigen olympischen Zuschauerpotenzial kommen alle aus Panathinaikos, früher Stammgast, schaut Fußballspielen, darunter dem Frauen-Fi- schaueraufschwung. Platzsperren infolge von Fankrawallen drücken jedoch den Schnitt. Athen, Thessaloniki oder von der Insel nur noch im Notfall (Europapokal) vor- nale, belohnt. Auch die Nationalmann- Kreta. Doch eine EM-Bewerbung, die sich bei, Olympiakos gar nicht mehr. AEK schaft unter Otto Rehhagel erklärte das en Sommer 2004 wird wohl kein schauerpotenzial der höchsten Spielklasse wegen wiederholter Fanausschreitun- auf diese drei Ballungsräume beschränkt, hingegen, bis vor kurzem als einziger der Karaiskaki – übrigens landesweit � Grieche je vergessen. Zum einen, wider: So waren im Vorjahr aufgrund der gen musste Olympiakos vier Heimspiele hätte kaum Chancen. Immerhin, mit dem Dweil die Olympischen Spiele nach vorolympischen Bauarbeiten viele Stadien unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus- Olympiastadion und dem Karaiskaki- Die Stadien der Alpha Ethniki Kategoria 108 Jahren endlich wieder den Weg zurück gar nicht oder nur bedingt nutzbar, etliche tragen. Auch Panathinaikos Athen und Stadion von Piräus hätten zwei Stadien an ihren Ursprungsort fanden. Doch fast Vereine waren zu Umzügen gezwungen. PAOK Saloniki bekamen das neuerdings schon jetzt EURO-Niveau. Verein Stadion Kapazität noch bemerkenswerter, weil vollkommen AEK Athen etwa, seit jeher einer der po- konsequentere Durchgreifen des Fuß- AEK F.C. Olympiastadion Spyros Louis 74.767 überraschend, war der Titelgewinn unter pulärsten Vereine des Landes, spielte im ballverbandes zu spüren. Insgesamt 14 Fünf Sterne für Athen Olympiakos F.C. Néo Stádio Karaïskáki 33.296 Otto Rehhagel bei der Euro in Portugal. „Exil“ vor weniger als 2.000 Zuschauern im Erstligaspiele fanden in der abgelaufenen Zwei Ereignisse, die nicht nur den Fokus Schnitt. Zum Vergleich: Seit dem fünften Saison vor leeren Tribünen statt, meist Das Athener Olympiastadion dürf- PAOK F.C. Toumba 28.700 der Weltöffentlichkeit auf Griechenland Spieltag dieser Saison tritt der Verein im traf es die Vereine mit dem größten (und te jedem halbwegs Sportinteressierten Iraklis F.C. Kaftanzoglio 28.028 lenkten und für einen mehrwöchigen Aus- frisch modernisierten Olympiastadion an, damit dem am schwersten zu kontrollie- hinlänglich bekannt sein. 1982 fertig ge- P.A.E. Ergotélis Pankrítio 26.400 nahmezustand sorgten, sondern auch dem konnte hier durchschnittlich 30.000 Fans renden) Fanpotenzial. Wie drastisch sich stellt, wurde es anlässlich der XXVIII. Aris FC Saloniki Harilaou 18.308 Selbstbewusstsein der Hellenen gut taten begrüßen und somit seinen Zuschauerzu- der Ausfall dieser Spiele auf den Saison- Olympischen Sommerspiele grundle- Panathinaikos FC Apóstolos Nikolaïdis (Leoforos) 16.620 – und ihrem Pro fußball. spruch um sagenhafte 1.400 % steigern. schnitt der Liga auswirkt, zeigt der Um- gend modernisiert und bei dieser Gele- Der Zuschauerzuspruch der „Alpha stand, dass an etlichen Spieltagen mehr genheit mit einer spektakulären Dach- Panionios N.F.C. Néa Smírni 11.756 Ethniki Katigoria“, der ersten griechischen Unter Ausschluss der Öffentlichkeit Fans bei Olympiakos im Stadion saßen konstruktion gekrönt. Der Umbau nach O.F.Í. Krítai Thódoros Vardinoyiánnis 9.000 Pro liga, hat sich in der Saison 2004/05 im als bei den anderen sieben Spielen zu- Plänen des spanischen Star-Architekten Apóllon Kalamariás Stadion Apóllon (Kalamariás) 7.500 Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt 2004/05 drückte ein anderes Problem sammen. Ein weiterer Grund für die er- Santiago Calatrava wurde zwar erst auf Skoda Xanthi F.C. Xanthis 7.361 und liegt damit nun wieder knapp über auf den Zuschauerschnitt. So müsste ei- schreckend niedrige Zuschauerresonanz: den allerletzten Drücker fertig gestellt, Kallithea F.C. Kallithea Stadion G. Lamprákis 6.450 der deutschen Regionalliga Nord. Aber gentlich Olympiakos Piräus der Zuschau- Gleich sieben Vereine der 16er-Liga, also doch der Aufwand hat sich augenschein- Halkidóna F.C./Ionikós F.C. Níkea Neapoli 5.123 weder die durchschnittlich 2.800 Besucher erkrösus der Liga sein, selbst gegen unat- fast die Hälfte, hatten einen Zuschauer- lich gelohnt. Die UEFA zumindest hat der Vorsaison noch die 5.800 Zuschauer traktive Gegner strömten nie weniger als schnitt von unter 1.500, und kämen nicht die 74.767 Zuschauer fassende Arena A.O. Kerkyra Kerkyra 4.000 (Stand: 28. Spieltag) der gerade abgelau- 23.000 ins brandneue Karaiskaki-Stadion ab und zu die renommierten Athener jüngst in ihre Liste der 5-Sterne-Stadi- P.A.E Aigáleo Aegaleo Stavros Mavrothalassitis 3.530 fenen Spielzeit spiegeln das wahre Zu- – wenn sie denn strömen durften … denn Vereine mit ihren Schlachtenbummlern en aufgenommen und sogleich mit dem

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80-83_stadionwelten griechenland.indd Abs1:80 24.05.2005 15:48:03 80-83_stadionwelten griechenland.indd Abs1:81 24.05.2005 15:48:19 Stadionwelten

das einzige Stadion mit komplett über- merspiele von Athen dringend benötigtes dachten Rängen – zu ihrem neuen Heim- Geld bei den Stadtoberen locker machen. stadion. Die besondere Atmosphäre des Zwar diente das Harilaou-Stadion ebenso 33.000 Sitzplätze bietenden reinen Fuß- wie das Toumba von PAOK lediglich als ballstadions soll in der WM-Quali kation Trainingsstätte der Olympioniken, den- die Griechen be ügeln und die Gegner noch gelang es, die öffentliche Hand von einschüchtern; bislang hat dies gut funk- der Notwendigkeit eines neuen Haupttri- tioniert, das nächste Mal wird der „12. bünen-Daches zu überzeugen. Wohl zu- Mann“ am 8. Juni gegen Tabellenführer recht – das alte Dach war nicht nur wegen Ukraine benötigt. seiner monströsen die Sicht behindern- Angesichts der Vorzüge dieser Are- Komfortables Zweiltigastadion: das „Rizoupoli“ von den Stützpfeiler eine Zumutung, sondern na „englischer“ Ausprägung fällt nicht Apollon Athen Foto: Oliver Leisner auch der Zustand der dreißig Jahre alten besonders ins Gewicht, dass in den Ka- Das „Stavros Mavrothalassitis“ näm- Überdachung bedenklich. Das Ergebnis takomben immer noch gewerkelt wird. lich, eigentlich Heimstatt von Aigaleo, kann sich sehen lassen: die enge 18.300er- Besonders der Ausbau der kommerziell ist die baufälligste Ruine der ersten Liga. Fußballarena ist ein echtes Schmuckkäst- nutzbaren Flächen im Bauch der Tribü- Nach dem Bau 1968 wurde das Stadion chen geworden. nen wurde angesichts des olympischen sich selbst überlassen. Statt im Vorfeld der Termindrucks zunächst hinten angestellt, Olympischen Spiele eine Renovierung zu Down under aber nicht out: Kreta nun geht es gemächlich und ohne jeden erfahren, trat das Gegenteil ein: Seit dem Zeitdruck weiter. Erdbeben 1999 ist die Haupttribüne we- In Heraklion auf Kreta konkurrieren gen der Einsturzgefahr gesperrt. Derzeit zwei Vereine um die Gunst des Publi- Kleeblätter auf Wanderschaft wird eine Sanierung forciert, doch durch kums. Während O.F.I. Kreta auf eine politische Ränkespiele wurden die Pla- große Tradition setzen kann – seit Jahren Dritter im Bunde der großen Athener nungen immer wieder zurückgeworfen. gehört der Verein zum griechischen Esta- Vereine ist Panathinaikos. Nachdem der blishment und war mehrfach im Europa- Verein 16 Jahre bei geringer Auslastung Thessaloniki, Hochburg im Norden pokal vertreten – nutzte Aufsteiger Ergo- im Olympiastadion spielte, gelang es im telis die Gunst der Stunde und bezog im Jahr 2000, in die alte Heimat des „Apos- Ein zweiter Schwerpunkt des grie- Sommer 2004 das nagelneue „Pankritio“ tolos Nikolaidis“-Stadions zurückzu- chischen Fußballs ist Thessaloniki. Mit (Pankretische) Stadion. Die 26.400 Zu- kehren. Für 7 Mio. Euro wurde das seit PAOK, Aris und Iraklis Saloniki verfü- schauer fassende, großzügig überdachte 1922 bestehende Stadion in einen 16.620 gen alle drei Clubs der Stadt über be- Arena war für 42 Mio. Euro eigens für Zuschauer fassenden All-Seater umge- merkenswerte Stadien. Das 28.700 Zu- das olympische Fußballturnier an den wandelt, doch seit diesem Jahr genügt schauer fassende Toumba-Stadion des Strand gesetzt worden – ironischerweise das Stadion, das inmitten eines belebten Traditionsvereins PAOK ist zwar eine als Leichtathletik-Schüssel. Dieser „Nach- Wohn- und Geschäftsviertels steht, nicht Leichtathletik-Stätte, aber dennoch im teil“ jedoch scheint den Fans des Aufstei- mehr den UEFA-Anforderungen. Für Eu- ganzen Land gefürchtet für seine Hexen- gers nichts auszumachen. Mit durch- ropapokalspiele müssen die Kleeblätter kesselatmosphäre – wie leider auch für schnittlich 10.000 Besuchern wurde direkt daher ab sofort wieder ins Olympiastadi- regelmäßige Fankrawalle. So mussten Platz 3 der Zuschauerstatistik gestürmt. on ausweichen, der Verein hat zwar Plä- als Strafmaßnahme bei etlichen Spielen Der Umzug aus dem nur 3.000 Zuschauer ne für einen Neubau in der Schublade, der abgelaufenen Saison die anlässlich fassenden Ministadion im Stadtzentrum doch nicht das nötige Kleingeld, diesen der Olympischen Spiele neu eingebau- dürfte sich also gelohnt haben. auch umzusetzen. Zudem ist das „Leo- ten VIP-Sessel unter dem neuen Haupt- Von solchen Zuschauermassen kann foros“, wie das Stadion auch genannt tribünendach leer bleiben. Trotz dieser O.F.I. Kreta nur träumen: nur 2–3.000 wird, für Ligaspiele absolut ausreichend jüngsten Baumaßnahmen denkt man Zuschauer verlieren sich in der Regel und praktisch nie ausverkauft. Daher auch bei PAOK Saloniki über einen kom- im „Theodore Vardinoyiánnis“-Stadion. sind auch Gerüchte über einen Umzug pletten Stadionneubau nach. Doch nur, In erster Linie dürfte dies daran liegen, in einen anderen Athener Schauplatz mit wenn Griechenland wider Erwarten die dass das Stadion seltsam unfertig wirkt: Vorsicht zu genießen. Europameisterschaft 2012 zugesprochen Während eine Hintertortribüne und die Ein weiteres größeres Athener Stadi- bekäme, würden hier – wie bei den Neu- Hälfte der Haupttribüne gut ausgebaut on ist das „Rizoupoli“ des Zweitligisten bauplänen vieler anderer Vereine auch und komplett überdacht sind, erinnert Apollon Athen. Das Stadion mit den huf- – wohl tatsächlich die Bagger vorfahren. der Rest des Stadions an einen Provinz- eisenförmigen Tribünen (die fehlende Ein weiteres Leichtathletik-Oval fast sportplatz. Dieser Zustand besteht seit Seite wird von einer Turnhalle blockiert) identischer Größe steht nur wenige Ki- inzwischen 18 Jahren, sodass nur noch wurde zuletzt 2002 renoviert, hierbei lometer Luftlinie entfernt: Das Kaftan- allergrößte Optimisten auf eine baldige steuerte auch Olympiakos Piräus 2 Mio. zoglio-Stadion von Iraklis Saloniki. Bis Fertigstellung hoffen. Denn der Sommer Euro bei. Der Grund für dieses Sponso- zur Errichtung des Athener Olympiasta- 2004 und seine positiven Effekte auf die ring ist ganz einfach: Während des Um- dions war dies das größte Stadion des Liga sind passé. Die olympischen Um- baus fast aller großen Athener Sportstät- Landes, inzwischen fasst es – als reiner bauten gingen an O.F.I. vorbei, die Eu- ten im Vorfeld der Olympischen Spiele All-Seater – nur noch gut 28.000 Fans. Al- ropameister-Euphorie ist verpufft. Und benötigten die Vereine dringend Aus- lerdings präsentiert es sich in einem her- selbst ein weiteres Fußballwunder, eine weichstadien, und nur ein modernisier- vorragenden Zustand, da es kürzlich an- griechische EM-Ausrichtung nämlich, tes „Rizoupoli“ konnte den Ansprüchen lässlich des olympischen Fußballturniers würde dem „Theodore Vardinoyiánnis“- von Olympiakos in Liga und Europapo- für 47 Mio. Euro aufwändig modernisiert Stadion kaum helfen können: Denn EM- kal genügen. Zuletzt pro tierte in der wurde. Standort auf Kreta, soviel steht fest, wür- abgelaufenen Saison Aigaleo Athen von Und auch Aris Saloniki, der dritte de ausschließlich das Pankrítio-Stadion dessen UEFA-Tauglichkeit. Verein der Stadt, konnte dank der Som- am Strand werden.���Matthias Ney

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80-83_stadionwelten griechenland.indd Abs1:82 24.05.2005 15:48:52 Stadionwelten Stadionwelten das einzige Stadion mit komplett über- merspiele von Athen dringend benötigtes dachten Rängen – zu ihrem neuen Heim- Geld bei den Stadtoberen locker machen. stadion. Die besondere Atmosphäre des Zwar diente das Harilaou-Stadion ebenso Griechenland 33.000 Sitzplätze bietenden reinen Fuß- wie das Toumba von PAOK lediglich als ballstadions soll in der WM-Quali kation Trainingsstätte der Olympioniken, den- Alpha Ethniki Kategoria die Griechen be ügeln und die Gegner noch gelang es, die öffentliche Hand von Die Erstligastadien im Überblick Skoda Xanthi F.C. einschüchtern; bislang hat dies gut funk- der Notwendigkeit eines neuen Haupttri- Xanthis tioniert, das nächste Mal wird der „12. bünen-Daches zu überzeugen. Wohl zu- Iraklis F.C. Mann“ am 8. Juni gegen Tabellenführer recht – das alte Dach war nicht nur wegen PAOK F.C. Kaftanzoglio Aris FC Saloniki Ukraine benötigt. seiner monströsen die Sicht behindern- Toumba Harilaou Angesichts der Vorzüge dieser Are- Komfortables Zweiltigastadion: das „Rizoupoli“ von den Stützpfeiler eine Zumutung, sondern na „englischer“ Ausprägung fällt nicht Apollon Athen Foto: Oliver Leisner auch der Zustand der dreißig Jahre alten besonders ins Gewicht, dass in den Ka- Das „Stavros Mavrothalassitis“ näm- Überdachung bedenklich. Das Ergebnis takomben immer noch gewerkelt wird. lich, eigentlich Heimstatt von Aigaleo, kann sich sehen lassen: die enge 18.300er- Besonders der Ausbau der kommerziell ist die baufälligste Ruine der ersten Liga. Fußballarena ist ein echtes Schmuckkäst- nutzbaren Flächen im Bauch der Tribü- Nach dem Bau 1968 wurde das Stadion chen geworden. nen wurde angesichts des olympischen sich selbst überlassen. Statt im Vorfeld der A.O. Kerkyra Termindrucks zunächst hinten angestellt, Olympischen Spiele eine Renovierung zu Down under aber nicht out: Kreta Kerkyra XANTHI nun geht es gemächlich und ohne jeden erfahren, trat das Gegenteil ein: Seit dem Zeitdruck weiter. Erdbeben 1999 ist die Haupttribüne we- In Heraklion auf Kreta konkurrieren THESSALONIKI gen der Einsturzgefahr gesperrt. Derzeit zwei Vereine um die Gunst des Publi- Apóllon Kalamariás wird eine Sanierung forciert, doch durch kums. Während O.F.I. Kreta auf eine Kleeblätter auf Wanderschaft Stadion Apóllon politische Ränkespiele wurden die Pla- große Tradition setzen kann – seit Jahren Dritter im Bunde der großen Athener nungen immer wieder zurückgeworfen. gehört der Verein zum griechischen Esta- Vereine ist Panathinaikos. Nachdem der blishment und war mehrfach im Europa- Verein 16 Jahre bei geringer Auslastung Thessaloniki, Hochburg im Norden pokal vertreten – nutzte Aufsteiger Ergo- im Olympiastadion spielte, gelang es im telis die Gunst der Stunde und bezog im KERKYRA (KORFU) Jahr 2000, in die alte Heimat des „Apos- Ein zweiter Schwerpunkt des grie- Sommer 2004 das nagelneue „Pankritio“ tolos Nikolaidis“-Stadions zurückzu- chischen Fußballs ist Thessaloniki. Mit (Pankretische) Stadion. Die 26.400 Zu- kehren. Für 7 Mio. Euro wurde das seit PAOK, Aris und Iraklis Saloniki verfü- schauer fassende, großzügig überdachte Panathinaikos FC 1922 bestehende Stadion in einen 16.620 gen alle drei Clubs der Stadt über be- Arena war für 42 Mio. Euro eigens für Olympiakos F.C. Apóstolos Nikolaïdis (Leoforos) Zuschauer fassenden All-Seater umge- merkenswerte Stadien. Das 28.700 Zu- das olympische Fußballturnier an den Néo Stádio Karaïskáki wandelt, doch seit diesem Jahr genügt schauer fassende Toumba-Stadion des Strand gesetzt worden – ironischerweise das Stadion, das inmitten eines belebten Traditionsvereins PAOK ist zwar eine als Leichtathletik-Schüssel. Dieser „Nach- Wohn- und Geschäftsviertels steht, nicht Leichtathletik-Stätte, aber dennoch im teil“ jedoch scheint den Fans des Aufstei- ATHEN Kallithea F.C. mehr den UEFA-Anforderungen. Für Eu- ganzen Land gefürchtet für seine Hexen- gers nichts auszumachen. Mit durch- Kallithea Stadion ropapokalspiele müssen die Kleeblätter kesselatmosphäre – wie leider auch für schnittlich 10.000 Besuchern wurde direkt Grigóris Lamprákis daher ab sofort wieder ins Olympiastadi- regelmäßige Fankrawalle. So mussten Platz 3 der Zuschauerstatistik gestürmt. PIRÄUS on ausweichen, der Verein hat zwar Plä- als Strafmaßnahme bei etlichen Spielen Der Umzug aus dem nur 3.000 Zuschauer ne für einen Neubau in der Schublade, der abgelaufenen Saison die anlässlich fassenden Ministadion im Stadtzentrum Panonios N.F.C. Halkidóna F.C. / doch nicht das nötige Kleingeld, diesen der Olympischen Spiele neu eingebau- dürfte sich also gelohnt haben. Néa Smírni Ionikós F.C. auch umzusetzen. Zudem ist das „Leo- ten VIP-Sessel unter dem neuen Haupt- Von solchen Zuschauermassen kann Níkea Neapoli foros“, wie das Stadion auch genannt tribünendach leer bleiben. Trotz dieser O.F.I. Kreta nur träumen: nur 2–3.000 wird, für Ligaspiele absolut ausreichend jüngsten Baumaßnahmen denkt man Zuschauer verlieren sich in der Regel und praktisch nie ausverkauft. Daher auch bei PAOK Saloniki über einen kom- im „Theodore Vardinoyiánnis“-Stadion. sind auch Gerüchte über einen Umzug pletten Stadionneubau nach. Doch nur, In erster Linie dürfte dies daran liegen, in einen anderen Athener Schauplatz mit wenn Griechenland wider Erwarten die dass das Stadion seltsam unfertig wirkt: Vorsicht zu genießen. Europameisterschaft 2012 zugesprochen Während eine Hintertortribüne und die Ein weiteres größeres Athener Stadi- bekäme, würden hier – wie bei den Neu- Hälfte der Haupttribüne gut ausgebaut on ist das „Rizoupoli“ des Zweitligisten bauplänen vieler anderer Vereine auch und komplett überdacht sind, erinnert Apollon Athen. Das Stadion mit den huf- – wohl tatsächlich die Bagger vorfahren. der Rest des Stadions an einen Provinz- HERAKLION eisenförmigen Tribünen (die fehlende Ein weiteres Leichtathletik-Oval fast sportplatz. Dieser Zustand besteht seit (KRETA) Seite wird von einer Turnhalle blockiert) identischer Größe steht nur wenige Ki- inzwischen 18 Jahren, sodass nur noch wurde zuletzt 2002 renoviert, hierbei lometer Luftlinie entfernt: Das Kaftan- allergrößte Optimisten auf eine baldige steuerte auch Olympiakos Piräus 2 Mio. zoglio-Stadion von Iraklis Saloniki. Bis Fertigstellung hoffen. Denn der Sommer P.A.E. Aigáleo Euro bei. Der Grund für dieses Sponso- zur Errichtung des Athener Olympiasta- 2004 und seine positiven Effekte auf die Aegaleo Stavros ring ist ganz einfach: Während des Um- dions war dies das größte Stadion des Liga sind passé. Die olympischen Um- Mavrothalassitis baus fast aller großen Athener Sportstät- Landes, inzwischen fasst es – als reiner bauten gingen an O.F.I. vorbei, die Eu- ten im Vorfeld der Olympischen Spiele All-Seater – nur noch gut 28.000 Fans. Al- ropameister-Euphorie ist verpufft. Und AEK F.C. benötigten die Vereine dringend Aus- lerdings präsentiert es sich in einem her- selbst ein weiteres Fußballwunder, eine Olympiastadion weichstadien, und nur ein modernisier- vorragenden Zustand, da es kürzlich an- griechische EM-Ausrichtung nämlich, Spyros Louis tes „Rizoupoli“ konnte den Ansprüchen lässlich des olympischen Fußballturniers würde dem „Theodore Vardinoyiánnis“- O.F.Í. Krítai von Olympiakos in Liga und Europapo- für 47 Mio. Euro aufwändig modernisiert Stadion kaum helfen können: Denn EM- Thódoros Vardinoyiánnis P.A.E. Ergotélis kal genügen. Zuletzt pro tierte in der wurde. Standort auf Kreta, soviel steht fest, wür- Pankrítio abgelaufenen Saison Aigaleo Athen von Und auch Aris Saloniki, der dritte de ausschließlich das Pankrítio-Stadion dessen UEFA-Tauglichkeit. Verein der Stadt, konnte dank der Som- am Strand werden.���Matthias Ney Fotos: Aris Saloniki, Apollón Kalamariás: Vangelis / Iraklis FC: Hendryk Hoschkara / AEK F.C., Aigáleo F.C., Panionios N.F.C., PAOK F.C., Kallithea F.C.: Stadionwelt / Halkidóna F.C.: Football, Fussball & Voetbal / Panathinaikos: Lothar Engel / Olympia- 82 Stadionwelt 06/2005 kos F.C., P.A.E. Ergotélis: Athens 2004 Organising Committee / Xanthi FC: Xanthi FC / O.F.Í. Krítai: O.F.I. / Kerkyra: stadia.gr Stadionwelt 06/2005 83

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Frankreich, Ligapokalfi nale 2005: Stade Malherbe Caen (rechts) – Racing Club de Strasbourg (links) Fotos: Baden Maniacs

Stade Rennais F.C. – AS St. Étienne Foto: Aurélie Dupuis

Celtic F.C. – Aberdeen F.C. Foto: bfc75kleinostheim.de FC Twente – AZ Alkmaar Foto: Meenzer Metzger

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MKS Cracovia – Wisła Kraków Foto: Henryk Hoschkara

Frankreich, Ligapokalfi nale 2005: Stade Malherbe Caen (rechts) – Racing Club de Strasbourg (links) Fotos: Baden Maniacs

PKP Lech Poznan – MKS Pogon Szczeczin Fotos: Marco Wedler

SK Slavia Praha – AC Sparta Praha Foto: Southerner PKP Lech Poznan – MKS Pogon Szczeczin Foto: Marco Wedler

Slavia Prag – Banik Ostrava Alle Fotos: Southerner Stade Rennais F.C. – AS St. Étienne Foto: Aurélie Dupuis

Celtic F.C. – Aberdeen F.C. Foto: bfc75kleinostheim.de FC Twente – AZ Alkmaar Foto: Meenzer Metzger

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Brescia – Bergamo

Brescia Calcio – Atalanta Bergamo Foto: Robert Krippgans

Brescia Calcio – Atalanta Bergamo Foto: Robert Krippgans Brescia Calcio – Atalanta Bergamo Foto: Robert Krippgans

Mailänder Derby

AC Milan: „Kämpfe mit der Kurve“ Foto: Robert Krippgans

Inter Mailand: „Das Ziel: Die rot-schwarzen Armeen zerstören und Europa erobern“ Foto: Robert Krippgans

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Brescia – Bergamo

Brescia Calcio – Atalanta Bergamo Foto: Robert Krippgans Juventus FC – Liverpool FC: „I love Juve – Was man tief im Herzen trägt, stirbt nie“ Foto: Robert Krippgans

Brescia Calcio – Atalanta Bergamo Foto: Robert Krippgans Brescia Calcio – Atalanta Bergamo Foto: Robert Krippgans

Mailänder Derby

UC Sampdoria – USC Palermo: „Schenke uns einen Traum“ Foto: Robert Krippgans

AC Milan: „Kämpfe mit der Kurve“ Foto: Robert Krippgans

Inter Mailand: „Das Ziel: Die rot-schwarzen Armeen zerstören und Europa erobern“ Foto: Robert Krippgans

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Rapid Wien

SK Sturm Graz – SK Rapid Wien Foto: Tornados Rapid / Andi Dietrich

Admira Wacker Mödling – SK Rapid Wien Foto: Tornados Rapid / Andi Dietrich

GC Zürich Im 200. Züricher Derby ging es nicht nur auf dem Platz zur Sa- che (zwei rote und acht gelbe Karten), sondern auch auf den Rängen legten sich die Anhän- ger ins Zeug. „Für eine saubere Stadt, nur GC Zürich“ war das Motto der GC-Fans, das sich ge- gen die des FCZ richtete. Dass ausgerechnet ein Skinhead für eben diesen Spruch steht, sorg- te für einige Diskussion. „Der Mr. Propper ist hier nur ein Sym- bol für Sauberkeit. Das ist auf keinen Fall politisch gemeint“, heißt es hierzu aus den Reihen Grasshopper Club Zürich – FC Zürich Foto: Ronny Frei der Organisatoren.

