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Die ökonomische Dimension des UNESCO-Welterbes – ein wirt- schaftspolitischer Diskurs

INAUGURALDISSERTATION

zur

Erlangung der Würde

eines Doktors der

Wirtschaftswissenschaft

der

Fakultät für Wirtschaftswissenschaft

der

Ruhr-Universität Bochum

vorgelegt von

Diplom-Ökonomin Ann-Katrin Voit

aus Bochum

2017

Dekan: Prof. Dr. Helmut Karl Referent: Prof. Dr. Helmut Karl Korreferent: Prof. Dr. Jörg Schimmelpfennig Tag der mündlichen Prüfung: 18.10.2017

“Si no escalas la montaña jamás podrás contemplar el paisaje”

Pablo Neruda (Chilenischer Schriftsteller)

Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis ...... VIII

1. Einleitung ...... 1

1.1 Problemstellung und Zielsetzung ...... 1

1.2 Vorgehensweise ...... 3

2. Voraussetzungen für den Erwerb des Welterbe-Status ...... 5

2.1 Vorbemerkungen ...... 5

2.2 Der Nominierungs- und Ernennungsprozess ...... 8

2.3 Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit einer Welterbestätte ...... 17

2.4 Der Begriff Welterbe, Welterbeliste und die Rahmenbedingungen ...... 19

2.5 Institutionen rund um das Welterbe ...... 26

2.5.1 Vorbemerkungen ...... 26

2.5.2 UNESCO ...... 26

2.5.3 ICCROM ...... 29

2.5.4 ICOMOS ...... 31

2.5.5 IUCN ...... 33

2.5.6 Zwischenfazit ...... 34

2.6 Die Entwicklung des Welterbes im Zeitverlauf ...... 34

2.7 Inflationäre Vergabe oder stetige Vervollständigung? ...... 50

2.8 Zwischenfazit zu Kapitel 2 ...... 52

3. Analyse der Nachfrage nach Welterbe ...... 53

3.1 Vorbemerkungen ...... 53

3.2 Das Generationenmotiv ...... 54

3.3 Prestigemotive – Der Snobguteffekt ...... 59

3.4 Positive Effekte des Welterbes auf den Tourismussektor...... 63

3.4.1 Vorbemerkungen zum Tourismus ...... 63 I

3.4.2 Tourismusdeterminanten ...... 64

3.4.3 (Erlebnis-)Tourismus ...... 74

3.4.4 Welterbe und (Kultur-) Tourismus ...... 76

3.4.5 Welterbe und Tourismus - Studienvergleich ...... 86

3.4.6 Dichte von touristischer Aktivität rund um die Welterbestätten in Nordamerika und Europa ...... 103

3.4.7 Zwischenfazit zu Kapitel 3.4 ...... 115

3.5 Weitere Positive Effekte der Welterbeliste ...... 116

3.6 Negative Effekte der Welterbeliste ...... 118

3.7 Zur (Ungleich-)Verteilung des Welterbes ...... 122

3.7.1 Vorbemerkungen ...... 122

3.7.2 Staaten ohne bzw. mit nur einem Welterbe ...... 123

3.7.3 Die Verteilung des Welterbes ...... 130

3.8 Zwischenfazit zu Kapitel 3 ...... 159

4. Zum aktuellen (ökonomischen) Forschungsstand ...... 160

4.1 Vorbemerkungen ...... 160

4.2 Aktueller Stand der Forschung ...... 161

4.3 Zwischenfazit zu Kapitel 4 ...... 163

5. Das Welterbe im kritischen Diskurs – Probleme, Ineffizienzen, Markt- und Politikversagen ...... 166

5.1 Vorbemerkungen ...... 166

5.2 The Bad Side of Heritage –Zerstörung des Welterbes ...... 167

5.2.1 Vorbemerkungen ...... 167

5.2.2 Kein nachhaltiger Welterbetourismus durch Übernutzung ...... 169

5.2.3 Mutwillige Zerstörung des Welterbes ...... 172

5.2.4 Zerstörung durch Besucher ...... 176

5.2.5 Ablehnung des Welterbes durch die Bevölkerung ...... 178 II

5.2.6 Touristisches Ziel oder schützenswertes Denkmal? ...... 180

5.2.7 Die Rote Liste des gefährdeten Welterbes ...... 182

5.2.8 Aberkennung durch die UNESCO ...... 191

5.2.9 Zwischenfazit ...... 194

5.3 Marktversagen und Öffentliche (Kultur-) Güter ...... 195

5.3.1 Vorbemerkungen ...... 195

5.3.1 Politikversagen ...... 195

5.3.2 Marktversagen und Welterbe ...... 196

5.4 Zwischenfazit zu Kapitel 5 ...... 210

6. Lösungsansätze und –vorschläge zur Überwindung der negativen Effekte des Welterbes ...... 211

6.1 Vorbemerkungen ...... 211

6.2 Die Strategie der UNESCO gegen die Ungleichverteilung ...... 212

6.3 Lösungsansätze anhand konkreter Beispiele ...... 215

6.3.1 Vorbemerkungen ...... 215

6.3.2 Lösungsansatz: Nachhaltiger Tourismus ...... 215

6.3.3 Lösungsansatz: Kultureller Schutz durch das Militär ...... 222

6.3.4 Lösungsansatz: Gezielte Umleitung der Zerstörung ...... 224

6.3.5 Lösungsansatz: Bessere Zusammenarbeit ...... 226

6.3.6 Zwischenfazit ...... 228

6.4 Weltkulturerbe und die Prinzipal-Agenten-Theorie ...... 229

6.4.1 Vorbemerkungen ...... 229

6.4.2 Signalling beim Welterbe ...... 231

6.4.3 Zwischenfazit ...... 234

6.5 Lösungsvorschläge von Frey und Saccone ...... 235

6.5.1 Vorbemerkungen ...... 235

6.5.2 Wege aus der Ungleichverteilung: Steueransatz ...... 237 III

6.5.3 Wege aus der Ungleichverteilung: Zertifikatehandel ...... 242

6.5.4 Zwischenfazit und kritische Würdigung ...... 249

6.6 Eigener Lösungsvorschlag: Änderung in der Auswahl und Nominierung .. 253

6.7 Zwischenfazit zu Kapitel 6 ...... 259

7. Gesamtfazit ...... 260

7.1 Zielerreichung ...... 260

7.2 Forschungsausblick ...... 263

8. Literaturverzeichnis ...... I

Anhang ...... 1

IV

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Welterbestätten - ein Überblick ...... 7 Abbildung 2: Komposition des Welterbes ...... 14 Abbildung 3: Entwicklung des Welterbes im Zeitverlauf ...... 37 Abbildung 4: Verteilung des Welterbes (alle Welterbestätten) auf der Weltkarte ..... 39 Abbildung 5: Verteilung aller Weltkulturerbestätten auf der Weltkarte ...... 41 Abbildung 6: Verteilung aller Weltnaturerbestätten auf der Weltkarte...... 45 Abbildung 7: Verteilung aller mixed-Welterbestätten (nur mixed) auf der Weltkarte 47 Abbildung 8: Das Welterbeemblem der UNESCO ...... 61 Abbildung 9: Einflussfaktoren auf die touristische Nachfrage ...... 71 Abbildung 10: Einflussfaktoren auf das touristische Angebot ...... 73 Abbildung 11: Von traditionellen isolierten zu hybriden Produktkombinationen ...... 76 Abbildung 12: Erwarteter Wirkungsbereich eines Welterbes in der Region Bodensee aus Sicht der regionalen Akteure ...... 81 Abbildung 13: Trend der Welterbestätten und Ankünfte für die Jahre 1978 bis 2012 82 Abbildung 14: Wechselwirkungen zwischen Kultur und touristischer Attraktion ...... 85 Abbildung 15: Entwicklung der Besucherzahlen in Macau, China von 1998 bis 2009 . 87 Abbildung 16: Das Welterbe Zeche Zollverein mit 5 km Radius ...... 107 Abbildung 17: Das Welterbe Zeche Zollverein im 50 km Radius ...... 108 Abbildung 18: Verteilung des Welterbes nach Regionen mit Unterteilung in Kultur- und Naturerbe sowie mixed-Welterbestätten ...... 131 Abbildung 19: Anzahl der Welterbestätten nach Kategorie und Jahren der Ernennung ...... 134 Abbildung 20: Fläche des Welterbes im Zeitverlauf...... 136 Abbildung 21: Anzahl der Ernennungen pro Jahr und Region ...... 138 Abbildung 22: Bedrohte Welterbestätten nach Art der Bedrohung in Prozent...... 188 Abbildung 23: Entwicklung der roten Liste des Welterbes (letzten 20 Jahre) ...... 189 Abbildung 24: Verteilung des Welterbes in Gefahr auf der Weltkarte ...... 190 Abbildung 25: Nachhaltigkeitsstrategie im Kulturtourismus ...... 220 Abbildung 26: Steuerlösung nach Bertacchini et al. (2010) ...... 241

V

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Erwartungen gegenüber der Ernennung zum Welterbe ...... 15 Tabelle 2: Die zehn Kriterien des Welterbes der UNESCO ...... 21 Tabelle 3: Operational Guidelines der UNESCO ...... 22 Tabelle 4: Entwicklung des Welterbes im Zeitverlauf ...... 36 Tabelle 5: Länder, die ausschließlich über Weltkulturerbestätten verfügen ...... 42 Tabelle 6: Länder, die ausschließlich über Weltnaturerbestätten verfügen ...... 46 Tabelle 7: Mixed-Welterbestätten mit Anzahl in den jeweiligen Ländern...... 49 Tabelle 8: Bewusstsein des Welterbestatus der Besucher von Welterbestätten ...... 79 Tabelle 9: Einfluss des Welterbestatus auf die Reiseentscheidung ...... 80 Tabelle 10: Evaluierungsinstrument zur Nachhaltigkeit der Weltkulturerbestätten nach Landorf (2009) ...... 89 Tabelle 11: Anzahl der Besucher von Welterbe- und nicht-Welterbestätten in Australien nach Tisdell / Wilson (2001) ...... 97 Tabelle 12: Ergebnisse der untersuchten Studien ...... 101 Tabelle 13: Wilcoxen-Mann-Whitney-Test für NA und EU...... 113 Tabelle 14: Die 28 Länder ohne Welterbe ...... 124 Tabelle 15: Länder in Afrika ohne Welterbe, 2010 ...... 126 Tabelle 16: Länder in Afrika mit nur einem Weltkulturerbe, 2010 ...... 126 Tabelle 17: Länder in Amerika ohne Weltkulturerbe, 2010 ...... 127 Tabelle 18: Länder in Amerika mit nur einer Weltkulturerbestätte, 2010 ...... 127 Tabelle 19: Länder in Asien-Pazifik ohne Weltkulturerbe, 2010 ...... 127 Tabelle 20: Länder in Asien-Pazifik mit nur einer Weltkulturerbestätte, 2010...... 128 Tabelle 21: Länder in Arabien ohne Weltkulturerbe, 2010 ...... 129 Tabelle 22: Länder in Arabien mit nur einer Weltkulturerbestätte, 2010 ...... 129 Tabelle 23: Länder in Europa ohne Weltkulturerbe, 2010 ...... 129 Tabelle 24: Länder in Europa mit nur einer Weltkulturerbestätte, 2010 ...... 130 Tabelle 25: Welterbe nach Regionen ...... 139 Tabelle 26: Weltnaturerbestätten nach Regionen und Ländern, die mehr als zwei Weltnaturerbestätten besitzen, 2010 ...... 141 Tabelle 27: Länder mit mehr als 50 Weltnaturerbestätten pro 100 Millionen Einwohner, 2010 ...... 143

VI

Tabelle 28: Länder mit mehr als zehn Weltnaturerbestätten pro Millionen Quadratkilometer Fläche, 2010 ...... 147 Tabelle 29: Die zehn reichsten und die zehn ärmsten Länder der Welterbeliste, 2010 ...... 150 Tabelle 30: Der Einfluss der Faktoren Fläche, Einkommen und Einwohnerzahl auf die Welterbeliste, 2010 ...... 153 Tabelle 31: Der Einfluss der Faktoren Einwohnerzahl, Fläche und Einkommen auf das Weltkulturerbe, 2010 ...... 155 Tabelle 32: Der Einfluss auf die Faktoren Fläche, Einkommen und Einwohnerzahl auf die Weltnaturerbeliste, 2010 ...... 157 Tabelle 33: Die rote Liste des Welterbes ...... 183 Tabelle 34: Einflussfaktoren auf die touristische Entwicklung eines Kulturerbes ..... 219 Tabelle 35: Strategie zur Umsetzung nachhaltigen Kulturerbetourismus ...... 221 Tabelle 36: Kompensationsmechanismus nach Bertacchini et al. (2010) ...... 240

VII

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Abbildung APA Asien und Pazifik AFR Afrika ARB Arabien Aufl. Auflage BASt Bundesanstalt für Straßenwesen bear. Bearbeitetet BIP Bruttoinlandsprodukt bzw. Beziehungsweise ca. Circa

CO2 Kohlenstoffdioxid d.h. das heißt Diss. Dissertation dt. deutsch DUK Deutsche UNESCO-Kommission e.V. DZT Deutsche Zentrale für Tourismus € Euro

E0 vom Staat definierte gesamte Emissionsmenge EAC Europäischer Archäologie-Rat erg. Ergänzt EHD European Heritage Days EHHF Europäisches Denkmalpflege-Forum ERIH Europäische Straße der Industriekultur et al. et alii Etc. et cetera ETN Europäische Textilrouten EU Europäische Union EUR Europa und Nordamerika e.V. eingetragener Verein f. folgende

VIII ff. fortfolgende gem. gemäß ggf. gegebenenfalls GIZ Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit H. Heft ha. Hektar Hg. Herausgeber hrsg. Herausgegeben ICCROM International Centre for the Study of the Preservation and Restora- tion of Cultural Property ICOMOS International Council on Monuments and Sites i.d.R. in der Regel IS Islamischer Staat IUCN International Union for Conservation of Nature i.V.m. in Verbindung mit Jg. Jahrgang KGSG Gesetz zum Schutz von Kulturgut KFOR Kosovo Force LAC Lateinamerika und Karibik Mio. Millionen Mrd. Milliarden NA Nordamerika NATO North Atlantic Treaty Organization NGO Nichtregierungsorganisation NIMBY Not in my Backyard NRW Nordrhein-Westfalen OWHC Organisation der Welterbestätte PAN Planungsbüro für angewandten Naturschutz PKE Pro-Kopf-Einkommen POI Point of Interest RtB Richtlinien für die touristische Beschilderung S. Seite(n) sog. sogenannt IX sqm square kilometer StVO Straßenverkehrs-Ordnung TICCIH Internationales Komitee zur Erhaltung des industriellen Erbes u.a. unter anderem u.Ä. und Ähnliche(s) UNCTAD United Nations Conference on Trade and Development UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization UNIDO United Nations Industrial Development Organization UNIDROIT Institut für die Vereinheitlichung des Privatrechts Univ. Universität UN / UNO United Nations Organization UNWTO World Tourism Organization US / USA United States (of America) VAE Vereinigte Arabische Emirate u.U. unter Umständen vgl. vergleiche vs. Versus WHU World Heritage Unit WTO World Trade Organization www World Wide Web z.B. zum Beispiel z.T. Zum Teil zugl. zugleich

X

1. Einleitung

1.1 Problemstellung und Zielsetzung „Kunst […] und ökonomische Theorie zu verknüpfen, erscheint prima facie ein aber- witziger Versuch zu sein.“1

In dieser Arbeit sollen das Welterbe und die UNESCO aus ökonomischer bzw. wirt- schaftspolitischer Perspektive umfassend diskutiert und kritisch untersucht werden. Das Welterbe, welches sich in Weltkulturerbe, Weltnaturerbe und kombinierte Stät- ten untergliedert, dient der Erhaltung des Kultur- und Naturerbe der Menschheit.2 Dabei geht es um den Schutz und die Aufrechterhaltung sehr heterogener Stätten. Die UNESCO selbst beschreibt diese als „[…] Zeugnisse vergangener Kulturen, künstle- rische Meisterwerke und einzigartige Naturlandschaften, deren Untergang ein uner- setzlicher Verlust für die gesamte Menschheit wäre.“3 Dabei vereint das Welterbe der UNESCO über 1.0524 dieser Stätten; „[…] den Kölner Dom mit den Pyramiden Ägyp- tens, den Mont Saint-Michel mit dem Tadsch Mahal oder die Inkastadt Machu Picchu in Peru mit dem Ngorongoro-Krater in Tansania.“5

Es gibt bislang nur einige wenige ökonomische Arbeiten, die sich mit verschiedenen einzelnen Teilaspekten beschäftigen, jedoch keine Arbeit, die sowohl die Institutio- nen rund um die UNESCO, etwaige Marktversagenstatbestände, konkrete Lösungs- vorschläge und Tourismusaktivitäten im Zusammenhang mit Welterbestätten disku- tiert, was die wesentlichen Bereiche der vorliegenden Arbeit umfasst.

Das Welterbe, welches einem komplexen Auswahl- und Ernennungsprozess der UNE- SCO unterworfen ist, hat dabei vielfältige Dimensionen. Im Rahmen der Arbeit soll der aktuelle Status quo dargestellt und einer kritischen Betrachtung unterzogen wer- den. Zudem scheint das Welterbe, was in seiner Form als Label für Kultur einzigartig ist, von einer immensen Ungleichverteilung betroffen zu sein, welche im Rahmen der Arbeit evaluiert und diskutiert wird. Da es kaum bzw. keine gleichwertigen Substitute

1 Landwehr, 1998, S. VI. 2 https://www.unesco.de/ueber-uns/querschnittsthemen/kulturerbe.html 3 https://www.unesco.de/kultur/welterbe.html 4 http://whc.unesco.org/en/list/ 5 https://www.unesco.de/kultur/welterbe.html 1 für das UNESCO Welterbesystem gibt, erfolgt ein Diskurs möglicher Alternativen so- wie eine Darstellung der beteiligten und konkurrierenden Institutionen, Akteure und Initiativen mit dem Ziel, die Rolle der UNESCO besser bewerten zu können.

Da das System Welterbeliste von vielfältigen Formen des Markt- und Politikversagens betroffen ist, soll eine Analyse der einzelnen Faktoren dazu beitragen, dieses zu überwinden. Dabei wird einerseits das UNESCO-System selbst untersucht, aber auch konkrete Beispiele von Welterbestätten betrachtet. Neben der Darstellung negativer Bewertungskriterien der Welterbeliste, werden Wege aufgezeigt, um das vorliegende Marktversagen zu überwinden. Dies erfolgt anhand konkreter Welterbe-Beispiele, welche gleichzeitig auch Möglichkeiten aufgezeigen, um das vorliegende Marktversa- gen zu überwinden und damit das UNESCO-Welterbesystem zu verbessern.

In welchem Zusammenhang das Welterbe der UNESCO mit dem Tourismus steht, soll im Rahmen der Arbeit ebenfalls analysiert werden. So wird der Tourismussektor ei- nerseits aus ökonomischer Perspektive vorgestellt und andererseits analysiert, inwie- fern es Überschneidungen mit dem Welterbe gibt und in wieweit das Welterbe den Tourismus und touristische Aktivitäten eines Landes beeinflusst. Hierdruch ermög- licht sich eine Bewertung des Welterbes als Label für Tourismus.

Die vorliegende Arbeit soll im Rahmen des Diskurses über die genannten vier Berei- che das Welterbe aus einer neuen Perspektive betrachten, inbesondere im Hinblick auf die vorhandene Europazentierung der Welterbestätten, so dass im Ergebnis ver- besserte Empfehlungen für das System Welterbe unterbreitet werden können und somit die Wirkung des Labels Welterbe analysiert werden kann.

2

1.2 Vorgehensweise „Kultur ist der Weg des Menschen zu sich selbst.“6

Nach der Einleitung erfolgt zunächst in Kapitel 2 eine Darstellung der Voraussetzun- gen, die vorliegen müssen, um den Welterbe-Status zu erlangen. Hier wird der Begriff und die Rolle der UNESCO aufgezeigt. Damit wird ein umfassender Überblick über das Thema geschaffen, welcher einen weiteren und teilweise kritischen Diskurs er- möglichen soll. Dafür erfolgt zunächst eine Vorstellung des Nominierungs- und Er- nennungsprozesses, der Rechte und Pflichten sowie der Entwicklung des Welterbes seit der Einführung 1978. Dieses Kapitel dient dazu, die Rahmenbedinungen, die mit dem Welterbe verbunden sind, aufzuzeigen. Kapitel 2.6 gibt zu Beginn eine erste kritische Betrachtung hinsichtlich der Entwicklung des Welterbes im Hinblick auf das rasante Anwachsen der Welterbeliste.

An den ersten Überblick, den Kapitel 2 präsentiert hat, erfolgt in Kapitel 3 eine nach- frageseitige Analyse des Welterbes. Hier wird zunächst das Generationenmotiv in Kapitel 3.2 vorgestellt, was neben dem Prestigemotiv, das in Kapitel 3.3 präsentiert wird, als ein wesentlicher Grund für Länder gilt, der Welterbekonvention beizutreten. Zudem werden negative und positive Effekte aufgezeigt, die eine kritische Bewertung des Welterbes und des UNESCO-Systems ermöglichen. Dazu werden zunächst die positiven Effekte des Welterbes anhand von Tourismus aufgezeigt. Dies erfolgt an- hand der Einführung von Tourismusdeterminanten, sowie der Vorstellung des Erleb- nistourismus als neue Form des Tourismus. Das Welterbe, welches insbesondere im Zusammenhang mit Kulturtourismus steht, wird in Kapitel 3.4.4 thematisiert. Im Rahmen des Kapitels 3.4.5 wird der aktuelle Forschungsstand hinsichtlich Welterbe und Tourismus anhand eines Diskurses von neun Studien konkretisiert betrachtet. Dieser Diskurs wird durch eine eigene Untersuchung zweier Regionen in Bezug auf ihre touristische Aktivität ergänzt.

Neben dieser ausführlichen Betrachtung des Tourismus erfolgt eine Darstellung wei- terer positiver Effekte in Kapitel 3.5. Daran schließt sich eine kritische Betrachtung des Welterbes durch das Kapitel 3.6 an, in dem ebenfalls die negativen Effekte eines Welterbes diskutiert werden. Eine wesentliche Folge der negativen Effekte ist die

6 Nahrstedt, 2000, S. 14. 3

Ungleichverteilung des Welterbes. Diesbezüglich wird in Kapitel 3.7 die weltweite Verteilung der Welterbestätten vorgestellt und anhand von Parametern wie Einwoh- nerzahl, geographischer Größe und Bruttoinlandsprodukt gemessen und bewertet. Zudem erfolgt auch eine Darstellung und Betrachtung von Staaten, die kein oder kaum Welterbe besitzen.

Das Kapitel 4 zeigt den aktuellen ökonomischen Forschungsstand zum Welterbe. Neben der Würdigung bisheriger, bestehender Arbeiten wird aufgezeigt, an welchem Punkt die vorliegende Arbeit ansetzt und zudem weiterer Forschungsbedarf besteht.

Kapitel 5 bewertet den aktuellen Status quo, der in Kapitel 2 bzw. 3 präsentiert wur- de und zeigt, dass Marktversagen im Bereich der Welterbeliste vorliegt. Dabei wer- den zunächst konkrete Beispiele von Welterbestätten vorgestellt, die von dieser Problematik betroffen sind. Zudem wird auch die eigens von der UNESCO ins Leben gerufene Rote Liste des Welterbes vorgestellt, mit Hilfe derer die UNESCO Welterbe- stätten klassifiziert und bewertet, deren Zustand nicht mit den UNESCO Normen übereinstimmen und die von einer Aberkennung des Welterbetitels bedroht sind. Diese Aberkennung findet im Rahmen dieses Kapitels ebenfalls Beachtung.

Zur Überwindung des Marktversagens und einer Verbesserung des UNESCO-Systems werden in Kapitel 6 konkrete Lösungsvorschläge unterbreitet. Dabei werden, ähnlich wie im vorangegangenen Kapitel, zunächst konkrete Beispiele aufgezeigt, an denen eine erfolgreiche Überwindung des Marktversagens betrachtet werden kann. Zudem erfolgt eine Bewertung der Labelwirkung des Welterbes, indem das Welterbe als Signalling-Instrument diskutiert wird. Die in der Literatur bisher vorhandenen Lö- sungsvorschläge werden im Rahmen dieses Kapitels ebenfalls vorgestellt und einer kritischen Würdigung unterzogen. Weiterhin erfolgt in diesem Kapitel die Präsentati- on eigener Lösungsvorschläge, die dazu beitragen sollen, dass UNESCO System zu verbessern und das vorliegende Marktversagen zu überwinden.

Die vorliegende Arbeit endet mit einer Schlussbetrachtung in Kapitel 7.

4

2. Voraussetzungen für den Erwerb des Welterbe-Status

2.1 Vorbemerkungen “Cultural heritage is a group of resources inherited from the past, which people iden- tify, independently of ownership, as a reflection and expression of their constantly evolving values, beliefs, knowledge and traditions.”7

Wie oft gehen wir in Museen? Wie häufig stehen wir vor Bauwerken, die wir als ein- zigartig, imposant oder beeindruckend empfinden? Jedes Land rund um den Globus beherbergt solche Stätten. Viele dieser Stätten stehen unter nationalem Schutz, wer- den gepflegt und instand gehalten. Aber welches sind die Kriterien dafür, dass ein solcher Status verliehen wird? Die UNESCO geht diesbezüglich von einem universel- len Kulturbegriff aus. Dabei wird die Auffassung vertreten, dass es zwar teilweise sehr unterschiedliche Kulturen gibt, jedoch eine Kultur der Menschheit existiert, die alle Menschen eint.8 Diese eine Kultur sei universell und wird von der UNESCO vertreten.

Zu diesem Zwecke hat die UNESCO die Welterbeliste ins Leben gerufen. Dort werden schützenswerte Stätten gelistet, die nach bestimmten Kriterien ausgewählt werden. Heute gibt es weit mehr als 1.000 Welterbestätten, die sich auf alle Kontinente ver- teilen.

Welterbestätten finden sich rund um den Globus, sind jedoch heterogen verteilt.9 Es gibt einige Kontinente, wie insb. Europa, die einen signifikanten Teil der zum Welter- be erklärten Stätten beherbergen, und andere Teile der Welt, in der sie recht selten zu finden sind. So hat die UNESCO zwar 1.052 Stätten10 den Welterbetitel verliehen, doch diese Verteilung fällt deutlich zu Gunsten von Europa und Nordamerika und zu Ungunsten des Pazifiks, Afrika und der Karibik aus.11 Welterbestätten werden seit 1978 ernannt, wobei diese in drei Kategorien unterteilt werden: Weltkulturerbe, Weltnaturerbe und Stätten, die beide Eigenschaften aufweisen, sogenannte mixed-

7http://www.sycultour.eu/frameworks/zakonodaja_Council_of_Europe_Framework_Conventio n_on_the_Value_of_Cultural_Heritage_for_Society 8 Vgl. Lauer, 2007, S. 16. 9 Vgl. dazu Kapitel 3.7. 10 http://whc.unesco.org/en/list/ 11 Die Ungleichverteilung des Welterbes wird in Kapitel 3.7 thematisiert. 5

Welterbstätten. Viele Welterbestätten sind heute Attraktionen für den Kulturtouris- mus und wichtige Ikonen nationaler Identität.12

Die Welterbeliste, in der die einzelnen Welterbestätten von der UNESCO aufgeführt werden, gibt jährlich Auskunft13 über den Zuwachs und Abgang an Stätten, um die die Liste erweitert bzw. sogar gekürzt wurde. Es werden jedes Jahr neue Welterbe- stätten aufgenommen, jedoch wurden bisher nur zwei Stätten wieder von der Liste entfernt. Das Welterbe ist somit dynamischer und nicht statischer Natur.

Auch in Deutschland befinden sich eine Reihe von Welterbestätten, so wie beispiels- weise das im Jahr 2015 ernannte Kloster Corvey in der Nähe von Höxter, NRW. Bun- desaußenminister Frank-Walter Steinmeier übergab Ende Mai 2015 die Ernennungs- urkunde der UNESCO und erklärte: „Wir brauchen solche Zeugnisse der Geschichte […], um uns in der Welt heute zu verorten und zurecht zu finden.“14 Das Welterbe spielt somit auch in Deutschland eine wichtige Rolle.

Die nachfolgende Abbildung zeigt alle Welterbestätten, wobei hier zwischen den einzelnen Kategorien nicht unterschieden wird. Diese Abbildung dient der ersten Übersicht zum Welterbe und gibt einen Überblick über die auf der Welt verteilten Stätten. Die Färbung der jeweiligen Länder gibt Auskunft darüber, wie viele Welter- bestätten sich im Land befinden. Die Kreisdiagramme zeigen, wie die Verteilung des Welterbes zwischen den drei Kategorien in den einzelnen Regionen ist.

12 Shackley, 2006, S. 85. 13 Frey / Steiner, 2010, S. 2. 14 https://www.unesco.de/kultur/2015/welterbe-urkunde-corvey.html 6

Abbildung 1: Welterbestätten - ein Überblick

Quelle: Eigene Darstellung.

7

In diesem Unterkapitel wird der Status- quo des Welterbes aufgezeigt und ein Über- blick über die ökonomische Dimension des Themas verschafft werden. Dabei soll zunächst das Nominierungsverfahren und der Ernennungsprozess in Kapitel 2.2 er- läutert werden, um einen Einblick in die Vorgehensweise der UNESCO rund um das Thema Welterbe zu bekommen. In Kapitel 2.3 wird aufgezeigt, welche Vor- und Nachteile sich aus Perspektive der Länder durch die UNESCO Ernennung zum Welter- be ergeben. Das nachfolgende Kapitel 2.4, definiert was Welterbe ist, wie die Rah- menbedingungen zur Ernennung sein müssen und was die Welterbeliste ausmacht und umfasst. Kapitel 2.6 stellt die zeitliche Entwicklung des Welterbes dar. Das nach- folgende Kapitel 2.7 hinterfragt kritisch die hohe Anzahl der bereits ernannten Welt- erbestätten und zeigt Folgen und Konsequenzen dessen auf.

2.2 Der Nominierungs- und Ernennungsprozess „Out of all the institutions comprising the UN family, the UNESCO is familiar to hun- dreds of millions of individuals worldwide who have visited World Heritage Sites […].“15

Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Uni- ted Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, UNESCO)16 hat 1972 das Internationale Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt ver- abschiedet, welches von über 180 Staaten unterzeichnet worden ist. Bis heute gibt es kein vergleichbares, internationales Abkommen, das sich in dieser Form dem Schutz des kulturellen und natürlichen Erbes der Welt verschrieben hat. Es handelt sich also um das erste globale Abkommen, um ein weltweites Interesse an länderübergreifen- den Kulturgütern zu vertreten. Das legt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um ein globales öffentliches Gut handeln könnte.17 Ein globales öffentliches Gut be- schränkt sich hierbei nicht auf nationale (Landes-)Grenzen, sondern ist weltweit nutzbar.18

15 Singh, 2011, S. xvii. 16 Mehr zur UNESCO in Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.. 17 Öffentliche Güter mit ihren besonderen Eigenschaften werden in Kapitel 6 erläutert. 18 Vgl. Martens / Hein, 2002, S. 4. 8

Dabei zeichnet die UNESCO solche Stätten aus, denen sie, gemäß den von ihr defi- nierten Kriterien, einen außergewöhnlichen universellen Wert19 zuweist. Dabei steht vor allem das Generationenmotiv20 im Vordergrund, da die ernannten Stätten auch zukünftigen Generationen erhalten bleiben sollen. Jeder der Mitgliedsstaaten der UNESCO hat die Möglichkeit, Vorschläge für Welterbestätten einzureichen. Ein zwi- schenstaatliches Komitee der UNESCO prüft die eingegangenen Nominierungen und entscheidet, welche Stätten in die Liste des Welterbes aufgenommen werden. Dabei spielen die von der UNESCO definierten zehn Kriterien eine Rolle, von denen mindes- tens eins erfüllt sein muss. Diese werden in Kapitel 2.4 näher erläutert.

Der Nominierungsprozess dauert in der Regel 18 Monate, wobei der Akt der Nomi- nierung von den Mitgliedsstaaten selbst erfolgen muss, da diese ihre Vorschläge für mögliche (weitere) Welterbestätten an die UNESCO übermitteln müssen.21 Es kommt also zunächst auf die intrinsische Motivation der Länder an, ob sie eine potentielle Welterbestätte nominieren möchten.22 Es ist nicht möglich, dass etwa ein anderes Land eine Stätte nominiert, oder eine Stätte nominiert wird, die in einem Land liegt, das nicht der UNESCO beigetreten ist.

Nachdem die Nominierung formal erfolgt ist, werden Experten der sogenannten ad- visory bodies23 – für das Kulturerbe sind dies ICCROM und ICOMOS, für Naturerbe- stätten IUCN – den Nominierungsantrag beurteilen und evaluieren.24 Diese Instituti- onen können auf eine besondere Expertise bezüglich Kultur- bzw. Naturgütern zu- rückgreifen. Die finale Entscheidung wird von Seiten der UNESCO getroffen, die über die Aufnahme auf die Welterbeliste einmal jährlich entscheidet.25 Eine Ablehnung kann erfolgen, wenn eine vorgeschlagene Stätte nicht den von der UNESCO vorgege- benen Kriterien entspricht, oder es im Bereich des Nominierungsprozesses weitere Gründe für eine Ablehnung gibt.26

Der Prozess einer Welterbeernennung kann wie folgt beschrieben werden:

19 UNESCO, 2015, o. S. 20 Mehr zum Generationenmotiv in Kapitel 3.2. 21 Vgl. Bertacchini / Saccone, 2011, S. 4. 22 Vgl. Battini, 2010, S. 24. 23 Vgl. Steiner / Frey, 2011, S. 5. 24 Die kombinierten Welterbestätten (das sog. mixed-Welterbe) wird von beiden Organisatio- nen bewertet. 25 Vgl. Bertacchini / Saccone, 2011, S. 4. 26 Ebd. 9

Damit eine Welterbestätte als solche überhaupt nominiert werden kann, muss das Land, welches sie beherbergt, die Weltnaturerbe-Konvention (engl. World Heritage Convention) unterzeichnet haben. Diese verpflichtet das Land seine natürlichen und kulturellen Ressourcen zu schützen. Die Unterzeichnung berechtigt das Land Vor- schläge für mögliche Welterbestätten einzureichen – die eigenen Stätten somit zu nominieren.27

Der Nominierungsprozess selbst läuft in fünf Schritten ab:

1. Tentativliste 2. Nominierungsantrag 3. Beratungsorgane ICOMOS, IUCN und ICCROM zur Begutachtung der Nomi- nierung 4. Beratung und spätere Entscheidung durch das Welterbekomitee 5. Auswahlkriterien, basierend auf den Operational Guidelines for the Imple- mentation of the World Heritage Convention28

Ad 1.: Tentativliste

Im ersten Schritt muss das Land, welches bereits die Konvention unterzeichnet hat, ein sogenanntes Inventar erstellen, indem es seine Natur- und Kulturerbestätten, die sich innerhalb der Landesgrenzen befinden, definiert.29 Das Inventar wird nun als Tentativliste bezeichnet und weist Stätten aus, die der Staat zukünftig, d.h. innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre, zur Nominierung als Welterbe vorschlagen könn- te.30 Diese Liste kann jederzeit aktualisiert und somit sowohl erweitert als auch ge- kürzt werden.31 Das Welterbekomitee kann nur Stätten in die Liste aufnehmen, die zunächst auf der Tentativliste eines Landes standen und dann für die Nominierung ausgewählt wurden.32 Daher ist die Tentativliste der erste Schritt auf dem Weg zur Welterbestätte.33

27 http://whc.unesco.org/en/nominations/ 28 Ebd. 29 http://whc.unesco.org/en/tentativelists/ 30 Ebd. 31 Ebd. 32 Ebd. 33 Vgl. http://whc.unesco.org/en/nominations/ 10

Ad 2.: Nominierungsantrag

Durch die Vorauswahl in Form der Tentativliste wählt ein Land bereits potentiell ge- eignete Stätten aus, die es zu einem beliebigen Zeitpunkt zur Nominierung einge- reicht werden können. Dafür ist ein Nominierungsantrag erforderlich. Das Welterbe- komitee bietet den Ländern hierfür Hilfestellung und Beratung, um die Besonderheit der Stätte hervorzuheben und die notwendigen formalen Voraussetzungen zu erfül- len. Die Nominierung wird zunächst vom Welterbekomitee auf formale Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Wenn diese Unterlagen formal richtig und vollständig sind, werden sie an die zuständigen Beratungsorgane übergeben.34

Ad 3.: Beratungsorgane ICOMOS, IUCN und ICCROM zur Begutachtung der Nominie- rungen

Die Advisory Bodies, also die Beratungsorgane des Welterbekomitees, bestehen aus drei Organen, die die Nominierungsanträge begutachten. Die Beratungsorgane wur- den vom Welterbekomitee ernannt und umfassen das International Council on Mo- numents and Sites (ICOMOS)35 sowie die World Conservation Union (IUCN)36. Neben diesen beiden Beratungsorganen spielt zudem das International Centre for the Study of the Preservation and Restoration of Cultural Property (ICCROM)37 eine wichtige Rolle. Diese Organisation berät das Komitee durch Experten, die im Bereich des Schutzes von Welterbestätten sowie für Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich zuständig sind.38

34 Vgl. http://whc.unesco.org/en/nominations/ 35 ICOMOS, International Council on Monuments and Sites, zu deutsch: Internationaler Rat für Denkmalpflege. 36 IUCN, International Union for Conservation of Nature and Natural Resources; zu deutsch: Internationale Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen. 37 ICCROM, International Centre for the Study of the Preservation and Restoration of Cultural Property, zu Deutsch: Internationale Studienzentrale für die Erhaltung und Restaurierung von Kulturgut. 38 Vgl. http://whc.unesco.org/en/nominations 11

Ad 4.: Beratung und spätere Entscheidung durch das Welterbekomitee

Sobald eine Stätte nominiert und durch die Beratungsorgane evaluiert wurde, geht die Entscheidung an das World Heritage Committee, also das Welterbekomitee, was die Entscheidung über die Aufnahme auf die Welterbeliste letztendlich fällt. Dieses Komitee tagt einmal jährlich, um im Anschluss seine Entscheidungen über Neuein- schreibungen bekannt zu geben. Eine Einzelentscheidung kann jederzeit auch ver- schoben werden, beispielsweise wenn weitere Informationen über eine Welterbe- stätte von den Ländern eingeholt werden sollen.39

Ad 5:. Auswahlkriterien

Die Auswahlkriterien, die sogenannten Operational Guidelines for the Implementati- on of the World Heritage Convention, sollen sicherstellen, dass das potentielle Welt- erbe die Standards der UNESCO erfüllt und ist daher eine wichtige Entscheidungs- grundlage für die UNESCO. Die Kriterien, die in Tabelle 2 sowie Tabelle 3 noch aufge- führt werden, geben hier einen detaillierten Überblick.

Die nachfolgende Abbildung 2 stellt die Organe der UNESCO und den Prozess der Ernennung eines Welterbes beispielhaft dar. Dabei werden die nationalen und regio- nalen Ziele separat betrachtet.

An der Komposition der Welterbeliste sind grundsätzlich drei verschiedene Akteure40 beteiligt: Einerseits sind das die Mitgliedsstatten der UNESCO, denn nur sie sind be- rechtigt, Erbestätten zu nominieren. Diese verfolgen ein regionales Ziel, da sie ihre landeseigenen Erbestätten auf der Welterbeliste platzieren möchten, um so von möglichen positiven Effekten profitieren zu können.41 Alle Erbestätten, die die UNE- SCO potentiell ernennen könnte, müssen in einem Mitgliedsstaat liegen und von diesem selbst vorgeschlagen werden.42 Um eine potentielle Erbestätte im eigenen Land zu identifizieren, müssen die nationalen Organe43 finanzielle Ressourcen bereit- stellen, die zur Identifikation, zum Schutz und zur Erhaltung des Welterbes eingesetzt

39 Vgl. http://whc.unesco.org/en/nominations 40 Dazu zählen neben den Mitgliedsstaaten auch die UNESCO selbst und ihre beratenden Or- gane. 41 Neben vielen positiven Folgen der Welterbelistung, wie beispielsweise Tourismus, können auch negative Effekte eintreten. 42 Vgl. Steiner / Frey, 2012, S. 27. 43 Damit sind die Länder, Städte und Kommunen gemeint, die das Welterbe finanzieren. 12 werden. Das wird zur Folge haben, dass eine große Anzahl von weiteren Akteuren in diesen Prozess eingebunden sein wird, beispielsweise regionale und lokale Akteure, genauso wie Kommunen, Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen, Museen, Ver- bände und weitere Experten.44 Hier wird das globale Ziel verfolgt, da die UNESCO die einzige Kulturorganisation ist, die eine globale Welterbeliste führt. Neben den vielen anderen wichtigen Akteuren, die im Rahmen der Arbeit bereits beschrieben wurden, gibt es keine weitere Organisation, die über eine so hohe Anzahl von Mitgliedsstaa- ten verfügt, auf allen Kontinenten vertreten ist und einen so enormen Einfluss hat.45

44 Vgl. UNESCO, 2015, S. 3. 45 Vgl. Häßler / von Heusinger, 1989, S. 32. 13

Abbildung 2: Komposition des Welterbes

Quelle: Eigene Darstellung.

14

Warum nominieren Länder nun ihre Kulturgüter? Die Nominierung einer Erbestätte ist mit einer Erwartungshaltung der Länder verbunden, die diese vorschlagen,.46 Es handelt sich um Stätten, die für das nominierende Land eine besondere Bedeutung haben. Dabei ist der Welterbestatus selbst ebenfalls mit hohen Erwartungen ver- knüpft, da sich die Länder dadurch (meist) einen wirtschaftlichen Nutzen in Form von zusätzlichem Tourismus versprechen. Zudem erhoffen sich viele Länder internationa- le Unterstützung beim Schutz und der Pflege der Welterbestätten.47

Die nachfolgende Tabelle zeigt beispielhaft die Erwartungen von vier (erfolgreichen) Welterbenominierungen in Deutschland zwischen 1991 und 2004.

Tabelle 1: Erwartungen gegenüber der Ernennung zum Welterbe

Kloster Industriekomplex Obergermanisch- Bremen Lorsch Zeche Zollverein in raetischer Limes Essen Jahr der 1991 2001 2005 2004 Ernennung Erwartungen Publicity angegeben Prestige von Exper- Große Sensibilität sowie finanzielle und personelle Ressourcen für den ten in Mar- Denkmalschutz keting, PR Schaffung von Strukturwandel Symbol der und Ma- Arbeitsplätzen von verarbeiten- Unabhängigkeit nagement durch Touris- dem Gewerbe mus in der zum Servicesektor wirtschaftlich schwachen Region Identifikation der lokalen Bevölke- Erhöhung der rung mit der Region Besucherzahlen

Quelle: Quack / Wachowiak, 2013, S. 283.

46 Vgl. Quack / Wachowiak, 2013, S. 282. 47 Ebd. 15

Die Tabelle zeigt, dass alle genannten deutschen Welterbestätten bereits bei der Nominierung von der Erwartung geprägt waren, dass ihr Bekanntheitsgrad durch die Ernennung zunehmen würde und sie so möglicherweise mehr Besucher verzeichnen könnten.48

Dass der Welterbestatus tatsächlich nicht nur auf lokaler, sondern auch auf internati- onaler Ebene Interesse wecken kann, zeigen Quack und Wachowiak (2013). Durch den Titel Welterbe verbessern sich das Ansehen und das Image der Stätte, so dass dies zu einem erhöhten öffentlichen Interesse führt.49 Entsprechend können durch die größere Wahrnehmung auf nationaler und internationaler Ebene für die obigen Beispiele die folgenden positiven Auswirkungen beobachtet werden:

 Ein Manager des Industriekomplexes Zeche Zollverein gab an, dass ohne den Welterbetitel sehr viel mehr finanzielle und personelle Unterstützung nötig gewesen wäre, um denselben Bekanntheitsgrad zu erreichen 50  Als Folge des Welterbestatus und dem damit verbundenen Prestige entwi- ckelte sich das Altmünster Lorsch zu einem regionalen Zentrum für die Aus- bildung von Fremdenführern, Museumspädagogik und Qualitätssicherung 51  Im Fall des Obergermanisch-raetischen Limes führte das gesteigerte Interes- se an dem Denkmal zu vermehrter wissenschaftlicher Forschung 52

Anschließend wird der erste Schritt in Richtung Welterbe getätigt. Der Prozess der Nominierung wird eine potentielle Welterbestätte identifiziert und der Prüfung der UNESCO unterzogen, die über eine Ernennung zum Welterbe entscheidet. Durch eine erfolgreiche Nominierung und Ernennung resultieren Rechte und Pflichten, die im Zusammenhang mit dem Welterbe stehen. Diese werden im nachfolgenden Kapitel dargestellt.

48 Dieser Effekt ist häufig zu beobachten. Dabei fällt der Anstieg der Besucherzahlen in vielen Fällen deutlich geringer aus als erwartet. Mehr dazu in Kapitel 3.4.5. 49 Vgl. Quack / Wachowiak, 2013, S. 286. 50 Quack / Wachowiak, 2013, S. 286. 51 Ebd. 52 Ebd. 16

2.3 Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit einer Welterbestätte „Eine UNESCO Welterbe-Anerkennung ist nicht mit einer finanziellen Zuwendung ver- bunden, verpflichtet aber die zuständige Regierung, die Schutz- und Erhaltungsmaß- nahmen eigenständig zu finanzieren.“53

Dieses Kapitel widmet sich den Rechten und Pflichten der Länder, deren Stätte zum Welterbe ernannt worden ist.54 Der Status Welterbe ist mit Verpflichtungen, beson- ders finanzieller Natur verbunden, wie das obige Zitat bereits vermuten lässt.

Das Budget zur Unterstützung der über 1.000 Stätten, welches die UNESCO jährlich zur Verfügung hat, ist denkbar klein. So werden lediglich vier Millionen US-Dollar investiert.55 Dieses überschaubare Budget kommt insbesondere den Ländern zugute, die zu den ärmeren Mitgliedsländern der UNESCO zählen.56 Viele Länder halten dar- über hinaus jedoch Förderprogramme für Welterbestätten bereit; so umfasste das deutsche Budget für die Jahre 2009 bis 2014 200 Millionen Euro, die in die (damals) 39 Welterbestätten in Deutschland investiert wurden.57 Das eben genannte Budget stammt aus dem Investitionsprogramm Nationale UNESCO-Welterbestätten, was der Bund den Städten und Kommunen zur Pflege und Instandhaltung zur Verfügung stellt.58

Um den Status des Welterbes zu erhalten, muss das jeweilige Land, das eine Welter- bestätte nominiert, einen Erhaltungsplan beifügen, aus dem die Aufrechterhaltung und Pflege auch in finanzieller Hinsicht hervorgeht. Die UNESCO prüft zudem in ei- nem Turnus von sechs Jahren den Zustand der Welterbestätte. Wenn der Zustand von der UNESCO als nicht zufriedenstellend empfunden wird, kommt das Welterbe auf die Rote Liste59, welche gefährdete Welterbestätten umfasst. Zudem besteht die Möglichkeit, dass die UNESCO den Status wieder aberkennt.60

53 PAN, 2015, S. 6. 54 Hier wird eine erfolgreiche Nominierung vorausgesetzt, da der Status Welterbe der UNE- SCO sonst nicht erlangt werden konnte. 55 Vgl. Bertacchini / Saccone, 2011, S. 4. 56 Vgl. PAN; 2015, S. 6. 57 Ebd. 58 Ebd. 59 Die Rote Liste des Welterbes wird nachfolgend beschrieben. 60 Die bisherigen Aberkennungen werden im Rahmen der Arbeit noch ausführlich thematisiert. 17

Zur Aufrechterhaltung und Instandhaltung müssen von den Ländern sog. Manage- ment-Pläne vorgelegt werden. Dabei werden die folgenden drei Phasen bei der Er- stellung dieses Plans vor der UNESCO verlangt:

1. Die Vorbereitung und Einbeziehung aller Anteilseigner der potentiellen Welt- erbestätte. Dabei ist es notwendig, dass alle Akteure hier eingebunden wer- den, damit sich über die wesentlichen Punkte des Plans verständigt werden kann. Darüber hinaus soll zum Planentwurf eine öffentliche Diskussion veran- staltet werden 61 2. Der Plan soll veröffentlicht und durch seine Hauptanteilseigner angenommen werden, da so die Bindung für die zukünftige Verwaltung des Denkmals gesi- chert werden soll 62 3. Die Einführung der Umsetzung soll beginnen, wobei die einzelnen Rollen bzgl. beispielsweise Koordination bereits verteilt sein sollen 63

Sollte diese nicht gemäß den Vorgaben der UNESCO unterhalten werden, kann es im Extremfall zur Streichung von der Welterbeliste führen, was bereits zwei Mal erfolgt ist. So wurde in Deutschland aufgrund eines Brückenbaus dem Elbtal bei Dresden der Titel Weltkulturerbe wieder entzogen.

Die Länder, die die Welterbestätten beherbergen, sind somit allein für die Aufrecht- und Instandhaltung verantwortlich, auch in finanzieller Hinsicht. Zwar bekommen sie durch die Ernennung zum Welterbe das Recht, den Titel Welterbe der UNESCO zu führen, doch verpflichten sie sich, gemäß den UNESCO Standards dafür zu sorgen, dass die Stätten in einem für die UNESCO akzeptablen Zustand sind. Die UNESCO unterstützt die Länder dabei durch Beratung auf verschiedenen Ebenen, doch finan- zielle Unterstützung kann aufgrund des geringen Budgets, was die UNESCO nur zur Verfügung hat, kaum erwartet werden.

Das nachfolgende Kapitel widmet sich den Begrifflichkeiten, die im Zusammenhang mit dem Welterbe verwendet werden. So werden nachfolgend die Begriffe Welterbe und Welterbeliste definiert und die Rahmenbedingungen erläutert.

61 Vgl. Young, 2005, S. 34. 62 Ebd. 63 Ebd. 18

2.4 Der Begriff Welterbe, Welterbeliste und die Rahmenbe- dingungen “The World Heritage List reflects the wealth and diversity of the ’s cultural and natural heritage. “64

Dieses Kapitel dient der Definition und Begriffserklärung und soll die mit der Welter- benominierung und –ernennung verbundenen Rahmenbedingungen aufzeigen. Dabei werden die Kriterien dargestellt, nach denen die UNESCO den Titel Welterbe vergibt.

Heute gibt es über 1.000 Stätten weltweit, die als Weltkulturerbe oder Weltnaturer- be bezeichnet werden. Wie das obige Zitat andeutet, sind diese sehr unterschiedlich und vielfältig. Doch wie wird entschieden, was bedeutend oder außerordentlich ge- nug ist, um diesen Titel zu tragen? Kulturelles Erbe kann sich auf historische Bauwer- ke oder Monumente beziehen, deren Wert für die Gesellschaft von kultureller, künst- lerischer oder architektonischer Bedeutung ist.65 Darüber hinaus können auch Land- schaften zum Erbe einer Gesellschaft erklärt werden.66

In die Welterbeliste, so hat es die UNESCO entschieden, sollen Stätten nicht beliebig oder nach weichen, subjektiven Kriterien aufgenommen werden. Obwohl die Liste stetig wächst, bemüht man sich von Seiten der UNESCO um Objektivität. Aus diesem Grund wurde bis 2004 auf der Basis von sechs Kriterien für das kulturelle Welterbe und vier Kriterien für das Naturerbe entschieden, ob eine Stätte den Titel tragen darf und in die Liste des Welterbes aufgenommen wird oder nicht. Im Jahr 2005 wurden die Operational Guidelines for the Implementation of the World Heritage Convention veröffentlicht, die eine Überarbeitung der bislang geltenden Kriterien darstellen. Nach den nun geltenden Regeln gibt es zehn Kriterien ohne weitere Unterteilung und Unterscheidung der Kategorien in kulturelles und naturelles Erbe.67

Ganz allgemein kann der Titel an solche Stätten verliehen werden, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität68 als weltbedeutend ausgezeichnet wer- den, wenn sie von den Staaten, in denen sie liegen, für diesen Titel vorgeschlagen

64 UNESCO, 2005, S. 4. 65 Vgl. Riganti / Nijkamp, 2004, S. 3. 66 Vgl. Riganti / Nijkamp, 2004, S. 4. 67 UNESCO, 2005, o. S. 68 Vgl. PAN, 2015, S. 7 19 wurden. Diese drei Punkte, Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität sind nicht in die zehn Kriterien der UNESCO eingebettet und gelten dennoch als wichtige und notwendige Merkmale einer Stätte, um für eine Auszeichnung als Welterbe in Frage zu kommen.69 Sie können somit als notwendige Kriterien angesehen werden, noch bevor die zehn Kriterien geprüft werden. Vor der Festlegung der zehn Kriterien war das Ernennungsverfahren eher ad hoc und wurde nur nach einem Punkt beurteilt: outstanding value of humanity. Dieses Kriterium ist jedoch sehr abstrakt70 und schwer zu definieren.71

Die zehn Kriterien der seit 2005 geltenden Operational Guidelines for the Implemen- tation of the World Heritage Convention beschreiben im Detail, welche Anforderun- gen an potentielle Welterbestätten gestellt werden.72 Dabei gilt es zu beachten, dass von diesen zehn Kriterien mindestens eins erfüllt sein muss, wobei dies in Kombinati- on mit den eingangs genannten drei übergreifenden Eigenschaften73 ihrer Einzigar- tigkeit, Authentizität und Integrität erfolgen muss.74

69 UNESCO, 2005, o. S. 70 Da die UNESCO selbst feststellen musste, dass es kaum möglich ist, den sog. outstanding value of humanity zu definieren, wurden der Kritierienkatalog erarbeitet. 71 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 2. und Steiner und Frey, 2011, S. 4. 72 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 2. 73 Vgl. PAN, 2015, S. 7. 74 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 2. 20

Tabelle 2: Die zehn Kriterien des Welterbes der UNESCO

Kriterium Definition 1. to represent a masterpiece of human creative genius 2. to exhibit an important interchange of human values, over a span of time or within a cultural area of the world, on developments in architecture or tech- nology, monumental arts, town-planning or landscape design; 3. to bear a unique or at least exceptional testimony to a cultural tradition or to a civilization which is living or which has disappeared 4. to be an outstanding example of a type of building, architectural or techno- logical ensemble or landscape which illustrates (a) significant stage(s) in hu- man history 5. to be an outstanding example of a traditional human settlement, land-use, or sea-use which is representative of a culture (or cultures), or human interac- tion with the environment especially when it has become vulnerable under the impact of irreversible change 6. to be directly or tangibly associated with events or living traditions, with ideas, or with beliefs, with artistic and literary works of outstanding universal significance. (The Committee considers that this criterion should preferably be used in conjunction with other criteria) 7. to contain superlative natural phenomena or areas of exceptional natural beauty and aesthetic importance 8. to be outstanding examples representing major stages of earth's history, including the record of life, significant on-going geological processes in the development of landforms, or significant geomorphic or physiographic fea- tures 9. to be outstanding examples representing significant on-going ecological and biological processes in the evolution and development of terrestrial, fresh water, coastal and marine ecosystems and communities of plants and ani- mals 10. to contain the most important and significant natural habitats for in-situ conservation of biological diversity, including those containing threatened species of outstanding universal value from the point of view of science or conservation

Quelle: Operational Guidelines for the Implementation of the World Heritage Convention, UNESCO, 2005, o. S.

21

Obwohl, wie bereits oben genannt, die Kriterien nach der Reform 2004 jetzt nur noch ein Set aus zehn Kriterien umfasst, weist die UNESCO ihre sogenannten Operational Guidelines explizit als Kultur- und Naturkriterien aus,75 um eine Einordnung zu er- leichtern. Im Gegensatz zu früher sind diese aber nicht mehr bindend, müssen also nicht den entsprechenden Klassen zugeordnet werden und können mehr als Empfeh- lung und Entscheidungsunterstützung verstanden werden. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Empfehlung der UNESCO, sich anhand der Kriterien in Richtung Natur- bzw. Kulturerbe zu orientieren. Die vorliegende Nummerierung bezieht sich hierbei auf die Tabelle 2, in der die Kriterien ausführlich beschrieben werden.

Tabelle 3: Operational Guidelines der UNESCO

Operational Cultural Natural Guidelines criteria criteria 2005 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Quelle: UNESCO, 2005, o.S.

Wenn eine Stätte mindestens ein Kriterium für ein Weltkulturerbe und mindestens ein Kriterium für ein Weltnaturerbe erfüllt, dann kann es in beiden Kategorien als sogenanntes mixed-Welterbe geführt werden.76 Davon gibt es aktuell 35 Stätten.77 Zu diesen sogenannten mixed-Welterbestätten zählen beispielsweise Laponia in Lapp- land seit 1996,78 das Welterbe in Okzitanien / Pyrenäen-Mittelmeer seit 201079 und das Tikal Welterbe in Guatemala seit 2002.80

75 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 2ff. 76 Vgl. Steiner / Frey, 2011, S. 5. 77 http://whc.unesco.org/en/list/?&type=mixed 78 http://laponia.nu/en/world-heritage-site/ 79 http://whc.unesco.org/en/list/773 80 http://whc.unesco.org/en/tentativelists/1754/ 22

Zentral war dabei der weltweit einzigartige Rang, der zunächst auf sechs Kriterien zurückging. Dazu zählten:

• Archäologische Zonen • Stadtzentren • Kulturlandschaften • Einzelmonumente • Zonen mit einzigartiger geologischer Beschaffenheit • Gebiete, die sich durch besondere biologische Vielfalt auszeichnen

Was macht ein Welterbe so besonders? Im Falle des Mariendoms und der ehemali- gen Klosterkirche St. Michael in Hildesheim, Deutschland, war es zum einen die Be- deutung des Bauwerks selbst sowie deren Einfluss auf die Entwicklung der romani- schen Kirchenarchitektur. Die UNESCO führt dazu aus: „These two edifices and their artistic treasures give a better overall and more immediate understanding than any other decoration in Romanesque churches in the Christian West.“81 Zudem wurde hier die Ausstattung der Bauwerke von der UNESCO als außerordentlich eingestuft: „The church of St Michael and the cathedral contain an exceptional series of elements of interior decoration that together are quite unique for the understanding of layouts used during the Romanesque era […].“82

Die UNESCO hat, wie bereits dargestellt, vor mehr als 40 Jahren den Begriff des Welterbes definiert. Die Unterteilung lautete damals in zwei verschiedene Katego- rien: Das Weltkulturerbe und das Weltnaturerbe. Danach wurden mixed- Welterbestätten eingeführt. Im Jahr 2009 ist noch die Kategorie Kulturerbe unter Wasser hinzugekommen.83 Seit 1992 gibt es zudem das Weltdokumentenerbe84 und seit 2006 das immaterielle Kulturerbe85.

81 Gallistl, 2015, S. 9. 82 Ebd. 83 Deutsche UNESCO Kommission, 2015, o. S. 84 http://www.unesco.at/kommunikation/memory.htm 85 http://www.unesco.de/kultur/immaterielles-kulturerbe.html 23

So wurde 1972 die erste Kategorie, das Weltkulturerbe, drei verschiedene kulturelle Bereiche umfassend, wie folgt definiert: 86

a) Monumentale Bauten b) Skulpturen c) Inschriften und Höhlenmalereien

Monumentale Bauten stehen hier für architektonische Werke, die von Menschen- hand geschaffen worden sind. So zählt beispielsweise der Kölner Dom zu dieser Kate- gorie. Hier steht nicht das Alter der Welterbestätte im Mittelpunkt, sondern die Ein- zigartigkeit. Dies lässt sich z.B. an dem noch jungen Opernhaus in Sydney ablesen, da dieses erst im Jahr 1973 fertiggestellt wurde und (trotzdem) zum Weltkulturerbe zählt. Zu den Skulpturen zählen z.B. die Felsskulpturen von Dazu, China. Diese Steinfi- guren aus der Tang und Sang Zeit stehen seit seit dem Jahr 1999 auf der Welterbelis- te. Inschriften und Höhlenmalereien umfassen u.a. die altsteinzeitlichen Höhlenmale- reien in Nordspanien, die im Baskenland, in Kantabrien und in Asturien liegen und seit 1985 auf der Welterbeliste stehen.

Die heutige UNESCO Terminologie definiert Kulturerbe wie folgt: Nach Artikel 1 der Konvention und Nr. 45 der Richtlinien für die Durchführung des Welterbe- Übereinkommens wird Kulturerbe wie folgt definiert:87

 Denkmäler: Werke der Architektur, Großplastik und Monumentalmalerei, Objekte oder Überreste archäologischer Art, Inschriften, Höhlen und Verbin- dungen solcher Erscheinungsformen, die aus geschichtlichen, künstlerischen oder wissenschaftlichen Gründen von außergewöhnlichem universellem Wert sind88  Ensembles: Gruppen einzelner oder miteinander verbundener Gebäude, die wegen ihrer Architektur, ihrer Geschlossenheit oder ihrer Stellung in der Landschaft aus geschichtlichen, künstlerischen oder wissenschaftlichen Gründen von außergewöhnlichem universellem Wert sind89

86 Vgl. UNESCO, 1972, S. 136. 87 http://unesco.de/infothek/dokumente/uebereinkommen/welterbe-konvention.html 88 Ebd. 89 Ebd. 24

 Stätten: Werke von Menschenhand oder gemeinsame Werke von Natur und Mensch sowie Gebiete einschließlich archäologischer Stätten, die aus ge- schichtlichen, ästhetischen, ethnologischen oder anthropologischen Gründen von außergewöhnlichem universellem Wert sind90

Die heutige UNESCO Terminologie definiert Naturerbe wie folgt: Nach Artikel 2 der Konvention und Nr. 45 der Richtlinien für die Durchführung des Welterbe- Übereinkommens wird Naturerbe wie folgt definiert:91

 Naturgebilde, die aus physikalischen und biologischen Erscheinungsformen oder -gruppen bestehen, welche aus ästhetischen oder wissenschaftlichen Gründen von außergewöhnlichem universellem Wert sind;92  geologische und physiographische Erscheinungsformen und genau abge- grenzte Gebiete, die den Lebensraum für bedrohte Pflanzen- und Tierarten bilden, welche aus wissenschaftlichen Gründen oder ihrer Erhaltung wegen von außergewöhnlichem universellem Wert sind;93  Naturstätten oder genau abgegrenzte Naturgebiete, die aus wissenschaftli- chen Gründen oder ihrer Erhaltung oder natürlichen Schönheit wegen von außergewöhnlichem universellem Wert sind.94

Der Begriff Welterbe und die Welterbeliste haben sich seit den ersten Bemühungen der UNESCO verändert. Die UNESCO hat ein System eingeführt, das transparenter geworden ist, sowie Kriterien definiert, die objektiver erscheinen. Die UNESCO hat durch ihr standardisiertes System der Nominierung und Ernennung, der regelmäßi- gen Tagung und der einzelnen Kategorien, die erweitert worden sind, Rahmenbedin- gungen geschaffen.

Welche Entwicklung das Welterbe im Zeitverlauf seit der Einführung genommen hat, wird im nachfolgenden Kapitel thematisiert. Dabei werden auch Weltnaturerbestät- ten und Weltkulturerbestätten isoliert diskutiert und dargestellt.

90 http://unesco.de/infothek/dokumente/uebereinkommen/welterbe-konvention.html 91 Ebd. 92 Ebd. 93 Ebd. 94 Ebd. 25

2.5 Institutionen rund um das Welterbe

2.5.1 Vorbemerkungen

„Geschichtslos ist gesichtslos.“95

Neben der bereits erwähnten UNESCO, die ebenfalls in diesem Kapitel ausführlich dargestellt wird, soll hier auf weitere Global Player eingegangen werden, die beson- ders im Kontext des Welterbes eine wesentliche Rolle spielen. Diese Institutionen beschäftigen sich umfassend mit Denkmalschutz, Denkmalpflege, kulturellem Erbe und dessen Erhaltung. Neben den hier erwähnten Organisationen gibt es viele weite- re, die im Rahmen dieser Arbeit nicht betrachtet werden können. Die Auswahl erfolg- te vor allem nach dem Kriterium der Relevanz für das Welterbe Hier soll es konkret um die größeren Organisationen gehen, die eine enorme Reichweite aufweisen, als andere, meist kleinere, regional oder lokal tätige Organisationen die nur indirekt am Welterbe beteiligt sind.

Zunächst wird in Kapitel 2.5.2 die Mutterorganisation des Welterbes, die UNESCO dargestellt. Die für die UNESCO tätigen und daher wichtigen Organisationen ICCROM, ICOMOS und IUCN werden in den Kapiteln 2.5.3, 2.5.4 sowie 2.5.5 diskutiert.Mit Hilfe dieser Unterkapitel soll ein Überblick über die relevanten Institutionen der UNESCO ermöglicht werden.

2.5.2 UNESCO

„Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden.96“

Die UNESCO (engl. United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) wurde im Jahr 1945 als Teil der UNO (United Nations Organization) gegründet.97 In der deutschen Übersetzung finden sich für die UNESCO zwei Formen: Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur98 sowie Organisation

95 Banzer, 2005, S. 12. 96http://www.unesco.de/infothek/dokumente/unesco-verfassung.html https://www.bmz.de/de/ministerium/wege/multilaterale_ez/akteure/uno/unesco/index.html 97 Schediwy, Robert, 2003, S. 5. 98 https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19450147/201505130000/0.401.pdf 26 der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur99. Die UNO selbst, im deutschen häufig mit Organisation der Vereinten Nationen übersetzt, ist ein zwi- schenstaatlicher Zusammenschluss100 aus 193 Staaten101, um globale Ziele wie die Sicherung des Weltfriedens, die internationale Sicherheit, verbesserte Lebensbedin- gungen und die Sicherung der Menschenrechte zu verfolgen.102 Neben den 193 souveränen Staaten103, die der UNO zugehörig sind,104 gehören auch die Cookin- seln, Niue und die Palästinensischen Autonomiegebiete dazu, wobei Lichtenstein, zwar UNO Mitglied, aber kein Mitglied der UNESCO, eine Ausnahme bildet. Darüber hinaus gibt es neun assoziierte Mitglieder: Anguilla, Aruba, die Britischen Jungfernin- seln, Curaçao, Färöer, die Kaimaninseln, Macau, Sint Maarten, Tokelau und der Koso- vo. Die Bundesrepublik Deutschland ist seit 1976 Mitglied.105 Die Mitgliedsstaaten des UNO-Zusammenschlusses unterzeichneten die UN-Charta, die die Rechte und Pflichten der Mitgliedsstaaten regelt. 106 Gegründet wurde die UNO als Nachfolgeor- ganisation für den Völkerbund.107

Die Aufgaben der UNESCO umfassen die Förderung der internationalen Zusammen- arbeit in Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation sowie die Erhaltung des Friedens und der Sicherheit. Dabei kommt ihr weniger die Rolle als Geldgeber zu, sie fungiert vielmehr als Koordinator, Initiator und Berater.108

Erstmals in Erscheinung, zwar noch nicht in ihrer heutigen Form aber dennoch das gleiche Ziel verfolgend, trat die UNESCO 1959 auf, um den Abu Simbel Tempel im Niltal, Ägypten, zu schützen.109 Diese internationale Kampagne war sehr erfolgreich, es folgte eine weitere im Jahr 1966, welche damals Venedig als Ziel hatte. Dort kam es zu einer zerstörerischen Flut, die die Stadt nachhaltig bedrohte.110

99 http://www.unesco.de/ueber-uns/deutsche-unesco-kommission.html 100 Zwischenstaatliche Organisationen sind Organisationen, die zwei oder mehr Staaten umfas- sen. 101 http://www.un.org/en/sections/about-un/overview/index.html 102 https://www.bmz.de/de/service/glossar/V/vn.html. 103 https://www.bmz.de/de/ministerium/wege/multilaterale_ez/akteure/uno/index.html 104 http://www.europarl.europa.eu/brussels/website/media/Definitionen/Pdf/Definitionen.pdf 105 Vgl. Haspel, 2010, S. 3. 106 https://www.bmz.de/de/service/glossar/V/vn.html 107 Europäisches Parlament, 2009, S. 37. 108 https://www.bmz.de/de/ministerium/wege/multilaterale_ez/akteure/uno/unesco/index.html 109 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 4 110 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 2. 27

Zur eigentlichen Welterbe-Konvention, wie sie heute gilt und Anwendung findet, kam es im Jahr 1972, auf der 17. Generalkonferenz der UNESCO. Im Rahmen dieser Kon- vention, die den Titel Convention concerning the protection of the world cultural and natural heritage111 trug, wurde beschlossen, dass es zukünftig ein Komitee geben wird, welches sich der Erstellung, Pflege und Ausgestaltung einer Welterbeliste wid- men soll, wobei diese kulturellen oder naturellen Wert haben sollen. Zur Aufgabe des Komitees wurde die Etablierung, Aktualisierung und Publizierung eben dieser Welt- erbeliste gemacht, welche die von Mitgliedsstaaten vorgeschlagenen Stätten um- fasst.112 Alle Welterbestätten sollen dabei von herausragendem allgemeinem Wert sein; wie aus der Bechreibung der UNESCO selbst hervorgeht: „The Convention states that a World Heritage Committee will establish, keep-up-to-date and publish a World Heritage List of cultural and natural properties, submitted by the States Parties and considered to be of outstanding universal value.“113

Die UNESCO finanziert sich in erster Linie aus den Pflichtbeiträgen der Mitgliedsstaa- ten. Für die Periode von 2008 bis 2009 betrug der Haushalt ca. 631 Millionen US- Dollar.114 Weitere Einnahmequellen sind außerordentliche Beiträge, Treuhandgelder für bestimmte Projekte sowie Programme, Mittel anderer multilateraler Einrichtun- gen, aber auch freiwillige Beiträge von Mitgliedsstaaten oder auch Spenden. Der An- teil Deutschlands betrug für die oben genannte Periode 8,578 % am Gesamtbudget, wobei nur die USA und Japan mehr bezahlen und Deutschland somit drittgrößter Beitragszahler ist. Im Jahr 2008 betrug der Pflichtbeitrag Deutschlands 27.063.590 US-Dollar.115

Im Jahr 1977 wurde diese Konvention zunächst von 20 Ländern ratifiziert, heute sind es fast 200.116 Sitz der UNESCO ist seit 1992 Paris, Frankreich, was sicherlich zu der eurozentristischen Tendenz der regionalen Verteilung des Welterbes passt.117

Das Welterbekomitee tagt einmal im Jahr und besteht aus 21 Mitgliedsstaaten. Diese 21 Vertreter werden für einen Zeitraum von sechs Jahren gewählt. 118 Dabei wird das

111 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 2. 112 Vgl. Schwediwy, 2003, S. 5. 113 Zitiert nach Schwediwy, 2003, S.5. 114 http://www.unesco.de/index.php?id=1889 115 https://www.bmz.de/de/ministerium/wege/multilaterale_ez/akteure/uno/unesco/index.html 116 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 2. 117 Vgl. Haspel, 2010, S. 3. 28

Ziel verfolgt, dass eine gerechte Verteilung der Kulturen und Regionen, die dem Ko- mitee angehören, vorgenommen wird.119 Da das Komitee final darüber entscheidet, welche Stätte zum Weltkulturerbe wird, scheint hier Fairness und Gerechtigkeit be- sonders wichtig.120 Neben den Entscheidungen über die Ernennung zum Welterbe ist dieses Komitee auch dafür zuständig zu bestimmen, welche Welterbestätten in Ge- fahr sind. „The World Heritage List compiled by UNESCO has become highly popular. It has been described as the most effective international legal instrument for the pro- tection of the cultural and natural heritage.”121

Die UNESCO ist somit als einzige Organisation ein globaler Akteur, die sich weltweit für den Schutz von Kulturgütern einsetzt. Durch ihr überregionales Engagement und Mitgliedsstaaten rund um den Globus ist sie eine Organisation mit globaler Exper- tise.122 Sie ist die Organisation mit der größten Reichweite. Gleichzeitig hat sie, wie in diesem Kapitel gezeigt, eine monopolistische Stellung, da es keine vergleichbare In- stitution gibt, die sich mit kulturellem und naturellem Erbe beschäftigt und deren Siegel bzw. Label damit eine einzigartige Signalwirkung hat.

Die UNESCO selbst dient als Dachorganisation für die jeweiligen, in den Mitglieds- staaten ansässigen nationalen UNESCO Organisationen. Für Deutschland ist die Deut- sche UNESCO-Kommission aktiv, die im nachfolgenden Kapitel dargestellt wird.

2.5.3 ICCROM

„Bildung für nachhaltige Entwicklung.”123

Das Internationale Studienzentrum zur Konservierung und Restaurierung von Kultur- gut (engl.: The International Centre for the Study and Preservation and the Restaura- tion of Cultural Property; ICCROM) wurde 1956 in Rom gegründet.124 ICCROM ist eine zwischenstaatliche Einrichtung, die der internationalen Gemeinschaft von über 100 Mitgliedstaaten für Aufgaben der Konservierung und Restaurierung in der Denkmal-

118 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 3. 119 Vgl. Steiner / Frey, 2011, S. 5. 120 Vgl. Steiner / Frey, 2011, S. 6. 121 Strasser, 2002, S. 215 und Steiner / Frey, 2011, S.2. 122 Vgl. Helbrecht, 2011, S. 103. 123 Plum / Leicht, 2006, S. 5. 124 Vgl. Haspel, 2010, S. 3. 29 pflege, in Museen, Sammlungen und Archiven dient.125 1964 trat Deutschland dem ICCROM bei. Zentrale Aufgabe ist die Aus- und Weiterbildung bzw. das Training auf dem Gebiet der Restaurierung, der Aufbau bzw. Ausbau eines Informations- und Do- kumentationsangebots, Zusammenarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Gutachtertätigkeit, und Förderprogramme zur Denkmalpflege.126

ICCROM selbst beschreibt sich wie folgt: „ICCROM is the only institution of its kind with a worldwide mandate to promote the conservation of all types of cultural herit- age. We are an intergovernmental organization at the service of our Member States. In an age in which economies, cities and ideas are rapidly evolving within a globalized world, cultural heritage provides roots and a sense of identity to communities and individuals. It is the essence of what makes us human and is a part of our daily lives.”127

Der Expertenrat von ICCROM umfasst Personen, die als weltweit führende Experten auf dem Gebiet der Denkmalpflege und Restaurierung gelten. Auf ICCROM geht die sog. Charta von Venedig (1964) zurück, die die Konservierung von Denkmälern regelt.

ICCROM spielt im Zusammenhang mit dem Weltkulturerbe eine zentrale Rolle. Seit 1972 die Welterbekonvention gegründet wurde, zählt ICCROM, genau wie ICOMOS zu den offiziellen Beratungsgremien (eng. advisory bodies). Einmal im Jahr entschei- det die UNESCO über die Ernennung neuer Welterbestätten und beurteiltet die bis- her in die Liste aufgenommenen Stätten. ICCROM wirkt hier fachlich im Bereich des Weltkulturerbes mit und berät die UNESCO bei ihrer Entscheidung. Durch diese Mit- arbeit im Bereich der Weltkulturpolitik und Welterbepolitik erzielt ICCROM globale Wirkung, verfügt aber insbesondere über europäische Kompetenz.128

Seit 1979 wird die ICCROM-Auszeichnung vergeben, die sich an Personen richtet, die einen signifikanten Beitrag zur Entwicklung der Organisation geleistet haben und besondere Verdienste im Bereich der Konservierung und Restauration von Kulturgü-

125 Haspel. 2010, S. 3. 126 Vgl. Haspel, 2010, S.3. 127 http://www.iccrom.org/about/what-is-iccrom/ 128 Haspel, 2010, S. 4. 30 tern geleistet haben. Die Auszeichnung wird zweijährig an ein oder zwei Preisträger verliehen.129

ICCROM ist somit eine der zwei zentralen Beratungsorgane der UNESCO, die maßgeb- lich an der Auswahl und Bewertung von Welterbestätten beteiligt sind. Neben IC- CROM ist ICOMOS die zweite zentrale Organisation, welche im nachfolgenden Kapitel vorgestellt wird.

2.5.4 ICOMOS

„ […] [ICOMOS] mission is to promote the conservation, protection, use and en- hancement of monuments, building complexes and sites.”130

Der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) (engl. International Council of Monuments and Sites), welcher genau wie ICCROM aufgrund seiner Gutachtertätig- keit als UNESCO-nah gilt, wurde 1965 in Warschau, Polen, gegründet.131 ICOMOS ist eine Nicht-Regierungsorganisation.132 Ihr Hauptsitz ist heute Paris, Frankreich. Die 10.000 Mitglieder bei ICOMOS sind nationale Komitees (120) und Vereinigungen für Denkmalpflege, wobei ICOMOS auf allen Kontinenten vertreten ist.133 Im Rahmen von ICOMOS sind 27 internationale wissenschaftliche Komitees134 tätig, insgesamt vertritt die Organisation 151 Länder.135

Was die Organisation außergewöhnlich macht, ist die Interdisziplinarität der Exper- ten. Daher versteht sich die Organisation als Fachverband von Experten und Sachver- ständigen der Denkmalpflege.136 ICOMOS dazu: „ICOMOS is a network of experts that benefits from the interdisciplinary exchange of its members, among which are archi- tects, historians, archaeologists, art historians, geographers, anthropologists, engi- neers and town planners.“137

129 http://www.iccrom.org/about/iccrom-award/ 130 http://www.icomos.org/en/about-icomos/mission-and-vision/icomos-mission 131 Vgl. Schwediwy, 2003, S. 5. 132 http://www.icomos.org/en/ 133 Vgl. Haspel, 2010, S. 4. 134 http://www.icomos.at/index.php/en/icomos-at/icomosoesterreich 135 http://www.icomos.org/en/about-icomos/mission-and-vision/mission-and-vision 136 Vgl. Haspel, 2010, S. 4. 137 http://www.icomos.org/en/about-icomos/mission-and-vision/mission-and-vision 31

ICOMOS International untergliedert sich in fünf Regionalgruppen, in denen sich die Nationalkomitees zusammenschließen. Für Europa ist dies die ICOMOS Europe Group.138

ICOMOS Deutschland definiert seine Aufgaben wie folgt: 139

 Monitoring und Information zu den deutschen Denkmälern auf der Liste des Weltkulturerbes,  Vorbereitung und Durchführung von internationalen Kolloquien und Tagun- gen zu Fragen des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege,  Publikation der Tagungsergebnisse und wichtiger Grundsatzpapiere zur Denkmalpflege,  Zusammenarbeit mit anderen Nationalen Komitees sowie mit verschiedenen nationalen Gremien (Vereinigung der Landesdenkmalpfleger, Deutsche UNE- SCO-Kommission, Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz) und mit in- ternationalen Organisationen (UNESCO, ICCROM, Europarat).

Da ICOMOS genau wie ICCROM für die UNESCO bei Welterbeangelegenheiten bera- tend tätig ist, ist die Organisation international bekannt und angesehen.140 Sie wird fast ausschließlich im Bereich der Weltkulturerbestätten tätig und ist ebenfalls ein advisory body141 Ihre Aufgabe besteht in der Evaluierung und Begutachtung von Welterbeanträgen sowie im Krisenfall.142 Dieser betrifft eine möglicherweise gefähr- dete Welterbestätte, deren Zustand von ICOMOS bewertet wird.

