Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. geschützt. NutzungnurzuprivatenZwecken.DieWeiterverbreitung Dieses Dokumentisturheberrechtlich Fokussiert gung hatunswirklichüberrascht.UnddasErgebnis kannsichsehenlassen! für dasfarbigeTitelbild dieserAusgabe eineSpendegeleistethaben–dieüberragendeBeteili- reiche Arbeitübernommenhaben.Sehrbedankenmöchten wirunsauchbeiallenLesern,die Carsten MoosundStefanMeisterganzherzlich,diezusammen mitKlausVeit dieseumfang- bei.Wir danken Dieser AusgabeliegteinkompletterArtikel-undObjektindex derHefte1–9 achter gewinnenzukönnen. wir weitereProjektefürgroßeundkleineFernrohrevorstellen, undhoffen, nochmehrBeob- Sichtungen von70ObjektenindiesemkleinenSternbild ein!IndernächstenAusgabewerden Minor, daszueinemunerwartetemErfolggeworden ist:ZweidutzendBeobachterreichten Geprägt wirddiesesHeftdurchdieVeröffentlichung desFachgruppenprojektsDeep-SkyinLeo gruppenleitung wollenwirversuchen,derRubrikDeep-Sky-CCDneuesLebeneinzuhauchen. in derTeleskopbauer ihreInstrumenteselbstvorstellenkönnen.UndmitHilfederneuenFach- mentarium führenwireineregelmäßigeSparteunterderBetreuungvonHerbertZellhuberein, und leichterenArtikelninderPraxisgibtesjetztrichtigvielzuLesenfürEinsteiger. ImInstru- Deep-Sky-Beobachtung weitergeben. ZusammenmitdemStarhopper, Deep-SkyimFernglas zu beginnen.BekannteBeobachterwerdenhierihreErfahrungengrundlegendenThemender Deep-Sky fürEinsteiger Das neueHeftsetztindieserRichtunggleichmehrereAkzente.DieregelmäßigeRubrik Zeitschrift profitieren. denn sicherkönnenvieleSternfreunde,dieinterstellarumnochnichtabonnierthaben,vonder bewegen. UndauchdieZahlderBezieherstelltsichernochnichtdaserreichbareMaximumdar, unser Zielbleibtes,möglichstvieleLeserzumVeröffentlichen ihrereigenenErgebnisse zu würden. Von dengut1200AbonnentenarbeitetnureinverschwindenderBruchteilamHeftmit, Aber interstellarumwärenichtinterstellarum,wennwiraufdemjetzigenStandstehenbleiben weit gemachthat. ten ZeitschriftenfürvisuelleDeep-Sky-Beobachter, AstrofotografenundCCD-Techniker welt- Beobachtungen unverfälschtdirektveröffentlichen zukönnenwares,dieunseinerdergröß- wert. DiegesundeMischungundvorallemdieMöglichkeitfürjedenLeser, seineeigenen der, vieleThemen,gemischteSchwierigkeitsgradeundfürjedenwirklichvielpraktischerNutz- an unsereIdealvorstellungeinerDeep-Sky-Zeitschriftheran:Viele Autoren,vieleAmateurbil- le unterschiedlicheThemenwird.DiesevorliegendeJubiläumsausgabegehtschonziemlichnah Beobachtern. DieletztenAusgabenzeigen,daßinterstellarumimmermehrzumForumfürvie- Das wichtigstewarunsimmerdasAnschiebeneinerfachlichenKommunikationunterden man 1994nochmeinenkonnte. Objekte ausexotischenKatalogen.Undesscheintdochmehr„harte“Beobachterzugeben,als teuerlich. Heuteliestmanüberall,nichtnurininterstellarum,vonSichtungenunbekannter kaum jemandvonPKoderMCG,schondieBeobachtungeinesNGC-Objektesgaltalsaben- hat sichmittlerweileeingereihtunterdenarriviertenAmateurbereichen.Vor dreiJahrensprach doch nichtganzso.Esbleibtsichernochvielzutun,aberdieVisuelle Deep-Sky-Beobachtung regionalen Blättern,aufTagungen wieaufVereinsveranstaltungen. DaswarvordreiJahren Sky istheutefastüberalleinThema,indengroßenAstronomie-Zeitschriftengenausowie Sky setzten,sindvieleschonverwirklicht–manchesschneller, alswirzuhoffen wagten.Deep- Von denZielen,diewiruns1994imNürnberger KonzeptzurGründungderFachgruppeDeep- schon erreicht? Seiten undüber1000AbbildungenvonAmateuren.Wie siehtdieZukunftaus,undwasist hen nachzweieinhalbJahreninterstellarum.ZehnAusgabensinderschienenmitzusammen670 mit derFertigstellungunsereszehntenHeftesbietetsicheinmaldieGelegenheit,Fazitzuzie- Liebe LeserinnenundLeser, Jürgen Lamprecht, Ronald C.Stoyan, KlausVeit soll esAnfängernnochleichtermachen,mitdervisuellenBeobachtung Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.
2 interstellarum Nr. 10 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. interstellarum April 1997 • Nummer 10 Magazin für Deep-Sky-Beobachter
DEEP-SKY FÜR EINSTEIGER Aufsuchen 14
DER STARHOPPER Virgohaufen Teil 1: Galaxien beim großen T 16
PRAXIS Beobachtung mit einem11,4cm Kaufhausteleskop 21 Diamanten in der Krone 22 Deep-Sky in Leo Minor Quasare Objekte für den visuell beobachtenden Amateur? 24 Eine Reise zum Hubble Deep Field 26 Messungen der Pulkowaer Doppelsterne 28 Im Bann des Feuerrades M 101 visuell 32
INSTRUMENTARIUM Die Messerschneide im Sucher 38 Nirosta ein selbstgebauter Achtzöller 40
DEEP-SKY IM FERNGLAS (Fast) Alle Messier-Objekte im 10×50 45 Im Bann des Feuerrades DEEP-SKY-CCD Erfahrungen mit der Cookbook-Kamera CB245 48
180°
384 Zwei Jahre danach 52
371 71 0 ". 1
66 395 0."5 91 EEP-SKY-FOTOGRAFIE 115 D 211 337
309 Deep-Sky-Filme Welche und Warum (Teil 1) 58 464 218 270° 90° 220
252 418 251 382 BJEKTE DER SAISON 86 O 119 95 Vorschau auf 1997/98 63
51 0° Deep-Sky in Leo Minor 64
Die Pulkowaer Doppelsterne RUBRIKEN
Fokussiert 1 So erreichen Sie uns 95 Inhalt 3 Termine, Vorschau 96 Das Streulicht 6 Kleinanzeigen 98 Beobachterforum 6 Errata 99 VdS-Nachrichten 93 Inserenten 100 Bezugsbedingungen 94 Impressum 100
Titelbild: Lesen Sie detaillierte Informationen auf Seite 5 nach. Seite 2: Die Feuerrad-Galaxie M 101 im Sternfeld von Ursa Major. Die Aufnahme zeigt NGC 5474 am unteren Bildrand, NGC 5477 östlich neben M 101, NGC 5473 sehr hell im oberen Bildteil, sowie die kleine MCG+9- 23-25 westlich der Spiralgalaxie. Aufnahme von Bernd Flach-Wilken mit einer 280/940-Flatfield-Kamera; 40 min belichtet auf TP6415 hyp; 12,3fache Nachvergrößerung. Lesen Sie mehr zu M 101 und seinen Spiralar- Bau einer Cookbook-Kamera men ab Seite 32.