Roter Stern Belgrad – Partizan Belgrad: Die Zettelchoreo mit der roten Burg vor blauem Hintergrund kombiniert das Stadtwappen von Belgrad mit dem Schriftzug „Zvezda“ (Stern) des Vereinsnamens. Das Spruchband „Neosvoljiva Tvrdjava“ unter dem Intro bedeutet: „Nicht eroberte Festung“. Gemeint ist das Marakana-Stadion, denn Partizan hat in den letzten Jahren nie dort gewinnen können. Foto: Henryk Hoschkara

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084-088_atmo international.indd 88 24.05.2005 16:34:45 Atmosphäre Fan-News

AC Turin: Rückkehr ins Filadelfi a Rapid Wien Am 4. Mai erfüllte sich für die Ultras Granata von Torino Calcio ein langgehegter Traum: In ihrem alten Stadion „Filadelfi a“ wurde wieder Fußball gespielt. In der historischen Spielstätte, in der Torino bis 1990 seine Heimspiele austrug, fand ein Freundschafts- spiel zwischen Vertretern der Ultras und ehemaligen Spielern des Vereins statt, u. a. aus der letzten Meistermannschaft des In der Juve-Kurve segelte man „Mit vollen Segeln zum Sieg“. Dem AC versprachen die Fans: „Ich werde Dir folgen, wo Jahres 1976. In mühevoller Ar- Foto: Thomas Kohring immer du auch sein wirst“ Foto: Thomas Kohring beit hatten die Fans das Stadion in den vergangenen Monaten auf Italienische Meisterschaft verkauften Stadio Giuseppe Dame Juventus aus Turin. Die Vordermann gebracht und sich ge- Meazza. Extrem hohe Schwarz- Vorentscheidung um den Scu- gen alle Bedenken der Verwaltung SK Sturm Graz – SK Rapid Wien Foto: Tornados Rapid / Andi Dietrich 1:0 Juve marktpreise, Sicherheitsstufe 1, detto war perfekt. Auch wenn durchgesetzt. „Wir müssen die- Riesenandrang, große Anspan- es diesmal keine Pyroshow wie sen 4. Mai außer der in Superga Wer holt den Scudetto? 8. Mai nung bei den Spielern, Begeis- beim Mailänder Derby gab und verstorbenen Mannschaft daher 2005, 15 Uhr – Gipfeltreffen in terung auf den Rängen und ein keine Vespa vom Oberrang in auch uns selber widmen“, erklä- Italien: Der amtierende Meis- typisch italienisches Ergebnis geschmissen wurde, ren die Ultras Granata in einer ter AC Milan empfängt Rekord- – 1:0. Allerdings nicht für die waren die Begeisterung und Bekanntmachung, „wir sind davon meister Juventus Turin im aus- Gastgeber, sondern für die alte Stimmung absolut gigantisch. überzeugt, dass, indem wir dem Filadelfi a seinen Glanz zurückge- ben, auch wir unsere gemeinsame Identität wiederfi nden werden.“ Bologna Proteste gegen die Lizenz für Lazio Neue Sicherheitsmaßnahmen Admira Wacker Mödling – SK Rapid Wien Foto: Tornados Rapid / Andi Dietrich Als das Champions-League-Halb- Als die Mannschaftsaufstellung dass unser Verein, als einer der der beiden Römer Teams oder fi nalderby der beiden Mailänder Lazio Roms vor dem Erstligaspiel wenigen, die den Vorschriften des AC Parma betroffen waren. Klubs abgebrochen wurde, war GC Zürich beim FC Bologna verlesen wur- des Fiskus folgen, sich keine Insbesondere für die Neapolita- bereits abzusehen, dass dieses de, stand plötzlich fast das kom- verrückten Ausgaben für neue ner klingt Berlusconis Aussage Spiel noch länger für Gesprächs- Im 200. Züricher Derby ging es plette Stadion mit dem Rücken Spieler erlauben kann, während über die öffentliche Sicherheit stoff sorgen würde. Als erstes nicht nur auf dem Platz zur Sa- zum Spielfeld und in der „Curva andere, die hohe Schulden ha- nun wie bitterer Hohn: Um nega- erfolgte die Reaktion des Verban- che (zwei rote und acht gelbe Andrea Costa“ wurde ein ergän- ben, darunter eben auch Lazio, tive Schlagzeilen zu vermeiden, des, der neue „Antigewaltnormen“ Karten), sondern auch auf den zendes Spruchband sichtbar: sogar Meistertitel gewonnen die der Aktion nur geschadet hät- erließ: Zukünftig sollen Schieds- Rängen legten sich die Anhän- „Voltiamo le spalle al calcio mo- haben“, sagt Matteo von den ten, hatten die neapolitanischen richter Spiele gar nicht anpfeifen, ger ins Zeug. „Für eine saubere derno“ – „Wir wenden dem mo- „Forever Ultras“. Er führt weiter Ultras im vergangenen Sommer wenn Gegenstände oder Rauch- Stadt, nur GC Zürich“ war das dernen Fußball den Rücken zu“. aus, dass auch anderen Mann- ihren Protest gegen den Lizenz- körper auf dem Feld landen. Auch Motto der GC-Fans, das sich ge- Die Bologneser Ultras hatten auf schaften keine fi nanziellen Ab- entzug nur in Neapel abgehalten den für die öffentliche Sicherheit gen die des FCZ richtete. Dass vor dem Spiel verteilten Flugblät- weichungen erlaubt wurden. Als und auf eine Demonstration in zuständigen Präfekten kommt das ausgerechnet ein Skinhead für tern zu der gelungenen Aktion Beispiele hierfür stehen etwa der Hauptstadt verzichtet, da Zu- Recht zu, Spiele abzubrechen oder eben diesen Spruch steht, sorg- aufgerufen, die sich gegen das die Fiorentina, die vor drei Jah- sammenstöße mit den Ultras der gar nicht anzupfeifen, z. B. wenn te für einige Diskussion. „Der zur Rettung des hochverschulde- ren den Weg in die Viertklas- beiden Römer Vereine program- es im Vorfeld der Begegnung zu Mr. Propper ist hier nur ein Sym- ten Hauptstadtclubs ergangene sigkeit antreten musste, und miert gewesen wären. Die Laziali Ausschreitungen gekommen ist. bol für Sauberkeit. Das ist auf Dekret richtete. Nach massiven Napoli, das nach der vergange- hingegen hatten offen mit Krieg Ab der kommenden Saison sollen keinen Fall politisch gemeint“, Fanprotesten der Laziali und nen Saison in die Serie C1 ab- für den Fall des Lizenzverlustes alle Stadien mit Metalldetektoren heißt es hierzu aus den Reihen der Aussage von Ministerpräsi- steigen musste, aber auch viele gedroht – und wurden dafür be- ausgerüstet und alle Eintrittskar- Grasshopper Club Zürich – FC Zürich Foto: Ronny Frei der Organisatoren. dent Sivlio Berlusconi, dass es andere Vereine, wie Cosenza, lohnt. Wiederum Matteo von den ten mit dem Namen des Käufers im Interesse der öffentlichen Ancona oder Sambenedettese, „Forever Ultras“: „Wir dachten bedruckt werden. Sicherheit sei, Lazio Rom in die in der Vergangenheit von Li- also, dass es nicht ausreichen Gemäß der neuen Regelungen der ersten Liga zu halten, war zenzentzügen wegen erheblich würde, die üblichen Transparen- wurde zwei Wochen später das dem zweimaligen italienischen geringerer Schulden als denen te zu machen, wir wollten mehr Viertligaspiel zwischen Melfi und Meister durch einen Son- machen, etwas, das das Potenza aufgrund Auseinander- dererlass gewährt wor- ganze Publikum gegen setzungen der beiden Fangruppen den, seine Schulden in Lazio mit einbezog, da abgebrochen und mit 0:3 gegen 23 Jahren abzubezahlen diese jetzt vollständig den beide Mannschaften gewertet. – die bankrotten Römer Bankrott des modernen Mehr als sämtliche Repressalien konnten sich somit die Fußballs repräsentiert, brachten die Aufrufe der verfeinde- Erstligalizenz für die kom- jenseits der traditionel- ten Ultras aus Brescia und Berga- mende Saison sichern. len Rivalität. Eine große mo ein: Während Polizei und Medi- „Als das Dekret ,salva Genugtuung für uns, dass en beim lombardischen Derby fest Lazio‘ herausgekommen ein Großteil des Stadions mit Auseinandersetzungen rech- ist, dachten wir direkt, unserem Appell gefolgt neten, forderten die Ultragruppen dass wir beim Heimspiel ist, ein Zeichen, dass die ihre Kurven erfolgreich zu Ruhe gegen die Römer wenige Leute wie wir über die und Besonnenheit auf, um der Roter Stern Belgrad – Partizan Belgrad: Die Zettelchoreo mit der roten Burg vor blauem Hintergrund kombiniert das Stadtwappen von Belgrad mit dem Schriftzug „Zvezda“ Sonntage später etwas Sache denken und genug momentanen allgemeinen Nega- (Stern) des Vereinsnamens. Das Spruchband „Neosvoljiva Tvrdjava“ unter dem Intro bedeutet: „Nicht eroberte Festung“. Gemeint ist das Marakana-Stadion, machen müssten, gera- von diesem Fußballsys- tivstimmung den Ultras gegenüber denn Partizan hat in den letzten Jahren nie dort gewinnen können. Foto: Henryk Hoschkara de wenn man bedenkt, Protest vor Spielbeginn Foto: Stadionwelt tem haben.“ keinen Nährboden zu geben.

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084-088_atmo international.indd 88 24.05.2005 16:34:45 089_fannews italien.indd 89 24.05.2005 16:36:07 Stadion-Porträt Stadion in der Klemme Die Stamford Bridge des Chelsea FC war immer wieder wegweisend, doch heute stößt sie an ihre Grenzen.

ie Mega-Metropole London, bis zu ihrem jeweils vorbestimmten Sitz die auf unnachahmliche Weise auf der Tribüne kanalisierte Menschen DTraditionen wahrt, während sie nicht verfehlen. Aber unter der Wo- atemberaubende Vorstöße in die Zukunft che gibt es hier eigentlich kein Stadion; wagt, ist eines der ersten Reiseziele der jedenfalls macht es nur aus, wer den Welt � für jeden beliebigen Städtetouris- Kopf mit fachkundigem Blick auf die ge- ten ohnehin. Betrachtet man das Herz des schwungenen Dachträger in den Nacken Empire mit seiner Vielfalt an Clubs, Sta- legt. Denn die Spielstätte des Champions dien und Ereignissen hingegen als Welt- wird geradezu erdrückt von seiner Man- Fußballhauptstadt, hat der gewissenhafte telbebauung, dem „Chelsea Village“. Die Fußballreisende an die zwei Dutzend At- hier allgegenwärtigen blau ausstaf erten traktionen allein innerhalb von Greater Familienverbände wissen allerdings, was London zu absolvieren. sich hinter den Fassaden be ndet, denn Deren Nr. 1 als größtes Londoner sie gehören zu den 40.000 Touristen, die Clubstadion ist derzeit noch die Stam- jährlich an einer Tour durch die Stam- ford Bridge. Und kein Zweifel: Der ford Bridge teilnehmen, beeindruckt sind Chelsea FC ist als Meister der engli- von der opulenten Ausstattung der neu- schen Premier League und als Champi- en Westtribüne, sich im „Chelsea Mega ons League-Halb nalist heute einer der Store“ eingekleidet haben und vermuten, größten Clubs Europas. Seine Populari- all dies sei dem derzeitigen Club-Besit- tät hat inzwischen derartige Ausmaße zer, dem russischen Ölmagnaten Roman angenommen, dass die Londoner Tou- Abramovich, zu verdanken. Doch die risten sein Stadion, eben diese Stamford Geschichte der Stamford Bridge reicht Bridge, mittlerweile auf ihrem Pilgerpfad weit zurück in Zeiten vor der Londoner entlang des Themse-Ufers mit dem Tow- „Russischen Revolution“ und sogar die er und dem Riesenrad einplanen. Doch der ursprünglichen. hier ist die vermeintliche Brücke nicht zu  nden. Es gibt sie auch längst nicht mehr, 124 Jahre im Wandel erst recht nicht an der Themse. Vielmehr liegt das Stadion im schicken Londoner Der Chelsea FC gründete sich im Jah- Bezirk von Kensington und Chelsea. An re 1905. Bereits sein erstes Spiel bestritt er Spieltagen können es 42.522 durch das im Stadion an der Stamford Bridge, das für den Verkehr gesperrte Viertel und seinen Namen einer nahe gelegen Brü- die Drehkreuz-Kabinen, die „turnstiles“, cke entlieh. 1877 war es als Heimstatt des Die erste dreirangige Tribüne Großbritanniens: der East Stand

London Athletic Club eröffnet worden. Wie viele andere führende Sportstätten dieser Zeit auch, war die Stamford Bridge ein Entwurf des schottischen Ingenieurs , die Anlage bestand aus einer Haupttribüne auf der Ostseite sowie drei Erdwällen mit unüberdachten Stehrängen. Im Gegensatz zu den meisten anderen englischen Stadien blieb hier die Laufbahn zunächst erhalten. Aus den er- sten Jahren ist eine Kapazität von über 60.000 überliefert – nur das Stadion von Crystal Palace war größer. Kein Wunder also, dass Stamford Bridge regelmäßig Austragungsort von Länderspielen, Po- kal nals, Leichtathletikmeetings und so- gar von Rugbymatches war. In den 20er Jahren wurden die Ränge des Stadions erweitert, sodass 85.000 hineinpassten. Schon bald sahen sie auch Speedway, Basketball und Greyhound-Rennen, was Die 2001 fertig gestellte und wohl ultimative Version der Westtribüne Foto: Stadionwelt die Stamford Bridge in den 30ern zu dem

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Foto: Stadionwelt

machte, was man heute Mehrzweck-Are- ebenso unerfahrenen wie unvoreinge- leben kämpfte – vor gerade einmal 7.000 na nennt. nommenen Architekten Darbourne & Zuschauern. Schließlich erwarb eine Hol- 1935 versah Leitch die Südkurve mit Darke 1971 ein visionäres Konzept, das ding-Gesellschaft das Grundstück. einem Dach, das jedoch lediglich die hin- die Stamford Bridge als 60.000er-Stadion 1982 kaufte Ken Bates, ein ideenrei- teren Ränge überspannte. Trotzdem be- mit Büros, Restaurants und Freizeitein- cher Fußballmanager und Unternehmer, währte sich dieser liebevoll „The Shed“ richtungen projektierte. Heutzutage sind den Club zum symbolischen Preis von („der Schuppen“) genannte Sektor wäh- derartige Pläne Standard, damals waren einem Pfund und kämpfte gegen die In- rend der folgenden 40 Jahre als Fankurve. sie – zumindest für Chelsea – tollkühn teressen der Grundstückseigner hart um Auch im Norden wurde 1945 ein kleiner … und ruinös. Denn just als die Arbei- den Verbleib von Chelsea. In den 80ern Bereich überdacht. Dennoch hatte sich ten zur ersten dreirangigen Tribüne in zogen die Grundstückspreise in London die Stamford Bridge insgesamt gegen- Großbritannien begannen, stiegen dort immens an, und das Areal der Stamford über früher kaum verändert, als Chelsea die Baukosten – und dies ausgerechnet, Bridge in einem der begehrtesten Stadt- 1955 den ersten Liga-Titel gewann. Zwei während die Zuschauerzahlen sanken. bezirke versprach höchstes Potenzial bei Jahre später installierte man Flutlicht, Der neue East Stand wurde 1974 mit ei- einer Umgestaltung. So ging das Bestre- und 1965 kam auf der Westtribüne, von nem Jahr Verzögerung fertig. Chelsea ben der Entwicklungsgesellschaft dahin, einem Stützdach geschützt, ein Mix von litt bei überstrapaziertem Budget unter den Club loszuwerden und stattdessen Sitzen und Betonbänken hinzu. einem enormen Schuldenberg. So geriet pro tablen Wohn- und Büroraum zu Anfang der 70er Jahre erlebte der die stolze Tribüne zum Symbol des Nie- schaffen. Doch letztendlich blieben Ba- Chelsea FC einen sportlichen Höhen ug, dergangs. Wie zum Hohn warf sie einen tes und Chelsea nach gut zehn Jahren der schleichende Verfall der Stamford tiefen Schatten auf die veraltete restliche Rechtsstreit siegreich. Zwischenzeitlich Bridge jedoch war offensichtlich. So ent- Betonschüssel, während Chelsea nach schien das Überleben an eine Fusion mit wickelten die in Sachen Fußballstadien dem Abstieg in die zweite Liga ums Über- dem nahe gelegenen Fulham FC �

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090-093_stamford bridge.indd Abs1:91 24.05.2005 16:42:09 Stadion-Porträt

oder an eine gemeinsame Nut- Thema. Als z.B. Jose Mourinho zung eines Stadions geknüpft zu gefragt wurde, was er für ver- sein. Der Verfall der Grundstücks- besserungswürdig ansehe, sagte preise Anfang der Neunziger war er: ,Nun, die Fans müssen besser schließlich entscheidend. Chelsea werden‘, und er hat Recht. Als wir erhielt einen Pachtvertrag mit gegen Barcelona und Bayern spiel- Kaufoption über 20 Jahre. ten, waren mehr echte Fans da, Als also die Zukunft des Ver- und die Stimmung war kolossal. eins gesichert war, leitete Bates Als wir das Halb nale gegen Li- die Fortführung des Stadionum- verpool erreichten, war das Stadi- baus in die Wege – als Teil des on voll mit Geschäftsleuten … und Masterplans „Chelsea Village“. die Stimmung litt auf dramatische Mit drei neuen Tribünen soll- Weise. Fünf Tage später holten wir ten laut Bates’ Vision des neuen auswärts bei Bolton den Premier- „Dorfes“ auch Hotels, Wohnein- ship-Titel, es waren alle von früher heiten, Büros, ein Fitness-Club 1994: Blick vom alten Shed End auf die Westtribüne dabei, und alles wiederum völlig sowie Restaurants und Bars in vor dem Umbau Foto: Paul Haines anders. Die Fans und der Club be- der Mantelbebauung einherge- mühen sich aktuell gemeinsam um hen. Mit diesem heutzutage geläu gen, liefen bei Zuwiderhandlung Gefahr, ein- eine Lösung, es ist ein guter Dialog, beide seinerzeit aber viel belächelten Konzept, prägsame Erinnerungen davonzutragen. Seiten haben ein Interesse daran. Wir ha- wollte Bates für Chelsea zusätzliche Ein- Dennoch – die lichtdurch utete Stamford ben auch tatsächlich einiges auf den Weg nahmemöglichkeiten schaffen und den Bridge hat Charme und Ausstrahlung. gebracht, wie es in manchen deutschen Club unabhängiger von Zuschauerein- Und im Gegensatz zu mancher Well- Stadien geschieht, und wir können von nahmen machen. blechkiste gewährleistet hier das transpa- Deutschland lernen.“ Als erster Abschnitt bei der Verwirk- rente Dach auch an Londoner Nebeltagen lichung des Chelsea-Village-Konzepts Lichteinfall. In der Sackgasse durch „Architects KSS“ wurde im Novem- Aber wie viele der heutigen um- und ber 1994 die neue Nordtribüne vollendet. ausgebauten Stadien wird auch die Stam- Die Stamford Bridge steht für einen Da war das berühmte „Shed End“ schon ford Bridge von „wahren“ Fans gerne langjährigen Kampf sowie für die Vision, abgerissen, provisorische Sitze montiert kritisiert. Es fehle an den Matchdays die den besten Stadionkomplex des Landes und die Arbeiten am neuen Komplex be- Fußballatmosphäre und die Orientierung zu schaffen. Die Liebe zum Detail und reits im Gange. Die neue Südtribüne war in Richtung des Businessklientels sei über- die Wahrung von Bestandteilen der Club- nach einjähriger Bauzeit 1996 fertig, und steigert. Der harte Kern, der über Jahre die Historie beim Umbau verdient Anerken- mit dem Abriss der Westtribüne 1998 be- „Shed End“ im Süden bevölkerte, muss nung. Ein Ausbau der Stamford Bridge gann der Schlussspurt beim Umbau der sich nun mit einigen Blocks auf der Nord scheint angesichts des eingeengten Areals Stamford Bridge zum All-Seater. bescheiden, während die West die teuers- aber unmöglich, zumal es sich nur über Fast zu einfach angesichts der leid- ten VIP-Einrichtungen des Landes beher- drei Zugänge erschließen lässt. Daran wird vollen Geschichte dieses Ortes. Eigent- bergt. Jez Walters vom Online-Fanzine wohl auch Roman Abramovich nichts än- lich erwartete daher niemand wirklich CFC.net (www.cfc-net.co.uk): „Weil das dern, der Chelsea im Sommer 2003 über- ein Happy End, und so entstanden dann Village-Konzept nicht aufgegangen ist, nahm, als der Club wieder einmal vor der doch noch Verzögerungen. Während die kommen keine Leute, die nicht ohnehin Pleite stand. Bates, der sich nach und nach Arbeiten am Unterrang der Westtribü- da wären. Ohne die Hotels und Fitness- von seinen Posten zurückzog, veräußerte ne pünktlich 1997 begannen und auch clubs und all das hätten wir immer noch seinen Anteil, dessen Wert inzwischen 17 gemäß Zeitplan abgeschlossen werden dieselbe Klientel in unserem Stadion. Die Mio. Pfund betrug, an Abramovich … um konnten, mussten sie an den anderen Stamford Bridge ist allerdings angeneh- 2005 als Retter von United erneut in Rängen wegen Querelen um die Bauauf- mer für Familien und Frauen geworden Erscheinung zu treten. lagen nochmals ruhen. Im August 2001 und mit ihren Einrichtungen auch viel Jetzt gehört Abramovich zwar „Chel- schließlich wurde die komplette Tribü- fanfreundlicher. Ich erinnere mich an die sea Village“, aber nicht der CFC mit Haut ne eröffnet, womit auch der Umbau der alten Tage des „Shed“, wo die Urinale und Haaren. Weil sowohl der Vereinsna- Stamford Bridge seinen Abschluss fand den Eingang am Bovril End über ute- me als auch das Spielfeld Eigentum der – zwei Jahre zu spät. ten. Es ist jetzt durchaus ansprechender zu Zeiten Bates’ gegründeten unabhängi- für Kreise, die normalerweise nicht zum gen Gesellschaft „Chelsea Pitch Owners“ Nicht homogen Fußball gehen.“ Trostp aster für den (CPO) sind. Ein cleverer Schachzug, denn Supporternachwuchs: Zumindest bei we- ein Ausverkauf des Clubs und seiner Wer das Stadion heute betritt, bemerkt niger attraktiven Pokalspielen ermöglicht Identität dürfte am Veto der CPO schei- vielleicht erst auf den zweiten Blick, dass der Chelsea FC seinen jüngeren Fans den tern. Anteilseigner sind nämlich größten- es geprägt ist von Jahre währenden Um- Stadionbesuch. Während Premier-League teils die Fans. bauten mit unterschiedlichen Konzep- Spiele stets ausverkauft sind, bietet der Sollte die Ära Abramovich zu Ende ge- ten. Aber die Auswirkungen sind überall Club im Pokal verbilligte Tickets an. Aber hen, könnte sich die Stamford Bridge in- präsent. Hier ein Mauervorsprung, dort wie Walters weiter ausführt – ist weitaus des als zu klein erweisen, um den Club zu ein jäher Ebenenübergang – und den Zu- mehr zu tun, um wieder originäre Stim-  nanzieren. Old wird auf 76.000 schauern auf dem altehrwürdigen East mung ins Stadion zu bringen: „Die Fokus- ausgebaut, Arsenal und Liverpool wer- Stand wird manche Sichtlinie abrupt vom sierung auf Firmenkunden ist jetzt eines den in nächster Zukunft neue 60.000er- Dach oder einer Betonstufe abgeschnitten. der Hauptprobleme an der Bridge, und Stadien beziehen und somit über bessere „No Standing“ heißt es auf dem Unter- wir Chelsea-Fans sehen es für die nächs- Einnahmequellen verfügen.���Paul Hai- rang. Und in der Tat: Größere Besucher ten fünf Jahre als wahrscheinlich größtes nes / Ingo Partecke

