Umschlag Naturschutz 07.Indd
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44. Jahrgang · 2007 · Heft 1 ISSN 0940-6638 IM LAND SACHSEN-ANHALT Landesamt für Umweltschutz NATURSCHUTZ Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 44. Jahrgang • 2007 • Heft 1 • ISSN 0940-6638 Inhaltsverzeichnis Seite Aufsätze Werner Hilbig & Die Entwicklung des Naturschutzes in Sachsen-Anhalt 3 Uwe Wegener Lutz Reichhoff 100 Jahre staatlicher Naturschutz in Deutschland – Gedanken zu 50 zwei Publikationen Mitteilungen Ehrungen Informationen Inge Haslbeck Übersicht der nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete 58 und Objekte Sachsen-Anhalts Schrifttum Landesamt für Umweltschutz Geschichte des Naturschutzes im Land Sachsen-Anhalt zum Titelbild und den Abbildungen auf der 2. und 3. Umschlagseite Das vorliegende Heft entspricht nicht dem sonst ten der Martin-Luther-Universität Halle-Witten- üblichen Erscheinungsbild dieser Publikationsreihe. berg, Wissenschaftsbereich Geobotanik und Bota- Die Schriftleitung möchte den Jubiläen zum 100jäh- nischer Garten, von S. Rauschert unter Mitarbeit rigen Bestehen des staatlichen und ehrenamtlichen von S. Bräutigam, W. Hilbig, H. Jage, H.-D. Knapp, Naturschutzes Rechnung tragen, indem dieses Heft H.-D. Krausch und L. Reichhoff erstellt. Sie war Be- hauptsächlich der Beschreibung der Entwicklung standteil eines Arbeitsprogramms des Zentralen des Naturschutzes speziell im Territorium von Sach- Fachausschusses Botanik des Kulturbundes der sen-Anhalt gewidmet ist. Diesem Anliegen wird DDR. Die Listen aller regionalen Bereiche sollten zu die sonst übliche Themenvielfalt diesmal geopfert. einer DDR-Liste zusammengeführt werden und als Es soll ein Überblick über die grundsätzlichen Ent- wicklungstendenzen im Naturschutz von den An- Grundlage für eine neue Liste der zu schützenden fängen bis zur Gegenwart gegeben werden. Zahl- Pflanzenarten der DDR einschließlich notwendi- reiche Abbildungen sollen mit Persönlichkeiten des ger gesetzlicher Schutzmaßnahmen dienen. staatlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes aus vergangenen Jahrzehnten bekannt machen oder Handbuch der Naturschutzgebiete der Deutschen Erinnerungen an sie wecken. Die Namen der im Na- Demokratischen Republik, Band 3 (Bezirke Magde- turschutz Sachsen-Anhalts Engagierten finden hier burg und Halle/S.) Erwähnung und können jederzeit nachgeschlagen Das o. g. Handbuch wurde im Institut für Land- werden. schaftsforschung und Naturschutz Halle (Saale) der Akademie der Landwirtschaftswissenschaf- I. Ammon-Kujath ten der DDR von den Autoren P. Hentschel, L. Reichhoff, B. Reuter und B. Rossel erarbeitet. Es Titelbild: sollte Kenntnisse über die Naturschutzgebiete Baumannshöhle (Foto: V. Schadach) vermitteln, Anregungen und Hinweise zur Mitar- Der Schutz der Baumannshöhle geht auf einen Erlass beit geben, aber auch Freude an der Natur, ihren von Rudolf-August, Herzog zu Braunschweig Besonderheiten und Schönheiten wecken. und Lüneburg, aus dem Jahr 1668 zurück. Dieser Erlass diente, soweit bekannt, der ersten urkundlich Die Naturschutzgebiete Sachsen-Anhalts nachweisbaren Unterschutzstellung eines Naturge- Dieses 1997 vom Landesamt für Umweltschutz Sach- bildes in Deutschland. sen-Anhalt vorgelegte neue Handbuch