PÄDAGOGISCHES BEGLEITMATERIAL zur Ausstellung »PerspektivWechsel« Impressum:

WABE e.V. Holzmarkt 15 27283 Verden 04231 / 676222 [email protected] www.wabe-info.de

Projektkoordination: Regula Selbmann Illustration: Lisa Gieseke, Paul Kroop, Tabea Witte Gestaltung: JF Design Pädagogisches Begleitmaterial: Karolina Dreit

Gefördert durch: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

© Copyright 2015 EINLEITUNG

Liebe Lehrer*innen, in der Ausstellung PerspektivWechsel stehen Jugendliche aus den Landkreisen Verden und Nienburg mit ihren vielfältigen Lebensrealitäten und Erfahrungen im Mittelpunkt. Alle dargestellten Jugendlichen und Jugendgruppen engagieren sich auf ihre Art gegen Diskriminierung. Ausgehend von ihren Geschichten, ihren Gedanken, ihrem Engagement, ihren Sorgen, ihrer Wut, ihrer Freude und ihrer Willensstärke werden gesellschaftliche und politische Fragen thematisiert. Die Ausstellung und das pädagogische Begleitmaterial möchten dazu beitragen den eigenen Stereotypen und Vorurteilen kritisch zu begegnen sowie ein vielfältiges Bild von jungen Menschen zu zeigen, das auch andere zu solidarischem und zivilgesellschaftlichem Engagement ermutigen soll.

Die Ausstellung ist Teil des Jugendprojektes PerspektivWechsel, welches vom Verein WABE e.V. getragen und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird. Ziel des Projektes ist es Bildungsangebote für Jugendliche und junge Erwachsene (bis 27 Jahre) zu den Themen Rassismus, Neo-Nazismus und Diskriminierung anzubieten und umzusetzen. Gleichzeitig setzt sich das Projekt für die Förderung eines positiven Bildes von jungen Menschen mit Migrationsgeschichte ein.

Zum Umgang mit dem Begleitmaterial

In der Ausstellung werden auf sechs Tafeln verschiedene Jugendgruppen aus den beiden Landkreisen Verden und Nienburg vorgestellt. Auf jeder Tafel gibt es einen QR-Code mit dem die Jugendlichen über ihr Smartphone online weiterführende Texte zu den einzelnen Themen aufrufen können.

Die in diesem Heft versammelten Arbeitsmaterialien bieten Ihnen verschiedene methodische Zugänge zu den einzelnen Tafeln der Ausstellung und damit die Möglichkeit einer vertiefenden Auseinandersetzung und Bearbeitung der dargestellten Inhalte im Unterricht.

Zu Beginn steht immer das gemeinsame Anschauen der Ausstellung. Da die in der Ausstellung angesprochenen Themen sehr vielfältig sind, bietet es sich bei der weiteren Bearbeitung der Ausstellung an sich auf eine oder einige Tafeln zu beschränken.

Im Begleitmaterial finden sie zum einen nochmal die Texte, die sich über die QR-Codes abrufen lassen. Zusammen mit den Comics auf den Ausstellungstafeln bilden sie die gemeinsame inhaltliche Grundlage für die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Themen.

Zum anderen bietet Ihnen das Begleitmaterial eine methodische Herangehensweise zu dem jeweiligen Thema an. Es wird jeweils eine Übung zur weiterführenden und vertiefenden Auseinandersetzung vorgeschlagen und vorgestellt. Zu jeder Übung gibt es ein Arbeitsblatt als Kopiervorlage.

Im Begleitmaterial finden sich darüber hinaus weitere Internet-Links. Diese können für eine vertiefende Auseinandersetzung im Unterricht eingesetzt werden, eignen sich aber auch als Grundlage für eine selbstständige (Recherche-)Arbeit der Schüler*innen.

Wenn Sie mit Ihrer Gruppe oder Schulklasse gerne weiter zu den Themen der Ausstellung (z.B. in Form eines Projekttages, eines Workshops o.ä.) arbeiten möchten, sprechen Sie uns an. PerspektivWechsel kommt gern in Ihre Einrichtung und erarbeitet mit Ihnen zusammen ein passendes Programm: von der ersten Planung bis zur Umsetzung und Finanzierung.

Sowohl in der Ausstellung als auch im Begleitmaterial verwenden wir bei der Nennung von Personengruppen die Schreibweise mit „*“. Damit soll deutlich gemacht werden, dass es nicht nur Menschen gibt die sich innerhalb der Geschlechterkategorien „männlich“ oder „weiblich“ definieren.

einleitung 2

HEVGIRTINA ÊZÎDÎYA e. V. YEZIDISCHE GEMEINDE NIENBURG

Im Irak und in Syrien herrscht Krieg. Auch vom Krieg betroff en ist die Religionsgemein- schaft der Yeziden. Die Yeziden gehören zu den Kurd*innen. Ihre Religion ist das Yezi- dentum. Auch in Nienburg leben Yezid*innen und es gibt eine yezidische Gemeinde. Als die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen vom Leiden im dortigen Kriegsgebiet ge- hört haben, haben sie kurzerhand entschieden zu helfen. Sie haben in Nienburg Geld, Kleider, Decken und alles, was sonst wichtig ist, gesammelt. Dann sind über mehrere Monate verteilt 3 LKWs in das Kriegsgebiet gefahren, um die Spenden vor Ort zu verteilen. MIDDLE EAST ROMANIA 30 UKR. 40 50 60 Aral KAZAKHSTAN Bucharest Sevastopol' Krasnodar RUSSIA Sea Constan¸atDer Konfl ikt um KurdistanKAZAKHSTAN und die Utopie von Rojava und Bakur Sofia Sochi Aqtau¯ Varna Groznyy (Aktau) BULGARIA Black Sea Nukus Sokhumi AmuUZBEKISTAN Bosporus GEORGIA Caspian Dasoguz Auch sie sind durch den IS bedroht. So berichten Men- Thessaloníkí Darya Istanbul Bat'umi Tbilisi Sea 40 Samsun Trabzon 40 Bursa Sumqayit schenrechtsorganisationen, dass es in mehreren Städten, Aegean Ankara ARMENIA AZERBAIJAN Buxoro Dardanelles Yerevan Baku Türkmenbas¸y TURKMENISTAN GREECE Erzurum Turkmenabat Sea . Balkanabat in denen hauptsächlich Yezid*innen leben, zu Massakern Izmir TURKEY Athens Kayseri Van Ashgabat Mary Denizli Konya Diyarbakir Lake Tabriz¯ an der Bevölkerung durch den IS gekommen ist. Wie ihr Van Antalya Adana Lake Rasht Mersin Gaziantep Urmia Mashhad Zanja¯n im Comic erfahren habt, wurden viele Menschen vom IS Qazvin¯ Aleppo Euphrates Mosul Erbil Tehran Crete Nicosia Latakia verschleppt,Hera¯t misshandelt und ermordet. Kurd*innen und Tigris Kirkuk SYRIA Qom CYPRUS Homs Beirut Kerma¯nsha¯h andere Menschen, die in Rojava und Bakur leben und vom Damascus Ara¯k AFG. Mediterranean Sea LEBANON Baghdad Golan ISRAEL Heights Es¸faha¯n IS bedroht werden, leisten Widerstand gegen den IS. Sie Tel Aviv- Port Yafo West Bank I R A Q Alexandria Said Jerusalem Amman I R A N Dead Ahva¯z möchten ein Gebiet errichten, in dem sich die dort leben- 30 Suez Sea 30 Canal Gaza Strip An Na¯s¸iriyah¯ Kerma¯n Cairo Suez JORDAN Aba¯da¯n Al Jizah¯ Al Al Bas¸rah denZa¯heda ¯nMenschen, egal welche Religion oder welches Ge- ‘Aqabah Shir¯ a¯z PAK. Gulf Kuwait of traditionelles Siedlungsgebiet der Kurd*innenCity Bandar-e schlecht sie haben, selbst organisieren können und nach Suez Tabu¯k KUWAIT Bu¯shehr H¸ afar Bandar Asyu¯¸t Gulf of al Ba¯¸int¯ ‘Abbas- Aqaba H¸a¯’il¯ Persian ihren eigenen Bedürfnissen leben dürfen. Obwohl noch Al Jubayl Gulf EGYPT Buraydah Ad Damma¯m Manama Strait of Die Terrororganisation Islamischer StaatDhahran (IS) möchteHormuz inOMAN Krieg herrscht, beginnen die Menschen in Rojava und Ba- Luxor BAHRAIN QATAR Dubai Abu Gulf of Doha Dhabi Oman mehreren arabischen Ländern dieRiyadh Macht übernehmen kur bereits heute damit. In basisdemokratischen Räten Tropic Aswa¯n Medina Muscat of Cancer Yanbu’ UNITED ARAB al Bah¸r SAUDI und einen eigenen Staat gründen. In diesem neuenEMIRATES Staat können alle Menschen, die in Rojava und Bakur leben, ak- Administrative sollenboundary dannH¸ ala¯’ib sehr strenge Regeln gelten. Wer sich an die- tiv mitgestalten, wie die Gesellschaft organisiert werden Jeddah ARABIA OMAN 20 se nicht halten möchteMecca oder eine andere Religion als den soll. Vom Bildungssystem20 über die Justiz bis hin zu Fragen Red Islam hat, muss um sein Leben fürchten. Um diesen Staat der Gesundheitsversorgung, der Wirtschaft und der Ver- Nile Port Sudan Sea

zu errichten, führt der ISAbh Kriegea¯ im Irak und in Syrien. Seit teidigung sollen alle Fragen von der Bevölkerung selbst S¸ala¯lah SUDAN Sommer 2014 greift derJizan¯ IS deshalb auch das Gebiet Roja- gelöst werden. Al Ghayd¸ah Omdurman Khartoum Kassala ERITREA Massawa va und Bakur im Norden SyriensSanaa YEMENan. Die Volksgruppe der Wad Asmara White Medani Al H¸udaydah Al Mukalla¯ Arabian Sea Hevgirtina Êzîdîyan Nienburg e.V. Blue Kurd*innen lebt hauptsächlich im Irak, im Iran, in Syrien Nile Ta‘izz Nile Êzîdîsche Gemeinde Nienburg und in der Türkei. Ein großerAden Teil von ihnen lebt auch im T’ana Socotra Ha¯yk’ Bab el Gulf of Aden Gebiet Rojava und Bakur.DJIBOUTI Kurd*innenMandeb haben viele verschie-(YEMEN) Hannoversche Str. 67a Dese¯ Djibouti Boosaaso 10 Scale 1:21,000,000 dene Religionen, manche sind Muslime, andereGolan Yezid*in- Heights is Israeli-occupied Syria. 10 31582 Nienburg/Weser Lambert Conformal Conic Projection, Berbera West Bank is Israeli-occupied with current status subject to standard parallels 12°N and 38°N the Israeli-Palestinian Interim Agreement; permanent status nen Addisoder Ababa Christ*innen.Dire¯ DieHargeysa Yezid*innen sind eineto be determined eigene through further negotiation. 0 300 Kilometers Dawa SOMALIA [email protected] The status of the Gaza Strip is a final status issue to be 0 300 Miles resolved through negotiations. Religionsgemeinschaft, gehören aber zu den Kurd*innen. www.eziden-nienburg.de ETHIOPIA Israel proclaimed Jerusalem as its capital in 1950, but the Boundary representation is Provisional not necessarily authoritative. administrative line US, like nearly all other countries, maintains its Embassy in 30 40 50 Tel Aviv-Yafo. 60 803616AI (G00412) 8-13

WABE e. V. www.wabe-info.de YEZIDISCHE GEMEINDE

Zur Utopie von Rojava und Bakur gehört auch der praktische Aufbau eines pluralistischen, demokratischen Staates, der Menschen mit verschiedenen konfessionellen und ethnischen Zugehörigkeiten ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben ermöglichen soll. Als Basis hierfür dient eine aktive Zivilgesellschaft auf der Grundlage kommunaler Selbstverwaltungsstrukturen. Eine solche Gesellschaft ist dezentral organisiert und funktioniert eher wie ein Netzwerk. Dazu gehört auch, dass Entscheidungen über die gemeinsame Gestaltung des Lebens basisdemokratisch, direkt vor Ort und gemeinsam getroffen werden.

