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Keine andere Stadt in Europa verändert sich so schnell insel und Street Art in Kreuzberg. Dazu kommen all die wie Deutschlands alte und neue Hauptstadt. Aus zwei Menschen, die geprägt haben: von Bert Brecht bis METROPOLIGHTS Stadthälften, die 28 Jahre die Mauer zwischen Ost und Nina Hagen, von Marlene Dietrich bis Harald Juhnke. Die West teilte, wuchs eine neue Metropole zusammen, und Gegensätze, das Neben- und Miteinander der Kontraste, jedes Jahr kommen Millionen, um sie zu sehen: die alte machen Berlin aus – eine süchtig machende Metropole. Prachtstraße »« und das Branden- burger Tor, den Potsdamer Platz, den neuen Haupt- METROPOLIGHTS BERLIN lädt zu einer faszinierenden bahnhof und das Regierungsviertel. Berlin ist trendy, Reise durch die Metropole ein und offenbart die ganze kreativ, schick, multikulturell und hat viele Gesichter: Vielschichtigkeit in brillanten Farbbildern und informa- BERLIN Currywurstbuden und Gourmetlokale, Fashion Week tiven Texten. Seite um Seite eröffnen sich neue Blicke und Flohmarkt, weltberühmte Kunst auf der - auf Berlin. LICHTER EINER GROSSEN STADT

»Zu den Zierden Deutschlands gehören seine Städte. Unter ihnen ist Berlin weder die älteste noch die schönste. Unerreicht aber ist seine Lebendigkeit.« Richard von Weizsäcker

€ 49,95 [D] / € 51,40 [A] ISBN 978-3-95504-384-1 METROPOLIGHTS BERLIN

2 METROPOLIGHTS BERLIN

3 METROPOLIGHTS BERLIN

4 METROPOLIGHTS BERLIN

5 ZU DIESEM BUCH

Seit Berlin Hauptstadt ist, kommen jedes Jahr Milli- gezogen, genauso viele weggezogen, ins stadtferne onen von Besuchern. Kilometerweit laufen sie vom grüne Umland, weg von den ewigen Baustellen. Reichtagsgebäude durch das Brandenburger Tor, Manche kommen nach Jahren wieder zurück. die Prachtstraße Unter den Linden hinunter, pilgern Was eigentlich macht die Faszination dieser Stadt durch Tiergartengrün zum Potsdamer Platz, stau- aus? Dieser Bildband versucht, diese Frage zu be- nen über die neue Welt unter dem schwebenden antworten, zeigt das Historische neben dem Neuen, Zeltdach und suchen am Kollwitzplatz und in der das Traditionelle neben dem Aufbruch, die Stadt und Kastanienallee nach dem Mythos vom Prenzlauer den Kiez, in dem die Berliner leben, unbeeindruckt Berg. Eine Million sind seit dem Mauerfall 1989 zu- von Touristenströmen und auch abseits davon.

6 ZU DIESEM BUCH

Berlin ist eine arme Stadt. Nach Krieg und Mauer- ganzen Landes. Die Straßen und Gebäude erzählen bau haben viele Firmen die Stadt verlassen, es man- von der Zeit der preußischen Könige und Kaiser, gelt an Arbeitsplätzen. Wissenschaft, Forschung aber auch von Kriegen und Mauerbau, vom Kalten und Tourismus entwickeln sich jedoch vielverspre- Krieg und seinen Folgen, die nirgends so deutlich chend. Berlin ist aber auch eine reiche Stadt, weil sie waren wie in der geteilten Stadt. Geschichte ist in Die East Side Gallery in der Mühlenstraße in jungen Menschen aus aller Welt Platz lässt, ihre Ide- Berlin nie zu Ende. Wer hier lebt, ist dabei. Es Friedrichshain ist der größte und bekannteste en zu verwirklichen und sich gegenseitig zu inspirie- stimmt noch heute, was der Chronist Walter Kiau- erhaltene Rest der Grenzanlagen der Berliner ren. Berlin ist nicht nur ein riesiger Steinhaufen, lehn 1958 schrieb: Als Berliner muss man nicht Mauer. Viele Künstler kommentierten hier die sondern auch ein Geschichtsbuch, sogar das des geboren sein, man kann es werden. politischen Veränderungen der Jahre 1989/90.

