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1 Bewahrung des Unwiederholbaren Festspiele auch in gegenwart und zukunft 1920 wurden die Salzburger Festspiele ge- unvollständig wäre. gründet. Seither treffen einander alljährlich an einem der Schnittpunkte europäischer Preserving the Unrepeatable Salzburger FeStSpiele 1978 Kultur Künstler und publikum aus aller Welt. the Festival was founded in 1920. Viel geliebt und oft gescholten waren die ever since then artists and music lovers from Salzburger Festspiele in diesem Jahrhundert around the world have been meeting annual- den unterschiedlichsten Veränderungen ly at this crossroads of european culture. 23. august ausgesetzt – und doch: Was die Väter des Much loved and often chided, the Salz- Festspielgedankens als Vision entwickelt burg Festival was exposed to many and va- 5. liederabend hatten – einen Ort, an dem Kunst unter außer- ried changes during the 20th century. Yet the ordentlichen bedingungen ‚ereignis‘ wird –, original idea as envisioned by its founders – a das hat sich auf wunderbare Weise immer place where art could flourish under extraor- wieder neu bestätigt. dinarily favourable conditions, where it could in beinahe jedem Festspielsommer hat es become a truly great event – has been con- (1797–1828) in Salzburg aufführungen gegeben, die von firmed time and again in wonderful ways. den Mitwirkenden, aber auch vom publikum almost every summer there have been per- – Liederzyklus nach Gedichten xx’xx als ‚unwiederholbar‘ empfunden wurden. formances in Salzburg that the participants von Wilhelm Müller Solche eindrücke zu bewahren, vermag – au- as well as the public have felt to be un- ßer der lebendigen erinnerung – einzig das repeatable. apart from people’s memories, 1 gute Nacht xx’xx akustische Dokument. these impressions can be preserved only by 1925 übertrug der Österreichische rundfunk means of acoustic documentation. 2 zum ersten Mal eine aufführung der Salzbur- austrian radio broadcast its first Salzburg Die Wetterfahne xx’xx ger Festspiele, seit dem ende des zweiten Festival performance in 1925, and since the Weltkrieges sind alljährlich bis in die fernsten end of the Second World War radio stations 3 gefrorne tränen xx’xx länder der Welt rundfunkstationen an die from the farthest corners of the earth have Festspielübertragungen angeschlossen. in been connected to the Festival. thus a unique 4 erstarrung xx’xx diesen Jahren ist in Salzburg ein einzigartiges body of acoustic documents has accumu- archiv an akustischen Dokumenten entstan- lated in Salzburg over the years. Only the 5 Der lindenbaum xx’xx den. Nicht die ‚geschönte‘ Studioaufnahme, preservation of the live event, rather than nicht das bemühen um ‚perfektion‘ – nur das “protected” studio recordings or any striving 6 Wasserflut xx’xx Festhalten des lebendigen ereignisses birgt towards perfection, can hope to keep the die Chance, den an sich unwiederholbaren unrepeatable moment alive for posterity. 7 auf dem Flusse xx’xx augenblick für die Nachwelt zu bewahren. in 1992 the began to open its 1992 haben die Festspiele selbst begonnen, archives and to undertake the costly task of 8 rückblick xx’xx dieses archiv zu öffnen und die Dokumente technical restoration, making the documents nach aufwändiger technischer restaura- available to music lovers throughout the world 9 tion in sorgfältiger präsentation den Musik- in accurate, painstakingly prepared presenta- irrlicht xx’xx freunden in aller Welt zugänglich zu machen. tion. thus the Salzburg Festival declares its con- Die Salzburger Festspiele bekennen sich da- tribution to the great artistic achievements of 10 rast xx’xx mit zu den großen künstlerischen leistungen the past, without which its present-day and der Vergangenheit, ohne die das bild der future image would remain incomplete.

