Der Fluss Der Zeit Der Fluss
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LIFE - TIROLER LECH LIFE - LIFE Info-Stelle A-6671 Weissenbach am Lech Tel. +43 (0)676 88 508 7941 [email protected] www.tiroler-lech.at DER FLUSS und DER FLUSS DER ZEIT DER FLUSS & DER FLUSS ZEIT Nationale Projektpartner: Forsttechnischer Dienst für Wildbach- und Lawinenverbauung ISBN: 3-902169-06-0 INHALT DER FLUSS UND DER FLUSS DER ZEIT Seite 5 STEINE DES ANSTOSSES ODER EIN FLUSS WIRD WIEDER FREIGELASSEN Seite 6 - 9 FLUSSUFERLÄUFER UND SCHÖNE SCHRECKEN Seite 10 - 15 KREUZKRÖTE ODER VON LURCHEN, LEHM UND LIEBE Seite 16 - 19 MENSCH AM LECH ODER WIE WILD WOLLEN WIR WASSER? Seite 20 - 23 BILEKS AZURJUNGFER ODER AKTION „NEUE HEIMAT“ Seite 24 - 27 KOPPE ODER AUFSTIEGSHILFE ZURÜCK INS LEBEN Seite 28 - 31 FRAUENSCHUH ODER SCHÖNE WEGE ZUM ERFOLG Seite 32 - 35 SCHLUSSZITATE ODER ENDE GUT,ALLES GUT … Seite 36 - 37 PROJEKTLISTE UND FÜR FRAGEN UND ANTWORTEN Seite 38 - 39 LECHTALER ÜBERSICHTSKARTE Seite 40 - 41 DER FLUSS und DER FLUSS DER ZEIT er den Unterschied zwischen Diese einleitenden Zeilen wurden am 3.Februar INFOBOX 1 einem Schwapp und einem 2007 geschrieben, einem Samstagmorgen, an Fluss erleben will, möge sich dem alle relevaten europäischen Zeitungen mit auf die österreichisch/deut- demselben Titelthema aufmachten: Bericht des sche Grenze stellen. Dort wo Weltklimarates: Die Erde heizt sich immer der Lech Tirol verlässt und bayrisch wird, schaue schneller auf. (Süddeutsche Zeitung) man zum einen Richtung Nord, und dann – Wie, wenn die Erderwärmung, die in den Alpen 180-Grad-Drehung – zum anderen südwärts. besonders drastische Furchen ziehen wird, alle Nordwärts schwappt der nunmehr schwäb- guten Taten beidseits des Lechs rot durch- Eckdaten LIFE-Projekt ische Lech von Staustufe zu Staustufe. Ein Kunst- streicht? Wie, wenn die kommende Hitze ge- gewässer, knopfdruckreguliert, fast durchgän- nau dort mediterrane Veilchen ausstreut, wo LIFE = EU-Förderprogramm zur Sicher- gig mit verödeten Ufern bis hin zur Einmünd- man jetzt, an einem noch(!) feuchtkühlen Ort ung von Lebensräumen bedrohter Tier- und Pflanzenarten. ung in die Donau. das größte geschlossene Frauenschuh-Gebiet Südlich der Grenzstadt Füssen dagegen prä- der Alpen schützt? Wie, wenn hitzeliebende Bedingung für die Förderbewilligung: Natura2000-Gebiete, die entsprechend sentiert sich der Tiroler Lech als Fluss, besser Bienenfresser schon bald an frisch abgebroch- der Vogelschutzrichtlinie bzw. der Flora- noch: als Gebirgsfluss! Er kommt uns bewegt enen Steilufern schwirren? Ungefähr da, wo Fauna-Habitat Richtlinie (FFH) an Brüssel gemeldet sind. entgegen: Flussauen als Augenweide. Und bild- Anfang des Jahrtausends das LIFE-Projekt 1 schöne Berggestalten im Schulterschluss mit mit viel Aufwand und gutem Erfolg den hoch- • Projektraum: dem Lech – die schönsten Komparsen, die sich bedrohten Flussuferläufer zum Bleiben einge- Natura2000-Gebiet Tiroler Lechtal ein Hauptdarsteller wünschen kann. laden hatte, einen Rote Liste-Vogel, dem es – • Laufzeit: sagen wir mal so um 2025 – endgültig zu heiß 6 Jahre (April 2001 – März 2007) Der Fluss darf sich sogar einen Superlativ zu- wurde auf den langen steinernen Heizschlangen • Gesamtvolumen: schreiben; er ist ein Unikat im Alpenraum. Im zwischen Vorarlberg und Füssen? Wie, wenn …? 