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SUISA INFO Mitgliederzeitschrift 2.09

World Copyright Summit: Das Problem mit dem Web Seite 6

Im Fokus: Musik im Film Seite 8 – 12

Studie zu P2P: Getauscht wird, was gekauft wird Seite 22 SUISA info 2.09

INterN 4 Die Generalversammlung stimmt Namensänderung zu

INterNAtIONAl 6 Heftige Diskussionen am 2. World Copyright summit

SChWerPUNKt 8 um Film und Musik herum muss vieles geregelt werden

SUISA-StIFtUNG Für MUSIK 13 Erfolgreiche Premiere an der 8 Jazzahead MusiK uND FiLM NAChrIChteN ViELE WEGE FÜHREN ZuM PassENDEN 15 ausgezeichnete schweizer und sOuNDTRaCK internationale Wettbewerbe

GUt ZU WISSeN 18 Verteilungsregeln für die neuen gemeinsamen Tarife 2b und 3c

20 gfs-studie: Das schweizer Volk steht hinter dem urheberrecht

22 Britische studie: auch im Web überwiegen die Ladenhüter 11 terMINe 24 Eine Vorschau auf kommende KLiNGENDE BiLDER Messen und Veranstaltungen Das FiLMFEsTiVaL LOCaRNO HORCHT auF

Zum Beilageblatt «Musik- szene Schweiz» 22 Wenn rund 40 bekannte Musik- journalisten einen Portraitband über die Musiklandschaft der schweiz verfassen, dann ist uns das einen Hinweis wert. «Musikszene schweiz» berichtet, ohne anspruch auf Vollstän- digkeit, in Reportagen und interviews über das nationale Musikschaffen. Ohne Einfl uss auf auswahl oder inhalt unterstützt die suisa die Promotion des kurzweiligen Werks mit dem beiligenden Flyer und wünscht viel K(L)EiNE REVOLuTiON spass bei der Lektüre. ViELE LaDENHÜTER iM DiGiTaLEN MusiK M aRKT

IMPreSSUM redaktionsleitung Martin Wüthrich Design www.crafft.ch Druck Mattenbach aG, aufl age 20 600 Ex. SUISA Bellariastrasse 82, Postfach 782, 8038 Zürich, T. +41 44 485 66 66, F. +41 44 482 43 33 SUISA 11bis, av. du Grammont, 1007 , T. +41 21 614 32 32, F. +41 21 614 32 42 Fotos: Fotofestival Pedrazzini, SUISA Centro san Carlo, Via soldino 9, 6903 Lugano, T. +41 91 950 08 28, F. +41 91 950 08 29 suisa, istockphoto.com www.suisa.ch, [email protected] Foto Titelseite: Cobra Films NAPSter, 10 jAhre SPäter

Es war einmal ein Student, der erfand ein System, um Dateien zu tauschen. Sein Programm Napster durchsuchte die Computer seiner Anwender nach MP3­Dateien. Ging eine Suchanfrage ein, so ver band Napster den suchenden und den anbieten­ den Rechner miteinander: Die Peer­to­Peer­Kom­ munikation (P2P) war erfunden. Innert Kürze hatte Napster Millionen von Nutzern. Während der Student sich im Märchen wähnte, entwickelte sich Napster zum Alptraum für eine ganze Industrie. Mit P2P entstand ein futuristisches Vertriebsmodell für Musikdateien, das physische Datenträger wie die CD im Prinzip überfl üssig machte.

Der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt. Napster wurde geschlossen, andere Tauschbörsen traten an seine Stelle, und die CD­Verkäufe brachen ein. Die Musikindustrie fand kein Gegenmittel. Erst Apple schaffte mit iTunes ein taugliches Modell für legalen Musikvertrieb im Web. Das Problem dabei: Musik ist verhältnismässig billig, teuer sind iPod und iPhone. Der so erwirtschaftete Profi t von Apple scheint der Öffentlichkeit jedoch egal zu sein. Lieber legt man sich wegen einer bescheidenen Vergütung mit der SUISA an.

Am Erfolg von iTunes und Co. partizipieren jedoch gerade die Musikurheber nur bedingt. Zum einen sind die Preise und damit die Tantiemen im Internet eher tief. Zum andern tun sich viele Nutzer immer noch schwer damit, ihre Angebote korrekt zu lizenzieren. Und nicht zuletzt sind auf Druck der EU mühselige Lizenzierungspraktiken entstanden, bei denen kleinere Gesellschaf­ ten wie die SUISA oft das Nachsehen haben.

Nicht nur das Musikgeschäft geht unberechenbare Wege. Seit Kurzem wird auf politischer Ebene kräftig am Gerüst der Urheberrechte gerüttelt. Die Piraten­ partei hat sich aufgemacht, um «das Urheberrecht zu seinen Ursprüngen zurückzuführen». Unter dem Deckmantel der Befreiung der Kultur fordert sie das zu legalisieren, wofür bereits Napster stand: den kostenlosen Austausch von urheberrechtlich geschützten Werken. Ihren Werken und denen ihrer Berufskolleginnen und ­kollegen.

Für uns ist das der falsche Weg. Musik soll möglichst vielen Menschen zugänglich sein UND die Urheber sollen fair bezahlt werden – unabhängig davon, in welchem Medium ihre Werke gespielt und verbreitet werden. Dafür stehen wir von der SUISA. Wir können nicht zurück in ein Zeitalter vor P2P. Doch wir können uns dafür einsetzen, dass die Rechte der Urheber nicht unterhöhlt werden. 10 Jahre nach Napster ist dieser Einsatz wichtiger denn je.

Martin Wüthrich

suisa info 2.09 Intern_3 Generalversammlung der SUISA Die SUISA erhält ­einen neuen Namen

Astrid Davis-Egli

Die SUISA trägt die Gesellschaftsform «Genossenschaft» neu in ihrem ­ Namen, ­nachdem die Generalversammlung dem Änderungsantrag zu­gestimmt hat. Jahr­esbericht und Jahresrechnung ­wurden einstimmig genehmigt.

ie Generalversammlung 2009 vom 21. Juni wurde von Rechtsform enthalten ist, dass also das Wort «Genossenschaft» den Granitzlern eröffnet. Die Gruppe junger Volks­ erscheint. Für uns bedeutete dies, das Wort «Gesellschaft» durch musiker liess volksmusikalische Klänge frisch da­ «Genossenschaft» zu ersetzen. Die Gelegenheit wurde gleich­ herkommen, was ältere Jahrgänge bewog, die Musik zeitig dazu genutzt, den Firmennamen zu kürzen, war doch der alsD «experimentelle Volksmusik» zu bezeichnen. Nach dem mu­ vorherige Firmennamen (Schweizerische Gesellschaft für die sikalischen Auftakt leitete Präsident Hans Ulrich Lehmann über Rechte der Urheber musikalischer Werke) sehr lang und somit zu den statutarischen Geschäften. Diese gingen zügig voran, und schwer zu merken. Der Vorstand schlug in seinem Antrag folgen­ die Generalversammlung genehmigte Jahresbericht und Jahres­ den ­Namen vor: rechnung 2008 einstimmig. SUISA – Genossenschaft der Urheber und Verleger von Musik SUISA – Coopérative des auteurs et éditeurs de musique SUISA – Cooperativa degli autori ed editori di musica SUISA – Cooperativa dals auturs ed editurs da musica

Die Generalversammlung stimmte dem Antrag des Vorstands einstimmig zu.

Neues Mitglied der Verteilungs- und Werkkommission Traktandiert war überdies die Ersatzwahl in die Verteilungs- und Werkkommission. Auch hier folgte die Generalversammlung der Empfehlung des Vorstands und wählte Jérôme Thomas – Saxo­ fonist, Flötist, Komponist, Arrangeur und Band-Leiter im Bereich Die Granitzler verbreiten gute Laune an der SUISA-Generalversammlung. Jazz – in die Kommission. Dieser ersetzt den austretenden ­George Robert. Das wichtigste Traktandum der diesjährigen Generalversamm­ lung war die Namensänderung der SUISA. Hierfür bedurfte es Bereits um 12.15 Uhr beendete der Präsident Hans Ulrich einer Statutenänderung. Die Namensänderung wurde infolge ­Lehmann die GV in Rekordzeit und lud wie jedes Jahr zu ­Apéro ­einer Revision des Obligationenrechts notwendig. Dieses ver­ und Mittagessen ein, das für ausgiebige Gespräche genutzt langt nun auch von Genossenschaften, dass im Firmennamen die ­wurde. ■

4_Intern Foto: Beat Felber suisa info 2.09 A­ us dem SUISA-Vorstand

Marco Zanotta, Alfred Meyer

Im ersten Halbjahr 2009 beschloss der Vorstand über die Kostenabzüge 2009 und bereitete die Geschäfte der Generalversammlung vor. Mehrfach diskutiert wurde das Crossborder-Licensing, die Lizenzierung von grenzüberschreitenden Nutzungen bei ­Online- und Mobilediensten.