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2 Bewahrung des Unwiederholbaren Festspiele auch in gegenwart und zukunft 1920 wurden die Salzburger Festspiele ge- unvollständig wäre. gründet. Seither treffen einander alljährlich an einem der Schnittpunkte europäischer Preserving the Unrepeatable Salzburger FeStSpiele 1978 Kultur Künstler und publikum aus aller Welt. the Salzburg Festival was founded in 1920. Viel geliebt und oft gescholten waren die ever since then artists and music lovers from Salzburger Festspiele in diesem Jahrhundert around the world have been meeting annual- den unterschiedlichsten Veränderungen ly at this crossroads of european culture. 23. august Kleines Festspielhaus ausgesetzt – und doch: Was die Väter des Much loved and often chided, the Salz- Festspielgedankens als Vision entwickelt burg Festival was exposed to many and va- 5. liederabend hatten – einen Ort, an dem Kunst unter außer- ried changes during the 20th century. Yet the ordentlichen bedingungen ‚ereignis‘ wird –, original idea as envisioned by its founders – a das hat sich auf wunderbare Weise immer place where art could flourish under extraor- wieder neu bestätigt. dinarily favourable conditions, where it could in beinahe jedem Festspielsommer hat es become a truly great event – has been con- FraNz SCHubert (1797–1828) in Salzburg aufführungen gegeben, die von firmed time and again in wonderful ways. den Mitwirkenden, aber auch vom publikum almost every summer there have been per- Winterreise – Liederzyklus nach Gedichten xx’xx als ‚unwiederholbar‘ empfunden wurden. formances in Salzburg that the participants von Wilhelm Müller Solche eindrücke zu bewahren, vermag – au- as well as the public have felt to be un- ßer der lebendigen erinnerung – einzig das repeatable. apart from people’s memories, 1 gute Nacht xx’xx akustische Dokument. these impressions can be preserved only by 1925 übertrug der Österreichische rundfunk means of acoustic documentation. 2 zum ersten Mal eine aufführung der Salzbur- austrian radio broadcast its first Salzburg Die Wetterfahne xx’xx ger Festspiele, seit dem ende des zweiten Festival performance in 1925, and since the Weltkrieges sind alljährlich bis in die fernsten end of the Second World War radio stations 3 gefrorne tränen xx’xx länder der Welt rundfunkstationen an die from the farthest corners of the earth have Festspielübertragungen angeschlossen. in been connected to the Festival. thus a unique 4 erstarrung xx’xx diesen Jahren ist in Salzburg ein einzigartiges body of acoustic documents has accumu- archiv an akustischen Dokumenten entstan- lated in Salzburg over the years. Only the 5 Der lindenbaum xx’xx den. Nicht die ‚geschönte‘ Studioaufnahme, preservation of the live event, rather than nicht das bemühen um ‚perfektion‘ – nur das “protected” studio recordings or any striving 6 Wasserflut xx’xx Festhalten des lebendigen ereignisses birgt towards perfection, can hope to keep the die Chance, den an sich unwiederholbaren unrepeatable moment alive for posterity. 7 auf dem Flusse xx’xx augenblick für die Nachwelt zu bewahren. in 1992 the Salzburg Festival began to open its 1992 haben die Festspiele selbst begonnen, archives and to undertake the costly task of 8 rückblick xx’xx dieses archiv zu öffnen und die Dokumente technical restoration, making the documents nach aufwändiger technischer restaura- available to music lovers throughout the world 9 tion in sorgfältiger präsentation den Musik- in accurate, painstakingly prepared presenta- irrlicht xx’xx freunden in aller Welt zugänglich zu machen. tion. thus the Salzburg Festival declares its con- Die Salzburger Festspiele bekennen sich da- tribution to the great artistic achievements of 10 rast xx’xx mit zu den großen künstlerischen leistungen the past, without which its present-day and der Vergangenheit, ohne die das bild der future image would remain incomplete.

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3 Einzigartig und kostbar

11 Frühlingstraum xx’xx Diesem abend im Festspielsommer vom publikum bejubelt, von der Kritik 1978 waren die erwartungen der durchaus kontrovers beurteilt, über die 12 einsamkeit xx’xx Musikfreunde wie der so genannten Jahre als etwas besonderes im ge- Fachleute gewiss. Das Kleines Fest- dächtnis geblieben ist, wohl nicht zu- 13 Die post xx’xx spielhaus war brechend voll, eintritts- letzt, weil er ein Kriterium erfüllte, das karten wurden – so wurde kolportiert nicht nur den Salzburger Festspielen 14 Der greise Kopf xx’xx – zu Schwarzmarktpreisen gehandelt. verloren gegangen scheint, spontan, es war die Hoch-zeit der Ära Kara- einzigartig und unwiederholbar zu 15 Die Krähe xx’xx jan, bei den Festspielen herrschte kein sein. Mangel an Stars. 16 letzte Hoffnung xx’xx dirigierte Verdis Don Carlos und Dietrich Fischer-Dieskau, im zenith sei- von , Karl böhm ner laufbahn und als liedersänger 17 im Dorfe xx’xx Mozarts und James längst zu einer institution geworden, levine die Neuinszenierung der Zau- und der 36-jährige italienische 18 Der stürmische Morgen xx’xx berflöte durch Jean-pierre ponnelle. , der als Virtuose wie als 19 Die drei Dirigenten standen auch im präzise denkender gestalter bereits täuschung xx’xx Konzert am pult der Wiener philharmo- damals Kultstatus genoss, widmeten niker, dirigierte die sich gemeinsam Schuberts lieder- 20 Der Wegweiser xx’xx 3. Symphonie von , Ka- zyklus Winterreise. Wie dieser abend rajan zwei programme der berliner phil- zustande kam, ist nicht überliefert. 21 Das Wirtshaus xx’xx harmoniker, Sir gastierte mit es darf aber vermutet werden, dass dem Chicago , der Münchner Kritiker Joachim Kaiser 22 Mut xx’xx und luciano pava- recht hatte, wenn er meint, dass der rotti sangen im großen Festspielhaus 23 Die Nebensonnen xx’xx Sänger „anscheinend eine immer arien und lieder, und wieder neue Herausforderung seitens 24 Der leiermann xx’xx lieder von Schubert, wechselnder Klavierpartner“ brauche. die Solistenkonzerte teilten sich die Ohne Frage hat kein anderes Werk geiger leonid Kogan, pinchas zuker- den liedersänger Fischer-Dieskau in mann und sowie die ähnlicher Weise begleitet und heraus- DietriCH FiSCHer-DieSKau · bariton pianisten bruno leonardo gelber, gefordert. Krystian zimermann, MauriziO pOlliNi · und Maurizio pollini. und dennoch ist Fischer-Dieskau war noch nicht 18 es der hier nunmehr erstmals doku- Jahre alt, gymnasiast und seit einigen mentierte abend des 23. august, der, Monaten in der gesangsklasse von

