Erfahrungsbericht zum Auslandsstudium

WS17/18 und SS18 Aufenthalt an der Universitetet i , Norwegen Master Psychologie im Schwerpunkt KPEP (Klinische Psychologie und Experimentelle Psychopathologie)

Vorbereitungen Ich hatte mich im Rahmen meines Bachelorstudiums bereits auf einen der beiden beliebten Erasmus-Plätze in Oslo beworben, habe aber leider auf Grund der hohen Bewerberzahl keinen Platz bekommen. Mein Wunsch ein Jahr in Norwegen zu studieren wurde deshalb jedoch nicht geschmälert, sondern ganz im Gegenteil noch weiter bestärkt, weswegen ich mich dazu entschlossen habe im Rahmen meines Masterstudiums einen zweiten Versuch zu starten. Auf Grund der ersten Absage im Bachelor war mir jedoch klar, dass auch im kommenden Jahr die Bewerberzahl nicht wesentlich geringer ausfallen würde, weswegen ich bei diesem Versuch genug Zeit in die Vorbereitung investieren wollte. Der Hauptteil meiner Vorbereitung bestand darin im Vorfeld bereits möglichst viel Norwegisch zu lernen. Mein Glück versuchte ich zunächst bei den Sprachkursen des AStA - hatte dort jedoch kein Glück, da ausgerechnet im Jahr vor der Erasmus-Bewerbung der Norwegisch Lehrer abgesprungen ist. Nach etwas Recherche fand ich dann zunächst nur einen „Wochenend-Kurs“ in Münster, bei dem man an einem Wochenende die nötigsten Sprachkenntnisse für einen Kurzurlaub in Norwegen beigebracht bekommt. Auch wenn dies nicht unbedingt die Art von Sprachkurs war, die ich mir vorgestellt hatte, habe ich mich für diesen Wochenendkurs angemeldet um zumindest schon einmal einen ersten Fuß in der Tür zu haben. Wie erwartet blieb der Lernerfolg nach diesem Wochenende überschaubar, bestätigte aber mein Interesse an skandinavischer Kultur und Sprache. Da neben mir noch viele der anderen Teilnehmer an einem intensiveren Norwegisch Kurs interessiert waren, hat sich die Lehrerin alle Kontaktdaten von potentiellen Interessenten notiert um möglicherweise einen längeren Sprachkurs anbieten zu können. Nur kurze Zeit später erhielt ich dann eine E- Mail von besagter Norwegisch Lehrerin und konnte so direkt an einem rund einjährigen Sprachkurs an der VHS teilnehmen. Zur Info: Dieser Kurs war mit relativ hohen Kosten (rund 150 Euro) verbunden, fand einmal in der Woche für circa 1,5 Stunden statt und bestand aus einer bunt gemischten Gruppe aller Altersklassen in der ich die einzige Studentin war. Rückblickend kann ich sagen, dass der Kurs mir zwar geholfen hat ein erstes Sprachgefühl zu entwickeln und das nötige Vokabular geboten hat um vor Ort erste Smalltalk-Versuche zu starten, aber vom Tempo her zu langsam und zu wenig intensiv war, um tiefgehende Sprachkenntnisse zu erwerben. Als dann nach meiner Bewerbung beim Erasmuskoordinator tatsächlich die positive Rückmeldung über den Erhalt eines Platzes in Oslo kam, begann der zweite Teil der Vorbereitung. Auf der Plattform Søknadsweb musste ich mich online für einen Studienplatz an der Uni Oslo bewerben, was relativ unkompliziert und einfach ablief. Außerdem habe ich mich vorab auf dem Portal Studentweb online auf meine gewünschten Kurse beworben. Um nicht mit einem Norwegisch Kurs für Einsteiger zu beginnen habe ich außerdem einen sogenannten „placement- test“ online bearbeitet der mir den Einstieg in den Level 2 Kurs ermöglichte. Da man sich über Studentweb allerdings zum Großteil nur auf Bachelorkurse bewerben konnte, musste ich Eines der Wahrzeichen Oslos: das Operahuset. meine Masterkurse im Fach Psychologie mit den zuständigen Sachbearbeitern des Department of Psychology per E-Mail abklären. Nachdem meine Kurswahl feststand, war das Ausfüllen des Learning Agreements eine weitere schnell erledigte Formalität. Zuletzt habe ich mich dann noch online auf einen Platz im Studentenwohnheim beworben, was mich direkt zum nächsten Punkt zum Thema „Unterkunft“ führt. Unterkunft Als internationaler Student hat man an der Universität Oslo eine Garantie auf ein möbliertes Einzelzimmer in einem der