Ortsgemeinde Otterstadt Ortsentwicklungskonzept für die Ortsgemeinde Otterstadt

Bericht

Karlsruhe März 2019 Ortsgemeinde Otterstadt Ortsentwicklungskonzept für die Ortsgemeinde Otterstadt

Bericht

Bearbeiter

Dr.-Ing. Frank Gericke (Projektleitung)

Dipl.-Ing. Marc Christmann (Rgbm.)

M.Sc. Stephan Fritsch

Verfasser

MODUS CONSULT Dr.-Ing. Frank Gericke

Pforzheimer Straße 15b 76227 Karlsruhe 0721 / 940060

Erstellt im Auftrag der Ortsgemeinde Otterstadt

im März 2019

Ortsgemeinde Otterstadt Ortsentwicklungskonzept Karlsruhe 05.03.19 Otterstadt Ortsentwicklungskonzept.wpd Bericht 3

Inhalt

1. Aufgabenstellung ...... 5

2. Vorgehensweise ...... 8

3. Planungsgrundlagen und Rahmenbedingungen ...... 10 3.1 Planungsrechtlicher Bestand ...... 10 3.2 Demographische Situation ...... 13 3.3 Siedlungs- und Freiraumstruktur ...... 15

4. Stärken und Schwächen ...... 21 4.1 Stärken und Potenziale ...... 21 4.2 Schwächen und Konflikte ...... 23

5. Ziele und Handlungsfelder ...... 27 5.1 Lebendiges Ortszentrum ...... 27 5.2 Weiterentwicklung Wohnen und Wohnqualität ...... 27 5.3 Verbesserung der Verkehrssituation für alle Verkehrsteilnehmer ..... 28 5.4 Entwicklung als Gewerbe- und Dienstleistungsstandort ...... 28 5.5 Entwicklung der Landschaft für die Naherholung ...... 28 5.6 Aufwertung des öffentlichen Raumes ...... 28 5.7 Sicherung und Entwicklung der Infrastruktur ...... 28

7. Maßnahmen ...... 31 7.1 Lebendiges Ortszentrum Otterstadt ...... 31 7.2 Wohnen ...... 34 7.3 Gewerbe ...... 38 7.4 Verkehr ...... 39 7.5 Umwelt und Naherholung ...... 42 7.6 Baustruktur ...... 44

8. Maßnahmenliste ...... 46

9. Zusammenfassung ...... 52

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Abbildungen

Abb. 1: Historischer Ortskern mit überwiegend landwirtschaftlicher Baustruktur 10

Abb. 2: Einwohnerentwicklung Otterstadt von 1975 bis 2015 14

Abb. 3: Kraftfahrzeugbestand in Otterstadt und VG Rheinauen 14

Abb. 4: Herr Dr. Gericke präsentiert den Arbeitsstand beim Bürgerabend 29

Abb. 5: Diskussion in der Arbeitsgruppe über Stärken/Schwächen/Ideen 30

Abb. 6: Struktur der giebel- und traufständigen Fassaden 37

Abb. 7: Aufbau und Struktur ortsbildprägender Fenster 37

Pläne

Plan 1 Regionalplan Plan 2 Flächennutzungsplan Plan 3 Bebauungspläne und Umriss Dorferneuerungskonzept

Plan 4.1 Hoch- und Druckwasser bei HQ100

Plan 4.2 Hochwasser bei HQextrem Plan 5 Schutzgebiete Natur Plan 6 Verkehrshierarchieplan und ÖPNV-Angebot Plan 7 Öffentliche Einrichtungen Plan 8 Erdgeschossnutzungen und Leerstände Plan 9 Grünstruktur und Naherholung Plan 10 Naherholung in der Umgebung Plan 11 Baulücken und Erweiterungspotenzial Plan 12 Kulturdenkmäler und ortsbildprägende Elemente Plan 13 Gebäudestellung und Dachform Plan 14 Traufhöhen der Hauptgebäude Plan 15 Abweichende Firsthöhen der Hauptgebäude Plan 16 Chancen und Konflikte Plan 17 Maßnahmeplan Plan 18 Ensemble-Bereiche und Beispiele ortsbildprägender Elemente Plan 19 Bauzonen

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1. Aufgabenstellung

Im Jahr 1988 wurde für Otterstadt ein Dorferneuerungskonzept aufgestellt. Es war bislang eine Leitschnur für die Entscheidung zu einzelnen Bauvorhaben. Nun soll das Dorferneuerungskonzept in Verbindung mit einer breit angelegten Bürgerbe- teiligung aktualisiert werden und an die aktuellen Aufgabenstellungen angepasst werden, die sich aus den Anforderungen der Nachnutzung für ältere Gebäude und der 2.-Reihe-Bebauung im Ortskern, der Regelung für Flächen im Innenbereich ohne Bebauungsplan, dem Erhalt der Nahversorgung, dem Erhalt der Grünen Innenbereiche, der Gestaltung der öffentlichen Verkehrsflächen und des Ruhen- den Verkehrs ergeben.

Für weite Teile der Ortslage von Otterstadt liegen keine bauplanungsrechtlichen Grundlagen vor. Diese Flächen werden nach § 34 BauGB beurteilt. Als Maßstab in diesem Sinne soll der Rahmenplan der Ortsentwicklung als städtebauliches Leitbild für Otterstadt dienen, der die Beurteilung im Rahmen der insgesamt angestrebten Entwicklung ermöglicht, solange kein Bebauungsplan vorliegt.

Damit nun die Ziele für die Gesamtentwicklung der Ortslage umfassend bestimmt werden können, wird ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept für Otterstadt aufgestellt. Mit diesem Instrument wird Otterstadt eine aktive und steuernde Rolle erhalten, die Entwicklungsziele zusammen mit der Bürgerschaft zu entwickeln und zu definieren. Der konkrete Gebietsbezug bietet eine gute Grundlage für die problemorientierte Lösungsentwicklung und fördert die Kom- munikation und Kooperation zwischen den beteiligten Akteuren.

Ein städtebauliches Leitbild schafft in diesem Zusammenhang konkrete, lang- fristig wirksame und vor allem lokal abgestimmte Lösungen für eine Vielzahl von Herausforderungen und Aufgabengebieten wie zum Beispiel städtebauliche, funktionale oder sozialräumliche Defizite und Anpassungserfordernisse. Dabei berücksichtigt es regionale und gesamtörtliche Rahmenbedingungen.

Folgende zentrale Eigenschaften können mit der integrierten städtebaulichen Planung erreicht werden. Ein städtebauliches Leitbild...

< bezieht sich auf ein konkretes Gebiet und stimmt teilräumliche Planungen mit den übergeordneten räumlichen Ebenen (Verbandsgemeinde, Region) ab,

< begründet Anpassungserfordernisse und beschreibt Ziele und Handlungs- schwerpunkte

< verfolgt einen ganzheitlichen, integrierten Planungsansatz unter Beachtung sozialer, städtebaulicher, verkehrlicher, kultureller, ökonomischer und ökolo- gischer Handlungsfelder,

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< entwickelt lösungsorientierte Maßnahmen, die über reine Tatbestände der Bauleitplanung hinausgehen,

< setzt zeitliche und inhaltliche Prioritäten,

< ist interdisziplinäre Gemeinschaftsaufgabe verwaltungsexterner und -interner Akteure,

< entsteht unter Beteiligung der Öffentlichkeit,

< erleichtert die Bündelung öffentlicher sowie privater Mittel und fokussiert sie auf zielgerichtete und untereinander abgestimmte Maßnahmen,

< setzt Impulse für die Ortsentwicklung und initiiert Akteursnetzwerke,

< ist auf kontinuierliche Fortschreibung angelegt und dient als langfristiger Orientierungsrahmen,

< passt sich neuen Herausforderungen an und

< ist solange aktuell und hilfreich, wie Problemlagen und Entwicklungsziele fortbestehen.

Städte und Gemeinden sind Ankerpunkte für Wohnen, Leben, Arbeiten, Bildung, Freizeit und Kultur. Sie sind Identitätsstifter für ihre Einwohnerinnen und Ein- wohner. Deshalb ist es das Ziel einer nachhaltigen Ortsentwicklung, die Qualität nachfolgender Bereiche in den Gemeinden zu verbessern und langfristig zu sichern:

< Wohnen und Wohnumfeld,

< soziale, kulturelle und technische Infrastruktur,

< öffentlicher Raum,

< Baukultur,

< Wirtschaft, Landwirtschaft und Arbeitsplätze,

< Nahversorgung,

< Mobilität und Verkehrsinfrastruktur.

Eine zeitgemäße und zukunftsfähige Ortsentwicklung steht vor komplexen und vielschichtigen Aufgaben. Diese Aufgabenfelder werden von einer zunehmend kritischen Zivilgesellschaft begleitet. Bürgerinnen und Bürger wollen verstärkt an kommunalpolitischen Entscheidungen teilhaben. An die Stelle von parteipoliti- schem Engagement und Wahlen tritt in der Informationsgesellschaft zunehmend

Ortsgemeinde Otterstadt Ortsentwicklungskonzept Karlsruhe 05.03.19 Otterstadt Ortsentwicklungskonzept.wpd Bericht 7 die Meinungsäußerung über neue Medien und Kommunikationsstrukturen. Auf diesen Wegen werden unterschiedliche Interessen schneller gebündelt und artikuliert. Aus diesem Grund ist es äußerst wichtig, dass Kommunen Interessen- konflikte ernst nehmen. Entscheidungsprozesse transparent machen und Ent- scheidungen nachvollziehbar begründen. Das städtebauliche Leitbild bietet als integrierte Entwicklungskonzeption durch die integrative Herangehensweise ein vielfach bewährtes Instrument, um diesen Herausforderungen mit einem zwi- schen öffentlichen und privaten Akteuren abgestimmten Handeln zu begegnen und somit einen Rahmenplan für die konkrete Beurteilung von bauleitplaneri- schen Fragestellungen liefern.

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2. Vorgehensweise

Die Erarbeitung des Konzeptes erfolgt unter Einbindung der Bevölkerung. Durch den Beteiligungsprozess haben interessierte Teilnehmer aus der Politik, Verwaltung und Bürgerschaft in zwei Arbeitsgruppensitzungen mit ausgewählten Themenfeldern und einer vorangestellten Bürgerinformation aktiv an dem Pro- zess teilgenommen sowie räumliche und thematische Handlungsfelder, die für die zukünftige Entwicklung Otterstadts von zentraler Bedeutung sind, gemeinsam herausgearbeitet.

Die Grundlage für den Beteiligungsprozess bilden aktuelle Erhebungen in Otter- stadt, die von Modus Consult vorgenommen und grafisch dokumentiert sind, sowie das Dorferneuerungskonzept aus dem Jahr 1988. Die aktuellen Daten- grundlagen geben einen Einblick in den Regionalplan und Flächennutzungsplan der Ortsgemeinde und somit in Planwerke, die einen übergeordneten Zusammen- hang herstellen und Planungsvorgaben markieren. Fachliche Grundlagen bilden z.B. Informationen zu Hochwasser, naturräumlichen Schutzgütern und Verkehrs- angeboten für Straßen- und Öffentlichen Personennahverkehr und Radverkehr. Zur städtebaulichen Situation werden die Erdgeschossnutzungen erfasst sowie Baudenkmäler, Gebäudestellungen und Dachformen sowie Trauf- und Firsthöhen.

Neben der Ortslage werden auch Grünstrukturen, Naherholungs- und Sport- angebote in der Umgebung mit erfasst und als Grundlage für die Erörterung in den Arbeitsgruppen dokumentiert. In den Arbeitsgruppen werden die Daten- grundlagen aus allen Richtungen beleuchtet, diskutiert und bewertet, sodass in gewisser Weise Konflikte, Lösungsvorschläge und Prioritäten herausgearbeitet werden, die schließlich in der Entwicklung von Maßnahmen und Lösungsvor- schlägen münden.

Folgende Themenfelder werden für die Bearbeitung auf kommunaler Ebene und im regionalem Kontext bearbeitet:

< Verkehr/Energie/technische Infrastruktur,

< Natur/Umwelt/Landwirtschaft,

< Wohnen/Arbeiten/Wohlfühlen/Ortsmitte,

< Soziale Infrastruktur/Bildung,

< Kultur/Tourismus/Freizeit,

Dienstleistung/Handel/Gastronomie/Gewerbe.

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Folgende Bausteine werden für den Rahmenplan in allen Themenfeldern ergeb- nisorientiert erarbeitet, so dass sie für das Planungsgebiet zu konkreten Aus- sagen führen:

< Analyse der Ausgangssituation durch städtebauliche Bestandsaufnahmen,

< Definition von Leitzielen,

< Formulierung von daraus abgeleiteten Handlungsansätzen und Maßnahmen der Gebietsentwicklung,

< Entwicklung eines städtebaulichen Rahmenplanes (Baustruktur).

Im Hinblick auf die genannten Themen werden Ausgangslage, Prognoseansätze und Idealziele erfasst, nach Stärken und Schwächen bewertet und im Rahmen einer Gesamtdarstellung zusammengeführt. Alle Themen sind dabei in einem öffentlichem Arbeitsprozess mit Bürgern und Akteuren weiter ausgearbeitet und differenziert worden, so dass damit alle Bedürfnisse erkannt und in der richtigen Weise berücksichtigt sind.

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3. Planungsgrundlagen und Rahmenbedingungen

3.1 Planungsrechtlicher Bestand

3.1.1 Räumliche Lage

Die Ortsgemeinde Otterstadt befindet sich in der Rhein-Neckar Region im hoch verdichteten Bereich von am Rhein und und liegt ent- lang der großräumigen Entwicklungsachse Ludwigshafen am Rhein - Schiffer- stadt - . Die Ortsgemeinde liegt innerhalb des Rhein-Pfalz-Kreises in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Rheinauen an, welche neben Otterstadt noch die Ortsgemeinden Waldsee, und verbindet.

Über die B9 ist Otterstadt an die Oberzentren Ludwigshafen am Rhein und Mann- heim im Norden und Karlsruhe im Süden angebunden. Die A61 bindet Otterstadt an das Mittelzentrum Speyer in direkter Nachbarschaft im Süden an. Über Otter- stadt wird das Naherholungsgebiet Binsfeld und der Angelhofer Altrhein mit zahlreichen Freizeitmöglichkeiten erreicht.

