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lte Reiseberichte vermitteln dem Leser häufig einen völlig neuen Blick auf wohl- Annamarie Felsch-Klotz bekannte Gegenden. Gerade in Griechenland verlief die Wiederentdeckung der klassischenA Landschaften im Zuge der Renaissance sehr langsam und zögerlich, denn das Land war als Teil des Osmanischen Reiches recht schwer zugänglich. Selbst in Frühe Reisende in Phokis und Lokris das berühmte wagten sich nur relativ wenige Reisende, und die Rahmenbe- dingungen, unter denen diese Reisen dann stattfanden, waren sehr bemerkenswert. Berichte aus Zentralgriechenland Ausführliche Berichte von bildungsbewußten Reisenden, abenteuerlustigen Händlern vom 12. bis 19. Jahrhundert und unter anderem militärisch interessierten Diplomaten sind daher auch heute noch eine interessante und häufig sehr vergnügliche Quelle für die regionalen Zustände in Mittelgriechenland. Diese Zusammenstellung zeigt einerseits, wie sehr sich die beiden Landschaften Phokis und Lokris im Mittelalter und während der Zugehörig- keit zum Osmanischen Reich verändert haben, andererseits aber auch, wie groß der Schritt vom Königreich Griechenland bis in die heutige Zeit ist. Annamarie Felsch-Klotz Frühe Reisende in Phokis und Lokris und Phokis in Reisende Frühe Felsch-Klotz Annamarie

ISBN: 978-3-941875-00-5 Universitätsverlag Göttingen Universitätsverlag Göttingen

Annamarie Felsch-Klotz Frühe Reisende in Phokis und Lokris

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erschienen im Universitätsverlag Göttingen 2009

Annamarie Felsch-Klotz

Frühe Reisende in Phokis und Lokris

Berichte aus Zentralgriechenland vom 12. bis 19. Jahrhundert

Universitätsverlag Göttingen 2009 Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über abrufbar.

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Satz und Layout: Annamarie Felsch-Klotz Umschlaggestaltung: Jutta Pabst Titelabbildungen: Ausschnitt der Karte J.B. Seitz: Charte von dem Königreiche Griechenland, München: Cotta 1832) Delphi aus J. Spon: Voyage d´Italie, de Dalmatie, de Grece, et du Levant. Lyon 1678. Tom. II, Page 55 Ruins of Lilaia, aus: Edward Dodwell, Views and descriptions of Cyclopian or Pelasgic remains in and Italy, intended as a supplement to his classical and topographical tour in Greece. London 1834 Krissa, aus: Hugh William Willams: Select views in Greece with classical illustrations, Vol.II, Taf.62, London 1829

© 2009 Universitätsverlag Göttingen http://univerlag.uni-goettingen.de ISBN: 978-3-941875-00-5 Inhaltsverzeichnis

Einleitung...... 9 Reiserouten ...... 11 GeschichtedesReisens...... 15 DieReisenden ...... 29 1165 BenjaminvonTudela ...... 29 1436 CyriacusvonAncona ...... 30 1470 GiovanniAngiolello ...... 31 1599 ThomasDallam...... 32 1668 EvliyaCelebi...... 33 1669 RobertdeDreux ...... 35 1676 JacobSponundGeorgeWheler...... 36 1715 BenjaminBrue...... 40 1740 RichardPococke ...... 41 1766 RichardChandler ...... 43 1780 LouisFauvel...... 46 um1790 LouisFelixAugustedeBeaujour...... 47 1794 SaverioScrofani ...... 48 1794 JohnSibthorpeundJohnHawkins...... 50 1801 EdwardDanielClarke...... 52 1805 EdwardDodwell,SimonePomardiundWilliamGell...... 54 18056 WilliamMartinLeake...... 59 1806 HenryRaikes...... 62 1807 FredericGuillaumedeVaudoncourt...... 64 1809 JohnCamHobhouse...... 66 1810 WilliamHaygarth ...... 71 181011 OttoMagnusFreiherrvonStackelbergundCarlHallervon Hallerstein...... 72 1811 JohnGalt...... 76 1812 HenryHolland...... 77 1813 CharlesRobertCockerellundThomasSmartHughes...... 79 6 Inhaltsverzeichnis

1814 WilliamTurner ...... 83 um1815FrancoisCharlesPouqueville ...... 85 1817 HughWilliamWilliams...... 86 1818 ThomasJolliffe...... 88 1822 DanielElster...... 89 1824(?) „einDeutscher“ ...... 92 183233 ChristopherWordsworthundRichardMoncktonMilnes ...... 94 1834 HeinrichSander...... 97 1834 KarlBronzetti...... 100 1834 RichardBurgess...... 102 1834 LudwigRoss ...... 104 1835 JakobvonRöser...... 107 1835 KarlGustavFiedler ...... 109 1836 KarlSchönwälder...... 110 1836 HermannFürstvonPücklerMuskau...... 112 1837 HeinrichNikolausUlrichs...... 115 1838 WilliamMure...... 116 1838 JohannGreverus...... 117 1839 ChristianAugustBrandis...... 118 1839 JosephRussegger ...... 120 1840 KarlOtfriedMüllerundErnstCurtius ...... 122 1841 JeanAlexandreBuchon ...... 126 1841 FritzvonFarenheid...... 127 1842 FriedrichGottliebWelcker ...... 129 1842 LudolphStephani...... 131 um1849 AubreydeVere...... 132 1851 GustaveFlaubert...... 133 1852 HermannHettner ...... 135 1852 HenryBaird...... 136 1853 WilhelmVischer...... 139 1858 BayardTaylor...... 141 1860 HeinrichKarlBrandes ...... 142 1874 HenriBelle ...... 144 1876 AlexanderBittnerundFranzHeger ...... 149 1876 HabboLolling ...... 151 Inhaltsverzeichnis 7

1877 JohnPentlandMahaffy...... 154 1878 JosephReinach...... 154 1880 RichardRidleyFarrer ...... 156 1881 HansMüller ...... 157 1883 AgnesSmithLewis...... 158 1886 JohnEdwinSandys...... 159 1889 GeorgBehrmann ...... 161 1890 AlfredPhilippson...... 164 1892 PaulBrandt ...... 166 1893 AlfredPhilippson...... 169 Literaturverzeichnis ...... 171 KartevonPhokisundLokris...... 179 Abbildungsnachweise...... 180 Ohne die jahrhundertelange Sammeltätigkeit der Biblio thekare der Göttinger Staats und Universitätsbibliothek hätte diese Arbeit so nicht geschriebern werden können; ihnenfühleichmichdankbarverbunden. Einleitung DieantikenLandschaftenPhokisundOstLokrisgaltenlangeZeitunterHistori kern und Archäologen als wenig bedeutsame Provinz. Delphi als bedeutendstes griechischesHeiligtumlagzwarmitteninderPhokis,dochdieseTatsacheführte nicht dazu, Zentralgriechenland mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Erst seit wenigen Jahrzehnten wird – belegt durch immer mehr archäologische Funde – deutlicher,dasswederdieLokrisnochdiePhokissoprovinziellwarenwiefrüher angenommensondernzumindestzeitweiseeinkulturellesZentrumbildeten.Aus diesem Grunde gerät die Quellenforschung dieser Landschaften immer mehr in das Blickfeld, und auch den Reiseberichten aus der frühen Neuzeit muss mehr Beachtunggeschenktwerden.EsgibtbishernurwenigeumfassendeBearbeitun genvonfrühenReiseberichtenüberdasgriechischeFestland,meistwerdenein zelnebedeutendeReisendeimmerwiederzitiert.DieZusammenstellungvonRei seberichtenbezogenaufeinzelneLandschaftenistdahereindringendesDesiderat beiderBearbeitungvonLokalgeschichte. AntikeQuellenwieHerodot,undStrabosindvielfachausgewertet worden.DieQuellenausoströmischerundbyzantinischerZeitsindfürZentral griechenland lokalhistorisch sehr wenig ergiebig, und in den vierhundert Jahren türkischerHerrschaftistesumdieverwertbarenhistorischenQuellennichtbesser bestellt.FürEuropawarGriechenlandinMittelaltereinunbekanntesTerritorium geworden,einweißerFleckaufderLandkarte,vondemmannurwusste,wieesin derAntikeausgesehenhatte.NachdenKreuzzügenbliebderPilgerstromindas HeiligeLandzwarweiterhinbestehen,dochdieReiseroutenverliefeninderRegel überKonstantinopeloderüberKreta.EsgibtunzähligeBerichteüberdiegriechi schen Inseln oder über Konstantinopel, doch nur wenige Reisende kamen bis nach Athen und noch weniger reisten wirklich quer durch das Land bis in die Phokis. Ausführliche Reiseberichte von abenteuerlustigen Händlern, militärisch interessierten Diplomaten und bildungsbewußten Reisenden über Zentralgrie chenlandsinddaherauchheutenocheinewichtigeQuellefürdieregionalenZu ständeseitdemMittelalter. FrüheReisendeinZentralgriechenlandorientiertensich–sofernsiegeschicht lichinteressiertwaren–meistensanderReisebeschreibungdesPausaniasausdem 2.JahrhundertnachChristus.Esistdahernaheliegend,eineSammlungvonRei seberichtengeographischsoeinzugrenzen,wiedieantikenGrenzenzuPausanias Zeitenwaren.DieantikenLandschaftenPhokis,DorisundWestundOstLokris sollen die Gegenden sein, mit denen sich die vorliegende Arbeit befasst. Damit liegendiegeographischenGrenzendieserZusammenstellungzwischendemGolf vonEuböaimNordenunddemGolfvonKorinthimSüden,dieWestgrenzeliegt etwaaufderLinievonüberAmphissa,undzudenTher 10 Einleitung mopylenunddieOstgrenzeungefähraufderStreckevomüberChairo neianachAtalanti. DiehiervorgelegteZusammenstellungderfrühenReiseberichteausdenLand schaftenPhokisundLokrisgehtzunächstdenFragennach,welcheundwieviel ReisendedieseLandschaftenbesuchthaben,welcheReiseroutensiegezogensind undwelcheOrtschaftensiebesuchthaben.LeiderhabenkeineswegsalleReisen denihreErlebnisseinReiseberichtenveröffentlicht,sodassdieAnzahlderBesu cherweitaushöheranzusetzenist.AndererseitsgabesauchAutoren,dieReisebe richteveröffentlichthaben,ohnejeinGriechenlandgewesenzusein.Diesewur denhiernichtberücksichtigt.ImzweitenTeildieserZusammenstellungwirdauf dieeinzelnenReisendennähereingegangenundeinzelnePassagenausihrenRei seberichtenzitiert.DieAuswahlderZitateerfolgteausschließlichunterdemGe sichtspunkt, möglichst interessante und aussagekräftige Stellen zu erfassen. Aus GründenderauthentischenTextfassungenhabeichsoweitwiemöglichdieOrgi nalausgaben benutzt. Auf eine archäologische und historische Auswertung der einzelnenBerichtewurdeverzichtet,dadiesdenRahmendieserArbeitgesprengt hätte. DieSchreibweisederimLaufederJahrhundertehäufigwechselndenOrtsna menrichtetsichsoweitwiemöglichnachderheutzutagegültigenForm. DieZusammenstellungbeginntim12.JahrhundertundschließtamEndedes 19.Jahrhunderts.ZurZeitderKreuzzügebetratendieReisendeninGriechenland unbekanntes Terrain. Sie sammelten möglichst neutral alle Tatsachen, deren sie habhaftwerdenkonnten,umsiezuhauseweitergebenzukönnen.Erstspäter–ab dem 18. Jahrhundert – begann die Interpretation des Gesehenen. Je schneller jedochdieReiseerfolgte,destoknapperundunergiebigerwurdendieReiseberich te. So endet die Auswertbarkeit der Berichte über Phokis und Lokris mit dem BaubeginndergroßenLarissaBahnvonAthennachimJahre1893,denn bereitsfürdenStreckenbaumusstenguteStrassenfürdenTransportvonMaterial und Arbeitern angelegt werden, die auch die allgemeine Reisegeschwindigkeit erhöhten. Insgesamt77ReisendezogenimuntersuchtenZeitraumdurchdiePhokisund Lokris,mitwenigenAusnahmenEngländer,DeutscheundFranzosen.Ihredurch schnittliche Aufenthaltsdauer in diesen beiden Landschaften betrug vier Tage. Auchwennmanberücksichtigt,dassinderRegelalleindieBesichtigungvonDel phi einen ganzen Tag beanspruchte, ist das für Landschaften, in denen es zur damaligen Zeit außer Delphi historisch und archäologisch wenig zu sehen gab, erstaunlichlang. Reiserouten InGriechenlanderfolgtedermeisteWarenverkehrvermutlichschonimmerüber dasWasser.VoralleminderPhokisundLokriswar–undistauchheutenoch– eingutausgebautesStraßennetzsehraufwendiginderPflege,weildergeologisch sehr aktive AtalantiGraben häufig Erdbeben verursacht, die durch Erdrutsche und Bodeneinbrüche die Strassen regelmäßig zerstören. Der Schiffsverkehr von AthennachNordengingvieleJahrhundertenurdurchdenGolfvonEuböa,da dieNordküstevonEuböakeinegeschütztenHäfenbotunddieoffeneÄgaiszu sehrvonPiratenbeherrschtwurde.Negroponte/ChalkiswarimMittelaltervene zianischerFlottenstützpunktundeingroßerHandelshafen,dieInselAtalantiwar aufalleSeekartenalsLandmarkeverzeichnet.1NebenTalanta/Atalantiwarenauf denPortolanenimnördlichenGolfvonEuböameistnochLongosundMende nitsa/Bodonitsaangegeben.DiegroßenHandelshäfenimGolfvonKorinthdage genwarenNaupaktos,GalaxidiundKirrha,der„heiligeHafen“vonDelphi,so wieAntikyramiteinemsehrgutgeschütztenAnkerplatz,dervielenSchiffenPlatz bot.HierwarimMittelalterdieAnlegestellefürdiePilgernachdemKlosterHo siosLukas. DieInlandroutenbestandenbisweitindas19.Jahrhunderthineinausmehr oderwenigergutgepflegtenSaumpfadenfürMaultiere,EselundPferde.Inder OstWestRichtunggabesdreiHauptVerbindungswege: 1.DieStreckeLebadeia–Dauleia––Kastri–Amphissa.Hierbei handeltessichzumindestteilweiseumdiebereitsinderAntikehäufigbenutzte „heiligeStrasse“vonAthennachDelphi,dieüberalleJahrhundertehinwegimmer inBetriebundgutfrequentiertwar. 2.DieStreckevonChaironeiadasKephissostalaufwärtsbisindieLandschaft Doris.DieseStrassewaralseinzigerZubringerzuallenNordSüdStreckenimmer einewichtigeDurchgangsstrecke,sowohlfürTruppenwieauchfürWarentrans portundEinzelpersonen. 3.DieKüstenstrassevonAtalantizudenThermopylenundweiternachLa mia/Zeitun.LangeZeitersetztederSchiffsverkehrdieseRoute,dahierdasProb lem der geologischen Veränderungen in erhöhtem Maß zutraf. Grabenbrüche, Erdrutsche,absinkenderMeeresbodenundansteigenderWasserpegelsindbereits seit der Antike für den Golf von Euböa überliefert. Dazu kommen auch heute noch imFrühjahrreißendeFlüsse wie derBoagrios,der Unmengen vonGeröll mit sich schleppt. Erst seit dem 19. Jahrhundert wurde die Küstenstrasse über

1JohannesKoder:HellasundThessalien.Wien1976.(TabulaImperiibyzantini,Bd.1).S.101ff. 12 Reiserouten hauptvonReisendenbenutzt,nochimJahre1890berichtetPhilippson2,dassdie StreckevölligohneBrückenseiunddahernurimSommer–aufdemStrand–gut zufahren. WennhiervonOstWestoderNordSüdVerbindungendieRedeist,sosoll das keine einseitigeRichtung darstellen. DieFrage, obes sich zumBeispiel um eineNordSüdoderSüdNordStreckehandelt,lässtsichimLaufederJahrhun derteunterschiedlichbewerten.DieRömerunterFlamininusdrangenvonSüden vor,dieOsmanenkamenausdemNordenundzuZeitendesgriechischenKönig reicheskamendieForscherwiederausAthenunddemSüden. DieNordSüdVerbindungeninderPhokiswarenzahlreicher.ÜberdasKal lidromosgebirge im Norden zwischen dem Golf von Euböa und dem Kephis sostal gab esbereits in derAntike vier Paßübergänge,die in denspäteren Jahr hundertenunterschiedlichgenutztwurden,aberimWesentlichenbisheuteexistie ren.3VonOstnachWestsinddasdiefolgendenPässe: 1.DieStreckeAtalanti–Bogdana/Hyampolis–Chaironeiawarbereitsinder AntikeeinpolitischundmilitärischwichtigerVerbindungsweg.DerStreckenver laufdürftedemdesheutenochexistierendenFeldwegesentsprochenhaben:von BogdanaauszunächstdemTaldesAssosfolgend,danndirektnachSüdenzwi schendenHöhendesIdyleionGebirgeshindurch,umdieWestspitzedesAkonti onherumundgenauaufChaironeiazu.NochheuteblicktderLöwevonChairo neiaexaktaufdieseStrasse,dieDodwell4vonAtalantiaus„diegroßeStrassenach Livadea“nennt. 2.DieStreckevonKenourgioausdasBoagriostalaufwärtsüberdenVasilika paßnachdemantiken,demspäterenElephtainderKephissosebene.Seit FlamininusimJahre198v.Chr.ElateiazueinemMilitärstützpunktgemachthatte, wurdedieseStreckenachThronionimNordenhäufiggenutzt5undwarvermut lichgutausgebaut.SiefindetsichaufderTabulaPeutingeriana6ausdem2.Jahrh. n. Chr. als Hauptstraße der Römer vonLamia/Zeitunnach Theben und Athen wieder. Diese Strecke durch das Boagriostal blieb vermutlich so lange die HauptstreckenachSüden,bisdieneueMarkgrafschaftBodonitsa7im13.Jahrh. dieKontrolleüberdiePässedesKallidromosübernahm.Elateiawurdezudem bedeutungslosenWeilerLefta,währenddasintürkischerZeitweiterwestlichin der Kephissosebene gegründetem EsedAbad seine Funktion übernahm. Der 2AlfredPhilippson:BerichtübereineReisedurchNordundMittelgriechenland.Zeitschriftder GesellschaftfürErdkundezuBerlin,Bd.25(1890),S.405. 3S.a.HabboLolling:ReisenotizenausGriechenland1876und1877.Berlin1989.S.255;Wilhelm Vischer:ErinnerungenundEindrückeausGriechenland.Basel1857.S.629f.;KendrickPritch ett:Studiesinancientgreektopography,PartIV:Passes.Berkeley1982,S.123ff. 4EdwardDodwell:AclassicalandtopographicaltourthroughGreece,duringtheyears1801–1806. London1819.Bd.2,S.59. 5S.a.TitusLivius:Historiae32,24,1und33,3,6. 6WeltkartedesCastorius,genanntdiePeutingerschenTafeln,Wien,CodexVindobonensis324. 7JohannesKoder:HellasundThessalien.Wien1976.(TabulaImperiibyzantini,Bd.1).S.221f. Reiserouten 13

VasilikapaßverlorseineBedeutung,daderFontanapaßnundiekürzereVerbin dungdarstellte.FürReisendeausdemBoagriostalentstanddanndieAnbindung andieFontanastreckeübereinenSteilanstieghinterRhengini. 3. Der Weg über den Fontanapaß verlief von Molos an der Küste über die FestungBodonitsa,diebereits1414türkischgewordenwar,zudemweiteröstlich gelegenen eigentlichen Paß, wo ein türkisches Wachhaus stand (Derveni), bog dannnachSüdenabundendetegenauinEsedAbad8,dasspäterTurkochorihieß. HierwardieAnbindungandieHauptstrassenachThebenundAthen. 4.Reisende,derenZielnichtinRichtungThebenundAthenlag,nahmendi rekt in Mendenitsa/Bodonitsa die Strecke nach Südwest über den Kleisourapaß nach Drymaia/Glounista und Amphikleia/Dadi, um entweder die Orte in der KephissosebenezuerreichenodervondortausüberdenParnassoderüberGra viaweiternachSüdenzugelangen.DiealtetürkischeBrückedieserStreckeüber denKephissoszwischenDrymaiaundPolydrossosistnochheutevorhanden. 5.DieletzteStreckevonNordnachSüdführteüberdenPaßbeiBralos.Die Festung Siderokastro, oberhalb des Flusses Asopos gelegen, gehörte bereits in byzantinischer Zeit zu einem Wachsystem rund um die Ebene9. Trotzdem scheint der Paßweg nach Gravia auf der anderen Talseite über das Kloster Damasta, Elephtherochori, Nevropoli und Paliochori verlaufen zu sein. Auffallend ist die Tatsache, dass in der Türkenzeit, wo zwischen den Verwal tungszentrenZeitun/LamiaundSalona/AmphissaeineschnelleLandverbindung benötigtwurde,dieReisendenfastimmerdenKleisourapaßbenutzten.Erstdie Reisendenabdem19.JahrhundertzogenwiederüberNevropoliundbezeichne tendieStreckealssehrschwierig.10 VomKephissostalnachSüdenandenGolfvonKorinthmusstederParnass entwederüberstiegenoderumgangenwerden.HierfürgabesdreimöglicheStre cken: 1.DieFortsetzungderBralosStreckevonGravianachAmphissa/Salona.Der künstlichausgebauteSaumpfadwarteilweisesehrsteilundaneinigenStellenals Treppeangelegt,einersogenannten„KakiSkala“.11BrunnenoderQuellenwaren nurwenigevorhanden.12VermutlichwardieseinerderGründe,weshalbalseinzi

8MachielKiel;FriedrichSauerwein:OstLokrisintürkischerundneugriechischerZeit(1460– 1981).Passau1994.S.53. 9Angiolello,GiovanniMaria(1452–1525):ManuscritsinéditspubliésparJeanReinhard.Besancon 1913.S.32. 10EdwardDodwell:AclassicalandtopographicaltourthroughGreece,duringtheyears1801– 1806.London1819.Bd.2,S.131. 11HenryHolland:TravelsintheIonianIsles,Albania,,Macedonia&c.duringtheyears 1812and1813.London1815.S.388f. 12ErinnerungeneinesehemaligengriechischenOffiziersausdenJahren1833–1837.[Heinrich Sander,anon.]Darmstadt1839.S.109. 14 Reiserouten geStreckeinGriechenlandzwischenAmphissaundLamiafürHandelskarawanen nochbis1890Kamele13benutztwurden. 2.DieStreckevonLilaia,bzw.überdenParnassnachArachovawar zwarnachPausanias14nureinekurzeTagesreisefüreinenFußgänger,inspäterer ZeitabernurnochvonlokalerBedeutung.ErstantikenbegeisterteReisendeauf PausaniasSpurenentdecktensieneu.Heutzutageistsiemehrspurigbreitausge baut–fürdenSkitourismus. 3. Die Strecke Dauleia – Ambryssos – Antikyra war in römischer Zeit der Hauptnachschubweg für das in Elateia stationierte Militär.15 Antikyra blieb ein Handelsumschlagplatz und so blieb die Verbindungsstrasse in das Kephissostal immereinegutfrequentierteStrecke.

13AlfredPhilippson:BerichtübereineReisedurchNordundMittelgriechenland.Zeitschriftder GesellschaftfürErdkundezuBerlin,Bd.25(1890),S.360. 14PausaniasX,32,8undX,33,3. 15TitusLivius:Historiae32,18,35. Geschichte des Reisens PolitischgesehenlagZentralgriechenlandseitspätrömischerZeitvölligamRande, das Machtzentrum Konstantinopel überstrahlte alles. In die teilweise schlecht verteidigtenGebietefielendieHunnenein,verwüstetendasFestlandundermög lichten anschließend den Slawen, in die leeren Siedlungsgebiete einzuwandern. PestepidemienentvölkertendermaßendasganzeReich,dassimJahre755Byzanz einegroßangelegteZwangsumsiedelungausHellasunddenInselnnachKonstan tinopelveranlasste,damitwenigstensdieHauptstadteinegenügendeAnzahlvon Einwohnern behielt. Das gut ausgebaute antike Straßennetz wurde nicht mehr gepflegt und verfiel, so dass eine ungehinderte Verbindung mit Konstantinopel auf dem Landwege zeitweise schwierig wurde. Trotz dieser Ereignisse erfuhr Zentralgriechenland am Ende des byzantinischenReiches einen wirtschaftlichen Aufschwung,mithohenAusfuhrratenvonGetreide,StoffenundSeidenweberei en.16DieHaupttransportwegezudieserZeitwarenjedochdieSeehandelsrouten undnichtdieLandverbindungen.Soistesnichtzuverwundern,dassdereinzige überlieferteReisendeausderZeitderKreuzfahrer,BenjaminvonTudela,Phokis undLokrisvermutlichnurinHafenstädtenberührte. WährendderFrankokratiebautendiePallaviciniimAuftragdesHerzogtums Athen die Festung Bodonitsa aus, um den Hauptverbindungsweg vonLamia in das Kephissostal und in das Verwaltungszentrum Theben zu sichern. Atalanti wurdeBaronieundentwickeltesichunterdemNamenPortoChalandri17zuei nemlebhaftenHandelsplatz. DieFrankenbrauchtenfürdenHandelundeinefunktionierendeLandesver sorgung gute Strassen. Brücken wurden gebaut, Lagerhäuser eingerichtet und wichtigeDurchgängemitBurgengesichert.DabeigingesvorallemumZölle,die manbeidenHandelskarawaneneintrieb.DochnurwenigeFahrzeugeverkehrten aufdenStrassen,weltlicheundgeistlicheHerrenreistenzuPferd,Soldatenund Pilger wanderten von einer Etappe zu anderen. Die Reise mit Fuhrwerken war mühsambisunmöglich,derAusbauderStrassenbliebstetshinterdenBedürfnis senzurück.DerHandelsverkehrerfolgtedaherlangemitMaultierkarawanen,die nurbessereSaumpfadebenötigten. 1311kämpftenbeiOrchomenosdieFrankengegendieKatalanischeKompa nie.DabeiwurdediefränkischeOberschichtzerschlagen,unddieKatalanenbe herrschtenvondaanZentralgriechenland.IndenJahrennachderverheerenden Pestepidemievon1348fehltendieMenschen,umdieFelderzubewirtschaften, 16BenjaminvonTudelaberichtetbeiseinemBesuchinTheben,esbefändensichdort200Juden,die diegeschicktestenSeidenweberundHerstellervonPurpurbekleidungseien. 17PortoChalandriwirdz.B.imPortolanRizo,ca.1490,erwähnt.KonradKretschmer:Dieitalieni schenPortolanedesMittelalters.Berlin1909.S.220. 16 GeschichtedesReisens

MisserntenwarendieFolgeundDörferwurdenzuWüstungen.AmEndedes14. JahrhundertserobertendieTürkenThessalienunddrangeninStreifzügenweiter nachSüdenvor.DasKastroBodonitsawurdebereits1414türkisch,dasHerzog tumAthen1435eintürkischerVasallenstaat. NurwenigeReisendetrautensichindieserZeitinGegenden,indenenRäuber herrschten,diePestdrohteundUnterkünftenichtvorhandenwaren.DiePilger insHeiligeLandmiedendasFestlandundnahmendieSchiffspassageentlangder ionischen Inseln, vorbei an der Peloponnes und über Kreta. Die wenigen Fest landbesucherbeschränktensichaufdieeinigermaßensicherenRegionen,alsoauf Athen,diePeloponnesunddieInseln.DennocherreichteindieserZeitdererste „Archäologe“ die Phokis: Cyriacus von Ancona kam 1436 unter anderem nach DelphiumInschriftenzusammeln.SeineReiseroutelagjedochausschließlichim BereichdesHerzogtumsAthenundmöglichstweitwegvondertürkischenGren ze.

Abb. 1: Reiserouten 1165 – 1599 (Ausschnitt der Karte J.B. Seitz: Charte von dem Königreiche Griechenland, München: Cotta 1832) GeschichtedesReisens 17

Ab1456standganzGriechenlandunterderHerrschaftderTürken,dieallen Reisenden, die keinereinen Handelsinteressenhatten,sehrmisstrauisch gegenü berstanden,sodassinderFolgezeitselbstderspärlichsteReiseverkehrweitgehend unterbundenblieb.ObwohleinständigerPilgerstromindenNahenOstenunter wegswar,gelangtennurKaufleuteoderGesandtederHohenPforteindasInnere des Türkischen Reiches. Die normale Reiseroute der – meist venezianischen HändlerwardieSchiffsreisevonItalienausumdiePeloponnesherumnachA then,dannweiterdurchdenGolfvonEuböanachNegroponte/Chalkisundvon dortausdurchdenKanalvonAtalantinachLamia,VolosundThessaloniki.Nur wenigewähltendenzumindestbeiwidrigenWindenschnellerenLandweg.Sosind unsfürdienächsten300JahrelediglichdieBerichtevonachtReisendeninPhokis undLokriserhaltengeblieben. Giovanni Angiolello wurde 1470, nach der Eroberung von Negroponte, als SklavemitdemtürkischenHeer,dasmitSicherheitausschließlichaufHauptstras sen unterwegs war, nach Konstantinopel geschleppt. Anhand der Marschroute kannmanerkennen,dassdieTürkendirektnachderEroberungvonHellasdie für sie schnellste und günstigste Landverbindung zwischen ihren Handels und Verwaltungszentrenausgebauthatten,dieStreckeLamia–Gravia–Amphissa– Lepanto/Naupaktos.DerKleisouraPaßdirekthinterMendenitsa/Bodonitsawar zudieserZeitdiekürzesteStreckevonZeitun/LamianachGravia,undvondort führteeinausgebauterSaumpfadüberdieberüchtigte“KakiSkala”nachAmphis sa/Salona. EntlangderausgebautenKalderimiadrängteninderFolgezeittürkischeEin wandererausThessaliennachSüdenvor,Dörferwurdenneugegründetundum benannt.NachdemAbzugderVenezianerwurdedieÄgäiseinEldoradofürPira ten.DieKüstenregionenwurdensohäufigüberfallen,dassganzeDörfersichvor denPiratenweiterindasLandesinnerezurückzogen.Kurzvor1540fandeinblu tigerPiratenüberfallaufAtalantiundUmgebungstatt,woraufdiegesamteBevöl kerungvonAtalantiunterderBedingung,dieKüstenwacheselbstzuübernehmen, vonderSteuerbefreitwurde.18ImInlandwurdenDervendzii(Paßwächter)einge setzt, die als ständige Posten in Hütten stationiert waren, die Gebirgsübergänge bewachtenundHandelsreisendemitTrommelschlägenvorGefahrwarnten.Ende des16.JahrhundertsnutztederbritischeOrgelbauerThomasDallamaufseiner Rückreise nach England lieber die schnellere Landverbindungvon Volos nach Lepanto/Naupaktos. Während der Türkenherrschaft war die Verbindung Griechenlands mit dem Westen zerrissen worden, die vorhandenen geographischen Kenntnisse der See fahrerwurdenignoriert.GriechenlandwareinvergessenesLandgeworden.Erst inderzweitenHälftedes17.JahrhundertsändertesichdieSituation.ImKampf zwischenVenezianernundTürkenumdieVorherrschaftinderÄgäisgewannen 18MachielKiel,FriedrichSauerwein:OstLokrisintürkischerundneugriechischerZeit(14601981). Passau1994.S.63. 18 GeschichtedesReisens dieVenezianerundihreVerbündetenlangsamdieOberhand.NachderBelage rungvonWienerobertendieVenezianerdiePeloponnes,AttikaundTeileBöo tiens zurück. Die Rückeroberung der gesamten Balkanhalbinsel schien möglich unddasInformationsbedürfnisüberdieseTeileEuropasstiegimmens.Ab1660 tauchtenvermehrtReisendeinGriechenlandaufundversuchtenuntermanchmal abenteuerlichenUmständen,möglichstvieleInformationenüberdiewahrenVer hältnisseimtürkischenReichzubekommen.Leiderdrangennurwenigebiszur PhokisundLokrisvor.

Abb. 2: Reiserouten 1668 - 1780 (Ausschnitt der Karte J.B. Seitz: Charte von dem Königreiche Griechenland, München: Cotta 1832)

DerAngehörigedesOsmanischenHofesEvliyaCelebiundderfranzösischeDip lomat Robert de Dreux reisten beide im Abstand von mehreren Monaten von LamianachAthen,daheristesnichtverwunderlich,dasssiebeidevonMendenit sa/Bodonitsa aus den Fontanapaß nach Turkochori wählten und direkt weiter nachLebadeiaritten.KeinerbenutztedenKleisourapaß,dereinUmweggewesen wäre.DiebeidenAltertumsforscherJacobSponundGeorgeWhelerwurdenvom Winter davon abgehalten von Turkochori aus überhaupt weiter nach Norden GeschichtedesReisens 19 vorzudringen,allePässewarenverschneit.DerfranzösischeGesandteBenjamin BruebegleitetedasHeerdesGroßwesirsDamatAliPascha,derauszog,umdie VenezianervonderPeloponneszuvertreibenundauchdiesegroßeArmeewählte aufdemWegnachAthendenFontanapaß,derzudieserZeitoffensichtlichdie Hauptroutewar. 1715hattendieVenezianeralleihreEroberungenwiederverlorenundnursel tenverirrtensichindenfolgenden60JahrenReisendeindasInneredesgriechi schen Festlandes.RichardPococke erlebte in Zeitun/Lamia hautnah ein großes Erdbebenmitundbeeiltesichdaraufhin,möglichstschnellweiternachAthenzu kommen,erwählteebenfallsdieHauptstreckeüberdenFontanapaß.Die1732in England gegründete Society of Dilettanti, eine Gruppe reicher Kunstfreunde, finanzierteeinigeExpeditionennachGriechenlandundKleinasien,sozumBei spiel auch die Reise Richard Chandlers, der seinen Festlandsbesuch leider auf DelphiundHosiosLukasbeschränkte.DerimAuftragvonAugustedeChoiseul Gouffier reisende Archäologe Louis Fauvel besuchte sogar nur Amphissa und Delphi. Endedes18.JahrhundertsändertensichdiepolitischenGegebenheitengrund legendundinderFolgebeganneineWellebemerkenswerterReisender,dieaus denunterschiedlichstenGründennachHellaskamen. 1787warAliPaschavonIoanninawegenderimrussischtürkischenKriegge leistetenDienstevomSultaninKonstantinopelzumPaschavonTrikkeriernannt worden,1788eroberteerIoanninaund1789auchArta.DieHohePforteließihn gewähren,sodasserseinHerrschaftsgebietimmerweiterausdehnenkonnteund geradezuunabhängigvonKonstantinopelwurde.Als1797dievenezianischeRe publikvonNapoleonerobertwurde,gingenauchdieIonischenInselninfranzösi schen Besitz über. Ali Pascha paktierte zunächst mit den Franzosen gegen die HohePforte,spätermitGroßbritanniengegenNapoleonunddenSultan.Sowohl EnglandalsauchFrankreichunterhieltenKonsulateinIoanninaundhiertrafen sichdieReisenden,diebeiAliPaschadieGenehmigungfüreineReisedurchsein Herrschaftsgebieteinholenwollten.IndendreißigJahren,dieAliPaschainIoan ninaherrschte,sindunsdieBerichtevonimmerhin 18Reisendenbzw.Reisegrup penüberliefert,diedurchdiePhokisundLokriszogen. DerersteReisendedieserZeitwarFelixdeBeaujour,französischerGesandter beim Sultan, der Zentralgriechenland im Hinblick auf eine eventuelle Invasion Napoleonserkundete.SaverioScrofanitatdasgleicheimAuftragderVenezianer, kurz bevor Venedig von Napoleon annektiert wurde. Francois Pouqueville, aus dessenBerichtenleiderkeineReiseroutenzuerkennensind,wurde1805vonNa poleon als Generalkonsul an den Hof von Ali Pascha gesandt, er bekam 1807 UnterstützungvonGuillaumedeVaudoncourt,derdieVerteidigungsanlagenim HerrschaftsgebietvonAliPaschaausbauensollte.EinJahrspäterwurdeWilliam LeakebritischerGesandterinIoannina;erbrachteAliPaschaWaffenmit.Auch WilliamTurner,derimJahre1814ingeradezuauffälligerEiledurchZentralgrie 20 GeschichtedesReisens chenland hetzte, gehört in die Reihe der reisenden britischen Diplomaten. Die großen Altertumsforscher dieser Epoche waren die Gruppen Edward Dodwell, WilliamGellundSimonePomardi,sowieOttoMagnusvonStackelbergundHal lervonHallerstein.JohnSibthorpewarderklassischeBotanikermitderBotani siertrommel,erhattekeinAugefürAntiken.

Abb. 3: Reiserouten 1790 – 1818 (Ausschnitt der Karte J.B. Seitz: Charte von dem Königreiche Griechenland, München: Cotta 1832)

DiemeistenReisendeninderZeitvonAliPaschawarenEngländeraufdertradi tionellen„GrandTour“.NachderSeeschlachtvonTrafalgarimJahre1805war dasMittelmeerfürdieBritenzwarwiederzugänglich,aberdasklassischeReise landItalienbliebwegendernapoleonischenKriegenachwievorverschlossenund die Reisenden mussten deshalb nach Griechenland ausweichen. Häufig genug warensie–wieauchWilliamLeakeverdecktimAuftragihrerRegierungunter wegs,umpolitischeundmilitärischrelevanteInformationenzusammeln.Zudie serGruppegehörenEdwardClarke,HenryRaikes,JohnCamHobhousemitsei nemFreundundReisebegleiterLordByron,WilliamHaygarth,JohnGalt,Henry Holland, Hugh Williams, ThomasJolliffe und auch Charles Cockerell, der dann GeschichtedesReisens 21 allerdingszumechtenAltertumsforscherwurde.AlledieseReisendenwarenmit denantikenAutorenvertraut,suchtenInschriftenundMonumenteundversuch tenantikeStättenzuidentifizieren.MitwachenAugenundmanchmalleidersehr verklärtem Blick ritten sie durch Griechenland, beobachteten den wachsenden NationalismusundschontensichinAnbetrachtderherbenReiseumständenicht. ImGriechenlandosmanischerZeitreistemanzuPferd,sofernmandafürei nenFirmanbesaß,sonstaufEselsrückenoderzuFuß,währendfürdenHandels transportKamelkarawanenüblichwaren.ReisenbenötigteZeit,mansahvielund musstesichdenvorhandenenhygienischenundsozialenGegebenheitenanpassen, mitallenVorundNachteilen.FürdieBevölkerungwarendieFremdeneineSen sation,wasangesichtsdervielerortsanzutreffendenRäuberbandennichtderun bedingterwünschteEffektwar.ZudemwareinegründlicheundlangeReisevorbe reitungnötig,daohnedieErlaubnisdesPaschasgarnichtsging: “ThefirstarticleofnecessityinGreeceisaFirman,ororderfromtheSultan, permittingthetravellertopassunmolested,andrecommendinghimtotheatten tionoftheViceroysorPachasoftheMorea,andtheneighbouringprovinces.An orderforposthorsesmaybeannexedtothis,bywhich,whereverthepostises tablished, good horses may be had, nominally free from expence, but presents oughttobegiventotheMenzilgis,orpostillions,whoattend.Thisfirmanshould beprocuredbytheambassadoratConstantinople,andsenttotheConsulorhis agentatthefirstportwherethetravellerentersthecountry.[…] MoneyiseasilyprocuredatSalonicaorPatrass,wheretheEnglishhaveCon suls. These, if a traveller be properly recommended, will give letters to their friendsandagentsinthecountry.[…] WithregardtothemodeoftravellinginGreece,carriagesnotbeingusedin thesouth,exceptbythePachas,atwhoseapproachtheroadsareusuallyrepaired, horsesseemthebestmodeofconveyance.Someprefermules,fromanideaof theircautionindangerousorrockysituations,butthehorsesofthecountryare equallyaccustomedtotheroads,andarenotonlymoredocile,butfreefromthe trickoflyingdowninthewaterwithluggage,whichisfrequentlythepracticeof themules.[…] Thehorseswhicharetobehiredofthecountrypeople,certainlyanswerall thepurposesofapersonwhotravelsforinformation,butwhetheronemanneror theotherbepreferred,thenumberofspecatators,andthenoiseandquarrelingof thepeoplewhopacktheluggageonthebaggagehorses,exceedsallbelief,andis byfarthemostfatiguinganddisgustingpartofthejourney.Thisisrepeatedevery morning,orasoftenastheanimalsareloaded.Theonlywayofavoidingthis,isto purchaseasmanyhorsesasarewanted,andtohireapropernumberofGreeksor Turkstotakecareofthemandthebaggage.Thehorsesmaybeboughtforfiveor sixpoundseach,andmaybesoldagainwhenthetourisatanend.Inthismanner everyoneoftheattendantsknows,afterthefirstday,whatheistodo,without disputeornoise;themaintenanceofthehorsescostsameretrifle,andthetravel 22 GeschichtedesReisens lerwillalwaysbeabletogetawayfromanytownwhichisdisagreeabletohim,ata moment´swarning.Itisbettertotakeafreshguideateveryplace,astheroadsare sometimesdifficulttofind,andfordsoftenchange.[…]

Abb. 4: Dinner at Crisso, aus: Edward Dodwell: Views in Greece. London 1821. S. 156.

Themostnecessaryarticleforatravellerisabed,whichshouldofcoursebeas portableaspossible.Apieceofoilclothtocoverit,whenrolledupintheday,and toplaceunderitatnight,wouldbeuseful.Acarpetabouteightfeetsquareisof servicetositupon.Aknife,fork,spoon,plate,drinkingcup,andsomekindof vesselforboilingwater,seemalmosttheonlynecessaryadditions.[…]TheKhans orInnsofthecountryareoftenthemostconvenientlodging.Theyaregenerally supplied with all the necessaries for refreshment, and the traveller can call for whathewantswithoutceremony,forwhicharegularwrittenbillisbroughtathis departure, not so exorbitant as in privat houses. In a Khan no stranger would thinkofintrudingwhenaroomispreoccupied.”19

19WilliamGell:TheitineraryofGreecewithacommentaryofPausaniasandStrabo.London1810. PrefaceS.V. GeschichtedesReisens 23

1821brachinGriechenlandderFreiheitskampfaus,unddiezahlreichenBesu cherwagtensichentwedernichtnachZentralgriechenlandhineinodereshandelte sichumTruppenangehörige,diedashehreZielderFreiheitimAugeundkeinen SinnfürTopographie,LandeskundeundAntikenhatten.Reiseberichteausdieser ZeitbehandelninderRegelnurSüdgriechenlandundAthenodersindziemlich unergiebig. Die UnabhängigkeitserklärungGriechenlands durch die Nationalver sammlunginEpidaurosbrachtekeineBeruhigungderSituation,dadieDifferen zen zwischen den führenden politischen Gruppierungen in einen Bürgerkrieg mündeten.DiegriechischeRegierungwarbimAuslandSoldatenan,umdiedie Lage unter Kontrolle zu bekommen. Einer dieser Soldaten war Johann Daniel Elster, der von der Regierung dem Freiheitskämpfer Odysseus Androutsos als Militärarzt zur Verfügung gestellt wurde. Androutsos hatte 1821 den türkischen VormarschbeiGraviagestopptundhielt1822dieThermopylengegendieTür ken.DieRegierungverdächtigteihn,mitdenTürkenzuverhandelnundschickte ElsterwohlmehroderwenigeralsSpioninseigeneLager.

