M Ythos a Tom Kraft
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In vielen Ländern ist der Mythos von der Atomkraft als unbegrenzte, siken und die Endlagerung des radioaktiven Abfalls unbeantwortet. Die günstige und sichere Energiequelle stark verblasst, in anderen Teilen Heinrich-Böll-Stiftung hat internationale Experten beauftragt, Fakten der Welt erlebt er gerade einen Aufschwung. In Deutschland hat die und Argumente zu den wichtigsten Themen in Sachen Atomkraft zu liberal-konservative Bundesregierung mit dem Argument, Atomkraft überprüfen. Ihre Ergebnisse machen deutlich: Die Atomkraft ist eine sei eine Brückentechnologie ins Solarzeitalter und unerlässlich für eine teure Technologie und eine massive Bremse für den notwendigen Ausbau CO2-neutrale Energieversorgung, quasi den „Ausstieg aus dem Ausstieg“ der Erneuerbaren Energien. Zudem wächst mit jedem weiteren Atom- beschlossen. Trotzdem bleiben die alten Fragen um Uranabbau, Unfallri- kraftwerk das Risiko nuklearer Proliferation – die Welt wird unsicherer. Heinrich-Böll-Stiftung Schumannstraße 8, 10117 Berlin Die grüne politische Stiftung T 030 28 53 40 F 030 28534109 E [email protected] W www.boell.de ISBN 978-3-86928-039-4 ÖKOLOGIE BAND 12 Mythos Atomkraft – Warum der nukleare Pfad ein Irrweg ist BAND 12 Mythos Atomkraft Warum der nukleare Pfad ein Irrweg ist Mit Beiträgen von Antony Froggatt, Mycle Schneider, Steve Thomas, Otfried Nassauer und Henry D. Sokolski MYTHOS ATOMKRAFT SCHRIFTEN ZUR ÖKOLOGIE BAND 12 Mythos Atomkraft Warum der nukleare Pfad ein Irrweg ist Mit Beiträgen von Antony Froggatt, Mycle Schneider, Steve Thomas, Otfried Nassauer und Henry D. Sokolski Hrsg. von der Heinrich-Böll-Stiftung Mythos Atomkraft Warum der nukleare Pfad ein Irrweg ist Mit Beiträgen von Antony Froggatt, Mycle Schneider, Steve Thomas, Otfried Nassauer und Henry D. Sokolski Band 12 der Schriftenreihe Ökologie Herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung © Heinrich-Böll-Stiftung 2010 Alle Rechte vorbehalten Übersetzung aus dem Englischen: Heinz Tophinke (Beitrag von Antony Froggatt und Mycle Schneider), Kurt Beginnen (Beiträge von Steve Thomas, Henry D. Sokolski) Coverfoto: Grohnde 2007, Delkarm, flickr.com Gestaltung: graphic syndicat, Michael Pickardt, Berlin Druck: agit-druck, Berlin Stand für alle Zahlenangaben: März 2010 ISBN 978-3-86928-039-4 Bestelladresse: Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße 8, 10117 Berlin T +49 30 28534-0 F +49 30 28534-109 E [email protected] W www.boell.de INHALT Vorwort 7 Antony Froggatt und Mycle Schneider Energiestrategien für die Zukunft: Verhindert Atomkraft den nötigen Systemwechsel? 11 Steve Thomas Die wirtschaftlichen Aspekte der Atomenergie 64 Anhang 1 Reaktortechnologien, aktuelle Reaktortypen und Anbieter 119 Anhang 2 Diskontierung, Kapitalkosten und Renditen 129 Anhang 3 Stilllegung 132 Anhang 4 Der aktuelle Stand der Projekte in den USA 136 Otfried Nassauer Atomwaffen und Atomenergie – Siamesische Zwillinge oder doppelte Null-Lösung? 