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Andreas Ebert Ernst Kistler

Demographischer Wandel und Arbeitsmarkt in den Kreisen am , Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen

Ergebnisse aus dem Projekt Smart Region

Andreas Ebert, Ernst Kistler

Demographischer Wandel und Arbeitsmarkt in den Kreisen , Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen

Ergebnisse aus dem Projekt Smart Region

Stadtbergen, 2007

ISBN 978-3-00-021665-7

Umschlaggestaltung und Textverarbeitung: Andreas Ebert, INIFES gGmbH Textbearbeitung: INIFES gGmbH Druck: Müller Druck,

Kontakt:

Internationales Institut für empirische Sozialökonomie gGmbH (INIFES) Haldenweg 23 86391 Stadtbergen Tel.: 0821-243694-0 Fax.: 0821-432531 e-mail: [email protected] www.inifes.de

Vorwort

Vorwort

Demographische Veränderungen finden eher „schleichend“, langfristig und damit eher unauf- fällig statt. Daher reagieren Wirtschaft, Bürger und auch die Politik tendenziell erst spät auf demographische Prozesse. Über die künftigen Auswirkungen des demographischen Wan- dels auf dem Arbeitsmarkt kursieren außerdem vielfältige Mythen und viel zu wenig differen- zierte Informationen. Speziell die räumlich sehr unterschiedlichen Ausgangsbedingungen und voraussichtlichen Entwicklungen werden zu wenig beachtet.

Der vorliegende Bericht liefert hierzu für die Landkreise Landsberg am Lech, Weilheim- Schongau und Garmisch-Partenkirchen, den Agenturbezirk Weilheim also detailliert aufberei- tete regionale Informationen zur demographischen Entwicklung, zu Beschäftigung und Ar- beitslosigkeit sowie zum Rentenzugangsgeschehen. Ergänzend wird dazu anhand von Mit- arbeiterbefragungen in drei Betrieben und Einrichtungen in Weilheim und Landsberg auch die Perspektive der Belegschaften dargestellt. Neben zahlreichen anderen Publikationen und Vorträgen ist der Bericht Ergebnis eines von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Projekts, das gleichzeitig Teil eines größeren interna- tional vergleichenden Vorhabens gemäß Art. 6 ESF für die Europäische Kommission war. Dieses Vorhaben mit dem Titel „Smart Region – Alternsgerechtes Arbeiten in innovativen Regionen“ wurde von der Deutschen Rentenversicherung Bund koordiniert und vom Interna- tionalen Institut für Empirische Sozialökonomie, INIFES gGmbH in Stadtbergen bei Augsburg zusammen mit Partnerinstituten aus Deutschland, Österreich und Portugal durchgeführt.1

Die Präsentation von Zwischenergebnissen aus dem Projekt in verschiedenen Veranstaltun- gen, Kreistagssitzungen etc. in den Landkreisen Landsberg und Weilheim-Schongau haben in letzter Zeit ein großes Interesse gefunden. Wir haben uns daher entschlossen, die regio- nalen Ergebnisse des INIFES-Instituts einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit dieser Publikation werden die wichtigsten Befunde, die so bisher für die verschiedenen Akteure vor Ort nicht verfügbar waren, zusammengefasst.

Wir danken den beiden Autoren und dem Team vom Inifes für die Bereitschaft, die Ergebnis- se in dieser komprimierten Form für diesen Zweck zusammenzustellen. Für die lokalen Ar- beitsmarktakteure stehen damit wichtige und handlungsrelevante Informationen über die demographischen Herausforderungen zur Verfügung. Sie zu beachten, die Implikationen weiter zu diskutieren und die nötigen Schlussfolgerungen zu ziehen ist unser aller Aufgabe. Die demographischen Veränderungen betreffen nämlich jeden von uns!

Landsberg im Mai 2007 Weilheim im Mai 2007 Garmisch im Mai 2007

Walter Eichner Luitpold Braun Harald Kühn Landrat Landrat Landrat

1 Vgl. www.smartregion.net

I Inhalt

Inhalt

Seite 1. Erwerbstätigkeit Älterer, (Früh-)Verrentung und alternsgerechte Arbeitsbedingungen………………………………………………………………………. 1

2. Zum Projekt Smart Region……………………………….……………………………… 4

3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim ………………………………… 6 Das Wichtigste auf einen Blick……………………………………………………………… 6 3.1 Die bisherige Bevölkerungsentwicklung in der Region...... 7 3.2 Zukünftige Bevölkerungsentwicklung...... 11 3.3 Zukunftstrend alternde Erwerbsbevölkerung…………………………………………. 17

4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung………………………………………... 20 Das Wichtigste auf einen Blick……………………………………………………………… 20 4.1 Beschäftigungsentwicklung in der Region...... 21 4.2 Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen...... 21 4.3 Betriebsgrößenstruktur...... 26 4.4 Qualifikation der Beschäftigten...... 27 4.5 Besondere Beschäftigungsformen: Teilzeit und geringfügige Beschäftigung…….. 30 4.6 Pendlerverflechtungen…………………………………………………………………... 34 4.7 Beschäftigungsentwicklung nach Berufsgruppen…………………………………….. 37 4.8 Altersstruktur der Berufsgruppen………………………………………………………. 39 4.9 Qualifikationsstruktur nach Berufsgruppen……………………………………………. 43

5. Wirtschaftliche Entwicklung und Einkommen …………………...... 46 Das Wichtigste auf einen Blick……………………………………………………………… 46 5.1 Wirtschaftskraft und Arbeitsproduktivität...... 47 5.2 Verfügbare Einkommen...... 48

II Inhalt

6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit ……………………...... 50 Das Wichtigste auf einen Blick……………………………………………………………… 50 6.1 Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Region...... 51 6.2 Die Altersstruktur der Arbeitslosen...... 55 6.3 Dauer der Arbeitslosigkeit...... 60 6.4 Arbeitslose mit gesundheitlichen Einschränkungen...... 63

7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region …………………………….………… 66 Das Wichtigste auf einen Blick……………………………………………………………… 66 7.1 Vorbemerkung...... 67 7.2 Rentenzugänge nach Rentenarten...... 68 7.3 Die Entwicklung des Rentenzugangsalters...... 72 7.4 Rentenzugangswege in den bayerischen Regionen...... 76 7.5 Entwicklung und Höhe der Rentenzahlbeträge...... 78

8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen……………………………... 81 Das Wichtigste auf einen Blick……………………………………………………………… 81 8.1 Hintergrund der Befragungen...... 82 8.2 Arbeiten bis zur Rente?...... 82 8.3 Belastungen im Erwerbsleben...... 83 8.4 Tätigkeitsspezifische Fehlbeanspruchungen und Belastungen im Arbeitsprozess. 85 8.5 Ressourcen in der Arbeitswelt...... 88 8.6 Konsequenzen für die Praxis...... 89 8.7 Zusammenarbeit und Führungskultur…………………………………………………. 91 8.8 Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten………………………………………………… 92

9. Fazit……………………………………………………………………….…………………. 95

Literatur…………………………………………………………………………………………. 96

III 1. Erwerbstätigkeit Älterer, (Früh-)Verrentung und alternsgerechte Arbeitsbedingungen

1. Erwerbstätigkeit Älterer, (Früh-)Verrentung und al- ternsgerechte Arbeitsbedingungen

Das Thema Demographie und die Problematik der Beschäftigung Älterer hat in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen Diskussion immer mehr Aufmerksamkeit gewonnen. Das gilt auch in der politischen Arena. Insbesondere seit den EU-Ratsbeschlüssen von Stock- holm und Barcelona hat die Thematik einen zentralen Stellenwert in der europäischen Be- schäftigungsstrategie eingenommen. Darin wurde beschlossen, bis zum Jahr 2010 eine Er- höhung der Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen auf 50 Prozent und eine Anhebung des durchschnittlichen Renteneintrittsalters um 5 Jahre anzustreben. Die Bundesrepublik Deutschland liegt mit der Beschäftigungsquote Älterer – entgegen dem in der öffentlichen Debatte meist vermittelten Eindruck (vgl. z. B. Funk u. a. 2003) – im euro- päischen Vergleich nicht auf einem der hinteren Plätze. Mit einem Anteil von 45,4 Prozent im Jahr 2005 (vgl. Darstellung 1.1) befindet sich der deutsche Wert sogar leicht oberhalb des Durchschnitts der EU, sowohl bezogen auf die 15 alten EU-Staaten (44,1%) als auch bezo- gen auf die 25 Länder nach den jüngsten Beitritten (42,5%).

Darstellung 1.1: Beschäftigungsquote Älterer (55-64 Jahre) und durchschnittliches Erwerbsaustrittsalter

Die Zielvorgaben von Barcelona und Stockholm im Jahr 2005 65

64 IRL SE

RO 63 PT UK E 62 LV EL FIN EE D NL EU-15 61 EU-25 DK B CZ BG LT 60 A HU I PL L SK 59 MT F SI 58 Durchschnittliches ErwerbsaustrittsalterDurchschnittliches

57 Zielvorgabe Stockholm 50 %

56 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 Beschäftigungsquote älterer Arbeitskräfte (% der 55-64Jährigen)

Anmerkungen: Durchschnittliches Erwerbsaustrittsalter; Reihenunterbrechung Beschäftigungsquote bei D, E und S; Reihenunterbrechung Erwerbsaustrittsalter bei D, I, A; vorläufiger Wert Erwerbsaustrittsalter für S und ge- schätzte Werte Erwerbsaustrittsalter für EU-25 und EU-15. Abkürzungen: B = Belgien; BG = Bulgarien; Tschechische Republik = CZ; Dänemark = DK; Deutschland = D; Estland = EE; Irland = IRL; Griechenland = EL; Spanien = E; Frankreich = F; Italien = I; Lettland = LV; Litauen = LT; Luxemburg = L; Ungarn = HU; Malta = MT; Niederlande = NL; Österreich = A; Polen = PL; Portugal = PT; Rumänien = RO; Slowenien = SI; Slowakei = SK; Finnland = FIN; Schweden = S; Vereinigtes Königreich = UK.

Quelle: Eigene Darstellung nach EUROSTAT 2006 (Stecker, Kistler 2007, a. a. O., S. 29).

1 1. Erwerbstätigkeit Älterer, (Früh-)Verrentung und alternsgerechte Arbeitsbedingungen

Einen zusätzlichen Schub hat die Debatte um die Beschäftigung Älterer in Deutschland durch die Vereinbarungen zur großen Koalition im Jahr 2005 und die Regierungserklärung der Bundeskanzlerin erhalten. In diesen beiden Dokumenten nimmt die Beschäftigung Älte- rer einen zentralen Stellenwert auf der Reformagenda ein, da die geplanten Maßnahmen zur Rentenpolitik (insbesondere die Rente mit 67) aufs Engste mit dieser Thematik verknüpft werden.

An der Relevanz der Frage, wie sich die Arbeitsbedingungen entwickelt haben und z. B. dem Problem, für welche Beschäftigtengruppen ein Arbeiten bis zur gesetzlichen Rentenalters- grenze von 65 Jahren überhaupt nicht möglich ist, hat sich in den letzten Jahren nichts ver- ändert. Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass sich die Arbeitsbedingungen in der Breite zwar verschoben, insgesamt aber nicht reduziert haben (vgl. z. B. mit internati- onalen Vergleichen Molinié 2003; Frieling/Gösel 2003; Fuchs/Conrads 2003). Repräsentative Umfragen (vgl. ausführlich Fuchs 2006) bestätigen dies auch für die aktuelle Situation. Daraus resultierende Handlungserfordernisse liegen in der präventiven Forderung nach einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen liegen: Schaffung alterns- und altersgerechter Ar- beitsbedingungen (Weiterbildung, präventiver Gesundheitsschutz, Arbeitsorganisation), Überwindung der Altersdiskriminierung, Schaffung horizontaler Karrieren usw. Der demographische Wandel führt zweifellos zu einer ganz besonderen Herausforderung, auch und gerade mit Blick auf die Beschäftigungssituation Älterer. Da ist zunächst die – wirklich ernst zu nehmende und sicherlich größte – demographische Herausforderung für die Beschäftigung Älterer: Auch die stark besetzte Altersgruppe der „Babyboomer“ wird jedes Jahr um ein Jahr älter. Der Anteil der 55- bis 64-Jährigen an der Bevölkerung Deutschlands hat dabei in den letzten Jahren allerdings (seit 1996) sogar ab- genommen. Das liegt daran, dass die geburtenschwachen Jahrgänge der Zeit des 2. Welt- krieges und unmittelbar danach im Moment noch durch das Alterszeitfenster der 55- bis 64- Jährigen „hindurchwandern“. Diese Entwicklung hat (vgl. Ebert/Kistler/Trischler 2007), ver- stärkt durch eine starke Inanspruchnahme von Instrumenten der Frühverrentung und des erleichterten Altersüberganges (z. B. § 428 SGB III, Altersteilzeit etc.) dazu geführt, dass sowohl die Zahl als auch der Anteil der älteren Arbeitslosen abgenommen hat und dass die aktuellen Zahlen zur Beschäftigung Älterer so für Deutschland gegenwärtig auch im interna- tionalen Vergleich nach unten verzerrt sind. Dieser demographische Trend kehrt sich aber gegenwärtig um. Für die nächsten zwanzig Jahre wird die Anzahl der 55- bis 64-Jährigen in Deutschland geradezu dramatisch zuneh- men. Gegenüber dem Niveau von 2002 beträgt die Zunahme bis 2020 bundesweit gut 30 Prozent. Dies wird regional unterschiedlich stark ausgeprägt sein. In Ostdeutschland ist eine schwächere, in Westdeutschland eine stärkere Zunahme zu erwarten. Eines wird jedoch – wie oben schon kurz angesprochen – als Folge auf keinen Fall in den nächsten Jahren, ja Jahrzehnten eintreten: Ein demographisch verursachter Fachkräfteman- gel in relevanten Größenordnungen, oder gar ein Arbeitskräftemangel auf breiter Front. Aufgrund der Rentenreformen seit 1992 (Anhebung des Zugangsalters für bestimmte Ren- tenarten, Einführung von Rentenabschlägen bei vorzeitigem Ruhestand etc.) hat sich jeden- falls das faktische Renteneintrittsalter in den letzten Jahren bereits deutlich erhöht. Wie Dar- stellung 1.4 zeigt, beläuft sich der Zuwachs zwischen 1996 und 2004 im Bundesdurchschnitt

2 1. Erwerbstätigkeit Älterer, (Früh-)Verrentung und alternsgerechte Arbeitsbedingungen auf etwa ein Jahr. Bis zum Jahr 2002 ging mit diesem späteren Renteneintritt im Wesentli- chen auch eine leichte Steigerung der Zahlbeträge der Neurenten einher. Seit 2002 verfallen aber die Rentenzahlbeträge der neuen Versichertenrenten deutlich und mit sich sogar be- schleunigender Tendenz. Von 2000 bis 2004 sind die Zahlbeträge der Neurenten im Durch- schnitt um gut 40 Euro gesunken. Diese Tendenz wird anhalten und gegebenenfalls durch die Einführung der ersten Schritte in Richtung einer Rente mit 67 noch deutlich verstärkt werden. Alle diese Veränderungen verstehen sich wohlgemerkt noch ohne Berücksichtigung der sonstigen Anpassungen und realen Minderungen bei den Bestandsrenten. Aus den bisherigen Ausführungen leitet sich zwingend ab: Die Probleme Älterer am Arbeits- markt werden entgegen mancher landläufig verbreiteter Vorstellungen höchstwahrscheinlich nicht ab-, sondern zunehmen. Bereits bei einer Annäherung des tatsächlichen Rentenein- trittsalters an die derzeit gültige Grenze von 65 Jahren stellt sich außerdem für viele Be- schäftigte die Frage, ob sie dies im Hinblick auf Gesundheits- und Kompetenzerhalt auch durchhalten können; von der verbreiteten Altersdiskriminierung ganz abgesehen. Mit einer Erhöhung des Regelrentenalters auf 67 Jahre würde diese Problematik nochmals um ein gutes Stück virulenter. Die Europäische Kommission hat in ihrem Beschäftigungsbe- richt 2005 (S. 242) hierzu ausdrücklich festgestellt, dass offensichtlich Beschäftigungsanrei- zen für ältere Arbeitnehmer – die sich in Deutschland bisher vor allem auch auf ein „Fordern“ beschränkten (vgl. Kistler 2006a) – um länger dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen, auch tatsächliche Beschäftigungschancen gegenüberstehen müssen. Daher ist zu prüfen, inwieweit die bisherigen bzw. angekündigten Programme – Stichwort z. B.: „Initiative 50 plus“ – tatsächlich und nachhaltig die Arbeitsmarktchancen Älterer erhöhen, oder ob sie nicht nur eher Kosmetik sind. Schließlich ist zu fragen, inwiefern angesichts der demographisch be- dingten Zunahme der Zahl älterer Erwerbspersonen, diesen Punkten nicht nur in Bezug auf die heute Älteren in den Betrieben und am Arbeitsmarkt Rechnung getragen wird (Stichwort: Altersgerechtes Arbeiten). Gleichermaßen wichtig ist auch die Frage, wie es um den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit gerade der mittleren Generation, der Babyboomer, bestellt ist (Stichwort: Alternsgerechtes Arbeiten) – und natürlich auch der Jüngeren (Stichwort z. B.: Ausbildungschancen und lebenslanges Lernen). Da all diese Fragen in der Praxis letztlich auf dem betrieblichen und arbeitsmarktpolitischen Handlungsfeld vor Ort zu beantworten sind, hat das Projekt „Smart Region“, dem dieser Be- richt entstammt, eine deutliche Regionalisierung der Analyse einschlägiger Einfluss- und Wirkungsfaktoren zum Gegenstand. Nur wer vor Ort, in den Bundesländern, Arbeitsagentu- ren, ja Kreisen die tatsächliche Entwicklung des Arbeitsmarkts für Ältere, das betriebliche Geschehen im Hinblick auf alter(n)sgerechtes Arbeiten und auch die Praxis der (Früh-) Ver- rentung inklusive ihrer Folgen kennt, kann entsprechend agieren. Bevor im Folgenden solche Informationen und Auswertungen dargestellt werden, die so de- tailliert aufbereitet im normalen Datenangebot für die Praxis nicht zur Verfügung stehen, soll kurz der Hintergrund des Projektes erläutert werden.

3 2. Zum Projekt Smart Region

2. Zum Projekt Smart Region

Der vorliegende Bericht für die Region bayerisches Oberland ist Teil des Gesamtvorhabens „Smart Region“. Innerhalb dieses im Folgenden kurz beschriebenen Gesamtvorhabens für die Europäische Kommission (Art.6 ESF – Innovative Maßnahmen) stellt das Projekt für die Hans-Böckler-Stiftung einen eigenständigen und doch integralen Bestandteil der Arbeiten von INIFES dar. Die Gesamtkoordination des Vorhabens Smart Region lag bei der Deutschen Rentenversi- cherung Bund. Neben INIFES waren an dem internationalen Projektverbund auch CEDEP, Universidade Autonoma de Lisboa, die ÖSB Consulting, Wien, sowie das Institut für Sozio- ökonomische Strukturanalysen SÖSTRA in Berlin beteiligt. Jedes Institut konzentrierte sich dabei auf zwei Regionen. Für INIFES sind dies in Bayern der Arbeitsagenturbezirk Weilheim im bayerischen Oberland (Kreise Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen, Landsberg am Lech) sowie der nordschwäbische Donauraum (Kreise Günzburg, Dillingen, Donau-Ries). Das wichtigste Ziel des Gesamtvorhabens war es, im Rahmen der Lissabon-Strategie sozi- alverträgliche und praktisch realisierbare Wege einer Umkehr der bestehenden Frühverren- tungspraxis aufzuzeigen und zu einer Erhöhung der Beschäftigungsquote Älterer bzw. einem Abbau ihrer Diskriminierung am Arbeitsmarkt beizutragen. Dies unter Beachtung der Zielset- zung von „mehr und besseren“ Arbeitsplätzen. Dabei geht es darum, praktische, eben „smar- te“ Handlungsstrategien in ausgewählten kleineren Regionen und bei Betrieben zu entwi- ckeln und zu erproben, wobei „smart“ als Synonym für innovativ, zukunftsweisend und nach- haltig verstanden wird (vgl. ausführlich zum gesamten Vorhaben und seinen Teilprojekten Verband Deutscher Rentenversicherungsträger 2005a, 2007; www.smartregion.net). Im Rahmen der Umsetzungsarbeit in den Betrieben spielte die Analyse des regionalen Um- felds eine besondere Rolle, da es den im skizzierten Vorhabensziel unverzichtbaren For- schungsaspekt stärker fokussiert. Im Rahmen der Art.6-Projekte der EU wird, wie sonst auch in vielen Teilen der entsprechenden Projektförderung zur Demographieproblematik, zuneh- mend und oft zu sehr Gewicht auf die praktischen Umsetzungsschritte und deren Evaluie- rung gelegt. Praxisforschung ist in diesem Kontext zwar außerordentlich wichtig; die Eruie- rung von Best-Practice-Wegen und deren Propagierung spielt – bei all ihrer unbestrittenen Relevanz – aber inzwischen eine nach unseren Erfahrungen überdominante Rolle. Best- Practice-Strategien oder Modellmaßnahmen oder theorieloses Benchmarking ohne Struktur- analysen und Forschung sind wie Fahren ohne Licht bei Nacht. Wer bei Best-Practice- Projekten nicht auch darauf achtet, warum (bzw. wo) diese erfolgreich sind (oder eventuell auch nicht), wer also nicht auch das Verallgemeinerbare aus dem Speziellen ziehen kann, der greift zu kurz. Umfeldanalysen und Detailanalysen der Betriebsspezifika zum Beispiel sind vor dem Hintergrund anderer Betriebe in der Volkswirtschaft auf ihre Vergleichbarkeit und Übertragbarkeit hin zu prüfen. Ausgehend von diesem Gedankengang wurde mit dem Teilprojekt der Hans-Böckler-Stiftung also eine Stärkung der empirisch-analytischen Orientie- rung im Projekt „Smart Region“ sichergestellt. Dabei wurde auch darauf geachtet, besonders in diesem Teilprojekt praxisrelevante Informa- tionen für die regionale und lokale Arbeitsmarktpolitik über den wissenschaftlichen Zweck hinaus zu erstellen. Der Transfer dieser deskriptiven Ergebnisse hinein in die praktische Poli- tik war ausdrücklicher Bestandteil dieses Teilvorhabens. Dem wurde auch durch eine inten-

4 2. Zum Projekt Smart Region sive Publikationsstrategie und ein breites Mainstreaming (durch Vorträge, Pressearbeit etc.) Rechnung getragen. Neu war im Projekt die starke Einbeziehung von Kommunalpolitikern in ein solches Demo- graphievorhaben. Dies bot sich aufgrund des starken regionalisierten Charakters des Projek- tes Smart Region natürlich auch an. Eine diesbezüglich wichtige Erfahrung kann man wie folgt zusammenfassen und sicher auch verallgemeinern: Viele Kommunalpolitiker in unseren Untersuchungsregionen waren ohne großen Aufwand von der Bedeutung des Themas von Smart Region zu überzeugen und ein großer Teil von ihnen förderte das Vorhaben auch durch Rat und Tat aktiv. Bürgermeister und Landräte haben aber einen enormen Einfluss auch auf andere örtliche Akteure, nicht zuletzt auch auf die Unternehmen in ihrem Raum. Ihre Appelle werden gehört! Gerade auf dieser Ebene koppelt das Teilprojekt für die Hans-Böckler-Stiftung also die Er- gebnisse von Smart Region auch wieder praxisrelevant an die Akteure zurück. Die Projekt- analysen finden – so unsere Erfahrungen – bei den Kommunalpolitikern und -verwaltungen ein geradezu erstaunlich großes Interesse2. Als letzter Punkt ist an dieser Stelle anzuführen, dass im Projekt Smart Region – im Gegen- satz zu den meisten anderen vergleichbaren Studien zu dieser Thematik – explizit ein integ- rierter Ansatz verfolgt wird. Dies bezieht sich sowohl auf die Einbeziehung aller Generatio- nen, und nicht nur der Älteren – also alters- und alternsgerechtes Arbeiten –, als auch auf die im Projekt vorab absichtlich unbestimmt gebliebenen Praxismaßnahmen, die ergriffen wer- den sollten und ergriffen werden. Es wird also nicht wie häufig – auch durch die Zusammen- setzung der Teilprojekte nach Geschäftsfeldern bzw. Disziplinen der Partner bedingt – vor- gegeben, dass z. B. spezifisch nur Bildungsmaßnahmen oder nur Maßnahmen zum präven- tiven Gesundheitsschutz oder zur Arbeitszeitregelung in den Betrieben usw. umgesetzt wer- den, sondern die Betriebe bzw. die Arbeitnehmer selbst definieren die zu erprobenden Maß- nahmen. In einer Reihe von Betrieben wurde hierzu neben entsprechenden qualitativen In- terviews und Datenanalysen (z. B. Altersstrukturanalysen) auch das Instrumentarium der schriftlichen Mitarbeiterbefragung eingesetzt. Daraus erst ergeben sich dann die Verände- rungsmaßnahmen in den Betrieben. Die praktischen Erfahrungen im Rahmen des Projektes innerhalb der ausgewählten Unter- suchungsregion wie darüber hinaus zeigen einen außerordentlich wichtigen Befund: Das Informationsinteresse bei den Akteuren ist sowohl im Hinblick auf das Thema demographi- sche Entwicklung und natürlicherweise auch auf das Thema Verrentungsgeschehen, aber auch im Hinblick auf die Zusammenhänge mit dem Arbeitsmarkt, sehr groß – der Informati- onsstand ist dagegen meist eher gering. Das liegt nicht nur daran, dass im Rahmen des Teilprojektes erstmalig die Regionalisierung einer Reihe von Indikatoren und auch nur „schlichten“ Zahlenaufbereitungen von unveröffentlichten Prozessdaten etc. erfolgte, son- dern auch daran, dass die entsprechenden Informationen auf nationaler oder gar internatio- naler Ebene die örtlichen Akteure weder „ansprechen“, noch den regionalen, spezifischen Bedürfnissen entsprechend für sie von wirklicher Relevanz sind.

2 Erfreulich ist in diesem Zusammenhang auch, dass die kommunalpolitischen Akteure (speziell mehrere Landräte) von sich aus „ihre“ Betriebe mit als Untersuchungsbetriebe in das Projekt eingebracht haben (zwei Landkreisverwaltungen sowie zwei Krankenhäuser). Öffentliche Verwaltungen und Betriebe wurden bisher in Demographie-Studien auch eher selten be- rücksichtigt.

5 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim

3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim

Das Wichtigste auf einen Blick

• Zwischen 1993 und 2004 verlief die Ent- Darstellung 3.1: wicklung der Bevölkerungszahl in den Entwicklung der Bevölkerungszahl 2002 bis 2020 drei Landkreisen sehr unterschiedlich. (in Prozent)

Während Landsberg und Weilheim- >= -5 Schongau ein überdurchschnittlich star- >= 0 kes Wachstum zu verzeichnen hatten, >= 2 >= 4 stieg die Bevölkerungszahl in Garmisch- >= 6 Partenkirchen nur leicht an. >= 10

• Diese Entwicklung ist nur zu einem ge- ringen Teil – und in den letzten Jahren mit abnehmender Tendenz – auf Gebur- tenüberschüsse zurückzuführend. Viel- mehr kommt ein Großteil des Wachs- tums der Bevölkerung durch Zuwande- rungsgewinne zustande. In Garmisch- Partenkirchen übertreffen die Sterbefälle die Geburtenzahlen sogar schon seit ei- nigen Jahren. LL WM

• Auch zukünftig ist mit stark divergieren- GAP den Entwicklungen in den drei Landkrei- sen zu rechnen. Weiter deutlich zuneh- men wird nach vorliegenden Prognosen die Bevölkerung der Kreise Landsberg Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Lan- desamt für Statistik und Datenverarbeitung 2004. und Weilheim-Schongau, nahezu kon- stant bleiben wird die Einwohnerzahl im Kreis Garmisch-Partenkirchen. Darstellung 3.2: Veränderung der Zahl der 55- bis 64jährigen Bevöl- • Zu einem Rückgang der Bevölkerung kerung 2002 bis 2020 (in Prozent)

wird es somit auch längerfristig in der <= 0 Region nicht kommen. Gleiches gilt auch <= 10 für die Erwerbsbevölkerung – dement- <= 20 <= 30 sprechend ist auch ein Arbeitskräfte- <= 40 mangel nicht zu erwarten. <= 50 <= 65 • Die zentrale Auswirkung des demogra- phischen Wandels wird die Alterung der (Erwerbs-)Bevölkerung sein. In der Al- tersgruppe der 55- bis 64Jährigen ist bis 2020 mit einer Zunahme um mehr als ein Viertel zu rechnen.

LL

WM

GAP

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Lan- desamt für Statistik und Datenverarbeitung 2004.

6 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim

3.1. Bisherige Bevölkerungsentwicklung

Unsere Untersuchungsregion setzt sich aus den Landkreisen Landsberg am Lech, Weilheim- Schongau und Garmisch-Partenkirchen zusammen und ist somit deckungsgleich mit dem Agenturbezirk Weilheim. Zum 31.12.2004 betrug die Bevölkerungszahl im Kreis Landsberg 111.281 Personen, in Weilheim-Schongau 130.632 und in Garmisch-Partenkirchen 87.013 Personen. Alle drei Kreise verzeichneten im Zeitraum 1993 bis 2004 eine ansteigende Be- völkerungszahl. In Landsberg (+15 Prozent) und Weilheim (+11 Prozent) lag die Bevölke- rungszunahme deutlich über dem bayerischen Durchschnitt (+5 Prozent). Der Landkreis Garmisch-Partenkirchen verzeichnete zwischen 1993 und 2002 einen Bevölkerungszu- wachs, der unterhalb der bayerischen Entwicklung verlief; seit 2002 ist sogar eine leichte Abnahme der Bevölkerungszahl (um ca. 700 Personen) zu beobachten (vgl. Darstellung 3.3).

Darstellung 3.3: Bevölkerungsentwicklung 1993 bis 2004 (1993=100) 120

115

110

105

100

95 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Landsberg a. Lech, Landkreis Weilheim-Schongau, Landkreis Bayern Garmisch-Partenkirchen, Landkreis Deutschland Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005

Die Entwicklung des natürlichen Saldos, d.h. der Differenz zwischen Geburten und Sterbefäl- len, verlief in den drei betrachteten Kreisen seit 1993 recht unterschiedlich. Allen drei Kreisen gemeinsam ist die Tendenz eines sinkenden natürlichen Saldos. Dabei ist in Landsberg im gesamten Zeitraum 1993 bis 2004 noch ein Geburtenüberschuss zu beobachten, der jedoch von etwa 400 auf 200 Personen zurückging. Auch der Landkreis Weilheim-Schongau ver- zeichnete bis 2001 einen natürlichen Bevölkerungsgewinn; dies kehrte sich jedoch im Jahr 2002 um, seitdem übersteigen die Sterbefälle die Geburten leicht. Im Landkreis Garmisch- Partenkirchen zeigt sich im gesamten Zeitraum ein Überschuss der Sterbefälle über die Ge- burtenzahlen; dabei sank der natürliche Saldo von -100 im Jahr 1993 auf -340 im Jahr 2004 (vgl. Darstellung 3.4).

