Foto: Privatbesitz »Von derSchönheit derNatur«inWiener Albertina Dieses Bildvon Karl Ruß,»BauernpaarausPassail«, 1813,Bleistift,Federin Schwarz,Aquarell,Deckfarben, istinderAusstel Sie sehen hierdieVariante US-Lettermit 300dpiund hoherQualität vonBildernund Grafiken zu sehen.Lesen Sieausführlichdarüberabder http://www.oesterreichjournal.at verschiedenen pdf-Formaten und Österreicherinaller Welt invier magazin Unparteiisches, unabhängigesMonats- 140 Ausg. Nr. speziell fürÖsterreicherinnen • Seite 91 2. März2014 > lung ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 2 Die Seite 2

Der Inhalt der Ausgabe 140

Auszeichnung für Martin Schulz 3 Weiterhin rückläufiger Trend Jahresvorschau Außenpolitik 6 bei Firmeninsolvenzen 70 Alexis Tsipras in Wien 8 OÖ: Öffnung und Mut zum Risiko 71 LH Kompatscher in Wien 11 Österreich im Zangengriff von Babyboom und Babybust 73 Eurobarometer 13 So tickt Österreich in Sachen Anhaltend hohes Niveau Sauberkeit im Haushalt 75 Alexis Tsipras in Wien S 8 unternehmerischer Aktivität 26 Steiermark: Singlehaushalte Handelsbilanz 01-11/2014 27 weiter im Vormarsch 77 Colorado und Österreich 28 Wien so schnell gewachsen Pitching Days in Tel Aviv 29 wie noch nie 77 Internationaler Holocaust- Kauri, Gold und Cybercoins – Gedenktag in Linz 30 Die Formen des Geldes 78 Erster und Zweiter Weltkrieg: »Goldene Cloche©« 2015 79 Gedenkausstellung in Prag 31 Elisabeth Orth ist die Doyenne des Burgtheaters 80 Europa in Wien – Der Wiener Demokratie-Enquete im Parlement S 46 Kongreß 1814/15 33 Wappenmedaille in Gold für »The Sound of Music« LH a.D. Franz Schausberger 81 Erfolgreichste Musicalfilm der Großes Goldenes Ehrenzeichen Geschichte feiert 50. Jubiläum. 36 für Michael Kuhn 82 KHM »On Tour« in den USA 41 Goldene Wiener Auszeichnung für KS Marijana Lipovsek 82 Wiener Ball in Brüssel 42 Zeit im Universum messen 83 Direkte Demokratie braucht Mut und Südströmung brachte Regeln, aber auch weniger Hürden 46 eiszeitlichen Niederschlag 84 Zeichen gegen das Vergessen 50 3D ohne Brille –im Riesenformat 85 E. Orth ist Doyenne des Burgtheaters S 79 Mehr Zuversicht – aber Computer berechnen Giftigkeit Gemeinden sparen auch 2015 54 von Substanzen 87 ––––––––––– Uni Graz: Vier Mal sub auspiciis 88 » Journal« Nanostrukturen, die sich auf Konjunkturpaket 2015 55 Knopfdruck bilden 89 Finanzierung der Altenwohn- und Hunde können Emotionen in Pflegeheime auf neue Basis gestellt 56 Gesichtern unterscheiden 90 Burgenländischer Landtag startet Internetnutzung im Flugzeug 91 mit Demokratie-Lehrgang 57 Von der Schönheit der Natur. 3D ohne 3D-Brille S 84 Landesweite »edu.card« 58 Kammermaler Erzherzog Johanns – Einblick in die bgld. Wirtschaft 59 von 27. Februar bis 31. Mai 2015 in der Albertina in Wien 92 Stadtentwicklungsplan Schaulust. »Eisenstadt 2030« präsentiert 60 Die erotische Fotografie von Alfons Burgenland Tourismus erzielt Walde. Der Landschaftsmaler als Gästerekord 61 Aktfotograf. 101 Zukunft der Wirtshauskultur 62 Thomas Feuerstein. Psychoprosa. Offene Bühne Burgenland Ausstellung in der Galerie im wird »DELUXE« 63 Taxispalais Innsbruck 102

Musik als Bindeglied ohne Grenzen 64 Küchen/Möbel. Design und Alpe-Adria-Trail S 108 ––––––––––– Geschichte im Hofmobiliendepot • Möbel Museum Wien 103 Südtirol: Nationalpark Stilfser Joch 65 Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Kammermusikfest Lockenhaus 106 Journal Verlag; Postadresse: A-1130 Wien, Dr. Scho- EU: 1 Mrd. € für junge Arbeitslose 66 Serie »Österreicher in Hollywood« ber-Str. 8/1. Für den Inhalt verantwortlicher Her- Erste leise Signale für ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; Lek- von Rudolf Ulrich. Diesmal: Der Verbesserung der Konjunktur 67 torat: Maria Krapfenbauer. jede Art der Veröffentli- Komponist Rudolph G. Kopp 107 chung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt. Fotos WIFO-Konjunkturbericht 68 Alpe-Adria-Trail S. 1: Albertina / Privatbesitz; S. 2: BKA / Andy Wen- zel; Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG / 5,7 Mrd. € Wertschöpfung und Entdeckungsreise durch Österreich, Mike Ranz; BKA / Andy Wenzel; TriLite; Kärnten 64.300 Arbeitsplätze für Wien 69 Italien und Slowenien 109 Werbung

In Zusammenarbeit mit dem Auslandsösterreicher-Weltbund und »Rot-Weiss-Rot« – http://www.weltbund.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 3 Österreich, Europa und die Welt Auszeichnung für Martin Schulz Ehrenzeichenverleihung in Wien an den Präsidenten des Europäischen Parlaments Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Markus Wache Nationalratspräsidentin Doris Bures begrüßt den Präsidenten des Europäischen Parlaments Martin Schulz. Links im Bild:und Parlamentsdirektor Harald Dossi er keinen Krieg in Europa will, der „Unbestritten ist, in bewegten Zeiten seine Verpflichtungen erfüllen, müsse aber im Wmuß Rußland einbinden“, betonte der braucht es starke, selbstbewußte Parlamen- Rahmen der Schuldentilgung auch die sozia- Präsident des Europäischen Parlaments, te“, unterstrich auch Nationalratspräsidentin len Probleme in der Bevölkerung beheben. Martin Schulz, am 20. Feber bei einer Unter- Bures und sie wies auf das wachsende Aus- An dem Gespräch im Parlament nahmen redung mit Nationalratspräsidentin Doris maß europäischer Themen bzw. die Teil- neben Nationalratspräsidentin Bures die Bures und Abgeordneten im österreichischen nahme von EU-Abgeordneten in den Sitzun- SPÖ-Abgeordneten Josef Cap und Hannes Parlament. Zur Lösung des Ukraine-Kon- gen des österreichischen Parlaments hin. Der Weninger, die ÖVP-Mandatarin Dorothea flikts müsse Europa am Verhandlungstisch Weiterentwicklung direktdemokratischer In- Schittenhelm, die Freiheitlichen Andreas konsequent an einer diplomatischen Lösung strumente als Möglichkeit für BürgerInnen, Karlsböck und Johannes Hübner sowie weiterarbeiten. die Politik mitzugestalten, verleihe man Werner Kogler von den Grünen teil. Angesichts dieses Konflikts und des Er- ebenfalls großes Gewicht, wie etwa die lau- Am darauffolgenden Nachmittag wurde starkens neuer Wirtschaftsmächte in der Welt fenden Sitzungen der Enquetekommission Schulz das „Große Goldene Ehrenzeichen sollte die Europäische Union sich nicht auf zur Direkten Demokratie zeigen. am Bande für Verdienste um die Republik einen Binnenmarkt ohne politischen Rah- Zur Verteilung demokratischer Kompe- Österreich“ verliehen. Bures hatte die Wür- men reduzieren, folgerte Schulz. Vielmehr tenzen in der Europäischen Union merkte digung vorgeschlagen, um Schulz für seinen brauche die EU eine Neudefinition ihrer Zu- Präsident Schulz an, aus seiner Sicht sei es Einsatz im Friedens- und Sozialprojekt EU ständigkeiten, um als geeintes Europa ge- durchaus sinnvoll, den Nationalstaaten die auszuzeichnen. stärkt in der Weltgemeinschaft auftreten zu Zuständigkeiten in jenen Bereichen, die können. Die vermehrte Einbeziehung der näher bei der Bevölkerung liegen, zu über- Faymann: Martin Schulz hat dem Parlamente in Entscheidungsprozesse wie je- tragen. Angelegenheiten wie Fragen der Europäischen Parlament zu Respekt ne zum Freihandelsabkommen TTIP mit den grenzübergreifenden Wirtschafts- und Fis- und Anerkennung verholfen USA spiele hier eine wichtige Rolle, sodaß kalpolitik ließen sich im Binnenmarkt dage- „Nur internationale Größen, die in der die Bevölkerung durch ihre gewählten gen besser auf transnationaler Ebene lösen. Politik den Blick über den Tellerrand gewagt VertreterInnen in die Entwicklungen einge- Zum Schuldenstreit mit Griechenland hatten, konnten bislang diese Auszeichnung bunden wird. sagte der EP-Präsident, Griechenland werde erhalten“, sagte Bundeskanzler Werner

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Faymann am 20. Feber anläßlich der Über- reichung des „Großen Goldenen Ehren- zeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich“ an Martin Schulz, den Präsidenten des Europäischen Parlaments. Während seiner Zeit als Vorsitzender der Sozialistischen Fraktion im Europäischen Parlament konnte er vor rund sieben Jahren bereits das „Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern“ entgegennehmen. Seine erst- malige Wahl zum Präsidenten des Europäi- schen Parlaments erfolgte im Jänner 2012, am 1. Juli 2014 erfolgte seine Wiederwahl in dieser Funktion. Dazwischen absolvierte er im Oktober 2012 einen offiziellen Besuch in Österreich, in dessen Rahmen die Zusam- menarbeit zwischen dem österreichischen und dem Europäischen Parlament zukunftswei- send diskutiert und neuinterpretiert wurde. Bundeskanzler Werber Faymann überreicht EP-Präsident Martin Schulz das Große „Das Verhältnis zwischen den europäi- Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich… schen Regierungschefs und dem Europäi- schen Parlament hat sich unter Martin Schulz verändert. So war etwa das Verhältnis gegen- über dem Europäischen Parlament anfangs nicht von Respekt und Anerkennung geprägt“, so Faymann. „Aber er hat es geschafft zu zeigen, daß sich das Europäische Parlament Respekt und Selbstvertrauen verschaffen konnte. Das hat er als Person mit viel Kraft, Einsatz und Energie bewirkt. Im Sinne de- mokratischer Entwicklungen kann man nur wollen, daß dieses Parlament ernst genom- men wird“, so der Bundeskanzler, der auf die stete Einforderung eines politischen Dialogs seitens von Martin Schulz verwies. Schon in jungen Jahren sei er gesellschaftspolitisch engagiert und durch die Grenznähe zu zwei Nachbarländern Deutschlands europäisch geprägt gewesen. Dadurch sei die Kenntnis Fotos: BKA / Andy Wenzel … Nationalratspräsidentin Doris Bures die dazugehörige Urkunde. gewachsen, wie notwendig es sei, überregio- nal zusammenzuarbeiten und über den seinsvorsorge für den Einzelnen ermöglicht. se und daß dies durch das Schaffen von Ge- Tellerrand zu blicken. Martin Schulz sorgt dafür, daß diese Fragen rechtigkeit beginne. Er garantierte, daß er „Unter den Befürwortern von Europa auch dahingehend thematisiert werden, wer weiter seinen Weg gehen werde. sind alle für das große Friedensprojekt. In- den Vorteil von wirtschaftlicher gemeinsa- nerhalb dieser gemeinsamen Ausrichtung mer Tätigkeit hat. Wir benötigen Ressour- Besuch in der Albertina gibt es eine Gruppe, die aktiv daran erinnert, cen, die ein soziales, faires und menschli- Tags zuvor, am 19. Feber, besuchte daß es in einem demokratischen Projekt mehr ches Europa ausmachen“, lobte Faymann die Martin Schulz die Albertina und zeigte sich braucht als eine bloße Überschrift“, so Fay- Tatsache, daß Schulz an erster Stelle für ein begeistert von den Meisterwerken aus der mann. „Frieden entsteht auch durch einen soziales, faires Europa stehe und dabei hauseigenen Sammlung, die ihm Albertina- solidarischen Umgang miteinander, indem Bündnisse über Parteigrenzen hinaus schaf- Direktor Klaus Albrecht Schröder persönlich soziale und gesellschaftspolitische Lebens- fe. „Dafür bin ich ihm dankbar, weil Öster- in den Prunkräumen des Palais präsentierte. verhältnisse Fairness zulassen und Chancen reich ein Land ist, das eine starke soziale In- Außergewöhnliche Arbeiten von Michelan- geben“, erläuterte der Bundeskanzler die frastruktur aufweist“, freute sich Faymann gelo, Bosch und Bruegel wurden Schulz, der Situation rund um die vielen Arbeitslosen in über die Auszeichnung für Martin Schulz, zu in Begleitung von Bundeskanzler Werner Fay- Europa. „In vielen Regionen gibt es einen der er ihm herzlich gratulierte. mann und Bundesminister Josef Ostermayer Aufholbedarf, damit gerechte Chancen Schulz bezeichnete es als außergewöhnli- in die Albertina kam, vorgelegt. Auch die durch Bildung und Ausbildung ermöglicht che Ehre, die ihm zuteilwurde und sprach berühmten Dürer-Werke aus der Sammlung, werden. Forschung und Entwicklung sollen von einem „großen Tag“. Er unterstrich, daß allen voran natürlich der Feldhase, wurden zu einem Wachstum verhelfen, das die Da- Friede jeden Tag neu erworben werden müs- von der Delegation mit großem Interesse

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bestaunt. Schulz nahm sich Zeit, die genaue Linienführung Dürers unter der Lupe zu be- trachten. Auch erhielt er eine kurze Einfüh- rung in die Geschichte des Albertina-Palais und seiner früheren Bewohner. Nachdem für eine Führung durch die Schausammlung und die aktuellen Ausstellungen des Museums keine Zeit blieb, kündigte der Präsident des Europäischen Parlaments an, diese bei näch- ster Gelegenheit nachzuholen.

Ausflug nach Illmitz Am Abend schließlich reisten Schulz und Faymann ins burgenländische Illmitz, wo sie von Landeshauptmann Hans Niessl in den Weinlaubenhof Kracher in Illmitz geladen wurden, um speziell für die Unterstützung und enge Kooperation in europäischen Fra- gen zu danken: „Es freut mich sehr, daß ich heute sehr wichtige Freunde des Burgenlan- des begrüßen kann. Die Erfolgsgeschichte des Landes ist ganz eng mit der Europäi-

schen Union verbunden. Aufgrund der vie- Foto: BKA / Andy Wenzel len intensiven Verhandlungstermine in Brüs- v.l.: Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schroder, Bundeskanzler Werner Faymann, sel ist es uns vermehrt gelungen, die besten Bundesminister Josef Ostermayer und EP-Präsident Martin Schulz Förderprogramme für die Zukunft des Bur- derungen in der Vergangenheit optimal ge- Parlamentspräsidenten auch Themen wie der genlandes zu sichern. Und auch die gute Zu- nutzt. Das wird auch in den kommenden Jah- Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Jugend- sammenarbeit mit dem Bund hat zum Auf- ren so sein. Der ,Burgenland-Bonus‘ besteht arbeitslosigkeit, Steuergerechtigkeit, TTIP stieg des Burgenlandes beigetragen.“ aus guten Fördermöglichkeiten in Kombina- und die europäische Asylpolitik. Niessl: In der neuen EU-Förderperiode gebe es tion mit dem Fleiß und Einsatz der Men- „Bei all diesen Fragen brauchen wir eine ge- mit Förderungen in der Höhe von 750 Mil- schen im Land sowie einer innovativen meinsame Kraftanstrengung in Österreich lionen Euro (EU, Bund und Land) bis zum Wirtschaft“, so Niessl weiter. und auch in Europa.“  Jahr 2020 wieder ausgezeichnete Rahmen- Zur Sprache kamen beim Burgenland- Quellen: Parlamentskorrespondenz, Bundespressedienst, bedingungen. „Das Burgenland hat die För- Besuch des Bundeskanzlers und des EU- Albertina, Burgenländisches Landesmedienservice Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l: Bundeskanzler Werner Faymann, Landeshauptmann Hans Niessl, die Gastgeber Gerhard Kracher und Yvonne Ehlers und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz im Weinlaubenhof Kracher in Illmitz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 6 Österreich, Europa und die Welt Jahresvorschau Außenpolitik EU setzt auf Erweiterung und Nachbarschaftspolitik – Außenminister Sebastian Kurz legte EU-Jahresvorschau vor Foto: BMEIA / Dragan Tatic Außenminister Sebastian Kurz (l.) anläßlich eines Besuchs bei seinem mazedonischen Amtskollegen Nikola Poposki in Skopje er Erweiterungsprozeß bleibt auch 2015 sieht darin ein Mittel, die bilateralen, politi- eine maßgeschneiderte Partnerschaft zwi- Dganz oben auf der Agenda der Europäi- schen und wirtschaftlichen Verbindungen der schen der EU und der Türkei und betont, schen Union. Außenminister Sebastian Kurz Europäischen Union mit dem Westbalkan zu einem darüber hinausgehenden Verhand- bekennt sich in seinem Bericht über das EU- stärken und zudem den Weg für weitere lungsergebnis könne nur mit Einbindung der Arbeitsprogramm auf dem Gebiet der Eu- Reformen zu bereiten. Mit Montenegro und österreichischen Bevölkerung zugestimmt ropa- und Außenpolitik dazu, den westlichen Serbien konnten darüber hinaus bereits Bei- werden. Keinen Zweifel läßt der Bericht dar- Balkanländern eine europäische Perspektive trittsverhandlungen begonnen werden, bei an, daß das letzte Wort dabei die österreichi- anzubieten, und bezeichnet diese Region als Mazedonien scheitert die Aufnahme der Ver- schen BürgerInnen in einer Volksabstim- eine der außenpolitischen Prioritäten Öster- handlungen nach wie vor am Namensstreit mung haben. reichs. Hohen Stellenwert räumt das Papier mit Griechenland. Albanien wiederum hat auch der Forcierung der Europäischen Nach- seit 2014 Kandidatenstatus. Was Bosnien Europäische Nachbarschaftspolitik soll barschaftspolitik ein, bei der es darum geht, und Herzegowina betrifft, will Brüssel der stärker auf den Reformprozess ausge- Stabilität an den Außengrenzen der Union zu EU-Annäherung neue Dynamik verleihen. richtet werden fördern. Die weitere Heranführung des Kosovo an die Einer grundlegenden Überprüfung soll die Union hängt nach den Worten des Berichts Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) Österreich unterstützt europäische von den Fortschritten ab, die Pristina im unterzogen werden. Geplant ist dabei eine Perspektive für den Westbalkan Normalisierungsprozeß mit Belgrad sowie in kohärentere Abstimmung mit der Handels- Im Fokus des Erweiterungsprozesses ste- den Bereichen Justiz, Rechtsstaatlichkeit, öf- politik, der Entwicklungspolitik und den Be- hen weiterhin die Länder des Westbalkans – fentliche Verwaltung und Aufbau einer funk- teiligungen an den internationalen Finanzin- Montenegro, Mazedonien, Serbien, Albanien, tionsfähigen Marktwirtschaft macht. stitutionen. Besondere Bedeutung kommt im Bosnien und Herzegowina und Kosovo. Er- Rahmen der ENP jedenfalls der Förderung fahrungen zeigen, daß die europäische Per- Wien will »maßgeschneiderte von Stabilität an den Außengrenzen Europas spektive nach wie vor der wichtigste Motor Partnerschaft« der EU mit der Türkei zu. Handels- und Investitionsbeziehungen sol- für die Stabilisierung und Entwicklung die- Einen Sonderfall im Erweiterungsprozess len weiter verfestigt werden, zugleich geht es ser Staaten ist, heißt es dazu im Bericht. Auf- stellt die Türkei dar. Die politischen Ent- darum, die Nachbarländer zielgerichteter bei grund der geografischen Nähe, der engen wicklungen in der gemeinsamen Nachbar- demokratischen Reformen und Wirtschafts- wirtschaftlichen Verflechtung und der histo- schaft der EU und der Türkei haben den reformen und insgesamt in ihrem Streben rischen Verbundenheit sei die Region für Ös- Wert einer engeren Abstimmung mit Ankara nach mehr Wohlstand zu unterstützen. terreich von besonderer Bedeutung. Klar ist unterstrichen, heißt es. Die EU verfolgt da- für das Außenministerium dabei, daß von der her eine so genannte „Positive Agenda“, die Bericht rechnet mit längerem Bestand politischen und wirtschaftlichen Stabilisie- neben einer Vertiefung des außenpolitischen der Rußland-Sanktionen rung insbesondere die österreichische Wirt- Dialogs auch einen technischen Dialog Im Hauptfokus der Beziehungen der EU schaft profitiert. unterhalb der Schwelle von Verhandlungska- zu Rußland werden weiterhin die durch den Österreich begrüßt die Politik des Stabi- piteln vorsieht. Das Außenministerium be- Ukraine-Konflikt hervorgerufenen Spannun- lisierungs- und Assoziierungsprozesses und kräftigt einmal mehr die Präferenz Wiens für gen stehen. Vor diesem Hintergrund scheint

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 7 Österreich, Europa und die Welt es nach den Worten des Berichts zweifelhaft, ob im ersten Halbjahr 2015 der bereits für Neues Kulturabkommen Juni 2014 vorgesehene EU-Rußland Gipfel nachgeholt werden kann. Nicht gesichert sind daneben auch die Wiederaufnahme der Österreich und Bulgarien Verhandlungen über ein Partnerschafts- und Außenminister Kurz: »Verstärkte kulturelle und Kooperationsabkommen zwischen Brüssel wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Bulgarien« und Moskau sowie die Fortführung der Ge- spräche über eine Visa-Liberalisierung. Der Bericht geht überdies davon aus, daß die Sanktionen der EU gegen Rußland noch län- ger Bestand haben werden.

Kein Eingriff in europäische Standards durch TTIP Als einen Schwerpunkt des derzeitigen lettischen EU-Vorsitzes nennt der Bericht die Verhandlungen über das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP. Ein Abschluß ist aus Sicht der EU noch für das laufende Jahr geplant. Außer Streit steht dabei, daß TTIP weder Europas Standards in den Be- reichen Gesundheit, Sicherheit, Soziales und Datenschutz noch die kulturelle Vielfalt ge- Foto: BMEIA / Dragan Tatic fährden darf. In diesem Sinn werden Nah- Außenminister Sebastian Kurz (l.) trifft den bulgarischen Außenminister Daniel Mitov. rungsmittelsicherheit und der Schutz der persönlichen Daten nicht verhandelbar sein, undesminister Sebastian Kurz und sein fen. Das Abkommen enthält auch Vereinba- stellt der Bericht klar. Bbulgarischer Amtskollege Daniel Mitow rungen zum Austausch von Expertinnen und haben am 12. Feber in Sofia ein neues Ab- Experten im Bildungsbereich sowie Aktivi- Terrorismusbekämpfung: EU will stär- kommen zwischen Österreich und Bulgarien täten und Initiativen bei der Bildung von ker gegen Radikalisierung vorgehen über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet Lehrerinnen und Lehrern. Ein weiteres we- Ein eigenes Kapitel widmet der Bericht der Kultur, Bildung, Wissenschaft und Ju- sentliches Element des neuen Abkommens auch der Terrorismusbekämpfung und dem gend unterzeichnet. „Das Kulturabkommen ist ein verstärkter Erfahrungsaustausch von Phänomen der „Foreign Fighters“. Diesem schafft eine zeitgemäße Basis für den Aus- Künstlerinnen und Künstlern, die Zusam- Thema wird nicht nur in den Bereichen bau und die Vertiefung der kulturellen Zu- menarbeit im Bereich des Denkmalschutzes Justiz und Inneres, sondern auch im Rahmen sammenarbeit zwischen unseren beiden sowie Kooperationen der österreichischen des gesamten auswärtigen Handelns der EU Ländern“, betonte Kurz. Bundesmuseen mit den bulgarischen staat- Priorität zukommen. Die Strategie der Union Das heute unterzeichnete Abkommen er- lichen Museen. zielt dabei darauf ab, die Kooperation und setzt das „Abkommen zwischen der Re- Wichtige Träger der kulturellen und wis- den Dialog mit den Ländern des Mittleren publik Österreich und der Volksrepublik senschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Ostens und Nordafrikas zielgerichtet zu in- Bulgarien über die Zusammenarbeit auf den Österreich und Bulgarien sind unter anderem tensivieren und externe Finanzierungsinstru- Gebieten der Kultur, Wissenschaft und Er- die Österreichische Botschaft in Sofia, die drei mente für Projekte heranzuziehen, die die ziehung“ aus dem Jahr 1974. Damit wird Österreich-Bibliotheken in Russe, Sofia und betreffenden Staaten bei der Terrorismusbe- eine neue Basis für Kooperationen bei der Veliko Tarnovo sowie das bulgarische Kul- kämpfung und bei der Vorbeugung gegen Förderung des Sprachunterrichts, der Lite- turinstitut „Haus Wittgenstein“ in Wien.  Radikalisierung stärken. Österreich begrüßt ratur, Geschichte und Landeskunde geschaf- http://www.bmeia.gv.at/europa-aussenpolitik/auslandskultur/ diesen umfassenden Ansatz der EU und setzt dabei, wie der Bericht betont, auf eine alle Medien einschließende und auf interkultu- Hohe UN-Funktion für Österreicher rellen Dialog ausgerichtete strategische undesminister Sebastian Kurz gratuliert zenposition erhalten, nachdem er seit mehr Kommunikation, in deren Mittelpunkt vor BVolker Türk, der am 13. Feber von VN- als zwanzig Jahren für das UNHCR in zen- allem die europäischen Grundwerte stehen. Generalsekretär Ban Ki-moon zum Beige- tralen Funktionen tätig gewesen ist. Es ist Darüber hinaus sieht sich Österreich auch ordneten Hochkommissar der Vereinten Na- eine Anerkennung für einen hochqualifizier- gefordert, die Staaten des Westbalkans, die tionen für Flüchtlinge mit der Zuständigkeit ten Österreicher, der als junger Akademiker Herkunfts- und Transitländer für ausländi- für Schutzfragen ernannt wurde. Bei dieser von Österreich den Vereinten Nationen für sche Kämpfer darstellen, bei der Entwick- Funktion handelt es sich um die dritthöchste kurze Zeit über das „Junior Professional Of- lung von Maßnahmen zur Terrorismusbe- Position im VN-Hochkommissariat für Flücht- ficer“ Programm zur Verfügung gestellt wur- kämpfung zu unterstützen.  linge (UNHCR) in Genf. „Mit Volker Türk de und dann seinen überaus erfolgreichen Quelle: Parlamentskorrespondenz hat wieder ein Österreicher eine UN-Spit- Weg im UN-System gegangen ist.“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 8 Österreich, Europa und die Welt Alexis Tsipras in Wien Am 9. Feber traf Bundeskanzler Werner Faymann in Wien mit dem neuen griechischen Premierminister Alexis Tripras zusammen.

undeskanzler Werner Faymann hat den Bgriechischen Premierminister Alexis Tsipras am 9. Feber im Bundeskanzleramt empfangen. Faymann unterstrich die lange Tradition der Beziehungen zwischen Öster- reich und Griechenland und die politisch gute Zusammenarbeit. Hauptthema des Arbeits- gesprächs war die finanzielle Situation Griechenlands. „Es kann nur ein Ziel geben, das lautet, in der Eurozone Lösungen für Grie- chenland zu finden“, betonte der Bundes- kanzler. In Richtung Gegner der neuen grie- chischen Regierung sagte Faymann, daß die Wahl der GriechInnen zu respektieren sei. „Jetzt die Vorstellungen Tsipras’ in die ein- zuhaltenden bestehenden Verpflichtungen Griechenlands einzuarbeiten, ist eine harte Aufgabe, die zu einem positiven Abschluß zu bringen ist“, sagte der Kanzler, für den der Zusammenhalt innerhalbe der Eurozone auch in schwierigen Zeiten gegeben zu sein hat. Daß sich bisher keine Lösung, die zwi- schen den Vereinbarungen der Vergangenheit und Tsipras’ Vorstellungen liegt, abzeichnet, verursache Besorgnis. „Hier ist ein Weg zu finden“, so Faymann. Die SteuerzahlerInnen Foto: BKA / Andy Wenzel sollen dabei nicht zusätzlich belastet wer- Am 9. Februar empfing Bundeskanzler Werner Faymann (r.) den griechischen den. Besonders zentrale Punkte seien dabei Premierminister Alexis Tsipras zu einem Gespräch im Bundeskanzleramt. die Bekämpfung von Steuerbetrug, -vermei- Einigkeit bestehe darüber, daß Eurozonen- Mitterlehner: Neue Kleider machen auch dung und Korruption, die Errichtung ent- Mitglieder auch in der Eurozone verbleiben in Griechenland noch keine neue Politik sprechender Behörden, sowie die Herstel- sollen: „Wer den Friedensnobelpreis abholt, „Nach seiner Regierungserklärung am lung von Rechtsstaatlichkeit und Investoren- wie es die Staats- und Regierungschefs der Sonntag hat der Besuch von Alexis Tsipras sicherheit. Auch Effizienzverbesserungen in EU-Länder getan haben, hat auch die Ver- gestern in Wien einen anderen Beige- der Verwaltung seien unabdingbar für das pflichtung, für eine starke Basis aller Mit- schmack als es vielleicht noch eine Woche Einhalten von Budgets. „Die rechtsstaatliche gliedsländer einzutreten.“ zuvor der Fall gewesen wäre“, betont ÖVP- Verlässlichkeit zu stärken ist Aufgabe von Auch die Finanztransaktionssteuer und Bundesparteiobmann Vizekanzler Reinhold Griechenland und auch gemeinsame europä- die Situation der Ukraine waren Themen des Mitterlehner nach dem Ministerrat am 10. ische Aufgabe“, so Faymann. Arbeitsgesprächs. Kanzler Faymann beton- Feber und weiter: „Denn bedauerlicherweise „Der Kampf gegen Steuerbetrug und die te, daß er von der konstruktiven Zusammen- machen neue Kleider noch keine neue Po- hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europa sowie arbeit mit der neuen griechischen Regierung litik.“ Es sei kein Ansatz für Reformen oder für mehr Beschäftigung und etwa die Aus- überzeugt sei. Neues zu erkennen gewesen, „stattdessen die bildungsgarantie, sprich, für die Menschen, Tsipras bedankte sich für die Einladung Erhöhung von Pensionen und Mindestlohn muß mit demselben Schwung geführt wer- und drückte sein Interesse an einer gemein- sowie die neuerliche Aufstockung von Be- den, wie jener für die Rettung der Banken“, samen europäischen Lösung aus, für die er amten“. „Wenn schon das bestehende Sy- betonte der Kanzler. Die Menschen würden alle Anstrengungen unternehmen wolle. Es stem schon schwer leistbar ist, muß man sich sich hier die gleichen Kraftanstrengungen er- sei ihm bei seinen Plänen wichtig, die Bür- die Frage stellen, ob man nicht andere Maß- warten. Der europaweite Kampf gegen gerInnen der EU nicht zusätzlich zu bela- nahmen treffen sollte“, sagt der ÖVP- Steuerbetrug, etwa durch eine engere Zu- sten, sondern wirtschaftlich machbare Lö- Bundesparteiobmann. „In der Slowakei be- sammenarbeit der Behörden, habe „höchste sungen zu finden, sagte der griechische Pre- kommen die Arbeiter einen Mindestlohn von Dringlichkeit“ und sei „eine Frage der An- mier im Zusammenhang mit seinem Über- 400 Euro, in Griechenland soll er wieder auf ständigkeit“. brückungsprogramm bis Juli. 751 Euro angehoben werden. Der kann dort

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 9 Österreich, Europa und die Welt aber nicht erwirtschaftet werden.“ Die von „Wenn Griechenland über einen Schul- ständnis und Vertrauen aufgebaut wird. So Tsipras verfolgte Regierungspolitik würde in denschnitt reden möchte, dann muß das auch muß auch Europa Verständnis für die Not- die gleiche Kerbe schlagen, wie die griechi- gleichzeitig bedeuten, daß Griechenland aus lage großer Teile der griechischen Bevölke- sche Politik der vergangenen Jahrzehnte. Von dem Euro austreten muß – sonst beginnt das rung entwickeln. Ein gemeinsamer Reform- Änderungen sei bisher noch nichts zu erken- Spiel in Kürze wieder von vorne. Auch Fay- pfad, der diesen Namen auch verdient, soll nen, so Mitterlehner. „Ich freue mich, wenn manns Akzeptanz einer Regierungsbeteili- und kann gefunden werden. So kann etwa die gestern angesprochenen Themen Anti- gung einer in der SPÖ-Diktion wohl extrem das Steuersystem Griechenlands zu einem Korruption, Betrugsbekämpfung und Steuer- rechten Partei in Griechenland muß man nun autonom funktionierenden System gemacht eintreibung aufgegriffen werden und in als radikale Richtungsänderung der Sozial- werden, das Korruption und Steuerflucht in echte Programme münden.“ Der Vizekanzler demokratie betrachten. Immerhin waren es Griechenland bekämpft. Hier sind sehr gros- vertritt die Linie, die für den Schäuble-Mer- die Sozialisten, die im Jahre 2000 bei der se Sanierungsbeiträge zu erwarten, da meh- kel-Kurs steht und zu der sich auch die Euro- Regierungsbeteiligung der FPÖ internatio- reren Quellen zufolge im letzten Jahrzehnt päische Union bekennt. „Es ist nicht die Fra- nal sofort Sanktionen gegen Österreich an- ca. 250 Mrd. Euro außer Landes verfrachtet ge, ob es einen weiteren Schuldenschnitt für gezettelt haben“, erklärte der FPÖ-General- wurden“, erläuterte Kogler. Griechenland geben wird. Es gab bereits einen sekretär. Schuldenschnitt im Umfang von 107 Mil- „Ebenso interessant ist der unterschiedli- Dietrich: Griechenland mit vernünfti- liarden Euro und es gibt für Griechenland til- che Umgang der EU mit einzelnen Mit- gem Schuldenschnitt aus Eurozone gungsfreie Zeiten über viele Jahre. Die Fra- gliedsstaaten: Wenn nämlich ein Nettozahler entlassen ge ist, was im März passiert, wenn der näch- wie Österreich eine beim EU-Establishment „Kanzler Faymann geht auf Kuschelkurs ste Programmpunkt finanziert werden muß“, unliebsame Regierung hat, dann gibt es mit den Griechen – und die österreichischen betont Mitterlehner. Hier erwartet er sich Sanktionen. Wenn aber ein Mega-Schuldner Steuerzahler dürfen für sein Milliarden teu- eine „gewisse Konditionalität“, also die antanzt, dann gibt es überall offene Türen“, res Valentinstags-Geschenk wieder einmal Vorlage von Vorschlägen und konkreten kritisierte Kickl. bezahlen“, kritisierte Team Stronach-Klub- Umsetzungspunkten. Bisher sei Griechen- obfrau Waltraud Dietrich das Zugeständnis land diese schuldig geblieben. Kogler: Griechenland bei echten Re- Faymanns für ein Entgegenkommen Euro- Die Krisenländer Irland, Spanien und Por- formen und Investitionen unterstützen pas im Schuldenstreit mit Griechenland. tugal bestätigen, daß an echten Reformen „Es hat keinen Sinn, Griechenland wei- „Eine Gemeinschaft bedeutet eben nicht nur kein Weg vorbei führt. Dort gibt es inzwi- terhin zum Gegenstand innenpolitischer Aus- Rechte sondern auch Pflichten – und diese schen wieder ein Wachstum. „Das gilt für einandersetzungen zu machen“, betonte der sind auch von der Syriza-Regierung einzu- das Budget, für den Bereich Pensionen, für Europasprecher der Grünen, Werner Kogler, halten. Und wenn nicht, dann müssen wir den Arbeitsmarkt und die Verwaltungsstruk- anläßlich des Besuchs von Alexis Tsipras beginnen, das Gesamtkonstrukt Eurozone in turen. Nur so kann wirtschaftlicher Erfolg und beim Bundeskanzler. „An erster Stelle muß Frage zu stellen“, so Dietrich. damit dauerhaftes Wachstum generiert wer- die Bekämpfung von Steuerbetrug und -hin- Für das Team Stronach ist es unverant- den“, so Mitterlehner. Dies gelte genauso für terziehung stehen, die Tsipras angekündigt wortlich, Griechenland weiterhin im Euro zu Österreich. Daß unser Land trotz eines Be- hat. Hier braucht es auch entschiedenes Vor- behalten: „Es darf ganz einfach nicht sein, schäftigungsrekords beinahe eine halbe Mil- gehen auf europäischer Ebene“, kommen- daß wir scheinbar unverbesserlichen Pleite- lion Arbeitslose zu verzeichnen habe, sei eine tiert Kogler. staaten unser Geld hinterherwerfen, während „bedrohliche Situation“. „Für die Menschen in „In diesem Zusammenhang fordere ich in Österreich gleichzeitig das Budgetloch Österreich ist das das Thema Nummer eins. Bundeskanzler Faymann auf, sein Verspre- und die Rekordarbeitslosigkeit wächst und Sie wollen keinen weiteren Euro Steuergeld chen, sich auf europäischer Ebene für effek- wächst“, so Dietrich. „Auch zum Vorteil der in andere Länder abfließen sehen, sondern tive Maßnahmen gegen Steuerflucht einzu- Griechen verlangen wir daher einen vernünf- wollen, daß wir die Probleme hier lösen“, so setzen, beim kommenden Treffen der euro- tigen Schuldenschnitt und einen nachhalti- Mitterlehner. Hierbei stehen die Verbesse- päischen Staats- und RegierungschefInnen gen Plan für die notleidende Bevölkerung. rung der Arbeitsmarktpolitik und die Forcie- einzulösen. Auch Österreich muß seine bis- Nur so kann es eine Rettung für Griechen- rung der Wirtschaftspolitik im Mittelpunkt. her bremsende und schädliche Rolle endlich land geben!“ aufgeben. Es braucht jetzt konkrete Taten auf Faymann kann nicht im Alleingang europäischer Ebene und nicht nur Lippen- Kaske: Griechenland als Ausgangs- Steuergeld verschenken bekenntnisse“, fordert Kogler. punkt für neue europäische „Bundeskanzler Faymann steht es einfach „Griechenland braucht eine tragfähige Reformagenda nutzen nicht zu, im Alleingang auch nur einen Cent Lösung für die Schuldenlast. Jeder in die „Europa darf jetzt die Menschen in Grie- vom österreichischen Steuergeld nach Grie- griechische Wirtschaft investierte Euro bringt chenland nicht im Stich lassen. Sie haben chenland zu verschenken. Auch kann er bei Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und damit genug unter einer falsche Krisenpolitik gelit- den Griechen nicht die Hoffnung wecken, für ganz Europa Vorteile. Deshalb ist der ten“, forderte AK-Präsident Rudi Kaske an- daß sie sich aus dem EU-Kuchen nur die Ro- phantasielose, strikte Kürzungskurs für ge- läßlich des informellen Gipfeltreffens der EU- sinen herauspicken können“, stellte FPÖ-Ge- scheitert zu betrachten“, kritisiert der Grüne Staats-und Regierungschefs am 13. Feber. neralsekretär Herbert Kickl zum vom Kanzler Vize-Klubchef. „Investitionen aus den Mit- „Europa muß das griechische Votum als geplanten warmen und herzlichen Empfang- teln des europäischen Investitionspaktes wer- Chance begreifen, die Fehler der bisherigen Stichwort Verringerung der Schuldenlast für den aber nur dann in die Wirtschaft Grie- Krisenpolitik zu korrigieren. Das klare Nein den griechischen Premier Tsipras fest. chenlands fließen, wenn gegenseitiges Ver- zu einer Politik, die Banken rettet, aber der

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 10 Österreich, Europa und die Welt

Verarmung von Millionen Menschen keinen und EZB die politischen Vorgaben für Re- de. Dieses Thema bewegt die Menschen aus Einhalt gebietet, muß genauso ernst genom- formprogramme geben, sondern die gewähl- allen politischen Lagern und aller Bevöl- men werden wie das Ja zu einer Politik, die ten Repräsentanten. Die Korrektur einer im- kerungsgruppen. Auf die Frage, ob der neue die Europa-2020-Ziele wirklich ernst nimmt, mer größer werdenden Kluft zwischen arm griechische Weg der richtige ist, zeigen sich und die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und reich ist unbedingt anzugehen. Einer die Österreicher gespalten: 35 % unterstüt- und der sozialen Auswirkungen der Krise in effektiven Vermögensbesteuerung, der Um- zen diesen „neuen Weg“, eine leichte Mehr- den Fokus rückt. Wer jetzt keine richtigen setzung einer Finanztransaktionssteuer und heit von 46 % lehnt die Richtung von Tsipras Lehren zieht, darf sich nicht wundern, wenn die wirksame Bekämpfung von Steuerbetrug & Co eher ab. Jede/r fünfte ÖsterreicherIn ist immer mehr den Glauben an ein gemeinsa- und Steuerhinterziehung muß oberste Prio- in dieser Sache unentschlossen. „Interessant mes Europa verlieren und sich europakriti- rität eingeräumt werden. Nicht nur Grie- ist die Betrachtung der politischen Lager. schen und nationalistischen Strömungen zu- chenland, sondern ganz Europa wird nur Während nur 18 % der ÖVP-Wähler den wenden.“ dann aus der Krise finden, wenn die Res- neuen griechischen Weg unterstützen, sind 2015 müsse zu einem europäischen Wen- sourcen und Lebenschancen der Menschen es bei den FPÖ-Wählern beachtliche 43 %. dejahr werden, in dem endlich Maßnahmen gerechter verteilt werden“, so Katzian. Hier wirkt der „gemeinsame Feind EU" als gesetzt würden, die eine Überwindung der Treiber für diese Unterstützung“, so Kling. Krise ermöglichten. Die europäische Unter- 53 % der ÖsterreicherInnen Auf die Frage, ob Griechenland aus der stützung des neuen griechischen Reform- wollen Austritt Griechenlands Eurozone austreten solle, sprechen sich kurses kann für den AK Präsidenten Aus- aus der Eurozone 53 % der Befragten für eine Rückkehr Grie- gangspunkt für eine neue europäische Re- Der neue griechische Ministerpräsident chenlands zur Drachme aus. Nur 35 % der formagenda sein. „Wenn Regeln nicht funk- Alexis Tsipras hält Europa in Atem. Laut Österreicher wollen Griechenland im Euro tionieren, müssen sie korrigiert werden. Wir einer aktuellen Studie von meinungsraum.at halten. müssen einen Weg finden, der den Mit- geben 80 % von 500 befragten Österrei- Kling: „Wähler beider Regierungsparteien gliedsstaaten eine beschäftigungsfreundliche cherInnen an, die Lage und neue politische sind mehrheitlich für den Verbleib Grie- Haushaltspolitik bzw. gesamtwirtschaftlich Situation in Griechenland medial zu verfol- chenlands im Euro. Unter den FPÖ-Wählern wertvolle Investitionen ermöglicht und so gen. Dazu der Geschäftsführer des Marktfor- befürworten über 80 % einen Austritt Grie- das Potential der langfristigen wirtschaft- schungsinstitutes meinungsraum.at, Herbert chenlands aus dem Euro. Ursache hierfür ist, lichen Entwicklung stärkt.“ Kling: „Wie in allen politischen Bereichen daß FPÖ-Wähler grundsätzlich eine sehr steigt das Interesse mit dem Alter der Be- hohe EU- und Euro-Skepsis aufweisen.“  Katzian: Europa braucht fragten auch hier signifikant an.“ Sonst zei- Quellen: Bundespressedienst, ÖVP, FPÖ, Grüne, Team jetzt einen Kurswechsel gen sich keine demographischen Unterschie- Stronach, Bundesarbeiterkammer, ÖGB unb chapter4 „Wer glaubt, ein Land kann seine Schul- den dadurch bedienen, daß man den Men- schen Einkommen kürzt, die Krankenver- sicherung wegnimmt, den Strom abdreht und sie obdachlos macht, befindet sich auf dem Kurz: Neues Kapitel am Holzweg. Wer die Fortsetzung dieses bisher eingeschlagenen Weges fordert, handelt Westbalkan aufschlagen nicht nur rücksichts-und verantwortungslos, sondern verlangt Dinge, die ökonomisch ußenminister Sebastian Kurz kommen- Klärung des Schicksals von vermißten einfach nicht machbar sind. Griechenland Atierte am 3. Feber in einer ersten Reak- Personen. braucht jetzt einen Spielraum für Reformen, tion die Zurückweisung der Völkermordk- Die Aussöhnung zwischen den Ländern die es dem Land ermöglichen, wirtschaftlich lagen gegen Serbien und Kroatien durch den des Westbalkans wird von Österreich seit vie- wieder auf eigenen Füßen zu stehen“, so der Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den len Jahren aktiv unterstützt, durch konkrete Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatan- Haag wie folgt: „Das IGH-Urteil zu Serbien Projekte, aber auch durch die Unterstützung gestellten, Druck, Journalismus, Papier und Kroatien bietet nun die Möglichkeit zum bei der Heranführung der Länder an die (GPA-djp) Wolfgang Katzian anläßlich des Neuanfang und zur gemeinsamen Aufarbei- Europäische Union. Österreich wird in die- Gipfeltreffens der EU-Staats und Regie- tung der Geschichte. Damit ein derartiges sem Zusammenhang den von der deutschen rungschefs. Versöhnungsprojekt gelingen kann, ist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten „Es geht jetzt um mehr als um Solidarität die aktive Einbindung der Zivilgesellschaft ‚Berlin-Prozeß‘ mit einem Gipfel-Treffen der mit der leidgeprüften Bevölkerung Grie- von großer Wichtigkeit. Aus vielen Gesprä- Staats- und Regierungschefs sowie der chenlands. Es geht darum, jetzt die Chance chen mit Politikern und Bürgern aus der Re- Außen- und der Wirtschaftsminister am 27. zu ergreifen einen Kurswechsel in der ge- gion weiß ich, daß der große Wunsch besteht, August in Wien weiterführen. „Neben dem samten Europäischen Union herbeizuführen, die Last der Vergangenheit zu überwinden. Ausbau der Verkehrsinfrastruktur in der hin zu einer Politik, die die Bekämpfung von Ich vertraue darauf, daß diese Chance ent- Region wird es beim Westbalkan-Gipfel in Arbeitslosigkeit und den sozialen Ausgleich sprechend genutzt wird“, so Außenminister Wien um verstärkte regionale Zusammenar- in den Mittelpunkt rückt“, so Katzian. Sebastian Kurz. beit und eine Annäherung auf menschlicher „Die Staats- und Regierungschefs tragen Zu den vordringlichsten Problemen zwi- Ebene gehen. Damit können die Länder des jetzt die Verantwortung dafür, daß nicht schen Serbien und Kroatien zählen unter Westbalkans gemeinsam an ihrer europäi- mehr länger Finanzinstitutionen wie IWF anderem Grenzstreitigkeiten ebenso wie die schen Zukunft arbeiten“ so Kurz. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 11 Österreich, Europa und die Welt LH Kompatscher in Wien Südtirols Landeshauptmann zu Informationsaustausch bei Bundespräsident Fischer, Außenminister Kurz und im Parlament

it einem gemeinsamen Arbeitsfrüh- Mstück mit Außenminister Sebastian Kurz hat am 19. Feber der Wien-Besuch von Südtirols Landeshauptmann Arno Kompat- scher begonnen. Im Gespräch mit dem Bun- desminister für Europa, Integration und Äus- seres wurden unter anderem Themen wie die Europaregion Tirol, die Zukunft der Süd- tirol-Autonomie sowie die Entwicklung der Makroregion Alpen besprochen. Kompatscher unterstrich bei dem Treffen die guten Beziehungen zu Österreich und be- dankte sich für die entgegengebrachte Wert- schätzung. „Es ist erfreulich, mit welcher Selbstverständlichkeit man sich in Wien der Belange Südtirols annimmt und die Entwick- lung unseres Landes unterstützend beglei- tet“, so Kompatscher. Österreichs Schutz- funktion sei auch für die Weiterentwicklung der Südtirol-Autonomie von fundamentaler Foto: BMEIA / Dragan Tatic Bedeutung. „Der Briefwechsel zwischen Außenminister Sebastian Kurz (r.) traf den Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher zu einem Meinungsaustausch in Wien Ministerpräsident Matteo Renzi und Bun- deskanzler Werner Faymann im Rahmen der ten Schritt soll die Diskussion über gesell- Nicht zuletzt berieten Landeshauptmann Verhandlungen zum Sicherungspakt ist im schaftspolitische Fragen im Autonomiekon- Kompatscher und Außenminister Kurz auch Hinblick auf die bevorstehende Verfassungs- vent folgen“, so der Landeshauptmann. Kurz über die makroregionale Strategie für den reform nicht hoch genug einzuschätzen, zu- zeigte sich überzeugt, daß der eingeschlage- Alpenraum, die bis spätestens Juni 2015 von mal er die Unumstößlichkeit des Verhand- ne Weg ein guter sei und betonte, daß Süd- der EU-Kommission vorgelegt werden soll. lungsprinzips zwischen Rom und Bozen in tirol ihm besonders am Herzen liege und er „Ab Herbst wird die Umsetzung konkret und aller Deutlichkeit unterstreicht“, erklärte der die Entwicklung stets im Auge behalte. es sollten erste Auswirkungen auf die Ent- Landeshauptmann. Außenminister Kurz zeig- Kurz gratulierte Landeshauptmann Kom- scheidungen der Kommission und der Re- te sich erfreut darüber, daß es erfolgreich ge- patscher zur positiven Wirtschaftsentwick- gierungen sichtbar werden“, so der Landes- lungen sei, zur langfristigen Absicherung der lung, nachdem sich die beiden auch über Ar- hauptmann mit Blick auf die Gestaltung der finanziellen Situation Südtirols durch den beitsmarkt und Beschäftigung ausgetauscht nächsten Strukturfondsperiode ab 2020. Briefwechsel beizutragen. „Wir konnten un- hatten. sere Schutzfunktion nun aktiv nutzen, um Weiterer Gesprächspunkt war die grenzen- Gespräch mit dem Bundespräsidenten Südtirol mehr Rechtssicherheit zu geben“, überwindende Kooperation im Rahmen des Der Schutz und die Weiterentwicklung so Kurz. Europäischen Verbunds territorialer Zusam- der Südtirol-Autonomie im Lichte der anste- Die Verfassung werde für Südtirol aber menarbeit (EVTZ). „Diese gibt uns heute die henden Verfassungsreform in Italien standen nicht nur in Rom, sondern vornehmlich im Möglichkeit, die Verbindung zu Österreich ganz oben auf der Gesprächsagenda von eigenen Land geändert und zwar im Rahmen und Europa zu stärken“, so Kompatscher. Kompatscher bei seinem anschließenden Be- des sogenannten Autonomiekonvents, unter- Die Euregio schaffe es immer mehr, ein fest- such bei Bundespräsident Heinz Fischer, strich der Kompatscher Kurz gegenüber. Süd- er Bestandteil des Lebens und Denkens der dem er von dem mit dem Staat ausgehandel- tirol bleibe aufgrund der vereinbarten Schutz- Bevölkerung nördlich und südlich des Bren- ten Sicherungspakt sowie von seinem jüng- klausel von der römischen Verfassungsre- ners zu werden. Dies strebe man beispiels- sten Treffen mit Ministerpräsident Matteo form ausgenommen und werde, so wie in der weise auch bei der Erinnerung an den Ersten Renzi in Rom berichtete, bei welchem von Klausel festgeschrieben, eine einvernehmli- Weltkrieg an, die in Südtirol besonders Renzi ganz klar zum Ausdruck gebracht wor- che Überarbeitung des Autonomiestatuts an- schmerzhaft und kontrovers sei. „Es wird den war, daß jene autonomen Regionen zu streben. „Wir wollen die Überarbeitung des eine besondere Herausforderung, zwischen stärken seien, die ihre Zuständigkeiten ver- Statuts in zwei Phasen erreichen: Zunächst der italienisch- und der deutschsprachigen antwortungsbewußt einsetzen. In diesem soll die Neuordnung der Aufteilung der Kom- Erinnerungswelt einen Austausch zu schaf- Sinne gelte es, die Südtiroler Autonomie petenzen zwischen Staat, Region und Land fen, der bisher leider kaum stattgefunden weiterzuentwickeln und verantwortungsbe- angegangen werden, und erst in einem zwei- hat", so Landeshauptmann Kompatscher. wußt zu handeln. „Mit der italienischen Re-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 12 Österreich, Europa und die Welt Foto: HBF / Peter Lechner Bundespräsident Heinz Fischer (r.) im Gespräch mit dem Landeshauptmann von Südtirol, Arno Kompatscher, in der Hofburg gierung konnte im Zuge der anstehenden Ver- fassungsreform für Südtirol und das Trentino eine Schutzklausel ausgehandelt werden“, betonte Kompatscher gegenüber Bundesprä- sident Fischer und erklärte, daß Südtirol eine einvernehmliche Überarbeitung des Autono- miestatuts anstrebe. Es gehe darum, jenes Verantwortungs- bewußtsein zu wahren und zu stärken, das letztlich auch bei der Entstehung des Südti- roler Autonomiestatuts zum Tragen gekom- men sei und den Weg für die positive Ent- wicklung des Landes bereitet habe. „Die Zei- ten mögen vor 40 Jahren zwar andere gewe- sen sein, jedoch sind Grundwerte und Grund- haltung aktueller denn je“, so Kompatscher, der auch hier auf die grundlegende Wichtig- keit der Schutzfunktion Österreichs verwies. „Mit dem Briefwechsel zwischen Minister- Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Leo Hagen Zweiter Nationalratspräsident Karlheinz Kopf (r.) mit Arno Kompatscher präsident Matteo Renzi und Bundeskanzler Werner Faymann haben die Republik Italien Besuch im Parlament Wie schon bei seinem Gespräch mit Mit- und die Bundesrepublik Österreich ganz klar Zum Abschluß seines Wien-Besuchs traf gliedern des Unterausschusses für Südtirol, unterstrichen, daß Österreichs Schutzfunk- Arno Kompatscher mit auch mit dem Zwei- appellierte Kompatscher, die Frage der Dop- tion für die weitere Entwicklung der Südtiro- tem Nationalratspräsidenten Karlheinz Kopf pelstaatsbürgerschaft mit großer Behutsam- ler Autonomie wahrgenommen wird und ga- zu einem Gespräch zusammen, das in betont keit zu behandeln. Das Anliegen werde im rantiert ist“, so ein zufriedener Landeshaupt- herzlicher und freundschaftlicher Atmosphä- Land grundsätzlich positiv bewertet, es zeige mann, der sich stellvertretend beim österrei- re verlief. Die beiden Politiker streiften da- auch, daß die Autonomie als Volksgruppen- chischen Staatsoberhaupt dafür bedankte. bei eine breite Palette aktueller innen- und schutz gewirkt hat. Gleichzeitig mahnte er Bundespräsident Fischer zeigte sich ein- außenpolitischer Themen, wobei es ange- ein, die sensiblen und kritischen Aspekte bei mal mehr höchst interessiert an den Ent- sichts der laufenden Enquete-Kommission der konkreten Umsetzung zu beachten, die wicklungen in Südtirol und in Italien. „Mit im österreichischen Parlament auch zu einem dazu geeignet sein könnten, Streit und Kon- dem Briefwechsel, der das Konsensualprin- Meinungsaustausch über direktdemokrati- flikte auszulösen und alte Wunden wieder zip bekräftigt, ist es uns gelungen, unsere sche Instrumente kam. aufbrechen zu lassen. Die multiethnische Ge- Schutzfunktion praktisch anzuwenden", er- Kompatscher erläuterte gegenüber Präsi- sellschaft in Südtirol habe zu einem fried- klärte Fischer, der sich sich erfreut zeigte, dent Kopf das kürzlich abgeschlossene Fi- lichen Miteinander gefunden, unterstrich daß Südtirol mit dem Finanzabkommen eine nanzabkommen mit Rom und zeigte sich zu- Kompatscher, eine Entzweiung der Bevölke- zufriedenstellende Lösung erzielen konnte, frieden, damit für Südtirol finanzielle Plan- rung wäre der falsche Weg.  nicht zuletzt aus autonomiepolitischer Sicht. barkeit erreicht zu haben. Quellen: Landespresseamt Südtirol, Parlamentskorrespondenz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 13 Österreich, Europa und die Welt Eurobarometer Österreicher sehen EU als wichtigen Akteur im Kampf gegen Wirtschafts- krise – Vertretung der EU-Kommission stellt Umfrageergebnisse für Österreich vor

ie Wirtschaftskrise rückt wieder stärker schäftigung gesetzt. Wir freuen uns daher, ist in diesem Zusammenhang der hohe An- Din den Fokus der ÖsterreicherInnen. daß die EU als wichtiger Akteur im Kampf teil Unschlüssiger, sowohl in Österreich Gleichzeitig herrscht Unsicherheit, ob die gegen die Wirtschaftskrise wahrgenommen (23 %) als auch der EU-28 (24 %). Dinge derzeit in der EU in die richtige Rich- wird, daß die Österreicherinnen und Öster- tung laufen. Dennoch erfahren zentrale reicher hinter zentralen Eckpfeilern der EU- Die dringendsten Probleme Grundpfeiler der Zusammenarbeit auf EU- Zusammenarbeit stehen und 69 % den Euro Nach Ansicht der ÖsterreicherInnen sind Ebene eine hohe Zustimmung in Österreich, als gemeinsame Währung befürworten.“ die derzeit dringendsten Probleme in der EU darunter der Euro (69 %), eine gemeinsame der Zustand der Staatsfinanzen (34 %), die Energiepolitik (68 %), eine gemeinsame Aus- Die Einschätzungen wirtschaftliche Situation (28 %) und die Ar- senpolitik (66 %), eine gemeinsame Vertei- Den aktuellen Eurobarometer-Ergebnis- beitslosigkeit (25 %). In diesem Zusammen- digungs- und Sicherheitspolitik (63 %) so- sen zufolge schätzen die ÖsterreicherInnen hang wird der EU bei der Bekämpfung der wie eine gemeinsame Einwanderungspolitik die finanzielle (81 % „gut“) und berufliche Wirtschafts- und Finanzkrise eine zentrale (59 %). Zudem sehen die ÖsterreicherInnen (80 % „gut“) Situation als stabil ein und lie- Rolle zugedacht. Die ÖsterreicherInnen se- die EU als wichtigen Akteur im Kampf ge- gen damit deutlich über dem EU-Durch- hen die Aufgabe der EU v.a. in der Überwa- gen die Krise. Dies spiegelt sich auch in schnitt. Gleichzeitig herrscht aber bezüglich chung des Bankensystems (69 %) sowie der einem deutlich gestiegenen Vertrauen in die der nationalen Beschäftigungssituation Regulierung von Finanzdienstleistungen EU-Institutionen wider. Das sind die zentra- (41 % „gut“) und der wirtschaftlichen Situa- (67 %). Mittlerweile befürworten mehr als len Erkenntnisse aus dem aktuellen Stan- tion in der EU (35 % „gut“) Skepsis. Gaben die Hälfte der Befragten in Österreich (54 %) dard-Eurobarometer 82, das heute für Öster- 2011 knapp zwei von drei ÖsterreicherInnen die Vorgenehmigung von Haushalten der reich vorgestellt wurde. an (62 %), daß der Höhepunkt der Krise EU-Länder. Dies spiegelt sich auch in einem bereits erreicht sei, so sind aktuell nur noch gestiegenen Vertrauen in die EU-Institutio- Gestiegene Verunsicherung knapp die Hälfte aller Befragten (48 %) die- nen wider. So erreicht das Vertrauen in die Johann Sollgruber, Leiter der Vertretung ser Meinung. Vor dem Hintergrund der ge- EU-Kommission aktuell (51 %) den höch- der EU-Kommission in Österreich a.i., kom- wachsenen Skepsis zur wirtschaftlichen Lage sten Stand seit 1999. mentierte die Ergebnisse: „Durch die aktuel- sehen fast die Hälfte der ÖsterreicherInnen Für das aktuelle Standard-Eurobarometer le wirtschaftliche Situation stellen wir eine die Dinge in der EU in die falsche Richtung wurden zwischen dem 8. und 17. November gestiegene Verunsicherung unter den Öster- laufen (48 %). Vor allem ältere Menschen 2014 – kurz nach Amtsantritt der neuen EU- reicherinnen und Österreichern fest. Die neue (55+ Jahre; 51 %), Menschen, die sich poli- Kommission unter Jean-Claude Juncker – in EU-Kommission unter Jean-Claude Juncker tisch rechts einordnen (69 %) und Menschen Österreich 1032 Personen ab 15 Jahren, in hat mit der Investitionsoffensive ein deutli- mit niedrigem Bildungsabschluß (Pflicht- der EU-28 insgesamt 27.901 Personen be- ches Zeichen in Richtung Wachstum und Be- schule; 61 %) sind hier skeptisch. Auffallend fragt. 