Das Hauptgeschäft der ­Sitzung des Vor­ Kontrollsystems (IKS): Die Kommis­ nochmals über einzelne Punkte zu ver­ stands vom 7. / 8. April 2009 war die Vor­ sion betraut eine Delegation von zwei handeln. Im Bestreben, einen Konsens bereitung der Generalversammlung vom Vorstandsmitgliedern damit, zweimal zu finden, stimmte der Vorstand weite­ 21. Juni dieses Jahres (GV). Er verabschie­ pro Jahr zu prüfen, ob die Regeln des ren Verhandlungen mit den interessier­ dete zuhanden der GV IKS von der Geschäftsleitung und den ten Verbänden zu. – Jahresbericht, Jahresrechnung, Bilanz, Mitarbeitenden der SUISA eingehalten – drei eher redaktionelle Änderungen Bericht der Revisionsstelle, Wahl der werden. des Verteilungsreglements, über wel­ Revisionsstelle – über die Arbeiten der Kommission che im Info 2.09 berichtet wird. – Änderung des Firmennamens der O + K zum Personalstatut: Das Perso­ SUISA nalstatut enthält allgemeine Bedin­ Ferner diskutierte der Vorstand den um­ – Wahl von Jérôme Thomas in die Vertei­ gungen des Arbeitsvertrags zwischen fassenden Bericht der Revisionsstelle lungs- und Werkkommission ­SUISA und ihren Mitarbeitenden und über das Geschäftsjahr 2008 und legte die wird in zahlreichen Punkten revi­ Schwerpunkte für die Revision 2009 fest. Ferner beschloss der Vorstand in seiner diert bzw. den Gesetzesänderungen Frühjahrssitzung angepasst. Und schliesslich liess sich der Vorstand – über die Kostenabzüge 2009: Der Ab­ – über die Lizenzierung von grenzüber­ insbesondere informieren zug auf Aufführungs- und Senderechte schreitenden Nutzungen (internatio­ – über die Arbeiten der Kommission wird reduziert von bisher maximal nale Online-Mobile-Anbieter): Die Ge­ ­Tarife und Verteilung hinsichtlich der 19 Prozent auf maximal 17 Prozent, schäftsleitung hat verschiedene Fragen Verteilung der Einnahmen der Lokal­ andere Abzüge bleiben unverändert. dazu ihrer Aufsichtsbehörde, dem sender und der Erfassung der in Clubs – über den Mindestbetrag für die gezielte ­Eidgenössischen Institut für Geistiges von den DJs aufgelegten Musik. Einige Verteilung auf Programme der Lokal­ Eigentum, vorgelegt. SUISA-Mitglieder halten die gegen­ sender: Gemäss Verteilungsreglement wärtige Regelung für ungenügend und 4.2.3.1 bleibt es bei unverändert Muster-Verlagsvertrag bleibt haben entsprechende Anträge gestellt. 50 000 Franken mit der Bitte an die Knacknuss Die Kommission prüft, ob die Anliegen Kommission Tarife und Verteilung, die An seiner Sitzung vom 19. Juni 2009, am mit vertretbarem Aufwand ganz oder Frage zu prüfen, ob diese Limite in Tage vor der GV, beschloss der Vorstand teilweise erfüllt werden können. Zukunft verändert werden soll. insbesondere – und noch einmal über den Stand der Li­ – über kleinere Änderungen des – das Personalstatut in der von der Kom­ zenzierung von grenzüberschreitenden Organisationsreglements: Alle Vor­ mission O + K vorgeschlagenen Fas­ Nutzungen. Die Geschäftsleitung zeigte standsmitglieder haben den im Zusam­ sung zu genehmigen. an einem Beispiel den Ablauf der Lizen­ menhang mit dem Organisationsregle­ – die Arbeiten zu einem Muster-Verlags­ zierung eines international tätigen Mu­ ment erarbeiteten Verhaltenskodex vertrag fortzusetzen. Die Verlegermit­ sik-Online-Anbieters und der Verteilung unterschrieben. glieder im Vorstand hatten zwar dem der von ihm bezahlten Vergütungen auf. von Geschäftsleitung und Kommis­ Schliesslich liess sich der Vorstand ins­ sion O + K ausgearbeiteten Entwurf Die nächsten Vorstandssitzungen finden besondere orientieren mehrheitlich zugestimmt. Der Schwei­ statt am 16. / 17. September (Lausanne) – über das weitere Vorgehen der Kom­ zerische Verband der Musikverleger und am 9. / 10. Dezember (Zürich). ■ mission F + K hinsichtlich des Internen (SVMV) stellte jedoch den Antrag,

suisa info 2.09 Intern_5 2. World Copyright Summit in Washington D. C. Umsonst um jeden Preis

Martin Wüthrich

Ob Youtube, Apple Computer oder Google – die Geschäftsmodelle und der Erfolg dieser Firmen beruhen auf den Schöpfungen unzähliger Musiker, Filme- macher, Journalisten und anderer kreativer Köpfe. Weshalb jedoch tun sie sich so schwer, die Kreativen an ihrem Erfolg zu beteiligen? Eine mögliche Antwort darauf gibt das Gridlock-Modell des amerikanischen Wirtschaftsprofessors Michael Heller. Doch nicht nur Hellers These wurde in Washington heftig diskutiert.

o Rechteinhaber und warb. Auch wenn gewisse Zweifel am gu­ Rechtenutzer aufein­ ten Willen von Youtube / Google bestehen «Die Rechte eines Künstlers andertreffen, sind Aus­ blieben: Die Schwierigkeit im Lizenzie­ an seinem Werk sind eben- einandersetzungen rungsprozess konnten viele der Anwesen­ Wpro­grammiert. Und tatsächlich kam es am den nachvollziehen. so wichtig wie die, die jedem 2. World Copyright Summit der CISAC in Wa­ Individuum den Zugang shington zu heftigen Streitgesprächen.­ Nur Gridlock bei Onlinenutzungen zu Werken der Kunst oder zwei Jahre nach dem ersten Copyright Sum­ Das (Un-)Wort der Woche und zugleich mit (Brüssel, 2007) schaffte es die ­CISAC, ­einen Erklärungsansatz für das Youtube- Wissenschaft garantieren.» die Veranstaltung für Drittparteien zu öff­ Problem lieferte dann Michael Heller, Pro­ nen und Sprecher/-innen zu gewinnen, fessor der Columbia Law School. Er stellte Store bei der SUISA das Weltrepertoire die durchaus widersprüchliche Positionen das von ihm entwickelte Gridlock-Modell zu lizenzieren. Und es scheint, als sei das vertreten. Keine einfache Ausgangslage vor. Dieses besagt, dass ein Geschäft zum letzte Kapitel dieser mit Widersprüchen für Youtube und Co., denn das Publikum Scheitern verurteilt ist, wenn zu viele gespickten Geschichte noch lange nicht bestand mehrheitlich aus Vertretern der Rechtsinhaber beteiligt sind: Jeder vertritt geschrieben. weltweiten Urheberrechtsgemeinde. nur seine eigenen Interessen und stellt deshalb Forderungen, die in der Summe Von Piraten und Freibeutern Von der Schwierigkeit, eine ein neues Produkt, eine neue Lösung ver­ Ein weiteres Paradox betrifft die Haltung ­Lizenz zu erhalten hindern. So würde z. B. ein neues Medi­ der Öffentlichkeit zu den Rechten der Kre­ Zahava Levine (Chief Counsel, Youtube) kament verhindert, weil zu viele Patente ativen. So sympathisiert die grosse Masse­ schilderte nachdrücklich die Probleme, damit verbunden seien und die Kosten in zwar mit den Urheberinnen und Urhebern, die Youtube angesichts der vielen Rechts­ astronomische Höhen steigen würden. ist jedoch gegenüber «Hollywood» oder inhaber im Musik- und Filmgeschäft zu «der Plattenindustrie» sehr kritisch einge­ ­lösen habe. Zudem schreibe das Unter­ Der Ausweg aus «Copyright-Gridlock» stellt. Viele Konsumenten sehen sich des­ nehmen weiterhin rote Zahlen und sehe wäre, laut Heller, eine zentrale Instanz, halb im Recht, wenn sie Musik und Filme sich deshalb ausserstande, jeder Forde­ die über alle Rechte verfügen kann (oder kostenlos aus dem Internet herunterladen. rung nachzukommen. Man wolle die viele Instanzen, die über alle Rechte ver­ Sie glauben, damit den Grosskonzernen ­nötigen Rechte einholen und abgelten, fügen). Heute haben wir in Europa eine zu schaden, und realisieren nicht, dass stosse in der Praxis jedoch immer wie­ Fragmentierung der Rechte, wie Heller sie sie Menschen – darunter die von ihnen der an Grenzen, betonte Levine, die sicht­ schildert. So ist es für iTunes beispielswei­ geschätzten Künstlerinnen und Künstler lich und mit viel Einsatz für Verständnis se nicht mehr möglich, für den Schweizer – um ihren Anspruch bringen. Wenn die

6_International suisa info 2.09 «Das Gridlock-Modell ­besagt, dass ein ­Ges­chäft zum Scheitern verurteilt ist, wenn zu viele Rechts- in­haber beteiligt sind.»

Oben: Professor Michael Heller im Gespräch mit Moderator Jeremy Silver.

amerikanische Tonträgerindustrie durch Den Zeitgeist ­hinterfragen ihren Verband RIAA Studenten mit Mil­ Was Forman, wie viele andere, ebenfalls lionenklagen vor Gericht zerrt oder wenn herausstrich: Die Rechte eines Künstlers Bands wie die Nine Inch Nails ihre Alben an seinem Werk sind ebenso wichtig wie im Internet verschenken, dann wird die­ die, die jedem Individuum den Zugang zu ser Eindruck noch verstärkt. Der vorläufi­ Werken der Kunst oder Wissenschaft ga­ ge Tiefpunkt des Trends: Eine sogenannte rantieren. Auch wenn das Werk die Hand Piratenpartei erhält in Schwedens Europa­ eines schöpferischen Menschen verlässt, ratswahlen 7 Prozent der Stimmen. gehört es weiterhin ihm. Nicht umsonst ist Moderator Brooks Boliek im Kreuzfeuer von Gary dieses Recht in der UNO-Menschenrechts­ Shapiro (CEA) und David Israelite (NMPA). Der Oskar-prämierte Regisseur Miloˇs erklärung festgeschrieben und durch zahl­ ­Forman verteidigte das geistige Eigen­ reiche Gesetze und Abkommen geschützt. tum und zugleich alle, die am Entste­ hungsprozess eines Films beteiligt sind: Auf die Gefahr hin, dass ich als konser­ «Die Piraten geben sich gern als moder­ vativ gelte: Eine verantwortungsbewusste ne ­Robin Hoods. ‹Wir nehmen von den Gesellschaft darf ihr Fähnchen nicht ein­ Reichen und geben den Armen›, sagen sie. fach in jede frische Brise des Zeitgeists Merken sie denn nicht, dass sie in der Tat hängen, sondern muss kritisch hinter­ von Tausenden und Tausenden von Men­ fragen, wo alte Werte weiter gelten und schen stehlen – die meisten erscheinen wo sie revidiert werden sollen. Nochmals nie auf ­einer Leinwand –, die direkt oder Forman: «Bewegungen und Politiker kom­ Miloš Forman hielt eine flammende Rede gegen Diebstahl im Web. indirekt von der kreativen Industrie ihren men und gehen, doch Kultur, die bleibt. Lebensunterhalt verdienen? Diese Men­ Die Kultur besteht ewig. Und es ist unsere­ schen brauchen ihren Lohn dringend für kulturelle Hinterlassenschaft, nach der ihre Miete, ihre Pension und ihre Kran­ wir in der Zukunft beurteilt werden.» Das kenversicherung. Es ist in keiner Weise mag in manchen Ohren etwas pathetisch nobel, von diesen Menschen zu stehlen, es klingen, darüber nachzudenken ist den­ ist in höchstem Mass niederträchtig», wet­ noch erlaubt. ■ terte der Regisseur von Werken wie «One Flew Over the Cuckoo’s Nest», «Hair» und * Sinngemässe Übersetzung des Forman-Textes «Amadeus».* durch den Verfasser.

suisa info 2.09 Foto: Max Taylor Photography / CISAC International_7 100 Jahre Filmmusik Musik und audiovisuelle Produktion

Eric Mermod

Kein Film ohne Musik. Regisseure erhöhen mit ihrer Hilfe die Emotionalität gewisser Szenen oder nutzen sie explizit als Kommunikationsmittel. Komponieren für den Film verlangt ganz spezielle Fähigkeiten. Aber auch der Produzent ist gefordert, wenn es um die Klärung der Musikrechte geht. Anlässlich der Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr betrachten wir die Verbindung von Musik mit Film etwas genauer aus urheberrecht­ licher Sicht.