ÜBUNG: Demokratische Entscheidungsfindung/Konsensspiel (ca. 90 Min.) Mit dieser Methode werden Austausch und Diskussion als Basis für gemeinsame Entscheidungsfindung angeregt. Die Jugendlichen sollen die vielfältigen Ebenen einer gemeinsamen Entscheidungsfindung erproben und eigene Erfahrungen und Annahmen kritisch reflektieren. Anhand des Arbeitsblatts sollen die Schüler*innen eine Entscheidung darüber treffen, was ein gutes Zusammenleben für sie bedeutet. Ausgehend von einer relativ einfachen Entscheidungsphase, die innerhalb einer kleinen Gruppe stattfindet, steigert sich die Schwierigkeit bis zu einer gemeinsamen Konsensfindung in der Groß- bzw. Gesamtgruppe, in die alle Schüler*innen eingebunden sind.

BENÖTIGTES MATERIAL · Ein Arbeitsblatt pro Zweiergruppe · Genügend Raum, dass sich die Kleingruppen gut verteilen können

DURCHFÜHRUNG 1. Die Klasse wird in Zweiergruppen aufgeteilt, die jeweils ein Arbeitsblatt erhalten. In den Gruppen soll eine gemeinsame Entscheidung getroffen werden: Aus den angebotenen Möglichkeiten soll die Gruppe drei auswählen (ca. 20 Min.) 2. Die Zweiergruppen bilden Vierergruppen und treffen einen gemeinsamen Beschluss auf Grundlage der bereits getroffenen Entscheidungen (ca. 15 Min.) 3. Die Vierergruppen bilden Achtergruppen und treffen eine gemeinsame Entscheidung auf Basis der in den Vierergruppen getroffenen Beschlüsse (ca. 15 Min.) 4. Die Gruppen kommen solange zusammen bis die Gesamtgruppe wieder vollständig ist. Hier wird schließlich von allen zusammen eine gemeinsame Entscheidung getroffen (ca. 15 Min.)

REFLEXION / NACHBEREITUNG (ca. 20 Min.) · Welche Erfahrungen habt ihr in der Übung gemacht? · War es einfach sich zu einigen oder wo hattet ihr Schwierigkeiten? · Seid ihr zufrieden mit dem Ergebnis? Fühlt ihr euch repräsentiert?

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN UND LINKS · Foto-Essay ‘Abseits der Hilfe’ aus Camp Newroz (Situation yezidischer Flüchtlinge) https://www.medico.de/abseits-der-hilfe-15988/

· Anja Flach/Ercan Ayboga/Michael Knapp (2015): Revolution in Rojava. Frauenbewegung und Kommunalismus zwischen Krieg und Embargo. Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit der Kampagne Tatort Kurdistan. http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/sonst_publikationen/VSA_Flach_ua_Revolution_in_ Rojava.pdf

5 yezidische gemeinde YEZIDISCHE GEMEINDE

ARBEITSBLATT

Welche Bedingungen machen für euch ein gutes Zusammenleben aus? Entscheidet euch für drei der angegebenen Möglichkeiten!

Ein Zusammenleben ist gut, wenn...

Menschen verschieden sein können, ohne dass es gleich ein Problem darstellt

alle Menschen an einer Entscheidungsfindung beteiligt sind

es eine funktionierende Gesundheitsversorgung gibt

niemand aufgrund einer religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit Angst haben muss

Menschen sich kleiden können wie sie möchten, ohne blöde Sprüche oder Übergriffe zu erfahren

Menschen, egal welches Geschlecht sie haben, gleichermaßen in alle wichtigen Entscheidungen einbezogen werden

alle Menschen ihre Ideen von einem guten Zusammenleben einbringen können

Menschen sich frei bewegen können

gemeinsam entschieden wird, was wichtig ist

es keine Rolle spielt, welches Geschlecht jemand hat

der Zugang zu Nahrungsmitteln für alle offen ist

gemeinsam entschieden wird, was produziert und gebraucht wird

Menschen selbst bestimmen können, wie sie leben und arbeiten möchten

Menschen genug Freizeit haben

Menschen das, was sie machen, gerne und mit Freude tun

Menschen keine Angst vor Krieg oder Terror haben müssen

Menschen sich um einander kümmern

yezidische gemeinde - arbeitsblatt 6 BUDOX SPORTPARK NIENBURG e. V.

Im Budox Sportpark in Nienburg dreht sich alles um Kampfsport. Hier kann man ver- schiedene Kampfkünste wie Boxen, Kick Thai Boxen oder Taekwon-Do lernen. Bei Budox geht es aber nicht nur um Sport. Hier trainieren Menschen mit und ohne Migrationsge- schichte, verschiedener Religion, verschiedener Altersstufen und Geschlechts gemein- sam. Emre trainiert hier schon, seit er ein kleiner Junge ist.

Der Boxer Rukeli Trollmann – Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus

tet zu. Sein einzigartiger Boxstil wird aber auch häufig rassistisch als „undeutsch“ betitelt. Schon 1928 wird Rukeli nicht zu den Olympischen Spielen in Amsterdam zugelassen, vermutlich weil er als „Zigeuner“ gilt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Janu- ar 1933 heißt Boxen nicht mehr Boxen, sondern „deut- scher Faustkampf“. Menschen, die nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passen, wie z.B. jüdische Boxer oder Sinti und Roma, werden aus dem Boxsport ausge- schlossen. Am 9. Juli 1933 kämpft Rukeli gegen Adolf Mitglieder des Budox Sportpark Witt um die deutsche Meisterschaft im Halbschwerge- wicht. Obwohl Rukeli eindeutig überlegen ist, wird der Emre war noch ein kleines Kind, als er mit dem Boxen Kampf unentschieden gewertet. Der Boxverband ist angefangen hat. Auch Johann Trollmann ist gerade mal von der NSDAP (Nationalsozialistische Partei Deutsch- 8 Jahre alt, als er an seinen ersten Boxkampf teilnimmt. lands) dominiert und diese möchte nicht, dass ein Sinto Das war im Jahr 1915. Rukeli wächst in Hannover auf. den Titel erhält. Das Publikum protestiert aber derart Die WÜrde des Menschen ist unantastbaR . In Deutschland gibt es zu dieser Zeit noch einen Kaiser. heftig, dass ihm der Titel letztlich doch zuerkannt wird. Sie zu schÜtzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (Artikel 1, Abs. 1 GG) Der Boxsport ist noch nicht sehr bekannt. Trainingclubs Acht Tage später allerdings wird ihm der Titel schon Die WÜrde des Menschen ist unantastbaR . wie heute den Budox-Sportpark in Nienburg gibt es Sie zu schÜtzen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (Artikel 1, Abs. 1 GG) noch nicht. Von seiner Familie und seinen Freund*innen wird Johann „Rukeli“ gerufen. Das bedeutet „Baum“ auf Sintitikes, der Sprache der Sinti, denen Johann und sei- Kontakt ne Familie angehören. Rukeli ist schon früh groß und Kontakt stark, eben wie ein Baum. Seinen ersten Kampf verliert Rukeli, aber das macht nichts. Er trainiert einfach weiter. Schnell wird Rukeli sehr gut. Er entwickelt seinen eige-