Abb. 5: Reiserouten 1832 - 1860 (Ausschnitt der Karte J.B. Seitz: Charte von dem Königreiche Griechenland, München: Cotta 1832) 24 GeschichtedesReisens

ZuBeginndesKönigreichsGriechenlandfandensichimGefolgevonKönig Otto deutsche Staatsbeamte, Lehrer, Archäologen und Geologen ein, die zum erstenMaleinegründlicheLandesaufnahmevornahmen.DiepolitischeLagebe ruhigtesich,unddasReisenindasLandesinnerewurdewiedermöglich,obwohl indenBergregionennochlangeZeitdieKlephtendasReisenunsichermachten. StrassenundGasthäuserwarennichtvorhandenunddiehygienischenVerhältnis se unbeschreiblich. Die Cholera war eine ständige Bedrohung und Erdbeben in dieserZeitrelativhäufig.BegeisterungsfähigeArchäologenundeifrigeGeologen schrecktedasnichtundihreReiseberichtelocktenauchdeutsche,englische,fran zösische,amerikanischeBildungsreisendeinsLand.IndennächstendreißigJahren durchzogenmehrBesucherMittelgriechenlandalsjemalszuvor.26Reisebeschrei bungen sind hier aufgeführt, wobei die Liste in Bezug auf Delphi sicher nicht vollständigist. DieBritenChristopherWordsworthundRichardM.Milneswarenbereitsvor demjungenKönigOttoinGriechenlandeingetroffenundgehörtenzudenersten Ausländern, die dem König vorgestellt wurden. Sie nutzten ihren Aufenthalt in Griechenland zu sehr ausführlichen Erkundigungen. Heinrich Sander und Karl BronzettiwarenalsSoldatenmitOttosArmeegekommen,umdieKlephthenzu bekämpfen,warenzeitweiliginAmphissastationiertundbesuchtenvondortaus neugierigDelphi.KarlGustavFiedlerwaralsGeologeimAuftragKönigOttosin ganz Griechenland unterwegs, um mögliche Bodenschätze zu suchen. Ludwig Ross,derbereits1832miteinemdänischenReisestipendiumnachGriechenland gekommenwar,übernahmimJahre1834u.a.auchdasAmtdesReisemarschalls vonKönigOtto.IndieserEigenschaftwarerderjenige,dessenReiseroutenfür allenachfolgendenReisendenmaßgeblichwurden.SeineAufgabe,alsReiseplaner fürKönigOttoundseinGefolgezufungieren,wardabeiallesanderealsleicht: „NochdurchschnittkeinefahrbareStraßeirgendeinenTheildesLandes,nur schmaleSaumpfadewandensichdurchSteineundGebüschhin;nochwarendie Chane (Wirthshäuser) an diesen Pfaden nicht wieder erstanden, noch war den versiegtenLaufbrunnen,andenenderreisigeTürkeseindürstendesRoßgetränkt hatte,ihrWassernichtwiederzugeführtworden.NurwenigeDörferamParnaß undinanderengebirgigenLagen,inwelcheeinzudringendenTürkennichtgelun gen war, machten von dieser allgemeinen Zerstörung eine Ausnahme. […] Der TroßeinesköniglichenReisezugesbestandimmerausmehrenAbtheilungen.Vor aus ging das schwere Gepäck, die Betten und Matrazen, die Zelte, wo solche nöthigwaren,dasTafelundKüchengeschirrmitdenKöchenundihrenHand langernundVorräthen,unterLeitungeinesHoffouriers.Dieserverteilteandem zumNachtlagerangewiesenenOrtedieQuartiere,soweitderenvorhandenwa ren,dieKöcheschlugenineinemHause,ineinerHütteoderunterdemSchatten einesBaumesihreKücheauf,undbereitetenfürdiesechste,siebenteoderachte Nachmittagsstunde oft noch später, die Hauptmahlzeit. Der König selbst mit seinemGefolge,dassichmeistensnochdurcheinstarkesGeleiteausderUmge GeschichtedesReisens 25 gendvergrößerte,brachnachdemerstenFrühstückeindenMorgenstundenauf undrittbisandenzumVormittagsimbißbestimmtenPlatz.DiesemZugefolgte die zweite Abtheilung des Trosses: die für den täglichen Dienst erforderlichen Diener,ReitknechteundOrdonnanzenmitdemleichtenGepäckunddenMän teln,unddiemitderHerstellungdeskaltenImbissesbeauftragteAbtheilungder Küche.GewöhnlichwurdeandemHalteplatzeauchdieLieblingsspeisedesLan des,einamSpießegebratenesLamm,inBereitschaftgehalten.NachdemImbisse wurdegerastetbisdieMittagshitzevorüberwarunddiePferdesichverschnauft hatten;derKöniglas,arbeitete,gabAudienzen,odereswurdendieRuinenund andere Sehenswürdigkeiten des Ortes und der Gegend in Augenschein genom men;dannbestiegmandiePferdewiederunderreichtemitdemsinkendenTage dasNachtlager.“20 Selbstfüreineneinzelnen,sparsamenReisendenwarendieReiseumständezu dieserZeitnichtganzeinfach: „ManmietheteinPferdoderMaulthier,füreineMiethevon8–10Piastern (ungefähr20Gr.)täglich.AndenhölzernenLastsattelwerdenaufbeidenSeiten derMantelsack,einbiegsamerKorbmitBrot,Käse,Oliven,kalterKüche,Kaffee, ZuckerundKaffeegeschirr,einegrosse,34BouteillenfassendehölzerneFlasche mit Wein und, wenn der Zug durch wasserarme Gegenden geht, auch wol ein hohlerKürbismitWasserangehängt.UeberdiesesAllesbreitetderReisendesei nenMantelundvollendetdenBaudesungeheurenSattelsdadurch,dassersein Bettdreibisvierfachzusammengefaltetdarüberlegt.MitHülfeeinesauseinem StrickegebildetenSteigbügelserklimmterdenGipfeldieseskünstlichenBaus,auf demessichgarbequemsitzenlässt,fasstdieHalfter(denneinenZügelführen diesePferdenie),undvorwärtsgehtesimlangsamenSchritt;derEigenthümerdes PferdeszuFussevoraus.Alle24Stunden,jenachdemesdieGelegenheitgiebt, wirdineinemDorfeoderliebernochuntereinemschattigenBaumenebeneiner Quelle Halt gemacht und das Pferd entladen, damit es bequemer grasen kann, währendderReisendedemInhalteseinesKorbeszuspricht.NacheinerRastvon einerbiszweiStundenwirdwiederaufgepacktundaufgebrochen.“21 IndenJahren1838und1839begleiteteChristianBrandisKönigOttoaufsei nenReisendurchGriechenland,RossübernahmdieseAufgabeerstwiedernach seinerEntlassungausdemStaatsdienst. Jakob von Röser, der seine Brüder am Athener Hof, den Leibarzt und den Hofarchitekten,besuchte,warderersteReisende,derimjungenKönigreichvon ChalkisausanderKüsteentlangdurchdieLokrisreiste.ErfolgtedemStrecken verlaufvonRoss.DerzweiteReisende,HerrmannFürstvonPücklerMuskau,zog inungehemmterNeugierkreuzundquerdurchdasLandesinnere,miedaberdie 20LudwigRoss:ReisendesKönigsOttoundderKöniginAmaliainGriechenland.Halle1848. S.7ff. 21LudwigRoss:ErinnerungenundMittheilungenausGriechenland.Berlin1863.ReprintLeipzig 1982.S.252f. 26 GeschichtedesReisens

Küstenstrecke.DerdritteReisende,derSchweizerKarlSchönwälder,rittüberdie klassische Route Theben – Lebadeia – Delphi, nahm aber dann von Amphis sa/SalonaausdieschnelleStreckeüberGraviaundBralosnachLamiaundwählte für den Rückweg die Küstenstrecke über Atalanti in umgekehrter Richtung wie Röser. HeinrichUlrichswarbereitsProfessoranderUniversitätAthen,alserimJah re1838überdieklassischeRoutenachDelphireiste.ImselbenJahrwurdedie ersteregelmäßigeDampfschiffverbindungvonAthennachTriestaufgenommen. DiePostdauertejetztnurnocheineWoche,diewegenderCholeravorgeschrie beneQuarantäneindenHäfenwurdeauf14Tageherabgesetzt22.DieFolgewar ein regelrechter Tourismusboom in Griechenland. Die Schiffsreisenden Johann GreverusundAubreydeVerenutztenaufderFahrtvonKorinthnachPatrasbei einemZwischenaufenthaltdieGelegenheitzueinerStippvisiteinDelphi. 1840erschiendasersteenglischeReisehandbuchfürGriechenland23vonJohn Murray,1842folgtedasdeutscheHandbuchfürReisende24vonJohannFerdinand Neigebaur. Neigebaur sortierte seine fünf Routenvorschläge durch Zentralgrie chenlandnachderdemjeweiligenReisendenzurVerfügungstehendenZeit.Die langsamste Strecke führte von Chalkis aus an der Küste entlang nach Talan ta/Atalanti,AgiosKonstantinos,Molos,denThermopylenundLamia.NachJa kobvonRöserundKarlSchönwälderfolgtendieserRoutevonLudwigRossin denfolgendenJahrennochFritzvonFahrenheidundderAltertumswissenschaft lerWilhelmVischer.DieetwasschnellereRouteführtenachNeigebaurvonThe ben nach Lebadeia, in dasKephissostal nach Drachmani, dem heutigen Elateia, überdenVasilikapaßnachThronionundvondortebenfallsweiteranderKüste entlangdurchdieThermopylennachLamia.AufdieserStreckezogenderGeolo geKarlGustavFiedler,dieArchäologenKarlOtfriedMüller,ErnstCurtiusund Ludolph Stephani, sowie der Schriftsteller Gustave Flaubert. Die etwas abwei chendeVariantevonDrachmaniüberdenFontanapaßnachBodonitsaundMolos bevorzugteKönigOttonebenseinererstenReisemitRossauchaufseinerzwei tenmitChristianBrandis,sowieeinigeZeitspäterderAmerikanerHenryBaird. Die Strecke von Amphikleia/Dadi über den Kleisourapaß nach Bodonitsa und MoloswurdevonHerrmannFürstvonPücklerMuskauunddemFranzosenJean Buchongeritten,abervonNeigebaurgarnichterwähnt.FastalleReisendeninder ZeitvonKönigOttorittenjedochüberdievonNeigebaurempfohlene„klassi sche“ Strecke von Theben nach Lebadeia, Dauleia, Arachova, Delphi und Amphissa/Salona.EinigenahmensichdieZeitfüreinenAbstecherzurKoryki

22LudwigRoss:ErinnerungenundMittheilungenausGriechenland.Berlin1863.ReprintLeipzig 1982.S.109. 23JohnMurray:AhandbookfortravellersintheIonianIslandt,Greece,Turkey,AsiaMinor,and Constantinoplebeingaguidetotheprincipaleroutesinthosecountries,includingadescription ofMalta.London:Murray1840. 24JohannFerdinandNeigebaur:HandbuchfürReisendeinGriechenland.Leipzig:Brockhaus1842. GeschichtedesReisens 27 schenGrotteundvielewähltenvonSalonaausNeigebaurskürzesteundschnells teStreckedurchZentralgriechenlandüberdenKhanvonGraviaunddenBralos Paß in das Spercheiostal nach Lamia. Buchon und Vischer reisten nur über die „KakiSkala“bisGraviaundbogendannindasKephissostalab,währendFried rich Welcker und PücklerMuskau nur über den nördlichen Teil dieser Strecke, denBraloszogen. ObwohlweiterhinvieleReisendenachGriechenlandkamen,nahmeninden späterenJahrenimmerwenigerdieMüheaufsich,eineReiseberichtzuveröffent lichen.EsgabnichtmehrsovielNeueszuerzählen,wasnichtandernortsbereits berichtetwordenwäre.DieTouristenzogennunnichtmehrmitPausanias,son dernmitNeigebaurinderHanddurchdasLand.

Abb. 6: Reiserouten 1874 – 1893 (Ausschnitt der Karte J.B. Seitz: Charte von dem Königreiche Griechenland, München: Cotta 1832)

Nach der Abdankung von König Otto und zu Beginn der Regierungszeit von GeorgI.begannengroßangelegtearchäologischeGrabungsprojekte,derenErfol geschnellweitereneugierigeReisendenachGriechenlandlockten.DieVerhältnis sehattensichinzwischenerheblichverändert.Athenwareineansehnlicheeuropä 28 GeschichtedesReisens ische Metropole mit einer Universität geworden, die Bevölkerung des Landes hattesichverdoppelt,vomlebhaftenHafenPiräusführteineEisenbahnlinienach Athen. Mit dem Dampfer konnte man in 28 Stunden von nach Patras gelangenundvondortin7½StundenmitderEisenbahnnachAthen.Griechen land wurde mehr und mehr zu einem beliebten Reiseziel, zumal die Zeitungen häufigüberdieneuenarchäologischenEntdeckungenberichteten.InDelphiwa renbereits1837dieerstensystematischerenAusgrabungendurchgeführtworden, dasDorfKastriwurde1892umgesiedelt,umFreiraumfürausgiebigeGrabungen zugewinnen.DelphiundauchOrchomenos,wo1880 dieTholos vonHeinrich Schliemannausgegrabenwordenwar,wurdendiegroßenReisezieleinMittelgrie chenland.SobewegtensichdiemeistenReisendenaufderklassischenRoutevon Theben nach Lebadeia, Orchomenos, Delphi und Amphissa/Salona. Sie waren Historiker, Sprachwissenschaftler, Theologen, Diplomaten und Lehrer, die aus Interesse und Neugier die klassischen Stätten besuchten. Ausnahmen hiervon warendieGeologenAlexanderBittnerundAlfredPhilippson,dieimAuftragder griechischen Regierung unterwegs waren, sowie der Archäologe Habbo Lolling auf seiner ausgiebigen Erkundungstour für die erste Ausgabe des Baedeker, die 1883erschien. Nach1890wurdenfürdenBauderBralosEisenbahnWälderabgeholztund ZufahrtsstraßenzudenBahnBaustellengelegt.DiebeidengroßenErdbebenvon 1893und1894verzögertendieFertigstellungderEisenbahnstrecke,sodassnoch 1904zwischenThebenundLebadeianureinOmnibusverkehrteunddieArbeiten am BralosTunnel noch nicht beendet waren.25 Erst im August 1908 wurde die Strecke bis Lamia eröffnet,26 doch das Abenteuer, der Reiz und die Spannung einerReisedurchPhokisundLokriswarenbereitsvorhervorbei.

25KarlBaedeker:Griechenland.4.Aufl.Leipzig1904.S.137und179. 26KarlBaedeker:Greece.4.engl.Ed.Leipzig1908.S.196. Die Reisenden

1165 Benjamin von Tudela NachderAntikeistderersteunsüberlieferteReisende,derdiePhokisbzw.die Lokris berührt, Benjamin von Tudela. Benjamin war vermutlich Kaufmannund bereistezwischen1160und1168Italien,RomunddasByzantinischeReich.1168 warerinPalästina,gingvondortnachMossulundweiternachÄgypten.Seinin hebräisch verfasster Reisebericht schildert ausführlich die Lebenssituation der JudenindenfernenLändern,dieHandelsverhältnisseindenjeweiligenGegenden undlistetaußerdemakribischdieEntfernungenzwischenseineneinzelnenReise stationeninTagesreisenauf(1Tagesreise=etwa40Kilometer).SeineReiseroute dürfte den Hauptverkehrsstrecken der damaligen Zeit gefolgt sein undführt ei gentlichumdiePhokisherum,dadasHauptverkehrsmitteldasSchiffwar.Benja minfuhrvonPatrasnachKifto(Naupaktos)undfährtfort: „VondortdauertdieReiseanderthalbTagebisKrissa[am].Dort wohnenetwazweihundertJudenabseitsineinereigenenSiedlung.Siesäenund ernten auf ihren eigenen Äckern und Ländereien. An ihrer Spitze stehen Rabbi Schelomo,RabbiChajimundRabbiJeda´ja.VondortsindesdreiTagereisenbis Korinth,dergroßenStadt.“ VonKorinthgelangtBenjaminüberLandin2TagennachThebenundinei ner weiteren Tagesreise nach Chalkis. Er verläßt Chalkis: „Von dort ist es eine TagereiseWegbisJabustrisa.DasisteineStadtanderKüstedesselbenMeeres. Dort leben etwa einhundert Juden, an ihrer Spitze stehen Rabbi Joseph, Rabbi El´asar, Rabbi Jitzchaq, Rabbi Schemu´el und Rabbi Nethanja. Von dort ist es eine Tagereise bis Rabonika [Rovenika]. Dort leben etwa einhundert Juden, an ihrerSpitzestehenRabbiJoseph,RabbiEl´asarundRabbiJitzchaq.Vondortist eseineTagereisebisSinonPotamo.“ SomitistBenjaminvermutlichmitdemSchiffvonChalkisüberdenKanalvon AtalantinachLamia/Zeitungekreuzt.DieLagederOrteJabustrisaundRoveni ka/Ravennikaistheutenichtmehrbekannt,dochsolltezumindestRovenikaan derNordküstederLokrisgelegenhaben,möglicherweisewaresderHafenvon Mendenitsa/Bodonitsa. Quelle: BenjaminvonTudela;PetachjavonRegensburg:JüdischeReisenimMittelalter. AusdemHebr.vonStefanSchreiner.Leipzig1991.S.22f. 30 DieReisenden

1436 Cyriacus von Ancona Ciriaco de Pizzicolli, auch Cyriacus von Ancona genannt, wurde 1391 geboren, gingbereitsmit9JahrenaufseineersteanderthalbjährigeHandelsreiseinsVene to, fuhr danach nach Kreta, , an die Westküste von Kleinasien und nachSizilien.IndenJahren1427bis1448bereisteCyriacusvonAnconaimmer wiederGriechenland,wobeiersowohldasFestlandalsauchdiegriechischeIn selwelt besuchte. Als italienischer Kaufmann und Diplomat war er viel auf den SchiffsroutenindieLevanteunterwegsundreistealsersterauchbewusstmitder Absicht,dieantikenDenkmälervorderVergessenheitzubewahren.Griechenland galtdamalsnichtgeradealsZentrumderKultur,KonstantinopeloderAlexandria hatten eine weit größere Anziehungskraft. So ist es zu erklären, dass Cyriacus Zentralgriechenlanderstsehrspätundauchnurrelativkurzbesuchte.Am8.März 1436 erreichte er per Schiff aus Patras kommend Lepanto/Naupaktos, kreuzte überdenGolfvonKorinthnachVostitsa/AigionundzurücknachKirrha.Von KirrhaausritterweiternachAmphissaunderreichteam21.MärzDelphi.Dort verweilteCyriacussechsTageundkopiertealsersterInschriften. „… Delphos adveni. Ubi nam primum dirutamagna ex parte vetusta, atque nobilissima moenia conspexi diversaque architectorum ope conspicua. Exinde collapsum undique rotundum Apollonis Templum, & Amphitheatrum iuxta admirandum magnorum lapidum gradibus XXXIII. & in sublimi Civitatis arce altissimis sub rupibus ornatissimum gradibus marmoreis hippodrom. DC. p. longitudinis.Vidiqueconfractashincindestatuas.EpigrammataquetamGraecis quam Latinis litterisnobilissima, ac intus, & extra peragrosmarmorea ingentia, atqueornatissimasepulchra,rupesqueincisasartemirabili.” Am27.MärzbrachCyriacusnachStirisundHosiosLukasauf,am28.März warerinDauleiazufinden.DanachreisteerüberChaironeia,Lebadeia,Orcho menos,ThebenundChalkisnachAthen.ImJahre1437hieltersichaufderPelo ponnesauf.NacheinemlängerenAufenthaltinAnconafindenwirihn1442und 1443inLigurienundVenetien.Danachzogerfür5JahrewiederindieLevante. 1447warerinMessenien,denWinterverbrachteerinundMistra,1448 war er in Akrokorinth. ImHerbst 1448 besuchte er Arta, bevor ernach Italien zurückkehrte.Erstarb1452inCremona. SeineReisenotizenenthaltenalleswasihmbemerkenswerterschien,Ortsbe schreibungen,SkizzenvonStatuen,Münzen,InschriftenundAuszügevongelese nenManuskripten.LeidersinddiemeistenseinerReisenotizennieveröffentlicht wordenundvielederhandschriftlichenNotizenverlorengegangen. Quellen: CyriaciAnconitaniItinerarium;ed.LorenzoMehus.Florenz1742. CorpusInscriptionumLatinarumVol.3:InscriptionesAsiaeprovinciarumEuro pae Graecarum Illyrici Latinae, ed. Theodorus Mommsen, Ps.1, Inscriptiones DieReisenden 31

AegyptietAsiae,inscriptionesprovinciarumEuropaeGraecarum,inscriptionum llyricipartesIV.Berlin1873,S.93ff. EdwardBodnar:CyriacusofAnconaand.Brüssel1960.S.33.

1470 Giovanni Angiolello GiovanniMariaAngiolello(1451–1524)stammteausVenedig,warHändlerund AbenteurerundnahminjungenJahrenzufälliganderVerteidigungvonNegro ponte/Chalkisteil.NachdemSiegderTürkengerieterinGefangenschaft,wurde versklavtundmitdemTroßdesSultansnachKonstantinopelgebracht.Amos manischenHofstiegerzumSchatzmeisteraufundbegleitetedenGroßtürkenauf seinenmilitärischenReisen. AusseinemReiseberichterfahrenwir,dassSultanMehmedII.nachderEr oberung von Negroponte zunächst über Theben nach Athen zog. Am 30. Juli 1470 war er zurück inTheben undrückte mit dem gesamten Heer weiter nach Lebadeia,erreichteam31.JuliSalino(Salona/Amphissa)undam1.AugustModi nezza(Modunisch=Mendenitsa/Bodonitsa),einesdervierKastelle,diedieEbe ne Termopole (Thermopylen) beherrschten: Modinizza, Zuton (Zeitun/Lamia), Neopatras/Hypata und Damachos/Domokos. Am 3. August verließ der Sultan dieEbenederThermopylenunderreichteam4.AugustDomokos,vondortzog erweiternachLarissa. „Adi30dettoilGranTurcosilevòdaSatines,etallogioaLivadia,ilqualluo goèriccodimercantia,etaltrecosenecessarieallavitahumana.Adiultimodetto ilGranTurcosilevòdaLivadia,etallogioalSalino,ilqualluogoèfortissimodi mura,etbellissimodiCittàperchèsonoinframonti,liqualisidistendonoverso Levante,etvannofininAlbania:Inquestoluogosifannosedeassai:ancorain questoMontesitrovanoGranefineinquantità,glialberichefannoleGranesono piccoli,etfannofioripungentietègrandifficoltaaraccoglieriperesserfiorimi nutietcosipungenti.Addi1°AgostoilGranTurcosilevòdaSalinoets´allogiò ad un altro castello, chiamato Modinezza, et passato il detto braccio di monte entraronoinunapianuraassailunga,etnonmoltolarga,circondatadatrepartidi monti,etlaquartapartes´appoggiaalmarepermezzol´IsoladiNegroponte,et questapianuraèchiamataTermopole,etattornodiquestapianuravisonoquattro buonietfortiCastelli:il1°èchiamatoModinizza,il2°ilZuton,il3°Niopatra;il 4° Damacho; ancora in questa pianura vi sono in due luoghi bagni Medicinali quasicomesonoquellidiAbano,etvisonoVillaggi assaietsiseminanoguadi assai. 32 DieReisenden

Adi3dettoilGranTurcosilevòdaunapartediquestapianura,ettraversolla, etandòalloggiaresottoilpredettoCastellodettoDamocho,ilqualeèconfinedi TermopolecollaTezaglia,etadi4levatoilcampodalDamochointrònellapianu radettaTezaglia,laqualeèpiùtostotondachealtrimenti,etècircondatadamonti asprissimi.” Vierzehn Jahre Türkenherrschaft haben offensichtlich ausgereicht, um die Landverbindungen so gut auszubauen, dass man sich selbst mit einem großen HeerziemlichschnelldurchGriechenlandbewegenkann. Quelle: JeanReinhard:EditiondeGiovanniMariaAngiolello(1452–1525):Manuscrits inédits.Besancon1913.S.32f.

1599 Thomas Dallam ThomasDallam(1575–1630)warderBegründereinerim17.Jahrhundertbe rühmtenOrgelbauerfamilieinEngland.DallambekamimJanuar1599denAuf tragvonQueenElizabethI.,einemechanischeOrgelmitUhrfürSultanMehmet III.zubauenundsiepersönlichalsGeschenkamosmanischenHofabzuliefern. ImFebruar1599segelteermitderOrgelvonLondonnachKonstantinopel.Erst imNovember1599ergabsichfürDallameineMöglichkeit,sicheinerReisegrup pezurücknachEnglandanzuschließen.Am28.NovembersegeltensieinKon stantinopel ab, kreuzten über die Aegaeis und trafen am 9. Dezember in Volos ein.DortmietetensiePferdeundbegannenihrenRittdurchdasInland.Dallam undseineReisegenossenrittennachZeitun/LamiaundinvierTagenvonZeitun überdieBergenachLepanto/Naupaktos,demnächstentürkischenVerwaltungs zentrum. Dallam´s Geographiekenntnisse dieser Region waren beschränkt und leidererwähnterauchkeineOrtsnamen,sodassunskeinegenaueWegbeschrei bungüberliefertist.Theoretischwäreesmöglich,dassdieReisegruppediePhokis garnichtberührthatundstattdessenquerdurchdasGionaGebirgegezogenist. BerücksichtigtmanjedochdieZeitangabenvonVaudoncourt(s.S.65),derfürdie ausgebauteStreckevonZeitunnachLepantoinsgesamt27StundenRittangibt,so istanzunehmen,dassauchDallammitseinerReisegruppediesenWeggenommen hat:vonZeitunausüberdiebereitsbestehendeBrückeüberdenSpercheiosnach LeftochoriundGraviaundvondaausüberAmphissa/SalonaandenKorinthi schenGolf.DieseStreckewarzutürkischenZeitensicherlichdieambestenaus gebauteHauptverbindungnachSüden.TrotzdemwarderWegimWinteroffen sichtlichwenigangenehm: DieReisenden 33

„The14th[December]wedepartedfromZetoun,andhavingrodesixorseven miles,webegantoclimbthehillsofParnassus,wherewehadallmannerofill weather,asthundring,lightning,rain,andsnow,andourwaywassobadasIthink neverdidChristianstravelthelike.Themountainswerehudgeandsteep,stony andthewaysverynarrow,sothatifahorseshouldhavestumbledorslided,both horseandmanhadbeeningreatdangeroftheirlives.Alsoweweredogged,or followed,byfourstoutvillainsthatwereTurks.Theywouldhavepersuadedour dragoman,whichwasourguide,tohavegivenhisconsentuntothecuttingofour throatsinthenight,andhedidverywiselyconcealit fromus,anddelayedthe timewiththem,notdaringtodenytheirsuite;andsotheyfollowedusfourdays overParnassus;butourdragomaneverynightgiveuschargetokeepgoodwatch, especiallythislastnight,fortheydidpurposetogonofartherafterus,andour Turk,whomIcallourdragoman,hadpermittedthemthatthatnightitshouldbe done.Now,afterhehadgivenuswarningtokeepgoodwatch,hewentuntothem and made them drink so much wine, or put something in their wine, that they were not only drunk but also sick, that they were not able to attempt anything againstustohurtus,forthewhichwehadverygreatcausetogiveheartythanks untoAlmyghtyGod,whowasourchiefestsafeguard.Thisnightwelayinalittle villageunderawonderfulhighrock.[...]Thenextday,beeingthe17th,wecameto LippantawhereourTurkrevealedallthisuntous.“ Quelle: EarlyvoyagesandtravelsintheLevant:thediaryofMasterThomasDallam1599 1600.Ed.byTheodoreBent,ReprintfromtheEd.1893.London1968.S.83f.

1668 Evliya Celebi Evliya Celebi (1611 – 1684) war der Sohn eines ottomanischen Hofjuweliers, standselberimDienstderPforteundhatteimLaufeseinesLebensdieGelegen heit,fastdasgesamteOsmanischeReichundaucheinigeNachbarländerzuberei sen. Seine unterhaltsamen Reiseberichte beschreiben alles, was ihm wissenswert erschien undsind dadurcheine der wichtigsten Quellen für die Kultur und das LebenimOsmanischenReichdes17.Jahrhunderts.ImachtenBanddesSeyahat namebeschreibterseineReisedurchGriechenlandundRumelien,dieimJahre 1668stattfand. 34 DieReisenden

EvliyakamausIzdin/Zeitun,überquertedieBrückedesSpercheios,passierte die Thermopylen und ging nach Mendenitsa/Bodonitsa, das er ausführlich be schreibt: “Thecastleislessthantwohoursdistancewestwardfromtheseashore.Itisa stronglybuiltcircularcastle,withfoursubdivisions,onahighplaceinthemoun tains,anditisaltogetherfourthousandpacesroundincircumference.Thetwo lower divisions of the castle, however, were destroyed after the conquest, and sincethateventthewallshavestoodinruinsinseveralplaces.Butitwouldbean easymatter,ifthereweremoneyandinterestenough,torestorethem.Asforthe thirdsubdivisionandtheinnerkeep,theyareverystrongindeed. BythewilloftheLord,beforearrivingatthiscastle,yourpoorservantheard thenoiseofcannonfireandmusketryontheroadinfrontofus.Sincewealso heard the shouting of theMuhammadan warcry, however, we were not fright enedoff,butaswecameup,slowlyslowly,towardsthecity,weencounteredsev eralthousendofMuhammad´speople,togetherwiththeirentirehouseholds,who hadfledfromtheplace,withragsboundaroundtheirheadsandfeet.Itappeared thattheinfidelfleethaddisembarkedanarmywhichcameupfromtheseashore into the residental section of the castle. Together with a certain infidel named CaptainGiorgio,whohadcomefromthelandwardside,theyattackedthecity; sackedandplunderedit;andafterthrowingeverythingintoconfusion,setfiretoit anddepartedwithtwohundredprisoners,thousendsofgroatsworthofcommer cialgoodsandsupplies,andthechiefjudgehimself,whomtheyhadtakenpris oneralongwithhisentirehousehold.[…] Oneruinousoldmosqueinthelowerresidentialquarterescapedthefire,and oneinn.Onedirtybath,tenshops,ahundredMuslimhousesandahundredand fifty infidel houses remained, all with tile roofs, and gardens and orchards. The rest were all set afire and burned. Later on, the warriors from Boudonitza and Zituniwhohadgoneoutintothemountainsandvalleyscamebackwiththenews thattherewasnotraceorsignofinfidelstobefound,butwewerestilltoofearful tosleepintheoutercity,andsowentintothemiddleredoubt,wherewewere hospitablyentertained.Itisindeedacastlewhichriseslevelwiththeverysky,but thehillsalongtheroadthatleadstoMologiveartillerycommandoverit.Inthe innerredoubttherearefiftydwellingsforthepoorwretchesofgarrisonperson nel,suppliesofproduce,andstoresanddepositoriesforweapons.Butthearsenal isasmallone,containingonlyfivelogbrassfalconets.[…] We ourselves, at that very time, mounted our own horses and set out once againfromBoudonitzainasoutheasterndirection.TakingGodasourrefuge,we crossedthroughdifficultrockyhillsandgulleysandovermountainsandvalleys andcameinto4hourstoEsedAbad.” Esistanzunehmen,dassEvliyaüberdenFontanapaßnachTurkochori(Esed Abad)zog,umdannweiterRichtungLebadeiaundThebenzugelangen. DieReisenden 35

Quellen: PierreMacKay:ThecityofBoudonitzafromEvliyaCelebiin:TheNortonAn thologyofWorldLiteratureVol.D1650to1800.2.Edition.NewYork2002. S.281–292. EvliyaCelebi:NarrativeoftravelsinEurope,Asia,andAfricaintheseventeenth century. Transl. from the Turkish by Joseph von Hammer. Bd. 1.1. London 1834.

1669 Robert de Dreux Der Kapuzinerpater Robert de Dreux gehörte zur französischen Gesandtschaft amOsmanischenHof,derimFrühjahr1669inLarissaresidierte.Alsdiepoliti scheLagefürdieFranzosengefährlichwurde,verließRobertdeDreuxdenHof und begab sich nach Athen, um ein Schiff nach Frankreich zu bekommen. Er nahm erwartungsgemäß den direkten Weg nach Süden über dieselbe Route wie Evliya: von Pharsala nach Zeitun/Lamia, über die Spercheiosbrücke, an den ThermopylenvorbeinachMendenitsa/Bodonitsa,vondortüberdieBergeindie Kephissosebene und nach Lebadeia. Robert de Dreux irrt sich in der Lage des eigentlichenThermopylenpasses,denerersthinterBodonitsavermutet.Tatsäch lichisterentwederdenKleisourapaßoderwohleherdenFontanapaßindasTal desKephissosgegangen. «NouspartîmesdeLarissale2mejuin,enpassantlelongdelaplainedePhar sale, où s´est donnée autrefois la fameuse bataille où périrent tant de milliers d´hommes, et l´on me dit que depuis ce tempslà ony entend quelquefois une confusiondevoixetuncliquetisd´armes,commesionycombattaitactuellement. NousallâmesdePharsaleàZiton,quiestunepetitvillequasitouteruinée,d´où nousnousrendîmesàlarivièredeLade,quenoustraversâmessurunebeaupont quelaValidé,mèreduGrandSeigneur,afaitconstruirepourlacommoditédes passants, proche de Thermia, où je vis deux belles fontaines d´eau chaude qui sortentdelamontagneoùcommencentlesThermopyles,proched´unepetiteville nommée Budounica, après laquelle nous allâmes par un chemin d´autant plus difficilequ´ilyfautincessammentmonteretdescendre.Enfinnousarrivâmespar un chemin fort étroit aux Thermopyles, que je considérai avec beaucoup d´attention,pourvoirladifficultédupassage,quimeparutsigrandequej´admirai plusl´audacedeXerxèsentreprenantdefairepassersagrandearméeparunpas sagesidangereuxetsidifficilequecelledesLacédémoniensens´yopposantàune armée.Aprèsavoiraffranchitoutescesmontagnes,ouplutôttouscesrochers,qui sontcommeinaccessibles,nousdescendîmesdansunecampagnefortagréable,où 36 DieReisenden nouspassâmeslanuit,environàunelieuedeLivadia,quiestunevillequenous laissâmessurladroiteetd´oùvoyantvenirunegrandequantitédefanauxnous crûmes que c´était une caravane de marchands, car ces payslà étant pleins de banditsetdevoleursquisejoignentparbandes,lesmarchandsetlesvoyageurs s´unissentbeaucoupensemblepourleurrésister.» Quelle: RobertdeDreux:VoyageenTurquieetenGrèce.Paris1925.S.137f.

1676 Jacob Spon und George Wheler DieerstenAltertumsforscherinderPhokisseitCyriacusvonAnconawarenJacob SponundGeorgeWheler.GeorgeWheler(1650–1723)warnachseinemOx fordStudium zu der damals üblichen „Grande Tour“ durch Kontinentaleuropa aufgebrochen,reistedurchFrankreichundItalienundtraf1675inVenedigmit Sponzusammen.JacobSpon(1647–1685)hatteinStraßburgMedizinstudiert,in LyonalsArztpraktiziertunddortseineLiebezudenAntikenentdeckt.Ergab seine Praxis auf und ging nach Italien, um Inschriften zu kopieren. Spon und Wheler beschlossen, zusammen Griechenland und die Levante zu erforschen. 1675 und 1676 reisen sie durch das Osmanische Reich, um Altertümer zu be schreiben und Inschriften zu kopieren. Ihre Reiseberichte veröffentlichten sie unabhängig voneinander, Spon 1678 auf französisch,Wheler im Jahre 1682 auf Englisch. SponundWhelerkamenausPatrasnachLepanto/Naupaktosundrittenvon dort mit 2 Agas und Packpferden versehen am 27. Januar 1676 nach Amphis sa/SalonaundDelphi,wosiesichmiteinemPausaniastextinderHandausführ lichumsahen.Sponschreibt: «Nous logeâmes à Castri dans une maison assez grande & assez commode, quisertdeKanpourlesvoyageurs.Nousymangeâmesdebonnespoulesgrasses quivalentdeschaponsdenôtrepays,àuntimin,c´estàdireàcinqsolslapiece. LeVillagen´aguerequecentfeux,&lesmaisonssontfortmalbâties.Iln´ya qu´unedouzainedeTurcsquiyontuneMosquée,maisilyacinqousixEglises pourlesGrecs.Cesontdebonnesgensquinousreceurenttresbien,&ilsemble qu´ilstiennentencoredel´hospitalitédeleursAncêtres.L´apresdînéenousallâ mesvoirleMonastere,quiestàtroisouquatrecentpasduVillage.Onlaisseeny allant la fontaine Castalienne à la gauche; ce qui me fit juger que les murailles anciennesquirestentàceMonastere,étoientleGymnaseoulesEcolesdeDel phes.Pausaniasm´endonnecétindice.Ceuxquimontent,ditil,duGymnaseau DieReisenden 37

TemplelaissentàlamaindroitlafontaineCastalienne;&ainsicommenousfai sions le chemin contraire, nous la devions avoir à nôtre gauche. Ce Monastere avecsonEgliseestsurunplanirreguliersoûtenusurlapantedelamontagnede grossesmuraillesdepierredetaille,quisontlesrestesdubâtimentantiquedont nousvenonsdeparler.»

Abb. 7: Delphi aus J. Spon: Voyage d´Italie, de Dalmatie, de Grece, et du Levant. Lyon 1678. Tom. II, Page 55.

VonDelphirittenSponundWhelerweiterüberArachovaunddemKlosterHo sios Lukas nach Lebadeia und Theben. Zwei Wochen bereisten sie Athen und Attika,KorinthundNegroponte.VondortgingeszuPferdwiedernachTheben, dassieRichtungNordenverliessen,umnachTurkochorizureiten,demosmani schen Nachfolgeort von Elateia. In Turkochori mussten sie feststellen, dass die StrassennachZeitun/LamiaundindenNordenzumTeilverschneitundunpas 38 DieReisenden sierbar waren. Daher trennten sich nunmehr die Wege von Spon und Wheler. SponrittüberDauleiaundnachAspraSpitia,woereinSchiffnachZan teundzurücknachVenedignahm.WhelerverließTurkochoriam9.März1676 undrittüberCalopodia/KalapodinachTalanta/Atalanti.Erschreibt: „ThusdaytheninthofMarch,beingthusseparatedfrommyCompanion,Ileft Turcochorio, bending my course eastwards, to go to Thalanda. The first thing thatdivertedmeinthatsolitaryconditionwas,thatIsoonfoundmyselfonalong streight way, fortified with a deep Ditch on each side, leading to certain hills, whichIsawagoodwayoffbeforeme.ThisItookasagoodOmen,portending successtomyUntertakings,itseemingtoadmonishme,thatIshouldnotfailto beguardedbyGodsgoodProvidence,solongasItravelledinthestraightwayof Virtue and true Piety, to my Heavenly Country, which is on high. This way is raised high, seeming to have been anciently paved,about ten or a dozen Yards broad,andwasmostprobablyintimespastaRomanViaFossa.Icontinuedonit aboutanhourandhalf,untilIcametothefootofthehill,thatlaydirectlybefore us. Here the way ending, we saw the ruins of anoldTown, with a little Castle belongingtoit,seateduponarock.Afterwards,ascendingthehill,nearthetopof it, we saw some old ruinous Churches, and about two hours further riding, we camebyNoontoaVillagecalledCalopodia.Thetopofthishilliswellcultivated, andplantedwithVineyards,especiallynearaboutthe Village:Butwefoundno goodWinethere;althoughthegoodWoman,whosehousewealightedat,wasin that time Visited by a near Relation of hers, who stayed to dine with her. The CheershemadeherFriend,wasindeednomorethanmean;buttheWelcomeshe expressedwasverygrateful,hearty,andChristianlike;andthechiefCeremonyof Civility,whichsheusedtowardsherRelationatDinnerwasthis;whenwewere set down, having baked her Bread upon the Hearth,she brought it whole as it was, and presents it to her Guest: who received it, kissing her hands, and then breakingit,restoreditheragaintobedistributedabouttheTable.Wemetwith nooccasionheretostayuslongafterDinner:Sobeingquicklyagainonourway, aswepassedoutofTown,weobservedmanyRuinsandacientFoundationsof Buildingsonourrighthand;particularlyofaTemplebuiltofwhiteMarble;the PillarswhereofwereChannel´d:butofwhatOrdertheywerewecouldnotfind. WecontinuedyetaboutthreehoursuponthesameMountain,uphillanddown hill,tillwecameatlengthofthebrowofit:whichgaveustheprospectoftheIsle Euboea,theSea,andofafairPlain,strechedoutagreatlengthtotheNorthWest andSouthEast;andisinbreadthtotheSeawardsatleasthalfadozenMiles.” Über Atalanti, Proskynas und Akraiphnion gelangte er zum KopaisSee und wieder zurück nach Theben. Im HelikonGebiet und Lebadeia blieb er längere Zeit, danach begab er sichüber HosiosLukas nach Aspra Spitia, wo er am 20. April1676eintrafundsichnachItalieneinschiffte. DieReisenden 39

Abb. 8: Map of Achaia (Ausschnitt), aus: George Wheler: A journey into Greece. London 1682.

Whelers Reisebeschreibungen über Griechenland werden durch eine „Map of Achaia“ergänzt,diealleseinebesuchtenOrteundtopographischenBeobachtun genenthält.SiewarseitlangerZeitdieerstegenaueBeschreibung,dieaufeigenen BeobachtungenundnichtnuraufhistorischenÜberlieferungenberuhte,verzeich nete die in dieser Zeit gebräuchlichen Ortsnamen, wurde sehr gelobt und fand schnellEingangindieKartographie. Quellen: JacobSpon:Voyaged´Italie,deDalmatie,deGrece,etduLevant.TomeII.Lyon 1678.S.62f. GeorgeWheler:AjourneyintoGreece.London1682.S.312ff. 40 DieReisenden

1715 Benjamin Brue BenjaminBruewarVertreterdesfranzösischenKönigsanderHohenPforteund schildertinseinerReisebeschreibungdenvonihmmitgemachtenKriegszugdes GroßwesirsDamatAliPaschaimJahre1715indiePeloponnes,umdiesevonden Venezianern zurückzuerobern. Brue schrieb ein nüchternes Tagebuch der tägli chenMarschroutederArmee.AliPaschazogmitknapp23.000Kavalleristenund 87.000InfanteristenvonAdrianopelnachKorinth.DieArmeebenötigtefürdiese Streckeinsgesamt195StundenFußmarsch. «Le5e[Juni]onlaissasurlagaucheIzdin,quiestsurunehauteur,aupieddes montagnesqu´onavaitpassélejourprécédent,etquis´estendentaussibienque cellesquisontsurladroitjusqu´àlamer,oùellesformentlegolfedeZiton.Après troisheuresdemarcheenallantsurladroite,oncampasurlaLada,auprezd´un pont depierre qui estsur cette rivière.La forteresse d´Izdin n´est éloignée que d´unelieuedugolfequiportecememenom;laboucheenestcouverteparune pointedel´isledeNegrepont. Le6e,onpassalaLadasurlepontdepierreordinaireetsurunautrepontde boisquel´onavoitfaitfairepourlacommoditédestroupes.Audelàdecesponts, ilyenavoitunautrepetitavecunechausséequel´onavoitfaitfairepourpasser unruisseauetquelquesmarais;onmarchapendanttroisheuresenallanttoujours versl´Orient.Aprèsavoirpassélesponts,ontrouveaupieddesmontagnesqui sontsurladroitunegrandequantitédesourcesd´eauxminéralesquiformentdes marais sur la gauche et rendent étroit et difficile ce passage, qui est celui des Thermopiles.OnlaissaModonitzaoupetitModonsurladroitedanslesmonta gnes,etaprèsavoirmarchéencoredeuxheures,ayantsurlagauchedebellesplai nesquis´étendentjusqu´augolfeduZiton,onvintcamperàlagorged´unvillage appeléSkiloChori. Lelendemain7e,onmarchapendanttroisheuresetdemydanscedéfilé,quiva duNordauMidy;lecommencementn´estpointrude,maisaprezuneheureet demydemarcheonrencontreunemontagnetrèshauteettrèsrude;aprèsl´avoir montée,ondescenditdanslaplainedeLivadia,etl´onycampaaprèsuneheureet demydechemin,enunlieuappelléIblay. Le 8e, on marcha pendant cinq heures dans une trèsbelle plaine bordée de montagnes et arosée de quelques ruisseaux, dont le principal s´appelle Gravia [=Kephissos];onlaissaLivadiasurladroiteetonallacampersurunehauteura demylieueaudelàdecetteforteresse.Le9e,oncotoyapendanttroisheureslelac deLivadia. « VonLebadeiaauszogdieArmeenachTheben,KorinthundaufdiePelopon nes.DerRückmarscherfolgteimOktoberdesselbenJahres.Am9.Oktoberer reichtedieArmeeTheben,zogam11.Oktoberweiterundwaram17.Oktober bereitsinLarissa. DieReisenden 41

Quelle: BenjaminBrue:JournaldelacampagnequelegrandVesirAliPachaafaiteen 1715pourlaconquêtedelaMorée.Paris1870.S.5f.