nno 1908 erschien das, was ­einem Mood-Music-Katalog oder aus dem Diese Wechselbeziehung zwischen SUISA heute als erster Soundtrack Repertoire eines Künstlers. Hat der Regis­ und dem Komponisten kann für die Film­ der Filmgeschichte gilt: Die seur seine Wahl getroffen, muss der Produ­ produzenten verwirrend sein. Dies gilt erst Musik zum Film «L’Assassinat zent die entsprechenden Nutzungsrechte­ recht, wenn ein Filmproduzent eine Auf­ duA Duc de Guise» («Die Ermordung des Her­ klären. Im audiovisuellen Bereich ist die nahme verwenden möchte, die bereits im zogs von Guise»), mit deren Komposition Klärung dieser Rechte normalerweise sehr Handel erhältlich ist. In diesem Fall muss die französischen Regisseure André Cal­ komplex. Das liegt daran, dass die Rechte­ er eine zusätzliche Lizenz mit der Platten­ mettes und Charles Le Bargy den Kompo­ verwertung auf zwei Ebenen stattfindet: firma aushandeln, die die Nutzungsrechte nisten Camille Saint-Saëns beauftragt hat­ an der betreffenden Aufnahme besitzt. Die ten. Seitdem wurde die Filmmusik immer – die individuelle Wahrnehmung be­ Rechtslage kann von Fall zu Fall stark va­ wichtiger. Heute sind Filme oft über grosse stimmter Rechte, die der Autor direkt riieren und es ist daher schwierig, aus ver­ Strecken mit Musik unterlegt. Der Regis­ mit einem Produzenten aushandeln gangenen Situationen allgemeine Schlüsse seur hat bei der Musik die Wahl: Entwe­ kann oder muss; zu ziehen. Die folgende Grafik zeigt Um­ der beauftragt er einen Komponisten, ein – die kollektive Wahrnehmung durch die stände auf, mit denen ein Filmproduzent Werk speziell für seinen Film zu schreiben, ­SUISA gegenüber Nutzern und Produ­- konfrontiert werden kann, wenn er ein Mu­ oder er wählt bereits bestehende Musik aus zenten. sikstück nutzen möchte.

Urheber ist bei keiner A Verwertungsgesellschaft Mitglied (siehe Punkt ➊)

Vorbestehendes Werk B (siehe Punkt ➋)

Werk aus einem Mood-Music-Katalog (siehe Punkt ➌) Urheber ist Mitglied einer ausländischen Werbesendung / Urheber hat keinen Auftragswerk Verwertungsgesellschaft Urheber kann auf die (siehe Punkt ➍) Sponsoring-Billboard Zusatzvertrag (Tarif VN) zum Wahrnehmungs­ Wahrnehmung des Urheber ist SUISA-Mitglied vertrag abgeschlossen. Vervielfältigungsrechts für Andere audiovisuelle den Tonbildträger, der Produktion ausgestrahlt/vorgeführt Urheber hat einen werden soll, verzichten. Zusatzvertrag (Tarif VN) zum Wahrnehmungs­ vertrag abgeschlossen. Urheber kann nicht auf die Wahrnehmung des Vervielfältigungsrechts für den Tonbildträger, der ausgestrahlt/vorgeführt werden soll, verzichten. Wie ist bei folgenden Musik­ ber individuell zurückgerufen und selbst Wochen in Anspruch nehmen. Wenn verwendungen vorzugehen? wahrgenommen werden. Die SUISA ist ein Filmproduzent die entsprechenden verpflichtet, den Urheber umgehend über Schritte nicht rechtzeitig vor der geplan­ A Synchronisationsanfragen zu informie­ ten Veröffentlichung in die Wege leitet, Musik von Komponisten, ren. Der Urheber hat dann 30 Tage Zeit kann es passieren, dass er in letzter Mi­ die nicht Mitglied einer zu entscheiden, ob er dieses Recht selber nute noch Änderungen im Tracklisting Verwertungs­gesellschaft sind gegenüber dem Filmproduzenten wahr­ vornehmen muss. ➊ Der Filmproduzent muss sich direkt nehmen will oder ob er die SUISA mit der an den Urheber wenden, um die erforder­ Wahrnehmung gemäss geltendem Tarif Mood Music lichen Lizenzen für sein Projekt zu erhal­ beauftragt. Meldet sich der Urheber inner­ ➌ Um die Verwendung von Musik im Film ten. In diesem Fall nimmt der Autor selbst halb dieser Frist nicht, lizenziert die SU­ zu erleichtern, haben einige Verleger Kata­ sämtliche Rechte wahr. Der Produzent ist ISA die Rechte gemäss geltendem Tarif. loge mit Musikstücken erstellt, für welche trotzdem verpflichtet, die bei der audio­ Da im Filmgeschäft meist jeder Tag zählt, die Urheber ihre Synchronisationsrechte visuellen Produktion verwendeten Musik­ sind 30 Tage oft eine lange Zeit. Ist ein Ur­ bereits im Voraus pauschal erteilen. Das stücke zu dokumentieren und diese Infor­ heber daran interessiert, dass seine Musik mationen der SUISA zu übermitteln. für den Film verwendet wird, sollte er so Diese Formalität kann für die Filmprodu­ schnell wie möglich reagieren. Originalmusik oder Auftrags- zenten lästig sein. Die SUISA ist jedoch Bei Urhebern, die Mitglied einer auslän­ musik (Score Music) auf diese Informationen angewiesen, weil dischen Schwestergesellschaft sind, leitet Originalmusik wird im Auftrag und sie prüfen muss, ob alle nötigen Lizenzen die SUISA die Synchronisationsanfrage für einen bestimmten Film komponiert. für die Musik im Film für die Schweiz an die zuständige Gesellschaft weiter. So Häufig übernehmen die Filmmusik- und Liechtenstein erworben wurden. Lie­ lange der SUISA keine Antwort vom be­ komponisten auch die Produktion gen keine Informationen vor, geht die SU­ treffenden Urheber vorliegt, erteilt sie kei­ der Musik und liefern die gesamte ISA davon aus, dass der Film geschützte ne Nutzungserlaubnis. Aufnahme ab. Dabei übertragen sie Musik aus dem SUISA-Repertoire enthält, nicht nur die Synchronisationsrechte, und stellt dementsprechend Rechnung. Zudem muss der Filmproduzent die Rech­ sondern auch die Rechte an der te an der Aufnahme bei der Plattenfirma Aufnahme (Masterrechte). Wirken klären, die die Rechte an der Aufnahme weitere Interpreten an der Aufnahme B besitzt. Die Informationen über die Recht­ mit, muss der Komponist unbedingt Vorbestehende Musik von einhaber sind dem Booklet, das dem Ton­ deren Rechte mittels eines Studio­ Komponisten, die Mitglied einer träger beiliegt, zu entnehmen. Schwierig musikervertrags einholen. Verwertungsgesellschaft sind wird’s, wenn der Katalog bzw. das Label zu T. +41 21 614 32 32, [email protected] ➋ Bei der Verwendung von vorbestehen­ einer neuen Plattenfirma gehört. der, im Handel erhältlicher Musik gilt es Mood Music (Archiv-Musik, Library folgende Rechte zu klären: die Rechte am Verfügt der Filmproduzent über diese bei­ Music, Production Music) Musikwerk (Synchronisationsrecht und den Lizenzen (das Synchronisationsrecht Mood Music ist eigens für die Verto- Nutzungsrecht) und das Recht an der Auf­ des Urhebers und die Lizenz der Plattenfir­ nung von audiovisuellen Produktionen nahme (Leistungsschutzrecht). ma/des Musikproduzenten), muss er sich komponierte und eingespielte Musik. wieder an die SUISA wenden und die Ver­ Spezialisierte Verlage verfügen über Der Filmproduzent muss zuerst das Syn­ vielfältigungsrechte für die Herstellung ganze Kataloge von Mood Music, chronisationsrecht einholen, d. h. das von Tonbildträgern zur Sendung und Vor­ deren Preis schon bekannt ist. Der Recht, die Musik mit einem Film zu ver­ führung (auch «Sende- oder Kinokopien» Vorteil von Mood Music: Alle Rechte binden. Der SUISA-Wahrnehmungsver­ genannt) sowie weitere Rechte bezüglich können entweder bei der SUISA trag sieht grundsätzlich eine Übertra­ Herstellung von Tonbildträgern für den oder beim Verleger direkt erworben gung der Synchronisationsrechte an die Verkauf oder das Zugänglichmachen im werden. SUISA vor, diese können jedoch vom Urhe­ Internet klären. Das alles kann mehrere