Einschätzung der aktuellen Situation als »gut« (AT und EU28, Herbst 2014) Quelle: Europäische Kommission, Generaldirektion Kommunikation

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 14 Österreich, Europa und die Welt Mitterlehner traf tschechischen Vizepremier Babiš izekanzler und Wirtschaftsminister Rein- Vhold Mitterlehner hat am 12. Feber in Wien den Vizepremier und Finanzminister der Tschechischen Republik, Andrej Babiš, zu einem bilateralen Arbeitsgespräch getrof- fen. Im Mittelpunkt standen neben einer all- gemeinen Erörterung der Wirtschaftslage vor allem die bilateralen Wirtschaftsbeziehun- gen sowie die aktuelle Entwicklung bei den Ukraine-Friedensgesprächen und die Bezie- hungen zur Russischen Föderation. „Wir hof- fen, daß die heute in Minsk erzielte Verein- barung zur Deeskalation des Konflikts bei- tragen wird“, sagte Mitterlehner. Beide Minister waren sich einig, daß die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen weiter vertieft werden sollen. „Die Tschechische Foto: BMWFW/HBF / Julia Weichselbaum Republik zählt zu unseren wichtigsten Han- Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (r.) mit dem Vizepremier delspartnern. Daher wollen wir unsere Wirt- und Finanzminister der Tschechischen Republik, Andrej Babiš in Wien schaftsbeziehungen und die Rahmenbedin- Ebenfalls auf der Agenda waren der ge- Exporte ein, als Herkunftsland für importier- gungen für Investitionen weiter verbessern“, meinsame Kampf gegen Steuerflucht auf te Waren Platz 5. betonte Mitterlehner. Marktpotentiale und Ebene der Europäischen Union, die Verbes- In den bisher erfaßten ersten elf Monaten Geschäftschancen für österreichische Unter- serung der Verkehrsinfrastruktur sowie die 2014 zeichnete sich eine weitere Ausweitung nehmen gebe es beispielsweise im Autozu- Vorbildwirkung des dualen Ausbildungssy- des Warenverkehrs ab: Die Importe stiegen lieferbereich. Außerdem könnten heimische stems in Österreich. „Die Lehre hilft den um 2,9 Prozent auf 5,0 Milliarden Euro und Firmen verstärkt dazu beitragen, die steigen- Unternehmen im Wettbewerb und bietet den die Exporte um 0,4 Prozent auf 4,1 Mil- de Nachfrage nach Öko-Innovationen zu Jugendlichen selbst in wirtschaftlich turbu- liarden Euro. Zudem ist Österreich ein wich- decken und dabei mithelfen, den Energie- lenten Zeiten gute Karrierechancen“, nannte tiger Investor: Mit einem geschätzten Be- verbrauch durch intelligentes und energie- Mitterlehner wesentliche Vorteile. standsvolumen von 11,3 Milliarden Euro sparendes Bauen zu dämmen. Zusätzliche Als Exportdestination nimmt Tschechien war Österreich 2013 nach Deutschland der Potentiale gebe es im Tourismus. den 6. Platz der weltweiten österreichischen zweitgrößte Investor.  Karmasin informiert sich über neue Formen des Lernens amilien- und Jugendministerin Sophie FKarmasin besuchte Mitte Feber eine IPad-Schule in den Niederlanden. Durch das flexible Schulgesetz und die weitreichende Autonomie können dort Schulen von Eltern gegründet werden. Eine davon ist die „De Oontploiing“ (übersetzt: die Entfaltung) Schule in Amsterdam, gegründet vom be- kannten Meinungsforscher Maurice de Hond. „Ich wollte daß meine Tochter in einer zukunftsweisenden Schule lernen kann, eine Schule die am Puls der Zeit liegt“, so de Hond über seine Motivation eine neue Schu- le zu gründen. Jedes Kind erhält ein eigenes IPad und kann nach eigenem Ermessen ler- nen. Alle sechs Wochen werden die Bildungs- Foto: BMFJ ziele eines jeden Schülers von den Lehrern, Familienministerin Sophie Karmasin gemeinsam mit dem Schulgründer Maurice de die Coaches heißen, den Schülern und den Hond in Amsterdam Eltern festgesetzt, was personalisierte Betreu- auf ein hoher Grad an Selbstständigkeit zu- Noch vor dem Sommer 2015 soll mit den ung in einem ungekannten Ausmaß ermög- gestanden“, freute sich Karmasin. „Es geht heimischen Schulbuchverlagen ein Zeitplan licht. „Besonders gut gefällt mir die natürli- nicht darum das klassische Schulbuch kom- zur Einführung von ergänzenden digitalen che Motivation mit der Kinder sich neues plett abzuschaffen, sondern um digitale Lern- Schulbüchern für Österreichs SchülerInnen Wissen aneignen, auch wird ihnen von klein methoden als sinnvolle Ergänzungen.“ vorgelegt werden. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 15 Österreich, Europa und die Welt Unterstützung aus Österreich für Europäische Staatsanwaltschaft sterreich unterstützt den Vorstoß der EU- ÖKommission, eine Europäische Staats- anwaltschaft einzurichten“, bekräftigte Justiz- minister Univ.-Prof. Wolfgang Brandstetter am 17. Feber bei einem ersten Arbeitsge- spräch mit der neuen Justizkommissarin Vera Jourova in Wien. „Zur Verfolgung von Fördergelder-Mißbrauch braucht die EU eine schlagkräftige und zentrale Einheit. Davon sind schließlich auch österreichische Steuergelder betroffen“, so Brandstetter wei- ter. Die Kommission sieht vor, eine europäi- sche Strafverfolgungsbehörde einzurichten und mit der Bekämpfung von Straftaten zum Nachteil der finanziellen Interessen der EU zu beauftragen. Österreich befürwortet die

Errichtung einer europäischen Staatsanwalt- Foto: BKA/ Roman Icha schaft und wird sich in den Verhandlungen Nach dem Arbeitsgespräch zwischen EU-Justizkommissarin Vera Jourova und Justiz- für die Effizienz dieser neuen Behörde und minister Univ.-Prof. Wolfgang Brandstetter in Wien die Verfahrensrechte von Betroffenen einset- Brandstetter und Jourova berieten unter glied unter Präsident Jean-Claude Juncker zen. Unter den Mitgliedsstaaten gibt es un- anderem über Vorschläge für eine Richtlinie seit 1. November 2014 für Justiz, Verbrau- terschiedliche Positionen zur Europäischen zur Änderung der Aktionärsrechte-Richtli- cherschutz und Gleichstellung zuständig. Staatsanwaltschaft. Wann die Verhandlun- nie, über eine Änderung der EU-Bagatell- Zuletzt war Jourova als Ministerin für Re- gen zu einem Abschluß kommen werden, ist verordnung und der EU-Mahnverordnung. gionalentwicklung der Tschechischen Repu- derzeit noch offen. Vera Jourova ist als Kommissionsmit- blik tätig.  Ostermayer: Gemeinsam für aktive Erinnerungspolitik n Zeiten, in denen wir weltweit Opfer von IHetze, Nationalismus und Antisemitismus beklagen müssen, ist es wichtig, eine klare Haltung einzunehmen: Fremdenhaß und An- tisemitismus dürfen in einer Gesellschaft keinen Platz haben“, so Kanzleramtsminister Josef Ostermayer am 13. Feber beim Emp- fang der VertreterInnen der größten amerika- nisch-jüdischen Organisationen im Rahmen der „Conference of Presidents of Major Je- wish Organisations (CoP)“ im Bundeskanz- leramt. Die dreitägige CoP-Konferenz fand in Wien statt. Ostermayer hob beim Empfang auch die Bedeutung der aktiven Erinnerungskultur her- vor: „Wir müssen immer achtsam sein und uns aktiv für Erinnerungspolitik einsetzen. Foto: BKA / : Andy Wenzel Junge genauso wie ältere Menschen in Ös- Am 13. Februar empfing Bundesminister Josef Ostermayer (l.) Teilnehmer der terreich müssen sich stets bewußt sein: Es »Conference of Presidents of Major Jewish Organisations« im Bundeskanzleramt. war hier in Österreich, es war hier in Europa, Komitee und den Wiener Symphonikern ver- wichtige Vorbildfunktion auf europäischer wo die Schoah stattgefunden hat. Wir haben anstaltet wird, verwies. „Wir werden ein Haus Ebene übernehmen würden. Ganz besonders es uns daher zur Aufgabe gemacht, Geschich- der Geschichte errichten, das vor allem auch treffe dies auf das in Österreich verfassungs- te lebendig zu halten – und zwar in allen Be- für junge Menschen ein Ort der Auseinan- rechtlich verankerte Verbotsgesetz zu. reichen. Das geschieht häufig in Zusammen- dersetzung mit der jüngsten Vergangenheit Unter den weiteren Gästen befanden sich arbeit mit der Zivilgesellschaft, der ich hier sein soll“, so der Minister. der amtierende Präsident des Jüdischen Welt- meinen besonderen Dank aussprechen möch- Oskar Deutsch, der Präsident der Israeli- kongresses Ronald Lauder und der jetzige te“, so Ostermayer, der in diesem Zusam- tischen Kultusgemeinde, betonte, daß Öster- CoP-Vize-Präsident Malcolm Hoenlein so- menhang auf das „Fest der Freude“ am 8. reich in vielen Bereichen Vorreiter in Europa wie Ariel Muzicant, Vizepräsident des Jüdi- Mai, das gemeinsam mit dem Mauthausen- sei und die umgesetzten Maßnahmen eine schen Weltkongresses. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 16 Österreich, Europa und die Welt Steirische Anliegen finden in Brüssel Gehör nläßlich des Steiermark-Besuchs von AEU-Kommissar Johannes Hahn lud Lan- deshauptmann-Stv. Hermann Schützenhöfer gemeinsam mit Landtagspräsident Franz Majcen am 13. Feber zu einem Arbeitsge- spräch in die Grazer Burg. Insbesondere die Rolle der Steiermark in der Europäischen Union sowie die Stärkung der Regionen wur- den dabei thematisiert. Schützenhöfer: „Wir wollen in der Steiermark weiterhin die ge- meinsame wirtschaftliche Stärke der EU bestmöglich nutzen. Eine starke Verbindung nach Brüssel ist daher für uns von besonde- rer Bedeutung. Seit dem EU-Beitritt 1995 sind über 2,5 Milliarden Euro an Fördergel- dern in die Steiermark geflossen, somit pro- fitieren wir besonders von gesteigerter Sta- Foto: Land Steiermark / Scheriau bilität, Wirtschafskraft und Arbeitsplätzen v.l.: Landeshauptmann-Stv. Hermann Schützenhöfer, EU-Kommissar Johannes und konnten die Wettbewerbsfähigkeit der Hahn und Landtagspräsident Franz Majcen nach dem Arbeitsgespräch in Graz Regionen sicherstellen.“ Bewegungen wie die EFB einen unverzicht- Menschen aus der Steiermark, die eng mit Johannes Hahn, EU-Kommissar für euro- baren Beitrag zum Abbau von Barrieren und Freunden in ganz Europa zusammenarbei- päische Nachbarschaftspolitik, war aufgrund Vorbehalten gegenüber der Europäischen ten.“ des Jubiläums zum 60jährigen Bestehen der Union leisten würden. Landtagspräsident Abschließend dankte Landeshauptmann- Europäischen Föderalistischen Bewegung Majcen ergänzte: „Auch heute erfüllt die Stv. Schützenhöfer EU-Kommissar Hahn (EFB) in der Steiermark zu Gast. Im Rahmen EFB ihre Aufgabe, die EU mit ihren Struk- dafür, daß er stets ein offenes Ohr für steiri- des Arbeitsgesprächs mit Schützenhöfer und turen, ihrer Politik und ihrer Funktionsweise sche Anliegen in der EU habe und betonte, Majcen betonte Hahn, daß die Europäische den Menschen näher zu bringen in hervorra- daß die starke Achse nach Brüssel für die Union insbesondere auch den Regionen gender Weise. Hinter der Idee der Europäi- Steiermark auch für die Zukunft sicherge- große Zukunftschancen eröffne und speziell schen Föderalistischen Bewegung stehen stellt sei.  Wien: Goldenes Ehrenzeichen an Suleiman Jasir Al-Herbish izebürgermeisterin Renate Brauner hat Vam 30. Jänner Suleiman Jasir Al-Her- bish, seit 2003 OPEC-Generaldirektor für internationale Entwicklung, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien überreicht. Brauner sprach im Roten Salon des Wie- ner Rathauses davon, daß Wien eine „gute Heimat für internationale Organisationen“ und „Gespräche auf Augenhöhe“ sei. Sie be- grüßte zahlreiche Ehrengäste, wie die Bot- schafter von Marokko oder den Vereinigten Arabischen Emiraten, als Vertreter der Stadt Wien, Magistratsdirektor Erich Hechtner. Universitätsprofessor Oliver Rathkolb lobte Al-Herbish als Persönlichkeit mit außergewöhnlicher Karriere. Er ging außer- dem auf die OPEC-Geiselnahme im Jahr 1975 und die Rolle des damaligen Bundes- kanzlers Bruno Kreisky ein; die beteiligten Staaten hätten großes diplomatisches Ge- schick bewiesen.

In seiner Dankesrede sagte Al-Herbish, er Foto: PID / Jobst sei stolz in Wien zu sein und schloß mit den Vizebürgermeisterin Renate Brauner überreicht Suleiman Jasir Al-Herbish das Worten: „Ich bin ein Wiener.“  Goldene Ehrenzeichen des Landes Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 17 Österreich, Europa und die Welt Neukonstituierung des Entwicklungspolitischen Beirates Foto: BMEIA Mitglieder des Beirats (v.l.): Univ.-Prof. Wolfgang Lutz (Programmdirektor World Population, IIASA), Franz Fischler (Präsident Europäisches Forum Alpbach), Werner Kerschbaum (Generalsekretär des ÖRK), Petra C. Braun (Vorstand Interdisziplinäres Forschungsinstitut für EZA, Universität Linz), Univ.-Prof. Gottfried Haber (Vizedekan, Fakultät für Gesundheit & Medizin, Donau- Universität Krems), Sissy Mayerhoffer (ORF), Außenminister Sebastian Kurz, Walter Koren (Abteilungsleiter Außenwirtschaft, WKO), Stefan Szyskowitz (Vorstand EVN). Mitglieder des Beirates, die nicht auf dem Foto sind: Doraja Eberle (Erste Stiftung), Michael Landau (Präsident Caritas), Ganz links im Foto: Botschafter Peter Launsky-Thieffenthal (Sektionsleiter für EZA im Außenministerium) und Ganz rechts: Botschafter Michael Linhart (Generalsekretär im Außenministerium). nter dem Vorsitz von Außenminister Se- gezogen, andererseits werden die Vereinten Menschen in Entwicklungsländern zugute- Ubastian Kurz hat sich am 19. Feber in Nationen im September neue globale Ent- kommen und sie zu einem würdevollen und Wien der Entwicklungspolitische Beirat mit wicklungsziele beschließen. 2015 ist außer- eigenbestimmten Leben befähigen soll. „Ent- hochrangigen VertreterInnen aus Zivilgesell- dem das „Europäische Jahr für Entwick- wicklungszusammenarbeit ist eine gesamt- schaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien lung“ und damit eine Chance, der breiten staatliche und gesamtgesellschaftliche Aufga- neu konstituiert, um neue Impulse für Ent- Öffentlichkeit Bedeutung und Nutzen von be“, so Kurz. „Deshalb freue ich mich, daß wicklungszusammenarbeit zu setzen. Entwicklungszusammenarbeit bekannt zu ich zehn anerkannte Vertreter aus Zivilgesell- Das Jahr 2015 stellt ein Schlüsseljahr für machen und sie zu aktivem Engagement für schaft, Wirtschaft und Wissenschaft dafür ge- die Entwicklungszusammenarbeit dar, in dem Entwicklungsfragen zu motivieren. winnen konnte, neue Impulse für die Entwick- zahlreiche wichtige internationale Entschei- Österreich arbeitet mit seinem Dreijah- lungszusammenarbeit zu setzen und diese im dungen anstehen. 2015 wird einerseits über resprogramm für Entwicklungspolitik an ,Europäischen Jahr der Entwicklung‘ breiter die Millenniums-Entwicklungsziele Bilanz einer gesamtstaatlichen Strategie, die den in der Öffentlichkeit zu vermitteln.“  Schengen Evaluierung – Prüfbesuch in Österreich ine europäische Evaluierungskommis- gekündigte Besuche der Evaluierungskom- Evaluierung im Bereich Außengrenzen (Luft- Esion, bestehend aus Experten der EU- mission in den Bereichen Außengrenzen und grenzen) mit Prüfbesuchen im BMI, auf den Mitgliedsstaaten unter Leitung der EU-Kom- Visa vorsieht. Im Anschluß an diese Prüfbe- Flughäfen und Wien-Schwechat, mission, besuchte vom 9. bis 13. Februar das suche wird ein Ratsdokument erstellt, das dem Flugplatz in Wiener Neustadt sowie dem Innenministerium, um die praktische Umset- Empfehlungen für die vom geprüften Staat "Nationalen Koordinierungszentrum für zung der EU-rechtlichen Grundlagen im Be- zu ergreifenden Maßnahmen enthält. EUROSUR“ (beim operativen Zentrum für reich „Rückkehr“ routinemäßig zu prüfen. Das Evaluierungsverfahren Österreichs Ausgleichsmaßnahmen OZ-AGM) in Wie- Die EU-Kommission prüft mit dem findet in sechs Etappen statt. Von 9. bis 23 ner Neustadt. Schengen-Evaluierungsmechanismus, ob die Feber wurde der Bereich Rückkehr geprüft. Die Gesamtkoordination der Schengen- EU-Länder die Schengen-Vorschriften kor- Die Mitglieder der Evaluierungskommission Evaluierung Österreichs 2015 obliegt Oberst rekt anwenden. Die Teams, bestehend aus Ver- besuchten in Wien das Bundesamt für Frem- Johann Riedl, BA und Christian Kunstmann tretern der EU-Kommission und der Mit- denwesen und Asyl (BFA), die Polizei-An- vom Referat II/2/e, Nationale Stelle Frontex, gliedsstaaten prüfen im Rahmen von Dienst- haltezentren Hernalser Gürtel und Rossauer Grenzdienst, Flughafen- u. Flugsicherheits- stellenbesichtigungen die Bereiche Rückfüh- Lände, die Wiener Jugendwohlfahrt, die Ju- wesen. Die Ergebnisse des Prüfbesuchs wer- rung, Außengrenzen, Schengener Informa- stizanstalt Josefstadt, den Flughafen Wien- den im „Schengen Committee“ auf europäi- tionssystem (SIS) und SIRENE-Büro, Da- Schwechat und die familiengerechte Unter- scher Ebene behandelt, Möglichkeiten zur tenschutz, Polizeikooperation und Visa. bringung Zinnergasse in Simmering. Auch Optimierung herausgearbeitet und bewährte 2014 trat ein neuer Schengen-Evaluie- das Anhaltezentrum Vordernberg in der Praktiken aus den Schengen-Staaten als Bei- rungsmechanismus in Kraft, der Risikoana- Steiermark stand auf dem Besuchsprogramm. spiel für künftige Prüfbesuche in anderen lysen von Frontex und Europol sowie unan- In der darauffolgenden Woche folgte die Ländern herangezogen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 18 Österreich, Europa und die Welt Salzburg: Gemeinde-Delegation aus Partnerstadt Meran m Marmorsaal des Schlosses Mirabell Ibegrüßte Bürgermeister Heinz Schaden am 6. Feber gemeinsam mit Mitgliedern der Stadtregierung und der Gemeinderatsfrak- tionen eine Delegation der Partnerstadt Meran mit Bürgermeister Günther Januth an der Spitze. Die Partnerschaft zwischen Salz- burg und Meran besteht seit dem Jahr 2000 und löste damals ein schon länger bestehen- des Freundschaftsabkommen ab. In den vergangenen 15 Jahren bestand ein reger Austausch zwischen den beiden Städ- ten – insbesonders auf kultureller Ebene und zwischen verschiedenen Brauchtums-Grup- pierungen. In Südtirol finden heuer im Früh- sommer Gemeinderatswahlen statt, Januth wird dabei nicht wieder kanditieren. Die Be- ziehungen zwischen den beiden Städten gelte es aber über diesen Wechsel hinaus weiter zu Foto: Stadt Salzburg / Johannes Killer pflegen, erklärte Heinz Schaden gegenüber Bürgermeister Heinz Schaden (r.) und Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer mit seinem Meraner Amtskollegen.  dem Meraner Stadtoberhaupt Günther Januth im Marmorsaal

Innsbruck: Internationale StudentInnen zu Gast Foto: IKM / Hofer Innsbrucks Vizebürgermeisterin Pitscheider begrüßte die TeilnehmerInnen im historischen Rathaus. nsgesamt 35 internationale ElitestudentIn- stellt dieser Punkt einen grundlegenden für Lernen auch Innsbrucks Vorzüge als Frei- Inen waren im Feber zu Gast in Innsbruck. eine funktionierende Gesellschaft dar. Es ist zeitstadt genießen können. Im Zuge der „Winterschool on Federalism wichtig, daß junge Menschen sich mit politi- and Governance 2015“ verbrachten sie zu- schen Systemen und Partizipation ausein- Kurse in Innsbruck und Bozen erst eine Woche in der Tiroler Landeshaupt- andersetzen.“ Die Studentinnen aus aller Welt verbrach- stadt und anschließend sieben Tage in Bo- Nach herzlichen Begrüßungsworten, ten insgesamt zwei Wochen in Tirol bzw. zen. An beiden Orten besuchten sie Lehr- einem Erinnerungsfoto und einer kleinen Südtirol. Neben Besuchen wie im Innsbruk- veranstaltungen zum Thema Föderalismus Stärkung im Bürgersaal des historischen Rat- ker Rathaus, warten themenspezifische Lehr- und Bürgerbeteiligung. hauses, ging es für die Studierenden direkt veranstaltungen, Fachvorträge, Workshops Genau dieses Thema hob Innsbrucks weiter zur Stadtführung. Vizebürgermeiste- und interessante Diskussionen an der Uni- Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider bei rin Pitscheider wünschte den Gästen zwei versität Innsbruck bzw. Bozen auf die jungen ihren Begrüßungsworten hervor: „Für mich interessante Wochen und daß sie neben dem AkademikerInnen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 19 Österreich, Europa und die Welt Herwig van Staa wieder zum AdR-Vizepräsidenten gewählt nläßlich der ersten Plenartagung inner- Ahalb der neuen Mandatsperiode des Ausschusses der Regionen (AdR) in Brüssel trat erstmals auch die neue österreichische Delegation zusammen. Insgesamt zwölf Re- gional- und KommunalpolitikerInnen aus Ös- terreich sind während der nächsten fünf Jahre in der politischen Versammlung der lokalen und regionalen Gebietskörperschaften der EU vertreten. Zum Delegationsleiter wurde wie- derum der Tiroler Landtagspräsident Herwig van Staa gewählt, der diese Funktion bereits während der letzten beiden Perioden inne- hatte. Mit dem Bürgermeister von Breiten- Foto: Amt der Tiroler Landesregierung wang, Hanspeter Wagner, sitzt ein weiterer v.l. Franz Schausberger, Herwig van Staa, Markku Markkula (neuer Präsident des Tiroler als Vertreter des österreichischen Ge- AdR), Brigitta Pallauf (Landtagspräsidentin Salzburg), Andreas Kiefer (General- sekretär des Kongresses der Gemeinden und Regionen im Europarat) meindebundes im AdR. Bei der Wahl des Präsidiums in der Ple- Der AdR ist die Versammlung der Regio- AdR in den für die Städte und Regionen rele- narversammlung wurde Herwig van Staa er- nal- und Kommunalvertreter aus allen 28 EU- vanten Politikbereichen anzuhören. Der AdR neut zu einem der Vizepräsidenten AdR, der Mitgliedsstaaten. Seine Aufgabe ist es, die kann den Gerichtshof der EU anrufen, wenn steirische Landesrat Christian Buchmann regionalen und lokalen Gebietskörperschaf- seine Rechte verletzt wurden oder wenn er zum Vorsitzenden der Fachkommission Wirt- ten und die durch sie vertretene Bevölkerung der Auffassung ist, daß eine EU-Rechtsvor- schafts- und Sozialpolitik und der Beauftrag- in den Beschlußfassungsprozeß der EU ein- schrift gegen das Subsidiaritätsprinzip ver- te des Landes Salzburg Franz Schausberger zubinden und sie über die EU-Politik zu in- stößt bzw. daß regionale oder lokale Kom- zum Vorsitzenden der „Arge westlicher Bal- formieren. Die EU-Kommission, das EU- petenzen mißachtet werden.  kan“ gewählt. Parlament und der Rat sind verpflichtet, den http://www.cor.europa.eu Staatsministerin Höfken zu Gast in Niederösterreich u einem Arbeitsgespräch trafen Ulrike ZHöfken, Staatsministerin für Agrar und Umwelt aus Rheinland-Pfalz, und Nieder- österreichs Agrar-Landesrat Stephan Pern- kopf Mitte Feber am Betrieb der Familie Schabbauer in Laab im Walde (Bezirk Möd- ling) zusammen. Schwerpunkte waren dabei das neue NÖ Agrarprogramm sowie der Aus- bau der Erneuerbaren Energie. Bereits 20 Prozent der landwirtschaftli- chen Flächen in Niederösterreich werden bio- logisch bewirtschaftet, in Rheinland-Pfalz liegt dieser Wert erst bei rund sechs Prozent. „Auch wenn wir hier noch zurückliegen, so spüren wir doch auch eine große Nachfrage, der Trend zu mehr Bio wird auch bei uns anhalten“, so die Staatsministerin. Auf gros- Foto: NÖ Landespressedienst / Reinberger ses Interesse stieß daher der Erfolg der Bio- v.l.: Bundesrat Martin Preineder, Hannes Schabbauer, Staatsministerin Ulrike Höfken, Bernadette Schabbauer und Agrar-Landesrat Stephan Pernkopf landwirtschaft in Niederösterreich. Pernkopf dazu: „Mit dem neuen NÖ Agrarprogramm ernhof“, in Niederösterreich will man das Höfken auf besonderes Interesse stieß, will wollen wir unsere Biobetriebe nun noch bes- Projekt „Erlebnis Bauernhof“ mit dem neuen man den Wert der Lebensmittel und die Ar- ser beraten und unterstützen. Ziel ist es, den Agrarprogramm forcieren. „Die Bäuerinnen beit, die hinter der Erzeugung selbiger steckt, Bio-Anbau noch weiter auszubauen.“ und Bauern sind selbst die besten Vermittler bewußt machen. Bei diesem neuen Projekt Einig waren sich die beiden Agrarpoliti- ihrer Arbeit. Unser Ziel muß es sein, daß werden von Schulen, Kindergärten etc. ge- ker speziell in der Wichtigkeit, schon den Kin- jedes Kind während seiner Schulzeit zumin- meinsam Erdäpfel gepflanzt und geerntet. dern eine moderne, produzierende Landwirt- dest einen Tag lang einen Bauernhof erleben Zuspruch fand bei der Staatsministerin schaft zu zeigen und zu erklären. Rheinland- kann“, sagte Pernkopf. Aber auch mit Ak- vor allem die niederösterreichische Energie- Pfalz setzt hier auf das Projekt „Lernort Bau- tionen wie der Erdäpfelpyramide, die bei politik. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 20 Österreich, Europa und die Welt Papst begrüßte 350 Wallfahrer aus dem Burgenland apst Franziskus hat am 11. Feber im Rah- Pmen der Generalaudienz die Wallfahrer der Diözese Eisenstadt herzlich begrüßt. „Ich freue mich sehr, daß ihr da seid mit Eurem Bischof! Ich schließe Euch in meine Gebete ein. Denkt beim Beten bitte auch an mich!“, sagte der Papst und erteilte allen An- wesenden seinen Apostolischen Segen. Bi- schof Ägidius Zsifkovics, der die Wallfahrt anführt, zeigte sich nach der Audienz erfreut über den herzlichen Empfang durch Papst Franziskus: „Man spürt die Menschennähe dieses Papstes, sein Herz für die jungen Menschen, deren Darbietungen er mit strah- lendem Lächeln aufmerksam verfolgt hat.“ Papst Franziskus dankte Bischof Zsifko- vics bei der Audienz für die Ermöglichung Foto: Diözese Eisenstadt / Orieschnig An der Pilgerreise der Diözese Eisenstadt von nahmen 350 Wallfahrer teil. der Gründung des ersten orthodoxen Klo- sters Österreichs. Die Diözese Eisenstadt hat- dem Heiligen Vater mit. Auf dem Petersplatz Gruppen, die von erfahrenen Personen ge- te im vergangenen Jahr ein entsprechendes schwangen sie für Franziskus zu Blasmusik- führt wurden, sollten die beiden bedeuten- Grundstück in St. Andrä am Zicksee an die klängen kunstvoll ihre Fahne, zur sichtbaren den Stätten christlichen Glaubens erlebt wer- Orthodoxe Kirche in Österreich gestiftet. Der Freude des Pontifex. „Ich danke Euch für den. Neben täglichen Messen und Andachten Eisenstädter Bischof überreichte Papst Fran- den farbenfrohen Gruß!“, ließ Franziskus die in verschiedenen päpstlichen Basiliken er- ziskus ein besonderes Bild in Kreuzesform, Fahnenschwinger wissen. kundeten die Pilger das kulturelle Erbe das Werden und Weg des orthodoxen Klo- An der Pilgerreise der Diözese Eisenstadt Roms und Assisis. Für die musikalische Be- sters als Zeichen lebendiger Ökumene zeigt. von 9. bis 14. Februar 2015 nach Rom und gleitung der Pilger sorgte die Neusiedler Ein besonderes Stück Burgenland brach- Assisi nahmen 350 burgenländische Wall- Männerchoralschola unter der Leitung von ten die Neckenmarkter Fahnenschwinger fahrer, darunter acht Priester teil. In sechs Walter Kaschmitter.  Wiener Rotes Kreuz: Projekt PROTECT in Berlin präsentiert as Projekt „PROTECT“ des Wiener DRoten Kreuzes wurde bis Ende 2014 von der Europäischen Union unterstützt und gemeinsam mit Partnerorganisationen aus Deutschland, Spanien und den Niederlanden umgesetzt. Für das Jahr 2015 übernimmt das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres die Förderung des Projektes. Das Ziel ist, Menschen mit Migrationsge- schichte den Zugang zur „Hilfe im Notfall“ durch speziell konzipierte Workshops zu er- leichtern. Bisher wurden 40 Freiwillige, über- wiegend mit Migrationshintergrund, in einer internen Schulung zu TrainerInnen ausgebil- Foto: Wiener Rotes Kreuz det. Sie vermitteln in zweistündigen Work- v.l.: Ingo Krüger (Senatsverwaltung), Karin Pointner (WRK), Karl-Dieter Brückner shops für MigrantInnen „Hilfe im Notfall“. (WRK), Anja Reumann (WRK) und Dirk Würger (Senatsverwaltung) Verantwortlichen der Senatsverwaltung der zepte übertragbar sind. Davon kann jeder Berlin: Inhalte und größten Stadt des deutschsprachigen Raumes profitieren. Je breiter und kompletter wir uns Konzepte sind übertragbar auf reges Interesse. hier in Berlin aufstellen, desto mehr können Auf Einladung der Senatsverwaltung für Klaus Zuch, Leiter der Abteilung Öffent- wir gemeinsam erreichen und für das Inneres und Sport von Berlin haben die Pro- liche Sicherheit und Ordnung in der Senats- Ehrenamt interessieren.“ jektverantwortlichen Karin Pointner, Anja verwaltung für Inneres und Sport Berlin: Die Senatsverwaltung wird mit allen Reumann und der Bereichsleiter des Kata- „Das Projekt PROTECT hat ein funktionie- interessierten Hilfsorganisationen Berlins den strophenhilfsdienstes Karl-Dieter Brückner rendes nachhaltiges Netzwerk hervorge- Prozeß zur Umsetzung des „Wiener Mo- am 3. Feber das Projekt in Berlin präsentiert. bracht. Das Wiener Rote Kreuz zeigt, daß die dells“ erarbeiten. Das Wiener Rote Kreuz Das Konzept und die Inhalte stießen bei den im Rahmen des Projektes erarbeiteten Kon- steht dabei beratend zur Seite. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 21 Österreich, Europa und die Welt Medizin Uni Innsbruck und EURAC Bozen kooperieren xzellente Ausbildung und Forschung Eüber die Grenzen hinweg vernetzen – dies ist das Ziel, das die Europäische Akade- mie Bozen (EURAC) und die Medizinische Universität Innsbruck gemeinsam verfolgen. So unterzeichneten Medizin Uni Rektorin Helga Fritsch und EURAC-Präsident Werner Stuflesser am 4. Feber eine Vereinbarung (BI-DOC), auf deren Grundlage vier neue DoktorandInnenstellen für jeweils drei Jahre von den beiden Institutionen eingerichtet, finanziert und gemeinsam wissenschaftlich betreut werden. In der unterzeichneten Vereinbarung für Foto: MUI das BI-DOC (Bozen Innsbruck-Doctoral Pro- EURAC-Präsident Werner Stuflesser und Medizin Uni-Rektorin o.Univ.-Prof.in Helga Fritsch gramme) wird die Einrichtung von vier ge- dem biologischen, methodischen der EURAC. net, die in das an der Medizin Uni Innsbruck meinsam betreuten DoktorandInnenstellen Nun freuen wir uns auf weitere wissenschaft- bereits bestehende Doktoratsprogramm „In- festgeschrieben. „Wir haben schon in der liche Zusammenarbeit und vielversprechende fectious Diseases: Molecular Mechanisms“ Vergangenheit sehr gut zusammengearbeitet. Forschungsergebnisse“, so Fritsch und Stuf- (PhD-Doctor of Philosophy) eingebunden Durch das neue Abkommen bieten wir nun lesser. So ist die verstärkte Zusammenarbeit und auf das Thema „Infektionskrankheiten teilnehmenden JungwissenschafterInnen eine in der Forschung, im Technologietransfer und und Stoffwechsel“ fokussiert sind. Wie ver- doppelte Betreuung durch beide Institutio- in der Betreuung des wissenschaftlichen einbart, werden drei DoktorandInnenstellen nen“, kommentieren Fritsch und Stuflesser Nachwuchses das erklärte Ziel des Koope- von der EURAC und der Medizin Uni ge- unisono die Intensivierung ihrer Arbeitsbe- rationsabkommens. Ein strategisches Ziel meinsam finanziert, eine vierte soll vom Land ziehung. „Gleichzeitig bringen wir durch un- darüber hinaus ist es, exzellente Forschung Tirol finanziert werden, welche in einer se- sere Zusammenarbeit Grundlagenforschung und Ausbildung über die Grenze hinweg – paraten Fördervereinbarung geregelt wird. und klinische Forschung bereits in der Aus- auch im Sinne der Euregio – zu vernetzen. Schon mit Beginn des Sommersemesters bildung zusammen und vereinen den medizi- Mit der Unterzeichnung wurde der Weg 2015 sollen die ersten DoktorandInnen ihre nischen Schwerpunkt der Medizin Uni mit für vier neue DoktorandInnenstellen geeb- Arbeit aufnehmen.  Zwei ERC Consolidator Grants für die Universität Wien arkus Aspelmeyer von der Fakultät für konsolidieren. Ein internationales Gutachter- Anders als bisherige Quantenexperimente an MPhysik der Universität Wien und Sascha gremium mit renommierten ExpertInnen mikromechanischen Resonatoren soll damit Martens von den Max F. Perutz Laboratories entscheidet über die Förderungswürdigkeit ein bisher unzugänglicher Parameterbereich der Universität Wien und der Medizinischen der Anträge. Den ausgewählten ForscherInnen für große Massen und langlebige Quanten- Universität Wien erhalten je einen ERC Con- wird entsprechender Freiraum zur Verwirk- kohärenz erschlossen werden. „Ich erhoffe solidator Grant. Damit gelang es den beiden lichung ihrer Visionen zugestanden. „Ich mir davon einen neuen Zugang zu Experi- Wissenschaftern, die jeweils bereits einen freue mich sehr über die erfolgreiche Teil- menten an der Schnittstelle zwischen Quan- ERC Starting Grant erhalten hatten, insge- nahme am aktuellen ERC-Call. Damit zeigt tenphysik und Gravitation“, so Markus samt rund vier Millionen Euro Drittmittel die Universität Wien einmal mehr ihre For- Aspelmeyer. erfolgreich für die Universität Wien einzu- schungsstärke, mit der sie international sehr werben. Das Geld wird in Grundlagenfor- gut positioniert ist“, sagt Heinz W. Engl, Molekulare Mechanismen schung investiert werden. Die Universität Rektor der Universität Wien. der Autophagie Wien setzt damit ihren Erfolgskurs fort, erst Die Forschungsgruppe von Sascha Mar- im Dezember gingen drei ERC Starting Grants Zwischen Quantenphysik tens untersucht die molekularen Mechanis- an ForscherInnen der Universität Wien. Seit und Gravitation men der Autophagie – jener Prozeß, der für 2007 wurden 30 ERC Grants eingeworben. Die aktuellen Forschungsschwerpunkte den Abbau von Zellbestandteilen verant- Die Förderung von grundlagenorientier- des Teams rund um Markus Aspelmeyer sind wortlich ist. Autophagie hilft der Zelle nicht ter Pionierforschung ist einer der Schwer- optische Präzisionsmessungen sowie die nur bei Nahrungsmangel, indem sie zelleige- punkte der Europäischen Union. Dafür wur- quantenoptische Kontrolle von mikro- und ne Bestandteile recycelt und zur Energiege- de der Europäische Forschungsrat (European nanomechanischen Systemen und deren An- winnung verwendet, sondern auch bei der Research Council, ERC) geschaffen. ERC wendung auf fundamentale und angewandte „Entsorgung“ von defekten Zellbestandtei- Consolidator Grants unterstützen exzellente Fragen der Quantenphysik. len und Krankheitserregern. Funktioniert die- WissenschafterInnen in einem noch relativ Das Kernziel des ERC Consolidator Grants ser Prozeß nicht richtig, können unter ande- frühen Stadium ihrer Karriere darin, ihre Po- ist es, Methoden zur Quantenkontrolle levi- rem Krebs, Neurodegeneration und Infektio- sition als eigenständige ForscherInnen zu tierter massiver Objekte zu entwickeln. nen die Folgen sein. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 22 Österreich, Europa und die Welt Hohe Auszeichnung für Franziska Michor ie gebürtige Wienerin Franziska Michor sen Therapieschemas bei nicht-kleinzelli- Dwurde für ihre Forschung, die Evolu- gem Lungenkarzinom zu testen und einen tionsbiologie, Mathematik und klinische For- alternativen Strahlentherapieplan für eine Art schung vereint für ein besseres Verständnis von Hirntumor zu entwickeln, die als pro- der Entstehung und Behandlung von Krebs, neurales Glioblastom bezeichnet wird. mit einem „Creative Promise Prize in Bio- Die Vilcek Foundation wurde im Jahr medical Science“ ausgezeichnet. Michor ist 2000 von Jan und Marica Vilcek ins Leben Professorin am Dana-Farber Cancer Institute gerufen, Einwanderer aus der Tschecho- und an der Harvard School of Public Health slowakei. Die Stiftung will auf die Beiträge in Boston (Massachusetts, USA), wo sie ein von fremdstämmigen Wissenschaftlern und vom National Cancer Institute gefördertes na- Künstlern in den USA aufmerksam machen turwissenschaftliches Onkologiezentrum lei- und geht auf die Karriere des Paares in der tet, das naturwissenschaftlich gestützte For- Biomedizin bzw. Kunstgeschichte, auf seine schung zu hartnäckigen Herausforderungen persönliche Erfahrung und die Anerkennung bei der Krebsbiologie betreibt. Ihre mathe- der Chancen zurück, die man als Neuan- matischen Modelle haben die Entwicklungs- kömmling in dem Land bekam. Die Stiftung dynamik von Krebszellen auf ausgeklügelte vergibt jedes Jahr Preise an Biomediziner

Art und Weise enträtselt. Foto: Vilcek Foundation und Künstler und fördert Kulturprogramme Über einen quantitativen Ansatz hat Franziska Michor wie das internationale Filmfestival von Ha- Michor ein genaues Verständnis der zellulä- waii. Die Vilcek Foundation ist der Mei- ren Grundlagen der Arzneimittelresistenz Überlebenschance der Patienten auswirken nung, daß der Beitrag von Einwanderern bei geliefert, die man bei Krebspatienten sieht, können, indem die Dosis und das Timing der der Förderung von Kunst, Wissenschaft und die mit dem Krebsmedikament Gleevec be- Abgabe von Krebsmedikamenten variiert Kultur in Amerika von unschätzbarem Wert handelt werden. Darüber hinaus hat sie neu- werden. Derzeit laufen die frühen Phasen ist. Die Preise der Vilcek Foundation werden artige medikamentöse Krebstherapiesche- klinischer Studien, um die logistische Durch- seit nunmehr zehn Jahren vergeben.  mas entwickelt, die sich positiv auf die führbarkeit des alternativen medikamentö- http://www.vilcek.org Hubert-Christian Ehalt erhält »Chevalier des Arts et des Lettres« er Wissenschaftsbeauftragte der Stadt DWien, Hubert-Christian Ehalt, erhielt am 11. Feber in der französischen Botschaft den Orden „Chevalier des Arts et des Lett- res“. Die Auszeichnung würdigt erfolgreiche künstlerische und kulturelle Aktivitäten für Frankreich sowie in Zusammenarbeit mit der République Francaise. „Ich freue mich außerordentlich über die Auszeichnung des Wissenschaftsreferenten der Stadt Wien, Hubert-Christian Ehalt mit einem wichtigen Orden der Republik Frank- reich. Univ.-Prof. Dr. Ehalt ist ein engagier- ter und unermüdlicher Förderer der Wissen- schaften in Wien. Mit den seit fast 28 Jahren stattfindenden Wiener Vorlesungen verant- wortet er ein wichtiges volksbildnerisches Foto: Stefanie Bug Teixeira da Silva, Frankreichs Botschafter in Österreich (l.), und Christian Ehalt Projekt der Stadt. Die Vorlesungen vermit- teln sehr komplexe gesellschafts- aber auch im Bereich der Zusammenarbeit mit den of- seit ihrem Bestehen immer wieder mit The- naturwissenschaftliche Fragestellungen. Die fiziellen und zivilgesellschaftlichen Einrich- men der französischen Politik, Gesellschaft Würdigung werte ich auch als einen Indika- tungen Frankreichs in Wien, in Österreich und Kultur auseinander gesetzt. tor für die exzellente Arbeit, die die Stadt und in Frankreich. Als Wissenschafter im Be- „Ein Leben ohne Literatur, Kunst, Film Wien im Bereich der Wissenschafts- und For- reich der Geschichts- und Gesellschaftswis- und Philosophie aus Frankreich kann ich mir schungsförderung leistet“, so der für Kultur senschaften hat Ehalt wichtige Beiträge zur nicht vorstellen. Dem geläufigen Satz ,Jeder und Wissenschaft verantwortliche Stadtrat Rezeption französischer Intellektualität und Mensch hat zwei Heimaten, die eigene und Andreas Mailath-Pokorny. Forschung im deutschsprachigen Raum ge- Frankreich‘ kann ich mich widerspruchsfrei Der Geehrte erhält die Würdigung für seine leistet. Ehalts universitäre Lehrveranstaltun- anschließen“, bedankt sich Hubert-Christian über drei Jahrzehnte währenden Aktivitäten gen und die Wiener Vorlesungen haben sich Ehalt. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 23 Österreich, Europa und die Welt Ausrüstungen für Gezeitenlagunen-Wasserkraftwerksprojekt Foto: ANDRITZ HYDRO Das Wasserkraftwerk wird saubere, erneuerbare und vorausberechenbare Energie für mehr als 155.000 Haushalte liefern. ach einem internationalen Ausschrei- teil beläuft sich auf etwa 250 Millionen Euro dung hat den zweithöchsten Tidenhub der Nbungsverfahren hat Tidal Lagoon Swan- – mit einem wesentlichen Anteil an briti- Welt. Die in dieser Mündung gelegene Swan- sea Bay plc. das Konsortium GE/ANDRITZ scher Wertschöpfung. Das Inkrafttreten des sea-Bucht profitiert während der Springflu- HYDRO als bevorzugten Anbieter für die Hauptauftrags für die Lieferung der elektro- ten von einem durchschnittlichen Tidenhub Lieferung der elektromechanischen Ausrü- mechanischen Ausrüstung ist – nach Erfül- von 8,5 Metern. stung für das weltweit erste Gezeitenlagu- lung aller Erfordernisse – im Laufe des heu- Das Wasserkraftwerk wird saubere, nen-Wasserkraftwerksprojekt in der Swan- rigen Jahres geplant, der Start des kommer- erneuerbare und vorausberechenbare Ener- sea-Bucht, Wales, ausgewählt. ziellen Betriebs für 2019. gie für mehr als 155.000 Haushalte liefern Eine Vereinbarung über die Durchfüh- Das Gezeitenlagunen-Wasserkraftwerk und mit einer jährlichen Entlastung von rung von Vorarbeiten wurde nun unterzeich- soll in der Severn-Mündung errichtet und mehr als 236.000 Tonnen CO2 einen wesent- net. Das Ausschreibungsvolumen für das Kon- mit 16 Maschinensätzen mit einer installier- lichen Beitrag zur Erfüllung der britischen sortium beträgt rund 400 Millionen Euro. ten Leistung von jeweils mehr als 20 Mega- Ziele zur Senkung des CO2-Ausstoßes lei- Der auf ANDRITZ HYDRO entfallende An- watt ausgerüstet werden. Die Severn-Mün- sten.  STRABAG Tochter Züblin baut weiter an Berliner A 100 ie Ed. Züblin AG, eine Tochtergesell- Dschaft des börsenotierten Baukonzerns STRABAG SE, hat von der Berliner Senats- verwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt den Auftrag für Bauabschnitt 16, Los 4, der innerstädtischen Autobahn A 100 in Berlin erhalten. Er folgt auf den Zuschlag für Los 2/3, der 2014 ebenfalls an Züblin ging. Der Auftragswert für den zwischen Kilometer 21+ 815 und Kilometer 22+465 gelegenen neuen Autobahnabschnitt beträgt rd. 44 Mio. €. „Wir freuen uns über den erneuten Auf- trag. Für die Ausführung kommen uns unse- re Erfahrungen aus Los 2/3 in Sachen Schlitzwanderstellung und Zusammenspiel von Planung und Ausführung zugute“, erläu- tert Thomas Birtel, Vorstandsvorsitzender der STRABAG SE. Bauabschnitt 16, Los 4, mit 650 m Länge – Ansicht von Norden Die Ausführung liegt bei einer internen wie bereits in Los 2/3 an der Sonnenallee – Der 16. Bauabschnitt verlängert die A Arge aus Ed. Züblin AG, Bereich Ingenieur- die STRABAG AG, Bereich Berlin, mit im 100 in nördlicher Richtung um 3,2 km, je- und Infrastrukturbau, und Züblin Spezial- Team. Neben den Straßenbauarbeiten an der weils 3spurig vom Autobahndreieck Neu- tiefbau GmbH, Bereich Nord. Als Nachun- Dieselstraße zählt auch die Erstellung aller kölln bis zur Anschlußstelle Treptower Park.

Foto: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt/Arbeitsgemeinschaft SRB-Stadtring Berlin ternehmen für die Straßenbauarbeiten ist – Baustraßen zu ihren Leistungen. Der Bau soll 2022 fertiggestellt werden. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 24 Österreich, Europa und die Welt März 2015: Österreich auf der ProWein 2015 in Düsseldorf om 15. bis 17. März 2015 wird Düssel- Vdorf mit der ProWein wieder zum Nabel der Weinwelt. Mit dabei sind 350 österrei- chische Winzer, Weinhändler und Partnerbe- triebe, die sich am Gemeinschaftsstand der Außenwirtschaft der Wirtschaftskam- mer Österreich, in Zusammenarbeit mit der Österreich Wein Marketing (ÖWM) präsen- tieren. Aufgrund des großen Erfolges der Messe hat sich die Messeleitung dazu ent- schlossen, ab 2015 in einen anderen Teil des Messeareals umzuziehen. Österreich hat sich in diesem Zuge wieder eine eigene Halle, die Halle 17, gesichert, die nun endlich mehr Platz und Präsentationsmöglichkeiten bieten wird.