7 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim

Darstellung 3.4: Entwicklung des Natürlichen Saldos 1993 bis 2004 500

400

300

200

100

0 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 -100

-200

-300

-400

Garmisch Landsberg Weilheim

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005

Dass die Bevölkerungszahl trotz des rückläufigen Geburtenüberschusses in den Landkreisen Landsberg und Weilheim-Schongau in den letzten Jahren weiter ein hohes Wachstum zeig- te, ist auf Zuwanderung zurückzuführen. Auch die Zunahme der Bevölkerungszahl im Kreis Garmisch-Partenkirchen zwischen 1993 und 2001 ist durch den Wanderungsüberschuss bedingt; ohne Wanderungsgewinne würde die Bevölkerungszahl in Garmisch-Partenkirchen sogar bereits seit 1993 sinken. Die Abnahme der Bevölkerungszahl in den Jahren 2002 bis 2004 ist neben dem deutlichen Geburtendefizit auch auf den Rückgang des Wanderungs- überschusses zurückzuführen, der sich ausgehend vom Höchststand +991 Personen im Jahr 2001 in einen leichten Wanderungsverlust umkehrte. Die beiden Landkreise Weilheim- Schongau und Landsberg verzeichneten ungeachtet beträchtlicher Schwankungen im Zeit- raum zwischen 1993 und 2001 hohe Wanderungsgewinne, die zwischen +600 und +1.600 Personen pro Jahr lagen. Seit dem Jahr 2001 sanken jedoch auch in diesen beiden Land- kreisen die Wanderungsgewinne (vgl. Darstellung 3.5).

Darstellung 3.5: Entwicklung des Wanderungssaldos 1993 bis 2004 1.800 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 -2001993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 -400

Weilheim Landsberg Garmisch

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005

8 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim

Die Wanderungsströme in den drei Landkreisen sind vor allem durch die Nähe zur Landes- hauptstadt München bestimmt. Darauf weist auch die Altersstruktur der Wanderungen hin. Weilheim und noch stärker Landsberg zeigen große Wanderungsgewinne vor allem in den Altersgruppen unter 18 und zwischen 30 und 50 Jahren, was in erster Linie „Familienwande- rung“ ist (vgl. auch Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2005). Da- gegen ist im Kreis Garmisch-Partenkirchen in diesen Altersgruppen nur ein geringer Wande- rungsüberschuss zu beobachten. Die – deutlich geringeren – Wanderungsgewinne im Land- kreis Garmisch-Partenkirchen setzten sich im Zeitraum zwischen 1995 und 2004 vor allem aus Ausbildungswanderung (18- bis 25-Jährige) und Ruhestandswanderung (über 50- bzw. über 65-Jährige) zusammen. Einen hohen Überschuss erzielte Garmisch-Partenkirchen in der Vergangenheit in der Gruppe der Ausbildungszuwanderer, was wohl vor allem auf Aus- bildungsmöglichkeiten im Tourismus und Gastgewerbe zurückzuführen ist (vgl. Darstellung 3.6).

Darstellung 3.6: Wanderungssaldo je Tsd. Einwohner nach Altersgruppen von 1995 bis 2004 250

200

150

100 Garmisch-Partenkirchen Landsberg am Lech Weilheim-Schongau 50

0

-50

-100 Insgesamt unter 18 18 bis 25 bis 30 bis 50 bis 65 oder unter 25 unter 30 unter 50 unter 65 älter

Quelle: INIFES, eigene Berechnung und Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2006.

Auch die Altersstruktur der Bevölkerung – die maßgeblich durch die Bestimmungsfaktoren Geburten, Sterbefälle und Wanderungen beeinflusst wird – zeigt Unterschiede in den Krei- sen der Region und im Vergleich zu Bayern bzw. Deutschland. Gemeinsam ist allen Kreisen die starke Abnahme des Anteils der 25- bis unter 35-Jährigen zwischen 1993 und 2004. Das Vorrücken der geburtenstarken Jahrgänge der in der ersten Hälfte der 60er Jahre Gebore- nen bewirkte in diesem Zeitraum einen Anstieg des Anteils der Altersgruppe zwischen 35 und 45 Jahren. Diese Altersgruppe ist für die zukünftige Entwicklung (vor allem auch am Arbeitsmarkt) von besonderer Bedeutung, da sie ab etwa 2015 in die Gruppe der älteren Erwerbspersonen (55 bis 64 Jahre) „hineinwachsen“ wird. Doch auch schon im Zeitraum zwischen 1993 und 2004 war innerhalb der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter eine leichte

9 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim

Verschiebung der Altersstruktur hin zu den zwischen 45- und 65-Jährigen zu beobachten. Diese Entwicklung verlief in den drei Landkreisen Landsberg (+1,7 Prozentpunkte), Weil- heim-Schongau (+0,9) und Garmisch-Partenkirchen (+0,1) im Vergleich zu Bayern (+1,0) ähnlich.

Darstellung 3.7: Bevölkerung nach Altersgruppen 1993 und 2004 (in Prozent) 100,0

13,5 15,6 15,4 15,2 15,2 90,0 18,7 21,3 17,6 17,9 18,6

10,0 80,0 11,5 11,2 11,4 12,0 11,7 12,0 11,6 11,8 12,7 70,0 13,5 13,7 13,6 13,0 12,9 13,3 13,7 13,8 14,2 60,0 12,4 65 und älter 14,7 14,1 14,2 14,4 55 bis unter 65 50,0 12,2 19,0 17,3 17,3 17,1 17,0 45 bis unter 55 40,0 18,3 35 bis unter 45 16,6 17,8 17,3 17,7 11,5 11,1 12,5 12,2 25 bis unter 35 30,0 11,4 unter 25 20,0 30,0 28,8 29,1 26,4 25,0 28,3 28,4 26,9 28,2 26,2 10,0

0,0 1993 2004 1993 2004 1993 2004 1993 2004 1993 2004 Lkr Garmisch- Lkr Landsberg Lkr Weilheim- Bayern Deutschland Partenkirchen am Lech Schongau

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

Als Besonderheit der Region fällt einerseits der hohe Anteil der unter 25-Jährigen in den Landkreisen Landsberg und Weilheim-Schongau auf, der auch auf die starke Familienzu- wanderung zurückzuführen ist. Der Landkreis Garmisch-Partenkirchen zeichnet sich dage- gen durch einen überdurchschnittlich hohen Anteilswert der Altersgruppe der über 65- Jährigen aus. Wie auch andere südbayerische Alpenregionen (Allgäu, Oberland und Süd- ostoberbayern) wird auch Garmisch schon lange als „Altersruhesitz“ bevorzugt (vgl. Bayeri- sches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie 2004).

10 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim

3.2. Zukünftige Bevölkerungsentwicklung

Die zukünftige Bevölkerungsentwicklung ist sowohl von den oben beschriebenen Faktoren abhängig, ferner muss auch die Entwicklung der Lebenserwartung einkalkuliert werden. Über die weitere Entwicklung dieser Faktoren gibt es verschiedene Annahmen. Im Folgenden sol- len dazu die Prognose des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (INKAR PRO) sowie die Ergebnisse der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung der Statistischen Ämter von 2003 für die Region diskutiert werden. INKAR PRO trifft für die drei Landkreise der Region unterschiedliche Prognoseannahmen (vgl. Darstellung 3.8). Für alle drei Kreise der Region werden im Zeitraum 2000 bis 2020 Wanderungsgewinne angenommen. Wie große Teile Oberbayerns profitiert nach dieser Quelle die Region auch zukünftig stark von der Zuwanderung aus dem Ausland (vgl. Bucher, Schlömer, Lackmann 2004). Für den Kreis Landsberg wird weiterhin von einem Geburten- überschuss ausgegangen; in Garmisch und Weilheim von Sterbeüberschüssen, wobei die Wanderungsgewinne überwiegen, was zu einem zukünftigen Anstieg der Bevölkerungszahl führen wird.

Darstellung 3.8: Annahmen von INKAR PRO zum natürlichen Saldo und zum Wan- derungssaldo

20 1991 bis 1999

2000 bis 2020 15

Landsberg a. Lech

10 Weilheim-Schongau Weilheim-Schongau

Garmisch-Partenkirchen Landsberg a. Lech

5 Garmisch-Partenkirchen Wanderungssaldorate Wanderungssaldorate

0 -10-8-6-4-202468 Bevölkerungszunahme (Zuwanderungminus Abwanderungje 1.000 Einwohner)

Bevölkerungsabnahme -5 Natürliche Saldorate (Geburten minus Sterbefälle je 1.000 Einwohner)

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach INKAR PRO.

Das Statistische Bundesamt hat, in Abstimmung mit den Statistischen Ämtern der Bundes- länder, in seiner 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung neun verschiedene Sze- narien entwickelt. Diese sind – im Gegensatz zu einer dezidierten Prognose, die aussagen würde, „wie sich die Bevölkerung entwickelt“ – schlichte Alternativrechnungen („wenn-dann“- Aussagen). Diese Alternativrechnungen sollen zeigen, wie sich auf der Basis der bisherigen

11 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim demographischen Entwicklung die Bevölkerung künftig verändern würde, wenn diese oder jene Annahmenkonstellation eintreten würde. Im Wesentlichen unterscheiden sich die neun Varianten hinsichtlich dreier Annahmenalternativen über den künftigen Nettozuwanderungs- saldo und dreier verschiedener Annahmen über die künftige Steigerung der Lebenserwar- tung. Hinsichtlich der Entwicklung der Geburtenhäufigkeit wird – was per se eine durchaus hochpolitische Aussage/Annahme ist – (vereinfacht) von einer weitgehenden Konstanz in der Zukunft ausgegangen. Darstellung 3.9 zeigt die Annahmen und die sich daraus errechnende Entwicklung der Be- völkerungszahl bis 2050 für alle neun Varianten im Überblick. Es wird deutlich, wie die neun Annahmekombinationen zu stark differierenden Ergebnissen führen, d.h. Bevölkerungszah- len im Jahr 2050 zwischen 67,0 und 81,3 Mio. Natürlich ist eine Vorausberechnung auf so lange Sicht mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. An dieser Stelle kann nicht auf die grundsätzlichen Probleme und nötigen Einschränkungen solcher langfristiger Rechenwerke eingegangen werden. Wichtig ist nur zu betonen, dass diese Szenarien eine Bandbreite von Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen, von denen wohl die obersten und untersten Varianten eher die Extremvarianten, die mittleren die plausibleren – wiewohl nicht im statistischen Sinne die „wahrscheinlichsten“ – Pfade darstellen. Hinzuzu- fügen ist aber, dass sich die solideren unter den anderweitigen vorliegenden Prognosen und Modellrechnungen ebenfalls in diesem „mittleren Bereich“ bewegen und dass sich Varian- te/Szenario Nr. 5 in Fachdiskussionen und in der Planungspraxis als sog. „Planungsvariante“ herauskristallisiert hat. Unsere nachfolgenden Berechnungen und Analysen bauen vor allem auf dieser mittleren Variante Nr. 5 auf.

12 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim

Darstellung 3.9: Entwicklung der Einwohnerzahl Deutschlands bis 2050 nach den Ergebnissen der neun Szenarien*) des Statistischen Bundesamtes

90000

Variante 1

85000 Variante 2

Variante 3

80000 Variante 4

Variante 5 in 1000 75000 Variante 6

Variante 7

70000 Variante 8

Variante 9

65000 2001 2010 2020 2030 2040 2050

*) Die folgende Übersicht zeigt die hinter den Ergebnisunterschieden der Szenarien ste- henden Annahmen.

Annahmen zur Lebenserwartung (LE) im Jahr 2050 bei Geburt (bzw. im Alter von 60 Jahren) Annahmen zum langfristigen Außenwande- M: 78,9 M: 81,1 M: 82,6 rungssaldo bis zum Jahr 2050 (fernere LE:22,0) (fernere LE: 23,7) (fernere LE: 24,9) W: 85,7 W: 86,6 W:88,1 (fernere LE:27,7) (fernere LE: 28,2) (fernere LE: 29,4) Ausländer/ Deutsche L1 L2 L3 innen Variante 7

Variante 1 Variante 4 („relativ alte“) 100.000 W1 (niedrigste Bevöl- Bevölkerung

kerungszahl)

Schrittweiser Abbau des

Wanderungsüberschus- Variante 2 Variante 5 Variante 8 ses von jährlich 80.000 bis 200.000 („mittlere“ Bevöl- zum Nullniveau im Jahr W2 kerung) 2040 (gilt für alle Varian-

ten)

200.000 Variante 3 Variante 9 ab dem Jahr („relativ junge“ (höchste Bevölke- 2011 W3 Bevölkerung) Variante 6 rungszahl) 300.000

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach 10. koordinierter Bevölkerungsvorausberechnung (CD) und Statistisches Bundesamt 2003, S.25.

Das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung hat dazu in einem Bericht (vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik 2004) und in zwei Aufsätzen (vgl. Birmann 2004, 2004a) einen Überblick über die wichtigsten Ergebnisse in regionaler Differenzierung bis 2020 für den Freistaat veröffentlicht. Das Landesamt stützt sich dabei für den gesamten Freistaat nur auf die Szenarien 4, 5 und 6 des Bundesamtes – mit (vgl. Darstellung 3.9) der

13 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim mittleren Annahme über die Lebenserwartung/Sterblichkeit und den drei Annahmenalternati- ven über den Zuwanderungssaldo.3 In der kleinräumlicheren Analyse beschränkt sich das Amt dann auf die Varianten 4 und 5 – „das sind u.E. die bis 2020 wahrscheinlichsten Ent- wicklungen“ (Birmann 2004a, S. 163). Die mittlere Variante der regionalisierten 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung ergibt ebenso wie INKAR PRO Wanderungsgewinne in den drei Kreisen. Allerdings beinhal- ten die Annahmen für den Zeitraum 2002 bis 2020 Gestorbenenüberschüsse in allen drei Landkreisen: im Gegensatz zur BBR-Prognose wird also auch im Landkreis Landsberg a. Lech ein – wenn auch niedriges – Geburtendefizit angenommen. Die Variante 4 der 10. ko- ordinierten Bevölkerungsprognose unterscheidet sich davon in niedrigeren Annahmen so- wohl bezüglich des natürlichen Saldos als auch des Wanderungssaldos (vgl. Birmann 2004a). Einen Vergleich der unterschiedlichen Ergebnisse der Prognosen zeigt Darstellung 3.10. In allen drei Kreisen führen die Annahmen von INKAR PRO zu den höchsten prognostizier- ten Bevölkerungszahlen im Jahr 2020. Die Variante 5 der 10. koordinierten Bevölkerungs- vorausberechnung führt im Vergleich der drei Prognosen zu mittleren Bevölkerungszahlen, eine Entwicklung wie von Variante 4 prognostiziert würde zu einem geringeren Bevölke- rungswachstum bzw. in Garmisch-Partenkirchen zu einem Sinken der Bevölkerungszahl bis 2020 führen (vgl. Darstellung 3.10).4 In Anbetracht der Entwicklung des natürlichen Saldos und des Wanderungssaldos in den letzten Jahren sowie der aktuellen Bevölkerungsentwicklung in den drei Landkreisen er- scheint die INKAR Prognose als zu hoch gegriffen. Die mittlere Variante der 10. koordinier- ten Bevölkerungsvorausberechnung (Variante 5) ist dagegen wohl im Ganzen als realis- tischste unter den genannten Prognosen einzuschätzen. Dabei ist zu beachten, dass die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung im Kreis Landsberg in den Jahren 2002 bis 2004 et- was über dem Verlauf dieser Projektion liegt, der Landkreis Garmisch-Partenkirchen weist dagegen aktuell eine Bevölkerungszahl auf, die deutlich unter dem prognostizierten Wert liegt. Für den Kreis Garmisch-Partenkirchen ist daher die Variante 5 wohl eher als Obergren- ze der zukünftigen Entwicklung zu sehen.

3 Hinzu fügt das Landesamt eine spezifisch bayerische Variante 4a. Diese geht im Gegensatz zu den Länder- berechnungen der anderen Szenarien durch das Statistische Bundesamt „…von einem weiterhin, auch nach 2020 konstanten Wanderungsgewinn aus, unterstellt also 20.000 Zuzüge pro Jahr aus den übrigen Ländern nach Bayern bis 2050“ (Birmann 2004, S. 131). D.h.: Variante 4a arbeitet mit der Annahme eines geringen bayerischen Anteils am Außenwanderungssaldo (100.000), schreibt aber die Binnenwanderungsgewinne langfristig fort. „Insgesamt resultiert aus den getroffenen Annahmen zur Binnen- sowie zur Außenwanderung für Bayern im Zeitraum 2002 bis 2050 – je nach Variante – ein Wanderungsgewinn von 1,49 bis 3,07 Millionen Personen“ (ebenda). 4 Zu recht ähnlichen Ergebnissen kommt eine kleinräumige Prognose von SAGS für den Landkreis Weilheim- Schongau (vgl. Jaufmann, Rindsfüßer 2005). Diese Bevölkerungsvorausschätzung nimmt in der Variante mit Wanderungen zwischen 2004 und 2019 eine Entwicklung der Bevölkerung von 130.000 auf 142.000 Perso- nen an und liegt somit sogar über der Variante 5 der regionalisierten 10. koordinierten Bevölkerungsvorausbe- rechnung. Dies liegt in erster Linie daran, dass der SAGS-Prognose bezüglich der Geburtenentwicklung hö- here Annahmen trifft: Sie geht von einem relativ hohen Niveau der Geburtenziffer (1,53 Geburten je Frau) aus. Dennoch führt auch diese Annahme – ähnlich wie INKAR PRO und die regionalisierte 10. koordinierte Bevöl- kerungsvorausschätzung – zu einem im gesamten Zeitraum negativen natürlichen Saldo (Überschuss der Gestorbenen gegenüber den Geborenen) wie schon in den Jahren 2002 bis 2004. Im Modell ohne Wande- rungen würde die Bevölkerungszahl im Landkreis Weilheim-Schongau laut dieser Prognose auf etwa 126.000 Personen im Jahr 2019 sinken. Das Bevölkerungswachstum im Modell mit Wanderungen resultiert aus der angenommenen Nettozuwanderung von ca. 350 Personen im jährlichen Durchschnitt im Zeitraum 2004 bis 2018.

14 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim

Darstellung 3.10: Vergleich der Bevölkerungsprognosen bis 2020 Landkreis Landsberg 130.000

125.000

120.000

115.000

110.000

105.000

100.000

4 5 04 05 08 09 12 13 1 1 18 19 0 2002 2003 20 20 2006 2007 20 20 2010 2011 20 2 20 20 2016 2017 20 20 2020 Landkreis Weilheim-Schongau 145.000

140.000

135.000

130.000

125.000

120.000

4 5 04 05 08 09 12 13 1 1 18 19 0 2002 2003 20 20 2006 2007 20 20 2010 2011 20 2 20 20 2016 2017 20 20 2020 Landkreis Garmisch-Partenkirchen 91.000

90.000

89.000

88.000

87.000

86.000

85.000

84.000

3 4 7 02 03 06 07 10 11 12 1 1 15 1 18 0 20 20 2004 2005 20 20 2008 2009 20 20 20 20 20 2 2016 20 20 2019 2020

INKAR PRO 10. koordinierte; Variante 4 10. koordinierte; Variante 5 aktuelle Entwicklung

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2004 u. 2005 sowie INKAR PRO 2003

Ungeachtet aller Probleme, mit denen (vor allem kleinräumige) Prognosen der Bevölke- rungszahlen behaftet sind, wird sich die unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung in den Kreisen zukünftig aller Voraussicht nach fortsetzen. Die zukünftige Bevölkerungsentwicklung im bayerischen Oberland zeigt ein deutliches Nord-Süd- bzw. Zentrum-Peripherie-Gefälle, das vermutlich auch durch die Nähe zur Landeshauptstadt und den generellen Trend zu ei-

15 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim nem noch länger anhaltenden Bevölkerungszuwachs in (Süd-)Bayern beeinflusst wird. Dar- stellung 3.11 zeigt die prognostizierte Entwicklung der Bevölkerungszahl in den Landkreisen der Region Weilheim im Vergleich zu Bayern und der Bundesrepublik. Nach der mittleren Variante der regionalisierten 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung ist die stärks- te Zunahme bis zum Jahr 2020 im Landkreis Landsberg zu erwarten (+10%), auch die Be- völkerungsentwicklung im Kreis Weilheim-Schongau (+6%) bis 2020 liegt über dem bayeri- schen Durchschnitt. Im Grenzlandkreis Garmisch-Partenkirchen ist dagegen mit +1% allen- falls eine geringe Bevölkerungszunahme zu erwarten.

Darstellung 3.11: Bevölkerungsentwicklung (2002=100) 115

110 Landkreis Landsberg am Lech

Landkreis Weilheim-Schongau

105 Bayern

Landkreis Garmisch-Partenkirchen 100 Deutschland

95

4 0 2 4 8 16 20 00 01 01 0 0 2002 2 2006 2008 2 201 2 2 201 2 Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2004 (10. koordinierte; Variante 5)

Die Bevölkerungsentwicklung in den Kreisen der Region zeigt also eine beträchtliche Hete- rogenität, was noch stärker für die regionale Betrachtung der zukünftigen Bevölkerungsent- wicklung in den anderen Regionen und Kreisen Bayerns zutrifft. So verzeichnet Oberbayern erwartungsgemäß mit seinem Münchner Umland einen besonders starken Bevölkerungszu- wachs (vgl. Huber, Staudinger, Conrads 2005). Stagnierende und sinkende Bevölkerungs- zahlen bis 2020 sind vor allem in ländlichen Regionen bzw. bayerischen Randgebieten zu erwarten. Neben dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen zählen dazu auch Teile Oberfran- kens, das nördliche Unterfranken sowie im Schwaben die Landkreise des anderen Smart Region-Untersuchungsgebietes (Kreise Donau-Ries, Dillingen a.d. Donau und Günzburg). In ähnlicher Weise zeigt sich dies auch anhand der für die Entwicklung am Arbeitsmarkt re- levanten Gruppe der Personen im erwerbsfähigen Alter, d.h. der Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren. Während für Gesamtdeutschland die Zahl der 15- bis 64Jährigen nach einem noch anhaltenden Zuwachs ab 2012/2015 zu sinken beginnt, ist in Bayern für diese Gruppe bis nach 2020 noch eine deutliche Zunahme um etwa 5 Prozent zu erwarten. Auch in der

16 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim

Region Weilheim wird die Zahl der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter im betrachteten Zeitraum weiter ansteigen.

3.3. Zukunftstrend alternde Erwerbsbevölkerung

Das Erwerbspersonenpotenzial wird ebenfalls weiter zunehmen, wobei durch die sicher zu erwartende steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen und von Älteren beider Geschlechter der Anstieg sogar noch höher ausfällt als der reine Effekt der Bevölkerungsentwicklung. Eine Vorausschätzung führt zu dem Ergebnis einer Zunahme der Zahl der Erwerbspersonen um etwa 11 Prozent bis 2020 im Vergleich zum Jahr 2000. Ein Teil dieser Zunahme ist auf die erwartete höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen zurückzuführen: Während das männliche Erwerbspersonenpotenzial um +9,9% (von 89.642 auf 98.543 Personen) zunimmt, beträgt der Anstieg der weiblichen Erwerbsbevölkerung +12,1% (von 71.033 auf 79.663 Personen).

Darstellung 3.12: Altersstruktur der Bevölkerung in der Region Weilheim 2002, 2010 und 2020

7

6

5

4 2002 2010

in Tsd. 3 2020

2

1

0

1 6 1 6 6 1 6 1 6 1 1 6 1 1 2 2 4 5 5 6 6 7 - - - - 0 - 5 - 5 - 0 - 5 - 0 - 5 - 0 - 10 1 2 2 30 - 3135 - 3640 - 4145 50 55 6 6 7 75 - 7680 - 81

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbei- tung 2004 (10. koordinierte; Variante 5)

Deutlich sichtbar wird (vgl. Darstellung 3.12), dass das hauptsächliche zukünftige „Problem“ des Arbeitsmarktes in der Region Weilheim nicht eine Abnahme der Zahl der Erwerbsperso- nen sein wird, sondern – im Gegenteil – die Alterung der Erwerbsbevölkerung. Der „Berg“ der geburtenstarken Jahrgänge wird sich zwischen 2002 und 2020 in die höheren Alters- gruppen verschieben. Die Zahl der Erwerbspersonen in der heute stark besetzten Alters- gruppe zwischen 35 und 44 Jahren wird bis 2020 deutlich abnehmen (um etwa 6.000 Perso- nen bzw. -12 Prozent). Parallel dazu wird die Zahl der Erwerbspersonen in den Altersgrup- pen der 45- bis 54Jährigen und der 55- bis 64-Jährigen bis 2015 bzw. bis 2020 stark anstei- gen. Die Zahl der 45- bis 54Jährigen wird bis 2015 um mehr als 15.000 Personen ansteigen um dann bis 2020 wieder leicht zurückzugehen. Bei den 55- bis 64Jährigen ist dagegen ein

17 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim rapider Anstieg in den Jahren zwischen 2015 und 2020 zu erwarten, wenn die geburtenstar- ken Jahrgänge der Babyboomer in dieses Alter eintreten. Dieses enorm wachsende Angebot an älteren Erwerbspersonen braucht entsprechend Arbeitsplätze! Wie in Bayern insgesamt verstärkt sich auch in der Region die deutliche Alterung der Bevöl- kerung. Während die Zahl der 55- bis 65-Jährigen bis etwa 2008 aufgrund des Eintritts zah- lenmäßig schwacher Geburtsjahrgänge des 2. Weltkriegs in dieser Altersgruppe noch ab- nimmt, ist ab 2010 mit einer starken Zunahme gerade auch der älteren Erwerbspersonen zu rechnen (vgl. Darstellung 3.13).5

Darstellung 3.13: Vorausschätzung*) des Erwerbspersonenpotentials in der Region Weilheim nach Altersgruppen bis 2020 200.000 178.206 180.000 172.289 160.676 160.000 21.904 31.757 19.005 140.000 50.135 55 bis 64 120.000 34.698 46.194 45 bis 54 100.000 35 bis 44 80.000 47.854 40.871 41.917 25 bis 34 15 bis 24 60.000

40.000 40.672 37.748 37.371 20.000 18.447 21.630 20.967 0 2000 2015 2020

*) Basis: Bevölkerungsentwicklung nach regionalisierte 10. koordinierte Bevölkerungsvorausrechnung, Variante 5. Potenzialerwerbsquoten nach Prognos AG (Eitenmüller, Schüssler 2004, S. 26; Werte für 2015 auf 2020 verwendet). Quelle: INIFES, eigene Berechnung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung

In Landsberg steigt die Zahl der 55- bis unter 65-Jährigen bis 2020 um 35 Prozent, in Weil- heim-Schongau um 27 Prozent (Darstellung 3.14). In Garmisch-Partenkirchen ist ein gerin- gerer Anstieg (+14 Prozent) zu erwarten, dies hängt aber auch damit zusammen, dass die Bevölkerung dieses Landkreises bereits heute relativ „alt“ ist. Mit 13,2 Prozent lag der Anteil auch der 55- bis 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung in Garmisch-Partenkirchen im Jahr 2002 deutlich über dem bayerischen Durchschnitt von 12,0 Prozent.

5 Auf die langfristig starke Zunahme der Zahlen bei den über 65-Jährigen wird hier nicht näher eingegangen. Sie ist zunächst außerhalb des Fokus von Smart Region, spielt aber natürlich über möglich Konsequenzen im Hinblick auf die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistung – und damit wieder auf die Arbeitsnachfrage rück- wirkend – eine wichtige Rolle. Zu beachten ist weiterhin, dass mit unserer Konzentration auf die über 50- bzw. 55- bis 64-Jährigen im Zieljahr 2020 Personen gemeint sind, die heute zwischen 35 bzw. 40 und 50 Jahre alt sind!

18 3. Bevölkerungsentwicklung in der Region Weilheim

Darstellung 3.14: Entwicklung der Zahl der 55- bis unter 65-jährigen Bevölkerung (2002=100) 140

130 Landkreis Landsberg am Lech

120 Bayern

110 Landkreis Weilheim- Schongau

100 Deutschland

90 Landkreis Garmisch- Partenkirchen

80 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2004 (10. koordinierte; Variante 5)

Auch wenn es auf absehbare Zeit nicht zu einem generellen Mangel an Arbeitskräften kommt: Eine wichtige Frage in Zusammenhang mit der Alterung des Erwerbspersonenpo- tenzials ist, ob es aufgrund der demographischen Entwicklung langfristig für die Betriebe schwieriger wird, ihren Arbeitskräftebedarf durch die Einstellung jüngerer Fachkräfte zu de- cken? Angesichts des absehbaren Ausscheidens der im Schnitt recht gut ausgebildeten Ba- byboomer in den Jahren nach 2020 und des Nachwachsens von (weniger) Jüngeren, bei denen zumindest häufig qualifikatorische und andere Mängel behauptet werden, ist ein evtl. steigender Mismatch überprüfenswert (vgl. Kistler 2005). Allerdings stellt sich die Mismatch- Situation gegenwärtig und auch zukünftig regional und berufsspezifisch sehr unterschiedlich dar, was eine differenzierte Analyse unerlässlich macht.

19 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Das Wichtigste auf einen Blick

• Ähnlich wie die Bevölkerungsentwick- Darstellung 4.1: lung erweist sich auch die Beschäfti- Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig gungsentwicklung und -struktur in den Beschäftigten 1994 bis 2004 (in Prozent) drei Landkreisen als höchst heterogen: Eine besonders starke Zunahme der >= -25 >= -10 Beschäftigtenzahl war in Landsberg zu >= -5 beobachten. In den letzten Jahren hatte >= 0 auch Weilheim-Schongau einen leicht >= 5 positiven Trend gegenüber dem Bayern- >= 10 trend zu verzeichnen. In Garmisch- Partenkirchen ist dagegen insbesondere nach der Jahrtausendwende ein massi- ver Beschäftigungseinbruch sichtbar.

• Schwerpunkte der Beschäftigung liegen im Kreis Weilheim-Schongau im Verar- beitenden Gewerbe. Garmisch- Partenkirchen hat dagegen nur einen sehr geringen Anteil an Produktionstä- tigkeiten zu verzeichnen, neben dem Gastgewerbe ist hier insbesondere der Bereich Erziehung/Unterricht/Gesund- heit stark verbreitet. Landsberg weist demgegenüber keine größeren Abwei- chungen vom bayerischen Durchschnitt auf. Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit.

• Charakteristisch für die gesamte Region Darstellung 4.2.: ist die kleinbetrieblich geprägte Struktur Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im der Wirtschaft. Insbesondere in Gar- produzierenden Gewerbe, 30.6.2004 (in Prozent) misch-Partenkirchen, aber auch in den beiden anderen Kreisen ist ein großer >18 Anteil der Beschäftigten in kleinen und >30 mittleren Betrieben beschäftigt. >35 >40 >45 >50

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung.

20 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

4.1 Beschäftigungsentwicklung in der Region

Die Beschäftigungsentwicklung in den drei Landkreisen des Agenturbezirks Weilheim zeigt seit Anfang der 90er Jahre eine sehr unterschiedliche Entwicklung. Während in den Land- kreisen Landsberg (+14 Prozent) und Weilheim-Schongau (+6 Prozent) zwischen 1991 und 2004 eine im bayerischen Vergleich überdurchschnittliche Zunahme der sozialversiche- rungspflichtigen Beschäftigung zu beobachten war, ging die Beschäftigtenzahl in Garmisch- Partenkirchen um 10 Prozent zurück.

