ION IN EUROPA

CDU/CSU- Gruppe Europäischen Parlament

Nummer 16 • 28. November 2002 • www.cdu-csu-ep.de

„Erweiterung der EU ist historische Chance" : Als „historische Chance" bezeichnete der Vor- Emmissionshandel sitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Seite 2 Parlament die bevorstehende Erweiterungder Eu- : ropäischen Union. Während eines Kongresses EU-Haushalt der CDU/CSU-Gruppe in Berlin diskutierten die Seite 4 Europaabgeordneten , , Ingo Schmitt und mit Ver- Debatte über die tretern der Wirtschaft und Botschaftern der EU- Erweiterungder EU Mitglieds- und Beitrittsstaaten die Chancen und Seite 5 Risiken der Erweiterung. Für den Erweiterungs- Michael Gahler: prozess sei eine intelligente und problemge- Königsberg-Transit rechte Steuerung der Wirtschaftsinteressen not- Seite 7 wendig, um Verwerfungen auf beiden Seiten zu vermeiden, erklärte Nassauer. EMMISSIONSHANDEL

WERNER LANGEN: Handel mit Emmissionszertifikaten

FREIWILLIGES SYSTEM FüR DEN EMMISSIONSHANDEL STäRKT KLIMASCHUTZ

^eit der Konferenz der voraussichtlich nicht er- Vereinten Nationen reicht werden können. über Umwelt und Ent- Die Europäische Kom- wicklung im Jahre 1992 mission rechnet nur mit in Rio de Janeiro zählt ei- einer Stabilisierung der ne verlässliche und dau- Treibhausgasemissio- erhafte Klimaschutzpo- nen auf dem Niveau von litik weltweit zu den Kern- 1990 statt mit einer zu- elementen einer nach- gesagten Reduzierung haltigen Entwicklung. um 8 Prozent. Deshalb Insbesondere das Kyoto- ä^M sind, neben den Rege- Protokoll (1997) hat da- ^ lungen in den Mitglieds- zu flexible Instrumente Werner Langen MdEP staaten, die weiteren definiert, die Grundlage Maßnahmen für eine EU- für eine Zusammenarbeit zwischen In- Klimaschutzstrategie sinnvoll, um mög- dustrie-, Entwicklungs- und Schwellen- lichst alle EU-Mitgliedstaaten im Rah- ländern sein sollen. men ihrer nationalen Verantwortung Die flexiblen Instrumente des Kyoto- einzubinden. Gemeinsame und koordi- Protokolls und die individuellen Zielvor- nierende Maßnahmen sind auch des- gaben fürdie Vertragsparteien erfordern halb erforderlich, weil bislang nur eine wachsende Anstrengungen. Von der Eu- Minderheit der EU-Mitgliedstaaten er- ropäischen Union ist eine gemeinsame kennbare Fortschritte zur Realisierung Reduzierung der Treibhausgasemissio- ihrer übernommenen Lastenvertei- nen bis 2012 um 8 Prozent gegenüber lungs-, Minderungs- bzw. Begrenzungs- dem Stand von 1990 auf der Grundlage verpflichtungen erzielt haben. Hier sind einer europäischen Lastenteilung zuge- vor allem Großbritannien und Deutsch- sagt worden. Einzelne Mitgliedsstaaten land zu nennen. Demgegenüber befin- der EU haben bereits erhebliche Vorlei- den sich die Niederlanden, Dänemark, stungen erbracht, z.B. im Rahmen frei- Belgien, Spanien und Österreich heute williger Vereinbarungen. weit außerhalb des von ihnen nach dem Mit den bislang umgesetzten oder in Kyoto-Protokoll und der Lastenvertei- Vorbereitung befindlichen Maßnahmen lung einzuhaltenden Zielkorridors. Die in der Europäischen Union und in den von der Kommission vorgeschlagenen Mitgliedstaaten wird allerdings nach der Instrumente des Emissionshandels Analyse der Kommission das Kyoto-Ziel und weiterer zehn Maßnahmen werden