1740 Richard Pococke RichardPococke(1704–1765)wurdeinSouthamptongeboren,studierteinOx fordundwurdeGeneralvikaranderLismoreCathedralinIrland.Erverbrachte gut 5 Jahre in den Anrainerländern des östlichen Mittelmeeres „erfüllt von der großenLeidenschaftdesReisens“.1742kehrteernachEnglandzurückundver öffentlichteseineReisebeschreibungen174345.DiegenaueLokalisierungantiker StädteinPhokisundLokriswarzuPocockesZeitnochindenAnfängen,daher istesnichtzuverwundern,dassermanchesdurcheinanderbringt.ImSeptember 1740reistePocockevonThessalonikinachLarissaundZeitun/Lamia.DerKhan vonZeitun,indemPocockemitseinemFührerrastete,wurdeinderselbenNacht durch ein heftiges Erdbeben zerstört. Daraufhin beeilte sich Pococke ziemlich, diesegefährlicheGegendzuverlassen. „To the south of the Sperchius, and of the bay was the country of Epichnemedii,theOpuntiibeingtotheeastofit:Ourroadwasbetweenthesea andthehighmountains;thesemountainsarecalledCoumaita,andaredoubtless theoldmountOeta,sothatIbegantolookforthefamouspassagecalledTher mopylae,wheretheSpartanswithafewmenopposedthegreatarmyofthePer sians.Attheplacewheretheroadfirstturnstotheeast,betweenthemountains andthesea,arehotwaterswhichtheGreekcalledThermae,andgavethenameto thisstreightof,thatis,thegatesorpassofthebaths.Itiscertain, that this pass is mentioned as sixty paces wide, and in some parts only broad enoughforasinglecarriage;sothatasthenarrowpassageismentionedonthe sea,incaseitleadtothesameroadinwhichwewentacrossthemountains,the seamusthavelost,andleftthepassagewider,thoughpossiblyitwasawayround thecapebytheseaside,wheretheremightbesomenarrowpasses.Aftergoing aboutsixmilestotheeast,ourroadwastothesouthbetweenthemountains;I observed two sources of the hot waters, which are salt, and impregnated with sulphur;theyincrustthegroundwithasaltsulphureoussubstance:TheriverBoa griusrunsintotheseafrombetweenthesehills,whichisprobablythestreamthat issooftenpassedinthisroad.ThewholecountryoftheEpichnemediiisfullof highmountains.[…]

42 DieReisenden

Abb. 9: Map of Thrace and Greece (Ausschnitt), aus: Richard Pococke: A description of the East and some other countries, Vol. 3. London 1745. S. 161.

AbouttenmilesfromZeitoun,wepassedbyMolo,andalittlefurtherhadAndra totheleft;wethenwentonsouthwardsbetweenthehighhills,oftencrossinga stream,which,Isuppose,istheancientBoagrius,atthemouthofwhichtherewas aport,probablynearAndra;Isawapartofthemountaintothesouth,whichhas manysummits,andiscalledIliacora;wecametoapoorhamletcalledErgierè, fourteen miles from Zeitoun, and lay in the open air, the earthquake having throwndownalltheirhouses. Onthetwentyfifthwewenton,andinanhourcametoaguardhouse,where they keep watch in order to catch rogues; it is half way between Zeitoun and Livadia.IsawonthemountaintothewestanoldcastlecalledKidonietry,near whichtheysaythereareruinsofanoldtowncalledPaliocastro,whichmaybe Thronium,thecapitalofthiscountry,thoughthedistanceisrathertoogreatfrom themouthoftheBoagrius,foritismentionedonlyasthreemilesfromit:Alope was situated to the south east of it, near which was Naryx, the native place of Ajax.Weascendedtheheightofthemountains,andonthetopofthempassedby anotherguard,anddescendedintoavaleaboutaleaguewide,andfourleagues long,havingthatchainofmountainscalledIaporatothesouth,whicharesaidto bemountParnassus,onthesouthsideofwhichatagreatdistancewasDelphi. FromthispartwesawDathis,onthesideofthehillstothenorth.ThisvaleI judgedtobepartof;initisavillagecalledTurcocori,inhabitedchieflyby DieReisenden 43

Turks:Here,orinsomeotherpartofthevale,mightbeOrchomenus;fornearitI sawthefieldscoveredwithpiecesofbrick.Iobservedsomedrybedsoftorrents inthisvale,andtowardstheeastendariverrunsasfromthenortheast,whichwe passedonabridge;itiscalledMavroNero[BlackWater];itrunsintoanothervale tothesouth,andmustbetheriver,whichemptiesitselfintothelake Copais.” PocockerittzügigweiternachLebadeia,ThebenundAthen. Quelle: RichardPococke:AdescriptionoftheEastandsomeothercountries.Vol.2,2: Observations on the Islands ofthe Archipelago, AsiaMinor, Thrace, Greece, andsomeotherpartsofEurope.London1745,S.155ff.

1766 Richard Chandler RichardChandler(1738–1810)studierteinOxford,veröffentlichtemit25Jahren die Inschriften der Arundel Marbles27 und wurde daraufhin von der Society of DilettantizusammenmitdemArchitektenNicholasRevettaufeineForschungs reise geschickt, um die antiken Stätte von Ionien und Griechenland, die Revett und James Stuart bei ihrem früheren Aufenthalt außerAcht gelassen hatten, zu erkunden und Inschriften zu sammeln. Chandler und Revett erforschten ausge dehntAthenundAttika,durchstreiftendiePeloponnesundgelangtennachKo rinth.VondortaussegeltensieimJuli1766nachAntikyra(beiAspraSpitia)hin über,rittennachDistomoundbesuchtenAmbryssos,StirisundHosiosLukas: „ThemonasteryofSt.Lukeisabarbarousedifice,andofanordinaryappear ance.Nearitbytheroadsideiserectedawoodencross.Itisreckonedtwohours fromthesea,andfourwestofLebadea.Theapartementsorcellsareverymean. Thenumberofmonkswasthenanhundredandtwenty,mostofthemabsent, keepingflocksoremployedinagriculture.Wewereentertainedbythehegumenos orabbot,whotoldusthattheconventwasgreatlyindept,andthattheysuffered muchfromexactions,besidespayingtotheamountofanhundredandseventy fivepoundssterlingyearlytributetotheTurks.Theairisbad,andwaterdistant.It islikelytheygotothefountain,whichsuppliedtheinhabitantsofStiris.[…] ThemonasteryofSt.LukeisstyledbyitspanegyristthegloryofHellasand thequeenofallmonasteries,onaccountofitschurch,which,formagnificence andthegrandeurofitsproportions,isnotequalledperhapsinallGreece.This 27RichardChandler:MarmoraOxoniensia.Oxford1763. 44 DieReisenden sumptuousfabricwithinretainstheshapeoftheoratory,intowhichthecellof Luke was changed. It has suffered greatly, as might be expected, from age and earthquakes;andtheoutsideismuchencumberedanddeformedbytheaddition ofhugebuttressestosupportthewalls,andbystoppingupofseveralwindows, particularythoseoftheprincipaldome.Theinsideislinedwithpolishedmarble, impannelled;butsomeofthechapelshavebeenstripped.Thepavementisinlaid withvariouscolorsartfullydisposed.Thedomesaredecoratedwithpaintingand gildinginMosaic,wellexecuted;representingholypersonagesandscripturalsto ries.ThegalleryisilluminatedwithpiecesoftransparentmarblecalledPhengites, fixedinthewallinsquarecompartments,andsheddingayellowlight;butwithout, resembling common stone and rudely carved. A fabric thus splendid in decay, musthavebeen,whenrecentlyfinished,exceedinglyglorious.Theencomiastex tolsitastherivalofSt.SophiaatConstantinople,andthecrownofthebeauties ofHellas.” Von Distomo ritten Chandler und Revett weiter nach Delphi: “ItwasnowthebeginningofJuly,butthesummitsofthemountainswerewhite withsnow.Manyrillsdescend,andfertilizeafewspotsbearinggrain,vines,and the cottonplant. We saw snakes near the water by the roadside, and peasants reapingwithgreenwreathtodefendtheirheadsfromthesun.Atlength,leaving Schiste,weturnedtotherightandbegantoascendanacclivityofParnassus,the trackstonyandrough,difficulteventoapersononfoot.Wepassedthestreamof Pleistus,whichturnsanovershotmill,andafterawearisomerideoffivehours, alightedatamonasteryofthePanagiaorVirginMaria.Wefoundthereacaloyer ormonkandanoldwoman,whosupplieduswithgoodwine.Ourlodgingwasin the portico of the church, which is supported by broken and illmatched col umns.” AmfolgendenTagbesichtigtenChandlerundRevettdieRuinenvonDelphi: „We passed by many broken sarcophagi orstone coffins, when we approached themonastery.Higherupontherighthandwasasquareruinwithasmalldoor way,perhapsthebasementofthemonumentofPhylacus.Themasonryisofthe speciestermedIncertum.Somevestigesoftemplesarevisible;andabovethem,in the mountainside, are sepulchres, niches with horizontal cavities for the body, some covered with flabs. Farther on is a niche cut in the rock with a seat, in tended, it seems, for the accommodation of travellers wearied with the rugged track and the long ascent. On a part smoothed is engraved a large cross. The monasteryisonthesiteoftheGymnasium.Strongterracewallsandothertraces ofalargeedificeremain.[…] Thevillageisatadistance.Castaliaisontherighthandasyouascendtoit,the watercomingfromonhighandcrossingtheroad;asteepprecipice,abovewhich the mountain still rises immensely, continuing on in that direction. The village consistsofafewpoorcottagesofAlbanianscoveringthesiteofthetempleand oracle.BeneathittothesouthisachurchofSt.Elias,withareas,terracewalls, DieReisenden 45 arches,andvestigesofthebuildingsoncewithinthecourt.Theconcavityofthe rockinthispartgavetothesitetheresemblanceofatheatre.Turningtotheleft hand,asitweretowardtheextremityofoneofthewings,youcomeagaintosep ulchreshewnintherock,andtoasemicircularrecessornichewithaseatason theotherside.HigherupthanthevillageisthehollowoftheStadium,inwhich weresomeseatsandscatteredfragments.[…] Within the village is a piece of antient wall concealed from view by a shed, whichitsupports.Thestoneisbrown,rough,andordinary,probablythatofPar nassus.Onthesouthsidearemanyinscriptions,withwidegapsbetweenthelet ters,whicharenegligentlyandfaintlycut;allnearlyofthesametenor,andvery difficulttocopy.Theyregisterthepurchaseofslaves,whohadentrustedtheprice of their freedom to the god; containing the contract between and their owners,witnessedbyhispriestsandbysomeofthearchons.Thisremnantseems tobepartofthewallbeforeCassotis;asaboveitisstillafountain,whichsupplies thevillagewithexcellentwater,itislikely,fromtheantientsource.” SchnelleralsgedachtverliessenChandlerundRevettDelphi:„Weproposedto ascendParnassus,hopingtofindtheCoryciancave;butbeforewehadfinishedat Delphi,seventeenAlbaniansarrivedatthemonastery.Thesebelongedtoaguard, whichpatroledontheroads.Theywererobustydirtysavages,wearingtheirhairin small plaits hanging down their shoulders. Inthe evening they roasted a sheep, andthecaptaininvitedustopartake,and,onourmakingsomeexcuse,presented uswithaportionofthemeat.Aftereatingingroups,theycontinuedtheirwild singinganddancingtoalatehour.Theysleptontheground,eachwithhisarms byhim,andsomemuchnearertousthanwasagreeable.SultanMoratin1447 forcedmanyoftheirnationtochangetheirreligion,andconvertedthechurches ofAlbaniaintomosques.ThissetwereMahometans,descendedfromChristian proselytes. They were represented to us as drunken and quarrelsome, given to detestable vices, and as dangerous as the banditti, against whom they were em ployed.Wedislikedtheircompany,anddroppedourintendedexcursioninquest ofthecave;itappearingmoreprudenttodepartsuddelyfortheportofSalona,in which,asasailorinformedus,ourbarkwasthenatanchor.” 1766kehrteChandlermitreicherwissenschaftlicherAusbeutenachEngland zurück. Seine Reisebeschreibung erschien erst 10 Jahre später, fand aber weite VerbreitungundwurdeschnellinandereSprachenübersetzt,dasieeinenumfas sendenEinblickindiegriechischenVerhältnissedes18.Jahrhundertsbot. Quelle: RichardChandler:TravelsinGreece:or,anaccountofatourmadeattheexpense oftheSocietyofDilettanti.Dublin1776.S.264ff. 46 DieReisenden

1780 Louis Fauvel DerArchäologeLouisFrancoisSebastienFauvel(1753–1838)hattebereits1776 MarieGabrieldeChoiseulGouffieraufseinenReisenalsZeichnerbegleitet.1780 reisteerzusammenmitdemArchitektenFoucheroterneutimAuftragvonChoi seulGouffierdurchGriechenland,dadieserfürdenzweitenBandseinerVoyage pittoresque28nochnichtgenugMaterialspeziellüberZentralgriechenlandgesam melthatte,sodassFauveldenAuftragbekam,diesesnachzuholen.ImMai1780 verließenFauvelundFoucherotParisundkehrtenerstimJuni1782zurück. Auf dem Weg von Patras nach Korinth legte ihr Schiff in Galaxidi an und die beiden Gefährten nutzten die Möglichkeit für einen kurzen Abstecher nach Amphissa,ChrissoundDelphi.EinigeZeitspäterkamenFauvelundFoucherot ausThessaliennachZeitun,aufdemWegnachLebadeiaundAthen: «NousarrivâmesàZetonbâtie,jecrois,surlesruinesdeLamiaàl`extrémité dugolfeMaliaque.LesThermopylessontàquatrelieuesdelà.Lecheminaubord delamerestfortmarécageux.NouspassâmesleSperchiusetnousarrivâmesau piedduMontOeta,pluscélèbreparledévouementdesSpartiatespourlaliberté delaGrècequeparlebûcherd`Hercule.Lecheminpassesurlesrestesdelamu railledesPhociens.Onvoitdessouchesd`eauchaude,maisonchercheenvain lestombeauxdestroiscentshérosdeLacédémoneetdecesbravesThespiensqui suivirentleurexemple.Lesédimentqueleseauxdéposentagranditjournellement cepassage.Nouscontinuâmesnotrerouteparundéfiléd`unautregenredansles gorgesdel`Oeta,chemindangereuxsouventinterceptéparlesvoleurs.Nousen recontrâmes,maisnousdûmesnotresalutànotredéguisement;nousétionsvêtus en Tartares et accompagnés d`un Tartare, courrier de la Porte. Nous laissâmes ElatéedanslaplaineetaupiedduParnasse.LesruinesdeCoronéeétoientànotre gauche.Onn`yvoitpointdevestigesdutempledeMinerveItoniaoùsetenoient lesétatsdelaBéotie.EntrecettevilleetAlcomènenouspassâmesàChéronée, patriedePlutarque.» Fauvel sammelte und kaufte für ChoiseulGouffier Antiken, wurde dadurch selbstzumSammler,sodasserspäteralsKonsulinAthenzumerbittertenGe genspielervonLordElginwurde. Quelle: C.G.Lowe:Fauvel´sfirsttripthroughGreece;in:Hesperia,Vol.5,Nr.2(1936), S.206224. 28MarieGabrielFlorentAugustedeChoiseulGouffier:VoyagepittoresquedelaGrèce.Paris1809. DieReisenden 47 um 1790 Louis Felix Auguste de Beaujour LouisFelixAugustedeBeaujour(1765–1836)warfranzösischerGesandteran der Hohen Pforte und nutzte seine Zeit im Osmanischen Reich, um die wirt schaftlichen und militärischen Gegebenheiten in Griechenland genauestens zu erkunden.NachseinerRückkehrnachFrankreichveröffentlichteeralsersteseine genaueWirtschaftsundHandelsbeschreibungvonGriechenland,bevorerdreißig Jahrespäter(!)auchseineReisebeschreibungenherausgab.Seine„Voyagemilitai re“ ist kein Reisetagebuch, sondern eine zusammengefasste topographische Be schreibungdervonihmbesuchtenGegendenundStädte.Erschildertgenauestens dielandschaftlichenGegebenheiten,StrassenundWege,BefestigungenundGrö ße der Städte, sowie die vorhandenen Ernährungsressourcen. Damit war sein BerichtfürNapoleoneineäußerstwichtigePlanungsgrundlagefüreineeventuelle Invasion.Kapitel4umfasstdieLandschaftenPhokis,LokrisundDoris.Beaujour beschreibtLebadeia,Delphibzw.Kastri,Chrisso,Salona/Amphissa,Galaxidiund Lepanto/Naupaktos.DannwendetersichzurückundbeschreibtdieStreckevon DelphinachDauleia,Panopeus,Parapotamioi,Tithorea/Velitsa,dasKephissostal, TurkochoriunddiePässenachNorden: «Le village de Vélitza n´est connu que par lesruinesqui l´entourent et que l´onprésumeêtrecellesdeTithorée;maislebourgdeDadietceluide ontplusd´importance:lepremiera600maisons,l´autreplusde400,etleurterri toire, qui paraît assez fertile, n´est pas mal cultivé. On y recueille beaucoup de grainsetdefruits. Unautrecheminsedirigeaunordest,traverseleCéphisesousParapotamies, et s´élève par le village de Bogdana sur le mont Cnémis vers les ruines d´Hyampolis;d´òuildescendparlevillagedeBaltésisurlecanald´Eubéeversle bourg deTalanta, l´ancienne Oponte, patrie de Patrocle, et capitale de l´un des cantonsdelaLocrideorientale. LaroutedirectedeDauliaauxThermopylessedirigeaunordouest,traversele CéphiseverslevillagedeKoubo;etlaissantàdroitceluid´Eleuta,ellemontepar le bourg de Turkochori sur la croupe du mont Oeta. Le village d´Eleuta et le bourg de Turkochori, à une lieue seulement l´un del´autre, sont environées de ruinesetparaissentoccuperl´emplacementd´uneancienneville;maislesvoya geurs ne sont pas ici d´accord entre eux. Les uns croient voir Elatée sur l´emplacementdeTurkochori,lesautressurceluid´Eleutaoumêmeàunedemi lieueplusaunord,aupieddumontCnémis;etilsontpeutêtreraisonlesunset lesautres,ensupposantquecetteville,quiaétéplusieursfoisdétruite,aitétésuc cessivementrebâtiesurl´emplacementd´EleutaetsurceluideTurkochori[…] LavalléedeCéphiseformecommelecœurdel´anciennePhocide,etparâit trèsfertile; mais elle est aujourd´hui presque nue, et les oliviers qui couvraient autrefoislescoteauxdeTithoréeaupieddumontParnasseetceuxd´Elatéeau pieddumontOetaetquiproduisaientlameilleurehuiledelaGrèce,ontpresque 48 DieReisenden tousdisparu.Oncultivemaintenantdanscettevalléeleblé,lesésame,lecoton,le tabac,lemaisetleriz.« Quelle: FelixdeBeaujour:Voyagemilitairedansl´EmpireOthoman.Paris1829.S.152ff.

1794 Saverio Scrofani DersizilianischeWirtschaftsspezialistSaverioScrofani(1756–1837),dessenei gentlicherNameXabierosSkrophaneslautet,bereisteimAuftragderVenezianer in den Jahren 1794 und 1795 Griechenland. Obwohl Scrofani hauptsächlich an den vorherrschenden Handelsverhältnissen interessiert war, betrachtete er Grie chenlandneugierig,mitoffenenAugenundwarmitdenantikenQuellenwohlver traut.SeineBeobachtungenveröffentlichteerimJahre1799inFormvonBriefen, die deutlich seine Lebhaftigkeit und Begeisterungsfähigkeit für das Land seiner Vorfahrenzeigen.BereitszweiJahrespätererschiendiefranzösische,italienische unddeutscheÜbersetzung,wobeiderfranzösischenAusgabeeineKartebeigefügt war,dieantikeundmoderneOrtsnamenverzeichnete. ImAugust1794kamScrofanizuSchiffausPatrasundVostitsa/Aigion,lande teimHafenvonAmphissa/Salona,mietetesichPferdeundrittnachChrissound Delphi.NachBesichtigungderRuinenvonDelphi,derKastalischenQuelleund derKorykischenGrottebegabersichnachHosiosLukas: “Ledoppiepellidicapraattorniatea´piedimiservironomegliodellemiescar pe;edopo5ore,trapassandoboschi,precipizi,edeserti,sonoarrivatoalconven todiSanLuca.Eglièunode´piùantichidellachiesagreca,ede´piùfrequentati. Lasolapietàde´fedelivimantieneinunsantoozio50eremiti,ocalogeri;ilcon ventononhachequalchepièditerrenodacoltivare,unabissosottolafinestre,e ilmonteLicorèosullespalle.IlsuperioreèilpadreEutichio,statogiàpatriarcadi Constantinopoli,posciadeposto,efattovescovodelloscogliodiZea,finalmente relegatodalgranvisirinquelconvento.Siccomeavevaperluiunaletteradelpri matediLivadia,dacuidipende,cosìeglimiaccolseconl´urbanitànonusatadaun solitario.Ioerostraccoevolevaunacellaperriposarmi;maeglimiconsigliòdi cenareprimadidormire:accettail´offerta,emitenneeglistressocompagniadu rantelacena.Dopoaverrispostoaqualchedomandasull´agricoltura,lapopola zione,eilcommerciodiquelcantone,eglimiraccontòl´istoriadellesuedisgrazie, la malignità de´suoi nemici, la sua rassegnazione, l´antichità, e la gloria del suo convento.[…]Eglisidisponevaaraccontarmiquestoavvenimento,quand´iogli chiesilicenza,emiritiraiperdormire.Ilgiornoappressoilbuonvecchiovennea DieReisenden 49 salutarmidibuon´ora,evoleaseguitarelasuanarrazione;mainvecelopregaidi condurmi nella picciola libreria del convento. Ella è composta de 1500 codoci greci,lamaggiorparteecclesiastici,enoncontienenull´altrodibuono.Finalmente presicongedodalpadreEutichio,andaiungiornoaLepanto,edilàintreorefui diritornoaPatrasso.”

Abb. 10: Carte generale de la Grèce ancienne et moderne (Ausschnitt), aus: Saverio Scrofani: Voyage en Grèce, Paris 1801.

NacheinerRundreisedurchdiePeloponneslandeteScrofaniinAntikyraundritt vondortausweiterRichtungLebadeia: “Perdueoresalendodallamarinainmezzoadunvallonearido,estretto,sen zachespirasseun´auraperrinfrescarci,nésivedesseunalberocheconsolassela vista, siamo pervenuti alla cima d´una montagna e al vilaggio di Distomòs: ma questamontagnanonèdessapurecheilprincipiod´un´altravalle,tral´Eliconae ilParnaso.DistomòschiamavasianticamenteAmbrosso;ungrecefattoredelpri mate,avevaordinedidarmialloggio,eincasasuamisonoriposato;homangiato unfricassédipollastro,edopoun´oramisonrimessoacavallo.[…]Imontiche ora in anfiteatro presentavano un vago, e maestoso spettacolo, ed ora taglati a picco offrivano alla vista profondi abissi che ci empivan d´orrore; le valli, ed i fiumi,chedisparivano,ritornavano,multiplicavansinelnostrocammino;l´Elicona 50 DieReisenden e il Parnaso, che grandegiavano d´ambo i lati, e l´industria degli uomini che di trattointrattofacevasiriconoscereinqualchecampocopertodipiantedicotone, edivigne,reseroilmioviaggiodilettevole,enuovo:l´occhioseneincantava,eil cuoren´eralusingato,econtento.HovedutoallamiadirittagliavanzidiTespe doveFrineebbeun´abitazione,l´Amoreunculto,ePrasitelelostudio:incontroa questiscendendosempre,lavallesiallarga,lemontagnepiùvicinesiabbassano,e sidividono,lecollinesivestonodiverdura,lestradesonopiùfrequentate;final mentesigiungeinLebadea,oggidìLivadia.” VonLebadeiaausbegabsichScrofaniweiternachChaironeia,ThebenundAthen. Quelle: Saverio Scrofani: Viaggio in Grecia. A cura diRicciarda Ricorda. Venezia 1988. S.94ff.undS.142ff.

1794 John Sibthorpe und John Hawkins DerBotanikerJohnSibthorpe(1758–1796)ausOxfordbereisteindenJahren 1786/87 und 1794/95 Griechenland, um Materialfürdas Monumentalwerk der FloraGraecazusammeln.Bereits1787traferinGriechenlandmitdemGeologen JohnHawkins(1761–1841)zusammen,mitdemerdannauchseinezweiteGrie chenlandreiseunternahm. John Hawkins (1761 – 1841) studierte in Cambridge Geologie und wurde 1786dererstebritischeStudentanderFreibergerAkademie.1787–1788reisteer vonWienausüberdenBalkan,fuhrnachKretaunduntersuchtezusammenmit Sibthorpe die griechischen Küsten. Nach Beendigung seines Studiums in Cam bridge war er zwischen 1793 und 1798 wieder in Griechenland und der Türkei unterwegs,teilweisezusammenmitSibthorpe. BeiderReisebeschreibungensindleidernurinTeilenvonRobertWalpolever öffentlichtworden.SibthorpestopographischeBeschreibungensindeherknapp, erdokumentiertseineRouteundlässtbotanischeBemerkungeneinfließen.Seine genauenReiseroutendurchdiePhokisundLokrissindleidernichtnachzuvollzie hen,daWalpoledasTagebuchnurinAuszügenveröffentlichthat.HawkinsAuf zeichnungen über die Phokis sind leider gar nicht veröffentlicht. Über einen VerbleibderHandschriftenistleidernichtsbekannt. SibthorpebestieginsgesamtdreimaldenParnass,einmalimNovember,einmal imJuniundeinmalimJuli.LeidersinddiegenauenJahrenichtmitveröffentlicht. Vermutlich1794besteigtervonArachovaauszumzweitenMaldenParnass: DieReisenden 51

„June 30. – At daybreak we set out with four of our guides; others soon joinedus;theascentwasfirsteasy,leadingbyapathwhichconductedusupthe mountainwithoutdifficulty.Ourguidesstoppedatafountainintheoutskirtsof thetown,crossedthemselveswithmuchdevotion,andproceededonwithcheer fulness. After mounting somewhat more than an hour, we left the road and scramblingoversteepandroughprecipiesarrivedatapatchofsnowwhichhad collecteditselfinthefissuresoftherock.Thesummitofthemountain,nakedand bar,wasataconsiderabledistance.WereachedwithsomedifficultyaMandraor goatstall;herewerefreshedourselfeswithmilk,andourstrenghtbeingrecruited, wecontinuedourascent,andgainedthesummit.Belowusextendedasheetof snow,onwhichIshottheEmberizanivalis.Icollectedmanycuriousplantson thesidesoftheprecipices,thoughIfoundfewwhichcouldbestrictlycalledAl pine;thoseofthehighestregionwouldonlyberegardedasSubAlpine.Fromthe topofthemountainwecommandedamostextensiveviewoftheseaofCorinth, themountainsoftheMoreaontheonehand,andthefertileplainsofBoeotiaon theother;ofAtticaandtheislandofEuboea.Aneaglehoveredoverus,andthe Cornix graculus, the Cornish chough, flew frequent among the rocks. Having dinedonaroastedlamb,whichwewithdifficultyhadbroughtuptothesummit, anddrankourwinetemperedinthecrystallizedsnow,wedescended,soonleaving the higher parts of the mountain, into a forest of pine trees. We then entered upontheplainofCallidia;theplaceconsistsofafewemptyhousesfrequented onlyatacertainseasonsbyarmedGreeks,whocomeheretosowandreaptheir harvests.Thecornwasyetgreen,andpromisedthemathinanddistantcrop.” ImOktober1794kamSibthorpeperSchiffausVolos,umrundetedieNord spitzevonEuböaundsegelteandessenKüsteentlangnachSüden.Am12.Okto ber1794schrieber: “AchainofmountainouslandformedtheoppositecoastofBoeotia,which risinggradually,leftanarrowtractofcultivatedgroundalongthebeach.Above those mountains, Parnassus reared its lofty naked manyheaded summit. Along the shore we first saw Architza, then, on a low elevation, close to the sea, ap pearedtheruinsofatowncalledLevana;underthemountains,aboutsixmiles distantfromtheseruins,wesawTalandaembosomedintrees.TheOpuntiangulf nowopened,andtheislandofTalandaappearedinview:oppositetoit,onthe coastofBoeotia,weresomeSalines,wheresaltwascollected.LeavingtheOpun tiangulf,wepassedbyLarymnes…” Quellen: Robert Walpole: Memoirs relating to European and Asiatic Turkey, and other countriesoftheEast.2.Ed.London1818.S.64ff. Travels in various countries of the East, ed. by Robert Walpole. London 1820. Teil6VoyageintheGrecianSeasfromthepapersofthelateDr.Sibthorpe. S.7ff. 52 DieReisenden

1801 Edward Daniel Clarke EdwardDanielClarke(1769–1822)bereistealsTutorvonJohnMartenCrippsin denJahren1799bis1802Skandinavien,Russland,dieTürkei,Jerusalemundauf demRückwegauchGriechenland.ImJahre1808wurdeerProfessorfürMinera logieinCambridge.ClarkeveröffentlichteseineReisebeschreibungenerstimJahre 1816,siesindjedochsehrausführlich,bieteneineFüllevonInformationen,waren sehrbeliebtunderreichtenschnellweitereAuflagen.ImDezember1801reisten ClarkeundCrippsvonThebenüberOrchomenosundLebadeianachDelphi,von dortüberdenParnassnachTithorea/Velitsa. „After leaving Velitza, we again crossed the Cachales, and descend into the plaintowardsTurcoChorio,whereWhelerseparatedfromhiscompagnonSpon. In our way, we visited the PalaeoCastro, so often mentioned to us under the nameofThebes(Thiva).Thereisnothingtobeseenuponthespot,butthetraces of some walls, almost indiscernible; every other vestige having been long ago erased,tomakewayfortheplough.Itissituateonthes.s.w.sideoftheCephis sus,atanhour´sdistancefromTurcoChorio,whichishereinview,standinga littleelevated,towardstheeast,upontheothersideoftheriver.Thedistanceto Tithoreaisnearlythesame.[…] FromthePalaeoCastroweturnedtowardsthenorthwestbynorth,passing theCachalesbyabridge,andleavingasmallvillagecalledVourna,ofcoursewrit tenBúrna,onourrighthand.HereParnassusprojectsintotheplain;sothatwe crossed over this foot of the mountain, and, descending, passed a river called Karapotami,orMadam´sRiver,byabridge.Soonafterwardsweenteredthetown ofDadi.HerewefoundruinsalmostasmuchworthnoticeasthoseofTithorea. Upon a hill beyond the town, where there now stands a small church, ancient wallsmaybeobserved,similarintheirarchitecturetowhatwehavealreadyde scribedatthelatterplace.Theyextendallaroundthehill;andoneofthemural turrets is yet standing. We know not the ancient city to which these ruins be longed.Itmusthavebeenaplaceofgreatconsideration;probablyitwastheAm phicaeaof,calledAmphicléabyPausanias.[…] Dadiisnowaveryconsiderabletown,forthispartofGreece.Itisbuilt,like Delphi,intheformofatheatre;uponaseriesofterracesrisingoneabovethe other,facingtheplaintraversedbytheCephissus,towardsthenorth,ornorth east.Itcontainssevenhundredhouses,andsomegoodshops;butthepeopleare notsoindustrious,noraretheirhousessocleanly,asthoseofAttica.Wedidnot remain with them more than an hour; but continued our journey towards Bodonitza,situatedinthepassageofMountOeta,abovethedescenttothestraits of Thermopylae. Upon leaving the town, appear the ruins we have mentioned, uponaneminencetowardstheleft.Wenowrodealonganantientmilitaryway, andbyanaquaeductandanantientfountain,aswedescendedbyagradualdecliv ity from Dadi into the plain of Elatéa. Upon our right hand, near to the road, DieReisenden 53 therewasatumulusofearth.Enteringtheplain,wepassedtheCephissus,bya bridgeoffivearches,handsomely,ifnotwellconstructed;andthencontinuedby thesideoftheriverforashortdistance,havingituponourrighthand.Soonaf terwardswequitteditsbanks,and,crossingtheplain,begantoascendapartof MountOeta,whichboundsthePlainofElatéauponitsnorthernside,oppositeto Parnassus.Herewesawthefoundationsofruinedwallsuponourleft;and,aswe continued to ascend, a ruin upon our right; denominated, by the people of the country, the Church of St.John. Higher up, werodeby a ruined village, and a mosquebuiltofitsmaterials:theplaceiscalledMergenary.Thence,encountering averybadroad,andanarrowpass,asweascendedhigherupthemountain,our situtation being very elevated, we again observed the bearings of the principal objects;andnotedtheminthefollowingorder: BearingsfromtheSummitofMountOeta: MountParnesinAttica,nowNozia s.e. MountHymettus s.e.andbye. TheCourseoftheCephissus,from w.n.w.toe.s.e. HighestpointofParnassus s.andbyw. ThewholerangeofParnassus,extendingfromn.w.tos.e. Dadi,uponthebaseofParnassus s.s.w. MountHelicon s.s.e. MountCithaeron s.e.andbys. Tithorea,uponParnassus s.andbye. TheCourseoftheCachales,initsprogresstojoin theCephissus,flowingfromTithorea froms.andbye.ton.andbyw. Bodonitza,lookingdownontheother sideofthemountain, n.e.andbyn. Averyhighmountain,perhapsthetopofMountAthos, visibleacrosstheGulphofMalia n.n.e. WewerenowuponthesummitofallthispartofOeta:andasthedescentbe gins here to the Straits of Thermopylae, this is perhaps that eminence of the mountainwhichboretheappellationofCallidromos,possiblyfromtheastonish ingbeautyandgrandeuroftheprospect,visiblealongthispartoftheViaMilita ris.“ ClarkeundCrippsübernachteteninMendenitsa/Bodonitsaundrittenweiter nachMolos,zudenThermopylenundnachZeitun/Lamia. Quelle: EdwardDanielClarke:TravelsinvariouscountriesofEurope,AsiaandAfrica. Part2:Greece,EgyptandtheHolyLand.4.Ed.London1818.S.284ff. 54 DieReisenden

1805 Edward Dodwell, Simone Pomardi und William Gell

DerArchitektEdwardDodwell(1776–1832)studierteinCambridgeundkam 1801zumerstenMalnachGriechenland,um„Antikenzuerforschenundnichts unbemerktzulassen“.SeineersteReisebeschränktesichimWesentlichenaufdie IonischenInseln,währendDodwellsweitereReisenauchdasgriechischeFestland umfasstenundsichbiszumJahre1806ausdehnten.SeinweiteresLebenverbrach teDodwellinItalien.Dodwell´sReisebeschreibungerschien1819undistinder FormeinesTagebuchesgehalten.ErverglichdieBeschreibungvonPausaniasmit derihmsichtbarenRealität,notiertejedenPunkt,dergeeigneterschienirgendein geographisches,archäologischesoderhistorischesInteressezuweckenundblieb dadurch nach Spon und Wheler eine hervorragende Quelle für die Zustände in Griechenlandum1800.

Abb. 11: Town of Salona, aus: E. Dodwell, Views and descriptions of Cyclopian or Pelasgic remains in Greece and Italy, intended as a supplement to his classical and topographical tour in Greece. London 1834. Pl. 32.

DieReisenden 55

AuchderArchäologeSirWilliamGell(1777–1836)hatteinCambridgestu diert, wurde 1801 in einer diplomatischen Mission auf die Ionischen Inseln ge sandt und nach seiner Rückkehr 1803 zum Ritter geschlagen. Er bereiste Grie chenlanderneutvon1804bis1806undbegleitetedabeiDodwellaufdessenzwei terReise.1811reisteGellerneutimAuftragderSocietyofDilettantinachGrie chenland.ImGegensatzzuDodwellwollteGelleinenReiseführerfürdieJacken tasche schreiben. Sein Augenmerk lag auf der Routen und Wegebeschreibung, wenigeraufderBeschreibungderAntiken.AkribischgenauverzeichneterStre ckenundzeitlicheEntfernungenzwischenLandmarken. DeritalienischeZeichnerSimonePomardi(1760–1830)schlosssichDodwell undGellaufderGriechenlandreise18041806an,umdiezeichnerischeDoku mentation der gefundenen Antiken zu übernehmen. Pomardi´s Reisebericht ist wesentlichknappergehaltenunderschienerst1820.Erverfassteca.600Zeich nungen,dieleidernurteilweisezusammenmitden400ZeichnungenvonDodwell 1821erschienensind,einzweiterTeilwurde1834publiziert.

Abb. 12: Parnassus, aus: Edward Dodwell, Views in Greece from drawings. London 1821. S. 200.

56 DieReisenden

Am 1. Februar 1805 schifften sich die Forscher in ein. In Galaxidi verließen sie das mit Stockfisch, Makkaroni und Stühlen beladene griechische Handelsschiff,mietetensichMaultierewegenderschlechtenStrassenundritten überAmphissa/SalonaundChrissonachKastriundDelphi. Am5.März1805zogenDodwell,GellundPomardiweiternachArachova, DistomoundDauleia,wosieam10.MärzdasDorffestmiterlebten.Am11.März rittensieweiternachPanopeusundLebadeia.NacheinerRundreisedurchBöo tien, Attika und Athen waren die Forscher am 19. Mai 1805 wieder zurück in ThebenundzogenandenunterirdischenVersickerungen(Katavothren)desKo paisSees vorbei nach Martino, Proskynas, Atalanti, Livanates, Longos, Anderas undMoloszudenThermopylen,Zeitun/LamiaundweiternachThessalien.

Abb. 13: Ruins of Lilaia, aus: Edward Dodwell, Views and descriptions of Cyclopian or Pelasgic remains in Greece and Italy, intended as a supplement to his classical and topographical tour in Greece. London 1834. Pl. 39.

AufdemRückwegvonThessalienbrachenDodwell,GellundPomardiam9.Juni 1805 von Zeitun auf und ritten nach Damasta, Nevropoli, Paliochori, Kamara, Lilaia, Amphikleia/Dadi, Tithorea/Velitsa, Turkochori, Drachmani und Elateia. Nach einem Besuch des KranaiaHeiligtums ritten sie zurück nach Drachmani DieReisenden 57 und weiter nach Bogdana, Exarchos, Kaprena/Chaironeia, Orchomenos und Lebadeia.Am14.Juni1805schriebDodwell: „AtthevillageofEleutaweendeavouredtoobtainsomeinformationconcern ing the Temple ofMinerva Kranaia; which, accordingto Pausanias, was twenty stadiafromElateia.Weweretoldthatsomeancientwallsandcolumnswereseen uponthehillsataboutthreequartersofanhourfromthevillage.Weaccordingly setout,accompaniedbyaguide.Weproceededinanortherndirection;and,hav ingcrossedastreamdescendingfromtheneighbouringhillswhichwerecloseon ourright,weascendedgently,andarrivedinhalfanhouratachurchwithsome blocksaboutit,andalargebrokenvaseofstone,apparentlytheancientreceptacle ofafountain,thathereissuesfromtherock.Inforteenminutesmore,wereached theruinsofthetemple,situatedpreciselyasPausaniasdescribesit,onasteeprock ofinconsiderableheightanddimensions.Itwassurroundedbyaperibolos.The southsideissupportedbyastrongfencewallofgreatantiquity,atpresentcom posedofelevenlayersofstones,constructedwithacertaindegreeofirregularity, nearlyapproachingthesystemofpolygons.

Abb. 14: Terrace Wall of the Temple of Minerva Kranaia, aus: Edward Dodwell, Views and descriptions of Cyclopian or Pelasgic remains in Greece and Italy, intended as a supplement to his classical and topographical tour in Greece. London 1834. Pl. 40. 58 DieReisenden

Thiswallisfurnishedwithseveraldrains,threeinaline,oneovertheother. Theperiboloswasclosedbyagate,thetracesofwhichareseenatthenorthwest angle, where we entered. Several foundations are discovered round the temple, whichprobablybelongedtotheporticos,andbuildingsforthepriestsandatten dants.Thetempleitselfwasofsmalldimensions,lessthantheTheseionatAth ens,andbuiltuponthesameplan.Thelowerpartsoffourcolumnsareyetstand ingintheirplaces.Theyareofstone,andflutedDoric;theyaretwofeetseven inches diameter, and the intercolumniations are four feet six inches. The view fromhencecommandstheplainofElateia,anditsmountains. WereturnedtoEleutabythesameroad,andquitteditthenextday,the15th, onourwaytoBoeotia.” BeiGellklingtdieStellefolgendermaßen: „Cross the road to Lempe from Tragomano, a village of 40 houses, 150 yards right. 15min:Atombleft.Thisisacippusofconsiderablesize,withitsinscriptionsand itsfunereallotus.Itiscalledbythepeasants“theoldwomanofElephta”.Leftof thisseemstohavebeenatempleandotherfoundations.Beforeitabrookfroma glenright,ontheeastsideofwhichisthefoundationofthewallofthecityEla tea. 3min:Ruinsofatempleinthetreesl[eft],200yards. 1min:Afoundationlikeatempler[ight].Walls.Achurchl[eft]. 1min:ThelowerwallofElatea. 4min:Twowallsfromthehillofthecitadel. 5min:ThefountainofthevillageofElephta,orElephte.Hereisthetowerofofa Turkishgentleman,whereapersonmaylodge.Thecitadelisconnectedwiththe hillbehindit,whichformsapartoftherangeofOetaandMt.Cnemisbyasortof isthmus. On the top are the vestiges of walls of very ancient and irregular ma sonry. Elatea was the capital of the ancient , and the largest city, except Delphi, which, in fact, pretended not to be in Phocis. It was a place of conse quence,asthefirstconsiderablecityonenteringGreecefromThermopylae.[…] TheaccountbyPausaniasoftheTempleofMinervaCranea,nearElatea,seemed sodistinct,thattheauthorandMr.Dodwellmadealittleexcursionforthepur poseofseeingit.ItistobefoundbyproceedinguptheglenbehindElephta,leav ingthebrookr.onthedirectroadtoTalanta,ancientlythenearestwayto andHyampolis.In30minutesachurch,afterhavingcrossed,athalfthatdistance, the brook, at its junction with another. At the churcha fragment of a column, vestiges,andafinefountain.In15minutesmore,observel.theterraceandperi bolusofthetemple.Thegatewasonthesouthside.Thecolumnsofthetemple were two feet seven inches in diameter, and the intervalls were four feet six inches.Achurchhasbeenerectedonthespot.Theviewisfinefromtheruins. The road to Bogdana or Hyampolis is very mountainous. The natives speak of otherruinsintheway.” DieReisenden 59

UndbeiPomardifindetsichknappfolgendes: „Eleftaèunpiccoloborgodisei,osettecase,delqualeèpadroneunTurco,pres soilqualealloggiammo:essogiacesullerovinedell`anticaElatèa,dellaqualecittà, chepureeralasecondadellaFocidedopoDelfo,secondoPausania,pochiruderi siriconoscononell`altosopraunachiesa.Mamoltiavanzirimangonodeltempio diMinervaCranèacitatodaPausaniastesso,dovenoiandammoilgiornoseguen tetreoreavantimezzodì.Dopounaoradicamminoassaimalagevole,arrivammo allerovinediesso,eviosservammoavanzidimuradipietrequadrate;nelsitopiù altoravvisammolevestigiadelrecintosacrocostruttoancheessodipietrequadra te, e fra que`ruderi scorgemmo tre pezzi di colonne doriche, le cui scanalature erano larghe sette oncie, e che appartenevamo propriamente al tempio. Dopo essere restati in quel luogo circa un`ora, tornammo ad Elefta, e quindi due ore dopomezzodìneripartimmo,diriggendociaCàprena.” Quellen: EdwardDodwell:AclassicalandtopographicaltourthroughGreece,duringthe years1801–1806.London1819.Vol.1,S.143ff.;Vol.2,S.57ff. SimonePomardi:ViaggionellGrecianeglianni1804,1805e1806.Roma1820. S.13ff. EdwardDodwell:ViewsinGreecefromdrawings.London1821. William Gell: The itinerary of Greece containing one hundred routes of Attica, Boeotia,Phocis,andThessaly.NewEd.London1827.S.215ff. Edward Dodwell: Views and descriptions of Cyclopian or Pelasgic remains in Greece and Italy, intended as a supplement to his classical and topographical tourinGreece.London1834.S.18ff.