7 INHALT

Oben: Skulptur »Berlin« auf der Tauentzien- BERLIN IM WANDEL DER ZEIT HISTORISCHE MITTE straße, im Hintergrund die Gedächtniskirche Berlin 1232–1688: Pariser Platz 38 Bilder auf den vorhergehenden Seiten: Hansestadt und kurfürstliche Residenz 14 Brandenburger Tor 40 S. 2/3: Marie-Lüders-Haus im neuen Regie- Berlin 1688–1786: 42 rungsviertel Hautptstadt des Königreichs Preußen 16 DZ-Bank-Gebäude 44 S. 4/5: Denkmal des Friedrich Schiller am Berlin 1786–1838: Akademie der Künste 46 Gendarmenmarkt vor der Kulisse des Deutschen Stadt der Reformen und der Reaktion 18 Hoteltradition: Das Adlon 48 Doms Berlin 1838–1871: Industriestadt Berlin 20 Theodor Fontane 50 Berlin 1871–1918: Berlin in der Kaiserzeit 22 Unter den Linden 52 Berlin 1919–1939: Die »Goldenen Zwanziger« 24 Paul Lincke 54 Berlin 1933–1945: Komische Oper 56 Berlin während der Nazi-Diktatur 26 Humboldt-Universität 58 Westberlin 1945–1990: Alexander von Humboldt 60 Symbol des freien Westens 28 Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum 62 Ostberlin 1945–1990: Hauptstadt der DDR 30 Neue Wache 64 Berlin 1990 – heute: , Deutsches Historisches 66 Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland 32 Bebelplatz, Alte Bibliothek, Hedwigskathedrale 68 Karl Liebknecht 70 Deutsche Staatsoper 72

8 INHALT

Kronprinzenpalais 74 Heinrich Zille 116 Bundeskanzleramt 154 Schlossbrücke 76 Hackesche Höfe 118 Paul-Löbe-Haus 156 Friedrichswerdersche Kirche 78 Sophie-Gips-Höfe 120 Hauptbahnhof 158 Schinkelplatz 80 Berlins »Junge Mode« 122 Hamburger Bahnhof – Altes Museum 82 Neue Synagoge 124 Museum für Gegenwart 160 Neues Museum 84 Friedrichstadt-Palast 126 Helmut Newton 162 Büste der Nofretete 86 Bertolt Brecht 128 Museum für Naturkunde 164 Pergamonmuseum 88 Friedrichstraße 130 Die Mauer 166 Bode-Museum 90 Galeries Lafayette 132 Nina Hagen 168 Alte Nationalgalerie 92 Gendarmenmarkt 134 Bundesministerium des Inneren (BMI) Berliner Dom 94 Kurt Tucholsky 136 in Alt-Moabit 170 Berliner Dom: Hohenzollerngruft 96 AEG-Turbinenfabrik 172 Vom Stadtschloss zum Humboldt-Forum 98 BERLINS »NEUE« MITTE Kriminalgericht Moabit 174 Kaiser Wilhelm II. 100 Großer Tiergarten 176 Rotes Rathaus 102 Reichstag 140 Walter Gropius 178 St. Marienkirche 104 Der Reichstag im Spiegel der Geschichte 142 Siegessäule, Straße des 17. Juni, Marx-Engels-Forum, Alexanderplatz 106 Gustav Stresemann 144 Großer Stern 180 Rosa Luxemburg 108 Norman Fosters Kuppel 146 Christopher Street Day 182 Fernsehturm 110 Deutscher Bundestag 148 Schloss Bellevue 184 Nikolaiviertel 114 Neues Regierungsviertel 150