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090-093_stamford bridge.indd Abs1:92 24.05.2005 16:41:53 Stadion-Porträt Stadion-Porträt oder an eine gemeinsame Nut- Thema. Als z.B. Jose Mourinho Daten und Fakten zung eines Stadions geknüpft zu gefragt wurde, was er für ver- sein. Der Verfall der Grundstücks- besserungswürdig ansehe, sagte Adresse: Chelsea FC, Fulham Road, preise Anfang der Neunziger war er: ,Nun, die Fans müssen besser London, SW6 1HS schließlich entscheidend. Chelsea werden‘, und er hat Recht. Als wir Tel.: +44 20 7386 9373 erhielt einen Pachtvertrag mit gegen Barcelona und Bayern spiel- Internet: www.chelseafc.com Kaufoption über 20 Jahre. ten, waren mehr echte Fans da, Als also die Zukunft des Ver- und die Stimmung war kolossal. Kapazität: 42.522 überdachte Sitzplätze eins gesichert war, leitete Bates Als wir das Halb nale gegen Li- East Stand: 11.228 die Fortführung des Stadionum- verpool erreichten, war das Stadi- West Stand: 13.432 baus in die Wege – als Teil des on voll mit Geschäftsleuten … und North Stand: 10.884 Masterplans „Chelsea Village“. die Stimmung litt auf dramatische South Stand: 6.978 Mit drei neuen Tribünen soll- Weise. Fünf Tage später holten wir Zuschauerrekord: 82.905 ten laut Bates’ Vision des neuen auswärts bei Bolton den Premier- (12.10.1935, Chelsea – Arsenal) „Dorfes“ auch Hotels, Wohnein- ship-Titel, es waren alle von früher Eröffnung: 28. April 1877 heiten, Büros, ein Fitness-Club 1994: Blick vom alten Shed End auf die Westtribüne dabei, und alles wiederum völlig Erstes CFC-Spiel: 04.09.1905 gegen sowie Restaurants und Bars in vor dem Umbau Foto: Paul Haines anders. Die Fans und der Club be- Liverpool FC der Mantelbebauung einherge- mühen sich aktuell gemeinsam um hen. Mit diesem heutzutage geläu gen, liefen bei Zuwiderhandlung Gefahr, ein- eine Lösung, es ist ein guter Dialog, beide Chelsea Village seinerzeit aber viel belächelten Konzept, prägsame Erinnerungen davonzutragen. Seiten haben ein Interesse daran. Wir ha- Grundstücksgröße: 48.561 m² wollte Bates für Chelsea zusätzliche Ein- Dennoch – die lichtdurch utete Stamford ben auch tatsächlich einiges auf den Weg Entwicklungskosten: ca. 150 Mio. € nahmemöglichkeiten schaffen und den Bridge hat Charme und Ausstrahlung. gebracht, wie es in manchen deutschen Das Spielfeld ist Eigentum der unabhängigen Gesellschaft „Chelsea Pitch Owners“ (CPO) Foto: Stadionwelt Einrichtungen: Club unabhängiger von Zuschauerein- Und im Gegensatz zu mancher Well- Stadien geschieht, und wir können von ��2 Vier-Sterne-Hotels mit 273 Zimmern nahmen machen. blechkiste gewährleistet hier das transpa- Deutschland lernen.“ ��21 Konferenz- und Banketträume Als erster Abschnitt bei der Verwirk- rente Dach auch an Londoner Nebeltagen ��5 Restaurants lichung des Chelsea-Village-Konzepts Lichteinfall. In der Sackgasse ��Fitnessclub und Wellnesscenter durch „Architects KSS“ wurde im Novem- Aber wie viele der heutigen um- und mit 25-m-Schwimmbecken ber 1994 die neue Nordtribüne vollendet. ausgebauten Stadien wird auch die Stam- Die Stamford Bridge steht für einen ��20.000 m² Büro- und Ladenfl ächen Da war das berühmte „Shed End“ schon ford Bridge von „wahren“ Fans gerne langjährigen Kampf sowie für die Vision, ��180 Tiefgaragenplätze abgerissen, provisorische Sitze montiert kritisiert. Es fehle an den Matchdays die den besten Stadionkomplex des Landes ��2 CFC-Fanshops und die Arbeiten am neuen Komplex be- Fußballatmosphäre und die Orientierung zu schaffen. Die Liebe zum Detail und ��„Chelsea World of Sport“- reits im Gange. Die neue Südtribüne war in Richtung des Businessklientels sei über- die Wahrung von Bestandteilen der Club- Besucherzentrum nach einjähriger Bauzeit 1996 fertig, und steigert. Der harte Kern, der über Jahre die Historie beim Umbau verdient Anerken- mit dem Abriss der Westtribüne 1998 be- „Shed End“ im Süden bevölkerte, muss nung. Ein Ausbau der Stamford Bridge gann der Schlussspurt beim Umbau der sich nun mit einigen Blocks auf der Nord scheint angesichts des eingeengten Areals Stamford Bridge zum All-Seater. bescheiden, während die West die teuers- aber unmöglich, zumal es sich nur über NEU: Fotogalerie Fast zu einfach angesichts der leid- ten VIP-Einrichtungen des Landes beher- drei Zugänge erschließen lässt. Daran wird vollen Geschichte dieses Ortes. Eigent- bergt. Jez Walters vom Online-Fanzine wohl auch Roman Abramovich nichts än- zur Stamford Bridge lich erwartete daher niemand wirklich CFC.net (www.cfc-net.co.uk): „Weil das dern, der Chelsea im Sommer 2003 über- ein Happy End, und so entstanden dann Village-Konzept nicht aufgegangen ist, nahm, als der Club wieder einmal vor der unter doch noch Verzögerungen. Während die kommen keine Leute, die nicht ohnehin Pleite stand. Bates, der sich nach und nach Arbeiten am Unterrang der Westtribü- da wären. Ohne die Hotels und Fitness- von seinen Posten zurückzog, veräußerte www.stadionwelt.de ne pünktlich 1997 begannen und auch clubs und all das hätten wir immer noch seinen Anteil, dessen Wert inzwischen 17 gemäß Zeitplan abgeschlossen werden dieselbe Klientel in unserem Stadion. Die Mio. Pfund betrug, an Abramovich … um The „Shed End“ war früher die Fankurve. Foto: Stadionwelt konnten, mussten sie an den anderen Stamford Bridge ist allerdings angeneh- 2005 als Retter von Leeds United erneut in Rängen wegen Querelen um die Bauauf- mer für Familien und Frauen geworden Erscheinung zu treten. lagen nochmals ruhen. Im August 2001 und mit ihren Einrichtungen auch viel Jetzt gehört Abramovich zwar „Chel- schließlich wurde die komplette Tribü- fanfreundlicher. Ich erinnere mich an die sea Village“, aber nicht der CFC mit Haut ne eröffnet, womit auch der Umbau der alten Tage des „Shed“, wo die Urinale und Haaren. Weil sowohl der Vereinsna- Stamford Bridge seinen Abschluss fand den Eingang am Bovril End über ute- me als auch das Spielfeld Eigentum der – zwei Jahre zu spät. ten. Es ist jetzt durchaus ansprechender zu Zeiten Bates’ gegründeten unabhängi- für Kreise, die normalerweise nicht zum gen Gesellschaft „Chelsea Pitch Owners“ Nicht homogen Fußball gehen.“ Trostp aster für den (CPO) sind. Ein cleverer Schachzug, denn Supporternachwuchs: Zumindest bei we- ein Ausverkauf des Clubs und seiner Wer das Stadion heute betritt, bemerkt niger attraktiven Pokalspielen ermöglicht Identität dürfte am Veto der CPO schei- Hinter der Ost verläuft eine Bahntrasse vielleicht erst auf den zweiten Blick, dass der Chelsea FC seinen jüngeren Fans den tern. Anteilseigner sind nämlich größten- es geprägt ist von Jahre währenden Um- Stadionbesuch. Während Premier-League teils die Fans. bauten mit unterschiedlichen Konzep- Spiele stets ausverkauft sind, bietet der Sollte die Ära Abramovich zu Ende ge- ten. Aber die Auswirkungen sind überall Club im Pokal verbilligte Tickets an. Aber hen, könnte sich die Stamford Bridge in- präsent. Hier ein Mauervorsprung, dort wie Walters weiter ausführt – ist weitaus des als zu klein erweisen, um den Club zu ein jäher Ebenenübergang – und den Zu- mehr zu tun, um wieder originäre Stim-  nanzieren. wird auf 76.000 schauern auf dem altehrwürdigen East mung ins Stadion zu bringen: „Die Fokus- ausgebaut, Arsenal und Liverpool wer- Stand wird manche Sichtlinie abrupt vom sierung auf Firmenkunden ist jetzt eines den in nächster Zukunft neue 60.000er- Dach oder einer Betonstufe abgeschnitten. der Hauptprobleme an der Bridge, und Stadien beziehen und somit über bessere „No Standing“ heißt es auf dem Unter- wir Chelsea-Fans sehen es für die nächs- Einnahmequellen verfügen.���Paul Hai- rang. Und in der Tat: Größere Besucher ten fünf Jahre als wahrscheinlich größtes nes / Ingo Partecke Das postmoderne Chelsea Village umgibt das Stadion. Foto: Stadionwelt Die alte Rückwand des „Shed“ Fotos: Stadionwelt

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090-093_stamford bridge.indd Abs1:92 24.05.2005 16:41:53 090-093_stamford bridge.indd Abs1:93 24.05.2005 16:40:53 Stadionwelten Stadionwelten Nicaragua

ESTELÍ � Diriamba, Estadio Nacional Cacique Diriangén MANAGUA Verein: Diriangén FC DIRIAMBA Kapazität: 11.000 Plätze Besonderheiten: Hier ist der Rekordmeister zu Hause – Diriangén FC holte bislang 24 Meisterschaften und ist somit der mit Quelle: www.lib.utexas.edu/maps Abstand erfolgreichste Klub im nicaragua- nischen Vereinsfußball, gefolgt von Celilia und Estelí, die gerade einmal auf jeweils Das Land fünf Meisterschaften kommen. Zwischen Honduras und Costa Rica, Ka- ribik und Pazifi k liegt die mittelamerikani- sche Präsidialrepublik Nicaragua.

Das größte Land Mittelamerikas ist seit 1822 unabhängig.

Auf einer Fläche von 120.254 km² woh- nen etwa 1,113 Mio. Einwohner.

Beliebte Urlaubsziele in Nicaragua sind die karibischen Inseln „Del Maíz“. Der Fußball Nationalsport in Nicaragua ist Baseball, auch Boxen erfreut sich großer Beliebt- heit.

Die nationale Fußballmeisterschaft wird seit 22 Jahren in der Primera Division ausgespielt.

10 Vereine spielen zunächst in der Grup- penphase (Apertura), bevor später in der „Clausura“ um den Titel bzw. gegen den Abstieg gespielt wird. � Managua, Estadio Thomas Crashaw Vereine: kein Ligafußball Der Spielbetrieb läuft von Juli bis März. Kapazität: 2.000 Plätze Besonderheiten: Nebenplatz des Nationalstadions Denis Martinez

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ESTELÍ � Diriamba, Estadio Nacional Cacique Diriangén MANAGUA Verein: Diriangén FC � Managua, DIRIAMBA Kapazität: 11.000 Plätze Besonderheiten: Hier ist der Rekordmeister Estadio Denis Martinez zu Hause – Diriangén FC holte bislang Vereine: kein Ligabetrieb 24 Meisterschaften und ist somit der mit Kapazität: 45.000 Plätze Quelle: www.lib.utexas.edu/maps Abstand erfolgreichste Klub im nicaragua- Besonderheiten: Im Nationalstadion, der nischen Vereinsfußball, gefolgt von Celilia mit Abstand größten Sportstätte des und Estelí, die gerade einmal auf jeweils Landes, fi ndet kein geregelter Fußballspiel- Das Land fünf Meisterschaften kommen. betrieb statt. Vielmehr ist das Estadio Zwischen Honduras und Costa Rica, Ka- Denis Martinez Spielstätte der Fußball- ribik und Pazifi k liegt die mittelamerikani- wie auch der Baseball-Nationalmannschaft, sche Präsidialrepublik Nicaragua. auch Rodeo-Kämpfe fi nden hier statt.

Das größte Land Mittelamerikas ist seit 1822 unabhängig.

Auf einer Fläche von 120.254 km² woh- nen etwa 1,113 Mio. Einwohner.

Beliebte Urlaubsziele in Nicaragua sind die karibischen Inseln „Del Maíz“. Der Fußball Nationalsport in Nicaragua ist Baseball, auch Boxen erfreut sich großer Beliebt- heit.

Die nationale Fußballmeisterschaft wird � Estelí, Estadio seit 22 Jahren in der Primera Division ausgespielt. Independencia de Estelí Vereine: Real Estelí FC 10 Vereine spielen zunächst in der Grup- Kapazität: 15.000 Plätze penphase (Apertura), bevor später in der Besonderheiten: Eins der modernsten „Clausura“ um den Titel bzw. gegen den Stadien des Landes. Mit Real Estelí ist Abstieg gespielt wird. � Managua, Estadio Thomas Crashaw hier eines der Spitzenteams Nicaraguas Vereine: kein Ligafußball beheimatet, das bei seinen Meisterschafts- Der Spielbetrieb läuft von Juli bis März. Kapazität: 2.000 Plätze spielen nicht selten bis zu 6.000 Besucher

Besonderheiten: Nebenplatz des Nationalstadions Denis Martinez anzieht. Stadionwelt/Mardo Alle Fotos:

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094-095_stadionwelten nicaragua.indd 94 24.05.2005 00:38:45 094-095_stadionwelten nicaragua.indd 95 24.05.2005 00:39:35 Stadion-News

Thun Das 15-köpfi ge Gremium aus Fachpreisrichtern, Vertretern der Stadt sowie der Bürgergemeinde Thun und den vier Investoren hat insgesamt zwölf Teams für die zweite Runde des Projekt- und Ideenwettbewerbs für einen Sport- komplex mit angeschlossenem Einkaufszentrum im Thuner Süden ausgewählt. Modell Foto: Arkitekfi rmaet C.F.Møller Blick auf die Baustelle Foto: Arkitekfi rmaet C.F.Møller Dieser soll neben einem komplett überdachtem Fußballstadion mit Oslo / Bislett 6.000 Sitz- sowie 4.000 Steh- plätzen, die bei internationalen Neue Arena für die Elite der Leichtathletik Spielen in Sitzplätze umgewan- delt werden können, auch über Knapp ein Jahr nach Beginn der F. Møller. Der Neubau wird rund des internationalen Leichtathle- ein Leichtathletikstadion und Trai- Abrissarbeiten des alten, in den 15.000 Plätze bieten, davon ist tikverbands. Dieses hochkaräti- ningsplätze verfügen. 30er Jahren entstandenen Bis- etwa ein Drittel überdacht. Erste ge Event mit großer Tradition in Mitte September soll die Entschei- lett-Stadions, steht der Neubau Großveranstaltung im Neubau der norwegischen Hauptstadt zu dung fallen, welches der bis dahin an selber Stelle im Stadtgebiet ist das Leichtathletik-Meeting halten, war ein wichtiger Beweg- eingereichten Projekte verwirklicht von Oslo kurz vor der Fertig- „Bislett Games“ am 29. Juli, grund dafür, erneut eine Leicht- wird. Unter den von der Jury mit stellung. Der Entwurf des „Nye traditioneller Bestandteil der athletik-Arena zu errichten. Sie der weiteren Bearbeitung beauf- Bislett Stadion“ stammt vom sechs Veranstaltungen umfas- steht zudem für den Osloer tragten Projektteams befi ndet sich dänischen Architekturbüro C. senden „Golden League“-Serie Klubfußball zur Verfügung. auch Stararchitekt Daniel Libes- kind (Neubebauung des „Ground Zero“ in New York). London / Wembley

Zürich Eröffnung in Nachdem das Projekt Stadion Zü- rich auf dem Gelände des heuti- Sichtweite gen Hardtturm-Stadions zwischen- In weniger als 365 Tagen fi ndet zeitlich wegen mehrer Einsprüche mit dem FA Cup-Final am 13. gegen das ursprünglich vorgestell- Mai 2006 die offi zielle Eröffnung te Vorhaben kurz vor dem Aus statt. Vorher sollen im Februar stand, hat die Stadt Zürich dem 2006 ein erstes Spiel mit 30.000 neu überarbeiteten Entwurf Ende und im April zwei weitere Spiele Mai die Baubewilligung erteilt. mit je rund 60.000 Zuschauern Nun steht dem Start der Bauar- als Testläufe für das erste Match beiten nur noch die bis Ende Juni mit voller Kapazität im neuen dauernde Einspruchsfrist gegen Wembley Stadion ausgetragen die Erteilung der Baubewilligung werden. Ein Großteil der Glas- Wembley ein Jahr vor der Eröffnung Foto: Stadionwelt im Weg. Damit sind die Chancen, und Aluminiumverkleidung des das Stadion doch noch rechtzeitig Stadions ist bereits montiert, den ringförmigen Stahlkonstruk- konstruktion. Auf dem obers- für die 2008 in Österreich und in zudem hat der Innenausbau der tion sind abgeschlossen, nun ten Rang sind bereits mehr als der Schweiz stattfi ndende Fußball- VIP-Logen begonnen. Die Arbei- läuft die Montage der Haupttrag- 5.000 der später 90.000 roten Europameisterschaft fertig zu stel- ten an der das Dach umfassen- balken der spektakulären Dach- Sitze installiert. len, deutlich gestiegen.

London / Leyton Orient Ålesund Im neu erbauten „Color Line Sta- Matchroom Stadium im Umbau dion“ des norwegischen Erstliga- Aufsteigers Ålesunds FK wurde Der englische Viertligist Leyton Um voraussichtlich ein Jahr ver- partements. Es handelt sich um erstmals in der Geschichte des Orient hat kürzlich den Rohbau schob man den Bau der neuen die erste Verwirklichung eines norwegischen Profi fußballs ein seiner neuen Westtribüne fertig- Nordtribüne; mit deren Fertig- solchen Modells in England. Kunstrasenspielfeld installiert. gestellt. Dies war der erste Ab- stellung werden Das Stadion verfügt über eine Ka- schnitt beim Umbau des „Match- insgesamt 11.000 pazität von 10.720 Plätzen inklu- room Stadium“ für insgesamt Zuschauerplätze zur sive 1.180 Stehplätzen. 15 Mio. Euro. Über die Sommer- Verfügung stehen. Mit den Bauarbeiten zum rund 28 pause werden die Arbeiten mit Um die Gelder für Mio. Euro teuren Stadion war im dem Innenausbau fortgeführt. den Umbau aufzu- März 2004 begonnen worden. Die Westtribüne wird dann mit bringen, verkaufte Etwas mehr als ein Jahr später einer Lounge, Bars, Büros und der Club die vier Sta- konnte die komplett überdach- neuen Umkleidekabinen aus- dionecken an eine te einrangige Fußball-Arena, die gestattet. Mit der planmäßigen Immobilienentwick- als erstes Stadion in der norwe- Einweihung der Westtribüne zur lungsgesellschaft. gischen „Tippeliga“ den Namen Saison 2005/06 erhöht sich Diese baut nun auf eines Sponsors trägt, eingeweiht das Fassungsvermögen des Sta- dem Grund einen werden. dions auf rund 8.000 Plätze. Komplex mit 140 Ap- West Stand Foto: Leyton Orient FC

96 Stadionwelt 06/2005

s096_Stadionnews_International.indd Abs1:96 24.05.2005 16:46:53 Stadion-News Arena-News

