Informationsprofile Von Das Erste, ZDF, RTL Und Sat.1 Von Torsten Maurer, Matthias Wagner Und Hans-Jürgen Weiß*
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Media 264 Perspektiven 5/2020 Ergebnisse der ARD/ZDF-Programmanalyse 2019 – Teil 2 Informationsprofile von Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 Von Torsten Maurer, Matthias Wagner und Hans-Jürgen Weiß* Journalistische Nachdem im ersten Teil der ARD/ZDF-Programm- journalistischen Informationsangebote geringfügig Information im analyse 2019 die Struktur von sechs Fernsehpro- überschätzt wird. Die Abweichungen liegen zwischen Rahmen einer grammen untersucht wurde (1), gilt es nunmehr, das 0,3 (Das Erste) und 1,5 Prozentpunkten (ZDF). Stichproben- dort als journalistische Fernsehinformation definierte erhebung Angebot der vier in Deutschland am stärksten genutz- Kurz und knapp untersucht ten Programme – Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 – inhaltlich im Rahmen einer Stichprobenerhebung zu • Der zweite Teil der Programmanalyse 2019 befasst sich mit analysieren. Bei diesem Programmsegment handelt Themenschwerpunkten und inhaltlicher Vielfalt der vier größten es sich um Sendungen, die von professionellen Fern- deutschen TV-Sender. sehjournalistinnen und Fernsehjournalisten verant- • Der Politikanteil betrug bei Das Erste und dem ZDF jeweils knapp wortet, inhaltlich gestaltet und in journalistischen 15 Prozent, RTL und Sat.1 kamen auf jeweils rund 2 Prozent. Sendungsformaten ausgestrahlt werden. • Berichterstattung über internationale Politik fand vor allem bei den Öffentlich-Rechtlichen statt. Verknüpfung der Die Konzeption der Informationsanalyse wird in dem • Abgesehen von den Nachrichten fehlen bei den Privaten Formate beiden Teilstudien der einführenden Beitrag zum Forschungshintergrund für nicht-aktuelle Politikthemen. Programmanalyse und der Methode der ARD/ZDF-Programmanalyse • Europa, USA und der Nahe/Mittlere Osten sind die Weltregionen, 2019 erläutert. (2) Daher soll an dieser Stelle ledig- über die am meisten berichtet wird. lich die enge Verzahnung zwischen dem ersten und zweiten Teil der ARD/ZDF-Programmanalyse betont werden, der in den nachfolgenden Ausführungen Insgesamt wurden in den vier Programmen über Über 824 Stunden eine besondere Relevanz zukommt. Die Verknüp- 824 Stunden Informationssendungen auf Ebene der Informations- fung der beiden Teilstudien wird dadurch ermöglicht, Beiträge vertiefend untersucht (vgl. Tabelle 2), wobei sendungen auf dass in der vier künstliche Programmwochen um- knapp 70 Prozent davon auf die öffentlich-recht- Beitragsebene fassenden Stichprobenerhebung des zweiten Teils lichen Sender entfielen. Pro untersuchtem Stichpro- untersucht keine Einschränkungen hinsichtlich Programm- bentag waren dies durchschnittlich fast 30 Stunden sparten, Sendungsformaten oder Tageszeiten vorge- Informationsprogramm. Analysiert wurden letztlich nommen werden. Während in der Vorgängerstudie die 19 595 Beiträge, bei denen zusätzlich zu einer um- Analyse auf die Zeit zwischen 17.00 und 1.00 Uhr fassenden thematischen Codierung unter anderem begrenzt wurde, wird nunmehr das vollständige An- auch Zeitbezüge (Aktualität) und Geobezüge erfasst gebot an Informationssendungen am gesamten Pro- wurden. Bei Letzteren