interstellarum Nr. 10 3 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Liebe Astro Amateure,
eigentlich sollte ich ja hier in dieser gesamte Problematik geschildert! Post zu helfen, scheint jetzt ganz gut Jubiläumsausgabe unter anderem ein Allerdings sehe ich im Hinblick auf angelaufen zu sein. Wenn es die VdS- Fazit ziehen über die bisherige Zusam- zukünftige Aktivitäten der FG CCD- Fachgruppe CCD-Technik dann noch menarbeit unserer VdS-Fachgruppe Technik Licht am Ende des Tunnels. schafft, ihr eigenes, hervorragendes CCD-Technik mit der Redaktion und Reaktionen auf meinen ersten Rundbrief Forum, is, rege zu nutzen und vor die über die bisherige Mitgestaltung von is. an die Mitglieder belegen, daß z.B. der interessierte Öffentlichkeit zu treten Nun, ich hatte bis zur Übertragung der Wille zu mehr Veröffentlichungen und sowie die Zusammenarbeit mit den ande- FG-Leitung durch den VdS-Vorstand im Fachbeiträgen in is durchaus da ist, nur, ren FG’s zu pflegen, dann hat sie eigent- Dezember 96 keinerlei redaktionelle so scheint es mir, hat in der Vergangen- lich allen Grund sorglos und guten Berührung mit is, außer daß ich normaler heit die nötige Motivation gefehlt. Es Gewissens in die Zukunft zu schauen! Abonnent war weil ich is ganz einfach bleibt abzuwarten, wieviele Ideen und In diesem Sinne wünsche ich unserer FG „Spitze“ fand und finde. Ein Fazit ziehen Vorschläge aus der FG noch kommen um alles Gute und Mut zur Aktivität, und für über zurückliegende Dinge, an denen ich mit diesen eine vernünftige Zusammenar- is insbesondere noch viele Ausgaben und noch gar nicht beteiligt war, kann ich des- beit ankurbeln zu können. Sehr schön weiterhin steigende Auflagenzahlen. Es halb nur sehr schlecht oder gar nicht. wäre z.B. ein gemeinsames Projekt wäre schade, wenn eines Tages dieses Besser können das die beiden anderen (Beobachtungsaufruf) welches nach Magazin dem Amateur nicht mehr zur FG’s machen, die wohl bislang vergeb- Abwicklung veröffentlicht und diskutiert Verfügung stände, auch im Hinblick auf lich auf Mitarbeit der FG CCD-Technik werden könnte. die Einstellung des Erscheinens von gehofft hatten. Ich verweise hier z.B. auf Die vorerst drängendste und gegenüber „CCD Astronomy“. den Beitrag von Peter Riepe (FG Astro- der VdS verpflichtende Aufgabe einer photographie) im letzten is Nr.9 S.83 VdS-Fachgruppe jedoch, nämlich Ama- Josef Schäfer „Astrofotografie und CCD in der VdS“. teuren, seien es alte Hasen oder Einstei- FG CCD-Technik Hier wird in vortrefflicher Weise die ger, durch Beratung und Beantworten von interstellarum – unser Forum! Die Vorstellung vom verkauzten Stern- zu bekommen – sogar weltweit. Wie der der Amateur-Disziplinen. Der Inhalt gucker, der zurückgezogen von seinen steigende Beliebtheitsgrad von interstel- erstreckt sich auf die Beobachtung des Mitmenschen hinter seinem Fernrohr larum zeigt, spielen aber auch die astro- Deep Sky – „Amateurpraxis pur“. Damit hockt, ist leider weitverbreitet. Dabei ist nomischen Zeitschriften immer noch eine ist interstellarum unser gemeinsames das Gegenteil richtig: die meisten Ama- sehr wichtige Rolle. Per Artikel lassen Forum. Hier rücken wir als Beobachter teur-Astronomen interessieren sich für sich Informationen sehr effektiv verbrei- nahe zusammen in unserem Hobby und die Aktivitäten Gleichgesinnter und ten. Beobachtungsprogramme, -aufrufe stellen unsere Ergebnisse vor – egal ob suchen Kontakt zu anderen Sternfreun- und -planungen erreichen gezielt und auf wir nun visuelle Sterngucker, Astro- den. Sie wollen ihr Wissen erweitern und breiter Basis alle Interessenten. Termin- Knipser oder CCD-Freaks sind. in gemeinsamen Beobachtungen mehr kalender, Jahres- und Tagungsberichte An dieser Stelle ein Appell an alle Leser. über Praxis und Theorie der Himmels- informieren über Veranstaltungen von Bezieht interstellarum nicht nur, um kunde erfahren. Einige aktive Amateur- Amateuren für Amateure, seien es Tagun- informiert zu sein. Helft auch mit, selbst gruppen wagen sogar noch einen Schritt gen, Seminare oder Teleskoptreffen. zu informieren, die beobachtende Ama- weiter nach vorn und stoßen durch syste- Beobachtungsergebnisse, Tests und Aus- teur-Szene so zu vermitteln wie sie ist: matische Betätigung auf speziellen wertungen können in Form von Berichten vielseitig, lebendig, ins Detail gehend. Gebieten bis in wissenschaftliche Berei- präsentiert werden, ergänzt durch Fotos, Seid mutig und veröffentlicht Eure Ideen, che vor. Zeichnungen, Tabellen und Diagramme. Erfahrungen und Ergebnisse auf dem Aktive Amateur-Astronomie lebt vom Ziel der „großen“ Astro-Zeitschriften ist Gebiet der Astropraxis. Andere können Gedanken- und Erfahrungsaustausch. es, breite Leserkreise anzusprechen. Die und wollen daraus lernen. Es müssen Diese notwendige Kommunikation hat angestrebten hohen Verkaufszahlen erfor- nicht immer seitenlange, abgeschlossene stets zwei Richtungen: zum einen Infor- dern ein erhöhtes wirtschaftliches und Artikel sein, auch Kurzbeiträge, Anre- mationen einzuholen, zum anderen Infor- kundenorientiertes Denken. Spezielle gungen und spezielle Themen sind aus- mationen zu geben. Einerseits kann kein Beiträge liegen nach Einreichen manch- drücklich erwünscht. Lebendigkeit be- Sternfreund auf den Informationsbezug mal sehr lange Zeit in der Redaktions- deutet aber auch mehr Anfragen, Mei- verzichten, andererseits muß aber auch schublade, da sie die breite Öffentlichkeit nungen und Kritiken an die Redaktion die Versorgung mit Informationen funk- weniger interessieren. Genau an dieser dieser Zeitschrift. Wir bemühen uns, die- tionieren. In der Amateur-Astronomie ist Stelle sind die Publikationsorgane der se zur Diskussion zu bringen und auch zu das Informieren meist Sache einiger VdS-Fachgruppen gefragt. Die Rolle von beantworten. Dabei kann auch durchaus weniger Engagierter, die ihr Know-how, interstellarum im Konzert der anderen mehr Gebrauch gemacht werden von der ihre Erfahrungen und Fachkenntnisse Astro-Zeitschriften wird nun deutlich: Extraseite der „VdS-Nachrichten“, die weitergeben. In den modernen Medien unser Magazin ist nicht nur irgendeines Jost Jahn gestaltet. wie Mailbox und Internet sind alle nur im großen „astronomischen Blätterwald“, Peter Riepe denkbaren Informationen zur Astronomie es ist das Sprachrohr dreier beobachten- FG Astrofotografie
4 interstellarum Nr. 10 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Daten und Zahlen zu interstellarum 1 9 Werner E. Celnik, Ronald C. Stoyan
