Braune Natur II

Zur Funktion des Naturschutzes im Dritten Reich als einer Grundkategorie der nationalsozialistischen Ideologieproduktion

Master-Thesis zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science (M. Sc.) Vorgelegt von: Johannes Hansen, geb. Siebert Studiengang: Landnutzungsplanung

Fachbereich: Landschaftswissenschaften und Geomatik

Erstbetreuung: Prof. Dr. Helmut Lührs

Zweitbetreuung: Jeanette Höfner, M. Sc., Dipl.- Ing. (FH)

URN: urn:nbn:de:gbv:519-thesis2016-0012-5

Neubrandenburg, im Mai 2016

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…kontemplativ vagabundiert…

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Aus dem Inhalt

VORWORT ...... 6

WISSENSCHAFTLICHER TEIL8 1. EINLEITUNG...... 9

1.1 BEHANDELTES PROBLEM DIESER ARBEIT ...... 9

1.2 THESEN UND FRAGESTELLUNGEN DER VORLIEGENDEN ARBEIT SOWIE METHODISCHE VORGEHENSWEISE ...... 10

2. EINFÜHRUNG IN DAS „WESEN DES NATURSCHUTZES“ NACH SCHOENICHEN ET AL. - NATURSCHUTZ ALS GRUNDKATEGORIE DER NATIONALSOZIALISTISCHEN IDEOLOGIEPRODUKTION ...... 13

3. ZUR BEGRIFFLICHKEIT DES NATURSCHUTZES UND SEINER GRUNDVORAUSSETZUNGEN ...... 26

3.1 NATURSCHUTZ ...... 26

3.2 VÖLKISCH / VÖLKISCHER NATURSCHUTZ ...... 40

3.3 (NEUE) VOLKSGEMEINSCHAFT ...... 41

3.4 DEUTSCHER MENSCH ...... 43

4. NATURSCHUTZ IM DRITTEN REICH – VEREINNAHMUNG ODER SYMBIOSE? ...... 44

4.1 NATURSCHUTZ UND DER DEUTSCHE MENSCH ...... 44

4.2 ZUM NATURSCHUTZ ALS EIGENART DES GERMANISCHEN MENSCHEN ODER: NATURSCHUTZ ALS VORAUSSETZUNG FÜR DEN NS-STAAT ...... 45

4.3 UND HERMANN GÖRING – DER NATURSCHUTZ, DER UND DIE ENDLÖSUNG DER JUDENFRAGE ...... 49

5. ZWISCHENFAZIT ...... 52

6. AUSGESUCHTE INHALTE DES REICHSNATURSCHUTZGESETZES ...... 53

6.1 SELTENHEIT, SCHÖNHEIT UND EIGENART ODER: DER PARAGRAPH 1 DES RNATSCHG UND SEINE MÖGLICHEN AUSLEGUNGEN ...... 53

6.2 „EIGENART“, „SCHÖNHEIT“ UND „SELTENHEIT“ IM REICHSNATURSCHUTZGESETZ ...... 60

6.3 BRAUNER NATURSCHUTZ UND DIE PROBLEMATIK DES PRIVATEIGENTUMS ODER: DIE „HÖHEREN INTERESSEN“ DES NATURSCHUTZES DER NEUEN VOLKSGEMEINSCHAFT ...... 62

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7. DAS BUNDESVERDIENSTKREUZ-DEUTSCH-DEMOKRATISCHER UMGANG MIT DER BRAUNEN VERGANGENHEIT DES NATURSCHUTZES ...... 64

7.1 EINFÜHRUNG- DIE VERLEIHUNG DES ORDENS ...... 64

7.2 DER VERDIENSTORDEN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND...... 65

7.3 GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT?! – DER WERT DES VÖLKISCHEN NATURSCHUTZGEDANKEN IM DEMOKRATISCHEN DEUTSCHLAND ...... 66

7.3.1 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Hans Schwenkel ...... 67

7.3.2 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Walther Schoenichen ...... 72

7.3.3 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Heinrich Wiepking-Jürgensmann ...... 74

8. ERGEBNISSE UND AUSBLICK ...... 78

9. QUELLEN UND LITERATUR ...... 79

10. ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS ...... 88

11. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ...... 89

NICHT WISSENSCHAFTLICHER TEIL90

DANK ...... 91

NACHWORT...... 92

GLOSSAR ...... 93

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Vorwort

Mit meiner Master-Thesis „Braune Natur II-Zur Funktion des Naturschutzes im Dritten Reich als einer Grundkategorie der nationalsozialistischen Ideologieproduktion“ setze ich an jener Stelle an, an welcher mein erster Teil „Braune Natur-Zur ideologischen Vereinnahmung und zum Selbstverständnis des Naturschutzes im Lichte des Reichsnaturschutzgesetzes“ aufhörte. Die personellen Kontinuitäten, beispielsweise an den Universitäten, werde ich im zweiten Teil näher beleuchten. Darüber hinaus werde ich mir die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Naturschützer der NS-Zeit genau anschauen. Ich versuche zu verstehen, warum z.B. Walther Schoenichen, Heinrich Wiepking- Jürgensmann oder Hans Schwenkel vom Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland für Ihre Arbeit im Naturschutz geehrt wurden – bestenfalls ist dies als gesellschaftlicher Fauxpas zu verstehen, sofern man ihre Ansichten und Veröffentlichungen kennt; denn die Geehrten waren Personen, die in ihrem Denken und Handeln urnationalsozialistisch waren. Der Nationalsozialismus selbst hat unbeschreibliches Elend in die Welt gebracht. Wir alle kennen Bildaufzeichnungen, in denen kleinste Kinder –sie konnten kaum laufen- von ihrer Familie getrennt wurden. Mitglieder der SS unterbanden mit Gewalt in diesen Bildern und Aufnahmen jeden Versuch der Kinder, zu ihren Eltern zu gelangen. Im Beisein der Machtlosen Eltern wurden diese Kleinkinder zurückgedrängt, die Eltern wurden geschlagen und abtransportiert. Schließlich auch die zurückgebliebenen Kinder. Denn es war aus Sicht der Nazi-Ideologie, „unwertes Leben“. Menschen einer niedrigeren Rangordnung, für die es sich nicht lohne, Schwäche zu zeigen, „Untermenschen“. Dazu gehörten insbesondere sämtliche slawische Völker, Sinti und Roma sowie Juden. Durch die Nürnberger Rassegesetze wurde ihnen ohnehin jedes staatsbürgerliche Menschenrecht in Deutschland aberkannt. Mit Voranschreiten des Krieges wurden die Maßnahmen, die anfangs noch in einer Ausgrenzung des „Fremdvölkischen“ lag, drastischer, später unvorstellbar. An dieser Stelle erwähne ich wohl bewusst die Vernichtungslager Treblinka, Sobibor und Belzec der „Aktion Reinhardt“, in welchen mehr als 1.500.000 Menschen industriell getötet wurden. Eingenommene Ostgebiete sollten durch den Naturschutz im Sinne einer deutschen Landschaft „germanisiert“ werden, sodass sich in diesen Landstrichen die deutschen Bauern wohlfühlen konnten, die für die Besiedlung ausgesucht wurden. Dazu jedoch war die vollständige Vertreibung (Deportation) der ansässigen Bevölkerung erforderlich und auch geplant (Aktion Reinhardt). Der Generalplan Ost aus der Feder Konrad Meyers lieferte Schätzungen dazu, mit welchen Kosten diese „Lebensraumerweiterung“ grundsätzlich verbunden sei. Damit hatte neben dem Naturschutz ebenso die Raumplanung einen neuen Platz in der Rangordnung der Maßnahmen, die zur Sicherung des Nationalsozialismus in diesen Gebieten erforderlich waren. Der Naturschutz beteiligte sich damit an der „Herstellung“ der „notwendigen“ germanischen Landschaften in den eingenommenen Ostgebieten.

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Diese Verbindungen, Naturschutz, Endlösung der Judenfrage, Massenmord, Osterweiterung, lassen sich ohne größeren Aufwand in einen nachweisbaren Zusammenhang bringen, weshalb ich mich diesem Thema letztlich auch mit großem persönlichem Entsetzen widme. Ebenso entsetzlich und unvorstellbar ist für mich die Erkenntnis, dass eingefleischte Nazis eine bundesdeutsche Ehrung erhielten. Diese beiden Säulen veranlassen mich dazu, genauer hinzuschauen, zu lesen und interpretieren. Auch versuche ich mich dem Naturschutz seinem Inhalt nach, erstmals festgeschrieben im Reichsnaturschutzgesetz, heute im Bundesnaturschutzgesetz, zu nähern. Insbesondere hier sehe ich ein wesentliches grundsätzliches Problem in der Debatte: Eine Aufarbeitung der NS-Hintergründe im Naturschutz –und damit eine inhaltliche Auseinandersetzung mit einer gedankenlosen Abstrahierung von Natur, selbst bis in die heutige Zeit- hat in dieser Disziplin niemals stattgefunden.

Bernd Belina ist mir dabei ein Vorbild- was die Art des kritisierens angeht: Er hat als Geograph die Geographie als Geographie kritisiert. Dabei hielt er sich an Hegel, nach welchem Kritik „die gründliche Untersuchung und die Abhandlung einer Sache“ sei“.1 In diesem Sinne möchte auch ich mich mit derselben Interpretation von Kritik dem „interdisziplinären“ und „wissenschaftlichen“ Naturschutz nähern, nämlich wie folgt:

„Um eine Wissenschaft – oder besser: eine wissenschaftliche Disziplin – wie die Geographie zu untersuchen, muss man [seine] Kernaussagen daraufhin überprüfen, was sie bedeuten und ob sie etwas taugen. Dabei ist die Kritik zunächst völlig destruktiv. […] Sie steht nicht auf dem interessierten Standpunkt, ihren Gegenstand schönreden, verbessern oder retten zu wollen. In diesem Sinne will ich im Folgenden (als Geograph) die Geographie destruktiv kritisieren, sofern sie als Geographie daherkommt.“2 [Bernd Belina] Ebenjenes versuche ich analog für den Naturschutz.

1 Zitiert nach Helmut Holzhey, Der Begriff der Kritik von Kant bis zur Gegenwart. In: Joachim Ritter (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 4. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 1274. Zitiert in: Bernd Belina: Geografische Ideologieproduktion- Kritik der Geographie als Geographie. Institut für Humangeographie, J.W. Goethe Universität am Main. Erschienen in: ACME: An International E-Journal for Critical Geographies 7(3): S. 510-537. 2 Ebd. S. 510 f.

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Wissenschaftlicher Teil

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1. Einleitung

1.1 Behandeltes Problem dieser Arbeit Das Reichsnaturschutzgesetz ist ein Gesetz der Nationalsozialisten. Es trägt urnationalsozialistische Weltanschauung in sich. Zu nennen ist zum einen die entschädigungslose Inanspruchnahme des Privateigentums einzelner „Volksgenossen“, sofern Naturschutzmaßnahmen dies begründen - selbstverständlich mit dem „höheren“ Ziel der Festigung der Volksgemeinschaft (später des Deutschtums). Des Weiteren war Naturschutz -und das ist die ideologisch noch bedeutsamere Klarstellung- die Sicherung und Festigung der „deutschen Seele“ [Hans Schwenkel]: die Einbettung des deutschen Menschen in seine Scholle, seinen Lebensraum. Deutsche Landschaft und Heimatnatur wurden als Grundvoraussetzung für den deutschen Menschen verstanden, wie er durch den Nationalsozialismus eben „hergestellt“ und „erzogen“ werden sollte. Der Naturschutz erfüllte damit eine herausragende Funktion - basierend auf geodeterministischen Ansätzen drastischsten Ausmaßes. Denn der deutsche Mensch konnte nur bestehen, wenn die deutsche Heimatnatur dauerhaft vor Verunstaltungen der „liberalistisch-amerikanisierten“ Gesellschaft der Weimarer Republik geschützt sei. Dafür war das reichsübergreifende, abschließend regelnde Reichsnaturschutzgesetz unbedingt vonnöten; und deshalb wurde es so sehr begrüßt. Auch wenn selbst die höchstrichterliche Rechtsprechung, namentlich das Bundesverwaltungsgericht, nach 1945 anderer Meinung war, soll im Rahmen dieser Arbeit herausgestellt werden, dass das Reichsnaturschutzgesetz, dessen ideell attribuierte und bewertete Natur im Übrigen noch heute geschützt wird, als „Braunes Gesetz“ der Nazis verstanden werden muss, da sowohl die damalige Zeit, die Entstehungsgeschichte des Gesetzes, die Ideologie der Nazis und die Präambel einschließlich einiger Rechtsnormen des RNatSchG keinen anderen Schluss zulassen. In diesem Zusammenhang soll im Folgenden auch das Verhältnis und Verständnis des Naturschutzes insgesamt, bezogen auf personelle Kontinuitäten führender Persönlichkeiten des völkischen Naturschutzes der Nazis und der verwandten Fachdisziplinen Landespflege und Landschaftspflege oder auch der Raumplanung nach Konrad Meyer diskutiert werden. Die Zusammenhänge des Naturschutzes mit der nationalsozialistischen Ideologie stehen dabei im Vordergrund. Die Ausgangssituation bildet hierbei die Annahme, dass das Schutzkonzept und der Bewertungsmaßstab im Naturschutz die nationalsozialistische Weltanschauung deutlich widerspiegeln. Zur Untersuchung dieser Grundannahme soll die Fachliteratur nach 1945 bis heute besonders daraufhin analysiert werden, inwieweit der völkische Hintergrund vor 1945 als Problem der Disziplin überhaupt behandelt wurde und ob der Schutz der Natur nach dem Bewertungsmaßstab Seltenheit, Schönheit oder Eigenart (erstmals im RNatSchG festgeschrieben) inhaltlich angetastet wurde. Zumindest die Literatur vor 1945 nimmt sehr offen und eindrucksvoll dazu Stellung, dass das RNatSchG insbesondere Ausdruck des Nationalsozialismus sei.

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1.2 Thesen und Fragestellungen der vorliegenden Arbeit sowie methodische Vorgehensweise Jürgen Trittin, ehemaliger Bundesumweltminister, trifft bezüglich potenziell vorhandener Kontinuitäten im Naturschutz folgende scharfsinnige Aussage:

„Denn es haben nach wie vor Kernregelungen des Reichsnaturschutzgesetzes Bestand, allein wenn ich an den Grundkatalog der Schutzgebietssysteme, die organisatorische Gliederung der Naturschutzverwaltung oder die Schaffung von Fachbeiräten denke.“3 [Jürgen Trittin] Demnach gelten gewisse Schutzkategorien der nationalsozialistischen Idee des Naturschutzes auch noch heute. Deshalb wird im Folgenden der Versuch unternommen, die unmittelbaren Verbindungen des Naturschutzes mit dem Nationalsozialismus zu interpretieren und zu verstehen. So verfolgt diese Arbeit die Bearbeitung zweier wesentlicher Zielstellungen:

a) Die Darstellung der ideologischen Vereinnahmung und der Auslegung des Naturschutzgedanken während der Zeit des Nationalsozialismus b) Eine Auseinandersetzung mit den inhaltlichen Kontinuitäten des Bewertungsmaßstabes im Naturschutz und die Benennung personeller Kontinuitäten im administrativen Naturschutz sowie in der universitären Ausbildung Dazu wird ausgewählte Literatur der „Kampfzeit“, der „hohen Zeit“ des Naturschutzes als auch der Nachkriegszeit ausführlich analysiert. Die Arbeit wird auf Grundlage dessen folgende Thesen zu erörtern haben:

These 1: Naturschutz im Nationalsozialismus ist aus Sicht der Nationalsozialisten selbst als eine Grundvoraussetzung für das Bestehen des deutschen Menschen und damit des Nationalsozialismus zu verstehen. Die Entstehung und Festigung einer neuen Volksgemeinschaft steht auch und insbesondere für den Naturschutz im Vordergrund, da erst diese seine Existenz sichert. These 2: Die Aufgabe des Natur- und Landschaftsschutzes hatte deshalb denselben ideologischen Rang der völkischen Blutspflege zum Erhalt der deutschen Rasse. Naturschutz ist, neben der Rassenhygiene (also Blutsreinhaltung), als wichtigste Maßnahme zum ‚arischen Rassenerhalt‘ zu verstehen.

These 3: Das Urteil des BVerwG vom 7. Oktober 1954 „übersah“ die urvölkische Gesinnung des Naturschutzgedanken. In den naturschutzfachlichen Beiträgen, die sich auf dieses Urteil beziehen, wird auf das urvölkischen Gedankenkonstrukt, das dem Naturschutz unter Hitler innewohnte, nicht eingegangen. Das Gerichtsurteil diente nach Bekanntwerden als rechtliches „Alibi“, mit dem sowohl das RNatSchG als auch dessen Weitergeltung begründet werden konnte. Auseinandersetzungsversuche schienen deshalb nicht notwendig zu sein.

3 Jürgen Trittin in: Naturschutz und Nationalsozialismus, S. 34.

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These 4: Eben dieser Zusammenhang, nämlich die Entstehung des Reichsnaturschutzgesetzes während der Naziherrschaft, und die damit verbundene rassistisch-völkische Grundidee blieben lange Zeit nicht beachtet. Der Zweck des Naturschutzes als Disziplin, die die Rassenpflege aktiv umzusetzen hatte, war bisher, wenn überhaupt untergeordnet, Gegenstand geleisteter Aufarbeitung. These 5: Der bis heute im BNatSchG gültige und in der Praxis angewendete Bewertungsmaßstab im Naturschutz, nämlich die Einteilung in ‚schutzwürdige‘ und ‚nicht schutzwürdige‘ „Natur“ auf Grundlage der Attribute Eigenart, Schönheit oder Seltenheit, spiegelt die Exklusions- und Ausgrenzungspolitik der Nationalsozialisten wider, denn brauchbare, also „heimatliche Natur“ wurde strikt von unbrauchbarer, also „gemeinschaftsfremder“ Natur getrennt. Besonders ernst wurde diese Einteilung bei der Germanisierung der eingenommenen Ostgebiete genommen.

These 6: Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (gemeinhin als Bundesverdienstkreuz bezeichnet), ehrt Nationalsozialisten sowie Gegner und Widerstandskämpfer des Nationalsozialismus (z.B. „Unbesungene Helden“) gleichermaßen. Die Ordensverleihung ist aus diesem Grund als gesellschaftspolitischer Rückschritt auszulegen, sofern der Nationalsozialismus tatsächlich als Bruch sämtlicher humanistischer Werte verstanden und angesehen wird. Das hier untersuchte Problem spiegelt auch deshalb besonders deutlich den politischen Umgang mit dem Nationalsozialismus wider.

Vorgehensweise

Methodisch erfolgt die Erkenntnisgewinnung im Rahmen dieser gesellschaftskritischen Abhandlung vorwiegend mithilfe einer ausführlichen Literaturanalyse der zur Verfügung stehenden Beiträge in Wort und Schrift. Darüber hinaus werden auch sonstige Quellen wie z.B. Urteile, Protokolle oder Briefe mit berücksichtigt. Die Thesen werden mit zeitgenössisch relevanter Literatur oder sonstigen Aussagen belegt oder widerrufen. Des Weiteren war die selbstständige Arbeit in den Archiven der Universität Hannover und der Universität Braunschweig für die Erkenntnisgewinnung bezüglich personeller Kontinuitäten im Naturschutz nach dem Zusammenbruch von Nazideutschland notwendig. So konnten im Rahmen dessen Lebensläufe oder, soweit vorhanden, Lehrbeiträge ausgewertet werden. Bei Verständnisproblemen, die sich auf einzelne unklare und nicht nachlesbare Begrifflichkeiten beziehen, wurde bei den linguistischen Fachbereichen von Universitäten angefragt, da sie eine Erläuterung der unbekannten Begriffe am ehesten erhoffen ließen. Sofern Erklärungen einzelner Begriffe auf dieser Grundlage erfolgten, wurde dies kenntlich gemacht.

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Zum Bundesverdienstkreuz: Die Daten, die sich auf die Verleihungen des Bundesverdienstkreuzes an völkische Naturschützer, Landespfleger oder Landschaftsgestalter selbst beziehen, wie beispielsweise Begründung der Verleihung, Vorschläge, etc., wurden unmittelbar im Bundespräsidialamt der Bundesrepublik Deutschland erfragt und auch zur Verfügung gestellt. Das Bundesarchiv konnte zu den Begründungen der Verleihungen Auskunft erteilen. Grundsätzlich wurde bei der Datenerhebung dieser Arbeit großen Wert auf die unmittelbare Kommunikation gelegt. Es wurde der direkte Kontakt mit all denjenigen Personen und Institutionen gesucht, die für die Bearbeitung dieser Abhandlung konstruktive Beiträge erhoffen ließen.

Sämtliche Zitate wurden zur Veranschaulichung zeitgenössischer Redensarten und zur Wahrung der Originalität gemäß der jeweils geltenden Rechtschreibung und ohne Änderungen übernommen. Fehler in Zitaten sind somit auf die zitierte Person selbst bzw. auf die damals geltende Rechtschreibung zurückzuführen. Grammatikalische Fehler in Zitaten wurden mit übernommen und mit >sic< gekennzeichnet.

Sofern auf das BNatSchG Bezug genommen wurde, erfolgte dies unter Berücksichtigung der Fassung vom Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), zuletzt geändert durch Artikel 421 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474).

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2. Einführung in das „Wesen des Naturschutzes“ nach Schoenichen et al. - Naturschutz als Grundkategorie der nationalsozialistischen Ideologieproduktion

„Soll die neue Volksgemeinschaft in wahrhaft deutschem Sinne Wirklichkeit werden, so müssen die ursprünglichen, naturgewollten Seelenanlagen unserer Rasse wieder voll zum Durchbruch kommen. […] Und wenn der Naturschutz sich zuvörderst in den Dienst dieser Aufgabe stellt, erfüllt er eine heilige vaterländische Pflicht und wirkt in hervorragendem Maße an dem großen Werke der Begründung einer neuen Volksgemeinschaft. […] So sind es eine Fülle von Beweggründen völkisch-nationaler, sozial-hygienischer, volkserzieherischer, allgemein sittlicher, volksbiologischer und kulturpolitischer Art, die uns die Pflege des Naturschutzgedankens zur unabweisbaren, ja zur heiligen Pflicht machen.“ 4 [Walther Schoenichen, 1934] So hatte der Naturschutz und der Landschaftsschutz -wie auch immer diese Begriffe zunächst definiert sein mögen- wohl eine ganz besondere und herausragende Aufgabe im nationalsozialistischen Deutschland. Naturschutz und Landschaftsschutz hießen nicht bloß der tumbe Schutz der Natur und der Landschaft um ihrer selbst willen oder als Lebensgrundlage für den Menschen; jedenfalls nicht in ökologischer Hinsicht, wie unsere Gesellschaft ihn zu begreifen scheint.5 Ein erstes „vereinheitlichendes“ deutsches Naturschutzgesetz wurde am 26. Juni 1935 von der Reichsregierung unter erlassen-nicht ohne Grund also während der Naziherrschaft. Entsprechende Schlüsse zieht die Präambel des Reichsnaturschutzgesetzes, in welcher es heißt, dass „erst die Umgestaltung des deutschen Menschen“ die Vorbedingungen eines wirksamen Naturschutzes schuf. Dem menschlichen Kulturkreis der Weimarer Republik, welche den Nationalsozialisten zufolge eine liberalistische Gesellschaft war, wurde ein wirksamer Naturschutz somit vollständig abgesprochen-aus zwei Gründen: Ein wesentlicher Faktor dieses mangelnden Verständnisses für Naturschutz war, dass der liberale Mensch der Weimarer Republik sich eben auf die Weimarer Verfassung berufen konnte, die das Privateigentum unantastbar macht, denn gem. Art, 153 der Weimarer Verfassung, wird das Eigentum von der Reichsverfassung gewährleistet. Eine Enteignung oder Inanspruchnahme fremden Eigentums konnte demnach nur auf Grundlage gesetzlicher Bestimmungen vorgenommen werden, wenn es das überwiegende allgemeine Interesse erfordert. Diese Enteignung erfolgte dann auch nur gegen eine angemessene Entschädigung. Jedoch:

„Dieser Grundsatz der Unverletzlichkeit des Eigentums führte zu einer Auslegung des Begriffes der Enteignung, die jeden wirksamen Schutz der Natur völlig lahmlegen musste“.6 [Karl Cornelius] Damit widersprach die Unantastbarkeit des Eigentums aufs Schärfste der nationalsozialistischen Ideologie einer gesunden Volksgemeinschaft auf Grundlage der Maxime: „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“.7

4 Schoenichen, Naturschutz im Dritten Reich, S. 2, 3, 8 5 So verstehen wir heute den Naturschutz. Vgl. Dazu auch: Lorz et al., Naturschutzrecht, S. 16 f. 6 Karl Cornelius, Das Reichsnaturschutzgesetz, S. 43. 7 Ebd. S. 44.

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So war der einzelne nichts ohne seine Volksgemeinschaft, weshalb Privateigentum im Zweifel auch der Allgemeinheit (also auch dem Naturschutz) zur Verfügung gestellt werden müsse-so die Nazis. Eine Unantastbarkeit des Eigentums ist nach Karl Cornelius generell Ausdruck einer „materialistisch-individualistischen Weltanschauung“8 und widerspricht auch deshalb „der deutsch-rechtlichen Auffassung“.9 Deshalb steht dem „wirksamen“ Naturschutz, wie er nach dem Reichsnaturschutzgesetz auszulegen ist, tatsächlich und auch grundsätzlich das Interesse des Einzelnen an seinem Eigentum entgegen. Diesem Problem begegnet das Reichsnaturschutzgesetz damit, dass Entschädigungsansprüche Kraft des Reichsnaturschutzgesetzes ausgeschlossen werden. So heißt es im § 24 des RNatSchG, das rechtmäßige Maßnahmen des Naturschutzes keinen Anspruch auf Entschädigung begründen. Interessen des Einzelnen wurden somit im Bedarfsfalle dem Naturschutz „rechtmäßig“ untergeordnet. Das eigene Interesse am persönlichen Privateigentum war somit vollkommen bedeutungslos, sofern Naturschutzinteressen am eigenen Grund und Boden bestanden haben mögen, die der Allgemeinheit und dem Volksganzen dienten. In diesem Sinne stellten umgekehrt die „rechtmäßigen“ (Naturschutz-)Maßnahmen auf Grundlage des RNatSchG keine Enteignung dar – ein „Geniestreich“ der Naturschutzideologen im NS-Staat. Der zweite Grund warum eine liberalistisch-materialistische Gemeinschaft nicht zur „wirksamer Naturschutzarbeit“ (sinngemäß der Präambel des RNatSchG entnommen) fähig war, ergibt sich aus der materialistischen Lebensweise selbst: Die Industrialisierung, die Technisierung der Landwirtschaft, eine einseitige Forstwirtschaft, der Ausbau der verkehrlichen Infrastruktur, und sonstige wirtschaftliche Maßnahmen „führten zur Vernichtung der Natur und der heimatlichen Landschaft“10 [Karl Cornelius]. Damit, so Karl Cornelius, bildete die „Natur […] das Angriffsobjekt des krassesten Materialismus und ließ die gesundeste Nährquelle des deutschen Volkes, seine Heimat, versiegen“.11 Die heimatliche Natur in diesem Sinne ist nach ihm (und nach der Allgemeinen Auffassung der Nationalsozialisten) als Grundlage des gesunden deutschen Menschen, des gesunden deutschen Volkes, zu verstehen. Blut und Boden. Der deutsche Mensch ist mit seiner „Scholle“ so fest verwurzelt, dass Veränderungen jener auch Veränderungen des Menschen zur Folge haben müssten. Diese Verbindung zwischen Mensch und geografischem Raum, und die daraus abgeleiteten Kausalitäten, werden als Geodeterminismus12 bezeichnet. Damit waren für die Nationalsozialisten die Vorbedingungen in idealer Weise begründet, ein Gesetz wie das Reichsnaturschutzgesetz zu erlassen, weshalb der Erlass dieses Gesetzes auch der Zeit zugesprochen werden muss. Es wurde somit aus der Not vor der „endgültigen“ Verwahrlosung des Volkes erlassen um die „deutschen Grundwerte“ wieder herstellen und auch tausendjährig halten zu können.

8 Karl Cornelius, Das Reichsnaturschutzgesetz, S. 44. 9 Ebd. 10 Ebd. S. 1, Einleitung. 11 Ebd. 12 Siehe z.B. Bernd Belina: Geografische Ideologieproduktion- Kritik der Geographie als Geographie.

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Nicht umsonst war der Schutz der Natur nach dem ersten reichsübergreifenden Naturschutzgesetz interessanter Weise auch nur auf die “heimatliche Natur“ beschränkt13; diese wiederum jedoch mitnichten in Gänze. Es wurde klar selektiert in „brauchbare“ und „nicht brauchbare“ Natur. Zu berücksichtigen ist in diesem Zusammenhang auch die Germanisierungsintention der Landschaften der eingenommenen Gebiete östlich des deutschen Reiches, die die Voraussetzungen für eine gesunde neue „Scholle“ schaffen sollte. Hier waren große landschaftliche Veränderungen notwendig, um die „ostischen“ Landschaften umzuwandeln. Das RNatSchG einschließlich der Verordnung zur Durchführung des Reichsnaturschutzgesetzes vom 31. Oktober 1935 (RGBl. I, S. 1275) sollen deshalb im weiteren Verlauf dieser Abhandlung als fachliche Grundlage des Naturschutzgedanken dienen, da hier erstmals eine gesetzliche und reichsübergreifende Verankerung des Naturschutzes (während der Naziherrschaft) erfolgte. Die Schutz- und Bewertungsmaßstäbe dieses ideellen Naturschutzes gelten fast unverändert bis heute. Schutz der Lebensgrundlage (für den Menschen) bedeutete der Naturschutz des RNatSchG in besonderer Weise, sofern man Lebensgrundlage aus Sicht der Nationalsozialisten als die Voraussetzung versteht, welche eine dauerhafte Existenz der neuen Volksgemeinschaft14 im Dritten Reich erst ermöglicht. Die gesunde „Scholle“, die deutsche Natur, war die Voraussetzung. Zumindest lässt sich das aus dem o.g. Zitat von Walther Schoenichen, ehemaliger Leiter der Reichsstelle für Naturschutz, RfN, durchaus ableiten und interpretieren. Zitate und Äußerungen mit gleichartig auslegbarem Inhalt finden sich in zahllosen zeitgenössischen Veröffentlichungen wie Lehrbüchern oder Monografien, in Zeitschriften, in Vorträgen, in Dissertationen und Gesetzeskommentaren- kurz: in allen Formen der Printmedien und mündlichen Überlieferungen, die sich mit der Materie des Natur- und Landschaftsschutzes oder aber mit der des Nationalsozialismus theoretisch und praktisch auseinandersetzten. Zeitgenössisch meint hier die Zeit zwischen 1933 und 1945. Die zeitgenössische Literatur offenbart einen auf der Naziherrschaft gegründeten und ideologisch aufgeladenen Naturschutz. Das RNatSchG blieb in Westdeutschland zumindest bis 1976 fast unverändert als Landesrecht gültig. Es waren hochrangige Beamte, Professoren, Juristen, Ingenieure oder andere Vertreter des akademisch gebildeten Bürgertums im Dritten Reich wie beispielsweise Heinrich Wiepking-Jürgensmann, Hans Klose, Alwin Seifert, Hans Schwenkel, Werner Weber, Walther Schoenichen oder Erhard Mäding, die einen auf der Basis der nationalsozialistischen Herrschaft fußenden Naturschutz vertraten, und dass offensichtlich nur aus völkischem Interesse- zumindest bis zum Zusammenbruch von Hitlerdeutschland. Nicht zu vergessen ist aber auch der Leiter der Planungsabteilung im RKF unter Heinrich Himmler, Konrad Meyer, der über Heinrich Wiepking-Jürgensmann Verbindungen zum Reichsforstamt, also zur obersten Naturschutzbehörde Hermann Göring, besaß. Der Generalplan Ost war wohl sein „bedeutsamstes“ Werk und tangierte nicht nur peripher den Naturschutz.