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4 Einzigartig und kostbar

11 Frühlingstraum xx’xx Diesem abend im Festspielsommer vom publikum bejubelt, von der Kritik 1978 waren die erwartungen der durchaus kontrovers beurteilt, über die 12 einsamkeit xx’xx Musikfreunde wie der so genannten Jahre als etwas besonderes im ge- Fachleute gewiss. Das Kleines Fest- dächtnis geblieben ist, wohl nicht zu- 13 Die post xx’xx spielhaus war brechend voll, eintritts- letzt, weil er ein Kriterium erfüllte, das karten wurden – so wurde kolportiert nicht nur den Salzburger Festspielen 14 Der greise Kopf xx’xx – zu Schwarzmarktpreisen gehandelt. verloren gegangen scheint, spontan, es war die Hoch-zeit der Ära Kara- einzigartig und unwiederholbar zu 15 Die Krähe xx’xx jan, bei den Festspielen herrschte kein sein. Mangel an Stars. Herbert von Karajan 16 letzte Hoffnung xx’xx dirigierte Verdis Don Carlos und Dietrich Fischer-Dieskau, im zenith sei- Salome von richard Strauss , Karl böhm ner laufbahn und als liedersänger 17 im Dorfe xx’xx Mozarts Don Giovanni und James längst zu einer institution geworden, levine die Neuinszenierung der Zau- und der 36-jährige italienische pianist 18 Der stürmische Morgen xx’xx berflöte durch Jean-pierre ponnelle. Maurizio pollini, der als Virtuose wie als 19 Die drei Dirigenten standen auch im präzise denkender gestalter bereits täuschung xx’xx Konzert am pult der Wiener philharmo- damals Kultstatus genoss, widmeten niker, Claudio abbado dirigierte die sich gemeinsam Schuberts lieder- 20 Der Wegweiser xx’xx 3. Symphonie von gustav Mahler, Ka- zyklus Winterreise. Wie dieser abend rajan zwei programme der berliner phil- zustande kam, ist nicht überliefert. 21 Das Wirtshaus xx’xx harmoniker, Sir georg Solti gastierte mit es darf aber vermutet werden, dass dem Chicago Symphony Orchestra, der Münchner Kritiker Joachim Kaiser 22 Mut xx’xx leontyne price und luciano pava- recht hatte, wenn er meint, dass der rotti sangen im großen Festspielhaus 23 Die Nebensonnen xx’xx Sänger „anscheinend eine immer arien und lieder, peter Schreier und wieder neue Herausforderung seitens 24 Der leiermann xx’xx Hermann prey lieder von Schubert, wechselnder Klavierpartner“ brauche. die Solistenkonzerte teilten sich die Ohne Frage hat kein anderes Werk geiger leonid Kogan, pinchas zuker- den liedersänger Fischer-Dieskau in mann und gidon Kremer sowie die ähnlicher Weise begleitet und heraus- DietriCH FiSCHer-DieSKau · bariton pianisten bruno leonardo gelber, gefordert. Krystian zimermann, alfred brendel MauriziO pOlliNi · piano und Maurizio pollini. und dennoch ist Fischer-Dieskau war noch nicht 18 es der hier nunmehr erstmals doku- Jahre alt, gymnasiast und seit einigen mentierte abend des 23. august, der, Monaten in der gesangsklasse von