Die vorhandene Buslinie 572 verbindet Otterstadt mit Speyer und den nördlichen Gemeinden Waldsee, Neuhofen und Rhein- gönheim.

Bis in das 19. Jahrhundert hinein war Otterstadt von der Land- wirtschaft geprägt. Sie prägte nicht nur das Landschaftsbild im Umland sondern auch das Dorf selbst. Diese landwirtschaftliche Prägung ist im historischem Ortskern, welcher in Abb. 1 dar- gestellt ist, bis heute in der Bau- und Grundstücksstruktur wie- derzuerkennen.

Der historische Ortskern ist Zen- trum für öffentliche Einrichtun- gen, Nahversorgung, Gastrono- mie und bietet mit dem Königs- Abb. 1: Historischer Ortskern mit überwiegend landwirt- platz eine öffentliche Freifläche schaftlicher Baustruktur an.

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3.1.2 Regionalplan

Plan 1 Der Regionalplan Rhein-Neckar (gültig seit 15.12.2014) weist Otterstadt als Sied- lungsbereich mit einer Siedlungsfläche für Gewerbe im südlichen Teil der Ge- meinde aus. Siedlungsbereiche sind Schwerpunkte der Siedlungsentwicklung. Sie dienen der räumlichen Konzentration der Eigenentwicklung sowie der über die Eigenentwicklung hinausgehenden Siedlungstätigkeit.

Mit Ausweisung der Siedlungsbereiche werden Schwerpunkte festgelegt, in denen sich die über die reine Eigenentwicklung hinausgehenden Entwicklungen, d.h. die sich aus sogenannten Wanderungsgewinnen der Gemeinden ergebende Sied- lungstätigkeiten konzentrieren soll. Die Siedlungsbereiche kommen darüber hinaus als Standorte in Frage, wenn die Eigenentwicklung mehrerer Gemeinden oder Gemeindeteile räumlich zusammengefasst werden soll. Die Vorteile dieses Konzentrationsprinzip werden vor allem dann wirksam, wenn die Siedlungs- schwerpunkte unmittelbar mit den in Entwicklungsachsen gebündelten Band- infrastruktureinrichtungen verknüpft werden. Siedlungsbereiche gliedern die Entwicklungsachsen in besiedelte Zonen und Zonen, die frei von Besiedlung gehalten werden sollen. Um eine geordnete Entwicklung der Siedlungsstruktur zu erreichen, werden die Siedlungsbereiche innerhalb der Entwicklungsachsen durch Siedlungsbereiche außerhalb der Entwicklungsachsen ergänzt.

Aus der Raumnutzungskarte auf Plan 1 lässt sich ablesen, dass fast keine freie Planungsfläche mehr um Otterstadt zur Verfügung steht, da die Ortsgemeinde aus regionalplanerischer Sicht von vorhandenen Restriktionen umschlossen wird. Die Siedlungsfläche wird im nördlichen, östlichen und südlichen Bereich von einem Vorranggebiet bzw. Vorbehaltsgebiet für den vorbeugenden Wasserschutz und einem regionalen Grünzug eingerahmt. Im Westen grenzt an den Siedlungs- bereich ein Vorrangebiet für die Landwirtschaft , ein regionaler Grünzug und eine Grünzäsur an. Restriktionen dieser Art schließen eine bauliche Nutzung aufgrund der raumordnerischen Zielsetzung aus. Lediglich die Inanspruchnahme der regionalen Grünzüge für Verkehrsanlagen oder Leitungen, sowie für privilegierte Vorhaben, ist in begründeten Fällen möglich, wenn ihre Realisierung der genann- ten Zielsetzung nicht entgegensteht und keine Alternative mit geringerer Bela- stung vorhanden ist.

3.1.3 Flächennutzungsplan

Plan 2 Die Flächennutzungen nach dem Flächennutzungsplan der Verbandsgemeinde Rheinauen werden in Plan 2 dargestellt. Hieraus lässt sich ablesen, dass der historische Ortskern in Otterstadt als gemischte Baufläche, der Westen und

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Norden als Wohnbaufläche, und im Süden als gewerbliche und gemischte Bauflä- che, ausgewiesen sind. Im Ortskern ist zwischen der Lindenstraße und Speyerer Straße eine Gemeinbedarfsfläche dargestellt, welche die Schule, die Kirche, das Rathaus, den Kindergarten und das Remigiushaus umfasst. Östlich des Siedlungs- gebiets befinden sich einzelne, kleinere Flächen für Gemeinbedarf, Hausgärten und Kleingärten, Versorgungsanlagen und Gewerbe.

Erkennbar ist die ausgewiesene geplante Wohnbaufläche im Westen der be- stehenden Wohnbaufläche von Friedhof bis Rüdigerstraße. Im Westen der be- stehenden gewerblichen Baufläche ist ebenfalls eine geplante gewerbliche Baufläche. Darüber hinaus sind keine weiteren geplanten Wohn- oder gewerb- lichen Bauflächen dargestellt.

3.1.4 Bebauungspläne und Dorferneuerungskonzept (1988)

Plan 3 Für die Ortsgemeinde Otterstadt sind insgesamt 11 Bebauungspläne aufgestellt worden, deren Geltungsbereiche westlich, nördlich und östlich des Ortskerns liegen. Für den historischen Ortskern wurde 1988 ein Dorferneuerungskonzept (DEK) beschlossen.

In den mit Bebauungsplänen überplanten Gebieten sind Art und Maß der bauli- chen Nutzung eindeutig geregelt. Um für den historischen Ortskern eine Grundla- ge für Vorgaben an neue Bauvorhaben zu schaffen, wurde ein DEK erstellt. Die maßgeblichen Ziele des DEK sind der Erhalt der Mischnutzung, der Versorgungs- strukturen und ortsbildprägenden landwirtschaftlichen Gebäude. Es beinhaltet Hinweise zur Gebäudegestaltung, Regeln für Ortsrandbebauung bzw. Bebauung in 2. Reihe und die Freihaltung von ökologisch bedeutsamen Blockinnenbereichen.

3.1.5 Hochwasser

Plan 4.1 Im Hochwasserplan des Landesamtes für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz wird verdeutlicht, welche Flächen bei einem 10-jährigen Hoch- wasserereignis (HQ 100) in Otterstadt betroffen werden. Es kann entnommen werden, dass primär die Gebiete nördlich der Mannheimer Straße und östlich bzw. südlich der Speyerer Straße durch Druckwasser bis zu 2-3m Höhe bedroht sind. Im Ortskern sind nur vereinzelt Flächen im Norden und Osten durch Hoch- wasser bedroht.

Plan 4.2 Auch bei einem Dammbruchszenario (HQ Extrem) sind etwa die gleichen Flächen betroffen. Damit wird dokumentiert, dass die Hochwassersituation bis zu rund 98m über NN erheblichen Einfluss auf die Entwicklungsplanung hat.

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3.1.6 Schutzgebiete Natur

Plan 5 Der Plan ‘Schutzgebiete Natur’ stellt die naturschutzfachliche Situation in und um Otterstadt auf Basis der Daten der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz dar. Hierbei werden naturschutzrechtliche Restriktionen ersichtlich. Nördlich der L535/Mannheimer Straße, östlich und südlich der Speyerer Straße/K23 verläuft ein Landschaftsschutzgebiet. Entlang des Altrheins und den Uferflächen, sowie im Bereich der Seen im Naherholungsgebiet Binsfeld, befinden sich Vogelschutz- gebiete.

Im Bereich des Altrheins und seinen Ufergebieten befindet sich außerdem ein FFH-Gebiet. Schutzwürdige Biotope sind in diesem Bereich ebenfalls kartiert und außerdem nördlich der L535 in Richtung Waldsee. Es zeigt sich damit einerseits die Hochwertigkeit der umliegenden Natur, aber andererseits auch, dass es erhebliche Restriktionen bei potenziellen Erweiterungsplanungen gibt.

3.2 Demographische Situation

3.2.1 Einwohnerdaten

Die Ortsgemeinde Otterstadt hatte im Jahr 2016 (Stand 31.12.2016) insgesamt 3.404 Einwohner. Otterstadt ist damit innerhalb der Verbandsgemeinde Rheinauen die kleinste Gemeinde hinter Altrip (7.640 EW), Neuhofen (7.210 EW) und Waldsee (5.862 EW).

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren lag in Otterstadt 2011 bei 17,6% (Basis Zensus 2011). Die Menschen mit einem Alter von mehr als 74 Jahren hatten 2011 einen Anteil von 8,9% an der Gesamtbevölkerung. Bei 1.363 Haushal- ten in Otterstadt, laut Zenus 2011, errechnet sich eine durchschnittliche Haus- haltsgröße von 2,41 Personen pro Haushalt.

Die Entwicklung der Einwohner seit 1975 wird in Abbildung 2 dokumentiert. Gene- rell ist für Otterstadt ein leichter Anstieg der Einwohnerzahl zu erkennen. Der größte Anstieg der Einwohnerzahl konnte bis 1981 verzeichnet werden, seitdem ist eine stagnierende bis leicht wachsende Entwicklung festzustellen.

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Abb. 2: Einwohnerentwicklung Otterstadt von 1975 bis 2015

Neue Herausforderungen an die Ortsgemeinde werden sich in Zukunft durch den Demographischen Wandel ergeben. Die Bevölkerung wird älter und bunter. Die verbesserten Lebenserwartungen der Bevölkerung im Allgemeinen führen zu einer erhöhten Anzahl älterer Menschen, die in Zukunft ihrem Alter entsprechend versorgt und gepflegt werden müssen.

Im Jahr 2011 waren, laut Zensus, bereits 21,4% aller Haushalte ausschließlich von SeniorInnen bewohnt. Damit lag Otterstadt über dem Durchschnitt der damaligen Verbandsgemeinde Waldsee, mit 19% aber etwa auf dem Niveau des Bundes- landes Rheinland Pfalz (21,3%) und der Bundesrepublik Deutschland (22%).

3.2.2 Kraftfahrzeugbestand

In den Jahren 2008 bis 2017 steigt die Zahl der Kraftfahrzeuge in der Ortsgemein- de kontinuierlich um rund 10% an, wie in Abbildung 3 abgebildet.

Abb. 3: Kraftfahrzeugbestand in Otterstadt und VG Rheinauen

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3.3 Siedlungs- und Freiraumstruktur

3.3.1 Verkehr

Plan 6 Die bestehende Straßenhierarchie in Otterstadt wird in Plan 6 dargestellt. In- nerhalb der Ortsgemeinde werden die höchste Straßenfunktion von der L535, K23 und Speyerer Straße (Gemeindeverbindungsstraße) übernommen, diese binden Otterstadt in Richtung Waldsee und Speyer an, sowie über die Fähre Richtung Brühl. Die Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz wird durch die B9 und A61 im westlichen Anschluss an die K23 der Ortsgemeinde gesichert.

Als innergemeindliche Hauptstraßen (Hauptsammelstraßen) sind die Römer- straße, Lindenstraße, Guidostraße, Kapellenstraße, Rüdigerstraße, Querstraße, Alemannstraße und Gotenstraße von großer Bedeutung. Sie durchziehen den Ort in Nord-Süd bzw. West-Ost-Richtung.

Aufgrund der noch immer hohen Bedeutung der Landwirtschaft in der Ortslage wird ein landwirtschaftliches Hauptwegenetz mit der Landwirtschaft entwickelt welches von den landwirtschaftlichen Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben durch Otterstadt und in das unmittelbare Umland führt. Innerhalb der Ortslage werden dabei von den Landwirten vor allem die Speyerer Straße, Mannheimer Straße und Lindenstraße genutzt bzw. benötigt. Über das ausgewählte Feldwegenetz werden im unmittelbarem Umland die bestehenden Aussiedlerhöfe erschlossen.

Prägnant für das Ortsbild im historischem Ortskern Otterstadts sind die schmalen Straßenquerschnitte. Durch parkende Autos auf diesen Straßen ist der Verkehr erschwert und schmale, straßenbegleitende Gehwege sind für Menschen mit Behinderung oder Menschen mit Kinderwagen nicht ausreichend dimensioniert.

Plan 6 Das vorhandene ÖPNV-Angebot ist ebenfalls in Plan 6 abgebildet. Otterstadt wird durch die Buslinie 572 im Stundentakt angefahren. Die Buslinie 572 verbindet Otterstadt im Süden mit Speyer und mit den nördlich liegenden Gemeinden bis Rheingönheim.

Die insgesamt 3 Haltestellen liegen am nord-westlichen Ortseingang in der Mannheimer Straße, in der nördlichen Lindenstraße direkt vor dem Ottermarkt und in der südlichen Lindenstraße in der Nähe der Kreuzung zur Kreuzgasse. Durch diese Lage der Haltestellen ergeben sich für die Bevölkerung in Otterstadt Laufwege von bis zu 400 Metern in den nördlichen, westlichen und östlichen Wohnlagen.

Plan 6 Die Rad- und Fußwege sind ebenfalls in Plan 6 kartiert. Als überörtlicher Fern- radweg verläuft der Rheinradweg entlang des Althreins von Norden kommend östlich an Otterstadt vorbei. Innerorts gibt es keine dedizierten Radwege für

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Fahrradfahrer. Sie müssen als Teilmenge Beachtung im Straßenverkehr finden. Durch den nicht unerheblichen Verkehr auf den Gemeindeverbindungsstraßen mit zum Teil erhöhter Verkehrsgeschwindigkeit, besteht für die schwachen Ver- kehrsteilnehmer ein erhöhtes Verkehrsrisiko beim befahren oder überqueren dieser Straßen.

In den jüngeren Siedlungsgebieten im Westen und Norden ist ein Fuß- und Rad- wegnetz ergänzend zu den straßenbegleitenden Wegen vorhanden. Dieses bietet den Fußgängern und Radfahrern eine schnelle und sichere Option bei der Fortbe- wegung in Otterstadt. In Plan 6 ist außerdem ein Bereich in der Schulstraße ohne Gehweg kartiert.