von SiO (Studentsamskipnaden i Oslo og Akershus) betriebenen Studentenwohnheimen. Auf Grund dieser Absicherung und der unfassbar hohen Preise für private Unterkünfte in der Innenstadt habe ich mich für ein Zimmer im Studentenwohnheim entschieden. Die beiden größten „Studentenstädte“ sind Sogn und Kringsjå, wobei jedes der beiden seine Vor- und Nachteile hat. Sogn liegt näher an der Innenstadt und hat mit zwei nahegelegenen Bushaltestellen ( vgs. und Solvang) und einer (je nach Gebäude) etwas weiter entfernten T-bane Station (Ullevål stadion) eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, während Kringsjå lediglich eine T-bane Station (Kringsjå) und eine ziemlich weit entfernte Bushaltestelle (Kongleveien) vorzuweisen hat. Von Sogn aus braucht man circa 5 bis maximal 10 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Blindern Campus, welcher jedoch auch in 15 Minuten fußläufig erreichbar ist, und durch drei verschiedene T-bane Linien auch nur circa 15 Minuten mit der Bahn bis in die Innenstadt. Da von der Haltestelle Kringsjå aus nur eine T-bane Linie fährt, braucht man mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Campus schätzungsweise 15 Minuten, und entsprechend noch ein wenig länger bis in die Innenstadt. Weswegen es trotz der minimal weiteren Entfernung dennoch viele Studenten nach Kringsjå verschlägt liegt daran, dass das Studentenwohnheim genau neben dem , einem wunderschönen großen See liegt, von dem viele Wanderwege in die Nordmarka (ein großes Waldgebiet nördlich von Oslo) führen und man je nach Stockwerk und Glück aus seinem Fenster einen guten Blick auf den Oslofjord hat. Einige meiner Freunde wohnten in anderen Studentenwohnheimen (Nydalen, Carl Berner, Vestgrensa) und waren damit auch zufrieden, wenngleich alles etwas kleiner und ruhiger war und nicht jedes der kleineren Wohnheime einen Supermarkt in unmittelbarer Nähe hat, wie es in Sogn und Kringsjå der Fall ist. Ich habe mich auf Grund der Lage letztendlich für Sogn entschieden und es keine Sekunde lang bereut. Wenn man seinen Schlüssel (bzw. seine keycards) bei SiO am Campus abholt, wird mehr oder weniger zufällig entschieden in welcher Wohnung man landet. Man kann zwar angeben ob man im in einem günstigeren, älteren Gebäude oder in den teureren Neubauten wohnen möchte, sowie entscheiden mit wie vielen Mitbewohnern man zusammenwohnen möchte. Aber abgesehen von Stockwerk, potentieller Aussicht und Entfernung zu den öffentlichen Verkehrsmitteln erfährt man vorab nichts. (An der Stelle noch ein Tipp: Das Erdgeschoss wird in Norwegen bereits als erstes Stockwerk bezeichnet – wenn man also nicht möchte, dass jeder Passant einem in die Fenster gucken kann sollte man sich mindestens für den zweiten Stock entscheiden ☺). Da ich gehört habe, dass in den größeren Wohnungen häufiger Partys stattfinden, habe ich mich für eine etwas teurere Vierer-WG, statt einer Fünfer- bis Achter-WG entschieden. An dieser Stelle hatte ich unglaublich großes Glück, da alle meine drei Mitbewohner gebürtige Norweger waren und eine meiner Mitbewohnerinnen zudem noch als Norwegisch Lehrerin tätig ist. Ich weiß, dass ich mich an der Stelle sehr glücklich schätzen kann, da die meisten meiner internationalen Freunde keinen bis maximal einen Einheimischen in der WG wohnen hatten. Trotz aller Klischees der „scheuen Norweger“ habe ich mich sehr schnell unglaublich gut mit meinen Mitbewohnern angefreundet, sodass wir regelmäßige Serienabende, Kochabende, Stadtausflüge oder gemeinsame Fitnessstudio (oder meistens eher Sauna…) Gänge veranstaltet haben. Auch nach meiner Rückkehr nach Deutschland haben wir nach wie vor sehr regelmäßig Kontakt über Skype und facebook und werden uns mit Sicherheit in absehbarer Zukunft entweder in Oslo oder vielleicht sogar in Münster treffen. Ansonsten noch etwas zur Wohnung: mein Zimmer war etwa 12 qm groß, etwas länglicher geschnitten und mit dem nötigsten möbliert (großer Einbauschrank, kleines 