NATURSCHUTZ SACHSEN-ANHALT LAND IM Landesamt für Umweltschutz 44. Jahrgang·2007Heft1 ISSN 0940-6638 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt

44. Jahrgang • 2007 • Heft 1 • ISSN 0940-6638

Inhaltsverzeichnis Seite Aufsätze Werner Hilbig & Die Entwicklung des Naturschutzes in Sachsen-Anhalt 3 Uwe Wegener

Lutz Reichhoff 100 Jahre staatlicher Naturschutz in Deutschland – Gedanken zu 50 zwei Publikationen

Mitteilungen Ehrungen Informationen

Inge Haslbeck Übersicht der nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete 58 und Objekte Sachsen-Anhalts

Schrifttum

Landesamt für Umweltschutz Geschichte des Naturschutzes im Land Sachsen-Anhalt

zum Titelbild und den Abbildungen auf der 2. und 3. Umschlagseite

Das vorliegende Heft entspricht nicht dem sonst ten der Martin-Luther-Universität Halle-Witten- üblichen Erscheinungsbild dieser Publikationsreihe. berg, Wissenschaftsbereich Geobotanik und Bota- Die Schriftleitung möchte den Jubiläen zum 100jäh- nischer Garten, von S. Rauschert unter Mitarbeit rigen Bestehen des staatlichen und ehrenamtlichen von S. Bräutigam, W. Hilbig, H. Jage, H.-D. Knapp, Naturschutzes Rechnung tragen, indem dieses Heft H.-D. Krausch und L. Reichhoff erstellt. Sie war Be- hauptsächlich der Beschreibung der Entwicklung standteil eines Arbeitsprogramms des Zentralen des Naturschutzes speziell im Territorium von Sach- Fachausschusses Botanik des Kulturbundes der sen-Anhalt gewidmet ist. Diesem Anliegen wird DDR. Die Listen aller regionalen Bereiche sollten zu die sonst übliche Themenvielfalt diesmal geopfert. einer DDR-Liste zusammengeführt werden und als Es soll ein Überblick über die grundsätzlichen Ent- wicklungstendenzen im Naturschutz von den An- Grundlage für eine neue Liste der zu schützenden fängen bis zur Gegenwart gegeben werden. Zahl- Pflanzenarten der DDR einschließlich notwendi- reiche Abbildungen sollen mit Persönlichkeiten des ger gesetzlicher Schutzmaßnahmen dienen. staatlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes aus vergangenen Jahrzehnten bekannt machen oder Handbuch der Naturschutzgebiete der Deutschen Erinnerungen an sie wecken. Die Namen der im Na- Demokratischen Republik, Band 3 (Bezirke Magde- turschutz Sachsen-Anhalts Engagierten finden hier burg und Halle/S.) Erwähnung und können jederzeit nachgeschlagen Das o. g. Handbuch wurde im Institut für Land- werden. schaftsforschung und Naturschutz Halle (Saale) der Akademie der Landwirtschaftswissenschaf- I. Ammon-Kujath ten der DDR von den Autoren P. Hentschel, L. Reichhoff, B. Reuter und B. Rossel erarbeitet. Es Titelbild: sollte Kenntnisse über die Naturschutzgebiete Baumannshöhle (Foto: V. Schadach) vermitteln, Anregungen und Hinweise zur Mitar- Der Schutz der Baumannshöhle geht auf einen Erlass beit geben, aber auch Freude an der Natur, ihren von Rudolf-August, Herzog zu Braunschweig Besonderheiten und Schönheiten wecken. und Lüneburg, aus dem Jahr 1668 zurück. Dieser Erlass diente, soweit bekannt, der ersten urkundlich Die Naturschutzgebiete Sachsen-Anhalts nachweisbaren Unterschutzstellung eines Naturge- Dieses 1997 vom Landesamt für Umweltschutz Sach- bildes in Deutschland. sen-Anhalt vorgelegte neue Handbuch der Natur- schutzgebiete beschreibt 217 Gebiete mit insgesamt 2. Umschlagseite: 69 000 Hektar Schutzgebietsfläche (Stand: 01.01.1996). Anhaltisches Naturschutzbuch Darin spiegelt sich die Entwicklung der ersten Hälfte Das Anhaltische Naturschutzbuch wurde 1928 von der 90iger Jahre wieder, die zu einer erheblichen Stei- Gustav Hinze (1879-1978) herausgegeben und stellt gerung der Anzahl endgültig bzw. einstweilig gesi- eine für die damalige Zeit einmalige und sehr nützli- cherter Naturschutzgebiete führte. Es handelte sich che Gesetzessammlung zu Fragen des Naturschutzes dabei auch um Landschaftsteile, die vorher nicht für dar. die Öffentlichkeit zugänglich waren, wie die Bereiche der innerdeutschen Grenze entlang des „Grünen Ban- 3. Umschlagseite: des“ vom Harz im Süden bis zur Garbe im Norden der Liste der in den Bezirken Halle und Magdeburg er- Altmark oder die weiträumig abgeschirmten Trup- loschenen und gefährdeten Farn- und Blütenpflan- penübungsplätze in der Oranienbaumer, Glücksbur- zen („Rote Liste Gefäßpflanzen Halle/Magdeburg“) ger und Colbitz-Letzlinger Heide. Bearbeitungsstand: 28.11.1977 Diese Liste wurde in der Sektion Biowissenschaf- I. A.-K.

2 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 44. Jahrgang • 2007 • Heft 1: 3–49 Die Entwicklung des Naturschutzes in Sachsen-Anhalt

Werner Hilbig & Uwe Wegener

1 Einleitung sau und Roßlau (Ahr 1966a, 1966b, Buschendorf & Hilbig 1970, Haenschke & Reichhoff 1987, Am 22.10.1906 wurde mit der Gründung der Staat- Schulze 2002, Schwarze 1989). lichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen unter Leitung von Hugo Conwentz eine erste Bereits 1983 hatte der Erstautor in Bd. 20 der Zeit- staatliche Einrichtung geschaffen, die sich aus- schrift „Naturschutzarbeit in den Bezirken Halle schließlich dem Naturschutz widmete. Dieses und Magdeburg“ in zwei Teilen über die Entwick- Jubiläum war bundesweit der Anlass zu einem lung des Naturschutzes im damaligen Bezirk Hal- Rückblick auf die Entwicklung des Naturschut- le von den Anfängen bis 1982 berichtet (Hilbig zes in Deutschland, der schon im ausgehenden 1983a, 1983b). Fast 25 Jahre sind seither vergangen. 19. Jahrhundert als bürgerliche Zivilisationskri- Vieles hat sich im politischen Umfeld und im Na- tik Beachtung fand, aber ab diesem Zeitpunkt in turschutz verändert. Mit dem Ende der DDR und staatlicher Verantwortung stand. der Neugründung des Landes Sachsen-Anhalt nahm der Naturschutz einen deutlich spürbaren Dem 100-jährigen Bestehen des ehrenamtlichen Aufschwung, finanziell und personell. In den Un- Naturschutzes liegt das Datum 30.05.1907 zu- teren und Oberen Naturschutzbehörden wurden grunde. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte der Erlass Stellen geschaffen, die von Naturschutzfachleu- des Preußischen Kultusministers zur Einrichtung ten besetzt wurden. Die Abteilung Naturschutz ehrenamtlicher Provinzialkomitees für Natur- im Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt denkmalpflege in allen preußischen Provinzen konnte als zuständige Fachbehörde des Ministe- (Makowski 2006). Ohne die zahllosen Helfer, die riums mit einem wesentlich größeren Mitarbei- als Naturschutzbeauftragte und Naturschutzhel- terstab arbeiten, als das der für die damaligen fer sowie in Heimat- und Naturschutzvereinen Bezirke Halle und Magdeburg zuständigen Ar- und -verbänden ihre Freizeit der Erforschung, beitsgruppe Dessau des Instituts für Landschafts- dem Schutz und der Pflege der Natur und ihrer forschung und Naturschutz möglich war. schützenswerten und im Laufe der Jahre in im- mer stärkerem Maße geschützten Flächen und Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über die Einzelobjekte widmeten, wäre der Naturschutz Entwicklung des Naturschutzes in Sachsen-An- nicht denkbar und durchführbar gewesen. Um halt, ausgehend von den Anfängen bis zur Gegen- die Kreisnaturschutzbeauftragten zu würdigen wart, gegeben, der wesentlich auf den Darstellun- und ihre Leistungen zu dokumentieren, ist unter gen von Hilbig, Wegener und Behrens (2006) Federführung des Instituts für Umweltgeschichte aufbaut. und Regionalentwicklung an der Fachhochschule Neubrandenburg ein Lexikon der Naturschutzbe- 2 Die Anfänge des Naturschutzes auftragten der neuen Bundesländer in Arbeit. Der bis 1918 Band „Sachsen-Anhalt“ ist Ende 2006 erschienen (Behrens, Hilbig und Wegener 2006). Für eini- Wenn auch der Begriff „Naturdenkmal“ auf Ale- ge Regionen unseres Gebietes wurde bereits vor- xander von Humboldt (1769-1859) zurückgeht, ab ein kurzer geschichtlicher Rückblick gegeben, der dieses Wort in einem Brief an den Botaniker z. B. für die Kreise Sangerhausen, Saalkreis, Des- Augustin Pyrame de Candolle (1778-1841) ver-

3 wendete, so gab es doch Festlegungen und Maß- Nationalparke ging sein Streben vor allem dahin, nahmen im heutigen Gebiet von Sachsen-Anhalt, in den wichtigsten Naturräumen Gebiete in einer die dem Schutz der Natur galten und historisch Größenordnung von mindestens 20.000 ha un- wesentlich weiter zurückreichen. Ohne diese frü- ter Schutz zu stellen. Schon 1910 schuf der Verein hen Bemühungen mit dem heutigen Naturschutz durch Ankauf des Wilseder Berges die Grundla- direkt vergleichen zu wollen, kann doch festge- ge für das NSG „Lüneburger Heide“ (Schreiner stellt werden, dass sie, der Erhaltung heute noch 2004). Für den Harz griff Hermann Löns (1866- schützenswerter und geschützter Objekte der Na- 1914), der sich auch für die Schaffung eines Natur- tur dienlich waren. schutzparks in der Lüneburger Heide einsetzte, diese Gedanken auf und forderte die Einrichtung Aus wirtschaftlichen Gründen war es bereits im eines Naturschutzparks vom Brocken bis vor ausgehenden Mittelalter notwendig, durch den die Tore von Wernigerode (Buff 1968). Auch der Erlass von Forst- und Holzverordnungen den Be- Harzclub als mitgliederstärkster Wanderverein in stand des Waldes zu sichern (Wegener 2005). Preußen brachte sich in diese frühe Nationalpark- Auch die Hohe Jagd verlangte die Ausweisung diskussion ein. So sprach der Festredner auf der von Bannwäldern, wie z.B. den Hakel (Stubbe 6. Hauptversammlung des Ballenstedter Zweig- 1971). vereins davon, dass der Harz mehr und mehr zum Nationalpark Norddeutschlands werden müsse. Der Schutz der Baumannshöhle, einer Tropfstein- höhle bei Rübeland im Harz, „von allen verstän- Schon 1880 hatte Ernst Rudorff (1840-1916) mit digen Leuten jederzeit für ein sonderbares Wun- seinem Aufsatz „Über das Verhältnis des moder- derwerk der Natur gehalten“ (Ant 1969), im Jahre nen Lebens zur Natur“ zur Entstehung des neu- 1668 durch Rudolf August, Herzog zu Braun- zeitlichen Naturschutzes beigetragen und 1888 schweig und Lüneburg, ist ein früher Einzelfall auch den Begriff „Naturschutz“ geprägt. Dennoch einer Schutzverordnung. setzten sich die „kleinen Lösungen“ der Erfas- sung und Pflege von Naturdenkmalen als das in Auch der durch Fürst Christian Ernst Stol- Deutschland damals Machbare durch. Hugo Con- berg-Wernigerode verfügte Schutz des Brockens wentz hatte 1904 in seine viel beachtete vor einer exzessiven Bebauung kann in die Vorge- Denkschrift „Die Gefährdung der Naturdenkmä- schichte des Naturschutzes eingeordnet werden ler und Vorschläge zu ihrer Erhaltung“ vorgelegt. (Conwentz 1904). Mit der Gründung der „Staatlichen Stelle für Na- Ein erster Schritt zum eigentlichen Naturschutz turdenkmalpflege“ in Preußen wurde 1906 der war die Inventur bemerkenswerter Bäume nach Grundstein für den staatlichen Naturschutz in dem Muster des Forstbotanischen Merkbuches Deutschland gelegt. Die Arbeit war aber zunächst von Hugo Conwentz (1855-1922), die auch in der noch nebenamtlich. Hugo Conwentz war von preußischen Provinz Sachsen durchgeführt wur- 1906 bis 1918 Leiter dieser staatlichen Stelle. Er de. Ähnlich wie eine markante geologische Bil- leitete auch die Nachfolgestelle bis zu seinem dung, wurde ein alter eindrucksvoller Baum zu Tode im Jahre 1922. In dieser gesamten Zeit arbei- einem „Denkmal der Natur“ erhoben. tete er unermüdlich am Aufbau und Ausbau des Naturschutzes in ganz Deutschland und in den Zur Schaffung der wissenschaftlichen Grundla- Nachbarländern. Er hielt innerhalb und außer- gen des Naturschutzes trug die Gründung der Na- halb Deutschlands zahlreiche aufklärende und turwissenschaftlichen Gesellschaft im Jahre 1865 werbende Vorträge, besichtigte schutzwürdige in Magdeburg bei (Hassert 2003). Zu den Wurzeln Objekte und entwickelte ein ehrenamtliches Mit- des Naturschutzes zählen aber auch die um 1900 arbeiternetz in den Ländern des Deutschen Rei- entstandenen Wander- und Heimatvereine in ches. Deutschland. Der bekannte „Verein Naturschutz- park“, einer der ältesten und einflussreichsten Bereits 1907 waren in Preußen die „Grundsätze Naturschutzverbände, wurde im Jahr 1909 ge- für die Förderung der Naturdenkmalpflege in den gründet. Nach dem Vorbild der amerikanischen Provinzen“ verabschiedet worden. Darin war die

4 Bildung von Provinzialkomitees und die Grün- gebiete mit einer Gesamtfläche von 200 km2 dung von Bezirks-, Landschafts- und Kreiskomi- eingerichtet worden, um „gegen die bauliche tees vorgesehen. Die Komitees entsprachen den Verunstaltung und gegen Reklame“ vorgehen zu späteren Naturschutzstellen. Ein Landschafts- können. Weiterhin wurden die Eiben im Bodetal komitee war für mehrere benachbarte Kreise durch ein Drahtgitter geschützt. zuständig. Es gab in der preußischen Provinz Sachsen, die auch Teile von Thüringen einschloss, Im Jahre 1912 wurde die Landschaftsstelle für den sechs Provinzial- und Bezirkskomitees sowie ein Harzgau im Museum in Halberstadt unter Lei- Landschaftskomitee (Harzgau). Seit 1924 wird für tung des Museumsdirektors August Hemprich die ehrenamtlichen Naturschutzmitarbeiter die (1870-1946) eingerichtet. 1910 wurde durch den Bezeichnung Kommissare, seit 1935 Beauftragte Vogelschutzverein Halle eine stark beachtete für Naturschutz verwendet. Die Leitung dieser Ausstellung für Vogelschutz und Naturdenk- Komitees, die später in Naturschutzstellen um- malpflege durchgeführt. Der Botanische Verein benannt wurden, lag meist in den Händen der in Magdeburg bemühte sich um den Schutz des Regierungspräsidenten. Die Geschäftsführung Großen Silberberges bei Magdeburg und führte erfolgte aber ehrenamtlich. hier auch Pflegemaßnahmen durch. Zahlreiche derartige Vereine in der Provinz Sachsen stellten Das Provinzialkomitee für Naturdenkmalpflege in sich in den Dienst des Naturschutzes. Conwentz der Provinz Sachsen wurde am 18. 3. 1908 in Mag- sah in den Heimat- und Wandervereinen natür- deburg gegründet. Mitbegründer und Geschäfts- liche Verbündete für die Ziele des Naturschutzes. führer und damit erster Provinzialkommissar Er suchte jedoch auch die Unterstützung anderer wurde Prof. Dr. August Mertens (1864-1931). Er Einrichtungen wie der Forstverwaltungen. blieb bis 1929 im Amt. Seit 1900 stand Mertens den Sammlungen des Naturwissenschaftlichen Jede Landschaft verfügt über Naturgebilde mit Vereins Magdeburg vor und wurde mit Überga- hohem Symbolwert. Für die preußische Provinz be der Sammlungen an die Stadt Magdeburg am Sachsen waren die Erhaltung der Teufelsmauer 1. 10. 1906 Direktor des Museums für Natur- und bei Neinstedt, die Sicherung des Bodetals bei Tha- Heimatkunde Magdeburg. Das Museum war bis le und der Schutz des Brockens symbolträchtige 1945 Sitz der Provinzialstelle (Behrens 2004). Ziele. Für das NSG „Teufelsmauer“ bei Neinstedt, Kreis Quedlinburg, das durch Verordnung des Re- Als Arbeitsgremium eines Komitees war unter gierungspräsidenten in Magdeburg vom 9. 7. 1935 dem Vorsitz des Geschäftsführers ein Arbeits- endgültig unter Schutz steht, wurde erstmalig be- ausschuss vorgesehen. Zum Arbeitsausschuss reits im Jahre 1833 durch Landrat Weyhe eine Un- des Provinzialkomitees der preußischen Provinz terschutzstellung angewiesen (Funkel & George Sachsen gehörten u. a. die Hallenser Universi- 2002). tätsprofessoren Paul Holdefleiß (1865-1940, Landwirtschaft), Fritz Noll (1858-1908, Botanik), Es gab auch weitere Polizeiverordnungen und Vo- Alfred Philippson (1864-1953), O. Taschenberg gelschutzbestimmungen, die bereits im 19. Jahr- (1854-1923, Entomologie) und Johannes Walther hundert in der preußischen Provinz Sachsen und (1864-1937, Geologie) sowie Christian Fürst zu im Herzogtum Anhalt wirksam waren. 1816 wur- Stolberg-Wernigerode und Berghauptmann de im Regierungsbezirk Merseburg Baumfrevel, Scharf. Geschäftsführer Mertens befasste sich absichtliche Beschädigung von „auf ...öffentli- in diesen ersten Jahren insbesondere mit der Auf- chen Plätzen gepflanzten Bäumen“ unter Strafe klärungsarbeit. So hielt er im Jahre 1908 Vorträge gestellt. 1843, 1853, 1863 und 1884 folgten Vogel- vor Lehrern, Vereinen und Gauverbänden in Bar- schutzbestimmungen. Nach einer Polizeiverord- by, Gardelegen, Halberstadt, Heiligenstadt, Mag- nung zum Schutze der Forsten wurde ab 1853 „mit deburg, Marienborn, Neuhaldensleben, Salzwe- Geldbuße bestraft, wer unbefugt in fremdem del, Stendal und Wittenberg (Conwentz 1910). Wald Ameiseneier sammelt oder Ameisenhaufen zerstört oder zerstreut, Eier oder Junge von nicht- Basierend auf Vorschlägen von August Mertens jagdbaren Vögeln ausnimmt oder deren Nester waren schon 1902 und 1907 im Harz sechs Schutz- zerstört“ (Buschendorf & Hilbig 1970).

5 Ende des 19. Jahrhunderts gab es schon einige we- Gesetze gegen die Verunstaltung von Ortschaften nige allgemeingültige rechtliche Bestimmungen und landschaftlich hervorragenden Gegenden zum Schutz von Teilbereichen der heimischen wurden in Preußen 1902 und 1907 erlassen. Die Natur, so 1888 das „Reichsgesetz betreffend den Bestimmungen wandten sich gegen Verunstal- Schutz von Vögeln“, das 1908 in verbesserter Fas- tungen durch Reklameschilder, aber auch - unter sung erschien. Landesrechtliche Bestimmungen, Einschaltung des Bezirksausschusses für Natur- welche weitergehende Schutzmaßnahmen fest- denkmalpflege - gegen landschaftsverunstalten- legten, blieben für die betreffenden Länder wei- de Bauten, denen die baupolizeiliche Genehmi- terhin in Kraft. gung verweigert werden konnte. Für die Kreise Zeitz und Naumburg sind diesbezügliche Verbote Der Elbebiber war schon seit dem 19. Jahrhundert 1908 nachweisbar (Conwentz 1910). eine Tierart, die es zu schützen galt. In Preußen war er 1906 zum „Naturdenkmal“ erklärt worden. In den 1906 herausgegebenen „Grundsätzen für Seit 1909 genoss er ganzjährige Schonzeit. Bereits die Wirksamkeit der Staatlichen Stelle für Natur- in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden denkmalpflege in Preußen“ werden als Beispiele in Preußen durch Anordnung König Friedrichs für „Naturdenkmäler“ das Bodetal im Harz, die vom 16. 8. 1706 auch die Habitate des Bibers ge- Salzflora bei Artern und der Elbebiber genannt. schützt. Es wurde verordnet, „daß die Biberbaue Vom preußischen Ministerium für Landwirt- in Seen und Teichen, Brüchern, Ausrissen an schaft, Domänen und Forsten wurde 1907 eine Dämmen und in Flüssen nicht eingerissen, Eisen Verfügung über die Erhaltung der Naturdenk- nicht gelegt, auch nicht Fischersäcke oder andere male in den Staatsforsten mit genauen Anwei- Garne in der Nähe gestellt werden. Auch sollen sungen an die Oberförstereien herausgegeben. die Gesträucher nicht weggehauen und nicht die Nach der Gründung des Provinzialkomitees für Gewässer danach gefahren oder geschossen wer- Naturdenkmalpflege in der Provinz Sachsen 1908 den bei 20 Thaler Strafe“ (Nitsche et al. 2006). wurden in allen Kreisen schützenswerte Objekte In Anhalt war Amtmann Max Behr (Steckby, (Pflanzen, Tiere, Biotope, geologische Aufschlüs- 1857-1934) als spezieller Beauftragter für die Bi- se, Findlinge u. a. m.) aufgelistet und versucht, sie berforschung und -betreuung tätig. Sein Haus mit den damaligen noch geringen gesetzlichen beherbergt heute die Vogelschutzwarte des Lan- Mitteln unter Schutz zu stellen. Auch eine ein- des Sachsen-Anhalt. In Anhalt verbot bereits das heitliche Inventarisierung der Naturdenkmale Polizeistrafgesetz von 1855 das Fangen, Schießen wurde im Entwurf erarbeitet. Die Polizeiverwal- und Töten des Bibers völlig. Verständlicherweise tung von Schierke setzte sich für den Schutz der waren die Verordnungen häufig lückenhaft oder Brockenflora ein. In der Oberförsterei Bischofs- betrafen nur einen begrenzten Bereich. wald bei Haldensleben wurden 48 alte Eiben geschützt. Die Stadt Wernigerode beschloss 1908 den Schutz zahlreicher Naturdenkmale in ihren Forsten. Die Naturdenkmale in den Kreisen Bit- terfeld und Delitzsch, bearbeitet von E. Obst, er- schienen als Publikation 1908 bereits in zweiter erweiterter Auflage (Obst 1908). Auch in den an- deren Kreisen konnten schon beachtliche Zahlen von Naturdenkmalen zusammengestellt werden, wie eine ND-Liste von 1917 für den Kreis Sanger- hausen belegt (Krieg 1917).

Der erste Weltkrieg unterbrach die hoffnungsvoll begonnenen Arbeiten im Naturschutz. Manches blieb in den Anfängen stecken und konnte erst in den 1920er Jahren weitergeführt werden. Abb. 1: Bibervater Amtmann Behr bringt seine Kamera in Stellung (Steckby). Foto: Archiv LAU.

6 3 Der Naturschutz von 1919 bis zum rich Hermann (1873-1967) und Lehrer Wilhelm Reichsnaturschutzgesetz von 1935 Ebert (1857-1929), beide aus Bernburg, beteiligten sich an diesen Arbeiten. Das Anhaltische Natur- Im Artikel 150 der Weimarer Verfassung wurde schutzgesetz war am 14. 6. 1923 verabschiedet festgelegt: „Die Denkmäler der Kunst, der Ge- worden, die Ausführungsverordnung dazu folgte schichte und der Natur sowie der Landschaft ge- am 23.01.1924. nießen den Schutz und die Pflege des Staates“. Da- mit waren Naturschutz und Landschaftspflege in Am 25. 1. 1926 wurde eine Verordnung über Na- der Verfassung für ganz Deutschland verankert. turschutzgebiete in Anhalt (Amtsblatt 1926 Nr. 9) herausgegeben, in der die noch heute bestehenden Auch wenn mit dem preußischen Feld- und Forst- NSG „Saalberge“ bei Dessau (NSG „Saalberghau“), polizeigesetz von 1920 Schutzvorhaben besser als „Möster Birken“, „Rößlig“, „Spaltenmoor“ bei Gern- vorher umgesetzt werden konnten, entwickel- rode und die Salzstelle unterhalb des Ochsenberges te sich der Naturschutz nur langsam weiter. Die bei Hecklingen (NSG „Salzstelle bei Hecklingen“) schwierige wirtschaftliche Lage mit einem Über- aufgeführt sind. Zu den 27 NSG im damaligen Land maß an Reparationsleistungen und Inflation trug Anhalt wurden 1927 drei weitere hinzugefügt. dazu bei, dass der Naturschutz keine besondere 1928 wurde von Gustav Hinze (1879-1978) ein An- Beachtung fand. haltisches Naturschutzbuch herausgegeben, das eine für die damalige Zeit sehr nützliche Gesetzes- Im Jahre 1922 war Hugo Conwentz gestorben. sammlung zu Fragen des Naturschutzes darstellt Noch im Dezember dieses Jahres ging die Leitung (vgl. Titelbild auf 2. Umschlagseite). der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen an Walther Schoenichen (1876-1956) In der preußischen Provinz Sachsen wurden auf über, der auch später bis 1938 die Stelle in Berlin, der Grundlage des § 30 des Feld- und Forstpolizei- seit 1936 als Reichsstelle für Naturschutz, leitete. gesetzes von 1926 771 Naturgebilde als Naturdenk- In den 1920er Jahren verfügte die Staatliche Stel- male unter Schutz gestellt. Verordnungen über die le für Naturdenkmalpflege neben dem Leiter nur Sicherung von Naturdenkmalen erschienen in ei- über einen wissenschaftlichen Mitarbeiter und nigen Kreisen auch bereits eher (z. B. Verordnung Bürogehilfen sowie über ehrenamtliche Helfer. über die Sicherung von Naturdenkmalen im Saal- Bis 1933 bestand nicht einmal für jeden Regie- kreise vom 27. 2. 1925, Amtsblatt Preuß. Regierung rungsbezirk, ohnehin nicht für jeden Kreis, ein Merseburg 1925 [10] 28). Vor allem in den 1930er Bezirks- oder Kreiskomitee (Ditt 2003). Während Jahren kam es in allen Kreisen zu Verordnungen die Entscheidungskompetenz bei den Behörden zur Sicherung von Naturdenkmalen, die in den der Regierungsbezirke und Kreise lag, war die Amtsblättern veröffentlicht wurden. Die Vorschlä- Sachkompetenz bei den ehrenamtlichen Experten ge stammten z. T. von bekannten Naturschutzmit- angesiedelt. Sollte es im Naturschutz vorangehen, arbeitern und Naturwissenschaftlern. Zum großen musste er folglich ehrenamtlich unterstützt wer- Teil handelte es sich um geschützte Bäume, deren den. Neue schützenswerte Gebiete wurden in den Auswahl, wie alte Fotos belegen, in den verschie- 1920er Jahren unter Schutz gestellt, so die Heim- denen Kreisen mit unterschiedlich hohen Ansprü- kehle (1923), das Gebiet um Questenberg (1927) chen an die Schutzwürdigkeit durchgeführt wurde. und das Bodetal bei Thale (1928). Dabei legte man auch Wert auf den Schutz von Be- In Anhalt tagte 1922 die „Anhaltische Landeskon- sonderheiten. Es sind aber auch bereits einige geo- ferenz zum Schutze von Denkmälern der Kunst, botanisch bedeutsame Flächen-ND unter Schutz Geschichte und Natur sowie der Landschaft“. gestellt worden, vor allem Xerothermrasen in den Während der Konferenz wurde ein Ausschuss jetzigen Kreisen Mansfeld-Südharz und Saalekreis für die praktische Durchführung des Naturschut- sowie die Salzstelle bei Merseburg-Zscherben, letz- zes in Anhalt gebildet. Er begann mit Inventari- tere von Carl Altehage (1899-1970) vorgeschlagen sierungsarbeiten schützenswerter Objekte. Be- (s. auch Hensel 2003). kannte Heimatforscher wie Studienrat Gustav Partheil (1855-1941), Lehrer August Zobel (1861- 1926 wurde im Regierungsbezirk Magdeburg 1934), beide aus Dessau, Amtsgerichtsrat Fried- eine Polizeiverordnung zum Schutz von Tieren