suisa info 2.09 Foto: Fotofestival Pedrazzini Schwerpunkt_9 Einverständnis der Rechteinhaber muss für die ­Herstellung von Tonbildträgern, Tonbildträger, die ans Publikum abgegeben bei diesen Werken nicht mehr individuell die nicht ans Publikum zu dessen privaten werden, und das Vorführungsrecht. Das eingeholt werden, was den Erwerb der Mu­ Gebrauch ­abgegeben werden, d. h. nur für heisst, diese Rechte können nicht direkt sikrechte erheblich beschleunigt. die sogenannten Sende- oder Kinokopien. vom Urheber vergeben werden, sondern Zudem muss es sich um Auftragswerke werden von der SUISA wahrgenommen. Das bedeutet allerdings nicht, dass diese handeln, die speziell für einen Spielfilm, Art von Musik lizenzfrei ist. Viele Verleger Dokumentar- oder Firmenfilm kompo­ Die Ausnahme gilt nicht für Komponis­ von Mood Music sind Mitglied einer Ver­ niert wurden. Werbespots und Sponso­ ten, die Mitglieder ausländischer Verwer­ wertungsgesellschaft, die in ihrem Auf­ ring-Billboards fallen nicht unter diese tungsgesellschaften sind. trag die Entschädigungen für die Nutzung Sonderregelung. der Werke einzieht. Der Filmproduzent Dieser kurze Einblick in die Verwertung muss in den allgemeinen Geschäftsbedin­ Diese Ausnahme wurde von den Dachver­ von Filmmusikrechten zeigt, dass es sich gungen des entsprechenden Mood-Music- bänden der Produzenten und den Verwer­ um ein sehr komplexes Gebiet handelt. Katalogs nachsehen, welche Kosten für die tungsgesellschaften ausgehandelt. Der Aber es ist sicherlich nicht dieser Aspekt Nutzung der Musik anfallen. Urheber muss eine spezielle Erklärung der Filmmusik, der ausschlaggebend ist. für jede neue Anfrage unterzeichnen, da­ Wem fällt nicht zu einem bestimmten Film Auftragsmusik von Komponisten, mit der Filmproduzent keine Vergütungen sofort die Melodie ein? Angesichts der kre­ die Mitglied einer Verwertungs- unter Tarif VN bezahlen muss. ativen Arbeit, die hinter einer solchen Leis­ gesellschaft sind tung steht, erscheint alles andere wie ein ➍ Wenn ein Produzent bei einem Kompo­ Alle anderen Rechte sind vorbehalten, ins­ Kinderspiel. Die SUISA ist stolz, mit ihren nisten eine Originalmusik für seinen Film besondere das Vervielfältigungsrecht für Filmkomponisten zusammenzuarbeiten. ■ in Auftrag gibt, sind das Synchronisati­ onsrecht und die Überspielrechte für die Aufnahme prinzipiell im Auftrag enthal­ Was macht die Filmabteilung der SUISA? ten. In der Schweiz und im übrigen Euro­ Die Filmabteilung in Lausanne ist schweizweit zuständig für alle Bereiche der audio- pa ist es allerdings nicht möglich, dass der visuellen Produktion, von Spielfilmen für Kino oder Fernsehen über Dokumentar- und Produzent Eigentümer des Werks wird. Industriefilme bis hin zu Werbespots. Als einzige Abteilung der SUISA deckt sie den (Nach amerikanischem Recht ist dies zu­ gesamten Arbeitsablauf von Inkasso bis zur Verteilung von Urheberrechtsvergütun- lässig; man spricht dann von einem «buy- gen ab, d. h., sie: out» oder auch von einem «work made for – dokumentiert die Werke; hire».) Der Produzent des Tonbildträgers – erteilt Lizenzen für die Herstellung, Ausstrahlung und Vorführung von und seine Lizenznehmer müssen also für Tonbildträgern; jede Nutzung der Musik die Urheberrech­ – stellt Rechnungen für Vergütungen aus; te erwerben. Da der Komponist seine Ur­ – verteilt die Vergütungen; heberrechte einer Verwertungsgesell­ – erteilt Abrechnungsauskünfte an SUISA-Mitglieder und bearbeitet Reklamationen. schaft übertragen hat, ist allein diese für die Erteilung der Nutzungslizenzen ver­ Für jede in der Schweiz vertriebene oder vorgeführte audiovisuelle Produktion wird antwortlich. Dieser Mechanismus dient eine detaillierte Dokumentation der verwendeten Musikstücke erstellt, damit die der Wahrung der wirtschaftlichen Inter­ Verteilung korrekt vorgenommen werden kann. Der Aufwand hierfür ist enorm bei essen des Urhebers. den Tausenden von Fernsehserien und den 3500 Filmen aus aller Welt, die jedes Jahr in den Kinos gezeigt werden. Die Mitarbeiter der Filmabteilung müssen daher Mitglieder der SUISA haben jedoch die äusserst vielseitig sein und Informationen in zwei, drei oder auch vier Sprachen ­Möglichkeit, einen Zusatzvertrag zu ihrem­ bearbeiten können. Wahrnehmungsvertrag abzuschliessen­ und auf das Inkasso der Vervielfäl­ti­ Kontakt: SUISA, Abteilung Film, 11bis, Avenue du Grammont, 1007 Lausanne gungs­rechte unter Tarif VN zu verzich­ Tel. +41 21 614 32 32, [email protected] ten. Aller­dings gilt diese Ausnahme nur

10_Schwerpunkt suisa info 2.09 Master Class mit Anno Saul und Fabian Römer

Locarno im Zeichen der Filmmusik

Claudia Kempf

Beim Filmfestival Locarno stand für einmal die Musik im Rampenlicht. Auch der Tag des Schweizer Films war ganz der Filmmusik gewidmet. In diesem Rahmen verlieh die SUISA-Stiftung für Musik zum 10. Mal den Filmmusik-Preis. Ausgezeichnet wurde der Zürcher Komponist Marcel Vaid für den Score zum Spielfilm «Tandoori Love».

röffnet wurde das Filmfestival Locarno mit Fredi M. Murers Er­ Oft ist es erst die Musik, die eine besondere filmische Stimmung oder Aussage folgsfilm «Vitus». Dies nicht von verständlich macht. Trotzdem erhalten die Filmkomponisten selten die ihnen ungefähr. Der Film erzählt die zustehende Aufmerksamkeit. Deshalb rief die SUISA-Stiftung für Musik im Jahr 2000 GeschichteE eines musikalisch hochbegab­ den Filmmusik-Preis ins Leben mit dem Ziel, die Filmproduzenten auf das reich­- ten Jungen, der lernen muss, mit seiner haltige Filmmusikschaffen in der Schweiz aufmerksam zu machen. Anlässlich der aussergewöhnlichen Fähigkeit umzuge­ 10. Preisvergabe ist ein CD-Sampler mit Auszügen aus Filmmusiken aller Preisträger hen. Im Anschluss an die Filmvorführung erschienen. Dieser wurde in Locarno dem Fachpublikum abgegeben. feierte das Festival den 100. Jahrestag der Filmmusik mit einem Konzert des Vitus- Die bisherigen Preisträger Hauptdarstellers und Pianisten Teo Gheor­ – Alex Kirschner, «Irrlichter» ghiu. Begleitet wurde er vom Orchestra – Niki Reiser, «Kalt ist der Abendhauch» della Svizzera italiana unter der Leitung – Stephan Massimo, «Lastrumer Mischung» von Mario Beretta, der die Originalmusik – Balz Bachmann, «Little Girl Blue» zu diesem Film komponiert hatte. – Philippe Héritier, «Agathe» – Vincent Gillioz, «God’s Waiting List» Dank der Union of Film Music Compo­ – Balz Bachmann und Peter Bräker, «Jeune Homme» sers (UFMC) wurde die Filmmusik wäh­ – Peter Scherer, «Marmorera» rend des ganzen Festivals thematisiert. – Jérôme Baur, «Les petites vacances» An mehreren Anlässen rückte sie – unter­ – Marcel Vaid, «Tandoori Love» stützt von der SUISA-Stiftung für Musik –

suisa info 2.09 Foto: Fotofestival Daulte SUISA-Stiftung_11 Paulus erzählt die Liebesgeschichte zwi­ schen einer Schweizer Kellnerin und dem indischen Leibkoch einer Bollywood-Diva im Berner Oberland, dem Schauplatz zahl­ reicher Bollywood-Produktionen. «Marcel Vaid hat es verstanden, die indischen und die schweizerischen Facetten dieser Kon­ stellation in Musik zu fassen, ohne dabei in Klischees oder Kitsch zu verfallen», be­ gründete die Jury den Entscheid. Mit dem Preis würdigte sie auch das breite Schaf­ fen Vaids, das in mehreren aktuellen Film­ produktionen zu hören ist.

Marcel Vaid hatte sich trotz oder gerade Oliver Paulus und Marcel Vaid wegen seiner indischen Wurzeln bislang der Musik aus der Heimat seines Vaters verschlossen. «Mit diesem Film habe ich die dem grossen Publikum unbekannten Musik bei Filmproduktionen immer wie­ mich der indischen Musik geöffnet. Zu­ Komponisten ins Scheinwerferlicht. Spe­ der zu spät eingeplant werde. Filmscores erst wollte ich den Score eigentlich nicht ziell am Tag des Schweizer Films stand entstünden daher häufig unter grossem schreiben. Doch dann habe ich angefan­ das Genre im Mittelpunkt. In zwei Master Zeitdruck und würden mit begrenzten fi­ gen zu recherchieren und mich in diese Classes zeigten die Komponisten Fabian nanziellen Mitteln produziert. Musik vertieft. Schweizer Folklore mit Römer und Marcel Vaid sowie die Regis­ ­indischer Musik zu verbinden, ohne dem seure Anno Saul und Oliver Paulus an­ Schwyzerörgeli trifft auf Tablas Kitsch zu verfallen, das war eine grosse hand konkreter Filmbeispiele die zentrale Am Tag des Schweizer Films verlieh die Herausforderung», bestätigt Vaid. Bei Rolle der Musik im Film auf und erläuter­ SUISA-Stiftung für Musik zum 10. Mal «Tandoori Love» ist die Musik fester Be­ ten ihre Zusammenarbeit. Hierbei wurde den mit 10 000 Franken dotierten Film­ standteil des Films. Für die Tanzszenen deutlich, wie stark die Musik die Stim­ musik-Preis. Ausgezeichnet wurde der im Bollywood-Stil wurde die Musik vor­ mung eines Films beeinflussen kann. Bei­ Zürcher Komponist Marcel Vaid für die produziert, und diese Szenen wurden wie de Komponisten kritisierten jedoch, dass Originalmusik zum Spielfilm «Tandoori eigentliche Musicclips gedreht: Regie, trotz ihrer unbestrittenen Wirkung die Love» (D/CH, 2008). Der Regisseur Oliver Choreografie und Kamera gehen ganz auf die Musik ein. Vaid musste den Filmscore um die bestehenden Songs komponieren Marcel Vaid (1969) lebt und arbeitet in Zürich als freischaffender Musiker und und die Musik so ineinander verweben, Komponist für Film und Theater. Er studierte Gitarre an der Akademie für zeitgenös- dass eine Einheit entstand. Ihm war wich­ sische Musik in Zürich und arbeitet heute unter anderem mit Sophie Hunger, Markus tig, dass die Musik nicht fremd und künst­ Schönholzer, Marianne Schroeder, Heidi Happy, Jürg Jecklin, Rajesh Roy, dem lich wirkt, wie dies in Bollywood-Filmen Weshalb-Forellen-Quartett und dem Schriftsteller Daniel Goetsch. Er ist der Kopf des oft der Fall ist. Dies ist ihm auf überzeu­ elektroakustischen Experimentalkollektivs Superterz. gende und erfrischende Weise gelungen. «Intellektualisieren Sie diesen Film nicht. Auszug aus seiner Filmografie: Lehnen Sie sich zurück und geniessen Sie – «Annegret» von Paul Riniker, 2010 den Film», forderte der Regisseur das Pub­ – «Stories for Friends Who Kiss» von David Pinillos, 2010 likum vor der Vorführung in Locarno auf. – «Die Standesbeamtin» (mit Markus Schönholzer) von Micha Lewinsky, 2009 Dass dies bei dieser Liebeskomödie so ein­ – «Zara» von Ayten Mutlu Saray, 2009 – ausgezeichnet mit dem Schweizer fach gelingt, ist nicht zuletzt der Musik zu Filmpreis Quartz für die beste Filmmusik 2009 verdanken. ■ – «Der Freund» (mit Sophie Hunger) von Micha Lewinsky, 2008 – «Un dia y nada» von Lorenz Merz, 2008 Weiterführende Websites: – «Das Paar im Kahn» (Kommissar Hunkeler) von Marie-Louise Bless, 2004 www.ufmc.ch – «Joshua» von Andreas Müller, 2002 – Prix pour la meilleure création musicale www.FM100.ch am European Filmfestival Premiers Plans, Angers 2003 www.forumfilmmusik.ch

12_SUISA-Stiftung Foto: SUISA suisa info 2.09 f ace t of ace ! 23 ➜ 26 april 09 con gress cen t rum bremen

Schweizer Premiere an der vierten ­jazzahead!

