ION IN EUROPA

DU/CSU- Gruppe Europäischen Parlament

Nummer 16 • 15. November 2001 • www.cdu-csu-ep.de

v / • D. Pack, W. Langen, M.ferber, A. Niebier, H. Keppelhoff-Wiechert. K^fn Wogau, L Goepel

Vorstand der CDU/CSU- Inhalt

Gruppe wiedergewählt Dr. Werner Langen: Chemikalienpolitik Zur Halbzeit der fünften Legislaturperiode des Seite 2 Europäischen Parlaments haben die 53 CDU/ CSU-Europaabgeordneten ihren Vorstand wieder- gewählt. (Hessen) wurde als kurz & bündig: Vorsitzender und (Bayern) als Aus der EVP-ED-Fraktion Co-Vorsitzender bestätigt. Stellvertretende Vor- Seite 4 standsvorsitzende wurden Reimer Böge (Schles- wig-Holstein), Dr. (Sachsen), Hedwig Dr. Joachim Wuermeling: Keppelhoff-Wiechert (Nordrhein-Westfalen), Do- EU-Grenzregionen ris Pack (CDU Saarland) und Dr. Seite 6 (Baden-Württemberg). Auch die beiden Parla- mentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU- Jürgen Schröder: Gruppe, Dr. Werner Langen (Rheinland-Pfalz) und Osterweiterung Dr. Angelika Niebier (Bayern) wurden wiederge- Seite 7 wählt. CHEMIKALIENPOLITIK

DR. WERNER LANGEN: Weichenstellung für Wettbewerbsfähigkeit der Chemieindustrie

SOZIALDEMOKRATEN UND GRüNE STEHLEN SICH AUS DER VERANTWORTUNG

Die von der Europäi- Stellungnahme des Eu- schen Kommission ropäischen Parlaments, vorgeschlagene neue die voraussichtlich in der Chemikalienpolitik muß November- Sitzungswo- den Schutz der Umwelt che des Plenums in und Gesundheit glei- Straßburg verabschiedet chermaßen beachten, wird, ist deshalb von wie die Wettbewerbs- enormer Bedeutung, weil fähigkeit der Chemiein- die Verordnungen im Mit- dustrie in Europa. Dies entscheidungsverfahren haben der Industrieaus- von Rat und Parlament schuss und der Rechts- im Jahre 2002 verab- ausschuss des Europäi- W. Langen MdEP schiedet werden. Die schen Parlaments in schwedische Umwelt- ihren Stellungnahmen zum Weißbuch kommissarin Wallström hatte angekün- für eine künftige Chemikalienpoli- digt, dass sie sich in ihren konkreten Vor- tik der Europäischen Union unter- schlägen weitgehend an den Beschlüs- strichen. sen des Europäischen Parlaments ori- entieren will. Die von der linken Ausschussmehr- Verlust tausender heit gegen den Widerstand der europäi- Arbeitsplätze droht schen Christdemokraten unter Führung derSchattenberichterstatterin Emilia F. Im Gegensatz dazu hat eine von den Müller (CSU) durchgedrückten Ver- Sozialisten angeführte linke Mehrheit im schärfungen des Weißbuches sind nicht Umweltausschuss des Europäischen hinnehmbar. Das Weißbuch beruht auf Parlaments Beschlüsse gefasst, die den der Registrierung, Bewertung und gege- Verlust von tausenden von Arbeitsplät- benenfalls Zulassung von 30.000 che- zen, ungeheuer hohe zusätzliche Kosten mischen Altstoffen, also Stoffen, die und eine völlig maßlose und überzogen- nicht dem seit Anfang der 90er Jahre de Chemiepolitik bedeuten würden. Mit geltenden Zulassungsverfahren für dem Weißbuch der Europäischen Kom- Neustoffe unterliegen, mit einer Menge mission werden die künftigen Verord- von über einer Tonne pro Jahr. nungen zur neuen Chemikalienpolitik Dieses sogenannte REACH-System vorbereitet und öffentlich diskutiert. Die wird die chemische Industrie erheblich