9 INHALT

Oben: Die Glaskuppel auf dem Reichstagsgebäude Dokumentationszentrum »Topographie CHARLOTTENBURG- wurde von Sir Norman Foster gestaltet und ist des Terrors« 186 WILMERSDORF einer der Besuchermagneten der Hauptstadt und Holocaust-Mahnmal 188 längst zum Wahrzeichen geworden. Der Potsdamer Platz 190 Tauentzien, Breitscheidplatz 216 Architekt hatte zunächst für den Bau überhaupt Hildegrad Knef 192 Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche 218 keine Kuppel vorgesehen und beugte sich nur Sony Center 194 Kaiser Wilhelm I. 220 widerwillig den Wünschen der Bundesregierung. Deutsche Kinemathek – Kaufhaus des Westens (KaDeWe) 222 Museum für Film und Fernsehen 196 Zoologischer Garten, Aquarium 224 Marlene Dietrich 198 Kurfürstendamm 226 Internationale Filmfestspiele Berlin 200 David Bowie 228 Lars Eidinger 202 The Story of Berlin 230 Philharmonie, Kammermusiksaal 204 Berlins Theater 232 Gemäldegalerie 206 Günter Pfitzmann 234 Staatsbibliothek (Haus Potsdamer Straße) 208 Schloss Charlottenburg 236 Neue Nationalgalerie 210 Schlosspark Charlottenburg 238 Gedenkstätte Deutscher Widerstand 212 Harald Juhnke 240 Berliner Sammlungen 242 ICC, Messe, Funkturm 244 Industriedenkmäler 246 Olympiastadion 248

10 INHALT

Bubi Scholz 250 FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG, Ernst Reuter 312 Berliner Fußball 252 TEMPELHOF-SCHÖNEBERG Berlin-Blockade und Luftbrücke 314 John F. Kennedy 316 PANKOW Volkspark Friedrichshain 276 Karl-Marx-Allee 278 AUSSERHALB DER ZENTREN Rund um den Kollwitzplatz 256 East Side Gallery 280 Udo Lindenberg 258 Reinhard Mey 282 Schloss Glienicke 320 Synagoge Rykestraße 260 Spaß an der Spree 284 Havel und Havelseen, Pfaueninsel 322 Jüdisches Berlin 262 Berliner Nachtleben 286 Heinrich von Kleist 324 Hans Rosenthal 264 Iggy Pop 288 Strandbad Wannsee 326 Jüdischer Friedhof Weißensee 266 Oberbaumbrücke 290 328 Currywurst 268 Osthafen 292 Walter Rathenau 330 Brigitte Mira 270 Kreuzberger Szenen 296 Siedlungen der Berliner Moderne 332 Ernst-Thälmann-Park 272 Haus am Checkpoint Charlie, Mauermuseum 298 Spandau 334 Jüdisches Museum 300 Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen 336 Martin-Gropius-Bau 302 Treptower Park, Sowjetisches Ehrenmal 338 Deutsches Technikmuseum 304 »Der Hauptmann von Köpenick« 340 Konrad Zuse 306 Karneval der Kulturen 308 Register 342 Flughafen Tempelhof 310 Bildnachweis/Impressum 344

11 BERLIN IM WANDEL DER ZEIT

Im Vergleich zu anderen deutschen Städten ist fürsten, preußische Könige und deutsche Kaiser. Berlins Geschichte kurz, aber umso ereignisrei- Oft war Berlin Zentrum der Kunst und Kultur. cher. Urkundlich erwähnt wird Deutschlands Von ihrem Tiefpunkt während der Nazi-Diktatur größte Metropole erstmals im 13. Jahrhundert. und der Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg Von da an entwickelte sie sich in einem rasenden zeigt sich die alte und neue Hauptstadt heute Tempo und hat viele Herrscher gesehen: Kur- bestens erholt.

12 BERLIN IM WANDEL DER ZEIT Auch heute noch gehen Geschichte und Gegen- wart in Berlin eine Symbiose ein: Die Statue des prägenden Stadtarchitektens Karl Friedrich Schinkel ruht vor einer modernen Reklamewand am Schinkelplatz.

