„Die Weise Von Liebe Und Tod Des Cornets Christoph Rilke“ „Hölderlin-Lieder“ - „Wendla Im Garten“ Von Viktor Ullmann (1898-1944)
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„Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ „Hölderlin-Lieder“ - „Wendla im Garten“ von Viktor Ullmann (1898-1944) Originalfassungen erstellt nach der Originalpartituren des Komponisten NEUINSZENIERUNG-SALZBURGPREMIERE Inszenierung: Herbert Gantschacher Puppen: Burgis Paier Klavier: Christoph Traxler Es singen und spielen: Rupert Bergmann (Bassbariton) und Werner Mössler TOIHAUS SALZBURG, FRANZ-JOSEF-STRASSE 4 20.JUNI & 21.JUNI 2019, JEWEILS 20.02 UHR Mit freundlicher Unterstützung von: Bundeskanzleramt - Österreich - Kulturministerium - Kunstsektion Land Salzburg Land Kärnten ÖBB - Österreichische Bundesbahnen ARBOS - Gesellschaft Musik und Theater bedankt für beim Toihaus Salzburg für die freundliche Unterstützung. IMPRESSUM: Urheberrechtsverweise und Quellenangaben: Konzeption des Projektes: Herbert Gantschacher – © 2001-2019 Alle Texte in diesem Programm sind von Herbert Gantschacher und unterliegen dem Urheberrecht. Jede weitere Verwendung ist nur mit schriftlicher Erlaubnis gestattet. Das gilt auch für die künstlerischen Konzeptionen der einzelnen Projekte. Jeder Missbrauch wird verfolgt. Fotos und Dokumente stammen aus dem Archiv, der Sammlung und der Bibliothek von Herbert Gantschacher sowie dem Österreichischen Staatsarchiv und der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz. Die in diesem Text verwendeten Personen- und Berufszeichnungen werden im Sinne der besseren Lesbarkeit nur in einer Form verwendet, sind aber stets gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen. Die Originalzitate aus Originaldokumenten aus Archiven sind in der alten Rechtschreibung und Grammatik belassen worden. „Krieg = daDa“ ist ein Projekt von ARBOS-Gesellschaft für Musik und Theater. © Herbert Gantschacher ® ARBOS - Gesellschaft für Musik & Theater Postfach 47, A-9010 Klagenfurt. Getreidegasse 14//3, 5020 Salzburg Homepage: www.arbos.at Der Komponist Viktor Ullmann, der Pazifist, Reformpädagoge und Philosoph Wilhelm Jerusalem, die taubblinde Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin Helen Keller sowie der gehörlose Schauspieler Werner Mössler Als Kurator des Landes Kärnten für das Gedenk- und Erinnerungsjahr "Österreich 1918- 2018" habe großen Wert darauf gelegt, dass auch Projekte zur Situation von Gehörlosigkeit und Taubblindheit im Ersten Weltkrieg thematisiert werden. Den Ehrenschutz für die Projekte zu den Themen Gehörlosigkeit und Taubblindheit haben der Kärntner Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser und der Erste Präsident des Kärntner Landtages Ing. Reinhart Rohr übernommen. Im Schreiben vom 2. August 2017 formuliert der Schirmherr des Gedenk- und Erinnerungsjahr, Bundespräsident a.D. Dr. Heinz Fischer die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit dem Thema: "Sehr geehrter Herr Mag. Gantschacher, Die Thematik der Kriegsinvalidität und deren Auswirkung auf das Leben der Betroffenen und Ihrer Angehörigen stellt für mich eine spannende, bis dato zu wenig beachtete Materie in der österreichischen Gedenk- und Erinnerungskultur dar. Ich danke Ihnen daher des Weiteren für Ihr Engagement in diesem Bereich und würde mich darüber freuen, über die weiteren Entwicklungen Ihres Projekts informiert zu werden". Und ich habe Dr. Fischer darauf geantwortet: "Es ist Ihnen und Ihrem Team gelungen, auch Projekte für dieses Gedenk- und Erinnerungsjahr zu berücksichtigen, in denen es um das Thema Kriegsinvalidität im Großen Krieg sowie Taubheit und Taubblindheit und die Folgen geht, an denen auch Gehörlose und auch Taubblinde mitwirken werden, wobei gerade bei diesen Projekten auch Wert darauf gelegt worden ist in der Konzeption, dass auch gehörlose Jugendliche und taubblinde Schüler aber auch Experten und Künstler aus diesem Bereich gemeinsam mit fünfsinnigen Menschen berücksichtigt worden sind und zusammenarbeiten werden ganz im Sinne von gelebter Inklusion". Ein besonderes Kapitel, das in der Geschichtsschreibung nie oder zu selten dargestellt wird, ist der Pazifismus der taubblinden Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin Helen Keller und der ihres Wiener Entdeckers, Philosophen, Reformpädagogen und Pazifisten Wilhelm Jerusalem, den Helen Keller als den "Moses der Taubblinden" bezeichnet. Zeit ihres Lebens waren Keller und Jerusalem im Briefkontakt. Besonders erwähnenswert ist Helen Kellers Rede "Verweigert den Krieg!", die sie am 5. Jänner 1916 in der New Yorker Carnegiehall gehalten hat. Doch schon 1909 stellte Helen Keller eine essentielle Frage. "Wie kann unsere Regierung behaupten, sie kämpft für mehr Demokratie in der Welt", fragte sie, "während hier in den USA Neger massakriert werden können und ihr Eigentum verbrannt?" Helen Keller ist immer gegen jede rassistische Ideologie auch in