Karl Goldmark Suite Für Violine Und Klavier Nr
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Karl Goldmark Suite für Violine und Klavier Nr. 2 · Klaviertrio Nr. 1 Thomas Albertus Irnberger Michal Kaňka Pavel Kašpar Karl Goldmark (1830–1915) Suite No. 2 for Violin and Piano in E-fl at major, Op. 43 Suite Nr. 2 für Violine und Pianoforte Es-Dur op. 43 1 I Allegro moderato – Cantabile 8:53 2 II Andante – Allegro moderato – Langsam 9:34 3 III Allegro ma non troppo 5:47 4 IV Allegro con fuoco – Più animato 7:55 Trio for Fortepiano, Violin and Cello No. 1 in B-fl at major, Op. 4 Trio für Pianoforte, Violine und Violoncello Nr. 1 B-Dur op. 4 5 I Schnell 8:01 6 II Adagio. Langsam, doch nicht schleppend 8:20 7 III Scherzo. Bewegt 4:34 8 IV Finale. Schnell 7:52 Thomas Albertus Irnberger violin / Violine Michal Kaňka cello / Violoncello Pavel Kašpar piano / Klavier 2 Der Kantorensohn vom Balaton 100 Jahre zuvor dem jungen Musiker der Aufstieg Karl Goldmarks Klaviertrio Nr. 1 und Violin- zu einem der geschätzten Musiker seiner Zeit. Am suite Nr. 2 18. Mai 1830 in der ungarischen Kleinstadt Keszthely am Westufer des Plattensees (Balaton) in eine ärmliche Obwohl er selbst zu diesem Zeitpunkt längst Kantorenfamilie, geboren, war er von Kindheit an verstorben war, stellte die Zäsur, die der National- einfachste Verhältnisse gewohnt, wie er später in sozialismus mit seiner Rassen- und Kulturpolitik seinen Memoiren anschaulich festhielt: „Mein Vater in die Wahrnehmung der Werke Karl Goldmarks hatte […] ein Gehalt von 200 fl. [Gulden, Anm.] jährlich (1830–1915) brachte, einen gewaltigen Bruch und 12 lebende Kinder um sich, mit den verstorbenen dar, der nahtlos in die nach 1945 erfolgenden 21 oder 24, ich bin darüber nicht genauer informiert. Umwälzungen im mitteleuropäischen Konzert- und Selbstverständlich gab es da weder französische Opernbetrieb überging. Die Auswirkungen blieben Bonnen [Gouvernanten, Anm.] noch Hofmeister. für Jahrzehnte spürbar. Bis in die 1980er-Jahre Das ältere mußte das jüngere erziehen, das heißt blieb der Mantel des Vergessens über seiner Musik des Morgens waschen, kämmen usw. Dann wurde ein besonders dicht gewobener, der nur selten die kleine Herde ins Freie gelassen, die auf Feld für Aufführungen seines Violinkonzerts gelüftet und Wiesen tollte – bis zur nächsten Fütterung, wurde, und auch seither setzte die Wiederent- die kärglich genug ausfiel.“ 1. Sich unter solchen deckung seines Schaffens nur punktuell ein. Umso Bedingungen dem Musikerberuf zuzuwenden, stellte augenfälliger wird dies, bedenkt man, dass eine der wenigen Möglichkeiten dar, eine seinem Goldmark bis zum „Anschluss“ Österreichs an das Talent gemäße Ausbildung zu erhalten. Goldmark Deutsche Reich einer der meistgespielten lernte Geige und erhielt sogar die Zulassung ans mitteleuropäischen Romantiker war. Vor allem seine Wiener Konservatorium, wo er 1847 Schüler von Orchesterouvertüre „Sakuntala“ und das Joseph Böhm wurde. Geld verdiente er durch Arbeit Violinkonzert, aber auch Klaviermusik, Lieder in verschiedenen Theaterorchestern in Wien und und Ausschnitte aus seiner populärsten Oper Ungarn. Ab 1850 hatte er autodidaktisch auch das „Die Königin von Saba“ bildeten fixe Repertoire- Klavier erlernt, und so