Halle 17: die neue Österreich- Foto: Österreich Wein Marketing GmbH Adresse auf der Prowein Österreich Standdesign ProWein 2015 Die Bedeutung der ProWein geht seit vie- positiv“, freut sich Katharina Papst, Be- Zu erreichen ist die neue Halle direkt len Jahren weit über die europäischen Gren- reichsleiterin für die deutschsprachigen Ex- über den Eingang Süd II, vom Eingang Nord zen hinaus. Aus diesem Grund steigt die portländer, über mehr Platz in der Halle. über die Halle neun (oder über die „Röhre“) österreichische Winzer-Beteiligung jährlich „Gute Produkte brauchen auch einen ent- und über den Eingang Ost über die Hallen 15 an und 2015 werden mit 350 Ausstellern sprechenden Rahmen. Diesen kann uns die und 16. Die Meininger Verkostungszone, die mehr denn je am österreichischen Gemein- neue Halle endlich bieten. Und vor allem die auch in Halle 17 positioniert ist, wird ein wei- schaftsstand der ProWein teilnehmen. „Den Hallenhöhe wird wesentlich zu einer verbes- terer Publikumsmagnet in der Halle sein.  Umzug in die neue Halle 17 sehen wir sehr serten Verkostungssituation beitragen.“ http://www.oesterreichwein.at OeNB präsentiert neue 20-Euro-Banknote Quelle: EZB m 25. November diesen Jahres startet chen und Smaragdzahl enthält der Zwanzi- kann nach wie vor ohne technische Hilfsmittel Adie Ausgabe der dritten Banknote der ger ein besonders innovatives Sicherheits- mit „Fühlen – Sehen – Kippen“ durchgeführt Europa-Serie. Die neue 20-Euro-Banknote merkmal: das Porträt-Fenster. Hält man die werden. Alle Banknoten der ersten Serie zeigt weiterhin das bekannte Design „Zeit- Banknote gegen das Licht, erkennt man im bleiben bis auf Weiteres gesetzliches Zah- alter und Stile“. Die Optik wurde, wie schon oberen Teil des Hologrammstreifens ein lungsmittel und können bei der Oesterrei- bei der 5- und 10-Euro-Banknote, moderni- durchsichtiges Fenster. In diesem findet sich chischen Nationalbank (OeNB) unbefristet siert. Neben den bereits bekannten neuen Si- die mythologische Gestalt Europa. umgetauscht werden.  cherheitsmerkmalen wie Porträt-Wasserzei- Die Echtheitsprüfung der neuen Banknote http://www.neue-euro-banknoten.eu

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 25 Österreich, Europa und die Welt Grazer Gedenkdiener im kanadischen Fernsehen m vergangenen August verabschiedete IBürgermeister Siegfried Nagl zwei junge Gedenkdiener, die ihren Dienst im Ausland antraten. Einer der beiden heißt Alexander Schelischansky, er ist 19 Jahre alt und arbei- tet seit damals im „Sarah und Chaim Neu- berger Holocaust Education Centre“ der ka- nadischen Metropole Toronto. Diese Organi- sation übernimmt eine wichtige Rolle in der kanadischen Holocaust-Gedenkkultur und baut Brücken zur heutigen Zivilgesellschaft. Vor kurzem gab es ein mediales Lebenszei- chen von Alexander Schelischansky: Der junge Grazer war zu Gast im kanadischen Nachrichtensender Sun News, wo er aus- führlich interviewt wurde. Anlaß dazu war der 70. Jahrestag der Befreiung der KZ- © Sun News Alexander Schelischansky (r.) im Interview mit dem kanadischen Sender Sun News Opfer im Jahr 1945. Befragt zu seinen Er- fahrungen der ersten Monate berichtete santen Menschen und das Wissen, daß die dium für Gedenkdiener geschaffen. Alexan- Schelischansky, daß es für ihn einen großen Gesellschaft, vor allem junge Menschen, der Schelischanksy sowie sein Kollege Ju- Unterschied zwischen der theoretischen Aus- viel aus der Geschichte lernen können, so lian Sorgo erhielten als erste Gedenkdiener einandersetzung mit dem Holocaust und der seine Antwort. diese Unterstützung. Das Stipendium der konkreten Begegnung mit dessen Opfern Stadt Graz, das zwischen 5000 und 10000 gebe – diese habe ihn zutiefst berührt. Was er Stipendium der Menschenrechtsstadt Euro beträgt, leistet einen Beitrag zu den in sein Heimatland Österreich mitbringen Graz trägt den Titel Menschenrechtsstadt Aufenthalts- und Reisekosten, die für die werde, wenn er im Sommer 2015 heimkehrt? und als eine der zahlreichen Maßnahmen, jungen Menschen und ihre Familien emp- Erfahrungen, Begegnungen mit sehr interes- die sich daraus ergeben, wurde ein Stipen- findlich hoch sein können.  Der böhmische Traum enn Musiker und Musikerinnen aus Wunterschiedlichsten Musik- und Him- melsrichtungen sich vereinen, um gemein- sam im Rahmen eines Großkonzerts zahlrei- che musikalische Highlights der Blasmusik erklingen zu lassen, dann wird der „Böh- mische Traum“ der Trachtenkapelle Brand Wirklichkeit. Das „Blasmusikfestival der anderen Art“ im oberen Waldviertel lädt bereits zum 6. Mal zum Mitmachen ein. Denn beim „Böhmi- schen Traum“ werden ZuschauerInnen zu Mitwirkenden – jeder, der ein Instrument mitbringt, ist eingeladen, sich aktiv zu betei- ligen. Dies verleiht dem Festival einen ganz eigenen, einzigartigen Charakter. Die Veranstaltung findet auch heuer am mittlerweile traditionellen Termin zu Pfing- Foto: Trachtenkapelle Brand sten von 22. bis 24. Mai unter der Schirm- Programmhighlights prominentem Dirigenten, Woody Blech herrschaft der Blasmusiklegende Ladislav Freitag, 22. Mai: Dirndl, Bier & Oberkrainer Peckers (Sieger Europameisterschaft der Kubeš jun. statt. Ziel ist es, im idyllischen Warm-Up mit der Blasmusikkapelle Hirsch- Blasmusik 2014) Waldviertel in Brand bei Gmünd auch heuer bach, Lechner Buam (Sieger Oberkrainer Sonntag, 24. Mai: Original Brandler Früh- wieder so viele Musikerinnen und Musiker Award 2014) schoppen Feldmesse und Trachtenfrühschop- aus Mitteleuropa wie möglich zu versam- Samstag, 23. Mai: Der Böhmische Traum pen mit Musikverein Jugendtrachtenkapelle meln und zahlreiche musikalische High- 6.0; Unterhaltung mit drei Gastgruppen aus Frauenkirchen, Kleines Ensemble der lights der böhmischen Blasmusik gemein- Tschechien, Schweiz und Österreich; Groß- Trachtenkapelle Brand. sam erklingen zu lassen. konzert aller anwesenden MusikerInnen mit http://www.derboehmischetraum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 26 Österreich, Europa und die Welt Anhaltend hohes Niveau unternehmerischer Aktivität Am 3. Feber wurde in Monterrey, Mexiko, die weltweite Vergleichsstudie des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) zum Jahr 2014 präsentiert. In diesem weltweit größten Benchmark zur unternehmerischen Aktivität von derzeit 70 Ländern wird Österreich nach 2012 ein anhaltend hohes Niveau an Gründungsaktivität bestätigt.

sterreich hat eine lebendige und innova- stria Wirtschaftsservice, des Rates für For- Ötive Start-Up-Szene, die weiter unter- schung und Technologieentwicklung, der stützt werden muß. Gerade in wirtschaftlich Wirtschaftskammer Steiermark, des Landes herausfordernden Zeiten muß die Finanzie- OÖ sowie des Joanneum Research, wurden rung junger Unternehmen sichergestellt wer- speziell für Österreich im vergangenen Jahr den“, sagte Reinhold Mitterlehner, Vize- zahlreiche weitere Aspekte erhoben, die im kanzler und Bundesminister für Wissen- Mai diesen Jahres im Zuge der Vorstellung schaft, Forschung und Wirtschaft. In diesem des Österreichberichtes des GEM veröffent- Sinne läuft bei der Förderbank aws eine licht werden. Start-Up-Offensive mit höheren Zuschüssen „Ein strategisches Ziel der Bundesregie- und günstigen Garantien. Zudem wird die rung ist unter anderem auch, die forschungs-, Gründungsaktivität an der Schnittstelle zwi- technologie- und innovationsbasierten Grün- schen Wissenschaft und Wirtschaft stärker dungen zu fördern. Aus solchen Start-Ups unterstützt. „Gute Rahmenbedingungen für heraus ist besonderes Wachstumspotential für akademische Spin-Offs sind ein zunehmend die heimische Wirtschaft zu erwarten. Erst- wichtiger Faktor für die langfristige Wett- mals konnte nun im Rahmen des GEM 2014 bewerbsfähigkeit des Standorts Österreich. der Status Quo dieser Unternehmensgrün- Daher etablieren wir neue Wissenstransferzen- dungen in Österreich erhoben werden. Die tren an den Universitäten und wollen die Ver- dabei festgestellte gute Dynamik ist erfreu- Foto: gemconsortium.org fügbarkeit von Risikokapital ausbauen, zum lich, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, Der GEM 2014 Global Report Beispiel durch Erleichterungen für Crowd- daß in jedem Fall noch Verbesserungspoten- funding als Ergänzung zur klassischen Kre- schen weiblich. Handlungsbedarf ortet Leitl tial besteht, um das Ziel der Bundesregie- ditfinanzierung“, betont Mitterlehner. im Finanzierungsbereich: Hier drängt der rung zu erreichen“, sagt Karin Schaupp vom „Österreich liegt bei Vorgründungen und WKÖ-Präsident auf neue Finanzierungsmo- Rat für Forschungs- und Technologieent- neuen Unternehmen in der vorderen Hälfte delle wie Crowdfunding, die Schaffung von wicklung. des Vergleichs mit anderen innovationsba- Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften oder „Besonders die technologieorientierte sierten Ländern an 13. Stelle. So sind etwa aber eines Business Angels-Freibetrag zur österreichische Wirtschaft braucht eine dy- 8,7 Prozent der erwachsenen Bevölkerung – Eigenkapitalstärkung. namischen Gründungslandschaft, um auch also über 470.000 Personen – in Start-Up „GEM erlaubt es im Rahmen eines pro- in Zukunft Marktnischen für High-Tech Pro- Initiativen oder jungen Unternehmen enga- funden internationalen Vergleichs über den dukte zu schaffen und zu erobern. Dadurch giert“, erläuterte Thomas Schmalzer, Leiter österreichischen Tellerrand zu blicken. Erst kann unsere Wirtschaft im internationalen des GEM Österreich Teams vom Institut „In- durch solche Vergleiche schaffen wir wirk- Wettbewerb bestehen und Einkommen si- ternationales Management“ der FH Joan- lich eine Basis für evidenz-basierte Politik chern. So zeigen erste Ergebnisse des GEM neum, die mit ihrem Institut „Internationales zur Verbesserung der unternehmerischen Rah- auch, daß besonders die jungen und in Grün- Management“ als Partner des GEM seit 2005 menbedingungen in Österreich“, ergänzte dung befindlichen Unternehmen mit für die Erhebung von Start-Ups und etablier- Wolfgang Polt, Direktor von Policies und Innovationsgeist auf diese Herausforderung ten Unternehmen in Österreich verantwort- Experte für Wissenschafts-, Technologie- und zugehen“, meint Alois Stöger, Minister für lich ist. Innovationspolitik des Joanneum Research. Verkehr, Innovation und Technologie. „Die hohe Dynamik, die wir bereits im Durch die gemeinsame Initiative der we- „An den Themen Finanzierung und Büro- Jahr 2012 feststellen konnten, wurde erfreu- sentlichen Stakeholder im Rahmen des GEM kratie kommt keine Studie vorbei. Besonders licherweise gehalten. Auch im europäischen 2014 unter Beteiligung der FH Joanneum, für innovative forschungs- oder technologie- Vergleich der innovationsbasierten Länder des Bundesministeriums für Wissenschaft, getriebene Start-Ups ist die Förderlandschaft liegt Österreich auf dem guten aber sicher- Forschung und Wirtschaft (BMWFW), des gut ausgebaut. Der Abbau der bürokratischen lich auch ausbaufähigen 6. Platz“, hob Bundesministeriums für Verkehr, Innovation Lasten aber auch die nachhaltige Stärkung WKÖ-Präsident Christoph Leitl hervor. Be- und Technologie (BMVIT), des Bundes- des Wirtschaftsstandortes Österreich bei der sonders erfreulich laut Leitl: Vier von zehn ministeriums für Finanzen (BMF), der Wirt- Besteuerung sind mir besondere Anliegen“, neu gegründeten Unternehmen sind inzwi- schaftskammer Österreich (WKÖ), der Au- sagt Finanzminister Hans Jörg Schelling.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 27 Österreich, Europa und die Welt

„Daß die österreichische Förderland- „Eine große Zahl an Unternehmerinnen Start-ups und die Gründerszene besonders schaft bereits sehr gut aufgestellt ist, bestä- und Unternehmern ist aber auch regional in intensiv, z.B. durch Inkubatoren-Program- tigt die ExpertInnenbefragung des GEM. ihrem lokalen Markt tätig. So ist die Be- me, Risikokapital oder Hightech-Gründer- Wir sind natürlich sehr stolz darauf mit unse- deutung eines internationalen Benchmarks fonds. Regionale Benchmarks ermöglichen rem Start-Up Schwerpunkt dabei einen sicher zu unterstreichen, gleichzeitig erlaubt wertvolle Rückschlüsse über die Unterstüt- wesentlichen Beitrag zu leisten. Denn jedes GEM aber auch einzelne Bundesländer in zungsmaßnahmen für Start-ups in den ein- zehnte heimische Start-up und junge Unter- Bezug auf unternehmerische Aktivität und zelnen Bundesländern. Daher bietet der Ös- nehmen wird von der aws unterstützen. Ziel die Einstellung der Bevölkerung zu diesen terreich-Bericht auch die Chance, von guten der kommenden Jahre ist es, diesen erfol- Themen hin zu vergleichen“, so Karl-Heinz Beispielen in anderen Bundesländern zu ler- greichen Kurs beizubehalten und das Poten- Dernoscheg, Direktor der Wirtschaftskam- nen“, unterstreicht Oberösterreichs Wirt- tial an Innovation und Entrepreneurship in mer Steiermark. schafts-Landesrat Michael Strugl. Österreich weiter zu heben“, fügt Bernhard „Innovationen sind entscheidend für die Der GEM 2014 – Bericht zur Lage des Sagmeister, Geschäftsführer der Austria Weiterentwicklung eines Wirtschaftsstand- Unternehmertums in Österreich wird im Mai Wirtschaftsservice Gesellschaft, hinzu. ortes. Daher fördern wir in Oberösterreich 2015 in Wien vorgestellt.  Handelsbilanz 01-11/2014 Wareneinfuhren rückläufig (-0,9%), Ausfuhren gestiegen (+1,4%) er Gesamtwert der Einfuhren von Waren um 5,1 % gegenüber November 2013. Die EU-Ländern um 4,4 % – die Versendungen Dlag im Zeitraum Jänner bis November Ausfuhren von Waren zeigten eine entgegen- hingegen erhöhten sich um 5,4 %. Dies führ- 2014 laut vorläufiger Ergebnisse von Stati- gesetzte Entwicklung und stiegen um 5,3 % te mit den Mitgliedstaaten der Europäischen stik Austria mit 119,75 Mrd. Euro um 0,9 % auf 11,24 Mrd. Euro. Somit ergab sich eine Union ebenfalls zu einer positiven Handels- unter dem Vorjahreswert, die Ausfuhren von positive Handelsbilanz in Höhe von 0,54 Mrd. bilanz in Höhe von 0,08 Mrd. Euro. Waren verzeichneten einen Anstieg von Euro (Jänner bis November 2014: -1,68 Mrd. Die Importe aus Drittstaaten beliefen sich 1,4 % auf 118,07 Mrd. Euro. Das Defizit der Euro). auf 3,01 Mrd. Euro und zeigten gegenüber Handelsbilanz belief sich auf 1,68 Mrd. Euro, Aus den Mitgliedsstaaten der Europäi- November 2013 einen Rückgang um 6,9 %, nach 4,33 Mrd. Euro in der Vorjahresperio- schen Union bezog Österreich im November die Exporte stiegen um 5,3 % auf 3,47 Mrd. de. 2014 Waren im Wert von 7,69 Mrd. Euro; Euro. Das daraus resultierende Aktivum der Aus den Mitgliedsstaaten der Europäi- Waren im Wert von 7,77 Mrd. Euro wurden Handelsbilanz mit Drittstaaten lag bei 0,46 schen Union bezog Österreich im Berichts- in diese Länder versandt. Gegenüber No- Mrd. Euro.  zeitraum Waren im Wert von 85,44 Mrd. Eu- vember 2013 sanken die Eingänge aus den http://www.statistik.at ro, das entspricht einem Rückgang um 0,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Wert Noch nie so viele Gäste in Österreich der in diese Länder versandten Waren betrug 81,42 Mrd. Euro, das ist um 1,1 % mehr als Mit 131,9 Mio. Nächtigungen knapp unter Vorjahresrekord in der Periode Jänner bis November 2013. m Kalenderjahr 2014 lag die Anzahl der gungen von Gästen aus Deutschland um Das Handelsbilanzdefizit mit der Europäi- INächtigungen in Österreich bei insgesamt 2,6 % (-1,32 Mio.) auf 49,51 Mio. zurück. schen Union lag bei 4,02 Mrd. Euro. rund 131,86 Millionen. Laut vorläufigen Er- Auch niederländische Gästenächtigungen Der Außenhandel mit Drittstaaten wies gebnissen von Statistik Austria. wurde damit nahmen um 1,4 % auf 9,0 Mio. ab. Gäste aus im Vergleich zum entsprechenden Vorjahres- der Rekordwert aus dem Vorjahr (132,63 Mio.) der Schweiz, dem nächtigungsmäßig dritt- zeitraum einen Rückgang bei den Importen um knapp 800.000 Nächtigungen (-0,6 %) wichtigsten Herkunftsland, nächtigten um von 1,1 % auf 34,31 Mrd. Euro sowie einen unterboten. Sowohl inländische (-0,3 % auf 1,4 % häufiger in Österreich als im Jahr 2013. Zuwachs bei den Exporten von 2,0 % auf 35,65 Mio.) als auch ausländische Gäste- Relativ gesehen ging die Zahl russischer Gä- 36,65 Mrd. Euro auf. Daraus ergab sich eine nächtigungen (-0,7 % auf 96,21 Mio.) waren stenächtigungen am stärksten zurück (-7,9 % positive Handelsbilanz mit Drittstaaten von dabei rückläufig. auf 1,80 Mio.). Nächtigungssteigerungen wur- 2,34 Mrd. Euro; was bedeutet, daß mehr Wa- Mit insgesamt 37,55 Mio. Ankünften den hingegen von Gästen aus Tschechien ren in Drittstaaten ausgeführt als von dort ein- wurde der bisherige Höchstwert aus dem (+3,1 %), Polen (+7,0 %) oder den USA geführt wurden. Die drei wichtigsten Export- Vorjahr (36,85 Mio.) um 1,9 % übertroffen. (+9,0 %) registriert. länder außerhalb der EU waren im Berichts- Die Zahl der inländischen Gästeankünfte, Die Zahl der Nächtigungen in Hotels und zeitraum die Vereinigten Staaten (+9,0 %), die 2007 mit 10,37 Mio. erstmals die 10-Mil- ähnlichen Betrieben entwickelte sich insge- die Schweiz (+6,3 %) und China (+7,8 %). lionen-Marke überschritten hatte, erreichte samt rückläufig, wobei in der wichtigsten im Jahr 2014 ein neues Höchstniveau von Hotelkategorie der 5/4-Stern-Betriebe die Monatsergebnis November 2014: 12,26 Mio. (+1,9 % im Vergleich zum Vor- Zahl der Nächtigungen mit -0,1 % weitge- Einfuhren -5,1 %, Ausfuhren +5,3 % jahr), die Zahl der ausländischen Ankünfte hend stabil blieb. Am stärksten rückläufig Im Berichtsmonat November 2014 lag der stieg auf 25,29 Mio. (+1,9 %). war im Jahr 2014 die Zahl der Nächtigungen Wert der Einfuhren von Waren bei 10,70 Nach Herkunftsländern betrachtet ging in Privatquartieren (-6,1 %).  Mrd. Euro, das entspricht einem Rückgang im Vergleich zu 2013 die Zahl der Nächti- http://www.statistik.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 28 Österreich, Europa und die Welt Colorado und Österreich Vereint durch Wintersport und Hightech – Produktion von Austro-Schneeketten, Weichen, Farben und IT-Lösungen im Gebirgsstaat Colorado

olorado ist der flächenmäßig achtgrößte CUS-Bundesstaat – etwa dreimal so groß wie Österreich, allerdings mit nur 5 Millio- nen Einwohnern – und teilt mit Österreich das Faible für Wintersport und Hightech. Be- reits zum vierten Mal wurden in Colorado Ski-Weltmeisterschaften ausgetragen. „Wer allerdings mit dem auf durchschnittlich über 2000 m Höhe gelegenen Bundesstaat einen nur auf Tourismus ausgerichteten Bundes- staat assoziiert, irrt“, betont Rudolf Thaler, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles: „Colorado ist eine 294 Mrd. USD Wirtschaft mit einem Durchschnitts- einkommen von 57.500 USD und ein Inno- vationshub. Die Wirtschaft floriert dank Di- versifikation. Die bedeutendsten Wirtschafts- sektoren sind Space-Industrie, Bio Science, Clean Tech, Broadcasting, Telekommunika- tion und Tourismus.“ Ziel von Gouverneur John Hickenlooper ist es, Colorado zum führenden Zentrum für Innovationen in der Weltraumwirtschaft und zur Welthauptstadt für erneuerbare Energien

zu machen. Thaler: „Colorado ist nach Kali- Foto: voestalpine AG fornien das zweitgrößte Zentrum für private In der »Steel City« produziert voestalpine Nortrak Weichensysteme. Weltraumunternehmen und hat einen der diversifiziertesten Space-Cluster der USA.“ und voestalpine Nortrak Weichensysteme. Führender »Business State« Die Delta IV Rakete, mit der die NASA Orion Ein Swarco-Unternehmen fertigt in der Colorado liegt US-weit an fünfter Stelle Kapsel einen erfolgreichen Test für zukünfti- Hauptstadt Denver hochwertige Lacke. im „Best States for Business“-Ranking der ge Marsflüge absolvierte, wurde von Lock- Ebenso vertreten sind Nous Guide, Ruag, Zeitschrift Forbes. Hinsichtlich Lebensqua- heed Martin im Großraum Denver herge- Siemens Convergence Creators und Skidata. lität, Wirtschaftsklima und Wachstumsper- stellt. Neben beispielsweise Lockheed Mar- Technologieführer Doppelmayr ist mit sei- spektiven gehört es zu den besten zehn US- tin, Sierra Nevada Corporation, United nen Liftanlagen in Colorados Skiresorts prä- Bundesstaaten und bei der Verfügbarkeit von Launch Alliance gibt es zahlreiche kleine sent. Vor der WM-Saison wurde die seiner qualifizierten Arbeitskräften belegt es Platz 1. Unternehmen im Aerospace Bereich. „The Art längste Kombibahn Nordamerikas fer- Über 38 Prozent der Bevölkerung verfügen Centennial State“ ist das US-Forschungszen- tiggestellt. Auf universitärer Ebene gibt es über eine College-Ausbildung. Colorado ist trum für erneuerbare Technologien und da- eine Kooperation zwischen der Montanuni- einer der Standorte im Rahmen der Indu- mit interessanter Kooperationspartner für versität Leoben und der „School of Mines“ strieoffensive von Präsident Barack Obama, Unternehmen im Wind- und Solarbereich. in Boulder. Das Österreichische Weltraum die die Forcierung innovativer Fertigungs- Colorado ist sehr rohstoffreich und verfügt Forum arbeitet mit der Mars Society in Den- techniken vorantreibt. Die hohe Lebensqua- über eine der größten Naturgasreserven ver an der Verbesserung der NASA Welt- lität und gut ausgebildete Mitarbeiter bewo- weltweit. raumanzüge. Das „Who is Who“ der öster- gen das in Los Angeles angesiedelte öster- reichischen Wintersportindustrie trifft sich reichische Unternehmen Nous Guide Inc. Schneeketten, Weichen, alljährlich bei Nordamerikas größter Winter- eine weitere Niederlassung in Denver zu er- Farben, IT, etc. sportmesse SIA in Denver und zeigt alles, öffnen. Für CEO Alexander Stickelberger „Colorado ist eine interessante Destina- was auf und abseits der Piste für Winter- punktet Colorado mit guten Technikschulen, tion für österreichische Unternehmen", so sportler in der nächsten Saison „in“ ist. einer geringen Fluktuationsrate und Kunden Thaler. Die Dichte an österreichischen Ak- Colorado importierte 2014 Waren aus Ös- im Bereich Bau, Ölgeschäft und Zulieferer- tivitäten ist im Gebirgsstaat Colorado relativ terreich im Wert von 173,9 Mio. USD. Nach unternehmen, die als Abnehmer der Mobility breit gefächert. In der ,Steel City‘ Pueblo Österreich lieferte Colorado 2014 Waren im Lösungen seines Unternehmens in Frage produzieren pewag Austria Schneeketten Wert von knapp 10 Mio. USD. kommen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 29 Österreich, Europa und die Welt Pitching Days Neun österreichische Start-Ups präsentierten in Tel Aviv ihre Geschäftsideen erfolgreich vor israelischen Investoren.

on 8. bis 11. Feber „pitchten“ heimische VStart-Ups um die Gunst israelischer In- vestoren. Nach London fanden die Pitching Days, die von der Jungen Wirtschaft (JW) gemeinsam mit der Aussenwirtschaft Austria und der Austria Wirtschaftsservice Gesell- schaft (aws) organisiert werden, in Tel Aviv statt. Die Österreicher überzeugten sowohl bei den Präsentationen (Pitches) als auch beim informellen Networking. „Die österrei- chischen TeilnehmerInnen haben wieder ein- drucksvoll gezeigt, wie innovativ unsere hei- mische Start-Up-Szene ist. Es macht mich stolz sagen zu können, daß Österreich im in- ternationalen Vergleich der Konkurrenz aus dem Ausland um nichts nachsteht“, kom- mentiert Herbert Rohrmair-Lewis, Bundes- vorsitzender der JW. Das Team von Reef Interactive gewann das Publikumsvoting. Österreich überzeugt Investoren und das Publikum Auch das Publikum konnte sich beteili- gen und über die Präsentationen der Unter- nehmen eine Wertung abgeben. Dabei wurde die vom österreichischen Start-Up „Reef In- teractive“ dargebotene Präsentation zur be- sten gewählt. Neben der Präsentation konnte jedes Start-Ups auch im persönlichen Net- working mit den Investoren sein Projekt ge- nauer vorstellen, was sich für die Jungunter- nehmer gerade im Hinblick auf den Ab- schluß einer möglichen Finanzierung als nützlich erweist. „Das spezielle Präsenta- tionstraining im Vorfeld der Pitches hat sich für unsere Teilnehmer bezahlt gemacht. Sie konnten bei den internationalen Investoren einen hervorragenden Eindruck hinterlassen. Fotos: Aussenwirtschaft Austria 9 österreichische Start-Ups pitchten in Tel Aviv vor internationalen Investoren. Außerdem freut es mich, daß wir mit unse- rem umfassenden Netzwerk vor Ort die er- Für Bernd Litzka, Leiter von aws i2 Busi- ein kritischer Erfolgsfaktor. Deshalb setzen folgreiche Durchführung unterstützen konn- ness Angels Austria, bestätigen die Pitchings wir uns bei aws i2 Business Angels Austria ten“, erklärt Günther Schabhüttl, Leiter des Days, wie essentiell alternative Finanzie- genau dafür ein, daß erstklassige Ideen und AußenwirtschaftsCenters der Wirtschaft- rungsformen für Start-Ups und junge En- Spitzen-Teams ihre passenden Investoren tat- skammer Österreich (WKO) in Tel Aviv. Vor treprenuere sind: „Ohne das neue Format – sächlich finden und unterstützen großartige Ort waren Investoren der Deutschen Tele- die Pitching Days – finden heimische Start- Events wie die Pitching Days mit vollem kom, Telefonica, Qualcomm Israel und viele Ups nur schwierig den Zugang zu internatio- persönlichen Einsatz.“ mehr. nalen Investoren. Wir coachen die besten Start Neben dem Jurysieger „Reef Interactive“ Neben dem eigentlichen Pitching-Event Up Teams und bereiten sie dadurch auf die waren auch die Teams von buergermeldun- standen auch Besuche bei einem israelischen internationale Angel- und Venture-Capital- gen, Lineapp, Locca Lost & Found, course- Venture Capital Fonds, einer Finanzierungs- Szene erstklassig vor. Eine gute Idee für ein ticket, ZEBRA New Media, Kiwi Security, plattform, einem multinationalen Accelera- Business ist eben nur die Basis – für eine Nanu und Chilli Island im Rampenlicht der tor sowie dem Entrepreneurship Center der erfolgreiche unternehmerische Umsetzung israelischen Investoren.  Universität Tel Aviv auf dem Programm. bleibt die rasche Frühphasen-Finanzierung http://www.pitchingdays.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 30 Österreich, Europa und die Welt Internationaler Holocaust- Gedenktag in Linz 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz gedachten die Österreichischen Freunde von Yad Vashem am 27. Jänner in einer Gedenkstunde im Alten Rathaus Linz der Opfer des Holocaust. m überfüllten Pressezentrum legte Öster- Ireichs renommiertester Politikwissen- schaftler Univ. Prof. Anton Pelinka auf be- merkenswerte Weise dar, warum die Shoa nicht mit anderen Verbrechen der jüngeren Menschheitsgeschichte vergleichbar ist – der Holocaust als erstmaliges Verbrechen. Der Vorsitzende des Freundeskreises, Gün- ther Schuster, wies darauf hin, daß sieben Jahrzehnte nach der Befreiung des Vernich- tungslagers Auschwitz-Birkenau in Europa wieder Antisemitismus grassiere. Tausende französische Juden seien in den letzten Mo- naten nach Israel ausgewandert. Das sei ein Alarmzeichen dafür, daß Juden in Europa

erneut um ihr Leben fürchten müßten und Foto: Österr. Freunde von Yad Vashem die Wiederkehr des Undenkbaren jederzeit v.l.: Vorsitzender Günther Schuster, Generalsekretärin Ulrike Schuster, Univ.-Prof. möglich sei. „Bei ihrem Weg an die Macht“, Anton Pelinka, Linzer IKG-Präsidentin Charlotte Herman, Linzer Gemeinderätin so die Linzer Gemeinderätin Waltraud Kal- Dir. Waltraud Kaltenhuber, OÖ.Landtagsabgeordnete und Landessprecherin Maria Buchmayr, Linzer Bürgermeister Klaus Luger und Bischof em. Maximilian Aichern tenhuber, „hatten die Nationalsozialisten Verbündete: Weltanschauliche Intoleranz, Ar- ka. Jener Genozid folgte einem verbrecheri- Pelinka die Kritik am Staat Israel, wenn sie beitslosigkeit sowie das Unvermögen der Par- schen Eroberungs- und Vertreibungsmotiv sich auf Israel insgesamt bezieht oder Israel teienlandschaft zur demokratischen Zusam- mit ökonomischen Interessen. Auch mit dem mit anderen Maßstäben mißt als seine Nach- menarbeit. Das war der Nährboden für den Genozid am armenischen Volk, dem Klassen- barn. Diese Kritik werde rasch zur Pseudo- Aufstieg dieser Machtstruktur.“ Man müsse mord an den Kulaken oder der roten Khmer rechtfertigung des Antisemitismus. klar machen, daß Freiheit und Demokratie in Kambodscha sei der Holocaust nicht zu Pelinka nahm in seinem Vortrag auch Be- verletzliche Werte seien. vergleichen. Diese Genozide folgten einer zug auf die Attentate von Paris, wenige Wo- Der Gastgeber des Abends, der Linzer verbrecherischen Utopie. Relativ nahe kom- chen zuvor. Dort wurden Journalisten ermor- Bürgermeister Klaus Luger, stellte mit me der erstmaligen „Qualität“ des Holocaust det, weil sie etwas taten. JüdInnen wurden Freude fest, daß der Saal für die jährliche am jüdischen Volk der gleichzeitig ablaufen- ermordet, weil sie etwas waren. Ersteres war Gedenkstunde inzwischen zu klein werde. de Massenmord an den Roma und Sinti. ein Mord, dessen Ziel die Meinungsfreiheit 70 Jahre nach der Befreiung der Überleben- Der Holocaust sei auch kein Kriegsver- war. Zweiteres sei eine punktuelle Neuauf- den sei es immer noch beklemmend zu er- brechen gewesen. Die nationalsozialistische lage des Holocaust: Morde, deren Ziel die fahren, mit welchen Facetten der Brutalität Führung habe die Ermordung der Juden im Auslöschung jüdischen Lebens und jüdi- menschliches Leben industriell ausgerottet Zweifel über militärische Notwendigkeiten scher Existenz war. Die Überlebenden von worden sei. Luger mahnte zur Wachsamkeit, gestellt. Treblinka, Chelmno und Auschwitz- Auschwitz wurden nicht von einem wohl- da es immer noch Antisemitismus gebe. Birkenau standen in keinem Zusammenhang meinenden Pazifismus befreit, sondern von Prof. Anton Pelinka begann seine Aus- mit irgendeinem Kriegsziel. Das eigentliche den Soldaten der Roten Armee. Die Ausein- führungen mit einem Zitat Jehuda Bauers: Ziel war die Vernichtung des Judentums. Mit andersetzung mit dem Holocaust, diesem Ver- der Holocaust sei ein erstmaliges Verbre- der Befreiung von Auschwitz sei der Anti- brechen mit einer erstmaligen Qualität, ver- chen. Damit übermittle er die bedrohliche semitismus nicht zu Ende gewesen – heute lange mehr als nur Diskurs und Verständnis, Botschaft, daß der Holocaust wiederholbar habe er eine globale Dimension. Der Anti- so Pelinka. Diese Auseinandersetzung ver- sei. Mit dem Begriff verbinde man den Ver- semitismus sei auch nicht die Folge jüdischer lange auch nötigenfalls, ein solches Verbre- such des deutschen, nationalsozialistischen Existenz, sondern die Folge eines Bedürf- chen mit Gewalt zu beenden. Systems, das Judentum physisch zu vernich- nisses von Antisemiten. Und diese bräuchten Einen würdigen musikalischen Rahmen ten – systematisch und mit dem Einsatz aller weiterhin Juden – nötigenfalls erfänden sie bildete das Ensemble der Pädagogischen Mittel. Der Holocaust sei kein Völkermord, welche. Sie projizieren auch heute alle anti- Hochschule der Diözese Linz unter der Lei- wie etwa der Genozid an amerikanischen jüdischen Klischees auf lebende oder auch tung von Prof. A. Wahlmüller.  oder australischen Ureinwohnern, so Pelin- auf erfundene JüdInnen. Als Beispiel nannte http://www.yad-vashem.net

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 31 Österreich, Europa und die Welt Erster und Zweiter Weltkrieg: Gedenkausstellung in Prag LH Kaiser und LTP-Rohr eröffnen am 8. April mit der Ausstellung Viktor Ullmann – Zeuge und Opfer der Apokalypse des Kärntners Herbert Gantschacher das Viktor Ullmann-Projekt in Prag von ARBOS-Gesellschaft für Musik und Theater nationalistischer Strömungen sei es Aufgabe 1942 im Ghetto der ehemaligen k. u. k.-Fe- der Politik und aller verantwortungsbewuß- stung Theresienstadt im heutigen Tsche- ter Meinungsbildner, daran zu erinnern, wo- chien. Ullmanns Eltern entstammten jüdi- hin es führen kann, wenn es zu einer gesell- schen Familien: Vater Maximilian konver- schaftlichen Spaltung und zu einer Entsoli- tierte schon vor der Geburt von Sohn Viktor darisierung kommt. „Demokratie muß jeden zum katholischen Glauben. Der junge Viktor Tag aufs Neue erlernt und verteidigt werden. Ullmann meldete sich im Ersten Weltkrieg Vergessen ist die größte Schwäche im Kampf freiwillig zum Militärdienst in der k.u.k. Ar- um die Solidarität der Völker“, so Kaiser. mee. In dieser diente auch sein Vater Maxi- Am 18. Oktober 1944 wurde der Kom- milian, der zum Oberst befördert und in den ponist, Dirigent und Pianist Viktor Ullmann Adelsstand erhoben wurde. im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau Der Einfluß auf das Leben und Wirken ermordet. Viele seiner Werke schuf er ab Ullmanns, im Speziellen seine Antikriegs- Foto: Privatarchiv von Ingo Schultz / © Jüdisches Museum Prag

Foto von Viktor Ullmann für den Antrag zur Ausstellung einer Identitätskarte 1941

as Jahr 2015 steht im Zeichen mehrerer DGedenkanlässe. So kam der Erste Welt- krieg vor 100 Jahren an Kärntens Grenzen an und endete vor 75 Jahren der Weltkrieg. Kärnten stellt sich seiner Vergangenheit und nimmt das Gedenkjahr auch zum Anlass zu erinnern und zu mahnen. Auf ein besonderes Gedenk-Projekt weist Landeshauptmann Pe- ter Kaiser hin. Er wird gemeinsam mit Land- tagspräsident Reinhart Rohr am 8. April in Prag im Stadtarchiv die Ausstellung „Viktor Ullmann – Zeuge und Opfer der Apoka- lypse“ des Kärntner Künstlers und Theater- regisseurs Herbert Gantschacher eröffnen. „Die Vergangenheit zu kennen, sich der eigenen Vergangenheit und allen damit ver- bundenen Schmerzen immer wieder aufs Neue zu stellen ist die Voraussetzung dafür, für die Zukunft zu lernen und diese friedvoll und konfliktfrei zu gestalten. Kärnten zeigt, daß es aus Fehlern und Verbrechen der Ver- gangenheit gelernt hat. Das können und das müssen wir auch grenzüberschreitend unter © Archiv der Sachers-Stiftung in Basel. Beweis stellen“, so Kaiser. Gerade ange- Die Partitur von Viktor Ullmann: »Der Kaiser von Atlanta oder Die Todverweige- sichts neuerlich aufkeimender faschistisch- rung« op. 49 befindet sich heute im Archiv der Sachers-Stiftung in Basel.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 32 Österreich, Europa und die Welt oper „Der Kaiser von Atlantis oder die Tod- Verweigerung“, die auf seinen Kriegserfah- rungen an der Isonzofront beruht, werden nun in der Ausstellung „Viktor Ullmann – Zeuge und Opfer der Apokalypse“ des Kärnt- ner Autors und Theaterregisseurs Herbert Gantschacher thematisiert. Sie wird am 8. April im Stadtarchiv in Prag von Landes- hauptmann Peter Kaiser und Landtagspräsi- dent Reinhart Rohr eröffnet. Am 14. April beginnt im Prager Stadtarchiv zudem das Viktor Ullmann Festival von ARBOS – Ge- sellschaft für Musik und Theater. Herbert Gantschacher, der auch im Fach- beirat für Darstellende Kunst des Kärntner Kulturgremiums vertreten ist, verweist auf den starken Kärnten-Bezug Viktor Ullmans, der im Ersten Weltkrieg als Artilleriebeob- achter an der zwölften und letzten Isonzo- schlacht teilgenommen hat. Sowohl Vater als auch Sohn Ullmann waren an der Isonzo- front, unweit von Kärntens Grenzen. Maxi- milian Ullmann war für die Sicherheit von Kaiser und König Karl an der Front verant- wortlich, Viktor Ullmann erlebte selbst den Gasangriff zur letzten Insonzoschlacht. Die Kärntner Gemeinde Arnoldstein, di- rekt am Dreiländereck Österreich-Italien- Slowenien gelegen, habe ab dem Jahr 2004 mit Unterstützung des damaligen Gemeinde- referenten Reinhart Rohr das innovative Kulturprojekt „Krieg=daDa“ ermöglicht. Dieses begab sich laut Gantschacher auf die Spuren Ullmanns und kombinierte wissen- schaftliche Forschung mit künstlerischer Arbeit. So seien mehrere Ausstellungen, Mu- sik- und Theateraufführungen von ARBOS – Gesellschaft für Musik und Theater entstan- den. © Verein »musica reanimata« „Diese historischen und künstlerischen Ergebnisse sind bislang in der Tschechischen Republik unbekannt gewesen und haben das historische und künstlerische Interesse des Prager Stadtarchivs geweckt“, erklärt Gant- schacher. Eröffnet wird die Ausstellung von Kaiser und Rohr gemeinsam mit der Prager Ober- bürgermeisterin Adriana Krnáèová und Kul- turstadtrat Jiøi Wolf werden.  http://www.arbos.at

Bild oben: Dadaistische Komposition von Viktor Ullmann aus dem Großen Krieg 1917, erhalten in Ullmanns Kriegskorrespondenz. Viktor Ullmann / Anny Wottitz »Briefe Mai 1917– Mai 1918« musica reanimata Berlin, Staats- bibliothek zu Berlin – Musikabteilung

Bild unten: Zeitungsfoto mit Viktor

Ullmann aus dem Jahr 1917. © Verein »musica reanimata«

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 33 Österreich, Europa und die Welt Europa in Wien Der Wiener Kongreß 1814/15 – von 20. Februar bis 21. Juni 2015 im Unteren Belvedere und der Orangerie

n der europäischen Geschichte zählt der IWiener Kongreß zu den bedeutendsten in- ternationalen Großereignissen. Vor 200 Jah- ren war Wien mehrere Monate lang das poli- tische, kulturelle und gesellschaftliche Zen- trum Europas. Gastgeber war Kaiser Franz I. von Österreich. Alle großen Mächte Europas sandten ihre Delegierten, um gemeinsam über die Neuordnung des Kontinents, der durch die Napoleonischen Kriege seine politische Stabilität verloren hatte, zu beraten. Öster- reich wurde durch Fürst von Metternich re- präsentiert, der auch als Präsident des Kon- gresses fungierte. Es war das erklärte Ziel, durch einen Ausgleich der Machtverhältnis- se Frieden und Ordnung in Europa zu schaf- fen und dauerhaft zu sichern. Begleitet wur- den die diplomatischen Verhandlungen von © Fürst von Metternich Winneburg´sche Domäne Schloss Johannisberg–Rheingau, Foto: Stanislaw Chomicki, Wiesbaden Thomas Lawrence, Klemens Lothar Wenzel Fürst von Metternich, um 1815 Öl auf Leinwand, 105 x 131,2 cm

gesellschaftlichen Ereignissen und Vergnü- sowohl die politischen als auch die gesell- gungen verschiedenster Art, deren ungeheu- schaftlichen Aspekte dieses außergewöhn- re Prachtentfaltung in zahlreichen schrift- lichen Ereignisses, das ganz Europa mehrere lichen und bildlichen Dokumenten festgehal- Monate hindurch in Atem hielt. ten ist. Wien blühte als Zentrum des kultu- Zu wohl kaum einem anderen politischen, rellen Lebens auf, zahlreiche Künstler ka- diplomatischen und gesellschaftlichen Ge- men in die Kaiserstadt, und alle Sparten der schehen des 19. Jahrhunderts existiert so viel heimischen Kunstproduktion wurden ange- unterschiedliches Material wie zum Wiener regt. Mit „Europa in Wien – Der Wiener Kongress, der aus der Donaumetropole für Kongreß 1814/15“ zeigt das Belvedere in eine kurze Periode den Mittelpunkt Europas © Belvedere, Wien den Räumen des Unteren Belvedere und der machte. Die Aufbereitung der Exponate für Leopold Kiesling, Mars und Venus mit Amor, 1809; Carraramarmor Orangerie vom 20. Februar bis 21. Juni 2015 eine Ausstellung stellte die Kuratoren Sabine 227 x 107 x 65 cm eine umfassende Ausstellung und beleuchtet Grabner und Werner Telesko vor die Heraus-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 34 Österreich, Europa und die Welt © Österreichische Nationalbibliothek, Wien Josef Schütz, Ansicht des k.k. Redoutensaals während eines Masquen-Balles, um 1815; Kolorierter Stich © Belvedere, Wien Josef Fischer, Ansicht der Haupt- und Residenzstadt Wien vom Standpunkte bey Nussdorf, 1822; Öl auf Leinwand 169 x 236 cm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 35 Österreich, Europa und die Welt

forderung, ein diplomatisches und histori- Garde, einen berühmten Chronisten des Kon- sches Ereignis, das vor allem als ein gesell- gresses. De Lignes Einschätzung ist keine schaftliches wahrgenommen wird, anschau- nachträgliche Erfindung oder Rechtfertigung, lich zu präsentieren. Von der Reportagegra- sondern wird bereits durch zahlreiche zeitge- fik und der Karikatur über Historienbilder nössische Quellen bestätigt. Die Formulie- bis hin zu Porträts in mannigfachen Forma- rung hat aufgrund ihrer Prägnanz in der Ver- ten vom Miniaturformat über die Skulptur bis bindung von Europa und Wien der Ausstel- zum lebensgroßen Ölbild reichen die Aus- lung im Belvedere ihren Titel gegeben.  stellungsstücke. Die Breite des Phänomens Wiener Kongreß in seinen gesellschaftlichen Künstlerliste und künstlerischen Verästelungen wird vor  Ludwig van Beethoven allem anhand von Hauptwerken aller Kunst-  Johann Heinrich von Dannecker gattungen dargestellt. Das Themenspektrum  Jacques-Louis David trägt sowohl der spannenden Chronologie der  Anton Diabelli Ereignisse von den Befreiungskriegen über  Friedrich Heinrich Füger die zweimalige Besetzung Wiens 1805 und  François Gérard 1809 bis hin zur Völkerschlacht bei Leipzig  Josef Maria Grassi 1813 als auch einer adäquaten Darstellung  August Heinrich des Anteils der Protagonisten in Adel und  Johann Nepomuk Höchle

Bürgertum Rechnung. © Belvedere, Wien  Jean-Baptiste Isabey Insgesamt gesehen war der Kongreß ein Josef Klieber, Büste von Erzherzog  Johann Peter Krafft beachtlicher politischer Erfolg. Die Grenzen Karl, 1842; Marmor, Höhe: 67 cm  Josef Kreutzinger der europäischen Mächte wurden auf lange schieden, daß Frankreich, Spanien und den  Johann Baptist Lampi d. Ä. Zeit festgelegt. Besonders das in Wien ge- kleineren Mächten kein Mitspracherecht bei  Joseph Lanzedelli d. Ä. schaffene Gleichgewicht der Mächte hatte den Entscheidungsprozessen zukommen soll-  Friedrich Johann Gottlieb Lieder weitreichende Bedeutung für den Kontinent. te. Doch der äußerst erfahrene französische  Matthäus Loder Mit friedlichen Verhandlungen wurde in zahl- Diplomat Charles-Maurice de Talleyrand ver-  Heinrich Olivier reichen Interessenkonflikten und Spannun- half Frankreich schließlich dennoch zur Teil-  Christian Daniel Rauch gen vermittelt. Fast 40 Jahre lang kam es auf- nahme an den Beratungen der Großmächte.  Johann Baptist Seele grund der geschaffenen Stabilität zu keinem „Sie kommen zur rechten Zeit, um große  Bertel Thorvaldsen weiteren kriegerischen Konflikt europäischer Dinge zu sehen. Europa ist in Wien“, so  Ferdinand Georg Waldmüller Dimension. Rußland, Österreich, Preußen begrüßte der französische Adelige Charles  Balthasar Wigand und Großbritannien hatten zunächst ent- Joseph de Ligne den Grafen Auguste de La http://www.belvedere.at © Akademie der bildenden Künste Wien, Kupferstichkabinett Johann Nepomuk Höchle, Das Militärfest am 18. Oktober 1814, undatiert; Aquarell, 52 x 94 cm

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 36 Österreich, Europa und die Welt »The Sound of Music« Seit Jahrzehnten zählt »The Sound of Music« zu den touristischen Zugpferden der Stadt Salzburg: Weltweit haben bereits rund eine Milliarde Menschen den Film gesehen und 300.000 Fans kommen jährlich nach Salzburg, um Drehorte und Lebensstationen der Familie Trapp zu besichtigen. 2015 feiert der erfolgreichste Musicalfilm der Geschichte sein 50. Jubiläum. Foto: Bild: Salzburg Museum / Trapp Family Lodge, Stowe/Vermont USA Diese zeitgenössische Fotomontage zeigt die Trapp-Familie auf einer der Touren durch die USA vor dem »Trapp Family Bus«. ie Stadt Salzburg und ihre einzigartigen den Hauptrollen mit eigenen Augen zu se- favourite things“, gerne gemeinsam nachge- DOriginalschauplätze erlangten durch hen. Mehrfach täglich bringen die „The sungen. „Sound of Music ist ein wichtiger „The Sound of Music“ weltweite Bekannt- Sound of Music“-Bustouren ihre internatio- Botschafter für die Stadt Salzburg, vor allem heit: Bereits Anfang der 1970er-Jahre kamen nalen Gäste von der Altstadt aus bis nach im anglo-amerikanischen und asiatischen die ersten Cineasten in die Stadt, um die Mondsee und wieder retour – während der Raum“, betont Bert Brugger, Geschäftsfüh- Drehorte des Hollywood-Blockbusters mit Fahrt werden die beliebtesten Lieder aus rer der Tourismus Salzburg GmbH. „Salz- Julie Andrews und Christopher Plummer in dem Musical, wie „Edelweiß“ oder „My burg hat zwei klassische Themen, die sich in

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 37 Österreich, Europa und die Welt © Salzburg Museum / Foto Peter Traub Die sieben Kinder Georg und Agathe von Trapps mit Stiefmutter Maria Augusta und dem Hauskaplan Franz Wasner

den Besuchermotiven widerspiegeln: die Mediale Vermarktung als Schönheit der Stadt und die Kultur. Während Imagewerbung für Salzburg Mozart und die Salzburger Festspiele die „Im November 2010 brachte 20th Cen- klassische Musik abdecken und Angebote tury Fox den Film in den USA im damals wie das Salzburger Adventsingen die Volks- neuen Blu-Ray-Format auf den Markt. In der kultur repräsentieren, deckt ‚The Sound of Box mit enthalten waren Postkarten und Bü- Music‘ die Populärmusik ab. Das sind prä- cher über Salzburg“, so Bert Brugger. „Das gende Markenbilder, die sich gegenseitig war eine enorme Werbung für die Stadt! Die ergänzen und stärken.“ Musical-Aufführungen am Salzburger Lan- destheater und am Marionettentheater sowie Ein Evergreen bis heute die vielen weiteren Angebote sind ein wich- Jeder dritte Japaner hat den Film „The tiger Beitrag, um das Thema in Salzburg Sound of Music“ gesehen, für drei Viertel al- lebendig zu halten.“ ler Touristen aus den USA ist er der Grund für ihren Salzburgbesuch und seine Melo- Das Musical auf dien sind mittlerweile international bekann- Salzburgs Theaterbühnen tes Liedgut. Zwischen 70 und 80 Prozent al- Im Oktober 2011 wurde das Musical ler Salzburgbesucher geben ihr „Interesse „The Sound of Music“ erstmals am Salz- für Kultur und Musik“ als Reisemotiv an. burger Landestheater auf die Bühne ge- Für 40 Prozent von ihnen stellt „The Sound bracht. Die deutschsprachige Aufführung of Music“ einen wesentlichen Grund für den unter der Leitung des Regie-Duos Andreas Salzburgbesuch dar. Der Hollywoodfilm Gergen und Christian Struppeck fand mit „The Sound of Music“ wurde 1964 aufgrund Uwe Kröger als Baron von Trapp beim hei- des überwältigenden Broadway-Erfolges des mischen Publikum so großen Anklang, daß © Salzburg Museum / Foto: Privatbesitz Musicals mit knapp 1500 Shows in der Stadt das Musical im Januar 2015 zum vierten Mal Familienvater Georg von Trapp als Salzburg und Umgebung gedreht. Die Fas- K.u.k. Marineoffizier und U-Boot- in Folge in den Spielplan genommen wurde. zination hält bis heute an. Kommandant im Ersten Weltkrieg Regisseur Andreas Gergen setzt in seiner fri-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 38 Österreich, Europa und die Welt © Trapp Family Lodge Stowe / Vermont USA Maria Augusta Kutschera und Baron Georg von Trapp am 26. November 1927 nach ihrer Eheschließung in Aigen bei Salzburg. schen und zeitgemäßen Inszenierung das Augenmerk darauf, die Geschichte in die historischen und politischen Hintergründe einzubetten. Bei den Kostümen hat man sich an historischen Vorlagen orientiert und kom- biniert klassische Schnitte mit modernen Farben. So hat Trachten Moser aus Salzburg ein eigenes „The Sound of Music“-Dirndl entworfen, das auch im Handel erhältlich ist. Court Watson, ein junger Broadway-Desig- ner, der sprichwörtlich mit dem Musical groß geworden ist, zeichnet für die Aus- stattung verantwortlich: Rund 500 Fotos aus der Villa Trapp wurden in das Bühnenbild integriert. Die Stadt Salzburg wird in Form von Scherenschnitten im abstrakten Raum voll Licht und Schatten auf die Bühne ge- holt. Gesungen und gespielt wird in deut- scher Sprache (mit englischen Übertiteln),

wofür alle Texte komplett neu übersetzt wur- Foto: Tourismus Salzburg GmbH den. Am Ende des Stücks singen die Dar- Zehn Puppenspieler lassen in dem 90minütigen Stück im Salzburger Marionetten- theater über 100 Puppen zur Originalmusik tanzen. steller gemeinsam mit dem Publikum ein Singalong mit englischen Original-Liedern. Originalmusik tanzen. Das Musical wird in Familie Trapp sowie ihre Erfolgsgeschichte http://www.salzburger-landestheater.at englischer Sprache mit Übertiteln in Deutsch, von den musikalischen Anfängen als Fami- Englisch, Französisch, Spanisch und Japa- lienchor bis zum Weltruhm zeigt. 3D-Holo- Das Salzburger Marionettentheater nisch aufgeführt. Im Jubiläumsjahr wird ab grafien werden die Puppen, die kleinen gros- das 2013 seinen 100. Geburtstag feierte, führt Mai 2015 in den Foyers des Salzburger Ma- sen Stars, zum Leben erwecken. Die Aus- „The Sound of Music“ bereits seit 2007 im rionettentheaters eine Sonderausstellung stellung wird täglich von 10 bis 13 Uhr Repertoire. Zehn Puppenspieler lassen in präsentiert, die über die Entstehung der Pro- geöffnet sein. dem 90minütigen Stück über 100 Puppen zur duktion erzählt und Originalexponate der http://www.marionetten.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 39 Österreich, Europa und die Welt

Führungen im ehemaligen Wohnhaus der Familie Trapp Einen besonderen Stellenwert unter den Originalschauplätzen nimmt die Villa Trapp ein, die einst das Wohnhaus der Familie Trapp war und heute als Hotel Garni Besuchern of- fen steht. Im Rahmen von täglichen Füh- rungen kann die Villa Trapp von jedem „The Sound of Music“-Fan besucht werden (ge- gen Voranmeldung): Die Führungen begin- nen jeden Tag um 12 Uhr mittags. http://www.villa-trapp.com

»The Sound of Music«-Touren Rund 300.000 Fans kommen jährlich wegen „The Sound of Music“ nach Salz- burg, ein großer Teil davon bucht Rund- fahrten mit Groß- und Kleinbussen zu den Drehorten des Films. Im Jahr 1967 wurde Die Villa Trapp – heute ein Hotel Garni – in der Salzburger Traunstrasse 34 die erste „The Sound of Music“-Tour von je- nem Salzburger Mietwagenunternehmen an- geboten, das während der Dreharbeiten des Hollywood-Films im Jahr 1964 als Trans- portunternehmen vor Ort fungierte. Heute können die internationalen Besucher die Rundfahrt zweimal täglich mit drei verschie- denen Busunternehmen und in verschieden- sten Sprachen erleben. Die Tour führt vom Mirabellplatz aus unter anderem über Schloß Leopoldskron und Schloß Hellbrunn nach Mondsee und retour. http://www.panoramatours.com http://www.bobstours.com http://www.salzburg-sightseeingtours.at

Singend und radelnd: Führungen zu Fuß und am Fahrrad Sportliche „Sound of Music“-Fans haben die Möglichkeit, die in der Stadt Salzburg Reisebus der Salzburg Sightseeingtours auf den Spuren von »Sound of Music« gelegenen Schauplätze und Drehorte des Films mit dem Fahrrad zu erkunden. Von Ende März bis Oktober starten täglich um 9.30 Uhr am Mirabellplatz geführte Rad- Gruppen zur Tour: Die Route führt in rund dreieinhalb Stunden durch den Mirabellgar- ten, zur Pferdeschwemme, über den Friedhof St. Peter, zum Stift Nonnberg, zum Schloß Leopoldskron, zur Frohnburg und durch die Hellbrunner Allee bis zum Schloß Hellbrunn und zurück in die Stadt. http://www.mariasbicycletours.com Als „Singing Tour Guide“ führen geprüf- te Salzburger Stadtführer wie Trudy Rollo oder Junko Flatscher ihre Gäste an die Drehorte von The Sound of Music. In der rund zweistündigen Stadtführung geht es zu Fuß und – manchmal auch singend – durch die Salzburger Altstadt. Foto: Fräulein Marias Bicycle Tours Foto: Salzkraft Salzburger Kraftwagen-Verkehrsgesellschaft m.b.H. Foto: Villa Trapp GmbH http://www.salzburgguides.at Die Tour von mariasbicycletours.com führt auch zum Schloß Leopoldskron

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 40 Österreich, Europa und die Welt Foto: Tourismus Salzburg GmbH Bezaubernder Blick über die Salzach auf die Stadt Salzburg, seit Jahrhunderten von der Festung Hohensalzburg dominiert.

»Sound of Salzburg« 2015 erstmals ganzjährig Zum 50jährigen Jubiläum des Filmes „The Sound of Music“ kehrt die seit 22 Jah- ren beliebte Show „Sound of Salzburg“ zu- rück in ihr angestammtes Zuhause: Das frisch renovierte Sternbräu ist ab diesem Jahr wie- der das traditionelle Zuhause für die Candle- Light Dinner Show, die ausgewählte Lieder aus dem Musical „The Sound of Music“, österreichische Folklore-Stücke sowie Wer- ke von Mozart präsentiert. In den neuen Räu- men wird mit den „Sound of Music Singers“ ab Mai täglich (bis Mai einmal wöchentlich am Freitag) um 19:30 Uhr die Geburtsstunde des Filmes gefeiert. Vor der Aufführung der Bühnen-Show wird ein typisch-österreichi- sches Drei-Gänge-Menü angeboten. http://www.soundofsalzburg.info

Gala zum 50-Jahr-Jubiläum „The Sound of Music“ zählt zu den wich- tigsten touristischen Themen der Stadt Salz- burg. Aus diesem Grund veranstaltet die Tou- rismus Salzburg GmbH zum 50. Jubiläum des Hollywood-Klassikers am 17. Oktober 2015 eine große „The Sound of Music“-Gala in der Felsenreitschule. Sie wird vom Salz- burger Landestheater inszeniert und wird neben Auszügen des Musicals Überraschungs- auftritte von Gästen, deren Leben von „The Sound of Music“ geprägt ist, beinhalten. Foto: Tourismus Salzburg GmbH Auf dieser Stiege im Salzburger Mirabellgarten sang die Filmfamilie Trapp das Durch den Abend wird Musicalstar Uwe berühmt gewordene Lied »Do-Re-Mi«. Kröger führen, Darsteller des Baron von Trapp in der Musical-Inszenierung am Salz- Fakten und Interessantes zum Film Der Film wird seit beinahe 50 Jahren welt- burger Landestheater. Das Mozarteumorche- „The Sound of Music“ ist Hollywoods weit regelmäßig zu Weihnachten, Ostern und ster Salzburg sorgt für die musikalische Be- erfolgreichste Musicalverfilmung aller Zei- zum Muttertag im Fernsehen ausgestrahlt gleitung. Die Veranstaltung wird für jeder- ten. Der mit fünf Oscars ausgezeichnete Film und gehört in den Haushalten in den USA, in mann zugänglich sein, Karten sind ab 2015 durfte während des Kalten Krieges als einzi- England, China, Korea, Indien, Australien, in den Ticketbüros erhältlich. ger Hollywoodfilm sogar in den Ländern hin- Indonesien und Südafrika zum Pflichtfilm in http://www.salzburg.info ter dem Eisernen Vorhang gezeigt werden. privaten Film-Sammlungen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 41 Österreich, Europa und die Welt Habsburg Splendor Das Kunsthistorische Museum Wien ist bis Jänner 2016 »On Tour« in den USA. © Kunsthistorisches Museum Wien Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio (1571 Mailand - 1610 Porto Ercole (?)), »Dornenkrönung«, ca. 1602/1604, 127 cm x 166.5 cm

ine große Wanderausstellung mit Meister- beständen des Kunsthistorischen Museums Giorgione, Rubens, Tintoretto, Tizian und Ewerken aus den ehemaligen Habsburgi- in Wien gehören. Großteils werden Werke Velázquez. schen Sammlungen bringt im Jahr 2015 im- präsentiert, die bisher auch noch nie außer- periale Pracht in die USA: in drei Museen wer- halb Österreichs zu sehen waren. Die Stationen den kostbare Leihgaben des Kunsthistori- Anhand von historischen Perioden, in Minneapolis Institute of Art schen Museums zu sehen sein, die zum Teil welche die Objekte gruppiert werden, möch- „The Habsburgs: Rarely Seen Masterpieces noch nie zuvor in den USA gezeigt wurden. te die Ausstellung die Größe und lange Dauer from Europe’s Greatest Dynasty“, Mit ihnen werden 500 Jahre Sammlungsge- des weltumfassenden Habsburgerreiches 15.2. - 10.5.2015, http://new.artsmia.org schichte des Hauses Habsburg vom Spätmit- präsentieren: vom politischen Aufstieg der The Museum of Fine Arts, Houston telalter bis in das frühe 20. Jahrhundert er- Familie im Spätmittelalter über den Höhe- „Habsburg Splendor: Masterpieces from zählt. punkt ihrer Macht im 16. und 17. Jahrhun- ’s Imperial Collections“ Die Ausstellung umfaßt Kunstobjekte dert, die weitere Expansion der Dynastie im 14.6. - 13.9.2015, http://www.mfah.org und andere kostbare Gegenstände aus den 18. und 19. Jahrhundert bis hin zum Unter- Sammlungen der Habsburgerdynastie – von gang des Kaiserreiches im Jahr 1918. High Museum of Art, Atlanta Kaisern des Heiligen Römischen Reiches Bei den insgesamt 93 Objekten handelt es „Habsburg Splendor: Masterpieces from und anderen mächtigen Herrschern, die für sich um Rüstungen, Waffen, Skulpturen, Vienna’s Imperial Collections“ ihre Residenzen und Kunstkammern Meister- griechische und römische Altertümer, höfi- 18.10.2015 - 17.1.2016, http://www.high.org werke in Auftrag gaben oder auf andere Wei- sche Gewänder, Kutschen, Kunsthandwerk Das Kunsthistorische Museum Wien se erwarben –, die heute zu den Sammlungs- und Gemälde von Meistern wie Correggio, http://www.khm.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 42 Österreich, Europa und die Welt Wiener Ball in Brüssel Der Höhepunkt der Ballsaison im Herzen Europas: Mit Politikern, Diplomaten, Hochadel und vielen anderen Gästen aus Belgien, Österreich und verschiedenen Ländern Europas. Fotos: Österreichische Vereinigung in Belgien Das Jungdamen- und Jungherren-Komitee eröffnete zauberhaft den Abend in der belgischen Hauptstadt.

m 7. Februar 2015 war es wieder so- in Brüssel: Botschafter Walter Grahammer, Aweit: Im restlos ausverkauften Concert Ständiger Vertreter Österreichs bei der EU, Noble mit dem Flair eines Wiener Stadtpa- Gesandte Bernadette Klösch, Geschäftsträ- lais fand der jährliche gesellschaftliche Hö- gerin der österreichischen Botschaft im Kö- hepunkt der Österreichischen Vereinigung in nigreich Belgien, Botschafter Alexander Belgien statt. Der Wiener Ball in Brüssel hat Marschik, Ständiger Vertreter Österreichs im große Tradition und ist nach wie vor ein Ball Politischen und Sicherheitspolitischen Ko- wie man in dieser klassischen Tradition aus- mitee sowie Generalleutnant Günther Höf- serhalb Wiens nur selten auf der Welt erle- ler, österreichischer Militärrepräsentant bei ben und genießen kann. der EU und NATO. Die Begrüßung der mehr als 850 Gäste Bemerkenswert auch die Treue einiger erfolgte durch Christian Macek, Präsident prominenter Gäste: Die Ehrenpräsidentin der Österreichischen Vereinigung in Belgien, des Ballkomitees, Erzherzogin Ann-Gabriele und Rudolf Schicker, Abgeordneter zum zu Habsburg, war bereits „gefühlte 40 Mal“ Wiener Landtag, als Vertreter der Stadt Wien. zu Gast und Sektionschef Botschafter Hu- Unter den Ehrengästen befanden sich unter bert Heiss mit Gesandter Helene Steinhäusl anderem Johannes Hahn, Mitglied der Euro- beging dieses Jahr ein ganz besonderes Ju- päischen Kommission, sehr viele Botschaf- biläum: Er war zum 25. Mal (!) beim Wiener ter, Politiker und hochrangige Vertreter der Ball in Brüssel und dabei unzählige Male Wirtschaft sowie die gesamte diplomatische Die »Chefinninen« des Ballkomitees – aus anderen europäischen Hauptstädten an- und militärische Führung Österreichs mit Sitz Karin Lukas Eder und Barbara Francois gereist!