3.3.2 Öffentliche Einrichtungen

Plan 7 Otterstadt verfügt über eine große Anzahl an öffentlichen Einrichtungen. Aus Plan 7 ist ersichtlich, dass sich um den Königsplatz vermehrt wichtige Einrichtun- gen wie das Rathaus, ein Kindergarten, das Remigiushaus und die Kirche befin- den. Weitere ähnlich bedeutsame Ansammlungen von öffentlichen Einrichtungen sind in Otterstadt nicht vorzufinden.

3.3.3 Erdgeschossnutzungen und Leerstände

Plan 8 Die im Ortsbereich vorgefundenen Erdgeschossnutzungen werden in Plan 8 aufgeführt und zeigen vorwiegend Wohnnutzung auf. Im Umfeld des Königs- platzes ist eine Ansammlung von öffentlichen Einrichtungen zu erkennen, an- sonsten ist im Wohnsiedlungsbereich keine Ballung von besonderen Erdge- schossnutzungen festzustellen.

Von besonderer Bedeutung sind die landwirtschaftlichen Haupt- und Neben- erwerbsbetriebe, die in Plan 8 kartiert sind. Sie finden sich vor allem entlang der Speyerer Straße und Mannheimer Straße und in der unmittelbaren Umgebung in Form von Aussiedlerhöfen. Über die darüber hinaus sicher noch vorhandene landwirtschaftliche Nutzung der Scheunen in 2. Reihe liegen in den ansonsten privat genutzten Grundstücken keine Erkenntnisse vor.

Im südlichem Gewerbegebiet sind vermehrt Gewerbenutzungen kartiert, verein- zelt finden sich hier auch Einzelhandel und Dienstleistungen. Andere räumliche Konzentrationen von Erdgeschossnutzungen sind im Ortsgebiet nicht erkennbar.

Eine Vielzahl von Dienstleistungsunternehmen macht die größte Nutzungsgruppe im Ort aus. Gastronomie ist am Königsplatz, in der Speyerer Straße und als Ver- einsgaststätte am Standort des TuRa Otterstadt.

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Insgesamt ist anzumerken, dass nur wenige öffentlichkeitswirksame Erdgeschoss- nutzungen (z.B. Läden, Gastronomie) im Ortskern vorhanden sind, welche dort zur Belebung des öffentlichen Raumes und zur Stärkung der Ortsmitte beitragen.

Plan 8 Die Leerstände im Ort sind ebenfalls in Plan 8 dargestellt. Nur vereinzelt stehen Wohngebäude, ehemalige Läden und Gewerbeeinrichtungen leer. Eine zweifels- freie Erfassung von Leerständen ist aufgrund der schlechten Erkennbarkeit von außen zwar nicht möglich, aber auch im Arbeitskreis wird berichtet, dass es nur wenige Leerstände im Ort gibt.

3.3.4 Grünstrukturen und Naherholung

Plan 9 Otterstadt verfügt über große Naherholungspotenziale im Umland und nur gerin- ge öffentliche Grünstrukturen im Ort.

Die direkte Umgebung Otterstadts ist von Wasserflächen bzw. von landwirt- schaftlicher Nutzfläche/Grünland geprägt. Sie spielt eine wichtige Rolle für die Naherholungsmöglichkeiten. Die Speyerer Straße (K23) schafft allerdings eine Zäsur zur direkten Natur und den Naherholungsmöglichkeiten im Süden. An dieser Verkehrsstraße fehlt es an Querungshilfen.

Plan 9 In der Darstellung auf Plan 9 sind weiterhin stadtbildprägende Baumstrukturen dargestellt. Diese sind primär an den Randlagen des Ortes vorzufinden. Innerhalb der Ortslage gibt es nur wenige Baumstrukturen z.B. am Königsplatz und in der Lindenstraße.

Die eingezeichneten grünen Innenbereiche verdeutlichen die großen zusammen- hängenden Grünflächen in den Blockinnenbereichen. Diese haben einen hohen Wert für die Aufenthaltsqualität und das Kleinklima.

Des Weiteren sind Vereine, Spielplätze und sportlichen Zwecken dienende Ge- bäude und Einrichtungen im Plan dokumentiert, da sie der Naherholung dienen. Die im Plan dargestellten Spielplätze sind in ihrer Ausstattung nur auf eine sehr junge Zielgruppe ausgerichtet, wodurch Defizite für Jugendliche gesehen werden.

Plan 10 Im Norden gibt es im Gegensatz ein ausgebautes Feldwegenetz, dieses begünstigt dort die Verbindung zur Natur und die Nutzung der Wege zur Naherholung. Der Otterstädter Altrhein und das Naherholungsgebiet Binsfeld südlich von Otter- stadt auf Speyerer Gemarkung sind als weitere große Potenziale für die Nah- erholung anzusehen. Der Otterstädter Altrhein wird vor allem von Seglern und im Uferbereich von Campern genutzt. Das Naherholungsgebiet Binsfeld ist mit mehreren Baggerseen und einem Wochendhausgebiet für verschiedene Nutzer- gruppen attraktiv.

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3.3.5 Baulücken und Erweiterungspotenzial

Plan 11 Die Baulücken und Erweiterungspotenziale sind in Plan 11 dargestellt. Neben den im Ort vorhandenen Baulücken sind auch die im Flächennutzungsplan dargestell- te Wohnbauflächen eingezeichnet. Inwieweit eine Erweiterung oder Entwicklung einzelner Gebäude im alten Ortskern sinnvoll wäre, ist zu prüfen. Grüne Innen- bereiche werden, da sie eine hohe Wohn- und Klimaqualität bedeuten, nicht als Entwicklungspotenzial weiter verfolgt und sind deshalb nicht dargestellt.

3.3.6 Kulturdenkmäler und ortsbildprägende Elemente

Plan 12 Die städtebaulichen Strukturen sind in Plan 6 als Schwarzplan abgebildet. Die historischen Baustrukturen östlich der Lindenstraße im altem Ortskern sind klar zu erkennen und stellen einen Gegensatz zur Bebauung in den mit Bebauungs- plänen überplanten neueren Gebieten westlich der Lindenstraße aufgrund der vorherrschenden Grenzbebauung und der für landwirtschaftlich geprägte Orte typischen Haus-Hof-Situation mit teilweise noch vorhandenen Scheunenstruktur- ten zum Garten dar.

Otterstadt weist einige denkmalgeschützte Gebäude und Einzeldenkmäler auf, welche in Plan 12 dokumentiert sind. Diese sind von der Generaldirektion Kultu- relles Erbe Rheinland-Pfalz zusammengestellt. Denkmalgeschützte Gebäude und Einzeldenkmäler bilden einen Mehrwert für das Erscheinungsbild des Dorfbildes und tragen bei entsprechend gepflegtem Erscheinungsbild spürbar positiv zum Ortsbild Otterstadts bei.

Kulturgeschichtlich bedeutende und denkmalgeschützte öffentliche Gebäude im Ortskern sind unter anderem die Katholische Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt, die Grundschule und das Remigiushaus, die zusammen in dem Ensemble um den Königsplatz liegen, das als Einheit eine hohe ortsbildprägende und identitäts- stiftende Funktion für Otterstadt hat. Das Ensemble wird hier gebildet aus der Gestaltung der öffentlichen Räume (Platz, Grünanlage, Straße) und der angren- zenden Gebäude und den rückwärtig liegenden privaten Gärten, da auch Durch- blicke mit zu beachten und hinsichtlich der Gesamtwirkung zu gestalten sind. Die meisten Gebäude in diesem Ensemble fügen sich in die ortsbildprägende Ar- chitektursprache ein, die weiter unten erläutert wird, sodass sich das Planungs- ziel ergibt, die restlichen Gebäude architektonisch einzubinden.

Eine ebenso hohe ortsbildprägende Funktion hat das Ensemble aus Platz und Gebäuden um den Lindenplatz. Da der Platz derzeit nicht differenziert gestaltet ist, wird er ungeordnet als Parkplatz genutzt, sodass sich hieraus das Ziel einer Verbesserung ableiten lässt.

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Zusätzlich sind die im Dorferneuerungskonzept von 1988 identifizierten denkmal- schutzwürdigen Gebäude und die Gebäude, die aus ortsgestalterischen Gesichts- punkten schützenswert sind, in Plan 12 dargestellt. Die damals ausgewiesenen Ensemble-Bereiche, für die abgestimmte Gestaltungsmaßnahmen als notwendig angesehen wurden und ggf. Fehlentwicklungen durch bauleitplanerische Maß- nahmen gesteuert werden sollten, werden hier nicht wieder aufgegriffen, da sich der Rahmenplan für die Ortsentwicklung auf zusammenhängende Planungsmaß- nahmen konzentriert und die damals festgelegten unzusammenhängenden Flächen nicht mehr nachvollzogen werden können.

Im Rahmenplan werden dagegen Straßenräume und die daran angrenzenden Gebäude im historischen Ortsbereich in ihrer ortsbildprägenden Funktion auf- grund der typischen landwirtschaftlichen Struktur erkannt und als schützens- werte Bereiche ausgewiesen.

Aus einer Bewertung im Rahmen der Bürgerbeteiligung wird festgestellt, dass vereinzelte Gebäude mit veralteter oder schlecht gegliederter Fassade und schlechter Bausubstanz in Otterstadt stehen, die das Erscheinungsbild des Ortes negativ beeinflussen und dass zwar viele Vorderhäuser gepflegt und gut erhalten sind, aber die Hinterhäuser oft leer stehen und/ oder in der Pflege vernachlässigt wurden, sodass hier erheblicher Handlungsbedarf besteht.

Als weiteres wichtiges ortsbildprägendes Element wird die hohe Steinmauer an der Einmündung der Kollerstraße in die Speyerer Straße aus diesem Prozess mit aufgenommen.

3.3.7 Gebäudestellung und Dachform

Plan 13 Die Gebäudestellung bzw. Wirkung auf den Straßenraum der Dächer ist in Plan 13 dargestellt. Im historischem Ortskern ist dabei eine überwiegende Giebelständig- keit festzustellen, die teilweise auch durch Dachgauben oder Zwerchgiebel er- reicht wird. Daraus ergibt sich für den öffentlichen Raum ein lebendiges und bewegtes und doch einheitliches Straßenbild.

3.3.8 Trauf- und Firsthöhen der Hauptgebäude

Plan 14 Bei den Traufhöhen der Hauptgebäude ist im historischem Ortskern keine Ein- heitlichkeit festzustellen, da es unterschiedliche Dachneigungen gibt. Ein Großteil der Gebäude hat eine Traufhöhe zwischen 4-6 Meter. Vereinzelte Gebäude um den Königsplatz, wie das Rathaus oder der Kindergarten, haben eine Traufhöhe bis zu 10 Meter. Es zeigen sich Gebäudehöhen in der Regel mit 1 oder 2 Geschos- sen in der Ansichtsfläche und Dachhöhe, die bei unterschiedlichen Dachneigun-

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gen am Ende doch zu etwa gleichen Gesamthöhen führen und die das einheitli- che Gesamtbild in Otterstadt prägen.

Plan 15 Bei den Firsthöhen sind in den Straßen nur vereinzelt Gebäude festzustellen, welche entweder die direkte Umgebung überragen oder besonders klein sind. Insgesamt überwiegt eine einheitliche Gebäudehöhe, die bei der weiteren bauli- chen Entwicklung im Ort in jedem Fall berücksichtigt werden sollte.

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4. Stärken und Schwächen

Plan 16 Sowohl die Ortsbegehung und anschließende Bestandsanalyse als auch der Dialog mit Politik, Verwaltung und Bevölkerung in den Arbeitsgruppensitzungen ermöglichen klare Aussagen über die Stärken und Schwächen im Ort. Plan 16 dokumentiert diese räumlich und textlich. Im Folgenden werden die wesentlichen Defizite und Konflikte sowie Stärken und Potenziale genannt.

4.1 Stärken und Potenziale

Gewerbestruktur Otterstadts

Als besondere Qualität der Ortsgemeinde ist die bestehende, vielfältige Gewer- bestruktur und die gute Nahversorgung genannt. Das Angebot wird mit Otter- markt, Netto, Ärzten, Apotheke, Friseure, etc. besonders in Anbetracht der Ge- meindegröße von der Bevölkerung als besonders gut gelobt. Gleichzeitig wird das Gewerbegebiet am südlichen Ortsrand als Bereicherung verstanden, ohne den Ort zu sehr gewerblich zu prägen.

Verkehr

Die Anbindung Otterstadts im Straßenverkehr ist gut, ohne dadurch zu viel Durch- gangsverkehr zu haben. Im ÖPNV wird die Chance zur Verbesserung in einer Verdichtung des Fahrtaktes gesehen, die Haltestellenlage ist optimal für den Ort.

Dörfliche Struktur

Die Gebäudestruktur wird von der früher üblichen landwirtschaftlichen Gebäude- struktur mit Haus-Hof-Häusern und rückwärtigen Scheunen geprägt. Der Erhalt der Bebauungsstruktur in der 2. Reihe stellt ein wichtiges Potenzial für das Er- scheinungsbild und die Nutzungsmischung dar, sodass die Nutzung der Gebäude in 2. Reihe durch gewerbliche oder Wohnzwecke durch die richtige Ausweisung der Gebietsnutzungsart zu sichern ist. Die noch vorhandenen landwirtschaftli- chen Betriebe bereichern das Dorfbild und ermöglichen grundsätzlich die Nah- versorgung durch Hofläden. Teils historische Gebäude und Fassaden bereichern das Stadtbild. Mit dem großzügigen Königsplatz in der Ortsmitte wird ein Zentrum geboten, welches zum Verweilen einlädt und identitätsstiftend ist. Durch diese Struktur gibt es in Otterstadt ein “verschlafenes” Flair, das von der Bevölkerung positiv gesehen wird.

Innerörtliche Grünflächen und Grünverbindung

Über die innerörtlichen Grünflächen wird in den Arbeitsgruppen kontrovers diskutiert. Zum einen werden sie als Stärke für den Ort angesehen, da sie Wohn-

Ortsgemeinde Otterstadt Ortsentwicklungskonzept Karlsruhe 05.03.19 Otterstadt Ortsentwicklungskonzept.wpd Bericht 22 en mit großen Freiflächen ermöglichen und das Kleinklima positiv beeinflussen können. Zum anderen fehlt es an einer ausgeprägten Begrünung des Straßenrau- mes und der Gebäudefassaden.

