Verzeichnis Der Wanzen Kärntens (Insecta: Heteroptera)
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Publikationen Naturschutz Kaernten Jahr/Year: 1999 Band/Volume: 1999_RL Autor(en)/Author(s): Frieß Thomas, Heiss Ernst, Rabitsch Wolfgang Artikel/Article: Verzeichnis der Wanzen Kärntens (Insecta: Heteroptera). 451-472 © Amt der Kärntner Landesregierung W. E. HOLZINGER, P. MILDNER, T. ROTTENBURG & C. WIESER (Hrsg.): Rote Listen gefährdeter Tiere Kärntens Naturschutz in Kärnten 15: 451 - 472 ? Klagenfurt 1999 Verzeichnis der Wanzen Kärntens (Insecta: Heteroptera) Thomas FRIESS, Ernst HEISS & Wolfgang B. RABITSCH Erforschungsstand schlecht Nachgewiesene Arten 542 Update 23.1.2000 548 Erwartete Gesamtartenzahl > 600 Fundmeldungen gesamt 3437 Fundmeldungen seit 1980 676 © Amt der Kärntner Landesregierung Wanzen 452 EINLEITUNG Aus der Insektenordnung der Wanzen Biotope. Neben der enormen Vielgestaltigkeit ihrer (Heteroptera) sind bisher weltweit etwa 40.000 Körperformen fällt das breite Spektrum ihrer Arten beschrieben worden (SCHUH & SLATER Nahrungsökologie auf. Die meisten Wanzen sind 1995). Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Pflanzensaftsauger, es gibt aber auch räuberische Tropen und Subtropen. In Mitteleuropa kommen Formen. Einige wenige Arten leben als über 1.000 Arten vor (GÜNTHER & SCHUSTER Ektoparasiten (u. a. Bettwanze, Schwalbenwanze). 1990), für Österreich ist keine genaue Zahl bekannt. Viele Wanzenarten weisen eine enge Bindung an diverse Ökoparameter (Pflanzen, Bodenstruktur, Wanzen zeichnet aus, daß sie so gut wie alle Kleinklima, etc.) auf, was sie zu geeigneten Lebensräume und Strata besiedeln. Etwa 60 Biodeskriptoren bzw. Bioindikatoren macht heimische Arten sind in ihrer Lebensweise ans (DECKERT & HOFFMANN 1993; DUELLI & OBRIST Wasser gebunden (u. a. Wasserbienen, Wasser- 1998). skorpion, Wasserläufer), alle übrigen bewohnen verschiedenste semiterrestrische und terrestrische ERFORSCHUNGSSTAND vor 1950 1950-1980 nach 1980 Datensätze 2033 728 676 gemeldete Arten 408 304 228 Die ersten uns bekannten Angaben über insgesamt 123 Arten, wobei sieben Arten neu für Wanzen in Kärnten finden sich bei REUTER (1875) Kärnten zu nennen sind. und LATZEL (1876). Die meisten Fundmeldungen Gezielt wurden Wanzen in Kärnten danach für das Bundesland wurden bereits im ersten Drittel erst wieder in jüngster Zeit untersucht (FRIESS unseres Jahrhunderts erbracht und gehen auf die 1998, 1999a; HOLZINGER 1995). Diese Arbeiten von PROHASKA (1923, 1932) und Aufsammlungen blieben aber auf wenige, eng be- PUSCHNIG (1925) zurück. Sie führen in Summe 365 grenzte Areale beschränkt. Etliche, für Kärnten (davon 30 aquatische und semiaquatische) bisher nicht bekannte Arten konnten durch die Heteropterenarten an. Darunter befinden sich auch Bearbeitung eigenen Materials, aber vor allem viele Arten, die seitdem nicht mehr aus Kärnten durch die gezielte Nachsuche in der Sammlung des gemeldet worden sind. Das mag z. T. auch daran Naturhistorischen Museums in Wien erstmals liegen, daß sich in weiterer Folge HÖLZEL (1954a, gemeldet werden (FRIESS 1999b; RABITSCH 1999; 1969a) in seinen beiden Hauptarbeiten RABITSCH & FRIESS 1998). hauptsächlich