Thun Riga: Hallenbau im Plan Das 15-köpfi ge Gremium aus Als Lettland 2001 den Zuschlag Fachpreisrichtern, Vertretern der für die Eishockey-Weltmeister- Stadt sowie der Bürgergemeinde schaft 2006 erhielt, war dieser an Thun und den vier Investoren hat den Bau zweier Spielstätten ge- insgesamt zwölf Teams für die koppelt, von denen zurzeit jedoch zweite Runde des Projekt- und noch keine fertig gestellt ist. Wäh- Ideenwettbewerbs für einen Sport- rend sich die Rohbauarbeiten an komplex mit angeschlossenem der nach dem Bauherrn benann- Einkaufszentrum im Thuner Süden ten „Merks-Arena“ für 11.000 Zu- ausgewählt. Modell Foto: Arkitekfi rmaet C.F.Møller Blick auf die Baustelle Foto: Arkitekfi rmaet C.F.Møller schauer in Riga in der Endphase Dieser soll neben einem komplett Innenansicht der National Indoor Sports Arena Außenansicht Grafi ken: Glasgow City Council befi nden, ist ein knappes Jahr vor überdachtem Fußballstadion mit Oslo / Bislett Beginn der Weltmeisterschaften 6.000 Sitz- sowie 4.000 Steh- Glasgow von der geplanten Zweithalle noch plätzen, die bei internationalen Neue Arena für die Elite der Leichtathletik nicht viel zu sehen. Die IIHF ist be- Spielen in Sitzplätze umgewan- Neue Multifunktionshalle in der Nähe des Celtic Park sorgt, nach Angaben der zustän- delt werden können, auch über Knapp ein Jahr nach Beginn der F. Møller. Der Neubau wird rund des internationalen Leichtathle- digen Projektleiter soll die Halle ein Leichtathletikstadion und Trai- Abrissarbeiten des alten, in den 15.000 Plätze bieten, davon ist tikverbands. Dieses hochkaräti- Im Osten von Glasgow will die 200 Meter-Laufbahn ausgestat- Laut veröffentlichtem Zeitrah- jedoch ab März 2006 voll funkti- ningsplätze verfügen. 30er Jahren entstandenen Bis- etwa ein Drittel überdacht. Erste ge Event mit großer Tradition in Stadt mit Hilfe staatlicher Mittel teten Halle beste Bedingungen men sollen die Bauarbeiten im onsfähig sein. Mitte September soll die Entschei- lett-Stadions, steht der Neubau Großveranstaltung im Neubau der norwegischen Hauptstadt zu eine neue Multifunktionshalle vorfi nden. März 2006 beginnen und bis dung fallen, welches der bis dahin an selber Stelle im Stadtgebiet ist das Leichtathletik-Meeting halten, war ein wichtiger Beweg- bauen. Der Neubau ist Teil eines Ein wichtiger Bestandteil des zum Sommer 2007 abgeschlos- eingereichten Projekte verwirklicht von Oslo kurz vor der Fertig- „Bislett Games“ am 29. Juli, grund dafür, erneut eine Leicht- städtischen Programms zur Ver- Projekts „National Indoor Sports sen sein. wird. Unter den von der Jury mit stellung. Der Entwurf des „Nye traditioneller Bestandteil der athletik-Arena zu errichten. Sie besserung der Sportstätteninfra- Arena“ ist jedoch nicht allein der Einen ersten Schritt zur Verwirkli- der weiteren Bearbeitung beauf- Bislett Stadion“ stammt vom sechs Veranstaltungen umfas- steht zudem für den Osloer struktur in der Industriemetropo- Spitzensport; vielmehr beabsich- chung der Pläne hat der Stadtrat tragten Projektteams befi ndet sich dänischen Architekturbüro C. senden „Golden League“-Serie Klubfußball zur Verfügung. le und soll eine Schlüsselrolle im tigt Glasgow mit der Arena, dem mit der Bereitstellung der fi nanzi- auch Stararchitekt Daniel Libes- „Clyde Gateway“-Entwicklungs- Breitensport bessere Bedingun- ellen Mittel zum Kauf des Grund- kind (Neubebauung des „Ground projekt für das Glasgower East gen zur Verfügung zu stellen. Des stücks Anfang Mai vollzogen. Zero“ in New York). End, eine der ärmsten Regionen Weiteren will die Stadt durch den Mit der „National Indoor Sports London / Wembley des Vereinigten Königreichs, Bau auch Bewerbungen für die Arena“ fügt die größte schotti- spielen. Austragung von Großveranstal- sche Stadt ihrem traditionsrei- Zürich Eröffnung in In der Nachbarschaft des Celtic tungen wie den Hallen-Leicht- chen Portfolio eine weitere Sport- Nachdem das Projekt Stadion Zü- Park ist eine sportlich multifunk- athletik-Europa- und -Weltmeis- einrichtung von internationalem Außenansicht Grafi k: Arena Riga rich auf dem Gelände des heuti- Sichtweite tional nutzbare Halle vorgesehen, terschaften sowie bedeutender Rang hinzu. Und auch der Celtic gen Hardtturm-Stadions zwischen- In weniger als 365 Tagen fi ndet die höchsten Anforderungen ent- Turnwettbewerbe ermöglichen. Park dürfte von der deutlichen zeitlich wegen mehrer Einsprüche mit dem FA Cup-Final am 13. spricht. Neben den großen Ball- Die Baukosten für die Arena mit Aufwertung seiner Nachbar- gegen das ursprünglich vorgestell- Mai 2006 die offi zielle Eröffnung sportarten Basketball, Handball bis zu 5.000 Sitzplätzen gibt die schaft sowie einem geplanten St. Louis & Indianapolis: te Vorhaben kurz vor dem Aus statt. Vorher sollen im Februar und Volleyball sollen auch die Stadtverwaltung von Glasgow Autobahn-Lückenschluss profi - Neue Spielfl ächen stand, hat die Stadt Zürich dem 2006 ein erstes Spiel mit 30.000 Leichtathleten in der mit einer mit rund 35 Millionen Euro an. tieren. Die Heimstätten der NFL-Teams neu überarbeiteten Entwurf Ende und im April zwei weitere Spiele Indianapolis Colts und St. Louis Mai die Baubewilligung erteilt. mit je rund 60.000 Zuschauern Rams erhalten zur im Herbst be- Nun steht dem Start der Bauar- als Testläufe für das erste Match ginnenden 2005er Saison eine beiten nur noch die bis Ende Juni mit voller Kapazität im neuen London neue Spielfl äche. Im „RCA Dome“ dauernde Einspruchsfrist gegen Wembley Stadion ausgetragen der Colts sowie dem „Edward die Erteilung der Baubewilligung werden. Ein Großteil der Glas- Wembley ein Jahr vor der Eröffnung Foto: Stadionwelt Dome im Dome Jones Dome“ der Rams wird der im Weg. Damit sind die Chancen, und Aluminiumverkleidung des vorhandene „Astro Turf“ durch den das Stadion doch noch rechtzeitig Stadions ist bereits montiert, den ringförmigen Stahlkonstruk- konstruktion. Auf dem obers- Dem im Sommer 1999 fertig ge- hungen, die übernächsten Olym- Turn-Wettbewerbe in dem Neubau derzeit in der NFL sehr beliebten für die 2008 in Österreich und in zudem hat der Innenausbau der tion sind abgeschlossen, nun ten Rang sind bereits mehr als stellten und mit einer aufwändigen pischen Spiele im Jahr 2012 an auszutragen. Mit dem Bau der, „FieldTurf“ ausgetauscht. Aktuell der Schweiz stattfi ndende Fußball- VIP-Logen begonnen. Die Arbei- läuft die Montage der Haupttrag- 5.000 der später 90.000 roten Zeremonie zum Jahreswechsel die Themse zu holen, einnimmt, so AEG, „in Europa einzigartigen kommt das künstliche Grün bei Europameisterschaft fertig zu stel- ten an der das Dach umfassen- balken der spektakulären Dach- Sitze installiert. 1999/2000 eröffneten „Millenni- wird er alle notwendigen olympi- Veranstaltungshalle“ soll noch in rund 70 Prozent der 32 Mann- len, deutlich gestiegen. um Dome“ im Londoner Stadtteil schen Standards erfüllen. Es ist diesem Jahr begonnen werden, schaften der amerikanischen Pro- Greenwich soll nach Plänen der geplant, bei einer erfolgreichen die Initiatoren veranschlagen eine fi liga in deren Stadien oder Trai- amerikanischen „Anschutz En- Bewerbung die Basketball- und Bauzeit von 24 Monaten. ningsstätten zum Einsatz. Bis zum London / Leyton Orient tertainment Group“ (AEG) neues Start der Football-Preseason Mitte Ålesund Leben eingehaucht werden. August sollen die Arbeiten in bei- Im neu erbauten „Color Line Sta- Matchroom Stadium im Umbau Unter der größten Membrandach- den Stadien abgeschlossen sein. dion“ des norwegischen Erstliga- konstruktion der Welt mit einem Aufsteigers Ålesunds FK wurde Der englische Viertligist Leyton Um voraussichtlich ein Jahr ver- partements. Es handelt sich um Durchmesser von 365 Metern erstmals in der Geschichte des Orient hat kürzlich den Rohbau schob man den Bau der neuen die erste Verwirklichung eines und einer Höhe von 50 Metern norwegischen Profi fußballs ein seiner neuen Westtribüne fertig- Nordtribüne; mit deren Fertig- solchen Modells in England. will das amerikanische Unterneh- Cleveland: Kunstrasenspielfeld installiert. gestellt. Dies war der erste Ab- stellung werden men eine Multifunktionsarena für Neue Sitze und neuer Sound Das Stadion verfügt über eine Ka- schnitt beim Umbau des „Match- insgesamt 11.000 bis zu 23.000 Zuschauer bau- Im Rahmen umfassender Ver- pazität von 10.720 Plätzen inklu- room Stadium“ für insgesamt Zuschauerplätze zur en. Rund um die Halle soll unter besserungsarbeiten an der 1994 sive 1.180 Stehplätzen. 15 Mio. Euro. Über die Sommer- Verfügung stehen. der zeltartigen Bedachung und eröffneten „Gund Arena“ sollen Mit den Bauarbeiten zum rund 28 pause werden die Arbeiten mit Um die Gelder für im Umfeld des Domes zudem die 20.562 blauen Sitze in der Mio. Euro teuren Stadion war im dem Innenausbau fortgeführt. den Umbau aufzu- noch ein 62.000 Quadratmeter Halle des NBA-Teams Cleveland März 2004 begonnen worden. Die Westtribüne wird dann mit bringen, verkaufte Freizeit- und Vergnügungsviertel Cavaliers ausgetauscht werden. Etwas mehr als ein Jahr später einer Lounge, Bars, Büros und der Club die vier Sta- entstehen, das einen Musikclub, Zudem wird eine neue, knapp fünf konnte die komplett überdach- neuen Umkleidekabinen aus- dionecken an eine mehrere Restaurants, ein Kino, Millionen Euro teure Anzeigetafel te einrangige Fußball-Arena, die gestattet. Mit der planmäßigen Immobilienentwick- eine Ausstellungshalle, ein Kasi- sowie ein neues Sound System als erstes Stadion in der norwe- Einweihung der Westtribüne zur lungsgesellschaft. no sowie ein Hotel mit 635 Zim- installiert. Der Eigentümer, Dan gischen „Tippeliga“ den Namen Saison 2005/06 erhöht sich Diese baut nun auf mern umfasst. Gilbert, strebt den Verkauf der Na- eines Sponsors trägt, eingeweiht das Fassungsvermögen des Sta- dem Grund einen Da der Dome im Dome eine mensrechte noch vor Beginn der werden. dions auf rund 8.000 Plätze. Komplex mit 140 Ap- West Stand Foto: Leyton Orient FC Hauptrolle in den Londoner Bemü- Querschnitt der Dome Arena Grafi k: HOK sport architecture neuen NBA Saison an.

96 Stadionwelt 06/2005 Stadionwelt 06/2005 97

s096_Stadionnews_International.indd Abs1:96 24.05.2005 16:46:53 s097 Hallennews International.indd 97 24.05.2005 16:48:31 Statistik Zuschauer Top 100 – Die Vereine und ihre Fans

Dank zweier ausverkaufter sprung vor Hamburg knapp ins macht im Saisonendspurt 3 Leipzig, der 14 Plätze einbüßte, Heimspiele verdrängt Hannover Ziel und bleibt Vierter, Zweit- Plätze gut und steht jetzt in der aber immer noch vor potentiel- 96 pünktlich zum Saisonende ligameister Köln rückte dem Zuschauergunst auf einem Erst- len Zweitligisten wie dem SC Pa- Kaiserslautern aus den Top Championsligisten Bremen noch liga-Nichtabstiegsplatz. „Verlie- derborn oder dem FC 10. Gladbach rettet seinen Vor- einmal deutlich näher. Frankfurt rer“ des Monats ist Elftligist Lok liegt.

Heim- Heim- Verein Sportart Liga Schnitt Gesamt Verein Sportart Liga Schnitt Gesamt spiele spiele

1. � Borussia Dortmund Fußball 1 77.235 17 1.313.000 51. � Wacker Burghausen Fußball 2 5.523 17 93.894 2. � FC Schalke 04 Fußball 1 61.341 17 1.042.791 52. � Adler Mannheim Eishockey 1 5.491 32 175.700 3. � Bayern München Fußball 1 53.294 17 906.000 53. � Nürnberg Ice Tigers Eishockey 1 5.363 29 155.531 4. � Borussia M’gladbach Fußball 1 49.183 17 836.119 54. � Union Berlin Fußball 3 5.256 17 89.346 5. � Hamburger SV Fußball 1 48.927 17 831.758 55. � LR Ahlen Fußball 2 5.218 17 88.700 6. � Hertha BSC Fußball 1 48.486 17 824.264 56. � VfB Lübeck Fußball 3 4.950 18 89.100 7. � VfB Stuttgart Fußball 1 42.049 17 714.836 57. � SpVgg Unterhaching Fußball 2 4.797 17 81.553 8. � Werder Bremen Fußball 1 39.853 17 677.506 58. � Hannover Scorpions Eishockey 1 4.711 26 122.489 9. � 1. FC Köln Fußball 2 38.446 17 653.574 59. � GHP Bamberg Basketball 1 4.524 17 76.900 10. � Hannover 96 Fußball 1 35.989 17 611.817 60. � Augsburger Panther Eishockey 1 4.482 28 125.493 11. � 1. FC Kaiserslautern Fußball 1 35.601 17 605.210 61. � Eisbären Berlin Eishockey 1 4.473 33 147.620 12. � 1. FC Nürnberg Fußball 1 30.264 17 514.492 62. � SV Darmstadt 98 Fußball 3 4.374 16 69.976 13. � VfL Bochum Fußball 1 26.376 17 448.388 63. � ERC Eishockey 1 4.234 31 131.268 14. � VfL Wolfsburg Fußball 1 24.035 17 408.600 64. � Krefeld Pinguine Eishockey 1 4.097 26 106.528 15. � Eintracht Frankfurt Fußball 2 23.897 17 406.250 65. � FA Göppingen Handball 1 4.041 17 68.697 16. � SC Freiburg Fußball 1 22.894 17 389.200 66. � Kassel Huskies Eishockey 1 3.918 29 113.634 17. � Bayer Leverkusen Fußball 1 22.500 17 382.500 67. � Sachsen Leipzig Fußball 4 3.894 17 66.198 18. � Arminia Bielefeld Fußball 1 22.328 17 379.578 68. � OPEL SKYLINERS Basketball 1 3.886 17 66.062 19. � 1. FSV Mainz 05 Fußball 1 20.159 17 342.700 69. � Wuppertaler SV Bor. Fußball 3 3.730 17 63.404 20. � 1860 München Fußball 2 20.134 17 342.276 70. � Iserlohn Roosters Eishockey 1 3.691 26 95.953 21. � Hansa Rostock Fußball 1 20.053 17 340.900 71. � EWE Baskets Oldenburg Basketball 1 3.675 16 58.805 22. � Alemannia Aachen Fußball 2 19.084 17 324.434 72. � Preussen Münster Fußball 3 3.638 17 61.850 23. � MSV Duisburg Fußball 2 16.807 17 285.726 73. � Holstein Kiel Fußball 3 3.524 17 59.910 24. � Dynamo Dresden Fußball 2 16.316 17 277.372 74. � TuS Koblenz Fußball 3 3.495 16 55.918 25. � FC. St. Pauli Fußball 3 16.241 17 276.093 75. � Braunschweig Energy Basketball 1 3.479 15 52.180 26. � Rot-Weiß Essen Fußball 2 14.176 17 240.991 76. � KFC Uerdingen Fußball 3 3.443 17 58.530 27. � Karlsruher SC Fußball 2 13.582 17 230.900 77. � SV Meppen Fußball 4 3.409 16 54.550 28. � Eintr. Braunschweig Fußball 3 13.035 17 221.600 78. � 1. FC Lok Leipzig Fußball 11 3.396 12 40.750 29. � Erzgebirge Aue Fußball 2 12.818 17 217.905 79. � RheinEnergie Köln Basketball 1 3.393 16 54.287 30. � Kölner Haie Eishockey 1 12.328 30 369.831 80. � Telekom Baskets Bonn Basketball 1 3.367 15 50.500 31. � Hamburg Freezers Eishockey 1 11.948 29 346.487 81. � TBB Trier Basketball 1 3.345 15 50.177 32. � Rot-Weiß Erfurt Fußball 2 11.833 17 201.156 82. � TV Großwallstadt Handball 1 3.315 17 56.355 33. � THW Kiel Handball 1 10.250 17 174.250 83. � Eisbären Eishockey 2 3.300 31 102.291 34. � Energie Cottbus Fußball 2 10.160 17 172.715 84. � BG Karlsruhe Basketball 1 3.273 15 49.100 35. � 1. FC Saarbrücken Fußball 2 9.767 17 166.040 85. � HSG Nordhorn Handball 1 3.230 17 54.910 36. � VfL Osnabrück Fußball 3 9.471 17 161.000 86. � GWD Minden Handball 1 3.128 17 53.176 37. � Greuther Fürth Fußball 2 8.953 17 152.205 87. � Giessen46ers Basketball 1 3.122 16 49.950 38. � Fortuna Düsseldorf Fußball 3 8.758 17 148.889 88. � ERC Schwenningen Eishockey 2 3.093 30 92.793 39. � VfL Gummersbach Handball 1 7.106 17 120.802 89. � SC Paderborn Fußball 3 3.020 17 51.345 40. � Eintracht Trier Fußball 2 6.739 17 114.558 90. � Artland Dragons Basketball 1 3.000 16 48.000 41. � SC Magdeburg Handball 1 6.700 16 107.200 91. � Straubing Tigers Eishockey 2 2.938 33 96.969 42. � ALBA Berlin Basketball 1 6.556 17 111.453 92. � WALTER Tigers Tübingen Basketball 1 2.929 15 43.928 43. � Kickers Offenbach Fußball 3 6.521 16 104.332 93. � FC Augsburg Fußball 3 2.924 16 46.788 44. � Frankfurt Lions Eishockey 1 6.513 32 208.400 94. � Stuttgarter Kickers Fußball 3 2.856 16 45.695 45. � HSV Hamburg Handball 1 6.188 17 105.196 95. � Chemnitzer FC Fußball 3 2.787 17 47.374 46. � TBV Lemgo Handball 1 6.009 16 96.144 96. � HSG D/M Wetzlar Handball 1 2.694 16 43.104 47. � SG Flensburg-Handewitt Handball 1 5.985 17 101.745 97. � ETC Crimmitschau Eishockey 2 2.679 31 83.053 48. � DEG Metro Stars Eishockey 1 5.962 26 155.000 98. � TuS N.-Lübbecke Handball 1 2.675 16 42.800 49. � Sportfreunde Siegen Fußball 3 5.845 16 93.512 99. � EC Hannover Indians Eishockey 3 2.674 27 72.203 50. � Rot-Weiß Oberhausen Fußball 2 5.594 17 95.092 100. � TUSEM Essen Handball 1 2.669 16 42.704 Stand 22.05.05 98 Stadionwelt 06/2005

s097-099_statistik.indd Abs1:98 24.05.2005 15:45:05 Statistik

Wo fanden wie oft DFB-Pokal-Endspiele statt? Zahlenspiel des Monats �� ������ 280 Mio. € kostete die in München, auf jeden der 66.012 Sitzplätze entfal- len damit theoretisch 4.241 €. �������� Damit sind die Plätze relativ � gesehen sogar deutlich teurer als in der Arena AufSchalke (3.568 € pro Sitzplatz), ob- wohl diese eine Rasenschub- � � � ������������������������������� lade und ein Schiebedach zu bieten hat. Der Grund liegt auf der Hand: Das aufwändige Design, das riesige Parkhaus � ������������� und womöglich auch die In- diskretion von Wildmoser jr. trieben den Preis in die Höhe. Frankfurt (2.617 €), Köln �������������������������� (2.546 €) und Leipzig (2.049 � � � €) folgen auf den Plätzen, der preiswerteste WM-Neubau steht in Hamburg (1.899 €), allerdings hat sich das Preis- ��� ��������������������������������� niveau in den letzten fünf Jah- ohne Endspielorte des FDGB-Pokals ren auch deutlich erhöht. Ku- rios: Die beiden nicht für die Berlin: 1937, 1939 – 1943, seit 1985 (Olympiastadion) / Düsseldorf: 1935, 1953, 1960, 1973, 1974 (Rheinstadion) / WM nominierten Neubauten Gelsenkirchen: 1961 (Glückauf-Kampfbahn), 1978, 1980 (Parkstadion) / Köln: 1938, 1983 (Müngersdorfer Stadion) / (Düsseldorf: 4.233 € – Mön- Stuttgart: 1943, 1964, 1967, 1971, 1981 (Neckarstadion) / Augsburg: 1957 () / Ludwigshafen: 1954, chengladbach: 1.907 €) ko- 1968 (Südweststadion) / Kassel: 1958, 1959 () / Karlsruhe: 1956 (Wildparkstadion) / Hannover: 1962, steten pro Sitzplatz fast exakt 1963, 1965, 1970, 1975, 1977, 1979 (Niedersachsenstadion) / Frankfurt: 1966, 1969, 1976, 1982, 1984 (Waldstadion) / so viel wie der teuerste bzw. Braunschweig: 1955 (Städtisches Stadion) günstigste WM-Neubau.

Zuschauervergleich Fußballbundesliga 1964/65 – 2004/05

Zuschau- Auslas- Zuschau- Auslas- Verein Sp. Gesamt Kapazität Verein Sp. Gesamt Kapazität erschnitt tung erschnitt tung

1. Hannover 96 40.985 15 614.775 55 % 74.000 1. Borussia Dortmund 77.235 17 1.313.000 93 % 82.808

2. Hertha BSC 36.781 15 551.727 39 % 93.800 2. FC Schalke 04 61.341 17 1.042.791 100 % 61.524 3. FC Bayern München 53.294 17 906.000 77 % 69.466 3. Hamburger SV 35.446 15 531.697 50 % 71.000 4. Bor. M.gladbach 49.183 17 836.119 92 % 53.466 4. 1. FC Köln 31.559 15 473.388 50 % 63.600 5. Hamburger SV 48.927 17 831.758 87 % 55.989 5. VfB Stuttgart 31.167 15 467.512 42 % 74.000 6. Hertha BSC 48.486 17 824.264 65 % 74.220 6. 1.FC Nürnberg 27.482 15 412.229 49 % 56.500 7. VfB Stuttgart 42.049 17 714.836 87 % 48.600

7. Werder Bremen 26.788 15 401.820 67 % 40.000 8. Werder Bremen 39.853 17 677.506 92 % 43.087

8. 1860 München 26.765 15 401.483 61 % 44.000 9. Hannover 96 35.989 17 611.817 73 % 49.000

9. FC Schalke 04 24.740 15 371.111 62 % 40.000 10. 1. FC Kaiserslautern 35.601 17 605.210 87 % 40.721

10. Borussia Dortmund 24.078 15 361.182 57 % 42.000 11. 1. FC Nürnberg 30.264 17 514.492 64 % 47.500 12. VfL Bochum 26.376 17 448.388 81 % 32.645 11. Karlsruher SC 23.434 15 351.513 51 % 45.577 13. VfL Wolfsburg 24.035 17 408.600 81 % 30.000 12. Eintracht Frankfurt 22.561 15 338.416 32 % 70.000 14. SC Freiburg 22.894 17 389.200 92 % 25.000 13. Meidericher SV 21.395 15 320.930 66 % 32.500 15. B. 04 Leverkusen 22.500 17 382.500 100 % 22.500 14. 1. FC Kaiserslautern 20.194 15 302.913 53 % 38.000 16. DSC A. Bielefeld 22.328 17 379.578 84 % 26.601

15. Eintr. Braunschweig 18.792 15 281.887 47 % 40.000 17. 1. FSV Mainz 05 20.159 17 342.700 99 % 20.300

16. Bor. Neunkirchen 26.934 15 281.632 63 % 30.000 18. Hansa Rostock 20.053 17 340.900 69 % 29.000 Gesamt: 26.934 240 6.464.215 50 % 53.436 Gesamt 37.809 306 11.569.659 84 % 45.135