Die Kleingärten im Osten der Ortsgemeinde vermitteln eine dörfliche Struktur und bieten den Bewohnerinnen und Bewohnern, welche über keine eigene große Gartenflächen auf ihrem Grundstück verfügen, eine Möglichkeit zum Anbau von eigenem Obst und Gemüse und Erholung im Grünen. Um die Erschließung dieser Kleingartenanlage zu verbessern, ist der fußgänger- und radfahrergerechte Ausbau des anliegenden Weges im Süden und Osten der Anlage notwendig.

Der begrünte Ortsrand fasst den Siedlungsbereich Otterstadts im Norden und Osten ein und schafft einen guten Übergang zur Natur. Durch die stadtbildprä- genden Baumstrukturen am südlichen Ortsrand wird ebenfalls ein grüner Über- gang zur Umgebung hergestellt.

Kindergarten- und Schulstandort

Otterstadt ist bei den Betreuungsangeboten für Familien mit Kindern gut aufge- stellt, da entsprechende Einrichtungen und Angebote in der Ortsgemeinde vor- handen sind. Dazu zählen die drei Kindergärten und die Grundschule. Ergänzend gibt es für Kinder spezifische Angebote aus der Natur-, Umwelt- und Erlebnispäd- agogik durch den Verein Naturspur.

Naherholungsmöglichkeiten, Vereinsangebot und Freizeitaktivitäten

Bezogen auf die Naherholungsmöglichkeiten, ist die Lage bzw. die naturräumli- che Ausstattung und die attraktive Landschaft als große Stärke Otterstadts her- vorzuheben. Die Lage der Ortsgemeinde in unmittelbarer Nähe zwischen dem Altrhein im Norden und Osten sowie dem Naherholungsgebiet Binsfeld im Süden bietet kurze Wege in die Natur und einen hohen Freizeit- und Naherholungswert für die Bewohner Otterstadts.

Die Nähe zur Segelanlage Kollersee bietet zusätzlich eine gute Naherholungs- möglichkeit für die Einwohner Otterstadt und stellt damit auch eine große Quali- tät dar.

Verstärkt wird dieses Potenzial durch das differenzierte Vereinsangebot. Die Vereine und vorhandenen Sportanlagen in Otterstadt bieten viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Zum Beispiel können vielfältige Sportangebote der TuRa Otterstadt oder verschiedene Ferienprogramme, Kurse und Workshops vom Naturspur e.V. genutzt werden.

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4.2 Schwächen und Konflikte

Wohnen

Die Bebauung im historischem Ortskern wird als zu dicht empfunden und die Bausubstanz muss in weiten Teilen saniert werden. Durch die nur noch wenig genutzten Wirtschaftsgebäude in der Haus-Hof-Struktur wird das Defizit in der Ausnutzung des Gebäudebestands deutlich und die Suche nach geeigneten Nutzungen notwendig, um die Gebäudesubstanz zu erhalten. Teilweise kann hier durch Entkernung allerdings auch ein Vorteil aus dem Konflikt entwachsen.

Wie der demographische Wandel verdeutlicht, muss sich die Ortsgemeinde auf eine immer älter werdende Bevölkerung einstellen, in Otterstadt mangelt es jedoch vor allem an Wohnangeboten für ältere Generationen.

Nutzungskonflikte: Wohnen und Verkehr

Nutzungskonflikte in Otterstadt bestehen hauptsächlich zwischen den Nutzungen Wohnen und Verkehr. Der schmale Straßenraum mit zu engen Gehwegen ist innerörtlich eine große Schwäche. Für Eltern mit Kinderwagen oder älteren Personen mit Gehhilfen, wie z.B. Rollatoren, sind diese teilweise nicht ausrei- chend breit und drängen zur Nutzung der Fahrbahn insbesondere dann, wenn der Gehweg durch parkende Kraftfahrzeuge zusätzlich verschmälert wird. Konflikte zwischen Kraftfahrzeugen und Passanten sind die Folge, die aufgrund der gerin- gen Geschwindigkeiten noch weitgehend ohne Folgen bleiben.

Problematisch ist die Auslastung der Straßenräume durch parkende Fahrzeuge, wodurch oftmals das Durchkommen für Einsatzfahrzeuge in Frage gestellt wird. Im Ort kommt es zusätzlich durch die Zweite-Reihe-Bebauung zu einer weiter steigenden Anzahl an PKW’s, die nicht mehr auf dem Grundstücken untergebracht werden können oder trotz Stellplatz auf dem Grundstück auf der Straße geparkt werden. Dadurch wird das Stellplatzproblem verschärft und die weitere Planung muss darauf reagieren.

Der breite Straßenraum der wichtigen Verkehrsstraße K23 im Süden des Ortes verführt zu erhöhten Geschwindigkeiten und führt dadurch zu Lärmbelästigungen und auch zur Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit, vor allem für Fußgänger und Radfahrer (Schulweg nach Speyer und Naherholung), welche die K23 über- queren wollen. Auf der K 23 wird auch das hohe Verkehrsaufkommen von Fremd- verkehr zum Rhein als großer Nachteil empfunden.

Die Lindenstraße als zentral gelegene Hauptverkehrsachse ist im Ortsbild noch unzureichend deutlich erkennbar und durch untergeordnete Einmündungen in die Speyerer Straße und Mannheimer Straße beeinträchtigt. Auch mit Blick auf

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den Busverkehr kann hier eine Veränderung in der Verkehrsführung die hohe Belastung in der früheren Hauptverkehrsader im alten Ortskern erreichen und den Verkehr auf der Lindenstraße flüssiger gestalten.

Der Verkehr von und zum Bauhof, z.B. zur Entsorgung von Grünabfällen, wird durch die Anwohner bemängelt, zumal auch die Zufahrt nicht optimal ausge- staltet ist. Der Bauhof sorgt für eine Verkehrsbelastung in den engen Straßen in der Ortsmitte unmittelbar neben dem Königsplatz, die dort nicht verträglich aufgenommen werden kann. Die benachbarte Feuerwehr ist durch das häufige Ausrücken der Fahrzeuge ein weiterer Störfaktor in der Ortsmitte, zumal die Befahrbarkeit im Ernstfall aufgrund der engen Straßenräume und dem hohen Parkdruck nicht immer gewährleistet werden kann. Eine Verlagerung von Bauhof und Feuerwehr in das Gewerbegebiet wird daher geprüft.

In der Mannheimer Straße verfügt der Gehweg nicht durchgängig über eine ausreichende Breite. Durch einzelne Bebauung wird der Gehweg punktuell stark verengt und ist dadurch nur eingeschränkt nutzbar.

Nutzungskonflikt: Landwirtschaft und Wohnen

Plan 6 Entlang der landwirtschaftlichen Hauptwege (siehe Plan 6) ist mit Immissionen in Form von Lärm, Erschütterungen und evtl. Gerüchen durch vorbeifahrende Fahr- zeuge zu rechnen. Dies betrifft einerseits die innerörtlichen Wohnhäuser und anderseits die Randlagen. Besonders im Nordwesten (Im Neufeld) verläuft der landwirtschaftliche Wege unmittelbar an den Gärten der Wohnhäuser eines Reinen Wohngebietes entlang und kann potenziell das Wohnen und Erholen durch Emissionen stören.

Die Wohnnutzung könnte ebenfalls durch Gerüche oder Lärm in unmittelbarer Nähe zu den innerörtlichen landwirtschaftlichen Betrieben beeinträchtigt wer- den, besonders wenn von den Landwirten Tiere gehalten werden.

Nutzungskonflikt: Landwirtschaft und Verkehr

Die landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge besitzen eine Fahrzeugbreite von bis zu 3,00 Metern zuzüglich untergeordneten Anbauten und benötigen für eine sichere Durchfahrt eine Fahrbreite von mindestens 3,75 Metern. In den innerörtlichen Straßen kommt es dadurch bei Gegenverkehr oder parkenden Autos im Straßen- raum zu gefährlichen Situationen, in denen der Verkehr behindert wird. Ins- besondere die landwirtschaftlichen Hauptwege sind so zu gestalten, dass sie von dem landwirtschaftlichen Verkehr gut genutzt werden können. Hier ist u.a. der Ottmarweg als zu schmal identifiziert und im weiteren Verlauf auch nicht ordent- lich befestigt, sodass hier eine Verbesserung anzustreben ist.

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Der Weg entlang des Rheinhauptdeiches im Norden von Otterstadt stellt einen besonderen Konflikt dar, da er einerseits sehr schmal ist und andererseits inten- siv von Fußgängern und Radfahrern genutzt wird. Die Begegnung sollte z.B. da- durch verbessert werden, dass im Abstand von rund 20 bis 30m eine kurze Aus- weichstelle zur Verfügung gestellt wird.

Der ausgewiesene Radfernweg, welcher östlich an Otterstadt vorbeiführt, wird ebenfalls von der Landwirtschaft genutzt. Hier kann es zu Problemen bei der Begegnung zwischen landwirtschaftlichem Fahrzeug und Radfahrer kommen. Erdbrocken, welche durch die Reifen der Nutzfahrzeuge vom Feld auf den Weg gebracht werden, und evtl. vom Fahrzeug fallende Teile der Ladung (z.B. Ernte oder Stroh) können für die Radfahrer ebenfalls eine potenzielle Gefahr dar- stellen.

Folgenutzung Aussiedlerhöfe

Bei einer sich ändernden Nutzungsstruktur oder Anzahl der Betriebe der Land- wirtschaft oder einer Rückverlagerung in die innerörtlichen landwirtschaftlichen Betriebe, muss eine geeignete Nachnutzung für die Gebäude im Außenbereich gefunden werden, die auch die privilegierte Sonderstellung der Nutzung im Außenbereich hat oder die Gebäude müssen aufgegeben werden, um den Charak- ter von Splittersiedlungen zu verhindern. Die Lösung dieser Aufgabe stellt eine Herausforderung für die Landwirtschaft ebenso wie für die Gemeinde dar.

Anbindung an das Umland

Die umliegenden Städte und Gemeinden wie Speyer und Waldsee sind mit dem Auto gut zu erreichen. Für Jugendliche und Erwachsene ohne Kraftfahrzeug ist eine Fahrt in das Umland jedoch schwieriger. Otterstadt wird durch die Buslinie 572 an das ÖPNV-Netz angebunden. Die Busse fahren den Tag über zumeist nur in einem Stundentakt und in der Nacht gar nicht. Dies macht den ÖPNV unattrak- tiv, weil seine Nutzer dadurch sehr unflexibel sind.

Von den Bewohnerinnen und Bewohnern werden ebenfalls die Radwege zu den Nachbarkommunen bemängelt. Diese seien zum einen nur schlecht zu erreichen, da an den Ortsausgängen im Norden und Süden Otterstadts durch das Verkehrs- aufkommen mit teils überhöhter Geschwindigkeit kein sicheres Überqueren der Straßen gewährleistet ist, und zum anderen sollten diese Radwege auch weiter ausgebaut und sicherer gemacht werden.

Naturräumliche Gliederung

Durch naturräumliche und regionalplanerische Restriktionen ist die Entwick- lungsfähigkeit von Otterstadt auf die westliche Richtung beschränkt. Demnach

Ortsgemeinde Otterstadt Ortsentwicklungskonzept Karlsruhe 05.03.19 Otterstadt Ortsentwicklungskonzept.wpd Bericht 26 muss die Planung mit den Gegebenheiten arbeiten, die Nutzung der Bestands- gebäude verbessern und die Ausnutzung der Gebäude in 2. Reihe ermöglichen ohne die hohe bauliche Dichte im Ortskern zu verschärfen.

Gewerbe

Für neue Betriebe fehlt es an passenden Gewerbeflächen in Otterstadt. Zudem sind die bestehenden Gewerbeflächen am Ortsrand nur schlecht in das Ortsbild integriert und schmälern den Ersteindruck bei der Einfahrt in den Ort.

Kommunikation und sozialer Austausch

In den Arbeitsgruppen wurde die Kommunikation zwischen den Vereinen, den Bürgern und zwischen Bürgern und Verwaltung bemängelt. Es fehlt an einer nachbarschaftlichen Hilfe in allen Lebensphasen. Nicht nur den älteren Bewoh- nerinnen und Bewohner sollten Hilfen angeboten werden, auch andere Bevölke- rungsgruppen, z.B. junge Eltern, könnten eine nachbarschaftliche Hilfe brauchen. Dabei wird der Vorschlag gemacht, dass noch fitte Ruheständler besser in die gegenseitige Hilfe der Bevölkerung einbezogen werden könnten.

Hochwasser

Durch die unmittelbare Nähe zum Otterstädter Althrein besteht für Teilgebiete Otterstadts, besonders im Norden und Nord-Osten, eine Hochwassergefahr. Aus diesem Grund wird der Neubau des Dammes durch die zuständige Behörde geplant. Dieser mögliche Neubau wird jedoch von den Bürgerinnen und Bürgern ablehnend aufgenommen. Durch den Neubau südlich des bestehenden Damms würden große Landwirtschaftsflächen eingeschlossen werden und im Falle eines Hochwassers eine “Badewanne” bilden. Von seiten der Bewohnerschaft Otter- stadts wäre die Verstärkung und der Ausbau des bestehenden Deichs die bessere Lösung.

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5. Ziele und Handlungsfelder

Die Ziele und Handlungsfelder für die Ortsgemeinde Otterstadt resultieren zum einen aus der Bestandsanalyse und zum anderen aus der Beteiligung der Öffent- lichkeit. Die Ziele zeigen aus Sicht einer zukunftsorientierten Stadtentwicklungs- planung den Rahmen für strategisch wichtige Entwicklungen in der Ortsgemeinde auf.

Aus diesen Zielen werden, als nachfolgende Betrachtungsebene, Handlungsfelder für den Ort definiert, die in konkrete Entwicklungsbereiche überführt werden. Es bleibt jedoch die Absicht, die Gesamtheit dieser planerischen Ansätze in das integrierte Gesamtkonzept einzubinden.