ie hat sich interstellarum seit der Saison nehmen im Mittel 31 Beobachter geschrieben, die leicht abfallende Tendenz ersten Ausgabe entwickelt? Eine teil, der Trend ist leicht steigend. Trotz der wird sich in den nächsten Ausgaben fortset- Wstatistische Auswertung, die erfreulichen Werte bedeutet dies, daß nur zen, wenn genug Material aus der Leser- Werner Celnik für uns dankenswerterweise 2,5% unserer Leser bereit sind, an diesem schaft bereit steht. übernommen hat, hilft diese Frage mit zu zentralen Projekt mitzuwirken. Durch ein neues Bindeverfahren konnte beantworten. 98 Bilder erscheinen im Mittel pro Aus- ab Heft 8 der Umfang des Inhaltes auf über Die im Heft angesprochenen Themen gabe, die Spitze liegt mit 173 Bildern in der 80 Seiten angehoben werden. Die Auflage sind ein Punkt. Dominierend sind vor allem Nummer 9. Welche andere Astronomiezeit- lag von Heft 4 bis 9 konstant bei 1300–1400 Berichte über visuelle Beobachtung, stark schrift bringt so viele Amateurbilder? 37% Exemplaren. Mit der Jubiläumsausgabe Nr. nehmen die Artikel im Instrumentarium zu. der Abbildungen sind konventionelle Foto- 10 findet auch diesbezüglich eine deutliche Im Mittel 16 Autoren schreiben größere grafien, 40% Zeichnungen. Beide Gruppen Steigerung statt. Zusammen mit dem Nach- Beiträge für jede Ausgabe, eine Zahl, die zeigen einen gegensätzlichen deutlichen druck der ersten beiden Hefte sind von jeder die Redaktion gerne noch steigern möchte. Trend zugunsten der Zeichnungen. 23% der Nummer mindestens 1000 Hefte verkauft Insgesamt sind bereits über 100 Artikel in Bilder sind im Mittel CCD-Aufnahmen, worden. Es bleibt die interessante Frage, ob den vergangenen 9 Heften erschienen. Von wobei ein deutlicher Trend die zunehmende interstellarum damit schon das Potential der allen eingegangenen Manuskripten konnten Popularität der digitalen Technik zeigt: Im Deep-Sky-Beobachter, Astrofotografen und – von 4 Ausnahmen abgesehen – bislang zweiten Heft waren es nur 13%, mittlerwei- CCD-Techniker ausgeschöpft hat. Wir wer- alle veröffentlicht werden oder sind in den le ist der Anteil auf 27% gewachsen (is 9). den zumindest versuchen, noch weitere nächsten Heft zur ver vorges! Nahezu konstant geblieben ist der Anteil Amateure im deutschsprachigen Raum zu Besonders erfreulich ist die Steigerung der Werbeseiten am Gesamtumfang mit erreichen – bitte helfen Sie uns auf diesem der Anzahl der Beiträge und des Umfanges 17%. 12 Beiträge pro Heft werden im Mit- Weg! im Beobachterforum. An den Objekten der tel von den drei Redaktionsmitgliedern
Zum Titelbild Döpper, Andreas Domenico, Joachim Diefenbach, Gerd Friedrich, Bildautoren: Bernd Schröter, Stefan Bin- Christian Fuchs, Siegfried Gebhard, Rene Görlich, Andreas Golem- newies, Peter Riepe, Harald Tomsik. biowski, Ewald Goitowski, Michael Große, Jörg Grothusen, Otto Guthier, Claus Haidan, Henry Heyer, Peter Hölldobler, Dietmar Im Sommer 1995 startete unsere Gruppe Horn, Jost Jahn, Gerd Jensch, Hans Jungbluth, Horst Kern, Karl- Bochum/Marl/Melle eine Namibia-Exkur- Hermann Klein, Horst Kohler, Andreas Kühn, Hans Lebrecht, Burg- sion, die vom mitgeführten Ausrüstungs- hard Lindemann, Peter Linder, Karl-Heinz Loose, Michael Mach- material her unser bisher größtes Aben- leb, Rainer Marten, Kurt Meier, Fred Nicolet, Harald Osmers, Dirk teuer war. Neben einer kompletten CCD- Panczyk, Reinhardt Pasch, Stephan Plaßmann, Andreas Priebe, Ausrüstung führten wir eine Alt-Montie- Helmut Pütz, Thomas Reichel, Wolfgang Ries, Jürgen Roesner, Wer- rung 5 ADN nebst Astrophysics-Refrakto- ner Schamp, Knut Schäffner, H.J. Solmecke, Dietmar Specht, Peter ren Star Fire 150/1120 und Traveler Stinner, Rainer Töpler, Erika Volk, Alexander Waglechner, Peter 100/600 mit. Diese Optiken sind speziell für die hochaufgelöste Warkus, Manfred Weber, Dieter Weigand, Werner Weiser, Roland Fotografie auf Mittelformatfilm konzipiert. Unser Ziel war, neben Wendler, Klaus Wenzel, aktuellen langbrennweitigen CCD-Aufnahmen auch ergänzende Eine besonders großzügige Unterstützung wurden uns zuteil von: Übersichtsfarbdias im Mittelformat zu erzielen. Wir hatten in der Udo Borcheld, Heinz Deiniger, Jörg Fellner, Bernd Flach-Wilken, Zeit der Exkursionsvorbereitungen durch einen glücklichen Zufall Herbert Gubo, Rudolf Manfred, Peter Riepe, Wolfgang Schwarz, den damals neuen Kodak Ektacolor Pro Gold 400 als geeigneten Martin Supp und Doris Unbehaun. Astrofilm herausgefunden. In Serientests zur spektralen Empfind- Die eingegangenen Spenden ermöglichten darüber hinaus die Son- lichkeit und zum Schwarzschildverhalten zeigte sich dieses Materi- derbeilagen dieser Ausgabe (Pupillen-Lineal, Inhaltsverzeichnis). al allen Konkurrenzprodukten enorm überlegen. Der Pro Gold 400 Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Spendern! -red – ein Colornegativmaterial – braucht absolut nicht gehypert zu wer- den und ist dennoch so empfindlich, daß bei einer Instumenten- Zur Umschlagrückseite lichtstärke von f/7,5 für milchstraßenferne Aufnahmefelder nach 75 min das Belichtungsende erreicht ist. Was der Pro Gold 400 wie- Eine der farbenprächtigsten Gegenden am dergibt, zeigt das Titelfoto: Oben der bekannte Trifidnebel M 20 mit Firmament zeigt die Aufnahme der An- seinem blauen Reflexionsanteil, unten der Lagunennebel M 8. Der tares-Region von Michael Breite. Ver- Film spielt seine unvergleichliche Rotempfindlichkeit aus, wendet wurde ein Zeiss Sonnar 4/300mm schwächste Ha-Strukturen werden sichtbar, bei gleichzeitig feiner mit einem Deep-Sky-Filter auf 6×6cm Körnigkeit. Das Foto entstand am 18. Juli 1995 auf Farm Tivoli. Die Fujicolor Super G 400 hyp. Die Aufnah- Belichtung betrug 60 min mit dem Traveller 100/600. Der Pro Gold me stellt ein Komposit zweier Belichtun- 400 wurde 50% überentwickelt. gen am 24. und 25. Juni 1995 in Namibia Peter Riepe dar. Sehr schön ist daher auch die Bewe- gung des Planeten Jupiters (rechts oben) Ermöglicht wurde dieser Farbdruck durch Spenden unserer Leser- zu erkennen. Die Belichtungszeiten betru- schaft! Namentlich danken wir folgenden Lesern: Andreas Alzner, gen 120 min und 210 min. Sven Andersson, Rudolf Aust, Martin Banser, Frank Bantleon, Volk- Ein herzlicher Dank gilt auch der Fa. Vehrenberg KG, welche den mar Becher, Horst Böttger, Dieter Bublitz, Werner Celnik, Frank Farbdruck dieser Aufnahme auf der Umschlagrückseite sponsorte.