Darstellung 4.3: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten am Arbeitsort 1991 bis 2004 (1991=100) 120

115

110

105 Landsberg Weilheim-Schongau 100 Bayern 95 Garmisch-Partenkirchen

90

85

80

2 6 1 93 97 98 02 991 99 9 995 99 9 9 000 00 0 004 1 1 1 1994 1 1 1 1 1999 2 2 2 2003 2

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach LAA Bayern

4.2 Beschäftigung nach Wirtschaftszweigen

Die ungünstige Beschäftigungsentwicklung im Landkreis Garmisch-Partenkirchen ist vor al- lem auf die Entwicklung des Produzierenden Gewerbes zurückzuführen, wo zwischen 1991 und 2003 etwa ein Drittel der Arbeitsplätze verloren gingen. Auch in Landsberg und in Weil- heim-Schongau waren im Jahr 2003 weniger sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im sekundären Sektor tätig als 1991. Allerdings fielen dort die Beschäftigungsverluste im Pro- duzierenden Gewerbe mit etwa -5% deutlich geringer aus als in Bayern (-20%); andererseits zeigte sich in beiden Kreisen zwischen 1999 und 2002 entgegen dem bayerischen Trend eine Zunahme der Beschäftigtenzahl im sekundären Sektor.

21 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Darstellung 4.4: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten im Produzierenden Gewerbe 1991 bis 2004 (1991=100) 105

100

95

90 Landsberg 85 Weilheim-Schongau 80 Bayern

75 Garmisch-Partenkirchen

70

65

60

91 94 97 00 03 19 1992 1993 19 1995 1996 19 1998 1999 20 2001 2002 20 2004 Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Gemeindedaten, versch. Jg.

Auch die Beschäftigungsentwicklung im Dienstleistungssektor zeigt große Unterschiede zwi- schen den drei Landkreisen. In Landsberg stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Dienstleistungssektor zwischen 1991 und 2003 um 37 Prozent, in Weil- heim-Schongau liegt die Entwicklung mit +21 Prozent etwa im bayerischen Durchschnitt. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen konnte der geringe Beschäftigungszuwachs im Dienst- leistungssektor (+770 Beschäftigte bzw. +4 Prozent) die dramatischen Verluste des Produ- zierenden Gewerbes (-2.600 Beschäftigte) nicht annähernd ausgleichen.

Darstellung 4.5: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten im Dienstleistungssektor 1991 bis 2004 (1991=100) 140

130

120 Landsberg

110 Bayern Weilheim-Schongau

100 Garmisch-Partenkirchen

90

80

91 93 94 96 97 99 00 02 03 19 1992 19 19 1995 19 19 1998 19 20 2001 20 20 2004 Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Gemeindedaten, versch. Jg.

22 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Aufgrund der Beschäftigungsentwicklung in den Wirtschaftssektoren haben sich – wie in Deutschland insgesamt – die Anteile an der Gesamtbeschäftigung verändert. Dabei verläuft die Entwicklung in den Landkreisen der Region auf unterschiedlichem Niveau und mit unter- schiedlicher Geschwindigkeit. In Garmisch-Partenkirchen war das Produzierende Gewerbe schon im Jahr 1991 mit 29,6 Prozent stark unterdurchschnittlich ausgeprägt, aufgrund der starken Beschäftigungsverluste in diesem Sektor nahm die Bedeutung im Zeitraum bis 2003 weiter ab. Gleichzeitig stieg der Anteil der Beschäftigten im Dienstleistungssektor zwischen 1991 und 2003 von 69,3 auf 77,8 Prozent. In Landsberg war der Produzierende Sektor im Jahr 1991 mit 47,8 Prozent ähnlich ausgeprägt wie in Bayern insgesamt, auch der Anteil im Jahr 2003 entsprach etwa dem bay- erischen Durchschnitt. Der Anteil der Beschäftigten im Dienstleistungssektor ist auch dort gestiegen und lag mit 59 Prozent im Jahr 2003 nur leicht unter dem bayerischen Wert. Der Landkreis Weilheim-Schongau weist in der Region die stärkste Orientierung am Produzie- renden Gewerbe auf. Im Jahr 1991 war mehr als die Hälfte der Beschäftigten (53,2 Prozent) im Produktionssektor tätig. Auch 2003 lag dieser Anteil mit 47 Prozent noch deutlich über dem bayerischen Durchschnitt (vgl. Darstellung 4.6).

23 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Darstellung 4.6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftssekto- ren 1991 und 2004 (in Prozent)

Bayern

1991 2004

1,0 0,8 37,9 50,4 48,6 61,3

Garmisch-Partenkirchen

1991 2004

1,1 29,6 0,9 20,7

69,3 78,3

Landsberg

1991 2004

2,2 1,6 50,1 47,8 38,4 60,0

Weilheim-Schongau

1991 2004

1,8 1,0 45,0 53,2 52,0 47,0

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe Dienstleistungen

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Gemeindedaten, versch. Jg.

24 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Darstellung 4.7 enthält die Beschäftigtenanteile differenziert nach Wirtschaftszweigen. Dabei zeigt die Region über die große Bedeutung des Produzierenden Gewerbes hinaus weitere Besonderheiten; außerdem stellt sich die Wirtschaftsstruktur in den einzelnen Kreisen sehr unterschiedlich dar. In allen drei Kreisen der Region nimmt das Baugewerbe einen etwas höheren Beschäftigtenanteil ein als in Bayern. In Weilheim-Schongau ist ein deutlich über- durchschnittlicher Anteil Beschäftigter im Verarbeitenden Gewerbe tätig. Dagegen liegt die- ser Anteil in Garmisch-Partenkirchen äußerst niedrig (13 Prozent). Ein weiteres charakteristi- sches Merkmal der Tourismusregion Garmisch ist der große Anteil der Beschäftigten im Gastgewerbe, sowie im Bereich Erziehung und Unterricht/Gesundheits- und Sozialwesen. Auch die Öffentliche Verwaltung/Verteidigung weist in den beiden Landkreisen Garmisch- Partenkirchen6 und – noch ausgeprägter – in Landsberg Beschäftigtenanteile auf, die über dem bayerischen Durchschnitt liegen (vgl. Darstellung 4.7).

Darstellung 4.7: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen am 30.6.2004 (in Prozent) 45

40 Bayern Garmisch-Partenkirchen 35 Landsberg am Lech 30 Weilheim-Schongau

25

20

15

10

5

0 Baugewerbe Gastgewerbe Grundstück- und Kredit- und Wohnungswesen Verkehr und und Reparatur und Öff.Verwaltung, und Sozialwesen Versicherungsgewerbe Handel, Instandhaltung Nachrichtenübermittlung Verarbeitendes Gewerbe Verarbeitendes Gesundheits-,Veterinär- Gesundheits-,Veterinär- Erziehiehung.u.Unterricht, Verteidigung.u.Sozialvers.

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

6 In Garmisch-Partenkirchen wirkt sich insbesondere der hohe Anteil von öffentlichen bzw. halböffentlichen Unternehmen als größter Arbeitgeber aus (z.B. Bayerische Zugspitzbahn, Berufsgenossenschaftliche Unfall- klinik, Klinikum Garmisch-Partenkirchen und Bundeswehr-Standortverwaltung) (vgl. Berger 2003).

25 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

4.3 Betriebsgrößenstruktur

Der Arbeitsmarkt in der Region Weilheim zeichnet sich durch eine ausgeprägte klein- und mittelbetriebliche Struktur aus. Der Beschäftigtenanteil insbesondere der Betriebe mit unter 10 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, aber auch der Betriebe mit zwischen 10 und 99 Beschäftigten, liegt im Agenturbezirk deutlich über dem bayerischen Anteil. Großbetriebe mit 500 und mehr Beschäftigten machen mit etwa 13 Prozent einen geringeren Anteil an der Gesamtbeschäftigung aus als in Bayern (23 Prozent) (vgl. Darstellung 4.8).7

Darstellung 4.8: Betriebsgrößenstruktur im Agenturbezirk Weilheim und in Bayern nach sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (in Prozent), 30.6.2004 Agenturbezirk Weilheim

13% 14%

12% 13%

10% 12%

12% 14%

Bayern 10% 23% 9%

10%

13% 13% 11% 11%

1-4 B. 5-9 B. 10 - 19 B. 20 - 49 B. 50 - 99 B. 100-199 B. 200-499 B. 500 und mehr

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion 2005.

Allerdings zeigt sich in der Region Weilheim zwischen 1999 und 2004 ein Trend hin zu höhe- ren Beschäftigungsanteilen der größeren Betriebe. So nahm in diesem Zeitraum der Be- schäftigtenanteil der Betriebe mit unter 100 Beschäftigten um etwa 2 Prozentpunkte ab; bei den Betrieben mit 500 und mehr Beschäftigten zeigte sich dagegen eine starke Zunahme (von 10 auf 13 Prozent). Dies ist im Wesentlichen mit der nach Betriebsgröße unterschiedli-

7 Einen Hinweis darauf, dass sich die Betriebsgrößen zwischen den Kreisen deutlich unterscheiden, gibt die Gewerbestatistik. Laut dieser Quelle weist das Verarbeitende Gewerbe im Landkreis Garmisch-Partenkirchen mit 74 Beschäftigten eine geringere durchschnittliche Betriebsgröße auf als in Landsberg (98 Beschäftigte) und in Weilheim (161 Beschäftigte). Allerdings sind dabei nur Betriebe von Unternehmen mit im Allgemeinen 20 oder mehr Beschäftigten eingeschlossen (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur und Verkehr 2004a).

26 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung chen Beschäftigungsentwicklung zu erklären. Zwischen 1999 und 2004 nahm die Beschäf- tigtenzahl in erster Linie in den Kleinbetrieben mit unter 20 Beschäftigten ab, wogegen die Beschäftigung in mittleren Betrieben etwa gleich blieb. Eine starke Zunahme der Beschäftig- tenzahl mit etwa 29 Prozent (+2.473 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) verzeichneten dagegen die Großbetriebe (vgl. Darstellung 4.9).8

Darstellung 4.9: Entwicklung der Beschäftigung nach Betriebsgrößen Beschäftigungsentwicklung 1999 bis 2004 in Betrieben mit ... sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 1-4 5-19 20-99 100-499 500 und mehr Agenturbezirk Weilheim absolut -223 -561 +41 -14 +2.473 in Prozent -1,8 -2,5 +0,2 -0,1 +28,6

Bayern absolut -2.562 -15.543 +1.685 +10.754 +35.202 in Prozent -0,6 -1,9 +0,2 +1,1 +3,6 Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion 2005.

4.4 Qualifikation der Beschäftigten

Die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen nach Qualifikationsgruppen zeigt – wie in Deutsch- land insgesamt – auch in der Region einen Trend zur Höherqualifizierung. Die Zahl der sozi- alversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung nahm zwi- schen 1994 und 2004 in allen drei Landkreisen ab. Am stärksten war die Beschäftigungsab- nahme bei den Geringqualifizierten in Garmisch-Partenkirchen: dort ging in diesem Zeitraum jeder dritte Arbeitsplatz für Beschäftigte ohne Berufsausbildung verloren. Auch die Zahl der Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung entwickelte sich seit 1994 in den Land- kreisen recht unterschiedlich. Während die Entwicklung in Landsberg (+8 Prozent) und in Weilheim-Schongau (+4 Prozent) über dem bayerischen Durchschnitt von -3 Prozent verlief, ist in Garmisch-Partenkirchen eine deutliche Abnahme von 14 Prozent zu beobachten. Von der unterdurchschnittlichen Beschäftigungsentwicklung im Kreis Garmisch-Partenkirchen sind also alle Qualifikationsgruppen betroffen. Dies zeigt sich auch bei den Beschäftigten mit (Fach-)Hochschulabschluss. Zwar stieg die Zahl dieser Beschäftigtengruppe in allen drei Kreisen der Region, die Entwicklung in Garmisch-Partenkirchen bleibt jedoch deutlich hinter Bayern zurück. Auffällig ist weiterhin, dass der Landkreis Weilheim-Schongau seit 2001 eine vergleichsweise positive Beschäftigungsentwicklung – d.h. ein über dem bayerischen Durchschnitt liegender Verlauf – in allen Qualifikationsgruppen aufweist. Im Gegensatz dazu war in Landsberg zwar im Zeitraum zwischen 1994 und 2002 eine überdurchschnittliche Beschäftigungsentwicklung zu beobachten, die neuere Entwicklung seit 2002 gibt jedoch erste Anzeichen, dass sich die schwache konjunkturelle Entwicklung auch hier auswirkt: Im Gegensatz zu Weilheim- Schongau stagnierte die Beschäftigtenzahl der Hochqualifizierten.

8 Im Einzelfall kann dies auch aus „Übertritten“ von Betrieben in eine höhere bzw. niedrigere Betriebsgrößen- klasse durch Personalzu- oder -abgänge resultieren.

27 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Darstellung 4.10: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Qualifikationsgruppen (1994=100)

ohne abgeschlossene Berufsausbildung

110

100

90 Landsberg 80 Weilheim Bayern 70 Garmisch-Partenkirchen 60

50

40 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

mit abgeschlossener Berufsausbildung 120

110

100 Landsberg 90 Weilheim Bayern 80 Garmisch-Partenkirchen

70

60 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

mit Abschluss einer höheren Fachschule/FH/Hochschule

200

180

160 Weilheim 140 Landsberg

120 Bayern Garmisch-Partenkirchen 100

80

60 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

28 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Im Jahr 2004 zeigte die Beschäftigtenstruktur im Agenturbezirk Weilheim einen leicht höhe- ren Anteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbil- dung. Dagegen sind Beschäftigte mit (Fach-)Hochschulabschluss in den drei Landkreisen im Vergleich zu Bayern unterrepräsentiert. Allerdings sind auch bezüglich der Qualifikations- struktur beträchtliche Unterschiede zwischen den Kreisen der Region zu beobachten. In Landsberg liegt der Anteil der Beschäftigten mit geringerer Qualifikation über dem bayeri- schen Durchschnitt, in Garmisch-Partenkirchen sowie in Weilheim-Schongau ist dagegen die mittlere Qualifikationsebene stark vertreten (vgl. Darstellung 4.11).

Darstellung 4.11: Qualifikationsstruktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten am 30.6.2004 (in Prozent) 80

70

60 Bayern 50 Garmisch-Partenkirchen Landsberg 40 Weilheim 30

20

10

0 ohne abgeschlossene mit abgeschlossene mit Abschluß einer Berufsausbildung Ausbildung höheren Fachschule/FH/Hochsch.

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

Die Qualifikationsstruktur der Beschäftigten zeigt nach Altersgruppen betrachtet deutliche Unterschiede. Bei den 40- bis 54-Jährigen ist im Agenturbezirk Weilheim ein geringerer An- teil an Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung zu beobachten als in Bayern. Der hohe Anteil der Geringqualifizierten unter den über 60-Jährigen weist darauf hin, dass die Wirtschaftsstruktur in der Region relativ bessere Arbeitsmöglichkeiten für ältere Gering- qualifizierte bietet. Als problematisch für die zukünftige Entwicklung am Arbeitsmarkt könnte sich die Qualifikationsstruktur der jüngeren Beschäftigten erweisen. Der überdurchschnittli- che Anteil Beschäftigter ohne abgeschlossene Berufsausbildung in der Altersgruppe der un- ter 35-Jährigen führt durch das Ausscheiden der vergleichsweise gut qualifizierten heute 40- bis 55-Jährigen im Zuge des demographischen Wandels ohne vermehrte (Weiter-)Bildungs- anstrengungen zu im bayerischen Vergleich tendenziell größeren „Rekrutierungsschwierig- keiten“ von qualifizierten Nachwuchskräften (vgl. Darstellung 4.12).

29 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Darstellung 4.12: Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abge- schlossene Berufsausbildung nach Altersgruppen am 30.6.2003 (in Prozent der jeweiligen Altersgruppe)

25,0 Agenturbezirk Weilheim 20,0 Bayern

15,0

10,0

5,0

0,0 15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern 2005.

4.5 Besondere Beschäftigungsformen Die Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen machen in der Region einen deut- lich überdurchschnittlichen Anteil an allen Erwerbstätigen aus. Nach den Ergebnissen des Bayerischen Landesamtes für Statistik lag die Selbständigenquote in Bayern im Zeitraum 1993 bis 2004 relativ konstant bei etwa 13 Prozent.9 Die höheren Anteile in den Landkreisen der Region Weilheim hängen dabei auch mit der stärker kleinbetrieblichen Wirtschaftsstruk- tur zusammen. Der abnehmende Beschäftigtenanteil in den Kleinbetrieben der Region (vgl. Kapitel oben) spiegelt sich in der abnehmenden Selbständigenquote, insbesondere im Kreis Landsberg wider (vgl. Darstellung 4.13).

Darstellung 4.13: Anteil der nicht abhängigen Erwerbstätigen (Selbständige, mithel- fende Familienangehörige) an allen Erwerbstätigen 1993-2004 (in Prozent) 20 19 18 Garmisch-Partenkirchen 17 16 Landsberg a. Lech 15 14 Weilheim-Schongau 13 12 Bayern 11 10 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005

9 Die Berechnung der Selbständigenquote erfolgte auf Grundlage von gerundeten Ergebnissen und ist daher mit Vorsicht zu interpretieren.

30 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Die hohen Selbständigenquoten in der Region gelten im Wesentlichen auch für die Betrach- tung nach Wirtschaftszweigen. So weist der Landkreis Garmisch-Partenkirchen in allen Wirt- schaftszweigen eine über dem bayerischen Durchschnitt liegende Selbständigenquote auf; besonders hervor sticht dabei das Produzierende Gewerbe mit einer Quote von etwa 20 Pro- zent (Bayern: 7 Prozent). Die Landkreise Landsberg und Weilheim-Schongau zeigen – mit einer Selbständigenquote von jeweils 16 Prozent – unterschiedliche Schwerpunkte in den einzelnen Wirtschaftszweigen. In Landsberg ist die Selbständigenquote im Produzierenden Gewerbe überdurchschnittlich hoch, in Weilheim-Schongau dagegen besonders im Dienst- leistungsbereich (vgl. Darstellung 4.14).

Darstellung 4.14: Anteil der nicht abhängigen Erwerbstätigen (Selbständige, mithel- fende Familienangehörige) an allen Erwerbstätigen 2004 (in Pro- zent) 30 Bayern Garmisch-Partenkirchen 25 Landsberg a. Lech Weilheim-Schongau

20

15

10

5

0 Insgesamt Produzierendes darunter: Dienstleistungen Handel, Finanzierung, Sonstige Dienst- Gewerbe Verarbeitendes insgesamt Gastgewerbe Vermietung, leistungen insgesamt Gewerbe und Verkehr Unternehmens- dienstleistungen

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005

Weiterhin führt die regionale Wirtschaftsstruktur zu einigen Besonderheiten des Arbeits- markts der Region. Mit der großen Bedeutung der Dienstleistungsbranche im Agenturbezirk Weilheim ist ein überdurchschnittlicher Anteil an Teilzeitbeschäftigten verbunden. In allen drei Landkreisen liegt der Teilzeitanteil an der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung über dem bayerischen Wert von 16,3 Prozent. Am höchsten ist die Teilzeitquote im Land- kreis Landsberg am Lech mit 19,3 Prozent. Nach Geschlechtern differenziert stellt sich der Teilzeitanteil sehr unterschiedlich dar: Nach wie vor ist Teilzeitarbeit in erster Linie Beschäf- tigung von Frauen. Zwar nahm die Zahl der Männer in Teilzeitbeschäftigung im letzten Jahr- zehnt zu, jedoch ist der Teilzeitanteil unter den beschäftigten Männern in der Region wie im bayerischen Durchschnitt (4,2 Prozent) immer noch gering.

31 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Darstellung 4.15: Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Geschlecht, 30.6.2004 (in Prozent)

40 Insgesamt Männer Frauen 37,3 33,6 35 31,2 30 27,5 25 19,3 20 16,3 16,8 17,6 15 10 4,2 4,9 4,3 4,1 5 0 Bayern Garmisch- Landsberg am Lech Weilheim-Schongau Partenkirchen

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

In allen drei Landkreisen stieg zwischen 1994 und 2004 der Anteil der Frauen an den sozial- versicherungspflichtig Beschäftigten. Dies ist zum einen auf die zunehmende Erwerbsbeteili- gung der Frauen zurückzuführen, zum anderen kann dies auch eine Folge des Beschäfti- gungsabbaus im Produzierenden Gewerbe sein, von dem überwiegend Männer betroffen waren. Letzteres trifft auf den Landkreis Garmisch-Partenkirchen zu. Hier sanken die Be- schäftigtenzahlen beider Geschlechter; die der Männer allerdings stärker als die der Frauen. In den beiden anderen Landkreisen der Region nahm dagegen die Beschäftigung sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu, bei Letzteren war der Anstieg allerdings stärker, wodurch der Anteil der Frauen an der Gesamtbeschäftigung zunahm. Zudem ging der zunehmende Anteil der weiblichen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu einem großen Teil mit einer Zunahme der Teilzeitbeschäftigung einher.

Darstellung 4.16: Anteil der Frauen an den sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten (in Prozent), 30.6.2004

>28 >40 >42 >44 >46 >48

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

32 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Darüber hinaus zeichnet sich die Region Weilheim auch durch eine überdurchschnittliche Bedeutung geringfügiger Beschäftigung aus: Die Relation der ausschließlich geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse bezogen auf die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf- tigten lag in Weilheim-Schongau (20,2 Prozent), Landsberg (22,2 Prozent) und Garmisch- Partenkirchen (21,3 Prozent) deutlich höher als in Bayern (16,8 Prozent). Auch dies ist in erster Linie die Folge des hohen Anteils der Beschäftigten im Hotel- und Gaststättengewer- be, in dem die geringfügige Beschäftigung stark genutzt wird. Als Folge der Wirtschafts- und Beschäftigungsstruktur ist im Agenturbezirk Weilheim auch eine hohe Beschäftigungsfluktuation zu beobachten. Insbesondere im Kreis Garmisch- Partenkirchen weist die Beschäftigungsentwicklung starke saisonale Schwankungen auf. Zusätzlich zu den hohen Beschäftigtenanteilen im Gastgewerbe und im Baugewerbe, die von saisonalen Schwankungen stark betroffen sind, wirkt sich dabei auch die große Zahl gering- fügig Beschäftigter aus, die in der Regel eine höhere Fluktuation aufweisen. Einerseits führt die hohe Fluktuation in der Tendenz zu einer geringeren Langzeitarbeitslosigkeit (siehe un- ten), andererseits ist dabei anzumerken, dass dies aus „unsicheren“ Beschäftigungsverhält- nissen resultiert, von denen in erster Linie Geringqualifizierte und/oder Junge sowie Ältere betroffen sind.

Darstellung 4.17: Relation der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (in Prozent), 30.6.2004

<= 14 <= 17 <= 18 <= 20 <= 21 <= 22 <= 29

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit.

Auch im Bereich der Leiharbeit zeigt die Region einige Besonderheiten. Besonders der Kreis Landsberg weist eine vergleichsweise hohe Leiharbeitsquote auf; ebenso wie der Landkreis

33 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Weilheim-Schongau weist er im Zeitraum 1998 bis 2004 eine überdurchschnittliche Zunahme der Leiharbeit auf. In Garmisch-Partenkirchen dagegen ist die Leiharbeitsquote wie auch in anderen touristisch und landwirtschaftlich geprägten Regionen relativ niedrig. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass insbesondere das Tourismusgewerbe sowie die Land- wirtschaft stärker auf Saisonarbeit und geringfügige Beschäftigung als kostengünstige In- strumente der Flexibilisierung zurückgreift (vgl. Jahn, Wolf 2005), was – wie oben gezeigt wurde – für den Landkreis Garmisch-Partenkirchen in hohem Maß zutrifft.

4.6. Pendlerverflechtungen

In der Region Weilheim bestehen ausgeprägte Pendlerverflechtungen zwischen den Land- kreisen sowie auch mit anderen Region – insbesondere mit dem Wirtschaftsraum München. Alle drei Landkreise weisen einen negativen Pendlersaldo auf, d.h. die Zahl der Auspendler überwiegt die Zahl der Einpendler. Dabei zeigt sich ein Nord-Süd-Gefälle, das vor allem mit der Nähe zu den Ballungsräumen München und Augsburg zusammenhängt: der negative Pendlersaldo ist im Landkreis Landsberg am größten (2004: -8.000 Personen), in Weilheim- Schongau übersteigt die Zahl der Auspendler die der Einpendler im Jahr 2004 um 5.000 Personen, in Garmisch-Partenkirchen um 2.500 Personen. Die Entwicklung in Garmisch- Partenkirchen seit dem Jahr 2000 ist dabei vor dem Hintergrund der dramatischen Beschäf- tigungsverluste in diesem Landkreis zu sehen (vgl. Darstellung 4.18).

Darstellung 4.18: Pendlersaldo (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Ar- beitsort minus Wohnort) in den Landkreisen 1994 bis 2004 0

-1000

-2000

-3000 Landkreis Garmisch- Partenkirchen -4000 Landkreis Weilheim- -5000 Schongau

Pendlersaldo Landkreis Landsberg -6000 a.Lech

-7000

-8000

-9000 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landsamt für Statistik und Datenverarbeitung

Die Struktur der Pendlerverflechtungen zwischen ländlichen Regionen und Ballungszentren ist auch im Vergleich der anderen bayerischen Kreise zu beobachten. Kreisfreie Städte wie München, Nürnberg, Augsburg und Ingolstadt weisen Pendlergewinne auf; die Kreise in ih-

34 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung rem Umland verzeichnen hohe Auspendlerzahlen (vgl. Darstellung 4.19). Die Grenzregionen im Alpenvorland (darunter Garmisch-Partenkirchen) sowie an der tschechischen Grenze zei- gen dagegen nur geringe Pendlerbewegungen. Einen Sonderfall bilden die Kreise im Nord- osten Bayerns – vor allem die kreisfreien Städte Coburg und Hof –, die eine hohe Zahl von Einpendlern aus den angrenzenden Regionen Thüringens und Sachsens aufweisen.

Darstellung 4.19: Pendler in den bayerischen Kreisen, 30.6.2004

Pendlersaldo (je 1.000 sozialversicherungs- Ein- und Auspendler in Prozent pflichtig Beschäftigte) Einpendler <= -600 Auspendler <= -300 139,50 <= -200 <= -100 45,00 <= 0 6,50 <= 300 <= 667

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung

Die vergleichsweise geringen Pendlerzahlen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen setzen sich überwiegend aus Auspendlern in die Stadt München sowie Verflechtungen mit dem be- nachbarten Kreis Weilheim-Schongau zusammen. Der Kreis Weilheim-Schongau weist neben den Pendlerströmen mit angrenzenden Landkrei- sen eine deutliche stärkere Auspendlerbewegung in den Großraum München auf. 4142 Aus- pendlern in die Stadt München stehen hier nur 642 Einpendlern aus der Landeshauptstadt gegenüber.10 Aus Weilheim pendeln auch in den Landkreis Starnberg mehr Personen aus als ein; einen positiven Pendlersaldo weist der Kreis Weilheim-Schongau dagegen mit den angrenzenden Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz und Landsberg auf. Die Auspendler im Landkreis Landsberg haben aufgrund der räumlichen Nähe eine starke Orientierung in die Wirtschaftsräume München und Augsburg. Fast 60 Prozent (10.154 Per- sonen) der Auspendler des Kreises Landsberg weisen einen Arbeitsort im Großraum Mün- chen (Stadt München, Lkr München, Lkr Fürstenfeldbruck, Lkr Starnberg) auf. Demgegen- über stammt ein Großteil der Einpendler aus den schwäbischen Landkreisen Unterallgäu, Ostallgäu, Kaufbeuren und Augsburg.

10 Auch innerhalb der Kreise werden die Pendlerströme durch räumliche Entfernungen und durch Verkehrsan- bindungen beeinflusst. So ist etwa im Landkreis Weilheim-Schongau ein deutlicher West-Ost-Trend festzustel- len. Von Westen nach Osten nimmt der Anteil der Münchenpendler an allen Arbeitnehmern kontinuierlich zu (vgl. Jaufmann, Rindsfüßer 2004).

35 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Darstellung 4.20: Ein- und Auspendler nach Herkunft/Zielen, 2004

Auspendler Einpendler in % der Beschäftigten am Wohnort in % der Beschäftigten am Arbeitsort

Landkreis Garmisch-Partenkirchen

Sonstige Lkr. Weilheim- Kreise Sonstige Schongau 7% Kreise 7% 8% Lkr. Weilheim- Lkr. Bad Tölz- Schongau Wolfratshaus 6% en 2%

München, Landeshaupts tadt 6%

Am Ort Am Ort beschäftigt beschäftigt 86% 78%

Landkreis Weilheim-Schongau Lkr. Ostallgäu Sonstige Kreise Sonstige Lkr. Starnberg 2% 5% Lkr. Lkr. Starnberg Lkr. München 6% Kreise Landsberg 2% 2% Lkr. Ostallgäu 5% 5% 2%

kr. Landsberg Lkr. Garmisch- 3% Partenkirchen Lkr. Garmisch- 5% Partenkirchen 4% Lkr. Bad Tölz- Wolfratshause Lkr. Bad Tölz- n Wolfratshause 5% n 3% Am Ort München, beschäftigt Landeshauptst München, 66% adt Landeshauptst 2% adt Am Ort 9% beschäftigt 74%

Landkreis Landsberg am Lech

Sonstige Lkr. Augsburg Kreise Augsburg, 2% 9% Sonstige Kreise Stadt 13% 3% Lkr. Lkr. Weilheim- Unterallgäu Schongau 2% 5% Lkr. Ostallgäu 6% Lkr. Starnberg Lkr. Augsburg 6% Am Ort 5% Lkr. München beschäftigt 51% Kaufbeuren, 3% Stadt Lkr. 2% Am Ort Fürstenfeldbru Lkr. Weilheim- beschäftigt ck Schongau 68% 4% 4% München, Landeshaupts tadt 17% Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landsamt für Statistik und Datenverarbeitung

36 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Die Qualifikationsstruktur der Pendler in der Region entspricht dem generellen Befund, dass der Anteil der Berufspendler mit dem Qualifikationsniveau zunimmt. So sind die jeweils größ- ten Pendlerverluste in den drei Landkreisen unter den Beschäftigten mit Abschluss einer höheren Fachschule oder (Fach-)Hochschule zu finden, und darunter wiederum unter den Männern (vgl. Darstellung 4.21).

Darstellung 4.21: Pendlersaldo je 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Qualifikation und Geschlecht in den Landkreisen, 30.6.2004

200

0

-200

-400

-600

-800 Garmisch

-1.000 Landsberg a. L. Weilheim -1.200

-1.400

-1.600 insg. männl. weibl. insg. männl. weibl. insg. männl. weibl. insg. männl. weibl.

Insgesamt ohne abgeschlossene mit abgeschlossene mit Abschluß einer höheren Ausbildung Ausbildung Fachschule/FH/Hochsch.

