BTU , Lehrstuhl Technikgeschichte Die Transportrevolution auf Schienen These

Die Eisenbahn war und ist leistungsfähiger als jedes andere Verkehrsmittel.

Lokomotive „Der Adler“ mit Personenwagen, Nachbau von 1935 Quelle: DB Museum Nürnberg Gliederung

1. Ein gesamtdeutsches Eisenbahnnetz entsteht

2. Der „Eisenbahnkönig“ Strousberg

3. Eisenbahnen unter staatlicher Verwaltung: Die Länderbahnen

4. Das preußische Kleinbahngesetz von 1892: Auch das Hinterland wird erschlossen

5. Die Gründung der Deutschen Reichsbahn 1920: Effizienz durch Vereinheitlichung

6. Die Eisenbahn im Zweiten Weltkrieg

7. Die Reichsspurbahn: Größte Eisenbahn der Welt, welche nie gebaut wurde

8. Teilung Deutschlands – Teilung der Eisenbahn Ein gesamtdeutsches Eisenbahnnetz entsteht

 Prof. Friedrich List (1789-1846) entwickelt nach Reisen nach England und in die USA die Idee für ein deutsches Eisenbahnsystem

 Forderung: Beseitigung der Zollschranken

 Eisenbahnen dort bauen, wo keine natürlichen Wasserwege vorhanden waren

 1834: Gründung des Deutschen Zollvereins

 Sachsen: Bau der -Dresdner- Eisenbahn

 Preußen: Setzt vorerst noch auf Chausseebau Friedrich List auf einer Gedenkbriefmarke von 1989 Ein gesamtdeutsches Eisenbahnnetz entsteht

Entwurf von Friedrich List für ein gesamtdeutsches Eisenbahnnetz

Quelle: Wikipedia Ein gesamtdeutsches Eisenbahnnetz entsteht

 Ab 1840: Bauboom

 Zunächst noch uneinheitliche Spurweiten, später Anpassung auf 1435 mm

 Die meisten Strecken wurden durch Aktiengesellschaften errichtet, eine staatliche Konzession war nötig

 Vernetzung der lokal entstandenen Strecken untereinander

 Teils mehrere Bahnhöfe einzelner Gesellschaften pro Stadt

 Entwicklung einer deutschen Eisenbahnindustrie, unabhängig von Importen (Borsig, Maffai, Schwarzkopff, uva.)

 Die Eisenbahn ersetzt die Postkutsche

 Entdeckung der Eisenbahn für militärische Zwecke

 Technische Weiterentwicklungen steigern die Leistungsfähigkeit Ein gesamtdeutsches Eisenbahnnetz entsteht

Verladung von Kutschwagenkästen auf Eisenbahnuntergestelle: Ein besonderer Service für wohlhabende Reisende

Quelle: Sammlung Hörnemann

Zug der ersten Deutschen Fernbahn Leipzig- Quelle: Sammlung Rampp Der „Eisenbahnkönig“ Strousberg

 1861: Bethel Henry Strousberg vermittelt erstmals zwischen Geldgebern und dem Komitee der Tilsit-Insterburger Eisenbahn

 Das “System Strousberg“ entsteht:

 Strousberg entwirft die Strecke und beantragt die Konzession

 Ein kleiner Teil der Aktien bleibt im Unternehmerbesitz (der Direktion)

 Stammaktien werden an die Börse gebracht -> Geld für den Bau

 Strousberg beauftragt die günstigsten Baufirmen und beschafft den Baugrund

 Strousberg übernimmt die Organisation des Bahnbetriebs

Der „Eisenbahnkönig“ Strousberg

 Sieben Eisenbahnstrecken in Preußen entstanden zwischen 1861 und 1871 auf diese Weise

 Die Planungsbüros von Strousberg arbeiteten an mehreren Projekten gleichzeitig

 Knackpunkt der Finanzierung: Es wurden Aktien für Strecken verkauft, die es noch gar nicht gab

 Aktien waren zu teuer und es traten Baumängel auf -> Strousberg erhielt keine Aufträge mehr

 1884: Strousberg stirbt verarmt

Bethel Henry Strousberg Quelle: Sammlung E. Preuß Eisenbahnen unter staatlicher Verwaltung: Die Länderbahnen

 Die vielen Privatbahnen behindern überregionale Transporte

 Ablauf vieler Konzessionen nach 30 Jahren

 Verstaatlichung bringt Sicherheit

 Preußen kauft nach 1871 die meisten Privatbahnen auf -> günstige Finanzlage nach gewonnenem Deutsch-Französischen Krieg

 Reichskanzler Bismarck will eine einheitliche Staatsbahn -> Dieser Wunsch erfüllt sich zunächst noch nicht

 Lokomotiven und Personal werden an den Grenzbahnhöfen gewechselt

 Schaffung erster einheitlicher Bauarten für Lok und Wagen

Liste der 1912 in Betrieb befindlichen Staatseisenbahnen in Deutschland

Name km km Normalspur Schmalspur Großherzoglich Badische Staatseisenbahn 1.735 28 Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz Eisenb. 1.094 - Großherzoglich Oldenburgische Staatseisenbahn 652 - Königlich Bayerische Staats-Eisenbahnen 8.034 115 Militär–Eisenbahn Marienfelde–Zossen–Jüterbog 71 - Königlich Sächsische Staatseisenbahnen 2.814 508 Königlich Württembergische Staats-Eisenbahnen 1.998 101 Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen 2.022 78 Preußische Staatseisenbahnen 38.790 239 Gesamtstreckenlänge: 58.297,52 km 57.228 1.070 Karte des deutschen Eisenbahnnetzes von 1896

Quelle: Herrmann Beyer & Söhne, Langensalza Das preußische Kleinbahngesetz von 1892: Auch das Hinterland wird erschlossen