13 Hierzu vgl. § 1 RNatSchG. 14 Zur neuen Volksgemeinschaft vgl. das Kapitel „Neue Volksgemeinschaft“. Johannes Hansen: Braune Natur II- Zur Funktion des Naturschutzes im Dritten Reich als einer Grundkategorie der nationalsozialistischen Ideologieproduktion Seite 16 von 94

Im Reichsforstamt (Oberste Naturschutzbehörde) war, nebenbei bemerkt, auch Hans Schwenkel, Leiter der Württembergischen Landesstelle für Naturschutz und gleichzeitig bedeutender Naturschützer der NS-Zeit als Referatsleiter für Landschaftspflege tätig. Es waren deren völkische Auffassungen von Naturschutz, die diese Disziplin bedeutsam prägten- und zur juristischen Etablierung verhalfen. Besonders interessant wird diese gesellschaftshistorische Betrachtung, wenn der Verbleib und der Einfluss o.g. Personen (die Auswahl ist nicht unbedingt abschließend) mit behandelt werden. Wenn „Rehabilitationen“ und Entnazifizierungen in des Volkes Namen erfolgen oder bundesdeutsche Ehrungen wie das Bundesverdienstkreuz an Nazigrößen verliehen werden, die sich während der Zeit zwischen 1933 und 1945 offen antisemitisch, rassenfeindlich und scharf völkisch äußerten und unter Betrachtung sämtlicher Umstände auch Entwicklungen bis hin zur Schoah fachlich „begleiteten“, sich aber anscheinend nach dem Verständnis der Bundesrepublik Deutschland gesellschaftlich dennoch verdienstbar machten. Jedoch kann man nach nicht einmal intensiver Sichtung der Fachliteratur aus der Zeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges, die sich mit dem Thema Naturschutz auseinandersetzt, auch leicht den Eindruck gewinnen, das eben diese Entwicklungen und die nationalsozialistischen Kausalitäten zwischen der NS- Ideologie und dem Naturschutz, welche in abschließender Konsequenz die industrielle Vernichtung menschlichen Lebens zur Folge hatten, nur wenig Beachtung fanden, heute hingegen zunehmend behandelt werden. Die Disziplin „Naturschutz“ schien lange Zeit eben nicht als eine im Nazideutschland erstmals gesetzlich verankerte gesellschaftspolitische Pflicht verstanden zu sein, die die „deutsche Art und deutsche Seelenhaltung“15 zu festigen versuchte. Nicht als eine nationalsozialistische Staatsaufgabe ersten Ranges, die in der „hohen Zeit“16 einzig und allein die Aufgabe hatte, auf Grundlage einer ‚gesunden‘ Natur und Landschaft für das Bestehen des Nationalsozialismus Sorge zu tragen und perfider Weise darüber hinaus auch noch eingenommene ostische Landschaften zu germanisieren, denn gewisse Lehraufträge an Universitäten von z.B. Heinrich Wiepking-Jürgensmann oder Konrad Meyer bis in die 50er oder 60er Jahre hinein, lassen sich anders nicht erklären, als dass die Vergangenheit des administrativen und ideologischen Naturschutzes der Nazis verschleiert wurden. Bis heute wartet der Naturschutz, jedoch unter dem Deckmantel eines 1976 erlassenen, das RNatSchG ablösenden Bundesnaturschutzgesetz, mit Schutzmaßstäben aus der NS-Zeit im Sinne einer „Exklusionspolitik des Nationalsozialismus“ [Hildegard Eissing], namentlich der Maßstab nach der Seltenheit, Schönheit oder Eigenart (§ 1 RNatSchG und BNatSchG) auf, deren praktische Anwendung bestenfalls subjektiv-naturschutzfachlich, nicht jedoch objektiv-wissenschaftlich begründet werden kann-in keinem Fall jedoch frei von Ideologie!

15 Schwenkel, Schutz der Landschaft S. 36 16 Klose, Fünfzig Jahre, S. 33. Gemeint ist die Zeit seit Erlass des RNatSchG bis 1939.

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Eine eigenartige, schöne oder seltene Natur sollte eben den eigenartigen, schönen oder seltenen (besonderen) deutschen Menschen schützen und erhalten. Gemeinschaftsfremdes wurde ausgeschlossen und war auch nicht Gegenstand des Naturschutzes. Das waren die Leitgedanken und die Intentionen, die im Erlass des Reichsnaturschutzgesetzes gelegen haben. Der Eindruck einer mangelnden Behandlung dieser Problematik verstärkt sich, je näher das Datum der veröffentlichten Fachliteratur am Zweiten Weltkrieg oder dessen Ende liegt. Aber auch noch in den 1960er Jahren äußerten sich dazu Autoren wie beispielsweise Wilhelm Lienenkämper, vor 1945 Bezirksbeauftragter für Naturschutz, der den Erlass des Reichsnaturschutzgesetzes als erstes reichsübergreifendes Naturschutzgesetz im Jahre 1935 der gesellschaftspolitischen Zeit zusprach.

„Es muss indes immer wieder darauf hingewiesen werden, daß unser Gesetz [gemeint ist das RNatSchG]17 mit seinen Anfängen zeitlich weit zurückreicht, daß 1935 allerdings die Zeit reif war für sein Zustandekommen, und daß die geistigen Väter des Gesetzes seinen überparteilichen Geist zu wahren wußten.“18 [Wilhelm Lienenkämper] Warum die Zeit reif für das Zustandekommen war, wird, wenn man Lienenkämper ernst nimmt, mit der „Umgestaltung des deutschen Menschen“ in Zusammenhang stehen müssen. Dies würde sich auch mit der nach 1945 plötzlich gestrichenen Präambel19 des RNatSchG decken. Es sollte nochmals Erwähnung finden, dass es „dem Naturschutz […] während der Kaiserzeit und Weimarer Republik nicht [gelang], eine deutschlandweit einheitliche gesetzliche Grundlage für seine Tätigkeit zu erreichen“20. Der überparteiliche Geist, von dem Lienenkämper glaubt, dass dieser das RNatSchG nach 1945 durchströmt, ist ebenfalls äußerst fragwürdig. So ist beispielsweise die vom RNatSchG gesetzlich vorgeschriebene Einberufung eines Naturschutzbeirates eben ausdrücklich auch von der Reichsleitung der NSDAP zu besetzen. Im § 4 der Durchführungsverordnung zum RNatSchG heißt es dazu eindeutig:

„Als Mitglieder des Beirates der Reichsstelle für Naturschutz werden 15 bis 20 auf den Gebieten des Naturschutzes besonders sachverständige Personen, unter denen sich Vertreter oberster Reichsbehörden, der Reichsleitung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, der Länder und des Reichsnährstandes befinden sollen, widerruflich bestellt.“21 [DVO] Insofern wurden offensichtlich wahrnehmbare völkische Kräfte und Hintergründe, die mit dem Zustandekommen des Gesetzes direkt in Verbindung stehen, schlichtweg geleugnet oder im Sinne einer unbedingt gewollten Weitergeltung des RNatSchG einfach umgedeutet. Grundsätzlich stellt sich hier auch die Frage, ob Naturschutz überhaupt ‚unpolitisch‘ oder ‚überparteilich‘, also nicht ideologisch oder ideell begründet, sein kann, denn:

17 Anm. des Autors 18 Lienenkämper, S. 18 19 Die Präambel vor der „Entnazifizierung“ des RNatSchG. 20 Vgl.: Piechocki, Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege, in: Eissing, Das Reichsnaturschutzgesetz im Spiegel seiner Kommentare. NUL 21 § 4 DVO zum § 10 RNatSchG

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„Tatsächlich hatten meinungsbildende Vertreter des staatlichen Naturschutzes wie Walther Schoenichen und Hans Klose - beide einst Direktoren der Reichsstelle für Naturschutz, dem heutigen Bundesamt für Naturschutz - in ihren Publikationen immer wieder Naturschutz in einer Sphäre weit oberhalb des Politischen, erst Recht des Partei-Politischen verortet.“22 [NABU] Zumindest waren beide Personen scharfe Anhänger des Nationalsozialismus, und auch des Führers, Adolf Hitler. Auch Walther Schoenichen schien bis zu seinem Tod 1956 eine kritische Auseinandersetzung mit der (ehemaligen) eigenen Auffassung von Naturschutz für völlig unnötig zu halten. So schrieb er noch 1950:

„Das Gesetz von 1935 ist ja doch nicht ein Erzeugnis nazistischen Geistes, sondern die wohl ausgereifte Frucht eines zielstrebigen Entwicklungsganges, der etwa Mitte der Jahrhundertwende eingesetzt hat. […] Es enthält für alle wichtigen Fragen des Naturschutzes eine würdige gesetzliche Regelung, wie sie der wissenschaftlichen, der sozialen, der heimatlichen und kulturellen Bedeutung des Naturschutzes entspricht. […] So bietet es alle Voraussetzungen dafür, daß die deutsche Naturschutzbewegung sich auch künftig einheitlich und kraftvoll weiter entwickeln kann – im Dienste der Forschung, im Dienste des deutschen Volkes, im Dienste der Menschheit.“23 [Walther Schoenichen] Walther Schoenichen versucht an dieser Stelle die untrennbare Verbindungen zwischen dem Erlass des Reichsnaturschutzgesetzes im Jahr 1935 und dem NS- Regime aufzuheben und zu lösen-unglaubwürdig, wenn man seine Publikationen kennt. Die ideologisch immer noch stark aufgeladenen Zeilen von 1950 belegen doch nur die fehlende inhaltliche Auseinandersetzung mit der eigenen Auffassung von Naturschutz unter Hitler und die fehlende Auseinandersetzung mit einem möglichen „Neuanfang“ des ideologisch vollkommen vereinnahmten Naturschutzes und der daraus mittlerweile entstandenen Praxis in der Anwendung der Schutzmaßstäbe. Schreibt er noch im gleichen Werk, dass es dahinsteht,

„[…] ob einzelne oder sämtliche Bundesländer künftig eigene Naturschutzgesetze herausbringen werden. Auch wenn dies der Fall sein sollte, wird an den Grundlinien des Naturschutzes –wie sie im vorangehenden aufgezeichnet worden sind- voraussichtlich nichts Wesentliches zu ändern sein.“ 24 [Walter Schoenichen] Die inhaltliche Auseinandersetzung fehlt nicht nur, sie ist demnach gar nicht erst notwendig. Das Schutzkonzept des RNatSchG, welches in fast gleicher Weise noch heute gilt, ist Schoenichen nach sowohl richtig als auch beständig und dauerhaft. Auch heute noch heißt es:

„Die zentrale rechtliche Grundlage des Naturschutzes und der Landschaftspflege lautet: ‚Natur und Landschaft sind […] so zu schützen, zu pflegen, zu entwickeln und, soweit erforderlich, wiederherzustellen, dass […] Vielfalt, Eigenart und Schönheit […] gesichert sind‘[§ 1 BNatSchG]“25 [Ludwig Trepl, 2012]

22 https://www.nabu.de/wir-ueber-uns/organisation/geschichte/07685.html [abgerufen am: 15. Februar 2016] 23 Schoenichen, Natur als Volksgut, S. 49 24 Ebd. 25 Ludwig Trepl, Die Idee der Landschaft, S. 156.

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Somit scheint Schoenichen bis heute Recht behalten zu haben, denn die gleichen, für einen Schutz notwendigen, Attribute der Natur und der Landschaft finden sich erstmals im RNatSchG. Auch Jürgen Trittin merkte bereits 2003 an, dass gewisse inhaltliche Parallelen zum RNatSchG durchaus bestehen.26 Sofort fällt einem der gegenwärtige Aufbau der Naturschutzverwaltung ein, der in fast gleicher Weise derjenigen des RNatSchG entspricht. Warum? Warum wurde das Konzept des Naturschutzes, die Schutzmaßstäbe, welche offensichtlich die Wurzeln im braunen RNatSchG haben, niemals angetastet? Warum schützt man noch heute eine „schöne“, „eigenartige“ oder „vielfältige“ Natur? Ist das Konzept unter den Attributen „Seltenheit“, „Eigenart“ und „Schönheit“ so beständig, dass es tatsächlich keine alternativen Ansätze geben kann? Hatte Walther Schoenichen tatsächlich Recht? Hat die Dauerhaftigkeit dieses wahnsinnigen Schutzkonzeptes der Nazis doch irgendwelche ideellen Gründe, die auch heute noch wertvoll sind? Was wollte das RNatSchG im Dritten Reich denn eigentlich durchsetzen? War es nicht den „deutschen Menschen“, dessen gleichzeitigen Erhalt auch -oder gerade- der Naturschutz zu schützen vermochte? Welche Ziele verfolgte der Naturschutz der Nazis anderenfalls? Welcher unser heute? War und ist er unpolitisch? Warum wurde der „nazistische Geist“ des RNatSchG so lange nicht erkannt oder geleugnet? Warum besitzt das BNatSchG scheinbar die gleichen Schutzmaßstäbe und Voraussetzungen für Schutzwürdigkeit wie das RNatSchG? Wie lässt sich begründen, das manche Natur geschützt ist, andere nicht (z.B. invasive Arten, Siedlungsgebiete oder Ackerflächen)? Sind Siedlungsflächen nicht Teil der „Natur“? Wo hört Natur auf? Wo fängt Landschaft an? Kann man diese Grenzen bestimmen, vor allem, wissenschaftlich bestimmen? Mit der Systemtheorie? Berücksichtigt man die Kernaussage des Zitates, welches einleitend zu diesem Kapitel angeführt wurde (Walther Schoenichen), war der eigentliche Sinn des Naturschutzes doch ein ganz anderer als der ‚Schutz der Natur und der Landschaft‘ um ihrer selbst willen- nämlich ein wesentlicher Beitrag zur Volks- und Rassenpflege in Nazideutschland, ein Beitrag zur absoluten Ausgrenzung von „Gemeinschaftsfremdem“. Und weiter, bedenkt man, das Schoenichen 1950 meint, dass an den Grundlinien des Naturschutzes „voraussichtlich nichts Wesentliches zu ändern sein“ wird, stünde der Naturschutz in unserer demokratischen Gesellschaft vor einem Existenzproblem, sofern dem Naturschutz der völkisch-staatliche Hintergrund, den auch Walther Schoenichen und andere vor 1945 stets erkannten, als Entstehungsvoraussetzung des RNatSchG unterstellt werden, und damit als Problem behandelt werden würde. Diese Annahme soll der vorliegenden Arbeit zugrunde liegen, da das RNatSchG unter den nationalsozialistischen Strömungen entstanden ist. Es wird unterstellt, dass der Erlass des Reichsnaturschutzgesetzes dem Herrschaftssystem und der Weltanschauung der Nationalsozialisten bedurfte.

26 Jürgen Trittin in: Naturschutz und Nationalsozialismus, S. 33 ff.

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Es wird weiter unterstellt, dass der inhaltliche Schutzanspruch des Gesetzes, also das Schutzkonzept aufgrund einer vermeintlichen Seltenheit, Schönheit oder Eigenart, urnationalsozialistisches Gedankengut mehr als deutlich zeigt, da dieser Maßstab bei genauer Betrachtung und Analyse letztlich die Rassenhygiene der Nazis und die damit verbundene Beseitigung des „schädigenden Einflusses von […] volksfremden Bevölkerungsteilen“ [Führererlass zu Festigung des Deutschtums] vollständig widerspiegelt, denn diese Begriffe sind dehnbar und bedürfen einer subjektiven Auslegung.

Insofern ist eben der „Schutz der heimatlichen Natur“ [§ 1 RNatSchG] maßgebend. Dieser wird von Walther Schoenichen und Werner Weber, wohl gemerkt im Rahmen eines Gesetzeskommentars zum RNatSchG, wiederum damit begründet, „daß sie [die Heimatnatur] einen Schutz nur insoweit verdient, als sie heimatlich und nicht durch fremde Einstreuungen verfälscht ist“.27 Dieser, letztlich aus den rassefeindlichen und antisemitischen Grundhaltungen der Nationalsozialisten ableitbare Schutzanspruch, bildet demnach den richtungsweisenden Auslegungsansatz des RNatSchG: „Gemeinschaftsfremdes“ ist ausdrücklich unerwünscht. In diesem Sinne waren auch an die Volksgemeinschaft selbst Mindestanforderungen geknüpft- eben wie an die heimatliche Natur. So waren beispielsweise Menschen jüdischer Gesinnung nicht Teil der „Volksgemeinschaft“. Ariernachweise sicherten hingegen die Zugehörigkeit zur „Volksgemeinschaft“. Die „Exklusionspolitik“ der Nationalsozialisten zeigt hier deutlich ihr Gesicht. Der Naturschutz handelte, dem Gesetzeskommentar folgend, nach ebenjener Maxime. Das Problem liegt nun offensichtlich auf der Hand: Die Normierungen des RNatSchG, entstanden unter den nationalsozialistischen Herrschaftsbedingungen, konnten also auf einen völkischen und rassenfeindlichen Background der Naziführung zurückgreifen. Dieser war sogar unbedingt notwendig, denn einzelne Normierungen des RNatSchG zielten z.B. auf eine entschädigungslose Enteignung ab, sofern der Wille, insbesondere von Grundeigentümern, nicht anderweitig für Zwecke des Naturschutzes „gebrochen“ werden konnte.28 Nach dem verlorenen Krieg befanden sich die Normierungen des RNatSchG, die den Rechtsboden des Naturschutzes im diktatorischen Herrschaftssystem im Sinne der Nazis besonders eindrucksvoll zu ordnen und umzusetzen verstanden, in einem System, welches das RNatSchG, der ursprünglichen Intention des Gesetzes folgend, selbst abzuschaffen versuchte (liberalistisch-materiell). Nun also hatte der Natur- und Landschaftsschutz keine herrschaftliche oder gar „heilige“ Aufgabe mehr zu bewältigen, wie es Walther Schoenichen so treffend formuliert hat, sondern stand den wirtschaftlichen Interessen einer aufkommenden Konsumgesellschaft mehr und mehr im Wege.

27 Weber Schoenichen, Erster Teil, Erläuterung 1 von Weber, S. 10. 28 Das Parteiprogramm der NSDAP vom 24. Februar 1920 ging im Punkt 24 davon aus, „daß eine dauernde Genesung unseres Volkes nur erfolgen kann von innen heraus auf der Grundlage: Gemeinnutz vor Eigennutz“; Siehe zum Begriff >Gemeinnutz vor Eigennutz< auch: Schmitz-Berning, S. 259f.)

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So scheint es im Übrigen noch heute zu sein, denn der Naturschutz teilt in der Öffentlichkeit paradoxerweise nicht unbedingt die Expansionsinteressen der Wirtschaft und der Industrie, woher er letztlich aber seine „Daseinsberechtigung“ bezieht. Jedoch blieb das Schutzkonzept (Seltenheit, Eigenart, Schönheit) der Nazis bis heute nahezu unverändert bestehen. Die Vielfalt kam hinzu. In den Jahren des Wiederaufbaus ist deshalb eine Art „Reinwaschung“ des Naturschutzgedankens zu beobachten. Diese kann man besonders daran erkennen, dass versucht wurde, den Naturschutz im Nachhinein vom Nationalsozialismus zu entpolitisieren, was nicht nur bei Walther Schoenichen sichtbar ist, nach welchem das RNatSchG eben nicht Ausdruck des „nazistischen Geistes“ sei. Auch Hans Klose schreibt 1957 die Entstehung und auch das Schutzkonzept einschließlich der Schutzmaßstäbe des RNatSchG ausdrücklich nicht dem Nationalsozialismus zu. So sagt er:

„[…] außer einem fragwürdigen Satz in der Präambel, den nachweislich ein anderer Reichsminister unmittelbar vor der Verabschiedung einschmuggelte, hat man spezifisch nationalsozialistisches Gedankengut nicht entdecken können, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil hiervon nichts darin steht.“ [Hans Klose]29 Der ‚fragwürdige Satz‘ der Präambel wurde nach 1945 gestrichen, ebenso jedoch auch einige Normierungen (so z.B. § 24 RNatSchG). Damit, so Klose, sei das RNatSchG bereinigt und bereit für die weitere Anwendung im demokratischen Deutschland:

„Wer mit dem Werdegang des deutschen Naturschutzes und seinem Schrifttum einigermaßen Vertraut ist, findet denn auch in den Gesetzesvorschriften nur dessen ureigenes Gedankengut, den Niederschlag der Erfahrungen von drei Jahrzehnten Naturschutzpraxis, nichts mehr und nichts weniger. Im anderen Fall wäre das Gesetz auch kaum in allen vier Besatzungszonen als rechtsgültig und verbindlich anerkannt worden!“30 [Hans Klose] Die Anerkennung des Reichsnaturschutzgesetzes durch die Besatzungsmächte als ‚rechtsgültig‘ und ‚verbindlich‘ führt hier dazu, dass das Gesetz ja eben Bestand haben müsse. Selbstkritik oder Kritik am Naturschutzkonzept vor 1945 ist damit nicht mehr notwendig, da die Anerkennung durch die Besatzungsmächte (spätestens 1955 auch durch das BVerwG) als Alibi und Bürge für die Neutralität des Gesetzes dient. Darüber hinaus bedeuteten Klose zufolge erschreckenderweise

„die wenigen Jahre der Friedensarbeit von 1935 bis 1939 […] zweifellos die hohe Zeit des deutschen Naturschutzes in 50 Jahren!“31 [Hans Klose] Diese perfide und höchst höhnische Wortwahl Kloses im Jahr 1957 (!), bezüglich der von ihm benannten Zeitspanne der „Friedensarbeit“, ist nur ein weiterer Beweis für seine Unfähigkeit, den Naturschutz ehrlich zu durchleuchten, denn Adolf Hitler vertrat in einer Rede im Jahr 1938 folgende Auffassung hinsichtlich seiner eigenen „Friedensarbeit“:

29 Klose, Fünfzig Jahre staatlicher Naturschutz, S. 34 30 Klose, Fünfzig Jahre staatlicher Naturschutz, S. 34 31 Klose, Fünfzig Jahre staatlicher Naturschutz, S. 35

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„ […] Die Umstände haben mich gezwungen, jahrzehntelang fast nur vom Frieden zu reden. Nur unter der fortgesetzten Betonung des deutschen Friedenswillens und der Friedensabsichten war es mir möglich, dem deutschen Volk Stück für Stück die Freiheit zu erringen und ihm die Rüstung zu geben, die immer wieder für den nächsten Schritt als Voraussetzung notwendig war. Es ist selbstverständlich, daß eine solche jahrzehntelang betriebene Friedenspropaganda auch ihre bedenklichen Seiten hat; denn es kann nur zu leicht dahin führen, daß sich in den Gehirnen vieler Menschen die Auffassung festsetzt, daß das heutige Regime an sich identisch sei mit dem Entschluß und dem Willen, den Frieden unter allen Umständen zu bewahren. Das würde aber nicht nur zu einer falschen Beurteilung der Zielsetzung dieses Systems führen, sondern es würde vor allem auch dahin führen, daß die deutsche Nation, statt den Ereignissen gegenüber gewappnet zu sein, mit einem Geist erfüllt wird, der auf die Dauer als Defaitismus gerade die Erfolge des heutigen Regimes [...] nehmen müßte. Der Zwang war die Ursache, warum ich jahrelang nur vom Frieden redete. Es war nunmehr notwendig, das deutsche Volk psychologisch allmählich umzustellen und ihm langsam klarzumachen, daß es Dinge gibt, die [...] mit Mitteln der Gewalt durchgesetzt werden müssen. Dazu war es aber notwendig, nicht etwa nun die Gewalt als solche zu propagieren, sondern es war notwendig, dem deutschen Volk bestimmte außenpolitische Vorgänge so zu beleuchten, daß die innere Stimme des Volkes selbst langsam nach der Gewalt zu schreien begann. [...] Meine Herren, es war früher mein größter Stolz, eine Partei mir aufgebaut zu haben, die auch in den Zeiten der Rückschläge stur und fanatisch hinter mir stand, gerade dann fanatisch hinter mir stand. [...] Dazu müssen wir das ganze deutsche Volk bringen. Es muß lernen, so fanatisch an den Endsieg zu glauben, daß, selbst wenn wir einmal Niederlagen erleiden würden, die Nation sie nur, ich möchte sagen, von dem höheren Gesichtspunkt aus wertet: Das ist vorübergehend; am Ende wird uns der Sieg sein! [...] Dazu ist es auch notwendig, daß gerade die Presse sich ganz blind zu dem Grundsatz bekennt: Die Führung handelt richtig! [...] Dann stehen wir nicht jetzt im Jahre 1938 am Ende einer geschichtlichen Epoche, sondern dann stehen wir sicherlich erst am Beginn einer großen Geschichtsepoche unseres Volkes. [...]“32 [Adolf Hitler] Die von Klose propagierte „Friedensarbeit“ diente also dem höheren Zweck, „daß die innere Stimme des Volkes selbst langsam nach der Gewalt zu schreien“ [Adolf Hitler, 1938] beginnen sollte. Hitlers Fanatismus par excellence. Es scheint schwer vorstellbar, dass Klose (oder andere hochrangige Naturschutzfunktionäre) diese Ansichten des „Führers“ nicht bekannt waren bzw. diese nicht selbst vertraten. Es ist auch zu berücksichtigen, dass während der „wenigen Jahre der Friedensarbeit von 1935 bis 1939“ [Hans Klose] bereits organisatorische Vorbereitungen für die industrielle Vernichtung menschlichen Lebens liefen. Die „Hohe Zeit“ des Naturschutzes während dieser Jahre kann sich deshalb nur in einem durch den Staat beauftragten, landschaftsgerechten Aufbau von etlichen Konzentrationslagern begründen.

32 Hitlers Rede vor der deutschen Presse über die Aufgabe der Propaganda für die deutsche Außenpolitik, 10. November 1938, in: Wolfgang Michalka (Hg.), Das Dritte Reich, Bd. 1, München 1985, S. 261 ff. Aus: http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39576/weg-in-den-krieg?p=all [abgerufen am: 16. Februar 2015]

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Doch wie sah nun eigentlich das Schutzkonzept im Naturschutz aus? Was wurde geschützt? Warum wurde es geschützt und vor allem: nach welchen Kriterien? Schoenichen meint, das Gesetz sei kein Ausdruck des nazistischen Geistes. Klose sieht im RNatSchG lediglich „den Niederschlag der Erfahrungen von drei Jahrzehnten Naturschutzpraxis, nichts mehr und nichts weniger“. Hildegard Eissing liefert diesbezüglich folgende sehr bedeutsame und enttarnende Einschätzung, welcher im Verlauf dieser Arbeit gefolgt werden soll:

„Die Exklusionspolitik des Nationalsozialismus sollte […] im Naturschutz ein zentrales Kriterium für die Bewertung von Schutzwürdigkeit und Bedürftigkeit sein.“33 Hierzu sei an dieser Stelle der § 1 des RNatSchG zitiert, der die Schutzkriterien nach dem RNatSchG umreißt:

„Das Reichsnaturschutzgesetz dient dem Schutze und der Pflege der heimatlichen Natur in allen ihren Erscheinungen. Der Naturschutz im Sinne dieses Gesetzes erstreckt sich auf:  Pflanzen und nichtjagdbare Tiere,  Naturdenkmale und ihre Umgebung,  Naturschutzgebiete,  Sonstige Landschaftsteile in der freien Natur, deren Erhaltung wegen ihrer Seltenheit, Schönheit, Eigenart oder wegen ihrer wissenschaftlichen, heimatlichen, - oder jagdlichen Bedeutung im Allgemeinen Interesse liegt.“ [§ 1 RNatSchG] Die Exklusionspolitik (also die Ausgrenzungspolitik) im Nationalsozialismus bedeutete in der Endkonsequenz „die Ausschaltung des schädigenden Einflusses von solchen volksfremden Bevölkerungsteilen, die eine Gefahr für das Reich und die deutsche Volksgemeinschaft„34 [Führererlass] darstellten. In der Vernichtung der Juden findet diese Politik ihren grausamen Höhepunkt. Auf dieser exklusionspolitischen Grundlage erfolgte nun auch die Unterschutzstellung der Natur wegen einer (bereits erwähnten) Seltenheit, Schönheit oder Eigenart. Diese nationalsozialistischen Schutzmaßstäbe dienten letztlich der Herstellung einer „Natur“, wie sie die neue Volksgemeinschaft benötigte, welche wiederum „durch Jahrhunderte und Jahrhunderte“35 [Walter Schoenichen] erhalten werden sollte. Die Auswahl von „schutzwürdiger“ und „nicht schutzwürdiger Natur“ erfolgte ausschließlich nach diesem ‚höherem‘ Gesichtspunkt. Dieses Schutzkonzept sicherte entsprechend, dass nicht alle Natur per se geschützt war. Vielmehr eröffnete dieser Bewertungsmaßstab die Möglichkeit, eben genau die Natur zu schützen, die für die Erhaltung der deutschen Rasse von wesentlicher Bedeutung war. Umgekehrt war die ‚Beseitigung von schädigendem Einfluss‘ durch „Gemeinschaftsfremdem“ jederzeit möglich und ideologisch zu rechtfertigen.

33 Hildegard Eissing, Das Reichsnaturschutzgesetz im Spiegel seiner Kommentare. NUL. 34 Bestimmung I des Erlasses des Führers und Reichskanzlers zur Festigung deutschen Volkstums. In: Themenportal Europäische Geschichte (2007), [http://www.europa.clio-online.de/2007/Article=203, abgerufen am: 19. Januar 2016] 35 Schoenichen, Naturschutz im Dritten Reich, S. 3.