❖ WABE e. V. stärkt❖ WABE Demokratie e. V. stärkt in Demokratieden Landkreisen in den Landkreisen ❖ WABE❖ WABE e. e.V. V. berät berät Kinder, Jugendliche, Jugendliche, Erwachse Erwachse- - nen Stil. Heute sagen viele Menschen, er hätte schon Nienburg/Weser und Verden (Aller). ne und Institutionen mit Hilfe der WABE-Koordinie- Nienburg/Weser und Verden (Aller). ne undrungsstelle. Institutionen mit Hilfe der WABE-Koordinie- ❖ WABE e. V. steht für eine überparteiliche, anti- Gefördert im rungsstelle. Beispiele: WABE e. V. damals geboxt wie der bekannte Boxstar Muhammad ❖ WABE e. V. steht faschistischefür eine überparteiliche, und antirassistische anti Politik,- Bildung Rahmen des Bun- Jugendliche erhielten im Seminar „Courage in der Schule“ Holzmarkt 15 desprogramms Gefördert im und Kultur. Unsere Ziele sind die Förderung von Beispiele: WABE e. V. „Vielfalt tut gut. Ju- Rahmen des Bun- faschistische und antirassistische Politik, Bildung Argumentationshilfen gegen Rassismus im Alltag und wurden 27283 Verden gend für Vielfalt, De- desprogramms Toleranz, Demokratie, internationaler Gesinnung Jugendlichebei der Umsetzung erhielten von im Projektideen Seminar „Courageunterstützt. in der Schule“ HolzmarktAli. 15 Rukelimokratie undtanzt Toleranz.“ durch den Ring, weicht dem Gegner und Kultur. Unsere Ziele sind die Förderung von Tel. (0 42 31) 67 62 22 „Vielfalt tut gut. Ju- und zivilgesellschaftlichen Engagements. In Argumentationshilfen Die Bewohner eines Hofesgegen wurden Rassismus von WABE im beraten Alltag und und wurden 27283 Verden gend für Vielfalt, De- Fax (0 42 31) 67 62 35 Toleranz, Demokratie,diesem internationaler Sinne lautet unser Gesinnung Leitziel „Demokratie bei derbegleitet Umsetzung als Neonazis von dort Projektideen als Nachbarn unterstützt. einzogen, den Hof mokratie und Toleranz.“ E-Mail: [email protected]. (0 42 31) 67 62 22 stärken!“ zum Treffpunkt ihrer Kameradschaft machten und unter der geschickt aus und schlägt dann schnell und unerwar- Johann „Rukeli“ Trollmann (Quelle: Wikipedia) und zivilgesellschaftlichen Engagements. In Die Bewohner eines Hofes wurden von WABE beraten und Internet: www.wabe-info.de NSDAP-Fahne feierten. Fax (0 42 31) 67 62 35 diesem Sinne lautet❖ WABE unser e. V.Leitziel ist ein Förderverein„Demokratie zur Stärkung begleitet als Neonazis dort als Nachbarn einzogen, den Hof ❖ WABE e. V. lädt alle in der Weser-Aller-Region Vorstand: E-Mail: [email protected] stärken!“ demokratischer Netzwerke gegen Rechtsextremis- zum Treffpunkt ihrer Kameradschaft machten und unter der ein, sich direkt gegen Rechtsextremismus und für Inge Osthues (Vorsitzende) mus. NSDAP-Fahne feierten. Internet: www.wabe-info.de Demokratie zu engagieren und bietet die Möglich- Hans-Joachim Blask (1. Stellvertreter) ❖ Peter Brieber (2. Stellvertreter) WABE e. V. ist ❖ein Förderverein zur Stärkung WABE e. V. unterstützt das interkommunale ❖ WABEkeit, e. durch V. einelädt Mitgliedschaftalle in der Weser-Aller-Region im Förderverein Horst LemmermannVorstand: (3. Stellvertreter) demokratischer Netzwerke gegen Rechtsextremis- Dr. Eilert Ommen (Kassierer) Netzwerk der Landkreise und Städte Nienburg und wichtige Projekte vor Ort längerfristig zu fördern. ◆x Ich bin dabei ! Inge Osthues (Vorsitzende) ein, sich direkt gegen Rechtsextremismus und für Wolfgang May (Schriftführerwww.wabe-info.de und Pressesprecher) mus. Verden engagiert für Demokratie und Zivilcourage. Name/Nachname Nazli Pehlivan (Jugendvertreterin)Hans-Joachim Blask (1. Stellvertreter) WABE e. V. www.wabe-info.de Demokratie zu engagieren und bietet die Möglich- Straße Julian SchlichtholzPeter (Jugendvertreter) Brieber (2. Stellvertreter) ❖ PLZ Ort WABE e. V. unterstützt das interkommunale keit, durch eine Mitgliedschaft im Förderverein E-Mail Horst Lemmermann (3. Stellvertreter) Telefon Demokratie stärken! Netzwerk der Landkreise und Städte Nienburg und wichtige Projekte vor Ort längerfristig zu fördern.Ich möchte Mitglied werden im Förderverein WABE e. V. Dr. Eilert Ommen (Kassierer) und folgenden Jahresbeitrag entrichten:

◆ 24 € ◆ 60 € ◆ 120 € ◆ 240 € Verden Wolfgang May(Aller) (Schriftführer und Pressesprecher) ◆ € (Bitte zutreffendes ankreuzen!) Verden engagiert für Demokratie und Zivilcourage. Einzugsermächtigung Bitte machen Sie es sich und uns einfach. Die Einzugsermächtigung JedeNazli Spende ist steuer Pehlivan- (Jugendvertreterin) hilft uns, die Beitragsverwaltung zu vereinfachen. Damit bleibt mehr lich absetzbar. Zeit und Geld für die inhaltliche Arbeit. ◆ Ich ermächtige den Verein WABE e.V. den Jahresmitgliedsbei- trag bei Fälligkeit zu Lasten meines Girokontos bis auf Widerruf mit- WABE e. V. ist gemäß Frei- tels Lastschrift einzuziehen. Julian Schlichtholz (Jugendvertreter) stellungsbescheid durch das Finanzamt Verden als gemein- Kontinhaber/in Konto-Nr. nützig anerkannt worden.

Kreditinstitut Bankleitzahl Spendenkonto-Nr.: 20077244 Kreissparkasse Verden WABE e. V. Wenn das Konto die erforderliche Deckung nicht aufweist, besteht (BLZ 291 526 70) seitens des kontoführenden Kreditinstitutes keine Verpflichtung zur Förderverein Weser-Aller- Einlösung. Spendenkonto-Nr.: 36048643 Bündnis: Engagiert für Sparkasse Nienburg Nienburg/ Demokratie & Zivilcourage Datum Unterschrift (BLZ 256 501 06) Weser BUDOX SPORTPARK NIENBURG e. V. wieder aberkannt, mit der Begründung, Rukeli habe und der Gewalt im KZ ist Rukeli stark geschwächt. Ge- „undeutsch“ geboxt. gen die SS-Männer hat er so keine Chance. 1944 tritt er 1938 wird Rukeli verhaftet. Erst wird er in ein Arbeitsla- bei einem solchen Kampf gegen den Kapo Emil Corneli- ger verschleppt, dann an die Ostfront in den Krieg ge- us an. Ein Kapo ist ein Häftling, der andere Häftlinge be- schickt. 1942 wird er in das Konzentrationslager Neu- aufsichtigen muss. Rukeli gewinnt den Kampf. Aus Ra- engamme in der Nähe von Hamburg deportiert. Hier che nimmt Emil Cornelius einen Knüppel und erschlägt muss er zur Belustigung der SS-Männer gegen diese Johann „Rukeli“ Trollmann. oder andere Häftlinge kämpfen. Die SS () Nachdem es starken öffentlichen Druck gab, erklärt war für die Überwachung des Konzentrationslagers 2003 der Bund Deutscher Berufsboxer, dass Johann und der Häftlinge zuständig. Brutale Misshandlungen Trollmann der rechtmäßige deutsche Meister im Halb- der Häftlinge durch die SS waren an der Tagesordnung. schwergewicht des Jahres 1933 ist. Von den Arbeitseinsätzen, der schlechten Versorgung

Budox Sport Park e.V. Im Meerbachbogen 8 32582 Nienburg (Weser) Tel. 05021/65603 [email protected] www.budox.de

WABE e. V. www.wabe-info.de ANTIZIGANISMUS

Sinti und Roma leben seit Jahrhunderten in Europa und gehören zu der größten europäischen Minderheit. Unter der Fremdbezeichnung „Zigeuner“ versammeln sich nach wie vor zahlreiche Stigmatisierungen, Ressentiments, Vorurteile und Verallgemeinerungen, die medial auch im Zuge der europäischen Einwanderungsdebatte unter dem Stichwort der „Armutseinwanderung“ auf plakative Art und Weise genährt werden. Dabei werden Resultate sozialer Ungleichheiten kulturalisiert und als Eigenschaften Sinti und Roma zugeschrieben. Nach wie vor werden Sinti und Roma oftmals nicht als gleichberechtigte Mitbürger*innen betrachtet und ihre Geschichten wie bspw. die Verfolgung während des Nationalsozialismus sind kaum bekannt. Gesellschaftlich gibt es kaum Auseinandersetzungen mit Antiziganismus als Diskriminierungsform. Antiziganismus geht oftmals auch mit „positiven“ Stereotypen einher. Ein Beispiel dafür ist die romantische Vorstellung vom „fahrenden Volk“, das ungebunden in Planwagen durch die Länder zieht und abends am Lagerfeuer tanzt und Musik macht.

ÜBUNG: Quiz - Was weißt du über Sinti und Roma? (30–45 Min.) Mit dem Quiz wird an ein Alltagswissen bzw. Nicht-Wissen über Sinti und Roma angeknüpft, das die Schüler*innen anschließend mit Informationen aus dem Film und auf der Seite der Antidiskriminierungsstelle abgleichen können - ggf. ergeben sich hieraus weitere Fragen oder Diskussionspunkte. Zudem gibt es einen Lösungsbogen, der zu den Fragen auch ausführlichere Antworten und Hintergrundinformationen bietet. Es kann auch nur mit den Quizfragen und dem Antwortbogen gearbeitet werden. Der Film und die Seite der Antidiskriminierungsstelle ermöglichen eine vertiefende Auseinandersetzung.

BENÖTIGTES MATERIAL · Ein Arbeitsblatt mit Quizfragen und ein Antwortbogen pro Schüler*in · Kurzfilm zu Antiziganismus (1:40 Min.) http://www.formgefuege.de/fraugroeschke2015/portfolio/antiziganismus-antiziganism/ · Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Fragen und Antworten zu Sinti und Roma http://www.antidiskriminierungsstelle.de/DE/ThemenUndForschung/Ethnische_Herkunft/Themenjahr_2014/ fragen_antworten_Sinti_Roma/faq_Sinti_und_Roma_node.html

DURCHFÜHRUNG 1. Die Schüler*innen beantworten die Fragen (alleine oder in Kleingruppen) (10 Min.) 2. Gemeinsames Anschauen des Films (2 Min.) Das Anschauen des Films kann ggf. um eine Recherche auf der Seite der Antidiskriminierungsstelle, welche wichtige Fragen und Antworten zu Sinti und Roma versammelt, ergänzt werden (15 Min.) 3. Die Schüler*innen überprüfen ihr eigenes Wissens und ihre Antworten ausgehend von dem neuen Wissensstand und gleichen diese mit dem Lösungsbogen ab (10 Min.) 4. Mögliche zusätzliche Diskussions- und Reflexionsfragen (ca. 20 Min.) · Was wusstest du vorher über Sinti und Roma? Was war dir neu? · Welche Fragen hast du dir beim Beantworten gestellt? · Ist dir klar geworden, was Antiziganismus ist?

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN UND LINKS · Kurzer historischer Einblick in die Geschichte der Sinti und Roma, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma http://www.sintiundroma.de/sinti-roma.html

· Deutsche Welle Beitrag „Antiziganismus - uralte Vorurteile und gefährliche Feindseligkeit“ http://www.dw.com/de/antiziganismus-uralte-vorurteile-und-gefährliche-feindseligkeit/a-15842146

9 antiziganismus ANTIZIGANISMUS

ARBEITSBLATT Quiz - Was wisst ihr über Sinti und Roma?