Seit 1982 führt ICOMOS den Internationalen Weltdenkmaltag (engl. International Day of Monuments and Sites) durch, der jährlich im April stattfindet. Seit 1979 verleiht ICOMOS alle drei Jahre den Gazzola-Preis an ein, ICOMOS Mitglied für sein besonde- res Engagement.143

ICCROM und ICOMOS bilden die zentralen Organe bei der Beratung der UNESCO, insbesondere bei der Weltkulturerbeauswahl und -ernennung. Speziell für Weltna-

138 Vgl. Haspel, 2010, S. 4. 139 http://www.icomos.de/ 140http://www.icomos.de/01SCRIPTS/01FILES/index.php?lang=Deutsch&contentid=143&nav id=197 141 Vgl. Haspel, 2010, S. 4. 142 Ebd. 143 http://www.icomos.org/en/about-icomos/2016-11-17-13-14-08/honors-and-awards 32 turerbestätten spielt eine weitere Organisation eine wichtige Rolle: Die IUCN wird bei der Auswahl und Ernennung von Weltnaturerbestätten beratend für die UNESCO tätig. Diese Organisation wird im nachfolgenden Kapitel dargestellt.

2.5.5 IUCN

„IUCN is the global authority on the status of the natural world and the measures needed to safeguard it.”144

Die Internationale Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen bzw. Weltnaturschutzorganisation (engl. International Union for Conservation of Nature and Natural Resources; IUCN) wurde 1948 gegründet und ist eine Nichtregierungsor- ganisation. Sitz der Organisation ist Gland in der Schweiz. Ziel der IUCN ist es, die Menschheit für Natur- und Artenschutz zu sensibilisieren und einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zu betreiben.

Zudem stellt die IUCN die rote Liste der gefährdeten Arten zusammen und ermittelt Schutzgebiete mit Hilfe der Weltkommission für Schutzgebiete (engl. World Commis- sion on Protected Areas).

Aktuell hat die Organisation ca. 1.300 Mitglieder aus über 170 Ländern.145 Diese set- zen sich wie folgt zusammen: 146

 ca. 100 Mitglieder auf staatlicher Ebene, wie etwa Ministerien, jedoch nicht der Staat selbst; auch die jeweiligen Ministerien der Staaten der Europäi- schen Union, das Außenministerium der Vereinigten Staaten, das Umweltmi- nisterium von Russland und das Außenministerium der Volksrepublik China  ca. 120 Mitglieder aus Regierungsorganisationen  ca. 110 Mitglieder aus internationalen Nichtregierungsorganisationen  ca. 850 Mitglieder aus nationalen Nichtregierungsorganisationen  ca. 50 Mitglieder aus angeschlossenen Organisationen (Affiliates)

Damit ist die IUCN eine wichtige Organisation, die maßgeblich an der Auswahl und Bewertung von Weltnaturerbestätten beteiligt ist.

144 https://www.iucn.org/about 145 https://www.iucn.org/secretariat/membership/about/union/members/who-are-our-members 146 Ebd. 33

Neben der UNESCO und den direkt beteiligten Akteuren gibt es weitere Organisatio- nen, deren Ziele der UNESCO sehr ähnlich sind. So verfolgt die TICCIH das Ziel, indust- rielles Erbe147 zu erhalten. Damit überschneidet sich der Bereich mit der UNESCO, die Organisation beschränkt sich jedoch in ihrer Tätigkeit auf diese Nische. Sie wird nach- folgend vorgestellt.

2.5.6 Zwischenfazit

Die in diesem Kapitel vorgestellten Institutionen üben direkten Einfluss auf das kultu- relle bzw. naturelle Erbe, aus. Der Diskurs hat gezeigt, dass es eine Fülle von Instituti- onen gibt, die direkt mit der UNESCO verbunden sind, wie die ICCROM, ICOMOS und IUCN. Darüber hinaus sind weitere Organisationen zwar unabhängig, aber dennoch beratend für die UNESCO tätig, wie im Rahmen der Arbeit nicht weiter berücksichtigt werden. Obwohl es viele weitere Institutionen gibt, die sich mit dem Schutz von eu- ropäischem Erbe beschäftigen, gibt es keine Organisation, die vergleichbar mit der UNESCO ist und deren Reichweite besitzt.

Viele der Akteure, die im Zusammenhang mit Erbestätten eine Rolle spielen, sind stark spezialisiert und eher unbekannt. Die UNESCO als Institution kann auf viele Organisationen zurückgreifen, mit der sie verbunden ist. Auch auf europäischer Ebe- ne, wo Kulturgüter eine wichtige Rolle spielen, hat die UNESCO ein Alleinstellungs- merkmal.

Die hier vorgestellten Organisationen leisten einen ergänzenden Beitrag rund um die Erbestätten, setzen sich gezielt mit Teilbereichen auseinander und helfen, speziell in der EU Standards zu definieren und zu implementieren.

2.6 Die Entwicklung des Welterbes im Zeitverlauf „Heritage is our legacy from the past, what we live with today, and what we pass on to future generations. Our cultural and natural heritage are both irreplaceable sources of life and inspiration. “148

Das obige Zitat der UNESCO zeigt dabei, dass es besonders für zukünftige Generatio- nen wichtig ist, kulturelles und naturelles Erbe zu schützen. Die UNESCO sieht ihre

147 Vgl. Blotevogel, 2001, S. 43. 148 http://whc.unesco.org/en/about/ 34

Aufgabe darin, alles Welterbe im globalen Interesse zu schützen, weil es unwieder- bringlich ist. Wie bereits im vorangegangenen Kapitel beschrieben, wurde die Welt- erbeliste 1977 ratifiziert. Dies kann als Beginn einer Entwicklung gesehen werden, die sich bis heute dynamisch fortsetzt. In diesem Kapitel soll die Entwicklung des Welter- bes seit den Anfängen der UNESCO und der Welterbeliste dargestellt werden.

Die Anzahl neuer Welterbestätten steigt stetig; bei der jährlichen Sitzung des Welter- bekomitees wurden stets neue Stätten hinzugefügt. Bisher liegt die Anzahl der Stät- ten, deren Status wieder aberkannt worden ist, bei zwei. Neben dem Elbtal in Dres- den ist die zweite betroffene Stätte ein Nationalpark, der als Reservat der arabischen Oryx-Antilope gilt und im Oman liegt.149 Im Jahr 2007 erfolgte die Streichung, da des- sen Gebiet um 90 % verkleinert wurde. Auch diese Veränderung führte zum Verlust des Welterbestatus. Diesen zwei Streichungen steht eine hohe Anzahl von Ernennun- gen gegenüber.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Entwicklung des Welterbes, wobei diese nach Jahren untergliedert wurde. Dabei wird zunächst die Anzahl der neuen Welterbestät- ten in Summe angegeben, die dann aufgeteilt wird in die genauere Kategorisierung, d.h. ob es sich um ein Kultur- oder Naturerbe handelt, oder ob es sich um eine kom- binierte Erbestätte handelt. Die Tabelle wird ergänzt um Änderungen bereits beste- hender Stätten, da bisher einige Stätten zusammengelegt worden sind oder auch Grenzen neu durch die UNESCO definiert wurden.

149 Die Aberkennung des Welterbes Elbtal in Dresden, Deutschland wurde durch den Bau der Elbtalbrücke ausgelöst. Der Titel wurde durch die UNESCO im Jahr 2009 aberkannt. 35

Tabelle 4: Entwicklung des Welterbes im Zeitverlauf

Jahr Anzahl neuer Davon Kultur- Davon Na- Davon Signifikante Änderun- Welterbe erbe turerbe Beides gen der Grenzen 1978 12 7 3 0 2 1979 45 33 5 2 5 1980 28 21 4 0 3 1981 26 15 8 2 1 1982 25 16 5 2 2 1983 29 18 7 1 3 1984 23 12 6 0 5 1985 30 21 4 1 4 1986 30 22 4 0 4 1987 42 28 7 2 5 1988 27 18 4 3 2 1989 8 4 2 1 1 1990 19 10 2 2 5 1991 23 16 6 0 1 1992 26 15 4 0 7 1993 34 25 3 0 6 1994 35 19 6 0 10 1995 29 22 5 0 2 1996 38 29 4 2 3 1997 46 36 4 0 6 1998 31 26 3 0 2 1999 53 31 10 2 10 2000 67 49 8 0 10 2001 37 25 5 0 7 2002 11 8 0 0 3 2003 27 19 3 0 5 2004 40 28 4 0 8 2005 33 16 7 0 10 2006 20 16 2 0 2 2007 23 16 3 1 3 2008 32 19 8 0 5 2009 16 11 1 0 4 2010 29 15 5 1 8 2011 26 21 3 1 1 2012 26 20 5 1 0 2013 22 14 5 0 3 2014 30 21 4 1 4 2015 27 23 0 1 3 2016 21 12 6 3 0 Quelle: http://whc.unesco.org/en/newproperties/

36

Die geringste Anzahl der Welterbestätten, die neu auf die Liste kamen, lag im Jahr 1989 bei 8. Die höchste Zahl neuer Welterbestätten konnte im Jahr 2000 mit 67 neu- en Welterbestätten verzeichnet werden. Im Durchschnitt wurden 28 Welterbestätten pro Jahr ernannt.

Die Kulturerbestätten überwiegen deutlich die Naturerbestätten. Der Anteil an kom- binierten mixed-Welterbestätten ist gering und liegt im Jahr 2016 bei 35. Das liegt sicherlich daran, dass mixed-Stätten beide Kategorien bedienen müssen, was nur sehr selten zutrifft.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die Entwicklung des Welterbes im Zeitverlauf. Da- bei wird die Zeitspanne der oben bereits angeführten Jahre 1978 bis 2016 betrachtet.

Abbildung 3: Entwicklung des Welterbes im Zeitverlauf

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Erhebliche Modifizierungen der Grenzen Mixed Natur Kultur

Quelle: Eigene Darstellung. 37

Die braunen Säulen zeigen die Anzahl neu ernannter Welterbestätten insgesamt pro Jahr an (Kultur) an. Die grünen Säulen spiegeln die Naturerbestätten (Natur) wieder. Die mixed-Welterbestätten (Mixed) werden durch die gelben Säulen wiedergegeben. Alle Grenzänderungen im Staatsgebiet oder bei der Aufteilung des Erbes zwischen Staaten (Grenzen) werden in lila dargestellt.

Nachfolgend soll die Verteilung der drei Kategorien auf geografischer Ebene betrach- tet werden. Dabei soll zunächst das gesamte Welterbe in einer Karte betrachtet wer- den. Im Anschluss erfolgt ausschließlich die Betrachtung des Weltkulturerbes, eben- falls auf einer Weltkarte. Auf einer weiteren Karte sollen nur die Naturerbestätten dargestellt werden, um diese isoliert zu betrachten. Schließlich erfolgt eine Betrach- tung der Mixed-Welterbestätten, die beiden Kategorien zugeteilt sind, ebenfalls auf einer Weltkarte. Die Weltkarten sollen dabei aufzeigen, wie das gesamte Welterbe bzw. die einzelnen Kategorien in der Welt und den einzelnen Ländern verteilt sind.

38

Abbildung 4: Verteilung des Welterbes (alle Welterbestätten) auf der Weltkarte

1 51

Quelle: Eigene Darstellung. 39

Die obige Karte zeigt die Welterbestätten aller Kategorien, beschriftet mit der jewei- ligen Anzahl pro Land. Hervorgehoben wurde die Verteilung zusätzlich durch die Ein- färbung der Länder. Einige Länder besitzen keine Welterbestätten, daher sind diese in der obigen Abbildung grau gefärbt. Wenn nur wenige Stätten vorliegen, wird dies durch eine orangefarbene Darstellung aufgezeigt, eine kräftige grüne Färbung ent- spricht einer hohen Anzahl von Welterbestätten. Dabei zeigt sich bereits die hetero- gene Verteilung, auf die noch ausführlich in Kapitel 3.7 eingegangen wird.

Die nachfolgende Karte betrachtet die Weltkulturerbestätten, die sich auf der Welt- erbeliste befinden, ohne Weltnaturerbe und Mixed-Welterbestätten. Sie stellen den größten Teil des Welterbes insgesamt dar.

40

Abbildung 5: Verteilung aller Weltkulturerbestätten auf der Weltkarte

1 47

Quelle: Eigene Darstellung.

41

Die obige Weltkarte betrachtet nur die Weltkulturerbestätten, wobei auch hier die Länder farblich entsprechend der Anzahl der jeweiligen Weltkulturerbestätten her- vorgehoben sind. Eine helle Färbung wurde für Länder mit wenigen Weltkulturerbe- stätten gewählt, Länder mit einer hohen Anzahl von Weltkulturerbestätten wurden dunkelrot gefärbt. Die höchste Anzahl von Weltkulturerbestätten findet sich in Italien mit 47. Es zeigt sich sehr deutlich eine heterogene Verteilung. Hier wurde ein anderes Farbschema gewählt, weil nur Weltkulturerbestätten dargestellt werden.

Die nachfolgende Liste zeigt Länder, die ausschließlich Weltkulturerbestätten besit- zen und die auf der vorangegangenen Karte dargestellt wurden. Neben den Ländern werden die Anzahl der Weltkulturerbestätten angegeben. Auf der Liste wurden zu- dem die Länder eingetragen, die auch über Weltnaturerbestätten und mixed- Welterbestätten verfügen, die in der Karte jedoch nicht berücksichtigt worden sind.

Tabelle 5: Länder, die ausschließlich über Weltkulturerbestätten verfügen

Country Number of World Cultural Heritage Afghanistan 2 Albania 2 Andorra 1 Antigua and Barbuda 1 Armenia 1 Austria 9 Azerbaijan 2 Bahrain 2 Barbados 1 Belgium 12 Belize 1 Benin 1 Bosnia and Herzegovina 3 Burkina Faso 1 Cabo Verde 1 Cambodia 2 Chile 5 Cyprus 3

42

Czech 12 Democratic People´s Republic of Korea 2 Democratic Republic of the Congo 5 Dominican Republic 1 El Salvador 1 Estonia 2 Fiji 1 Gambia 1 Georgia 1 Ghana 2 Guinea 1 Haiti 1 Holy See 2 Honduras 1 Ireland 2 Israel 9 Jerusalem 1 Lao People´s Democratic Republic 2 Latvia 2 Lebanon 5 Libya 5 Lithuania 4 Luxembourg 1 Malta 3 Marshall Islands 1 Mauritius 2 Federated States of Micronesia 1 Morocco 9 Mozambique 1 Myanmar 1 Nicaragua 2 Nigeria 2 Oman 4 Pakistan 6

43

Palestine 2 Papua New Guinea 1 Paraguay 1 Qatar 1 Republic of Moldova 1 Saint Kitts and Nevis 1 San Marino 1 Saudi Arabia 4 Serbia 4 Singapore 1 Solomon Islands 1 Syrian Arab Republic 6 Togo 1 Turkmenistan 2 United Arab Emirates 1 Uruguay 2 Vanuatu 1

Quelle: Eigene Darstellung.

In der folgenden Karte werden nur Welterbestätten dargestellt, die als Weltnaturer- be von der UNESCO klassifiziert worden sind. Insgesamt gibt es weniger Weltnatur- erbestätten als Weltkulturerbestätten und mixed-Welterbestätten.

44

Abbildung 6: Verteilung aller Weltnaturerbestätten auf der Weltkarte

1 12

Quelle: Eigene Darstellung. 45

Die obige Karte zeigt ausschließlich Welterbestätten, die als Weltnaturerbe von der UNESCO klassifiziert worden sind. Auch hier wurde eine helle Färbung für Länder mit wenigen Welterbestätten gewählt, wohingegen die kräftige grüne Färbung für Länder mit einer hohen Anzahl von Welterbestätten steht. Die höchste Anzahl an Weltna- turerbestätten beträgt zwölf in Australien.150 Die nachfolgende Tabelle zeigt die Län- der, die ausschließlich über Weltnaturerbestätten verfügen. Diese sechs Länder be- stehen aus drei Inselstaaten (Saint Lucia, Kiribati und den Seychellen) und drei afrika- nischen Ländern (Kamerun, Demokratische Republik Kongo und Sambia). Es zeigt sich hier, dass kein westliches Land auf dieser Liste zu finden ist.151

Tabelle 6: Länder, die ausschließlich über Weltnaturerbestätten verfügen

Country Number of World Natural Heritage Cameroon 2 Congo 1 Kiribati 1 Saint Lucia 1 Seychelles 2 Zambia 1

Quelle: Eigene Darstellung.

Im Folgenden soll die dritte Kategorie von Welterbestätten ebenfalls mit Hilfe einer Weltkarte dargestellt werden. Hierbei handelt es sich um sogenannte Mixed- Welterbestätten, die in beide Kategorien fallen, da sie mindestens ein Merkmal erfül- len, was sie zum Weltkulturerbe bzw. Weltnaturerbe macht. Insgesamt bilden diese Welterbestätten die kleinste Kategorie mit rund 30 Welterbestätten.

150 Damit zeigt sich der wesentliche Unterschied zum Weltkulturerbe in der Anzahl, da, wie bereits oben genannt, Italien über 47 Weltkulturerbestätten verfügt. 151 Die hier aufgeführten Länder sind alle nicht bevölkerungsstark. So weisen die Seychellen nur 93.000 Einwohner auf, Kiribati kommt auf ca. 110.000 Einwohner und Saint Lucia auf 165.000. Die afrikanischen Länder haben zwar insgesamt deutlich mehr Einwohner, allerdings weisen diese geringe Einwohnerzahlen pro Quadratkilometer auf. Sambia liegt bei 19, Kongo bei 34 und Kamerun bei 43 Einwohnern pro Quadratkilometer. Im Vergleich: Deutshland hat 230 Einwohner pro Quadratkilometer. 46

Abbildung 7: Verteilung aller mixed-Welterbestätten (nur mixed) auf der Weltkarte

1 4

Quelle: Eigene Darstellung. 47

Die mixed-Welterbestätten sind aufgrund der Anforderung, beide Kategorien mit jeweils mindestens einem (spezifischen) Kriterium zu erfüllen, eher selten. Die helle Färbung repräsentiert wieder Stätten, die wenige mixed-Welterbe besitzen, hier häu- fig nur eines. Die grüne Färbung zeigt Länder mit mehreren mixed-Stätten. Es finden sich pro Land maximal vier mixed-Welterbestätten, was jedoch nur auf China und Australien zutrifft. Mixed-Welterbestätten finden sich selten in Europa und Nord- amerika, wo sonst eine hohe Dichte an Welterbestätten vorliegt. Insgesamt gibt es nur 25 Länder, die mixed-Welterbestätten beherbergen.

48

Tabelle 7: Mixed-Welterbestätten mit Anzahl in den jeweiligen Ländern

Country Number of mixed World Heritage Algeria**152 1 Australia* 4 Chad***153 1 China*154 4 France* 1 Gabon 1 Greece** 2 Guatemala** 1 India* 1 Iraq** 1 Jamaica 1 Jordan** 1 Lesotho 1 Mali 1 Mexico* 1 New Zealand*** 1 Palau 1 Peru 2 South Africa* 1 Spain* 2 Sweden* 1 Macedonia 1 Turkey** 2 United Kingdom of Great Britain* 1 United Republic of Tanzania* 1 United States of America* 1 Viet Nam* 1 Quelle: Eigene Darstellung.

152 Mit ** markierte Länder haben neben den mixed-Welterbestätten auch Weltkulturerbestät- ten, jedoch keine Weltnaturerbestätten 153 Mit *** gekennzeichnete Länder haben neben den mixed-Welterbestätten auch Weltnatur- erbestätten, jedoch keine Weltkulturerbestätten 154 Mit * markierte Länder haben neben den mixed-Welterbestätten auch Weltkulturerbe und Weltnaturerbestätten

49

Die Anzahl der Länder mit mixed-Welterbestätten, die über keine weiteren Weltkul- tur- oder Weltnaturerbestätten verfügen, ist sehr niedrig. Dies trifft nur auf Gabun, Jamaica, Lesotho, Mali und Mazedonien zu.155

Die Entwicklung des Welterbes ist seit Beginn dieses Vorhabens sehr heterogen ver- laufen. So gibt es deutlich mehr Weltkulturerbe und weniger Weltnaturerbe, mixed- Welterbestätten haben gar einen exotischen Status. Keine der Kategorien ist gleich- mäßig verteilt. Im Zeitablauf ist die Liste gewachsen, allerdings mal sehr umfangreich und mal sehr wenig. Aus dem ursprünglichen Anliegen, einen Tempel156 zu schützen, ist eine Liste geworden, die heute über 1.000 Welterbe umfasst. Wann die maximale Anzahl von Welterbestätten erreicht ist bliebt unklar.

Das nachfolgende Kapitel beschäftigt sich mit einer möglichen inflationären Vergabe der Welterbetitel. Hier wird das rasante Anwachsen der Welterbeliste besprochen.

2.7 Inflationäre Vergabe oder stetige Vervollständigung? „Die Liste des Weltkulturerbes als Arche Noah, die auf Grund zu laufen droht: Mit den vierundzwanzig neuen Stätten in den Listen der UNESCO droht dem Welterbe eine inflationäre Ausweitung, die seinen Schutz bedroht.“157

Die Welterbeliste begann mit dem Anliegen, eine besondere Stätte zu schützen. Heu- te umfasst sie, wie bereits dargestellt, mehr als 1.000 verschiedene Monumente, Bauten, Parks, etc. Doch wie ist diese Entwicklung zu bewerten? Dieser Frage soll in diesem Kapitel nachgegangen werden.

Durch den stetigen Anstieg der Welterbestätten verringert sich natürlich die Exklusi- vität der bereits vorhandenen Stätten. Das zeigt auch das obige Zitat, was die Auf- nahme von 24 neuen Stätten durch die UNESCO innerhalb eines Jahres kritisiert. Die Anzahl der neu aufgenommenen Stätten schwankt zwar von Jahr zu Jahr, doch je mehr Stätten auf der Liste insgesamt vorhanden sind, desto geringer ist die Beson- derheit einer jeden einzelnen Stätte.

155 http://whc.unesco.org/en/list/?type=mixed 156 Die Gründung der Welterbekonvention durch die UNESCO geht auf den Bau des Assuan- Staudammes am Nil in Ägypten zurück. Der Tempel von Abu Simbel sollte, aufgrund interna- tionaler Bestrebungen, erhalten werden. Letztlich wurde er abgetragen und an anderer Stelle wieder aufgebaut. Dieses Unterfangen kostete ca. 80 Millionen US-Dollar, wobei ein wesentli- cher Teil der Finanzierung aus Spenden anderer Länder stammte. 157 http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/unesco-das-boot-laeuft-voll-1120198.html 50

Es gibt daher von Seiten der UNESCO erste Bestrebungen, die Anzahl der Welterbe insgesamt auf eine festgelegte Anzahl zu beschränken, um ihre Exklusivität zu be- wahren. Damit soll erreicht werden, dass Welterbestätten ihren besonderen Charak- ter beibehalten. Die UNESCO selber hat sich dazu bisher nicht geäußert. Bisher hat es kein Jahr gegeben, indem keine neuen Stätten der Liste hinzugefügt worden sind.

Da die Anzahl der Stätten, die den Welterbestatus wieder verloren haben, sehr ge- ring ist und sich bisher nur auf zwei Welterbestätten weltweit beläuft, kann auch hier davon ausgegangen werden, dass die Liste in den kommenden Jahren weiter wächst. Bernecker (2005) formuliert es wie folgt: „Dieser Erfolg bringt aber auch zwei Prob- leme mit sich: Die Liste wächst zu schnell und sie wächst zu unausgewogen.“158 So kann das stetige Wachstum der UNESCO-Welterbeliste zu einer Vielzahl von Proble- men führen. Insbesondere die Unausgewogenheit kann zum Problem werden, da sie, wie bereits in dieser Arbeit herausgestellt wurde, zugunsten Europas ausfällt. Ber- necker (2005) dazu: „Die Unausgewogenheit rührt wesentlich vom starken Überhang Europas her.“159 Neben der Bevorteilung der westlichen Welt und vornehmlich Euro- pas gibt es jedoch noch eine weitere Form der Unausgewogenheit: Die Typen der Stätten, die bisher von der UNESCO anerkannt worden sind.160 So sind Sakralbauten und historische Innenstätte auf der Welterbeliste sehr stark repräsentiert, was si- cherlich damit begründet werden kann, dass es sich hierbei um klassische und kon- servative Kulturgüter handelt, für die sich bei der Entscheidungsfindung auf inner- staatlicher Ebene und im Nominierungsprozess leicht argumentieren lässt.161

Das enorme Anwachsen der Liste kann zum einen als stetige Vervollständigung der Welterbeliste angesehen werden. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass es zukünftig die optimale Anzahl von Welterbestätten geben wird, die die Welt mit sei- nen kulturellen und naturellen Stätten repräsentiert. Kritiker sehen in dem Entwick- lungsprozess eher eine inflationäre Vergabe des Welterbetitels durch die UNESCO, die den Titel an zu viele Stätten vergibt. Dabei spielt insbesondere die Exklusivität der Welterbeliste eine entscheidende Rolle. Je weniger Welterbestätten vorhanden sind, desto exklusiver ist die einzelne Stätte.

158 Bernecker, 2005, S. 18. 159 Ebd. 160 Vgl. Benecker, 2005, S. 18. 161 Ebd. 51

Das nachfolgende Kapitel dient als Zwischenfazit und soll die zentralen Erkenntnisse des Einstiegskapitels zusammenfassen.

2.8 Zwischenfazit zu Kapitel 2 „Zweifellos hat das UNESCO-Label einen weltweit unbestrittenen Marktwert, der sich für den Tourismus auszahlt – ideell und finanziell“162

Das Kapitel 2 zeigt die Voraussetzungen, die für einen Erwerb von Welterbe erfüllt sein müssen. Dabei wurde zunächst der Nominierungs- und Ernennungsprozess vor- gestellt, in dem die Akteure präsentiert worden sind, die in diesen Prozess eingebun- den und an der Entscheidung beteiligt sind. Zudem wurden die einzelnen Meilenstei- ne genannt, die ein Land auf dem Weg zum Welterbe zu bewältigen hat. Daran an- schließend erfolgte die Darstellung der sich daraus ergebenden Rechte und Pflichten, die für die Länder gelten, die Welterbestätten besitzen. Eine Definition was Welterbe ist, nach welchen Kriterien die UNESCO diesen Titel vergibt und welche Rahmenbe- dingungen damit verbunden sind, ist ebenfalls in diesem Kapitel erfolgt. Darüber hinaus wurde die Entwicklung des Welterbes seit 1978 betrachtet und kritisch hinter- fragt, ob es sich bei der rasanten Entwicklung um eine inflationäre Vergabe von Sei- ten der UNESCO handelt.

Kapitel 2 hat gezeigt, dass das UNESCO-System einige zu bewältigende Hürden für die Länder bietet, die ihre Erbestätten auf der Welterbeliste platzieren wollen. Zudem wurde hier besprochen, dass, seit Gründung des Welterbekomitees, eine enorme Entwicklung stattgefunden hat.

Das nachfolgende Kapitel widmet sich der Analyse der Nachfrage nach Welterbe.

162https://www.welt.de/reise/deutschland/article122802588/Deutschland-ist-das-beliebteste- Kulturreiseziel.html 52

3. Analyse der Nachfrage nach Welterbe

3.1 Vorbemerkungen “[...]any building or other fixed structure – especially of the period of the Industrial Revolution – which either alone or in association with plant and equipment illustrates or is significantly connected with the beginnings and evolution of industrial and tech- nological process, including means of communication.”163

In diesem Kapitel soll das Welterbe nachfrageseitig analysiert werden. Dafür wird zunächst anhand von zwei Motiven die Motivation der Länder hinterfragt, die erklä- ren, warum diese ihr kulturelles Erbe auf der Welterbeliste platzieren möchten. Als erstes Motiv wird das Generationenmotiv vorgestellt, was in Kapitel 3.2 besprochen wird. Das Kapitel 3.3 widmet sich ebenfalls einem Motiv, was aus Perspektive vieler Länder für eine Nominierung zum Welterbe spricht: Das Prestigemotiv. Die beiden nachfolgenden Kapitel diskutieren Vorteile aus der Ernennung zum Welterbe. Dafür wird zunächst Welterbe im Zusammenhang mit Tourismus in Kapitel 3.4 betrachtet. Hier werden für die Analyse zunächst Tourismusdeterminanten vorgestellt, Erlebnis- tourismus als besondere Tourismusform präsentiert und schließlich das Welterbe im direkten Zusammenhang analysiert. Anschließend erfolgt im Rahmen dieses Kapitels eine Besprechung von neun Studien, die sich mit dem Welterbe im Zusammenhang mit Tourismus beschäftigt haben. Eine eigene Analyse bzgl. touristischer Aktivität von Regionen wird ebenfalls in diesem Kapitel vorgenommen. Kapitel 3.5 zeigt weitere positive Effekte, die aus der Ernennung zum Welterbe resultieren.

Den kritischen Diskurs eröffnet Kapitel 3.6, indem hier die negativen Effekte des Welterbes aufgezeigt werden. Vor allem die Ungleichverteilung des Welterbes wird in Kapitel 3.7 ausführlich thematisiert. So zeigt dieses Kapitel, dass es zu Marktversa- gen aufgrund von Ineffizienz kommt.

Zunächst erfolgt im nächsten Kapitel die Vorstellung des Generationenmotivs.

163 Streeten, 2000, S. 94. 53

3.2 Das Generationenmotiv „A heritage community consists of people who value specific aspects of cultural herit- age which they wish, within the framework of public action, to sustain and transmit to future generations.”164

Warum soll das Welterbe geschützt werden? Warum soll eine historische Stätte für zukünftige Generationen konserviert werden? Entscheidungen wie diese werden von Regierungen auf zentraler, regionaler und lokaler Ebene überall auf der Welt getrof- fen, wobei die Dimension, was genau geschützt werden soll, durchaus unterschied- lich ist. Ebenso der Grund, warum ein bestimmtes Artefakt, ein Gebäude oder auch die natürliche Umwelt diesen Status erhalten soll. Dabei muss es nicht zwangsläufig zur Ernennung zum Weltkulturerbe kommen. In fast allen Ländern der Welt finden sich Denkmäler und Bauten, die diesen Status nicht besitzen und dennoch ähnlichen Schutzmaßnahmen unterworfen sind. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Grund, warum dieser Schutz betrieben wird. ICOMOS formuliert die Verantwortung für zu- künftige Generationen wie folgt: „Als lebendige Zeugnisse jahrhundertelanger Tradi- tionen der Völker vermitteln Denkmäler der Gegenwart eine geistige Botschaft der Vergangenheit. Die Menschheit, die sich der universellen Geltung menschlicher Werte mehr und mehr bewusst wird, sieht in den Denkmälern ein gemeinsames Erbe und fühlt sich kommenden Generationengegenüber für ihre Bewahrung gemeinsam ver- antwortlich.“165

Exemplarisch soll dazu die aufsehenerregende Auktion auf Schloss Marienburg in Deutschland angeführt werden, bei der im Jahr 2005 ca. 20.000 Objekte versteigert wurden, die aus dem Besitz des Hauses Hannover stammen.166 Die Stücke waren in den vergangenen 50 bis 100 Jahren nicht auf dem Markt.167 Sotheby’s Präsident, der Vorsitzende der Auktion, formuliert es wie folgt: „In dieser bedeutenden Auktion, in denen Objekte der Kurfürsten und Könige von Hannover sowie der Könige von Eng- land offeriert werden, kommen […] mehr als 20.000 Objekte, in rund 5.000 Losnum- mern, zum Aufruf. Diese Kunstgegenstände, die über einige Jahrzehnte in den Räu-

164http://www.sycultour.eu/frameworks/zakonodaja_Council_of_Europe_Framework_Conventi on_on_the_Value_of_Cultural_Heritage_for_Society 165 http://charta-von-venedig.de/789.html 166 Vgl. Sbresny, 2016, S. 9. 167https://www.welt.de/print-welt/article685772/Schloss-Marienburg-Groesste-deutsche- Inventar-Auktion.html 54 men von Schloss Marienburg eingelagert worden sind, stammen aus verschiedenen deutschen und österreichischen Häusern des Welfenhauses […].“168

Als Gründe für die Veräußerung der Stücke wurden folgenden Argumente ange- führt:169

 Notwendigkeit der Beschaffung von Finanzmitteln zur Deckung der hohen Unterhaltskosten eines Schlosses und dessen Inventar,  Straffung der Sammlung und deren Profilierung durch Verkauf von Depotge- genständen,  Umsetzung eines modernen und wirtschaftlichen Konzeptes zur Nutzung ei- nes Schlosses als Touristenattraktion.

Die angeführten Gründe, die von den Eigentümern bzw. dem Auktionshaus geliefert wurden, sind rational nachvollziehbar und würden, wenn es sich hierbei um klassi- sche private Güter handeln würde, problemlos veräußert werden können. Der homo oeconomicus, das rational handelnde Individuum, würde hier als Nutzenmaximierer die Werke veräußern. Doch was genau führt dazu, dass diese Auktion so große Wel- len geschlagen hat?

Adrian Rosenholm (2008) formuliert es so: „Schlösser und Sammlungen, die von Kunstsinn und den internationalen Verbindungen der einstigen Herrscher zeugen, müssen für künftige Generationen bewahrt werden. Daher ist man, was den Erhalt von Adelssitzen angeht, auf die tätige Mithilfe der Erben angewiesen. Allerdings ist das sehr kostspielig. Viele Adelshäuser müssen ihre Kunstschätze heute zu Geld ma- chen.“170 Natürlich ist es augenscheinlich mit erheblichen finanziellen Aufwendungen verbunden, solche Kulturgüter instand zu halten, doch wird diesen Gütern, die offen- sichtlich keine klassischen privaten Güter sind, eine besondere Rolle zugeschrieben: Sie sind kulturell bedeutsam.171 Diese Bedeutsamkeit transportiert Normen, Werte,

168http://files.shareholder.com/downloads/BID/0x0x105794/fc9ccb8c-0408-4506-a388- be246bef7d13/20050429-161910.pdf und Sbresny, 2016, S. 18. 169 Sbresny, 2016, S. 25. 170 Rosenholm, 2008, S. 139 und Sbresny, 2016, S. 17. 171 Kulturell bedeutsam meint hier von kultureller Wichtigkeit innerhalb der kulturellen Grup- pe. Aus diesem Grund wird die Veräußerung am freien Markt abgelehnt. Dadurch, dass die Werke als globale Kulturgüter der eigenen kulutrellen Gruppe betrachtet werden, wird Schutz und Konservierung erwartet. Vgl. hier auch das Generationenmotiv in Kapitel 3.2. 55

Geschichte und Kultur, welche auch künftigen Generationen zur Verfügung stehen soll.

Die Argumente der Gegner der Auktion, zu denen insbesondere Museumsdirektoren zählten, sind daher die Folgenden:

 Der Erhalt von kulturellen Gütern der Region ist notwendig zur Herausbil- dung einer regionalen Identität,  Bedeutung der Objekte als Quellen zur Erforschung der Landesgeschichte,  Nicht weiter definierter Anspruch der Allgemeinheit auf Objekte, die in Bezug zur Landesgeschichte stehen und die daraus resultierende Notwendigkeit, diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen,  Beurteilung von Kulturgut als „Erbe“, welchem die „Verpflichtung zu dessen Erhaltung“ innewohnt.172

Diese Diskussion um die Versteigerung von potentiellem (regionalem oder nationa- lem) Erbe zeigt, dass das Motiv, etwas für die nachfolgende Generation bewahren zu wollen, überaus bedeutend ist.

Immer dann, wenn ein Denkmal, ein Bauwerk oder eine Naturstätte für zukünftige Generationen konserviert werden soll, greift das sogenannte Generationenmotiv.173 Hierunter wird die Motivation heute lebender Individuen verstanden, die ihren Kin- dern, Enkelkindern und nachfolgenden Generationen etwas hinterlassen möchten. Was genau schützenswert ist, hängt vom sozio-kulturellem Umfeld der Individuen ab und wird dadurch determiniert, was diese mit hohem kulturellen Werte belegen. Diese Wertschätzung ist stark kulturkreisgebunden, was den differenzierten Umgang mit Kulturgütern erklären kann. 174 Wenn Individuen einer Gruppe, etwa die Bürger eines Landes, einer Stätte einen hohen kulturellen Wert beimessen, so kann dies kumuliert als öffentliches Interesse bezeichnet werden und zeigt die Wichtigkeit die- ser Stätte für den Kulturkreis an. Pesendorfer (2008) dazu: „[E]s ist der unabänderli- che Zyklus des Lebens, dass die Menschengenerationen folgen, und dass jede Genera- tion eine unveränderliche Spur ihres Geistes und ihrer Schaffenskraft hinterlässt, die

172 Sbresny, 2016, S. 25f. 173 Neben dem Begriff Generationenmotiv wird in der Literatur häufig der Vermächtniswert bzw. Vermächtnisnutzen gebraucht. 174 Vgl. Bayer et al., 2006, S. 4. 56 sich in wissenschaftlichen Erkenntnissen und Ergebnissen, aber auch Denkmälern, Bauten und Artefakten verkörpert.“175

Wenn Individuen einer Gruppe, wie die Bürger eines Staates, ein öffentliches Interes- se an einem Gut zeigen, was aufgrund verschiedener marktlicher Gegebenheiten nicht in privater Hand, sondern durch den Staat bereit gestellt werden soll, wird an dieser Stelle ebenfalls von einem öffentlichen Gut oder deren Sonderformen gespro- chen.176 Neben dem öffentlichen Interesse und der Bereitstellung durch den Staat aufgrund der gesellschaftlichen Nachfrage spielt hier Fairness eine wichtige Rolle. Hier soll der Definition von Fairness von Mankiw und Taylor (2007) gefolgt werden: „Equity is the prosperity of distributing economic prosperity fairly among the mem- bers of society.“177

In der Spieltheorie werden Fairnessüberlegungen nach Rabin (1993) prinzipiell in drei verschiedenen Formen unterschieden. So wird zum einen als eine Form der Fairness beschrieben, dass Individuen bereit sind, materielle Einbußen zu erleiden, wenn dies zu einer Besserstellung anderer Individuen führen kann, wenn diese sich ihnen ge- genüber positiv verhalten haben.178 Zudem sind Individuen bereit, materielle Einbu- ßen hinzunehmen, wenn dies zur Bestrafung von Individuen führt, die sich ihnen gegenüber negativ verhalten haben. Der dritte zu nennende Punkt zeigt, dass diese beiden beschriebenen Verhaltensweisen stärker ausfallen, wenn die Kosten des Hel- fens oder Bestrafens gering ausfallen.179 So formuliert Rabin dazu: „People determine the fairness of others according to their motives, not solely according to actions tak- en.“180

Die bereits angesprochenen, verzerrten Präferenzen sind einer der Gründe, warum die Bedeutung von Kunst und Kultur181 für zukünftige Generationen falsch einge-

175 Pesendorfer, 2008, S. 118 und Sbresny, 2016, S. 27. 176 Neben der klassischen Definition von öffentlichen Gütern, Nicht-Außschließbarkeit und Nicht-Rivalität, kann hier auch das öffentliche Interesse an einem Gut für eine Bereitstellung durch den Staat sprechen. Der Staat übernimmt hier die Bereitstellung, damit eine von der Gesellschaft wünschenswerte Menge des Gutes zur Verfügung steht, die (in den meisten Fäl- len) nicht über den freien Marktmechanismus erreicht werden kann. 177 Mankiw / Taylor, 2007, S. 5. 178 Vgl. Martini, 2008, S. 120 und Rabin, 1993, S. 1281f. 179 Ebd. 180 Rabin, 1993, S. 1289. 181 Eine Übersicht bietet hier Hütter, 1994, S. 57ff. 57 schätzt wird. Kultur wird hier als Erbe einer Nation verstanden, welches unbedingt erhalten werden muss. Dem Staat kommt hier die (Dauer-)Aufgabe zu, dafür zu sor- gen, dass für nachkommende Generationen die einzigartigen, spezifischen Kulturgü- ter erhalten bleiben.182

Für die Welterbestätten, für die viele Staaten bereits vor der Ernennung in großem Umfang finanzielle Ressourcen bereitgestellt haben, bedeutet dies, dass sie für die Bürger eines Landes einen hohen kulturellen Wert besitzen. Wie bereits im Kriterien- katalog der UNESCO verankert, müssen die Stätten von besonderem, außerordentli- chem Wert sein und sollen auch zukünftigen Generationen zur Verfügung stehen. Damit beschreibt die UNESCO selber, dass das Generationenmotiv einer der Haupt- gründe für die Konservierung und den Schutz der Welterbestätten ist.183 Ihre Einzig- artigkeit macht die Welterbestätten zu einem knappen Gut. Sie sind nicht reprodu- zierbar, was ihren (kulturellen) Wert weiter ansteigen lässt und die Grundlage für die UNESCO als Institution zum Schutze dieser Stätten rechtfertigt.

Die UNESCO (2013b) formuliert hierzu: “The purpose of a management system is to ensure the effective protection of the nominated property for present and future gen- erations”.184 Darüber hinaus sieht die UNESCO ihre Rolle auch darin, ressourcenscho- nend und nachhaltig tätig zu werden: „As one of the most important paradigms of our time, sustainable development refers to a pattern of resource use that balances the fulfillment of basic human needs with the wise use of finite resources so that they can be passed on to future generations for their use and development.“185

Die UNESCO sieht das Generationenmotiv als zentralen Grund ihrer Bemühungen um den Schutz des kulturellen und naturellem Erbes. Die Welterbestätten sind einzigar- tig, daher sollen sie auch zukünftigen Generationen zur Verfügung stehen.

Wie bereits im Kapitel 2.6 beschrieben, ist das Welterbe seit den ersten Bemühungen der UNESCO stark angewachsen. Dieser Aspekt und seine Auswirkungen sollen im nächsten Kapitel diskutiert werden.

182 Vgl. Clausen, 1997, S. 57, Thorsby, 1979, S. 196ff. und Solf, 1993, S. 108ff. 183 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 3. 184 UNESCO, 2013, S. 7. 185 UNESCO, 2013, S. 19. 58

3.3 Prestigemotive – Der Snobguteffekt "Selbst eine Stadt wie Berlin […] hat schon 10.000 eingetragene Denkmäler, da sind dann tausend Welterbestätten, über den ganzen Erdball vertreten, nicht mehr so wahnsinnig viel, wenn man es mal so in Relation sieht."186

Das obige Zitat zeigt, dass es weltweit eine unglaublich hohe Anzahl von schützens- werten Stätten jeglicher Art gibt. Natürlich können nicht alle Welterbe werden. In Relation zu all diesen Stätten scheint die Welterbeliste ein sehr exklusiver Klub zu sein, der aufgrund seiner knappen Anzahl von Stätten einen besonderen Status be- sitzt. In diesem Kapitel sollen Prestigemotive als ein möglicher Grund für eine Nomi- nierung durch die Länder aufgezeigt werden.

Schon früh wurden historische Artefakte gehandelt – sie waren ein Statussymbol und galten als Zeichen klassischer Ausbildung.187 So entstand, besonders in Italien, ein Markt für Kunsthandel, der es ermöglichte, bewegliche (Kunst-)Gegenstände zu han- deln. Besonders im 18. Jahrhundert wuchs in Europa das Interesse für Kunst der klas- sischen Antike.188 Das, was Menschen als schön und besonders erachten, nahm beim Handeln eine besondere Position ein und war mit einer attraktiven Zahlungsbereit- schaft verbunden.189 Bis heute kann beobachten werden, dass insbesondere auf ille- galem Wege antike Kunst aus Ländern wie Griechenland, der Türkei, Italien und Ägypten in finanzstarke Länder verkauft werden, weil diese dort bis heute mit enor- men Prestige verbunden werden.190 Mit dieser angesprochenen Art des illegalen Handels werden Gesetze zur Ausfuhr von Kulturgütern missachtet, da hier durch den hohen Marktwert der Werke ein enormer finanzieller Anreiz besteht.191 So wurde beispielsweise eine antike griechische Vase für eine Millionen US-Dollar verkauft.192 Diese besonderen Güter, deren Attraktivität durch Exklusivität hervorgerufen wird, werden als Snobgüter bezeichnet.

186http://www.deutschlandradiokultur.de/unesco-welterbe-1000-staetten-sind-gar-nicht-so- viele.1013.de.html?dram:article_id=324480 187 Vgl. Peacock / Rizzo, 2008, S. 8. 188 Vgl. Deppert-Lippitz, 2009, S. 454. 189 Vgl. Deppert-Lippitz, 2009, S. 453. 190 Ebd. 191 Vgl. Deppert-Lippitz, 2009, S. 454. 192 Vgl. Deppert-Lippitz, 2009, S. 458. 59

Ein Snobgut ist definiert als Gut, welches erst durch seine Exklusivität das Interesse des Käufers wecken kann. Der sogenannte Snob-Wert entsteht erst dadurch, dass das Gut der breiten Masse an Konsumenten193 nicht zugänglich ist. Entsprechend haben auch die Länder kein Interesse an einer inflationären Vergabe von Welterbetiteln, weil damit ihre Welterbestätten weniger Exklusiv wären. So wäre denkbar, dass Län- der, die Welterbestätten unter dem Hintergrund des damit verbundenen Prestiges nominieren, mit steigender Anzahl von Welterbestätten weniger Interesse an dem UNESCO Label haben. Ihr Interesse gilt dem Welterbe als Label für Exklusivität und Besonderheit.

Ein Snobgut wird häufig mit abnormalem Nachfrageverhalten in Zusammenhang gebracht. Je höher der Preis des Gutes ist, umso attraktiver wird es für den potentiel- len Käufer. Je seltener der Titel Welterbe vergeben wird, je exklusiver ist die einzelne Stätte, die das Label erhält bzw. erhalten hat. Im Gegensatz zum reinen Geltungskon- sum, der die Nachfrage nach Gütern beschreibt, die wegen eines hohen Preises be- vorzugt werden, steht beim Snobgut die Einzigartigkeit des Gutes im Vordergrund. Der Preis ist daher nur eine indirekte Größe, anders als beim Geltungskonsum, wo der Preis die direkt bestimmende Größe ist.194

Gerade in aufstrebenden Ländern wie China scheint das Interesse an eigenen Welt- erbestätten groß und die Motivation, Stätten im eigenen Land mit diesem Label zu versehen, ist enorm. Dabei scheint es in erster Linie um Status und Prestige zu gehen. China möchte dabei eine hohe Anzahl von Welterbestätten insgesamt vorweisen können. Aus diesem Grund gibt das Land Millionen von US-Dollar für Experten aus, die beratend tätig sind und versuchen, eine bestmögliche Nominierung der Stätten vorzunehmen.195 Die damit verbundenen enormen Anstrengungen und finanziellen Aufwendungen zeigen, dass es für China von enormer Wichtigkeit ist, eigene Welter- bestätten zu besitzen.196 Auf der Welterbeliste vertreten zu sein ist für viele Länder eine große Ehre und daher mit viel Prestige versehen.197 Obwohl eine erhöhte Anzahl

193 Als Konsumenten werden hier nicht die Besucher verstanden, die die Welterbestätten besu- chen, sondern die Mitgliedsstaaten der UNESCO, die ihre Stätten nominieren können. 194 Vgl. Pindyck / Rubinfeld, 2015, S: 197f. 195 Vgl. Meskell, 2013, S. 488. 196 Ebd. 197 Vgl. Van der Aa, 2005, S. 14ff. 60 von Welterbestätten auch zu geringerer Exklusivität führt198, scheint es für einige Länder zentral zu sein, die eigene Anzahl von Welterbestätten zu maximieren. Das Label Welterbe scheint hier von entscheidender Wichtigkeit – denn schützen, instand halten und pflegen könnten die Länder ihre Stätten genauso gut ohne die UNESCO Auszeichnung.

Die nachfolgende Abbildung zeigt das UNESCO Welterbeemblem, welches die Stätten erhalten, die auf der Welterbeliste geführt werden. Dieses Emblem spiegelt dabei die Besonderheit der Stätte wider, da sie zum exklusiven Club des Welterbes gehört. Das Welterbeemblem ist somit das Label199 für den Welterbestatus und zeichnet die be- sonderen Eigenschaften der Stätten aus.

Abbildung 8: Das Welterbeemblem der UNESCO

Quelle: Singh, 2011, S. 91.

198 Vgl. hierzu Kapitel 2.7. 199 Als Label kann hier die UNESCO-Auszeichnung als Marke verstanden werden. 61

Prestige scheint bis heute ein wichtiger Grund für viele Länder zu sein, Welterbestät- ten zu nominieren. Dabei unterscheidet sich die Motivation der Länder, Stätten zu normieren, enorm. So scheint es für Länder, deren Stätten bereits vor Welterbeer- nennung beispielsweise als attraktives touristisches Ziel dienten, weniger wichtig, den Welterbestatus zu erreichen, da sie daraus nur geringe zusätzliche Effekte erzie- len können. Für andere Länder, wie beispielsweise China, wo der Tourismus einen enormes Wachstumspotential aufweist, erweist er sich als hingegen als deutlich wichtiger.

Wesentlich im Bereich der Nominierung einer Einschreibung auf der Welterbeliste ist die intrinsische Motivation. Länder, die kein Interesse an einer Nominierung haben, werden den Aufwand auch zukünftig nicht betreiben. Nur wenn die Länder die enormen Anstrengungen auf sich nehmen, die Kriterien der UNESCO erfüllen und dem Nominierungs- und Ernennungsprozess folgen, kann es zu einer erfolgreichen Einschreibung auf der Welterbeliste kommen.

Prestige scheint neben dem Generationenmotiv der zweite wichtige Motivator zu sein, kulturelle und naturelle Stätten zu nominieren. Einige Länder nutzen das Welt- erbe als Statussymbol, was ihre besonderen Stätten auszeichnet. Daneben gibt es aber noch einen weiteren Grund für die Nominierung: Besonders dann, wenn sich die Länder einen zusätzlichen Nutzen durch das Welterbelabel versprechen, scheint die Motivation groß zu sein.

Das Welterbe kann, wie bereits aufgeführt, viele positive Effekte für die nominieren- den Länder mit sich bringen. Diese Effekte werden in den zwei nachfolgenden Kapitel dargestellt. Begonnen wird mit der Darstellung der posititiven Effekte auf den Tou- rismussektor.

62

3.4 Positive Effekte des Welterbes auf den Tourismussek- tor

3.4.1 Vorbemerkungen zum Tourismus

„Tourism is, however, a double-edged sword, which on one hand confers economic benefits through the sale of tickets and visitor spending on hotels, restaurants and other tourism-related services, but on the other, places stress on the fabric of destina- tions and the communities who live in them.“200

Dieses Zitat von Francesco Bandarin, Direktor des World Heritage Centres, lässt sich auf viele Situationen anwenden. Er selbst bezieht es auf seine Heimatstadt Venedig. So genießt die Stadt Venedig die monetären Vorteile, die sich durch die Aufwendun- gen der Touristen201 ergeben, gleichzeitig stellt Tourismus die Stadt aber auch vor enorme Herausforderungen, da es, aufgrund der hohen und stetigen Besucherzahl schwierig ist, ausreichend Schutzmaßnahmen zu treffen, um die Stadt nachhaltig instand zu halten.202 Dieses Kapitel soll sich dem Welterbe und dem daraus resultie- renden Tourismus widmen. Dafür werden zunächst in Kapitel 3.4.2 Tourismusdeter- minanten beschrieben. Nachfolgend wird Erlebnistourismus als besondere Touris- musform präsentiert und in Kapitel 3.4.4 wird das Welterbe in Bezug auf Tourismus dargestellt. In Kapitel 3.4.5 werden verschiedene Studien vorgestellt, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Um die vorgestellten Studien zu ergänzen, erfolgt eine eigene Untersuchung der Regionen Nordamerika und Europa in Kapitel 3.4.6. Hier wird überprüft, ob beide Regionen bzgl. ihrer touristischen Aktivität im Hinblick auf Welterbe vergleichbar sind.

Das nachfolgende Kapitel stellt als Grundlage des Tourismus und seiner Analyse zu- nächst die Tourismusdeterminanten vor und zeigt, welchen Einfluss sie auf Tourismus haben.

200 Bandarin, 2005, S. v. 201 Der Begriff Tourist wird weitgehend als Synonym für Fremdenverkehr verwendet. Vgl. dazu Daniels, 2004, S. 12. 202 Vgl. Bandarin, 2005, S. v. 63

3.4.2 Tourismusdeterminanten

„Die touristische Nachfrage stellt die Bereitschaft des Touristen dar, verschiedene bestimmte Mengen touristische Güter zu verschiedenen Geldmengen einzutauschen, d.h. zu erwerben.“203

Tourismus, auch Fremdenverkehr genannt, bildet Ortsveränderungen zwischen Wohnort und Reiseort ab, den Reisende für eine definierte Zeit besuchen.204 Dabei ist der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernder Wohn- oder Arbeitsort.205 Nach Bartl (1996) ist ein Tourist eine Person, welche am Tourismus im Sinne von Ur- laubsreiseverkehr im nicht geschäftlichen Sinne teilnimmt.206

Was genau ist Tourismus ist, wird anhand der folgenden drei Tourismusbegriffe defi- niert:207

 Die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus dem Reisen und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernder Wohn- oder Arbeitsort ist.208  Die WTO (World Trade Organization) definiert Touristen als Personen, die ein anderes Land besuchen als das, in dem sie den normalen Wohnsitz haben, für irgendeinen Grund, außer einer Beschäftigung nachzugehen, die vom be- suchten Land bezahlt wird.209  Mathieson und Wall (1982) definieren Tourismus als temporäre Bewegung / Reise einer Person nach Destinationen außerhalb ihrer normalen Arbeits- und Wohnstätte.210

Tourismus ist eine sehr schnell wachsende Branche und der größte Wirtschaftszweig weltweit,211 wobei besonders zwei Faktoren maßgeblich sind: Durch Tourismus wer- den Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert, zudem generiert der Staat Steuerein-

203 Freyer, 2009, S. 67. 204 Freyer, 2009, S. 1. 205 Kaspar, 1996, S. 16. 206 Bartl, 1996, S. 112 und Daniels, 2004, S. 12. 207 Vgl. Bieger, 2006, S. 35f. 208 Kaspar, 1996, S. 16. und Bieger, 2006, S. 35. 209 Inskeep, 1991, S. 19 und Bieger, 2006, S. 36. 210 Vgl. Bieger, 2006, S. 36. 211 Vgl. Mundt, 2001, S. 355. 64 nahmen.212 Der Tourismus unterliegt, wie nahezu alle Branchen, stetigem Wettbe- werb. Durch Entwicklungen des 21. Jahrhunderts, wie verbesserten Transportmög- lichkeiten, gestiegenen Realeinkommen und damit Wohlstand wird Reisen immer attraktiver.213

So konkurrieren nicht nur Standorte sondern auch Attraktionen um die Gunst des Touristen.214 Das Welterbestätten häufig Touristenattraktionen sind und Besucher locken, ist in den meisten Analysen unumstritten.215 Dennoch stellt sich die Frage: Wie würden sich die Besucher- bzw. Touristenzahlen ändern, wenn eine Stätte zum Weltkulturerbe wird bzw. keins wäre?

Ein touristisches Ziel wird hier als geografischer Bereich (Land, Region, Gebiet, Stand, etc.) definiert, wo verschiedene Arten von Erlebnissen organisiert und gemanaged werden, um Touristen zu gewinnen und diese zu unterhalten.216 Dabei liegt der kom- parative Vorteil, den ein touristisches Ziel aufweisen kann, in der Ressourcenverfüg- barkeit, da einige touristische Destinationen aufgrund ihrer Ressourcenausstattung bereits sehr attraktiv als Tourismusziel sind. Für den wettbewerblichen Vorteil im Tourismusmarkt ist es jedoch von entscheidender Wichtigkeit, dass diese Ressourcen effizient genutzt werden.217

212 Vgl. Yang et al., 2010, S. 827. 213 Kaspar, 1998, S. 11. 214 Fichtner (2007) zeigt, dass die Attraktivität der Attraktionen von folgenden Faktoren ab- hängt: Positiv von der vorhandenen Bevölkerung im Einzugsgebiet, positiv von der Attraktivi- tät des Angebots, negativ von der zeitlichen, weniger als der metrischen Distanz zwischen Standort und Nachfragern sowie negativ von der Anzahl der konkurrierenden Einrichtungen. 215 Tourismus wird im Zusammenhang mit Welterbestätten durchaus kritisch betrachtet. Vgl. dazu Kapitel 5. 216 Cuccia et al., 2013, S. 1. 217 Ebd. 65

Nach Haedrich et al. (1998) wird Tourismus als offenes System mit seiner Umwelt wahrgenommen. Dabei wird Tourismus ganz allgemein beeinflusst durch die nachfol- gend näher bezeichneten Faktoren: 218

 Ökonomische Umwelt  Soziale Umwelt  Politische Umwelt  Technologische Umwelt  Ökologische Umwelt.

Diese Faktoren zeigen, dass Tourismus nicht isoliert betrachtet werden kann. So kann für die oben genannten Faktoren im Folgenden beispielhaft erläutert werden, inwie- weit sich negative Entwicklungen im Tourismusbereich ergeben haben, die signifikan- ten Einfluss auf Tourismus innerhalb der Länder hatten und teilweise bis heute ha- ben.

Seit die Türkei durch Anschläge, den Putschversuch und den Ausnahmezustand219 geprägt ist, sind die Besucherzahlen rapide gesunken. So konnte im Juli 2016 ein Mi- nus von 40 % bei deutschen Buchungen im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet wer- den.220 Für Ägypten ergibt sich ein noch schlechteres Bild. So wird eine der Hauptur- laubsregionen, Scharm el Scheich, seid dem IS Anschlag auf eine russische Passagier- maschine nicht mehr direkt von Deutschland aus angeflogen. Auch hier ging der Tou- rismus um etwa 50 % zurück.221 Im Jahr 1997, als 64 Touristen in Ägypten von islami- schen Fundamentalisten erschossen wurden, kam es nahezu zum Ausfall Ägyptens als Tourismusdestination.222 Durch die Pegida Proteste hat die Stadt Dresden eben- falls weniger Besucher zu verzeichnen, was wohl mit einem daraus resultierenden Imageproblem zusammen hängt.223 Nach den terroristischen Anschlägen auf das New Yorker World Trade Center am 11. September 2001 gingen die Einnahmen von Flug-

218 Haedrich et al., 1998, S. 17. 219http://www.handelsblatt.com/politik/international/nach-putschversuch-und-terror-tourismus- einnahmen-in-der-tuerkei-brechen-ein/19327758.html 220http://www.spiegel.de/reise/aktuell/tourismus-in-der-tuerkei-staerkster-besuchereinbruch- seit-jahrzehnten-a-1105147.html 221http://www.focus.de/reisen/diverses/tourismus-in-der-krise-touristen-meiden- aegypten_id_5882513.html 222 Vgl. Vester, 2003, S. 195. 223 http://www.ksta.de/wirtschaft/pegida-effekt--tourismus-in-dresden-geht-zurueck-23702256 66 gesellschaften weltweit zurück, in den USA sogar um 20 % innerhalb eines Jahres nach den Anschlägen.224 Terrorismus, Krieg, politische Unsicherheit und Instabilität führen zu einem Rückgang des Tourismus in der betroffenen Region, da Touristen diese Länder nicht mehr als sichere Reiseziele wahrnehmen.225

Tourismus selbst ist sehr heterogen, so gibt es die unterschiedlichsten Formen von Tourismus. Eine Unterscheidung der verschiedenen Kategorien scheint hier sinnvoll, um eine Systematisierung zu erzielen. Kaspar (1998) bzw. Haedrich et al. (1998) tei- len Tourismus in die folgenden Kategorien ein:

 Erholungstourismus o Nah- und Urlaubserholung zur physischen und psychischen Regene- ration o Kurerholung zur Herstellung psychischer und körperlicher Heilung durch natürliche Heilfaktoren  Gesellschaftsorientierter Tourismus o Verwandtentourismus o Clubtourismus mit bewusster Integration des Feriengastes in die Gruppe  Sporttourismus o Tourismus des aktiven und passiven Sportes  Wirtschaftsorientierter Tourismus  Politikorientierter Tourismus226 o Tourismus erfüllt direkt oder indirekt eine politische Funktion o Tourismus gibt seinerseits Impulse an die Politik227  Kulturorientierter Tourismus228

224 Vgl. Vester, 2003, S. 193. 225 Für Deutschland klassifiziert das Auswärtige Amt Reiseländer in sicher und unsicher und gibt, falls erforderlich, Reisewarnungen zum Schutz der Bürger raus. 226 Kaspar, 1998, S. 19. 227 Haedrich et al., 1998, S. 24. 228 Haedrich et al., 1998, S. 17. 67

Nachdem nun eine Möglichkeit der Einteilung von Tourismus vorgestellt wurde, soll nun untersucht werden, was genau den Tourismus beeinflusst. Dabei können einige Faktoren identifiziert werden, die allgemein positive und negative Auswirkungen auf Tourismus haben.

Zu den ökonomische Faktoren, die einen positiven Einfluss auf Tourismus haben kön- nen, zählen nach Haedrich et al. (1998): 229

 Zunahme des verfügbaren Realeinkommens  Gleichmäßigere Einkommensverteilung  Stabile Währungslage  Günstige Konjunktursituation

Ökonomische Faktoren, die sich negativ auf Tourismus auswirken können, sind hin- gegen nach Hädrich (1998): 230

 Wirtschaftliche Krisenerscheinungen  Rückgang der industriellen Produktion (wachsende Arbeitslosigkeit, Personal- und Lohnstopp, Kurzarbeit, Wegfall von Überzeitarbeit)  Instabile Währungslage  Ungünstige Konjunktursituation

Darüber hinaus beeinflusst auch die übrige Wirtschaft eines Landes den Tourismus. Dazu zählt nach Hädrich et al. (1998): 231

 Zahlungsbilanzfunktion (Anteil der Reiseverkehrsbilanz)  Ausgleichsfunktion (wirtschaftlicher Ausgleich zwischen Industrie- und Tou- rismusgebieten bzw. zwischen Tal- und Bergregionen)  Beschäftigungsfunktion (Tourismus als Arbeitgeber)  Einkommensfunktion (Multiplikatoreffekt)  Produktionsfunktion (Wertschöpfungseffekt)  Tourismus als zunehmend eigenständigen Wirtschaftsfaktor

229 Haedrich et al., 1998, S. 22. 230 Haedrich et al., 1998, S. 22f. 231 Haedrich et al., 1998, S. 23. 68

Dabei ist zu beachten, dass das touristische Angebot eines Landes grundsätzlich durch seine Grundausstattung determiniert wird: 232

 Die natürlichen Gegebenheiten, wie geographische Lage, Klima, Topographie, Landschaftsbild, Vegetation, Tierwelt  Die sozio-kulturellen Verhältnisse, wie Kultur, Tradition, religiöse und profane Bauten, Sprache, Mentalität, Gastfreundschaft, Brauchtum  Die allgemeine Infrastruktur als Grundausrüstung an gemeinschaftlich be- nutzbaren Einrichtungen, welche die Entfaltung umfassender wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Aktivitäten ermöglicht. Im engeren Sinne zählt zur Inf- rastruktur die Einrichtung zur Versorgung und Entsorgung sowie die Basisinf- rastruktur

Zur besseren Übersichtlichkeit sollen nun getrennt voneinander Determinanten vor- gestellt werden, die das touristische Angebot und die touristische Nachfrage beein- flussen. Hierbei soll jeweils ein Wirkzusammenhang mit Hilfe einer Abbildung präsen- tiert werden, die die verschiedenen Faktoren zeigen, die als wesentliche Determinan- ten im Tourismussektor identifiziert werden konnten. In Abbildung 9 werden die Determinanten dargestellt, die sich auf die touristische Nachfrage auswirken. Im An- schluss daran zeigt Abbildung 10 die Einflussfaktoren auf das touristische Angebot und präsentiert hier wesentliche Determinanten, die sich auf dieses auswirken.

Die nachfrageseitige Tourismusdefinition beginnt bei der Frage, was ein Tourist ist. So ist „[d]er Tourist eine Person, welche eine Reise außerhalb seines gewohnten Ar- beits- und Lebensumfelds unternimmt233.“ Dieser Definition soll hier gefolgt werden.

232 Haedrich et al, 1998, S. 29. 233 Bieger, 2006, S. 34. 69

Die nachfolgende Abbildung 9 zeigt dabei Einflussfaktoren auf die touristische Nach- frage. Dabei steht die Nachfrage im Zentrum der Betrachtung, die von den folgenden sechs Faktoren beeinflusst wird:

 Individuum  Gesellschaft  Staat  Umwelt  Anbieter  Umwelt  Wirtschaft

Dabei können die einzelnen Faktoren unterschiedlich stark ausgeprägt sein und sich auch in der Intensität ihres Einflusses unterscheiden. Die nachfolgende Abbildung dient damit als Analyseinstrument, um nachfrageseitige Zusammenhänge untersu- chen zu können.

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Abbildung 9: Einflussfaktoren auf die touristische Nachfrage

Quelle: Eigene Darstellung. In Anlehung an: Freyer, 2001, S. 51.

Die obige Abbildung zeigt die Determinanten, die die touristische Nachfrage beinflussen. Dabei zeigt sich, dass die bereits zu Anfang geschilderten Tourismuseinbrüche auch anhand dieser Abbildung erläutert werden können. So Spielen laut Freyer (2001) die politischen Beziehungen eines Landes genau wie die Gesetzgebung eine wichtige Rolle. Da auch die Sozialstruktur in dieser Abbildung berücksichtigt wird, zeigt sich, wie die politische Lage und die gesellschaftliche Situation die Nachfrage beeinflussen.

Neben einer reinen Betrachtung der (touristischen) Nachfrage scheint auch eine Analyse der Einflussfaktoren auf das touristische Angebot lohnenswert. So wird vor allem dort der Tourismus nachgefragt, wo eine umfangreiche touristische

71

Infrastruktur besteht, die poltische Lage stabil ist und es umfangreiche Angebote gibt, die über für Touristen einfach verfügbare Kanäle buchbar sind.

Die angebotsseitige Tourismusdefinition setzt somit bei den Anbietern an und definiert Tourismus wie folgt: „Entsprechend kann Tourismus als Industrie definiert werden, die aus den Unternehmen besteht, welche Leistungen für die Bedürfnisse und Anliegen von Touristen erbringen.“234

Auch hier können wieder sechs Bereiche identifiziert werden, die sich auf das touristische Angebot auswirken. Dazu gehören die Folgenden:

 Betrieb bzw. Unternehmener  Gesellschaft  Staat  Umwelt  Nachfrager  Wirtschaft

Die nachfolgende Abbildung 10 setzt diese ins Verhältnis zueinander und präsentiert das touristische Angebot.

234 Bieger, 2006, S. 33. 72

Abbildung 10: Einflussfaktoren auf das touristische Angebot

Quelle: Eigene Darstellung. In Anlehung an: Freyer, 2001, S. 103.

Tourismusdeterminanten bilden die Grundlage der touristischen Analyse und sind für das Verständnis von touristischem Angebot und touristischer Nachfrage zentral. Die in diesem Kapitel erarbeiteten Grundlagen sollen für weitere Kapitel, in denen der Einfluss des Welterbes auf den Tourismus untersucht wird, das theoretische Fundament bilden. Neben einer reinen Theoriebetrachtung scheint es lohnenswert, die Rolle des Tourismus in der Welt näher zu beleuchten, um die Bedeutung für die Länder besser analysieren zu können.

Das nachfolgende Kapitel stellt Erlebnistourismus als Sonderform des Tourismus vor und zeigt, welche Rolle dieser im 21. Jahrhundert spielt.

73

3.4.3 (Erlebnis-)Tourismus

“The journey is the destination.”235

Dass Kultur in Tourismus und Freizeit eine Rolle spielt ist seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zu beobachten.236 So beschreibt Schulze (1992) in seinem Beitrag zur Erlebniswirtschaft im Tourismus den gesellschaftlichen Wandel zum individuellen Erlebnis, der den Tourismus auf neue Wege lenkt. So steht mehr das subjektive Er- lebnis im Vordergrund, was neue Wege für den Tourismus ebnet.237 Der Trend führt weg vom sogenannten Otto Normalverbraucher, der sich durch Massenmarketing begeistern lässt, hin zum Individualisten, der einen viel heterogenen Tourismus for- dert.238

Die Erfolgsfaktoren, die hier eine Rolle spielen, wurden von Kagelmann (1998) in sechs Punkten zusammengefasst und beschreiben die Kriterien, die im 20. Jahrhundert erfolgreichen Freizeit- und Erlebnistourismus charakterisieren: 239

1. Die Tatsache, dass die Besucher in eine Kontrastwelt zur Alltagswelt eintau- chen können, 2. eine größere Zahl von Erlebnissen auf hohem und verlässlichen Niveau ver- mittelt werden, 3. immer wieder neue Angebote mit wechselnden Attraktionen und Events ge- boten werden, 4. die professionelle Organisation auf einen perfekten ungestörten (Konsum-) Genuss ausgerichtet ist, 5. multifunktionale Angebote, die multioptionalen Ansprüchen der Nachfrager entsprechen, 6. ein thematisches Leitmotiv, das idealerweise dem Grundprinzip des Storytel- ling folgt und einem unverwechselbarem Erlebnis entspricht.

235 Eldon, Dan, 2011, S. 1. 236 Vgl. Kagermeier, 2013, S. 2. 237 Vgl. Schulze, 1992, S. 37. 238 Vgl. Kagermeier, 2003, S. 3. 239 Kagelmann, 1998, S. 79ff. 74

Auch Schober (1993) hat Erlebnistourismus klassifiziert und drei Bereiche identifi- ziert, die Freizeit- und Urlaubsgestaltung unterteilen: 240

1. Biotisches Erleben: ungewöhnliche Körperreize 2. Exploratives Erleben: suchendes Informieren oder Erkunden, spielerisches Probieren, Neugierde auf etwas Besonderes 3. Soziales Erleben: Suche nach (nicht zu verbindlichen) Kontakt zu anderen, aber ohne soziale Verpflichtungen

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts konnten Zuwächse im Bereich des aktiven Erlebnis- tourismus beobachtet werden, so wie etwa Wellnessangebote, Wander- und Fahr- radtourismus aber auch Trendsportarten. Dennoch wird der Tourismusbereich insge- samt immer heterogener – so unterschiedlich im 21. Jahrhundert die Lebensentwürfe sind, so divers ist auch die Nachfrage nach touristischen Angeboten.241 Zudem lässt sich beobachten, dass die Trends zu multioptionalen Angeboten gehen, die im zeitli- chen Verlauf mehre unterschiedliche Tourismusprodukte konsumieren möchten.242 So reicht es heute in vielen Bereichen nicht mehr, ein isoliertes Produkt anzubieten, sondern es ist ein Angebot mit einer Kombination aus touristischen Produkten erfor- derlich.

Die nachfolgende Abbildung 11 zeigt, dass im Tourismus des 21. Jahrhunderts mehr Kombinationen verschiedener Tourismusprodukte nachgefragt werden. Ein isoliertes Angebot wird nicht mehr gewünscht, insbesondere die hybride Kombination der ein- zelnen Produkte scheint am besten zu den Bedürfnissen der Nachfrager zu passen, deren Ansprüche an den Tourismus sich im Laufe der Zeit verändert haben.

240 Schober, 1993, S. 138. 241 Vgl. Kagermeier, 2013, S. 7. 242 Vgl. Kagermeier, 2013, S. 8. 75

Abbildung 11: Von traditionellen isolierten zu hybriden Produktkombinationen

Quelle: Eigene Darstellung. In Anlehnung an: Kagermeier, 2013, S. 9.

Durch den touristischen Wandel im 21. Jahrhundert sind neue touristische Bereiche entstanden, die den Tourismussektor verändert haben. So zeigt dieses Kapitel, dass insbesondere Kulturtourismus eine immer wichtigere Rolle spielt und für viele Touris- ten zumindest zum Teil ihre Reiseentscheidung beeinflusst. Entsprechend gehört diese Form zu den nachgefragten Aktivitäten. Im nachfolgenden Kapitel wird daher der Zusammenhang zwischen Welterbe und (Kultur-)Tourismus untersucht, um die Bedeutung des Welterbes herauszuarbeiten.

3.4.4 Welterbe und (Kultur-) Tourismus

„Welterbestätten sind in allen Reiseführern dieser Welt verzeichnet.“243

In diesem Teil der Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie groß der Einfluss des Welterbes auf den Tourismus ist. Dieses Kapitel dient als Grundlage für Kapitel 3.4.5, in dem einzelne Studien, die das Welterbe mit Tourismus verbinden, vorge- stellt werden. In diesem Kapitel sollen daher die Bereiche Tourismus, insbesondere Kulturtourismus, und Welterbe zusammen betrachtet werden, um einen möglichen Zusammenhang ableiten zu können. Das Zitat „Das UNESCO-Siegel ist nicht nur von hoher Bedeutung für das Reiseland Deutschland, sondern auch eine wichtige Quali-

243https://www.welt.de/reise/deutschland/article122802588/Deutschland-ist-das-beliebteste- Kulturreiseziel.html 76 tätsmarke im internationalen Tourismus“ 244 zeigt, welche Bedeutung die UNESCO Auszeichnung für den Tourismussektor Deutschlands hat.

Im Bereich des Tourismussektors ist Kulturtourismus einer der größten Wachstums- bereiche.245 Im Vergleich zu anderen Tourismusbereichen ist hier das Wachstum deutlich schneller, vor allem in Entwicklungsländern.246 Kulturtourismus selbst ist so unterschiedlich wie die Kulturgüter, 247 um die es geht, was eine Verallgemeinerung des Kulturtourismus selbst und den sich daraus ergebenen Herausforderungen schwierig macht.248 Da gerade hier hohe Wachstumspotentiale für ärmere Länder liegen, scheint gerade dieser Bereich potentiell geeignet, um Armut zu bekämpfen und die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.249 Kultur- tourismus bezieht sich dabei einerseits auf gelebte Kultur und andererseits auf Bau- werke, die die Kultur reflektieren.250 Zu der ersten Kategorie, die auch immaterielles Welterbe genannt wird, zählt Tanz, Musik, Religion, Sprachen, Küche, künstlerische Traditionen sowie Feste.251 Die UNESCO hat im Jahr 2003 die Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes (engl. Convention for the Safeguarding of Intangible Cultural Heritage) veröffentlicht, in der genau festgelegt worden ist, was in diese Kategorie fällt.252 Die zweite Kategorie, das materielle Kulturgut, bezieht sich auf Bauten oder die Umwelt. Darunter fallen u.a. Monumente, Schlösser, Burgen, historische öffentliche Gebäude, Kathedralen, Kirchen, historische öffentliche Ge- bäude, Höfe, archäologische Stätten und Relikte.253

Erstmalig erwähnt wurde das Kulturerbe als mögliches touristisches Ziel im Jahr 1907 im internationalen Recht.254 Dennoch ist hier anzumerken, dass der Welterbestatus nie als Marketinginstrument für Tourismus gedacht war.255 Die Tourismusindustrie hat im Jahre 1967 dieses neue Tourismusfeld erkannt und mit der Kommerzialisie-

244https://www.welt.de/reise/deutschland/article122802588/Deutschland-ist-das-beliebteste- Kulturreiseziel.html 245 Vgl. Weiermaier / Bieger, 2008, S. 197. 246 Vgl. Timothy / Nyaupane, 2009, S. 3. 247 Vgl. Hofstede, 1980, S. 25. 248 Vgl. Schottler, 2004, S. 57. 249 Vgl. Timothy / Nyaupane, 2009, S. 3. 250 Vgl. Dreyer, 2000, S. 1. 251 http://www.unesco.de/kultur/immaterielles-kulturerbe.html 252 http://www.unesco.org/culture/ich/en/what-is-intangible-heritage-00003 253 Vgl. Timothy / Nyaupane, 2009, S. 3. 254 Vgl. Huibin et al., 2012, S. 40. 255 Vgl. Quack / Wachowiak, 2013, S. 287. 77 rung256 dessen begonnen und die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (engl. United Nations Conference on Trade and Development, kurz UNCTAD) stimmte diesem Trend zu. Die UNESCO begann zu dieser Zeit mit der Be- trachtung von Kultur als touristischer Faktor.257 Kulturtourismus wird hier als beson- derer Bereich gewertet, der mit Traditionen, Festivals, Gebieten und Orten verknüpft ist, die eine starke Diversität und Territorialität aufweisen,258 die beispielsweise ein- zigartige historische Elemente beinhalten, kulturelle oder natürliche Ressourcen ein- beziehen, wie besondere Bauten, Umgebungen oder kulturelle Landschaften, Ruinen, archäologische Stätten, historische Gemeinschaften und Stätten, Museen, darstel- lende Künste und ähnliche Aspekte.259 Solche Welterbestätten werden häufig mit Symbolen nationaler oder kultureller Identität gleichgesetzt, was ihre Wirkung noch verstärkt.260 Besonders in der modernen und globalisierten Welt wird häufig kriti- siert, dass die Gesellschaft ihre identitätsstiftende Kraft verliert, da der soziale und kulturelle Raum, der Menschen ein Zugehörigkeitsgefühl vermittelt, immer mehr verloren geht.261 Förderung von Kultur, kulturellem Erbe und kultureller Infrastruktur kann dieser Entwicklung möglicherweise entgegenwirken und somit positiven (gesell- schaftlichen) Einfluss nehmen.262

Nach Becker (1992) ist Kulturtourismus wie folgt zu definieren: „Kulturtourismus nutzt Bauten, Relikte und Bräuche in der Landschaft, in Orten und in Gebäuden, um dem Besucher die Kultur-, sozial- und Wirtschaftsentwicklung des jeweiligen Gebietes durch Pauschalangebote, Führungen, Besichtigungsmöglichkeiten und spezifisches Informationsmaterial nahe zu bringen. Auch kulturelle Veranstaltungen dienen häufig dem Kulturtourismus.“263

Kulturtourismus264 zeigt sich insbesondere in Bereichen wie Kunstgalerien, kulturel- len Zentren oder Themenparks, Kulturpfaden und Ähnlichem.265 Ein Kulturtourismus, der sich zu großen Teilen auf Kulturerbe bezieht, macht etwa 40 % der weltweiten

256 Vgl. Kirsch, 2014, S. 18. 257 Vgl. Huibin et al., 2012, S. 40. 258 Vgl. Heinze, 1999, S. 276. 259 Vgl. Huibin et al., 2012, S. 40. 260 Ebd. 261 Vgl. Banzer, 2005, S. 11. 262 Vgl. Banzer, 2005, S. 12. 263 Becker, 1992, s. 21. 264 Hummel et al., 1988, S. 21. 265 Vgl. Huibin et al., 2012, S. 41. 78

Einnahmen aus Tourismus aus, wobei die Wachstumsrate dieses Bereichs bei etwa 15 % jährlich liegt. Damit ist diese dreimal höher als bei traditionellem Tourismus.266 Für das Jahr 2010 können 940 Millionen Touristen gezählt werden, die in andere Län- der gereist sind und dabei direkt mit materieller Kunst, Monumenten und immateri- eller Kunst wie Musik, traditioneller Küche und Kultur in Berührung gekommen sind.267

In welchem Umfang sich Welterbe auf Tourismus auswirken kann hängt damit zu- sammen, wie stark die UNESCO und das Label Welterbe zu einer Marke geworden sind.268 Quack und Wachowiak (2013) weisen darauf hin, dass in Deutschland der Welterbestatus mit einem hohen Markenbewusstsein verbunden ist. Die nachfol- gende Tabelle zeigt eine Übersicht über verschiedene Studien, in denen ausgewertet worden ist, wie hoch der Anteil der Besucher ist, die den Welterbestatus der besuch- ten Stätte kannten.