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Nach Karl Asal, 1936 Referent für Naturschutz im Ministerium des Kultus und Unterrichts Baden in Karlsruhe,36

„[…] setzte Naturschutz die nationalsozialistische Weltanschauung als tragenden Boden voraus; die Naturverbundenheit des deutschen Volkes sei ein37 ‚Anwendungsfall der nationalsozialistischen Grundideen von den engen Wechselbeziehungen zwischen Blut und Boden als den Grundgegebenheiten unseres völkischen Seins‘.“38 [Karl Asal] Folgt man Asal, kann die Entstehung des Reichsnaturschutzgesetzes und der Bewertungsmaßstab nun gänzlich dem politischen und systematischen Rahmen des Nationalsozialismus zugerechnet werden. Entsprechend fällt auf, dass das Schutzkonzept des Reichsnaturschutzgesetzes nach § 1 mit ausschließlich subjektiv auslegbaren und damit wissenschaftlich letztlich bedeutungslosen „Größen“ operierte, die eben in fast gleicher Weise heute noch unangefochten das Naturschutzkonzept ausmachen, nämlich: Der Schutz erfolgte aufgrund der „Seltenheit, Schönheit, Eigenart oder wegen ihrer wissenschaftlichen, heimatlichen, forst- oder jagdlichen Bedeutung“.39 Diese Attribute, die eben auch für den „deutschen Menschen“ galten, fanden damit im Schutzkonzept des RNatSchG tatsächlichen, politischen, staatlichen, und, bis heute gültigen, Einzug. Exakt die gleichen ‚Disqualifikationen unbrauchbarer Natur‘ finden sich durchaus auch im BNatSchG wieder.40 Die im Reichsnaturschutzgesetz verankerten „zentralen Kriterien für die Bewertung von Schutzwürdigkeit und Bedürftigkeit“ [Hildegard Eissing] sollten deshalb unbedingt der nationalsozialistischen Weltanschauung zugeordnet werden. Eine Betrachtung des Schutzkonzeptes scheint aus Gründen der Bequemlichkeit nicht zu erfolgen-oder aufgrund mangelnder Sichtweite. So heißt es in Bezug auf den Erlass des RNatSchG in einem aktuelleren Aufsatz „Freiraum und Freifläche in der Geschichte der räumlichen Planung und des Naturschutzes“41 lediglich, dass

„unter der nationalsozialistischen Herrschaft […] ‚von oben‘ gleichzeitig mit der ‚Verreichlichung‘ des Naturschutzes ein wesentlicher organisatorischer und mit dem Erlass des Reichsnaturschutzgesetzes am 26. 6. 1935 [RGBL 1935, BD 1: 821; vgl. hierzu auch Bundscherer et al. 1996: 18 f.; Schoenichen u. Weber 1936; Mrass 1981: 199 f.] ein rechtlicher Fortschritt“42 [Hermann Behrens] erfolgte.43

36 Vgl.: B. Häcker, 50 Jahre Naturschutzgeschichte in Baden Württemberg, in: Hildegard Eissing, Das Reichsnaturschutzgesetz im Spiegel seiner Kommentare. 37 Hildegard Eissing, Das Reichsnaturschutzgesetz im Spiegel seiner Kommentare. NUL. 38 Karl Asal, Die Naturschutzgesetzgebung des Reiches. In: Hildegard Eissing, Das Reichsnaturschutzgesetz im Spiegel seiner Kommentare. 39 § 1 RNatSchG. 40 Vgl. z.B. § 1 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG oder Kapitel 6 dieser Arbeit. 41 Der Aufsatz beschäftigt sich vorrangig mit dem „Freiraumproblem in der Geschichte des Städtebaus“. Gleichzeitig wird der Frage nachgegangen, „welche Begründungen es für ein eigenständiges Schutzgut ‚landschaftlicher Freiraum‘ aus historischer Sicht geben könnte“. 42 Hermann Behrens, Freiraum und Freifläche in der Geschichte der räumlichen Planung und des Naturschutzes in: Freiraum und Naturschutz, S. 89 f. 43 Hierzu sei auch Gustav Mitzschke zitiert, der den Erlass gleichartig bewertet. Bezugnehmend auf eine Vereinheitlichung der Naturschutzgesetzgebung führt er auf: „Es ist […] nicht nur eine völlige Rechtseinheit des bis dahin von 16 Ländern in rund 60 verschiedenen Gesetzen, Verordnungen usw. geregelten Stoffes, sondern auch eine grundlegende Neuordnung aller wichtigen Naturschutzfragen erreicht worden, die seit Jahrzehnten

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Auch im weiteren Textverlauf wird im Aufsatz lediglich dargestellt, dass das RNatSchG für den Naturschutz ideengeschichtlich aufgrund dessen, dass sich der Schutz nach diesem Gesetz ausschließlich auf den „Außenbereich“ bezog, denn „innerstädtische ‚Grünflächen‘ blieben nun unberücksichtigt“44[Hermann Behrens] einen Rück- und Fortschritt zugleich darstellte. Dieses ‚Schutzdefizit‘ war damit der einzige „Fehler“ des Reichsnaturschutzgesetzes. Auf ein möglicherweise problematisches und kaum wissenschaftlich anwendbares Bewertungskriterium im Naturschutz wird nicht weiter eingegangen. Auch nicht auf einen Bewertungsmaßstab, der potenziell und aus den bereits ausführlich beschriebenen Gründen nationalsozialistisches Gedankengut beinhaltet. Insofern scheint an dieser Stelle, wie Walther Schoenichen 1950 ebenfalls ausdrücklich klarstellte, das RNatSchG einschließlich des Bewertungsmaßstabes (brauchbare und nicht brauchbare Natur) nach § 1 RNatSchG tatsächlich nicht als „Erzeugnis nazistischen Geistes“ zu gelten. Jedoch gibt es daneben auch Arbeiten, die mögliche (personelle) Kontinuitäten im Naturschutz nach Zusammenbruch von Nazideutschland erkannt haben. So setzte sich Almut Leh im Rahmen ihrer Dissertation „Zwischen Heimatschutz und Umweltbewegung. Die Professionalisierung des Naturschutzes in Nordrhein- Westfalen 1945 – 1975“ in wesentlich kritischerer Weise mit dem RNatSchG und den führenden Naturschützern seinerzeit auseinander. In ihrer Arbeit kommt sie zur folgenden Einschätzung:

„Der Beginn des Naturschutzes nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus fällt durch ein hohes Maß an institutioneller, rechtlicher und personeller Kontinuitäten auf. Anders als in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen wurde im Naturschutz auf die Legende von der >>Stunde Null<< verzichtet und stattdessen offen und erstaunlich unbefangen der Anschluss an das im Nationalsozialismus Erreichte gesucht. In der Hauptsache ging es um die Rettung des Reichsnaturschutzgesetzes und der durch dieses begründeten Institutionen aus den Trümmern des desavouierten Nationalsozialismus. […] Dabei war die strikte Trennung von Naturschutz und Politik symptomatisch für die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus insgesamt.“45 [Almuth Leh] Damit trifft sie ein weiteres in dieser Arbeit behandeltes Hauptproblem besonders prägnant, denn scheinbar waren es insbesondere personelle Kontinuitäten, die eine konzeptionelle Auseinandersetzung mit dem Naturschutz deutlich erschwerten.

angestrebt war […]“. Aus: Mitzschke, Das Reichsnaturschutzgesetz, Einleitung S. XV. Gustav Mitzschke war während des Nationalsozialismus Landgerichtsdirektor im Reichsjustizministerium. 44 Hermann Behrens, in: Freiraum und Naturschutz, S. 89 f. 45 Almut Leh, S. 84.

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3. Zur Begrifflichkeit des Naturschutzes und seiner Grundvoraussetzungen

Im Folgenden sollen die wichtigsten, innerhalb dieser Abhandlung oft genannten, mit dem Naturschutz in Verbindung stehenden Begriffe im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung zumindest umrandet werden. Grundsätzlich ist eine einheitliche Begriffsverwendung unter Berücksichtigung der oftmals sehr unterschiedlichen Anwendung und Bedeutung von besonderer Wichtigkeit für die nachfolgende Untersuchung, da doppeldeutige oder subjektive Auslegungen nachstehender Bezeichnungen den Untersuchungsgegenstand ungreifbar machen würden.

Zur semantisch-vereinheitlichenden Auslegung dieser Begriffe, wird sich allgemeinen Wörterbüchern, Gesetzeskommentaren, Fachliteratur der NS-Zeit aber auch speziellen Lexika bedient. Die Auswahl der Begriffe erfolgte auf Grundlage einer nach Ansicht des Autors durchgeführten Einschätzung der Relevanz. Sie erhebt dabei dennoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Im Wesentlichen besteht die Auswahl aus zwei ‚Arten‘ von Begriffen. Zum einen wird versucht, Termini der Disziplin >Naturschutz< bzw. ggf. auch der verwandten Disziplinen Landespflege, Landschaftspflege, Landesplanung oder auch Raumordnung zu umgrenzen. Zum anderen besteht die Auswahl aus Worttypen, die von den Nationalsozialisten

„[…] umgedeutet wurden oder eine zusätzliche spezifische Bedeutung erhielten [bzw.] Wörter, die sehr häufig verwendet wurden, und durch die hohe Gebrauchsfrequenz ihren hohen Stellenwert im NS-Sprachgebrauch signalisieren.“46 [Cornelia Schmitz-Berning]

3.1 Naturschutz Das Reichsnaturschutzgesetz selbst liefert keine konkrete und abgeschlossene Definition dieses Begriffes.47 Aus diesem Grund wird im Folgenden versucht, sich dem Naturschutz mithilfe zeitgenössischer Fachliteratur zu nähern und diesen von anderen Disziplinen abzugrenzen und im Sinne dieser Abhandlung zu beschreiben. Zur bildlichen Veranschaulichung und zum Verhältnis des Naturschutzes zu anderen Fachdisziplinen soll zunächst eine ‚technische‘ Übersicht dienen. Dabei wird der Auffassung von Hans Schwenkel (1938) gefolgt, wonach der Naturschutz generell dem Heimatschutz im weitesten Sinne zuzuordnen ist.48 Heimatschutz im weitesten Sinne ist wiederum als

46 Schmitz-Berning, Kap. Hinweise für den Benutzer S. XIV,XV 47 Zum Gegenstand des Naturschutzes nach dem RNatSchG ist jedoch der § 1 nachzulesen. 48 Vgl.: Schwenkel, Grundzüge der Landschaftspflege, S. 9 ff.

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„[…] die Pflege aller Güter und Kräfte [zu verstehen]49, welche die Heimat eines in sich geschlossenen Volksstammes ausmachen und seine Art und seine kulturelle Leistung mitbestimmen.“50 [Hans Schwenkel]

Abbildung 1: Übersicht über die Stellung des Naturschutzes im Verhältnis zum als ganzheitlich zu verstehenden Heimatschutz im weitesten Sinne. (Nach Hans Schwenkel, a.a.O., eigene Darstellung)

Der Naturschutz stellt demgemäß eine Teildisziplin des Heimatschutzes, und damit eine Disziplin zur „Pflege der Güter und Kräfte“ eines abgrenzbaren Volksstammes dar, und

„[…] muss also ausgerichtet sein im Sinne des Heimatgedankens und damit des nationalsozialistischen Staates und muß gleichzeitig die innigste Verbindung mit der Wissenschaft halten, die ihm bald die Richtung gibt, bald als Hilfsmittel dient.“51 [Hans Schwenkel] Jedoch ist der Naturschutz nun wiederum zunächst als Naturschutz im weiteren Sinn aufzufassen, der seinerseits weiter unterteilt werden müsse. So stellt sich für Hans Schwenkel die Frage, ob z.B. die Landschaftspflege zum Naturschutz gehöre oder dem Heimatschutz im engeren Sinn52 zuzuordnen ist. Mit Verweis auf die Bestimmungen des Reichsnaturschutzgesetzes,53 sei die Landschaftspflege nach Schwenkel jedoch letztlich mit dem Naturschutz zu verbinden.54 Neben der Landschaftspflege zählen jedoch auch weitere ‚Teildisziplinen‘ zum Naturschutz.

49 Anm. des Autors. 50 Schwenkel, Grundzüge der Landschaftspflege, S. 9. 51 Schwenkel, Grundzüge der Landschaftspflege, S. 10. 52 Siehe Abb. 1. 53 Vgl. die §§ 5, 19 und 20 RNatSchG sowie 13 und 14 DVO. 54 Schwenkel, Grundzüge der Landschaftspflege, S. 12.

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Nach Schwenkel ist der Naturschutz im weiteren Sinn55 wie folgt zu unterteilen:56

Abbildung 2: Untergliederung des Naturschutzes im weiteren Sinn. (Nach Hans Schwenkel, a.a.O., eigene Darstellung)

Walther Schoenichen folgt dieser Auffassung von Naturschutz in einem vier Jahre später erschienenen Buch (1942) vom Grundsatz her- zumindest was die Unterscheidung Naturhege einerseits, und Naturschutz im engeren Sinne andererseits betrifft. Er versteht dabei den Naturschutz im engeren Sinne als „[…] gleichbedeutend mit völliger Belassung im Urzustand […]“,57 also gänzlich ohne den menschlichen Einfluss. Bei der Naturhege ist demgegenüber der menschliche Einfluss ggf. sogar förderlich und erwünscht:

„Naturhege würde demgegenüber […] alle die Fälle umfassen, in denen bestimmten Naturerscheinungen durch den Menschen eine besondere positive Nachhilfe, Betreuung oder Ähnliches zuteil wird.“58 [Walther Schoenichen]

55 ‚Naturschutz im weiteren Sinn‘ kann nach Konrad Buchwald synonym für den Begriff der Landespflege verwendet werden. So setzt sich nach Buchwald die Landespflege aus den Teildisziplinen Naturschutz, Landschaftspflege und Grünplanung zusammen, wobei der Naturschutz erhaltende, die Landschaftspflege und die Grünplanung hingegen gestalterische Aufgaben wahrnehmen. Vgl. dazu: Konrad Buchwald, Festschrift für Heinrich Friedrich Wiepking, S. 39. Im Vorwort zu dieser Festschrift heißt es zudem, dass sich die Landespflege aus dem Gedankengut der Naturschutzbewegung und des Heimatschutzes entwickelt haben. 56 Vgl.: Schwenkel, Grundzüge der Landschaftspflege, S. 14. 57 Schoenichen, Naturschutz, S. 14. 58 Schoenichen, Naturschutz, S 14 f.

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Konkrete Beispiele für die Naturhege werden jedoch nicht genannt, müssen einer an anderer Stelle von ihm vorhandenen Definition von Naturschutz sogar fehl gehen, da vom Naturschutz generell „nicht auch Kulturschöpfungen“59 erfasst werden, worunter jedoch grundsätzlich auch der menschliche Eingriff >an sich<, also auch die „Naturhege“, fallen muss. Derartige Widersprüche kennzeichnen die Fachliteratur des Naturschutzes generell. Grundsätzlich steht der Begriff Naturschutz auffällig häufig in unmittelbarem Zusammenhang mit der Entstehung und dem dauerhaften Erhalt einer neuen >Volksgemeinschaft<. Diese Verbindung lässt sich gemeinhin und ohne größeren Auffand beweisen und ist Kernstück des Begriffes Naturschutz, wie er im Dritten Reich verstanden und im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung auch ideologisch begründet wurde. Zur Verdeutlichung dieser Auffassung, soll ein bereits aufgeführtes Zitat von Walther Schoenichen nochmals wiedergegeben werden:

„Soll die neue Volksgemeinschaft in wahrhaft deutschem Sinne Wirklichkeit werden, so müssen die ursprünglichen, naturgewollten Seelenanlagen unserer Rasse wieder voll zum Durchbruch kommen. […] Und wenn der Naturschutz sich zuvörderst in den Dienst dieser Aufgabe stellt, erfüllt er eine heilige vaterländische Pflicht und wirkt in hervorragendem Maße an dem großen Werke der Begründung einer neuen Volksgemeinschaft. [Walther Schoenichen] Und weiter heißt es:

„Und diese aus der Kraft der nationalsozialistischen Weltanschauung neu entstehende Volksgemeinschaft soll sich in unveränderter Frische erhalten durch Jahrhunderte und Jahrhunderte. So bedeutet Naturschutz nicht bloß Leistung für unser gegenwärtiges Geschlecht, sondern ist in hohem Maße zugleich Sorge für die Zukunft.“ 60 [Walther Schoenichen] Naturschutz soll und kann unter Berufung auf diese Auffassung nicht allein als Schutz der natürlichen Erscheinungen (mit oder ohne menschlichen Einfluss) verstanden werden. Vielmehr liegt hier die „heilige Aufgabe“61 klar zu Tage und wird im Rahmen dieser Arbeit auch immer als Kulturaufgabe zur Festigung und Sicherung des Nationalsozialismus verstanden werden. Walther Schoenichen stand mit dieser Auffassung jedoch mitnichten allein dar. Insbesondere Hans Schwenkel unterstützte diese Auslegung des Begriffes >Naturschutz< in fast noch schärferer und offensichtlicherer Weise:

„Niemand wird es wagen, dem Führer Übertreibung vorzuwerfen, wenn er das Naturschutzgesetz unterzeichnete 62 und wenn er sagte, daß es gelte, den Staat aus der Umklammerung einer rein wirtschaftlichen Betrachtung zu lösen‘ und daß es gerade in Zeiten der Not wichtig sei, die Kultur zu fördern und zu pflegen. Ist aber die deutsche Natur nicht eine Grundkraft der deutschen Kultur? Und geht es nicht im Naturschutz um die deutsche Heimat und um die deutsche Seele? Der Naturschutz ist heute zu einer Kulturaufgabe ersten Ranges geworden.“63 [Hans Schwenkel]

59 Weber/Schoenichen, S. 9. Erläuterung 1 von Weber. 60 Schoenichen, Naturschutz im Dritten Reich, S. 3 61 Schoenichen, Naturschutz im Dritten Reich, S. 8 62 Anm. des Autors: So geschehen am 26. Juni 1935 63 Schwenkel, Presse und Naturschutz (Vortrag). Vgl. Dazu auch: Hansen, Braune Natur S. 70 ff.

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Somit ist dem Naturschutz letztlich die größtmögliche Verantwortung einer Rassen- und Volkspflege per Reichsgesetz übertragen worden. Wer den Schutz der nationalsozialistisch abgeleiteten Natur anzweifelte, sprach sich demnach letztlich gegen Führer, Volk und Vaterland aus. Damit verstand Schwenkel es in besonderem Maße, den Naturschutz als oberste Kulturaufgabe des Nationalsozialismus im Sinne der neuen Volksgemeinschaft aus der Ideologie der Nazis zu extrahieren.

Um den Begriff >Naturschutz< nun in einem dieser Abhandlung zugrundeliegendem völkisch ausgelegten Sinn zu verstehen, soll auf ein bereits zitiertes Werk Walther Schoenichens verwiesen werden, der sich dem >Naturbegriff< wie folgt nähert:

„[Es ist] wohl nicht gewagt, wenn man das Wort >Natur< sofern damit Teile der Erdoberfläche bezeichnet werden, mit >Urlandschaft< verdeutscht und mit >Erbanlage<, sofern es auf einzelne Formen der lebendigen Schöpfung bezogen wird.“64 [Walther Schoenichen] Dabei wird die Auffassung vertreten, dass

„[…] Natur zunächst so viel bedeuten kann wie Urlandschaft. Die Urlandschaft gegen Eingriffe von Seiten des Menschen zu sichern, ist damit in erster Linie Aufgabe des Naturschutzes [Naturschutz im engeren Sinn]. Weiterhin ist es diesem Vorbehalten, durch geeignete Maßnahmen dafür Sorge zu tragen, daß die Weiterleitung der Erbmasse all‘ der mannigfaltigen Pflanzen- und Tierarten, die den Erdball bevölkern, nicht durch den Einfluß der Kultur unterbunden wird. 65 Nehmen wir noch hinzu, daß Einzelschöpfungen der Natur, in denen sich deren Gestaltungskraft besonders eindringlich offenbart (sog. Naturdenkmale), in einer besonderen Betreuung bedürfen, so ist damit das Kerngebiet des eigentlichen Naturschutzes (unter Ausschluss von Landschaftsschutz und Landschaftspflege) eindeutig umschrieben.“ 66 [Walther Schoenichen] Damit offenbart sich, dass der Naturschutz einerseits einen konservierenden Charakter natürlicher, also wiederum ohne den Einfluss des Menschen entstandener Erscheinungen besitzen muss. So kann der Einfluss des Menschen mit einer Zerstörung der Natur verglichen werden, wenngleich bereits widersprechende Aussagen aufgezeigt wurden.67 Dennoch ist die Naturhege, also der menschliche Eingriff, wiederum zulässig. Auch wird hier ebenso deutlich, dass eine, unter heutiger Bezeichnung geführte „Biodiversitätsstrategie“, ebenfalls Gegenstand des damaligen Naturschutzes sein konnte. So ist die „Weiterleitung der Erbmasse all der mannigfaltigen Pflanzen- und Tierarten, die den Erdball bevölkern“ [Schoenichen] vergleichbar mit der heute als „genetische Vielfalt“ bekannten dritten Säule der >biologischen Vielfalt<.

64 Schoenichen, Naturschutz, S. 2. 65 Besonders interessant ist nunmehr, dass der Naturschutz einerseits den menschlichen Einfluss zu unterbinden hat, dieser jedoch andererseits notwendig und gewollt ist. Zumindest bleibt der menschliche Einfluss der Naturhege dann doch grundsätzlich dem Naturschutz vorbehalten (siehe oben). 66 Schoenichen, Naturschutz S. 2. 67 Vgl. Naturhege

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Besonders interessant ist hinsichtlich der „Biodiversität“ der >Schutz der Naturvölker<, denn diese standen seiner Auffassung nach auch unter „Naturschutz“, denn: Da diese Völker nach Walther Schoenichens nicht ‚kulturell entwickelbar‘ waren, also demzufolge auch keine „Kultur“ besaßen, fehlt logischerweise auch der menschliche Einfluss, der von den Völkern mangels Kultur ohnehin nicht ausgehen könne, weshalb diese ‚Wilden oder Halbwilden‘ dem Schutz „aller Naturerscheinungen“ (also letztlich dem Naturschutz) unterliegen, sofern sie Teil des Reichsgebietes wurden oder werden sollten (z.B. durch Gebietseroberungen).68 Kurz sei hier zum Verständnis aufgeführt, dass

„[…] Volksstämme bei der in forschem Tempo fortschreitenden Europäisierung der Kolonialgebiete sehr bald ins Hintertreffen kommen [müssen], und früher oder später wird die Frage sich dahin zuspitzen: soll man diese Primitiven vor unseren Augen als Unterlegen im Daseinskampfe untergehen lassen, oder soll man ihnen in besonderen Schutzbezirken die für ihre weitere Erhaltung notwendigen natürlichen Lebensbedingungen gewährleisten. Der Naturschutz wird diese letzte Frage mit einem eindringlichen >Ja< beantworten, weil er grundsätzlich für alle von der Kultur69 in ihrem Bestand bedrohten Lebensformen –mögen es Pflanzen- oder Tier –oder Menschenarten sein- einzutreten die Pflicht hat. […] Nicht um Akte des Mitleides handelt es sich hierbei, sondern um die Erfüllung einer aus unserem Verantwortlichkeitsgefühl entsprungenen Pflicht, die durch die Zivilisation dem Untergang nahe gebrachten Menschenarten zum Mindesten nicht schlechter zu behandeln als Schimpansen oder Gorillas.“ 70 [Walther Schoenichen] Während die „Erbmasse all‘ der mannigfaltigen Pflanzen- und Tierarten, die den Erdball bevölkern, nicht durch den Einfluß der Kultur unterbunden“ [Schoenichen] werden soll, erfolgt der Naturschutz an den ‚Menschenarten‘ innerhalb dafür ausgewiesener ‚Schutzbezirke‘. Hier wird auch die Bedeutung der Expansionspolitik des NS-Staates für den Naturschutz relevant. Damit stand diese in unmittelbarem Zusammenhang mit der Beschaffung >weiterer Aufgabenfelder< für den Naturschutz. So stand bereits fest, dass den eingeborenen Naturvölkern – geografisch wo auch immer ansässig- in den eroberten Gebieten im Namen des Naturschutzes Reservate eingerichtet werden sollten, in denen diese nach ihrem jeweiligen Fassungsvermögen eine gemäße Entwicklung vollziehen können.71 Da diese >primitiven Menschen< nach Schoenichen nicht kulturell entwickelbar waren, insofern auch nicht zu wesentlichen „menschlichen Einflüssen“72, vor welcher die Natur im Sinne des RNatSchG zu schützen sei, in der Lage waren, unterliegt der Schutz dieser Naturvölker zwangsläufig auch dem „Naturschutz“. Begrifflich wäre der Schutz der „primitiven Menschenarten“ wohl der Naturhege zuzuordnen (vgl.: Abb. 2).

68 Zum Gegenstand des Naturschutzes und was unter diesen fällt siehe: Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 9, Erläuterung 1 von Weber. Dort heißt es: „Nur Naturerscheinungen, nicht auch Kulturschöpfungen werden mithin vom Naturschutz erfasst. Was die Natur nicht selbst hat wachsen […] lassen, fällt aus dem Rahmen des Naturschutzes heraus.“ Insofern ist der Schutz nicht „kulturfähiger“ Völker auch dem Naturschutz zuzuordnen. 69 Gemeint ist hier die deutsche Kultur 70 Schoenichen, Naturschutz, S. 414. Diese Aussagen werden im Kapitel VI -Der Schutz der Naturvölker- untergebracht. 71 Vgl.: Schoenichen, Naturschutz, S. 414. 72 Siehe oben; der Naturschutz bezog sich auf den Schutz von >menschlich< unbeeinflussten Erscheinungen aller Art.

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Zur Landschaftspflege als Teilgebiet des Naturschutzes im weitesten Sinn

Nach Schwenkel ist die Landschaftspflege als Teilgebiet des Naturschutzes im weiteren Sinn zu verstehen, die sich ihrerseits wieder in den Landschaftsschutz und die Landschaftsgestaltung untergliedert.73 Grundsätzlich merkt er diesbezüglich weiterhin an, dass der Begriff „Pflege“ umfassender sei als der Begriff „Schutz“.

„[…] ein Naturschutz, der nur das Naturgegebene erhalten wollte, ohne sich um die Gestaltung der Werke des Menschen in der Landschaft zu bemühen, würde nur halbe Arbeit tun. Wir sehen daher in der Landschaftspflege die zwei Aufgaben des Landschaftsschutzes und der Landschaftsgestaltung […]“74 [Hans Schwenkel] Der Landschaftsschutz ist ebenso wie der Naturschutz im RNatSchG verankert, jedoch nicht abschließend definiert.75 Der Begriff Landschaft überschneidet sich in der Fachliteratur oftmals auch mit den Begriffen „Heimat“ oder „Natur“ oder auch der „Heimatnatur“. Die Fülle der Verschiedenartigkeit, mit der die Landschaft in der zeitgenössischen Literatur des Nationalsozialismus gebraucht wird, erlaubt, wenn überhaupt, nur eine Umrandung des Begriffes Landschaft. Einen Einstieg soll jedoch folgendes Zitat liefern:

„Wie das Kleid zum Einzelmenschen, wie das Haus zur Familie, wie Dorf und Stadt zur Gemeinde –so gehört die Landschaft zum Volk: sie ist gleichsam das Gewand, das uns alle Gemeinsam umschließt.“ 76 [Walther Schoenichen] In diesem Zitat sind geodeterministische Haltungen durchaus erkennbar. Zum Landschaftsbegriff kann sich aber auch auf folgende prägnante Äußerung Werner Webers berufen werden, der die Grundidee der im RNatSchG bezeichneten „Sonstigen Landschaftsteile“ nach § 5 zu erläutern versucht:

„Landschaft im Sinne dieser Vorschrift [gemeint ist der § 5 des RNatSchG]77 ist all derjenige deutsche Boden, der nicht durch geschlossene Siedlungen, d.h. Städte oder geschlossene kleinere Ortschaften, in Anspruch genommen ist.“ 78 [Werner Weber/Walther Schoenichen] Insofern beschreibt die Landschaft ausschließlich sämtliche ‚außerstädtischen und –dörflichen‘ Bereiche des >Raumes<. Die Notwendigkeit des Landschaftsschutzes liegt, ebenso wie die des Naturschutzes, in der Begründung, dass eine Verunstaltung der Landschaft eine Verunstaltung des deutschen Menschen zur Folge hat. Die >deutsche Landschaft< hat für die nationalsozialistische Weltanschauung ohnehin eine herausragende Bedeutung für die Persistenz der deutschen Kultur. So wird bereits in der Präambel zum Reichsnaturschutzgesetz der Bezug zur „heimatlichen Landschaft“ hergestellt:

73 Vgl.: Schwenkel, Grundzüge der Landschaftspflege, S. 14. Ebenso Abb. 2 dieser Abhandlung. 74 Schwenkel, Grundzüge der Landschaftspflege, S. 12. 75 Zum Landschaftsschutz nach dem RNatSchG sind insbesondere die §§ 5 und 19 relevant. 76 Schoenichen, Biologie der Landschaft, S. 130. 77 Anm. des Autors 78 Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 30, Erläuterung 3 von Werner Weber zum § 5 RNatSchG

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„Heute wie einst ist die Natur in Wald und Feld des deutschen Volkes Sehnsucht, Freude und Erholung. Die heimatliche Landschaft ist gegen frühere Zeiten grundlegend verändert, ihr Pflanzenkleid durch intensive Land- und Forstwirtschaft, einseitige Flurbereinigung und Nadelholzkultur vielfach ein anderes geworden. Mit ihren natürlichen Lebensräumen schwand eine artenreiche Wald und Feld belebende Tierwelt dahin. Diese Entwicklung war häufig wirtschaftliche Notwendigkeit; heute liegen die ideellen, aber auch wirtschaftlichen Schäden solcher Umgestaltung der deutschen Landschaft klar zutage. […]“ [Präambel RNatSchG] Der „ideelle Schaden“ am >deutschen Menschen<, wird damit auf eine durch liberalistische Einflüsse zerstörte Landschaft zurückgeführt. Der Schutz der Landschaft als Teilgebiet der Landschaftspflege, versteht sich als der >Schutz von unbesiedelten Bereichen vor verunstaltenden Eingriffen> einschließlich der Bewahrung vor naturschädigenden und den „Naturgenuß“ beeinträchtigenden Änderungen.79 Dabei wird jedoch klargestellt, dass der Landschaftsschutz im Übrigen dabei

„[…] vor den Toren geschlossener oder sonst die Gestaltung der Bodenfläche beherrschender Siedlungen halt [macht], um sich auf das naturnahe, das ‚freie‘, d.h. nicht von beherrschenden Siedlungen umgestaltete Land zu beschränken.“80 [Werner Weber/Walther Schoenichen] Wesentliches Ziel der Vorschriften des § 5 und des § 19 des RNatSchG ist es somit,

„[…] dass sie eine Handhabe bieten, das Landschaftsbild als Ganzes in einem „heimatlichen“ Zustand zu erhalten, d.h. so, daß deutsche Menschen mit ihrem deutschen Gemütsleben sich dort zu Hause fühlen und bodenständig bleiben.“81 [Werner Weber/Walther Schoenichen] Dieses urvölkische Gedankenkonstrukt von Landschaftsschutz ist Grundlage der weiteren Betrachtung, da sie die wesentliche Basis des damaligen Landschaftsschutzes bildet. Dieses Gedankenkonstrukt sollte auch bei der Erarbeitung des Generalplans Ost eine herausragende Rolle spielen. Hans Schwenkel dient in diesem Zusammenhang als hervorragendes Beispiel dafür, welche Verbindungen die Landschaft mit der Art des deutschen Menschen zu haben vermag:

„Deutsche Art und deutsche Seelenhaltung und alle die schöpferischen Kräfte des nordischen Menschen in der Welt des Geistes sind aus der deutschen Heimatnatur gewachsen und geworden. Die Vernichtung der natürlichen Schönheit Deutschlands durch eine bloß rechnende Technik und Wirtschaft birgt nicht bloß schwere wirtschaftliche Gefahren in sich, sondern bedeutet geradezu die geistige Bolschewisierung oder Amerikanisierung des deutschen Menschen, die Vernichtung der deutschen Seele und ihrer Wurzelkräfte. Der deutsche Genius wird aber dann weiterbestehen, wenn wir der Heimatnatur ihre Ursprünglichkeit, der Kulturlandschaft ihre Schönheit und dem deutschen Volk seine Naturverbundenheit erhalten. Das ist letzten Endes unsere Aufgabe. Der Naturschutz wird damit zum Ringen um die deutsche Heimat und um die deutsche Seele.“82 [Hans Schwenkel]

79 Vgl. Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 30, Erläuterung 4 von Werner Weber zum § 5 RNatSchG 80 Weber(Schoenichen, Erster Teil, S. 30, Erläuterung 3 von Werner Weber zum § 5 RNatSchG 81 Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 31, Erläuterung 5 von Werner Weber zum § 5 RNatSchG. 82 Hans Schwenkel, Naturschutz und Landschaftspflege in der dörflichen Flur, 1936.

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Generell geht aus diesem Zitat Schwenkels abermals die völkische aber auch geodeterministische Haltung hervor, die letztlich den Natur- und Landschaftsschutz seiner Auffassung nach ausmacht, um den „deutschen Genius“ zu erhalten. Insofern wird auch dem Landschaftsschutz eine „Aufgabe ersten Ranges“ zuteil. Eine Verunstaltung der >schönen Landschaft< birgt seiner Auffassung nach auch die unmittelbare Gefahr einer Beeinträchtigung der >deutschen Seele<. Beeinträchtigung meint hier die Liberalisierung, Bolschewisierung oder Amerikanisierung. In diesem Zusammenhang scheint der Schutz der freien Landschaft vor Reklametafeln von enormer Wichtigkeit zu sein. Diese Abneigung gegen eine „Amerikanisierung und Liberalisierung der Landschaft“ findet sich bei verschiedenen Autoren wieder.83 So soll zur Veranschaulichung Abneigung gegen Reklametafeln folgende Äußerung Walther Schoenichens zitiert werden, mit welcher sehr eindrucksvoll klargestellt wird, wie wichtig die Freihaltung der Landschaft von Reklametafeln für die >>Umgestaltung des deutschen Menschen<< ist:

„Diese Pest der Landschaftsreklame ist so recht der Ausdruck des liberalistisch-marristischen84 Geistes und der widerlichen undeutschen Gesinnung jenes Menschenschlages, für den das ‚Geschäft‘ das einzige Hochziel der Lebensarbeit darstellt.“85 [Walther Schoenichen] Die Verbindung einer liberalistischen Wirtschaft mit dem >Undeutschen< ist damit eindringlich hergestellt. Diese scheint gleichsam dafür zu sorgen, dass die deutsche Landschaft und damit der deutsche Mensch „verunstaltet“ wird, sofern Reklametafeln stehen. Die Landschaftsgestaltung als zweites Teilgebiet der Landschaftspflege ist gegenüber dem Landschaftsschutz ideologisch bedeutsamer. Dieses Teilgebiet der Landschaftspflege ist u.a. besonders für die Gestaltung >eroberter Ostgebiete< relevant. So schreibt Erhard Mäding in seinem Buch Landespflege [1943] dazu folgendes:

„Vordringlich ist eine raumbezogene und landschaftsgestaltende Verwaltungsarbeit in den neu gewonnenen, in das Mutterland staatsrechtlich als Gaue eingegliederten Gebieten. Es handelt sich meistens um Länder, die der Landschaftspflege […] besonders bedürfen. Hier ist von Anfang an eine bewußte Gestaltung der Landschaft möglich. Durch sie können überbevölkerte Teile des inneren deutschen Raumes entlastet und damit zugleich einer gewissen landschaftlichen Reformation zugeführt werden.“86 [Erhard Mäding]

83 So etwa bei Hans Schwenkel, der die reklamefreie Landschaft fordert. In: Schwenkel: Naturschutz und Landschaftspflege in der dörflichen Flur, 1936. 84 In welchem Zusammenhang der Marrismus hier steht bzw. was er im Zusammenhang mit dem Naturschutz bedeutet, ist unklar. 85 Schoenichen, Naturschutz im Dritten Reich, S. 84. 86 Mäding, Landespflege, S. 142.