90- cm Bett, großer Schreibtisch mit Bürostuhl, Regal sowie ein Sessel). Man hat zwar direkt Internet, benötigt dafür jedoch entweder ein Kabel oder einen Router, den man idealerweise mitbringen sollte. Außerdem sollte einem bewusst sein, dass keine Kissen oder Bettdecken bei Ankunft im Zimmer vorhanden sind. Toilette und Badezimmer waren voneinander getrennt und das Badezimmer sogar mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Der Treffpunkt und Blick ins Zimmer. gleichzeitig das kleine highlight der Wohnung war jedoch die Küche, die auf Grund ihrer Größe eher einer Wohnküche glich: Wir hatten zwei Kühlschränke, eine großzügige Arbeitsfläche, einen Tisch mit fünf Stühlen sowie eine große Sofaecke mit Fernseher, was das Zusammenleben sehr gemütlich machte.

Studium an der Gasthochschule Da ich im klinischen Schwerpunkt in Münster studiere, habe ich mir vorab vorgenommen meine beiden nicht- klinischen Importmodule im Ausland zu belegen. Mir war von Anfang an klar, dass ich (neben den Psychologiekursen) meinen Fokus zum einen auf das Verbessern meiner norwegischen Sprachfertigkeiten sowie zum anderen auf fachfremde Kurse, die mich interessieren, legen wollte. Da ich in meiner Freizeit ein großes Interesse an Film und Kunst habe, wollte ich gerne Kurse aus diesen Fachbereichen belegen. Auch wenn wir im Studiengang Psychologie in der Faculty of Social Sciences sind, war das Belegen von Kursen aus anderen Fachbereichen nach persönlicher Absprache vor Ort kein Problem. Im Herbstsemester habe ich deshalb die folgenden drei Kurse belegt: "Norwegian for International Students level 2“ (NORINT0120), „Research Approaches in Work and Organizational Psychology" (PSY4401) sowie "Audiovisual Aesthetics“ (MEVIT1110) mit insgesamt 35 CP. Der Norwegischkurs war mit fast 6 Wochenstunden Seminar und 2 Stunden Grammatikvorlesung ziemlich zeitintensiv, aber auch unglaublich gewinnbringend. Abgeschlossen wurde der Kurs mit einer mündlichen sowie einer schriftlichen Prüfung, die anspruchsvoll aber mit kontinuierlicher Vorbereitung sehr gut machbar waren. Der Arbeits- und Organisationspsychologie Kurs fand nur circa 2 Monate statt, war dafür jedoch sehr arbeitsintensiv, da wir jeweils innerhalb weniger als einer Woche bestimmte Aufgaben bearbeiten und online hochladen mussten. Die Aufgaben waren jedoch meistens vorbereitend auf die Prüfungsleistung, in der man ein psychologisches paper zu einem der eingegrenzten Themen seiner Wahl schreiben musste. Da man sein Thema bereits relativ früh im Kursverlauf festlegen sollte, hatte man neben der offiziellen Bearbeitungszeit von einer Woche eigentlich wesentlich mehr Zeit. Außerdem wird dieser Kurs für norwegische Studenten nur mit bestanden bzw. nicht bestanden bewertet – nach Absprache mit der Dozentin war jedoch auch eine Benotung nach A bis F System im Individualfall möglich, sodass ich diesen Kurs nutzen konnte um meine beiden Importmodule in Arbeits- und Organisationspsychologie abzudecken. Der Kurs mit dem Titel Audiovisual Aesthetics beschäftigte sich mit der Analyse von Filmen und war einer der besten Kurse, die ich im universitären Rahmen bisher belegt habe. Neben einer Vorlesung in der man Analysetechniken gelernt und Filme gescreent hat, gab es außerdem ein Seminar in der wir bestimmte Szenen in Aspekten wie Komposition, Licht, Farbe, Schnitt, etc. analysiert haben. Als Prüfungsleistung musste man sowohl in einer Kleingruppe einen Kurzfilm drehen, als auch als Einzelleistung ein Essay im Rahmen eines dreitägigen take-home exams schreiben. Im Frühlingssemester habe ich dann die Kurse "Norwegian for International Students level 3“ (NORINT0130), "Current Topics in Social Psychology" (PSY4115) sowie "Art, Technology, Media" (KUN2230) mit wieder insgesamt 35CP belegt. Der Norwegisch Kurs war noch einmal zeitintensiver als der im vorherigen Semester und umfasste genauso wieder zwei Seminare sowie eine Vorlesung pro Woche. Im