Landkreis Mayen-Koblenz
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Rheinland-Pfalz regional Rheinland-Pfalz regional: Landkreis Mayen-Koblenz Von Simone Emmerichs und Katharina Schröder Im Juni 2020 hätte der Rheinland-Pfalz-Tag in Andernach, der bevölkerungsstärksten Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz, stattfinden sollen. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus musste das diesjährige Landesfest abgesagt werden. Dennoch möchten wir dies zum Anlass nehmen, den Kreis Mayen-Koblenz erneut in der Reihe „Rheinland-Pfalz regional“ vorzustellen. Die kreisfreien Städte und Landkreise in Rheinland-Pfalz werden als Siedlungsraum und Wirt- schaftsstandort von strukturellen Rahmenbedingungen geprägt. In der Aufsatzreihe „Rheinland- Pfalz regional“ werden die zwölf kreisfreien Städte und die 24 Landkreise einer regionalstatisti- schen Analyse unterzogen. Als Basis dienen standortrelevante Daten und Indikatoren aus den Bereichen Bevölkerung, Wirtschaft, Tourismus und Arbeitsmarkt. Kreis mit langer Geschichte Auf die keltischen Treverer, die zuneh- mend von den Germanen rechts des Rheins Frühe Die Geschichte des Landkreises Mayen- Besiedlung bedrängt wurden, folgte um 50 vor Christus Koblenz lässt sich weit zurückverfolgen. Die die römische Herrschaft, die rund 500 Jahre fruchtbaren Böden des Neuwieder Beckens andauerte. In dieser Zeit erlangten Ander- und des Maifelds ermöglichten bereits um nach mit seinem Hafen und Mayen durch die 6000 vor Christus in der Steinzeit die Besied- dort ansässigen Töpfereien eine besondere lung größerer Gebiete. Die Menschen lebten Bedeutung. Andernach war wegen seines insbesondere in der Jüngeren Steinzeit von Hafens auch in militärischer Hinsicht rele- 3500 bis 1800 vor Christus vom Ackerbau und vant. Aus der Vielzahl der Territorialherren wurden sesshaft. Noch heute gibt es deutli- vom ausgehenden Mittelalter an sind die che Spuren der frühen Besiedlung: Gräber, die Kurfürsten von Trier und Köln hervorzuhe- mit flachen Steinen umstellt, abgedeckt und ben. Mayen war Sitz eines kurtrierischen mit Erde überwölbt sind. So zeugen die „Drei- Amtes, Rhens und Andernach gehörten zu Tonnen-Kuppe“, der „Bruder-Tönnes-Hügel“ Kurköln. Während der französischen Herr- oder der „Goloring“ von der Hügelgräberkul- schaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts lag 1 tur zwischen 1200 und 600 vor Christus. das heutige Kreisgebiet im Rhein-Mosel- Departement mit den Arrondissements 1 Informationen unter: www.kvmyk.de/kv_myk/Landkreis/Ge- schichte/ (abgerufen am 4. Mai 2020) Koblenz und Bonn. Nach dem Wiener Kon- 416 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 07 2020 Rheinland-Pfalz regional gress wurde das Gebiet Preußen zugeordnet kerungsdichte liegt mit 262 Einwohnerinnen und innerhalb der Provinz Großherzogtum und Einwohnern pro Quadratkilometer weit Niederrhein (ab 1822 Rheinprovinz) entstan- über dem Durchschnitt aller Landkreise (161) den 1816 die preußischen Landkreise Mayen und auch deutlich über dem rheinland-pfäl- und Koblenz. zischen Mittel (206). Zusammen- Im Zuge der Verwaltungsreform 1969/70 Insgesamt 87 Ortsgemeinden und Städte Andernach ist legung der einwohner- Kreise Koblenz gab der Kreis Mayen Gemeinden an die zählen