1805/06 William Martin Leake Captain William Martin Leake (1777 – 1860) wurde 1799 nach Konstantinopel gesandt,umdenTürkendiePraxisdermodernenArtillerienahezubringen.Er bereisteimJahre1802imAuftragdesbritischenMilitärsAthenundZentralgrie chenland,dochleidergingenseineAufzeichnungenausdieserZeitverloren,als das Schiff „Mentor“ mit den Elgin Marbles vor Kythira versank. Leake befand sichdabeianBord,verhinderteeinePanikundorganisierteanschließendTaucher, diedieSkulpturenausdemMeerretteten.1804wurdeererneutnachGriechen land geschickt, um die ottomanischen Verteidigungsmöglichkeiten gegen eine eventuellefranzösischeInvasionzueruieren.IndieserHinsichtwarerderGegen spielervonFelixBeaujour.AlsdieHohePfortedanneineAllianzmitFrankreich 60 DieReisenden schlossundderKriegzwischenderTürkeiundEnglandausbrach,wurdeerbis Oktober1807inThessalonikiunterHausarrestgestellt.1808beordertemanihn alsbritischenGesandtenandenHofvonAliPaschainIoannina,wosichAnfang des19.Jahrh.fastallegriechischenReisendentrafen.1815verließLeakedieAr mee und widmete sich fortan nur noch topographischen und archäologischen Forschungen.LeakesAufzeichnungensind–wenigüberraschend–extremaus führlichundsehrgenau.Sieerschienensehrspätundsindbisheuteeinederzu verlässigstenQuellenfürdiefrüheTopographievonZentralgriechenland. LeakeerforschtediePhokisundLokrisaufseinerzweitenReise1805.Am28. November1805erreichteervonZeitun/LamiaunddenThermopylenherkom mendMendenitsa/Bodonitsa. „Pundonitza,orBundonitza,accordingtothevulgarenunciationoftheinitial P,isabishopricoftheprovinceofAthens,underthenameofMedhinítza,and thechiefplaceofaTukishdistrictcomprehending30villages.Thetown,which contains115greekfamiliesand50Turkish,standsonthefootofasteeprock, occupiedbyacastleofthemiddleages,inthewallsofwhicharesomeportionsof Hellenicmasonry,showingthatitwastheofoneofthetownsofthe Epicnemidii.Thehillrisesfromanelevatedplain,stretchingalongthefootona ridgewithconnectsthesummitsancientlynamedCallidromusandCnemis.The lattermountain,whichcommencesattheendofthisplainandextendstothatof Tálanda,iswoodyanduncultivated,andisheregenerallyknownbythenameof Karyá,fromthenearestvillage.HalfwaytowardsitfromPundonítzathepassof Fondána leads over the ridge to Turkokhório, or Essed, in the plain of the Cephissus.” Am 29. November ritt Leake weiter über den Kleisourapaß nach Dernit sa/Tithroni, Amphikleia/Dadi und Tithorea/Velitsa. Von dort aus besuchte er Turkochori, Drachmani und Elephta/Elateia und zog weiter nach Dauleia. In AgiosVlasiosangekommenvermerkteer: „OnthissideofMountOeta,itmayberemarked,thatitinerantsalesmen,and evensaleswomenaretobemettravellingsingly,whichishardlyevertobeseen beyondThermopylae.Duringthelasttwodayswehavemetseveralpersonsfrom Aspraspítiasellingfreshseafish;andat´AioVlasihavefoundacaravanofasses ladenwithcornandkalambókki,andconductedbyanAgrafiotewoman.Tobe abletodothis,ortowearsuchcapsasthatjustmentioned,withoutrisk,impliesa greater degree ofsecurity than the Christians enjoy to the northward of Mount Oeta.” InderNähevonKápurnaidentifizierteLeakedieRuinenvonPanopeusund ritt weiter nach Lebadeia und Orchomenos/Skripu. Am 9. Dezember 1805 er reichteerbeiExarchoswiederdiePhokisundidentifiziertedieRuinenvonAbai: „OnapeakedhillaboveExarkhó,tothewest,aretheruinsofasmallpolis, probabyAbae.Thehillbeing,likealltheothersofthisrange,abareruggedrock DieReisenden 61

Abb. 15: The Western Part of Boeotia with the adjacent borders of Phocis (Ausschnitt), aus: W.M.Leake: Travels in Northern Greece. Vol. 2, London 1835. ofwhitelimestone,andthewallsbeingbuiltofthesamestone,theruinsmight easilybepassedwithoutnoticeatashortdistance,althoughnearlyhalftheheight ofthewallisinsomeplacesextant.[…]Havingdescendedthehillonthewest, passedthrougharavine,andenteredtheplainatapointwhichishalfwayonthe road from Exarkhó to Vogdháni, we arrive a little farther at a small eminence advancingintothevalley,uponwhicharesomeremainsofasquarebuildingof regularHellenicmasonry,butbuiltofstonessmallerthanusual.Thelowerpartof thewallofonesideoftheinclosureisextant,togetherwithaportionofoneof theadjoiningsides.Withintheinclosedspaceliesalagesquarestone,withasim plemoulding,togetherwithanother,circularandpiercedinthemiddle,probably theperistomiumofacisternorgranary.Ihavelittledoubtthattheseareremains ofthetempleofApolloofAbae.” 62 DieReisenden

NachderErkundungvonBogdanaundHyampolisfolgteLeakederLeopho ros des Pausanias und erreichte am 10. Dezember Atalanti, wo er einige In schriftenkopierte. „Dec.11.–AfteremployingthemorninginatouraroundTálanda,Iproceed at 1.30, on my return toLivadhía, by the way of Parapotamii, and theBoeoto Phocicstraits.At2.20leavetheroadtoVogdhániontheleft,andcrossintothe littlevaleofPurnári,whichisconnectedwiththatofVáltesi,thoughalowridge immediately above the latter village separates the course of the waters, flowing respectivelytotheOpontianbayandtotheCephissus.At3,leavingVáltesialittle ontheleft,weascendacultivatedchampaign,whichisseparatedfromthevalley ofKhúbavoandBélissibytherockymountainonthewesternsideofthepassof Hyampolis;andontheothersideisboundedbytheruggedheightsextendingto Elateia,andinthedirectionofCnemis.Inthemidstofthiselevatedvalleystands thesmallvillageofKalapódhi,werewearriveat3.25,havingstoppedafewmin utes at a ruined church on the side of the road, composed almost entirely of wroughtstonesandotherHellenicremains,amongwhicharesomeportionsof frizesandarchitraves;alittlefarthertwopiecesofalargeDoriccolumn,4feet2 inchesindiameter,lienearlyburiedintheground.Thesedimensionsindicatethe formerexistenceofsomelargebuildinginthisplace.” FälschlicherweiseidentifizierteLeakedieseRuinenalsdasantikeNaryx,dann ritterweiternachSfaka,Meralí,Khúbavo,Parapotamioiund.VonThe benauserforschteerBöotien,rittbisnachAttikaundAthen,kehrtenachBöotien zurück,erkundetedenHelikonunderreichteam7.Februar1806HosiosLukas. SeinenächstenStationenwarenAspraSpítia,DhesfínaundDelphi,daserbereits im Juli 1805 besucht hatte. Am 10. Februar 1806 verließ er Delphi und ritt 2 Stunden bis Amphissa/Salona, von dort aus erkundete er Kirrha und Galaxidi. Am12.FebruarbrachervonSalonaausaufnachLidhorikiundNaupaktos. Quelle: William Martin Leake: Travels in Northern Greece. Vol. II. London 1835. S.161ff.

1806 Henry Raikes HenryRaikes(1782–1854)wareinbritischerKleriker,der1805und1806eine Europatourunternahm.ÜberseinePersonistnurweniginErfahrungzubringen, er selber hat seine Reisebeschreibungen leider nie veröffentlicht. Vaudoncourt (s.u.)zitierteinenTeildesihmoffensichtlichvorliegendenBerichtesvonRaikes, DieReisenden 63 derseineRoutevonThebennachNegroponte/Chalkis,anderKüsteentlangbis MartinoundandenKatavotrenentlangzurücknachThebenbeschreibt.Einwei tererTeilvonRaikesBerichtwurdeleiderauchnurinAuszügenvonRobertWal poleineinerSammlungvonReiseberichtenveröffentlicht.HierBeschreibtRaikes denAufstiegvonArachovazurKorykischenGrotte: „March19–IquittedthevillageofAracovaathalfpastseven;themasterof thecottageinwhichIhadsleptundertooktoguideustotheCoryciancave,with thesituationofwhichheappearedacquainted.WelefttheroadtoCastriwhich continuedtorunalongthenarrowvalleybetweenthetwomountains,andturning totherightbegantoascendtheslopeofParnassusbyasteeproadimmediately fromthevillage.ThedeclivitywascultivatedwithanindustryworthyofSwitzer land.Everyspotofvegetablesoilwascoveredwithlowvines;andIremarkedone attention to the value of productive ground which occurred no where else in Greece. The shallow soil was sometimes interrupted by great masses of rock whichrearedthemselvesabovethesurface,andthecarefulhusbandman,unwill ingtolosethecorneronwhichhemustotherwisehaveheapedtheloosestones gatheredfromtherestofthefield,hadraisedtheminpyramidsonthesemasses. […] Thevineyardsweresoonpassed,andtheascentbecamemoreandmoresteep, until,inanhour´stimefromAracova,Iwassurprisedbyenteringonawideplain ofconsiderableextent,andundercultivation,whereIexpectedtoseenothingbut rocksandsnow.HighabovethiswideleveltheridgesofParnassusroseonthe northandeast,coveredwithsnowandhidinclouds.Theplainbeforemecould notbelessthanfourorfivemilesacross;alagedulllookingvillagewasplacedin themiddleofit;alake,withbanksmostbeautifullybroken,wasonmyleft.Not having seen the other side of Parnassus, I have nomeans of judging as to the advantagesoftheridgeaboveTithorea,whichHerodotusmentionsastheretreat ofthePhociansduringthePersianinvasion.[…] Werodeacrosstheplaintowardsthenorth,andleavingourhorsesatthefoot oftheascentwhichboundedit,climbedupasteepandbushyslopetothemouth oftheCoryciancave.Ihadbeensorepeatedlydisappointedwithscenesofthis kind,theyhadsogenerally appearedinferiortothedescriptionsgivenofthem, thatIexpectedtomeetwiththesamereversehere,andtofindnothingbutadark narrowvault.Iwas,however,tobeforonceagreeablysurprised;thenarrowand lowentranceofthecave,spreadatonceintoachamberof330feetlong,bynearly 200wide;theStalactitesfromthetophunginthemostgracefulforms,thewhole lengthoftheroof,andfell,likedrapery,downthesides.Thedepthofthefolds wassovastandthemassesthussuspendedintheairweresogreat,thattherelief andfullnessofthesenaturalhangings,wereascompleteasthefancycouldhave wished.[…] At the end of this great vault, a narrow passage leads down a wet slope of rock;withsomedifficulty,fromtheslipperynatureofthegroundonwhichItrod, 64 DieReisenden

Iwentaconsiderablewayon,untilIcametoaplacewherethedescentgrewvery steep,andmylightbeingnearlyexhausted,itseemedbesttoreturn.“ Quelle: Robert Walpole: Memoirs relating to European and Asiatic Turkey, and other countriesoftheEast.2.Ed.London1818.S.298ff.

1807 Frederic Guillaume de Vaudoncourt FredericGuillaumedeVaudoncourt(1772–1845)warfranzösischerGeneralund Kriegshistoriker.1797wurdeervonNapoleonzumBefehlshaberüberdieArtille rie der Cisalpinischen Republik ernannt und 1801 zum Oberbefehlshaber der ItalienischenRepublik.1807befandersichamHofvonAliPaschainIoannina undbereistedessenProvinzen,umdieVerteidigungsanlagenzuüberprüfen.1812 nahmeramrussischenFeldzugNapoleonsteil. Vaudoncourts Interessen in Griechenland galten ausschliesslich der inneren Verwaltung des Türkischen Reiches. Seine Beschreibung Griechenlands ist sehr knappgefaßtundbeinhaltetdiegeographischeAufteilungderProvinzen,dieneu entürkischenNamenalterOrte,dieEntfernungenundStrassenverbindungen.Sie ist ergänzt mit Reisebeschreibungen anderer Forscher wie z.B. Clarke. Vaudon courtselbsthatseinehandschriftlichenAufzeichnungennieveröffentlicht,stellte sieaberfüreineenglischeÜbersetzungzurVerfügung,dieimJahre1816erschien. DiePhokisbeschreibtVaudoncourtziemlichsummarischundnichtimmerganz korrekt,wasvielleichtdaraufschließenlässt,daserselbstgarnichtvorOrtwar. DennochistdieAufzählungderStrassenverbindungensehrinteressant. „To the South of the Opuntian Locrians and the was the ancient Phocis,whichcorrespondstothepresentdistrictofEsedabad,andpartofthose of Salona and Thebes. On the margin of the gulf of Lepanto, the first port of Phocis was that of Billis, now port Janitza, at the foot of Mount Phoenix, or Citheron.InfollowingthesamedirectiontowardsSalonawecometoAspropiti, formerlyAntycira,andafterwardstoMideon,whichhasretaineditsoriginalname. At the bottom ofthe gulfof Salona, and atthe mouth of the river descending fromthelattertown,wasCyrrha,ofwhichacustomhouseisallthatnowremains. MoretotheN.ontheriverPlistus,isKrissa,whichhasalsoretaineditsancient name of . At asmalldistance towardsthe N.E.of Krissa was the city of Delphos,celebratedforthetempleandoraclewhichexistedthere;atpresentitis a village calles Kastri. On the road from the latter toLivadia we find Arakova, whichhastakentheplaceofAmbrissus.OntheroadfromAspropititoLivadiais DieReisenden 65

Stiris,thenameofwhichhasnotbeenchanged.BetweenStirisandMideonfor merly stoodTrachis,nowDestina.In ascendingthecourse of the Cephisus, or Mavronorò,ontheroadfromLivadiatoZeitoun,wesuccessivelypassbyBasso, Mavroneró, and Scripo, which anciently were Panopus, Peripotamis, and Philo bates.BelowSkripo,atasmalldistancefromtheCephisus,isKiapori,anciently Hyampolis.OntheroadleadingfromArakovatoZeitounwemeetwithLikora andDoulia,whichstandintheplaceofLicortaandDaulis.Onthedirectroute fromSalonatoZeitoun,afterpassingMountLiakora,orParnassus,wedescendto Agoriani,formerlyTithorea.OntheothersideoftheCephisus,andonthesame road,areDadiandStouvala,ancientlycalledAmphicleaandLilea.BetweenDadi andDoulia,ontheleftbankoftheCephisus,isasmalltownofTurkochori,capi talofthedistrict,andoccupyingtheplaceoftheancientElatea.” DieBeschreibungderStrassenverbindungeninZentralgriechenlandliestsich folgendermassen: „From Zeitoun, by following the road along the seacoast and after passing severaltorrents,infourhourstimewecometothederventoftheThermopylae, after which we enter on Mount Oeta, or Koumaita, and spend three hours in crossing it before we reach the banks of the Cephisus, which we pass an hour afterwards,andinthespaceofthreehoursarriveatLivadia.[…]FromZeitoun there is also another road sometimes frequented by the caravans, which leads directly to Salona in 16 hours.By it we go fromThermopylae to the village of Stouvala, situated on Mount Oeta, in four hours; thence we descend to Dadi, situated on the banks of the Cephisus, or Mavronoró, in two, and then ascend duringtwohoursasfarasAgiorani,atthefootofMountParnassus,andthenceto Salonainfourhours.” InVaudoncourtsKritikderGriechenlandkartevonBarbieduBocageindem RomanvonBarthelemy,„DieReisendesjungenAnacharsis“,findensichfolgen deEntfernungsangaben: «DeConstantinopleàAthènes,194½heures:[…] Zeitoun Pontdel´Hellada heures1 Thermopyles heures3 Nissa heures½ Mola heures1½ Turkochorio heures6 Kaprena heures3… DeConstantinopleàLepante,183½heures: Zeitoun heures156½ Pontd´Hellada heures1 Leftochori heures6 HanGravia heures5 66 DieReisenden

Salona heures6 Karavari heures4 Lepante heures5 AutreroutedeZeitounàSaloneparDelphes,32½heures: Livadi heures18 Arakova heures7½ KastriouDelphi heures4 Salona heures4» Quellen: FredericGuillaumedeVaudoncourt:MemoirsontheIonianIslands,considered inacommercial,political,andmilitary,pointofview.Translatedfromtheorigi nalineditedMSbyWilliamWalton.London1816.S.170ff. Frederic Guillaume de Vaudoncourt: Memoire annexe a la Carte de la Turquie d´Europe.Munic1818.S.73ff.

1809 John Cam Hobhouse JohnCamHobhouse(1786–1869),derspätereLordBroughton,reistezusam menmitseinemFreundLordByrondurchEuropa.ImOktober1809trafensie amHofvonIoanninaein,wosiemitLeakezusammentrafen.MitdessenReise vorschlägenversehenrittendiebeidenFreundebis1810durchGriechenland,eine zweite Reise fand 1816 bis 1817 statt. Hobhouse veröffentlichte seine Reisebe schreibungbereits1813,dochwarenseineAngabennichtimmerzuverlässig,was unteranderenauchLeakeveranlasste,HobhouseaufseineFehleraufmerksamzu machen.Mitüber70JahrengabHobhousedaher1858eineneue,korrigierteFas sungheraus. AufihrererstenReise1809wolltenHobhouseundByroneigentlichdirektmit dem Schiff nach Athen, doch im Hafen von Amphissa/Salona verließen sie ihr Schiffundrittenam16.Dezember1809überChrissonachDelphi.Siebesichtig tenDelphiunddieKastalischeQuelle,stiegenaufdenParnasshinauf,nachAra chova wieder hinab und gelangten am 18. Dezember nach Lebadeia. Von dort rittensieweiternachOrchomenos/Skripu,ThebenundAthen. InHobhousehandschriftlichemTagebuchfindetsichfolgender,sehrausführ licherEintrag: DieReisenden 67

„SaturdayDecember16th1809 Set out one from Crissos to Delphos on five horses. Ascended the hill on whichCrissostandsupastoneypath,therockybare mountainbeingapartof Parnassus,whosesummits,however,weretotallyinvisible,andperhapscannotbe seenatanytimefromthisspot.Afteraboutanhourscalingthesideofthehill, sawthefirstantiquity,whichisalargepieceofrock,thathasapparentlyrolled downfromtheplace,andcontainsanexcavationformedforatomb,aswewere told,beingasegmentsomethinglessthanasemicircle.Gettingalittlehigheris another immense stone of a regular shape, which has also been torn from its place, and just above is a small cave where there are three regularlyexcavated hollows, one filling up each side, containing, besides the oblong grave, an oval nichewherethelampofthedeadmaybesupposedtohavebeenplaced. AlittlefurtherupthesteepyouhavethefirstviewofCastri,asmallmudtown situatedtotheleft.Alittleofanaturalamphitheatre,inwhich maybeseenrowsofancientwallsrisingalittleabovetheearth,inanorderso regular as to give the appearance of some vast theatre to be the whole of this place.Alloftheseremnantsofwallsarecomposedofstonesofabouttwofeet andahalfinlength,andaproportionatebreadthandthickness.AboveCastriisa perpendicular ragged rock, below is a steep descent into the vale covered with olivetrees,throughwhichrunsabrookinthebedofariver,ancientlythePlistus. Ontheothersideofthevalearehillsofstone. Afterthefirstsightofthetownyouareledtoacaveinthesideofthehill,to whichtheyhavenowadjustedadoorofpinewood,andinwhichitseemsthey occasionallykeepsomeoftheircattle.Thisisasmallcavewithanarchedroof, containingthreearchedsides,overthewhicharetwoovalexcavations.Overthe oppositedooristhecarvedheadofsomeanimal,lookinglikeahorse,butmuch battered.Therearealsopiecesofasbestosinoneofthearches.Underneaththis caveisadepth(Βαθυ)whichmyconductoraffirmedtobefifty̟ηχεςattheleast– thisthenmayhavebeenthroneofthePythoness,buttheverydiminutivesizeof the cave itself is something against such a supposition. The inhabitants of the country,however,believeittobethesacredspot–for,“Here,”saidourguide, “here the Greeks worshipped in the days of Apollo, the King of this part of Greece”. Alittlelowerdowntotherightisasmallchurchbuiltonaspotofflatground, whereisalargepieceofancientwall,wherearepiecesofmarblefinelyworked, andthecapitalsoftwocolumns.Goingintothemiserablevillagewegotintoa house, the underroom of which was on one side composed of ancient stones, entirelyfullofinscriptionsthatappearedtousundecipherable.Thenwevisited two fountains, one a little above the other, of modern workmanship, and not more beautiful than those common in Greece, at which the women wash their clothes.AwomanofCastritoldusthattheyhaveboththesamewater,whichis 68 DieReisenden notimprobable–oftheupperfountainwehavegotonebottleofwater,asthis maybeoneofthesacredsprings. Thencedescendedtoaspotbelow,whichisthemoststrikingintheplace,be inganimmensecleftwhichrendsthemountainfromtoptobottom,andgivesa passagetoastreamwhichflowsfromoneofthetwotopsofParnassus–ofthis alsowetookabottlefull–herewescrambledupsomeheightintothecleft,and hereweoughttohavefelt“thepoeticinspiration,”&c.&c. Asmallhut,sacredtoStJohn,whichwillcontainaboutfourpeople,servesto preservearemainofalargeflutedpillarandtwomarbleslabs.Thisisjustatthe righthand,enteringthecleft.Below,inasmallgroveofolivetrees,isamonas tery.Thisweentered–here,supportingashedofabalconystretchingoutfrom thechapelofthemonks,aretwomarblepillars,elevenfeetperhapsinheight–on oneoftheseisscratchedthenameof“ABERDEEN,1803”and“H.P.HOPE 1799”,towhichwenowaddedourown.[…]

Abb. 16: Ruins of Delphi, aus: Edward Dodwell: Views and descriptions of Cyclopian or Pelasgic remains in Greece and Italy, intended as a supplement to his classical and topographical tour in Greece. London 1834. Pl. 34.

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“Thewoodsthatwaveo’erDelphi’ssteep”arenomore–thelaurelofTempe isnottobeseen,andtheonlyspotonwhichitappearspossiblethatthePythian gamescouldhavebeenexhibitedisonacircularflatofnogreatextentabouta mile from Castri, a little lower on the hill, where are some remains of ancient walls.Divestedofitsancientname,thisspotwouldhavenothingveryremarkable or alluring, indeed, itseems extremely adapted for the purpose to which it was put,thewholesideofthemountaincontainingcavernsinwhichthetreasuresof theGreekscouldbesafelydeposited.FromCrissoitisaboutonehour’srideofa perpetualascent,andthusmaybesaidperhapstobeamileandahalfuptheside ofthehill,thevalebelow,whichisverynarrow,hasaninvitingappearance,and formsapleasingcontrastwiththeasperityandtotalbarrenessofthemountain side. Castriisbuilt,indeed,ashighupthemountainaspossible,asallaboveisone precipiceofrock.SpentthisdayatCrisso,andnight,havingkilledalambvalue sevenpiastres,whichwasexquisite. SundayDecember17th1809 Setoutattwoo’clockforLivadia.Roaddownthevalleytothenortheast,very narrow–gardensofthevillagers–apieceofancientbuildingtotheleft,immense precipiceofrockunderDelphi–morehighthanappearedfromCastri–several perforationsintherock.Roadcontinuesforaboutanhourinthenarrowvalley, andthenascendsthelefthandhill,andCastriappears.Passastreamusedtoturn amill,andconveyeddownseveralsmallprecipicesthroughlongcircularwooden troughs – a romantic millhouse, and a small aqueduct with one arch for this stream.ThisstreammaybeCastalia,asitissprungfromeitherafountainatthe footof,oronthetopof,Parnassus.Stillclimbingupthehill–allolivetreesbe low,andvineyardsonthesideof,thehill,cametowherearoadpathcomesdown fromParnassusfrombehindthelefthand–arriveatArachovafourhoursatown withhousesonthehill,apparentlyonthelevelalmostwiththemountainsonthe othersideofthevale.Cogiaagain,withwomentolerable.Observethepeoplein thiscountrymoregladandlessterrifiedatseeingus.Danceatnight,withaterri bledrumandasqueakingpipelikeacandlestick,onwhichthepiperplayedwith contortions. Women dancing, not unpleasant, with two snotty handkerchiefs, whichthemenalsoalwaysmakeuseof–partliketheslowpacesofacotillion.To bedone,about–aboyherehasbeentoMalta,whichthepeopleofthiscountry seemtoconsidertheUltimaThule. MondayDecember18th1809 Upwiththesun.Inthreehours,[at]halfpastten,setoff.Roadforhalfan houralongthesideofahill,east,thendownintoavale.Romanticappearanceof ArachovajustunderthemanycragsofParnassus(Liakura).Roadeastalongthe valefortwohours,thensouthforanhour,tillcomingtoabrookthepathgoes oninawidevaletoDistomo/Ambrosso,whichitreachesinanhour.Wetook theroadtotheeast,gettingagainbetweenrockyhills,toreachLivadia,whichwe 70 DieReisenden didbysixinthemoonlight.Thecountrywild,heathy,inhillockstillwithinhalfan hourofLivadia,whenthereareenclosuresintheEnglishstyle,andsomeappear anceofcultivation.Livadiamaybeseenatthreehours’distancefromtheroadwe came,andthefineplainbeyonditfromclosetoArachovalookinglikethesea.It isastonetownwithsixmosquesandsixchurchesand1,500houses(ahundred Turkish), and the Archon Logotheti has a magnificent mansion, in two capital rooms of which we are lodged. The dinner however, of fowls only, puts us strangelyoutofsorts[…]tobedeleven.Fineday.” In der später überarbeiteten Fassung seiner gedruckten Reisebeschreibung stehtunterdem16.Dezember1809nurnochsehrknappfolgendes: „ItiscertainlyfromthevalleyofthePlistusthattheappearanceofParnassus isthemoststriking;andtheancientGreektraveller,whobelieveditthefavoured mansionofhisgodsandthecentreoftheuniverse,andfromthispositionsawthe rockysummitrisinginablazeoflightintotheclouds,musthavebeenagitatedby amingledemotionofpietyandfear.Severalcavernsaretobeseeninthesidesof therock,someofwhichmaybesupposedartificial.Leavingthevalley,webegan toascendthesideofthemountain,inordertogettothevillagewherewewereto sleep.InalittletimewehadaviewofKastri,toourleft,andratherbehindus.We crossedthestreamofthePlistus,which,initspassagedownthehill,turnstwo largeovershotmills.Fromthefirstmill,closetowhichwepassed,thetorrentwas conveyeddownseveralsmallprecipicesinwickertroughs,andthenoveranaque duct of two arches, connecting two hillocks. The side of the mountain is here coveredwithvineyards,andthevalleywithgrovesofolivetrees. We continued in a slanting direction, ascending a very rugged steep, till we cametowhereapathfromthenorthwards,thatleadsfromthesummitsofthe mountain,crossestheroad,orratherformsanacuteanglewithit.Bythispath Wheler descended, after his ineffectual search for the Corycian Cave. We were nowmuchhigherthanthepositionofKastri;therocksofMountCirphisap pearedlikeaplainonalevelwithus;yetwestillascendeduntilwearrived,infour hoursfromCrisso,atArakova,whichisthemostconsiderabletownonLiákura.It is built of stone, and contains, perhaps, three hundred and fifty houses, of the poorersort,inhabitedbyGreeks.” Quellen: The diary of John Cam Hobhouse, assembled by Peter Cochran 2002. http://www.hobbyo.com<30.4.2008>. JohnCamHobhouse:TravelsinAlbaniaandotherprovincesofTurkeyin1809 and1810.2.Ed.London1858.Vol.1.S.197ff. DieReisenden 71

1810 William Haygarth Über William Haygarth ist leider nursehr wenig bekannt. Er war der Sohn des bekanntenbritischenArztesDr.JohnHaygarth,studierteinCambridgeundab solvierteimJahre1810seine„GrandTour“durchGriechenland.Poetischbegabt, veröffentlichteerseineEindrückeinGedichtform.IndenAnmerkungenzusei nenGedichtenzitierterauchAuszügeausseinemTagebuch. Haygarth kam aus Thessalien und erreichte am 18. September 1810 Zei tun/Lamia.InseinemTagebuchschreibter: „OnourarrivalatZetouniwefoundthetowninmuchconfusion.Apartyof robbershad descended inthe night fromthe neighbouring mountains, attacked thehousesofsomepoorGreeks,carriedoffthreeemen,andkilledanother.They wereconveyingthecorpsoftheGreekwhohadbeenmurderedtothegraveas we entered the town, and the crowd who followed the body were singing a mournfulfuneraldirge.AverylargebandofTurkishandGreekrobbers,about fivehundredinnumber,infestthemountainsofOeta.Theyarehardyanddaring, andtheirmethodofproceedingismorelikeregularwarfarethanrobbery.They sendtodemandacertainsumfromthedifferenttownsinthevicinity,andiftheir orderisnotcompliedwith,theyattackandsetfiretothehabitations.” Dichterischverarbeitetklingtdasfolgendermaßen: “Therobbersofthemountains,andamidst Thewilduproar,rushontheirtremblingprey, Teartheyoungdaughterfromtheagedsire, Andfromherloverdragtheweepingbride; Thenightreechoeswiththevoiceofgrief, Andshrieksandwailingsloadthemournfulbreeze.” Am19.SeptemberrittHaygarthweiterzudenThermopylenundnachMolos. LeideristausseinenTagebuchauszügennichtzuentnehmen,welchenWegHay garth von hier aus nach Delphi genommen hat, er scheint jedoch nicht über Amphissa/Salona,sonderneherüberdenParnassgegangenzusein. „YeDelphianshades, Yedrearysolitudes,yeterrorsstern, Ofcaveandyawningdell,wheresilenceholds, Herempireunmolested,savebysounds Ofsavagemelody,thewildbeasts´roar, Orrushofdistantwaters;yegrayrocks, Cleftbythemidnighttempest,shootinghigh Yourruggedtops,withgrassandlichenwreath´d, ToHeave´n;yeolivegroves,whichwaveyourboughs Tothehoarseblastthatsweepsthemountain´sbreast, WithpleasingdreadIviewyou,andconfess Anawewhichoverpow´rs,yetcharmsthesoul.” 72 DieReisenden

“Delphi(nowCastri)issituatedontheS.sideofParnassus,ataconsiderable elevationabovethebaseofthemountain.Twoprecipitouspeaks,whoserugged sidesarestainedwiththetintsofage,andpartiallyoverhungwithshrubsandwild flowers,riseabruptlyoverthetown.Theyappearasifseparatedbysomeviolent shock,andthroughtheinterveningchasmdescendthefountainofCastalia.The prospectisshutinoneverysidebyastupendousamphitheatreofrocks,except towardsthesouth,whereanopeningdiscoversamostbeautifulviewoftheplain ofCrissa,theSinusCorinthiacus,andthemountainsofthePeloponnesus.Delphi, fromitsancientcelebrity,anditspresentromanticappearance,isoneofthemost interestingplacesinGreece.[…] TherockybedofCastaliaiscomposedofimmensecliffs,whichriseperpen dicularlyoneachside,andblackenwiththeiroverhanginggloomthewatersofthe fountain.ThestreamwhenIsawitinSeptemberwasinsignificantinsize,butin winteritisswelledtoaconsiderabletorrent.Insteadofinspiringpoeticvisions,it nowservesasawashingplaceforthewomenofCastri;andthewatersinwhich thevirginsofthetempleusedtoleavetheirlonghair,nowpurifiesthegarments ofthedegeneratedwellersonParnassus.” VonDelphiausrittHaygarthnachArachova,überdieSchistenachDauleia underreichteam25.September1810Theben. Quelle: WilliamHaygarth:Greece,apoem,inthreepartswithnotes,classicalillustrations, andsketchesofthescenery.London1814.S.145ff.

1810/11 Otto Magnus Freiherr von Stackelberg und Carl Haller von Hallerstein Otto Magnus Freiherr von Stackelberg (1787 – 1837) reiste mit den dänischen Archäologen Peter Bröndsted und Georg Koes, dem deutschen Maler Jacob LinckhunddemArchitektenCarlFreiherrHallervonHallersteinvonRomaus nachGriechenland.DasErgebnisderReisesollteineinemgemeinsamenarchäo logischen Werk veröffentlicht werden und Stackelberg hatte die Aufgabe des Landschaftsmalersübernommen.DieGruppekamperSchiffausPatras,mußte wegenwidrigerWindeindenGolfvonSalonaeinlaufenundnutztedieGelegen heitzueinemBesuchvonDelphi.ImSeptember1810schreibtStackelberg: „Auf Mauleseln ging es durch das Thal von Chryso und weiter die steilen Bergpfadehinauf.TreiberundMatrosenbildetendieNachhutdeslangenZuges. DieReisenden 73

Vor uns thürmten sich Felsmassen, grau und kalt von Farbe. Nur am Fuß der Berge war das nackte Gestein hin und wieder durch hochockergelbe Flechten gefärbt.MitdemihneneigenenScharfsinnfandendieMauleseldenunkenntlichen Pfad,welchersosteilemporstieg,alssolltedieReisehimmelanführen.Weitund sonnigwarderRückblickaufdasMeer,denHafenunddieschroffenFelsendes Peloponnes.WirkamenzurrauhenSchlucht,demKnotenpunktdreierStraßen, dienachSalona,nachBöotienundandenKrissäischenMeerbusenführen.Trotz derSchönheithochbewaldeterFelsen,warenwirtiefergriffenvonderbeengen den Hoheit und Einsamkeit des düsteren Thales. […] Von der Schiste aus, so nennt der Grieche denDreiweg, führte die nordwestliche Schluchtnach Kastri. Eine regelmäßige Klippenreihe zog sich am Grunde hin. Kunstreiche Gräber waren in den lebendigen Fels gehauen. Sarkophage, Altäre, architektonische Bruchstücke aller Art, zum Theil mit räthselhaften Inschriften versehen, lagen verstreutumher.JetztschlangsichderPfadrechtsindieHöhe.Inunverhüllter MajestätleuchtetenunsdiemächtigenFelshörnerdesParnassosentgegen.“ LeiderlegteStackelbergdieSchisteOdosaneinevölligfalscheStellewestlich vonDelphi. ImTagebuchvonCarlHallervonHallerstein(1774–1817)findetmanunter dem7.September1810folgendeausführlichereEintragungen: „DerWegführteübereinekleineAnhöhe,wowirindasTal,inwelchemder Pleistusherauskommt,gelangten,unddasdieschönstenÖlbäumeenthält,dieich nochjetztgesehenhatte.Wirpassierteneinenkleinen,aberjetztganzausgetrock netenFlußundstiegenvonda,schonamFußedesParnaßallmählichbergan.Der PleistusbliebzurRechtenundjenseitsdesselbenwuchsderBergCirphisempor. Alswirschonetwashöhergekommenwaren,konntenwirindasTallinkerHand undSalonaaufeinerAnhöheliegensehen. Wir kamen in dem Dorf Crissa an, das an der mittägigen Seite des unteren TeilsdesParnaßaufeinemflachenAbhangzwischenGärtenvonWein,Öl,Gra natenetc.liegt.WirtrafenindessenMitteaufeinenBrunnen,dersehrgutesWas serenthieltundandemmichdieSchönheitmehrererwaschenderBauernmädchen überraschte.DieNeugierdezogbaldMenschenvonallenSeitenherbei,undich fand,dassdieSchönheitdesweiblichenGeschlechtshiernichtseltenist.Ichsah inderTatMädchen,diesowohlanGesichtsbildungalsauchanWuchssehrrei zendwaren,wozubesondersdieFülleihrerjugendlichenGesundheitvielbeitrug. WeiterobenziehtamBergzurRechteneineterrassenförmigeFelswandschräg aufwärts, in die verschiedene Nischen eingehauen sind, die vermutlich Gräber waren,unterdeneneinesganztiefindieFelseneingehauenist,undzuwelchem einschmalerEingangführt.AufdendreiSeitensteheninBogennischenSarko phageundüberdenselbensindkleinereNischen.DieDeckeistwieeinKreuzge wölbeausgehauen.IchzeichnetedenPlandavonauf.ÜberdieserFelswandfindet maneinenviereckigenPlatz,dervermutlicheinTempelgebäudegetragenhat.Man findetvondervorderenSeitenocheinpaargroßeaufeinandergefügteSteine.Wei 74 DieReisenden terhintrifftmanzurLinkengroßeÜberresteantikerQuadermauern,diesichin verschiedenen Teilen unter dem heutigen Kastri hinziehen und Subkonstruktio nen von dem alten Delphi, das an dieser Stelle gestanden haben soll, sind. Ich freutemichsowohlüberihrehübscheKonstruktionalsauchFärbung.Aneiner derselbenwardieOberflächederQuadernmitdemZweispitzgekippert,welches ihnen ein ganz eigenes Ansehen gab. Auf einer dergleichen, mit Strebepfeilern versehenen Terrasse ist jetzt eine kleine griechische Kapelle, in deren Mauern verschiedeneantikeÜberresteeingemauertsind.AnderlinkenSeitedermitge kippertenQuadernausgeführtenTerrassefandenwireinenAltar,dessenausder ErdehervorstehendeSeitemiteinerlangenInschriftversehenist,diejedochunle serlichgewordenwar.HierunddaliegenauchnochgrößereundkleinereSäulen strünke. WennmanüberdenOrt,derkleinistundausunansehnlichenBauernhütten besteht,hinauskommtunddenWegnachdemtieferzwischensehrschönenÖl bäumen, sehr romantisch liegenden Kloster der Madonna (Panagia) verfolgt, so kommtmananeinenkleinenanderenBrunnen,ausdemdiesomerkwürdigealte kastalischeQuelleinschönstem,kristallhellenWasserhervorläuft.“ DieGefährtenhattennichtvielZeitinDelphi,dasienochamselbenTagzum Hafen zurückreiten mussten. Erst im Mondschein erreichten sie ihr Schiff. Die geplanteAbreisekonntejedochwegenwidrigerWindenichtsoforterfolgen,erst am13.SeptembererreichtensiewohlbehaltenKorinth.

Abb. 17: Stackelberg: Ruinen von Panopeus in Phokis aus: Gerhart Rodenwaldt: O.M. von Stackelberg. München 1959. Taf. 12. DieReisenden 75

Eine weitere Reise führte Stackelberg, Bröndsted und Koes – diesmal ohne Haller von Hallerstein im Januar 1811 von Athen aus nach Theben, Lebadeia undnochmalnachDelphi.DiesmalnahmensichdieGefährtendieZeit,dieKo rykischeHöhlezubesuchen: „Durcheinen6Fußhohenund17FußbreitenEingangbetratmaneinlichtes Gewölbe,vondemdieStalaktitenzumTheilinphantastischenFormenherabhin genoderschonalsfeststehendeSäulenbisandenBodenreichten.Imgeheimniß vollenDunkelderTiefesahmanverschiedeneGänge,diedenStoffzugrauenvol len Erzählungen mancherlei Art geboten haben. Die leichtbewegliche Phantasie derGriechenfolgtgernträumerischenGedanken.Jeunbestimmterundunerklär licherdieErscheinung,umsotieferistderEindruck,denihrGemüthempfängt. Eswardahernatürlich,daßdieserWunderbaudestropfendenWassersundder unablässigschaffendenNaturihnenbaldzumHeiligtumderGötterundDämo nenwurde.WirhatteninderHöhleunserePistolenabgefeuert.Dassparsamein dringendeSonnenlichtzoginlangenStreifendurchdieWolkendesPulverdamp fes. Umherliegende halb verkohlte Feuerbrände bewiesen, daß sich aller Wahr scheinlichkeit nach vor kurzem noch Räuber hier aufhielten. Jetzt war alles still undleer.WeiterstiegenwirineinekleinerevölligfinstereHöhlehinab.Vonder DeckehingenmitStalaktitenüberzogeneFelsstücke,mittenimRaumstandeine große Stalaktitsäule, als wäre sie von Menschenhand zur Pansherme gemeißelt. DreiGängeführtenvonhieraushinaufundhinab.UnseralterBegleiterwollte durchausnichtmehrvorwärtsgehenunderschöpftedenganzenVorrathseiner Beredsamkeit, um auch uns davon abzuhalten. Da ergriff Bröndsted die Kerze undmuthigdrangenwirtieferhinein.DraußenbetetenindeßdieLeutedasKyrie eleison,denneingedenkder40Priesterhieltensieunsfürunrettbarverloren.Um derKerzenwillen,diezuverlöschendrohten,konntenwirdieUntersuchungder Gängenichtsehrweitausdehnenundmußtenbaldumkehren.“ VonKastriauswandtensichdieReisegefährtenzurücknachChaironeia,ritten über den Kephissos nach Panopeus und über die Berge nach Talanta/Atalanti. DortschifftensiesicheinundsegeltennachVolosundKonstantinopel. Quellen: NatalievonStackelberg:OttoMagnusvonStackelberg:SchilderungseinesLebens undseinerReiseninItalienundGriechenland.Heidelberg1882.S.92ff. HansHallervonHallerstein:UnddieErdegebareinLächeln:dererstedeutsche ArchäologeinGriechenlandCarlHallervonHallerstein1774–1817.München 1983.S.32ff. GerhartRodenwaldt:O.M.vonStackelberg.München1959. 76 DieReisenden

1811 John Galt DerEssayistJohnGalt(1779–1839)warderSohneinesschottischenSchiffseig ners und Handelskapitäns. Nach vergeblichen Versuchen, sich als Kaufmann selbstständigzumachen,finanzierteihmseinVatereineReiseindasMittelmeer, die sich über drei Jahre hinzog. Mehrmals im Verlauf dieser Reise traf er Lord Byron,mitdemersichanfreundete.NachseinerRückkehrnachLondonveröf fentlichteGaltseinenReiseberichtundwidmetesichvermehrtderschriftstelleri schenTätigkeit. GaltwarweniganantikenObjekteninteressiert,seinHauptinteressewarauf HandelundPolitikgerichtet.ErverfolgtedieIdee,diefranzösischeHandelsblo ckade im Mittelmeer irgendwie über das Festland und die Türkei umgehen zu können.EineIdee,dieeinpaarJahrespäterirrelevantwurde,nachdemNapoleon inderSchlachtvonWaterloobesiegtwordenwarunddasMittelmeerfürBriten wiederzugänglichwar. Im Frühjahr 1811 ritt Galt von Athen aus nach Norden und gelangte über ThebennachLebadeia. „WeleftLivadiaafterbreakfast;and,inthecourseoftheafternoon,arrivedat Castri,theancientDelphi.Ourride,fornearlyhalftheway,wasthroughavalley, wild,romantic,andmagnificient,tillwereachedRakova,anditsfertileenvironsof cottonfieldsandvineyards.FromRakovatoCastritheroad,ascendingandde scending,affords,ateveryturning,thefinestviewsimaginableofsavagescenery. TheruinsofDelphiconsistofmultilatedinscriptions,extensiveterraces,anda fewfragmentsofpillars.Itseemsnolongerpossible,withoutscafiers,todiscover the side of the greatTemple of Apollo.It was, probably, where there is now a smallmonastery,inthemidstofanolivegrove.Inthatneighbourhoodtheniches intherocks,forvotiveofferings,aremostnumerous.Itwas,also,generally,the custom,aftertheestablishmentofChristianity,toappropriatetheoldconsecrated groundtotheserviceofthenewreligion.TheCastalianspringstillflows;andwe enjoyed a draught, but without any effectual inspiration. A square bason, exca vatedintherockfromwhichitissues,isstillalmostentire.[…] WeleftCastriforthevillageofTurcoCori,whichstandsnearthesideofthe ancientElatia,havinggivenupapreviousintentionofgoingtoSalonaandround thewestsideofthehill.OnleavingRakova,wesawashepherdboyplayingona flageolet,theonlysymptomoftheinfluenceofApolloandthewehadmet with;andwewerefollowedbyacrowdofbeggars;butonParnassussuchasight wasnotsurprizing. Keepingthemountainonourleft,andgraduallyascendingarisinggroundbe lowthemonasteryofJerusalem,whichoverlooks,towardstheeast,agreatextent ofcountry,wehaltedtowaterourhorsesatasmallpool,whichhadbeenformed bytheresortofcattleandtravellerstothespring.[…]Fromthepooltothevil lageofMariannathepathissteepandrapid.Whenwehadreachedthebottomof DieReisenden 77 thevalley,thesunwasontheedgeofthehorizon;andtheeffectofhisslanting lightonthealpinefeaturesofParnassusproducedanawfulandstupendouseffect. Themountain,towardsTurcoCori,appearslikeacairn,composedofhillsinstead ofstones.[…]HavinghiredaTurkonLivadiatogowithusasfarasSalonika,he procuredusabetterapartementthanweshouldotherwisehaveobtained.[…] AtdaybreakwetookourdepartureforZeitun.Ourroadlayacrossarangeof loftyhills,fromwhichwesaw,atadistance,situatedonthefootofParnassus,the townofDadi,aplaceofsomefame,intheseparts,foramanufactoryofcotton canvass.Thecountryrounditappearedtoberespectablycultivated.FromTurco Coriourascenthadbeensteepandtoilsome.Theroadfromtheheightgradually devolvedintoadeep,wild,andruggedpass,windingthroughanaturalwoodof treesandshrubbery.Inthebottomofthisglenthereisafountain,andalargetree, ofampleshade,withaseatconstructedroundthetrunk.Wehaltedhere.Froma ruinousblackguardlookinghouse,situatedonthecliffabove,anAlbaniancame down, and demanded money. He belonged to a band of soldiers, appointed to guardthepass,andtoextortmoneyfromthepassengers.Weresistedhisdemand; and,inconsequence,werenearlyimmortalizedinthepassofThermopylae:but, takingtoflight,ourTurkendedthewarbypayingeighteenpence,andjoinedus againatMolo.Thiswasaveryfoolishaffair!andthoughnowhumorousinthe recollection,atthetime,apainfulconvictiononmymindofthedefencelessness ofthetravellerwhoisobligedtotrustwhollytohisinterpreter.AtMolawebreak fastedonsaltfishstewedwithonions,acoarsebutsavourydish.Wefoundhere, atlast,wine,inwhichtherewasnoturpentine.OverallthecontinentofGreece, thewineispollutedwiththisunpalatableingredient.” Hinter Molos wurden kurz die Thermopylen besichtigt, dann ging es weiter nachZeitun/Lamia,LarissaundKonstantinopel. Quelle: JohnGalt:Voyagesandtravels,intheyears1809,1810and1811.2.Ed.London 1813.S.206ff.