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 43 Österreich, Europa und die Welt

v.l.: Karin Lukas-Eder (Co-chefin des Ballkomitees), Botschafter Walter Grahammer (Ständiger Vertreter Österreichs bei der EU), Susanne Brandsteidl (Wr. Stadtschulratspräsidentin), EU-Kommissar Johannes Hahn, Barbara Feldmann (Gemeinderätin Wien), Rudolf Schicker (Gemeinderat Wien), und Christian Macek, Präsident der Österreichischen Vereinigung in Belgien

Susanne Brandsteidl, Wr.Stadtschulratspräsidentin, und Ge- Gesandte Bernadette Klösch, Geschäftsträgerin der Öster- meinderat Rudolf Schicker, und offizieller Vertreter Wiens reichischen Botschaft im Königreich Belgien mit Gatten Fotos: Österreichische Vereinigung in Belgien Generalleutnant Günter Höfler, österreichischer Militärrepräsentant bei der EU und NATO, mit seinen militärischen Gästen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 44 Österreich, Europa und die Welt

Botschafter Walter Grahammer (l.) mit Dietmar Fellner, dem Österreichischen Handelsdelegierten in Moskau, und Gattinen

Erzherzogin Ann-Gabrielle zu Habsburg und Volkmar Hierner, Eckhard Cuntz, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland Ex-Präsident der Österreichischen Vereinigung in Belgien im Königreich Belgien, und Gesandte Bernadette Kloesch Fotos: Österreichische Vereinigung in Belgien Begeisterte Ballgäste bei der vor allem bei Bällen beliebten Quadrille, einem französischen Kontratanz aus dem 19. Jhdt.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 45 Österreich, Europa und die Welt

Ein Blick auf die tanzenden Ballgäste im »Concert Noble«, einem der größten Säle der belgischen Hauptstad Brüssel Die künstlerischen Darbietungen zur Er- Abends darstellte. Zum Glück gab es zur licher und unvergleichlicher Abend wie auch öffnung waren ein Festival für alle Sinne und Stärkung Köstlichkeiten wie Wiener Schnit- der deutsche Botschafter im Königreich Bel- ein besonderes Blickfang. Zuerst die jungen zel, Frankfurter (von einigen Besuchern gien, Eckart Cuntz, bestätigte. Mit dem klas- BalletttänzerInnen zum Walzer „Gold und auch „Wiener“ genannt…), Sachertorte und sischen „Brüderlein fein“, gespielt auf der Silber“. Im Anschluß komplimentiere das (Wiener) Grüner Veltliner bevor das Tanz- Sologeige, endete der Ball. Zum Glück gab Jungdamen- und Jungherrenkomitee zu Pol- bein zu den Klängen des traditionellen Ori- es die Gewißheit das auch 2016 ein Wiener ka, Polonaise und Walzer die Eröffnung. ginal Wiener Ballorchester Dr. Flo (direkt Ball in Brüssel in Brüssel statt finden wird. Und dann gab es mit „Alles Walzer“ den all- aus Wien eingeflogen!) weitergeschwungen P.S.: Der Nachwuchs der österreichischen gemeinen Startschuß für eine berauschende wurde. All dies ist vor allem dem ehrenamt- Vereinigung hatte seinen jährlichen Höhe- Ballnacht mit viel Charme wie man sie sonst lichen Organisationskomitee unter der Lei- punkt bereits in der Woche zuvor beim Kin- nur bei den besten und feinsten Bällen in Wien tung von Barbara Francois und Karin Lukas- derfasching. Und ganz in österreichischer erleben kann. Jung und Alt waren kaum von Eder zu verdanken. Tradition stand im Mittelpunkt die Fa- der Tanzfläche zu bekommen und schon gar Die Stunden zerrannen wie das Wachs schingshochburg Villach mit dem Clown nicht bei der Quadrille, die an Spaß und der weißen und roten Kerzen in den silber- Giggo als Vertreter.  Schweiß den absoluten Höhepunkt des nen Kerzenleuchtern. Es war ein unvergess- http://www.oevb.be Fotos: Österreichische Vereinigung in Belgien Die jungen Tänzerinnen der Ballettschule Marly begeisterten mit einer Darbietung zum Walzer »Gold und Silber« (Franz Lehár).

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 46 Innenpolitik Direkte Demokratie braucht Mut und Regeln, aber auch weniger Hürden Im Hohen Haus am Ring fand am 18. Feber die dritte Sitzung der Enquete- Kommission »Demokratiereform« statt. Fazit: Man sollte dem Volk mehr zutrauen. Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz

it direkter Demokratie in anderen dichten Informationen und Fragen bezie- gangenen Sitzung brachte er die elektroni- MStaaten befaßten sich die TeilnehmerIn- hungsweise Wortmeldungen, die oft in kei- sche Stimmabgabe ins Spiel, die er auch bei nen am 18. Feber in der dritten Sitzung der nem Zusammenhang stünden, hätte sie sich Wahlen einsetzen würde. Im Moment sehe er Enquete-Kommission zur Stärkung der De- ursprünglich eher moderierte Diskussionen allerdings eher, daß die großen, wirklichen mokratie. Im Anschluß an die Runde der Ex- etwa an Runden Tischen erwartet. „Welche Verbesserungen fehlen, so Petz. An das Ple- pertInnen wurden aber nicht nur verschiede- Rolle haben wir BürgerInnen eigentlich in num appellierte er: „Lassen Sie uns nach be- ne Instrumente und Möglichkeiten aus ande- dieser Enquete?“, fragte Ruhsmann daher. gonnenen kleinen Schritten nun größere ren Ländern besprochen, auch die Enquete- Derzeit diene das Setting doch vor allem zur machen.“ Es brauche Umsetzer guter Ideen, Kommission selbst wurde zum Gegenstand Repräsentation. „Werden wir denn ernst- be- egal von welcher Fraktion. Und vor allem einiger Wortspenden. ziehungsweise wahrgenommen?“, wollte auch brauche es eine „gesunde Mischung aus re- Sie wünsche sich mehr Austausch, eröff- Marlen Ondrejka (kaufmännische Angestell- präsentativer und direkter Demokratie“. nete Barbara Ruhsmann, die im Bereich Öff- te) wissen. In Wahrheit sei das Volk klüger, „2015 müssen E-Voting, elektronische entlichkeitsarbeit tätig ist und gemeinsam als manche denken mögen, betonte sie. Unterschriftensammlungen usw. möglich mit sieben weiteren BürgerInnen für die Teil- sein“, stimmte der Student Felix Ofner sei- nahme an der Enquete ausgewählt wurde, ihre Gesunde Mischung aus repräsentativer nem Vorredner Petz zu. Bei der Themenviel- Rede. Einerseits sei immer wieder das Wort und direkter Demokratie falt sollte man möglichst wenig einschrän- Politikverdrossenheit zu hören, andererseits Auch der Medizintechniker Harald Petz ken und möglichst allen eine Bühne bieten, frage sie sich, wo die Entscheidungen zur di- zeigte sich wenig glücklich über das, was die so Ofner. Das Volk bekomme ohnehin, was rekten Demokratie denn nun tatsächlich ge- Enquete erreichen wolle beziehungsweise es verdiene beziehungsweise wolle, daher troffen werden. Anstelle des bestehenden Set- überhaupt dürfe. Vieles sei ja bereits im Vor- brauche sich auch niemand zu fürchten. tings im großen Plenarsaal des Parlaments, feld diskutiert worden. Wie schon in der ver- Auch er sieht für die Enquete-Kommission

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 47 Innenpolitik

Rauchverbot oder der Abschaffung von Tier- stätigen. Auch der Verfassungs- und Verwal- versuchen, sagte sie und sprach sich dafür tungsjurist Peter Bußjäger, der für die ÖVP aus, auf dem Vorbild der Schweiz aufzubau- an der Enquete teilnahm, sprach sich dafür en. Die Menschen wären bereit für direkte aus, den Konnex zwischen BürgerInnen und Demokratie. Parlament zu vertiefen: „Es stünde dem Parlament schlecht an, Angst vor dem Volk »Üben« auf kommunaler Ebene zu haben.“ Direkte Demokratie dagegen ma- Politik müsse mit den Menschen gemacht che das politische System lebendig, meinte werden, nicht für die Menschen, meinte auch er. Bundesrätin Heidelinde Reiter von den Grü- Für das Team Stronach betonte Bundesrat nen. Dazu gehöre es, die Leute ernst zu neh- Gerald Zelina, im Nationalrat säßen keine men, die Verantwortung an sie zurückzuge- Volks-, sondern Interessensvertreter. Daher ben, Anreize zu schaffen. Es sei genug getan sei es wichtig, die BürgerInnen miteinzube- worden, um BürgerInnen zu frustrieren, da ziehen. Beim Erreichen bestimmter Quoren brauche es nicht auch noch eine „Scheinpar- könnte sich Zelina vorstellen, daß Initia- tizipation“, knüpfte auch Reiter an Ruhs- torInnen im Parlament automatisch Rede- manns Eingangsworte an. „Direkte Demo- recht erhalten könnten. kratie muß gelernt werden“, sagte sie, da sei es normal, daß Fehler passieren. Aber mit Information und Transparenz sind dem „Üben“ sollte man nun endlich begin- Voraussetzungen für Beteiligung Nationalratspräsidentin Doris Bures … nen, am besten auf kommunaler Ebene. „Gerade Krisen haben Fehler des beste- An der Formulierung „Demokratie von henden Systems aufgezeigt“, sagte die zwei- unten“ stieß sich der FPÖ-Abgeordnete Ha- te Salzburger Landtagspräsidentin Gudrun rald Stefan. „Warum sollte das Volk unten Mosler-Törnström für die SPÖ in Hinblick sein?“ Er stellte die Fragen, was Themen- auf Grenzen des Demokratiemodells. Des- einschränkungen in der direkten Demokratie halb sei der Ausbau der direkten Demokratie bedeuten, wie Unterschriften geprüft werden so wichtig, dafür brauche es wiederum viel- und wie der Dialog zwischen InitiatorInnen schichtige Instrumente und entsprechende und Parlament funktioniert. Rahmenbedingungen, so Mosler-Törnström. Können Erwartungen an demokratische Sy- Direkte Demokratie steme nicht mehr erfüllt werden, sei das viel- verlebendigt die Politik leicht der Grund, weshalb sich viele Men- Man brauche keine Angst vor dem Sou- schen – auch nationalistischen – Initiativen verän zu haben, sagte Paul Luif für das Team anschließen. Und noch eines betonte Mosler- Stronach. Durch direkte Demokratie könne Törnström: Es braucht mehr Transparenz! man die Demokratie in Österreich verleben- Für mehr Transparenz sprach sich auch digen, ist er überzeugt. Studien würden den Feri Thierry von den NEOS aus. Information positiven Effekt von Volksengagement be- und Transparenz seien Voraussetzungen für Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz

… und Karl-Heinz Kopf, zweiter National- ratspräsident, präsidierten die Enquete. Verbesserungsbedarf. Es sei aber ein guter Schritt, daß erstmals auch BürgerInnen aktiv an der Enquete teilnehmen dürfen.

Mehr Mut zu Entscheidungen durch das Volk Einen einfacheren Zugang zu direkter Demokratie wünscht sich der Pensionist Heinz Emhofer. Es brauche mehr Mut zu Entscheidungen durch das Volk und mehr Befragungen, insbesondere bei strittigen Themen, so Emhofer. Ähnlich sieht es Mi- chelle Missbauer (derzeit in Ausbildung). Man könnte das Volk in vielen Fragen noch Nationalratspräsidentin Doris Bures begrüßte die EnqueteteilnehmerInnen im mehr einbeziehen, etwa bei Themen wie dem Plenarsaal des Nationalrats.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 48 Innenpolitik die Beteiligung, etwa bei Bürgerbudgets. Am besten sei es, BürgerInnen frühzeitig in die Entwicklung von Ideen einzubeziehen, so Thierry.

Quoren möglichst niedrig halten „Setzen wir uns zusammen und reden wir über Quoren, Design usw.“, schlug Claudine Nierth, Bundesvorstandssprecherin von „Mehr Demokratie Deutschland“ für die Grünen, vor. Auch in Deutschland herrsche seit Jahren eine Debatte über direkte De- mokratie. Ihrer Meinung nach müssen Quo- ren möglichst niedrig gehalten werden. Wenn die Hürden zu hoch und die Regeln zu streng sind (etwa Unterschriften und Quo- ren), werde es nicht funktionieren.

Twitterwall wichtige Neuerung Andreas Gross, Leiter des Ateliers für Direkte Demokratie in St. Ursanne Der ÖVP-Abgeordnete Asdin El Habbas- si schlug vor, sich die Anregungen unter anderem von Barbara Ruhsmann anzuschau- en. Zuvor hatte er getwittert: „Super, Fr Ruhs- mann hält uns(?) bzw. der #EKDemokratie den Spiegel vor und stellt das Setting der Kommission in Frage. Jetzt wird’s span- nend.“ Die Twitterwall, mittels derer alle Tweets mit dem Hashtag #EKDemokratie live in den Plenarsaal übertragen wurden, erwähnte er gleichzeitig als eine sehr positi- ve Neuerung. Wie Nierth ist auch El Hab- bassi der Meinung, die Quoren sollten mög- lichst niedrig sein, um etwas anzustoßen.

Sachlichkeit in der öffentlichen Debatte Daniela Musiol, Abgeordnete der Grünen, fragte die ExpertInnen, wie die Sachlichkeit in der öffentlichen Debatte gewährleistet Politikwissenschaftler Stefan Vospernik werden könne. Und sie wollte wissen, ob es für InitiatorInnen von Volksbegehren in der Schweiz eine Möglichkeit gibt, sich zurück- zuziehen. Nach dem Dialogcharakter von direkter Demokratie erkundigte sich Verfassungs- rechtler Theo Öhlinger für die NEOS in sei- nem Beitrag. Außerdem wollte er wissen, wer für Initiativen sprechen könne, und ob es vorkomme, daß auf eine Abstimmung ver- zichtet werde, weil man sich im Parlament bereits geeinigt habe.

Initiativen dürfen nicht von Geld abhängen Peter Wittmann von der SPÖ gab zu be- denken, daß Abgeordnete Informationen auch erhalten müssen. Bei der Finanzierung von

Initiativen warnte er, es dürfe nicht so weit Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz kommen, daß Gesetzestexte „gekauft“ wür- Florian Grotz, Helmut-Schmidt-Univeristät Hamburg

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 49 Innenpolitik den, weil – als Beispiel nannte er das kali- fornische Modell – zuvor viel Geld in Kam- pagnen geflossen sei. In der abschließenden ExpertInnen-Runde versuchte Andreas Gross, Mitglied der sozi- aldemokratischen Fraktion im Schweizer Nationalrat und Leiter des Ateliers für Direkte Demokratie in St. Ursanne, ihm die- se Sorge zu nehmen: In Kalifornien sei alles sehr transparent, Geld alleine könne sich nicht durchsetzen. Und er nannte einen gros- sen Vorteil der direkten Demokratie: „Par- tizipation ist das Gegengift zu Populismus.“

Partizipation ausbauen, nicht nur durch direkte Demokratie Martina Pointner, Abgeordnete zum Vor- arlberger Landtag für die NEOS, hob die Stärkung des Persönlichkeitswahlrechts her- Nadja Braun-Binder, Dt. Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung in Speyer vor. Bei der letzten Wahl in seien so einige Junge unerwartet in den Gemein- derat gekommen. Eine zentrale Forderung der NEOS sei die verpflichtende Volksab- stimmung bei Landesprojekten über 100 Mil- lionen Euro, so Pointner. „Die BürgerInnen sind mündiger, als es ihnen die Politik zutraut.“ Für den von der ÖVP nominierten Grazer Universitätsprofessor Klaus Poier ist klar, daß die Partizipation ausgebaut werden muß, die direkte Demokratie aber nur eine von mehreren Möglichkeiten ist. Von den Ex- pertInnen wollte er daher wissen, wie Parti- zipation darüber hinaus verstärkt werden kann.

Dialog auf Augenhöhe Daß Dialog DialogpartnerInnen voraus- setzt, betonte in ihrem Schlußwort die Ver- Theo Schiller, Universität Marburg waltungsexpertin Nadja Braun-Binder, For- schungsreferentin am Deutschen Forschungs- institut für öffentliche Verwaltung in Speyer. Dafür brauche es einen Dialog auf Augen- höhe mit gleichen Möglichkeiten, insbeson- dere mit verbindlichen Mitwirkungsrechten. Für den deutschen Politologen Frank Decker, ebenfalls einer der ExpertInnen, ist ein volksentschlossenes Gesetz politisch hö- herwertig als ein vom Parlament beschlosse- nes – denn hier gehe es um besonders wich- tige Entscheidungen.  Quelle: Parlamentskorrespondenz Teil 1: „Soll das Volk das Parlament überstim- men können?“ http://www.oesterreichjournal.at/Ausgaben/index_138.htm Teil 2: „Direkte Demokratie braucht BürgerInnen und PolitikerInnen“ Fotos: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Mike Ranz http://www.oesterreichjournal.at/Ausgaben/index_139.htm Frank Decker, Universität Bonn

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 50 Innenpolitik Zeichen gegen das Vergessen …weil sie anders waren, weil sie Roma waren – Gedenken an die Anschläge von Oberwart im Feber 1995 Foto: HBF / Peter Lechner Gedenkveranstaltung anläßlich des Attentates auf Roma vor 20 Jahren in Oberwart

euer jährt sich das Bombenattentat von despräsident Heinz Fischer und Landeshaupt- überall wachsam zu sein und aktiv zu wer- HOberwart zum 20. Mal. In Erinnerung mann Hans Niessl in ihren Gedenkreden. den – gegenüber Aus- und Abgrenzungsten- an die Opfer des Anschlages wurde am 4. Fe- Dieses Attentat versetzte die Bewoh- denzen, ersten Zeichen von Verhetzung, Haß ber im burgenländischen Oberwart eine Ge- nerInnen der Oberwarter Roma-Siedlung, die und Gewalt sowie jede Form von extremisti- denkveranstaltung abgehalten. „In der Nacht Angehörigen der Volksgruppe und schließ- schem und fundamentalistischem Gedan- vom 4. auf den 5. Februar 1995 starben in lich ganz Österreich in eine Art Schockzu- kengut. Wir müssen jeglichen autoritären Oberwart mit Erwin Horvath, Karl Horvath, stand. Erstmals wurde in der breiten Öffent- und antidemokratischen Tendenzen ent- Peter Sarközi und Josef Simon vier junge lichkeit über Roma und Sinti diskutiert. Bis schieden entgegentreten und mit allen Mit- burgenländische Roma durch einen hinter- dahin war die Existenz der österreichischen teln des demokratischen Rechtsstaates be- hältigen Rohrbombenanschlag. 50 Jahre Roma, die Geschichte ihrer Verfolgung vor kämpfen. Nationalismus, Rechtsextremismus, nach dem nationalsozialistischen Massen- und während des Zeit des Nationalsozialis- Antisemitismus, Rassismus, Gewaltverherr- mord an Juden, Roma und Sinti, erschütterte mus, ihr Kampf gegen Diskriminierung und lichung und Unmenschlichkeit dürfen nie das schlimmste politisch und rassistisch mo- Ausgrenzung auch noch nach 1945 und ihre mehr Platz in unserer Gesellschaft haben – tivierte Attentat in der Geschichte der Zwei- Bemühungen für die Anerkennung als weder in unserem Land, noch in einem ge- ten Republik das Burgenland. Die Tafel, an Volksgruppe im Jahr 1993 nur einer interes- meinsamen Europa, denn gerade auch der der die Rohrbombe befestigt war, trug die sierten Minderheit bekannt. Die Beisetzung gegenwärtige Blick in andere Länder Eu- Aufschrift ,Roma zurück nach Indien‘ und der Toten wurde zum Staatsbegräbnis, es gab ropas läßt nichts Gutes erwarten“, so Lan- dokumentierte somit auf eine zynische und Solidaritätsbekundungen und Benefizveran- deshauptmann Hans Niessl. verächtliche Art und Weise, daß diese vier staltungen. 20 Jahre nach diesem Attentat ist eine jungen Menschen aus demselben Grund er- „So wichtig solche Gedenkveranstaltun- schrittweise Verringerung der sozialen Ge- mordet wurden, wie ihre Vorfahren in den gen wie heute auch sind: Pflichtgemäße Be- gensätze feststellbar. Zahlreiche Initiativen Konzentrationslagern – weil sie anders wa- troffenheitsrituale allein genügen nicht. Wir im Sprach- und Bildungsbereich bei der ren, weil sie Roma waren“, betonten Bun- alle haben die Verantwortung, immer und Volksgruppe der Roma sind sichtbare Zei-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 51 Innenpolitik chen dieses Veränderungsprozesses. Neben dem Bildungs- und Ausbildungssituation, wo es eine wesentliche Verbesserung gege- ben hat, hat sich auch die Wohnsituation am signifikantesten verändert. Die meisten Be- wohnerInnen der Roma-Siedlung sind von hier weggegangen und in die Siedlungs- räume der umliegenden Dörfer und Städte gezogen. Andererseits ist die Beschäfti- gungssituation nach wie vor extrem ungün- stig und auch die gesellschaftliche breite Akzeptanz auf allen Ebenen ist noch immer keine Selbstverständlichkeit.

Bekenntnis zu den Volksgruppen, zu Menschenwürde und Demokratie Bundespräsident Heinz Fischer verwies auf den historischen Zusammenhang, in den man die Ereignisse von 1995 einordnen müs- Foto: Bgld. Landesmedienservice se. Vor 80 Jahren hatten in Deutschland die Bundespräsident Heinz Fischer (l.) und Landeshauptmann Hans Niessl legen am Nationalsozialisten die Macht ergriffen. Vie- Mahnmal für Roma und Sinti in Oberwart Kränze nieder. le intelligente Menschen – aber leider nur eine Minderheit habe gewußt: Hitler bedeute Krieg sowie die Verfolgung der Juden und anderer Volksgruppen und Gesinnungen. Vor 70 Jahren hätten diese Ereignisse ein dramatisches Ende gefunden mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der Diktatur und der Auflösung der Konzentrationslager. „Aber ein gewisses Ausmaß an Gift und Vergiftung ist geblieben.“ Immer noch habe es „Spuren- elemente des Rassismus“ und Zweifel an der Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Menschen gegeben, so Fischer. Er könne sich sehr gut an die Ereignisse vor 20 Jahren erinnern, als bei der Gedenk- veranstaltung in der Kirche „ein geschock- tes, ein betroffenes, ein verunsichertes Ös- terreich zusammengefunden“ habe im Be- kenntnis gegen Terror und im Bekenntnis zu Foto: Diözese Eisenstadt / Eli Miklos den Volksgruppen, zu Menschenwürde und Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics beim gemeinsamen Gebet mit Bundespräsident Heinz Fischer, Landeshauptmann Hans Niessl, Superintendent Manfred Koch, Alt- Demokratie. „Diese Botschaft müssen wir bischof Paul Iby und Vertretern aus Politik und öffentlichem Leben unbeugsam und ohne Unterlaß vertreten, weil darauf beruht vieles andere, was uns und ein modernes Begegnungszentrum mit nem Gebet auf Deutsch und in der Sprache wert ist, was uns teuer ist, was unser Land einem Museum zu errichten. der Opfer, auf Romanes, die Wut und gleich- lebenswert macht und was wir behalten müs- zeitig die Ohnmacht zum Ausdruck ange- sen“, sagte der Bundespräsident. Lichterzug und Trauergebet sichts dessen, was Menschen einander antun. Stefan Horvath, Vater des ermordeten Mit einem Trauergebet gedachte Bischof Auf die Frage, wo Gott war, „als Josef Si- Peter Sarközi, erinnerte an die 200jährige Ägidius Zsifkovics gemeinsam mit hunder- mon, Peter Sarközi, Karl und Erwin Horvath Tradition der Roma-Siedlungen in Oberwart. ten Menschen und zahlreichen Vertretern der aus der Volksgruppe der Roma vor 20 Jahren Die Siedlungen seien immer außerhalb der Politik der vier jungen Roma, die 1995 aus hier in Oberwart Opfer eines feigen Attentats Stadt gelegen: „Sie wurden nie akzeptiert dem Leben gerissen wurden. Gemeinsam mit wurden“, aber auch, „als sich in Auschwitz, und daher auch gemieden.“ Er habe bisher Manfred Koch, Superintendent der evangeli- in Dachau, in Mauthausen und an vielen an- „ein klares Bekenntnis zu dieser Siedlung“ schen Kirche A.B. im Burgenland, und Alt- deren Orten die Hölle öffnete“, so Zsifkovics vermißt – von den Verantwortlichen der Po- bischof Paul Iby gedachte Diözesanbischof wörtlich, ertöne wie ein Echo die Frage Got- litik, aber auch von den Bewohnern. Er wün- Zsifkovics der Toten und bat Gott um Er- tes, „wo der Mensch war, wo sein Mitleid, sche sich eine Zukunft, die mit Visionen aus- barmen für das Versagen des Menschen seine Barmherzigkeit, seine Vernunft, seine gelegt sei. Eine solche Vision sei, die Roma- durch Intoleranz, Haß und Gewalt. Gnade.“ Angesichts menschlicher Intoleranz, Siedlung ins Weltkulturerbe aufzunehmen Der Eisenstädter Bischof brachte in sei- des Hasses und der Gewalt bat Zsifkovics

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 52 Innenpolitik

Gott um Erbarmen: „Sende vom Himmel die Grundwerte unserer Gesellschaft eintre- mörderischen Rohrbomben-Anschlag gegen Dein Mitleid gegen unsere Gleichgültigkeit, ten und sie entschlossen gegen Terroristen Roma und Sinti ist gleichzeitig auch ein Auf- Deine Barmherzigkeit gegen unsere Herz- verteidigen müssen“, sagte Mitterlehner. trag, daß wir uns weiterhin vehement gegen losigkeit, Deine Vernunft gegen unsere Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Fremdenfeindlichkeit, Extremismus und Angst und Unsicherheit, Deine Gnade gegen Grünen, sagte, heute, 20 Jahre danach, wür- Hetze stellen müssen.“ Die Geschichte dürfe unser Versagen!“ den sich Roma und Sinti in ganz Europa sich niemals wiederholen – „dafür müssen Stimmen aus der Politik immer noch mit offener Diskriminierung ab- wir sorgen!“ Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) mühen, mit Ablehnung und Vorurteilen, die Gewalt sei noch nie eine Möglichkeit ge- erinnerte an die Verantwortung, entschlossen ihnen aus der Mehrheitsgesellschaft entge- wesen, Konflikte zu lösen, erinnerte Nach- gegen Verhetzung und extremistisches genschlagen. Der alltägliche Rassismus in baur. „Gerade jetzt, in Zeiten von steigen- Gedankengut vorzugehen. „Dieser schwer- Österreich treffe die osteuropäischen Roma dem Antisemitismus und wachsender Intole- ste politische Anschlag seit 1945 hat uns und die autochton österreichischen. Zwar ranz gegenüber anderen Religions-und Be- gezeigt, daß wir wachsam gegenüber autori- gebe es so etwas wie einen politischen Kon- völkerungsgruppen, müssen wir gemeinsam tären und antidemokratischen Tendenzen sens, rassistische Vorurteile zu verurteilen. mit Respekt, Toleranz und Verständnis ant- sein müssen. Das ist heute aktueller denn Gehe es aber um effektive Maßnahmen, die worten“, so Nachbaur, denn: „Nur so können je.“ Man lasse es nicht zu, daß extreme soziale Situation der Roma zu verbessern auch unsere Kinder in einem demokrati- Gruppierungen einen Keil in die und damit auch die Diskriminierungen zu schen und weltoffenen Österreich aufwach- Gesellschaft treiben. Österreich sei eine reduzieren, würden sich die unterstützenden sen!“ Nation der Vielfältigkeit, genau darin beste- Stimmen in Grenzen halten. Niki Scherak, stellvertretender Klubob- he ihre Kraft. „Jedes Gedenken an das grauenhafte mann der Neos, sagte, „das Rohrbomben- „Jede Volksgruppe hat das Recht auf Bombenattentat muß uns Anlaß sein, effekti- Attentat vor 20 Jahren in Oberwart gegen einen fairen, gerechten und respektvollen Um- vere Maßnahmen zu ergreifen als bisher. Die Roma und Sinti stellt bis heute ein Warn- gang“, unterstrich der Bundeskanzler weiter. zahllosen Aktivitäten der Roma- und Sinti- zeichen für alle Österreicherinnen und Ös- Kein Mensch dürfe durch seine Zugehörig- vereine werden nicht ausreichend wertge- terreicher dar. Fremdenhaß, Extremismus keit zu einer Volksgruppe, wegen seines Glau- schätzt.“ Diese würden leisten tagtäglich und Hetze werden nie Teil einer Lösung sein, bens oder seiner Rasse schlechter behandelt erstaunliche Arbeit in der Prävention von sondern nur weitere Probleme und Leid ver- werden. Die Volksgruppe der Roma, die Ziel Konflikten. Sie vermitteln, klären auf, geben ursachen. Wir gedenken nicht nur an diesem des Anschlags von Oberwart war, wurde wäh- Lernnachhilfe und übernehmen Mediation in einen Tag den Opfern dieses Anschlages, rend der NS-Zeit systematisch verfolgt, den Schulen. „Die Regierung muß endlich sondern müssen uns auch im Alltag unserer 17.000 ihrer Angehörigen im Zuge des Ho- konkrete Maßnahmen entwickeln, oder zu- Verantwortung gegenüber einer offenen und locausts im so genannten „Zigeunerlager“ in mindest denen, die solche Maßnahmen vor- pluralistischen Gesellschaft bewußt sein.“ Auschwitz umgebracht. Seit dem Jahr 1993 schlagen, entsprechend unter die Arme grei- „Egal in welcher Form Extremismus auf- ist sie in Österreich als Volksgruppe aner- fen, effektive Projekte absichern und neue tritt: Wir müssen geeint und gemeinsam für kannt. Aktivitäten zulassen. Das wird immer nöti- ein demokratisches und weltoffenes Öster- „Es ist unsere Pflicht, gegen jede Form ger“, sagte Zinggl. reich und Europa einstehen. Anschläge ge- von Terror und Diskriminierung vorzugehen Kathrin Nachbaur, Klubobfrau des Team gen unser Gesellschaftssystem, wie zuletzt und einen fairen und gerechten Umgang mit Stronach, erklärte, „das Gedenken an den in Frankreich, dürfen nicht zu Haß gegen- allen Volksgruppen herzustellen. Gerade die jüngsten Anschläge von Paris haben gezeigt, daß man wachsam bleiben muß“, erklärte der Bundeskanzler abschließend. Vizekanzler und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sagte, „das Rohrbomben-Attentat von Oberwart, bei dem vor 20 Jahren vier Roma ermordet wur- den, ist bis heute ein Mahnmal gegen Frem- denhaß und Extremismus. Daher gedenken wir nicht nur der Opfer dieses Angriffs, son- dern stellen uns auch gegen Rassismus, Het- ze und Radikalismus, die in unserer Gesell- schaft keinen Platz haben dürfen.“ „Damals hat sich gezeigt, wohin Frem- denhaß und Extremismus in letzter Konse- quenz führen können. Umso wichtiger ist es, daß wir in Österreich konsequent für Tole- ranz, Respekt, Menschenrechte und ein friedliches Miteinander eintreten. Auch die

jüngsten Anschläge von Paris haben einmal Foto: Priwo / Creative-Commons-Lizenz mehr verdeutlicht, daß wir gemeinsam für Das Mahnmal für Roma und Sinti in Oberwart

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 53 Innenpolitik Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG Leo Buchpräsentation im Parlament: »Das Attentat von Oberwart – Terror, Schock und Wendepunkt«. Erste Reihe v.l.: Autorin, Bundesratsvizepräsidentin Inge Posch-Gruska, Autorin, Herausgeberin Annemarie Klinger, Autor und Herausgeber Erich Schneller. Zweite Reihe, drei Autoren, Christoph Krutzler und Verlagsleiter Horst Horvath über Minderheiten führen. Intoleranz gegen- getragen wird, müssen wir klar Stellung be- rung ihrer Situation zu arbeiten“, bekräftigte über Muslimen hat in Österreich genauso we- ziehen: Wir haben die Verantwortung, gegen sie. nig zu suchen, wie der Hitler-Gruß bei einer jede Form der Diskriminierung vorzugehen Demonstration in der Wiener Innenstadt“, so und auch für soziale Entwicklungsmöglich- Das Buch Scherak. keiten aller Menschen in Österreich zu sor- 20 Jahre nach dem Attentat stellt sich die gen“. Posch-Gruska sieht gerade in bezug auf Frage, was vom damaligen Schock, von den Das Attentat von Oberwart – die Roma eine besondere Verpflichtung, Be- Solidaritätsbekundungen geblieben ist. Das Terror, Schock und Wendepunkt nachteiligungen abzubauen und Chancenge- aus gegebenem Anlaß vom burgenländischen Am Abend des 4. Feber widmete sich auf rechtigkeit herzustellen. „Der Jahrestag des Journalisten Erich Schneller und der Lek- Einladung der Vizepräsidentin des Bundes- Attentats gegen die burgenländischen Roma torin der edition lex liszt 12, Annemarie Klin- rats, Inge Posch-Gruska, und dem burgen- sollte Anlaß sein, nicht nur zu gedenken, ger, herausgegebene Buch präsentiert das ländischen Verlagshaus edition lex liszt 12 sondern auch nachhaltig an einer Verbesse- Ergebnis einer kritischen Auseinandersetzung eine Buchpräsentation mit dem Titel „Das mit dem, was in Oberwart geschehen ist, was Attentat von Oberwart – Terror, Schock und es bewirkt und ausgelöst und tatsächlich ver- Wendepunkt“ im Parlament. „Gefragt sind ändert hat. Zu Wort kommen Zeitzeugen und Zivilcourage der Bürgerinnen und Bürger und Pioniere der Volksgruppenarbeit sowie nam- eine verantwortungsbewußte Politik, die In- hafte Journalisten und Schriftsteller. So gibt toleranz und Demagogie keinen Platz läßt. es Beiträge u.a. von Karl-Markus Gauß, Ste- Wenn wir uns auch heute, 20 Jahre nach den fan Horvath, Gertraud Knoll-Lacina, Doron grausamen Morden von Oberwart, fassungs- Rabinovici, Walter Reiss, Gerhard Roth, Pe- los die Frage stellen, wie ein solches Verbre- ter Sitar, Marlene Streeruwitz, Armin Thurn- chen geschehen konnte, ob dieses tatsächlich her, Oliver Vollmann und Peter Wagner zu völlig unvorhersehbar war, so ist die not- lesen.  wendige Konsequenz daraus, kompromißlos für Menschenrechte, Menschenwürde Demo- edition lex liszt 12 kratie und Rechtsstaat einzutreten. Wir dür- Raingasse 9b, 7400 Oberwart fen uns nicht sicher sein, daß sich Ausgren- http://www.lexliszt12.at zung, Haß und Menschenhatz nicht wieder- ISBN: 978-3-99016-077-0 holen“, so Posch-Gruska. „Gerade wenn un- € 21,-- (zuzügl. Versandspesen) Quellen: Burgenländisches Landesmedienservice, Bundespresse- ter dem Deckmantel einer ,BürgerInnenbe- dienst, ÖVP, Grüne, Team Stronach, Neos, Diözese Eisenstadt,

wegung‘ von ,Pegida‘ Hetze auf die Straße Foto: edition lex liszt 12 Parlamentskorrespondenz, exition exil

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 54 Innenpolitik Mehr Zuversicht – aber Gemeinden sparen auch 2015 ereits zum dritten Mal führt die Intranet- BPlattform kommunalnet.at gemeinsam mit dem Gemeindebund die größte Befra- gung von BürgermeisterInnen in Österreich durch. Dabei werden diese – immer am En- de eines Kalenderjahres – zu ihren Erwar- tungen und Plänen für das kommende Jahr befragt. Ein Teil der Fragen wird jedes Jahr im gleichen Wortlaut gestellt, um etwaige Veränderungen im Meinungsbild aufzeigen zu können. „Heuer haben sich insgesamt 503 Gemeinden an dieser Befragung beteiligt“, berichtet Gemeindebund-Präsident Helmut

Mödlhammer. „Bei 2354 Gemeinden (inzwi- Foto: Gemeindebund schen sind es durch die steirische Gemeinde- Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer und Kommunalnet-Geschäftsführer Lucas Sobotka bei der Präsentation der kommunalnet-Umfrageergebnisse strukturreform nur noch 2102) ist das ein Rücklauf von 21 % aller Gemeinden.“ Da- hier zu starken oder zumindest leichten Stei- pakt einhalten können.“ Trotzdem sind mit, ergänzt Kommunalnet-Geschäftsführer gerungen kommen wird. Für die Bereiche immerhin noch 32 % der Gemeinden auf Be- Lucas Sobotka, „sind wir sowohl von der Ge- Gesundheit, Schule oder Verwaltung werden darfszuweisungsmittel angewiesen, um ihren samtzahl, als auch von der regionalen Ver- leichte Kostensteigerungen angenommen. Haushalt ausgleichen zu können. Diese Mit- teilung höchst repräsentativ“. „Der Sozialbereich ist natürlich ein Dauer- tel werden von den Ertragsanteilen abgezo- Im Vergleich der letzten Jahre sieht man, brenner“, weiß Mödlhammer. „Obwohl wir gen und quasi in einem „Solidaritätsfonds“ daß die Anzahl der Gemeinden mit Budget- durch den Pflegefonds sicher eine Erleich- für strukturschwache Gemeinden verwaltet. volumina zwischen 2 und 5 Mio. Euro steigt. terung für die Kommunen erreicht haben, ist Neben der Sanierung des bestehenden Die durchschnittliche Gemeinde hat für das eine der größten Zukunftsherausforde- Gebäudebestandes werden die Gemeinden 2015 einen ordentlichen Haushalt zwischen rungen in der Finanzierung. Darüber müssen auch im Bereich der Kinderbetreuung kräftig 2 und 5 Mio. Euro budgetiert (43 %). 19 % wir uns bei den Verhandlungen zum Fi- investieren. der Kommunen haben einen ordentlichen nanzausgleich ausgiebig unterhalten.“ Die höchste Priorität wird 2015 die Kin- Haushalt zwischen 5 und 10 Mio. Euro, wei- Bei ihren Investitionen legen die Kom- derbetreuung in Österreichs Gemeinden tere 7 % liegen in ihrem Voranschlag zwischen munen in den letzten Jahren konstant ihre haben. „Wir haben ja vor einigen Wochen 10 und 20 Mio. Euro. Im Jahresvergleich Schwerpunkte auf die Sanierung. Dement- eine Bevölkerungsumfrage präsentiert, die sieht man, daß die Anzahl der Gemeinden sprechend steigen die Ausgaben für Sanie- zeigt, wie hoch die Zufriedenheit ist, die uns mit Budgetvolumina zwischen 2 und 5 Mio. rungsvorhaben auch merkbar stärker, als aber auch sagt, wo wir noch Handlungsbe- Euro steigt. Größere Investitionsprojekte jene für Neuinvestitionen. „Das liegt u.a. darf haben“, so Mödlhammer. „Die Gemein- werden in der Regel über die außerordent- auch daran, daß viele unserer 60.000 Ge- den haben in den letzten Jahren gewaltige lichen Haushalte abgewickelt, die zum über- bäude inzwischen sanierungsbedürftig sind. Anstrengungen unternommen, um das Ange- wiegenden Teil die 1-Mio-Euro-Grenze nicht Auch beim Kanal-, Wasser- oder Straßenbau bot auszubauen. Bei den Kindergärten sind übersteigen. kommen wir bei vielen Anlagen in die Sa- wir hervorragend versorgt, bei der Klein- Interessant ist auch die Erwartungshal- nierungsphase. Hier sind Neuerrichtungen kind-Betreuung und der schulischen Nach- tung der Gemeinden, wenn es um die Pla- inzwischen deutlich weniger geworden“, so mittagsbetreuung ist der Ausbau bei weitem nung ihrer Einnahmen geht. 64,7 % glauben, Mödlhammer. In 43 % der Gemeinden soll noch nicht abgeschlossen, das sehen auch daß die Ertragsanteile steigen werden. Das die Finanzschuld 2015 weiter sinken, in wei- die BürgermeisterInnen so.“ Die Schaffung sind jene Einnahmen, die über den Finanz- teren 20 % zumindest gleich bleiben. von Arbeitsplätzen sowie der Erhalt der ausgleich an Länder und Gemeinden ausbe- Erfreulich ist auch, daß die Kommunen Lebensqualität im ländlichen Raum sind auf zahlt werden. Deutlich weniger Gemeinden den Konsolidierungspfad weiterhin nicht Rang 2 und 3 der wichtigsten Themenfelder erwarten einen Anstieg der Einnahmen aus verlassen wollen. In 43 % der Gemeinden für die Ortschefs. eigenen Steuern oder Gebühren. Der Ausga- soll die Finanzschuld 2015 weiter sinken, in Drei Viertel der BürgermeisterInnen benbereich „Soziales“ wird ein immer wich- weiteren 20 % zumindest gleich bleiben. glauben, daß sich die wirtschaftliche Situa- tigerer Faktor für Gemeinden. „Wir haben ja schon in den letzten beiden tion ihrer Gemeinde im kommenden Jahr Bei den großen Ausgabeposten befürch- Jahren die Schuldenstände österreichweit ge- verbessern oder zumindest stabil bleiben ten die heimischen BürgermeisterInnen auch senkt“, erinnert Mödlhammer. „Es ist wich- wird. Ein Viertel befürchtet leichte oder star- 2015 einen starken Anstieg der Ausgaben für tig, daß sich diese Entwicklung fortsetzt und ke Verschlechterungen.  Soziales und Pflege. 85 % glauben, daß es wir unsere Verpflichtungen im Stabilitäts- http://www.gemeindebund.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 55 »Burgenland Journal« Konjunkturpaket 2015 Landeshauptmann Niessl setzt gemeinsam mit den Partnern der Initiative »Wir bauen Burgenländisch« – Maßnahmen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit am Bau Foto: Bgld. Landesmedienservice Landeshauptmann Hans Niessl (Mitte mit weißem Schutzhelm) mit den Partnern der Initiative »Wir bauen Burgenländisch«

und 98.500 Beschäftigte gab es im Bur- elfte Beschäftigte im Burgenland ist dort tä- 3,2 %, während österreichweit ein Plus von Rgenland im Jahresdurchschnitt 2014 – tig. Ausländische Billig-Konkurrenz bringt 4,8 % zu verzeichnen war. „Wertschöpfung, das ist ein Plus von 1,39 % gegenüber dem qualitativ hochstehende heimische Unter- Arbeit und Geld sollen im eigenen Land Jahr 2013. Damit konnte das Burgenland – nehmen und Arbeitnehmer in der Baubran- bleiben“, nannte Niessl als oberste Prämisse hinter Vorarlberg – die zweithöchste Steige- che unter immer größeren Druck. Daher ha- für diese Bauinitiative. „Mit dem ‚Konjunk- rung bei den Beschäftigten erreichen. An- ben wir im Vorjahr die Initiative ,Wir bauen turpaket 2015‘, der Initiative ‚Wir bauen fang Feber wurden die aktuellen Arbeits- Burgenländisch‘ gestartet. Die regionale Ver- Burgenländisch‘, der besten Wohnbauförde- marktdaten des Monats Jänner veröffentlicht: gabe steht im Vordergrund, um heimische rung aller Bundesländer, wo heuer mit 124 Der Anstieg der Arbeitslosigkeit fällt im Bur- Betriebe zu stärken und burgenländische Ar- Millionen Euro wieder ein Rekordbudget zur genland mit 4,9 % nur halb so hoch aus, wie beitsplätze zu schützen“, so Niessl. Verfügung steht, das Investitionen von rund im Österreich-Durchschnitt mit 9,8 %. Die Es erfolgt die Anwendung des Bestbieter- 375 Millionen Euro auslöst, mit dem Kom- Arbeitslosigkeit in der Baubranche nahm im prinzips statt des Billigstbieterprinzips bei bidarlehen, das zusätzlich 600 Wohneinhei- Jänner im Burgenland mit + 0,9 % im Vor- Ausschreibungen, um Lohn- und Sozial- ten pro Jahr schafft, mit der Sanierungs- jahresvergleich leicht zu, bleibt aber weit un- dumping zu unterbinden und unlautere Kon- offensive 2015 und den vielen Förderungen, ter dem Österreich-Schnitt. kurrenz einzudämmen. Partner dieser Initia- wie beispielsweise Photovoltaik, Pufferspei- „Dennoch ist jeder Arbeitslose einer zu tive sind die Gemeinnützigen Bauvereini- cher, usw. soll für Wachstum und Beschäf- viel! Deshalb habe ich mich dazu entschlos- gungen, die Junges, aber auch Betreutes und tigung im Land gesorgt werden.“ sen, das Jahr 2015 zum ‚Jahr der Beschäf- Betreubares Wohnen forcieren und die damit Niessl abschließend: „Mit dem ‚Konjunk- tigung‘ zu erklären. Der Kampf gegen die verbundenen Aufträge zu mehr als 90 % an turpaket 2015‘ sagen wir der Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit, mehr Beschäftigung für burgenländische Firmen vergeben werden, am Bau den Kampf an, beleben die Wirt- Burgenländerinnen und Burgenländer, ste- die AK, die STRABAG, die VAMED und die schaft, schützen unsere heimischen Betriebe, hen dabei im Vordergrund. Deshalb freut es BELIG sowie seit dieser Woche als neuer schaffen und sichern Arbeitsplätze in der Bau- mich, daß es heute im Rahmen eines Bau- Partner die BECOM, die mit einem Inve- wirtschaft. Dazu brauchen wir eine gemein- gipfels, zu dem ich eingeladen habe, gelun- stitionsvolumen von mehr als vier Millionen same Kraftanstrengung. Ich bin daher den gen ist, gemeinsam mit den Partnern der Euro ihre Betriebsanlage um einen Produk- Partnern der Initiative ‚Wir bauen Burgen- Initiative ‚Wir bauen Burgenländisch‘ Maß- tions- und Forschungsbereich erweitern wer- ländisch‘ sehr dankbar, daß an einem Strang nahmen im Kampf gegen die Arbeitslosig- den. Aber auch private Bauherren sollen da- gezogen wird. Aktuell steht das Burgenland keit am Bau zu erarbeiten und ein ‚Kon- durch angeregt werden, Aufträge vorzugs- besser da als andere Bundesländer. Damit junkturpaket 2015 – für Wachstum und weise an burgenländische Unternehmen zu das auch in der Zukunft so bleibt, werden wir Beschäftigung‘ zu schnüren“, so Landes- vergeben. weitere Impulse setzen. Impulse wie das hauptmann Hans Niessl am 5. Feber. Erste Maßnahmen der Initiative „Wir ‚Konjunkturpaket 2015 – für Wachstum und „Ganz besonders wichtig sind mir“, so bauen Burgenländisch“ zeigen bereits Wir- Beschäftigung‘, denn wir bauen für das der Landeshauptmann wörtlich, „das Bauge- kung: Im Baubereich gab es im Jahr 2014 Burgenland, wir bauen auf das Burgenland werbe und Baunebengewerbe, denn jeder einen Rückgang der Arbeitslosigkeit von und wir bauen auch Burgenländisch!“ 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 56 »Burgenland Journal« Treffsicherer Tarif für qualitativ hochstehende Einrichtungen Finanzierung der Altenwohn- und Pflegeheime auf neue Basis gestellt

m Burgenland gibt es in 42 Heimen 2070 IPflegeplätze, mit denen das Land eine Ver- einbarung geschlossen hat. Trotz dieses sehr erfolgreichen Ausbaus war die Finanzie- rungsstruktur weniger zufriedenstellend. Bis dato basierten die Tagsatzvereinbarungen mit den einzelnen Heimbetreibern auf indi- viduellen Berechnungen. Die Verrechnung resultierte aus den Kalkulationsgrundlagen und Bilanzen der Heimbetreiber und führte über Jahre zu einer uneinheitlichen Tarif- struktur und wenig Transparenz in der Tag- satzgestaltung. Daher wurde nach intensiven Verhandlungen zwischen dem Land Burgen- land und dem Verein ARGE Altenwohn- und Pflegeheime die Finanzierung der burgen- ländischen Altenwohn- und Pflegeheime per 1. Jänner 2015 auf eine neue Basis gestellt.

„Als Ergebnis eines Beratungsprojektes, Foto: Bgld. Landesmedienservice bei dem die Situation der BewohnerInnen und v.l.: Josef Berghofer (Vorsitzender der ARGE Altenwohn- und Pflegeheime), Ge- die finanzielle Lage erhoben und die Heime sundheits- und Soziallandesrat Peter Rezar und WHR Gerhard Tschurlovits, Vor- stand der Abteilung 6 – Soziales, Gesundheit, Familie, Sport einem ‚Stresstest‘ betreffend die geplante Neuregelung unterzogen wurden, konnte nun niveau und bietet wesentliche Vorteile ge- tung und eine gerechtere Anpassung der Tag- Einigung über ein neues Finanzierungsmo- genüber dem bisherigen Tarifsystem im Bur- sätze. Rezar dazu: „Budgetär sind von die- dell erzielt werden. Die Finanzierung erfolgt genland, nämlich, einen transparenten, nach- sem neuen Modell kostendämpfende Effekte ausschließlich nach dem Bedarf der Heim- vollziehbaren und einheitlichen Tarifsatz für zu erwarten. Wie hoch diese genau ausfallen bewohnerInnen – gemäß Pflegestufe – und alle Pflegeheime, höhere „Treffsicherheit“ werden, wird natürlich ganz entscheidend dem daraus resultierenden Aufwand für die durch eine den tatsächlichen Betriebs- und davon abhängen, wie viele Personen in den Betreiber. Dieses neue Tarifmodell bietet mit Pflegeaufwand entsprechende Tagsatzgestal- einzelnen Stufen betreut werden.“  einem einheitlichen Grundtarif und einem sich an der jeweiligen Pflegestufe orientie- renden Pflegezuschlag die Grundlage für die Kinder- und Jugendhilfe Aufrechterhaltung der Versorgung mit sta- tionären Pflegediensten auf hohem Pflege- ber aktuelle Entwicklungen im Bereich wohlfahrt. Die Ausbildung von Sozialarbei- qualitätsniveau. Konkret heißt das, daß für Üder Kinder- und Jugendhilfe informier- terInnen an der FH Eisenstadt soll zur eine Person mit einem bestimmten Betreu- te Soziallandesrat Peter Rezar gemeinsam Optimierung der Versorgungsstruktur beitra- ungsaufwand nun im ganzen Burgenland der mit dem Leiter der zuständigen Abt. 6 des gen. „Der Unterstützungsbedarf für Kinder gleiche Tagsatz bezahlt wird“, so Gesund- Landes, WHR Gerhard Tschurlovits, und der und Jugendliche steigt auch im Burgenland heits- und Soziallandesrat Peter Rezar in einer leitenden Diplomsozialarbeiterin des Lan- seit Jahren an. Es ist für mich eine der wich- gemeinsamen Pressekonferenz mit Josef des, Bettina Horvath, am 18. Feber. Das Ende tigsten Herausforderungen unserer Gesell- Berghofer, Vorsitzender der ARGE Alten- 2013 in Kraft getretene Burgenländische schaft, jenen, die aufgrund verschiedenster wohn- und Pflegeheime, und WHR Gerhard Kinder- und Jugendhilfegesetz hat sich be- Umstände geringere Startchancen ins Leben Tschurlovits, Vorstand der Abteilung 6 – So- währt; zur Qualitätssicherung und -Weiter- haben, eine Perspektive zu geben“, betonte ziales, Gesundheit, Familie, Sport beim Amt entwicklung werden nunmehr auf der Basis Rezar. der Burgenländischen Landesregierung. eines Bedarfs- und Entwicklungsplans grund- Generell steigt der Unterstützungsbedarf Mit dieser Reform bewegt sich das Bur- legende Maßnahmen schrittweise umgesetzt, auch im Burgenland seit Jahren an. Mög- genland im Bundesländervergleich der Ta- so der Soziallandesrat. Prävention und Be- liche Ursachen sind gesamtgesellschaftliche, rife in etwa in der Mitte. Das neue Tarifmo- wußtseinsbildung, die Stärkung der Eigen- aber auch familiäre Veränderungen – die „Ab- dell bietet die Grundlage für die Aufrecht- verantwortung in den Familien und die Fle- gabe“ von Erziehungsverantwortung aus dem erhaltung der Versorgung mit stationären xibilisierung der breitgefächerten Versor- familiären Verbund und Institutionen wird Pflegediensten auf hohem Pflegequalitäts- gungsstruktur stehen im Fokus der Jugend- hier immer wieder genannt. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 57 »Burgenland Journal« Praxisorientierte Politik- vermittlung in Dialogform Burgenländischer Landtag startet mit Demokratie-Lehrgang und Demokratie-App Offensive in Richtung aktive Zivilgesellschaft.

or dem Hintergrund eines wachsenden Vpolitischen Desinteresses, sinkender Wahlbeteiligungen und vieler offener Fragen im Zusammenhang mit dem Demokratiever- ständnis und dem österreichischen Staats- gefüge gewinnt die politische Bildungsarbeit unzweifelhaft stark an Bedeutung. Gleichzeitig soll die im Dezember 2014 beschlossene Änderung der Burgenländi- schen Landesverfassung Motor dafür sein, das politische System den BurgenländerIn- nen näherzubringen. Aus diesem Grund setzt der Burgenländische Landtag die Initiative, in Kooperation mit der Fachhochschule Bur- genland, der Akademie Burgenland und dem Institut für Strategieanalysen einen Demo- kratie-Lehrgang und ein Burgenland De- mokratie-App auszuführen. Foto: Bgld. Landesmedienservice Das Demokratiebewußtsein zu stärken v.l.: Univ. Prof. Peter Filzmaier, Institut für Strategieanalysen, Landtagspräsident und vordergründig Jugendliche für eine poli- Gerhard Steier und Georg Pehm, Geschäftsführer FH Burgenland tische Beteiligung zu begeistern – das sind die Themen politisches Alltagsverständnis, Österreich und in der Europäischen Union die Ziele der beiden neuen Initiativen des das politische System im Land, politischer herausgefordert. Gespielt werden kann Burgenländischen Landtags. Gemeinsam mit Wettbewerb & Massenmedien sowie Extre- gegen Freunde ebenso, wie gegen zufällige der Fachhochschule Burgenland, der For- mismen & Diskriminierung. Die Teilnahme Gegner und den Computer. „Eine unserer schung Burgenland GmbH und der Aka- ist kostenlos und wird von der Fachhochschule Stärken liegt klar in der Informationstech- demie Burgenland startet das Landesparla- Burgenland zertifiziert. Voraussetzung ist die nologie und im Informationsmanagement. ment ab März 2015 das Fortbildungspro- Absolvierung der gesamten Seminarreihe. Die Fachhochschule Burgenland bietet das gramm „Politische Bildung für Multiplika- Über ein zweites Projekt, nämlich die so- nötige technische Know-how für die Ent- toren in der Jugendarbeit“. Diese Seminar- genannte Demokratie-App, wollen die Ver- wicklung dieser neuen Demokratie App. reihe richtet sich speziell an Menschen, die antwortlichen in Quiz-Form auf spielerische Diese App leistet einen wertvollen Beitrag, mit Jugendlichen in ihrer Arbeit laufend zu Art und Weise das politische Interesse von politische Inhalte an junge Menschen zu ver- tun haben: „Jugendbetreuer sind eine ideale Jugendlichen steigern. Als Online-Quiz für mitteln“, erklärte Georg Pehm, Geschäfts- Zielgruppe für politische Bildung, da sie na- Smartphones und Tablets wird das Wissen führer der Fachhochschule Burgenland.  he bei den jungen Menschen und glaubwür- der Spieler über Politik im Burgenland, in http://www.fh-burgenland.at dig sind. Mit unserem Lehrgang schließen wir eine Angebotslücke und ermöglichen Demokratie App – Quiz Burgenland eine weitere Professionalisierung“, betonte Landtagspräsident Gerhard Steier. Mit einfachen Demokratie- und Politik- aus Politik- und SozialwissenschafterInnen und Dazu ergänzte der Politikwissenschaftler fragen bei mehreren Antwortmöglichkeiten – ExpertInnen aus dem Wissenschafts- und Univ. Prof. Peter Filzmaier, dessen Institut etwa jeweils eine richtige und drei falsche Bildungsbereich und führenden JournalistIn- für Strategieanalysen (ISA) den Lehrgang Antworten zum Auswählen – soll so der Ein- nen aus den Politikredaktionen der kooperie- inhaltlich konzipiert hat: „Ziel des Pro- stieg in (demokratie-)politisches Faktenwis- renden Medien des Burgenlands und allen- gramms ist es, in der Jugendarbeit tätige Per- sen erleichtert und daher auch die Ausein- falls überregional zusammensetzt. Aufgabe sonen zu unterstützen, damit sie das durch- andersetzung mit Themen der Politischen ist, die Themenschwerpunkte des Quiz festzu- aus vorhandene Politikinteresse der Jugend- Bildung und Politikvermittlung leichter eta- legen sowie konkrete Fragen zu überlegen. lichen verstärkt fördern“. Der Lehrgang soll bliert werden. Primäre Zielgruppe sind die Die Inhalte der Fragen sollen charakteri- den TeilnehmerInnen in vier Modulen Fak- 12 bis 24jährigen, gegebenenfalls sind aber stisch für Fakten zu demokratischen Institu- tenwissen über zentrale Fragen der politi- auch Ältere und Jüngere zu berücksichtigen. tionen und Prozessen auf der jeweiligen schen Bildung vermitteln. Dabei geht es um Für die inhaltliche Gestaltung der Fragen Ebene (Gemeinde, Bundesland, Österreich ist eine Redaktion verantwortlich, die sich und EU) sein. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 58 »Burgenland Journal« Service für SchülerInnen Als erstes Bundesland setzt das Burgenland die »edu.card« landesweit um. Foto: Bgld. Landesmedienservice Begrüßen die landesweite Einführung der »edu.card«: Landesschulratspräsident Landeshauptmann Hans Niessl und der amtsführende Präsident des Landesschulrates für Burgenland, Heinz Zitz, mit Dir.in OStR.in Johanna Dorner-Resch, Schülernder BHAK/BHAS Eisenstadt und Franz Weisz, Leitung der Abteilung Privatkunden der Burgenland Bank Austria it Beginn des zweiten Schulhalbjahres ist auch eine Kombination mit Freifahrsy- nutzt werden oder zur Authentifizierung am Mwird an den burgenländischen Schulen stem und dem Top-Jugendticket. Diesbezüg- Kopierer dienen. landesweit die sogenannte „edu.card“ einge- liche Verhandlungen mit dem Verkehrsbund Der Kartentyp 3 ist zusätzlich zum Mi- führt. Diese ist eine moderne, vielseitige Ost-Region (VOR) laufen bereits. fare-Chip mit einem Quick-Chip ausgestattet Schulservicekarte im Scheckkartenformat, In einem ersten Schritt werden nun alle und kann als „elektronische Geldbörse“ ver- die seit 2002 als Pilotprojekt für elektroni- SchülerInnen, die derzeit noch keine „edu. wendet werden. Die „edu.card“ kann über sche Schülerausweise geführt und derzeit an card“ im Einsatz haben, mit einer Basiskarte eine Quick-Ladestation mit Hilfe einer Ban- mehr als 250 österreichischen Schulen ver- ausgestattet. „Rund 25.000 Karten werden komatkarte beladen werden. Dies ermöglicht wendet wird. Das Einsatzgebiet ist breit ge- ausgestellt, die Finanzierung übernimmt das den Eltern, Geldbeträge auf die „edu.card“ fächert. Die multifunktionale Chipkarte dient Land. „Das besondere an der Karte ist der zu laden. SchülerInnen können so die „edu. nicht nur als fälschungssicherer Sichtausweis, QR-Code2“, erklärt der amtsführende Präsi- card“ an Bankomatkassen für bargeldlose sondern ermöglicht viele weitere Funktio- dent des Landesschulrates, Heinz Zitz. Die- Bezahlungen kleiner Geldbeträge ohne Co- nen: von der Schulservicekarte über Authen- ser soll es den SchülerInnen künftig ermög- deeingabe nützen. Mit den auf der Karte ent- tifizierungs-Verfahren, Verschlüsselungen, lichen, alle Ermäßigungen, die das Land Bur- haltenen Zahl- und Servicefunktionen kön- einfache Signaturen, Zutrittsberechtigungen genland für Kinder und Jugendliche bietet, nen Kopierkosten, Schülerbeiträge und der bis hin zu Self-Service-Automaten, Kopier- mit der „edu.card“ zu nutzen. Die Basiskarte Einkauf am Schulbuffet, aber auch in Super- zähler sowie elektronischer Geldbörse oder ersetzt als Einstieg den bisherigen Papier- märkten beglichen werden. Damit muß den kontaktlosem Zugangssystem etwa zu EDV- ausweis. SchülerInnen für die Bezahlung von Schi- Räumen. „Anwendungen der ,edu.card‘ erhö- Die „edu.card“ als elektronischer Schü- kursen, Exkursionen, Ausflügen, Schulmilch hen den Komfort, entlasten Lehrer, Schüler, ler- und Studentenausweis bietet nicht nur usw. kein Bargeld mehr mitgegeben werden. Studenten und Eltern und helfen bei der Or- neue Möglichkeiten bei der Gestaltung inter- Ab September werden an allen Bundes- ganisation eines effizienten und sicheren ner Abläufe, sondern auch die Kombination schulen im Burgenland Karten mit Com- Schulalltags. Mit der Einführung der neuen mit Freifahrtsystemen im Nahverkehr. Das puter-Chips, also des Typs 2 oder 3, verteilt. ,edu.card‘ für alle burgenländischen Schüle- Land Burgenland hat bereits erste Gespräche „An Bundeschulen, die die ,edu.card‘ nut- rinnen und Schüler unterstreicht das Burgen- mit dem VOR geführt, die neue „edu.card“ zen, sind bereits jetzt Karten mit Chips im land einmal mehr seine Vorreiterrolle auch als Freifahrtausweis zu verwenden. „Ver- Einsatz. Ab September sind alle Schülerin- im Bildungsbereich. Während in anderen handlungen mit dem VOR laufen bereits. Ich nen und Schüler an burgenländischen Schu- Bundesländern noch Pilotprojekte laufen, set- bin zuversichtlich, daß wir unser Ziel, auch len ausgerüstet“, so Zitz. Die beiden Kar- zen wir die Einführung flächendeckend um“, das Top-Jugendticket ins Paket mit hineinzu- tenvarianten mit Chip sind im Gegensatz zur so Landesschulratspräsident Landeshaupt- nehmen, umsetzen.“ Basiskarte kostenpflichtig. Die exakten Ko- mann Hans Niessl am 17. Feber bei der Prä- Noch mehr Funktionen bieten die Karten sten werden derzeit noch berechnet. sentation des Projektes in der BHAK/BHAS des Typs 2 und 3. So befindet sich auf dem Die „edu.card“ kann von den Schulen Eisenstadt. Mittels eines auf der Karte pla- Kartentyp 2 ein sogenannter Mifare-Chip. über ein Online-Bestellsystem beim Landes- zierten QR-Codes werden künftig alle Er- Dieser kann zum Beispiel an Schulen für das schulrat bestellt werden. Als Sponsor konnte mäßigungen, die das Land Kinder und Ju- Zugangssystem etwa zu EDV-Räumen oder die Bank Austria gewonnen werden.  gendlichen bietet, genutzt. In Vorbereitung als elektronischer Bibliotheksausweis ge- https://www.bmbf.gv.at/schulen/educard.html

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 59 »Burgenland Journal« Einblick in die bgld. Wirtschaft Staatssekretär Harald Mahrer war auf Einladung von Wirtschafts- kammerpräsident Honorarkonsul Peter Nemeth zu Gast im Burgenland.

ir waren mit dem Staatssekretär bei drei tollen Betrieben, Wdie zum einen perfekt zu seinen Zuständigkeiten passen, andererseits aber auch sehr gut die Breite der burgenländischen Wirtschaft dokumentieren“, erklärte Wirtschaftskammer- präsident Peter Nemeth am 4. Feber anläßlich des Besuchs von Harald Mahrer, Staatssekretär im Bundesministerium für Wis- senschaft, Forschung und Wirtschaft, im Bezirk Neusiedl/ See. „Vom exportorientierten Industrieunternehmen, der Firma Ma- reto, über die Firma Weinlagerlogistik von Andreas Leithner in Parndorf, einem Betrieb, der sich mit einem sehr traditionellen Produkt in völlig neuer, innovativer Weise beschäftigt, bis hin zur Firma Insyde, einem sehr erfolgreichen Start Up – war das ein Ausschnitt der Vielfalt der burgenländischen Wirtschaft. Das Burgenland kann nicht mit Größe oder Dominanz punkten. Bei uns zählen Kreativität, hohe Standortqualität und Vernetzung“, so Nemeth. v.l.: Präsident Peter Nemeth, Thomas Reisner und Mitarbeiter der Firma Mareto und Staatssekretär Harald Mahrer Mareto Kunststoffverarbeitung GmbH in Parndorf Die Mareto Kunststoffverarbeitung GmbH ist einer der größ- ten Hersteller von Kunststofftuben für die kosmetische und pharmazeutische Industrie. Produziert werden unter anderem Lippenpflegestifte und Kunststofftuben auf modernsten Pro- duktions- und Druckanlagen. Der Exportanteil der Gruppe liegt bei 99 Prozent, die wichtigsten Kunden sind globale Kosmetik- konzerne wie Avon, Beiersdorf, Lancaster, Johnson & Johnson, Estee Lauder und L’Oreal. Mareto beschäftigt mehr als 500 MitarbeiterInnen und ist ein Leitbetrieb für das Burgenland, der sich hier aufgrund der hohen Standortqualität angesiedelt hat und weiter wächst.