Urs Schnell Die vierte jazzahead! zog vom 23. bis 26. April 2009 Tausende Jazz-Fans und Fachbesucher in die Freie Hansestadt Bremen. Die Schweiz war erstmals mit einem Länderstand dabei.

acetoface!, das Motto der diesjähri­ ganisierten Podiumsgespräch diskutierten­ gen jazzahead!, nahm sich auch die Matthias Rüegg (vienna art orchestra), Die fünfte jazzahead! findet von Schweizer Delegation zu Herzen. ­Patrick Landolt (intakt records), Peter 22. bis 25. April 2010 im Congress ➜ euro pean jazz mee ti ng f ea t . f ran k re ich / k a t a l on ien / l uxem bur g/ gro ßb r it ann ien Rund 25 Personen, darunter Musi­ Bührli (Radio DRS II) und Urs Röllin (Lei­ Centrum und ➜ in ab deren dkMesseonzer Brement e ➜ l a t e- night -pro gramm ➜ messe ➜ k on f erenz Fker, Labelvertreter, Ver­leger, Konzertver­ ter Jazzfestival Schaffhausen) zusammen statt. Aufgrund der positiven Erfahrun- inf os & podcas t ➜ www. jazzahead.de ti ckets ➜ on li ne / f on ➜ gl oc ke bremen 49 (0 ) 42 133 66 99 anstalter und Radio­macher, nahmen das mit Barbara Gysi das Thema «Wie Swiss ist gen wird die SUISA-Stiftung wiederum + ➜ n or dwes t ti cket +49 (0 ) 42 136 36 36 ➜ t sc even ti m +49 (0 ) 42 135 36 37

Angebot der SUISA-Stiftung für Musik und der Swiss Jazz?» einen Gemeinschaftsstand anbieten. verans t a lt er > mgh messe un d auss t ell un gs - gese ll sc h aft h ansa gm bh der Pro Helvetia wahr und nutzten den Ge­ Für Informationen über die Teilnahme­ > mus ikf es t bremen gm bh > k ult urzen t rum schl ac hth of meinschaftsstand, um Kontakte zu pflegen Die Kombination aus Messe, Konferenz bedingungen und Anmeldungen und zu knüpfen. und Konzertprogramm als Plattform für wenden Sie sich bitte an Urs Schnell, ­Geschäfte im Musikbusiness hat sich Tel. +41 21 614 32 70, Die erstmalige Präsenz der Schweiz an die­ auch bei der vierten Auflage bewährt. Das [email protected] ser Messe wurde durch den Apéro-Emp­ Schweizer Angebot fand rege Beachtung fang im Beisein vom Schweizer ­Konsul in und wird daher im nächsten Jahr fortge­ Hamburg, Herrn Thomas Casura (es sei an setzt. ■ dieser Stelle die gross­zügige Weinspende verdankt!), eröffnet. Als Überraschungs­ gast konnte Claude Nobs vom Jazz Festival begrüsst werden. Die öster­ reichische Fachzeitschrift jazzzeit meinte:­ «Gleich auf zwei Ebenen präsentierte sich die Vielfalt aus der Alpenregion, aus der Schweiz, Südtirol und Österreich: Ihre Stände waren gleichermassen Informa­ tionszentren wie vor allem Kommunika­ tionsdrehscheiben mit durchaus wohl­ schmeckenden Begleiterscheinungen. Der Apéro der Schweiz trug nach der Aufwärm­ runde im letzten Jahr bereits Merkmale ­eines aufkeimenden Kult-Treffpunktes.»

Auch im offiziellen Konferenzprogramm fehlte die Schweiz nicht: An einem durch das Schweizer Musik-Syndikat SMS or­ Kulturjournalist Christian Rentsch im Gespräch mit Claude Nobs.

suisa info 2.09 Foto: SUISA-Stiftung für Musik SUISA-Stiftung_13 Neuer Preis für elektronische Musik Swiss Music Tr ack 2009 geht an Culturetronic

Elektronische Musik – Techno, Trance, Drum ’n’ Bass, House usw. – prägt Jahr für Jahr die Zürcher Street Parade, das wohl bekannteste Fest(ival) der Schweiz mit ­inter­nationaler ­Ausstrahlung. Die Komponistinnen und Komponisten dieser Musik gehören zu den Aus­hängeschildern des Schweizer Musikschaffens. Anlass genug, dem kompositorischen Schaffen mit einem neu geschaffenen ­Wettbewerb mehr Anerkennung zu verschaffen.

Martin Wüthrich

treet Parade und ­SUISA-Stiftung Ronny und Chris, wie geht es euch nach dem Gewinn des Swiss haben gemeinsam mit der SUISA Music Track und nach der Street Parade? Was waren die Reaktionen am 21. Juli 2009 einen Preis für aus der Szene? elektronische Musik verliehen. Es geht uns sehr gut, doch wir sind etwas müde. Nachdem bekannt geworden war, dass SDen Swiss Music Track 2009 gewann die wir gewonnen hatten, ging es los mit Interviews, Glückwunsch-Mails, Telefonaten und Zweierformation Culturetronic, bestehend SMS. Das hat uns sehr gefreut. Eine tolle Erfahrung waren das TV-Interview auf 3+ wäh­ aus Ronny Wyssmüller und Christoph rend der Street Parade und der Liveauftritt auf der Bühne am Limmatquai. Die Reaktio­ Saur. Die beiden Komponisten haben sich nen aus der Szene waren durchwegs positiv. Die Leute sind gespannt, was als Nächstes mit dem Track «Love Can Do» gegen 70 Mit­ von uns zu hören sein wird. bewerber und 100 Tracks durchgesetzt. Be­ Mit dem Preis will die SUISA-Stiftung das kompositorische Schaffen im wertet wurden die anonymisierten Tracks Bereich der elektronischen Musik fördern. Was bedeutet der Preis für von einer sechsköpfigen Fachjury. eure Arbeit als Komponisten? Der Preis bedeutet uns sehr viel, da die SUISA als Genossenschaft der Urheber als ­seriös Culturetronic produziert eine Kombination und kompetent gilt. Für uns «Newcomer» eröffnet sich hiermit eine grosse Plattform. Zu­ aus elektronischer Musik mit diversen live dem ist gutes Equipment teuer und der Preis hilft uns, die neuen Ideen technisch umset­ gespielten Instrumenten. Kennen gelernt zen zu können. haben sich die beiden Musiker aus Neu­ Ihr seid beide zu 100 Prozent berufstätig. Der Preis der Fachjury heim und Urdorf bei der SAE in Zürich- zeigt, dass eure musikalische Arbeit grosses Potenzial hat. Wie seht Altstetten, wo sie den Lehrgang zum Elec­ ihr eure Zukunft? tronic Music Producer (EMP) besuchten. Wer träumt nicht davon, von der Musik leben zu können? Da geht es uns nicht anders. Wir werden weiter auf dieses Ziel hinarbeiten und versuchen, neue Trends in der elektroni­ Die Preisträger schen Musik zu setzen und die Zuhörer mit neuen Ideen zu überraschen. 1. Culturetronic: «Love Can Do» www.mx3.ch/artist/culturetronic Preisträger unter sich: 2. Easton Music: «Adriatica» Francesco Muzzioli und Elmin Ferrati www.mx3.ch/artist/easton (Easton Music), Christoph Saur, 3. DJ JAYBEE: «I Know» Ronny Wyssmüller, Roger Zeindler (DJ JAYBEE) www.jaybee.ch

Die Jury Didier Ambühl, Partynews; Gary Berger, Komponist/Musikdozent; Silvio Biasotto, Musikjournalist; Marion Meier, Rohstofflager/Partysan; Urs Schnell, SUISA-Stiftung, Eric Suardet, Hexadance

14_Nachrichten Foto: Suisa suisa info 2.09 ZKB-jAZZPreIS 2009 AN PlAIStOW Der mit 10 000 Franken dotierte ZKB­Jazzpreis ging in diesem Jahr an das Genfer Trio Plaistow. Die Formation, bestehend aus Johann Bourquenez, Piano, Raphaël Ortis, Bass, und Cyril Bondi, Schlagzeug, überzeugte die Jury durch ihren Mut zur Sperrig­ keit, ihre Dynamik und absolute Präzision. Jurymitglied Bobby Keller sagte über die Siegerformation: «Das Trio besticht durch ein grosses Wagnis in der Improvisation, die Intensität und ein überzeugendes Bandfeeling vom ersten Takt an. Die Musiker von Plaistow haben den Mut, einen ganz eigenen Weg zu beschreiten und ihren ur­ eigenen Bandsound zu entwickeln.» www.edogm.net/plaistow

GOlDeNer VIOlINSChlüSSel 2009 AN eMIl WAllIMANN

Der Nidwaldner Emil Wallimann wird für sein vielseitiges Wirken als Jodler, Musiker, Musikschulleiter, Blasmusikexperte, Dirigent und Komponist mit dem Goldenen Vio­ linschlüssel geehrt. Speziell würdigte die Jury sein kompositorisches Werk, das über 80 Kompositionen für Jodel, Blasmusik und Kammermusik umfasst. Emil Wallimann begann früh mit Komponieren. Sein bekanntestes Jodellied, «Abschied von der Alp», schrieb er mit 19 Jahren. Weitere Meilensteine in seinem kompositorischen Schaffen bilden seine Jodelsingspiele «D Älpler vom Pilatusberg», «Uf em Guggerhof» und «D Sag vo de Schwandalp». Die offi zielle Verleihungsfeier fi ndet am 10. Oktober 2009 in seinem Wohnort Ennetbürgen statt. www.emilwallimann.ch

IVO GeWINNt DeN BAltIC SONG CONteSt 2009

Ivo hat am 18. Juli 2009 in Schweden den Baltic Song Contest gewonnen. Sein Song «She’s the Reason» überzeugte die Jury und die 20 000 Zuschauer. Der Baltic Song Contest wird jährlich in Karlshamn mit internationalen Künstlern aus den Baltischen Staaten durchgeführt. Der Nidwaldner Sänger setzte sich als «geografi scher Aussensei­ ter» gegen Konkurrenten aus neun Nationen durch. Ivos Kommentar nach dem Erfolg in Schweden: «Ein unerwarteter Sieg für mich – und gleichzeitig ein Beweis, dass wir Schweizer Musiker international mithalten können.» www.myspace.com/ivoonline

suisa info 2.09 Foto: J. Graf, suisa Nachrichten_15 «PlAtZDADA!» AUSGeZeIChNet

Das Pago Libre Sextett vertonte skurrile Werke dreier zentraler Künstlerpersönlich­ keiten des 20. Jahrhunderts: von Hans Arp, Kurt Schwitters und Daniil Charms. Mit viel Humor verarbeitete die Formation um John Wolf Brennan Einfl üsse aus Volks­ musik und Jazz genauso wie E­Musik­, Hip­Hop­ und Improvisationselemente. Die daraus entstandene CD «platzDADA!» hat es in die Bestenliste des Preises der deut­ schen Schallplattenkritik geschafft. Diese Liste wird vierteljährlich von einer Jury aus Musikkritikern aus dem deutschsprachigen Raum zusammengestellt. www.pagolibre.com

«platzDADA!», Christoph Merian Verlag, Basel, ISBN 978­3­85616­372­3

VANDA & YOUNG SONGWrItING COMPetItION

Die australische Urheberrechtsgesellschaft APRA / AMCOS schreibt einen Song­ writing­Wettbewerb aus. Mit der Teilnahme an diesem Wettbewerb unterstützen Sie gleichzeitig die Nordoff/Robbins­Stiftung für Musiktherapie. Diese Stiftung fördert die therapeutischen Möglichkeiten der Musik für Kinder und Erwachsene mit psychia trischen, neurologischen, inneren oder psychosomatischen Erkrankun­ gen. Teil nahmeberechtigt sind Songwriter aus aller Welt und aller Genres. Die Teil­ nahmegebühr von AUD 50 / USD 40 pro Song geht vollumfänglich zugunsten der Nordoff / Robbins­Stiftung. Anmeldeschluss ist der 30. September 2009. Weitere Informationen unter www.vandayoungsongcomp.com.