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung

4.7. Beschäftigungsentwicklung nach Berufsgruppen

Die Beschäftigungsentwicklung in den drei Landkreisen des Agenturbezirks Weilheim zeigt, wie oben dargestellt, seit Anfang der 90er Jahre eine sehr unterschiedliche Entwicklung. Während in den Landkreisen Landsberg (+14 Prozent) und Weilheim-Schongau (+6 Prozent) zwischen 1991 und 2004 eine im bayerischen Vergleich überdurchschnittliche Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zu beobachten war, ging die Beschäftigtenzahl in Garmisch-Partenkirchen um 10 Prozent zurück11. Eine zunehmende Beschäftigtenzahl zwischen 1999 und 2004 zeigt sich im Agenturbezirk Weilheim neben der Berufsgruppe der Montierer und Metallberufe (+30,3 Prozent) vor allem im Bereich der „sekundären Dienstleistungsberufe“12: bei den technisch-

11 Die unterschiedliche Entwicklung setzte sich im Jahr 2005 fort: Während die Zahl der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten in den Kreisen Weilheim und Landsberg etwa konstant blieb, nahm die Beschäftigung im Landkreis Garmisch-Partenkirchen im Vergleich zum Vorjahr um weitere 2 Prozent ab. 12 Innerhalb der Dienstleistungsberufe lässt sich unterscheiden zwischen „primären“ und „sekundären“ Dienst- leistungsberufen. Als Abgrenzungskriterium wird dabei die Standardisierbarkeit bzw. die Wissensintensität des Leistungsangebots herangezogen. So lässt sich der Dienstleistungsbereich einteilen in Dienstleistungen, die einfache Tätigkeiten bzw. Routinetätigkeiten beinhalten (sog. „Primäre Dienstleistungen“), sowie wissensin- tensive Dienstleistungen („Sekundäre Dienstleistungen“). Zu den Primären Dienstleistungen zählen Handels- und Bürotätigkeiten und allgemeine Dienste (Reinigen, Bewirten, Lagern, Transportieren, Sichern). Der Se- kundäre Dienstleistungsbereich umfasst Tätigkeiten wie Organisation, Management, Forschung, Entwicklung, Beratung und Betreuung (vgl. Dostal, Reinberg 1999).

37 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung naturwissenschaftlichen Berufen (+19,7 Prozent), den Sozial- und Erziehungsberufen (+17,1 Prozent) sowie Gesundheitsberufen (+11,8 Prozent). Berufsgruppen mit sinkender Beschäf- tigtenzahl sind dagegen hauptsächlich unter den produktionsorientierten Berufen zu finden; die höchsten Beschäftigungsverluste verzeichnen die Textilberufe (-29,7 Prozent) und die Bauberufe (-25,9 Prozent). Diese Rückgange und das Beschäftigungswachstum in den technisch- naturwissenschaftlichen Berufen sowie den Sozial- und Gesundheitsberufen entsprechen dabei einem generellen Trend seit den 90er Jahren, der auch in anderen Regionen zu beo- bachten ist (vgl. z.B. Conrads, Ebert, Huber 2005). Eine Besonderheit des Agenturbezirks Weilheim ist dagegen die starke Zunahme der Beschäftigung bei den Montierern und Metall- berufen, während die Beschäftigung dieser Berufsgruppe in Bayern im gleichen Zeitraum um 5,6 Prozent zurückging. Gerade dieses Beispiel zeigt deutlich, dass entgegen der öffentli- chen Wahrnehmung auch im Produzierenden Sektor durchaus Beschäftigungspotenziale vorhanden sind. Dafür spricht zudem, dass die Beschäftigtenzahl im Produzierenden Ge- werbe in den Kreisen Landsberg a.L. und Weilheim-Schongau seit Mitte der 90er Jahre rela- tiv konstant geblieben ist bzw. sogar leicht zugenommen hat. Allerdings darf dies nicht dar- über hinwegtäuschen, dass eine solche Entwicklung räumlich stark unterschiedlich verläuft und durch die regionale Wirtschafts- und Betriebsstruktur bestimmt wird13.

Darstellung 4.22: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten nach Berufsgruppen 1999 bis 2004 (in Prozent)

M ontierer und M etallberufe

Technisch-naturwissenschaftliche Berufe

Sozial- und Erziehungsberufe

Gesundheitsberufe

Verwaltungs-, Büroberufe

M etallerzeugende/-verarbeitende Berufe

INSGESAM T

Verkehrs- und Lagerberufe

Chemieberufe, Kunststoffverarbeiter

Ordnungs-/Sicherheitsberufe

Ernährungsberufe

Reinigungs- und Betreuungsberufe

Waren- und Dienstleistungskaufleute

Landwirtschaftliche Berufe

Elektroberufe

Papierberufe, Drucker

Bau-, Bauneben- und Holzberufe

Textilberufe

-40 -30 -20 -10 0 10 20 30 40

Agenturbezirk Weilheim Bayern

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern.

13 Der benachbarte Kreis Garmisch-Partenkirchen etwa verzeichnete im gleichen Zeitraum drastische Beschäfti- gungsverluste im Produzierenden Sektor.

38 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

4.8. Altersstruktur der Berufsgruppen

Mit dem demographischen Wandel ist in den nächsten Jahren und Jahrzehnten unabänder- lich eine massive Alterung der Bevölkerung und auch des Erwerbspersonenpotenzials ver- bunden. Diese „Alterung“ der Gesamt(erwerbs)bevölkerung schreitet durch die jährliche Alte- rung der großen Bevölkerungs- und Beschäftigtenanteile in der Altersgruppe zwischen 30 und 45 Jahren kontinuierlich voran, da in den jungen Alterskohorten weniger Personen und Beschäftigte „nachwachsen“. Der demographische Wandel ist aber keineswegs nur ein zu- künftiger, sondern ein schon lange laufender, schleichender Prozess. Infolge des demogra- phischen Wandels sank zwischen 1999 und 2004 die Zahl der Beschäftigten in den Alters- gruppen zwischen 25 und 34 Jahren, dagegen nahm die Zahl der Beschäftigten in den Al- tersgruppen zwischen 40 und 49 Jahren stark zu (vgl. Darstellung 4.23).

Darstellung 4.23: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Agenturbezirk Weil- heim nach Altersgruppen 1999 und 2004 (jeweils 30.6.) 16.000

14.000 1999 12.000 2004

10.000

8.000

6.000

4.000

2.000

0 unter 20 20 - 24 25 - 29 30 - 34 35 - 39 40 - 44 45 - 49 50 - 54 55 - 59 60 - 64 über 64 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern.

Die Betrachtung der Altersstruktur einzelner Berufsgruppen muss vor dem Hintergrund von zwei Aspekten geschehen. Zum einen sind aktuelle Altersstrukturen immer die Ergebnisse der Entwicklung in der Vergangenheit und zeigen somit eine „Pfadabhängigkeit“; so sind vor allem schiefe, d.h. jugend- oder alterszentrierte Altersverteilungen oft auf zurückliegende Einstellungstops bzw. massive Frühverrentungswellen zurückzuführen. Zum zweiten ist bei der Betrachtung auch zu berücksichtigen, dass in den einzelnen Berufen unterschiedliche Karrieremuster vorliegen, die ebenfalls die Altersstrukturen beeinflussen. „Dabei fallen über- durchschnittlich mit Älteren besetzte Berufsgruppen mit langem Karrierevorlauf oder mit ei- nem „Schonarbeitsplatz“ ebenso auf wie Berufsgruppen mit überdurchschnittlich vielen Jün- geren – neben zum Beispiel den jugendzentrierten DV-Berufen vor allem diejenigen mit ei- nem hohen Anteil von v.a. gesundheitsbedingt begrenzten Tätigkeitsdauern und einem dem- entsprechend niedrigen Altersdurchschnitt“ (Kistler, Schönwalder 2001). Einen hohen Anteil 55- bis 64Jähriger an den Beschäftigten weisen vor allem die Ordnungs- und Sicherheitsberufe (19,4 Prozent), die Textilberufe (17,1 Prozent), die Verkehrs- und La- gerberufe (13,1 Prozent) sowie die Reinigungs- und Betreuungsberufe (13,0 Prozent) auf.

39 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

o Ordnungs- und Sicherheitsberufe und Reinigungsberufe sind typische „Alterstätigkei- ten“. Der hohe Anteil an geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen und an gering- qualifizierten Beschäftigten weist darauf hin, dass diese Tätigkeiten vor allem von (äl- teren) Personen ausgeübt werden, die aufgrund ihrer Qualifikation und/oder ihres Gesundheitszustands in ihrem Ausbildungsberuf (soweit vorhanden) nur (noch) ge- ringe Beschäftigungschancen besitzen. Berufe, deren Altersstruktur im Agenturbezirk Weilheim besonders hervorsticht, sind dabei die Dienst- und Wachberufe (79) mit ei- nem Anteil der 55- bis 64 Jährigen an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 20,0 Prozent, sowie die Reinigungsberufe (93) mit 17,4 Prozent. Auffällig ist dar- über hinaus, dass in diesen Berufen in der Regel auch die Altersgruppe der 45- bis 54-Jährigen überdurchschnittlich stark besetzt ist. Gleichzeitig sind weniger als ein Fünftel der Beschäftigten in diesen Berufsgruppen jünger als 35 Jahre: In Dienst- und Wachberufen 17,7 Prozent; in Reinigungsberufen 19,9 Prozent. o In einigen Berufen ist die vergleichsweise „alte Struktur“ auf einen karriere- und erfah- rungsbedingten Berufsverlauf zurückzuführen. So lässt sich der relativ hohe Anteil der 55- bis 64 Jährigen beispielsweise bei den Seelsorgern (26,3 Prozent) oder auch bei „Abgeordneten und administrativ entscheidenden Tätigkeiten“ (26,1 Prozent) er- klären. o Berufe, die aufgrund des sektoralen Strukturwandels in der jüngeren Vergangenheit einem starken Beschäftigungsabbau unterworfen waren, weisen in der Regel eben- falls einen hohen Anteil älterer Beschäftigter auf, ohne dass dies einen nennenswer- ten zukünftigen Ersatzbedarf nach sich zieht. So ist etwa in den Textilberufen der An- teil Älterer wohl vor allem deswegen so hoch, weil in der schrumpfenden Textilbran- che im letzten Jahrzehnt kaum Neueinstellungen getätigt wurden. Auf der anderen Seite gibt es auch eine Reihe von Berufsgruppen, die einen unterdurch- schnittlichen Anteil älterer Beschäftigter aufweisen. Dies sind die Elektriker mit einem Be- schäftigtenanteil der 55- bis 64Jährigen von 6,2 Prozent, die Gesundheitsberufe (6,6 Pro- zent), Metallerzeugende und -verarbeitende Berufe (7,0 Prozent), Montierer (8,0 Prozent) sowie Bau- und Baunebenberufe (8,1 Prozent). Ein geringer Anteil älterer Beschäftigter muss dabei vor dem Hintergrund zweier Gesichtspunkte interpretiert werden: Zum einen werden im Zuge von Beschäftigungsverlusten vorrangig ältere Beschäftigte aus dem Er- werbsleben ausgegliedert, da dies (noch!) die Möglichkeit des scheinbar „sozialverträglichen“ Ausscheidens Älterer bietet. Zum anderen sind auch berufsspezifische Arbeitsbelastungen und deren gesundheitliche Folgen zu berücksichtigen. o Die Berufsgruppe der Elektriker hatte zwischen 1999 und 2004 deutliche Beschäfti- gungsverluste zu verzeichnen. Der geringe Anteil Älterer deutet darauf hin, dass die- se vor allem zu Lasten der Älteren gingen. o Hinter dem geringen Anteil der älteren Beschäftigten in den Gesundheitsberufen ver- bergen sich in erster Linie Berufe in der Krankenpflege. Nach den bisherigen Projekt- erfahrungen spielen besonders bei diesen Tätigkeiten die Arbeitsbelastungen eine wesentliche Rolle beim vorzeitigen Beschäftigungsausstieg. Zudem spielt bei Berufen wie Sprechstundenhelfern auch eine Rolle, dass dies typische „Frauenberufe“ sind, in denen nach der Familienphase eventuell keine Berufsrückkehr stattfindet.

40 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

o Bei den Metallberufen ist der geringe Anteil Älterer im Agenturbezirk Weilheim nicht auf Beschäftigungsverluste zurückzuführen: wie gezeigt wurde stieg die Zahl der Be- schäftigten in den letzten Jahren. Hier stehen wohl Arbeitsbelastungen im Vorder- grund. Einzelne Berufsgruppen stechen hier noch hervor, vor allem unter den Schmieden findet sich ein besonders geringer Anteil älterer Beschäftigter (2,4 Pro- zent). o In den Bauberufen treffen schließlich Arbeitsbelastung und sinkende Beschäftigungs- zahl in den letzten Jahren zusammen. In den einzelnen Berufen stellt sich die Situati- on allerdings stark unterschiedlich dar. Während unter den Zimme- rern/Dachdeckern/Gerüstbauern (3,8 Prozent) nur sehr wenige Ältere zu finden sind, ist der Anteil bei den Straßen-/Tiefbauern (14,2 Prozent) sogar leicht überdurch- schnittlich. Zu berücksichtigen ist, dass letztere zu einem erheblichen Anteil im öffent- lichen Dienst14 beschäftigt sind, der angesichts sinkender Beschäftigtenzahlen unter- schiedliche „Verarbeitungswege“ aufweist.15 o Eine genauere Betrachtung erfordern auch die Ernährungsberufe sowie Berufe des Gastgewerbes, die in der Region Weilheim aufgrund des beschäftigungsstarken Gaststätten- und Hotelgewerbes eine wichtige Rolle spielen. Unter beiden Gruppen finden sich Berufe, die durch eine „schiefe“ Altersverteilung der Beschäftigten charak- terisiert sind. Bei den Back-/Konditorwarenherstellern befinden sich nur 3,9 Prozent der Beschäftigten im Alter zwischen 55- bis 64 Jahren, dagegen sind zwei Drittel jün- ger als 35 Jahre. Die Gästebetreuer zeichnen sich ebenfalls durch eine Altersvertei- lung aus, die auf einen frühen Berufsausstieg schließen lässt: nur 23 Prozent der Be- schäftigten entfällt auf die 45- bis 64Jährigen, wogegen der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbeschäftigung etwa ein Drittel beträgt.

14 Etwa 29 Prozent der Straßen-/Tiefbauer sind dem Wirtschaftszweig „Öffentliche Verwaltung / Verteidigung / Sozialversicherungen“ zugeordnet. 15 In der Regel wird der Personalabbau im öffentlichen Dienst in erster Linie durch weniger Einstellungen (von Jüngeren) realisiert, während der Personalabbau in der Privatwirtschaft meist durch Freisetzung von Älteren umgesetzt wird (vgl. Koller, Bach, Brixy 2003, S.13f).

41 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Darstellung 4.24: Altersstruktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Berufsgruppen im Agenturbezirk Weilheim (in Prozent), 30.6.2004

Ordnungs-/Sicherheitsberufe 5,7 14,0 27,5 30,4 19,4

Textilberufe 12,1 13,0 31,0 25,1 17,1

Verkehrs- und Lagerberufe 6,8 19,1 34,3 25,8 13,1

Reinigungs- und Betreuungsberufe 17,2 18,5 27,3 23,1 13,0

Verwaltungs-, Büroberufe 10,9 19,6 32,1 24,5 12,1

Papierberufe, Drucker 13,2 23,0 29,7 22,3 11,6

Technisch-naturwissenschaftliche Berufe 5,2 24,2 38,6 21,6 10,1

INSGESAMT 15,8 21,8 30,2 21,7 10,0

Waren- und Dienstleistungskaufleute 17,8 22,3 28,5 21,0 9,9

Sozial- und Erziehungsberufe 11,1 22,4 29,3 26,9 9,4

Chemieberufe, Kunststoffverarbeiter 10,5 26,3 33,7 20,3 9,0

Ernährungsberufe 25,1 23,5 25,0 17,3 8,9

Landwirtschaftliche Berufe 22,8 23,7 28,4 16,2 8,3

Bau-, Bauneben- und Holzberufe 20,6 23,0 30,8 17,2 8,1

Montierer und Metallberufe 12,2 28,0 31,4 20,4 8,0

Metallerzeugende/-verarbeitende Berufe 25,3 22,7 27,6 17,2 7,0

Gesundheitsberufe 18,9 25,3 28,8 20,2 6,6

Elektroberufe 25,1 23,0 26,6 18,8 6,2

0 102030405060708090100

15 - 24 Jahre 25 - 34 Jahre 35 - 44 Jahre 45 - 54 Jahre 55 - 64 Jahre 65 und älter

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern.

Ein niedriger Anteil an Älteren unter den Beschäftigten ist nicht nur als Hinweis für aktuelle Probleme im Hinblick auf altersgerechtes Arbeiten zu betrachten, sondern auch unter dem Aspekt zu sehen, dass in diesen Berufen potenziell besonders große Anpassungsschwierig- keiten an die künftig massiv steigenden Anteile Älterer in den Belegschaften in Zukunft auf- treten werden. Solche problematischen Altersstrukturen sind besonders in Berufsgruppen zu finden, in de- nen infolge extensiver Frühverrentungsprogramme in Verbindung mit anhaltendem Einstel- lungsstopp und fehlender altersbedingter Fluktuation über Jahre hinweg kaum Neueinstel- lungen jüngerer Nachwuchskräfte stattgefunden haben. Dadurch hat sich eine überproporti- onal auf mittlere Altersgruppen konzentrierte Belegschaft herausgebildet, die zu einem rasch ansteigenden Durchschnittsalter führen wird, während gleichzeitig jüngere Bewerber für die Nachfolge vor Ort eventuell nicht in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen. Aufgrund der zukünftigen demographischen Entwicklung kann insbesondere für Berufsgrup- pen mit schon heute ungünstiger Altersstruktur nicht ausgeschlossen werden, dass es bei Fachkräften mit mittleren und höheren Qualifikationen (z.B. Facharbeiter, Ingenieure, Infor- matiker) zu einer relativen Verknappung kommen könnte. Neben den demographischen Ur- sachen des Fachkräfteangebots sind auftretende Engpässe auf Teilarbeitsmärkten aber auch auf Versäumnisse der Unternehmen bei der Ausbildung eigenen Nachwuchses zurück-

42 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung zuführen. Gleiches gilt auch für die Zukunft: ein allein demographisch verursachter Fachkräf- temangel ist für keine der Berufsgruppen in der Region Weilheim mittelfristig zu erwarten. Allerdings stellt die Alterung stark besetzter Altersgruppen einige Berufsgruppen vor Heraus- forderungen, die erhöhte Anstrengungen im Bereich des alternsgerechtes Arbeitens unab- dingbar machen.

4.9. Qualifikationsstruktur der Beschäftigten

Wie oben gezeigt wurde, war in der Region Weilheim zwischen 1999 und 2004 wie auch in Deutschland insgesamt ein Trend zur Höherqualifizierung der Beschäftigten zu erkennen. Trotz dieser langfristigen Entwicklung kam es aber auch in einzelnen Berufen zu einer Zu- nahme der Beschäftigtenzahl ohne abgeschlossene Berufsausbildung (vgl. Darstellung 4.25). In stark wachsenden Tätigkeitsfeldern wie bei den Montierern/Metallberufen sowie den technisch-naturwissenschaftlichen Berufen profitierten auch Geringqualifizierte vom Beschäf- tigungsaufbau. Gleiches gilt für die Gesundheitsberufe und die Sozial- und Erziehungsberu- fe, bei denen ebenfalls ein beträchtlicher Anstieg der Zahl der Beschäftigten ohne abge- schlossene Berufsausbildung zu beobachten war. Auf der anderen Seite gingen die Arbeitsplatzverluste in Berufsgruppen mit sinkenden Be- schäftigtenzahlen überproportional zu Lasten der gering qualifizierten Arbeitnehmer, wie sich vor allem bei den Bauberufen, den Papierberufen sowie den Elektroberufen zeigt. Darüber hinaus kam es in Berufsgruppen mit insgesamt etwa gleich bleibender Beschäftigung zu ei- ner Umschichtung zwischen den Qualifikationsstufen (z.B. Chemieberufe/Kunststoffver- arbeiter, Verkehrs- und Lagerberufe).

43 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Darstellung 4.25: Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten nach Qualifikation 1999 bis 2004 (in Prozent) mit ohne abge- betriebl./schul. mit Hochschul- schlossene Be- Berufsausbil- abschluss* rufsausbildung dung Landwirtschaftliche Berufe -21,1 -12,2 - Chemieberufe, Kunststoffverarbeiter -10,2 12,8 - Papierberufe, Drucker -28,3 -11,1 - Metallerzeugende/-verarbeitende Berufe 24,3 -2,8 - Elektroberufe -24,5 -13,4 - Montierer und Metallberufe 14,2 40,1 - Textilberufe -29,6 -36,1 - Ernährungsberufe -12,1 -3,8 - Bau-, Bauneben- und Holzberufe -44,5 -20,5 - Technisch-naturwissenschaftliche Berufe 34,8 11,1 34,5 Waren- und Dienstleistungskaufleute -15,3 -5,4 32,1 Verwaltungs-, Büroberufe -4,1 1,0 18,7 Verkehrs- und Lagerberufe -13,0 2,2 - Ordnungs-/Sicherheitsberufe -14,8 -6,7 - Gesundheitsberufe 10,8 10,1 23,0 Sozial- und Erziehungsberufe 31,6 19,2 12,6 Reinigungs- und Betreuungsberufe -16,9 -2,5 - *) Anm.: Berufsgruppen mit geringen Fallzahlen nicht ausgewiesen. Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern.

Im Juni 2004 lag der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne abgeschlos- sene Berufsausbildung im Agenturbezirk Weilheim bei 16 Prozent und somit etwas über dem bayerischen (15,6 Prozent) bzw. bundesweiten (13,9 Prozent) Wert (vgl. Darstellung 4.26). Etwas mehr als zwei Drittel (76,4 Prozent) wiesen eine betriebliche oder schulische Be- rufsausbildung auf. Personen mit (Fach)Hochschulabschluss sind unter den Beschäftigten im Vergleich zum bayerischen Durchschnitt in der Region Weilheim unterrepräsentiert. Ein Großteil der Hochqualifizierten ist dabei in einigen wenigen Berufsgruppen konzentriert, ins- besondere die Technisch-Naturwissenschaftlichen Berufe sowie die Sozial- und Gesund- heitsberufe weisen einen deutlich überdurchschnittlichen Anteil auf. Generell sind niedrige Anteile an Geringqualifizierten vor allem in Dienstleistungsberufen zu finden – neben den genannten Berufen insbesondere auch bei den Warenkaufleuten sowie den Dienstleistungs- kaufleuten. Einen hohen Anteil an Beschäftigten ohne Berufsausbildung weisen vor allem die Chemie- und Kunststoffverarbeiter (48,8 Prozent) sowie die Reinigungs- und Betreuungsbe- rufe (41,2 Prozent) auf. In beiden Tätigkeitsfeldern war jedoch zwischen 1999 und 2004 (trotz der insgesamt etwa konstant bleibenden Beschäftigtenzahl) eine erhebliche Umschich- tung der Qualifikationsstufen zu Lasten der Beschäftigten ohne Berufsausbildung zu beo- bachten.

44 4. Entwicklung und Struktur der Beschäftigung

Darstellung 4.26: Qualifikationsstruktur der sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten nach Berufsgruppen im Agenturbezirk Weilheim, Juni 2004 (in Prozent)

Chemieberufe, Kunststoffverarbeiter 48,8 50,4

Reinigungs- und Betreuungsberufe 41,2 58,3

Montierer und Metallberufe 33,1 66,7

Textilberufe 30,7 69,0

Verkehrs- und Lagerberufe 26,8 72,7

Ernährungsberufe 26,8 72,8

Metallerzeugende/-verarbeitende Berufe 22,8 76,8

Landwirtschaftliche Berufe 22,5 73,0 2,52,0

Ordnungs-/Sicherheitsberufe 20,2 75,8 3,9

Bau-, Bauneben- und Holzberufe 17,6 82,1

Papierberufe, Drucker 17,4 81,7

INSGESAMT 16,1 76,4 3,04,6

Elektroberufe 11,3 87,9

Verwaltungs-, Büroberufe 9,6 83,4 2,84,3

Waren- und Dienstleistungskaufleute 8,6 88,5

Sozial- und Erziehungsberufe 6,5 66,7 13,0 13,8

Technisch-naturwissenschaftliche Berufe 4,6 67,3 15,5 12,6

Gesundheitsberufe 3,6 84,8 11,2

0 102030405060708090100

ohne abgeschlossene Berufsausbildung mit betriebl./schul. Berufsausbildung mit FH-Abschluss mit UNI-Abschluss

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern. Der mit Abstand höchste Anteil der geringqualifizierten Beschäftigten findet sich bei den Schmieden (95,8 Prozent). Auch unter den Warenprüfern hat etwas mehr als die Hälfte der Beschäftigten (51,2 Prozent) keine abgeschlossene Berufsausbildung. Ebenso wie bei der Altersstruktur zeichnet sich auch bei der Qualifikation der Beschäftigung ein besonderer Schwerpunkt im Hotel- und Gaststättengewerbe ab. Die Reinigungsberufe (62 Prozent Be- schäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung) zeichnen sich wie auch Hauswirtschaftli- che Berufe (46 Prozent) durch ein niedriges Qualifikationsniveau aus. Trotz erheblichen kör- perlichen Belastungen in diesen Tätigkeiten führen wohl vor allem niedrige Entlohnung16 und die fehlenden Perspektiven aus der Tätigkeit heraus in andere, besser entlohnte Tätigkeiten (vgl. Vanselow 2006) dazu, dass diese Berufe einen großen Anteil älterer Beschäftigter auf- weisen: Bei den Reinigungsberufen sind etwa die Hälfte der Mitarbeiter zwischen 45 und 64 Jahre alt, bei den Hauswirtschaftlichen Berufen beträgt dieser Anteil 44 Prozent.

16 Dies impliziert auch, dass aufgrund der relativ geringen Rentenansprüche – vor allem in diesen „Frauenberu- fen“ – ein vorzeitiger Rentenzugang für Viele aus finanziellen Gesichtspunkten kaum möglich ist (Zu den Hin- tergründen und Rahmenbedingungen des Rentenzugangsgeschehens in der Region vgl. Kapitel 5).

45 5. Wirtschaftliche Entwicklung und Einkommen

5. Wirtschaftliche Entwicklung und Einkommen

Das Wichtigste auf einen Blick

• Die Wirtschaftskraft (Bruttoinlandsprodukt Darstellung 5.1: je Einwohner) liegt in den drei Kreisen der Wirtschaftskraft - BIP je Einwohner (in Euro), 2004 Region unter dem bayerischen Durch- schnitt. Auch der Landkreis Weilheim- >= 14.850 Schongau mit der höchsten Wirtschafts- >= 20.000 >= 22.500 kraft der Region erreichte mit 25.667 € je >= 24.000 Einwohner im Jahr 2003 nur etwa 85 Pro- >= 26.000 >= 30.000 zent des bayerischen Wertes (30.324 €). >= 42.000 Die Kreise Garmisch-Partenkirchen und Landsberg liegen mit jeweils etwa 20.800 € je Einwohner noch deutlich darunter, was nur etwas mehr als zwei Drittel des bayeri- schen Durchschnitts entspricht.

• Seit Anfang der 90er Jahre entwickelt sich die Schere zwischen der Region und dem bayerischen Durchschnitt zunehmend aus- einander. Die Region bleibt hinter der bay- erischen Entwicklung zurück. Während je- doch im Kreis Weilheim-Schongau in den Jahren 2001 bis 2003 eine positive Ent- wicklung mit einem deutlichen Anstieg des BIP je Einwohner zu verzeichnen war, zeigte sich in den beiden anderen Land- Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt kreisen eine Stagnation der Wirtschafts- für Statistik und Datenverarbeitung.

kraft – in Garmisch-Partenkirchen war

2003 im Vergleich zum Jahr 2001 sogar ein leicht niedrigeres BIP je Einwohner zu Darstellung 5.2: Arbeitsproduktivität - BIP je Erwerbstätigen (in Eu- verzeichnen. ro), 2004 • Das Primäreinkommen (Arbeitnehmerent- >= 45.000 gelt, Einkommen aus selbständiger Tätig- >= 52.000 keit sowie Vermögenseinkommen) liegt in >= 54.000 den Kreisen der Region auf sehr unter- >= 56.000 >= 58.000 schiedlichem Niveau. Der überdurch- >= 60.000 schnittliche Wert im Landkreis Landsberg >= 62.000 resultiert vor allem aus der hohen Zahl von Auspendlern in den Wirtschaftsraum Mün- chen, die überwiegend gut qualifiziert sind und daher wohl häufiger hohe Einkommen aufweisen. Dagegen lag das Primärein- kommen je Einwohner im Jahr 2002 im Kreis Weilheim-Schongau (20.372 €) und noch deutlicher in Garmisch-Partenkirchen (19.782 €) unter dem bayerischen Durch- schnitt.

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung.

46 5. Wirtschaftliche Entwicklung und Einkommen

5.1 Wirtschaftskraft und Arbeitsproduktivität

Als Kennziffer für die Wirtschaftskraft wird hier zunächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner verwendet. Im Zeitraum 1997 bis 2001 erhöhte sich die Wirtschaftskraft in allen bayerischen Regionen. Regional profitierten von der insgesamt guten wirtschaftlichen Ent- wicklung zwischen 1997 und 2001 besonders die Gruppe der Regionen in großen Verdich- tungsräumen (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie 2004). Die Wirtschaftskraft oder das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner liegt in den drei Kreisen der Region unter dem bayerischen Durchschnitt. Auch der Landkreis Weilheim-Schongau mit der höchsten Wirtschaftskraft der Region erreichte mit 25.667 € je Einwohner im Jahr 2003 nur etwa 85 Prozent des bayerischen Wertes (30.324 €). Die Kreise Garmisch-Partenkirchen und Landsberg liegen mit jeweils etwa 20.800 € je Einwohner noch deutlich darunter, was nur etwas mehr als zwei Drittel des bayerischen Durchschnitts entspricht. Deutlich wird bei der Entwicklung seit 1990, dass sich die Schere zwischen der Region und dem bayerischen Wert zunehmend auseinander entwickelt und die Region hinter der bayerischen Entwicklung zurückbleibt. Während jedoch im Kreis Weilheim-Schongau in den Jahren 2001 bis 2003 eine positive Entwicklung mit einem deutlichen Anstieg des BIP je Einwohner zu verzeichnen war (was auch mit der stark kleinbetrieblichen Struktur zu tun hat), zeigte sich in den beiden anderen Landkreisen eine Stagnation der Wirtschaftskraft – in Garmisch-Partenkirchen war 2003 im Vergleich zum Jahr 2001 sogar ein leicht niedrigeres BIP je Einwohner zu verzeich- nen. Betrachtet man die Entwicklung des Bruttoinlandprodukts je Erwerbstätigen17, so zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch bezüglich dieses Indikators liegen die drei Landkreise unterhalb der bayerischen Entwicklung. Dass die Kreise der Region bei diesem Indikator näher am bayeri- schen Durchschnitt liegen, ist vor allem auf die unterdurchschnittliche Erwerbstätigendichte zurückzuführen, wodurch BIP je Einwohner und BIP je Erwerbstätigen weiter auseinander liegen. Allerdings liegt Garmisch-Partenkirchen auch bei der Arbeitsproduktivität deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt: Mit 44.800 € je Erwerbstätigen wird nur etwa drei Viertel des bay- erischen Niveaus (60.625 €) erreicht. Dies liegt wohl zu einem großen Teil auch an dem überdurchschnittlich hohen Anteil von Teilzeitarbeit und von geringfügiger Beschäftigung in der Region und vor allem in Garmisch-Partenkirchen.