zum Landkreis Mayen-Koblenz. stärkste Stadt und Mayen Kreise Ahrweiler und Daun (seit 2007: Vul- Andernach ist mit fast 30 000 Einwohnerin- kaneifel) ab. Der Kreis Koblenz-Land verlor nen und Einwohnern mit großem Abstand Gemeinden an die kreisfreie Stadt Koblenz die einwohnerstärkste kreisangehörige und erhielt die nördlichen Gemeinden und Stadt. Mehr als 10 000 Einwohnerinnen und die Mosel-Gemeinden des Kreises St. Goar. Einwohner leben auch in den Städten Mayen Am 7. November 1970 entstand aus der (19 100), Bendorf (16 900) und Mülheim- Zusammenlegung der beiden Kreise der Kärlich (11 200). Die Ortschaften Welschen- Landkreis Mayen-Koblenz in seiner jetzigen bach, Lind, Acht und Langscheid hingegen Ausdehnung. zählen mit weniger als 100 Einwohnerinnen und Einwohner zu den kleinsten Gemeinden Überdurchschnittliche Bevölkerungs- im Landkreis. dichte In den letzten vier Jahrzehnten hat sich die Bevölkerungs- Mit mehr als 214 000 Einwohnerinnen und Bevölkerung des Kreises mit einem Zuwachs stärkster Landkreis Einwohnern ist Mayen-Koblenz der bevölke- von 14 Prozent ähnlich entwickelt wie die rungsstärkste Landkreis in Rheinland-Pfalz. Bevölkerung der rheinland-pfälzischen Dort leben 5,2 Prozent aller Rheinland-Pfäl- Landkreise insgesamt (+14,5 Prozent). Von zerinnen und Rheinland-Pfälzer. Die Bevöl- 1970 bis 2018 erhöhte sich die Zahl der Ein- G1 Bevölkerung 1970–2018¹ Messzahl: 1970=100 116 114 114,3 112 111,6 110 108 106 104 102 LK Mayen-Koblenz 100 Rheinland-Pfalz 98 96 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 1 1970 Ergebnis der Volkszählung. 1975–1986 Fortschreibung auf der Grundlage der Volkszählung 1970, ab 1987–2010 Fortschreibung auf der Grundlage der Volkszählung 1987. Ab 2011 Fortschreibung auf der Grundlage des Zensus 2011. 07 2020 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 417 Rheinland-Pfalz regional Der Landkreis Mayen-Koblenz Geografische Lage und Flächennutzung Der Kreis liegt in der nördlichen Mitte von Rheinland-Pfalz. Im Norden grenzt er an die Kreise Ahrweiler und Neuwied, im Osten an den Westerwald- kreis, die kreisfreie Stadt Koblenz und den Rhein-Lahn-Kreis. Südliche Nachbarn sind der Rhein-Hunsrück-Kreis und der Landkreis Cochem-Zell, im Westen grenzt er an den Kreis Vulkaneifel. Das Kreisgebiet erstreckt sich über das Mittelrheinische Becken um Koblenz. Hier hat es Anteile an der Neuwieder Rheintalweitung, dem fruchtbaren Pellenz-Maifeld-Hügelland und dem unteren Moseltal, zum Teil auch am Niederwesterwald im Osten und am Rheinhunsrück im Süden. Im Osten reicht der Kreis bis in die östliche Hocheifel mit der 747 Meter Hohen Acht als höchster Erhebung. Die Mosel durchfließt das Kreisgebiet im Südosten, im Norden markiert der Rhein die Kreisgrenze. Von den 818 Quadratkilometern Fläche des Landkreises sind etwa 30 Prozent bewaldet, 47 Prozent werden landwirtschaftlich genutzt und 18 Prozent dienen als Siedlungs- und Verkehrsfläche. Flächennutzung 2018 Übrige Vegetation 2,9% Siedlungsfläche 11,0% Wald Verkehr 30,2% 6,8% Insgesamt Gewässer 818 m² 1,9% Landwirtschaft 47,2% Verwaltungsstruktur Sitz der Kreisverwaltung ist die kreisfreie Stadt Koblenz. Es gibt drei verbandsfreie Gemeinden: Andernach (große kreisangehörige Stadt), Mayen (große kreisangehörige