2 • UNION IN EUROPA 16/2001 CHEMIKALIENPOLITIK stärker in die Verant- werden sollen. Damit wortung nehmen, weil verbunden sind vorge- sie für die Lieferung der schlagene Stoffverbo- Daten, der Bewertun- te. Es sollen nach den gen und des Risikoma- Forderungen der linken nagements verantwort- Mehrheit im Umwelt- lich ist. Nur in bestimm- ausschuss nur noch ten Kategorien von be- Stoffe zugelassen wer- sonders den können, die für die risiko be hafteten Stof- Gesellschaft „notwen- fen wird ein zusätzliches dig sind". Zulassungsverfahren Die von der Industrie vorgesehen. Die Zu- E. F. Müller MdEP vorzulegenden Daten sammenführung von und Bewertungen sollen Alt- und Neustoffen in einem einheitli- vor der Vorlage an die zuständigen chen Bewertungsverfahren ist richtig. Behörden von einem unabhängigen Die von der Europäischen Kommission Gremium zusätzlich zu Lasten der Che- angegebenen Kosten von rund 2,1 mie geprüft werden. Mrd. Euro sind jedoch erheblich zu Darüber hinaus sollen in öffentli- niedrig angesetzt. Nach zwei unabhän- chen Datenbanken alle Informationen gigen Gutachten liegen die Kosten et- offen zugänglich sein. Während die wa beim Vierfachen, also bei weit über Christdemokraten und die gesamte 8 Mrd. Euro. Die vom Umweltaus- EVP-ED-Fraktion geschlossen die Posi- schuss vorgeschlagene Verschärfung tionen der deutschen und europäi- würde diese Kosten weiter in die Höhe schen Gewerkschaften, der chemi- treiben und damit die Wettbewerbs- schen Industrie Europas, der Bundes- fähigkeit der chemischen Industrie regierung und des Bundesrates vertre- massiv beeinträchtigen. ten, stehlen sich die deutschen Auf entschiedenen Wiederstand der Sozialdemokraten und Grünen aus der Christdemokraten im Europäischen Verantwortung. Nur wenn die Abgeord- Parlament werden deshalb die Vor- neten der rot-grünen Berliner Regie- schläge stoßen, Chemikalien unter ei- rungskoalition von dieser unverant- ner Tonne in das Registrierungsver- wortlichen Linie abweichen, bestehtei- fahren einzubeziehen und die vorge- ne Chance für das Europäische Parla- schlagene Erweiterung des Zulas- ment einen vernünftigen Mittelweg für sungsverfahrens auf eine große Zahl eine zukunftsweisende Chemikalien- weiterer chemischer Stoffe, die bisher politik zu finden. wenig Anlass zu Besorgnis gegeben haben. Dr. Werner Langen (CDU Rheinland- Darüber hinaus will der Umweltaus- Pfalz) ist Mitglied im Industrieaus- schuss dieZulassungen nurzeitlich be- schuss des Europäischen Parlaments fristet gelten lassen und fordern, dass und Berichterstatter zum Weißbuch zur eine Vielzahl von Stoffen substituiert Chemikalienpolitik.

UNION IN EUROPA 16/2001 • 3 Aus DER EVP-ED-FRAKTION

kurz & bündig

AKTUELLES AUS DER EVP-ED-FRAKTION

EVP unterstützt EU-Kommission einige Kraft in Europa und der Welt Im Zusammenhang mit jüngst in Me- handlungsfähig sei. dien laut gewordener Kritik an Kom- missionspräsident Romano Prodi hat WTO braucht ständige Parlamen- der Vorsitzende der EVP-ED-Fraktion im tarische Versammlung ^^ Europäischen Parlament, Hans-Gert Die Einsetzung einer effizienten Par- Pöttering, der EU-Kommission und lamentarischen Versammlung als ihrem Präsidenten sein Vertrauen aus- „SprachrohrderVölkerder Welt in Han- gesprochen. „Die Kommission als Ge- delsfragen" fordern der Vizepräsident meinschaftsinstitution muss gestärkt der EVP-ED-Fraktion im Europäischen werden und darf nicht durch Angriffe Parlament, llkka Suominen. Finnland, auf ihren Präsidenten durch die Regie- und derGeneralberichterstatterdes EP rungen der Mitgliedstaaten ge- für die WTO, Konrad Schwaiger (CDU). schwächtwerden", erklärte Pöttering. Beide EVP-Europaabgeordnete, die Er forderte den Kommissionspräsi- Mitglieder der Delegation des Europäi- denten zu „mutigem und entschlosse- schen Parlaments bei der 4. WTO-Mi- nen Handeln" auf, um die Kommission nisterkonferenz in Qatar/Doha vom 9. zu verteidigen. Die Kritik an der Person bis zum 13. November sind, betonten, des Kommissionspräsidenten liefe daß die WTO ihre Effizienz ausbauen letztlich auf eine Schwächungder Kom- und für die Bürger der Welt verständli- mission als Institution hinaus. Von den cher und einsichtiger werden müsse. Regierungen der Mitgliedstaaten for- Suominen und Schwaiger unterstri- derte Pöttering, dass sie den Struktur- chen weiterhin, daß die WTO durch die schwächen und dermangelndenTrans- bevorstehende Mitgliedschaft Chinas parenz des Rates als Gesetzgeber und Taiwans als wichtige Handelspart- mehr Aufmerksamkeit widmeten an- ner Europas und der späteren Mit- statt mit Kritik an Prodi, die Kommissi- gliedschaft Russlands eine globale Di- on zu schwächen. mension erhalten werde, die ihr noch „Die Europäische Union braucht im mehr weltweite Repräsentativität ver- Zeichen der Erweiterung und der leihen und sie vor neue Herausforde- großen Herausforderungen der inter- rungen stellen werde, ihre Strukturen nationalen Politik eine starke Kom- anzupassen und ihre Arbeitsweise zu mission", sagte Pöttering weiter. verändern. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Eu- Nach dem 11. September, so die ropäische Union zu einer bloßen Zu- EVP-Europaparlamentarier, komme es sammenarbeit von Regierungen ver- besonders darauf an, daß die Europäi- wässere und nicht als eine starke und sche Union und insbesondere das Eu-