17 Die Kennziffer Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen ist ein Indikator für die regionale Arbeitsproduktivität (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie 2004).

47 5. Wirtschaftliche Entwicklung und Einkommen

Darstellung 5.3: Entwicklung des Bruttoinlandprodukts je Einwohner bzw. je Er- werbstätigen (in Euro) Entwicklung des BIP je Einwohner Entwicklung des BIP je Erwerbstätigen

35.000 70.000

30.000 60.000

25.000 50.000

20.000 40.000

15.000 30.000

10.000 20.000

5.000 10.000

0 0

1 2 4 5 7 0 3 1 2 4 5 7 0 3 9 9 9 9 9 0 0 9 9 9 9 9 0 0 9 9 9 9 9 0 0 9 9 9 9 9 0 0 1990 1 1 1993 1 1 1996 1 1998 1999 2 2001 2002 2 1990 1 1 1993 1 1 1996 1 1998 1999 2 2001 2002 2

Garmisch-Partenkirchen22.000 Bayern 12.000 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Landsberg a.Lech Weilheim-Schongau

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

Mit den Angaben zum Bruttoinlandsprodukt wird die Wirtschaftskraft erfasst, die von den Erwerbstätigen am Arbeitsort erwirtschaftet wird. Darin sind also auch Pendler eingeschlos- sen, die in der Region arbeiten, aber außerhalb wohnen; andererseits sind Personen mit Wohnort in der Region, die auspendeln, nicht enthalten. Um das Einkommen der Wohnbe- völkerung bzw. ihre Kaufkraft zu ermitteln, sind daher weitere Maßzahlen notwendig.

5.2 Verfügbare Einkommen

Das Primäreinkommen setzt sich zusammen aus dem empfangenen Arbeitnehmerentgelt, den Einkommen aus selbständiger Tätigkeit sowie aus Vermögenseinkommen (vgl. Statisti- sches Bundesamt 2004). Somit umfasst dieser Indikator auch Einkommen von Pendlern mit Wohnort in der Region. Dadurch erklärt sich auch der überdurchschnittliche Wert im Land- kreis Landsberg, der durch eine hohe Zahl von Auspendlern in den Wirtschaftsraum Mün- chen gekennzeichnet ist, die überwiegend gut qualifiziert sind und daher wohl häufiger hohe Einkommen aufweisen. Dagegen lag das Primäreinkommen je Einwohner im Jahr 2002 im Kreis Weilheim-Schongau (20.372 €) und noch deutlicher in Garmisch-Partenkirchen (19.782 €) unter dem bayerischen Durchschnitt (vgl. Darstellung 5.4). Alles in allem bestätigen die Zahlen: „Menschen in Regionen mit hohem Fremdenverkehrsanteil beziehen unterdurch- schnittliche Einkommen“ (Berger 2003: 15).

48 5. Wirtschaftliche Entwicklung und Einkommen

Darstellung 5.4: Entwicklung des Primäreinkommens und des verfügbaren Ein- kommens der privaten Haushalte (in Euro)

Entwicklung des Primäreinkommens je Ein- Verfügbares Einkommen der privaten Haushal- wohner te je Einwohner

24.000 19.000

18.000 22.000

17.000 20.000

16.000 18.000 15.000

16.000 14.000

14.000 13.000

12.000 12.000

2 3 5 6 9 2 9 0 1 2 3 9 9 9 9 9 0 9 0 0 0 0 9 9 9 9 9 0 9 0 0 0 0 1991 1 1 1994 1 1 1997 1998 1 2000 2001 2 1995 1996 1997 1998 1 2 2 2 2

Garmisch-Partenkirchen22.000 Bayern 12.000

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Landsberg a.Lech Weilheim-Schongau

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2005.

Das verfügbare Einkommen berechnet sich aus dem empfangenen Primäreinkommen ab- züglich Sozialabgaben und Steuern sowie unter Hinzurechnung der empfangenen monetä- ren Sozialleistungen sowie sonstigen laufenden Transfers. Es ist somit ein wichtiger Indikator für den Wohlstand der Bevölkerung und stellt – vereinfacht gesagt – den Betrag dar, der den Menschen in einer Region zum Konsum und zur Ersparnisbildung zur Verfügung steht. Be- trachtet man das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte in der Region, so fällt auf, dass der höchste Wert im Gegensatz zu den anderen Indikatoren im Landkreis Garmisch- Partenkirchen zu finden ist. Dies erklärt sich durch die besondere Alters- bzw. Sozialstruktur in diesem Kreis. Wie auch andere südbayerische Alpenregionen (Allgäu, Oberland und Süd- ostoberbayern) wird auch Garmisch schon lange als „Altersruhesitz“ bevorzugt (vgl. Bayeri- sches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie 2004). Das überdurchschnittliche verfügbare Einkommen im Kreis Garmisch-Partenkirchen resultiert daher wohl zum Großteil aus Transferzahlungen an Rentner – und (vgl. den hohen Selb- ständigenanteil) Einkünften aus anderen Quellen als Erwerbsarbeit (vgl. Darstellung 5.4).

49 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

Das Wichtigste auf einen Blick

• Die Kreise der Region Weilheim weisen Darstellung 6.1: seit Jahren eine der niedrigsten Arbeits- Arbeitslosenquoten im September 2004 (in Prozent)

losenquoten in Bayern auf. Neben den <= 5,1 Landkreisen im Umland der Städte Mün- <= 5,6 chen, Ingolstadt und Landshut ist die Ar- <= 6,7 beitsmarktsituation eine der besten in <= 7,7 <= 8,9 Bayern. <= 10,7 <= 15,7 • Dennoch birgt die zu erwartenden demo- graphische Entwicklung auch in diesen „guten“ Arbeitsmarktregionen einige Her- ausforderungen. Die zukünftig stark zu- nehmende Altersgruppe der 55- bis 64Jährigen ist unter den Arbeitslosen derzeit generell – und besonders stark in den Kreisen der Region – überrepräsen- tiert.

• Merkmale, die es Arbeitslosen erheblich erschweren, in Beschäftigung zurückzu- finden, sind neben dem Alter eine lange Arbeitslosigkeitsdauer sowie gesundheit- liche Einschränkungen.

• Der Anteil der Langzeitarbeitslosen liegt Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit.

in allen drei Landkreisen deutlich unter-

halb des bayerischen Durchschnitts. In- Darstellung 6.2: folge der vergleichsweise guten Arbeits- Anteil der 55- bis 64Jährigen an den Arbeitslosen (in marktsituation ergibt sich eine unter- Prozent) durchschnittliche Arbeitslosigkeitsdauer,

allerdings profitieren davon in der Region <= 10,5 vor allem jüngere und mittlere Alters- <= 11,6 gruppen. Ältere haben dagegen deutlich <= 12,5 <= 13,5 längere Arbeitslosigkeitsdauern. <= 14,7 <= 18,8 • Ein weiterer Hinweis auf Strukturproble- me am Arbeitsmarkt der Region ist der überdurchschnittlich hohe Anteil an ge- sundheitlichen Einschränkungen unter den Arbeitslosen.

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit.

50 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

6.1. Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Region

Der Agenturbezirk Weilheim weist seit Jahren eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten Bay- erns auf (vgl. Darstellung 6.3). Bezogen auf den Jahresdurchschnitt 2004 lagen die Arbeits- losenquoten aller drei Kreise unter dem bayerischen Durchschnitt von 7,9 Prozent – mit leichten Unterschieden zwischen Weilheim-Schongau (5,4 Prozent), Landsberg (6,1 Prozent) und Garmisch-Partenkirchen (6,5 Prozent).

Darstellung 6.3: Arbeitslosenquote (bez. auf alle abhängigen Erwerbspersonen im Jahresdurchschnitt) 1991 bis 2004

14,0

12,0

10,0

Deutschland 8,0 Bayern Landsberg am Lech 6,0 Garmisch-Partenkirchen Weilheim-Schongau

4,0

2,0

0,0

1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 9 9 9 9 0 0 99 99 00 19 199 19 1 199 19 199 19 1 2000 20 200 20 2

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit.

Von der vergleichsweise niedrigen Arbeitslosenquote in der Region Weilheim profitieren auch „Problemgruppen“ am Arbeitsmarkt. So liegt die Arbeitslosenquote der Ausländer auch im Agenturbezirk Weilheim mit 12 Prozent etwa doppelt so hoch wie die Gesamtquote, sie liegt allerdings deutlich unter der Arbeitslosenquote der Ausländer in Bayern insgesamt (16,1 Prozent). Auch die Jugendlichen und Jüngeren unter 25 Jahren weisen im Agenturbezirk deutlich niedrigere Quoten auf als in Bayern. Dies ist vor allem auch auf die relativ bessere Situation am Ausbildungsmarkt in der Region Weilheim zurückzuführen: Die Angebots- Nachfrage-Relation am Ausbildungsmarkt stellte sich zum Ende des Ausbildungsjahres 2003/2004 im Agenturbezirk Weilheim mit 101,9 besser dar als in Bayern (97,7) und in Deutschland (95,0).18

18 Die Angebots-Nachfrage-Relation ist das Verhältnis zwischen Gesamtangebot an Ausbildungsplätzen (Aus- bildungsverträge und unbesetzte Stellen) und der Gesamtnachfrage (Ausbildungsverträge und nicht vermittel- te Bewerber)

51 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

Darstellung 6.4: Arbeitslosenquoten (abhängige Erwerbspersonen), Jahresdurch- schnitt 2004

18,0 16,1 16,0 Bayern

14,0 Agenturbezirk Weilheim 12,0 12,0

10,0 9,3 8,3 7,9 8,0 7,5 7,1 7,3 6,6 6,0 6,0 5,3 5,1 4,1 4,0 2,4 2,0

0,0 Ausländer insgesamt Männer Frauen Jugendliche Jugendliche von Jüngere unter unter 20 20 bis unter 25 25 Jahren Jahren Jahren

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern 2005.

Im Zuge der allgemeinen Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation auch im Agenturbezirk Weilheim ist zwischen 1999 und 2004 die Arbeitslosigkeit in fast allen Berufsgruppen ange- stiegen. Ausnahmen mit einer sinkenden Arbeitslosenzahl in diesem Zeitraum sind die tech- nisch-naturwissenschaftlichen Berufe (-7 Prozent), die Chemie- und Kunststoffverarbeiter (-22 Prozent) sowie die Textilberufe (-23 Prozent). Während bei den technisch- naturwissenschaftlichen Berufen der Rückgang der Arbeitslosigkeit mit einer starken Be- schäftigtenzunahme um etwa 20 Prozent (vgl. Kapitel 6.6) einherging, resultiert die Abnahme der Zahl der Arbeitslosen bei den Chemie- und Kunststoffverarbeitern - da die Beschäftig- tenzahl in diesem Zeitraum unverändert blieb – offensichtlich nicht aus verstärkter Beschäfti- gungsintegration von Arbeitslosen, sondern ist wohl im Wesentlichen auf Erwerbs- bzw. Be- rufsaustritte19 zurückzuführen. Noch deutlicher wird dies bei den Textilberufen: starke Be- schäftigungsverluste vollziehen sich dadurch, dass Ältere – häufig auch vor Erreichen der regulären Altersgrenze – aus dem Erwerbsleben ausscheiden oder ihren Zielberuf wechseln, gleichzeitig wenig Jüngere nachwachsen und so trotz der rückläufigen Beschäftigung auch die Zahl der Arbeitslosen sinkt (vgl. Darstellung 6.5).20

19 Da hier die Arbeitslosen nach dem Zielberuf betrachtet werden, ist auch denkbar, dass Arbeitslose aufgrund schlechter Beschäftigungschancen oder mangelnder Berufsausübungsfähigkeit den angestrebten Zielberuf wechseln (das trifft bei den genannten Berufen aber wohl weniger zu). 20 Charakteristisch für einen solchen Prozess in schrumpfenden Branchen bzw. Berufsfeldern ist der geringe Anteil jüngerer Beschäftigter, wie sich in den beiden genannten Berufsgruppen zeigt.

52 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

Darstellung 6.5: Entwicklung der Zahl der Arbeitslosen 1999 bis 2004 (in Prozent)

Ernährungsberufe

Montierer und Metallberufe

Elektroberufe

Ordnungs-/Sicherheitsberufe

Gesundheitsberufe

Bau-, Bauneben- und Holzberufe

Reinigungs- und Betreuungsberufe

Verwaltungs-, Büroberufe

Sozial- und Erziehungsberufe

Waren- und Dienstleistungskaufleute

INSGESAMT

Verkehrs- und Lagerberufe

Landwirtschaftliche Berufe

Metallerzeugende/-verarbeitende Berufe

Papierberufe, Drucker

Technisch-naturwissenschaftliche Berufe

Chemieberufe, Kunststoffverarbeiter

Textilberufe

-40-200 20406080100120

Agenturbezirk Weilheim Bayern

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern.

Auffällig ist, dass in einer ganzen Reihe von Berufsgruppen im Agenturbezirk Weilheim ein im Vergleich zu Bayern stärkerer Anstieg der Arbeitslosenzahl zu beobachten war. Eine überdurchschnittliche Zunahme der Arbeitslosigkeit zeigt sich in den Ernährungsberufen, bei denen sich die Zahl der Arbeitslosen nahezu verdoppelt hat, den Montierern/Metallberufen (+87 Prozent), den Elektroberufen (+65 Prozent) sowie den Ordnungs- und Sicherheitsberu- fen (+62 Prozent). Die Montierer und Metallberufe zeigen dabei die auffällige Entwicklung, dass trotz des star- ken Beschäftigungszuwachses zwischen 1999 und 2004 parallel dazu die Arbeitslosigkeit enorm anstieg. Eine mögliche Erklärung dafür sind möglicherweise die Pendlerverflechtun- gen des Agenturbezirks Weilheim: Alle umliegenden Agenturbezirke verzeichneten deutliche Beschäftigtenverluste bei der Berufsgruppe der Montierer21, wovon wohl auch in erheblichem Umfang Auspendler aus der Region Weilheim betroffen waren, die sich dann am Wohnort arbeitslos meldeten.22

21 Im Einzelnen betrugen die prozentualen Beschäftigungsverluste dieser Berufsgruppe in München -13,5 Pro- zent, Kempten -14,3 Prozent, Memmingen -14,4 Prozent sowie am stärksten in Augsburg: -29,4 Prozent. 22 Eine andere (plausible) Möglichkeit ist, dass sich angesichts der positiven Beschäftigungsentwicklung in die- sem Berufsfeld Arbeitslose in ihrem Zielberuf umorientierten. Mit beiden Erklärungen vereinbar ist auch die Tatsache, dass der Anteil der Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung mit der Zielberufsgruppe Montierer/Metallberuf entgegen dem Gesamttrend zwischen 1999 und 2004 zunahm (von 57,7 Prozent auf 62,7 Prozent).

53 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

Während die Arbeitslosenquote insgesamt zwischen 1999 und 2004 um 1,7 Prozentpunkte angestiegen ist, fällt diese Zunahme in einigen Berufsgruppen überdurchschnittlich stark aus. Neben den Ordnungs- und Sicherheitsberufen und den Montierern/Metallberufen weisen vor allem die Bau- und Baunebenberufe sowie Ernährungsberufe eine drastische Verschlechte- rung der Arbeitslosenquote auf (vgl. Darstellung 6.6). Wie auch in ganz Bayern sind unter den Berufen mit niedriger Arbeitslosenquote die tech- nisch-naturwissenschaftlichen Berufe und die Gesundheits- und Sozialberufe zu finden. Im Vergleich zu Bayern zeigen sich bei den Arbeitslosenquoten nach Berufsgruppen in der Re- gion Weilheim jedoch auch einige Unterschiede. Die Berufsgruppe der Chemie- und Kunst- stoffverarbeiter hat mit 2,8 Prozent nicht nur eine deutlich niedrigere Arbeitslosenquote als im bayerischen Durchschnitt (7,3 Prozent), sondern auch eine im Gegensatz zu Bayern im Zeitraum zwischen 1999 und 2004 sinkende Arbeitslosenquote. Einige weitere Berufsgruppen des Produzierenden Gewerbes im Agenturbezirk Weilheim wie die Bau- und Baunebenberufe und die Ernährungsberufe weisen ebenfalls im bayerischen Vergleich unterdurchschnittliche Arbeitslosenquoten auf. Dies ist jedoch wohl in erster Linie auf die noch etwas bessere Arbeitsmarktsituation und die vergleichsweise produktionsorien- tierte Wirtschaftsstruktur zurückzuführen. In den letzten Jahren zeigten diese Berufe auch in der Region Weilheim starke Beschäftigungsverluste und einen überdurchschnittlichen An- stieg der Arbeitslosenquote. In ähnlicher Weise profitieren (noch) von der großen Bedeutung des Produzierenden Gewerbes in der Region Weilheim auch produktionsnahe Dienstleis- tungsberufe: so weisen etwa die Verkehrs- und Lagerberufe mit 9,0 Prozent (Bayern: 13,3 Prozent) und darunter vor allem Warenprüfer mit 9,9 Prozent (in Bayern: 22,8 Prozent) nied- rigere Arbeitslosenquoten auf als in Bayern.

Darstellung 6.6: Arbeitslosenquoten* nach Berufsgruppen, jeweils 30.9.

Agenturbezirk Weilheim Bayern 1999 2004 1999 2004 Ordnungs-/Sicherheitsberufe 13,4 20,1 14,8 17,6 Montierer und Metallberufe 13,1 17,8 13,3 14,6 Textilberufe 11,4 12,4 17,4 20,9 Papierberufe, Drucker 6,9 9,0 7,6 11,0 Verkehrs- und Lagerberufe 7,0 9,0 11,7 13,3 Verwaltungs-, Büroberufe 6,7 8,6 6,4 7,4 Bau-, Bauneben- und Holzberufe 4,5 8,4 7,3 12,8 Reinigungs- und Betreuungsberufe 5,6 8,1 9,1 12,4 Waren- und Dienstleistungskaufleute 6,1 8,1 6,5 9,0 Landwirtschaftliche Berufe 6,1 7,8 10,1 12,7 INSGESAMT 5,9 7,6 7,6 9,0 Ernährungsberufe 3,8 7,3 8,1 11,9 Elektroberufe 3,3 6,0 5,1 7,1 Sozial- und Erziehungsberufe 4,4 5,1 6,5 6,8 Gesundheitsberufe 3,6 4,6 4,2 4,8 Technisch-naturwissenschaftliche Berufe 5,6 4,4 5,3 4,8 Metallerzeugende/-verarbeitende Berufe 3,8 4,3 5,3 6,3 Chemieberufe, Kunststoffverarbeiter 3,6 2,8 7,0 7,3 * Die Bezugsgröße der nach Berufsgruppen differenzierten Arbeitslosenquote besteht aus den sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigten - jeweils 30.6. – und den Arbeitslosen - jeweils 30.9. Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern.

54 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

Generell zeigt sich bei der Betrachtung der Berufsgruppen, dass die Entwicklung der Arbeits- losenquote alleine nur bedingt aussagekräftig ist, da unterschiedliche Entwicklungen der Beschäftigung und Arbeitslosigkeit zugrunde liegen. So zeigt sich auch in einigen Berufs- gruppen mit Beschäftigungswachstum (wie bei den Sozial- und Erziehungsberufen und den Gesundheitsberufen, auch bei den Montierern und Metallberufen) eine steigende Arbeitslo- senquote, da gleichzeitig eine stärkere Zunahme der Arbeitslosenzahl stattfand. Die gegen- teilige Entwicklung zeigt sich in dem Sonderfall der Textilberufe, einer typischen „schrump- fenden“ Berufsgruppe. Hier sinkt zwar – wie bereits erwähnt – die Zahl der Arbeitslosen, dies führt aber zu keiner Abnahme der Arbeitslosenquote, da gleichzeitig massiv Beschäfti- gung abgebaut wurde.

6.2. Die Altersstruktur der Arbeitslosen Zwischen 1999 und 2004 nahm der Anteil der 55- bis 64-Jährigen an den Arbeitslosen im Agenturbezirk Weilheim ebenso wie in Bayern und Deutschland ab. Allerdings war das Aus- gangniveau in den drei Landkreisen der Region Weilheim – und insbesondere in Weilheim- Schongau und Landsberg a. Lech – höher als in Bayern und in Deutschland. Zwischen den Jahren 2000 und 2002 war dann eine Annäherung der Anteile Älterer an den Arbeitslosen zu beobachten.

Darstellung 6.7: Anteil der 55- bis 64Jährigen Arbeitslosen an allen Arbeitslosen (in Prozent), jew. Jahresdurchschnitt 40,0

35,0

30,0 Landkreis Garmisch- Partenkirchen

25,0 Landkreis Weilheim- Schongau

Landkreis Landsberg am 20,0 Lech

Bayern 15,0

Deutschland 10,0

5,0

0,0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit

Der Rückgang bei den über 55-jährigen Arbeitslosen muss aber mit dem noch zwei bis drei Jahre anhaltenden demographisch bedingten Rückgang in der Besetzungszahl dieser Al- tersgruppe begründet werden (vgl. Buck, Kistler, Mendius 2002) sowie den massiven Abflüs- sen in Altersteilzeit/Frühverrentung bzw. solche Erwerbsausstiege ohne zwischengeschaltete registrierte Arbeitslosigkeit.

55 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

In Folge dieser Entwicklung ging trotz der seit dem Jahr 2000 wieder steigenden Arbeitslo- senquote auch die Quote der Älteren über 55 Jahren seit 1998 kontinuierlich zurück. Anlass zur Sorge gibt dennoch natürlich aktuell vor allem die deutliche Verschlechterung der Ar- beitsmarktsituation jüngerer Altersgruppen und vor allem der 20- bis 24-Jährigen (vgl. Dar- stellung 6.8).

Darstellung 6.8: Arbeitslosenquoten* nach Altersgruppen im Agenturbezirk Weil- heim 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 unter 20 Jahre 3,8 2,7 2,6 2,8 4,6 3,9 4,4 20 bis 24 Jahre 5,4 4,2 3,4 4,5 6,1 8,1 8,3 25 bis 29 Jahre 4,2 3,7 2,8 3,5 4,9 7,0 7,2 30 bis 34 Jahre 4,3 4,0 3,0 3,7 5,4 6,7 6,8 35 bis 39 Jahre 4,4 3,9 3,3 3,7 5,5 6,9 7,1 40 bis 44 Jahre 4,6 4,2 3,2 3,2 5,0 6,9 6,6 45 bis 49 Jahre 5,4 4,9 3,8 3,6 5,5 6,8 7,3 50 bis 54 Jahre 7,9 6,9 5,5 5,6 7,3 8,6 9,5 55 bis 59 Jahre 19,2 18,4 16,3 13,0 10,6 12,6 12,5 60 bis 64 Jahre 19,4 20,5 17,3 13,7 10,3 9,6 6,9 * Berechnungsgrundlage: Arbeitslose im Sept., sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Juni

Quelle: INIFES, eigene Berechnungen nach Regionaldirektion Bayern

Mit etwa 10 Prozent lag der Anteil der 55- bis unter 65-Jährigen an den sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten zwar unter dem Anteil in Deutschland, jedoch über dem bayerischen Durchschnitt. In erster Linie ist dies auf die relativ „alte“ Bevölkerungsstruktur der Region Weilheim (spezifisch im Kreis Garmisch-Partenkirchen) zurückzuführen. Seit dem Jahr 2001 stieg der Anteil der älteren Beschäftigten im Agenturbezirk Weilheim wie auch in Bayern und Deutschland leicht an. Dieser Anstieg kann allerdings den starken Rückgang der Arbeitslo- sigkeit Älterer nicht „erklären“ – hier schlagen die oben bereits erwähnten demographischen Effekte und die Frühverrentung durch. So hat eine steigende Inanspruchnahme von Altersteilzeit und § 428 SGB III (so genannte 58er Regelung) die rückläufige Entwicklung der Arbeitslosenzahl Älterer begünstigt (vgl. Kol- ler, Bach, Brixy 2003). Danach fallen Betroffene zwar aus der Arbeitslosenstatistik heraus, werden de facto aber weiterhin über das Arbeitslosengeld finanziert. Die stetig steigende Zahl der Personen, die nach dem 58. Lebensjahr das Instrument der Frühverrentung (nach § 428 SGB III) in Anspruch nehmen, entlastet zwar die entsprechen- den Anteilswerte in dieser Gruppe der Arbeitslosen statistisch, muss aber faktisch dieser Gruppe zugerechnet werden, da sie ja weiterhin Empfänger von Arbeitslosengeld bleiben. Die Entwicklung der Anzahl der Fälle nach § 428 SGB III zeigt innerhalb Bayerns deutliche regionale Unterschiede (vgl. Darstellung 6.9). Der Agenturbezirk Weilheim liegt zwar sowohl hinsichtlich Entwicklung als auch Niveau fast genau im bayerischen Durchschnitt, auffällig ist allerdings eine stark zunehmende Nutzung des erleichterten Leistungsbezugs seit März 2004.

56 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

Darstellung 6.9: Intensität der Nutzung des erleichterten Leistungsbezug (Anteil der Fälle nach § 428 SGB III an den 55- bis 64jährigen „versicherungs- pflichtigen Erwerbspersonen“* in Prozent)

14 2004 +135 12 +108 +127 1999 +179 +78 +261 +119 +328 +223 +398 +194 +278 10 +118 +183 +93 +117 +98 +194 +140 +137 +152 +148 +249 +167 +166 +199 8 +93 +127

6

4

2

0 Hof Bayern Coburg Coburg Weiden Weiden Freising Freising Bayreuth Kempten Landshut Nürnberg Nürnberg Weilheim Augsburg Augsburg Ingolstadt Ingolstadt Würzburg Würzburg Muenchen Muenchen Traunstein Traunstein Rosenheim Rosenheim Schweinfurt Schweinfurt Deggendorf Schwandorf Schwandorf Donauwörth Donauwörth Pfarrkirchen Pfarrkirchen Regensburg Memmingen Weissenburg Weissenburg

*) Als Nenner wurde die Summe aus sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und Arbeitslosen – jeweils im Alter zwischen 55 und 64 Jahren – sowie der Anzahl der Fälle nach § 428 SGB III verwendet.

Quelle: INIFES, eigene Berechnungen nach Statistik der Bundesagentur für Arbeit.

Ähnlich der gezeigten Gesamtentwicklung war in allen Berufsgruppen im Zeitraum zwischen 1999 und 2004 ein abnehmender Anteil der Arbeitslosen zwischen 55 und 64 Jahren zu ver- zeichnen. Der Anteil der älteren Arbeitslosen zeigt allerdings in beiden Jahren deutliche Un- terschiede in den einzelnen Berufsgruppen (vgl. Darstellung 6.10). Sehr niedrige Anteile älterer Arbeitsloser weisen z.B. die Ernährungsberufe, Bau- /Baunebenberufe, Gesundheitsberufe sowie Sozial- und Erziehungsberufe auf. Bei diesen Berufsgruppen stehen vor allem gesundheitliche und arbeitsgestalterische Aspekte als Ursa- chen im Vordergrund. In erster Linie gilt dies für die Berufsgruppe der Bau- und Bauneben- berufe, aufgrund der Arbeitsbelastungen vor allem im Pflegebereich trifft dies zum Teil auch auf die Gesundheitsberufe und die sozialpflegerischen Berufe zu. Angesichts der dortigen Arbeitsbelastungen werden die entsprechenden Arbeitslosen diese Tätigkeitsfelder gar nicht mehr als Zielberuf wählen (können) (vgl. Kistler u.a. 2006). Hohe Anteile älterer Arbeitsloser sind im Jahr 2004 in den Ordnungs- und Sicherheitsberufen (29 Prozent), den Textilberufen (23 Prozent) und den Technisch-naturwissenschaftlichen Berufen (22 Prozent) zu finden. Auffällig ist, dass es unter diesen Berufen neben solchen, in denen auch hohe Anteile Älterer unter den Beschäftigten festzustellen waren (z.B. Dienst- und Wachberufe oder Textilberufe) auch eine Reihe von Berufen gibt, in denen speziell unter den Arbeitslosen ein hoher Anteil Älterer zu verzeichnen ist. Dies gilt vor allem für die Tech- nisch-Naturwissenschaftlichen Berufe. In dieser Berufsgruppe zeigt sich mit Blick auf den Anteil der Arbeitslosen mit gesundheitlichen Einschränkungen (vgl. Kapitel 6.4), dass es hier weniger die gesundheitlichen Arbeitsbedingungen im engeren Sinne sind, die zu einem solch

57 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit hohen Anteil Älterer unter den Arbeitslosen mit derartigen Zielberufen führen. Vielmehr dürfte hier ein Defizit an Weiterbildungsaktivitäten (der Betriebe und der Beschäftigten) bzw. auch eine weit verbreitete Altersdiskriminierung als Ursache im Vordergrund stehen. Es fällt auf, dass der Rückgang des Anteils älterer Arbeitsloser in Berufsgruppen am stärks- ten war, die gleichzeitig im betrachteten Zeitraum eine rückläufige Beschäftigungsentwick- lung aufwiesen. Beispielsweise bei den Papierberufen /Drucker von 51,8 auf 17,5 Prozent, bei den Bauberufen von 43,8 auf 11,5 Prozent, bei den Elektroberufen von 46,5 auf 17,8 Prozent. Da in diesen Berufen ältere Arbeitslose angesichts der sinkenden Beschäftigung besonders schlechte Chancen haben, einen Arbeitsplatz zu finden, ist der Rückgang wohl vorrangig auf Ausstiege aus dem Erwerbsleben – zu einem beträchtlichen Teil vor der regu- lären Altersgrenze – zurückzuführen. Ebenfalls stark abgenommen hat der Anteil älterer Arbeitsloser in den technisch- naturwissenschaftlichen Berufen. Während im Jahr 1999 mehr als die Hälfte der Arbeitslosen (58 Prozent) zwischen 55 und 64 Jahre alt waren, betrug dieser Anteil im Jahr 2004 nur noch etwa 22 Prozent. Auch wenn diese Berufsgruppe im Zeitraum 1999 bis 2004 eine Zunahme der Beschäftigtenzahl verzeichnen konnte, ist anzunehmen, dass dennoch der Großteil des Rückgangs bei der Zahl älterer Arbeitsloser auf Erwerbsaustritte zurückzuführen ist. In aller Kürze ist bezüglich der Erwerbsaustritte hier noch darauf hinzuweisen, dass sich die Wege des Übergangs in die Rente nach Berufsgruppen stark unterscheiden. Bundesweite Ergebnisse zeigen, dass sich der Ausstieg aus dem Erwerbsleben vor allem bei den Bau- und Baunebenberufen, den Ernährungsberufen sowie einigen anderen vorwiegend körper- lich schwer belastenden Tätigkeiten überdurchschnittlich oft über eine Erwerbsminderungs- rente vollzieht (vgl. Ebert, Kistler, Trischler 2007). Überwiegend akademisch geprägte Be- rufsgruppen - darunter die technisch-naturwissenschaftlichen Berufe (Ingenieure, Chemiker, Physiker, Techniker) - weisen dagegen bezüglich des Rentenzugangs in Erwerbsminde- rungsrenten sehr niedrige Anteile auf. In diesen Berufsgruppen findet der Rentenzugang mit Abstand am häufigsten (etwa 40 Prozent im Vergleich zu 13 Prozent bei allen Berufsgrup- pen) über eine Rente wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit statt (vgl. DRV 2006).