wurden die Bezüge zu Deutsch- grammtag untersucht. Zusätzlich zu Untersuchun- land insgesamt, zu den neuen Bundesländern im gen zur Gesamtsendezeit lassen sich nun auch er- Speziellen sowie zu weiteren Ländern ermittelt. Be- gänzende Analysen durchführen, in denen ausge- züge zu anderen Ländern, die durch eine Mehrfach- wählte Tageszeitabschnitte in den Blick genommen codierung auf Beitragsebene erfasst wurden, kamen werden. im Untersuchungsmaterial insgesamt 12 580-mal vor. Wie aussagekräftig die Stichprobendaten der zwei- Der Untersuchungskontext ten Teilstudie sind, lässt sich durch einen Vergleich Die journalistischen Informationsangebote der vier Deutlich mit der Vollerhebung des ersten Teils der Programm- Programme werden im Folgenden im Kontext durch- unterschiedlicher analyse überprüfen. Dabei zeigen sich auf der Ebene schnittlicher, 24 Sendestunden umfassender Pro- Umfang der von Programmstrukturdaten relativ geringe Unter- grammtage analysiert, beschrieben und miteinander Informationsangebote schiede zwischen Stichprobe und Vollerhebung (vgl. verglichen. Die öffentlich-rechtlichen und privaten Tabelle 1). Allerdings sind die verschiedenen Pro- Programme unterscheiden sich deutlich im quanti- grammsparten im vorliegenden Kontext nicht glei- tativen Umfang ihrer journalistischen Informations- chermaßen relevant. Von besonderer Bedeutung ist angebote. In der Stichprobenerhebung sind für Das vielmehr die Sparte der journalistischen Information, Erste und das ZDF Anteile im Umfang von mehr als da diese im Fokus der nachfolgenden Analysen steht. 40 Prozent der Gesamtsendezeit zu verzeichnen (Das Im Ergebnis des Vergleichs ist zu erkennen, dass in Erste: 41 %, ZDF: 45 %). Die beiden privaten Pro- der Stichprobe bei allen Programmen der Anteil der gramme liegen bei bzw. unter 20 Prozent (RTL: 21 %, Sat.1: 16 %). In diesem Zusammenhang ist aller- * GöfaK Medienforschung. dings anzumerken, dass die privaten, werbefinan- Informationsprofile von Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 Media Perspektiven 265 5/2020 Tabelle 1 Programmstrukturen der Stichprobenerhebung Durchschnittlicher Zeitumfang pro Tag in %* Das Erste ZDF RTL Sat.1 Journalistische Information 40,7 (+0,3) 44,9 (+1,5) 21,1 (+0,7) 15,9 (+0,5) Sportsendungen 6,9 (+0,5) 2,0 (–2,7) 1,3 (–0,6) 0,6 (+0,2) Nonfiktionale Unterhaltung und Reality-TV 14,3 (+0,3) 13,3 (+2,0) 39,8 (+1,3) 44,3 (+1,8) Fiktionale Unterhaltung 33,7 (–1,3) 35,6 (–0,9) 17,6 (–1,7) 18,9 (–2,4) Sonstige Sendungen 0,8 (–) 0,5 (–) 0 (–) 0 (–) Restliches Programm 3,6 (+0,2) 3,7 (+0,1) 20,2 (+0,3) 20,3 (–0,1) Gesamt 100,0 100,0 100,0 100,0 * Stichprobenerhebung 2019: vier künstliche Programmwochen. Berechnungsbasis: 24 Stunden pro Tag (3.00-3.00 Uhr). In Klammern Abweichungen von der Jahresvollerhebung 2019. Positive Vorzeichen zeigen an, dass der Anteil in der Stichprobenerhebung höher ist als in der Jahresvollerhebung. Negative Vorzeichen zeigen an, dass der Anteil in der Stichprobenerhebung niedriger ist als in der Jahresvollerhebung. Stichprobe: vier künstliche Programmwochen 2019. Basis der Berechnung: 24 Stunden pro Tag (3.00-3.00 Uhr). Quelle: GöfaK Medienforschung. Tabelle 2 Basisdaten der Stichprobenerhebung 2019 Das Erste ZDF RTL Sat.1 Gesamt Sendezeitumfang journalistischer