142 Henry D. Sokolski Atomwaffen, Energiesicherheit, Klimawandel – Wege aus dem nuklearen Dilemma 188 Abkürzungen und Glossar 210 Die Autoren 213 VORWORT In vielen Ländern ist der Mythos von der Atomkraft als unbegrenzte, konkur- renzlos günstige und sichere Energiequelle stark verblasst, in anderen Teilen der Welt erlebt er gerade einen Aufschwung. In Deutschland sprechen inzwischen selbst die großen Energiekonzerne davon, dass die Zukunft allein den Erneu- erbaren Energien gehört. Offiziell geht der Streit nur noch darum, wie schnell die vorhandenen Atomkraftwerke vom Netz gehen können und sollen. Von den Profiteuren und Anhängern der Nuklearenergie wurde ein neuer Mythos in die Welt gesetzt: Atomkraft sei eine unabdingbare Brückentechnologie ins Solar- zeitalter und unerlässlich für eine CO2-neutrale Energieversorgung. Mit diesem Argument hat die liberal-konservative Bundesregierung den «Ausstieg aus dem Ausstieg» beschlossen. Die deutschen Atomkraftwerke sollen nun länger laufen, offiziell sind es durchschnittlich 12 Jahre, faktisch wären es wohl mehr. Diese Entscheidung wirkt über die deutschen Grenzen hinaus als Signal. Sie stützt die Behauptung von einer globalen «Renaissance der Atomkraft». Dabei geht es weniger um Fakten – tatsächlich kann von einem Boom der Nuklear- energie keine Rede sein – als um den Versuch, die Kritiker der Atomenergie als ewig Gestrige erscheinen zu lassen, die den neuen Trend nicht mitbekommen haben. Die Auseinandersetzung um die Atomenergie ist neu eröffnet. Geblieben sind die alten Streitfragen um Uranabbau, Unfallrisiken und die Lagerung des radioaktiven Abfalls. Neu diskutiert wird die Frage, ob Atomenergie einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten kann, ob mit ihr die Energiesicherheit wächst und wie das wachsende Risiko nuklearer Proliferation zu bewerten ist. Vor diesem Hintergrund hat die Heinrich-Böll Stiftung namhafte Experten beauftragt, Fakten und Argumente zu den wichtigsten Mythen der Atomkraft aufzubereiten. Die Ergebnisse dieses ersten Projekts wurden 2006 in dem Sammelband Mythos Atomkraft publiziert, der auf große Nachfrage traf und in neun Sprachen übersetzt wurde. Die hier vorliegende Veröffentlichung ergänzt und aktualisiert diesen Band. Sie zielt nicht nur auf den Hausgebrauch, sondern auf die internationale Kontroverse um die Atomenergie. Zunächst machen die Beiträge deutlich, dass von einer «Renaissance der Atomkraft» keine Rede sein kann. Die Zahl der Atomkraftwerke nimmt weltweit stetig ab. Aktuell sind noch 437 Reaktoren in Betrieb. In den nächsten 15-20 Jahren werden mehr alte Anlagen vom Netz gehen, als neue in Betrieb genommen werden. Angekündigt ist der Neubau von etwa 160 neuen Kraftwerks- blöcken, davon allein 53 in China. Aber längst nicht alle Absichts erklärungen werden Wirklichkeit. Dafür sorgen schon die galoppierenden Kosten für neue Vorwort Reaktoren. 7 Je stärker Strommärkte dem freien Wettbewerb geöffnet werden, desto geringer werden die Chancen der Atomkraft. Denn unterm Strich erweist sich Atomstrom als ebenso teuer wie riskant. Das zeigt Steve Thomas eindrücklich in seinem Überblick über die wirtschaftlichen Aspekte der Atomkraft. Detail- liert beschreibt er die Faktoren, die die offenen und verdeckten Kosten eines Atomkraftwerkes bestimmen. Sein Fazit: Kein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen wagt heute den Neubau eines Atomkraftwerks ohne staatliche Subventionen und Bürgschaften. Neue Werke werden vor