1. Antiziganismus bezeichnet eine Diskriminierungsform von der Sinti und Roma betroffen sind.

stimmt stimmt nicht

2. Sinti und Roma haben eine einheitliche Religion.

stimmt stimmt nicht

3. Sinti und Roma haben keinen eigenen Nationalstaat, sondern leben als Angehörige der jeweiligen Bürger*innengesellschaften ihrer Heimatländer.

stimmt stimmt nicht

4. Alle Sinti und Roma sprechen dieselbe Sprache.

stimmt stimmt nicht

5. Alle Sinti und Roma sind musikalisch.

stimmt stimmt nicht

6. Die Bezeichnung „Zigeuner*in“ ist ein Schimpfwort.

stimmt stimmt nicht

7. Es gibt eine einheitliche Kultur der Sinti und Roma.

stimmt stimmt nicht

8. Sinti und Roma sind die größte Minderheit in Europa.

stimmt stimmt nicht

9. Im Nationalsozialismus wurden 500.000 Sinti und Roma verfolgt und ermordet.

stimmt stimmt nicht

antiziganismus - arbeitsblatt 10 ANTIZIGANISMUS

LÖSUNGSBLATT - 1 von 2 SINTI UND ROMA IN DEUTSCHLAND

1. stimmt Antiziganismus gibt es nicht erst seit oder durch den Nationalsozialismus. Bereits seit dem 15. Jahrhundert waren Sinti und Roma als „Hinzugezogene“ oder „Fremde“ mit Vorurteilen und negativen Zuschreibungen konfrontiert. Gleichzeitig waren viele Sinti und Roma bis ins 19. Jahrhundert gezwungen umherzuziehen, da ihnen Ackerland oder feste Arbeitsplätze häufig verwehrt wurden. So wurden sie durch die gesellschaftlichen Bedingungen immer wieder zu „Fremden“ gemacht. Viele der entstandenen Vorurteile halten sich hartnäckig bis heute.

2. stimmt nicht Es gibt keine einheitliche Religion der Sinti und Roma. In einigen Ländern wie bspw. Bulgarien gehören muslimische Roma zu einer religiösen Minderheit. In den meisten ihrer Heimatländer haben Sinti und Roma aber die gleiche Religion wie die Mehrheitsbevölkerung. Sinti und Roma gehören also vermutlich allen Religionen an.

3. stimmt Angehörige der Sinti und Roma leben seit ca. 1000 Jahren in Europa. Seitdem es Menschen gibt, gibt es auch Migrationsbewegungen von Menschen und ganzen Bevölkerungsgruppen. Im deutschsprachigen Raum gab es im 15. Jahrhundert die ersten Aufzeichnungen über Menschen, die vermutlich zu der Gruppe der Sinti und Roma gehörten.

4. stimmt nicht Sinti und Roma sprechen die jeweilige Sprache ihres Heimatlandes und innerhalb ihrer Familien oftmals Romanes. Romanes ist eine eigene Sprache, die in keinem Land als Landessprache existiert. Sprachwissenschaftler*innen nehmen an, dass sie mit dem indischen Sanskrit verwandt ist. Die Sprache hat sich regional sehr verschieden ausgeprägt, sodass es viele verschiedene Dialekte des Romanes gibt. Manche Romanes-Sprecher*innen können sich mit anderen Romanes- Sprecher*innen sehr gut verständigen, andere erkennen lediglich einzelne gemeinsame Wörter.

5. stimmt nicht Musikalität ist eine individuelle Eigenschaft. Sie kann nicht als Charaktermerkmal einer ganzen Gruppe zugeschrieben werden. Es ist daher ein Vorurteil, wenn davon gesprochen wird, dass Sinti und Roma musikalisch seien. Sinti und Roma wurden gesellschaftlich und wirtschaftlich oft ausgegrenzt, Musikauftritte waren für sie häufig eine Möglichkeit überhaupt einen Erwerb zu haben. Hieran wird deutlich wie ein Vorurteil zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung verstärkt wird: Die Sinti und Roma wurden zu einer bestimmten Erwerbstätigkeit gedrängt, die ihnen dann wieder als Vorurteil („Alle Sinti und Roma sind musikalisch“) entgegengebracht wird.

11 antiziganismus - lösungsblatt - 1 von 2 ANTIZIGANISMUS

LÖSUNGSBLATT - 2 von 2 SINTI UND ROMA IN DEUTSCHLAND

6. stimmt Die Bezeichnung „Zigeuner“ ist eine Fremdbezeichnung. Sie wird und wurde von Angehörigen der Mehrheitsbevölkerung als Benennung von Sinti und Roma verwendet. Für viele Sinti und Roma stellt diese Bezeichnung eine Beleidigung dar und sie würden sich selbst nicht so nennen.

7. stimmt nicht Es gibt keine einheitliche Kultur der Sinti und Roma. Die Kulturen von Sinti und Roma sind immer auch Teil der Länder und Gesellschaften in denen Sinti und Roma leben und so vielfältig wie diese Gesellschaften selbst.

8. stimmt In ganz Europa leben 10 bis 12 Millionen Roma, davon leben ungefähr 6 Millionen in der EU. Damit sind Sinti und Roma die größte Minderheit in Europa.

9. stimmt Im Nationalsozialismus kam es zu einem Völkermord an Sinti und Roma. Dennoch gehören sie zu den sogenannten „vergessenen Opfergruppen“ des Nationalsozialismus. Der Genozid an Sinti und Roma wurde viele Jahre weder in der Bundesrepublik Deutschland noch in der Deutschen Demokratischen Republik anerkannt oder öffentlich thematisiert. In der direkten Nachkriegszeit wurde von vielen Jurist*innen und Politiker*innen sogar geleugnet, dass überhaupt ein Völkermord stattgefunden habe.

antiziganismus - lösungsblatt - 2 von 2 12 KEIN PLATZ FÜR NAZIS AUCH NICHT IN NIENBURG

In Nienburg haben sich mehrere Jugendliche zusammengefunden, die sich gegen Neo- nazis engagieren. Dazu gehören auch Demonstrationen durch die Nienburger Innen- stadt um auf rechten Aktivitäten in der Stadt aufmerksam zu machen. Auch darüber hinaus tritt die Gruppe rechten Strukturen entgegen und organisiert beispielsweise Infoveranstaltungen, Vorträge und Workshops.

Neonazistische Aktivitäten in den Landkreisen Nienburg und Verden

Scheibe eingeschlagen wurde und abermals Hakenkreu- ze gesprüht wurden. Im gleichen Monat fand außerdem eine Kundgebung der NPD statt. In den darauff olgenden Monaten wurden Flyer der NPD und der AfD (Alternative für Deutschland) zur Europa- wahl verteilt und vermehrt neonazistische Sticker im Ni- enburger Stadtgebiet gefunden. Ende 2014 tauchten immer wieder Sticker und Trans- parente mit der Aufschrift „Nationaler Widerstand Nien- burg/Weser“ auf. Anfang des Jahres 2015 wurde einer

Antifaschistische Demonstration (Quelle: Kreiszeitung/Kreykenbohm) Kneipe in Nienburg ein anonymer Drohbrief zugeschickt in Nienburg am 31. Oktober 2015 und die bekannten Sticker an der Fensterscheibe ver- klebt. Es gibt also auch in Verden und Nienburg Neonazis. In Bei einer Stolpersteinverlegung zum Gedenken an die den Blick der Bevölkerung geriet vor allem der sogenann- Opfer des Naziregimes in Nienburg Anfang Mai 2015 te Heisenhof in Dörverden im Jahr 2004. Jürgen Rieger, wurden die anwesenden Personen durch Neonazis an- ein Rechtsanwalt und Mitglied der NPD (Nationaldemo- gepöbelt, bedroht und fotografi ert. Im selben Jahr wer- kratische Partei Deutschlands), kaufte das Gut im Auf- den rund um das Altstadtfest Jugendliche massiv durch trag der Wilhelm-Tietjen-Stiftung und versuchte dort, ein Neonazis bedroht. Neonazi-Schulungszentrum zu etablieren. Auch in Nien- burg gab es um das Jahr 2006/2007 mehrere Neonazis, die in der Nationalen Off ensive Schaumburg (NOS) aktiv waren. Gegen diese wurden ab dem Jahr 2005 etwa 45 Strafanzeigen bei der Polizei gestellt, weil es wiederholt Against Racism - Nienburg/Weser zu gewalttätigen Übergriff en kam. [email protected] Ab Anfang des Jahre 2014 fi elen einigen Jugendlichen www.against-racism-nienburg.blogspot.de vermehrt neonazistische Aktivitäten in Nienburg auf. Im März des gleichen Jahres wurden Hakenkreuze und Zah- lencodes im Bahnhof gesprüht. Es gab einen Anschlag auf eine Pizzeria in der Nähe des Bahnhofes, bei dem eine

WABE e. V. www.wabe-info.de KEIN PLATZ FÜR NAZIS

Die Zeiten in denen Neonazis aussahen wie Skinheads (Springerstiefel, kurze Haare/Glatze, Bomberjacke) sind längst vorbei. Neonazis eignen sich Stile verschiedener Jugend- und Subkulturen an und kopieren ihre Symbole. Sie versuchen cool, militant und erlebnisorientiert zu erscheinen, um so ihre menschenverachtende Ideologie weiter verbreiten zu können. Vom Nazi-Hipster über Neonazis mit Irokesen-Frisuren reicht dabei die Bandbreite. Auch sogenannte Autonome NationalistInnen eignen sich beispielsweise die Symbole und Codes linker Jugendgruppen an und vermischen ihr faschistisches Gedankengut mit Themen wie Kapitalismuskritik oder Tierrechten. Die dahinterliegende rassistische und neonazistische Ideologie bleibt dabei bestehen. Manchmal muss man genau hinschauen um diese zu erkennen.

ÜBUNG: Hintergründe, Codes und Symbole (45–60 Min.) Die Jugendlichen sollen lernen, was Autonome NationalistInnen sind sowie deren Symbole und Codes erkennen können und für die menschenverachtenden Inhalte sensibilisiert werden. Am Anfang steht das Anschauen der beiden Kurzfilme. Darüber hinaus können sich die Schüler*innen mit Hilfe des vorgeschlagenen Materials (inklusive der weiterführenden Informationen) mit dem Thema Autonome NationalistInnen auseinandersetzen. Das Arbeitsblatt dient zum Festhalten und Sichern des Wissens. Es sollte erst nach der gemeinsamen oder eigenständigen Beschäftigung mit dem Thema ausgeteilt werden. Mit dem Lösungsblatt können die Schüler*innen ihr Wissen überprüfen.