Kurs zu Sozialpsychologie musste jede Person ein book proposal zu einem mehr oder weniger sozialpsychologischen Thema schreiben, weswegen die meisten Stunden aus Vorträgen und Diskussionen über die einzelnen Themen bestanden. Auch wenn ich mein gewähltes Thema „Monogamie“ sehr spannend fand, blieben die Vorträge und Diskussionen im Allgemeinen eher oberflächlich und wenig tiefgehend, weswegen ich diesen Kurs nicht weiterempfehlen würde. Mein Kurs aus der Kunstgeschichte wiederrum war erneut einer der interessantesten wenn auch abstraktesten Kurse, die ich im Laufe meines Studiums jemals belegt habe. In diesem Kurs ging es hauptsächlich darum, wie Technologien und Medien die Kunstwelt beeinflusst haben bzw. beeinflussen auf Grundlage von philosophischen, psychoanalytischen und humanistischen Theorien. Neben einem Ausflug zum Astrup Fearnley Museet für moderne Kunst mussten wir außerdem als Prüfungsleistung ein Essay im Laufe eines dreitägiges take-home exams abgeben. Was ich generell noch zum Studium in Oslo sagen möchte: Was viele nicht wissen, ist, dass sich das System im Fach Psychologie in Norwegen grundlegend von dem in Deutschland unterscheidet. Während es bei uns nur einen Psychologiestudiengang mit möglichen Spezialisierungsschwerpunkten im Master gibt, gibt es in Norwegen zwei separate Psychologiestudiengänge: einmal den profesjon Studiengang, der eher einem Psychotherapie-Studiengang entspricht und einmal den psykologi Studiengang, der dem klassischen Psychologiestudiengang ohne klinische Inhalte entspricht. Während im psykologi Studiengang viele Kurse auf englisch angeboten werden, ist der profesjon Studiengang komplett auf Norwegisch. Dies bedeutet, dass sich die Universität Oslo zumindest im Master nicht dafür eignet klinische Kurse zu belegen! In Ausnahmefällen, sprich bei Nachweis geeigneter Sprachkenntnisse und Äquivalenz des Studiengangs kann dies zwar möglich sein, aber selbst Freunde von mir aus Dänemark (die entsprechend fließend Norwegisch sprechen) hatten Probleme Plätze im profesjon Studiengang zu erhalten.

Freizeit und Reisen Auch wenn 35 CP pro Semester im ersten Moment etwas viel und abschreckend erscheinen können, hatte ich trotz Uni-Alltag sehr viel Freizeit. Direkt in einer der ersten Wochen nach Ankunft gab es einen Informationstag über studentische Organisationen, bei der vom Schach-Klub über die feministische Zeitschrift bis hin zum Quidditch-Verein alles dabei war. Ich habe mich dazu entschieden einigen Studentenorganisationen beizutreten, was ich nur empfehlen kann um mit anderen Internationals aber vor allem auch mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. Ich bin sofort dem Studentenes Fotoklubb beigetreten, über den man Zugriff auf eine der größten Dunkelkammern Skandinaviens sowie ein kleines Fotostudio hat. Neben gemeinsamen Kamera-Diskussionen, Kaffee- und Kuchen Runden, Fotospaziergängen und einer gemeinsamen Abschlussausstellung habe ich vor allem die anderen Teilnehmer ins Herz geschlossen und hier viele sehr gute Freunde gefunden. Des Weiteren bin ich regelmäßig zum Improvisationstheater für internationale Studenten im Chateau Neuf und zum Zeichnen ins Blank Space gegangen. Außerdem habe ich regelmäßig an Veranstaltungen der LGBTQ+ Organisation Skeivt Studentforum teilgenommen, die neben monatlichen Kneipenabenden auch Pubquize, Speed Friendings, Vorträge und Veranstaltung während der Oslo Pride organisiert haben. Auch das von SiO geleitete Fitnessstudio athletica kann ich nur empfehlen: die Mitgliedschaft ist für Studenten mit rund 20 Euro sehr günstig und mit mittlerweile 6 verschiedenen Standorten (wovon einer auf dem Blindern Campus und einer nicht weit von Sogn entfernt ist) jederzeit zu erreichen. Es gibt kostenlose Kurse, die in der Mitgliedschaft enthalten sind, sowie in der Regel mehrere Saunen, die grade in den harten Wintermonaten Norwegens unglaublich entspannend sind. Auch wenn man sich nicht