7,82 Mio. ?, davon 49,5 % gesamten 900 km langen nördlichen Hochge- Förderungsanteil EU birgsbogen zwischen südfranzösischen See- • 53 Einzelprojekte alpen und niederösterreichischen Kalkalpen gibt es keinen Fluss gleicher Größe, der ähn- • Nationale Projektpartner: o Lebensministerium lich wildschön bleiben durfte. Wild…? „Über Das LIFE-Projekt ist die Revitalisierung des Lechs zu o Amt der Tiroler Landesregierung, einem Modell für moderne Naturschutzarbeit geworden. Die Abt. Umweltschutz Ein „Zustand der Veränderung“ wird mit EU-, Partner setzen gemeinsame Projekte wie Hochwasserschutz o Amt der Tiroler Landesregierung, mit österreichischen Bundes- und mit Tiroler und Flussrevitalisierung sowie Kooperationen z.B. mit dem Abt. Wasserwirtschaft Tourismus im mittlerweile eingerichteten Naturpark Tiroler Landesmitteln geschützt. Von Flussdynamik re- o Forsttechnischer Dienst für Wild- Lech um. In Zeiten des Klimawandels, wo Hochwasserer- bach- und Lawinenverbauung den die Experten, vom großen „Stirb und eignisse wie 2005 auftreten können, wird es umso wichtiger, o WWF Österreich werde!“ schwärmen poetisch veranlagte Zeit- diesen gemeinsamen Weg für die Zukunft skizziert zu haben, denn nur so ist ein nachhaltiges Miteinander von Mensch genossen. Zwar müssen Menschenleben, und Natur möglich. “ Häuser und Siedlungsräume nach Kräften vor dem bisweilen sehr wilden Lech geschützt Johannes Kostenzer, Amt der Tiroler werden (wer diesen Grundsatz nicht sieht und Landesregierung, achtet, sollte nicht ernsthaft versuchen, auch Abt. Umweltschutz nur einen einzigen Laufkäfer zu schützen!). Aber unterhalb dieser Grenzschwelle soll der Fluss auch wieder an sich und der Umgebung arbeiten dürfen.Veränderung, Prozess,Wandel. Der Lech zwischen Stanzach und Forchach 4 5 STEINE DES ANSTOSSES oder EIN FLUSS WIRD WIEDER FREIGELASSEN uf einem sehr weißen Lech-Kiesel, gut kopf- 900 Jahre, bis ein Jahrtausendwasser die rissig und schrün- groß, sitzt ein Flussregenpfeifer. Den Schna- dig gewordene Platte in viele, meist mannsgroße Brocken zer- bel reckt er gegen den Wind, der ihm das drückte. Es war die Zeit nach der historischen Niederlage der Gefieder flach bürstet. Aber wir interessieren Ungarn auf dem Lechfeld (10.August 955), die Zeit als sich ale- uns ausnahmsweise ein mal nicht für den mannisch-schwäbische Siedler flussaufwärts trauten und als erste attraktiven Vogel mit den suggestiven, gelben Augenringen „Besiedlungswelle“ Lokalgeschichte im Außerfern schrieben. sondern für den Stein, auf dem er hockt. Wo kommt er her? Was hat er zu erzählen? Sturzbachartiger Regen und Kaltluft vom Hornbachjoch drückten ins Lechtal, und schließlich hatten selbst die römischen Sklaven- treiber ein Einsehen. Die britannischen Gefangenen, Kriegs- beute des Kaiser Claudius aus dem Jahr 43 nach Christus, durften sich hinter einem Ziegenfell-Windschutz zur Ruhe legen. Kaiser Claudius hatte zwar befohlen, dass die Arbeiten an seiner Flussregenpfeifer Via Claudia Augusta, dem transalpinen Schnellweg zum großen Garnisonslager Augsburg, beschleunigt vorangetrieben würden. Der Fluss als Steinewälzer, das war für die Lech- Dem