 Viele ländliche Gebiete hatten noch keinen Eisenbahnanschluss

 Der Bau erschien dem Staat unrentabel

 Vereinfachung in der Bauweise: Niedrigere Kosten, aber auch niedrigere Geschwindigkeit

 Gemischte Züge mit Güter- und Personenbeförderung (GmP)

Bahnhof Göhren der Rügenschen Kleinbahnen, um 1900 Quelle: Sammlung Kieper Das preußische Kleinbahngesetz von 1892: Auch das Hinterland wird erschlossen

 Private Gesellschaften aus Landkreisen, Kommunen und Anliegern gründeten sich

 Kleinbahn-Pionier Friedrich Lenz spezialisierte sich auf Planung und Bau nach einheitlichen Normalien

 Bis 1914: Über 300 Strecken mit mehr als 10.000 km Länge

 Viele Kleinbahnen werden als Schmalspurbahnen gebaut

Typischer Kleinbahnzug mit Fahrzeugen von Lenz & Co. Auf der Museumsbahn Bruchhausen- Vilsen - Asendorf

Quelle: Ludger Kenning Die Gründung der Deutschen Reichsbahn 1920: Effizienz durch Vereinheitlichung

 Die Länderbahnen werden vom Deutschen Reich (Weimarer Republik) übernommen und verwaltet

 Ab 1925: Einheits-Lokomotivbau-Programm -> Ziel: Ablösung der veralteten Länderbahnbauarten

 Reparatur- und Beschaffungskosten senken durch einheitliche Bauteile (untereinander tauschbar)

 Erlass der Eisenbahn- Bau- und Betriebsordnung (EBO)

 Mitte der 30er Jahre: Aufbau eines Schienen-Schnellverkehr-Netzes mit stromlinienförmigen Lokomotiven und Triebwagen

 1935: Rekordfahrt der 05 002: 200,2 km/h

 Dieseltriebzug „Fliegender Hamburger“: - in 138 min

Die Gründung der Deutschen Reichsbahn 1920: Effizienz durch Vereinheitlichung

Foto: DB Museum Foto: Wikipedia

Schnellfahr-Dampflok, Baureihe 05 Einheits-Schnellzuglok, Baureihe 01

Foto: Menzel Foto: Meschenmoser SVT “Fliegender Hamburger” Schienenzeppelin von Franz Kruckenberg Die Eisenbahn im Zweiten Weltkrieg

 Ab 1939 dient die vorwiegend militärischen Zwecken

 Privatreisen werden als „nicht kriegswichtig“ verboten

 Massenhafte Produktion vereinfachter Kriegsloks für die Eroberung des Ostens

 Deportation per Bahn von Juden und anderen unschuldigen Bevölkerungs- gruppen in KZs

 Bahnanlagen sind Ziel von Bombern – Große Zerstörung und Verwüstung

 Der Bahnbetrieb wird bis zuletzt aufrecht erhalten Eisenbahngeschütz “Dora” Die Eisenbahn im Zweiten Weltkrieg

Kriegszerstörte Lokomotive

Zerstörte Bahnanlagen, von Luftaufklärern fotografiert Die Reichsspurbahn: Größte Eisenbahn der Welt, welche nie gebaut wurde

persönlich forderte 1942 eine Breitspurbahn als Ergänzung zu seinen gigantischen Bauplänen in Berlin, München, Hamburg und

 Erschließung des Osteuropäischen Raumes

 Spurweite: Ursprünglich 4 m bis 7 m (!), später auf 3 m festgelegt

 Trotz aussichtslosem Kriegsverlauf: Das Breitspurbahn-Projekt wird technisch bis ins Detail ausgearbeitet

Quelle: Robin Barnes, Broader than broad Die Reichsspurbahn: Größte Eisenbahn der Welt, welche nie gebaut wurde

 zweistöckige, 7 m hohe Wagen, mehrteilige Lokomotiven mit 30.000 PS Leistung, Reisegeschwindigkeit: 250 km/h

 Die Deutsche Reichsbahn lehnt das Projekt ab

 Zum Bau kommt es nicht mehr

Quelle: Robin Barnes, Broader than broad Teilung Deutschlands – Teilung der Eisenbahn

 Die Deutsche Reichsbahn bleibt in der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR bestehen

 Reparationsleistungen: Zweites Gleis wird demontiert, viele Loks und Wagen müssen abgegeben werden

 Beseitigung der Kriegsschäden unter schwierigsten Bedingungen

 1949: Gründung der Deutschen Bundesbahn

 Wettbewerb mit dem aufkommenden Straßenverkehr

 Viele Streckenstilllegungen in den 1960er Jahren Teilung Deutschlands – Teilung der Eisenbahn

 Elektrifizierung in Ost und West in weiser Voraussicht mit demselben Stromsystem

 1994: Zusammenschluss beider Staatsbahnen zur Deutschen Bahn AG und Einleitung der Bahnreform

 Heute: knapp 37.000 km Eisenbahnstrecken, um 1920: 65.000 km

Moderne Hochgeschwindigkeitszüge wie der ICE sind heute das Aushängeschild der Bahn Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! Verwendete Literatur

 Bahn Extra 3/2004, 200 Jahre Eisenbahn. Meilensteine der Technik, München 2004

 Rammelt/ Fiebig/ Preuß, Geschichte der Klein- und Privatbahnen – Entwicklung, Bau, Betrieb, Berlin 1995

 Hans Müller, Rund um die Eisenbahn, Berlin 1987

 Lexikon Erfinder und Erfindungen, Berlin 1986

 Anton Joachimsthaler, Die Breitspurbahn, München 1999

 Thomas Frister, Bombenziel Deutsche Reichsbahn, Freiburg 1999