Tabelle 8: Bewusstsein des Welterbestatus der Besucher von Welterbestätten

Welterbe Besucher, die den Welter- Quelle be Status der Stätte kann- ten Vier Weltnaturerbestät- 44% Hazen 2009 ten in den USA Trier und Speyer 56% Müller 2008 Kulturlandschaft Lapp- 58% Reinius / Fredman 2007 land Bremen 58% Wetzel 2012 Fünf Australische Weltna- 60% King / Prideaux 2010 turerbestätten Industriekomplex Zeche 74% Falk 2006 Zollverein Altenmünster Lorsch 75% Falk 2006 Obergermanisch- 77% Falk 2006 raetischer Limes

Quelle: Quack / Wachowiak, 2013, S. 290.

266 Vgl. Huibin et al., 2012, S. 41. 267 Ebd. 268 Vgl. Cellini, 2011, S. 452ff. 79

Die obige Tabelle zeigt, dass mindestens die Hälfte der Besucher den Welterbestatus kennen, was die Prominenz dieses Titels unterstreicht. Mit Werten zwischen 44 % und 77 % scheint das Welterbe einen enormen Bekanntheitsgrad zu besitzen.

Durch diesen enormen Bekanntheitsgrad lässt sich vermuten, dass das Label Welter- be Einfluss auf die Reiseentscheidung der Besucher hat. Auch dazu haben Quack und Wachowiak (2013) Studien zu einer Übersichtsarbeit zusammengetragen. Dieser Einfluss des Welterbestatus auf die Reisentscheidung für ausgewählte Welterbestät- ten wird in der folgenden Tabelle 9 gezeigt.

Tabelle 9: Einfluss des Welterbestatus auf die Reiseentscheidung

Welterbe Welterbestatus als Welterbestatus Quelle Hauptgrund des hatte einen Einfluss Besuchs auf die Reiseent- scheidung Kulturlandschaft - 5% Reinius / Fredmann Lappland 2007 Trier und Speyer - 7% Müller 2008 Limes 2% 9% Falk 2006 Ostdeutsche 3% 44% DWIF-Consulting Welterbestätte GmbH 2007 Kloster Maul- 5% 37% Henger 2006 bronn Potentielle Besu- 6% - Scherer et al. 2005 cher einer mögli- chen Welterbe- stätte Bodensee Altenmünster 9% 30% Falk 2006 Lorsch Industriekomplex 11% 31% Falk 2006 Zeche Zollverein Bremen - 58% Wetzel 2012

Quelle: Quack / Wachowiak, 2013, S. 291.

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Interessant ist zudem der erwartete Wirkungsbereich einer Welterbestätte, wenn der Effekt einer potentiellen Ernennung beurteilt werden soll. Scherer et al. (2005) haben dies für ein mögliches Welterbe in der Region Bodensee untersucht. Dabei sind die Erwartungen bei der Ernennung zum Welterbe in fast allen betrachteten Bereichen positiv und zeigen somit eine besonders optimistische Erwartung des Tou- rismussektors am Bodensee. Die nachfolgende Abbildung zeigt die erwarteten positi- ven und negativen Bereiche, die bei einer Befragung der regionalen Akteure erhoben worden ist.

Abbildung 12: Erwarteter Wirkungsbereich eines Welterbes in der Region Bodensee aus Sicht der regionalen Akteure

Quelle: Scherer et al., 2005, S. 14.

Das zu Beginn der Arbeit bereits erwähnte Kloster Corvey nahe Höxter in Nordrhein- Westfalen zählt bislang ca. 75.000 Besucher pro Jahr. Genau wie bei fast allen Welt- erbestätten hoffen auch hier sowohl der Besitzer als auch die Tourismusverantwortli- chen der Region auf steigende Besucherzahlen und somit positive Auswirkungen auf den Tourismussektor der Region.269 Die Ernennung zum Welterbe in Höxter soll Tou- risten aus aller Welt locken270, die einerseits Eintrittsgelder für Welterbestätten be- zahlen, sicherlich aber auch weitere Ausgaben für den öffentlichen Nahverkehr oder Parkhäuser, Hotels oder Pensionen, Restaurantbesuche oder für Besuche weiterer

269 UNESCO, 2015, o.S. 270 Vgl. Tiggesbäumker, 2015, S. 7. 81 lokaler Attraktionen in der Region tätigen. Die Region erhofft sich dadurch höhere Tourismuseinnahmen, weitere Arbeitsplätze im Tourismussektor und eine Steigerung ihres Bekanntheitsgrades.

Tourismus und Welterbe – dieser Trend wurde beispielsweise bei Roh et al. (2014) aufgegriffen. Die Autoren haben dafür die Anzahl der Welterbestätten weltweit für die Jahre 1978 bis 2012 untersucht.271 So beschreibt hier die Ordinate die Anzahl der Welterbestätten, die pro Jahr neu auf die Liste aufgenommen wurden. Zudem wur- den die touristischen Ankünfte272, die es in den Jahren 1978 bis 2012273 weltweit gab, hier in Milliarden, horizontal abgebildet.274 Dabei kann ein Trend erkannt werden: Mit zunehmenden Einschreibungen auf der Welterbeliste nimmt auch die touristi- sche Aktivität zu. So stellen die Autoren folgenden Zusammenhang her: Wenn die Anzahl der Welterbestätten um 1 % ansteigt, dann steigt gleichzeitig die Anzahl tou- ristischer Ankünfte insgesamt um 2,9 %.275 Gründe für den Zusammenhang werden in diesem Kapitel dargestellt.276

Abbildung 13: Trend der Welterbestätten und Ankünfte für die Jahre 1978 bis 2012

Quelle: Roh et al., 2014, S. 3.

271 Vgl. Roh et al., 2014, S. 196. 272 Unter Ankünfte verstehen die Autoren hier Ankünfte von internationalen Touristen in jeden der hier berücksichtigen Länder. 273 Vgl. Roh et al., 2014, S. 196ff. 274 Die hier verwendeten Daten beinhalten 78 Länder, die auf Daten der World Bank von den Autoren Roh et al. berechnet wurden. 275 Vgl. Roh et al., 2014, S. 197. 276 Vgl. Roh et al., 2014, S. 196ff. 82

Der Welterbestatus ist jedoch nicht immer mit einem Anstieg der Besucherzahlen verbunden. Ob und wie sich die Besucherzahlen durch die Ernennung verändern, hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem von der bereits etablierten Marke. Damit ist gemeint, dass eine Erbestätte möglicherweise schon vor der Ernennung zum Welterbe eine bekannte Tourismusdestination war und bereits über entspre- chende Besucherströme verfügte, da ihr Bekanntheitsgrad bereits sehr groß war. So lässt sich feststellen, dass eine Erbestätte, die bereits eine starke Marke hat, wie bei- spielsweise der Kölner Dom, einen relativ geringen Markeneffekt verzeichnen kann, wenn sie zum Welterbe ernannt wird.277 Anders scheint es bei Erbestätten zu sein, die eine schwache Marke haben, also weniger bekannt sind und bisher weniger als touristisches Ziel galten. Durch die Ernennung zum Welterbe ist der Markeneffekt groß, weil dadurch der Bekanntheitsgrad enorm gesteigert werden kann. Dies könnte zu einem starken Anstieg der Besucherzahlen führen, der deutlich höher ausfällt als der bereits bekannter Erbestätten, wie dem genannten Kölner Dom.278

Die Auszeichnung der UNESCO für z.B. das bereits erwähnte Kloster Corvey in Höxter, Nordrhein-Westfalen, könnte einen Wettbewerbsvorteil für Stätte und Region schaf- fen. Aber es gibt auch viele Stimmen, die sich gegen die touristische Nutzung von Kulturgütern aussprechen. Dabei werden Argumente vorgebracht wie: 279

 Tourismus wertet Kulturgüter durch den Massenandrang einer spärlich inte- ressierten Meute ab,  Verkehrslawinen überrollen hilflose Städte, dadurch erodieren empfindliche Kulturgüter,  Touristen sind sowieso nur an klischeehaften Inszenierungen interessiert.

Die oben beschriebenen Szenarien sind nicht vollkommen unbegründet, wenn Tou- rismus nicht nachhaltig betrieben wird.280 Mehr dazu in Kapitel 5.2. In diesem Kapitel wird daher der Frage nachgegangen, ob sich die Auszeichnung als Welterbe zum Gü- tesiegel für Tourismus eignet. In diesem Kapitel werden Studien ausgewertet, die sich mit Tourismus und Welterbe beschäftigen. Zunächst wird hier beachtet, dass die

277 Vgl. Quack / Wachowiak, 2013, S. 287. 278 Ebd. 279 Schottler, 2004, S. 57. 280 Vgl. Schottler, 2004, S. 57. 83

UNESCO eine unabhängige Organisation ist und alleinig über die Aufnahme in die Welterbeliste entscheidet. Damit hat das Label Welterbe, welches demnach nur von der UNESCO verliehen werden kann, sicherlich eine positive und glaubhafte Signal- wirkung, die von den meisten Besuchern als vertrauenswürdig eingeschätzt wird. Damit wären Welterbestätten, die dieses Label erhalten, potentiell für Besucher inte- ressant.281

Grundsätzlich sei aber bereits darauf hingewiesen, dass es auch andere relevante Entscheidungsfaktoren für Tourismus und eine Reise gibt, so beispielsweise das Wet- ter, das zur Verfügung stehende Einkommen und die Entfernung zum Reiseort.282 Häufig ist es eine Vielzahl an Determinanten, die die Wahl des Reise- oder Ausflug- ziels bestimmen. Daher ist es schwer, eindeutig festzustellen, ob und wie das Label Welterbe für (zusätzlichen) Tourismus verantwortlich ist.

Dennoch sei der Signalling-Effekt (vgl. Kapitel 6.4.2) nicht zu unterschätzen.283 Viele, besonders internationale Touristen, werden ihr Wissen über Welterbestätten über Reiseführer, Broschüren, Websites oder andere Formen der einfachen Informations- beschaffung sammeln. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass dies unvollstän- dige Informationen sind.284 Eine Eintragung durch die UNESCO auf der Welterbeliste könnte also eine wichtige Rolle spielen, wenn es um den Abbau asymmetrischer In- formationen bzgl. des Welterbes geht.285

Nicht nur in Deutschland sind Welterbestätten auch gleichzeitig Tourismusattraktio- nen. Interessant ist die Frage, ob durch die Ernennung zum Weltkulturerbe ein An- stieg der Besucherzahlen nachgewiesen werden kann. Ein eindeutiges Ergebnis konn- te bisher keine der durchgeführten Studien nachweisen, da es schwierig ist, den ge- nauen Effekt, den der Welterbestatus besitzt, von anderen Faktoren zu trennen, die ebenfalls die Besucherzahlen beeinflussen.286 So spielt beispielsweise der Faktor Si- cherheit eine Rolle bei der Wahl des Reiseziels. Wenn ein Land von Krisen und Terror heimgesucht wird, brechen die Buchungszahlen ein. So geschehen im Jahr 2016, als

281 Dieser Diskurs erfolgt ausführlich in Kapitel 6.4. 282 Vgl. Scherer et al., 2005, S. 11ff. 283 Vgl. Spence, 2002, S. 434f. 284 Vgl. Roh et al., 2014, S. 2. 285 Ebd. 286 Vgl. Quack/Wachowiak, 2013, S. 288. 84

Bombenanschläge und die Flüchtlingskrise die Buchungen in die Türkei um 40 % zu- rückgehen ließen.287 Hier wäre anzunehmen, dass sich die Buchungen in Länder ver- schieben, die als sicher eingestuft werden. Positiv beeinflusst wird Tourismus durch Faktoren wie wirtschaftlichen Aufschwung, verringerte Reisekosten etwa durch einen gesunkenen Ölpreis aber auch durch touristische Medienkampagnen. Diese Faktoren voneinander zu trennen und einen isolierten Einfluss aufzuzeigen ist daher heraus- fordernd. Gleiches gilt für die UNESCO-Ernennung zum Welterbe als alleinigen Ein- flussfaktor.

Die folgende Abbildung zeigt die Wechselwirkungen zwischen Kultur und touristi- schen Attraktionen. Die Abbildung stellt einen fließenden Übergang zwischen Kultur und Tourismus dar, der nicht trennscharf abgegrenzt werden kann. Genauso schwer ist die Abgrenzung der Welterbestätten in reinen Tourismus und reine Kulturaktivität.

Abbildung 14: Wechselwirkungen zwischen Kultur und touristischer Attraktion

Quelle: Eigene Darstellung. In Anlehnung an: Bieger, 2006, S. 245.

287http://www.stern.de/reise/europa/reisen-in-zeiten-des-terrors--die-buchung-fuer-die- sommersaison-laufen-nur-schleppend-an-6722974.html 85

Die nachfolgenden Studien, die sich mit dem Thema Welterbe und Tourismus be- schäftigen, zeigen häufig die mit Abbildung 14 dargestellte Problematik.

Ein Ansatz, der in einigen Studien verfolgt wird, ist eine Gegenüberstellung von ver- gleichbaren Stätten, die das Weltkulturerbelabel nicht besitzen, mit solchen, die aus- gezeichnet worden sind. Das erscheint jedoch dahingehend problematisch, da Welt- erbe gerade einzigartig sein soll. Zudem ist die Datenlage der Besucherzahlen oft lückenhaft, es werden nur selten weitere Angaben zu den Besuchern erfasst, wie beispielsweise Alter oder Nationalität. Dies schränkt die Aussagekraft der Analysen zumindest ein.288

Das folgende Kapitel diskutiert neun Studien, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen Welterbe und Tourismus beschäftigt haben.

3.4.5 Welterbe und Tourismus - Studienvergleich

„Welterbestätten sind touristische Anziehungspunkte erster Qualität.“289 Im Rahmen dieses Kapitels werden neun Studien diskutiert, die sich mit der Interak- tion von Welterbe und Tourismus beschäftigen. Dabei liegt der Fokus darauf aufzu- zeigen, welche touristischen Aspekte in der jeweiligen Studie in welchem Land unter- sucht wurden und zu welchen Ergebnissen die Studie gekommen ist.

Ad 1: Die Studie von Huang, Tsaur und Yan aus dem Jahr 2012 für Macau

Die Studie von Huang et al. (2012) wird im Rahmen der Arbeit betrachtet, weil sie Tourismus rund um Welterbestätten als isolierten Faktor in Macau untersucht. Macau liegt nahe Hongkong, gehört zu China und wurde im Jahr 2005 auf die Welt- erbeliste aufgenommen. Im Rahmen dieser Arbeit wird die historische Altstadt von Macau untersucht, in der es, außer Glücksspiel, keine weiteren touristischen Attrak- tionen gibt. 290

Dabei war einer der Gründe, das historische Zentrum von Macau zum Welterbe vor- zuschlagen mit dem Ziel verbunden, mehr Touristen anzuziehen, da so der Bekannt-

288 Vgl. Buckley, 2004, S. 70ff. 289 http://www.regensburg.de/sixcms/media.php/280/FAQ_Welterbe.pdf 290 Vgl. Chung, 2009, S. 132. 86 heitsgrad Macaus und seines historischen Zentrums gesteigert werden konnte.291 So wurde beispielsweise im Jahr 2006 das Macau World Heritage Year ausgerufen, was Macau zum Reiseziel für Kulturtouristen machen sollte, indem dies international be- worben wurde. In diesem Kontext wurden 2006 heritage passports vergeben, Events und Feste durchgeführt, die das Welterbe in Macau zu einer Marke machen soll- ten.292

Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der Besucherzahlen in Macau für die Jahre 1998 bis 2009.

Abbildung 15: Entwicklung der Besucherzahlen in Macau, China von 1998 bis 2009

Quelle: Huang et al., 2012, S. 1452.

Die Abbildung 15 zeigt für die Jahre 1998 bis 2003 ein durchschnittliches Wachstum der Besucherzahlen von 10 %, für 2005 bis 2007, also direkt nach der Ernennung zum Welterbe, liegt das Wachstum bei fast 15 % und übersteigt somit die Wachstumsra- ten von Nicht-Welterbestätten. Es kann vermutet werden, dass diese Steigerung der Wachstumsraten auf die Ernennung zum Welterbe zurückzuführen ist. Anzumerken ist jedoch, dass die größte Wachstumsrate für China im Jahr 2004 zu erkennen ist. Da dieser Zeitraum vor der Ernennung zum Welterbe liegt, müssen hier andere Ursachen grundlegend sein. Zu vermuten wären wirtschaftspolitische Maßnahmen der chinesi- schen Regierung, die ab dem Jahr 2004 die innerchinesische Reiseaktivität für chine- sische Staatsbürger nach Hongkong und Macau vereinfachten.293 Ab dem Jahr 2007 ist ein Besucherrückgang erkennbar. Ursächlich könnte die seit dem Jahr 2007 welt-

291 Vgl. Chung, 2009, S. 141. 292 Ebd. 293 Vgl. Huang et al., 2012, S. 1452. 87 weit um sich greifende Wirtschafts- und Finanzkrise sein, die auch in China spürbar war.294

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Ernennung zum Welterbe nur einen kurzfristigen Einfluss auf den Tourismus in Macau hat, da in den Jahren nach der Er- nennung zwar mehr Touristen verzeichnet werden konnten. Das gilt jedoch fast aus- schließlich für inländische Touristen. Ausländische Touristen spiegeln in Macau nur eine untergeordnete Rolle, daher werden diese in der Analyse vernachlässigt.

Ad 2: Die Studie von Landorf (2009) über sechs Welterbestätten in Großbritannien

Die Studie von Landorf (2009) wird im Rahmen der Arbeit betrachtet, weil sie den nachhaltigen Tourismus rund um die sechs Weltkulturerbestätten in Großbritan- nen295 untersucht, überprüft und bewertet. Im Rahmen dieser hier präsentierten Arbeit geht es weniger um direkte touristische Effekte, sondern vielmehr um die hier eingesetzte Nachhaltigkeitsstrategie rund um die untersuchten Welterbestätten.

Diese Bewertung erfolgt mit Hilfe der unten stehenden Kriterien, die insgesamt in 34 Teilbereiche untergliedert werden können. Diese Kriterien stellen einen Bewer- tungsmaßstab für nachhaltigen Tourismus auf verschiedenen Ebenen dar. So fragen sie beispielsweise nicht nur ökologische Nachhaltigkeit ab sondern auch Bereiche wie soziale und ökonomische Nachhaltigkeit, die in vielen Analysen vernachlässigt wer- den. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Bewertungskritieren zur Nachhaltigkeit im Tourismus rund um die sechs untersuchten Weltkulturerbestätten Großbritanniens:

294 Vgl. Huang et al., 2012, S. 1452. 295 Die untersuchten Weltnaturerbestätten in Großbritannien sind: Blaenavon, Cornwall and West Devon Mining Landscapes, Derwert Valley Mills, Ironbridge Gorge, New Landark und Saltaire. 88

Tabelle 10: Evaluierungsinstrument zur Nachhaltigkeit der Weltkulturerbestätten nach Landorf (2009)

Evaluation dimensions Assessment items Situation analysis 1. Tangible heritage characteristics are described 2. Intangible heritage characteristics are described 3. Land use and ownership patterns are identified 4. Demographic characteristics are identified 5. Economic characteristics are identified 6. Economic benefits of heritage are identified 7. Heritage tourism activities are identified 8. Capacity of tourism infrastructure is identified 9. Visitor numbers, length of stay and value are identified 10. Integration with other planning processes is identified Strategic orientation 11. The time dimension reflects a long term orientation 12. Broad-based economic goals are identified 13. Broad-based environmental goals are identified 14. Broad-based social/community goals are identified 15. Broad-based heritage development goals are identified 16. A range of strategic alternatives are identified and evalu- ated 17. Specific objectives are developed that support goals 18. Specific objectives are based on supply capability 19. Specific objectives target equitable economic distribution 20. Specific objectives are quantifiable and measureable Community values 21. Local community values and attitudes are identified and attitudes 22. Critical issues for residents are identified 23. Community attitudes to heritage are assessed 24. The quality of life in the local community is assessed 25. The vision aligns with local community values and atti- tudes Stakeholder participa- 26. The relationship between stakeholders is detailed tion 27. Relevant government agencies participated in the process 28. Government agencies influenced strategic directions 29. Relevant non-government agencies participated in the process 30. Non-government agencies influenced strategic directions 31. Local businesses and residents participated in the process 32. Local businesses and residents influenced strategic direc- tions 33. Relevant visitor groups participated in the process 34. Relevant visitor groups influenced strategic directions Quelle: Landorf, 2009, S. 63.

89

Die obigen Kriterien erlauben eine dezidierte Betrachtung der Nachhaltigkeitsstrate- gie rund um die untersuchten Weltkulturerbestätten. Anhand dieser Kriterien kön- nen fünf Kernbereiche der Weltkulturerbestätten untersucht werden:296

 Verwaltung, Planung und Politik rund um die Weltkulturerbestätten,  Aufrechterhaltung,  Ökonomische Entwicklung,  Zugang und Besuchermanagement,  öffentliches Bewusstsein, Ausbildung und Forschung.

Die Arbeit von Landorf (2009) stellt die Nachhaltigkeit im Tourismus in den Vorder- grund, was sicherlich auch eines der zentralen Anliegen der UNESCO ist. Mittels der hier vorgestellten Kriterien könnten auch zukünftige Welterbestätten auf ihre Nach- haltigkeitsstrategie untersucht werden. Anzumerken ist, dass es sich bei dieser Ana- lyse nur um einen kleinen Ausschnitt der Welterbestätten handelt. So wurden hier nur Kulturerbe- und keine Naturerbestätten betrachtet. Zudem können die hier un- tersuchten sechs Weltkulturerbe nicht repräsentativ für die mehr als 1.000 Welter- bestätten betrachtet werden. Alle untersuchten Weltkulturerbe befinden sich zudem im gleichen Land. Interessant wäre diesbezüglich ein globaler Vergleich hinsichtlich der Nachhaltigkeit aller Welterbestätten.

Ad 3: Die Studie von Daniels (2004) über NRW, Deutschland

Die Untersuchung von Daniels (2004) betrachtet zwei Welterbestätten in NRW – die Welterbe in Bad Aachen und in Essen. Der Aachener Dom ist das erste Welterbe, das Deutschland von der UNESCO im Jahr 1978 erhalten hat.297 Die Arbeit von Daniels (2004) setzt ebenfalls einen touristischen Schwerpunkt und scheint eine gute inhaltli- che Ergänzung zu dieser Arbeit, da sie dem Fachbereich Geographie zuzuordnen ist.

Daniels hat mit Hilfe von 17 Fragen je Fragebogen mit teilweiser Mehrfachnennung Besucher des Doms befragt. Aufgrund der geringen Rücklaufzahl und der geringen Gesamtzahl der Fragebögen ist die Untersuchung jedoch nicht repräsentativ. Zudem ist sie nicht unbedingt stellvertretend für andere Welterbestätten zu sehen. Beide

296 Vgl. Landorf, 2009, S. 63f. 297https://www.welt.de/reise/deutschland/article122802588/Deutschland-ist-das-beliebteste- Kulturreiseziel.html 90

Stätten liegen in Regionen mit guter, touristischer Infrastruktur. Die Studie ermög- licht durch die Befragung von Hotelgästen einen Ausschnitt der Sichtweise der (po- tentiellen) Besucher. Durch die geringe Rücklaufquote der Fragebögen, muss die Validität der Ergebnisse in Frage gestellt werden.298 So schreibt Daniels (2004) dazu: „[Eine] statistische Absicherung der Ergebnisse [ist] nicht gegeben.“299

Die zentralen Ergebnisse der Studie zeigen, dass zwar das touristische Aufkommen in Bad Aachen und Essen stetig anwächst, sich dies jedoch nicht auf das Vorhandensein der Welterbestätten zurückführen lässt.300 Ein wesentlicher Teil des Tourismus wird in beiden Städten durch Geschäftstourismus301 generiert.302 Dennoch tragen beide Welterbestätten zur Steigerung der touristischen Attraktivität bei und helfen, die Städte touristisch zu vermarkten.303 Die betrachteten Welterbe sind heterogen, da die Zeche Zollverein in Essen ausschließlich der touristischen Nutzung dient, der Aachener Dom hingegen eine kirchliche Institution ist, die auch als solche genutzt wird.304 Daniels (2004) stellt bei beiden Städten Marketingmaßnahmen heraus, die zur Steigerung der touristischen Attraktivität und des Bekanntheitsgrades eingesetzt werden könnten.305

Für Essen konnten positive Effekte abgeleitet werden, da die Stadt bis zur Ernennung der Zeche Zollverein zum Welterbe noch keine starke touristische Tradition hat. Für Bad Aachen und den Dom konnten nur wenig zusätzliche touristische Effekte festge- stellt werden, da der Dom bereits vor Ernennung zum Welterbe touristisch stark nachgefragt wurde.

298 Vgl. Daniels, 2004, S. 10. 299 Daniels, 2004, S. 11. 300 Vgl. Daniels, 2004, S. 113. 301 Geschäftstourismus meint Tourismus, der nicht zur Freizeitgestaltung und Erholung dient sondern mit einer beruflichen Tätigkeit verbunden ist. 302 Vgl. Daniels, 2004, S. 99. 303 Vgl. Daniels, 2004, S. 113f. 304 Vgl. Daniels, 2004, S. 114. 305 Ebd. 91

Ad 4: Die Studie von Raum aus dem Jahr 2011 über Bamberg, Deutschland

Die Arbeit von Raum (2011) hat die Touristifikation von Räumen anhand des UNESCO Welterbes in Bamberg untersucht, um zu überprüfen, ob die Stadt Bamberg bereits ein effektives Destinationsmarketing bzgl. ihrer Welterbestätte betreibt.306 Darüber hinaus hat der Autor ein modulares Messinstrument zur Bestimmung des Marken- wertes eines touristischen Zielgebietes entwickelt. Ziel der Arbeit ist es, herauszufin- den, in wieweit das Welterbe als Label für Tourismus bereits genutzt wird und ob die Marke Welterbe weiter ausgebaut werden kann.

Anhand des Markenwerts für touristische Destinationen soll es möglich sein, eine strategische Größe zu ermitteln, an Hand derer sich das Destinationsmanagement orientieren und seine Aktivitäten ausrichten sowie kontrollieren kann.307

Die Studie hat gezeigt, dass es noch viel Potential der UNESCO Welterbestätte gibt, das Welterbe als touristisches Ziel zu vermarkten. Bamberg zeigt, dass hier Hand- lungsbedarf seitens der Städte besteht, mehr touristisches Marketing zu betreiben. Raum (2011) sieht als Ergebnis seiner Arbeit, dass einige Städte und Regionen damit beginnen, sich aktiv für die Schaffung ihrer Destinationsmarken zu engagieren, an- statt sich auf eine organische Entwicklung ihres Markenbildes zu verlassen.308 Wei- terhin zeigt Raum (2011), dass es eine Entwicklung vom rein touristisch orientierten Destinationsmarketing hin zu einem ganzheitlich orientierten Location-Marketing und Location-Branding gibt, welcher sowohl die örtliche, als auch die regionale Be- völkerung anspricht.309

Es bleibt zu vermuten, dass insbesondere in weniger entwickelten Ländern der Tou- rismus eine Sonderstellung als wichtigeren und angeseheneren Wirtschaftszweig einnimmt, da mit Tourismus Aufschwung verbunden wird. Dabei kann eine ungeplan- te und chaotische Markenentwicklung einer Destination sogar zu negativen Effekten und Imageverlusten führen.310

306 Vgl. Raum, 2011, S. VI. 307 Raum, 2011, S. 37. 308 Vgl. Raum, 2011, S. 113. 309 Ebd. 310 Vgl. Raum, 2011, S. 114. 92

Raum (2011) weist auf das Finanzierungsproblem für die mangelnde Erfolgsmessung hin, was er mit folgendem Zitat erklärt: „When we don’t have big budgets, or hardly any budget to be honest, we would rather spend £3-4k on actual marketing than the measuring of success.”311 Der Autor mahnt zudem eine bessere Zusammenarbeit der Welterbestätten untereinander an.

Ad 5: Die Studie von Cuccia et al. aus dem Jahr 2013 für Italien

„Italy is the European country with the largest number of UNESCO sites […]”312 Cuccia et al. (2013) untersuchen in ihrem Beitrag, ob touristische Ziele in Italien, die einen komparativen Vorteil aufgrund ihres außergewöhnlichen kulturellen Status genießen und auf der Welterbeliste aufgeführt werden, in der Lage sind, aus diesem kompara- tiven Vorteil einen wettbewerblichen Vorteil sowie ein höheres Maß an Tourismus zu erzielen.313

Hier wurde auch die technische Effizienz gemessen, mit der Tourismusdestinationen vorgehen. Touristische Aktivität in den Regionen weist einen negativen Zusammen- hang zwischen technischer Effizienz und Regionen mit Welterbe auf. Dies liegt laut Cuccia et al. (2013) an den Erwartungen, die durch die Ernennung zum Welterbe insbesondere im privaten Sektor der Tourismusindustrie geweckt werden.314 Dies gilt insbesondere für Anbieter von Unterkünften für Touristen. Diese werden jedoch nicht durch eine zunehmende Anzahl von Touristen erfüllt.315

Zudem zeigen die Ergebnisse, dass die Qualität des kulturellen Kapitals eine größere Rolle spielt als die Quantität. Mit zunehmender Anzahl von Welterbestätten scheinen die Regionen weniger effizient zu sein, was an fehlendem Management der Regionen liegt.316 Hier besteht Handlungsbedarf, damit lokale Akteure in einem höheren Maß von den Touristen profitieren können und eine steigende Effizienz verzeichnet wer- den kann.

311 Vgl. Raum, 2011, S. 113. 312 Cuccia et al., 2013, S. 4. 313 Vgl. Cuccia et al., 2013, S. 1. 314 Vgl. Cuccia et al., 2013, S. 1f. 315 Ebd. 316 Vgl. Cuccia et al., 2013, S. 16. 93

Damit können Cuccia et al. (2013) aufzeigen, dass Welterbestätten sich nicht immer positiv auf die touristische Entwicklung einer Region auswirken. Maßgeblich ist hier die zu hohe Erwartungshaltung der lokalen Akteure, die sich durch den aufgrund der Welterbestätten erhöhten (Kultur-)Tourismus zu hohe Einnahmen versprechen, die wiederum aufgrund der statistischen Auswertung von Cuccia et al. (2013) nicht be- stätigt werden konnten.317 Dabei ist hervorzuheben, dass im Übernachtungsbereich in Italien insbesondere kleine Anbieter von Bed & Breakfast318 eine wichtige Rolle spielen. Diese müssten auf staatlicher Ebene koordiniert werden, um ein Netzwerk zu schaffen, was zu mehr Effizienz führt.319

Ad 6: Die Studie von Arezki et al. aus dem Jahr 2009 für 127 Länder

Arezki et al. (2009) stellen das Welterbe als eine Form der Tourismusspezialisierung heraus, wobei sie positive Effekte im Wirtschaftswachstum durch Tourismusspeziali- sierung nachweisen können. Für die Studie wurden 127 Länder untersucht, wobei der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Tourismusspezialisierung unter- sucht wurde. Dabei spielen neben einer tourismusfreundlichen Politik auch Faktoren wie Stabilität, Sicherheit und Offenheit eine wichtige Rolle.320

Die Untersuchung zeigt einen positiven Zusammenhang mit Bildung und dem Vor- handensein von Institutionen auf das Wirtschaftswachstum. Der Handel hat ebenfalls einen positiven Einfluss. Der Tourismusanstieg, der für die untersuchten 22 Jahre bei 8 % liegt, führt zu einem Wachstum von insgesamt 10,4 %, was einem Wachstum von 0,5 % pro Jahr entspricht.

Basierend auf der Annahme, dass Tourismus einen positiven Einfluss auf das BIP hat, wird der Einfluss der Welterbeliste in diesem Zusammenhang untersucht. Dabei liegt die Annahme vor, dass Touristen die Anwesenheit von Welterbestätten positiv be- werten und es die Reiseentscheidung positiv beeinflusst.321 Dabei wird eine Region, die Welterbe besitzt, als besonders attraktiv für Touristen angesehen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es andere Variablen gibt, die ebenfalls einen großen Einfluss

317 Vgl. Cuccia et al., 2013, S. 16. 318 Bed & Breakfast meint hier Fremdenzimmer oder Gästezimmer. 319 Vgl. Cuccia et al., 2013, S. 16. 320 Vgl. Arezki, 2009, S. 4. 321 Vgl. Arezki et al., 2009, S. 5. 94 auf die Entwicklung eines Landes und das damit verbundene Wirtschaftswachstum haben. Allen voran scheinen Bildung und das Vorhandensein von Institutionen neben dem Handel entscheidend zu sein. Tourismus und Welterbe scheinen ebenfalls wich- tig, aber weniger relevant als zunächst vermutet.322 Damit zeigt sich, dass das Welt- erbe kein Wundermittel für wirtschaftliche Entwicklung ist.

Ad 7: Die Studie von Roh et al. 2014 für 78 Länder

Die Studie von Roh et al. (2014) untersucht insgesamt 78 Länder und zeigt den Ein- fluss des Welterbes auf den Tourismussektor. Dabei wird sowohl materielles als auch immaterielles Welterbe in der Analyse berücksichtigt.

Die Studie zeigt den positiven Einfluss des Welterbes auf den Tourismus, der sowohl für materielles als auch immaterielles Welterbe festgestellt wurde.

Mit Hilfe der Untersuchung von Roh et al. soll einerseits gezeigt werden, ob es einen Zusammenhang zwischen der Ernennung von Welterbestätten und Tourismus gibt. Andererseits soll überprüft werden, ob die verschiedenen Formen des Welterbes Einfluss auf die touristische Nachfrage haben. Im Rahmen des Modells soll dabei auch die individuelle Ländergröße berücksichtigt werden, damit es nicht zur Verzerrung der Ergebnisse kommt.323 Zudem wird die Einwohnerzahl ins Verhältnis zur Besucher- zahl gesetzt, damit auch hier die Ergebnisse vergleichbar sind.324 Um die Touristen- zahlen zu bereinigen und die Businesstouristen herauszurechnen, wurde auch hier eine entsprechende Variable eingeführt.325

Die Studie zeigt, dass Welterbe einen positiven Einfluss auf den Tourismussektor der untersuchten Länder hat. So resultiert aus der Ernennung zum Welterbe ein statisti- scher Anstieg der Besucherzahlen. Tourismus scheint generell ein sich stark entwi- ckelnder Bereich mit hohem Wachstum zu sein, der durch die Anwesenheit von Welterbe positiv beeinflusst wird.326

322 Vgl. Arezki et al., 2009, S. 11f. 323 Vgl. Roh et al., 2014, S. 195. 324 Ebd. 325 Vgl. Roh et al., 2014, S. 196. 326 Vgl. Roh et al., 2014, S. 199. 95

So konnte außerdem festgestellt werden, dass der Anstieg der Touristen bei 2,5 % liegt, wenn ein Land eine weitere materielle Welterbestätte für sich verzeichnen kann.327 Der Anstieg der Touristen bei einer weiteren immateriellen Welterbestätte liegt sogar bei 4,9 %.328

Ad 8: Die Studie von Tisdell und Wilson Jahr 2001 für Australien

Die Studie von Tisdell und Wilson (2001) umfasst ausschließlich australische Weltna- turerbestätten, wobei sich die Autoren mit dem ökonomischen Wert und der touris- tischen Entwicklung und Bedeutung der Weltnaturerbestätten beschäftigen. „Aus- tralia is a party of the World Heritage Convention, and 14 of its natural properties have been included in the World Heritage list managed by UNESCO. “329

Die Entfernung zu größeren Stätten wurde berücksichtigt, da dies insbesondere in ein einem so großen Land wie Australien, eine Rolle bei der Besuchsentscheidung spielt. Die touristische Aktivität steigt durch die Ernennung zum Welterbe, allerdings viel geringer als erwartet. Tisdell und Wilson (2001) haben zu den Zeitpunkten 1991 und 1999 sieben Welterbestätten mit acht nicht-Welterbestätten in Bezug auf ihre Besu- cherzahl und die daraus resultierenden Veränderung der Besucherzahlen vergli- chen.330 Die nachfolgende Tabelle listet diese entsprechend der Besuche auf.

327 Vgl. Roh et al., 2014, S. 197. 328 Ebd. 329 Tisdell / Wilson, 2001, S. 1 330 Vgl. Tisdell / Wilson, 2001, S. 6. 96

Tabelle 11: Anzahl der Besucher von Welterbe- und nicht-Welterbestätten in Australien nach Tisdell / Wilson (2001)

World Heritage 1991 1999 Change (%) listed properties Fraser Island / 75.03 158.72 111.53 Hervey Bay (Qld) Wet Tropics (Ku- 214.3 396.8 85.09 randa, Cairns) (Qld) Kakadu NP (NT) 74.63 136.04 82.2 Uluru / Ayers Rock 147.30 268.42 82.22 (NT) Monkey Mia / 23.17 59.82 158.15 Shark Bay (WA) Cradle Mountain 17.98 43.16 140.04 National Park (Tas) Huon Valley (Tas) 17.31 18.63 7.64 Total 569.72 1081.59 89.84 Non-World Heritage listed properties Litchfield (NT) 25.53 62.50 144.82 Katherine / Kathe- 54.99 95.60 73.84 rine Gorge (NT) Kings Canyon / 31.42 136.04 332.94 Watarrska NP (NT) The Pinnacles / 46.35 125.09 169.88 Nambung NP (WA) Kangaroo Island 25.25 63.82 152.69 (SA) Grampians NP (Vic) 35.34 89.07 152.00 Great Ocean Road, 98.96 345.15 248.76 Twelve Apostles (Vic) Philip Island, Pen- 219.13 322.88 47.34 guins Parade (Vic) Total 536.97 1240.15 130.95 Quelle: Tisdell / Wilson, 2001, S. 6.

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Dabei wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Aufnahme in die Liste des Welterbes zu einer höheren Besucherzahl führt. Durch eine empirische Untersuchung konnte diese Annahme zwar bestätigt werden, doch fällt dieser Effekt deutlich geringer aus als vermutet.331 Dabei wurden Welterbestätten und nicht-Welterbestätten bezüglich ihrer Besucherzahl verglichen, wobei festgestellt wurde, dass die nicht- Welterbestätten vergleichbare Anstiege der Besucherzahlen verzeichnen konnten.332

333 Als mögliche Gründe nennen die Autoren Folgendes:

 Die Welterbestätten waren schon vor ihrer Ernennung weltbekannt, so dass der zusätzliche Effekt der Welterbeliste marginal ist,  Weitere Faktoren wie die Entfernung, Kosten, Alter beeinflussen die Be- suchsentscheidung,  Die geographische Lage spielt eine besondere Rolle, da Welterbestätten, die sich an der Küste oder in der Nähe der Küste befinden, häufiger besucht werden,  Welterbestätten zielen auf Kulturtouristen ab, der gewöhnliche Tourist muss sich nicht zwangsläufig dafür interessieren,  Es gibt einige Welterbe, die mit einer maximalen Besucherzahl versehen sind.

Im Rahmen der Studie sollte die Signalling-Wirkung334 des Welterbes sowie die Be- deutung des Welterbes als Marke untersucht werden.335 Dabei zeigte sich, dass der Besuch des Welterbes häufig nicht mit dem Welterbestatus selbst verknüpft war. So haben viele Besucher erst während des Besuchs erfahren, dass die Stätten auf der Welterbeliste stehen.336 Die Wirkung des Welterbes als Marke konnte durch diese Studie nicht bestätigt werden. Tisdell und Wilson (2001) konnten mit ihrer Untersu- chung zeigen, dass Stätten, die in der Nähe größerer Städte liegen, einen deutlichen Anstieg der Besucherzahlen verzeichnen konnten.

331 Vgl. Tisdell / Wilson, 2001, S. 6. 332 Vgl. Tisdell / Wilson, 2001, S. 10. 333 Vgl. Tisdell / Wilson, 2001, S. 10ff. 334 Mehr zur Bedeutung von Signalling vgl. Kapitel 6. 335 Vgl. Tisdell / Wilson, 2001, S. 2. 336 Vgl. Tisdell / Wilson, 2001, S. 7. 98

Ad 9: Die Studie von Li, Wu und Cai aus dem Jahr 2008 für China

„Since joining the Convention in 1985, China has accrued 30 site designations; the third highest national number in the world in 2004. “337 Die Untersuchung von Li et al. (2008) untersucht die Entwicklung des Tourismus um die Welterbestätten in China. Li et al. (2008) untersuchen in ihrer Studie, wie sich die Entwicklung des Welterbes auf den Tourismus auswirkt. Dabei basiert ihre Untersuchung auf der Annahme, dass das Welterbe als nationales Marketinginstrument genutzt werden kann. Durch das ge- zielte Marketing der Welterbestätten kann ein Anstieg der Besucherzahlen verzeich- net werden. Dabei wurden als zentrale Akteure der private Sektor, die Übernach- tungsbranche sowie das Welterbekomitee identifiziert.338

Li et al (2008) zeigen, dass Kulturtourismus ein wichtiger Sektor ist, der mit großem Wachstumspotential verbunden ist.339 Diese Annahme gilt vor allem für Entwick- lungs- und Schwellenländer. Dabei scheint die Entwicklung des Tourismus ein wichti- ger Wirtschaftsfaktor.340

Hier wurden geographische Methoden der räumlichen Verteilung verwendet. Durch die touristische Erschließung der sechs Welterbestätten in China resultieren drei Be- drohungen, die die Autoren identifizierten: Bevölkerungsdruck, Entwicklungspolitik und zu wenig finanzielle Unterstützung.

Die Untersuchung erfolgte mit geomatematischen Methoden unter Anwendung der Software ArcGIS. Dabei konnten vier Cluster identifiziert werden, in denen sich Welt- erbestätten befinden: Peking und Umgebung, im mittleren und unteren Teil des Gel- ben Flusses, im mittleren und unteren Teil des Yangtse Flusses sowie am Sichuan Becken.341 Darüber hinaus befinden sich 70 % der Welterbestätten Chinas im östli- chen Teil des Landes. In diesem Teil, der als besonders entwickelt gilt, leben 94 % der Einwohner Chinas.342 Die entwickelten Teile Chinas spielen eine besondere Rolle im

337 Li et al., 2008, S. 308f. 338 Vgl. Li et al., 2008, S. 309. 339 Ebd. 340 Vgl. Li et al., 2008, S. 311. 341 Vgl. Li et al., 2008, S. 313. 342 Ebd. 99

Bereich des Tourismus, da dort die Infrastruktur sowie Übernachtungsmöglichkeiten und regionale touristische Angebote bereits vorliegen.343

Die in diesem Kapitel diskutierten Studien zeigen ein heterogenes Bild für den Zu- sammenhang und die Interdependenz zwischen Welterbe und Tourismus.

Ob die Ernennung zum Welterbe signifikanten Einfluss auf den Tourismus hat, lässt sich aus den oben dargestellten neun Studien und ihren granularen Ergebnissen nicht eindeutig belegen. Die teilweise sehr unterschiedliche Herangehensweise an das Thema Welterbe und Tourismus erschwert allgemeingültige Aussagen. So zeigt sich in einigen Arbeiten, dass das Welterbe einen positiven Einfluss auf den Tourismus hat wie bei Roh et al. (2004). Die Studie von Cuccia et al. (2013) zeigt, dass das, zumin- dest für Italien, nicht zutrifft. Tisdell und Wilson (2001) haben zudem gezeigt, dass die geographische Lage eines Welterbes ebenfalls zu berücksichtigen ist.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die wesentlichen Ergebnisse der untersuchten Studien des Kapitels 3.4.5 im Überblick.

343 Vgl. Li et al., 2008, S. 314. 100

Tabelle 12: Ergebnisse der untersuchten Studien

Studie Land / Region Ergebnis Huang, Chia-Hui; Macau, China Es konnte nur ein kurzfristi- Tsaur, Jen-Ruey and ger Effekt verzeichnet wer- Yang, Chih-Hai (2012): Does world herit- den, der ausschließlich für age list really induce more tourists? inländische Touristen zu Evidence from Macau beobachten ist. Landorf, Christine (2009): Managing for Großbritannien Nicht alle der Welterbestät- sustainable tourism: a review of six cul- ten werden bereits nachhal- tural World Heritage Sites tig gemanaged, hier besteht Handlungsbedarf für die nationale Regierung. Daniels, Uwe (2004):Die Bedeutung der Deutschland Die untersuchten Welterbe- Stätten des UNESCO-Weltkulturerbes für stätten haben aufgrund ihrer den Tourismus in NRW – Dargestellt an Ernennung keinen Zuwachs den Beispielen Bad Aachen und Essen der Besucherzahlen ver- zeichnen können Raum, Sebastian (2011): Der Marktwert Deutschland Die Stadt Bamberg profitiert touristischer Destinationen und seine in einem zu geringen Maß Implikationen für das Destinationsma- von der touristischen Marke nagement aus tourismusgeographischer Welterbe. Raum zeigt, dass Perspektive. –Herleitung und Überprü- durch gezieltes Destinati- fung eines empirischen Messinstru- onsmarketing das Potential ments am Beispiel des UNESCO Weltkul- der Stadt besser genutzt turerbes in Bamberg werden kann. Cuccia, Tiziana, Guccio, Calogero und Italien Die Studie zeigt, dass Regio- Rizzo, Ilde (2013): nen, die Welterbe verzeich- Does UNESCO Inscription affect the nen, nicht unbedingt davon Performance of Tourism Destination? A profitieren, da, besonders regional Perspective auf Seite lokaler Akteure, die Effizienz, mit der der Tou- rismussektor betrieben wird, zu gering ist. Arezki, Rabah, Cherif, Reda und Pi- 127 Länder Tourismus beeinflusst wirt- otrowski, John (2009): schaftliche Entwicklung und

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Tourism Specialization and Economic Wirtschaftswachstum. Der Development: Evidence from the Effekt des Welterbes ist in UNESCO World Heritage List dieser Untersuchung gering. Roh, Taek -Seon, Bak, Sangmee und Min, 87 Länder Es konnte ein Anstieg des Chun-ki (2014): Tourismus nach der Ernen- Does UNESCO Heritages Attract More nung zum Welterbe gezeigt Tourists? werden. Li, Mimi; Wu, Bihu and Cai, Liping China Welterbe und Tourismus (2008): teilt sich in China in vier Tourism development of World Heritage Cluster, die sich alle im östli- Sites in China: A geographic perspective chen Teil des Landes befin- den.

Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an die vorgestellten Studien in Kapitel 3.4.5.

Für das Welterbe und den damit verbundenen Tourismus konnten in den oben dar- gestellten Studien kein eindeutiges Gesamtergebnis festgestellt werden. Im nachfol- genden Kapitel soll dennoch ein Versuch unternommen werden, Tourismus rund um Welterbestätten zu eruieren. Dafür soll die touristische Dichte gemessen werden, wobei die Regionen Nordamerika und Europa ausgewählt worden sind.

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3.4.6 Dichte von touristischer Aktivität rund um die Welterbestät- ten in Nordamerika und Europa

3.4.6.1 Vorbemerkungen “The Arts and Sciences, essential to the prosperity of the State and to the ornament of human life, have a primary claim to the encouragement of every lover of his country and mankind.”344

Die in Kapitel 3.4.5 aufgeführten und ausgewählten Studien beschäftigen sich mit (regionalen) Effekten, die das Welterbe bzw. die Ernennung zum Welterbe auf den Tourismus hat. Hierbei werden verschiedene Länder untersucht, die z.T. unterschied- liche Ergebnisse liefern, ob und wie sich das Welterbe auf touristische Aktivität in den Regionen auswirkt. Häufig werden dabei nur einzelne Regionen oder einzelne Länder untersucht, aber nie ganze Kontinente. In diesem Kapitel wird eine eigenständige Untersuchung durchgeführt, in der die touristische Aktivität von den zwei stärksten Regionen verglichen wird: Nordamerika und Europa. Die vorliegende Arbeit betrach- tet dabei die touristischen Verteilung in den Regionen in diesem Kapitel.345 Es wird ein Vergleich zwischen den genannten Regionen vorgenommen, der bisher in der Literatur noch nicht zu finden ist. Hiermit soll diese Forschungslücke geschlossen werden Diese räumliche Analyse346 soll zeigen, ob beide Regionen rund um die Welt- erbestätten gleichermaßen touristisch sind.

344 George Washington, http://www.performingartsconvention.org/advocacy/id=28 345 Die hier vorgenommene räumliche Analyse und die Verwendung der Methodik wurde von der Dissertation von Christian Warnecke (2016), Ruhr-Universität Bochum, angeregt und in- spiriert. 346 Vgl. Warnecke, 2016, S. 1. 103

3.4.6.2 Methodik „Many World Heritage Sites are major attractions for cultural tourism, and are icons of national identity. 347“

Im Rahmen dieser Arbeit wird eine empirische Analyse für die Räume Nordamerika und Europa vorgenommen, in der, auf Datenbasis 2013, untersucht wird, ob die Re- gionen bezüglich ihrer touristischen Aktivität rund um die Welterbestätten vergleich- bar sind. Touristische Aktivität wird hier räumlich betrachtet, indem festgestellt wird, wie viele touristische Ziele348 sich in einer definierten Fläche befinden. Räumliche Nähe wird hier als Standortfaktor betrachtet349; die Nähe zum Welterbe kann für Anbieter von touristischen Zielen attraktiv sein. Hierfür wird mit Hilfe der Programme MapPoint und ICGeoAnalysis gearbeitet, wobei das Excel-Add-In IC- GeoAddressValidation350 verwendet wurde. Mit Hilfe von Microsoft MapPoint konn- ten die Daten der Welterbestätten entsprechend aufbereitet werden, die durch die UNESCO in Geokoordinaten angegeben werden. Durch Anwendung der Programme kann so eine Georeferenzierung durchgeführt werden.351 Die hier durchgeführte Ana- lyse spiegelt eine statische Betrachtungsweise wider, die sich auf das Durchführungs- jahr 2013 beschränkt und keine Auskunft über Entwicklungen auf dynamischer Ebene liefern kann.

Gearbeitet wird zudem mit sogenannten Point of Interests (POIs). Diese repräsentie- ren verschiedene Kategorien, die auf touristische Aktivität hinweisen. Tourismus ist ein wichtiger volkswirtschaftlicher Sektor, der bereits zu Beginn dieses Kapitels be- schrieben wurde. Wie touristisch eine Welterbestätte ist, kann mit Hilfe der POIs ermittelt werden. Diese wurden dem Programm ICGeoanalysis entnommen, um dann die in einem definierten Radius befindlichen POIs zu identifizieren und zu zählen und daraus später die Dichte touristischer Aktivität bestimmen zu können. Um innerhalb des Radius rund um die Welterbestätten zu messen, wie viele der definierten POIs sich in diesem Bereich befinden, wird das Microsoft Excel Add‐In IC‐DistanceAnalysis

347 Shackley 2006, S. 85 zitiert nach Frey / Steiner, 2010, S. 2. 348 Touristische Ziele rund um das Welterbe meint zunächst ganz allgemein alle Anbieter, die von Tourismus profieren, wie beispielsweise Gastronomie und Hotellerie. 349 Vgl. Warnecke, 2016, S. 25. 350 Vgl. Warnecke / Weller, 2016, S. 11. 351 Ebd. 104 verwendet.352 Somit erfolgt eine Auswertung der innerhalb der definierten Fläche liegenden POIs, die ausgezählt werden, um so Vergleiche zwischen Welterbestätten und schließlich zwischen den Regionen zu ermöglichen.

Im Rahmen der hier wendeten Analyse werden sechs Kategorien der POIs betrachtet:

 Flughäfen,  Bahnhöfe,  Autovermietungen,  U-Bahn Stationen,  Hotels,  Restaurants.

Die ersten vier Kategorien weisen die örtliche Infrastruktur353 aus und zeigen, wie ein touristisches Ziel erreicht werden kann.354 So spricht ein dichtes und ausgebautes Netz von Flughäfen, Bahnhöfen sowie Autovermietungen für eine gute örtliche Infra- struktur, die auch touristisch genutzt werden kann.355 Die Anzahl der Hotels spiegelt wider, wie viele Besucher, aus dem In- und Ausland eine Region zu verzeichnen hat und wie viel Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten für Ortsfremde besteht. Je mehr Hotels in einem definierten Raum vorhanden sind, desto mehr Besucher werden erwartet, die dort übernachten.356 Restaurants gelten ebenfalls als Indikator für Tou- rismus, weil diese auch verstärkt von Touristen aufgesucht werden.357 Für die hier untersuchten Restaurants wurden alle Kategorien zusammengefasst; so erfolgt keine

352 Vgl. Warnecke / Weller, 2016, S. 11. 353 Hier wird der Definition von Infrastruktur nach Lorz (2007) gefolgt, der Infrastruktur mit dem Verkehrsystem (Straßen, Kanäle, Brücken, Häfen, Verkehrswege) gleichsetzt. Anhand seiner Beispiele wurden die oben genannten Kategorien im Bezug auf das Welterbe ausge- wählt. Vgl. hierzu Lorz, 2007, S. 361. 354 Nach Kaspar (1996) wird im engeren Sinne nach touristischer Infrastrukur und touristischer Suprastruktur unterschieden. Zur Infrastruktur zählen demnach alle Anlagen und Einrichtun- gen, die auch von Einheimischen zur Naherholung genutzt werden können, wie z.B. Parks, Bäder, Wanderwege, etc. Die Suprastruktur meint nach Kaspar (1996) Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe, die für Touristen von Bedeutung sind. Vgl. Kaspar, 1996, S. 67f. 355 Nach Freyer (2001) zählen zu den Transportmitteln neben dem Straßenverkehr (hier: Auto- vermietungen), dem Luftverkehr (hier: Flughäfen), dem Schienenverkehr (hier: Bahnhöfe und U-Bahn Stationen) der Wasserverkehr. Vgl. hierzu Freyer, 2001, S. 126. Dieses Fortbewe- gungsmittel wird im Rahmen der vorliegenden Analyse nicht betrachtet, da es eine untergerd- nete Rolle in der Infrastruktur spielt. Vgl. dazu Freyer, 2001, S. 146. 356 Hotels sind nach nach Mundt (2001) die wichtigste Unterkunftsart für Touristen. Vgl. hier- zu: Mundt, 2001, S. 306. 357 Vgl. Mundt, 2001, S. 309. 105

Unterscheidung in Individual- und Systemgastronomie oder Gasthöfe, Restaurants und Cafés.358

Die hier genutzten Radien sind für die Kategorien Hotels, Bahnhöfe, U-Bahn- Stationen, Autovermietungen und Restaurants auf fünf Kilometer rund um die Welt- erbestätte festgelegt; Flughäfen wurden mit einem Radius von 50 km berücksichtigt.

Die nachfolgenden Grafiken beziehen sich exemplarisch auf das Weltkulturerbe Ze- che Zollverein in Essen, Deutschland. Anhand dieses Welterbes sollen die für die vor- liegende Analyse ausgewählten Radien exemplarisch aufgezeigt werden.

Die nachfolgende Abbildung zeigt beispielhaft eine Darstellung mit Google Earth (März 2017) rund um das Welterbe Zeche Zollverein mit einem fünf km Radius, der in der nachfolgenden Untersuchung für alle Welterbestätten in der EU und Nordameri- ka (kurz: NA) für fünf POI Kategorien verwendet wurde. Gut zu erkennen sind hier beispielsweise die U-Bahnstationen und S-Bahnhöfe, welche in der Analyse berück- sichtigt werden. Ausgehend von dem Zentrum des Radius, der Zeche Zollverein, wird die Kreisfläche im fünf km Radius um diese gelegt, um die vorher definierten POI Kategorien auszuzählen. So können alle Welterbestätten, die in der Analyse berück- sichtigt sind, hinsichtlich der absoluten POI Anzahl verglichen werden. Zudem ermög- licht es auch den angestrebten Vergleich zwischen den Regionen NA und EU. Die POIs werden hierfür mithilfe der Luftlinie gemessen, nicht anhand möglicher Fahrwege.359

358 Vgl. Mundt, 2001, S. 309. 359 Vgl. Warnecke, 2015, S. 164. 106

Abbildung 16: Das Welterbe Zeche Zollverein mit 5 km Radius

Quelle: Google Earth (März 2017).

Da nicht nur der fünf Kilometer Radius sondern auch der 50 km Radius (für Flughä- fen) verwendet wird, zeigt die nachfolgende Abbildung hier exemplarisch für alle untersuchten Welterbestätten ebenfalls die Zeche Zollverein, allerdings mit dem größeren Radius, der ebenfalls für die vorliegende Untersuchung verwendet wurde. Die Karte wurde ebenfalls (März 2017) mit Google Earth erstellt und gibt Aufschluss über das gesamte Einzugsgebiet, so beispielsweise die Flughäfen Düsseldorf und Dortmund, welche sich im Einzugsgebiet befinden.

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Abbildung 17: Das Welterbe Zeche Zollverein im 50 km Radius

Quelle: Google Earth (März 2017).

Zur POI Analyse wurden zwei Vorgehensweisen gewählt: Zum einen die Analyse der POIs insgesamt, ohne eine Gewichtung vorzunehmen. Hier werden alle POIs, die oben beschrieben wurden, gleichermaßen berücksichtigt und in die Analyse einge- bunden.

108

Neben der oben beschriebenen Analyse gibt es eine weitere Untersuchung mit einer Gewichtung. Da hier nicht alle POIs gleich relevant für touristische Aktivität erschei- nen, wurde ein Maß entwickelt, das bei der Beurteilung der POIs mittels einer pro- zentualen Priorisierung helfen soll. Das Maß, welches hier entwickelt wurde, kann einen Wert zwischen 0 und 1 annehmen, wobei 0 keine touristische Aktivität aus- weist, weil keine der hier genannten POI Kategorien vertreten ist. 1 hingegen zeigt die höchste touristische Aktivität in den Daten an. Dabei wurde folgende eigens defi- nierte Gewichtung festgelegt:

 Flughäfen zu 10%,  Bahnhöfe und U-Bahn zu 10%,  Autovermietungen zu 30%,  Hotels zu 10%,  Restaurants zu 40%.

Flughäfen werden zu 10 % berücksichtigt, weil sie nicht nur für Tourismus sondern auch für den Frachtverkehr und die Einwohner im Einzugsgebiet genutzt werden. Dennoch gelten Flughäfen als Tor zur Welt360, da insbesondere die internationale Erreichbarkeit bei touristischer Aktivitäten eine besondere Rolle spielt. So beschreibt Mundt (2001) die Bedeutung für Flughäfen für touristische Aktivität wie folgt: „Flug- häfen sind die Schnittstellen zwischen landgebundenem Verkehr und dem Flugver- kehr.“361 Da Flughäfen häufig nicht direkt in der unmittelbaren Nähe des touristi- schen Ziels liegen, wurde hier ein Radius von 50 km gewählt.

Bahnhöfe werden ebenfalls zu 10 % berücksichtigt, weil die öffentliche Infrastruktur einer Region bei touristischer Aktivität eine wichtige Rolle spielt. In vielen Ländern, darunter auch Deutschland, ist der inländische Tourismus ein wichtiger Wirtschafts- sektor, so dass Bahnhöfe eine entscheidende Rolle spielen.362 Freyer (2001) sieht die Rolle der Bahn wie folgt: „[…][D]ie Bahn [ist] für den touristischen und nicht- touristischen Reiseverkehr von großer Wichtigkeit.“363 Der Radius wurde auf 5 km

360 http://www.thf-berlin.de/standortinfos/standortgeschichte/symbol-der-freiheit/tor-zur-welt/ 361 Mundt, 2001, S. 273. 362 Bahnhöfe respresentieren hier sowohl den Personennahverkehr als auch den Fernverkehr und werden nicht weiter unterteilt. Vgl. hierzu Mundt, 2001, S. 247. 363 Freyer, 2001, S. 22. 109 festgelegt, weil hier eine unmittelbare Nähe zur potentiellen Touristenattraktion bzw. dem Welterbe erforderlich ist, um als Transportmittel genutzt zu werden.

Autovermietungen scheinen eine weitaus wichtigere Rolle zu spielen, da vor allem ortsfremde Touristen häufig Fahrzeuge mieten. Mundt (2001) dazu: „Mietwagen sind […]eine wichtige Ergänzung zu anderen Verkehrsmitteln, vor allem Flugzeug.“364 Der Radius wurde dabei auf 5 km festgelegt, Autovermietungen werden zudem zu 30 % berücksichtigt. Auch hier ist eine räumliche Nähe zum Welterbe wichtig.

Hotels365 werden zu 10 % berücksichtigt, weil es viele weitere Gründe geben kann, ein Hotel aufzusuchen. Neben Tourismus wird ein signifikanter Anteil der Hotelüber- nachtungen durch Geschäftsreisende abgedeckt, die keine touristischen Aktivitäten nachfragen. So sind beispielsweise das Ruhrgebiet, Düsseldorf und Köln große und relevante Messestandorte, die zu den wichtigen internationalen Messen eine Vielzahl von (Fach-)Besuchern anziehen, die keine touristischen Ziele ansteuern.366 Da gerade ortsfremde Touristen eine Übernachtungsmöglichkeit nachfragen, scheint dieser POI dennoch wichtig. Auch hier wurde ein 5 km Radius festgelegt, da die Übernach- tungsmöglichkeit nahe an dem touristischen Ziel liegen sollte, um nachgefragt zu werden.

Restaurants367 werden ebenfalls im 5 km Radius betrachtet und spielen eine wichtige Rolle, weswegen sie mit 40 % in dem eigens festgelegten Indikator berücksichtigt werden. Die Gastronomie ist eine Randindustrie der Tourismuswirtschaft, jedoch häufig stark davon abhängig.368 So beschreibt Freyer (2001) die Gastronomie als „[…] grundsätzlich offen für alle Nachfrager, egal ob Reisende oder nicht.“369 Da der Absatz hier häufig in einem bedeutenden Maß von Tourismus abhängig ist, spricht Freyer (2001) von „[…] tourismus-intensivem Absatz.“370 Nationale und internationale Tou- risten werden vermutlich mit hoher Wahrscheinlichkeit Bars, Restaurants, Gaststät- ten, und ähnliches aufsuchen. Auch hier scheint ein eher enger Radius sinnvoll, da

364 Mundt, 2001, S. 277. 365 Unter Hotels werden hier Beherbergungen verstanden, die neben klassischen Hotels auch Gasthöfe, Pensionen und Motels und weitere Übernachtungsmöglichkeiten umfassen. 366 Vgl. Freyer, 2001, S. 29. 367Der Begriff Restaurants meint hier Gastronomie und schließt sämtliche Gastronomiebetrie- be, wie beispielsweise Cafés und Bars, mit ein. 368 Vgl. Freyer, 2001, S. 112. 369 Freyer, 2001, S. 112. 370 Ebd. 110

Touristen vermutlich keine weiten Strecken zurücklegen werden, um ein Restaurant zu besuchen.

Die Anzahl der POIs wird in dieser Analyse immer ausgehend von der Welterbestätte ermittelt, indem die Fläche rund um diese Stätte ermittelt und dann gezählt wird, wie viele POIs einer bestimmten Kategorie sich innerhalb des festgelegten Radius befin- den. Für alle fünf Kategorien wird dieses Vorgehen umgesetzt, um eine Anzahl pro Kategorie und pro Welterbestätte zu erhalten, die in den entsprechenden Gebieten in den Regionen Nordamerika und Europa liegt.

Nachfolgend sollen die zwei hier vorgestellten Verfahren anhand von zwei Hypothe- sen überprüft werden. Dabei soll die Vergleichbarkeit der Regionen NA und EU hin- sichtlich der touristischen Aktivität überprüft werden.

3.4.6.3 Hypothesen „Nach wie vor befindet sich jedoch fast die Hälfte der Welterbestätten in Europa. Während andere Länder Mühe haben, überhaupt einmal eine Nominierung vorzu- bringen, reichen die großen westeuropäischen Länder, aber auch China, Japan, Mexi- ko, Iran oder Australien oft gleich zwei Bewerbungen pro Jahr ein. Sie sind am ehesten in der Lage, die – nicht zuletzt aufgrund früherer Kritik – steigenden Anforderungen der Beraterorganisationen an eine Welterbenominierung zu erfüllen.“371

Diese Untersuchung widmet sich der Frage, ob Welterbe und Tourismus miteinander verbunden sind und wie ähnlich sich die Regionen Nordamerika und Europa sind. Dort, wo Welterbestätten liegen, zeigt sich häufig eine erhöhte touristische Aktivität in Form von touristischen Clustern372 rund um die Erbestätten. Nachfolgend soll überprüft werden, ob die hier verwendeten Regionen, Europa und Nordamerika, die gleiche touristische Dichte rund um die Welterbestätten aufweisen und somit ver- gleichbar sind.

371 https://www.mpg.de/6842312/JB_2012 372 Cluster sind mathematisch berechnete Muster statischer Natur, die sich durch entsprechende Merkmalszusammensetzungen definieren. Mehr zu touristischen Clustern in Mundt, 2001, S. 86. Besonders im Bereich der regionalen Wirtschaftspolitik spielen Cluster eine wichtige Rol- le. Vgl. Karl, 2012, S. 256. 111

1. Hypothese: Die Regionen Nordamerika (NA) und Europa (EU) sind ähnlich in Bezug auf touristische Aktivität rund um Welterbestätten. 2. Hypothese: Die Regionen Nordamerika (NA) und Europa (EU) sind ähnlich in Bezug auf touristische Aktivität rund um Weltkulturerbestätten (nur Kultur).

Dort, wo Welterbestätten liegen, zeigt sich häufig eine erhöhte touristische Aktivität in Form von Clustern aus dem touristischen Sektor. Nach Weiermaier / Bieger (2008) führen „[…]tourismusrelevante Attraktionen zu einer geographischen Konzentration horizontal und vertikal verknüpfter miteinander Unternehmen und Branchen, welche die Form von Cluster annehmen kann. Darunter ist eine räumliche Organisationsform zu verstehen, in welcher alle Unternehmen der gleichen Wertschöpfungskette zu- sammenwirken.“373

Um diese touristische Aktivität zu messen, wurden sechs POIs festgelegt, mit deren Hilfe ein Index gebildet wird, der die touristische Dichte rund um die einzelnen Welt- erbestätten bewertet. Je höher dieser ausfällt, je mehr touristische POIs konnten identifiziert werden.

Die Hypothesen, ob die beiden Regionen Nordamerika und Europa ähnlich in Bezug auf touristische Aktivität sind, werden mit Hilfe des Wilcoxon-Mann-Whitney-Tests ermittelt. Dies ist ein nichtparametrischer Test, der nicht wie der t-Test374 eine Nor- malverteilung erfordert375, dabei jedoch ähnlich effizient wie dieser ist. Es wird für unabhängige Stichproben getestet, ob die zentralen Tendenzen dieser Stichproben verschieden sind. 376

Dabei soll unterschieden werden, wie sich die Stichproben NA und EU verhalten, wenn zunächst alle Welterbestätten betrachtet werden bzw. wie sich nur Weltkul- turerbestätten verhalten. Das nachfolgende Kapitel fasst die Ergebnisse der Untersu- chung zusammen.

373 Weiermaier / Bieger, 2008, S. 197. 374 Vgl. Bauer et al., 2009, S. 63ff. 375 Vgl. Bauer et al., 2009, S. 32. 376 Vgl. Mann / Whitney, 1947, S. 60. 112

3.4.6.4 Ergebnisse und Diskussion „Dass die Beraterorganisationen mit überwiegend euroamerikanischem Personal auftreten, hilft nur wenig, diese nicht offen thematisierte, aber unübersehbare Nord- Süd-Konfrontation zu entschärfen.“377

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Untersuchung beschrieben und inter- pretiert. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse des Wilcoxen-Mann-Whitney- Tests für die beiden Stichproben, einmal alle Welterbestätten (World Heritage: all)und einmal nur für das Weltkulturerbe (World Heritage: Cultural), d.h. im zweiten Fall wurden Weltnaturerbestätten ebenso wie mixed-Welterbe nicht betrachtet.

Tabelle 13: Wilcoxen-Mann-Whitney-Test für NA und EU

POIs H0: EU=NA H0: EU=NA P > |z| P > |z| World Heritage All Cultural Hotels 0,0002*** 0,3965 Restaurants 0,0002*** 0,3685 Airports 0,0724* 0,5010 Rental car 0,0026*** 0,2772 Subway 0,1889 0,7978 Train station 0,0000*** 0,0024***

***Signifikanzniveau bei 1%

**Signifikanzniveau bei 5%

*Signifikanzniveau bei 10%

Quelle: Eigene Darstellung, eigene Berechnung.

Die erste Hypothese, dass die Regionen Nordamerika (NA) und Europa (EU) ähnlich in Bezug auf touristische Aktivität rund um Welterbestätten abschneiden, kann nahezu vollständig bestätigt werden. Die POIs Hotels, Restaurants, Autovermietungen sowie Bahnhöfe sind hier auf dem 1 % Niveau signifikant. Flughäfen sind nur auf dem 10 % Niveau signifikant, U-Bahnen scheinen keine Rolle zu spielen, weil hier keine Signifi- kanz festgestellt werden konnte. Das Ergebnis zeigt damit, dass die Regionen Nord- amerika und Europa ähnlich in Bezug auf touristische Aktivität sind.

377 https://www.mpg.de/6842312/JB_2012 113

Die zweite Hypothese, dass die Regionen Nordamerika (NA) und Europa (EU) ähnlich in Bezug auf die touristische Aktivität rund um Weltkulturerbestätten sind, kann kaum bestätigt werden. Hier liegt nur bei einer Kategorie eine Signifikanz vor, und zwar bei Bahnhöfen auf dem 1 % Niveau. Für alle anderen POI Kategorien konnte keine Signifikanz ermittelt werden.

Die POI-Analyse, zeigt ungewöhnlich hohe Werte für einige POIs, besonders um Paris und das Welterbe Seine-Ufer herum378. Ein möglicher Grund, warum Paris und das Seine-Ufer in dieser Analyse den höchsten Wert besitzen, kann durch die Erfassung der POIs an sich verursacht worden sein. Wenn für Paris sehr viele POIs erhoben worden sind, kann es dazu führen, dass es zu einer Verzerrung der Ergebnisse kommt. Ob und wie viele POIs pro betrachtetes Welterbe insgesamt erfasst wurden, wird in dieser Analyse nicht berücksichtigt und kann möglicherweise ein unvollstän- diges Bild liefern. POIs sind nicht gleichmäßig und vollständig verteilt und basieren nur auf den in der Methodik vorgestellten Daten, die den Ausgangspunkt dieser Ana- lyse bilden. Da beide Regionen, NA und EU, nahezu gleichermaßen entwickelt und touristisch erschlossen wurden, wurde ebenfalls für die Analyse ebenfalls unterstellt, dass die POIs gleichverteilt zwischen und innerhalb der Regionen sind und damit ein umfangreiches und aussagekräftiges Bild der Region liefern können.

378 Vgl. Anhang 1-6. 114

3.4.7 Zwischenfazit zu Kapitel 3.4

„Die Pflege des Landschaftsbildes und die Erschließung […] [des] regionalen kulturel- len Erbes sind […] nicht nur politischer Auftrag, sondern Teil einer kulturtouristischen Marketingstrategie.“379

In diesem Kapitel wurde Tourismus im Zusammenhang mit dem Welterbe bespro- chen. Dabei erfolgte zunächst eine Darstellung der Tourismusdeterminanten und die Bedeutung für Tourismus in Deutschland. Dass Tourismus ein sehr heterogener Wirt- schaftssektor ist, wurde in Kapitel 3.4.3 (Erlebnis-)Tourismus vorgestellt. Diese Form- spiegelt den Anspruch der Touristen im 21. Jahrhundert wider, der sich enorm ge- wandelt hat. Als touristische Sondeform wurde in Kapitel 3.4.4 Kulturtourismus vor- gestellt und ein direkter Zusammenhang mit dem Welterbe dargestellt. Die kritische Auswertung aktueller Studien, die sich mit Tourismus und dem Welterbe beschäftigt haben, erfolgte in Kapitel 3.4.5. Da die Studien auf sehr unterschiedliche Methoden zurückgreifen und verschiedenartige Herangehensweisen verfolgen, kann keine all- gemeingültige Bewertung des Welterbes im Zusammenhang mit Tourismus vorge- nommen werden. Einige Studien zeigen, dass das Welterbe den Tourismus beein- flusst, andere widersprechen diesem Zusammenhang. Neben einer reinen Hand- lungsempfehlung haben die Studien auch Nachhaltigkeit und touristische Effizienz untersucht. Hier konnte ein konkreter Handlungsbedarf identifiziert werden, da die Ergebnisse kein optimales Bild zeigen.

In Kapitel 3.4.6 wurde eine eigenständige Untersuchung des Welterbes im Zusam- menhang mit Tourismus vorgenommen. Hier wurde touristische Aktivität zwischen den Regionen Europa und Nordamerika mit Hilfe von POIs untersucht. Es zeigt sich, dass beide Regionen bzgl. der touristischen Aktivität vergleichbar sind.

Das nachfolgende Kapitel zeigt weitere positive Effekte, die mit dem Welterbe ver- bunden sind.

379 Banzer, 2005, S. 12. 115

3.5 Weitere Positive Effekte der Welterbeliste „The moral and ethical force of UNESCO’s ideas lies in its power to gather the world’s intellectuals and experts in deliberating issues. “380

In diesem Kapitel sollen überblicksartig die positiven Effekte einer Einschreibung auf der Welterbeliste dargestellt werden, um einen Themeneinstieg in die Pro-Contra- Argumentation rund um den Nutzen des Welterbes zu finden.

Welche Vorteile resultieren aus der Ernennung zum Welterbe? Warum sollten sich Staaten für die Welterbeliste interessieren? Bruno Frey und Lasse Steiner (2010) ha- ben einige Argumente für die Welterbeliste zusammengetragen. Diese sollen in Fol- genden vorgestellt werden.

Frey und Steiner (2010) unterteilen die positiven Aspekte der Einschreibung auf der Welterbeliste in zwei verschiedene Bereiche: Aufmerksamkeit und Schutz. Die Welt- erbeliste beschreiben sie als kollektive, internationale Anstrengung, den Planeten vor Zerstörung zu bewahren, was sie eng mit globalem Umweltschutz verbunden se- hen.381

Für Frey und Steiner (2010) besteht der Bereich Aufmerksamkeit daher aus globaler Ethik. Sie zeigen, dass es vier verschiedene Akteure gibt, deren Aufmerksamkeit die Welterbeliste auf sich zieht:

 Die Öffentlichkeit: Durch die Veröffentlichung der Welterbeliste, also die In- formationen, was die Mitglieder der UNESCO für kulturell und naturell wich- tig erachten, wird die Öffentlichkeit über neue Welterbestätten informiert. Das geschieht mit entsprechender medialer Begleitung, wodurch eine große Anzahl von Menschen erreicht wird. Wenn die Ernennung eines Welterbes erfolgt, wird das im eigenen Land fast immer positiv aufgenommen. So gilt es vor allem in der westlichen Welt als Ehre, wenn eine Stätte aus dem eigenen Land in die Liste aufgenommen wird. Zudem kann durch die Ernennung mit einer steigenden Besucherzahl gerechnet werden, die wiederum zu steigen- den Tourismuseinnahmen für die Region führen kann.382

380 Singh, 2011, S. 32. 381 Frey / Steiner, 2010, S. 5. 382 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S.5. 116

 Öffentliche Entscheider: Diese sind sich dem Einfluss von naturellem oder kulturellem Erbe in ihrem Land bewusst. Bei einer Ernennung besteht von ih- rer Seite ein großes Interesse, die Erbestätten entsprechend zu schützen und zu pflegen. Dieses Interesse besteht intrinsisch; zwar verpflichtet die UNESCO die entsprechenden Länder zur Instandhaltung, doch wollen öffentliche Ent- scheider selber von der Ernennung und Aufrechterhaltung des Erbes profitie- ren, indem sie dadurch bekannt werden und möglicherweise Wählerstimmen für sich verbuchen können.383  Potentielle Spender: Durch die Ernennung wird das Interesse von Leuten ge- weckt, die bereit sind für Welterbestätten zu spenden. Dabei werden zwei Gruppen aufmerksam gemacht: Einerseits diejenigen, die für kulturelle, künstlerische oder religiöse Zwecke spenden und andererseits diejenigen, die erst durch die zunehmende Bekanntheit der Stätte darauf aufmerksam wer- den und somit neue Spender sind.384  Gewinnorientierte Unternehmen: Durch die Ernennung zum Welterbe kann z.B. durch die Besucher unternehmerische Tätigkeit vor Ort im Tourismusbe- reich erhöht werden. So kann im Bereich Gastronomie oder Hotellerie ein Zuwachs an Besuchern verzeichnet werden.385

Das zweite von Frey und Steiner aufgeführte Motiv lautet Schutz. Durch die Einbezie- hung eines Landes in die Welterbeliste und die UNESCO wird das Land Teil einer Ge- meinschaft, die das gleiche Ziel verfolgt. Dabei kann vermutet werden, dass sich durch die Ernennung die Beziehung zur UNESCO verbessert, da beide Seiten davon profitieren. So wird die Welterbekommission das Land mit technischer Unterstützung begleiten, um die Stätte zu schützen. Das ist nicht nur vorteilhaft für die Stätten, die bereits in die Liste aufgenommen wurden, sondern ebenfalls für Stätten, die viel- leicht zukünftig aufgenommen werden könnten.386

Die UNESCO Welterbeliste und die Ernennung zum Welterbe scheint für eine Vielzahl von Ländern einige Vorteile zu haben. Dennoch sind die hier von Frey und Steiner

383 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 5. 384 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 6. 385 Ebd. 386 Die mögliche finanzielle Begleitung durch die UNESCO ist jedoch nur marginal; so steht ein jährliches Budget von rund 4 Mio. US-Dollar insgesamt für alle Welterbestätten zur Verfü- gung. Vgl. dazu auch Meskell, 2013, S. 491. 117

(2010) vorgebrachten Argumente nicht auf alle Welterbestätten übertragbar und zudem können die positiven Effekte von Land zu Land variieren und unterschiedlich hoch ausfallen. Wie vorteilhaft das UNESCO System mit dem Welterbe für ein Land ist, muss im Einzelfall geprüft werden, um dies individuell zu beurteilen.

Neben den positiven Effekten der Welterbeliste resultieren auch negative Effekte, die in diesem Zusammenhang relevant erscheinen. Diese werden im nachfolgenden Ka- pitel dargestellt.

3.6 Negative Effekte der Welterbeliste „World Heritage is not a static collection of national properties of outstanding val- ue.“387

Neben den in Kapitel 3.4 genannten positiven Argumenten für die Welterbeliste und die Ernennung im Welterbe sollen in diesem Kapitel überblicksartig die negativen Aspekte genannt werden, damit hier auch von dieser Seite in die Pro-Contra- Argumentation eingestiegen werden kann. Hier wird explizit auf Kapitel 5.2 verwie- sen, was sich ausführlich den negativen Auswirkungen des Welterbes widmet. Auch hier wird wieder auf die Arbeit von Frey und Steiner (2010) zurückgegriffen, die auch Argumente gegen die Welterbeliste anführen.

Frey und Steiner (2010) benennen im Wesentlichen vier Gründe, die sich als negative Effekte beschreiben lassen:

 Fragwürdige Auswahl: Wie bereits in Kapitel 2.2 argumentiert, ernennt die UNESCO die Erbestätten nach einem Kriterienkatalog, der ihnen zu mehr Ob- jektivität verhelfen soll. Frey und Steiner argumentieren, dass sowohl die Verteilung des Welterbes nach Ländern (vgl. Kapitel 3.7.2) sowie nach Bevöl- kerungsanzahl (vgl. Kapitel 3.7.3.2) ungleich verteilt ist. Zudem wird kritisiert, dass das Welterbe eine Erfindung der westlichen Welt ist und somit von westlichen Werten geprägt wurde. Daher ist es für Länder, die diese Werte teilen, wichtiger als für solche Länder, die nicht zur westlichen Welt zählen.