interstellarum Nr. 10 5 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Das Maksutov-Spiegeltele MTO 100/1000
Welchen Beobachtungen vertrauen Sie, liebe Leser? Glauben Sie Das MTO 100/1000 ist ein sehr bekanntes russi- nicht alles, was auf diversen Zeichnungen auftaucht? Zweifeln sches Teleobjektiv vom Typ Maksutov [1, 2]. Sie an Darstellungen, die schwächste Objekte beschreiben? Oder Gelegentlich als „Russentonne“ bezeichnet, ist halten Sie im Gegenteil alles für möglich – man muß es nur ver- dieses kompakte Instrument als langbrennweiti- suchen? ges Spiegeltele primär für die Fotografie mit Die Nachvollziehbarkeit oder besser Überprüfbarkeit von M42-Kameras ausgelegt. Anläßlich verschiede- visuellen Beobachtungen ist ein ganz heißes Eisen in der Deep- ner Astro-Messen kann man es immer wieder auf Sky-Szene. Was ist machbar, was ist jenseits der Grenze? Wo den Händlertischen zum Kauf angeboten sehen. liegt der Maßstab, an dem sich eine Beobachtung messen läßt? Unsere alte Astronomische Arbeitsgemein- Wichtige Fragen für tiefe Beobachter. schaft Bochum besaß ein solches Gerät, das Den Eichmaßstab gibt es nicht, und das ist vielleicht das größ- wegen seiner 1 Meter Brennweite gute Dienste in te Manko der visuellen Deep-Sky-Beobachtung. Fotografen und der Fotografie von Mondfinsternissen leistete und CCD-Beobachter wundern sich, wenn ihre Bilder mit harten dessen Bildschärfe voll in Ordnung ging. Kom- visuellen Ergebnissen konfrontiert werden: Kann das sein? Oder pakt mit kurzer Baulänge wurde es auch gern als sieht hier einer nur das, was er sehen will? Sicher, visuelle Beob- Leitrohr auf verschiedene Exkursionen mitge- achtung ist subjektiv und nur in sehr weiten Grenzen objektivier- nommen. bar. Aber visuelle Beobachtung ist dennoch nachzuvollziehen Seit 2 Jahren besitze ich persönlich wieder ein und zu überprüfen: durch visuelle Beobachtung! solches Teleskop. Ich habe es bei einem Essener Beobachten können heißt vor allem, Teleskopisches Sehen zu Pfandleihhaus inclusive einer alten Praktica für erlernen: Unterscheiden können, was an den im Okular sichtba- 190,– DM gebraucht gekauft. Um das Teleskop ren Einzelheiten sicher real ist und was nicht. Man muß für sich auch visuell einsetzen zu können, wurde ein simp- persönlich diese Grenze möglichst genau definieren, wenn man ler Okularauszug eines 60 mm-Kaufhausrefrak- tief hinunter will. Das ist nicht immer leicht draußen in der Käl- tors am Teleskopanschluß M42×1 angebracht. te am Fernrohr; aber es ist so ziemlich das wichtigste, was der Zum „Gucken“ bevorzuge ich ein von 40 mm- visuelle Beobachter beherrschen muß. Dieses Können ist keine Okular, welches eine 25fache Vergrößerung bei 4 Fähigkeit, die man von klein auf hat. Man muß sie erlernen: mm Austrittspupille ergibt. durch beobachten, beobachten, beobachten. Das Maß für das Was mich auf dem Essener ATT vor geraumer praktische Können ist die Beobachtungserfahrung, ausgedrückt Zeit gewundert hat, war der recht hohe Preis für in Nächten pro Jahr. Mit der gleichen Menge an jährlicher Praxis ein gebrauchtes MTO 100/1000. Die Firma Ludes ist visuelle Beobachtung nachvollziehbar. Wer weniger beobach- verlangte dafür immerhin 450,– DM. Nun habe tet, kann das einfach nicht: Das Teleskopische Sehen verhindert ich einen Katalog der Firma Völkner vom Herbst es. ’95 in die Hände bekommen. Dort bot der eigent- Überprüfen kann man eine Beobachtung aber auch dann, wenn liche Elektro-Anbieter das MTO 100/1000 für man sie nicht nachvollziehen kann. Beobachter mit gleicher 499,– DM an. Ein Blick in den Katalog für ’97 Beobachtungspraxis sind miteinander vergleichbar. Zeichnungen zeigt, daß der Preis sogar gepurzelt ist: 399,– DM kann man zwar selten mit Fotos, aber fast immer mit Zeichnun- für ein neuwertiges Maksutov-Tele! gen vergleichen. Und die Feststellung ist erstaunlich: Amateure Dieser Beitrag soll kein Testbericht sein, viel- mit gleicher Erfahrung sehen auch recht genau gleich viel. Ver- mehr ein Hinweis für die Sternfreunde, die eine gleicht man die tiefsten Beobachtungen deutscher Beobachter in Optik mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis interstellarum mit harten Sachen in amerikanischen oder engli- suchen. Für meine Begriffe kann man das MTO schen Publikationen, so stellt sich ein sehr ähnliches Level ein, 100/1000 als echte Alternative zu anderen Typen auf dem jene Leute beobachten, die viel Zeit ihres Lebens für die von Einsteiger-Teleskopen sehen. Dabei sind Visuelle Deep-Sky-Beobachtung opfern. Lichtstärke, Auflösungsvermögen und Farbrein- Und trotzdem ist nicht alles möglich. Es gibt Grenzen, bei heit durchaus mit einem Newton vergleichbar. deren Überschreitung die visuelle Beobachtung versagt. Gren- Zudem kann das Instrument auch noch fotogra- zen, die uns durch die eigene Physiognomie diktiert werden. fisch genutzt werden, wobei die Ausleuchtung Erfahrene Beobachter kennen diese Grenzen: Durch vielfaches und Zeichnung des 24×36-Formates – im Gegen- Überschreiten. Aber es gibt auch Leute, die alles für möglich hal- satz zum Newton oder Achromaten – bis in die ten: Dann wird der Wunsch schnell zum Vater der Beobachtung. Ecken zufriedenstellend ist. Und was letztlich Schwarze Schafe werfen Schatten auf weiße, das ist nicht zu ver- kaum zu unterbieten sein dürfte: der Preis! hindern. Trotzdem: Viel mehr geht, als gemeinhin angenommen wird. PETER RIEPE Visuelle Beobachtung ist ein ewiger Wettbewerb mit der eige- [1] H. Lüthen: Die Russentonne als Bonsai-Teleskop; nen Wahrnehmungsfähigkeit. Sie hinauszuschieben, möglichst Sternkieker 29, Nr. 150, 117 (3. Quartal 1992) weit in die Tiefe des Universums: Darum geht es. [2] H. Orlik: Das Maksutov-Cassegrain MTO-11CA; Nicht darum wer mehr sieht. Nachr. Olbers-Gesellsch. Bremen, Nr. 164, 21 R. C. STOYAN (Januar 1994)
6 interstellarum Nr. 10 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. BeobachterforumBeobachterforum
Mit dieser Rubrik möchten wir alle aktiven Beobachter einladen, aktuelle Probleme der Theorie und Praxis zur Diskussion zu stellen und an der Fachgruppenkommunikation aktiv teilzunehmen. Das Beobachterforum soll durch informative Kurzbeiträ- ge einen lebhaften Erfahrungsaustausch anregen. Wir möchten alle Leser aufrufen, dieses Forum aktiv zu nutzen. Kurze Beob- achtungsberichte, Projektvorstellungen und Ergänzungen zu interstellarum haben hier genauso Platz wie sachbezogene Kri- tik und fachliche Anmerkungen. Beiträge für das Beobachterforum können auch nach Redaktionsschluß eingesandt werden.
Deep-Sky-Rätsel
Welcher schwache Nebel des Winterhimmels verbirgt sich hier? Das Bildfeld beträgt 16' × 21'. Postkarten und E-Mails mit der Lösung bitte bis 1. 5. 1997 an die Redaktion. BERND KOCH
Das gesuchte Objekt in interstellarum 10 war die südliche Region des Nordamerikanebels NGC 7000 mit „Südmexiko“ und „Guatema- la“. Wir bedanken uns für die richtigen Ein- sendungen von Heinrich Treutner, Dieter Kremb, Bernd Flach-Wilken und, besonders elegant, Martin Köppl. Die Redaktion wird für erfolgreiche Teilnehmer an mehreren Runden ein kleines Präsent ausloben – mit- machen lohnt sich!