MAhler-KOMPOSItIONSWettBeWerB 2010 / 11

In Zusammenarbeit mit der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft, dem ORF­Radio­ Symphonieorchester Wien und dem Wiener Konzerthaus schreibt der Österreichische Komponistenbund aus Anlass der Mahlerjahre 2010 / 11 (150. Geburtstag, 100. Todestag) einen internationalen Kompositionswettbewerb aus. Teilnahmeberechtigt sind Komponis­ ten und Komponistinnen des 21. Jahrhunderts ohne Altersbegrenzung. Ausgeschrieben sind Werke in den Kategorien, für die Gustav Mahler Kompositionen geschaffen hat:

– Klavierlied – Einreichfrist: 31. Dezember 2009 – Klavierquartett – Einreichfrist: 31. März 2010 – Orchester – Einreichfrist: 30. September 2010

Die ausführliche Ausschreibung ist aufgeschaltet unter www.komponistenbund.at.

16_Nachrichten suisa info 2.09 Zum 100. Geburtstag von Teddy Stauffer Von Murten zum Mister Acapulco

Ernst Meier

Am 2. Mai wäre er hundert geworden, die reise nach Deutschland. So spielte er bis Swinglegende Teddy Stauffer. ­Stauffer 1941 im Palace Hotel in St. Moritz. Im sel­ und seine Original Teddies sind noch ben Jahr wanderte er in die USA, später heute ein Markenzeichen. Der am 2. Mai nach Acapulco aus, wo er am 27. ­August 1909 in Murten geborene Ernst ­Heinrich 1991 verstarb. Er betätigte sich als Hote­ ­Stauffer wollte schon immer Musiker lier im Hyatt und in der Villa Vera, wo er werden. Nach erfolglosen Anfängen beim auch wohnte. Acapulco als Tourismus-­ konservativen Schweizer Publikum zog es Resort war weitgehend sein Werk. Es ihn nach Berlin. Von 1936 bis 1939 begeis­ war aber damals schon als Ferienort eini­ terte der erste «King of Swing» in Deutsch­ ger weiblicher Hollywoodstars bekannt. land im Berliner «Delphi Palast» und an­ Stauffer war u. a. mit der Schauspielerin deren Musiktempeln das junge Publikum Hedy ­Lamarr verheiratet, ihm werden mit original amerikanischer Swing- und Das NS-Regime verweigerte ihm nach ­zahlreiche Affären nachgesagt, so mit Filmmusik. einem Gastspiel in der Schweiz die Ein­ Rita Hayworth und Barbara Hutton.

Toni Leutwiler Liste der verstorbenen (31. 10. 1923 – 18 . 3. 2009) Mitglieder (1. 7. 2008 – 31. 7. 2009) Ernst Meier ALIG Emil, Zug Mit Toni Leutwiler Als Dirigent leitete er zudem die besten BRAZZOLA Gabriele, Massagno ist eine grosse Stim­ grossen Rundfunkorchester der Nach­ CASUTT Sebastian, me der sinfonischen barländer. Rund ein Dutzend Schallplat­ ESCHER Peter, Olten Unter­haltungsmusik tenfirmen veröffentlichten seine Musik. FANKHAUSER Erich Friedrich, verstummt. Das Rüst­ Leutwiler erklang in mehr als zwei Dut­ ­Schwanden i. E. zeug für sein musika­ zend Ländern in der halben Welt und zähl­ FUCHS Albin, Unteriberg lisches Schaffen hol­ te zur Elite der orchestralen, gehobenen GISLER Werner, Buochs te sich Leutwiler bei Unterhaltungsmusik. GOUDONOU-DOUSSOU John, Lausanne Willem de Boer (Violine) und Paul Müller HAUSER Jean-Jacques, Bellinzona (Theorie) am Konservatorium Zürich. Sei­ Die Ära der grossen Radioorchester war INDERBITZIN Paul, Oberägeri ne Laufbahn begann als diplomierter Gei­ um 1970 vorbei, und die sinfonische JAHN Karel, Kleinadelfingen ger im Berner Symphonieorchester, dann ­Unterhaltungsmusik wurde damit an den JAKOB Paul Gerhard, Zürich wurde er Dirigent bei Radio Genf. Die er­ Rand gedrängt. Leutwiler baute sich ein LEUTWILER Anton Toni, Zollikofen folgreiche Zeit mit dem Radioorchester der neues Tätigkeitsfeld als Leiter einer Heim- MANSER Jakob, Appenzell Romandie ermöglichte es ihm in den 50er- orgelschule auf. Auch hier bereicherte er MOTTIER Jean-Daniel, Nyon Jahren, als freischaffender Komponist und die damals noch wenig bekannte Litera­ REICHEL Daniel, Lausanne Bearbeiter international tätig zu werden. tur für dieses Instrument mit eigenen RÖÖSLI Isidor, Kriens Bearbeitungen. RYMANN-DURRER Rudolf Niklaus, Ein Jahrzehnt später befand sich seine Giswil Karriere auf dem Höhepunkt. Im Zeit- Über «Glücksvogel», eine seiner be­ SAGER Sepp, Hitzkirch raum von etwa 20 Jahren komponierte ­ kanntesten Kompositionen, meinte ein SCHMIDIG Franz (sen.), Ried-Muotathal und arrangierte «Tom Wyler» (Pseudo­ Radioreporter: «Sie sind doch selber die­ SCHOTTLÄNDER Sigurd Erik, Basel nym) rund 2000 Werke – Musik jeder ser Glücksvogel! Stimmts?» VÖGELIN Werner F., Riehen Art, meist Aufträge von europäischen VON ÄSCH Werner, Schlieren Rundfunkanstalten. VOUMARD Geo, Sitten

suisa info 2.09 Foto: Privat Intern_17 Änderungen im Verteilungsreglement Verteilungsregeln für neue gemeinsame Tarife 2b und 3c

Der SUISA-Vorstand hat im Dezember 2008 die Verteilungsregeln Links für die neuen gemeinsamen Tarife 2b und 3c einstimmig angenom- Der gesamte Entscheid des IGE vom 19. März 2009 ist men. Am 19. März 2009 wurden die Änderungen des Verteilungs- publiziert unter www.suisa.ch/de/shab. reglements vom Institut für Geistiges Eigentum (IGE) genehmigt. Das geänderte Verteilungsreglement ist seit 1. 1. 2009 in Kraft. Die Tarife sind publiziert im Bereich «Tarife» unter www.suissimage.ch. Im Zug der technischen Entwicklung wurde der ehemalige GT 2 im Jahr 2007 aufgeteilt in die gemeinsamen Tarife 2a (Weitersen- Das Verteilungsreglement 2009 ist publiziert den geschützter Werke und Leistungen mittels Umsetzer) und 2b unter www.suisa.ch/verteilungsreglement. (Weitersenden geschützter Werke und Leistungen über IP-basierte Netze). Die Einnahmen der SUISA aus diesen Tarifen sind in der Vergangenheit nach den Regeln des ehemaligen GT 2 verteilt wor- den. Das IGE hat bestätigt, dass diese Verteilungsregel sachge- recht ist und das Verteilungsreglement im Punkt 5.5.1 entsprechend angepasst werden kann.

5.5.1 GT 1 – Kabelnetze, GT 2a – Umsetzer und GT 2b – IP-basierte Netze 1 Diese Entschädigung gliedert sich in eine Radio- und eine Fernseh- Entschädigung. Die SUISA teilt jede dieser Entschädigungen unter jene Sender auf, deren Programme im Kabelnetz, mit dem Umsetzer oder über IP-basierte Netze verbreitet werden.

Verteilung der Einnahmen aus «public viewing» Letztes Jahr wurde der gemeinsame Tarif 3c für den Empfang von Fernsehsendungen auf Grossbildschirmen («public viewing») einge- führt. Für die aus dem Tarif erzielten Einnahmen galt es eine Vertei- lungsregel festzusetzen. Die von der SUISA vorgeschlagene Vertei- lung analog derjenigen für den GT 3a ist genehmigt, Ziffer 5.5.4 des Verteilungsreglements entsprechend angepasst.

5.5.4 GT 3c – Empfang von Fernsehsendungen auf Grossbildschirm («public viewing») Verteilungs­klassen 55,0 % 1C 0,5 % 1E 3,9 % 2C 0,1 % 2F 0,5 % 5 20,0 % 9C Die verbleibenden 20 % werden den Fernsehentschädigungen für ausländische Sender aus dem Tarif GT 1 zugeschlagen.

18_Gut zu wissen suisa info 2.09 Ascap International Awards

SUISA-Mitglieder, deren Werke zwischen dem 1. Oktober 2008 und dem 30. September 2009 in den USA aufgeführt oder gesendet wurden, können am ­ASCAP International Awards Program teilnehmen.

Nur vereinzelte SUISA-Mitglieder erhal­ Das von der amerikanischen Gesellschaft den Mitglieder, die für diesen Zeitraum ten Urheberrechtsvergütungen aus den ASCAP jährlich ausgeschriebene ASCAP von der ASCAP mehr als USD 25 000 USA. Der Grund liegt beim angewandten International Awards Program für Mit­ erhalten. Stichproben-System: Um den Inkasso-­ glieder ausländischer Schwestergesell­ Aufwand so gering wie möglich zu halten, schaften dient dazu, die Vergütungsan­ Mitglieder mit Ansprüchen an die ASCAP erfassen die amerikanischen Gesellschaf­ sprüche nicht-amerikanischer Urheber zu sind gebeten, bei der Urheberabteilung ten nur die einträglichen Veranstaltun­ erheben. Teilnehmen können alle SUISA- der SUISA Zürich ein Teilnahmeformular gen und vernachlässigen kleinere. Zudem Mitglieder, deren Werke zwischen dem anzufordern. Die ausgefüllten Formulare verteilen sie fast die gesamten eingenom­ 1. Oktober 2008 und dem 30. September müssen bis spätestens zum 31. Dezember menen Vergütungen auf einen kleinen, 2009 in den USA aufgeführt wurden. 2009 zurückgeschickt werden. Formular mit statistischen Methoden erhobenen anfordern bei [email protected]. ■ Bruchteil der Programme der Sendeunter­ Keinen Anspruch auf Vergütung haben nehmen. Schweizer Urheber werden da­ Verleger oder Erben verstorbener Mitglie­ bei kaum erfasst. der. Ebenfalls nicht berücksichtigt wer­

Schützt das Gehör!