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5 Hermann Weissenborn an der berliner zum Vergleich heranzieht, mag zu- Jahrzehnten als konkurrenzloser Ver- darzustellen“ (Süddeutsche Zeitung, Musikhochschule, als er zum ersten nächst den eindruck haben, es habe künder dieses ‚Zyklus schauerlicher 25. 8. 1978). Mal vor publikum die Winterreise sang sich über die Jahre gar nicht viel ver- Lieder‘ gilt“. – am 30. Januar 1943, unterbrochen ändert: Das unverkennbare timbre Daraus resultierten viele ungewohnte durch einen bombenalarm, der den seiner hellen baritonstimme, die ge- Sicherlich, und so wurde es auch in akzente in Fischer-Dieskau Darstellung. jungen Sänger und seine etwa 200 schmeidigkeit im ausformen lyrischer nahezu allen berichten notiert, lag das Nicht das emotionale element, nicht zuhörer für zwei Stunden in den luft- bögen, aber auch der kontrastreiche an dem italienischen pianisten, der mit die reflexion romantischert odessehn- schutzkeller zwang. Knapp fünf Jahre Wechsel der register wie der Dynamik einem, wie immer bei pollini, analytisch sucht bestimmen diese Winterreise, später sang er im Studio des riaS und natürlich die Sorgfalt in der genauen, im besten Sinn notenge- sondern Sänger und pianisten „erzäh- seine erste komplette aufnahme des behandlung der Sprache. und doch treuen Konzept für diese Winterreise len“ gemeinsam von den Stationen zyklus, die Winterreise wurde im lauf vermag der aufmerksame Hörer so nach Salzburg kam. pollini setzt gegen eines früh vom leben enttäuschten, der Jahre für Fischer-Dieskau zu einer manchen aufschluss gewinnen über die Hingabe an Schuberts Klang und verzweifelnden, doch immer noch art Markenzeichen. Wie oft er sie in verschiedene lebensphasen des musikalische emotionalität seinen ent- jungen und vitalen Mannes, dem zwar den fünfzig Jahren seiner aktiven Kar- Sängers, aber auch über seine em- schiedenen Formwillen. er legt beson- todesgedanken nicht fremd sind, der riere im Konzert gesungen, mag nicht pfindlichkeit im reagieren auf unter- deren Wert auf den rhythmus, nicht für die todesnähe berührende bilder einmal er selbst gewusst haben, nicht schiedliche partner – etwa im Vergleich allein in der genauen befolgung der findet – etwa in dem ohne großes weniger als 33 tondokumente – Studio- des streng und genau formulierenden Notenwerte, sondern im erspüren des pathos umso ergreifender gesun- aufnahmen und livemitschnitte – sind gerald Moore mit dem weicheren, inneren rhythmus der Musik, der bei genen Wegweiser – der aber den- erhalten, nicht wenige auch auf ton- mehr dem wienerischen Schubert- Schubert nicht immer konform geht noch nicht vom ende des eigenen trägern dokumentiert. Die liste seiner ton zuneigenden Jörg Demus, oder mit dem rhythmus des textes. Der pia- lebens spricht. Die letzten Worte an partner enthält nicht nur die promi- zwischen Daniel barenboims tra- nist hält zumeist ohne viele agogische den Leiermann lassen ja durchaus nentesten -begleiter seiner zeit, gischerer grundfarbe und der Weite Modifikationen an dem gewählten offen, dass es noch weitere „schauer- sondern auch manchen klangvollen des ausdrucks wie der Spannung im grundtempo fest, dafür setzte er auf liche lieder“ geben könnte. pianisten-Namen wie alfred brendel, unvergleichlichen Schubert-Spiel von Farben – betörend zart im anschlag , Jörg Demus, Murray alfred brendel. Die Krähe oder die überaus delikat Wie viel balladeskes, wie viel Drama- perahia und eben von diesem einen gespielte Post – und, wie etwa im Früh- tik in der Winterreise enthalten ist, hat Salzburger Festspielkonzert Maurizio Die interpretation mit Maurizio pollini, lingstraum, auf ungewohnt kräftige man kaum je so spontan, so packend, pollini. die der hier vorgelegte Mitschnitt von dynamische Kontraste. pollini befolgt so ohne rücksicht auf rein ästhetische den Salzburger Festspielen in erinne- dabei akribisch die von Schubert Kriterien oder die so genannte per- Wer Fischer-Dieskaus interpretation rung ruft, steht da als ein Sonderfall präzise notierten Vortragszeichen, fektion vorgeführt bekommen. Ob der Winterreise über die Jahre erlebt und es wundert nicht, dass viele Hörer sein artikuliertes Spiel bestimmt in vie- man Fischer-Dieskau deshalb den Vor- hat – von einem ersten, unverges- und nicht zuletzt Kritiker überrascht, ja len liedern rahmen und Charakter, wurf „opernhaft-theatralischer Töne“ senen eindruck im Wiener Konzert- sogar irritiert reagierten. Denn das war es fordert den Sänger zu extremem machen muss, wie andrea Seebohm haus im Februar 1951 bis zu späten doch eben eine recht andere Winter- ausdruck heraus, gibt ihm aber, wie in ihrem bericht schreibt (Die Welt, Konzerten in Salzburg oder bei der reise als man sie von Fischer-Dieskau Joachim Kaiser meint, auch „die Rie- 25.8.1978) oder wie peter Cossé in Schubertiade Hohenems – oder eben erwartet hatte, der, um Joachim senfreiheit, seinerseits unendlich viele den Salzburger Nachrichten dem die verschiedenen tondokumente Kaiser noch einmal zu zitieren, „seit andere, charakteristische Momente Sänger „die unbestreitbare Absicht“