1812 Henry Holland Dr. Henry Holland (1788 – 1873) studierte in Edinburgh Medizin und begann danacheineausgedehnteRundreisedurchdieMittelmeerländer.1816ließersich inLondonalsArztnieder,wurdeLeibarztvonPrinzAlbertundspäterauchder Queen.SeinganzesLebenlangverbrachteerjedesJahrzweiMonateimAusland. 78 DieReisenden

Auf seiner ersten Reise von 1811 bis 1815 besichtigte Holland zunächst in PortugalMilitärkrankenhäuserundtrafinSizilienseinenReisebegleiterJ.Ramsay, mitdemerzunächstnachAlbanienweiterreiste.InIoanninawurdeervonAli PaschaalsArztkonsultiert.ÜberThessaliengelangtendiebeidenGefährtennach Zeitun/Lamia, wo sie sich entschlossen, nach Athen weiterzureisen und zwi schendurchDelphizubesichtigen.Am23.Dezember1812rittendiebeidenGe fährtenmiteinemtürkischenReisebegleiterinströmendemRegenzudenTher mopylen, deren Lage und Geschichte Holland ausführlich beschreibt. Anschließend erklommen sie das Kallidromosgebirge und übernachteten in Eleutherochori „a village in the line of the only practicable route across this mountainchain“.IhreAnkunftimDorf,beiSchneefallundwährendderWeih nachtsfeierlichkeiten, löste zunächst Angst und Schrecken aus, vor allem wegen ihrer türkischen Begleitung. Am nächsten Morgen ritt die Gruppe in südlicher RichtungweiterindasKephissostalnachGravia: „ThevaleoftheCephissusisherethreeorfourmilesinwidth;agreatpartof itsextentfinelywoodedwithoaksandplanetrees.[…]Wecrossedthevalleyto theKhanofGraviaonitssouthernside,wherewemadeameal amongtenor twelveshepherds,dressedincoarsewhitewoollengarments,andcarryingeachthe primitiveshepherd´scrook.ThisKhanisattheentranceofasteepandnarrow defile,traversingtheloftychainofmountainswhichrunstowardsthesoutheast, to terminate in Parnassus. This is in fact the range connecting Parnassus more immediately with the chains of Pindus, Oeta, and the mountains of Locris and Aetolia; all which elevated ridges may be regarded as belonging to one great groupe,ofwhichPindusperhapsmaybeconsideredthecentralchainindirection andextent.TheentrancetothepassatGraviaisformedbyaveryhighconical mountain;thecliffsatthelowerpartofwhichareopposedtoeachother,leaving aravinesonarrowasinsomeplacesbarelytoadmitthepassageofastream,and ofaroadrapidlyascendingbelowtherocks;ifthatindeedmaybecalledaroad, whichissimplyarockystaircase,rudeanddifficulttoascent.Thecliffsarehigh, andforthemostpartperpendicular.Thelimestoneofwhichtheyarecomposed, ishollowedoutintonumerouscaves,someofwhich,whereaccessible,havebeen convertedintothehabitationsofmountainshepherds. Ascendingthepass,wefounditgraduallyenlarging;thecliffsthrownfurther backfromus,butstillabruptandprecipitous,andrichlyclothedwithpinesand cedard, forming a fine description of scenery, and on a magnificent scale. Two hoursofmostlaboriousclimbingwererequiredtoconductustothesummitof thechain;which,likemanyofthosetraversingGreece,issoneararidgeatthis spot,thatnotayardofplanesurfaceintervenesbetweentheascentandthede scent.Atsomedistancebelowthesummit,onthesouthernside,wecametoa point, where an opening in the mountains disclosed to us a noble view of the distant gulphof Corinth, and thehigh mountains of the Peloponnesus beyond; nowcovered,likethoseinthenorthofGreece,toagreatdepth,withsnow.[…] DieReisenden 79

Thedescentherebecomessoprecipitous,thatforamiletheroadisactuallya seriesofstairs;thestepslowandwellconstructedwithlargepavingstones,anda wallontherighthandtoprotectthetravellerfromtheprecipies,alongtheedgeof whichheispassing.ThisplaceiscalledKakaskala,anameveryappropriatetothe characteroftheplace.[…]Arrivedatlengthinthelevelcountry,atthefootof thischainofmountains,wecontinuedaneasyroutetoSalona,theancientAm phissa.Thesituationofthiscityisveryfine,inasemicircularvalleyorbasin,be neath the mountains; which valley stretches down with a gradual descent, and luxuriantsurface,totheshoresofthegulfofSalona,abranchoftheCorinthian Gulph.Aninsulatedhillrisesoutofthevalley;itsbrokensummitcoveredwith thewallsandtowersofanancientcastle;thebuildingsofthecityspreadoverthe ascent,orcollectedarounditsbase,andmuchintermixedwiththefoligeofcy presses,orangetrees,&c.whichgrowingardens,oraroundthemosques.Salona containsmorethan800houses,ofwhichitisestimatedthat500areinhabitedby Greeks. There are seven Greek churches in the city, and an equal number of mosques.Thevalliesintheneighbourhoodproducegrain,oil,cotton,andwine; the two former articles in sufficient quantity for a large exportation from the gulph;whencealsoiscarriedapartoftheproduceofwool,fromtheflocksonthe adjoiningmountains.” VonAmphissaausrittenHollandundRamsaywegenschlechtemWetterund Schneesturm innerhalb von 8 Tagen über Delphi, Arachova, Dauleia, Lebadeia undThebennachAthen. HollandsReisebeschreibungensindimBereichvonZentralgriechenlandetwas summarisch,dadieseGegendnachseinerMeinungbereitsdurchDodwellgenau beschriebenwordenwar.Außerdem,schreibterimVorwort,solledemnächstder genaueBerichtvonLeakeerscheinen. Quelle: Henry Holland: Travels in the Ionian Isles, Albania, Thessaly, Macedonia & c. duringtheyears1812and1813.London1815.S.374ff.

1813 Charles Robert Cockerell und Thomas Smart Hughes CharlesRobertCockerell(1788–1863)warArchitektinLondonundeinNach fahredesbekanntenPolitikersundMarineexpertenSamuelPepys,dervorallem durch die Veröffentlichung seines Tagebuches der Nachwelt bekannt blieb. CharlesCockerellwurde1810vonseinemVateraufdie„GrandTour“durchden 80 DieReisenden

Kontinentgeschickt,diedannbiszumJahr1817andauerte.InAthentraferim KreisvonLordByronaufKarlHallervonHallerstein,JohnHobhouse,Ottovon Stackelberg,PeterBrondsted,denLandschaftsmalerJakobLinckhunddenArchi tekten John Foster. 1811 erforschten die Freunde die Tempel von Aegina und Bassae,1812reistenCockerellundFosterdurchKleinasienundlandetenschließ lich in Sizilien, wo Cockerell 3 Monate den Tempel von Agrigent untersuchte, bevorer1813wiedernachAthenzurückkehrte.VoneinemschwerenFieberge radegenesen,wurdeervonHughesundParker(s.u.)eingeladen,sieaufeineReise nachAlbanienzubegleiten. CockerellsReisetagebuchwurdeinAuszügenvonseinemSohnveröffentlicht, vieleTeilesindleidernieerschienen.DerSchwerpunktseinerBeschreibungenlag wenigeraufdenAntiken,sonderneheraufdenerlittenenReiseumständen,sodass dasTagebuchsehramüsantzulesenist. Am29.November1813brachendieGefährtenineinerlangenKavalkadevon AthenaufundrittennachTheben(lautCockerellnichtsInteressanteszubemer ken) und Lebadeia. Cockerell war wieder völlig genesen, doch nun litt Hughes unterFieberundmussteöfterimBettbleiben,wasdieReiseverzögerte. „AssoonasHughescouldmovewewentonfromLivadiabyto Castri,theancientDelphi.Untilwithinthelastfewyearstheregionwewerenow inwasimpassableowingtorobbers,butAliPasha´styrannyhasatanyratethe merit of an excellent zabete or police, so that itis now fairly safe. The scenery amongthemountainsissplendid.OurvisittoCastriwasnotalongone.Except theCastalianspringandthestadium,onecouldmakeoutnothingoftheancient topography.Thewholesiteiscoveredwithwallsrunningineverysortofdirec tion,possiblytokeeptheearthfromslippingdownthehill.Intheeveningwegot toCrisso. FromCrissowewenttoSalonaandhereitbecamenecessarytosettleupon ourfurtherroute.Whenwecametolookintoit,itappearedthattheplagueis raging in every town on our way by Nepacto and Missalonghi through Aetolia. Moreover,theroadsareroughandinfestedbyrobbers,thehorsesbad,andinfact thebestwaytogettoAlbaniaseemedtobetogobysea.Thiswassettledupon accordingly,andwestartedtodoit.FromSalonatotheportisatwohoursride. Thencewesetsailinafelucca.Theseawasrunningveryhigh,thewindwasin ourteeth,andthoughwegottoGalaxidiatlast,itwasnotwithoutconsiderable peril.Ihavehadagoodmanyadventures,butIdonotthinkIwaseveringreater dangerthanduringthosefourhoursofsailinginthatweatherinthedark,andI thankedGodheartilywhenIfoundmyselfashore.Theonlylodgingwecouldget wasintheguardhouse,afilthymagazinesoalivewithbugsthatafterafirstfailure Igaveupallideaofgoingtosleep,andsatupwithParkersmokingtillmorning.It wasoutofthequestiongoingtolookforotherquarters.Thecountryissoin fested with robbers, who think nothing even of penetrating into the town and DieReisenden 81 carryingoffaprimateorso,thatarrivinglateandknockingatdoorsweshould havebeentakenforbrigandsandansweredbypistolshotsfromthewindows.” ReverendThomas Smart Hughes (1786 – 1847)studierte in Cambridge und begleitetevon1812bis1815RobertTownleyParkeraufseinerReisedurcheinige Mittelmeerstaaten.ParkerundHughestrafen1813inAthendengeradegenesenen Cockerell.Historischundpolitischsehrinteressiert,vermerkteHughesinseinen ReisebeschreibungengenauestensdieturbulentenEreignissederZeitundwarein glühenderAnhängerdesgriechischenNationalismus.Vonihmerfahrenwir,dass dieReisevonLebadeiaüberdieSchistenachArachovaführte,derAufstiegzur KorykischenGrottewegenstarkemSchneenichtmöglichwarundderAufenthalt inDelphiimmerhinzweiTagegedauerthat,wobeidieReisendeninChrissoüber nachten mußten, da in Kastri keine Unterkunft zu haben war. Den Weg von ChrissonachAmphissa/SalonabeschreibtHughesfolgendermassen: „AstheeveningclearedupwehadafineviewinourapproachtoSalona,the ancientAmphissaandcapitaloftheOzolianLocri:thecityliesunderthepictur esque rocks of ist now ruinated acropolis, at the foot of those lofty mountains whichcloseupthegreatCrissaeanplain,throughwhichadefileleadstowardsthe fertileplainsoftheCephissusandstraitsofThermopylae.Weprocureanexcellent lodging in the suburbs, at the house of a most obliging Greek merchant. Next morningwepaidavisitofceremonytothegovernor,anoldAlbaniancaptain,a faithfulcompanioninarmsofhisfriendandsovereignAliPasha.Wefoundhim smokinghislongpipeinratherameanapartement,withhissecretaryandtwoor threebareleggedraggedattendantsabouthim,ashaggybrowncloakthrownover hisshoulders,andthecommonredskullcapuponhishead.[…]Uponrequesting hisadviceconcerningourfutureprogresstowardsIoannina,hestronglyurgedthe impracticabilityofajourneybyland.Wehadthechoiceofonlytworoads,and thatwasachoiceofdifficultiesanddangers.ThecountryaroundZeitunandthe southofThessalywasatthistimedepopulatedbytheplague,manyofthetowns deserted,andarigidquarantineinstitutedatthefootofPindusbyorderofAli;to corroboratewhichstatementhecalledatatarintotheroomwhohadlatelypassed throughtheinfecteddistrict.TheroutethroughEtoliaandAcarnaniawasequally impracticable,onaccountofthebandittiwhoinfestedittosuchadegreethathe declaredallthesoldiersofhisguardwouldnotformasufficientescort.Thefero cioushalfsavagepeopleofthosedistrictswererepresentedtousasrobbersby profession.” Am nächstenMorgen erfuhr die Reisegruppe, dass einBoot nach Patras im HafenvonSalonalag,packteninallerEileihreSachenundrittenzumHafen. „WearrivedontheshoreofCrissaeangulfjustintimetodescrythevesselbe foreshedoubledapromontorywhichwouldhaveinterceptedherfromourview. She observed our signals and sent off two boats, in which after a considerable delayforthearrivalofthebaggagehorses,weatlengthembarked. 82 DieReisenden

Thisturnedoutthemostdangerousvoyageweevermade,andinallourtrav elswewereperhapsneversoneartodestruction.Thepartybeinglarge,andthe luggageheavy,wecompletelyoverloadedtheboats;astrongwindarose,darkness cameon,andthebreakerssoundedfearfullyastheydashedagainstaprecipitous leeshoreonourright,whereifwehaddrifted,notasoulcouldhavebeensaved. Inthisstate,expectingeverymomenttosinkorupset,wewereobligedtotakein towtheboatwhichcontainedourservantsandluggage,andwhichwouldother wisehavebeenlost.Ourpilotfortunatelyturnedoutasteadyskilfulnavigator:he commandedthestrictestsilence,gavehisorderscalmly,andasthewindluckily didnotrisehigher,hesteeredussafeaboutmidnightintotheharbourofGalaxidi. Herewelandedandtookupourquartersinawretchedshed,whichservedasa wineshopforseafaringmenbyday,andaroostingplaceforpoultrybynight.We triedtocomposeourselvestorestafterthefatiguesanddangersofthesea–but sleepwasoutofthequestion;wewereinvadesbyawholearmyoffleas,andour featheredcompanionsintheroofsungoutthehoursasregularyasatownclock. Withthedawnofdayweleftthiswretchedlodgingtoalltheanimalswhohada rightofpreoccupation,andtookawalkroundtheinterestingtownofGalaxidhi; Icallitinteresting,becauseitisarisingtown,andexhibitsalmostasolitaryfeature ofprosperityamidstafrightfulanduniversalpictureofdecay:thissimplesightof apeoplecomparativelyhappy,willrefreshthesoulofthesympathizingtraveller withwhomsensationsofpityandregretmayhavesometimesdimmedthebeau tiesofanAtticskyandcastashadeoverthebrilliantsceneryofGreece.” Trotz einer umwegbehafteten Reise kamen die Gefährten wohlbehalten in an. Nach einem längeren Aufenthalt bei Ali Pascha in Ioannina, wo sie auchaufPouquevilletrafen,machtesichCockerell–jetztohneHughesundPar keram26.Januar1814aufdenRückwegnachAthen.SeinWegführteüberden Pindus nach Meteora, Trikala, Zeitun/Lamia und an den Thermopylen vorbei nachMolos. „Moloisavillageofonly200houses,andyetfortypersonshaddiedofthe plagueinitinthelastthreedays.Theterrifiedinhabitantshadflettothemoun tains,andwefoundonlytwohangees(menattachedtothehan)toreceiveus.We meanttohaveslepthere,butthecatsanddogshowledsoterribly(alwaysasymp tomoftheplague)thatIcouldnotsleepincomfort;soasthemoonshonebright, wemountedandrodesixhoursfurthertoavillageoppositeParnassus,passingin safetythefountainfamousforrobberswhoarealmostalwaysstationedthere.The sceneryhereisveryfineandromantic.Insixhoursmore,aftercrossingtwolittle plainsbesidesthatofChaeronea,wearrivedatLivadia(February3rd).Whatbe tweenthecold,thehorroroftheplague,andthefatigue,ithadbeenanappalling journey.” Hughes und Parker blieben bis zum Sommer 1814 in Ioannina und reisten dannüberRomundFlorenzzurücknachEngland.CockerellreistenachderAb setzungNapoleonsnachItalienundbliebdortweiterezweiJahre,bevorernach DieReisenden 83 siebenjährigerAbwesenheitnachEnglandzurückkehte.DieZeichnungen,dieer imLaufeseinesAuslandsaufenthaltesfertigte,überließseinSohndemBritischen MuseuminLondon. Quellen: Charles Robert Cockerell: Travels in Southern Europe and the Levant, 1810 – 1817.Ed.bySamuelPepysCockerell.London1903.S.224ff. Thomas Smart Hughes: Travels in Sicily, Greece and Albania. London 1820. Vol.1,S.349ff.

1814 William Turner William Turner (1792 – 1867) war im Jahre 1811 durch den Marquis Wellesley zumMitgliedderbritischenBotschaftinKonstantinopelernanntworden.Wäh rendseinerdiplomatischenTätigkeitenbereisteergroßeTeilederTürkeiundkam dabeiauchziemlichweitinGriechenlandherum.NacheinemAufenthaltinIoan ninabeiAliPaschaimSommer1813segelteernachZante,woerkrankwurde unddadurchgezwungenermaßendenWinteraufderInselverbrachte.ImFrüh jahr1814fuhrernachPatras,bereistediePeloponnes,besichtigteKorinthund Sikyon und segelte am 8. Mai quer über den Golf nach Skala, dem Hafen von Salona. Von da aus ritt er weiter nach Amphissa/Salona, wo er sich einen Tag aufhielt,umvondemdortansässigenWaywodenGeldundeinenPassierscheinzu bekommen.Am10.Mai1814zogermitseinenDienernundeinerSchutztruppe desWaywodenweiter: „After a miserable night passed without a single hourof sleep, I rose early, feelingveryfatiguedandfeverish.Atsixo´clockweleftSalona,andforanhour rodeoverthebeautifulplainbeforeit,crossingthePlistus,andpassingthrougha fine grove of olivetrees. We then for an hour and a half rode along very high mountains,commandingaviewoftheseaandofthesurroundingplain,inwhich we had to pass most terrifick precipices, on a path about three feetbroad, and withanimmenseperpendicularmassofrockoverourheads.NearCastri,atthe bottom of itsmountains, stands the village of Chryson, whose women are ofa character which I should rather have expected to find near a temple of Venus, thanneartheOracleofApollo.Ateighto´clockwestoptatCastri,whichissitu atedonamountain,abovewithtowersanimmensenakedrock,about200feet high.InthisrockisthePythianCave,whichnomodernGreekhasventuredto explore. The village contains eighty houses,(it had once a hundred, butseveral 84 DieReisenden inhabitantshavelatelyleftit,)amiserablesubstituteforthefamouscitythatonce occupiedthesiteofDelphi.InWheler´stimeitcontained,hesays,200houses. We stopped at the house of a poor Greek papas, to whom we gave the Way wode´sletter,andhewalkedwithmetoshowtheremainsofantiquity.Abovethe villagearetheruinsofagymnasiumandacastle,butnothingremainsofthem exceptthefoundationsofthewalls.Ontheeminenceofthemountain,evenwith andnearthevillage,isasmallpartofsomewalls,whicharesupposedtobethose ofatheatre.ClosetothemisasmallmodernGreekchurch,inwhichareafew ancientstones;one,thepapatoldme,hadaninscription,whichisnoweffaced. […]Totherightofthevillage,evenwithitinheight,isasmallfountain,which musthavebeentherenownedCastalia,thatgaverisetothegreatnessofDelphi.It isnownothingbutaninsignificantstreamaboutafootortwodeep.Icouldnot bathinitbutIdrankofitswaters,whichhadnoparticulartaste.[…]Aftercon templatingthesevenerableandinterestingruins,Ireturnedtothepapasmiserable room,whereImadeaslightbreakfast,andboughtafewcoins,thepeasantsall flockingtome,andeachbringingmewhathehad.AmongthemIwassoluckyas tofindthatofDelphibearingthenegro´shead.Ateleveno´clockweleftCastri, and rode over the mountains by the same sort of stony precipitous paths, five armedpeasantsaccompanyingus,astherewererobbersontheroad.Intwohours wecametothevillageovYerakova,whichcontainsabout150houses,andissitu atedonaveryloftyheight.[…]Themountainswhichwehadtraversedforthe lastfourhourswereimmenselyhigh,andtheirroadswerenotatalladaptedtoa nervousman.Iwasastonishedtoseethesidesofthesemountainsverywellculti vated,andplantedwithvinesofwhichthereareagreatquantityintheneighbour hoodofParnassus.” TurnerrittzurSchisteundnahmvondortausdendirektenWegnachLeba deia,woerabendsumneunUhrankam.ÜberPlatäaundThebenzogerweiter nachAthenundbestieginPiräuseinSchiffzumHellespont,obwohlereigentlich denLandwegzurücknachKonstantinopelnehmenwollte.Doch: „Between Athens and Salonica there were seven hundred Albanian pirates who, while they committed depredations at sea, always left a party on shore to surprise a rich Greek or traveller; this prevented me from visiting what I most desiredtosee,thepassofThermopylae,andtheotherinterestingobjectsinthat quarter,fortthesethievesarenotcontentedwithpresentpillagewhichIwould havepreparedforandwillinglyencountered.” Quelle: WilliamTurner:JournalofatourintheLevant.Vol1.London1820.S.298ff. DieReisenden 85 um 1815 Francois Charles Pouqueville DerMedizinerFrancoisCharlesPouqueville(1770–1838)warMitgliedvonNa poleons Ägyptenexpedition, mußte aber 1798 wegen Krankheit vorzeitig nach Frankreich zurückkehren. Sein Schiff wurde jedoch im Mittelmeer von Piraten überfallen,dieihnalsSklavendemPaschavonTripolisübergaben.Seinemedizi nischenKenntnisseverschafftenihmdorteinegewisseFreiheit,trotzdemblieber sieben Monate in Tripolis,wurde dann nach Konstantinopel gebracht und dem Sultanübergeben.NacheinemweiterenJahrHaftkonnteer1801nachFrankreich zurückkehren.Dortpublizierteer1805seinenErlebnisbericht,derschnellindie meisteneuropäischenSprachenübersetztwurde29.PouquevillewidmetedasBuch Napoleon,derihndaraufhinimSeptember1805zumfranzösischenGeneralkon sulamHofvonAliPaschainIoanninaernannte.MitdemKonsulatinIoannina war der Auftrag verbunden, das Gebiet des Paschas zu erkunden. Pouquevilles Bruder wurde gleichzeitigKonsul in Arta. Nach 10 Jahren inIoannina amtierte Pouquevillevon1815–1817alsKonsulinPatras,währendseinBruderinArta blieb.NachFrankreichzurückgekehrtveröffentlichtePouqueville1820–1821die Ergebnisse seines Griechenlandaufenthaltes in der fünfbändigen Voyage de la Grece.GemäßseinemursprünglichenAuftragverfassteereineausführlichepoliti sche,historischeundgeographischeBeschreibungdesLandes.IndererstenAus gabevon1820widmeterinBand3einKapitelderDorisund(West)Lokris,läßt aberLivadienunddiePhokis,diezumVerwaltungsbezirkNegropontegehören, aus.LeidergehtausdiesemBandnurhervor,dassPouquevilleselberinLepanto gewesenist,nichtaber,oberauchandereOrtebereisthat. Inderzweiten,erweitertenAuflagevon1826–1827sindinBand4nachder LokriszweiKapitelüberdiePhokiseingefügtworden.Esistzuvermuten,dass PouquevillefürdiesenTeildieBerichteandererReisender,dieerinIoanninage troffenhatte,benutzthat. «EntournantauN.O.,onpassesurunpontlarivièrequitraverselebassinde Talante,etsioncotoielaplage,onarriveàAlopé.Lesruinesdecettevillesont situéessuruneéminenceboisée,d´oùcouleunruisseausaumatrequifaittourner plusieurs moulins. Toujours dans la meme direction, on remote vers Daphnus, villesituée,suivantlesauteursanciens,àquatrevingtdixstadesdeCynosetàcent vingtd´Elatée.PlusloinseprésentedanssonétatdedésolationCnémis,dontle capseprolongeàvingtstadesdel´Eubée,visàvisdesîlesLichadesetdupro montoire Cénéon qui se détache de la rive opposée;cést à cette hauteur qu´on commenceàs´apercevoirdumouvementirrégulierdescourantsdel´Euripe.Rien ne peut être comparé à la beauté du défilé bordé de grenadiers, de figuiers, de myrtes,tapissédevignessauvages,etauxaspectsdel´Eubéedontlesanglessail 29FrancoisCharlesPouqueville:VoyageenMoréeaConstantinople,enAlbanie,etdansplusiers autrespartiesdel´empireOthoman:pendantlesannées1798,1799,1800et1801.Paris1805. 86 DieReisenden lantsetrentrantsindiquentquecetteîleaétédétachéeducontinentparquelque déchirementextraordinaire.LevillagedeLongaki,prèsduquelontrouvedesrui nesregardéescommecellesdeThronium,complètedececôtélatopographiede laLocrideorientale,quisetermineàlarivièredeCatomolos.» Die zu dieser Route in den Fußnoten angegebenen Entfernungen stammen ausdemReiseberichtvonGell. Quellen: FrancoisCharlesPouqueville:VoyagedanslaGrèce.Paris1820.T.3,S.242ff. FrancoisCharlesPouqueville:VoyagedelaGrèce.2.Ed.Paris1826.T.4,S.95ff.

1817 Hugh William Williams HughWilliamWilliams(1773–1829)wareinschottischerLandschaftsmaler,der sich1816bis1820mitseinermFreundWilliamDouglasofOrchardtonaufeine ausgedehnte Reise durch Italien und Griechenland begab. Das auf dieser Reise gesammelteMaterialwardieGrundlagefüreinigeseinerspäterenKunstwerkeund trugihmdenBeinamen„GrecianWilliams“ein. DiemeisteZeitverbrachtenWilliamsundseinBegleiterinRom,aufdemWeg nachAthenkamensiejedochzuSchiffvonPatrasindenKrisäischenGolf.Sie mietetenMaultiere,rittennachKastriundübernachtetendort.NachderBesichti gungvonDelphizogensieweiternachArachova,DauleiaundLebadeia. „April1817: NothingcanbemorestrikinglypicturesquethanthesituationofAracova,the highestinhabitedpartofMountParnassus.SalvatorRosacouldnothavedesireda finersubjectforhispencil.Whateffectwouldhehavegiventotheinsulatedrock, andfallentrees,whichaccordsowellwiththedecayedstateofAracova!foreven herenaturehasclaimedherCyclopeanstonesagain,andcoveredthemwithmoss. Yet,ruinousanddesolateasthisplacenowis,itwilleverpossesscharmssuffi cienttocommandtheadmirationofeverytraveller. TheappearanceofsomeAlbaniansoldiers,whomwesawrestingthemselves, withwhiteturbans,darkcomplexions,dressofsheepskins,andhugeembossed armsshininginthesun,wasinwonderfulharmonywiththismountainscenery. Theyhaileduswiththeexclamationof“Orakalis”,andwhateverterrorthepres enceofasimilarcompanymightinspireintoChandlerandhiscompanions,we certainlysawnocauseoffear. DieReisenden 87

Thepinnaclesofrock,whichnowrosebeforeus,thoughnotathirdwayup themountain,werecoveredwithdeepsnow,which,contrastedwiththedarkand gloomy pines that wavered over it, yielded the most striking effect of absolute lightanddarkness!Onefantasticgroupstruggelingwiththebreeze,appearedlike ahostoffiendsforcingtheirascenttoheaven. As we pursued our winding path, new expectations arose at every turn. At lengthwegainedthesummitofthisstupendousridge,wherethehillsofNegro pont, the plain of Thebes, and Lake Copais, burst upon our view. As we de scended,wesawponeys,andsmallblackcattle,likethosewhichwemeetinthe HighlandsofScotland.Thehairyfleecesofthesheepgavethemtheappearance ofgoats.

Abb. 18: Krissa, aus: Hugh William Willams: Select views in Greece with classical illustrations, Vol.II, Taf.62, London 1829.

WesooncametothespotwhereLaiusissaidtohavebeenmurderedbyOedipus, andwhichtheconjectureofthelearnedhasassignedtothetombofLaius.We foundherearudestone,whichalittlefancymighthaveidentifiedwiththistomb. Thatthefataleventoccurredsomewhereinthisneighbourhood,isveryprobable; but,exceptingthedifficultyofthepass,Iamnotawareofanysufficientreason forfixingonthisparticularspot.” 88 DieReisenden

Quellen: HughWilliamWillams:TravelsofItaly,GreeceandtheIonianIslands,inaseries ofletters.London1820.Vol.2,S.238ff. HughWilliamWillams:SelectviewsinGreecewithclassicalillustrations.London 1829.

1818 Thomas Jolliffe ÜberReverendThomasRobertJolliffe(1780–1872)istleidernuräußerstwenig zuerfahren.ErstudierteinCambridgeundunternahmimJahre1817eineReise nachPalästina.InKorfuunterbracherdieReiseummiteinerReisegruppeeinen AbstecheraufdasgriechischeFestland,nachAthenundnachSmyrnazumachen. AnfangApril1818traferbeiAliPaschainIoanninaein,rittüberdenPindusnach Metsovo,zudenMeteoraKlösternundnachLarissa.InZeitun/Lamiabekamdie ReisegruppevonKalilBey,demSchwiegersohnvonVeliPascha,frischePferde undeineEskortealbanischerSoldatenzuSchutzvorRäubernzugewiesen. „May3rd:WeleftZeitunthismorningatseven,andreachedthebridgewhich crossestheSperchius,orEllada,betweennineandten.Dismissingtheheavybag gage,whichwassentforwardwithoneofourservantsandanAlbanianguard,we proceeded to the Strait of Thermopylae, distant about two miles in a southerly direction.OurguideswerethesamewhohadaccompaniedLordByron,andcon sequentlywellinformedastotheidentityofthespot.Itwas,however,sometime beforewewereconvincedoftheiraccuracy,having,forsomereason,adoptedthe notion,thatthepasswhereLeonidascheckedtheadvanceofthePersianswasa cleftintheridgeofmountainswhichseparatePhocisfromThessaly.Itisinreality astrait,andnownotaverynarrowone,shutinonthesouthbyarangeofcliffs betweenfiveandsixhundredfeetinheight,andonthenorthbyadeepmorass, stretchingtoanarmofthesea.Betweenthemorassandthecliffsarestillsome fragmentsofawall,whichhadformerlygatestoit,andwhichwasconstructedby thePhocianstorepresstheinroadsoftheirneighbours.[…] The hotsprings issuefrom the baseof the cliffs in several places, leaving a thickincrustationonthesurface,andemittingastrongsulphureousodour.The heat I should conceive to be considerably more than one hundred degrees of Fahrenheit´sthermometer–thewarmth,atleast,wassuchastomakeitpainfulto keepthehandimmersedaboveaminute.Iwasinducedtotastethewater,from anideathatitmightpartakeofthesamequalitieswiththemineralspringsatBath. PerhapsImayhaveswallowedasmuchaswouldfillasmallwineglass:theeffect wassuchas,inthecourseofanhour,toproduceanextremelassitude,attended DieReisenden 89 withsuchacutepaininmybackandextremities,asdisabledmefromsittingon horseback;itwas,infact,withtheutmostdifficultythatIcouldbendmylimbsin ordertodismount. ForsometimesIwasobligedtoliedownbythewayside,till,byslowand toilsomeefforts,Ibecamecapableofproceeding,soastoarrivelateintheeve ning at Leftero Chori. The passage is continued during several miles over the mountains which rise successively above Thermopylae. Nothing can exceed the picturesquebeautyofthesceneryfromthiseminence,thecontemplationofwhich suspendedforafewmomentseventhesenseofsuffering.Ourlodgingwas,how ever,mostwretched.[…]Themorningwasmostbrilliant,andwequittedourhut ateighto´clock,inthehopeofreachingSalonabeforesunset.” DieTrupperittzumKhanvonGraviaundvondortausweiternachAmphis sa/Salona,wosieumachtUhrabendsankamen.AmnächstenMorgenrittensie weiternachChrissoundKastri.MitPausaniasinderHandwurdeDelphibesich tigt,dochdasWetterverschlechtertesichundaneinenAufstiegzumParnassund zurKorykischenHöhlewarwegenNebelnichtmehrzudenken.Am5.Mai1818 verließdieGruppeDelphi,suchtevergeblichdieStelledesScheidewegesundtraf amAbendinLebadeiaein.VondortausgingesweiternachThebenundAthen. Quelle: ThomasRobertJolliffe:NarrativeofanexcursionfromtoSmyrna;com prising a progress through Albania and the north of Greece. London 1827. S.108ff.

1822 Daniel Elster IndemhiervorliegendenRahmenderReiseberichtebildetdervonDanielElster eineAusnahme.ElsterwareinPhilhellene,dernichtnachGriechenlandkam,um Griechenlandzuentdecken,sondernumdenGriecheninihremFreiheitskampf beizustehen. Seine topographischen Kenntnisse von Zentralgriechenland be schränkten sich auf die berühmten Schlachtfelder und er hatte weder die Zeit nochdieGelegenheit,sichfürantikeStättenzuinteressieren. JohannDanielElster(1796–1857)solltenachdemWunschdesVatersTheo logiestudieren.DerMusikliebhaberführteinLeipzigeinflottesStudentenleben und zog sich bei einem Duell eine Narbe im Gesichtzu. Ein Pfarrer mit einer NarbewarzudieserZeitnichtdenkbar,daherwidmetesichElsternunderMedi zin.MiteinemFreunddurchwanderteerHollandundFrankreich,wurdeinParis aufgegriffen,indieFremdenlegiongestecktundkehrteerst1820nachDeutsch 90 DieReisenden landzurück.DerVersuch,seinMedizinstudiuminWürzburgfortzusetzen,wurde durch ein erneutes Duell schnell beendet. Er mußte aus Würzburg fliehen und schlosssich1821inStuttgartdemPhilhellenenBataillonan,dasimJanuar1822in Griechenlandeintraf.MitteFebruar1822wurdeElsterinseinerEigenschaftals Arzt zu den unter schlechter Ernährung leidenden Truppen von Odysseus AndroutsosundNikitasindieNähederThermopylengeschickt.Ausgerüstetmit Papieren,Geld,einemPferdundeinerfünfundzwanzigköpfigenSchutztrupperitt ernachLebadeia. „Nach kurzer Rast brachen wir sehr früh wieder auf und marschierten auf schmalenFußpfadendurchrauheundunwegsameGegendenunddichteWälder. HieunddaöffnetesicheineSchlucht,diedenBlickaufdieSpiegelglättedesfer nenMeeresfreiließ.SengendbranntedieSonne,dichtimWaldwurdeMittagsru heaneinerQuellegehalten;eswarmirpeinlich,michmitmeinenBegleiternnicht unterhaltenzukönnen,siesprachennurgriechisch,bedientenmichabermitgro ßer Aufmerksamkeit. […]Wir näherten uns immer mehr dem Parnaß, der grau unddüster,wieeineGewitterwolke,überdemaltenPhokisseineRiesenmasseund seine beschneiten Gipfel erhob, doch allmählich, wie wir uns abwärts wandten, erweiterte sich die Aussicht und unser Weg, und wir blickten in freundlichere Gefilde hinab. Ein kleines Dörfchen lag traulich am Bergesabhang, wir gingen daraufzu,höchstmalerischblicktendieärmlichenniederenHüttenausdergrü nen Umhüllung hoher Feigen, Maulbeer und Orangenbäume; einige Kinder schlüpften schnell, als sie uns erblickten, in das Innere der Wohnungen, und ängstlicheFrauenaugenlugtenheraus.[…]Sehrfrüherwachteich,rafftemichauf undtratausdemHause.[…]DasHauslagaufeinerkleinenAnhöhe,mittenin demhügeligenDorfe.IngroßartigerMajestätlaggeradevormirderParnassos, umdessenFußüppigeWeingärtengrünten,diegrasreichstenEbenensichhinbrei teten,diezueinerZeitmitderfruchtbarstenVegetationprangten,inwelcherman inmeinernordischenHeimatSchlittenfuhr.[…]IchbesteigmeinPferd,sandte nocheinenAbschiedsblickzurück[…]DerkleineZugbewegtesichdenHügel hinab, zu dem umbuschten Bette des Mauro Potamo, an dessen freundlichem UferwireineStreckehinzogen,biswirihnüberschrittenundunsdemOetaund seinem östlichen Ende, dem Kallidromos, näherten. An einem kleinen Landsee rastetenwireineStundeundkamenaufschmalengepflastertenWegendurcheine Sumpfgegend,woraufineinenges,grasreichesGebirgstaleingelenktwurde.Bald erblicktenwireinDörfchen,ringsvonhoherWaldungumgeben,undeineMenge griechischerSoldaten.Alswiresbetraten,kamenvielevonihnenaufunszu;neu gierigfragtensiemeineBegleiterübermeinePerson,unddiesebedeutetenjene, dassdiegriechischeRegierungmichalsArztzuOdysseussende.Allediekleinen HäuserundHüttendesOrteswimmeltenvonSoldaten.AufeinemfreienPlatz war ein Zelt aufgeschlagen. Erwartungsvoll stand ich davor, da trat nach einer WeileeinMannheraus,derkostbarenWaffenschmucktrugundvondessenBrust einsilbernerPanzerstrahlte.DasGesichtdiesesMannestrugdenAusdruckoffe DieReisenden 91 ner Treuherzigkeit, wie man ihn nur selten in Griechenland findet. Vor meinen AugenstandNikitas,derTurkophage,undwahrlich,inseinemAntlitzwarnichts vonMordlustoderGrausamkeitzulesen,wasihmdenfurchtbarenNamenTür kenfresserhätteverschaffenkönnen.[…]NacheinigerRasterhobsichNikitas, ichfolgteihm,wirverließeninBegleitungeinigerGriechendasLagerundritten nachdenThermopylenzu.DieserberühmteEngpaß,dersichungefährdreibis vierStundenlangandensteilstenFelsenundAbhängendesöstlichenEndesdes Oeta, des Kallidromos hinzieht und an die sumpfigen Ufer des maliakischen Meerbusensführt,istgrößtenteilsmitaufrechtstehendenSteinengepflastert,und nur auf diesem engen Wege ist von Lokris und Phokis aus der Eingang nach Thessalienmöglich.NahebeidiesemschwerzudurchschreitendenGebirgspaß,in einem engen Tale, das rings von hohen Waldbergen umschlossen war, lagerte Odysseus.DieganzezurBewachungderThermopylenunddesbefreitenLandes aufgebrachteundindieserGegendversammelteMachtmochtegegen3000Mann betragen,vondenenOdysseusselbstdieVorhut,NikitasaberZentrumundHin terhutbefehligte.“

Abb. 19: Odysseus Androutsos, aus Henri Belle: Voyage en Grèce. Le Tour du Monde, Vol. 33, Paris 1877, S. 84. 92 DieReisenden

VierWochenlangbetreuteElsterdieSoldatenvonOdysseusundNikitas,bis AnfangMärz1822dieTürkenangriffenundvondenGriechengeschlagenwur den.ElsterpflegtedieVerwundeten,wurdejedochkurzeZeitspäternachKorinth zurückbeordert.NachdererstenBelagerungvonMesolongiundderVernichtung desPhilhellenenBataillonsgelangteElstermiteinigenUmwegenüberAthenund SmyrnanachMarseille,durchwanderteKonzertegebendSüdfrankreichundliess sichschließlichalsMusiklehrerinBaselnieder. Quelle: Die Irrfahrten des Daniel Elster: Student, Philhellene, Musikant. Neubearbeitet und herausgegeben vonHansMartin Elster. 2. Aufl.Stuttgart 1912.Bd. 2, S. 25ff.