7 und Pflanzen herausgegeben. Ein weiterer Fort- finanziell als auch personell. Jedoch die Blut- und schritt war die neue Verordnung zum Schutz von Bodenpolitik der Nationalsozialisten, die Anzet- Tier- und Pflanzenarten in ganz Preußen, die am telung des Zweiten Weltkrieges und die Ausrot- 16. 12. 1929 in Kraft trat. Diese Verordnung sah tung der jüdischen Bevölkerung forderten auch im auch bereits die spezielle Ausweisung von Na- Naturschutz Opfer. In der Reichsstelle für Natur- turschutzgebieten vor und war ein wichtiger schutz betraf das den Juristen Benno Wolf (1871- Schritt auf dem Wege zum Reichsnaturschutz- 1943), der im Konzentrationslager Theresienstadt gesetz von 1935. Ebenfalls im Jahre 1929 wurden umkam, und Prof. Dr. Max Hilzheimer (1877-1946) eine „Verordnung zum Schutze der gefährdeten (Schütze 2004; Knolle & Schütze 2005). Raubvogelarten“ und eine Polizeiverordnung, die „das Abbrennen von Bodendecken auf Wiesen, Noch immer gab es kein einheitliches deutsches Feldrainen, Ödland, an Hängen und Wildhecken, Naturschutzgesetz, auf das die Naturschützer sowie Rohr und Schilf ... in der Zeit vom 15. 3. bis schon lange warteten. Das bereits in der Weima- 30. 9. jedes Jahres“ verbot, verabschiedet. rer Republik vorbereitete Naturschutzgesetz droh- te an Kompetenzstreitigkeiten der Ministerien zu Auch zahlreiche Beispiele praktischer Naturschutz- scheitern. In dieser Lage zog Hermann Göring arbeit (Anlage von Vogelschutzgehölzen, Anbrin- als preußischer Ministerpräsident das Verfahren gen von Nistkästen, Vorträge, Lehrwanderungen) an sich. Er beauftragte Generalforstmeister Wal- können wir für die 1920er Jahre feststellen. ter von Keudell (1884-1973), den Naturschutz- beauftragten für die Provinz Brandenburg Hans 1926 wurde die Landschaftsstelle für Naturdenkmal- Klose (1880-1963) sowie den Juristen Adolf Voll- pflege im Harzgau ausgebaut. Sie umfasste die Krei- bach, den Entwurf eines „Reichsnaturschutzge- se Halberstadt-Stadt, Halberstadt-Land, Oschers- setzes“ zu erarbeiten. Nach wenigen Wochen leben und Quedlinburg. Die Amtsgeschäfte führte wurde der Entwurf am 26. 6. 1935 zum Gesetz er- weiterhin Museumsleiter August Hemprich (Hal- hoben (Klose & Vollbach 1936). Das Reichsnatur- berstadt). 1931 veröffentlichte er seine Schrift „Die schutzgesetz gilt nicht als ideologisch geprägtes Naturdenkmäler des Harzgaus“. In den Kreisen Bit- nationalsozialistisches Gesetz. Es spiegelt inhalt- terfeld und Delitzsch wurde 1927 auf Veranlassung lich wichtige Erfahrungen des Naturschutzes der des Vereins für Heimatkunde eine gemeinsame vorangegangenen drei Jahrzehnte wider (Piecho- Kommission für Naturdenkmalpflege und Natur- cki 2005). Jedoch fehlte es dem Naturschutz nach schutz gegründet, deren Geschäftsführer Konrektor seiner Verabschiedung an einer ausreichenden fi- Wilhelm Fuess (Zschornewitz, 1891-1938) für Bitter- nanziellen und personellen Ausstattung. Darüber feld und Lehrer Friedrich Horn (Brodau, 1897-1974) hinaus instrumentalisierte Göring das Gesetz für für Delitzsch waren. Von 1929 bis 1931 war in der seine persönlichen Ambitionen, zur Einrichtung Provinz Sachsen Oberstudienrat Dr. Albert Krüger von Reichsnaturschutzgebieten, die er und ande- (geb. 1882) aus Magdeburg als Provinzialkommissar re Repräsentanten des NS-Staates als Jagdgebiete für Naturdenkmalpflege tätig. Ab 1932 wurde das nutzten (Heinrich 2003, Uekötter 2003). Amt von Alfred Bogen (1885-1944), Museumsdi- rektor in Magdeburg, wahrgenommen, das er bis 4 Der Naturschutz von 1935 bis 1945 1944 inne hatte. Mit dem für ganz Deutschland gültigen Reichsna- Die Machtergreifung der Nationalsozialisten wi- turschutzgesetz waren die Schutzbestimmungen derspiegelt sich in der Naturschutzliteratur nicht reichsweit einheitlich ausgelegt, es ließen sich als gravierendes Ereignis. Ditt (2003) geht davon Landschaftsteile unter Schutz stellen und für die aus, dass angesichts der Defizite im Naturschutz Einrichtung von Naturschutzgebieten konnten während der Weimarer Republik der Beginn des notfalls Enteignungen vorgenommen werden. Nationalsozialismus im Jahre 1933 mit Blick auf Der preußische Instanzenweg beim Naturschutz die eigenen Ziele „hoffnungsvoll begrüßt wur- wurde auf das gesamte Gebiet des Deutschen de“. Nicht wenige Naturschützer erwarteten eine Reiches übertragen (Ditt 2003). Die Landschafts- mögliche Aufwertung des Naturschutzes und eine pflege war in das Naturschutzgesetz einbezogen, Chance für dessen deutliche Verbesserung, sowohl Naturschutzbehörden mussten bei Landschafts-

8 veränderungen hinzugezogen werden. Die ehren- lung von schützenswerten Objekten der Natur. amtliche Arbeit im Naturschutz wurde beibehal- Nach Bogen (1939) bestand die Provinzstelle für ten und aufgewertet. Der KNB hatte zwar eine eh- Naturschutz in der Provinz Sachsen im Zeitraum renamtliche, aber einflussreiche Doppelfunktion. 1935-1939 aus folgenden Mitarbeitern: Er war grundsätzlich ermächtigt, die Untere Na- turschutzbehörde zu beraten, zum andern stand Vorsitzender: er der Behörde aber als Sachwalter aller Natur- Landeshauptmann Otto, Merseburg; schutzinteressen selbständig gegenüber, konnte Sachbearbeiter: Anträge stellen und Widerspruch erheben. Landesrat Dr. Berger, Merseburg; Provinzbeauftragter: Die Anzahl der Naturschutzgebiete und Natur- Museumsdirektor Alfred Bogen, Magdeburg denkmale nahm im gesamten Reich wie in den Mitglieder der Provinzstelle: Gauleiter Jordan, Regierungsbezirken Magdeburg und Merseburg Dessau; Generalarbeitsführer Prentzel, Dessau; stark zu. Als Vorzug kann auch gelten, dass die Prof. Dr. Wolfgang von Buddenbrock, Halle; Wahrnehmung des Naturschutzes sowohl bei den Prof. Dr. Wilhelm Troll, Halle; Prof. Dr. Johan- Behörden als auch bei den ehrenamtlichen Mitar- nes Weigelt, Halle; Landforstmeister Rottlän- beitern für alle drei Ebenen (Provinz, Bezirk, Kreis) der, ; Oberfischmeister Dr. Kisker, Magde- festgeschrieben wurde. Dieser Festsetzung folgte burg; Baurat Boenicke, Magdeburg; Baurat Lin- aber keine Zuweisung von Stellen in den Behör- demann, Merseburg. den, so dass die Naturschutzbehörden überfor- dert waren und das „Vollzugsdefizit“ erhebliche Die Provinzstelle für Naturdenkmalpflege (ab Ausmaße annahm. 1935 für Naturschutz) verfügte von 1932 bis 1935 im Mittel über 1 800 RM jährlich. Allein die Ent- Mit dem Reichsnaturschutzgesetz von 1935 war schädigungen für Biberschäden betrugen in die- kein Solitärgesetz geschaffen worden. Mehrere sem Vierjahreszeitraum 3 450 RM, das entsprach andere Gesetze wiesen in eine ähnliche Richtung. 47% des Haushaltes (Behrens 2004). Vorausgegangen war bereits ein Tierschutzgesetz, dem 1934 das Gesetz zum Schutze des Waldes, in Die Bezirksstelle für Naturschutz im Regierungs- dem der ökologisch orientierte Dauerwaldgedan- bezirk Merseburg hatte folgende Zusammenset- ke enthalten war, und das Reichsjagdgesetz folg- zung: ten. Im forstlichen Bereich wurde ein Netz von Naturwaldzellen angeregt und gefördert (Hes- Vorsitzender: mer 1934), welches ebenfalls positive Aspekte für Regierungspräsident Dr. Sommer, Merseburg den Naturschutz mit sich brachte. Dabei wurden Bezirksbeauftragter: vor allem die großen waldbestandenen Gebiete Mittelschullehrer Friedrich Horn, Delitzsch Schorfheide und Rominter Heide gefördert, vor- Mitglieder: Landesrat Dr. Berger; Prof. Dr. Wolf- wiegend als Jagdgebiete der Reichsführer. gang von Buddenbrock, Halle (Zoologe, 1884- 1964); Prof. Dr. Wilhelm Troll, Halle (Botaniker, Erstaunlich offen kritisierte Hans Klose, der 1897-1978); Prof. Dr. Johannes Weigelt, Halle (Geo- Direktor der Reichsstelle für Naturschutz, die loge, 1890-1948); Landwirtschaftsrat Keller, Halle „Erzeugungsschlacht“ des Landwirtschaftsmi- (Ornithologe); Gaujägermeister Ostermann, Bad nisteriums und den massiven Einsatz des Reichs- Dürrenberg; Oberregierungs- und Baurat Linde- arbeitsdienstes zur Ödlandaufforstung sowie mann, Merseburg; Regierungs- und Baurat Sonn- zur Trockenlegung von Sumpfland, die zu einer tag, Merseburg. „reichsdeutschen Normaleinheitskultursteppe“ führen würde, die von Naturschutzzielen weit Im Jahre 1939 waren in den Kreisen des Regie- entfernt wäre (Klueting 2003). rungsbezirkes Merseburg folgende KNB tätig:

In den Regierungsbezirken Magdeburg und Mer- Bitterfeld: seburg wurde eine immense Arbeit durch die KNB Lehrer Albert Querfurth (Schöna), 1938-wahrsch. geleistet, insbesondere bei der Unterschutzstel- 1945.

9 Als Vorgänger in der Funktion des KNB waren Wittenberg: 1927-1933 Rektor Wilhelm Fuess (Zschornewitz, Kreissyndikus Dr. H. Nagel, Wittenberg. 1891-1938), 1933-1937 Lehrer Arthur Hesselbarth tätig. Zeitz: Mitglied der Kreisstelle war auch Lehrer Otto Lehrer Richard Leissling (Zeitz), 1934-1957. Ers- Zülicke (Bitterfeld). ter KNB war Kreisschulrat Dr. Max Wilcke, 1924- 1933. Delitzsch: Mittelschullehrer Friedrich Horn (Delitzsch). In den damals bestehenden Stadtkreisen des Re- gierungsbezirkes Merseburg waren folgende KNB Eckartsberga: tätig: Lehrer Martin Schön (Kölleda), 1937-mind. 1941. Als Vorgänger ist Postmeister a. D. Damm (mind. Eisleben: 1934-1937) bekannt. Rektor Fritz Wöhlbier (Wimmelburg), mind. 1934-1938. Mansfelder Gebirgskreis: Lehrer Erich Freygang (Hettstedt/Großörner), Halle: 1934-1945. Gartendirektor Heinrich Eichenherr (Halle), ab 1938, sein Vorgänger war Gartendirektor Max Mansfelder Seekreis: Kamphausen (Halle), 1937-1938. Lehrer Karl Fügemann (Alberstedt), 1938-1939. Studienrat Karl Wünschmann (Eisleben, 1881- Merseburg: 1954), ab 1939. Als Vorgänger dieser beiden KNB Studienrat Gerhard Hecht (Merseburg, 1899- war Rektor Fritz Wöhlbier (Wimmelburg, 1872- 1982), 1938-1939, sein Vorgänger war Studienrat 1954), mind. 1934-1938 tätig. Ernst Lehmann (Merseburg), mind. 1934-1938.

Merseburg: Naumburg: Lehrer Emil Schurig (Leuna), mind. 1934-mind. Stadtbaurat Paul Schröter (Naumburg), mind. 1939. ab 1934.

Querfurt: Weißenfels: Lehrer Ernst Ihle (Querfurt), mind. 1934-1936. Lehrer Georg Berger (Weißenfels), mind. ab 1937. Saalkreis: Lehrer Otto Sommerlatte (Zwintschöna), 1936- Wittenberg: mind. 1942, sein Vorgänger war Lyzealoberlehrer Pfarrer Dr. h. c. Otto Kleinschmidt (Wittenberg, K. Bernau, mind. 1929-1936. 1870-1954), mind. 1934-1945.

Sangerhausen: Zeitz: Lehrer Moritz Eberhardt (Artern), 1936-1945. Lehrer Richard Leissling (Zeitz), 1934-1945, sein Sein Vorgänger von 1935 bis 1936 war Ingenieur Vorgänger war Kreisschulrat Dr. Max Wilcke, Johannes Ahrendt. Mitglied der Kreisstelle 1924-1933. war auch Tischlermeister Gustav Adolf Speng- ler, Sangerhausen, der bekannte Heimatforscher Ferner gehörten zur damaligen Zeit die Kreise und Begründer des später nach ihm benannten Liebenwerda, Schweinitz und Torgau zum Regie- Spengler-Museums in Sangerhausen. rungsbezirk Merseburg, die im vorliegenden Bei- trag keine Berücksichtigung finden. Weißenfels: Lehrer Walter Freytag (Weißenfels), mind. 1934- Die Bezirksstelle für Naturschutz im Regierungs- 1945. Mitglied der Kreisstelle war auch Lehrer bezirk Magdeburg war wie folgt aufgebaut: Werner Klebb (Kössuln).

10 Vorsitzender: 1937-1939. Nachfolger 1939-1942 Kreisbaumeister Regierungspräsident von Jagow, Magdeburg a. D. Westmann, ab 1943 Studienrat H. Krom- Bezirksbeauftragter: phardt. Mittelschullehrer Dr. Oskar Ludwig (Magdeburg, 1888-1968), Stendal: Mitglieder: Oberregierungs- und Baurat Boeni- Museumsleiter Mehl (Tangermünde), 1937-1940. cke (Magdeburg), Kreisjägermeister Dr. Drews Nachfolger ab 1940 Kreisobstgärtner Müller. (Magdeburg), Landesplanungsstellenleiter Grü- newald, Landforstmeister Herter (Magdeburg), Wanzleben: Oberfischmeister Dr. Kisker (Magdeburg), Kauf- Hauptlehrer Georg Thomas (Altenweddingen), mann Mühlmann (Magdeburg), Lehrer Georg 1937-1945. Thomas (Altenweddingen, 1897-1979), Direktor Wolfgang Wanckel (Schönebeck, 1879-1964). Wolmirstedt: Rektor Hans Dunker (Wolmirstedt, 1887-1963), Wie ersichtlich wird, waren einige Mitarbeiter so- 1935-wahrsch. 1941. Nachfolger 1941-1945 Regie- wohl Mitglieder der Provinzstelle als auch einer rungssekretär Willi Bilang. Bezirksstelle. Zum Regierungsbezirk Magdeburg gehörten bis 1945 folgende Kreise und ihre KNB In den Stadtkreisen des Regierungsbezirkes Mag- waren: deburg waren folgende KNB im Einsatz:

Calbe/Saale: Aschersleben: Direktor Wolfgang Wanckel (Schönebeck), 1937- Lehrer Richard Dünnhaupt, (Aschersleben), 1945. mind. 1937-1943.

Gardelegen: Burg: Studienrat a. D. K. Schumacher (Gardelegen), Lehrer Geue (Burg), mind. 1937-1940. Nachfolger 1937-1940. Nachfolger ab 1941 bis mind. 1943 Leh- 1940 bis wahrsch. 1945 Mittelschullehrer Emil rer Stock. Liebold.

Haldensleben: Magdeburg: Oberstudiendirektor Dr. Hans Wieprecht (Hal- Museumsdirektor Alfred Bogen (Magdeburg, densleben, 1882-1966), 1937-1941. Nachfolger ab 1885-1944), 1932-1944. 1941 bis mind. 1943 Kantor Franz Bock. Stendal: Jerichow I: Mittelschullehrer Plesch (Stendal), 1937-mind. Lehrer Walter Knust (Möckern), 1935-mind. 1943. 1943.

Jerichow II: Ferner gab es noch die Landschaftsstelle Harzgau: Lehrer und Museumsleiter M. Vogler (Genthin), Museumsdirektor August Hemprich (Halber- 1937-mind. 1943. stadt), 1912-1945.

Oschersleben: Der zur preußischen Provinz Sachsen zählende Kreiskulturwart Kellner und Revierförster Möl- thüringische Regierungsbezirk Erfurt mit den ler. damaligen Kreisen Grafschaft Hohenstein (bei Nordhausen, im Südharz), Heiligenstadt, Lan- Osterburg: gensalza, Mühlhausen/Thüringen, Schleusin- Konrektor Beneke (Osterburg), mind. 1937-mind. gen, Weißensee, Worbis, Ziegenrück und den 1943. Stadtkreisen Erfurt, Mühlhausen/Thüringen und Nordhausen findet in vorliegender Arbeit keine Salzwedel: Berücksichtigung. Museumsleiter Bohnstedt (Salzwedel), mind.

11 Im Land Anhalt waren in den Jahren 1936-1938 Dr. lenberg-Rüsterberge, Wendel bei Wittenberg. Im Kurt Müller (1876-1938?) und von 1938 bis 1945 Jahre 1939 folgten noch die NSG „Spatenberge“ Landforstmeister Pieper als Landesnaturschutz- bei Hemleben und „Schiedsberg“ bei Löbejün. beauftragte tätig. Als KNB fungierten in Köthen Letzterer musste später als NSG wieder gelöscht der Arzt Dr. Richard Wahn, in Dessau, Studienrat werden, da nach 1945 Teile der Trockenrasen am Wilhelm Müller (1886-1978), in Zerbst Prof. Dr. Hangfuß des Berges umgepflügt worden waren Gustav Hinze (1879-1972). (Buschendorf & Hilbig 1970). Ende 1939 bestan- den auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt immer- Das Reichsnaturschutzgesetz aktivierte auch in hin 46 Naturschutzgebiete. den Regierungsbezirken Magdeburg und Merse- burg die Erfassung der Naturdenkmale. Zusätzlich Darüber hinaus wiesen die Regierungspräsidien zu den auf der Grundlage des Feld- und Forstpoli- im Zeitraum von 1937 bis 1941 acht Landschafts- zeigesetzes beschlossenen Naturdenkmalen wur- schutzgebiete aus, die heute noch existieren, so den bis 1939 in der Provinz Sachsen knapp 1900 z. B. die LSG „Arendsee“, „Elsteraue“, „Fallstein“, Einzelgebilde der Natur durch Erlass unter Schutz „Felsenberg“, „Hakel“, „Huy“, „Kyffhäuser“ (Reich- gestellt und in die Naturdenkmalbücher der Krei- hoff et al. 2000). Im allgemeinen waren die Vor- se eingetragen. Die Verordnungen zur Sicherung arbeiten für den Schutz von LSG noch in einem von Naturdenkmalen sind in den Amtsblättern ziemlich frühen Stadium. Teilweise handelte es der Regierungen in Merseburg und Magdeburg sich um sehr kleine Landschaftsausschnitte recht veröffentlicht. Die Naturdenkmale wurden auf unterschiedlichen Charakters. Noch im Kriege vorgedruckten Karteiblättern im Format DIN A4 gelang 1943 die Sicherstellung größerer Gebiete, erfasst und durch Fotos belegt. Auch Löschungen so des unteren Wippertales bei Bernburg und des aus der Naturdenkmalliste mussten in den 1930er Saaleabschnittes zwischen Kleinheringen und Jahren bereits erfolgen. Bad Dürrenberg einschließlich des unteren Un- strut- und Wethautales als LSG. Einen wesentlichen Teil der damaligen Natur- denkmale bildeten Bäume und Baumgruppen Als Aufgabe für die damaligen Kreisstellen für (vgl. Bogen 1939), selten waren Alleen, Vogel- Naturschutz ist neben der Erarbeitung von Natur- schutzgehölze und vegetationskundlich wertvolle denkmalen und der Mithilfe bei der Auswahl von Flächen-ND vertreten. Besonders im Mansfelder NSG die Öffentlichkeitsarbeit zur Verbreitung Seekreis und im Saalkreis fand auch die zuletzt ge- des Naturschutzgedankens zu nennen. Vorträge, nannte Kategorie eine stärkere Berücksichtigung. Ausstellungen und Naturschutzwochen trugen Dazu gehörten einige Haarpfriemengrasbestän- zur Aufklärung bei. Zur Qualifizierung wurden de sowie Blauschwingel- und Blaugrasrasen, für von 1935 bis 1940 jährliche „Dienstversammlun- die schon 1932 K. Bernau, der KNB des Saalkreises gen“ mit Exkursionen für die Kreisbeauftragten gefordert hatte: „... solche Geländestücke bedürfen der Provinz Sachsen durchgeführt. In den Jahren als Natur-Urkunden dringend des Schutzes“. 1935 und 1936 fanden sie in Magdeburg statt. 1937 führte eine derartige dreitägige Veranstaltung Auch weitere Naturschutzgebiete wurden be- nach Hettstedt in den Mansfelder Gebirgskreis. schlossen. Bereits bestehende Schutzbestimmun- Der KNB Erich Freygang gab in einem Vortrag gen wurden durch ergänzende Verfügungen be- einen Überblick über die Naturschutzarbeit in stätigt. Bogen (1939) nennt aus der Provinz Sach- seinem Kreis und die damit zusammenhängen- sen 29 NSG und 15 schützenswerte Gebiete, deren den Probleme. Nach Dienstversammlungen in Unterschutzstellung sich noch im Verfahren be- Suhl (1938) und Ranis (1939), im Regierungsbezirk fand. Er führt u. a. an: Alte Elbe bei Wartenberg, Bo- Erfurt der Provinz Sachsen, fand sie 1940 in Sten- detal, Bottendorfer Hügel, Colbitzer Lindenwald, dal statt (Behrens 2004). Fenn Wittenmoor, Flachmoor im Süppling, Jäve- nitzer Moor, Klippmühle, Lausiger Teiche, Neue Dass die Mitarbeiter des Naturschutzes keine Göhle bei Freyburg, Oberharz, Park Bischoffswald, leichte Aufgabe hatten, drückt Bogen (1939) in Rott bei Burg, Solgraben bei Artern, Teufelsmauer seiner Arbeit über den Naturschutz in der Pro- bei Neinstedt, Weinberg bei Hohenwarthe, Wel- vinz Sachsen aus, wenn er schreibt: „Auch heute

12 kommt es leider noch immer wieder vor, dass ge- lands gilt und im Krieg selbst als Reichsmarschall gen die gesetzlichen Bestimmungen verstoßen eine entscheidende Funktion innehatte. wird, dass eigenmächtige Bestrebungen über das Eine Bilanz des Naturschutzes unter dem Nati- Gemeinwohl sich geltend machen“. Ebenfalls ge- onalsozialismus zeigt, dass die Naturzerstörun- gen Vorwürfe von Seiten der Wirtschaft musste gen durch Kriegsvorbereitungen und –folgen, sich der Naturschutz behaupten. „Wenn wir dem Straßenbau und Melioration größer waren als Bauern ... in mühsamer Kleinarbeit klarzumachen der beabsichtigte Schutz durch das Reichsnatur- versuchen, dass er in der Feldflur auch Hecken und schutzgesetz (Piechocki 2005). Auch die Darstel- einige Baumgruppen dulden muss, so sind das lung der Naturschutzrepräsentanten im Dritten keine wirtschaftsfeindlichen Vorschläge“, führte Reich – Walther Schoenichen (1876-1956) und der Vorsitzende der Provinzstelle für Naturschutz, Hans Klose (1880-1963) - lediglich als preußische Landeshauptmann Otto, aus (Bogen 1939). Denn Beamte und Mitläufer, kann so nicht nachvollzo- selbst „der Führer hält seine schützende Hand gen werden. An entscheidender Stelle vertraten über unsere Hecken“ (Schwenkel 1941). Es war sie die nationalsozialistischen Ideen auch noch „des Führers besonderer Wunsch, dass dem Vo- nach 1945 und sind mitverantwortlich für die Ge- gelschutz auf dem Lande durch Anpflanzung bzw. waltentfesselung des Regimes (Behrens 2005, Pi- Erhaltung natürlicher Hecken und Sträucher wei- echocki 2006, 2006a, Mommsen 2007). testgehende Beachtung geschenkt wird“ (Rad- kau 2003, Schwenkel 1941). So wurde es in einer Viele Aufgaben der nach der Verabschiedung des Anordnung des Reichsbauernführers formuliert, Reichsnaturschutzgesetzes verheißungsvoll be- in der „die zuständigen Bauernführer und Beam- gonnenen Arbeit blieben bis 1945 ungelöst. Der ten des Reichsnährstandes“ aufgefordert werden, totale Krieg hatte die Naturschutzarbeit nahezu Vogelschutz und Landschaftsgestaltung unmit- zum Erliegen gebracht und große Lücken in die telbar zu fördern. Auch Moorkultivierungen soll- Reihen der KNB und Naturschutzhelfer gerissen. ten zukünftig unterbleiben, die deutschen Moore sollten geschützt werden (vgl. Zeller 2003). Eine 5 Der Naturschutz in Sachsen-Anhalt Berufung auf den „Führer“ war damals stets von von 1945 bis 1954 Nutzen, damit es im Naturschutz wieder ein Stück vorwärts ging. Trotz der schwierigen politischen und wirtschaftli- chen Lage nach der bedingungslosen Kapitulation Der Krieg machte größere Naturschutzvorha- Deutschlands und während der ersten Jahre der ben unmöglich, auch wenn Reichsforstmeister sowjetischen Besetzung im heutigen Gebiet von Hermann Göring als Leiter der Obersten Natur- Sachsen-Anhalt widmeten sich in einigen Kreisen, schutzbehörde noch 1942 u. a. verfügt hatte: in denen KNB noch aktiv waren, diese sogleich „Der Landschaftsschutz ist gegenüber den Ein- wieder ihrer Naturschutzarbeit, so Hans Dunker griffen anderer Stellen (§ 20 RNG) auch während (Wolmirstedt), Walter Freytag (Weißenfels), Otto des Krieges nachdrücklich wahrzunehmen“ (Beh- Kleinschmidt (Wittenberg), Richard Leißling rens 2005). Die 1943 in Erwägung gezogene Stillle- (Zeitz), Emil Liebold (Burg), Albert Querfurt (Bit- gung der Reichsstelle für Naturschutz wurde von terfeld/Gräfenhainichen), Georg Thomas (Wanz- Göring verhindert. Nachdem das Gebäude der leben), Richard Wahn (Köthen) und Wolfgang Reichsstelle in Berlin Anfang 1944 ausgebombt Wanckel (Schönebeck)(vgl. Tab. 1, 2 und 3). Auch worden war, konnte sie in Bellinchen an der die Bezirksbeauftragten der Regierungsbezirke Oder mit äußerst reduziertem Personalbestand Magdeburg und Merseburg, Oskar Ludwig und noch bis Anfang 1945 tätig sein. Dann erfolgte Friedrich Horn, standen noch zur Verfügung. die Flucht nach Egestorf in der Lüneburger Heide. Engagierte Naturschutzhelfer wie z. B. Werner Die Janusköpfigkeit der nationalsozialistischen Klebb (Weißenfels), Erich Künstler (Zeitz) und Regierung lässt sich anschaulich am Reichsforst- Otto Zülicke (Bitterfeld) sorgten ebenfalls dafür, meister Göring zeigen, der sich einerseits für die dass es im Naturschutz trotz aller Schwierigkeiten Sicherung des Naturschutzes einsetzte, anderer- wieder voranging. So brauchte man nicht bei Null seits aber bereits seit 1936 als einer der Hauptpla- zu beginnen. Bereits im Mai 1946 konnte der Regie- ner der aggressiven Wiederaufrüstung Deutsch- rungspräsident des Regierungsbezirkes Merseburg

13 brieflich Erich Künstler mitteilen: „Die Arbeiten Es ging im Briefwechsel von Klose auch um die im Naturschutz werden auch jetzt fortgesetzt, wo- Auswirkungen der Bodenreform hinsichtlich des für in jedem Kreis ein Kreisbeauftragter für die Naturschutzes, um die Bestandssicherung von Aufgaben des Naturschutzes zur Verfügung steht. Parkanlagen, vor allem um den Schutz der Guts- Für den Verwaltungsbezirk ist Herr Mittelschul- parke vor Abholzung und Bebauung, eine Proble- lehrer Horn in Delitzsch als Bezirksbeauftragter matik, mit der die Naturschutzbeauftragten in eingesetzt“ (Hilbig 1983b). der DDR sich noch jahrzehntelang beschäftigen mussten. Freilich war die Zuständigkeit der Behörden für Naturschutzfragen anfangs noch nicht geklärt, so F. Horn konnte am 2. 5. 1946 an Klose berichten, dass der Landes- und Bezirksbeauftragte für den dass im Regierungsbezirk Merseburg von den 22 Regierungsbezirk Magdeburg, Ludwig, sowie der Kreisstellen bereits wieder 16 besetzt seien, dar- stellvertretende Landes- und Bezirksbeauftragte unter im Stadtkreis Wittenberg mit dem bekann- für den Regierungsbezirk Merseburg, Horn, recht ten Ornithologen, Pfarrer Dr. O. Kleinschmidt. zu klagen hatten. Horn bleibt im Regierungsbezirk Merseburg im Sinne von Klose aktiv und teilt seinen KNB mit: Hans Klose, der Leiter der Reichsstelle für Na- turschutz, begann von Egestorf aus, die Arbeit 1. Die Reichsstelle für Naturschutz besteht noch. der deutschen Naturschutzbeauftragten neu zu 2. Das Reichsnaturschutzgesetz gilt ebenfalls organisieren (Auster 2003) und führte in die- noch. Da es keine nationalsozialistischen Ideen sem Zusammenhang auch einen umfangreichen zu verwirklichen suchte, dürfte es wahrschein- Briefwechsel mit den Naturschutzbeauftragten lich weiter Bestand haben. in Sachsen-Anhalt, die er noch aus der Zeit vor 3. Die praktische Naturschutzarbeit wird in glei- 1945 kannte. Er ging davon aus, dass nach einer cher Weise weitergeführt. kurzen Übergangszeit von zwei bis drei Jahren im 4. Naturschutz-Ausweise, deren Gültigkeit abge- wiedervereinten Deutschland der Naturschutz laufen ist, sind über die Untere Naturschutzbe- sich wie gehabt erneut strukturieren könnte. Vor- hörde dem Herrn Bezirkspräsidenten zur Ver- erst existierte das Deutsche Reich nicht mehr, das längerung vorzulegen. Reichsnaturschutzgesetz galt jedoch in allen Be- 5. Eine Prüfung der Naturdenkmalbücher ist so- satzungszonen weiter. So versuchte er zunächst fort durchzuführen und festzustellen, ob An- für alle, später zumindest für die drei westlichen klänge an das vergangene Regime bestehen (z. Besatzungszonen die Einheitlichkeit zu wahren. B. Hitler-Eiche, Wessel-Stein u. ä.). Die Löschung Seine Egestorfer Zentrale hieß nun Zentralstelle ist in solchen Fällen sofort zu beantragen. für Naturschutz und Landschaftspflege. Nach ei- 6. Es ist ein Verzeichnis der den Naturschutz be- ner zwischenzeitlichen Auflösung 1951 wurde sie treffenden Kriegsschäden aufzustellen. ab 1953 in Bonn-Bad Godesberg als Bundesanstalt für Naturschutz und Landschaftspflege weiter- O. Ludwig hat bis Ende 1947 den Naturschutz im geführt (Frohn & Schmoll 2006). Nach einigen Regierungsbezirk Magdeburg wieder aufgebaut. zwischenzeitlichen Umbenennungen existiert sie Er kann Mitte des Jahres 1947 feststellen, dass der seit 1993 unter dem Namen Bundesamt für Natur- BNB über ausreichend Mittel verfügt, um die KNB schutz. Klose führte von 1945 bis 1951 Briefwechsel zusammenrufen zu können. 1946 waren es 1100 mit Ludwig und Horn, mit dem Landeskonserva- RM, 1947 3000 RM (Ludwig in litt.). Er beklagt tor Schubert, mit den KNB Max Kadatz (Halle) sich aber am 15. 12. 1947 in einem Brief an Klose, und Bruno Weber (Haldensleben, 1909-1997), dass zum 30. 6. 1948 die Bezirksregierungen wie- sowie mit Erich Künstler (Zeitz, 1904-2001). Es der aufgelöst werden und der Naturschutz zu den ging dabei im wesentlichen um die Beschaffung Volksbildungsämtern gelangen soll. von Stellen, um Hinweise zur Organisation und Unterstellung, um die Bestandsaufnahme, Neu- In Sachsen-Anhalt wurden in den ersten Jahren erfassung und Ergänzung von ND, NSG und LSG, auch zahlreiche KNB neu berufen. Einige der KNB, um die Organisation des Schriftentausches und die der NSDAP angehört hatten, wurden in ihrer um die Wiederaufnahme von KNB-Tagungen. ehrenamtlichen Tätigkeit belassen. Beispielswei-

14 Verhaftungen einiger KNB. Der KNB des Kreises Schönebeck, Wolfgang Wanckel (1879-1964), wurde nach Enteignung und erster Verhaftung 1946 im Jahre 1949 erneut verhaftet und, ob- wohl die Anklage auf illegalen Waffenbesitz und Schusswaffengebrauch nicht aufrecht zu erhalten war, zu mehrjähriger Haft verurteilt. Der seit 1954 als KNB in Magdeburg tätige Geologe Prof. Dr. Herbert Brüning (1911-1983), seit 1951 Direktor des Kulturhistorischen Museums, wurde 1955 ver- haftet. 1956 wurde er aus der Haft entlassen und rehabilitiert. Solche Ereignisse wurden während der DDR-Zeit nicht aufgearbeitet und blieben weitgehend unbekannt.