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6 Hermann Weissenborn an der berliner zum Vergleich heranzieht, mag zu- Jahrzehnten als konkurrenzloser Ver- darzustellen“ (Süddeutsche Zeitung, Musikhochschule, als er zum ersten nächst den eindruck haben, es habe künder dieses ‚Zyklus schauerlicher 25. 8. 1978). Mal vor publikum die Winterreise sang sich über die Jahre gar nicht viel ver- Lieder‘ gilt“. – am 30. Januar 1943, unterbrochen ändert: Das unverkennbare timbre Daraus resultierten viele ungewohnte durch einen bombenalarm, der den seiner hellen baritonstimme, die ge- Sicherlich, und so wurde es auch in akzente in Fischer-Dieskau Darstellung. jungen Sänger und seine etwa 200 schmeidigkeit im ausformen lyrischer nahezu allen berichten notiert, lag das Nicht das emotionale element, nicht zuhörer für zwei Stunden in den luft- bögen, aber auch der kontrastreiche an dem italienischen pianisten, der mit die reflexion romantischert odessehn- schutzkeller zwang. Knapp fünf Jahre Wechsel der register wie der Dynamik einem, wie immer bei pollini, analytisch sucht bestimmen diese Winterreise, später sang er im Studio des riaS und natürlich die Sorgfalt in der genauen, im besten Sinn notenge- sondern Sänger und pianisten „erzäh- seine erste komplette aufnahme des behandlung der Sprache. und doch treuen Konzept für diese Winterreise len“ gemeinsam von den Stationen zyklus, die Winterreise wurde im lauf vermag der aufmerksame Hörer so nach Salzburg kam. pollini setzt gegen eines früh vom leben enttäuschten, der Jahre für Fischer-Dieskau zu einer manchen aufschluss gewinnen über die Hingabe an Schuberts Klang und verzweifelnden, doch immer noch art Markenzeichen. Wie oft er sie in verschiedene lebensphasen des musikalische emotionalität seinen ent- jungen und vitalen Mannes, dem zwar den fünfzig Jahren seiner aktiven Kar- Sängers, aber auch über seine em- schiedenen Formwillen. er legt beson- todesgedanken nicht fremd sind, der riere im Konzert gesungen, mag nicht pfindlichkeit im reagieren auf unter- deren Wert auf den rhythmus, nicht für die todesnähe berührende bilder einmal er selbst gewusst haben, nicht schiedliche partner – etwa im Vergleich allein in der genauen befolgung der findet – etwa in dem ohne großes weniger als 33 tondokumente – Studio- des streng und genau formulierenden Notenwerte, sondern im erspüren des pathos umso ergreifender gesun- aufnahmen und livemitschnitte – sind gerald Moore mit dem weicheren, inneren rhythmus der Musik, der bei genen Wegweiser – der aber den- erhalten, nicht wenige auch auf ton- mehr dem wienerischen Schubert- Schubert nicht immer konform geht noch nicht vom ende des eigenen trägern dokumentiert. Die liste seiner ton zuneigenden Jörg Demus, oder mit dem rhythmus des textes. Der pia- lebens spricht. Die letzten Worte an partner enthält nicht nur die promi- zwischen Daniel barenboims tra- nist hält zumeist ohne viele agogische den Leiermann lassen ja durchaus nentesten lied-begleiter seiner zeit, gischerer grundfarbe und der Weite Modifikationen an dem gewählten offen, dass es noch weitere „schauer- sondern auch manchen klangvollen des ausdrucks wie der Spannung im grundtempo fest, dafür setzte er auf liche lieder“ geben könnte. pianisten-Namen wie alfred brendel, unvergleichlichen Schubert-Spiel von Farben – betörend zart im anschlag Daniel barenboim, Jörg Demus, Murray alfred brendel. Die Krähe oder die überaus delikat Wie viel balladeskes, wie viel Drama- perahia und eben von diesem einen gespielte Post – und, wie etwa im Früh- tik in der Winterreise enthalten ist, hat Salzburger Festspielkonzert Maurizio Die interpretation mit Maurizio pollini, lingstraum, auf ungewohnt kräftige man kaum je so spontan, so packend, pollini. die der hier vorgelegte Mitschnitt von dynamische Kontraste. pollini befolgt so ohne rücksicht auf rein ästhetische den Salzburger Festspielen in erinne- dabei akribisch die von Schubert Kriterien oder die so genannte per- Wer Fischer-Dieskaus interpretation rung ruft, steht da als ein Sonderfall präzise notierten Vortragszeichen, fektion vorgeführt bekommen. Ob der Winterreise über die Jahre erlebt und es wundert nicht, dass viele Hörer sein artikuliertes Spiel bestimmt in vie- man Fischer-Dieskau deshalb den Vor- hat – von einem ersten, unverges- und nicht zuletzt Kritiker überrascht, ja len liedern rahmen und Charakter, wurf „opernhaft-theatralischer Töne“ senen eindruck im Wiener Konzert- sogar irritiert reagierten. Denn das war es fordert den Sänger zu extremem machen muss, wie andrea Seebohm haus im Februar 1951 bis zu späten doch eben eine recht andere Winter- ausdruck heraus, gibt ihm aber, wie in ihrem bericht schreibt (Die Welt, Konzerten in Salzburg oder bei der reise als man sie von Fischer-Dieskau Joachim Kaiser meint, auch „die Rie- 25.8.1978) oder wie peter Cossé in Schubertiade Hohenems – oder eben erwartet hatte, der, um Joachim senfreiheit, seinerseits unendlich viele den Salzburger Nachrichten dem die verschiedenen tondokumente Kaiser noch einmal zu zitieren, „seit andere, charakteristische Momente Sänger „die unbestreitbare Absicht“

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7 attestiert, „es nicht bei halbem Aus- druck bewenden zu lassen und einer Bequemlichkeit des Hörers keinen Zentimeter Boden zu geben“ – das mag letztlich geschmackssache sein, bleibt auch beim Wiederhören dem Standpunkt des Hörers überlassen. zweifellos hält dieses tondokument die extreme Spannung der begegnung zweier großer Künstler fest, denen es nicht um das sonst übliche Wie- derholen bekannter interpretations- klischees, sondern um eine spontane, doch überaus ernsthafte, verantwor- tungsvolle auseinandersetzung mit dem Werk ging – eine begegnung, die sich (aus welchen gründen auch immer) nicht wiederholt hat. Nicht zuletzt macht das Dokument dieses Festspielabends von 1978 einzigartig und kostbar.