4 • UNION IN EUROPA 16/2001 Aus DER EVP-ED-FRAKTION

ropäische Parlament auch als Antwort Nahen Osten setze die Anerkennungei- auf den Terrorismus unbeirrt den Weg nes eigenen palästinensischen Staa- für mehr Offenheit und Demokratie in tes ebenso voraus wie eine Garantie der WTO weitergingen und die notwen- des Staates Israel in sicheren Gren- digen Reformen resolut anpackten. zen. Der Barcelona-Prozess könne da- „Wir brauchen einen freieren und fai- bei eine wichtige Rolle spielen, da er reren Welthandel, nicht eine Abschot- derzeit das einzige Forum sei, in wel- tung in Protektionismus und Rückfall chem Araber und Israel an einem Tisch auf nationale Märkte", so Suominen sitzen. Pöttering richtete einen drin- und Schwaiger abschließend. genden Appell an beide Seiten alles zu tun, um den Frieden in der Region dau- Euro-Mittelmeerforum in Brüssel erhaft zu sichern. Zu einer Politik der Verständigung der Kulturen hat der Vorsitzende der Dalai Lama im EP EVP-ED-Fraktion im Europäischen Par- Der hessische CDU-Europaabgeord- lament, Hans-Gert Pöttering, im Rah- nete , Präsident der Ti- men des Euro-Mittelmeerforums auf- bet Intergroup des EP, verbuchte einen gerufen. Pöttering sagte, dass durch ei- großen Erfolg für die Sache Tibets. ne neue Dimension der internationalen Nach vier Monaten harter Überzeu- Zusammenarbeit terroristischen An- gungsarbeit in sämtlichen Fraktionen schlägen der Nährboden entzogen wer- konnte er erreichen, dass der Dalai La- den müsse. Nachdrücklich warnte Pöt- ma erstmals eine Rede vor dem Ple- teringdavor,nichtindieFalleeines glo- num des Europäischen Parlaments balen Kulturkampfes zu laufen. hielt. Thomas Mann: „Die Bedeutung Vor Parlamentariern aus den Mittel- dieses Auftrittes wird dadurch unter- meerländern und dem Europäischen strichen, dass der Dalai Lama alle an- Parlament sagte Pöttering weiter, deren Termine in Europa aus Sicher- dass der Mittelmeerraum prädesti- heitsgründen abgesagt hatte. Einzig niert sei für den Dialog der Kulturen den Besuch im Europäischen Parla- und Religionen. Gerade die Mittel- mentnahm er wahr." In seiner Anspra- meer-Region müsse zu einem Raum che machte sich der Friedensnobel- des Wohlstandes werden, um dauer- preisträger für einen weiterführenden haft den Frieden zu sichern. Die Eu- Dialog mit der chinesischen Führung ropäische Union habe hier besondere stark-zu einer friedlichen Lösung des Verantwortung übernommen z. B. im Tibet-Konflikts gäbe es keine Alternati- Rahmen des „Barcelona-Prozesses" ve. In Anspielung auf die Ereignisse und mit finanziellen Hilfen durch das des 11. September betonte er, dass es MEDA-Programm, mit denen bei- die Aufgabe der Weltgemeinschaft sei, spielsweise überregionale Infrastruk- Dialog und Gewaltfreiheit zum Funda- turprojekte unterstützt werden. ment des neuen Jahrhunderts zu ma- Eine Schlüsselstellung nehme das chen - daher sei es notwendig, ein in- östliche Ufer des Mittelmeers ein, er- ternationales Konfliktfrühwamsystem klärte Pöttering weiter. Ein Frieden im zu installieren.