387 Bertacchini / Saccone, 2011, S. 4. 118

Weiterhin gilt es zu beachten, dass Experten von nur drei Institutionen am Auswahlprozess beteiligt sind: ICOMOS, IUCN und ICCROM.388 Zudem wird die Liste als solches oft in Frage gestellt. Als Antwort darauf hat die UNESCO weitere Kategorien ins Leben gerufen, wie etwa das Weltdoku- mentenerbe oder das immaterielle Kulturgut, um das Spektrum als solches zu erweitern. Darüber hinaus ist sicherlich interessant, dass die 21 Nationen, die Vertreter in die Welterbekommission entsenden, fast 30 % aller Welterbestätten für sich verbuchen können.389 Zudem kann oft nicht klar herausgearbeitet wer- den, warum bestimmte Stätten, im Gegensatz zu vergleichbaren nicht Welt- erbestätten, ausgewählt wurden. Frey und Steiner führen hier als Beispiele Folgendes an: in der Schweiz steht die Altstadt von Bern auf der Welterbelis- te, nicht jedoch architektonisch vergleichbaren die Altstädte von Basel und Luzern. Das Kloster St. Johann in Müstair und die Fürstabtei St. Gallen, beides bedeutende Benediktinerkloster, stehen auf der Welterbeliste, wobei die ebenfalls bedeutenden Benediktinerklöster in Engelsberg und Einsiedeln nicht aufgeführt werden. In den genannten Beispielen fällt es schwer zu ar- gumentieren, warum einige Stätten als Weltkulturerbe geführt werden, die anderen jedoch nicht. Hier scheint es schwierig, dies objektiv abzuwägen.390  Zu hohe Anzahl an Welterbestätten: Die Welterbeliste wächst stetig. Mit über 1.000 Stätten ist die Liste deutlich angewachsen, wobei es fragwürdig erscheint, wie dieser Prozess aufgehalten werden soll.391 Gerade weil die Welterbestätten so unterschiedlich in ihren Eigenschaften sind, erscheint es schwierig, die Liste nicht weiter expandieren zu lassen bzw. diesen Prozess aufzuhalten. Zudem ist die Definition, was genau Welterbe ist, immer weiter aufgeweicht worden. So war zu Beginn ein typisches Monument, wie z.B. der Kölner Dom, ein Welterbe, heute zählen auch Naturerbe wie der Monte San Giorgio in der Schweiz dazu. Daraus resultiert, dass es immer mehr Vorschlä- ge für die Welterbeliste gibt, die sich von dem ursprünglichen Gedanken ent-

388 Diese drei Institutionen werden ausführlich in Kapitel 5 dargestellt. 389 Frey / Steiner, 2010, S. 8. 390 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 8. 391 Je höher die Anzahl der Welterbestätten insgesamt, je weniger Exklusivität weist die einzel- ne Welterbestätte auf. Mehr dazu in den Kapitel 2.6 und 2.7. 119

fernen. So wurde von Frankreichs ehemaligem Präsidenten Nicolas Sarkozy die französische Küche als immaterielles Welterbe vorgeschlagen und 2008 durch die UNESCO anerkannt.392 Es wurden auch Vorschläge unterbreitet, nach dem der Stierkampf in Spanien auf die Liste gesetzt werden sollte, was bisher nicht erfolgt ist.393  Unerwünschte Substitutionseffekte für nicht gelistete Stätten: Wenn eine Stätte in die Liste des Welterbes aufgenommen wird, resultieren daraus zwei Effekte: Aufmerksamkeit und finanzielle Mittel, die ihm beispielsweise aus Spendengeldern zufließen. Wenn eine Stätte es nun nicht auf die Welterbeliste schafft, dann kann davon ausgegangen werden, dass sie möglicherweise nicht erstklassig ist, da sie es sonst in die Welterbeliste geschafft hätte. Dadurch, dass sie (indirekt) zweit- klassig eingestuft wird, ist sie weniger attraktiv für Entscheider, die Öffent- lichkeit, Spender und Politiker. Es könnte zudem ein Rückgang des Tourismus erwartet werden, wenn andere Welterbestätten durch ihre Ernennung stei- gende Besucherzahlen erfahren. Ein weiterer Substitutionseffekt, der hier beobachtet werden kann, wird indi- rekt durch die UNESCO selbst ausgelöst. Dadurch, dass die UNESCO von den Ländern, die die Stätten beherbergen, einen Finanzierungsplan erwarten, werden viele Ressourcen auf die Welterbestätte verwendet. Diese Ressour- cen stehen nun nicht mehr für andere Monumente zur Verfügung. Dieser Verlust führt zu einem Schaden, da diese Stätten, auch wenn Sie nicht Welt- erbestätten sind, genauso gepflegt und instand gehalten werden müssen, wie Welterbe. Wenn die finanziellen Ressourcen hier nicht zur Verfügung stehen, dann führt dies dazu, dass sie nicht den gleichen Schutz und die glei- che (monetäre) Aufmerksamkeit erfahren, wie Welterbestätten. Dadurch könnte es auch zukünftig schwieriger werden, diese Monumente als Welter- be vorzuschlagen.394

392http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/franzoesische-kueche-als-weltkulturerbe-hier-kocht- der-praesident-etwas-aus-1513788.html 393 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 9. 394 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 9f. 120

 Zerstörung: Die Welterbeliste geht mit einer Art Prominenz einher; Stätten, die auf der Liste stehen, sind von drei verschiedenen Akteursgruppen gefähr- det. Zum ersten kann gerade bei Stätten, die noch nicht voll erschlossen sind, das Risiko hoch sein, dass es zu Plünderungen kommen kann. So beschreibt Gamboni (2001) den Fall von Grabräubern, die aufgrund der Ernennung erst den Hinweis auf ein mögliches Ziel erhalten haben. Zu beachten ist, dass der Schaden in diesen Fällen oftmals viel höher ist als die Beute, da die Stätte unwiederbringlich zerstört wurde. Zum zweiten ist zu beachten, dass Objekte, die auf der Welterbeliste aufge- führt werden, häufig zum Ziel im Krieg werden. So wurden im zweiten Welt- krieg gezielt kulturell wertvolle Stätten zum Ziel von Bombardierungen. Als Antwort auf die massive Zerstörung des zweiten Weltkriegs wurde bereits 1954 die Hague Convention for the Protection of Cultural Property in the Event of Armed Conflicts erlassen, die das zukünftig verhindern sollte. Nachweislich hat diese Konvention nicht immer geholfen. So wurden die Buddhastaturen in Bamiyran, Afghanistan gezielt zerstört. Als dritten Faktor der Zerstörung soll hier die Übernutzung durch Touristen angeführt werden. Durch die steigende Beliebtheit der Welterbestätten steigt ebenfalls die Zahl der Touristen, die diese Stätte besuchen, was jedoch unter Umständen zur Übernutzung führen kann. Häufig liegt Übernutzung vor allem dort vor, wo kein Eintritt erhoben wird, so beispielsweise die Alt- städte von Florenz, Bern und Brügge.395 Neben den bereits erwähnten Vorteilen der Welterbeliste, der Motivation der Länder und den positiven Effekten bringt die Welterbeliste somit auch Nachteile mit sich. So sind die in diesem Kapitel aufgeführten Argumente ebenfalls im kritischen Diskurs um den Nutzen des Welterbes zu berücksichtigen. Die oben aufgeführten Argumente zeigen, dass Marktversagen aufgrund von Ineffizenz vorliegt.

395 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 10f. 121

3.7 Zur (Ungleich-)Verteilung des Welterbes

3.7.1 Vorbemerkungen

„Ich leugne nicht, dass ich die Geschichten nicht liebe, die unsere Einbildungskraft immer in fremde Länder nötigen. Muss denn alles in Italien und Sizilien, im Orient geschehen? Sind denn Neapel, Palermo und Smyrna die einzigen Orte, wo etwas Inte- ressantes vorgehen kann? Mag man doch den Schauplatz der Feenmärchen nach Samarkand und Ormus versetzen, um unsere Einbildungskraft zu verwirren. Wenn sie aber unseren Geist, unser Herz bilden wollen, so geben Sie uns einheimische, geben Sie uns Familiengemälde.“396

In diesem Kapitel soll die Ungleichverteilung des Welterbes ausführlich untersucht werden. Dabei erfolgt zunächst die Darstellung der Staaten ohne Welterbe bzw. mit nur einem Welterbe, um die einzelnen Länder zu betrachten, die zwar Mitglied der UNESCO sind und nominieren dürfen, jedoch (noch) kein Welterbe oder nur ein ein- ziges besitzen. Ein umfangreicher Überblick über die Verteilung des Welterbes welt- weit und anhand verschiedener Kriterien erfolgt ab Kapitel 3.7.3. Dieses Kapitel dient dem ersten Überblick der Verteilungsproblematik mit Hilfe relativer Werte und zeigt dabei auch die Entwicklung des Welterbes und der Verteilung im Zeitablauf. In Kapi- tel 3.7.3.2 wird das Welterbe im Verhältnis der Einwohnerzahl betrachtet, um die Populationsgröße eines Landes mit der Anzahl der Welterbestätten ins Verhältnis zu setzen. Kapitel 3.7.3.3 untersucht das Verhältnis des Welterbes zur geographischen Fläche eines Landes. Da die Größe der Länder massive Unterschiede aufweist und Länder wie Luxemburg und China daher nur schwer vergleichbar sind, wird dieser Faktor näher betrachtet. In Kapitel 3.7.3.4 wird das Welterbe im Zusammenhang mit dem Einkommen betrachtet. Dabei soll untersucht werden, ob Länder mit höheren Einkommensniveaus mehr Welterbe besitzen. Das nachfolgende Kapitel 3.7.3.5 wid- met sich der ökonometrischen Analyse der oben genannten Aspekte. In Kapitel 3.7.3.6 werden die zentralen Erkenntnisse aus der Verteilungsanalyse nochmal zu- sammengefasst. Das Kapitelfazit 3.8 fasst die zentralen Aussagen aus beiden großen Unterkapiteln zusammen.

396 Goethe, 2016, S. 58. 122

Die Analyse beginnt mit dem Kapitel 3.7.2, was Staaten ohne Welterbe oder mit nur einer einzigen Welterbestätte diskutiert.

3.7.2 Staaten ohne bzw. mit nur einem Welterbe

„Kultur ist nicht nur Produkt und Selbstverwirklichung, sondern sie ist auch histori- sches Zeugnis, Gegenstand der Betrachtung sowie Medium der Selbsterkenntnis und Selbstvergewisserung.“397

Nicht alle Länder, die Mitglied der UNESCO sind und das Konzept Welterbe unterstüt- zen, haben eigene Welterbestätten.398 Die Gründe mögen unterschiedlich sein. Eini- gen Ländern wird es an finanziellen Mitteln fehlen, die Stätten nach den Vorgaben der UNESCO zu finanzieren, andere Staaten haben vielleicht gar kein Interesse da- ran399, eigene Stätten auf die Liste zu setzen, da sie durch die Ernennung keinen Tou- rismusanstieg erwarten oder sie bisher auch ohne diese Auszeichnung genügend Tourismus generieren konnten. Zu den hier auf der Liste aufgeführten Ländern, de- nen es möglicherweise an finanziellen Ressourcen fehlen könnte, zählen beispiels- weise Angola, Eritrea und Ruanda.400 Länder wie die Bahamas, Grenada und die Ma- lediven erzielen aufgrund ihrer geografisch günstigen Lage, konstant warmen Tempe- raturen und attraktiven Stränden einen enormen Anteil ihres BIPs durch Tourismus, so dass eine Weltkulturerbestätte vermutlich keine oder nur geringe Auswirkungen auf die Tourismuszahlen haben würde. Die Anreize für Nominierung und Ernennung scheinen hier tendenziell eher gering.

397 Vgl. Nahrstedt, 2000, S. 14. 398 Ein Land muss Vertragsstaat der UNESCO sein, damit er jährlich bis zu zwei Vorschläge zur Aufnahme in das UNESCO-Welterbe einreichen darf, die jedoch bereits zwei Jahre auf der Tentativliste stehen mussten, um berücksichtigt zu werden. 399 Häufig wird die Welterbeliste als westliches Konstrukt kritisiert, welches in anderen Kultu- ren wenig Akzeptanz bzw. Unterstützung findet, was möglicherweise die Nominierungsscheue einiger Länder erklären könnte. Kulturelle Bias könnten hier eine Rolle spielen. 400 http://www.spiegel.de/wirtschaft/ranking-die-aermsten-und-die-reichsten-laender-a-256276- 4.html 123

Tabelle 14: Die 28 Länder ohne Welterbe

States Parties  Angola  Bahamas  Bhutan  Brunei Darussalam  Burundi  Comoros  Cook Islands  Djibouti  Equatorial Guinea  Eritrea  Grenada  Guinea-Bissau  Guyana  Kuwait  Liberia  Maldives  Monaco  Niue  Rwanda  Saint Vincent and the Grenadines  Samoa  Saõ Tome and Príncipe  Sierra Leone  South Sudan  Swaziland  Timor-Leste  Tonga  Trinidad and Tobago Quelle: http://whc.unesco.org/en/list/?action=stat&

124

Die meisten dieser Länder gehören schon lange der UNESCO und der Welterbekon- vention an. So sind viele der oben genannten Länder bereits zwischen 1977 und 1990 der Welterbekonvention beigetreten. Gründe können hier also nicht darin gesucht werden, dass nicht genügend Zeit war, eine Nominierung vorzubereiten.401 Frey und Pamini (2012) argumentieren, dass ein Land wie die Malediven vermutlich sehr leicht ein Weltnaturerbe auf der Liste platzieren könnte, oder ein Land wie Bhutan die Klos- terburgen (sogenannte Dzongs) als Weltkulturerbe präsentieren könnte.402 Im Jahr 2010 lag der Anteil der Länder, die der Welterbekonvention beigetreten sind, aber noch keine Stätte auf der Welterbeliste platziert haben, bei 41 von 187 Ländern, im Jahr 2017 sind es 28 von 193.403 Das entspricht mehr als einem Fünftel und zeigt sich vor allem für die Regionen Afrika mit 15 Ländern und Asien-Pazifik mit zehn Ländern. Dabei ist anzumerken, dass einige dieser Länder sehr klein sind, wie Antigua und Bar- buda, Fiji, Guyana404 und andere wiederum sehr groß405, wie Jamaika, Angola und Kongo.406 Darüber hinaus finden sich vier weitere Länder,407 die nur eine Welterbe- stätte verzeichnen können, wobei die Gründe offensichtlich sind: Mazedonien, Mon- tenegro und Slowenien sind neu gegründete Staaten und Monaco ist sehr klein.408

Im Folgenden sollen Staaten quantitativ untersucht werden, die kein Weltkulturerbe besitzen. Weltnaturerbestätten wurden bei dieser Untersuchung nicht berücksichtigt. Mit Daten von 2010409, die von Frey und Pamini (2012) betrachtet wurden, stellte sich heraus, dass 24 Länder in Afrika keine Weltkulturerbestätte besitzen und zehn Länder auf dem afrikanischen Kontinent über lediglich eine Stätte verfügen. Die Situ- ation ist ähnlich in Ländern in Mittel- und Südamerika und Asien-Pazifik.410 Auch hier gibt es eine umfangreiche Liste von Ländern, die nur eine oder gar keine Weltkultur- erbestätte für sich verzeichnen können.

401 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 8. 402 Ebd. 403 http://whc.unesco.org/en/statesparties/ 404 Antigua und Barbuda bzw. Fiji haben je eine Welterbestätte, Guyana hat kein Welterbe der UNESCO. 405 Jamaika und Kongo haben jeweils eine Welterbestätte, Angola besitzt kein Welterbe der UNESCO. 406 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 8. 407 http://whc.unesco.org/en/statesparties/ 408 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 9. 409 Die hier verwendeten Regionenbezeichnungen lehnen sich an die UNESCO und ihre Eintei- lung an. Auf diese Einteilung wurde ausführlich in Kapitel 2 eingegangen. 410 Vgl. dazu Tabelle 19 und 20. 125

Zunächst soll hier auf Afrika eingegangen werden, da dieser Kontinent die meisten Staaten mit nur einem oder gar keinem Welterbe verzeichnet. Die nachfolgende Ta- belle 15: Länder in Afrika ohne Welterbe, 2010 zeigt die Länder Afrikas, die kein Weltkulturerbe für sich verzeichnen können. Dabei gibt es zu berücksichtigen, dass einigen dieser Länder möglicherweise die finanziellen Ressourcen fehlen könnten, um eine (erfolgreiche) Nominierung durchzuführen bzw. die politische Instabilität eine solche nicht erlaubt.

Tabelle 15: Länder in Afrika ohne Welterbe, 2010

Angola Burundi Cameroon Central African Re- public Chad Comoros Congo Côte d’Ivoire Democratic Republic Djibouti Eritrea Gabon of Congo Guinea Guinea-Bissau Lesotho Liberia Niger Rwanda Saõ Tome and Prín- Seychelles cipe Sierra Leone Swaziland Zambia Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 27.

Neben den oben genannten 23 Ländern, die zum Zeitpunkt der Untersuchung von Frey und Pamini (2012) keine Weltkulturerbestätten für sich verzeichnen können, gibt es eine nicht geringe Anzahl von Ländern, die nur eine einzige Weltkulturerbe- stätte besitzen.411 So gibt es zehn Länder in der Region Afrika, die nur über eine Weltkulturerbestätte verfügen wie Tabelle 16 zeigt.

Tabelle 16: Länder in Afrika mit nur einem Weltkulturerbe, 2010

Benin Botswana Burkina Faso Cape Verde Madagascar Malawi Mozambique Namibia Togo Uganda Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 27.

Neben der Region Afrika gibt es in der Region Amerika auffällig wenige Weltkulturer- be. So gibt Tabelle 17 Auskunft über die in der Region Amerika befindlichen Länder, die kein Weltkulturerbe für sich verzeichnen können. Dabei handelt es sich insgesamt um elf Länder. Hier ist auffällig, dass einige der elf Länder sehr klein sind, wie bei- spielsweise Saint Lucia und Grenada. Gemein ist diesen Ländern zudem, dass es sich

411 Zum direkten Vergleich: Italien hatte zum Zeitpunkt der Untersuchung bereits 37 Weltkul- turerbestätten zu verzeichnen. Mehr dazu hier: http://www.sitiunesco.it/?p=5. 126 mit Ausnahme von Belize, Costa Rica und Guyana um Inseln handelt. Des Weiteren befinden sich alle diese Staaten in der Karibik bzw. grenzen an das Karibische Meer.

Tabelle 17: Länder in Amerika ohne Weltkulturerbe, 2010

Antigua and Barbu- Barbados Belize Costa Rica da Domenica Grenada Guyana Jamaica Saint Lucia Saint Vincent and Trinidad and Tobago the Grenadines Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 27.

Zudem gibt es hier mit neun Staaten eine hohe Anzahl von Ländern in der Region Amerika, die nur über eine einzige Weltkulturerbestätte verfügen. Auch hier gilt, ähnlich wie für die Region Afrika zu beachten, dass einige dieser Länder, die in Tabel- le 17 und Tabelle 18 aufgeführt werden, sehr arm sind und wenig finanzielle Ressour- cen zur Verfügung haben, um den Welterbeschutz monetär zu unterstützen.

Tabelle 18: Länder in Amerika mit nur einer Weltkulturerbestätte, 2010

Dominican Republic El Salvador Haiti Honduras Nicaragua Paraguay Saint Kitts and Nevis Suriname Uruguay Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 27.

Es ist hier bereits zu vermuten, dass sowohl das BIP pro Kopf, die geographische Flä- che eines Landes und möglicherweise auch die Einwohnerzahl Einfluss auf die Anzahl der Welterbestätten haben könnten.

Frey und Pamini (2012) untersuchten neben den Regionen Afrikas und Amerikas ebenfalls die Region Asien-Pazifik, hierfür ergibt sich folgende Verteilung:

Tabelle 19: Länder in Asien-Pazifik ohne Weltkulturerbe, 2010

Bhutan Cook Islands Fiji Kiribati Maldives Marshall Islands Micronesia Myanmar New Zealand Niue Palau Samoa Solomon Islands Tajikistan Tonga Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 27f.

127

Somit finden sich dort insgesamt 16 Länder, die kein Weltkulturerbe besitzen. Darun- ter sind einige Länder, die einen erheblichen Anteil ihres BIPs durch Tourismus erzie- len, wie beispielsweise die Malediven oder Fiji. Zudem sind auch in dieser Liste Län- der, die sehr klein sind, wie beispielweise die Cook Inseln und die Salomonen. My- anmar und Tonga zählen zu den Ländern, die nur ein geringes BIP pro Kopf aufwei- sen. Insbesondere Neuseeland scheint hier interessant: Das Land ist groß und hat ein hohes BIP pro Kopf. In der obigen Tabelle von Frey und Pamini werden nur Weltkul- turerbestätten betrachtet, die Neuseeland nicht aufweist. Das Welterbe Neuseelands zum Zeitpunkt der Untersuchung umfasst hingegen drei Stätten, wobei diese aller- dings den Kategorien Weltnaturerbe bzw. mixed Welterbe zugeordnet sind.

In Tabelle 20, die die Länder der Region Asien-Pazifik repräsentiert, die nur eine Weltkulturerbestätte besitzen, werden sieben Weltkulturerbe genannt. Auch hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie für die Regionen Afrika und Amerika. Es finden sich beispielsweise ärmere Länder wie Papua-Neuguinea, die kaum Tourismus vorweisen können. Auch Kleinststaaten finden sich in dieser Liste, wie z.B. Vanuatu.

Tabelle 20: Länder in Asien-Pazifik mit nur einer Weltkulturerbestätte, 2010

Kyrgyz Republic Malaysia Mongolia North Korea Papua New Guinea Vanuatu Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 27f.

Für die Region Arabien ergibt sich folgende Verteilung: Es gibt nur drei Länder, die kein Weltkulturerbe besitzen. Diese Länder gehören zu den reichsten Ländern der Welt,412 also scheint hier der mögliche finanzielle Engpass bei der UNESCO nicht der Grund dafür zu sein, dass diese Länder nicht nominieren. Ein Argument, welches Kri- tiker gegenüber der UNESCO äußern, umfasst das Konzept des Welterbes als Symbol westlicher Werte.413 Das könnte ein möglicher Grund sein, warum Weltkulturerbe- stätten in den Ländern in Tabelle 21 nicht nominiert und ernannt wurden. Hier kön-

412 http://www.spiegel.de/wirtschaft/ranking-die-aermsten-und-die-reichsten-laender-a-256276- 4.html 413 Es kann an dieser Stelle argumentiert werden, dass die hier genannten Länder sich dem Westen gegenüber teilweise öffnen. Beispielsweise richtet Qatar 2022 die Fußballweltmeister- schaft aus. aus, was stark mit westlichen Werten verbunden ist. Zudem findet in Abu Dhabi die Formel 1 statt; ebenfalls ein westliches Konstrukt. Auch kann hier festgehalten werden, dass Länder wie die VAE und Qatar Mitglied der UN sind, was ihre Wertschätzung westlicher Wer- te zeigt. Dennoch können hier kulturelle Bias eine entscheidende Rolle spielen, die zu weniger Nominierungen führen. 128 nen kulturelle Bias vermutet werden, die dazu führen, dass der Anreiz der Nominie- rung nur gering ist.

Tabelle 21: Länder in Arabien ohne Weltkulturerbe, 2010

Kuwait Qatar United Arab Emirates Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 28.

Alle oben genannten Länder könnten problemlos die finanziellen Ressourcen auf- bringen, die eine Nominierung bedarf. Weiterhin ist zu vermuten, dass auch hier keine finanziellen Gründe eine Rolle spielen, die gegen eine Instandhaltung und Pfle- ge nach UNESCO Standards sprechen. Die nachfolgende Tabelle zeigt Länder der Re- gion Arabien, die nur eine einzige Weltkulturerbestätte besitzen. Hier wurde ein mögliches Argument der geringen Anzahl bereits oben genannt. Tabelle 22 stellt da- bei wieder einige der reichsten Länder der Welt vor.

Tabelle 22: Länder in Arabien mit nur einer Weltkulturerbestätte, 2010

Bahrain Mauritania Saudi Arabia Sudan Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 28.

Für die Region Europa ergibt sich folgende Verteilung: Es gibt nur vier Länder, die zum Zeitpunkt der Erhebung keine Weltkulturerbestätten besaßen, was durch die nachfolgende Tabelle wiedergespiegelt wird. Tabelle 24 umfasst nur die geringe An- zahl von sechs Ländern, die nur eine einzige Weltkulturerbestätte besitzen. Diese geringe Anzahl in beiden Auswertungen zeigt die enorme Popularität des Weltkultur- erbes in der Region Europa, da die Anzahl der hier aufgeführten Länder im Vergleich zu den anderen Regionen sehr gering ist. Zum Zeitpunkt der Untersuchung umfasste die Region Europa die folgenden Länder ohne Weltkulturerbe:

Tabelle 23: Länder in Europa ohne Weltkulturerbe, 2010

Macedonia Monaco Montenegro Slovenia Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 28.

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Mit nur einer einzigen Weltkulturerbestätte waren hingegen diese Länder in der Re- gion Europa ausgestattet:

Tabelle 24: Länder in Europa mit nur einer Weltkulturerbestätte, 2010

Andorra Iceland Luxembourg Moldova San Marino Vatican Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 28.

Die hier aufgeführten Auswertungen zum Weltkulturerbe im Jahr 2010 zeigen, dass die Länder, die keine oder nur eine einzige Weltkulturerbestätte besitzen, vor allem in den Regionen Afrika und Amerika liegen. Zu beachten bleibt, dass in dieser Analyse nur Weltkulturerbestätten und keine Weltnaturerbestätten oder mixed-Welterbe betrachtet wurden. Einige Länder, wie beispielsweise Island, besitzen ebenfalls Welt- naturerbe,414 was die Gesamtzahl dann erhöhen würde.

Nach dem Diskurs über die Länder mit keinem oder nur einer Weltkulturerbestätte soll das nachfolgende Kapitel einen Überblick über die Verteilung mit Hilfe von Be- zugsgrößen ermöglichen, zu denen Einkommen, geographische Größe und Einwoh- nerzahl zählen. So wird hier die Anzahl des Welterbes ins Verhältnis einiger Länder- merkmale gesetzt, um eine bessere Vergleichbarkeit zu erzielen.

3.7.3 Die Verteilung des Welterbes

3.7.3.1 Das Welterbe im Überblick “Economics is a science which studies human behavior as a relationship between ends and scarce means which have alternative uses.” 415

In diesem Kapitel soll die weltweite Verteilung des Welterbes untersucht werden, um mögliche Ungleichverteilungen normativ aufzudecken. Welterbe, wie der Name be- reits vermuten lässt, geht auf ein globales öffentliches Gut zurück.416 Dabei wird die Welt als eine Einheit betrachtet, in der das Welterbe verteilt ist. Innerhalb dieser (gleichartigen) Einheit417 wäre es demnach nur konsequent, wenn eine gleichmäßige

414 http://whc.unesco.org/en/statesparties/is 415 Robbins, 1962, S. 16. 416 Ein globales öffentliches Gut ist ein Gut, was die Eigenschaften Öffentlicher Güter wie Nicht-Ausschließbarkeit und Nicht-Rivalität besitzt, allerdings nicht auf nationaler sondern internationaler Ebene exisitert. 417 Die Welt insgesamt ist hier die Einheit, in der das Welterbe verteilt ist. 130

Verteilung des Welterbes auf der gesamten Welt unterstellt würde. Doch dem ist nicht so, wie bereits das vorangegangene Kapitel mit der Auswertung der Staaten mit wenig oder keinem Welterbe gezeigt hat. Das Welterbe ist auf der Welt definitiv he- terogen verteilt.418 Im Folgenden soll die Ver- und Aufteilung des Welterbes näher beleuchtet werden, um so die bestehende (Ungleich-)Verteilung darzustellen.

Abbildung 18 und Abbildung 19 zeigen die Welt unterteilt in fünf Regionen mit ihren jeweiligen Welterbestätten. Dabei wird die folgende Legende verwendet, die sich an der Bezeichnung durch die UNESCO orientiert.419

 EUR= Europa und Nordamerika  APA= Asien und Pazifik  ARB= Arabien  AFR= Afrika  LAC= Lateinamerika und Karibik

Abbildung 18: Verteilung des Welterbes nach Regionen mit Unterteilung in Kultur- und Naturerbe sowie mixed-Welterbestätten

Quelle: http://whc.unesco.org/fr/list/stat

418 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 4. 419 Hier wird der offiziellen Einteilung der UNESCO gefolgt, die die Regionen wie in der Le- gende angegeben definiert. 131

Abbildung 18 gibt auf der vertikalen Achse die oben genannten fünf Regionen (Regi- on) wieder. Die horizontale Achse gibt die Anzahl der jeweiligen Stätten (Sites) wie- der, untergliedert in die drei Kategorien Kulturerbe, Naturerbe sowie mixed- Welterbestätten.

Für die Region Europa und Nordamerika (EUR) zeigt sich, dass fast die Hälfte aller Stätten, genauer 47 % oder 499 Welterbestätten, in dieser Region liegen. In der Regi- on Asien und Pazifik (APA) liegen 23 % oder 247 Welterbestätten. Sie ist somit zwei- stärkste Region. Im Mittelfeld liegen Lateinamerika und die Karibik (LAC), welche 13 % oder 138 Stätten beheimaten. Die Region Afrika (AFR) umfasst 9 % oder 90 Stätten. An letzter Stelle steht die Region Arabien mit 8 % oder 81 Stätten. Hier ist bereits klar erkennbar, dass das Welterbe nicht gleich verteilt ist.420 Fast die Hälfte der Welterbestätten liegt in Europa und Nordamerika. Länder, die politisch mehr Macht421 haben als andere, haben somit eine höhere Chance, ihr Welterbe auf der Liste zu platzieren.422

Wenn die Verteilung des Welterbes nach Bevölkerung vorgenommen wird423, kom- men Frey und Steiner (2010) zu folgendem Ergebnis: In Europa befinden sich 52 Welterbestätten pro 100 Millionen Menschen, in Arabien sind es 23, Nord- und Südamerika kommen zusammen auf 18 und in Afrika sind es elf Welterbe pro 100 Millionen Menschen. Asien-Pazifik hat nur fünf Welterbe auf 100 Millionen Men- schen.424

Selbst wenn die Verteilung pro Quadratkilometer betrachtet wird, zeigt sich der ame- rikanisch-europäische Vorteil. So weist die Region EUR 19 Welterbe pro eine Millio-

420 Kritsch hinterfragt werden muss an dieser Stelle die Aufteilung der Kontinete durch die UNESCO. Hier wurde, wie bereits oben beschrieben, dem Aufteilungskonzept der UNESCO gefolgt. Fraglich ist, ob ökonomisch starke Regionen wie Nordamerika und Europa zusammen- fasst werden sollten und ökonomisch schwache Regionen wie Lateinamerika und die Karibik. Da bereits die zusammengefassten Regionen im größen Umfang heterogen sind, scheint vor- hersehbar, dass die Analyse eine Ungleichverteilung aufdeckt. 421 Die politische Macht ist eng an den ökonomischen Erfolg der Länder geknüpft. 422 Frey, 2010, S. 8. 423 Neben der Analyse der Weltbevölkerung, die in Kapitel 3.7.3.2 noch ausführlich erfolgen wird, wird auch eine Analyse der Fläche und eine Analyse des Einkommens folgen. 424 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 8. 132 nen Quadratkilometer auf, wobei alle anderen Kontinente nach obiger Abgrenzung nur zwischen vier und fünf Welterbe verzeichnen können.425

Die nachfolgendeAbbildung 19 zeigt die Zahl der neu ernannten Welterbestätten pro Jahr. Dabei wurde nach fünf Kategorien unterschieden: Denkmäler (Sites) in blau, Städte (Cities) in grün, Wälder (Forest) in Gelb, Meeresgebiete (Marine) in Rot und Landschaften (Landscape) in dunkelblau. Das Farbschema wurde ebenfalls von der UNESCO übernommen.

425 Vgl. Frey / Steiner, 2010, S. 8. 133

Abbildung 19: Anzahl der Welterbestätten nach Kategorie und Jahren der Ernennung

Quelle: http://whc.unesco.org/fr/list/stat

134

Zunächst kann festgestellt werden, dass alle fünf Kategorien sehr volatil sind und die Schwankungen teilweise enorm sind. So wurden beispielsweise im Jahr 2000 61 Sites (blau) der Welterbeliste hinzugefügt, wobei es im Jahr 2002 nur 9 Sites waren. 1988 wurden 16 Cities (grün) hinzugefügt, in den Jahren 1989, 2010, 2011, 2013, 2014, 2015, 2016 keine. Insgesamt werden am häufigsten Sites, also Monumente oder Bauwerke (blau), zum Welterbe ernannt, gefolgt von Cities (grün), Forest (gelb), Ma- rine (rot) und Landscape (dunkelblau).

Die nachfolgende Abbildung 20 gibt Auskunft über die insgesamt ausgewiesene Flä- che in Hektar, die das Welterbe einnimmt.426 Je mehr Welt(natur)erbe existiert, also ernannt wurde, je mehr Fläche nimmt dieses in Anspruch. Aufgrund der steigenden Ernennungen steigt damit auch die gesamte Fläche an.427 Dabei werden drei (neue) Gruppen unterschieden: Weltnaturerbe, Wälder428 sowie gemischte Welterbestätten, die beiden Kategorien angehören (mixed). Auf der vertikalen Achse sind die Flächen abgetragen, die das Welterbe einnimmt, auf der horizontalen Achse die Jahre von 1978 bis 2016. Insbesondere die Weltnaturerbestätten haben stetige Beachtung er- fahren und stellen hier die stärkste Kategorie dar. 1982, 2009 bzw. 2010 markiert hier das Jahr, indem eine umfangreiche Anzahl neuer Stätten hinzugekommen ist, was den Sprung erklärt.

Mixed-Stätten werden, wie bereits oben angeführt, deutlich seltener ernannt. So finden sich hier für die Jahre 1982 bis 2009 keine neuen Ernennungen. Sprünge lie- gen hingegen für die Jahre 1982 und 2010 vor. Hier konnte ein signifikanter Zuwachs verzeichnet werden. Bei den als Forest klassifizierten Stätten wurden bis 2003 mehr oder weniger konstant Stätten aufgenommen. Insgesamt ist hier zwar Wachstum erkennbar, ab dem Jahr 2003 ergibt sich jedoch kaum noch eine Veränderung.

426 Die Fläche ist für Weltnaturerbestätten häufig ausschlaggebender als für Weltkulturerbestät- ten, da es sich häufig um Reserate, Parks oder andere flächenmäßig umfangreiche Stätten han- delt. 427 Vergleiche dazu Kapitel 2.7. 428 Die neue Kategorie Wälder beziehen sich auf das World Heritage Forest Programme, was 2001 in Kraft getreten ist, um sicherzustellen, dass auf der Welterbeliste auch Wälder vertreten sind. Mehr dazu unter: http://whc.unesco.org/en/forests/. 135

Abbildung 20: Fläche des Welterbes im Zeitverlauf

Quelle: http://whc.unesco.org/fr/list/stat

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Die nachfolgende Abbildung 21 spiegelt die Anzahl der Ernennungen pro Jahr und Region wider. Die Einteilung der Regionen erfolgt genau wie in Abbildung 19 anhand der von der UNESCO definierten Regionen.

Insgesamt zeigt sich auch hier, dass die Welterbestätten innerhalb der Regionen bzgl. der Ernennung erheblichen Schwankungen unterworfen sind. So zeigen sich für die Region Europa und Nordamerika (blau) mit drei bis 34 neuen Welterbestätten pro Jahr die größten Unregelmäßgkeiten. Lateinamerika und Karibik (grün) schwanken zwischen null (1989) und zwölf (1999 und 2000). Für Asien und Pazifik (gelb) werden Schwankungen im Bereich von null (1978) bis zwölf (2010) aufgezeigt. Die Anzahl der Welterbestätten in Arabien schwanken ebenfalls; hier finden sich keine (1990, 1991, 1995, 1999, 2009) und maximal neun (1979 und 1982) Ernennungen. Die Region Afri- ka hat wie bereits erwähnt in den Jahren 1992, 1993, 1995, 1998, 2002, 2010 und 2015 keine Ernennungen, wobei im Jahr 1980 der maximale Wert erreicht wurde.

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Abbildung 21: Anzahl der Ernennungen pro Jahr und Region

Quelle: http://whc.unesco.org/fr/list/stat

138

Die nachfolgende Tabelle 25 zeigt die absolute Verteilung des Welterbes sowie den prozentualen Anteil am Gesamtwelterbe im Jahr 2016 nach den oben genannten Regionen. Diese werden zudem untergliedert in die Welterbekategorien Kulturerbe, Naturerbe sowie Welterbe, die in beide Kategorien fallen (mixed). Damit soll ein di- rekter Vergleich der Regionen anhand der prozentualen Verteilung sowie der absolu- ten Anzahl der Welterbestätten erleichtert werden.

Tabelle 25: Welterbe nach Regionen

2016 Regions Cultural Natural Mixed Total % States Parties429 with inscribed properties Africa 48 37 5 90 9% 33 Arab States 73 5 3 81 8% 18 Asia and the 173 62 12 247430 23% 36 Pacific Europe and 426 62 10 498431 47% 50 North America Latin America 96 37 5 138 13% 28 and the Carib- bean Total 816 203 35 1054 100% 165

Quelle: http://whc.unesco.org/fr/list/stat

Frey und Pamini (2012) haben mit Daten von 2010 analysiert, welche Länder über mehr als zehn Welterbestätten verfügen. Dabei stellt sich heraus, dass es sich um 25 Länder handelt, die zum Zeitpunkt 2010 mehr als 50 % der Welterbestätten für sich beanspruchen können.

429 Die UNESCO definert die Staaten, die die Welterbekonention unterzeichnet haben und Welterbestätten nominieren dürfen als State Parties. Hiermit sind die Länder innerhalb der Region gemeint, die nicht nur die Welterbekonvention unterzeichnet haben und somit Welter- bestätten nominieren dürfen, sondern dies auch schon erfolgreich getan haben. 430 Das Welterbe Uvs Nuur Basin (Mongolei, Russland) ist ein trans-regionales Welterbe wel- ches sich in den Regionen Europa und Asien und Pazifik befindet. Hier wurde es der Region Asien und Pazifik zugeordnet. 431 Das Welterbe The Architectural Work of Le Corbusier, an Outstanding Contribution to the Modern Movement (Argentinien, Belgien, Frankreich, Deutschland, Indien, Japan, Schweiz) is ebenfalls ein transregionales Welterbe was sich in Europa, Asien und Pazifik sowie Lateiname- rika und Karibik befindet. Es wurde hier der Region Europa und Nordamerika zugerechnet. 139

Dabei handelt es sich um die folgenden Länder, sortiert nach Anzahl:

 Italien: 44  Spanien: 41  China: 40  Frankreich: 35  Deutschland: 34  Mexiko: 28  Indien: 28  Vereinigtes Königreich: 28  Russland: 25  Vereinigte Staaten: 21  Australien: 18  Brasilien: 18  Griechenland: 17  Kanada: 15  Japan: 14  Schweden: 14  Polen: 13  Portugal: 13  Tschechien: 12  Iran: 12  Peru: 11  Jugoslawien432: 11  Belgien: 10  Südkorea: 10  Schweiz: 10433

432 Die Stätten, die Frey und Pamini (2012) zu Jugoslawien zählen, verteilen sich heute auf Serbien, Kroatien, Montenegro und Mazedonien. 433 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 26. 140

Diese 25 Länder umfassen zum Zeitpunkt der Untersuchung im Jahr 2010 525 von insgesamt 940 Welterbestätten. Ihr Anteil in den einzelnen Kategorien liegt bei 412 von 721 Weltkulturerbestätten, 94 von 192 Weltnaturerbestätten und 19 von 27 mixed-Welterbestätten.434 Auffällig ist hier, dass 14 von 25 Länder, also 56 % der oben genannten Länder, in Europa liegen. Jeweils fünf Länder sind der Region Asien- Pazifik und Amerika zuzuordnen. Nur ein einziges Land liegt in der arabischen Welt.435

Die Anzahl der Länder, die mehr als zwei Weltnaturerbestätten aufweisen können, liegt bei insgesamt 23.436 Dabei zeigt sich, dass hier eine deutlich gleichmäßigere Ver- teilung vorliegt als bei Weltkulturerbestätten. So zeigt sich pro Region das folgende Bild in Tabelle 26:

Tabelle 26: Weltnaturerbestätten nach Regionen und Ländern, die mehr als zwei Weltnaturerbestät- ten besitzen, 2010

Africa Asia-Pacific Americas Europe Democratic Republic Australia 11 United States 12 Russia 9 of the Congo 5 Tanzania 4 China 8 9 United Kingdom 4 Cote d’Ivoire 3 India 5 Brazil 7 France 3 South Africa 3 Indonesia 4 Argentina 4 Spain 3 Japan 3 Mexico 4 Switzerland 3 Costa Rica 3 Yugoslavia437 3 Panama 3 Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 29.

So gibt es in der Region Afrika vier Länder mit mehr als zwei Weltnaturerbestätten, wobei die Demokratische Republik Kongo die meisten Stätten mit fünf aufweisen kann und Tansania mit vier Weltnaturerbestätten den zweiten Platz belegt. Die Regi- on Asien-Pazifik kann fünf Länder mit Weltnaturerbe vorweisen, allen voran Australi- en mit elf und China mit acht Weltnaturerbestätten. Die Region Amerika verfügt über sieben Länder mit Weltnaturerbe, wobei die Vereinigten Staaten mit zwölf Spitzen- reiter sind, gefolgt von Kanada (neun) und Brasilien (sieben). Europa hat zwar die

434 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 26. 435 Frey / Pamini, 2012, S. 8. 436 Bezogen auf die Daten von 2010, verwendet bei Frey / Pamini, 2012, S. 29. 437 Die drei für Jugoslawien gelisteten Weltnaturerbestätten wurden 1979, 1980 und 1986 der Welterbesliste hinzugefügt und sind heute in Kroatien, Montenegro und Slowenien. Hier wur- den sie nach dem Land aufgeführt, was sie ursprünglich nominiert hat. Da keines dieser Länder bis 2010 eigene Stätten auf die Liste bringen konnte, werden sie in dieser Analyse dem Ur- sprungsland zugeordnet. 141 meisten Weltkulturerbestätten, jedoch nur sechs Länder, die mehr als zwei Weltna- turerbe ausweisen können. Dabei hat Russland mit neun die meisten Kulturerbe, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit vier Stätten.438 Die Region Arabien ist hier deutlich unterrepräsentiert, für die anderen Regionen, speziell Afrika, zeigt sich an- nähernd eine Gleichverteilung.439

Das UNESCO Welterbe ist ungleich verteilt. Die Analyse dieses Kapitels hat ergeben, dass einige Regionen mehr Welterbe für sich verzeichnen können als andere. Dabei ist anzunehmen, dass dies kein wünschenswerter Zustand440 im Sinne der UNESCO ist. In den nachfolgenden Kapiteln wird die Verteilung des Welterbes nach verschie- denen Faktoren wie Einkommen, geographischer Größe und Einwohnerzahl disku- tiert, um ein umfassendes Einblick in die verhältnismäßige Verteilung zu bekommen.

3.7.3.2 Verteilung nach Einwohnerzahl „Volenti non fit iniuria.“441

Ein Argument, das für eine ungleiche Verteilung des Welterbes spricht, ist die Ein- wohnerzahl, die die Länder der Welterbekonvention vertreten. Der Vatikanstaat hat beispielsweise, Stand 2017, nur 750 Einwohner, von denen nur 450 die vatikanische Staatsbürgerschaft besitzen442, San Marino weist, Stand 2017, eine Einwohnerzahl von 33.006 Einwohnern443, Monaco, Stand 2017, 32.700 und Luxemburg, Stand 2017, 480.000444 auf. Länder wie Indien und China kommen dagegen auf 1.388.006.811445 bzw. 1.338.417.448446 Einwohner.447 Dieses Kapitel widmet sich der Analyse des Welterbes im Verhältnis der Einwohnerzahl der jeweiligen Länder. Daher könnte argumentiert werden, dass die Welterbeliste die Anzahl der Einwohner in den jewei- ligen Ländern berücksichtigen müsste. Dabei liegt die Überlegung zugrunde, dass jede Person auf der Welt die gleiche Menge Kulturgüter repräsentiert. Was genau ein

438 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 9. 439 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 9f. 440 Ein ausführlicher Diskurs des Marktversagens erfolgt in Kapitel 5, Lösungsmöglichkeiten werden in Kapitel 6 präsentiert. 441 Melville, 2005, S. 318. 442http://www.vaticanstate.va/content/vaticanstate/de/stato-e-governo/note- generali/popolazione.html 443 http://www.visitsanmarino.com/on-line/de/home/entdecken/staatsgebiet.html 444 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 10. 445 http://worldpopulationreview.com/countries/china-population/ 446 http://www.worldometers.info/world-population/india-population/ 447 Ebenfalls: Stand 2017. 142

Kulturgut sein kann, ist dabei extrem unterschiedlich definiert.448 Dabei muss es sich nicht zwangsläufig um das handeln, was als Hochkultur bezeichnet wird, wie bei- spielsweis im alten Ägypten, Griechenland oder Italien. Da alle Kulturen unterschied- lich alt sind und zu früheren Zeitpunkten die Einwohnerzahl und die Verhältnisse der Länder und Kontinente zueinander sehr unterschiedlich waren, beschränkt sich die Analyse auf die heutige Einwohnerzahl.449

Zunächst erfolgt die Analyse für die Weltnaturerbestätten. Es soll herausgearbeitet werden, welche Länder bzw. Regionen, gemessen an der Einwohnerzahl, ein beson- ders hohes Aufkommen an Weltnaturerbestätten verzeichnen können. Die nachfol- gende Tabelle weist die Weltnaturerbestätten aus, die mehr als 50 Naturerbestätten pro 100 Millionen Einwohner besitzen. Dabei handelt es sich um eine Hochrechnung, die die vorhandene Bevölkerungsanzahl mit den Weltnaturerbestätten ins Verhältnis setzt.

Tabelle 27: Länder mit mehr als 50 Weltnaturerbestätten pro 100 Millionen Einwohner, 2010

Region Country Population Natural Sites Sites per 100 million popula- tion Africa Seychelles 85,032 2 2.352.06 Americas Belize 303,991 1 328.98 Costa Rica 4,462,193 3 67.23 Domenica 72,793 1 1,373.75 Panama 3,340,605 3 89.80 Saint Lucia 167,976 1 595.33 Suriname 457,686 1 218.49 Asia and Pacific Australia 21,000,000 11 52.34 Kiribati 95,067 1 1,051.89 Solomon Is- 495,362 1 201.87 lands Europe Iceland 310,997 1 321.55

Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 30.

448 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 10. 449 Ebd. 143

Bei dieser Analyse überrascht ist, dass es nur ein afrikanisches Land gibt, das in diese Analyse betrachtet wird. Die Seychellen weisen zwei Weltnaturerbestätten auf, wo- bei sie nur eine Bevölkerung von 85.000 Einwohnern besitzen, was zu einer Hoch- rechnung von 2.352 Stätten pro 100 Millionen Einwohnern führt.450 In der Region Amerika gibt es sechs Länder, die laut Hochrechnung über mehr als 50 Millionen Stät- ten pro Einwohner verfügen. Der Grund liegt sicherlich auch hier in der geringen Ein- wohnerzahl. Belize weist ca. 300.000 Einwohner451 auf, Dominica 73.000452, Saint Lucia 168.000453 und Suriname 458.000.454 Die Region Asien und Pazifik haben drei Länder vorzuweisen, die bei dieser Analyse betrachtet werden. Dabei haben die Sa- lomonen und Kiribati ca. 500.000455 bzw. ca. 95.000456 Einwohner zu verzeichnen. Es handelt sich bei diesen Ländern, ähnlich wie bei den Seychellen und Saint Lucia, um kleine Inselstaaten, was sie in dieser Rechnung hervorhebt. Darüber hinaus findet sich Australien mit elf Weltnaturerbestätten in dieser Liste, wobei diesen elf Stätten allerdings eine Einwohnerzahl von ca. 21 Millionen gegenübersteht.457 Die Region Europa kann nur ein Land verzeichnen, das laut Hochrechnung mehr als 50 Naturerbestätten pro 100 Millionen Einwohnern ausweisen kann; dabei handelt es sich um Island. Auch hier liegt die Erklärung in der geringen Einwohnerzahl, die bei ca. 310.000 Einwohnern liegt.458 Die Betrachtungsweise der Weltnaturerbestätten pro Einwohner zeigt eine deutlich gleichmäßigere Verteilung als in der absoluten Betrachtungsweise von Welterbestätten pro Land, da hier die Ländergröße mit der entsprechenden Einwohnerzahl berücksichtigt sind und selbst stark bevölkerte Län- der wie China und Indien mit Kleinststaaten verglichen werden können. Natürlich lassen sich auch hier noch enorme Schwankungen ablesen, doch fallen diese verhält- nismäßig geringer aus als der absolute Ländervergleich. Die in dieser Analyse festge- stellten signifikanten Unterschiede zeigen sich insbesondere bei weniger stark besie- delten kleinen Ländern und Kleinststaaten (insbes. Inselstaaten). Die oben aufgeführ- ten Inseln zeigen ein extremes Bild, was sicherlich dadurch begründet werden kann,

450 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 10. 451 http://worldpopulationreview.com/countries/belize-population/ 452 http://www.dominica.gov.dm/about-dominica/country-profile 453 http://data.un.org/CountryProfile.aspx?crName=saint%20lucia 454 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 10. 455 https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/bp.html 456 http://www.mfed.gov.ki/statistics/ 457 http://www.abs.gov.au/AUSSTATS/[email protected]/mf/3101.0 458 http://www.iceland.is/the-big-picture/people-society/history 144 dass die extrem geringe Einwohnerzahl und ein bis zwei Welterbestätten im Verhält- nis diesen Effekt auslösen.459 Um hier mehr Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wäre vielleicht eine Bereinigung unterhalb bestimmter (nach unten definierter) Grenzen empfehlenswert, um diese Ausreißer entsprechend zu berücksichtigen. So könnte beispielsweise eine Mindesteinwohnerzahl pro Land für die Analyse festgelegt wer- den, damit eine aussagekräftigere Analyse vorgenommen werden kann.

Dieses Kapitel hat durch die Analyse des Welterbes im Verhältnis zur Einwohnerzahl gezeigt, dass ein Ländervergleich auf diese Weise nur schwer möglich ist. Zwar mag das Kriterium der Einwohnerzahl helfen, Staaten zu vergleichen, die sich bzgl. dieses Kriteriums sehr stark voneinander unterscheiden, doch zeigt sich, dass es teilweise zu massiven Verzerrungen kommen kann.

Das nachfolgende Kapitel widmet sich der Verteilung nach geographischer Größe eines Landes. Da auch hier massive Unterschiede zwischen den Ländern bestehen, scheint eine Analyse anhand dieses Kriteriums sinnvoll.

3.7.3.3 Verteilung nach geografischer Größe „Die Vorstellung von einer weitreichenden Konvergenz von sich entwickelnder und entwickelter Welt ist ein Mythos.“460

Im Folgenden soll in diesem Kapitel die (Un-)Gleichverteilung der Welterbestätten bzgl. der geografischen Größe eines Landes untersucht werden. Dabei wird die Größe eines Landes durch die Anzahl der Quadratmeter definiert, die es umfasst. Je größer die Fläche eines Landes ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es eine Welt- erbestätte besitzt, so die Analyse von Frey und Pamini (2012).461 Diese Aussage scheint vor allem für Naturerbestätten zu gelten und weniger für Kulturerbestät- ten.462 Dabei kann argumentiert werden, dass ein Land, welches eine größere geogra- fische Fläche aufweist, vermutlich eine diversifizierte und vielfältigere Landschaft besitzt als ein kleines Land.463 Eine besondere Landschaft oder eine einzigartige Um-

459 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 11. 460 http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/wirtschaft-was-sind-schon-brics-1.2730136 461 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 11. 462 Ebd. 463 Insgesamt müsste jedoch auch die Lage in der Welt berückichtigt werden, da das Klima beispielsweise ebenfalls eine Rolle spielen kann. So kann vermutet werden, dass in subtropi- 145 welt würde möglicherweise eines der zehn Kriterien der UNESCO erfüllen, die beson- ders für Weltnaturerbestätten gelten.464 Hier werden die Welterbestätten nicht nach der von der UNESCO festgelegten Regionen definiert, sondern nach Kontinenten.

Die nachfolgende Tabelle beschreibt Länder mit mehr als zehn Weltnaturerbestätten pro Millionen Quadratkilometer mit der statistischen Hochrechnung der Welterbe- stätten pro Millionen Quadratkilometer.

schen trockenen bzw. dürren Gebieten wie in Afrika seltener eine besondere Landschaft zu finden sein könnte als im tropischen Zentralamerika oder Asien. 464 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 11. 146

Tabelle 28: Länder mit mehr als zehn Weltnaturerbestätten pro Millionen Quadratkilometer Fläche, 2010

Region Country Area in sqkm Sites Sites per 1 million km2 Africa Malawi 94,080 1 10.63 Senegal 192,530 2 10.39 Seychelles 460 2 4,347.83 Uganda 197,100 2 10.15 Americas Belize 22,810 1 43.84 Costa Rica 51,060 3 58.75 Cuba 109,820 2 18.21 Dominica 750 1 1,333.33 Panama 74,430 3 40.31 Saint Lucia 610 1 1,639.34 Asia and Pa- Kiribati 810 1 1,234.56 cific Nepal 143,000 2 13.99 Solomon Is- 27,990 1 35.73 lands South Korea 98,730 1 10.13 Sri Lanka 64,630 2 30.94 Europe Bulgaria 108,640 2 18.41 Denmark 42,430 1 23.57 Hungary 89,610 1 11.16 Netherlands 33,880 1 29.52 Portugal 91,500 1 10.93 Slovak Republic 48,100 2 41.58 Switzerland 40,000 3 75.00 United King- 241,930 4 16.53 dom Yugoslavia 254,863 3 11.77

Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 31.

147

Für Afrika sind vier Länder mit mehr als zehn Weltnaturerbestätten pro Millionen Quadratkilometer ausgewiesen. Zwei der Länder haben eine verhältnismäßig geringe Fläche: Die Seychellen mit ca. 460 km2 und Malawi mit ca.94.000 km2.465 Der Konti- nent Amerika466 zeigt ein ähnliches Bild, denn auch hier gibt es einige kleine Länder wie Belize, Costa Rica, Dominica, Panama und Saint Lucia, die einen großen Teil der Länder ausmachen, die mehr als zehn Weltnaturerbe pro Millionen Quadratkilometer besitzen. Einzig Kuba fällt hier aus der Reihe, da es über eine Fläche von ca. 110.000 km2 verfügt.467 Der Kontinent Asien und Pazifik kann fünf Länder aufweisen, die mehr als zehn Weltnaturerbestätten pro eine Million Quadratkilometer aufwei- sen. Dies umfasst vier Länder, die je eine kleinere Landesfläche als 100.000 km2 um- schließen. Für die Region Arabien kann hier kein Land verzeichnet werden, das die Eigenschaften aufweist.468 Europa hat neun Länder vorzuweisen, wobei insbesondere zwei Länder hervorzuheben sind: Die Schweiz und die Slowakei. Diese Länder weisen nur eine Fläche von 48.100 km2 (Slowakei) bzw. 40.000 km2 auf (Schweiz).469 Beide Länder haben eine entsprechend hohe Anzahl von Weltnaturerbestätten mit zwei (Slowakei) bzw. drei (Schweiz).470

Die Analyse des Welterbes im Verhältnis zur geographischen Fläche eines Landes zeigt ebenfalls wie das vorangegangene Kapitel Verzerrungen. So scheint es zwar sinnvoll, die geographische Größe eines Landes bei der Analyse zu beachten, doch scheint die Analyse insbesondere bei Kleinststaaten wie den Seychellen und Saint Lucia problematisch aufgrund ihrer geringen Fläche.

Das nachfolgende Kapitel untersucht einen weiteren Faktor rund hinsichtlich der Verteilung der Welterbestätten. Hier wird das Einkommen ins Verhältnis zum Welt- erbe gesetzt. Damit wird ein weiteres Verhältnis untersucht, um mögliche Vertei- lungsfragen herauszustellen.

465 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 11. 466 Mit Amerika ist hier der amerikanische Kontinent gemeint, der nicht weiter unterteilt wird. 467 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 11. 468 Ebd. 469 http://wko.at/statistik/eu/europa-bevoelkerung.pdf 470 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 11. 148

3.7.3.4 Verteilung nach Einkommen "Well!" observed R. Wilfer, cheerfully, "money and goods are certainly the best of references."471

Eine weitere Analysemöglichkeit bietet die Betrachtung nach der Einkommensvertei- lung, was im Rahmen dieses Kapitels erfolgt. Da das Budget der UNESCO mit vier Millionen US-Dollar jährlich extrem gering ausfällt, können sich Länder, die an einer potentiellen Nominierung interessiert sind, nicht auf finanzielle Unterstützung der UNESCO verlassen. Ganz im Gegenteil, die Länder müssen nicht nur selbst die Kosten der Welterbestätten tragen, sondern bereits bei der Nominierung einen Finanzie- rungsplan vorlegen, der sicherstellt, dass genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um die Welterbestätten entsprechend zu fördern. Daher liegt die Vermutung nahe, dass es Länder gibt, die grundsätzlich ein Interesse daran hätten, ihre potenti- ellen Welterbestätten zu nominieren, dies jedoch aufgrund von finanziellen Engpäs- sen oder fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten nicht umsetzen können. In diesem Kapitel soll daher der finanzielle Spielraum betrachtet werden, die Länder besitzen, welche Welterbestätten nominieren und auf der Welterbeliste platzieren. Die zu untersuchende Hypothese lautet hierbei, dass Länder, die ein hohes Pro-Kopf- Einkommen besitzen, auch über die notwendigen finanziellen Ressourcen verfügen, ihre Stätten zu nominieren und die notwendige Bürokratie zu bewältigen und dem- entsprechend auch im Vergleich mehr Welterbestätten aufweisen. Um dies zu über- prüfen, werden die zehn reichsten Länder und die zehn ärmsten Länder untersucht, die der Welterbekonvention beigetreten sind.

471 http://www.telegraph.co.uk/finance/personalfinance/9066005/What-Charles-Dickens-said- about-money-12-memorable-quotes.html?image=8 149

Tabelle 29: Die zehn reichsten und die zehn ärmsten Länder der Welterbeliste, 2010

Country GDP per capita Total Sites Cultural Sites Natural Sites (USD) Ten richest Countries Luxembourg 56,189.01 1 1 0 Norway 42,380.98 7 6 1 Japan 40,744.91 14 11 3 United 38,095.82 21 8 12 States Switzerland 37,590.63 10 7 3 Iceland 37,392.09 2 1 1 San Marino 33,535.80 1 1 0 Denmark 33,003.02 4 3 1 Sweden 32,564.77 14 12 1 Ireland 32,334.43 2 2 0 Ten poorest countries Tajikistan 230.26 1 1 0 Central 228.02 1 0 1 African Re- public Ethiopia 174.01 8 7 1 Niger 168.70 2 0 2 Malawi 152.98 2 1 1 Eritrea 149.18 0 0 0 Liberia 141.07 0 0 0 Guinea- 130.09 0 0 0 Bissau Burundi 101.23 0 0 0 Democratic 93.95 5 0 5 Republic of the Congo Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 32.472

472 Die hier präsentierten Länder werden nach ihrem BIP zum Jahr 2007 auswiesen. Da zu folgenden Ländern Daten zum BIP / pro Kopf fehlen, werden sie in der Analyse nicht berück- sichtigt: Afghanistan, Andorra, Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain, Barbados, Cook Inseln, Kuba, Dominica, Irak, Kuwait, Monaco, Myanmar, Niue, Oman, Nordkorea, Katar, São Tomé und Príncipe, Turkmenistan, Vatikanstaat, Zimbabwe. 150

Auffällig ist hier, dass alle Länder, die zu den zehn reichsten der Welt gehören, Welt- erbestätten ausweisen können. Alle besitzen Weltkulturerbestätten, und haben bis auf drei Länder (Luxemburg, San Marino und Irland) ebenso Weltnaturerbestätten zu verzeichnen. Anzumerken ist hier, dass Luxemburg und San Marino sehr klein sind und eine geringe Fläche aufweisen473. Von den zehn ärmsten Ländern, die Teil der Welterbekonvention sind, haben sechs Länder Welterbestätten. Drei Länder (Tajikis- tan, Äthiopien sowie Malawi) besitzen Weltkulturerbestätten, vier Länder (die Zent- ralafrikanische Republik, Äthiopien, Niger, Malawi und die Demokratische Republik Kongo) Weltnaturerbestätten. Saccone und Bertacchini (2011) stellten in Ihrer Analy- se heraus, dass der Entwicklungsstand eines Landes die aktive Teilnahme in der Be- werbung von Kulturstätten beeinflusst.474 Ärmere Länder haben möglicherweise an- dere Prioritäten als eine Bewerbung des kulturellen Erbes, zudem kann eine schlech- te wirtschaftliche Entwicklung eines Landes seinen Einfluss auf internationale Institu- tionen wie die UNESCO widerspiegeln, da wenig Mittel für Lobbyarbeit zur Verfügung stehen, unabhängig von den möglichweise besonderen Eigenschaften einer potenti- ellen Welterbestätte.475

Dennoch kann nicht gesagt werden, dass die Welterbeliste nur durch das Einkom- mensniveau in den Ländern beeinflusst wird. So ist das ärmste hier gelistete Land mit fünf Welterben vertreten, wobei das BIP pro Kopf mit nur 95 US-Dollar angegeben wird.476 Die Hypothese, dass eine funktionierende Bürokratie, politische Macht und finanzielle Ressourcen augenscheinlich die Welterbeliste beeinflusst, scheint daher nicht zu gelten.477 Ökonomische Macht spielt hier offenbar keine entscheidende Rol- le, da das Einkommensniveau keine unmittelbaren Rückschlüsse auf die Anzahl der Welterbestätten zulässt.478 Was empirisch jedoch bewiesen wurde ist, dass die aktive Teilnahme an der Organisation UNESCO und dem Welterbesystem positiv mit der ökonomischen Ausstattung eines Landes korreliert.479 Länder, die ökonomisch besser gestellt sind, neigen eher zur aktiven Teilnahme an der UNESCO. Die Schlussfolgerung

473 Länder mit geringer Fläche haben auch mit geringerer Wahrscheinlickeit ein Welterbe, vgl. Kapitel 3.7.2. 474 Vgl. Saccone / Bertacchini, 2011, S. 15. 475 Vgl. Saccone / Bertacchini, 2011, S. 16. 476 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 12. 477 Ebd. 478 Ebd. 479 Vgl. Bertacchini / Saccone, 2010, S. 8. 151 wäre, dass die Auswahl der UNESCO Welterbestätten weniger von den in Kapitel 2.2 präsentieren Kriterien abhängt, sondern davon, über notwendige finanzielle Mittel zu verfügen und sich aktiv in die UNESCO einzubringen.

Das Kapitel zum Verhältnis des Einkommens bei der Welterbeanalyse hat gezeigt, dass das Einkommen zwar eine Rolle spielt, wenn es um die Anzahl der Welterbestät- ten pro Land geht, allerdings nicht alleiniges Kriterium ist. Wie auch schon das Kapitel 3.7.2 gezeigt hat, können auch kulturelle Bias eine wichtige Rolle spielen.

Die drei Kapitel 3.7.3.2, 3.7.3.3 und 3.7.3.4 werden im nachfolgenden Kapitel 3.7.3.5 nun mit einer ökonometrischen Analyse zusammengefasst, um ein Fazit ziehen zu können.

3.7.3.5 Ökonometrische Analyse der drei Faktoren - Zwischenfazit „Many reports have pointed to specific evidence that World Heritage status increases the popularity of a location or destination with visitors.”480

In den vorangegangenen Unterkapiteln wurde der Einfluss der Einwohnerzahl, der geografischen Größe sowie des Einkommensniveaus eines Landes auf die Ausstat- tung mit Welterbestätten analysiert.

In diesem Kapitel sollen alle drei Faktoren zugleich in einer ökonometrischen Analyse berücksichtigt werden: Einwohnerzahl eines Landes, Fläche sowie Einkommenseffek- te. Frey und Pamini (2012) untersuchen diese Faktoren in drei unterschiedlichen Her- angehensweisen: Zunächst betrachten sie die Welterbestätten, ohne zu differenzie- ren, ob es sich um Weltkulturerbestätten oder Weltnaturerbestätten handelt. In den darauffolgenden Betrachtungen analysieren sie zudem getrennt voneinander nur Weltkulturerbestätten und nur Weltnaturerbestätten. Dabei zeigt sich die folgende Situation:

480 Albert / Ringbeck, 2015, S. 144. 152

Tabelle 30: Der Einfluss der Faktoren Fläche, Einkommen und Einwohnerzahl auf die Welterbeliste, 2010

(1) (2) Count eq. Inflation eq. Count eq. (Neg. Bin.) (Logit) (Neg. Bin.) Population (100 0.249*** -46.666* 0.209*** mil.) (0.0936) (27.92) (0.0700) Area (mil. sqkm) 0.113** -5.440 0.095** (0.0462) (7.190) (0.0381) GDP / capita 0.053*** -0.163 0.047*** (USD 1,000) (0.00896) (0.140) (0.00802) Constant 0.895*** 0.801 1.093*** (0.114) (0.680) (0.112) ln (alpha) -0.158 -0,456*** (0.146) (0.160) Observations 166 166 Log likelihood -422.9 -412.2 wobei *p<0.1, **p<0.05, ***p<0.01

Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 33.

Die in (1) vorgenommene Analyse basiert auf einer Zählregression (engl. Count Re- gression), da hier die abhängige Variable zählbar ist und nicht negativ werden kann. Die abhängige Variable zeigt hier die Anzahl der Welterbestätten in einem Land. Da- bei stellt sich heraus, dass je größer die Fläche eines Landes ist, und je größer die Bevölkerungsanzahl und je höher das durchschnittliche Einkommen ist, je wahr- scheinlicher ist es, dass ein Land eine Stätte auf der Welterbeliste besitzt.481

Die in (2) dargestellte, von Frey und Pamini (2012) vorgenommene Analyse wird mit- tels null-adjustierter negativer Binomialregression (engl. Zero inflated negative bi- nomial regression) durchgeführt, da einige Länder, die der Welterbekonvention bei- getreten sind, keine Stätten auf der Liste platziert haben und daher ihr Wert gleich null ist. Dabei besteht die linke Spalte aus einer Logit Regression, die einen Bernoulli Prozess abbildet. Dabei zeigt die abhängige Variable, ob ein Land Welterbestätten auf der Liste hat oder nicht. Einzig die Einwohnerzahl zeigt dann eine Signifikanz, jedoch

481 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 13. 153 nur auf dem 90 % Niveau, was deutlich geringeren Informationsgehalt mit sich bringt.482 Geografische Größe und durchschnittliches Einkommen zeigen hier keine Signifikanz.483 Die rechte Spalte des zweiten Modells untersucht für den Fall, dass ein Land zumindest ein Welterbe auf der Welterbeliste hat, wie hoch die Wahrschein- lichkeit ist, dass weitere Stätten dazu kommen.484 Dies wird mit Hilfe eines negativen binomialen Zählprozesses (engl. negative binomial count process) durchgeführt und Zählgleichung (engl. count equation) genannt. Hier zeigt sich, dass Einwohnerzahl und durchschnittliches Einkommen zu 99 % signifikant sind und die geografische Flä- che auf einem 95 % Niveau signifikant ist.485 Dabei zeigt sich, dass insbesondere das Einkommen einen hohen Einfluss auf weitere Ernennungen hat, wenn bereits eine Stätte auf der Welterbeliste platziert wurde. Hier kann vermutet werden, dass Län- der, die über eine bessere finanzielle Ausstattung verfügen, mehr Geld für Kultur und Kulturgüterschutz zur Verfügung haben.486 Demnach kann auch für den Schutz von Welterbestätten und den aufwendigen Nominierungs- und Ernennungsprozess ein notwendiges Budget bereitgestellt werden.

482 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 13. 483 Ebd. 484 Ebd. 485 Ebd. 486 Es kann vermutet werden, dass Länder wie Quatar, die bis 2013 kein Welterbe besessen haben, zwar über die finaziellen Ressourcen verfügen, allerdings kulturelle Bias dazu führen, dass eine geringere Motivation bei der Nominierung vorliegt als in westlichen Ländern wie beispielsweise Italien. 154

Tabelle 31: Der Einfluss der Faktoren Einwohnerzahl, Fläche und Einkommen auf das Weltkulturerbe, 2010

(1) (2) Count eq. Inflation eq. Count eq. (Neg. Bin.) (Logit) (Neg. Bin.) Population (100 0.275** -82.314* 0.222*** mil.) (0.111) (38.86) (0.0780) Area (mil. sqkm) 0.074 -2.792 0.052 (0.0502) (3.423) (0.0408) GDP / capita (USD 0.060*** -0.175 0.051*** 1,000) (0.0106) (0.129) (0.00934) Constant 0.604*** 1.787** 0.869*** (0.133) (0.814) (0.131) ln (alpha) 0.111 -0.213 (0.150) (0.164) Observations 166 166 Log likelihood -385.4 -370.7 wobei *p<0.1, **p<0.05, ***p<0.01

Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 34.

Die obige Tabelle bildet nur Weltkulturerbestätten ab. Die differenzierte Betrach- tungsweise zwischen Welterbestätten und Weltkulturerbestätten erscheint hier sinnvoll, da Weltkulturerbestätten einen deutlich größeren Anteil am Welterbe aus- machen als Weltnaturerbestätten. Zudem ist die Verteilung zugunsten bzw. zum Nachteil einiger Länder und Regionen sehr unterschiedlich. Die hier verwendeten Modelle von Frey und Pamini (2012) sind identisch, die Ergebnisse sind jedoch, im Vergleich zur Betrachtung in Tabelle 30, unterschiedlich. Ob ein Land eine Stätte auf der Welterbeliste hat, scheint mit einer Signifikanz von 99 % vom Einkommen, also der finanziellen Ausstattung des Landes, abzuhängen. Zudem scheint ebenfalls die Einwohnerzahl signifikant auf dem 95 %-Level. Die geografische Größe scheint hier keinen Einfluss zu nehmen, hier konnte keine Signifikanz nachgewiesen werden. Ob ein Land eine Weltkulturerbestätte auf der Welterbeliste besitzt, ist auf dem 10 % Niveau signifikant, genau wie bei der totalen Zahl des Welterbes in der vorangegan-

155 genen Tabelle.487 Hier scheinen ebenfalls geografische Größe und durchschnittliches Einkommen keine Rolle zu spielen. Der dritte Teil der Untersuchung, der abbildet, wie wahrscheinlich es ist, dass eine weitere Weltkulturerbestätte auf die Liste aufge- nommen wird, wenn das Land bereits eine Weltkulturerbestätte auf der Welterbelis- te platziert hat, zeigt den ernormen Einfluss des Einkommens. Wenn ein Land folglich bereits Welterbe besitzt, ist die Erfolgswahrscheinlichkeit höher, eine weitere Welt- erbestätte zu listen als für Länder, die noch kein Welterbe besitzen. Dies ist auf dem 1 %-Niveau signifikant. Diese Signifikanz konnte, wie bereits angemerkt, besonders für das durchschnittliche Einkommen festgestellt werden. Auch hier scheint die Grö- ße eines Landes keine Rolle zu spielen.488

Die dritte Analyse, die Frey und Pamini (2012) vornehmen, beschäftigt sich nur mit der Situation der Weltnaturerbestätten. Die nachfolgende Tabelle zeigt daher den Einfluss der Faktoren Bevölkerungszahl, geografische Größe sowie durchschnittliches Einkommen auf Weltnaturerbestätten.

487 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 14. 488 Ebd. 156

Tabelle 32: Der Einfluss auf die Faktoren Fläche, Einkommen und Einwohnerzahl auf die Weltnaturer- beliste, 2010

(1) (2) Count eq. Inflation eq. Count eq. (Neg. Bin.) (Logit) (Neg. Bin.) Population (100 0.119* -14.430** 0.068** mil.) (0.0614) (6.18) (0.0273) Area (mil. sqkm) 0.223*** -2.967 0.150*** (0.0427) (2.927) (0.0206) GDP / capita (USD 0.022** -0.0315 0.0223*** 1,000) (0.00868) (0.0227) (0.00634) Constant -0.548*** 1.689*** 0.0144 (0.133) (0.530) (0.135) ln (alpha) -0.673 -3.922* (0.430) (3.866) Observations 166 166 Log likelihood -210.1 -190.4 wobei *p<0.1, **p<0.05, ***p<0.01

Quelle: Frey / Pamini, 2012, S. 35.

Die obige Tabelle zeigt den Einfluss der drei Faktoren nur auf Weltnaturerbestätten bei gleicher Vorgehensweise. Dabei zeigt sich, dass die Einwohnerzahl nur auf dem 10 %-Niveau signifikant ist, wenn es darum geht, welche Anzahl von Weltnaturerbe- stätten auf die Welterbeliste aufgenommen wurde. Eine hohe Signifikanz findet sich bei der geografischen Größe eines Landes, das Einkommen ist auf dem 5 %-Level signifikant. Das zweite Modell zeigt eine Signifikanz auf dem 5 %-Level, wenn hin- sichtlich der Einwohnerzahl untersucht wird, ob ein Land grundsätzlich ein Weltna- turerbe auf der Welterbeliste platziert hat.489 Wenn ein Land bereits ein Weltnatur- erbe auf der Welterbeliste besitzt, dann scheint die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Stätten hinzukommen, signifikant von der Größe eines Landes und dem durchschnitt- lichen Einkommen abzuhängen. Zudem hat die Einwohnerzahl auf dem 5 %-Level Einfluss darauf.490

489 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 14. 490 Vgl. Frey / Pamini, 2012, S. 15. 157

Die hier vorgenommene Analyse hat vor allem den Einfluss des Einkommens heraus- gestellt. Wie bereits in Kapitel 3.7.2 gezeigt, spielt die finanzielle Ausstattung eine erhebliche Rolle, da das Budget, was die Länder zur Verfügung stellen müssen, nicht von jedem Land, welches zur Nominierung berechtigt ist, problemlos aufgebracht werden kann. Dennoch bleibt die Vermutung, dass neben der finanziellen Ausstat- tung auch kulturelle Einflüsse mit der Anzahl der Welterbestätten zusammenhängen.

Das nachfolgende Kapitel fasst die Ungleichverteilung, die in diesem Kapitel aus ver- schiedenen Perspektiven diskutiert worden ist, zusammen.

3.7.3.6 Zwischenfazit „Partizipation ist eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche und nachhaltige Ent- wicklungszusammenarbeit. Partizipation trägt dazu bei, dass sich die Beteiligten für die Programme selbst verantwortlich fühlen […] und ihre jeweiligen kulturellen Wert- vorstellungen und Interessen einbringen können.“491

In diesem umfangreichen Kapitel wurde die Ungleichverteilung des Welterbes darge- stellt, wobei zunächst ein Überblick über das Welterbe und seine Entwicklung sowie Verteilung vorgenommen wurde. Daran anschließend erfolgte eine separate Betrach- tung der Verteilung nach Einkommen, geographischer Fläche, Einwohnerzahl und einer ökonometrischen Analyse dieser Parameter.

Kapitel 3.7 zeigt deutlich, dass das Welterbe zu gunsten Europas verteilt ist und eine enorme Beachtung in dieser von der UNESCO definierten Region erfährt. Es liegt hier Marktversagen aufgrund von Ineffizienz vor. Einige Regionen, wie Afrika und Ameri- ka492, finden nur wenig Beachtung, was möglicherweise an der finanziellen Situation der Länder liegen könnte. Auch die Akzeptanz des Welterbes ist nicht in allen Regio- nen der Welt gleich. So könnte vermutet werden, dass das Welterbe in der islami- schen Welt weniger Anerkennung findet als in der westlichen Welt. Auch die Motiva- tion einiger Länder, eine Welterbestätte zu nominieren, mag gering sein, da sie dadurch keinen Vorteil erzielen können. So können beispielweise Länder wie die Ma- lediven oder Seychellen vermutlich keinen Anstieg des Tourismus verzeichnen, da sie bereits einen sehr ausgeprägten Tourismus besitzen.

491 Albert / Ringbeck, 2015, S. 184. 492 An dieser Stelle soll nochmal darauf hingewiesen werden, dass die Autoren die Region Amerika als Süd- und Mittelamerika definieren. 158

Im Rahmen von Kapitel 3.7 zeigt sich das heterogene Bild des Welterbes in verschie- denen Dimensionen. So zeigt sich Ungleichverteilung zwischen den Regionen, Ein- kommen, der geographischen Größe und der Einwohnerzahl.

Das nachfolgende Kapitel dient dem Zwischenfazit des Kapitels 3 was sich der Vor- stellung der UNESCO mit dem Konzept Welterbe und Welterbeliste sowie der Vertei- lungsproblematik gewidmet hat.

3.8 Zwischenfazit zu Kapitel 3 „A concerted effort to preserve our heritage is a vital link to our cultural, educational, aesthetic, inspirational and economic legacies – all of the things that quite literally make us who we are.”493

Im Rahmen dieses Kapitels wurden die Motive sowie Vor- und Nachteile herausgear- beitet, welche mit dem Welterbe verbunden sind.

Das Generationenmotiv scheint für viele Länder, neben dem Prestigemotiv, zentrale Motivation für die Nominierung von Welterbestätten zu sein und darf daher in die- sem Übersichtskapitel nicht fehlen. Im Rahmen dieser Kapitel wurde gezeigt, welche Gründe für die knapp 200 Länder dafür sprechen, ihre kulturellen Erbestätten auf der UNESCO-Welterbeliste zu platzieren.

Der zweite Teil von Kapitel 3 dient der Darstellung von positiven und negativen Effek- ten, die aus der Ernennung zum Welterbe resultieren. Die positiven Effekte wurden in den Kapiteln 3.4 und 3.5 vorgestellt. Dabei stellte Kapitel 3.4 die Verknüpfung von Tourismus und Welterbe her, Kapitel 3.5 zeigte weitere postitive Effekte, die mit ei- ner Ernennung verbunden sind. Kapitel 3.6 präsentierte die dem gegenüber stehen- den negativen Effekte, die aus einer Ernennung resultieren. Kapitel 3.7 stellte aus- führlich die aus den negativen Effekten resultierende Ungleichverteilung heraus. Die Verteilung des Welterbes aus normativer Perspektive wird im Rahmen von Kapitel 5 nochmal aufgegriffen, da dort die Marktversagenstatbestände thematisiert werden.

Das nachfolgende Kapitel zeigt den aktuellen ökonomischen Forschungsstand zum Welterbe und die sich für die vorliegende Arbeit ergebenden Forschungsfragen.

493 Ritter, 2016, S. 282. 159

4. Zum aktuellen (ökonomischen) Forschungsstand

4.1 Vorbemerkungen „Wuchern Sie mit dem kulturellen Kapital, das Sie haben.“494

Das Thema Welterbe und auch die Forschung zur UNESCO selbst sind durch und durch interdisziplinär. Es gibt eine Reihe von Publikationen aus der Kulturwissen- schaft, Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Sozialwissenschaft, aus kunstwissen- schaftlichen Fächern, aber ebenso ökonomische Publikationen. In der Interdisziplina- rität des Welterbes liegt die Herausforderung beim Verfassen dieser Dissertation. Dieses vielschichtige Thema wird mit einer ökonomischen Herangehensweise be- leuchtet, wobei gleichzeitig auch verwandte Disziplinen berücksichtigt werden sollen.