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Neben der für die Festigung des Deutschtums notwendigen Landschaftsgestaltung in den eroberten Gebieten einerseits, kommt gleichzeitig auch der Enge des innerdeutschen Raumes87 eine besondere Bedeutung zu, womit letztlich die Osterweiterung im Sinne sozialdarwinistischer Theorieansätze problemlos begründet werden konnte.88 Der menschenverachtende Generalplan Ost bot den damaligen Landschaftsplanern um Konrad Meyer quasi eine aussichtsreiche Möglichkeit, „vernachlässigte Landschaften“ im Sinne einer Festigung des deutschen Volkstums zu germanisieren und damit gleichzeitig die berufliche Stellung der Landschaftsgestaltung zu etablieren. So kann der „Generalplan Ost“ auch als raumplanerisches Pilotprojekt gelten, in welchem die Germanisierung eingenommener Ostgebiete erstmals praktisch „erprobt“ wurde. Der politische Willen der Nazis gab gleichzeitig die gesetzliche Grundlage für die Ausarbeitung des Generalplans Ost.

Mit Erlass des Führers und Reichskanzlers zur Festigung deutschen Volkstums vom 7. Oktober 1939 wurde die Aufgabe der Planung und Gestaltung der eroberten Ostgebiete dem Reichsführer-SS Heinrich Himmler übertragen. Demnach galt:

„Dem Reichsführer-SS obliegt nach meinen Richtlinien: 1. die Zurückführung der für die endgültige Heimkehr in das Reich in Betrachtkommenden Reichs- und Volksdeutschen im Ausland, 2. die Ausschaltung des schädigenden Einflusses von solchen volksfremden Bevölkerungsteilen, die eine Gefahr für das Reich und die deutsche Volksgemeinschaft bedeuten, 3. die Gestaltung neuer deutscher Siedlungsgebiete durch Umsiedlung, im besonderen durch Seßhaftmachung der aus dem Ausland heimkehrenden Reichs-und Volksdeutschen. Der Reichsführer-SS ist ermächtigt, alle zur Durchführung dieser Obliegenheitennotwendigen allgemeinen Anordnungen und Verwaltungsmaßnahmen zu treffen.“89 [Führererlass] Der in diesem Erlass besonders auffällige Hass gegenüber allem „Volksfremden“, welcher der Ausschaltung grundsätzlich mit den dafür notwendigen Verwaltungsmaßnahmen von Hitler persönlich freigegeben wurde, deckt sich einerseits mit dem „zentralen Kriterium“ [Hildegard Eissing] zur Bewertung des im RNatSchG festgesetzten Schutzkonzeptes, nämlich: Die Unterteilung in eine „schutzwürdige“ und „nicht schutzwürdige“ Natur. Letztere begründete gleichzeitig einen „schädigenden Einfluss“ auf die Volksgemeinschaft.

87 Generell kommt dem „mangelnden Raum“ eine erhebliche Bedeutung zu. Letztlich wird damit die Osterweiterung überhaupt begründet. Bezogen wird sich dabei besonders häufig auf den Roman Volk ohne Raum von Hans Grimm aus dem Jahr 1926. So z.B. bei Cristian Julius Mergenthaler: Über die Bedeutung des Naturschutzes. Ansprache des Ministerpräsidenten und Württembergischen Kultministers, gehalten zur Eröffnung des Schwäbischen Lehrgangs für Landschaftspflege am 24. Mai 1937. Abgedruckt in: Naturschutz. Monatsschrift für alle Freunde der deutschen Heimat. Jg. 18, Nr.7, 1937. 88 Zum Sozialdarwinismus siehe: http://www.bpb.de/lernen/grafstat/rechtsextremismus/172883/m-02-08- rassismus-und-sozialdarwinismus [abgerufen am: 18. Januar 2016]. 89 Bestimmung I des Erlasses des Führers und Reichskanzlers zur Festigung deutschen Volkstums. In: Themenportal Europäische Geschichte (2007), [http://www.europa.clio-online.de/2007/Article=203, abgerufen am: 19. Januar 2016]

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Gleichzeitig deckt sich der im Erlass offensichtliche Hass gegen das „Gemeinschaftsfremde“ auch mit den Ansichten führender Landespfleger wie Erhard Mäding (siehe oben) oder Landschaftsgestalter und -planer wie Heinrich Wiepking-Jürgensmann. Letzterer hegte eine besondere Form der Abneigung gegen die „ostischen Völker“,90 welche seiner Meinung nach generell „Gemeinschaftsfremd“ (also nicht schutzwürdig) waren. In seiner Landschaftsfibel (1942) finden sich außerordentlich viele Textpassagen, die dies belegen. So z.B.:

„Der ostische Mensch hat es nie verstanden, die Güter der Schöpfung fortzuentwickeln. Er fühlte sich nie als ein schöpferischer Teil des Gotteswerkes. Zum Mindesten ist er nicht fähig, natürliche Gegebenheiten und Voraussetzungen für die nachkommenden Geschlechter zu verwalten. Er ist auch im 20. Jahrhundert noch ein böser Räuber, der allzuhäufig erntet, was er im eigentlichen bäuerlichen Sinne nicht säte. Er ist Nutzer im übelsten Sinne und lebt aus der stetig schwindenden Masse des Vorhandenseins natürlicher Ertragsbedingungen. […] Sie [die Völker des Ostens]91 sind keine organischen Glieder der Völker Europas, sondern Sand im Getriebe einer höheren Menschheitsordnung, die stetiger Weiterentwicklung zustrebt.“92 [Heinrich Wiepking-Jürgensmann] Wiepking Jürgensmann ist, nebenbei bemerkt, Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes (1959), doch dazu später mehr. Relevant werden diese Aussagen Wiepkings in Bezug auf den Naturschutz dadurch, da Wiepking- Jürgensmann ab 1942 neben der Tätigkeit als Sonderbeauftragter des Reichskommissars für die Festigung des deutschen Volkstums für den landschaftlichen Aufbau der neuen Siedlungsgebiete und gleichzeitig, ab 1942 als Gruppenleiter für Landschaftspflege in den neuen Siedlungsgebieten der Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege im Reichsforstamt93 als oberste Naturschutzbehörde94 unter Hermann Göring95 (Reichsforstmeister), tätig war. Damit „[…] wurden Naturschutz und Landschaftspflege organisatorisch und personell miteinander verzahnt“96 [Jürgen Trittin]. Wiepking war damit in besonderem Maß mit der Landschaftsgestaltung der eingenommenen Ostgebiete Betraut-sowohl unter Himmler als auch unter Göring.

90 Zur ostischen Rasse siehe z.B. Hans Friedrich Karl Günthers Werk Rassenkunde des deutschen Volkes [https://ia800302.us.archive.org/5/items/Guenther-Hans-Kleine-Rassenkunde-des-deutschen-Volkes- 2/GuentherHans-RassenkundeDesDeutschenVolkes16.Auflage1939540S.ScanFraktur_text.pdf. Abgerufen am: 19. Januar 2016]. Demnach können in Europa insgesamt fünf Hauptrassen von Menschen unterschieden werden: Nordische Rasse, dinarische Rasse, ostische Rasse, westische Rasse und fälische Rasse. Auch Cornelia Schmitz- Berning geht in ihrem Buch Vokabular des Nationalsozialismus auf die ostische Rasse ein. 91 Anm. des Autors 92 Wiepking-Jürgensmann, Die Landschaftsfibel, S. 25 f. 93 Vgl.: BfN, S. 316. Kurzbiografie von Heinrich Friedrich Wiepking-Jürgensmann. Zum Aufbau der obersten Naturschutzbehörde vgl. z.B.: Hermann Behrens: Hans Klose und der Nationalsozialismus-preußischer Beamter? Mitläufer? Mittäter?, erschienen in: Studienarchiv Umweltgeschichte, Nr. 10, 2005. 94 Der Aufbau des administrativen Naturschutzes im NS-Staat wird durch die §§ 7 (Naturschutzbehörden) und 8 (Naturschutzstellen) des RNatSchG geregelt. Vgl. dazu ebenfalls: Hans Schwenkel (1940): Die Aufgaben der Naturschutzstellen. Erschienen in: Naturschutz. 21. Jahrgang, Nr. 2, S. 13- 17. Neudamm 1940; Walther Schoenichen (1936): Die Naturschutzbehörden nach dem Reichsnaturschutzgesetz. Erschienen in: Naturschutz. 17 Jahrgang, Nr. 2, S. 25- 27 oder Johannes Hansen (2014): Braune Natur. Zur ideologischen Vereinnahmung und zum Selbstverständnis des Naturschutzes im Lichte des Reichsnaturschutzgesetzes, S. 15 ff. AV Akademikerverlag. Saarbrücken. 95 Zu Hermann Göring: Reichsforstmeister Hermann Göhring besetzte auch weitere wesentliche Posten im NS- Regime. So war er beispielsweise Preußischer Ministerpräsident, Luftfahrtminister (später Oberbefehlshaber der Luftwaffe) oder Reichsbeauftragter für den Vierjahresplan. Vgl.: https://www.dhm.de/lemo/biografie/hermann- goering [abgerufen am: 20. Januar 2015]. Vgl. auch: Benz, S. 146 (Biographische Skizze). 96 Trittin in: Naturschutz und Nationalsozialismus, S. 36.

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Auch wurde mit dieser Doppelposition durch Wiepking-Jürgensmann die unmittelbare Verbindung zwischen dem Naturschutz und dem Reichskommissariat für die Festigung deutschen Volkstums (RKF) hergestellt.

„Aufgabe des Reichskommissars war, die überfallenen und annektierten Gebiete im Osten deutsch werden zu lassen. Die dortige Landschaft sollte-wie es wörtlich heißt- ‚durch Ausschaltung fremden Volkstums‘ in eine Artgemäße germanisch-deutsche Kulturlandschaft umgewandelt werden.97 [Klaus Fehn] Insofern ist diese Menschenverachtende Haltung von Wiepking-Jürgensmann als wesentlicher Teil des Naturschutzkonzeptes des Dritten Reiches anzusehen, allein deshalb, da diese Disziplin davon ausgehen konnte, die eroberten Ostgebiete tatsächlich zu Germanisieren, nachdem sie eingenommen waren. Eben diese ‚symbiontische Beziehung‘ zwischen dem Naturschutz und der Nationalsozialistischen Ideologie stellt z.B. nach Schwenkel, Schoenichen oder auch Wiepking-Jürgensmann die oben erwähnte Grundvoraussetzung für die dauerhafte Sicherung des Nationalsozialismus, und damit auch des deutschen Menschen dar, da aus der deutschen Landschaft überhaupt erst „große Werke“ entstehen können. So hat –folgt man den Nazis- die deutsche Landschaft (oder Heimatnatur)98 deutsche Naturforscher, Dichter, Künstler und Musiker überhaupt erst werden lassen. Auf den Vortrag Schwenkels am 14. November 1936 sei an dieser Stelle verwiesen.

Die Landschaftspflege mit den Teilbereichen des Landschaftsschutzes einerseits, und der Landschaftsgestaltung andererseits, hat demzufolge sowohl dafür Sorge zu tragen, dass diese Landschaft auch weiterhin dazu in der Lage ist, deutsche Naturforscher, Dichter, Künstler und Musiker, im Sinne der neuen Volksgemeinschaft des Nationalsozialismus, hervorzubringen. Auch soll sie die Germanisierung der „ostischen“ Landschaften durchführen und „naturschutzfachlich“ begleiten. Die Möglichkeiten des Landschaftsschutzes in diesem Sinne sind im RNatSchG in den §§ 5 und 19 sowie im § 13 der DVO verankert. In diesem Sinne deshalb, da dem Gesetz eine eindeutig formulierte Präambel vorausgeschickt war, deren Leitsatz die „Handhabung und Auslegung der ihnen folgenden Normierungen, wie auch die geistige Haltung und Gesinnung des mit ihnen befaßten Juristen bestimmen“ 99 sollen.

97 Klaus Fehn, Rückblick auf die nationalsozialistische Kulturlandschaft. Unter besonderer Berücksichtigung des völkisch-rassistischen Missbrauches von Kulturpflege, in: Informationen zur Raumentwicklung, 1999, Heft 5/6, S. 279-290; S. 281, zitiert nach: Trittin, Naturschutz und Nationalsozialismus, S. 36. 98 Anm. des Autors: Die Heimatnatur kann mit der Landschaft dahingehend gleichgesetzt werden, dass sowohl die Landschaft, als auch die Heimatnatur vor menschlichen Einflüssen geschützt werden sollen. Der Siedlungsbereich wird von beiden Begriffen nicht erfasst. 99 Carl Schmitt, Kodifikation oder Novelle? DJZ. 1935 S. 919, f. In: Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 8. Erläuterung von Werner Weber

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Zusammenfassung Naturschutz

Der Schutz der Natur oder Naturschutz erfüllt in der Zeit des Nationalsozialismus eine Staatsaufgabe allerersten Ranges, nämlich den Erhalt der deutschen Natur als Grundvoraussetzung für die deutsche Kultur und damit gleichermaßen des Nationalsozialismus. Dieses Verständnis von Naturschutz findet im RNatSchG seine gesetzliche Verankerung. Insofern war mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten „die Zeit reif“100 für das Zustandekommen eines Reichsnaturschutzgesetzes, denn dieses war auf eine diktatorische Gesellschaftsform angewiesen.101 Der Naturschutz als Teil des Heimatschutzes gliedert sich nach Schwenkel in die Naturpflege (Teilbereiche: Naturhege, Naturschutz im engeren Sinn) und die Landschaftspflege (Teilbereiche: Landschaftsschutz und Landschaftsgestaltung).

Dabei umfasst der Naturschutz einerseits den Erhalt aller natürlichen Erscheinungen die außerhalb des menschlichen Einflusses stehen und gleichzeitig für die Erhaltung der deutschen Kultur von besonderer Bedeutung sind. Andererseits sind dem Naturschutz wiederum menschliche Einflüsse vorbehalten (Naturhege). Im Sinne einer deutschen Landschaft sind jedoch auch eroberte Gebiete umzuformen, um auch hier das Deutschtum festigen zu können. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Abstrahierung der „Natur“ auf eine nationalsozialistisch sehr bedeutungsvolle Bewertungsmethode, basierend auf die Attribute Schönheit, der Eigenart und der Seltenheit. Sämtliches „Gemeinschaftsfremde“, sowohl die Natur als auch „ostische Landschaften“ [Heinrich Wiepking-Jürgensmann] sollen nach diesem Gesichtspunkt geschützt oder hergestellt werden. Der Naturschutz erstreckt sich jedoch auch auf den Erhalt primitiver Menschenrassen, da diese mithin nicht zu menschlichen Eingriffen in die Natur in der Lage sind.102 Aus der „Schönheit“ der heimatlichen Natur bezieht der Deutsche Mensch letztlich „jene inneren Kräfte, die er zum Bestehen des Lebenskampfes nötig hat. Aus dieser Tatsache […]“103 kann die Berechtigung des Naturschutzes überhaupt abgeleitet werden. Der Naturschutz sichert mit dem Erhalt der heimatlichen Schönheit dem Nationalsozialismus demzufolge dessen eigenes Bestehen.

100 Lienenkämper, S. 18. 101 So fanden beispielsweise Möglichkeiten der entschädigungslosen Enteignung Einzug in das Gesetzeswerk. Werner Weber formuliert hierzu: „Alle Naturschutzmaßnahmen sind von etwaigen Entschädigungsansprüchen freigestellt. […] Für Entschädigungsforderungen irgendwelcher Art, die sich darauf gründen, daß jemand durch Naturschutzmaßnahmen Nachteile erfahren habe, ist danach kein Raum mehr“. Weber/Schoenichen, Erster Teil S. 113 f. Erläuterung 2 von Weber. 102 Etwa nach: Schoenichen, Naturschutz, S. 405 ff. Jedoch widerspricht Schoenichen diesem Grundsatz gleichzeitig, in dem er sagt, das die Primitiven „eben doch Menschen [sind] und keine Tiere“, ebd. S. 416. 103 Aus: Mergenthaler: Über die Bedeutung des Naturschutzes. Interessant ist hier die Auffassung Mergenthalers von Schönheit. So bezeichnet er beispielsweise die Reichsautobahnen trotz ihrer erheblichen Eingriffe in die Natur als neu entstandene Schönheit.

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Die nachfolgende Darstellung soll unter Berücksichtigung des zeitgenössischen Verständnisses von Naturschutz, innerhalb der Gesellschaftsform des Nationalsozialismus, den Stellenwert des Naturschutzes verdeutlichen. Die Landschaftspflege ist mit berücksichtigt

Abbildung 3: Der Stellenwert des Naturschutzes in der nationalsozialistischen Weltanschauung war enorm. Neben der Rassenhygiene und dem Antiliberalismus und Antisemitismus stellte der Naturschutz eine ebenso wichtige Säule für die dauerhafte Sicherung der Ideologie des Nationalsozialismus dar. (Eigene Darstellung, J.H.)

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3.2 Völkisch / völkischer Naturschutz

Zur Vereinheitlichung des Begriffsgebrauches ‚völkisch‘, soll die zeitgenössische Wortbedeutung kurz dargestellt werden. Schließlich wird innerhalb der dieser Arbeit zugrundeliegenden Literatur häufig von einem völkischen bzw. einem völkisch orientierten Naturschutz gesprochen. In diesem Sinne soll der folgenden Auslegung gefolgt werden:

„Im Dritten Reich wird völkisch nach nationalsozialistischer Aussage ‚im Sinne eines auf dem Rassegedanken gegründeten Volksbewußtseins‘104 gebraucht. ‚Denn die völkische Weltanschauung ist eine Weltanschauung des Blutes, d.h. der Rasse. Wer dies bejaht, muß zwangsläufig auch die Wurzelhaftigkeit unseres germanischen Blutes, als wesentlichen Grundstock unseres Volkes bejahen‘105.“ 106 [Darre‘, aus: Schmitz-Berning] Damit ist völkisch als ein Begriff zu verstehen, der unmittelbar das deutsche Blut und den deutschen Menschen meint und betrifft. Im Zusammenhang mit dem Naturschutz meint völkisch also einen Schutz der Natur, der eine Reinhaltung der deutschen Rasse und des deutschen Blutes als generelles Ziel verfolgt. So sagt Prof. Mergenthaler, dass sich der Nationalsozialismus klar zum „Grundsatz von Blut und Boden“ bekennt, und dass der Nationalsozialismus auch der Überzeugung sei, „daß alles Leben rassisch bedingt ist“, woraus Prof. Mergenthaler „die innere Berechtigung des Naturschutzes überhaupt“ ableitet.107 Noch eindringlicher formuliert es jedoch Erhard Mäding:

„Die völkische Weltanschauung unserer Gegenwart sieht als Ideal eine vom Fremden gereinigte Volksgemeinschaft[ꜛ]108 in ihrem Raume.“109 [Erhard Mäding] Damit ist ein fremdvölkisches Einwirken grundsätzlich nicht erwünscht und gleichzeitig zu verhindern bzw. auszuschalten. Hierzu ist auch der Führererlass vom 7. Oktober 1939 relevant, der eindeutig klarstellt, dass dem Reichsführer SS die Ausschaltung von schädigenden Einfluss von solchen Volksfremden Bevölkerungsteilen obliegt, „die eine Gefahr für das Reich und die deutsche Volksgemeinschaft bedeuten“. Diese „Vollmacht“ bedeutete für Millionen Menschen den sicheren Tod und war spätestens mit der „Osterweiterung“ auch für den Naturschutz von erheblicher Bedeutung.

Aufgrund verschiedener textlicher Belege einiger Autoren wird unterstellt, dass diese Art der völkischen Haltung als stellvertretend für die nationalsozialistische Weltanschauung und auch für den Naturschutz angesehen werden kann. So wurde beispielsweise ein sehr umfangreiches Werk Walther Schoenichens mit Naturschutz als völkische und internationale Kulturaufgabe betitelt.

104 Philosophisches Wörterbuch, Kröners Taschenbuchausgabe, 10. Auflage, 1943, 605, s.v. völkisch. Zitiert in: Schmitz-Berning, S. 647. 105 Darre‘, R. W.: Bauer und Landwirt, 1.8.1932. In: Ders.: Um Blut u. Boden, 1941, 204 f. Zitiert in: Schmitz- Berning, S. 647. 106 Aus: Schmitz-Berning, S. 647. 107 Vgl.: Mergenthaler, Über die Bedeutung des Naturschutzes. 108 Vgl. auch folgendes Kapitel dieser Arbeit: (neue) Volksgemeinschaft 109 Mäding, Landespflege, S. 142.

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In einem Beitrag für die Zeitschrift „Naturschutz-Monatsschrift für alle Freunde der deutschen Heimat“ ist die Auffassung eines völkischen orientierten Naturschutzes auch von Hans Schwenkel begründet worden. Darin fordert er ein Mitwirken sowie das Einhalten einer „klaren Linie“ seitens der Presse im Dritten Reich. Er nennt im Beitrag folgende „Wünsche des Naturschutzes“: „Anerkennung der Natur als eines Grundpfeilers unseres völkischen Seins und unserer Kultur“[Hans Schwenkel].110 In diesem völkischen Sinne soll der auch Naturschutzgedanke im Rahmen dieser Arbeit verstanden werden- „als Geist und Gesinnung, die der Führer im Reichsnaturschutzgesetz und Reichsjagdgesetz zum Ausdruck gebracht hat!“.111

3.3 (neue) Volksgemeinschaft An dieser Stelle ist auf den Begriff der neuen Volksgemeinschaft nochmals separat einzugehen, da die neue Volksgemeinschaft ein zentraler Punkt (und Ziel) der Naturschutzarbeit im Nationalsozialismus war. So ist beispielsweise bei Walther Schoenichen nachzulesen, dass „[…] der Naturschutz […] in hervorragendem Maße mit an dem großen Werke der Begründung einer neuen Volksgemeinschaft“112 mitwirken solle.

Die Präambel des RNatSchG führt darüber hinaus folgendes aus:

„[…] erst die Umgestaltung des deutschen Menschen schuf die Vorbedingungen für wirksamen Naturschutz […]“.113 [Präambel RNatSchG] Die Umgestaltung des deutschen Menschen sollte dauerhaft zu einer neuen Volksgemeinschaft führen und diese selbst sichern. Die Volksgemeinschaft ist deshalb auch als ein „zentrales Schlagwort des Nationalsozialismus“114 zu verstehen,

„[…] in der Klassen, Parteien, Standesgegensätze und individuelle Interessen zugunsten des gemeinsamen Nutzens aller Volksgenossen aufgehoben sein sollen“.115 [Cornelia Schmitz-Berning] Diese Ausführung deckt sich grundsätzlich mit der antiliberalistischen Haltung von führenden Naturschutzgrößen im NS-Regime, denen zu Folge der Naturschutz dem Volksganzen dient, wobei Einzelinteressen wie z.B. Eigentumsverhältnisse diesem höheren Ziel grundsätzlich untergeordnet werden sollten.116

110 Schwenkel, Presse und Naturschutz. 111 Ebd., Schlusswort 112 Schoenichen, Naturschutz im dritten Reich, S. 3. Vgl. dazu auch dazu das Eingangszitat in der Einleitung dieser Abhandlung. 113 Präambel/Vorspruch des Reichsnaturschutzgesetz, u.a. in: Weber/Schoenichen, Erster Teil, oder Klose/Vollbach, Erster Teil. 114 Schmitz-Berning, S. 654. 115 Ebd. 116 Eine rechtliche Verankerung dieser Haltung fand sich im § 24 RNatSchG wieder. Siehe auch Kapitel 2 und 6.3 dieser Arbeit.

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Im Sinne der „Blut und Boden Ideologie“, deren Befürworter auch namenhafte Vertreter des Naturschutzes im NS-Staat waren, soll der Umschreibung des Begriffes Volksgemeinschaft nach Schmitz-Berning gefolgt werden:

„Volksgemeinschaft meint speziell […] die rassisch bestimmte Blutsgemeinschaft, die bereitwillig die Opfer auf sich nimmt, die die Gebote der Rassenreinheit und Erbgesundheit fordern […]“.117 [Cornelia Schmitz-Berning] Die dauerhafte Sicherung dieser rassisch bestimmten Blutsgemeinschaft war ein nationalsozialistisch begründetes Ziel, auch des nationalsozialistischen Naturschutzgedankens, weshalb die Volksgemeinschaft auch ebenso verstanden werden soll. Aufgrund der ‚rassisch bestimmten Blutsgemeinschaft‘ lässt sich eben begründen, dass fremde Einflüsse nicht erwünscht waren. Dies war auch ausdrücklich so gewollt. Es ist hier gewissermaßen von einer „Eigenartigkeit“ zu sprechen, die, nebenbei bemerkt, auch im Naturschutz ein zentrales Schutzkriterium bedeutete (Eigenart, § 1 RNatSchG). Es sei hier nochmals ein Zitat Walther Schoenichens angeführt, der eben diese Reinhaltung118 des deutschen Volkes, nicht zuletzt auch als Aufgabe des Naturschutzes, verstanden hat:

„So sind es eine Fülle von Beweggründen völkisch-nationaler, sozial- hygienischer, volkserzieherischer, allgemein sittlicher, volksbiologischer und kulturpolitischer Art, die uns die Pflege des Naturschutzgedankens zur unabweisbaren, ja zur heiligen Pflicht machen.“119 [Walther Schoenichen] An diesem Punkt soll unter Berücksichtigung dieser Ausführungen noch einmal daran erinnert werden, mit welchen Mitteln die „neue Volksgemeinschaft“ reingehalten wurde. Es schien auch im Naturschutz nicht unmöglich, dass für die Entstehung einer neuen Volksgemeinschaft nationalsozialistische und terroristische Grausamkeiten nicht nur in Kauf genommen, sondern regelrecht befürwortet und systematisch vorbereitet wurden. Gemündet ist die „Reinhaltung“ in einer Verfolgung von Glaubensgemeinschaften und anschließend in der Schoah bzw. in der industriellen Ausrottung und Massenvernichtung menschlichen Lebens.

[…] Durch Ausgrenzung und Gewalt wurde die nationalsozialistische ‚Volksgemeinschaft‘ definiert. Antisemitismus, Judenfeindschaft, bildete ihren radikalisierenden Kern“.120 [Michael Wildt] Die nationalsozialistische Weltanschauung eröffnete damit im Namen der Volksgemeinschaft Massenmördern wie beispielsweise , Amon Göth oder Heinrich Himmler sämtliche Möglichkeiten der freien „Auslebung“ ihrer antisemitistischen und antislawischen Haltungen.121

117 Schmitz-Berning, S. 656. 118 Zum Begriff Rassenreinheit vgl.: Schmitz-Berning, S. 519 f. 119 Schoenichen, Naturschutz im Dritten Reich, S. 2. 120 Bpb, 314, S. 4. 121 Es sei hier auf folgende weitere ausgewählte Schlagwörter hingewiesen: Rassenhygiene im Dritten Reich, Euthanasie, Aktion T4, KZ-Massenmord.

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3.4 Deutscher Mensch

Die Präambel des Reichsnaturschutzgesetzes spricht von der „Umgestaltung des deutschen Menschen“. In diesem Sinne ist der „deutsche Mensch“ mit dem Begriff „arisch“ oder „deutschblütig“ gleichzusetzen. Eine gesetzliche Grundlage dieser Begriffe fand sich in den sog. „Nürnberger Rassegesetzen“ wieder-speziell im Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 15. September 1935, in welchem den „undeutschen“ Personengruppen praktisch sämtliche Rechte des deutschen Staatsbürgers aberkannt wurden.

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4. Naturschutz im Dritten Reich – Vereinnahmung oder Symbiose?

Auf Grundlage der bereits dargestellten Haltungen führender Naturschützer wie Schoenichen, Schwenkel, Klose oder Wiepking-Jürgensmann und dem Selbstverständnis des vollkommen ideologisch vereinnahmten Naturschutzgedanken der Nazis, sollen im Folgenden potenzielle und direkte Zusammenhänge der allgemeinen nationalsozialistischen Weltanschauung mit dem Naturschutz aufgezeigt werden. Die Natur ist im Sinne des RNatSchG gemeinhin als das ‚Unberührte‘ und ‚außerhalb des menschlichen Einfluss stehende‘.122 Der Erhalt des „deutschen Menschen“ und dessen Wesenskräfte, die aufgrund der „heimatlichen Natur“ wachsen, sind es, die wiederum dem Naturschutzgedanken im Nazideutschland überhaupt seine Notwendigkeit verleihen. Andersherum steht jedoch ebenso zur Debatte, ob auch der NS-Staat die unmittelbare Voraussetzung für wirksamen Naturschutz war, wie es zumindest von der Präambel des RNatSchG propagiert wird.

4.1 Naturschutz und der deutsche Mensch Folgt man der Präambel des RNatSchG, welche als Grundlage der Auslegung sämtlicher ihr folgenden Normierung zu verstehen ist,123 war mit der Machtergreifung Hitlers eine wesentliche Grundvoraussetzung für die tatsächliche Umsetzung des völkischen und damit wirksamen Naturschutzgedankens erfüllt. So heißt es in der Präambel eindeutig, dass vor der „Umgestaltung des deutschen Menschen“

„[…] wesentliche politische und weltanschauliche Voraussetzungen fehlten; [denn] erst die Umgestaltung des deutschen Menschen schuf die Vorbedingungen für wirksamen Naturschutz“. [Präambel RNatSchG] Damit wird die Machtübernahme der Nationalsozialisten in einen unmittelbaren Zusammenhang mit einer dadurch nun gegebenen Wirksamkeit des Naturschutzgedankens im Sinne der Weltanschauung der Nazis gebracht. Auch Hans Schwenkel bestätigt in seinem Vortrag „Presse und Naturschutz“ diesen Zusammenhang, indem er sagt, dass die Menschen sich teilweise „[…] vom liberalistisch-wirtschaftlichen Denken der vergangenen Epoche noch nicht freigemacht […]“124 zu haben scheinen, da die fundamentalen Verbindungen des Naturschutzes mit denen des „Deutschtums“ nicht immer gesehen werden. Insofern deckt sich diese Ansicht Schwenkels mit der Präambel des Reichsnaturschutzgesetzes - nicht aber mit derjenigen der Rechtsprechung nach 1945, welche jene Behauptung Schwenkels leugnet, indem sie das RNatSchG schizophrener Weise eindeutig nicht der NS-Ideologie zurechnet.

122 Vgl.: Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 9 ff.-Erläuterung 1 von Weber; Klose/Vollbach, Erster Teil, S. 18. 123 Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 8, Erläuterung von Weber. 124 Schwenkel, Presse und Naturschutz.