Wein-Lagerlogisitk GmbH in Parndorf „Edle Tropfen in besten Händen“, lautet der Slogan der Wein-Lagerlogistik GmbH in Parndorf. Ein junges Unterneh- v.l.: Präsident Peter Nemeth, Franz Rumpolt, Franziska Huber, men mit zwölf Mitarbeitern, das sich dem burgenländischen Robert Frank, Andreas Leithner, Staatssekretär Harald Mahrer Aushängeschild Nummer eins verschrieben hat, dem Wein. Es und Dietmar Csitkovics wird aber kein Wein erzeugt, sondern gemeinsam mit den Er- zeugern werden maßgeschneiderte Transport- und Logistik- konzepte erarbeitet und umgesetzt. Ein Musterbeispiel für burgenländische Kreativität, das zum Vorschein bringt, wie man durch eine erfolgreiche Geschäfts- idee und gute Zusammenarbeit – auch als kleiner Betrieb – Weltmärkte bearbeiten kann. Andi Leithner und sein Team sor- gen dafür, daß der Wein als Botschafter des Burgenlandes die ganze Welt erobern kann.

Insyde KG in Gols Ein junges Unternehmen, das perfekt auf der Klaviatur der neuen Medien spielt. 2010 gegründet, entwickelt die Insyde KG rund um Gernot Zechmeister aus Gols individuelle Soft- warelösungen, Websites, Apps und Designkonzepte. Ein echter Fotos: Wirtschaftskammer Burgenland Start Up mit jungen, kreativen Köpfen, die ihren Traum vom Präsident Peter Nemeth, Staatssekretär Harald Mahrer, Melanie unternehmerischen Gestalten leben.  Limbeck, Gernot Zechmeister und Dominik Seitz

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 60 »Burgenland Journal« Gemeinsam Zukunft schreiben Im E_Cube wurde der Stadtentwicklungsplan »Eisenstadt 2030« präsentiert. Foto: Magistrat der Landeshauptstadt Freistadt Eisenstadt Rund 150 interessierte Personen nahmen am 20. Feber an der Abschlußpräsentation des neuen Stadtentwicklungsplans teil.

n seiner letzten Sitzung im Jahr 2014 faßte BürgerInnen rund 2300 Stunden zur Erstel- essen in einem gemeinsamen kooperativen Ider Gemeinderat der Landeshauptstadt lung des STEP beigetragen. Nach der Be- Verfahren konkrete Ergebnisse (Widmungs- Eisenstadt den einstimmigen Beschluß für schlußfassung durch den Gemeinderat er- entwurf und Raumordnungsvertrag) ergeben den neuen Stadtentwicklungsplan „Eisen- folgte am 19. Feber die Präsentation für die sollen. Für die qualitativen Ziele wurden zu stadt 2030“. Nun wurde der fertige Bericht Bevölkerung. Rund 150 Personen folgten konkreten Themen (Siedlungsentwicklung; in seiner Gesamtheit auch der Bevölkerung der Einladung in den E_Cube, um die De- Arbeit und Wirtschaft; Verkehr; Grün- und präsentiert, die tatkräftig in den vergangenen tails des fertigen STEP aus erster Hand zu Freiraum; Zusammen leben in Eisenstadt, zwei Jahren an der Entstehung beteiligt war. erfahren und sich das über 70 Seiten umfas- soziale Infrastruktur und Bildung; Bewe- Vor zwei Jahren, Anfang 2013, war mit sende Werk mit nach Hause zu nehmen. Für gung und Sport; Eisenstadt in der Region; der Erarbeitung des STEP gestartet worden. alle anderen steht der Endbericht natürlich Kultur, Tourismus und Identität; Technische In mehreren Phasen – von der Informations-, auch auf der Homepage der Stadtgemeinde Infrastruktur, Klima und Energie) Hand- Ideen- und Feedbackphase bis hin zur Ab- als Download zur Verfügung. lungsfelder erarbeitet, die in konkrete Maß- stimmungsphase – wurde die Eisenstädter Der Stadtentwicklungsplan „Eisenstadt nahmen übergehen sollen. Bevölkerung in einem großen Bürgerbeteili- 2030“ ist ein wesentliches Orientierungsin- „Alles in allem haben wir mit dem neuen gungsprojekt eingebunden und der Plan für strument für die Stadtplanung in Eisenstadt. Stadtentwicklungsplan einen Leitfaden in Eisenstadt 2030 erarbeitet. „Die Beteiligung Zukünftige Einzelentscheidungen orientie- der Hand, der unser Tun in den kommenden der Bevölkerung an der Erarbeitung des ren sich auf fachlicher Ebene an den Vor- Jahren maßgeblich bestimmen wird“, so STEP war unglaublich groß und übertraf gaben und Zielen des Stadtentwicklungs- Bürgermeister Steiner. Schon heuer wird ein sämtliche Erwartungen“, freut sich Bürger- plans. Die Umsetzung in den einzelnen Hauptaugenmerk auf die ersten Umset- meister Thomas Steiner über den regen Zu- Handlungsfeldern wird laufend evaluiert und zungsschritte, die sich aus dem STEP erge- spruch der EisenstädterInnen. Sowohl die auf die Erfüllung der Zielvorgaben geprüft. ben haben, gelegt. Workshops in den einzelnen Stadtbezirken Dadurch bleibt der Stadtentwicklungsplan Im Budget 2015 wurde eine Rücklage sowie der mehrstündige STEP-Workshop als Eisenstadt 2030 ein lebendiges Instrument. von 2 Millionen Euro eingestellt, die etwa zur auch die Sitzungen des BürgerInnenbeirates Durch geeignete Formen der Beteiligung Hälfte für die Umsetzung von Projekten aus wurden sehr gut angenommen. sollen die BürgerInnen dabei weiterhin an dem STEP vorgesehen sind. „Konkret gehen Bei allen Veranstaltungen die die Erstel- Qualitätssicherung und Evaluierung teilha- wir in die Detailplanung für die Installierung lung des STEP betroffen haben, konnten ben. Konkret wurden Ziele für die Stadtent- eines Mikro ÖV Systems in Eisenstadt. Aus- 1100 Bürger gezählt werden. Allein in der wicklung definiert. Es sind dies die quantita- serdem wird entlang des Krautgartenweges Ideenphase wurden 250 Vorschläge einge- tiven Ziele, die von einem maximalen jähr- ein neuer Radweg mit einer Länge von ca. bracht. Hinzu kommen noch die Eingaben, lichen Bevölkerungswachstum von 1,3 % bis 700 Metern errichtet und es wird ein Projekt die per „Ideenpostkarten“ (wurden dem 2030 ausgehen, die räumlichen Ziele mit der zur Belebung von Oberberg bzw. dem Jü- Amtsblatt im Frühjahr 2013 beigelegt und Festlegung von dauerhaften bzw. temporä- dischen Viertel gestartet. Auch soll die konnten bei den Workshops ausgefüllt wer- ren Siedlungsgrenzen und der daraus resul- Erstellung des Planes ‚Barrierefreies Eisen- den) gemacht wurden: Hier kamen über 400 tierenden Verortung von Untersuchungszo- stadt‘ intensiv weitergehen“, erklärte der Ideen zusammen. Hochgerecht haben die nen, in denen öffentliche und private Inter- Bürgermeister abschließend. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 61 »Burgenland Journal« Burgenland Tourismus erzielt Gästerekord Seit Beginn der Tourismusstatistik wurden noch nie so viele Gäste gezählt.

verbrachten mehr Menschen 2014denn je ihren Urlaub im Land der Sonne. Die Zahl der Gästeankünfte klet- terte um 4,6 % auf einen neuen Rekordwert von 960.686. Zuwächse gab es hier gleicher- maßen bei den Gästen aus dem Ausland (+3,3 %) und aus dem Inland (+4,9 %). Ein Zehnjahresvergleich zeigt eine Zunahme der Ankünfte um 41 % von 2004 bis 2014“, gab Landeshauptmann Hans Niessl, geschäfts- führender Präsident von Burgenland Touris- mus, am 19. Feber bei einer Pressekonferenz in Eisenstadt bekannt und ist mit dem Ergeb- nis mehr als zufrieden – vor allem angesichts Foto: Bgld. Landesmedienservice der ungünstigen Wetter-, Wirtschafts- und v.l.: Mario Baier, Landeshauptmann Hans Niessl, Landesrätin Michaela Resetar Feiertagslage. Österreichweit mußten die Be- und der Hotelier Karl J. Reiter (Reiter's Burgenland Resort) herbergungsbetriebe bei der Zahl der Über- Entwicklung, die in ganz Österreich zu be- reisten. Doch sie verbrachten weniger Tage nachtungen ein Minus von 0,6 % verbuchen. obachten ist. „Das statistische Ergebnis im Land, was sich bei den Nächtigungen mit Aber auch das Nächtigungsergebnis 2014 zeigt, wer im Tourismus auf Innovation, Qua- einem Minus von 2,5 % niederschlägt“, so mit 2.912.637 Übernachtungen fällt sehr er- lität und Ganzjahrestourismus setzt, wird Baier. Die Deutschen bleiben aber im Bur- freulich für das Burgenland aus. Der Zu- attraktiver für Gäste und erhöht seine Wett- genland unangefochten die Nummer 1 bei wachs beträgt 2,1 % gegenüber dem Vorjahr. bewerbsfähigkeit“, so Resetar. den Auslandübernachtungen. Ihr Anteil an Dies entspricht in absoluten Zahlen einer den gesamten ausländischen Nächtigungen Steigerung von 59.394 Nächtigungen. Ge- Nur mehr drei Übernachtungen pro macht 65,3 % aus. stiegen sind sowohl die Übernachtungen der Aufenthalt inländischen wie auch jene der ausländi- Zum Leidwesen der Quartiergeber nimmt Durch Internationalisierung zum Erfolg schen Gäste. 2014 wurden gegenüber 2013 die Aufenthaltsdauer der Touristen in Öster- Zuwächse bei den Gästenächtigungen gab 2,6 % mehr Nächtigungen aus Österreich reich seit Jahren kontinuierlich ab. Im Burgen- es dafür mit einem Plus von 6,8 % auf und 0,4 % mehr aus dem Ausland gezählt. land alleine im vergangenen Jahrzehnt von 33.273 Nächtigungen aus dem für Österreich durchschnittlich 3,5 (2004) auf zuletzt 3,0 drittwichtigsten Herkunftsmarkt Schweiz/ Qualität setzt sich durch Übernachtungen. Tourismusdirektor Mario Liechtenstein. Prozentuell war von Burgen- Landesrätin Michaela Resetar, Präsiden- Baier: „Das bedeutet, daß wir immer mehr lands Kernmärkten der Nächtigungszuwachs tin von Burgenland Tourismus, betont: „Der Gäste für einen Urlaub im Burgenland begei- bei den ungarischen Urlaubern mit 11,2 % Trend zur Qualität setzt sich 2014 ungebro- stern müssen um die Nächtigungszahlen zu am größten. Weiters konnten Nächtigungs- chen fort. Die deutlichsten Nächtigungsstei- halten bzw. sogar zu steigern. Andererseits, steigerungen am italienischen (+9,2 %) und gerungen verzeichneten im vergangenen Jahr um diese Nachfrage befriedigen zu können, am tschechischen Markt (+1,5 %) erzielt die Hotels der 5/4-Stern Kategorie mit ist es unbedingt erforderlich weitere Investi- werden. 3,3 %. 488.478 Gäste und damit fast genau tionen in die Hebung der Qualität von beste- Derzeit verzeichnet das Burgenland die Hälfte aller Burgenland-Urlauber, ent- henden Betten bzw. Beherbergungsinfra- 625.740 ausländische Übernachtungen. Die schieden sich im abgelaufen Jahr für einen struktur, aber auch in neue Beherbergungs- Zahl der Gäste vor allem aus den östlichsten Aufenthalt in der gehobenen 5/4-Stern Ho- betriebe zu tätigen, um so eine Erhöhung der Nachbarländern hat sich den letzten zehn telkategorie. 2004 waren es im Vergleich da- Gesamtbettenkapazität im Burgenland zu er- Jahren zwar verdreifacht bis versechsfacht, zu rund 39 % aller Gäste.“ Nächtigungszu- reichen. Das sehe ich als grundlegendes Kri- ein weiteres Wachstum kann von diesen wächse konnte auch die 3-Stern Hotellerie terium für zukünftiges Wachstum!“ Märkten jedoch nur durch noch stärkeres verzeichnen. Rückläufig sind jedoch die Marketing und Werbung in diesen Ländern Nächtigungszahlen der 2/1-Stern-Kategorie Gästeanstieg aus Deutschland gesteigert werden. „Die Internationalisie- mit einem Minus von 4,7 %. Die Gründe da- „Deutschland ist bekanntermaßen füh- rung muß daher weiter forciert und ausge- für sind in einer teils fehlenden Angebots- rend bei der Reiseintensität und daher ein baut werden, sodaß wir längerfristig auf qualität und nicht ausreichenden eigenen Ver- heiß umkämpfter Markt. Umso erfreulicher, einen Anteil von 25 bis 30 % kommen“, so marktungsaktivitäten zu finden. Dabei han- daß erstmals seit 2011 wieder mehr Gäste Landeshauptmann Niessl abschließend.  delt es sich allerdings um eine langjährige (+1,1 %) aus Deutschland ins Burgenland http://www.burgenland.info

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 62 »Burgenland Journal« Zukunft der Wirtshauskultur Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschafts- kammer Burgenland ruft Projekt »Wirtshauskultur« ins Leben.

ie Gasthäuser sind ein Teil unserer Kul- Dtur. Sie sind kulinarische Hotspots und Angelpunkte für die Nahversorgung und das soziale Leben im Dorf. Damit diese Tradi- tion erhalten bleibt, wurde von der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Burgenland das Projekt „Wirtshauskultur“ ins Leben gerufen. Das Burgenland genießt über seine Gren- zen hinaus einen guten Ruf als Kulinarik- Destination. „Herzliche Gastfreundschaft, prämierte Weine und unsere mit ungarischen und kroatischen Einflüssen gespickte Küche, prägen die kulinarische Landschaft zwischen Neusiedler See und Weinidylle. So vielfältig wie die Küche ist auch das Lokalangebot“, so Tourismuslandesrätin Michaela Resetar. „Die Wirtschaftskammer Burgenland und Fotos: Wirtschaftskammer Burgenland v.l.: Franz Perner, Landesrätin Michaela Resetar und KommR Ernst Horvath der Verein zur Förderung des burgenländi- schen Gastgewerbes möchten dazu beitra- Horvath, Obmann der burgenländischen schaffen, um das Burgenland und seine Ga- gen, daß dieser Ruf auch langfristig und Gastronomie, die Eckpfeiler des Projekts. stronomiebetriebe als kulinarische Hotspots nachhaltig gefestigt wird“, so Spartenob- Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden und Angelpunkte für die Nahversorgung und mann Kommerzialrat Helmut Tury. schließlich in einem Maßnahmenkatalog das soziale Leben im Dorf langfristig zu Mit dem Projekt „Wirtshauskultur“ wird präsentiert, der ein gemeinsames Vorgehen positionieren“, umreißt Spartenobmann Kom- dazu ein neuer, innovativer Weg bestritten. der burgenländischen Gastronomie und ein merzialrat Helmut Tury die Ziele des Pro- „Das Projekt soll die klassische burgenländi- stärkeres Auftreten nach außen gewährlei- jekts. sche Gastronomie stärken, neue Zielgruppen stet. In das Projekt, das Ende Juni 2015 ab- Im Burgenland gibt es derzeit 1698 Ga- ansprechen und damit noch mehr Gäste ins geschlossen wird, fließen die Meinungen stronomiebetriebe. Die größte Gruppe sind, Land locken“, so Resetar weiter. und Einstellungen von 2000 Personen, Gä- die Gasthäuser (294), gefolgt von Kaffee- Im Projekt involviert sind einerseits Be- sten und Gastronomen, ein. „Mit dieser häusern (224), Bars, Tanzlokalen und Dis- triebsinhaber, andererseits werden aber auch Studie werden wir die Rahmenbedingungen kotheken (199) und Buffets (187).  Gäste nach ihren Bedürfnissen befragt, wo- bei nicht nur „Stammgäste“ angesprochen werden, sondern auch potentielle Gäste, die Gastronomiebetriebe im Burgenland die heimische Gastronomie bisher kaum oder 2001 – 2014 gar nicht nützen. Durchgeführt wird das Pro- jekt vom Institut des renommierten Freizeit- forschers, Prof. Peter Zellmann. „Zielgruppe der repräsentativen Umfrage sind nicht nur Burgenländerinnen und Bur- genländer, sondern auch Besucher aus Nie- derösterreich und der Steiermark“, führt Mar- tina Wende, Obfrau der burgenländischen Hotellerie, aus, „damit können wir das Gä- steverhalten noch besser analysieren.“ „Die Schwerpunkte der Erhebung liegen sowohl auf dem Speisen- als auch auf dem Getränkeangebot sowie der Servicequalität, den Öffnungszeiten, der Infrastruktur sowie den verschiedenen Aufgaben von Gasthäu- sern als Veranstaltungsort und Kommunika- tionszentrum“, umreißt Kommerzialrat Ernst Quelle: Wirtschaftskammer Burgenland

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 63 »Burgenland Journal« Offene Bühne Burgenland wird »DELUXE« Veranstaltungsreihe startet in eine neue Saison und kann auf eine erfreuliche Bilanz 2014 zurückblicken. Foto: Bgld. Landesmedienservice Initiator Harald PomperTakahashi, Singer/Songwriter Friedrich Schnalzer und Kulturlandesrat Helmut Bieler präsentierten die Highlights der Offene Bühne Burgenland »DELUXE« 2015 und blickten auf eine erfreuliche Saison 2014 zurück.

ie Offene Bühne Burgenland geht in die und ist so ein Konzept, das sich bisher nur in Darbieter mittelalterlicher Musik zu Gast. Dzweite Runde! Am 21. Februar eröffne- Millionenstädten etabliert hat, auch in einem Insgesamt konnten dem Publikum über 50 te die Veranstaltungsreihe mit einem XL- Flächenland realisierbar?“, erinnert sich Lan- Acts geboten werden, wobei der Anteil der Auftakt in der KUGA Großwarasdorf ihre desrat Helmut Bieler. Mit einem speziell auf burgenländischen Künstler über 80 Prozent neue Spielsaison. Aufgrund der erfreulichen das Burgenland und seinen enormen Distan- beträgt. Auch das Publikumsinteresse war Bilanz des vergangenen Jahres – sowohl was zen von Nord nach Süd abgestimmten Kon- mit durchschnittlich 30 bis 50 Besuchern pro den kulturellen Wert als auch den Unter- zept kann die Veranstaltungsreihe nun auf Abend durchaus erfreulich. haltungsfaktor betrifft – bekommt die Ver- eine erste erfolgreiche Bilanz zurückblicken. „Ich bin mit den Besucherzahlen wirklich anstaltungsreihe ab sofort den Zusatz „DE- „Die Idee, eine offene „Wanderbühne“ auf zufrieden. Wer regelmäßig Kulturveranstal- LUXE“. Damit soll dem Publikum das hohe die Beine zu stellen – und immerhin ist dies tungen sowohl am Land als auch in der Stadt und sehenswerte Niveau verdeutlicht und die einzig „wandernde“ Offene Bühne welt- besucht, weiß, daß dies für eine neue Initia- gleichzeitig der Respekt vor den auftreten- weit – ist neben viel Know-how und sehr tive wirklich tolle Zahlen sind“, so Initiator den Künstlern unterstrichen werden. viel Herzblut sicher ein Faktor für diese Harald Pomper. „Besonders freut mich auch, Als die Offene Bühne Burgenland Ende positive Entwicklung“, betonte Bieler. daß die Künstler das Angebot so gerne ange- 2013 ihre Arbeit aufnahm, war es der sprich- Die Zahlen der Veranstaltungsreihe spre- nommen haben und wieder auftreten möch- wörtliche Sprung ins kalte Wasser. Harald chen für sich: So konnte nicht nur das ge- ten. Manche Teilnehmer, die sich bei der Of- Pomper, selbst kein Veranstalter sondern ak- samte Bundesland bespielt werden – von fenen Bühne Burgenland kennengelernt ha- tiver Kleinkünstler, störte die Tatsache, daß Parndorf ganz im Norden bis Neumarkt im ben, arbeiten inzwischen in verschiedenen es im Burgenland keine unkomplizierten Auf- Südzipfel – auch die Anzahl der auftretenden Bereichen zusammen. So manch ein Act, der trittsmöglichkeiten gab, wo die Kleinkünstler Künstler ist mehr als zufriedenstellend. Er- bei uns aufgetreten ist, wurde aufgrund des des Landes ohne großen Aufwand auftreten freulich hoch waren auch das Publikums- Auftritts auch schon für größere Veranstal- und sich miteinander vernetzen konnten. interesse sowie die Bandbreite der künstleri- tungen gebucht.“ Dies sollte sich mit der Offenen Bühne Bur- schen Genres: So waren im ersten Jahr ha- 2015 wird es wieder zehn Offene Bühnen genland ändern. „Als Harald Pomper zu mir ben neben Kabarettisten, Songwritern, Chö- im gesamten Bundesland geben. Spielstätten gekommen ist, wußten wir beide, daß so eine ren, Autoren auch Schauspieler, Hip-Hopper, sind u.a. die KUGA Großwarasdorf, das Frei- Idee auch Risiken birgt. Gibt es genügend Blues- und Jazzmusiker, Comedians als auch lichtmuseum Gerersdorf, das Künstlerdorf interessierte Kleinkünstler im Burgenland Multimedia-Künstler, Poetry Slammer oder Neumarkt/Raab, daß Jazz Pub Wiesen oder

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 64 »Burgenland Journal« das Kastell Stegersbach. Außerdem werden Veranstaltungen im Rahmen größerer Kul- Musik als Bindeglied ohne Grenzen turevents wie dem Kulturreigen Schatten- Kulturlandesrat Helmut Bieler präsentierte mit dem dorf oder dem Kultursommer auf dem Schloß Kittsee durchgeführt. Neun von zehn 16. Orchesterworkshop das »Interkulturelle Musikprojekt Veranstaltungen sind bereits fixiert. Ein Ter- der Volksschule Steinbrunn-Zillingtal«. min steht noch zur Verfügung, für den sich interessierte Kulturvereine, Bühnenwirts- häuser und dergleichen melden können. „Ich sehe die Offene Bühne Burgenland als wich- tige Basis der burgenländischen Kleinkunst- szene, bei der sowohl Anfänger als auch arri- vierte Künstler die Möglichkeiten haben, erste Schritte auf die Bühne zu wagen oder neue Stücke im kleineren Rahmen auszupro- bieren und – was vielleicht das Wichtigste ist – sich zu vernetzen“, so Landesrat Hel- mut Bieler. Auch 2015 werden wieder vorrangig bur- genländische Künstler auf der Bühne stehen, wobei auch Acts aus anderen Regionen will- kommen sind. „Es ist klar, daß wir primär heimische Kulturschaffende auf die Bühne bitten, aber es soll auch ein Austausch mit auswärtigen Künstlern stattfinden, sodaß pro Abend etwa ein Gast von anderen Regionen

oder Ländern dabei sein wird“, so Orga- Foto: Bgld. Landesmedienservice nisator Harald Pomper. Die Anmeldephase Kulturlandesrat Helmut Bieler, Projektleiter Maestro Anton Gabmayer, Heinz Zitz hat bereits im Herbst 2014 begonnen und ist (Amtsführender Präsident des Landesschulrates für Burgenland), Bürgermeister so gut wie abgeschlossen. „Dies kam einer- WHR Klaus Mezgolits und Direktorin Isabella Radatz-Grauszer präsentierten das »Interkulturelle Musikprojekt der Volksschule Steinbrunn-Zillingtal« seits durch die große Nachfrage zustande, an- dererseits war dies notwendig, da viele Part- emeinsam mit dem Dirigenten und und Orchesterworkshops von Dirigent Gab- ner ihren Jahresplan für das neue Jahr bereits GProjektleiter Maestro Anton Gabmayer, mayer weil diese Initiative schulische, aus- Anfang Jänner drucken lassen und publizie- dem Amtsführenden Präsidenten des Lan- serschule, künstlerische und vor allem auch ren“, ergänzte Pomper. Aufgrund der zahl- desschulrates für Burgenland, Heinz Zitz, humanitäre Aspekte vereint! Das Konzept reichen Anfragen wurde die Regelung getrof- Bürgermeister WHR Klaus Mezgolits sowie stellte eine neue Methode der Musikver- fen, daß heimische Künstler bis zu drei Mal Direktorin Isabella Radatz-Grauszer präsen- mittlung – verknüpft mit außermusikalischen pro Jahr auftreten können, für auswärtige tierte Kulturreferent Landesrat Helmut Bie- schulischen Wissensgebieten, die von Schü- Künstler ist maximal ein Auftritt im Jahr mög- ler am 5. Feber in Steinbrunn den 16. Musik- lerInnen selbst erarbeitet werden, dar. In der lich. Auch im heurigen Jahr war das Interes- workshop des Vereins zur Förderung klassi- Folge kommt es zu einer Verbindung dieser se seitens der Künstler sehr groß, sodaß auch scher Musik. Seit 2006 haben bereits 15 Or- Arbeiten mit der Musik, begleitet von pro- wieder neue Namen am Programm stehen. chesterworkshops mit rund 9000 teilnehmen- fessionellen Musikern. Zuseher sind andere Auftakt der Veranstaltungsreihe war am den SchülerInnen als aktiv Mitwirkende Schulklassen. Sie erleben die Musik, die sie 21. Feber in der KUGA Großwarasdorf bei oder als ZuseherInnen aus mehr als 40 teil- durch die Auftritte ihrer ‚Kollegen‘ aktiver der der Kabarettist Rainer Plöderer, die San- nehmenden Schulen stattgefunden. Grundin- aufnehmen, und lernen inhaltlich von den gesrunde „Chorissimo“, die Musiker Danie- tention der Workshops ist die aktive Einbin- Präsentationen der SchülerInnen.“ Dieser la Gschirtz, Mike Bench und Gernot Schön- dung von Projektarbeiten der SchülerInnen 16. Workshop verrät die Thematik schon feldinger ebenso zu Gast waren wie der Song- und die anschließende gemeinsame Vorstel- durch den Namen: „Musik – Bindeglied der writer und Leadsänger der Gruppe „Chili- lung für Schulklassen, Eltern und interes- Menschen“ ist ein interkulturelles Musikpro- fisch“ Friedrich Schnalzer, der auch das sierte Gäste, womit eine öffentliche Präsen- jekt für die Volksschule Steinbrunn. Im Zen- Pressegespräch in Oberwart umrahmt hat. tation der Leistungen der SchülerInnen und trum der Workshops stehen die Vermittlung Am 21. März gibt es im Kastell Stegersbach der Schule nach außen möglich ist. Die Pro- von Musik und gesellschaftlich wichtigen die erste Veranstaltung im Südburgenland, jektdauer beträgt in der Regel rund drei Mo- Werten, die Auseinandersetzung von Kin- bei der die Sängerinnen Tyna Wrobel-Her- nate. Das Projekt wird vom Land Burgen- dern mit „anderen“ Kulturen und der Musik mann und Jennifer Vass, der Songwriter land, dem BMUKK und der Gemeinde aus verschiedenen Kulturkreisen bzw. die D.O.M. sowie die beiden Kabarettisten Rai- Steinbrunn gefördert. Förderung der musikalischen und außermu- ner Plöderer und Doris Hauser zu Gast sein Bieler dazu: „Bei diesem Projekt wurde sikalischen Kreativität von Jugendlichen. werden.  fächer-, altersgruppen- und kulturübergrei- Das Projekt setzt sich aus zwei Teilen zu- http://www.offene-buehne.at fend gearbeitet. Wir unterstützen die Musik- sammen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 65 Aus Südtirol Nationalpark Stilfser Joch Übergang der Kompetenzen an das Land – Südtirol wird seinen Flächenanteil am Nationalpark Stilfser Joch in Zukunft eigenständig verwalten.

üdtirol wird seinen Flächenanteil am Na- Stionalpark Stilfser Joch in Zukunft eigen- ständig verwalten. Landeshauptmann Arno Kompatscher hat am 11. Feber im römischen Umweltministerium ein entsprechendes Ab- kommen unterzeichnet. Umweltlandesrat Ri- chard Theiner betonte, daß man nun gemein- sam mit Gemeinden und Umweltorganisa- tionen vor Ort eigene Strategien entwickeln könne. „Mit dem heutigen Abkommen verbuchen wir aus autonomiepolitischer Sicht einen Foto: LPA / Tasser wichtigen Erfolg, weil das Umweltministe- Südtirols Umweltlandesrat Richard Theiner (ganz links) und Landeshauptmann Arno Kompatscher (4. von links) bei der Vertragsunterzeichnung in Rom rium von seiner bisherigen zentralistischen Linie abweicht und den Ländern Südtirol Der Durchbruch beim Übergang der Einsetzung eines paritätisch besetzten Ko- und Trentino bzw. der Region Lombardei die Kompetenzen zur Verwaltung des National- ordinierungs- und Lenkungskomitees vor, das Kompetenzen zur eigenständigen Führung parks Stilfser Joch vom Staat an das Land sich aus Vertretern Südtirols und des Tren- des Nationalparks überträgt“, betonte Kom- zeichnete sich bereits Ende Jänner bei einem tino, der Region Lombardei, des Umweltmi- patscher. Bisher habe sich das Land an den Treffen von Landesrat Richard Theiner mit nisteriums sowie je einem Vertreter der Führungskosten beteiligt, aber selbst kaum den Unterstaatssekretären Gianclaudio Bres- Parkgemeinden in der Lombardei, Bozen und über die Geschicke des Nationalparks ent- sa und Barbara Degani in Rom ab. Südtirol, Trient zusammensetzt. Aufgabe des Komi- scheiden können, erklärt dazu Landesrat das Trentino und die Lombardei traten bei tees ist es, das einheitliche Auftreten und die Theiner, der bei der Vertragsunterzeichnung diesem Treffen geschlossen für mehr Eigen- einheitliche Entwicklung dieses Gebietes zu anwesend war. ständigkeit in der Führung des Nationalparks koordinieren. Von der Gesamtfläche des Nationalparks ein. Mit einem Absatz im staatlichen Stabili- „Wir können nun gemeinsam mit den Ge- Stilfserjoch von ca. 131.000 Hektar liegen tätsgesetz wurden zuvor bereits die recht- meinden und Umweltorganisationen vor Ort 45 Prozent in der Region Lombardei, 41 Pro- lichen Voraussetzungen für den Übergang eine eigene Strategie entwickeln, die unseren zent in Südtirol und 14 Prozent im Trentino. der Verwaltung des Nationalparks Stilfser- Interessen entspricht“, freut sich Umwelt- Der Nationalpark Stilfserjoch wurde im joch an die Länder und die Region Lom- landesrat Richard Theiner über den positiven Jahre 1935 unter dem faschistischen Regime bardei geschaffen. Abschluß der Verhandlungen mit dem Um- ausgewiesen und von 1935 bis 1995 für 60 Das unterzeichnete Abkommen sieht die weltministerium.  Jahre von der ehemaligen staatlichen Forst- und Domänenverwaltung ASFD („Azienda Kopatscher: Aussprache in Rom Statale Foreste Demaniali“) verwaltet. 20 Jah- re lang verblieb die Verwaltung des Parks ie Verfassungsreform müsse jene Auto- der mit der Regierung bereits ausgehandel- beim „ASFD“, bis schließlich im Jahr 1993 Dnomien belohnen, die sich durch ihr ver- ten Schutzklausel, die Südtirol und das Tren- mit einem Dekret des Ministerpräsidenten antwortungsbewußtes Handeln auszeichnen: tino von den Folgen der Verfassungsreform die kollegialen Organe des Konsortiums Na- Diese klare Ansage in Richtung Südtirol und ausnimmt. tionalpark Stilfserjoch und dessen Funk- Trentino hat Ministerpräsident Matteo Renzi Außerdem wurden die nächsten Schritte tionsweise geregelt wurden. Das Konsortium am 11. Feber gegenüber Landeshauptmann vereinbart, denn ist die Verfassungsreform wurde im Herbst 1995 eingesetzt mit einem Arno Kompatscher bei einer Aussprache in einmal umgesetzt, wollen Südtirol und das Hauptsitz in Bormio und Außenämter für die Rom gemacht. Renzi wird in den kommenden Trentino die Entwicklung des Autonomiesta- Südtiroler Parkfläche in Glurns, für den Tren- Wochen Südtirol einen Besuch abstatten. tuts angehen. „Premier Renzi hat uns diesbe- tiner Anteil in Cogolo di Peio und für den Die beiden Landeshauptleute Arbo Kom- züglich seine Verhandlungsbereitschaft zu- lombardischen Flächenanteil in Bormio. Die patscher und Ugo Rossi haben im Chigi-Pa- gesichert und betont, daß es ihm darum ge- im Konsortium vertretenen Partner waren last, dem Sitz des Ministerpräsidenten, mit he, jene autonomen Länder stärken, die ihre bisher das Umweltministerium, die Region dem Premier, Staatssekretär Graziano Del- Zuständigkeiten verantwortunsbewußt ein- Lombardei sowie die Autonomen Provinzen rio, Ministerin Maria Elena Boschi sowie setzen“, so Kompatscher. Renzi hat ange- Bozen und Trient. Die nun in Rom unter- den beiden Parlamentariern Daniel Alfreider kündigt, daß er in den kommenden Wochen zeichnete Vereinbarung schafft die Voraus- und Karl Zeller das weitere Vorgehen in Sa- Südtirol und dem Trentino einen Besuch setzung für die Auflösung dieses Konsor- chen Verfassungsreform abgestimmt. Wich- abstatten wird, bei dem das Thema vertieft tiums. tigster Diskussionspunkt war die Bestätigung werden wird. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 66 Europa 1 Mrd. € für junge Arbeitslose Die Europäische Kommission legte am 4. Feber einen Vorschlag vor, nach dem bereits dieses Jahr 1 Mrd. € im Rahmen der Beschäftigungsinitiative für junge Menschen zur Verfügung gestellt werden soll.

adurch wird die Vorfinanzierung, die operationellen Programme erhalten. Die Mit- DMitgliedsstaaten zur Förderung der Be- gliedsstaaten wiederum sollten diese Mittel schäftigung von jungen Menschen erhalten, unverzüglich den Projektbegünstigten zur um bis das 30fache erhöht. Bis zu 650.000 Verfügung stellen, und zwar als Projektvor- junge Menschen könnten von dieser Maß- schuß. Dies wird streng überwacht. nahme erreicht werden, die auf deren rasche- Die Kommission geht davon aus, daß re Integration in den Arbeitsmarkt abzielt. aufgrund der beschleunigten Vorfinanzierung Valdis Dombrovskis, der Vizepräsident für die sofortigen Unterstützungsmaßnahmen den Euro und den sozialen Dialog, sagte: rascher anlaufen und dieses Jahr zwischen „Mit dem heutigen Vorschlag sendet die 350.000 und 650.000 junge Menschen er- Kommission eine klare Botschaft: Jugend- reicht werden könnten; im Rahmen der ak- beschäftigung steht nach wie vor ganz oben tuellen Vorfinanzierungsquote könnten nur auf unserer politischen Agenda. Wir werden 14.000 bis 22.000 junge Menschen unter- rund 1 Mrd. € zur Verfügung stellen, um die stützt werden. Mitgliedsstaaten bei ihren Bemühungen zu Der entsprechende Legislativvorschlag unterstützen, jungen Menschen zu einer Ar- oben: EU-Kommissarin Marianne wird nun vom Europäischen Parlament und beit, einer Ausbildung oder einem Praktikum Thyssen, unten: Vizepräsident vom Rat erörtert, die den Vorschlag anneh- zu verhelfen. Auf diese Weise können sie für den Euro, Valdis Dombrovskis men müssen, ehe er in Kraft treten kann. nicht nur ihre Kompetenzen und ihr Engage- ment in die Wirtschaft und die Gesellschaft Hintergrund einbringen, sondern sie bekommen auch das Der Kommissionsvorschlag für eine Ju- Gefühl zurück, gebraucht zu werden.“ gendgarantie wurde im Dezember 2012 vor- Marianne Thyssen, EU-Kommissarin für gelegt, am 22. April 2013 vom EU-Minister- Beschäftigung, Soziales, Qualifikationen rat formell als Empfehlung an die Mitglieds- und Arbeitskräftemobilität, erklärte: „Unsere staaten angenommen und vom Europäischen Jugend braucht Jobs und sie braucht sie jetzt. Rat im Juni 2013 gebilligt. Alle 28 Mit- Es ist inakzeptabel, daß über 20 Prozent der gliedsstaaten haben ihre Pläne zur Umset- jungen Menschen auf dem Arbeitsmarkt der- zung der Jugendgarantie vorgelegt und neh- zeit keine Stelle finden. Dadurch, daß wir men gegenwärtig konkrete Maßnahmen in mehr Mittel zu einem früheren Zeitpunkt be- Angriff. Die Kommission verfolgt die Um- reitstellen, können wir mehr jungen Men- setzung der nationalen Jugendgarantie-Pro- schen zu einem Arbeitsplatz verhelfen. Ich gramme im Rahmen des Europäischen Se- bin entschlossen, dafür zu sorgen, daß das mesters. klappt.“ © European Union, 2015 Der Europäische Sozialfonds (ESF) ist mit Für die Kommission hat es oberste Prio- unter 25 Jahren innerhalb von vier Monaten, einem Gesamtbudget von etwa 86 Mrd. € für rität, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu nachdem sie die Schule verlassen haben oder den Zeitraum 2014-2020 eine wichtige Finan- stärken, Investitionen anzukurbeln und Ar- arbeitslos geworden sind, eine hochwertige zierungsquelle für die Umsetzung der Ju- beitsplätze zu schaffen. Die 315 Mrd. € aus Arbeitsstelle, einen Ausbildungs- oder Prak- gendgarantie. der Investitionsoffensive können Millionen tikumsplatz anzubieten. Die Ankündigung Zur Aufstockung der ESF-Mittel in Mit- neuer Arbeitsplätze schaffen – nicht zuletzt vom 4. Feber wird dazu beitragen, diese Ga- gliedsstaaten, in denen die Jugendarbeitslo- für junge Menschen. Aber selbst wenn neue rantie gemäß der Verpflichtung der Kommis- sigkeit in einzelnen Regionen über 25 Pro- Arbeitsplätze geschaffen werden, ist es häu- sion aus ihrem Arbeitsprogramm 2015 in die zent liegt, haben das Europäische Parlament fig sehr schwierig für junge Menschen, auf Tat umzusetzen. und der Rat eine spezielle Beschäftigungs- dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Aus die- Der präsentierte Vorschlag sieht im Rah- initiative für junge Menschen (YEI – Youth sem Grund konzentriert sich die Beschäf- men der spezifischen YEI-Budgetzuteilung Employment Initiative) vereinbart. Die YEI- tigungsinitiative für junge Menschen (Youth für 2015 eine Erhöhung der YEI-Vorfinan- Finanzierung umfaßt eine Mittelzuweisung Employment Initiative – YEI) vor allem dar- zierungsquote von 1-1,5 auf bis zu 30 Prozent in Höhe von 3,2 Mrd. € aus einer spezifi- auf, junge Menschen wieder in Arbeit oder vor. Mitgliedsstaaten, die von dieser Initiati- schen EU-Haushaltslinie (für 2014-2015 vor- Ausbildung zu bringen. Alle Mitgliedstaaten ve profitieren, könnten demnach ein Drittel gezogen), und die Mitgliedstaaten steuern haben sich zur Umsetzung der „Jugendga- der Mittelzuweisung in Höhe von 3,2 Mrd. € mindestens 3,2 Mrd. € aus ihren ESF-Zu- rantie“ verpflichtet, d. h. jungen Menschen sofort nach Genehmigung der betreffenden weisungen bei. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 67 Wirtschaft Erste leise Signale für Verbesserung der Konjunktur Bank Austria Konjunkturindikator kommt zu Jahresbeginn mit leichter Aufwärtsbewegung aus dem Minusbereich – Verbraucher- und Industrie- stimmung verbessern sich, unterstützt durch Rückenwind aus Europa Zu Beginn des Jahres 2015 hat sich das Bank Austria Konjunkturindikator Österreich Konjunkturklima in Österreich etwas aufge- hellt. Darauf weist der leichte Anstieg des BIP(real; Veränderung zumVorjahr in%) Bank Austria Konjunkturindikator Bank Austria Konjunkturindikators im Jän- 5 5 ner hin. Allerdings war die Aufwärtsbe- 4 4 wegung gerade einmal stark genug, um den negativen Wertebereich zu verlassen. „Der 3 3 aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator 2 2 liegt bei genau 0 Punkten. An der trägen 1 1 Konjunkturentwicklung der vergangenen 0 0 Monate hat sich somit zu Beginn des Jahres -1 -1 2015 kaum etwas verändert“, meint Bank -2 -2 Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die -3 -3 wirtschaftlichen Aussichten für das erste -4 -4 Quartal 2015 sind trotz der leichten Stim- -5 -5 mungsverbesserung weiterhin überschaubar. -6 -6 Eine nachhaltige Festigung der Konjunktur 08 09 10 11 12 13 14 15 ist in den aktuellen Daten noch nicht erkenn- Quelle: Statistik Austria, Wifo, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria, eigene Berechnungen bar. „Wir erwarten eine moderate Belebung die Geschäftseinschätzung der österreichi- im Vorjahr erwarten die Ökonomen der Bank der Konjunktur ab dem Frühjahr. Der Rük- schen Produzenten bereits positiv. Auch die Austria nur noch eine Inflationsrate von 0,9 kenwind aus dem Ausland wird die österrei- Stimmung unter den Verbrauchern hat sich Prozent im Jahresdurchschnitt 2015. „Die chische Wirtschaft stützen“, ist Bruckbauer zu Jahresbeginn geringfügig verbessert, trotz niedrige Inflationsrate sorgt für ein reales überzeugt. Die Stimmung in der europäi- der weiterhin schwierigen Lage am Arbeits- Einkommensplus und zudem schafft der schen Industrie zeigt im Jänner bereits leicht markt. Verfall des Ölpreises zusätzliche Kaufkraft, nach oben. Der mit den österreichischen Eine anhaltende Aufhellung der Stim- die dem privaten Konsum mehr Schwung Handelsanteilen gewichtete Vertrauensindi- mung der Konsumenten sollte der klare Rück- verleihen wird. Ein durchschnittlicher Haus- kator liegt aktuell bereits klar über dem lang- gang der Inflation erwirken. Bis zur Jahres- halt in Österreich wird sich 2015 im Ver- jährigen Durchschnittswert. In Österreich ist mitte wird die Inflation in Österreich auf et- gleich zum Vorjahr etwa 300 Euro an Treib- die Stimmung in der Industrie zwar spürbar wa 0,5 Prozent sinken. Aufgrund des mit stoffkosten ersparen und ein Haushalt, der schlechter als im langjährigen Mittel, aber die durchschnittlich knapp über 50 US-Dollar mit Heizöl heizt, weitere 400 Euro“, errech- Verbesserung in Europa beeinflußst offenbar pro Barrel deutlich niedrigeren Ölpreises als net Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Österreich Konjukturprognose Schätzung Prognose 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 1,9 3,1 0,9 0,2 0,3 0,9 1,5 Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,5 0,7 0,6 -0,1 0,3 0,7 0,9 Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %) *) 1,5 0,7 0,6 -0,1 0,3 0,6 0,9 Inflationsrate (Vdg. z. Vorjahr in %) 1,9 3,3 2,4 2,0 1,7 0,9 1,6 Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,4 8,6 8,4 Beschäftigung (Vdg. z. Vorjahr in %) **) 0,8 1,9 1,4 0,6 0,7 0,8 1,0 Öffentlicher Haushaltssaldo (in % des BIP) -4,5 -2,6 -2,3 -1,5 -2,8 -2,4 -1,3

*) Bruttoanlageinvestitionen **) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen Quelle: Bank Austria Economics & Market Analysis Austria

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 68 Wirtschaft

Eine solide globale Nachfrage und die scheint hiermit in Europa für längere Zeit als Unterstützung der Konjunktur gestartet hat, sich langsam festigende Erholung in Europa, Konjunkturunterstützung gesichert, während wären zur Festigung der Erholung in Europa die sich in den jüngsten Stimmungsindika- in den USA bereits in wenigen Monaten ein und zur nachhaltigen Belebung der österrei- toren und realen Wirtschaftsdaten abzeich- Zinsanhebungszyklus starten dürfte, was chischen Wirtschaft zusätzliche stärkende net, sollte die österreichische Exportwirt- tendentiell den schwachen Eurokurs und fiskalische Impulse notwendig, die dazu bei- schaft in den kommenden Monaten vermehrt dessen exportstützende Wirkung längere tragen würden, die skeptische Stimmung so- nutzen können. Dies wird umso leichter, als Zeit erhalten sollte. „Während die EZB durch wohl der Produzenten als auch der Konsu- sich neben dem niedrigeren Ölpreis auch der die indirekte Beeinflussung des Wechsel- menten zu drehen“, meint Bruckbauer ab- schwächere Euro in den kommenden Mona- kurses implizit ein weiteres Programm zur schließend.  ten als Konjunkturstütze erweisen wird“, so Pudschedl. Die schlagartig höhere preisliche Wettbewerbsfähigkeit in vielen Absatzmärk- ten wird im Jahresverlauf 2015 die Export- WIFO-Konjunkturbericht dynamik stärken und damit auch die Investi- tionstätigkeit ankurbeln. Die zweite Jahreshälfte 2014 ist von einer Stagnation Nach einem mageren BIP-Anstieg im der österreichischen Wirtschaft geprägt ersten Quartal 2015 sollte im weiteren Jah- resverlauf die Erholung der heimischen ie Weltwirtschaft entwickelt sich zwar besser als im Frühjahr 2014. Wirtschaft etwas Fahrt aufnehmen können. Duneinheitlich, jedoch erwies sich die Dem europäischen Trend folgend ver- „Aufgrund der kürzlich erfolgten Revision Konjunktur zuletzt vor allem in großen langsamte sich der Preisauftrieb auch in der Vorquartale sowie der voraussichtlich Volkswirtschaften wie den USA und Groß- Österreich weiter. Die Inflationsrate betrug noch stärker als bisher angenommenen Un- britannien als robust. Im Euro-Raum war die im Dezember 2014 auf Basis des VPI 1,0 Pro- terstützung durch den niedrigen Ölpreis und Dynamik dagegen verhalten. Die österrei- zent. Die durchschnittliche Inflationsrate für den schwächeren Euro haben wir unsere chische Wirtschaft stagnierte im 2. Halbjahr das gesamte Jahr 2014 war mit 1,7 Prozent Wachstumsprognose für 2015 von 0,7 auf 2014. Aufgrund der etwas günstigeren Kon- niedriger als in den Vorjahren. Auf die Jah- 0,9 Prozent erhöht. Für 2016 erwarten wir junkturlage im Frühjahr sowie eines Wachs- resinflation übten die Wohnungsmieten mit weiterhin einen Anstieg des BIP um 1,5 Pro- tumsüberhanges aus dem Jahr 2013 ergibt einer Preissteigerung von 4,0 Prozent großen zent“, so Bruckbauer. Politische Faktoren, sich für das Jahr 2014 insgesamt ein Anstieg Einfluß aus. Der Anstieg der administrierten wie die Ukraine-Krise und die offene Schul- des BIP von 0,3 Prozent. Das Bild der Vor- Preise (2014 insgesamt +2,9 Prozent) lag denlösung für Griechenland, sind erhebliche laufindikatoren ist weiterhin trüb. Vor diesem ebenfalls deutlich über der allgemeinen Prognoserisiken nach unten, die überra- Hintergrund dürfte trotz der aktuell vorteil- Inflationsrate des Jahres 2014. Gemessen am schend gute Konjunktur in Deutschland nach haften Entwicklung der Rohölpreise und des HVPI war der Preisauftrieb 2014 trotz der oben. schwächeren Euro-Kurses auch das I. Quar- schwächeren Konjunkturdynamik in Öster- „Allein durch den gegenüber 2014 um tal 2015 von einem trägen Konjunkturver- reich deutlich stärker als im Durchschnitt rund 20 Prozent schwächeren Euro erwarten lauf geprägt sein. des Euro-Raumes (rund +1 Prozentpunkt). wir einen zusätzlichen Wachstumseffekt von Die Schwäche der Binnennachfrage, der Die Konjunkturschwäche stand bislang in etwa 0,5 Prozentpunkten für die österreichi- Rückgang der Exporte sowie der Wertschöp- Österreich einer anhaltenden Ausweitung sche Wirtschaft. Dazu kommt ein positiver fung in der Sachgütererzeugung, im Handel des Arbeitskräfteangebotes nicht im Weg. Wachstumseffekt von rund 0,4 Prozentpunk- und im Bauwesen prägten die Entwicklung Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäf- ten aufgrund des niedrigeren Ölpreises. der österreichischen Wirtschaft im IV. Quar- tigten stieg 2014 kontinuierlich und lag im Insgesamt werden die gegenüber dem Vor- tal 2014. Die träge Entwicklung der Vor- Jänner 2015 um knapp 26.000 über dem Vor- jahr verbesserten externen Rahmenbedingun- quartale setzte sich damit zum Jahresende jahresniveau (auf Basis vorläufiger Daten). gen für rund zwei Drittel des erwarteten Wirt- fort. Im Vorjahresvergleich sank die gesamt- Wie aus einer Erhebung von Statistik Austria schaftswachstums zum Jahresende 2015 von wirtschaftliche Produktion im IV. Quartal hervorgeht, waren im Jahresdurchschnitt 2014 rund 1,5 Prozent im Jahresvergleich sorgen“, um 0,1 Prozent. Für das Jahr 2014 ergibt sich mit 62.400 um rund 4 Prozent weniger offe- meint Bruckbauer. insgesamt ein Wirtschaftswachstum von ne Stellen verfügbar als im Jahr zuvor (2013: 0,3 Prozent. 65.000). 54 Prozent der erhobenen offenen Quantitative Easing der EZB wird Die der Wirtschaftsentwicklung vorlau- Stellen waren auch dem AMS gemeldet. Im länger für schwächeren Euro sorgen fenden Indikatoren zeigen für die kommen- Jänner registrierte das AMS 406.200 Ar- Von der weiteren Lockerung der Geldpo- den Monate eine anhaltend flaue Entwick- beitslose. Die saisonbereinigte Arbeitslosen- litik im Rahmen des Quantitative Easing, des lung an. Noch liegen kaum Anzeichen für quote betrug damit 8,6 Prozent. neuen Wertpapierankaufprogramms der eine Belebung der Dynamik vor. Im Gegen- Die Arbeitslosenquote nach österreichi- EZB ab März 2015, erwarten die Ökonomen satz dazu verläuft die internationale Konjunk- scher Definition lautet: Anteil der zur Ar- der Bank Austria zwar keine weiteren we- tur günstiger. Die Weltwirtschaft entwickelt beitsvermittlung registrierten Personen am sentlichen positiven Konjunktureffekte. Die sich zwar uneinheitlich, jedoch erwies sich Arbeitskräfteangebot der Unselbständigen. Abschwächung des Euros jedoch, die ein die Konjunktur zuletzt vor allem in großen Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus wichtiger Wachstumsimpuls im Jahr 2015 Volkswirtschaften wie den USA und Groß- Arbeitslosenbestand und unselbständig Be- sein wird, ist auch eine direkte Folge der Po- britannien als robust. In der Eurozone war schäftigten (gemessen in Standardbeschäfti- litik der EZB. Das niedrige Zinsniveau die Dynamik dagegen eher verhalten, jedoch gungsverhältnissen). 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 69 Wirtschaft 5,7 Mrd. € Wertschöpfung und 64.300 Arbeitsplätze für Wien durch die Wiener Stadtwerke