BENÖTIGTES MATERIAL · Kurzfilm (1:20 Min.): Autonome Nationalisten, was ist das? Kurz erklärt auf bpb.de http://www.bpb.de/mediathek/182879/autonome-nationalisten-was-ist-das-kurz-erklaert-auf-bpb-de

· Kurzfilm (2:11 Min.): Infos der Bundeszentrale für politische Bildung, interaktive Grafik zu Symbolen der Autonomen NationalistInnen und Hintergrundinformationen http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/165545/turnschuhe-statt-springerstiefel

· Ein Arbeitsblatt und ein Lösungsblatt pro Schüler*in

DURCHFÜHRUNG 1. Gemeinsames Anschauen der Kurzfilme (5 Min.) Gegebenenfalls eigene Recherche der Schüler*innen auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung und/oder den weiterführenden Links (10 Min.) 2. Austeilen des Arbeitsblattes und beantworten der Fragen (alleine oder in Kleingruppen) (10 Min.) 3. Gemeinsame Besprechung der Antworten (15 Min.) 4. Gegebenenfalls Nachbereitungs- und Reflexionsrunde anhand der letzten zwei Fragen (20 Min.)

REFLEXION / NACHBEREITUNG (ca. 20 Min.) · Welche Erfahrungen habt ihr mit der Übung gemacht? · War es einfach sich zu einigen oder wo hattet ihr Schwierigkeiten? · Seid ihr zufrieden mit dem Ergebnis? Fühlt ihr euch repräsentiert?

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN UND LINKS · Netz gegen Nazis – Mit Rat und Tat gegen Rechtsextremismus http://www.netz-gegen-nazis.de/ (mit Informationen zu Neonazismus, Rechtspopulismus, Autonomen NationalistInnen, den Codes und Symbolen, mit einer Presseschau und Materialien für den Unterricht)

kein platz für nazis 14 KEIN PLATZ FÜR NAZIS

ARBEITSBLATT AUTONOME NATIONALISTINNEN (AN) 1. Seit wann gibt es Autonome NationalistInnen? Was waren die Gründe für ihr Entstehen?

2. Woran sind Autonome NationalistInnen zu erkennen? Haben Sie einen bestimmten Kleidungsstil?

3. Was ist die politische Gesinnung Autonomer NationalistInnen? Woran orientieren sie sich?

4. Wen bezeichnen die Autonomen NationalistInnen als ihre Gegner*innen?

5. Wusstest du vorher schon etwas über die Autonomen NationalistInnen? Was wusstest du bereits und was war Dir neu?

6. Sind dir in deinem Alltag schon mal Aufkleber oder Symbole Autonomer NationalistInnen begegnet? Waren diese für dich direkt als solche erkennbar?

15 kein platz für nazis - arbeitsblatt KEIN PLATZ FÜR NAZIS

ANTWORTBOGEN AUTONOME NATIONALISTINNEN

1. Seit wann gibt es Autonome NationalistInnen? Was waren die Gründe für ihr Entstehen? Autonome NationalistInnen sind eine neue Strömung in der militanten Neonazi-Szene, die Mitte der 2000er Jahre als solche erstmals sichtbar wurden. Ihre Geschichte begann in Berlin-Lichtenberg als eine gewöhnliche Neonazi-Kameradschaft. Durch die urbane Prägung und die räumliche Nähe zu linker und alternativer Kultur begannen auch die Neonazis sich zu modernisieren. Die eigene Szene und ihre strengen Vorgaben empfanden sie als öde und nicht zeitgemäß. Sie wollten cool und aktionistisch sein – ihre Weltanschauung ist und bleibt jedoch menschenverachtend und reaktionär.

2. Woran sind Autonome NationalistInnen zu erkennen? Haben sie einen bestimmten Kleidungsstil? Autonome NationalistInnen sind auf den ersten Blick nicht als NeonazistInnen zu erkennen, denn sie entsprechen nicht dem typischen Klischee (Glatze, Springerstiefel,...). Sie tragen sportliche Kleidung wie Turnschuhe und Kapuzenpullover. Autonome NationalistInnen eignen sich die Mode, Symbole, Ästhetiken und sogar Aktionsformen linker Subkulturen an (Kopie des Antifa- Logos, modische Accessoires wie Aufnäher und Buttons, Musikstile wie HipHop, Aktionsformen wie Blockaden und Besetzungen). Es muss genau hingeschaut werden, um Autonome NationalistInnen zu erkennen. Eindeutige Symbole sind jedoch bspw. die „Schwarze Sonne“ und der „Thorshammer“ sowie Kleidung der Marken Thor Steinar oder Ansgar Aryan.

3. Was ist die politische Gesinnung Autonomer NationalistInnen? Woran orientieren sie sich? Autonome NationalistInnen beziehen sich in ihren Ideen und Idealen explizit auf den (historischen) Nationalsozialismus. Sie haben ein fremden- und menschenfeindliches Weltbild, das extrem rückwärtsgewandt ist (bspw. ein überholtes Frauenbild) und den Nationalsozialismus verherrlicht. Autonome NationalistInnen sind sehr gewaltbereit – nicht selten verstehen sie sich als Nachfolger von Hitlers SA-Schlägertrupps.

4. Wen bezeichnen die Autonomen NationalistInnen als ihre Gegner*innen? Als ihre Gegner*innen bezeichnen die Autonomen NationalistInnen alle anderen politischen Lager, insbesondere die linke Szene. Sie richten sich gegen eine demokratische Gesellschaft und ihre Institutionen sowie Menschen, die ihrer Auffassung nach nicht „deutsch“ sind, bspw. Migrant*innen. Vielleicht nicht als Gegnerin, aber als Abgrenzungfolie dient die NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands), deren Auftreten Autonome Nationalist*innen als zu bürgerlich, altmodisch und schwach betrachten.

kein platz für nazis - antwortbogen 16 RAP AND „(W)IP HOP IN“ IN STOLZENAU

Stolzenau? Ein verschlafenes kleines Nest? Ganz im Gegenteil! Hier im Jugendhaus „Wip- In“ triff t sich einmal in der Woche eine Mädchen-HipHop-Gruppe. Die Mädchen arbeiten eigene Songs und Tanz-Choreographien aus. Angst vor der großen Bühne haben sie da- bei nicht und so haben sich die Mädchen 2015 beim „Fair bringt mehr“ Wettbewerb be- worben und direkt in der Kategorie „Kreativ“ gewonnen.

Alles Bitches? Frauen im HipHop

Graffi to von Sandra „Lady Pink“ Fabara (Quelle: Wikipedia)

Die Rap-Gang aus dem Jugendhaus in Stolzenau besteht Zum Beispiel die unter dem Künstler*innennamen „Lady nur aus weiblichen Mitgliedern. Das ist ziemlich unty- Pink“ auftretende Sandra Fabara. pisch, denn die meisten bekannten Rap-Künstler*innen Rap entstand in den 1970er Jahren. Als Ursprungsort sind männlich. Hört man große deutsche Rap-Künstler wird häufi g der New Yorker Stadtteil Bronx genannt. In wie , oder Kollegah wird zwar viel diesem Stadtteil leben vor allem gesellschaftlich an den über Frauen gerappt, häufi g werden sie aber stark abge- Rand gedrängte Menschengruppen wie Einwander*in- wertet und zu Objekten degradiert. Frauen sind in den nen, Schwarze, People of Color, Arbeitslose und Arme. Texten häufi g nur dazu da die (sexuellen) Bedürfnisse oder Gewaltphantasien der Männer zu befriedigen. Die Rollen, in denen Frauen genannt werden, sind ziemlich beschränkt: Mutter, Prostituierte oder Angebetete. Um Menschen mit vielfältigen Persönlichkeiten, eigenen Be- dürfnissen und Interessen geht es dabei leider selten. Aber es gibt und gab auch viele Frauen, die sich vom Macho-Verhalten mancher ihrer männlichen Kollegen überhaupt nicht einschüchtern lassen. So wurde z.B. ei- nes der ersten Rap-Label überhaupt, „Sugar Hill Records“, von einer Frau, Sylvia Robinson, mitgegründet. Das war

1979. Und auch bei den ersten Graffi ti malten Frauen mit. Mickey Baker und Sylvia Robinson (Quelle: Wikipedia)

WABE e. V. www.wabe-info.de RAP AND „(W)IP HOP IN“ IN STOLZENAU

Die Mittelschicht war in den 70er Jahren längst in die Vor- Klar gibt es Texte von Künster*innen, die kritisch hinter- städte gezogen. Zurück blieben Armut und Arbeitslosig- fragt werden müssen, weil sie sehr stark andere Menschen keit. Für die Jugendlichen hier war Rap-Musik eine Mög- z.B. aufgrund von Sexualität, Geschlecht, Hautfarbe oder lichkeit, einen Ausdruck für ihre Lebenssituation, ihre Religion abwerten. Letztlich ist Rap-Musik aber auch nur Probleme und ihre Wünsche zu fi nden. Bei sogenannten Teil unserer Gesellschaft. Da auch sonst in unserem All- Rap-Battles traten Jugendliche gegeneinander an. In der tag diese Abwertungen passieren, kommen sie auch in Regel entschied das Publikum, wer als Sieger*in daraus der Rap-Musik vor. Es geht also nicht darum Rap-Musik hervorging. Während die Jugendlichen vorher in teil- als Ganzes zu kritisieren, sondern zu überlegen, welche weise gewalttätige Auseinandersetzungen miteinander Äußerungen wir, egal in welchem Zusammenhang, nicht geraten waren, boten ihnen die Battles die Möglichkeit akzeptieren wollen. einer friedlichen und kreativen Auseinandersetzung. Rap-Musik muss nicht zwangsläufi g mit der Abwertung und Diskriminierung anderer Menschen einhergehen.

Jugendhaus Wip In Kleine Geest 26 31592 Stolzenau Tel. 05761/2199 [email protected] www.wipin.de

WABE e. V. www.wabe-info.de SEXISMUS IM HIP HOP

Die Thematisierung von Geschlecht und Geschlechterungleichheit bzw. Sexismus ist unter und mit Jugendlichen oftmals schwierig. Über das zugeschriebene Geschlecht wird ein großer Teil der eigenen Identität bestimmt, sodass Kritik häufig als Angriff verstanden und abgewehrt wird. Gleichzeitig sind alle, egal welchen Geschlechts, von stereotypisierenden und somit einengenden und einschränkenden Zuschreibungen und damit einhergehenden Erwartungen an Verhalten und Aussehen betroffen. Es ist daher wichtig, die vorherrschenden Rollenbilder als solche zu thematisieren, sie aus ihrer Selbstverständlichkeit zu lösen und die Schüler*innen für sexistische Zuschreibungen zu sensibilisieren.

ÜBUNG: Geschlechterbilder im Hip Hop (60-90 Min.) Die Schüler*innen sollen verstehen, was Sexismus ist und was Stereotype sind. Ausgehend von zwei Definitionen zu Sexismus sollen sie anhand von zwei bis drei Musikvideos (sexistische) Geschlechterrollenbilder erkennen, benennen und problematisieren können. Die Übung gliedert sich in vier Phasen. Es gibt ein Arbeitsblatt mit zwei Definitionen zu Sexismus (Arbeitsblatt 1). Zunächst wird ein Beispiel aus dem aktuellen Deutschrap analysiert und der Fragebogen (Arbeitsblatt 2) beantwortet. Dann werden Alternativen aufgezeigt, wie Rap-Musik auch sein kann, ohne diskriminierende Gesten zu reproduzieren. Abschließend wird der Fragebogen erneut ausgefüllt (zweite Kopie) und die Antworten ausgewertet und verglichen. Die Übung gliedert sich in drei Phasen.