für eine der zahlreichen Studentenorganisationen begeistern kann, gibt es in Oslo und Umgebung ein vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot. Neben stundenlangen Wandertouren in der Natur und Skilanglauf habe ich außerdem öfter die typischen norwegischen „hyttetur“ gemacht, sprich ohne fließend Wasser und Storm einige Tage auf einer Hütte in den Bergen verbracht. Einer meiner Hauptgründe für ein Jahr nach Norwegen zu gehen war außerdem die schönen Landschaften Skandinaviens zu erkunden. Auch wenn Skandinavien bekanntlich nicht ganz günstig ist, halten sich die Preise für Reisen tatsächlich in Grenzen: Denn wenn man unter 26 ist, bekommt man auf einige Zugfahrten sowie auf Flüge mit den Airlines sas und norwegian vergünstigte Preise! Auch flixbus hat sich in Skandinavien bereits ein Netz aufgebaut, weswegen viele Fahrten ins Nachbarland ebenfalls günstig sind. Während meinem Jahr habe ich neben Oslo deshalb Reisen nach Stavanger (Preikestolen), Bergen (Trolltunga), Kristiansand und Tromsø sowie dem Feumundsmarka Nationalpark gemacht. Außerdem hat es mich noch nach Kopenhagen und Stockholm sowie für eine Umrundung der Insel nach Island verschlagen. Wenn man die nötige Zeit und das nötige Kleingeld aufbringen kann, würde ich auf jeden Fall jedem empfehlen die Natur Norwegens zu erkunden! Nach Stunden der anstrengenden Wanderung endlich von einer steilen Klippe einen Fjord von oben sehen zu können ist ein einmaliges und unbeschreibliches Gefühl und für die rundum „Norwegen-Erfahrung“ meiner Meinung nach unerlässlich. Preikestolen in der Nähe von Stavanger.

Nordlichter fotografiert im November 2017 in Tromsø bei angenehmen -12°C.

Sólheimsandur plane wrack in Island – „günstig“ von Oslo aus zu erreichen.

Kosten Dass Oslo zu einer der teuersten Städte Europas, wenn nicht sogar der Welt zählt ist für viele möglicherweise kein Geheimnis. Aber mal Hand aufs Herz: Ist Oslo denn jetzt wirklich so teuer wie alle sagen? Ich kann ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken sagen, dass dies mit Abstand die häufigste Frage ist, die ich während und auch nach meinem Aufenthalt in Oslo gestellt bekommen habe. Um direkt einmal die Antwort vorweg zu nehmen: Ja, Oslo ist leider wirklich unfassbar teuer! Aber lasst euch davon nicht entmutigen, denn auch in Oslo gibt es Möglichkeiten seine Ausgaben in einem aushaltbaren Rahmen zu halten. Wohnraum in Oslo ist generell und unabhängig von der Lage sehr teuer – die Preise für ein WG-Zimmer im Studentenwohnheim sind allerdings nicht wesentlich höher als die Preise in Münster. Für mein 12 qm WG-Zimmer habe ich um die 415 Euro pro Monat bezahlt. Was Lebensmittel angeht gibt es sehr starke Schwankungen in den Preisen zwischen den einzelnen Läden. Rema1000 und Kiwi gelten als Discounter und haben durch ihre Eigenmarken relativ günstige Preise während Coop oder Meny generell eher teurer sind. Besonders Produkte wie Käse, Fleisch, Süßigkeiten und Limonaden sind allerdings leider überall circa doppelt so teuer wie in Deutschland. Die wohl günstigste Möglichkeit in Oslo an Lebensmittel zu kommen ist jedoch in der Gegend Grønland, mit dem wohl meistbesuchtesten Laden Oslos Grønland Torg Frukt og Grønt. Vor allem Obst, Gemüse, Reis, Nudeln, Linsen und orientalische Produkte findet man je nach Saison sogar günstiger als in Deutschland. Um dort einzukaufen muss man allerdings etwas Geduld und Ellenbogen mitbringen und möglichst nicht zu den typischen Feierabendzeiten zwischen 16 und 19 Uhr einkaufen gehen. Auch „Luxusartikel“ wie Alkohol (eine Dose Bier kostet im Laden in der Regel mehr als 3 Euro, in einer Bar zwischen 6 und 12) und Zigaretten (circa 15 Euro pro Packung) sind kein schöner Anblick für den Geldbeutel. Wenn man sich jedoch etwas einlebt findet man schnell Kneipen die tendenziell eher günstiger sind: Neben den Kneipen am Campus (U1, Escape, …) sind Luna Park und Fyrhuset Kuba meine Geheimtipps für günstiges Bier!