Am 11. 7. 1947 wurde vom Volksbildungsamt an die Räte der Städte und Gemeinden ein schrift- licher Hinweis auf die weitere Gültigkeit des Reichsnaturschutzgesetzes und eine Anweisung zum Wiederaufbau der Naturschutzarbeit, zur Erfassung der ND und zur Meldung von Ortsna- turschutzbeauftragten herausgegeben. Am 21. 7. 1949 erging ein Rundschreiben der Landesregie- rung Sachsen-Anhalts an die Räte der Kreise und kreisfreien Städte als Untere Naturschutzbehör- den: „Zur Förderung des Naturschutzes ist es not- Abb. 2: Naturphilosoph und –schützer Max Bö- wendig, daß die Naturschutzstellen bei den Un- sche auf seinem Hof in Hohenwarsleben, etwa teren Naturschutzbehörden ihre Tätigkeit wieder 1985. Foto: Archiv L. Reichhoff. aufnehmen“ (Behrens 2004). Der Ausschuss für Kreis- und Gemeindeangelegenheiten des Landes Sachsen-Anhalt verfügte mit Gesetzblatt 14:47 (1949), dass Maßnahmen zur Eintragung von ND se schrieb der Landrat des Kreises Wanzleben am und zum Schutz von Landschaftsteilen von den 19. 6. 1946 an den Bezirksbeauftragten Ludwig Kreistagen als Kreissatzungen zu beschließen über den Lehrer und KNB Georg Thomas: „Herr sind (Hilbig 1983b). Thomas gehörte zwar der ehemaligen NSDAP an, ist aber vom Antifa-Ausschuss als tragbar aner- In vielen Kreisen waren die ehrenamtlichen kannt“ (Behrens 2004). Dass bei dieser Entna- Naturschützer schon lange vorher tätig gewe- zifizierung nicht immer rechtsgültige Normen sen und hatten auch bei den Räten der Kreise eingehalten wurden, mag das Beispiel des Land- Unterstützung gefunden. Im Regierungsbezirk wirts, Ortsnaturschutzbeauftragten, Heimatfor- Magdeburg gehörten neben BNB Oskar Ludwig schers und Philosophen Max Bösche (1902-1990) Museumsdirektor a. D., Gustav Hinze (Zerbst, aus Hohenwarsleben zeigen. Nach einer Denun- 1879-1972), Museumsleiter Erich Hobusch (Burg), ziation - dazu reichten kleine Vergehen oder eine Lehrer Otto Koch (Havelberg, 1901-1987), Lehrer persönliche Feindschaft aus der NS-Zeit, hier der a. D. Ernst Pörner (Wernigerode, 1886-1965), Leh- Waffenfund im Teich seines Grundstücks - wurde rer Georg Thomas (Wanzleben, 1897-1979), Rektor Max Bösche 1946 in das NKWD-Lager Mühlberg a. D. O. Triebe (Halberstadt) und Museumsleiter bei Torgau eingeliefert und musste dort unter un- Bruno Weber (Haldensleben, 1909-1997) zu den würdigen Bedingungen zwei Jahre verbringen Beauftragten „der ersten Stunde“. Bruno Weber (Jacobeit 2002). Aber auch später kam es noch zu war es auch, der sich besonders dem Schutz des

15 Abb. 3: Bruno Weber (r) und Prof. Dathe als Ornitho- Abb. 4: Udo Wolff (Westerhausen) Naturschützer u. logen u. Naturschützer in den 1950er Jahren. Foto: Landschaftspfleger i. Harzvorland. Foto: H. Kunze. Fotoarchiv Naturparkverwaltung Drömling.

Drömlings widmete und hier u. a. Schutz- und schutzstelle eingerichtet. Im Kreis Quedlinburg Schongebiete vorbereitete. Im Regierungsbezirk verfügte KNB Karl Joachim schon 1948 über Merseburg gehörten dazu: Lehrer Hans Ahr (San- ein Netz von „Vertrauensmännern des Natur- gerhausen, 1902-1975), Lehrer Ewald Herrmann schutzes“. Beispielhaft beschreibt Erich Hobusch (Naumburg, 1899-1988), Maschinenbau-Ingeni- (2006), der im Jahre 1947 als Neulehrer in Burg eur Alfred Hinsche (Dessau, 1900-1980), Lehrer eingesetzt war, die Vielfalt der ehrenamtlichen Karl Joachim (Quedlinburg, 1889-1961), Lehrer Aufgaben dieser Zeit, die von der Museumsbe- Werner Klebb (Weißenfels, 1905-1990), Mühlen- treuung über die Bodendenkmalpflege, die Ein- besitzer Erich Künstler (Zeitz, 1909-1997), Gar- richtung einer Naturpflegestelle und eines Bei- tenbau-Ingenieur Kurt Lein (Gräfenhainichen, rates bei der Unteren Naturschutzbehörde bis zu 1911-2003), Lehrer Richard Leißling (Zeitz, 1878- rein praktischen Naturschutz- und Parkpflegear- 1957) und Lehrer Otto Zülicke (Bitterfeld, 1903- beiten reichte. 1989). Meist waren es altgediente Naturschutz- mitarbeiter, die bereits jahrelange Erfahrung als Erste einstweilige Sicherstellungen von Parkanla- KNB oder Naturschutzhelfer besaßen. gen wurden im Kreis Weißenfels 1947 und 1949 verfügt (z. B. Meineweh, seit 1952 zum Kreis Zeitz). Im Kreis Bitterfeld wurde z. B. schon 1947 ein 1948 wurde im Kreis Bernburg eine Verfügung Naturschutzbeirat berufen und eine Kreisnatur- zum Schutze des Parkes Plötzkau herausgegeben.

16 Auch im Kreis Merseburg und im Kreis Zeitz wur- Für Naturschutzbelange wurde der Begriff Behör- den städtische Parkanlagen und Gutsparke als de abgeschafft und die entsprechende Stelle bei „Landschaftsschutzgebiete“ gesichert. Der Park den Räten der Kreise und Bezirke als Kreis- und von Ostrau (Saalkreis) wurde 1950 durch den Rat Bezirksnaturschutzverwaltung bezeichnet. Nur des Kreises Bitterfeld, zu dem das Gebiet vor der noch beim Jagdwesen, welches in der Regel eng Verwaltungsreform gehörte, unter Schutz ge- mit dem Naturschutz verbunden war, wurde der stellt. Begriff „Jagdbehörde“ verwendet.

Mit der Gründung der DDR 1949 wurden Natur- Am 12.11.1952 wird vom Ministerium für Land- schutz und Landschaftspflege „doppelt“ institutio- und Forstwirtschaft eine „Anweisung über die nalisiert, zum einen in Tradition der Naturdenk- Durchführung der Aufgaben des Naturschutzes“ malpflege als Referat Naturschutz und Denk- herausgegeben. Am 28.1.1953 folgt eine Arbeits- malpflege beim Ministerium für Volksbildung, anweisung, in der folgende Forderungen erhoben zum anderen als Referat für Landschaftspflege werden: Übernahme des Sachmaterials von den und Landschaftsgestaltung beim Ministerium Ämtern für Denkmalpflege durch die Abteilung für Land- und Forstwirtschaft. Auf Landesebene Landwirtschaft, Benennung von BNB und KNB waren in Sachsen-Anhalt für Natur- und Land- sowie Erfassung und Zusammenstellung der NSG schaftsschutzbelange sogar vier Behörden zu- und LSG (Hilbig 1983b). Durch die KNB und Na- ständig: turschutzhelfer, unterstützt von Heimatfreunden im Kulturbund, wurden die Naturschutzunterla- - das Referat für Naturschutz beim Ministerium gen gesammelt und gesichtet, der Zustand der für Land- und Forstwirtschaft, geschützten Objekte erfasst und neue Vorschläge - das Landesamt für Naturschutz und Kultur- für Schutzobjekte vorbereitet. Vor allem galt es pflege beim Ministerium für Volksbildung, die Naturdenkmale zu berücksichtigen und ihren - das Referat Landschaftsgestaltung beim Mi- Schutzstatus zu erfassen, die durch die Verwal- nisterium für Land- und Forstwirtschaft und tungsreform nun zu einem andern Kreis oder gar - das Referat Denkmalpflege beim Ministerium zu einem andern Bezirk gehörten. KNB benach- für Volksbildung. barter Kreise tauschten Unterlagen über ND ent- sprechend aus. Das führte dazu, dass der DDR-Landwirtschaftsmi- nister 1951 feststellen musste, das „in der Öffent- Am 1. 4. 1953 wurde das Institut für Landesfor- lichkeit völlige Unklarheit über die Zuständigkeit schung und Naturschutz (ILN) innerhalb der für Naturschutzfragen herrscht“ (Behrens 2004). Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissen- schaften (DAL) gegründet. Sein Sitz war in Halle, Die Auflösung der Länder und Schaffung der Be- sein erster Direktor wurde Prof. Dr. Hermann zirke in der DDR im Jahre 1952 führte zur Gliede- Meusel (1909-1997), der gleichzeitig der Leiter des rung des Landes Sachsen-Anhalt in die Bezirke Institutes für Systematische Botanik und Pflan- Halle und Magdeburg. Der Bezirk Halle wurde in zengeographie an der Martin-Luther-Universität 22 Kreise (20 Landkreise und die Stadtkreise Des- war. 1963 übernahm Prof. Dr. Ludwig Bauer die sau und Halle) aufgeteilt, wobei die Kreisgrenzen Leitung des ILN. Von 1974 bis zur Schließung des nicht immer mit den Grenzen der bisher beste- Institutes im Jahre 1991 wurde das ILN von Prof. henden Kreise überein stimmten und auch die Dr. Hugo Weinitschke geleitet. Noch 1953 wur- Bezirksgrenzen zu den Bezirken anderer ehema- den Zweigstellen gebildet, die für die Gebiete der liger Länder (Brandenburg, Sachsen, Thüringen) ehemaligen Länder zuständig waren. Die für die Veränderungen erfuhren. Diese Verwaltungsre- Bezirke Halle und Magdeburg zuständige Zweig- form führte in einigen Kreisen zu Umbesetzun- stelle mit Sitz im Hauptgebäude des ILN in Halle gen im Amt des KNB, in den neu geschaffenen entstand im Jahre 1954. Kreisen (Artern, Gräfenhainichen, Hohenmölsen, Nebra, Roßlau) zu dessen Neuberufung. Der Be- Seit der Gründung dieser Zweigstelle, die später zirk Magdeburg gliederte sich in 21 Landkreise als Arbeitsgruppe bezeichnet wurde, war bis 1963 und den Stadtkreis Magdeburg. der Geograph Dr. Hans Bohnstedt ihr Leiter. Ihm

17 folgte als Arbeitsgruppenleiter sein bisheriger 6 Der Naturschutz in den Bezirken Halle Mitarbeiter, der Biologe Dr. Hugo Weinitschke, und Magdeburg von 1954 bis 1970 der 1968 nach dem Tode von Dr. Hans Bohnstedt dessen Posten als Stellvertretender Institutsdi- Nach umfangreichen Diskussionen in den staat- rektor des ILN übernahm. Im Jahre 1957 hatte lichen Einrichtungen, wissenschaftlichen Insti- der Pädagoge Dr. Peter Hentschel (1933-2002) tutionen und gesellschaftlichen Organisationen seine Arbeit in der Arbeitsgruppe Halle/Magde- wurde von der Volkskammer der DDR am 13. 8. burg aufgenommen. Nun übernahm er 1968 die 1954 das „Gesetz zur Erhaltung und Pflege der hei- Leitung der Arbeitsgruppe. Als wissenschaftli- matlichen Natur“ (Naturschutzgesetz) beschlos- che Mitarbeiter waren der Forstmann Dr. Bernd sen. „Der Schutz der Natur ist eine nationale Auf- Rossel und der Geograph Dr. Bernd Reuter (seit gabe“, heißt es darin. Diese wichtige Feststellung 1967), der Biologe Dr. Lutz Reichhoff (seit 1975) in der Präambel half bei zahlreichen Diskussionen sowie der Forstmann Peter Dornbusch (seit und Eingaben, auch die Staatsfunktionäre von 1988) tätig. 1982 siedelte die für die Bezirke Halle der Bedeutung des Naturschutzes zu überzeugen, und Magdeburg zuständige Arbeitsgruppe nach die bisher im Naturschutz nur rückschrittliche Dessau über (Behrens et al. 2006). Eine enge Zu- Naturschwärmerei gesehen hatten. Sie half den sammenarbeit verband die Regionalstelle mit ehrenamtlichen Mitarbeitern, sich Gehör zu ver- zwei Arbeitsgruppen im ILN, der Arbeitsgruppe schaffen. In der DDR-Verfassung fand der Natur- Terrestrischen Ökologie (Leiter: Dr. Gerhard Stö- schutz als eine nationale Aufgabe erst im Jahre cker, 1932-2003) und der Arbeitsgruppe NSG-Sys- 1968 Berücksichtigung. Das neue Naturschutzge- tem (Leiter: Dr. Siegfried Schlosser). setz wurde von den ehrenamtlichen Naturschüt- zern schon lange erwartet. Es beendete zahlreiche Neben den Forschungs- und Dokumentationsauf- Unsicherheiten der Nachkriegszeit und führte zu gaben des ILN war von deren Tätigkeit für die Na- einem Aufschwung im Naturschutz. Im Gesetz turschutzarbeit in den Bezirken und Kreisen vor waren auch die drei wesentlichen Säulen des allem die Beratung der staatlichen Organe, der Naturschutzes, die staatlichen Naturschutzver- Naturschutzverwaltungen und der gesellschaftli- waltungen (ZNV, BNV, KNV), die ehrenamtlichen chen Organisationen sowie die wissenschaftliche Naturschutzmitarbeiter (BNB, KNB, NH) und die Anleitung der ehrenamtlichen Naturschutzbeauf- wissenschaftlichen Einrichtungen (ILN und seine tragten und Helfer von großer Bedeutung. Bereits Zweigstellen) fixiert. Dazu kam als wichtige ge- im Mai 1953 fand eine Besprechung von Prof. Dr. sellschaftliche Organisation der Kulturbund mit H. Meusel mit allen KNB des Bezirkes Halle über seinen Fachgruppen. den Stand und die Aufgaben der Naturschutzar- beit im Bezirk statt. Vor allem die Mitarbeiter der Durch die enge wissenschaftliche Zusammenar- Zweigstellen standen in engem Kontakt zu den beit des ILN mit dem Institut für Systematische haupt- und ehrenamtlichen Naturschutzmitar- Botanik und Pflanzengeographie der Universität beitern in den Kreisen. in Halle, mit den forstwissenschaftlichen Fakul- täten in Eberswalde und Tharandt und den bota- Dem Naturschutzgesetz der DDR von 1954 ging nischen Instituten der Universitäten in Jena und am 29. 10. 1953 eine Verordnung zum Schutze der Greifswald kam die wissenschaftliche Forschung Feldgehölze und Hecken voraus. Damit war eine und Betreuung in der Naturschutzarbeit voran. erste neue gesamtstaatliche Verordnung der DDR Von 1954 bis 1961 wurde ein Netz von Waldschutz- im Interesse des Naturschutzes in Kraft gesetzt, gebieten entsprechend den in der DDR verbrei- die vor allem in den waldarmen Kreisen zur Er- teten Waldgesellschaften unter Schutz gestellt. fassung und Unterschutzstellung von Feldge- Anschließend wurde das System der Gewässer-, hölzen durch die Räte der Kreise führte. Die nun Wiesen- und Moorschutzgebiete erweitert. Im nach erfolgter Unterschutzstellung notwendige Bezirk Magdeburg wurden bis zum Jahre 1957 23 Antragstellung auf Beseitigung von Gehölzen bot neue NSG unter Schutz gestellt, darunter „Alb- günstige Möglichkeiten, Gehölzbeseitigungen rechtshaus“, „Arneburger Hang“, „Bartenslebener auf ein geringes Maß zu beschränken und Ersatz- Forst“, „Fallstein“, „Hoppelberg“, „Jederitzer Holz“, pflanzungen festzulegen. „Magdeburgerforth“, „Rehm“ und „Schollener

18 Abb. 5: Meliorationsvorhaben wurden um 1965 in der Nedlitzer Niederung beraten (links BNB H.Quitt, halbverdeckt KNB Schnelle, Mitte im Anzug BNV W. Horn, rechts Dr. M. Dornbusch). Foto: H. Kolbe.

See“. Im Bezirk Halle wurden in der gleichen Zeit den KNB und KNV in Zusammenarbeit mit BNB, 52 NSG geschützt oder einstweilig gesichert, dar- BNV und ILN oft zähen Verhandlungspartnern unter der „Forst Bibra“, die „Salzwiesen bei Asele- gegenüber. Der Bau von Erholungseinrichtungen, ben“ und das „Selketal“. Die KNB gaben wertvolle sportliche Betätigungen, Jagd und Angeln sowie Hinweise und Gutachten und fertigten erste In- Beeinträchtigungen durch Rinderweide in NSG ventarlisten zur Naturausstattung der neu zu be- sind einige Probleme in diesem Zusammenhang. schließenden Naturschutzgebiete an. Sie waren Verschiedene unberechtigte Baumaßnahmen in auch wesentlich in die vor der Schutzerklärung NSG (z. B. in den Kreisen Eisleben, Halberstadt, notwendigen Abstimmungsmaßnahmen mit der Nebra, Quedlinburg, Saalkreis, Wittenberg) wa- Land- und Forstwirtschaft und anderen Nutzern ren ebenfalls Gegenstand schwieriger Verhand- und Eigentümern einbezogen. Bis zur endgülti- lungen und wurden oft gegen den Protest der gen Unterschutzstellung wurden die NSG einst- Naturschutzvertreter von den staatlichen Stellen weilig in Form von Ratsbeschlüssen der zustän- nachträglich sanktioniert. digen Räte der Kreise gesichert. Die meisten NSG wurden durch Anordnung des Ministeriums für Weitere Zuarbeiten lieferten in den 1950er Jah- Landwirtschaft, Erfassung und Forstwirtschaft ren die KNB und ihre Helfer bei der Erfassung der als Zentrale Naturschutzverwaltung am 30. 3. ländlichen Parkanlagen und Beschreibung ihres 1961, eine weitere größere Zahl durch Anordnung Zustandes. Sie verfolgten das Ziel, die Parkanla- des Vorsitzenden des Landwirtschaftsrates der gen zu schützen und zu pflegen. Grundlage dafür DDR am 11. 9. 1967 beschlossen. war eine Verordnung, die das ILN gemeinsam mit den Bezirksfachausschüssen Dendrologie und Bei der Durchsetzung der staatlichen Auflagen Naturschutz beim Kulturbund erarbeitet hatte. zum Schutz und zur Pflege der NSG und bei Be- Für den Saalkreis ergaben sich aus dieser Zuar- ratungen über Eingriffe in den Naturhaushalt beit beispielhaft folgende nicht sehr ermutigende dieser Gebiete durch verschiedene Nutzer stan- Zahlen:

19 - 5 Parke in gutem Zustand tion ein BNB zur Seite. Als erster BNB des Bezir- - 3 Parke in mäßigem Zustand kes Halle nach der Schaffung der Bezirke in der - 6 Parke in schlechtem Zustand DDR wird für das Jahr 1952 der Mittelschullehrer - 11 Parke völlig verwahrlost. Max Kadatz genannt, vorher KNB im Stadtkreis Halle. Ihm folgte 1953 der Biologiestudent Hugo Auch in anderen Kreisen ergaben sich ähnliche Weinitschke, Halle. Er wirkte in dieser Funktion Verhältnisse. Von den sechzehn Gutsparkanlagen bis 1954, blieb als Mitarbeiter an der Zweigstelle des Kreises Merseburg sind von Täglich (1969) elf Halle des ILN dem Naturschutz treu und wurde als vollkommen verwachsen und nur mit großem schließlich zum Direktor des ILN berufen. Von Arbeitsaufwand wieder rekonstruierbar benannt 1955 bis 1959 folgte ihm als BNB Druckereibesit- worden. In zahlreichen Kreisen wurden die von der zer Eduard Klinz (Halle, 1900-1974). Mit großer Ausstattung her schützenswerten Parkanlagen als Initiative und persönlicher Hingabe arbeitete er „geschützte Parke“ unter Schutz gestellt. Aber noch an der Erfassung und Ausweisung der geschütz- auf der 1980 vom Kulturbund und dem Rat des Be- ten Objekte im gesamten Bezirk Halle mit, führte zirkes Halle durchgeführten Bezirks-Parktagung Stützpunktberatungen mit den KNB mehrerer be- musste erneut auf die notwendige Rekonstruktion nachbarter Kreise durch und korrespondierte und vieler Parkanlagen hingewiesen werden. verhandelte mit Verwaltungsstellen und Wirt- schaftseinrichtungen, um Missverständnisse und Weitere umfangreiche Aufgaben für die Natur- Ressortdenken abzubauen. 1955 gab er mit dem schutzmitarbeiter in den Kreisen waren die Er- Naturschutzreferenten der BNV eine „Kurze Zu- fassung der Quellen und vor allem der ND. Nicht sammenfassung der organisatorischen Einrich- nur bei der Auswahl und Begründung der ND, tungen der Naturschutzarbeit“ heraus (Pernutz sondern auch bei deren Dokumentation leisteten & Klinz 1955), in der es über die Naturschutzhel- die KNB den wesentlichen Teil der anfallenden fer heißt: „Die Helfer des KNB sind Mitglieder der Arbeit. Meist wurden nach Überprüfung der für Naturwacht. Alle Mitglieder der Naturwacht sind einen Schutz als ND geeigneten Objekte von den im Besitz eines Ausweises als Helfer des KNB. Der Räten der Kreise neue Beschlüsse über ihre Siche- Ausweis wird vom KNB auf Antrag ausgefertigt rung gefasst und die alten Schutzanordnungen, und über den BNB vom Rat des Bezirkes (BNV) die oft nicht mehr exakt nachweisbar waren, au- bestätigt und erlangt erst damit seine Rechtsgül- ßer Kraft gesetzt. tigkeit. Er wird in Verbindung mit einer Emaille- marke ausgegeben“. Die ovalen Emaillemarken Um 1960 erfolgte eine umfangreiche Mitarbeit trugen die Aufschrift „Rat des Bezirkes Halle der KNB bei der Ausweisung und Abgrenzung der Aufsicht Naturwacht“ und eine Nummer, die im Landschaftsschutzgebiete. Im Bezirk Halle wur- Naturschutzhelfer-Ausweis eingetragen war (s. den sie durch Ratsbeschluss vom 11. 12. 1961 unter Hilbig 1983b). Die von Klinz in Eigeninitiative Schutz gestellt. herausgegebenen und gedruckten „Naturschutz- Schnellbriefe“ von 1955 bis 1960 zeugen von Einen deutlichen Aufschwung in der Naturschutz- seinem Engagement, so z. B. die in zwei Bänden Öffentlichkeitsarbeit brachten die von 1957 bis gedruckte und durch Register gut erschlosse- 1970 jährlich durchgeführten Naturschutzwo- ne Sammlung von Gesetzen, Anordnungen und chen. Sie haben mit ihren zahlreichen Veranstal- Durchführungsbestimmungen zum Naturschutz tungen viel zur Verbreitung des Naturschutzge- sowie zu tangierenden Problemen unter dem dankens beigetragen. Bereits in den ersten Jahren Titel „Naturschutzgesetze I und II“ (Klinz 1957). wurde dabei ein „Tag der Landschaftspflege“ ge- Auch er wurde 1958 von höchster staatlicher Sei- staltet, an dem auf gemeinsam mit Land-, Forst- te kritisch ins Visier genommen (Behrens 2001) und Wasserwirtschaft durchgeführten Veranstal- und schied ein Jahr später als BNB aus. tungen landeskulturelle Probleme zur Diskussion standen.

Der BNV beim Rat des Bezirkes Halle stand seit Gründung des Bezirkes mit beratender Funk-

20 In der Funktion als BNB im Bezirk Halle folgten: Als Referenten bzw. Dezernatsleiter für Natur- schutz bei der BNV Halle waren tätig: 1960–62 Pädagoge Dr. Rudolf Schubert, Halle 1963 Geograph Dr. Gerhard Klafs, Halle –1956 Dr. Hans-Gerhard Pernutz 1963–68 Apotheker Dr. Hans-Günter Täglich, 1956–60 Biologe Wolfgang Schmidt Merseburg (1925-1999) 1961–68 Oberforstmeister Albert Fischer 1969–89 Biologe Dr. Werner Hilbig, Halle (1922-1979) 1990–92 Biologe Dr. Uwe-Volkmar Köck, Halle 1969–74 Forstmeister Diplom-Forstingenieur Karl-Heinz Hoenow Im Bezirk Magdeburg wechselten die BNB weni- 1974–78 Forstmeister Harry Dierich ger: 1978–84 Forstmeister Biologe Dr. Wolfgang Böhnert 1945–63 Rektor a. D. Oskar Ludwig, Magdeburg 1984–88 Forstmeister Forst-Ingenieur 1963–89 Forstmeister Heinz Quitt, Wernigerode Karl-Heinz Lindner 1989–92 Biologe Dr. Joachim Müller 1988–90 Forstmeister Karl-Heinz Tauchert 1990–91 Diplom-Ing. Robert Schönbrodt 1991–03 Geographin Dr. Inge Ammon Die BNV im Bezirk Halle war von 1952 bis 1955 der Abteilung Kommunale Wirtschaft unterstellt. An- Die BNV im Bezirk Magdeburg gehörte von 1953 an schließend gehörte sie zur Abteilung Landwirt- zur Abteilung Forstwirtschaft. Als Naturschutzre- schaft. Von 1964 bis 1975 gehörte sie zur Arbeits- ferenten bzw. Dezernatsleiter waren tätig: gruppe Forst, Jagd und Naturschutz der Abteilung Inneres. Seit 1975 war die BNV ein Bestandteil der 1953–80 Forstmeister Diplom-Gärtner Abteilung Forstwirtschaft und unterstand dem Waldemar Horn Stellvertreterbereich Land-, Forst- und Nahrungs- 1980–90 Forstmeister Diplom-Landwirt güterwirtschaft. Klaus-Jürgen Seelig 1991–92 Biologe Dr. Joachim Müller 1992–03 Biologe Dr. Wolfgang Böttcher

Publikationsorgane der Zentralen Naturschutz- verwaltung, die im Gesamtgebiet der DDR den Naturschützern zur Information, Anleitung und Kommunikation dienen konnten, gab es in der DDR nicht. Vom Kulturbund wurde DDR-weit die Zeitschrift „Natur und Heimat“ unter der Redak- tion von Reimar Gilsenbach (1925-2001) verlegt, die nicht nur wegen ihrer Naturschutzthematik äußerst beliebt war. Nach zehnjährigem Beste- hen von 1952 bis 1962 musste sie ihr Erscheinen einstellen. Die Natur- und Heimatfreunde der Bezirke Halle und Magdeburg gaben einige Jahre die Zeitschrift „Mitteldeutsches Land“ heraus, die ebenfalls ein breites landeskundliches Spektrum hatte und in der auch Naturschutzthemen Auf- nahme fanden.