2 • UNION IN EUROPA 16/2002 EMMISSIONSHANDEL

allerdings die Mitgliedstaaten von ihren keine Mehrheit. Eine Herausnahme der Verpflichtungen nicht entbinden können. betroffenen Industriezweige, z.B. die Bei der Einführung eines EU-weiten Produktion von Kalk, Zement und Stahl, Rahmens für den Handel mit Treibhaus- war von den deutschen Abgeordneten gasen, der die auf der Ebene der EU und gefordert worden. Über den Richtlinien- einzelner Mitgliedsstaaten bereits erfolg- entwurf der Kommission und die be- reichen Maßnahmen wirksam ergänzt, schlossenen Änderungen durch das kommt es darauf an, dass die EU ein Sy- Parlament hat nun der Rat mit qualifi- stem findet, das alle Instrumente des zierter Mehrheit zu entscheiden. Zu- Kyoto-Protokolls beinhaltet. Deshalb wä- ständig ist der Rat für Umweltfragen, in re es sinnvoll, dass dieses vorgeschla- dem je ein Vertreter jedes Mitglied- gene System ab 2005 in einer mehrjähri- staats auf Ministerebene sitzt, der be- gen Pilotphase auf freiwilliger Basis mit fugt ist, für seine Regierung verbindlich einem entsprechenden Anreizsystem zu handeln. Die Mitglieder des Rates und ergebnisoffen ausgestaltet wird. Bei sind gegenüber ihren nationalen Parla- der Bewertung der einzelnen Maßnah- menten verantwortlich. Bislang konnte men des Vorschlags der Kommission ist vor allem wegen der Uneinigkeit der es erforderlich, dass solche Maßnahmen deutschen Bundesregierung kein Kon- vorrangig umgesetzt werden, die ein ho- sens im Umweltrat zum Handel mit

hes C02-Einsparpotenzial und eine hohe Emissionsrechten erreicht werden. Kosteneffizienzaufweisen. Es ist eine der Bundeskanzler Schröder und das Wirt- wesentlichen Zielsetzungen des Kyoto- schaftsministerium haben bisher einen Protokolls, die Treibhausgasemissionen verbindlichen Emissionshandel abge- dort vorrangig einzuschränken, wo dies lehnt. Dass ein solcher Pflicht werden mit hohem Wirkungsgrad und niedrigen soll, wird dagegen im Bundesumwelt- Kosten möglich ist. ministerium nach wie vor begrüßt (trotz Die deutschen Europaabgeordneten der rot-grünen Koalitionsvereinbarung). haben sich mehrheitlich und partei- Allerdingszeichnetsich im Rateine Mehr- übergreifend für ein freiwilliges System heit für ein obligatorisches Handelssy- für den Handel mit Emissionszertifika- stem ab, so dass Deutschland im De- ten inklusive einer opt-out-Klausel bei zember überstimmt werden könnte. ausreichenden Vorleistungen einge- Ist der Rat letztlich zu einer Einigung setzt. Leider ist dieser Kernpunkt bei der gekommen, wird dieser „Gemeinsame Einführung eines Emissionshandelssy- Standpunkt" dem Parlament zur Zwei- stem, der eine freiwillige Teilnahme der ten Lesung vorgelegt. Dann müssen EU-Mitgliedstaaten vorsah, jedoch mit sich Parlament und Rat auf einen ge- deutlicher Mehrheit im Plenum des Eu- meinsamen Richtlinientext einigen, not- ropäischen Parlaments abgelehnt wor- falls im Vermittlungsverfahren. den. Ebenso fand der Antrag, dass C02- Emissionen bei bestimmten Produk- Dr. Werner Langen (CDU Rheinland- tionsprozessen nicht vermeidbar sind Pfalz) ist Mitglied im Ausschuss für In- und deshalb herausgenommen werden dustrie, Außenhandel, Forschung und müssen, im Europäischen Parlament Energie des Europäischen Parlaments.