Welterbe scheint zunächst kein rein ökonomisches Thema zu sein, umfasst aber enorm viele Aspekte ökonomischer Entscheidungen, Strategien, Rationalität und Gewinnstreben. Besonders im Bereich der Volkswirtschaftslehre lassen sich viele grundlegende Theorien und Modelle mit dem Thema Welterbe verknüpfen. Seit Be- ginn der ökonomischen Forschung wird Wachstum betrachtet und vor allem die As- pekte, die zu Wachstum und damit verbunden zu Wohlstand führen. Das führt schnell auch zu der Frage nach Ressourcenverteilungen und Effizienz. Der Bereich der ökonomischen Forschung rund um das Welterbe ist bisher noch sehr jung – ebenso die (ökonomische) Betrachtungsweise.

Das ökonomische Modell des Marktes ist gekennzeichnet durch das Aufeinandertref- fen von Angebot und Nachfrage, wo durch Käufer und Verkäufer Güter und Dienst- leistungen gehandelt werden. Diese Beschreibung eines Marktes greift für viele For- men des ökonomischen Handelns, muss jedoch für die differenzierte Betrachtungs- weise des Welterbes angepasst werden. Unter einem Markt sollen alle Formen des Austausches mit einbezogen werden, die Verhandlungen beinhalten, bei denen Ver- träge geschlossen werden und wo ein Austausch von Eigentumsrechten erfolgt.495

Die vorliegende Arbeit hat einen Schwerpunkt auf der ökonomischen und insbeson- dere wirtschaftspolitischen Dimension des Themas, so dass in diesem Kapitel in ers-

494 Bernecker, 2005, S. 19. 495 Vgl. Peacock / Rizzo, 2008, S. 7. 160 ter Linie Verteilungsfragen, Einkommen, Anreize und anverwandte Themen diskutiert werden sollen. Zudem erscheint die touristische Bedeutung der Arbeit offensichtlich. Das Label Welterbe ist eines der zentralen Themen der Arbeit, da Tourismus als Wirt- schaftsfaktor weltweit eine enorme Bedeutung zukommt, welche auch im Zusam- menhang mit dem Welterbe betrachtet werden kann.

In diesem Kapitel soll der aktuelle Forschungsstand der ökonomischen Literatur zum Thema Welterbe aufgezeigt werden.

4.2 Aktueller Stand der Forschung „Nur wer die Chance nutzt einen Sinn für eigene Werte zu entwickeln, kann auch den Wert des Unbekannten erfahren und erkennen.“496

Das wissenschaftliche Thema Welterbe bedient mehr als eine Disziplin. So umschließt dieser Bereich, wie bereits in Kapitel 4.1 angedeutet, Arbeiten aus den unterschied- lichsten Wissenschaften. Beispielsweise wird der Begriff des Welterbes von Achleit- ner (2005) ausführlich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive diskutiert. Ob das Welterbe mehr als nur ein ökonomisches Konstrukt zur Vermarktung von Erbestätten ist wird bei Seidenspinner (2007) besprochen. Auch Arbeiten aus weiteren Disziplinen finden sich und einige sollen beispielhaft genannt werden. So haben Bertacchini, Santagata, und Signorello (2009) in ihrer Arbeit den Zusammenhang zwischen sozia- len Verhalten und insbesondere privaten Spenden und dem Welterbe untersucht, was eher dem sozialwissenschaftlichen und verhaltensökonomischen Bereich zuge- ordnet werden kann. Ob das Welterbe zur kulturellen Identität beiträgt untersuchen van Gorp und Renes (2006), was dem Bereich der Kulturwissenschaft zugerechnet werden kann. Auch im Bereich Archäologie findet sich, wie bereits zu erwarten war, viel Forschung zu den Welterbestätten. So haben sich, um einige zu nennen, Brandt und Hassan (2000) sich mit dem Management von Welterbestätten aus archäologi- scher Sicht beschäftigt und Cuncliffe (2014) mit der mutwilligen Zerstörung von Welterbestätten aufgrund ihres prominenten Status.

Grundlegende ökonomische Fragestellungen, wie beispielsweise, was genau die Welterbeliste ökonomisch determiniert, wurde von Bertacchini und Saccone (2010) sowie Frey und Pamini (2011) untersucht. Ob die Welterbeliste ihren Zweck erfüllt

496 Bernecker, 2005, S. 18. 161 diskutieren Frey und Steiner (2010). Riganti und Nijkamp (2004) zeigen in Ihrer Arbeit den Zusammenhang von regionaler Entwicklung und Welterbestätten. Zur Gleich- bzw. Ungleichverteilung haben Frey und Pamini (2011) die Strategie der UNESCO analysiert. Frey und Pamini (2010) haben ebenfalls den Status quo des Welterbes diskutiert und präsentieren Verbesserungsvorschläge.

Bertacchini und Saccone (2011) haben die politische Dimension des Themas heraus- gearbeitet, die auch den Aspekt des globalen öffentlichen Gutes umfasst. Auch van der Borg und Russo (2006) zeigen, dass die kulturpolitische Dimension des Themas beachtenswert erscheint. Darüber hinaus betonen die Autoren auch das Generatio- nenmotiv als Hauptmotivation der UNESCO Nominierung. Saccone und Bertacchini (2011) untersuchten zudem den Zusammenhang zwischen dem Welterbe und dem Entwicklungsstand eines Landes. Bertacchini, Saccone und Santagata (2009) haben zur Umverteilung finanzieller Ressourcen eine Steuerlösung in Anlehnung an Pigou vorgestellt, die für diese Arbeit besonders interessant erscheint. Aus diesem Grund wird sie ausführlich in Kapitel 6.5.2 vorgestellt, da sie als einer der Wege aus der Um- verteilung angesehen werden kann. Demgegenüber steht die klassische Zertifikate- Lösung von Coase, die ebenfalls im Zusammenhang mit dem Welterbe vorgeschlagen wurde, hier von Frey und Pamini (2009). Auch diese Lösung wird ausführlich in der vorliegenden Arbeit in Kapitel 6.5.3 diskutiert.

Auch im Bereich der Wirtschaftsgeographie gibt es einige Arbeiten, die sich mit dem Welterbe beschäftigen. Welche ökonomischen Vorteile sich für eine Region durch die Ernennung zum Welterbe ergeben, wird beispielsweise von Tuan (2006) am Beispiel von Vietnam diskutiert. Tuan und Navrud (2006) zeigen zudem den ökonomischen Wert, der Welterbestätten in Entwicklungsländern zugewiesen wird.

Häufig diskutiert wird zudem das Thema Welterbe und Tourismus, so beispielweise bei Huibin et al. (2012), die den Zusammenhang für China näher untersucht haben. Ähnlich geht Chung (2009) vor, der den Effekt der Welterbeernennung anhand von Macau, China untersucht. Besonders der inländische Tourismus im Zusammenhang mit dem Welterbe in Italien wurde von Patuelli et al. (2012) diskutiert. Auch die tou- ristische Entwicklung einer Region wurde untersucht, beispielsweise von Trittin et al. (2010) für Essen in Deutschland. Welche Veränderungen sich durch die Ernennung

162 zum Welterbe aus städtischer Sicht ergeben haben, zeigt Regensburg (2012) für seine Altstadt in Deutschland. Driml (2002) untersucht hingegen, welche Reisekosten Tou- risten auf sich nehmen, um eine Welterbestätte zu besuchen. Die Spezialisierung auf Kulturtourismus, der durch Welterbestätten entsteht bzw. entstanden ist, findet bei Arezki et al. (2009) Beachtung. Neben dem Zusammenhang von Welterbe und Tou- rismus wird auch die Managementebene der Welterbestätten untersucht, beispiel- weise von Colombini et al. (2004) für Paestrum, Italien und Badia (2011) für Italien im Allgemeinen.

Auch das Thema Nachhaltigkeit und Welterbe wurde bisher in der Forschung berück- sichtigt, so beispielsweise von Zappino (2010) für Großbritannien, für Chile von Tri- velli und Nishimura (2010) und für Italien von Stumpo (2010). Die differenzierte Be- trachtung von Weltkulturerbe und Weltnaturerbe findet sich beispielsweise bei Tisdell und Wilson (2001), die sich explizit mit Weltnaturerbestätten und Tourismus in Australien beschäftigt haben.

Auch zu negativen Aspekten rund um das UNESCO Welterbe wurde Forschung be- trieben. So wurde die Elbtalbrücke in Dresden, deren UNESCO-Welterbestatus wieder aberkannt worden ist, von Meyer (2006) in baulicher Hinsicht besprochen. Auch Schediwy (2003) beschreibt in seiner Arbeit negative Auswirkungen am Beispiel der Städte Wien und Wismar, in denen er kritisch aufzeigt, dass die Ernennung zum Welterbe nicht nur positive Folgen haben kann. Frey und Steiner (2010) zeigen zu- dem, dass es kaum Alternativen zur Welterbeliste gibt.

4.3 Zwischenfazit zu Kapitel 4 „Societies have long sought to protect and preserve their cultural heritage, for rea- sons ranging from education to historical research to the desire to reinforce a sense of identity.”497

Der hier präsentierte Forschungsstand zeigt, dass das Welterbe bereits umfangreiche Beachtung aus den verschiedensten Disziplinen erfahren hat. Dabei fällt auf, dass es neben der erwarteten kulturwissenschaftlichen und archäologischen Forschung dar- über hinaus bereits ökonomische Forschungen gibt, die sich mit einigen Teilaspekten

497https://www.britishcouncil.org/voices-magazine/destroying-cultural-heritage-more-just- material-damage 163 des Themas beschäftigen. Es ist jedoch auch ersichtlich, dass bisher kein umfangrei- cher Diskurs des Themas vorgenommen wurde und viele Studien nur auf einzelne Länder konzentriert diskutiert werden. Ein zusammenfassender Überblick über das Thema fehlt.

Die UNESCO wird häufig als einziger Akteur rund um das Thema kulturelles Erbe wahrgenommen. Die vorliegende Arbeit soll hier ansetzen und untersuchen, ob es weitere Institutionen gibt, die sich mit Kulturschutz beschäftigen. Dafür sollen mögli- che Akteure betrachtet werden, die als Substitute der UNESCO dienen könnten. Ne- ben Akteuren sollen auch Initiativen präsentiert werden, die ein ähnliches Anliegen wie die UNESCO verfolgen.

Zudem ergibt sich weiterer Forschungsbedarf im Bereich Welterbe und Tourismus, welcher in der vorliegende Arbeit in Kapitel 3.4.6 behandelt wird. Diese eigenständi- ge Betrachtung und Analyse liefert einen Beitrag zur besseren Vergleichbarkeit von touristischen Regionen, indem zunächst das Welterbe und Tourismus präsentiert wurden und anschließend eine eigenständige Untersuchung mit Hilfe von Point of Interests erfolgte. Hiermit wurde überprüft, ob die Regionen Nordamerika und Euro- pa vergleichbar im Hinblick auf den Zusammenhang von Welterbe und Tourimus sind, wenngleich sie über einen deutlich unterschiedlichen Umfang von Welterbestätten verfügen.

Weiterhin thematisiert die vorliegende Arbeit in Kapitel 6 das Marktversagen, was aus den oben bereits genannten negativen Effekten resultiert. Ein umfangreicher Diskurs des Martkversagens mit seinen unterschiedlichen Ausprägungen und anhand von konkreten Beispielen ist bisher in der Literatur nicht erfolgt. Daran anschließend erfolgt eine Vorstellung von Möglichkeiten, Marktversagen zu überwinden. Auch hier wird auf konkrete Beispiele Bezug genommen, welche bisherige in der Literatur vor- handene Lösungsvorschläge präsentiert und kritisch gewürdigt. Zudem erfolgt dar- über hinaus eine Erarbeitung und Präsentation eigener Lösungsansätze, welche in dieser Form in der empirischen Literatur bisher nicht getätigt bzw. vorhanden sind.

Die vorliegende Arbeit leistet einen weiterführenden Beitrag hinsichtlich einer kriti- schen Diskussion des Welterbe aus ökonomischer Sicht und präsentiert darüber hin- aus aktuelle Probleme und unterbreitet eigene Lösungsvorschläge, um so die bisher 164 nur granular vorliegenden und stark unterschiedlichen Dimensionen dieses Themas einheitlich zusammenzuführen, um so eine eigene Berwertung des Status quo zu ermöglichen.

165

5. Das Welterbe im kritischen Diskurs – Probleme, Ineffi- zienzen, Markt- und Politikversagen

5.1 Vorbemerkungen „Das Welterbeprogramm ist eine Erfolgsgeschichte.“498

Der Begriff Kulturgut wurde erstmals in der 1954 verfassten Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten (engl. Hague Convention for the Protection of Cultural Property in the Event of Armed Conflict) aufgeführt und richte- te sich an (bewegliche) Kunstobjekte bzw. Antiquitäten, die für Individuen oder Gruppen einen besonderen kulturellen Wert haben und zu Zeiten des Krieges vor Zerstörung geschützt werden sollten.499 Dabei sollte ein internationaler Standard geschaffen werden, um Kunst und Kulturgüter vor der Zerstörung während des Krie- ges zu schützen.500 Es ist damit nicht mehr nur Ländersache, wie mit Kulturgütern umgegangen wird und in welcher Weise diese Schutz erfahren, sondern vielmehr ein globales Anliegen, was mit der Haager Konvention auch völkerrechtlich umgesetzt wurde. Das Kapitel 5.2 dient einem kritischen Diskurs anhand konkreter Beispiele von Welterbestätten, die von Zerstörung, Vandalismus, Übernutzung oder Ablehnung durch lokale Akteure betroffen sind. Dieses Kapitel dient dem Überblick eines prakti- schen Status quo der negativen Folgen, die aus der Ernennung zum Welterbe resul- tieren können. Dazu gehört auch eine kritische Betrachtung des Tourismus sowie die Rote Liste des Welterbes und die bisherigen Aberkennungen durch die UNESCO.

Da Kulturgüter aufgrund des globalen Interesses und ihrer besonderen Eigenschaften häufig Symbolcharakter haben, sind sie anderen marktlichen Regeln unterworfen als klassische private Güter. Kulturgüter werden daher häufig den öffentlichen Gütern zugerechnet. Öffentliche Güter werden aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften i.d.R. vom Staat bereitgestellt. Neben der klassischen Abgrenzung zu privaten Gütern gibt es noch Sonderformen. Die Unterscheidung der privaten und öffentlichen Güter, bezogen auf Kulturgüter sowie deren Sonderformen werden in diesem Kapitel defi- niert und diskutiert, um ihre besondere Rolle im Bereich des marktlichen Handels

498 Bernecker, 2005, S. 18. 499 Vgl. Lafrenz Samules / Rico, 2015, S. 83. 500 Ebd. 166 und der Bereitstellung zu thematisieren. In Kapitel 5.3 erfolgt ein ausführlicher Dis- kurs zu Politikversagen und vor allem Marktversagen, in dem Externalitäten, Informa- tionsasymmetrien, die bereits angesprochene Theorie der öffentliche Güter sowie meritorische Güter im Zusammenhang mit dem Welterbe diskutiert werden.

Im Bereich des Welterbes sind neben vielen positiven Effekten, die bereits in voran- gegangenen Kapiteln diskutiert worden sind, auch negative Aspekte beobachtbar. Diesen widmet sich das folgende Kapitel und stellt sie ausführlich da, um einen Kriti- schen Diskurs zu eröffnen.

Dieser beginnt mit den konkret beobachtbaren negativen Auswirkungen auf Welter- bestätten.

5.2 The Bad Side of Heritage –Zerstörung des Welterbes

5.2.1 Vorbemerkungen

„The world is confronted with serious cultural and even natural heritage losses arising from natural and human-made disasters, modern development, wars and other forms of human conflict. This is compounded by poor or inappropriate conservation. Be- cause of this, and the reality that we cannot save all cultural and other forms of her- itage at risk or facing destruction, documentation is one way of doing so before losses are incurred. This is the basis for which subsequent conservators and the future gen- erations will come to know what was there and what efforts were made to save the heritage. “501

Welterbestätten sind konkret bedroht durch Verfall, Krieg, Naturkatastrophen und Bauprojekte.502 Neben diesen offensichtlichen Bedrohungen kann jedoch auch der Welterbestatus eine solche auslösen. So kann das Welterbe aufgrund seines promi- nenten Status gezielt zur Zielscheibe für Zerstörung werden, um einen größtmögli- chen (kulturellen) Schaden anzurichten. Im Rahmen dieses Kapitels wird auf ver- schiedene negative Effekte eingegangen, die aus der Ernennung zum Welterbe resul- tieren können.

501 Pikirayi, 2011, S. 30. 502 Vgl. Daniels, 2004, S. 53. 167

Diese einzelnen Bedrohungen unterscheiden sich erheblich voneinander und sind teilweise direkt und indirekt mit dem Welterbestatus verknüpft. Neben den negati- ven Effekten werden im nächsten Kapitel der Arbeit einige Lösungsmöglichkeiten präsentiert, die möglicherweise die hier genannten negativen Effekte lindern können. Zur besseren Präsentation wurden die negativen Effekte immer anhand konkreter Beispiele beschrieben, ebenso die Lösungsvorschläge im nächsten Kapitel der Arbeit.

Welterbestätten sind schützenswert – dafür hat die UNESCO die Welterbeliste ins Leben gerufen.503 Neben vielen guten Argumenten, die die Ernennung zum Welterbe mit sich bringt, gibt es jedoch auch eine negative Seite. Welterbestätten werden teilweise mutwillig zerstört – im Kleinen, durch Kritzeleien von Touristen, durch Übernutzung, aber auch im großen Ausmaß, so wie beispielsweise die Zerstörung der syrischen Stadt Palmyra im Zuge des IS-Konflikts. Hier wurde von Islamisten das Ziel verfolgt, kulturelle Werte und Symbole zu zerstören.

Die verschiedenen Formen der Zerstörung sollen hier exemplarisch mit vorgestellt werden. Neben Lösungsvorschlägen erfolgt die Vorstellung der roten Liste und der Stätten, deren Status wieder aberkannt worden ist, damit ein kritisches Bild des Welterbes gezeichnet werden kann.

503 Der Beginn war die Haager Konvention von 1954, die bereits in Kapitel 2 diskutiert wurde. 168

5.2.2 Kein nachhaltiger Welterbetourismus durch Übernutzung

„The World Heritage List was to provide examples of premier sites, which were to be exemplars of conservation and preservation. The List was to attract attention to the World Heritage Convention, but has come to dominate it. In no small part, this is be- cause the List provides destinations, those must-see places that busy people with disposable income hear about because they are listed, just as do National Parks in the US.“504

Tourismus ist, wie im weiteren Verlauf der Arbeit in Kapitel 3.4 diskutiert, in vielen Ländern ein wichtiger Wirtschaftszweig. Durch Tourismus rund um das Weltkulturer- be können Arbeitsplätze geschaffen werden und Wohlstand generiert werden. Häufig lauert aber genau dort die Gefahr, wo durch kurzfristiges Gewinnstreben eine Über- nutzung des Welterbes stattfinden kann. Neben Problemen mit der natürlichen Um- welt, die durch eine zu hohe Anzahl von Touristen verursacht werden (vgl. Kapitel 5.2.2) kann es auch zu Problemen der sozialen Akzeptanz der Tourismusströme kommen.505 Besonders dort, wo sich einige Beteiligte aufgrund von Gewinnstreben unethisch verhalten und möglicherweise Traditionen nicht wahren, kann es zu einer massiven Ablehnung der örtlichen Bevölkerung kommen.506 Dieses Ablehnen ist ein klassisches Beispiel für Politikversagen, was mit massiven Wohlfahrtsverlusten ver- bunden ist.

Maccu Picchu, eine der bekanntesten Weltnaturerbestätten in Südamerika, ist eine gut erhaltene Ruinenstadt in Peru, die vom Volk der Inkas erbaut wurde. Der bekann- te Reiseführer Lonely Planet beschreibt das Welterbe wie folgt: „For many visitors to Peru and even South America, a visit to the Inca city of Machu Picchu is the long- anticipated highpoint of their trip. In a spectacular location, it’s the best-known ar- chaeological site on the continent. This awe-inspiring ancient city was never revealed to the conquering Spaniards and was virtually forgotten until the early part of the 20th century. In the high season, from late May until early September, 2500 people arrive daily. Despite this great tourist influx, the site manages to retain an air of

504 Comer, 2012, S. 17. 505 Vgl. Huibin et al., 2012, S. 40. 506 Ebd. 169 grandeur and mystery, and is a must for all visitors to Peru. The site is most heavily visited between 10am and 2pm. June through August are the busiest months. “507

Diese aus dem 15. Jahrhundert stammende Stätte zieht täglich unzählige Besucher aus aller Welt an und ist somit ein echter Touristenmagnet, der die Region einerseits mit umfangreichen Einnahmen aus dem Tourismus belohnt, andererseits aber starke negative externe Effekte auf die Umwelt nach sich zieht. So besuchen etwa zwei Mil- lionen Menschen jährlich die historische Stätte.508 Für die lokalen Akteure spielen die Tourismuseinnahmen eine zentrale Rolle, da das BIP Perus sehr gering ist und durch den Tourismus viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. Jedoch ist das Welterbe schlicht nicht dafür ausgelegt, eine solch hohe Besucherzahl zu empfan- gen.509

Zentral bei diesem hier vorliegenden Umweltproblem ist die Erreichbarkeit der Welt- naturerbestätte Maccu Picchu. So liegt die Inkastadt, die im Jahre 1983510 in die Liste der Welterbeliste aufgenommen wurde, auf dem Berg des Maccu Picchu, der hier namensgebend war. Touristen, die diese Welterbestätte besuchen möchten, können unterschiedliche Wege nutzen, um die Ruinenstadt zu erreichen. Viele Touristen nehmen eine Bahn von Cusco aus nach Aguas Calientes, einer Stadt am Fuße des Maccu Picchu. Von dort aus kann in einen Bus umgestiegen werden, der die Besucher über eine Serpentinenstraße zum Ziel bringt. Eine der alternativen Route ist der Camino Inca (zu Deutsch: Inkaweg), der eine ca. 88 km lange Wanderung umfasst.511

Um den Tourismus weiter auszubauen gibt es Pläne, eine Seilbahn zu errichten, die den Maccu Picchu mit der Stadt Aguas Calientes verbindet.512 Dies würde vermutlich mit steigenden Besucherzahlen einhergehen. Zu beachten ist jedoch die Erdrutschge- fahr, die rund um den Maccu Picchu allgegenwärtig ist. So kam es in der jüngsten Vergangenheit bereits zu mehreren Zwischenfällen. Am 10. April 2004 kamen elf Menschen durch einen Erdrutsch ums Leben, am 14. Oktober wurde die Bahnstrecke

507 http://www.lonelyplanet.com/peru/machu-picchu/introduction 508http://www.dailymail.co.uk/travel/travel_news/article-3058763/Security-cameras-10- minute-visiting-slots-two-million-tourists-year-Machu-Picchu-s-plans-9million-makeover- cope-overcrowding.html 509 http://www.telegraph.co.uk/travel/destinations/south-america/peru/articles/machu-picchu- new-rules-for-access/ 510 http://whc.unesco.org/en/news/580/ 511 Vgl. Wright et al., 2000, S. i. 512 http://news.nationalgeographic.com/news/2002/04/0415_020415_machu_2.html 170 erneut verschüttet. Im Jahr 2010 kam es zu erneuten Erdrutschen, die eine zweimo- natige Sperrung des Maccu Picchu zur Folge hatten.513 Neben diesen enormen Prob- lemen durch Übernutzung werden das fehlende Sicherheitskonzept und die Übermül- lung häufig kritisiert.514

Durch die Übernutzung ist die ganze Region rund um das Welterbe gefährdet, da die Infrastruktur nicht für die steigenden Besucherzahlen ausgelegt ist, die sicherlich aus dem prominenten Status des Welterbes die Inkastadt resultieren.515 Die UNESCO fordert daher aufgrund der starken Umweltprobleme die Besucherzahlen zu limitie- ren, wobei sie eine maximale Besucherzahl, die zwischen 800 und 2.500 Besuchern pro Tag liegt, vorschlägt.516

Das Weltkulturerbe Maccu Picchu ist somit ein Negativbeispiel für das Konzept Welt- erbe. Durch die Ernennung ist die vorher deutlich geringer besuchte Welterbestätte so populär geworden, dass sie die Touristenströme nicht mehr bewältigen kann. Ob- wohl durch den Tourismus (kurzfristig) die Wohlfahrt gesteigert werden kann, wird die Stätte durch die massive Übernutzung nachhaltig geschädigt. Dadurch könnte es im schlimmsten Fall zu einer Aberkennung durch die UNESCO kommen. Das hier vor- liegende Politikversagen muss durch Regulierung überwunden werden. So sollte nicht nur die UNESCO eine Begrenzung der Besucherzahlen fordern, sondern auch der Staat Peru. Obwohl die lokalen Akteure (kurzfristig) sicherlich die Einnahmen des Tourismus über den Schutz der Welterbestätte stellen, muss langfristig zur Aufrecht- erhaltung ein Management-Plan erarbeitet werden, der den Schutz der Stätte in den Vordergrund stellt.

Neben der Übernutzung besteht ein massives Problem durch gezielte Zerstörung von Welterbestätten mit dem Ziel, einen möglichst großen kulturellen Schaden anzurich- ten. Das nachfolgende Kapitel widmet sich dieser Thematik.

513http://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/peru-erdrutsch-schliesst-touristen-ein- 3299048.html 514http://www.dailymail.co.uk/travel/travel_news/article-3058763/Security-cameras-10- minute-visiting-slots-two-million-tourists-year-Machu-Picchu-s-plans-9million-makeover- cope-overcrowding.html 515 http://www.bbc.com/travel/story/20121002-are-there-too-many-tourists 516http://www.dailymail.co.uk/travel/travel_news/article-3058763/Security-cameras-10- minute-visiting-slots-two-million-tourists-year-Machu-Picchu-s-plans-9million-makeover- cope-overcrowding.html 171

5.2.3 Mutwillige Zerstörung des Welterbes

„[Es] hatten die Krieg führenden Länder vor der Zerstörung kulturellen Erbes keinen Halt gemacht. Sie hatten Monumente und ganze Städte vernichtet, um die Identifika- tion der Menschen mit den ideellen und materiellen Produkten ihrer Vergangenheit zu zerstören und Leerstellen für die Oktroyierung ihrer neuen Ideologien und / oder poli- tischen Strategien zu erzeugen.“517

Im Jahr 2015 nahmen Mitglieder der sog. Terrororganisation Islamischer Staat (IS) die Stadt Palmyra in Syrien ein. Seit 1980 gehört sie, aufgrund ihrer einzigartigen Archi- tektur, zum Welterbe. Nach der Eroberung Palmyras sprengte der IS gezielt histori- sche Bauwerke und plünderte bedeutende kulturelle Stätten.518 In diesem Zusam- menhang wurde häufig von einer kulturellen Säuberung519 gesprochen, die Palmyra von westlichen Werten befreien sollte. Bevor der IS mit der Zerstörung der Stätten begann, wurden diese angekündigt: „Wir werden […] die Statuen pulverisieren, die die Irrgläubigen angebetet haben".520 Außenminister Steinmeier äußerte sich bei der Feierlichkeit zur Ernennung des Klosters Corvey zum Welterbe 2015 folgendermaßen dazu: „Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch diese Überreste von barbarischen islamistischen Horden zerstört worden sind“.521

Neben der Stadt Palmyra gab es in den letzten Jahren weitere Vorfälle dieser Art. So wurden in Malis Wüstenstadt Timbuktu 2012 durch Islamisten antike Mausoleen zerstört, die Teil des dortigen Weltkulturerbes waren. Seit 1988 gehören in dem afri- kanischen Land drei große Moscheen, 16 Friedhöfe und Mausoleen zum Weltkultur- erbe.522 Grund für die Zerstörung des Welterbes waren wohl auch hier die westlichen Werte, die damit verbunden wurden. So hat der Islamist Ahmad al-Faqi al-Mahdi die Zerstörung angeordnet, weil nach äußerst strenger Auslegung des Korans die Anbe-

517 Albert / Ringbeck, 2015, S. 48. 518http://en.unesco.org/news/unesco-experts-take-preliminary-stock-destruction-world- heritage-site-palmyra 519 Vgl. Cuncliffe, 2014, S. 243. 520http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-weltkulturerbe-is-will-statuen-in-palmyra- zerstoeren-a-1035739.html 521http://www.ksta.de/nrw/neues-weltkulturerbe-in-nrw-welterbe-plakette-fuer-das-kloster- corvey,27916718,30793162.html#plx229086846 522 http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-06/mali-weltkulturerbe-buergerkrieg 172 tung Heiliger wie an den Mausoleen von Timbuktu verboten ist.523 Ein Jahr später ereignete sich der nächste Zwischenfall in Mali, bei dem 2013 das Ahmed-Baba- Zentrum, eine Bibliothek, in Brand gesteckt wurde. Dort wurden historische Schriften und Manuskripte zerstört.524 Als Grund wurde auch hier Ikonoklasmus gesehen, das Ablehnen von Bildern, indem diese zerstört werden, wie es in den Mausoleen und Moscheen passiert ist. Zudem werden von den Islamisten eigene Bilder von Zerstö- rung und Qual in die Welt getragen, die sie als Propaganda nutzen.525

“It was a place to connect to your history, to your identity and to tell others, who were not from Aleppo: ’This is where we are from. This is who we are.’ This is where you come to face your roots. It was a place that existed forever, a place we thought would exist long after we were gone. But we were wrong.”526 Dieses Zitat von Amal Hanano zur Zerstörung der Umayyaden-Moschee in Aleppo, Syrien zeigt, wie die oben beschriebene Zerstörung sich auf die Bevölkerung und ihr kulturelles Identitäts- gefühl auswirkt.

Als 2001 die Buddha-Statuen in Bamiyan, Afghanistan527 von den Taliban zerstört wurden, kommentierte der Sprecher der Taliban Quadratullah Jamal: „It is no big issue. The statues are objects made of mud or stone. “528 Bei dieser gezielten Zerstö- rung wurden die größten stehenden Buddha-Statuen der Welt aus dem 6. Jahrhundert gesprengt. Seit der Verdrängung des Buddhismus durch den Islam verloren die Stauen immer mehr an Bedeutung. Zudem ist die Darstellung menschli- cher Figuren im Islam nicht erwünscht, was sie schon früh zum Opfer von Zerstörung machte. Neben einigen Schäden, die sie durch vorherige Zerstörungsversuche erhal- ten haben, erfolgte die vollkommene Zerstörung jedoch erst durch die Sprengung der Taliban, die vier Tage dauerte. Diese Zerstörung wurde aufgrund der enormen Sym- bolwirkung als performativer Ikonoklasmus interpretiert.529 Neben den Statuen wur- den von den Taliban auch buddhistische Ausstellungsstücke des Museums in Kabul zerstört. Die Zerstörung der Buddha-Statuen führte zu einem weltweiten Aufschrei

523http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-08/mali-timbuktu-unesco-weltkulturerbe- strafgerichtshof-kriegsverbrechen 524 http://www.zeit.de/kultur/2013-01/timbuktu-mali-unesco-welterbe-zerstoerung 525 http://www.zeit.de/kultur/2013-01/interview-mali-houssoubea 526 Cuncliffe, 2014, S. 229. 527 Vgl. Kapitel 2.1.10. 528 Gillmann, 2006, S. 9. 529 Vgl. Falser, 2010, S. 82f. 173 der Empörung, was zeigt, wie fest die Idee des Welterbes im Bewusstsein der Men- schen weltweit verankert ist.530 Dieser weltweite Aufschrei zeigt das globale Interesse an Kulturgütern und weist darauf hin, dass es sich um ein globales öffentliches Gut handeln könnte, was im Interesse der Menschheit geschützt werden muss.531

Kane (2015) berichtet von ähnlicher Zerstörung von Welterbestätten in Libyen. So führt sie als Gründe der Zerstörung einerseits den Krieg und Plünderungen an, die aufgrund der chaotischen Situation des Landes und der anhaltenden Destabilisierung zu Zerstörung geführt haben.532 Gerstenblith (2010) formuliert dazu: „Movable or immovable property of great importance to the cultural heritage of every people, such as monuments of architecture, art or history, whether religious or secular; ar- chaeological sites; groups of buildings which, as a whole, are of historical or artistic interest; works of art; manuscripts, books and other objects of artistic, historical or archaeological interest; as well as scientific collections and important collections of books or archives […].“ 533 Sie zeigt jedoch ebenfalls auf, dass religiöse Extremisten die Welterbestätten gezielt zerstört haben, weil sie nicht mit ihren Werten und ihrer religiösen Überzeugung vereinbar waren.534

Diese Welterbestätten sind gezielt zerstört worden, weil mit ihnen westliche Werte verbunden wurden.535 So haben die Taliban in Afghanistan, aber auch der Islamische Staat in Syrien gezielt Kulturstätten zerstört, die andere kulturelle Werte transportie- ren als die ihren. Hier werden gezielt die westliche Ordnung und das westliche Welt- bild angegriffen, um die Dominanz der Islamisten über diese zu demonstrieren. Kul- turelle Bias führen hier zu einer anderen Wertschätzung, die sich ins Negative kehrt.

Durch die Ernennung zum Welterbe wird eine Stätte nicht nur (positiv) prominent und in den exklusiven Klub der UNESCO aufgenommen, wodurch sie einen besonde- ren, bekannten und relevanten Status erhält. Ebendieser Status kann, im Falle eines Krieges, wie er in Afghanistan oder Syrien geführt wird, ein offensichtliches Ziel für eine Ideologie werden, die durch Zerstörung symbolhaft Werte und Normen anderer

530 Vgl. Bernecker, 2005, S. 16f. 531 Vgl. Serageldin, 1999, S. 240. 532 Vgl. Kane, 2015, S. 204. 533 Gerstenblith, 2010, S. 9. 534 Vgl. Kane, 2015, S. 204ff. 535 Vgl. Kane, 2015, S. 204. 174

Gesellschaften und religiöser Überzeugungen vernichtet. Durch die Ernennung zum Welterbe wurden hier Taliban und IS möglicherweise auf das potentielle (prominen- te) Ziel der Welterbestätten aufmerksam gemacht. Der Bekanntheitsgrad, den die Stätten durch die Ernennung erreicht haben, wurde ihnen gleichzeitig zum Verhäng- nis. Gerade diese beiden angesprochenen Gruppen, die Taliban und der IS, scheinen gezielt kulturelle Stätten zu zerstören, die sie als unislamisch erachten. Der Status Welterbe wirkt sich hier ganz klar negativ aus, die Konsequenz dieser Prominenz ist die Zerstörung der Welterbestätte. Somit wird durch die Aufnahme in die Welterbe- liste das Gegenteil erreicht: Anstatt Schutz vor Zerstörung für die Welterbestätte zu erreichen, kommt es hier zur gezielten Zerstörung.

Neben der Zerstörung von Welterbestätten lässt sich noch eine weitere kulturelle Zerstörungsform beobachten: Der illegale Verkauf von Artefakten, beispielsweise aus Syrien und dem Irak. In der westlichen Welt scheint es einen Markt für ungeprüfte Artefakte zu geben, die der Kriegsfinanzierung dienen.536

An den oben genannten Beispielen zeigt sich, dass die Welterbestätten durch ihren enormen Bekanntheitsgrad zu einem Ziel gegen westliche Werte werden können und so gezielt zerstört werden. Die UNESCO vertritt, wie bereits in Kapitel 2.1 angespro- chen, einen universellen Ansatz, wobei davon ausgegangen wird, dass es ein univer- selles kulturelles Erbe gibt, was alle Menschen dieser Erde eint und somit eine Welt- erbeliste rechtfertigt. Genau diesem universellen Wert stellen sich Extremisten und Terrororganisationen entgegen.537 Cuncliffe (2014) führt zudem auf, dass sich die Zerstörung kultureller Stätten enorm auf die kulturelle Identität auswirkt und es so zu einem Verlust von kultureller Identität in der Gesellschaft kommt.538

Die in diesem Kapitel diskutierten Beispiele zeigen Politikversagen. Hier muss ein Schutz der Welterbestätten durch den Staat bzw. das Militär gewährleistet werden. So wird hier durch eine Ernennung des kulturellen Erbes genau das Gegenteil des ursprünglichen UNESCO-Gedankens erreicht: Statt dem Schutz der Erbestätte wird diese erst zum Ziel und dann unwiederbringlich zerstört.

536 http://www.zeit.de/2015/11/islamischer-staat-kultur-kulturerbe 537 Vgl. Lauer, 2007, S. 16. 538 Vgl. Cuncliffe, 2014, S. 244. 175

Neben einer Übernutzung und einer gezielten Zerstörung kann auch Vandalismus zu einem massiven Problem der Welterbestätten werden. So zerstören Besucher teil- weise massiv Welterbe, ohne die Tragweite ihrer Handlung zu begreifen. Dieser Fak- tor an Welterbestätten wird im nachfolgendenden Kapitel diskutiert.

5.2.4 Zerstörung durch Besucher

„Jedes Denkmal ist an die materielle Substanz gebunden, aus der es besteht und die seine Existenz erst ermöglicht. Sie lässt uns den Prozess der Entstehung und Bearbei- tung des Denkmals nachvollziehen, zeigt aber auch die Spuren der Zeit, die seit der Fertigstellung vergangen ist, berichtet von Umbauten, Veränderungen und Funkti- onswandlungen, vom Schicksal der Bewohner und Benutzer, von guten wie schlechten Phasen.“539

1982 wurde die historische Altstadt von Florenz zum Welterbe erklärt. Die Erklärung der UNESCO hebt die Bedeutung dieser Welterbestätte hervor: „This unique cultural property should, with every good reason, have figured among the first lists of the World Heritage List and any justification would be both impertinent and derisory. ICOMOS would underscore the fact that the historic centre Florence responds to near- ly all the criteria defined by the Convention. “540 Florenz, einer der beliebtesten Orte in der Toskana, wird von vielen Touristen besucht.Von diesen besucht auch ein signi- fikanter Teil Stätten des Welterbes, so auch die Kathedrale Santa Maria del Fiore mit ihrer imposanten Kuppel. Genau wie an vielen anderen Welterbestätten finden sich Kritzeleien von Besuchern, die sich in den Bauwerken verewigen. Bei den Kritzeleien handelt es sich um Vandalismus, da ein Bauwerk dadurch nachhaltig geschädigt wird.

Diese Kritzeleien müssen aufwendig entfernt werden und können eine kostspiele Restauration nach sich ziehen. Diese Form des Vandalismus hat häufig weitreichende Folgen: So können Kritzeleien, die ins Mauerwerk geritzt wurden, nicht mehr entfernt werden.541 Die Welterbestätte ist, wie oben bereits angeführt, nachhaltig geschädigt bzw. zerstört. Ähnliches kann für die chinesische Mauer beobachtet werden: So gibt

539 Vgl. Albert / Ringbeck, 2015, S. 52 und Hubel, 2011, S. 311. 540 ICOMOS, 1982, S. 1 541http://www.spiegel.de/netzwelt/web/florenz-app-autography-digital-denkmaeler- vollkritzeln-a-1085285.html 176 es dort auf vielen Abschnitten Graffitis, 542 die das Welterbe nachhaltig schädigen.543 Die beiden genannten Welterbestätten stehen dabei stellvertretend für eine große Zahl von Stätten, bei denen ähnliche Zerstörungen vorgenommen und beobachtet worden sind.

Dabei ist häufig festzustellen, dass die Anzahl der Zerstörungen, hier also der Kritze- leien oder der Graffitis, zunimmt, je mehr von diesen bereits vorhanden sind. 544 Als Erklärung kann hier die Broken-Window-Theorie genutzt werden. Diese geht zurück auf Wilson und Kelling aus dem Jahr 1982545 und kommt aus dem Bereich der urba- nen Soziologie und der Kriminologie. Sie besagt, dass Zeichen für Unordnung oder Vermüllung zu mehr Unordnung und Müll führen, wenn Individuen beobachten kön- nen, dass andere bereits gegen soziale Normen verstoßen haben 546 Bereits kleine Mengen von öffentlicher Unordnung können zu ernstzunehmender Kriminalität füh- ren und dabei eine Abwärtsspirale der Zerstörung auslösen.547 So wird vermutet, dass visuelle Hinweise wie beispielsweise Graffiti, öffentlicher Drogenkonsum, Müll, ver- lassene Autos und Wohnungen, Kriminelle eher dazu verleiten, Straftaten zu bege- hen, als in Gegenden, wo dies nicht der Fall ist.548 Dabei liegt der Theorie zugrunde, dass in bestimmten Wohngegenden eine Art Resignation gegenüber Kriminalität stattgefunden hat, die zu mehr Kriminalität führen kann. 549

Eine hohe Anzahl an bereits vorhandenen Kritzeleien oder Graffitis scheint daher zukünftige Zerstörung zu begünstigen, da die Hemmschwelle für weitere Zerstörung sinkt.

Auch bei dieser Form der Zerstörung liegt Politikversagen vor. Durch die Ernennung zum Welterbe sollte die Stätte umfangreich geschützt werden. Der prominente Sta- tus und die daraus resultierenden hohen Besucherzahlen führen hier durch Vanda- lismus zu nachhaltiger Zerstörung, die dem Welterbe dauerhaft schadet. Auch hier sind Eingriffe durch die Länder erforderlich, die die Welterbestätten beherbergen.

542 Kaiser, 1996, S. 370. 543http://www.spiegel.de/reise/fernweh/chinesische-mauer-bekommt-graffiti-zone-fuer- touristenkritzeleien-a-956882.html 544 Vgl. Eisner, 1997, S. 26. 545 Vgl. Lefebvre et al., 2011, S. 3. 546 Vgl. Belinda, 2000, S. 132. 547 Vgl. Sampson / Raudenbush. 2004, S. 319. 548 Ebd. 549 Herold, 1977, S. 292 und Belina, 2000, S. 132. 177

Die Broken-Window-Theorie hat beispielsweise gezeigt, dass durch sofortige und umfangreiche Entfernung von Graffiti u.ä. die Wahrscheinlichkeit reduziert werden kann, dass neue Verschmutzung bzw. Beschädigung entsteht. Zudem könnten die Länder den Vandalismus unter Strafe stellen, was dann möglicherweise eine abschre- ckende Wirkung haben könnte.

Das nächste Beispiel zeigt klassisches Politikversagen. Hier werden das Welterbe und sein Status von den lokalen Akteuren abgelehnt, weil negative Effekte erwartet wer- den. Dieses wird anhand des Welterbes Wattenmeer nachfolgend dargestellt.

5.2.5 Ablehnung des Welterbes durch die Bevölkerung

„[…] das Kulturerbe und Naturerbe zunehmend von Zerstörung bedroht sind, nicht nur durch die herkömmlichen Verfallsursachen, sondern auch durch den Wandel der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse, der durch noch verhängnisvollere Formen der Beschädigung oder Zerstörung die Lage verschlimmert.“550

Das Wattenmeer, was durch die Länder Deutschland, Dänemark und die Niederlande als Weltnaturerbestätte nominiert worden ist, scheint eine ungewöhnliche Tendenz auszuweisen. In vielen Fällen, besonders unter Tourismusaspekten, plädieren Betei- ligte ganz allgemein für eine Nominierung zum Welterbe. Häufig wird diese positiv wahrgenommen, es werden u.a. steigende Einnahmen durch Tourismus, mehr Ar- beitsplätze, etc. erwartet.551 Dies scheint im Beispiel des Wattenmeeres nicht unbe- dingt der Fall zu sein. So gibt es, besonders von Seiten der Niederlande, eine Reihe Gegner, die der Nominierung kritisch gegenüber standen.552 Es scheint, als ob sich hier ein Not in my backyard (NIMBY) Ansatz553, oder Sankt-Florian-Prinzip ergibt.554

Dabei befürchten die nationalen Akteure einen Verlust ihrer Autonomie. Darüber hinaus sind die Konsequenzen, die eine positive Nominierung mit sich bringen würde, unklar, beispielsweise im Bereich der Fischerei und Landwirtschaft.555 So wurde der

550 http://unesco.de/infothek/dokumente/uebereinkommen/welterbe-konvention.html 551 Vgl. dazu Kapitel 5. 552 Vgl. van der Aa et al., 2004, S. 292. 553 Vgl. Wexler, 1996, S. 1. 554 Hinter NIMBY verbirgt sich die These, dass Individuen zwar Problemlösungen befürwor- ten, aber von den Konsequenzen nicht betroffen sein möchten. In diesem Fall würden sie die Problemlösungen ablehnen. 555 Vgl. van der Aa et al., 2004, S. 295. 178 befürchtete bevorstehende Autonomieverlust durch die Tatsache verstärkt, dass die betroffenen Akteure erst im Nachhinein von dem Vorhaben einer Listung erfahren haben.556 Weiterhin werden ineffektive Regularien von der UNESCO für die Region befürchtet. So stehen bei lokalen Akteuren die ökonomischen Interessen im Vorder- grund: Beispielsweise besteht die Befürchtung, dass ein Segelverbot erlassen werden könnte, der Muschelfang eingeschränkt wird, das Betreiben von Ölbohrinseln verbo- ten wird und ähnliches.557

Die lokalen Akteure sehen somit keinen Vorteil in einer Nominierung, da das Wat- tenmeer bereits eine touristisch erschlossene Region ist. So wird ein geringer Nutzen bzw. Nutzenzuwachs für die lokale Bevölkerung erwartet. Zudem sind die lokalen Akteure der Meinung, dass die Listung nicht mehr Schutz bietet, da ihrer Ansicht nach bereits ausreichend Schutz bzw. Ressourcen zur Instandhaltung vorhanden sind.558

Zudem wird der kostenintensive Nominierungsprozess kritisiert: Insbesondere bei der Umsetzung multilateraler Nominierungen scheint hier ein enormer monetärer Aufwand erforderlich, da das Wattenmeer mehrere Staaten umfasst.

NIMBY scheint hier repräsentativ für die Stimmung der lokalen Akteure zu sein. Grundsätzlich wird das Welterbe und das UNESCO Konstrukt zum Schutz und zur Aufrechterhaltung von kulturellem Erbe nicht abgelehnt, doch wünschen die lokalen Akteure dieses nicht in ihrer unmittelbaren Nähe, da sie in diesem Fall von den Kon- sequenzen direkt betroffen wären.

Das hier vorliegende Politikversagen könnte durch Einbeziehung der lokalen Akteure und klarere Darstellung der daraus resultierenden Konsequenzen der Ernennung vermutlich überwunden werden. Besonders auf lokaler Ebene wäre mit mehr Akzep- tanz bzw. Zustimmung zu rechnen, wenn die Vorteilhaftigkeit der Nominierung deut- lich kommuniziert werden würde bzw. zu den erwarteten nachteiligen Effekten von Seiten des Staates klar Stellung bezogen würde.

556 Vgl. van der Aa et al., 2004, S. 296. 557 Ebd. 558 Vgl. van der Aa et al., 2004, S. 297ff. 179

Neben den hier diskutierten ganz konkreten Beispielen der Welterbestätten wird die negative Seite des Welterbes häufig durch Denkmalschützer thematisiert. So wird insbesondere der touristische Aspekt negativ betrachtet, was im nachfolgenden Kapi- tel dargestellt wird.

5.2.6 Touristisches Ziel oder schützenswertes Denkmal?

„Kümmert euch um eure Denkmäler, und ihr werdet nicht nötig haben, sie wiederher- zustellen. […] Bewacht ein altes Bauwerk mit ängstlicher Sorgfalt; […] zählt seine Stei- ne wie die Edelsteine einer Krone; stellt Wachen ringsherum auf, wie an den Toren einer belagerten Stadt […]Tut dies alles zärtlich und ehrfurchtsvoll und unermüdlich, und noch manches Geschlecht wird unter seinem Schatten erstehen, leben und wieder vergehen.“559

In Kapitel 3.4 wird der Zusammenhang zwischen Welterbe und Tourismus untersucht und dargestellt, weil diese Bereiche untrennbar miteinander verbunden sind. Wie bereits zu Beginn der Arbeit formuliert, wird das Welterbe häufig als Gütesiegel für touristische Ziele verstanden. In diesem Kapitel soll dieser Zusammenhang, dass eine Welterbestätte als touristisches Ziel dient bzw. dienen könnte, kritisch hinterfragt werden. Neben den bereits aufgeführten negativen Aspekten am Beispiel Watten- meer kann auch gezielt der Tourismus negativ bewertet werden.

Dietmar Steiner, der Leiter des Architekturzentrums Wien, formulierte 2013 über das Welterbe: „Ich halte das Weltkulturerbe für absolut entbehrlich. Hier wird ein Klischee verfestigt und ein Signal in die falsche, nämlich touristische Richtung gesendet […]“ die UNESCO solle lieber „[…] in Entwicklungsländer schauen, wo wirklich Gefährdun- gen bestehen […]“560 Damit positioniert er sich klar gegen das Welterbe als touristi- sches Ziel und zeigt bereits, dass er dadurch falsche Anreize sieht, die nicht auf den ursprünglichen Gedanken, den Schutz der Welterbestätten abzielen, sondern der Vermarktung eines Tourismuslabels. 561 Ob das Welterbe ein Label, also eine Marke ist und wie stark diese sein kann hängt davon ab, wie austauschbar die Erfahrung ist,

559 Albert / Ringbeck, 2015, S. 50 und Huse, 2006, S. 91. 560 Zitiert nach Schediwy, 2003, S. 21. 561 Vgl. dazu u.a. Hoffmann, 1981, S.161f und Hoffmann, 1985, S. 47. 180 die mit dem Welterbe verbunden ist.562 So ist beispielsweise die erfolgreiche Destina- tionsmarke St. Moritz Top of the World, eine der erfolgreichsten Wintersport- Destinationsmarken.563 Diese Marke ist ein erfolgreiches touristisches Konzept, was gezielt Besucher auf ein mögliches Reiseziel aufmerksam macht. Ob Welterbe diese Rolle einnehmen soll, scheint fraglich. In Kapitel 3.4 wurde ausführlich die Bedeutung des Tourismus herausgearbeitet, doch kann kritisch hinterfragt werden, ob es die Hauptmotivation für die Nominierung einer Welterbestätte sein sollte.

Insbesondere für Städteentwicklungen wird der Status Welterbe häufig negativ be- trachtet.564 Achleitner (2005) skizziert ein solches Bild für Wien565, Schediwy (2003) ebenfalls für Wien und auch für Wismar.566

Ob das Welterbe nun nur und ausschließlich ein touristisches Label ist, welches Län- dern und Regionen hilft, Marketing für ihre Erbestätten zu betreiben, kann nicht ge- sagt werden. Die UNESCO schützt mit ihren Welterbestätten viele Denkmäler, Bauten und Parks, die ohne diesen Status vielleicht in ihrer heutigen Form nicht mehr existie- ren würden. Dennoch sollten die kritischen Punkte, insbesondere bzgl. der Stadtent- wicklung, bei einer möglichen Nominierung berücksichtigt werden. Auch hier scheint von Seiten der Politik Handlungsbedarf. Neben dem Einbeziehen der lokalen Akteure sollten auch Architekten und Städteplaner in den Auswahl- und Nominierungsprozess eingebunden werden.

Zusätzlich zu den oben bereits diskutierten Beispielen der konkreten Zerstörung ein- zelner Stätten existiert eine offizielle Liste an Welterbestätten, die aus Perspektive der UNESCO aus verschiedenen Gründen in Gefahr sind. Diese wird als Rote Liste bezeichnet und im nächsten Kapitel vorgestellt.

562 Vgl. Weiermaier / Bieger, 2008, S. 129. 563 Ebd. 564http://ec.europa.eu/regional_policy/sources/docgener/studies/pdf/citiesoftomorrow/citiesofto morrow_final_de.pdf 565 Vgl. Achtleitner, 2005, S: 2. 566 Vgl. Schediwy, 2003, S. 21. 181

5.2.7 Die Rote Liste des gefährdeten Welterbes

„Lessons learned from the early KFOR deployment stage showed that Cultural Proper- ty very often turns out to be the ultimate backing and identity-founding symbol, the last expression of self-assertion of people who lost almost everything in a perpetuat- ed act of violence and ethnic cleansing.”567

In der Welterbekonvention der UNESCO sollen solche Stätten hervorgehoben wer- den, die durch ernstzunehmende und spezifische Gefahren, wie Beschädigung, Zer- störung oder Verschwinden, bedroht sind. Ziel ist es, den Schutz dieser Stätten zu gewährleisten und auf die Gefahren aufmerksam zu machen, damit eine mögliche Zerstörung verhindert werden kann. Die UNESCO versteht dabei eine Aufnahme in die rote Liste des Welterbes ausdrücklich als Aufruf an alle Mitgliedsstaaten.

Nachfolgend sind die bedrohten und auf der roten Liste des Welterbes geführten Stätten aufgeführt, wobei eine Sortierung nach Ländern vorgenommen wurde. Zu- dem wurden sie in verschiedene Gruppen unterteilt, die angeben, aus welchem Grund die Stätten als gefährdet gelten.

567 Peischel, 2002, S. 139 und Kila, 2010, S. 42. 182

Tabelle 33: Die rote Liste des Welterbes

Name des Hauptursachen der Listung Jahr der Welterbes Listung auf WKE in Gefahr Afghanistan Cultural Landscape and Ar- Militärischer Konflikt, Teilzerstörung durch 2003 chaeological Remains of the Taliban Bamiyan Valley Minaret and Archaeological Unzureichendes Management 2002 Remains of Jam Belize Belize Barrier Reef Reserve Verkauf/Verpachtung öffentlichen Landes zu 2009 System Entwicklungszwecken Bolivien City of Potosí Übermäßiger Bergbau 2014 Zentral Afrikanische Republik Manovo-Gounda St Floris Na- Illegales Jagen 1997 tional Park Chile Humberstone and Santa Laura Fehlende Instandhaltung, fragile Bauart, 2005 Saltpeter Works Vandalismus Elfenbeinküste Comoé National Park Anhaltende Unruhen, ausbleibendes Ma- 2003 nagement Mount Nimba Strict Nature Eisenerzabbau, Hohe Flüchtlingsströme 1992 Reserve Demokratische Republik Kongo Garamba National Park Wilderei, Bedrohung durch Bürgerkrieg 1996 Kahuzi-Biega National Park Wilderei, bewaffnete Konflikte 1997 Okapi Wildlife Reserve Bewaffneter Konflikt, Bedrohung für Tierwelt 1997 Salonga National Park Wilderei, Bau von Häusersiedlungen 1999 Virunga National Park Militärischer Konflikt im benachbarten Ruan- 1994 da Ägypten

183

Abu Mena Anstieg des Wasserspiegels durch Kultivie- 2001 rung von Land Äthiopien Simien National Park Ansteigende Bevölkerungszahl, Straßenbau 1996 Georgien Bagrati Cathedral and Gelati Unzureichendes Management 2010 Monastery Guinea Mount Nimba Strict Nature Eisenerzabbau, Hohe Flüchtlingsströme 1992 Reserve Honduras Río Plátano Biosphere Reserve Illegale Abholzung, illegale Besetzung 2011 Indonesien Tropical Rainforest Heritage of Illegale Abholzung, Eingriff durch Agrarwirt- 2011 Sumatra schaft Irak Ashur (Qal'at Sherqat) Überflutungsgefahr durch Staudamproject 2003

Hatra Zerstörung durch den Islamischen Staat 2015 Samarra Archaeological City Fehlendes Management durch bewaffnete 2007 Konflikte Jerusalem (Erbe gehört zu Jordanien) Old City of Jerusalem and its Modifikationen im juristischen Status gefähr- 1982 Walls den Preservationsmaßnahmen, Bedrohung durch Städteplanung Libyien Archaeological Site of Cyrene Bewaffneter Konflikt 2016 Archaeological Site of Leptis Bewaffneter Konflikt 2016 Magna Archaeological Site of Saratha Bewaffneter Konflikt 2016 Old Town of Ghadames Bewaffneter Konflikt 2016 Rock-Art Sites of Tadrart Aca- Bewaffneter Konflikt 2016 cus Madagaskar Rainforests of the Atsinanana Illegale Abholzung 2010 Mali

184

Old Towns of Djenné Fehlendes Management durch Armut und 2016 allg. Unsicherheit Timbuktu Bewaffneter Konflikt 2016 Tomb of Askia Bewaffneter Konflikt 2012 Mikronesien Nan Madol: Ceremonial Centre Gestörte Wasserversorgung 2016 of Eastern Micronesia Niger Air and Ténéré Natural Re- Militärischer Konflikt 1992 serves Palestina Birthplace of Jesus: Church of Hohe physische Sensibilität 2012 the Nativity and the Pilgrimage Route, Bethlehem Palestine: Land of Olives and Sozio-kulturelle sowie geopolitische Trans- 2014 Vines – Cultural Landscape of formationen Southern Jerusalem, Battir Panama Fortifications on the Caribbean Fehlende Instandhaltungsmaßnahmen 2012 Side of Panama: Portobelo-San Lorenzo Peru Chan Chan Archaeological Zone Fragile Strukturen, hohe Anfälligkeit bei Ero- 1986 sionen etc. Senegal Niokolo-Koba National Park Illegales Jagen, Beweidung durch Vieh 2007 Kosovo Medieval Monuments in Koso- Fehlendes Management, vergangene militäri- 2006 vo sche Konflikte Salomonen East Rennell Abholzung 2013 Syrien Ancient City of Aleppo Erhebliche Beschädigungen durch anhalten- 2013 den Bürgerkrieg Ancient City of Bosra Teilweise Zerstörung durch anhaltenden 2013

185

Bürgerkrieg Ancient City of Damascus Erhebliche Beschädigungen durch anhalten- 2013 den Bürgerkrieg Ancient Villages of Northern Bedrohung / Risiko durch potentielle Kämpfe 2013 Syria im Krisengebiet Crac des Chevaliers and Qal’at Erhebliche Beschädigungen durch anhalten- 2013 Salah El-Din den Bürgerkrieg Site of Palmyra Teilweise Zerstörung durch IS 2013 Uganda Tombs of Buganda Kings at Potentielle Bedrohung durch Feuer 2010 Kasubi United Kingdom of Great Bri- Fehlendes Management 2012 tain and Northern Ireland Liverpool – Maritime Mercan- tile City Tansania Selous Game Reserve Illegale Wilderei 2014 USA Everglades National Park Urbanisierung und Agrarwirtschaftswachs- 2010 tum Uzbekistan Historic Centre of Shakhrisyabz Unzureichendes Management 2016 Venezuela Coro and its Port Extremer Niederschlag zwischen Nov. 2004 2005 und Feb. 2005 Jemen Historic Town of Zabid Unzureichendes Management 2000 Old City of Sana'a Bewaffneter Konflikt 2015 Old Walled City of Shibam Bewaffneter Konflikt 2015 Quelle: http://whc.unesco.org/en/danger/

186

Außerdem erfolgt hier durch Unterteilung nach verschiedenen Farben eine Klassifika- tion nach dem Grund der Gefährdung:

Die gelb markierten Welterbestätten gelten als gefährdet, weil Ihnen ein entspre- chendes Managementsystem fehlt. Dies ist, anders als vielleicht zu vermuten wäre, kein Phänomen allein von Entwicklungsländern. So findet sich auch in Europa eine Welterbestätte, die 2012 der Liste hinzugefügt wurde. So wurde die Welterbestätte Liverpool – Maritime Mercantile City - aufgrund von fehlendem Management auf die Liste gesetzt.

Rötlich markiert wurden die Welterbestätten, die aufgrund bewaffneter und militäri- scher Konflikte, Kriege und Terrorismus gefährdet sind. So befinden sich alle sechs Welterbestätten in Syrien aus diesem Grund auf der roten Liste.

Durch blaue Markierung werden diejenigen Welterbestätten gekennzeichnet, die von Naturkatastrophen heimgesucht wurden, wobei die jeweiligen Ursachen durchaus unterschiedlich sind. So sind Überschwemmungen, Brände, Erosion, aber auch Fragi- lität der Welterbestätte Auslöser für die Bedrohung.

Durch Grün werden Welterbestätten markiert, bei denen die Bedrohung von Men- schen ausgeht. Helles Grün gibt hierbei Urbanisierungsgründe, Städtebauplanungen und Häuserbau an. Durch dunkles Grün werden diejenigen Welterbestätten be- schrieben, die durch illegales Abholzen, illegale Wilderei und illegales Jagen bedroht sind. Hierzu zählen in erster Linie Weltnaturerbestätten.

Bei einer Darstellung als Kreisdiagramm (Abbildung 22) ist leicht erkennbar, dass fast die Hälfte aller Welterbestätten auf der roten Liste auf Grund bewaffneter Konflikte als bedroht gilt. Auch die Ausbeutung der natürlichen Umwelt macht einen großen Teil aus. So sind fast ein Viertel aller bedrohten Welterbestätten aus diesem Grund auf der roten Liste geführt.

187

Abbildung 22: Bedrohte Welterbestätten nach Art der Bedrohung in Prozent

Quelle: Eigene Darstellung. In Anlehnung an: http://whc.unesco.org/en/danger/

Neben dem Status Quo im Jahr 2016 kann die Entwicklung der Welterbestätten im Verlauf der letzten 20 Jahre betrachtet werden, was die oben aufgeführten Tenden- zen untermauert. Abbildung 23 zeigt, dass insbesondere die Gefahr durch bewaffne- te Konflikte und Ausbeutung der natürlichen Umwelt stark zugenommen hat und Hauptauslöser für das Wachstum der roten Liste in den letzten zehn Jahren war. Da- bei ist insbesondere ein starker Anstieg ab dem Jahre 2012 zu verzeichnen, der u.a. auf den Bürgerkrieg in Syrien zurückzuführen ist.

188

Abbildung 23: Entwicklung der roten Liste des Welterbes (letzten 20 Jahre)

Quelle: Eigene Darstellung. In Anlehnung an: http://whc.unesco.org/en/danger/

Die nachfolgende Abbildung zeigt die Verteilung des Welterbes, welches von der UNESCO als in Gefahr klassifiziert wurde nach Ländern auf der Weltkarte. Dabei be- finden sich in den Ländern Welterbestätten in Gefahr, die farblich hervorgehoben wurden. Je dunkler die Färbung, umso mehr Welterbestätten befinden sich dort in Gefahr.

189

Abbildung 24: Verteilung des Welterbes in Gefahr auf der Weltkarte

1 6

Quelle: Eigene Darstellung. 190

Die obige Grafik zeigt, wie sich die in Gefahr befindlichen Welterbestätten auf die Welt verteilen. Dabei finden sich kaum bedrohte Welterbestätten in Europa und Nordamerika, wo die höchste Welterbedichte vorliegt.

Die rote Liste des Welterbes ist ein wichtiges Instrument der UNESCO, um den Status der Welterbestätten zu klassifizieren und um auf Missstände aufmerksam machen zu können. Durch die rote Liste und die dargestellten Gründe wird aufgezeigt, dass die UNESCO die Welterbeliste als dynamisch sieht. Folglich unterscheidet sich die UNE- SCO mit ihrer Liste deutlich von vielen anderen Institutionen, die Auszeichnungen und Siegel vergeben. Damit besteht die Möglichkeit, dass der Welterbestatus wieder aberkannt werden kann, wenn eine Welterbestätte nicht mehr den Kriterien der UNESCO genügt. Das nachfolgende Kapitel beschäftigt sich mit den bisherigen Aber- kennungen, um zu zeigen, dass die UNESCO durch Monitoring auch die bisher er- nannten Welterbestätten bzgl. ihres Zustands bewertet.

5.2.8 Aberkennung durch die UNESCO

„Was es heißt, ein Welterbe zu verwalten, und welche Konsequenzen der leichtfertige Umgang mit ihm nach sich ziehen kann, das sehen wir zurzeit in Köln: […] [D]as Welt- erbekomitee [setzte] den Kölner Dom auf die „Rote Liste“ der gefährdeten Welterbe- stätten. In Köln sind die denkmalpflegerischen Ansprüche des Welterbekomitees und die Vorstellungen der Stadtplaner aneinander geraten.“568

Bisher wurden zwei der Welterbestätten, die von der UNESCO diesen Titel erhalten haben, wieder aberkannt. Der Titel ist somit nicht für die Ewigkeit vergeben, sondern kann, wenn die Kriterien, nach denen der Welterbestatus vergeben wurde, hinfällig werden, auch wieder aberkannt werden.

Eine dieser beiden Stätten liegt in Deutschland: Es handelt sich um das Dresdner Elb- tal, welches 2004 zum Weltkulturerbe ernannt worden ist. 2006 wurde das Elbtal in die Rote Liste des gefährdeten Welterbes eingetragen. Drei Jahre später verlor es diesen Titel jedoch schon wieder, da die UNESCO die 2007 bis 2013 erbaute Wald- schlößchenbrücke als landschaftszerstörend beurteilt hat. Dabei argumentiert die

568 Corts, 2005, S. 9f. 191

UNESCO, dass die Waldschlößchenbrücke569, eine vierspurige Straßenbrücke, die die Verkehrssituation in Dresden deutlich verbessern sollte, jedoch ein gravierender Ein- griff in den außergewöhnlichen universellen Wert570 des Welterbes gewesen sei.571 Noch vor Fertigstellung der Brücke verlor das Elbtal daher den Welterbetitel wieder. Das Elbtal wurde von der UNESCO als einteiliger Raum gewertet, der den größten Teil des Flusslaufs der Elbe innerhalb der Stadtgrenzen Dresdens umfassend und somit von der UNESCO für schützenswert befunden wurde. Für die Ernennung zum Welt- kulturerbe erfolgte die räumliche Festlegung der Kulturregion, die beide Seiten der Elbe umfasste und Teile von Dresden selber beinhaltet.572

Die Waldschlößchenbrücke war letztlich der Grund der Streichung von der Welterbe- liste durch die UNESCO. Als im Jahr 2007 mit dem Brückenbau begonnen wurde, stellte die UNESCO zunächst ein Ultimatum und sprach sich für eine Tunnellösung statt des Brückenbaus aus. Als dies nicht umgesetzt wurde, strich das Welterbe- Komitee das Elbtal noch im gleichen Jahr von der Liste. Das UNESCO-Komitee be- schloss dabei mit 14 zu fünf Stimmen bei zwei ungültigen Stimmen die Aberkennung des Titels.573

Damit ist Deutschland das zweite Land, dass von einer derartigen Streichung betrof- fen ist. Zuvor wurde der Oman mit dieser Situation konfrontiert: 2007 wurde das Wildschutzgebiet der arabischen Oryx-Antilope der Welterbe-Status aberkannt. Der Oman hatte die Fläche des Schutzgebietes „Arabian Oryx Sanctuary“ um 90 % redu- ziert, um ungehindert Öl fördern zu können.574 Das 1994 auf die Liste des Welterbes aufgenommene Gebiet, in dem die als bedroht geltende arabische Oryx-Antilope heimisch ist, hatte 1996 einen Bestand von rund 450 Tieren vorzuweisen. 2007 lag der Bestand nur noch bei 65.575

Die Aberkennbarkeit des Welterbetitels birgt Vor- und Nachteile. Als vorteilhaft kann angesehen werden, dass alle Staaten, die den Titel erhalten haben, das Welterbe in

569http://brueggen-ra.de/pdf/Weltkulturerbe/GA_UNESCO_Weltkulturerbe_Elbtal_06-08- 12.pdf 570 Vgl. PAN, 2015, S. 7. 571 http://www.unesco.de/presse/pressearchiv/2009/ua36-2009.html?&L=0 572 http://whc.unesco.org/en/list/1156/documents/%23ABevaluation 573 http://www.unesco.de/presse/pressearchiv/2009/ua36-2009.html?&L=0 574 Ebd. 575https://www.welt.de/wissenschaft/article982649/Wildschutzgebiet-im-Oman-verliert- Welterbe-Status.html 192 jedem Fall nach den Mindestanforderungen der UNESCO instand halten müssen und diese, nach der Ernennung, nicht vernachlässigen können, weil der Titel wieder aber- kannt werden kann. Somit hat die UNESCO eine Art Druckmittel, um eine bestimmte gleichbleibende Qualität oder eine bestimmte Pflege ihrer Stätten einfordern zu kön- nen. So kann ein Land nicht beliebig ein (Naturschutz-)Gebiet verkleinern, wenn es die Fläche anders nutzen möchte, weil dann der Welterbestatus verloren geht.

Als nachteilig ist hingegen die Inflexibilität zu beurteilen, die damit einhergeht. Wenn ein Land, wie Deutschland im Fall von Dresden, das Welterbe baulich verändern möchte, so kann es dadurch ebenfalls zu dem Verlust des Welterbetitels kommen. Dieser Kritikpunkt wurde bereits in Kapitel 5.2.6 diskutiert, da es massive Kritik von Städteplanern gibt, die die starre Konservierung durch den Welterbestatus als ver- heerend ansehen.

Es ist also in jedem Fall abzuwägen, in wieweit der Welterbestatus durch Verände- rungen an den geschützten Stätten gefährdet wird. Die lokalen Akteure, hier die Stadt Dresden, die neben der UNESCO auch die Interessen der ansässigen Bevölke- rung berücksichtigen muss, hat sich für den Brückenbau, der zur Aberkennung führte, entschieden, da er eine erhebliche Verbesserung der Verkehrssituation in Dresden bedeutete.

193

5.2.9 Zwischenfazit

“We live in a volatile world.”576

Kapitel 5.2 beschäftigt sich mit den negativen Aspekten, die der Welterbestatus mit sich bringt. Dabei kann einerseits eine Übernutzung durch Touristen folgenschwer sein, andererseits können die Welterbestätten durch ihren prominenten Status erst zum Ziel von Zerstörung werden. Neben der Ablehnung durch die lokale Bevölkerung scheint insbesondere auf städteplanerischer Ebene nicht nur Zustimmung zum Kon- zept der UNESCO zu herrschen. Die UNESCO hat die Welterbestätten, die nicht die Anforderungen erfüllen, in der roten Liste des Welterbes zusammengetragen, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Daneben gibt es zwei Beispiele, bei denen bereits eine Aberkennung durch die UNESCO erfolgt ist.

Das System UNESCO scheint an einigen Stellen verbesserungswürdig. So sind insbe- sondere Übernutzung und mutwillige Zerstörung Aspekte, die einen Handlungsbedarf durch die UNESCO bzw. die Länder, die die Welterbestätten beheimaten, implizieren. Die Ernennung zum Welterbe ist, wie dieses Kapitel gezeigt hat, nicht durchgehend positiv und zeigt die Schattenseiten des Labels Welterbe, die bei einer möglichen Nominierung und Ernennung berücksichtigt werden müssen.

576 Kaul et al., 1999, S. xix. 194

5.3 Marktversagen und Öffentliche (Kultur-) Güter

5.3.1 Vorbemerkungen

„Political Economy or Economics is a study of mankind in the ordinary business of life; it examines that part of individual and social action which is most closely connected with the attainment and with the use of the material requisites of wellbeing. “577

Im Rahmen dieses Kapitels wird zunächst Politikversagen diskutiert, daran anschlie- ßend erfolgt ein ausführlicher Diskurs von Marktversagen im Zusammenhang mit dem Welterbe. Dafür wird zunächst in Kapitel 5.3.2.2 Informationsasymmetrie be- schrieben, gefolgt von einem Diskurs über Externalitäten. Im Anschluss daran erfolgt eine Darstellung von öffentlichen Gütern, woran ein Diskurs über meritorische Güter angeschlossen wird. Das Kapitel schließt mit einem Zwischenfazit.

Im folgenden Kapitel wird zunächst Politikversagen dargestellt.

5.3.1 Politikversagen

„Das mir vorschwebende Ideal beruht auf der Stärke, dass der Einzelne sagen kann: Ich will mich aus eigener Kraft bewähren, ich will das Risiko des Lebens selbst tragen, will für mein Schicksal selbstverantwortlich sein. Sorge du, Staat, dafür, dass ich dazu in der Lage bin.“578

Das obige Zitat stammt von Ludwig Erhard und spiegelt die Bedeutung staatlicher Eingriffe wider. Politikversagen ist dadurch gekennzeichnet, dass staatliches Handeln zu einem nicht wünschenswerten Ergebnis auf dem Markt führt. Dabei ist nicht nur das staatliche Handeln selbst entscheidend, sondern auch das Unterlassen durch den Staat, der nicht in den Markt eingreift, obwohl dies möglicherweise erforderlich wä- re. Die damit ausgelöste Fehlallokation kann erhebliche Auswirkungen haben. So zeigen die Beispiele des vorangegangenen Kapitels, dass staatliches Eingreifen hier durchaus erforderlich wäre. So hätte beispielweise der Staat durch den Einsatz des Militärs die Zerstörung von Welterbestätten verhindern können, indem diese unter Schutz gestellt worden wären. Von Seiten der UNESCO muss hier mehr Unterstüt-

577 Marshall, 1890, S. 6. 578 Zeitbild, 2012, S. 1. 195 zung für die Welterbestätten durch die Staaten gefordert werden. Neben der offen- sichtlichen Zerstörung von Welterbestätten in Ländern, die von Krieg und Terroris- mus heimgesucht werden, muss die Zerstörung im Kleinen durch Vandalismus eben- falls verhindert bzw. begrenzt werden. So könnte einerseits von Seiten der Länder, vielleicht unterstützt durch die UNESCO, Aufklärungsarbeit geleistet werden. Zudem könnte andererseits eine Strafe verhängt werden, die einen Abschreckungseffekt auf die potentiellen Schädiger hat, die von Seiten des Staates durchgesetzt wird. So könnten beispielsweise die Kritzeleien im Dom von Florenz unter eine Geldstrafe gestellt werden. Dabei müsste der Staat die Einhaltung des Verbotes überwachen. Durch das Verhängen von Strafen und das gezielte Eingreifen durch den Staat könnte so zukünftiger Vandalismus verhindert werden. Zudem könnte der Staat sich der bereits erwähnten Broken-Window-Theorie bedienen und vorhandenen Vandalismus umgehend entfernen, da es dann mit hoher Wahrscheinlichkeit zu weniger neuem Vandalismus kommen könnte.

Die Gründe für Politikversagen, auch Staatsversagen genannt, können dabei, wie oben bereits ausgeführt, sehr unterschiedlich sein. Staatseingriffe werden kontrovers diskutiert, wobei fraglich ist, ob der Staat eine Allokationsverbesserung herbeiführen kann.579 Die vorliegende Arbeit setzt den Fokus auf Marktversagen und die damit verbundenen Effekte und Ursachen.

5.3.2 Marktversagen und Welterbe

5.3.2.1 Vorbemerkungen „Gewisse Güter, die öffentlichen Güter, werden nämlich erzeugt, um gewisse Bedürf- nisse, die öffentlichen Bedürfnisse, zu befriedigen.“580

Der Staat soll, wie im vorangegangenen Kapitel bereits angemerkt, den Markt funkti- onsfähig halten und durch wirtschaftspolitisches Handeln eingreifen, wenn Marktver- sagen vorliegt.581 Das gilt auch für das Welterbe. Dabei können zwei Ursachen 582

579 Vgl. Fritsch et al., 2005, S. 82. 580 Lindahl, 1919, S. 28. 581 Vgl. Fritsch et al., 2005, S. 81. 582 Vgl. Brümmerhoff / Büttner, 2015, S. 86. 196 identifiziert werden, die die Funktionsfähigkeit des Marktes rund um das Welterbe beeinträchtigen können und Staatseingriffe rechtfertigen:583

 externe Effekte  Informationsmängel

Dabei ist anzumerken, dass die oben genannten Ursachen die zentralen Annahmen der vollkommenen Konkurrenz584verletzen.585

Externe Effekte können positiver und negativer Natur sein und beeinflussen das Welterbe und seine Bereitstellung in einem großen Ausmaß. In diesem Kpaitel erfolgt ein Diskurs über Marktversagen, der im Zusammenhang mit negativen externen Ef- fekten steht.

Der zweite genannte Faktor, Informationsmängel bzw. Informationsasymmetrien, wird in Kapitel 5.3.2.2 thematisiert und dort im Zusammenhang mit dem Welterbe und Marktversagenstatbeständen vorgestellt.

Neben den beiden oben genannten Faktoren spielen Öffentliche Güter eine wichtige Rolle. Das Welterbe ist kein privates Gut, sondern wird von Staaten bereitgestellt. Aufgrund seiner umfassenden Dimension kann es als globales öffentliches Gut be- zeichnet werden. Dieser Diskurs und die damit verbundenen Marktversagenstatbe- stände erfolgen in Kapitel 5.3.2.4.

Zusätzlich spielt Marktmacht eine entscheidende Rolle. Das Welterbe wird einzig von der UNESCO angeboten, die das Monopol auf den Titel und damit auch das Label hat. Wie bereits der Diskurs in Kapitel Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden wer- den. gezeigt hat, gibt es keine Substitute, die ein vergleichbares Label vergeben, was eine so immense Reichweite besitzt. Da dieser Diskurs bereits in dem vorangegange- nen Kapitel geführt wurde, beschränkt sich die Arbeit in diesem Kapitel auf die oben genannten Ursachen.

583 Vgl. Fritsch et al., 2005, S. 81. 584 Vollkommene Konkurrenz meint hier homogene Güter, keine persönliche, zeitliche oder räumliche Präferenzen, vollkommene Markttransparenz sowie Marktteilnehmer, die sofort auf Änderungen der Marktvariablen reagieren. 585 Vgl. Fritsch et al., 2005, S. 81. 197

Das nachfolgende Kapitel beginnt mit der Darstellung von ungleich verteilten Infor- mationen, die sich im Zusammenhang mit Welterbestätten negativ auswirken.

5.3.2.2 Informationsasymmetrie und das Welterbe „Different people know different things. “586

Die Prinzipal-Agenten-Theorie und die Anreizproblematik um das Thema Verträge und die damit verbundenen Transaktionskosten wurden erstmals 1973 von Stephen Ross beschrieben.587 Die ersten Überlegungen bezüglich unvollständiger Verträge gehen jedoch auf Ronald Coase zurück, die er 1937 in dem Aufsatz The Nature of the Firm588 thematisierte. Grundlegende Problemstellung der Prinzipal-Agenten-Theorie ist die Informationsasymmetrie589, also die Ungleichverteilung von Informationen zwischen Prinzipal590 und Agent.591 Die Theorie gilt als Teilgebiet der Neuen Instituti- onenökonomik.592 Der Auftraggeber wird in diesem Modell als Prinzipal bezeichnet, der Auftragnehmer ist der Agent. Informationen beeinflussen den Entscheidungspro- zess von Haushalten, Unternehmen und Staaten. Diese treffen ihre Entscheidungen teilweise auf Basis frei verfügbarer Informationen sowie privaten Informationen, die nur einem Teil der Öffentlichkeit zugänglich sind.593

Einer von beiden Akteuren ist besser informiert und es kann so zu Interessenkonflik- ten kommen, da derjenige, der den Informationsvorsprung besitzt, diesen zu seinem Vorteil ausnutzen 594 und sich somit opportunistisch595hasr verhalten kann.596 Dieses Problem der ungleichen Informationen und der daraus resultierenden Problematik wird als Agency-Problem bezeichnet.597 Dabei ist offensichtlich, dass die Handlungen

586 Stiglitz, 2002, S. 469. 587 Vgl. Ross, 1973, S. 134. 588 Coase, 1937, S. 386. 589 Vgl. Hindriks / Myles, 2007, S. 251. 590 Der Prinzipal kann hier ein beispielsweise ein Auftragggeber sein, ein Agent ein Auftrag- nehmer. 591 Vgl. Gravelle / Rees, 2004, S. 556. 592 Vgl. Behrends, 2001, S. 92. 593 Vgl. Conelly et al., 2011, S. 39f. 594 Vgl. Behrends, 2001, S. 93. 595 Vgl. Gottschalk, 2006, S. 103. 596 Vgl. Bofinger, 2011, S. 86. 597 Vgl. Behrends, 2001, S. 93. 198 des Agenten nicht nur seine eigene Wohlfahrt beeinflussen können, sondern sich gleichzeitig auch auf die Wohlfahrt des Prinzipals auswirken.598

Die hier dargestellte Prinzipal-Agenten-Theorie mit den verschiedenen Formen der Informationsasymmetrie599 ist auch auf das Welterbe übertragbar. Informations- asymmetrien können auf verschiedenen Ebenen vorhanden sein und führen mög- licherweise zu Marktversagen. 600 Nachfolgend sollen die Szenarien beschrieben wer- den, die zu Marktversagen beim Welterbe führen können:

1. Aufgrund von ungleich verteilten Informationen kann es dazu kommen, dass zu wenig oder keine Welterbestätten von den Ländern bereitgestellt werden.