BERLIN IM WANDEL DER ZEIT 13 BERLIN 1232–1688

1232, 1237, 1244 1307 Juli 1320 1348 10. Januar 1356 1359 Spandau, Cölln und Berlin Die Zwillingsstädte Berlin Mit Heinrich II. stirbt der Die Pest rafft einen Teil der Kaiser Karl IV. verleiht dem Nach rund 50 Jahren Union werden erstmals und Cölln schließen sich zu letzte Markgraf aus dem Bevölkerung Berlins und Markgrafen von Brandenburg treten Berlin und Cölln der urkundlich erwähnt. einer Union zusammen. Geschlecht der Askanier. Cöllns dahin. die Kurfürstenwürde. Hanse bei.

MITTELALTERLICHE DOPPELSTADT Umschlagplatz für den Fernhandel. Im 14. Jahr- Askanier gestorben war, drohte Brandenburg in Das heutige Berlin setzt sich aus einer Reihe von hundert wurden beide Städte Mitglied der Hanse, Chaos und Anarchie zu versinken: Häufig wechsel- Städten und Dörfern zusammen, die größtenteils konnten dort allerdings nie die Bedeutung von ten die Landesherren und die Mark Brandenburg im 13. Jahrhundert gegründet wurden. Den histori- Köln, Hamburg oder Antwerpen erlangen. war umkämpft. Erst als 1415 dem Burggrafen von schen Kern bilden die Städte Berlin und Cölln, die Bereits 1307 schlossen sich Berlin und Cölln zu ei- Nürnberg, Friedrich VI. von Hohenzollern, die nur durch die Spree getrennt um das Nikolaiviertel ner Union zusammen. Ein Magistrat, bestehend Markgrafenwürde von Branden burg verliehen (Berlin) bzw. auf der gegenüberliegenden Spreein- aus zwölf Berliner und sechs Cöllner Ratsherren, wurde, kehrten allmählich stabilere Verhältnisse sel (Cölln) entstanden. Cölln wurde im Jahr 1237 bestimmte die Geschicke der Stadt. Vermutlich be- ein. 500 Jahre lang regierten die Hohenzollern in erstmals urkundlich erwähnt, Berlin 1244. Archäo- reits seit dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts Brandenburg. logische Funde deuten darauf hin, dass beide Städ- umschloss eine gemeinsame Stadtmauer Berlin te schon länger bestehen und sich aus den Nieder- und Cölln. 1319 wurde sie erstmals urkundlich er- KURFÜRSTLICHE RESIDENZ BERLIN lassungen deutscher Kaufleute und Handwerker wähnt. Reste der Mauer sind heute noch in der Unter den neuen Herrschern verlor Berlin viel von entwickelt haben. Nähe der Klosterstraße zu besichtigen. seiner städtischen Selbstständigkeit. 1432 trenn- Die Lage Berlin-Cöllns war äußerst günstig. Hier Im 14. Jahrhundert brachen unruhige Zeiten an: te der Kurfürst die gemeinsame Stadtverwaltung kreuzten sich die Handelsrouten von Leipzig nach Wie anderswo auch, raffte die Pestepidemie von von Berlin und Cölln und verfügte, dass künftig Stettin und von Magdeburg nach Breslau. Außer- 1348 einen Teil der Bevölkerung dahin, 1376 und beide Städte ihren eigenen Rat zu bilden hätten, dem bestand von Berlin aus eine Schiffsverbindung 1380 richteten Brände großen Schaden an. Hinzu dessen Besetzung überdies von der Zustimmung nach Hamburg. Rasch entwickelten sich Berlin und kamen politische Wirren: Nachdem 1320 mit Hein- des Landesherrn abhing. 1442 musste die Stadt Cölln zu florierenden Handelsmetropolen und zum rich II. der letzte Markgraf aus dem Geschlecht der Cölln dem Kurfürsten einen Bauplatz für ein

14 BERLIN IM WANDEL DER ZEIT HANSESTADT UND KURFÜRSTLICHE RESIDENZ

Das Geschlecht der Hohenzollern stellte ab 1415 (1499–1535), Joachim II. Hektor (1535–1571), eine ununterbrochene Reihe von Kurfürsten und Johann Georg (1571 bis 1598). Die Herrschaft Herrschern, die in Berlin residierten. Zu ihnen der Hohenzollern endete im Jahr 1918 mit gehörten (Bildleiste, von links): Friedrich II. Wilhelm II., der 1888 seinem Vater Friedrich III. (1440–1470), Albrecht III. Achilles (1470–1486), folgte und deutscher Kaiser sowie König von Johann Cicero (1486–1499), Joachim I. Nestor Preußen war.