Stadionwelt 06/2005 99

s097-099_statistik.indd Abs1:99 24.05.2005 15:45:34 Arena-News

Düsseldorf: Handball-WM 2007 Am 19. Mai legte der Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin Standortentscheidung den Grundstein für ein weiteres Großprojekt in der nordrhein-west- bis Ende Juni? fälischen Landeshauptstadt. Im Nordosten der Stadt entsteht die Nur 19 Monate sind es noch sem Modus „Dome in Rath“ genannte neue bis zur XX. Handball-Weltmeis- kommen auch Multifunktionshalle, die der DEL- terschaft im eigenen Land (20.1. – die sportlich Klub DEG Metro Stars beziehen 4.2.2007), aber immer noch sind schwächeren wird. Innerhalb von 15 Monaten die Standorte nicht vergeben. Im Teams, wie soll an der Theodorstraße die mit Herbst 2004 wollte der Präsident von der IHF einer futuristisch anmutenden des Deutschen Handball-Bundes ausdrücklich Zu klein? Die neue Arena in Wetzlar Foto: Stadionwelt Aluminium-Außenhülle versehe- (DHB), Ulrich Strombach, diese gewünscht, zu ne Arena entstehen. Rechtzeitig Frage bis Februar 2005 „grund- mindestens sechs Spielen. Zwar In maximal elf Hallen, laut Anfor- zum Start der Eishockey-Saison sätzlich auf die Bahn“ gebracht muss der 18-köpfi ge IHF-Rat dem derung mit einer Kapazität von 2006/2007 können dann bis zu haben. Nun soll das Bewerbungs- noch zustimmen, aber das gilt mindestens 6.000 Zuschauern, 11.500 Zuschauer ihren Sitzplatz verfahren „spätestens bis Ende Sichelschmidt zufolge „nur noch soll gespielt werden. „Das kann bei einem Spiel der DEG einneh- Juni über die Bühne“ sein, wie als Formalie“. sich noch mal reduzieren, ich men. Die Stadt Düsseldorf bezif- Peter Sichelschmidt erklärte, das Derweil hat sich der Bewerber- gehe aber von elf Hallen aus“, fert die Kosten auf 72 Mio. Euro. für die Hallenvergabe zuständige kreis von ursprünglich 40 auf sagt Sichelschmidt. Dabei will Mitglied im WM-Organisationsko- 18 reduziert. Strombachs Anga- das OK nicht mehr als zwei Spie- mitee (OK). ben nach handelt es sich dabei le am Tag in einer Halle stattfi n- Magdeburg: Die veritable Verzögerung liegt um: Kölnarena, Westfalenhal- den lassen. Die Planungen für den Ausbau der dem Vernehmen nach daran, le (Dortmund), Bördelandhalle Das OK erwartete laut Sichel- Magdeburger Bördelandhalle lau- dass die Exekutive des Weltver- (Magdeburg), Ostseehalle (Kiel), schmidt „die Angebote der Hal- fen auf Hochtouren. Inzwischen bandes IHF erst Anfang Mai den Max-Schmeling-Halle (Berlin), lenbetreiber zwischen dem 15. wurde der Oberbürgermeister der gültigen Spielplan beschlossen Color Line Arena (Hamburg), und 30. Mai“. Stadt Magdeburg, Lutz Trümper, hat. Demnach wird die Vorrunde AWD-Dome (Bremen), TUI-Are- Weiterhin laute das erklärte Ziel, von den Verantwortlichen des in sechs Vierergruppen gespielt; na (Hannover), Volkswagenhalle „dass die Partien ab dem Vier- Handball-Bundesligisten SC Mag- die beiden Gruppenersten ziehen (Braunschweig), Arena Leipzig, telfi nale vorzeitig ausverkauft deburg umfassend über die Bau- in die Hauptrunde ein, in der sich LTU-Arena (Düsseldorf), Arena sind“ – unabhängig davon, wel- pläne informiert. Von Seiten des in zwei Sechsergruppen die je- AufSchalke, Köpi-Arena Krefeld, che Mannschaft spielt. Zwar ist SCM ist der Umbau mit der Erhö- weils ersten Vier fürs Viertelfi nale Gerry Weber Stadion (Halle), Lip- noch kein Ticketing organisiert, hung der Zuschauerkapazität von qualifi zieren. Die ausgeschiede- perlandhalle (Lemgo), SAP-Arena „aber ich bin sehr optimistisch, derzeit 8.000 auf 10.250 Sitzplät- nen zwölf Mannschaften spielen (Mannheim), Mittelhessen-Arena dass der Vorverkauf im Herbst ze plus rund 2.200 Stehplätzen zunächst in vier Dreiergruppen (Wetzlar), Hanns-Martin-Schleyer- 2006 starten kann“, erklärt Si- bereits bis ins Detail geplant. Im um die Platze 13 – 24. Mit die- Halle (Stuttgart). chelschmidt. Vordergrund der Investition steht neben der deutlichen Verbesse- rung der Infrastruktur für Konzert- und Kongressveranstaltungen Düsseldorf auch die Verbesserung der tech- nischen Multimedia-Ausstattung Neue Halle für Handball, Basketball und Events sowie die Schaffung einer umfang- reichen, modernen Gastronomie. Seit der Grundsteinlegung im tiert. Die neue Halle im Düssel- staltungen sowie Konzerte sollen Die Maßnahme soll bis zur Hand- November sind die Arbeiten an dorfer Süden wird von der Stadt zu einer optimalen Belegung bei- ball-Weltmeisterschaft 2007 in der neuen Mehrzweckhalle des für 34 Spiele im Jahr angemietet, tragen. Deutschland abgeschlossen sein. Sportvereins der Freien Christli- um dem Handball-Bundesligisten Die Halle bietet eine Maximal- chen Schule Düsseldorf (FCSD) HSG Düsseldorf und den Basket- kapazität von rund 5.000 Besu- planmäßig verlaufen, sodass die ballern des Zweitligisten Düssel- chern. Bei Handballspielen wird Wolfsburg: Eröffnung im Oktober 2005 erfol- dorf Magics eine angemessene die Halle 3.463 Zuschauer fas- Ende April fand der vom Wolfsburger gen kann. Spielstätte zur Verfügung zu stel- sen, wegen des kleineren Spiel- Eishockey-Erstligisten EHC Grizzly Der Rohbau steht, derzeit werden len. Bei der Planung achtete der felds beim Basketball 3.661. Die Adams lange ersehnte erste Spaten- die zehn je knapp 40 Meter lan- Bauherr darauf, eine möglichst 2.640 Sitzplätze der festen Tribü- stich zum Bau der neuen Multifunk- gen Stahlfachwerk-Binder über variabel nutzbare Halle zu schaf- nen verteilen sich auf je zwei Rän- tionsarena statt. Nachdem der Auf- der späteren Spielfl äche mon- fen. Kongresse, Fernsehveran- ge an den vier Seiten der Halle. sichtsrat der für die Entwicklung des Projekts federführenden Wolfsburg AG dem neuen Finanzierungskonzept zustimmte, wurde noch am selben Tag der symbolische Akt ausgeführt. Die Verantwortlichen des in den Ab- stiegs- erfolgreichen Klubs hoffen nun, dass die Gesellschafter der DEL-Vereine in Anbetracht der jüngsten Fortschritte beim Bau der neuen Halle, die bis Ende 2005 ge- währte Ausnahmegenehmigung für Spiele im eigentlich nicht den DEL- Statuten entsprechenden Eispalast verlängert und der EHC seine Lizenz behält. Die neue Halle mit Handballfeld Foto: FCSD Sportverein e.V. Montage der Dachbinder Foto: FCSD Sportverein e.V.

100 Stadionwelt 06/2005

s100 Hallennews Deutschland.indd Abs1:100 24.05.2005 16:50:33 Arena-News Stadionwelten

Düsseldorf: Handball-WM 2007 Am 19. Mai legte der Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin Standortentscheidung den Grundstein für ein weiteres Großprojekt in der nordrhein-west- bis Ende Juni? fälischen Landeshauptstadt. Im Nordosten der Stadt entsteht die Nur 19 Monate sind es noch sem Modus „Dome in Rath“ genannte neue bis zur XX. Handball-Weltmeis- kommen auch Multifunktionshalle, die der DEL- terschaft im eigenen Land (20.1. – die sportlich Klub DEG Metro Stars beziehen 4.2.2007), aber immer noch sind schwächeren wird. Innerhalb von 15 Monaten die Standorte nicht vergeben. Im Teams, wie soll an der Theodorstraße die mit Herbst 2004 wollte der Präsident von der IHF einer futuristisch anmutenden des Deutschen Handball-Bundes ausdrücklich Zu klein? Die neue Arena in Wetzlar Foto: Stadionwelt Aluminium-Außenhülle versehe- (DHB), Ulrich Strombach, diese gewünscht, zu ne Arena entstehen. Rechtzeitig Frage bis Februar 2005 „grund- mindestens sechs Spielen. Zwar In maximal elf Hallen, laut Anfor- zum Start der Eishockey-Saison sätzlich auf die Bahn“ gebracht muss der 18-köpfi ge IHF-Rat dem derung mit einer Kapazität von 2006/2007 können dann bis zu haben. Nun soll das Bewerbungs- noch zustimmen, aber das gilt mindestens 6.000 Zuschauern, 11.500 Zuschauer ihren Sitzplatz verfahren „spätestens bis Ende Sichelschmidt zufolge „nur noch soll gespielt werden. „Das kann bei einem Spiel der DEG einneh- Juni über die Bühne“ sein, wie als Formalie“. sich noch mal reduzieren, ich men. Die Stadt Düsseldorf bezif- Peter Sichelschmidt erklärte, das Derweil hat sich der Bewerber- gehe aber von elf Hallen aus“, fert die Kosten auf 72 Mio. Euro. für die Hallenvergabe zuständige kreis von ursprünglich 40 auf sagt Sichelschmidt. Dabei will Mitglied im WM-Organisationsko- 18 reduziert. Strombachs Anga- das OK nicht mehr als zwei Spie- mitee (OK). ben nach handelt es sich dabei le am Tag in einer Halle stattfi n- Magdeburg: Die veritable Verzögerung liegt um: Kölnarena, Westfalenhal- den lassen. Die Planungen für den Ausbau der dem Vernehmen nach daran, le (Dortmund), Bördelandhalle Das OK erwartete laut Sichel- Magdeburger Bördelandhalle lau- dass die Exekutive des Weltver- (Magdeburg), Ostseehalle (Kiel), schmidt „die Angebote der Hal- fen auf Hochtouren. Inzwischen bandes IHF erst Anfang Mai den Max-Schmeling-Halle (Berlin), lenbetreiber zwischen dem 15. wurde der Oberbürgermeister der gültigen Spielplan beschlossen Color Line Arena (Hamburg), und 30. Mai“. Stadt Magdeburg, Lutz Trümper, hat. Demnach wird die Vorrunde AWD-Dome (Bremen), TUI-Are- Weiterhin laute das erklärte Ziel, von den Verantwortlichen des in sechs Vierergruppen gespielt; na (Hannover), Volkswagenhalle „dass die Partien ab dem Vier- Handball-Bundesligisten SC Mag- die beiden Gruppenersten ziehen (Braunschweig), Arena Leipzig, telfi nale vorzeitig ausverkauft deburg umfassend über die Bau- in die Hauptrunde ein, in der sich LTU-Arena (Düsseldorf), Arena sind“ – unabhängig davon, wel- pläne informiert. Von Seiten des in zwei Sechsergruppen die je- AufSchalke, Köpi-Arena Krefeld, che Mannschaft spielt. Zwar ist SCM ist der Umbau mit der Erhö- weils ersten Vier fürs Viertelfi nale Gerry Weber Stadion (Halle), Lip- noch kein Ticketing organisiert, hung der Zuschauerkapazität von qualifi zieren. Die ausgeschiede- perlandhalle (Lemgo), SAP-Arena „aber ich bin sehr optimistisch, derzeit 8.000 auf 10.250 Sitzplät- nen zwölf Mannschaften spielen (Mannheim), Mittelhessen-Arena dass der Vorverkauf im Herbst ze plus rund 2.200 Stehplätzen zunächst in vier Dreiergruppen (Wetzlar), Hanns-Martin-Schleyer- 2006 starten kann“, erklärt Si- bereits bis ins Detail geplant. Im um die Platze 13 – 24. Mit die- Halle (Stuttgart). chelschmidt. Vordergrund der Investition steht neben der deutlichen Verbesse- Baggern unterm Eiffelturm rung der Infrastruktur für Konzert- und Kongressveranstaltungen Düsseldorf auch die Verbesserung der tech- Mit witzigen und charmanten Ideen werben Paris, Moskau, Madrid, New York und Lon- nischen Multimedia-Ausstattung Neue Halle für Handball, Basketball und Events don für die Olympischen Sommerspiele 2012. sowie die Schaffung einer umfang- reichen, modernen Gastronomie. Seit der Grundsteinlegung im tiert. Die neue Halle im Düssel- staltungen sowie Konzerte sollen s war ein trüber Vormittag Mitte wird es Zentrum der Leichtathletik-Wett- Planer für Paris 2012 stießen auch auf Pro- Die Maßnahme soll bis zur Hand- November sind die Arbeiten an dorfer Süden wird von der Stadt zu einer optimalen Belegung bei- ball-Weltmeisterschaft 2007 in der neuen Mehrzweckhalle des für 34 Spiele im Jahr angemietet, tragen. März in Paris. In der französischen bewerbe. bleme: Der „SuperDome“ für Judo, Turn- Deutschland abgeschlossen sein. Sportvereins der Freien Christli- um dem Handball-Bundesligisten Die Halle bietet eine Maximal- EHauptstadt herrschte eine eigen- „Mit der Verlagerung der Wettkampf- Wettbewerbe und Badminton mit 22.000 chen Schule Düsseldorf (FCSD) HSG Düsseldorf und den Basket- kapazität von rund 5.000 Besu- artige Stille. Es fuhren keine Busse, die Zentren an den nördlichen und an den Plätzen, der im Naherholungsgebiet „Bois planmäßig verlaufen, sodass die ballern des Zweitligisten Düssel- chern. Bei Handballspielen wird Metro-Schächte waren fast allerorten gäh- westlichen Stadtrand bleibt die Innenstadt de Boulogne“ gebaut werden soll, hat be- Wolfsburg: Eröffnung im Oktober 2005 erfol- dorf Magics eine angemessene die Halle 3.463 Zuschauer fas- nend leer. Es wurde gestreikt, und das frei für kulturelle Veranstaltungen rund reits Umweltschützer und Anwohner auf Ende April fand der vom Wolfsburger gen kann. Spielstätte zur Verfügung zu stel- sen, wegen des kleineren Spiel- ausgerechnet an dem Tag, an dem das um Olympia“, erklärt Sprecherin Valérie den Plan gerufen. Eishockey-Erstligisten EHC Grizzly Der Rohbau steht, derzeit werden len. Bei der Planung achtete der felds beim Basketball 3.661. Die Internationale Olympische Komitee (IOC) Holzman. Im Westen, am Seine-Bogen, sol- Adams lange ersehnte erste Spaten- die zehn je knapp 40 Meter lan- Bauherr darauf, eine möglichst 2.640 Sitzplätze der festen Tribü- die Sportstätten für die Bewerbung zu den len u. a. die Reitsportwettbewerbe (Long- Moskau: Olympia am großen Fluss stich zum Bau der neuen Multifunk- gen Stahlfachwerk-Binder über variabel nutzbare Halle zu schaf- nen verteilen sich auf je zwei Rän- Olympischen Sommerspielen 2012 besich- champs Bagatelle) ausgetragen werden. tionsarena statt. Nachdem der Auf- der späteren Spielfl äche mon- fen. Kongresse, Fernsehveran- ge an den vier Seiten der Halle. tigte. Nicht gerade Image-Werbung für die Der Hit: Beach-Volleyball würde unter Moskau hatte sich bei der Vorauswahl sichtsrat der für die Entwicklung des Projekts federführenden Wolfsburg Weltstadt. Die Franzosen setzen für ihre Be- dem Eiffelturm gespielt, wo für Olympia im Mai 2004 als fünfte Stadt knapp gegen- AG dem neuen Finanzierungskonzept werbung 2012 auf ihr Organisationstalent rund 10.000 Zuschauerplätze entstehen über der deutschen Bewerberstadt Leipzig zustimmte, wurde noch am selben und ihre Erfahrung mit vorangegangenen sollen. durchgesetzt. „Die Botschaft des IOC ist Tag der symbolische Akt ausgeführt. Großveranstaltungen. Die Fußball-WM Zu den noch nicht fertig gestellten klar: Nur die Städte, die die bestmöglichen Die Verantwortlichen des in den Ab- 1998 und die Tour de France, die alljährlich Sportstätten gehört das ,,Aquatic Center“ Spiele garantieren können, haben überlebt. stiegs-Playoffs erfolgreichen Klubs mit der Präzision eines Uhrwerks abläuft, für die Schwimmwettbewerbe in Auber- Das ist wahres sportliches Prinzip“, sagte hoffen nun, dass die Gesellschafter sind die besten Beispiele. Gut die Hälfte villiers. Es wird 20.000 Menschen Platz Leonid Tiagatschiow, Präsident des Na- der DEL-Vereine in Anbetracht der der 31 benötigten Sportstätten ist bereits bieten und besticht vor allem durch sein tionalen Olympischen Komitees von Rus- jüngsten Fortschritte beim Bau der fertig. Dazu gehören das Tennisstadion vollverglastes Dach. Zudem sind im nörd- sland. neuen Halle, die bis Ende 2005 ge- währte Ausnahmegenehmigung für Roland Garros, der ,,Dome“ in Paris-Ber- lichen Bereich insgesamt sechs Sport-Pa- „Spiele am Fluss“ – das ist Moskaus ein- Spiele im eigentlich nicht den DEL- cy und das hoch moderne Fußballstadion villons geplant, die zwischen 5.000 und fallsreiches Konzept für 2012. Die Moskwa Statuten entsprechenden Eispalast „Stade de France“ (80.000 Sitzplätze). Er- 17.000 Zuschauern Platz bieten werden soll in der Olympiastadt von 1980 als verlängert und der EHC seine Lizenz hält Paris am 6. Juli 2005 in Singapur bei und für Sportarten wie Basketball, Boxen Hauptverkehrsweg genutzt werden. Vie- behält. Die neue Halle mit Handballfeld Foto: FCSD Sportverein e.V. Montage der Dachbinder Foto: FCSD Sportverein e.V. der IOC-Vollversammlung den Zuschlag, und Tischtennis vorgesehen sind. Doch die le Sportstätten, das Pressezentrum �

100 Stadionwelt 06/2005 Stadionwelt 06/2005 101

s100 Hallennews Deutschland.indd Abs1:100 24.05.2005 16:50:33 101-103_olympia 2012.indd 101 24.05.2005 00:53:01 Stadionwelten

240.000 Quadratmeter großen Sportpark Rivas-Vaciamadrid. Natürlich darf bei einer Olympia-Bewerbung Madrids das Estadio Santiago Bernabeu nicht fehlen. Die Hei- mat von Real Madrid liegt im Herzen der Stadt und wird selbstredend für das olym- pische Fußballturnier genutzt, ebenso wie das Estadio Vicente Calderón vom Stadt- rivalen Atlético Madrid. „Madrid hat den Vorteil, von den gut organisierten Spielen in Barcelona 1992 zu pro tieren“, sagt der schwedische Hochsprung-Olympiasieger Stefan Holm.

New York mit „Olympia multikulti“

Mit riesiger Begeisterung bewirbt sich New York: Williamsburg Waterfront Park Foto: nyc2012.com New York erstmalig für die Olympischen Sommerspiele. Bürgermeister Michael und auch das Athletendorf, würden dort ist ein großer Erfolg für uns. Wir haben kei- Bloomberg wird nicht müde zu betonen: angesiedelt. Täglich könnten über 60.000 nen Tag zu verlieren“, erklärte Bürgermei- „Als die mannigfaltigste Stadt der Welt Passagiere auf Schiffen zwischen den ster Alberto Ruiz-Gallardon. Für Madrid sind wir an jedem Tag ein Olympisches Wettkampforten und den Sehenswürdig- sprechen viele bereits fertig gestellte Sport- Dorf“. In New York leben Menschen aus keiten Moskaus pendeln. Vom Olympi- stätten, kurze Wege und die Segelwettbe- 198 Ländern. Multikulturelles Olympia – schen Dorf gelangt man über die Moskwa werbe im populären Palma de Mallorca. das scheint keineswegs zu weit hergeholt: schnell zum Sportkomplex in Krylatskoje „Preparados para ti – Bereit für Dich“ – das Spielt die italienische Fußball-Olympia- (ca. 10 Minuten), nach Tuschino (18 Min.), Olympia-Motto Madrids auf rotem Banner mannschaft im Giants-Stadium von East zum Samaranch-Tenniszentrum und zum weht in der Stadt an jedem zweiten Later- Rutherford, feiern 76.000 Italo-Amerikaner Luschniki-Stadion (jeweils 30 Min.). nenmast. Die meisten Wettkampfstätten ein grün-weiß-rotes Volksfest. Ähnliche Die Gesamtlänge der Motorbootlinien sind in einem Radius von zehn Kilometern Bilder gibt es, wenn Sportler aus Mexiko, auf der Moskwa beträgt 90 km. Moskau vorgesehen. Bei allem Charme: Madrids Polen oder China zum Wettkampf antre- weist eine schier unüberschaubare Zahl an Bewerbung weist auch Schwächen auf. Der ten. Das Olympische Dorf im Stadtbezirk Sportanlagen auf. Die Stadt verfügt über Flughafen wird seit Jahren ausgebaut, der Queens am East River soll an drei Seiten 96 Stadien, mehr als 2.500 Sporthallen, 184 Fertigstellungstermin aber immer wieder von Wasser umgeben sein. Von dort aus Schwimmhallen, 60 Schießplätze und rund verschoben; das Leichtathletikstadion fasst können die Athleten jeden Wettkampfort 3.500 weitere Sportplätze. Als Vorteil bei gerade einmal 20.000 Zuschauer und liegt rasch mit Olympia-U-Bahnen und -Bussen der Bewerbung sah das IOC vor allem die damit weit unter den Anforderungen. Zu erreichen. Nutzbarkeit der Sportstätten von 1980 an. den imposantesten Sportstätten Madrids Die meisten Austragungsorte sollen Rund 80 Prozent dieser Olympia-Arenen für 2012 gehört das Olympiastadion, wel- höchstens 16 Kilometer vom Olympi- könnten auch 2012 noch genutzt werden, ches nur einen Kilometer vom Athleten- schen Dorf entfernt sein, der Olympia- wenngleich mit hohem Renovierungsauf- dorf entfernt liegt. Es wird bei den Spielen Park ebenfalls in Queens entstehen. Für wand. Prunkstück ist der Luschniki-Park, 75.000 Zuschauern Platz bieten. Auffallend Olympia 2012 sind in New York über 30 wo auch 1980 um olympische Medaillen ist die leicht wirkende Glasdachkonstruk- Sportarenen geplant, darunter  nden sich gekämpft wurde. Kernstück ist hier das tion. Architektonisch beachtenswert ist so bekannte Plätze wie das Yankee Sta- 80.500 Menschen Platz bietende Luschni- auch das „La Elipa“-Baseballstadion mit dium und das Regatta-Center Flushing ki-Stadion. Es wurde zuletzt 1999 – 2000 re- seiner elipsenförmigen Dachkonstruktion. Meadow. Der Traum von Olympia könn- noviert und soll ab 2009 noch einmal um- Es wird 2011 renoviert und gehört zum te aber an den Plänen für das gigantische gebaut werden. Im Luschniki-Park steht auch die 1957 erbaute multifunktionelle . Ab 2008 wird sie nochmals eine umfangreiche Renovierungsphase durchlaufen. Im Dynamo-Sport-Komplex be ndet sich auch das Dynamo-Stadi- on, welches zwischen 2009 und 2011 in eine hochmoderne Multifunktionsarena verwandelt wird. Das Stadion erhält u. a. ein verschließbares Dach und wird dann 45.000 Menschen Platz bieten.