Messier-Marathon 1997
Seit 1992 führen Mitglieder der Volkssternwarte Hagen, den Vorjahren gingen uns aufgrund von Horizontdunst und entsprechendes Wetter vorausgesetzt, regelmäßig Messier- -aufhellungen vor allem die tiefstehenden Objekte im Marathons im Sauerland durch [1]. So auch 1997. In der Schützen, Skorpion und Schlangenträger durch die Lappen. Nacht vom 7. auf den 8. März beobachtete Frank Döpper Diesmal erschwerte zusätzlich noch gegen Morgen auf- (280 mm Schmidt-Cassegrain) 96, Johannes Herrnsdorf kommende Cirrusbewölkung die Beobachtung. (114 mm Newton) 76 und der Unterzeichner (333 mm DIRK PANCZYK Newton) 88 Messier-Objekte in 10 Stunden. Wie schon in [1] Sterne und Weltraum 1/1993, Seite 58
M 31 hellster visuell sichtbarer Stern: AF And
Zum Artikel über M 31 und M 33 in interstel- larum 9 ist noch die Sichtbarkeit des hellsten Sterns in M 31 hinzuzufügen. Es handelt sich um AF And, einen LBV (Luminous Blue Variable) vom Typ S Dor, einer Gruppe extrem leuchträftiger unregelmäßiger Verän- derlicher Sterne, mit der Helligkeit von 13m,3 bis 17m, 5, die jedoch meist im schwächeren Bereich liegt. Von mir wurde dieser Stern in der exzellenten Nacht des 31. 10.1994 bei einer Helligkeit von ca. 16m, 5 und einer erreichten Grenzgröße von 16m, 83 mit mei- nem 13-Zöller gesehen. Angeregt wurde ich durch den in SuW 5/1988 erschienenen Arti- kel „Einzelobjekte im Andomedanebel“. MARTIN NITZL M 31 und M 32; gekennzeichnet ist der Stern AF And. Ausschnitt einer ST-8-CCD-Aufnahme von Bernd Koch mit einem 200/800-Newton.
interstellarum Nr. 10 7 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. BeobachterforumBeobachterforum
NGC 2623 Rattenschwanz- Fernglasspaziergang am Ahausener galaxie im Krebs Ausnahmehimmel vom 1. 2. 1997
h min m 8 38,4 +25° 45' 13 ,4 2,5 × 0,7 Die mittelfristigen Wettervorhersagen in den letzten Januarta- gen waren so packend, daß ich sie nur als Einladung zur Him- Nördlich des bekannten Sternhaufens Praesepe melsbeobachtung verstehen konnte. Und was sich dann wirk- oder M 44 im Sternbild Krebs befindet sich eine lich am 1. Februar 1997 ereignete, war so außerordentlich, überaus interessante Galaxie. NGC 2623 ist eine daß mir für immer diese Sternenpracht in Erinnerung bleiben sogenannte Rattenschwanzgalaxie, ähnlich der wird! Der oben genannten Einladung stand aber eine andere Antennengalaxie NGC 4038/9 im Sternbild Cor- entgegen, nämlich die zu meinem Vetter Gätjen in Ahausen. vus. Während NGC 4038/9 in einer Entfernung Vorausahnend und mit Vorbedacht hatte ich mein 10×50- von ca. 12 Mpc steht, befindet sich NGC 2623 Fernglas dabei. Ich mußte also nicht leer ausgehen, ganz im wesentlich tiefer im Raum bei etwa 70 Mpc. Rat- Gegenteil: Der Sternenhimmel am Westrande der Lüneburger tenschwanzgalaxien entstehen bei einer sehr Heide präsentiert sich um einige Größenklassen-Punkte bes- engen Begegnung zweier Galaxien; durch die ser als an meinem Heimatort Oyten. Die in Ahausen schon geänderten Gravitationsverhältnisse werden die spürbare Nordseeferne bescherte uns, die wir zur Heimfahrt sogenannten streamer aus den beiden Galaxien rüsteten, einen Sternenhimmel von der Qualität der Hochge- herausgerissen. Bedingt durch die große Entfer- birgsnächte. Bei einer unglaublichen Grenzgröße von 6m, 8 bis nung ist NGC 2623 im visuellen Bereich ein eher 6m, 9 wurde mein Fernglasspaziergang – ohne Nebelfilter – unscheinbares Objekt mit einer visuellen Hellig- zum visuellen Deep-Sky-Erlebnis der besonderen Art. keit von 13m,4. Am 23.10. 1996 in den frühen Ich eilte von Konstellation zu Konstellation, um ja nichts Morgenstunden stand die Galaxie auf meinem zu verpassen. Mit den großflächigen Galaktischen Nebeln in Beobachtungsprogramm. Als Instrument benutz- der Cassiopeia machte ich den Anfang. IC 1805 und IC 1848 te ich meinen 12",5-Newton bei 170facher Ver- stellten sich dar als ins Auge springende großflächige Objek- größerung. Westlich von zwei schwachen Feld- te, die das sternenreiche Gebiet um das Himmels-W recht sternen (ca. 12–13m) zeichnete sich bei indirek- bedeutsam erscheinen ließen. NGC 281, bei Sternenfreunden ter Beobachtung ein deutlicher diffuser fast run- sehr beliebt, tat sich unerwartet schwer, war aber noch der kleiner Nebelfleck ab. Von den beiden „Rat- erkennbar. tenschwänzen“ konnte ich auch bei höherer Ver- größerung (312×) nichts erkennen. Bei dem Paradeobjekt M 42 (Orionnebel) glaubte ich eine KLAUS WENZEL Routinebeobachtung erfüllen zu sollen. Nun, diese „Routine- beobachtung“ wurde zum visuellen Leckerbissen! Auch im 8°-Gesichtsfeld waren durchaus konturenstarke Einzelheiten wahrehmbar! IC 410, ein nicht zu übersehendes Objekt, das zusammen mit den Offenen Haufen M 36, M 37, und M 38 bei mir den Eindruck hinterließ, als sei die Konstellation Fuhr- mann an den Himmel projiziert worden – ein schier greifbar- unbegreifliches Erlebnis! In einer Anwandlung von Naivität nahm ich mir dann ein Objekt vor, das ich in den frühen 80er Jahren nur mit meinem 6"-RFT aufzuspüren wagte – den „Unberührbaren“, mit der Bezeichnung Barnard’s Loop. Im Feldstecheranblick ein schöner relativ heller Nebelbogen – fast eine konkrete Himmelskarte … Tirion am Firmament! Die besonderen Umstände enthoben mich jeder Mühe, mich instrumentell mit meinem „10er“ (254/1060) „hoch- zurüsten“. Die ungleich kleinere Optik (10×50) hingegen ver- mittelte mir ein Totalerlebnis, wie es sonst nicht zustande gekommen wäre. Bei willkürlicher, fast planloser Vorgehens- weise kam ich zu genauerem Hinsehen; und so kümmert ’s mich nur wenig, daß unterm Strich einiges vergessen worden ist. Was für mich zählt, ist die fast unbezähmbare Lust am Schauen und Beobachten, die wahrlich zu ihrem vollen Recht kam, und dies unter einem Sternenhimmel, der den Superlativ verdient: Die Nacht der Nächte! KARL BUSE
8 interstellarum Nr. 10 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. BeobachterforumBeobachterforum
Ein Sucher für den Feldstecher?