Jeder Musiker verbringt im Laufe seiner rund die Hälfte des Ladenpreises an. Die­ Karriere unzählige Stunden in Übungs­ ses Angebot wird finanziell unterstützt räumen, im Studio, auf der Bühne oder als von der Schweizerischen Interpretenstif­ Zuhörer in Clubs und strapaziert dabei tung (SIS) und ist für alle Musikerinnen jahrelang sein Gehör. Die Belastung be­ und Musiker gültig. Interessierte melden ginnt meist in der Jugend mit langen Ta­ sich unter [email protected]. gen und Nächten in lauten Übungsräumen und setzt sich auf der Bühne fort – oft bis Die Broschüre «Gehörschutz für Musike­ ins Alter. rinnen und Musiker» findet sich im Bereich Dossiers auf Die Problematik von Gehörschädigungen www.actionswissmusic.ch. ■ ist heute kein Tabuthema mehr, doch im­ mer noch viele Musiker wissen nicht, wie sie ihr Gehör nachhaltig schützen können. Die action swiss music hat daher zu die­ sem Thema die wichtigsten Informationen zusammengetragen und in der Broschüre «Gehörschutz für Musikerinnen und Mu­ siker» zusammengefasst. Sie bietet zudem otoplastische Gehörschütze (Elacin X) für

suisa info 2.09 Gut zu wissen_19 Schweizer stehen hinter ­Musikschaffenden

Martin Wüthrich

Hat Musik im Internetzeitalter überhaupt noch einen Wert? Und wie wichtig ist sie den Schweizerinnen und Schweizern? Eine repräsentative Umfrage lässt ­auf­horchen: Über 90 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, dass Komponisten und ­Musikautoren für die Nutzung ihrer Werke bezahlt werden sollen. Und auch für das private Kopieren ­ihrer ­Werke auf CDs oder MP3-Player sollen die Musikschaffen­den Geld erhalten, finden Herr und Frau Schweizer.

ilesharing, Piratenpartei und ­Malerei, Tanz oder Theater wird Musik am der Befragten sind der Meinung, dass schrumpfender CD-Markt – leicht häufigsten als die wichtigste Kunstform Komponisten und Musikautoren bezahlt könnte man zum Schluss gelan­ bezeichnet (37 Prozent). Über 40 Prozent werden sollen, wenn ihre Musik gesendet gen, dass der Schweizer Bevöl­ der Befragten bezeichnen Musik gar als oder ­aufgeführt wird. Gefragt, ob Musik­ kerungF die Musik nichts mehr wert ist. «lebenswichtig» oder «ihre Leidenschaft». schaffende für das Kopieren ihrer Werke Doch ist dieser Schluss korrekt? Wir woll­ Der durchschnittliche Musikkonsum liegt entschädigt werden sollen, stimmen im­ ten es nicht bei der Vermutung belassen bei 3,2 Stunden im Tag, worin auch das mer noch 77 Prozent zu. Die durchschnitt­ und gaben eine repräsentative Umfrage in eher passive Musikhören durch Radiobe­ liche Zustimmung steigt mit zunehmen­ Auftrag. Dabei gab es einerseits positive schallung inbegriffen sein dürfte. dem Alter und höherer Ausbildung der Überraschungen, andererseits bestätigen Befragten. Bei Personen mit höherer Aus­ die Ergebnisse auch Trends, die uns Sorge­ Musikschaffende sollen fürs bildung liegt die Zustimmung gar bei 95 machen. ­Kopieren entschädigt werden Prozent (Entschädigung allgemein) bzw. Neben der generellen Einstellung zur 88 Prozent (Entschädigung für das Kopie­ Beginnen wir mit dem Erfreulichen: Mu­ ­Musik wollten wir mehr über das Konsum­ ren). Das vorläufige Fazit: Alles in allem sik geniesst einen hohen Stellenwert in der verhalten und die Einstellung zum Ur­ wird eine Kopierentschädigung zuguns­ Schweizer Bevölkerung. Unter den Kunst­ heberrecht erfahren. Das in dieser Klar­ ten der Musikschaffenden damit von der formen Musik, Literatur, Kino / Film, heit überraschende Resultat: 91 Prozent Schweizer Bevölkerung klar bejaht.

20_Gut zu wissen Foto: Marcel Grubenmann suisa info 2.09 Gratismentalität der ­«Gratis-ist-geil-Mentalität». Die Schuliniti­ ist insofern beruhigend, als sich eine kauf­ Digital Natives ative wird laufend ausgebaut, und in die­ kräftige Altersgruppe weiterhin auch off­ Als Digital Natives bezeichnet man die Al­ sem Jahr entsteht zudem ein neues Lehr­ line mit Musik eindeckt. Dennoch muss tersgruppe, die mit Internet herangewach­ mittel, in dem Internet, P2P und Co. viel man mit Blick auf die Zukunft kritisch fra­ sen ist – und deshalb selbstverständlich Platz eingeräumt wird. gen, ob das einmal erlernte Verhalten – ich findet, dass da fast alles gratis zu haben hols gratis im Web – sich mit zunehmen­ ist. In dieser Altersgruppe unter 35 Jah­ Musik online: Junge zahlen dem Alter ändert oder ob es beibehalten ren, so die Umfrageresultate, sind knapp eher nicht wird. Und ob sich andere Einnahmequel­ 30 Prozent einer Kopierentschädigung ge­ Obwohl das Internet als Absatzkanal im­ len für Kreative eröffnen, wenn der End­ genüber eher kritisch oder kritisch einge­ mer wichtiger wird, bezieht bloss ein Vier­ kunde nichts mehr zahlen will für Musik, stellt. Das ist auch die Altersgruppe, die tel aller Befragten Musik über das Inter­ Filme und Texte. mehr Songs online tauscht als kauft. Und net. Bei den Personen unter 35 sind es

Musikkonsum: Vom Radio zum Handy? Filesharing und P2P Anfang 2009 hören 72 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben täglich Filesharing (Dateien teilen) bezeichnet Radio. Doch auch Internet und MP3-Player werden intensiv benutzt: Rund 40 Prozent ­ das direkte Weitergeben von Dateien hören Musik von einer dieser Quellen – bei den jungen Befragten (16–35 Jahre) zwischen Internetnutzern in einem sind es gar rund 60 Prozent. iPhone und Co. entwickeln sich zunehmend zu sogenannten Peer-to-Peer-Netzwerk mobilen Allzweckgeräten. Bereits ein Fünftel der Bevölkerung nutzt das Handy (P2). Die Daten befinden sich auf den schon jetzt zum Musikhören, bei der Gruppe unter 35 Jahren sind es gar 37 Prozent.­ Computern der Teilnehmer (oder auf Mit neuen Geräten und Diensten wird dieser Anteil weiter zunehmen. speziellen Servern) und werden von dort aus verteilt. Normalerweise kopiert Urheberrechtlich bedeuten Geräte wie Mobiltelefone eine Herausforderung. So man Daten von fremden Rechnern kann man auf Musikhandys Radio oder (via Internet) Musikstreams hören. Die Ur- (Download), während man gleichzeitig heberrechte werden dann vom Anbieter der Dienstleistung abgegolten. Es lassen andere Daten zur Verfügung stellt sich jedoch auch grosse Mengen von Songs als Kopie speichern, was über (Upload). Um auf solche Netzwerke die Leerträgervergütung abgegolten gilt. Werden Songs direkt von Onlinestores zugreifen zu können, braucht man heruntergeladen (z. B. Comes with Music oder iTunes), holt der Anbieter des spezielle Programme wie z. B. Emule, Dienstes die nötigen Lizenzen für die Urheberrechte ein. Gnutella oder Kazaa.

die deutlich mehr Musik kopiert. Bei den jedoch bereits 43 Prozent. Dabei fällt auf, Das vorläufige Fazit fällt also zwiespältig unter 35-Jährigen kopiert mehr als die dass gerade diese grosse Gruppe mehr aus. Die Umfrage zeigt, dass die Bevölke­ Hälfte regelmässig, bei den über 50-Jähri­ ­Musik gratis von Tauschbörsen herunter­ rung in Urheberrechtsfragen (noch) hinter gen ist es nur eine von zehn Personen. lädt, als sie bei kostenpflichtigen Online­ dem geltenden Recht und den Kunstschaf­ shops erwirbt. Rund ein Fünftel in dieser fenden steht. Wer kreativ tätig ist, so der Der Generationengraben zeigt sich also Altersgruppe gibt sogar an, sich monatlich Volkswille, soll entschädigt werden, wenn zweifach: nämlich zum einen beim ef­ mehr als 15 Songs kostenlos via Tausch­ seine Arbeit genutzt wird. Schaut man fektiven (Kauf-)Verhalten, zum andern börse zu beschaffen. ­jedoch genauer hin, so zeigt sich, dass die­ in der unterschiedlichen Einstellung der se Solidarität bröckelt, je jünger die Be­ ­Altersgruppen zum Urheber. Bereits heu­ Wer älter ist als 35, bezahlt dagegen in der fragten sind. Umso wichtiger scheint es te ist die SUISA deshalb gemeinsam mit Regel für Musik im Internet: Die 35- bis uns, heranwachsende Menschen mit dem den anderen Urheberrechtsgesellschaften 50-Jährigen kaufen gemäss eigenen Anga­ Urheberrecht vertraut zu machen und im Schulbereich aktiv und vermittelt mit ben dreimal mehr Songs in Onlineshops, Werknutzungen im Internet sowie in der grossem Erfolg jungen Menschen die Be­ als sie kostenlos herunterladen. Und bei Mobiltelefonie korrekt zu lizenzieren. Hof­ deutung von «Copyright». Wer einmal mit den über 50-Jährigen kauft immerhin je­ fen allein auf das Rechtsempfinden der einem Komponisten diskutiert hat, kann der Zehnte Musik im Web. Tauschbörsen Menschen wird nicht reichen. ■ nicht mehr gar so einfach zurück zur kennt diese Gruppe praktisch nicht. Dies www.suisa.ch/studien

suisa info 2.09 Gut zu wissen_21 DIe lADeNhüter IM WeB

Martin Wüthrich

Das internet werde ökonomische Gesetze auf den Kopf stellen, behauptete Chris anderson vor fünf Jahren. Nischenmärkte würden aufblühen und mündige Konsumenten würden mehr von vielem kaufen, anstatt viel von wenigem. Nach einer britischen studie trifft diese These zumindest für den digitalen Musikmarkt nicht zu.