58 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

Darstellung 6.10: Altersstruktur der Arbeitslosen nach Berufsgruppen im Agenturbezirk Weilheim (in Prozent) 1999 2004

Ordnungs-/Sicherheitsberufe 3,9 7,4 12,2 29,1 47,4 Ordnungs-/Sicherheitsberufe 3,8 10,5 19,6 37,1 29,0

Verkehrs- und Lagerberufe 5,8 13,6 17,6 17,9 45,1 Verkehrs- und Lagerberufe 7,1 16,4 29,6 27,6 19,3

Technisch-naturwissenschaftliche Berufe 2,4 13,4 10,3 15,5 58,4 Technisch-naturwissenschaftliche Berufe 5,9 19,9 27,6 25,0 21,7

Textilberufe 3,2 19,4 11,3 22,6 43,5 Textilberufe 8,3 10,4 35,4 22,9 22,9

Montierer und Metallberufe 5,0 19,8 18,0 21,6 35,6 Montierer und Metallberufe 8,2 22,9 25,1 27,0 16,9

Papierberufe, Drucker 8,9 12,5 14,3 12,5 51,8 Papierberufe, Drucker 14,3 22,2 20,6 25,4 17,5

Verwaltungs-, Büroberufe 3,5 14,3 20,2 22,1 39,8 Verwaltungs-, Büroberufe 9,7 16,8 31,6 26,9 15,0

INSGESAMT 9,6 17,6 17,8 18,7 36,3 INSGESAMT 14,3 19,9 26,9 23,9 15,0

Reinigungs- und Betreuungsberufe 14,3 20,5 19,4 18,3 27,6 Reinigungs- und Betreuungsberufe 13,6 21,7 26,5 24,6 13,6

Waren- und Dienstleistungskaufleute 11,6 17,3 17,3 22,1 31,6 Waren- und Dienstleistungskaufleute 16,0 20,4 25,7 22,6 15,2

Elektroberufe 9,1 17,2 21,2 6,1 46,5 Elektroberufe 22,7 20,9 22,1 16,6 17,8

Sozial- und Erziehungsberufe 16,8 27,2 28,2 11,9 15,8 Sozial- und Erziehungsberufe 22,5 18,5 28,4 21,5 9,1

Metallerzeugende/-verarbeitende Berufe 9,8 18,7 14,1 12,9 44,5 Metallerzeugende/-verarbeitende Berufe 26,6 23,4 20,0 18,2 11,8

Bau-, Bauneben- und Holzberufe 15,4 15,4 16,6 8,8 43,8 Bau-, Bauneben- und Holzberufe 25,9 23,6 21,3 17,7 11,5

Gesundheitsberufe 19,8 21,4 24,7 18,5 15,6 Gesundheitsberufe 17,5 22,9 32,8 20,9 5,9

Ernährungsberufe 13,5 22,6 14,3 24,8 24,8 Ernährungsberufe 26,5 19,3 27,7 18,6 8,0

Chemieberufe, Kunststoffverarbeiter 4,3 15,2 10,9 15,2 54,3 Chemieberufe, Kunststoffverarbeiter 50,0 27,8 22,2

Landwirtschaftliche Berufe 17,6 35,2 14,3 15,4 17,6 Landwirtschaftliche Berufe 21,5 28,0 29,0 15,0 6,5

0 102030405060708090100 0 102030405060708090100

15 - 24 Jahre 25 - 34 Jahre 35 - 44 Jahre 45 - 54 Jahre 55 - 64 Jahre 15 - 24 Jahre 25 - 34 Jahre 35 - 44 Jahre 45 - 54 Jahre 55 - 64 Jahre

* eingeschränkte Aussagekraft aufgrund geringer Fallzahlen für Chemieberufe/Kunststoffverarbeiter, Papierberufe/Drucker und Textilberufe. Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern.

59 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

6.3. Dauer der Arbeitslosigkeit

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen liegt aufgrund der relativ guten Arbeitsmarktlage, aber auch bedingt durch die hohe Beschäftigungsfluktuation in der Region, unter dem bayeri- schen Durchschnitt. Die Auswirkungen der saisonal stark schwankenden Beschäftigung hin- sichtlich eines geringeren Anteils an Langzeitarbeitslosen zeigen sich besonders im Land- kreis Garmisch-Partenkirchen, der am stärksten vom Gastgewerbe geprägt ist. Anzumerken ist dabei, dass Maßnahmen wie § 428 SGB III bei älteren Arbeitslosen – aufgrund deren durchschnittlich längerer Arbeitslosigkeitsdauer – den Anteil der Langzeitarbeitslosigkeit ten- denziell senkt. Umso schwerer wiegt, dass – trotz der intensiven Nutzung solcher Instrumen- te in der Region Weilheim in der letzten Zeit – der Anteil derer, die über ein Jahr arbeitslos sind, seit dem Jahr 2002 wieder ansteigt und sich insbesondere im Landkreis Landsberg wieder dem bayerischen Durchschnitt annähert (vgl. Darstellung 6.11).

Darstellung 6.11: Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen (in Prozent), jew. Jahresdurchschnitt

45,0

40,0

35,0

Deutschland 30,0 Bayern 25,0 Landkreis Landsberg am Lech 20,0 Landkreis Weilheim-Schongau

15,0 Landkreis Garmisch- Partenkirchen 10,0

5,0

0,0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Bundesagentur für Arbeit

Betrachtet man die Dauer der Arbeitslosigkeit nach Altersgruppen, so zeigt sich ein deutli- cher Unterschied zwischen den jungen Arbeitslosen und den Älteren (vgl. Darstellung 6.12). Während bei den jüngeren Altersgruppen nur ein geringer Anteil über ein Jahr arbeitslos ist, steigt die Arbeitslosigkeitsdauer mit dem Alter stark an. Dies gilt für den Agenturbezirk Weil- heim in gleicher Weise wie für Bayern. Allerdings zeigt sich, dass der Anteil der Langzeitar- beitslosen in der Region Weilheim ab dem Alter von 45 Jahren und älter stärker ansteigt als in Bayern. Offensichtlich profitieren die älteren Arbeitslosen trotz der insgesamt niedrigeren Langzeitarbeitslosigkeit davon nur in geringem Umfang. Im September 2004 waren im Agenturbezirk Weilheim 25 Prozent aller Arbeitslosen länger als ein Jahr arbeitslos. Mit dem Alter der Arbeitslosen steigt der Anteil der Langzeitarbeitslo-

60 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit sen an: so waren von den 50- bis 54Jährigen 37 Prozent ein Jahr oder länger arbeitslos, bei den 55Jährigen und älteren sind dies etwa die Hälfte.

Darstellung 6.12: Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen nach Alters- gruppen (September 2003; in Prozent)

60

Arbeitsagentur Weilheim 50 Bayern

40

30

20

10

0 Unter 20 20 bis 24 25 bis 29 30 bis 34 35 bis 39 40 bis 44 45 bis 49 50 bis 54 55 bis 59 60 bis 64 SUMME Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern 2005.

Einige Berufsgruppen verzeichnen einen überdurchschnittlichen Anteil an Langzeitarbeitslo- sen. Entsprechend dem erwähnten Zusammenhang zwischen Alter und Dauer der Arbeitslo- sigkeit fällt auf, dass Langzeitarbeitslosigkeit häufig mit einem hohen Anteil älterer Arbeitslo- ser einhergeht. So weisen etwa Arbeitslose mit dem Zielberuf Ordnungs- und Sicherheitsbe- rufe wie auch die Verkehrs- und Lagerberufe einen hohen Anteil an Langzeitarbeitslosen und gleichzeitig einen hohen Anteil Älterer auf (vgl. Darstellung 6.13). Unter den Berufen mit niedrigen Anteilen an Langzeitarbeitslosen finden sich dagegen fast ausschließlich Berufe, die gleichzeitig eine relativ junge Altersstruktur der Arbeitslosen auf- weisen, z.B. die Ernährungsberufe, die Sozial- und Erziehungsberufe und die Landwirtschaft- lichen Berufe.

61 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

Darstellung 6.13: Anteil der Langzeitarbeitslosen (1 Jahr und länger) nach Berufs- gruppen 1999 und 2005, jeweils 30.9. (in Prozent)

Agenturbezirk Weilheim Bayern 1999 2005 1999 2005 Ordnungs-/Sicherheitsberufe 37,8 42,5 41,6 43,4 Verkehrs- und Lagerberufe 28,1 36,9 38,0 39,6 Montierer und Metallberufe 27,0 35,8 38,9 40,7 Chemieberufe, Kunststoffverarbeiter (43,5) (31,4) 38,7 41,0 Verwaltungs-, Büroberufe 28,7 29,1 35,8 36,0 Waren- und Dienstleistungskaufleute 21,4 27,3 28,0 29,0 Papierberufe, Drucker (37,5) (25,8) 35,1 38,8 Insgesamt 25,7 24,4 34,1 30,7 Elektroberufe 22,2 24,4 31,8 28,4 Bau-, Bauneben- und Holzberufe 22,1 21,3 22,7 27,1 Textilberufe (50,0) (20,0) 42,0 41,8 Technisch-naturwissenschaftliche Berufe 42,6 19,9 40,9 32,7 Gesundheitsberufe 11,9 19,5 16,9 22,6 Metallerzeugende/-verarbeitende Berufe 31,6 19,3 29,5 27,2 Landwirtschaftliche Berufe 18,7 17,9 25,7 27,7 Reinigungs- und Betreuungsberufe 20,3 15,5 26,8 26,6 Sozial- und Erziehungsberufe 8,9 13,2 17,1 21,5 Ernährungsberufe 19,5 9,5 23,0 25,4 ( ) geringe Fallzahlen

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern.

Einen starken Anstieg des Anteils der Langzeitarbeitslosen hatten zwischen 1999 und 2005 besonders die Ordnungs- und Sicherheitsberufe, die Verkehrs- und Lagerberufe, die Montie- rer/Metallberufe sowie die Waren- und Dienstleistungskaufleute zu verzeichnen. Ausgehend von einem niedrigen Niveau nahm die Langzeitarbeitslosigkeit auch bei den Gesundheitsbe- rufen und den Sozial- und Erziehungsberufen deutlich zu. Die Berufsgruppe mit der stärksten Abnahme des Anteils Langzeitarbeitsloser im betrachte- ten Zeitraum sind die technisch-naturwissenschaftlichen Berufe (bei diesen viel stärker als im bayerischen Durchschnitt!). Auch bei den Ernährungsberufen sowie den Reinigungs- und Betreuungsberufen sank die Quote der Langzeitarbeitslosigkeit. Diese Entwicklung ist in den drei Berufsgruppen auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen. Insbesondere in den technisch-naturwissenschaftlichen Berufen ist der rückläufige Anteil der Langzeitarbeitslosig- keit wohl in erster Linie damit zu erklären, dass eine große Zahl älterer Arbeitsloser mit lan- ger Arbeitslosigkeitsdauer aus dem Erwerbsleben ausgeschieden ist. Zudem nahm in dieser Berufsgruppe die Beschäftigtenzahl zwischen 1999 und 2004 stark zu, was sich auch positiv auf die (Wieder-)Beschäftigungschancen zumindest jüngerer Arbeitsloser ausgewirkt hat. Bei den Ernährungsberufen und den Reinigungs- und Betreuungsberufe verlief die Beschäfti- gungsentwicklung der letzten Jahre dagegen negativ, der Rückgang der Langzeitarbeitslo- sigkeit kam daher offensichtlich durch den Erwerbsausstieg von Personen mit langer Arbeits- losigkeitsdauer zustande. Gerade in diesen beiden letztgenannten Berufsgruppen – das zei- gen Ergebnisse auf Bundesebene (vgl. Ebert, Kistler, Trischler 2007) – führen hohe gesund- heitliche Belastungen im Zusammenspiel mit sich verschlechternden Beschäftigungschancen

62 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit dazu, dass ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Rentenzugänge über eine Erwerbsmin- derungsrente stattfindet.

6.4. Arbeitslose mit gesundheitlichen Einschränkungen

In engem Zusammenhang mit der Dauer der Arbeitslosigkeit steht auch der gesundheitliche Zustand der betroffenen Personen.23 Denn Arbeitslose mit gesundheitlichen Einschränkun- gen haben in der Regel weit weniger Chancen einer Vermittlung in Beschäftigung; das Risi- ko, länger in der Arbeitslosigkeit zu verbleiben wird dadurch verstärkt. Deutlich wird auch, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen in engem Zusammenhang mit dem Alter der Arbeitslosen auftreten. Während insgesamt im September 2004 30 Prozent der Arbeitslosen im Agenturbezirk Weilheim gesundheitliche Einschränkungen aufwiesen, betrug der Anteil bei den zwischen 55- und 64jährigen Arbeitslosen etwas mehr als die Hälf- te. Die Notwendigkeit, Maßnahmen für das Älterwerden im Arbeitsleben zu entwickeln, verdeut- licht sich schließlich beispielhaft in Darstellung 6.14. Darin zeigt sich, dass mit steigendem Alter die Anteile der Personen mit gesundheitlicher Einschränkung an den Arbeitslosen stei- gen.

Darstellung 6.14: Anteil der Arbeitslosen mit gesundheitlicher Einschränkung an den Arbeitslosen ihrer Altersgruppe (Juni 2003, in Prozent)

70,0

Weilheim 58,3 60,0 55,5 Bayern 49,2 50,0 45,5 42,1 41,3

40,0 34,8 32,5 32,2 30,0 30,0 26,1 26,6 24,6 22,5 21,2 20,6 20,0 17,3 17,3 14,7 12,6 10,6 10,0 8,0

0,0 Unter 20 Jahre 20 bis 24 Jahre 25 bis 29 Jahre 30 bis 34 Jahre 35 bis 39 Jahre 40 bis 44 Jahre 45 bis 49 Jahre 50 bis 54 Jahre 55 bis 59 Jahre 60 bis 64 Jahre SUMME Quelle: INIFES, eigene Berechnung und Darstellung nach Regionaldirektion Bayern 2004

Der Agenturbezirk Weilheim weist in Bayern einen der höchsten Anteile an älteren Arbeitslo- sen mit gesundheitlicher Einschränkung auf (Darstellung 6.15).

23 Allerdings werden in der amtlichen Arbeitslosenstatistik die gesundheitlichen Problemlagen wegen der vorhe- rigen Abgänge von Arbeitsunfähigkeitsfällen und von anderen Sondergruppen aus dem Arbeitslosenbestand systematisch unterschätzt (vgl. Hollederer 2002).

63 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit

Darstellung 6.15: Anteil der Arbeitslosen mit gesundheitlichen Einschränkungen an allen Arbeitslosen (Sept. 2004, in Prozent)

35,0

30,0

25,0

20,0

15,0

10,0

5,0

0,0

rf f t g h f h g g n en en or au ut rg h urg örth s h Ho urg RN adt heim nfur ngen bur s bac reut st l endo and ei i rz d nb nbur uw ü AA e enheim fe rrkirc gg Ans ß s a hw gensb hw W Bay BamberBAYE Ingol Augsbu AA Pas AA Coburg AA WeidPf De Re Sc Ro AA Freising AA Wei Memm AA AA LanAA AA Kempten AA AA AA Nürnberg AA AA MüncheAA AA Traunstein Aschaf AA AA AA ScAA AA AA DonaAA AA Wei AA AA Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern 2005.

Angesichts dessen ist, wie zu erwarten, der Anteil der Arbeitslosen mit gesundheitlichen Ein- schränkungen auch in denjenigen Berufsgruppen relativ hoch, die auch einen hohen Anteil älterer Arbeitsloser aufweisen. So sind diese bei der gleichzeitig „alten“ Gruppe der Arbeitslosen mit dem Zielberuf der Ord- nungs- und Sicherheitskräfte außerordentlich hoch: drei von vier Arbeitslosen weisen hier gesundheitliche Einschränkungen auf. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass es sich bei dieser Berufsgruppe häufig um Arbeitsplätze für Leistungsgewandelte handelt. In diesem Zusammenhang ist der Anstieg der Arbeitslosenzahl mit dem Ziel Ordnungs- und Sicher- heitsberufe als doppelt problematisch zu bewerten, da hier wohl auch ein erheblicher Zufluss von Arbeitslosen stattfand, die ihren ursprünglichen Ausbildungsberuf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben können. Zudem fällt auf, dass gerade bei den Ordnungs- und Sicherheitsberufen der Anteil gesundheitlich Eingeschränkter im Agenturbezirk Weilheim deutlich höher liegt als im bayerischen Durchschnitt. Weitere Berufsgruppen mit überdurchschnittlichen Anteilen an Arbeitslosen mit gesundheitli- chen Beeinträchtigungen sind Verkehrs- und Lagerberufe, Montierer/Metallberufe (jeweils 45 Prozent) und Papierberufe/Drucker (43 Prozent). Zurückzuführen ist dies in diesen Berufs- gruppen in erster Linie auf die vergleichsweise hohen Arbeitsbelastungen in den jeweiligen Tätigkeiten. Zudem steht dies wiederum in engem Zusammenhang mit der Dauer der Ar- beitslosigkeit: Die Berufe mit dem höchsten Anteil an gesundheitlich eingeschränkten Ar- beitslosen sind gleichzeitig auch die mit der höchsten Quote an Langzeitarbeitslosen. Auf der anderen Seite darf aber von einem niedrigen Anteil gesundheitlicher Einschränkun- gen nicht automatisch auf niedrige Arbeitsbelastungen geschlossen werden. Gerade in Bau- /Baunebenberufen, aber auch in einigen Gesundheits- und Sozialberufen sind gesundheits-

64 6. Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit belastende Arbeitsbedingungen enorm verbreitet. In diesen Berufen ist der mit etwa einem Fünftel unterdurchschnittliche Anteil an gesundheitlich Eingeschränkten unter den Arbeitslo- sen hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass vor allem ältere Personen in diesen Berufen, die in der Vergangenheit hohen Arbeitsbelastungen ausgesetzt waren, bereits aus gesund- heitlichen Gründen aus dem Erwerbsleben ausgetreten sind, weil für sie kaum noch eine Chance besteht.

Darstellung 6.16: Anteil der Arbeitslosen mit gesundheitlichen Einschränkungen im Agenturbezirk Weilheim und in Bayern, 30.9.2004 (in Prozent)

Ordnungs-/Sicherheitsberufe

Verkehrs- und Lagerberufe

Montierer und Metallberufe

Papierberufe, Drucker

INSGESAMT

Elektroberufe

Ernährungsberufe

Reinigungs- und Betreuungsberufe

Waren- und Dienstleistungskaufleute

Chemieberufe, Kunststoffverarbeiter

Metallerzeugende/-verarbeitende Berufe

Technisch-naturwissenschaftliche Berufe

Verwaltungs-, Büroberufe

Landwirtschaftliche Berufe

Bau-, Bauneben- und Holzberufe

Textilberufe

Gesundheitsberufe

Sozial- und Erziehungsberufe

0 1020304050607080

Agenturbezirk Weilheim Bayern

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Regionaldirektion Bayern.

65 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

Das Wichtigste auf einen Blick

• Seit Mitte der 90er Jahre kam es in der Re- Darstellung 7.1: gion Weilheim ebenso wie in Deutschland Durchschnittliches Renteneintrittsalter und durch- insgesamt vor allem infolge der eingeführten schnittlicher Rentenzahlbetrag in der Region Weil- Rentenabschläge bei vorzeitigem Renten- heim 1996 bis 2004 eintritt zu einem Anstieg des Rentenzu- 61,2 680 gangsalters. 61,0 660 • Diese Entwicklung hängt vor allem damit 60,8 60,6 zusammen, dass die Anteile von Rentenar- 640 ten mit vorzeitigem Renteneintritt in den 60,4 letzten zehn Jahren zurückgingen. Insbe- 60,2 620 sondere die Renten wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit, die Frauenaltersren- 60,0 600 ten sowie die Renten wegen verminderter 59,8 Erwerbsfähigkeit verloren zunehmend an 59,6 580 Bedeutung. Zunehmende Anteile im Ren- 59,4 tenzugang verzeichnete dagegen die Re- 59,2 560 gelaltersrente mit 65 Jahren. 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

• Allerdings bedeutet dies nicht notwendiger- Rentenzugangsalter Rentenzahlbetrag weise, dass auch länger bzw. bis zum Ren- teneintritt gearbeitet wird. Im Gegenteil: die Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Daten der Deutschen Phase zwischen Erwerbsaustritt und dem Rentenversicherung – Bund. Bezug einer Rente nahm zu. Nur knapp ein Fünftel der Personen war bis unmittelbar vor Rentenzugang in einer sozialversicherungs- pflichtigen Beschäftigung tätig. 12 Prozent Darstellung 7.2: der Renteneintritte erfolgten aus Arbeitslo- Versichertenstatus vor Rentenbeginn, Rentenzu- sigkeit und weitere 11 Prozent aus Al- gänge in der Region Weilheim 2004 (Angaben in tersteilzeit bzw. aus dem Vorruhestand. Prozent)

• Ebenso ist auch der rückläufige – und in der Region Weilheim besonders niedrige – An- versicherungs teil der Renten wegen verminderter Er- pflichtig werbsfähigkeit nicht ausschließlich positiv beschäftigt Sonstiges 19% zu werten. Der sinkende Anteil dieser Ren- 16% tenart ist weniger auf verbesserte gesund- arbeitslos, SGB III- heitliche Bedingungen der Tätigkeiten, son- Leistung dern vielmehr auf erschwerte Bezugsvor- 12% aussetzungen dieser Rentenart zurückzu- führen.

• Konsequenz aus diesen Entwicklungen ist – passiv Versicherte trotz ansteigenden Rentenzugangsalters – 42% Altersteilzeit/Vo ein seit 1999 um mehr als 60 Euro sinken- rruhestand 11% der Zahlbetrag der neuen Versichertenren- ten.

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Daten der Deutschen Rentenversicherung – Bund.

66 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

7.1 Vorbemerkung

Die von der Europäischen Kommission auf den Ratstagungen in Stockholm und Barcelona formulierten Ziele der Steigerung der Beschäftigungsquote Älterer auf 50 Prozent sowie der Anhebung des durchschnittlichen Erwerbsaustrittsalters um 5 Jahre sind angesichts der der- zeitigen Arbeitsmarktsituation Älterer und der künftig zu erwartenden starken Zunahme der Bevölkerung im höheren Erwerbsalter eine doppelte Herausforderung. Zwar in erster Linie begründet mit Finanzierungsproblemen der gesetzlichen Rentenversi- cherung, aber in diesem Zusammenhang bedeutsam sind die in Deutschland bereits in den 90er Jahren beschlossenen Rechtsänderungen im Bereich der gesetzlichen Rentenversiche- rung. In der Folge der Änderungen 1992 kam es zu einer schrittweisen Anhebung der Alters- grenzen sowie der Einführung von Abschlägen bei vorzeitigem Rentenbezug. Mit der von der amtierenden Koalition angekündigten bzw. vereinbarten Erhöhung der Regelaltersgrenze von 65 auf 67 Jahre im Zeitraum zwischen 2012 und 2029 wird die Politik der Anhebung des Renteneintrittsalter bzw. des Erschwerens eines vorzeitigen Altersrentenbezugs allem An- schein nach fortgesetzt. Eine solche recht einseitige Politik des „Forderns“ (ohne in gleichem Maße die besonders Betroffenen zu „fördern“) berücksichtigt jedoch viel zu wenig die Rahmenbedingungen, die das Ziel, im Alter länger zu arbeiten, voraussetzt. Zum einen müssen die Arbeitsbedingun- gen so gestaltet sein, dass eine Beschäftigung bis ins höhere Alter möglich ist, zum anderen müssen entsprechend genügend Arbeitsplätze (für Ältere24) vorhanden sein. Hinsichtlich beider Aspekte sind die gegenwärtigen Rahmenbedingungen nach Berufen, Branchen, Qualifikationen etc. sehr unterschiedlich; die Beschäftigungsmöglichkeiten ma- chen angesichts der starken geographischen Unterschiede darüber hinaus auch die Berück- sichtigung der regionalen Besonderheiten notwendig. Bereits eine einfache kleinräumige Betrachtung des durchschnittlichen Rentenzugangsalters und der durchschnittlichen Rentenzahlbeträge der Neurentner – noch ohne weitere Differen- zierung nach Geschlecht und/oder Rentenarten – zeigt die enorme regionale Streuung im Rentenzugangsgeschehen (vgl. Darstellung 7.3). Ohne hier bereits ins Detail zu gehen, fällt bei der Gegenüberstellung der beiden Karten auf, dass es auf der einen Seite Regionen gibt, in denen ein hohes Rentenzugangsalter mit einem überdurchschnittlichen Rentenzahlbetrag einhergeht (wie im Raum München). Auf der anderen Seite sind aber auch – wie etwa im Alpenvorland – Regionen zu finden, in denen die Zahlbeträge der Neurenten trotz späten Renteneintritts vergleichsweise niedrig ausfallen.

24 Dazu gehört auch, dass die altersdiskriminierende Einstellungspolitik vieler Betriebe ein Ende haben muss (vgl. Kistler 2006, S. 135 ff.).

67 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

Darstellung 7.3: Durchschnittliches Rentenzugangsalter und durchschnittlicher Rentenzahlbetrag (in Euro) in den bayerischen Kreisen, 2004

Durchschnittliches Durchschnittlicher Rentenzugangsalter Rentenzahlbetrag (in Euro)

<= 60,1 <= 549 <= 60,4 <= 578 <= 60,6 <= 592 <= 60,8 <= 607 <= 60,9 <= 630 <= 61,1 <= 660 <= 61,9 <= 764

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach VDR. Hinter solchen Unterschieden im Rentenzugangsgeschehen stecken vielfältige Ursachen und Rahmenbedingungen des regionalen Arbeitsmarktes und der individuellen Erwerbsbio- graphien. Auf regionaler Ebene kann das Rentenzugangsgeschehen dennoch gewisserma- ßen als „Spiegel“ der Arbeitsmarktsituation verstanden werden, der wichtige Hinweise auf Fehlentwicklungen in den Bereichen Beschäftigungs- und Arbeitsfähigkeit wiedergibt.

7.2. Rentenzugänge nach Rentenarten25

Einen ersten Hinweis auf die differenzierte Struktur des Verrentungsgeschehens gibt die Betrachtung der Anteile einzelner Rentenarten. Seit Mitte der 90er Jahre zeigt die Entwick- lung der Anteile einzelner Rentenarten an allen Rentenzugängen erhebliche Verschiebun- gen, die zum Teil auf rechtliche Veränderungen zurückzuführen sind. Stark zugenommen hat zwischen 1996 und 2004 der Anteil der Regelaltersrenten. Mittlerwei- le ist die Regelaltersrente bei Männern wie bei Frauen die bedeutendste Rentenart. Aller- dings ist dies nicht darauf zurückzuführen, dass auch länger gearbeitet wird, da gleichzeitig der Anteil der Personen die bis kurz vor dem Rentenzugang versicherungspflichtig beschäf- tigt war, gesunken ist (vgl. Kapitel 7.4). Vielmehr stellt die steigende Bedeutung der Regelal- tersrente zu einem Großteil eine Reaktion auf die in den letzten Jahren zunehmend greifen- den Abschläge bei vorzeitigem Renteneintritt dar.

25 Für die im Folgenden dargestellten Daten des Verrentungsgeschehens ist auch zu berücksichtigen, dass die Zahlen der gesetzlichen Rentenversicherung in Westdeutschland generell nicht die gesamte (ältere) Bevölke- rung umfassen, da unter anderem Selbständige und Beamte nicht in der GRV versichert sind. Dabei führen auch regional große Unterschiede teilweise zu Interpretationsschwierigkeiten, wie beispielsweise der Selb- ständigenanteil in den bayerischen Kreisen exemplarisch zeigt (vgl. Kapitel 2.5).

68 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

Parallel zum Anstieg der Regelaltersrenten nahmen die Anteile der vorzeitigen Rentenzu- gänge – vor allem der Renten wegen Arbeitslosigkeit bzw. Altersteilzeit und Frauenaltersren- ten – seit 1998 ab.26 Bei den Männern war zwischen 2001 und 2004 ein Rückgang der Altersrenten wegen Ar- beitslosigkeit oder nach Altersteilzeit von 32,7 auf 26,7 Prozent zu verzeichnen. Dagegen spielt diese Rentenart mit weniger als einem Prozent im Rentenzugang der Frauen nur eine geringe Rolle. Der in den letzten Jahren rückläufige Anteil der Renten wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit an den Rentenzugängen hat dabei vorrangig mit der zunehmenden Nutzung des § 428 SGB III zu tun. Die steigende Inanspruchnahme des erleichterten Leis- tungsbezugs hat zur Folge, dass eine wachsende Zahl (männlicher) älterer Arbeitsloser nicht mehr direkt in Renten übergehen, sondern über den Umweg des erleichterten Leistungsbe- zugs (vgl. Dahlbeck, Wojtkowski 2005). Aus diesem Grund ist der rückläufige Anteil der Ren- ten wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit nicht als Ausdruck einer Verbesserung der Beschäftigungschancen Älterer zu interpretieren.

Darstellung 7.4: Rentenzugänge nach Rentenarten, Bayern 1996 bis 2004 (in Pro- zent)

Männer Frauen 100 100 90 90 80 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeitarbeit Altersrenten für Frauen für Schwerbehinderte,Berufs- oder Erwerbsunfähige wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeitarbeit für langjährig Versicherte für Schwerbehinderte,Berufs- oder Erwerbsunfähige für langjährig Versicherte Regelaltersrenten Regelaltersrenten Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit

Quelle: INIFES/DRV-Bund

Die regionale Verteilung der Renten wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit bei den Männern macht deutlich, dass die Anteile nicht von der allgemeinen Arbeitsmarktlage in der jeweiligen Region abhängen. Vielmehr scheinen erwerbsbiographische Voraussetzungen (finanzielle Rentenansprüche etc.) ein wesentlicher Einflussfaktor zu sein. Besonders hohe Anteile dieser Rentenart weisen vor allem die Regionen auf, die sich durch starke Nutzung

26 Bei der Betrachtung der Anteile der Rentenarten an den Rentenzugängen im Zeitverlauf ist zu berücksichti- gen, dass dies zum Teil auch durch die demographische Entwicklung beeinflusst wird: „Die Zugänge in vorzei- tig beziehbare Altersrenten könnten also auch allein deshalb sinken, weil es weniger Menschen im jeweils re- levanten Eintrittsalter gibt“ (Dahlbeck, Wojtkowski 2005:10).

69 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region von Altersteilzeit auszeichnen. Dazu zählt insbesondere auch der Landkreis Weilheim- Schongau (vgl. dazu Kapitel 7.4). Auch die Zugänge in die vorzeitige Altersrente für Frauen nehmen seit 1999 ab, was darauf hinweist, dass die Rentenabschläge bei vorzeitigem Renteneintritt abschreckende Wirkung haben (vgl. Dahlberg, Wojtkowski 2005). In der Region Weilheim liegt der Anteil der Alters- rente für Frauen leicht über dem Wert Bayerns, was wohl durch die Frauenerwerbsbeteili- gung im Alter begründet ist, denn die Frauenaltersrente setzt 10 Jahre Pflichtbeiträge nach Vollendung des 40. Lebensjahres voraus27.

Darstellung 7.5: Rentenzugänge nach Rentenarten 2004 (in Prozent) Anteil der Renten wegen Arbeitslosigkeit Anteil der Frauenaltersrente an allen oder nach Altersteilzeit, Männer Rentenzugängen der Frauen

<= 19,9 <= 23,9 <= 22,4 <= 27,6 <= 24,7 <= 31,0 <= 27,8 <= 34,1 <= 32,4 <= 37,6 <= 41,6 <= 48,0

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Daten der DRV-Bund.