Vermutlich wird sich jeder beobachtende Sternfreund bis sich die Überzeugung herauskristallisierte: Der Feld- über kurz oder lang einen Feldstecher als zusätzliche stecher braucht einen Sucher! Unterstützung zur Ausübung unseres schönen Hobbys Gesagt, getan. – Aufgrund meiner guten Erfahrungen anschaffen – ob teuer oder preiswert, ob Edelmarke oder mit dem Telrad und seiner spezifischen Wirkungsweise No-Name-Produkt spielt keine Rolle. Manche von uns sehe ich ihn als logisches Zwischenglied zwischen dem werden gar den besonderen Reiz eines unbewaffneten Auge und dem Bino. Der größeren und licht- Rest war lediglich technisch-konstrukti- starken Fernglases ver Natur und ich glaube, eine gute so schätzen lernen, Lösung gefunden zu haben. daß sie es lange Bei einer aluminiumverarbei- Zeit als besondere tenden Fabrik (aber auch Herausforderung Schlossereien, etc.) besorgte ich ansehen werden, die mir zwei Stücke Alu-Vollmateri- Grenzen einer solchen al mit den ca.-Maßen 55 × 40 × „kleinen“ Optik gegenü- 20 mm³. Nachdem beide Stücke ber den heute weitverbreiteten im unteren Viertel eine Bohrung mit großen Dobsons zu erfahren. dem Durchmesser des Feldstecher-Mit- Immerhin bietet ein Feldstecher teltriebes erhielten, habe ich sie an dieser Stel- ein entspanntes binokulares Sehen, le durchgesägt und mit jeweils 2 M4-Gewinden was bei den „erwachsenen“ Fern- versehen. Die Telrad-Basis wiederum wird mit zwei rohren und Teleskopen ziemlich teu- zusätzlichen M4-Schrauben am giebelförmigen Oberteil er erkauft werden muß. angeschraubt und verbleibt grundsätzlich am Fernglas. Auch ich habe mir (als Wiedereinstei- Leichte Ungenauigkeiten beim Zusägen und Bearbeiten ger in die Astronomie) zuerst einen 12,5- des Aluminiums werden problemlos durch die Justierung Zöller (Dobson) gekauft, um etwa ein halbes Jahr später am Telrad ausgeglichen. In den Fotos werden alle nötigen einzusehen, daß ein Feldstecher durchaus seinen berech- Einzelheiten deutlich. tigten Platz neben dem großen Instrument behauptet. Aus Dann kam der erste Beobachtungsabend. Schnell in den dieser Einsicht heraus resultierte die Anschaffung eines Garten, Telrad zum Bino justiert und da war es: das neue 15×80 Binos. Wenn dann nächtens mein Neffe (dazu Such- und vor allem Auffindungsgefühl! Jeder, gesellen sich noch ein 150 mm-Newton und eine der den Telrad kennt, Zeiss-APQ 100/1000 mm-Optik) und ich mit unse- weiß, wovon ich jetzt ren Geräten „auf dem Acker“ sind, macht es uns rede. Aber auch anders- großen Spaß, die diversen Objekte in den herum wird ein guter unterschiedlichen Optiken zu beob- Schuh daraus: wer hat achten und zu vergleichen. Dabei noch nicht „querbeet“ zeigt sich beim Auffinden – beobachtet und findet nebenbei bemerkt – meistens plötzlich in sternarmer die Überlegenheit meines Tel- Umgebung ein schwaches rads gegenüber dem optischen Lichtfleckchen, daß nun Sucher. mittels Zielkreisen Es kommt durchaus vor, und nicht nur und z.B. dem Sky im Urlaub, daß ich lediglich mit dem Feldstecher Atlas 2000 beobachte. Dabei fiel mir im Laufe der Zeit dann doch ein ziemlich ein- gravierender Nachteil der immerhin 15fach vergrößern- fach identifi- den Optik auf. Solange ich ziemlich helle Objekte aufsu- ziert werden che – kein Problem. Geht es aber in sternarme und vor kann. Auch wenn es auf allem lichtschwache Gebiete ohne markante Stern-Konfi- den ersten Blick etwas „entrückt“ erscheint, sich gurationen, bekomme ich Schwierigkeiten mit der genau- einen Sucher für einen Feldstecher einfallen zu en Lokalisierung. Vielleicht liegt es an meiner mangeln- lassen; die folgenden Beobachtungsnächte haben den Übung – so häufig komme ich nicht zum Beobachten den Arbeitsaufwand mehr als gerechtfertigt. – aber eventuell geht es anderen Sternfreunden ja ähnlich. Es brauchte einige Beobachtungsstunden und langsam HELMUT PÜTZ steigenden Ärger über diese (meine?) Unzulänglichkeit,
interstellarum Nr. 10 9 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. BeobachterforumBeobachterforum
Wolf 359 Persönliche Erfahrungen
Im Starhopper von interstellarum 9 wurden die nächsten rungen bis 300fach konnte ich an der markierten Position Sterne vorgestellt, unter anderem auch Wolf 359. Das ver- kein Stern heller als 15m finden. Plötzlich, ca. drei Bogen- anlaßt mich zu diesem kurzen Erfahrungsbericht. minuten südwestlich der eingezeichneten Position fiel mir Durch Burnham’s Celestial Handbook (BCH) wurde dort ein Sternchen ca. 14m auf, das laut der Aufsuchkarte ich bereits 1987 auf diesen Roten Zwerg aufmerksam. dort eigentlich gar nicht hingehörte. Jetzt dämmerte es Damals beobachtete ich noch von einem nördlichen Stadt- mir, die Aufsuchkarte aus dem BCH stammt aus dem Jahr teil von Aschaffenburg mit meinem 8-Zoll f/6 Newton. 1959, war also knapp 30 Jahre alt. Schnell holte ich das Mein erster Versuch startete ich am 22.4.1987, ausgerü- BCH hervor und konnte darin lesen: “... so observers of stet mit der Aufsuchkarte aus dem BCH. Das Sternfeld im the future will find it necessary to make a correction for Löwen war schnell eingestellt, nur zu sehen war der the large proper motion of the star (4",71 annually in PA Zwerg nicht. Bei einer visuellen Helligkeit von etwa 13m,5 235°)”. hatte ich das damals auch nicht erwartet. Acht Jahre spä- Jetzt mußte ich doch über mich selbst lachen, denn dar- ter, im Mai 1995 nach meinem Umzug nach Wenigum- auf hätte ich auch früher kommen können, daß ein so stadt (dunkler Himmel, neue Optik: 12,5-Zoll f/4,8) naher Stern eben doch kein „Fixstern“ ist und sich jedes machte ich einen erneuten Versuch, der ebenfalls ziemlich Jahr ein merkliches Stück weiterbewegt. Ergo vorher unrühmlich endete. Als dann auch noch Bewölkung auf- lesen, informieren, und die Beobachtung vorbereiten und zog, gab ich mich erneut geschlagen. dann beobachten. Wolf 359 mußte noch ein ganzes Jahr warten, bis er Übrigens: Wolf 359 kam in den letzten Jahren durch die schließlich am 16.4.1996 erneut auf meinem Beobach- Fernsehserie Star Trek – The Next Generation zu Fernse- tungsprogramm stand. Doch auch dieser Versuch war hehren, denn dort fand bzw. findet in ferner Zukunft die zunächst frustrierend. Ich konnte alle Sterne der Aufsuch- große Raumschlacht der Föderation mit den Borg statt. karte identifizieren, nur eben der Platz des Roten Zwer- KLAUS WENZEL ges, der uns doch so nah sein soll, war leer. Bei Vergröße-
M 31 Wo sind die 4 Grad?
Die äußerst detailreiche Zeichnung von M 31 in interstellarum 9 zeigt einen Bereich, der eine Länge von ca. 2°,5 überdeckt. Nun sollen mit lichtstarken Feldstechern schon satte 4° gesichtet worden sein. Wo sind die restlichen 1°,5? Im Sommer konnte ich bei klarem, aber nicht ganz dun- klem Sommerhimmel in der Auvergne aus 1000m Höhe mit meinem 110/550-Newton bei 15,7× im Nordosten einen fast abgelösten Bogen der Gala- xie sichten, den die Zeichnung in interstellarum 9 nicht zeigt. Wer hat mit welchem Instrument noch mehr gesehen? RAINER TÖPLER
Meine Zeichnung in interstellarum 9 entstand bei einer maximalen Austrittspupille von 4,5mm. Ich habe am 14" auch mit den maximal sinnvollen 8mm (45×) beobachtet, und die Galaxie zeigte sich diffus etwa 3°,5 lang, ohne weitere Einzelheiten. Wer M 31 maximal lang sehen will, braucht unbedingt einen knalligen Hochgebirgshimmel. In einer der besten Nächte, die ich in den Alpen je erlebt habe, konnten Klaus Veit und ich M 31 mit einem 20×100-Feldstecher (trotz nur 5mm AP) auf 3000 m Höhe tatsächlich 4° lang verfolgen. Von Deutschland aus sind solche Beobachtungen kaum zu machen; interes- sant wäre es trotzdem, wie groß andere Beobachter M 31 unter Alpenhimmel mit maximaler AP sehen. -rcs
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Wie bestimme ich meine maximale Pupillengröße?