UNION IN EUROPA 16/2001 • 5 EU-GRENZREGIONEN

DR. JOACHIM WUERMELING: EP korrigiert unzureichenden Kommissi onsvorschlag für die Grenzregionen

Das Europaparlament Kommission. Das Parla- hat in den EU-Haus- ment sah sich zu diesem halt mehr Mittel für die Schritt veranlasst durch Grenzregionen zu den das unzureichende En- Beitrittsstaaten einge- gagement der Kommis- stellt. Geradefürdie Bun- sion für die Grenzregio- desrepublik mit ihrer lan- nen zur Vorbereitung auf gen Grenze zu Polen und die Osterweiterung. Es der Tschechischen Re- ist schon erstaunlich, publik hat dieses Ent- mit welcher Leichtigkeit scheidung Signalwir- dieKommissionüberdie kung. Umso verwun- Sorgen und Nöte von derlicher ist es, dass die- J. Wuermeling MdEP über 30 Millionen Men- se ansonsten länder- schen in den Grenzre- und fraktionsübergreifende Initiative gionen hinwegsieht. Warum wird die für von Seiten deutscher SPD-Abgeordne- die EU so wichtige Osterweiterung nur ter im EP nicht in jeder Hinsicht unter- mit einem Sparetat in den Grenzregio- stützt worden ist. nen vorbereitet? Nunmehrobliegtes der In einem ersten Schritt wurden für Kommission, die Rechtsgrundlage für 2002 Hilfen von 30 Mio. DM für den Mit- ein Sonderprogramm Grenzregionen zu telstand sowie eine besondere Berück- schaffen. Die dafür erforderlichen Mittel sichtigung der Grenzregionen bei den können mobilisiert werden, sofern nur bestehenden Bildungs- und Innova- der politische Wille dafür vorhanden ist. tionsprogrammen bewilligt. Um eine Das Votum des Parlaments können die Verdopplung der von der EU-Kommissi- Regierungen der Mitgliedstaaten nur on vorgeschlagenen Mittel auf 800 Mio. mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit zurück- DM zu ermöglichen, wurde ein neuer weisen. Budgettitel geschaffen. Dort kann Geld Inhaltlich darfein solches Programm eingestellt werden, sobald eine Rechts- nicht nur, wie es die Mitteilung der Kom- grundlage für die Ausgabe der Mittel in mission vom Juli diesen Jahres vorsieht, Kraft gesetzt worden ist. Dazu verlangt rein grenzüberschreitende Projekte un- das Parlament von der Kommission ei- terstützen, die nicht die Wettbewerbs- nen Vorschlag. Solange ein solcher fähigkeit der Grenzregionen selbst im Vi- nicht vorliegt, blockiert das Parlament sier haben. Vielmehr benötigen die be- Mittel für die Öffentlichkeitsarbeit der troffenen Regionen Hilfen für regional

6 • UNION IN EUROPA 16/2001 OSTERWEITERUNG tätige mittelständische Betriebe, die gierung gefordert, im Ministerrat eine sich plötzlich einer Billiglohnkonkurrenz Blockade der Vorschläge zu verhindern. ausgesetzt sehen. Mit Spezialisierung, Dafür reicht eine Sperrminorität von ei- Innovation, neuem Marketing und nem Drittel der Stimmen aus. Wenn Rot- Qualifizierung der Arbeitnehmer müs- Grün uns schon nicht mit Bundesmitteln sten sie sich bis zum Auslaufen der hilft, sollte wenigstens die Erhöhungder Schutzfristen 2011 Geschäftsfelder EU-Mittel ermöglicht werden. erarbeiten, in denen sie nicht mehr mit Betrieben aus den Beitrittsstaaten kon- Dr. Joachim Wuermeling ist Sprecher kurrieren. des Verbundes der Europaabgeordne- Nach der Vorlage aus dem Europäi- ten aus den EU-Grenzregionen. Parla- schen Parlament ist nun die Bundesre- ments.