konnte er bald auch öffentlich bestandteile und hielten den Namen des Kompo- in Kammermusikkonzerten und als Klavierbegleiter nisten vor allem im deutschsprachigen Raum und auftreten. Nach einem zweieinhalbjährigen Aufenthalt in Ungarn wach, bis eben das Unheil der Jahre ab in Budapest ab 1860 wieder in Wien sesshaft, erwarb 1933 in Deutschland und ab 1938 in Österreich alle er sich nach und nach einen Namen als Komponist, jüdischen Künstler als „entartet“ brandmarkte und aus Lehrer und Musikkritiker, sodass er sich langsam aber den Bühnenhäusern und Konzertsälen verbannte. stetig zu einer arrivierten Persönlichkeit im Wiener So leicht es war, Goldmark im 20. Jahrhundert Musikleben entwickelte. Seiner Persönlichkeit und von den Spielplänen zu tilgen, so schwer fiel rund seinen ästhetischen Überzeugungen folgend, stand 3 er vor allen in engem Kontakt zum Bekanntenkreis unter dem Aspekt, dass keiner seiner renommierten um Johannes Brahms. Mit diesem selbst verband Komponisten-Zeitgenossen ein vergleichbares Alter ihn zwar keine innige Freundschaft, aber ein von erreichte – Bruckner etwa war 1896 72-jährig, Brahms hohem gegenseitigem Respekt und Sympathie 1897 63-jährig gestorben –, zum anderen sein sowie Interesse für Werk und Meinung des anderen Schaffen auch eine Vielzahl für Festaufführungen auf geprägtes Verhältnis. Beide verkehrten auch im breiter Ebene geeigneter Werke enthielt. Sowohl in Umfeld von Johann Strauß, dessen Frau Adele Wien als auch in Budapest gründeten sich Komitees Goldmark sehr schätzte. Anders als Brahms war zur Vorbereitung, neben Bühnenaufführungen (in Goldmark zudem ein Befürworter des Schaffens Budapest standen innerhalb einer Woche gleich drei Richard Wagners. Ungeachtet der Tatsache, dass verschiedene Goldmark-Opern auf dem Spielplan), dieser sich in seinem pamphletartigen Aufsatz „Das Orchester- und Kammerkonzerten in beiden Städten Judenthum in der Musik“ 1850 extrem antisemitisch gab es u. a. Jubiläumskonzerte in Pozsony (Pressburg, äußerte, zählte Goldmark zu jenen, die 1873 den Bratislava), Goldmarks Geburtsstadt Keszthely sowie Wiener akademischen Wagner-Verein mitbegründeten. seinem bevorzugten Sommerfrischeort Gmunden, Unschwer wird man in seinen eigenen Opern Muster wobei der greise Meister persönlich sämtlichen Wagners erkennen, die ihn als einen der sehr wenigen Veranstaltungen beiwohnte – die vielleicht letzte relevanten österreichischen Bühnenkomponisten in unbeschwerte Phase in seinem langen Leben. Zutiefst dessen Nachfolge auszeichnen. So wurde denn auch traf ihn der Fronttod seines geliebten Enkelsohns gleich seine erste Oper (fünf weitere sollten folgen) wenige Monate nach Beginn des Ersten Weltkriegs „Die Königin von Saba“ zu einem echten Welterfolg. im November 1914. Als Goldmark schließlich Nach der Uraufführung 1875 an der Wiener Hofoper nur wenige Wochen später, am 2. Jänner 1915 gab es noch zu Goldmarks Lebzeiten an die 60 einem Krebsleiden erlag, wurde ihm ein Ehrengrab Inszenierungen und ungezählte Wiederaufnahmen. im israelitischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs Angesetzt wurde das Werk in Stadttheatern ebenso gewidmet. Der spätere Literaturnobelpreisträger wie an den großen Häusern Europas, darüber Elias Canetti wohnte