Dienstleistungen kommen sogar 98 Prozent von in Österreich ansässigen Unternehmen. Durch die Studie bestätigt sieht sich der Generaldirektor zudem bei den langfristigen Investitionen, die Jahr für Jahr weit über den Abschreibungen liegen würden. Von 2014 bis 2019 investieren die Wiener Stadtwerke in Summe rund 4 Mrd. Euro, bestätigte Krajcsir. Brauner und Krajcsir zeigten sich überzeugt, daß diese positiven Effekte für den Wirt- schaftsstandort vor allem auch aus der Tat- sache rühren, daß die Wiener Stadtwerke zu 100 Prozent in kommunalem Eigentum ste- hen. Sein unternehmerisches Handeln nicht nur an Gewinnmaximierung zu orientieren bedeute etwa, allen WienerInnen leistbare Angebote wie die Jahreskarte um 365 Euro anbieten zu können. „Wäre die Wiener Jah-

Foto: Wiener Stadtwerke / Johannes Zinner reskarte so teuer wie jene Berlins, wäre das Vizebürgermeisterin Renate Brauner und Wiener Stadtwerke-Generaldirektor verfügbare Einkommen der Wienerinnen Martin Krajcsir bei ihrer Pressekonferenz im Presseclub Concordia und Wiener um fast 200 Mio. Euro gerin- ie Wiener Stadtwerke tragen über direk- Stadtwerke durchschnittlich mehr als 767 ger“, zeigte Krajcsir abschließend beispiel- Dte und dadurch ausgelöste Wertschöp- Mio. Euro im Jahr in die Infrastruktur, was haft auf. fung rund sechs Prozent zur wirtschaftlichen laut Wirtschaftsforschern weitere 900 Mio. Leistung Wiens und fünf Prozent zum Wie- Euro und 13.600 Arbeitsplätze auslöst. In Neue Rekorde bei ner Arbeitsmarkt bei. Dies ist das zentrale Summe ergibt das für das Jahr 2013 eine Fahrgästen und Jahreskarten Ergebnis einer volkswirtschaftlichen Studie, Wertschöpfung von 5,724 Mrd. Euro und Das abgelaufene Jahr 2014 hat den Wie- die Wiens Finanz- und Wirtschaftsstadträtin 64.300 Arbeitsplätzen in Österreich. ner Linien einen kräftigen Fahrgastzuwachs Renate Brauner und Wiener Stadtwerke-Ge- Brauner verwies auf die Herausforderun- gebracht. 931,2 Millionen Fahrgäste bedeu- neraldirektor Martin Krajcsir am 12. Feber gen an kommunale Infrastruktur-Unterneh- ten ein Plus von rund 3,5 Prozent sowie einen gemeinsam präsentierten. In Zahlen ausge- men durch den starken demographischen neuen Fahrgastrekord. Die bisherige Bestmar- drückt: Die rund 16.000 MitarbeiterInnen der Wandel: „Wien wächst, in den kommenden ke lag 2012 bei knapp 907 Millionen Fahr- Wiener Stadtwerke lösen eine Wertschöp- 15 Jahren um rund 230.000 Einwohnerinnen gästen. Auch der Trend zur günstigen Jahres- fung von 5,7 Mrd. Euro sowie in Summe und Einwohner. Die Weiterentwicklung der karte um 1 Euro pro Tag blieb im Jahr 2014 64.300 gesicherte Arbeitsplätze in Österreich Energie- und Verkehrsnetze spielt hier eine ungebrochen. Ende des Jahres waren rund aus. „Die Wiener Stadtwerke sind Wiens enorm wichtige Rolle.“ Auf dem Weg zur 650.000 Jahreskarten im Umlauf, auch das wichtigster Partner, wenn es um Erhalt und Smart City Wien gelte es, nicht nur das stellt eine neue Bestmarke dar. Zum Vergleich: Ausbau der Lebensadern der Stadt geht“, Wachstum der Stadt zu begleiten, sondern 2010 waren es noch 355.000 Jahreskarten. unterstrich die Vizebürgermeisterin die Be- höchst ambitionierte Ziele zu erreichen: Und 39 Prozent aller Wege in Wien wer- deutung des Unternehmens. „Das Wien der Zukunft soll ökologisch, den mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück- In der Studie selbst wird vom „Stadtwer- wirtschaftlich und sozial den höchsten An- gelegt. ke-Effekt“ gesprochen, wie Generaldirektor sprüchen gerecht werden“, so Brauner. Die Krajcsir ausführte: Die über 16.000 Beschäf- Wiener Stadtwerke seien hier ein zentraler Die Wiener Stadtwerke Holding AG tigten generierten 2013 einen Umsatz von 3 Player. Und darüber hinaus ein wichtiger Die Wiener Stadtwerke sind der bedeu- Mrd. Euro und damit eine geschätzte Wert- Arbeitgeber, der nicht zuletzt auch über 400 tendste Infrastrukturdienstleister im Groß- schöpfung von 1,627 Mrd. Euro. Dieser di- Lehrlinge ausbilde. raum Wien. Als Wirtschaftsmotor ist Öster- rekte Effekt aus dem laufenden Betrieb er- Eine besonders wichtige Rolle spielen die reichs größter kommunaler Infrastruktur- höht sich laut den Wirtschaftsforschern um Wiener Stadtwerke auch als regionaler Ein- dienstleister mit drei Milliarden Euro Um- rund 3,2 Mrd. Euro bzw. 35.000 Beschäf- käufer, ergänzte Krajcsir: Laut der Studie der satz und rund 16.000 MitarbeiterInnen eine tigte – ausgelöst durch Wertschöpfung bei Wirtschaftsberatungsagentur Agnes Streiss- treibende Kraft für den Wirtschaftsstandort Zulieferern und die gestiegene Konsum- ler stammen 82 Prozent des Gesamtwert al- Wien. Zum Konzern gehören Wien Energie, nachfrage. Macht in Summe rund 4,8 Mrd. ler Waren und Dienstleistungen, die die Wie- Wiener Netze, Wiener Linien, Wiener Lokal- Euro Wertschöpfung und 50.700 Beschäf- ner Stadtwerke kaufen, von Wiener Zulie- bahnen, Wipark sowie Bestattung und Fried- tigte. Darüber hinaus investieren die Wiener ferern. Gemessen am Wert dieser Waren und höfe Wien. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 70 Wirtschaft Weiterhin rückläufiger Trend bei Firmeninsolvenzen Konkursanfällige GesmbHs, hohe Dynamik bei Dienstleistung, Handel und Gewerbe, reife Gründer: Bisnode D&B präsentiert die Insolvenzen und Neugründungen 2014

rotz der lauen Konjunktur war die Insol- GesmbH eine Kapitalgesellschaft, die die 38 Privatinsolvenzen pro Werktag Tvenzentwicklung in Österreich im Jahr höchste Insolvenzquote hat. Die Quote ent- Die endgültigen Zahlen der Creditreform 2014 weiterhin rückläufig, wie aktuelle Zah- steht aus der Anzahl der insolvent geworde- Privatinsolvenzstatistik für das Gesamtjahr len von Bisnode D&B belegen. Nachdem die nen GesmbHs in Relation zur Gesamtanzahl. 2014 zeigen einen starken Rückgang bei der Unternehmenskonkurse von 2012 auf 2013 Zahl an Insolvenzen von Privatpersonen um um sechs Prozent zurückgegangen waren, Das verflixte zweite Jahr 6 Prozent auf rund 9500 Verfahren, der nie- reduzierten sie sich gemäß der Analyse von Geht man nach der Reife der Unterneh- drigste Stand seit sieben Jahren. Die Anzahl Europas führendem Wirtschaftsinforma- men, überstehen die meisten neu gegründe- der eröffneten Schuldenregulierungsverfah- tionsdienstleister von 2013 auf 2014 erneut ten Unternehmen das erste Jahr und weisen ren ist hierbei um 6,2 Prozent auf 8400 Ver- um ein Prozent. Im Vorjahr mußten rund dann zwischen den Jahren eins und drei das fahren gesunken, die mangels Vermögens 5500 Unternehmen in Österreich Insolvenz höchste Risiko auf, zu scheitern. Insbeson- abgewiesenen Insolvenzanträge sind um 4,2 anmelden. Das entspricht gut einem Hun- dere fallen im zweiten Jahr statistisch die Prozent auf knapp 1100 Fälle zurückgegan- dertstel der gesamten heimischen Firmen- meisten Firmen dem mangelnden wirtschaft- gen. Die Durchschnittsverschuldung beträgt landschaft. Daß die Anzahl der Unterneh- lichen Erfolg zum Opfer. Dieser Trend flacht rund 70.000 Euro. Der „typische“ Schuldner men trotz nach wie vor sehr zurückhaltender sich allerdings ab: Nach den Analysen von ist männlich, zwischen 30 und 50 Jahre alt, Wirtschaftsprognosen wächst, verdeutlicht die Bisnode D&B lag noch 2011 die Ausfalls- lebt in der Stadt und verfügt nur über eine Zahl der Neugründungen 2014, welche mit wahrscheinlichkeit im Jahr zwei nach der unterdurchschnittliche (Aus-)Bildung. rund 37.000 die Zahl der Pleiten bei weitem Unternehmensgründung bei nicht ganz 14 Ein Bundesländer-Vergleich zeigt, daß überwiegt. Prozent, und somit deutlich über jener nach entgegen dem bundesweiten Trend nur in dem ersten und dritten Jahr. 2014 lag dieser Oberösterreich (+0,4%) die Insolvenzen Branchen mit hohem Insolvenzrisiko Wert für das Jahr zwei nur mehr bei knapp leicht gestiegen sind. Hingegen sind in Vor- Keine Überraschungen gibt es bei den für über zehn Prozent. arlberg (-22,7%), im Burgenland (-12,2%) Konkurse anfälligsten Branchen. Wie auch und in Niederösterreich (-9,8%) die Insol- schon 2013 führt der Bereich von Dienstlei- Neugründungen: am venzen am stärksten zurückgegangen. Spit- stung, Handel und Gewerbe das Feld an. besten in der Lebensmitte zenreiter bei der absoluten Zahl an Insol- Über 24 Prozent der Firmenpleiten entfielen Der Bereich von Dienstleistung, Handel venzen ist die Bundeshauptstadt mit über 2014 auf diese Branchen. Mit Respektab- und Gewerbe ist der volatilste Bereich unter 3800 Fällen, ebenso bei der relativen In- stand folgen das Gast- und Schankgewerbe Österreichs Unternehmen. Er weist nicht nur solvenzbetroffenheit: Fast 28 von 10.000 (17 Prozent) sowie der Einzelhandel (knapp die meisten Konkurse auf, sondern auch die erwachsenen Wienern wurden insolvent. 40 15 Prozent). Auch bei den Plätzen zwei und meisten Neugründungen: beinahe die Hälfte Prozent aller Insolvenzverfahrenen finden drei des Podests gab es somit keine Verän- der 2014 neu entstandenen Firmen entfielen somit in Wien statt. Österreichweit wurden derung gegenüber 2013. Als relativ krisensi- auf diesen Bereich. Auch hier verfestigt sich hingegen 14 von 10.000 Erwachsenen zah- cher erwiesen sich 2014 wie auch schon in den das Muster in der heimischen Unterneh- lungsunfähig. Jahren davor die herstellenden Branchen, menslandschaft, lag dieser Bereich doch Unternehmen in den Bereichen Finanz, auch schon 2013 bei weitem an der Spitze, in Über die Bisnode Austria Gruppe Versicherung, Immobilien und Investments beiden Jahren gefolgt vom Handel mit einem Die schwedische Bisnode Gruppe, mit sowie – für einige sicher überraschend – das weiteren Viertel der gesamten Neugründun- Unternehmenssitz in Stockholm, ist mit Baugewerbe. Diese Bereiche zeichnen für gen. Interessanterweise braucht es in Öster- 2600 MitarbeiterInnen in 17 europäischen jeweils circa fünf Prozent der Insolvenzen reich ein gewisses Maß an Lebenserfahrung Ländern der führende Anbieter für digitale verantwortlich. für den Entschluß, eine Firma aus dem Bo- Wirtschaftsinformationen. Bisnode Austria den zu stampfen. Nach den Zahlen von Bis- beschäftigt ca. 70 MitarbeiterInnen in Wien. Anfällige GesmbHs node D&B ist die Gruppe der 40- bis 49jäh- Das Unternehmen verfügt über umfassende Österreich weist eine sehr stark von rigen mit 32 Prozent die mit den meisten Daten zu mehr als 500.000 österr. und 92 Mil- Klein- und Kleinstunternehmen geprägte Gründungen, dicht gefolgt von der Gruppe lionen europäischen Firmen sowie über das Firmenlandschaft auf. Demnach scheint es der 30- bis 39jährigen. Die Gruppe der unter D&B Worldwide Network zu über 240 Mil- auch auf der Hand zu liegen, daß rund 55 20jährigen macht weniger als ein Drittel lionen internationalen Unternehmen. Weiters Prozent der gesamten Konkurse auf nicht Prozent aus, andererseits wurden beinahe betreibt Bisnode eine Bonitätsdatenbank mit protokollierte Einzelfirmen entfallen. Wie fünf Prozent der Firmen von Personen mit jeweils über 7,5 Mio Privatpersonen aus Ös- aber Bisnode D&B zeigt, ist es mit der einem Alter von mindestens 60 gegründet. terreich und der Schweiz. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 71 Wirtschaft Öffnung und Mut zum Risiko … als Treiber für Radikale Innovation: Chancen für die oberösterreichische Wirtschaft.

anche neue Technologien haben das MPotential, unser Leben radikal zu ver- ändern. Computer, Smartphones, Digitalka- meras oder das Internet sind nur einige Bei- spiele für Technologien, die alte Gewohnhei- ten grundlegend verändert und neue Märkte etabliert haben. Wer bei der Entwicklung derartiger Innovationen die Nase vorne hat, ist bestens gerüstet im globalen Wettbe- werb – sei es als Unternehmen oder als Re- gion. Dementsprechend setzt die Academia Superior – Gesellschaft für Zukunftsfor- schung – auf dieses Thema und diskutierte im Rahmen der Veranstaltung „Radikale Innovation: Chancen für die oberösterreichi- sche Wirtschaft“ am 6. Feber im Siemens- Forum Linz, wie die Entwicklung radikaler Innovationen gefördert werden kann und wel- che Chancen und Risiken diese für heimi- v.l.: Josef Kinast, Jens-Uwe Meyer und LR Michael Strugl sche Unternehmen bieten.

Innovation ist eine wesentliche Triebfeder des Standortes Die große Bedeutung von Innovation für Unternehmen und Standorte ist unumstrit- ten. Nur wer sich ständig weiterentwickelt und neu erfindet, hat langfristig Bestand. So bekräftigte auch Landesrat Michael Strugl, daß Oberösterreich auf die Innovationskraft angewiesen sei: „Die Attraktivität des Stand- ortes gewinnt durch Innovationskraft und Technologieführerschaft.“ Umso wichtiger sei es, sensibel zu sein für neue Entwick- lungen. Als Industriestandort brauche es bei- des, schrittweise sogenannte „inkrementel- le“ Innovationen und radikale Innovationen, die über das Bekannte hinausgehen, bahn- Foto: Academia Superior / /Wakolbinger brechende Ideen und Visionen beinhalten und Am Podium v.l.: Jens-Uwe Meyer, Stefan Konlechner (JKU-Linz), Valborg Burgholzer- Märkte nachhaltig verändern oder neue schaf- Kaiser (Eisenbeiss GmbH), Michael Strugl (Academia Superior), Klaus Haberl (Bistro Box GmbH) und Elisabeth Eidenberger (OÖNachrichten) fen: „Radikale Innovation ist die Speerspitze für das, was Oberösterreich erfolgreich macht tion ist das Lebenselixier von Siemens. Wir menteller und radikaler Innovation. Die ste- und wesentlicher Teil der Standortstrategie. haben im vergangenen Jahr 5,7 Prozent vom tige Verbesserung von Produkten und Pro- Wir müssen sie fördern und Rahmenbedin- Umsatz in die Forschung investiert.“ Da sei zessen auf der einen Seite ist unbedingt not- gungen schaffen, daß sie in Oberösterreich der Konzern im Vergleich zum öffentlichen wendig und auch ausreichend, solange ein stattfinden können,“ so der Obmann der Bereich mit dem Ziel einer Forschungsquote Markt nicht ausgereizt sei. Allerdings laufe Academia Superior, Michael Strugl. von 4 Prozent des BIP weit voraus. man Gefahr, als Unternehmen zu einem Innovation ist neben Exzellenz und Ver- „Innosaurier“ zu werden – also gewichtig, antwortung eine der drei Grundwerte, die bei Machen, nicht warten! aber langsam und behäbig zu sein – und Siemens gelebt werden. Deshalb freute sich Der Hauptreferent des Abends, Autor und dadurch bedeutende Entwicklungen zu ver- der Vorstand der Niederlassung Linz, Josef Innovationsforscher Jens-Uwe Meyer, ver- säumen. Radikale Innovation hingegen ver- Kinast, bei diesem Thema mit der Academia deutlichte in seinem Vortrag einmal mehr ändert eine Branche nachhaltig, was deshalb Superior kooperieren zu können: „Innova- den Unterschied und die Folgen von inkre- im ersten Moment meist ungern gesehen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 72 Wirtschaft wird, da sie notwendigerweise einhergeht mit und auf beides gleichermaßen zu setzten. deutlich mehr Menschen sich ihren Arbeits- der Zerstörung oder gar Kannibalisierung „Man darf den Faktor Mensch nicht ver- platz selbst schaffen wollen. von Bestehendem. Radikale Innovation setzt gessen. Niemand wird als Innovator gebo- Nach der Diskussion ist evident: Innova- Mut und Visionen voraus, um langfristig den ren,“ betonte der Hauptreferent Jens-Uwe tion ist eine Querschnittsmaterie und für entscheidenden Vorsprung zu erbringen. Meyer in der Diskussion. Hier sei es Auf- neue, radikale Ideen braucht es Freiräume Daraus abgeleitet lauten die drei grundlegen- gabe des Managements und des Bildungs- und entsprechende Rahmenbedingungen. den Thesen des Redners: Nicht nur verbes- systems, Menschen mit der „Lust am Gestal- Wirtschaftslandesrat und Obmann der Aca- sern, sondern Erneuern, Ideen in allen Be- ten“ frühzeitig zu entdecken und ihnen demia Superior Michael Strugl sieht einen reichen zulassen, seien sie noch so klein oder Rahmenbedingungen zu bieten, die Kreativi- wichtigen Hebel darin, die Forschungskapa- marginal, und das kreative Potenzial anderer tät und Innovationen ermöglichen: „Man zität in- und außerhalb von Unternehmen am nutzen. braucht jemanden an der Spitze, der gute Standort zu stärken. Hier gehe es auch dar- Ideen erkennen kann und die Phantasie dafür um, Finanzierungen zu ermöglichen und den Gleichzeitiges Verbessern von aufbringt, daß daraus etwas entstehen kann.“ Mut aufzubringen, daß sich eine gewisse Bestehendem und Zulassen von Meyer sieht es auch als gesellschaftlichen Risikokultur etablieren kann.  radikal Neuem Auftrag, eine Atmosphäre zu schaffen, wo http://www.academia-superior.at Die anschließende Podiumsdiskussion mit VertreterInnen von Wirtschaft, Wissen- schaft und Politik bot Einblicke in die unter- Viel Potential für Erdgasautos schiedlichen Dimensionen radikaler Inno- vationen: it Erdgas betriebene Fahrzeuge könn- auto irgendwo stecken zu bleiben“, betont Als Beispiel eines großen, etablierten Un- Mten aus Sicht von E-Control-Vorstand Boltz. Das Netz an Erdgastankstellen ist mitt- ternehmens mit einer 100jährigen Firmenge- Walter Boltz in Österreich weit stärker ver- lerweile in Österreich flächendeckend ausge- schichte, berichtete Valborg Burgholzer- breitet sein. „Erdgasautos sind im Betrieb baut. Der Vorstand des Strom- und Gasregu- Kaiser von der Eisenbeiss GmbH, was es be- wesentlich günstiger und um einiges um- lators sieht daher „noch viel Potenzial für deutet, auch radikale Innovationen in einer weltfreundlicher als herkömmliche Diesel- mehr Erdgasautos“. Ein Erdgasauto sei öko- konservativen Branche der Hochleistungs- oder Benzinfahrzeuge.“ Auch die Anschaf- nomisch sinnvoll für den jeweiligen Fahrer getriebe zu integrieren. Hier setze das Un- fungskosten sind mit herkömmlichen Fahr- und bringe durch die geringeren Umweltbe- ternehmen in Zukunft auf den Einsatz von zeugen vergleichbar. „Es braucht sich auch lastungen auch der Gesellschaft einen deut- Elektronik in der Überwachung von Getrie- niemand Sorgen machen, mit dem Erdgas- lichen Nutzen, erläutert Boltz.  besystemen. Für Burgholzer-Kaiser ist klar: „Das Bekenntnis, radikale Innovationen zu Unwirksame Klauseln in Bank-AGB ermöglichen, muß in der Geschäftsführung verankert sein.“ ie Bundesarbeitskammer beantragte in Wohnmobil oder das Übernachten eines LKW- Ganz anders die Perspektive eines Start- Dihrer Verbandsklage gegen eine öster- Fahrers in der Schlafkoje seines Fahrzeugs. Ups. Direkt von der Fachhochschule weg reichische Bank, insgesamt 36 Klauseln in Auch beim Baden an einem See oder im entwickelten Klaus Haberl und zwei Stu- deren Allgemeinen Geschäftsbedingungen für Meer kann es durchaus sorgfältiger sein, seine dienkollegen einen Pizza-Automaten, der in unwirksam zu erklären und die Bank zur Un- Wertsachen im Fahrzeug zu verschließen als der Gründung der BistroBox GmbH resul- terlassung ihrer Verwendung zu verurteilen. diese an den Strand mitzunehmen und beim tierte. „Man muß daran glauben und es dau- Nachdem die Vorinstanzen zahlreiche Klau- Schwimmen unbeaufsichtigt zu lassen. ert viel länger, als man glaubt,“ weiß der seln als unzulässig beurteilt hatten, hatte der Ebenso hatte der Oberste Gerichtshof Jungunternehmer, für den Hartnäckigkeit Oberste Gerichtshof noch über fünf Klauseln kein Verständnis für das Verbot, den PIN und Leidenschaft – und eine gute Portion zu entscheiden, von denen das Berufungsge- Code für die Bankomatkarte zu notieren. Glück – die zentralen Elemente sind, um richt drei für zulässig erklärt hatte. Der Ober- Der Senat schloß sich den Bedenken der kla- radikale Innovationen auch tatsächlich auf ste Gerichtshof trat dieser Beurteilung nicht genden Partei an, daß man heutzutage zahl- den Markt zu bringen. bei, sodaß letztlich alle fünf Klauseln als ge- reiche Codes für die verschiedensten Ein- Wissenschaftlich erforscht Stefan Kon- setzwidrig und damit unwirksam beurteilt satzbereiche braucht und es daher nicht ge- lechner vom Institute of Human Resource wurden. nerell unzulässig sein kann, die PIN zu no- and Change Management an der Johannes Von besonderer praktischer Bedeutung ist tieren. Damit wird vom Kunden kein größe- Kepler-Universität Linz, wie radikale Inno- das von der Bank in ihren Geschäftsbedin- res Mißbrauchsrisiko geschaffen, als wenn vationen aus Sicht der Organisationsstruktur gungen aufgestellte Verbot, die Bankomat- er das ihm von der Bank übersandte Schrift- und Unternehmenskultur ermöglicht und er- karte „in einem abgestellten Fahrzeug“ auf- stück mit der PIN (sorgfältig) aufbewahrt. folgreich implementiert werden können. Die zubewahren, wobei ein solches Verhalten un- Die Interessen der Bank sind ausreichend Antwort verortet der Wissenschafter in der ter allen Umständen als nicht sorgfältig an- dadurch gewahrt, daß der Kunde stets dazu „Ambidextrie“, der Beidhändigkeit – also zusehen sei. Der Oberste Gerichtshof hielt verpflichtet ist, den persönlichen Code ge- dem gleichzeitigen Verbessern von Beste- dieses Verbot für überschießend, weil es heimzuhalten. Dies kann auch dadurch ge- hendem und dem Zulassen von radikal Neu- zahlreiche Situationen geben kann, in denen schehen, daß er den von ihm aufgeschriebe- em, welches später in bestehende Strukturen dem Kunden der Vorwurf einer Sorglosigkeit nen Code an einem für Dritte gewöhnlich übergeführt wird. So gilt es, eine Balance nicht zu machen ist. Er verwies etwa auf die unzugänglichen Ort sorgfältig verwahrt.  zwischen Innovation und Effizienz zu finden Fälle des Aufenthalts eines Urlaubers in einem http://www.konsument.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 73 Chronik Österreich im Zangengriff von Babyboom und Babybust Längster Babyboom in Neuseeland, kürzester in Italien – Heimischer Arbeitsmarkt verliert bis 2034 über 750.000 Menschen – Österreichs Altenquotient explodiert bis 2034 von 27,3 auf 41,9

ie ersten österreichischen Babyboomer Babyboom im weltweiten Vergleich dem letzten Platz. Österreich liegt mit einer Dstarten heuer in ihr letztes Arbeitsjahr. Der Anstieg der Geburtenraten nach dem vierzehn Jahre (1956 bis 1969) andauernden Weltweit ist ein Übergang dieser Generation Zweiten Weltkrieg stellte eine plötzliche Phase im Mittelfeld. Die Dauer des Baby- in den Ruhestand bereits seit Jahren im Gan- demografische Wende dar, da bis dahin die booms wirkte sich auch auf die Bevölke- ge, was sowohl die Pensionssysteme als auch Kinderanzahl pro Frau in vielen westlichen rungsstrukturen aus. Der Anteil der Baby- den Arbeitsmarkt in zunehmendem Ausmaß Ländern unter 2,1 gesunken war. Der Baby- boomer an der Gesamtbevölkerung in den vor Herausforderungen stellt. Dies zeigen boom setzte in den meisten Ländern bereits USA und Australien lag gegen Ende des de- die Ergebnisse einer aktuellen Allianz Stu- kurz nach Kriegsende ein, in Österreich, Bel- mografischen Phänomens bei rund 40 Pro- die. Untersucht wurden Babyboom und Baby- gien, Deutschland und Großbritannien erst zent, in Neuseeland sogar bei 53 Prozent. In bust sowie die Auswirkungen auf die Pen- zehn Jahre später. Durchschnittlich dauerte den meisten europäischen Ländern ist dieser sionssysteme in 18 Ländern. „Bis 2034 gehen dieses Phänomen sechzehn Jahre an, im an- Anteil aufgrund der kürzeren Dauer deutlich mehr Österreicher in Pension als in den ver- gelsächsischen Raum deutlich länger als in geringer. In Österreich etwa machten die gangenen 60 Jahren: Mehr als 750.000 Men- den untersuchten kontinentaleuropäischen während des Babybooms geborenen Kinder schen werden den Druck auf die erste Säule Ländern: Klarer Spitzenreiter ist Neuseeland nur 23 Prozent der damaligen Gesamtbe- deutlich verstärken“, erklärt Wolfram Lit- mit einer Dauer von 27 Jahren (1946 bis völkerung aus, das waren rund 1,7 Millionen tich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Grup- 1972), Italien landet im Vergleich dazu mit Menschen. Große Unterschiede gibt es aber pe in Österreich. lediglich vier Jahren (1946 bis 1949) auf auch im Hinblick auf die Geburtenrate: Au- Quelle: Project M »Baby, it‘s over now: the last boomer turns 50«

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 74 Chronik

von etwa 800.000 auf derzeit rund 1,57 Mil- lionen gestiegen. Somit hat es ganze sechzig Jahre gedauert, bis die Bevölkerung im Pen- sionsalter um mehr als eine Dreiviertelmil- lion Menschen angewachsen ist. Wenn aller- dings die Babyboomer in den Ruhestand ge- hen, wird es nicht einmal 20 Jahre dauern, ehe es eine weitere Dreiviertelmillion zu- sätzlicher Pensionisten gibt: Etwa 2,35 Mil- lionen Österreicher werden am 31.12.2034, wenn der letzte heimische Babyboomer in Pension geht, über 65 Jahre alt sein. Parallel dazu wird der Anteil der erwerbsfähigen Be- völkerung um mehr als 200.000 Menschen schrumpfen. Diese Entwicklungen lassen sich auch aus dem „Altenquotient“ ablesen, der das Verhältnis zwischen den Über-65jährigen zu denjenigen im Haupterwerbsalter zwischen 15 und 64 Jahren mißt. Zu Beginn des Baby-

Foto: Allianz booms 1956 lag der Altenquotient in Öster- Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe in Österreich. reich laut Statistik Austria bei 17,4. 1985, als der letzte Babyboomer einen Lehrberuf er- stralien, Kanada, Neuseeland und die USA mer in den Ruhestand gehen. Unabhängig griffen hat, konnte noch ein Wert von 21,0 erreichten in der Zeit des Babybooms durch- von Dauer und Ausmaß von Babyboom und verzeichnet werden. Auch in den letzten Jahr- schnittlich eine Höchstkinderanzahl pro Frau Babybust müssen sich die meisten Länder zehnten ist der Altenquotient nur leicht ge- von 4,0. Im europäischen Raum lag dieser den Konsequenzen beider Phänomene stel- stiegen. Während der Pensionsantrittswelle Wert im Vergleich bei nur 3,0 Kindern pro len, darunter auch Österreich. Die Pensions- der Babyboomer ist jedoch mit einer drasti- Frau. In Österreich wurde ein Rekordhoch antrittswelle der Babyboomer wird der öster- schen Steigerung zu rechnen: von 27,3 im von 2,82 im Jahr 1963 verzeichnet. reichischen Bevölkerungsstruktur eine be- vergangenen Jahr auf 41,9 im Jahr 2034. Das sondere Dynamik verleihen: Laut Zahlen der bedeutet, daß immer weniger Erwerbstätige Europa: Dramatischer Rückgang Statistik Austria ist der Anteil der Über- für eine immer größer werdende Anzahl an der Geburtenraten 65jährigen in Österreich seit dem Jahr 1955 Pensionisten aufkommen müssen.  Während der Babyboom in Australien, Kanada, Neuseeland oder den USA intensi- ver ausfiel und länger andauerte, war in vie- len europäischen Ländern hingegen ein neues Phänomen – der plötzliche Einbruch der Ge- burtenraten – stärker ausgeprägt: der Baby- bust. Dieser dramatische Rückgang der durchschnittlichen Kinderanzahl pro Frau hielt in Europa im Schnitt bis zu vier Jahrzehnte an, während der Babyboom schon nach rund 13,5 Jahren wieder vorbei war. In Österreich fiel die Geburtenrate in nur drei Jahren nach Ende des Babybooms auf unter 2,1 Kinder pro Frau. Der Tiefstwert der Geburtenraten lag in europäischen Ländern durchschnittlich bei 1,4. Hierzulande wurde die niedrigste Geburtenrate mit nur 1,33 Kindern pro Frau im Jahr 2001 verzeichnet. Die niedrigste Ge- burtenrate erreichte Bulgarien mit lediglich 1,09 Kindern pro Frau im Jahr 1997.

Bis 2034: Österreichischer Arbeitsmarkt verliert mehr als 750.000 Menschen In allen von der Allianz untersuchten Län- dern wird mit ökonomischen Herausforde-

rungen zu rechnen sein, wenn die Babyboo- Quelle: Statistik Austria 6

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 75 Chronik So tickt Österreich in Sachen Sauberkeit im Haushalt Wie führen ÖsterreicherInnen ihren Haushalt? Wer macht was, welche Tätigkeiten sind besonders beliebt oder verhaßt und wie viel Zeit wird investiert?

er Mondseer Geschirrspülmittelherstel- als auch Frauen sind sich darüber einig, daß Aufteilung der Aufgaben und Dler claro und Marketagent.com wollten Tätigkeiten im Haushalt die Frau im gemeinsamen Haushalt mehr es genauer wissen und haben 503 Personen Hausarbeiten erledigt – allerdings nicht zu Männer 25,5 % zwischen 18 und 69 Jahren zum Thema Haus- Frauen 74,5 % welchem Anteil“, erklärt Thomas Schwabl, haltsführung befragt. Obwohl sich viele Geschäftsführer von Marketagent.com. Aus Männer an Haushaltstätigkeiten beteiligen, der Sicht der Männer verrichten sie selbst entspricht die Aufgabenverteilung immer durchschnittlich 37 % der Haushaltstätigkei- noch klar dem traditionellen Familienbild. ten. Geht es nach den Frauen, erledigen ihre Bei den Haushaltsgeräten stehen vor allem männlichen Gefährten im Durchschnitt nur

Waschmaschinen und Geschirrspüler ganz Quelle: claro / marketagent.com knapp über ein Viertel (26 %) der anfallen- oben auf der Beliebtheitsskala. auch bewußt. Sie schätzen, daß allgemein in den Aufgaben. Paare sind mit der Aufgaben- ganz Österreich durchschnittlich rund drei aufteilung untereinander insgesamt (eher) Haushaltsführung in Hand der Frauen Viertel der anfallenden Hausarbeiten von zufrieden (73 %) – Männer (88 %) aller- Frauen sind nach wie vor mehrheitlich Frauen erledigt wird. Die Selbst- und Fremd- dings deutlich häufiger als Frauen (59 %). für die Erledigung von Haushaltstätigkeiten wahrnehmung hinsichtlich der Aufteilung Immerhin stimmt die Mehrheit (61 %) der zuständig (Frauen: 89 % vs. Männer 38 %). von Haushaltstätigkeiten in Partnerschaften früheren Ansicht, daß es die Aufgabe der Das ist den ÖsterreicherInnen scheinbar klafft deutlich auseinander. „Sowohl Männer Männer ist, Geld zu verdienen und sich Frau-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 76 Chronik en dafür um den Haushalt kümmern sollten, sche Wäschewaschen (13 %) am meisten den Kühlschrank (55 %), den Herd (44 %) (eher) nicht zu (Männer: 53 %, Frauen: verhaßt. Ganz dem Klischee entsprechend, und den Geschirrspüler (34 %). Vor allem 68 %). Dennoch scheint das traditionelle Fa- kümmern sich Männer im Haushalt lieber die Waschmaschine und die Geschirr- milienbild im Bereich Haushaltsführung um Reparaturen (19 % vs. Frauen: 5 %) und spülmaschine stellen für die Mehrheit eine nach wie vor deutlich durch. die Müllentsorgung (14 % vs. Frauen: 9 %). (eher) große Erleichterung (98 % und 97 %) Frauen waschen dafür häufiger gerne die und Zeitersparnis (68 % und 54 %) dar. Die Haushaltstätigkeiten und Wäsche (21 % vs. Männer: 14 %). Knapp zwei wichtigsten Aspekte bei einem Maschi- Aufwendungen im Detail drei Viertel der Befragten beurteilen ihren nengeschirrspülmittel sind eine hohe Reini- ÖsterreicherInnen wenden durchschnitt- Haushalt als (eher) ordentlich. Dabei haben gungskraft (90 %) und ein gutes Preis-Lei- lich 12 Stunden und 40 Minuten pro Woche nur 12 % eine Reinigungskraft/Haushaltshil- stungsverhältnis (88 %). Auch die Reini- für den eigenen Haushalt auf, wobei Frauen fe, die einem einmal pro Woche oder öfters gungsleistung bei niedriger Dosierung (14,5 Stunden) etwas mehr Zeit investieren, (43 %) unter die Arme greift. (82 %), bei niedrigen Temperaturen (81%) als Männer (11 Stunden). Die monatlichen und die Umweltverträglichkeit (74 %) sind Ausgaben für Putzmittel und Reinigungs- Besitz und Verwendung für Verbraucher bedeutsam. utensilien belaufen sich im Schnitt auf 26 von Haushaltsgeräten „Die Ergebnisse zeigen, daß claro auf Euro (Median). Ganz oben auf der täglichen Zum Standardrepertoire des österreichi- dem richtigen Weg ist. Denn die Schonung Haushalts-to-do-Liste steht das Decken und schen Haushalts zählen unter anderem der der Umwelt, ohne bei der Reinigungslei- Abräumen des Eßtischs (50 % und 65 %) Kühlschrank, Herd und Backofen sowie der stung Abstriche machen zu müssen, ist seit sowie das Sortieren der Post (64 %) und das Staubsauger, die Waschmaschine und das Bü- 2010 unsere Mission“, erklärt Josef Dy- allgemeine Aufräumen (45 %). Während Herr geleisen (jeweils in über 90 % der Haushalte gruber, Inhaber von claro. Nutzer eines Ge- und Frau Österreicher insgesamt am liebsten vorhanden). Roboter-Staubsauger (13 %) schirrspülers sind Ihrem Maschinengeschirr- die Post hereintragen (35 %), kochen (34 %) sind am seltensten in Österreichs Haushalten spülmittel auch außerordentlich treu: Rund und Pflanzen pflegen (33 %), ist das Bügeln zu finden. Am stärksten vermissen würden Ös- 83 % verwenden für alle Spülvorgänge im- (16 %), WC Putzen (15 %) und das händi- terreicherInnen ihre Waschmaschine (64 %), mer das gleiche Produkt. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 77 Chronik Steiermark: Singlehaushalte weiter im Vormarsch ie Anzahl der steirischen Haushalte ohne Kinder sowie die Gruppe der Allein- Dsteigt, immer mehr SteirerInnen leben erzieher) . allerdings alleine: Das ist eine Erkenntnis Abgerundet werden diese Eckdaten mit aus der aktuellen „Kleinen Steiermark Datei einer Vergleichsstatistik. Der steirische Be- 2015“, die bereits zum 25. Mal von den stei- völkerungsstand, die Beschäftigung, das Brut- rischen Landesstatistikern herausgegeben toinlandsprodukt und vieles mehr werden mit wird. Dort finden sich, neben einem ge- den österreichischen Werten beziehungswei- schichtlichen Überblick, knapp zusammen- se mit denen der gesamten EU verglichen. gefaßt die neuesten Daten über Bevölke- Das informative Werk steht unter unter rung, Privathaushalte, Familien, Beschäfti- Publikationen „Kleine Steiermark Datei“ gung und Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Außen- zum Download zur Verfügung: handel. Bruttoinlandsprodukt und Einkom- http://www.statistik.steiermark.at men. Aktuelle Zahlen zu Industrie, Gewerbe, Handel, Betriebe, das Bauwesen, Land- und Forstwirtschaft, Umwelt, Verkehr und Tou-

rismus sind ebenso nachzulesen wie Infor- Foto: steiermark.at / Schuster mationen über das Wohnungswesen, Bil- Martin Mayer, Leiter der Landesstatistik dung, Kultur, das Gesundheitswesen oder die Sozialhilfe. besonders die Einpersonen- oder Single- „Laut den aktuellsten Daten gibt es in der haushalte. So rechnen die Statistiker im Jahr Steiermark mit fast 518.000 bereits weit 2030 mit 559.000 und im Jahr 2050 mit mehr als eine halbe Million Privathaushalte. 577.000 steirischen Privathaushalten, der Davon sind mehr als ein Drittel (genau 34,7 Anteil der Singlehaushalte steigt weiter auf Prozent) Einpersonenhaushalte, 30 Prozent fast 40 Prozent 2050 (das sind dann über Zweipersonenhaushalte, in jedem sechsten 228.000 Personen oder mehr als jede(r) Haushalt leben drei und in weniger als 19 Pro- Sechste!). Damit sinkt die durchschnittliche zent der Haushalte mindestens vier Perso- Haushaltsgröße von jetzt 2,31 weiter auf nen“, so Martin Mayer, Leiter der Landes- dann 2,15. Die Zahl der Familien wird sich statistik. Damit leben bereits fast 180.000 hingegen bis 2050 deutlich verringern, von Steirerinnen und Steirer alleine, also mehr derzeit fast 340.000 Familien auf rund als jede(r) Siebente. In Zukunft wird die 323.100 (dazu zählen Ehepaare mit und Zahl der Privathaushalte weiter ansteigen, ohne Kinder, Lebensgemeinschaften mit und Wien so schnell gewachsen wie noch nie aß Wien wächst, ist keine Neuigkeit. mit nicht nur „wieder Metropole im Zentrum von einem „Brain Drain“ sondern von einem DDennoch: 2014 ist die Stadt so schnell Europas“, sondern auch eine Stadt in der „Brain Gain“ zu sprechen. gewachsen, wie „noch nie in der zweiten Unternehmen investieren und „High Poten- „Den Kampf um das jüngste Bundesland Republik“ – um 33.000 EinwohnerInnen. Im tials“ leben wollten. Dies zeige sich in diver- wird Wien wahrscheinlich noch in diesem Jahr 2029 wird Wien wieder zwei Millionen sen Städte-Rankings. Wien sei eine „smarte Jahr gewinnen“, sagte Himpele. Dies sei das EinwohnerInnen vermelden. Das hat Kle- Stadt“. Im Bereich Start-ups „steht Wien im Gegenteil dessen, „was viele Menschen ge- mens Himpele, Leiter der Magistratsabtei- Vergleich zu Berlin gut da“. Himpele, selbst speichert" hätten. Zudem werde die Anzahl lung Wirtschaft, Arbeit und Statistik (MA Deutscher und „neuer Wiener“, sagte: „Ein der Geburten wieder das Niveau aus der 23) am 13. Feber im Rahmen eines Presse- großes Kompliment an die Stadt.“ Babyboomer-Zeit erreichen. Unter anderem gesprächs im Ernst-Happel-Stadion, Sitz der Wien sei „sehr bunt“, es gebe den Zuzug gebe es „mehr potentielle Mütter“ in der Stadt, Abteilung, gesagt. betreffend „keine stark dominierende Grup- das „Großfamilienphänomen“ gebe es hin- Begründet liegt das Wachstum laut Him- pe“. Aus neun, vorwiegend europäischen Staa- gegen nicht mehr. Zudem habe Wien mehr pele im Zuzug aus den Bundesländern, aus ten gebe es mehr als 1000 Menschen, die nach Studierende als Berlin oder München, der dem europäischen Ausland und einem Ge- Wien gezogen seien. Zu nennen seien als Standort sei für Wissenschaft, Forschung und burtenplus. Die Entwicklung sei eine „rela- Top 5 Rumänien, Ungarn, Polen, Bulgarien Technologie „ein sehr wichtiger“. tiv neue“, so Himpele, denn 1987 lag Wien und Deutschland – Rumänien aufgrund des Abschließend betonte Himpele, daß Wien unter 1,5 Millionen EinwohnerInnen. Die liberalisierten Arbeitsmarktes im Jahr 2014, auf dem Weg sei, „Zentrum der Wis- Konsequenz: Wien sei die siebent größte Syrien wegen der „krisenhaften Situation“. senschaft“ zu werden. Die Zahl der for- Stadt der Europäischen Union. Wien habe Die Zuwanderung ist laut Himpele „jung schenden Betriebe hätte sich in den vergan- Hamburg, Warschau und Budapest überholt, und europäisch“. Im Erwerbsalter gebe es genen Jahren verdreifacht, bei Ausgaben für vor Wien lägen nur Metropolen wie etwa mit 27 Prozent dieselbe AkademikerInnen- Forschung und Entwicklung zähle die Stadt London, Berlin oder Paris. Die Stadt sei da- quote wie bei ÖsterreicherInnen, hier sei nicht zu den Top-Regionen. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 78 Chronik Kauri, Gold und Cybercoins – Formen des Geldes Eine Ausstellung im Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) vom 17. Februar 2015 bis 29. Jänner 2016 Fotos: Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank. Wechsel vom Bankhaus Judel, Nathan und Sohn in Galizien über 1558 Gulden an Simon Sina in Wien vom 10. Oktober 1834 aum etwas geht durch so viele Hände Mit der Entstehung der ersten Münzen geldlose Zahlungsverkehr erfreut sich bei Kund bewegt weltweit täglich so viele vereinfachte sich das Wirtschaftsleben. Prei- täglichen Bankgeschäften und beim Handel Menschen wie Geld in seinen unterschied- se konnten standardisiert und der Aufbau über das Internet immer größerer Beliebt- lichen Erscheinungsformen. Die Deckung überregionaler Wirtschaftsbeziehungen durch heit. Neben Kreditkarten und E-Banking ge- täglicher Bedürfnisse, Freizeitaktivitäten und die fortschreitende Monetarisierung erleich- winnen daher laufend neue Verfahren, wie globale Wirtschaftsprozesse – es gibt wenig tert werden. Im Lauf der Zeit sollten immer das Zahlen per Mobiltelefon oder die soge- im Leben, das nicht von Geld abhängig ist. wieder neue Münzvereinigungen und Wäh- nannten Kryptowährungen, an Bedeutung. Der lange Weg vom Tauschhandel bis zur rungsunionen den zwischenstaatlichen Han- Insbesondere bei Letzteren – Bitcoin sei hier vernetzten Weltwirtschaft ist eng mit der del fördern. In dieser Tradition steht auch der als Stichwort genannt – ist aber Vorsicht Entwicklung des Geldwesens verknüpft. Euro, der als europäische Einheitswährung geboten, weil sie mit sehr hohem Risiko, bis Über die Jahrtausende hinweg entstanden eine wesentliche Säule der Wirtschafts- und hin zum Totalverlust, verbunden sind. immer neue Wirtschaftsformen, die je kom- Währungsunion bildet. „Trotzdem hat Bargeld weiterhin seine plexer sie wurden, immer neue Arten von Die rasante Entwicklung der Informa- Berechtigung“, stellt der Gouverneur der Zahlungsmitteln hervorbrachten. Umgekehrt tions- und Telekommunikationstechnologie OeNB, Univ. Prof Ewald Nowotny, fest und beeinflussen die vorhandenen Zahlungsmit- hat sich in den letzten Jahren auch massiv verweist auf die wichtige Rolle der Noten- tel auch die jeweiligen wirtschaftlichen Mög- auf den Geldverkehr ausgewirkt. Der bar- banken, die insbesondere darin besteht, lichkeiten, sodaß beides einer ständigen Vertrauen und Sicherheit der Bevölkerung in Wechselwirkung unterliegt. die Zahlungsmittel zu erhalten. Auch das Dies war bereits beim Tauschhandel und Bargeld ist einer laufenden Weiterentwick- der Verwendung traditioneller prämonetärer lung unterworfen. Diese läßt sich in der Aus- Zahlungsmittel so. Regional in ihrer Verwen- stellung an einer breiten Palette von Bankno- dung oft eng begrenzte Zahlungsmittel stehen ten vom Wiener-Stadt-Banco-Zettel auf Büt- den über weite Distanzen gehandelten Kauri- tenpapier über die neuen 10-Euro-Scheine schnecken gegenüber. Manche traditionelle mit ihren verbesserten Sicherheitsmerkma- Zahlungsmittel, wie Schweinehauer und Hun- len bis hin zu extremen Klimabedingungen dezähne wirken heute anachronistisch und trotzenden Hybrid- und Polymerbanknoten für Europäer vielleicht kurios. Auch in unse- aus Nepal und Australien nachvollziehen. ren Breiten erinnert mit dem kroatischen Kuna Daneben faszinieren Geldscheine aus ausge- noch eine Währungsbezeichnung an Marder- fallenen Materialien wie Stoff, Leder oder felle, welche einst als Zahlungsmittel dien- Das Axtgeld wurde von den Azteken Holz.  ten. bis zur Ankunft der Spanier verwendet. http://www.geldmuseum.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 79 Gastronomie & Kulinarisches »Goldene Cloche©« 2015 … wurde heuer an den österreichischen Spitzenkoch Thomas Seifried, Ritz Carlton, Cayman Islands, verliehen. Foto: Michael Weinwurm v.l.: Thomas Seifried mit Freundin Eva, Ballobmann Komm. Rat. Walter Piller, Obmann Gastronomie im Wirtschaftsbund, Komm.Rat. Peter Dobcak, und der Vizepräsident der Wiener Wirtschaftskammer, Komm. Rat. Paulus Stuller ie diesjährige Galanacht im Schloßhotel Das Ergebnis von selbst reduzierten Aro- Danach wechselte er in eine wärmere Ge- DSchönbrunn in Wien am 20. Feber war men und bester Qualität vom frischen Fisch gend: auf die Cayman Islands. Hier ist das ein voller Erfolg. Hunderte Ballbesucher er- ist beeindruckend. „Unsere Karte bietet zur Beste gut genug und seien Gäste lesen sich lebten einen Abend mit vielen Höhepunkten. Hälfte regionalen Fisch und zur anderen wie das „who is who“ der Weltwirtschaft. Ist In seiner Eröffnungsrede sprach der Vizeprä- Hälfte internationale Fischgerichte. Die Fisch- doch George Town der fünftgrößte Finanz- sident der Wirtschaftskammer Wien, Komm. gerichte sind geprägt von der Schlichtheit platz der Welt. Rat. Paulus Stuller, von immer schwierige- des Meisters und sind maximal medium rare. Thomas Seifried ist mit Abstand der ren Zeiten, in denen die Gastronomie zur Zeit Den Rest besorgt die Sauce, ein großer Be- jüngste Preisträger der „Goldenen Cloche©“ konfrontiert werde. „Nur mit großem Fleiß standteil des Gerichtes, daß er und seine 15 und er reiht sich neben Haas, Wiener, Wit- der Kollegen ist es möglich, am Standort MitarbeiterInnen auf die Teller der über 100 zigmann, Lohninger, Gutenbrunner, Koschi- Wien die geforderten Aufgaben zu bewälti- Gäste zaubern. na, Reitbauer und Sodamin in die handverle- gen. Aber heute ist der Tag zum Feiern denn Seifried lernte im Hotel Lärchenhof in sene Crew österreichischer Spitzenköche die das darf auch einmal sein“, so Stuller. Seefeld und kam nach dem Militär nach heimische Kulinarik im Ausland bestens ver- Die „Goldene Cloche©“ 2015 wurde heuer Wien, wo er im „Le Ciel“ im Grand Hotel treten. dem erst 30jährigen Spitzenkoch Thomas Sei- unter Jaqueline Pfeiffer hochklassige, aufs Ein spontaner Auftritt eines Ballgastes fried verliehen – dem neuen Star der interna- wesentlich reduzierte Küche bot. Im Ring sorgte für erhebliches Aufsehen. Er bat die tionalen Gourmetküche. Das „Restaurant Hotel in Wien war er mit 25 Jahren der jüng- Pepe All Star Band eine Nummer auf dem Blue“ im Ritz Carlton auf den Grand Cay- ste Koch der mit 2 Hauben von Gault Millau Klavier mitspielen zu dürfen. Das war gran- mans der Caymans Islands ist seit kurzem ausgezeichnet wurde. dios wurde mit riesigem Applaus des Publi- zum siebtbesten Hotelrestaurant der Welt ge- Nach dem Küchenchefposten im Hotel kums und Zugabe Rufen bedacht. Danach kürt worden. Und das zu Recht. Steht doch zur Tenne in Kitzbühel und einem Gastspiel stellte sich heraus das dieser Musiker heuer eine der besten Aromaköche seit Dezember in Graz wagte er den Sprung über das Meer mit Marc Antony eine Amerikatournee spie- 2013 unter den Fittichen des französischen und war über ein Jahr Küchenchef im Sand len wird.  Starkochs Eric Ripert „Le Bernardin“ N.Y. im Ritz Carlton in Sanya in China. http://www.gastronomieclub.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 80 Personalia Elisabeth Orth ist die Doyenne des Burgtheaters Kammerschauspielerin Elisabeth Orth, Ehrenmitglied des Burgtheaters, ist nach der verstorbenen Annemarie Düringer die neue Doyenne des Burgtheaters und repräsentiert damit als würdigste Vertreterin das Haus und sein Ensemble.