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Unter dem Gesichtspunkt der NS-Terrorverhältnisse ist zunächst zu hinterfragen, warum ausgerechnet während der Naziherrschaft ein vereinheitlichendes Naturschutzgesetz erlassen wurde und warum der offensichtliche Zusammenhang zwischen der Naziherrschaft mit der Entstehung des RNatSchG kaum gesehen wird. Gemeinhin gilt dieses Gesetz noch heute gar als rechtlicher Fortschritt. Es sei an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Erlass des RNatSchG selbst (und auch die Weitergeltung) nach Kriegsende, entgegen des zeitgenössischen Selbstverständnis des Naturschutzes, keinesfalls als nationalsozialistische Eigenheit, Kausalität und damit auch nicht als Problem des Naturschutzes angesehen werden.125 Insofern wird der durch die Nazis permanent und „lautstark“ hergestellte Zusammenhang zwischen der „Umgestaltung des deutschen Menschen“ und der damit verbundenen Naturschutzgesetzgebung gar von der demokratischen Rechtsprechung geleugnet, was Hans Schwenkel selbst im o.g. Vortrag „Presse und Naturschutz“ bemängelte. Insofern stimmen die Ansichten der Nachkriegsrechtsprechung mit denen der Naturschützer im NS-Staat analog überein. Der Zusammenhang zwischen der „Umgestaltung des deutschen Menschen“ und der NS-Naturschutzgesetzgebung war, nebenbei bemerkt, auch epochal für die Entstehung und die Rechtfertigung des RNatSchG, wie die Präambel und die Fachliteratur vor 1945 immer wieder so eindrucksvoll beweisen!

4.2 Zum Naturschutz als Eigenart des germanischen Menschen oder: Naturschutz als Voraussetzung für den NS-Staat

„Die wilden und halbwilden Menschen, die von der Jagd und Fischerei, von gesammelten Pflanzen und Pflanzenteilen leben oder sich als Nomaden im Umherziehen ernähren, kennen keinen Naturschutz. Für sie ist die Natur nur dazu da, um genutzt zu werden und ihnen ihr leibliches Dasein zu erhalten. Nach dem ersten Buch Mose kennt auch der Jude keinen Naturschutz, denn Gott gibt den Kindern Israels alle Pflanzen und alle Tiere, ‚alles was da kreucht und fleucht‘, zur Speise. Erst der Kulturmensch, und zwar fast ausschließlich der nordische Mensch, gewinnt ein ganz neues Verhältnis zur Natur, nämlich das der Ehrfurcht, auf die auch der Naturschutz gegründet ist.“126 [Hans Schwenkel] Mit diesen Zeilen leitet Hans Schwenkel den Vortrag Presse und Naturschutz, wohlgemerkt gehalten vor den Schriftleitern der württembergischen Presse, ein. Diese Worte entsprechen eindeutig der antisemitischen, menschenverachtenden und sarkastischen Haltung der Nazis gegenüber sämtlichem „fremden Volkstums“ und damit auch dem Ansatz der Exklusion, denn ideologisch nicht brauchbare oder volksfremde Natur war eben nicht geschützt. Dies ist im Sinne einer Verschmelzung des nationalsozialistischen Gedankenguts mit dem Natur- und Landschaftsschutz auch unbedingt gewollt, denn:

125 Eben dieser Zusammenhang wurde aber von den Naturschützern im NS-Staat dementgegen aber immer klargestellt und betont. Die dem gegenüberstehende glimpfliche und wertneutrale Darstellung der Entstehungsgeschichte des Reichsnaturschutzgesetzes ist jedoch offenbar Grundlage vieler Ansichten: So z.B. das BVerwG in seinem Urteil vom 7. Oktober 1954 BVerwG I C 16.53. Ferner wird der Zusammenhang von Wilhelm Lienenkämper (1963), S. 18, Walther Schoenichen (1950), S. 49, Hans Klose (1957), S. 34 oder aber Jürgen Grote (1971), S. 27 verkannt. 126 Schwenkel, Presse und Naturschutz.

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„[…] in dem Mutterboden der Naturverbundenheit wuchsen das deutsche Märchen und die deutschen Sagen, Glaube und Aberglaube, Sitte und Brauch, Lied und Musik, Dichtung und Malerei, das Bauernhaus und die gotischen Dome“.127 [Hans Schwenkel] Damit wird abermals klargestellt, dass der Schutz der deutschen Natur und Landschaft ausschließlich dem Erhalt der deutschen Rasse diene. Gleichzeitig schafft stellt diese Darstellung die geschlossene deutsche Volksgemeinschaft dar. Die Worte aus dem Eingangszitat zu diesem Kapitel enttarnen Schwenkel zudem eindeutig als einen „Naturschützer“, der ausschließlich dem Nationalsozialismus diente. Aus dem o.g. Zitat Schwenkels lassen sich zudem folgende wesentliche Schlussfolgerungen ableiten, die der NS-Weltanschauung entsprechen: 1. Nur der nordische Kulturmensch kennt überhaupt Naturschutz. Alle anderen „Menschenarten“ sind demzufolge nicht in der Lage, die Notwendigkeit eines Naturschutzes zu erkennen. Naturvölker sind nicht als Kulturmenschen zu bezeichnen.128 2. Das leibliche Dasein ist der einzige Zweck, den Nicht-Kulturmenschen, also Wilde und Halbwilde oder Nicht-Deutsche verfolgen. Ein darüber hinaus evtl. vorhandenes Geistiges Dasein bzw. die damit einhergehende Kultur wird diesen Menschen ohnehin nicht zugesprochen, da sich ihr Lebensraum außerhalb der Landschaft und Natur befindet, die geistige Schöpfungskräfte überhaupt erst erlauben, wie z.B. die deutsche Landschaft. 3. Der Jude kennt generell keinen Naturschutz. Damit zählt der Jude nicht zu den Kulturmenschen, die Schwenkel für fähig hält, die Notwendigkeit eines Naturschutzes zu erkennen, zu begreifen und auch „wirksam“ umzusetzen. Insbesondere die letzte Schlussfolgerung ist als maßgebend, besonders für die nationalsozialistische Terrorideologie und –terminologie überhaupt, zu verstehen: Bezugnehmend auf den Naturschutz wird der „Jude“ von Schwenkel ganz bewusst und im Sinne der Nationalsozialisten als „nicht Kulturfähig“ beschrieben. Ihm fehlt nach Schwenkel gänzlich der Sinn für einen Naturschutz, da der Jude, unter Berufung Schwenkels auf das erste Buch Mose, sämtliche ihm zur Verfügung stehenden Tiere und Pflanzen von Gott zur Speise erhält, wodurch der jüdische Mensch generell den Status eines „Räubers“ erhält. Auch Heinrich Wiepking- Jürgensmann bedient diese Ansichten in seiner Landschaftsfibel. Er hält jedoch den „ostischen Menschen“ für „Sand im Getriebe einer höheren Menschheitsordnung“.129 Es lässt sich hier sehr deutlich darstellen, dass der Nationalsozialismus als wesentliche Voraussetzung dafür angesehen werden kann, den Naturschutzgedanken reichsübergreifend zu verbreiten. Der wirksame Naturschutzgedanke ist demnach erst durch die „Eigenart“ des deutschen und kulturfähigen Menschen überhaupt möglich.130

127 Schwenkel, Presse und Naturschutz 128 Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung gelangt Walther Schoenichen in seinem Buch „Naturschutz als völkische und internationale Kulturaufgabe“ (siehe oben) 129 Siehe Kapitel: Begriffsdefinitionen, hier: Naturschutz 130 Diese These bestätigend, ist sämtliches Schrifttum Schwenkels oder Schoenichen vor 1945 nachzulesen.

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Die Verbindung des Erlasses des RNatSchG und der nationalsozialistischen Terrorherrschaft liegt damit auf der Hand. Wenn Hans Schwenkel sagt, dass der Naturschutz „zu einer Kulturaufgabe ersten Ranges geworden“ ist, bedeutet es die unbedingt notwendige Festigung des Naturschutzes innerhalb des nationalsozialistischen Staates –und zwar ausdrücklich und ausschließlich im Sinne des Nationalsozialistischen Ideologie. Insofern wurde der Naturschutz von der NS- Ideologie einerseits vereinnahmt.

Andererseits ist dieses Zitat auch gleichzeitig sinngebend für die aus Sicht der NS- Naturschützer (und gleichzeitig auch der Nazis, obschon dies gleichgesetzt werden kann) unbedingt notwendige Festigung des NS-Systems, denn ohne den ideologischen Hintergrund des nationalsozialistischen Deutschen Reiches, würde der Naturschutz gleichzeitig ad absurdum geführt werden bzw. in dieser Form ideologisch nicht begründet werden können. So Schreibt Prof. Mergenthaler:

„Besonders der deutsche Mensch braucht die Schönheit der Natur. Aus dieser Schönheit nimmt er jenen innere Kräfte, die er zum Bestehen des Lebenskampfes nötig hat. Aus dieser Tatsache leite ich die innere Berechtigung des Naturschutzes überhaupt ab“.131 [Christian Julius Mergenthaler] Es kann bereits jetzt sehr eindrucksvoll bewiesen werden, dass nicht nur Naturschützer wie Walther Schoenichen oder Hans Schwenkel daran interessiert waren, den Naturschutz im NS-Staat zu festigen. Vielmehr ging die Nazi-Ideologie allgemein davon aus, dass der Nationalsozialismus nur bestehen kann, wenn die Heimatnatur dazu in der Lage ist, die „Deutsche Art und deutsche Seelenhaltung und alle die schöpferischen Kräfte des nordischen Menschen in der Welt des Geistes“132 permanent reproduzieren zu können.133 Dazu war eben der Naturschutz das wichtigste Mittel, welches sich mit der Ideologie des Nationalsozialismus anscheinend so gut vereinbaren ließ, dass der Erlass des RNatSchG am 26. Juni 1935 tatsächlich und kausal dieser Zeit zufallen musste. Schoenichen ging jedoch noch einen Schritt weiter. In Bezug auf die Landschaftsgestaltung und dem Schutz ‚hervorragender Landschaftsbilder‘ macht er die nationalsozialistische Weltanschauung zum tragenden Gerüst dieses Schutzes:

„Um ein so weit ausgreifendes Programm verwirklichen zu können, muß sich der Landschaftsgestalter auf bestimmte Voraussetzungen stützen können, die wiederum in der Weltanschauung der NSDAP gegeben sind.“134 [Walther Schoenichen]

131 Mergenthaler, Über die Bedeutung des Naturschutzes. 132 Schwenkel, Naturschutz und Landschaftspflege in der dörflichen Flur. 133 Insofern könnten die „Naturschützer“ mit den „Nazis“ gleichgesetzt werden. 134 Schoenichen, Naturschutz, S. 83 f.

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Er führt in diesem Zusammenhang weiter aus, dass diesbezüglich die Eigentumsfrage, und in diesem Zusammenhang der § 24 des RNatSchG (Entschädigungslose Rechtsbeschränkung), maßgebend ist-denn ohne der Rechtsauffassung des NS-Staates wäre die Inanspruchnahme fremden Grundeigentums für Naturschutzmaßnahmen wohl als Enteignung im Sinne des Art. 153 der WRV gewertet worden, was dem Naturschutz wiederum in seiner ideologischen Arbeit tatsächlich derart behindert hätte, dass kein (nach Ansicht der Nazis) „wirksamer Naturschutz“ hätte durchgeführt werden können. Deshalb sollte sich der Naturschutz auf die Weltanschauung der NSDAP stützen können (Schoenichen). Und dies konnte er auch tun, denn rechtmäßige Maßnahmen des Naturschutzes begründeten nach § 24 RNatSchG keinen Anspruch auf Entschädigung – eine undenkbare Vorgehensweise in einer demokratischen Gesellschaft der Weimarer Republik, die das Eigentum mit Art. 153 der WRV als „unantastbar“ erklärte. Dem Naturschutz und der nationalsozialistischen Weltanschauung war deshalb der Erhalt der deutschen Rasse ein gemeinsames Ziel, dessen Nichterreichung sowohl aus Sicht der Nazis, als auch aus Sicht des Naturschutzes zur jeweiligen Existenzbedrohung führte. Das folgende Schaubild soll diese Beziehung vereinfacht darstellen:

Abbildung 4: Die maßgebende inhaltliche Verbindung zwischen dem Naturschutz und der Ideologie des Nationalsozialismus, auf Grundlage der Ansichten führender Naturschützer des NS-Staates, wie z.B. Schwenkel oder Schoenichen. Die Existenz des Naturschutzes und des Nationalsozialismus gründete jeweils im Bestehen des anderen. Auch die Ziele waren identisch. (Eigene Darstellung, J. Hansen)

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Der Naturschutz und der NS-Staat verfolgten insofern ein identisches Weltbild- nämlich den Erhalt des Deutschtums zur jeweiligen Existenzsicherung. Die Mittel zur Umsetzung basierten in beiden Konzepten auf Ausgrenzung. Daraus lässt sich weiter Schlussfolgern, dass der Naturschutz und der Nationalsozialismus sich aus zeitgenössischer Sicht gegenseitig bedingten. Somit war der Erlass des Reichsnaturschutzgesetzes erst in einem gefestigten Hitlerdeutschland möglich, wie es die Präambel formuliert. Andererseits war der Naturschutz nach damaligem Selbstverständnis nicht nur am Aufbau und an der Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie beteiligt, sondern sollte diese erst dauerhaft – und zwar durch die Erhaltung oder Herstellung deutscher Landschaften für den deutschen Menschen- sichern. Unter diesem Gesichtspunkt den Erlass des Reichsnaturschutzgesetzes unkommentiert „nur“ als rechtlichen Fortschritt oder Vereinheitlichung und Verbesserung der Rechtssituation zu kennzeichnen, ist, unter Berücksichtigung der Auswirkungen, die die >nationalsozialistische deutsche Rasse< letztlich auf die Menschheit hatte135, eine Fehleinschätzung, in deren Konsequenz die unvorstellbare Terrorherrschaft der Nazis nicht in Gänze und in letzter Konsequenz und Kausalität berücksichtigt wurde.

4.3 Heinrich Himmler und Hermann Göring – der Naturschutz, der Generalplan Ost und die Endlösung der Judenfrage An dieser Stelle soll dargestellt werden, welche Verbindungen des Naturschutzes mit dem Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums (RKF), Heinrich Himmler, mit Konrad Meyer als Leiter des Planungsamtes beim RKF, mit der Schoah, mit dem ‚Generalplan Ost‘ und mit der Endlösung der Judenfrage bestanden haben. Dabei soll u.a. die Postenbesetzung der „Obersten Naturschutzbehörde“ sprich, Hermann Göring, innerhalb des NS-Regimes besonders betrachtet werden. Er als Reichsforstmeister genoss als Oberste Naturschutzbehörde quasi das alleinige Recht, Anordnungen des RNatSchG, auf Reichsebene umzusetzen. Jedoch war diese Aufgabe mitnichten seine Einzige, weshalb an dieser Stelle unterstellt werden darf, dass durchaus auch andere „Amtseinflüsse“ auf die Naturschutzgesetzgebung einwirken konnten, die auch im Zusammenhang mit der Judenvernichtung, der „Osterweiterung“ und dem RKF standen.

135 Zu nennen ist in diesem Zusammenhang insbesondere die Schoah, welche nicht zuletzt auch in Hauptverantwortung vom RKF Heinrich Himmler im Rahmen von „Umsiedlungsmaßnahmen“ umgesetzt wurde. Johannes Hansen: Braune Natur II- Zur Funktion des Naturschutzes im Dritten Reich als einer Grundkategorie der nationalsozialistischen Ideologieproduktion Seite 50 von 94

Die Verbindungen des Naturschutzes zum RKF, sind umso interessanter, je mehr die Einflüsse Hermann Görings innerhalb der NSDAP und des politischen Systems im Dritten Reich mit betrachtet werden. Als „Beauftragter für den Vierjahresplan“ intendierte er im Sinne Hitlers, „die Deutschen bis spätestens 1940 kriegsfähig zu machen[…]“136 [Dr. Werner Bührer]. Seine bekannte Rede im Sportpalast Berlin vom 28. Oktober 1936 dürfte maßgebend sein.137 In seiner Position als Beauftragter leitete er die Vierjahresplanbehörde, die den Status einer obersten Reichsbehörde erhielt. Hermann Göring erteilte jedoch als Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches an , Chef des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), ferner den Auftrag, die >>Endlösung der Judenfrage<< vorzubereiten. Der Auftrag wurde durch ihn selbst unterzeichnet. Im Auftrag Görings heißt es:

„In Ergänzung der Ihnen bereits mit Erlaß vom 24.01.39 übertragenen Aufgabe, die Judenfrage in Form der Auswanderung oder Evakuierung einer den Zeitverhältnissen entsprechend möglichst günstigen Lösung zuzuführen, beauftrage ich Sie hiermit, alle erforderlichen Vorbereitungen in organisatorischer, sachlicher und materieller Hinsicht zu treffen für eine Gesamtlösung der Judenfrage im deutschen Einflußgebiet in Europa. Soferne [sic] hierbei die Zuständigkeiten anderer Zentralinstanzen berührt werden, sind diese zu beteiligen. Ich beauftrage Sie weiter, mir in Bälde einen Gesamtentwurf über die organisatorischen, sachlichen und materiellen Vorausmaßnahmen zur Durchführung der angestrebten Endlösung der Judenfrage vorzulegen.138 [Hermann Göring] Betroffen waren sowohl Juden des „Altreiches“ als auch die des „durch den Sieg unserer Waffen erkämpfte[n]“139 [Konrad Meyer] Raumes. Heydrich lud daraufhin zum 20. Januar 1942, u.a. zur Erörterung der „Endlösung der Judenfrage“, zu einer „Besprechung mit anschließendem Frühstück“140 in eine Villa am Großen Wannsee ein, die später als die Wannseekonferenz in die Geschichte einging. Teilnehmer waren u.a. , Dr. Roland Freisler und Reinhard Heydrich selbst. Das Protokoll führte Adolf Eichmann. Bei der Konferenz ging es jedoch „nur noch um die Logistik des Völkermords“141 [Wofgang Benz].

„Der Irrtum, bei dieser Konferenz […] sei der Judenmord beschlossen worden, ist weit verbreitet. […] Die Tragödie des Massenmords an den Juden war auch längst Wirklichkeit. Auf sowjetischem Territorium wurde bereits gemordet, und der Vollzug wurde regelmäßig und korrekt nach Berlin gemeldet.“142 [Benz]

136 Dr. Werner Bührer in: Der Vierjahresplan. Zeitungszeugen Nr. 20. 137 Die Rede wurde im „Westdeutschen Beobachter“ vom 29. Oktober 1936 vollständig abgedruckt. Siehe: Zeitungszeugen Nr. 20. Der Vierjahresplan. Nachdruck des „Westdeutschen Beobachters“ 138 Auftrag Hermann Göring an Reinhard Heydrich vom 31. Juli 1941 139 Konrad Meyer, Landvolk im Werden, Zur Einführung. 140 Wolfgang Benz, S. 219 141 Wolfgang Benz, S. 221 142 Wolfgang Benz, S. 221

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So meldete der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, am 29. Dezember 1942 linientreu die erfolgreiche Ermordung von 363.211 Juden nach Berlin.143 Himmler zufolge, sollte auch das Vernichtungslager Auschwitz „eine zentrale Funktion bei der ‚Endlösung der Judenfrage‘ erhalten“144 [Wolfgang Benz]. Die „Endlösung der Judenfrage“ wiederum wurde von Göring, Oberste Naturschutzbehörde, jedoch in der Position des Reichsmarschalls des Großdeutschen Reiches, in Auftrag gegeben.

Heinrich Himmler war seit Oktober 1939 als „Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums […] zuständig für die Germanisierungspolitik in den besetzten Gebieten“ [Wolfgang Benz]. Insofern kam dem RKF auch eine wesentliche Bedeutung bei der Ausarbeitung des „Generalplan Ost“ zu. Die Aufträge zur Erarbeitung eines „Generalplan Ost“ erteilte der Reichsführer SS.145 Die Verbindungen zum RKF bestanden nachweislich auch zum Naturschutz. Zu nennen ist insbesondere die Doppelbesetzung Wiepking-Jürgensmann, sowohl in Obersten Naturschutzbehörde unter Hermann Göring als Gruppenleiter für Landschaftspflege in den neuen Siedlungsgebieten der Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege, als auch im RKF als Sonderbeauftragter des Reichskommissars für die Festigung des deutschen Volkstums für den landschaftlichen Aufbau der neuen Siedlungsgebiete. Die neuen Siedlungsgebiete bedeuteten für den Naturschutz damit eine besondere und neue (Pilot-)Aufgabe. Aber auch Hans Schwenkel war ab 1938 in der Obersten Naturschutzbehörde als Leiter des Referates Landschaftspflege beschäftigt, wobei „die Mitarbeit im Reichsplanungsamt“146 [Hans Schwenkel] bald folgte. Neben diesen personellen Verbindungen zwischen dem RKF, der Obersten Naturschutzbehörde und dem Auftrag Görings an Heydrich, die Endlösung der Judenfrage“ vorzubereiten, sind es die aktiven Wirkungen Konrad Meyers und Heinrich Wiepking-Jürgensmann am Generalplan Ost, die auch den Naturschutz unmittelbar an der „Erweiterung des Lebensraums“ in Richtung Osten beteiligten. Damit trug der Naturschutz, aufgrund des Germanisierungsauftrages mittels einer geeigneten Landschaftsgestaltung und- planung, vor- und nachbereitend an der Vertreibung und Vernichtung „fremdvölkischer Menschen“ eine enorme Mitverantwortung – nicht zuletzt auch am Völkermord, denn die Germanisierung der „ostischen Landschaften“ basierte auf der Tatsache, dass die betroffenen Landschaften frei von „fremden Volkstum“ waren.

143 In: Wolfgang Benz, S. 223. Dort ist der gesamte Bericht Himmlers abgedruckt. 144 Wolfgang Benz, S. 222 145 Vgl.: https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/voelkermord/generalplan-ost.html 146 Hans Schwenkel in: Festschrift für Hans Schwenkel zum 70. Geburtstag, S. 51. Jedoch lässt sich nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht mehr nachweisen, welche Tätigkeiten er im Reichsplanungsamt übernommen haben soll. Ferner ist nicht abschließend klar, welche Reichsbehörde als Reichsplanungsamt bezeichnet wurde.

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5. Zwischenfazit

Der Naturschutz war für die Nationalsozialisten das Fundament zum Erhalt der „Deutschen Landschaft“. Diese sollte wiederum den „Deutschen Menschen“ in die Lage versetzen, sich innerhalb der Natur und Landschaft als „Deutsche“ zu entwickeln. So wurde die Deutsche Landschaft und die Deutsche Natur als Sinnbild der „Deutschen Seele“ gesehen. Zum Erhalt der deutschen Rasse war es somit unerlässlich, die Natur und die Landschaft zu schützen, da aus ihnen die „deutschen Wesenskräfte“ erst entstehen konnten. Insofern kam dem Naturschutz damit eine wesentliche politische und staatliche Aufgabe zu, die den Erhalt des „deutschen Menschen“ aufgrund einer gesunden Natur und Landschaft als Ziel verfolgte. Damit waren Nationalsozialismus und Naturschutz vollständig miteinander verzahnt. Auch im späteren Verlauf des Krieges sollte der Naturschutz (speziell die Landschaftsplanung und –gestaltung) aktiv an der Germanisierung der „ostischen Landschaften“ mitwirken. Ziel hierbei war es, die eroberten Ostgebiete so zu gestalten und herzustellen, dass sich der „deutsche Mensch“ in ihnen auch wohlfühlte. Dies war die Grundvoraussetzung für eine Besiedlung mit „Germanen“. Der Naturschutz und das NS-System verfolgten in diesem Sinne ein identisches Weltbild-nämlich den Erhalt des Deutschtums zur jeweiligen Existenzsicherung. Die Mittel zur Umsetzung basierten in beiden Konzepten auf Ausgrenzung. Daraus lässt sich weiter Schlussfolgern, dass der Naturschutz und der Nationalsozialismus sich aus zeitgenössischer Sicht gegenseitig bedingten. Somit war der Erlass des Reichsnaturschutzgesetzes erst in einem gefestigten Hitlerdeutschland möglich, wie es die Präambel formuliert. Andererseits war der Naturschutz nach damaligem Selbstverständnis nicht nur am Aufbau und an der Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie beteiligt, sondern sollte diese erst dauerhaft – und zwar durch die Erhaltung oder Herstellung deutscher Landschaften für den deutschen Menschen- sichern.

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6. Ausgesuchte Inhalte des Reichsnaturschutzgesetzes

Der Naturschutz als angewandte Wissenschaft im Sinne der (Reichs-) Naturschutzgesetzgebung hat bis heute ein Problem mit der Bestimmtheit der durch ihn verwendeten Schutzattribute (Seltenheit, Schönheit, Eigenart), welche den Kern auch heutiger Naturschutzarbeit bilden. Diesem „Problem“ begegnete Karl Cornelius 1936 bereits mit der Aussage, dass der Gesetzgeber mit den Formulierungen des § 1 RNatSchG „[…] eine umfassenden Begriffsbestimmung [der im § 1 RNatSchG genannten Objekte des Naturschutzes]147 verbunden“148 [Karl Cornelius] hat.149 Er setzt somit unkommentiert voraus, dass es gewissermaßen den „objektiven Betrachter“ gibt, der Begriffe wie Seltenheit, Schönheit und Eigenart im Sinne des RNatSchG problemlos auslegen könne. Auch andere Naturschützer und Juristen vor und nach 1945 (sogar der Gesetzgeber 2015) folgen diesem Verständnis von Naturschutz grundsätzlich.

Bereits im Kapitel „Begriffserläuterungen“ dieser Arbeit konnte die generelle Schwierigkeit herausgestellt werden, Begriffe, mit denen der Naturschutz (auch heute) operiert, einheitlich zu verwenden.150 Dieses Problem soll in diesem Kapitel nochmals bei der Verwendung der Wörter „Natur und Landschaft“, „Seltenheit“, „Schönheit“ oder „Eigenart“ (siehe nachfolgendes Kapitel) vertieft werden. Dabei wird die vorhandene Fachliteratur dahingehend untersucht, inwieweit eine „Definition“ dieser Begriffe vorausgesetzt wurde.

6.1 Seltenheit, Schönheit und Eigenart oder: Der Paragraph 1 des RNatSchG und seine möglichen Auslegungen

In den Veröffentlichungen, die um die Zeit der Entstehung des Reichsnaturschutzgesetzes erschienen sind, wurden die untersuchten Begriffe einschließlich „Natur“ und „Landschaft“ sehr unterschiedlich verwendet. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass der Schutzgegenstand des Naturschutzes logischerweise bereits damals nicht eindeutig und objektiv interpretierbar war. Im Folgenden soll das Problem der „Unbestimmtheit generalis“ im Naturschutz anhand der folgenden Werke dargestellt werden, die den Gegenstand des Naturschutzes als solchen behandeln:

1. Hans Klose und Adolf Vollbach [Hrsg.] (1936): Das Reichsnaturschutzgesetz vom 26. Juni 1935 mit der Verordnung zu seiner Durchführung vom 31. Oktober 1935, nebst Erläuterungen. Erster Teil. (Kommentar zum Reichsnaturschutzgesetz)

147 Anm. des Autors 148 Carl Cornelius, Das Reichsnaturschutzgesetz, S. 7. 149 Der § 1 RNatSchG wurde im Kapitel 2 dieser Arbeit bereits zitiert 150 So musste sich bei der Erläuterung des Begriffes Naturschutzes an den Aussagen von Hans Schwenkel oder Walther Schoenichen orientiert werden. Eine Begriffsdefinition gibt es bis heute nicht.

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2. Werner Weber und Walther Schoenichen (1936): Das Reichsnaturschutzgesetz vom 26. Juni 1935 und die Verordnung zur Durchführung des Reichsnaturschutzgesetzes vom 31. Oktober 1935 nebst ergänzenden Bestimmungen und ausführlichen Erläuterungen. (Kommentar zum Reichsnaturschutzgesetz)

3. Gustav Mitzschke (1936) [Hrsg.]: Das Reichsnaturschutzgesetz vom 26. Juni 1935 nebst Durchführungsverordnung vom 31. Oktober 1935 und Naturschutzverordnung vom 18. März 1936 sowie ergänzenden Bestimmungen. Textausgabe. (Kommentar zum Reichsnaturschutzgesetz)

4. Hans Schwenkel [Hrsg.] (1936): Veröffentlichungen der Württ. Landesstelle für Naturschutz. Vom Naturschutz in Baden Württemberg. Heft 12. Stuttgart. (enthält: Kommentar zum Reichsnaturschutzgesetz von Hans Schwenkel) Da diese Werke sämtlich als zeitgenössische und juristische Kommentare zum Reichsnaturschutzgesetz zu betrachten sind, ließen sie eine konkrete Eingrenzung des Schutzgegenstandes grundsätzlich erhoffen. Neben dieser juristisch-fachlichen Literatur sind jedoch auch „Eingrenzungsversuche“ des Schutzgegenstandes des Naturschutzes in anderen Arbeiten zu finden. Auch diese werden im Folgenden mit berücksichtigt. Inhaltlich wird auch der aktuelle und in der fachlichen Praxis gebrauchte Kommentar zum Bundesnaturschutzgesetz (Lorz et al. 2013) analysiert. Wie bereits oben dargelegt, sind sowohl die Begriffe Natur oder Landschaft bzw. der Schutz des jeweiligen Gegenstandes, im RNatSchG nicht eindeutig definiert, auch wenn Karl Cornelius in seiner Dissertation „Das Reichsnaturschutzgesetz“ von 1936 zu anderen Schlüssen kommt, die wohl einer ideologischen Begründung entspringen (siehe unten). Der § 1 des RNatSchG unternimmt zumindest jedoch den Versuch, den Gegenstand des Naturschutzes zu umschreiben. Entsprechend erhielt dieser § ebenjene Überschrift. Dort heißt es wie folgt:

„Das Reichsnaturschutzgesetz dient dem Schutze und der Pflege der heimatlichen Natur in allen ihren Erscheinungen.151 Der Naturschutz im Sinne dieses Gesetzes erstreckt sich auf: a) Pflanzen und nichtjagdbare Tiere, b) Naturdenkmale und ihre Umgebung, c) Naturschutzgebiete, d) Sonstige Landschaftsteile in der freien Natur, deren Erhaltung wegen ihrer Seltenheit, Schönheit, Eigenart oder wegen ihrer wissenschaftlichen, heimatlichen, forst- oder jagdlichen Bedeutung im Allgemeinen Interesse liegt.“ [§ 1 RNatSchG]

151 Anm. des Autors: Dies entspricht etwa einem allgemeinen Grundsatz.

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Demnach stellt der § 1 des RNatSchG die „Objekte des Naturschutzes“152 klar, da sich der Schutz im Sinne des Reichsnaturschutzgesetzes auf Pflanzen und nichtjagdbare Tiere, Naturdenkmale und ihre Umgebung, Naturschutzgebiete und auf Sonstige Landschaftsteile in der freien Natur erstrecken soll.

Folgt man Karl Cornelius, ist also der Naturschutz nach dem RNatSchG eindeutig und ausreichend verständlich definiert. Unbestimmtheiten der im Gesetz verwendeten Begriffe existierten nach Cornelius nicht. Eine denkbar einfache und zum Weltbild der Nazis passende Auslegung, berücksichtigt man den ideologischen Hintergrund des RNatSchG sowie die jederzeit vollziehbare totalitäre Möglichkeit der Inanspruchnahme fremden Privateigentums, die sich aus dem Gesetz selbst ergibt. Als Begründung für diese Vorgehensweise reichte eben eine (wissenschaftlich nicht nachvollziehbare) Naturschutzmaßnahme. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Begriffen hätte nicht im Sinne der Nationalsozialisten sein können, da damit die Autorität des Staates einschließlich der Gesetzgebungskompetenz des Führers in Frage gestellt worden wäre. Insofern musste dies auch nie geschehen. Scheinbar bis heute, denn auch das Bundesnaturschutzgesetz 2015 schützt die Natur aufgrund der Seltenheit, Schönheit und Eigenart, wobei die Vielfalt hinzukam.153 Bereits beim Lesen des § 1 RNatSchG musste der Naturschützer (also die Behörde) bereits auf Ungenauigkeiten stoßen. So sind es nicht nur die Begriffe „Seltenheit“, „Schönheit“ oder „Eigenart“, die eine objektive Anwendung des Gesetzes praktisch unmöglich machten. Ebenso sind es die Umschreibungen „Naturdenkmale und ihre Umgebung“ oder „Sonstige Landschaftsteile der freien Natur“. Wo wurde die Grenze der „Umgebung“ eines Naturdenkmales denn tatsächlich gezogen? Oder was bedeutet in diesem Fall die „freie Natur“? Letztere sehen Klose/Vollbach generell jedoch außerhalb des Siedlungsbereiches.