Gottfried Kraus

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8 Unique and precious

On that evening in the Festival sum- received enthusiastically by the pub- mer of 1978 the expectations of the lic but judged controversially by the assembled music lovers were as great critics – has remained as something as those of the so-called experts. the special in the memory over all these small Festspielhaus was fit to burst, and years, probably not least because entrance tickets – so it was claimed – it fulfilled criteria that seem to have were being sold at black market pric- been lost since – not just at the Salz- es . it was the highpoint of the Karajan burg Festival – for it was spontaneous, era and there was no lack of stars at unique and unrepeatable. the Festival. Herbert von Karajan con- ducted Verdi’s Don Carlo and richard Dietrich Fischer-Dieskau was at the ze- Strauss’s Salome, Karl böhm conduct- nith of his career and as a lied singer ed Mozart’s Don Giovanni and James had long become an institution; and levine the new production of The he was accompanied by the 36-year- Magic Flute by Jean-pierre ponnelle. old italian pianist Maurizio pollini, who these three conductors were also in already enjoyed cult status as both charge of concerts with the a virtuoso and as an artist whose in- philharmonic, Claudio abbado con- terpretations were characterized by ducted gustav Mahler’s third Sym- intellectual precision. together, they phony, Karajan two programmes with performed Schubert’s song cycle Win- F E S T S P I E L D O K V M E N T E the philharmonic, Sir georg Solti terreise. it is not documented how this Herausgegeben von den Salzburger Festspielen came as a guest with the Chicago evening came about, but we can as- artistic Supervision: gottfried Kraus Symphony Orchestra, leontyne price sume that the critic Joachim aufnahme Österreichischen rundfunks OrF and sang arias Kaiser was right when he wrote that aufnahmeleitung: gottfried Kraus and lieder in the great Festspielhaus, the singer “seems to need ever new toningenieur: alfred Mühltaler peter Schreier and Hermann prey challenges in the shape of different pi- Digital remastering: ton eichinger, Wien sang songs by Schubert, while the solo ano partners”. there is no doubt that remastering und Schnitt: Harald Huber concerts featured the violinists leo- the Winterreise, more than any other Sound Design: Othmar eichinger nid Kogan, pinchas zukermann and work, had accompanied and chal- redaktion · literary editing: Christiane Delank · Sebastian Stauss gidon Kremer and the bruno lenged Fischer-Dieskau throughout his Fotos: archiv der Salzburger Festspiele (ellinger) leonardo gelber, Krystian zimermann, career. Cover-Design: atelier langenfass, ismaning alfred brendel and Maurizio pollini. www.orfeo-international.com and yet the evening documented Fischer-Dieskau was not yet 18 years © 2013 OrFeO international Music gmbH, München · trademark(s) registered 8175 here for the first-ever time, 23a ugust – old, still at grammar school and had

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9 Unique and precious

On that evening in the Festival sum- received enthusiastically by the pub- mer of 1978 the expectations of the lic but judged controversially by the assembled music lovers were as great critics – has remained as something as those of the so-called experts. the special in the memory over all these small Festspielhaus was fit to burst, and years, probably not least because entrance tickets – so it was claimed – it fulfilled criteria that seem to have were being sold at black market pric- been lost since – not just at the Salz- es . it was the highpoint of the Karajan burg Festival – for it was spontaneous, era and there was no lack of stars at unique and unrepeatable. the Festival. Herbert von Karajan con- ducted Verdi’s Don Carlo and richard Dietrich Fischer-Dieskau was at the ze- Strauss’s Salome, Karl böhm conduct- nith of his career and as a lied singer ed Mozart’s Don Giovanni and James had long become an institution; and levine the new production of The he was accompanied by the 36-year- Magic Flute by Jean-pierre ponnelle. old italian pianist Maurizio pollini, who these three conductors were also in already enjoyed cult status as both charge of concerts with the Vienna a virtuoso and as an artist whose in- philharmonic, Claudio abbado con- terpretations were characterized by ducted gustav Mahler’s third Sym- intellectual precision. together, they phony, Karajan two programmes with performed Schubert’s song cycle Win- F E S T S P I E L D O K V M E N T E the , Sir georg Solti terreise. it is not documented how this Herausgegeben von den Salzburger Festspielen came as a guest with the Chicago evening came about, but we can as- artistic Supervision: gottfried Kraus Symphony Orchestra, leontyne price sume that the Munich critic Joachim aufnahme Österreichischen rundfunks OrF and luciano pavarotti sang arias Kaiser was right when he wrote that aufnahmeleitung: gottfried Kraus and lieder in the great Festspielhaus, the singer “seems to need ever new toningenieur: alfred Mühltaler peter Schreier and Hermann prey challenges in the shape of different pi- Digital remastering: ton eichinger, Wien sang songs by Schubert, while the solo ano partners”. there is no doubt that remastering und Schnitt: Harald Huber concerts featured the violinists leo- the Winterreise, more than any other Sound Design: Othmar eichinger nid Kogan, pinchas zukermann and work, had accompanied and chal- redaktion · literary editing: Christiane Delank · Sebastian Stauss gidon Kremer and the pianists bruno lenged Fischer-Dieskau throughout his Fotos: archiv der Salzburger Festspiele (ellinger) leonardo gelber, Krystian zimermann, career. Cover-Design: atelier langenfass, ismaning alfred brendel and Maurizio pollini. www.orfeo-international.com and yet the evening documented Fischer-Dieskau was not yet 18 years © 2013 OrFeO international Music gmbH, München · trademark(s) registered here for the first-ever time, 23a ugust – old, still at grammar school and had