Während im Bezirk Halle BNB Eduard Klinz sei- ne Naturschutz-Schnellbriefe in Eigenregie pub- Abb. 6: BNB Dr. Ludwig (rechts) und KNB E. Rolandt lizierte, gab der Rat des Bezirkes Magdeburg ge- (links) bei einer Exkursion entlang der Steinernen meinsam mit dem BNB Oskar Ludwig in mehre- Renne im Harz. Foto: Bildarchiv LAU-Halle. ren Folgen eine Schriftenreihe „Naturschutz und

21 Landschaftsgestaltung“ heraus. Ab 1964 erschien den landwirtschaftlich besonders prädestinier- die Naturschutz-Zeitschrift mit dem langen Titel ten Bezirken Halle und Magdeburg zu ernsten „Naturschutz und naturkundliche Heimatfor- Schwierigkeiten bei der bisherigen Pflege der Kul- schung in den Bezirken Halle und Magdeburg“, turlandschaft führte. An eine pflegliche Nutzung herausgegeben von der für beide Bezirke zustän- und Entwicklung der zahlreichen unter Schutz digen Zweigstelle Halle (später Dessau) des ILN stehenden Halbkulturformationen im landwirt- als kostenloses Schulungsmaterial für die Natur- schaftlichen Bereich war immer weniger zu den- schutzmitarbeiter. Ab Jahrgang 16 (1979) lief sie ken. Selbst Mitarbeiter des ILN propagierten als unter dem verkürzten Titel „Naturschutzarbeit Maßnahmen der Flurneugestaltung „zur Herstel- in den Bezirken Halle und Magdeburg“. Seit dem lung optimaler Schlaggrößen“ die „Beseitigung Jahr 1991 wird die Zeitschrift in verbesserter Aus- störender Landschaftselemente auf vorhandenen stattung unter dem Titel „Naturschutz im Land Schlägen, wie z. B. Gehölzgruppen und Einzelbäu- Sachsen-Anhalt“ vom Landesamt für Umwelt- me, Findlingsblöcke und Steinhaufen, Sölle, ..., schutz Sachsen-Anhalt weitergeführt. Teiche“ sowie die „Beseitigung von Feldrainen, ..., Hecken und Grenzgehölzen, Verrohrung offener Die in der Zeitschrift enthaltenen Artikel über Gräben, ..., Verfüllung von Hohlwegen, Kultivie- Schutz und Pflege von geschützten Arten und rung trennender Ödländereien“ (Schnurrbusch Landschaftsteilen, über die Naturausstattung von et al. 1970). Das Buch enthält jedoch auch zwei Ka- NSG und LSG, Landschaftspflegepläne, Fragen der pitel zu landeskulturellen Empfehlungen bei der Weiterbildung und des Umweltschutzes stellen Flurmelioration. Veröffentlichungen dar, die oft über reine „Schu- lungsthemen“ hinausgehen und wissenschaftli- Eine wichtige Rolle beim Aufzeigen und der Ab- che Grundlagen liefern. wehr von Gefahren für die Vegetation durch die intensive Landwirtschaft spielte der von Norbert Positiv wirkte sich der Aufbau einer Zentralen Wisniewski (1927 - 1976) im Jahre 1961 gegründe- Lehrstätte für Naturschutz in Müritzhof am Mü- te Arbeitskreis „Heimische Orchideen“. Seit 1965 ritzsee bei Waren aus. Von 1953 an konzipierte besaß der Arbeitskreis eine eigene Schriftenrei- und richtete Kurt Kretschmann (1914-2007) he, die „Mitteilungen des Arbeitskreises ....“ Der in einem ehemaligen Bauernhof die Lehrstätte Arbeitskreis fand bei den ehrenamtlichen Na- ein, die er bis 1960 leitete (Kretschmann 1998). turschutzmitarbeitern regen Zuspruch, so dass Seit Mitte der 1950er Jahre bestand auch in den schließlich 1979 ein eigener Bezirksarbeitskreis, Bezirken Halle und Magdeburg immer eine Vor- der „Arbeitskreis zur Beobachtung und zum merkliste für die einwöchigen Lehrgänge, auf Schutz heimischer Orchideen im Bezirk Halle“, ge- denen KNB, Naturschutzhelfer, aber auch Mitar- gründet wurde. Im Bezirk Magdeburg integrierte beiter der KNV und der Jagd in den verschiedenen Alfred Bartsch den Orchideenschutz in den Ar- Teilgebieten des Naturschutzes geschult wurden. beitskreis „Nordharz und Vorland“, später in den Bezirksfachausschuss Botanik des Kulturbundes. Spannungen verursachte vor allem die Land- wirtschaftspolitik der DDR. Auch die Entwick- Im Bezirk Halle war um 1960 die Zusammenarbeit lung der chemischen Industrie auf der Basis von zwischen den staatlichen Naturschutzverwaltun- Braunkohle schaffte Probleme. Der erhebliche gen und den ehrenamtlichen Naturschutzmit- Geländebedarf um Halle, Bitterfeld, Gräfenhai- arbeitern in eine spürbare Stagnation geraten. nichen und Hohenmölsen hatte vielfältige Aus- Häufig wurde von den KNB die fehlende Ahndung einandersetzungen mit dem Naturschutz zur nachgewiesener Straftaten gegen das Naturschutz- Folge. In der Forstwirtschaft fielen Nutzung und gesetz durch die Naturschutzverwaltungen kriti- Schutz nicht selten weit auseinander. Nach dem siert, so auf Arbeitstagungen 1955 in Wittenberg Mauerbau 1961 und der damit verbundenen Ab- und 1956 in Stendal, auf denen Fritz Wernicke schottung der DDR war es die angestrebte Ma- von der ZNV aufgefordert wurde, für die Beseiti- ximierung der landwirtschaftlichen Produktion gung der Unzulänglichkeiten im Naturschutzrecht mit einer umfassenden Chemisierung und der zu sorgen. Die Strafen fielen lächerlich gering aus. Melioration fast aller Feuchtflächen, die auch in Für die Tötung eines Adlers wurde im Kreis Köthen

22 eine Strafe von 5 Mark verhängt (Behrens 2001). Winterschulungen, die wegen des Tagungsor- Eine am 10. 3. 1961 von der BNV durchgeführte Ar- tes sogenannten „Mandelholztagungen“, eine beitstagung der KNB und der Kreisreferenten für mehrtägige Exkursion und eintägige Beratungen Naturschutz trug zur Überwindung dieser unzu- in Magdeburg. Der Teilnehmerkreis bestand aus länglichen Situation bei. den KNB, ihren Stellvertretern und den Natur- schutzwarten des Bezirkes. Für die Naturschutz- Auf dieser Tagung wurde Oberforstmeister Al- referenten der Kreise wurden getrennte Beratun- bert Fischer in seiner neu übernommenen gen durchgeführt. Funktion als Naturschutzreferent bei der BNV vorgestellt. Während seiner Tätigkeit entwickel- ten sich neben den eintägigen Beratungen in Hal- le die jährlichen mehrtägigen Schulungen für die In beiden Bezirken gaben die Naturschutztagun- KNB und Kreisreferenten zu einer Tradition. Die gen den KNB wertvolle Anregungen für ihre Ar- erste dieser gemeinsamen Schulungen fand 1965 beit mit den Naturschutzhelfern und für neue in Dessau-Großkühnau statt. Eine erste Exkursion Unterschutzstellungen. Sie halfen weiter auf dem der KNB des Bezirkes Halle war bereits 1954 in den schwierigen Feld der Ahndung von Ordnungs- Kreis Sangerhausen, in die Gebiete des Südharzes widrigkeiten und der Einbeziehung der Nutzer und des Kyffhäusers organisiert worden (Hilbig in die Erhaltung und Pflege geschützter Flächen. 1983b). Ab 1965 wurden die mit Exkursionen kom- Sie trugen zur Qualifizierung, zum gegenseitigen binierten Schulungen jedes Jahr durchgeführt, Gedankenaustausch und zum persönlichen Kon- von 1966 bis 1973 in Wippra im Kreis Hettstedt. takt untereinander und mit Vertretern aus Wis- senschaft, Verwaltung und Wirtschaft bei, die als Auch im Bezirk Magdeburg nahmen ab Ende geladene Referenten Rede und Antwort stehen der 1950er Jahre die Weiterbildung und der Er- mussten. fahrungsaustausch der KNB einen breiten Raum ein. Dazu gehörten die jährlich 3 bis 4-tägigen 7 Der Naturschutz in den Bezirken Halle und Magdeburg von 1970 bis 1990

Mit dem Landeskulturgesetz der DDR vom 14. 5. 1970 wurden die Aufgaben des Umweltschutzes, der Landschaftspflege und des Naturschutzes in ein umfassendes Gesetz eingebettet. Es stellte ein Rahmengesetz zur Nutzung und zum Schutz der Natur dar und kam nach fast einjähriger re- ger Diskussion in Naturschutzkreisen, im Kultur- bund, in wissenschaftlichen Einrichtungen und in den Bereichen der Industrie und Landwirt- schaft zustande.

Neben Zustimmung gab es bei den KNB auch Bedenken, dass mit dem neuen Gesetz der spe- zielle Naturschutz verwässert werden könnte. Schon für die Naturschutzaufgaben reichte die Einmann-Besetzung bei den Naturschutzverwal- Abb. 7: Mandelholztagung der KNB des Bezirkes tungen nicht aus. Um das Landeskulturgesetz Magdeburg im Harz im Jahre 1982 (links Mitte durchzusetzen, waren weit mehr Mitarbeiter, vor KNB Eberhard Schnelle, Naturschutzwart Günter allem Fachleute für die Umweltfachbereiche, not- Steinke, BNV Klaus-Jürgen Seelig, im Vordergrund wendig. Zum Teil befürchteten die KNB zu Recht, Oberförster Karl-Heinz Götze † und KNB Günter dass die wirtschaftlichen Zielstellungen den Na- Stachowiak). Foto: H. Eckardt. turschutz an den Rand drängen könnten.

23 In seiner Endfassung enthielt das Landeskul- turgesetz neben der neugefassten Naturschutz- verordnung mit den entsprechenden Durchfüh- rungsbestimmungen grundsätzliche Rechtsvor- schriften zum Schutze des Bodens, zum Schutze der Wälder und von Einzelbäumen, des Gewäs- serschutzes, zum Schutze wildlebender Tiere (u. a. auch das Jagdgesetz), Rechtsvorschriften zum Lärmschutz und weitere Rechtsvorschriften zur Bienenhaltung, zum Schutze der Fische, zur Mül- lentsorgung und zur Ordnung und Sauberkeit in den Kommunen.

In der Öffentlichkeitsarbeit wirkte sich das Lan- deskulturgesetz zunächst positiv für den Natur- schutz aus. Von 1971 an ersetzte man die Natur- schutzwoche durch eine Landeskulturwoche. Allerdings wurde diese bereits 1974 wieder ab- geschafft, da bei den meisten Umweltbereichen, von der Luft- und Gewässerreinhaltung bis zum Bodenschutz Anspruch und Realität weit ausein- ander lagen und eine öffentliche Diskussion von Umweltdaten nicht mehr möglich war. Der Raub- bau am Stoffdargebot der Natur nahm zu, insbe- sondere von 1972 bis 1982, da die ökonomischen Abb. 9: KNB Horst Eckardt im Jahre 1986. Foto: Ressourcen der DDR deutlich knapper wurden. Bildarchiv Eckardt.

Diese Entwicklungen waren im Jahre 1970 noch nicht umfassend absehbar. Für die Natur- schutz- und Umweltforschung hatte das Landes- wissenschaftlich begründeten Umdenken in der kulturgesetz positive Folgen. Die Erkenntnisse Behandlung von NSG mit Halbkulturformatio- über die Gefährdung von Arten führten zu einem nen. Die daraus abgeleiteten Pflegegrundsätze wurden für die Naturschutzmitarbeiter der Leit- faden für erfolgreiche Pflegeaktivitäten.

Wissenschaftliche Untersuchungen zur Problema- tik sich bebuschender Xerothermrasen-Standorte führten zur Festlegung von Entbuschungsmaß- nahmen. Nachfolgend kam es im Zusammenwir- ken mit den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrie- ben zu umfangreichen Auslichtungsarbeiten in beiden Bezirken (Böhnert & Seelig 1983).

Im NSG „Oberharz“ wurde unter Leitung von BNB Heinz Quitt und von KNB Horst Eckardt (Benneckenstein, 1918-2000) und Achim Groß (Wernigerode) ein Mattengarten für den Schutz der seltenen Brockenpflanzen, vor allem der Bro- Abb. 8: Robert Schönbrodt beim winterlichen ckenanemone, angelegt. Dieser Spezialgarten Brandeinsatz in artenreichen Trockenrasen nord- mit seinen Erhaltungskulturen war wegen der westlich von Halle. Foto: Dr. W. Böhnert. umfangreichen militärischen Baumaßnahmen

24 auf der seit dem Mauerbau von 1961 gesperrten Brockenkuppe, welche die Brockenflora extrem gefährdeten, notwendig geworden.

1979 wurden die ersten zwei Biosphärenreservate der DDR ausgewiesen. Neben dem NSG „Vesser- tal“ im Thüringer Wald wurde das NSG „Steckby- Lödderitzer Forst“ vorgeschlagen. Beide wurden von der UNESCO am 24. 11. 1979 offiziell anerkannt. Durch Erweiterung um die Dessau-Wörlitzer Kul- turlandschaft wurde das Biosphärenreservat im Elbetal zum Biosphärenreservat „Mittelelbe“, das im Rahmen des Nationalparkprogramms kurz vor dem Ende der DDR erneut erweitert wurde und 1997 unter der Bezeichnung „Flusslandschaft Elbe“ einen länderübergreifenden Status erhielt Abb. 10: Landesforstmeister Morawitz BNV (Hal- (Reichhoff 2005). le) und BNB (Magdeburg) H. Quitt im Gespräch, 1978. Foto: Fotoarchiv ILN. Im Zuge der Mehrfachnutzung einer Landschaft gewannen für die unter Naturschutz stehenden LSG die Landschaftspflegepläne an Bedeutung. An der Erarbeitung waren die ehrenamtlichen genen Freizeitfond unserer Bürger einerseits und Naturschutzkräfte ganz entscheidend beteiligt. der Erhaltung des Beschlusses 444-9/78 über die Vom ILN wurde eine Anleitung zur Erarbeitung Ordnung zur Errichtung und Nutzung von Erho- von Landschaftspflegeplänen herausgegeben lungsbauten im Bezirk Halle sowie des Landes- (Hentschel 1971). Die Abstimmung musste mit kulturgesetzes und seinen ersten beiden Durch- allen an der Nutzung der LSG Beteiligten erfol- führungsverordnungen Rechnung zu tragen“. gen. Dann konnten die Räte der Kreise den Land- Man hatte allen Grund zu diesen Wünschen, denn schaftspflegeplan beschließen. Der Saalkreis Wochenendbauten mit Sondergenehmigungen und die Kreise Sangerhausen und Weißenfels entstanden immer wieder von neuem, trotz ei- gehörten zu den ersten Kreisen, die solche Pläne nes generellen Bauverbotes in der offenen Land- für die LSG in ihrem Territorium vorlegen konn- schaft der LSG. 1974 hatte der KNB des Kreises ten (Ebel & Hilbig 1971). Einigen Kreisen gelang Quedlinburg, Prof. Alfred Schneider (1913-1998) es Naturschutzfachleute aus der Zweigstelle des vom Institut für Pflanzenzüchtung der DAL, sein ILN zur Erarbeitung der Landschaftspflegepläne Naturschutzamt aus Protest gegen die Errichtung heranzuziehen (z. B. Reichhoff et al. 1984, 1986). von Staatsfunktionärsbauten in Schutzgebieten Die beschlossenen Landschaftspflegepläne wur- niedergelegt. den als Broschüren gedruckt und trugen zur Po- pularisierung des Naturschutzes bei (z. B. Dessau, Ab Mitte der 1960er Jahre fanden in der DDR Bitterfeld, Gräfenhainichen, Roßlau, Wittenberg, Landschaftstage zur Erschließung, Entwicklung Zerbst). Maßnahmepläne legten konkrete Schrit- und Pflege von Landschaftsschutzgebieten statt. te zur Pflege und Entwicklung der LSG fest und In den Bezirken Halle und Magdeburg gab es vier banden diese in umfassende Pläne der Kreise ein Landschaftstage „Harz“ mit Beteiligung von Ver- (z. B. Quedlinburg, Wittenberg). tretern des Bezirkes Erfurt (1970 in Gernrode, 1975 in Almsfeld, 1982 in Friedrichsbrunn, 1988 in Wer- Morawietz & Böhnert (1980) stellten bei ihrer nigerode). Weitere Landschaftstage fanden 1980 Einschätzung der Naturschutzarbeit im Bezirk in Arendsee für die Altmark, 1981 im Hohen Holz Halle speziell zu den LSG fest: „Die gute Zusam- bei Oschersleben für die Börde, 1983 und 1990 auf menarbeit mit dem Ratsbereich Erholungswesen der Sargstedter Warte und in Dingelstedt für den wird für die Landschaftsschutzgebiete zukünftig Huy, 1984 in Mannhausen, 1986 in Dessau, 1988 noch intensiver werden müssen, um dem gestie- in Dessau für das Mittelelbegebiet, im Großen

25 Eisleben durch Einsatz des KNB Horst Volkmann und seiner Naturschutzhelfer in einer Rettungs- aktion ein Teil der zu den individuenreichsten Adonis vernalis-Vorkommen des Bezirkes Halle bei Seeburg am Süßen See zählenden Bestände umgesetzt werden. Das Vorkommen musste dem Bau einer neuen Straßentrasse weichen. Eine ähnliche Umsetzung erfolgte 1976 in Aspenstedt (Huy) unter Anleitung von Alfred Bartsch. Im Botanischen Garten der Martin-Luther-Univer- sität Halle-Wittenberg wurden unter Leitung von Dr. Friedrich Ebel, der gleichzeitig KNB des Abb. 11: Pause beim Arbeitseinsatz im NSG „Zie- Saalkreises war, Maßnahmen zur Vermehrung genberg“ im Dezember 1986 mit Kollegen des und Wiedereinbürgerung sehr stark gefährde- Elektromotorenwerkes Wernigerode. Foto: H. ter Pflanzenarten begonnen. In der unmittelba- Knappe. ren Nähe noch vorhandener Vorkommen, woher auch das Vermehrungsmaterial stammte, oder auf standörtlich und vegetationsmäßig geeigne- ten Flächen in der Umgebung wurden Artemisia Bruch, im Flechtinger Höhenzug, im Saaletal und rupestris, Carex hordeistichos und Marrubium pe- 1989 in Neuferchau für den Drömling und im regrinum erfolgreich in ihrem Bestand verstärkt Unstrut-Triasland statt. Gab es anfangs bei den (Ebel, Rauschert et al. 1982). Inzwischen wurde Landschaftstagen noch eine große Offenheit bei 2001 an der Kapenmühle bei Dessau im Biosphä- der Information über Umweltdaten, war diese renreservat „Mittlere Elbe“ ein Schutzgarten mit Zeit um 1980 vorbei. Durch einen Ministerratsbe- schluß aus dem Jahre 1982 galten Umweltdaten als „Vertrauliche Dienstsache“ (VD) oder „Gehei- me Verschlußsache“ (GVS). Sie durften nicht mehr veröffentlicht werden (Gensichen 2005). Ein Ziel erreichten die Landschaftstage aber nach wie vor. Der Naturschutz gelangte aus seinem Fachkreis heraus und konnte seine Probleme mit Vertretern aus der Wirtschaft und aus staatlichen Stellen diskutieren, was zu einer Reihe von „kleinen Lö- sungen“ beim Schutz und bei der Pflege von Ge- bieten führte.

Im engeren Naturschutz, wie bei der Ausweisung von neuen und der Arrondierung bestehender kleiner Schutzgebiete, bei Artenschutzmaßnah- men, bei der „Biogeographischen Kartierung“ und der Erfassung von Veränderungen waren die eh- renamtlichen Naturschutzmitarbeiter nach wie vor entscheidend. Zur Umweltschutzproblematik meldeten sie auch wilde Müllablagerungen in der Landschaft, unsachgemäße Gülleausbringun- gen und ähnliche Verstöße. Abb. 12: Dr. Friedrich Ebel (KNB Saalkreis) und Umsetzungen von Pflanzen erfolgten in Abspra- Gärtner Fuhrmann beim Auspflanzen der Gersten che mit der ILN-Zweigstelle und der BNV im Falle Segge (Carex hordeistichos) am 01.04.1981 im NSG ihrer akuten Bedrohung. So konnte 1979 im Kreis Solgraben bei Arten. Foto: Dr. W. Böhnert.

26 Wernecke, von 1987 bis 1989 Gustav Könnecke für den Drömling und Helmut Müller seit 1989 ebenfalls im Drömling. Für die Naturschutzarbeit in diesen Gebieten war das ein erheblicher Ge- winn.

Die Personalsituation in den Naturschutzverwal- tungen hatte sich auch nach Inkrafttreten des Landeskulturgesetzes nicht gebessert. Auf allen drei Ebenen von der ZNV über die BNV bis zur KNV herrschte „Einmannbetrieb“. Die Kreisna- turschutzverwaltungen waren meist nur mit ei- ner halben Stelle besetzt, in der übrigen Zeit wa- ren die Referenten mit anderen Dienstaufgaben belastet. Hinzu kam eine häufige Verlagerung der KNV von einem Ratsbereich in einen anderen, z. B. Örtliche Versorgungswirtschaft, Handel und Versorgung, Inneres, Landwirtschaft, Kirchenfra- gen, Wasserwirtschaft, die z. T. keine Beziehun- gen zu Naturschutzproblemen hatten. So wurde im Kreis Hettstedt von 1961 bis 1982 das Referat Naturschutz von 11 aufeinander folgenden Mitar- beitern in 5 verschiedenen Abteilungen wahrge- nommen (Hilbig 1983b). Die Situation im Bezirk Abb. 13: Trappenspezialist und dienstältester Na- Magdeburg war in dieser Beziehung günstiger. turschutzwart Peter Ibe bei der Fütterung der im Es gab freilich auch durchaus positive Beispiele Gehege aufgezogenen Jungtrappen, etwa 1972 von Kreisen, in denen die Naturschutzarbeit mit – 1974. Foto: A. Hilprecht. versierten Referenten erfolgreich voranging und KNB und KNV Hand in Hand arbeiteten. Stellver- tretend für diese Naturschutzreferenten seien hier Dr. Gerda Bräuer (Dessau), Peter Braun Erhaltungskulturen gefährdeter Stromtalpflan- (Wittenberg), Werner Fricke (Artern), Lisa Jahn zen eingerichtet (s. auch Ebel et al. 2002). (Saalkreis, 1937-2005), Dietrich Kramer (Werni- gerode, 1979-1990) und Hans Ritter (Naumburg), In Loburg, Bezirk Magdeburg, begann 1979 der genannt. Aufbau einer Storchenstation durch Dr. Chris- toph und Dr. Mechthild Kaatz. Von hier aus Für den Artenschutz standen der BNV verschie- wurde dann in den folgenden Jahren auch die dene Bezirks-Arbeitsgruppen zur Beobachtung Entwicklung des Weißstorchbestandes beobach- und Betreuung sowie zur Beratung zur Seite. tet. Gegebenenfalls konnten Schutzmaßnahmen Am erfolgreichsten war die BAG Biberschutz mit eingeleitet werden. Der Storchenhof Loburg war einem lückenlosen Biberbetreuungsnetz unter aber auch so etwas wie ein kleines Naturschutz- Leitung von Dr. Dietrich Heidecke (Steckby, spä- zentrum im Bezirk Magdeburg. Hauptamtliche ter Halle). Seit 1978 wurde sie in die BAG Arten- Naturschutzwarte gab es im Gegensatz zu den schutz integriert, die sich um die Erfassung und Nordbezirken leider kaum. 1972 waren im Mit- den Schutz aller vom Aussterben bedrohter und telelbegebiet Peter Ibe und Günter Steinke vom anderer seltener Tierarten bemühte. Leiter dieser ILN für die Trappenbetreuung angestellt worden Arbeitsgruppe waren Dr. Max Dornbusch, spä- und später beim Staatlichen Forstwirtschaftsbe- ter Dr. Uwe Zuppke (Wittenberg). trieb als Naturschutzwarte tätig. Weitere Natur- schutzwarte waren seit 1982 im Harz Dr. Uwe Um die Betreuung und den Schutz der Wildkatze Wegener, seit 1987 im Elbe-Havel-Winkel Armin bemühte sich erfolgreich Harro Möller (San-

27 Abb. 14: Dr. Max Dornbusch und Biberhelfer Laue Abb. 15: Der KNB, Vogelkundler und Schriftsteller beim Kontrollgang durch das Biberschutzgebiet Alfred Hilprecht beim Beringen einer Bachstelze. bei Steckby. Foto: A. Hilprecht. Foto: A. Hilprecht

gerhausen, 1923-2001). Andere Arbeitsgruppen, Jahre 1984 gegründete Fördergemeinschaft für die z. T. auch in der Biologischen Gesellschaft den Drömling unter Leitung von Rudi Kuke setz- der DDR oder im Kulturbund verankert waren, te sich sowohl für Naturschutzförderprojekte als beschäftigten sich mit dem Trappenschutz, dem auch für tragbare Kompromisse in der Landnut- Fledermausschutz und dem Schutz der Herpeto- zung ein (Seelig et al. 1996). fauna. Die „Zentrale für Wasservogelforschung“ in Potsdam unter Leitung von Prof. Dr. Erich Bemerkenswerte Leistungen resultierten aus der Rutschke war mit vielen ehrenamtlich arbei- engen Zusammenarbeit mit den Bezirks-Arbeits- tenden Ornithologen vor allem im Elbe- und gruppen der Gesellschaft für Natur und Umwelt Saalegebiet tätig. Bezirksbeauftragter für die (GNU) im Kulturbund der DDR. Vorsitzender der Wasservogelforschung im Bezirk Halle war Al- GNU im Bezirk Halle war Dr. Peter Hentschel fred Hinsche (Dessau), der 1978 von Eckart und im Bezirk Magdeburg Prof. Dr. Giselher Schwarze (Roßlau) abgelöst wurde. Im Bezirk Schuschke. Beide führten die GNU seit der Grün- Magdeburg bildete der Drömling einen beson- dung 1980 bis zu ihrer Auflösung 1990 (vgl. auch deren Naturschutzschwerpunkt. Hier waren es Reichhoff & Schönbrodt 1995). Nicht selten die Räte der Kreise Haldensleben, Gardelegen arbeiteten Naturschutzhelfer auch aktiv in der und Klötze, die nach vielfacher Intervention der GNU mit. Die GNU übernahm in einigen Kreisen ehrenamtlichen Naturschützer durch Schonge- des Bezirkes Magdeburg auch Pflegearbeiten in bietsausweisungen z. B. für den Fischotter (1979) Naturschutzgebieten oder wirkte an diesen Ein- und den Großen Brachvogel (1981, 1983) versuch- sätzen mit. In Sachsen-Anhalt strukturierte sich ten, deren Rückgang aufzuhalten. Auch die im die GNU 1990 um und setzte ihre Arbeit als an-

28 Abb. 17: Das 25 jährige Jubiläum des ILN im Jahre 1978. Blick auf das Präsidium ( v. l. nach r.: Leiter Abb. 16: Arbeitspause beim Pflegeeinsatz Harsle- der Zweigstelle Dölzig Dr. Konrad Werner, Leiter bener Berge, den jährlich die GNU-Kreisvorstände der Zeigstelle Finsterwalde Erwin Brier, Direktor organisierten und an dem in der Regel 30 bis 60 Prof. Dr. Hugo Weinitschke, Horst Hörig – MLFN, freiwillige Helfer teilnahmen (1982). Foto: H. Lü- halbverdeckt Landesforstmeister Morawitz – BNV ders. Halle). Foto: Archiv LAU.ders.

erkannter Umweltverband, Bund für Natur und und Pilze, nicht nur die Wirbeltiere, sondern auch Umwelt (BNU) fort. die Insekten und Weichtiere in ihrem Artenreich- tum erforscht und in Publikationen, die in den Die zahlreichen wissenschaftlichen Beobachtun- 1990er Jahren weitere Ergänzungen fanden, do- gen und Untersuchungen von ehrenamtlichen kumentiert (z. B. Ebel & Schönbrodt 1988). Auch Naturschutzmitarbeitern, Fachgruppen des Kul- die Lurche und Kriechtiere wurden regional in bei- turbundes und Mitarbeitern sowie Studenten den Bezirken erfasst (Buschendorf 1999; Gass- der im Gebiet vorhandenen Universitäten und mann 1984; Meyer 1999). Böhnert et al. (1986) Hochschulen fanden Berücksichtigung bei der gaben eine umfangreiche Veröffentlichung über Erarbeitung des Handbuches der Naturschutzge- die Verbreitung und Gefährdung der heimischen biete der DDR, dessen Band 3 (Bezirke Magdeburg Orchideen im Bezirk Halle heraus. Dem Schutz und Halle; vgl. Titelbild auf 3. Umschlagseite) von und der Erhaltung gefährdeter Ackerwildpflan- den Mitarbeitern der Arbeitsgruppe Halle des ILN zen, vor allem nährstoffarmer Ackerstandorte, erarbeitet wurde (Bauer et al. 1973; Weinitschke widmete sich unter Leitung von Dr. Werner Hil- et al. 1983). big (Halle) und Hubert Illig (Luckau) seit 1984 eine Arbeitsgruppe Ackerwildkrautschutz im Die Zahl der ND, vor allem der FND, wurde vergrö- Rahmen der Biologischen Gesellschaft der DDR. ßert. In einigen Kreisen wurden die geschützten In Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Be- Objekte vorbildlich dokumentiert. Bei FND wur- trieben wurde begonnen, durch die Einrichtung den die genauen Grenzen durch Kartenskizzen einiger Acker-FND (Feldflora-Reservate) diese be- eindeutig festgelegt und Behandlungsrichtlinien standsbedrohten Arten auf kleinen Ackerflächen formuliert (z. B. Schönbrodt & Ebel 1984, Geb- zu erhalten (Hilbig 1985, Wegener 1989, Hilbig hardt et al. 1987). & Falke 1990, Ebel & Schönbrodt 1991). Eine Übersicht über die geologischen Schutzobjekte Auch in den nachfolgenden Jahren wurde die Er- und weitere schutzwürdige geologische Bildun- fassung der Flora und Fauna in den NSG und FND gen im Bezirk Halle erarbeiteten Krumbiegel & intensiv fortgesetzt. Vor allem im Territorium von Fortmann (1982), über die im Bezirk Magdeburg Halle und im Saalkreis wurden nicht nur die hö- Groß et al. (1982). heren Pflanzen, sondern auch die Moose, Flechten

29 Abb. 18: Die Autoren W. Hilbig (l.) und U. Wege- ner (r.) gemeinsam mit W. Pfützenreuter bei einer Besichtigung der Feldflorenreservate, etwa 1986. Foto: H. Illig.

Eine wichtige Dokumentation bildete die Zu- standserfassung der NSG. Im Zeitraum von 1984 bis 1986 wurden unter Mithilfe der KNB 51 NSG des Bezirkes Magdeburg und 70 NSG des Bezir- kes Halle erfasst und ihre Beeinträchtigungen analysiert. Die Auswertung des umfangreichen Datenmaterials wies Maßnahmen der landwirt- Abb. 19: Nistkontrolle am Naturlehrpfad Hohes schaftlichen Nutzung als Hauptursache für we- Holz durch junge Naturschutzhelfer, etwa 1970 in sentliche Beeinträchtigungen aus. Für 14 NSG der Arbeitsgemeinschaft von KNB Günter Natho. im Bezirk Magdeburg wurde eine Überdüngung Foto: G. Natho. bzw. ein Düngereintrag nachgewiesen. Landwirt- schaftliche Abwässer, Gewässerausbau, nicht genehmigter Grünlandumbruch, fehlende Mahd und fehlende Wiesenpflege, Überbeweidung, Abdrift von Pflanzenschutzmitteln, Missbrauch als Lagerplätze, Einbeziehung von Uferbereichen in Weideflächen waren weitere gravierende Be- einträchtigungen der NSG durch die intensive Landwirtschaft. Aber auch Sport- und Freizeit- aktivitäten, Erholungsbauten, Luft- und Wasser- verschmutzung führten zu Schäden in den NSG, vor allem im stark industrialisierten Bezirk Halle (Schlosser et al. 1989).