Wer vor dem Kauf eines Feldstechers oder eines Low Power stellt die momentane Pupillengröße dar. Das sind bei mir in Okulars steht, ist oft unsicher, ob er z.B diesen tollen 10×70 einem nicht allzu hell erleuchteten Raum 4,5 mm. Für die Feldstecher oder jenes 35 mm Prachtstück für seinen f/5 Bestimmung der maximalen Pupillengröße ist die Sache Dobson kaufen soll. In beiden Fällen entsteht nämlich eine etwas schwieriger. Macht man die Bestimmung bei absolu- Austrittspupille von 7 mm. Aber, so wird sich der Käufer ter Dunkelheit, so sieht man nichts (ist auch irgendwie fragen, öffnet sich meine Pupille nachts überhaupt noch logisch). Es sollte also noch soviel Resthelligkeit da sein, soweit? Häufig ist, gerade in älterer Literatur, zu lesen, daß daß man die Lochscheiben noch sehen kann. Das entspricht die maximale Pupillengröße 7mm beim Erwachsenen dann ja auch den realen Beobachtungsbedingungen. Nach beträgt. So einfach ist es jedoch nicht, und die Wahrheit ist, genügend langer Zeit (ca. 20 min.) haben sich die Pupillen wie so oft, komplizierter. Es bestehen nämlich ganz erhebli- auf den maximalen Wert geöffnet. Jetzt versucht man mit che individuelle Schwankungen. So variiert die maximale Geduld die beiden grauen Scheiben zu finden, die sich gera- Pupillengröße bei 25 Jahre alten Menschen zwischen 4,5 de in der Mitte berühren. Dabei sollte kein dunkler Steg zwi- und 8,5 mm, die eines 55 jährigen zwischen 3 und 6,5 mm schen den beiden mehr zu sehen sein. Man hält das „Pupil- [1]. Daher ist es also möglich, daß sich eine 55 Jahre alte lenlineal“ an dieser Stelle fest, schaltet das Licht an und liest Pupille weiter öffnet als eine 25 Jahre junge. Die entschei- seine maximale Pupillengröße ab. Dieser Wert ist natürlich dende Frage ist also: „Welche maximale Pupillengröße habe kein absolut korrekter Wert, da er ja nur in 0,5 mm Schritten ich jetzt?“ bestimmt wird. Außerdem kann von Abend zu Abend dieser In Sky and Telescope 5/92 wurde eine Lösung angeboten, Wert schwanken. Daher empfehle ich mehrere Messungen die ich hier vorstellen möchte. Das „Pupillenlineal“ (freie an verschiedenen Abenden zu machen und einen vernünfti- Übersetzung) ist einfach und billig. Man kann es bei Sky gen Mittelwert zu bilden. Hat man dann z.B., wie bei mir, Publishing Corporation, P.O. Box 9111, Belmont, Ma. einen Wert von 6,5 mm ermittelt, ist es ratsam einen 02178-9111 bestellen oder selber machen. Lochpaare im „Sicherheitsabstand“ von 0,5 mm einzukalkulieren und Abstand von 1 bis 9 mm sind in 0,5 mm Schritten auf dun- damit nur Feldstecher und Okulare zu erwerben, die 6mm klem Hintergrund angebracht. Die Löcher kann man z. B. Austrittspupille nicht überschreiten. Für mich käme also der mit einer Stecknadel oder ähnlichem in schwarzen dünnen eingangs erwähnte 10×70 Feldstecher sowie das 35 mm Karton machen. Dabei ist die Lochgröße nicht so entschei- Okular am f/5 Dobson nicht mehr in Frage. Das bleibt den dend. Viel wichtiger ist der Abstand der nebeneinander lie- Eulen unter uns vorbehalten. Aber auch für die gilt: Pupil- genden Löcher zueinander. Er wird von der rechten Seite des lengröße immer wieder mal selber bestimmen, am besten linken Lochs zur linken Seite des rechten Lochs gemessen. mit dem „Pupillenlineal“! Hält man das „Pupillenlineal“ bei Tag in ca. 15 mm Abstand JÜRGEN BREITUNG vor ein Auge (also so nah wie möglich), so sieht man fol- [1] Loewenfeld, I.E. (1987) in Night Vision, Nat. Academy Press. gendes: Jedes Lochpaar ist immer gemeinsam im Auge als Dank der erfolgreichen Spendenaktion konnte ein Pupillenli- zwei große helle Scheiben sichtbar. Einige sind weit vonein- neal als Beilage zu dieser Ausgabe finanziert werden. Da das ander getrennt, andere fast gänzlich miteinander verschmol- Lineal auf eine durchsichtige Folie gedruckt wurde, entfällt zen. Das Paar, welches sich in der Mitte gerade berührt, hierbei sogar das Durchstoßen der einzelnen Löcher. -red
Gravitationslinse Q0957+561A/B
Angeregt durch verschiedene SuW- und is-Artikel beobachtete ich den Zwillingsquasar am 3. 3. 97 in der Toscana. Die Grenzgröße mit bloßem Q0957+561A/B Auge betrug 5m,5. Das Seeing war relativ schlecht. Zum Einsatz kam ein 16" f/5-Dobson. Die Galaxie NGC 3079 war schnell gefunden. Auch das Sternenmuster nördlich der Galaxie, das aus 14m und 15m Sternen besteht, war schon im 35 mm Panoptic überraschend hell. Mit Hilfe des 4,8 mm Naglers war näch längeren Hinsehen der Quasar immer wieder blickweise zu sehen. Dies war dann der Fall, wenn die Luft gerade etwas ruhiger war. Es war aber nicht zu unterscheiden, ob der Quasar länglich erschien (und damit getrennt) oder ob nur eine Komponente zu sehen war. Es war jeden- falls am Limit, was mit dem Teleskop erreichbar war. Die Sichtung wurde von 2 Mitbeobachtern bestätigt, sie sahen aber auch nur ein Objekt. Ich hof- Aufnahme von Bernd Schatzmann mit fe, daß ich einmal wieder Gelegenheit habe, das Objekt zu beobachten und einem 250/1200-Newton mit 2fach-Kon- dann vielleicht eindeutig zu trennen. verter. Komposit aus 2 Bildern von 25 ANTON STIER und 40 Minuten Belichtungszeit
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Aufsuchen Andreas Domenico
interstellarum beginnt mit dieser Ausgabe eine neue Rubrik, die sich speziell an Einsteiger in die visuelle und fotografische Deep-Sky-Beob- achtung wendet. Bekannte Beobachter werden Ihr Wissen und Ihre Erfahrung zu grundlegenden Themen anschaulich dargestellt weiterge- ben. Erst durch das vollständige Beherrschen der hier demonstrierten Techniken gewinnt man jenen Spaß an der Astronomie, den inter- stellarum vermitteln will.