„Die Bezeichnung ‚freie‘ Natur bringt zum Ausdruck, daß es sich um Flächen außerhalb der geschlossenen Ortschaften handelt.“154 [Klose/Vollbach] Auch Weber/Schoenichen und Hans Schwenkel argumentieren in ihren Kommentaren zum RNatSchG ähnlich. Lediglich Gustav Mitzschke hebt sich insofern von letztgenannten ab, als dass er von einer inhaltlichen Kommentierung vollständig absieht.155 Die „Umgebung“ eines Naturdenkmals dürfte, nimmt man die Kommentierungen zum Naturbegriff ernst, nach damaligen Naturverständnis z.B. bereits dann nicht geschützt sein, wenn es sich um eine Wiese oder Weidefläche handelte,156 da diese Nutzungen einen anthropogenen Einfluss erfordern.

152 Karl Cornelius, Das Reichsnaturschutzgesetz, S. 7. 153 Vgl. § 1 BNatSchG. Auch ist dort von der „biologischen Vielfalt“ die Rede. 154 Klose/Vollbach, Erster Teil, S. 18. Erläuterung 6. 155 Vgl.: Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 9 ff; Schwenkel, Das Reichsnaturschutzgesetz, S. 5 ff. Mitzschke, Das Reichsnaturschutzgesetz, S. 3. 156 Heute sind „extensiv“ genutzte Grünländer für den Naturschutz sehr „begehrte“ Nutzungsformen, da in ihnen wohl eine gewisse „Schönheit“ gesehen wird. Johannes Hansen: Braune Natur II- Zur Funktion des Naturschutzes im Dritten Reich als einer Grundkategorie der nationalsozialistischen Ideologieproduktion Seite 56 von 94

Nach Schwenkel unterscheidet der § 1 RNatSchG daneben auch zwischen dem Schutz und der Pflege der Natur:

„Es wird darin unterschieden zwischen Maßnahmen des Schutzes zur Abwendung von schädigenden Eingriffen in die Natur und Maßnahmen der Pflege zum Zwecke, auf die Natur und ihre Erscheinungen fördernd einzuwirken und sie in einem naturgemäßen Sinn zu gestalten“.157 [Hans Schwenkel] Der Schutz bedeutet in diesem Fall die Abwendung jedweden anthropogenen Einflusses, die Pflege hingegen einen notwendigen Eingriff des Menschen. Der Gesetzeskommentar zum RNatSchG von Weber/Schoenichen führt ferner die sich aus dem § 1 RNatSchG ableitende Beschränkung des Naturschutzes auf die heimatliche Natur158 in allen ihren Erscheinungen an, wobei Kulturschöpfungen vom Naturschutz gemeinhin nicht erfasst werden.159 Der -wie auch immer gestaltete- anthropogene Einfluss >an sich< (z.B. Pflegemaßnahmen) müsste demzufolge aber logischerweise dazu führen, dass der Naturschutz diese beeinflussten Teile der Heimatnatur, aufgrund des Einflusses des Naturschutzes z.B. durch Pflege, nicht mehr berücksichtigen dürfte (siehe auch „Umgebung“ eines Naturdenkmals). Dem war jedoch nicht so, da der Naturschutz auch Eingriffe durch ihn selbst als Naturschutz begriff. Eine gegenteilige Schlussfolgerung hätte eben nur ein unlogisches Existenzproblem des Naturschutzes bewiesen, da an diesem Punkt einerseits unterstellt wird, dass für das Jahr 1935 davon ausgegangen werden kann, dass es kaum absolut unberührte Natur gab, und andererseits, die Pflege der heimatlichen Natur ihrerseits bereits einen anthropogenen Einfluss darstellt. Wo wären in diesem Fall Schoenichen et al. geblieben? Der berufliche und ideelle Selbsterhaltungstrieb dieser Naturschützer führte u.a. dazu, dass eben jene Attribute „Seltenheit“, „Schönheit“, „Eigenart“ oder „freie Natur“ zum festen Bestandteil der allgemeinen Naturschutzarbeit und -bewertung wurde, wenngleich klar war (und ist), dass eine abschließende Begriffsdefinition nicht erfolgen kann. Deshalb beschränkte man sich in sämtlichen Gesetzeskommentaren auf eine Eingrenzung oder Umschreibung der Naturschutzarbeit-stets unter Berufung auf das Volksganze. Insofern mangelte es schon damals an einem schlüssigen, nachvollziehbaren und in sich logischen Konzept im Naturschutz. Definitionen wurden bewusst vermieden. In die „Logikproblematik“ reiht sich auch die Problematik der räumlichen Abgrenzung des Schutzgegenstandes selbst ein, zumindest wenn er sich auf die heimatliche Natur beziehen soll, denn wo genau endet die heimatliche Natur in räumlicher Hinsicht?160

157 Schwenkel, Das Reichsnaturschutzgesetz, S. 6. 158 Interessanterweise kommentiert Werner Weber die Erwähnung der heimatlichen Natur im Gesetzestext wie folgt: „Nur dem Schutze und der Pflege der heimatlichen Natur will das RNG dienen. Hierin liegt nicht allein der Hinweis darauf, daß die Natur deshalb schutzwürdig ist, weil sie die Heimat des deutschen Volkes darstellt, sondern auch, daß sie einen Schutz nur insoweit verdient, als sie heimatlich und nicht durch fremde Einstreuungen verfälscht ist.“ [Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 10, Erläuterung 1 von Weber] 159 Vgl. Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 9. 160 Zu einem späteren Zeitpunkt wird dieser Ansatz wieder interessant werden, da eingenommene Gebiete im Osten im Sinne des Deutschtums, auch unter Mitwirkung des Naturschutzes, hergestellt werden sollten. In diesem Zusammenhang stand die „Pflege“ (neben dem konservierenden Schutzcharakter) im Naturschutz nicht als logisches Problem dar.

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Auffällig in der Fachliteratur ist, dass sich der Schutzgegenstand grundsätzlich nur mit Beispielen beschreiben ließ, denn: Was genau bezeichnet neben der Heimatnatur eine Landschaft bzw. sonstige Landschaftsteile (§ 1 RNatSchG)? Somit musste dieses Problem irgendwie mit schwammigen und ungenauen Umschreibungen umgangen werden-eine wirkliche Abgrenzung erfolgte in keinem Gesetzeskommentar. Diese Unfähigkeit der abschließenden Gegenstandsbeschreibung kommt an verschiedenen Stellen des Kommentars von Weber/Schoenichen zum Ausdruck. So schreiben Weber/Schoenichen in ihrem Kommentar beispielsweise:

„Dazu [zur Begründung von Naturschutzmaßnahmen, Anm. des Autors] ist allerdings nicht erforderlich, daß immer die ganze Volksgemeinschaft oder erhebliche Teile derselben aus der Naturschutzmaßnahme Gewinn ziehen. Es genügt, wenn beispielsweise ein enger heimatlicher Kreis der Begünstigte ist, sofern nur das Interesse an den Schutzmaßnahmen nicht bloßes Individualinteresse ist, sondern die Bedeutung bestimmter Naturerscheinungen für das bald in engeren , bald in weiteren Lebensordnungen sich vollziehende Volksleben auf dem Spiele steht.“161 [Werner Weber] Oder:

„Vorzugsweise wird es sich bei der Landschaftspflege [als Teilgebiet des Naturschutzes, Anm. des Autors] darum handeln, gewissen unerfreulichen Begleiterscheinungen großgewerblicher Betriebe (wie etwa Halden, verlassenen Tagebauen und dergleichen) ein befriedigendes oder doch wenigstens erträgliches Aussehen zu geben und bei größeren Eingriffen in das Landschaftsbild […] dahin zu wirken, daß das Neue sich ungezwungen und schicklich in das Gesamtbild einfüge“.162 [Walther Schoenichen] Insbesondere das zweite Zitat von Schoenichen offenbart die wesentliche Schwäche des Naturschutzgesetzes, denn eine objektiv abgrenzbare Auslegung des Gesetzes war eben nicht möglich. Es wirft daher, nebenbei bemerkt, mehr Fragen als Antworten auf. „Vorzugsweise“, „gewissen“, „unerfreulichen“, „wie etwa“, „dergleichen“, „erträgliches“, „befriedigendes“, „ungezwungen“ oder „schicklich“- sind diese Begriffe objektiv interpretierbar? Was bedeutet eine „schickliche“ oder „wenigstens erträgliche“ Einfügung in das Landschaftsbild? Stellt (aus heutiger Sicht) beispielsweise die Internationale Bauausstellung „Emscher Park“ eine „schickliche“ oder „erträgliche“ Umwandlung einer „Industrielandschaft“ in eine „Kulturlandschaft“ dar? Sämtliche Auslegung ist objektiv wohl kaum begründbar, was jedoch der Nationalsozialistischen Weltanschauung nicht abtrünnig war, denn eine Individualität war ohnehin nicht gewollt (nach dem Grundsatz: Alles im Sinne der Volksgemeinschaft). Insofern wurde einfach im Sinne der Nationalsozialistischen Ideologie allgemein „anerkannt“ interpretiert, was das Aufkommen von unangenehmen Fragen bereits im Keim erstickte, da der Führer selbst das Gesetz unterzeichnete. Eine Hinterfragung hätte demnach die Anfechtung des Führers, Adolf Hitler, bedeutet. Insofern lassen sich an dieser Stelle bereits folgende wesentliche Unschärfen des Naturschutzkonzeptes nach dem Reichsnaturschutzgesetz ableiten:

161 Weber/Schoenichen, Das Reichsnaturschutzgesetz, S. 11, Erläuterung 3 von Weber. 162 Weber/Schoenichen, Das Reichsnaturschutzgesetz, S. 13, Erläuterung 4 von Schoenichen.

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o Ein semantisch nicht eindeutig abgrenzbarer Schutzgegenstand.

o Die im § 1 des RNatSchG genannte Pflege der heimatlichen Natur stellt ihrerseits einen menschlichen Einfluss dar, die, folgt man dem Kommentar von Weber/Schoenichen, wiederum nicht zum Naturschutz gehören dürfte (unberührte Natur). Der Naturschutz erübrigt sich also aus seinem Handeln (Pflege) heraus.

o Die räumlich-geografische Abgrenzung des Schutzgegenstandes ist nicht definierbar, denn: Wo endet die „heimatliche Natur“, wo beginnen „sonstige Landschaftsteile“? Ein Versuch wurde auch in keinem Kommentar unternommen.

Karl Cornelius setzte sich im Jahr 1936 in seiner Dissertation intensiv (und scheinbar wissenschaftlich) mit dem Reichsnaturschutzgesetz auseinander. Auch im Rahmen dieser Dissertation wird auf die Problematik der allgemeinen Unbestimmtheit des Naturschutzes nicht eingegangen. So heißt es dort wie folgt:

„Das Gesetz dient dem Schutz und der Pflege der heimatlichen Natur in allen ihren Erscheinungen. Die Gegenständewerden unter Schutz gestellt, wenn ihre Erhaltung wegen ihrer Seltenheit, Schönheit, Eigenart oder wegen ihrer wissenschaftlichen, heimatlichen, forst- oder jagdlichen Bedeutung im öffentlichen Interesse liegt [§ 1 RNG]. Dieser allgemein umschriebene Interessenkreis bildet gewissermaßen das Schutzdach für das Fürsorgeheim, das der Gesetzgeber dem Naturschutz geschenkt hat.“163 [Karl Cornelius]

Abbildung 5: Grafische Darstellung des nach Karl Cornelius im RNatSchG enthaltenen „Schutzdaches“. Der Schutz der Natur erfolgte eben erst, wenn diese eine vermeintliche „Seltenheit“, „Schönheit“ oder „Eigenart“ besaß.

163 Karl Cornelius, Das Reichsnaturschutzgesetz, S. 7.

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Dem durch ihn erkannten „Schutzdach“, bestehend aus dem Schutz einer vermeintlichen Schönheit, Seltenheit oder Eigenart164 (siehe vorstehende Abbildung) der heimatlichen Natur, welches der Gesetzgeber 1935 den Naturschutzbelangen geschenkt haben mag, mangelt es hier einer tiefer gehenden Interpretation oder gar einer vereinheitlichenden Definition oder wenigstens dem Versuch einer Umschreibung. Vielmehr kommen hier neue Begriffe ans Tageslicht, deren Bedeutungen scheinbar nur subjektiv interpretiert werden können. Deshalb wird in den o.g. Kommentaren zum Reichsnaturschutzgesetz, ähnlich wie bei Karl Cornelius, ein allgemeines Verständnis dieser Begriffe vorausgesetzt, die einen uneingeschränkten und allgemein verständlichen Schutz der heimatlichen Natur nach dem RNatSchG gleichzeitig anmuten lassen. Weder Mitzschke, Weber/ Schoenichen, Schwenkel oder Klose/Vollbach bemühten sich um eine Kommentierung oder inhaltliche Erläuterung dieses Schutzdaches nach Cornelius. Karl Cornelius geht generell jedoch noch viel weiter:

„Durch diese Formulierung hat der Gesetzgeber dem bisherigen Streit um Begriffe und Definitionen ein Ende bereitet“. [Karl Cornelius]165 Diese Einschätzung entspringt wohl seinem noch sehr jungem Geist-er war bei Verfassen seiner Dissertation nicht einmal 25 Jahre alt. Aus diesem Grund muss die Spurensuche nach einer vernünftigen Beschreibung des Schutzgegenstandes auf Veröffentlichungen verlagert werden, die zu einem späteren Zeitpunkt, wenigstens nach Ende des Zweiten Weltkrieges, erschienen ist. Dabei stößt man unweigerlich auf den Juristen Karl Asal, ehemaliger Ministerialrat. Er veröffentlichte im Jahr 1958 ein Buch mit dem Titel „Naturschutz und Rechtsprechung“, welches den Versuch unternimmt, eine „zusammenfassende Darstellung der Rechtsprechung“166 [Karl Asal] aufzuzeigen. Es behandelt schwerpunktmäßig die Rechtsprechung des Naturschutzes nach dem Krieg. Ferner werden die Weitergeltung und die grundsätzliche Frage des Privateigentums im Verhältnis zum Naturschutz sowie die Bedeutung unbestimmter Rechtsbegriffe und Ermessensbegriffe behandelt. In Bezug auf das nach Cornelius entworfene Schutzdach, erklärt Asal Worte wie z.B. „freie Natur“, „Seltenheit“, „Schönheit“, „Eigenart“ oder „heimatliche Bedeutung“ zu „wertbezogene, unscharf abgegrenzte Begriffe“167 [Karl Asal]. Damit ist zumindest das Problem der Unbestimmtheit der Schutzattribute im Naturschutz grundsätzlich anerkannt und ausgesprochen worden, was in keinen der Gesetzeskommentare zum Reichsnaturschutzgesetz überhaupt in Frage gestellt wurde. Die Gesetzeskommentierungen legten die Attribute stets im Sinne der Nationalsozialisten aus. Eine „schwierige“ praktische Anwendung wurde nicht kritisiert, da allgemein klar war, was die Volksgemeinschaft wollte-schließlich gehörte man dazu.

164 Im Übrigen gilt ein ähnliches „Schutzdach“ auch noch nach geltendem Naturschutzrecht des BNatSchG. Vgl. BNatSchG: u.a. § 1 Abs. 1 Nr. 3. 165 Karl Cornelius, Das Reichsnaturschutzgesetz, S. 7. 166 Karl Asal, Naturschutz und Rechtsprechung, aus dem Vorwort. 167 Karl Asal, Naturschutz und Rechtsprechung, S. 14.

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Karl Asal widmet in seinem Werk den sog. „dehnbaren Rechtsbegriffen“ sogar ein eigenes Kapitel.168 Er unterteilt diese Begriffskategorie weiter in die „unbestimmten Rechtsbegriffe“ und die „Ermessensbegriffe“. Zu letzteren zählt er ebenso die Attribute „Eigenart“, „Seltenheit“ und „Schönheit“.169

6.2 „Eigenart“, „Schönheit“ und „Seltenheit“ im Reichsnaturschutzgesetz

Dieses Kapitel soll lediglich dazu dienen, die Verwendung der Begriffe „Seltenheit“, „Eigenart“ und „Schönheit“ innerhalb des Reichsnaturschutzgesetzes und auch des Bundesnaturschutzgesetzes von 2015 tabellarisch darzustellen. Die Wichtigkeit dieser Attribute –und damit auch des ideellen Naturschutzes- auch im heutigen Naturschutzrecht soll dabei herausgestellt werden.

Seltenheit

Tabelle 1: Der Begriff „Seltenheit im RNatSchG und BNatSchG

Seltenheit

RNatSchG 1935 BNatSchG 2015

§ 1 RNatSchG (Gegenstand des Naturschutzes) § 23 BNatSchG (Naturschutzgebiete)

§ 24 BNatSchG (Nationalparke, Nationale Naturmonumente

§ 28 BNatSchG (Naturdenkmäler)

168 Vgl.: Karl Asal, Naturschutz und Rechtsprechung S. 11 ff. 169 Vgl.: Karl Asal, Naturschutz und Rechtsprechung, S. 14 f.

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Schönheit

Tabelle 2: Der Begriff „Schönheit“ im RNatSchG und BNatSchG

Schönheit

RNatSchG 1935 BNatSchG 2015

Präambel („Naturschönheit“) § 1 Abs. 1 BNatSchG (Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege)

§ 1 RNatSchG (Gegenstand des Naturschutzes) § 1 Abs. 4 BNatSchG (Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege)

§ 4 Abs. 1 (Naturschutzgebiete) § 9 Abs. 3 BNatSchG (Aufgaben und Inhalte der „landschaftliche Schönheit“ Landschaftsplanung; Ermächtigung zum Erlass von Rechtsverordnungen)

§ 23 BNatSchG (Naturschutzgebiete)

§ 24 BNatSchG (Nationalparke, Nationale Naturmonumente

§ 26 BNatSchG (Landschaftsschutzgebiete

§ 28 BNatSchG (Naturdenkmäler)

Eigenart

Tabelle 3: Der Begriff „Eigenart“ im RNatSchG und BNatSchG

Eigenart

RNatSchG 1935 BNatSchG 2015

§ 1 RNatSchG (Gegenstand des Naturschutzes) § 1 Abs. 1 BNatSchG (Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege)

§ 3 RNatSchG (Naturdenkmale) § 1 Abs. 4 BNatSchG (Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege)

§ 4 RNatSchG (Naturschutzgebiete) § 9 Abs. 3 BNatSchG (Aufgaben und Inhalte der Landschaftsplanung; Ermächtigung zum Erlass von Rechtsverordnungen)

§ 23 BNatSchG (Naturschutzgebiete)

§ 24 BNatSchG Abs. 1 (Nationalparke, Nationale Naturmonumente

§ 24 BNatSchG Abs. 4 (Nationalparke, Nationale Naturmonumente

§ 26 BNatSchG (Landschaftsschutzgebiete)

§ 28 BNatSchG (Naturdenkmäler)

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6.3 Brauner Naturschutz und die Problematik des Privateigentums oder: Die „höheren Interessen“ des Naturschutzes der neuen Volksgemeinschaft Die gesamte Fachliteratur vor 1945 zum Reichsnaturschutzgesetz stellt in gleicher Weise dar, dass das Privateigentum als grundsätzliches Problem des Naturschutzes anzusehen war, an welchem die Naturschutztätigkeit scheinbar immer scheiterte.170 So schreibt Werner Weber im Gesetzeskommentar:

„Eine wirksame Förderung des Naturschutzgedankens scheiterte in den vergangenen Jahrzehnten vielfach an den eigennützigen Interessen solcher Grundstückseigentümer und -besitzer, die nicht geneigt waren, zur Erhaltung Schutzwürdiger Naturerscheinungen für die Volksgemeinschaft geringfügige Beschränkungen in der freien Verfügung über Teile ihres Grundes und Bodens in Kauf zu nehmen“.171 [Werner Weber] Daraus entwickelte sich Weber zu Folge auch eine „individualistisch ausgerichtete Rechtsprechung“,172 die wiederum Entschädigungsansprüche und damit den von „krassem Eigennutz beherrschten Spekulantentum“173 Vorschub leistete. Daraus, so Weber, ergab sich eine Zurückstellung mancher wichtiger Naturschutzmaßnahme.174 Beispiele für die Zurückstellung von Naturschutzmaßnahmen nennt er hingegen nicht.

Diesem grundsätzlichen „Problem“ des Privateigentums begegnete das RNatSchG, und damit die Naturschützer im Namen des damaligen Gesetzgebers, mit der Einführung des § 24 RNatSchG. Dieser Paragraph stellte klar, dass Maßnahmen aufgrund des RNatSchG – Klose/Vollbach nennen diese Maßnahmen „Beschränkungen, die […] durch das Gesetz hierzu im Interesse der Allgemeinheit auferlegt werden“175- nicht „als Enteignung […] anzusehen und daher nicht entschädigungspflichtig sind“ [Klose/Vollbach].176 Werner Weber geht an diesem Punkt ideologisch noch einen Schritt weiter:

„Er [der § 24 RNatSchG] betont mit aller Deutlichkeit den Vorrang der gesamtvölkischen Aufgabe des Naturschutzes vor den individuellen Sonderinteressen und verwirklicht die Forderung, daß der einzelne Volksgenosse die Nachteile, die ihm gegebenenfalls aus Naturschutzmaßnahmen erwachsen, zugunsten des Volksganzen ohne Entschädigung in Kauf zu nehmen hat“.177 [Werner Weber] Die höhere Aufgabe des Naturschutzes sollte somit keinesfalls an den Privatinteressen von Grundstückseigentümern scheitern müssen, weshalb auch beschränkende Naturschutzmaßnahmen prompt nicht mehr als Enteignung im Sinne des Art. 153 der Weimarer Reichsverfassung behandelt wurden. Dies sicherte der Gesetzgeber auf höchster Ebene.

170 Vgl. dazu auch Kapitel 2 dieser Arbeit. 171 Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 113. Erläuterung 1 von Weber. 172 Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 113. Erläuterung 1 von Weber. 173 Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 113. Erläuterung 1 von Weber. 174 Vgl.: Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 113. Erläuterung 1 von Weber. 175 Klose Vololbach, Erster Teil, S. 85. Erläuterung zum § 24 RNatSchG. 176 Klose Vololbach, Erster Teil, S. 85. Erläuterung zum § 24 RNatSchG. 177 Weber/Schoenichen, Erster Teil, S. 113. Erläuterung 1 von Weber.

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„Beschränkende Maßnahmen“ waren insbesondere Maßnahmen des Naturschutzes aufgrund der folgenden §§ RNatSchG:178

Tabelle 4: Beschränkende Maßnahmen des Naturschutzes, die jedoch keine Entschädigungsansprüche für den Privateigentümer Begründen, da sie keine Enteignung im Sinne der Weimarer Reichsverfassung darstellen (nach Hans Schwenkel, Werner Weber und Walther Schoenichen)

Anordnung auf Grundlage des… Konkrete Maßnahme

§ 11 RNatSchG Maßnahmen zum Schutz von Pflanzen und Tieren (z.B. das Aufstellen von Warntafeln auf Privatgrundstücken, die Errichtung von Zufluchts- und Niststätten bedrohter Tiere, Beseitigung unerwünschten Zuwuchses, Töten oder Vertreiben räuberischer Tiere welche Ansitzwarten bedrohter Vogelarten bedrohen, Anlage von Höhlen zum Fledermausschutz)

§ 12 RNatSchG Eintragung von Naturdenkmalen und Naturschutzgebieten

§ 13 RNatSchG Eintragung von Naturdenkmalen und Naturschutzgebieten

§ 15 RNatSchG Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen (z.B. Anbringen von Verbotstafeln, Einfriedungen, Verbote an den Eigentümer aussprechen, Eingriffe in das Naturdenkmal zu unterlassen)

§ 16 RNatSchG Verbot von Veränderungen

§ 17 RNatSchG Untersuchung und einstweilige Sicherstellung (Gewährung des Zutritts der Naturschutzbehörden und-stellen zum Zweck der Datenerhebung, Duldung durch den Grundstückseigentümer hat zu erfolgen)

§ 19 RNatSchG Schutz von Landschaftsteilen (Unterlassung von Eingriffen)

Sämtliche oben aufgeführten Maßnahmen des Naturschutzes waren von Privateigentümern zu dulden. Auch wenn damit eine beschränkende Möglichkeit der Nutzung des Privateigentums verbunden war, konnten keine Ansprüche gegenüber dem Naturschutz oder dem Staat geltend gemacht werden, da in diesem Sinne immer die höhere Aufgabe der Volksgemeinschaft im Vordergrund stand. Der Grundstückseigentümer hatte damit nun die „Möglichkeit“, diese mit der Preisgabe seines Privateigentums zu unterstützen und sich damit an der höheren Aufgabe der Volksgemeinschaft unmittelbar zu beteiligen-ein „Trost“, der selbstverständlich nicht darüber hinwegtrügen konnte, dass das eigene Grundstück der privaten Nutzung nicht in vollem Umfang zur Verfügung stand. Eine Nichtduldung der Naturschutzmaßnahmen hätte wohl den Verdacht aufkommen lassen, der betroffene „Volksgenosse“ stehe nicht hinter dem NS- Staat. Jedoch ließ sich damit auch ideologisch sehr gut begründen, dass die besondere Aufgabe des Naturschutzes am Volksganzen auch Aufgabe des einzelnen sein müsse. Wer nicht bereit war, diese Beschränkungen an Grund und Boden in Kauf zu nehmen, war damit gegen die Gemeinschaft.

178 Vgl.: Hans Schwenkel, Das Reichsnaturschutzgesetz und S. 38, Klose/Vollbach, Erster Teil, S. 85 f.

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7. Das Bundesverdienstkreuz-Deutsch-demokratischer Umgang mit der braunen Vergangenheit des Naturschutzes

7.1 Einführung- Die Verleihung des Ordens

„Es ist eine alte Tradition, verdiente Persönlichkeiten durch staatliche Auszeichnungen zu ehren.“ 179 [Bundespräsidialamt] „[Sie]180 wird verliehen für Leistungen, die im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit dem Wiederaufbau des Vaterlandes dienten, und soll eine Auszeichnung all derer bedeuten, deren Wirken zum friedlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland beiträgt“. [Erlaß über die Stiftung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 7. September 1951] Doch wie weit reicht die Legitimation dieser staatlichen Auszeichnung? Zur Begründung, warum ein scheinbar völlig aus dem Zusammenhang gerissener Exkurs einen wesentlichen Teil dieser gesellschaftskritischen Abhandlung einnimmt, sei an dieser Stelle kurz bemerkt, dass folgende Verbindung – rassenfeindlicher und völkischer Naturschutz im Nationalsozialismus und Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz-181 besteht. Und zwar so direkt, dass diese Verbindung eine enorme Wichtigkeit für die vorliegende Arbeit erhalten hat, bzw. sogar ein Kernproblem der Aufarbeitung der Geschichte des Naturschutzes insgesamt darstellt. Doch wo genau liegt eigentlich das Kernproblem?!

Zum Verständnis eines, äußerst gelinde ausgedrückt, unglücklichen Zusammenhanges zwischen dem Naturschutz im NS-Staat und dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, der die Verleihung der höchsten Staatsehre selbst betrifft und diese quasi ad absurdum führen muss, sind die folgenden Ausführungen unabdingbar! Es soll dabei jedoch nicht der Orden selbst im Vordergrund stehen, wenngleich eine kurze Beschreibung desselben zum Verständnis notwendig ist. Ein wichtigeres Anliegen ist die Aufdeckung eines bisher kaum berücksichtigten, jedoch weitreichenden gesellschaftlichen Paradoxons: Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an einflussreiche nationalsozialistisch und völkisch orientierte Verfechter des Naturschutzes, die mehr oder weniger antisemitische und menschenverachtende Ansichten vertraten und teilweise an dem Generalplan Ost mitwirkten.182

179 Bundespräsidialamt, S. 5 180 Anm. des Autors: Gemeint ist die Auszeichnung. 181 Anm. des Autors: Die Ehrung führt die offizielle Bezeichnung „Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland“ und wird in acht verschiedenen Ordensstufen verliehen [vgl. auch: http://www.bundespraesident.de/DE/Amt- und-Aufgaben/Orden-und-Ehrungen/Verdienstorden/Ordensstufen/Ordensstufen-node.html, abgerufen am: 10. Dezember 2015]. Die Bezeichnung „Bundesverdienstkreuz“ scheint allgemeiner Sprachgebrauch zu sein. 182 Vgl. hierzu auch: Hansen, Braune Natur, S. 81, 90. In dieser Arbeit wurde die Bedeutsamkeit dieses Paradoxons bereits erwähnt. Dort wurde auch die Notwendigkeit einer tiefergehenden Untersuchung dieser Staatsehrung, bezogen auf dessen Träger Dr. Hans Schwenkel und Heinrich Wiepking-Jürgensmann. Neu in diesem Zusammenhang ist jedoch die Tatsache, dass auch Dr. Walther Schoenichen und Dr. Hans Klose Träger des Ordens sind.

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7.2 Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland Die Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erfolgt in acht verschiedenen Stufen:

1. Die Verdienstmedaille 2. Das Verdienstkreuz am Bande 3. Das Verdienstkreuz 1. Klasse 4. Das Große Verdienstkreuz 5. Das Große Verdienstkreuz mit Stern 6. Das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband 7. Das Großkreuz 8. Die Sonderstufe des Großkreuzes Sofern die Verleihung einer bestimmten Person erfolgen soll, ist ein Vorschlag, genannt Ordensanregung, „[…] an die Staats- bzw. Senatskanzlei des Landes zu richten, in dem die auszuzeichnende Person ihren Wohnsitz hat“.183 Die Verleihung geschieht damit ausschließlich auf Vorschlag. Das Auswärtige Amt ist zuständig, wenn der oder die zu Ehrende im Ausland wohnt, oder nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Die Anregung der eigenen Person führt zu keiner Verleihung.184 Gemäß des Erlasses über die Stiftung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 7. September 1951 (BGBl. I S. 831), wurde seit dem 2. Jahrestag der Bundesrepublik Deutschland ein Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland gestiftet:

„Er wird verliehen für Leistungen, die im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit dem Wiederaufbau des Vaterlandes dienten, und soll eine Auszeichnung all derer bedeuten, deren Wirken zum friedlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland beiträgt. Die Einzelheiten der Gestaltung, der Einteilung und der Verleihung des Verdienstordens werden in einem Statut festgelegt.“ [Erlaß über die Stiftung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 7. September 1951] Das Statut folgte jedoch erst 1955. Konkrete Voraussetzungen zur Verleihung des Ordens der Bundesrepublik Deutschland wurden dagegen erst mit den Ausführungsbestimmungen zum Statut des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland festgelegt. Demnach können ausschließlich Verdienste geehrt werden, die nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland erworben wurden.

„Verdienste aus der Zeit vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland können mit der Verleihung des Verdienstordens nur in Verbindung mit Verdiensten gewürdigt werden, die nach dem 23. Mai 1949 erworben wurden.“ [Artikel II Nr. 1b der Ausführungsbestimmungen zum Statut des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 5. September 1983]

183 Bundespräsidialamt, S. 6 184 Artikel I Nr. 4 der Ausführungsbestimmungen zum Statut des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 5. September 1983 (GMBl. 1983, S. 389)

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Eine Ausnahme bilden dabei jedoch „Unbesungene Helden“.