Madrid: Segeln am Ballermann

Die spanische Hauptstadt Madrid hatte sich bei der Vorausscheidung 2004 höchs- tens Außenseiterchancen ausgerechnet. Umso größer ist jetzt die Euphorie: „Allein die Tatsache, dass wir nominiert wurden, London: Olympic Park Foto: london2012.co.uk

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101-103_olympia 2012.indd 102 24.05.2005 16:52:16 Stadionwelten Stadionwelten

240.000 Quadratmeter großen Sportpark Olympiastadion (80.000 Plätze) auf der Rivas-Vaciamadrid. Natürlich darf bei einer West Side scheitern. Der Clou: Die Ath- Olympia-Bewerbung Madrids das Estadio leten können sich auf einer 400 m-Rund- London Santiago Bernabeu nicht fehlen. Die Hei- bahn, die auf einer am Hudson-River Einwohner: 7,3 Mio. mat von Real Madrid liegt im Herzen der entlang verankerten Plattform liegt, auf- Motto: ,,Kompakteste Spiele“ Stadt und wird selbstredend für das olym- wärmen. Das Football-Team der Jets hat- Kosten: ca. 3,6 Milliarden Euro. pische Fußballturnier genutzt, ebenso wie te sich einst verp ichtet, das Stadion zu Besonderheiten: Triathlon am das Estadio Vicente Calderón vom Stadt- bauen – für über einer Milliarde Dollar! Buckingham Palast, kompakter rivalen Atlético Madrid. „Madrid hat den Allein 100 Millionen Dollar sollten die Jets Unterstützer: , Vorteil, von den gut organisierten Spielen für die Bebauungsrechte des Geländes am Daley Thompson, in Barcelona 1992 zu pro tieren“, sagt der Ufer des Hudson River bezahlen. Der- Olympia-Gastgeber: 1908, 1948 schwedische Hochsprung-Olympiasieger zeit ist dies eine riesige Industriebrache. Foto: london2012.co.uk Internet: www.london2012.org.uk Stefan Holm. Für die „Wüste auf der West Side“, wie sie Bewerbungs-Vizechef Dan Doctoroff New York mit „Olympia multikulti“ nennt, das letzte freie Bauland in ganz Manhattan, wurde fortan der Preis in die Madrid Mit riesiger Begeisterung bewirbt sich Höhe getrieben. Und zwar von Milliardär Einwohner: 3 Mio. New York: Williamsburg Waterfront Park Foto: nyc2012.com New York erstmalig für die Olympischen Charles „Chuck“ Dolan, dem Besitzer des Motto: „Olympische Leidenschaft“ Sommerspiele. Bürgermeister Michael nahe gelegenen Madison Square Garden. Kosten: 4 – 6,5 Milliarden Euro und auch das Athletendorf, würden dort ist ein großer Erfolg für uns. Wir haben kei- Bloomberg wird nicht müde zu betonen: Ein Olympiastadion nahe des ,,Garden“ Besonderheiten: Kurze Wege zu den Wett- angesiedelt. Täglich könnten über 60.000 nen Tag zu verlieren“, erklärte Bürgermei- „Als die mannigfaltigste Stadt der Welt war für ihn undenkbar. Die Posse um das kampfstätten. Passagiere auf Schiffen zwischen den ster Alberto Ruiz-Gallardon. Für Madrid sind wir an jedem Tag ein Olympisches Stadion könnte New Yorks Olympiabe- Unterstützer: Raúl, Miguel Indurain Wettkampforten und den Sehenswürdig- sprechen viele bereits fertig gestellte Sport- Dorf“. In New York leben Menschen aus werbung kippen. Olympia-Gastgeber: Noch nie. keiten Moskaus pendeln. Vom Olympi- stätten, kurze Wege und die Segelwettbe- 198 Ländern. Multikulturelles Olympia – Bisherige Bewerbungen: 1972 schen Dorf gelangt man über die Moskwa werbe im populären Palma de Mallorca. das scheint keineswegs zu weit hergeholt: Turmspringen am Trafalgar Square Estadio Olímpico Foto: madrid2012.es Internet: www.madrid2012.es schnell zum Sportkomplex in Krylatskoje „Preparados para ti – Bereit für Dich“ – das Spielt die italienische Fußball-Olympia- (ca. 10 Minuten), nach Tuschino (18 Min.), Olympia-Motto Madrids auf rotem Banner mannschaft im Giants-Stadium von East In London haben die Organisatoren zum Samaranch-Tenniszentrum und zum weht in der Stadt an jedem zweiten Later- Rutherford, feiern 76.000 Italo-Amerikaner andere Probleme. Um den Zuschlag für Luschniki-Stadion (jeweils 30 Min.). nenmast. Die meisten Wettkampfstätten ein grün-weiß-rotes Volksfest. Ähnliche 2012 zu bekommen, muss der riesige Moskau Die Gesamtlänge der Motorbootlinien sind in einem Radius von zehn Kilometern Bilder gibt es, wenn Sportler aus Mexiko, Besucherzustrom mit öffentlichen Ver- Einwohner: 10 Mio. auf der Moskwa beträgt 90 km. Moskau vorgesehen. Bei allem Charme: Madrids Polen oder China zum Wettkampf antre- kehrsmitteln bewältigt werden. Doch Motto: „Spiele am Fluß” weist eine schier unüberschaubare Zahl an Bewerbung weist auch Schwächen auf. Der ten. Das Olympische Dorf im Stadtbezirk nicht nur überfüllte U-Bahnen, Nebel Kosten: Ca. 800 Mio. Euro. Sportanlagen auf. Die Stadt verfügt über Flughafen wird seit Jahren ausgebaut, der Queens am East River soll an drei Seiten und Nieselregen sprechen gegen London. Besonderheiten: Alle Wettkampfstätten 96 Stadien, mehr als 2.500 Sporthallen, 184 Fertigstellungstermin aber immer wieder von Wasser umgeben sein. Von dort aus Olympiasieger Sebastian Coe, der Chef über die Moskwa erreichbar Schwimmhallen, 60 Schießplätze und rund verschoben; das Leichtathletikstadion fasst können die Athleten jeden Wettkampfort des Organisationskomitees, kann bislang Unterstützer: W. Fetisow, M. Afi nogenov 3.500 weitere Sportplätze. Als Vorteil bei gerade einmal 20.000 Zuschauer und liegt rasch mit Olympia-U-Bahnen und -Bussen nur wenige fertige Sportanlagen präsen- Olympia-Gastgeber: 1980 der Bewerbung sah das IOC vor allem die damit weit unter den Anforderungen. Zu erreichen. tieren. Der Olympia-Park soll nur sieben Bisherige Bewerbungen: 1976 Nutzbarkeit der Sportstätten von 1980 an. den imposantesten Sportstätten Madrids Die meisten Austragungsorte sollen Minuten vom Stadtzentrum entstehen. Olympiastadion, Otradnoje Foto: Moskau-2012-OK Internet: www.m2012.ru Rund 80 Prozent dieser Olympia-Arenen für 2012 gehört das Olympiastadion, wel- höchstens 16 Kilometer vom Olympi- Hier sehen die Planungen u. a. das Olym- könnten auch 2012 noch genutzt werden, ches nur einen Kilometer vom Athleten- schen Dorf entfernt sein, der Olympia- pia-Stadion (80.000 Plätze), das Aquatic wenngleich mit hohem Renovierungsauf- dorf entfernt liegt. Es wird bei den Spielen Park ebenfalls in Queens entstehen. Für Center (22.000 Plätze) und drei weite- wand. Prunkstück ist der Luschniki-Park, 75.000 Zuschauern Platz bieten. Auffallend Olympia 2012 sind in New York über 30 re, multifunktionale Arenen vor. Hinzu New York wo auch 1980 um olympische Medaillen ist die leicht wirkende Glasdachkonstruk- Sportarenen geplant, darunter  nden sich kommen fertige Schauplätze mit riesiger Einwohner: 18,2 Mio. (mit Einzugsgebiet) gekämpft wurde. Kernstück ist hier das tion. Architektonisch beachtenswert ist so bekannte Plätze wie das Yankee Sta- Tradition und enormem sporthistori- Motto: „Olympic-X“ 80.500 Menschen Platz bietende Luschni- auch das „La Elipa“-Baseballstadion mit dium und das Regatta-Center Flushing schen Stellenwert. Sebastian Coe setzt auf Kosten: 6, 5 Milliarden Euro ki-Stadion. Es wurde zuletzt 1999 – 2000 re- seiner elipsenförmigen Dachkonstruktion. Meadow. Der Traum von Olympia könn- deren Bekanntheitsgrad: „Es gibt nicht Besonderheiten: Die Wettkampfstätten noviert und soll ab 2009 noch einmal um- Es wird 2011 renoviert und gehört zum te aber an den Plänen für das gigantische viele Sportstätten auf der Welt, die so ge- sind in Form eines großen X angeordnet. gebaut werden. Im Luschniki-Park steht schichtsträchtig sind wie Wembley, Old Unterstützer: Lance Armstrong, auch die 1957 erbaute multifunktionelle Trafford oder Wimbledon.“ Bob Beamon, George Weah Sporthalle. Ab 2008 wird sie nochmals Doch London will die Spiele 2012 nicht Olympia-Gastgeber/Bewerbungen: keine eine umfangreiche Renovierungsphase nur in typisch-traditionellen Sportstadien. Olympic Stadium Foto: nyc2012.com Internet: www.nyc2012.com durchlaufen. Im Dynamo-Sport-Komplex Die Horseguards, wo die Königin jährlich be ndet sich auch das Dynamo-Stadi- ihre Geburtstagsparade mit „trooping on, welches zwischen 2009 und 2011 in the colours“ abnimmt, wären der Ort für eine hochmoderne Multifunktionsarena Beach-Volleyball. Kaum zu glauben: Das Paris verwandelt wird. Das Stadion erhält u. a. Turmspringen soll am Trafalgar Square Einwohner: 2,1 Mio. ein verschließbares Dach und wird dann ausgetragen werden, fast Auge in Auge Motto: „Spiele in allen Farben“ 45.000 Menschen Platz bieten. mit Lord Nelson auf seinem Sockel. Das Kosten: Rund 4 Milliarden Euro britische Staatsoberhaupt scheint offen- Besonderheiten: Alle Austragungsorte Madrid: Segeln am Ballermann bar nicht von einem Erfolg überzeugt zu am Stadtrand sein. Vor kurzem soll Königin Elizabeth Unterstützer: Ludovic Giuly, Zinedine Die spanische Hauptstadt Madrid hatte II. bei einem Empfang erklärt haben, dass Zidane sich bei der Vorausscheidung 2004 höchs- sie London 2012 aufgrund der ,,mangeln- Olympia-Gastgeber: 1900, 1924 tens Außenseiterchancen ausgerechnet. den Begeisterung“ ihrer Untertanen nur Bisherige Bewerbungen: 1992, 2008 Umso größer ist jetzt die Euphorie: „Allein wenig Chancen gibt. Britischer Zweck- Stade de France Foto: parisjo2012.fr Internet: www.parisjo2012.fr die Tatsache, dass wir nominiert wurden, London: Olympic Park Foto: london2012.co.uk pessimismus eben.���Carsten Germann

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101-103_olympia 2012.indd 102 24.05.2005 16:52:16 101-103_olympia 2012.indd 103 24.05.2005 00:55:04 Fan-News

EHC Dynamo erstmals gesamtdeutscher Eishockeymeister „Der Titel tut gut!“ „Alle Mann zum Rathaus“ Zum Roten Rathaus, wo die Mannschaft vom Bürgermeister Unbeschreiblicher Jubel brach Straßen und präsentierte dabei empfangen werden sollte, or- um Punkt 21:42 Uhr im heimi- ein „150 % Anti-Mannheim“-Ban- ganisierten die Eisbärenfans in schen Wellblechpalast aus, als ner. Die besondere Abneigung einer spontanen Aktion eine De- die Eisbären die Adler Mann- der Berliner gegenüber Mann- monstration. Ca. 400 Anhänger heim mit 4:1 besiegt und damit heim beruht auf einigen massi- machten sich lautstark auf den Foto: Fanatics Ost die Best-of-Five Serie mit 3:0 ge- ve Zwischenfällen; insbesonde- fast zweistündigen Fußmarsch. wonnen hatten. re mit der Mannheimer Polizei Stadionwelt: Was bedeutet Zuschauerzuspruch aus West- Aufgrund der kurzen Vorberei- machten die Eisbärenfans in euch, als ostdeutsche Fansze- berlin erhalten werdet? tungszeit war von Seiten der den letzten Jahren negative Er- ne in der DEL, die erste gesamt- Taubitz: Der Verein macht schon Berliner zu keinem der beiden fahrungen. deutsche Meisterschaft? seit Jahren Werbung in Westbe- Heimspiele eine Choreografi e Die drei Aufeinandertreffen der Taubitz: Wir freuen uns weit- zirken und versucht, Fans nach geplant; man konzentrierte sich großen Rivalen fanden alle auf aus mehr über den Gewinn als Hohenschönhausen zu locken. ganz auf die akustische Unter- hohem sportlichen Niveau statt, über die ostdeutschen Meister- Man merkt durch Gespräche, stützung des Teams. letztlich behielten jedoch klar schaften. Unsere Titel wurden dass bereits heute viele Fans Beim einzigen Spiel in Mann- die Eisbären die Überhand. in Deutschland nie richtig von vom anderen Stadtende zu uns heim zog man hingegen mit ca. Trotz der großen Euphorie in anderen Fans anerkannt. Jahre- kommen und mit Stolz das Bä- 500 Fans durch Mannheims der Serie sahen die Fans von lang wurde man im Westen als rentrikot tragen und alle Lieder einem Sturm des Eises in Ber- „Ossi“ beschimpft, was eben auswendig kennen. lin-Hohenschönhausen ab und doch viele Leute geprägt hat. In der Szene wird dies manch- feierten stattdessen mit 2005 Viele der alten Fans fahren heu- mal mit Skepsis gesehen, da Litern Freibier vor der Halle ein te noch oft mit auswärts und die Rivalität zwischen uns und ausgelassenes Fest. merken, dass man immer wie- den Preußen nach wie vor vor- Für einige Lacher sorgten zwei der mit dem Ost-West-Konfl ikt handen ist. Man duldet nie- in der Fanszene sehr bekannte zu kämpfen hat. Da muss man manden, der mal das schwarz- Eisbärenfans, die ihren Wettein- schon sagen: Der Titel tut gut. weiß-rote Trikot getragen hat satz einlösen und nackt durch Stadionwelt: Glaubt ihr, dass ihr und nur des Erfolgs wegen bei das Brandenburger Tor laufen durch den Titel einen größeren uns steht. Foto: Fanatics Ost mussten.

Handball Final Four – Pokalturnier der Superlative

Mitte April trafen sich die vier große Lücken aufwies. Dafür auf dem Programm. Auch hier offen – hatten die knapp 3.000 besten Pokalmannschaften peitschten die Grün-Weißen ihr zeigten sich die Göppinger Fans SG-Fans zunächst mit „Hier re- Deutschlands in der Hamburger Team im Spiel lautstark nach gut vorbereitet und präsentier- giert die Hölle Nord!“ dominiert, Color Line Arena. Neben dem vorne. ten ein großes Banner mit der hörte man kurz vor Schluss nur Titelverteidiger aus Flensburg Im zweiten Halbfi nale standen Aufschrift: „Europa: Wir sind be- ein: „Olé, hier kommt der THW!“ und dem Nordrivalen THW Kiel sich Flensburg und die HSG reit!“. Letztendlich drehte die Mann- gingen mit Nordhorn und Frisch Nordhorn gegenüber. Zum Ein- Trotz des Ausscheidens ließen schaft von der dänischen Gren- Auf! Göppingen auch zwei Außen- laufen präsentierten die Fans es sich die Schwaben jedoch ze jedoch das Spiel noch einmal seiter an den Start. Alle Vereine aus Nordhorn rote und weiße nicht nehmen, im Finale den und bedankte sich anschließend hatten ihr Kontingent von 1.600 Luftballons, die Ultras Flensburg Flensburger Block zu verstär- bei der Fanallianz Flensburg / Tickets an den Fan gebracht, und tauchten den Block in ein blau- ken. Dort gab es neben etlichen Göppingen. so setzte eine wahre Faninvasion weiß-rotes Fahnenmeer, während Doppelhaltern wieder die großen Zurück in Flensburg bereiteten in die Hansestadt ein. die Göppinger sich revanchierten Schwenkfahnen. die Fördestädter ihren Helden Das Halbfi nale Frisch Auf! Göp- und das Team aus Flensburg Die Stimmung der beiden Fan- auf dem Nordermarkt einen pingen gegen den THW Kiel er- anfeuerten. Was offensichtlich lager war eines Finales wür- gebührenden Empfang. Ben- öffnete das Turnier. Da sich die half, denn in der Verlängerung dig. Die THW-Fans überzeugten galische Lichter erhellten den Fans der Evergreens Göppingen behielt Flensburg mit 38:36 die durch Lautstärke, die SG-An- Nachthimmel und das Freibier und der Ultras Flensburg schon Oberhand. hänger durch Abwechslungs- fl oss in Strömen. Für die SG- im Vorfeld bei den Ligaspielen Nach den beiden Halbfi nals blieb reichtum. Wie auf dem Feld war Fans ging ein erfolgreiches Wo- gut verstanden, plante man es erstaunlich ruhig zwischen den die Partie auch auf den Rängen chenende zu Ende. eine Gemeinschaftsaktion. Ein einzelnen Fangruppen, obwohl Spruchband wurde gefertigt, der DHB Flensburger und Kieler von dem beide Gruppen einen Fans in eine Kurve gesetzt hatte. Teil malten. „Hölle Süd und Höl- Wie diese Anordnung zustande le Nord! Gemeinsam rocken wir kam, bleibt wohl ein Geheimnis Hamburg!“, war in den Fankurven des Veranstalters, jedoch kann zu lesen und so standen die ca. der DHB froh sein, dass die Color 3.000 THW-Fans nicht nur 1.600 Line Arena einen sehr umsichti- Göppingern, sondern auch knapp gen Ordnungsdienst hat. 2.700 Flensburgern gegenüber. Am zweiten Tag stand – ein No- Zum Einlaufen präsentierten die vum in der Pokalgeschichte – zu- Göppinger zwei Blockfahnen, die nächst das Spiel um den dritten von einer Zettelchoreo umrandet Platz und die damit verbundene werden sollte, die aber leider direkte Europapokalqualifi kation Freunde: Spruchband der Göppinger und Flensburger Fans Foto: Sven Anker

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s104_fannews Handball Eishockey.indd Abs1:104 24.05.2005 16:54:00 Fan-News Fan-News

EHC Dynamo erstmals gesamtdeutscher Eishockeymeister „Der Titel tut gut!“ „Alle Mann zum Rathaus“ Zum Roten Rathaus, wo die Mannschaft vom Bürgermeister Unbeschreiblicher Jubel brach Straßen und präsentierte dabei empfangen werden sollte, or- um Punkt 21:42 Uhr im heimi- ein „150 % Anti-Mannheim“-Ban- ganisierten die Eisbärenfans in schen Wellblechpalast aus, als ner. Die besondere Abneigung einer spontanen Aktion eine De- die Eisbären die Adler Mann- der Berliner gegenüber Mann- monstration. Ca. 400 Anhänger heim mit 4:1 besiegt und damit heim beruht auf einigen massi- machten sich lautstark auf den Foto: Fanatics Ost die Best-of-Five Serie mit 3:0 ge- ve Zwischenfällen; insbesonde- fast zweistündigen Fußmarsch. wonnen hatten. re mit der Mannheimer Polizei Stadionwelt: Was bedeutet Zuschauerzuspruch aus West- Aufgrund der kurzen Vorberei- machten die Eisbärenfans in euch, als ostdeutsche Fansze- berlin erhalten werdet? tungszeit war von Seiten der den letzten Jahren negative Er- ne in der DEL, die erste gesamt- Taubitz: Der Verein macht schon Berliner zu keinem der beiden fahrungen. deutsche Meisterschaft? seit Jahren Werbung in Westbe- Heimspiele eine Choreografi e Die drei Aufeinandertreffen der Taubitz: Wir freuen uns weit- zirken und versucht, Fans nach geplant; man konzentrierte sich großen Rivalen fanden alle auf aus mehr über den Gewinn als Hohenschönhausen zu locken. ganz auf die akustische Unter- hohem sportlichen Niveau statt, über die ostdeutschen Meister- Man merkt durch Gespräche, stützung des Teams. letztlich behielten jedoch klar schaften. Unsere Titel wurden dass bereits heute viele Fans Beim einzigen Spiel in Mann- die Eisbären die Überhand. in Deutschland nie richtig von vom anderen Stadtende zu uns heim zog man hingegen mit ca. Trotz der großen Euphorie in anderen Fans anerkannt. Jahre- kommen und mit Stolz das Bä- 500 Fans durch Mannheims der Serie sahen die Fans von lang wurde man im Westen als rentrikot tragen und alle Lieder Choreo der Bonner: schwarz die Saison, magenta unsere Herzen, sonnig das Wochenende Foto: Andreas Kleist einem Sturm des Eises in Ber- „Ossi“ beschimpft, was eben auswendig kennen. lin-Hohenschönhausen ab und doch viele Leute geprägt hat. In der Szene wird dies manch- feierten stattdessen mit 2005 Viele der alten Fans fahren heu- mal mit Skepsis gesehen, da Litern Freibier vor der Halle ein te noch oft mit auswärts und die Rivalität zwischen uns und Der Fanpokal geht an Bonn ausgelassenes Fest. merken, dass man immer wie- den Preußen nach wie vor vor- Für einige Lacher sorgten zwei der mit dem Ost-West-Konfl ikt handen ist. Man duldet nie- Beim Top 4 der Basketball-Bundesliga kämpfen nicht nur die Teams um den in der Fanszene sehr bekannte zu kämpfen hat. Da muss man manden, der mal das schwarz- Eisbärenfans, die ihren Wettein- schon sagen: Der Titel tut gut. weiß-rote Trikot getragen hat Pokalsieg, sondern auch der jeweilige Anhang um den Fanpokal. satz einlösen und nackt durch Stadionwelt: Glaubt ihr, dass ihr und nur des Erfolgs wegen bei das Brandenburger Tor laufen durch den Titel einen größeren uns steht. m Wochenende vor den Play- ihrer Spieler und orange Din-A2-Pap- Foto: Fanatics Ost mussten. offs in der Basketball-Bundesli- pen mit schwarzen Buchstaben – leider Aga stand am 7. und 8. Mai noch ergaben diese allerdings nur einen un- das Top 4 Pokalturnier in Frankfurt leserlichen Buchstabensalat. Während an. Hier treten die letzten vier noch im die Kölner das Spiel für sich entschei- Handball Pokal verbliebenen Teams an, um die den konnten, dominierten die Lud- Final Four – Pokalturnier der Superlative Halb nals und am nächsten Tag das wigsburger das Duell auf den Rängen. Finale auszuspielen. Gleichzeitig ver- Beim zweiten Halb nale, Frankfurt ge- Mitte April trafen sich die vier große Lücken aufwies. Dafür auf dem Programm. Auch hier offen – hatten die knapp 3.000 leiht die BBL den Fanpokal an die am gen Bonn, traten dann die beiden grö- besten Pokalmannschaften peitschten die Grün-Weißen ihr zeigten sich die Göppinger Fans SG-Fans zunächst mit „Hier re- ganzen Wochenende überzeugends- ßeren Fangruppen gegeneinander an. Deutschlands in der Hamburger Team im Spiel lautstark nach gut vorbereitet und präsentier- giert die Hölle Nord!“ dominiert, te Fangruppe. Die Frankfurter zeigten eine Zettelcho- Color Line Arena. Neben dem vorne. ten ein großes Banner mit der hörte man kurz vor Schluss nur Der Großteil der 4.500 Zuschauer in reo in ihren Vereinsfarben. Der spätere Titelverteidiger aus Flensburg Im zweiten Halbfi nale standen Aufschrift: „Europa: Wir sind be- ein: „Olé, hier kommt der THW!“ der Frankfurter Ballsporthalle sympa- Fanpokalsieger aus Bonn fuhr mit einer Michael Kleist Foto: Stadionwelt und dem Nordrivalen THW Kiel sich Flensburg und die HSG reit!“. Letztendlich drehte die Mann- thisierte mit dem Heimteam, den Skyli- 20 x 9 Meter großen Blockfahne etwas gingen mit Nordhorn und Frisch Nordhorn gegenüber. Zum Ein- Trotz des Ausscheidens ließen schaft von der dänischen Gren- ners aus Frankfurt. Die zweitgrößte Fan- größere Geschütze auf. „Leider klappte schein kommen. „Einige Fans zogen Auf! Göppingen auch zwei Außen- laufen präsentierten die Fans es sich die Schwaben jedoch ze jedoch das Spiel noch einmal seiter an den Start. Alle Vereine aus Nordhorn rote und weiße nicht nehmen, im Finale den und bedankte sich anschließend schar stellten die Bonner, die mit rund die Choreo nicht wie geplant“, erläutert leider zu stark, sodass direkt die ganze hatten ihr Kontingent von 1.600 Luftballons, die Ultras Flensburg Flensburger Block zu verstär- bei der Fanallianz Flensburg / 800 Fans anreisten. Köln mit knapp 200 Michael Kleist (22), 1. Vorsitzender des Blockfahne auseinander gezogen wur- Tickets an den Fan gebracht, und tauchten den Block in ein blau- ken. Dort gab es neben etlichen Göppingen. und Ludwigsburg mit etwa 150 stellten Bonner Fanclubs „Die Fans – Defense“. de.“ Das Duell auf den Rängen endete so setzte eine wahre Faninvasion weiß-rotes Fahnenmeer, während Doppelhaltern wieder die großen Zurück in Flensburg bereiteten die kleinsten Delegationen. Die Fans Zuerst sollte nur die schwarze Folie in Unentschieden, doch das Spiel konnten in die Hansestadt ein. die Göppinger sich revanchierten Schwenkfahnen. die Fördestädter ihren Helden aus der Domstadt traten geschlossen der Mitte zu sehen sein, dann einige die Bonner knapp für sich entscheiden. Das Halbfi nale Frisch Auf! Göp- und das Team aus Flensburg Die Stimmung der beiden Fan- auf dem Nordermarkt einen auf, indem sie vom Verein gestiftete rote hundert vorbereitete magentafarbene Das rein rheinische Finale am Sonntag pingen gegen den THW Kiel er- anfeuerten. Was offensichtlich lager war eines Finales wür- gebührenden Empfang. Ben- T-Shirts trugen. Außerdem hängten sie Herzen aus Papier und erst dann sollte gewannen die Kölner dann relativ si- öffnete das Turnier. Da sich die half, denn in der Verlängerung dig. Die THW-Fans überzeugten galische Lichter erhellten den einige Spruchbänder zwischen Ober- die Folie auseinander gezogen werden cher. Die sportlich unterlegenen Bas- Fans der Evergreens Göppingen behielt Flensburg mit 38:36 die durch Lautstärke, die SG-An- Nachthimmel und das Freibier und Unterrang auf. Die Ludwigsburger – und das Motiv mit dem Baskets-Logo, kets-Fans tröstete nur der Gewinn des und der Ultras Flensburg schon Oberhand. hänger durch Abwechslungs- fl oss in Strömen. Für die SG- präsentierten beim Intro Länderfahnen das nach dem Pokal greift, zum Vor- Fanpokals. ��Georg Ruge im Vorfeld bei den Ligaspielen Nach den beiden Halbfi nals blieb reichtum. Wie auf dem Feld war Fans ging ein erfolgreiches Wo- gut verstanden, plante man es erstaunlich ruhig zwischen den die Partie auch auf den Rängen chenende zu Ende. eine Gemeinschaftsaktion. Ein einzelnen Fangruppen, obwohl Spruchband wurde gefertigt, der DHB Flensburger und Kieler von dem beide Gruppen einen Fans in eine Kurve gesetzt hatte. Teil malten. „Hölle Süd und Höl- Wie diese Anordnung zustande Spruchbänder der Kölner Foto: Stadionwelt le Nord! Gemeinsam rocken wir kam, bleibt wohl ein Geheimnis Hamburg!“, war in den Fankurven des Veranstalters, jedoch kann zu lesen und so standen die ca. der DHB froh sein, dass die Color 3.000 THW-Fans nicht nur 1.600 Line Arena einen sehr umsichti- Göppingern, sondern auch knapp gen Ordnungsdienst hat. 2.700 Flensburgern gegenüber. Am zweiten Tag stand – ein No- Zum Einlaufen präsentierten die vum in der Pokalgeschichte – zu- Göppinger zwei Blockfahnen, die nächst das Spiel um den dritten von einer Zettelchoreo umrandet Platz und die damit verbundene werden sollte, die aber leider direkte Europapokalqualifi kation Freunde: Spruchband der Göppinger und Flensburger Fans Foto: Sven Anker Choreo der Ludwigsburger Foto: Stadionwelt Kölner Fans Foto: Dennys Sidjabat Choreo der Frankfurter Foto: Dennys Sidjabat