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10 for several months been a member of – or whoever has listened to his vari- to be sure, this was the doing of the ital- august 1978). Hermann Weissenborn’s song class at ous sound recordings for purposes ian pianist – as almost all the reviews the berlin Music academy when he of comparison, he might at first think noted – who had come to Salzburg the result was many unusual empha- sang the Winterreise in public for the that little changed over the years: the (as always with pollini) with an analyti- ses in Fischer-Dieskau’s interpretation. first time. it was on 30 January 1943, unmistakeable timbre of his bright cally precise concept for this Winter- it was not the emotional element, nor and the performance was interrupt- baritone voice, the suppleness of reise that was in the best sense marked a reflection of a romantic yearning ed by a bomb alarm that sent the his arching, lyrical lines, but also the by a fidelity to the text. pollini placed for death that characterized this Win- young singer and his circa 200 listen- contrasts in his changes of register his own resolute formal understand- terreise. instead the singer and pian- ers to the air raid shelter for two hours. and dynamics, and of course the ing in contrast to the commitment ist together “narrated” the stations of Just five years later, he sang his first meticulous treatment of the text. and that accompanists generally show to a man still young and full of zest, but complete recording of the cycle in yet the attentive listener will learn Schubert’s sound world and his musi- who has been disappointed by life the riaS Studio, and the Winterreise much about the singer’s different life cal emotionalism. pollini placed par- early on; a young man who despairs, became a kind of trademark work phases, as also his varying sensitivity ticular emphasis on rhythm, not just and to whom thoughts of death are for Fischer-Dieskau over the coming when reacting to his different part- in his precise adherence to note val- no stranger and who finds touching years. He probably did not even know ners – from the strict, precise formula- ues, but in fathoming the inner rhythm imagery for his proximity to death. this himself how often he sang the cycle in tions of a gerald Moore, for example, of the music, which in Schubert does is the case, for example, in the Weg- concert in the fifty years of his active to the gentler, more “Viennese” Schu- not always conform to the rhythm of weiser that is all the more moving for singing career. He left no less than 33 bert tone of a Jörg Demus, or from the the text. this pianist mostly stays fixed being sung without any great pathos; sound recordings – including both stu- more tragic primary colours elicited to the chosen basic tempo, without but this young man nevertheless does dio and live recordings – of which not by a Daniel barenboim to the expan- too many agogic modifications; but not speak of the end of his own life. For a few have been released on record. sive expression and the tension in the he also pays particular attention to his last words to the Leiermann leave the list of his partners includes not just playing of the incomparable Schu- the colours of the music – he is beguil- open the possibility of there being yet the most prominent song accompa- bert interpreter alfred brendel. ingly tender of touch in Die Krähe or further “eerie songs” to come. nists of his time, but many an illustrious in the Post, which he plays with great name among concert pianists, such the interpretation with Maurizio pollini delicacy, while in Frühlingstraum, for Just how much drama is in the Winter- as alfred brendel, Daniel barenboim, at the Salzburg Festival that is docu- example, he offers unusually strong reise, just how balladesque it is, is Jörg Demus, and also mented here was a special case and dynamic contrasts. pollini painstaking- something that has rarely been dem- – as on this Salzburg Festival evening – it is not surprising that many listeners, ly follows Schubert’s own precise ex- onstrated in so spontaneous, so grip- Maurizio pollini. and not least the critics, reacted with pression markings, though his clearly ping a manner, and so devoid of surprise, even irritation. For this was a articulated playing determines the regard for purely aesthetic criteria or Whoever experienced Fischer-Dies- quite different Winterreise from the framework and the character of many so-called “perfection”. Whether one kau’s interpretation of the Winter- one that had been expected from of the songs. this challenges the singer may therefore accuse Fischer-Dieskau reise over the years – from a first, Fischer-Dieskau, who – if we may quote to an extreme intensity of expression, of “sounding operatic and theatrical”, unforgettable impression gained in Joachim Kaiser once more – had but also offers him – as Joachim Kaiser as andrea Seebohm wrote in her re- the Konzerthaus in Vienna in January “been regarded for decades as the wrote, “the great freedom to depict view for Die Welt (25 august 1978) or 1951 to his late concerts in Salzburg unrivalled interpreter of this ‘cycle of unendingly many other characteristic whether, as peter Cossé claimed in or at the Schubertiade in Hohenems eerie songs’”. moments” (Süddeutsche Zeitung, 25 the Salzburger Nachrichten, the singer