UNION IN EUROPA 16/2002 • 3 EU-HAUSHALT

MARKUS FERBER: Einstieg in die parlamentarische Kontrolle der Außenpolitik

HAUSHALT 2003: PARLAMENT BEI GASP ANGEMESSEN BETEILIGT

n den Haushaltsbera- in Bosnien-Herzegowi- tungen für 2003 hat na deutlich. Der Rat hat- das Europäische Parla- te dafür zusätzliche Mit- ment ein neues Kapitel tel in Höhe von 10 Mil- aufgeschlagen. Erst- lionen Euro sowie weite- mals sind konkrete Fi- re 7,5 Millionen Euro für nanzierungen für Maß- andere Projekte gefor- nahmen im Bereich der dert. Anstatt nationale Gemeinsamen Außen- Mittel aufzubringen, und Sicherheitspolitik wollte man das Geld ein- (GASP) an das Einver- fach aus dem EU-Haus- ständnis des Straßbur- halt „abzwacken", aller- ger Plenums gebunden. Markus Ferber MdEP dings ohne das Parla- Nach langen Jahren oh- ment einzubeziehen. ne jeglichen parlamentarischen Ein- Das konnten wir als gewählte Volks- fluss bei der europäischen Außenpoli- vertreter nicht akzeptieren! tik ist dies ein echter Durchbruch. Auf meine Initiative hin hat das Eu- Rat und Parlament haben sich im ropäische Parlament in den Verhand- „Konzertierungsverfahren" auf einen lungen durchgesetzt, dass eine Auf- Etat von 97,5 Milliarden Euro geei- stockung der Mittel für die GASP im EU- nigt. Mit einem Anteil von 1,02 Pro- Haushalt nurdann erfolgen kann, wenn zent am Bruttosozialprodukt der EU das Parlament „angemessen betei- bleibt der Haushalt für das kommen- ligt" wird. Dies ist ein großer Erfolg. de Jahr deutlich unter der Obergrenze Mehr konnte das Parlament nicht er- von 1,27 Prozent. Diese Grenze ist in reichen, da die europäischen Verträge der aktuellen finanziellen Voraus- eine vollumfängliche parlamentari- schau bis 2006 festgelegt, die vor sche Kontrolle der GASP (noch) nicht drei Jahren auf dem EU-Gipfel von Ber- erlauben. Ich setzte in diesem Punkt lin beschlossen wurde. Ich halte den voll auf die Arbeiten des EU-Konventes. kommenden Haushalt für ein positi- Ein weiteren Erfolg können wir bei ves Signal in Zeiten schlechter wirt- den Hilfsgeldern für Drittländer verbu- schaftlicher Konjunktur. chen. Dort hatte der Rat neue Mittel für Der erfreuliche Kompetenzgewinn Afghanistan in Höhe von 1 Milliarde Eu- des Europäischen Parlaments wird an ro in den nächsten vier Jahren veran- der Finanzierung der EU-Polizeimission schlagt. Wir sind die letzten, die sich ei-