allem dort gebaut, wo Staat und Energiewirtschaft eine unheilige Allianz bilden. Die Gründe für die Zurückhaltung der Investmentbanken liegen auf der Hand. Die Kosten für neue Anlagen explodieren. So hat sich der Baupreis des neuen Atomkraftwerks im finnischen Olkiluoto bereits von 3 Mrd. Euro auf rund 5,4 Mrd. Euro erhöht, obwohl noch nicht einmal der Rohbau steht. Dazu kommen die ungelösten Probleme der Endlagerung, die bis dato unklaren Stilllegungskosten und die hohe Störanfälligkeit dieser Technologie. Auch neue Sicherheitsbestimmungen, wie beispielsweise der Schutz gegen terroristische Anschläge, stellen ein unkal- kulierbares Kostenrisiko für die Investoren dar. Schon bisher wurden Atomkraftwerke mit massiven öffentlichen Zuschüssen gefördert. Für Deutschland erreichen Berechnungen eine Größenordnung von über 100 Milliarden Euro. Diese Bevorzugung geht bis heute weiter. So bilden die milliardenschweren Rückstellungen für die Entsorgung des Atommülls und den Rückbau der Kraftwerke eine steuerfreie Manövriermasse der Konzerne. Und die Haftpflicht der Betreiber ist auf 2,5 Milliarden Euro begrenzt – nur ein verschwindender Bruchteil dessen, was schon bei einem mittelgroßen Atomun- fall an Kosten entstehen würde. Zu diesen bereits eingebürgerten Argumenten gegen die Atomenergie kommen neue. So wächst die Gefahr der nuklearen Proliferation im gleichen Maß, in dem neue Atomkraftwerke in aller Welt entstehen. Otfried Nassauer zeigt in seinem Beitrag wie eng die zivilen und militärischen Nutzungsmöglich- keiten der Kerntechnik miteinander verwoben sind. Es gibt keine chinesische Mauer zwischen der zivilen und der militärischen Nutzung dieser Technik, trotz aller Kontrollbemühungen der Internationalen Atomenergiekommission. Das aktuellste Beispiel ist der Iran. Wer sich ultimativ nicht kontrollieren lassen will, den kann man letztlich auch nicht zwingen. Dass dies kein Einzelfall ist, wird durch den Beitrag von Henry Sokolski offenbar: Trotz aller Rhetorik um «Global Zero» dürfte die Zahl der Staaten mit der Fähigkeit, Atomwaffen herzustellen, in den nächsten Jahren eher steigen als sinken. Um die Proliferationsgefahr einzudämmen, schlägt der Autor jenseits einer Stärkung des globalen Nichtverbreitungsvertrags eine Reihe weiterer Schritte der internationalen Zusammenarbeit vor. Warum der nukleare Pfad ein Irrweg ist Ob die weltweiten Uranvorräte nun in 30 oder 60 Jahren erschöpft sein werden – auch Uran ist ein begrenzter Rohstoff, dessen Verknappung sich abzeichnet. Deshalb wächst mit einem Ausbau der Atomenergie die Notwendigkeit, Wieder- aufbereitungsanlagen und Schnelle Brüter zu bauen, um nuklearen Brennstoff Mythos Atomkraft 8 zu erzeugen. Beides bedeutet den Einstieg in einen Plutoniumkreislauf, in dem Unmengen an hochgiftigem, bombenfähigem Spaltmaterial entstehen – eine bislang in der öffentlichen Debatte sträflich vernachlässigte Horrorvision. Letzt- lich gewährleistet nur der Verzicht auf die zivile Nutzung der Kerntechnik eine atomwaffenfreie Welt, weil nur unter dieser Voraussetzung zuverlässig kontrol- liert werden kann, dass keine militärische Nutzung der Kerntechnik stattfindet. In der aktuellen Diskussion spielt die Frage eine zentrale Rolle, ob die Atomenergie tatsächlich