Das Vorhandensein von Welterbe im eigenen Land bzw. die Ernennung von inländi- schem kulturellem Erbe zum Welterbe kann sich sehr positiv für Länder auswirken. So profitieren die Länder einerseits von der Beratung durch die UNESCO, die die Län- der bei dem Schutz ihrer Stätten begleitet. Das Land kann demnach nach einer er- folgreichen Ernennung auf diese Expertise zurückgreifen und sie nutzen. Zudem kön- nen besonders Länder, die wenig Tourismus haben, durch eine erfolgreiche Nominie- rung ein (weiteres) touristisches Ziel in Form der Welterbestätte vorweisen, was möglicherweise zu mehr Tourismus führen kann. Der Tourismus könnte sich positiv auf die Wirtschaft des Landes auswirken, da damit beispielsweise neue Arbeitsplätze und weitere Einnahmen verbunden sind.601 Besonders für Länder, die den Tourismus im eigenen Land fördern möchten, ist ein Welterbe einen möglicher Tourismusmag- net602 und besitzt daher einen ökonomischen Wert. Damit kommt es zu Marktversa- gen durch Länder, die erst gar keine Nominierungsversuche unternehmen.

2. Es kann jedoch aufgrund von asymmetrischer Information auch dazu kom- men, dass die UNESCO zu wenig Welterbetitel insgesamt bereitstellt, um alle Welterbestätten der Welt zu schützen.

598 Ebd. 599 In der Prinzipal-Agenten-Theorie spricht man von moral hazard und adverser Selektion, die aufgrund von unvollständigen Informationen eine pareto-optimale Lösung verhindern.. 600 Vgl. Wellisch, 2000, S. 61. 601 Mehr dazu in Kapitel 3.4. 602https://www.giz.de/fachexpertise/downloads/de-tourismus-reisepavillon-2010-welterbe- mueseler-rewe.pdf 199

Zum aktuellen Zeitpunkt existieren über 1.000 Welterbestätten. Die Liste wächst, wie bereits in Kapitel 2.7 diskutiert, stetig. Doch wie viele Welterbestätten gibt es auf der Welt, die diesen Titel insgesamt auch wirklich verdient haben? Möglicherweise hat die UNESCO keine oder zu wenig Kenntnis darüber, wie viele Welterbestätten insge- samt existieren.603 Die UNESCO könnte, wie in dem Kapitel bereits beschrieben, zu viel Welterbe bereitstellen. Es könnte aber auch zu Marktversagen kommen, weil die Menge insgesamt zu gering ist. Das würde bedeuten, dass potentielle Welterbestät- ten zerstört werden, verfallen oder möglicherweise abgerissen werden, weil sie nicht identifiziert werden. Wenn die UNESCO insgesamt nicht genügend Welterbetitel be- reitstellt, kann dies wiederum zu Marktversagen in der Produktion führen, weil die Anzahl der Welterbetitel insgesamt nicht der Anzahl der weltweit vorhandenen Welterbestätten (inklusive noch nicht nominierter bzw. ernannter Stätten) ent- spricht.

3. Die Länder, die Welterbestätten nominieren könnten, haben aufgrund asymmetrischer Information nicht genügend oder keine Kenntnis über po- tentielle Welterbestätten im eigenen Land.

Wie bereits in den vorherigen Kapiteln diskutiert, hat Welterbe in den verschiedenen Kulturen einen unterschiedlichen Stellenwert. Doch nicht nur die Wichtigkeit, die ein Land dem Welterbetitel beimisst ist entscheidend, sondern auch die Kenntnis dar- über, welche Stätten dafür überhaupt geeignet wären. So kann es, beispielsweise aufgrund von Armut dazu kommen, dass Länder sich mit der Identifikation von po- tentiellem Welterbe nicht oder nur unzureichend beschäftigen. Die Länder kennen die damit verbundenen Vorteile nicht, die bereits im ersten Punkt genannt wurden.

Diese drei möglichen Informationsasymmetrien zeigen, dass es zu Marktversagen beim Welterbe kommt bzw. kommen kann. Hier würden besonders die in Kapitel 6.6 genannten Lösungsvorschläge zur Überwindung der Informationsasymmetrie beitra- gen.

603 Damit ist das gesamte auf der Welt vorhandene Welterbe gemeint und umfasst auch noch nicht nominierte und ernannte Stätten. 200

Zuvor wird im nächsten Kapitel das Thema Externalitäten diskutiert und aufgezeigt, wie es beim Welterbe zu Marktversagen aufgrund negativer externer Effekte kom- men kann.

5.3.2.3 Externe Effekte und das Welterbe „Economics is a social science […] it is concerned with human activities […]. “604

Der Markt als solches, auch für das Welterbe, ist nicht immer effizient, wie auch schon das vorangegangene Kapitel gezeigt hat. Sobald es auf einem Markt zu einem Auseinanderfallen von Nutzen und Kosten der Individuen und der gesellschaftlichen Kosten kommt, gelten für das Ergebnis des Markttausches nicht die optimistischen Wohlfahrtsaussagen zur Produzenten- und Konsumentenrente. 605 Vielmehr ist hierin begründet, dass positive und negative Externalitätenauftreten können.606 Durch Ex- ternalitäten kann es zu Marktversagen kommen,607 was bedeutet, dass ein Gut nicht mehr wohlfahrtsökonomisch optimal bereitgestellt wird.

Externalitäten treten im Bereich des Welterbes sowohl in positiver als auch negativer Form auf. Die positiven Externalitäten sind mit dem in Kapitel 3.2 erläuterten Ver- mächtniswert verknüpft. So findet der Schutz von Kulturgütern und somit auch dem Welterbe global Beachtung und Zustimmung. Selbst wenn die Welterbestätten nicht im eigenen Land liegen oder niemals besucht (und somit konsumiert) werden, wird ihnen ein Wert zugewiesen. Es gibt ein globales Interesse an dem Schutz von Welter- bestätten, die, auch ohne individuellen Nutzen, somit eine positive Externalität gene- rieren. So kann der Beginn des Welterbes mit dem globalen Schutzinteresse des Tempels von Abu Simbel in Ägypten als Folge einer positiven Externalität durch des- sen Existenz betrachtet werden.

Zudem haben Kunst- und Kulturgüter wie das Welterbe verschiedene Werte, die kaum zu bepreisen sind und zur positiven Externalität gehören. Diese werden nach- folgend aufgeführt:608

604 Nevin, 1958, S. 6. 605 Vgl. Herrmann, 2002, S. 16. 606 Klump, 2013, S.66f. 607 Vgl. Hölmstrom, 1979, S. 74. 608 Vgl. Herrmann, 2002, S. 16f. 201

1. Prestigewert: Regionale und nationale Identität, nationaler Stolz und interna- tionales Prestige. 2. Existenzwert: Wenn kulturelles Erbe zerstört wird, kann es nicht wieder auf- gebaut werden. 3. Vermächtniswert: Erhaltung für zukünftige Generationen.609 4. Bildungswert: Kreatives Potential einer Gesellschaft wird gefördert.

Wenn es zu Marktversagen im Bezug auf Welterbe kommt, spielen jedoch negative Externalitäten eine größere Rolle. So kommt es durch die Missachtung von unkom- pensierten Auswirkungen zu Marktversagen. So wird befürchtet, dass es durch die Ernennung zum Welterbe zu Marktversagen im Bereich Städteplanung kommen kann.610 Diese könnte möglicherweise nicht optimal vorangetrieben werden, was wiederum einem negativen externen Effekt durch die Ernennung zum Welterbe ent- sprechen würde. Neben diesen Beispielen wird teilweise auch der Tourismus um die Welterbestätten als negativer externer Effekt wahrgenommen. Wie bereits in Kapitel 5.2.2 beschrieben, kann es aufgrund von hohen Tourismuszahlen zu Übernutzung und damit der Zerstörung von Welterbestätten kommen. Auch das Beispiel der ge- zielten Zerstörung in Kapitel 5.2.3 zeigt, dass der prominente Status des Welterbes die Stätten erst zum Ziel gemacht hat.

Zur Überwindung der negativen Externalitäten ist hier von Seiten der UNESCO und der nominierenden Länder einerseits Aufklärungsarbeit nötig, damit lokale Akteure die Konsequenzen der Ernennung besser abschätzen können. Ebenso muss die UNE- SCO den Länder beratend zur Seite stehen, um die Welterbestätten gegen einen un- kontrollierten Tourismus zu schützen, wenn dieser die Welterbestätte schädigt. Auch ein Schutzkonzept für Länder, die von Krieg und Terrorismus betroffen sind, würde hier zur Überwindung der negativen Externalitäten beitragen.

Neben Externalitäten spielt auch die besondere Güterform des Welterbes eine wich- tige Rolle. Das Welterbe, das im globalen Interesse steht, wird von Staaten bereitge- stellt, was es zu einem Öffentlichen Gut macht. Dieser Thematik widmet sich das nachfolgende Kapitel.

609 Vgl. Kapitel 3.2. 610 Vgl.Gottmann, 1967, S.190 und vgl. Amstutz, 1968, S. 3. 202

203

5.3.2.4 Öffentlicher Güter und das Welterbe „the best things in Life are free“611

In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen zu öffentlichen Gütern auf- gezeigt, als deren Vater Lindahl gelten kann.612 Welterbestätten können, wie bei- spielsweise von Bertacchini und Saccone (2011) angeführt, als (globale) öffentliche Kulturgüter angesehen werden. Daher scheint ein Diskurs über öffentliche Güter hier angemessen.

Güter werden in der Volkswirtschaftslehre üblicherweise in zwei Kategorien untertei- len: öffentliche und private Güter. Ob ein Gut ein privates oder öffentliches Gut ist, kann mithilfe von zwei Fragen geklärt werden:613

 Ist das Gut ausschließbar? D.h. können Dritte von der Nutzung des Gutes ausgeschlossen werden?  Konkurrieren die Individuen um die Nutzung des Gutes? D.h. schließt die Nutzung von einer Person die Möglichkeit der Nutzung einer anderen Person aus?

Private Güter sind handelbar, sie können mit einem Preis versehen werden. Ein Preis kann dann für ein Gut614 festgelegt werden, wenn Individuen von der Nutzung eines Gutes ausgeschlossen werden können. Zudem ist ein Gut klassischerweise ein priva- tes Gut, wenn Rivalität im Konsum herrscht, dass Gut also nicht von einer Vielzahl von Individuen gleichzeitig konsumiert werden kann. Diese beiden Kriterien ermögli- chen den Handel und die Bepreisung privater Güter und erklären ihre Handelbarkeit.

Öffentliche Güter unterscheiden sich von privaten Gütern, indem sie die beiden ge- nannten Kriterien nicht erfüllen. Damit ist eine Bepreisung bzw. Handelbarkeit schwierig, wenn nicht gar ausgeschlossen. Öffentliche Güter zeichnen sich durch zwei Charakteristika aus: 615

611 Mankiw / Taylor, 2007, S. 207. 612 Vgl. Roberts, 1974, S. 23. 613 Vgl. Mankiw / Taylor, 2007, S. 208. 614 Der Begriff Gut wird hier vereinfacht für Güter und Dienstleistungen verwendet, was der einfacheren Lesbarkeit der Arbeit dient. 615 Vgl. Gravelle / Rees, 2004, S. 326. 204

 Nicht-Ausschließbarkeit und  Nicht-Rivalität.

Nicht-Ausschließbarkeit ist eine Eigenschaft von Gütern bei denen es mangels Durch- setzbarkeit von Eigentumsrechten zu keinem Ausschluss der Nutzer kommen kann. Ein privates Unternehmen, welches ein öffentliches Gut produzieren und anbieten würde, könnte dieses Gut nicht am Markt platzieren, weil niemand bereit wäre dafür einen Preis616 zu bezahlen.617 Aus diesem Grund werden Unternehmen auch keine öffentlichen Güter anbieten. Alle würden die (öffentlichen) Güter, die das Unterneh- men produziert hätte, konsumieren und niemand würde dafür bezahlen.618 Die Gründe, warum bei einem Gut Nicht-Ausschließbarkeit vorliegt, können vielfältig sein: So sind dafür ökonomische, juristische, normative oder auch institutionelle Gründe denkbar. Im Rahmen des Allmendegutes kann dieses Kriterium auch auf pri- vate Güter zutreffen.

Die zweite Eigenschaft öffentlicher Güter ist das Kriterium der Nicht-Rivalität. Dabei bezieht sich der Begriff Rivalität auf die Rivalität im Konsum. Es können mehrere In- dividuen gleichzeitig ein Gut konsumieren, ohne sich gegenseitig von der Nutzung auszuschließen.

Öffentliche Güter können aufgrund ihrer Eigenschaften nicht über den Marktmecha- nismus privater Güter hergestellt und finanziert werden. Der Staat muss hier aktiv werden, weil sonst Marktversagen vorliegen würde. Welterbestätten können kaum von privaten Akteuren bereitgestellt werden, weil die Instandhaltung und der Schutz des Welterbes umfangreiche finanzielle Ressourcen voraussetzt. Zwar könnten die Anbieter für die Nutzung durch Touristen einen Eintrittspreis verlangen, was in der Praxis auch sehr häufig der Fall ist, doch kann vermutet werden, dass damit wohl kaum die Kosten gedeckt werden können, die für die dauerhafte Instandhaltung auf- gewendet werden müssen. Vom Existenzwert des Welterbes kann jedoch niemand ausgeschlossen werden.619 Es kann vermutet werden, dass Welterbestätten daher

616 Vgl. Hanusch et al., 2000, S. 93. 617 Vgl. Ribhegge, 2007, S. 246. 618 Ebd. 619 Vgl. dazu Kapitel 2. 205 von privaten Akteuren620 nicht auf einem freien Markt angeboten werden würden, weil die Kosten die Einnahmen übersteigen würden. Der Staat muss also für die Be- reitstellung des Welterbes sorgen, damit eine ausreichende Menge von Kulturgütern bzw. Welterbe bereitgestellt wird.

Im Bereich der Güter gibt es die Sonderform der meritorischen Güter, die besonders im Zusammenhang mit dem Welterbe eine wichtige Rolle spielen. Diese werden im nachfolgenden Kapitel erläutert.

5.3.2.5 Meritorische Güter und das Welterbe „ […] if economists use merit goods theory, if only implicitly, to recommend policy, it is important and legitimate that this theory be stated explicitly and clearly and consist- ently as possible. To do otherwise would be irresponsible. “621

Neben den im vorherigen Kapitel genannten Güterformen der privaten und öffentli- chen Güter hat Musgrave (1959) den Begriff des meritorischen Gutes (engl. merit goods) geprägt.622 Hierunter wird ein grundsätzlich privates Gut verstanden, welches einen größeren Nutzen stiften könnte, wenn es in einem erheblich größeren Umfang angeboten würde. Dieser Nutzen kommt aber nicht zu Stande, da sich in einer freien Marktwirtschaft keine entsprechende Nachfrage dafür einstellt.623 Neben den meri- torischen Gütern, deren Umfang i.d.R. geringer ausfällt als wünschenswert, gibt es auch die demeritorischen Güter. Diese werden in einem zu hohen Umfang konsu- miert.624 Dadurch, dass auf dem Markt kein gesellschaftlich wünschenswertes Gleich- gewicht erreicht wird, führt das unzureichende oder fehlende Angebot der Gesell- schaft zu einer nicht optimalen Marktlösung.625 Im Rahmen der meritorischen Güter- betrachtung muss hier von verzerrten Präferenzen ausgegangen werden. Hier wird unterstellt, dass Konsumentensouveränität nicht vorliegt. Diese beruht auf vollstän- diger Kenntnis der Marktinformation sowie einer rationalen Beurteilung dieser. So haben die Bürger eines Landes oder das Land selbst möglicherweise nicht alle Infor- mationen über Kulturstätten und den Schutz, den diese erfahren müssten. In der

620 Der private Akteur kann sich somit nicht den gesamten Nutzen aneigenen, der aus dem Welterbe erzielt wird. 621 Folkers, 1974, S. 1. 622 Die Liste der Güterformen wird durch im Allmendegüter vervollständigt. 623 Vgl. Edling, 2010, S. 50. 624 Ebd. 625 Vgl. Clausen, 1997, S. 56. 206 neoklassischen ökonomischen Theorie bilden die Bedürfnisse der Individuen die Grundlage für die Nachfrage nach Gütern und determinieren das Güterbündel, wel- ches letztlich in Form von Kaufentscheidungen nachgefragt wird.626 Die Beurteilungs- fähigkeit der Individuen scheint hier gestört, da nicht die gesellschaftlich wün- schenswerte Nachfrage erzielt wird. So wird der Staat in das Marktgeschehen eingrei- fen müssen, um die gesellschaftlich wünschenswerte Nachfrage herbeizuführen. Beispiele für solche Güter, die der Staat möglicherweise mit Zwang durchsetzen muss, sind die (in Deutschland vorhandene) Schulpflicht, obligatorische Impfungen, Rauchverbote sowie Verbote, die an Altersgrenzen gebunden sind.627 Diese Beispiele zeigen, dass durch Regulierung des Staates von demeritorischen Gütern eine gesell- schaftlich wünschenswertere Lösung erzielt wird. Kunst beispielsweise gehört zu den klassischen meritorischen Gütern, da hier positive Bildungseffekte erzielt werden können.628

Kunst und Kultur und somit auch das Welterbe können als meritorische Güter einge- ordnet werden. Würde ein unregulierter Markt vorliegen, kann davon ausgegangen werden, dass Marktversagen resultieren würde, da die entsprechende Dienstleis- tung, wie etwa der Theater- oder der Museumsbesuch zu einem entsprechenden Preis nicht zur Verfügung stehen würde. Hier greift der Staat ein, um eine wün- schenswerte Menge von Kunst und Kultur bereitzustellen. So werden beispielsweise die meisten Theater und Museen vom Staat subventioniert, da es sie sonst nicht ge- ben würde,629 weil die Menschen die Bürger die Besuche zu regulären Preisen nicht bezahlen würden.

Staatliche Maßnahmen zur Korrektur von meritorischen Gütern können hier beispiel- haft durch die Subventionierung dieser Güter, wie Kunst- und Kulturangebote, be- schrieben werden, zu denen auch das Welterbe gehört.

Das Welterbe kann ebenfalls auch als meritorisches Gut diskutiert werden, da es auch der finanziellen Unterstützung des Staates zur Wahrung seiner Existenz bedarf: So wie die meisten Theater und Schauspielhäuser sich durch die erhobenen Eintritte

626 Vgl. Clausen, 1997, S. 56. 627 Ebd. 628 Vgl. Abfalter, 2010, S. 51. 629 Ebd. 207 nicht selbst tragen können, sondern vom Staat (mit-)finanziert werden müssen, muss der Staat auch Welterbestätten finanzieren. Durch die Einstufung als meritorisches Kulturgut wird die notwendige Förderung durch staatliche Subventionen begründet. Der gesellschaftlich wünschenswerte Versorgungsgrad mit diesem Gut (engl. merit Wants) wird ansonsten nicht erreicht. 630 So würden vermutlich durch private Akteure kaum oder keine Welterbestätten bereitgestellt.

Der staatliche Einsatz im Kulturbereich kann als Versuch verstanden werden, externe Effekte zu internalisieren und die optimale Menge an Kulturgütern bereitzustellen.

Welterbestätten können als meritorische Güter verstanden werden, da sie, wenn der Staat nicht für die Bereitstellung sorgen würde, in einem viel zu geringen Umfang oder gar nicht bereitgestellt würden, was Marktversagen gleichkommt.

Das nachfolgende Kapitel dient als Zwischenfazit zum Marktversagensdiskurs.

630 Clausen, 1997, S. 56. 208

5.3.2.6 Zwischenfazit “Logic will get you from A to B. Imagination will take you everywhere.”631

Das Kapitel 5.3.2 hat intensiv den Diskurs des Marktversagens im Zusammenhang mit dem Welterbe geführt. So wurde hier zunächst Marktversagen diskutiert und an- schließend ausführlich über mögliche Ursachen des Marktversagens referiert. Dazu wurde asymmetrische Informationsverteilung im Zusammenhang mit dem Welterbe gesehen und aus Perspektive der Länder bzw. der UNESCO vorgestellt und drei mög- liche Ausprägungen beschrieben. Daran anschließend erfolgte ein Diskurs über Ex- ternalitäten, die im Zusammenhang mit dem Welterbe in positiver und negativer Form auftreten und zu beobachten sind. Im Bereich des Marktversagens spielen nur die negativen Externalitäten eine Rolle, die hier vorgestellt und beschrieben wurden. Ergänzend dazu wurde das Welterbe als globales öffentliches Gut diskutiert, was staatliche Bereitstellung begründet. Auch die Sonderform der meritorischen Güter spielen im Zusammenhang mit dem Welterbe eine wichtige Rolle und dürfen nicht vernachlässigt werden.

Das Welterbe und die UNESCO leisten mit der Welterbeliste zwar einen wertvollen Beitrag, doch sind die Welterbeliste und das UNESCO-System in vielerlei Punkten mit Marktversagenstatbeständen konfrontiert, die für eine optimale Bereitstellung überwunden werden müssen.

Das nachfolgende Kapitel dient dem Fazit des Kapitels 5.

631 Albert Einstein, http://www.performingartsconvention.org/advocacy/id=28 209

5.4 Zwischenfazit zu Kapitel 5 ,,International cooperation has many uses. It is a tool for altruistic purposes, im- portantly so; and it serves geopolitical interests, certainly. But it is also a tool for states to align their long-term, enlightened national interests to achieve common goals. Some of these goals are “global public goods”. “632

Im Rahmen dieses Kapitels wurden zunächst die negativen Seiten des Welterbes ge- zeigt, wobei konkrete Beispiele genutzt wurden, um diese Aspekte zu beschreiben. Daran anschließend erfolgte ein kurzer Diskurs zum Politikversagen. Das Kapitel 5.3 widmete sich Marktversagen und den verschiedenen Formen, die im Zusammenhang mit dem Welterbe eine entscheidende Rolle spielen. So konnten hier externe Effekte in der positiven und negativen Form beschrieben werden: Informationsasymmetrie, öffentliche und meritorische Güter. Diese Marktversagensursachen wurden direkt mit dem Welterbe verknüpft.

Kunst- und Kulturgüter wie das Welterbe unterliegen der öffentlichen Hand und sind auf Förderung durch den Staat angewiesen, da sonst keine wünschenswerte Menge der Güter für die Allgemeinheit bereitgestellt werden würde. Die private Zahlungsbe- reitschaft reicht hier nicht aus, um eine optimale Gütermenge bereitzustellen, daher sind Markteingriffe, die hier eine bestmögliche Allokation der Ressourcen erreichen sollen, erforderlich.

Das Welterbe als möglicherweise erstes globales öffentliches Gut soll im globalen Interesse geschützt werden, da nicht nur die Mitglieder des Landes, in dem das Welt- erbe liegt, ein Interesse am Schutz dieses Gutes haben, sondern ein globales Interes- se besteht.

Um den Schutz des Welterbes besser umsetzen zu können, widmet sich das nachfol- gende Kapitel Lösungsansätzen, die zeigen sollen, wie die Marktversagenstatbestän- de überwunden werden können. Dabei werden zwei in der Literatur diskutierte An- sätze vorgestellt, konkrete Lösungsmöglichkeiten der Länder aus der Praxis gezeigt sowie ein eigener Ansatz diskutiert.

632 Zedillo / Thiam, 2006, S. Viii. 210

6. Lösungsansätze und –vorschläge zur Überwindung der negativen Effekte des Welterbes

6.1 Vorbemerkungen „Most economists can find something good to say about the market economy, but most artists regard the market with suspicion and hostility. One can hardly blame them. They are rarely trained to face its rigors and many go so far as to claim that they should be immune from all market pressures.“633

Im vorangegangenen Kapitel 5 wurden die negativen Seiten des Welterbes aufgezeigt und diskutiert. Hierbei wurden neben konkreten Beispielen von Welterbestätten auch Gründe für das Vorliegen von Markt- bzw. Politikversagen genannt. Dieses Kapi- tel küpft daran an und gibt konkrete Lösungsvorschläge, um das Markt- bzw. Politik- versagen zu überwinden. Die UNESCO selbst hat bereits erkannt, dass die Ungleich- verteilung der Welterbestätten zu gunsten Europas negativ zu bewerten ist und hat eine Strategie entwickelt, wie diese Überwunden werden soll. Die Strategie der UNE- SCO wird in Kapitel 6.2 vorgestellt. Das Kapitel 5.2 hat durch die konkrete Darstellung von zerstörten bzw. gefährdeten Welterbestätten Beispiele aufgezeigt, bei denen Handlungsbedarf vorliegt bzw. notwendig gewesen wäre. Auch in diesem Kapitel sollen, wie in Kapitel 5.2, konkrete Beispiele mit praxisorientierten Lösungsvorschlä- gen diskutiert werden, was in Kapitel 6.3 umgesetzt wird. Das nachfolgendeKapitel 6.4 geht auf Signalling und Labelling im Zusammenhang mit dem Welterbe ein und zeigt, wie die Länder dies nutzen. In Kapitel 6.5 werden zwei Lösungsansätze präsen- tiert, die von Frey bzw. Saccone erarbeitet wurden. Daran schließt sich eine kritische Würdigung dieser beiden Lösungansätze an. Schließlich erfolgen mit Kapitel 6.6 eige- ne Lösungsvorschläge zur Überwindung des Marktversagens. Das Kapitel schließt mit einem Zwischenfazit in Kapitel 6.7.

633 Peacock, 1980, S. 3. 211

6.2 Die Strategie der UNESCO gegen die Ungleichvertei- lung „It could be argued that every country in our planet should have the same importance with respect to its contribution to the heritage of mankind. “634

1994 hat die UNESCO ein Paper zur Ungleichverteilung des Welterbes veröffentlicht, welches die zukünftige Strategie beschreibt, mit der die vorhandene Ungleichvertei- lung bekämpft werden soll.635 Dabei steht im Zentrum der Strategie der Beschluss von Maßnahmen, die Staaten zur Ratifizierung des Abkommens zu ermutigen, um dem eigenen Kriterium, einer globalen Repräsentation der Welt und seines Welter- bes, gerecht werden zu können. Die Mitgliedsstaaten sollten in jedem Fall dazu an- gehalten werden, weitere mögliche Welterbestätten zu identifizieren, sich für die Erhaltung einzusetzen und das Projekt Welterbeliste (weiterhin) zu unterstützen. Dabei stand die Glaubwürdigkeit der UNESCO und der Welterbeliste im Vordergrund. So wurde angenommen, dass eine glaubwürdige, stellvertretende Welterbeliste, die inhaltlich ausgewogen ist, ihre Mitgliedsstaaten ermutigen werde, weitere wertvolle Beiträge zu leisten, die Welterbestätten zu schützen.636 Mit dieser Veröffentlichung hat die UNSECO einige Schwächen des Systems erkannt. 2011 haben Steiner und Frey mit ihrem Paper Imbalance of the World Heritage List: Did the UNESCO Strategy work? empirisch überprüft, ob diese Strategie wirksam war. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Ungleichheit nicht abgenommen, sondern tendenziell sogar noch zugenommen hat.637 Es wurde folglich genau das Gegenteil erreicht. Dabei lag der Fokus darauf, den Anteil nicht-europäischer Staaten auf der Welterbeliste zu erhö- hen.638 Bis heute liegen fast die Hälfte der Welterbestätten in Europa, die andere Hälfte verteilt sich, ebenfalls heterogen, über die vier anderen Regionen. Strasser (2002), der sich mit dieser Frage ebenfalls beschäftigt hat, beschreibt das Ergebnis wie folgt: “The immediate success of these efforts is questionable”.639 Die UNESCO Bemühungen, die Europazentierung abzuschwächen und die anderen Regionen zu

634 Frey / Pamini, 2012, S. 7. 635 http://whc.unesco.org/en/globalstrategy/ 636 Von Seiten der UNESCO wird befürchtet, dass die überwiegend in Europa liegenden Stät- ten dazu führen könnten, dass Länder aus Regionen mit wenig Welterbestätten langfristig we- niger Stätten nominieren werden, da sie ihren Erfolg deutlich geringer einschätzen. 637 Vgl. Steiner / Frey, 2011, S. 1. 638 Vgl. Steiner / Frey, 2011, S. 3. 639 Strasser, 2002, S. 226 und Steiner / Frey, 2009, S. 3. 212 fördern, kann als gescheitert betrachtet werden. Mögliche Gründe werden, neben den in Kapitel 5 genannten Erklärungen, nachfolgend aufgeführt.

Wie bereits in Kapitel 2 beschrieben, entscheiden nicht alle fast 200 Mitgliedsstaaten der UNESCO über eine Aufnahme weiterer Stätten sondern das Welterbekomitee. Das Welterbekomitee besteht aus 21 Mitgliedsstaaten, die diesem für sechs Jahre640 angehören. Nach sechs Jahren wird ein neues Komitee gebildet, um eine Rotation der Mitgliedsländer zu ermöglichen. Innerhalb dieses Zeitraums entscheiden demnach 21 der fast 200 Mitgliedsländer, also nur etwa zehn Prozent, über die Aufnahme in die Welterbeliste. Wenn nun der Zeitraum 1978 bis 2002 betrachtet wird, ist auffällig, dass innerhalb dieser Jahre die Länder des Welterbekomitees, die für die Ernennung der Stätten zuständig waren, fast 30 % der Welterbestätten repräsentierten.641 So scheint es, als ob diese 21 Mitgliedstaaten, die ein Drittel des Welterbes beherber- gen, einen wesentlichen Einfluss auf die Ernennung neuer Stätten ausüben könnten. Demnach fielen Entscheidungen über neue Stätten vier Zyklen642 lang von Ländern, die ohnehin im Besitz von einem Drittel aller Welterbestätten waren. Obwohl 21 Länder nur knapp elf Prozent der Mitgliedsstaaten sind, scheinen hier besonders die Länder an den Entscheidungen beteiligt zu sein, die bereits viele Stätten erfolg- reich nominieren konnten. Dieses Ungleichgewicht auf Seiten des Komitees ist mög- licherweise ein erster Erklärungsansatz, warum sich eine so immense Europazentie- rung entwickelt hat.

640Das Welterbekomitee, welches die neuen Welterbestätten ernennt, wird immer für sechs Jahre ernannt. Für den Zeitraum von 1978 bis 2002, also vier Zyklen lang, waren die beteilig- ten 21 Länder im Besitz von knapp 1/3 der Welterbestätten. 641 Vgl. Van der Aa, 2005, S. 81 und Vgl. Steiner / Frey, 2011, S. 7. 642 Ein Zyklus besteht aus sechs Jahren. Demnach haben knapp 11 % der Länder, die 30 % des Welterbes besitzten, 24 Jahre das Welterbekomitee dominiert. 213

Zudem scheint auch der Ort, an dem das Welterbekomitee tagt, eine Rolle zu spielen und die Entscheidungen zu beeinflussen. So fand im Jahr 1997 das jährliche Meeting in Neapel, Italien statt. In diesem Jahr wurden insgesamt zehn Stätten auf die Welt- erbeliste aufgenommen, die sich alle in Italien643 selbst befinden:644

 Archäologische Stätten von Agrigent, Sizilien  Amalfiküste, Kampanien  Villa Romana del Casale, Sizilien  Palast von Caserta mit Park, dem Vanvitelli-Aquädukt sowie San-Leucio- Anlage, Kampanien  Kathedrale von Modena, Glockenturm, Emilia-Romagna  Botanischer Garten Padua, Venetien  Portovenere und Cinque Terre mit den Inseln Palmaria, Tino und Tinetto, Li- gurien  Residenzen des Königshauses Savoyen, Piemont  Su Nuraxi di Barumini, Sardinen Dieser massive Zuwachs an Welterbestätten wurde vom Direktor des Welterbezent- rums im Jahr 2001 mit den folgenden Worten kommentiert: „Inscription has become a political issue. It is about prestige, publicity and economic development“.645

Die UNESCO scheint das Problem der Ungleichverteilung zwar erkannt zu haben, aber über keine geeignete Strategie gegen die Ungleichverteilung zu verfügen, die diese beheben könnte. Es scheint eines der zentralen Probleme der Welterbeliste zu sein, dass die Ungleichverteilung nicht wirkungsvoll bekämpft wurde und auch kein wir- kungsvoller Plan besteht dagegen vorzugehen. An dieser Stelle soll bereits auf Kapitel 6.6 verwiesen werden, in dem eine Überwindung des Problems anhand eingener Lösungsansätze diskutiert wird.

Das nachfolgende Kapitel geht, ähnlich wie Kapitel 5.2, auf Beispiele der UNESCO Praxis ein und zeigt, welche Maßnahmen von den Ländern durchgeführt wurden oder durchgeführt werden könnten, um Marktversagen zu überwinden.

643 http://whc.unesco.org/en/sessions/11GA 644 http://whc.unesco.org/archive/repcom97.htm 645 Hemme et al., 2007, S. 112. 214

6.3 Lösungsansätze anhand konkreter Beispiele

6.3.1 Vorbemerkungen

“If it is art, it is not for everybody and if it is for everybody, it is not art.”646

In diesem Kapitel werden konkrete Welterbestätten vorgestellt, die Marktversagen erfahren haben. Dieses Kapitel zeigt, wie bei den konkreten Beispielen Marktversa- gen überwunden wurde bzw. dieses überwunden werden könnte.

Dafür werden die in Kapitel 5.2 beschriebenen Beispiele aufgegriffen. Das Kapitel 6.3.2 zeigt einen Weg nachhaltigen Tourismus zu betreiben, um das Problem der Übernutzung wie bei dem Welterbe Macchu Piccu zu überwinden. In Kapitel 6.3.3 wird die Notwendigkeit von Militärschutz besprochen, wie er in Syrien notwendig gewesen wäre, um die Zerstörung der Welterbestätten von Palmyra zu verhindern.

In Kapitel 6.3.4 werden Maßnahmen vorgestellt, die in China und Italien zu weniger Vandalismus an Welterbestätten geführt haben. Dazu zählte die Entwicklung einer App, wo Besucher eigene Kunstwerke hinterlassen können sowie eine eigens einge- richtete Zone, in der Graffitis erlaubt wurden. Das Kapitel 6.3.5 zeigt, wie die Ableh- nung auf lokaler Ebene behoben werden kann, so dass das Welterbe akzeptiert und im besten Fall gefördert wird. Im Falle des Welterbes Wattenmeer würde dies zu mehr Akzeptanz und Zustimmung in der lokalen Bevölkerung führen.

Zunächst wird die Umsetzung von nachhaltigem Tourismus vorgestellt.

6.3.2 Lösungsansatz: Nachhaltiger Tourismus

„Der UNESCO-Titel bringt nicht nur zusätzliche Besucher, sondern auch Gäste aus zum Teil sehr fernen Regionen der Erde. Wenn allerdings der ökonomische Nutzen des Welterbe-Status so erheblich ist, dann ist es umgekehrt ein legitimes Anliegen, vor Ort einen Teil der durch den Tourismus erwirtschafteten Mittel in den Schutz der Welter- bestätten zu investieren.“647

646 Schönberg zitiert nach Abfalter, 2010, S. 62. 647https://www.welt.de/reise/deutschland/article122802588/Deutschland-ist-das-beliebteste- Kulturreiseziel.html 215

Die in Kapitel 5.2.2 beschriebenen Auswirkungen auf die natürliche Umwelt können als negative externe Effekte aufgrund von Marktversagen648 durch die Ausweitung des Tourismus beschrieben werden. Es ist davon auszugehen, dass eine optimale Besucheranzahl im Sinne einer (staatlichen) Steuerung hier vor weiteren Umwelt- schäden schützen könnte. Der Macchu Piccu, als eines der bekanntesten Reiseziele Perus, muss durch eine Tourismusstrategie geschützt werden, weil sonst nicht sicher ist, ob die Welterbestätte nachhaltig geschädigt wird, was im Extremfall zur Aber- kennung durch die UNESCO führen könnte.

"Wir haben durch Massentourismus in vielen Orten der Welt eine Übernutzung, so dass es jetzt darum geht, ganz konkret, wenn man auch Ziele für den Tourismus auf Dauer erhalten will und erschließen will, dass konkrete Nutzerorientierungen erfol- gen, Nutzerlenkung zum Teil, und dass natürlich eine Orientierungsarbeit stattfindet über das, was den einzelnen Nutzer überhaupt erwartet und was er selber gegebe- nenfalls tun kann, um eine Welterbestätte zu erhalten." sagte Walter Hirche, Präsi- dent der deutschen UNESCO-Kommission, 2012 auf der Jahrestagung der deutschen UNESCO-Stätten.649 Die UNESCO selber hat dieses Problem demnach erkannt und macht es zu ihrem Ziel, sich für die Nachhaltigkeit in diesem Bereich einzusetzen.

Was kann konkret getan werden, um nachhaltigen Tourismus, beispielsweise in Peru, zu implementieren? Dazu ist es erforderlich, strikte Gesetze zu erlassen, diese anzu- wenden, Aufklärungsarbeit zu leisten und finanzielle Unterstützung zuzusichern, um sicherzustellen, dass Tourismus wirklich nachhaltig betrieben wird.650 Diese werden nachfolgend dargestellt.

648 Vgl. Endres / Radke, 2012, S. 92. 649http://www.deutschlandradiokultur.de/besucher-bedrohen- weltkulturerbe.1013.de.html?dram:article_id=225560 650 Vgl. Huibin et al., 2012, S. 41. 216

Ad 1: Gesetze

Gesetze, die bei der Umsetzung einer nachhaltigen Strategie helfen sollen, können in vier Bereiche unterteilt werden: 651

 Internationale Abkommen in Form von Verträgen,  nationale Gesetze,  regionale Gesetze,  Eintrittsregulierungen.

Auf der internationalen Ebene können Schutzabkommen erlassen werden, die von der UNESCO oder Nicht-Regierungsorganisationen entworfen werden, wie es bereits seit ca. 1950 der Fall ist. So sind aus vielen UNESCO Sitzungen internationale Gesetze zum Schutz von kulturellem Erbe hervorgegangen. Als Beispiel ist hier die Haager Konvention von 1954 zu nennen, die der erste offizielle Text war, der sich mit dem Schutz des kulturellen Erbes zu Kriegszeiten auseinander gesetzt hat.652 Weitere in- ternationale Organisationen, die sich mit dem Thema kulturelles Erbe beschäftigt haben, sind die bereits angesprochene UNCTAD653 und das Institut für die Vereinheit- lichung des Privatrechts, kurz UNIDROIT (engl. International Institute for the Unifica- tion of Private Law).654

Auf der nationalen Ebene liegt die Verantwortung bei den zuständigen Regierungen. Dabei sollten Gesetze den Rahmen bilden, indem beispielsweise Eigentümerrechte von Kulturerbe geregelt werden müssen.655 Neben nationalen Gesetzen ist auch das staatliche Engagement auf lokaler Ebene nicht zu vernachlässigen, da auch hier ent- sprechende Regelungen im Umgang mit Kulturgütern getroffen werden müssen.

651 Vgl. Huibin et al., 2012, S. 41. 652 Ebd. 653 United Nations Conference on Trade and Development, zu Deutsch: Konferenz der Verein- ten Nationen für Handel und Entwicklung. 654 Vgl. Huibin et al., 2012, S. 42. 655 Ebd. 217

Ad 2: Bildung

Bildung ist insofern im Bereich von nachhaltigem Kulturtourismus notwendig, weil die Bedeutung des Erbes, die Rolle in der Gesellschaft und seine besondere Aussage- kraft verstanden werden müssen, um so ein Verständnis in der Bevölkerung zu im- plementieren, welches eine Akzeptanz von Schutzmaßnahmen und Nachhaltigkeit generiert.656 Besonders auf lokaler Ebene scheint dies wünschenswert. So kann das Verständnis für Kulturgüter in der Gesellschaft durch lokale Museen gestärkt werden, besonders wenn diese der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, beispielsweise genug Museumsführer die besondere Rolle diverser Kulturgüter erklären und so Aufklä- rungsarbeit leisten. In Italien ist es zum Erfolgsmodell geworden, dass besonders gefragte Museen auch noch spätabends geöffnet haben, umso mehr Interessierten die Möglichkeit eines Besuches zu bieten, was besonders bei den jüngeren Besuchern sehr gut angekommen ist.657 Besonders diese Gruppe scheint sehr wichtig zu sein. So ist es, um einen nachhaltigen Schutz von Kulturgütern zu erreichen, wichtig und not- wendig, jungen Menschen die Besonderheit von Kulturgütern zu erklären, indem sie Wissen über diese vermittelt bekommen und sich so möglicherweise mit ihrem eige- nen Erbe identifizieren.658 Auch das Einbinden von Kulturerbe in Schulen und die schulische Ausbildung scheint lohnenswert, weil beispielsweise durch Schulprojekte eine Akzeptanz von Kulturgütern bei jüngeren Generationen erreicht werden kann und diese im besten Fall Kulturgüter als Teil ihrer eigenen Identität betrachten und so eher bereit sind, diese entsprechend zu fördern und zu unterstützen.659

Ad 3: Finanzen

Nachhaltiger Schutz von Kulturgütern kostet Geld. Um entsprechend notwendige finanzielle Ressourcen aufzubauen, ist es notwendig, auf öffentliche Finanzierung zurückzugreifen. Besonders in Entwicklungsländern ist das ein großes Problem, weil hier wenig finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen.660 Daher ist es wichtig, dass neben der staatlichen Finanzierung weitere Mittel aus anderen Quellen aufgetan werden. So können etwa durch Spenden, Kulturfestivals, den privaten Sektor, kultur-

656 Vgl. Huibin et al., 2012, S. 42. 657 Ebd. 658 Ebd. 659 Ebd. 660 Ebd. 218 erbenahe Museen und Vereine weitere finanzielle Mittel beschafft werden.661 So zeigen beispielsweise Bertacchini et al. (2009b), dass Spenden aus dem privaten Be- reich in Italien rund um Welterbestätten eine nicht unerhebliche Rolle spielen.662

Welche Faktoren sind zu berücksichtigen, wenn es um die nachhaltige Implementie- rung einer Strategie geht, um ein Kulturerbe touristisch zu entwickeln? Shi und Liu (2007) schlagen vor nach einem dreigeteilten Modell vorzugehen, welches die Fakto- ren Wirtschaft, Umwelt und Soziales voneinander abgrenzt.

Tabelle 34: Einflussfaktoren auf die touristische Entwicklung eines Kulturerbes

Economic Praedial Plot type Industrial Corporation scale Commercial Shop number Traffic Road load Road range Environmental Pollution Infection account Noises Noise intensity Social Population Population density Construction Quality Height Scene

Quelle: Shi / Liu, 2007, S. 4.

Wie kann nun konkret eine nachhaltige Strategie aussehen, um Kulturtourismus in dieser Weise umzusetzen?

Hubin et al. (2012) schlagen vor, nachhaltigen Kulturtourismus zwischen den Elemen- ten Balance, Teilnahme und Unterstützung auszugleichen. Dieses Triangel-Modell zeigt die verschiedenen Elemente, die zur erfolgreichen Umsetzung einer Touris- musstrategie notwendig sind. Die nachfolgende Abbildung zeigt dieses Vorgehen.

661 Tourismus könnte hier ebenfalls einen finanziellen Beitrag leisten. Mehr dazu in Kapitel 3.4. 662 Vgl. Bertacchini et al., 2009b, S. 15. 219

Abbildung 25: Nachhaltigkeitsstrategie im Kulturtourismus

Quelle: Eigene Darstellung. In Anlehnung an: Hubin et al., 2012, S. 50.

Die obige Abbildung, das Triangel-Modell, zeigt, dass Support, also Unterstützung, Participation, also Teilnahme und Balance (dt: Gleichgewicht) die Eckpfeiler von nachhaltigem Kulturtourismus sind. Zwischen ihnen müssen die Aktivitäten Planung (planning), Management (manage), Industrialisierung (industrialize), Entwicklung (develop), Investition (invest) und Verbesserung (upgrade) in einem ausgeglichen Verhältnis zueinander stehen.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die oben im Triangel-Modell aufgeführte Strategie, die hier auf drei Ebenen unterteilt wird: Die Unterstützungsebene, die Teilnahmeebene und die Schutzebene. Sie führt die einzelnen Gliederungsebenen weiter auf und gibt Aufschluss über konkrete Akteursgruppen, die eingebunden werden sollten. Mit Hilfe dieser Strategie soll nachhaltiger Kulturtourismus umsetzbar werden, da die einzel- nen Akteursgruppen individuell eingebunden werden können.

220

Tabelle 35: Strategie zur Umsetzung nachhaltigen Kulturerbetourismus

Protective Development Effective support Financial support of Educational support Cultural Heritage Tourism Academic support Political support Legislative support Strategic support Planning support Positive participation Local communities Authorities Tourism operators Tourism practitioners Tourists Balance safeguard Benefit distribution Power equality Culture tolerance Resource control Coordination

Quelle: Huibin et al., 2012, S. 50.

Die drei oben dargestellten Ebenen bilden eine dreigeteilte Strategie, die einerseits Unterstützung bei dem Projekt auf allen Ebenen zusichert, sich andererseits aber auch durch Einbindung aller Akteursgruppen auszeichnet. Dabei wird sichergestellt, dass die Akzeptanz bei allen involvierten Akteuren hoch ist. Die dritte Säule dieser Strategie bildet die ausgeglichene Sicherung, die dafür Sorge trägt, dass der Kultur- tourismus dauerhaft umgesetzt wird.

Dieses Kapitel zeigt einen aktiven Diskurs mit nachhaltigem Tourismus, der insbeson- dere bei Welterbestätten zu einer dauerhaften und wirkungsvollen Lösung führen könnte, wie sie für Welterbestätten wie den Macchu Piccu notwendig wäre. So gibt es dort zur Verbesserung der Nachhaltigkeit bereits einen Erlass, der Touristen ver- pflichtet, einen Fremdenführer für den Besuch zu engangieren: „Foreign visitors must hire the service of an official tour guide for their orderly visit to the Inca city of Machu

221

Picchu.”663 Ebenso hat die UNESCO die Besucherzahl reguliert, was jedoch noch nicht erfolgreich vom Land Peru umgesetzt wurde: „Since 2011, the average daily number of visitors at Machu Picchu has far exceeded the daily limit of 2,500 agreed to by Peru and UNESCO.“664 Auch das Müllproblem hat Peru noch nicht in den Griff bekommen: „[…] [d]iariamente [van a parar] 14 toneladas de basura proveniente de Machu Pic- chu Pueblo, ubicado a un kilómetro de distancia.“ 665 Hier besteht noch Handlungsbe- darf, um das Welterbe zu schützen.

Das nachfolgende Kapitel widmet sich ebenfalls einem in Kapitel 5.3 bereits erwähn- ten Beispiel: Der gezielten Zerstörung von Welterbestätten durch Terrorismus. Kapi- tel 6.3.3 zeigt einen möglichen Lösungsansatz dazu.

6.3.3 Lösungsansatz: Kultureller Schutz durch das Militär

„For whatever reason a country be ravaged, those buildings must be spared which do honor to humanity and which do not contribute to the enemy’s strength, such as temples, tombs, public buildings and all works of remarkable beauty. What is to be gained by destroying them? It is the act of a sworn enemy of the human race to de- prive it lightly of such monuments of the arts […] “666

Häufig sind kriegerische Auseinandersetzungen der Grund, warum Welterbestätten zerstört werden. So in Syrien, genauer in Palmyra, aber auch in anderen Teilen der Welt. 1954 wurde die bereits erwähnte Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten667 als völkerrechtlicher Vertrag erlassen, federführend waren hier die Vereinten Nationen, hauptverantwortlich heute ist die UNESCO. Dabei heißt es: „Being convinced that damage to cultural property belonging to any people whatsoever means damage to the cultural heritage of all mankind, since each people makes its contribution to the culture of the world.“668 Dabei ist der Schutz des Welt- erbes hier als globales öffentliches Gut im Interesse der gesamten Welt und insbe-

663http://www.peruviantimes.com/12/drastic-new-rules-coming-very-soon-for-visitors-to- machu-picchu/21727/ 664http://www.peruviantimes.com/12/drastic-new-rules-coming-very-soon-for-visitors-to- machu-picchu/21727/ 665 http://elcomercio.pe/peru/cusco/basural-machu-picchu-pueblo-mal-manejo-residuos-233230 666 O’Keefe, 2006, S. 11 und Gerstenblith, 2010, S. 5. 667 Vgl. Kila, 2010, S. 41. 668 The Hague Convention von 1945 in: Rush, 2010, S. 8. 222 sondere im Interesse der fast 200 Mitgliedsstaaten der UNESCO zu verstehen, wodurch sich ein (globaler) Handlungsbedarf ergibt.

Ziel dieses globalen Vertrages ist es, Kulturgüter während eines Krieges oder bewaff- neten Konfliktes vor Zerstörung oder Beschädigung zu schützen. Weiherhin sollen sie vor Diebstahl, Plünderung und widerrechtlicher Inbesitznahme bewahrt werden.669

So scheint es erforderlich, dass heute die Welterbestätten Weltin bedrohten Gebie- ten unter militärischen Schutz gestellt werden, damit sich die in Kapitel 5.2.3 be- schriebene Zerstörung von Welterbestätten nicht wiederholt. Dabei scheint das Kon- fliktpotential in Ländern groß, in denen westliche Werte abgelehnt werden und die von Terrorismus heimgesucht werden. Ein gezielter militärischer Einsatz könnte hier mögliche Zerstörung verhindern, um das Welterbe auch für zukünftige Generationen zu bewahren. So sollte der Diskurs eröffnet werden, ob für den Fall einer gezielten Bedrohung ein militärischer Einsatz gerechtfertig wäre, um das globale Welterbe zu schützen.

Gezielter Zerstörung wie bei den in Kapitel 5.2.3 beschriebenen Beispielen kann nur mit dem Militär entgegengewirkt werden. Diese Maßnahme scheint drastisch, doch gleichzeitg alternativlos. Um die dauerhafte und unwiederbringliche Zerstörung zu verhindern, besteht konkreter Handlungsbedarf.670

Neben dem offensichtlichen Zerstörung durch Terrorismus gibt es, wie bereits in Kapitel 5.2.4 beschrieben, auch Zerstörung im Kleinen. Vandalismus ist ein großes Problem, das an vielen Welterbestätten zu beobachten ist. Das nächste Kapitel zeigt dazu zwei konkrete Lösungsansätze aus China und Italien.

669 Inbesondere Plünderungen, Diebstahl und wiederrechtliche Inbesitznahme waren während des zweiten Weltkriegs bei Kunst- und Kulturgütern, fast ausschließlich bei beweglichen Ob- jekten, beobachtbar. Um dem entegegenzuwirken gründeten die Alliierten eine Eingreiftruppe, die Kunst- und Kulturgüter schützen sollte. Diese Gruppe wurde später als Monuments Men bekannt. 670 In diesem Zusammenhang müsste aus ethischer Perspektive diskutiert werden, ob die Be- wahrung des Welterbes mit Waffengewalt durchgesetzt werden sollte, da es dann u.U. zivile Opfer geben könnte. 223

6.3.4 Lösungsansatz: Gezielte Umleitung der Zerstörung

„Considering that the preservation of the cultural heritage is of great importance for all peoples of the world and that it is important that this heritage should receive in- ternational protection“671

Welterbestätten auf der ganzen Welt sind von Vandalismus betroffen. In der Presse war von einem Fall eines Chinesen in Ägypten zu lesen: „Als […] ein chinesischer Schü- ler in der antiken Tempelanlage im ägyptischen Luxor „Ding Jinhao war hier“ in ein Relief ritzte, war weltweit Empörung zu vernehmen.“672 Dabei steht diese Kritzelei stellvertretend für Tausende, die kontinuierlich auf Kulturgüter der ganzen Welt ge- schmiert werden. Betroffen von dieser Form des Vandalismus ist auch der Dom in Florenz und die chinesische Mauer. Wie kann diese Form der Zerstörung nun über- wunden werden?

Die offensichtliche Lösung, die hier zunächst vorgestellt wird, ist Bestrafung der Ver- ursacher des Schadens. So wurde ein Tourist in Italien für Vandalismus wie folgt be- straft: „Ein Russe, der ein 25 Zentimeter hohes und 17 Zentimeter breites „K“ als ers- ten Buchstaben seines Vornamens ans Kolosseum in Rom ritzte, wurde mit 20.000 Euro Geldbuße belegt.“673 Eine Strafe in diesem Ausmaß wirkt abschreckend, was möglicherweise zu weniger Vandalismus führen kann. Doch müsste hier gezielt Per- sonal eingesetzt werden, die die Besucher überwachen und Vandalismus sofort auf- decken, damit der Verursacher des Schadens dafür haftbar gemacht werden kann.

Die Anwendung der Broken-Window-Theorie kann ebenfalls eine Lösung sein. Diese besagt, dass Kritzeleien oder Graffitis sofort entfernt werden müssen, denn eine un- beschmutzte Fläche wird mit geringerer Wahrscheinlichkeit wieder mit Kritzeleien oder Graffitis verschmutzt als eine Fläche, die bereits mehrere Verunreinigungen aufweist.674 Damit würde der Schaden erst gar nicht entstehen. Die beiden oben ge- nannten Stätten in Italien und China sind dabei noch einen Schritt weiter gegangen und haben eigene Instrumente entwickelt, die hier vorgestellt werden.

671 The Hague Convention von 1954 in: Rush, 2010, S. 8. 672 https://www.welt.de/vermischtes/article155707249/Darum-sind-Graffitis-in-Florenz-jetzt- erlaubt.html 673 Ebd. 674 Ebd. 224

Um weiterer Zerstörung entgegenzuwirken, entwickelte die Organisation Opera di Santa Maria del Fiore für den Dom in Florenz, Italien, eine App mit dem Namen Au- tography, die es Besuchern der Welterbestätte möglich machte, digital zu kritzeln. So soll den Benutzern die Möglichkeit geboten werden ein dauerhaftes Zeichen675 zu hinterlassen, ohne das Weltkulturerbe nachhaltig zu schädigen. Die Initiatoren äußer- ten sich wie folgt dazu: „Ab heute werden wir alle Graffiti und Schmierereien sofort entfernen. Aber wenn Sie uns eine digitale Nachricht hinterlassen, werden wir sie für alle Zeiten wie ein echtes Kunstwerk hüten!“676 Die Botschaften, die nun auf ein Tab- let gekritzelt werden, sollen am Ende jeden Jahres ausgedruckt und archiviert wer- den, um sie für die Nachwelt zu erhalten.677

Ein ähnliches Projekt wurde von der chinesischen Regierung im Jahr 2014 ins Leben gerufen. Die chinesische Mauer, ebenfalls eine bedeutende Welterbestätte, wurde ebenfalls häufig durch touristischen Vandalismus geschädigt. Dabei wird eine soge- nannte Graffiti-Zone eingerichtet, ein räumlich begrenzter Bereich, indem sich Tou- risten kreativ und ganz legal betätigen können. Durch das Legalisieren der Verewi- gungen und die Einschränkung auf einen bestimmten Bereich soll der unkontrollierte und zerstörerische Vandalismus eingedämmt werden.678

Durch die kontrollierte Zerstörung innerhalb eines definierten Raums bzw. die Über- tragung auf digitale Medien konnte die Zerstörung der Welterbestätten deutlich re- duziert werden. Dabei können die Maßnahmen, die für die Welterbestätten in China und Italien entwickelt wurden, auch auf weitere Stätten übertragen werden, um eine Zerstörung dieser Art zu verhindern. Daneben scheint auch die Broken-Window- Theorie ein Instrument zu sein, zukünftigen Schaden zu reduzieren. Sicherlich sind Strafen für Vandalismus immer noch erforderlich, um potentielle Schädiger abzu- schrecken, doch scheinen die kreativen Lösungen aus Florenz und Peking ein Erfolg zu sein.

675 Vgl. Bonus / Ronte, 1997, S. 2. 676https://www.welt.de/vermischtes/article155707249/Darum-sind-Graffitis-in-Florenz-jetzt- erlaubt.html 677http://www.spiegel.de/netzwelt/web/florenz-app-autography-digital-denkmaeler- vollkritzeln-a-1085285.html 678http://www.spiegel.de/reise/fernweh/chinesische-mauer-bekommt-graffiti-zone-fuer- touristenkritzeleien-a-956882.html 225

Das nachfolgende Kapitel beschäftigt sich mit dem in Kapitel 5.2.5 vorgestellten Prob- lem der Ablehnung durch lokale Akteure am Beispiel des Welterbes Wattenmeer. Dieses soll im nächsten Kapitel mit einem Lösungsansatz verbunden werden.

6.3.5 Lösungsansatz: Bessere Zusammenarbeit

„Wenn wir [Welt]kulturerbe sind, bewegen Sie hier in der Region nichts mehr."679

Das obige Zitat stammt aus der überregionalen Wochenzeitung Die Zeit, in der mit lokalen Akteuren eine mögliche Nominierung des sächsischen Annaberg als Welterbe diskutiert wurde. Die lokale Bevölkerung lehnt die Bestrebungen zum Teil ab und sieht keinen Vorteil in der Ernennung zum Welterbe. Dabei befürchten einige lokale Akteure, dass sich die Normierung negativ auf die Entwicklung der Region auswirkt, da es dann zum Stillstand680 kommen kann.681

Entgegen der weitläufigen Meinung, dass alle Akteure die Nominierung zum Welter- be immer unterstützen, kann es wie oben beschrieben zur Ablehnung durch lokale Akteure kommen, wie auch bereits in Kapitel 5.2.5 am Beispiel des Wattenmeers beschrieben.

Die Ablehnung erfolgt, wie oben geschildert, aus zwei Gründen:682

 Die Akteure wurden vor der Nominierung nicht (ausreichend) über das Pro- jekt informiert.  Die Akteure befürchten für sich negative Konsequenzen, deren Umfang ihnen unklar ist.

Ein Lösungsansatz kann daher eine bessere Einbindung der lokalen Akteure sein, um eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen.683 So könnten beispielsweise Bürgerbefragungen, Abstimmungen und lokale Aufklärung zu mehr Zustimmung füh- ren. Zudem erscheint es hier sinnvoll, bereits vor der Nominierung die möglichen Konsequenzen für die lokale Bevölkerung herauszuarbeiten, damit lokale Akteure, die von einer möglichen Nominierung betroffen sind, diese Informationen haben und

679 http://www.zeit.de/2010/36/S-Bergwerke/seite-3 680 Ein befürchteter Stillstand ist hier die Standtentwicklung. 681 http://www.zeit.de/2010/36/S-Bergwerke/seite-3 682 Vgl. van der Aa et al., 2004, S. 296. 683 Vgl. van der Aa et al., 2004, S. 301. 226 es nicht zu Informationsasymmetrie kommt. Diese wurde ausführlich in Kapitel 5.3.2.2 diskutiert und erklärt die hier vorliegende Ablehnung. Sobald die Akteure die Konsequenzen einer Ernennung für sich nicht absehen können, neigen sie zur Ableh- nung, da sie mehr negative Folgen befürchten.684 Dabei scheint es sinnvoll zu analy- sieren, welchen Vorteil eine mögliche Nominierung hat, was insbesondere für Länder und Regionen gilt, die entweder bereits einen florierenden Tourismus besitzen oder andere starke Wirtschaftszweige in der betreffenden Region vorweisen können. Län- der, deren Tourismuspotential hoch ist, sehen häufig im Tourismus eine neue Ein- nahmequelle, so dass dieser oft schon als Motivation einer Nominierung bzw. der Akzeptanz auf lokaler Ebene genügt.

Durch Einbindung lokaler Akteure und umfangreicher Kosten-Nutzen-Analysen scheint hier eine Lösung und Überwindung der NIMBY Problematik erreicht werden zu können. Dabei ist Aufklärung von Seiten der UNESCO und auch von Seiten der noninierenden Länder erforderlich, damit es nicht zur Ablehnung kommt. Wenn loka- le Akteure alle notwendigen Informationen besitzen, können sie besser beurteilen, wie die Konsequenzen ausfallen würden, die sie beträfen. Damit wäre die Zustim- mung möglicherweise größer, was zu eine erfolgreichen Nominierung beitragen könnte.

Das nachfolgende Kapitel dient als Zwischenfazit für die hier diskutierten vier Lö- sungsansätze.

684 Vgl. van der Aa et al., 2004, S. 301. 227

6.3.6 Zwischenfazit

„Nicht zum Wohlwollen des Metzgers, Brauers oder Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrneh- men.“685

Das Welterbe ist bereits in der Vergangenheit häufig mit Marktversagen konfrontiert worden. Die in Kapitel 5.2 vorgestellten Szenarien zeigen, dass es konkrete Probleme mit dem Welterbe gibt, da die hier diskutierten Stätten von Zerstörung, Übernutzung, Vandalismus und Ablehnung betroffen sind. In diesem Kapitel der Arbeit wurden konkrete Lösungsansätze vorgestellt, die zur Überwindungs dieser Probleme beitra- gen. Das Kapitel 6.3 zeigt, dass Handlungsbedarf und gezielte Maßnahmen notwen- dig sind, um Marktversagen zu überwinden und Welterbe nachhaltig zu schützen. Dabei wäre es wünschenswert, dass erfolgreiche Strategien, wie beispielsweise die App Autography, auch bei anderen Welterbestätten zum Einsatz kommt. Die hier vorgestellten Beispiele stehen stellvertretend für eine ganze Reihe Welterbestätten, die mit ähnlichen negativen Aspekten konfrontiert sind. Hier muss die UNESCO zur globalen Zusammenarbeit beitragen, damit erfolgreiche Strategien weltweit imple- mentiert werden.

Das nachfolgende Kapitel widmet sich der Wirkung des Welterbetitels. So kann die Auszeichnung Welterbe als Label betrachtet werden, das für Touristen einem Quali- tätsmerkmal gleichkommt. Kapitel 6.4 stellt diese Thematik vor.

685 Adam Smith zitiert nach Bofinger, 2011, S. 5. 228

6.4 Weltkulturerbe und die Prinzipal-Agenten-Theorie

6.4.1 Vorbemerkungen

„It is common for one party to a transaction to have better information than another party. In the parlance of economists, such a case is known as an information asym- metry. We accept as a verity of capitalism that someone (usually an expert) knows more than someone else (usually a consumer).”686

Dieses Kapitel dient der Darstellung des Welterbes als Label bzw. Signal für Touris- mus. So werden Welterbestätten aufgrund ihrer Popularität, die sie durch den Welt- erbetitel erhalten, häufig von Touristen nachgefragt. Die UNESCO und das Welterbe sind weltweit bekannte Konzepte, die häufig mit einem Gütesiegel für Qualität gleichgesetzt werden. So ist zu vermuten, dass besonders Welterbestätten, die vor der Ernennung keine bekannten touristischen Ziele waren, durch die Auszeichnung zum Welterbe deutlich mehr nachgefragt werden. Daher machen sich insbesondere Länder, die noch nicht über einen ausgeprägten Tourismussektor verfügen, das Welterbe mit seiner Signalwirkung zunutze und lassen sich durch die UNESCO die besondere Qualität ihrer Stätten bescheinigen.

Dieses Nutzen der UNESCO und des Welterbes als Qualitätsmerkmal ist der Signal- ling-Theorie zuzuordnen. Signalling ist ein Bereich der Prinzipal-Agenten-Theorie und zeigte ursprünglich die Anreizproblematik bei Verträgen und die damit verbundenen Transaktionskosten687 wurden erstmals von Ross (1973)688 beschrieben. Die ersten Überlegungen bezüglich unvollständiger Verträge gehen jedoch auf Ronald Coase (1937) zurück, die er in dem Aufsatz The Nature of the Firm689 thematisierte. Grund- legende Problemstellung der Prinzipal-Agenten-Theorie ist die Informationsasym- metrie690, also die Ungleichverteilung von Informationen, zwischen Prinzipal691 und Agent692. Die Prinzipal-Agenten-Theorie gilt als Teilgebiet der Neuen Institutionen-

686 http://freakonomics.com/2010/09/29/how-to-avoid-a-bad-apartment-in-new-york-city/ 687 Vgl. Picot et al.,2008, S. 50. 688 Vgl. Ross, 1973, S. 134. 689 Coase, 1937, S. 386. 690 Vgl. Hindriks / Myles , 2007, S. 251. 691 Der Prinzipal kann hier ein beispielsweise ein Auftragggeber sein, ein Agent ein Auftrag- nehmer. 692 Vgl. Gravelle / Rees, 2004, 556. 229

ökonomik. 693 Informationen beeinflussen den Entscheidungsprozess von Haushalten, Unternehmen und Staaten. 694 Diese treffen ihre Entscheidungen teilweise auf Basis frei verfügbarer Informationen sowie privaten Informationen, die nur einem Teil der Öffentlichkeit zugänglich sind. 695 So können Touristen nur schwer beurteilen, welche touristischen Attraktionen eines Landes besuchenswert sind und welche Qualität die angebotenen Stätten eines Landes haben.

Einer von beiden Akteuren- im Fall der Touristen ist es das Land, welches sie besu- chen möchten- ist besser informiert und es kann so zu Interessenkonflikten kommen, da derjenige, der den Informationsvorsprung696 besitzt, diesen zu seinem Vorteil aus- nutzen 697 und sich folglich opportunistisch verhalten kann. Dieses Problem der un- gleichen Informationen und der daraus resultierenden Problematik wird als Agency- Problem bezeichnet. 698 Im Bereich des Welterbes scheint hier Signalling eine wichti- ge Rolle zu spielen, da die Touristen, die Welterbestätten nachfragen, die Welter- beernennung als Qualitätsmerkmal begreifen.

Das nachfolgende Kapitel zeigt die Wirkung von Signalling bzw. Labelling im Bereich des Welterbes.

693 Vgl. Behrends, 2001, S. 92. 694 Vgl. Alparslan, 2006, S. 50. 695 Vgl. Conelly et al., 2011, S. 39f. 696 Vgl. Picot, 1991, S. 151. 697 Vgl. Behrends, 2001, S. 93. 698 Ebd. 230

6.4.2 Signalling beim Welterbe

“A Rose is a Rose is a Preference Signal.”699

Als Lösungsmechanismen in der Prinzipal-Agenten-Theorie werden verschiedene Mechanismen diskutiert, die die Informationsasymmetrie700 reduzieren und so mög- licherweise pareto-optimale Lösungen701 zulassen. Dabei werden Signalling702 und Screening703 unterschieden. Insbesondere Signalling kann beim Welterbe beobachtet werden.

Die Signalling Theorie beschreibt einen Lösungsmechanismus, der das Verhalten zweier Parteien positiv beeinflussen kann, die asymmetrische Informationen über einen Sachverhalt haben.704 Mankiw und Taylor (2007) definieren es wie folgt: „An action taken by informed party to reveal private information to an uninformed par- ty“.705 Dabei kann der Agent ein Signal über seine Eigenschaften an den Prinzipal schicken, damit dieser die Eigenschaften besser beurteilen kann.706 Diese Informatio- nen sind möglicherweise mit Kosten verbunden und werden von Agenten nur dann eingegangen, wenn die Vorteile des Signals die Kosten übersteigen. Ein Signal könnte beispielsweise ein Hochschulabschluss sein, der dem Prinzipal die Möglichkeit gibt, die Qualifikation des Agenten zu beurteilen.707

In diesem Kapitel soll das Signalling-Instrument auf das Welterbe und die Welterbe- liste übertragen werden um so zu überprüfen, ob die Welterbeliste und das UNESCO- Welterbelabel als Signalling-Instrument der Länder genutzt wird, um ihr kulturelles Erbe auszuzeichnen. Dazu passt das Zitat von Hayek (2005): „Weil jeder einzelne so wenig weiß und insbesondere weil wir selten wissen, wer von uns etwas am besten

699 http://freakonomics.com/2011/08/26/a-rose-is-a-rose-is-a-preference-signal/ 700 Vgl. dazu Kapitel 5.3.2.2. 701 Mer zu Pareto-Effizienz in Blum, 2000, S. 8. 702 Vgl. Spence, 2002, S. 434f. 703 Vgl. Hindriks / Myles, 2007, S. 252. 704 Vgl. Hindriks / Myles, 2007, S. 253. 705 Mankiw / Taylor, 2007, S. 448. 706 Im Bereich des Welterbes sind mehrere Szenarien denkbar. Eines wäre die UNESCO als Prinzipal und die Länder als Agenten, die durch ihren Nominierungsanstrag die UNESCO von ihren Erbestätten überzeugen möchten. Es könnten aber auch die Länder als Prinzipal sein, die Touristen als Agenten von ihrer Qualität als besuchenswerte Stätte für einen Besuch begeistern möchten. 707 Vgl. Mankiw / Taylor, 2007, S. 448. 231 weiß, vertrauen wir darauf, dass die unabhängigen und wettbewerblichen Bemühun- gen vieler die Dinge hervorbringen, die wir wünschen werden, wenn wir sie sehen.“708

Informationsasymmetrien gibt es, wie bereits angesprochen, auch bei dem touristi- schen Angebot oder dem kulturellen Erbe. Aufgrund der Vielzahl der Anbieter ist es für Touristen, der ein kulturelles Erbe als touristisches Ziel anvisieren, schwer zu er- kennen, was gute und was schlechte Angebote sind. Wie können daher Länder, die den Tourismus fördern wollen und kulturelles Erbe besitzen, belegen, dass ihre Kul- turgüter einzigartig, besonders oder außergewöhnlich sind? Hilfreich wäre ein Signal, welches diese Eigenschaften der guten oder besonderen Qualität transportiert. Die Auszeichnung des Welterbes durch die UNESCO ist ein solches Singal im Sinne der Signalling-Theorie.

Die UNESCO Welterbeauszeichnung könnte hier ein (objektives) Signal sein, was die Qualität der ausgezeichneten Stätten garantiert. Dadurch, dass die UNESCO ein auf- wendiges Verfahren (vgl. Kapitel 2.2) einsetzt, ex-ante zu überprüfen, ob die Stätten den Qualitätskriterien entsprechen, ist bei Ernennung zum Welterbe ein Qualitäts- standard garantiert, der die von der UNESCO definierten Kriterien (vgl. Kapitel 2.2) erfüllt. Auch nach der Ernennung wirkt dieses Instrument, da die UNESCO einerseits die Möglichkeit hat, Stätten wieder abzuerkennen, wenn diese nicht mehr den UNE- SCO Kriterien genügen, wie beispielsweise in Dresden, Deutschland und dem Oman. Zudem werden die Stätten zwecks Qualitätssicherung in regelmäßigen Abständen überprüft, um eine dauerhafte Instandhaltung und Pflege zu garantieren. So wurde für Stätten, bei denen dies bemängelt worden ist, die rote Liste des Welterbes einge- richtet (vgl. Kapitel 5.2.7). Das UNESCO Welterbelabel steht zweifelsohne für Qualität und wird als Auszeichnung für besonders (attraktive) Stätten verliehen, die damit einen außergewöhnlichen Status erhalten (vgl. Kapitel 3.3).

So können alle Länder, die der UNESCO Welterbekonvention beigetreten sind, von Welterbestätten auf der Welterbeliste profitieren, da sie damit die (besondere) Qua- lität ihrer Kultur- und Naturdenkmäler signalisieren können. Damit können sie nicht nur Besucher und Touristen auf sich aufmerksam machen, sondern auch einfacher

708 Hayek, 2005, S. 40. 232 weitere Mittel zum Schutz und zur Pflege akquirieren.709 Wenn ein Kulturgut bereits einen besonderen Status hat, ist es in vielen Fällen leichter, dafür finanzielle Mittel einzuwerben, die zur Instandhaltung benötigt werden. Zudem stehen durch Touris- museinnahmen wie beispielsweise Eintrittsgelder weitere finanzielle Ressourcen zur Verfügung, die zur Instandhaltung und Pflege eingesetzt werden können.

Dabei gibt es zunächst einen Widerspruch: Einerseits bringt die Ernennung zum Welterbe viele Pflichten mit sich, wie Denkmalschutz, Bewahrung von einzigartigem Erbe, Dokumentation der Kulturerbegüter, u.ä.710 Dieser Prozess ist aufwendig, kos- tenintensiv und mit vielen Verpflichtungen verbunden. Hier müssen Länder, die von dem Signalling durch das Welterbelabel profitieren wollen, zunächst investieren. Es gibt keine Garantie für eine erfolgreiche Nominierung; die UNESCO ist nicht verpflich- tet, eine bestimmte Anzahl von Stätten pro Jahr aufzunehmen oder bestimmte Regi- onen zu bevorzugen. Dennoch ist dieser Prozess für viele Länder lohnenswert, da durch erfolgreiche Ernennung zum Welterbe signalisiert wird, dass eine zum Welter- be ernannte Stätte besuchenswert ist, da sie die besondere Auszeichnung ‘Welterbe‘ erhalten hat. Damit kann auch ein Signal in Richtung Standortwerbung gesetzt wer- den, was, wie bereits oben beschrieben wird, zu einer großen touristischen Nachfra- ge führen kann.711 Auch hier sind die Folgen so heterogen wie die Welterbestätten, da der (Kultur)-Tourismus nicht in allen Ländern, die Welterbestätten besitzen, gleichermaßen ausgeprägt und entwickelt ist. Besonders für Standorte, die noch kei- ne entsprechende touristische Infrastruktur geschaffen haben, scheint dies heraus- fordernd zu sein, da gleichzeitig die Anforderungen des Denkmalschutzes erfüllt wer- den müssen.712

Das Welterbelabel scheint ein eindeutiges Signalling-Instrument zu sein, um die be- sondere Qualität von (touristischen) Kulturerbestätten hervorheben zu können. So findet sich in nahezu jedem Reiseführer und Reisebericht über eine bestimmte Regi- on bzw. ein bestimmtes Land der Hinweis auf Welterbestätten, sofern diese vorhan- den sind. Länder setzen das Welterbelabel gezielt als Signalling-Instrument ein, um

709 Vgl. Bertacchini / Saccone, 2011. S. 4. 710 Vgl. Schottler, 2004, S. 57. 711 Ebd. 712 Ebd. 233 ihre touristischen Ziele bewerben zu können und die Außergewöhnlichkeit gegen- über anderen touristischen Angeboten hervorzuheben.

Bei all den Vorteilen, die sich durch das UNESCO Welterbelabel ergeben, soll ange- merkt werden, dass eine Nominierung ein sehr aufwendiger und kostenintensiver Prozess ist, der mit einer umfangreichen Bürokratie verbunden ist. Neben den oben beschriebenen Nutzen, die aus einer Ernennung resultieren, müssen die Kosten für die Aufrecht- und Instandhaltung sowie die Nominierung dem gegenüber gestellt werden.

Das nächste Kapitel soll die Motivation der Länder, sich an der Welterbeliste zu betei- ligen und aktiv neue Stätten vorzuschlagen, untersuchen. Hierbei sollen Gründe für eine Nominierung herausgearbeitet werden.

6.4.3 Zwischenfazit

„Kunst ist auf eine besondere Weise eine Form der gesellschaftlichen Kommunikation mit ästhetischen Mitteln, die in zahlreiche umgebende Bereiche der Gesellschaft hin- einragt und mit den Gegebenheiten dort verschmilzt […].“713

In diesem Kapitel wurde die Prinzipal-Agenten-Theorie genutzt, um die Motivation der Länder zu beschreiben, an der Welterbeliste teilzunehmen. Dabei ist Signalling ein Instrument, was von Ländern genutzt wird, um auf die besondere Qualität ihrer Stätten aufmerksam zu machen. Der zusätzliche Nutzen, der durch die Ernennung zum Welterbe resultiert, ist davon abhängig, wie populär und angesehen die Stätte bereits vor der Ernennung war. So hatte der Kölner Dom bereits vor der Ernennung zum Welterbe einen touristischen Status, so dass die Ernennung vermutlich nur ei- nen geringen Beitrag zu seinem Bekanntheitsgrad bzw. der Bekanntheit seiner touris- tischen Qualität geleistet hat. Bei Welterbestätten, die bis zu ihrer Ernennung eher unbekannt waren, ist der Effekt deutlich größer.

Durch das Label Welterbe können Touristen auf das besuchenswerte Ziel aufmerk- sam gemacht werden, was durch die UNESCO ein Qualitätssiegel bekommen hat. So könnte dies zu mehr Tourismus in den Ländern führen, was möglicherweise unter Wohlfahrtsgesichtspunkten wünschenswert sein könnte.

713 Bendixen / Weikel, 2011, S.1. 234

Es ist anzumerken, dass die Anzahl der Welterbestätten hier möglicherweise die Sig- nallingwirkung beeinflusst. Je mehr Welterbestätten insgesamt vorhanden sind, je weniger außergewöhnlich ist die einzelne Stätte.714

Im nachfolgenden Kapitel werden zwei Lösungsvorschläge zur Überwindung der Un- gleichverteilung aus der Literatur diskutiert. Diese Ansätze sollen im Anschluss kri- tisch diskutiert werden.

6.5 Lösungsvorschläge von Frey und Saccone

6.5.1 Vorbemerkungen

„Economics is the study of how men and society end up choosing, with or without the use of money, to employ scarce productive resources that could have alternative uses, to produce various commodities and distribute them for consumption, now or in the future, among various people and groups in society[…]"715

Das System UNESCO hat, wie bereits in Kapitel 3.7 diskutiert, einige Schwächen und weist eine Ungleichverteilung auf vielen Ebenen auf. In diesem Kapitel sollen ökono- mische Strategien vorgestellt werden, die Wege aus der Ungleichverteilung aufzei- gen.

Ökonomisch wünschenswert wäre es, wenn Welterbestätten so verteilt sind, dass sie als pareto-effizient bezeichnet werden können. In der wohlfahrtsökonomischen The- orie hat Vilfredo Pareto zum Zwecke der Beurteilung einer optimalen Lösung eine Theorie vorgestellt, mit der die Allokation knapper Ressourcen bewertet werden kann.716 Eine Allokation knapper Güter gilt dann als pareto-optimal, wenn es nicht möglich ist, ein Wirtschaftssubjekt durch Allokation besser zu stellen, ohne das ein anderes schlechter gestellt wird.717 Diese Theorie basiert auf der Annahme von Op- portunitätskosten, die als entgangene Kosten bezeichnet werden können.