1415 1451 1539 1631, 1635 8. November 1685 9. Mai 1688 Friedrich von Hohenzollern Berlin-Cölln wird Kurfürst Joachim II. von Berlin-Cölln wird von Mit dem Edikt von Kurfürst Friedrich Wilhelm wird Markgraf von kurfürstliche Residenz. Brandenburg tritt zum schwedischen Truppen zur Religionsfreiheit bietet stirbt in Potsdam. Brandenburg. protestantischen Glauben belagert. Brandenburg Hugenotten über. Zuflucht.

Schloss überlassen. Schon im Jahr 1451 war der Bau fertiggestellt und Berlin-Cölln wurde zur Re- sidenzstadt. Das imposante Schloss lag auf der Werderinsel an der Spree und wurde von den Bür- gern mit Unmut betrachet, richtete sich der Schlossbau doch weniger gegen die Abwehr äuße- rer Feinde als gegen möglichen Aufruhr in der Stadt. Entsprechend hieß der Bau im Volksmund »Zwing Cölln«. Die Reformation in der ersten Hälfte des 16. Jahr- hunderts überstanden Berlin und Cölln friedlich und ohne Blutvergießen. Viele Bürger neigten dem neuen Glauben zu. Auch Kurfürst Joachim II. trat 1539 zum Protestantismus über. Seine über drei Jahrzehnte währende Regierungszeit von 1535 bis 1571 ist gekennzeichnet durch eine rege Bautätig- keit: Neben dem kurfürstlichen Schloss entstan- den eine Reihe von Landhäusern im östlichen Kö- penick und im westlich gelegenen Potsdam sowie das Grunewald. von 1685 sicherte Religionsfreiheit zu. Mit dieser Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) zogen immer Garantie kamen zusätzlich etwa 5000 aus Frank- wieder feindliche Truppen durch Brandenburg, das reich vertriebene Hugenotten nach Berlin, die sich kein schlagkräftiges Heer besaß, und verwüsteten vor allem in der Dorotheenstadt ansiedelten. Ne- das Land. Die Städte Berlin und Cölln entgingen ben Friedrichswerder und der Friedrichstadt war zwar der endgültigen militärischen Eroberung, sie eine der drei barocken Vorstädte, die während wurden aber mehrfach von schwedischen Truppen der fast 50-jährigen Regierungszeit Friedrich belagert, die hohe Schutzgelder forderten. Fünf Wilhelms entstanden. Als der »Große Kurfürst« Mal wurden Berlin und Cölln in dieser Zeit überdies 1688 starb, war die Einwohnerzahl auf 18 000 ge- von Pestepidemien heimgesucht. Die Bevölkerung klettert – dreimal so viele wie bei seinem Regie- schrumpfte von vermutlich 12 000 auf 6000 Men- rungsantritt. schen, das wirtschaftliche Rückgrat aus Handel und Gewerbe war durch diesen Aderlass praktisch Linke Seite: Die Stadtansicht von 1650 zeigt die gebrochen. Türme des kurfürstlichen Schlosses sowie Der Wiederaufbau der Stadt nach dem Krieg unter einige Gotteshäuser. Links: Friedrich I. (um 1371 dem jungen Kurfürsten Friedrich Wilhelm brachte bis 1440) war der Kurfürst von Brandenburg, der Berlin-Cölln dann einen enormen wirtschaftlichen aus dem Haus der Hohenzollern stammte. Einer Aufschwung. Der Kurfürst warb zahlreiche, vor al- seiner Nachfahren war Friedrich Wilhelm, der lem holländische Siedler an. Das Potsdamer Edikt »Große Kurfürst« (1620–1688, oben).

BERLIN IM WANDEL DER ZEIT 15