der Natur- schutzgebiete beschreibt 217 Gebiete mit insgesamt 2. Umschlagseite: 69 000 Hektar Schutzgebietsfläche (Stand: 01.01.1996). Anhaltisches Naturschutzbuch Darin spiegelt sich die Entwicklung der ersten Hälfte Das Anhaltische Naturschutzbuch wurde 1928 von der 90iger Jahre wieder, die zu einer erheblichen Stei- Gustav Hinze (1879-1978) herausgegeben und stellt gerung der Anzahl endgültig bzw. einstweilig gesi- eine für die damalige Zeit einmalige und sehr nützli- cherter Naturschutzgebiete führte. Es handelte sich che Gesetzessammlung zu Fragen des Naturschutzes dabei auch um Landschaftsteile, die vorher nicht für dar. die Öffentlichkeit zugänglich waren, wie die Bereiche der innerdeutschen Grenze entlang des „Grünen Ban- 3. Umschlagseite: des“ vom Harz im Süden bis zur Garbe im Norden der Liste der in den Bezirken Halle und Magdeburg er- Altmark oder die weiträumig abgeschirmten Trup- loschenen und gefährdeten Farn- und Blütenpflan- penübungsplätze in der Oranienbaumer, Glücksbur- zen („Rote Liste Gefäßpflanzen Halle/Magdeburg“) ger und Colbitz-Letzlinger Heide. Bearbeitungsstand: 28.11.1977 Diese Liste wurde in der Sektion Biowissenschaf- I. A.-K. 2 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 44. Jahrgang • 2007 • Heft 1: 3–49 Die Entwicklung des Naturschutzes in Sachsen-Anhalt Werner Hilbig & Uwe Wegener 1 Einleitung sau und Roßlau (Ahr 1966a, 1966b, Buschendorf & Hilbig 1970, Haenschke & Reichhoff 1987, Am 22.10.1906 wurde mit der Gründung der Staat- Schulze 2002, Schwarze 1989). lichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen unter Leitung von Hugo Conwentz eine erste Bereits 1983 hatte der Erstautor in Bd. 20 der Zeit- staatliche Einrichtung geschaffen, die sich aus- schrift „Naturschutzarbeit in den Bezirken Halle schließlich dem Naturschutz widmete. Dieses und Magdeburg“ in zwei Teilen über die Entwick- Jubiläum war bundesweit der Anlass zu einem lung des Naturschutzes im damaligen Bezirk Hal- Rückblick auf die Entwicklung des Naturschut- le von den Anfängen bis 1982 berichtet (Hilbig zes in Deutschland, der schon im ausgehenden 1983a, 1983b). Fast 25 Jahre sind seither vergangen. 19. Jahrhundert als bürgerliche Zivilisationskri- Vieles hat sich im politischen Umfeld und im Na- tik Beachtung fand, aber ab diesem Zeitpunkt in turschutz verändert. Mit dem Ende der DDR und staatlicher Verantwortung stand. der Neugründung des Landes Sachsen-Anhalt nahm der Naturschutz einen deutlich spürbaren Dem 100-jährigen Bestehen des ehrenamtlichen Aufschwung, finanziell und personell. In den Un- Naturschutzes liegt das Datum 30.05.1907 zu- teren und Oberen Naturschutzbehörden wurden grunde. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte der Erlass Stellen geschaffen, die von Naturschutzfachleu- des Preußischen Kultusministers zur Einrichtung ten besetzt wurden. Die Abteilung Naturschutz ehrenamtlicher Provinzialkomitees für Natur- im Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt denkmalpflege in allen preußischen Provinzen konnte als zuständige Fachbehörde des Ministe- (Makowski 2006). Ohne die zahllosen Helfer, die riums mit einem wesentlich größeren Mitarbei- als Naturschutzbeauftragte und Naturschutzhel- terstab arbeiten, als das der für die damaligen fer sowie in Heimat- und