Für die (arbeitslosen) Frauen nimmt die Altersrente für Frauen eine ähnliche Rolle ein wie bei den Männern die Renten nach Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit: Frauen mit eher hohen Rentenansprüchen nutzen diese Rentenart; in Agenturbezirken mit schlechter Ar- beitsmarktsituation nutzt die Mehrheit der Frauen die Regelaltersrente und überbrückt die Zeit bis zur Rente in der „stillen Reserve“28. Deutlich abgenommen hat zwischen 1996 und 2004 die Bedeutung der Renten wegen ver- minderter Erwerbsfähigkeit. Die Ursache hierfür liegt allerdings weniger in verbesserten ge- sundheitlichen Bedingungen sondern vielmehr in verschärften Anspruchsvoraussetzungen sowie an den Abschlägen, die (bei den über 60Jährigen) zunehmend ein Ausweichen auf andere Rentenarten zur Folge hatte29. Der rückläufige Anteil dieser Rentenart ist zudem im

27 Wenn dies nicht zutrifft und Frauen überhaupt eigene Rentenansprüche erworben haben – z.B. bei kurzen Erwerbsbiographien –, können sie diese erst mit 65 realisieren (Dahlbeck, Wojtkowski 2005). 28 In der Rentenzugangsstatistik spiegelt sich dies darin wider, dass in solchen Agenturbezirken ein hoher Anteil der Rentenzugänge bei den Frauen aus dem Status der passiv Versicherten stattfindet (vgl. unten). 29 Infolge dieser Entwicklung erklärt sich auch das seit langem sinkende Zugangsalter bei den Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit: Die Zugänge finden nicht früher statt, sondern der Anteil der Zugänge in Er- werbsminderungsrente unter den Älteren ging stark zurück (vgl. Deutscher Bundestag 2006).

70 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

Zusammenhang mit den Rechtsänderungen 2001 (bis 1. Januar 2001: Renten wegen Be- rufs- bzw. Erwerbsunfähigkeit) und der Auswirkungen von Vertrauensschutzregelungen zu deuten30 (vgl. Büttner 2005, S. 11). Ebenso wie in Bayern ging der Anteil der Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit zwi- schen 1996 und 2004 auch in der Region Weilheim zurück. Trotz des in der Regel sinkenden Anteils der Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit an allen Rentenneuzugängen zei- gen sich doch starke regionale Unterschiede (vgl. Conrads, Ebert, Huber, Kistler, Staudinger 2005). Auf das Niveau der Inanspruchnahme von Erwerbsminderungsrenten wirken sich mehrere Aspekte der regionalen Arbeitsmarktstruktur aus. Die gesundheitliche Situation ist in hohem Maß abhängig von der Branchen- bzw. Berufsstruktur: nach wie vor sind Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit unter Produktionstätigkeiten am häufigsten verbreitet. Vor allem hochqualifizierte, überwiegend akademisch geprägte Dienstleistungsberufe weisen dagegen die geringsten Anteile auf. Dementsprechend weisen einerseits Regionen mit ei- nem starken Gewicht des Dienstleistungssektors (vor allem die Ballungszentren München, Augsburg und Nürnberg) eine unterdurchschnittliche Nutzung von Erwerbsminderungsrenten auf. Auf der anderen Seite (wenn auch nicht eindeutig von der Wirtschaftsstruktur zu tren- nen) spielt auch das Niveau und die Struktur der Arbeitslosigkeit ein wichtige Rolle. So sind hohe Anteile von Erwerbsminderungsrentenzugängen im regionalen Vergleich vor allem dort zu finden, wo die Arbeitsmarktsituation eher schlecht ausfällt (vgl. in Abbildung 7.6 auf der waagrechten Achse dargestellt).

Darstellung 7.6: Anteil der Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit und Anteil der Arbeitslosen mit gesundheitlichen Einschränkungen 2004 (in Prozent)

BY - Bayern A - Augsburg AB – Aschaffenburg AN - Ansbach BA - Bamberg BT - Bayreuth CO - Coburg DEG - Deggendorf DON - Donauwörth FS - Freising HO - Hof IN - Ingolstadt KE - Kempten LA - Landshut M - München MM - Memmingen N - Nürnberg PA - Passau PAN - Pfarrkirchen RE - Regensburg RO - Rosenheim TS - Traunstein SAD - Schwandorf SW - Schweinfurt WEN - Weiden WM - Weilheim WG - Weißenburg WÜ - Würzburg

Quelle: INIFES, nach Daten der Bundesagentur für Arbeit sowie der Deutschen Rentenversiche- rung Bund.

30 Dahlbeck, Wojtkowski (2005:9) weisen darauf hin, dass im Zuge des Anteilsrückgangs der Erwerbsminde- rungsrente teilweise die Altersrente für Schwerbehinderte an deren Stelle tritt.

71 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

Allerdings ist parallel zum Rentenzugang in Erwerbsminderungsrenten auch die Arbeitslosig- keit von Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen zu betrachtet, die in ähnlicher Weise als Indikator für gesundheitliche Problemlagen zu interpretieren ist (Darstellung 7.6, senkrechte Achse). Beide Anteile gegenübergestellt, wird deutlich, dass der Rentenzugang wegen Erwerbsminderungsrente aus einem Zusammenspiel von mehreren Einflüssen der Arbeitsmarktsituation resultiert. Im Diagramm links oben finden sich die ländlichen Regionen Kempten, Memmingen und auch Weilheim, die zwar durch einen hohen Anteil an Ferti- gungsberufen, aber auch durch eine vergleichsweise gute Arbeitsmarktsituation gekenn- zeichnet sind. Die Kombination eines geringen Anteils der Erwerbsminderungsrenten im Rentenzugang mit einer hohen Quote Arbeitsloser mit gesundheitlicher Einschränkungen lässt sich zu einem Teil daraus erklären, dass aufgrund der positiven Arbeitsmarktlage ge- sundheitlich beeinträchtigte Arbeitslose hier noch „Hoffnung“ haben, in Beschäftigung zu- rückzufinden31 und daher eher im Status der Arbeitslosigkeit verbleiben. Allerdings - und dies ist als zweiter, äußerst problematischer Befund zu erwähnen - sind dies auch Regionen, die zwar geringe Arbeitslosenquoten, aber auch eine unterdurchschnittliche Einkommenssituati- on aufweisen (vgl. Jung 2002: 100f, siehe Kapitel 5). Zwar mit den hier verwendeten Daten nicht „kausal“ erklärbar, aber zumindest bedenkenswert erscheint uns die These, dass die hohen Abschläge, die beim Zugang in eine Erwerbsminderungsrente anfallen, bei Personen mit geringen Einkommen in besonderem Maße „abschreckend“ wirken und diese, um Ab- schläge zu vermeiden, die Zeit bis ins reguläre Rentenalter im Status der Arbeitslosigkeit (mit gesundheitlichen Einschränkungen) überbrücken.

7.3. Die Entwicklung des Rentenzugangsalters

Abgesehen von geringen regionalen Unterschieden hat das durchschnittliche Rentenzu- gangsalter zwischen 1996 und 2004 um etwa ein Jahr zugenommen – in Bayern von 59,8 auf 60,8 Jahre, womit der Renteneintritt im Freistaat etwas später stattfindet als im Bundes- durchschnitt (1996: 59,5; 2004: 60,5). Der Anstieg des durchschnittlichen Rentenzugangsalters resultiert daraus, das zum Einen die Anteile der Rentenarten mit der Möglichkeit vorzeitiger Renteneintritte abnahmen (vgl. Kapitel 7.1). Zum Anderen verschiebt sich auch die Altersverteilung in diesen Rentenarten – in erster Linie die Altersrente wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit sowie die Alters- rente für Frauen – in den letzten Jahren zunehmend hin zu älteren Jahrgängen. So setzten sich etwa die Rentenzugänge bei den Renten wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit in den Jahren 1996 bis 1998 zu etwa 80 Prozent aus 60Jährigen Versicherten zusammen, zwischen 1999 und 2003 ging dieser Anteil deutlich zurück und die Zugänge vor allem bei den 62- und 63Jährigen nahmen zu. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch bei den Al- tersrenten für Frauen. Der Anteil der 60Jährigen bei den Neuzugängen dieser Rentenart sank von etwa 90 Prozent auf 60 Prozent. Diese Entwicklung gibt einen Hinweis darauf, dass Renteneintritte zunehmend auf spätere Lebensjahre verschoben werden, was in erster Linie mit den bei vorzeitigem Renteneintritt

31 Es ist anzunehmen, dass unter den Bedingungen eines „guten“ Arbeitsmarktes die arbeitsmarktbedingten Erwerbsminderungsrenten vergleichsweise seltener Anwendung finden.

72 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region greifenden Abschlägen zusammenhängt. Die Entwicklung der Renteneintritte zeigt auf regio- naler wie auf bayerischer Ebene, „dass die Versicherten auf die Anhebung der Altersgren- zen, verbunden mit der Einführung von Abschlägen, schon jetzt auch mit einem Aufschieben des Rentenbeginns reagieren“ (Ruland 2005: 41).

Darstellung 7.7: Durchschnittliches Rentenzugangsalter der Neuzugänge 1996 bis 2004 62,0

61,5

61,0

Landsberg a. Lech 60,5 Garmisch-Partenkirchen 60,0 Bayern

59,5 Weilheim-Schongau

Bundesgebiet insgesamt 59,0

58,5 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Daten der DRV-Bund.

Hinter dem Anstieg des Rentenzugangsalters um durchschnittlich ein Jahr in Bayern zwi- schen 1996 und 2004 verbergen sich gegenläufige Entwicklungen bei den Rentenarten: Bei den Altersrenten war ein Anstieg von 62,6 auf 63,1 Jahre zu beobachten. Dagegen sank das durchschnittliche Eintrittsalter bei den Renten wegen verminderter Erwerbsminderungsrenten von 53,2 auf 50,2 Jahre – bei gleichzeitiger Abnahme des Anteils an allen Rentenzugängen. Eine Betrachtung des durchschnittlichen Rentenzugangsalters im Jahr 2004 unter der not- wendigen Differenzierung von Männern und Frauen erbringt folgendes: Das Rentenzu- gangsalter der Männer zeigt in den Agenturbezirken Bayerns eine beträchtliche Spanne und liegt zwischen 58,9 Jahren (AA Schwandorf) und dem mit 61,3 Jahren höchsten Wert in München.

73 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

Darstellung 7.8: Durchschnittliches Zugangsalter der Altersrenten 2004

Männer Frauen

<= 62,6 <= 62,9 <= 62,9 <= 63,0 <= 63,0 <= 63,3 <= 63,1 <= 63,4 <= 63,2 <= 63,5 <= 63,3 <= 63,7 <= 63,7 <= 64,3

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Zahlen der DRV-Bund.

Gegenübergestellt mit der Arbeitsmarktsituation Älterer – hier anhand der Arbeitslosenquote bei den 55- bis 64Jährigen in den Agenturbezirken Bayerns (vgl. Darstellung 7.9) – zeigt sich bei den Männern ein (trotz enormer Streuung) recht eindeutiger und einleuchtender Zusam- menhang: Die bei Männern über alle Rentenarten hinweg höchsten Eintrittsalter in die Rente sind in Agenturbezirken zu finden, die sich durch eine vergleichsweise gute Arbeitsmarktlage auszeichnen, d.h. sowohl hohes Beschäftigungsniveau Älterer als auch niedrige Arbeitslo- senquoten unter den Älteren. Völlig gegensätzlich stellt sich die Situation bei Frauen dar: ein hohes durchschnittliches Rentenzugangsalter findet sich vor allem, aber nicht ausschließlich, in Agenturbezirken mit relativ hoher Arbeitslosigkeit unter den älteren Frauen. Ein eindeutiger Zusammenhang ist allerdings nicht zu erkennen, da beispielsweise auch Donauwörth trotz geringer Arbeitslo- senquote der 55- bis 64Jährigen Frauen ein überdurchschnittliches Renteneintrittsalter auf- weist. Für weitere Rückschlüsse sind jedoch vor allem bei Frauen die Rentenübergangswe- ge bzw. die „Brücken“ im Rentenzugang mit zu berücksichtigen. Zu beachten ist insbesonde- re, dass ein hohes Renteneintrittsalter bei Frauen aus einem hohen Anteil der Regelalters- renten resultiert, bei denen der Rentenzugang zu einem hohen Anteil aus dem Status der passiven Versicherung stattfindet. Dies bedeutet, dass der Übergang in den Ruhestand durch eine vorherige Phase gekennzeichnet ist, in der sich die Frauen aus der Beteiligung am Erwerbsleben zurückgezogen hatten. 32

32 Aus rentenrechtlichen Gründen und/oder um Abschläge auf die ohnehin schon geringen Rentenansprüche zu vermeiden, treten Frauen mit einer geringen Zahl an Beitragsjahren im Durchschnitt eher spät in den Renten- bezug ein. So haben sämtliche Regionen, die trotz hoher Arbeitslosigkeit unter den 55- bis 64jährigen Frauen ein überdurchschnittliches Renteneintrittsalter aufweisen, einen hohen Anteil der Zugänge aus passiver Versi- cherung.

74 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

Auffällig ist jedoch die deutliche Gruppierung der Agenturbezirke im Diagramm, anhand de- rer sich einige Typen identifizieren lassen. Links oben finden sich Regionen wie Freising, München und Würzburg und Teile des bayerischen Alpenvorlands, die einen ausgeprägten Dienstleistungssektor und im Zusammenhang damit vergleichsweise gute Beschäftigungs- chancen für (ältere) Frauen aufweisen. Typisch für diese Agenturbezirke ist ein überdurch- schnittlicher Anteil von Frauen, die bis vor dem Renteneintritt sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind.

Darstellung 7.9: Durchschnittliches Rentenzugangsalter und Arbeitslosenquoten der 55- bis 64Jährigen nach Geschlecht 2004

Männer 61,5

M

61,0 KE WM RO

60,5 FS MM TS N A BY AB PAN 60,0 WG IN DON WÜ LA BA CO 59,5 R AN BT HO SW WEN PA DEG 59,0 Rentenzugangsalter 2004 Männer

SAD

58,5 6 8 10 12 14 16 18 20 Arbeitslosenquote 2004 55-64J. Männer

Frauen 61,8 PAN

61,6 SW DON AB SAD RO 61,4 WÜ BA KE PA TS MM IN 61,2 M WM BY DEG A WEN LA BT 61,0 FS AN R WG N 60,8

60,6

60,4 Rentenzugangsalter 2004 Frauen HO 60,2 CO

60,0 6 8 10 12 14 16 18 20 Arbeitslosenquote 2004 55-64J. Frauen

Quelle: INIFES/DRV-Bund nach Daten der Bundesagentur für Arbeit.

75 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

7.4. Rentenzugangswege in den bayerischen Regionen

Von allen Rentenneuzugängen des Jahres 2004 in Bayern befand sich ein Viertel am 31.12. vor Zugang in einem versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Aus Arbeitslosigkeit bzw. SGB-III Leistung (darunter fällt auch der erleichterte Leistungsbezug nach § 428 SGB III) kamen 16,7 Prozent. Bei den Männern lag dieser Anteil deutlich höher als bei Frauen; dies hat damit zu tun, dass bei Frauen mit geringer Erwerbstätigkeit der Zugang in die Re- gelaltersrente aus dem Erwerbsstatus der passiv Versicherten der „Normalfall“ ist.33 Rentenzugänge die zu einem beträchtlichen Teil auf Arbeitslosigkeit folgen, sind neben den Renten wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit (der größere Teil kommt jedoch aus Altersteilzeit) sowie der Altersrente für Frauen auch die Erwerbsminderungsrenten. Ein noch vergleichsweise hoher Anteil der Rentenzugänge, die direkt aus versicherungs- pflichtiger Beschäftigung heraus kommen, zeigt sich erwartungsgemäß in den Agenturbezir- ken mit guter Arbeitsmarktlage bzw. Beschäftigungschancen für Ältere (Freising, München, Traunstein). Bei Männern finden sich hohe Zugänge in die Rente aus der Arbeitslosigkeit umgekehrt in Region mit schlechten Arbeitsmarktchancen (Schwandorf, Passau, Coburg, Hof usw.). Was darüber hinaus auffällt, ist die enorme regionale Streuung der Rentenzugän- ge über eine Altersteilzeitphase. Eine besonders starke Bedeutung nimmt die Altersteilzeit in Ingolstadt, Pfarrkirchen und Aschaffenburg ein.

33 So kamen mehr als zwei Drittel der Zugänge in eine Regelaltersrente im Jahr 2004 bei den Frauen in Bayern aus dem passiven Versichertenstatus; dagegen waren nur etwa 10 Prozent vorher versicherungspflichtig be- schäftigt.

76 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

Darstellung 7.10: Anteile der Zugänge in Altersrenten 2004 nach Versichertenstatus am 31.12. des Jahres vor Rentenzugang (in Prozent)

versicherungspflichtig Leistungsempfänger beschäftigt

<= 15,3 <= 12,9 <= 16,6 <= 14,3 <= 18,0 <= 15,3 <= 19,1 <= 16,4 <= 20,5 <= 17,2 <= 21,9 <= 19,2 <= 26,2 <= 30,4

Altersteilzeit und Vorruhestand Passiv Versicherte

<= 7,7 <= 30,5 <= 9,1 <= 33,3 <= 10,5 <= 34,1 <= 11,5 <= 35,4 <= 12,4 <= 36,4 <= 14,3 <= 37,9 <= 22,9 <= 43,7

Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Daten der DRV-Bund.

77 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

7.5. Entwicklung und Höhe der Rentenzahlbeträge

Bereits auf der Ebene der Renten insgesamt – also ohne Differenzierung nach Geschlecht oder nach Rentenarten – wird deutlich (vgl. Darstellung 7.11), dass sich trotz, im bayerischen Vergleich, höherem und steigendem Renteneintrittsalter (speziell im Kreis Garmisch- Partenkirchen) ein seit Jahren sinkendes Niveau der Zahlbeträge bei den Rentenneuzugän- gen ergibt. Dabei gibt es in der Region Weilheim wie auch in den bayerischen Kreisen insge- samt recht stabile regionale Unterschiede. Auffällig ist für den Freistaat Bayern ein durch- gängig sehr niedriges Niveau (vor allem bei den Männern), verglichen etwa mit Baden- Württemberg (vgl. Conrads u.a. 2005). Die ausgezahlten Neurenten in der Region Weilheim liegen insbesondere im Kreis Garmisch-Partenkirchen, aber auch in Landsberg, nochmals ein gutes Stück unter dem bayerischen Durchschnitt (vgl. Darstellung 7.11).

Darstellung 7.11: Rentenzahlbetrag der Rentenneuzugänge 1996 bis 2004 (in Euro) 800

750

700 Bundesgebiet insgesamt 650 Weilheim-Schongau Bayern Landsberg a. Lech 600 Garmisch-Partenkirchen

550

500 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach VDR.

Die differenzierte Betrachtung der Rentenzahlbeträge zeigt folgendes: Männer erhalten im Durchschnitt deutlich höhere Renten als Frauen, da sie kontinuierlichere Erwerbsbiographien als Frauen aufweisen und auch besser bezahlte Arbeitsplätze haben. Überdurchschnittlich hohe Rentenzahlbeträge weisen bei den Männern insbesondere die Renten für langjährig Versicherte auf. Trotz der durchschnittlichen Abschläge auf die Renten wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit zeichnen sich auch die Zugänge in diese Ren- tenart durch hohe Zahlbeträge aus (vgl. Kistler 2005). Dies ist ein Hinweis darauf, dass mit dieser Rentenart starke Selektionseffekte verbunden sind. Die Rente wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit wird zum Großteil von Personen mit höheren Einkommen und/oder langen Erwerbsbiographien und dementsprechend höheren Rentenansprüchen genutzt. Of- fensichtlich sind dies in der Tendenz Personen, die es sich leisten können, auch unter In- kaufnahme von Abschlägen, auf diesen Wegen relativ früher in Rente zu gehen und auf dem Weg dahin (mit Arbeitslosengeld bzw. teilweiser Subventionierung von Altersteilzeit) Sozial- leistungen in Anspruch zu nehmen (vgl. Conrads u. a. 2005).

78 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

Vergleichsweise niedrige Zahlbeträge verzeichnen bei den Männern die Neuzugänge in Ren- ten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Das liegt nicht in erster Linie an dem niedrigen durchschnittlichen Zugangsalter, sondern vor allem daran, dass die Zugänge in Erwerbsmin- derungsrenten bei den Männern überwiegend Tätigkeiten auf geringem Qualifikationsniveau mit niedrigen Einkommen betrifft, wobei die durchschnittliche Zahl der Entgeltpunkte bei den männlichen Zugängen dieser Rentenart in den letzten Jahren sogar noch deutlich gesunken ist (vgl. Ebert, Kistler, Trischler 2007). Die Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit bil- den damit gewissermaßen die Kehrseite der oben geschilderten selektiven Zugänge in die Rente wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit. So weichen Personen mit höheren Rentenansprüchen offensichtlich häufig auf andere Wege des Altersübergangs aus, etwa in den Vorruhestand bzw. Altersteilzeit mit anschließendem Bezug einer Rente wegen Arbeits- losigkeit oder nach Altersteilzeit (vgl. Viebrok 2004). Für Personen mit niedrigen Einkommen und daraus resultierenden geringen Rentenanwartschaften besteht diese Möglichkeit über- wiegend nicht; sie stehen vor der Alternative Weiterarbeit auch bei häufig eingeschränkter Gesundheit (wenn und wo dies überhaupt möglich ist) oder vorzeitige Berufsaufgabe bei gleichzeitiger Inkaufnahme finanzieller Einbußen (vgl. Bäcker 2006). Bei Frauen sind die Rentenzugänge in Erwerbsminderungsrenten aufgrund der Zugangsvor- aussetzungen überwiegend Personen mit vergleichsweise langen Versicherungszeiten. So erklärt sich auch der im Vergleich mit anderen Rentenarten höhere Zahlbetrag. Die mit Abstand niedrigsten Zahlbeträge finden sich bei den Neuzugängen in die Regelal- tersrente, und zwar sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Das ist darauf zurückzuführen, dass dies häufig Personen sind, die nur kurze Beitragszeiten (z. T. auch wegen längeren Zeiten der nicht versicherungspflichtigen Beschäftigung)34 und/oder geringe Einkommen aufweisen und sich daher einen früheren Renteneintritt vielfach nicht leisten können (vgl. Bosch 2003).

34 Dies erklärt z. T. im Kreis Starnberg, aber weniger im Kreis Garmisch-Partenkirchen, das relativ niedrige Ren- tenniveau.

79 7. Das Rentenzugangsgeschehen in der Region

Darstellung 7.12: Rentenzahlbetrag der Rentenneuzugänge 2004 nach Rentenarten (in Euro) Männer 1200

1000

800 Bundesgebiet insgesamt Weilheim-Schongau 600 Bayern Landsberg a. Lech 400 Garmisch-Partenkirchen

200

0 Alters wegen Versicherte oder nach oder für langjährig Altersteilzeit Renten wegen Renten verminderter Arbeitslosigkeit Renten wegen Renten Erwerbsfähigkeit Regelaltersrenten

Frauen 1200

1000

Bundesgebiet insgesamt 800 Garmisch-Partenkirchen Bayern Weilheim-Schongau 600 Landsberg a. Lech

400

200

0 Alters für Frauen wegen Versicherte oder nach für langjährig für Altersteilzeit Renten wegen verminderter Arbeitslosigkeit Renten wegen Erwerbsfähigkeit Regelaltersrenten Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Daten des VDR.

80 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

Das Wichtigste auf einen Blick

• Die zukünftige demographische Entwick- lung erfordert frühzeitige Maßnahmen am Darstellung 8.1: Arbeitsmarkt bzw. in der Arbeitswelt. Ziel „Wenn Sie an Ihre Arbeit und ihren Gesundheitszu- muss es sein, die gut ausgebildeten und stand denken: Meinen Sie, Ihre heutige Tätigkeit zahlreichen heute 35- bis 50Jährigen län- unter den derzeitigen Umständen bis zum Rentenal- ger im Erwerbsleben zu halten. Neben ter ausführen zu können?“ (in Prozent) genügend Arbeitsplätzen (auch für Ältere) setzt dies von Seiten der Betriebe die Schaffung einer alternsgerechten Arbeits- gestaltung voraus. Weiß nicht 17% Ja, w ahrscheinlich 54 % • Die Befragungen in der Region Weilheim Nein, w ahrscheinlich nicht zeigten, dass die derzeitige Situation der 29 % Beschäftigten zu wünschen übrig lässt. 6 Nur etwas mehr als die Hälfte der Mitar- beiter gaben an, unter den derzeitigen Bedingungen bis zum regulären Rentenal- ter arbeiten zu können. 29 Prozent dage- gen glauben dies nicht.

• Die Antworten auf diese Frage stehen in Quelle: INIFES, eigene Erhebung. deutlichem Zusammenhang mit Belastun- gen, die während des Erwerbslebens auf- traten sowie den aktuellen Arbeitsbedin- gungen. Darstellung 8.2: Determinanten der Gesundheit in der Arbeitswelt • Als besonders belastend erwiesen sich in den drei im Projekt untersuchten Betrie- ben bzw. Dienststellen psychische Fakto- ren wie vor allem Zeitdruck, häufige Un- terbrechungen bei der Arbeit sowie die Notwendigkeit, mehrere Aufgaben gleich- zeitig erledigen zu müssen. Darüber hin- aus spielen aber auch körperliche Belas- tungen nach wie vor eine entscheidende Rolle.

• So wichtig die Reduzierung bzw. Vermei- dung solcher Belastungen als zentrales Handlungsfeld ist, kann sich alternsge- rechtes Arbeiten nicht alleine darauf be- schränken. Weitere wesentliche Aspekte beziehen sich darüber hinaus auf Weiter- bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie kreative und soziale/kommunikative Quelle: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmit- Aspekte der Arbeit. telsicherheit 2005.

81 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

8.1. Hintergrund der Befragungen Insgesamt wurden in der Region Weilheim drei Betriebe bzw. Einrichtungen (ein Kranken- haus, ein Landratsamt und ein Produktionsbetrieb)35 zur Umsetzung von Maßnahmen al- ternsgerechten Arbeitens ausgewählt. Im Zuge der Arbeit mit den Betrieben wurden u. a. schriftliche Befragungen der Mitarbeiter zu ihren Arbeitsbedingungen durchgeführt. Die Er- gebnisse der Mitarbeiterbefragungen in den teilnehmenden Betrieben und Einrichtungen können in ihrer Gesamtheit natürlich keinen Anspruch auf Repräsentativität erheben36 – we- der in Bezug auf die untersuchte Region noch auf den Wirtschaftszweig bzw. die Berufs- gruppen. Hauptziel der Befragung war vielmehr, in den einzelnen Betrieben Stärken und Schwächen hinsichtlich alternsgerechter Arbeitsbedingungen zu identifizieren und auf Grundlage der Ergebnisse gemeinsam mit den Personalverantwortlichen und Personalver- tretungen geeignete passgenaue Maßnahmen zu entwickeln. Die einzelnen Betriebsergeb- nisse wurden jeweils aufbereitet, in kleinerem Kreis, in zwei Fällen auch auf Mitarbeiterver- sammlungen mit Entscheidungsträgern des jeweiligen Betriebes diskutiert und als internes Arbeitspapier zur Verfügung gestellt. Mit den im folgenden Kapitel vorgestellten Ergebnissen wird allerdings – auch aus Gründen der zugesicherten vertraulichen Behandlung der erho- benen Daten – auf die Abbildung betriebsspezifischer Ergebnisse verzichtet. Stattdessen werden einzelne Befunde auf Basis der Gesamtheit der befragten Mitarbeiter aller drei Be- triebe vorgestellt und wo von Interesse nach Beschäftigtengruppen (z. B. Altersgruppen, Tä- tigkeiten usw.) aufgeschlüsselt.

8.2. Arbeiten bis zur Rente? Als eine zentrale Frage wurden die Mitarbeiter gebeten, eine Einschätzung ihrer Beschäfti- gungsfähigkeit unter derzeitigen Bedingungen bis ins Rentenalter zu geben. Von den Befrag- ten antworteten etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent), dass sie ihre Tätigkeit bis zur Rente ausführen können, 29 Prozent glauben dies nicht und 17 Prozent sind sich in dieser Frage noch unsicher. Im Vergleich zu bundesweiten Ergebnissen sind es somit in den befragten Betrieben der Region Weilheim leicht weniger Personen, die die Tätigkeit bis ins reguläre Rentenalter für wahrscheinlich halten: in einer deutschlandweiten, repräsentativen Erhebung von INIFES und Infratest von rund 5.500 Erwerbstätigen bejahten 59 Prozent diese Frage (vgl. Fuchs 2006). Ebenso wie im Bundesdurchschnitt zeigt sich auch bei der Befragung in den drei Betrieben der Region Weilheim, dass der Anteil derjenigen, die glauben bis zum Rentenalter durchzu- halten, bei der jungen Altersgruppe am niedrigsten ist und mit dem Alter zunimmt. Diese al- tersdifferenzierten Ergebnisse überraschen wenig: sie sind im Wesentlichen die Folge des Selektionseffektes in der zugrunde liegenden Befragung; Ältere Personen, die (aus Gesund- heitsgründen) bereits aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, wurden gar nicht mehr befragt. Alarmierend ist allerdings der Befund, dass bereits von den Jüngeren 30 Prozent nicht glauben, die derzeitige Tätigkeit bis zur Rente ausüben zu können.

35 In der anderen Untersuchungsregion unseres Projekts – dem schwäbischen Donautal – wurden ebenfalls in einem Krankenhaus, einem Landratsamt und einem Produktionsbetrieb schriftliche Mitarbeiterbefragungen durchgeführt. 36 Auf der Ebene der einzelnen Betriebe ist dies durchaus der Fall. Mit Rücklaufquoten von zwischen 32 und 68 Prozent, sowie Alters- und Geschlechterverteilungen, die der tatsächlichen Belegschaftsstruktur recht nahe kommen, kann für die Betriebe und Einrichtungen von repräsentativen Ergebnissen gesprochen werden.

82 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

Darstellung 8.3: „Wenn Sie an Ihre Arbeit und ihren Gesundheitszustand denken: Meinen Sie, Ihre heutige Tätigkeit unter den derzeitigen Umständen bis zum Rentenalter ausführen zu können?“ (in Prozent) 70 61 60 53 54

50 45

40 30 29 27 29 30 24 18 20 17 12 10

0 unter 30 30 bis 49 50 und älter Insgesamt

Ja, wahrscheinlich Nein, wahrscheinlich nicht Weiß nicht

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

8.3. Belastungen im Erwerbsleben

Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Arbeit entstehen in besonderem Maße durch dauerhafte Belastungen im Verlaufe des Erwerbslebens. Insgesamt gaben zehn Prozent der Mitarbeiter an, dass die ausgeübte Tätigkeit ihren Gesundheitszustand stark bzw. sehr stark negativ beeinflusst, weitere 41 Prozent antworteten, dass dies teilweise der Fall ist. Der wünschenswerte Zustand, dass die individuelle Gesundheit nicht (14 Prozent) – oder zumin- dest nur wenig (34 Prozent) – unter der Arbeit leidet, trifft dagegen auf weniger als die Hälfte der Beschäftigten zu. Am besten stellt sich erwartungsgemäß die Situation jener Beschäftigten dar, die während ihres Erwerbslebens weder unter körperlichen noch psychischen Belastungen arbeiteten. Mit 4 Prozent sieht sich nur ein geringer Anteil dieser Gruppe einer (sehr) starken negativen Ge- sundheitsbeeinflussung infolge der ausgeübten beruflichen Tätigkeit ausgesetzt. Etwa zwei Drittel nimmt dagegen nur einen geringen oder gar keinen Einfluss der Arbeit auf die Ge- sundheit wahr. Bei Mitarbeitern, die angaben, während des Erwerbslebens meist unter kör- perlichen oder psychischen Belastungen gearbeitet zu haben, ist dieser Anteil deutlich nied- riger. Die Kombination beider Belastungen hat zur Folge, dass nur 36 Prozent einen gerin- gen bzw. keinen negativen Einfluss der Arbeit auf ihre Gesundheit wahrnehmen, auf der an- deren Seite aber jeder Fünfte die gesundheitlichen Folgen der ausgeübten Tätigkeit stark oder sehr stark spürt (vgl. Darstellung 8.4).