Ein weiteres Feld praktischer und öffentlichkeits- wirksamer Naturschutzarbeit war die Gestaltung und Erhaltung von Naturlehrpfaden. Besonders hervorgehoben werden kann unter den in den Abb. 20: Schülerarbeitseinsatz im NSG Vorberg meisten Kreisen angelegten Lehrpfaden der Na- Huy 1983 mit der Station Junger Naturforscher turlehrpfad „Flämingwald“ bei Jeber-Bergfrieden (Bildmitte: Renate Neuhaus). Foto: U. Wegener.

30 Abb. 21: Exkursion der KNB und KNM des Bezirkes Halle im Oktober 1980 an der Station Numburg bei Kelbra (v. l. nach r.: Karlstedt – KNB Artern, Dr. Naß – KNB Halle, Dr. Rauchfuß – KNB Wittenberg, Lein – Gräfenhainichen, Lindner – KNM Eisleben, Leischner – KNM Weißenfels, Meißner – Stellv. KNB Merseburg, Organiska – KNM Nebra, Haenschke – KNB Dessau, Schwarze – KNB Rosslau, Braun – KNM Wittenberg, Schönau – KNM Gräfenhainichen, Tauchert – KNM Halle, Helmecke – Stellv. KNB Bitter- feld, Ritter – KNM Naumburg, Preissler – KNM Halle-Neustadt, Frederking – Stellv. KNB Querfurt, Bütt- ner – KNB Hettstedt, Schmidt – KNM Köthen, Dr. Rossel – ILN Halle, AG Dessau, Forner – Stellv. KNB Weißenfels, Kühnel – KNB Köthen, Falke – KNB Nebra, Dr. Hilbig – BNB Halle, Deckert – KNB Querfurt, Franke – Stellv. KNB Gräfenhainichen, Hartmann – KNB Bernburg). Foto: W. Böhnert.

Kreis Roßlau, der 1975 durch Ernst Schwarz er- Sammlungen, wobei die Intensität der Unterstüt- öffnet wurde und vor allem der Naturschutzar- zung des Naturschutzes vielfach von den Leitern beit mit der Jugend diente (Litty 1977). und Mitarbeitern abhängig war. Im einzelnen handelte es sich in beiden Bezirken um folgende Zur Unterstützung der in allen Kreisen bestehen- Museen und Sammlungen: den Schüler- und Pionier-Naturschutzarbeitsge- meinschaften organisierte die BNV Halle seit 1971 ein regionales Naturschutz-Spezialistenlager in - Naturkundemuseum Dessau mit Ulrich Heise der Dübener Heide (Buschendorf 1972). u.a., - Museum Heineanum Halberstadt mit Kuno Bedeutende Zentren der Naturschutzarbeit waren Handtke, Dr. Helmut König und Dr. Bernd und sind die Naturkundemuseen und regionalen Nicolai,

31 Abb. 22: KNB Exkursion des Bezirkes Magdeburg Abb. 23: Die letzte internationale Tagung des Zen- im Jahre 1983 (v. l. nach r.: H.Quitt, G. Karlsch, R. tralen Fachausschusses Naturschutz im Kultur- Holz, O. Wüstemann, F. Gassmann, K.-J. Seelig, C. bund der DDR 1989 mit Vertretern aus Polen, der Kaatz, G. Schwede). Foto: U. Wegener. CSSR und Ungarn (stehend: Prof. Dr. H. Weinitsch- ke, rechts: K.-J. Seelig, Dr. U. Wegener, H. Quitt, A. Bartsch, Bildmitte: A. Berger). Foto: H. Eckardt.

- Naturkundemuseum Magdeburg mit L. Lau- ren aktive Jugendklubs, die sich der naturkundli- tenschläger und Hans Pellmann, chen Forschung und dem Naturschutz widmeten - Naumann-Museum Köthen mit Dr. Ludwig (Jentzsch, K. & Jentzsch, M. 1990). Baege, Dr. Wolf-Dieter Busching, - die naturkundliche Sammlung im Museum Nach der Verabschiedung des Landeskulturgeset- Schloss Bernburg und die naturkundliche zes häufte sich die Eingabetätigkeit der KNB und Sammlung im Museum für Völkerkunde Wit- NH zu Naturschutz- und Umweltfragen und –ver- tenberg (Dr. Klaus, Klaus Glöckner), gehen an die KNV, BNV, zumeist aber gleich an - die naturwissenschaftlichen Sammlungen der das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft. Universität Halle, insbesondere die zoologische Fast immer konnte dabei auf das Landeskulturge- Sammlung (Dr. Rudolf Piechocki, 1919-2001), setz verwiesen werden, nach dem die Übergriffe, Dr. Dietrich Heidecke, Prof. Dr. Michael Stub- auf die sich die Eingaben bezogen, hätten absolut be u. a.) und die botanische Sammlung (Prof. Dr. ausgeschlossen sein müssen. Es ging um den Um- Hermann Meusel, Prof. Dr. Rudolf Schubert, bruch geschützter Flächen, Gülleausbringung in Dr. Klaus Werner u. a.) sowie der Botanische Vorfluter und auf geschützten und anderen nicht Garten (Dr. Friedrich Ebel und Fritz Küm- geeigneten Flächen, Melioration geschützter mel). Feuchtwiesen, Holzeinschlag durch die Forstwirt- schaft in Schutzwäldern u. a.. Eingaben zu Über- Regionale Museen und Sammlungen mit Bedeu- griffen der sowjetischen Streitkräfte, insbesonde- tung für den Naturschutz befinden sich u. a. in re in den Kreisen Quedlinburg und Halberstadt, Haldensleben (ehemals Bruno Weber), Merse- aber auch im Saalkreis, wo die Rote Armee Natur- burg, Sangerhausen (Winfried Schulze), Um- schutzgebiete zu Manöverzwecken missbrauchte, mendorf (ehemals Heinz Nowak), Weißenfels häuften sich nach der Erklärung des Kriegszu- und Wernigerode (Dr. Hartmut Knappe), (Görg- standes in Polen. Bei diesen Eingaben erwiesen ner et al. 2002). Die Museen, so z. B. das Heine- sich die staatlichen Dienststellen als völlig hilflos anum, das Spengler-Museum Sangerhausen, das oder waren nicht zur Unterstützung bereit. Den Museum Dessau oder das Naumann-Museum KNB wurde empfohlen, die sowjetischen Kom- unterhielten in den siebziger und achtziger Jah- mandanten in den Kreisen aufzusuchen, um sie

32 an Hand von Übersichtskarten über die Lage der von Großschutzgebieten wurden im „National- Schutzgebiete ihres Kreises zu informieren (Beh- parkkomitee“ im Berliner Umweltministerium rens 2001). zusammengefasst. Das Nationalparkkomitee war eine der wenigen Einrichtungen, welche mit gro- In der zweiten Jahreshälfte 1989 befand sich die ßem Elan in der DDR sowohl unter der Modrow- DDR in einer unüberwindlichen ökonomischen Regierung als auch in der Übergangsphase unter und politischen Krise. Inzwischen war der „eiser- der Regierung de Maiziere arbeiteten. Bis zum ne Vorhang“ in Ungarn durchlässig geworden. Mai 1990 bekamen die Großschutzgebiete Kon- Auf den Montagsdemonstrationen drückten im turen und konnten im September 1990 verordnet Oktober und November immer mehr Menschen werden. Es waren darunter 5 Nationalparke, 6 ihren Unmut über den Zustand in der DDR aus. Biosphärenreservate, 3 Naturparke und weitere Am 9. November 1989 wurden überraschend erst 26 einstweilig gesicherte Großschutzgebiete, die in Berlin, dann entlang der gesamten Grenze zur insgesamt fast 10% der DDR-Fläche einnahmen Bundesrepublik Übergänge geöffnet und damit (Reichhoff & Böhnert 1991). An der Material- das Ende der DDR eingeleitet. sammlung für die Großschutzgebiete wirkte auch das ILN mit. 8 Die Entwicklung des Naturschutzes in Sachsen-Anhalt von 1990 bis 2000 Ein erstes Treffen haupt- und ehrenamtlicher Na- turschützer der Großschutzgebiete Sachsen-An- Bereits im Frühherbst 1989 begann die Umstruk- halts fand am 30. 11. 1990 im Biosphärenreservat turierung der Naturschutzverwaltung der DDR. Mittlere Elbe in der Kapenmühle statt. Ein weite- Prof. Dr. Michael Succow war Stellvertreter des res Treffen folgte am 28. 6. 1991 im Nationalpark Umweltministers Hans Reichelt geworden, und Hochharz, der sich noch im Aufbau befand. Wäh- mahnte die längst fällige Aufgabe der Überwin- rend dieser Treffen wurde auch der Aufbau von dung des „Einmann-Naturschutzes“ vom Minis- Naturschutzstationen in allen Gebieten mit rei- terium bis in die Kreise an. Da Umwelt- und Na- cher Naturausstattung und die Einrichtung von turschutzfragen in dieser Zeit eine ganz besonde- Naturparken, insbesondere im Saale-Unstrut- re Brisanz besaßen, begann in einigen Kreisen die Gebiet, im Harz und im Fläming diskutiert. Auch Stellenaufstockung noch im September 1989. In die perspektivische Erweiterung des Elbe-Groß- den letzten Monaten der DDR-Existenz, als schon schutzgebietes bis an die nördliche Landesgrenze Reisefreiheit bestand und Kontakte in die Bun- und die Einrichtung eines Biosphärenreservates desrepublik möglich waren, wurden von den KNB in der Karstlandschaft des Südharzes standen be- zahlreiche alte, bisher nicht realisierbare sowie reits zur Debatte. neue Naturschutzprojekte bewegt. Schrittmacher waren zweifellos die Mitarbeiter der schon vor- Das ILN übernahm im Jahre 1990 weiterhin die handenen Biosphärenreservate und die Aufbau- wissenschaftliche und organisatorische Anlei- stäbe der neuen Großschutzgebiete, die sich im tung für die KNB und NH, auch für die Gesell- Dezember 1989 und im Januar 1990 formierten. schaft Natur und Umwelt des Kulturbundes. In Sachsen-Anhalt etablierte sich der Aufbaustab Zum Jahresende 1991 wurde das ILN aufgelöst. für ein erweitertes Biosphärenreservat 1990 in Zahlreiche Mitarbeiter nahmen in den Leitungen der Kapenmühle bei Dessau unter der Leitung der Großschutzgebiete, in der Landesverwaltung von Dr. Gerda Bräuer. Im Großschutzprojekt oder in den Fachämtern ihre Arbeit auf. Allein das Drömling unternahm Helmut Müller von der Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Naturschutzstation Kämkerhorst erste Schritte 1991 als Fachbehörde für Naturschutz mit einer zur Gründung eines Naturschutzparks. Etwas Personalausstattung von 30 Stellen aufgebaut, anders war die Lage im Harz, wo unter Leitung integrierte 11 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Naturschutzwart Dr. Uwe Wegener bereits des evaluierten ILN (Schönbrodt 1992). kurz nach Grenzöffnung Mitte November 1989 an der Planung eines länderübergreifenden Groß- schutzgebietes mit dem Brocken als Mittelpunkt gearbeitet wurde. Alle Initiativen zur Schaffung

33 Abb. 24: Herbert Kühnel langjähriger KNB des Abb. 25: Peter Bilke im Vordergrund(KNB Naum- Kreises Köthen im Jahre 1981. Foto: Dr. W. Böh- burg) und Dr. Gerhard Hecht (KNB Halle-Neu- nert. stadt) ca. 1984 bei der Orchideensuche. Foto: Dr. W. Böhnert.

Sieben KNB-Stellen des Bezirkes Halle wurden ge- Kreis Eisleben: genüber 1985 neu besetzt, im Bezirk Magdeburg Dr. Horst Volkmann, Röblingen, waren es fünf. Auch die BNB wechselten. 1990 Kreis Gräfenhainichen: waren diese Stellen wie folgt besetzt: Kurt Lein, Wörlitz, Kreis Hettstedt: Bezirk Halle nicht besetzt Kreis Halle: BNB: Dr. Werner Naß, Halle, Dr. Uwe Volkmar Köck, Halle (Saale), Kreis Halle-Neustadt: Kreis Artern: Andreas Brand, Halle-Neustadt, Wolfgang Sauerbier, Bad Frankenhausen, Kreis Hohenmölsen: Kreis Aschersleben: Paul Markmann, Taucha, Dr. Wolfgang Wendt, Aschersleben, Kreis Köthen: Kreis Bernburg: Herbert Kühnel, Köthen, Helmut Thiel, Bernburg, Kreis Merseburg: Kreis Bitterfeld: Arnulf Ryssel, Merseburg, Wolfram Weiner, Wolfen, Kreis Naumburg: Kreis Dessau: Peter Bilke, Naumburg, Wolfhart Haenschke, Dessau, Kreis Nebra (Unstrut):

34 Ingeborg Falke, Nebra, Dr. Günter Schwede, Groß Schwarzlosen, Kreis Quedlinburg: Kreis Stendal: Dr. Rolf Franke, Gernrode, Holm Dietze, Stendal, Kreis Querfurt: Kreis Wanzleben: Otfried Deckert, Lodersleben (Krs. Querfurt), Günter Natho, Wanzleben, Kreis Roßlau: Kreis Wernigerode: Eckart Schwarze, Roßlau, Horst Eckardt, Benneckenstein (Harz), Kreis Saalkreis: Kreis Wernigerode: Dr. Friedrich Ebel, Halle, Achim Groß, Wernigerode, Kreis Sangerhausen: Kreis Wolmirstedt: Winfried Schulze, Sangerhausen, Gerd Zörner, Wolmirstedt, Kreis Weißenfels: Kreis Zerbst: Heinz Mittelbach, Weißenfels, Eberhard Schnelle, Eichholz ü. Zerbst, Kreis Wittenberg: Klaus Viehl, Wittenberg, Das Umweltministerium und die Regierungsprä- Kreis Zeitz: sidien des Landes Sachsen-Anhalt organisierten Rolf Hausch, Tröglitz, bis zum Jahre 2001 jährlich eine oder mehrere Landesnaturschutztagungen, die einen kreisüber- Bezirk Magdeburg greifenden Erfahrungsaustausch gewährleiste- ten. Die erheblich aufgestockten Naturschutzver- BNB waltungen, ab 1992 wieder Naturschutzbehörden Dr. Joachim Müller, Magdeburg, genannt, wurden auch in den Landkreisen z. T. Kreis Burg: mit Verwaltungsbeamten besetzt, die die Zusam- Ottomar Walther, Möckern, menarbeit mit den ehrenamtlichen Naturschüt- Kreis Gardelegen: zern nicht überall mit der gewohnten Intensität Gudrun Karlsch, Kloster Neuendorf, fortsetzten, obwohl das 1992 verabschiedete Lan- Kreis Genthin: desnaturschutzgesetz die bewährte ehrenamtli- Rolf Döblin, Schlagenthin, che Tätigkeit von Naturschutzbeauftragten und Kreis Halberstadt: Helfern übernahm und zusätzlich stärkte. Dr. Helmut König, Halberstadt, Kreis Haldensleben: Im § 45 NatSchG LSA blieb die Dreigliedrigkeit Peter Müller, Haldensleben, der Naturschutzbehörden in Untere (Landkreis), Kreis Havelberg: Obere (Regierungspräsidium) und Oberste Na- Reinhold Rau, Schollene, turschutzbehörde (Ministerium) erhalten und Kreis Klötze: bekam einen erheblichen Personalzugang. Die Burckhard Krüger, Lüdelsen, Anzahl der hauptamtlichen Naturschutzmitar- Kreis Magdeburg: beiter stieg bis 1995 um das 5-6fache (Wegener Manfred Nicht, Magdeburg, & Reichhoff 1995). Als Beispiel dient hier die Un- Kreis Oschersleben: tere Naturschutzbehörde (UNB) in Quedlinburg Erhardt Roland, Wulferstedt (Krs. Oschersleben), mit 8 festangestellten Mitarbeitern und einer Kreis Osterburg: zusätzlichen Landschaftspflegegruppe. Enorm Kurt Maaß, Seehausen, angewachsen sind allerdings auch die Aufgaben Kreis Salzwedel: dieses Amtes, z. B. mit der Abfassung von etwa Ralf Knapp, Kuhfelde, 600 Stellungnahmen jährlich, der Erfassung und Kreis Salzwedel: Betreuung von 165 ND und FND und mehreren Günter Stachowiak, Dolchau (Krs. Salzwedel), tausend geschützten Biotopen, um nur einige Kreis Salzwedel: Aufgaben zu nennen (George 1998). Als Landes- Hans Schmäche, Schönebeck-Grünewalde, fachbehörden fungierten das Landesamt für Um- Kreis Staßfurt: weltschutz in Halle und die Staatliche Vogelwarte Klaus Lotzing, Unseburg, in Steckby (Leiter Dr. Max Dornbusch). Gleich- Kreis Stendal: zeitig waren sie strategische Zentren für den Na-

35 Der Bund für Natur und Umwelt setzte seine Na- turschutzarbeit mit stark verminderter Mitglie- derzahl fort. Schwerpunkte auf dem Gebiet des Naturschutzes waren Stellungnahmen zu Eingrif- fen in die Natur, Pflegeeinsätze und die Öffent- lichkeitsarbeit an den regionalen Schwerpunkten Magdeburg, Elbe-Havel-Winkel, Nordharz und Saaleaue in Kooperation mit der AG Auenwälder e. V. unter Leitung von Andreas Liste. Zu den mitgliederstärkeren und wirksameren Umwelt- verbänden, in denen sich zahlreiche Naturschutz- helfer organisierten, gehören der Naturschutz- bund Deutschland und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland.

Anfang der 1990er Jahre wurden auch die Na- turschutzstationen eingerichtet, in denen zahl- reiche ehrenamtliche Naturschützer eine feste Anstellung fanden. Die Stationen waren den Re- gierungspräsidien zugeordnet. Es gab folgende Stationen und Leiter derselben:

„Unstrut-Triasland“ in Nebra/Naumburg Torsten Pietsch, 1990-2003 „Saale“ in Morl/Halle Abb. 26: Ingeborg Falke, Nebra im Saale-Unstrut- Hans-Jürgen Hafermalz, 1990-1995 gebiet hier am 12.04.1980 im NSG Forst Bibra nach ab 1995-2003 Werner Neef einem Entbuschungseinsatz. Foto: Dr. W. Böhnert. „Südharz“ in Wippra Harald Bock, 1991-2001 „Ostharz“ in Friedrichsbrunn/Ballenstedt Bernd Ohlendorf, 1990-2001 turschutz, beratendes Organ des Ministeriums „Nordharz“ in Wernigerode und zuständig für die Anleitung ehrenamtlicher Dr. Wolfgang Eberspach,1991-2003 Kräfte (§ 47 NatSchG LSA). Paragraph 48 NatSchG „Untere Havel“ in Ferchels LSA legte die fachliche Beratung der Naturschutz- Andreas Berbig, 1990-2001 behörden durch unabhängige Beiräte fest (vgl. „Zeitzer Forst“ in Droyßig Schönbrodt 1992). Michael Unruh, 1996-2003 „Zerbster Ackerland“ in Zerbst In § 49 NatSchG LSA ging es um die Naturschutz- E. Völger, 1990-2003 beauftragten, die „Beauftragten für Naturschutz „Elbe-Dübener Heide“ in Tornau und Landschaftspflege“, die jeweils für 5 Jahre Dr. Günther Rauchfuß, 1990-2001 berufen wurden und über eine entsprechende später Olivia Buchholz Sachkenntnis verfügen mussten (vgl. Tab. 4). Der Paragraph regelte auch die Einsatzbereiche der Neben der günstigen Personalsituation standen Beauftragten und ihre Ausstattung mit einem nach 1990 auch umfangreiche Fördermittel für Dienstausweis der Naturschutzbehörde. Die Be- den Naturschutz zur Verfügung, so dass fast jedes auftragten galten als Angehörige der Behörde im tragfähige Naturschutzprojekt eine gute finan- Außendienst. Den Einsatz von Naturschutzhel- zielle Ausstattung erfuhr, was deutlich zum Auf- fern zur Unterstützung der Naturschutzbehör- schwung des Naturschutzes beitrug. Zahlreiche den, der Polizei und der Naturschutzbeauftragten Entwicklungen in der Landwirtschaft erwiesen regelte § 50 NatSchG LSA. sich ebenfalls als positiv für die Belange des Natur-

36 schutzes, insbesondere die umfangreichen Förder- al. 1997, Ergänzungsband Funkel et al. 2003; vgl. mittel der EU für die extensive Landnutzung, für Titelbild 3. Umschlagseite), der ein weiteres Buch die Schafhaltung und die Bergwiesenpflege. Ab über die Landschaftsschutzgebiete (Reichhoff et 1994 wurden die eingesetzten Mittel knapper. Die al. 2000) folgte. Naturschutzverbände erhielten weiter finanzielle Förderung und konnten so zahlreiche Naturschutz- projekte neu beginnen, wenn auch nicht alle bis zu 9 Der Naturschutz in Sachsen-Anhalt Ende geführt wurden. Nach 1990 wurden u. a. fol- nach dem Jahre 2000 gende Naturschutzprojekte verwirklicht: Zwischen 2001 und 2007 verschlechterten sich die - die Ausweisung der FFH-Gebiete und der Euro- finanziellen Bedingungen für den Naturschutz. päischen Vogelschutzgebiete, Die erst seit wenigen Jahren bestehenden Natur- - die Weiterentwicklung der Biosphärenreservats- schutzstationen wurden bis 2003 wieder aufgelöst. konzeptionen im Harz und an der mittleren Die Mitarbeiter dieser Stationen wurden in die Elbe, Verwaltungen der Großschutzgebiete oder in das - das Naturschutzgroßprojekt von gesamtstaat- Landesverwaltungsamt eingegliedert. Gut aus- lich repräsentativer Bedeutung „Drömling-Sach- gebildete Kräfte gab es zwar ausreichend, durch sen-Anhalt“, den verfügten Einstellungsstopp im öffentlichen - das Naturschutzgroßprojekt von gesamtstaat- Dienst konnten sie jedoch auch nach Personalab- lich repräsentativer Bedeutung „Mittlere Elbe“, gängen bei Verrentung oder Vorruhestand nicht - das Life-Projekt „Kurzer Wurf und Alte Elbe nachrücken, und viele im Jahre 1990 geschaffenen Klieken“ zur Renaturierung eines Altarms der Stellen sind wieder gestrichen worden. Elbe, zur Sanierung eines Altwassers und zur Entwicklung von Auenwald, Die meisten der in den Kreisen tätigen Natur- - die Weiterentwicklung des Nationalparks schutzbeauftragten waren weiterhin mit der Hochharz, Betreuung von Schutzflächen und geschützten - die Biotopverbundplanung in den Kreisen des Arten sowie bei der Kontrolle in der Landschaft, Landes Sachsen-Anhalt, bei der Meldung von Eingriffen in die Natur und - die Gestaltung einer Bergbaufolgelandschaft von Ordnungswidrigkeiten tätig. Sie erhielten in an der Goitsche bei Bitterfeld, den Kreisen eine Aufwandsentschädigung oder - die Wiederinstandsetzung von Wiesen, Tro- Fahrstreckenvergütung. Von der Unteren Natur- ckenrasen und Heiden, schutzbehörde wurden auch naturschutzbezoge- - das Landschaftsprogramm für Sachsen-Anhalt, ne Veranstaltungen und Lehrgänge finanziert. - die Arten- und Biotopschutzprogramme für den Harz, die Stadtregion Halle, das Mittelelbe- Vorschläge und Gutachten für Unterschutzstellun- gebiet und das Saale-Unstrut-Triasland, gen und für geplante Landschaftseingriffe werden - das Förderprojekt der ALLIANZ-Stiftung Revita- heute meist von den Fachbehörden und von Pla- lisierung des Kühnauer Sees bei Dessau. nungsbüros erarbeitet. Die Auswahl, Einschätzung und Bewertung der Flora-Fauna-Habitat-Gebiete Die Schutzgebietsfläche entwickelte sich in Sach- (FFH-Gebiete) erfolgte durch Fachkräfte des Lan- sen-Anhalt stark positiv. Waren am 1. 1. 1990 127 desamtes für Umweltschutz und der Forstlichen NSG mit einer Fläche von 21 089 ha = 1,03 % der Landesanstalt sowie durch Planungsbüros (Fun- Landesfläche (durchschnittl. Flächengröße 166 kel et al. 2003). Die FFH-Bilanz des Landes Sachsen- ha) vorhanden, so belief sich die Anzahl der NSG Anhalt ist positiv und in der Flächenausweisung im Jahre 1996 auf 217 mit einer Fläche von 68 838 weitgehend abgeschlossen. Die Gesamtfläche der ha = 3,37 % der Landesfläche (durchschnittl. Flä- NATURA 2000-Gebiete beträgt 231 936 ha (11,31 % chengröße 317 ha) (Buschner & Röper 1996). der Landesfläche) (Peterson und Röper 2004, Rö- Die Gesamtfläche der Naturschutzgebiete hatte per 2005). Viele haupt- und ehrenamtliche Kräfte sich im Verlaufe von fünf Jahren verdreifacht. sind allerdings vor Ort erforderlich, um die Kartie- 1997 wurde eine Buchpublikation über die NSG rung der Gebiete (Schuboth 2004) und ihre Siche- von Sachsen-Anhalt herausgegeben (Müller et rung vorzunehmen.

37 Die Novellierung des Bundesnaturschutzgeset- Diese unterschiedlichen und wichtigen Aufga- zes erforderte auch eine Neufassung des Natur- ben werden auch weiterhin eine sinnvolle und schutzgesetzes von Sachsen-Anhalt. Die Entwürfe nützliche Freizeitbeschäftigung darstellen. Die wurden in den Jahren 2003 und 2004 diskutiert. Naturschutzbeauftragten werden weiter Freude und Ärger, Erfolg und Misserfolg bei ihrer ehren- Die ehrenamtlichen Naturschutzmitarbeiter, ob amtlichen Naturschutzarbeit erfahren. Doch vie- als Naturschutzbeauftragte, Mitglieder in den le werden weiterarbeiten, werden weiter Verstö- Naturschutzbeiräten oder als Angehörige von ße gegen den Naturschutz aufzeigen, weiter dem Naturschutzverbänden, sind auch in Zukunft für Schutz der Natur dienen, draußen in der Land- zahlreiche wichtige Aufgaben im Naturschutz schaft und drinnen bei den Behörden. unerlässlich, so z. B. für Dank - eine regelmäßige Zustandserfassung von ge- schützten Gebieten und Einzelobjekten, Für die Ergänzung historischer Daten danken die - die Weiterführung der biogeographischen Kar- Autoren Herrn Prof. Dr. H. Weinitschke, Forst- tierung, speziell von Rote-Liste-Arten und ge- meister H. Quitt (Wernigerode) sowie dem Re- schützten Biotopen, daktionsbeirat, insbesondere den Herren F. Brau- - Biotopschutz und -pflege, mann, Dr. M. Jentzsch, Dr. U. Lange, R. Schön- - die Umsetzung von Pflege- und Entwicklungs- brodt und Dr. L. Reichhoff. plänen, Die Schreibarbeiten übernahm dankenswerter- - die Öffentlichkeitsarbeit, weise Frau E. Gurschke. - die Gewinnung neuer junger Mitstreiter für die Naturschutzarbeit und die naturkundliche Hei- matforschung.