4 • UNION IN EUROPA 16/2002 EU-ERWEITERUNG ner solchen dringend notwendigen Un- tig durchgesetzt, dass die Hilfsgelder terstützung für das geschundene Land für andere Regionen nicht gekürzt wer- verweigern. Wir haben aber auch klar den. Diese Aufgaben müssen adäquat gemacht, dass das nicht auf Kosten finanziert werden, sonst wird die EU in- anderer Regionen auf dem Balkan, in ternational unglaubwürdig. Mit der Ver- Afrika, Südamerika und Asien gehen wendung von nicht abgerufenen Mit- darf, die ebenso auf Europas Solida- teln im Bereich der Außenpolitik wurde rität angewiesen sind. Die EU darf das hier eine gute Lösung gefunden. Auf berechtigte Vertrauen dieser Länder der Dezember-Sitzung in Straßburg nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Die wird der Haushalt 2003 vom Parlament „Feuerwehrmentalität" des Rates, endgültig verabschiedet. nach der Geld immer dahin umge- schichtet werden soll, wo's gerade Markus Ferber (CSU) ist Co-Vorsit- „brennt", ist schlicht unseriös. Europa zender der CDU/CSU-Gruppe im Eu- soll es machen, aberzusätzliches Geld ropäischen Parlament und stellv. Ko- soll es keines geben. ordinator der EVP/ED-Fraktion im Wir haben dem Hilfsprogramm für Haushaltsausschuss des Europäi- Afghanistan zugestimmt und gleichzei- schen Parlaments.

Abgeordnete der Beitrittsländer zur Debatte über die Erweiterung im Europäischen Parlament

m 19. November 2002 unternahm gliedstaaten vom Präsidenten und den die Europäische Union einen wei- Fraktionen des Europäischen Parla- teren Schritt zur Wiedervereinigung Eu- ments eingeladen, sich aktiv an der De- ropas. Dieser Tag wird in die Ge- batte zu beteiligen. Vertreter aus Bul- schichte eingehen. Zweihundert Abge- garien, Estland, Lettland, Litauen, Mal- ordnete der nationalen Parlamente von ta, Polen, Rumänien, der Slowakei, 12 Bewerberländern nahmen gemein- Slowenien, der Tschechischen Repu- sam mit den 626 Mitgliedern des Eu- blik, Ungarn und Zypern nahmen ihre ropäischen Parlaments an einer emo- Plätze im Plenum ein und beteiligten tional bewegenden Debatte über die sich mit Redebeiträgen an der Aus- Zukunft der Europäischen Union teil. sprache. In einer Sitzung, wie es sie im Eu- An der feierlichen Eröffnung der De- ropäischen Parlament noch nicht ge- batte durch Präsident Pat Cox nahmen geben hat, wurden Abgeordnete der der Präsident der Europäischen Kom- Länderparlamente der zukünftigen Mit- mission, Romano Prodi, dasfürdieBei-