Naturschutzvereinen Bezirke Halle und Magdeburg zuständigen Ar- und -verbänden ihre Freizeit der Erforschung, beitsgruppe Dessau des Instituts für Landschafts- dem Schutz und der Pflege der Natur und ihrer forschung und Naturschutz möglich war. schützenswerten und im Laufe der Jahre in im- mer stärkerem Maße geschützten Flächen und Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über die Einzelobjekte widmeten, wäre der Naturschutz Entwicklung des Naturschutzes in Sachsen-An- nicht denkbar und durchführbar gewesen. Um halt, ausgehend von den Anfängen bis zur Gegen- die Kreisnaturschutzbeauftragten zu würdigen wart, gegeben, der wesentlich auf den Darstellun- und ihre Leistungen zu dokumentieren, ist unter gen von Hilbig, Wegener und Behrens (2006) Federführung des Instituts für Umweltgeschichte aufbaut. und Regionalentwicklung an der Fachhochschule Neubrandenburg ein Lexikon der Naturschutzbe- 2 Die Anfänge des Naturschutzes auftragten der neuen Bundesländer in Arbeit. Der bis 1918 Band „Sachsen-Anhalt“ ist Ende 2006 erschienen (Behrens, Hilbig und Wegener 2006). Für eini- Wenn auch der Begriff „Naturdenkmal“ auf Ale- ge Regionen unseres Gebietes wurde bereits vor- xander von Humboldt (1769-1859) zurückgeht, ab ein kurzer geschichtlicher Rückblick gegeben, der dieses Wort in einem Brief an den Botaniker z. B. für die Kreise Sangerhausen, Saalkreis, Des- Augustin Pyrame de Candolle (1778-1841) ver- 3 wendete, so gab es doch Festlegungen und Maß- Nationalparke ging sein Streben vor allem dahin, nahmen im heutigen Gebiet von Sachsen-Anhalt, in den wichtigsten Naturräumen Gebiete in einer die dem Schutz der Natur galten und historisch Größenordnung von mindestens 20.000 ha un- wesentlich weiter zurückreichen. Ohne diese frü- ter Schutz zu stellen. Schon 1910 schuf der Verein hen Bemühungen mit dem heutigen Naturschutz durch Ankauf des Wilseder Berges die Grundla- direkt vergleichen zu wollen, kann doch festge- ge für das NSG „Lüneburger Heide“ (Schreiner stellt werden, dass sie, der Erhaltung heute noch 2004). Für den Harz griff Hermann Löns (1866- schützenswerter und geschützter Objekte der Na- 1914), der sich auch für die Schaffung eines Natur- tur dienlich waren. schutzparks in der Lüneburger Heide einsetzte, diese Gedanken auf und forderte die Einrichtung Aus wirtschaftlichen Gründen war es bereits im eines Naturschutzparks vom Brocken bis vor ausgehenden Mittelalter notwendig, durch den die Tore von Wernigerode (Buff 1968). Auch der Erlass von Forst- und Holzverordnungen den Be- Harzclub als mitgliederstärkster Wanderverein in stand des Waldes zu sichern (Wegener 2005). Preußen brachte sich in diese frühe Nationalpark- Auch die Hohe Jagd verlangte die Ausweisung diskussion ein. So sprach der Festredner auf der von Bannwäldern, wie z.B. den Hakel (Stubbe 6. Hauptversammlung des Ballenstedter Zweig- 1971). vereins davon, dass der Harz mehr und mehr zum Nationalpark Norddeutschlands werden müsse. Der Schutz der Baumannshöhle, einer Tropfstein- höhle bei Rübeland im Harz, „von allen verstän- Schon 1880 hatte Ernst Rudorff (1840-1916) mit digen Leuten jederzeit für ein sonderbares Wun- seinem Aufsatz „Über das Verhältnis des moder- derwerk der Natur gehalten“ (Ant 1969), im Jahre nen Lebens zur Natur“ zur Entstehung