Tab. 1: Kreisnaturschutzbeauftragte in den Kreisen des Bezirkes Halle nach 1945

Artern 1952-1970 Lehrer Julius Bauer (1914-2001), Artern 1970-1973 unbesetzt 1973-1985 Lehrer Klaus Karlstedt (1937-1994), Seehausen 1986-1991 Dipl.-Ing. Wolfgang Sauerbier (geb. 1951), Bad Frankenhausen Aschersleben 1954-1955 Lehrer Klaus Zerner, Aschersleben 1955-1956 Samenhändler Heinz Baumann, Aschersleben 1957-1965 Forstmeister Fritz Kube, Gatersleben 1965-1980 Gartenbau-Ing. Hermann Schmidt (geb. 1921), Aschersleben 1981 unbesetzt 1982-1990 Lehrer Wolfgang Wendt (geb. 1954), Aschersleben Bernburg 1946-1963 Studienrat Friedrich Posse, Bernburg 1964-1982 Lehrer Paul Hartmann (1913-1982), Bernburg 1982-2005 Chemie-Ing. Helmut Thiel (geb. 1935), Bernburg Bitterfeld 1946-1985 Lehrer Otto Zülicke (1903-1989), Bitterfeld, bereits 1928 Naturschutzhel- fer im Kreis Bitterfeld 1985-1987 Klempnermeister Arno Kuhlig (geb. 1930), Bitterfeld 1988-1990 Tischler Wolfram Weiner (geb. 1942), Bitterfeld seit 1994 Dipl.-Ing. für Fotochemie Ulrich Wölfel (geb. 1935), Wolfen, Ingenieur Manfred Richter (geb. 1937), Bergingenieur Herbert Mahler (geb. 1936)

38 Dessau 1948-1980 Maschinenbau-Ing. Alfred Hinsche (1900-1980), Dessau 1980-1992 Dipl.-Ing. Wolfhart Haenschke (geb. 1943), Dessau 1998-2005 Dipl.-Forsting. Landschaftsplaner Uwe Patzak (geb. 1965) Eisleben 1953-1958 Lehrer Bruno Rühlemann (1906-1974), Eisleben 1958-1978 Schießmeister Willi Hanakam 1978-1991 Lehrer Dr. Horst Volkmann (geb. 1933), Röblingen/See Gräfenhainichen 1952-1955 Lehrer Albert Querfurth (1896-1955),Krina/Schköna 1955-1990 Dipl.-Gartenbauing. Kurt Lein (1911-2003), Wörlitz Halle ca. 1947-1952 Mittelschullehrer Max Kadatz, Halle 1952-1956 Lehrer Paul Kuckelt, Halle 1957-1958 Apotheker Hans Helmuth, Halle 1958-1963 Dipl.-Biol. Dr. Andreas Buhl (geb. 1935), Halle 1963-?1990 Dipl. Biol. Dr. Werner Naß (geb. 1927) seit 1991 Dipl.-Biol. Dr. Stefan Klotz (geb. 1955), Halle Halle-Neustadt 1977-1981 Dipl.-Physiker Dr. Gerhard Hecht (geb. 1934), Halle-Neustadt 1982-1987 Forstmeister Friedrich Klebig, Halle-Neustadt 1987-1989 Lehrer Andreas Brand (1959-1994), Halle-Neustadt Hettstedt 1953-1959 Lehrer Alfons Galant, Hettstedt 1960 Postangestellter Martin Erdel, Mansfeld 1961-1988 Forsting. Hartmut Traue (1938-1988), Bräunrode 1990 nicht besetzt Hohenmölsen 1952-1959 Lehrer Hans Zeutschel, Hohenmölsen 1960-1990 Verwaltungsangestellter Paul Markmann (geb. 1909), Taucha Köthen 1936-1957 Arzt Dr. Richard Wahn, Köthen 1957-1963 Ing. Bruno Weigend, Köthen 1963-1997 Lehrer Herbert Kühnel (geb. 1932), Köthen Merseburg ca.1948-1952 Angestellter Willy Ulbricht (1908-1979), Merseburg 1953-1963 Apotheker Dr. Hans-Günther Täglich (1925-1999), Merseburg 1964-1976 Dipl.-Chemiker Werner Witte (geb. 1935), Merseburg 1977- heute Dipl.-Landwirt Arnulf Ryssel (geb. 1938), Merseburg Naumburg 1952-1966 Lehrer Ewald Herrmann (1899-1988), Naumburg 1967-1975 Lehrer Dieter Reuter, Naumburg 1975-2005 Turbinenmaschinist Peter Bilke (geb. 1940), Naumburg Nebra 1952-1962 Gärtnermeister Karl Pietzsch, Freyburg/Unstrut 1963-1967 Lehrer Rudolf Wendling (geb. 1937), Bad Bibra 1968-1969 unbesetzt 1970-1973 Buchprüfer Wolfgang Löffler, Freyburg/Unstrut 1974-1976 unbesetzt 1977-1997 Landwirtschaftslehrerin Ingeborg Falke (1912-1998), Nebra Quedlinburg 1948-1960 Lehrer Karl Joachim (1889-1961), Quedlinburg 1960-1962 Lehrerin Lieselotte Jergas, Harzgerode 1962 Dipl.-Gärtner Horst Pauly, Quedlinburg 1963-1965 Dipl.-Biol. Prof. Dr. Hans-Joachim Müller (geb. 1911), Quedlinburg

39 1965-1972 Dipl.-Biol. Dr. Eberhard Hennig (geb. 1933), Quedlinburg 1972-1974 Dipl.-Biol. Prof. Dr. Alfred Schneider (1913-1998), Quedlinburg 1974-1984 Dipl.-Biol. Dr. Rolf Franke (geb. 1944), Gernrode 1985-1986 Lutz Meyer 1986-1990 Dipl.-Biol. Dr. Rolf Franke, Gernrode Querfurt ca. 1955-1957 Buchhändler Richard Jaeckel, Querfurt 1957-1960 Lehrer Josef Salzer, Querfurt 1960-?1990 Lehrer Otfried Deckert (geb. 1931), Lodersleben Roßlau 1952-1958 Lehrer Karl Leetz (1897-1961), Roßlau 1959-1972 Korbmachermeister, kaufm. Angestellter Ernst Kolbe (1905-1997), Roßlau 1972-1994 Dipl.-Chemiker Eckart Schwarze (geb. 1938), Roßlau Saalkreis -1965 Ernst Seifert (geb. 1902), Halle 1965-1969 Dipl.-Biol. Dr. Werner Hilbig (geb. 1935), Halle 1969-2002 Dipl.-Biol. Dr. Friedrich Ebel (geb. 1934), Halle Sangerhausen 1951-1953 Lehrer R. Wensch 1953-1975 Lehrer Hans Ahr (1902-1975), Sangerhausen 1975-1986 offiziell unbesetzt, de facto Dipl.-Biol. Winfried Schulze (geb. 1935), San- gerhausen 1986-2001 Dipl.-Biol. Winfried Schulze, Sangerhausen undJürgen Peitzsch 2001-2005 Werkzeugmacher Lothar Buttstedt (geb. 1952) Weißenfels 1936-1947 Lehrer Walter Freytag, Weißenfels 1947-1960 Museumsleiter Kurt Beuthan, Weißenfels 1961-1987 Lehrer Werner Klebb (1905-1990), Weißenfels, von 1936 bis 1960 bereits stellvertr. KNB 1988-1990 Heinz Mittelbach (geb. 1923) Wittenberg 1945-1953 Lehrer Richard Möbius, Zahna 1954-1963 Gartenbauing. Kurt Tworke (1905-1994), Wittenberg 1963-1980 Chemiearbeiter Walter Großmann (1918-1992), Seegrehna 1980-1984 Dipl.-Biol. Dr. Günther Rauchfuß, Bad Schmiedeberg 1985-?1990 Klaus Viehl 1994-2005 Gärtner Peter Raschig (geb. 1934) Zeitz 1934-1957 Lehrer Richard Leißling (1878-1957), Zeitz 1957-1959 Dipl.-Gärtner Martin Groß, Zeitz 1959-1980 Mühleninhaber Erich Künstler (1904-2001), Zeitz zuerst kommissarisch, seit 1962 berufen 1981-1985 Lehrer Helmut Pöschel, Würschwitz 1986-1990 Zerspanungsfacharbeiter Rolf Hausch (geb. 1952), Tröglitz

40 Tab. 2: Kreisnaturschutzbeauftragte in den Kreisen des Bezirkes Magdeburg von 1945 – 1952

Blankenburg Krümmel, H. Dr. Arzt 1946-wahrsch. 1949 Albes, Konrad Forstmeister 1950 Kalbe Wanckel, Wolfgang 1947-1949 (1879-1964) Direktor Ferla 1950 Gardelegen Schwerin, A. Rektor a. D. mind. 1950-1952 Genthin Bathe, M., Dr. Museumsleiter 1950-1952 Halberstadt Michaelis, Karl Mittelschullehrer 1946-mind. 1950 Haldensleben Kücke, Erich Geschäftsführer Kulturbund 1946-1948 Weber, Bruno (1909-1997) Museumsleiter 1948-1952 Jerichow I Knust, Walter Lehrer 1947-1948 Puhlmann mind.-1949 Klötze Schwerin, A. Rektor a. D. mind. 1950-1952 Oschersleben Deicke, H. Studienrat 1949-1952 Osterburg Jenrich Oberförster mind. 1950- Salzwedel Oetker, Heinrich Schulrat mind. 1950-1952 Stendal Helmstedt, Dr. med. Arzt 1948-1952 Wanzleben Thomas, Georg Lehrer 1946-1952 Wernigerode Krümmel, Dr. H. 1946-1949 Menger 1950- Wolmirstedt Dunker, Hans Rektor und Museumsleiter 1946-1952

Tab. 3: Kreisnaturschutzbeauftragte im Bezirk Magdeburg 1952-1990

Burg Hobusch, Erich Museumsleiter, Sachbuchautor 1952-1956 Hinz, Robert Dipl.-Forsting. 1956-1960 Walther, Ottomar Dipl.-Forsting., Oberförster 1960-1990 Gardelegen Altenau, Gustav Lehrer 1954-1967 Karlsch, Gudrun Dipl.-Forstwirtin 1969-1994 Genthin Bathe, M., Dr. Museumsleiter 1952-1956 Drasdo, Karl-Heinz Lehrer 1957-1958 Fricke, Ernst Veterinär-Techn. 1959-1970 Freidank, Karl-Heinz Lehrer 1971-1977 Döblin, Rolf Forsting., Oberförster 1978-1990 Halberstadt Triebe, O. Rektor a. D. 1954-1958 Handtke, Kuno Museumsleiter 1957-1959 Schultze, Werner Lehrer 1959-1979 König, Helmut, Dr. Museumsleiter 1980-1990 Wegener, Uwe, Dr. Dipl.-Landw., Forstmeister 1992-1994

41 Haldensleben Weber, Bruno Museumsleiter 1952-1984 Müller, Peter Agraring., Sachgebietsltr. UNB 1985-1990 Braumann, Fred Dipl.-Ing., sv Ltr. Naturparkverw. 1990-1994 Havelberg Koch, Otto Lehrer 1952-1982 Warnstedt, Hans-Joachim Graphiker 1982-1984 Rau, Reinhold Gärtner 1985-1990 Kalbe/Milde Klocke, Fritz, Dr. Museologe 1952-1954 Müller, Julius Lehrer und Rektor 1954-1956 Herper, Richard Lehrer 1957-1964 (1987 aufgelöst) Stachowiak, Günter Diplom-Forsting., Oberförster 1965-1987 Klötze Schwerin, A. Rektor a. D. 1952-1958 Loch, O. Forsting. 1959-1960 Henke, G. Dipl.-Forsting. 1961-1965 Seyfarth, Gerhard Forsting. 1966-1977 Knake, F. Lehrer 1978-1982 Krüger, B. Forsting. 1983-1990 Loburg (1960 aufgelöst) Köppe, R. Lehrer 1954-1960 Magdeburg Brüning, Herbert, Prof. Museumsdirektor, Hochschullehrer 1954-1955 Daverhuth, Hans Lehrer 1956-1973 Nicht, Manfred Med. Fachpräparator 1973-1994 Oschersleben Deicke, H. Studienrat 1952-1962 Rohlandt, Erhard Oberlehrer 1963-1990 Osterburg Wieske, H. Lehrer 1954-1960 Willmann, Franz Lehrer 1961-1965 Maaß, Kurt Lehrer 1965-1993 Salzwedel Oetker, Heinrich Schulrat a. D. 1952-1956 Loeh, Emil Lehrer 1957-1978 Nolte, Ilse 1979-1980 Weber, B. Lehrerin 1981-1985 Knapp, Ralf Forst-Ing., Revierförster 1987-1994 Stachowiak, Günter Diplom-Forsting., Oberförster 1965-2005 Schönebeck Held, O., Dr. Oberstudienrat a. D. 1954-1962 Schmäche, Heinz Dipl.-Forsting. 1963-1990

Seehausen Strümpf, H. Rentner 1954-1958 (1964 aufgelöst) Maaß, Kurt Lehrer 1958-1964 Ulrich, A. - 1964 Staßfurt Koeppen, E. Museumsleiter 1954-1956 Fritsche, Heinz Lehrer 1957-1990 Stendal Warnstedt, Hans-Joachim Graphiker 1954-1955 Miersch, Wilhelm Kaufmann 1957-1975 Prigge, Helmut Lehrer, Dozent 1974-1980 Dietze, Holm Dreher, Feinmechaniker, Dipl.-Biol 1984-1990

42 Tangerhütte Großgebauer, W. Oberförster a. D. 1954-1960 Elfert, W. Buchhalter 1961-1965 Schrader, Ludwig Forsting. 1966-1975 Steinke, Günter Forstarbeiter 1976 Schwede, Günther, Dr. Lehrer 1977-1990 Wanzleben Thomas, Georg Lehrer 1952-1965 Natho, Günther Lehrer 1966-2000 Wernigerode Pörner, Ernst Mittelschullehrer 1952-1965 Eckardt, Horst Fotograf 1965-1992 Groß, Achim Dipl.-Geologe 1980-heute Wolmirstedt Dunker, Hans Rektor und Museumsleiter 1952-1960 Moritz, Wilhelm Lehrer 1961-1967 Werner, Hartmut Bauing., Lehrer 1967-1975 Zörner, Gerd Dipl.-Geologe, Dezernent Naturschutz/ 1976-1993 Wasserwirtschaft Westhus, Wilfried Gartenbau-Ing. 1994-heute Zerbst Hinze, Gustav, Prof. Dr. Studienrat, Museumsleiter 1952-1953 Schnelle, Walter, Dr. Studienrat 1953-1983 (1926-2005) Schnelle, Eberhard Dipl.-Biol. 1983-1990

Tab. 4: Naturschutzbeauftragte in Sachsen-Anhalt 1994-heute (Behrens et al. 2006)

Anhalt-Zerbst Franke, Kurt Lehrer 1998-heute Schwarz, Ernst Oberförster, Dipl.-Forsting. (FH) 1994-heute Schwarze, Eckart Dipl.-Chemiker 1994-heute Höpner, Tino Forstfacharbeiter, Landschaftsplaner 2000-2001 Bernburg Thiel, Helmut Dipl.-Chemiker 1994-heute Bitterfeld Kuhlig, Arno Klempnermeister 1994-2000 Mahler, Herbert Bergingenieur 1994-heute Richter, Manfred Ingenieur 1994-heute Wölfel, Ulrich Dipl.-Ing. Fotochemie 1994-heute Bördekreis Herrmann, Eike Dipl.-Landwirt, Zootechniker 2000-2003 Hartmann, Dieter 2000- Hintze, Ernst-Jürgen 2000-heute Wagener, Günter Raumausstatter, Polsterer, 1995-heute selbstständig Halberstadt Wegener, Uwe, Dr. Dipl.-Landwirt, Wiss. Leiter, 1995-heute Projektltr. Nationalpark Hochharz bzw. Harz Jerichower Land Ebert, Hans-Jürgen Schlosser, Transportpolizist, 1996-heute Gerätewart

43 Klötze Holzäpfel, Renate Veterinär-Ing., Dipl.-Landw. (FH) 1994-heute Köthen Kühnel, Herbert Lehrer 1994-1997 Merseburg-Querfurt Deckert, Otfried Lehrer 1994-heute Meissner, Siegfried Reichsbahn-Amtmann 1995-heute Ryssel, Arnulf Dipl.-Landwirt 1994-heute Schulze, Martin Dipl.-Biol. 1994-heute Schwarz, Udo Elektromeister 1994-heute Naumburg Bilke, Peter Landwirt, Turbinenmaschinist 1994-heute Nebra Falke, Ingeborg Landwirtschaftslehrerin, Arzthelferin 1994-1997 Ohrekreis Braumann, Fred Dipl.-Ing., stellv. Ltr. Naturparkverw. 1994-heute Driechziarz, René Lehrer, Meister Zootierpflege 1998-heute Westhus, Wilfried Gartenbau-Ing. 1994-2002 Loskarn, Peter Lehrer 1998-heute Damm, Ulf-Gerd Forstwirt 2005-heute Müller, Peter Agraringenieur 2005-heute Quedlinburg Westermann, Anette Grundschullehrerin 1994-heute Saalkreis Ebel, Friedrich, Dr. Dipl.-Biol., Kustos Bot. Garten 1994-2002 Salzwedel Karlsch, Gudrun Dipl.-Forstwirtin 1994-heute Stachowiak, Günter Dipl.-Forsting., Oberförster 1994-heute Knapp, Ralf Forsting., Revierförster 1994-heute Schulz, Wolfgang Revierförster 1994-heute Sangerhausen Schulze, Winfried Dipl.-Biol., Museumsassistent 1994-2001 Peitzsch, Jürgen 1994-2001 Buttstedt, Lothar Werkzeugmacher 2001-heute Stendal Maaß, Kurt Lehrer 1994-2005 Wanzleben Natho, Günther Lehrer, Sachbearbeiter UNB 1994-2000 Wernigerode Eckardt, Horst Fotograf 1992-1999 Groß, Achim Dipl.-Geologe 1994-heute Klinke, Hans-Jürgen Zerspanungsmechaniker, 1997-heute Masch.- u. Anlagen-Techn. Wittenberg Raschig, Peter Gärtner, Mitarb. Naturschutz 1994-heute Rauchfuß, Günther, Dr. Dipl.-Biol. 1998-heute Rehn, Herbert Dipl.-Physiker 2000-heute Dessau Patzak, Uwe Forstwirt, Landschaftsplaner 1998-heute Halle Klotz, Stefan, Dr. Lehrer, Departmentleiter UFZ - 1994-heute Halle Magdeburg Nicht, Manfred Med. Fachpräparator 1994-heute

44 Conwentz, H. (1904): Die Gefährdung der Naturdenk- Literatur mäler und Vorschläge zu ihrer Erhaltung. Denk- schrift. - 207 S.,Berlin. Ahr, H. (1966a): Zeittafel zum Naturschutz im Kreise Conwentz, H. (1910): Bericht über die Staatliche Natur- Sangerhausen. - Naturschutz naturkdl. Heimat- denkmalpflege in Preußen im Jahre 1908. G. Provinz forsch. Bez. Halle u. Magdeburg 3: 50-51. Sachsen. - Beitr. Naturdenkmalpfl. 1: 224-230. Ahr, H. (1966b): Naturschutz im Kreise Sangerhausen. Ditt, K. (2003): Die Anfänge der Naturschutzgesetzge- - In: Heimat- und Wanderbuch des Kreises Sanger- bung in Deutschland und England 1935/49. - In: Rad- hausen: 96-103 u. 205-210, Halle. kau, J. & Uekötter, F. (Hrsg.), Naturschutz und Nati- Ant, H. (1969): 300 Jahre Naturschutz im Harz. - Natur u. onalsozialismus: 107-143, Frankfurt-New York. Landschaft 44 (1): 15-16. Ebel, F., Fuhrmann, H.-G., Jahn, T., Kümmel, F. & Pan- Auster, R. (2003): Erinnerung an Hans Klose. - vervielf. nach, T. 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47 N u. H Natur und Heimat Verzeichnis der häufigsten Abkürzungen: NABU Naturschutzbund Deutschland e. V. NB Naturschutzbeauftragter ABM Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ND Naturdenkmal AdL Akademie der Landwirtschaftswissen- NSG Naturschutzgebiet schaften der DDR OG Ortsgruppe AG Arbeitsgemeinschaft (Ornithologie, Junge ONB Ortsnaturschutzbeauftragter Naturforscher, Botanik usw.) OSA Ornithologenverband Sachsen-Anhalt e. AHO Arbeitskreis Heimische Orchideen V. BA Bundesarchiv OStR Oberstudienrat BAG Bezirksarbeitsgruppe PDS Partei des Demokratischen Sozialismus BFA Bezirksfachausschuss (z. B. Botanik, Orni- PEP Pflege- und Entwicklungsplan thologie, Naturschutz beim KB der DDR) PNB Provinzialbeauftragter für Naturdenk- Bl. Blätter malpflege BNB Bezirksnaturschutzbeauftragter RdB Rat des Bezirkes BNV Bezirksnaturschutzverwaltung RdK Rat des Kreises Br. Briefe Reg.-Bez. Regierungsbezirk BUND Bund für Umwelt und Naturschutz SED Sozialistische Einheitspartei Deutsch- Deutschland lands BNU Bund Natur und Umwelt e. V. (in LSA) SPA Spezial-Protected-Areas = Europäische DAW Deutsche Akademie der Wissenschaften Vogelschutzgebiete DKB Deutscher Kulturbund SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands DVO Durchführungsverordnung StFB Staatlicher Forstwirtschaftsbetrieb EOS Erweiterte Oberschule UFZ Umweltforschungszentrum Halle-Leipzig FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund UNB Untere Naturschutzbehörde F/E-Ber. Forschungs- und Entwicklungsbericht VEB Volkseigener Betrieb FFH-Gebiet Flora, Fauna, Habitat-Gebiet nach EU- VEG Volkseigenes Gut Richtlinie WWD Wasserwirtschaftsdirektion FG Fachgruppe (z. B. des Kulturbundes) ZBE Zwischenbetriebliche Einrichtung FNB Feuchtgebiet von Nationaler Bedeutung ZFA Zentraler Fachausschuss im Kulturbund FND Flächennaturdenkmal (z. B. Botanik, Naturschutz, Ornithologie) Ges. Geschichte ZNV Zentrale Naturschutzverwaltung GNU Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund HA Hauptabteilung (z. B. Forstwirtschaft) IBA-Gebiet Internationale Bird Areas ILN Institut für Landesforschung (später Anschriften der Autoren Landschaftsforschung) und Naturschutz der Akademie der Landwirtschaftswis- Dr. Werner Hilbig senschaften der DDR Münchner Str. 8, IUGR Institut für Umweltgeschichte und Regio- 85238 Petershausen nalentwicklung e. V. an der Hochschule Neubrandenburg IWWU Institut für Wasserwirtschaft und Um- weltschutz (Magdeburg) Dr. Uwe Wegener KB Kulturbund der DDR Meisenweg 27, KNB Kreisnaturschutzbeauftragter 38820 Halberstadt KNV Kreisnaturschutzverwaltung E-Mail: [email protected] LDPD Liberaldemokratische Partei Deutsch- lands LK Landkreis LPG Landwirtschaftliche Produktionsgenos- senschaft LSG Landschaftsschutzgebiet LSA Land Sachsen-Anhalt MLFN Ministerium für Land-, Forst-, und Nah- rungsgüterwirtschaft der DDR MLU Martin-Luther-Universität Halle-Witten- berg MUN Ministerium für Umwelt und Naturschutz Mus. Museum

48 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 44. Jahrgang • 2007 • Heft 1: 50–55 100 Jahre staatlicher Naturschutz in Deutschland – Gedanken zu zwei Publikationen

Lutz Reichhoff

Die Gründung der Staatlichen Stelle für Natur- ordnung der Baumannshöhle vom 10.04.1668 von denkmalpflege in Preußen im Jahre 1906 mar- Rudolf August, Herzog zu Braunschweig (vgl. kiert den Beginn des staatlichen Naturschutzes in Funkel 1998), auf die Frühgeschichte von Na- Deutschland. Dieses Datum war Anlass, mit Pu- turschutzgebieten verwiesen wird (vgl. Müller blikationen auf 100 Jahre staatlicher Naturschutz et al. 1997) und auch die viel zitierte Schutzver- zurückzublicken. Erschienen sind zwei sehr un- ordnung der Teufelsmauer bereits aus dem Jahre terschiedlich angelegte Bücher. Hans-Werner 1833 stammt (Funkel & George 2002). Bei natur- Frohn und Friedemann Schmoll haben gemein- schutzgeschichtlichen Darstellungen sollte daher sam mit weiteren Historikern im Auftrag der Stif- der Auffassung von Schmoll gefolgt werden, tung Naturschutzgeschichte (Königswinter) das dass der moderne Naturschutz „zahlreiche Vor- Werk „Naturschutz und Staatlicher Naturschutz läufer und Traditionslinien (hat), die teils tief in in Deutschland 1906-2006“ bearbeitet, das vom die Geschichte zurückreichen und weit über euro- Bundesamt für Naturschutz in der Reihe „Natur- päisch-westliche Horizonte hinausweisen. ... Aber: schutz und Biologische Vielfalt“, Heft 35 heraus- In all diesen Fällen folgen die Schutzvorstellungen gegeben wurde. Nahezu zeitgleich erschien der partikularen Interessen oder solitären Einstellun- 2. Band Sachsen-Anhalt des in fünf Bänden ge- gen bestimmter sozialer Gruppen. Insgesamt ist planten Werkes „Lexikon der Naturschutzbeauf- der Naturschutz als eine Bewegung, die das Ideal tragten“, mit Beiträgen von Hermann Behrens, der Bewahrung der natürlichen Umwelt über den Werner Hilbig und Uwe Wegener. Zweck ihrer Nutzung stellt und dem Primat der Ökonomie einen Primat der Natur entgegensetzt, Während ersteres Werk eine Geschichte des staat- ein typisches Symptom moderner Gesellschaften, lichen Naturschutzes darstellt, konzentriert sich das erst mit der Entfaltung der industriellen Mo- das zweite Werk auf die Zusammenstellung der derne breite gesellschaftliche Resonanz fand. Die ehrenamtlichen Leistungen von Personen an der Idee, Natur im Allgemeinen vor zivilisatorischer Seite des staatlichen Naturschutzes, wenngleich Bemächtigung schützen zu müssen, wird erst un- auch auf 120 Seiten die Entwicklung des Natur- ter den Bedingungen der Moderne vorstellbar. schutzes von den Anfängen bis zur Gegenwart in Denn erst in der Moderne hat die Bemächtigung Sachsen-Anhalt beschrieben wird. und Unterwerfung der Umwelt durch den Men- schen einen Grad erreicht, der Natur nicht mehr Ein auffälliger Unterschied beider Werke besteht als bedrohende, sondern selbst als bedrohte Grö- darin, dass Hilbig, Wegener & Behrens das 18. ße erscheinen lässt.“ und 19. Jahrhundert in die Entstehungszeit des Naturschutzgedankens integrieren, während Das Verständnis der Autoren des „Lexikons“ zur Schmoll Vorformen zum Schutz einzelner Berei- historischen Entwicklung des Naturschutzes che der Natur nennt, diese jedoch hinsichtlich ih- führt nun zu einem weiteren spezifischen histori- rer Motivation und Veranlassung vom modernen schen Aspekt der Geschichte von Sachsen-Anhalt, Naturschutz trennt. Seine Betrachtung erscheint wenn Hilbig, Wegener & Behrens den Schöp- als historische Einordnung wichtig, da in Sachsen- fer des Gartenreiches Dessau-Wörlitz, Leopold Anhalt sogar unter Herausstellung der Schutzver- III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, in die

49 Traditionslinie des Naturschutzes einbeziehen Landespflege als einen Teil des Naturschutzes an- und schreiben, dass er „den Versuch wagte, die zusehen und damit auch mit der Entstehung des Kulturlandschaft des 17. Jh. mit ihrem Arten- und Naturschutzes die sehr viel ältere Landespflege Formenreichtum zu erhalten und dieses bewah- erst mit dem Anfang unseres Jahrhunderts be- rende Element mit den humanistischen Zielen ginnen zu lassen. Die so schätzenswerte Tätigkeit des 19. Jh. zu verbinden ... Hier ging es um den der Begründer des Naturschutzes, die wohl ge- Schutz von Solitäreichen in der Elbaue, die Er- wiss hohen Sinn für die Aufgaben der Landespfle- haltung alter Wildobstarten, die Erhaltung der ge hatten, darf nicht dazu führen, dass in einer historischen Wiesen- und Weidenutzung in der rückblickenden Betrachtung eine große, bedeu- Elbaue mit einem erstaunlich aktuellen Ansatz: tungsvolle Entwicklung „Die Auffassung des Le- Schutz durch Nutzung! Im Wörlitzer Park ließ er bensraumes eines Volkes als eines einheitlich zu 1800 den ,Warnungsaltar‘ aufstellen, das erste planenden Gesamtkunstwerkes“ verschwiegen Denkmal in Deutschland, das auf den Schutz der wird. Sie „ ... war einer der größten europäischen Natur aufmerksam macht: Wanderer, achte Natur Gedanken, den die Menschen des 19. Jahrhun- und Kunst und schone ihre(r) Werke.“ Hier wird derts zu fassen vermochten.“ Und weiter: „Der nun eine Assoziation hergestellt, die den Zielen Naturschutz wollte Vorhandenes schützen und von Franz, seinem Freund und Berater Fried- erhalten, die Landespflege Neues planen, schaffen rich Wilhelm von Erdmannsdorff und vielen und pflegen. Naturschutz und Landschaftspflege Anderen ganz und gar nicht entsprach. Zunächst decken sich also keineswegs, sie sind im Gegen- wurde nicht die Landschaft des 17. Jh. geschützt, teil beide durchaus eigenständige Arbeitsrich- sondern die der zweiten Hälfte des 18. und des tungen.“ Für die Landschaftspflege existiert eine beginnenden 19. Jh. gestaltet sowie verbessert ge- Vielzahl von Definitionen. Däumel (1961) formu- nutzt. Verbunden wurde dies mit den humanisti- liert: „Landespflege als Aufgabe, die nachhaltig schen Idealen der Aufklärung und des Frühklas- Fruchtbarkeit und die mögliche Leistungskraft sizismus im 18. Jh. Hier ging es auch nicht um den eines Gebietes planmäßig zu erschließen, zu för- „Schutz durch Nutzung“, sondern um die Verbin- dern und zu erhalten, dient mit ihren vielseitigen dung „des Schönen mit dem Nützlichen“. In dem und wirksamen Mitteln dem Erreichen optimaler Ausspruch „Wanderer, achte Natur und Kunst und Lebensumstände für den Menschen.“ Buchwald schone ihrer Werke“, wird unter „Natur“ nicht die (1968) schreibt: „Die Landschaftspflege strebt die ursprüngliche oder historisch überkommene, Ordnung, den Schutz, die Pflege und die Entwick- sondern die gestalte Natur verstanden, aus der lung von Landschaften mit dem Ziel einer nach- der Mensch unter der Wirkung der „Kunst“ (eben haltigen leistungsfähigen und für den Menschen des Schönen), die seinen Geist und seine Seele gesunden Landschaft an. Sie soll insbesondere veredelt, seinen Nutzen ziehen soll. Dies ist nicht Schäden im Landschaftshaushalt und im Land- die Idee des Schutzes der Natur vor den zivilisa- schaftsbild vorbeugend verhindern und bereits torischen Bemächtigungen des Menschen, „die aufgetretene Schäden ausgleichen und beseiti- das Ideal der Bewahrung der natürlichen Umwelt gen.“ Langer (1970) verweist auf das bewusste über den Zweck ihrer Nutzung stellt und dem Pri- Ziel der gesellschaftlichen Bedarfsdeckung, also mat der Ökonomie einen Primat der Natur entge- das Leisten landschaftlicher Ressourcen für ge- gensetzt“, sondern es ist eine Frühform der Idee sellschaftliche Zwecke. „Das Zweckinteresse der der umfänglichen Gestaltung und Nutzung der Landschaftspflege richtet sich dabei ganz allge- Natur zum Wohle des Menschen. Diese Idee steht mein darauf, die Naturausstattung hinsichtlich in der Traditionslinie der Landschaftspflege, die ihrer sozialräumlichen Bedeutung zu schützen, zu sich vor dem modernen Naturschutz entwickelte. entwickeln und zu pflegen. Der Leistungsbegriff der Landschaftspflege ist daher kein die Natur- Auf diese Unterscheidung wurde von Vertretern ausstattung betreffender Kausalbegriff, sondern der Landschaftspflege stets hingewiesen. Zitiert ein finaler Grundbegriff. Denn es ist ein Leisten sei nachfolgend Däumel (1961), der sehr verdienst- für praktische, d.h. vorgegebene Zwecke.“ voll die Geschichte der Landesverschönerung in Bayern und Preußen aufgearbeitet hat: „In letzter Im Allgemeinen schließt der heutige Naturschutz Zeit scheint es nun üblich geworden zu sein, die die Landschaftspflege ein (nach Erz 1979, einheit-