UNION IN EUROPA 16/2002 • 5 EU-ERWEITERUNG trittsverhandlungen zuständige Kom- wartet. Zuweilen habe er nicht mehr missionsmitglied Günter Verheugen daran geglaubt, dass dieser Tag noch und Vertreter des Ministerrats teil. zu seinen Lebzeiten kommen würde. Im Verlauf der Woche füllten sich die Im Namen der Fraktion der EVP-ED Räume des Europäischen Parlaments begrüßte Pöttering die Bewerberländer mit Parlamentsneulingen aus den Be- und hob hervor: „Dies ist ein Tag der werberländern, und der Presseraum Freude, der Dankbarkeit, aberauch ein warvoll von Journalisten aus aller Welt. Tag, an dem wir uns an die Vergangen- Mit der Übersetzungder Debatten in 23 heit erinnern. Die Geschichte darf sich Sprachen bereicherte der Dolmetsch- nicht wiederholen. "Auf die Verbrechen dienst die freudige Stimmung um eine des Nationalsozialismus und des Kom- „klangvolle" Komponente. munismus eingehend rief erden Parla- Neben den Beiträgen der Parla- mentariern all diejenigen ins Gedächt- mentsneulinge und der Aussprache nis, die ihre Freiheitsideale nie aufge- über Elmar Broks Bericht über den geben haben. Standpunkt des Europäischen Parla- An die Abgeordneten der Bewerber- ments zur Beurteilung der Fortschritte länder gewandt versicherte Pöttering, der Bewerberländer auf dem Weg zum dass sie auf die Solidarität der Eu- Beitritt durch die Kommission, be- ropäischen Union vertrauen könnten. herrschten die Aussichten auf eine Er begrüßte als Gast den früheren EVP- friedliche und umfassende Beilegung ED-Abgeordneten Otto von Habsburg, des Zypern-Konflikts und die künftige dessen Verdienste bei der Befreiung Partnerschaft mit der Türkei die De- Mittel- und Osteuropas vom Kommu- batte im Plenum. nismus er hervorhob. Abschließend er- Zum Abschluss der Sitzung nahm klärte Pöttering: „Die gemeinsame Zu- das Parlament den von Elmar Brok vor- kunft eines geeinten europäischen gelegten Fortschrittsbericht über die Kontinents ist ein Europa der Solida- Erweiterung mit einer soliden Mehr- rität, der Freiheit, der Menschenrechte heit an. und des Friedens". Der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Elmar Ein großer Tag für die Freiheit Brok, erinnerte an all diejenigen Män- ner und Frauen, die die Wiedervereini- Hans-Gert Pöttering, Vorsitzender gung Europas möglich gemacht hätten der EVP-ED-Fraktion, bezeichnete den und sprach über die Wichtigkeit von Tag der Parlamentsdebatte über die Er- realen zwischenmenschlichen Kontak- weiterung als einen großen Tag für die ten, die bewirkten, dass die Europäer Freiheit: „Dies ist ein großerTagfürdie einanderverstehen. Brok wörtlich: „Wir Demokratie und ein großer Tag für den und auch die Bewerberländer müssen Parlamentarismus in Europa". Pötte- daran denken, dass es hier nicht allein ringerklärte, seitl979,alsererstmals um ein wirtschaftliches Unterfangen in das Europäische Parlament gewählt geht. Das eigentliche Ziel ist die politi- worden sei, habe er auf diesen Tag ge- sche Union".

6 • UNION IN EUROPA 16/2002 KöNIGS BERG-TRANSIT

MICHAEL GAHLER: Schwierigkeiten vorprogrammiert

TRANSITREGELUNG FüR KöNIGSBERG WäLZT PROBLEME AUF

REISENDE UND NACHGEORDNETE BEHöRDEN AB lijfarum einfach, Weiterhin ist eine VV wenn's auch um- Machbarkeitsstudie für ständlichgeht. Diese Fra- Hochgeschwindigkeits- ge müssen sich die Be- züge vorgesehen, die teiligten stellen lassen, das litauischen Hoheits- die sich anlässlich des gebiet ohne Halt durch- EU-Russlandgipfels am queren. Allerdings müs- 11. und 12. November sen Litauen und die EU nach langem Ringen eine sich hier noch auf Refe- Regelung für den Transit renzbedingungen eini- von und nach Königs- gen. Russland seiner- berg ausgedacht haben. seits verpflichtet sich, Stattgegeben wurde - Michael Gahler MdEP die Ausstellung interna- vorerst - der russischen tionaler Pässe für seine Forderung nach einer formell visafrei- Bürger zu beschleunigen. en Regelung, natürlich mit einigen Auf- Dies sind die Kernelemente des ge- lagen. fundenen Kompromisses. Es ist er- Ab dem 1.7.2003 werden zwei Ver- staunlich, dass Litauen nicht unmit- fahren angewandt: für Mehrfacheinrei- telbar bei diesen Verhandlungen be- sen des gesamten Transitverkehrs teiligt war, wo es doch fast alles um- wird von einem litauischen Konsulat zusetzen hat. Auch Weißrussland, ein „vereinfachtes Transit-Dokument das am „Ostende" des Transits liegt, (FTD)"-gebührenfrei oderfüreine sehr ist nicht mit von der Partie. Zunächst geringe Gebühr-ausgestellt. muss Litauen sein Generalkonsulat in Für einmalige Hin- und Rückreisen Königsberg ausbauen und ein weite- mit der Bahn werden mit dem Kauf des res Konsulat in Tilsit eröffnen, um die Tickets an einem russischen Bahnhof Anträge für das „FTD" bearbeiten zu die entsprechenden Daten an die li- können. Es ist zu erwarten, dass sich tauischen Behörden übermittelt, im vor diesen Gebäuden auch die ande- Zug selbst sollen dann die litauischen ren Orts bekannten „russischen Grenzbehörden das „vereinfachte Ei- Schlangen" organisieren, die die übli- senbahntransitdokument (FRTD)" ver- che „Eigendynamik" hinsichtlich der teilen. Bei den für Litauen hieraus ent- Reihenfolge der zur Antragstellung stehenden Kosten wird die EU Hilfe- „zugelassenen" Wartenden ent- stellunggeben. wickeln werden. Die Frage, ob das Do-