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s104_fannews Handball Eishockey.indd Abs1:104 24.05.2005 16:54:00 s105_fannews Basketball.indd 105 24.05.2005 16:58:07 World Games

Sportpark Wedau Foto: Worldgames2005.de Kanupolo und Rollkunstlauf Bei den World Games in Duisburg wird in nicht-olympischen Sportarten gekämpft. Ein Blick auf die Austragunsorte von Disziplinen wie Drachenbootrennen und Tauziehen.

igentlich ist es paradox: Milliarden- ding oder Sumo. Sondern von Squash, Bil- den Fiji-Inseln die Goldmedaille streitig fach hängen die Menschen alle vier lard, Bowling oder Kegeln. zu machen. EJahre bei den Olympischen Spielen Es ist ein bunter Mix aus exotischen und Gleich nebenan, in der Scania Arena, vor den Fernsehgeräten und  ebern bei bekannten Sportarten, der vom 14. bis 24. können bis zu 4.800 Zuschauer Inlineho- Sportarten mit, die sie nur vom Hörensa- Juli in Duisburg und Umgebung beobach- ckey und Rollkunstlauf verfolgen. Beide gen kennen. Wenn hingegen bei den World tet werden kann, und ebenso weit gefächert Disziplinen sind die modernen Varianten Games etliche Volks- und Trendsportarten ist das Angebot der Sportstätten. Einer- traditionsreicher Wintersportarten, insofern zur Aufführung kommen, ist das öffentli- seits bietet die MSV-Arena bei Rugby- und war es naheliegend, hierfür eine Eissport- che Interesse nicht vergleichbar. Jede Wette, American-Football-Spielen Platz für 32.000 halle – wenn auch diesmal ohne Eis – zu dass der Großteil der Leser eine oder mehre- Zuschauer, andererseits passen auf die Tri- verwenden. re Disziplinen der World Games auch selbst büne des Squash-Centers in Mülheim an Es ist gar nicht so einfach, Schwimmdis- schon einmal betrieben hat, vermutlich so- der Ruhr gerade einmal 200 Interessierte. ziplinen zu  nden, die nicht schon lange gar als Wettkampf im Freundeskreis. Nein, Teilweise  nden die Spiele völlig ohne Tri- olympisch sind. Von Synchronschwimmen die Rede ist natürlich nicht von Drachen- bünenaufbauten im freien Gelände statt, über Turmspringen bis Wasserball – überall bootrennen, Flossenschwimmen, Bodybuil- dann wieder wird ein mondänes, ehemali- wurden bereits jüngst in Athen die Sieger ges Musical-Theater zur Sportstätte. Grund gekürt. Überall? Nein, eigentlich blieb sogar Gewinner genug, die Sportstätten einmal genauer zu die wichtigste aller Schwimmdisziplinen In der letzten Ausgabe fragten wir, wel- betrachten. außen vor – das Rettungsschwimmen. Im che Sportarten bei den World Games 2005 in der MSV Arena stattfi nden. Die Die Zentrale: Sportpark Wedau richtige Antwort lautet: American Foot- ball und Rugby. In Duisburg  nden die meisten der Jeweils zwei Karten für eine World Wettkämpfe statt, vor allem der Sport- Games-Veranstaltung im neuen Duisbur- park Wedau wird zur zentralen und ger Stadion haben gewonnen: H.Schmidt vielseitig genutzten Sportbühne. In der (Kaltenkirchen), C. Plönzke (Duisburg), O. MSV-Arena wird die Lederkugel gegen Friderichs (Köln), J.Ginschel (Mannheim), J. Töpperwein (Düsseldorf). Die Gewinner das Leder-Ei getauscht. Bei der Einla- werden in den nächsten Tagen schriftlich dungssportart American Football geht es benachrichtigt. vor allem um den Spaß, beim 7er-Rugby hingegen gilt es, dem Titelverteidiger von Schwimmstadion Foto: Worldgames2005.de

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106-107_world games.indd Abs1:106 24.05.2005 17:01:10 World Games World Games

MSV-Arena Foto: Worldgames2005.de

Schwimmstadion des Sportparks Wedau Menschen zählen mit. Und im Theater am sentiert sich die Einladungssportart Aikido, wird dies nachgeholt, zudem können bis zu Marientor, wo früher im Musical „Les Mi- im Bowlingcenter im Rhein-Ruhr-Zentrum 350 Zuschauer hier auch die Wettkämpfe im sérables“ das ausgehungerte französische geht es vor 400 Zuschauern in die Vollen. Flossenschwimmen verfolgen. Proletariat über die Bühne schlurfte, präsen- Im Squash-Center mit seinen 200 Zuschau- Der Großteil der Wettkämpfe wird je- tieren diesmal vor knapp 1.600 Zuschauer- erplätzen wird ebenso um Medaillen gerun- doch im Sportpark Wedau auf den Außen- plätzen die Bodybuilder ihre hochgezüchte- gen wie im Mülheimer Wald, wo sich die anlagen ausgetragen. Auf der Regattabahn ten Prachtkörper. Bogenschützen im Gegensatz zu Olympia etwa, die über 4.800 Zuschauerplätze ver- Auch die ehemaligen Industrieanlagen auch noch mit den Tücken des Geländes fügt, Wasserski, Kanupolo und das spekta- des Landschaftsparks Duisburg-Nord, die herumschlagen müssen. Sportpark Wedau Foto: Worldgames2005.de kuläre Drachenbootrennen. inzwischen zu einem Eventcenter umfunk- In Oberhausens König-Pilsener-Arena Eine neue Variante des Wasserski, das tioniert wurden, sind in die Spiele einge- werden die Gäste auf den gut 9.000 Plät- Wakeboard-Fahren,  ndet hingegen nicht bunden. Die Gießhalle, eine Außenanlage zen nicht nur optisch, sondern auch akus- auf der Regattabahn, sondern direkt neben- tisch voll auf ihre Kosten kommen. So etwa Kanupolo und Rollkunstlauf an im Strandbad Wedau statt. An den Ufern beim Tanzen, wo seit jeher schmissige Mu- Bei den World Games in Duisburg wird in nicht-olympischen Sportarten gekämpft. Ein rund um das Gewässer mit seiner fest instal- sik die Darbietungen begleitet. Den Motor- lierten Wasserskianlage können sich rund radfans hingegen ist eher das Brummen der Blick auf die Austragunsorte von Disziplinen wie Drachenbootrennen und Tauziehen. 5.000 Zuschauer tummeln. Motoren Musik in den Ohren, beim Indoor- Und noch ein Gewässer des Sportparks Trial werden sie dieses Geräusch wohl aus- igentlich ist es paradox: Milliarden- ding oder Sumo. Sondern von Squash, Bil- den Fiji-Inseln die Goldmedaille streitig wird in das Programm einbezogen: Der giebig genießen können. fach hängen die Menschen alle vier lard, Bowling oder Kegeln. zu machen. Bertasee, in dem die Außendisziplinen der Im Saalbau zu Bottrop ist ein niedrigerer EJahre bei den Olympischen Spielen Es ist ein bunter Mix aus exotischen und Gleich nebenan, in der Scania Arena, Lebensrettung statt nden. Lärmpegel zu erwarten; so niedrig, dass vor den Fernsehgeräten und  ebern bei bekannten Sportarten, der vom 14. bis 24. können bis zu 4.800 Zuschauer Inlineho- Selbstverständlich be nden sich zwi- man beim Pool und Snooker zwar keine Sportarten mit, die sie nur vom Hörensa- Juli in Duisburg und Umgebung beobach- ckey und Rollkunstlauf verfolgen. Beide schen all den künstlichen Gewässern auch Stecknadeln fallen, wohl aber Billardkugeln gen kennen. Wenn hingegen bei den World tet werden kann, und ebenso weit gefächert Disziplinen sind die modernen Varianten noch Frei ächen, so wie der Alfrediplatz, Rhein-Ruhr-Halle Foto: Worldgames2005.de klicken hören kann. Und auch die Wett- Games etliche Volks- und Trendsportarten ist das Angebot der Sportstätten. Einer- traditionsreicher Wintersportarten, insofern der vor allem von den Speed-Skatern in kämpfe im Carambolage sollten eher ge- zur Aufführung kommen, ist das öffentli- seits bietet die MSV-Arena bei Rugby- und war es naheliegend, hierfür eine Eissport- Beschlag genommen wird. Direkt nebenan, mit temporärer Überdachungsmöglichkeit, räuscharm vonstatten gehen. che Interesse nicht vergleichbar. Jede Wette, American-Football-Spielen Platz für 32.000 halle – wenn auch diesmal ohne Eis – zu auf der Dreieckswiese, werden das Tauzie- bietet 1.000 Zuschauern Gelegenheit, das Die angenehmste Geräuschkulisse je- dass der Großteil der Leser eine oder mehre- Zuschauer, andererseits passen auf die Tri- verwenden. hen der Herren (die Damen kämpfen in der Sportklettern zu verfolgen. Und in der Kraft- doch dürfen die Zuschauer rund um das re Disziplinen der World Games auch selbst büne des Squash-Centers in Mülheim an Es ist gar nicht so einfach, Schwimmdis- Sporthalle der Sportschule Wedau) und die zentrale, einer ehemaligen Maschinenhalle Bottroper genießen. Nur ziem- schon einmal betrieben hat, vermutlich so- der Ruhr gerade einmal 200 Interessierte. ziplinen zu  nden, die nicht schon lange Wettbewerbe im Boule ausgetragen. mit Platz für 4.000 Menschen, gehen bei den lich selten wird das Vogelgezwitscher vom gar als Wettkampf im Freundeskreis. Nein, Teilweise  nden die Spiele völlig ohne Tri- olympisch sind. Von Synchronschwimmen Und es stehen viele weitere Schauplät- World Games die Kampfmaschinen aufein- Schnaufen hindurcheilender Orientierungs- die Rede ist natürlich nicht von Drachen- bünenaufbauten im freien Gelände statt, über Turmspringen bis Wasserball – überall ze auf dem Programm. So können in der ander los: Im Karate, Jiu-Jitsu und Sumo. läufer gestört werden, ansonsten könnte bootrennen, Flossenschwimmen, Bodybuil- dann wieder wird ein mondänes, ehemali- wurden bereits jüngst in Athen die Sieger Sporthalle Krefelder Straße 2.300 Gäste die Ähnlich vielseitig wird die Rhein-Ruhr- man fast vergessen, dass man zu Gast bei ges Musical-Theater zur Sportstätte. Grund gekürt. Überall? Nein, eigentlich blieb sogar Spiele des Korfball-Turniers und das Kegeln Halle genutzt. Gleich vier Disziplinen, näm- den World Games ist – einer riesigen Sport- Gewinner genug, die Sportstätten einmal genauer zu die wichtigste aller Schwimmdisziplinen besuchen. In der Rheinhausenhalle  ndet lich Trampolin, Tumbling (eine Mischung veranstaltung inmitten eines der größten �� In der letzten Ausgabe fragten wir, wel- betrachten. außen vor – das Rettungsschwimmen. Im der Kraftdreikampf statt – und bis zu 900 aus Trampolin und Bodenturnen), Sport- Ballungsgebiete Europas. Matthias Ney che Sportarten bei den World Games akrobatik und Hallenhockey. Zwischen 2005 in der MSV Arena stattfi nden. Die Die Zentrale: Sportpark Wedau 2.800 und 4.000 Zuschauer können – je nach richtige Antwort lautet: American Foot- Bestuhlung – die Wettbewerbe besuchen. ball und Rugby. In Duisburg  nden die meisten der Ein Stück vor den Toren der Stadt, Jeweils zwei Karten für eine World Wettkämpfe statt, vor allem der Sport- am Toeppersee, wartet der Sand auf die Games-Veranstaltung im neuen Duisbur- park Wedau wird zur zentralen und Beachvolleyballer. Und wenn alles klappt ger Stadion haben gewonnen: H.Schmidt vielseitig genutzten Sportbühne. In der und die Winde günstig stehen, werden (Kaltenkirchen), C. Plönzke (Duisburg), O. MSV-Arena wird die Lederkugel gegen auch die Fallschirmspringer hier herunter- Friderichs (Köln), J.Ginschel (Mannheim), J. Töpperwein (Düsseldorf). Die Gewinner das Leder-Ei getauscht. Bei der Einla- kommen … werden in den nächsten Tagen schriftlich dungssportart American Football geht es Auch Mülheim/Ruhr ist in die World benachrichtigt. vor allem um den Spaß, beim 7er-Rugby Games eingebunden: In der Rhein-Ruhr- hingegen gilt es, dem Titelverteidiger von Schwimmstadion Foto: Worldgames2005.de Saalbau Bottrop Foto: Worldgames2005.de Sporthalle mit ihrer 2.300er-Kapazität prä- Theater am Marientor Foto: Worldgames2005.de

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106-107_world games.indd Abs1:106 24.05.2005 17:01:10 106-107_world games.indd Abs1:107 24.05.2005 17:00:43 Verkaufsstellen Hier gibt es das Stadionwelt-Magazin: Deutschland – Fan-Projekt-Stand in der Geschäftsstelle� Hannover Aachen – Dynamo-Fanshop, Lennéstr. 12 � AWD-Arena, UH-Stand neben dem Container � Tivoli Stand der IG der Alemannia-Fans und � DSC-Fanprojekt, Geschäftsstelle Steintribüne, des Fanprojektes in der Nordkurve Fanclubs hinter „Der Überdachten“ Pieschener Allee 1 � TUI-Arena, c/o Commando 1924 im Block U10 � Lotto Tabak Presse Stolz, Jülicher Str. 17 Duisburg (bei Spielen von GWD Minden) Aalen � Fan-Projekt, Bürgermeister-Pütz-Straße 123, Jena � Waldstadion, c/o Bianconeri im O-Block Duisburg-Meiderich � Fan-Projekt-Gebäude im Ernst-Abbe-Sportfeld, Ahlen � Wedaustadion, Wohnwagen des Fan-Projekts Oberaue 4 � Wersestadion, Fancontainer hinter Block H hinter der Nordkurve (an Spieltagen) Kaiserslautern � Fanshop der Geschäftsstelle des LR Ahlen, � Sportstudio HundertMeister, Dellplatz 16 a � Gaststätte Underground, Lilienstr. August-Kirchner-Straße, Ahlen Düsseldorf � Fritz-Walter-Stadion, Foto- und Infostand der Aue � Paul-Janes-Stadion, Stand des Generation Luzifer zwischen Block 6 und 7 � Erzgebirgsstadion: Supporters-Clubs hinter der Nordtribüne Karlsruhe − c/o Ultras Im Block O und P � fan & more, Oststraße 10 � Fanprojekt bei den Baden Maniacs, �− Fanprojektstand - oberhalb der großen Treppe � Jeck’Jedöns, Bergerstraße 11−13 Moltkestraße 22 � Im Fan-Shop Erzgebirge, Auerhammerstraße 4 � Hitsville, Wallstraße 21 � Wildpark-Stadion, am Supporters-Container � Fan-Projekt, Goethestr. 24 � Kiosk Gladbacher Straße 15 hinter der Gegengerade Bad Nauheim � Presse & Buch Grauert im Hauptbahnhof, � Bahnhofsbuchhandlung, Bahnhofsplatz 1 � Colonel-Knight-Stadion, Stand der Fanatics Bad Konrad-Adenauer Platz 14 Kassel Nauheim hinter der Südkurve Erfurt � Fanpoint, Friedrichsplatz 8 Berlin � Steigerwaldstadion, Fanhaus neben dem Kiel � Fanstand der Harlekins Berlin, im Haupteingang � Holstein-Stadion, Container der Fanvereinigung Olympiastadion vor der Ostkurve Erkenschwick „Holstein Supporters“ am Haupteingang � Stand des V.I.R.U.S. e.V neben dem Fanshop � Stimbergstadion, c/o Supporters Erkenschwick Stehplatz des 1. FC Union, Hämmerlingstr. auf dem Stehplatzblock der Hauttribüne Kleve � Hertha BSC-Geschäftstellen-Fanshop, Essen � Stadion auf der Welbershöhe, Fanartikelbude Hanns-Braun-Str., Friesenhaus 2 � Georg-Melches-Stadion, c/o Ultras Essen, Krefeld � Hertha BSC-Fanshop: Infostand der Ultras hinter der Nordtribüne � Grotenburg, „Ultra Bude“ unter der Süd/Haupt- �– Europa-Center, Breitscheidplatz � kGroup BHG Essen, Hauptbahnhof tribüne �– Gropiuspassagen, Berlin-Neukölln Flensburg � Reiseagentur Jenkes, Traerer Str. 66, Uerdingen � Olympiastadion, Fan-Stand vor dem Eingang der � Campushalle, Stand der Hölle Nord / Ultras Koblenz Ostkurve Flensburg hinter der Nordtribüne � Stadion Oberwerth, c/o Inferno Koblenz in der � Union-Fanshop, Hämmerlingstr. 80-88 Frankfurt Nordkurve � Amateurstadion, Stand von „Imperia Berlin“ � Eintracht-Shop, Bethmannstr. 10 Köln am Haupteingang (bei Spielen der Hertha- � Schmitt & Hahn, Buch und Presse im Haupt- � Kiosk Auerbachplatz, Köln-Sülz Amateure) bahnhof � Kiosk Euro Trend, Venloer Str. 412, Ehrenfeld � kGroup BHG Fernbahnhof Zoo, Hardenbergplatz 3 Freiburg � RheinEnergieStadion: Bielefeld � badenova-Stadion, Fanshop im Fanhaus hinter – Infostand des Fan-Projekts hinter Block S3 � Schücoarena, c/o Boys Bielefeld − Im Raum der Nordtribüne �– Wilde-Horde-Stand hinter Block S3 des Fanprojekts Bielefeld e.V. unter Block 3 � Bahnhofsbuchhandlung, Bismarckallee 3 � Joe Champs, Hohenzollernring 1−3 Bietigheim-Bissingen Fulda � Indoor Soccer Wessels, Ottostr. 7 � Eisstsadion Ellental, Fanshop neben dem � Stadion Johannisau, c/o Party Legion � Tabak-Lotto-Zeitschriften im Stadthaus Deutz, Eingang und c/o Icehawks auf der Osthessen in Block C Willy-Brandt-Platz 2 Gegengeraden, Mitte � SCB-Fankneipe „Volltreffer“, Magdeburger Str. 7 Leipzig Bocholt Fürth � Bruno-Plache-Stadion: � Am Hünting, Fanartikelstand am Haupteingang � Playmobilstadion, Stand der Ultras Fürth hinter − Inferno-Verkaufsstand im Dammsitz-Bereich Bochum Block 3 − Stand von Scenario Lok am Haupteingang � Ruhrstadion, Infostand der Ultras Bochum am Gelsenkirchen � Zentralstadion, Diablos-Fanstand in Sektor B Marathontor, Nordwestecke � Abseits-Shop, Hansemannstr. 24 Leverkusen Bonn � Cafe Central, Weberstr. 18 � BayArena, Verkaufsstand Ultras Leverkusen in � Kiosk Pütz, Langemarckstr. 29, Oberkassel � Fan Projekt, Glückauf-Kampfbahn, der Fankiste am C-Block Brandenburg Kurt-Schumacher-Str. Lübeck � Stadion am Quenz, Fanshop auf der Haupttribüne � Arena AufSchalke: � Lohmühle, Fancontainer, links neben der alten Braunschweig − Verkaufs-Container des SFCVs am Museum Haupttribüne � Stadion an der Hamburger Straße, Fanstand (nur bei Heimspielen) � Fanshop „Der 12. Mann“, Fleischhauerstr. 41 zwischen Block 8 und 9 der Südkurve �− c/o Ultras GE, Nordkurve in Block 4 und 5 Magdeburg Bremen �− UGE-Stand hinter Block N5/N6 in der Nordkurve � Heinrich-Germer-Stadion, Stand der Blue Gene- � Weser-Stadion, Stand der Eastside im � SFCV-Geschäftsstelle, Ebertstraße 20 ration Ostkurvensaal � „Mein Gelsenkirchen“, Kurt-Schumacher-Str. 129 Mainz Brühl Gladbeck � Stadion am Bruchweg: � Stadionwelt-Büro, Schlossstr. 23 � Lotto-Tabak-Presse Schmidt, Hochstr. 10 – Fancontainer zwischen der Süd- und der � Lotto-Toto-Zeitschriften Rothenbüchler, Kirchstr. 1 (im Karstadt) Haupttribüne Burghausen Gütersloh �– Stand der Ultraszene Mainz hinter der Südtri- � Wacker-Arena, Stadionbüro � Heidewaldstadion, c/o die „Aktiven büne am Haupteingang Gütersloher“ in der Kurve unter der Uhr � Fancafé im Haus der Jugend, Mitternachtsgasse 8 Cottbus Hagen Mannheim � Stadion der Freundschaft: � Die Fankurve, Obere Wasserstraße 2 � Carl-Benz-Stadion, Ultra-Stand hinter der – Fancontainer am Haupteingang Hamburg Ostkurve �– c/o Ultima Raka in Block I � Fanladen St. Pauli, Brigittenstraße 3 � Bahnhofsbuchhandlung, Bahnhofsplatz 17 Dortmund � HSV-Fan-Projekt, Stresemannstr. 162 Meppen � Westfalenstadion, c/o schwatzgelb, � HSV City Store, Schmiedestr. 2, Ecke � Kiosk „Süße Ecke“, Esterfelder Stiege 27 am „Büdchen“, dem Faninfostand Mönckebergstr. Minden am Aufgang zu Block 12 � AOL Arena, Supporters-Club-Stand, Ebene 4 der � Tabakwaren Oevermann, Stiftsallee 23 Dresden Nordtribüne (nur bei Heimspielen) � Kampa-Halle, c/o Commando 1924 im unteren � Rudolf-Harbig-Stadion: � Stilke (HBF), Glockengießerwall A-Block

108 Stadionwelt 06/2005

s108-109_Vertriebsstellen_Impressum.indd 108 24.05.2005 17:06:01 Verkaufsstellen Impressum