Sprache Erst einmal vorab: Um unbeschwert ein Jahr in Norwegen zu leben muss man prinzipiell kein einzige Wort Norwegisch sprechen. Denn: Das englische Sprachniveau in Norwegen ist unglaublich hoch und mir ist es mehr als einmal passiert, dass selbst die 70-jährige Dame an der Bushaltestelle perfektes Englisch sprechen konnte. Nichtsdestotrotz habe ich mich dazu entschieden während meines Jahres so viel Norwegisch wie möglich zu lernen um tiefer in die Kultur und das Leben vor Ort eintauchen zu können. Zu Verwirrung führt zunächst einmal der Fakt, dass es mehr als ein Norwegisch gibt: Es gibt zwei norwegische Schriftsprachen bokmål und nynorsk (wovon in der Regel bokmål unterrichtet wird) sowie unzählige gesprochene Dialekte, wobei in der Regel in Kursen der oslodialekt gelehrt wird. Da Norwegisch und Deutsch den gleichen germanischen Sprachursprung haben und einige Wörter gleich oder zumindest sehr ähnlich sind, wird außerdem generell nachgesagt als deutscher Muttersprachler einen Vorteil beim Lernen von Norwegisch zu haben. Mit meinen ersten Sprachkenntnissen im petto musste ich allerdings direkt nach meiner Ankunft ernüchternd feststellen, dass auch als Deutscher die norwegische Sprache einem nicht ohne Mühen zugeflogen kommt. Die ersten ein bis zwei Monate waren für mich sprachtechnisch wirklich schwer und ich merkte, dass meine vorab erworbenen Sprachkenntnisse sich anfühlten als könnte ich noch nichts. Da die einzelnen norwegischen Dialekte das Hörverständnis erschweren und es eben immer den einfachen „Ausweg“ namens Englisch gibt, war es zunächst schwer meine theoretisch erworbenen Kenntnisse auch im praktischen Alltag umzusetzen. Die beiden Sprachkurse in Level 2 und 3 haben mir unglaublich geholfen ein Grundgerüst an Vokabular, Grammatik und Sprachgefühl zu erwerben; allerdings muss ich dazu sagen, dass sich die Inhalte der Kurse thematisch sehr stark um Norwegens Geschichte, die Ölindustrie, norwegische Politik, Migration, usw. drehen und damit nicht unbedingt Themen abdecken, die man in seinem alltäglichen Leben häufig benutzt. „Richtig“ norwegisch gelernt habe ich deshalb weniger in meinen Sprachkursen, sondern im alltäglichen Kontakt mit meinen norwegischen Mitbewohnern, Freunden und norwegischen Medien. Mir hat es unglaublich geholfen auf sozialen Medien mit meinen norwegischen Freunden auch wirklich nur auf norwegisch zu schreiben, englisch in Konversationen (außer bei wichtigen Themen) komplett zu streichen und auch im Supermarkt, mit Fremden und neuen Kontakten ohne Scham vor Fehlern einfach drauf los norwegisch zu sprechen. Außerdem habe ich angefangen norwegische und schwedische Serien und Filme zu gucken (meine Empfehlungen: Skam, Parterapi, Vikingane und generell das Stöbern auf tv.NRK.no), Zeitungen zu lesen (klartale, aftenposten), Podcasts zu hören sowie leichte Romane auf norwegisch zu lesen. Letztendlich habe ich nach diesem Jahr ein solides und sehr gutes B2 Niveau erreichen können, was ich dadurch unter Beweis stellen konnte, dass ich am Ende meines Aufenthalts auf einem food-festival gearbeitet habe ohne auch nur ein Wort englisch zu sprechen. Deshalb kann ich ermutigend sagen, dass es möglich ist mit genug Mühe, Anstrengung und Kontakt zu Einheimischen innerhalb eines Jahr Norwegisch