„Bürgerinnen und Bürger, die während des NS-Regimes unter hohem persönlichen Risiko Verfolgten uneigennützig und in erheblichem Umfang geholfen haben, können in Würdigung ihres mutigen und solidarischen Handelns mit der Verleihung des Verdienstordens geehrt werden, da ihre besonderen Verdienste in die Bundesrepublik Deutschland hineinwirken. „Unbesungene Helden“ gehören seit den Anfangsjahren des Verdienstordens zu den Ordensträgern. Sie sind zum Beispiel dafür ausgezeichnet worden, dass sie von der Deportation bedrohte jüdische Mitbürger versteckt, außer Landes gebracht oder beschäftigt haben oder aus Lagern geflohenen, politisch Verfolgten Unterschlupf gewährt haben. […] Mitunter sind sie auch in anderer Weise, unter anderem durch Einladungen zum Bundespräsidenten, gewürdigt worden.“185 [Bundespräsidialamt] Diese Voraussetzungen dürften für die behandelten Naturschützer Schoenichen, Klose, Wiepking-Jürgensmann oder Schwenkel nicht zutreffen. An dieser Stelle führte die Verleihungspraxis des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland deshalb in eine äußerst schizophrene Richtung: „Unbesungene Helden“, also Personen mit starkem Engagement für die Menschlichkeit und gegen den NS-Staat (sogar während der Zeit des Nationalsozialismus), erhielten dieselbe Auszeichnung, wie ehemalige und hochrangige Funktionäre des Naturschutzes, die die rassistische und offen antisemitische Ideologie des Nationalsozialismus verbreiteten und mit ihrem Naturschutz zu festigen suchten. „Die höchste Anerkennung, welche die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht“186 geht damit an überzeugte Nazis ebenso, wie an ihre Widerstandskämpfer (Unbesungene Helden).

7.3 Gesellschaftliches Engagement?! – Der Wert des völkischen Naturschutzgedanken im demokratischen Deutschland Am 22. November 2015 erfolgte durch den Autor dieser Abhandlung eine Anfrage an das Bundespräsidialamt der Bundesrepublik Deutschland, in welcher erbeten wurde mitzuteilen, ob Dr. Hans Schwenkel und Heinrich Wiepking-Jürgensmann Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland seien und nach welcher Begründung diese etwaige Auszeichnung vorgenommen wurde. Die Haltung beider Personen gegenüber fremden Völkern wurde bereits deutlich aufgezeigt. Es kann als bestätigt gelten, dass beide Personen die genannte Staatsauszeichnung erhielten und somit Träger des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sind:

„Herr Dr. Schwenkel wurde auf Vorschlag des damaligen Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg am 1. Juli 1952 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Herrn Wiepking-Jürgensmann ist am 24. Januar 1959 auf Vorschlag des zu dieser Zeit amtierenden Niedersächsischen Ministerpräsidenten das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen worden.“187 [Aussage Bundespräsidialamt]

185 Bundespräsidialamt, S. 16 186 Artikel I Nr. 1 der Ausführungsbestimmungen zum Statut des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 5. September 1983 (GMBl. 1983, S. 389) 187 BPRA, 9. Dezember 2015

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Ferner erfolgte auf gleichem Wege am 10. Dezember 2015 die Nachfrage nach der Verleihung der Bundesdeutschen Ehrung an Dr. Walther Schoenichen und Dr. Hans (Johannes) Klose. Mit Antwortschreiben vom 7. Januar 2016 wurde abermals die Verleihung an beide Personen bestätigt:

„Herr Dr. Klose ist am 10. Juni 1954 auf Vorschlag des zu dieser Zeit amtierenden Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Herrn Dr. Schoenichen wurde auf Vorschlag des damaligen Niedersächsischen Ministerpräsidenten am 8. November 1952 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen“.188 [Aussage Bundespräsidialamt] Die Verleihungsbegründungen für die Auszeichnungen werden im Folgenden dargestellt, wenngleich die Recherchen im Schriftgutbestand Bundespräsidialamt –Ordenskanzlei- (B122) nur einige wenige Unterlagen zu Hans Schwenkel und Heinrich Wiepking-Jürgensmann hervorbrachten.189 Mit Anfrage vom 17. Dezember 2015 wurde die Bereitstellung und Übersendung aller auffindbaren Unterlagen zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Hans Schwenkel und Heinrich Wiepking-Jürgensmann beantragt, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Vorschlagsbegründungen aufgrund des Verleihungsjahres auf verschiedenen (Gesetzes-) Grundlagen erfolgen mussten. Dem Antrag wurde mit der Bereitstellung der angefragten Unterlagen und Dokumente stattgegeben. Mit Anfrage vom 19. Januar 2016 wurde ferner die Bereitstellung aller auffindbaren Unterlagen zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Hans (Johannes) Klose und Dr. Walther Schoenichen beantragt. Auch dieser wurde bewilligt, sodass dieser Arbeit für alle vier genannten hohen Naturschutzfunktionäre des Nationalsozialismus die Begründungen für die Verleihung der höchsten bundesdeutschen Ehrung vorliegen, wobei auf Dr. Hans Klose im weiteren Verlauf nicht näher eingegangen wurde.

7.3.1 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Hans Schwenkel Im Folgenden soll sich insbesondere mit biographischen Daten und Stationen von Hans Schwenkel während der Zeit des Nationalsozialismus befasst werden. Eine vollständige Wiedergabe all seiner beruflichen Stationen ist nicht Gegenstand dieser Abhandlung.190

188 BPRA, 7. Januar 2016 189 Aussage des BArch Koblenz vom 18. Dezember 2015. 190 Eine Kurzbiographische Darstellung ist im folgenden Werk nachzulesen: Festschrift für Hans Schwenkel, Lebenslauf und Veröffentlichungen von Hans Schwenkel., S. 50 – 55. Johannes Hansen: Braune Natur II- Zur Funktion des Naturschutzes im Dritten Reich als einer Grundkategorie der nationalsozialistischen Ideologieproduktion Seite 68 von 94

Hans Schwenkel wurde am 3. März 1886 in Hülben bei Urach geboren (Tod: 15. Juli 1957). Er legte 1907 die Reifeprüfung ab und studierte, nach einem Umweg über die Architektur, anschließend Naturwissenschaften in Stuttgart und Tübingen. Seinen Weg zum Berufsnaturschutz fand er erst nach dem ersten Weltkrieg. Im Dritten Reich war Hans Schwenkel in verschiedener Art mit dem Naturschutzgedanken betraut worden. Er wirkte von 1938 bis 1944 in der obersten Naturschutzbehörde des Dritten Reiches unter Hermann Göring als Referatsleiter des Referates Landschaftspflege191 , Abteilung Naturschutz. 192 „Die Mitarbeit im Reichsplanungsamt folgt bald“.193 Ferner war er Landesbeauftragter für Naturschutz in der Württembergischen Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege. Im Rahmen dieser Position erschienen etliche Publikationen. Mit Fernschreiben Nr. 43 vom 26. Juni 1952 erfolgte auf Vorschlag des damaligen Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, Dr. Reinhold Maier, die Übersendung der Vorschlagsliste Nr. 50 für die Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.194 Darin wurde der Name Hans Schwenkel aufgelistet, dessen bundesdeutsche Auszeichnung nun erfolgen sollte. Da das Fernschreiben aus dem Jahr 1952 stammt, galten als Grundlage für die Verleihung ausschließlich der Erlass über die Stiftung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 7. September 1951 (BGBl. I S. 831). Insofern existierte noch kein Statut (1955) bzw. dessen Ausführungsbestimmungen (1983). Zur Vorschlagsbegründung wird deshalb kurz und prägnant folgendes ausgeführt:

„Dr. Schwenkel übernahm 1922 die Abteilung Naturschutz des württbg. Landesamtes für Denkmalspflege und wurde im Jahre 1935 Leiter der Denkmalpflege, Leiter der Landesstelle für Naturschutz, 1939 zugleich Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege. Er hat sich den Schutz der Natur und die Pflege der Landschaft zur Lebensaufgabe gemacht und hat dem Land Württemberg bei der Erhaltung der Schönheit und der beiologischen [sic] Gesundheit der heimischen Natur in 30jähriger aufopferungsvoller Tätigkeit unschätzbare Dienste geleistet. Durch seine literarischen Veröffentlichungen hat er sich einen Namen erworben und geniesst in Fachkreisen des In- und Auslandes hohes Ansehen. In der Ausarbeitung des Reichsnaturschutzgesetzes war er maßgebend beteiligt. Er tritt am 30. Juni 1952 in den Ruhestand. Durch Auszeichnung mit dem Verdienstkreuz soll er an diesem Tage besonders geehrt werden.“195 [Vorschlagsbegründung] Diese Vorschlagsbegründung bezieht sich in wesentlichen Teilen auf die geleistete Arbeit der vergangenen 30 Jahre, also ab 1922, und damit auch in vollem Umfang die Zeit des Nationalsozialismus. Seine ideologisch stark aufgeladenen Publikationen wurden hier bereits eingehend behandelt.

191 Zum Aufbau des Reichsforstamtes (Reichsforstmeister, § 7 Abs. 1 RNatSchG) vgl.: http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de/R3701-74120/index.htm [BArch] R 3701. Demnach Bestand die Oberste Naturschutzbehörde (Reichsforstamt mit Reichsforstmeister Hermann Göring an der Spitze) aus acht Abteilungen: 1. Zentralabteilung; 2. Personalabteilung; 3. Abteilung Forstpolitik und Forstwissenschaft; 4. Abteilung Forstverwaltung und Forstwirtschaftsbetrieb; 5. Abteilung Privatwald; 6. Abteilung Holzwirtschaft; 7. Reichsjagdamt; 8. Abteilung Naturschutz. (ebd.) 192 Vgl.: Festschrift für Hans Schwenkel, S. 50. 193 Ebd. Auch nach längerer Recherche ließ sich weder eindeutig klären, wie das Reichsplanungsamt aufgebaut war noch, wo es angesiedelt war. Insgesamt kann an dieser Stelle das Vorhandensein eines Reichsplanungsamtes nicht bestätigt werden. 194 BArch B 122/38415 195 BArch B122/38415: Vorschlagsbegründung, gez. Dr. Reinhold Maier, Ministerpräsident des Landes Baden- Württemberg

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Insofern stellt diese Vorschlagsbegründung die menschenverachtende Ansichten Hans Schwenkels während der NS-Zeit vollständig in den Hintergrund. Deshalb sollen nunmehr nochmals einige kennzeichnende Beispiele für Schwenkels Verständnis von Naturschutz und Landschaftspflege offengelegt werden, in denen ersichtlich wird, das der Ausgezeichnete, zumindest vor dem Zusammenbruch von Nazideutschland, mitnichten für einen „friedlichen Aufstieg der Bundesrepublik Deutschland“196 eingetreten ist bzw. daran in seiner Grundeinstellung auch nicht interessiert war. So stand er sehr offen für einen völkisch orientierten Naturschutz, für einen Naturschutz, der für den Nationalsozialismus unabdingbar war und für einen Naturschutz, der ausschließlich dem deutschen Menschen und dem Nationalsozialismus bzw. der neuen Volksgemeinschaft diente.

„Der Naturschutz wird […] zum Ringen um die deutsche Heimat und um die deutsche Seele. Auch die Feldflur muß bei aller Berücksichtigung wirtschaftlicher Verpflichtungen und trotz aller neuzeitlichen technischen und industriellen Hilfsmittel und Eingriffe in ihrem Teil dazu beitragen, dem Volksganzen in diesem höheren Sinn zu dienen.“197 [Hans Schwenkel] Damit ist die Haltung Schwenkels letztendlich vorbildlichen Ausmaßes für die Ziele des Nationalsozialismus. Dieses Zitat stammt aus einem Vortrag, gehalten auf der ersten Reichstagung für Naturschutz vom 14. November 1936, also während der Naziherrschaft und bereits nach Erlass des RNatSchG. Den Schutz und Erhalt des Volksganzen durch eine dem Nationalsozialismus entsprechende Feldflur hatte der Naturschutz damit zum Ziel. Insofern lässt sich aus heutiger Sicht schwerlich leugnen, dass Schwenkel, ebenso wie anderen Naturschutzfunktionären dieser Zeit, der Erhalt der deutschen Rasse und der Schutz der nationalsozialistischen Ideologie ein wesentliches Grundbedürfnis war- und in der logischen Konsequenz als Selbsterhaltungstrieb zu verstehen ist, da der Naturschutz, und somit auch die Tätigkeit in diesem, durch den NS-Staat gesichert zu sein schien-im Sinne des Volksganzen. So führte die aktive Arbeit an den Zielen des Nationalsozialismus, wie Schwenkel seinen Berufsstand ohnehin versteht, gleichzeitig auch dazu, dass die Ziele des Nationalsozialismus sich mit denen des Naturschutzes deckten. Um dies zu untermauern sollen folgende Worte Schwenkels angeführt werden:

„Wer das Recht und die Notwendigkeit des Naturschutzes heute leugnet, ist kurzsichtig, oder es fehlt ihm der Überblick über die größeren Zusammenhänge; wer ihn aber bekämpft und das Reichsnaturschutzgesetz mißachtet, der handelt gegen den Willen des Führers, gegen die deutsche Heimat und den deutschen Menschen. Die Naturschutzbehörden dürfen sich dies unter keinen Umständen gefallen lassen.“198 [Hans Schwenkel]

196 Vgl.: Erlass über die Stiftung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 7. September 1951 (BGBl. I S. 831), Bundespräsidialamt, S. 24. 197 Schwenkel, Naturschutz und Landschaftspflege in der dörflichen Flur, aus: Der Schutz der Landschaft, S. 36 f. Die deutsche Seele kann in diesem Zusammenhang als der höhere Sinn verstanden werden, welcher wiederum, neben der Rassenhygiene, als zentrales Ziel des Nationalsozialismus verstanden werden kann. 198 Schwenkel, Naturschutz und Landschaftspflege in der dörflichen Flur, aus: Der Schutz der Landschaft, S. 24, f.

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Sehr auffällig und deutlich kommt hier gegenüber dem Nationalsozialismus eine geradezu anmutende Huldigung Schwenkels zum Ausdruck. Daraus lassen sich wesentliche Aspekte ableiten:

1. Für Schwenkel war der Naturschutz ein Machtinstrument zum Vernichten der liberalistisch orientierten Wesenszüge allein deshalb, weil Schwenkel den Nationalsozialismus auch innerlich vertrat. 2. Eine Nichtbeachtung oder Behinderung der Ziele des Naturschutzes wurde von ihm als Angriff gegen den deutschen Menschen und darüber hinaus gegen den Führer, Adolf Hitler, ausgelegt. In der Konsequenz heißt das, dass „beschränkende Maßnahmen“ des Naturschutzes am eigenen Grund und Boden immer hinzunehmen seien. Ein Widerstand wurde im Namen des Führers gebrochen. 3. Der Erhalt des deutschen Menschen war oberste Aufgabe des Naturschutzes und gleichzeitig des Nationalsozialismus.

Mit dieser Huldigung an den deutschen nationalsozialistischen Menschen und seinem Führer, Adolf Hitler, kann deshalb im Rahmen dieser Abhandlung die Ehrung Dr. Hans Schwenkels nicht umgangen werden. Sehr bedeutsam ist jedoch die Gleichsetzung der Missachtung des RNatSchG mit einem Angriff gegen den Führer selbst. Insofern hat Schwenkel damit den „Schutz des Naturschutzes“ direkt in die Hände des Führers gelegt und eine Missachtung der Ziele des Naturschutzes gleichzeitig als „Hochverrat“ ausgelegt. Seine persönliche Verbundenheit zum NS- Staat und zum Führer selbst ist somit offensichtlich. Dieses Verständnis Schwenkels von Naturschutz, und die dennoch erfolgte Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland stellt aus diesem Grund und unter Beachtung einer möglichen Ehrung „Unbesungener Helden“ ein erhebliches gesellschaftliches Defizit dar. Am Beispiel Hans Schwenkels konnte bereits anhand diverser Zitate belegt werden, dass die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die gesamte Menschheit durch Schwenkel zumindest in Kauf genommen wurden, denn Ziel des NS-Systems und des Naturschutzes war es, den deutschen Menschen insgesamt und damit den Nationalsozialismus dauerhaft zu erhalten. Es kommt klar zutage, dass Schwenkels „Lebensaufgabe“, für welche er letztendlich mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde, ausschließlich dem Zweck und dem Sinn des Nationalsozialismus unterworfen war199 und auch permanent danach ausgerichtet wurde. Dies soll durch das folgende Zitat belegt werden, welches abermals dem Vortrag, gehalten auf der ersten Reichstagung für Naturschutz am 14. November 1936, entstammt:

199 So bekennt Schwenkel sich in seinem Werk „Grundzüge der Landschaftspflege“ (S. 193, 194) beispielsweise auch zu den Ausführungen des Baurates Bohnerts (Leiter der Landesplanungsgemeinschaft Württemberg- Hohenzollern). Jener sieht im deutschen Volk die nationalsozialistische Zukunft überhaupt. So sagt er: „Ausgehend von dem Wissen, daß das [deutsche] Volk das bleibende ist, […] muß alles, was wir planen, auf diese Ziel ausgerichtet sein.“ [Bohnert, Landschaftspflege und Landesplanung, S. 164] Johannes Hansen: Braune Natur II- Zur Funktion des Naturschutzes im Dritten Reich als einer Grundkategorie der nationalsozialistischen Ideologieproduktion Seite 71 von 94

„Deutsche Art und deutsche Seelenhaltung und alle die schöpferischen Kräfte des nordischen Menschen in der Welt des Geistes sind aus der deutschen Heimatnatur gewachsen und geworden. Die Vernichtung der natürlichen Schönheit Deutschlands durch eine bloß rechnende Technik und Wirtschaft birgt nicht bloß schwere wirtschaftliche Gefahren in sich, sondern bedeutet geradezu die geistige Bolschewisierung oder Amerikanisierung des deutschen Menschen, die Vernichtung der deutschen Seele und ihrer Wurzelkräfte. Der deutsche Genius wird aber dann weiterbestehen, wenn wir der Heimatnatur ihre Ursprünglichkeit, der Kulturlandschaft ihre Schönheit und dem deutschen Volk seine Naturverbundenheit erhalten. Das ist letzten Endes unsere Aufgabe. Der Naturschutz wird damit zum Ringen um die deutsche Heimat und um die deutsche Seele.“200 [Hans Schwenkel] Er befürwortete somit klar eine kontinuierliche und dauerhafte „Erhaltung bzw. Wiederentstehung“ eines deutschen Menschen, der im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung auch brauchbar war. Der Naturschutz sollte dafür die „ökologisch-ideologischen“ Grundvoraussetzungen schaffen. So heißt es in seinem Werk „Grundzüge der Landschaftspflege“ ferner:

„Der Kampf um den richtigen Standort des ‚Naturschutzes im Rahmen der völkischen Gestaltungsaufgaben‘ –wie sich Werner Weber ausdrückt-201 ist schwer und bitter, aber er muss um des deutschen Volkes willen gekämpft werden.“202 [Hans Schwenkel] An anderer Stelle sagt er noch:

„Die wilden und halbwilden Menschen, die von der Jagd und Fischerei, von gesammelten Pflanzen und Pflanzenteilen leben oder sich als Nomaden im Umherziehen ernähren, kennen keinen Naturschutz. Für sie ist die Natur nur dazu da, um genutzt zu werden und ihnen ihr leibliches Dasein zu erhalten. Nach dem ersten Buch Mose kennt auch der Jude keinen Naturschutz, denn Gott gibt den Kindern Israels alle Pflanzen und alle Tiere‚ alles was da kreucht und fleucht‘, zur Speise. Erst der Kulturmensch, und zwar fast ausschließlich der nordische Mensch, gewinnt ein ganz neues Verhältnis zur Natur, nämlich das der Ehrfurcht, auf die auch der Naturschutz gegründet ist.“203 [Hans Schwenkel] Hans Schwenkel kommt hier zu dem Schluss, dass der nordische (nationalsozialistische) Mensch, im Gegensatz zu anderen „Menschenrassen“, überhaupt eine Kultur besitzt, die zu wirksamen Naturschutzarbeiten in der Lage ist. Ihm nach ist aber auch der jüdische Mensch generell nicht zur Kultur fähig, also auch kein Kulturmensch. Hans Schwenkel vertrat und unterstützte damit im Namen des Naturschutzes eine im NS-Staat weit verbreitete antisemitische Haltung, die in letzter Konsequenz zur Schoah führte.

Er wurde dennoch am 1. Juli 1952 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.204

200 Schwenkel, Naturschutz und Landschaftspflege in der dörflichen Flur. Vortrag 201 Gemeint ist hier der Vortrag Werner Webers, gehalten auf der ersten Reichstagung für Naturschutz am 14. November 1936. Dort heißt es beispielsweise: „Als die Pioniere des Naturschutzes vor mehr als drei Jahrzehnten ihren Weg antraten, war ihnen vor allem anderen eine erzieherische Aufgabe gestellt. Es galt, das in materialistischer Sattheit erstarrte Bürgertum […] und sein Blut wieder wach zu machen für das schöpferische Geborgensein in dem Wurzelboden der unverfälscht gewachsenen Natur seiner deutschen Heimat. Diese Aufgabe war nicht leicht, aber sie ist, begünstigt durch mannigfache gleichgerichtete Strömungen der Zeit, erfüllt worden und hat schließlich in dem Gedankengut des siegreichen Nationalsozialismus eine großartige Rechtfertigung und Krönung erfahren.“ [Weber, Naturschutz im Rahmen der völkischen Gestaltungsaufgabe]. 202 Schwenkel, Grundzüge der Landschaftspflege, S. 20. 203 Schwenkel, Presse und Naturschutz. 204 BPRA, 9. Dezember 2015.

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7.3.2 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Walther Schoenichen Walther Schoenichen wurde am 18. Juli 1876 in Köln geboren (Tod: 22. November 1956). Er „trat Ende 1922 als Außenseiter die Nachfolge von Hugo Conwentz als Direktor der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege an.“205 Er leitete die Reichsstelle für Naturschutz von 1936 bis 1938. Aus einem handschriftlich verfassten Lebenslauf Schoenichens (um 1950) geht hervor, dass seine Abberufung als Leiter der Reichsstelle aufgrund politischer Zusammenhänge stattfand. So wird durch Schoenichen selbst die Neubesetzung durch Hans Klose mit einem persönlichen „Mißtrauen gegen die politische Gesinnung“206 [Walther Schoenichen] gegenüber Walther Schoenichen begründet. Schoenichens Eintritt in die NSDAP erfolgte 1932 aus Überzeugung und der durch die Machtergreifung Hitlers neu entstandenen Möglichkeiten, den Naturschutz zu popularisieren, was durch eine Vielzahl seiner Veröffentlichungen untermauert wurde.207 Sein Werk „Naturschutz im Dritten Reich“, befand sich nach Kriegsende auf dem sog. „Verzeichnis der auszusondernden Literatur“, die in der sowjetischen Besatzungszone von der Abteilung für Volksbildung im Magistrat der Stadt Berlin herausgegeben wurde.208 Zweck des Verzeichnisses war die Unterstützung „der schnelleren Ausmerzung der nazistischen Idee und des Militarismus, die ihre Verbreitung in der Veröffentlichung verschiedener Arten von Literatur in den Jahren des faschistischen Regimes gefunden haben“.209 Nach Kriegsende erhielt Schoenichen dennoch, und zwar als >international anerkannter, hervorragender Fachmann auf dem Gebiet des Naturschutzes und der Landschaftspflege<, Lehraufträge an der Universität Braunschweig. Die Fakultät wollte mit seiner Person „vor allem […] für die Ausbildung der Lehramtskandidaten auf dem Gebiet der biologischen und verwandten Fächer ein wichtiges Lehrgebiet“210 füllen. Mit Schreiben vom 16. März 1949 erbat Schoenichen von der Magnifizenz der Technischen Hochschule Braunschweig die Möglichkeit,

„[…] Vorlesungen aus dem Gesamtgebiete des Naturschutzes und der Landschaftspflege, insbesondere über die rechtlichen Verhältnisse, die internationale Lage des Naturschutzes, die Schutzgebiete und Naturdenkmale des In- und Auslandes usw.“. [Walther Schoenichen]211 zu geben.

205 BfN, S. 177. Kurzbiografie von Walther Schoenichen. 206 Universitätsarchiv der Technischen Universität Braunschweig, Sign.: B7 : 461. Personalangelegenheiten, Walther Schoenichen. 207 Vgl. ebenda 208 Siehe: https://archive.org/stream/Abteilung-fuer-Volksbildung-der-Stadt-Berlin-Verzeichnis-der- auszusondernden-Lit/AbteilungFuerVolksbildungDerStadtBerlin- VerzeichnisDerAuszusonderndenLiteratur1946187S.Scan#page/n0/mode/2up, Stand: Februar 1946 [Abgerufen am: 4. März 2016] 209 Aus dem Vorwort des Verzeichnisses der auszusondernden Literatur. 210 Universitätsarchiv der Technischen Universität Braunschweig, Sign.: B7 : 461. Personalangelegenheiten, Walther Schoenichen. 211 Universitätsarchiv der Technischen Universität Braunschweig, Sign.: B7 : 461. Personalangelegenheiten, Walther Schoenichen.

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Die Erteilung des Lehrauftrages für das Fachgebiet „Naturschutz“ erfolgte am 2. August 1949, zunächst befristet auf das WiSe 1949/50 und das SoSe 1950. Die Lehrtätigkeit wurde bis ins Jahr 1956 weitergeführt. Im Verlauf dieser Abhandlung wurde bereits die ideologische Linie Schoenichens dargestellt. Seine einschlägige Literaturliste ist von nationalsozialistisch aufgeladenen Ansichten durchweg gekennzeichnet.

Er wurde dennoch am 8. November 1952 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.212

212 BPRA, 7. Januar 2016.

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7.3.3 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Heinrich Wiepking- Jürgensmann Die folgenden Lebensdaten sind im Wesentlichen eine Zusammenstellung der Daten aus der „Festschrift für Heinrich Friedrich Wiepking“.213 Heinrich Friedrich Wiepking (-Jürgensmann) wurde am 23. März 1891 in Hannover geboren (Tod: 17. Juni 1973). Er studierte in London, Paris und Hannover Biologie, Architektur und Städtebau. Nach einer Anstellung in der Firma Jacob Ochs, Gartenbau Hamburg-Berlin, machte er sich im Jahr 1922 als freischaffender Architekt für Garten- und Städtebau selbstständig. 1934 wurde er „ordentlicher Professor und Direktor des Institutes für Gartengestaltung der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, die Ende des Jahres in die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin214 eingegliedert wurde. Die Lehrtätigkeit wurde 1945 durch den Einmarsch der Russen unterbrochen.“215 Die Fortsetzung dieser Tätigkeit erfolgte an der neugegründeten Hochschule für Landes- und Gartenkultur in Hannover. Diese wurde 1952 als Fakultät für Gartenbau und Landeskultur in die Technische Hochschule Hannover, später Technische Universität Hannover, eingegliedert. Heinrich Friedrich Wiepking hatte, im Gegensatz zu Walther Schoenichen oder Hans Schwenkel, „nur“ peripher mit dem Naturschutzgedanken im Nationalsozialismus zu tun, wenngleich er ab 1942 in der Obersten Naturschutzbehörde (Reichsforstamt) als Gruppenleiter für Landschaftspflege in den neuen Siedlungsgebieten der Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege tätig war, wobei hier eine enge Zusammenarbeit mit dem RKF gepflegt wurde.216 Er ist somit eher als Landschaftsgestalter217 zu verstehen, der seine Aufgabe jedoch, ebenso wie Schwenkel oder Schoenichen, im Sinne des deutschen Menschen und damit im Sinne der nationalsozialistischen Vernichtungsideologie ausführte. Sein diesbezüglich bekanntestes Werk ist wohl die „Landschaftsfibel“ aus dem Jahr 1942, in welcher er „[…] die völkische Dimension der Landschaftsgestaltung formulierte.“218 Des Weiteren galt er aufgrund seiner Tätigkeit beim RKF (Sonderbeauftragter des Reichskommissars für die Festigung des deutschen Volkstums für den landschaftlichen Aufbau der neuen Siedlungsgebiete) als „Himmlers Fachmann für die östliche Landschaftsgestaltung“.219

213 Vgl. auch: Bfn, Natur und Staat, S. 391. (Kurzbiografie Heinrich Friedrich Wiepking (-Jürgensmann). Demnach nannte er sich bis 1945 auch Jürgensmann. 214 Heute die Humboldt-Universität Berlin 215 Festschrift für Heinrich Friedrich Wiepking, S. 17. 216 Vgl.: Hans Werner Frohn, BfN, Natur und Staat, S. 391. Hans Werner Frohn macht diesbezüglich deutlich, dass „innerhalb des Reichsforstamtes […] über Wiepking-Jürgensmann enge Arbeitskontakte zum RKF bestanden“ haben. [a.a.O. S. 204, FN 531]. 217 Landschaftsgestaltung ist, wie oben dargelegt, als Teilgebiet der Landschaftspflege zu verstehen. Die Landschaftspflege stellt neben der Naturhege jedoch wiederum ein Teilgebiet des Naturschutzes im weiteren Sinne dar. 218 BfN, Natur und Staat, S. 391. 219 DFG, Generalplan Ost, S. 36.

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In einem Brief Wiepkings an Lennart Bernadotte, Präsident der Deutschen Gartenbaugesellschaft (DGG), welcher anlässlich der ersten Vergabe eines Heinrich-Wiepking-Preises (der Preis wird im Übrigen seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr vergeben) um einen „Überblick über den bisherigen Verlauf meines220 Lebens […]“221 bittet, wird auf die Tätigkeit beim RKF nicht eingegangen. Dieser Brief stellt jedoch eine autobiografische und gleichzeitig einseitige222 Kurzusammenfassung der wesentlichen Lebensstationen Wiepkings dar. In Bezug auf die NS-Zeit werden lediglich die universitären Tätigkeiten, die Mitgliedschaft in der Preußischen Akademie des Bauwesens oder der Vorsitz des Ehrengerichtes des Bundes Deutscher Architekten erwähnt. Jedoch gibt er einen Hinweis auf seine Tätigkeit in Herman Görings Reichsforstamt:

„1937 führte ich die deutsche Delegation bei der Gründung des Internationalen Verbandes der Gartengestalter in Paris, war bald danach Gründungsmitglied des Reichsarboretuns [sic], der Arbeitsgemeinschaft Landschaftliche Biologie und Mitglied der Obersten Naturschutzbehörde im Reichsforstamt.“223 [Heinrich Wiepking-Jürgensmann] Auch in einem von ihm verfassten Lebenslauf sind Tätigkeiten im RKF nicht mit aufgeführt.224 Angesichts der genauen Bezeichnung seiner Tätigkeit im Reichsforstamt als Gruppenleiter für Landschaftspflege in den neuen Siedlungsgebieten, ist seine Wortwahl im Brief an Bernadotte, was seine Arbeit in der Obersten Naturschutzbehörde angeht, als Euphemismus aufzufassen. Insbesondere dann, wenn man darüber hinaus die während des Zweiten Weltkrieges entstandene Landschaftsfibel inhaltlich ernst nimmt.225 Deshalb sollen daraus einige Passagen (teilweise nochmals) zitiert werden, die sowohl politisch als auch fachlich einschlägig seine Grundeinstellung zum Nationalsozialismus verdeutlichen. So schreibt er über den vermeintlichen „ostischen Menschen“ etwa:

„Der ostische Mensch hat es nie verstanden, die Güter der Schöpfung fortzuentwickeln. Er fühlte sich nie als ein schöpferischer Teil des Gotteswerkes. Zum Mindesten ist er nicht fähig, natürliche Gegebenheiten und Voraussetzungen für die nachkommenden Geschlechter zu verwalten. Er ist auch im 20. Jahrhundert noch ein böser Räuber, der allzuhäufig erntet, was er im eigentlichen bäuerlichen Sinne nicht säte. Er ist Nutzer im übelsten Sinne und lebt aus der stetig schwindenden Masse des Vorhandenseins natürlicher Ertragsbedingungen. […] Sie [die Völker des Ostens]226 sind keine organischen Glieder der Völker Europas, sondern Sand im Getriebe einer höheren Menschheitsordnung, die stetiger Weiterentwicklung zustrebt.“227 [Heinrich Wiepking-Jürgensmann]

220 Anm. des Autors: Gemeint ist hier Heinrich Friedrich Wiepking. 221 Dieser Brief wurde in der Festschrift für Heinrich Friedrich Wiepking auf den Seiten 9 bis 16 abgedruckt. 222 So formuliert es Wiepking in seinem Brief an Bernadotte. 223 Festschrift für Heinrich Friedrich Wiepking, S. 16. Brief an L. Bernadotte. 224 Im Universitätsarchiv der TU Hannover; Personalakte, 2 Bände: Bestand 5, Nr. 1001 I, sucht man danach vergeblich. 225 An dieser Stelle sei betont, dass die Wirkung der Landschaftsfibel auch noch mehr als zehn Jahre nach der Terrorherrschaft der Nazis derart groß war, dass sie in einigen Werken namhafter Natur- und Landschaftsschützer auch nach 1945 noch als weiterführende (Lehr-) Literatur aufgelistet wurde. So z.B. bei Hans Schwenkel (1957): Die Landschaft als Natur und Menschenwerk. Des Weiteren wurde sie in die Festschrift für Heinrich Friedrich Wiepking (1963) unkommentiert als Veröffentlichung Wiepkings aufgenommen. 226 Anm. des Autors 227 Wiepking-Jürgensmann, Die Landschaftsfibel, S. 25 f.