83 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

Darstellung 8.4: Kombinationen von Belastungen und negativer Einfluss der Tätig- keit auf den Gesundheitszustand (in Prozent)

keine dieser Belastungen 4 29 67

körperliche Belastung 8 39 53

psychische Belastung 13 47 40

körperliche und 19 45 36 psychische Belastung

0 102030405060708090100

sehr stark/stark teils/teils wenig/gar nicht

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

Angesichts der starken gesundheitlichen Auswirkungen überrascht es kaum, dass es vor allem jene Mitarbeiter ohne angeführte Arbeitsbelastungen sind, die angeben, bis zur Rente in ihrer Tätigkeit durchzuhalten: immerhin 74 Prozent bejahen dies. Allerdings vermindert schon das Auftreten nur einer Belastung diesen Anteil erheblich: Bei Beschäftigten einzig mit körperlichen Belastungen sind dies nur noch zwei Drittel. Treten psychische Belastungen auf, schätzen bereits 35 Prozent der Befragten, nicht die Regelrente zu erreichen. Wenn schließlich beide Belastungen zusammentreffen, geben sogar 45 Prozent an, nicht bis zur Rente arbeiten zu können. Neben im Erwerbsleben aufgetretenen Belastungen wirkt sich darüber hinaus auch das lang- jährige Fehlen beruflicher Entwicklungsmöglichkeiten aus: Zwei Drittel der Personen, die zusätzlich zu körperlichen und psychischen Belastungen in ihrem Erwerbsleben geringe Entwicklungsmöglichkeiten hatten, schätzen, dass sie wahrscheinlich nicht bis ins reguläre Rentenalter in ihrer derzeitigen Tätigkeit arbeiten können.

Darstellung 8.5: Kombinationen von Belastungen und Einschätzung, bis zur Rente arbeiten zu können (in Prozent)

keine dieser Belastungen 74 11 15

körperliche Belastung 66 11 24

psychische Belastung 46 35 19

körperliche und psychische Belastungen 34 45 21

alle drei der Belastungen 22 65 12

0 20406080100

Ja, w ahrscheinlich Nein, w ahrscheinlich nicht Weiß nicht

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

84 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

Diese Zahlen lassen einen recht deutlichen Rückschluss darauf zu, was bei der Umsetzung alternsgerechter Arbeitsbedingungen von Nöten ist: Die Vermeidung bzw. Reduzierung von körperlichen und psychischen Belastungen sowie die Förderung beruflicher Entwicklung. Allerdings ist immer zu berücksichtigen, dass die Belastungen, die im Erwerbsleben auftre- ten, stark tätigkeitsbezogen sind. Es ist daher notwendig, dass praktische Umsetzungsmaß- nahmen nicht nur auf die betrieblichen Rahmenbedingungen, sondern auch auf die berufs- spezifische Situation abgestimmt werden müssen. Anhand der folgenden Darstellung 8.6 wird deutlich, dass Arbeitbelastungen nach den Berufszweigen sehr unterschiedlich ausge- prägt sind und unterschiedliche Problemschwerpunkte aufweisen.

Darstellung 8.6: Belastungen im Erwerbsleben nach Tätigkeitsgruppen (in Prozent)

80 techn./administrative/sonstige Dienstleistungen 68 personennahe Dienstleistungen 70 64 Fertigungsberufe 60 51 49 50 46 44 39 40 36

30

20 18

10

0 meist schwere körperliche meist anstrengende meist wenig berufliche Arbeitsbelastungen psychische Entwicklungsmöglichkeiten Arbeitsbelastungen

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

8.4. Tätigkeitsspezifische Fehlbeanspruchungen und Belastungen im Ar- beitsprozess Um mit geeigneten Maßnahmen alternsgerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen bzw. zu verbessern, ist es notwendig, die Arbeitsbelastungen differenzierter zu erfassen. Die am stärksten wahrgenommenen Belastungen stellen psychische Anforderungen dar. Gemessen am Anteil der Mitarbeiter, die mit stark oder sehr stark antworteten, sind die stärksten Belas- tungen: • Zeitdruck (29 Prozent) • unerwünschte Unterbrechungen (29 Prozent) • dass kleine Fehler bei der Arbeit größere Schäden verursachen können (28 Prozent) • notwendige Abstriche bei der Qualität der Arbeit um das Arbeitspensum zu schaffen (26 Prozent) • mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen müssen (25 Prozent). Über alle Berufsgruppen hinweg betrachtet, sind es somit vor allem psychische Anforderun- gen, die von einem großen Anteil der Beschäftigten als starke Belastung empfunden werden. Auf der anderen Seite sind aber auch einseitige körperliche Belastungen weit verbreitet (23 Prozent).

85 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

Darstellung 8.7: Verbreitung einzelner Belastungen (in Prozent)

Zeitdruck

durch unerwünschte Unterbrechungen

bereits kleine Fehler bei Ihrer Arbeit größere Schäden verursachen

um Ihr Arbeitspensum zu schaffen, Abstriche bei der Qualität

mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen müssen

einseitige körperliche Belastung

Lärm, lauten Umgebungsgeräusche

Zugluft bzw. extremen Temperaturen

körperlich schwer arbeiten

viel Genauigkeit erfordert

schlechter Luft (Zigarettenrauch, Gase, …)

sich längere Zeit am Stück zu konzentrieren

Bildschirm / Computer

mangelhafte oder veraltete technische Geräte

Chemikalien bzw. Gefahrstoffen

0 102030405060708090100

tritt nicht auf keine oder geringe Belastung starke oder sehr starke Belastung

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

Eine getrennte Betrachtung dieser Belastungen nach Berufsgruppen macht deutlich, dass die Belastungskonstellationen je nach ausgeübter Tätigkeit sehr unterschiedlich verbreitet sind (vgl. dazu auch Kistler, Ebert et al 2006; Frieling, Gösel 2003): • Die klassischen Belastungen Lärm, körperlich schwere Arbeit, Umgang mit Chemika- lien und Gefahrstoffen sowie schlechte Luft sind erwartungsgemäß in den Fertigungs- berufen überdurchschnittlich stark verbreitet. • Zeitdruck wird dagegen über alle Tätigkeitsgruppen hinweg von einem hohen Anteil der Belegschaft als starke Belastung wahrgenommen. Ebenso werden einseitige körperli- che Belastungen – auch wenn sich diese je nach Tätigkeit wohl unterschiedlich darstel- len – in allen Berufsgruppen häufig genannt. • Auffällig und problematisch ist die Häufung von psychischen Belastungen bei den per- sonennahen Dienstleistungen (das sind hier vor allem Gesundheitsberufe). Jeweils mehr als 40 Prozent dieser Tätigkeitsgruppe empfinden eine starke oder sehr starke Belastung in den ersten vier oben aufgeführten Aspekten, die darüber hinaus häufig kumuliert auftreten37.

37 Unter den Mitarbeitern in personennahen Dienstleistungen finden sich 33 Prozent, die mindestens drei dieser psychischen Belastungen aufweisen (bei den technisch-administrativen Dienstleistungstätigkeiten sind dies 12 Prozent, bei den Fertigungsberufen sogar nur 6 Prozent).

86 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

Darstellung 8.8: Arbeitsbelastungen nach Tätigkeitsgruppen (in Prozent)

Techn./administrative Dienstleistungen Personennahe Dienstleistungen Fertigungsberufe

Zeitdruck 9 68 23 1 56 43 6 58 35 unerwünschte Unterbrechungen 13 67 21 1 44 55 15 77 8 bereits kleine Fehler bei Ihrer Arbeit größere Schäden verursachen 12 66 23 3 53 44 0 79 21 um Ihr Arbeitspensum zu schaffen, Abstriche bei der Qualität 32 48 20 12 43 45 40 44 17 mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen müssen 3 75 21 1 64 36 6 73 21 einseitige körperliche Belastung 20 57 23 25 58 17 8 59 33

Lärm, laute Umgebungsgeräusche 39 49 12 24 58 18 0 59 41

Zugluft bzw. extreme Temperaturen 49 38 13 38 45 17 22 47 31 körperlich schwer arbeiten 64 30 6 13 65 22 6 63 31 viel Genauigkeit erfordert 2 87 11 1 85 15 2 88 10 schlechte Luft (Zigarettenrauch, Gase) 62 27 12 58 33 9 22 49 29 sich längere Zeit am Stück zu konzentrieren 2 87 11 0 87 13 0 89 11

Bildschirm / Computer 10 76 13 1 89 10 48 50 2 mangelhafte oder veraltete technische Gerä- ten 58 35 7 51 40 9 22 61 17

Chemikalien bzw. Gefahrstoffe 81 18 1 14 74 12 23 55 21

0 20406080100 0 20406080100 0 20406080100

11 57 79 37 10 6 2 85 13 1 85 14 41 45 44 40 15 54 31 15 30 39 50 43 2118 17 57 27 2 7 6070 33 28 24 42 34 tritt nicht auf keine6 8 oder5458 geringe3836 Belastung starke oder sehr starke Belastung

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

87 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

Als Folge der Belastungen, der die Mitarbeiter in ihren Tätigkeiten bzw. ihrem Erwerbsleben ausgesetzt waren bzw. sind, fällt auch die Einschätzung bis zur Rente arbeiten zu können, in den Tätigkeitsgruppen unterschiedlich aus. Bei den personennahen Dienstleistungen schlägt sich die Häufung mehrerer psychischer Belastungen und häufig zusätzlicher körperlicher Belastung darin nieder, dass über die Hälfte dieser Berufsgruppe nicht denkt, in der Tätigkeit bis zum regulären Rentenalter durchzuhalten.

Darstellung 8.9: Einschätzung, bis zur Rente arbeiten zu können nach Tätigkeits- gruppen (in Prozent)

70 66 Ja, wahrscheinlich Nein, wahrscheinlich nicht 60 Weiß nicht 51 50 44

40 36 30 30 20 18 19 20 16

10

0 techn./administrative/ personennahe Fertigungsberufe sonstige Dienstleistungen Dienstleistungen

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

8.5. Ressourcen in der Arbeitswelt

Maßnahmen, die auf die Reduzierung von (körperlichen und psychischen) Fehlbeanspru- chungen abzielen, sind für die Schaffung alternsgerechter Arbeitsbedingungen notwendig, aber für sich genommen noch nicht ausreichend. Denn neben Fehlbeanspruchungen bzw. Belastungen, die durch die berufliche Tätigkeit entstehen, spielen für die individuelle „Ar- beitsfähigkeit“ auch unterstützende Faktoren – so genannte Ressourcen – eine wichtige Rol- le (vgl. Ilmarinen, Tempel 2002). Dazu zählen vielfältige Aspekte wie Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch kreative (eigene Fähigkeiten in die Arbeit einbringen und entwickeln zu können; Sinn in der Arbeit erkennen) und soziale Aspekte der Arbeit (An- erkennung erfahren; gute Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten; vgl. Ebert, Fuchs, Kistler 2006). Die Bedeutung der Ressourcen erschließt sich, wenn man nochmals die Frage „Durchhalten bis zur Rente?“ bezogen auf verschiedene potenzielle Belastungen und Ressourcen betrach- tet. Die folgende Abbildung zeigt die jeweiligen Durchschnitte aus dem sogenannten Impuls- Test, dem eine Skala von eins bis fünf zugrunde liegt. Je weiter die Kurve nach außen ver- schoben ist, desto besser wird der jeweilige Aspekt von den Mitarbeitern bewertet, je weiter in Richtung Mittelpunkt der Grafik, desto schlechter (für Einzelheiten zum Impuls-Konzept vgl. Wirtschaftskammer Österreich, Bundesarbeitskammer, Österreichischer Gewerkschafts- bund 2002).

88 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

Diejenigen, die glauben, ihre derzeitige Tätigkeit wahrscheinlich nicht bis zum Rentenalter ausführen zu können, weisen dabei in sämtlichen Punkten schlechtere Werte auf als die Gruppe, die diese Frage mit „ja, wahrscheinlich“ beantworteten. Besonders starke Unterschiede ergeben sich in den Aspekten, die die oben angeführten psychischen wie physischen Fehlbeanspruchungen einschließen: die Arbeitsumgebung (un- günstige Bedingungen wie Lärm, Klima, Staub sowie Räume und Raumausstattung), die Arbeitsmenge bzw. Zeitdruck sowie die Arbeitsabläufe (Ausstattung mit Arbeitsmaterialen, häufige Unterbrechungen). Darüber hinaus unterscheiden sich die beiden Gruppen aber auch in den Bereichen Information und Mitsprache, Entwicklungsmöglichkeiten und Hand- lungsspielraum.

Darstellung 8.10: Wodurch unterscheiden sich Personen, die glauben, bis zur Rente arbeiten zu können, von denen, die dies nicht glauben?

a) Handlungsspielraum 5,0 k) Entwicklungsmöglichkeiten 4,5 b) Vielseitiges Arbeiten 4,0 3,5 3,0 j) Information und Mitsprache c) Ganzheitliches Arbeiten 2,5 2,0 1,5 1,0 i) Passende Arbeitsumgebung d) Soziale Rückendeckung

h) Passende Arbeitsabläufe e) Zusammenarbeit

f) Passende inhaltliche g) Passende mengenmäßige Arbeit Arbeitsanforderungen

Ja, wahrscheinlich Nein, wahrscheinlich nicht

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

Auch wenn Darstellung 8.10 letztendlich noch keine Aussagen darüber zulässt, welche Fak- toren denn im Einzelnen für ein vorzeitiges Ende des Erwerbslebens ursächlich sind, so wird doch plausibel, was aus anderen praktischen wie theoretischen (vgl. etwa Fuchs 2006) Un- tersuchungen bekannt ist: Wenig alternsgerechte Arbeitsbedingungen sind in der Regel eine Folge von Mängeln in mehreren oben genannten Aspekten, die oftmals kumuliert auftreten und sich gegenseitig verstärken.

8.6. Konsequenzen für die Praxis

In diesem Sinne muss die Schaffung alternsgerechter Arbeitsbedingungen nach unserem Verständnis an mehreren Aspekten ansetzen. Eine ganzheitliche Perspektive erfordert gene-

89 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen rell ein Maßnahmenbündel, eine Fokussierung etwa ausschließlich auf betriebliche Gesund- heitsförderung ohne komplementäre Ansätze in anderen Bereichen ist hingegen zu wenig. Allerdings, dies muss gesagt werden, auch wenn hier nur Gesamtergebnisse der Befragung vorgestellt werden: Prinzipiell gibt es ein enormes Spektrum an betrieblichen Maßnahmen – aber keine Patentrezepte. Zudem geht die Umsetzung alternsgerechten Arbeitens nicht „von heute auf morgen“. Daher ergab sich in den bayerischen Fallbetrieben des Projekts Smart Region eine Vorgehensweise, die sich neben der Sensibilisierung und Verbreitung – auch aus zeitlichen Gründen – in der Projektlaufzeit auf einen bzw. wenige Schwerpunkte be- grenzte (nach dem Motto: lieber ein Feld richtig als mehrere halbherzig). Eine solche Heran- gehensweise wird auch von den Betrieben aufgrund finanziell und zeitlich begrenzter Res- sourcen zur schrittweisen Umsetzung in den Betrieben als sinnvoll erachtet.38 Um solche Schwerpunkte für die einzelnen Betriebe und Einrichtungen abzustecken, wurden die Ergebnisse der Befragung herangezogen und in einem Diskussionsprozess mit betriebli- chen Akteuren und Personalverantwortlichen herausgearbeitet. Neben den dargestellten Schwächen und Stärken bezüglich Fehlbeanspruchungen bzw. Belastungen und Ressour- cen, die sich aus Sicht der Mitarbeiter zeigten, war auch die Frage an die Belegschaften rich- tungsweisend, welchem Bereich im jeweiligen Betrieb von den Mitarbeitern der größte Hand- lungsbedarf zugemessen wird.

Darstellung 8.11: „In welchem Bereich besteht aus Ihrer Sicht in Ihrem Betrieb der größte Handlungsbedarf?“ (in Prozent aller Mitarbeiter, Mehrfach- nennungen möglich)

Einkommenshöhe 47

Qualität der Vorgesetzten 33

Weiterbildung / Qualifikation 29

Leistungsverdichtung / Arbeitstempo 28

Gestaltung der Arbeitsanforderungen 25

Zusammenhalt unter den Kollegen 23

Mitbestimmungsrecht der Beschäftigten 21

Sicherheit des Arbeitsverhältnisses 16

Arbeitszeitgestaltung 16

Umsetzung und Ausbau des betrieblichen 15 Gesundheitsschutzes

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

Darstellung 8.11 zeigt die Bereiche, in denen alle Befragten den größten Handlungsbedarf sehen. Die größte Zahl der Nennungen entfiel dabei auf die Antwort Einkommenshöhe. Dar-

38 Als Erfolg kann darüber hinaus gesehen werden, dass in mehreren unserer Betriebe bzw. Einrichtungen über die Umsetzung von Maßnahmen auch nach Ende der Projektlaufzeit ernsthaft nachgedacht wird.

90 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen auf soll hier nicht näher eingegangen werden, dieses Handlungsfeld ist in erster Linie Ge- genstand der Tarifpolitik bzw. betriebsinterner Vereinbarungen und ist im Kontext altersge- rechter Arbeitsbedingungen zwar nicht unwichtig39, aber im Rahmen der Projektziele von Smart Region doch von nachrangigem Interesse. Die nächsthäufigst genannten Nennungen entfallen auf die Themen „Qualität der Vorgesetzten“ (33 Prozent), „Weiterbil- dung/Qualifikation“ (29 Prozent) sowie „Leistungsverdichtung/Arbeitstempo“ (28 Prozent). In den einzelnen Betrieben und Einrichtungen ergaben sich, ebenso wie nach Tätigkeiten diffe- renziert, erhebliche Unterschiede in den Antworten. Dies verdeutlicht nochmals die Notwen- digkeit einer individuellen Herangehensweise, die die betriebs- und tätigkeitsspezifischen Unterschiede berücksichtigt. Im Folgenden werden zwei auch aus Sicht der Beschäftigten zentrale Handlungsfelder – die Qualität der Vorgesetzten sowie Qualifikation und Weiterbildung – detaillierter betrachtet.

8.7. Zusammenarbeit und Führungskultur

Als ein nicht unwesentlicher Bestandteil „guter Arbeit“ ist das Arbeitsklima und die Führungs- kultur im Betrieb bzw. in der Einrichtung zu sehen (vgl. Fuchs 2006). Zu Ersterem ist anhand der Befragungsergebnisse zu konstatieren, dass die Zusammenarbeit, d.h. der eher infor- melle Teil der betrieblichen Beziehungen von der weit überwiegenden Zahl der befragten Mitarbeiter als sehr gut oder gut eingeschätzt wird. Jeweils etwa drei Viertel der Beschäftig- ten sehen eine positive Situation in den Aspekten „Man hält in der Abteilung gut zusammen“, „Ich kann mich auf meine Kollegen verlassen“ sowie „Ich kann mich auf meinen direkten Vorgesetzten verlassen“ (vgl. Darstellung 8.12). Etwas unterschiedlich fällt die Bewertung von Punkten aus, die den Informationsfluss im Be- trieb sowie die Einflussmöglichkeiten umfassen. Nur knapp die Hälfte gibt an, über Vorgänge im Betrieb ausreichend informiert zu sein. Auf die Frage, ob die Betriebsleitung bereit ist, Ideen und Vorschläge der Arbeitnehmer zu berücksichtigen, antwortet nur etwa ein Drittel, dass dies überwiegend oder völlig zutrifft; gleichzeitig sieht jeder Vierte dies nur unzurei- chend gegeben. Der Aspekt aus dem Bereich der betrieblichen Zusammenarbeit, der aus Sicht der Mitarbeiter am wenigsten gut abschneidet, betrifft die Rückmeldung über die Quali- tät der eigenen Arbeit. Zwar geben auch hier ein Drittel an, dass solche Rückmeldungen stattfinden, auf der anderen Seite nennen 36 Prozent, dass dies kaum oder nie vorkommt. Aus diesem Befragungsergebnis leitet sich ein Befund ab, der sich auch in den durchgeführ- ten Workshops zum Großteil bestätigte: Vor allem Führungskultur und Mitarbeiterwertschät- zung sind Dinge, deren Wichtigkeit in der Personalarbeit bislang vernachlässigt wurde.

39 Bei der Einschätzung der subjektiven Wichtigkeit durch die Beschäftigten liegen in unserer deutschlandweiten Repräsentationserhebung mit Infratest Einkommens- und Arbeitsplatzsicherheit an erster Stelle (vgl. Fuchs 2006).

91 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

Darstellung 8.12: Bewertung von Aspekten der Zusammenarbeit und Führung (in Prozent)

Ich bekomme von Vorgesetzten und KollegInnen immer 36 32 32 Rückmeldung über die Qualität meiner Arbeit

Die Leitung des Betriebes ist bereit, die Ideen und 24 43 34 Vorschläge der ArbeitnehmerInnen zu berücksichtigen

Über wichtige Dinge und Vorgänge in unserem Betrieb 19 32 49 sind wir ausreichend informiert

Ich kann mich während der Arbeit mit verschiedenen KollegInnen über dienstliche und private Dinge 16 29 56 unterhalten

Ich kann mich auf meinen direkten Vorgesetzen 12 14 75 verlassen, wenn es bei der Arbeit schwierig wird

Man hält in der Abteilung gut zusammen 10 16 73

Ich kann mich auf meine KollegInnen verlassen, wenn es 9 14 76 bei der Arbeit schwierig wird

0 102030405060708090100

trifft gar nicht/wenig zu trifft mittelmäßig zu trifft überwiegend/völlig zu

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

8.8. Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten

Wie oben gezeigt wurde, ist das Fehlen von beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten ein Risi- kofaktor für vorzeitigen Beschäftigungsaustritt im Alter. Qualifizierung und lebensbegleiten- des Lernen ist daher wesentlicher Bestandteil alternsgerechter Arbeitsbedingungen. Generell erfordert das Themenfeld Qualifizierung und Weiterbildung im Zuge der demographischen Entwicklung erheblich größerer Anstrengungen. Ein Manko der bisherigen (nicht nur betrieb- lichen) Praxis ist die stark ausgeprägte Selektivität der Weiterbildungsmöglichkeiten bzw. -beteiligung, d.h. Personen mit niedrigen Bildungsabschlüssen sowie Ältere sind nur zu be- sonders geringen Anteilen an Qualifizierungsmaßnamen beteiligt. Neben der formellen Weiterbildung wird zukünftig mit dem Stichwort „lebensbegleitendes Lernen“ auch das informelle Lernen im Arbeitsprozess immer wichtiger werden. Darstellung 8.13 zeigt die Einschätzung der befragten Beschäftigten hinsichtlich einiger Aspekte aus diesem Bereich. Sehr gut schneidet die Frage ab, ob die Mitarbeiter ihr Wissen und Können bei der Arbeit voll einsetzen können. Etwas weniger, aber immer noch über die Hälfte der Beschäftigten bewerten weitere Aspekte einer lernförderlichen Arbeitsumgebung (wechseln- de Arbeitsaufgaben, Neues dazulernen) als überwiegend oder völlig zutreffend.

92 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

Darstellung 8.13: Bewertung von Aspekten der beruflichen Entwicklungsmöglichkei- ten (in Prozent)

Bei uns gibt es gute Aufstiegschancen 60 25 15

Unsere Firma bietet gute Weiterbildungsmöglichkeiten 26 30 44

Bei meiner Arbeit habe ich insgesamt gesehen häufig 15 28 57 wechselnde, unterschiedliche Arbeitsaufgaben

Können Sie bei Ihrer Arbeit Ihr Wissen und Können voll 11 16 72 einsetzen?

Können Sie bei Ihrer Arbeit Neues dazulernen? 13 33 54

0 102030405060708090100

trifft gar nicht/wenig zu trifft mittelmäßig zu trifft überwiegend/völlig zu

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

Allerdings wird auf der anderen Seite deutlich, dass das Angebot an betrieblichen Weiterbil- dungsmöglichkeiten aus Sicht der Mitarbeiter verbesserungsfähig ist. Der Anteil der Beschäftigten, die angaben, während ihres Erwerbslebens wenig berufliche Entwicklungsmöglichkeiten gehabt zu haben, zeigt deutliche Unterschiede nach dem Qualifi- kationsniveau. Von den Personen mit Hauptschulabschluss gaben 46 Prozent an, in ihrem Erwerbsleben zumeist geringe berufliche Entwicklungsmöglichkeiten gehabt zu haben, von Mitarbeitern mit Realschulabschluss waren dies 37 Prozent, bei Personen mit (Fach-) Hochschulreife nur 33 Prozent. Ähnlich fallen die Angaben zur (aktuellen) Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen aus. Insgesamt geben 41 Prozent der Befragten an, selten oder nie an solchen Maßnahmen teilzunehmen, für 43 Prozent trifft dies gelegentlich zu und we- niger als jeder Fünfte ist häufig an Weiterbildung beteiligt. Neben der bei Personen mit nied- rigem Schulabschluss deutlich geringeren Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen fällt besonders auf, dass in dieser Gruppe einem stark überdurchschnittlichen Anteil (etwa ein Viertel) überhaupt keine Weiterbildungsangebote bekannt sind (vgl. Darstellung 8.14).

Darstellung 8.14: Nutzung von Weiterbildung nach Schulabschluss (in Prozent)

Fach-/Hochschulreife

Realschulabschluss (Mittlere Reife)

Haupt- /Volksschulabschluss

0 102030405060708090100

Ja, häufig Ja, gelegentlich Ja, selten Nein kein Weiterbildungsangebot bekannt

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

93 8. Ausgewählte Ergebnisse der Mitarbeiterbefragungen

Neben den gruppenspezifischen Angeboten liegt die unterschiedliche Weiterbildungsbeteili- gung zum Teil auch an der Akzeptanz und der Motivation dieser Gruppen. Als wesentliche Aufgabe ist daher neben der Bereitstellung von mehr und attraktiveren Weiterbildungsange- boten vor allem die Information und das Werben um mehr Engagement von Seiten der Mit- arbeiter zu sehen. Die angegebenen Gründe, falls keine Weiterbildungsangebote genutzt werden, zeigen recht deutlich die Probleme in diesem Bereich: 14 Prozent geben an, kein Interesse an Weiterbil- dung zu haben. So wichtig die Motivation dieser Gruppe auch ist, ein weitaus größerer Teil der „Nichtnutzer“ gibt einen Grund an, der mit der Angebotssituation zusammenhängt: Zu den 22 Prozent, die zu wenig oder gar keine Weiterbildungsangebote sehen, kommen 9 Pro- zent, die falsche oder unpassende Angebote als Grund nennen, sowie weitere 5 Prozent, die ungünstige Termine nennen. Insgesamt etwa ein Drittel der Beschäftigten, die keine Weiter- bildungsangebote nutzen, machen dies also an Mängeln des Weiterbildungsangebots fest. Bei 21 Prozent derer, die kein Weiterbildungsangebot nutzen, liegt dies an der zeitlichen Unvereinbarkeit mit der Arbeitszeit bzw. an der Arbeitsmenge. 8 Prozent der Befragten be- richtet sogar, dass die Beteiligung an Weiterbildungsmaßnahmen seitens des Betriebs oder Vorgesetzten abgelehnt wurde (vgl. Darstellung 8.15).

Darstellung 8.15: Grund für die Nichtnutzung von Weiterbildungsangeboten

Sonstiges 11% bin Schüler/Azubi, nur Zeitgründe, zu viel Arbeit befristet 21% 5% bin bald in Rente/schon in Altersteilzeit/kein Aufstieg mögl 5%

Brauche ich nicht, kein Interesse 14%

zu wenig, keine Angebote 22% Ablehnung durch Vorgesetzte/Betrieb; nur andere Personen 8% ungünstige Termine passt nicht, falsches 5% Angebot 9%

Quelle: INIFES, Mitarbeiterbefragung 2006 im Projekt „Smart Region“ (n=649 in drei Betrieben der Region Weilheim).

94 9. Fazit

9. Fazit

Der zukünftige demographische Wandel wird den Arbeitsmarkt in den Regionen vor große Herausforderungen stellen. Dabei ist die regional zeitlich und im Verlauf unterschiedliche Entwicklung von Bevölkerungszahl und -struktur zu berücksichtigen. In einigen bayerischen Regionen wird die Zahl der Bevölkerung im höheren Erwerbsalter um bis zu zwei Drittel an- steigen. Die Landkreise der Region Weilheim weisen zwar mit einem Drittel einen geringeren Anstieg auf, allerdings ist angesichts der derzeitigen Lage dieser Personengruppe am Ar- beitsmarkt kaum absehbar, ob und wie diese am Arbeitsmarkt unterkommen sollen. Die demographischen Veränderungen (und ebenso der wirtschaftliche Wandel) treffen jeden- falls auch in Zukunft verschiedene Regionen ungleichzeitig, asynchron und mit unterschiedli- cher Intensität. Eine regionale „Feinsteuerung“ der Arbeitsmarkt- und Strukturpolitik wird künftig noch wichtiger werden als heute. Genauso konnte gezeigt werden, dass jegliche Hoffnungen abwegig sind, der demographische Wandel könne – wenn überhaupt – schon auf kürzere oder mittlere Frist das Problem der Massenarbeitslosigkeit beseitigen. Vielmehr wird mit dem Berg an „Babyboomern“ ein gewichtiges Problem, die Arbeitsmarkt- und Be- schäftigungsintegration Älterer (damit aber auch ein alternsgerechtes Arbeiten) in den nächs- ten gut zwanzig Jahren an Bedeutung noch zunehmen. Eine Politik, die einseitig nur auf eine Abschaffung von Frühverrentungsansätzen abstellt, wäre falsch und führt zu äußerst negativen Nebenwirkungen. Ähnlich wäre eine Orientierung auf Maßnahmen völlig verkürzt, die nur auf die Erhöhung der Arbeitsfähigkeit alternder Be- legschaften abstellt. Dies ist zwar eine notwendige, aber noch lange keine hinreichende Vor- raussetzung dafür, dass die Arbeitnehmer im Schnitt länger als bisher, näher heran an die Altersgrenze von 65 Jahren, arbeiten können. Dazu ist es wichtig, sich klar zu machen, dass die Beschäftigungsfähigkeit eines Menschen mehr beinhaltet als seine Arbeitsfähigkeit (vgl. Darstellung 9.1).

Darstellung 9.1: Beschäftigungsfähigkeit ist mehr als nur Arbeitsfähigkeit

Quelle: Eigene Darstellung.

95 Literatur

Literatur

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