In Kapitel 3.7 wurden ausführlich die Ungleichheiten der Verteilung beschrieben, was den Status-quo des Welterbes bezeichnet. Wie bereits in diesem Kapitel dargestellt,

714 Vgl. dazu Kapitel 2.7. 715 Samuelson / Nordhaus, 1985, S. 4. 716 Vgl. Heuson, 2010, S. 16. 717 Vgl. Cansier, 1993, S. 27. 235 ist diese Situation nicht wünschenswert. Die Gründe für die Ungleichverteilung sind vielfältig. Finanziellen Engpässe, wenig Beachtung und Anerkennung des Konzeptes Welterbe oder auch Nominierungsscheue. Viele Länder besitzen zudem nicht die nötige Infrastruktur, um mögliche Welterbestätten zu schützen. Daher haben sie auch keine Möglichkeiten, einen Nominierungsvorschlag für die Welterbeliste einzu- reichen, um ebenfalls von der UNESCO als Heimatland eines Welterbes ausgezeich- net zu werden.718 Nach der Welterbekonvention muss ein Land zunächst das Welter- be identifizieren und als seinen Besitz ausweisen, was in Artikel drei der Konvention festgelegt ist. Darüber hinaus muss es nach Artikel vier sicherstellen, dass es den Schutz, die Erhaltung, Präsentation sowie Übertragung an zukünftige Generationen sicherstellt. Diese Anforderungen sind eine enorme Last und möglicherweise auch ein großes Hindernis für Länder, die eine potentielle Welterbestätte auf die Liste bringen möchten. Aus diesem Grund und um negative Entscheidungen bzgl. ihrer Welterbe- stätten zu vermeiden, werden sich Länder möglicherweise gegen eine Nominierung entscheiden.719 Dies sind nur einige Gründe, die zeigen, dass aufgrund von unter- schiedlicher (Anfangs-)Ausstattung, Ungleichverteilung resultiert.

Das nachfolgende Kapitel zeigt zwei Ansätze, die Wege aus der Ungleichverteilung anbieten und somit als mögliche Lösungsvorschläge für die UNESCO diskutiert wer- den. Zunächst wird der Steueransatz vorgestellt, der von den Autoren Bertacchini, Saccone und Santagata diskutiert und mit dem Konzept der Pigou-Steuer verknüpft wird. Die Autoren zeigen hier ihrer Meinung nach eine Möglichkeit die Ungleichver- teilung durch die von ihnen präsentierte Steuerlösung abzubauen.

Der zweite hier vorgestellte Ansatz basiert ebenfalls auf einem etablierten, ökonomi- schen Konzept, der Zertifikatelösung nach Coase. Die Autoren Frey und Pamini schla- gen diese Herangehensweise vor, weil so ihrer Ansicht nach die Ungleichverteilung der Welterbestätten verringert und eine wünschenswertere Verteilung angestrebt werden kann.

Nach Betrachtung beider ökonomischer Herangehensweisen soll hier ein kritischer Diskurs erfolgen. Es ist hier anzumerken, dass die Lösungsvorschläge der oben ge- nannten Autoren an vielen Stellen kaum nachvollziehbar und unvollständig sind,

718 Vgl. Strasser, 2002, S. 226f. 719 Vgl. Steiner / Frey, 2011, S. 6. 236 dennoch laden sie zum Diskurs über mögliche Verbesserungen des UNESCO Systems ein. Zunächst erfolgt eine Darstellung der Steuerlösung.

6.5.2 Wege aus der Ungleichverteilung: Steueransatz

“Cultural diversity refers to the manifold ways in which the cultures of groups and societies find expression. “720

Enrico Bertacchini, Donatella Saccone und Walter Santagata beschreiben zur Lösung des Ungleichgewichts bei der Welterbeverteilung eine Steuerlösung, die nach Mei- nung der Autoren, auf den Ansatz von Pigou zurückgeht. Der Beitrag Enhancing the valorisation of UNESCO World Heritage Sites: a Pigouvian Approach von Bertracchini et al. (2009) teilt die Steuerlösung in drei Teile.

Zunächst soll ermittelt werden, wie der Bedarf und die Vielfalt von Welterbestätten gemessen werden kann. Dann erfolgt als nächster Schritt die Bewertung von ökono- mischen Ressourcen aus Kulturtourismus. Im letzten Schritt soll ein Steuermechanis- mus gezeigt werden, der durch eine Abgabe, die durch touristische Aktivität ermittelt wird, bemessen und auf regionaler Ebene umverteilt wird.721 Darüber hinaus be- schäftigen sich die oben genannten Autoren in ihrem Artikel Loving Diversities, Cor- recting Inequalities. A Proposal for a World Heritage Tax (2010) mit dieser Steuerlö- sung, um das Welterbe gerechter zu machen.722

Bertacchini et al. (2010) argumentieren, dass es ihrer Meinung nach drei zentrale Probleme rund um das Welterbe gibt, die zu globalen Divergenzen723 führen:

720http://www.unesco.org/new/en/culture/themes/cultural-diversity/cultural-expressions/the- convention/convention-text/ 721 Vgl. Bertacchini et al., 2009a, S. 1. 722 Ebd. 723 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 2. 237

1. Heterogene Qualität der Welterbestätten724 2. Effekte der Welterbeliste auf die regionalökonomische Entwicklung725 a. Tourismus726 b. Mobilisierung neuer Ressourcen727 3. Diskrepanz zwischen kulturellem Wert und finanziellem Aufwand.728

Der Lösungsvorschlag von Bertacchini et al. (2010) spiegelt die oben bereits erwähn- te Pigou-Steuer wider. So soll eine regionale Lösung zur effizienten Ressourcengene- rierung bzw. Allokation für die Wahrung des Welterbes eingesetzt werden.729

Zur Umsetzung werden drei Teilschritte vorgeschlagen:

1. Festlegung der Qualität der Stätte,730 2. Instandhaltung und Generierung neuer Ressourcen,731 3. Steuermechanismus für regionale Unterstützung (neues Gleichgewicht).732 Die Autoren empfehlen hier aus supranationaler Perspektive vorzugehen und die Welt auf Makroebene in die entsprechenden UNESCO definierten Regionen einzutei- len, damit diese überregional betrachtet werden können und eine globale Vergleich- barkeit erzielt werden kann.733

Ad 1.: Festlegung der Qualität der Stätten

Das Risiko, dass sich die Qualität der jeweiligen Stätten verschlechtert, wird mit fol- gender Funktion gemessen:734

(1) Risk = f (C,V,H,RI,E) Wobei C dem kultureller Wert der Stätten entspricht, V die physische, prädisponierte Anfälligkeit bzw. Sensibilität wiedergibt und H die Wahrscheinlichkeit eines zerstö-

724 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 2. 725 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 4. 726 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 6. 727 Ebd. 728 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 7. 729 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 4. 730 Ebd. 731 Ebd. 732 Ebd.. 733 Ebd. 734 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 5. 238 renden Events (Erdbeben, Flut, Vulkanausbruch etc.) anzeigt. RI steht für Regional Average Income, also durchschnittliches regionales Einkommen und wird wie folgt berechnet:735 (2) RI=(푃퐾퐸736 푙표푘푎푙)/(∅ 푃퐾퐸 푟푒푔푖표푛푎푙)

E gibt hier den Economic Value, also den ökonomischen Wert der Stätte an.

Auf Basis dieser Qualitätskriterien wird eine Rangliste der Welterbestätten abgeleitet und somit eine Entscheidungsgrundlage geschaffen. Letztere dient bei der Verteilung der Ressourcen zur Erhaltung des Welterbes als Entscheidungsinstrument und hilft, eine Vergleichbarkeit der Welterbestätten herbeizuführen.737

Ad 2.: Instandhaltung und Generierung zusätzlicher Ressourcen

Die präferierte Methode zur Ressourcengenerierung und Instandhaltung ist der Tou- rismus sowie anknüpfende und implizite Aktivitäten.738 Das Problem ist hier jedoch die divergierende Qualität bzw. Attraktivität der Welterbestätten: Es ist schwer, den Unterschied in der Qualität der Welterbestätten zu identifizieren. Es gibt keine Transparenz die diese Divergenz angibt739 und auf klassischer Informationsasymmet- rie basiert.740 So gibt es vielmehr einen zeitlichen Faktor der Listung als Qualitätskri- terium. Je mehr Welterbestätten insgesamt gelistet werden, je weniger spricht das für die Besonderheit einer einzelnen Stätte.741 Um diese Qualitätsunterschiede sicht- bar zu machen, empfehlen die Autoren eine Qualitätsunterscheidung durch Kenn- zeichnung. Dabei schlagen sie die folgende Bezeichnung vor:

1. Basis-Mark (Basis- Auszeichnung) 2. Super-Star-Mark (mit besonderer Auszeichnung versehen)

Die Basis Mark soll für alle Welterbestätten gelten die von schlechterer Qualität sind als Super-Star-Mark. Diese Unterteilung hat sicherlich zur Folge, dass die Welterbe- stätten der ersten Kategorie weniger touristisch attraktiv sein könnten als die der

735 Vgl. Betracchini et al., 2010, S. 5. 736 PKE steht hier für Pro-Kopf-Einkommen. 737 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 6. 738 Ebd. 739 Ebd. 740 Vgl. Akerlof, 1970, S. 6. 741 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 6. 239 zweiten Kategorie.742 Die Herausforderung besteht hier darin, dass Welterbestätten, die der zweiten Kategorie zugeteilt sind, den Verlust an touristischer Beachtung der ersten Kategorie kompensieren müssen743 und dann z.B. noch stärker frequentiert werden, was wiederum Auswirkungen auf die Umwelt o.Ä. hat.

Tabelle 36: Kompensationsmechanismus nach Bertacchini et al. (2010)

1. Welterbestätten, die die Tourismus ↓ Ressourcen ↓ Umverteilung: Die Basis Mark Auszeichnung Super-Star-Mark erhalten haben Welterbestätten 2. Welterbestätten, die die Tourismus ↑ Ressourcen ↑ müssen die Basis- Super-Star-Mark Auszeich- Mark Welterbestät- nung erhalten haben ten kompensieren

Quelle: Eigene Darstellung.

Ad 3.: Steuermechanismus für regionale Unterstützung (neues Gleichgewicht)

Der nun skizzierte Steuermechanismus stellt, nach Meinung von Bertacchini et al. (2010), den eigentlichen Pigou-Ansatz dar. Dabei handelt es sich ihrer Meinung nach um einen Earmarked Tax Mechanism: Es werden Steuern auf tourismusbezogene Dienstleistungen, z.B. Unterkünfte, Restaurants, Essen, kulturelle Dienstleistungen, etc. erhoben.744 Die sogenannten earmarked taxes, also zweckgebundenen Steuern, werden nur speziellen Ausgaben auferlegt um so gezielt besteuern zu können. Die zusätzlich erhobenen Steuern können als extra Budget regional eingesetzt werden.745 Diese Art von Besteuerung ist im Tourismussektor nicht neu. So führte beispielsweise Florida 1967 bereits die Lodging Tax ein, eine touristische Steuer auf Vermietungen, die zwischen zwei und vier Prozent beträgt. Auch in Frankreich, genauer in Mácon- nais, gibt es diese Form der Besteuerung, die jedoch auf die Sterne der Unterkunft abzielt. Hier sind Abgaben in Form von 1,50 € auf 4 Sterne Unterkünfte und 0,20 € bei Unterkünften mit 1 und 2 Sternen fällig.746

742 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 6. 743 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 7. 744 Ebd. 745 Ebd. 746 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 8. 240

Die Bemessungsgrundlage der Steuer sind, so stellen es die Autoren dar, die Touris- museinnahmen, wobei die Staaten diese selbst festgelegen und sich am Investitions- volumen für die Instandhaltung des Welterbes orientieren.747 Damit dieses System nach Meinung von Bertracchini et al. funktionieren kann, sind zwei Bedingungen einzuhalten:

1. Steuereinnahmen ausschließlich für das Ziel der Erhaltung des Welterbes, 2. Steuerzahler muss Nutzer der subventionierten Güter sein.748

Wenn diese beiden Bedingungen eingehalten werden können, dann kann die Umver- teilung mittels einer Steuerlösung für Welterbestätten nach den Autoren funktionie- ren.

Die nachfolgende Abbildung soll das von den Autoren entwickelte System im Über- blick darstellen.

Abbildung 26: Steuerlösung nach Bertacchini et al. (2010)

Quelle: Eigene Darstellung.

747 Vgl. Bertacchini et al., 2010, S. 8. 748 Ebd. 241

Der von den Autoren dargestellte Lösungsansatz basiert auf der Pigou-Steuer, die hier aber scheinbar nicht im ursprünglichen Sinne zur Reduzierung von Marktversa- gen durch die Besteuerung von Externalitäten eingesetzt wird, sondern als Touris- mussteuer. Damit wird die ursprüngliche Wirkweise des Pigou-Konzeptes ausgehe- belt, was ausführlich in Kapitel 6.5.4 diskutiert wird.

Zunächst soll der zweite Ansatz aus der Literatur vorgestellt werden, der auf einer Zertifikatelösung basiert.

6.5.3 Wege aus der Ungleichverteilung: Zertifikatehandel

„Die […] anhaltende europäische Dominanz [beim Welterbe] provoziert […] ein Nord- Süd-Konflikt, bei dem sich starke Staaten des Südens zusehends über die Empfehlun- gen der zumeist euroamerikanischen Experten hinwegsetzen. Dies reproduziert aus anderen globalen Steuerungsversuchen wie etwa beim Klimaschutz bekannte Ten- denzen und demonstriert die Grenzen des Multilateralismus in einer weiterhin natio- nalstaatlich strukturierten Welt.“749

Frey und Pamini beschreiben in ihrem Beitrag Making the World Heritage Truly Glo- bal- The Culture Certificate Scheme (2009) einen Handel mit Zertifikaten, um eine möglichst optimale Verteilung finanzieller Ressourcen zu erreichen. Dabei steht fol- gende Annahme im Fokus ihrer Betrachtung: Während einige Länder, wie Deutsch- land, Österreich, Frankreich oder auch die Schweiz enorme Summen in die Restaurie- rung und Instandhaltung von Kulturgütern investieren, gibt es Welterbestätten bei- spielsweise in Havanna auf Kuba, die zerfallen und aufgrund unzureichender Instand- haltung nach und nach verrotten. Hier geht es ihrer Meinung nach nicht darum, dass Spenden falsch eingesetzt werden, sondern vielmehr darum, dass mit der gleichen Summe in anderen Teilen der Welt viel mehr Schutz betrieben werden könnte.750

Der zentrale Gedanke lautet nach Frey und Pamini hier: Einige ärmere Länder geben zu wenig pro Einheit Welterbe aus, wobei gleichzeitig einige reichere Länder zu viel pro Einheit Welterbe ausgeben. Wenn Welterbe global betrachtet wird, dann ist die- se Situation ineffizient. Für diesen Ansatz, den Frey und Pamini (2009) hier vertreten,

749 Brumann, 2011, S. 19. 750 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 5. 242 muss das Welterbe als globales öffentliches Gut getrachtet werden. Die Eigenschaf- ten von (globalen) öffentlichen Gütern sowie deren Formen werden in Kapitel 5.3.2.2 erläutert.

Die oben vorgestellte Annahme, das Welterbe als globales öffentliches Gut zu be- trachten, impliziert gleichzeitig, dass Interessengruppen, die auf nationaler bzw. loka- ler Ebene agieren, dieser normativen Betrachtungsweise nicht folgen werden. Ihre Interessen sind auf einer anderen Ebene angesiedelt. Anstatt des globalen Gemein- wohls der von Frey und Pamini (2009) vorgestellten Betrachtungsweise steht bei ihnen die Verfolgung ihrer eigenen Ziele, also im eigenen Land, im Vordergrund.751 Sie werden vermutlich nicht bereit sein, finanzielle Ressourcen, die bisher im eigenen Land eigensetzt worden sind, zur Verfolgung globaler Ziele umzuverteilen.

Der Ansatz von Frey und Pamini (2009) folgt der Intention der UNESCO Welterbekon- vention, die hier einen möglichst effizienten Schutz für alle Welterbestätten errei- chen möchte. Genau wie globaler Umweltschutz, wie z.B. Klimawandel, soll hier durch effiziente Koordination eine Reduzierung von Externalitäten erreicht werden.

Frey und Pamini führen als weiteres, vergleichbares Beispiel hier die North Atlantic Treaty Organization (NATO) an, die die kollektive Verteidigung ihrer Mitgliedsstaaten zum Ziel hat und damit ebenfalls ein globales Gut darstellt.752

Frey und Pamini formulieren das Ziel der Welterbebewegung wie folgt: „[It] should be the preservation of World Heritage sites to the largest possible extent by spending as few resources as possible.“753 Finanzielle Ressourcen zum Schutz der Welterbe sind, besonders in ärmeren Ländern, stark limitiert. Auch wenn es hier sehr einfach ge- dacht wäre, könnte eine effizientere Lösung erreicht werden, wenn die reichen Län- der hier subventionieren würden. Das wird jedoch nicht ohne weiteres passieren. Obwohl es bekannt ist, dass es in Havanna auf Kuba zu massiver Zerstörung des Welterbes kommt, wird nicht subventioniert, weder von der UNESCO selbst noch durch Drittländer. Anzumerken ist hier, dass die UNESCO zwar finanzielle Mittel zur

751 Damit wiedersprechen die Autoren dem Konzept des Vermächtniswertes, der in Kapitel 3.2 vorgestellt wurde und unterstellt, dass es im globalen Interesse ist, Welterbestätten zu schützen, auch dann, wenn diese nicht im eigenen Land liegen oder niemals besucht werden. 752 UNIDO, 2008, S. 15. 753 Frey / Pamini, 2009, S. 6. 243

Förderung von Welterbestätten besitzt, sich diese jedoch nur auf ca. vier Millionen US Dollar pro Jahr belaufen. Damit kann kaum gefördert werden und daher ist die UNESCO selbst als Quelle für finanzielle Unterstützung für Welterbestätten eher zu vernachlässigen. Zum Welterbe von der UNESCO ernannt zu werden führt damit folg- lich nicht gleichzeitig zu finanzieller Unterstützung. Die UNESCO sieht ihre Rolle eher in der Unterstützung bei technischen und strukturellen Belangen, die rund um das Welterbe anfallen können. 754

Nach Frey und Pamini bräuchte es, um eine effiziente Ausgestaltung zu erreichen, ein bestimmtes Budget, welches zur globalen Förderung und Verteilung eingesetzt wer- den könnte, um eine möglichst effiziente, globale Lösung zu erreichen, die eine Ver- besserung in der Ressourcenverteilung bedeuten würde.755

Frey und Pamini schlagen zur Lösung ein Vorgehen in vier Schritten vor: 756

1. Festlegen, was zur Welterbeliste gehört, 2. Einigung über die finanziellen Verpflichtungen der einzelnen Länder errei- chen, 3. Zuordnung von Welterbezertifikaten, 4. Handel der Welterbezertifikate.

Ad 1. Festlegen, was zur Welterbeliste hinzugehört

Obwohl davon auszugehen ist, dass die Welterbeliste, so, wie sie von der UNESCO herausgegeben wird, dass Ergebnis von Kompromissen und Verhandlungen ist, spie- gelt sie das wider, was die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen als Welterbe ansehen und somit als schützenswürdig und erhaltungswürdig klassifizieren. 757 Generell bleibt auch hier zu beachten, dass es zwar bei der UNESCO Konsens darüber gibt, was Welterbestatus besitzt, doch bleibt zu beachten, dass die einzelnen Welter- bestätten sich teilweise erheblich voneinander unterscheiden. So gibt es einige Welt- erbe, die eine vollständige Stadt umfassen. Dazu zählen Trinidad auf Kuba genauso

754 Frey / Pamini, 2009, S. 6f. 755 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 7. 756 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 8. 757 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 9. 244 wie Quedlinburg in Deutschland oder Dubrovnik in Kroatien, um einige Beispiele zu nennen, auf die Frey und Pamini eingehen. Im Gegensatz dazu gibt es Welterbestät- ten, die nur ein einzelnes Gebäude umfassen. So etwa die Akropolis in Athen, Grie- chenland oder den Tower of London in England. Um die von Pamini und Frey vorge- schlagene Analyse durchführen zu können, ist es notwendig, dass die Welterbestät- ten, auch wenn sie sehr heterogen wirken, miteinander verglichen werden können. Das ist notwendig, um die von Frey und Pamini vorgeschlagenen Zertifikate zuteilen zu können. Diese Zertifikate, die im Folgenden als WHU bezeichnet werden (von engl. World Heritage Units), sollen sich auf ihre fundamentale kulturelle Wichtigkeit bezie- hen und nicht auf ihren aktuellen, physischen Zustand.758 Es wird vorgeschlagen, dass ICOMOS und IUCN die Beurteilung und Vergabe der WHUs übernehmen, da sie am besten beurteilen können, welche Wichtigkeit ein Welterbe einnimmt und wie viele der zehn Kriterien es erfüllt. Wenn sich ein Welterbe in Gefahr befindet, also bereits auf der roten Liste des Welterbes geführt wird (vgl. Kapitel 5.2.7), dann sollten ihm mehr WHUs zugeordnet werden als Stätten, die nicht unmittelbar in Gefahr sind, um irreversible Schäden an den Welterbstätten zu verhindern. Die hier beschriebenen WHUs geben den Verlust an globalem Welterbe wieder, der verloren geht, wenn in ein spezifisches Projekt innerhalb eines Jahres nicht ausreichend investiert wird.759

Ad 2. Einigung über die finanziellen Verpflichtungen der einzelnen Länder errei- chen

Im zweiten Schritt müssen die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen Einigung darüber erzielen, wie viele Welterbestätten geschützt werden sollen. Zudem muss festgelegt werden, welche finanziellen Aufwendungen von jedem Land benötigt wer- den, um die Welterbestätten zu schützen und aufrecht zu erhalten. Die Last muss in Form von WHUs ermittelt werden, um eine Vergleichbarkeit zu erreichen. Jedes Land muss die Bereitschaft haben einen Anteil des Welterbes zu schützen und auch mone- tär dazu beizutragen. Schwierig wird es, wenn es um die Ermittlung der Last geht die

758 Damit würde hier, dem Lizenzmodell im Klimaschutz folgend, die gesamte Menge an han- delbaren WHUs limitiert, damit zukünftig Handel entstehen kann. Jedes Land hat dabei die Möglichkeit, WHUs entweder zu verkaufen, da es ausreichend in den Schutz des Welterbes im eigenen Land investiert hat, oder diese zuzukaufen, falls es nicht genügend in den Schutz im eigenen Land investiert hat. 759 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 9. 245 den jeweiligen Ländern zuzurechnen ist. Dabei scheint es wenig sinnvoll die Last gleichmäßig auf alle Länder zu verteilen, was vermutlich als unfair empfunden würde, da hier die geografische Größe, Einwohnerzahl oder auch das BIP pro Kopf unberück- sichtigt bleiben würden. Zur Lösung schlagen Frey und Pamini daher vor, sowohl das BIP pro Kopf als auch die Größe eines Landes zu berücksichtigen. Eine solche Einigung wäre wohl nur schwer zu erzielen, wie die Erfahrung in anderen Bereichen, in denen globale Lösungen gefunden werden sollen (z.B. Friedensverhandlungen oder Um- weltschutz), zeigt. Oftmals kommt es zu keiner Einigung und es wird keine (globale) Lösung erreicht. Vermutlich wird eine Lösung dann erzielt, wenn einige wenige Län- der den Hauptteil der Last tragen, so wie es beispielsweise auch bei dem generellen Budget der UNO der Fall ist. Dieses wird vornehmlich durch die USA, Japan und die großen europäischen Länder finanziert. Als Folge wäre hier zu erwarten, dass die Länder, die einen großen Teil der Last tragen, auch ein größeres Mitspracherecht im Entscheidungsprozess für sich beanspruchen. Auch das ist im gerade aufgeführten UN-Budget zu beobachten. Frey und Pamini schlagen zur Lösung hier ein World Heri- tage Board vor, indem die Länder, die einen großen Teil der Last tragen, einen dau- erhaften Sitz bekommen, wohingegen andere Länder, die nur einen kleinen Anteil der Last übernehmen, rotierende Sitze zugewiesen bekommen und daher nur tempo- rär am World Heritage Board teilnehmen.760

Ad 3. Zuordnung von Welterbezertifikaten (WHUs)

Jede Einheit Weltkulturerbe, die geschützt wird, entspricht einem Zertifikat Welterbe (WHU). Jedes Land, das Ressourcen zum Schutz von Welterbestätten aufwendet, bekommt die Anzahl der Zertifikate, die den Schutz widerspiegeln. Dabei müssen Experten den Umfang sicherstellen, der notwendig ist, um Welterbe ausreichend zu schützen. Wenn ein Welterbe nicht ausreichend von dem Land geschützt wird, indem es sich befindet, werden keine Zertifikate zugeteilt. Dieses Zertifikateprogramm soll, so Frey und Pamini, von drei Organisationen verwaltet werden: Der UNESCO selbst, zudem ICOMOS und IUCN. Um alle Szenarien abzuwägen, haben Frey und Pamini drei

760 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 10f. 246

Fälle konstruiert, die die möglichen Situationen wiedergeben, die eintreten kön- nen.761

Fall 1.: Ein Land, das keinerlei Welterbe besitzt, jedoch im zweiten Schritt einen Teil der Last übernimmt und so seinen Beitrag zum Schutz des Welterbes leistet. Dieses Land besitzt damit einen Anreiz, selbst nach Welterbestätten zu suchen, die die höchstmögliche Anzahl von WHUs zugewiesen bekommen, um einen höchstmögli- chen Nutzen aus den geleisteten, finanziellen Zahlungen zu erzielen. Die Anbieter von finanzieller Unterstützung besitzen einen Anreiz, diejenigen Welterbestätten zu su- chen, die den größtmöglichen Schutz benötigen. Wenn ein Land die notwendigen Zertifikate nachweisen kann, die belegen, dass es seinen (monetären) Verpflichtun- gen nachgekommen ist, dann wird es laut Frey und Pamini als gutes Mitglied im Staa- tenbund angesehen. Schlussfolgernd haben daher Länder, die ihren finanziellen Ver- pflichtungen nachkommen, einen effizienten Beitrag zum Schutz der Welterbestätten geleistet.762

Fall 2: Ein Land mit einer extrem hohen Anzahl von Welterbezertifikaten, welche innerhalb seiner Grenzen notwendig sind, um die entsprechenden Welterbestätten zu schützen, verfügt jedoch nur über ein (zu) geringes Budget für diese. Es wird ver- suchen seine Welterbestätten mit dem geringsten finanziellen Aufwand zu schützen der nur möglich ist. Daher werden auch die Zertifikate, die das Land für den Schutz besitzt, einen niedrigen Preis haben. Je niedriger der Preis der Zertifikate, je höher die Anzahl der Zertifikate, die ein möglicher Spender für eine definierte Summe be- kommen würde. Das potentielle Empfängerland hat einen großen Anreiz, aktiv zu werden und seine Welterbestätten bekannt zu machen, damit es finanzielle Zuwen- dungen erhält. Schlussfolgernd haben daher mögliche Bewerber um finanzielle Un- terstützung einen hohen Anreiz, einen möglichst effizienten Schutz für ihre Welter- bestätten anzubieten.763

761 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 11. 762 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 11f. 763 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 12. 247

Fall 3: Ein Land hat zugestimmt, eine definierte Nummer von Welterbestätten inner- halb seiner Landesgrenzen zu schützen. Die eingesetzten Experten haben diese Welt- erbestätten jedoch als wenig wichtig eingestuft, was bedeutet, dass ihm wenige Welterbezertifikate zugeteilt werden. Hierbei handelt es sich um einen klassischen trade-off. Die Entscheidungsträger des Landes stehen vor folgender Entscheidung: Sie könnten hohe finanzielle Aufwendungen im eigenen Land betreiben, um die inländi- schen Welterbestätten zu schützen oder durch Subventionierung von Welterbestät- ten, die außerhalb ihrer Landesgrenzen liegen, wofür sie weniger Geld ausgeben müssten, da diese Zertifikate folglich günstiger sind. Damit würden sie, bei der Wahl der ausländischen Zertifikate ihren Verpflichtungen mit geringerem (monetären) Einsatz nachkommen. Frey und Pamini vermuten hier, dass es zu einem Mix aus bei- dem kommen wird: Ein Teil des Budgets wird zum Schutz der inländischen Welterbe- stätten investiert, ein anderer Teil jedoch in ausländische Zertifikate, denn diese be- sitzen einen vergleichbar niedrigeren Preis, was sie deutlich attraktiver macht. So wird letztendlich auch hier eine effiziente Lösung erreicht, da das Inland nicht sein volles Budget für die eigenen Welterbestätten aufwenden wird, sondern auch einen Teil in ausländische Zertifikate investiert, weil ihr Preis pro Einheit niedriger ist. Daher wird auch hierbei Geld dort investiert, wo der höchste Nutzen erzielt werden kann.764

Ad 4. Handel der Welterbezertifikate

Wenn nun der Markt zum Handel der Zertifikate geöffnet wird, ist zu erwarten, dass Welterbestätten in Entwicklungsländern besser geschützt werden. Ärmere Länder erwerben Zertifikate, indem sie sich auf den Schutz von Welterbestätten konzentrie- ren. Dabei ist davon auszugehen, dass der Schutz von Weltkultur- und Weltnaturerbe arbeitsintensiv ist, was in Entwicklungsländern mit hoher Arbeitslosigkeit ein relativer Vorteil sein kann. Indem sich dieses Land auf den Schutz der eigenen Welterbestät- ten fokussiert und die damit verbundenen Zertifikate an Länder verkauft, die wenig produktive Möglichkeiten haben, Welterbe zu schützen, maximieren sie ihre Mög- lichkeiten.765

764 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 12f. 765 Vgl. Frey / Pamini, 2009, S. 13f. 248

Weiterhin ist zu beachten, dass dies ein interessantes Wirkungsfeld für Unternehmen sein könnte, die hier aktiv werden und den Schutz der Welterbestätten übernehmen könnten. Diese werden durch die Zertifikate bezahlt, die sie am Markt verkaufen können. Damit wird ein neuer Bereich für private Unternehmen geschaffen, obwohl das Welterbe ein öffentliches Gut ist. Zudem scheint dieser Bereich auch für NGOs interessant, vor allem solche, die sich dem Schutz von Kulturgütern verschrieben haben. Diese hängen nun weniger von politischen Entscheidungen ab, da sie Zertifi- kate erwerben können und so zusätzlichen Schutz generieren können. Folglich haben handelbare Zertifikate nach Frey und Pamini den Vorteil, dass sie Informationen über Welterbestätten und deren Schutz über den Preismechanismus mitteilen.

Die Übertragung des CO2-Handels mit dem Welterbe scheint sehr weit hergeholt und kaum anwendbar. So scheint der Ansatz von Frey und Pamini an einigen Stellen un- vollständig und fehlerhaft, darüber hinaus kaum umsetzbar. Eine ausführliche kriti- sche Würdigung dieses Ansatzes sowie des Ansatzes zur Steuerlösung erfolgt im nächsten Kapitel.

6.5.4 Zwischenfazit und kritische Würdigung

“The rhetoric is global, the practice is national”766

In diesem Kapitel wurde die in Kapitel 3.7 aufgezeigte Ungleichverteilung anhand von zwei Lösungsvorschlägen diskutiert: Einer Steuerlösung von Enrico Bertacchini, Dona- tella Saccone und Walter Santagata (2009) für das Welterbe. Demgegenüber steht die Zertifikatelösung, die auf der klassischen Theorie von Coase beruht und von Bruno Frey und Paolo Pamini (2009) für das Welterbe diskutiert und vorgeschlagen wird. Dabei erfahren bei beiden Lösungsvorschlägen ökonomische Theorien Anwen- dung, um, nach Meinung der Autoren, eine bessere Allokation von Ressourcen vor- zunehmen und das Welterbe fairer und effizienter zu gestalten. Beide Lösungsvor- schläge sind rein theoretischer Natur und schwer umsetzbar, wobei bereits bei der Bennenung erste Unklarheiten auffallen. So ist der Pigou-Ansatz, auf den sich bei der Steuerlösung bezogen wird, eine Steuer zur Überwindung von Externalitäten, die Marktversagen überwinden soll. Dabei geht es um die Besteuerung oder Subvention, je nachdem, ob eine Überproduktion oder eine Unterproduktion vorliegt. Natürlich

766 Ashworth / van der Aa, 2006, S. 148. 249 gehen damit Umverteilungseffekte einher, jedoch nur als reine Folge der Korrektur des Marktversagens.

Der Pigou-Ansatz ist eine Lenkungssteuer, die zur Verhaltenssteuerung genutzt wird und weniger um Steuereinnahmen zu generieren.767 Ziel der Pigou-Steuer ist es viel mehr, externe Effekte zu internalisieren und so schädliches Verhalten zu reduzie- ren.768 Dabei ist es das Ziel der Pigou-Steuer, den Verursacher von negativen exter- nen Effekten zu besteuern, damit er durch die Besteuerung sein Aktivitätsniveau reduziert.769 Durch Anwendung der Pigou-Steuer soll die gesellschaftliche Wohlfahrt gesteigert werden, wobei Pigou sich sehr deutlich für den Einsatz von Steuern bzw. Subventionen einsetzt und damit Staatseingriffe in den Markt rechtfertigt.770 Anzu- merken bleibt bei der Pigou-Steuer, dass ein erhebliches Wissen über den Markt und seine Akteure vorhanden sein muss, um das Risiko zu minimieren, dass die eingesetz- ten Steuern bzw. Subventionen nicht verzerrend wirken und tatsächlich wohlfahrts- steigernd sind.771 Die Pigou-Steuer hingegen zeigt die Möglichkeit, individuell anhand von Kosten- und Nutzenstrukturen zu entscheiden, wie hoch das Vermeidungsniveau sein soll.772 Bei der Beschreibung von Bertacchini et al. wird jedoch keine Externalität besteuert. Die von den Autoren vorgeschlagene Steuer wirkt nur wie eine Besteue- rung von Kuppelprodukten des Welterbes. Dabei wird nicht klar, wo das Lenkungsin- teresse liegt. Der vorgeschlagene Ansatz erweckt den Anschein, dass es nur darum geht, neue Finanzierungsquellen zu erschließen. Wenn dies der Fall ist, dann müsste auch über den daraus resultierenden Wohlfahrtsverlust diskutiert werden. Damit bleibt unklar, wie dieser Ansatz auf eine Tourismusbesteuerung übertragen werden kann, die keine Pigou-Steuer im eigentlichen Sinne ist, da sie kein direktes Marktver- sagen korrgiert, sondern nur umverteilt.

Der Zertifikatansatz von Frey und Pamini rekuriert auf die nach Ronald Coase be- nannte Verhandlungsmarktlösung. Die Theorie von handelbaren Schädigungsrechten und somit der Internalisierung externer Effekte geht auf Ronald Harry Coase zurück

767 Vgl. Mankiw / Taylor, 2007, S. 198. 768 Vgl. Wellisch, 2000, S. 60. 769 Vgl. Wellisch, 2000, S. 131. 770 Vgl. Klump, 2013, S. 83. 771 Vgl. Klump, 2013, S. 84. 772 Vgl. Mankiw / Taylor, 2007, S. 199. 250 mit dem im Jahr 1960 von ihm beschriebenem Coase-Theorem.773 Im Gegensatz zu Pigou774, der zur Lösung eine Steuer vorschlägt, stellt Coase unter bestimmten Vo- raussetzungen eine Verhandlungslösung zwischen Wirtschaftssubjekten als vorteil- haft heraus, weil durch die Verhandlung ein optimales Niveau von externen Effekten erreicht werden kann. Zu den von Coase genannten Voraussetzungen für die Ver- handlungslösung zählen vollständige Information, definierte Eigentumsrechte sowie eine geringe Anzahl der an der Transaktion beteiligten Akteure. Dabei kann das bestmögliche Ergebnis, das Pareto-Optimum, dann erreicht werden, wenn durch eine Entschädigungszahlung775 kompensiert776 wird. Die Theorie von Coase zeigt, dass es im Modell bei Verhandlungen zu gesamtgesellschaftlich effizienten Lösungen kom- men kann. In der Realität bestehen jedoch Transaktionskosten, die staatliche Inter- ventionen erforderlich machen können.777 Aufgrund von Transaktionskosten wird z.B. bei Umweltexternalitäten vorgeschlagen, dass nicht Emittenten und Geschädigte verhandeln, sondern die Gesamtmenge etwa an Treibhausgasemission staatlich zu fixieren, die Verteilung der Emissionszertifikate aber demMarkt zu überlassen. Dies führt zu kosteneffizientem Umweltschutz.778 Die Zertifikate können mittels einer Zertifikatebörse gehandelt werden. Wenn ein Produzent seine Produktion bei vor- handener Produktionstechnologie ausweiten möchte, muss er zusätzliche Ver- schmutzungsrechte erwerben, die von anderen Unternehmen an der Zertifikatebörse zum Kauf angeboten werden. Unternehmen, die auf eine CO2-emissionsarme Produk- tion umsteigen, benötigen weniger Zertifikate und können ihre dann verkaufen, wodurch ein besonderer Anreiz gesetzt wird in Reinhaltemaßnahmen zu investieren.

Dadurch wird Umweltschutz für Unternehmen attraktiv, weil sie so Kosten für CO2- Zertifikate vermeiden oder begrenzen können.779

773 Vgl. Frisch et al., 2005, S. 137. 774 Vgl. Coase, 1960, S. 28. 775 Das berühmte Beispiel von Coase ist der Fischteich mit Fischer und Chemiefabrik, die Ab- wasser in den Teich einleitet. Dadurch, dass der Fischer, den von den negativen externen Ef- fekten betroffen ist, durch eine Entschädigungszahlung die Chemiefabrik kompensiert, kann diese von der Zahlung einen Filter einbauen, der die Abwasser ungefährlich macht. Damit erholt sich der Fischbestand. 776 Die Kompensation bezieht sich hier auf die Möglichkeit, Zertifikate zum Marktpreis zu verkaufen, wenn diese nicht benötigt werden bzw. weitere Zertifikate zum Marktpreis über den Markt zu kaufen. 777 Vgl. Coase, 1960, S. 18. 778 Vgl. Siebert / Lorz, 2007, S. 128. 779 Vgl. Blankart, 2006, S. 558. 251

Frey und Pamini knüpfen an der Idee eines Lizenz- oder Zertifikatshandels an. Auch der Ansatz von Frey und Pamini (2009) scheint allerdings an einigen Stellen fehlerhaft und kaum übertragbar. So wird zunächst die Annahme des Vermächtniswertes ver- letzt. Dieser unterstellt ein weltweites Interesse an Kulturgütern und eine Wertschät- zung diese Güter auch dann, wenn sie nicht im eigenen Land liegen oder niemals besucht werden. Indem Frey und Pamini unterstellen, dass es keine globale Zahlungs- und Umverteilungsbereitschaft gibt, wird das Vermächtnismotiv, was bereits in Kapi- tel 3.2 vorgestellt wurde, ausgehebelt. So kann unterstellt werden, dass auch bei Kulturgütern die Staatengemeinschaft der 193 Mitgliedsländer der UNESCO an einem weltweiten Schutz interessiert ist, auch wenn es um Stätten geht, die nicht innerhalb der eigenen Landesgrenzen liegen. So kann, wie vorgestellt, die Gründung der UNE- SCO auf eine gefährdete Kulturstätte zurückgeführt werden. Wenn kein globales In- teresse bestünde dann ist fraglich, welche Funktion die UNESCO übernimmt und wa- rum es fast 200 Staaten gibt, die sich ihr angeschlossen haben.

Neben diesem Aspekt scheint der hier präsentierte WHU-Handel, der auf dem Kon-

780 zept des Handels mit CO2-Zertifikaten basiert, kaum übertragbar.

Die erste von Frey und Pamini getätigte Annahme setzt voraus, dass Welterbestätten miteinander verglichen werden können, also zu einem homogenen Gut (wie etwa Treibhausgas) werden. Dabei ist fraglich, wie ein Nationalpark mit einem Bauwerk gleichgesetzt werden kann, da unterschiedliche Maßnahmen für die Aufrecht- und Instandhaltung erforderlich sind, die neben finanziellen Ressourcen auch eine andere Expertise erfordern.

Zudem bleibt unklar, wie es zur Einigung über die finanziellen Verpflichtungen der einzelnen Länder kommen soll. Bestimmt die UNESCO über die Höhe dieser Ver- pflichtung? Wird sie anhand des BIPs, der Einwohnerzahl, der geographischen Größe, der vorhandenen Welterbestätten festgelegt?

780 Es ist hier fraglich, wie die finanzielle Last der Länder bemessen wird. Sollen hier Indust- rieländer einen höheren Beitrag leisten als Entwicklungsländer? Wie wird die geographische Größe, die Bevölkerungsanzahl, das BIP, die bereits vorhandene Anzahl an Welterbestätten u.ä. berücksichtigt? 252

Wenn die UNESCO die Höhe der WHUs festlegt, besteht dann für die Länder nicht ein enormer Anreiz, zum Zeitpunkt der Festlegung viel in den Schutz zu investieren, da- mit auch viele WHUs zugewiesen werden? Kann dieses System nicht dazu führen, dass, ähnlich wie beim Klimaschutz, Länder aussteigen, wenn sie ihren Zahlungsver- pflichtungen nicht mehr nachkommen können oder wollen? Wenn die benötigten WHUs für ein Land zu teuer sind im Verhältnis zu dem aus dem Welterbe resultieren- den Nutzen, wird es möglicherweise aussteigen. Dadurch würden vor allem die Län- der die UNESCO und das Welterbe verlassen, die nicht viel in den Schutz investieren können oder wollen. Das Resultat wäre eine noch viel größere Ungleichverteilung, weil dann die Welterbeliste nahzu vollständig von Industrieländern dominiert würde, die die finanzielle Last der Instandhaltung und des Schutzes ohnehin tragen können.

So ist kaum nachvollziehbar, dass durch die Anwendung von Zertifikaten das Weltkul- turerbe kostengünstig bereitgestellt werden kann und eine kosteneffiziente Lösung herbeigerufen wird.

Im Rahmen dieses Kapitels wurden zwei Ansätze vorgestellt und bewertet, die eine Verbesserung des UNESCO Systems vorschlagen. Dabei unterstellen beide Ansätze, dass das UNESCO System, so wie es ist, effzient ist und der Prozess der Nominierung und Ernennung das Marktversagen nicht auslöst. Im nachfolgenden Kapitel wird eine eigene Lösung präsentiert, die das Marktversagen bereits vor der Nominierung iden- tifiziert und dort ansetzt.

6.6 Eigener Lösungsvorschlag: Änderung in der Auswahl und Nominierung „Heritage creates a perception of something handed down; something to be cared for and cherished. These cultural manifestations have come down to us from the past; they are our legacy from our ancestors. There is today a broad acceptance of a duty to pass them on to our successors, augmented by the creations of the present.”781

Die UNESCO sieht die starke Zentrierung in der westlichen Welt und den deutlichen Überhang der Welterbestätten als problematisch und hält die aktuelle Verteilung des Welterbes in den UNESCO Mitgliedsstaaten für nicht optimal.

781 Prott / O‘Keefe, 1992, S. 311 und Gillmann, 2006, S. 9. 253

Frey und Saccone zeigen zwei Ansätze die diese Verteilungsproblematik beheben und, durch den Einsatz einer Steuer bzw. den Einsatz von Zertifikaten, die Ungleich- verteilung reduzieren sollen. So soll das vorliegende Marktversagen überwunden werden.

Neben besserer Verteilung durch Steuer oder Zertifikate wäre auch eine Änderung des Auswahlsystems der UNESCO denkbar, was zur Überwindung des Marktversa- gens beitragen könnte. Dieser Lösungsansatz greift bereits sehr früh in das UNESCO Verfahren ein. Nach dem jetzigen System selektieren die Länder, die zur Nominierung berechtigt sind, vor, indem sie entscheiden, welche Stätten nominiert werden und ob sie überhaupt nominieren. Die Nominierung ist mit einem massiven bürokratischen und finanziellen Aufwand verbunden, was bereits ausführlich in Kapitel 2 diskutiert wurde. Es werden folglich nur die Länder überhaupt nominieren, die auf die nötigen (finanziellen) Ressourcen zurückgreifen können, um eine Nominierung bürokratisch und finanziell umzusetzen. Die Nominierung ist somit vor allem davon abhängig, ob das Land es sich monetär leisten kann diesen Aufwand zu betreiben. Bereits Kapitel 3.7 hat gezeigt, dass das Einkommensniveau für die erfolgreiche Nominierung eine zentrale Rolle spielt. Entsprechend ist auch hier zu vermuten, dass Länder, die finan- ziell sehr gut ausgestattet sind, den (monetären) Aufwand einer Nominierung besser umsetzen können, als Länder deren finanzielle Ausstattung eher gering ist.

So gibt es zwar Fördermöglichkeiten durch die UNESCO, diese sind jedoch aufgrund ihreres geringen Budgets zu vernachlässigen. Die UNESCO hat zur Sicherung der Welterbe-Objekte einen Welterbe-Fonds, um diejenigen Staaten zu unterstützen, die nicht über genügend finanzielle Ressourcen verfügen.782 Dieser beträgt jedoch nur vier Millionen US-Dollar pro Jahr, was im Vergleich zu den immensen Aufwendungen, die die Länder für die Instandhaltung tragen müssen, extrem gering ist. Dabei ist die finanzielle Unterstützung für die folgenden Vorhaben vorgesehen:

782Vgl. Schwediwy, 2003, S. 6. 254

 zur Erstellung der Vorschlagslisten,  für die Expertenmissionen,  für das Training spezialisierter Mitarbeiter,  für notwendige Ausrüstungen,  Weiteres.

Ein Gesamtbudget von vier Millionen US-Dollar macht es nicht möglich auch nur eine einzige Stätte dauerhaft zu schützen.

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, zinsreduzierte Kredite zu erhalten und in Sonderfällen auch finanzielle Zuwendungen, die nicht zurückgezahlt werden müs- sen.783 So beispielsweise bei Naturkatastrophen oder auch von Menschen verursach- te Beschädigungen oder einer konkreten, bevorstehenden Bedrohung.784 Ein Beispiel für eine von der UNESCO gewährte Sonderhilfe ist jene, die nach dem Angriff auf Dubrovnik zur Sanierung der Dächer der historischen Altstadt gezahlt worden ist.785

Somit lässt sich erklären, warum gerade ärmere Länder der UNESCO weniger Nomi- nierungsanträge unterbreiten und somit auch weniger potentielle Welterbestätten aus diesen Ländern überhaupt in die mögliche Welterbeauswahl durch Nominierung kommen. Das eigentliche Problem besteht demnach möglicherweise nicht in der Auswahl der UNESCO, sondern in deutlich zu wenig oder qualitativ schlechteren No- minierungsanträgen aus Ländern mit geringeren finanziellen Ressourcen.

Zur Überwindung des Problems, dass ärmere Länder zu wenig Nominierungsanträge stellen oder die Anträge qualitativ zu schlecht sind, um von der UNESCO ausgewählt zu werden, gibt es zwei Vorschläge.

783 Vgl. Schwediwy, 2003, S. 6. 784 Ebd. 785 Ebd. 255

1. Die UNESCO stellt den Ländern kostenfrei beratende Experten zur Seite, die dabei helfen und unterstützen Nominierungsanträge zu stellen, die den An- forderungen der UNESCO entsprechen. Darüber hinaus darf die Welterbe- nominierung nicht mit finanziellen Verpflichtungen für das Land verbunden sein: So darf von Seiten der UNESCO kein Finanzierungsplan für die Instand- haltung und den Schutz gefordert werden, weil dies sicherlich viele ärmere Länder von einer Nominierung abschreckt. 2. Der zweite Vorschlag ist eine Nominierung nicht durch die Länder, sondern durch unabhängige Experten786 der UNESCO, die in den Mitgliedsländern po- tentielle Welterbestätten identifizieren und unabhängig vom politischen Ein- fluss des Landes und der finanziellen Ausstattung eine Nominierung vorneh- men. Damit wären Welterbestätten nicht mehr mit der finanziellen Ausstat- tung eines Landes verknüpft, sondern lediglich von dem Expertenurteil.

Ad 1. Damit ärmere Länder, die auch statistisch weniger Welterbestätten besitzen, umfangreicher bzw. überhaupt nominieren, muss der finanzielle Aspekt bei der No- minierung und Instandhaltung überwunden werden. Einige Länder können sich eine Nominierung und Instandhaltung von potentiellen Welterbestätten einfach nicht leisten, weil zu wenig Budget für solche Vorhaben vorhanden ist. Besonders in Län- dern, die mit Hungersnöten, Naturkatastrophen, Krieg, Seuchen, Korruption und schwachen Institutionen zu kämpfen haben, scheinen keine finanziellen Ressourcen für das Welterbe vorhanden zu sein. Das ist nicht damit gleichzusetzen, dass es dort keine potentiellen Welterbestätten gibt die schutzbedürftig wären. Wenn diese Län- der nun Experten der UNESCO unterstützend zur Seite gestellt bekommen, um den Prozess der Auswahl und Nominierung zu begleiten, den Nominierungsantrag zu formulieren und somit die bürokratische Hürde zu überwinden, könnte es zu einer höheren Anzahl von Vorschlägen der Nominierung aus diesen Ländern kommen. Neben dem bürokratischen Akt der Nominierung, der eine Hürde darstellt, muss zu- dem aber auch der Finanzierungsplan abgeschafft werden. Die Finanzierung zur Auf- recht- und Instandhaltung ist sicherlich ein wichtiges Element des Welterbes, doch darf diese nicht nur von den Ländern, die die Stätten beherbergen, abhängig sein.

786 Bei der Auswahl des Expertengremiums sollten selbstverändlich neutrale Auswahlkriterien herangezogen werden, da es sonst zu ähnlichen Verzerrungen kommen kann wie bei der Zu- sammensetzung des Welterbekomitees. So dann scheint eine Unabhängigkeit gewährleistet. 256

Wie bereits in Kapitel 2 diskutiert hat die UNESCO aktuell nur ein verschwindend geringes Budget, um Länder zu unterstützen. Hier muss die Strategie der UNESCO angepasst werden. So wie auch in anderen Bereichen ist es zwingend erforderlich, dass hier reichere (Industrie-)Länder, die über größere Budgets zum Kulturschutz verfügen, ärmere (Entwicklungs-)Länder mitfinanzieren, weil ein globales Interesse an der Kulturbewahrung besteht, was bereits in Kapitel 2.7 mit dem Vermächtniswert gezeigt wurde. So können Stätten auf der ganzen Welt von Seiten der Länder identifi- ziert werden, ohne dass die finanzielle Ausstattung des Landes eine entscheidende Rolle bei der Vorauswahl bzw. Nominierung bzw. Finanzierung spielt. So kann vermu- tet werden, dass sich die Europazentierung des Welterbes dadurch im Laufe der Jah- re relativieren könnte.

Ad 2: Der zweite Vorschlag ändert das Auswahlsystem der UNESCO vollständig. Hier wird durch die UNESCO ein unabhängiges Expertenteam zusammengestellt, welches alleinig für die Identifikation von zukünftigen Welterbestätten eingesetzt wird. Dieses Expertenteam muss unabhängig von den politischen und finanziellen Verhältnissen der Länder agieren können und in allen Mitgliedsstaaten der UNESCO Stätten identi- fizieren dürfen, die den Titel Welterbe tragen sollen. Wenn nicht mehr die einzelnen Länder die Welterbestätten vorselektieren würden und die UNESCO nur aus dem Pool der Vorschläge bzw. Nominierungen bewertet und auswählt, sondern als unab- hängige Institution in seinen Mitgliedsländern agiert, kann auch hier die Diskriminie- rung von Ländern mit schlechterer finanzieller Ausstattung überwunden werden. Neben der reinen Auswahl muss, wie bereits im ersten Vorschlag präsentiert, auch hier der Finanzierungsplan zur Aufrecht- und Instandhaltung abgeschafft werden. Nachdem durch die unabhängigen Experten ein Welterbe identifiziert wurde, muss die UNESCO eine Lösung für die Finanzierung finden. So kann von Seiten der UNESCO überprüft werden, ob es einem Land finanziell zumutbar ist, die Instandhaltung ei- genständig zu finanzieren. So kann davon ausgegangen werden, dass viele Industrie- länder dazu in der Lage sein werden – da sie heute bereits umfangreiche Nominie- rungsvorschläge inklusive Finanzierungsplänen unterbreiten können. Für Länder, die die finanzielle Last einer ausreichenden Instandhaltung der Welterbestätte hingegen nicht tragen können, muss hier, wie im ersten Vorschlag bereits diskutiert, durch Umverteilung zwischen den Mitgliedsstaaten die Finanzierung ermöglicht werden.

257

Somit wäre das UNESCO-System Welterbe deutlich eigenständiger, weniger von Poli- tik und finanzieller Ausstattung der Länder abhängig und könnte vermutlich in der langen Frist die Zentrierung auf die westliche Welt überwinden. Es würden nicht mehr die Länder bevorzugt, deren finanzielle Situation besser ist. Alle Mitgliedsländer der UNESCO würden gleich behandelt, die Diskriminierung würde überwunden.

Beide Vorschläge zeigen, dass es durch den finanziellen Aspekt der Nominierung und Instandhaltung eine Markteintrittsbarriere gibt, die zu Marktversagen führt. Die Markteintrittsbarriere ist das Budget, das für eine erfolgreiche Nominierung und für die Instandhaltung benötigt wird. Aufgrund der heterogenen Ausstattung mit finan- ziellen Ressourcen entsteht heute Marktversagen, woraus wiederum die Ungleich- verteilung resultiert. Wenn, wie bei Vorschlag zwei, bereits die Bewerbung durch die Länder durch ein unabhängiges Expertenteam ersetzt wird, wird die Verteilungsprob- lematik vermutlich überwunden.

Die Finanzierung von Welterbestätten in ärmeren (Entwicklungs-)Ländern würde über die UNESCO gelöst, indem reichere (Industrie-)Länder sich an der Finanzierung beteiligen. Die UNESCO selbst würde hier umverteilen, damit das Marktversagen überwunden werden könnte. Da ein globales Interesse an Kulturgütern besteht, wird diese Umverteilung bei den Mitgliedsstaaten der UNESCO vermutlich auf Zustim- mung stoßen. Auch wenn eine Welterbestätte nicht im eigenen Land liegt oder sie nie von den eigenen Bürgern besucht und damit genutzt wird, wird ihr trotzdem ein Wert beigemessen. Dieser Aspekt787 würde die oben genannten Vorschläge begünsti- gen.

Es zeigt sich damit, dass das UNESCO-System durch Änderung in der Auswahl durch- aus effizienter gestaltet werden kann. So kann insbesondere durch Vorschlag zwei Marktversagen überwunden und eine gleichmäßigere Verteilung erzielt werden, die die UNESCO anstrebt.

787 Mehr dazu in Kapitel 2.7. 258

6.7 Zwischenfazit zu Kapitel 6 „[…] Lobbying ist das kaum kaschierte Alltagsgeschäft […] der UNESCO[…].“788

Im Rahmen dieses Kapitels wurden zunächst die UNESCO Strategie zur Überwindung von Ungleichverteilung vorgestellt. Daran anschließend wurden anhand konkreter Beispiele von Welterbestätten Lösungsvorschläge beschrieben und entworfen. Wel- che Wirkung das Label Welterbe hat und wie dies von den Ländern genutzt wird, wurde in Kapitel 6.4 beschrieben. Dabei zeigt sich, dass ökonomische Interessen vermutlich die Hauptmotivation sind, da viele Länder sich von der Ernennung zum Welterbe eine zunehmende Bekanntheit ihrer Stätte erhoffen, was sich monetär in steigenden Tourismuszahlen und damit verbundenen Einnahmen niederschlägt. Es ist anzumerken, dass das vermutlich nicht der einzige Motivator ist, da auch weitere, nicht ökonomisch geprägte Gründe wie das Generationenmotiv eine Rolle spielen können.

Der zweite Teil dieses Kapitels hat sich ausführlich mit Lösungsvorschlägen aus der Literatur beschäftigt und die Ansätze von Frey und Pamini bzw. Bertacchini et al. präsentiert. Diese wurden kritisch diskutiert. Zudem erfolgte in diesem Kapitel die Präsentation eines eigenen Lösungsvorschlags zur Überwindung von Marktversagen, der eine konkrete Veränderung des Systems fordert, um eine effizientere Lösung im Ernennungsprozess zum Welterbe zu erreichen. Das UNESCO System führt nicht zur gewünschten Allokation, sondern es liegt eine klar erkennbare Zentrierung auf die westliche Welt vor. Um diese zu reduzieren bzw. abzubauen, sind Veränderungen bei der Nominierung und Finanzierung erforderlich.

788 https://www.mpg.de/6842312/JB_2012 259

7. Gesamtfazit

7.1 Zielerreichung „Das mit dem Titel ‚Weltkulturerbe‘ verbundene Ansehen wird gerne und stolz ver- bucht und auch eingesetzt, sobald sich daraus aber ‚Nachteile‘ oder auch Pflichten ergeben, wird dessen Wert grundsätzlich in Frage gestellt.“789

Das Welterbe der UNESCO ist, wie die vorliegende Abreit gezeigt hat, ein vielschichti- ges und umfassendes Thema, welches aus ökonomischer Sicht viele Facetten auf- weist, die in Rahmen dieser Arbeit beleuchtet wurden. Dabei wurden fünf Bereiche analysiert: Die Voraussetzungen zum Erwerb von Welterbe, die Nachfrage nach Welterbe unter besonderer Betrachtung der Interdependenzen zwischen Welterbe und (Kultur)Tourismus, Institutionen und mögliche Substitute, Markt- und Politikver- sagen sowie entsprechende Lösungsvorschläge.

Zunächst wurden zu Beginn der Analyse die Voraussetzungen aufgezeigt, derer es bedarf, um Welterbe durch die UNESCO auf der Welterbeliste zu platzieren. Daran anschließend erfolgte eine Analyse der Nachfrage nach Welterbe und besonderer Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Welterbe und Tourismus. Das Welterbe konnte hier als komplexes System der UNESCO herausgearbeitet werden, das aus unterschiedlichen Motiven Zuspruch findet, eine enorme Entwicklung erfahren hat und sowohl mit positiven als auch negativen Effekten verbunden ist.

Positive Effekte zeigt die Analyse des Tourismus im Hinblick auf Welterbe. So konnte im Rahmen der Arbeit gezeigt werden, dass Erlebnis- und Kulturtourismus wichtige Bereiche des Tourismus im Allgemeinen sind, welche zunehmend in den Fokus der Betrachtung rücken und ebenso für Welterbe von elementarer Bedeutung sein kön- nen und, wie diese Arbeit zeigt, in diesem Zusammenhang eine ebenso wichtige Rolle einnehmen. Da sich der Tourismus generell immer weiter entwickelt und außerdem die Nachfrage nach kulturellen Tourismusattraktionen zunimmt, kann ebenfalls aus der Ernennung einer Welterbestätte Tourismus erwachsen. Eine allgemeingültige Aussage, wie und in welchem Umfang Tourismus erwächst ist zwar wünschenswert, lässt sich an dieser Stelle jedoch nicht ableiten, da die generelle touristische Entwick-

789 Rossmann, 2005, S. 38. 260 lung eines Landes von weiteren Einflussfaktoren, wie Klima, politische Stabilität und Infrastruktur abhängt. Die im Rahmen der Arbeit vorgestellten empirischen Studien zeigen dazu ebenfalls teilweise widersprüchliche Ergebnisse und unterstreichen diese Schlussfolgerung.

Die Ausarbeitung der vorliegenden Arbeit hat gezeigt, dass das Welterbe stark auf die westliche Welt zentriert ist. Im Rahmen der eigenen, empirischen Untersuchung an- hand von POIs wurden die Regionen Nordamerika und Europa hinsichtlich ihrer tou- ristischen Aktivität im Hinblick auf vorhandene Welterbestätten untersucht und mit- einander verglichen. Im Ergebnis konnte gezeigt werden, dass diese, obwohl die bei- den Regionen unterschiedlich viele Welterbestätten besitzen, dennoch hinsichtlich der gemessenen touristischen Aktivität rund um die vorhandenen Welterbestätten ähnlich zu berwerten sind und keinen Unterschied anhand der gemessenen Parame- ter vorweisen. Als Grund kann hier die generell bereits vorhandene touristische Ent- wicklung der beiden Regionen angeführt werden, so dass die touristische Aktivität nicht in einem direktem Zusammenhang zum Welterbe steht. Ein weiterer Faktor kann die bereits angeführte touristische Infrastrukur sein, welche generell mehr tou- ristische Aktivität zulässt.

Im Bereich der negativen Effekte wurde die immense Ungleichverteilung und europä- ische Fokussierung vorgestellt und kritisch hinterfragt, indem das Welterbe in Bezug auf die Paramter Einkommen, geographische Landesgröße und Bruttoin- landsprodukt analysiert wurde. Zudem wurde der enorme Zuwachs der Welterbeliste kritisch bewertet.

Im Rahmen der Arbeit wurden weiterhin beteiligte Akteure, Organisationen, Institu- tionen und Initiativen rund um das Welterbe vorgestellt. Dabei zeigte sich einerseits, dass viele Institutionen in das System UNESCO eigebunden sind. Andererseits wurde gezeigt, dass es weitere Organisationen gibt, die sich mit Bereichen beschäftigen, welche sich mit dem Wirkungsfeld der UNESCO überschneiden. Die Bedeutung dieser Organisationen ist dabei jedoch deutlich geringer als die Reichweite der UNESCO. So zeigte sich, dass für die Welterbeliste der UNESCO kein Substitut besteht. Sie ist mir ihrem Wirkungsbereich einzigartig. Initiativen, die insbesondere in Europa ins Leben gerufen wurden, um Kulturgüter zu schützen bzw. auf Kulturgüter und ihre besonde-

261 re Funktion und Bedeutung aufmerksam zu machen, konnten identifiziert und prä- sentiert werden. Aber auch hier zeigt sich, dass diese, im direkten Vergleich zur UNE- SCO, eher unbekannt sind und nur eine geringe Reichweite aufweisen.

Die Welterbeliste ist, wie bereits angesprochen, nicht gleich verteilt, was insbesonde- re auf Marktversagenstatbestände zurückzuführen ist. So gibt es einige Probleme, die dem UNESCO System gegenüberstehen und die dazu führen, dass Welterbe nicht optimal geschützt oder erst gar nicht ernannt wird. Diese Marktversagenstatbestän- de wurden im Rahmen dieser Arbeit kritisch analysiert und aufgezeigt. Einerseits anhand konkreter Beispiele, andererseits anhand ihrer zugrunde liegenden Ursachen wie Externalitäten und Informationsasymmetrien. Zudem wurde das Welterbe zum einen als öffentliches Gut und zum anderen auch aus der Perspektive eines meritori- schen Gutes diskutiert.

Die Arbeit zeigt auf, dass das UNESCO-System Entwicklungsperspektiven offen lässt. So wurden konkrete und grundsätzliche Lösungsansätze aufgezeigt, um das Markt- versagen zu überwinden. Lösungen zur Überwindung der Probleme des Welterbesys- tems wurden sowohl anhand konkreter Welterbestätten aufgezeigt, als auch anhand eigener Lösungsvorschläge, welche die grundsätzlichen Ansätze im Rahmen des Ver- gabesystems hinterfragt und überwindet. Dies erfolgte einerseits anhand der kriti- schen Darstellung der bisherigen und in der Literatur bereits bekannten Lösungsvor- schläge, als auch andererseits anhand der differenzierten Beschreibung und Bewer- tung des Signalling-Instrumentes.

Das facettenreiche Welterbe bringt, wie aufgezeigt, viele Vorteile und Chancen mit sich, von denen lokale, nationale und internationale Akteure profitieren können. Dennoch sollten auch die negativen Aspekte in einer Analyse stets berücksichtigt werden, da diese den erwarteten positiven Effekt einer Ernennung umkehren kön- nen.

Ob und wie Länder von dem Welterbe profitieren können, hängt davon ab, wie viel Schutz ihre Kulturgüter auch ohne Welterbeliste und die UNESCO erfahren. Länder, die auch ohne die Exisitenz einer Welterbeliste umfangreiche Bestrebungen im Kul- turschutz betreiben, werden eher weniger von zusätzlichen Effekten profitieren. Län- der, die bisher wenig Schutz ihrer (Welterbe-)Stätten betrieben haben, werden die- 262 sen umsetzen müssen, um ihre Stätten auf der Welterbeliste platzieren zu können. So können besonders Entwicklungsländer von einer Ernennung zur Welterbestätte profitieren, wenn diese bisher wenig touristisch erschlossen waren. Es zeigt sich je- doch, dass weiterhin enormer Handlungsbedarf besteht das System Welterbe zu verbessern, um insbesondere die Europazentierung zu überwinden.

7.2 Forschungsausblick „Das Welterbeprogramm ist ein Instrument des Dialogs der Völker und Kulturen.“790

Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass sich das Thema des Welterbe durchaus aus ökonomischer Sichtweise betrachten lässt. Insbesondere die Diskriminierung von Mitgliedsstaaten der UNESCO, deren Budget zum Kulturschutz zu gering ist und de- ren finanzielle Ressourcen kaum ausreichen, um ihre Erbestätten zu nominieren, impliziert aus ökonomischer Sicht und insbesondere aus Effizienzgesichtspunkten- Handlungsbedarf.

Die betrachteten Studien und die eigens durchgeführte empirische Untersuchung haben gezeigt, dass keine allgemeingültigen Handlungsempfehlungen und Ergebnisse für alle Länder selbst bzw. für Nordamerika und Europa ausgesprochen werden kön- nen, sich jedoch konkreter Handlungsbedarf für das System UNESCO und deren Welterbeliste ergibt. So sind an dieser Stelle weitere Forschungs- und Entwicklungs- bemühungen notwendig, welche das UNESCO-System hinsichtlich der getätigen An- reize untersuchen und konkrete Verbesserungs- sowie Lösungsvorschläge aufzeigen, um das Problem der europäischen Fokussierung der Welterbeliste sowie der weite- ren negativen Effekte hinsichtlich Markt- und Politikversagen zu überwinden.

Darüber hinaus ist der Zusammenhang der Zusammenarbeit der Länder, die Welter- bestätten besitzen, nicht untersucht. So könnte hier evaluiert werden, ob und wie daraus Netzwerkeffekte resultieren, die insbesondere Informationsasymmetrien abbauen.

Generell besteht zudem Foschungsbedarf über die möglichen kulturellen Bias, die dazu führen, dass einige Länder, obwohl sie Mitglieder der UNESCO-Konvention sind,

790 Benecker, 2005, S. 19. 263 nur wenig oder keine Motivation haben, ihre Stätten zu nominieren und ernennen zu lassen.

Ein weiteres Forschungsfeld ergibt sich in der Umsetzung einer neuen Kategorie, welche neben Weltkulturerbe, Weltnaturerbe, immateriellem Welterbe und Weltdo- kumentenerbe exisiteren würde. Dabei könnte es sich um bewegliche Kulturgüter handeln, die beispielsweise Kunstwerke umfassen. Diese Überlegungen, mit den dar- aus resultierenden Vor- und Nachteilen sowie Auswirkungen auf Museen, private Sammler aber auch Künstler in Bezug auf Eigenentumsrechte, Verkaufsrechte, Schutzanforderungen u.Ä. würden eine Ergänzung des bisherigen Diskurs bieten.

Weiterhin ist der Bereich der negativen Effekte, der anhand der konkreten Beispiele vorgestellt wurde, bisher kaum erforscht. Hier besteht, insbesondere für populäre Welterbestätten, ein enormer Forschungsbedarf. Die analysierten Beispiele könnten im Rahmen einer Kosten-Nutzen-Analyse untersucht werden, wobei hier möglicher- weise die Kosten für Instandhaltung und Restaurierung den zusätzlichen touristi- schen Einnahmen gegenüber gestellt werden, die aus dem Welterbestatus resultie- ren.

Zudem besteht Forschungsbedarf auf lokaler Ebene. So könnten Guidelines für lokale Akteure entworfen werden, die die Akzeptanz eines Welterbeprogramms verbessern und zu einem nachhaltigen Schutz beitragen können.

Es lässt sich festhalten, dass durch die vorliegende Arbeit weitereführende Erkennt- nisse hinsichtlich der Gründe für eine Ungleichverteilung sowie Ineffizienz von Welt- erbestätten herausgearbeitet werden konnten, sich dennoch weitere Forschungsfel- der ergeben, welche einer ausführlichen und kritischen Betrachtung bedürfen.

264

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XXXIV

Anhang Anhang 1: EU Übersicht Welterbe ...... 2 Anhang 2: NA Übersicht Welterbe ...... 21 Anhang 3: Dichteberechnungen für Europa, POIs: Flughäfen, Bahnhöfe und U- Bahnstationen ...... 22 Anhang 4: Dichteberechnungen für Europa, POIs: Hotels, Autos und Restaurants .. 34 Anhang 5: Dichteberechnungen für Nordamerika, POIS: Flughäfen, Hotels, Autovermietungen ...... 45 Anhang 6: Dichteberechnungen für Nordamerika, POIS: U-Bahn-Stationen, Bahnhöfe, Restaurants ...... 46

A-1

Die nachfolgenden Tabellen werden aufgrund ihres Umfangs mit Abkürzungen verse- hen, damit Sie der Arbeit leserlich beigefügt werden können. Neben der erforderli- chen Legende werden zunächst die Welterbestätten in einer Tabelle pro Region NA und EU zusammengefasst, die in den nachfolgenden Tabellen mit Anhang 1 und An- hang 2 umfassend dargerstellt werden . In den darauffolgenden Tabellen, in denen die POI Berechnung gezeigt wird, wird nur mit ihrer zugewiesenen Nummer bezeich- net gearbeitet.

Durch die hier angegebene id_no (Identifikationsnummer) können die Welterbestät- ten in allen nachfolgenden Tabellen identifiziert werden. Die nachfolgende Tabelle Anhang 1 zeigt zunächst die Welterbestätten in Europa, die in Kapitel 3.4.6 verwen- det wurden. Danach erfolgt die Kategorisierung der Welterbestätten Nordamerikas, die in Anhang 2 wird.