1824(?) „ein Deutscher“ DiesesanonymgeschriebeneReisetagebuchvon“einemDeutschenderinengli schenDienstenstand”birgtzumindestzeitlicheinigeRätsel.AufdemInnentitel steht:„TagebucheinerReisedurchGriechenlandundAlbanienimJahre1824“. DieReisebeginntinSizilien,wosichderVerfasservonseinenKameradenausder King´sGermanLegionunterLordBentinckverabschiedet.LordBentinckwurde 1814ausSizilienabberufenunddieKing´sGermanLegionwurde1816aufgelöst. DerVerfasserberichtetimmerwiedervonderPest,diesowohlinThessalienals auch in Westgriechenlandwütet. 1814 war dasJahr der großen Pestepidemie in ganzGriechenland,dahermußmandasReisedatumwohleherauf1814festlegen. DasReisetagebuchenthältkeineweiterenZeitangabenundistehereineBeschrei bung vonHäfen,Befestigungsanlagen und der Lage der Bevölkerung. Die Aus führungenüberdieantikenStättensindzumgroßenTeilvonClarkeabgeschrie ben. DerVerfasserreistemitzweienglischenIngenieurenundeinemMarineoffi zier,umdiegriechischenKüstenunddasLandzuerkunden.Siehattenoffensicht lichkeinenFirmanvonderHohenPforte,daherversuchtensie,möglichstunauf fälligzureisen,hattennichtüberallZutrittund„dürfendieAkropolis(vonAthen) nurvonweitemumschleichen“.DievierReisendenbegannenihreErkundungen imNorden.VonSkirosgingensienachNegroponte/Chalkis,zogensichabervor der Pest und den „nervösen Türken“ nach Makronisi gegenüber Kap Sounion zurück, um ihre „Streifzüge ungefährdeter unternehmen“ zu können. Nach der DieReisenden 93

Erkundung von Athen, Attika und der Peloponnesritten sie von Korinth nach Theben,Lebadeia,Orchomenos,denKephissosaufwärtszumKhanvonGravia: „AmEingangedesGebürgesstehteinHan,beiwelchemsichdieÜberreste einerFestungaufeinembeinahunzugänglichenFelsenbefinden.DerWegnach Salonaführteunsdurcheinherrliches,romantischesThal;durchbeständigflie ßende Quellen erfrischt, die den Anbau unterstützen und aufmuntern, sind die Seiten und die Tiefen dieses Thales durch Weingärten und Getreidefelder, mit einerMengestattlicherBäumeuntermischt,verschönert.[…]DerHinabwegnach SalonaführtaufeinemsichwindendenKunstwegehin,denman,andersteilen SeiteeinesBerges,vonMauerwerkangelegthat.VondieserStadtistdieEbene desCephissus,welchemitjenervonChaeroneainVerbindungsteht,dreiStunden entfernt. […] Salona liegt auf dem Wege von Zeitunüber Lepanto nach Patras undtreibtstarkenHandel.IhreLagedürfteinderjetzigenEpochefürdieGrie chenvonbesondererWichtigkeitsein“. AufdemWeiterritterfuhrensie,dassinArtaundPrevesadiePestausgebro chenwar,daherkehrtensieschleunigstzuSchiffnachKorinthundAthenzurück. InAthentrafensieweitereEngländer,mitdenensiekurzdaraufeinenerneuten Versuchunternahmen„umdenParnaßzubesteigenunddieTrümmervonDel phiundTithoreagenauerzubesehen“.DiesmalnahmensieihrenWegvonLeba deianachArachovaundChrisso.NacheinerErkundungvonDelphibestiegensie denParnass: „Sind die ersten Abhänge zurückgelegt, so findet man einen großen Krater und in demselben das Dorf Callithea, den Sommeraufenthalt der Arracovianer, welchedieEbeneuntenindiesemKraterbebauen.DasThermometerfällthier zur Mittagszeit bis auf vierundvierzig Grad Fahrenheit. Darauf gelangt man zu einer anderen Ebene und zu einem Brunnen, der voll des hellsten Wassers ist. JetztwirddieKälteempfindlich;derWegistwievorhersteil,dochkönnenPferde nochfolgen.DieVegetationverschwindethier,undmanmußnundenBergauf seinerNordostseite,woerkahlundohnePflanzenist,erklettern.Etwasweiterhin trifftmanstreckenweisedenerstenSchnee.Endlichgelangtmanobenaufdem BergezueinerkleinenEbeneundsiehtaufdemGrundeeinesKraterseinenzuge frorenenTeich.DieSeitendiesesKraters,diesichinBergrückenumdiekleine Ebenehererheben,sinddiehöchstenTeiledesParnaß.Siezuersteigenistsehr mühsam,dasiemithartem,glattenEisebedeckteGletschersind.Nachdemaber von dem höchsten zur Linken die äußerste Spitze erreicht ist, steht man, alle WolkenuntersichhochinderLuft.BeiNordwindeistesindieserEisregion nichtauszuhalten,weilmansichgewöhnlichaufdieseplötzlicheVeränderungder Temperaturnichtvorbereitethat.NichtsläßtsichmitderAussichtvergleichen, diedieserGipfeldesParnaßgewährt.“ DieReisendenstiegennachVelitsa/TithoreaabundgelangtenüberMende nitsa/Bodonitsa,dieThermopylenundZeitun/LamianachTrikalaundLarissa. 94 DieReisenden

Quelle: TagebucheinerReisedurchGriechenlandundAlbanien.VoneinemDeutschen, derinEnglischenDienstenstand.Berlin1826.S.92ff.

1832/33 Christopher Wordsworth und Richard Monckton Milnes ReverendChristopherWordsworth(1807–1885)wareinNeffedesPoetenWilli amWordsworthundreistenachseinemTheologiestudiuminCambridgezusam menmitMilnesindenJahren1832und1833durchGriechenland.Wordsworth wurdealsersterEngländerdemneuenKönigOttovorgestelltundentdecktedas Orakel von Dodona. In späteren Jahren wurde er Achidiakon von West minsterundBischofvonLincoln. SeineReiseveröffentlichungensindmitZeichnungenzeitgenössischerKünst ler illustriert und ausführliche Zusammenstellungen über Topographie, Geogra phie und Geschichte Griechenlands, geben aber leider nur in Nebensätzen per sönlicheErlebnisseundReiseroutenwieder.DaherkannmanmitSicherheitnur sagen, dass Wordsworth und Milnes in Chrisso, Delphi, Dauleia, Daph nous/AgiosKonstantinosundandenThermopylenwaren.WeitereStationenin derPhokisundLokrissindbeiWordsworthnichtnachweisbar.

Abb. 20: View near Daphnous, aus: Chr. Wordsworth: Greece, pictorial, descriptive and historical. New Edition, London 1853. S. 228. DieReisenden 95

RichardMoncktonMilnes,1stBaronHoughton(1809–1885)warenglischer Politiker und Poet. Erstudierte seit 1827 in Cambridge und reiste nach seinem ExamennachDeutschland,ItalienundGriechenland.1837kehrteernachLon don zurück und war seitdem Parlamentsmitglied. Seine Reiseerlebnisse in Grie chenland schilderte er zum Teil in Versen, die er bereits 1834 veröffentlichte. LeiderbefassteauchersichnichtmitsounwichtigenDingenwieReisewegenund –stationen. Von ihm können wir allerdings erfahren, dass die Reise nach Grie chenlandüberKorfu,Ioannina,Thessalien,dieThermopylen,ChalkisundMara thonnachAthenerfolgteundimSeptember1832begann.BeidenThermopylen schreibtMilnes: „TherangeofOeta,(worthyofbeingthestepbywhichHerculesrosefrom common earth to heaven), whose severest and loftiest outline stretches directly over the memorable ground, descends to the marsh and sea in deep folds and majesticsinuosities;theheightsarealloak,plane,andmastic;butmanyspacesof verdantpastureandcornlandswelloutofthelowerthicket.Ofthenatureand theperilsofthemarsh,weourselveshadunpleasantexperience,fortheinforma tion,thataformidabletroopofrobberswereprowlingaboutimmediatelytothe southofZeitoun,inclinedustoattempttodisembarkononeofthetonguesof solidland,intowhichprocessoftimehasconvertedpartoftheswamp,butthese weresoonfoundtotallyunapproachablebyanythingintheshapeofaboat,forat leastahundredyards;therewasnothing,therefore,leftbuttowadeforit,which, withsometimeandcare,washappilyaccomplished;but,evenafterthis,anerror inourpathtookusfarintothemorass,werewelongflounderedon,inthemidst ofgiganticreeds,inthehopeofasucessfulexit;fortunately,however,ourfearsat theprobabilityofsharingthefateofthemanyproudPersiansforcedustoretrace ourperiloussteps,andgettothesureroadagain,butIhaveatleastgainedfrom thisadventureafullzestforanothertopicofancienthistory,Ishallalwaysfeelan almostpersonalinterestinthemisfurtunesofMarius.” VondiesemAbenteueristinseinenVersenallerdingsnichtszuspüren: „Firstintheoutletofthenarrowestpass, Betweenthetallstraightcliffsandsullentide, Beforehisfaithful,stoodLeonidas, Thefewwhocouldnotbeartoleavehisside. Neverthehopeofsuchapreciousmeed, Uponhismostambitiousdreamshadshone, Throughhim,theGodsforSpartahaddecreed MorefamethanAthensearnedatMarathon. Andmorethanthis,heknewinthatproudhour, Howhighapricehissinglelifecouldclaim, 96 DieReisenden

Thatinitssacrifice,therelaythepower, Alonetosavehisfatherlandfromshame, Yetwashelothtomeetthatsacredfate, Asherestood,cramptinbyrocksandsea, HewouldconfrontthePersianmyriad´sweight, Anddieanunboundvictim,fightingfree.” WordsworthschreibtnichtsüberdieUnbildenderSümpfe: “ThecountrytothesouthofThermopylae,asfarasthetownofDaphnuson the coast, belonged to the tribe of Locrians calles Epicnemidian, from their neighbourhoodtoMountCnemis,aridgethrownoutbyMountOeta:separated from them by a small portion of Phocis were the Locrians who were termed Opuntian,fromtheircapitalcityOpus,whichwastheresidenceofAjaxOileus. ThemodernnameofthisdistrictisTalanta:itisderivedfromthelittleislandof Atalanta,whichliesinashortdistancefromtheshore,andwasonceunitedtoit.”

Abb. 21: Delphi, aus: Christopher Wordsworth: Greece, pictorial, descriptive and historical. New Ed. London 1853. S. 232. DieReisenden 97

Undetwasspäterschreibter: “Returning to Athens from an excursion to Delphi, having passed through Thebes,Leuctra, and Ambryssus, on our way thither,we found, on our return, thattheoverflowingsoftheAsopusintheplainofPlataeawerethencoveredwith ice,astheywereatthetimeofthesiegeofthatcitydescribedby.On ourwayback,thecoldwasexcessivelysevere;itwas,inaword,oneof´s Boeotianwinters.OntheMountParnassusweweredetainedbyasnowstorm. ThesnowwasdriftingwithincessantviolenceaswepassedtheTriodosalready mentionedwhereOedipusencounteredhisfather.Thehillonwhichthecitadelof Daulisstands,wascoveredwithdeepsnow.WeenteredThebesinasnowstorm, whichconfinedusforexactlyaweekinaroomwithnowindows.” Quellen: Christopher Wordsworth: Greece, pictorial, descriptive and historical. New Ed. London1853.S.223ff. RichardMoncktonMilnes:MemorialsofatourinsomepartsofGreece.London 1834.S.100ff.

1834 Heinrich Sander HeinrichSander(1810–1882)meldetesichimJahre1833freiwilligzumgriechi schenMilitärdienst.DerjungeKönigOttoließinMünchenTruppenanwerben, um in Griechenland mit entsprechender Militärmacht auftreten zu können. HauptaufgabederTruppenwardermühseligeKampfgegendieaufdemgriechi schen Festland weit verbreiteten Räuberbanden, derenSpezialität das Abschnei denvonHänden,OhrenundNasenwar.NachvierjährigerDienstzeitkehrtenur nochdieHälftederSoldatennachDeutschlandzurück,diemeistenwarenweniger beidenKämpfenalsvielmehranMalaria,TyphusundvorallemanCholerage storben. HeinrichSanderwarPhilhelleneundausPatriotismusnachGriechenlandge gangen. Obwohl seine Liebe zu Griechenland im Laufe seiner Dienstzeit einen schwerenDämpfererhielt,nutzteerjedochdieGelegenheit,sichnebendemauf reibendenMilitärdienstantikeStätteanzusehen,auchwennseinhistorischesWis sendarübernichtallzuumfassendwar.SeineReiseerfahrungenveröffentlichteer anonym,inderAbsicht,dernachfolgendenJugendalswarnendesVorbildzudie nen.ErberichtetehauptsächlichvonTruppenübungen,Krankenständen,Kämp fen und Truppenverschiebungen, wobei immer eine tiefe Verbitterung mit 98 DieReisenden schwingtüberdieschlechteVersorgungderSoldatenundüberdenUndankund dasMisstrauen,dasdenSoldatenvonseitenderBevölkerungentgegenschlug.Im Jahre 1834 wurden die Truppen von Patras nach Amphissa/Salona verlegt und Sanderschreibt: “GegendasEndedesMonatsMaimachteich,vonSalonaaus,einenAusflug nachdemnahenParnasse,unddemamFußedesselbengelegenenDelphi.Früh Morgends,beim Aufgang der Sonne, brach ich von Salona auf; der Weg führte AnfangsdurchdasschöneThal,andessenAusgangSalonaliegt,dannbaldstei gend,baldfallend,übersteileBergeunddurchanmuthigeThäler,bisichohnge fährumzehnUhrdesMorgensanderStelleanlangte,woeinstdassoberühmte Delphistand.DieFelsendesParnassesmitihremdoppelten,odervielmehrdrei fachem Gipfel, und die des Berges Kirphis, umfangen ein kreisförmiges tiefes Thal, und scheiden dasselbe beinahe gänzlich von der übrigen Landschaft. Wer imposanteÜberrestejenerPrachtzusehenerwartet,dieeinstDelphizueinerder schönstenStädteGriechenlandserhob,derhatsichgetäuscht.DerRaumselbstist soklein,dasseskaumzubegreifenist,wiehiereinebedeutendeStadtgestanden seinkann;siescheintsichaberterrassenförmigandenbeidenGebirgsabhängen, welchedasThaleinschließen,erhobenzuhaben;wenigstenslässtsichdiesesaus dennochvorhandenenGrundmauerndieserTerrassenschließen.VondemTem pel,derbereichertmitdenWeihgeschenkenvonNationenundKönigen,mitden herrlichstenMeisterwerkendergrößtenKünstlergeschmücktwar,inwelchemdas OrakelderPythiaüberdiewichtigstenAngelegenheitenbefragt,undnichtselten überdasGeschickganzerNationenentschiedenwurde,vondiesemTempelsieht man nichts mehr, als einige geringfügige Trümmer, zwischen welchen sich eine dunkleHöhle,dieGrottederPythia,befindet.DiecastalischeQuellesprudelt am Fuße des Parnasses aus einem mit Epheu umrankten Felsen; ihr Wasser ist klarundgutzutrinken,abertrotzdem,dassichdavongetrunken,fühlteichmich doch durch nichts begeistert, als allenfalls durch den Anblick einiger hübschen schlanken Mädchen, die von Castri, wie jetzt Delphi heißt, hierher kamen, um Wasserzuholen.Nachdemichdiesesallesgesehenhatte,bestiegichdenParnaß, dessenhöchsteGipfelnochjetzttheilweisemitSchneeüberdecktwaren.Mitvie lerMühekletterteichdenBerghinan,abersiewurdemiraufsherrlichstebelohnt, denn von seinen Gipfeln unfaßt das Auge einen unermesslichen Horizont, der sichvondereinenSeiteüberEuböa,undvonderandernüberdenGolfvonLe panto,biszuderGebirgskettedesPeloponneses,ausdehnt.ZuseinenFüßensieht mandieganzeLandschaftPhocis,welchederKephissusdurchschneidet,undmit ihren Olivenwaldungen und Weinbergen, und den darin zerstreuten Dörfern, einenüberauslieblichenAnblickgewährt.[…] AufeinerHochebenedesParnasses,überdemDorfeArakova,liegtdieeinst den Nymphen geweihte Höhle Korycium. Diese Felsengrotte, welche über 60 Schrittelangund100Schrittebreitist,wirddurcheinenniedrigenschmalenEin gangvomTageslichtenurschwachbeleuchtet.AlleTheiledesGewölbessindmit DieReisenden 99

StalaktitenindenseltsamstenFormenausgeschmückt.VonderDecketropftim merwährendWasserherab,wasdenBodensehrschlüpfrigmacht.Einealte,bei derHöhleindenFelsengegrabeneInschrift,istdenNymphenunddemPange weiht.“ NachdemdieTruppendieKlephtenausderUmgebungvonSalonabekämpft hatten,wurdensienachNeopatras/PatradijkundZeitun/Lamiaverlegt: „EswarinderMittedesMonatsJuni,alswirvonSalonaaufbrachen.DieHit zehattedamalsschoneinensolchenGraderreicht,dasssieunsDeutschenfast unerträglichwar;dieErndtewarbereitsbeendigt,keingrünerHalmwarmehrzu sehen,alleGewächsewarenverdorrtundausdemBodenausgebrannt,undschon seitmehralszweiMonatenhattekeinRegentropfenmehrdieNaturerfrischt;es wardaherkeinWunder,dassvielevonunsplötzlicherkrankten.Wirhattenweder ArztnochSpital,dieKrankenmusstendaherdurcheinengriechischenArztund in der Caserne behandelt werden; da gab esdenn, nach derMethode der Grie chen,einBlutvergießeninunsererCaserne,wieeskaumbeieinemGefechtewäh renddesgriechischenFreiheitskampfesstattgefundenhat.EsvergingkeinTag,an demnicht20–30AderlässeundeinigehundertBlutegelapplicirtwordenwären. Um einen Begriff zu geben, wie häufig letztere angewandt wurden, will ich nur anführen,dasswir,obschonsiehiernichtsehrtheuersind,innerhalb14Tagen 400DrachmenfürBlutegelbezahlenmussten.[…] WährenddererstenStundenunseresMarscheswarnochAllesfrohenMuthes, denn die frische Morgenluft hatte jeden erquickt, und jeder freute sich, als wir wiedereinmalWaldgrünsahen,womitdievorunsliegendenBergebedecktwaren; alswirabergegenzehnUhrdenerstenBergüberstiegenhatten,unddieSonne nunimmerheißerundglühenderzubrennenanfing,alswirdenzweiten,nochviel höherenBergüberschreitenmussten,alswirinunsernFeldflaschenkeinenTrop fen genießbaren Wassers mehr hatten, um die lechzende Zunge zu erfrischen, denndasmitgenommeneWasserwarwiegekocht,undalssichimmernochkeine Quellezeigenwollte,anderwirunsaufsNeuewiederhättenerfrischenundstär kenkönnen,dafingeinemjedenan,derMuthzusinken;hierlehnteeineranden glühendenFelsen,undkonntekaumsichselbstnoch,vielwenigerseinenTornis ter,fortschleppen,dortstürzteeinerzusammenundlagbesinnungslosamBoden, bisihnseineKameradenmitleidigaufhobenundweiterschleppten,oderaufeines derMaulthieresetzten,dieunserGepäcketrugen.Columbuskonntenichtmehr erfreut gewesensein, da erbei seiner Entdeckungsreise nach Amerika zum ers tenmaldenAusruf:Land!hörte,alswireswaren,dawirvondenzuvorderstMar schirenden endlich den freudigen Ausruf: Wasser! vernahmen. Alles war wieder mitneuemMuthebeseelt,AllesraffteseineletztenKräftezusammen,umzuerst dieQuellezuerreichenundseinenbrennendenDurstzustillen. Unter den Maulbeerbäumen, welche diese Quelle beschatteten, wurde Halt gemacht,dieMaulthierewurdenabgepackt,undeinjedermachteessichnunso bequem, als er konnte; dann wurde aus den mitgebrachten Lebensmitteln eine 100 DieReisenden gute Menage gekocht. Alles fühlte sich bald wieder neu gestärkt, und gegen A bend,nachdemdieSonnebereitshinterdenBergenhinabgesunkenwar,marschir tenwirmitneuemMuthewiederweiter.VonnunanlittenwiranWasserkeinen Mangelmehr,dennwirtrafenbeinaheallehalbeStundeeineQuellemitdemfri schestenundköstlichstenWasser;auchwarunserMarsch,trotzdemdasserim merbaldbergauf,baldbergabging,beiweitemnichtmehrsobeschwerlich,denn wennunsauchdieAbendkühle,diejetzteingetretenwar,nichterfrischthätte,so hätte es doch die schöne Eichwaldung gethan, unter deren Laubdach wir nun hinmarschirten. Unser Marsch an diesem Tage war lang und durch das immer währendeBergsteigensehrermüdendgewesen,wirwarendaherallerechtfroh,als wirgegenzehnUhrdesAbendinGravia,demZieleunseresheutigenMarsches, anlangten.DadieserOrtnurwenigeHüttenhat,somusstenwirimFreienbivou aquiren. Behaglich lagerte ich mich mit einigen Kameraden, in der Nähe des Wachtfeuers,undindemwirunserePfeifenschmauchten,suchtenwirunsgegen seitig durch Gespräch und schlechte Witze zu erheitern, vergaßen aber dabei nicht,deninderSpitizuGraviaumeinigeLeptaerkauftenInhaltunsererFeldfla schen.“ DernächsteTagesmarschbrachtedieTruppeüberdasKallidromosgebirgebis zurAlamanaBrücke. Quelle: Erinnerungen eines ehemaligen griechischen Offiziers aus den Jahren 1833 – 1837.[HeinrichSander,anon.].Darmstadt1839.S.96ff.

1834 Karl Bronzetti KarlJosephBronzetti(geb.1788)warMajorimbayrischenHeerundbereitsim Jahre1832zusammenmitKönigOttonachGriechenlandgekommen.Erbefeh ligteeineKompagniedesBataillons,dasimFebruar1833ChalkisvondenTürken übernahmundvonJanuarbisApril1834inAmphissastationiertwar.Erveröf fentlichteseineReisebeschreibungenimJahre1842,umdeninDeutschlandver breitetennegativenBerichtenausGriechenlandentgegenzutreten.Erschreibtim Vorwort: „Ungünstige, ungerechte Urtheile wurden über Griechenland und seine Be wohner,derenhäuslicheswieöffentlichesLebensichvondemderanderenNati onenunseresWelttheilssoauffallendauszeichnet,verbreitet.Vielmögenhierzu fehlgeschlageneHoffnungen,UngewohnheitderLebensweiseunddassmandas DieReisenden 101 nichtfand,wasimVaterlandezurTagesordnunggehörte;hauptsächlichaberder Umstandbeigetragenhaben,dassmannichtgenugberücksichtigte,wiedasVolk JahrhundertelanginderfurchtbarstenSclavereischmachtete.“ BronzettimusszweiMonatevorSanderinAmphissastationiertgewesensein, dochimGegensatzzuSanderberichteteermitkeinemWortvonCholeraepide mienundschwerenLeidenderSoldaten.ImGegenteil,erfühltesichsehrwohlin Amphissa: „AnkeinemOrteinGriechenlandhattenwirunsnochsoheimischegefühlt, alsindemtraulichenAmphissa,wounseinfreundlicherGeistländlicherSitte,wie alteBekannte,willkommenhieß;wodieLuftgesund,dasWasservortrefflichist, unseinebezauberndeNaturringsumdasAugeentzückt.DieSoldatenlagenhier behaglichineinemunterCapodistriaerbautenSchulhause,undineinerMoschee, welchezuKaserneneingerichtetwaren.DieherrlicheWitterungludunsein,unsre freienStundenmitAusflügeninderUmgegendauszufüllen,undeinAbstecher, denichindenletztenTagendesMonatsJanuarinGesellschaftdesOberlieute nantsStrasserundDr.Reknagelmachte,führtemichnachdemvierStundenent ferntenDelphi.WirrittenanfangsdurchdasschöneThal,bogenamOlivenwalde linksein,überdenKephissos30setzend,undbetratenbaldeinensteilenBergweg, der sich bei manchen Windungen so verengte, dass Mann und Pferd in augen scheinlicher Gefahr schwebten, in den unbewahrten Abgrund hinab zu stürzen. Noch bevor wir Delphi erreichten, stiessen wir auf einige Grabstätten, ähnlich jenenderPenelopebeiAmphissa,undeineStreckeweiterumeinenFelsenkom mend, standen wir bei einer Kapelle, wo wir vom Pferde stiegen, um einige BruchstückevonAlterthümernzusehen,dieinderselbenaufbewahrtwerden.Vor uns lag jetzt, am südöstlichen Abhange des Parnassus das unbedeutende Dorf Kastri,aufdessenStelleDelphi,dieeinstwichtigsteStadtinPhokismitdembe rühmtesten Orakel des alten Griechenland´s stand. Delphi lag also vor meinen Augen; doch nicht mehr jenes reiche mit Schätzen angefüllte Delphi mit dem prachtvollen Apollotempel, mit den zahlreichen Statuen und vielen anderen Kunstwerken,welcheausDankbarkeitgereichtwurden,nichtmehrjenesDelphi, zudessenVerschönerungNationenundKönigebeigetragenhatten,sonderndas ärmliche,ausdemSchutteunddenRuinendiesereinstsoberühmtenStadther vorgegangene Kastri, welches in der neuesten Zeit, der grossen Erinnerungen wegen,diesichdaranknüpfen,seinenaltenNamenwiederangenommenhat,und inseinerUnbedeutenheitbescheidenindasvommächtigenParnassusundHeli kongebildeteThalhineinschaut. ZuerststiegenwirzudemHippodromhinauf,deraufdemhöchstenPunkte derStadtliegt,unddessenRennbahn,zumTheilnochmitSteinbänkenumgeben, guterhaltenist;danngingenwirdurchdasDorfzurcastalischenQuelle,ander einige hübsche Mädchen, die ihre Wäsche unter Scherz und Lachen besorgten,

30HierirrtBronzetti,eshandeltsichumden. 102 DieReisenden unsere Aufmerksamkeit fesselten. Diese dem Apollo und den Musen geweihte Quelle,inderencrystallreinemWasserdiePriesterinPythiaundjeder,dersiebe fragte, sich reinigen musste, bevor die göttliche Jungfrau zu der Feierlichkeit schritt,sprudeltauseinemsenkrechtsicherhebenden,mitEpheuumranktenFel sen,inwelchemdieHöhlePythiumist,worinderheiligeTripodosoderDreifuß war,aufwelchemdiemitLorbeerbekränztePriesterinsichniederliessunddurch begeisternde Dünste in einen betäubten Zustand versetzt, die Orakelsprüche ertheilte, d.h. vondem aufsteigenden Dunstfast erstickt, ein Klagegeschrei und einzelneWorteausstiess,welchedieVorsteherdesOrakelsauffasstenundschrift lichdenFragendenüberlieferten.DieserOrtwarvondenGebäudendesherrli chenApollotempelsumschlossen,vonwelchemjedochnichtsmehralshieundda nocheinigezersplitterteSäulenundMarmorplattenunterderErdehervorragend zusehensind.“ ImJahre1835kehrteBronzettinachDeutschlandzurück. Quelle: CarlBronzetti:ErinnerunganGriechenlandausdenJahren1832–1835.Würz burg1842.S.166ff.

1834 Richard Burgess ReverendRichardBurgess(1796–1881)begleiteteimFrühjar1834eineGruppe junger Briten auf der „Classical Tour“. Von Italien aus nach Epirus und Patras kommendverbrachtensieinsgesamtzweiMonateinGriechenland,hauptsächlich aufderPeloponnesundinAthen.DasgriechischeFestlandwarnochvielzuunsi cher,umsichlängerdortaufzuhalten.DiejungenBritenbegnügtensichdahermit einemknappenAusflugnachDelphiundArachova.Am2.Junilandetensiemit demBootinderBuchtvonAmphissa/Salona,mietetensichPacktieremitFührer undwandertenüberChrissonachDelphi.BurgesshattrotzdenBeschreibungen frühererReisenderSchwierigkeitenmitderIdentifizierungderspärlichenantiken ResteinKastriundwendetsichlieberderKastalischenQuellezu: „No„planetree“nowovershadowsthefount;nofigtreehangsdroopingover it,exceptthewitheredstem:noclingingivyclothesthenakedrock;andfewthe „watercresses“ scattered in the fountain. There are three niches, one large and twosmall;thelatternotadaptedforstatues:theyarerudelycut.Thedescentinto thebasin,orreservoir,isbyfivesteps;andwheretheyappeartoceaseinlength, thereisanaperture,throughwhichthesuperabundantwaterescapesandformsa DieReisenden 103 rillwhichrunstowardsthePleistos.Thereservoirisclosedalongsidetherockbya wall,whichconfinesthewaterbetweenitandtherockinakindofcanalabout eighteenincheswide.Isteppedacrossthefountaintolookbehindthiswall,and observedasectionofthecanaltopassundertherusticchapelofSt.John.This chapelischieflycutoutoftherock,abouttenfeetbyeight:butononesidethere issomethinglikeabuttress,whichpreservessomestuccoandtracesofpainting. Upon this the name of many a pilgrim, who has repaired hither to indulge his fancy,iswritten.ThemostdistinguishedIsawwereByron,1806,andSirFreder ickAdam.Asmallslabofmarble,placedonthefragmentofacolumn,formsthe altarofthischapel;andsuchisthepresentstateofthefountofCastalia.” Am3.JunireistedieGruppeweiternachArachova,stiegzumParnassaufund besichtigtedieKorykischeGrotte.Am4.JuniwandertensievonArachovaweiter nach Zemeno und der Schiste, wo sie nach Süden abbogen um über Distomo wiederandieKüstezugelangen: “The descent to Asprospiti (White House) is first by a narrow defile and a ruggedpath.Afteranhouritwidensintocornfields,anddescendsdirectupon theseabeach;thenturningtotheleft,inhalfanhouritreachesAsprospiti;being, inall,twohoursfromDistomo.ThisissupposedtobetheancientAnticyra.The vestiges of an old port are hardly recognisable upon a low, slightly projecting headland.Themodernrepresentativeconsistsinamudcottage,amudhouse,and akhannowinbuilding.Thebayisprettilyencircledbycornfields,fromwhich risesanellipticalformedmountain,coveredwitholivesandothertreesforhalf wayupitssides,andtherestisruggedrock:onemoreinsulated,intheshapeof anegg,mightbethemountonwhichthehelleboregrew.Ifitcouldhavecured impatience,weshouldallhavebeengladtohavefoundsomestillgrowing;forthe coast was deserted by the inspectors and our boatmen had again neglected to procurethenecessarycertificatesforlandingatCorinth.Iproposedthat,aswe wereinthedominionsofGreece,andintendedtolandontheoppositesideofthe gulfinthesamedominions,wemighttogowithoutalicence;butthecaptain,still recollecting the summary proceedings of the Turks, drew his finger across his neck,intimatingthatheshouldbehangedifheattemptedsuchathing.” Quelle: RichardBurgess:GreeceandtheLevantor,Diaryofasummerexcursionin1834. Vol.I.London1835.S.143ff. 104 DieReisenden

1834 Ludwig Ross LudwigRoss(1806–1859)studierteinKielKlassischePhilologie,promovierte 1829,gingalsHauslehrernachKopenhagenundreiste1832miteinemdänischen Reisestipendium nach Griechenland. Als seine Geldmittel erschöpft waren und das Ende des Aufenthaltes in Griechenland drohte, wurde er 1834 von König OttozumOberkonservatorderAltertümerinAthenernannt.IndieserFunktion widmeteersichvorallemderErforschungderAkropolis,nebenbeidienteerder königlichenFamiliehäufigalsReiseführer.1837wurdeerProfessorfürArchäolo gieanderneugegründetenUniversitätinAthenundmusste1843nachderRevo lutionausdemgriechischenStaatsdienstentlassenwerden.ErerhielteineProfes sur inHalle, blieb aber noch zwei weitereJahre in Griechenland. Erst im Jahre 1848veröffentlichteRossdieTagebücherderKönigsreisen.SeineBeschreibungen folgendemjeweiligenReiseverlauf,sindsehrunterhaltsam,humorvollundtrotz demmeistknappgefaßt. MitteSeptember1834brachKönigOttozueinerReisedurchdasnördliche Griechenlandauf.DieRouteführtevonAthennachEleusis,Platäa,Theben,Le badeia,Chaironeia,Panopeus,DauleiaundüberdieSchistenachArachova.Am 20.SeptemberschreibtRoss: „DienächsteTagereise,vonDaulisnachArachova,betrugnurvierStunden. Der Weg führt anfangs in fast südlicher Richtung zwischen den Vorbergen des ParnaßhinunderreichtnachfastzweiStundeneineniedriggelegeneSchluchtwo dreiWegezusammentreffen:dervonDaulis,dervonLebadeiaunddervonDel phi.DiesistdersagenberühmteDreiweg(Triodos)oderdieSchiste,woOedipus seinenihmbegegnendenVaterLaios,ohneeszuahnen,erschlug.EinSteinhaufen inderMittederSchluchtgaltdenAltenfürdasGrabdesThebäischenKönigs. DieStelleheißtjetztZemeno.DerWegvonhiernachArachova(undweiternach Delphi)liegtineinerbreitenKluft,welchenördlichdieHauptmassedesParnaß von ihrer südlich gelegenen sich bis ans Meer erstreckenden Fortsetzung, der Kirphis,scheidet.NacheinerStundeistderhöchstePunktderKlufterreichtwo die Quellen eines Armes des Pleistos sind und von wo sich die Aussicht nach Westen auf die Berge vonLokris und Aetolienöffnet. Von hier fängt der Weg nachDelphian,sichzusenken;nachArachovaaber,daszurRechtenhöheram Parnaß hinauf liegt, ist noch eine Stunde beschwerlichen Steigens, über vielfach zerklüftete mit Reben bepflanzte Abhänge, zwischen denen der Hauptarm des PleistosvomGebirgeherabplätschert. ArachovaisteinDorfodervielmehreinMarktfleckenvonvierbisfünfhun dertnachLandesartverhältnißmäßigwohlgebautenHäusern,dasungeachtetsei ner hohen Lage (bei zweitausend Fuß über dem Meeresspiegel) vorzüglich von Weinbaulebt.DieHäuser,miteinzelnenBäumenuntermischt,erhebensichter rassenweise über einander, und auf dem höchsten Punkte des Dorfes liegt die Hauptkirche.AuchhierwardieBevölkerungdemKönigeübereinehalbeStunde DieReisenden 105 weitentgegengeströmt,unddiejungenMädchen,zahlreicherundwiemirschien, auch hübscher, als ihre Schwestern inDaulia, ließen sich wieder die Ehre nicht nehmen, dem Könige Blumensträuße und das wohlriechende Königskraut (βασιλικόν) zu überreichen;ein Beginnen, welches hierauf demschmalen kaum füreinPferdhinlänglichbreitenPfadeamRandejäherAbgründewirklichgefahr drohendschien.“ Am nächsten Morgen wurde von Arachova aus derParnass bestiegen, doch leiderwaraufdemGipfelalleswolkenverhangen.NacheinerweiterenÜbernach tunginArachovagingesam22.SeptembererneutdenParnasshinaufzurKory kischenGrotteundhinabnachDelphi,ChrissoundAmphissa.NacheinemAb stechernachGalaxidi,wozweineueHandelsbriggsgetauftundvomStapelgelas sen wurden, brach der königliche Troß am 25. September von Amphissa nach Nordenauf: „Der Weg führt durch eine reizende Gebirgsgegend, über die Höhen und Bergrücken, welche den Parnaß mit dem Aetolischen Gebirge verbinden. Eine Menge ehemaliger Pallikarenchefs aus Amphissa begleiteten den König bis Amblena,unterihnenPappaKostas,einGeistlicherdersichdurchTapferkeit,wie derberühmteDiakos,zudemRangeeinesangesehenenCapitanosaufgeschwun gen.ErtrugdiegewöhnlichereicheKriegertracht,dazuabereinenlangenschwar zenBart,welchendieeinmalgeweihtenPriesterniewiederablegen.Amblenaist derNameeinesDefilesaufdemhöchstenPunktediesesWeges,woimJahre1826 ein glückliches Gefecht gegen die Türken geliefert wurde. […] Gegen Norden senktsichvonAmblenaeinezweiStundenlangeSchluchthinabdiesichbeiGra viaindasKephissosthalmündetundinwelchereinhierentspringendesFlüßchen, unterwegsdurchmehrereQuellenverstärkt,demKephissoszufließt;riesigePla tanen,vondemklarenBergwasserüppiggenährt,beschattenseinenLauf.Indie serSchlucht,größtentheilsaufderlinkenSeitedesFlüßchens,läuftderWegnach Gravia, das etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang erreicht ward. Das elende DörfchenliegtrechtsvomAusgangedesWeges,amFußedesParnaß,unterden Ruinen eines altenfestenOrtes denen ich keinen Namen zu geben wage; links, schoninderEbene,liegteinKhanundeinigehundertSchrittweiter,voreiner Capelleundnebenihr,dieRuineneinesfrüherenKhans.[…]DieNachtinGravia warstürmisch,derRegenergoßsichstromweise,undnochamfolgendenMorgen hingensoschwereWolkenandenGipfelndesParnaßunddesOeta,daßdieAus sichtaufeinelangeundbeschwerlicheTagereiseüberdasGebirgenachNeupatras oderPatradzikhöchstunerfreulichwar.“ NacheinerHasenjagdamKephissosrittdieTruppeüberEleutherochorinach NeopatrasundLamia.Am30.SeptemberwurdenaufdemRückwegdieThermo pylen besichtigt, dann ging es weiter nach Molos, in das Boagriostal zu einem AbstecheraufdenVasilikapaß,undweiteranderKüsteentlangnachLongosund Kynos: 106 DieReisenden

„Auf diesem Vorgebirgeund auf derdahin führendenLandzunge liegen die RuinenvonKynos,derHafenstadtvonOpus.RestevonBefestigungsmauern,aus einerArtSandstein,umgebendenRandderstumpfenHöhe;aufdemhöchsten PunctestehteinverfallenerThurmausdemMittelalter,unddieganzeFlächedes HügelsistmitScherbenvonaltenVasenbedeckt.DieMengesolcherScherben, durchgehendsvonsaubererzierlicherArbeit,inallenantikenRuinenisterstaun lich;manbegreiftnicht,wiedieAltensovielTöpfergeschirrbesitzen,zerbrechen undüberdieStraßenihrerStädtezerstreuenkonnten.“ Über Atalanti, Proskynas, Martino und Larymna ritten der König und sein TroßweiterzudenKatavothren,TanagraundnachAthen. ErstnachseinerEntlassungausdemgriechischenStaatsdienstbesuchteRoss imJahre1844mitdemKönigundseinemGefolgewiederdenNorden.Am12. OktoberrittdieköniglicheGruppeinChalkislosunderreichteamnächstenTag Proskynas, Atalanti, Kynos, Alope und Agios Konstantinos. Am 14. Oktober trafensieinLamiaeinundrittenbereitsam16.wiederzurücknachMendenit sa/Bodonitsa, Turkochori, Parapotamioi und Lebadeia. Die Reisebeschreibung fällthierentsprechendderGeschwindigkeitderReiseziemlichknappaus: „InLamia,wodasWiedersehenderköniglichenHerrschaftennachdenEreig nissendesletztenJahresdiegrößteFreudehervorrief,hieltenwireinenRasttag, und traten dann am 16ten Oktober Mittags die Rückreise nach Athen an. Das ersteNachtlagerwarzweiStundensüdwärtsvondenThermopyleninBodonitza, einemhochgelegenenjetztelendenDörfchenandemGebirgszugederdemOeta oderdasKallidromonüberdenThermopylenmitdemeigentlichenKnemisgebir gezwischendemBoagriosundDaphnusverbindetundimAlterthumePhrikion hieß.IndemDorfesiehtmannochdieTrümmerdesaltenSchlossesderMarkgra fen von Bodonitza welche einst die neunte unter den zwölf Pairien des Fürstenthums Achaia inne hatten und denen die Bewachung der nördlichen GränzendesFürstenthumsanvertrautwar.ZusolcherGränzhutlagderOrtvor trefflich auf dieser Höhe, die das ihm untergebene Gebiet weithin überschaut. UrsprünglichgehörtedasMarkgrafenthumzudemKönigreichevonThessalonika, wurdeabervondiesemandenFürstenvonAchaiaabgetreten.AlleindasUnter kommeninBodonitzaentsprachdermarkgräflichenWürdedesOrtesnicht;fast nichtohneGefahrkonntemanAbendsaufdemunebenenBodenvondemeinen Hausezumandernstolpern,undgerneschwangenwirunsamfolgendenMorgen noch bei völliger Dunkelheit wieder in die Sättel. Es galt wieder eine Tagereise von siebzehn gewöhnlichen Stunden bis Lebadea. Der Weg führte duch be schwerliche aber schöne Gebirgspässe und Waldstrecken zum Frühstücke nach Turkochori, das in der Mitte der Phokischen Ebene zwischen Elateia an der KnemisketteundTithoreaamParnaßunweitdesKephissosliegt;dannnachmit tags die lange Ebene hinunter, an dem isolierten rundlichen Berge Parori, dem altenPhiloböotosvorüber,dersichamöstlichenFußedesParnaßfastbisandas Flußbett vorschiebt und den jenseitigen Ausläufern des Akontiongebirges bei DieReisenden 107

Parapotamia entspricht; und nach kurzer Rast bei einem einsamen Khan weiter überdenLöwenvonChäroneaundüberdasThuriongebirgenachderaltenStadt desTrophonios.“ Die dritte Reise in die Phokis fand im Juni 1845 statt. Die Gesellschaft des KönigsundderKöniginrittvonLamianachHypata/Neopatras,bestiegdenBerg OetaundübernachteteinMakrokampi.NachderDurchquerungderDorisging es direkt weiter nach Amphissa, Delphi, Arachova und hinauf zur Korykischen Grotte.AufMaultierenwurdeamnächstenTagderParnassbestiegenundweiter nachDauleiageritten.ÜberHosiosLukasundThespiaigingesdirektzurücknach Athen. Quelle: LudwigRoss:ReisendesKönigsOttoundderKöniginnAmaliainGriechenland. Halle1848.Bd.1,S.43ff.;Bd.2,S.126ff.und182ff.