darauf beschränkte, faunistisch bemerkenswerte Arten zu nennen. Das Insgesamt können, einschließlich der Arteninventar konnte dadurch zwar auf 468 Arten Neufunde bzw. taxonomischen Änderungen der aufgestockt werden, Meldungen von an sich letzten Jahre, im vorliegenden Verzeichnis 542 häufigeren Arten liegen aus dieser Zeit aber kaum Wanzenarten mit Sicherheit für Kärnten genannt vor. Erwähnenswert sind noch die Aufsammlungen werden. von FRANZ (1943, 1949) im Gebiet der mittleren Der Erforschungsstand der Kärntner Hohen Tauern. Heteropterenfauna muß, aufgrund der immer schon Rund dreißig Jahre lang, seit dem letzten geringen Zahl an Bearbeitern, insgesamt als Beitrag von HÖLZEL aus dem Jahre 1969, ist keine schlecht eingestuft werden. Ein Großteil der in der Arbeit über Kärntner Wanzen erschienen. Einzelne Checkliste angeführten Nachweise sowie die mit Fundmeldungen finden sich z.B. in KOFLER (1974), Abstand meisten Datensätze wurden vor 1950 KOFLER & DEUTSCH (1996), KOFLER & KRAINER erbracht. (1998), MILDNER (1983) sowie WIESER & KOFLER Das Arteninventar ist mit Sicherheit noch (1990a, 1990b, 1992). Hervorzuheben sind die bis nicht vollständig erfaßt. Vergleiche mit dato nicht publizierten Aufsammlungen von C. angrenzenden Regionen lassen keine genauere Rieger aus den Jahren 1976 und 1980 im Gebietsfeld Aussage über die zu erwartende Artenzahl zu, da Ossiacher See – Millstätter See – Bad diese entweder nicht intensiver als Kärnten Kleinkirchheim. Von ihm erhielten wir, untersucht wurden (Osttirol, KOFLER 1976) oder dankenswerterweise, etwa 400 Datensätze von bislang keine dementsprechenden © Amt der Kärntner Landesregierung 453 Wanzen Zusammenstellungen existieren (Salzburg, vielleicht auch schon aus Kärnten verschwunden, Steiermark). Für das südöstliche Nachbarland ohne je entdeckt worden zu sein. Die größte Slowenien werden ungefähr 600 Arten genannt Gefährdung ergibt sich aus der Zerstörung (GOGALA 1991; GOGALA & GOGALA 1989). Für und/oder der Seltenheit der besiedelten etwa 600-650 Wanzenarten nehmen wir ein Lebensräume. Viele Lygaeiden, Coreiden, potentielles Vorkommen in Kärnten an. Besonders Reduviiden und Pentatomiden zeichnen sich durch in den Familien Lygaeidae, Aradidae, Coreidae, einen hohen Bedarf an Wärme und Trockenheit aus Tingidae und Miridae, aber auch in der und sind somit vor allem in xerothermen Biotopen Unterordnung Nepomorpha lassen sich noch anzutreffen. Einige terrestrische, vor allem aber einige Arten erwarten. So sind z. B. nur zehn aquatische und semiaquatische Wanzenarten sind Coreiden- und 13 Aradidenarten für Kärnten in ihrem Vorkommen auf allgemein stark bedrohte genannt. Für Mitteleuropa werden aber 27 bzw. 33 Feuchtlebensraumtypen wie z. B. oligotrophe Arten aufgelistet (GÜNTHER & SCHUSTER 1990), Moorgebiete beschränkt und können somit als worunter einige mit Sicherheit auch in Kärnten potentiell gefährdet gelten. heimisch sind. Weitere Beispiele wären das Die Erstellung einer Roten Liste gefährdeter „Fehlen“ von Arten aus der Unterfamilie Blissinae Wanzenarten war aus den oben genannten oder nur Einzelfunde in den Gattungen Geocoris Gründen nicht möglich. Vorerst kann also lediglich und Emblethis (alle Lygaeidae). Auch in den ein Verzeichnis der Kärntner Wanzen erstellt Gattungen Campylosteira, Galeatus, Stephanitis werden, doch PUSCHNIG (1925) schreibt: „... wird und Catoplatus (alle Tingidae) bzw. Acetropis, einmal durch eine grundlegende, wenn auch noch Phytocoris, Polymerus, Plagiognathus, Psallus unvollkommene Arbeit das Eis gebrochen, so ist und Amblytylus (alle Miridae) sind noch weitere die Anregung zur Weiterbearbeitung des Gebietes Arten in Kärnten zu erwarten. schon gegeben ...“ (S. 86). Auch wenn Puschnig In vielen Fällen handelt es sich bei den damit nur eingeschränkt recht behielt, so ist der bisherigen Fundmeldungen nur um vorliegende Beitrag auch (wieder) in diesem Sinne Einzelnachweise, die kaum etwas über die zu verstehen. Es wird der gegenwärtige Verbreitung, den Lebensraum und gar nichts über Kenntnisstand der für das Bundesland bekannten die Bestandsentwicklung und Gefährdung der Wanzenarten mitgeteilt, in der Hoffnung „Interesse Arten in Kärnten aussagen. Trotzdem sind ohne zur Weiterbearbeitung“ zu wecken. Zweifel viele Wanzenarten massiv bedroht und ARTENLISTE Die folgende Zusammenstellung ist das SCHUSTER (1990), auch wenn neuere, cladistische Ergebnis einer Durchsicht der angeführten Literatur Untersuchungen mehr oder weniger große und berücksichtigt, mit Ausnahme der Daten, die Änderungen innerhalb der Pentatomomorpha und wir von C. Rieger erhalten haben, ausschließlich der Cimicomorpha vorschlagen (HENRY 1997; publizierte Fundmeldungen. Der Zeitraum, in dem SCHUH & STYS 1991). Innerhalb der sehr ein Nachweis der Art gelang, wird durch ein „+“ in artenreichen Familie der Miridae werden zur der entsprechenden Spalte angegeben. Diese besseren Orientierung auch die Unterfamilien Darstellung soll nicht die Annahme stärken, daß angegeben. die vielen nach 1950 nicht mehr nachgewiesenen Die mit „*“ versehenen Arten werden im Arten (146 Arten) in Kärnten allesamt Anschluß an die Liste kurz kommentiert. Ein „?“ ausgestorben oder verschollen sind, sondern bedeutet, daß der Nachweis , aus dem im vielmehr den daraus ersichtlichen Kommentar angegebenen Grund, für den Forschungsbedarf verdeutlichen. betreffenden Zeitraum nicht mit Sicherheit bestätigt Die systematische Reihung und Nomenklatur werden kann. Das betrifft hauptsächlich Arten, die folgen innerhalb der Unterordnungen von PROHASKA (1923, 1932) gemeldet wurden. Dipsocoromorpha, Nepomorpha, Gerromorpha, Belegmaterial dieser Aufsammlungen existiert nicht Leptopodomorpha und Cimicomorpha (exklusive mehr. Miridae) den Katalogen von AUKEMA & RIEGER Zum Abschluß werden 18 Arten angeführt (1995, 1996). Die Nomenklatur der Miriden und und kommentiert, die zwar für das Gebiet genannt Lygaeiden richtet sich nach KERZHNER & JOSIFOV werden, von uns aber nicht in die Liste der mit (1999) bzw. PÈRICART (1998). Was die Reihung Sicherheit in Kärnten nachgewiesenen betrifft, konnten diese Arbeiten aus Zeitgründen Wanzenarten aufgenommen werden können. nicht mehr berücksichtigt werden. Gereiht sind beide Familien - wie auch die übrigen Vertreter der Pentatomomorpha - großteils nach GÜNTHER & © Amt der Kärntner Landesregierung Wanzen 454 Die Checkliste wird in gewissen