in bekanntes Bild: Während der achtung schnell wieder verliert. Schon lediglich in Rektaszension bewegen, bis eine innerhalb weniger Sekun- die Art der Fernrohrmontierung – paral- er fündig wird. Natürlich gibt es Ama- Eden ein Objekt in seinem Fern- laktisch oder azimutal – bestimmt über teure, die das alles lieber per Knopf- rohr einstellt, quält sich der andere eine druck besorgen. Doch man kann es auch halbe Ewigkeit mit dem Aufsuchen her- anders sehen: Es ist eine Zeremonie, die um. Gerade dem Einsteiger nützt das einfach dazugehört. Wäre Deep Sky beste Fernrohr und die klarste Nacht nicht um einiges ärmer, wenn wir die nichts, wenn er die Objekte am Himmel Freude über das nach systematischer nicht findet. Für ein rasches und erfolg- Suche endlich gefundene Objekt dem reiches Aufsuchen ist nichts wichtiger Computer überließen? als eine gründliche Kenntnis des „Jagd- Peilsucher gebietes“. Deep-Sky-Beobachter – egal ob Neulinge oder „alte Hasen“ – sollten Das Peilen am Fernrohr, wie in der gut- die Lage der Sternbilder am Himmel en alten Zeit üblich, haben sich die mei- kennen. Das klingt banal, ist es aber sten Fernrohrbesitzer dank moderner nicht. Je vertrauter der Sternenhimmel Aufsuchhilfen weitgehend abgewöhnt. ist, umso leichter fällt das Aufsuchen. Dieser erste Schritt ist essentiell für das Darüber hinaus sollte man lernen, anschließende Einstellen im Sucher- zumindest die hellsten Messier-Objekte fernrohr. Mit einem Refraktor oder auch ohne Atlas zu finden. Der eigentli- Schmidt-Cassegrain ist der Peilvorgang che Aufsuchvorgang mit dem Fernrohr Abb. 1: Einfache Peilvorrichtung aus einfach, da man sich nicht vom Okular folgt drei wesenlichen Schritten: einem dünnen Metallrohr und einer zu entfernen braucht. Newtons sollten ausrangierten Sucherhalterung • Peilen über zwei markante Punkte am Fern- • Einstellen am Sucherfernrohr rohrtubus verfügen, über die ein mit • Einstellen am Hauptrohr das „Aufsuchverhalten“ des Sternfreun- dem bloßen Auge sichtbarer Stern oder des. Koordinateneinstellung ist zwar eine markante Sterngruppe in der Nähe Es bleibt natürlich jedem überlassen, ungemein praktisch, erfordert aber eine des gesuchten Objekts anvisiert werden wie er beim Aufsuchen vorgeht. Den- genaue Ausrichtung der Polachse. Wer kann. Unter einem genügend dunklen noch sollten Anfänger wissen, daß man darauf nicht verzichten will, kann sich Himmel wird man niemals in die Situa- gerade bei diesem scheinbar simplen zumindest die Rechnerei mit der Stern- tion geraten, keine Orientierungs- oder Vorgang vieles unnötig falsch machen zeit sparen, in dem er das gesuchte Leitsterne in der Umgebung eines belie- kann. Das kann schließlich dazu führen, Objekt nur nach der Deklination ein- bigen Objekts zu finden. Eine ungemein daß der Neuling den Spaß an der Beob- stellt. Danach muß er das Fernrohr praktische Peilvorrichtung besteht aus
Abb. 2: Telrad Abb. 3: Telrad-Zielkreise am Kugelsternhaufen M 13 Grafik: The Sky / is
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einem schlichten Papp- oder Metallrohr, das parallel zum Hauptrohr ausgerichtet ist. Man kann sich auch einen Peilsu- cher bauen, der wie ein MG-Visier funktioniert: ein großer Ring mit Draht- kreuz am oberen Ende des Tubus und ein kleinerer als Einblick am unteren Ende. Telrad Der moderne Peilsucher heißt „Telrad- Finder“ – jenes schwarze Rechteck, das inzwischen an nahezu jedem Fernrohr klebt. Eine rote Leuchtdiode projiziert drei konzentrische Kreise auf eine Glas- Abb. 4: scheibe, so daß der Beobachter erken- Sucherfernrohr mit nen kann, wohin das Fernrohr zeigt. Die 45°-Amici-Prisma Vorteile: Der Einblick ist parallaxefrei und die Peilgenauigkeit liegt innerhalb jedes Sucherfernrohrs. Außerdem er- Geräten noch akzeptabel, wenn sie ein Das Fernrohr als Sucher laubt die Einteilung der Kreise in 4°, 2° Feld von mindestens 3° erreichen. Noch Die anschließende „Feinarbeit“ mit und 0°,5 die grobe Abschätzung von kleinere „Sucher“ taugen bestenfalls als einem Übersichtsokular am Hauptrohr Sternabständen. Aber: Je größer der „Griff zum…“. Das Optimum sind klei- ist im Grunde elementar. Speziell lang- Abstand zwischen Auge und Telrad, um ne kurzbrennweitige Refraktoren oder brennweitige 2"-Weitwinkelokulare ei- so schlechter erkennt man die Zielkrei- Spektive, die verschiedene Gesichtsfel- gnen sich gut als „Sucher“, da sich mit se auf der Glasscheibe. Man muß also der (> 4°) zulassen. Der Autor benutzt ihnen bei entsprechender Lichtstärke schon ziemlich dicht hinter dem Kasten solche Sucher mit 8 cm Öffnung. Sehr der Optik große Gesichtsfelder erzielen stehen, um noch alle drei Kreise zu hilfreich für das Aufsuchen mit dem lassen. Der 8" f/5-Newton des Autors sehen. Die Helligkeit der Leuchtkreise Sternatlas sind Folien mit aufgezeich- liefert mit solchen Okularen ein Feld wird über einen Poti geregelt. Mit ande- neten Gesichtsfeldkreisen im Karten- von 2°,5 bei größtmöglicher Austritts- ren Worten: die schwächste Einstellung maßstab, ähnlich wie es sie für den Tel- pupille – zur Übersicht und Low- liegt zwischen „hell“ und „aus“. Etwas rad gibt. Power-Beobachtung mehr als genug, besser wird es durch ein elektronisches aber für eine Sucherfunktion schon Zusatzteil, das die Zielkreise blinken Bildorientierung im Sucher nicht mehr zu gebrauchen. Mit zuneh- läßt. Dennoch stößt der Telrad an seine mender Öffnung wächst praktisch Grenzen, wenn es in der Nähe des Die Orientierung des Bildes im Sucher- immer die Brennweite mit, so daß das Objekts keine helleren Sterne gibt. fernrohr ist ein sehr wichtiger Aspekt. Gesichtsfeld nur noch schrumpfen Daher kann er ein gutes Sucherfernrohr Gerade für den Einsteiger ist eine Bild- kann. Es lassen sich noch etwas größe- nicht ersetzen. ausrichtung wie mit dem bloßen Auge oder Fernglas sinnvoll, also aufrechtste- re Felder erzielen, wenn die Austritts- Sucherfernrohr hend und seitenrichtig. Der Vorteil ist, pupille über das sinnvolle Maximum Oftmals wird bei lichtstarken Telesko- daß die Sterne aus der Richtung ins hinaus vergrößert wird. Sofern dies nur pen auf die Anbringung von Sucher- Sucherfeld driften, in die auch das Fern- zum Aufsuchen und nicht zur Beobach- fernrohren verzichtet; es gilt die rohr geschwenkt wird. Zudem sieht tung praktiziert wird, sprechen höch- Ansicht, daß die mit dem Fernrohr man die Objekte genauso, wie sie im stens subjektive Gründe dagegen. Aller- erzielbaren Gesichtsfelder für eine Atlas verzeichnet sind. Allerdings sind dings ist eine solche „Untervergröße- Sucherfunktion ausreichen. Beträgt das nur wenige Sucherfernrohre mit inte- rung“ zwangsläufig mit einem Verlust Gesichtsfeld aber weniger als 3°, kann grierten Umkehrlinsen versehen. Man an Öffnung verbunden, da der Großteil der Aufsuchvorgang mit dem Hauptrohr erzielt diese Orientierung einfach mit des vom Teleskop gesammelten Lichts sehr frustrierend enden. Spätestens einem Amici-Prisma (45°-Prisma), das gar nicht auf die Netzhaut gelangt. dann geht es nicht mehr ohne Sucher- im Gegensatz zum normalen Zenitpris- Ergo: Das Fernrohr, gleichgültig mit fernrohr. Es sollte nach Möglichkeit in ma das Bild in beiden Achsen dreht. welcher Öffnung, spuckt nur noch die der Nähe des Hauptrohr-Okulars ange- Beim Wechsel zwischen Sucherfeld und effektiv nutzbare Lichtmenge eines bracht sein, damit ein rascher Wechsel Hauptrohrfeld empfiehlt es sich, das vielleicht halb so großen Geräts aus. zwischen Sucher und Hauptrohr mög- Prisma herauszunehmen, um eine Übe- Man sollte daher schon genau wissen, lich ist. Prinzipiell gilt, daß die Öffnung reinstimmung des Sucherbildes mit ob man sich das antun will – oder nicht des Suchers nicht groß genug sein kann, dem umgekehrten Bild im Okular her- lieber doch noch einen Blick durch den wenn man eine hohe Grenzgröße errei- zustellen. Andernfalls muß man sich die Sucher wirft. chen will. Zudem erscheinen die mei- Sternpositionen im Sucher genau ein- ANDREAS DOMENICO, sten Messier-Objekte erst ab ca. 5 cm prägen. Hier ist etwas Übung und geo- AM BLAUEN STEIN 4, 64295 DARMSTADT Öffnung (z. B. 8×50) direkt im Sucher- metrisches Denken angesagt (z.B. Drei- Thema im nächsten Heft: fernrohr. 6×30-Sucher sind bei kleinen ecke bilden o. ä.). Starhopping
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