1835 Jakob von Röser Jakob von Röser (1799 – 1862) studierte in Tübingen Medizin, bereiste danach Mitteleuropaundwurde1823zumLeibarztdesFürstenzuHohenloheernannt. 1834begannereinezweijährigeOrientreise,aufderervieleErfahrungenimUm gangmitPestundTropenkrankheitensammelte.RöserreisteimMärz1834über Venedig,Triest,KorfuundPatrasnachNauplion,umdortseinejüngerenBrüder zubesuchen:BernhardvonRöserwarderLeibarztvonKönigOtto,derjüngste BruderwareinerseinerHofarchitekten.JakobvonRöserbereistediePeloponnes, gingnachAthenundvondortausnachKonstantinopel,Kreta,Ägypten,Jerusa lem,Rhodos,Chios,LesbosundThessaloniki.DurchdasTempetalritternach LarissaundZeitun/Lamia,woeram4.Januar1835imSchneesturmeintraf.Die meisteZeitritternurinBegleitungeinesDienersundbemerktedazu: „DerArzterfreutsichimOrientnochdessicherstenReisens;auchindenver lassensten und wildesten Gegenden, die der einzelne Wanderer nur mit Grauen betritt, zieht er die Aufmerksamkeit und der menschenfreundlich Handelnde selbstdieDankbarkeitderBarbarenaufsich;selbstdieRäuberwagennicht,ihn anzutasten.“ InZeitun/LamiatrafRöserdengriechischenArztDrososMansolasunddie beidenMedizinerrittengemeinsaminnerhalbvonfünfTagennachAthen.Am7. JanuarverliessensieZeitun,rittenandenThermopylenvorbeiundübernachteten in Molos. Die nächste Tagesetappe ging über Kenourgio nach Longos. Am 9. 108 DieReisenden

JanuarzogendieGefährtennachNargitzaundLivanaki(ArkitsaundLivanates), anKynosvorbeiundindieEbenevonAtalantinachSkala: „Der Weg läuft nun in der schönen und schon ziemlich angebauten Ebene längsdesGestadeshinbisnachdemeineStundeentferntenDorfeSkala.DerOrt, ein kleiner Hafen und Landungsplatz, zeigt die erfreulichsten Spuren des sich hebendenWohlstandes,vieleneue,gutgebauteHäuserundziemlichvielHandel. ImGolfevordemDorfeliegenzweiInselchen;aufdereinenderselbenbefindet sicheinekleineKapelle.–WirmachtenindemOrteMittag,indemwirvoneinem hierwohnendenArztegastfreundlichbewirthetwurden;vonderTerassedesHau ses,welchedurchdieMittagssonnesehrerwärmtwurde,genoßenwireineherrli che Aussicht auf die schöne Ebene. Nur beunruhigten uns die Packpferde, die sich von uns verloren hatten. Nach längerem vergeblichen Warten brachen wir daheraufundsetztenunsereReisedurchdieEbene,dienunsumpfigwird,fort. EineStundevonSkalagelangtenwiraneinenSee,derdurcheinenHügelvom negropontischenGolfegetrenntist;vierbisfünfkrystallklareBäche,vondenen jeder eine Mühletreibt, entspringen aus dem dichtzur Seite des Sees liegenden schroffenFelsen.InderNähemußdasalteHalägestandensein.–DieDämme rung brach schon herein; die Sonne war hinter dem Parnaß hinabgestiegen; wir durchrittendichtesGebüsch,abernochimmerwolltesichProskynanichtzeigen. Im lichten Walde, in den wir nun kamen, lagen Nomadenzelte, mit schwarzen Tüchern und verrauchtem Schilfe gedeckt. Hier erkundigten wir uns nach dem Wege,verirrtenaberbaldundkamenrechtsabwiederineinenNadelholz=Wald. ZumGlückwaresMondeshelle,unddierauchendenHüttenderNomaden,bei welchenwirAuskunfterhielten,leitetenunsendlichausdemDickichtdesWaldes übereinenHügelineinengesThälchenhinab,inwelchemProskynalag,wowir auchunsereEquipageantrafen.WirbrachteninProskyna,dasungefährausvier zigFamilienbesteht,gemeinschaftlichmitunsernPferdendieNachtineinerHüt tezuundverließennachSonnenaufgangdenOrt.Oede,niederbebuschteFelsen höhenführenvonProskynaanderthalbStundennachdemDorfeMartini,dasin einemengen,vonBergenumschlossenenThalliegt.Dierunden,ziemlichhohen BergesindmitLenstiskus=Gesträuchenlebhaftbekleidet;umdasDorfselbstist vielAgrikulturundbesondersvielWeinbau.“ Quelle: JakobvonRöser:TagebuchmeinerReisedurchGriechenland,indieTürkei,nach AegyptenundSyrienimJahre1834bis1835.3.Aufl.Mergentheim1844.Bd.2, S.584ff. DieReisenden 109

1835 Karl Gustav Fiedler KarlGustavFiedler(1791–1853),königlichsächsischerBergkomissär,bereiste 1834–37imAuftragdergriechischenRegierungdasLand,umdieMöglichkeiten der Ausbeutung geologischer Lagerstätten zu erkunden. Dementsprechend lag seinAugenmerkwenigeraufdenAntiken,sonderaufGeologie,Geographie,Fau naundFlora. FiedlerbegannseineUntersuchungenaufdemgriechischenFestland,bevorer sichderPeloponnes,EuböaunddenInselnzuwandte.ImSommer1835reisteer vonAthenüberThebenundLebadeianachDelphiundweiternachMissolonghi, AkarnanienundzurücküberdieBergenachLamia.EndeNovember1835zoger durchdieThermopylennachMolos,KenourgioundüberdenVasilikapaßindie KephissosEbene.Am27.NovemberschriebFiedler: „Von Genurio zogen wir südlich im Thal hinauf; es ist voll Platanusbäume undmitGebüschwildverwachsen;eswurdenvieleWaldschnepfenaufgejagt.Das Thal ist breit, an den Rändern zeigt sich aufgeschwemmtes Gebirg. Unter den Geröllen des Flußthales fanden sich ein Paar Stücke blättrige Braunkohle, ganz ähnlichderbeiGardikeundauchsoschlecht;eswardahernichtderMühewerth, mehrere Seitenschluchten zu durchsuchen, um zu finden, wo sie abgerissen sei. Nach3bis4StundenwendetsichderWegrechtssteilaufwärts.Serpentintritt hervor. Zur Seite auf einer etwas ebenen Anhöhe sieht man die Grundmauern einesgrossenGebäudesundvielerkleinererHäuser;untereinemschönenschatti genBaumestehteinekleineKapelle.DerWegführtimmernochüberSerpentin bergauf,nachetwa½Stundesenktersichbergab;dichterweißgrauerKalkstein wirdnunherrschend.MangelangtineinekleineEbene,diemitschwarzemmoo rigemBodenstarkbedecktist.NacheinPaarStundenkommtmanaufdenAb hangdesvomOetasichnachOstenziehendenGebirgsrückens.Hierzeigtsich ein anderer Character des Landes. Romelien, waldig, bewässert und mit starker Erdbedeckung,hörtauf,wieabgeschnitten,undweissgraueklippigeKalkgebirge tragenAttika´sundMorea´skahlenCharacter.Esbreitetsicheineziemlichgrosse Ebeneaus,dieaberwenigbenutztist,dennsiezähltnochwenigBewohnerund diesehabenwenigZugthiere.Sieklagen,dieseEbeneseisehrtrocken;jetztsahsie freilichmehrsumpfigaus,dennanmehrernStellenkonntedasWassernichtab ziehen.InderMitteschlängeltsicheintiefeingeschnittener,jetzteinigeKlafter breiterFlussdurch;esistderKephissosderAlten,dervonLiläakommt,ausdem PhokäerLande. […] Wir zogen bergab und kamen am Fusse des Berges nach einem kleinen neu erbauten Dorfe Tragomano. Von der Höhe sieht es recht freundlichaus,besondersweileinigeGebäudemitneuenZiegelngedecktwaren, dochkommtmanhinein,sowirdderferneEindruckumgekehrt.MitMühekonn teichineinerSchilfhütteUnterkommenfinden,dennderDemarchintürkischem GewandehattejetztdesAbendsnochmitderMittagsruhezuthun.DieEinwoh nerwarensehrrohundvorwenigJahrensämmtlichRäuber,diebesondersinder 110 DieReisenden

Ebene sich hinter oft ganz unscheinbaren kleinen Gebüschen oder unter dem UferderBächeverstecktenundreisendenKaufleutenu.a.auflauerten.“ Am nächsten Tag reiste Fiedler über Chaironeia nach Lebadeia und Megara weiter. Quelle: Karl Gustav Fiedler: Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland in denJahren1834bis1837.Leipzig1840.Bd.1,S.132ff.und207ff.

1836 Karl Schönwälder DerSchweizerLehrerKarlFriedrichSchönwälder(geb.1805)erfülltesichmit31 Jahren einen langgehegten Wunsch und reiste 6 Monate durch Griechenland, bevorersichzurücknachItalienwandte.ObwohldurchausanAntikeninteres siert,reisteermehrausNeugierundAbenteuerlustdurchdasjungeKönigreich Griechenland. Er sprach griechisch und ritt alleine mit seinem Pferdeverleiher durchdasLandesinnere.Schönwälderschifftesicham5.JuliinTriestaufeinem griechischenHolzfrachtereinunderreichteam30.JuliAthen.Am9.Augustmie teteersicheinPferdundrittnachThebenundLebadeia.NacheinemAusflug nachOrchomenosrittSchönwäldernachChaironeia,DauleiaundArachova. „ImmerhöheramsteilenFelsenrandegingderWeghinaufzumParnaß;mein Maulthier ging sicheren Schrittes über die fürchterlichsten Klippen. Unter mir hatte ich zunächst ein breites Bergplateau, vielleicht der Kirphis, darüber den Spiegel des korinthischen Meerbusens und jenseits desselben die Peloponnesi schenGebirge.AufderHöheangelangt,rittichindieEbeneHyampeiadesPar nassoshinab;sieliegtnochunterdemhöchstenGipfel,istetwaeineStundelang, hatröthlichenfruchtbarenBodenundwirdjetztvoneinigenLandleutenausden DörfernamFußedesParnassosbebaut;diesebesäensieimFrühlingeundkom mendannzurErndteaufeinpaarMonateherauf.DenWinterbringensieunten zu. Daher steht auch kein Dorf hier oben, sondern die Leute wohnen unter Strohdächern,welchewieunsereWächterhütteninObstgärtengebautsind.“ SchönwälderbesichtigtenochdieKorykischeGrotteundübernachteteinei nerdieserStrohhütten,bevoreramnächstenTagnachKastrihinabstieg. „DerWegginghinterderHyampeiaüberBergundThalunddurchSchluch ten,plötzlichbeieinerBiegungkommtmanherausinsFreie,unduntenliegtder MeerbusenunddieEbenevonCrissa,dasStädtchenGalaxidiaufeinerHalbinsel undzweikleineInselchendavor,weiterhinausderganzekorinthischeMeerbusen. EinefürchterlicheScala,sosteilundzerissen,dassichabsitzenmusste,führtnach DieReisenden 111

Castrihinunter,wasnochnichtsichtbarwar.DaraufbiegtderWegplötzlichum einenFelsenundCastriisterreicht,einDorfunmittelbaruntereinemsenkrechten FelsabschnittedesParnassos.DasDorfistdasalteDelphi.Zuerstkamichandie QuelleCassotis,welcheheutenachtürkischerArtmiteinerMauerumgebenist; weiter unten gerade unter der Felsenschlucht zur Castalia, deren Wassersich in einer großen viereckigen in den Felsen gehauenen Wanne sammelt. Bei beiden QuellenwuschendieFrauen.DieSchluchtderCastaliascheidetnochheutedas DorfinzweiTheile,dasreinsteWasserquilltausdemFelsenundplätschertindie Schlucht hinab; über der Quelle ist eine runde Nische in den Felsen gehauen, entwederfüreinGötterodereinHeiligenbild.TieferalsdasDorf,aufdemjen seitigenUferderCastalia,liegtunterOlivenbäumendasετόχιονeinesKlosters; ichritthinunterundschluginderluftigenVorhallederKirchemeinLagerauf. […] Das Metochion samt der Kirche steht auf alten herrlichen Tempel Substructionen.[…]AlteSäulenstückeundKapitälesindinderKircheeingemau ertundderumzäunteFußbodenvordemStalle,einAufenthaltderHühner,be stehtauseinemmitHühnerexcrementenüberdecktenMosaik.DiegroßenUnter bautenziehensichvomMetochionbiszurKastaliahin,undebensoistdieBerg lehnejenseitsderSchlucht,wodergrößteTheilvonDelphigestandenhabenmuß undwonochheutedasDorfKastristeht,mitdensolidestenUnterbautenterras siert,welcheandreiStellennochsehrbedeutendsind.WoderWegumdenBerg nachSalonageht,mußeinsteingroßesGebäudegestandenhaben.[…]Einerder Brüder,denichnachAlterthümernfragte,führtemicheinehalbeStundevordas Metochionhinaus,wozahlreichesteinerneGräberstandenunddaruntereinvier eckigerMarmorsargmitReliefsandenSeiten,zwaretwasflüchtigabermitCha raktergearbeitet;derDeckellaghalbzerschlagendaneben.Nichtweitdavonwar einblindesThorindenFelsengehauen,dieFelsplattewarzersprungen,undein Feigenbaum da herausgewachsen. Nachmittags sagte ich den guten Cönobioten LebewohlundzogweitergenSalona.“ DerEparchvonSalonabotSchönwälderan,mitihmzusammennachZeitun zureitenundsobracheineGesellschaftvon5ReiternundeinigenFußgängern am nächsten Morgen Richtung Norden auf. Über den Paß vonTopolia ging es zumKhanvonGravia,durchdieEbenedesKephissos,denKallidromoshinauf und wiederhinunter bis die Truppe nach mehr als zehn StundenRitt die Sper cheiosbrücke und den Khan von Hellada erreichte. Am 18. August erreichte SchönwälderZeitun/Lamia,daserbereitsvierTagespäterwiederRichtungSüden verließ.DurchdieThermopylenritternachMolosundübernachteteinKenour gio.Am23.AugustritteramStrandentlangbisDaphnous/AgiosKonstantinos, offenbarwaresleichter,direktamStrandzureitenalsaufdenweiterimLandes inneren gelegenen Saumpfaden. Am nächsten Morgen erreichte Schönwälder AtalantiundrittweiternachProskynasundMartino.NachAthenzurückgekehrt erkrankteSchönwälderundmussteseineReiseaufdiePeloponnesumvierWo chenverschieben.MitteDezember1836befandersichinPatras,umaufdasös 112 DieReisenden terreichischePaketbootzuwarten,mitdemerzurück nachAnconawollte.Die AnkunftdesBooteswurdeimmerwiedervergebenserwartet,bisesendlicham 10.Januar1837docheintraf. Quelle: KarlSchönwälder:ErinnerungenanGriechenland.Brieg1838.S.102ff.

1836 Hermann Fürst von Pückler-Muskau Hermann Fürst von PücklerMuskau (1785 – 1871), Lebemann, reisefreudiger SchriftstellerundLandschaftskünstler,kamimNovember1835überPatrasnach AthenundwurdedortvonderGesellschaftfreudigaufgenommen.ImFrühjahr 1836begabersichaufeineausgedehnteReisedurchdiePeloponnesundüberdie IonischenInseln.Pücklerwareinscharfzüngiger,vorurteilfreierBeobachter,der dievorherrschendeGriechenlandVerherrlichungnichtteilte.Erreistetatsächlich nachArkadienundentdecktedortdasGegenteildessen,wasklassischeDichter wieGoetheundSchillerunterArkadienverstanden.AnfangSeptember1836war erzurückinPatrasundschifftesichmitBegleitern,Dienern,PferdenundHunden nachAmphissa/Salonaein.Am19.SeptemberbesichtigtePücklerDelphiundritt nach Arachova, von wo aus er einen Abstecher zur Schiste unternahm und am nächstenTagzurKorykischenGrotte.EinSchneesturmverhinderteeinenweite renAufstiegaufdenParnassgipfelundtriebdieReisendenweiternachdemBerg dorfAnguria(Agoriani). „Der nächste Tag erwies sich ebenfalls trübe, und obgleich die Wolken uns nichtmehrumschlossen,regnetensienichtseltenvonobenaufunsherab.Mein WirthhattemirvoneinemHellenikonKastrongesagt,daseineStundevonhier liegensolle,undichverstandmichzudemUmwege,meineRichtunglängseines ziemlichen Bergstromes nehmend, dem die Griechen, wie gewöhnlich, keinen andernNamenalsPotamoszugebenwußten.SomühsamderWegwar,hatteich dochkeineUrsache,meinenEntschlußzubereuen.Da,wodasParnaßgebürgein diefruchtbarenEbenenvonDryopiaundElateaausläuft,derenentgegengesetzte SeitederOetabegränzt,trittnebeneinertiefenSchluchteinsenkrechtabgerisse nerFelsenvor,aufdemwirschonvonferndurchdasGestrüppantikeMauern miteinemhohenThurmegewahrten.Alswirdabeiangekommenundzubesserer Besichtigungabgestiegenwaren,konntenwirnichtnurdiezumTheilmerkwürdig guterhaltenenRestederAkropolis,sondernauchdenganzenUmfangderalten Stadtmauern übersehen, welche an dem steilen Felsen niederlaufend sich noch weitindiePlainehinauserstrecken,undinnerhalbwelcherjetztaufdenTrüm DieReisenden 113 mernehemaligerGebäudeeinigeschöneGruppenalterRüsternerwachsensind. Die ganze Lage, wie der Umstand, daß in der Schlucht daneben der phokische Kephissus entspringt, dessen Rauschen wir bis oben herauf vernahmen, ließen keinenZweifelübrig,daßesdieÜberresteLiläa´swaren,diewirvorunshatten. Diese Ruinen sind höchst malerisch, besser erhalten als die meisten andern der ArtimnördlichenGriechenland,undohneirgendeinemoderneBeimischung.Im Thale,indaswiraufdenStadtmauernselbstzuFußhinabkletterten,unserePfer deabereinenbequemerenWegeinschlagenließen,fandenwirnachheraucheins der älteren Thore Liläa´s auf, dicht mit Feigenbäumen und Strauchwerk über wachsen,undbemerktendannweiterhin,nebeneinerzweitenRüstergruppe,meh rere schöne Reste polygonischer Mauern, die einen Hügel stützten. Tausend Schritte davon befindet sich eine türkische Fontaine, an der eine Gesellschaft reisenderGriechenmitihrenLastthierenlagerte,undsodasBildalterundneuer ZeitaufdasAngenehmstevervollständigte.Nachdemwirauchunserehierwieder vorgefundenenRossegetränkt,rittenwirohneWegundStegingraderLiniequer durchdieeinstsofruchtbare,jetztbaldwüstliegende,aberdennochgrüneEbene unddenjetztsehrseichtenKephissusbisandiegegenüberliegendeBergkette,was ungefährzweiStundenZeitwegnahm.[…] Manbetrittnun,tieferindenOetaeindringend,dieLandschaftLokris,passirt dasDorfTernitzaundsteigtStundenlangsehrsteilinkrausenGebüschenvon Immergrünhinan.VorunsklärtesichjetztdieLuftundeinblauerHimmelum finguns,währendesinderEbenehinterunsnochstarkregnete.Dieswareinsehr glücklichesEreigniß,dennaufdemhöchstenPunktdesOeta=Passesangelangt, rolltesich ganz unerwartetein glänzendes Schauspiel vor uns auf. Wir sahen in einetiefe,langausgedehnteundsichamEndeausbreitendeSchlucht,derenmehr alstausendFußhoheSeitenmiteinemsodichtenTannenundEichwaldbedeckt waren,daßkaumirgendwoeinZwischenraumsichtbarblieb,obgleicheingroße TheildesselbendurcheinenWaldbrandverheertwar,derjedochdieBäumenicht umgestürzt,sondernnurihreschwarzgrüneFarbeinRothverwandelthatte.Na türliche Felsenmauern und Warten krönten die Spitze der bewaldeten Kämme, sehrähnlicheinigenGegendenindersächsischenSchweiz.AmFußederSchlucht stand,ohngefährinderEntfernungeinerhalbenStundeingraderRichtung,die venetianischeBurgvonBodonitza,undhinterihrlag,wieeinschmalerSee,der MaliakischeGolf;anseinemjenseitigenUferüberschautenwirThessalien,empor steigendimGebürgeOthris,aufdessendunklemGrundevieleweißeThürmchen blendendinderSonneglänzten.RechtstratdienordwestlicheSpitzeEuböa´svor, undzwischenihrunddemGebürgeOthris,weithinbisandenäußerstenHori zont gestreckt, erblickte ich zum erstenmale die Europäische Türkei – zunächst darinamGolfvonVolodenspitzen,dunkelblauenPelion,hinterihmdenabge stumpften,blassenOssa,undinNebelformdenheiligenOlymp!WendieserAn blicknichtbegeistert,derbleibejaZeitLebenshinterseinemOfensitzen–mich hatertiefbeglückt!“ 114 DieReisenden

Überdas„elendeDorf“BodonitsarittPücklerMuskauzudenThermopylen und nach Zeitun/Lamia. In Thessalien grassierte wieder einmal die Pest, daher wandtesichPücklerMuskauwiederzurücknachSüden.ErüberquertedenSper cheiosamKhanvonHellada,verfolgteeinensteilenBergpfaddurchdichtenWald undgelangtenachPaliochori,einemDorfausStrohhütten,woerzumAbendes sen Gans am Spieß zusich nahm. Am nächstenMorgen reistePücklerMuskau mitseinemDienerweiternachAmphikleia/Dadi: „Durch einen Hain wilder Obstbäume nahmen wir zuerst unsere Richtung nachdemimKriegezerstörtenKamaramitdenRuineneinesfestenThurms,am FußdesOeta,woaucheinigeSpurenantikerGebäudesichinderNähebefinden, unddurchschnittendanndieEbenesüdlich,passirtenaufeinerspitzentürkischen BogenbrückedesKephissus,underreichteninzweiStundendeneinstansehnli chenOrtDadi.Vonden700Häusern,dieersonstzählte,liegtdieHälftenochin Trümmern,undvondemhellenischenKastroistauchfastnichtsmehrübrig.Ein ansehnlichesKlosterliegtwieeinVogelnesthochdarüberamAbhangedesPar nassus.AuffallendwarinallenOrtendieserEbenedieSchönheitdesweiblichen Geschlechts.[…] DurcheinenPaß,derschwacheSpurenalterBefestigungträgt,undandessen EndesicheinBrunnenbefindet,gelangtenwirkurzhinterDadiindieEbenevon Elatea.ImmeramFußdesParnaßfortreitend,dessensteileLehnenmitFichten waldungen dicht bewachsen sind, und aus dessen Felsenschluchten zuweilen Bergbäche brausend hervordringen, kamen wir nach abermaligen zwei Stunden, zwischenWeinbergenundKalambokiFelderninVelitsa,demaltenTithoreaan, einOrt,dessenseltsame,wildromantischeLageihnzudeminteressantestendieser ganzen Gegend macht. Dicht hinter ihm erhebt sich im Süden ein ungeheurer senkrechterFelsen,aufdessenKlippen,wieHerodoterzählt,sichdieEinwohner bei Annäherung der Perser flüchteten; auf der östlichen Seite strömt aus dem ParnaßderKakazema(deralteKachales)ineinemfurchtbarenAbgrundehervor. Die Felsenwände auf beiden Seiten beugen sich fast nach oben über und sind vollerHöhlen,worinwirzumTheilVieheingesperrtsahen,dasvonhiergewiß nicht entfliehen kann. An diese natürliche Vertheidigung der Stadt schließt sich südlich die antike Citadelle von der dritten und vierten Bauart an, wovon ein Thurmfastnochganzerhaltenist,undwestlichläuftdannvonhiereineMauer mitvielenkleinerenThürmenundeinemThor,dasnochjetztimGebrauchist, bishochandenanfänglicherwähntenFelsenhinauf,wasalleszusammengenom mengewißindamaligerZeitTithorea,dasdenEingangzumParnaßvondieser Seite,wieDelphivonderanderenbildete,zueinemderfestestenPlätzeinPhokis gemachthabenmuß.DerOrtenthältjetztungefähr100massiveHäusermitZie geldächern, ist lieblich mit Bäumen und Strauchwerk durchwoben und reich an denherrlichstenQuellen.“ DieReisenden 115

Von Tithorea/Velitsa aus ritten PücklerMuskau undseine Gefährten weiter nachTurkochori,Elateia,ChaironeiaundLebadeia,wosieam1.Oktober1836 eintrafen. Quelle: Der Vorläufer, vom Verfasser der Briefe eines Verstorbenen (Pseud. von Her mannvonPücklerMuskau).Stuttgart1838.S.31ff.

1837 Heinrich Nikolaus Ulrichs DerAltphilologeHeinrichNikolausUlrichs(1807–1843)begleiteteKönigOtto 1833nachGriechenlandundwurdeLateinlehreramneugegründetenGymnasium inÄgina,daseinJahrspäternachAthenverlegtwurde.1837nahmereineProfes surfürLateinanderUniversitätAthenan.IndiesemJahrreisteermitdemBe zirksrichterBodlydurchPhokisundBöotien,wobeiderSchwerpunktdieserReise Delphiwar,dasausführlichvonihmbeschriebenwird.EinJahrspäterwiederhol teerdieseReisemitseinerFrau.AlsOtto1843gezwungenwurde,alleAusländer aus dem Staatsdienst zu entlassen, mußte Ulrich genauso wie sein Freund Ross seinenAbschiednehmen.LeiderstarberimselbenJahrinAthenamFieber. DerersteTeilseinerReisebeschreibungenerschien1840undenthältdiesehr ausfühlicheBeschreibungseinererstenReisedurchPhokisundBöotien,inderer versucht,dieantikenQuellenmitdenGegebenheitenvorOrtzuverbinden.Im August 1837 landete Ulrichs im Hafen von Salona, besichtigte von dort aus Kirrha,durchstreiftedieKrissäischeEbeneundgelangtenachChrisso: „DiesDorfhatseinenNamenvonCrissaerhaltenmiteinergeringenVerände rung, durch die ihmdernicht unpassende Name desgoldenen Dorfes zuTheil ward.EsisteinerderwohlhabendstenundschönsteninGriechenland,umgeben von grünenGärten, welche vier reiche Quellen tränken, die im Dorfe selbst an verschiedenenStellenausdemFelsenentspringen.Esistauffallend,dassdieReste einer alten Stadt in der Nähe von Chrysó bisher nicht untersucht worden sind, obgleich man sie vom Dorfe aus deutlich sieht. Der Abhang des Parnasses, an demdasDorfliegt,läuft,wiewirobensahen,nachSüdengegendieCrissaeische EbenehinineinenlangenfelsigenVorsprungaus,dersüdöstlichnachdemPlistus mit senkrechten Wänden abfällt. Auf dem Südende steht die Kirche der vierzig Heiligen. Diese umgeben in einem weiten Kreise die Reste uralter polygonaler Mauern,nurdaunterbrochen,wodiesteilenFelswändejedesErsteigenunmög lichmachen.DiessinddieMauerndesHomerischenCrissa.[…]DieBreiteder nördlichenMauer,dienurzehnMinutenvomDorfentferntist,misstanachtzehn 116 DieReisenden

Fuss,diederwestlichen,woderAbhangsteilerist,zwölfFuss.DieBauartistroh, undgrosseBlöckevonvierbisfünfFussLängewechselnmitkleinerenab.Ein zelne Blöcke sind größer, und einer in der nördlichen Mauer, wo vielleicht ein Thor war, hat acht Fuss Länge. Die Polygone verspitzen sich meist keilförmig gegendasInnerederMauer,dasmitErdeundkleinenSteinenausgefülltist.In der Westseite unfern der Ecke, die sie mit der Nordseite bildet, hat sich ein schmaler Thorweg erhalten, der durch lange roh behauene Steine gebildet und nichtbreiterwar,alsdasseinMannzurZeithindurchgehenkonnte.“ Von Kirrha gelangte Ulrichs nach Kastri und Delphi, dem er fünf Kapitel widmet. Ein weiteres Kapitel berichtet von seinem Aufstieg zum Parnass. Über Arachova und den Engpaß von Zemenó gelangte Ulrichs zur Schiste und nach Dauleia,PanopeusundChaironeia. Ulrichs war noch häufiger in der Phokis unterwegs, doch leider gibt es von seinenspäterenReisenkeineAufzeichnungen.LediglicheinetopographischeBe schreibungvonTithoreaistimachtenKapiteldeszweitenBandesseinerReisen undForschungenzufinden. Quelle: HeinrichNikolausUlrichs:ReisenundForschungeninGriechenland. ErsterTheil:ReiseüberDelphidurchPhocisundBöotienbisTheben.Bremen 1840. ZweiterTheil:TopographischeundarchäologischeAbhandlungen.Hrsg.vonA. Passow.Berlin1863.S.114ff.

1838 William Mure WilliamMure(1799–1860)wareinschottischerPolitiker,derinEdinburghund Bonnstudierthatte.Historischsehrinteressiert,reisteermitallenmöglichenlite rarischenQuellenversehendurchGriechenland.LeiderberührteerdiePhokisnur aufdemklassischen„kurzen“WegvonIteanachDauleia. MurekammitdemSchiffausMissolonghi,segelteindenKorinthischenGolf undlandeteinSkala,demHafenvonSalona.ÜberChrissogelangteernachDel phi,woersichsehrausführlichumsah.Am5.März1838verließerDelphiRich tungArachova: „Myattentionhasbeenparticularydirected,bymyGermanfriendsatMeso longhi,tothebeautyofthewomenofAracova,whichindeedIfoundtobevery generallycelebrated.Iwas,partlyperhapsonthataccount,disappointed.Ihadfair opportunityofforminganopinion,aswepassedseveralfountainswherenumbers DieReisenden 117 of them were congregated, and saw many engaged in field labour close by the roadside.Thevillageindeedseemedtoaboundinfemales,andtobebothpopu lousandthriving,anditsinhabitants,uponthewhole,ahandsomerace.Themen, however,appearedtometohavetheadvantageofthewomen.[…]Thefemales arealsotallandrobust,withchubbyfaces,freshcomplexions,andastrongten dencytoembonpoint;differingverystrongly,inalltheserespects,fromthoseof theneighbouringdistrict,andofGreeceingeneral,whoareforthemostpartlean andswarthy.[…] AtthewesternbaseofthehillofArachova,wepass,ontheleftsideofthe road,justbeforeitcrossesasmallstream,thesubstructionsofamonument,ap parently of a sepulchral character, composedofmassive Hellenic masonry; per hapstheinteriorliningofatumulus.Atsomelittledistance,inthesamedirection, uponaninconsiderableeminence,aretheruinedwallsofasmallHellenicfortress. ThesceneofthedeathofLaiusisplacedatthepointwheretheroadtoDis tomo,theancientAmbrysus,andfromthencetothegulfofCorinth,turnsoffto the right fromthat leadingto Daulis andThebes. It is now called the Stené or straitofZeminó.Thislatternamealsoattachestoakhanamileortwoonthe DelphisideoftheStené,wherewehaltedtorefreshatmidday.Henceitwould seemtobecommontothewholenarrowvalleybelowArachova.Thecelebrated triviumorcrossroadisatthefootofalongstraightdescent,overwhicharescat teredtheruinsofawallofrudemasonrydrawnfromhilltohill.Behindthisram parttheGreekssuccessfullyresistedanattemptoftheTurkstopenetrateupthe valley,inthecourseofthelatewar.Iwasunabletoidentify,intheopenspaceat thepartitionoftheroads,thetumulimentionedbyGell.” ÜberDauleia,PanopeusundChaironeiagelangteMurenachOrchomenosund Lebadeia. Quelle: William Mure: Journal of a tour in Greece and the Ionian Islands. Edinburgh 1842.Vol.1,S.169ff.

1838 Johann Greverus Der Oldenburger Professor und Gymnasialrektor Johann Paul Ernst Greverus (1789–1859)besuchteebenfallsimJahre1838Griechenland.SeineReiseinder PhokisbeschränktesichaufseinerFahrtvonPatrasnachKorinthaufeinenAus flug vom Hafen von Amphissa/Salona nach Delphi und wieder zurück. Er be 118 DieReisenden suchtedieKastalischeQuelle,woauchihmdiebekanntenWäscherinnenauffielen undfährtfort: „VondemaltenberühmtenApollotempelfindetmankeinesichereSpur,also auch nicht von der Dreifußhöhle der Pythia. […] Übrigens werden bei Delphi schwerlich viele Alterthümer und Kunstschätze zu finden sein, da der Boden meistensauspuremFelsenbesteht.AmerstennochandemsüdlichenAbhange und nach dem Pleistos hin, so wie im Thale selbst.Es werden in Delphi, nach AussagedesDimarchen,auchnurwenigMünzengefunden,unddochsollteman meinen,dassdurchdieheiligenKriegeebenhiervielGeldausgestreutseinmüsse. – Dagegen kann man nicht anders, als natürlichfinden, dass keineRuinen vor handen sind: Was von Ruinen in Griechenland übrig ist, besteht meistens in Grundmauern.DieserbedurfteesaberaufdemFelsgrundenicht,undderOber bauist,wieindemübrigenHellas,soauchhier,theilsvonderZeitverschlissen, theilszuneuenBautenverbraucht.MancheSteinemögenauchandemAbhange desBergeshinabgesunkenundimLaufederJahrhundertemitErdebedecktsein. DieLageKastri´sistnämlichganzso,wiesiePausaniasbeschreibt,derdieLage Delphi´seinesteilansteigendenennt.“ Quelle: JohannPaulErnstGreverus:ReiseinGriechenland.Bremen1839.S.212ff.

1839 Christian August Brandis DerBonnerPhilosophieprofessorChristianAugustBrandis(1790–1867)kamim Jahre1837alsKabinettsratKönigOttosnachGriechenlandundbliebzweiJahre. NachseinerEntlassungimJahre1839kehrteernachBonnzurück. Während seines Aufenthaltes bereiste er mehrmals das griechische Festland: jeweilsimFrühjahrundHerbst1837und1838mitwechselnderBegleitungund vor allem im Herbst 1838und Frühjahr 1839 im Gefolge des griechischen Kö nigspaares.SeineReiseskizzensindnichtalsReisetagebuchveröffentlicht,sondern bildenehereinHandbuchdesmomentanenZustandesvonGriechenlandingeo graphischer Anordnung. Er beginnt mit der Nordgrenze des Königreiches, be schreibtdanndieWestküstebisPatras,wechseltindenGolfvonKorinthmitder SüdküsteRumeliensundschließtdenKreismitderOstküstebisLamia.Danach folgen die Gebirgszüge und Landschaften im Innerendes Landes. Leider ist es durchdieseArtderBeschreibunggeradezuunmöglichgeworden,einenexakten DieReisenden 119

Reiseverlauffestzulegen.Sicheristjedoch,dassdasGefolgedesKönigsimMai 1839vonChaironeiaausindiePhokisreiste: „Auf kürzerem Wege erreicht man Turkochori, wenn man unmittelbar vom Löwen von Chaeronea aus das anfangs sumpfige, weiter hinauf sehr fruchtbare KephissosthaldurchschneidetunddieRuinenvonParapotamii31linksläßt.Auch wennesnichtvergönntist,dasinderaltenKriegsgeschichtesoberühmteElateia beiDragomani,einekleineStundevonTurkochori,zubesuchenundvondaaus das durch einen niedrigen Bergrücken vom Kephissosthal getrennte Seitenthal vonAbaeundHyampoliszudurchstreifen,lohnendinhohemMaßeistauchso derAusflugnachTurkochori,einemkleinenausHüttenundwenigenzweistöcki genHäusernbestehendemDorfe,dasmanin2½StundenvonChaeroneiaaus erreicht.SchonTheophrastpreistdenWeizenvonElateiaalsumdieHälftemehl reicherwiedengewöhnlichen,undauchjetztister,gleichwiedastürkischeKorn, indiesemTheiledesKephissosthalesvonvorzüglicherGüte.DazuistderBlick selbstvomDorfeausaufdieöstlichenundnördlichenAbhängedesParnaßüber ausschön,vorzüglichaufdaskaum1½oder2StundenentlegeneVelitzaundauf dieFelsenterrassedarüber,worindievielenHöhlen,diedendurchfeindlicheÜ berzügebedrängtenEinwohnerndieserGegendeninaltenundneuenZeitenso häufig zum Zufluchtsort dienten. […] Nochmehr erweitert sich der Blick über den Nordosten des Parnaß und das obere Kephissosthal, diesen reizenden BestandtheildesaltenPhokis,jaerumfaßtdasimNordendarangrenzendeDoris mit,wennmandenBergrückenbesteigt,anwelchemTurkochoriliegt.Zugleich eröffnetsichaufdemhohenPaßdesGipfels,zudemmanaufreichlichbewässer ten Bergwiesen gelangt, der Blick auf die südlichen Abhänge des Oeta, auf die Bergspitzen Euböas, und eine reichere Fülle und größere Mannichfaltigkeit von Blumenhabeichkaumirgendwogefunden,alsaufdiesemBergrücken,wieinden reichbewachsenenSchluchtendesBasilikagebirges(Knemis),durchdieüberdasin einerderselbenromantischgelegenekleineDorfReginaderköniglicheZugden 12.Mai1839nachMoloinLokrissichbewegte.“ EsfolgtdieBeschreibungvonDauleia,ArachovaundDelphi. Quelle: ChristianAugustBrandis:MittheilungenüberGriechenland.ErsterTheil:Reise skizzen.Leipzig1842.S.250ff.

31BrandismeinthierwohlPanopeus. 120 DieReisenden

1839 Joseph Russegger

Joseph Russegger (1802 – 1863) studierte an der Berg und Forstakademie SchemnitzinÖsterreich.1835übernahmerimAuftragderösterreichischenRe gierungdieLeitungeinerwissenschaftlichenExpeditionzurErforschungdergeo logischenLagerstättenÄgyptens.VonÄgyptenausbereisteerdieLevante,Klein asienundimAuftragKönigOttosauchGriechenland.SeineReisebeschreibungen beinhaltenhauptsächlichdiegeognostischenVerhältnisse,dieweiterenReiseum ständesindknappgefaßt,unddieantikenStättenbeeindrucktenihnnurteilweise. Russegger kam nach Athen, durchstreifte Attika und hielt sich einen Monat in Euböaauf.VonChalkisritternachThebenundLebadeia,daseram14.Mai1839 wiederverliess: „FrühdesMorgensverliessenwirLivadia;abernichtinfreudigerStimmung; dennPhilliposhattedasFieberwirklichundichhattediegegründetsteAussichtes baldzubekommen.LangsamrittenwirbiszurkleinenBergkette,einenAusläufer desParnasses,vonderenHöhe,Kerata(Hörner)genannt,derWegindieEbene vonChaeroneaniederführt.EineBrückeführteunsüberdenCephissus,derzu dieserJahreszeitnochbedeutendhochgingundumMittagerreichtenwirBogdan mit seinem schönen Brunnen und den Ruinen von Festungen. Die Einwohner feierten gerade das Fest des heil. Athanasius und überhäuften uns Fremde mit Gastfreundschaft mehr, als uns armen Fieberkandidaten zuträglich schien. Wir entflohen daherdenLockungen der verschieden gebratenen Lämmer u.s.w., die wirinandererLagekeineswegsblödezurückgewiesenhabenwürdenundsetzten unsereReiseüberdieHöhendesKyrtononfort,wosichdamalsnochjeneRäuber hättenaufhaltensollen,welchevorKurzemdieärarischeKassezuTalantigeplün derthatten.WirbekamenkeinendieserHerrenzusehen,sondernlangtenganz unangefochten,aberzumUmsinkenmüde,Abendsindem1StundevonMeere und wunderhübsch am Berggehänge liegenden Talanti an, wo uns der Gouver neur, der Demarch und der Bischof sogleich mit ihrem freundlichen Besuche beehrten.AlledieOrtschaften,welchewirheutepassirten,sinddurchdievonder Nation in ihrem Freiheitskampfe gegen die Türken gebrachten Opfer ausseror dentlich herabgekommen. Mehrere derselben zählen kaum mehr die Hälfte der früherdortetablirtenFamilienunddasLandbedarfnochlangedesFriedensmit AussenundderinnernRuhe,umdiesetiefenWundenzuheilen.[…] Am 15. Mai. Nachdem wir die schönen Morgenstunden zu einer geognosti schenExkursioninderUmgebungvonTalantibenuzthatten,verliessenwirden freundlichenOrt,indessenNähesichauchBraunkohlenfindensollen,welchewir aber,daHadschiGregoriosausTheben,derunsdahinzuführenversprach,nicht zuerscheinenbeliebte,auchnichtzusehenwar.WirrittendenaltenWegnach Bogdanzurück,wendetenunsaberdannsüdwestlichgeradedemFussedesPar nasseszu,passirteneinigeDörferundbegannenendlichdassteileGehängeanzu steigen.MitAnbruchderNachterreichtenwirdashochliegendeDorfDaulis,wo DieReisenden 121 wirimärmlichenHäuschendesDemarchen,geplagtvonWind,KälteundKnob lauchduft,dieNachtverlebten.[…] Am16.Mai.VonDaulisführteunsderWegdurchengeFelsschluchtensteil zudenHöhendesParnasseshinan.EsregneteamMorgenetwasunddieKälte waräusserstempfindlich.SehrwildeFelspartien,hieunddaeinHäuscheninana choretischer Einöde, der Weinstock noch in einer Meereshöhe von nahe 3000 Fuss, alles zusammen mit dem Bewusstseyn auf dem heiligen Parnasse sich zu befinden,derschonsomanchemDichterHalsundBeinkostete,gabenderheuti gen Wanderung einen ganz unvergesslichen Reiz. Nach zwei und einer halben StundeerreichtenwirdenChanSemino,dermittenaufeinemJocheliegtundin welchemwirdesheftigerwerdendenRegenswegenZufluchtnahmen.VomCha ne aus, ganz geeignet um der Welt und ihrenGenüssen zu entsagen, sahen wir über den Isthmus von Korinth hinaus in das weite Meer und bewunderten zugleichdenherrlichenWasserfall,dersichmalerischoberhalbdesChansüberdie graueFelswandstürzt.Durchtiefe,enge,mitGebüscherfüllteSchluchtenführte unsderWegamSüdgehängedesParnasseswiederthalab.BeiArachowa,woeinst KaraiskakisheldenmüthigmitdenweitüberlegenenTürkensichschlugunddie Griechen aus Albaneserschädeln eine hohe Pyramide als grauenhaftes Denkmal aufschichteten,trafenwireinegrosseSchaarLandleute,Hirten,aufoffenergrüner Wiese.DieWeiberundMädchentanztennachHerzenslust,dieMänneraberfie len,wiesieunsansichtigwurden,unsernPferdenindieZügelundbatenunsso eindringend,dochjanichtvorbeizuziehen,ohnebeiihnenMilchundKäsezuuns zu nehmen, dass wir einige Zeit bei dem lustigen Völkchen zubrachten. Nach einem fast achtstündigen beschwerlichen Ritte erreichten wir das hoch am süd westlichen Gehänge des Parnasses liegende, an steile Felswände hingeklebte Kastri,dasalteberühmteDelphimitseinemOrakel.“ EinTaglangerforschteRusseggerDelphiunddieUmgebung,dannritterwei ter nach Amphissa/Salona, Gravia, Bralos, zu den Thermopylen und nach Zei tun/Lamia. Quelle: JosephRussegger:ReiseninEuropa,AsienundAfrika:mitbesondererRücksicht auf die naturwissenschaftlichen Verhältnisse der betreffenden Länder; unter nommenindenJahren1835bis1841.Band4:ReiseinderLevanteundinEu ropa.Stuttgart1841.S.101ff. 122 DieReisenden

1840 Karl Otfried Müller und Ernst Curtius KarlOtfriedMüller(1797–1840)warAltphilologeundgiltalseinerderBegrün derderKlassischenArchäologie.Bereitsmit26JahrenwurdeerordentlicherPro fessorfürKlassischePhilologieundAlteGeschichteinGöttingen.Umseine„Ge schichteGriechenlands“schreibenzukönnen,wurdeihm1839vonderhanno verschen Landesregierung eine einjährige Reise nach Italien und Griechenland bewilligt.WährendseinerReiseführteMüllereinhandschriftlichesTagebuch,in demerallesfürihnWichtigevermerkte.SeinenInteressenentsprechendistdas Notizbuch voller Abschriften von gefundenen Inschriften, alles andere ist sehr summarischundnurinStichwortenerfasst.Datumsangabensindselten.Manch malhatmansogarMühe,dieReiseroutezuerkennen. ErnstCurtius(1814–1896)hatteinBonnbeiChristianBrandisundinGöt tingenbeiKarlO.MüllerKlassischeAltertumswissenschaftenstudiert.1836be gleitete er Brandis als Hauslehrer seiner Kinder nach Athen. Nachdem Brandis bereits1839nachBonnzurückgekehrtwar,bliebCurtiusinAthenunderwartete dieAnkunftseinesLehrersMüller,demeralsReisebeleiterdienenwollte. Müller traf im April 1840 in Athen ein und bereiste im Mai zusammen mit Ernst Curtius die Peloponnes. Im Juli 1840 brachen die beiden Gefährten zu sammen mit dem Philologen Gustav Adolf Schöll und dem Zeichner Friedrich NeisenachNordgriechenlandauf.SiereistendurchAttikaundBöotienbisnach Orchomenos. Von Orchomenos gingen sie nach Norden über die Berge nach AbaiundHyampolis.VondortausrittensiedenFlußAssosentlangnachSüden über Chumbavo und Merali in die Kephissosebene. Die nächste Station war DrachmaniundElephta/Elateia,danngingesüberdenVasilikapaßinsBoagrios Tal,weiternachRengini,MolosundzudenThermopylen.VonMustaphabeyaus machtensieeinenAbstecherzurBurgSideroporta,rittenaberdannweiterüber EleutherochoriundProkovenikonachGravia.EsfolgteeinAbstechernachMa riolates,dannrittenMüllerundCurtiusüberdenPaßvonTopolianachAmphis sa/Salona. InKastri/Delphi begannen sie mit Ausgrabungen und forschten mit vielErfolgeineWochenachInschriften,wobeisichMüllereinenHitzschlagzu zog.Am26.JulischriebMüllervonLebadeiaausanseineFrau: „Von der Ausgrabung derMauer mit den vielenInschriften habe ichschon geschrieben; zunächst stellte ich nun Leute auf einem kleinen Platze zwischen Häusernan,womanaufdenBodendesTempels,vondemmanbisjetztnureine Stufekannte,kommenmußte.UnserWirtAnagnosteswarsehreifrigbeimWer ke;erhatteeineTraditionvoneinerHöhle,diedortseinmüsse,undsieheda,wie wirbeimMittagessensitzen,stürzterherein,dieHöhleseigefunden.Ichdachte, eskönntewohleinKellerausneuernZeitensein;aberwiegroßwarmeineFreu de,alsichfreilichdurcheineschmaleÖffnungin3sehrkunstreichundgroßartig konstruierteKammerngelangte,diezudenSchatzkammernunterdemFußboden desTempelsgehören,welchedieAltenöftererwähnen.DamitwarmirinderTat DieReisenden 123

MüheundKostenmeinesUnternehmensreichlichvergolten,zumaldadiedritte Kammer,welcheaufwärtsführte,wennsievonobenbloßgelegtwurde,bedeuten deAufschlüsseliefernmußte.AberschonandiesemTagewarendieArbeitensehr gestörtwordendurchdasGeschreiderWeiber(unddieDelphierinnenhabengute Lungen)ausdenbenachbartenHäusern,diefürihreWohnungenallemöglichen Gefahren von dieser Umwühlung des Bodens befürchteten und sich nicht da durchberuhigenließen,daßicherklärte,alleswiederebnenlassenzuwollen.Der Hauptgrund war eigentlich, daß das Volk von Castri die Meinung hat, daß hier großeSchätzeverborgenseien,dieesgernselbstundganzimGeheimenhaben möchte.DenfolgendenMorgenwarallesverändert;derDemarchselbstversagte dieErlaubniszurfernerenNachgrabung,wasmeineschönstenHoffnungenzer störte. Indessen arbeiteten wir eifrig an der Entzifferung und Abschrift der In schriften,deren68,meistziemlichlange,aufjenerMauerwaren,eineangreifende Arbeit,dadieMauergegenSüdenlagunddenganzenTagdieSonnehatte.Ich vertraute auf meine Fähigkeit, die Sonne zu ertragen,und übernahm es, dieIn schrifteneinesSteins,derumgekehrtlag,mithängendemKopf,indemdieSonne mirinsGesichtschien,zukopieren,abermußteesteuerbüßen.Ichbekameine solche Hitze im Kopf, Kopfweh, Irritation der Nerven, daß ich hernach wenig mehrinDelphitunkonnte,weiljedeähnlicheAnstrengungdasÜbelerneuerte, dasichbeiderfortwährendenHitzeauchjetztnochnichtganzlosgewordenbin.“ Curtiusschreibtdarüberam7.August1840ineinemBriefanseineEltern: „ÜberdenChanvonGraviagingenwirnachSalonaundvondanachkurzem AufenthaltnachDelphi.HierwarMüllersPlan,achtTagezuverweilen,undich erwartetegewiß,daßdieseRuheihmwohltunwürde.Wirhatteneinganzerträgli chesZimmerundfreundlicheBewirtung.DieAusgrabungengingenindenersten Tagenaufdasglücklichstevorwärts.InneunFußTiefefandenwirimTempelbe zirkdiemerkwürdigstenSpurenalterSouterrains,undzugleicherZeitließMüller eine Polygonalmauer, den Unterbau der Tempelterrasse, freilegen, worauf sich etwa vierzig alte Inschriften, größtenteilssehr lesbar,fanden. Diese erstenTage des delphischen Aufenthaltes mit ihren reichen, überaus pünktlichen Erfolgen waren die letzten hellen Tage seines Lebens. Er ließ die ganze Mauer in ihrer Steinfügung von Neise zeichnen, die einzelnen Steine und Inschriften wurden numeriert und registriert, und wir drei begaben uns jetzt ans Werk, diese noch ganzunbekanntenInschriftenzuentziffernundniederzuschreiben.DesAbends wurdedasGeschriebeneverglichenundbesprochen,dieLückenergänztunddas ZweifelhaftezueinerneuenBesichtigungderUrschriftangestrichen.Soarbeiteten wireinpaarTagefort.DerEcksteinselbstwarindemGrabenliegendundbei gänzlichem Mangel an Hebeinstrumenten nicht gut fortzuschaffen.Müller hatte interessanteAnfängeaufdiesemSteingefundenundliesessichnichtausreden, selbst den ganzen Stein zu kopieren. Zu diesem Zwecke mußte er lange in der unbequemsten, gebückten oder liegenden Stellung schreiben. Ich bat ihn drei, viermalumdieErlaubnis,ihnabzulösen,abererwolltediesnichtundvollendete 124 DieReisenden auch die Abschrift, fühlte sich aber gleich darauf so erschöpft, daß mir damals zuerstumihnbangewurde.NachdemerdenganzenTaggeruhthatte,kamerden folgendenTagwiederzudenInschriften.IchbliebihmzurSeiteundbemerkte bald,daßergleichnachdenerstenLeseversuchenschwindligwurde,sodaßihm seinBuchausdenzitterndenHändenfiel.“

Abb. 22: Die pelasgische Mauer in Delphi, aus Henri Belle: Voyage en Grèce. La Tour du Monde,Vol.33, Paris 1877. S. 147.