Dabei erfolgt der Aufbau des Anhang 1 und Anhang 2 anhand dieser Kriterien:

 Longitude: Längengrad  Latitude: Breitengrad  Id_no: Identifikationsnummer der Welterbestätte  Name-en: Englische Bezeichnung des Welterbes  States-name-en: Name des Staates in dem das Welterbe liegt  Category: Kultur- oder Naturerbe Anhang 1: EU Übersicht Welterbe longitude latitude id_no name_en states_name_en category

20,1333333 40,0694444 569 Historic Centres of Berat and Gjiro- Albania Cultural kastra 20,0261111 39,7511111 570 Butrint Albania Cultural

1,59555556 42,4947222 1160 Madriu-Perafita-Claror Valley Andorra Cultural

44,71028 41,095 777 Monasteries of Haghpat and Sana- Armenia Cultural hin 44,79667 40,15889 960 Monastery of Geghard and the Armenia Cultural Upper Azat Valley 44,29514 40,15931 1011 Cathedral and Churches of Armenia Cultural Echmiatsin and the Archaeological Site of Zvartnots 13,0433333 47,8005556 784 Historic Centre of the City of Salz- Austria Cultural burg

A-2

15,8279722 47,6487778 785 Semmering Railway Austria Cultural

16,3133333 48,1866667 786 Palace and Gardens of Schönbrunn Austria Cultural

13,6463889 47,5594444 806 Hallstatt-Dachstein / Salzkammer- Austria Cultural gut Cultural Landscape 15,3916667 47,0741667 931 City of Graz – Historic Centre and Austria Cultural Schloss Eggenberg 15,4341667 48,3644444 970 Wachau Cultural Landscape Austria Cultural

16,3833333 48,2166667 1033 Historic Centre of Vienna Austria Cultural

49,8333333 40,3666667 958 Walled City of Baku with the Shir- Azerbaijan Cultural vanshah's Palace and Maiden Tower 49,375 40,125 1076 Gobustan Rock Art Cultural Land- Azerbaijan Cultural scape 26,4727222 53,4510833 625 Mir Castle Complex Belarus Cultural

26,69139 53,22278 1196 Architectural, Residential and Belarus Cultural Cultural Complex of the Radziwill Family at Nesvizh 4,47375 51,0309722 855 Flemish Béguinages Belgium Cultural

4,13722 50,48111 856 The Four Lifts on the Canal du Belgium Cultural Centre and their Environs, La Louvière and Le Roeulx (Hainaut) 4,35242 50,84668 857 La Grand-Place, Brussels Belgium Cultural

3,22527 51,20891 996 Historic Centre of Brugge Belgium Cultural

4,36223 50,82806 1005 Major Town Houses of the Archi- Belgium Cultural tect Victor Horta (Brussels) 3,97879 50,43077 1006 Neolithic Flint Mines at Spiennes Belgium Cultural (Mons) 3,38926 50,60603 1009 Notre-Dame Cathedral in Tournai Belgium Cultural

4,39778 51,21833 1185 Plantin-Moretus House- Belgium Cultural Workshops-Museum Complex 4,41611111 50,835 1298 Stoclet House Belgium Cultural

3,83833333 50,4352778 1344 Major Mining Sites of Wallonia Belgium Cultural

17,81092 43,34812 946 Old Bridge Area of the Old City of Bosnia and Herze- Cultural Mostar govina 19,288025 43,7814444 1260 Mehmed Paša Sokolović Bridge in Bosnia and Herze- Cultural Višegrad govina 23,2666667 42,65 42 Boyana Church Bulgaria Cultural

27,15 43,3 43 Madara Rider Bulgaria Cultural

25,4 42,6166667 44 Thracian Tomb of Kazanlak Bulgaria Cultural

25,9666667 43,7166667 45 Rock-Hewn Churches of Ivanovo Bulgaria Cultural

23,4 42,1166667 216 Rila Monastery Bulgaria Cultural

27,73 42,65611 217 Ancient City of Nessebar Bulgaria Cultural

A-3

27,07806 44,11444 219 Srebarna Nature Reserve Bulgaria Natural

23,4304722 41,7427222 225 Pirin National Park Bulgaria Natural

26,66667 43,66667 359 Thracian Tomb of Sveshtari Bulgaria Cultural

18,09139 42,65056 95 Old City of Dubrovnik Croatia Cultural

16,44333 43,50944 97 Historical Complex of Split with the Croatia Cultural Palace of Diocletian 15,61444 44,87778 98 Plitvice Lakes National Park Croatia Natural

13,59444 45,22917 809 Episcopal Complex of the Euphra- Croatia Cultural sian Basilica in the Historic Centre of Poreč 16,25167 43,5125 810 Historic City of Trogir Croatia Cultural

15,89038 43,73629 963 The Cathedral of St James in Croatia Cultural Šibenik 16,6386111 43,1816667 1240 Stari Grad Plain Croatia Cultural

32,40556 34,75833 79 Paphos Cyprus Cultural

33,34333 34,79833 848 Choirokoitia Cyprus Cultural

14,41944 50,08972 616 Historic Centre of Prague Czech Republic Cultural

14,3166667 48,8166667 617 Historic Centre of Český Krumlov Czech Republic Cultural

15,45 49,18333 621 Historic Centre of Telč Czech Republic Cultural

15,9420583 49,5802 690 Pilgrimage Church of St John of Czech Republic Cultural Nepomuk at Zelená Hora 15,2666667 49,95 732 Kutná Hora: Historical Town Centre Czech Republic Cultural with the Church of St Barbara and the Cathedral of Our Lady at Sedlec 16,775 48,77583 763 Lednice-Valtice Cultural Landscape Czech Republic Cultural

17,2504583 49,5939361 859 Holy Trinity Column in Olomouc Czech Republic Cultural

17,3772222 49,3 860 Gardens and Castle at Kroměříž Czech Republic Cultural

14,2527778 48,9597222 861 Holašovice Historical Village Reser- Czech Republic Cultural vation 16,31444 49,87361 901 Litomyšl Castle Czech Republic Cultural

16,6160556 49,2071833 1052 Tugendhat Villa in Brno Czech Republic Cultural

15,8788889 49,2172222 1078 Jewish Quarter and St Procopius' Czech Republic Cultural Basilica in Třebíč 12,0797222 55,6422222 695 Roskilde Cathedral Denmark Cultural

12,6208333 56,03889 696 Kronborg Castle Denmark Cultural

9,42 55,7563889 697 Jelling Mounds, Runic Stones and Denmark Cultural Church -49,5 69,1333333 1149 Ilulissat Icefjord Denmark Natural

24,7333333 59,43333 822 Historic Centre (Old Town) of Estonia Cultural Tallinn 21,7775 61,12056 579 Bronze Age Burial Site of Sammal- Finland Cultural

A-4

lahdenmäki

21,51167 61,12806 582 Old Rauma Finland Cultural

-1,51056 48,63556 80 Mont-Saint-Michel and its Bay France Cultural

1,48722222 48,4475 81 Chartres Cathedral France Cultural

2,11944444 48,805 83 Palace and Park of Versailles France Cultural

3,74833333 47,4663889 84 Vézelay, Church and Hill France Cultural

1,17 45,0575 85 Prehistoric Sites and Decorated France Cultural Caves of the Vézère Valley 2,69805556 48,4019444 160 Palace and Park of Fontainebleau France Cultural

2,30166667 49,895 162 Amiens Cathedral France Cultural

4,80841667 44,1357222 163 Roman Theatre and its Surround- France Cultural ings and the "Triumphal Arch" of Orange 4,63069444 43,6776389 164 Arles, Roman and Romanesque France Cultural Monuments 4,38911 47,63944 165 Cistercian Abbey of Fontenay France Cultural

5,87638889 46,9375 203 From the Great Saltworks of Salins- France Cultural les-Bains to the Royal Saltworks of Arc-et-Senans, the Production of Open-pan Salt 4,80611111 43,9527778 228 Historic Centre of Avignon: Papal France Cultural Palace, Episcopal Ensemble and Avignon Bridge 6,18333333 48,6936111 229 Place Stanislas, Place de la Carrière France Cultural and Place d'Alliance in Nancy 0,86611 46,56472 230 Abbey Church of Saint-Savin sur France Cultural Gartempe 8,62883333 42,3251944 258 Gulf of Porto: Calanche of Piana, France Natural Gulf of Girolata, Scandola Reserve 4,53527778 43,9472222 344 Pont du Gard (Roman Aqueduct) France Cultural

2,35888889 43,2105556 345 Historic Fortified City of Carcas- France Cultural sonne 7,73 48,5813889 495 Strasbourg – Grande île France Cultural

2,29416667 48,8583333 600 Paris, Banks of the Seine France Cultural

4,03277778 49,2533333 601 Cathedral of Notre-Dame, Former France Cultural Abbey of Saint-Rémi and Palace of Tau, Reims 2,39833333 47,0822222 635 Bourges Cathedral France Cultural

1,41638889 43,6113889 770 Canal du Midi France Cultural

0,72294444 45,1840556 868 Routes of Santiago de Compostela France Cultural in France 4,83333 45,76722 872 Historic Site of Lyons France Cultural

A-5

3,29888889 48,5597222 873 Provins, Town of Medieval Fairs France Cultural

-0,15527778 44,8947222 932 Jurisdiction of Saint-Emilion France Cultural

0,70278 47,39889 933 The Loire Valley between Sully-sur- France Cultural Loire and Chalonnes 164,566389 -20,4119444 1115 Lagoons of New Caledonia: Reef France Natural Diversity and Associated Ecosys- tems 3,47305556 44,2202778 1153 The Causses and the Cévennes, France Cultural Mediterranean agro-pastoral Cultural Landscape 0,1075 49,49278 1181 Le Havre, the City Rebuilt by Au- France Cultural guste Perret -0,57222222 44,8388889 1256 Bordeaux, Port of the Moon France Cultural

2,75888889 50,2825 1283 Fortifications of Vauban France Cultural

55,48 -21,0994444 1317 Pitons, cirques and remparts of France Natural Reunion Island 2,1425 43,9283333 1337 Episcopal City of Albi France Cultural

3,54611111 50,4625 1360 Nord-Pas de Calais Mining Basin France Cultural

44,71639 41,84389 708 Historical Monuments of Mtskheta Georgia Cultural

43,01139 42,91639 709 Upper Svaneti Georgia Cultural

42,71639 42,26222 710 Bagrati Cathedral and Gelati Mon- Georgia Cultural astery 6,08444444 50,7744444 3 Aachen Cathedral Germany Cultural

8,44305556 49,3166667 168 Speyer Cathedral Germany Cultural

9,93889 49,79278 169 Würzburg Residence with the Court Germany Cultural Gardens and Residence Square 9,94389 52,15278 187 St Mary's Cathedral and St Germany Cultural Michael's Church at Hildesheim 10,9001389 47,6812778 271 Pilgrimage Church of Wies Germany Cultural

10,69167 53,86667 272 Hanseatic City of Lübeck Germany Cultural

6,90977778 50,8250278 288 Castles of Augustusburg and Germany Cultural Falkenlust at Brühl 6,95722222 50,9411111 292 Cologne Cathedral Germany Cultural

6,63333333 49,75 367 Roman Monuments, Cathedral of St Germany Cultural Peter and Church of Our Lady in Trier 8,56858 49,65369 515 Abbey and Altenmünster of Lorsch Germany Cultural

13,0333333 52,4 532 Palaces and Parks of Potsdam and Germany Cultural Berlin 12,42083 51,8425 534 Garden Kingdom of Dessau-Wörlitz Germany Cultural

11,15 51,78333 535 Collegiate Church, Castle and Old Germany Cultural Town of Quedlinburg

A-6

8,81306 49,00083 546 Maulbronn Monastery Complex Germany Cultural

10,34 51,82 623 Mines of Rammelsberg, Historic Germany Cultural Town of Goslar and Upper Harz Water Management System 10,8888889 49,8916667 624 Town of Bamberg Germany Cultural

6,85 49,24444 687 Völklingen Ironworks Germany Cultural

8,75389 49,91667 720 Messel Pit Site Germany Natural

11,32949 50,97477 729 Bauhaus and its Sites in Weimar Germany Cultural and Dessau 12,65278 51,86472 783 Luther Memorials in Eisleben and Germany Cultural Wittenberg 11,32861 50,9775 846 Classical Weimar Germany Cultural

13,3986111 52,5197222 896 Museumsinsel (Museum Island), Germany Cultural Berlin 10,307 50,9667778 897 Wartburg Castle Germany Cultural

9,06130556 47,6987222 974 Monastic Island of Reichenau Germany Cultural

7,04611111 51,4913889 975 Zollverein Coal Mine Industrial Germany Cultural Complex in Essen 7,69416667 50,1736111 1066 Upper Middle Rhine Valley Germany Cultural

13,0852778 54,3025 1067 Historic Centres of Stralsund and Germany Cultural Wismar 8,80747222 53,0759722 1087 Town Hall and Roland on the Mar- Germany Cultural ketplace of Bremen 12,0991667 49,0205556 1155 Old town of Regensburg with Germany Cultural Stadtamhof 13,45 52,4483333 1239 Berlin Modernism Housing Estates Germany Cultural

9,81111111 51,9836111 1368 Fagus Factory in Alfeld Germany Cultural

11,5786111 49,9444444 1379 Margravial Opera House Bayreuth Germany Cultural

9,39305556 51,3158333 1413 Bergpark Wilhelmshöhe Germany Cultural

21,89694 37,43498 392 Temple of Apollo Epicurius at Greece Cultural Bassae 22,49617 38,48149 393 Archaeological Site of Delphi Greece Cultural

23,72618 37,97087 404 Acropolis, Athens Greece Cultural

24,21667 40,26667 454 Mount Athos Greece Mixed

21,63333 39,71667 455 Meteora Greece Mixed

22,965 40,63833 456 Paleochristian and Byzantine Mon- Greece Cultural uments of Thessalonika 23,1166667 37,6666667 491 Sanctuary of Asklepios at Epidaurus Greece Cultural

28,22778 36,44722 493 Medieval City of Rhodes Greece Cultural

22,36667 37,08056 511 Archaeological Site of Mystras Greece Cultural

21,6666667 37,65 517 Archaeological Site of Olympia Greece Cultural

A-7

25,26667 37,4 530 Delos Greece Cultural

22,75 38,4 537 Monasteries of Daphni, Hosios Greece Cultural Loukas and Nea Moni of Chios 26,94333 37,69083 595 Pythagoreion and Heraion of Samos Greece Cultural

22,31833 40,47139 780 Archaeological Site of Aigai (mod- Greece Cultural ern name Vergina) 22,75 37,7333333 941 Archaeological Sites of Mycenae Greece Cultural and Tiryns 26,55 37,3 942 The Historic Centre (Chorá) with Greece Cultural the Monastery of Saint-John the Theologian and the Cave of the Apocalypse on the Island of Pátmos 19,9275 39,6239414 978 Old Town of Corfu Greece Cultural

12,45736 41,90216 286 Vatican City Holy See Cultural

19,07067 47,48242 400 Budapest, including the Banks of Hungary Cultural the Danube, the Buda Castle Quar- ter and Andrássy Avenue 19,52917 47,99444 401 Old Village of Hollókő and its Sur- Hungary Cultural roundings 21,15678 47,59458 474 Hortobágy National Park - the Hungary Cultural Puszta 17,78444 47,55889 758 Millenary Benedictine Abbey of Hungary Cultural Pannonhalma and its Natural Environment 18,22778 46,07444 853 Early Christian Necropolis of Pécs Hungary Cultural (Sopianae) 21,35 48,15 1063 Tokaj Wine Region Historic Cultural Hungary Cultural Landscape -21,03725 64,2538056 1152 Þingvellir National Park Iceland Cultural

-20,6022222 63,3030556 1267 Surtsey Iceland Natural

-6,45 53,69167 659 Brú na Bóinne - Archaeological Ireland Cultural Ensemble of the Bend of the Boyne 35,35275 31,3135 1040 Masada Israel Cultural

35,0838889 32,9283333 1042 Old City of Acre Israel Cultural

34,7833333 32,0666667 1096 White City of Tel-Aviv -- the Mod- Israel Cultural ern Movement 35,16083 30,54111 1107 Incense Route - Desert Cities in the Israel Cultural Negev 35,18222 32,59722 1108 Biblical Tels - Megiddo, Hazor, Beer Israel Cultural Sheba 34,9716489 32,8293967 1220 Bahá’i Holy Places in Haifa and the Israel Cultural Western Galilee 34,9652778 32,67 1393 Sites of Human Evolution at Mount Israel Cultural

A-8

Carmel: The Nahal Me’arot / Wadi el-Mughara Caves 9,1705 45,4658889 93 Church and Dominican Convent of Italy Cultural Santa Maria delle Grazie with “The Last Supper” by Leonardo da Vinci 10,2973333 45,9570556 94 Rock Drawings in Valcamonica Italy Cultural

11,25611 43,77306 174 Historic Centre of Florence Italy Cultural

11,3041667 43,8577778 175 Medici Villas and Gardens in Tusca- Italy Cultural ny 12,3389444 45,4343056 394 Venice and its Lagoon Italy Cultural

10,3963889 43,7230556 395 Piazza del Duomo, Pisa Italy Cultural

16,2709444 41,0848056 398 Castel del Monte Italy Cultural

14,32639 41,07333 549 18th-Century Royal Palace at Italy Cultural Caserta with the Park, the Aque- duct of Vanvitelli, and the San Leucio Complex 11,04167 43,46806 550 Historic Centre of San Gimignano Italy Cultural

16,6102778 40,6663889 670 The Sassi and the Park of the Italy Cultural Rupestrian Churches of Matera 11,5494444 45,5491667 712 City of Vicenza and the Palladian Italy Cultural Villas of the Veneto 11,3316667 43,3186111 717 Historic Centre of Siena Italy Cultural

14,2627778 40,8513889 726 Historic Centre of Naples Italy Cultural

9,53833 45,59333 730 Crespi d'Adda Italy Cultural

11,6194444 44,8377778 733 Ferrara, City of the Renaissance, Italy Cultural and its Po Delta 17,23694 40,7825 787 The Trulli of Alberobello Italy Cultural

12,19625 44,4204167 788 Early Christian Monuments of Italy Cultural Ravenna 11,6786111 43,0769444 789 Historic Centre of the City of Pienza Italy Cultural

10,9938889 45,4386111 797 City of Verona Italy Cultural

7,68572 45,07253 823 Residences of the Royal House of Italy Cultural Savoy 11,8806667 45,3991111 824 Botanical Garden (Orto Botanico), Italy Cultural Padua 13,3675 45,7683333 825 Archaeological Area and the Patri- Italy Cultural archal Basilica of Aquileia 9,72917 44,10694 826 Portovenere, Cinque Terre, and the Italy Cultural Islands (Palmaria, Tino and Tinetto) 10,92568 44,64624 827 Cathedral, Torre Civica and Piazza Italy Cultural Grande, Modena 12,63333 43,725 828 Historic Centre of Urbino Italy Cultural

A-9

14,4833333 40,75 829 Archaeological Areas of Pompei, Italy Cultural Herculaneum and Torre Annunziata 14,6 40,65 830 Costiera Amalfitana Italy Cultural

13,5933333 37,2897222 831 Archaeological Area of Agrigento Italy Cultural

14,33417 37,36611 832 Villa Romana del Casale Italy Cultural

8,99138889 39,7058333 833 Su Nuraxi di Barumini Italy Cultural

15,2666667 40,2833333 842 Cilento and Vallo di Diano National Italy Cultural Park with the Archeological Sites of Paestum and Velia, and the Certosa di Padula 12,7719722 41,9441667 907 Villa Adriana (Tivoli) Italy Cultural

14,9455833 38,4878611 908 Isole Eolie (Aeolian Islands) Italy Natural

12,6224444 43,0661667 990 Assisi, the Basilica of San Francesco Italy Cultural and Other Franciscan Sites 15,0689167 36,8931944 1024 Late Baroque Towns of the Val di Italy Cultural Noto (South-Eastern Sicily) 12,79625 41,9639167 1025 Villa d'Este, Tivoli Italy Cultural

11,55 43,0666667 1026 Val d'Orcia Italy Cultural

9,16955556 45,9745556 1068 Sacri Monti of Piedmont and Italy Cultural Lombardy 12,1018889 42,0068333 1158 Etruscan Necropolises of Cerveteri Italy Cultural and Tarquinia 15,29306 37,05944 1200 Syracuse and the Rocky Necropolis Italy Cultural of Pantalica 8,93111111 44,4122222 1211 Genoa: Le Strade Nuove and Italy Cultural the system of the Palazzi dei Rolli 12,1630556 46,6130556 1237 The Dolomites Italy Natural

10,7944444 45,1594444 1287 Mantua and Sabbioneta Italy Cultural

13,4330556 46,0941667 1318 Longobards in Italy. Places of the Italy Cultural Power (568-774 A.D.) 14,9966667 37,7561111 1427 Mount Etna Italy Natural

24,11667 56,95417 852 Historic Centre of Riga Latvia Cultural

25,29306 54,68667 541 Vilnius Historic Centre Lithuania Cultural

24,8305556 54,8877778 1137 Kernavė Archaeological Site (Cul- Lithuania Cultural tural Reserve of Kernavė) 6,13333 49,61 699 City of Luxembourg: its Old Quar- Luxembourg Cultural ters and Fortifications 14,50739 35,87134 130 Ħal Saflieni Hypogeum Malta Cultural

14,51444 35,90056 131 City of Valletta Malta Cultural

19,0166 43,133 100 Durmitor National Park Montenegro Natural

18,7 42,48333 125 Natural and Culturo-Historical Montenegro Cultural

A-10

Region of Kotor

-68,90222 12,10194 819 Historic Area of Willemstad, Inner Netherlands Cultural City and Harbour, Curaçao 5,14722222 52,0852778 965 Rietveld Schröderhuis (Rietveld Netherlands Cultural Schröder House) 4,88777778 52,365 1349 Seventeenth-Century Canal Ring Netherlands Cultural Area of Amsterdam inside the Singelgracht 11,3855556 62,5738889 55 Røros Mining Town and the Cir- Norway Cultural cumference 7,33333 61,3 58 Urnes Stave Church Norway Cultural

23,18333 69,95 352 Rock Art of Alta Norway Cultural

7,16667 62,11667 1195 West Norwegian Fjords – Gei- Norway Natural rangerfjord and Nærøyfjord 19,95972 50,06667 29 Historic Centre of Kraków Poland Cultural

21,01167 52,26639 30 Historic Centre of Warsaw Poland Cultural

19,175 50,0388889 31 Auschwitz Birkenau
German Nazi Concentra- tion and Extermination Camp (1940-1945) 20,0638889 49,9791667 32 Wieliczka and Bochnia Royal Salt Poland Cultural Mines 23,26667 50,71667 564 Old City of Zamość Poland Cultural

18,61944 53,01 835 Medieval Town of Toruń Poland Cultural

19,0333333 54,0416667 847 Castle of the Teutonic Order in Poland Cultural Malbork 19,6666667 49,8666667 905 Kalwaria Zebrzydowska: the Man- Poland Cultural nerist Architectural and Park Land- scape Complex and Pilgrimage Park 21,2333333 49,75 1053 Wooden Churches of Southern Poland Cultural Małopolska 16,1959444 51,0542778 1054 Churches of Peace in Jawor and Poland Cultural Świdnica 17,0770139 51,1069472 1165 Centennial Hall in Wrocław Poland Cultural

-27,22 38,655 206 Central Zone of the Town of Angra Portugal Cultural do Heroismo in the Azores -9,21583 38,69194 263 Monastery of the Hieronymites and Portugal Cultural Tower of Belém in Lisbon -8,82694 39,65778 264 Monastery of Batalha Portugal Cultural

-8,4175 39,60472 265 Convent of Christ in Tomar Portugal Cultural

-7,90778 38,57306 361 Historic Centre of Évora Portugal Cultural

-8,97667 39,55 505 Monastery of Alcobaça Portugal Cultural

A-11

-9,41667 38,78333 723 Cultural Landscape of Sintra Portugal Cultural

-8,61666667 41,1416667 755 Historic Centre of Oporto Portugal Cultural

-17 32,7666667 934 Laurisilva of Madeira Portugal Natural

-8,29482 41,44083 1031 Historic Centre of Guimarães Portugal Cultural

-7,79888889 41,1016667 1046 Alto Douro Wine Region Portugal Cultural

-28,5411667 38,5134444 1117 Landscape of the Pico Island Vine- Portugal Cultural yard Culture -7,16332222 38,8806194 1367 Garrison Border Town of Elvas and Portugal Cultural its Fortifications -8,425775 40,2078111 1387 University of Coimbra – Alta and Portugal Cultural Sofia 29,5 45,08333 588 Danube Delta Romania Natural

24,7730556 46,1358333 596 Villages with Fortified Churches in Romania Cultural Transylvania 24,0166667 45,1833333 597 Monastery of Horezu Romania Cultural

25,7127778 47,7783333 598 Churches of Moldavia Romania Cultural

24,7922222 46,2177778 902 Historic Centre of Sighişoara Romania Cultural

24,0558333 47,8208333 904 Wooden Churches of Maramureş Romania Cultural

23,3119444 45,6230556 906 Dacian Fortresses of the Orastie Romania Cultural Mountains 30,31833 59,95 540 Historic Centre of Saint Petersburg Russian Federa- Cultural and Related Groups of Monuments tion 35,2275 62,0713889 544 Kizhi Pogost Russian Federa- Cultural tion 37,62972 55,74583 545 Kremlin and Red Square, Moscow Russian Federa- Cultural tion 31,28333 58,53333 604 Historic Monuments of Novgorod Russian Federa- Cultural and Surroundings tion 35,6666667 65,0833333 632 Cultural and Historic Ensemble of Russian Federa- Cultural the Solovetsky Islands tion 40,4166667 56,15 633 White Monuments of Vladimir and Russian Federa- Cultural Suzdal tion 37,67389 55,65556 634 Church of the Ascension, Ko- Russian Federa- Cultural lomenskoye tion 38,1312 56,31035 657 Architectural Ensemble of the Russian Federa- Cultural Trinity Sergius Lavra in Sergiev tion Posad 60,15 65,06667 719 Virgin Komi Forests Russian Federa- Natural tion 107,6625 53,1736111 754 Lake Baikal Russian Federa- Natural tion 158,5 56,3333333 765 Volcanoes of Kamchatka Russian Federa- Natural tion A-12

136,166667 45,3333333 766 Central Sikhote-Alin Russian Federa- Natural tion 40 44 900 Western Caucasus Russian Federa- Natural tion 49,095 55,7911111 980 Historic and Architectural Complex Russian Federa- Cultural of the Kazan Kremlin tion 38,5666667 59,95 982 Ensemble of the Ferapontov Mon- Russian Federa- Cultural astery tion 48,2971944 42,0529722 1070 Citadel, Ancient City and Fortress Russian Federa- Cultural Buildings of Derbent tion 37,5550833 55,7261111 1097 Ensemble of the Novodevichy Russian Federa- Cultural Convent tion 39,87611 57,65278 1170 Historical Centre of the City of Russian Federa- Cultural Yaroslavl tion 94,1580556 69,0469444 1234 Putorana Plateau Russian Federa- Natural tion 127 60,6666667 1299 Lena Pillars Nature Park Russian Federa- Natural tion 12,4519444 43,9327778 1245 San Marino Historic Centre and San Marino Cultural Mount Titano 20,42278 43,11889 96 Stari Ras and Sopoćani Serbia Cultural

20,53667 43,48611 389 Studenica Monastery Serbia Cultural

20,2655556 42,6611111 724 Medieval Monuments in Kosovo Serbia Cultural

22,1861111 43,8993056 1253 Gamzigrad-Romuliana, Palace of Serbia Cultural Galerius 18,9 48,46111 618 Historic Town of Banská Štiavnica Slovakia Cultural and the Technical Monuments in its Vicinity 20,7675 48,9994444 620 Levoča, Spišský Hrad and the Asso- Slovakia Cultural ciated Cultural Monuments 19,2783333 49,0391667 622 Vlkolínec Slovakia Cultural

21,27917 49,29333 973 Bardejov Town Conservation Re- Slovakia Cultural serve 19,5583333 49,3361111 1273 Wooden Churches of the Slovak Slovakia Cultural part of the Carpathian Mountain Area 14 45,66667 390 Škocjan Caves Slovenia Natural

-4,11616667 43,3825278 310 Cave of Altamira and Paleolithic Spain Cultural Cave Art of Northern Spain -4,11675 40,9484722 311 Old Town of Segovia and its Aque- Spain Cultural duct -5,84303 43,36262 312 Monuments of Oviedo and the Spain Cultural Kingdom of the Asturias

A-13

-4,77972222 37,8791944 313 Historic Centre of Cordoba Spain Cultural

-3,59444 37,17667 314 Alhambra, Generalife and Albayzín, Spain Cultural Granada -3,70401 42,3402 316 Burgos Cathedral Spain Cultural

-4,12641667 40,58175 318 Monastery and Site of the Escurial, Spain Cultural Madrid 2,152972 41,41338 320 Works of Antoni Gaudí Spain Cultural

-8,54468 42,88076 347 Santiago de Compostela (Old Town) Spain Cultural

-4,70012 40,65645 348 Old Town of Ávila with its Extra- Spain Cultural Muros Churches -1,10722 40,34389 378 Mudejar Architecture of Aragon Spain Cultural

-4,02941667 39,8668889 379 Historic City of Toledo Spain Cultural

-17,2372222 28,12625 380 Garajonay National Park Spain Natural

-5,6645 40,96525 381 Old City of Salamanca Spain Cultural

-5,99155 37,38384 383 Cathedral, Alcázar and Archivo de Spain Cultural Indias in Seville -6,37 39,47444 384 Old Town of Cáceres Spain Cultural

1,43519444 38,9111389 417 Ibiza, Biodiversity and Culture Spain Mixed

1,0825 41,38083 518 Poblet Monastery Spain Cultural

-3,37122 38,01131 522 Renaissance Monumental Ensem- Spain Cultural bles of Úbeda and Baeza -6,33778 38,91611 664 Archaeological Ensemble of Mérida Spain Cultural

-5,3275 39,45285 665 Royal Monastery of Santa María de Spain Cultural Guadalupe -5,88333 42,45917 669 Route of Santiago de Compostela Spain Cultural

-2,13174 40,07662 781 Historic Walled Town of Cuenca Spain Cultural

-0,37844444 39,4744167 782 La Lonja de la Seda de Valencia Spain Cultural

-6,77075 42,46939 803 Las Médulas Spain Cultural

2,175 41,38778 804 Palau de la Música Catalana and Spain Cultural Hospital de Sant Pau, Barcelona -2,86496 42,32586 805 San Millán Yuso and Suso Monas- Spain Cultural teries -1,03331 39,78995 874 Rock Art of the Mediterranean Spain Cultural Basin on the Iberian Peninsula 1,25930556 41,1147222 875 Archaeological Ensemble of Tárraco Spain Cultural

-3,36805556 40,4813889 876 University and Historic Precinct of Spain Cultural Alcalá de Henares -16,3117778 28,4778889 929 San Cristóbal de La Laguna Spain Cultural

-0,71666667 38,2666667 930 Palmeral of Elche Spain Cultural

-7,55333 43,01111 987 Roman Walls of Lugo Spain Cultural

0,80361111 42,5047222 988 Catalan Romanesque Churches of Spain Cultural

A-14

the Vall de Boí

-3,54722222 42,3713889 989 Archaeological Site of Atapuerca Spain Cultural

-3,60934 40,03645 1044 Aranjuez Cultural Landscape Spain Cultural

-3,01683333 43,323175 1217 Vizcaya Bridge Spain Cultural

-16,6436111 28,2713889 1258 Teide National Park Spain Natural

-8,40638889 43,3858333 1312 Tower of Hercules Spain Cultural

2,69472222 39,7308333 1371 Cultural Landscape of the Serra de Spain Cultural Tramuntana 17,54264 59,33514 555 Birka and Hovgården Sweden Cultural

16,00833 59,96667 556 Engelsberg Ironworks Sweden Cultural

11,34111 58,70111 557 Rock Carvings in Tanum Sweden Cultural

18,09944 59,27556 558 Skogskyrkogården Sweden Cultural

17,88333 59,32306 559 Royal Domain of Drottningholm Sweden Cultural

18,29583 57,64167 731 Hanseatic Town of Visby Sweden Cultural

22,02861 65,64611 762 Church Town of Gammelstad, Luleå Sweden Cultural

17,58333 67,33333 774 Laponian Area Sweden Mixed

15,58333 56,16667 871 Naval Port of Karlskrona Sweden Cultural

16,48333 56,325 968 Agricultural Landscape of Southern Sweden Cultural Öland 15,63083 60,60472 1027 Mining Area of the Great Copper Sweden Cultural Mountain in Falun 12,3833333 57,1 1134 Grimeton Radio Station, Varberg Sweden Cultural

16,1958333 61,7072222 1282 Decorated Farmhouses of Hälsing- Sweden Cultural land 7,45028 46,94806 267 Old City of Berne Switzerland Cultural

9,37778 47,42333 268 Abbey of St Gall Switzerland Cultural

10,44765 46,62945 269 Benedictine Convent of St John at Switzerland Cultural Müstair 9,02242 46,19314 884 Three Castles, Defensive Wall and Switzerland Cultural Ramparts of the Market-Town of Bellinzona 8,03333333 46,5 1037 Swiss Alps Jungfrau-Aletsch Switzerland Natural

9,25 46,9166667 1179 Swiss Tectonic Arena Sardona Switzerland Natural

6,74611111 46,4919444 1243 Lavaux, Vineyard Terraces Switzerland Cultural

6,83277778 47,1038889 1302 La Chaux-de-Fonds / Le Locle, Switzerland Cultural Watchmaking Town Planning 20,81333 41,11806 99 Natural and Cultural Heritage of the the Former Yugo- Mixed Ohrid region slav Republic of Macedonia 28,97993 41,00847 356 Historic Areas of Istanbul Turkey Cultural

34,85 38,66667 357 Göreme National Park and the Rock Turkey Mixed

A-15

Sites of Cappadocia

38,12361 39,37361 358 Great Mosque and Hospital of Turkey Cultural Divriği 34,62056 40,01389 377 Hattusha: the Hittite Capital Turkey Cultural

38,76369 38,03661 448 Nemrut Dağ Turkey Cultural

29,32028 36,335 484 Xanthos-Letoon Turkey Cultural

29,12333 37,92389 485 Hierapolis-Pamukkale Turkey Mixed

32,68972 41,26 614 City of Safranbolu Turkey Cultural

26,239 39,95644 849 Archaeological Site of Troy Turkey Cultural

26,5594444 41,6777778 1366 Selimiye Mosque and its Social Turkey Cultural Complex 32,8280556 37,6666667 1405 Neolithic Site of Çatalhöyük Turkey Cultural

30,51686 50,45258 527 Kiev: Saint-Sophia Cathedral and Ukraine Cultural Related Monastic Buildings, Kiev- Pechersk Lavra 24,03198 49,84163 865 L'viv – the Ensemble of the Historic Ukraine Cultural Centre 25,9247222 48,2966667 1330 Residence of Bukovinian and Dal- Ukraine Cultural matian Metropolitans 33,4913889 44,6108333 1411 Ancient City of Tauric Chersonese Ukraine Cultural and its Chora -6,48527778 55,25 369 Giant's Causeway and Causeway United Kingdom Natural Coast of Great Britain and Northern Ireland -1,57611111 54,7747222 370 Durham Castle and Cathedral United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland -2,47277778 52,6263889 371 Ironbridge Gorge United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland -1,57305556 54,1161111 372 Studley Royal Park including the United Kingdom Cultural Ruins of Fountains Abbey of Great Britain and Northern Ireland -1,82527778 51,1788889 373 Stonehenge, Avebury and Associat- United Kingdom Cultural ed Sites of Great Britain and Northern Ireland -4,27694444 53,1397222 374 Castles and Town Walls of King United Kingdom Cultural Edward in Gwynedd of Great Britain

A-16

and Northern Ireland -8,57666667 57,8172222 387 St Kilda United Kingdom Mixed of Great Britain and Northern Ireland -1,36138889 51,8419444 425 Blenheim Palace United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland -0,12861111 51,4997222 426 Palace of Westminster and West- United Kingdom Cultural minster Abbey including Saint of Great Britain Margaret’s Church and Northern Ireland -3,78305556 55,6633333 429 New Lanark United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland -128,333333 -24,3666667 487 Henderson Island United Kingdom Natural of Great Britain and Northern Ireland -0,07611111 51,5080556 488 Tower of London United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland 1,08333333 51,28 496 Canterbury Cathedral, St Au- United Kingdom Cultural gustine's Abbey, and St Martin's of Great Britain Church and Northern Ireland -3,18866667 58,9960556 514 Heart of Neolithic Orkney United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland -3,21666667 55,95 728 Old and New Towns of Edinburgh United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland -9,92861111 -40,3247222 740 Gough and Inaccessible Islands United Kingdom Natural of Great Britain and Northern Ireland 0 51,4777778 795 Maritime Greenwich United Kingdom Cultural of Great Britain

A-17

and Northern Ireland -64,6777778 32,3794444 983 Historic Town of St George and United Kingdom Cultural Related Fortifications, Bermuda of Great Britain and Northern Ireland -3,08805556 51,7763889 984 Blaenavon Industrial Landscape United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland -1,78833333 53,8391667 1028 Saltaire United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland -1,48805556 53,0288889 1030 Derwent Valley Mills United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland -0,29402778 51,4819444 1084 Royal Botanic Gardens, Kew United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland -2,99444444 53,4066667 1150 Liverpool – Maritime Mercantile United Kingdom Cultural City of Great Britain and Northern Ireland -5,38361111 50,1361111 1215 Cornwall and West Devon Mining United Kingdom Cultural Landscape of Great Britain and Northern Ireland -3,08777778 52,9702778 1303 Pontcysyllte Aqueduct and Canal United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland 8,2075 47,2783333 1363 Prehistoric Pile dwellings around Aus- Cultural the Alps tria,France,Germa ny,Italy,Slovenia,S witzerland 16,7227222 47,7192778 772 Fertö / Neusiedlersee Cultural Austria,Hungary Cultural Landscape 23,9811111 52,7275 33 Białowieża Forest Bela- Natural rus,Belarus,Polan d,Poland 26,3377778 59,0577778 1187 Struve Geodetic Arc Bela- Cultural

A-18

rus,Estonia,Finlan d,Latvia,Lithuania, Norway,Moldova, Republic of,Russian Feder- ation,Sweden,Ukr aine 3,23139 50,17444 943 Belfries of Belgium and France Belgium,France Cultural

33,0958333 34,9202778 351 Painted Churches in the Troodos Cyprus,Cyprus Cultural Region 8,55611111 53,5286111 1314 Wadden Sea Den- Natural mark,Germany,Ne therlands 24,98722 60,14722 583 Fortress of Suomenlinna Finland,Finland Cultural

25,18333 62,25 584 Petäjävesi Old Church Finland,Finland Cultural

26,64083 61,06194 751 Verla Groundwood and Board Mill Finland,Finland Cultural

21,3 63,3 898 High Coast / Kvarken Archipelago Finland,Sweden Natural

-0,0005 42,68542 773 Pyrénées - Mont Perdu France,Spain Mixed

14,7264444 51,5793056 1127 Muskauer Park / Park Mużakowski Germany,Poland Cultural

22,5361111 49,0861111 1133 Primeval Beech Forests of the Germa- Natural Carpathians and the Ancient Beech ny,Slovakia,Ukrain Forests of Germany e -2,601 54,9926111 430 Frontiers of the Roman Empire Germany,United Cultural Kingdom of Great Britain and Northern Ireland 12,4923056 41,8902222 91 Historic Centre of Rome, the Prop- Holy See,Italy Cultural erties of the Holy See in that City Enjoying Extraterritorial Rights and San Paolo Fuori le Mura 20,48687 48,47573 725 Caves of Aggtelek Karst and Slovak Hungary,Slovakia Natural Karst -10,53861 51,77194 757 Sceilg Mhichíl Ireland,Ireland Cultural

8,91388889 45,8888889 1090 Monte San Giorgio Italy,Switzerland Natural

9,84638889 46,4983333 1276 Rhaetian Railway in the Albula / Italy,Switzerland Cultural Bernina Landscapes 20,96239 55,27458 994 Curonian Spit Lithua- Cultural nia,Lithuania,Russ ian Federa- tion,Russian Federation 14,26947 36,04908 132 Megalithic Temples of Malta Mal- Cultural ta,Malta,Malta

A-19

5,77166667 52,6386111 739 Schokland and Surroundings Nether- Cultural lands,Netherlands 4,89305556 52,3744444 759 Defence Line of Amsterdam Nether- Cultural lands,Netherlands 4,64944444 51,8825 818 Mill Network at Kinderdijk-Elshout Nether- Cultural lands,Netherlands 5,67889 52,84583 867 Ir.D.F. Woudagemaal (D.F. Wouda Nether- Cultural Steam Pumping Station) lands,Netherlands 4,91111111 52,5488889 899 Droogmakerij de Beemster (Beem- Nether- Cultural ster Polder) lands,Netherlands 5,32306 60,39722 59 Bryggen Nor- Cultural way,Norway,Nor way 11,75 65,61667 1143 Vegaøyan -- The Vega Archipelago Nor- Cultural way,Norway,Nor way,Norway 21,0322222 49,5338889 1424 Wooden Tserkvas of Poland,Ukraine Cultural the Carpathian Region in Poland and Ukraine -6,66111111 40,6975 866 Prehistoric Rock Art Sites in the Côa Portugal,Spain Cultural Valley and Siega Verde 86 50,4666667 768 Golden Mountains of Altai Russian Federa- Natural tion,Russian Federation -179,715278 71,1888889 1023 Natural System of Wrangel Island Russian Federa- Natural Reserve tion,Russian Federation -4,83888889 38,7752778 1313 Heritage of Mercury. Almadén and Slovenia,Spain Cultural Idrija -6,358861 36,9477 685 Doñana National Park Spain,Spain,Spain, Natural Spain -2,35861111 51,3813889 428 City of Bath United Kingdom Cultural of Great Britain and Northern Ireland,United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland -2,98988889 50,7055556 1029 Dorset and East Devon Coast United Kingdom Natural of Great Britain and Northern Ireland,United Kingdom of Great Britain and

A-20

Northern Ireland

Quelle: http://whc.unesco.org/en/list/915/multiple=1&unique_number=1069

Anhang 2: NA Übersicht Welterbe longitude latitude id_no name_en states_name_en category -55,6166667 51,4666667 4 L’Anse aux Meadows National Canada Cultural Historic Site -125,589444 61,5472222 24 Nahanni National Park Canada Natural

-111,492222 50,7677778 71 Canada Natural

-131,220278 52,095 157 SGang Gwaay Canada Cultural

-113,623889 49,7494444 158 Head-Smashed-In Buffalo Jump Canada Cultural

-112,293333 59,3583333 256 Wood Buffalo National Park Canada Natural

-71,2105556 46,8094444 300 Historic District of Old Québec Canada Cultural

-57,5313889 49,6125 419 Canada Natural

-66,3530556 48,105 686 Miguasha National Park Canada Natural

-64,3091667 44,3761111 741 Old Town Lunenburg Canada Cultural

-75,765125 44,9943861 1221 Canada Cultural

-64,4358333 45,7097222 1285 Fossil Cliffs Canada Natural

-64,3072222 45,1183333 1404 Landscape of Grand Pré Canada Cultural

-56,4295222 51,726925 1412 Red Bay Basque Whaling Station Canada Cultural

-108,485556 37,2616667 27 Mesa Verde National Park United States of Cultural America -110,82778 44,46056 28 Yellowstone National Park United States of Natural America -112,090556 36,1008333 75 Grand Canyon National Park United States of Natural America -80,9963889 25,5544444 76 Everglades National Park United States of Natural America -75,15 39,9486111 78 Independence Hall United States of Cultural America -123,998056 41,3738889 134 Redwood National and State United States of Natural Parks America -86,1030556 37,1872222 150 Mammoth Cave National Park United States of Natural America -123,448889 47,7483333 151 Olympic National Park United States of Natural America -90,0613889 38,6586111 198 Cahokia Mounds State Historic United States of Cultural Site America -83,4355556 35,5930556 259 Great Smoky Mountains National United States of Natural Park America -66,125 18,4666667 266 La Fortaleza and San Juan Na- United States of Cultural tional Historic Site in Puerto Rico America A-21

-74,0447222 40,6894444 307 Statue of Liberty United States of Cultural America -119,596667 37,7461111 308 Yosemite National Park United States of Natural America -107,970833 36,0637778 353 Chaco Culture United States of Cultural America -155,123611 19,4008333 409 Hawaii Volcanoes National Park United States of Natural America -78,5038889 38,0327778 442 Monticello and the University of United States of Cultural Virginia in Charlottesville America -105,54167 36,43889 492 Taos Pueblo United States of Cultural America -104,383333 32,1666667 721 Carlsbad Caverns National Park United States of Natural America -170,14582 25,34907 1326 Papahānaumokuākea United States of Mixed America -116,479722 51,4247222 304 Canadian Rocky Mountain Parks Canada,Canada Natural

-140,991972 61,1975833 72 Kluane / Wrangell-St. Elias / Cana- Natural Glacier Bay / Tatshenshini-Alsek da,Canada,Canada, United States of America,United States of Ameri- ca,United States of America -113,904167 48,9960556 354 Waterton Glacier International Cana- Natural Peace Park da,Canada,United States of Ameri- ca,United States of America Quelle: http://whc.unesco.org/en/list/915/multiple=1&unique_number=1069

Anhang 3: Dichteberechnungen für Europa, POIs: Flughäfen, Bahnhöfe und U-Bahnstationen

Dichte Dichte id_ Dichte U- Flughäfen Flughäfen Flughäfen Flughäfen Bahn- no Dichte U-Bahn- Bahn- - groß - groß - klein - klein höfe Bahnhöfe Stationen Stationen 569 0 0 0 0 0 0 0 0 570 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 1160 0 0 2 0,000254648 0 0 0 0 777 0 0 0 0 0 0 0 0 960 0 0 0 0 0 0 0 0 1011 0 0 0 0 0 0 0 0 784 1 0,000127324 3 0,000381972 15 0,190986 0 0 785 0 0 7 0,000891268 5 0,063662 0 0 A-22

786 1 0,000127324 5 0,00063662 12 0,152789 69 0,878535286 806 0 0 4 0,000509296 3 0,038197 0 0 931 0 0 4 0,000509296 6 0,076394 0 0 970 0 0 2 0,000254648 3 0,038197 0 0 1033 1 0,000127324 5 0,00063662 22 0,280113 93 1,184112777 958 0 0 0 0 0 0 0 0 1076 0 0 0 0 0 0 0 0 625 0 0 0 0 0 0 0 0 1196 0 0 0 0 0 0 0 0 855 2 0,000254648 2 0,000254648 4 0,05093 0 0 856 0 0 5 0,00063662 3 0,038197 0 0 857 2 0,000254648 4 0,000509296 39 0,496563 110 1,400563499 996 0 0 3 0,000381972 3 0,038197 0 0 1005 2 0,000254648 4 0,000509296 39 0,496563 110 1,400563499 1006 0 0 6 0,000763944 2 0,025465 0 0 1009 1 0,000127324 13 0,001655211 1 0,012732 0 0 1185 0,0003819 2 0,000254648 3 72 9 0,114592 0 0 1298 2 0,000254648 4 0,000509296 29 0,369239 72 0,916732472 1344 0 0 5 0,00063662 5 0,063662 0 0 946 0 0 0 0 0 0 0 0 1260 0 0 0 0 0 0 0 0 42 1 0,000127324 0 0 1 0,012732 0 0 43 0 0 0 0 2 0,025465 0 0 44 0 0 0 0 1 0,012732 0 0 45 0 0 0 0 2 0,025465 0 0 216 0 0 0 0 0 0 0 0 217 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 219 0 0 0 0 0 0 0 0 225 0 0 0 0 0 0 0 0 359 0 0 0 0 0 0 0 0 95 1 0,000127324 0 0 0 0 0 0 97 0 0 1 0,000127324 2 0,025465 0 0 98 0 0 0 0 0 0 0 0 809 0 0 2 0,000254648 0 0 0 0 810 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 963 0 0 1 0,000127324 1 0,012732 0 0 1240 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 79 0 0 0 0 0 0 0 0

A-23

848 0 0 0 0 0 0 0 0 616 1 0,000127324 16 0,002037183 12 0,152789 28 0,356507073 617 0 0 4 0,000509296 4 0,05093 0 0 621 0 0 7 0,000891268 4 0,05093 0 0 690 0 0 11 0,001400563 2 0,025465 0 0 732 0 0 13 0,001655211 7 0,089127 0 0 763 0 0 12 0,001527887 4 0,05093 0 0 859 0 0 15 0,001909859 8 0,101859 0 0 860 0 0 19 0,002419155 5 0,063662 0 0 861 0 0 3 0,000381972 0 0 0 0 901 0 0 9 0,001145916 4 0,05093 0 0 1052 0 0 13 0,001655211 4 0,05093 0 0 1078 0 0 7 0,000891268 2 0,025465 0 0 695 1 0,000127324 5 0,00063662 2 0,025465 0 0 696 1 0,000127324 9 0,001145916 3 0,038197 0 0 697 0 0 3 0,000381972 1 0,012732 0 0 1149 0 0 0 0 0 0 0 0 822 1 0,000127324 0 0 3 0,038197 0 0 579 0 0 5 0,00063662 0 0 0 0 582 0 0 4 0,000509296 1 0,012732 0 0 80 1 0,000127324 5 0,00063662 0 0 0 0 81 0 0 4 0,000509296 1 0,012732 0 0 83 3 0,000381972 18 0,002291831 1 0,012732 12 0,152788745 84 0 0 5 0,00063662 0 0 0 0 85 0 0 5 0,00063662 0 0 0 0 160 1 0,000127324 12 0,001527887 0 0 2 0,025464791 162 0 0 4 0,000509296 2 0,025465 0 0 163 0 0 10 0,00127324 1 0,012732 0 0 164 1 0,000127324 7 0,000891268 1 0,012732 0 0 165 0 0 5 0,00063662 1 0,012732 0 0 203 0 0 6 0,000763944 0 0 0 0 228 1 0,000127324 10 0,00127324 3 0,038197 0 0 229 1 0,000127324 7 0,000891268 1 0,012732 0 0 230 1 0,000127324 4 0,000509296 0 0 0 0 258 2 0,000254648 2 0,000254648 0 0 0 0 344 1 0,000127324 8 0,001018592 0 0 0 0 345 0 0 6 0,000763944 1 0,012732 0 0 495 1 0,000127324 9 0,001145916 1 0,012732 0 0 600 3 0,000381972 18 0,002291831 7 0,089127 186 2,368225553 A-24

601 1 0,000127324 3 0,000381972 1 0,012732 0 0 635 0 0 6 0,000763944 1 0,012732 0 0 770 1 0,000127324 7 0,000891268 6 0,076394 29 0,369239468 868 1 0,000127324 5 0,00063662 0 0 0 0 872 2 0,000254648 11 0,001400563 5 0,063662 35 0,445633841 873 0 0 8 0,001018592 0 0 3 0,038197186 932 1 0,000127324 8 0,001018592 1 0,012732 0 0 933 1 0,000127324 3 0,000381972 2 0,025465 0 0 1115 0 0 0 0 0 0 0 0 1153 0 0 4 0,000509296 0 0 0 0 1181 2 0,000254648 1 0,000127324 1 0,012732 0 0 1256 1 0,000127324 7 0,000891268 3 0,038197 0 0 1283 1 0,000127324 12 0,001527887 1 0,012732 0 0 1317 0 0 0 0 0 0 0 0 1337 0 0 9 0,001145916 2 0,025465 0 0 1360 1 0,000127324 12 0,001527887 0 0 0 0 708 0 0 0 0 0 0 0 0 709 0 0 0 0 0 0 0 0 710 0 0 0 0 0 0 0 0 3 0 0 7 0,000891268 4 0,05093 0 0 168 0 0 17 0,002164507 1 0,012732 0 0 169 0 0 13 0,001655211 4 0,05093 0 0 187 1 0,000127324 7 0,000891268 2 0,025465 1 0,012732395 271 0 0 6 0,000763944 0 0 0 0 272 0 0 5 0,00063662 1 0,012732 0 0 288 1 0,000127324 9 0,001145916 7 0,089127 0 0 292 2 0,000254648 13 0,001655211 8 0,101859 112 1,42602829 367 1 0,000127324 9 0,001145916 1 0,012732 0 0 515 1 0,000127324 19 0,002419155 3 0,038197 0 0 532 0,00038197 0,0006366 3 2 5 2 5 0,063662 2 0,025464791 534 1 0,000127324 8 0,001018592 1 0,012732 0 0 535 0 0 9 0,001145916 3 0,038197 0 0 546 1 0,000127324 24 0,003055775 1 0,012732 1 0,012732395 623 0 0 8 0,001018592 0 0 0 0 624 1 0,000127324 13 0,001655211 2 0,025465 0 0 687 1 0,000127324 9 0,001145916 3 0,038197 0 0 720 1 0,000127324 14 0,001782535 0 0 0 0 729 1 0,000127324 10 0,00127324 1 0,012732 0 0

A-25

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A-26

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A-29

980 0 0 0 0 1 0,012732 2 0,025464791 982 0 0 0 0 0 0 0 0 1070 0 0 0 0 0 0 0 0 1097 0 0 0 0 5 0,063662 30 0,381971863 1170 0 0 0 0 1 0,012732 0 0 1234 0 0 0 0 0 0 0 0 1299 0 0 0 0 0 0 0 0 1245 0,00012732 1 4 3 0,000381972 0 0 0 0 96 0 0 0 0 0 0 0 0 389 0 0 0 0 0 0 0 0 724 0 0 0 0 1 0,012732 0 0 1253 0 0 0 0 2 0,025465 0 0 618 0 0 4 0,000509296 3 0,038197 0 0 620 0 0 5 0,00063662 2 0,025465 0 0 622 0 0 4 0,000509296 0 0 0 0 973 0 0 3 0,000381972 2 0,025465 0 0 1273 0 0 1 0,000127324 3 0,038197 0 0 390 0 0 4 0,000509296 3 0,038197 0 0 310 1 0,000127324 0 0 0 0 0 0 311 0 0 2 0,000254648 1 0,012732 0 0 312 1 0,000127324 0 0 4 0,05093 0 0 313 0 0 1 0,000127324 3 0,038197 0 0 314 1 0,000127324 0 0 2 0,025465 0 0 316 0 0 1 0,000127324 1 0,012732 0 0 318 1 0,000127324 4 0,000509296 1 0,012732 1 0,012732395 320 1 0,000127324 2 0,000254648 4 0,05093 99 1,260507149 347 2 0,000254648 2 0,000254648 1 0,012732 0 0 348 0 0 1 0,000127324 1 0,012732 0 0 378 0 0 0 0 1 0,012732 0 0 379 0 0 0 0 1 0,012732 0 0 380 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 381 0 0 1 0,000127324 3 0,038197 0 0 383 1 0,000127324 0 0 9 0,114592 0 0 384 0 0 0 0 1 0,012732 0 0 417 1 0,000127324 0 0 0 0 0 0 518 0 0 1 0,000127324 2 0,025465 0 0 522 0 0 0 0 0 0 0 0 664 0 0 1 0,000127324 1 0,012732 0 0

A-30

665 0 0 0 0 0 0 0 0 669 0 0 1 0,000127324 2 0,025465 0 0 781 0 0 0 0 1 0,012732 0 0 782 1 0,000127324 0 0 10 0,127324 58 0,738478936 803 0 0 0 0 0 0 0 0 804 1 0,000127324 2 0,000254648 4 0,05093 91 1,158647986 805 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 874 0 0 0 0 0 0 0 0 875 0 0 1 0,000127324 2 0,025465 0 0 876 1 0,000127324 3 0,000381972 3 0,038197 3 0,038197186 929 1 0,000127324 0 0 0 0 0 0 930 1 0,000127324 0 0 2 0,025465 0 0 987 0 0 0 0 1 0,012732 0 0 988 0 0 2 0,000254648 0 0 0 0 989 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 1044 1 0,000127324 2 0,000254648 1 0,012732 1 0,012732395 1217 1 0,000127324 0 0 15 0,190986 27 0,343774677 1258 1 0,000127324 1 0,000127324 0 0 0 0 1312 1 0,000127324 0 0 3 0,038197 0 0 1371 1 0,000127324 0 0 0 0 0 0 555 2 0,000254648 7 0,000891268 0 0 0 0 556 0 0 4 0,000509296 1 0,012732 0 0 557 0 0 3 0,000381972 0 0 0 0 558 2 0,000254648 4 0,000509296 0 0 43 0,547493004 559 2 0,000254648 5 0,00063662 0 0 19 0,241915513 731 0 0 4 0,000509296 0 0 0 0 762 0 0 4 0,000509296 1 0,012732 0 0 774 0 0 0 0 0 0 0 0 871 0 0 2 0,000254648 1 0,012732 0 0 968 0 0 3 0,000381972 0 0 0 0 1027 0 0 4 0,000509296 1 0,012732 0 0 1134 0 0 3 0,000381972 0 0 0 0 1282 0 0 5 0,00063662 1 0,012732 0 0 267 1 0,000127324 11 0,001400563 21 0,26738 0 0 268 1 0,000127324 13 0,001655211 7 0,089127 0 0 269 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 884 0 0 8 0,001018592 3 0,038197 0 0 1037 0 0 9 0,001145916 0 0 0 0 1179 0 0 4 0,000509296 0 0 0 0 A-31

1243 0 0 11 0,001400563 10 0,127324 0 0 1302 0 0 12 0,001527887 3 0,038197 0 0 99 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 356 0 0 0 0 6 0,076394 10 0,127323954 357 0 0 0 0 0 0 0 0 358 0 0 0 0 0 0 0 0 377 0 0 0 0 0 0 0 0 448 0 0 0 0 0 0 0 0 484 0 0 0 0 0 0 0 0 485 0 0 0 0 0 0 0 0 614 0 0 0 0 0 0 0 0 849 0 0 0 0 0 0 0 0 1366 0 0 0 0 0 0 0 0 1405 0 0 0 0 0 0 0 0 527 0 0 0 0 5 0,063662 30 0,381971863 865 0 0 0 0 2 0,025465 0 0 1330 0 0 0 0 3 0,038197 0 0 1411 0 0 0 0 3 0,038197 0 0 369 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 370 1 0,000127324 1 0,000127324 1 0,012732 0 0 371 0 0 2 0,000254648 0 0 0 0 372 1 0,000127324 4 0,000509296 0 0 0 0 373 0 0 2 0,000254648 0 0 0 0 374 0 0 0 0 0 0 0 0 387 0 0 0 0 0 0 0 0 425 0 0 3 0,000381972 2 0,025465 0 0 426 4 0,000509296 7 0,000891268 35 0,445634 84 1,069521218 429 2 0,000254648 0 0 1 0,012732 0 0 487 0 0 0 0 0 0 0 0 488 5 0,00063662 7 0,000891268 48 0,611155 77 0,980394449 496 0 0 2 0,000254648 4 0,05093 0 0 514 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 728 1 0,000127324 2 0,000254648 4 0,05093 0 0 740 0 0 0 0 0 0 0 0 795 4 0,000509296 7 0,000891268 30 0,381972 34 0,432901445 983 0 0 0 0 0 0 0 0 984 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 1028 1 0,000127324 1 0,000127324 6 0,076394 0 0 1030 1 0,000127324 5 0,00063662 3 0,038197 0 0 A-32

1084 4 0,000509296 9 0,001145916 23 0,292845 16 0,203718327 1150 0,00012732 0,0007639 1 4 6 44 20 0,254648 0 0 1215 0 0 3 0,000381972 0 0 0 0 1303 1 0,000127324 4 0,000509296 2 0,025465 0 0 1363 1 0,000127324 10 0,00127324 6 0,076394 0 0 772 1 0,000127324 5 0,00063662 0 0 0 0 33 0 0 0 0 0 0 0 0 1187 0 0 0 0 0 0 0 0 943 1 0,000127324 13 0,001655211 1 0,012732 0 0 351 0 0 0 0 0 0 0 0 1314 0 0 7 0,000891268 2 0,025465 0 0 583 1 0,000127324 5 0,00063662 1 0,012732 9 0,114591559 584 0 0 2 0,000254648 0 0 0 0 751 0 0 2 0,000254648 0 0 0 0 898 0 0 2 0,000254648 0 0 0 0 773 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 1127 0 0 8 0,001018592 0 0 0 0 1133 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 430 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 91 2 0,000254648 1 0,000127324 10 0,127324 54 0,687549354 725 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 757 0 0 0 0 0 0 0 0 1090 1 0,000127324 11 0,001400563 2 0,025465 0 0 1276 0 0 2 0,000254648 6 0,076394 0 0 994 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 132 0 0 0 0 0 0 0 0 739 0 0 3 0,000381972 0 0 0 0 759 1 0,000127324 2 0,000254648 8 0,101859 19 0,241915513 818 2 0,000254648 3 0,000381972 0 0 0 0 867 0 0 3 0,000381972 0 0 0 0 899 1 0,000127324 3 0,000381972 0 0 0 0 59 1 0,000127324 1 0,000127324 1 0,012732 0 0 1143 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 1424 0 0 2 0,000254648 0 0 0 0 866 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 768 0 0 0 0 0 0 0 0 1023 0 0 0 0 0 0 0 0 1313 0 0 0 0 0 0 0 0

A-33

685 1 0,000127324 0 0 0 0 0 0 428 0,00012732 0,0006366 1 4 5 2 2 0,025465 0 0 1029 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 Quelle: http://whc.unesco.org/en/list/915/multiple=1&unique_number=1069 sowie ICGEOAnalysis basierend auf Mappoint.

Anhang 4: Dichteberechnungen für Europa, POIs: Hotels, Autos und Restaurants id_ Dichte Dichte Dichte Restau- Hotels Hotels no oder oder Auto- Auto- Restaurants/ rants/ Gastro - Pensionen Pensionen verleih verleih Gastro - ALL ALL 569 0 0 0 0 0 0

570 0 0 0 0 0 0

1160 18 0,229183118 0 0 6 0,076394373

777 0 0 0 0 0 0

960 0 0 0 0 0 0

1011 0 0 0 0 0 0

784 137 1,744338176 12 0,15278875 398 5,067493388

785 9 0,114591559 0 0 12 0,152788745

786 237 3,017577721 14 0,17825354 1562 19,88800169

806 0 0 0 0 1 0,012732395

931 44 0,5602254 8 0,10185916 474 6,035155442

970 18 0,229183118 0 0 17 0,216450723

1033 305 3,883380611 20 0,25464791 2175 27,6929601

958 0 0 0 0 0 0

1076 0 0 0 0 0 0

625 0 0 0 0 0 0

1196 0 0 0 0 0 0

855 12 0,152788745 2 0,02546479 88 1,120450799

856 8 0,101859164 0 0 40 0,509295818

857 104 1,324169127 23 0,2928451 1532 19,50602983

996 109 1,387831104 8 0,10185916 257 3,27222563

1005 98 1,247774754 22 0,2801127 1488 18,94580443

1006 8 0,101859164 2 0,02546479 75 0,954929659

1009 5 0,063661977 2 0,02546479 64 0,814873309

1185 61 0,776676122 11 0,14005635 902 11,48462069

1298 82 1,044056427 10 0,12732395 1324 16,85769157

1344 2 0,025464791 0 0 34 0,432901445

946 0 0 0 0 0 0

1260 0 0 0 0 0 0 A-34

42 32 0,407436654 3 0,03819719 80 1,018591636

43 0 0 0 0 0 0

44 5 0,063661977 0 0 5 0,063661977

45 0 0 0 0 0 0

216 0 0 0 0 0 0

217 179 2,279098785 2 0,02546479 66 0,8403381

219 0 0 0 0 0 0

225 0 0 0 0 0 0

359 0 0 0 0 0 0

95 49 0,623887377 6 0,07639437 54 0,687549354

97 28 0,356507073 5 0,06366198 112 1,42602829

98 4 0,050929582 0 0 0 0

809 28 0,356507073 3 0,03819719 63 0,802140913

810 17 0,216450723 25 0,31830989 36 0,458366236

963 8 0,101859164 1 0,0127324 12 0,152788745

1240 2 0,025464791 0 0 3 0,038197186

79 0 0 0 0 0 0

848 0 0 0 0 0 0

616 461 5,869634301 22 0,2801127 2330 29,66648139

617 28 0,356507073 0 0 75 0,954929659

621 23 0,292845095 1 0,0127324 23 0,292845095

690 10 0,127323954 0 0 32 0,407436654

732 12 0,152788745 2 0,02546479 60 0,763943727

763 11 0,14005635 0 0 35 0,445633841

859 27 0,343774677 2 0,02546479 175 2,228169203

860 4 0,050929582 1 0,0127324 56 0,713014145

861 1 0,012732395 0 0 3 0,038197186

901 6 0,076394373 0 0 37 0,471098632

1052 56 0,713014145 12 0,15278875 484 6,162479397

1078 8 0,101859164 2 0,02546479 40 0,509295818

695 5 0,063661977 4 0,05092958 30 0,381971863

696 18 0,229183118 3 0,03819719 90 1,14591559

697 2 0,025464791 0 0 5 0,063661977

1149 0 0 0 0 0 0

822 52 0,662084563 8 0,10185916 316 4,023436961

579 0 0 0 0 0 0

582 10 0,127323954 1 0,0127324 23 0,292845095

80 14 0,178253536 0 0 16 0,203718327

81 19 0,24191551 2 0,02546479 68 0,86580289 A-35

3

83 30 0,381971863 7 0,08912677 187 2,380957949

84 7 0,089126768 0 0 14 0,178253536

85 7 0,089126768 0 0 10 0,127323954

160 15 0,190985932 7 0,08912677 45 0,572957795

162 17 0,216450723 6 0,07639437 75 0,954929659

163 19 0,241915513 1 0,0127324 42 0,534760609

164 41 0,522028213 6 0,07639437 117 1,489690267

165 5 0,063661977 0 0 4 0,050929582

203 2 0,025464791 0 0 3 0,038197186

228 55 0,70028175 18 0,22918312 175 2,228169203

229 40 0,509295818 11 0,14005635 205 2,610141067

230 1 0,012732395 0 0 2 0,025464791

258 0 0 0 0 0 0

344 3 0,038197186 0 0 9 0,114591559

345 34 0,432901445 8 0,10185916 81 1,031324031

495 83 1,056788822 9 0,11459156 432 5,500394833

600 1285 16,36112815 78 0,99312684 6259 79,6920631

601 56 0,713014145 10 0,12732395 245 3,119436885

635 21 0,267380304 6 0,07639437 84 1,069521218

770 109 1,387831104 19 0,24191551 447 5,691380765

868 19 0,241915513 2 0,02546479 52 0,662084563

872 122 1,553352245 19 0,24191551 1189 15,13881819

873 4 0,050929582 1 0,0127324 22 0,2801127

932 4 0,050929582 0 0 22 0,2801127

933 60 0,763943727 15 0,19098593 175 2,228169203

1115 0 0 0 0 0 0

1153 1 0,012732395 0 0 1 0,012732395

1181 25 0,318309886 13 0,16552114 122 1,553352245

1256 87 1,107718404 10 0,12732395 370 4,710986316

1283 16 0,203718327 4 0,05092958 64 0,814873309

1317 0 0 0 0 0 0

1337 23 0,292845095 4 0,05092958 56 0,713014145

1360 0 0 0 0 18 0,229183118

708 0 0 0 0 0 0

709 0 0 0 0 0 0

710 0 0 0 0 0 0

3 46 0,585690191 11 0,14005635 278 3,539605934

168 12 0,152788745 3 0,03819719 73 0,929464868 A-36

169 0,66208456 52 3 14 0,17825354 189 2,40642274

187 21 0,267380304 6 0,07639437 112 1,42602829

271 0 0 0 0 8 0,101859164

272 46 0,585690191 9 0,11459156 274 3,488676353

288 22 0,2801127 4 0,05092958 71 0,904000077

292 187 2,380957949 30 0,38197186 1300 16,55211408

367 36 0,458366236 11 0,14005635 184 2,342760762

515 16 0,203718327 7 0,08912677 85 1,082253613

532 31 0,394704259 1 0,0127324 116 1,476957872

534 6 0,076394373 1 0,0127324 20 0,254647909

535 18 0,229183118 2 0,02546479 59 0,751211331

546 6 0,076394373 1 0,0127324 34 0,432901445

623 35 0,445633841 0 0 53 0,674816959

624 37 0,471098632 5 0,06366198 145 1,84619734

687 9 0,114591559 2 0,02546479 60 0,763943727

720 2 0,025464791 0 0 5 0,063661977

729 23 0,292845095 7 0,08912677 64 0,814873309

783 17 0,216450723 6 0,07639437 60 0,763943727

846 23 0,292845095 7 0,08912677 64 0,814873309

896 225 2,864788976 30 0,38197186 1586 20,19357918

897 20 0,254647909 7 0,08912677 52 0,662084563

974 7 0,089126768 1 0,0127324 38 0,483831027

975 25 0,318309886 12 0,15278875 231 2,941183348

1066 18 0,229183118 0 0 27 0,343774677

1067 15 0,190985932 6 0,07639437 45 0,572957795

1087 55 0,70028175 25 0,31830989 514 6,54445126

1155 36 0,458366236 11 0,14005635 232 2,953915744

1239 19 0,241915513 13 0,16552114 193 2,457352321

1368 9 0,114591559 3 0,03819719 48 0,611154981

1379 17 0,216450723 10 0,12732395 83 1,056788822

1413 17 0,216450723 4 0,05092958 57 0,72574654

392 0 0 0 0 0 0

393 12 0,152788745 0 0 7 0,089126768

404 204 2,597408671 20 0,25464791 1078 13,72552229

454 0 0 0 0 0 0

455 31 0,394704259 0 0 73 0,929464868

456 57 0,72574654 31 0,39470426 1024 13,03797294

491 0 0 0 0 0 0

A-37

493 42 0,534760609 8 0,10185916 131 1,667943804

511 2 0,025464791 0 0 11 0,14005635

517 10 0,127323954 0 0 9 0,114591559

530 5 0,063661977 0 0 0 0

537 0 0 0 0 0 0

595 8 0,101859164 5 0,06366198 25 0,318309886

780 2 0,025464791 0 0 6 0,076394373

941 0 0 0 0 3 0,038197186

942 0 0 0 0 0 0

978 17 0,216450723 14 0,17825354 127 1,617014222

286 597 7,601240082 28 0,35650707 2138 27,22186147

400 137 1,744338176 25 0,31830989 2073 26,39425576

401 1 0,012732395 0 0 4 0,050929582

474 1 0,012732395 0 0 4 0,050929582

758 2 0,025464791 0 0 6 0,076394373

853 30 0,381971863 2 0,02546479 133 1,693408594

1063 3 0,038197186 0 0 15 0,190985932

1152 1 0,012732395 0 0 0 0

1267 0 0 0 0 0 0

659 0 0 0 0 2 0,025464791

1040 0 0 0 0 0 0

1042 0 0 0 0 0 0

1096 0 0 0 0 0 0

1107 0 0 0 0 0 0

1108 0 0 0 0 0 0

1220 0 0 0 0 0 0

1393 0 0 0 0 0 0

93 368 4,685521525 26 0,33104228 1814 23,09656534

94 7 0,089126768 0 0 22 0,2801127

174 377 4,800113084 21 0,2673803 439 5,589521601

175 11 0,14005635 0 0 15 0,190985932

394 271 3,450479166 0 0 297 3,781521448

395 43 0,547493004 20 0,25464791 139 1,769802967

398 1 0,012732395 0 0 10 0,127323954

549 12 0,152788745 5 0,06366198 81 1,031324031 550 0,11459155 9 9 0 0 15 0,190985932

670 12 0,152788745 2 0,02546479 36 0,458366236

712 25 0,31830988 6 0,07639437 92 1,171380381

A-38

6

717 55 0,70028175 1 0,0127324 143 1,820732549

726 83 1,056788822 29 0,36923947 272 3,463211562

730 10 0,127323954 0 0 45 0,572957795

733 14 0,178253536 2 0,02546479 71 0,904000077

787 1 0,012732395 0 0 4 0,050929582

788 17 0,216450723 7 0,08912677 52 0,662084563

789 2 0,025464791 0 0 6 0,076394373

797 64 0,814873309 8 0,10185916 233 2,966648139

823 135 1,718873385 11 0,14005635 611 7,779493618

824 52 0,662084563 6 0,07639437 192 2,444619926

825 1 0,012732395 1 0,0127324 0 0

826 0 0 0 0 0 0

827 28 0,356507073 5 0,06366198 142 1,808000154

828 11 0,14005635 0 0 10 0,127323954

829 32 0,407436654 0 0 55 0,70028175

830 9 0,114591559 0 0 2 0,025464791

831 12 0,152788745 3 0,03819719 16 0,203718327

832 6 0,076394373 0 0 3 0,038197186

833 1 0,012732395 0 0 5 0,063661977

842 0 0 0 0 0 0

907 8 0,101859164 0 0 24 0,305577491

908 4 0,050929582 0 0 0 0

990 6 0,076394373 0 0 5 0,063661977

1024 0 0 0 0 7 0,089126768

1025 5 0,063661977 0 0 22 0,2801127

1026 3 0,038197186 0 0 13 0,165521141

1068 6 0,076394373 0 0 14 0,178253536

1158 0 0 0 0 3 0,038197186

1200 26 0,331042282 4 0,05092958 44 0,5602254

1211 77 0,980394449 7 0,08912677 199 2,533746694

1237 0 0 0 0 1 0,012732395

1287 26 0,331042282 5 0,06366198 97 1,235042358

1318 4 0,050929582 0 0 14 0,178253536

1427 0 0 0 0 0 0

852 71 0,904000077 3 0,03819719 519 6,608113237

541 50 0,636619772 8 0,10185916 219 2,788394603

1137 0 0 0 0 0 0

699 54 0,687549354 9 0,11459156 273 3,475943957 A-39

130 0 0 0 0 0 0

131 0 0 0 0 0 0

100 0 0 0 0 0 0

125 0 0 0 0 0 0

819 0 0 0 0 0 0

965 23 0,292845095 20 0,25464791 467 5,946028674

1349 314 3,99797217 43 0,547493 2197 27,9730728

55 4 0,050929582 0 0 5 0,063661977

58 1 0,012732395 0 0 0 0

352 5 0,063661977 0 0 6 0,076394373

1195 1 0,012732395 0 0 2 0,025464791

29 128 1,629746617 1 0,0127324 576 7,333859778

30 48 0,611154981 1 0,0127324 555 7,066479473

31 3 0,038197186 0 0 8 0,101859164

32 9 0,114591559 0 0 16 0,203718327

564 10 0,127323954 0 0 28 0,356507073

835 18 0,229183118 0 0 56 0,713014145

847 8 0,101859164 0 0 15 0,190985932

905 1 0,012732395 0 0 4 0,050929582

1053 2 0,025464791 0 0 2 0,025464791

1054 2 0,025464791 0 0 2 0,025464791

1165 35 0,445633841 2 0,02546479 294 3,743324262

206 5 0,063661977 0 0 4 0,050929582

263 10 0,127323954 5 0,06366198 211 2,686535439

264 1 0,012732395 0 0 2 0,025464791

265 1 0,012732395 1 0,0127324 28 0,356507073

361 9 0,114591559 0 0 62 0,789408518

505 2 0,025464791 0 0 14 0,178253536

723 6 0,076394373 1 0,0127324 61 0,776676122

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934 1 0,012732395 0 0 0 0

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1117 2 0,025464791 3 0,03819719 5 0,063661977

1367 3 0,038197186 1 0,0127324 12 0,152788745

1387 11 0,14005635 6 0,07639437 162 2,062648062

588 0 0 0 0 0 0

596 0 0 0 0 0 0

597 0 0 0 0 0 0 A-40

598 0,06366197 5 7 0 0 0 0

902 14 0,178253536 0 0 2 0,025464791

904 0 0 0 0 0 0

906 0 0 0 0 0 0

540 0 0 0 0 0 0

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634 0 0 0 0 0 0

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1097 0 0 0 0 0 0

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1234 0 0 0 0 0 0

1299 0 0 0 0 0 0

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96 0 0 0 0 0 0

389 0 0 0 0 0 0

724 0 0 0 0 0 0

1253 0 0 0 0 0 0

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620 2 0,025464791 0 0 3 0,038197186

622 7 0,089126768 0 0 8 0,101859164

973 11 0,14005635 1 0,0127324 34 0,432901445

1273 3 0,038197186 0 0 4 0,050929582

390 0 0 0 0 10 0,127323954

310 12 0,152788745 0 0 0 0

311 18 0,229183118 0 0 74 0,942197263

312 35 0,445633841 2 0,02546479 130 1,655211408

A-41

313 0,57295779 45 5 3 0,03819719 125 1,591549431

314 91 1,158647986 3 0,03819719 234 2,979380535

316 31 0,394704259 2 0,02546479 134 1,70614099

318 9 0,114591559 0 0 33 0,42016905

320 260 3,310422816 15 0,19098593 4470 56,91380765

347 32 0,407436654 0 0 86 1,094986008

348 19 0,241915513 0 0 27 0,343774677

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379 45 0,572957795 1 0,0127324 80 1,018591636

380 0 0 0 0 0 0

381 50 0,636619772 4 0,05092958 107 1,362366313

383 100 1,273239545 16 0,20371833 638 8,123268295

384 17 0,216450723 0 0 31 0,394704259

417 9 0,114591559 0 0 16 0,203718327

518 3 0,038197186 0 0 3 0,038197186

522 13 0,165521141 1 0,0127324 19 0,241915513

664 10 0,127323954 2 0,02546479 33 0,42016905

665 2 0,025464791 0 0 1 0,012732395

669 1 0,012732395 0 0 0 0

781 14 0,178253536 0 0 45 0,572957795

782 78 0,993126845 14 0,17825354 1277 16,25926899

803 0 0 0 0 0 0

804 264 3,361352398 17 0,21645072 4434 56,45544141

805 1 0,012732395 0 0 1 0,012732395

874 0 0 0 0 0 0

875 17 0,216450723 3 0,03819719 171 2,177239621

876 12 0,152788745 1 0,0127324 58 0,738478936

929 4 0,050929582 5 0,06366198 12 0,152788745

930 3 0,038197186 1 0,0127324 158 2,011718481

987 12 0,152788745 0 0 31 0,394704259

988 1 0,012732395 0 0 0 0

989 2 0,025464791 0 0 4 0,050929582

1044 6 0,076394373 0 0 27 0,343774677

1217 13 0,165521141 0 0 103 1,311436731

1258 0 0 0 0 0 0

1312 21 0,267380304 0 0 25 0,318309886

1371 1 0,012732395 0 0 6 0,076394373

555 0 0 0 0 0 0

A-42

556 0 0 0 0 1 0,012732395

557 4 0,050929582 0 0 7 0,089126768

558 17 0,216450723 3 0,03819719 365 4,647324338

559 4 0,050929582 0 0 13 0,165521141

731 17 0,216450723 5 0,06366198 36 0,458366236

762 1 0,012732395 0 0 1 0,012732395

774 0 0 0 0 0 0

871 10 0,127323954 2 0,02546479 16 0,203718327

968 0 0 0 0 0 0

1027 4 0,050929582 5 0,06366198 24 0,305577491

1134 0 0 0 0 1 0,012732395

1282 5 0,063661977 0 0 6 0,076394373

267 38 0,483831027 16 0,20371833 430 5,474930042

268 33 0,42016905 8 0,10185916 284 3,616000307

269 15 0,190985932 0 0 18 0,229183118

884 19 0,241915513 3 0,03819719 136 1,731605781

1037 0 0 0 0 0 0

1179 0 0 0 0 0 0

1243 5 0,063661977 0 0 34 0,432901445

1302 11 0,14005635 4 0,05092958 104 1,324169127 99 0,11459155 9 9 0 0 4 0,050929582

356 0 0 0 0 0 0

357 0 0 0 0 0 0

358 0 0 0 0 0 0

377 0 0 0 0 0 0

448 0 0 0 0 0 0

484 0 0 0 0 0 0

485 0 0 0 0 0 0

614 0 0 0 0 0 0

849 0 0 0 0 0 0

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527 0 0 0 0 0 0

865 0 0 0 0 0 0

1330 0 0 0 0 0 0

1411 0 0 0 0 0 0

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370 23 0,292845095 1 0,0127324 70 0,891267681

A-43

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372 7 0,089126768 0 0 28 0,356507073

373 6 0,076394373 1 0,0127324 13 0,165521141

374 9 0,114591559 1 0,0127324 14 0,178253536

387 0 0 0 0 0 0

425 5 0,063661977 2 0,02546479 12 0,152788745

426 593 7,5503105 54 0,68754935 3814 48,56135624

429 2 0,025464791 0 0 11 0,14005635

487 0 0 0 0 0 0

488 276 3,514141143 38 0,48383103 2907 37,01307357

496 15 0,190985932 3 0,03819719 100 1,273239545

514 2 0,025464791 0 0 0 0

728 76 0,967662054 7 0,08912677 390 4,965634224

740 0 0 0 0 0 0

795 30 0,381971863 15 0,19098593 508 6,468056887

983 0 0 0 0 0 0

984 3 0,038197186 0 0 4 0,050929582

1028 24 0,305577491 5 0,06366198 116 1,476957872

1030 5 0,063661977 0 0 29 0,369239468

1084 51 0,649352168 15 0,19098593 554 7,053747078

1150 77 0,980394449 13 0,16552114 410 5,220282133

1215 0 0 0 0 5 0,063661977

1303 4 0,050929582 0 0 5 0,063661977

1363 7 0,089126768 0 0 78 0,993126845

772 0 0 0 0 1 0,012732395

33 0 0 0 0 0 0

1187 0 0 0 0 0 0

943 11 0,14005635 2 0,02546479 56 0,713014145

351 0 0 0 0 0 0

1314 14 0,178253536 8 0,10185916 111 1,413295895

583 46 0,585690191 6 0,07639437 539 6,862761146

584 0 0 0 0 0 0

751 0 0 0 0 1 0,012732395

898 0 0 0 0 0 0

773 0 0 0 0 0 0

1127 4 0,050929582 0 0 8 0,101859164

1133 0 0 0 0 0 0

430 3 0,038197186 0 0 1 0,012732395

91 598 7,613972478 29 0,36923947 2403 30,59594626 A-44

725 0,05092958 4 2 0 0 1 0,012732395

757 0 0 0 0 0 0

1090 9 0,114591559 0 0 43 0,547493004

1276 84 1,069521218 3 0,03819719 110 1,400563499

994 3 0,038197186 0 0 2 0,025464791

132 0 0 0 0 0 0

739 0 0 0 0 3 0,038197186

759 311 3,959774984 41 0,52202821 2180 27,75662208

818 3 0,038197186 5 0,06366198 93 1,184112777

867 3 0,038197186 0 0 21 0,267380304

899 6 0,076394373 1 0,0127324 39 0,496563422

59 26 0,331042282 4 0,05092958 173 2,202704412

1143 0 0 0 0 0 0

1424 0 0 0 0 0 0

866 0 0 0 0 0 0

768 0 0 0 0 0 0

1023 0 0 0 0 0 0

1313 4 0,050929582 0 0 2 0,025464791

685 0 0 0 0 0 0

428 40 0,509295818 7 0,08912677 142 1,808000154

1029 8 0,101859164 0 0 19 0,241915513 Quelle: http://whc.unesco.org/en/list/915/multiple=1&unique_number=1069 sowie ICGEOAnalysis basierend auf Mappoint.

Anhang 5: Dichteberechnungen für Nordamerika, POIS: Flughäfen, Hotels, Autovermietungen id_no Air- ports Dichte Hotels Rental Dichte Ren- - Airports - Airports Dichte Air- and Dichte Hotels car tal car agen- major major - minor ports - minor Motels and Motels agencies cies 4 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 24 0 0 0 0 0 0 0 0 71 0 0 0 0 0 0 0 0 157 0 0 0 0 0 0 0 0 158 0 0 0 0 0 0 0 0 256 0 0 0 0 0 0 0 0 300 1 0,000127324 0 0 109 1,387831104 19 0,241915513 419 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 686 0 0 1 0,000127324 1 0,012732395 0 0 741 0 0 0 0 12 0,152788745 0 0

A-45

1221 2 0,000254648 2 0,000254648 0 0 0 0 1285 1 0,000127324 0 0 0 0 0 0 1404 0 0 1 0,000127324 1 0,012732395 0 0 1412 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 27 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 28 0 0 1 0,000127324 1 0,012732395 0 0 75 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 76 0 0 3 0,000381972 0 0 0 0 78 1 0,000127324 13 0,001655211 58 0,738478936 9 0,114591559 134 0 0 2 0,000254648 0 0 0 0 150 0 0 3 0,000381972 0 0 0 0 151 1 0,000127324 1 0,000127324 0 0 0 0 198 1 0,000127324 6 0,000763944 12 0,152788745 0 0 259 0 0 4 0,000509296 0 0 0 0 266 1 0,000127324 1 0,000127324 14 0,178253536 1 0,012732395 307 2 0,000254648 8 0,001018592 37 0,471098632 5 0,063661977 308 0 0 2 0,000254648 2 0,025464791 0 0 353 0 0 1 0,000127324 0 0 0 0 409 1 0,000127324 0 0 0 0 0 0 442 0 0 5 0,00063662 25 0,318309886 2 0,025464791 492 0 0 2 0,000254648 12 0,152788745 0 0 721 0 0 1 0,000127324 1 0,012732395 0 0 1326 0 0 0 0 0 0 0 0 304 0 0 0 0 0 0 0 0 72 0 0 0 0 0 0 0 0 354 0 0 0 0 0 0 0 0 Quelle: http://whc.unesco.org/en/list/915/multiple=1&unique_number=1069 sowie ICGEOAnalysis basierend auf Mappoint.

Anhang 6: Dichteberechnungen für Nordamerika, POIS: U-Bahn-Stationen, Bahnhöfe, Restaurants id_no Subway Dichte Subway Train Dichte Train Restaurants - Dichte Restau- Stations Stations Stations Stations ALL rants - ALL 4 0 0 0 0 0 0 24 0 0 0 0 0 0 71 0 0 0 0 0 0 157 0 0 0 0 0 0 158 0 0 0 0 0 0 256 0 0 0 0 0 0 300 0 0 1 0,012732395 443 5,640451183

A-46

419 0 0 0 0 0 0 686 0 0 0 0 3 0,038197186 741 0 0 0 0 5 0,063661977 1221 0 0 0 0 0 0 1285 0 0 0 0 1 0,012732395 1404 0 0 0 0 1 0,012732395 1412 0 0 0 0 0 0 27 0 0 0 0 0 0 28 0 0 0 0 0 0 75 0 0 0 0 0 0 76 0 0 0 0 0 0 78 13 0,165521141 5 0,063661977 1668 21,23763561 134 0 0 0 0 0 0 150 0 0 0 0 0 0 151 0 0 0 0 0 0 198 0 0 0 0 27 0,343774677 259 0 0 0 0 0 0 266 0 0 0 0 121 1,540619849 307 46 0,585690191 0 0 1345 17,12507188 308 0 0 0 0 2 0,025464791 353 0 0 0 0 0 0 409 0 0 0 0 0 0 442 0 0 1 0,012732395 227 2,890253767 492 0 0 0 0 22 0,2801127 721 0 0 0 0 1 0,012732395 1326 0 0 0 0 0 0 304 0 0 0 0 0 0 72 0 0 0 0 0 0 354 0 0 0 0 0 0 Quelle: http://whc.unesco.org/en/list/915/multiple=1&unique_number=1069 sowie ICGEOAnalysis basierend auf Mappoint.

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Lebenslauf PERSONALIA Vorname, Name: Ann-Katrin Voit Geburtstag, -ort: geboren am 04.06.1984 in Werdohl Staatsangehörigkeit: Deutsch SCHULISCHER WERDEGANG Abitur, Jahr: St. Ursula Gymnasium, Attendorn, 2004 UNIVERSITÄRER WERDEGANG Universität, Studienzeit: 2004-2011 Studium (Wirtschaftswissen- schaft, Diplom) an der Ruhr-Universität Bochum und der Universidad de Oviedo. Abschluss: Diplom-Ökonomin mit gut Universität, Studienzeit: 2011-2017 Promotion (Wirtschaftswis- senschaft) an der Ruhr-Universität Bo- chum Abschluss: Dr. rer. oec. (magna cum lau- de) LEHRTÄTIGKEITEN (AUSWAHL) Hochschule für Ökonomie und Manage- Volkswirtschaftslehre, Makroökono- ment (FOM) mik&Wirtschaftspolitik, International Economics, BWl für Ingenieure Technische Akademie Wuppertal (TAW) Mikroökonomik, Makroökonomik, Grundlagen Volksiwrtschaftslehre, Fi- nanzen & Lizenzen, Investition & Finan- zierung Abend-Akademie Bergisch Land Finanzwirtschaftliches Management Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Grundlagen Volskwirtschaftslehre, Mak- (VWA) roökonomik, Wettbewerbspolitik, Ge- samtwirtschaftliche Prozesse International School of Economics (ISM) Mikroökonomik Ruhr-Universität Bochum Europäische Integration, Aktuelle Prob- leme der Wirtschafts- und Strukturpoli- tik, Energieökonomik, Public Economics Taiyuan Tourism College, Shanxi, VR Tourismuswirtschaft, Projektmanage- China ment Shandong Vocational College of Science Arbeitsrecht and Technology, Shan-dong, VR China Henan College of Finance and Taxation, Finanzierung & Investition, Kostenrech- Henan, VR China nung FernUniversität in Hagen Einführung in die BWL und VWL