mit seiner Familie im selben hinaus aber auch an der New Yorker Metropolitan Haus in der Wiener Leopoldstadt, in dem Goldmark Opera (1884/85) und am Teatro Colón in Buenos gelebt hatte und wurde als Neunjähriger Zeuge Aires (1898/99). Betrachtet man daneben die der Ereignisse: „Am Tage des Begräbnisses war Popularität vieler anderer Werke – das schon genannte die Joseph-Gall-Gasse schwarz von Fiakern und Violinkonzert, die erste Symphonie „Ländliche Menschen. Wir sahen von oben aus dem Fenster Hochzeit“, die Orchesterouvertüren –, nimmt es zu, wir dachten, dass kein Fleckchen unten mehr frei nicht Wunder, dass Goldmarks 80. Geburtstag sei, aber es kamen immer neue Fiaker und Menschen 1910 Anlass für offizielle Feierlichkeiten war, die dazu und fanden doch Platz. ‚Wo kommen die nur ihresgleichen suchen konnten. Dies vielleicht auch alle her?‘ – ‚Das ist so, wenn ein berühmter Mann 4 stirbt‘, sagte Paula. ‚Die wollen ihm alle das letzte Originelles geboten, dass selbes unbedingt den Geleit geben. Die haben seine Musik so gern.‘“ 2 besten Werken der Neuzeit angereiht werden kann. […] Das Trio, welches eine Kette edler Gedanken Ganz seiner Zeit entsprechend zeigt sich Goldmarks enthält, erzielte namentlich mit dem Adagio-Satze eine Klaviertrio Nr. 1 op. 4 als echtes Produkt der eclatante Wirkung; das Scherzo enthält ein reizend 1850er-Jahre. Gleich mit seinem schwungvoll durchgeführtes Fugato, und die beiden übrigen einsetzenden Beginn erinnert es an typische Werke Sätze sind voll des feurigsten Aufschwunges.“ 4 der deutschen Romantik und dürfte darin vor allem Dass gerade Goldmarks Kammermusik bald eine bei Robert Schumann geschult sein. Interessant ist zentrale Rolle in seiner kompositorischen Karriere Goldmarks eigene Einschätzung in seinen Memoiren, spielte, lag nicht zuletzt an Josef Hellmesberger in denen er von einer Überwindung einer bis dahin bei senior, der als Geiger ab Mitte der 1850er-Jahre in ihm vorherrschenden Orientierung an Mendelssohn Wien höchste Anerkennung genoss. Er wurde bald Bartholdy und einem intensiven Studium sowohl zu einem von Goldmarks glühendsten Verfechtern, allgemeiner Musiktheorie als auch im Besonderen was für den Komponisten qualitativ hochwertige von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ und der Aufführungen seiner Stücke und entsprechende Spätwerke Beethovens schreibt – eine Zäsur in Publizität sicherstellte. Durch eine Darbietung seiner Entwicklung, die biographisch mit seinem des Hellmesberger-Quartetts lernte auch Wiens oben erwähnten zweieinhalbjährigen Aufenthalt Kritikerpapst Eduard Hanslick den Trio-Erstling in der ungarischen Hauptstadt zusammenfällt, kennen und bescheinigte ihm u. a. „viele feine und wo er sich gezielt autodidaktisch kompositorisch geistreiche Züge“. 5 weiterentwickelte: „[…] und so stand ich mit einem Male auf eigenen Füßen, der Mendelssohnismus Im Zenit seines Schaffens entstand 1892 Goldmarks war überwunden. Die erste sichtbare Frucht dieser Suite für Violine und Klavier Nr. 2 Es-Dur Umwandlung waren die Klavierstücke „Sturm und op. 43. Wie viele seiner Werke wurde sie im Drang“ und das Klaviertrio in B-Dur.“ 3 – Das Trio, 1858 oberösterreichischen Gmunden komponiert, das komponiert und bereits 1865 im Druck