Lech, dem „größten Grundbesitzer“, mehr Aber über alle Maßen erschöpfte Sklaven bedeuteten summa anrainer über die Jahrhunderte ein gewohnter Talaue abzuringen, hieß auch dafür zu sorgen, summarum nur Verlangsamung der Bauarbeiten. Außerdem Anblick, gottgegeben wie das Wetter, zumindest dass der Wildfluss möglichst immer in seinem Bett führte der Fluss zuviel Wasser, als dass die Bausklaven Steine Der Stein kommt ins Rollen: Die Seitenbäche sind die Geschiebelieferanten für solange man dagegen nichts ausrichten konnte. blieb und nicht zu nassen Spritztouren aufbrach. aus dem Schotterbett hätten holen können. den Lech Der Lech tat was er tat, er schotterte sich auf, Einfacher als hohe Dämme zu bauen erschien es, Abermals 700 Jahre später, mitten im Dreißigjährigen Krieg verbaute sich hier und da selbst den Weg, wich den Lech dazu zu bewegen, sich tiefer einzu- Der Gefangenentrupp war kaum in den typischen, betäubungs- (1618 – 1648) – die Schweden hatten gerade die Tiroler großräumig aus, riss dort Land ab und landete graben. Schon die Vorvorväter heutiger Wasser- artigen Schnellschlaf der Sklaven gefallen, als sie ein Brüllen Ehrenberg-Feste erobert – waren von der mächtigen Stallkar- es andernorts wieder an. Die Siedler hielten bauer wussten, dass ein wilder Gebirgsfluss wie und Grollen wieder hochschrecken ließ. Infernalisch klang das. Platte nur mehr unzählige daumen- bis kopfgroße Kiesel übrig Abstand, und wer es nicht tat, wurde vom Fluss der Lech sich in dem Maße tiefer einsägt, wie man Es kam aus dem nahgelegenen, westlichen Seitental des Lechs, und fast nicht mehr auffindbar. Denn das Gros war lange, lange bestraft. ihm Geschiebe, also mitgeführtes Gestein, vorent- das die Routenplaner und Kartographen des Kaisers Aqua schon am Grunde des großen Flusses nach Norden gewandert: hält. Wenn er sich, mangels Masse, nicht mehr nigra nannten und das viele Jahrhunderte später den Namen als Geschiebe, wie es Schwarzwasserbach, Hornbach und ein Erst als die Anrainer mit Maschinenkraft und seine Sohle mit Schotter und Kiesel tapezieren Schwarzwasserbach-Tal erhalten sollte. Der Dauerregen, der die gutes dutzend größerer Nebenbäche zwischen Lechleiten im stark verbesserten Werkzeugen um die Mitte kann, gräbt er sich ein. Genau das war erwünscht, Bauarbeiten an der Via Claudia verlangsamt hatte, vollendete Süden und Vils im Norden schubweise dem Lech einverleiben. des 19. Jahrhunderts die Chance hatten, den denn ein „tiefgelegter“ Fluss kann nicht so leicht im nahen Seitental auf einen Schlag, was über Jahrtausende Nur ein winziger Bruchteil der ehemaligen großen Triasplatte Lech ein wenig in die Schranken zu weisen, be- ausufern, und er führt sein Wasser – zumal wenn durch Sickerwasser und Frostsprengungen vorbereitet worden hatte sich derart im Bachuntergrund verkeilt, dass er außerhalb gann eine Entwicklung, die mit „Fluss- und Wild- der Lauf zusätzlich begradigt wird – auch schnel- war. Und so donnerte schließlich eine vielhundert Tonnen der großen Geschiebe-Drift und lange fast „unbearbeitet“ blieb. bachverbauung“ eher untertrieben als beschrie- ler ab als einer der schlängelt. schwere Kalkplatte – ein Stück 250 Mio. Jahre alten subtro- ben ist. Es entwickelte sich ein