Am 15. Februar ernannte Kunst- und Kulturminister Josef Ostermayer Kammerschauspielerin Elisabeth Orth nach einer Vorstellung im Akademietheater zur Doyenne des Burgtheaters. Rechts im Bild: Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann. ie Ernennung von Elisabeth Orth zur semblemitglied erbracht hat, mindestens Liselotte Schreiner Rings. Seit Oktober 2014 DDoyenne des Burgtheaters durch Burg- zehn Jahre am Haus tätig ist und das 50. Le- ist sie ein Ehrenmitglied des Burgtheaters. theater-Direktorin Karin Bergmann und Bun- bensjahr vollendet hat. Elisabeth Orth steht derzeit in „Zwi- desminister Josef Ostermayer fand im Rah- Elisabeth Orth wurde 1936 in Wien als schenfälle – Szenen von Cami, Charms, men einer Festvorstellung von „die unver- Tochter der Schauspieler Paula Wessely und Courteline“ (R. Andrea Breth), als Marina in heiratete“ am 15. Februar im Anschluß an die Attila Hörbiger geboren. Nach der Schau- Anton Tschechows „Onkel Wanja“ (R. Vorstellung auf offener Bühne im Akademie- spielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar Matthias Hartmann), als Ophelia in William theater statt. Publikum und KollegenInnen in Wien führten sie erste Engagements nach Shakespeares „Hamlet“ (R. Andrea Breth), gratulierten der neuen Doyenne. Ulm und an das Bayerische Staatsschauspiel in „Die letzten Tage der Menschheit“ von „Elisabeth Orth ist die neue Burg-Doyen- in München. 1965 debütierte sie am Burg- Karl Kraus (R. Georg Schmiedleitner) und ne: Sie beeindruckt durch ihr außerordentli- theater, dem sie seitdem eng verbunden ist. als die Alte in Ewald Palmetshofers „die ches künstlerisches Schaffen, ihr großes Ver- Ihre Regisseure waren u.a. Leopold Lindt- unverheiratete“ (R. Robert Borgmann) auf antwortungsbewußtsein und ihre Haltung. berg, Dieter Dorn, Adolf Dresen, Erwin der Bühne. Dabei ist vor allem ihr Einsatz gegen Frem- Axer, Peter Zadek, Martin Kušej und allen „Elisabeth Orth ist prädestiniert für die denfeindlichkeit und gegen jegliche Form voran Andrea Breth. Aufgabe der Doyenne. Sie übernimmt schlicht von Diskriminierung hervorzuheben“, so Weitere Engagements führten sie an die und einfach notorisch Verantwortung – im Kulturminister Josef Ostermayer anläßlich Schaubühne am Lehninger Platz und zu den Leben wie auf der Bühne: Sie ist Protago- der Ernennung. Die Kammerschauspielerin Salzburger Festspielen. Außerdem arbeitete nistin, und doch konzentriert sie sich auch folgt damit der im November vergangenen sie bei zahlreichen Film- und Fernsehproduk- bei ihrer Arbeit am Theater niemals nur auf Jahres verstorbenen Annemarie Düringer tionen. Von 1979 bis 2000 war sie als Kolum- sich selbst, achtet auch hier auf das Große nach. Männliches Pendant zu Orth ist derzeit nistin der Wochenzeitung „Die Furche“ tätig. und Ganze, ist beflügelnde und stützende Schauspielkollege „Doyen“ Michael Heltau. Die Kammerschauspielerin erhielt alle wich- Ensemblespielerin, geschätzte und geliebte Zur Doyenne des Burgtheaters kann eine tigen künstlerischen Auszeichnungen in Ös- Kollegin“, so Karin Bergmann, Direktorin Schauspielerin ernannt werden, die hervor- terreich, außerdem ist sie Trägerin der Kainz- des Burgtheaters seit 14. Oktober 2014.  ragende künstlerische Leistungen als En- Medaille, des Grillparzer Rings und des http://www.burgtheater.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 81 Personalia Wappenmedaille in Gold für LH a.D. Franz Schausberger Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden: Museum der Moderne, Unipark, Haus für Mozart besondere Hebeübungen Foto: Stadt Salzburg / Johannes Killer LH a.D. Franz Schausberger mit Gattin Heidi (Mitte) und Sohn Alexander. Weiters am Bild v.l.: GR Delfa Papic, Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden, GR Albert Preims, Vbgm. Anja Hagenauer, Vbgm. Harald Preuner und MD Martin Floss.

ie Stadt Salzburg ehrte am 9. Feber Lan- habe die Stadt Salzburg, mit rund einem gen zum Universitätsdozenten für Neuere Ddeshauptmann a.D. Franz Schausberger Drittel der Bevölkerung im Zentralraum, Österreichische Geschichte. Am 1. Juli 2008 mit der Wappenmedaille in Gold für beson- eine dominierende Rolle auch in der Landes- wurde ihm von der Wirtschaftswissen- dere Verdienste. Bürgermeister Heinz Scha- politik. „Die Landespolitik kann und darf schaftlichen Fakultät der Westungarischen den bezeichnete das Museum der Moderne, sich daher nicht von der Stadtpolitik abkop- Universität in Sopron der Titel „Universi- das Haus für Mozart, die Vereinbarung zur peln“, so Schausberger. tätsprofessor“ verliehen. Finanzierung von Kulturstätten im Ausmaß Seine politische Laufbahn in der ÖVP von 100 Millionen €, das neue Stadion sowie Vita Franz Schausberger führte ihn von 1979 bis 1996 in den Salzbur- den Unipark Nonntal als „besondere Hebe- Univ.-Doz. Dr. Franz Schausberger, ge- ger Landtag. 1996 wurde er zum Salzburger übungen“ in der Ära Schausberger. Als Be- boren am 5. Februar 1950 in Steyr, Ober- Landeshauptmann gewählt und hatte diese sonderheit hob das Stadtoberhaupt außerdem österreich, war von 1996 bis 2004 Landes- Funktion bis 2004 inne. hervor, daß der ehemalige Landeshauptmann hauptmann von Salzburg. Seit 1996 ist Schausberger Mitglied des seine Habilitation erfolgreich abschließen Er studierte von 1968 bis 1973 an der Ausschusses der Regionen der EU (AdR) konnte, während er „voll im politischen Ge- Universität Salzburg (Philosophie Pädago- und seit 2004 Vorsitzender der AdR-Kom- schäft gestanden ist“. gik und Geschichte) und promovierte mit mission für Konstitutionelle Angelegenhei- „Die Wissenschaft war für mich eine einer Arbeit über den Philosophen Nicolai ten und Regieren in Europa. Im Dezember Lockerungsübung“, antwortete Schausber- Hartmann. In den folgenden Jahren verfaßte 2004 gründete er die Gemeinnützige Stiftung ger darauf mit einem Bonmot. Ihm sei klar Schausberger zahlreiche historische und Institut der Regionen Europas (IRE) und gewesen, daß ohne den Bund nichts durch- politikwissenschaftliche Publikationen. agiert seither als deren Vorstand. Im Jahr 2000 zubringen sei. Deshalb habe er erfolgreich Von 1994 bis 1996 war Schausberger wurde Franz Schausberger mit dem Großen seine Kontakte in Wien spielen lassen. „Je- Lektor am Institut für Sozial- und Wirt- silbernen Ehrenzeichen am Bande für Ver- der Politiker versucht zu gestalten. Ohne die schaftsgeschichte der Universität Linz. 1996 dienste um die Republik Österreich ausge- gute Zusammenarbeit von Stadt und Land habilitierte er sich an der Universität Salz- zeichnet. 2004 erhielt er das Großkreuz des wären viele Projekte nicht möglich gewe- burg mit einer Arbeit über die National- Ehrenzeichens des Landes Salzburg.  sen.“ Anders als in anderen Bundesländern sozialisten in den österreichischen Landta- http://www.institut-ire.eu

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 82 Personalia Großes Goldenes Ehrenzeichen für Michael Kuhn n Anwesenheit zahlreicher Prominenz aus Ider Welt des Sports und der Medien erhielt Michael Kuhn am 10. Feber in St. Pölten aus den Händen von Landeshauptmann Erwin Pröll das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederöster- reich. Kuhn habe den Sportjournalismus sowohl hinter dem Mikrophon als auch als Printjournalist mannigfach geprägt und sei in seinen 44 Jahren als Sportchef der „Kro- nen Zeitung“ und vier Jahren als deren Chef- redakteur über Jahrzehnte in einer verant- wortungsvollen Position tätig gewesen, be- tonte dabei der Landeshauptmann. „Beruf und Leidenschaft haben bei ihm eine Beru-

fung ergeben, die ihn nie mehr losgelassen Foto: NÖ Landespressedienst / Burchhart hat. Sein Credo war dabei immer Meinungs- Landeshauptmann Erwin Pröll (r.) mit dem ausgezeichneten Michael Kuhn bildung statt Meinungsmache. Er hat es ge- le des Lebens erweise, dann sei der Sport und neben der Kultur einer der wichtigsten schafft, dem Sport und den Sportlern einen damit auch ein wichtiges Gegengift gegen Imageträger des Landes ist. So war der Doyen unglaublich hohen gesellschaftlichen Stel- das Gift der Zeit in Form von Drogen und des österreichischen Sportjournalismus Ge- lenwert zu verschaffen“, meinte Pröll. Alkohol, so der Landeshauptmann. burtshelfer für das Sportland Niederösterreich, Wenn sich der Sport durch die ihm inne- „Michael Kuhn ist ein langjähriger und das heute die wesentliche Basis darstellt, um wohnenden Faktoren des Teamgeists, der intensiver Verbündeter der niederösterreichi- ganz vorne mitzuspielen. Auch daß es gelun- Völkerverständigung, des Antriebs für Kör- schen Sportpolitik, der wesentlich dazu bei- gen ist, die Galanacht des Sports nach Nie- per und Geist und nicht zuletzt der Zukunfts- getragen hat, daß der Sport in Niederöster- derösterreich zu bringen, verdanken wir Mi- perspektiven für die Jugend als wahre Schu- reich heute eine wesentliche Facette darstellt chael Kuhn“, so Pröll abschließend.  Goldene Wiener Auszeichnung für KS Marijana Lipovsek

Politik und Kultur waren gekommen, um an der Feierstunde teilzunehmen, darunter der slowenische Botschafter Andrej Rahten, Stadtrat a. D. Franz Mrkvicka, Musikver- einschef Thomas Angyan, Kammersängerin Ildiko Raimondi, ehem. Volkstheaterdirek- torin Emmy Werner, Peter Simonischek und Brigitte Karner, Direktor Schönberg-Center, Christian Meyer u.a. „Mit ihrer Stimme und ihrer Darbietungs- kunst hat Marijana Lipovsek die Welt er- obert. Es gibt kein wichtiges Opernhaus, in dem sie nicht aufgetreten ist“, betont Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der die Verleihung des Ehrenzeichens vornahm. „Neben ihrer Begabung und ihrer Disziplin ist es ihr Temperament und ihre Mensch- lichkeit, die sie auszeichnen.“ Ein wesentlicher Teil ihres künstlerischen Foto: PID / Oberweger Wirkens besteht im Lied- und Oratorienge- Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreicht Kammersängerin Marjana Lipovsek das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien sang, wo sie Maßstäbe setzte, was zeitgemä- ße Interpretation betrifft. Seit 1996 gibt sie enn eine charismatische Künstlerin saal: SchülerInnen der Kammersängerin be- mit ihrem Mann Alfred Burgstaller, der eben- Wwie Kammersängerin Marjana Lipov- gleiteten die Feierstunde mit Musik und Ge- falls Sänger ist, Gesangskurse an der Som- sek mit dem „Goldenen Ehrenzeichen für sang von Johannes Brahms und Richard merakademie Mozarteum Salzburg und seit Verdienste um das Land Wien“ ausgezeich- Strauss; weiters wurde eine Komposition von dem Jahr 2000 leitet sie eine Klasse für Lied net wird, dann verwandelt sich der Wappen- Marijan Lipovsek, dem Vater der Künstlerin, und Oratorium an der Universität für Musik saal im Wiener Rathaus in einen Konzert- aufgeführt. Zahlreiche Persönlichkeiten aus und darstellende Kunst Wien. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 83 Wissenschaft & Technik Zeit im Universum messen ForscherInnen legen Fundament für astrophysikalische Uhr in unserer Galaxie.

edeutende astrophysikalische Ereignis- Bse in unserer Milchstraße, wie kosmi- sche Explosionen, können mithilfe radioakti- ver Isotope zeitlich zugeordnet werden. For- scherInnen der Universität Wien, der Techni- schen Universität Wien, der Australian Na- tional University (ANU) und des Paul- Scherrer-Instituts in der Schweiz ist es ge- lungen, die Halbwertszeit des radioaktiven Eisen-60-Isotops genau zu bestimmen. Da- mit legen sie den Grundstein für eine präzise astronomische Uhr zur Erfassung von Zeit- abläufen im Universum. Die Arbeit war Teil eines experimentellen Astrophysikprogramms an der Beschleunigeranlage VERA der Uni- versität Wien und wurde zu einem Highlight des renommierten Fachjournals „Physical Review Letters“ gewählt. Das radioaktive Isotop Eisen-60 ist ideal dafür geeignet, als astrophysikalische Uhr Informationen über Supernovae, Elementbil- dung in Sternen und auch über das frühe © ESA / M. Kornmesser Eine künstlerische Darstellung der Umgebung um eine Supernova-Explosion, in Sonnensystem zu liefern. „Eisen-60 erlaubt der auch frisch produziertes Eisen-60 ins interstellare Medium abgegeben wird. es uns, die Bildung von chemischen Ele- menten in massiven Sternen sozusagen ,live‘ Ein Fingerzeig ist es eine Herausforderung ihre Halbwerts- zu verfolgen. Dafür benötigen wir jedoch eine kosmischer Großereignisse zeit genau zu messen. Die WissenschafterIn- genaue Kenntnis der Halbwertszeit – also Das Eisen-60-Isotop kommt nicht natür- nen aus Österreich, Australien und der der Lebensdauer dieses Isotops“, erklärt lich auf unserer Erde vor. Es wird haupt- Schweiz verwendeten dazu „radioaktiven Ab- Anton Wallner, der die aktuelle Studie an der sächlich in massereichen Sternen gebildet, fall“ aus einer Beschleunigeranlage des Paul Fakultät für Physik der Universität Wien und die am Ende ihres Lebens als Supernovae Scherrer Instituts, in der eine ausreichende später als Gruppenleiter an der australischen explodieren und so radioaktive Elemente im Menge an künstlich produziertem Eisen-60 Nationaluniversität (ANU) in Canberra ge- Weltraum verteilen. Aufgrund der charakte- enthalten war. Um die geringe Zahl an Ato- leitet hat. ristischen Strahlung, die die Isotope während men in der Probe genau zu bestimmen, nutz- ihres radioaktiven Zerfalls aussenden, kann ten sie eine besonders empfindliche Technik, Rätsel um langjährige es seit kurzem mit Satelliten direkt in unse- mit der sich die Atome direkt zählen lassen. Unstimmigkeit gelöst rer Milchstraße beobachtet werden. Diese Die Beschleunigeranlagen VERA (Vienna Bisher gab es zwei stark voneinander ab- Strahlung liefert Hinweise darauf, wie durch Environmental Research Accelerator) der weichende Werte: Eine Messung aus dem jüngste Supernovae neue Elemente entstan- Universität Wien und das Beschleuniger- Jahr 1984 besagt, daß die Halbwertszeit des den sind. „Findet man natürliche Eisen-60- Massenspektrometer der Australian National Eisen-60-Isotops 1,5 Millionen Jahre be- Atome auf der Erde, so müssen diese aus University zählen zu den weltweit sensitiv- trägt, während eine Messung aus dem Jahr erdnahen kosmischen Explosionen der letz- sten Anlagen, um winzigste Spuren von sel- 2009 eine beinahe doppelt so lange Halb- ten paar Millionen Jahre stammen. Derartige tenen Elementen nachzuweisen. „Das Be- wertszeit ergab. Mit ihren jüngsten Experi- Ereignisse könnten Änderungen des Klimas sondere an unserer Arbeit ist, daß wir den menten bestätigen die ForscherInnen nun die auf der Erde bewirkt haben“, erklärt Walter Gehalt von Eisen-60 relativ zu einem weite- Messungen aus dem Jahr 2009 und lösen so- Kutschera vom VERA-Labor der Universität ren radioaktiven Eisen-Isotop, nämlich Eisen- mit das Rätsel um eine langjährige Unstim- Wien. „Sogar die Geburt des Sonnensystems 55, bestimmen konnten, welches genauer zu migkeit auf diesem Gebiet. Die genaue Halb- vor viereinhalb Milliarden Jahren könnte so messen war“, so Wallner. wertszeit des radioaktiven Eisens-60 wurde ausgelöst worden sein, da man die Zerfalls- Die Ergebnisse der ForscherInnen wur- nun auf 2,6 Millionen Jahre festgesetzt. An- produkte von Eisen-60 in Meteoriten nach- den von den Herausgebern des renommier- ton Wallner führt weiter aus: „Durch diese gewiesen hat.“ ten Fachjournals Physical Review Letters zu Erkenntnis lässt sich das Isotop nun als prä- einem „Highlight“ gewählt und in weiteren zise kosmische Uhr, also als natürliches Ar- Präzise Messung an weltweit einzig- Artikeln der American Physical Society und chiv zur Erfassung von Zeitabläufen im artigen Beschleunigeranlagen des IOP (Institute of Physics) vorgestellt.  Universum, verwenden.“ Da Eisen-60-Isotope langsam zerfallen, http://www.univie.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 84 Wissenschaft & Technik Südströmung brachte eiszeitlichen Niederschlag Die Niederschläge, die zur Vereisung der Alpen im letzten glazialen Maximum geführt haben, strömten von Süden über die Alpen.

nordrand hauptsächlich von Westen kom- men“, so Luetscher. Daneben ermöglichen die Analysen eine genaue Datierung des Zeitintervalls, in dem die Vereisung stattge- funden hat. „Unsere Daten sprechen dafür, daß der Höhepunkt der letzten Eiszeit in den Alpen circa 3000 Jahre früher stattfand als bisher angenommen“, erläutert der Geologe. „Nun muß geklärt werden, ob es sich hier um ein regionales Phänomen handelt und wel- che Klimaantriebe dazu geführt haben.“  http://www.uibk.ac.at Foto: R. Shone Das Forschungsteam bespricht den Einfluß der niedrigen Temperaturen auf die Bildung von Höhlensinter während des Hochglazials (Sieben Hengste, Schweiz). arc Luetscher, Paläoklimatologe an leichteren und dem schweren Isotop des Mder Uni Innsbruck und der Österreichi- Sauerstoffs lassen sich zum Beispiel Rück- schen Akademie der Wissenschaften, konnte schlüsse auf die klimatischen Bedingungen, diese Südverschiebung erstmals durch die wie z.B. Temperaturschwankungen, ziehen. Analyse von Tropfsteinen aus den Schweizer Für die Altersdatierung werden in Zusam- Westalpen belegen und präsentiert seine Er- menarbeit mit einem Labor in Minnesota die gebnisse in der Fachzeitschrift „Nature Verhältnisse der Uran- und Thorium-Isotope Communications“. analysiert. „Diese Messungen ermöglichen Traditionell arbeiten Paläoklimatologen uns beispielsweise eine 25.000 Jahre alte mit verschiedenen Archiven wie bespiels- Probe auf etwa 100 Jahre genau zu datieren“, weise Baumringen, Seesedimenten oder Eis- erklärt Luetscher die Methode. kernen, um das Klima vergangener Zeiten zu Für seine Untersuchungen wählte der Geo- rekonstruieren. „Für den Zeitraum der letz- loge Tropfsteine aus einer Höhle im west- ten Eiszeit, die vor rund 25 000 Jahren statt- schweizerischen Sieben Hengste-Massiv. gefunden hat, wurden die meisten Archive „Diese Tropfsteine entstanden zwischen allerdings durch die Erosion der Gletscher circa 30.000 und 15.000 Jahren vor heute zerstört“, erläutert Luetscher. Aus diesem und decken damit den gesamten Zeitraum Grund greifen Geologen aus der Arbeits- der letzten Eiszeit in den Alpen ab.“ Mithilfe gruppe um Univ.-Prof. Christoph Spötl am dieser Analysen konnte das internationale Institut für Geologie der Uni Innsbruck, der Team um Luetscher belegen, daß die Luft- auch Luetscher angehört, auf Tropfsteine in strömung im letzten Hochglazial hauptsäch- Höhlen zurück, um das Klima zu rekonstru- lich von Süden kam, das heißt, daß die ieren. „Tropfsteine, die sich in Höhlen über Niederschläge vor allem auf der Südseite des lange Zeit bilden, und dort vor Erosion gut Alpenhauptkamms stattgefunden und dort geschützt sind, enthalten klimatische Signa- auch entsprechend zum Wachstum der Glet- Foto: Marc Luetscher le, die man mithilfe geochemischer Unter- scher geführt haben. „Vor rund 25.000 Jah- Geochemische Analysen entlang eines Stalagmiten erlauben eine detaillierte suchungen entschlüsseln kann“, erläutert ren herrschte also eine andere Luftströmung Rekonstruktion der Klimaschwankun- Luetscher. Aus dem Verhältnis zwischen dem als heute, wo die Niederschläge am Alpen- gen während der letzten Eiszeit.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 85 Wissenschaft & Technik 3D ohne Brille – im Riesenformat Eine österreichische Erfindung mit Know-how der TU Wien ermöglicht eine völlig neue Generation von Outdoor-Displays. Sie zeigen von verschiedenen Winkeln betrachtet ganz unterschiedliche Bilder und erzeugen 3D-Effekte ohne 3D-Brillen. emeinschaftliches Mitfiebern vor dem GRiesenbildschirm in der Fan-Zone ge- hört zu großen Sportveranstaltungen heute dazu. In Zukunft kann man das dank einer neuen Erfindung aus Österreich sogar in 3D genießen. Ein ausgeklügeltes Laser-System sendet unterschiedliche Lichtstrahlen in ver- schiedene Richtungen. Aus verschiedenen Winkeln betrachtet sind daher auf dem Bild- schirm unterschiedliche Bilder sichtbar. Die Winkelauflösung ist so fein, daß man dem rechten Auge bereits ein anderes Bild prä- sentieren kann als dem linken – so läßt sich ein 3D-Effekt erzielen.

Kooperation von Start-up- Unternehmen und Universität Das junge Start-up-Unternehmen TriLite Technologies hatte im Jahr 2011 die Idee, ein neuartiges Display zu entwickeln, das die passenden Lichtstrahlen direkt zum jeweils passenden Auge schickt. Um die hochgradig interdisziplinäre Technologie umzusetzen, wurden Forschungs- und Entwicklungsko- operationen mit gleich drei Instituten der TU Wien eingegangen (Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme, Institute of Telecommuni- cations und Institut für Computertechnik). Gemeinsam entwickelte man den ersten Prototypen – er hat zwar vorerst bloß eine bescheidene Auflösung von fünf mal drei Pi- xeln, doch er beweist, daß das System funk- tioniert. „Derzeit stellen wir einen zweiten Prototyp her, der Farbbilder mit besserer Auf- lösung zeigen wird. Entscheidend ist aller- dings, daß die einzelnen Laser-Pixel funktio- nieren. Das Hochskalieren auf ein Display mit vielen Pixeln ist dann kein wirkliches Pro- blem mehr“, sagt Jörg Reitterer von TriLite Foto: TriLite Ungefähr so könnten Werbetafeln in Zukunft auf uns wirken. Technologies und Doktorand von Prof. Ul- rich Schmid (Institut für Sensor- und Aktua- blitze in verschiedene Richtungen geschickt Hunderte Bilder auf einmal torsysteme). werden“, erklärt Ulrich Schmid. Um den 3D-Filme im Kino kommen mit nur zwei Jedes einzelne 3D-Pixel (auch „Trixel“ 3D-Effekt zu erleben, muß man sich in einem verschiedenen Bildern aus – für jedes Auge genannt) besteht aus Lasern und einem be- passenden Abstandsbereich zum Bildschirm eines. Das nun entwickelte Display hingegen weglichen Spiegel. „Der Spiegel lenkt die befinden. Ist man zu weit entfernt, bekom- kann hunderte verschiedene Bilder abstrah- Laserstrahlen immer wieder über das gesam- men beide Augen dasselbe Bild präsentiert len. Man kann daher am Display vorbeispa- te Sichtfeld, von ganz links bis ganz rechts. und man sieht bloß einen gewöhnlichen 2D- zieren und ein gezeigtes Objekt von unter- Währenddessen wird die Laser-Intensität lau- Film. Der gewünschte Abstandsbereich kann schiedlichen Seiten ansehen, wie einen rea- fend verändert, sodaß unterschiedliche Laser- aber je nach Bedarf eingestellt werden. len Gegenstand. Dafür ist freilich ein eige-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 86 Wissenschaft & Technik

nes Videoformat nötig, das vom Forschungs- schein eingesetzt werden. Interessant ist es team bereits entwickelt wurde. „Man kann nicht nur für 3D-Darstellungen, sondern auch die heutigen 3D-Kinofilme in unser 3D-For- für zielgerichtete Werbung. Man könnte Dis- mat umrechnen, aber wir erwarten, daß Bild- plays aufstellen, die von verschiedenen Rich- material für unsere Displays speziell her- tungen aus gesehen unterschiedliche Werbe- gestellt werden wird – vielleicht auch mit sujets zeigen. „Vielleicht möchte man gezielt einer deutlich größeren Zahl an Kameras“, Leute im Eingangsbereich des Geschäfts meint Franz Fidler, CTO von TriLite Tech- gegenüber ansprechen und den Leuten an nologies. der Bushaltestelle daneben andere Inhalte Im Gegensatz zu einer Kinoleinwand ist präsentieren“, meint Ferdinand Saint-Julien, ein solches Display sehr hell, es kann daher CEO von TriLite Technologies. Technisch auch im Freien bei strahlendem Sonnen- ist das alles kein Problem. Foto: TriLite

Das Grundelement künftiger Groß- displays: Ein Trixel mit beweglichem Spiegel

Markteinführung steht bevor „Uns freut es sehr, daß sich das Projekt so rasend schnell entwickelt hat“, sagt Ulrich Schmid. Von den ersten Entwürfen bis zum Prototyp sind nur drei Jahre vergangen – die Technologie wurde bereits patentiert und in mehreren wissenschaftlichen Publikationen vorgestellt. Bis Mitte 2015 ist mit dem näch- sten Prototypen zu rechnen, bereits 2016 ist

Foto: TU Wien eine Markteinführung geplant.  v.l.: Ferdinand Saint Julien (TriLite), Jörg Reiterer (TriLite/TU Wien), Prof. Ulrich http://www.tu-wien.ac.at Schmid (TU Wien). Bild unten: Der erste Prototyp des 3D-Displays. http://www.trilite-tech.com Foto: TU Wien

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 87 Wissenschaft & Technik Computer berechnen Giftigkeit von Substanzen 10.000 chemische Stoffe auf ihre potentielle Giftigkeit zu überprüfen – für Menschen eine unlösbare Aufgabe, für die Computer von Prof. Sepp Hochreiter und seinem Team von der JKU Linz aber nicht mehr als eine Herausforderung. eep Learning“-Methoden erlauben Com- Dputern, gewaltige Datenmengen auszu- werten und – ähnlich dem Gehirn – mit rie- sigen neuronalen Netzwerken Analysen durchzuführen. Die Grundlagen wurden von Prof. Hochreiter bereits vor 20 Jahren ent- wickelt, aber erst moderne Technologie konnte diese Grundlagen zur Anwendung bringen. „Uns liegen erst jetzt ausreichend große Datenmengen vor – die bekannte ,Big Data‘-Entwicklung – und vor allem gibt es nun erst eine Hardware, die damit auch um- gehen kann“, erklärt der JKU-Experte für Maschinelles Lernen. Moderne Sprachsteuerungen oder Ob- jektdarstellungen, mit denen Unternehmen wie Google oder Facebook arbeiten, basieren alle auf diesem von Hochreiter entwickelten Prinzip. So konnte beispielsweise die Feh- lerquote bei der Spracherkennung durch Computer Dank „Deep Learning“ von 24 auf 16 Prozent verringert werden, nachdem die Quote mehr als ein Jahrzehnt stagniert war.

Quantenmodell entwickelt „Im Bereich ,Deep Learning‘ ist weltweit die Hölle los“, beschreibt Hochreiter den Run auf die Big-Data-Auswertung, die der Wissenschaft völlig neue Wege eröffnet. Einer des wichtigsten Kompetenzzentren für diese Technologie ist nach wie vor die JKU, wie der Bewerb der NIH bewies. „Wir muß- ten die Giftigkeit von Stoffen in der Umwelt, also in Nahrung, Haushalt, Medikamenten etc. mit Computermethoden aus der chemi- schen Struktur vorherzusagen“, erläutert Prof. Hochreiter die Aufgabenstellung. Die Problemstellung lag den JKU-Wissen- schaftern: Am Institut für Bioinformatik ist das Know-how sowohl für Informatik als auch für Life Sciences wie Chemie vereint. Millionen von chemischen Merkmalen wur- den extrahiert, ein eigens entwickeltes quan- tenmechanisches Modell erlaubte moderne Sprach- und Mustererkennung. Der Compu- ter kombinierte diese Merkmale auf 12.000 parallelgeschalteten Prozessoren miteinan-

Genauere Computer-Gesichtserken-

nung mit Hilfe von Deep Learning Foto: JKU

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 88 Wissenschaft & Technik der und erlaubte präzise Rückschlüsse, so- computer MACH, der seit 2011 an der JKU eines von 66 Instituten und Abteilungen der daß die NIH die „hohe Qualität des Modells“ in Betrieb ist und der mit seinen 2048 Pro- JKU, an denen bereits jetzt im medizini- hervorhob. zessoren 21,3 Billionen Rechenoperationen schen oder medizinnahen Bereich geforscht pro Sekunde schafft. wird. Billionen Rechenoperationen „Dank dieser Infrastruktur an der JKU Mit dem derzeit erfolgenden Aufbau der „Das zeigt den enormen Fortschritt der können wir als kleine Abteilung internatio- Medizinischen Fakultät wird die JKU künf- Technik“, so Thomas Unterthiner, MSc, über nal mithalten“, ist Hochreiter stolz auf den tig noch wesentlich mehr Beiträge zur den Aufwand. „Vor fünf oder sechs Jahren Erfolg und die weltweite Anerkennung sei- Weiterentwicklung der Medizin leisten kön- mußten wir noch mit einem Prozessor aus- ner Arbeit. nen.  kommen.“ Hilfreich war auch der Super- Das Institut für Bioinformatik ist nur http://www.jku.at Uni Graz: Vier Mal sub auspiciis wei Physiker, ein Molekularbiologe, ein ZPhilosoph – auch wenn wissenschaftlich zwischen ihnen ganze Welten liegen, haben Christoph Heier, Richard Paul Hofmann, Mar- kus Hopfer und Andreas Windisch etwas ge- meinsam: Sie haben während ihrer Ausbil- dung von der Schulzeit bis zur Dissertation durchgehend Top-Leistungen erbracht. Am 4. Feberpromovierten die vier Jungwissen- schafter an der Karl-Franzens-Universität Graz sub auspiciis Praesidentis – in Anwe- senheit von Bundespräsident Heinz Fischer. „Diese außergewöhnlichen Leistungen sind die besten Beispiele für Exzellenz in der Lehre und Spitzenforschung – beides zählt zu den Kernaufgaben unserer Universität. Daß gleich vier Absolventen der Uni Graz sub auspiciis abschließen, freut mich ganz be- sonders“, gratulierte Rektorin Christa Neu- Foto: Uni Graz / Kanižaj per. Bundespräsident Heinz Fischer und Rektorin Christa Neuper mit den Promovenden Andreas Windisch, Christoph Heier, Markus Hopfer und Richard Paul Hofmann (v.l.) Bundespräsident Heinz Fischer über- reichte feierlich die Ehrenringe der Republik lesen und recht früh beschlossen, Philoso- Sternen und Kernen“ absolvierte, zog es Österreich und würdigte die Leistungen: „Ös- phie zu studieren, um auch wirklich zu ver- Windisch mittlerweile als Postdoc an die terreich ist ein Land, in dem Promotionen stehen, was ich lese.“ In einem Team aus Washington University in St. Louis (USA). dieser Art eindrucksvoll gefeiert werden. Die jungen WissenschafterInnen, „in dem die Mathematik und Naturwissenschaften Leistungen der Promovenden werden unein- Stimmung sehr gut war und wir viel vonein- standen bei Markus Hopfer immer schon im geschränkt anerkannt bleiben. Ich bin stolz, ander lernen konnten“, verfaßte Hofmann Vordergrund: Er besuchte berufsbegleitend daß ich heute die vier Ringe verleihen darf.“ seine Doktorarbeit über „Willensschwäche die Abendschule an einer Grazer HTL und aus handlungstheoretischer und moralphilo- begann 2006 mit dem Physikstudium an der Die Promovenden im Überblick sophischer Perspektive“. Universität Graz. Der 34jährige Steirer schloß Die Erforschung des Fettstoffwechsels im Die Faszination für Computer und Tech- das Diplomstudium 2011 ab. Gemeinsam Herzmuskel, beziehungsweise die Rolle des nik war beim gebürtigen Grazer Andreas mit Andreas Windisch forschte er im Rah- Speicherfetts Triglyzerid in diesem Prozeß, Windisch ausschlaggebend, ein Physikstu- men des Doktoratskolleg „Hadronen“ am In- steht im Mittelpunkt der Arbeit von Chri- dium zu beginnen. „Die theoretische Physik stitut für Physik. Auch bei ihm lag die Quan- stoph Heier. Der 30jährige Molekularbio- eint alles, was ich liebe. Sie erlaubt Ein- tenchromodynamik im Mittelpunkt des In- loge verfaßte seine Dissertation am Institut blicke in Vorgänge in der Natur zu erhalten teresses: „Besonders war ich in meiner Dok- für Molekulare Biowissenschaften der Uni und diese zu beschreiben“, betont der 37jäh- torarbeit damit beschäftigt, Computersi- Graz im Rahmen des Doktoratkollegs „Mo- rige Physiker. Sein Forschungsgebiet und mulationen von Effekten und Phänomenen lekulare Enzymologie“. Der Fettstoffwech- Thema der Dissertation ist die Quantenchro- zu generieren, die auf sub-atomarer Ebene, sel soll auch weiterhin sein Forschungsge- modynamik, also die Theorie, welche die zum Beispiel innerhalb eines Protons passie- biet bleiben. starke Wechselwirkung zwischen den funda- ren“, erzählt Hopfer. Nach dem Studium Bereits als Jugendlicher interessierte sich mentalen Bausteinen der Atomkerne be- faßte er den Entschluss, in die Privatwirt- der 32jährige Philosoph Richard Paul Hof- schreibt. Nach dem Doktoratsstudium an der schaft zu wechseln; derzeit arbeitet er in einer mann für sein späteres Studienfach: „Ich Uni Graz, das er auch als Teilnehmer des Wiener Firma, die sich auf Mikrowellen- habe angefangen, philosophische Bücher zu Doktoratskollegs „Hadronen im Vakuum, Tomographie spezialisiert hat. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 89 Wissenschaft & Technik Nanostrukturen, die sich auf Knopfdruck bilden Bausteine, die sich ganz von selbst zu komplizierten Strukturen zusammenfügen, wurden an der TU Wien entwickelt.

enn man winzige Nanostrukturen her- Wstellen will, kann man entweder genau die richtigen Bausteine aneinanderfügen oder ein Material mit Präzisionswerkzeugen zu- schneiden. Viel praktischer ist es allerdings, wenn man Moleküle hat, die sich ganz von selbst zu einer wohlgeordneten Struktur zu- sammenbauen. Einem Forschungsteam von der TU Wien, der KU Leuven (Belgien) und dem MPI Mainz (Deutschland) gelang es nun, Moleküle je nach angelegter elektrischer Span- nung zwischen zwei- und dreidimensionale Anordnungen hin und her wechseln zu lassen.

Umschalten zwischen verschiedenen Nanostukturen Man würde erwarten, daß sich Moleküle auf einer Oberfläche einfach ganz zufällig anordnen, wie Spielzeugkugeln, die man über den Boden rollen läßt. Oft ist das auch so – doch manche Moleküle können mehr. „Wenn zwischen ihnen die richtigen Kräfte wirken, verbinden sie sich automatisch zu einer komplexen Struktur“, erklärt Stijn Mertens. Er ist am Institut für angewandte Physik der TU Wien, für das Labor für elek- trochemische Oberflächenphysik zuständig. Diesen Effekt zu kontrollieren ist meist sehr schwierig. Nun konnte eine Methode gefun- den werden, das positiv geladene Molekül PQP+ sogar zwischen verschiedenen Ord- nungszuständen wechseln zu lassen. Die Moleküle werden auf einer ebenen Goldfläche aufgebracht und dann mit einer Foto: TU Wien Elektrolytlösung bedeckt. Zwischen dem Manche Moleküle ordnen sich auf einer Oberfläche auf ganz bestimmte Weise an – und im optimalen Fall läßt sich das Verhalten sogar steuern. Golduntergrund und der Elektrolytlösung wird dann eine elektrische Spannung ange- Sechseckige Blumenmuster „Dieses Maß an Kontrolle und Reprodu- legt und die Moleküle bilden eine poröse Zunächst bilden die Moleküle sechsecki- zierbarkeit ist bei selbstorganisierenden Struktur. Je stärker der Golduntergrund ne- ge, blütenartige Strukturen aus. Erhöht man Molekülen ungewöhnlich“, sagt Mertens. gativ aufgeladen wird, umso mehr PQP+ die Spannung, drehen sich die Moleküle und Insbesondere der Wechsel zwischen zwei- Moleküle können sich pro Fläche anlagern. rücken auseinander. In der Mitte jeder Sech- und dreidimensionalen Strukturen konnte Daher können sich je nach elektrischer Span- sergruppe wird dann ein Platz für ein zusätz- vorher noch nie beobachtet werden wenn nur nung unterschiedliche geordnete Muster liches Molekül frei und eine neue, dichtere eine einzige Sorte chemischer Bausteine ver- ergeben. „Je höher die Ladung im Gold, Struktur entsteht. Erhöht man die Spannung wendet wird. „Nützlich könnte das für künst- umso dichter wird die Überdeckung mit den weiter, rücken die Moleküle schließlich liche Rezeptoren, hochspezifische Detekto- PQP+ Molekülen“, erklärt Stijn Mertens. übereinander und formen eine dreidimensio- ren oder neue, intelligente Materialien sein“, „Bei all diesen Beispielen von Selbstorgani- nale Struktur. Mit Hilfe von Rastertunnel- hofft Mertens. Auch Flüssigkristall-Displays sation legt die chemische Struktur der Bau- mikroskopen kann man die winzigen Struk- funktionieren auf ähnliche Weise: Auch dort steine bereits fest, welche Anordnungen in turen mit Abmessungen im Bereich von wird die Ausrichtung von Molekülen mit der Ebene möglich sind.“ wenigen Nanometern abbilden. Hilfe elektrischer Felder kontrolliert. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 90 Wissenschaft & Technik Hunde können Emotionen in Gesichtern unterscheiden KognitionsforscherInnen der Vetmeduni Vienna wiesen erstmals nach, daß Hunde zwischen fröhlichen und zornigen Menschengesichtern unterscheiden können. Vor- aussetzung dafür: Sie müssen diese Emotionen zuvor beim Menschen gelernt haben. unde können die Gesichter verschiede- Hner Menschen auf Bildern unterschei- den. Diese Fähigkeit haben die Forschenden des Messerli Forschungsinstitutes bereits 2013 nachgewiesen. Link zur Studie. Ob Hunde auch Emotionen in Gesichtern von Artfrem- den wahrnehmen können, wurde bisher noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Corsin Müller und Ludwig Huber vom Messerli Forschungsinstitut haben diese Fä- higkeit gemeinsam mit Kolleginnen im Cle- ver Dog Lab an der Vetmeduni Vienna er- forscht. Sie präsentierten 20 Hunden jeweils ein fröhliches und ein zorniges Frauengesicht nebeneinander auf einem Touch-Screen. Hunde der einen Testgruppe wurden in der Übungsphase darauf trainiert, nur fröhli- che Gesichter anzustupsen. Eine andere Gruppe sollte nur zornige Gesichter auszu- KognitionsforscherInnen der Vetmeduni Vienna wiesen erstmals nach, daß Hunde wählen. zwischen fröhlichen und zornigen Menschengesichtern unterscheiden können. Um auszuschließen, daß sich die Tiere le- diglich an auffälligen Bildunterschieden wie den hervorscheinenden Zähnen oder den Zor- nesfalten zwischen den Augen orientieren, zerteilten die Forschenden die Bilder hori- zontal. Die Hunde bekamen währen der Trai- ningsphasen also entweder nur die Augen- oder die Mundpartie zu sehen. Und tatsächlich waren die Treffer nicht zufällig. Die meisten Hunde lernten zwi- schen fröhlichen und zornigen Gesichtshälf- ten zu unterscheiden und schafften anschlies- send die korrekte Zuordnung auch spontan für komplett neue Gesichter, ebenso wie für die Gesichtshälften, die sie in der Übungs- phase nicht zu sehen bekommen hatten. Hunde, die auf fröhliche Menschenge- sichter trainiert waren, erlernten ihre Auf- Fotos: Clever Dog Lab/Vetmeduni Vienna gabe wesentlich schneller, als jene, die nur haben, schlechter abschneiden würden oder Zukunft auch mit Wölfen am Wolf Science die zornigen Gesichter anzeigen sollten. „Es die Aufgabe gar nicht lösen könnten.“ Center durchführen“, so Huber. sieht so aus, als würden die Hunde Hem- Hunde verfügen zwar über einen höher Seit drei Jahren forscht das Team um mungen haben, zornige Gesichter anzustup- entwickelten Geruch- und Gehörsinn als der Ludwig Huber im WWTF-Projekt „Like me“ sen“, erklärt der Studienleiter Ludwig Huber. Mensch, der Sehsinn der Vierbeiner ist daran, ob sich Hunde in die Gefühlswelt von „Wir gehen davon aus, daß die Hunde bei jedoch etwa sieben Mal schlechter entwickelt Artgenossen oder Menschen einfühlen kön- dieser Übung aus ihrer Erinnerung schöpfen. „Daß Hunde die menschliche Gefühlswelt nen. Projektpartner an der MedUni Wien und Sie erkennen einen Gesichtsausdruck, den auf diese Art wahrnehmen können, war bis- der Universität Wien erforschen entsprechend sie bereits abgespeichert haben“, erklärt der her noch nicht bekannt. Um die Entwicklung die empathischen Fähigkeiten der Men- Erstautor Corsin Müller. „Wir vermuten, daß dieser Fähigkeiten noch besser zu verstehen, schen.  Hunde, die keine Erfahrungen mit Menschen wollen wir diese Tests am Touch-Screen in http://www.vetmeduni.ac.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 91 Wissenschaft & Technik AeroChannel Auf dem Weg zur störungsfreien Internetnutzung im Flugzeug

ir sind es heute gewohnt, überall mit WBreitbandanbindungen Internetdienste wie Email oder Web nutzen zu können, nur während Flugreisen besteht diese Möglich- keit meist nicht. Joanneum Research führt im Auftrag der europäischen Weltraumorga- nisation ESA das Projekt AeroChannel durch, das der Verbesserung von Satelliten- verbindungen zum Fluggerät dient. Joanneum Research in Graz leitet ein Kon- sortium mit der Deutschen Luft- und Raum- fahrt (DLR), der Universität Vigo in Spanien und INMARSAT in UK, einem Anbieter von Satellitendiensten. Das Projekt wurde von Joanneum Research in einer Konkurrenzaus- schreibung gewonnen und wird im Auftrag und mit Mitteln der ESA durchgeführt. Entsprechende Satellitenverbindungen Die Meßinstrumente werden in den Hubschrauber »Alouette« III eingebaut. können Breitbandanbindungen in Zukunft jedoch ermöglichen, vorausgesetzt, die sehr komplexen Bedingungen für die Funküber- tragung lassen sich bewältigen. Abschattun- gen und Reflexionen durch Teile des Flug- geräts selbst sowie Bodenreflexionen beein- trächtigen oft die Übertragung oder verhin- dern eine Verbindung kurzzeitig gänzlich. Wei- teres bestimmen Flughöhe, Geometrie und Raumlage des Fluggeräts in Relation zum Satelliten die Qualität des empfangenen Si- gnals. Im Projekt AeroChannel geht es darum, ein Softwaretool zu entwickeln, das all diese Parameter berücksichtigt und so zeigen kann, wie und wo im Flugzeug die Signal- qualität am besten ist. In Aigen im Ennstal zeigten umfangreiche Testmessungen wie Foto: Joanneum Research / Bertram Arbesser-Rastburg Foto: Bundesheer / Christian Fiedler sich reflektierte GPS-Signale auf die Quali- Offiziersstellvertreter Martin Grill und Tanja Pelzmann vom Forscherteam tät der Satellitenverbindungen zu Flugzeu- gen auswirken können. lichen Bedingungen. „Konkret geht es bei den sungen werden noch mit dem Transportflug- Für die Durchführung der ersten Tests derzeitigen Experimenten und Messungen zeug C-130 „Hercules“ und dem Mehr- wurden mehrere an Fluggeräten des Öster- darum, Erkenntnisse und Vergleichswerte zweckhubschrauber S-70 „Black Hawk“ er- reichischen Bundesheeres angebrachte An- über die Auswirkung der Schneelage bei der folgen. Dem Auftraggeber ESA ist es wegen tennen von einem Testsender angestrahlt. Reflexion von Satellitensignalen im Flug zu möglichst guter Vergleichbarkeit wichtig, Durch die schrittweise Änderung der Aus- gewinnen“, sagt Thomas Jost vom Forscher- daß alle vier Flugzeugtypen, an denen die richtung des Flugzeuges konnten verschie- team. Messungen durchgeführt werden, von einem dene Einfallswinkel untersucht werden. Bei der Durchführung dieser Experimen- Betreiber gehandhabt werden. Für das For- Von 17. bis 19. Februar wurden, ausge- te wird das internationale Forscherteam vom scherteam von Joanneum Research war es hend vom Fliegerhorst Fiala-Fernbrugg in Bundesheer dadurch unterstützt, daß fliege- daher klar, „daß derartig komplexe und her- Aigen im Ennstal, mit Unterstützung durch rische Kapazitäten und luftfahrttechnische ausfordernde Aufgabenstellungen im Bereich einen Helikopter des Bundesheeres erstmals Expertise bereitgestellt werden. Bisher er- fliegerischer und technischer Unterstützung bei schneebedeckter Landschaft ausgedehn- folgten Meßflüge mit dem Flächenflugzeug nur durch die Flugkompetenz des Österrei- te Meßflüge durchgeführt. Im Spätsommer Pilatus Porter PC-6 und dem Hubschrauber chischen Bundesheers erfolgreich umgesetzt 2014 erfolgten Messungen unter sommer- „Alouette“ III. Zusätzliche Flüge und Mes- werden können“. 

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 92 Kultur Von der Schönheit der Natur. Die Kammermaler Erzherzog Johanns – von 27. Februar bis 31. Mai 2015 in der Albertina in Wien Foto: Privatbesitz Johann Kniep, Admont mit dem Hochtor, 1808

ie Albertina präsentiert 150 Meister- brechende Projekte in die Wege. Die Kom- Dwerke österreichischer Aquarellmalerei plexität seines Denkens und Vorgehens spie- aus der wertvollen Sammlung von Erzherzog gelt sich auch in den Sammlungen, die der Johann (1782-1859). Der habsburgische Vi- ,,steirische Prinz“ in Auftrag gab und anle- sionär beauftragte die Künstler Johann Kniep, gen ließ: so auch in der hochwertigen Kol- Karl Ruß, Jakob Gauermann, Matthäus Lo- lektion von 1400 Aquarellen und Zeichnun- der und Thomas Ender als seine ,,Kammer- gen mit Darstellungen vor allem alpiner Re- maler“, Ansichten von der Steiermark, Salz- gionen, die ab 1802 entstanden sind. Über burg und Tirol anzufertigen. So entstand eine einen Zeitraum von 40 Jahren beschäftigte höchst qualitätsvolle Sammlung, die Vedu- Erzherzog Johann seine ,,Kammermaler“, ten, Trachtendarstellungen sowie Aufnah- Hofmalern vergleichbar. Sie begleiteten den men von frühen Industrieanlagen umfaßt. Erzherzog bei dessen Unternehmungen und Die Bestrebungen Erzherzog Johanns Reisen und bezogen als Mitglieder seiner waren zahlreich und unterschiedlich: Ausge- Hofhaltung ein monatliches Salär. hend von seinem politischen und militäri- Johann Kniep, ein Schüler Laurenz Jalil- schen Wirken über umfangreiche Unterneh- schas, schuf für den Erzherzog ab 1802 die

mungen in Wissenschaft, Bildung und Kunst © Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum, Foto: UMJ ersten Ansichten der Steiermark. Die Tätig- bis hin zu lnitiativen in wirtschaftlichen und Leopold Kupelwieser, Erzherzog Johann keit von Karl Ruß erstreckte sich auf die gesellschaftlichen Bereichen leitete er bahn- im Rock mit grünem Aufschlag, 1828 Jahre 1810 bis 1818; er schuf die bedeutend-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 93 Kultur sten Trachtendarstellungen. Die ,,Steyrischen Prospecte“ von Jakob Gauermann, der 1818 zum Kammermaler ernannt wurde, bilden den Hauptbestand der topografischen Lan- desaufnahmen der Steiermark. Matthäus Lo- der trat 1816 in die Dienste des Erzherzogs und schilderte mit großer Einfühlung Statio- nen aus dessen Leben – vor allem Szenen der berühmten Geschichte seiner Liebe zur Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl. Thomas Ender, der letzte in der Reihe der Kammermaler, wurde als Nachfolger Loders ab 1828 in den Dienst genommen. 1837 be- gleitete er den Erzherzog auf dessen Krim- reise mit Stationen in Odessa, Konstantino- pel, Smyrna, Athen und Triest und schuf eine über 300 Aquarelle umfassende Bilddoku- mentation.

Der erste Auftrag an die Kammermaler Johann Knieps früheste Werke für Erz- herzog Johann stammen von einer 1802 un- ternommenen Reise. Sie zeigen vor allem Orte aus dem Mur- und Mürztal und bilden das visuelle Äquivalent zu einer geplanten „Beschreibung des sittlichen und politischen Zustandes der Bewohner des Thales Neuberg im Mürzthale Steyermarks“, die Erzherzog Johann ab 1810 intensiv verfolgt, welche je- doch nie veröffentlicht wird. Obwohl Knieps Arbeiten für den Erzherzog in der nur kurzen Zeitspanne von sechs Jahren entstehen, zei- gen sie künstlerische Fortschritte und ein zu- nehmendes Verständnis für die Ideenwelt des Auftraggebers. Während die ersten

Aufnahmen noch ziemlich schematisch und Privatbesitz im Kolorit eintönig erscheinen, sind die spä- Karl Ruß, Leobnerinnen, 1810/11 teren Blätter von einer natürlicheren Farbig- keit und großzügigeren Landschaftsaus- zeichnender Haltung und Adjustierung. Sie ren das überschaubare Leben auf dem Land schnitten geprägt. Bei aller dokumentari- scheinen untereinander nicht in Verbindung als wertvollen und schätzenswerten Gegen- schen Genauigkeit in der Wiedergabe der zu stehen und blicken dem Betrachter meist pol zur Beliebigkeit und menschlichen Kalte Örtlichkeit erzielt Kniep durch seine Licht- frontal entgegen; einige sind im Profil, eini- des Großstadtlebens. und Farbgestaltung eine Verklärtheit, ja ein ge in Rückenansicht zu sehen, wohl auch Entrücktsein der Natur, die unberührt und zwecks Abbildung besonderer Zierelemente »Steyrische Prospecte« unverdorben erscheint. Damit kommt der und der genauen Schnittführung der Trach- Als Erzherzog Johann 1811 das ,,Innerös- Kammermaler dem Empfinden und dem lde- ten. Obschon die umgebende Landschaft von terreichische Nationalmuseum Joanneum“ albild seines Auftraggebers entgegen. untergeordneter Bedeutung ist, sind in man- in Graz gründet, intensiviert er gleichzeitig chen Aquarellen topografische Einzelheiten die Bemühungen um eine umfassende stati- Das Exotische der steirischen Tracht enthalten, die regionale Zuordnungen er- stische Landesbeschreibung der Steiermark. Besonderer Stellenwert im Rahmen der möglichen. Auch Jakob Gauermann soll mit seinen Bild- landeskundlichen Bestandsaufnahme der Mit dieser Auftragsarbeit begibt sich Karl dokumenten dazu beitragen. Steiermark kommt den Trachtenbildern zu. Ruß, ein zum Historienmaler ausgebildeter Angesichts eines solchen Auftrags würde Aus Karl Ruß’ Schaffensperiode als Kam- Künstler, auf Neuland. Und doch bedient man nüchterne, realistische Aufnahmen von mermaler Erzherzog Johanns stammen über Ruß mit seinen Abbildungen des „einfachen Land und Leuten erwarten. Doch dies läßt 30 Trachtenblätter. In seinen monumental- Volkes“ eine ldealvorstellung, von der sein der damalige Stand der Kunstentwicklung statischen Trachtendokumentationen liegt Auftraggeber beseelt war. Durch die exakte noch nicht zu: Auch Jakob Gauermann ist der Fokus auf den Personen und deren Klei- Modellierung, den strengen Kontur und die einerseits an die Bildmuster der idealen dung. Die Trachtenfiguren erscheinen groß isolierte Stellung verleiht Karl Ruß den Fi- Landschaft, andererseits an jene der Vedute und anschaulich im Vordergrund, in kenn- guren Haltung und Würde. Sie repräsentie- gebunden. Zudem gehen die Erwartungen

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 94 Kultur Privatbesitz Jakob Gauermann, Ansicht von Bad Aussee, 1821

des Erzherzogs über eine reine Dokumen- Sammlung Erzherzog Johanns auch zahlrei- Beherrschung dieser spätbarocken Lavier- tation hinaus. Die Bilder sollen – neben der che Zeichnungen. Es handelt sich da bei vor technik gehören die Kompositionsentwürfe Wiedergabe topografischer Gegebenheiten – allem um Kompositionsentwürfe, an denen sicherlich zu den besten Leistungen des auch seine schwärmerische Sicht auf „die sich der Vorgang der Bildfindung sehr gut Künstlers. Alpen“ und „das Gebirgsvolk“ zum Aus- nachvollziehen läßt. Zudem hat er auf jenen druck bringen. ldealisierte und überhöhte Zeichnungen, die als Vorlage für Aquarelle Die steirische Eisenindustrie Schilderungen hat Gauermann bereits in sei- dienten, oft sehr genau vermerkt, wann und Als Erzherzog Johann 1813 zu einer Re- nen frühen Werken umgesetzt. Als er 1811 für wen diese ausgeführt wurden. So ermög- visionsreise nach Eisenerz aufbricht, befin- mit der Ausführung von ,,Steyrischen Pro- lichen die Blätter zusammen mit dem von det sich erstmals Matthäus Loder in seinem specten“ beauftragt wird, ist er prädestiniert ihm selbst verfaßten CEuvreverzeichnis ge- Gefolge, um fehlendes Bildmaterial zur sta- für diese Aufgabe, die er ganz im Sinn Erz- naue Datierungen seiner Werke und geben tistischen Erfassung der Steiermark zu lie- herzog Johanns erfüllt. Bei den Aufnahmen auch Auskunft über seinen Kundenkreis. fern. Es entsteht eine Fülle von Skizzen aus von lndustrie- und Gewerbebetrieben richtet Gauermann hat diese Motive zunächst oft der Arbeitswelt, die über die Jahre dazu sich das Interesse des Erzherzogs eher auf mit einem Rötelstift zart skizziert, dann zur dient, die frühesten Dokumente der steiri- die genaue Darstellung der Einrichtungen. Festlegung der Konturen mit schneller Feder schen Eisenindustrie in Aquarellen auszuar- Entsprechend nüchterner ist das Erschei- in Bistertusche gearbeitet und schließlich beiten. Für den jungen Historienmaler, der bis nungsbild der Arbeiten Gauermanns, die sehr differenzierte Lavierungen angebracht, dahin nur grazile, leicht manierierte Buch- sich diesem Thema widmen. die die Helligkeit des Papiergrunds als Licht illustrationen und Ritteridyllen geschaffen einsetzen und den Werken Lebendigkeit ver- hat, sind diese Sujets zunächst ungewohnt. Studien und Skizzen leihen. Die darunterliegende mit Bleistift ge- Doch schon bald eignet er sich eine neue Neben den ausgearbeiteten Aquarellen zogene Rasterung erleichterte die Übertra- Bildsprache an, mit der er die Kühnheit der von Jakob Gauermann befinden sich in der gung ins Aquarell. Durch die meisterhafte Technik ebenso wie die Arbeitsabläufe de-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 95 Kultur

tailgenau schildert. Arbeiter spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle. Sie werden zwar in Studien zunächst detailgetreu skiz- ziert, in den ausgeführten Werken jedoch als winzige Staffage an den Rand gerückt oder als Rückenfiguren eingesetzt. Obwohl Erzherzog Johann die soziale Not der ländlichen Bevölkerung beklagt und viel zur Verbesserung von deren Arbeitsbe- dingungen unternimmt, werden die körperli- che Anstrengung und die Mühsal des Brot- erwerbs als nicht darstellungswürdig befun- den. Die Arbeit der Knappen, Hochofenar- beiter oder Holzknechte wird mit der Tätig- keit von Jägern, Fischern, Bauern und Hirten gleichgesetzt und damit als natürlich und gottgegeben angesehen.