BENÖTIGTES MATERIAL · Arbeitsblatt 1: Definitionen zu Sexismus · Arbeitsblatt 2: Fragebogen (zwei Kopien) · Musikvideo für den ersten Durchlauf: Farid Bang – Killa (https://www.youtube.com/watch?v=ZUrGjZEdUuY) · Musikvideo für den zweiten Durchlauf: Tapete, Crying Wölf, Sookee – Brustmuskeldance (https://www.youtube.com/watch?v=uGjPLKmJ5zY) R3-SQWAD – Hörbar Sichtbar (https://www.youtube.com/watch?v=lCHryazPfYI)

DURCHFÜHRUNG 1. Phase: Lesen der Definitionen zu Sexismus auf dem Arbeitsblatt 1 (allein oder in Kleingruppen (10 Min.) 2. Phase: Anschauen des Videos von Farid Bang (5 Min.) Beantworten der Fragen auf der ersten Kopie des Arbeitsblattes 2 (15 Min.) 3. Phase: Anschauen des Videos von Tapete, Cryying Wölf, Sookee und/oder R3-SQWAD (5 Min.) Beantworten der Fragen auf einer zweiten Kopie des Arbeitsblattes 2 (10 Min.) 4. Phase: Vorstellung und Diskussion der Antworten (20-30 Min.), weiterführende Diskussion entlang der letzten zwei Fragen (20 Min.)

Die Beantwortung der Fragen (Phase 2 und 3) kann allein oder in Kleingruppen erfolgen. Für die Kleingruppen sollte dann mehr Zeit eingeplant werden! Eine Möglichkeit für die Arbeit in Kleingruppen wäre, geschlechtshomogene Gruppen zu bilden, welche die Fragen jeweils für das andere Geschlecht beantworten. Am Ende können die Antworten und Beobachtungen jeweils vorgestellt und gemeinsam diskutiert werden.

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN UND LINKS · Sexismus im Hip Hop. Ausstellung ‘Der z/weite Blick’ des Archivs der Jugendkulturen e. V., Berlin http://der-z-weite-blick.de/themen/sexismus-im-hip-hop/

· Bundeszentrale für politische Bildung ‘HipHop kann sensibel machen’ http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/kulturelle-bildung/125331/hip-hop-kann-sensibel-machen?p=all

19 sexismus im hip hop SEXISMUS IM HIP HOP

ARBEITSBLATT - 1 von 2:

SEXISMUS IM HIP HOP

Definitionen: Was ist Sexismus?

Duden (online): 1. Vorstellung, nach der eines der beiden Geschlechter dem anderen von Natur aus überlegen sei, und die [daher für gerechtfertigt gehaltene] Diskriminierung, Unterdrückung, Zurücksetzung, Benachteiligung von Menschen, besonders der Frauen, aufgrund ihres Geschlecht. http://www.duden.de/rechtschreibung/Sexismus

Gender Glossar: Sexismus bezeichnet jede Form der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts sowie die diesem Phänomen zugrunde liegende Geschlechterrollen festschreibende und hierarchisierende Ideologie (vgl. IDA, 2013). Er bezieht sich auf gesellschaftlich erwartete geschlechtsspezifische Verhaltensmuster (Geschlechterstereotype), wobei Männer eine privilegierte Position haben (Patriarchat) und deshalb primär Frauen als von Sexismus betroffen gelten. Aus sozialpsychologischer Perspektive können gleichwohl auch Männer von Sexismus betroffen sein. [1] Sexismus ist kulturell bedingt und institutionell verankert. Da er ein gesellschaftliches Machtverhältnis widerspiegelt, sind die Erscheinungsformen zeitlich und kulturell verschieden und determiniert. Deutlich wird dies z.B. an der Veränderung der Vaterrolle oder auch in der Aufnahme von Frauen in den Militärdienst (vgl. Hollstein, 2012; Meuser, 2012). [2] http://www.gender-glossar.de/de/glossar/item/13-sexismus

sexismus im hip hop - arbeitsblatt - 1 von 2 20 SEXISMUS IM HIP HOP

ARBEITSBLATT - 2 von 2:

SEXISMUS IM HIP HOP Schaut euch die Videos an und beantwortet die Fragen! Farid Bang – Killa (https://www.youtube.com/watch?v=ZUrGjZEdUuY) Tapete, Crying Wölf, Sookee – Brustmuskeldance (https://www.youtube.com/watch?v=uGjPLKmJ5zY) R3-SQWAD – Hörbar Sichtbar (https://www.youtube.com/watch?v=lCHryazPfYI)

1. Gibt es im Video Frauen?

2. Was machen die Frauen im Video? Was machen die Männer?

3. Was haben Frauen an? Was tragen Männer?

4. Wie werden Männer/Frauen dargestellt?

5. Welche Zuschreibungen werden dabei gemacht? Könnt ihr Eigenschaften/ Äußerlichkeiten erkennen, die angeblich typisch männlich oder weiblich sind?

6. Welche anderen Personengruppen sind von diskriminierenden Äußerungen betroffen?

7. Muss Rap-Musik automatisch sexistisch bzw. diskriminierend sein?

21 geschlechterbilder im hip hop - arbeitsblatt - 2 von 2

TSV DÖRVERDEN e. V. DÖRVERDEN UNITED

Kommt man am Mittwochabend auf das Fußballfeld des TSV Dörverden, ist dort einiges los. Hier trainiert das Team „Dörverden United“. Bei „Dörverden United“ spielen Men- schen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Menschen mit und ohne deutschen Pass zusammen. Viele verschiedene Sprachen sind zu hören, vom gemeinsamen Spie- len hält das hier niemanden ab. Im Frühjahr 2014 fand auf dem Gelände des Vereins ein großes Fußballtunier mit 17 Mannschaften statt. Viele der Menschen in den unter- schiedlichen Teams haben keinen deutschen Pass. Für Menschen, die nach Deutschland fl üchten, ist die Situation sehr schwierig. Ohne eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmi- gung oder einen deutschen Pass wird ihnen vieles verwehrt, was für andere Menschen hier selbstverständlich ist, z.B. der Besuch bei einer Ärztin oder die Freiheit zu reisen. Auch droht vielen die Abschiebung in ein anderes Land und damit eine ungewisse Zu- kunft. Das Team von „Dörverden United“ sagt „Flüchtlinge Willkommen“ und wünscht sich, dass alle Spieler*innen selbst entscheiden dürfen, wo sie leben möchten.

Flucht und Asyl in Deutschland

ropa zu kommen. Da ist zunächst ein meist sehr langer Fluchtweg. Die damit verbunden Kosten und Strapazen sind enorm. An den Grenzen Europas sterben jährlich tausende Menschen auf dem Weg über das Mittelmeer, weil sie in Seenot geraten und ihnen nicht geholfen wird. Wer es nach Deutschland schaff t, hat es aber bei weitem nicht leicht. Hier muss zunächst ein Asylantrag gestellt werden. In Deutschland wird Menschen aber nur unter sehr strengen Aufl agen Asyl gewährt. Wird der Antrag abgelehnt, kann das zu einer Abschiebung in das Her- Die Mannschaft „Dörverden United“ kunftsland oder einen anderen Staat führen. Eine Ab- schiebung geschieht also unter Zwang, denn die Men- Es gibt viele verschiedene Gründe, weshalb Menschen schen, die einen Asylantrag stellen, würden gerne hier den Ort, an dem sie leben, verlassen müssen. Es kann bleiben. z.B. sein, dass sie aufgrund ihrer Religionszugehörig- Manchmal erhalten Menschen, deren Asylantrag abge- keit, ihres Geschlechts oder ihrer politischen Einstellung lehnt wurde, aber auch eine sogenannte „Duldung“. Dann verfolgt werden. Aber auch Kriege können der Anlass dürfen sie für einen begrenzten Zeitraum in Deutschland dafür sein, dass Menschen das Land, in dem sie leben, bleiben. Eine Duldung kann immer wieder verlängert verlassen müssen. Die meisten Flüchtlinge suchen dann werden. Deshalb leben viele Menschen in Deutschland Schutz in den Nachbarländern. Nur die wenigsten kom- über Jahre mit einer Duldung, aber in der ständigen men nach Europa. Angst, dass ihr nächster Antrag nicht genehmigt wird. So Für Menschen, die Schutz suchen, ist es schwer, nach Eu- kann es passieren, dass Menschen, die schon jahrelang

WABE e. V. www.wabe-info.de TSV DÖRVERDEN e. V. DÖRVERDEN UNITED

Graffi to in Achim: „Refugees Welcome“ - („Gefl üchtete Willkommen“) in Deutschland leben, plötzlich abgeschoben werden. dabei von rassistischen Sprüchen und Demonstrationen Viele Freiheiten, die für alle anderen in Deutschland über gewaltvolle Übergriff e, Morde und Brandanschläge selbstverständlich sind, gelten für Menschen mit einer auf Gebäude, in denen gefl üchtete Menschen leben. Duldung oder einem laufenden Asylantrag nicht: So ist Aber es gibt auch Menschen, die sich aktiv für gefl üchte- z.B. die Möglichkeit zu arbeiten stark eingeschränkt. Die te Menschen einsetzten. So z.B. die Gruppe „Jugendliche ersten drei Monate dürfen sie überhaupt nicht arbeiten. ohne Grenzen“. Seit 2005 haben sich jugendliche Flücht- Nach 3 bis 15 Monaten gilt dann die sogenannte „Vor- linge aus ganz Deutschland in der Gruppe zusammen rangprüfung“, d.h. das eine Arbeitsstelle an eine Person gefunden und setzten sich für ein Bleiberecht für alle mit einer Duldung oder einem laufenden Asylantrag Menschen ein. Auch hier in den beiden Landkreisen Ver- vergeben werden darf. Aber nur, wenn kein*e Deut- den und Nienburg gibt es in vielen Orten zahlreiche Ini- sch*e oder kein*e ander*e EU-Bürger*in die Stelle haben tiativen, die die Gefl üchteten vor Ort auf vielfältige Weise unterstützen. Die Fußballmannschaft des TSV Dörverden ist nur ein Beispiel.