Stadt) und Bendorf. Die sieben Verbandsgemeinden bestehen aus insgesamt 84 Ortsgemeinden: Maifeld (18 Ortsgemeinden), Mendig (5), Pellenz (5), Rhein-Mosel (18), Vallendar (4), Vordereifel (27) und Weißenthurm (7). Der Kreis gehört zur Planungsregion Mittelrhein-Westerwald. Bevölkerung 2018 VG Weißenthurm 34 798 Ben- Andernach 29 966 Andernach dorf VG VG Rhein-Mosel 26 896 VG VG Vallen- Pellenz Weißen- dar VG thurm VG Maifeld 24 587 Mendig Mayen 19 144 VG Mayen Vordereifel Bendorf 16 940 VG VG Maifeld Rhein-Mosel VG Pellenz 16 429 VG Vordereifel 16 333 VG Vallendar 15 725 13 441 VG Mendig Mayen-Koblenz 418 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 07 2020 Rheinland-Pfalz regional wohnerinnen und Einwohner um 26 835. Im den Landkreis 9 300 Fortzüge gegenüber. Landesdurchschnitt stieg die Bevölkerungs- Der sich daraus ergebende Wanderungsge- zahl in diesem Zeitraum um zwölf Prozent. winn von 5,7 je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner liegt leicht über dem Durch- Seit fünf Jahren Von Mitte der 70er-Jahre bis zur Mitte der Bevölkerungs- schnitt der Landkreise (+5,2) und dem rhein- 80er-Jahre war die Bevölkerungszahl des Land- wachstum land-pfälzischen Mittel (+5,5). kreises rückläufig – ebenso wie im Land ins- gesamt. Ursächlich dafür war ein durchgängig Mit Ausnahme von 1988 fiel die Bilanz der Natürlicher Saldo nega- negativer natürlicher Saldo (weniger Gebur- natürlichen Bevölkerungsbewegung in den tiv: Weniger ten als Sterbefälle), Wanderungsverluste die letzten vier Jahrzehnten für den Landkreis Geburten als Sterbefälle in einigen Jahren hinzukamen und zum Teil Mayen-Koblenz durchgehend negativ aus. Wanderungsgewinne, die nicht hoch genug Im Jahr 2018 standen den 1 940 Geburten waren, um die natürlichen Verluste auszuglei- 2 430 Sterbefälle gegenüber, und die Bevöl- chen. Im Gegensatz dazu ist von 1987 bis 2004 kerungszahl verringerte sich aufgrund natür- sowohl die Einwohnerzahl des Kreises, als auch licher Bewegungen um 480 Personen. Dies die Einwohnerzahl des Landes in jedem Jahr entspricht einem Bevölkerungsrückgang auf- gestiegen. Danach führten eine weitgehend grund des Geburtendefizits um 2,3 Personen ausgeglichene Wanderungsbilanz und ein je 1 000 Einwohnerinnen bzw. Einwohnern negativer natürlicher Saldo erneut zu einem (Rheinland-Pfalz: –2,6; Landkreise: –3,1). Rückgang der Einwohnerzahl. Sie sank bis 2013 Geburtenrate auf 209 785 Personen. Seit fünf Jahren entwi- ckelt sich die Bevölkerungszahl wieder positiv. Die Geburtenrate (zusammengefasste Mit 214 259 Menschen wurde 2018 der vor- Geburtenziffer) gibt die Zahl der lebend läufige Höchststand erreicht. geborenen Kinder an, die eine Frau – sta- tistisch gesehen – im Durchschnitt in Bevölkerungs- In den 70er-Jahren bis Mitte der 80er-Jahre ihrem Leben zur Welt bringt. zuwachs durch gab es deutliche Schwankungen der Wan- Wanderungs- überschüsse derungsssalden. In dieser Zeit wechselten Die Zahl der geborenen Kinder wird von zwei Geburtenrate: sich Wanderungsgewinne und Wanderungs- 1,63 Kinder je Faktoren bestimmt: Durch die Geburtenrate verluste ab. Ab 1986 war die Bilanz zwei Frau und durch die Zahl der Frauen im gebärfä- Jahrzehnte lang durchgängig positiv und es higen Alter (15 bis unter 45 Jahre). Im Jahr zogen