ill Page ist Chefökonom kauft und illegal getauscht werden online verkaufte Kopie im digitalen Regal liegen der britischen Urheber­ im grossen Stil diejenigen Songs und Al­ blieben. Für die Anhänger der Long­Tail­ rechtsgesellschaft PRS ben, die ebenfalls als physische Tonträger Theorie ist dies ein wahrhaft ernüchtern­ for Music, das Musik­ guten Absatz fi nden. Insbesondere ist der des Ergebnis. Wbusiness und seine Entwicklung sind sein Unterschied zwischen legalen Angebo­ täglich Brot. Gemeinsam mit dem Markt­ ten wie iTunes und Napster oder illegalen Der illegale Musikmarkt im Web über­ forschungsunternehmen BigChampage Tauschbörsen weit kleiner, als nach An­ trifft den legalen um ein Vielfaches. Hier hat sich Herr Page mit folgenden Fragen dersons Theorie zu erwarten wäre. gibt es keine Lizenzen, keine Restriktio­ beschäftigt: Trifft die Long­Tail­Theorie nen durch Verleger oder durch Künstler, für den digitalen Musikmarkt zu? Und gibt enttäuschender legaler Markt die ihre Musik nicht online anbieten wol­ es Unterschiede zwischen legalen und ille­ Von 13 Millionen erfasster Tracks in lega­ len. Der illegale Markt bietet alles, was je­ galen Angeboten für Musik im Web? Und len Musikangeboten sind laut Studie 10 mand hochlädt. Für P2P erwarteten die falls es Unterschiede gibt, wie lassen sie Millionen im letzten Jahr nicht ein Mal Autoren der Studie deshalb ein Bild, das sich erklären? verkauft worden. Die kleine Menge von eher der Long­Tail­Theorie entspricht. Das Ergebnis ist erstaunlich: Mit der Stu­ 52 000 Tracks generierte 80 Prozent des die «The Long Tail of P2P» widerlegen Page Umsatzes. Bei den Alben waren die Zah­ legales versus illegales Angebot und seine Mitautoren die Theorie Ander­ len noch schlechter: Von 1,23 Millionen im Wiederum gab es eine Überraschung. sons weitgehend – zumindest, was den Angebot wurden 173 000 wenigstens ein Zwar gibt es im P2P­Verkehr Hits, die im digitalen Musikmarkt angeht. Legal ge­ Mal verkauft, womit 85 Prozent ohne eine legalen Angebot nicht auftauchen – so

22_Gut zu wissen suisa info 2.09 Musikkonsum über Tauschbörsen und über Onlineshops Quelle: BigChampage

100 % ➊ Andersons Long-Tail-Theorie: 95 % aller angebotenen Files generieren ➊ 80 % des Umsatzes. Die obersten 80 %

 5 % des Angebots generieren bloss

20 % des Umsatzes.

➋ Tauschbörsen: 95 % aller ange- 60 % botenen Files machen 20 % der getauschten Files aus. 5 % des Angebots generieren 80 % der 40 % Tauschhandlungen.

➌ Legale Musikplattformen: 95 % ➋ ­aller angebotenen Files generieren 20 % lediglich 10 % des Umsatzes. 90 % ➌ des Umsatzes werden von bloss 5 % des Angebots erwirtschaftet.

Kumulierte Verkäufe oder Tauschhandlungen 0 % 100 % 80 % 60 % 40 % 20 % 0 %

 Kumulierte Anzahl angebotener Files

Typische Pareto-Verteilung Tauschhandlungen auf P2P-Seiten Single-Downloads von legalen Musikplattformen

etwa die Songs und Alben der Beatles, die Nutzer auf die immer gleichen Songs und «The Long Tail» in Kürze online nicht legal zu kaufen sind. Davon Alben? Die Ursache orten die Autoren der Es war und ist eine der wichtigsten Theo- abgesehen jedoch ist die Kurve ähnlich Studie in einem «Paradox der Auswahl». rien der digitalen Ökonomie: «The Long flach bzw. steil wie im legalen Angebot: 5 Wenn die Auswahl zu gross wird, halten Tail» von Wired-Autor Chris Anderson, Prozent des Angebots machen 80 Prozent sich Menschen an das, was sie kennen. erstmals vorgestellt im Oktober 2004. der getauschten Files aus, die restlichen Also an Empfehlungen von Freunden oder Anderson behauptete, wenn man einem 95 Prozent gerade einmal 20 Prozent. Ei­ Songs, die in den Medien gespielt werden. Kunden eine grössere Auswahl anbiete nen gewichtigen Unterschied gibt es laut Von einem soziologischen Standpunkt und schmackhaft mache, so werde er Studie allerdings: Was einmal hochgela­ aus, so die Autoren, gebe es noch eine wei­ diese nutzen. Und weil das im Internet den wird, wird wenigstens einmal herun­ tere, sinnvolle Erklärung. Kultur in ihrer ohne grosse Kosten für Distribution und tergeladen. Statt also gänzlich zu verstau­ ursprünglichsten Form sei nämlich das, Lagerhaltung möglich ist, würden somit ben, findet der Track wenigstens einen was wir an Musik, Mode, Sprache oder auch kleinere Nischen profitabel, die Abnehmer. Für die Rechtsinhaber bleibt Einstellungen teilen würden. Wenn Kul­ in der physischen Welt keine Existenz- das Ergebnis dasselbe: Geld gibt es in kei­ tur also wichtig ist, dann ist die Populari­ chance hätten. Mit anderen Worten, nem Fall. tät bestimmter Musik kein Paradox mehr. der Markt entwickle sich in Richtung Die Publikation der Studie findet sich (in «selling less of more». Die Menge (tail) Das Paradox der Auswahl Englisch) unter www.prsformusic.com/ der verfügbaren Produkte würde länger, Weshalb, wenn doch die Auswahl im Web creators/news/research. ■ die Kurve der verkauften Produkte gegen so gross ist, stürzt sich die Mehrheit der ihr Ende hin fetter.

suisa info 2.09 Foto: istockphoto.com Gut zu wissen_23 Termine

Popkomm 2009 abgesagt Musikmesse Frankfurt 2010 Die Popkomm fällt in diesem Jahr wegen zu geringer Anmeldezahlen und der anhal­ tend schwierigen Branchenlage aus. Zur Rettung der Marke Popkomm haben die Veran­ Nehmen auch Sie als Aussteller an der stalter in Abstimmung mit dem Verband unabhängiger Musikunternehmen (VUT) und Musikmesse Frankfurt, der grössten dem Bundesverband Musikindustrie beschlossen, die Messe für ein Jahr auszusetzen. Fachmesse für Musikinstrumente, Mu­ Im Sommer 2010 soll die Popkomm mit einem veränderten Gesamtkonzept wieder in siksoftware, Noten und Zubehör, teil und Berlin stattfinden. «Trotz positiver Resonanz auf die neue Veranstaltungslocation und profitieren Sie von folgenden Vorteilen befriedigender Buchungen der Aussteller rechnen wir wegen der Wirtschaftslage mit des Schweizer Gemeinschaftsstandes: einem ­erheblichen Rückgang der Fachbesucher. Aus Verantwortung gegenüber den Aus­ stellern haben wir uns daher entschlossen, die Popkomm für ein Jahr auszusetzen», er­ – Stark vergünstigte Standmiete (inkl. klärte Dr. Ralf Kleinhenz, Geschäftsführer der Popkomm, die Absage. Messeeintritt, Präsenz in Messe­ Katalog und auf Messe-Website) www.popkomm.de – kleine, abgegrenzte Ausstellungs­ fläche mit individueller Beschriftung, Präsentationswand für Plakate, Tablaren, abschliessbarem Fach sowie Sitzmöglichkeiten – Auftritt unter gemeinsamen Dach 24.–27. Januar 2010, Palais des Festivals, Cannes – Austauschmöglichkeiten am Stand – Hilfestellung durch das Personal von Midem 2010 mit erneuertem Konzept SUISA und SUISA-Stiftung für Musik vor Ort und bei der Organisation der Der Besucherrückgang war an der diesjährigen Midem nicht zu übersehen. Die Organi­ Standpräsenz satoren reagieren darauf mit einem erweiterten Konzept. Der digitale Bereich sowie der – Stand-Apéro, zu dem Sie Ihre Livesektor werden stärker gewichtet, und neue Networking-Plattformen sollen den Aus­ Geschäftspartner einladen können tausch vereinfachen und professionalisieren. Organisiert und finanziert wird der Ge­ MidemNet inklusive und neue Networking-Zonen meinschaftsstand von der SUISA-­Stiftung Neu ist die MidemNet, die am Samstag und Sonntag stattfindet, fester Bestandteil der für Musik in Zusammenarbeit mit der Messe und mit der Midem-Akkreditierung zugänglich. Innerhalb der Messe wird eine ­SUISA. Musikverlage, die sich für eine Teil­ «MidemNet Area» eingerichtet, wo während der gesamten Messedauer in der «Academy» nahme interessieren, wenden sich bis spä­ und im «Lab» Fragen rund um Musik und Internet behandelt werden. Zudem werden wei­ testens 15.10.2009 an die ­SUISA-Stiftung tere auf spezifische Kundensegmente zugeschnittene Networking-Bereiche geschaffen für Musik, Tel. +41 21 614 32 70, wie der «Manager Pavillon» für Künstlermanager und Agenten und die «Match Making [email protected], Area» für international organisierte Networkinganlässe. www.musikmesse.de

Schweizer Stand mit Blick auf Hafen Terminvorschau Analog zur Midem gilt auch für den Schweizer Stand: Qualität statt Quantität. Der gros­ se Messestand wird durch einen zeitgemässen Kompaktstand ersetzt. Dieser ist neu Womex, Kopenhagen im Espace Riviera angesiedelt und verfügt über eine Terrasse mit Blick auf den Hafen.  28.10.–1.11.2009 Die Networking- und Marketing-Angebote werden dafür erweitert. Erstmals wird der Midem, Cannes «mx3 Cube» präsentiert, ein Würfel, der durch Touch Screens bedient wird und über  24.–27.1.2010 m4music, Zürich den sämtliche Inhalte von mx3.ch abgerufen werden können. Die Messebesucher er­  25.–27.3.2010 halten somit Zugriff auf Musik und Informationen von rund 10 000 Schweizer Gruppen Musikmesse Frankfurt und Musikern.  24.–27.3.2010 jazzahead!, Bremen An Midem-Teilnahme interessiert? Auskünfte zur Schweizer Messepräsenz erteilt  22.–25.4.2010 ­Claudia Kempf, Tel. +41 44 485 65 25, [email protected] SUISA-Generalversammlung in Bern www.midem.com  26.6.2010