Das Leben auf der Alm

Neben Darstellungen der Eisenindustrie Privatbesitz und der Holzwirtschaft, die für die Erz- Matthäus Loder, Erzherzog Johann und Anna Plochl im Boot (I.), um 1824/25 schmelze von immenser Bedeutung ist, soll Loder für seinen Auftraggeber auch Viehhal- Aquarellen zu wertvollen Dokumenten zu- Erzherzog Johann und Anna Plochl: tung, Milchwirtschaft, Jagd, Fischerei, Trans- sammen. Die Ansicht selten vorkommender Die verbotene Liebe port, ländliches Wohnen, Gerät und Klei- gemauerter Hütten auf der Aflenzer Hoch- Erzherzog Johann besucht alljährlich das dung, ja selbst Spiele und Freizeitvergnügen alpe oder die riesige gemauerte Feuerstelle im Ausseerland, wo er unter den Bürgern und der Region des ,,Brucker Kreises“ dokumen- Inneren der Engelmannshütte auf der Sonn- Beamten einen Kreis Gleichgesinnter findet. tieren. schienalm sind noch heute von großem volks- Als er im August 1819 wieder in die Gegend Ab 1817 folgt er einer Marschroute, die kundlichem Wert. kommt, entsenden seine Ausseer Freunde vier Erzherzog Johann für ihn zusammengestellt Loder liefert auch Trachtendarstellungen. junge Mädchen in festlicher Tracht an das hat. Er zeichnet die Ausrüstung und Klei- Im Gegensatz zu den Ruß’schen Werken die- Ufer des Toplitzsees, um ihn willkommen zu dung der Holzknechte, Jäger, Fischer und ses Themas sind die Dargestellten hier nicht heißen und an den Grundlsee zu begleiten. Bauern, beobachtet Sennerinnen beim But- anonym, sondern porträthaft wiedergegeben. Dort besteigen sie ein Boot, das zum Gasthof tern und stellt die Ergebnisse schließlich in Auf diese Weise verleiht er den ,,Doku- Ladner übersetzt. Anna Plochl, die kaum Wien in zart und detailreich ausgeführten menten“ einen anekdotischen Reiz. 15jährige Tochter des Ausseer Postmeisters, Privatbesitz Matthäus Loder, Vermessungsarbeiten auf der Sonnschienalm, um 1820/21

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gehört zum Empfangskomitee. Johann weicht nicht mehr von ihrer Seite. Er macht ihr dis- kret den Hof und nimmt unglücklich Ab- schied: Nicht nur der unüberwindbare Stan- desunterschied, sondern auch seine finan- ziellen Verhältnisse lassen eine Verbindung völlig unmöglich erscheinen. 1822 ändert sich die Situation, als Herzog Albert von Sachsen-Teschen Johann ein Le- gat von 200.000 Gulden hinterläßt, das ihn in die Lage versetzt, ein Radwerk (einen Hochofen) in Vordernberg zu erwerben. Als Radmeister mit Wohnhaus, Waldbesitz und Höfen kann er Anna eine angesehene bürger- liche Existenz bieten, und so hält er im Au- gust bei lrdning um ihre Hand an. Mit der Erlaubnis des Kaisers wird im Frühjahr 1823 eine Hochzeit auf Burg Strechau geplant. Doch der Wiener Hof leistet massiven Wi- derstand und Johann wird gezwungen, von Privatbesitz Matthäus Loder, Das Gespräch bei Irdning (Verlöbnis), 1822 einer Vermählung Abstand zu nehmen. Ab Herbst 1823 kann er Anna nur als ,,Haus- Prinzen über den Toplitzsee, die Ankunft beim des einfachen Lebens, der Treue und Bestän- frau“ auf seinen Besitzungen ein Zuhause Gasthof Ladner und den wehmütigen Ab- digkeit beim Gießen einer Zirbe, des zähen geben. Es dauert sechs Jahre, bis der Kaiser schied bei der Traunmühle. Die Zusammen- Baumes des Hochgebirges, den der Prinz als schließlich nachgibt und die Trauung 1829 kunft in der Rosenlaube auf Burg Strechau Inbegriff steten Durchhaltens zum Wappen auf dem Brandhof in aller Heimlichkeit voll- erinnert an die aufkommenden Schwierig- des Brandhofs erwählt hat. zogen werden kann. keiten der Beziehung des sozial so ungleichen Paares. Die Zukunft wird in der gemeinsa- Schnappschüsse: Aus dem Stammbuch der Anna Plochl men Betrachtung des Erzberggipfels ange- Aus dem Leben Erzherzog Johanns Die Schilderung der Liebesgeschichte der deutet. Hier haben die beiden ihr Verlöbnis Neben den Schilderungen der Liebesge- Postmeisterstochter Anna Plochl und Erzher- erneuert. Schließlich sieht man als Abschluß schichte von Erzherzog Johann und Anna zog Johanns greift Matthäus Loder in kleine- der Reihe das Paar zusammen im Alpengärt- Plochl widmet sich Loder in vielen Blättern rem Format für Annas Stammbuch noch ein- chen des Brandhofs sitzen. Begebenheiten aus dem Leben des Erzher- mal auf. Die Folge der kostbar montierten Weitere Blätter aus dem Stammbuch zei- zogs, die er als steter Begleiter des Prinzen Aquarelle zeigt eine annähernd vollständige gen Glückwunschbillets, Vignetten oder al- miterlebt hat. So schildert er etwa ein Eis- Darstellung der Ereignisse: die Fahrt des legorische Darstellungen: Anna als Hüterin stockschießen auf dem Leopoldsteiner See Privatbesitz Thomas Ender, Konstantinopel vom Derwisch-Kloster gesehen, 1837

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 97 Kultur oder einen plötzlichen Schneeeinfall im Mai 1826 in Vordernberg, wo Loder und seine Frau auf Einladung des Erzherzogs seit 1824 jeden Sommer verbringen und im Amtshaus einquartiert werden, in dem Anna Plochl als „Hausfrau“ lebt. Immer wieder speist der Erz- herzog mit den ,,braven Loderischen“ zu Abend und preist die beiden als ein ,,Muster der Lieb und Treu“. Auch Jagdausflüge, die zu Johanns größtem Vergnügen gehören, sowie Bergbesteigungen hält Loder in soge- nannten „Erinnerungsblättern“ für seinen Auftraggeber fest. Auch anekdotische Schil- derungen befinden sich darunter, zum Bei- spiel die Abfahrt vom Ankogel, die sich auf die Besteigung im August 1826 bezieht. Beim Abstieg hatten der Prinz und seine Jäger auf ihren Mänteln eine Schneefahrt ge- macht. Wir sehen Loder – wie üblich mit Frack und Zylinder – zusammen mit seinem Herrn ins Tal rutschen. Dies gibt insofern Rätsel auf, als der Maler in Wirklichkeit bei Privatbesitz einer Hütte zurückgeblieben ist, um zu Matthäus Loder, Wasserfälle im Tischlerkar bei Gastein, 1827 zeichnen. Auch seine Lungenkrankheit hat ihn daran gehindert, den Prinzen auf seiner Erzherzog Johann als Jäger, Anna PlochIals Auftraggeber im Zusammenhang mit diesen waghalsigen Abfahrt zu begleiten. Sennerin oder Gärtnerin. Arbeiten notiert, nun könne man endlich ,,Wahrheit“ in den Landschaften sehen, so Im hellen Licht: Die aufgeräumten Fallende Wasser: bezieht sich dies nicht allein auf die sachli- Anwesen Erzherzog Johanns Gastein und die Alpenidylle che Genauigkeit im Detail – vielmehr ent- Der Aufgabenbereich des Kammermalers ,,Sein Ernst ist mein bester Gesellschaf- spricht die Überhöhung der Gebirgslandschaft erweitert sich, als der Prinz die Abbildung ter“, notiert Erzherzog Johann in sein Ta- zum idyllischen Ort einer Wirklichkeit, wie der eigenen Besitzungen für Erinnerungs- gebuch, als er sich mit Matthäus Loder im sie im Weltbild des Erzherzogs existiert. alben beauftragt. Die Darstellung des Brand- August 1826 in Gastein aufhält. Oft reisen hofs mit den neuen Stallungen steht am Be- sie im einspännigen offenen Wagen unter Die Besitzungen Erzherzog Johanns ginn dieser Reihe. Matthäus Loder versteht dem Jubel der Bevölkerung durch das Land. Mit Thomas Enders Berufung zum Kam- es, seine künstlerischen Fähigkeiten gänz- Es muß Ehre und Ansporn für Loder gewe- mermaler tritt die von Erzherzog Johann ur- lich der Ideenwelt Erzherzog Johanns anzu- sen sein, zum engsten Gefolge des beliebten sprünglich verfolgte Idee der systematischen passen. Im Gegensatz zu den Arbeiten Jakob Prinzen zu gehören. Erfassung der Steiermark in den Hinter- Gauermanns, an denen der Erzherzog vieles In den vier Wochen, die dieser Aufenthalt grund. Steirischen Gegenden widmet sich als ,,gewaltig gehudelt“ beanstandet, beste- dauert, begleitet der Kammermaler seinen der Künstler vornehmlich nur in Zusammen- chen Loders Blätter durch höchste Sorgfalt. Herrn auf Ausflügen zu Gipfeln, Bergwer- hang mit den Besitzungen des Erzherzogs: In akribischer Detailtreue zeichnet er nicht ken oder Aussichtspunkten der spektakulä- So entsteht eine Serie von Arbeiten, die den nur Gebäude, Wege, Zäune oder Saatbeete, ren Alpenregion. Hier entstehen die Vorar- Brandhof und dessen Umgebung, etwa die sondern auch die Kleidung und Ausrüstung beiten für die kostbaren Landschaftsansich- Seebergalpe, zeigen. Die Erbschaft nach Her- der oft nur wenige Millimeter großen Szene- ten, die im Winter und in den folgenden Jah- zog Albert von Sachsen- Teschen ermöglicht rien. Unter Anwendung der ,,Micropsie“, die ren ausgeführt werden. Erzherzog Johann den Ankauf eines weite- auch entfernter Liegendes in einer Schärfe Um der ungewohnten Thematik von ren steirischen Anwesens: 1822 erwirbt er darstellt, die eigentlich große Nähe voraus- Schluchten und Wasserfällen gerecht zu wer- ein Weingut in Pickern bei Marburg, das zu setzt, umgeht er die Gesetze der Perspektive. den, verläßt Loder die reine Aquarellmalerei, einem Musterweingut mit nachhaltigem Ein- Auf diese Weise erscheinen die Darstellungs- experimentiert mit Deckfarben auf getöntem fluß auf den steirischen Weinbau werden soll gegenstände bis tief in den Hintergrund in Papier und entwickelt Formeln für sprudeln- und auf dem er ab 1827 ein herrschaftliches kristalliner Klarheit. Gleichzeitig entwickelt des Wasser und feine Gischtwolken. Die ein- Winzerhaus errichten läßt. Seinen lang ge- Loder ein breites Repertoire formelhafter drucksvolle Lage des Badeortes fordert aller- hegten Wunsch nach einem Landsitz bei Versatzstücke, die er für Bäume, Wald, Fel- dings auch im Bildaufbau neue Lösungen. Graz erfüllt sich Johann 1840, als er das in sen oder Wasser zur Anwendung bringt. Die Hat Loder bereits bisher dem Vordergrund nur der Weststeiermark gelegene ehemalige Staffage erinnert an die zarten, eleganten Fi- geringe Bedeutung beigemessen, so läßt er Augustinerchorherrenstift Stainz kauft. Es guren seiner Buchillustrationen. Dabei er- ihn auf den Gasteiner Blättern oft völlig un- wird zum eigentlichen Familiensitz der Gra- setzt Loder die für die Idylle typischen Hir- beachtet und erhebt das ferne Panorama al- fen van Meran, der Nachkommen des Erz- tenszenen oft durch Darstellungen des Paares: lein zum Darstellungsgegenstand. Wenn der herzogs. Mit Schloß Schenna bei Meran be-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 98 Kultur Privatbesitz Thomas Ender, Ansicht von Brixen, 1845 sitzt Erzherzog Johann ab 1845 schließlich Matthäus Loder, zeigen Besitzungen des Erz- steigt. Ender begleitet ihn auf vielen Wan- auch ein Tiroler Anwesen. Hier wird er nach herzogs. Auch das Jägerzimmer wird mit derungen, so auch auf den Gamskarkogel Überführung seiner sterblichen Überreste aus kostbaren Glasgemälden, diesmal von Gott- zur feierlichen Eröffnung der Hütte, die der Graz in dem ab 1860 im neogotischen Stil lob Samuel Mohn, ausgestattet. Jakob Gauer- Erzherzog auf dem Gipfelplateau hat erbau- erbauten Mausoleum 1869 seine letzte Ru- mann und Ludwig Ferdinand Schnorr von en lassen. Zahlreiche Ansichten von Gastein hestätte finden. Carolsfeld liefern entsprechende Entwürfe und Umgebung folgen im Laufe seiner Tä- für Szenen, die unter anderem ländliches Ar- tigkeit als Kammermaler. Während die früh Der Brandhof: Ein feudaler Hort beitsleben und lndustrie zum Thema haben. entstandene idyllische Ansicht des Engli- bürgerlichen Ordnungssinns Zudem wird das Jägerzimmer mit Porträts schen Kaffeehauses einen lebendigen Ein- Der Brandhof bei Mariazell wird für Erz- der Kaiser Franz II. (I.) und Maximilian I. druck des Gasteiner Fremdenverkehrs der herzog Johann der wichtigste Besitz. Er er- sowie mit einem Bildnis Andreas Hofers Biedermeierzeit vermittelt, zeigen die späte- wirbt den ehemaligen Bauernhof am 22. Juli versehen. ren Werke deutlich Enders Hinwendung zum 1818. Hier entsteht eine Musterwirtschaft, Die Integration von Szenen aus Johanns reinen Landschaftsbild, das für seine weite- die auf die rauen obersteirischen Verhältnis- Biografie und aus dem Land- und Arbeits- ren Arbeiten für Erzherzog Johann bestim- se ausgerichtet ist. leben in die Ausstattung des Brandhofs ist mend wird. Wie präzise der Künstler bei sol- Nach Zuerkennung einer großen Summe als Innovation zu werten. chen Aufnahmen die topografischen Gege- aus dem Testament seines Onkels Herzog benheiten berücksichtigt hat, belegt die Aus- Alberts von Sachsen-Teschen, des Gründers En plein air. Malerei in der Natur sicht vom Kree-Törl ins Großarltal mit den der Albertina, wird der Brandhof ab 1822 Als Matthäus Loder im Herbst 1828 ver- Beschriftungen am oberen Blattrand. erweitert und kunstvoll ausgestattet. Den stirbt, tritt der bereits arrivierte Künstler Speisesaal läßt Johann von Joseph Daniel Thomas Ender die Nachfolge als Kammer- Der Großvenediger: Böhm mit Statuen der habsburgischen Ahnen maler Erzherzog Johanns an. Nachdem er Die Erforschung des ewigen Eises schmücken. Dargestellt sind Erzherzog Fer- sich zunächst der ungewöhnlichen Aufgabe Im August 1828 startet Erzherzog Johann, dinand von Tirol (der mit Philippine Weiser zu widmen hat, die von Loder unvollendet der als ,,Pionier des Alpinismus in den Ost- vermählt war und ein ähnliches Schicksal wie hinterlassenen Arbeiten fertigzustellen, ent- alpen“ in die Geschichte eingehen wird, den Erzherzog Johann mit Anna Plochl nahm); stehen ab dem Frühjahr 1829 die ersten eigen- kühnen Versuch, den bis dahin unberührten Karl van Innerösterreich, Maximilian I. und ständigen Werke für seinen neuen Auftrag- Gipfel des Großvenedigers zu besteigen. Das Rudolf I. Die Hauptgruppe zeigt in der Mitte geber. Im Sommer reist er – wie vor ihm Lo- Unternehmen scheitert nur 300 Meter unter Kaiser Leopold II., der seinen Sohn, Kaiser der – im Gefolge des Erzherzogs nach Ga- dem Gipfel dramatisch, als eine Lawine den Franz I., segnet. Die Glasfenster, gefertigt stein, wo dieser am liebsten seine Sommer Führer der Gruppe mit sich reißt. Erst Jahre von Anton Kothgasser nach Entwürfen von verbringt und die umliegenden Berge be- später, 1841, gelingt die Erstbesteigung, an

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 99 Kultur Privatbesitz Thomas Ender, Großglockner mit Pasterze, 1832 der Erzherzog Johann allerdings nicht betei- Großvenedigers keineswegs gedämpft: Im Aquarell und Ö1 von ihm ausgeführt – ge- ligt ist. Der unbezwungene Berg übt eine Jahr 1832 folgt der Versuch, die Glockner- meinsam mit den Ansichten der Venediger- große Faszination auf den Erzherzog aus. Es gruppe zu bezwingen. Johann bricht mit gruppe zu den frühesten realistischen Hoch- gehört daher zu Enders wichtigsten Aufga- einem größeren Gefolge, dem auch Thomas gebirgsdarstellungen zählt. ben gleich zu Beginn seines Dienstes als Ender angehört, am 8. August 1832 von Hei- Kammermaler, das Venedigermassiv im Bild ligenblut aus auf und wandert durch das Der Erhabenheit der Tiroler Berge festzuhalten. Er fertigt beeindruckende Auf- Mölltal Richtung Kaprun. In der Gegend des Erzherzog Johann fühlt sich dem Land nahmen dieser Hochgebirgsregion an, die Schwarzkopfs wird die Expedition abgebro- Tirol, in dem er ab 1801 als Generaldirektor gemeinsam mit den rund um Gastein ent- chen; den ,,hohen breiten Eiskopf, den nie- des Genie- und Fortifikationswesens tätig standenen Arbeiten zu seinen frühesten mand zu nennen wußte“, wie der Erzherzog ist, aufs Engste verbunden. Als Tirol im Preß- Gletscherbildern gehören. Erzherzog Johann vermerkt, besteigt die Gruppe nicht mehr. burger Frieden an Bayern abgetreten werden findet großen Gefallen an diesen Werken; Dieser Firngipfel, der die Pasterze im Hin- muß und der Erzherzog sich für den aufstän- führen sie ihm nicht nur die Schönheit der tergrund abschließt, erhält schließlich von dischen Alpenbund engagiert, wird er von österreichischen Gebirgswelt vor Augen, dem Botaniker David Heinrich Hoppe zu Fürst Metternich mit einem Betretungsver- sondern auch mit ihr verknüpfte persönliche Ehren des Erzherzogs und dessen versuchter bot für Tirol belegt, das erst 1833 aufgehoben Erlebnisse. Er entscheidet vermutlich nicht Erstbesteigung den Namen ,,Johannisberg“ wird. Tirol tritt sofort wieder in den Blick- zuletzt aufgrund der Großvenediger-Aufnah- und erinnert so bis heute an den berühmten punkt seines Interesses und erschließt auch men, daß Ender ihn auf seiner nächsten gros- Alpinisten aus dem Hause Habsburg. seinem Kammermaler Ender ein neues Be- sen Expedition begleiten soll. Sie führt auf Die Gletscherdarstellungen, die im Zuge tätigungsfeld. Dessen intensive Auseinander- die Glocknergruppe und bedeutet für Enders dieser pionierhaften Expedition entstehen, setzung mit Tirol beginnt mit einer Reise im künstlerische Entwicklung im Rahmen sei- markieren einen ersten Höhepunkt in Enders Jahr 1839 nach Südtirol. Tirol wird auch für ner Kammermaler-Tätigkeit einen ersten Hö- Schaffen für Erzherzog Johann und demon- seine weitere Tätigkeit als Kammermaler das hepunkt. strieren in ihrer malerischen Erfassung der bestimmende Thema bleiben. Auch hier wid- Wirklichkeit seine Meisterschaft auf dem Ge- met sich Ender in erster Linie den Alpenge- Am Großglockner: biet der Landschaftskunst. Kaum eine Dar- bieten und unter denen das detailreiche Pa- Der zähe Strom des Eises stellung des Künstlers ist so bekannt gewor- norama mit dem imposanten Blick über den Erzherzog Johanns alpinistischer Eifer ist den wie die des Großglockners mit der Pa- Stadtteil Galata und auf das Goldene Horn durch die gescheiterte Erstbesteigung des sterze, die – in vielen weiteren Fassungen in Richtung Altstadt das beeindruckendste ist.

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 100 Kultur

Die Akropolis: Krone des Abendlands sen Aquarelltechnik, in der Ender die unter- produktiven Tätigkeit des Kammermalers für Am 18. Oktober tritt die „Marianne“ von schiedlichsten Motive in charakteristischen Erzherzog Johann, die er in seinem Bericht an Konstantinopel aus über Smyrna (Izmir) und Lichtstimmungen festgehalten hat, von be- diesen mit den programmatischen Worten zu- Syra (Syros) die Weiterreise nach Athen an, sonderem Reiz sind. sammenfaßt: „Meine Aufgabe ist, das Ganze wo zunächst Quarantäne gehalten werden zu erfassen, ich fühle mich recht glücklich, muß. Mit einer Schifffahrt zum Isthmus von Südtirol: Der letzte Auftrag die Schönheit [...] durch mein Kunststreben Korinth und der Besichtigung der Festungs- Die erste Reise nach Südtirol, die Tho- für meinen gnädigsten Herrn in Bildern der anlage Akrokorinth verkürzt man sich die mas Ender 1839 im Auftrag Erzherzog Jo- Zukunft aufbewahren zu dürfen.“ Wartezeit. Nach Aufhebung der Quarantäne hanns unternimmt, hinterläßt bei ihm einen am 1. November wird Athen erkundet. Der bleibenden Eindruck. Er ist, wie seinen aus- Die Sammlung von Modellen Anblick der Akropolis hinterläßt einen tiefen führlichen Briefen an den Auftraggeber zu landwirtschaftlicher Geräte Eindruck bei Erzherzog Johann: „lch trennte entnehmen ist, regelrecht verzückt von der Das heutige Universalmuseum Joanneum, mich schwer von dem Parthenon, es ist das Vegetation und schwärmt von den fruchtba- eine Gründung Erzherzog Johanns, verwahrt Schönste, was Athen, was Griechenland aus ren Ebenen, den schönen Weinpflanzungen eine große Anzahl von Sammlungen, die zu- der Vorzeit zu zeigen hat, dazu noch alles, was und ungewöhnlichen Gebirgsformationen. meist auf Stiftungen des Erzherzogs oder auf die Akropolis enthält, und die herrliche Lage Auf seinen in den Sommer- und Herbst- seine Anregung zurückgehen. Das gilt auch derselben, die ferne Aussicht über den Piräus monaten unternommenen Reisen der folgen- für die Sammlung von Modellen landwirt- und das Meer.“ Zahlreiche Ansichten Enders den Jahre entstehen Ansichten von Städten, schaftlicher Geräte. Zwecks Förderung neuer entstehen, die den Zustand der antiken Stadt- Gebirgspassen und pittoresk gelegenen Schlös- Technologien und Methoden in der Land- festung vor den Freilegungen und Wieder- sern, Burgen und Ruinen, die die Südtiroler wirtschaft und im Hinblick auf eine Moder- herstellungen des späteren 19. Jahrhunderts Landschaft prägen. Die Blätter zeigen deut- nisierung von Maschinen und Geräten regte zeigen. lich Enders immer stärkere Hinwendung zu Erzherzog Johann den Bau entsprechender Die Heimreise führt entlang der dalmati- kräftigen, satten, vorzugsweise braun-grünen Modelle an. Ausgeführt wurden diese von nischen Küste Richtung Triest, wo die ge- Farbtönen, zu einem malerischer werdenden Mitgliedern der Landwirtschaftsgesellschaft, samte Delegation einen Monat in Quarantä- Pinselstrich und zu größeren Formaten. Es einer erzherzöglichen Gründung des Jahres ne bleiben muß. In dieser Zeit arbeitet Ender sind die Arbeiten eines versierten Künstlers 1819. Die Modelle waren leicht zu transpor- an der Fertigstellung seiner Aquarelle der in der Hochblüte seines Schaffens, der die tieren und dienten der Veranschaulichung Krimreise. In der Sammlung Erzherzog Jo- Technik des Aquarells souverän beherrscht. technischer Neuerungen, einschließlich je- hanns haben sich über 220 Werke, die im Zu- Ein besonderes Zeugnis seiner letzten für ner Kenntnisse, die der Erzherzog auf einer sammenhang mit dieser denkwürdigen Tour seinen Auftraggeber 1847 unternommenen Studienreise 1815/16 nach England und in entstanden sind, erhalten. Es sind kulturhisto- Reise ist ein Panorama, das Ender am Garda- die Niederlande erworben hatte.  rische Dokumente, die aufgrund der virtuo- see aufnimmt. Es steht am Ende der überaus http://www.albertina.at Privatbesitz Jakob Gauermann, Brunn bei Wildalpen, 1812

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 101 Kultur Schaulust. Die erotische Fotografie von Alfons Walde. Der Landschaftsmaler als Aktfotograf. Sonderausstellung im Museum Kitzbühel von 15. Feber bis 23. Mai 2015

lfons Waldes Schneelandschaften und AWintersportmotive sind so populär wie gesucht und haben das Bild Tirols und ins- besondere Kitzbühels als mondänes Mekka für Wintersportler geprägt. Kaum bekannt da- gegen ist Waldes Passion für die Fotografie, die er vor dem Ersten Weltkrieg für sich ent- deckte. Sie ist Thema einer Sonderausstel- lung, die seit 15. Februar im Museum Kitz- bühel zu sehen ist. Unter dem Titel „Schaulust. Die erotische Fotografie von Alfons Walde“ bietet die von Peter Weiermair und Rebekka Reuter für das Wiener Fotomuseum Westlicht kuratierte Schau einen Einblick in das fotografische Archiv des Künstlers, dessen Fokus auf dem weiblichen Akt liegt. Klassische Posen aus der kunsthistorischen Tradition wechseln da- bei mit aufreizenden, eher spielerischen In- szenierungen. Gegenüberstellungen mit Zeichnungen und Gemälden zeigen, daß Walde den damals neuen Farbfilm von Agfa und die Leica als fotografisches Skizzen- buch für seine Malerei nutzte. Aus der Fülle des fotografischen Nach- lasses – etwa 250 Schwarz-Weiß-Filmrollen, 2000 Farbdiapositive, Vintageprints und Kon- taktbögen – wurden rund 120 Motive ausge- wählt, fotografiert vor allem in den 1920er- bis 1940er-Jahren. Vintage Prints und neue Abzüge dieser einzigartigen Farbdias begeg- nen in der Ausstellung Arbeiten aus Waldes zeichnerischem und malerischem Werk. In der Gegenüberstellung wird die Bedeutung der Fotografie für sein Gesamtwerk deutlich.

Buch Zur Ausstellung erschien im Haymon Verlag das Buch „Schaulust. Die erotische Fotografie von Alfons Walde“, herausgege- ben von Peter Coeln, mit einem Text von Pe- ter Weiermair und einem Gespräch zwischen Rebekka Reuter, Carl Kraus und Michael © Alfons Walde / Bildrecht, 2014, Wien Walde-Berger. ISBN 978-3-7099-7170-3 Alfons Walde, Anonym, um 1940, Fine Art Print vom Originaldia

Das Museum mit seiner Neueröffnung im Dezember 2002 die ebenso lange wie spannende kulturelle Der „Museum Kitzbühel Förderverein“ hat verwirklicht. Mehrere hundert Mitglieder, Tradition Kitzbühels, die hier ihre Präsenta- die Förderung des Museums der Stadtge- Förderer und Gönner des Vereins haben dazu tionsplattform findet, noch bekannter ge- meinde Kitzbühel zum Anliegen. wesentlich beigetragen. macht und in den Mittelpunkt verschiedener Das erste große Ziel, die Neugestaltung Die Neueröffnung war aber nur ein erster Aktivitäten gestellt werden.  des seit 1934 bestehenden Museums, wurde Schritt. In Zukunft sollen das Museum und http://www.museum-kitzbuehel.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 102 Kultur Thomas Feuerstein. Psychoprosa. Ausstellung in der Galerie im Taxispalais Innsbruck von 7. März bis 10. Mai 2015

n seiner Ausstellung „Pspychoprosa“ setzt Ider österreichische Künstler Thomas Feuerstein (geboren 1968 in Innsbruck, er lebt in Wien) biochemische Prozesse als künstlerisches Ausdrucksmittel ein und schafft eine Installation im Grenzbereich zwischen Kunst und naturwissenschaftlicher Versuchsanordnung. Er verwandelt die Räu- me der Galerie im Taxispalais in ein zu- sammenhängendes Ensemble aus Gewächs- haus, Laborküche, Kühlraum und Fabrik. Die über Schläuche untereinander in Verbin- dung stehenden Apparaturen und Objekte erscheinen als handelnde Akteure: Substan- zen werden in gläsernen Skulpturen von un- sichtbaren Laboranten transformiert, Kühl- schränke öffnen und schließen sich wie von Dämonen und Geistern belebt, transparente schleimige Fäden tropfen von raumgreifen- den gläsernen Installationen. Thomas Feuerstein stellt in seinen Wer- ken, die neben den Medien Skulptur und In- stallation auch Grafik, Malerei, Fotografie und Netzkunst einschließen, vielschichtige Bezüge zu Biologie, Technologie, Wissen- schaftstheorie, Ökonomie, Philosophie und Kulturgeschichte her. Prägend für sein künstlerisches Schaffen ist die Auseinan- dersetzung mit unterschiedlichen Theorien und deren ästhetische Aneignung. Er nutzt naturwissenschaftliche Methoden, um in sei- nen prozessualen Installationen das Fakti- © 2015 Bildrecht, Wien sche mit dem Fiktiven zu verschränken, den Thomas Feuerstein, »Frau D.«, 2015, Glas, Kühlschrank, Heizpilz, Wahrheitsanspruch wissenschaftlicher Erklä- 200 x 64 x 55 cm, Courtesy Thomas Feuerstein rungsmodelle zu dekonstruieren und neue Pilze kultiviert werden. Die organischen Ma- besucher freilich nicht erfährt, sondern nur Bedeutungszusammenhänge entstehen zu terialien werden in gläserne Skulpturen fantasieren kann, in der Ausstellung als rea- lassen. Chemisch-physikalische Vorgänge gepumpt, um über einen chemischen Prozess ler Prozess gespiegelt. Die Entgrenzung zwi- werden zu Metaphern für gesellschaftliche ein synthetisches Halluzinogen zu gewin- schen Innen- und Außenwelt ist ein zentraler Strukturen, Vorstellungen aus der antiken nen:das bislang in der Natur nicht vorkom- Aspekt in Feuersteins „Psychoprosa“. Der Philosophie mischen sich in dem von mende Molekül Psilamin. Aus der restlichen Schleim, der sich thematisch wie real durch Feuerstein eröffneten Forschungsfeld der Biomasse der Algen und Pilze geht ein die gesamte Ausstellung zieht, nimmt einer- Daimonologie mit Phänomenen der heutigen Schleim hervor, der durch Erhitzen, Kühlen seits Bezug auf die Horrorliteratur und ihren technologisierten Welt. und Rühren zu einem Material von zähflie- frühen Meister H. P. Lovecraft (1890-1937), Die Ausstellung in der Galerie im Taxis- ßender Konsistenz wird: Dicke Fäden und andererseitsverweist er – als soziale Meta- palais verknüpft neue Arbeiten mit einigen Schlieren formen sich zu einer transparen- pher – auf Fragen nach der Definition des älteren,zuvor in Tirol noch nicht ausgestell- ten, liquiden Skulptur. Würde man sich die Individuums und gesellschaftlicher Entgren- ten Werken, zu einem eigenen Narrativ. Die „molekulare Skulptur“ Psilamin einverlei- zung. installativen Arbeiten werden durch Grafi- ben, würden sich feste Gegenstände in der Die Ausstellung wurde in Kooperation ken und ein Hörstück ergänzt, die weitere Wahrnehmung verflüssigen und zerfließen. mit dem Frankfurter Kunstverein und dem Interpretationsräume öffnen. Am Anfang So wird die psychotrope Wirkung der hallu- Kunstverein Heilbronn verwirklicht.  steht ein Gewächshaus, in dem Algen und zinogenen Substanz, die der Ausstellungs- https://www.galerieimtaxispalais.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 103 Kultur Küchen/Möbel. Design und Geschichte Das das Hofmobiliendepot • Möbel Museum Wien lenkt von 4. März bis 26. Juli 2015 die Aufmerksamkeit auf das Thema Küche. © Bundesmobilienverwaltung, Standort: Silberkammer, Hofburg Wien Die große Hofküche in der Wiener Hofburg, Fotografie um 1905

n zwölf Stationen wird die Kulturgeschic- Jahrhunderts, erste Kühlschränke, eine origi- auf erhöhte Bereiche. Bis in die Neuzeit blieb Ihte der Küchenausstattung schlaglichtartig nale „Frankfurter Küche“ von Margarete auch in den Stadtwohnungen die „Rauch- und kompakt in Szene gesetzt – von der ein- Schütte-Lihotzky, vier unterschiedliche Ein- kuchl“ Standard – mit Herden, von denen fachen Feuerstelle in der Steinzeit bis zu den bauküchen aus den 1950er-Jahren sowie der Rauch zunächst direkt in den Raum, spä- Küchenrevolutionen und zu futuristischen futuristisch-experimentelle Design-Küchen ter immerhin durch einen Rauchfang ins Design-Entwürfen des 20. und 21. Jahrhun- von Coop Himmelb(l)au, Otl Aicher, EOOS Freie stieg. derts. Damit findet die Themenreihe zur und chmara.rosinke. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte „Geschichte der Wohnkultur“ nach Ausstel- ein revolutionärer Entwicklungsschritt: Die lungen über Kindermöbel, Sanitäreinrichtun- Von der Feuerstelle zur Hi-Tec Küche Serienfertigung geschlossener Herde für Holz gen und das Wohnen in der Zwischenkriegs- Die Fähigkeit Feuer zu machen und Es- und Kohle, später auch für Gas oder Strom, zeit von 4. März bis 26. Juli 2015 im Hofmo- sen zu kochen gehört zu den frühesten kultu- ermöglichte nunmehr rauchfreie, saubere biliendepot • Möbel Museum Wien ihre rellen Leistungen der Menschheit. Daher Küchen. Das machte die Arbeit für die Kö- Fortsetzung. nimmt die Ausstellung ihren Ausgangpunkt chInnen nicht nur wesentlich gesünder, die Zu den zentralen Exponaten der von Eva genau dort – bei der simplen Feuerstelle. Küche konnte damit auch näher an den sepa- B. Ottillinger kuratierten und von polar÷ Ar- Jahrtausendelang wurde auf offenem raten Wohn- und Essbereich rücken. chitekten gestalteten Schau zählen unter- Feuer gekocht, in der Entwicklung des Ko- Traditionellerweise versorgte eine Küche schiedliche Herdmodelle mit Holz-, Kohle-, chens und Heizens tat sich erstaunlich das gesamte Hauswesen, ob Bauernhof, städ- Gas- und Strombetrieb, exquisite höfische wenig. Die Feuerstelle wanderte lediglich tisches Bürgerhaus, Kloster oder Schloß. Je Kochtöpfe und -pfannen des 18. und 19. vom Freien in feste Häuser und vom Boden höher der Stand, desto umfangreicher war

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 104 Kultur © Freilichtmuseum Stübing bei Graz Rauchstube des Sallegger Moar Sallegg bei Birkfeld 1409 im österreichischen Freilichtmuseum Stübing bei Graz

das Kochgeschirr: Die Hofküche des 18./19. Jahrhunderts verfügte über unzählige Koch- töpfe, Pfannen und Backformen. Das bewegte 20. Jahrhundert fand auch im Küchendesign seinen Niederschlag. Zu- nächst ermöglichte die sukzessive Einleitung von Wasser, Gas und Strom in alle Großstadt- wohnungen eine Standardisierung der Kü- cheneinrichtung in Form normierter Schrank- elemente und fix eingebauter Elektrogeräte. Bereits um 1900 entwarfen Architekten des deutschen Jugendstils und der „Wiener Mo- derne“ wie Peter Behrens, Josef Hoffmann oder Karl Witzmann neuartige Küchenmöbel für Villen und Wohnungen. In der Zwischenkriegszeit beschäftigte sich die Designer-Avantgarde im „Roten Wien“, im „Neuen Frankfurt“ sowie am Bau- haus in Weimar und Dessau sehr intensiv mit der Standardisierung der Kücheneinrich- tung. Konzepte für Zeit- und Platzersparnis sowie rationelle Arbeitsabläufe bestimmten die Entwürfe. Die „Frankfurter Küche“ der Wiener Architektin Margarete Schütte-Li- hotzky ist das bekannteste Beispiel dafür – ein Original aus Frankfurt wird Küchen- schränken von Siegfried Erdö aus Wien oder

jenen von Bauhaus-Schüler Erich Dieck- © Bundesmobilienverwaltung, Foto: Lois Lammerhuber / Standort: Hofmobiliendepot, Möbel Museum Wien mann gegenübergestellt. Eine typische Küche von 1955/60 aus der Sammlung des Hofmobiliendepots

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 105 Kultur

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Siegeszug der Einbauküche, die gemeinsam mit dem Kühlschrank für breite Bevölke- rungsschichten zur Selbstverständlichkeit wurde. Wiener Tischler boten diese soge- nannten „amerikanischen Küchen“ in den 1950er und 1960er Jahren ebenso an wie das Möbelprogramm „SW – Soziale Wohnkul- tur“, das die möglichst flächendeckende Ver- sorgung mit günstiger, aber praktikabler und formschöner Einrichtung zum Ziel hatte. Neben automatisierten Küchengeräten ka- men auch immer mehr Fertignahrungsmittel auf den Markt. Diese „fortschrittlichen“ Küchen transportierten jedoch ein erstaun- lich konservatives Weltbild. Für die Frauen hieß es „zurück an den Herd“: Die Werbe- botschaften zeigten sie adrett und entspannt in ihrer perfekten Küche beim Zubereiten der unkomplizierten, aber schmackhaften Familienmahlzeiten. Erst das experimentelle Design der 1970er- und 1980er-Jahre suchte nach Alter- nativen zur bürgerlichen Kücheneinrichtung der Nachkriegszeit. Coop Himmelb(l)aus Kochstation „Mal-Zeit“ für EWE ist in die- sem Kontext ebenso zu sehen wie Otl Foto: chmara.rosinke »Mobile Gastfreundschaft« von chamara.rosinke Aichers Ideen zu „Küchen zum Kochen“ oder die Küche b2 von EOOS, entworfen feiltem Design avancierte sie zugleich auch den Kreis zur mobilen, offenen Feuerstelle, 2008, hergestellt von bulthaup. Die Küche zu einem gesellschaftlichen Statussymbol. um die sich die Menschen wieder zum Ko- wurde wieder zum zentralen Raum der Die „Mobile Gastfreundschaft“ von chen und Essen versammeln.  Wohnung, mit neuester Technik und ausge- chmara.rosinke aus dem Jahr 2011 schließt http://www.hofmobiliendepot.at Foto: bulthaup Küche b2 von EOOS, entworfen 2008, hergestellt von bulthaup

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 106 Kultur Wo Freunde mit Freunden für Freunde musizieren 34. Kammermusikfest von 9. bis 19. Juli 2015 in Lockenhaus Foto: Bgld. Landesmedienservice v.l.: Teresa Lehner, LR Helmut Bieler, Präsident Erhard Busek, Nicolas Altstaedt und Bürgermeister Christian Vlasich nter dem Motto „Im Volkston“ lädt das mermusik, unter besonderer Berücksichti- vor dem klassischen Konzertbetrieb abge- U34. Kammermusikfest Lockenhaus von gung weniger bekannter Werke und zeitge- baut. Bieler dazu: „Rund 4800 Gäste des 9. bis 19. Juli 2015 seine BesucherInnen ein- nössischer Musik. Dabei wird der Erfah- Kammerfestes Lockenhaus 2014 sind der mal mehr dazu ein, den Entstehungsprozess rungsaustausch von „Stars von morgen“ der Beweis, daß dieses Konzept ,Kammermusik- einer zu Klang werdenden Partitur zu beglei- nationalen und internationalen Musikszene fest Lockenhaus‘ aufgeht. Wir haben heuer ten, sich mit KomponistInnen und Musike- mit weltweit anerkannten Musikerpersönlich- im Kulturreferat das ‚Jahr der Volkskultur – rInnen auszutauschen und allen Proben bei- keiten großgeschrieben. Gemeinsam werden Burgenland musiziert‘ ausgerufen. Daher zuwohnen. 73 KünstlerInnen aus 12 Natio- Werke und Programme vor Ort erarbeitet, freut es mich besonders, daß das Kam- nen werden bei 24 Konzerte und 77 Stunden die aus Lockenhaus in die wichtigsten Kon- mermusikfest Lockenhaus sein Programm Proben die Kompositionen von 31 Kompo- zertsäle Österreichs und der ganzen Welt unter dieses Motto gestellt hat. Es geht um nistInnen aus drei Jahrhunderten Musikge- getragen und einem größtmöglichen Publi- das Gut der Volksmusik! Was ist Sie, woher schichte aufführen. „Seit 1981 ist das kum vorgestellt werden. Der Werkstattcha- kommt Sie und wie entsteht Sie?“ Kammermusikfest Lockenhaus ein fixer Be- rakter des Festivals ermöglicht es herausra- Wie bereits 2014 im „Jahr der Jugend“ standteil der Festival-Familie im Burgen- genden Musikern sich während neun Tagen praktiziert, erhalten Jugendliche und Studen- land. Das Erfolgsrezept von Gidon Kremer, abseits des gängigen Konzertbetriebes künst- ten bis zum 26. Lebensjahr auch heuer wie- nämlich, abseits von den großen Konzert- lerisch zu begegnen und ihre Wege und Ent- der die Möglichkeit, alle Konzerte des Kam- bühnen arrivierte und junge Künstler zum wicklungslinien in vielfältiger Weise kreu- mermusikfestes Lockenhaus zu einem be- gemeinsamen Arbeiten, Experimentieren zen zu lassen. Ohne Gage, nur für Kost, Rei- sonders günstigen Tarif zu besuchen oder und Aufführen einzuladen, ist von Beginn an sespesen und Unterkunft, erarbeiten die das ganze Festival um einen einmaligen voll aufgegangen. Seit 2011 hat der neue Musiker in einem engen Dialog neue Werke Package-Preis zu erleben. Ergänzend dazu Künstlerische Leiter Nicolas Altstaedt die in ständig wechselnden Besetzungen und versteht sich das Konzept „LockenhausRe- erfolgreiche Arbeit von Gidon Kremer fort- präsentieren diese in kurz vor Konzertbeginn porter“ als begleitendes Workshop-Pro- geführt, zugleich neue Akzente gesetzt und bekannt gegebenen Konzertprogrammen. gramm zum Kammermusikfest Lockenhaus die besondere Stellung von Lockenhaus in Auch organisatorisch gilt das Kammer- und richtet sich an Jugendliche zwischen der internationalen Musikwelt bewahrt und musikfest Lockenhaus als internationales zehn und 19 Jahren. Ihre Aufgabe ist es, weiterentwickeln“, betonte Kulturlandesrat Vorzeigemodell, da das Festivals fast aus- Konzerte und Proben als Reporter zu beglei- Helmut Bieler in einer gemeinsamen Presse- schließlich von freiwilligen Mitarbeitern und ten, die auftretenden Künstler zu intervie- konferenz mit dem künstlerischen Leiter Ni- Helfern – viele davon aus Lockenhaus oder wen und sogar die Konzerte als Kritiker zu colas Altstaedt, dem Präsidenten des Kultur- der unmittelbaren Umgebung – vorbereitet besprechen. Das hierzu nötige journalisti- vereins Kammermusikfest Lockenhaus Er- und getragen wird. Vom Bühnenhelfer über sche Handwerk erlernen die TeilnehmerIn- hard Busek, Bürgermeister Christian Vlasich den Klavierstimmer bis hin zum Kartenver- nen in praktisch orientierten Workshops un- und Geschäftsführerin Teresa Lehner. kauf engagieren sich weit über 50 Helfer im ter der Leitung der erfahrenen Kulturjourna- Die Internationalität ist seit Beginn das Rahmen des Festivals, um einen reibungslo- listin Julia Kaiser. Am Ende entsteht daraus Markenzeichen des weit über die Grenzen sen Ablauf zu garantieren. Dabei wird der ein gedrucktes Magazin, der „Lockenhaus des Burgenlandes hinaus bekannten Kam- familiäre Umgang untereinander und mit Report“. Kartenbestellungen werden auch mermusikfests Lockenhaus. Schwerpunkt den Musikern groß geschrieben und die in gerne online entgegengenommen.  des Festivals ist die Aufführung von Kam- ländlichen Gebieten oft vorhandene Scheu http://www.kammermusikfest.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 107 Serie »Österreicher in Hollywood«

Der Wiener Autor Rudolf Ulrich dokumentiert in seinem Buch »Österreicher in Hollywood« 400 Einzel- biografien mit beigeschlossenen Filmografien und über 12.000 Film- und Fernsehproduktionen aus Hollywood mit österreichischer Beteiligung. In der 86. Folge portraitiert er Rudolph G. Kopp Komponist

udolph Georg Kopp, Sohn von Rudolph und Rosa Kopp, am 22. RMärz 1887 in Wien geboren, studierte an der Vorgänger-Institu- tion der Akademie für Musik und darstellende Kunst Violine (bei Karl Prill), Harmonielehre (Hermann Graedner) sowie Komposition (Robert Fuchs) und wurde nach der Graduierung 1908 erster Geiger an der Volksoper Wien. Er war später Konzertmeister des 101. k.u.k. Infanterieregiments und unternahm als Mitglied des seinerzeit be- rühmten Adolph Tandler Quartetts Konzertreisen in Europa und Ame- rika. Kopp blieb in den USA, er dirigierte in den 20er-Jahren im Movie Palace der Saxe Brothers in Milwaukee (dort auch Mitbegründer des Young People’s Orchestra), an den Balaban & Katz Theatres in Chi- cago und bei Symphonie-Orchestern im mittleren Westen des Lan-

Szenenfoto aus Cecil B. DeMilles Epos »The Sign of the Cross« mit Charles Laughton als Kaiser Nero und Claudette Colbert als seine Gattin Poppaea.

Rudolph G. Kopp des. In Los Angeles gehörte er dem Brahms Quintett an, war Solo Bratschist des L.A. Symphony Orchestra, Kinodirigent an Sid Grau- mans Chinese Theatre am Hollywood Blvd. und Musikdirektor des Million Dollar Theatre. Daneben betrieb er als Lehrer ein Studio für „violin and viola construction“ im Blanchard Music and Art Building am South Broadway. Zu Beginn der 30er-Jahre begann das Zeitalter des Tonfilms. Kopp sah darin neue Möglichkeiten und trat 1931 dem Musikdepar- tment von Paramount bei. Die tragenden Musikteile für die frühen Talkies wurden jeweils noch von mehreren Leuten beigesteuert, wobei deren Arbeit in der Regel im Vorspann keine Erwähnung fand. Filmkomponisten emanzipierten sich jedoch rasch zu essentiellen Mitgliedern der Filmteams, ihr Wirken blieb als wesentlicher Beitrag

Fotos: Archiv Rudolf Ulrich zur Cinema Art nicht länger unerwähnt. Poster zu DeMilles prunkvoller Paramount-Produktion »The Zu Kopps beachtlichsten Paramount-Credits zählen die Partituren Crusades« von 1935. zu den drei Monumentalwerken Cecil B. DeMilles, das auch am Tief-

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 108 Serie »Österreicher in Hollywood«

punkt der großen Depression kassenträchtige historische Epos „The Sign of the Cross“ („Im Zeichen des Kreuzes“, 1932), die extra- vagante Geschichte der ägyptischen Pharaonin, „Cleopatra“ (1934) und die superbe Interpretation des blutigen Dritten Kreuzzuges, an dem sich der englische König Richard Löwenherz beteiligte, „The Crusades“ (Ö: „Die Kreuzzüge“, D: „Kreuzritter“, 1935). 1936 wechselte Kopp zu Metro-Goldwyn-Mayer, in Culver City begann der inzwischen Etablierte mit der Vertonung des Dramas von Mackinlay Kan- tor „The Voice of Bugle Ann“, 1937-1939 als Mitkomponist an einigen Titeln der „Bulldog-Drummond“-Serie, wonach er in Folge die Musik für eine Reihe weiterer her-

ausragender Filme schrieb, u. a. Fred Foto: Archiv Rudolf Ulrich Zinnemanns „My Brother Talks to Horses“ Unter John Green, Songwriter, Komponist, Orchesterleiter und MGMs »executive in charge of music«, zählte ein Staffmeeting zum usuellen wöchentlichen Event. (1947), Norman Taurogs Komödie „The V.l. Rudolph G. Kopp, Adolph Deutsch, Georgie Stoll, Charles Wolcott, John Bride Goes Wild“ (1948), Sam Woods We- Green, David Raksin, Bronislau Kaper, Alberto Columbo und David Rose (1951). stern „Ambush“ („Die Letzten von Fort Gamble“, 1950), das Drama „Bannerline“ Golden Gate International Exposition in San short“ oder Trailer „1955 Motion Picture (1951) nach Samson Raphaelson und die Francisco am 15. Juni 1939 uraufgeführte Theatre Celebration“. Nach fast drei Jahr- musikalische Adaption des Episodenfilms MGM-Kompilation „Land of Liberty“ (Dar- zehnten des Wirkens in der Film-Industrie „It’s a Big Country“ (1952). stellung der Geschichte der USA anhand von trat Kopp 1958 in den Ruhestand. Der Wiener war als Komponist, Musical Szenen aus amerikanischen Feature-Fil- Involviert auch im Segment Überspie- Director, Music Supervisor und Orchestrator men), die „shorts“ „The Horse with the lung von Filmmusik auf Schallplatten, ge- auch im Bereich des Kurzfilms tätig. Er Human Mind“ (1946) und „Challenge the hörte er trotz seines umfangreichen Werks zu glänzte mit nennenswerten Scores für die bei Wilderness“ (1951), die Episoden „Miracle den weniger bekannten Komponisten Holly- der New Yorker Weltausstellung und der in a Cornfield“ (1947) und „Clues to Ad- woods. Er schuf über die Filmarbeit hinaus venture“ (1949) aus MGMs „John Nesbitt’s im klassischen Bereich Kammer- und Ballett- Passing Parade“ sowie für eine Reihe von musik, leichte Opern sowie Orchesterwerke. Dokumentationen, darunter zum MGM- Rudolph G. Kopp, Mitglied bei American Jubiläum „Some of the Best – 25 Years of Society of Composers, Authors and Pub- Motion Picture Leadership“ (1949) und lishers (ASCAP) und Screen Composers „The Metro-Goldwyn-Mayer Story“ (1951). Association, verheiratet mit Vila Ester (?) Kopps Schaffen umfaßt über 100 Titel, wo- und Vater einer Tochter, starb nach langer bei er teils „uncredited“ Cues (stock music) Krankheit am 20. Februar 1972 im Motion lieferte, die in einer beachtlichen Anzahl von Picture Country Hospital in Woodland Hills, Filmen Verwendung fanden. Seine Filmo- die Bestattung erfolgte im Forest Lawn graphie schließt mit dem „documentary Cemetery in Glendale, Los Angeles. 

it dem Buch „Österreicher in Holly- Rudolf Ulrich und Mwood“ legte der Zeithistoriker Rudolf der Verlag Filmarchiv Ulrich die lang erwartete Neufassung seines Austria bieten Ihnen, 1993 erstmals veröffentlichten Standardwer- sehr geehrte Leserin- kes vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen nen und Leser, die konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer Möglichkeit, im „Ös- revidierten, wesentlich erweiterten Buchaus- terreich Journal“ eini- gabe vorgelegt werden. „Diese Hommage ist ge Persönlichkeiten nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern aus dem Buch „Öster- Foto: Archiv Rudolf Ulrich auch an die in der Heimat vielfach Unbe- reicher in Hollywood“ kennenzulernen. Poster zu dem mit unlimitiertem Budget von DeMille produzierten und kannten oder Vergessenen und den darüber- inszenierten Historienfilm »The Sign of hinaus immensen Kulturleistungen österrei- Rudolf Ulrich the Cross« (1932) aus dem dekaden- chischer Filmkünstler im Zentrum der Welt- „Österreicher in Hollywood“; 622 Seiten, ten Rom, nach einem Bühnenstück von kinematographie gewidmet: „Alles, was an zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erwei- Wilson Barrett, mit der Österreicherin Elissa Landi in der Rolle des Christen- etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der terte Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1; mädchens Mercia. Autor. http://www.filmarchiv.at

»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at ÖSTERREICH JOURNAL NR. 140 / 02. 03. 2015 109 ÖJ-Reisetip Alpe-Adria-Trail Der durchgehend markierte Alpe-Adria-Trail ist eine abwechslungsreiche, grenzüberschreitende, rund 750 km lange Entdeckungsreise durch drei Länder – Österreich, Italien und Slowenien - und drei Kulturen. Foto: Kärnten Werbung Der Großglockner – hier im Bild mit der Wallfahrtskirche Heiligenblut – als Ausgangspunkt für die »Alpe-Adria-Trail«

om Fuße des höchsten Berges Öster- Adria-Trail bereits geschafft: Zwei im „Garten Eden“, die eines gemeinsam haben: Vreichs, dem 3798 m hohen Großglock- Buchhandel erhältliche Wanderführer geben Die paradiesischen Ausblicke, die herrlichen ner, bis an das Adriatische Meer: In 43 Etap- wertvolle Tipps und Informationen für die Naturschauspiele, glitzernden Badeseen, pen, jede von ihnen mit einer Wegstrecke um individuelle Planung. Das kostenlose Alpe- majestätischen Berggipfel und schlussend- die 17 km, geht es durch Kärnten, Slowenien Adria-Trail-App ist zudem ein idealer Tou- lich die azurblaue Adria. und Friaul-Julisch Venetien und Slowenien. renplaner von zu Hause aus oder als Weg- Begleitet vom milden Klima, das viele Son- begleiter vor Ort. Der erste Schritt nenstunden und angenehme Temperaturen Die ersten acht Etappen führen in Kärn- verspricht. Insgesamt ca. 750 km in Rich- Der Weg ist das Ziel ten durch das sonnige, idyllische Mölltal mit tung Süden. Details zum jeweiligen Standort Das geografische Ziel des Alpe-Adria- einzigartigen Panoramablicken auf die ein- und zur Etappe geben Alpe-Adria-Trail- Trails heißt Muggia, etwas südlich der alten drucksvolle Bergwelt inmitten mächtiger Infopoints in Form von jeweils drei Säulen k. u. k.-Hafenstadt Triest. Der Trail folgt dem 3000er. Gestartet wird am Fuße der Pasterze, auf einer Plattform. Mit einem Anruf im Wasser in seinen unterschiedlichsten Formen, des größten Gletschers Österreichs, inmitten Alpe-Adria-Trail Buchungscenter oder auf vom ewigen Eis des Glockners über Wasser- des Nationalparks Hohe Tauern. Der Trail http://www.alpe-adria-trail.com können fälle, Flüsse und Seen bis hin zum Meer. Die führt anschließend weiter nach Heiligenblut Trekkingfreunde ihre Wanderroute buchen. Wege hat es eigentlich immer schon gege- bis Großkirchheim. Hier passiert man die Hierbei wählen sie unter diversen Packages ben, erstmals wurden sie jetzt in ihrer Ge- Apriacher Stockmühlen, die über das entbeh- oder stellen sich ihre individuelle Wunsch- samtheit kartografisch zusammengeführt. rungsreiche Leben der bäuerlichen Bevölke- tour nach persönlicher Beratung zusammen. Wer nicht die gesamte Strecke begehen möch- rung vom 17. bis ins vorige Jahrhundert er- Auch in die Reiseliteratur hat es der Alpe- te, entscheidet sich für Lieblingsetappen im zählen. Die mittelalterliche Künstlerstadt

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Rothirsche oder Auerhähne. Es geht über den höchstgelegenen Straßenpaß Slowe- niens, den Vršic und weiter nach Bovec, beliebte Wildwassersportmetropole und zu- gleich das höchstgelegene Skigebiet Slo- weniens. Hier genießt man das unberührte und mit dem „EDEN-Award 2008“ ausge- zeichnete Socatal, ebenfalls Teil des Parks, ein wahres Naturjuwel mit zahlreichen Na- tursehenswürdigkeiten wie Wasserfällen, Höhlen und abgelegenen Flußtälern. Schließ- lich erreicht man Kobarid mit geschicht- strächtigen Kulturerbe-Besonderheiten aus dem 1. Weltkrieg, und Tolmin. Das Tal hat seine Schönheit vor allem dem türkisblauen Wasser des wilden Flusses zu verdanken, der aus einer Karstquelle bei Trenta im Nord-

Foto: Kärnten Werbung / Franz Gerdl westen Sloweniens entspringt. Ein großarti- Startplatz Kaiser-Franz-Josefs-Höhe mit Großglockner. Alpe-Adria-Trail Etappe 1 ges Revier für Wildwassersportler und Ang- ler, die so manche Marmorataforelle, eine Gmünd liegt ebenfalls auf der Route, für professionelle Kulturarbeit mit dem „EDEN- Award 2011“ausgezeichnet. Zu den schön- sten Wandergebieten Kärntens zählt die Millstätter Alpe. Das liegt an ihren sanften Rundungen und am herrlichen Ausblick auf den darunterliegenden Millstätter See, den zweitgrößten Kärntner Badesee. Damit ist man auch schon mitten in der sanften Lan- dschaft des Biosphärenparks Nockberge mit dem bekannten Thermenort Bad Kleinkirch- heim, durch den die Etappen 15 und 16 füh- ren. Arriach rühmt sich der Tatsache, geo- graphischer Mittelpunkt Kärntens zu sein. Und es ist Ausgangspunkt jener Etappe, die auf die Gerlitzen Alpe führt. Nach einem Blick auf den Ossiacher See führt die letzte Etappe, die zur Gänze auf Kärntner Boden verläuft, von Velden am Wörthersee zur Baumgartnerhöhe unweit des Faaker Sees. Kurz vor dem Ziel gelangt man zur Burgruine Finkenstein, einer Thea- ter- und Konzertarena, die mit großartigen Ausblicken und eindrucksvollen Sonnenun- tergängen beeindruckt.

Begegnungen mit Slowenien Auf den nächsten Etappen des Alpe- Adria-Trails verlassen die Wanderer Öster- reich, begeben sich auf slowenisches Staats- gebiet und erreichen gleich den Ski-Welt- cup-Ort Kranjska Gora. Hier folgt die Weg- strecke im Großen und Ganzen der Soca, die auf italienischem Hoheitsgebiet zum Isonzo wird. Quer durch den Triglav Nationalpark inmitten der geheimnisvollen Julischen Alpen, dem einzigen Nationalpark Slowe-

niens. Mit etwas Glück trifft man hier auf Foto: Kärnten Werbung / Franz Gerdl Alpenwildtiere wie Steinböcke, Gämsen, Millstätter Alpe mit Millstätter See, Alpe-Adria-Trail Etappe 13

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Süßwasserfischart aus der Familie der Lachs- fische, aus dem kühlen Naß ziehen. Je weiter man entlang der Soca in Richtung Süden vordringt, umso lieblicher wird die Land- schaft. Im äußersten Westen Sloweniens durchquert der Trail das Gebiet Goriška Brda, wo die jahrhundertelange Tradition des Weinbaus fortgesetzt wird. Die einmali- ge Lage des Hügellandes brachte schon viele international prämierte Weine hervor. Am Ende des Trails, in einer bewachsenen Land- schaft im Karst, lohnt sich östlich von Triest ein Besuch des Kulturdenkmals mit europa- und weltweitem Ruf: Das Gestüt und Pferde- sportzentrum Lipica, gegründet 1580 von Erzherzog Karl II.

Das Licht der Adria Im Collio überschreitet man erstmals die Grenze zu Italien, spürt förmlich schon die

Foto Alessandro Trovati südliche Heiterkeit und stößt westlich in die ^ traditionsreiche Stadt Cividale del Friuli vor. Hängebrücke über den Soca Fluß, Slowenien. Alpe-Adria-Trail Etappe 24 Eine ursprünglich keltische Siedlung, die der Hafen- und Großstadt, bis 1918 der ein- wird in Kärnten auf der Baumgartner Höhe von Julius Caesar zur Stadt erhoben wurde. zige Meereshafen Österreich, bildet die beim Faaker See, weiter geht es nach Warm- Seit Juni 2011 gehört die Hauptstadt des Piazza dell’Unità d’Italia (Platz der Einheit bad Villach, durch den Naturpark Dobratsch, ersten langobardischen Herzogtums in Italiens). Dieser ans Meer grenzende recht- nach Nötsch und Feistritz, bevor Italien mit Italien zum Weltkulturerbe der UNESCO. eckige Hauptplatz wird auf drei Seiten von dem Kanaltal und den Orten Valbruna und Hier sind italienische Genußmomente inklu- neoklassizistischen Prachtbauten umsäumt. der Einkaufsstadt Tarvis erreicht wird. Nach sive, denn wer sich für diese Etappe ent- dem berühmten Wallfahrtsort Monte Santo scheidet, sollte einen der zahlreichen Kuli- Trail-Kurzvariante: 3-Länder-Rundtour di Lussari (Luschariberg), den Laghi die Fu- narikführer im Gepäck haben sowie einen Wem der gesamte Trail zu lang ist, aber sine und vorbei am Fuße eines der höchsten Besuch der Winzer des Collio einplanen. Sie trotzdem drei Länder wandernd entdecken Berge der Julischen Alpen, dem Mangart, er- sind für hervorragende Weinqualität be- will, entscheidet sich am besten für die Kurz- reichen die Wanderer Slowenien mit dem in- kannt, die seit über 40 Jahren streng kontrol- version des Alpe-Adria-Trails: Bei der 3- ternational bekannten Wintersportort Kranjs- liert und garantiert wird. Der wichtigste Ort Länder-Rundtour geht es in sieben Tages- ka Gora, bevor man wieder zum Ausgangs- dieses bezaubernden Hügellandes ist Cor- etappen auf 130 km durch Kärnten, Friaul- punkt in Kärnten zurückkehrt.  mòns, ein wunderschönes Städtchen im Julisch Venetien und Slowenien. Gestartet http://www.alpe-adria-trail.com Habsburger Stil. Sehenswert sind nicht nur die Kirchen, sondern auch die zahlreichen Weinkeller. Nächstes Ziel ist der Karst, eine Hochebene, die sich vor 30 Millionen Jahren aus dem Meer erhob und wo die kraftvolle Bora weht. Eine raue und faszinierende Landschaft. In Duino, wo Rainer Maria Rilke seine be- rühmten Duineser Elegien schrieb, erreicht man das Meer. Und nur ein paar Kilometer weiter ist es endgültig geschafft und der Zielort Muggia erreicht. Die Wanderer begrüßt ein idyllisches Ha- fenstädtchen, das geprägt ist von den Ein- flüssen der venezianischen Kultur. Hier lauscht man dem Klappern der Segelmasten, läßt sich die würzige Adria-Luft um die Nase wehen, folgt dem Duft aus einer der hervor- ragenden Ristoranti von herrlichen Meeres- fischen und genießt dabei den unglaublichen

Ausblick auf die pittoreske Triestiner Bucht, Foto Marco Milani. die wie vergoldet vor einem liegt. Das Herz Schloß Duino mit Triestiner Bucht, Italien. Alpe-Adria-Trail Etappe 33

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