UNION IN EUROPA 16/2002 • 7 KöNIGSBERG-TRANSIT kument kostenlos oder zu „sehr nied- doch geeignet, viel Verdruss bei den Rei- rigen Kosten" erteilt wird, ist auch senden auszulösen, wenn in der Praxis noch nicht geklärt. die aufeinander abgestimmte Zusam- Für das einmalige „FRTD" gibt es menarbeit und Kommunikation der zu- gleich mehrfaches „Fehlerpotenzial", ständigen Behörden nicht klappt. Es was das Zusammenwirken unterschied- könnte sogar überdie Unzufriedenheit zu licher Behörden zweier Länder betrifft: Ist einer Instrumentalisierung der Diskussi- an jedem russischen Bahnhof die Infor- on durch Russland kommen. Deshalb mation vorhanden, dass mit dem Kaufei- hat auch der Gemischte Parlamentari- nes Tickets nach Königsberg eine An- sche Ausschuss EU-Litauen eine kriti- tragsprozedur (Name, Anschrift, Pass- sche Diskussion zu den diesbezüglichen daten, exakter Reisezeitpunkt) verbun- Ergebnissen des EU-Russlandfels ge- den ist? Weiß das Schalterpersonal, führt und auf vorhersehbare Schwierig- wohin die Daten umgehend zu leiten keiten bei der Umsetzung hingewiesen. sind? Leiten die übergeordneten russi- In dieser einmaligen Situation im EU- schen Stellen die Daten rechtzeitigan die Erweiterungsprozess hätte wohl mit zuständigen litauischen Behörden? Wird mehr Flexibilität und Pragmatismus eine dasTicketerstnach einerpositiven Rück- effizientere Lösung gefunden werden meldung ausgestellt, was bedeuten wür- können. Schengen-Puristen auf der EU- de, der Reisende muss zweimal zum Seite und grundsätzliche Hoheitsfragen Schalter, oder geht man das im Normal- auf der russischen Seite haben dies je- fall zu vernachlässigende „Risiko" ein, doch verhindert. Für die Umsetzung des aus dem Zug verwiesen zu werden, weil Kompromiss ist nur eines schon klar: 13 der Transit verweigert wird? Bearbeiten Jahre nach dem Fall der Mauer ist der die litauischen Behörden die Anträge so Transit durch Litauen für die Reisenden rechtzeitig, dass die zuständigen Grenz- schwieriger als damals durch die DDR. beamten im richtigen Zug mit den Pas- Die Schwierigkeiten werden die litaui- sierscheinen unterwegs sind? Was ist, schen Beamten und die Bevölkerung Ka- wenn der Antragsteller einen Anschluss- liningrads auszubaden haben. zug verpasst und im folgenden Zug reist? Michael Gabler (CDU Hessen) ist Mit- Mit diesen praktischen reiserelevan- glied des Auswärtigen Ausschusses und ten Details hat man sich auf der Gipfel- 1. Vizepräsident des Gemischten Parla- ebene natürlich nicht befasst, sie sindje- mentarischen Ausschusses EU-Litauen.

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