50 licher Doppelbegriff von Naturschutz und Land- kens. Letztlich beeinflusste sie die Gesetzgebung schaftspflege). Dass Letztere eine über ein Jahr- in Form der Naturschutz-Durchführungsverord- hundert ältere Geschichte aufzuweisen hat, wird nung zum Landeskulturgesetz aus dem Jahre einfach übergangen. Wenn man aber die zweige- 1989 (Reichhoff 1998, 1999). teilte grundsätzliche Motivation des Naturschut- zes verstehen will, die Begründung des Schutzes Weiter kommt hinzu, dass sich in den 80er Jah- der Natur als Ressource und die ethische Begrün- ren ein kritisches Denken in den Arbeitsgruppen dung (vgl. Piechocki 2007), so muss man in die „Stadtökologie“ im Kulturbund entwickelte, die Geschichte des Naturschutzes auch die Geschich- kirchlichen Umweltgruppen an Öffentlichkeit ge- te der Landschaftspflege einbeziehen und heraus- wannen und die Eingaben als Kritik an Umwelt- stellen. Und das ist nicht nur eine Vorgeschichte zuständen deutlich zunahmen. Zugleich wurden wie beim Naturschutz, sondern eine tatsächliche die Umweltprobleme unter Schriftstellern und und in der Sinnsuche des 19. Jahrhunderts be- Künstlern thematisiert. Dies alles bewirkte auch gründete Geschichte. Weiterhin würde bewusst entsprechende Diskussionen unter den ehren- werden, dass Vorgeschichte des Naturschutzes amtlichen Naturschutzmitarbeitern, die ja viel- vielfach Geschichte der Landschaftspflege ist. fach in den vorgenannten Gremien mitarbeiteten. Für diese Entwicklung können folgende Beispiele Interessant ist die vergleichende Kenntnisnahme aus der öffentlichen Diskussion genannt werden: der Kapitel über den Naturschutz in der DDR in beiden Werken. Dabei ist festzustellen, dass es - Die Aufstellung der Roten Listen in der zwei- Andreas Dix & Rita Dudermann, den Autoren ten Hälfte der 70-er Jahre war ein Beginn der des entsprechenden Kapitels im Werk „Natur kritischen Auseinandersetzung mit Umwelt- und Staat“, gelingt, eine konzentrierte und recht zuständen und wurde zunächst massiv be- objektive sowie maßvoll kritische Geschichte des hindert. Sie konnte dennoch von den Autoren DDR-Naturschutzes zu zeichnen. Das „Lexikon“ durchgesetzt und veröffentlicht werden (Rau- ergänzt diese Zeit mit der Mitteilung einer Fülle schert u. Mitarb. 1978). Die Roten Listen durf- von Fakten. Dabei weichen beide Betrachtungen ten übrigens zunächst so nicht heißen und in der Wertung der 80-er Jahre aber deutlich von- wurden in Sachsen-Anhalt deshalb mit rotem einander ab, indem der in „Natur und Staat“ be- Hefteinband veröffentlicht. schriebene „Weg zum Umweltkollaps“ eher eine - Im Jahre 1983 wurde von Paucke eine Chres- Art Auflösung konstatiert, während im „Lexikon“ tomathie der Zitate von Marx und Engels über ein „immer weiter bis zum Ende“ beschrieben das Verhältnis von Natur und Gesellschaft wird, bei dem sich die sich ankündigenden Verän- veröffentlicht. Diese hatten ihre besondere derungen unter Gorbatschow kaum bemerkbar Funktion darin, die Widersprüche zwischen machten. den programmatischen Forderungen und der Umweltsituation und -politik im realen Sozi- Dass dem in beider Hinsicht nicht überall so war, alismus aufzuzeigen. Das Arbeiten mit diesen belegt z.B. das in beiden Werken übersehene Ka- Zitaten schützte insbesondere denjenigen, der pitel der Diskussion um die Erarbeitung der fach- Kritik vorbrachte. lichen Grundlagen der Genressourcen und ihrer - Lia Pirskawetz veröffentlichte 1985 (zweite Gefährdung (Schlosser & Reichhoff 2004, Reich- Auflage 1986) ihren Naturschutzroman „Der hoff 2006) und die darauf fußende Entwicklung stille Grund“. Das Buch fand eine gespannte einer auf die Arten- und Formenmannigfaltigkeit Aufnahme unter Naturschützern. Die Veröf- ausgerichteten Naturschutzstrategie im Institut fentlichung einer Buchbesprechung in der für Landschaftsforschung und Naturschutz, die Naturschutzzeitschrift der Bezirke Halle und weit in den Kulturbund und in die ehrenamtliche Magdeburg wurde untersagt, so dass diese erst Naturschutzarbeit vordrang. Diese Diskussion 1990 erscheinen konnte. wurde bewusst unter Bezugnahme auf Glasnost - Gilsenbach & Kurth tourten mit ihrem kri- und Perestroika geführt und zeigte sehr deutlich tischen musikalisch-literarischen Umweltpro- das Aufeinanderprallen am Bestehenden verhaf- gramm durch die DDR und traten u.a. in Dessau tenden und auf die Erneuerung gerichteten Den- im überfüllten Theaterkaffee auf. Der Auftritt

51 wurde durch die Gesellschaft für Natur und sen Sachsen-Anhalts“ an, mit dem das Buch die Umwelt (GNU) im Kulturbund gemeinsam mit Dimension der allgemeinen Wertung und Würdi- der Stadtbibliothek organisiert. Die Besucher gung von Menschen, die im Naturschutz tätig wa- waren gespannt auf jede kritische Nuance und ren oder sind, erreicht. Und hier wird es problema- trugen diese natürlich weiter. tisch, da eine ganze Reihe von Persönlichkeiten - Im Bezirk Halle fanden in der zweiten Hälfte nicht genannt wird, die den Naturschutz in Sach- der 80er Jahre von der GNU organisierte Tref- sen-Anhalt entscheidend prägte. So fehlt hier vor fen mit Künstlern und Schriftstellern (auch allen die Vorstellung von Dr. Peter Hentschel, Philosophen) statt, auf denen zunehmend kri- der über Jahrzehnte maßgeblich den Naturschutz tisch das Umweltproblem reflektiert wurde. Es mit bestimmte. Als weitere für den Naturschutz entstanden künstlerische Werke als Kritik an wichtige Persönlichkeiten seien beispielsweise der Umweltsituation. genannt: Prof. Dr. Hermann Meusel, Dr. Ste- - In Berlin wurde 1988 eine Umweltkonferenz phan Rauschert, Dr. Hans Bohnstedt, Dr. sc. mit Schriftstellern und Künstlern unter Bezug- Gerhard Stöcker, Prof. Dr. sc. Bernd Reuter, nahme auf den Brundtland-Bericht durchge- Dr. Bernd Rossel, Waldemar Horn, Dr. Wolf- führt. Hier wurde deutliche Kritik an der Um- gang Böhnert und Klaus-Jürgen Seelig. weltpolitik der DDR geübt. Weiterhin bemüht sich Wegener im „Lexikon“ Dies sind nur wenige Beispiele, es gibt davon si- auch um die Suche nach Perspektiven des ehren- cher wesentlich mehr, wie auch im Umfeld des amtlichen Naturschutzes an der Seite der Behör- ehrenamtlichen Naturschutzes eine gewisse Öff- den (Naturschutzbeauftragte i.w.S.). Dabei muss nung in der Auseinandersetzung mit Umwelt- heute aber manch ehrenamtlicher Naturschützer und Naturschutzfragen in den 80er Jahren und erkennen, dass das ihm über Jahrzehnte vertrau- insbesondre in der Gorbatschow-Zeit stattfand. te System des ehrenamtlichen Naturschutzes offensichtlich bereits überwunden wurde. Es ist Im „Lexikon der Naturschutzbeauftragten“ fokus- sehr schwer, zwischen dem professionalisierten siert sich Naturschutz themenentsprechend auf Naturschutz auf der verwaltungsrechtlich pro- die handelnden Personen. Es ist das besondere filierten Behördenebene und den fachlich hoch Verdienst des Buches, „eine ganze Gruppe von qualifizierten Dienstleistern in den Planungsbü- etwa 300 Naturschutzaktiven, darunter Dutzen- ros sowie dem Verbandsnaturschutz den Platz für de, die niemand – auch nicht in der ehrenamtli- den ehrenamtlichen Naturschutz zu bestimmen. chen Naturschutzszene (von der amtlichen ganz u Die Verwaltungsabläufe, die öffentlich rechtli- schweigen) – mehr kannte und z.T. noch nie etwas chen Verfahren und die zunehmende rechtli- von ihnen hörte, dem kollektiven Vergessen ent- che Verkomplizierung des Naturschutzes durch rissen zu haben“ (Behrens, briefl. v. Jan. 2007). Überschneidung der nationalen Ebenen mit der EU-Ebene erlauben dem Ehrenamt kaum die Mit der Fokussierung auf die Kreisnaturschutzbe- Mitwirkung. Zudem verweisen Boye & Klingen- auftragten wird eine abgrenzbare Auswahl von stein (2006) auf die Marginalisierung des ehren- im Naturschutz handelnden Personen getroffen, amtlichen Naturschutzes unter den Aspekten des die nicht zur Zurückstellung der Verdienste ande- Klimawandels, dessen Auswirkungen die tradier- rer im Naturschutz Tätiger führt. Es ist dabei auch ten Leitbilder des Naturschutzes mit Blick auf die unerheblich, wenn in der Aufführung der Biogra- Arten und Lebensräume der historischen Kultur- phien der Beauftragten auch Personen erschei- landschaft auflösen werden. Die Autoren schluss- nen, die nicht als Kreisbeauftragte tätig waren. folgern in Bezug auf den Klimawandel: „Die Kom- So sind beispielsweise die Verdienste von Sieg- plexität der Naturschutzprobleme wächst, und fried Meißner um den Naturschutz, auch wenn Entscheidungen über den sinnvollen Einsatz von er nicht Kreisbeauftragter war, höher einzuschät- Personen und Mitteln des Naturschutzes werden zen, als die manches Gewürdigten, der aus Voll- zunehmend von den Prognosen anderer Diszipli- ständigkeitsgründen aufgeführt wird. Nun fügt nen, insbesondere Klimatologie und Meteorolo- Behrens aber dem Band ein Kapitel „Weitere für gie, abhängen. Die Möglichkeiten zur Partizipa- den Naturschutz wichtige Personen in den Krei- tion werden dabei für Naturschutzverbände und

52 Einzelpersonen geringer. Da zudem Maßnahmen nanziellen Umfang neu im ostdeutschen Bundes- und Programme gegen den Klimawandel und sei- land Sachsen-Anhalt waren und den Naturschutz ne Folgen ohnehin weitgehend außerhalb seines deutlich voran brachten. Wirkungsbereichs liegen, wird der ehrenamtliche Naturschutz an Bedeutung verlieren.“ So wäre es Ohne die vollständige Würdigung der betrachte- vielleicht die beste Würdigung der Ehrenamtli- ten Werke in Form einer Buchbesprechung errei- chen, letztendlich ihre Erfahrungen dafür zu nut- chen zu wollen, können beide Bücher dem Leser zen, eine neue Ausrichtung des Naturschutzes für wärmstens empfohlen werden. Sie enthalten die Bewältigung der Aufgaben in einer ungewis- eine Fülle von Fakten und Wertungen zur Natur- sen Zukunft zu nutzen. Dort, wo sich Ehrenamtli- schutzgeschichte, die Orientierung für heutiges che zusammenfinden und die Behörden diese Be- Handeln bieten. Sie seien abschließend vollstän- reitschaft zur Mitarbeit aufgreifen, soweit rechtli- dig unter Verweis auf den möglichen Bezug zi- che Grundlagen dafür vorhanden sind, wird sich tiert: eine ehrenamtliche Naturschutzarbeit erhalten, ohne dabei aber den früheren Stellenwert errei- Lexikon der Naturschutzbeauftragten. Band 2: chen zu können. Sachsen-Anhalt. – Hrsg.: Institut für Umwelt- geschichte und Regionalentwicklung e.V. an der Ohne Zweifel wird der Naturschutz aber auch Hochschule Neubrandenburg, bearbeitet von künftig die breite Unterstützung außerbehörd- Hermann Behrens. – Steffen Verlag 2006. – 358 licher, ehrenamtlicher Arbeit in den Verbänden S. – ISBN 10: 3-937669-93-0, 13: 978-3-937669-93-9. bedürfen. Allein die Basisdaten für FFH-Berichts- – Bezug: Steffen GmbH, Mühlenstraße 72, 17098 pflichten sind rein behördlich nicht zu erbringen. Friedland. – Preis: 31,50 € Dabei zeichnet sich schon heute die stärkere Ein- beziehung der Verbände ab. Dies erfolgt über eine Naturschutz und Staat. Staatlicher Naturschutz „Halb-Professionalisierung“, indem staatlicher- in Deutschland 1906-2006. – Hrsg.: Bundesamt seits durch Fachbehörden Programme entwickelt für Naturschutz (BfN), bearbeitet von Hans-Wer- werden, die mittels „Unkostenerstattung“ über ner Frohn und Friedemann Schmoll. – Natur- Verbände abgewickelt werden. Die Betreuung schutz und Biologische Vielfalt, Heft 25. – Bonn von Naturparken wird heute schon über Träger- – Bad Godesberg 2006. – ISBN 3-7843-3935-2. – Be- vereine realisiert. Es ist davon auszugehen, dass zug: BfN-Schriftenvertrieb im Landwirtschafts- die Betreuung von Gebieten und Objekten des verlag, 48084 Münster, Tel.: 02501/801-300, Fax: Naturschutzes weiter auf der Grundlage vertrag- 02501/801-351. – Preis: 36,00 € licher Vereinbarungen und eines gewissen Kos- tenausgleichs auf Verbände und Vereine übertra- gen wird.

Eine angenehm kritische Auseinandersetzung wird im „Lexikon“ mit der jüngsten Naturschutz- geschichte in Sachsen-Anhalt geführt. Proble- matisiert werden rechtliche und strukturelle Änderungen. Ergänzend sei hier auf Naturschutz- großprojekte verwiesen (Naturschutzgroßprojekt von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung Drömling Sachsen-Anhalt, Rekonstruktion und Sanierung Kühnauer See als Förderprojekt der ALLIANZ-Umweltstiftung, Life-Projekt Kliekener Aue, Naturschutzgroßprojekt von gesamtstaat- lich repräsentativer Bedeutung Mittelelbe und gegenwärtig länderübergreifendes Naturschutz- großprojekt von gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung Havel), die in ihrer Art und in ihrem fi-

53 Reichhoff, L. (2006): Der Beitrag von Dr. Siegfried Literatur Schlosser zur Berücksichtigung pflanzengenetischer Ressourcen im Naturschutz der DDR und Sachsen- Boye, P.; Klingenstein, F. (2006): Naturschutz im Wan- Anhalts. – In: Naturschutz in Sachsen-Anhalt. – Halle del des Klimas. – In: Natur und Landschaft. – Stutt- 43(1). – S. 46 – 48. gart 81. – S. 574 – 577. Schlosser, S.; Reichhoff, L. (2004): Überblick über die Buchwald, K.: Begriffe und Stellung von Landschafts- potentiell nutzbaren pflanzengenetischen Ressour- pflege und Naturschutz im Rahmen der wissen- cen (PRG) einschließlich forstgenetischer Ressourcen schaftlich-planenden Disziplinen. – In: Handbuch ((FRG) in Deutschland. – In: Schriften zu Genetischen für Landschaftspflege und Naturschutz, 1. – München Ressourcen. Schriftenreihe der Zentralstelle für 1968 . – S. 132 – 137. Agrardokumentation und –information. Informa- Däumel, G. (1961): Über die Landesverschönerung. – Ver- tionszentrum Biologische Vielfalt (IBV). – Bonn 23. lag Hoh. Benus – Griesenheim/Rheingau 1961. – S. 16 – 30 (Produktvielfalt durch Ressourcenvielfalt 150 Jahre Schutz der Teufelsmauer. - Tagung und Fest- – Potenziale genetischer Ressourcen. Tagungsband veranstaltung am 08.06.2002 in Weddersleben. – In: eines Symposiums vom 24. – 25. September 2003 im Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sach- Gustav-Stresemann-Institut in Bonn. Hrsg. F. Bege- sen-Anhalt. – Halle 2002. – Sonderheft 1. – 79 S.. mann und S. Schröder). Erz, W. (1979): Naturschutz: Grundlagen, Probleme, Pra- xis. – In: Buchwald, K.; Engelhardt, W.: Handbuch für Planung, Gestaltung und Schutz der Umwelt, Bd. 3. – München 1979. Anschrift des Autors Funkel, C. (1998): Die Entwicklung der Schutzgebiete im Land Sachsen-Anhalt. 330 Jahre Schutz der Bau- Dr. Lutz Reichoff mannshöhle. - Tagung und Festveranstaltung am 17.04.1998 in Rübeland.– In: Berichte des Landesam- LPR Landschaftsplanung Dr. Reichhoff GmbH tes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. – Halle Son- Zur Großen Halle 15 derheft 3. – S. 6 – 13. 06844 Dessau Funkel, C.; George, K. (2002): Die „Teufelsmauer“ – ei- E-Mail: [email protected] nes der frühesten Schutzobjekte in Deutschland – äl- www.lpr-landschaftsplanung.de ter als gedacht. – In: Naturschutz im Land Sachsen- Anhalt. – Halle 39(2). – S. 50 – 52. Langer, H. (1970): Die ökologische Gliederung der Land- schaft und ihre Bedeutung für die Fragestellung der Landschaftspflege. – In: Landschaft und Stadt. – Bei- heft 3. – S. 1 – 83. Müller, J.; Reichhoff, L.; Röper, C.; Schönbrodt, R. (1997): Die Naturschutzgebiete Sachsen-Anhalts (Hrsg.: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-An- halt). – Gustav Fischer Jena Stuttgart Lübeck Ulm. – 543 S.. Piechocki, R. (2007): Beherrschte Natur – bedrohte Na- tur – beschützte Natur. Genese der Schutzbegriffe als Indikatoren für Krisenwahrnehmung und Bewusst- seinswandel. – In: Natur und Landschaft. – Stuttgart 82(1). – S. 23 – 29. Rauschert, S. u. Mitarb. (1978): Liste der in den Bezirken Halle und Magdeburg erloschenen und gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen“. – In: Naturschutz und naturkundliche Heimatforschung in den Bezirken Halle und Magdeburg. – Halle 15(1). – 31 S.. Reichhoff, L. (1998): Die Entwicklung der Naturschutz- strategie in den 80-er Jahren in der DDR. – Natur- schutz in den neuen Bundesländern – ein Rückblick. (Hrsg. Vom Institut für Umweltgeschichte und Regi- onalentwicklung e.V.). – Halbband II. – Forum Wis- senschaften, Studie 45. – BdWi-Verlag – Marburg. – S. 517 – 530. Reichhoff, L. (1999): Akzente aus der Naturschutzpoli- tik der DDR. – BBN (Hrsg.): Denken, Planen, Handeln für die Natur von morgen. – In: Jahrbuch für Natur- schutz und Landschaftspflege. – Bonn 51. – S. 55 – 74.

54 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 44. Jahrgang • 2007 • Heft 1

Mitteilungen

Ehrungen

nem Renteneintritt als Maschinist im 3-Schicht- system im Kraftwerk der Filmfabrik Wolfen. Er heiratete 1964 und zog von Brehna nach Grep- pin, wo er noch heute wohnt. Seine Frau starb be- reits 2003. Nach dem Krieg suchte Helmut Tauchmann Kontakt zu erfahrenen Ornithologen in Halle und besuchte ab etwa 1947 dort Veranstaltungen. So lernte er die Ornithologen Heinz Schniggenft- tig und Rainer Gnielka, sowie Herrn Stenzel kennen. Hin und wieder besuchte er auch die Fachgruppenabende der Leipziger Ornithologen und nahm an Exkursionen unter Leitung von Dr. Gerber in die Elster-Luppe-Aue teil. 1953 fand Helmut Tauchmann den Weg zur Bitterfelder Fachgruppe „Ornithologie und Vo- gelschutz“, die 1949 vom damaligen Kreisnatur- schutzbeauftragten Otto Zülicke gegründet worden war. Ab 1954 gehörte er zu den ersten Helmut Tauchmann – 80 Jahre. Naturschutzhelfern, damals Naturschutzwacht genannt, im Kreis Bitterfeld. Er fühlte sich von Am 11. Januar 2007 beging der Naturfreund Hel- Anfang an für den Naturschutz im Westteil des mut Tauchmann seinen 80. Geburtstag. Über Kreises Bitterfeld zuständig. Er wurde deshalb sein Engagement für den Naturschutz im Land- folgerichtig auch als Ortsnaturschutzbeauftrag- kreis Bitterfeld ist in der Öffentlichkeit außerhalb ter für die Stadt Brehna berufen. Er arbeitete noch des Landkreises kaum etwas bekannt. bis Mitte der 90er Jahre in der Umweltkommissi- Helmut Tauchmann wurde in Brehna, Landkreis on der Stadt Brehna. Im Jahr 2004 nach Inkraft- Bitterfeld, geboren. Als Kind verlor er in der el- treten des neuen Naturschutzgesetzes des Landes terlichen Mühle seinen linken Arm. Er besuchte Sachsen–Anhalt wurde er als Naturschutzhelfer die Volksschule in Brehna und interessierte sich verabschiedet. schon im Kindes- und Jugendalter sehr für die Bis Ende der 60er Jahre gab es noch kein ausge- Natur, insbesondere für die Vogelwelt. wiesenes FND im Kreis Bitterfeld. Helmut Tauch- Aufgrund seiner Behinderung war es für ihn mann brachte, zunächst jedoch ohne Erfolg, meh- schwierig, einen geeigneten Beruf zu erlernen. So rere Vorschläge dazu ein. Erst nach einer Presse- arbeitete er von 1947 bis 1950 in der Poststelle der mitteilung über die Gesundbrunnen-Quelle bei Kreisverwaltung Bitterfeld und ab 1950 bis zu sei- Burgkemnitz, wurde diese auf seinen Antrag hin

55 als erstes FND im Kreis Bitterfeld unter Schutz ge- Er ist noch immer ein aktives Mitglied der Bitter- stellt. Weitere Anregungen für FND gingen von felder NABU - Fachgruppe „Ornithologie und Na- ihm aus. So wurde in der Fuhneniederung bei turschutz“. Er pflegt auch weiterhin Kontakte zu Wolfen ein von ihm gepflegter Orchideenstand- den Delitzscher Naturfreunden und besucht dort ort als FND „Tauchmanns Wiese“ ausgewiesen. regelmäßig die NABU Veranstaltungen. Mit Vorliebe beobachtete Helmut Tauchmann Die Mitglieder des NABU Kreisverbandes Bitter- Wasservögel. Er hatte dazu in seiner Umgebung, feld wünschen Helmut Tauchmann auch künf- in den ehemaligen Braunkohlentagebauen um tig eine stabile Gesundheit und viel Freude bei Roitzsch und Sandersdorf, die zum Teil schon mit seinen Beobachtungen in der Natur. Wasser gefüllt waren, reichlich Gelegenheit. Er beteiligte sich schon zu Beginn der 50er Jahre an den Wasservogelzählungen, die damals von der Manfred Richter Vogelwarte Helgoland in Gesamtdeutschland or- ganisiert wurden. Bis 1965 war er fast 15 Jahre lang der einzige Wasservogelzähler in der Bitterfelder Fachgruppe. Seine Zählgebiete waren die Gruben- gewässer um Roitzsch, Sandersdorf, Zschornewitz und die ersten Gewässer in der heutigen Goitz- sche, die er alleine mit dem Fahrrad aufsuchte. Als Kreiskoordinator für die Wasservogelzählun- gen in der Bitterfelder Fachgruppe fungierte er von 1965 bis 2000. Bis 2005 zählte er noch an ei- nem Teilabschnitt der Mulde und am Grünen See in der Nähe des Muldestausees. Nicht vergessen werden darf seine Tätigkeit als Biberbetreuer. Jahrzehntelang beobachtete er die Entwicklung der Biberbestände an der Mulde und füllte zuverlässig die Erfassungsbögen aus. Als Anfang der 70er Jahre die Mulde bei Pouch ver- legt wurde, beteiligte er sich erst an der Erfassung der Bestände und später am Einfangen der Biber. Diese wurden in Mecklenburg wieder ausgesetzt. Helmut Tauchmann interessiert sich auch für die Entwicklung seltener Tierarten seiner Heimat in der Vergangenheit. Er trug Material z.B. über Manfred Richter zum 70. Geburtstag Weißstörche, Großtrappen, Höckerschwäne aber auch über den Elbebiber zusammen. Leider hat Am 27.03.2007 beging der vielseitig engagierte er seine Literaturstudien und Vogelbeobachtun- Naturschutzbeauftragte und NABU-Kreisvorsit- gen nie wissenschaftlich ausgewertet und ver- zende des Landkreises Bitterfeld Manfred Rich- öffentlicht. In der damaligen Tageszeitung „Frei- ter seinen 70. Geburtstag. heit“ sowie für den „Bitterfelder Kulturkalender“ In Wolfen geboren qualifizierte er sich nach Volks- schrieb er dagegen bis in die 80er Jahre kleinere schulabschluss und Lehre als Schlosser im Abend- Artikel über die Natur und zur Heimatgeschichte. studium an der Ingenieurhochschule Leipzig zum In Zusammenarbeit mit Manfred Richter gab er BMSR-Ingenieur. Von 1951bis1992 war er im Che- „Die Weißstorchchronik des Landkreises Bitter- miekombinat Bitterfeld, zuletzt als Abteilungslei- feld“, im Heft XVIII der Bitterfelder Heimatblätter ter einer Entwicklungsabteilung, beschäftigt. (1995) heraus. Nach Inanspruchnahme einer Altersübergangs- Ausgezeichnet wurde Helmut Tauchmann in regelung, die ihm das Ausscheiden aus dem Be- den 80er Jahren mit der „Ehrennadel für besonde- rufsleben im Alter von 55 Jahren ermöglichte, re Leistungen im Naturschutz in Silber“ und 2007 konnte er sich noch intensiver der Naturschutzar- mit dem „Ehrenzeichen in Silber des NABU“. beit widmen.

56 Viele Jahre war Manfred Richter als Einzelkämp- weiter viel Freude und Schaffenskraft bei unserer fer auf ornithologischem, herpethologischem gemeinsamen Arbeit zum Schutz der Natur. und naturschützerischem Gebiet tätig. 1985 orga- nisierte er sich als Mitglied der Fachgruppe „Orni- Siegmar Fischer thologie und Naturschutz“ Bitterfeld. Seitdem ist er in seiner konstruktiven und bescheidenen Art einer der Motoren dieser Fachgruppe. Seit 1987 be- Veröffentlichungen: tätigt er sich außerdem aktiv als Naturschutzhel- fer und seit 1994 als Naturschutzbeauftragter des Richter, M. 1994/1995: Rastende und überwinternde Landkreises Bitterfeld, insbesondere als Betreuer Wasservögel um Bitterfeld.- Bitterfelder Heimatblätter 17. - S. 147-160. der NSG „Untere Mulde“, „Möster Birken“, „Stein- Richter, M. 1995: Brutvogelkarierung im Landkreis horste“ und „Taubequellen“. Manfred Richter Bitterfeld von 1989-1994.- gehört weiterhin zu den Gründungsmitgliedern Unveröffentlichte Zuarbeit für das LRA Bitterfeld, Na- des NABU in Sachsen-Anhalt und ist seit 1992 turschutzamt. NABU-Kreisvorsitzender im Landkreis Bitterfeld. Richter, M. & Tauchmann, H. 1995: Die Weißstorch- chronik des Landkreises Bitterfeld.- Bitterfelder Hei- Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf dem Ge- matblätter 18. - S. 29-45. biet der Ornithologie. So war er maßgeblich an der Richter, M. 1996: 70 Jahre NSG Möster Birken.- Bitter- Erarbeitung der zweiten Kreisavifauna Bitterfeld felder Heimatblätter 19. - S. 80-88. beteiligt. Er bearbeitete auch mehrere Messtisch- Richter, M. 1996: Gegenwärtige Kenntnisse über die blätter zur Brutvogelkartierung in Sachsen-An- Verbreitung der Lurche und Kriechtiere im Landkreis Bitterfeld.- Bitterfelder Hei- halt und kartiert aktuell für den „Atlas Deutscher matblätter 20. - S. 91-107. Brutvogelarten“. Schon viele Jahre ist er aktiv in Richter, M. 1997: Überwinterungsversuch eines Weiß- der Wasservogelzählung tätig. Seit einigen Jahren storches 1995/96 im Landkreis fasst er dankenswerterweise die ornithologischen Bitterfeld.- In Kaatz, Ch. & Kaatz, M. (Hg.). - Tagungs- Beobachtungen der Fachgruppenmitglieder zu band vom 4. u. 5. Sachsen- Anhaltinischen Storchentag, Loburg. einem Jahresbericht zusammen. Als Mitglied des Richter, M. 1997: Zwanzig Jahre Wasservogelbeobach- Ornithologenverbandes Sachsen-Anhalt (OSA) tung am Muldestausee bei Bitterfeld.- Bucephala 3. bringt er sich aktiv ein. Zahlreiche Veröffentli- (1). – S. 34-52. chungen stammen aus seiner Feder, so z. B. zu den Kuhlig, A. & Richter, M. 1998: Die Vogelwelt des Land- Wasservögeln in der sich verändernden Bergbau- kreises Bitterfeld. - Bitterfelder Heimatblätter, SH. folgelandschaft, insbesondere der Goitzsche. Richter, M. 2002: Der „Große Goitzsche See“ bei Bitter- Auch der Storchenschutz liegt Manfred Rich- feld wirkt anziehend auf viele ter am Herzen. Er ist Mitglied des Fördervereins Vogelarten. - Apus 11 (3-4). - 183-186. Storchenhof Loburg. Bei Arbeitseinsätzen und Richter, M. 2002: Große Uferschwalbenkolonie an der Pflegemaßnahmen, wie Storchenhorstsanierun- Mulde im NSG Untere Mulde. - Apus 11 (3-4). – S. 211-212. gen oder Entbuschungen auf Brutvogelinseln, ist Richter, M. 2005: Flussseeschwalben brühten am Goitz- Manfred Richter immer mit dabei. schesee bei Bitterfeld. - Apus 12(5- Engagiert tätig ist er außerdem als Mitglied des 6). – S. 321-324. Arbeitskreises „Biberschutz“ sowie im Landes- fachausschuss „Herpethologie“. Hier kümmert er sich vorrangig um herpethologische Erfassungen im Landkreis Bitterfeld, deren Ergebnisse von ihm auch publiziert werden. Für seine Verdienste wurde Manfred Richter 2003 mit dem Ehrenzeichen des NABU in Silber ausgezeichnet. Im Namen der Mitglieder der NABU-Fachgruppe „Ornithologie und Naturschutz“ Bitterfeld spre- che ich ihm für sein unermüdliches Engagement Dank und Anerkennung aus. Wir wünschen dem Jubilar noch viele Jahre bei bester Gesundheit und

57 Informationen

Übersicht der nach Naturschutzrecht ge- ha) in Niedersachsen wurden durch Gesetz zum schützten Gebiete und Objekte Sachsen-An- Staatsvertrag über die gemeinsame Verwaltung halts und Informationen zu den Änderun- der Nationalparke „Harz (Niedersachsen)“ und gen bei den Schutzgebieten im Jahr 2006 „Harz (Sachsen-Anhalt)“ vom 21.03.2006 (GVBL. LSA 17[2006] Nr. 9 vom 27.03.2006, S. 80) zum „Na- Inge Haslbeck tionalpark Harz“ zusammengeschlossen, der sich nunmehr vom Südrand des Mittelgebirges bei Gemäß § 42 Abs. 1 NatSchG LSA wird im Lan- Herzberg über die Hochlagen bis zum Nordrand desamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt als bei Ilsenburg erstreckt und mit einer Gesamtflä- Fachbehörde für Naturschutz das zentrale Natur- che von ca. 24.700 Hektar der einzige länderüber- schutzregister für das Land geführt. Die Fachda- greifende Nationalpark Deutschlands ist. ten für die geplanten und nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte des Landes 2 Naturschutzgebiete (NSG) Sachsen-Anhalt werden mit den Naturschutzbe- hörden jeweils zum Jahresende abgeglichen. Die Durch die Obere Naturschutzbehörde wurden im nachfolgende Tabelle enthält eine statistische Jahr 2006 zwei Gebiete von besonderer Eigenart Übersicht der nach Naturschutzrecht geschützten und hervorragender Schönheit unter Naturschutz Gebiete und Objekte des Landes Sachsen-Anhalt gestellt: mit Stand 31.12.2006. Nach dreijähriger Planung konnte im Mai 2006 Änderungen im Bestand der Schutzgebiete das 296 Hektar große „Harper Moor“ (NSG0273) nach Landesrecht im Jahr 2006 durch Verordnung zum Naturschutzgebiet aus- gewiesen werden. Dieses Naturschutzgebiet be- 1 Großschutzgebiete findet sich im Altmärkischen Flachland. Es ist gekennzeichnet durch Birken- und Erlenbruch- Das Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“ als Be- wälder, Wiesen, Sümpfe und Niedermoore. We- standteil des von der UNESCO international gen seiner Unberührtheit hat sich ein spezieller anerkannten, länderübergreifenden Biosphä- Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten renreservates „Flusslandschaft Elbe“ wurde in entwickelt. Das Naturschutzgebiet beinhaltet das „Mittelelbe“ umbenannt und von bislang 43.000 FFH-Gebiet „Der Most bei Harpe“ (FFH0006) mit auf nun rund 125.800 Hektar erweitert. Seine Er- einer Fläche von ca. 120 Hektar. klärung zum Biosphärenreservat „Mittelelbe“ Das ca. 65 Hektar große Naturschutzgebiet „Mul- erfolgte durch Allgemeinverfügung im MBl. LSA detalhang Rösa“ (NSG0274) konnte nunmehr Nr.10/2006 vom 13.03.2006. Die Verordnung des nach reichlich 15 Jahren der einstweiligen Sicher- alten Biosphärenreservates „Mittlere Elbe“ bleibt stellung und Planung im März 2006 per Verord- aus rechtlichen Gründen trotzdem weiterhin gül- nung dauerhaft unter Schutz gestellt werden. Das tig. In Sachsen-Anhalt befindet sich der größte Schutzziel besteht in der Erhaltung naturnaher und bedeutendste Teil des länderübergreifenden Waldgesellschaften sowie in der Entwicklung Reservates, das sich insgesamt über 400 Kilome- und dem Schutz von Sumpf- und Verlandungsbe- ter entlang der Elbe erstreckt. Das Großschutz- reichen in der Muldeaue. Das Naturschutzgebiet gebiet umfasst in Sachsen-Anhalt insgesamt 33 ist Teil des 513 ha großen FFH-Gebietes „Muldeaue Naturschutzgebiete, 14 Landschaftsschutzgebiete oberhalb Pouch“ (FFH0180LSA). sowie das Biosphärenreservat „Mittlere Elbe“. Der Flächenumfang der Kernzonen in den Natur- Der „Nationalpark Hochharz" (8.900 ha) in Sach- schutzgebieten Sachsen-Anhalts blieb im Jahr sen-Anhalt und der „Nationalpark Harz“ (15.800 2006 unverändert.