München Wolfenbüttel � Erstes Münchener Sportantiquariat, � Kartenforum, Bahnhofstr. 6a Hier gibt es das Stadionwelt-Magazin: Fraunhoferstr. 21 Wolfsburg Impressum Deutschland – Fan-Projekt-Stand in der Geschäftsstelle� Hannover � Sussmann’s (HBF), Arnulfstr. 3 � VW-Arena; in der Woche bei den Fanbeauftrag- Aachen – Dynamo-Fanshop, Lennéstr. 12 � AWD-Arena, UH-Stand neben dem Container � Sussmann’s (OstHBF), Orleansplatz 10 ten, an Spieltagen am Supporters-Stand im 2. Jahrgang � Tivoli Stand der IG der Alemannia-Fans und � DSC-Fanprojekt, Geschäftsstelle Steintribüne, des Fanprojektes in der Nordkurve Münster Nordkurvensaal und im FanEck auf der Prome- Fanclubs hinter „Der Überdachten“ Pieschener Allee 1 � TUI-Arena, c/o Commando 1924 im Block U10 � Preußenstadion, Stand der Curva Monasteria, nade am Aufgang B Redaktionsanschrift: � Lotto Tabak Presse Stolz, Jülicher Str. 17 Duisburg (bei Spielen von GWD Minden) am Stadion-Eingang Hammer Straße Worms Stadionwelt Aalen � Fan-Projekt, Bürgermeister-Pütz-Straße 123, Jena Mönchengladbach � Wormatia-Stadion, Stand der Supporter Worms Schlossstraße 23, 50321 Brühl � Waldstadion, c/o Bianconeri im O-Block Duisburg-Meiderich � Fan-Projekt-Gebäude im Ernst-Abbe-Sportfeld, � Borussia-Park, Infostand des FP-MG Supporters am Aufgang zur Haupttribüne Ahlen � Wedaustadion, Wohnwagen des Fan-Projekts Oberaue 4 Clubs hinter der Nordkurve Block 16 Wuppertal E-Mail: [email protected] � Wersestadion, Fancontainer hinter Block H hinter der Nordkurve (an Spieltagen) Kaiserslautern � Fanladen des FP-MG Supporters Clubs, � Stadion am Zoo, Stand der „Wuppertaler Sup- Telefon: 0 22 32 / 57 72 0 � Fanshop der Geschäftsstelle des LR Ahlen, � Sportstudio HundertMeister, Dellplatz 16 a � Gaststätte Underground, Lilienstr. Eickener Markt 156b porter Vereinigung“ auf dem Stadionvorplatz Fax: 0 22 32 / 57 72 12 August-Kirchner-Straße, Ahlen Düsseldorf � Fritz-Walter-Stadion, Foto- und Infostand der Nürnberg � Die Fankurve, Friedrich-Engels-Allee 322, Barmen Aue � Paul-Janes-Stadion, Stand des Generation Luzifer zwischen Block 6 und 7 � FCN-Fan-Shop am Valznerweiher, Zwickau Stadionwelt im Internet: � Erzgebirgsstadion: Supporters-Clubs hinter der Nordtribüne Karlsruhe Valznerweiherstraße 200 � Westsachsenstadion: Infostand des Fanprojekts, www.stadionwelt.de − c/o Ultras Im Block O und P � fan & more, Oststraße 10 � Fanprojekt bei den Baden Maniacs, � FCN-Fan-Shop, Ludwigstraße 46 Turmaufgang links, neben Cateringbereich �− Fanprojektstand - oberhalb der großen Treppe � Jeck’Jedöns, Bergerstraße 11−13 Moltkestraße 22 � Schmitt & Hahn, Buch und Presse, Bahnhofs- Herausgeber: Thomas Krämer � Im Fan-Shop Erzgebirge, Auerhammerstraße 4 � Hitsville, Wallstraße 21 � Wildpark-Stadion, am Supporters-Container platz 9 Österreich � Fan-Projekt, Goethestr. 24 � Kiosk Gladbacher Straße 15 hinter der Gegengerade Oberhausen Graz Redaktionsleitung: Bad Nauheim � Presse & Buch Grauert im Hauptbahnhof, � Bahnhofsbuchhandlung, Bahnhofsplatz 1 � Stadion Niederrhein, c/o Handtuchmafi a ’99, � Arnold-Schwarzenegger-Stadion: Stefan Diener (V.i.S.d.P.) � Colonel-Knight-Stadion, Stand der Fanatics Bad Konrad-Adenauer Platz 14 Kassel in der Emscherkurve (Handverkauf bis der neue – Stand der Grazer Sturmfl ut vor Sektor 25 ([email protected]) Nauheim hinter der Südkurve Erfurt � Fanpoint, Friedrichsplatz 8 IGF-Container steht) (Bei Heimspielen von Sturm) Ingo Partecke ([email protected]) Berlin � Steigerwaldstadion, Fanhaus neben dem Kiel Offenbach �– c/o Hardknocks im Sektor 25 � Fanstand der Harlekins Berlin, im Haupteingang � Holstein-Stadion, Container der Fanvereinigung � Bieberer Berg, ERWIN-Stand vor dem (Bei Heimspielen des GAK) Redaktion: Olympiastadion vor der Ostkurve Erkenschwick „Holstein Supporters“ am Haupteingang Fan-Projekt-Container unter der Oriontribüne Innsbruck Nicolas Quensell ([email protected]) � Stand des V.I.R.U.S. e.V neben dem Fanshop � Stimbergstadion, c/o Supporters Erkenschwick Stehplatz Oldenburg � Stand der „Verrückten Köpfe“ im Tivoli Nord Johannes Schäfer ([email protected]) des 1. FC Union, Hämmerlingstr. auf dem Stehplatzblock der Hauttribüne Kleve � Oldenburger Faninitiative (OFI) im Block J 1 – 2 Klagenfurt Maik Thesing ([email protected]) � Hertha BSC-Geschäftstellen-Fanshop, Essen � Stadion auf der Welbershöhe, Fanartikelbude � Fan-Projekt, Bahnhofstraße 23 � Wörthersee-Stadion: Hanns-Braun-Str., Friesenhaus 2 � Georg-Melches-Stadion, c/o Ultras Essen, Krefeld Osnabrück – Stand der Amigos in der Nordkurve unter der Mitarbeiter dieser Ausgabe (Text & Foto): � Hertha BSC-Fanshop: Infostand der Ultras hinter der Nordtribüne � Grotenburg, „Ultra Bude“ unter der Süd/Haupt- � osnatel ARENA, Bremer Brücke, Anzeigetafel Michael Seiss, Stuart Dykes, René Galuba, �– Europa-Center, Breitscheidplatz � kGroup BHG Essen, Hauptbahnhof tribüne Info-Stand der Violet Crew in der Ostkurve �– Stand der Barrakudas in der Südkurve Pascal Göllner, Matthias Ney, Randolf Pfeil, �– Gropiuspassagen, Berlin-Neukölln Flensburg � Reiseagentur Jenkes, Traerer Str. 66, Uerdingen Paderborn Pasching Jens Presche, Tobias Rathjen, Mike Red- � Olympiastadion, Fan-Stand vor dem Eingang der � Campushalle, Stand der Hölle Nord / Ultras Koblenz � Hermann-Löns-Stadion, Fanshop an der Ge- � Waldstadion, c/o Superiors im Block Süd mann, Andreas Schulte, Gerrit Starczewski, Ostkurve Flensburg hinter der Nordtribüne � Stadion Oberwerth, c/o Inferno Koblenz in der schäftsstelle Salzburg Stefan Zwing, Carsten Germann, Alexander � Union-Fanshop, Hämmerlingstr. 80-88 Frankfurt Nordkurve Ratingen � Stadion Wals, Tough-Guys-Theke in der Südtribüne Sodl, Michael Titgemeyer, Volker Goll, Tho- � Amateurstadion, Stand von „Imperia Berlin“ � Eintracht-Shop, Bethmannstr. 10 Köln ��Tabak, Zeitschriften, Lotto Porp, Feldstr. 1 Wien mas Starke, Matthias Bürgel, Felix Guth, Jörg am Haupteingang (bei Spielen der Hertha- � Schmitt & Hahn, Buch und Presse im Haupt- � Kiosk Auerbachplatz, Köln-Sülz Regensburg � Franz-Horr-Stadion, Stand von „Austria 80“ auf Mardo, Helga Wolf, Sven Anker, Thomas Hil- Amateure) bahnhof � Kiosk Euro Trend, Venloer Str. 412, Ehrenfeld � Jahnstadion, Infostand der Ultras Regensburg der Westtribüne mes, Markus Schmalz, Andy Sanders, Roland � kGroup BHG Fernbahnhof Zoo, Hardenbergplatz 3 Freiburg � RheinEnergieStadion: hinter Block G � goalgetter.at, Argentinierstraße 28/1/3 Solich, Christian Meister, Erik Eggers, Anouk Bielefeld � badenova-Stadion, Fanshop im Fanhaus hinter – Infostand des Fan-Projekts hinter Block S3 Remscheid � Gerhard-Hanappi-Stadion, Stand der Ultras Laddach, Paul Haines, Georg Ruge � Schücoarena, c/o Boys Bielefeld − Im Raum der Nordtribüne �– Wilde-Horde-Stand hinter Block S3 � Röntgenstadion, c/o Ultras Remscheid in Block Rapid am Süd-Aufgang zu Block West des Fanprojekts Bielefeld e.V. unter Block 3 � Bahnhofsbuchhandlung, Bismarckallee 3 � Joe Champs, Hohenzollernring 1−3 A der Haupttribüne � Buchhandlung Godai, Maria-Hilfer-Str. 169 Titelgestaltung & Layout: Bietigheim-Bissingen Fulda � Indoor Soccer Wessels, Ottostr. 7 Reutlingen Helga Wolf, Kilian Schlang � Eisstsadion Ellental, Fanshop neben dem � Stadion Johannisau, c/o Party Legion � Tabak-Lotto-Zeitschriften im Stadthaus Deutz, � Stadion Kreuzeiche, Infostand der CrossOaks Schweiz Eingang und c/o Icehawks auf der Osthessen in Block C Willy-Brandt-Platz 2 hinter Block E Aarau Bildbearbeitung: Michael Friebe (x-tm.de) Gegengeraden, Mitte � SCB-Fankneipe „Volltreffer“, Magdeburger Str. 7 Leipzig Rostock � Brügglifeld, c/o Affenkasten Tequila Front im Bocholt Fürth � Bruno-Plache-Stadion: � Hansa-Fanprojekt, Kopernikusstr. 17a Fanblock Gegengerade Nachrichtendienste: dpa � Am Hünting, Fanartikelstand am Haupteingang � Playmobilstadion, Stand der Ultras Fürth hinter − Inferno-Verkaufsstand im Dammsitz-Bereich Saarbrücken Basel Bochum Block 3 − Stand von Scenario Lok am Haupteingang � Ludwigsparkstadion, c/o 1. FCS Supporters � Bei Inferno Basel in der Muttenzerkurve des Anzeigenleitung: Thomas Krämer � Ruhrstadion, Infostand der Ultras Bochum am Gelsenkirchen � Zentralstadion, Diablos-Fanstand in Sektor B Club 1995 in Block D1 St.-Jakob-Parks Marathontor, Nordwestecke � Abseits-Shop, Hansemannstr. 24 Leverkusen Siegen Bern Vermarkter: TripleDoubleU (Hamburg) Bonn � Cafe Central, Weberstr. 18 � BayArena, Verkaufsstand Ultras Leverkusen in � Leimbachstadion, Fanprojekt und � Neufeld-Stadion, „gäubschwarzsüchtig“- Telefon: 0 40 / 89 06 69-0 � Kiosk Pütz, Langemarckstr. 29, Oberkassel � Fan Projekt, Glückauf-Kampfbahn, der Fankiste am C-Block Brigada Siegena im Fanblock Fanshop Eingang Brückfeld-Strasse E-Mail: [email protected] Brandenburg Kurt-Schumacher-Str. Lübeck Solingen St. Gallen � Stadion am Quenz, Fanshop auf der Haupttribüne � Arena AufSchalke: � Lohmühle, Fancontainer, links neben der alten � Stadion am Herrmann-Löns-Weg, c/o Northside � Espenmoos, c/o Green Fires in der Südkurve Druck: Gronenberg Braunschweig − Verkaufs-Container des SFCVs am Museum Haupttribüne Nuns auf der Tribüne Thun Albert-Einstein-Straße 10, 51674 Wiehl � Stadion an der Hamburger Straße, Fanstand (nur bei Heimspielen) � Fanshop „Der 12. Mann“, Fleischhauerstr. 41 Stuttgart � Stadion Lachen, c/o am Fan-Projekt Tisch in zwischen Block 8 und 9 der Südkurve �− c/o Ultras GE, Nordkurve in Block 4 und 5 Magdeburg � Degerloch, Waldaustadion, Fanstand neben der Aebikurve und im FC Thun-Fanshop (beim Einzelpreis in Deutschland: Bremen �− UGE-Stand hinter Block N5/N6 in der Nordkurve � Heinrich-Germer-Stadion, Stand der Blue Gene- dem Aufgang zum Block B Eingang zum Sektor A) 3,50 Euro inkl. 7 % MwSt � Weser-Stadion, Stand der Eastside im � SFCV-Geschäftsstelle, Ebertstraße 20 ration � Gottlieb-Daimler-Stadion, Fanwagen des VfB-Anhän- Winterthur Ostkurvensaal � „Mein Gelsenkirchen“, Kurt-Schumacher-Str. 129 Mainz gerverbands Stuttgart e.V. in der Cannstatter Kurve � Libero Bar, Stadion Schützenwiese Jahres-Abonnementpreis in Deutschland: Brühl Gladbeck � Stadion am Bruchweg: Trier Zürich 32,50 Euro (inkl. Zustellgebühren und � Stadionwelt-Büro, Schlossstr. 23 � Lotto-Tabak-Presse Schmidt, Hochstr. 10 – Fancontainer zwischen der Süd- und der � Moselstadion, Stand des Supporters Clubs im � Sportantiquariat Germond, Frankengasse 6 7 % MwSt) � Lotto-Toto-Zeitschriften Rothenbüchler, Kirchstr. 1 (im Karstadt) Haupttribüne Fanshop am Haupteingang Burghausen Gütersloh �– Stand der Ultraszene Mainz hinter der Südtri- Ulm Belgien Jahres-Abonnementpreis in Europa: � Wacker-Arena, Stadionbüro � Heidewaldstadion, c/o die „Aktiven büne � Donaustadion, Stand der Supporters Ulm am Eupen 45,00 Euro (inkl. Zustellgebühren und am Haupteingang Gütersloher“ in der Kurve unter der Uhr � Fancafé im Haus der Jugend, Mitternachtsgasse 8 Aufgang zum F10-Block � c/o Zebras Eupen vor dem Haupteingang des 7 % MwSt) Cottbus Hagen Mannheim Unna Kehrwegstadions � Stadion der Freundschaft: � Die Fankurve, Obere Wasserstraße 2 � Carl-Benz-Stadion, Ultra-Stand hinter der � Fanshop „Golden Goal“, Bahnhofstr. 39 g Abo-Bestellung: – Fancontainer am Haupteingang Hamburg Ostkurve Unterhaching Norwegen Internet: www.stadionwelt.de �– c/o Ultima Raka in Block I � Fanladen St. Pauli, Brigittenstraße 3 � Bahnhofsbuchhandlung, Bahnhofsplatz 17 � Sportpark Unterhaching, c/o Haching Suppor- Oslo Telefonisch: 0 22 32 / 57 72 20 Dortmund � HSV-Fan-Projekt, Stresemannstr. 162 Meppen ters Crew neben dem Spielertunnel � Vålerenga Shappen, Vertriebsstelle werden? � Westfalenstadion, c/o schwatzgelb, � HSV City Store, Schmiedestr. 2, Ecke � Kiosk „Süße Ecke“, Esterfelder Stiege 27 Wattenscheid Supporters Store, Stadionwelt-Magazin Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt am „Büdchen“, dem Faninfostand Mönckebergstr. Minden � Lohrheide, c/o Ultras Wattenscheid / Wat geht Pilestrebep 8 eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. weiterverkaufen? Sämtliche Texte und Fotos sind urheberrechtlich am Aufgang zu Block 12 � AOL Arena, Supporters-Club-Stand, Ebene 4 der � Tabakwaren Oevermann, Stiftsallee 23 ab?! in Block C Infos unter: geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Dresden Nordtribüne (nur bei Heimspielen) � Kampa-Halle, c/o Commando 1924 im unteren Wiesbaden schriftlicher Genehmigung. 0 22 32/57 72 26 � Rudolf-Harbig-Stadion: � Stilke (HBF), Glockengießerwall A-Block � Licensing World of Sports, Mauritiusplatz 1

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s108-109_Vertriebsstellen_Impressum.indd 108 24.05.2005 17:06:01 s108-109_Vertriebsstellen_Impressum.indd 109 24.05.2005 17:09:33 Rätsel

Lösung Mai 2005 Rätsel Juni 2005

Gesucht wurde das Lösungswort beste- Finden Sie das Lösungswort heraus und gewinnen Sie hend aus den Buchstaben 1 und 2 von ein Exemplar des Buches „Faszination Fankurve“ Stadt 1, dem Buchstaben 2 von Stadt 2 und den Buchstaben 1 und 2 von Stadt 3. 1 1

2

3 2

3 Im Juni-Rätsel suchen wir eine möglicherweise spielentscheidende Situation. In welchen Städten waren unsere Fotografen unterwegs? Aus den Buchstaben 3, 4 und 6 von Stadt 1, dem Buchstaben 4 und 5 von Stadt 2 und den letzten drei Buchstaben von Stadt 3 ergibt sich das Lösungswort.

Unter den Einsendungen mit richtigem Lösungswort werden 3 Exemplare „Faszination Fankurve“ verlost.

Stadt 1: WUPPERTAL Stadt 2: REGENSBURG Stadionwelt Einsendeschluss: Stadt 3: STOCKHOLM Stichwort: Rätsel 30. Juni 2005 Lösungswort: WURST Schlossstraße 23 D-50321 Brühl Die Gewinner: Die Auflösung erfolgt im August-Heft. Christoph Muhl, 90482 Nürnberg oder per E-Mail (Betreff: „Rätsel“) Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Moritz Lange, 22589 Hamburg mit Angabe der Postadresse an Sven Warnecke, 47239 Duisburg [email protected] * Nur ausreichend frankierte Karten nehmen teil

Das nächste Heft erscheint am 1. August 2005

��Fanszenen-Porträts ��Saisonvorschau ��Fan- und Stadion-News ��Atmo-Fotos ��Stadionporträt München ��…und vieles mehr! ��Stadionporträt Rotterdam

…auch im Internet bei www.stadionwelt.de

110 Stadionwelt 06/2005

s110_Rätsel_Ausblick_neu.indd 110 24.05.2005 01:13:09 Rätsel ImmerImmer direktdirekt dasdas aktuellsteaktuellste Heft!Heft! Lösung Mai 2005 Rätsel Juni 2005 Gesucht wurde das Lösungswort beste- Finden Sie das Lösungswort heraus und gewinnen Sie JetztJetzt dasdas MagazinMagazin abonnieren!abonnieren! hend aus den Buchstaben 1 und 2 von ein Exemplar des Buches „Faszination Fankurve“ Stadt 1, dem Buchstaben 2 von Stadt 2 und den Buchstaben 1 und 2 von Stadt 3. 1 1 2 10 Ausgaben in Folge

����� ����� ����� ����� Nr. 3 �������������������� ����������������� Nr.����������� 2 ���������������� �������������������������������������Stadionwelt�������������� ������������������ ����� ���������������������������������������Das ������������ Fan- und Stadionmagazin www.stadionwelt.de ���������������������������� ������������������ ������Stadionwelt����� ������ ������ Stadionwelt �����������August 2004 ������������ ��������� ���������������� Das Fan- und Stadionmagazin www.stadionwelt.de 3 ����������������������� ������ ������ Juni 2004 2,90 € ������ ���������� 2 �����������2,90����� € ������������������ ������ Nr. 10 ����������������������� ������ �����������w.stadionwelt.de Mai 200 ���������������������������������� ������������������ ����� ww 5 Stadionwelt 3,50 €Juni/Juli 2005Nr. 11 Das Fan- und Stadionmagazin FINALE! 3,50 € Stadionwelt Rückblick 2004/05: Das Fan- und Stadionmagazin www.stadionwelt.de������������������ Countdown Aufstiege & ������������������������������ SaisonendspurzurAbschiede, WM 2006 Das neue Fußballjahr����������������� Choreohighlights…t, ������������������������ Hooligan-Hysterie

3 Im Juni-Rätsel suchen wir eine möglicherweise spielentscheidende Situation. ������������������� In welchen Städten waren unsere Fotografen unterwegs? Aus den Buchstaben 3, 4 und 6 von Stadt 1, dem Buchstaben 4 und 5 von Stadt 2 und den letzten drei Buchstaben von ����������������������������� Stadt 3 ergibt sich das Lösungswort. EM 2004 ���������� Unter den Einsendungen mit richtigem Lösungswort werden 3 Exemplare „Faszination in Portugal ������������������������������������������������ Fankurve“ verlost. Auf über 20 Seiten: �������������� �������������� Sicherheitsdebatte: Alle Stadien ��������������������� �������������������������������������������������������� ������������� Fakten, Mein Fan-Vorberichte ��������������������� ������ Stadt 1: WUPPERTAL ������������������������� Hintergründe ungen, Interview Weitere Schwerpunkte: ������������������������������������������������ onwelt- Einsendeschluss: ��������������������������������������� ����������������� e Stadt 2: REGENSBURG Stadionwelt Weitere Schwerpunkte:

���������������������������� ���� ����������������������������� ����������������� ��� ����������������������������� ���� ���������������������� ������� ������������������������������� ������ ������������� ��������������������� Neu: Stadi ������ ������������ Stadt 3: STOCKHOLM Stichwort: Rätsel ������ ����� ������������ ������������������������������������������� ����������� ������ ������ ������������������� 30. Juni 2005 ���� ������������������� WM-Seri ������ ���� ������� ����� ����������������� ������ ��� �������������� ����� �� ����� ���������������� �� ����������� �������Fanszene M’gladbach ���� ���� �������������� ��������������Fanszene Offe����������� ������� Lösungswort: WURST Schlossstraße 23 ������������� ����������������������� ������������ Stadion���� ������������������ Köln ����� ������� �������� ������������������������������� ����� �������� �������������������������������������� �������������������������� ���������Arenanbach ��������STADIO ��������AufSchalk���������������������������� ������������������ ����NWELTEN�� �����STADIEN �� �������������� ������WM-Stadione Hamburg D-50321 Brühl ����������������������������������szene RW Essen ����� �� ���������� ARENA-NEWS�� �� �������� ������������ ������������������ ������������������������������������������FCK��������� � Umbau Hannover������������HONDURAS ��������������GRIECHENLAND ��������� �� ������������� ��������� �� ���������� �� �����Fan��-News�� ����� und���� F � ������������ �� ���s001��������� �� �� ��������������� ������������ �� ����������� ��� �������� �������� �� 22:48:33 �� ��������� ������ �� ���������� �� �������������_tiSPORTSTÄTTENtel 0 ��s001_ti ����� · �������· STATISTIK26.08.2004 · ST ������ ��������������anszene ��� 1. ����������� 5-2005.indd�� ���������������� 1 tel 11.indd 1 � �� ����� ��otos �� ��� ���� ��������������� ������������������ �� �� YMPISCHE ������· STADION-NEWS � ������� ����� �� �����������Fan-News und ��- Die Gewinner: Die Auflösung erfolgt im August-Heft. �������� �� �����������· OL �������� ����� ADION-NEWS������ ���� ������ Stadien Glasgow Neubau: Allianz����� Arena����� ���������� Fan · STADIONNEWS · ARENA NÜRNBERG ������������ ��������� �� AM ARENA · INTERVIEW: �� ��Fotos �������������� ���� �� �� Th. Brdaric F GUE-FINALE · ARENA-NEWS · F Fanszene Rapid Christoph Muhl, 90482 Nürnberg oder per E-Mail (Betreff: „Rätsel“) Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Fan-News und Fotos · AMSTERD HORST HELDT · Stamfor��� ���� ������������Interview: ������� ADION-NEWS �������� � d Bridge Wien · ST AN-NEWS EISHOCKEARENA-NEWS JÖRG ALBERTZ1 UNGEN · CHAMPIONS LEA · CATERINGFanszene Liver Moritz Lange, 22589 Hamburg mit Angabe der Postadresse an Y / BASKETBALL / HANDBALL Fannews undINTERVIEW: Fotos · STADIONFÜHR pool UFSTEIGER Sven Warnecke, 47239 Duisburg [email protected] * Nur ausreichend frankierte Karten nehmen teil UND A 18 MEISTER

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