TSV Dörverden von 1908 e.V. Am Sünderberg 23 27313 Dörverden Tel. 04234/943071 [email protected] www.tsv-doerverden.de Auch im Training wird alles gegeben möchte. Auch über die Wahl ihres Wohnortes können Gefl üchtete nicht selbst entscheiden. Sie müssen dort wohnen, wo es ihnen die Ausländerbehörde vorschreibt. Ein gleichberechtigtes Teilhaben am gesellschaftlichen Leben ist somit für gefl üchtete Menschen nicht möglich. Neben all diesen Hindernissen und Einschränkungen sind gefl üchtete Menschen in Deutschland häufi g rassis- tischen Anfeindungen ausgesetzt. Die Bandbreite reicht

WABE e. V. www.wabe-info.de FLUCHT UND ASYL

Bei den Themen Flucht und Asyl herrschen in den Medien oftmals Bilder und Meldungen vor, die die Angst vor Zuwanderung schüren. So werden beispielsweise Bilder überfüllter Flüchtlingsunterkünfte gezeigt und anstatt die Frage nach sinnvoller Unterbringung zu stellen, der Eindruck massenhafter Zuwanderung vermittelt. Häufig werden dabei Metaphern verwendet, die an Naturkatastrophen erinnern (Flut, Welle) und zu einer entmenschlichenden Debatte über Geflüchtete beitragen. Die tatsächlichen Zahlen und Fakten spielen dabei oftmals keine Rolle. Auch das konkrete Leben der Asylsuchenden, ihre Erfahrungen, Sorgen und (alltäglichen) Kämpfe um ein gutes Leben und Menschenrechte bleiben verborgen.

ÜBUNG: Quizfragen zu Flucht und Asyl (ca. 45 Min.) Die im Quiz versammelten Fragen beziehen sich zum einen auf Wissen, das in der Ausstellungstafel bereits verhandelt wird. Zum anderen wird an ein Alltagswissen bzw. an Nicht-Wissen angeknüpft, das die Schüler*innen anhand des Antwortbogens überprüfen können. Der als Material vorgeschlagene Link verweist auf die für 2014 wichtigsten Zahlen und Fakten von ProAsyl. Dieser kann nach den Quizfragen – als Kontextualisierung und Vertiefung verwendet werden. Er lässt sich aber auch schon vorher gemeinsam mit den Ausstellungstafeln einbeziehen und kann so die Grundlage für die Beantwortung des Quiz stellen. Es kann aber auch nur mit den Quizfragen und dem Antwortbogen gearbeitet werden. *Das Arbeitsblatt ist an ein Quiz des Flüchtlingsrats Bremen angelehnt, wurde aber komplett überarbeitet. http://www.fluechtlingsrat-bremen.de/schulprojekt/materialien/

BENÖTIGTES MATERIAL · Ein Arbeitsblatt mit den Quizfragen und ein Lösungsbogen pro Schüler*in · Zahlen und Fakten zu Flucht und Asyl 2014 (http://www.proasyl.de/de/themen/zahlen-und-fakten/)

DURCHFÜHRUNG 1. Lesen der Zahlen und Fakten zu Flucht und Asyl davor oder danach (10 Min.) 2. Gemeinsame Diskussion und Reflexion (20 Min.)

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN UND LINKS · pro menschenrechte. contra vorurteile. Fakten und Argumente zur Debatte über Flüchtlinge in Deutschland und Europa (eine Broschüre von ProAsyl und Antonio Amadeu Stiftung) http://www.proasyl.de/fileadmin/fm-dam/q_PUBLIKATIONEN/2014/Broschuere_Pro_MR_Contra_Rassismus_ Web.pdf

· Dokumentarfilm ‘Neukölln Unlimited’, 2010, 96 min (Themen: Flucht und Asyl, Migration, Integration, Jugendkultur, Duldung, Abschiebung, Bleiberecht, Residenzpflicht) http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/neukoelln-unlimited/

· Dossier, sowie Arbeitsblätter und Unterrichtsvorschläge zum Film ‘Neukölln Unlimited’ http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/neukoelln-unlimited/207171/arbeitsblatt-und- unterrichtsvorschlaege

25 flucht und asyl FLUCHT UND ASYL

ARBEITSBLATT

FLUCHT UND ASYL IN DEUTSCHLAND Quizfragen: Was wisst ihr über Flucht und Asyl?

1. Welcher Kontinent beherbergt die meisten Flüchtlinge? a) Nordamerika b) Afrika c) Westeuropa d) Asien

2. Weltweit müssen Menschen fliehen. Was schätzt du, wie viele Menschen 2014 als „auf der Flucht“ gezählt wurden? a) ca. 5 Millionen b) ca. 25 Millionen c) ca. 60 Millionen

3. Aus welchem Land kamen 2014 die meisten Flüchtlinge nach Deutschland? a) Syrien b) Serbien c) Eritrea d) Afghanistan

4. Was ist eine Duldung? a) Ein langfristiger Aufenthaltstitel b) Eine Aussetzung der Abschiebung c) Ein Zeichen für Toleranz

5. Wie lang kann ein Flüchtling geduldet werden, bevor ein erneuter Antrag gestellt werden muss? a) 6 Wochen b) maximal 12 Monate c) 6 Jahre oder mehr

6. Was ist die „Residenzpflicht“ auch „Wohnsitzauflage“ genannt? a) Die Verpflichtung darauf, dass Geflüchtete ein zuhause erhalten b) Der verschriebene Aufenthalt in einem Wellnesshotel c) Eine Auflage, welche Geflüchteten und Geduldeten vorschreibt wo sie wohnen müssen.

flucht und asyl - arbeitsblatt - 1 von 2 26 FLUCHT UND ASYL

ARBEITSBLATT - 2 von 2:

FLUCHT UND ASYL IN DEUTSCHLAND Stimmt es oder stimmt es nicht?

1. Bürgerkrieg wird als Asylgrund anerkannt.

stimmt stimmt nicht

2. 86% der Flüchtlinge können keine großen Wege zurücklegen und bleiben in der Herkunftsregion.

stimmt stimmt nicht

3. Nur etwa 5% der aktuell Geflüchteten erreicht Europa.

stimmt stimmt nicht 4. Flüchtlinge erhalten nach ihrer Ankunft in Deutschland eine Arbeitserlaubnis.

stimmt stimmt nicht

5. Kinder und Jugendliche, die in Deutschland geboren wurden, können in das Heimatland ihrer Eltern abgeschoben werden.

stimmt stimmt nicht 6. Asylsuchende und Geduldete dürfen sich in Deutschland uneingeschränkt bewegen.

stimmt stimmt nicht 7. Rund 75% der Anträge von Flüchtlingen auf Asyl werden abgelehnt.

stimmt stimmt nicht

8. Asylsuchende und Flüchtlinge erhalten statt Geld oft nur Einkaufsgutscheine oder Chipkarten, mit denen sie nur bestimmte Dinge in bestimmten Geschäften kaufen können.

stimmt stimmt nicht 9. Nur anerkannte Flüchtlinge dürfen in einer eigenen Wohnung leben.

stimmt stimmt nicht

10. Asylsuchende und Geduldete müssen häufig in Wohnheimen und Lagern wohnen und dürfen ihren Aufenthaltsbezirk nicht ohne besondere Erlaubnis verlassen.

stimmt stimmt nicht

27 flucht und asyl - arbeitsblatt - 2 von 2 FLUCHT UND ASYL

LÖSUNGSBOGEN

FLUCHT UND ASYL IN DEUTSCHLAND Aktuelle Informationen zu Zahlen und Fakten des Jahres 2015 findet Ihr auf der Seite von ProAsyl http://www.proasyl.de/de/themen/zahlen-und-fakten/

Quizfragen: Was wisst ihr über Flucht und Asyl?

Die richtige Antwort ist... 1. b) - 2. c) - 3. a) - 4. b) - 5. b) - 6. c)

Quizfragen: Was wisst ihr über Flucht und Asyl?

Die richtige Antwort ist...

1. stimmt nicht 2. stimmt 3. stimmt 4. stimmt nicht 5. stimmt 6. stimmt nicht 7. stimmt 8. stimmt 9. stimmt 10. stimmt

flucht und asyl - lösungsbogen 28 BILDUNGSMENTOR*INNEN AUS ACHIM

Hausaufgaben nicht gecheckt? Stress in der Schule, mit den Eltern oder Lehrer*innen? In Achim haben sich jüngere und ältere Schüler*innen mit Migrationsgeschichte zusam- men getan, um sich gegenseitig zu helfen. Jugendliche helfen jüngeren Schüler*innen bei den Schulaufgaben, aber auch bei sonstigen Fragen. Obwohl das meist behauptet wird, ist der schulische Erfolg in Deutschland nicht nur von der eigenen Leistung ab- hängig, sondern auch vom Einkommen, der Zuwanderungsgeschichte der Eltern, dem Geschlecht und anderen Faktoren. Anders als in der Schule geht es beim Bildungsmen- tor*innen-Projekt aber nicht ausschließlich um Leistung, sondern vielmehr darum, sich Rolle,gegenseitig Schüler*innen deren ElternDinge einen weniger zu erklären, hohen Bildungsabschluss zu erreichtzeigen haben, undhaben es Erfahrungen auszutauschen. So können in der Regel schwerer in der Schule erfolgreich zu sein. Das scheint beim genauen Hinsehen dann auchalle ganz gemeinsamlogisch: Wenn die Eltern nichtlernen die Möglichkeit ohne haben Stress Nachhilfe zu und bezahlen Noten-Druck. oder ihren Kindern selbst nicht bei den Hausaufgaben helfen können. Es ist also leider nicht so, dass Erfolg in der Schule ganz allein nur von der Leistung der Schüler*innen abhängt.