Die nachfolgend erläuterten Ziele geben einen Handlungsrahmen für die künftige Ortsentwicklung in Otterstadt vor und können für die Beurteilung konkreter Planungsabsichten in unbeplanten Innenbereichen herangezogen werden.

5.1 Lebendiges Ortszentrum

< Akzentuierung des Ortskern zur Schaffung einer definierten und erkennbaren Orts- mitte um den Königsplatz.

< Anlegung neuer öffentlicher Parkplätze bei Bedarf in der Ortsmitte.

< Verbesserte sichere fußläufige Erreichbarkeit der Ortsmitte.

< Attraktivierung des Lindenplatzes.

5.2 Weiterentwicklung Wohnen und Wohnqualität

< Erhaltung und Modernisierung der Wohnungen im Bestand.

< Entwicklung neuer und ergänzender Wohnformen (z.B. Wohnen im Alter, Betreutes Wohnen, Mehrgenerationenhäuser, Geschosswohnungen, Wohnen für junge Fa- milien).

< Ermöglichen von Bebauung in 2. Reihe als Nachverdichtung bei gleichzeitiger Ver- besserung des privaten Parkplatzangebotes.

< Leerstandsmanagement; Ergänzung der Wohnnutzung oder Umnutzung in freiwer- dender oder leerstehender Bausubstanz und Nutzung von Baulücken.

< Verbesserung der Wohnverhältnisse und des Wohnumfelds auch in Bereichen mit Grenzbebauung, teils mit Möglichkeiten zur Fassadenöffnung.

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5.3 Verbesserung der Verkehrssituation für alle Verkehrsteilnehmer

< Modernisierung und Umgestaltung von Straßenräumen mit Blick auf Aufenthalts- qualität, Mischverkehrsflächen und z.B. landwirtschaftlichen Verkehr.

< Neuordnung des Ruhenden Verkehrs.

< Situationsorientierte Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrer.

< Stärkung der umweltfreundlichen Verkehrsalternativen im ÖPNV sowie Fahrrad- und Fußverkehr und Elektromobilität.

5.4 Entwicklung als Gewerbe- und Dienstleistungsstandort

< Sicherung, Stärkung und Ergänzung der Versorgung der ortsansässigen Bevölkerung mit Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten.

< Sicherstellung der landwirtschaftlichen Nutzung im Innen- und Außenbereich.

< Behutsame Weiterentwicklung des Gewerbestandortes.

5.5 Entwicklung der Landschaft für die Naherholung

< Bessere Nutzung der vorhandenen Naherholungspotenziale.

< Schaffung sicherer Wegeverbindungen aus dem Ortskern zu den umliegenden Nah- erholungsmöglichkeiten.

< Lösung des Nutzungskonfliktes zwischen Landwirtschaft und Naherholung.

< Schaffung attraktiver Aufenthaltsmöglichkeiten und freizeitorientierter Angebote im Umfeld.

5.6 Aufwertung des öffentlichen Raumes

< Maßnahmen zum Erhalt und der Entwicklung ortsbildprägender Elemente wie z.B. Fassadenstrukturen, Gebäudeensemble oder Freianlagen.

< Ausbau von Gehwegen oder Gestaltung von Mischverkehrsflächen je nach Flächen- verfügbarkeit und Bedarf und mit Fokus auf atmosphärisch ansprechendes Ambien- te.

< Verbesserung der Straßenbegrünung in Verbindung mit der Ordnung des Ruhenden Verkehrs.

5.7 Sicherung und Entwicklung der Infrastruktur

< Erhalt der technischen Infrastruktur, Verbesserung der Internetversorgung.

< Förderung nachhaltiger Energieversorgung.

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6. Beteiligung der Öffentlichkeit

Zur Einbindung der Öffentlichkeit in den Erarbeitungsprozess des Rahmenplans und um eine breite Bevölkerung anzusprechen, wurde in Otterstadt am 06. Juni 2018 eine Bürgerinformation veranstaltet. Diese Veranstaltung sollte nicht nur als reine Information für die Bürger Otterstadts dienen, sondern ermöglichte bereits eine erste aktive Beteiligung der Bürger. Zunächst wurde das anstehende Verfah- ren der Erstellung des Rahmenplans kurz erläutert und der Bevölkerung der aktuelle Zwischenstand der Bestandspläne präsentiert.

Abb. 4: Herr Dr. Gericke präsentiert den Arbeitsstand beim Bürgerabend Aus der Teilnehmerschaft bildeten sich zwei Arbeitsgruppen. In den Arbeits- gruppensitzungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten haben Interessierte aus Politik, Verwaltung und der Bevölkerung Otterstadts negative und positive Aspek- te im Ort herausgearbeitet, sowie ihre Vorstellungen und Wünsche zur zukünfti- gen Entwicklung ihrer Ortsgemeinde einbringen können. Die Arbeitsgruppen hatten folgende Handlungsfelder als Schwerpunkte:

< Arbeitsgruppe Verkehr, Umwelt und Gewerbe, die sich mit den Themenberei- chen Verkehr, Energie, Technische Infrastruktur und mit den Themenberei- chen Natur, Umwelt, Landwirtschaft sowie mit den Themenbereichen Dienst- leistung, Handel, Gewerbe beschäftigt hat.

< Arbeitsgruppe Wohnen, Soziale Infrastruktur und Kultur, die sich mit den Themenbereichen Wohnen, Arbeiten, Wohlfühlen, Ortsmitte und mit den Themenbereichen Soziale Infrastruktur, Bildung sowie Kultur, Tourismus, Freizeit auseinander gesetzt hat.

In jeder Arbeitsgruppe trafen sich die Teilnehmer in zwei Sitzungen, um die Themen miteinander zu erörtern. In der ersten Sitzung werden vor allem Stärken und Schwächen, sowie Vorschläge von den Teilnehmenden genannt.

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Abb. 5: Diskussion in der Arbeitsgruppe über Stärken/Schwächen/Ideen In der zweiten Sitzung wurden die Ziele und Handlungsfelder sowie die Maß- nahmenplanung erörtert und Korrekturen eingebracht.

Durch die von den Teilnehmern gegebenen konkreten Hinweise und Vorschläge wird erkennbar, welche Orte in der Ortsgemeinde hohe (positive oder negative) Aufmerksamkeit bei den Bewohnern erfahren und welche Aspekte in die zu behandelnden Handlungsfeldern im Rahmenplan einwirken sollen. Es ist fest- zustellen, dass vor allem die Themenbereiche Verkehr und Wohnen für die Be- wohnerinnen und Bewohner von Otterstadt von besonderer Bedeutung sind.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppensitzungen sind in die Bestandpläne, die Pläne zu Stärken und Konflikten sowie die Maßnahmenpläne eingeflossen.

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7. Maßnahmen

Umsetzungsstrategien bzw. Maßnahmen leiten sich anhand der aufgestellten Ziele ab. Es sollen vor allem die als problematisch bewerteten Konflikte im Ort durch die Maßnahmen behoben und die vorhandenen Stärken weiter genutzt werden, um eine zukünftig positive Entwicklung für Otterstadt zu erzielen.

Plan 17 Der Maßnahmenplan (Plan 17) fasst die für die zukünftige Entwicklung Otterstadts relevanten Maßnahmen zusammen und stellt sie in ihren räumlichen Zusammen- hängen dar. Räumliche Schwerpunktsetzungen der Maßnahmen sind im Plan ablesbar, wobei die Prioritäten noch nicht festgelegt sind.

Dargestellt sind anzustrebende Maßnahmen vor allem im Bereich der Ortsmitte, und zu den Themen Gestaltung, Verkehr, Wohnen und Naherholung. Aus den beschriebenen Handlungsfeldern lassen sich folgende Themen- bzw. Aufgaben- blöcke herausbilden, an denen sich die ortsgemeindliche Entwicklung der kom- menden Jahre ausrichten soll. Eine Beschreibung der Einzelmaßnahmen und deren fachlich-sachlichen Zielstellungen werden erläutert.

Das Maßnahmenkonzept umfasst folgende, im Verlauf des Planungsprozesses hergeleitete Handlungsfelder und Maßnahmen, die zusammengenommen zur Stärkung des Ortes beitragen werden:

7.1 Lebendiges Ortszentrum Otterstadt

In Otterstadt besteht der Bedarf zur weiteren Belebung des Ortsmittelpunktes und damit eines Treffpunkts und einer Begegnungsmöglichkeit der Bürger im Ort. Um die Funktion des Ortskerns zu stärken, ist eine gestalterische Aufwertung von zwei Ensemble-Bereichen um den Königsplatz und den Lindenplatz und eine Belebung innerhalb der Ortsmitte zu erreichen. Folgende aufgeführte Maßnah- men können zur Belebung der Ortsmitte führen.

7.1.1 Dorfzentrum Remigiushaus

Mit dem Remigiushaus verfügt Otterstadt über ein Gemeindezentrum. Dieses könnte durch die Etablierung von Veranstaltungen und Festen als Dorfzentrum weiter gestärkt werden und ein Ort zum Austausch zwischen den Bürgern und zur Integration von Neu-Bürgern in die Dorfgemeinschaft werden.

Neben den üblichen “Dorffesten” sollen weitere Möglichkeiten zum Kennenlernen geschaffen werden. Insbesondere folgende Veranstaltungen bieten sich zum Kennenlernen an, stellen allerdings nur Beispiele dar:

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< Tag der Vereine, < Allgemeine Neubürgerveranstaltungen, < Spiele- und Tanzabende, < Autofreier Sonntag.

Beim Autofreien Sonntag, der sich durch Teile des alten Ortsbereichs ziehen kann, werden Straßenzüge abgesperrt und u.a. für den Fuß- und Radverkehr, Inli- ne-Skater etc. geöffnet. Begleitet werden kann der Autofreie Sonntag durch eine Bewirtung der örtlichen Vereine, Spielflächen, Aktionen für Kinder oder musika- lische Veranstaltungen. Einzelne Veranstaltungen können auch miteinander kombiniert werden, z.B. Tag der Vereine, Infostände der Vereine beim Autofreien Sonntag.

7.1.2 Backhaus

Das öffentlich nutzbare Backhaus im Ortskern würde positive Effekte auf die Belebung der Ortsmitte auslösen und kann als Anziehungspunkt agieren und die Ortsgemeinschaft stärken.

In Form eines Backhauses, die früher speziell in Dörfern verbreitet waren, kann der Backofen für gemeinsame Brotback-Aktionen von Einzelpersonen oder gan- zen Vereinen und Schulklassen genutzt werden. Ein Holz-Backofen könnte in der Nähe des Remigiushauses in einem noch durch bürgerschaftliches Engagement zu erstellenden Backhauses in enger Kooperation mit der örtlichen Landwirt- schaft angeboten werden.

Das Brotbackhaus kann als eine wichtige Interaktion gesehen werden, da dadurch die Gemeinschaft gefördert wird. Während des Wartens beim Backen können sich die “Bäcker” unterhalten. Auch ganze Feste können darüber veranstaltet werden. Gemeinsames Backen, Feiern und gemeinsames Essen kann die Ortsgemeinschaft und auch die Integration von Neubürgern fördern.

7.1.3 Treffpunkte für das Zusammenkommen

Um das soziale Miteinander zu stärken, müssen Plätze geschaffen bzw. aufge- wertet werden, welche zum verweilen und Austausch mit anderen anregen. Passende Orte sind der Königsplatz, der Otterdritschenbrunnen-Platz, der Erich- Flory-Platz und der Lindenplatz.

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7.1.4 Dienstleistungszentrum

Zur Stärkung der Ortsmitte könnte ein sogenanntes Dienstleistungszentrum errichtet werden. Dafür müsste ein Gebäude umgestaltet werden oder ein Neu- bau erfolgen. Ein Grundstück unmittelbar am Königsplatz könnte ein Standort für ein solches Dienstleistungszentrum sein.

Als Vorbild eines erfolgreichen Dienstleistungszentrums kann das KOMM- IN Zentrum der Gemeinde Sternenfels gelten. Um die wohnortnahe Grundversor- gung mit Gütern des täglichen Bedarfs und konsumnahen Dienstleistungen zu sichern, hat die Gemeinde Sternenfels als Pilotprojekt das KOMM-IN entwickelt und umgesetzt. Das Dienstleistungszentrum in Otterstadt kann ähnlich aufgebaut werden. Innerhalb des Gebäudes soll eine räumliche, organisatorische und personelle Bündelung von Angeboten und Dienstleistungen erfolgen. Insbeson- dere folgende Nutzungen sind unter einem Dach vorstellbar: Teile der Verwal- tung, Verlegung der Postfiliale in das Dienstleistungszentrum, Geldautomat, Versicherungsgesellschaft, Kiosk, Buchladen, medizinische Versorgung, Tages- pflegeeinrichtung etc.. Auch die Unterbringung eines Bürgercafés / Bürgerge- meinschaftsräume innerhalb des Dienstleistungszentrum sind möglich.

Ein Begegnungscafé ist ein Treffpunkt für Menschen aller Kulturen und jeden Alters. Es kann zum gemütlichen Verweilen, zu Gesprächen, Spielen und gemein- samem Werkeln einladen. Je nach Angebot und Auslegung kann das Begegnungs- café auch eine Gastronomienutzung ergänzen.

7.1.5 Verlagerung Feuerwehr und Bauhof

Der Standort der Feuerwehr und des Bauhofs wurden in den Arbeitsgruppensit- zungen kritisiert. Zum einen stört die Feuerwehr an dieser zentralen Stelle des Ortes durch ausrückende Einsatzfahrzeuge und damit verbundenen Lärmemissio- nen und zum anderen zieht der Bauhof Verkehr in das Ortszentrum und belastet somit die bestehende Verkehrssituation an dieser Stelle weiter.

Aus diesem Grund wird eine Verlegung der Feuerwehr und des Bauhofs in die neuen Gewerbeflächen vorgeschlagen. Als Folgenutzung können Wohnflächen für ältere Bürger Otterstadts in Form von Betreutem Wohnen und einer Tagespfle- geeinrichtung geschaffen werden.