Sendungen 273:24 302:03 141:58 106:45 824:10 Gesamt (Std.:Min.) Sendezeitumfang journalistischer Sendungen 9:46 10:47 5:04 3:49 29:26 pro Sendetag (Std.:Min.) Erfasste thematische Beiträge (n) 6 514 6 273 3 893 2 915 19 595 Erfasste Länder (n) 5 510 5 083 936 1 051 12 580 Quelle: GöfaK Medienforschung. zierten Programme ein geringeres Volumen an re- kosten zu sparen. Im Rahmen der vorliegenden Stu- daktionell verantworteten Programmangeboten (bzw. die können Aussagen über kurzfristige Wiederholun- „Nettosendezeiten“) aufweisen als die öffentlich- gen getroffen werden, die in einem Zeitraum von rechtlichen, beitragsfinanzierten Programme, da maximal sieben Tagen nach Ausstrahlung der „Erst- kommerzielle Werbung und On-Air-Promotion in sendung“ erfolgten. Insgesamt gesehen lag die Quote Form von Programmtrailern bei ihnen mehr Raum kurzfristiger Wiederholungen bei drei der vier unter- einnehmen. Dementsprechend ist bei den privaten suchten Programme zwischen 15 und 17 Prozent Programmen die tägliche „Nettosendezeit“ um rund der täglichen Sendezeit, beim ZDF war sie mit 10 vier Stunden geringer als bei den öffentlich-recht- Prozent am niedrigsten (vgl. Tabelle 3). Die Wieder- lichen Programmen. Unabhängig von diesem unter- holungsquote journalistischer Informationsange- schiedlichen quantitativen Senderahmen liegt es bote ist in der Regel niedriger als die der Unterhal- allerdings bei den Programmveranstaltern, welche tungsformate, andererseits ist sie bei den Pro- Programmangebote sie in diesem Kontext priorisie- grammen mit dem umfangreichsten Angebot an ren. Hier zeigen die im vorstehenden Beitrag berich- journalis tischen Sendungen – relativ betrachtet – teten Befunde, dass – bezogen auf die Gesamtsende- am höchsten. Sie betrug bei den beiden öffent- zeit – die journalistische Information in den beiden lich-rechtlichen Programmen im Durchschnitt gut öffentlich-rechtlichen Programmen, Das Erste und eine Stunde pro Tag, bei RTL eine halbe Stunde. ZDF, im Vergleich zu allen anderen Programmange- Bei Sat.1 gab es keine Wiederholungen von journa- boten an erster Stelle stand. Bei RTL nahm sie dage- listischen Sendungen. Damit betrug der Anteil von gen den zweiten und bei Sat.1 den dritten Rang ein. erstmalig ausgestrahlten journalistischen Informa- tionssendungen am Gesamtprogramm von Das Erstausstrahlungen Der größere Teil der Nettosendezeit bestand 2019 Erste 36 Prozent und beim ZDF 40 Prozent. Aus und Wiederholungen aus erstmalig ausgestrahlten Sendungen, der andere dieser Perspektive liegen RTL (19 Prozent) und Teil aus Sendungswiederholungen. Sie gaben den Sat.1 (16 Prozent) nicht nur weit dahinter, sondern Fernsehveranstaltern die Möglichkeit, Programm- auch näher beieinander. Torsten Maurer/Matthias Wagner/Hans-Jürgen Weiß Media 266 Perspektiven 5/2020 Tabelle 3 Kurzfristige Sendungswiederholungen Durchschnittlicher Zeitumfang pro Tag in %* Das Erste ZDF RTL Sat.1 Erstsendungen 81,3 86,3 63,8 63,0 Journalistische Information 35,9 40,5 19,0 15,9 Sportsendungen 6,9 2,0 1,3 0,6 Nonfiktionale Unterhaltung und Reality-TV 13,5 12,3 31,7 33,6 Fiktionale Unterhaltung 24,2 31,0 11,8 12,9 Sonstige Sendungen 0,8 0,5 0,0 0,0 Kurzfristige Sendungswiederholungen 15,1 10,0 16,0 16,7 Journalistische Information 4,8 4,4 2,1 – Nonfiktionale