JüRGEN SCHRöDER: Tschechien auf dem Weg in die EU REFORMEN MüSSEN WEITER BESCHLEUNIGT WERDEN

Die Tschechische Republik macht derheitsregierung der Sozialdemokra- gute Fortschritte auf dem Weg in die ten (CSSD) unter Premierminister Ze- Europäische Union. Sie erfüllt die politi- man und der größten rechtsgerichteten schen Kriterien von Kopenhagen, und Opposition (ODS), die von Vaclav Klaus auch die wirtschaftlichen Kriterien einer geführt wird. Durch ein sogenanntes Op- funktionierenden Marktwirtschaft sind positionsabkommen hat sich die ODS weitgehend gewährleistet. Mitspracherechte in der Regierungspo- Die Beitrittsverhandlungen mit litik sowie bestimmte Staatsämter ge- Tschechien sind daher vergleichsweise sichert, was faktisch einer Koalitionsre- weit vorangeschritten. Alle Kapitel gierung gleichkommt. Diese spezielle außer den Kapiteln 30 (Institutionen) Regierungsart wird voraussichtlich noch und Kapitel 31 (Verschiedenes) sind bis zu den nächsten Wahlen des Tsche- geöffnet worden. Seit der Eröffnung der chischen Abgeordnetenhauses Mitte Verhandlungen im März 1998 konnten 2002 halten. bis zum Sommer diesen Jahres 19 Ka- In einigen Bereichen des politischen pitel (z.B. Außenbeziehungen, Wirt- und wirtschaftlichen Lebens der Tsche- schafts- und Währungsunion, Umwelt- chischen Republik gibt es allerdings politik und Verbraucherschutz) erfolg- noch Kritikpunkte bzw. Verbesserungs- reich abgeschlossen werden. möglichkeiten. Entscheidendes Hinder- Die Regierungspolitik des Beitritts- nis für die weitere Entwicklung könnten kandidaten ist geprägt von einer Inter- die sich weiter ausbreitende Korruption essendualisierung zwischen einer Min- und die Wirtschaftskriminalität sein. Das

UNION IN EUROPA 16/2001 • 7 OSTERWEITERUNG

Europäische Parlament hatte bereits in abschiedet hatte. Weiterhin ist die seiner Entschließung vom 4. Oktober Grenzpolizei personell unterbesetzt und 2000 zur Erweiterung die Kandidaten- mangelhaft ausgerüstet. Diese Ent- staaten aufgefordert, alle notwendigen wicklung ist auch vor dem Hintergrund Maßnahmen zu ergreifen, um Korruption der Zunahme der illegalen Einwande- und organisierte Kriminalität zu bekämp- rung und der steigenden Nutzung Tsche- fen. Die seit 1998 in Tsche- chiens als Transitland von chien laufende Kampa- Bedeutung. gne „Saubere Hände" Die gesamtwirt- hat keine zufriedenstel- schaftliche Lage der lenden Änderungen be- Tschechischen Repu- wirkt. Ein im Frühjahr blik ist dagegen insge- 2001 vorgelegter Bericht samt als gut einzustu- über die Korruption kam fen, insbesondere wird zu dem Schluss, dass die es ihr auf mittlere Sicht Korruptionsfälle bei Be- möglich sein, dem Wett- amten weiter ansteigen bewerbsdruck der Kon- und die Korruption insge- kurrenten aus den an- samt in Tschechien deut- deren EU-Mitgliedstaa- lich über dem europäi- ten standzuhalten. Vor- schen Durchschnitt liegt. J. Schröder MdEP aussetzung hierfür ist Genau diese Problematik allerdings, dass die ist ein entscheidendes Hindernis, das strukturellen Reformen weiter be- schnell überwunden werden muss, um schleunigtwerden. Die Privatisierungs- den Ausbau staatlicher Infrastrukturen vorhaben sollen in den nächsten zwei nach EU-Muster zu ermöglichen. Jahren abgeschlossen werden. Beglei- Vor dem Hintergrund der weltpoliti- tend ist vorgesehen, das wirtschaftli- schen Entwicklung wird von EU-Seite che Umfeld durch eine Änderung der auch weiterhin eine Verstärkung der Einkommenssteuer und eine Reform Grenzkontrollen verlangt. Es hat in die- des Rentensystems zu verbessern. sem Bereich kaum Fortschritte gege- ben, obwohl dietschechische Regierung Jürgen Schröder (CDU Sachsen) ist schon im Jahr 1999 entsprechende Plä- Mitglied im Ausschuss für auswärtige ne zur Verbesserung der Grenzverwal- Angelegenheiten des Europäischen tungen und Grenzkontrollstrukturen ver- Parlaments.

Impressum

UNION IN EUROPA - Informationen der EVP-ED-Fraktion des Europäischen Parlaments. Für den Inhalt verantwortlich: Hartmut Nassauer MdEP, Markus Ferber MdEP. Redaktion: Stephan Mock, CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, Deutscher , IHZ, 11011 Berlin, Telefon 030-20961322, e-mail: [email protected]. Verlag: Union Betriebs GmbH, Egermannstraße 2, 53359 Rheinbach, Tel. 02226-802-0. Herstellung: WA-Vereinigte Verlagsanstalten GmbH, Düsseldorf.

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