P Betreutes Wohnen

Aufgrund des fortschreitenden demographischen Wandels und der daraus fol- genden veränderten Wohnanforderungen der älteren Bevölkreung sind neue und ergänzende Wohnformen in der Ortsgemeinde erforderlich. In Otterstadt besteht

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vor allem beim Wohnen im Alter ein Mangel. Deswegen bieten sich vor allem Betreute Wohnanlagen in Otterstadt an. Nach Umlegung der Feuerwehr, kann der Stadtort für Seniorenwohnen zur Verfügung stehen.

P Pflegeeinrichtung

Die Einwohner in Otterstadt sollen eine möglichst wohnortnahe, leistungsfähige und wirtschaftliche Versorgungsstruktur in der Pflege erhalten. Mit wohnortnahen Versorgungsstrukturen soll insbesondere erreicht werden, dass

< Menschen in ihrem Lebensumfeld bleiben können, < soziale Beziehungen aufrechterhalten und weiter gepflegt werden können und < gewachsene soziale Bezüge als Ressourcen genutzt werden können.

Neben alternativen Wohnformen wie das Betreute Wohnen, ist eine Pflegeein- richtung im Ort, zur Anpassung an eine steigende Anzahl an älteren Menschen in der Ortsgemeinde, anzudenken. Mit der Pflegeeinrichtung richtet sich die Dienst- leistung in Otterstadt auf die Bedürfnisse der Senioren aus, zudem werden neue Arbeitsplätze in der Altenhilfe geschaffen. Die Pflegeeinrichtung könnte mit dem Betreuten Wohnen am Stadtort der Feuerwehr eingerichtet werden oder im Dienstleistungszentrum mit untergebracht werden.

7.1.6 Gestaltung der Ensemble-Wirkung

Für die zwei Ensemble-Bereiche wird das Ziel angestrebt, dass dort die platz- bildenden Gebäude ein harmonisches Ganzes ergeben. Bei der Abgrenzung der Bereiche ist demnach das Gebäude an der Platzfront und zumeist auch das daran anschließende Gebäude mit einbezogen, da auch Blickbeziehungen zwischen den Gebäuden der ‘ersten Reihe’ hindurch zu beachten sind.

Das Ziel führt dazu, dass Gebäudehöhe und -kubatur angeglichen werden und dass die Material- und Farbwahl harmonisch ist. Auf den beiden Plätzen soll die Gestaltung der Aufenthaltsfunktion dienen, wobei die öffentliche Nutzung der Platzfläche im Vordergrund steht und eine Durchmischung verschiedener Nut- zungen in den Gebäuden, um die Belebung zu erreichen.

7.2 Wohnen

7.2.1 Neue Wohnbaugebiete

Plan 17 Neue für die Planung freizuhaltenden Wohnbauflächen in Otterstadt sind im Plan 17 dargestellt. Die im FNP westlich der bisherigen Siedlungsfläche dargestellte

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Fläche wird im Maßnahmenplan über dieses Maß hinaus erweitert dargestellt, um die Entwicklungsoptionen auch für die weitere Zukunft zu dokumentieren, nach- dem andere Entwicklungsoptionen nicht bestehen.

7.2.2 Bebauung in 2. Reihe

Im altem Ortsbereich sind eine Vielzahl von Nebengebäuden, oftmals landwirt- schaftstypische Scheunen oder Lagergebäude , in der 2. Reihe hinter den Haupt- häusern vorzufinden. Durch diese Haus-Hof-Bauweise sind die Grundstücke meist sehr stark überbaut und bieten nur wenig Freifläche. Gleichwohl soll die Struktur mit der Bebauung in 2. Reihe grundsätzlich in zeitgemäßer Form und Dichte erhalten werden, insbesondere um geeignete Mischnutzungen in der Ortslage zu ermöglichen, die zu einer Belebung der Ortslage beitragen werden.

Alte landwirtschaftliche Nebengebäude sind u.U. untergenutzt oder stehen leer. Diese Gebäude können durch Umbau oder Abriss und Neubau für geeignete und nicht störende gewerbliche Nutzungen oder zusätzliche Wohnnutzungen verwen- det werden, wenn die Parkplatzsituation auf dem privaten Grundstück gelöst werden kann.

Plan 17 In den meist zu dicht bebauten Blöcken im altem Ortsbereich ist hierbei eine Grenze der Bautiefe zu beachten, welche ebenfalls in Plan 17 eingezeichnet ist. Durch diese soll eine zu hohe Bebauung auf den Grundstücken vermieden wer- den und Raum für Freiflächen innerhalb der Blöcke geschaffen werden.

Für die Gebäude in 2. Reihe gelten die gleichen Vorgaben wie für die straßenseiti- ge Bebauung, wenn sie vom Straßenraum aus wahrnehmbar sind. Dies kann im Ergebnis dazu führen, dass die heute vorhandene Kubatur der Nebengebäude aufgrund von Gebäudehöhe oder Fassadengröße nicht mehr gehalten werden kann. Im Sinne des Ziels, für die Ortsmitte attraktive Wohnverhältnisse zu schaf- fen, ergibt sich diese planerische Notwendigkeit.

7.2.3 Gebäudesanierung

In Otterstadt sind Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen primär bei Bauten in 2. Reihe (z.B. alten Scheunen) durchzuführen, wenn dort wieder Nut- zungen etabliert werden können. Auch in den heute genutzten Hauptgebäuden sind Modernisierungsaufgaben nicht auszuschließen, wenn Wechsel der Be- wohner anstehen. Der Wechsel wird mit Blick auf die Altersstruktur der Bewohner in den nächsten Jahren verstärkt auftreten, sodass mit den im Rahmenplan getroffenen Regelungen die Nachnutzung attraktiv und geregelt erfolgen wird.

Ortsgemeinde Otterstadt Ortsentwicklungskonzept Karlsruhe 05.03.19 Otterstadt Ortsentwicklungskonzept.wpd Bericht 36

Vorrangiges Ziel der Durchführung von Modernisierungs- und Instandsetzungs- maßnahmen ist die Verbesserung der Wohn-und Arbeitsbedingungen, die Barrie- refreiheit, die Energieeinsparung sowie die verbesserte Darstellung der Bausub- stanz nach außen, in Einzelfällen auch durch den Abbruch und den Wiederaufbau von Gebäuden. In jedem Fall muss bei der Umnutzung das Thema der privaten Stellplätze auf dem privaten Grundstück gelöst werden.

Unter Modernisierung versteht man bauliche Maßnahmen, welche den Gebrauchswert der Wohnungen und Gebäude nachhaltig erhöhen sowie die allgemeinen Wohnverhältnisse auf Dauer verbessern und eine nachhaltige Ener- gieeinsparung ermöglichen. Hierzu gehören beispielsweise die Verbesserung des Wohnungszuschnittes, die Verbesserung oder der Neueinbau von Ver-und Entsor- gungsleitungen, eine Heizungsanlage oder Sanitäreinrichtungen, die Verbesse- rung der Wärmedämmung, die Verbesserung des Schallschutzes, die Verbesse- rung der Funktionsabläufe innerhalb der Wohnung und die Barrierefreiheit. Modernisierungsmaßnahmen können auch den Anbau an ein Wohngebäude oder das Aufstocken, insbesondere soweit es zur Verbesserung des Wohnungszu- schnittes notwendig ist, umfassen.

Instandsetzungsmaßnahmen, welche durch Maßnahmen der Modernisierung verursacht sind, können ebenfalls durchgeführt werden. In der Regel haben Modernisierungsmaßnahmen Instandsetzungsarbeiten zur Folge, vor allem soweit sie mit Eingriffen in die Bausubstanz verbunden sind (z.B. Putz- und Tapezier-, Bodenbelags- oder Fliesenarbeiten als Folge von durchgeführten Elektro-, Hei- zungs-, Wasser- und Abwasserinstallationsarbeiten).

Bauliche Maßnahmen aller Art müssen ortsbildgerecht ausgeführt werden und dem Sanierungsziel entsprechen. Im Einzelfall sind die Belange des Denkmal- schutzes oder Ensemble-Bereiche zu beachten.

7.2.4 Ortsbild- und Fassadenerhalt/-aufwertung

Plan 18 Das Ortsbild in Otterstadt soll geschützt werden und ortsbildprägende Elemente und Fassaden erhalten werden. Prägend für das Ortsbild sind in der Regel Fassa- den mit erkennbarem Mauerwerk oder Fachwerk. Beispiele sind in Plan 18 dar- gestellt. Bei allen baulichen Maßnahmen, wie der (energetischen) Sanierung von Häuserfassaden, müssen sich diese nach Abschluss der Maßnahmen in das Ortsbild einfügen.

Ortsbildprägend sind die giebelständigen Fassaden. Diese sind in der Regel symmetrisch aufgebaut, durch eine Spiegelung an der Mittelachse. Traufständige Fassaden weisen klare, die Gebäudefront gliedernde Fensterbänder auf. Diese

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Gliederung kann durch ein Gesims unterstützt werden. Die Darstellungen in Abbildung 6 sind dem Dorferneuerungskonzept von 1988 beispielhaft entnom- men. Bei dem traufständigen Gebäude wäre noch die Struktur mit Satteldach- gauben zu ergänzen, um dem giebelständigen Charakter des Ortsbildes zu ent- sprechen.

Abb. 6: Struktur der giebel- und traufständigen Fassaden (Quelle: Dorferneuerungskonzept 1988)

Historisch sind im altem Ortsbereich, wie das Dorferneuerungskonzept 1988 feststellte, ausschließlich stehende Formate der Fenster vorhanden gewesen. Diese weisen ein Verhältnis zwischen Breite und Höhe von etwa 1 : 1,5 bis 1 : 1,75 aus. Die Glasflächen bei diesen Fenstern sind mit einem Fensterkreuz oder Qua- dratsprossen unterteilt. Fensterläden aus Holz sind ebenfalls ein prägendes Element der Fassadengestaltung und sollten in den Bauzonen A, B und C gepflegt und erhalten bleiben (vgl. Abb. 6).

Abb. 7: Aufbau und Struktur ortsbildprägender Fenster (Quelle: Dorferneuerungskonzept 1988)

Durch bereits vollzogene Umbau- und Neubaumaßnahmen sind quadratische und liegende Formate eingebracht worden. Diese sind im Ort untypisch und stören das Ortsbild und sollten zukünftig vermieden werden.

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7.2.5 Dachgestaltung

Die ortstypische Dachneigung beträgt etwa 30-60°. Die überwiegend vorkommen- de Dachform ist das Satteldach. An Straßeneinmündungen und bei ortsgestalte- risch bedeutsamen Gebäuden wie z.B. dem Rathaus oder der Grundschule sind Walmdächer ausgebildet. Sehr selten sind Krüppelwalmdächer vorzufinden.

Zur Belichtung der Dachräume sind Dachgauben in Form von Satteldachgauben ausgebildet worden. Außerdem tragen diese Dachaufbauten zur gewünschten giebelständigen Straßenwirkung (vgl. 7.2.3) bei. Dachflächenfenster wirken stö- rend auf die Umgebung und sind nicht erwünscht, ebenso Dacheinschnitte, wie eine Loggia, sofern sie im Straßenraum wirksam werden.

7.3 Gewerbe

7.3.1 Neues Gewerbegebiet

Für das derzeitige Gewerbegebiet im Süden Otterstadts ist bereits im FNP eine Erweiterung westlich der Römerstraße vorgesehen. Diese Fläche wird im Maß- nahmeplan erweitert, um für zukünftige Entwicklungen Gewerbeflächen vor- zuhalten.

7.3.2 Umnutzung der Bebauung in 2. Reihe

In Otterstadt sind nach Schätzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgruppensitzungen etwa 80% der alten Scheunen und Nebengebäude untergenutzt. Neben einem Umbau zu Wohnzwecken wird auch eine Etablierung von nicht störendem Gewerbe (z.B. Büronutzungen, Werkstatt, Lagerraum) in diesen Gebäuden denkbar. Damit wird insbesondere eine vielfältige Gewer- bestruktur für Nutzungen ermöglicht, die z.B. im Nebenerwerb oder zu Hobby- zwecken betrieben werden.

7.3.3 Neue Gastronomie

Neue Gastronomie in Form von Bistros, Cafés oder einer Kneipe würden von den Bürgern begrüßt werden, dies können kleinere gastronomische Angebote sein, in denen sich die Leute kurzweilig auf z.B. Kaffee und Kuchen treffen oder in den Abendstunden ein Bier trinken können.

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7.3.4 Erhalt und Förderung der Einkaufsmöglichkeiten

Im Ortszentrum sollten die Einkaufsmöglichkeiten erhalten und gefördert wer- den. Durch den Ottermarkt werden Güter des täglichen Bedarfs angeboten. Am Königsplatz befindet sich ein Miele-Geschäft, das Haushaltsgeräte anbietet. Im Süden Otterstadts befindet sich ein Netto-Discounter.

7.3.5 Vermeidung von störendem Gewerbe im Ortskern

Um eine Beeinträchtigung des lebendigen Ortszentrums zu vermeiden, sollte die Intensität des Gewerbes gering gehalten werden. Eine Ansiedlung Intensiverer Gewerbenutzungen in die Gewerbegebiete am Ortsrand wird empfohlen. Dagegen ist der Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe in der Ortslage eine besondere Herausforderung, da die Zukunft der Betriebe in der Ortslage gesehen wird, während der Wirtschaftshof auch im Außenbereich liegen kann.

7.4 Verkehr

7.4.1 Mischverkehrsflächen

Eine Verbesserung der verkehrlichen Situation im altem Ortsbereich soll im Zuge einer Umgestaltung der zu engen Straßenräume erfolgen. Als Mindestanforderung sollte zukünftig ein Gehweg von 1,5m besser 1,8m zur Verfügung stehen und eine Fahrbahn in Engstellen mit mindestens 3,75m frei befahrbarer Breite. Da dies in Verbindung mit Stellplätzen an der Fahrbahn nicht in allen Straßenräumen ermöglicht ist, wird alternativ für die nicht sehr stark befahrenen Straßen im alten Ortskern (Ausnahme Speyerer Straße, Mannheimer Straße und Lindenstraße und mit Einschränkung für die landwirtschaftlichen Hauptwege) auch die Aus- bildung von Mischverkehrsflächen empfohlen, in denen kein Gehweg ausgebildet wird und die Nutzung z.B. nur durch Farbgebungen geregelt wird. Der Vorteil ist eine angepasste Fahrgeschwindigkeit und eine barrierefreie Nutzung der eben- erdigen Mischverkehrsfläche. Die gegenseitige Rücksichtnahme wird die Durch- querung mindern und die Verkehrssicherheit im altem Ortsbereich verbessern.