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Oder:

„Immer ist die Landschaft eine Gestalt, ein Ausdruck und eine Kennzeichnung des in ihr lebenden Volkes. Sie kann das edle Antlitz seines Geistes und seiner Seele ebenso wie auch die Fratze des Ungeistes, menschlicher und seelischer Verkommenheit, sein. […] So unterscheiden sich auch die Landschaften der Deutschen in allen ihren Wesensarten von denen der Polen und Russen,- wie die Völker selbst. Die Morde und Grausamkeiten der ostischen Völker sind messerscharf eingefurcht in die Fratzen ihrer Herkommenslandschaften. Je verwahrloster und verkommener, je ausgeräumter eine Landschaft ist, umso größer ist die Verbrechenshäufigkeit. […] Diese Feststellung allein sollte jeden mit der Führung des Volkes Beauftragten zwingen, der Landschaft die Bedeutung beizumessen, die ihr zukommt. Sie ist neben der Blutspflege das tragende Gerüst einer jeden sinnvollen Volkspflege“.228 [Heinrich Wiepking- Jürgensmann] Insgesamt ähnelt diese Forderung (Blutspflege und Landschaft als nationalsozialistische Grundaufgaben) derjenigen Schwenkels, welcher die deutsche Seele nur mithilfe einer germanischen Landschaft als Bestandsfähig anerkennt. Die Zitate Wiepkings lassen sich durchaus bereits als Hass auf alle ostischen Völkergruppen interpretieren. So schreibt er zum slawischen Arbeiter:

„In der Steppenweite ziehen heute hunderttausende Traktoren die Pflugscharren. Größte Mähdrescher ernten. Bauern gibt es nicht. Nur Staatsbetriebe, gleich wie man sie nennt, sind Wirtschaftseinheiten. Ein Gezücht, ein Getier grausam Verirrter befehligt sie. Die Steppe sah wiederum grenzenlosen Mord. Was an Arbeitern blieb, wurde gänzlich Seelenlos. Vertiert229 huldigen sie dem Gotte Bauch, der nicht gefüllt wird. […] Nahm und suchte das alte Steppenvolk im weiten Raum gegebene natürliche Ernährungsmöglichkeiten, so ist die Landnutzung der Bolschewiken230 nichts als Raub am Boden […] Nur ein gänzlich Naturfremder, ein völlig Entseelter kann den Wahnsinn der Bolschewiken gutheißen.“231 [Heinrich Wiepking- Jürgensmann] Mit Datum vom 19. Januar 1959 wurde die Vorschlagsliste Nr. 331 für die Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an das Bundespräsidialamt gesandt. Darin schlägt der damalige Niedersächsische Ministerpräsident, Heinrich Hellwege, die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Heinrich Friedrich Wiepking vor. Aufgrund der Verleihung des Ordens im Jahr 1959 waren neben dem Erlass über die Stiftung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom 7. September 1951 (BGBl. I S. 831) auch das Statut von 1955 maßgebend. Zur Vorschlagsbegründung wird über Wiepking aufgeführt:

„Für das Land Niedersachsen sind die Verdienste Prof. Wiepkings um die Gründung der Hochschule für Gartenbau und Landeskultur in Hannover, deren erster Rektor er von 1949 bis 1952 gewesen ist, von großer Bedeutung.“232 [Aus der Vorschlagsbegründung]

228 Wiepking-Jürgensmann, Die Landschaftsfibel, S. 13 229 Nach Duden: schwaches Verb – zum Tier werden, oder auch: tierisch, viehisch. 230 Bolschewik soll hier als wiederum als „ostischer Mensch“ verstanden werden. 231 Wiepking-Jürgensmann, Die Landschaftsfibel, S. 316 f. 232 BArch 122/38578. Vorschlagsbegründung.

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Insofern wurde Heinrich Friedrich Wiepking u.a. für seinen Einfluss am Aufbau der Fakultät für Gartenbau und Landeskultur an der Universität Hannover mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

In Anbetracht seiner radikal menschenverachtenden Haltung, insbesondere gegenüber dem „ostischen Menschen“, ist diese Verleihung unbedingt hervorzuheben, da trotz „Entnazifizierung“ davon ausgegangen werden muss, dass NS-Inhalte auch nach Kriegsende von ihm im Posten eines Professors vermittelt wurden. Heinrich Friedrich Wiepking wurde dennoch und trotz seiner hasserfüllten Äußerungen am 24. Januar 1959 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet.233

233 BPRA, 9. Dezember 2015.

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8. Ergebnisse und Ausblick

Kurzusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse Das Reichsnaturschutzgesetz ist ein Gesetz der Nationalsozialisten. Dies konnte Anhand verschiedenster Beispiele aus der Literatur vor 1945 eindringlich dargestellt werden. So ist das gesamte, noch heute verwendete Schutzkonzept, ein Konstrukt der nationalsozialistischen Ausgrenzungsideologie (Schutz aufgrund von: „Eigenart“, „Seltenheit“ und „Schönheit“). Es konnte belegt werden, dass „Naturschutz“ als ein administratives Instrument entstanden ist, den deutschen Menschen und damit den Nationalsozialismus selbst zu erhalten und zu festigen.

Genaue Begriffsbestimmungen sind im gesamten „Naturschutz“ generell nicht existent. Es wurde und wird vielmehr ein allgemeines Verständnis von „Naturschutz“ vorausgesetzt. Besonders deutlich ist dieser Fakt an der allgemein gebräuchlichen Verwendung der Begriffe „Eigenart“, „Seltenheit“ und „Schönheit“. Die Auslegung dieser Begriffe ergab sich bereits im Reichsnaturschutzgesetz aus dem Verständnis der „neuen Volksgemeinschaft“ selbst, denn „Gemeinschaftsfremdes“ war sowohl im Naturschutz als auch im NS-System eben nicht erwünscht. Diese „Abstrahierung der Natur“ auf diese drei Schutzattribute („Eigenart“, „Seltenheit“ und „Schönheit“) spiegelt die Exklusionspolitik der Nazis sehr deutlich wider (vgl. Kapitel 2). Insofern ist Naturschutz nicht als wissenschaftliche Disziplin begründbar, sondern stellt vielmehr eine Pseudowissenschaft dar, die sich als Wissenschaft verkleidet.

Mit der genaueren Betrachtung Bundesverdienstkreuzverleihungen an Hans Schwenkel, Walther Schoenichen und Heinrich Wiepking (-Jürgensmann) wurde dargelegt, dass auch Anhänger des Nationalsozialismus eine bundesdeutsche Ehrung erhalten konnten. Diese Tatsache bedeutet jedoch einen gesellschaftlichen Rückschritt, da damit sowohl Nazis als auch ihre Widerstandskämpfer, die oftmals unter Lebensgefahr Widerstand leisteten, gleichermaßen geehrt wurden.

Forschungsbedarf Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Arbeit kann sich aus Sicht des Verfassers nun aus einem anderen Blickwinkel dem Schutzkonzept des Naturschutzes und dem Naturschutz als Pseudowissenschaft gewidmet werden. Akzeptiert man die Tatsache, dass das Naturschutzrecht 2015 noch immer auf o.g. Schutzattribute („Eigenart“, „Seltenheit“ und „Schönheit“) beruht, welche wiederum dem auf Ausgrenzung gründenden System der Nationalsozialisten zuzurechnen sind, so scheint eine tiefgreifende und kritische Auseinandersetzung mit ebenjenen, nicht objektiv auslegbaren Begriffen unumgänglich. Diese Auseinandersetzung ist gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit der Ideologie des Nationalsozialismus.

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9. Quellen und Literatur

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BUCHWALD, KONRAD; RATHFELDER, OSWALD; ZIMMERMANN, WALTER [Hrsg.] (1956): Festschrift für Hans Schwenkel zum 70. Geburtstag. Veröffentlichungen der Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Baden-Württemberg und der württembergischen Bezirksstellen in Stuttgart und Tübingen. Verschiedene Autoren. (zit.: „Autor“ in: Festschrift für Hans Schwenkel, 1956)

BUCHWALD, KONRAD; LENDHOLT, WERNER; MEYER, KONRAD [Hrsg.] (1963): Festschrift für Heinrich Friedrich Wiepking. Erschienen in: Beiträge zur Landespflege – Band 1. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. (zit.: Autor, Festschrift für Heinrich Friedrich Wiepking, S.)

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DEUTSCHE FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT (2006): Wissenschaft, Planung, Vertreibung. Der Generalplan Ost der Nationalsozialisten. Katalog zur Ausstellung. (zit.: DFG, Generalplan Ost, S.)

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WEBER, WERNER PROF. DR. ; SCHOENICHEN, WALTHER PROF. DR. (1936): Erster Teil. Das Reichsnaturschutzgesetz vom 26. Juni 1935 und die Verordnung zur Durchführung des Reichsnaturschutzgesetzes vom 31. Oktober 1935 nebst ergänzenden Bestimmungen und ausführlichen Erläuterungen. Hugo Bermühler Verlag, Berlin- Lichterfelde. (zit.: Weber/ Schoenichen, Erster Teil, S.)

WEBER, WERNER PROF. DR. ; SCHOENICHEN, WALTHER PROF. DR. (1936): Zweiter Teil. Der Schutz von Pflanzen und Tieren nach der Naturschutzverordnung vom 18. März 1936 und den ergänzenden Bestimmungen mit ausführlichen Erläuterungen. Hugo Bermühler Verlag, Berlin- Lichterfelde. (zit.: Weber/ Schoenichen, Zweiter Teil, S.)

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WIEPKING- (JÜRGENSMANN), HEINRICH FRIEDRICH (1942): Die Landschaftsfibel. Deutsche Landbuchhandlung, Berlin. (zit.: Wiepking, Die Landschaftsfibel, S.)

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Weiterführende Literatur

BRÜGGEMEIER, FRANZ- JOSEF; ENGELS, JENS- IVO [Hrsg.] (2005): Natur- und Umweltschutz nach 1945. Konzepte, Konflikte, Kompetenzen. Campus Verlag GmbH. Frankfurt am Main.

GRIMM, HANS (1926). Volk ohne Raum. Erster Band. Enthält: Heimat und Enge sowie Fremder Raum und Irregang. Einundfünfzigstes bis Fünfundfünfzigstes Tausend. Albert Langen. München, 1929.

GRIMM, HANS (1926). Volk ohne Raum. Zweiter Band. Enthält: Deutscher Raum sowie Das Volk ohne Raum. Einundfünfzigstes bis Fünfundfünfzigstes Tausend. Albert Langen. München, 1929.

GRÖNING, GERT; WOLSCHKE –BULMAHN, JOACHIM [Hrsg.] (2006): Naturschutz und Demokratie!? Dokumentation der Beiträge zur Veranstaltung der Stiftung Naturschutzgeschichte und des Zentrums für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) der Leibniz Universität Hannover in Kooperation mit dem Institut für Geschichte und Theorie der Gestaltung (GTG) der Universität der Künste Berlin. Martin Meidenbauer Verlagsbuchhandlung, München. (zit.: Autor, Naturschutz und Demokratie!?, S.)

HUMBOLDT, ALEXANDER VON (o.J.): Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Eichborn Verlag. Frankfurt am Main, 2004.

INSTITUT FÜR UMWELTGESCHICHTE UND REGIONALENTWICKLUNG E.V. [Hrsg.]; Behrens, Hermann; Ziese, Bernd (Bearb.) (2007): Lexikon der Naturschutzbeauftragten. Bd.1 Mecklenburg-Vorpommern. Steffen- Verlag Friedland. (zit.: IUGR, 1, S.)

INSTITUT FÜR UMWELTGESCHICHTE UND REGIONALENTWICKLUNG E.V. [Hrsg.]; Behrens, Hermann (Bearb.) (o.J.):Lexikon der Naturschutzbeauftragten. Bd.3, Naturschutzgeschichte und Naturschutzbeauftragte in Berlin und Brandenburg. Steffen- Verlag, 1. Auflage, Friedland. (zit.: IUGR, 3, S.)

HARTMANN, CHRISTIAN, et al. (2016): Hitler, . Eine Kritische Edition, Band I u. II. Institut für Zeitgeschichte, München–Berlin. 2. Auflage.

KÖRNER, STEFAN DR. (2001): Theorie und Methodologie der Landschaftsplanung, Landschaftsarchitektur und Sozialwissenschaftlichen Freiraumplanung vom Nationalsozialismus bis zur Gegenwart. Schriftenreihe der Fakultät -Architektur Umwelt Gesellschaft-. Nr. 118. Berlin.

RUDORFF, ERNST (1897): Heimatschutz. Neu Verlegt von: Reichl Verlag St. Goar. Herausgegeben vom Deutschen Heimatbund Bonn. 1994.

SUCCOW, MICHAEL; JESCHKE, LEBRECHT; KNAPP, HANS- DIETER [Hrsg.] (2012): Naturschutz in Deutschland. Rückblicke- Einblicke- Ausblicke. Christoph Links GmbH. 1. Auflage, Berlin. (zit.: Succow, et al. Naturschutz, S.)

ZWANZIG, GÜNTHER (1962): Die Fortentwicklung des Naturschutzrechtes in Deutschland nach 1945. Verlag Merkel, .

Johannes Hansen: Braune Natur II- Zur Funktion des Naturschutzes im Dritten Reich als einer Grundkategorie der nationalsozialistischen Ideologieproduktion Seite 85 von 94

Rechtsgrundlagen

Gesetze vor 1945

GESETZ GEGEN DIE VERUNSTALTUNG VON ORTSCHAFTEN UND LANDSCHAFTLICH HERVORRAGENDEN GEGENDEN vom 15. Juli 1907, aus: Adolf Weißler, Preußisches Archiv: Sammlung der Gesetze und 3 der das Rechtswesen betreffenden Verordnungen und Verfügungen Preußens und des Rechts. , 1907, S. 575-577.

REICHSNATURSCHUTZGESETZ vom 26. Juni 1935 (RGBl. I S. 821).

REICHSARBEITSDIENSTGESETZ vom 26. Juni 1935 (RGBl. I, S. 769 – 771).

GESETZ ZUM SCHUTZE DES DEUTSCHEN BLUTES UND DER DEUTSCHEN EHRE vom 15. September 1935.

Gesetze nach 1945 GESETZ ÜBER NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE (Bundesnaturschutzgesetz BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), zuletzt geändert durch Artikel 421 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474). BAUGESETZBUCH (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. September 2004 (BGBl. I S. 2414), zuletzt geändert durch Artikel 6 des Gesetzes vom 20. Oktober 2015 (BGBl. I S. 1722)

GESETZ ÜBER TITEL, ORDEN UND EHRENZEICHEN vom 26. Juli 1957 (BGBl. I S. 844), zuletzt geändert durch Art. 3 des Justizmitteilungsgesetzes und Gesetzes zur Änderung kostenrechtlicher Vorschriften und anderer Gesetze vom 18. 6. 1997 (BGBl. I S. 1430, 1433)

Verordnungen/ Erlasse/ Sonstige Vorschriften VERORDNUNG ZUR DURCHFÜHRUNG DES REICHSNATURSCHUTZGESETZES vom 31. Oktober 1935 (RGBl. I S. 1275).

NATURSCHUTZVERORDNUNG vom 18. März 1936 (RGBl. I S. 181).

ERLAß DES FÜHRERS UND REICHSKANZLERS ZUR FESTIGUNG DEUTSCHEN VOLKSTUMS vom 7. Oktober 1939. In: Themenportal Europäische Geschichte (2007), [http://www.europa.clio-online.de/2007/Article=203, abgerufen am: 18. Dezember 2015]

ERLAß ÜBER DIE STIFTUNG DES "VERDIENSTORDENS DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND" vom 7. September 1951 (BGBl. I S. 831)

AUSFÜHRUNGSBESTIMMUNGEN ZUM STATUT DES VERDIENSTORDENS DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND vom 5. September 1983 (GMBl. 1983, S. 389)

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Bundesarchiv

Bundesarchiv [BArch] B122/38415, (über Hans Schwenkel) Bundesarchiv [BArch] B122/38578, (über Heinrich Wiepking-Jürgensmann)

Bundesarchiv [BArch] B122/38885, (über Hans Klose)

Bundesarchiv [BArch] B122/38573, (über Walther Schoenichen)

Sonstige Archivalien Universitätsarchiv Hannover

Heinrich Wiepking, Personalakte, 2 Bände: Bestand 5, Nr. 1001 I

Heinrich Wiepking, Fakultät für Landespflege, Berufungen: Bestand 2, Nr. 142 Konrad Meyer, Personalakte, 2 Bände: Bestand 5, Nr. 624 I

Universitätsarchiv der TU Braunschweig Walther Schoenichen, Personalangelegenheiten, Sign.: B 7 : 461

Briefe und Schriftverkehr BUNDESARCHIV, KOBLENZ (18. Dezember 2015): Antwort auf Anfrage und Antrag vom 17. Dezember 2015. Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Hans Schwenkel und Heinrich Wiepking-Jürgensmann. Hans Schwenkel: Bundesarchiv [BArch] B122/38415; Heinrich Wiepking-Jürgensmann: Bundesarchiv [BArch] B 122/38578. (zit.: BArch, 18. Dezember 2015)

BUNDESARCHIV, KOBLENZ (28. Januar 2016): Antwort auf Anfrage und Antrag vom 19. Januar 2016. Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Hans (Johannes) Klose und Walther Schoenichen. Hans Johannes Klose: Bundesarchiv [BArch] B122/38885; Walther Schoenichen: Bundesarchiv [BArch] B 122/38573. (zit.: BArch, 28. Januar 2016)

BUNDESPRÄSIDIALAMT-ORDENSKANZLEI (7. Januar 2016, per E-Mail). Antwort auf die Anfrage des Autors nach der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Dr, Walther Schoenichen und Dr. Johannes (Hans) Klose. (zit.: BPRA, 7. Januar 2016)

BUNDESPRÄSIDIALAMT-ORDENSKANZLEI (9. Dezember 2015, per E-Mail). Antwort auf die Anfrage des Autors nach der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Dr. Hans Schwenkel und Heinrich Wiepking- Jürgensmann. (zit.: BPRA, 9. Dezember 2015)

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Verwendete Gerichtsurteile

BVerwG I C 16.53. Urteil vom 7. Oktober 1954

Quellenfragmente LIENENKÄMPER (1937): Brief an die Kreisleitung der NSDAP. Auf Anfrage des Autors am 10. Dezember 2015 zur Verfügung gestellt. Kreisarchiv des Märkischen Kreises, Landratsamt Altena B 327. (zit.: Kreisarchiv des Märkischen Kreises, B 327)

SCHWÄBISCHER ALBVEREIN (unvollst.): Jahresbericht 1939, erstattet vom Vereinsführer Direktor Georg Fahrbach. 52. Jahreshauptversammlung am 14. April 1940 in Göppingen. Teilnahme u.a. von: Prof. Dr. Hans Schwenkel, Landesbeauftragter für Naturschutz; Dr. Hans Klose, Direktor der Reichsstelle für Naturschutz. (Freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Schwäbischen Albverein)

Internetquellen Sämtliche Internetquellen wurden im Fließtext in den Fußnoten, einschließlich des Abrufdatums, vollständig widergegeben.

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10. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildungen

ABBILDUNG 1: ÜBERSICHT ÜBER DIE STELLUNG DES NATURSCHUTZES IM VERHÄLTNIS ZUM ALS GANZHEITLICH ZU VERSTEHENDEN HEIMATSCHUTZ IM WEITESTEN SINNE. (NACH HANS SCHWENKEL, A.A.O., EIGENE DARSTELLUNG) ...... 27

ABBILDUNG 2: UNTERGLIEDERUNG DES NATURSCHUTZES IM WEITEREN SINN. (NACH HANS SCHWENKEL, A.A.O., EIGENE DARSTELLUNG) ...... 28

ABBILDUNG 3: DER STELLENWERT DES NATURSCHUTZES IN DER NATIONALSOZIALISTISCHEN WELTANSCHAUUNG WAR ENORM. NEBEN DER RASSENHYGIENE UND DEM ANTILIBERALISMUS UND ANTISEMITISMUS STELLTE DER NATURSCHUTZ EINE EBENSO WICHTIGE SÄULE FÜR DIE DAUERHAFTE SICHERUNG DES NATIONALSOZIALISMUS DAR. (EIGENE DARSTELLUNG) ...... 39

ABBILDUNG 4: DIE MAßGEBENDE INHALTLICHE VERBINDUNG ZWISCHEN DEM NATURSCHUTZ UND DER IDEOLOGIE DES NATIONALSOZIALISMUS, AUF GRUNDLAGE DER ANSICHTEN FÜHRENDER NATURSCHÜTZER DES NS-STAATES, WIE Z.B. SCHWENKEL ODER SCHOENICHEN. DIE EXISTENZ DES NATURSCHUTZES UND DES NATIONALSOZIALISMUS GRÜNDETE JEWEILS IM BESTEHEN DES ANDEREN. AUCH DIE ZIELE WAREN IDENTISCH. (EIGENE DARSTELLUNG, J. HANSEN) ...... 48

ABBILDUNG 5: GRAFISCHE DARSTELLUNG DES NACH KARL CORNELIUS IM RNATSCHG ENTHALTENEN „SCHUTZDACHES“. DER SCHUTZ DER NATUR ERFOLGTE EBEN ERST, WENN DIESE EINE VERMEINTLICHE „SELTENHEIT“, „SCHÖNHEIT“ ODER „EIGENART“ BESAß...... 58

Tabellen

TABELLE 1: DER BEGRIFF „SELTENHEIT IM RNATSCHG UND BNATSCHG ...... 60

TABELLE 2: DER BEGRIFF „SCHÖNHEIT“ IM RNATSCHG UND BNATSCHG ...... 61

TABELLE 3: DER BEGRIFF „EIGENART“ IM RNATSCHG UND BNATSCHG ...... 61 TABELLE 4: BESCHRÄNKENDE MAßNAHMEN DES NATURSCHUTZES, DIE JEDOCH KEINE ENTSCHÄDIGUNGSANSPRÜCHE FÜR DEN PRIVATEIGENTÜMER BEGRÜNDEN, DA SIE KEINE ENTEIGNUNG IM SINNE DER WEIMARER REICHSVERFASSUNG DARSTELLEN (NACH HANS SCHWENKEL, WERNER WEBER UND WALTHER SCHOENICHEN) ...... 63

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11. Abkürzungsverzeichnis a.a.O. ------am angegebenen Ort

Abs. ------Absatz

BArch ------Bundesarchiv

BfN ------Bundesamt für Naturschutz

BNatSchG -- -- Bundesnaturschutzgesetz

BVerwG -- -- Bundesverwaltungsgericht

DJZ ------Deutsche Juristen Zeitung

DÖV ------Die öffentliche Verwaltung (Zeitschrift)

DVO ------Durchführungsverordnung

Hrsg. ------Herausgeber i.d.F ------in der Fassung

Jg. ------Jahrgang

Nazi ------Nationalsozialist

NDAV ------Naturschutzdienst Albverein

NVO ------Naturschutzverordnung

NS ------Nationalsozialismus, nationalsozialistisch

NSDAP ------Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei o.O. ------ohne Ortsangabe

RfN ------Reichsstelle für Naturschutz

RGBl. ------Reichsgesetzblatt

RHH ------Reichshaushalt

RKF ------Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums

RM ------Reichsmark

RNG ------Reichsnaturschutzgesetz

RNatSchG -- -- Reichsnaturschutzgesetz

RSHA ------Reichssicherheitshauptamt sog. ------sogenannten

SoSe ------Sommersemester

SS ------ unvollst. -- -- unvollständig

WiSe ------Wintersemester

WRV ------Weimarer Reichsverfassung

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Nicht wissenschaftlicher Teil

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Dank

Besonderer Dank gilt meinem betreuenden Professor Dr. Helmut Lührs, der die Studenten immer das Hinterfragen lehrt. Er inspirierte mich in vielen Gesprächen zu neuen Ideen und wies auf Probleme hin. Ohne seine Konstruktiven Kritiken, hätte diese Arbeit nicht in der vorliegenden Form entstehen können.

Ich danke ferner meiner Ehefrau Lena, die mich in vielen Gesprächen zum behandelten Thema ertragen hat und mich stets unterstützte. Meinen Kindern Anouk und Joona danke ich für ihre Gabe, mich so oft zum Lachen zu bringen und mich dabei den Ernst des Lebens vergessen zu lassen. Meiner Schwester Dagmar, meiner Mutter Gerlind und meinem Vater Olaf danke ich für die sehr wichtige organisatorische Entlastung und ihr bedingungsloses Verständnis. Insbesondere Gespräche mit den zuletzt aufgezählten sind es, die das behandelte Thema in einer exakten und notwendigen Form darstellbar machten.

Nicht zuletzt gilt mein Dank dem Bundesarchiv Koblenz und dem Bundespräsidialamt für die Bereitstellung unbedingt notwendiger Dokumente, dem Schwäbischen Alpverein und dem Märkischen Kreis für die Übersendung informativer Archivalien und den Archiven der Universität Hannover und der TU Braunschweig für die Unterstützung.

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Nachwort

Wo stehen wir im Naturschutz? Für mich hatte die Arbeit einen besonderen Wert. Ich wollte mich seit Beginn meines Studiums 2009 nie dem Naturschutz ungefragt hingeben. Ich wollte und konnte den Naturschutz seit meiner „professionellen akademischen Ausbildung“ auch oder erst recht niemals als etwas rein Positives begreifen. Es blieben immer Zweifel und Probleme. Mehr Fragen als Antworten. Zum einen das ständige Jonglieren mit irgendwelchen Begriffen ideellen Charakters. Landschaft, Natur, Seltenheit, Schönheit, Eigenart, Vielfalt- wie soll ich als „Naturschützer“ in Erscheinung treten, wenn ich diese Begriffe, die unseren Naturschutz bis heute überhaupt ausmachen, nicht abgrenzen kann? Darüber hinaus bleibt immer die Ideologie des Nationalsozialismus haften-also die "braune“ Vergangenheit. Diese gehört unbedingt vielmehr und auch weiterhin aufgedeckt!

Die Notwendigkeit dieser Forderung scheint aktueller denn je und längst überfällig, denn ich möchte nicht, dass denen mit dem Bundesverdienstkreuz geehrten Nazis weiterhin gehuldigt wird. Schlimm genug, dass jene als Pioniere des Naturschutzes gelten.

Jedoch nicht nach meinem Verständnis!

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Glossar

B M Blutspflege 10, 76 Mäding, Erhard 15, 34, 36, 40 Bundesverdienstkreuz 11, 12, 16, 64, 77 Meyer, Konrad 9, 15, 16, 35, 49, 50, 81, 86 C N Cornelius, Karl 13, 14, 53, 54, 55, 58, 59, 80 Nationalsozialismus 9, 10, 11, 15, 16, 18, 19, 21, 23, D 24, 25, 29, 30, 32, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 46, 47, 49, 52, 64, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 74, 75, 79, 81, Deutscher Mensch 9, 10, 13, 14, 17, 24, 32, 33, 34, 84, 89 37, 40, 41, 43, 44, 45, 52, 69, 70, 71, 74, 82 Natur 9, 10, 11, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 23, E 24, 25, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 38, 40, 41, Eigenart 9, 11, 16, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 38, 45, 46, 44, 45, 46, 47, 52, 53, 54, 55, 56, 58, 59, 64, 68, 53, 54, 55, 56, 58, 59, 60, 61 71, 74, 75, 79, 80, 82, 83, 84 Eigentum 13, 14, 48 Naturschutz 9, 10, 11, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, Eigentums 13, 14 21, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, Endlösung der Judenfrage 49, 50, 51 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 44, 45, 46, 47, 48, Enteignung 13, 20, 38, 62, 63 49, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 58, 59, 60, 62, 63, 64, 66, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 79, 80, 81, 82, 83, G 84, 85, 87, 89 Generalplan Ost 15, 35, 49, 51, 64, 74, 79 wirksamer 46, 62 Göring, Hermann 15, 36, 49, 50, 51, 68 O H Osten 37, 51, 56 Heimatnatur Siehe Naturschutz P Heydrich, Reinhard 50 Himmler, Heinrich 15, 35, 42, 49, 51 Präambel 9, 13, 14, 17, 21, 32, 33, 37, 41, 43, 44, Hitler, Adolf 10, 13, 18, 21, 22, 57, 70, 84 45, 49, 52, 61 Privateigentum 13, 14, 62 J R Jude 45, 46, 71 Rassenhygiene 10, 20, 42, 69 K Raumplanung 9 Klose, Hans 15, 18, 21, 22, 36, 45, 53, 64, 72, 80, 83, Reichsnaturschutzgesetz 9, 13, 14, 17, 23, 24, 25, 86, 87 26, 32, 36, 41, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 62, 63, 69, 78, 80, 81, 82, 83, 89 L RNatSchG 9, 10, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 23, Landespflege 9, 26, 28, 34, 40, 79, 81, 86 24, 25, 26, 27, 31, 32, 33, 35, 36, 37, 38, 41, Landschaft 9, 13, 14, 16, 18, 19, 32, 33, 34, 37, 38, 44, 45, 47, 48, 49, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 46, 52, 53, 54, 57, 68, 69, 75, 76, 79, 80, 81, 82, 60, 61, 62, 63, 68, 69, 70, 89 83 Reichsstelle für Naturschutz 15, 87 Landschaftspflege 9, 16, 17, 18, 26, 27, 28, 30, 32, S 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 47, 51, 57, 61, 68, 69, 70, 71, 72, 74, 75, 79, 80, 81, 82, 83, 85 Schoenichen, Walther 13, 15, 18, 19, 20, 21, 25, 28, Lebensraum 9, 46 29, 30, 31, 32, 33, 34, 36, 41, 42, 45, 46, 47, 53, 54, 57, 63, 64, 67, 72, 74, 86

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Scholle 9, 14, 15 V Schönheit 9, 11, 16, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 33, 38, Volksgemeinschaft 9, 10, 13, 14, 15, 20, 23, 29, 30, 47, 53, 54, 55, 56, 58, 59, 60, 61, 68, 71 35, 37, 40, 41, 42, 57, 62, 63 Schutzkonzept 9, 18, 20, 21, 23, 24 Schwenkel, Hans 9, 15, 16, 26, 27, 29, 32, 33, 34, W 36, 41, 44, 45, 46, 47, 51, 53, 54, 55, 56, 63, 64, Weber, Werner 15, 20, 32, 33, 37, 38, 54, 56, 57, 66, 67, 68, 69, 71, 74, 75, 79, 80, 82, 83, 86, 87 62, 63, 71, 80, 83 Seltenheit 9, 11, 16, 19, 20, 21, 23, 24, 38, 53, 54, Weimarer Republik 9, 13, 17 55, 56, 58, 59, 60 Wiepking-Jürgensmann, Heinrich 15, 16, 36, 38, 46, 51, 66, 67, 74, 75, 76, 86

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