58 Tab. 1: Statistische Übersicht der nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte Sachsen- Anhalts, Stand: 31.12.2006

Anzahl Fläche7 Landes-8 Geschützte Gebiete und Objekte (ha) fläche (%) Schutzgebiete nach internationalem Recht: FFH-Gebietsmeldungen LSA1 265 179.729 8,77 Europäische Vogelschutzgebiete (EU SPA) 32 170.611 8,32 Feuchtgebiete internationaler Bedeutung (FIB) 3 15.134 0,74 Schutzgebiete nach Landesrecht: Naturschutzgebiete (NSG) 196 61.907 3,02 Einstweilig sichergestellte Erweiterungen bestehender NSG 0 0 0 Einstweilig sichergestellte NSG 1 101 0 Nationalparke (NP) 1 8.927 0,44 Kernzonen - im Nationalpark 14 2.914 0,14 - in 32 bestehenden NSG (Totalreservate) 53 4.062 0,20 Biosphärenreservate (BR) 2 125.824 6,14 Landschaftsschutzgebiete (LSG) 2 80 678.701 33,10 Einstweilig sichergestellte Erweiterungen bestehender LSG 0 0 0 Einstweilig sichergestellte LSG 0 0 0 Naturparke (NUP) 6 428.239 20,89 Naturdenkmale - flächenhafte (NDF) 3 und Flächennaturdenkmale (FND) 4 912 - - - Einzelobjekte (ND) 1971 - - Einstweilig sichergestellte Naturdenkmale - flächenhafte Naturdenkmale (NDF) 3 0 - - - Einzelobjekte (ND) 0 - - Geschützte Landschaftsbestandteile (GLB) 5 53 2.110 0,10 Einstweilig sichergestellte Geschützte Landschaftsbestandteile (GLB) 3 49 0 Baumschutzverordnungen und –satzungen (BA) 6 452 - - Einstweilig sichergestellte Baumschutzverordnungen und -satzungen (BA) 6 0 - - Geschützte Parks (GP) 4 205 - - Schutzgebiete und -objekte im Verfahren nach § 39 NatschG LSA Naturschutzgebiete (NSG) 6 2.757 - Landschaftsschutzgebiete (LSG) 6 72.774 - Naturdenkmale (NDF, ND) 1 - - Schutzgebiete und -objekte in Planung Naturschutzgebiete (NSG) 177 39.582 - Biosphärenreservate (BR) 2 68.981 - Landschaftsschutzgebiete (LSG) 4 3.005 - Naturparke (NUP) 1 39.194 - Naturdenkmale (NDF, ND) 1 - -

1 Meldungen gem. Artikel 4 Absatz 1 FFH-Richtlinie durch das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-An- halt an das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (gemäß Kabinettsbeschlüsse vom 28./29.02.2000, vom 09.09.2003 sowie vom 21.12.2004) 2 Die Ausgrenzung der Gebiete innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile aus den bis 1990 unter Schutz gestellten LSG sowie Flächenentlassungen aus LSG sind in der Größenangabe nur dann berücksichtigt, wenn die entsprechende Größe Bestand- teil der Verordnung ist. 3 nach dem 01.07.1990 (Inkrafttreten des BNatSchG in den neuen Bundesländern) ausgewiesen 4 vor dem 01.07.1990 unter Schutz gestellt 5 darunter GLB ohne Flächenangaben 6 Unter dem Kürzel "BA" werden ab 2002 die Baumschutzverordnungen und -satzungen nach § 35 NatSchG LSA gesondert geführt 7 alle Flächenangaben ab 2002 per GIS ermittelt 8 Landesfläche = 20 500 km2

Durch die zahlreichen Überlagerungen von Schutzgebietskategorien auf derselben Fläche (z. B. EU SPA/FIB/NSG/BR/LSG/NDF/FND) kann die geschützte Gesamtfläche Sachsen-Anhalts nicht durch Addition der Einzelpositionen dieser Tabelle ermittelt werden.

59 3 Landschaftsschutzgebiete (LSG) Tondokumentation zum Rufverhalten der Froschlurche Im Jahr 2006 wurden durch Untere Naturschutz- behörden zwei Landschaftsschutzgebiete ausge- In der Zeitschrift Feldherpetologie erschien ein wiesen: interessantes Werk zum Verhalten der Frosch- lurche mit zahlreichen Tonbeispielen von Hans Die Unterschutzstellung des Landschaftsschutzge- Schneider. Es kann unter folgenden Angaben be- bietes „Harbke-Allertal“ (LSG0012) mit einer Grö- zogen werden: ße von ca. 12713 Hektar datiert auf den 30.11.2006 und ersetzt eine alte Verordnung von 1975. Die Schneider, H. (2005): Bioakustik der Froschlurche. äußerst reizvolle Landschaft des Schutzgebietes Einheimische und verwandte Arten. – Zeitschrift im ehemaligen innerdeutschen Grenzgebiet ist für Feldherpetologie, Supplement 6, Bielefeld im Ohrekreis ( 987 ha) sowie im Bördekreis (2726 (Laurenti). 135 Seiten, 146 SW-Abbildungen, 1 Au- ha) gelegen und beinhaltet die großflächigen und dio-CD Bioakustik der Froschlurche, Ladenpreis wertvollen Buchenwälder des Harbker Forstes so- 28,00 €, ISBN 3-933066-23-9. wie das reizvoll gewundene Allertal mit bemer- kenswerten Trockenrasen und –gebüschen an seinen Osthängen. Neue Rote Liste der Gefäßpflanzen Brandenburgs Nach vierjähriger Planung kam es am 03.07.2006 auf einem Gebiet von ca. 4900 Hektar der Tanger- Innerhalb der in loser Folge aktualisierten Roten Elbeniederung, einer Flußauenlandschaft mit na- Listen von Pflanzen- und Tierarten Brandenburgs turnahen Uferbereichen und naturnahen sowie erschien im Dezember 2006 die Rote Liste der in natürlichen Überflutungsverhältnissen, zur Ver- Brandenburg und Berlin heimischen Farn- und ordnung des Landschaftsschutzgebietes „Tanger- Blütenpflanzen. Elbeniederung“ (LSG0079SDL). Erstmals seit mehr als 100 Jahren wird ein Über- blick über die Gesamtheit der in den beiden Bun- Hinweise zu Pflege- und Entwicklungsplä- desländern ursprünglich vorkommenden oder nen, Gutachten und anderen Arbeiten mit langzeitig eingebürgerten höheren Pflanzenar- Bezug zu Schutzgebieten ten vorgelegt. Eine Gefährdungseinschätzung nach den in Deutschland einheitlich verwende- Das im Landesamt für Umweltschutz Sachsen-An- ten Kriterien erlaubt den Vergleich mit anderen halt geführte Archiv wissenschaftlicher Arbeiten Regionen und Ländern und wird durch Texte zur zu Schutzgebieten wird laufend aktualisiert. Die Geschichte der regionalen Botanik, zu aktuellen Liste beinhaltet derzeit 341 Pflege- und Entwick- Veränderungen der Gefährdung von Gefäßpflan- lungspläne, Gutachten und andere Arbeiten mit zen sowie zu bedeutenden Lebensräumen und Bezug zu Schutzgebieten und kann bei Bedarf un- Artenschutzmaßnahmen ergänzt. Eine Liste von ter folgender E-Mail Adresse angefordert werden: Arten, für deren Schutz Brandenburg eine beson- E-Mail: [email protected] dere internationale Verantwortung trägt, gibt Hinweise auf Beobachtungs- und Handlungs- schwerpunkte. Anschrift der Autorin Das Heft mit 163 Seiten kann bezogen werden Inge Haslbeck beim: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt Landesumweltamt Brandenburg Reideburger Str. 47 Schriftleitung NundLBbg (S5) 06116 Halle Seeburger Chaussee 2, 14476 Potsdam, E-Mail: [email protected] OT Groß Glienicke Tel.: 033201/442 238, Fax: 033201/442-662 [email protected]

60 Schrifttum

Högel, E. (Hrsg.)(2005): Friedrich Wilhelm se finden sich bei Sporleder noch keine Aus- Sporleder und die Flora des Harzes. Re- sagen zu Prunus serotina. Prunis mahaleb wird print ausgewählter Schriften. Botanischer hingegen als „häufig in Gärten und an den We- Arbeitskreis Nordharz e.V., Wernigerode, gen bei Wernigerode angepflanzt und zuweilen 444 S., ISBN 3-00-016384-0. - 29 €. verwildert“ bzw. Robinia pseudacacia schlicht als Dieses anspruchsvoll gebundene Taschenbuch „angepflanzt“ beschrieben. ergänzt die Reihe der Neudrucke von Florenwer- Viele Angaben zur ökonomischen und techni- ken aus dem nördlichen Harzraum um die sich schen Verwendung der Arten sind bereits in die Mitglieder des Botanischen Arbeitskreises Sporleders zweiter Auflage weggefallen, da sie Nordharz e. V. kontinuierlich bemühen. Es ermög- damals „teilweise schon veraltet“ waren. Trotz- licht Einblicke nicht nur in die Florenausstattung dem finden sich immer noch zahlreiche Hinweise des Gebietes um Wernigerode im 19. Jahrhundert zur früheren Nutzung einer Art, beispielsweise sondern auch in die damalige Landnutzung. „Die rübenförmige Wurzel (von Chaerophyllum Ein einleitendes Kapitel, verfasst durch die lang- bulbosum) gibt, durch Anbau in Gärten verdickt, jährigen Förderer des Arbeitskreises und der Re- die als Gemüse benutzte ´Kerbelrübe´.“ printausgaben, A. Bartsch und H.-U. Kison, fasst Das Büchlein ist mehr als nur ein Reprint. Es kann kurz die botanischen Aktivitäten Sporleders und botanisch wie auch kulturhistorisch interessier- seines Umfelds zusammen. ten Lesern als gelungene Zusammenfassung wis- Den Hauptteil des Reprints bildet F. W. Sporle- senschaftlicher, kultureller und wirtschaftlicher ders Werk „Verzeichnis der in der Grafschaft Wer- Aktivitäten im Wernigeroder Gebiet des 19. Jh. nigerode und der nächsten Umgebung wildwach- empfohlen werden. senden Phanerogamen und Gefäß-Kryptogamen Bezug: Botanischer Arbeitskreis Nordharz e. V., J. sowie der daselbst im Freien in größerer Menge Schaaf, Kampstrasse 4c, 38889 Wienrode. gebauten Pflanzen“, postum 1882 herausgegeben D. Frank vom Wissenschaftlichen Verein zu Wernigerode. Im Anschluss wird die bei Sporleder verwendete Glandt, D.: Der Moorfrosch. Einheit und Nomenklatur und taxonomische Zuordnung dem Vielfalt einer Braunfroschart. – Beiheft der derzeit üblichen Standard gegenübergestellt. Bei Zeitschrift für Feldherpetologie 10, - Biele- manchen Artnamen reicht dabei die Zuordnung feld (Laurenti) 2006. - 160 Seiten, - 53 SW- Ab- zu einem aktuellen Artnamen. In einigen Fällen bildungen, 16 Farbtafeln, 11 Tabellen, - ISBN führte aber selbst die von den Autoren Högel, 3-933066-32-8. - 21,50 €. Ahrens, Hanelt, Kison bzw. Weber durchge- Innerhalb eines riesigen Verbreitungsgebietes vari- führte, nahezu kriminalistische Analyse der un- iert das äußere Erscheinungsbild des Moorfrosches terschiedlichen taxonomischen Auffassungen (Rana arvalis) beträchtlich. Nur wenige Merkmale nicht zu eindeutigen Ergebnissen. kennzeichnen die Art und vielerorts in Mitteleu- Der Abdruck von drei kleineren Artikeln zur Flora ropa kommen Schwesternarten wie Springfrosch des Harzes bzw. der Umgebung von Wernigerode (Rana dalmatina) und Grasfrosch (Rana tempora- von Sporleder bzw. Forke rundet die Aussage die- ria) gemeinsam an einem Standort vor, was viele ses gelungenen historischen Übersichtswerks ab. praktische Probleme nach sich zieht. Alte Florenwerke sind gut geeignet, im Vergleich Das 10. Beiheft unter der Federführung von D. mit aktuellen Erfassungen die Entwicklung der Glandt hat sich dieser Problematik angenom- Bestände von Artvorkommen zu belegen. Dar- men. Einleitend wird in einem Portrait die Art über hinaus kann aus der Nennung bzw. Nicht- im Konsens zu anderen Braunfroscharten vorge- Nennung von heute verbreiteten Arten in solch stellt. In Tabelle 2.1 sind die morphologischen Un- einem Gesamtwerk auch auf den Zeitpunkt der terschiede praxisnah für adulte Tiere aufgelistet. Einbürgerung geschlossen werden. Beispielswei- Die morphologische Unterscheidung der Juvenes

61 erscheint dagegen fast unmöglich. Auch Rücken- pulationen Südschwedens erreichen bereits zwei streifen und Bauchseite variieren regional be- Jahre alte Moorfrösche die Geschlechtsreife. Ein trächtlich. Körpergröße und Gewicht sind ebenso abschließendes Kapitel ist der Gefährdung ge- geografisch und im Vergleich der Populationen widmet. Leider konnten dafür nur wenige Fakten unterschiedlich verteilt. Geschlechtsreife Tiere zusammengetragen werden. Über einen größe- haben in Mitteleuropa eine Körperlänge von 40 ren Landschaftsraum existiert lediglich eine nie- bis etwa 80 mm! derländische Fallstudie. Einige wenige Beispiele Im dritten Kapitel wird umfassend auf die Ver- zeigen die negativen Folgen der Urbanisierung breitung und die Bestandssituation eingegangen. auf. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis und Die West-Ost-Ausbreitung von Westfrankreich ein Register schließen das Beiheft ab. bis an die Lena in Russland beträgt 7200 km und W.-R. Grosse in Nord-Süd-Richtung sind es 2600 km. Eine Ver- breitungskarte mit markierten Eckpunkten wird Schwarze, E. & H. Kolbe (Hrsg.): Die Vogel- vorgestellt. Für Deutschland wird die Art im Os- welt der zentralen Mittelelberegion: - Verlag ten und Nordosten als (noch) häufig dargestellt. druck zuck GmbH, Halle (Saale), 2006. – 360 Im Süden ist sie selten, was für eine Tieflandart S. – 80 farbige Abb., 115 s/w Abb., 279 Tab., nicht überrascht (Arealgrenze verläuft durch eine Karte. - ISBN 3-928466-82-8. –24,80 €. Deutschland). Der Status des Moorfrosches in den Mit der Avifauna der zentralen Mittelelberegion einzelnen Bundesländern wird ausführlich dar- liegt nunmehr ein bemerkenswertes Ergebnis gestellt. Ebenso detailliert wurden die Angaben langjähriger ehrenamtlicher Forschung in einer im übrigen Verbreitungsgebiet recherchiert. sehr ansprechenden Buchform vor, welche bis- Breiten Raum nehmen die Darstellungen des Le- herige kleinere Publikationen aus der Region ver- bensraumes ein. Die Variabilität der Habitate er- eint und durch bisher nicht publizierte Daten auf klärt sich aus der großen geografischen Vielfalt einen Bearbeitungsstand 2005 aktualisiert. innerhalb des Verbreitungsgebietes. In Russland Das Werk beinhaltet mehr als nur die Angaben überschreitet die Art gleich mehrere Klimazonen zur Vogelwelt. Breiter Raum wird der Geschichte und trifft im Altai sogar auf China. Als Konsens der Ornithologie einschließlich der wissenschaft- aller Untersuchungen wird die Bindung an feuch- lichen Vogelberingung in der Region Dessau ge- te Standorte genannt, wenn die Art die Wahl hat. widmet. Die akribische Recherche umfasst sowohl Weiterhin ist in weiten Teilen des Areals die Be- „Meilensteine“ des Wirkens des Ornithologischen vorzugung für sauere sandige Böden oder Moor- Vereins Dessau seit seiner Gründung im Jahr 1925 habitate erkennbar. Die fehlende Strauchschicht als auch mehrere Biographien bedeutender Orni- in der Weidenaue scheint ein weiterer Standort- thologen, wie Karl Hampe, Alfred Hinsche und faktor für die Art zu sein. Nahrungsspektrum und Hartmut Kolbe. Beutetiere lassen hier Korrelationen erkennen. Das Kapitel zur Landschaftsbeschreibung ge- Phänologie, Rufe und Paarung stellen ein weite- winnt insbesondere durch die ausgezeichneten res interessantes Kapitel dar. Der Moorfrosch ist Fotos im Mittelteil, die avifaunistisch bedeutsa- unter den Braunfröschen der „Lauteste“. Entwick- me Habitate im Untersuchungsgebiet wiederge- lung der Larven, Larvendichte und Metamorphose ben. Die Darstellung des Schutzgebietssystems sind weitere Schwerpunkte in den Darstellungen. mit zahlreichen FFH- und einem Europäischen Der Autor zeigt, dass dazu viel zu wenig Unter- Vogelschutzgebiet vermittelt dem Leser die über- suchungen existieren um Verallgemeinerungen regionale Bedeutung der zentralen Mittelelbere- vorzunehmen. Labor- und Terrarienexperimente gion als Vogellebensraum. scheinen dazu wenig geeignet. Vorwiegend aus Die eigentlichen Artkapitel zeugen von der Fleiß- Nordeuropa und Russland liegen Untersuchun- arbeit eines großen ehrenamtlichen Mitarbeiter- gen zur Struktur und Dynamik der Populatio- stabes. Sie beinhalten interessante Details, die nen vor. Danach erscheinen am Laichplatz vor- für Artbearbeiter anderer Faunen von Bedeutung wiegend 3-4 Jahre alte Tiere (Altersbestimmung sind. Zahlreiche Diagramme und Tabellen spie- mittels Skeletochronologie). Variabel ist auch die geln Zugverläufe und Häufigkeiten wider. Bei der Beziehung zwischen Alter und Kopf-Rumpf-Län- Darstellung von Monats- oder Jahressummen in ge, möglicher Weise auch habitatspezifisch. In Po- Diagrammen hätten die Herausgeber auf die Be-

62 schriftungen der Ordinaten verzichten können, des Betrachtungsraumes, zum Charakter und der weil die daraus abgeleiteten Zahlen selbst ohne Verbreitung seiner Böden, kennzeichnenden Fak- Aussagewert sind (z.B. 220 Raubwürger für den toren seines Klimas und seiner Vegetation. Gerade Februar von 1925 – 2005). Außerdem wären zu- hinsichtlich der Vegetation gelingt es dem Autor, mindest für die regional wertgebenden Brutvögel die Fülle der pflanzensoziologischen Einheiten so Verbreitungskarten hilfreich gewesen. einzuschränken, dass sie verständlich aber auch Einige Schwächen in der Formulierung und im für den Raum hinreichend erläutert werden. Ein Aufbau fallen wenig ins Gewicht. Die erste Über- umfangreicheres Kapitel wird der Geschichte der schrift in Kapitel 2 („Die zentrale Mittelelbe-Regi- floristischen Erforschung des Leipziger Raumes on als Wirkungsgebiet Dessauer Ornithologen“) gewidmet, in der das Wirken vieler bedeutender ist unglücklich gewählt, lässt sie doch einen Inhalt Botaniker seit dem 18. Jh. aufgeführt wird. Dem vermuten, der besser in Kapitel 1 („Zur Geschichte folgt eine methodische Einführung mit Abkür- …“) gehört hätte. Die Kapitel zur avifaunistischen zungsverzeichnissen und eine Danksagung an Bedeutung der Region sowie zu Bestandsverän- Spezialisten, die die Erarbeitung der Flora bei kri- derungen wären besser in Form einer Zusam- tischen Sippen unterstützten. menfassung im Anschluss an den Artteil aufge- Den Hauptteil des Buches nimmt die „Pflanzen- hoben gewesen, zumal sich an die letzte Art, die liste“ ein, in der die nachgewiesenen Arten und Zwergammer, etwas unvermittelt das – erfreulich Bastarde aufgelistet, ihre Vorkommen im Gebiet umfangreiche – Literaturverzeichnis anschließt. beschrieben und Hinweise zum Standort gegeben Das Buch stellt eine wichtige Grundlage für Ver- werden. Weitere Angaben betreffen die Gefähr- waltungsentscheidungen dar und regt weitere dung sowie das erst- oder letztmalige Auffinden avifaunistische Forschungen an. Es wird daher in der Umgebung von Leipzig. Insgesamt werden sowohl den Freizeitornithologen als auch den 2165 Sippen aufgelistet. Von besonderem Interes- ökologischen Planungsbüros empfohlen. se sind die Angaben zur Flora der Leipziger Auen M. Jentzsch und der Trockenrasen sowie des Kalkflachmoo- res am Bienitz. Gerade hier wird deutlich, welch Gutte, P.: Flora der Stadt Leipzig einschließ- floristischer Reichtum Ausgangs des 19. Jahrhun- lich Markleeberg. – Weissdorn-Verlag Jena derts herrschte und in welchem Umfang Floren- 2006. – 278 Seiten, 56 Abb. Übersichtskarte- verluste durch Entwässerung, Intensivierung der karte.- ISBN 3-936055-50-5. landwirtschaftlichen Nutzung, Nutzungsauflas- Im Jahre 1989 veröffentlichte Gutte die Arbeit sung u.a. eingetreten sind. Für den praktischen „Die wildwachsenden und verwilderten Gefäß- Gebrauch sind die Fundortangaben so zahlreich pflanzen der Stadt Leipzig“ in Form einer erwei- und konkret benannt, dass sie das Auffinden im terten Florenliste. Seit dem hat sich das Territo- Gelände ermöglichen. rium der Stadt Leipzig durch Eingemeindungen Im Anschluss an die „Pflanzenliste“ erfolgt eine vergrößert, vielfältige Veränderungen der Bioto- Auflistung seltener Neophyten, die ihre Vorkom- pe kamen hinzu. Dies sollte für die sächsische Me- men z.B. an der Wollkämmerei, der Kläranlage tropole Leipzig Grund genug sein, zu diesem Zeit- Rosental oder der Großmarkhalle haben. Hier punkt eine umfassendere Flora der Stadt zu veröf- vermittelt der Autor sein Spezialwissen an die fentlichen und das Gebiet der Stadt Markleeberg, Leser. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis be- das sich nahtlos an Leipzig anschließt, mit einzu- schließt die textlichen Darstellungen, denen 56 beziehen. Zu dem können alle an der Pflanzenwelt Fotos zur Illustration der Flora folgen. Die schnel- von Leipzig und Umgebung und darüber hinaus le Orientierung im Buch ermöglicht das Register Interessierten dankbar sein, dass der Autor sich der wissenschaftlichen und deutschen Namen der wohl nicht hoch genug anzuerkennenden der Pflanzenfamilien und –gattungen. Arbeit unterzog, sein über eine 40-jährige floris- Das Buch ist den Floristen und Freunden der Pflan- tische Tätigkeit angereichertes Wissen, insbeson- zenwelt von Leipzig und Umgebung uneinge- dere auch über die Adventivflora, in dieser Flora schränkt zu empfehlen. Es bietet den mitteldeut- umfassend darzustellen. schen Botanikern eine wertvolle Hilfe zur Einord- Die Flora wird eingeführt mit kurzen aber infor- nung der Flora von Leipzig und Umgebung. mativen Beiträgen über die Lage und Begrenzung L. Reichhoff

63 Impressum

ISSN 0940-6638 Hinweise für Autoren: Naturschutz im Land Sachsen Anhalt Für unverlangt eingereichte Manuskripte wird Herausgeber: keine Haftung, insbesondere keine Verpflichtung Landesamt für Umweltschutz Sachsen Anhalt zur Veröffentlichung übernommen. Grundsätz- Fachbereich Naturschutz lich werden nur bisher unveröffentlichte Beiträge PF 200841, o6oo9 Halle/S. angenommen. Es wird gebeten, die Manuskripte, Telefax 03 45/5 70 46 05 wenn möglich mit einem Textverarbeitungspro- E-mail: [email protected] gramm auf Diskette gespeichert, an die Redaktion einzureichen. Grafiken und Abbildungen sollen Redaktion: im Originalformat geliefert und nicht in den Text Dr. Inge Ammon-Kujath integriert werden. Der Umfang des Manuskriptes Landesamt für Umweltschutz Sachsen Anhalt sollte zehn Schreibmaschinenseiten (1,5-zeilig ge- Fachbereich Naturschutz schrieben) nicht überschreiten. Die Autoren sind Reideburger Str. 47 für den fachlichen Inhalt ihrer Beiträge selbst o6116 Halle/S. verantwortlich. Die von ihnen vertretenen An- sichten und Meinungen müssen nicht mit denen Schriftleitung: des Herausgebers übereinstimmen. Eine redakti- Dr. Inge Ammon-Kujath, Landesamt für Umwelt- onelle Überarbeitung wird abgestimmt. Die Bei- schutz Sachsen Anhalt; Fred Braumann, Natur- träge können nicht honoriert werden, es werden parkverwaltung Drömling; Egbert Günther, zehn Exemplare des jeweiligen Heftes zur Verfü- Untere Naturschutzbehörde Landkreis Harz; Dr. gung gestellt. Matthias Jentzsch, Landesamt für Umwelt- schutz Sachsen Anhalt; Dr. Ulrich Lange, Landes- Vertrieb: amt für Umweltschutz SachsenAnhalt; Dr. Lutz Naturschutz- und andere Behörden und Dienst- Reichhoff, LPR Landschaftsplanung Dr. Reich- stellen sowie haupt- und nebenamtliche Natur- hoff GmbH; Robert Schönbrodt, Landesverwal- schutzmitarbeiter/innen im Land Sachsen Anhalt tungsamt Sachsen Anhalt; Dr. Uwe Wegener, Na- erhalten die Zeitschrift kostenlos. Alle kostenlos tionalparkverwaltung Harz abgegebenen Hefte dürfen auch nur kostenlos weitergegeben werden. Käuflicher Bezug gegen Gestaltung und Satz: eine Schutzgebühr über Bestellung bei NATURA Repro- und Satzstudio Kuinke Fachbuchhandlung, Adolf-Grimme-Ring 12, 14532 Johannisstraße 15 Kleinmachnow. 06844 Dessau Telefon: 03 32 03/2 24 68.

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64 Naturschutzpublikationen von den Anfängen ...... bis zur Gegenwart.