7.4.2 Verbesserung der Fußwegeverbindung

Im Zuge einer Umgestaltung der Straßenräume wird ebenfalls die fußläufige Ver- bindung aus dem altem Ortsbereich zu den Ortsrändern bzw. zu der potenziellen neuen Siedlungsfläche im Westen weiter verbessert. Durch attraktivere Fußwege- verbindungen wird die Aufenthaltsqualität deutlich aufgewertet.

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7.4.3 Verkehrsberuhigung und Straßenübergänge

Um die Verkehrssicherheit am Rand der Ortsgemeinde zu verbessern, sind auf der K 23 und in der Mannheimer Straße am Ortseingang Querungshilfen in Form von begrünten Mittelinseln zu schaffen. Durch diese wird die Anbindung an die Fahrradwege Richtung Speyer und Waldsee verbessert sowie zu den Freizeit- angeboten südlich von Otterstadt. Gleichzeitig wird durch die Schaffung von Mittelinseln die Fahrbahn verschmälert, was zu einer Reduzierung der Geschwin- digkeit passierender Fahrzeuge führt und entsprechend die Verkehrssicherheit weiter steigert und die Lärmbelastung verringert.

Für die Straße Binshof südlich der K23 ist ebenfalls eine Verbesserung der Si- cherheit notwendig. Viele Autofahrer seien beim Abbiegen zu schnell und ver- ursachen Sicherheitsbedenken an dieser Stelle, da dort viele Kinder durch den Besuch des Naturspur e.V. zu Fuß oder auf Fahrrädern unterwegs sind. Außerdem ist der kreuzende Fahrradweg dort nicht oder nur schwer wahrnehmbar. Durch eine Beschilderung könnten Abbieger an dieser Stelle zur starken Verringerung der Geschwindigkeit und auf den Fahrradweg aufmerksam gemacht werden und die Verkehrssicherheit somit gesteigert werden.

Bei baulichen Veränderungen im Straßenraum sind entlang der als landwirt- schaftliche Hauptwege festgestellten Straßen die Belange der Landwirtschaft zu beachten und die Mindestbreiten sicher zu stellen.

7.4.4 Ortsdurchfahrt Lindenstraße

Die Lindenstraße soll zur Entlastung der engen Ortsdurchfahrt der Speyerer Straße und Mannheimer Straße verstärkt genutzt werden. Die Verkehrsführung muss dazu an den Einmündungsbereichen der Lindenstraße überplant werden, sodass nicht nur die Beschilderung sondern auch das Ortsbild die Verkehrs- führung verdeutlichen und die Nutzung der Knotenpunkte für alle Verkehrs- teilnehmer, auch den Busverkehr, verbessert wird. Die östliche Mannheimer Straße und die Speyerer Straße können danach verkehrsberuhigt werden und der Knotenpunkt mit der Kollerstraße kann baulich verkleinert werden, um so dem Ortsbild besser zu entsprechen. Sofern dies nur nach einer Umwidmung der L 535 möglich sein sollte, wird empfohlen, die Lindenstraße als Landesstraße zu nutzen.

7.4.5 Ausbau Radwege

Die Radwegeführung in der Ortslage ist aufgrund der geringen Platzverhältnisse nicht zu verbessern. Es wird vielmehr mit Ziel der Verkehrsberuhigung und der

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Ausbildung von Mischverkehrsflächen die Nutzung der Verkehrsflächen für Rad- fahrer erleichtert. Das Fahrrad wird in Zukunft eine noch höhere Bedeutung in der Verkehrsmittelwahl erhalten, sodass auch in Otterstadt die dafür möglichen Verbesserungen für alle Altersgruppen und Fahrzwecke eingebracht werden sollen.

Die Radwege am Ortsrand sollten ausgebaut bzw. über einen Neubau des Radwe- ges nach Waldsee nachgedacht werden. Der Fahrradweg nach Waldsee liegt aktuell geschätzt 2m unterhalb des Straßenniveaus und ist durch eine dicht bewachsene Böschung nicht einsehbar. Dadurch mangelt es auf dem gesamten Radweg von Otterstadt bis Waldsee an einer sozialen Kontrolle bzw. kann im Falle eines Unfalls eine hilfesuchende Person nicht wahrgenommen werden. Eine Verlegung neben die Straße auf gleichem Niveau könnte die Situation für Fahr- radfahrer verbessern.

7.4.6 Parkraumbewirtschaftung

Mit einer verbesserten Parkraumbewirtschaftung soll die kritisch eingeschätzte Parkraumsituation im Ortskern behoben werden. In den Straßen soll in Verbin- dung mit einer Straßenbegrünung eine klarere Strukturierung der Parkplätze erreicht werden. Damit wird das Parken so geregelt, dass noch ausreichend Platz auf Gehwegen für Fußgänger gibt und der fließende Verkehr nicht zu stark beein- trächtigt wird; zumindest die Durchfahrt für Rettungsfahrzeuge und für landwirt- schaftliche Fahrzeuge entlang der landwirtschaftlichen Hauptwege muss dabei gewährleistet werden.

Ob und in welchem Umfang über die Ordnung der Stellplätze auch eine zeitliche Bewirtschaftung erforderlich wird, die über eine Parkscheibenregelung oder sogar Anwohnerparkregelungen eingeführt werden kann, soll bei Bedarf und lokal auf Grundlage des privaten Stellplatzbedarfs (1 Stellplatz pro Wohneinheit) entschieden werden, der nicht auf dem privaten Grundstück erfüllt werden kann.

7.4.7 Landwirtschaftliche Hauptwege

Die Erhaltung der bestehenden landwirtschaftlichen Hauptwege ist zu sichern, um der für Otterstadt prägenden Nutzung der Landwirtschaft gerecht zu werden. Diese Wege müssen eine freie Befahrbarkeit von mindestens 3,75 Metern und ausreichend Ausweichstellen aufweisen, um die sichere Möglichkeit der Durch- fahrung mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen zu gewährleisten.

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7.5 Umwelt und Naherholung

7.5.1 Aufwertung Freiflächen am Ortsrand

Im Nord-Osten Otterstadts soll geprüft werden, inwiefern der Uferbereich im Einklang und unter Berücksichtigung des vorhandenen Landschaftsschutzgebie- tes, FFH-Gebietes und Biotopflächen für die Bürgerinnen und Bürger bzw. für die Nutzung von Vereinen besser nutzbar gemacht werden kann.

Ebenfalls soll geprüft werden, ob die Freifläche südlich der K 23, welche sich auf Höhe Luitpoldstaße und Mittelgasse befindet, für eine Freizeitnutzung verwendet werden kann. Beispielsweise könnte die Fläche des Naturspur e.V. dort erweitert werden und durch neue Nutzungen ergänzt werden. Mit dieser Entwicklung kann der südliche Ortseingang in Verbindung mit der Gestaltung der Grünfläche zwi- schen K 23 und Speyerer Straße gestalterisch aufgewertet und hinsichtlich der Funktion von einer Ortsrandstraße zu einer Ortsdurchfahrt verändert werden.

7.5.2 Begrünung im öffentlichem Raum

Zur Verbesserung des Ortsbildes soll die bestehende Vegetation in den Straßen- räumen erhalten bleiben und gepflegt werden, sowie neue Bäume straßenbeglei- tend angepflanzt werden. Durch diese kann das Mikroklima verbessert und die öffentlichen Stellplätze entlang der Straße gegliedert werden. Neu gepflanzte Bäume würden durch ihren Schatten im Sommer einer übermäßigen Erhitzung des öffentlichen Raums und einer direkten Sonneneinstrahlung auf Passanten vorbeugen. Dies ist vor allem für die älteren Bewohnerinnen und Bewohner wichtig, da diese stärker unter Hitzebelastungen leiden als Jüngere und damit zu rechnen ist, dass die Temperaturen weiter ansteigen.

Die nicht-ortsbildprägenden Fassaden können durch Fassadenbegrünungen optisch aufgewertet werden. Dies könnte durch Blumenkästen an den Fenster- brettern oder durch Schling- und Kletterpflanzen realisiert werden. Aus den Reihen der Arbeitsgruppe wird der früher durchgeführte Wettbewerb der Fassaden- oder Vorgartenbegrünung wieder angeregt.

Eine besondere Pflege sollte dem Friedhof zukommen. Hierfür bietet sich die Etablierung eines Bürgerengagements an, bei dem gemeinschaftlich die Fried- hofsmauer und die öffentliche Vegetation gepflegt und bei Bedarf erneuert wird.

7.5.3 Mehrgenerationen-Sportpark

Um eine Begegnungsstätte zur sportlichen Aktivität von Jung und Alt zu schaffen, sollen die Anlagen des Turn- und Rasensportvereins Otterstadt aufgewertet

Ortsgemeinde Otterstadt Ortsentwicklungskonzept Karlsruhe 05.03.19 Otterstadt Ortsentwicklungskonzept.wpd Bericht 43 werden. Das Konzept des Vereins zum Sportpark Otterstadt aus dem Jahr 2010 kann dabei aufgegriffen werden. Durch die Neugestaltung des Hartplatzes in einen Rasen- bzw. Kunstrasenplatz mit zusätzlichen Anlagen für Wettläufe und Weitsprung für den Schulsport, kann ein attraktives Freizeitangebot für ver- schiedene Altersgruppen geschaffen werden. Durch ein erfolgreiches Zusammen- bringen von Jung und Alt können Werte des Sports und der Gemeinschaft ver- mittelt bzw. weitergegeben werden und körperliche Fähigkeiten wie Koordination und Motorik verbessert werden.

Der Sportpark könnte neben der Nutzung durch den TuRa auch ein Standort für Veranstaltungen von anderen Vereinen sein und Wechselbeziehungen etablieren.

7.5.4 Mehrgenerationen-Spielplätze

Neben dem Sportplatz im Süden der Ortsgemeinde sollten auch die Spielplätze innerhalb des Ortes aufgewertet und umgebaut werden, damit Spiel- und Be- tätigungsmöglichkeiten für Alt und Jung entstehen.

7.5.5 Aufwertung Lindenplatz und Königsplatz

Der Lindenplatz sollte einer Aufwertung unterzogen werden, um als Naherho- lungsort funktionieren zu können. Eine Reduzierung der Flächenversiegelung und eine Erweiterung der Vegetation könnten den Platz attraktiver für die Bewohne- rinnen und Bewohner Otterstadts machen.

Der Königsplatz bietet mit der Kombination aus Grünanlage und gepflasterten Flächen mit Außengastronomie bereits eine optimale Grundlage für die Nutzung als Ortsmittelpunkt. Zur weiteren Stärkung des Ensembles ist Pflege und ge- stalterische Weiterentwicklung der Flächen dennoch erforderlich, denn nur ein sauberes und modernes Gestaltungsbild ermöglicht die Akzeptanz des Platzes als identitätsstiftenden Ort.

7.5.6 Private Freiflächen und Gärten

Durch die neu geregelte Tiefe der Bebauung in 2. Reihe und die behutsame Nachnutzung der Scheunen und Nebengebäude soll im Ergebnis eine Entkernung und Auflockerung der Gebäudestruktur erreicht werden. Die ökologisch und kleinklimatisch bedeutenden Blockinnenbereiche zwischen der Wohnbebauung im altem Ortsbereich sollen begrünt werden, wobei die Bandbreite der Gestal- tung von der ursprünglichen Nutzung als Kleingarten bis zur aufwändigen Ge- staltung als Ziergarten gehen kann, um letztlich die Wohnqualität deutlich zu verbessern.

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Die Freiflächen auf den Privatgrundstücken müssen in diesem Zusammenhang weitgehend begrünt werden, um den kleinklimatischen Zweck erfüllen zu können. Stellplätze und idealerweise die Hof- und Terrassenflächen sollten nur in einer teilversiegelten Bauweise errichtet werden (z.B. durch Rasenfugensteine), um Bodenfunktionen und Kleinlebewesen zu fördern.

7.6 Baustruktur

Plan 19 Auf Grundlage der Bestandsaufnahme und der zuvor dargestellten Maßnahmen werden Bauzonen für Otterstadt gebildet, in denen bestimmte bauliche Struktu- ren geregelt werden und Vorgaben für Baugesuche abgeleitet werden können. Die genauen Abgrenzungen der einzelnen Bauzonen kann dem Plan 19 entnommen werden, wobei die Zonen A bis F für Flächen gebildet sind, für die derzeit noch kein Bebauungsplan vorliegt; für die restlichen Flächen mit Bebauungsplansatz- ungen werden die maßgeblichen Festsetzungen im Zusammenhang dargestellt, und zwar zu: < Grundflächenzahl (GRZ). < Zahl der Vollgeschosse. < Traufhöhen. < Dachform. < Sockelhöhe. < Bautyp. Für den alten Ortsbereich wird dabei aufgrund der vorhandenen Dichte und dem Wunsch nach Erhalt der ortstypischen landwirtschaftlich geprägten Haus-Hof- Situation die höchste Grundflächenzahl (GRZ) von 0,6 - 0,8 vorgegeben. Um baurechtlich zusätzlich die mögliche Etablierung von neuen Nutzungen in diesem Bereich zu regeln, könnte an dieser Stelle ein Urbanes Gebiet (MU) festgesetzt werden. Das MU ermöglicht die vorgesehene hohe GRZ und das Nebeneinander von Wohnnutzung, Gewerbe, sozialen, kulturellen und anderen Einrichtungen, welche, falls nötig, geschossweise geregelt werden könnte.