den USA gewesen. Und hier verweise ich auf den Komponisten Viktor Ullmann und dessen Anti-Kriegsoper "Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung". Schon im Titel ist der Oper ist Kellers Einfluss sichtbar, das ist kein Zufall, denn Wilhelm Jerusalem war der erste philosophische Mentor Ullmanns. Und so kannte Ullmann auch Helen Keller und deren Wirken. Dazu habe mit der Ausstellung "Viktor Ullmann - Zeuge und Opfer der Apokalypse" eine Ausstellung recherchiert und kuratiert, die zum Kulturexportartikel Kärntens geraten ist. Und gibt es von Zeit zu Zeit Ausstellungseröffnungen, an denen Werner Mössler als gehörloser Schauspieler mitwirkt. Werner Mössler ist hörbehindert und trägt ein Hörgerät, auf der Bühne ist er jedoch zu 100 Prozent gehörlos, weil er ohne Hörhilfe keinen einzigen Ton hört. Werner Mössler zählt zu den wenigen gehörlosen Schauspielern in Österreich, die eine professionelle Ausbildung zum Schauspieler abgeschlossen haben. Zu seinen Lehrern zählten prominente gehörlose und hörende Künstler wie beispielsweise der US-amerikanische gehörlose Schauspieler und Regisseur Howie Seago (in Europa bekannt aus dem Film "Jenseits der Stille", der mit einem Oskar ausgezeichnet worden ist, oder durch seine Theaterarbeit bei den Berliner und Wiener Festwochen sowie bei den Salzburger Festspielen und bei ARBOS - Gesellschaft für Musik und Theater) und der ehemalige Dekan der Akademie der Szenischen Künste Sarajevo, der Dichter Prof. Dr. Dževad Karahasan. Dabei hat Mössler von Seago die Technik des Spiels des gehörlosen Akteurs auf der Bühne übernommen, wie man die Vorteile der Gehörlosigkeit für das Spiel auf der Bühne als Schauspieler kreativ nutzt. Und die Qualität des Spiels von Mössler ist dermaßen außergewöhnlich, dass er auch auf großen Musikfestivals oder in großen Museen spielen kann wie beispielsweise im Clam-Gallas-Palais in Prag, beim internationalen Musikfestival SOUND WAYS in St. Petersburg oder bei der Ausstellungseröffnung im Museum Grad Kromberk in Nova Gorica und dabei Ullmanns Oper "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" eindrucksvoll visuell mit österreichischer Gebärdensprache spielt, wobei diese Aufführungen bilingual ausgerichtet sind und Mössler dabei von Sänger und Sprecher Rupert Bergmann und dem Pianisten Christoph Traxler sozusagen begleitet wird als gehörloser Schauspieler, der die Musik visuell darstellt und interpretiert. „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ „Hölderlin-Lieder“ / „Wendla im Garten“ von Viktor Ullmann In einem Brief vom Frühjahr 1918 an seine damalige Freundin Anny Wottitz bittet Viktor Ullmann um die Zusendung von Literatur an die Front Unter den Büchern befindet sich auch Rilkes Gedicht in Prosa „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“. Rainer Maria Rilkes Gedicht beschäftigt sich mit der Situation des Cornets Rilke im Krieg gegen die Türken, in dem er schließlich den Tod findet. Die Situation des Heldentods trug dazu bei, dass das Werk im Ersten Weltkrieg von vielen Soldaten euphorisch gelesen wurde, was jedoch nicht der Position des Dichters zu seinem Werk entsprach. 1910 und 1912 war Rilke Gast auf Schloss Duino in der Nähe von Triest. Im Ersten Weltkrieg verlief von 1915 bis 1917 hier die Front während der zwölf Isonzoschlachten. Rilke selbst tat während des Ersten Weltkrieges Dienst im Kriegsarchiv in Wien. Ullmann tat während des Ersten Weltkrieges in der Nähe von Duino 1918 als Fähnrich (Cornet) Dienst. Ullmann war im Frühjahr 1918 in der Nähe von Duino als Soldat auf einem Beobachtungsstand und hat während seiner Stationierung in Barcola bei Triest den Gedichtzyklus in Versen wiedergelesen. Ullmann hat 1944 im KZ Theresienstadt aus dem Werk ein Melodram gemacht. Die Textfassung für das Melodram hat er selbst geschaffen. Brief Ullmanns von der Front wegen Rilke (links) Schloss Duino gesehen vom Beobachtungsstand (Mitte) – Titelblatt der Theresienstädter Vertonung Ullmanns von Rilkes Gedicht (rechts). Ebenfalls in Theresienstadt sind im Jahr die „Hölderlin-Lieder“ 1943 entstanden, die Ullmann zu den Gedichten „Abendphantasie“, „Wo bist du?“ und „Der Frühling“ von Friedrich Hölderlin (1770-1843) komponiert hat, die die existentielle Situation des Dichters Hölderlin umreißen und durchaus in Korrespondenz zu Viktor Ullmanns Situation in Theresienstadt zu sehen sind. In Theresienstadt wiederkomponiert aus der Erinnerung hat Viktor Ullmann „Wendla im Garten“ nach Frank Wedekind, das er erstmals 1918 komponiert hatte. Somit knüpft Ullmann in seiner Theresienstädter Zeit ganz bewusst an die Zeit des Großen Krieges 1914-1918 an, denn Ullmann verweist im Autographen ausdrücklich auf das Entstehungsjahr 1918 hin und bezieht sich auch in der Widmung vom 30.Juli 1944 an Friedl Dicker-Brandeis, die ebenfalls in Theresienstadt inhaftiert ist, ausdrücklich auf den 30.Juli 1918: „Sind wir anders als vor … Jahren, da ich Dir, liebe Friedl,