lernen zu können! Da Norwegisch, Schwedisch und Dänisch sprachlich sehr nah aneinander liegen kann man mit Norwegisch Kenntnissen außerdem problemlos Konversationen mit Schweden führen oder dänische Texte lesen, wenngleich es andersrum (Lesen vom Schwedischen und Sprechen mit Dänen) leider etwas schwieriger ist. (Es gibt das lustige Vorurteil, dass Dänen eigentlich Norwegisch mit einer heißen Kartoffel im Mund sprechen.) Auch wenn man sich bei einer Einwohnerzahl von rund 5,5 Millionen Norwegern fragen könnte warum man diese Sprache überhaupt erst lernen sollte, erwirbt man unterm Strich also neben Norwegisch-Kenntnissen auch Schwedisch und Dänisch-Kenntnisse sowie einen Einblick in skandinavische Kultur den man ohne Sprachkenntnisse so meiner Meinung nach nicht erhält. Klima Nicht ganz unwichtig beim Besuch von Skandinavien ist außerdem ein Blick auf das Klima. Selbst wenn Oslo noch relativ weit südlich innerhalb Norwegens liegt, sind die Winter wesentlich härter als in Deutschland. Die Temperaturen lagen im Winter meistens irgendwo zwischen -5° und -10° Celsius, begleitet von etwas kniehohem Schnee, wovon sich der letzte Rest bis in den späten März oder Mitte April halten kann. Durch Temperaturschwankungen gab während meines Aufenthaltes es sehr viel Blitzeis auf den Straßen und Gehwegen weswegen die Anschaffung von Spikes für die Schuhe unablässig war. Neben den Temperaturen gehören auch die Dunkelphasen Skandinaviens zu den beeindruckenden Naturspektakeln: circa zwischen November und Januar ging die Sonne erst sehr spät auf (nach 9:00) und bereits sehr schnell wieder unter (gegen 15:00 oder 15:30 Uhr). Diese Wetterextreme führen dazu, dass man den ersten Frühlingstag sehnlichst herbeisehnt und bereits bei kühlen 10°C die ersten Norweger in ihren Sommerklamotten die erst Frühlingssonne bei einem utepils („Draußenbier“) genießen. Die Sommer sind generell etwas milder als in Deutschland, wobei gelegentlich auch mal die 30°-Grenze geknackt werden kann. Das wohl schönste am norwegischen Sommer war in meinen Augen jedoch die allgegenwärtige Helligkeit: im Sommer ging die Sonne gegen Mitternacht erst unter und bereits gegen 3:00 wieder auf, sodass man lange Wanderungen oder Grillabende am See unbeschwert lange genießen konnte.

Schnee in Sogn Ende Januar.

Fazit Wie vielleicht zwischen den Zeilen meines Berichts bereits durchgeschienen ist, habe ich meinen Aufenthalt in Oslo mit jeder Minute genossen. Auch wenn meine Psychologie-Kurse akademisch nicht herausragend waren, habe ich von dem Einblick in fachfremde Kurse persönlich überaus profitiert. Neben den Landschaften und Reisen werden mir aber vor allem die Leute, die ich während des Jahres kennengelernt habe, in Erinnerung bleiben. Ich bin unendlich dankbar dafür, meine norwegischen Freunde kennengelernt zu haben, bei denen ich jederzeit einen Schlafplatz sicher habe, falls mein Oslo-Fernweh mal wieder zu groß wird. Aber auch meine Freunde aus anderen Teilen der Welt (vor allem Dänemark, Tschechien, Italien und Kanada) haben es mir möglich gemacht neben der skandinavischen Kultur kleine Einblicke in viele weitere Kulturen erhalten zu können. Eins steht also fest: Oslo, wir sehen uns wieder!

Ein Vorgeschmack auf Norwegens schöne Landschaften: See in Odda.