Als wichtiges Detailthema muss im Zusammenhang mit der Suche nach Folgenut- zungen für die landwirtschaftlichen Scheunen und Lagergebäude in der Bauzone A, B und C die Frage geklärt werden, ob unter Beachtung von noch zu treffenden Regelungen teilweise auf die Fensterlosigkeit von Brandwänden auf der Grund- stückgrenze verzichtet werden kann. Mit einer Regelung dieser Frage könnte die Folgenutzung attraktiver und besser nutzbar sein, wenn ein öffenbare Fenster zu den benachbarten Gartenbereichen erlaubt werden könnte.

Die Zahl der Vollgeschosse ist für große Teil der Ortsgemeinde einheitlich mit 1-2 Vollgeschossen geregelt, wobei ausdrücklich auf das Nachverdichtungspotenzial

Ortsgemeinde Otterstadt Ortsentwicklungskonzept Karlsruhe 05.03.19 Otterstadt Ortsentwicklungskonzept.wpd Bericht 45 des zweiten Vollgeschosses hingewiesen wird. Im Ortskern liegt die Bauzone B mit 2 Vollgeschossen und einer maximalen Traufhöhe von 6 Metern.

Einheitlich in allen Bauzonen sind giebelständige Satteldächer, bzw. Zwerchgiebel oder Dachgauben zur Straße als ortstypisch festgehalten, die das Straßenbild derzeit überwiegend bestimmen. Zusätzlich sind, am Bestand orientiert, in den gewerblichen Bauzonen noch Flachdächer zulässig und im Ortszentrum Sonder- formen.

Die zulässigen Sockelhöhen orientieren sich am Bestand.

Bei den Bautypen sind folgende Typen identifiziert und festgesetzt:

< Offene Wohnbebauung mit Garten, < Offene, lockere Bebauung mit Gärten, < Offene Bebauung, < Offene Gewerbebauten, < Hofhäuser mit großen Gärten, < Hofhäuser, teilweise mit kleinen Gärten, < Grenzbebauung und < Dichte Grenzbebauung.

Dies zeigt zum einem die Vielzahl an Bautypen innerhalb Otterstadts und schafft zum anderen dennoch klare ortsbildprägende Strukturen innerhalb einzelner Bereiche und lässt somit Vielfalt und Individualität zu.

Neben den im Plan benannten differenzierten Kriterien gelten für alle Bauzonen gleichermaßen die Gestaltungsziele für Vorgartenzonen. Diese sollen gärtnerisch angelegt und durch niedrige bis mittelhohe Einfriedungen bis zu 1,5m gefasst werden. Die Umnutzung zu Parkplätzen soll dadurch vermieden werden. Dies hat den Grund in der einheitlichen dörflichen Gestaltung der Vorgärten und auch im Ziel, die Stellplatzmöglichkeiten an den Straßenseiten nicht durch überbreite Grundstückszufahrten unnötig zu belasten.

Diese Regelungen sollen bei zukünftigen Bauvorhaben Beachtung finden und müssen bei der Aufstellung von Bebauungsplänen beachtet und eingearbeitet werden.

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8. Maßnahmenliste

Die im vorherigem Kapitel vorgestellten Maßnahmen werden an dieser Stelle noch einmal in tabellarischer Form zu den Themengebieten aufgelistet. Vorrang- Maßnahmen, welche in Absprache mit den Bürgerinnen und Bürgern in den Arbeitsgruppensitzungen erarbeitet wurden, werden mit einem V gekennzeichnet und sind grau hinterlegt:

Themenbereich Verkehr

Neue Gemeindeverbindungsstraße < Aufwertung Lindenstraße zur Ortsdurchfahrt (Überplanung Einmündungsbereiche)

< Entlastung Speyerer Straße / Mannheimer Straße

Umgestaltung Straßenräume (V) < Mindestanforderung an Straßen Gehweg 1,5m, besser 1,8m Fahrbahn 3,75m in Engstellen

< Schaffung ebenerdiger Misch- verkehrsflächen im Ortskern

Fußwegeverbindung < Verbesserung der fußläufigen Verbindungen in das Umland und neue Siedlungsfläche

Verkehrsberuhigung und < Verbesserung Verkehrssicherheit Straßenübergänge durch begrünte Mittelinseln

Radwege < Nutzung der zu schaffenden Mischverkehrsflächen

< Ausbau der Radwege in die umliegenden Gemeinden

< Neubau Radweg nach Waldsee

Parkraumbewirtschaftung (V) < Einrichtung straßenbegleitendes Parken, eingefasst durch Begrü- nung

< Etablierung Parkraumbewirtschaf- tung (lokal/zeitlich begrenztes parken bzw. Anwohnerparken)

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Landwirtschaftliche Hauptwege < Erhalt bestehender Hauptwege

< Ausbau Ottmarweg

< Verlegung ‘Im Neufeld’

< Gewährleistung einer Mindest- fahrbreite von 3,75 Metern

Themenbereich Umwelt und Naherholung

Freiflächen am Ortsrand < Aufwertung Flächen am Althrein und südlich K23 für Bürger bzw. Vereine unter Berücksichtigung Naturschutz

Mischnutzung von landwirtschaftli- < Bereitstellung von Ausweichstel- chen Wegen len für Fußgänger und Radfahrer am nördlichen Rheinhauptdeich

Begrünung öffentlicher Raum < Erhalt und Pflege bestehender Vegetation

< Anpflanzung straßenbegleitender Bäume

< Etablierung Fassadenbegrünung durch Blumenkästen/Schling- und Kletterpflanzen (Wettbewerb wiederholen)

< Pflege Friedhof durch Bürgeren- gagement

Aufwertung innerörtlicher Plätze < Umbau Lindenplatz zum Naher- holungsort (Reduzierung Flächenversiegelung, mehr Vege- tation)

< Pflege und Modernisierung En- semble Königsplatz und seinem Erscheinungsbild

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Private Freiflächen und Gärten < Pflege ökologisch wertvoller, grüner Blockinnenbereiche

< Begrünung und Entsiegelung von Freiflächen auf Privatgrundstü- cken

Themenbereich Gewerbe

Neues Gewerbegebiet < Erweiterung der im FNP bereits ausgewiesenen Fläche

Umnutzung 2. Reihe < Etablierung nicht störendes Ge- werbe oder Landwirtschaft in un- tergenutzten Gebäuden

Erhalt Einkaufsmöglichkeiten < Förderung und Erhaltung der be- stehenden Einkaufsmöglichkeiten

Vermeidung störendes Gewerbe im < Ansiedlung intensiver Gewerbe- Ortskern nutzungen ausschließlich in den Gewerbegebieten

Gastronomie / Bistro / Café / Kneipe < Etablierung neuer Gastronomie in Form eines Bistro/Café oder einer Kneipe

Themenbereich Wohnen

Schutz der Ensembles-Gestaltung < Ausbildung eines harmonischen und denkmalwürdiger Gebäu- Gestaltungsbildes in Ensemble- de/Elemente (V) Bereichen Königsplatz und Lin- denplatz

< Angleichung in Gebäudehöhe und -kubator der Gebäude an Platzfront und in 2. Reihe (Blickbe- ziehung)

Neue Wohnbaugebiete < Erweiterung der bereits im FNP markierten Siedlungsfläche als Entwicklungsoption

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Bebauung in 2. Reihe < Umbau/Abriss Untergenutzter Gebäude und Neubau Wohn- und gewerbliche Nutzungen

< Beachtung max. Bautiefe

< Einhaltung gleicher Vorgaben wie straßenseitiger Gebäude, wenn einsehbar

Gebäudesanierung < Durchführung primär in 2. Reihe notwendig

< Durchführung bei Hauptgebäu- den, wenn Bewohnerwechsel ansteht

Ortsbild - < Erhalt prägender Fassaden mit Fassadenerhalt /-aufwertung (V) erkennbarem Mauerwerk oder Fachwerk

< Erhalt bei (energetischer) Sanie- rung

< Erhalt/Schaffung giebelständige Gebäude oder Dachaufbauten

< Erhalt stehender Fensterformate

Dachgestaltung < Etablierung Satteldächer mit Dachneigung von 30°-60°

< Errichtung Dachaufbauten nur mit Giebelständiger Wirkung zum Straßenraum

Bauzonen < Festlegung Bauzonen mit ver- schiedenen Festsetzungen

Barrierefreiheit < Schaffung einer allgemeinen Bar- rierefreiheit im Ort

(Öffenbare) Fenster Brandwände < Ermöglichen unter noch zu tref- fenden Regelungen

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Themenbereich Soziale Infrastruktur

Dorfzentrum Remigiushaus (V) < Stärkung der Dorfgemeinschaft durch Veranstaltungen und Fes- ten

< Entwicklung von Orten des Aus- tauschs und Integration von Neu- Bürgern

Backhaus < Schaffung durch bürgerliches Engagement

< Entwicklung gemeinsamer Brotback-Aktionen der Bürger

Dienstleistungszentrum < Bündelung von Angeboten und Dienstleistungen unter einem Dach

< z.B. Teile der Verwaltung, Postfi- liale, Geldautomat, Bürgercafé

Verlagerung Feuerwehr und < Verlagerung der störenden Wir- Bauhof (V) kung in neues Gewerbegebiet

< Umnutzung/Neubau für Betreutes Wohnen und Tagespflegeeinrich- tung

Pflegeeinrichtung < Entwicklung einer Pflegeeinrich- tung als Begegnungsstätte im Ortskern

Themenbereich Kultur, Tourismus, Freizeit

Dorfzentrum Remigiushaus < Unterstützung von Veranstaltun- gen und Festen in Zusammen- arbeit mit Vereinen

< Entwicklung Austausch und In- tegration von (Neu-)Bürgern

Sommerfesthalle (V) < Aufwertung der Halle

< Intensivierung der Nutzung

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Mehrgenerationen-Sportpark < Konzept Sportpark Otterstadt wie- deraufgreifen

< Etablierung von Veranstaltungen mit anderen Vereinen

< Aufwertung durch kulturelle Ver- anstaltungen

Freiflächen am Ortsrand < Aufwertung Flächen am Althrein und südlich K23 für Bürger bzw. Vereine unter Berücksichtigung Naturschutz

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9. Zusammenfassung

Der Rahmenplan für die Ortsgemeinde Otterstadt zeigt verschiedene Handlungs- felder für die zukünftige Entwicklung Otterstadts auf. Umsetzungsstrategien bzw. Maßnahmen leiten sich anhand der aufgestellten Ziele ab. Es sollen vor allem die als problematisch bewerteten Konflikte im Ort durch die Maßnahmen behoben und die vorhandenen Stärken weiter genutzt werden, um eine zukünftig positive Entwicklung für Otterstadt zu erzielen.

Dargestellt sind anzustrebende Maßnahmen vor allem im Bereich der Ortsmitte, und zu den Themen Gestaltung, Verkehr, Wohnen und Naherholung. Aus den beschriebenen Handlungsfeldern sind Themen- bzw. Aufgabenblöcke heraus- gebildet, an denen sich die ortsgemeindliche Entwicklung der kommenden Jahre ausrichten soll. Eine Beschreibung der Einzelmaßnahmen und deren fachlichen und sachlichen Zielstellungen wird im Rahmenplan erläutert.

Die verschiedenen Themenbereiche sind zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern der Ortsgemeinde analysiert und bewertet worden. In gemeinsamen Arbeits- gruppensitzungen sind dabei zusätzliche Ideen und Anregungen aus der Be- wohnerperspektive gewonnen und in den Rahmenplan integriert worden.

Der Schwerpunkt der gesamtörtlichen Planung liegt eindeutig im Bereich des alten Ortsbereiches. Die Bebauung ist hier u.a. zu dicht und Straßenräume zu eng. Durch den Rahmenplan wird aufgezeigt, wie diese Situation zum Wohl des Ge- samtortes verändert und gleichzeitig das Ortszentrum belebt werden kann.

Als identitätsstiftende Elemente sind im Prozess der Königsplatz und der Linden- platz benannt, sowie ortsbildprägende Gebäude und Gebäudestrukturen, die noch in der Zeit der intensiven landwirtschaftlichen Prägung entstanden sind. Konkrete Ideen zur Stärkung des Königsplatzes als Ortsmittelpunkt ist z.B. ein Backhaus, welches den Mittelpunkt belebt und eine Vielzahl von Aktivitäten nach sich ziehen kann. Zusätzlich sollen weitere Angebote im Bereich der Versorgung im Alter und der Bildung mit sozialen Angeboten im Ortszentrum vorangetrieben werden, wie z.B. ein Gebäude für Betreutes Wohnen und einer Pflegeeinrichtung mit Begegnungsräumen.

Die städtebauliche Entwicklung umfasst den gesamten Ort und soll das Alte bewahren und in richtiger Art das Neue ermöglichen. Dies gilt besonders für die Frage der Ortsbildprägung. Die Erhaltung des Ortsbildes aus Haus-Hof-Häusern und die Gestaltung der Verkehrsflächen als Mischverkehrsflächen ist von großer Bedeutung. Gebäude und Elemente mit hoher gestalterischer Qualität sind dabei gemeinsam mit den Bewohnern Otterstadts identifiziert worden. Bei Neu- oder Umbau von Gebäuden soll diese Qualität wieder zu erkennen sein, um ein ein-

Ortsgemeinde Otterstadt Ortsentwicklungskonzept Karlsruhe 05.03.19 Otterstadt Ortsentwicklungskonzept.wpd Bericht 53 heitliches, attraktives Ortsbild im Ergebnis zu erhalten. In diesem Sinne soll der Rahmenplan als städtebauliches Leitbild für die Beurteilung von Bauvorhaben in unbeplanten Innenbereichen herangezogen werden.

Für perspektivisch zu schaffende Bebauungspläne sind besonders die erarbeite- ten Vorgaben für die Baustruktur und -kubatur von großer Bedeutung und müs- sen Beachtung finden. Die Festlegung auf maximal 2 Vollgeschosse und maximal 6 Metern Traufhöhe ist für die Bewohnerschaft von hoher Wichtigkeit. Mit der Schaffung von einzelnen Bauzonen, welche sich an den historischen Bestand orientieren, werden außerdem Aussagen zu GRZ, Sockelhöhen, Dachformen und Gebäudetypen getroffen, um ein einheitliches und harmonisches Ortsbild zu schaffen.

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