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11 for several months been a member of – or whoever has listened to his vari- to be sure, this was the doing of the ital- august 1978). Hermann Weissenborn’s song class at ous sound recordings for purposes ian pianist – as almost all the reviews the berlin Music academy when he of comparison, he might at first think noted – who had come to Salzburg the result was many unusual empha- sang the Winterreise in public for the that little changed over the years: the (as always with pollini) with an analyti- ses in Fischer-Dieskau’s interpretation. first time. it was on 30 January 1943, unmistakeable timbre of his bright cally precise concept for this Winter- it was not the emotional element, nor and the performance was interrupt- baritone voice, the suppleness of reise that was in the best sense marked a reflection of a romantic yearning ed by a bomb alarm that sent the his arching, lyrical lines, but also the by a fidelity to the text. pollini placed for death that characterized this Win- young singer and his circa 200 listen- contrasts in his changes of register his own resolute formal understand- terreise. instead the singer and pian- ers to the air raid shelter for two hours. and dynamics, and of course the ing in contrast to the commitment ist together “narrated” the stations of Just five years later, he sang his first meticulous treatment of the text. and that accompanists generally show to a man still young and full of zest, but complete recording of the cycle in yet the attentive listener will learn Schubert’s sound world and his musi- who has been disappointed by life the riaS Studio, and the Winterreise much about the singer’s different life cal emotionalism. pollini placed par- early on; a young man who despairs, became a kind of trademark work phases, as also his varying sensitivity ticular emphasis on rhythm, not just and to whom thoughts of death are for Fischer-Dieskau over the coming when reacting to his different part- in his precise adherence to note val- no stranger and who finds touching years. He probably did not even know ners – from the strict, precise formula- ues, but in fathoming the inner rhythm imagery for his proximity to death. this himself how often he sang the cycle in tions of a gerald Moore, for example, of the music, which in Schubert does is the case, for example, in the Weg- concert in the fifty years of his active to the gentler, more “Viennese” Schu- not always conform to the rhythm of weiser that is all the more moving for singing career. He left no less than 33 bert tone of a Jörg Demus, or from the the text. this pianist mostly stays fixed being sung without any great pathos; sound recordings – including both stu- more tragic primary colours elicited to the chosen basic tempo, without but this young man nevertheless does dio and live recordings – of which not by a Daniel barenboim to the expan- too many agogic modifications; but not speak of the end of his own life. For a few have been released on record. sive expression and the tension in the he also pays particular attention to his last words to the Leiermann leave the list of his partners includes not just playing of the incomparable Schu- the colours of the music – he is beguil- open the possibility of there being yet the most prominent song accompa- bert interpreter alfred brendel. ingly tender of touch in Die Krähe or further “eerie songs” to come. nists of his time, but many an illustrious in the Post, which he plays with great name among concert pianists, such the interpretation with Maurizio pollini delicacy, while in Frühlingstraum, for Just how much drama is in the Winter- as alfred brendel, Daniel barenboim, at the Salzburg Festival that is docu- example, he offers unusually strong reise, just how balladesque it is, is Jörg Demus, Murray perahia and also mented here was a special case and dynamic contrasts. pollini painstaking- something that has rarely been dem- – as on this Salzburg Festival evening – it is not surprising that many listeners, ly follows Schubert’s own precise ex- onstrated in so spontaneous, so grip- Maurizio pollini. and not least the critics, reacted with pression markings, though his clearly ping a manner, and so devoid of surprise, even irritation. For this was a articulated playing determines the regard for purely aesthetic criteria or Whoever experienced Fischer-Dies- quite different Winterreise from the framework and the character of many so-called “perfection”. Whether one kau’s interpretation of the Winter- one that had been expected from of the songs. this challenges the singer may therefore accuse Fischer-Dieskau reise over the years – from a first, Fischer-Dieskau, who – if we may quote to an extreme intensity of expression, of “sounding operatic and theatrical”, unforgettable impression gained in Joachim Kaiser once more – had but also offers him – as Joachim Kaiser as andrea Seebohm wrote in her re- the Konzerthaus in Vienna in January “been regarded for decades as the wrote, “the great freedom to depict view for Die Welt (25 august 1978) or 1951 to his late concerts in Salzburg unrivalled interpreter of this ‘cycle of unendingly many other characteristic whether, as peter Cossé claimed in or at the Schubertiade in Hohenems eerie songs’”. moments” (Süddeutsche Zeitung, 25 the Salzburger Nachrichten, the singer

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12 had the “indisputable intention” of “not leaving things half-expressed nor leaving the listener even a mere cen- timetre of comfort” – this must proba- bly remain a matter of taste, and even on repeated hearings it is something that the listener must decide for him- self. undoubtedly, this sound recording documents the extreme tension gen- erated by an encounter of two great artists who were not interested in re- peating well-known interpretational clichés but who wanted a spontane- ous yet thoroughly serious engage- ment with the work. and it was an encounter that (for whatever reasons) was never repeated. Not least for this reason, this document of that Festi- val evening of 1978 will remain unique and precious.

(Translation: Chris Walton)

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