Für das pädagogische Begleitmaterial könnte ich mir hier ganz gut die Methode „Wie im richtigen Leben“Ungleiche vorstellen. http://www.baustein.dgb Bildungschancen-bwt.de/PDF/B3-ImRichtigenLeben.pdf

ren Eltern eine Migrationsgeschichte haben, schlechte- re Chancen in der Schule haben. Auch die Bildung der Eltern spielt eine wichtige Rolle. Schüler*innen, deren Eltern einen weniger hohen Bildungsabschluss erreicht haben, haben es in der Regel schwerer, in der Schule er- folgreich zu sein. Das ist beim genauen Hinsehen dann auch ganz logisch: Wenn die Eltern nicht die Möglich- keit haben, Nachhilfe zu bezahlen oder ihren Kindern nicht selbst bei den Hausaufgaben helfen können, ha- ben es die Kinder oft schwerer. Es ist also nicht so, dass

Mitglieder der Bildungsmentor*innen Erfolg in der Schule ganz allein nur von der Leistung der Schüler*innen abhängt. Cool wenn sich Jugendliche, Beim Bildungsmentor*innen-Projekt in Achim helfen wie in Achim, dann gegenseitig selbst unterstützen, Jugendliche mit Migrationsgeschichte jüngeren Ju- sich Dinge zeigen und erklären und solidarisch mitei- gendlichen mit Migrationsgeschichte. Wie ihr im Comic nander lernen. erfahren habt, kann das viele Vorteile haben. Die Schü- ler*innen und Mentor*innen haben häufig ähnliche Er- fahrungen in der Schule gemacht. Eigentlich sollte es in der Schule total egal sein, wo man herkommt, wel- Bildungsmentor*innen chen Schulabschluss die Eltern haben, wie viel Geld sie verdienen und ob man z.B. in der Familie eine andere Bürgerzentrum Achim Sprache als Deutsch spricht. Magdeburgerstraße 11 Leider spielen all diese Faktoren aber doch eine Rolle. 28832 Achim Studien haben belegt, dass Schüler*innen, deren Eltern Tel. 04202/83238 weniger Geld zur Verfügung haben, die selbst oder de- [email protected]

WABE e. V. www.wabe-info.de BILDUNGSCHANCEN

Noch immer ist es so, dass Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund oder aus Arbeiter*innen- Familien seltener Abitur machen und studieren. Dabei spielt nicht nur das ökonomische, sondern vor allem auch das „kulturelle Kapital“ eine Rolle: Welchen Zugang zu Bildung, Ausbildung, Selbstbildung, kulturellen Gütern gibt es in den Familien? Mit welchen Selbstverständlichkeiten bewegen sich Schüler*innen im Bildungsumfeld? Welchen Problemen und Unsicherheiten sind sie ausgesetzt? Welche Chancen und Ausdrucksmöglichkeiten Schüler*innen haben, hängt nicht nur von ihrem Vermögen ab, sondern auch von den institutionellen und zwischenmenschlichen Bedingungen, die oftmals unmerklich die Ausdrucks- und Bewegungsmöglichkeiten strukturieren und auf unterschiedliche Weise gestalten, wer sich wo wohl fühlen kann und wer nicht.

ÜBUNG: Wie im richtigen Leben, wie in der richtigen Bildung (90–120 Min.) „Wie im richtigen Leben“ ist ein einfaches Rollenspiel, bei dem die Schüler*innen sich in verschiedene Rollen hinein versetzen sollen und damit für die verschiedenen Hintergründe von Menschen und die damit einhergehende Verteilung von Chancen und Möglichkeiten sensibilisiert werden. Die Übung gliedert sich in drei Phasen. Die Spielleitung stellt Fragen, die die Schüler*innen aus der jeweiligen Rolle heraus beantworten sollen. Fällt die Antwort mit „Ja“ aus, wird ein Schritt nach vorne gegangen. Bei „Nein“ müssen die Schüler*innen stehen bleiben. Am Ende wird ausgewertet, wer wo steht und warum. Mit diesem Rollenspiel soll die Fähigkeit gestärkt werden, die individuellen Erfahrungen/Lebensbedingungen mit gesellschaftlichen Strukturen in Verbindung zu setzen und damit bestehende Ungleichheits- und Dominanzverhältnisse erkennen und problematisieren zu können. *Die Übung ist angelehnt an den Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit des DGB Bildungswerks Thüringen e.V.

BENÖTIGTES MATERIAL · großer Raum oder Flur, in dem sich die Schüler*innen in einer Reihe aufstellen und nach vorne bewegen können

· Arbeitsblatt 1: Fragen für die Spielleitung

· Arbeitsblatt 2: Rollenkarten für die Schüler*innen (müssen vorher zugeschnitten und an die Anzahl der Schüler*innen angepasst werden)

DURCHFÜHRUNG Erste Phase: Fragen und bewegen (30 Min.) 1. Die Schüler*innen stellen sich in einer Reihe auf. Alle Schüler*innen bekommen eine Rollenkarte (beispielsweise durch Ziehen aus einem Beutel).

2. Die Schüler*innen haben kurz Zeit, sich die Zettel durchzulesen und sich in die gegebene Rolle hinein zu versetzen. Die Rolle wird nicht verraten.

3. Die Spielleitung erklärt, dass es Fragen gibt auf die die Schüler*innen nur mit „Ja“ oder „Nein“ antworten können: „Ja“ bedeutet einen Schritt nach vorne gehen und „Nein“ bedeutet stehen zu bleiben. Die Spielleitung kann nochmal betonen, dass es dabei nicht um Wissen geht, sondern darum, sich vorzustellen, wie die Person handeln bzw. antworten würde, deren Rolle eingenommen wurde.

4. Am Ende entsteht ein räumliches Bild, in dem verschiedene Personen unterschiedlich positioniert sind.

Zweite Phase: Auswertung (40 Min.) Die Schüler*innen bleiben dort stehen, wo sie nach Beantwortung aller Fragen sind. Je nach Anzahl werden alle Schüler*innen (bei großen Gruppen die Positionen vorne, hinten, mitte) zunächst

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gefragt, wie es sich anfühlt dort zu stehen und wie es während des Spiels war nach vorn oder nicht nach vorn gehen zu können. Welche Unsicherheiten gab es bei der Beantwortung der Fragen? Die Schüler*innen können nun ihre Rollen vorlesen!

Dritte Phase: Abschlussfragen (an alle) · Warum sind verschiedene Menschen unterschiedlich vorwärts gekommen oder mussten zurückbleiben?

· Welche Menschen wurden stärker eingeschränkt?

· Welche sozialen Hierarchien wurden dadurch sichtbar?

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN UND LINKS · Bildungsbericht 2014: Migranten haben es deutlich schwerer http://www.fr-online.de/bildung/bildungsbericht-2014-migranten-haben-es-deutlich- schwerer,24827914,27477124.html

· Bundeszentrale für politische Bildung: Grundlagendossier Migration. Bildung und Integration http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/dossier-migration/56490/bildung

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ARBEITSBLATT - 1 von 2:

WIE IM RICHTIGEN LEBEN, WIE IN DER RICHTIGEN BILDUNG

Fragen für die Spielleitung: Kannst du...

...eine faire Behandlung von Lehrer*innen erwarten?

...davon ausgehen, dass du nicht auf Grund deines Geschlechtes schlechtere Noten bekommst?

...Nachhilfeunterricht nehmen?

...davon ausgehen, dass deine familiäre Situation für deine Noten keine Rolle spielt?

...dir Hilfe holen, wenn du welche brauchst und weißt du, wo es diese gibt?

...davon ausgehen, dass über deine Herkunft keine herabwürdigenden Witze gemacht werden?

...ein Austauschjahr in den USA machen?

...an einer Hochschule oder Universität studieren?

...studieren was und wo du möchtest?

...davon ausgehen, dass du während dem Studium nicht zusätzlich arbeiten musst?

...Leiter*in dieser Schule werden?

...davon ausgehen, dass dein Name oder dein Foto in einer Bewerbung nicht dazu führen, dass du gar nicht erst zum Gespräch eingeladen wirst?

...davon ausgehen, dass sich deine Herkunft, dein Glauben, dein Geschlecht oder dein Äußeres in einem Bewerbungsgespräch nicht nachteilig auswirken?

...davon ausgehen, nicht nach deiner (vermeintlichen) Herkunft gefragt zu werden?

...davon ausgehen, dass du die gleichen Karrierechancen hast wie andere mit vergleichbaren Qualifikationen?

...davon ausgehen, dass die Ausbildung/das Studium, das du gemacht hast, anerkannt wird?

...davon ausgehen, dass dir wichtige Informationen in deiner Muttersprache übermittelt werden?

...im Fall von Arbeitslosigkeit an einer Umschulung teilnehmen?

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ARBEITSBLATT - 2 von 2:

WIE IM RICHTIGEN LEBEN, WIE IN DER RICHTIGEN BILDUNG

Rollenkarten für die Schüler*innen (Kopiervorlage)

Eine 16-jährige Schülerin, ihre Mutter ist alleinerziehend, 42 Jahre alt, kommt von den Philippinen und arbeitet als Krankenschwester.

Eine 19-jährige türkische Abiturientin mit muslimischem Hintergrund, will Philosophie studieren.

Ein 10-Jähriger Junge, deutsch, geht aufs Gymnasium, teilt sich ein Zimmer mit seinem älteren Bruder, der ihm manchmal bei den Hausaufgaben hilft, die Mutter ist alleinerziehend.

Ein 8-Jähriger Junge, deutsch, lebt mit seiner Mutter in einem sogenannten “Problembezirk”, die Mutter ist selten zuhause.

Eine 18-jährige deutsche Handelsschülerin mit guten Noten.

Ein 17-jähriger Tischlerei-Azubi mit Migrationshintergrund.

Ein 26-jähriger ghanaischer Asylbewerber, keine Arbeitserlaubnis, ledig.

Ein 25-jähriger Spätaussiedler, macht gerade sein Abitur nach und muss nebenbei jobben.

Eine 20-jährige Telekom-Auszubildende, wird nach der Ausbildung übernommen.

Ein 10-jähriges Mädchen, die Mutter ist nicht erwerbstätig und kommt aus Thailand, der Vater ist deutsch und besitzt ein kleines Unternehmen, in dem er sehr viel arbeitet.

Ein 16-jähriger iranischer Flüchtling, männlich, ledig, unsicherer Aufenthaltsstatus.

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Eine 19-jährige Punkerin, jobbt in der Kneipe, hat die Schule mit 16 abgebrochen.

Eine 16-jährige Schülerin, beide Eltern sind erwerbstätig. Sie wohnen alle gemeinsam in einem Reihenhaus.

Eine 17-jährige Gymnasiastin, jobbt viel neben der Schule, um sich coole Klamotten leisten zu können, hat einen Freund.

Eine 15-jährige Schülerin, geht aufs Gymnasium, spielt gern Fußball, will vielleicht studieren, weiß aber noch nicht was. Die Eltern wollen, dass sie Medizin studiert.

Eine Grundschülerin, die Mutter ist Hausfrau, der Vater arbeitet als IT-Spezialist in einer Firma.

Eine 23-jährige Bankkauffrau, türkischer Herkunft, Muslimin, ledig.

Ein 17-jähriger Azubi der Kommunikationselektronik, ledig, schwul.

Ein 18-jähriger Abiturient, hilft dem Vater im eigenen Betrieb aus und besitzt ein Auto.

Eine 17-jährige Abiturientin, deutsch, ledig, sitzt im Rollstuhl.

Eine 15-jährige Realschülerin, die Mutter ist schwarze Deutsche und arbeitet an der Universität.

Ein 18-jähriger marokkanischer Hilfsarbeiter mit Hauptschulabschluss, ledig.

Eine 16-jährige Schwangere, geht aufs Gymnasium, deutsch, ledig.

Eine 19-jährige Schülerin der 12. Klasse, die Eltern besitzen ein Geschäft.

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