Beim Aufbruch von Delphi über Arachova nach Lebadeia führte Müller trotz seinerangeschlagenenGesundheitweiterTagebuch,dochseineSchriftwirdunsi cherunddieBeschreibung–wennmöglich–nochknapper: „VomKhanweiter.ZunächstzurSchiste.DenWegnachDaulis.Einandres Ravinzurl.,daswiraufwärtsverfolgen.AmAnfangdesselbeneinfelsigerHohl weg, gepflastert. Wasserscheide. Abwärts an einem andern kl. Ravin, das wir l. haben.MeistganzguterWeg.EinmiteinerrundenMauereingefaßterWeingarten überdemRavin,schienfürdasPhokikongeeignet,unteruns.Hernachrittenwir übereineebendazupassendeTerrasse.StillgehaltenvorDaulis,umeszuzeich nen. Gleichsam eine doppelte Pyramide doch an der r. Seite ungleicher. Thor sichtbar.EinRavingehtgradedarauflos;andenAnhöhenlinksmehrereBewäs serungsAdern. Nach Davlia über 2 die Gewässer, die von einer Mühle l. DieReisenden 125 kom[m]en,schönerFleck.DannüberdasRavin,dashernachanderr.Seitevom Castro hingeht, auf roher Brücke. Weiter auf der Anhöhe, welche dem Castro gegenüberliegt,nachDavlia;vorDavliamachtsieeinenBusen,undöffnetsich dannindieEbne.EhrwürdigerFelsbergMte.Longol.DasCastrofälltr.steiler (als von oben sichtbar war) gegen das enge Ravin ab; gegen l. noch tiefer aber lehner<=sanfter>indieEbne.ZwischenAltundNeuDauliseinschmaleshüb schesbewässertesThal.InNeuDaulisblosβρύση,nichtπηγάδι,dieπηγαδιalle aufdemParnass,dersichvorunsmajestätischerhebt. Die Mauern von Daulis an mehrern Stellen sehr deutlich und bedeutend; scheinenPolygonemitQuaderecken.InDavliasehrvielGranaten;inderEbne darunterMais,Baumwolle,keinWein,derumArachovainFülle(abernochent ferntvonderReife).UnserWeggingvonDavliaziemlichunebenhinabdannin dieEbneüberdasRavinunddanebenderBewässerungscanaldesPlatanios,auf A.Blasioshin.UnmittelbarüberA.Bl.erhebtsichdieFelsenhöhevonPanopeus; MauernwarenanderSüdeckesichtbar,Polygonewieesschien,mitscharferEcke. Dannim[m]erdieFelsenhöhenentlang,ohneübereineVertiefungzukom[m]en undeinenWasserlaufzubemerken,bisCapraenaunddarüberdieBurgvonChae roneamitdemTheater(nichtgroß,obenFelswand,darunterhöherePraecinction, vielweiteruntenminderhohe)sichtbarwurde.“32 MüllerundCurtiusrittenüberLebadeianachTheben,woMülleram28.Juli zusammenbrach.CurtiusriefdenköniglichenHofarztBernhardvonRöser(Bru dervonJakobvonRöser,s.S.107)zuHilfe,derMüllermitdemWagennachA thenbrachte.Am1.August1840starbKarlOtfriedMüllerinAthen. Quellen: Handschriftliches Tagebuch von Karl Otfried Müller im Archiv des Deutschen ArchäologischenInstitutsAthen. CarlOtfriedMüller–einLebensbildinBriefenanseineEltern.Hrsg.vonOtto undElseKern.Berlin1908. ErnstCurtius–einLebensbildinBriefen.Hrsg.vonFriedrichCurtius.2.Aufl. Berlin1913.

32KlausFittschen,derdasTagebuchvomMüllerveröffentlichenwird,dankeichganzherzlichfür dieÜberlassungderTranskriptionderTextstelle.DesgleichenschuldeichihmherzlichenDank fürdiekritischeDurchsichtdesManuskriptes. 126 DieReisenden

1841 Jean Alexandre Buchon DerfranzösischeGeschichtsforscherJeanAlexandreBuchon(1791–1846)be reisteindenJahren1840und1841Griechenland,umMaterialfüreineGeschichte derfranzösischenNiederlassungenimMittelalterzusammeln.Dementsprechend sindseineReisebeschreibungensehraufmittelalterlicheGeschichteausgerichtet. NacheinemlängerenAufenthaltinAthenbereisteerAttikaundgelangteüber Theben,Lebadeia,ChaironeiaundHosiosLukasnachDelphi,woersicheherfür diemoderneGeschichteinteressierte.InAmphissa/Salonaerkundeteerdiemit telalterlichen Befestigungen und ritt über den Paß von Topolia zum Khan von Gravia.ZunächstdemNordranddesParnassfolgenddurchquerteerhinterLilaia dasKephissostal: «JelaissaidoncderrièremoilesvillagespittoresquesdeMariolatesetdeSou bala,lePlatanosaveclesruinesdesonvieuxchâteauetleneigeuxParnasse,etme dirigeai vers Dernitza. Le Callidrome, entre les escarpements duquel est placé Dernitza,estd´unephysionomietoutedifferéntedelachaineduParnasse.Dans leParnassetoutestrocher,danslechainesduCallidrometoutestterrevégétale, bellesforetsdepins,gracieusespelousesjusqu´auxsommetslesplusélevés.C´est àcettecompositiondesonsolqueleSaromatadoitsonnomdeCallidromeou montagne aux beaux chemins. A moitié chemin, entre Glounista et Dernitza, à unedemiheureavantd´arriveràcederniervillage,j´apercusquelquesruinesprès duchemin.Unepetitéglisechrétienneavaitétéélevéesurlesdébrisd´untemple paien;mais,égliseettemple,toutestenruinesaujourd´hui,avecladifférenceque lesgrandespierreshelléniquessubsistentencorepleinesdejeunesse,tandisqueles muraillesmodernesnelaissentplusquequelquestraceschétivesetdelapoussiére. […]EnpartantdeDernitza,oncontinueàmonterjusquàceques´ouvredevant vouscequ`onappelleiciundiaselo,ouunportdanslesPyrénées,c´estàdireune ouvertureétroiteentredeuxpicsdemontagne,d´oùonpuisseeredescendredans levallées.LespicsquiformentlediaselodeDernitzasontdesplusgracieuxetdes mieuxombragésduCallidrome,etonnel´apasplutôtfranchipourpénétrerdans la Clisoura, que se présente un spectacle vraiment magique. Je m´étais imaginé trouverunegorgeobstruéepardesrochersetdesprécipies,etjevoyaisuneroute serpentantélégamment,bienqu´unpeurapidement,lelongd´unravincreusépar untorrent,àtraversuneforêtdepinsmajesteux,quiremontaientdesdeuxcôtés, dubordduravinjusqu´ausommetdeshauteursquienserrentledéfilé.Dèsles premierspas,lavue,guidéeparlesdeuxflancsdelamontagne,seprolongebien au delà des limites du défilé. Là s´étend la jolie vallée de Bodonitza; et tout au milieu,surgissait,commepourm´êtreplusagréable,unplateausurmontéduvieux châteaux francais des marquis de Bodonitza. Mais ce plateau et ce château, qui sontjetésdanslavalléeinférieure,n´arrêtentpaslavue,quiseportebienaudelà, etdécouvrelamer,labellemerazuréedeGrèce,enferméecommeunlacentrela golfeMalliaqueetlegolfedeTalente,parlachaînedel´Othrysd´unepartetpar DieReisenden 127 lesmontsdel´Eubéedel´autre,etenfin,commepourajouterunderniertraitde perfectionautableau,legracieuxcanald´Eubées´ouvrantentrecesdeuxgolfeset cesmontagnes,etconduisantl´œiljusqu´auxîlesdeSkiathos,SkopelosetSkyros, etàlahautemer.Jerestailongtempsenadmirationdevantcebeautableau,au quelnemanquaitpasl´effetdusoleil,etjem´engageaidanslaClisoura.» NacheinerausführlichenErkundigungdesKastellsvonBodonitsarittBuchon andieKüstenachKenourgio,woeram1.Mai1841diefranzösischeZuckerfab rik besichtigte. Von hier aus unternahm er Ausflüge ins Tal desBoagrios, nach Thronion,nachPaliochoriundandasKapKnemis.Am5.Mai1841verliessBu chonKenourgioundrittdurchdieThermopylennachLamia. Quelle: Jean Alexandre Buchon: La Grèce continentale et la Morée. Voyage, séjour et étudeshistoriquesen1840et1841.Paris1843.S.240ff.

1841 Fritz von Farenheid Fritz von FarenheidBeynuhnen (1815 – 1888) reiste im Sommer 1841 durch Griechenland,Kleinasien,KonstantinopelundnachRom.ObwohldieseReisein Griechenland selber nur sehr kurz war, blieb die Griechenlandbegeisterung von FarenheidseinLebenlangbestehen.ImheimatlichenBeynuhneninOstpreußen ließersicheingroßesSchloßimantikenStilerrichten,dasdenHintergrundfür seineumfassendeSammlungantikerStatuenbildete.SchloßundParkBeynuhnen sollten für immer der Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht werden. LeiderwurdedieSammlungbeiKriegsende1945zerstörtundteilweiseabtrans portiert. FarenheidsReisetagebücherschildernmehrvondenUnpäßlickeitenderReise alsvonantikenStätten,sodassesverwunderlichist,dassseineGriechenlandliebe dieReiseüberhauptüberlebte.SeineRouteführteihnimMai1841überKorfu nachAthen,vonwoauserbereitsdreiTagespäterzueinerReisedurchLivadien aufbrach.VonEleusis,LeuktraundLebadeiagelangteernachOrchomenos,Chai roneiaundPanopeus,DauleiaundArachova.Am16.Mai1841stiegervonAra chova zur Korykischen Grotte hinauf und gleich wieder nach Delphi und Amphissahinunter: „DerFelsenwegwarwiegewöhnlichsteilundbeschwerlich,denwirvonDel phinachAmphissa,demheutigenSalona,ritten.OftmußtenwirvondenPferden steigenderAbhängeundderglatten,nacktenFelsenwegen.DasPackpferd,auf 128 DieReisenden welches der Knecht gestiegen, stürzte heftig, den Menschen überschlagend, auf spitze,zackigeFelsennieder,mitgenauerNothdemjähenAbhangeentgehend.– Die Aussicht auf den Meerbusen von Krissa mit den Olivenwäldern und den Bergketten, aufdenen oben der Schnee glänzte, warwunderbarschön, undder blaueAbendnebel,derinsThalhinabstieg,erfrischteGeistundHerz.Untenzog schreiend und jubelnd ein griechischer Hochzeitszug nach Salona, alles war zu Pferde, Weiber und Männer; diese in ihren glänzendsten Fustanellen und gold undsilbergesticktenJacken.[…]AmphissaisteinnetterOrtineinemschönen ThalmiteinersehrpittoreskenAkropolis.WirwurdennachVorzeigungunseres FermansineinnichtübelaussehendesPrivathausgeführt;wenigstensfandenwir BänkeundeinenTischvonanscheinenderReinlichkeit.Dochnichtlangedauerte unsereRuhe,dennschaarenweisrücktendieWanzenan,sodaßsieüberKleider undHändeliefen.JedesMöbel,dasmanaufhob,warmitihnenbesetzt,javonder Deckeließensiesichguirlandenartigherabfallen.ZuDutzendenkonntensieim Augenblickerlegtwerden.DieserGräuelübertrafdochallesDagewesene.Drau ßenindunkler,rauherNachtströmteununterbrochenderRegen.Drinnenregnete es Wanzenschaaren. – In höchster Resignation hüllte man sich, wie Cäsar den MantelüberdasHauptziehend,ein,warfsichzurErdeundließdieGeschöpfe herabträufeln. Montag,den17.Mai1841.NachdemeinTheilderhöllischenPlagevonden Kleidern abgelesen, der andere den wärmsten Körpertheilen zugeschlüpft war, dennhierhalfkeinWaschenundKleiderwechseln,überließenwiresderfeuchten Morgenluft, die unmuthigen Stirnrunzeln zu glätten. Wir spürten bald die neue KraftundrüstigstiegenwirdemParnaßzu.SchonlangelagunsunserDolmet scherAntonioindenOhren,wirmöchtenbewaffneteGendarmenfürdieheutige Tournehmen,dadieGebirgedesParnaß,vonjeherdurchRäuberbandenunsi chergemacht,solcheNothwehrverlangten.WirverwiesendenHeldvomGrie chenstamme aufseinen eigenen Dolch und mächtigePistolen, die, halb so lang wie der ganze Kerl, aus seinem Gürtel hervorragten. Von bänglichen Gefühlen durchdrungensetzteersichauf´sPferdundsendetebaldzurRechten,baldzur Linkenseineflehenden,angsterfülltenBlicke.DerParnaßzeigteunsheuteseine wildeste Seite; ich bin nie einen für Pferde unwegsameren Pfad geritten; alle Schwierigkeiten,dieeinFelsenwegdurchdasGebirgebietet,hattensichhierver eint,undmehralseinelebensgefährlicheStellewurdepassirt.DabeiwardasWet terkaltunddrohteRegen.VorzüglichbeschwerlichwardasHinabsteigen.Sechs StundenrittenwiraufdieseWeiseindenGebirgendesParnaß,dieunsoftmäch tigeEichenundvorzüglichschönePlatanenzeigten.Uebrigendskannkaumeine GegendfürRäuberbandengeeigneterseinalsdiese;denntausendVersteckebe günstigenhierdenBeutelustigen,währendderReisendeschonausderFernege sehenwerdenmuß.–UmMittaghattenwirdieletzteSchluchtdesParnaßverlas sen und betraten Doris bei dem höchst elenden Chan von Gravia, um dort zu ruhen. – Kaum waren wir unter Dach, als der Regen in Strömen herabstürzte. DieReisenden 129

SchwerlichkannmansichvoneinemgriechischenChaneinesoschlechteVorstel lungmachen,wiedieWirklichkeitsiebietet.WasalleSinnebeleidigenkann,findet manhierstetsvereint,nurkeineRuheundErholung.“ DieReisendenzogenandiesemTageweiterbisnachDamasta,erkundetenam 18.MaidieThermopylen,rittennachMolos,besichtigtendortebenfallsdiefran zösischeZuckerfabrikundgelangtenüberThronionbisnachLongos,wosietrotz RegenunterfreiemHimmelnächtigten.AmnächstenTagrittensienachDaph nous,ArkitsaundweiternachLarymna. Quelle: FritzvonFarenheid:ReisedurchGriechenland,KleinAsien,dietroischeEbene, Konstantinopel,RomundSizilien.Königsberg1875.S.44ff.

1842 Friedrich Gottlieb Welcker Friedrich Gottlieb Welcker (1784 – 1868), Professor für Klassische Altertums kundeinBonnundLeiterderdortigenUniversitätsbibliothek,reistemit57Jahren zumerstenmalnachGriechenland.ImJanuar1842kamernachAthen,woersich längereZeitaufhielt.NacheinerRundreiseüberdiePeloponnesbracheram15. Mai 1842 zu einer Nordgriechenlandreise auf. Als erfahrenem Spezialisten des Altertumswaresfürihnhäufignichtwichtig,diebesuchtenantikenStättenaus führlichzubeschreiben.SeinReisetagebuchisteinstrafferBerichtderTagesab folge,manchmalsogarnurstichwortartig,wieesihmwährenddemWeiterreiten aufdemPferderückenmöglichwar. Welckerkommtüberdie„klassischeRoute“nachPhokis:überPlatäa,Theben undLebadeiagelangteernachPanopeus,DauleiaundDelphi.Am23.Maifolgt derAufstiegunddieBesichtigungderKorykischenGrotteundderWeiterrittüber dieHöhendesParnassnachAgorianiundLilaia,dasihnsehrbeeindruckte: „Nichtweitdavon(rechts)erblicktmaneineMauer,diegeradevonderHöhe indieEbenezieht,undglaubteineanderezusehen,diegeradeobenherlaufend eine Stadt absteckte, die sich über die Bergwand in die Ebene in Gestalt eines Oblongumsherabzieht.AlleinjeneMauerhatdieThürmenachaußen,dieStadt laghinterihr,diejähenFelseninsehrgeringerEntfernunguntenaufderanderen Seite,undeswurdesodieeigenthümlichsteArtAkropolisgebildet–einschmaler RaumvordemAbhangderStadtherlaufend,unterdiesemaberinderEbenedie Stadt. Die Mauer läuft eine Strecke in das Feld hinein, wo man sie nur größ tentheilsabgetragenhat,undmußtevondaimrechtenWinkelgegendenanderen 130 DieReisenden

Bergziehen,dermitdem,woraufdieAkropolis,eineSchluchtabschließt,woraus einBachkommt.DieMauerdenBerghinaufmitmehrerenThürmenundsieben aufeinander folgenden Zinnen, den einzigen, die ich gesehen, gehört zu den Merkwürdigkeiten. Wäre sie früher mehr oder allein bekannt geworden, welche Redewürdeihrsein?DieLagenhaltendurchgängiggeradeLinie,dieSteineauch imEinzelnen,dochschließensie,wasvonweitemwenigbemerktwird,mehroder wenigerschief,schrägeaneinander,greifeneinmitKeilenoderEcken,jenachdem dievorliegendenSteinepaßtenundreichten.DieConstructionistdurchaustüch tig,kräftig,grandios.DiesistLiläa.DieEckeaufderHöhenimmteinThurmein, der größer ist als die anderen hinaufzu und aus der Mauer nach beiden Seiten heraussteht,vonwelchererdenEinganghatwiealleanderen.Diesenhabendie Franken noch erhöht. Wo das Parnaßgebirge in die Ebenen von Dryopia und Elateaausläuft,trittnebeneinertiefenSchluchteinsenkrechtabgerissenerFelsen vormitantikenMauern(miteinerfortlaufenden)undeinemhohenThurm(oben, nebenanderenweiterunten),inderSchluchtdanebenentspringtderPhokische Kephissus, „brüllend wie ein Stier“ (Pausanias). An dem Berge außerhalb der Mauer,gegenKatoAgorianihin,derdichtbewachsenistzwischendengroßen, herausstehenden Steinen, bemerkte ich mehrere Spuren von Grundlagen. Beim HerabkletternhattenwirschonNacht.DerMondginghinterdenVormauerndes Parnaß auf, und man braucht wenigstens noch drei Viertelstunden neben dem rauschendenBachhinbisnachSuvala,woeinKhandergewöhnlichstenArt.Das verwünschte,rundeTischchenaufderErde. 24.Mai.DervorigeTagwaretwasanstrengend.NiederlegenundEinschlafen wareins,undnichtderersteRufwecktemichumfünfUhr;ichweißnicht,daß ichmichaufdemLagernureinmalumgedrehthätte,unddieNotizenvongestern schriebichfrühaufdemPferd.DerWegdurchdiedryopischeEbenebisgegen PaläochoriüberzweiStunden.DieBergreihegegenüber,wiemansievomParnaß undauchinderEbeneerblickt,istmäßiganHöheundmitGesträuchdichtbis obenbewachsen.MandurchreitetersteinFlüßchen,zweimal,danneinenande ren,schönmitPlatanenbewachsenen,welcherderPindusseinmuß.DieEbene ist weithin Rasen, nicht angebaut – gegen die jenseitigen Berge hin junger Ei chenwald,besonderswosieanzusteigenanfängt.–VielewildeBirnbäumedazu. Paläochori bleibt links am Abhang liegen – (von Salona aus kommt man wohl durch)–undüberdasGebirgehinaufkommtmandurcheinenschönen,fortlau fenden Eichenwald, der sich auch auf einem kleinen Höhengrunde, wo neue BerggipfelmitFichtenaufsteigen,nochfortsetzt.DiesistderKallodromas,von Pückler,vielleichtmitdenneuenGeographen,Oetagenannt.“ ÜberdieSpercheiosbrückerittWelckerweiternachLamia. Quelle: FriedrichGottliebWelcker:TagebucheinergriechischenReise.Bd.2.Berlin1865. S.58ff. DieReisenden 131

1842 Ludolph Stephani DerKunsthistorikerundArchäologeLudolfEduardStephani(1816–1887)war ein Jahr lang Hauslehrer in Athen und reiste anschließend durch Griechenland undKleinasien,bevorerfürzweiJahrenachRomging.1846wurdeerProfessor füraltklassischePhilologieinDorpatundvierJahrespäterOberkonservatorder AntikensammlunginderEremitageinPetersburg. Stephani kam im Juli 1842 per Schiff aus Chalkis nach Stilida, besuchte La mia/Zeitun und Neopatras/Hypata und ritt dann durch die Thermopylen nach Molos.SeinerBeschreibungnachmußerdenKallidromosaufderaltenHeerstra ßederRömer,demVasilikapaßüberquerthaben: „Vonhier(Molo)ritticheinehalbeStundelangaufungebahntemWegedurch Dornen,SchilfundanderesGesträuch,welcheshochüberPferdundMannhin ausragte,undkamdannandenFussdesmitGebüschsparsambewachsenenGe birgs.NachdemichandiesemeineStundelanghingerittenwar,kamichaneine tiefe enge Schlucht, welche das Gebirge nach Süden hin durchschneidet. Zwi schen mächtigen Platanenund Nadelholz floss hier in einem tiefen und breiten Bett, welches erkennen liess, wie gewaltig der Strom im Frühjahr ist, nur wenig WasserdemMeerezu.NachdemwirindieseSchluchteingebogenwaren,kamen wirbaldaneineStelle,wodieBergezurücktraten,unddieSchluchtsichzueinem Thaleerweiterte,inwelchemandenUferndesFlussessichlangeMaisfelderhin zogen,hieunddaauchEichenundOlivenbäumestanden.NachdemwirdenLauf desFlusses3StundenlangnachSüdOstverfolgthatten,undandervoneinem frischen, klaren Gebirgsbach getriebenen Mühle vorüber gekommen waren, in derenNähesichnochSpureneineraltenEinmauerungdesFlussesfinden,ruhten wir an seinem Ufer im Schatten grosser Platanen, bis die grösste Sonnenhitze vorüberwar,undbegannendanndieGebirgenachSüdenzuersteigen.Steilund kahl,zerissenvonungeheuernSchluchten,anderenAbgründenderPfadoftso hinführt,dassjederFehltrittdesPferdesdenTodbringenwürde,erhebensiesich hier zu einer gewaltigen Höhe. Wenn man wieder etwas abwärts gestiegen ist, kommt man auf eine nicht unbedeutende quellenreiche und fast ganz bebaute Hochebene,aufwelchereinschneidenderBergwindwehte.Istmannochdurch eine lange Schlucht hinabgestiegen und beugt nun um einen spitzen Bergkegel nachlinks,sobreitetsichplötzlichdieweite,sichvonWestnachOstziehende elatischeEbenevordemstaunendenBlickaus,welcheimSüdenvondemunge heuernschnellausderEbeneaufsteigendenParnassbegrenztwird.Hellglänzten inderAbendsonneaufdemGipfeldesvielbesungenenBergeseinzelneSchneefle cken,undimHintergrundesahmandienichtwenigerkühnenFormendesHeli kon.[…]NachdreiStundenvondemOrtan,wowirgeruhthatten,kamenwirin das am Fuss des Gebirgs gelegene ziemlich grosse Dorf Drakhmani, in dessen NähedieRuinendesaltenElateialiegen.AufeinemHügelamAbhangdesGe birgsöstlichvondemWege,welchenwirherabkamen,siehtmannochÜberreste 132 DieReisenden alterMauern,vondeneneinTheilderMauer,welchediealteBurgumgab,ange hörtzuhabenscheint,aufeineretwastiefernachSüdWestliegendenFläche,wo dieStadtgestandenzuhabenscheint,vielebehaueneSteine.“ VonDrachmaniausrittStephaniweiternachKaprena/ChaironeiaundThe ben. Quelle: Ludolf Stephani: Reise durch einige Gegenden des nördlichen Griechenlandes. Leipzig1843.S.56ff. um 1849 Aubrey de Vere AubreyThomasHuntdeVere(1814–1902),irischerPoetundEssayist,besuchte vermutlich im Jahre 1849 Griechenland und die Türkei. Leider ist in seinem Reisetagebuch keine genaue Jahresangabe zu finden. De Vere besuchte Athen, Marathon, Eleusis und unternahm einen Ausflug nach Konstantinopel. Nach AthenzurückgekehrtbereisteerkurzdanachdiePeloponnesundunternahmim MaiaufderSchiffsreisevonKorinthnachPatrasaucheinenTagesausflugnach Delphi.EinSturmhieltihnanschließendvierTageimGolfvonSalonafest,so dasserdasDampfschiffinPatrasversäumte. DeVerewarwohlbewandertindergriechischenGeschichte,dochbetrachtete erseineUmgebungsehrauspoetischerSicht: „Emergingfromtheroadandtraversingtherestoftheplain,celebratedinan cienttimesasthehallowedplainofCirrha,wereachedthemidmostofthethree ravines.Wedidnotenterintoitsdepths;butscalingtheprecipiceatitsleftside, followeditstortouscoursealongthehigherlevel.Unwindingfromtheheartof theParnassianmountains,towardwhichourfaceswereturned,thatravinegradu allydescendedtowardtheplainwehadleft,long,dark,andnarrow,walledateach side by perpendicular cliffs, which shone in a dazzling light rendered yet more glaringbyitscontrastwithaduskyandslenderolivewoodthatstreamedlikea riveralongthebottomoftheglen,followingitssinuosities,andtrackinganarrow riverunseenfromtheheightsabove.SlowlyIadvanced,foritwasintoaregionof wondermentaswellasofbeauty:ateverystepnewobjectsdisclosedthemselves withabewilderingprofusion;everyturnopenedoutalongerperspectiveofwhite cragsandrocksjuttingouttorocks;andeveryriftinthemountainwallsateach siderevealedsomedistantpeak,thebaseofwhichwashiddeninacloud,whileits snowysummitflashedinaseparatechasmofazuresky,andglancedoveritssepa DieReisenden 133 rate gorge into the sacred domain of Apollo. As we ascended, the air was re freshedwithcoolergalesfromtheregionsofsnow,andwiththenarrowingglen theshadowsgrewmoredense.[…]Hereandtherewepassedchambersexcavated inthecliff,forwhatpurposeitishardtosay.Thelargerlookedlikerocktemples: thesmallerwereapparentlyvaultsforthepurposeofinterment,constructedper hapsbeforetheGreekbegantoburnthebodiesofthedead.Thesesmallchapels areallofthemperfectlysymmetricalandalmostquitedark.Theroofofeachcon sistsanarchintherock;oppositetotheentrance,andateachend,isanoblong hollow,excavatedoutofthestone,andresemblingasarcophagus;andovereach sarcophagustherockisvaultedsoastoformasortofpall.Aswedrewnearerto the Delphic shrine these monumental chapels became more numerous; and we passedalsomanycellscarvedintherock,andplainlyintendedforvotiveoffer ings.” Quelle: Aubrey de Vere: Picturesque sketches in Greece and Turkey. London 1850. S.187ff.

1851 Gustave Flaubert DerSchriftstellerGustaveFlaubert(1821–1880)reistenachseinemabgebroche nen Jurastudium mit einem Freund mehrere Jahre lang durch den Vorderen Orient.AnschließendzogersichalsschriftstellenderRentierinseinHausinder Normandiezurück. ImJanuar1851erreichtendieFreunde–ausAthenkommend–Lebadeiaund rittennachArachovaundDelphiweiter.Am7.JanuarschriebFlaubert: «Delphes.–Aupremierplan,àdroite,montagnedeDelphes.Deuxpicsen arrivant(àpic,taillésàfacettescommeunacculementinfinidepiliersdécapités, étagés tout du long), de ton brun rouge, avec des bouquets de verdure sur les sommetsplatsdechaquefûtderoche.C´estunpaysageinspiré!Ilestenthousiaste etlyrique!Rienn´ymanque:laneige,lesmontagnes,lamer,leravin,lesarbres,la verdure. Et quel fond! Nous passons prés de la fontaine Castalie, où plutôt au milieu(lebassinestàdroitetlachuteàgauche),laissant,dececôté,desoliviersà grandetournureetd´unvertsplendide.Nousdescendonsdansunemaison,iln´y apasdecheminée;nousallonsdansuneautre,oùdanslachambrequ´onnous destinedeuxcouverturessontétenduesparterre,dechaquecôtédelacheminée, 134 DieReisenden qui,lesoir,nousabîmedefumée.Giorginousprésente,pournousservirdeguide, unemanièredegendarmequibaragouineunpeudefrancais.Noussortonsavec lui,ilnousmontred´abord,dansuneroche,uncaveaucontenanttroistombeaux vides,augescreuséesàmêmelerocheravecunearcadeendessous:celam´al´air chrétienetressembleauxtombeauxdescryptes,commeauxcatacombesdeMalte. C´esticilerendezvousdetousleschiardsdupays,onmarchesuruneeffroyable quantitéd´étronsdetoutedimension. Petiteéglisegreque,avecunrestedemurquial´airgrecdanscertainesparties, cyclopéen(quoiquelespierressoientbienpetitespourcela)dansd´autres.Dans l´église,unepierreavecuneinscription,oùnouslisonscemotβιβλιοθηκη.Cime tièreautourdel´eglise,sanstombesnicroix,seulementdespetitesboîtesenbois (destinéesàrecevoirdeschandelles)etcouvertesavecdespierres;quandilyaun an,deuxansqueceladureainsi,onlaisselaboîteetpuisc´esttout,pasplusde monumentsépulcralqueca!rien,onvoitseulementquelaterreaétéunpeure muée.Danslesenvirons,leterrainsembleindiquerunthéâtreetuntronconde construction concave; le stade, nous dit le guide, était audessus. Nous passons pourrevenirverslafontaine,devantungrandpandemurquisoutientdester rains:c´estlaplusgranderuinedeDelphes.» BereitsamnächstenTagrittendiebeidenGefährtenweiterüberTopolianach Gravia,dassieamAbenderreichten: «Gravia,aupieddelamontagne.–Khanavecunfoyersanscheminée,des Grecs y font cuire des morceaux de viande sur les brochettes de bois. – Nous attendonslebagage;onnouslodgedansuncompartimentdukhanréservéaux gensdequalité:lacloisonestenplanchesnonrabotées,pourplafondlestuiles, entrequatrepierreslefeu,maisnoussommesséparésdurestedelasociété;aux piedsdemonlit,unetrappeoùl´onserrelegrain;lavesteducuisiniersesècheà notrefeu,àcôtédemonpaletot.» Am9.JanuarführteihrWegüberdenBraloshinunterzudenThermopylen undvondortweiternachMolos,wosiebeimPapasübernachteten. «Vendredi10.–Journéepénibleetlongue.Partisà8heuresdeMolos,arrivés àRapurna(Chéronée)à5heuresdusoir,nenousétantarrêtésquevingtminutesà peuprès.EnquittantMolos,onvaquelquetempssurlaplainemamelonneusequi s´étendjusqu´àlameroucôtoielamontagne.–Tournantàdroite.–Ungrand torrent.–Aprèsl´avoirpasséonapercoitlesplatanes;ilsaugmentent.Onmonte insensiblement,gardantletorrentàsagauche,puisl´onentredansunvéritable boisdeplatanes,ilssonttousdépouillés,leursfeuillesamortissentlebruitdespas denoschevaux,onrespireunebonneodeur;lecielestbarbouillédesalesnuages bruns, qui estompent le contour des montagnes. Nous déjeunons (moi avec un morceaudepainsec)surletroncinclinéd´ungrosplatane,auborddutorrent,qui faituncoudeencetendroitetdégringoledoucementdepierreenpierre. Quelquetempsaprésqu´onadépassélesplatanesetquelqueshautespetites prairiesinclinéesaupieddesmontagnes,ons´élève.–Mamelons.–Agauche,une DieReisenden 135 série de collines se détachant d´une montagne, et coulant parallèlement vers le fonddel´étroitevallée,ayantlaformedecylindres. Nousnousélevonssurdescrêtesdemontagnesoùilyajustelaplacedusen tier;dechaquecôté,unevalléed´oùl´oeildescendparunepenteescarpée.Les sapinettes sont succédé aux platanes, elles deviennent de plus en plus rares, la végétationcesse.Montagneschenues,grisblancparplacesetcouvertesgénérale mentdepetitestouffesépineusesvertes.Nousdominonsunegrandeplainenoyée danslabrumeetoùtombelapluie;aubasdelaplaine,legrandvillagedeDrac manoouAbdonRakmahill.» Quelle: OeuvrescomplètesdeGustaveFlaubert:Notesdevoyages2:Asiemineure,Cons tantinople,Grèce,Italie,Carthage.Paris1910.S.88ff.

1852 Hermann Hettner Der junghegelianische Kunst und Literaturhistoriker Hermann Julius Hettner (1821–1882)kamimApril1852nachAthen.NacheinerReisedurchdiePelo ponneserkundeteerimMai1842auchAttika,BöotienundkurzdiePhokis,woer vonLebadeiaausnachArachovaundDelphiritt: „DieGegendistödeundeinförmig,rechtsdierauhenFelsendesParnaß,links diekahleKirphis.Manbegreiftes,wieschonimAlterthumhiermanchmalFrevler auseinsamenVerstecknissenhervorbrachenunddenfrommenWallfahrerseiner Opfergeschenkeberaubten.NuraufderHälftedesWegesunterbrichtArachova die todte Einförmigkeit. Arachova, das alte Anemoria,ein freundlicherOrt von vierbisfünfhundertHäusern,lehntsichmalerischaneinensteilenBergabhang desParnaßhinauf.ObenaufeinerFelsspitze,dichtüberderKirche,hatmanwie dereinevonjenenüberraschendgroßartigenFernsichten,dienurGriechenland, dasbergundküstenreiche,zubietenhat.ZuunserenFüßendiewildenThäler undBerge,diesichandieKirphisanschließenundalsdieletztenAusläuferdes Parnaß zu betrachten sind; hinter diesen der blaue Wasserspiegel des korinthi schenMeeres,unddarüberhinausderschneebedeckteKylleneunddieaufund niederwogenden Berggipfel der peloponnesischen Küste von Sikyon bis hinauf nachVostizza.Delphiaber,obgleichnurzweiStundenvonhierentfernt,istnoch immernichtsichtbar;vorspringendeFelsriffeverdeckenes.[…] Heute ist dies einst so prächtige Delphi ein elendes kleines Dorf. Es heißt Kastri, weil die Ansiedler meinen, die alten Mauertrümmer, die sie hier fanden, 136 DieReisenden seieneinealteFestunggewesen,einPaläoKastron.DerheiligeErdschlund,aus demderwissendeGottdurchdenbegeistertenMundseinerPriesterindenent scheidenden Schicksalsspruch kund that, ist unter Schutt und Trümmer spurlos verschwunden;dieUnterbautendesgroßenTempels,derdieseorakelspendende Höhleinsicheinschloß,sindüberbautvonschmutzigärmlichenHütten,undnur vereinzelte Bruchstücke von dorischen Tuff und ionischen Marmorsäulen ge mahnenwehmüthigandieeinstigeGlanzzeit.AuchvonderaltenLesche,jener prächtigenSäulenhalle,diedergroßePolygnotmitseinenerhabenenBildernge schmückthatte,istnurnochderFußbodenvorhanden,derjetztalsSpeicherfür HeuundGetreidedient;dazukommenuntenimschattigenGartendesKlosters der Panagia die Reste der alten Ringschule und, in der Nähe derselben, die GrundmauernvonvierkleinenTempeln,vondenenmaneinenRundbau,derin seinerAnlagedemrömischenPantheongleicht,jetztgewöhnlichderAthenePro noiazuschreibt.DasistAlles,wasvondenBauwerkendesaltenDelphierhalten ist.“ Quelle: HermannHettner:GriechischeReiseskizzen.Braunschweig1853.S.285ff.

1852 Henry Baird DerAmerikanerHenryMartinBaird(1832–1906)wurdeinPhiladelphiageboren undverbrachtedieJahre1851und1852inItalienundGriechenland,woeru.a. bei Reverend Jonas King in Athen die griechische Sprache studierte. Bevor er nachUSAzurückkehrte,reisteerdurchdiePeloponnesundZentralgriechenland. IndenfolgendenJahrenstudierteeramPrincetonTheologicalSeminarundwur de1859ProfessorfürGriechischeSpracheundLiteraturinNewYork. BairdwaraufseinerausgedehntenReisedurchGriechenlandeingenauerBe obachterundbewegtesichnichtunbedingtaufdendamalsgängigenReiserouten. AnfangApril1852brachervonAthenausindiePeloponnesaufundgelangteim Mai 1852 per Schiff von Vostitsa/Aigion nach Skala, dem Hafen von Amphis sa/Salona. Von dort aus ritt er direkt nach Chrisso; auf dem Weg nach Delphi fielenihmdieselbenGrabhöhlenaufwieDeVere: DieReisenden 137

Abb. 23: Grab in Kastri, aus: Henri Belle: Voyage en Grèce, in: Le Tour du Monde, Vol. 33, Paris 1877. S. 143.

„Someofthesepulchresweremeresarcophagicutinthesolidrock,whileothers were chambers of more or less rude construction. We dismounted and entered one apparently the most perfect. It consisted of a single chamber, on three of whosesideswerehewnreceptaclesforthedead,whohadlongsincemouldered away.Itisraretofindanytracesofthecoversofthesesarcophagi.Inthewall behindtwoofthemweresmallniches,apparentlydesignedforthereceptionof statuesofinfernalortutelardeities,andperhapsoflampskeptburningthereby thedevotionofsurvivingfriends.Asecondtombwefoundquitesimilartothis, andbeyonditathirdexcavationintheformofasemicircularseat,lookingout upontheDelphicvale.” BairdübernachteteinKastriundstiegamnächstenMorgenzurKorykischen Grotteauf,konnteaberwegenzuvielemSchneenichtaufdenParnassgipfelhin aufundstiegdaherwiedernachArachovahinunter.ÜberdieSchisteritterweiter nach Dauleia, Panopeus, Chaironeia, Lebadeia und Orchomenos/Skripu. Nach einergründlichenBesichtigungvonOrchomenoswandteersichnachExarchos: „We had now before us a ride of two hours and a quarter (not more then sevenoreightmiles,attheslowratewewereobligedtotravel)tothevillageof 138 DieReisenden

Exarcho.Theplainwaswellcultivated,butpresentednoobjectsofinterest.Just beforereachingthevillageweturnedtothelefttovisitanancientacropolis,that of Abae. […] The hill is defended on two sides by precipitous rocks, and else where by a couple of paralell walls, about a hundred yards apart, covering the most accessible parts. Their construction is of the second style of Pelasgic ma sonry,inwhichthestonesarebeautifullyfittedtooneanother.Neartheprincipal gate,wenoticedwithcuriosityandadmirationashortdetachedwall,inwhich,as thoughforornament´ssake,thestonesarelargeandaccuratelycutontheedges intocirculararcs,andjoinedintheclosestmanner.Weretracesourstepstothe road,andfoundourwaytothekhanofExarcho,whereourArabianJannihad preparedforusagooddinner,turningtoaccountallthatthevillagecouldfurnish inthewayofcatables.Whennightcame,acurtain,formedofH.´sScotchplaid, wasallthatscreenedusfromtherestofthehousehold,whowerequitenumerous. […] Leaving Exarcho, which is aretiredplace, and somewhat remote fromthe direct road toThessaly, we found our way in less than an hour to theruins of Hyampolis, at Vogdana. The circuit of the walls incloses a smallspace –six or sevenhundredfeetlong,andhalfaswide–onverylevelground.Wefollowed thesewallsthroughtheirwholeextent,andfoundthemtobelong,likemostofthe ruined fortifications in this vicinity, to what may be called the third epoch of Greek masonry – that is, the period when the materials began to be laid in courses, though by no means regular or of uniform height. Soon after passing Hyampolis, the road emerged from the hills, and we entered a valley running westward,andsituatedalongthenorthernbaseofMountParnassus,ofwhichit commandsateverypointamagnificentview.AtDrachmani,wherewestoppedat noon,wesentourpackedhorsesforwardtowardPundonitza,whilewerode,fora quarterofanhour,tothesiteoftheimportantcityofElatea.Theruinsarevery insignificant;but,singularyenough,whereasinmostcasesthetemplesandpublic edificesalonehaveescapedentireruin,andnotatraceistobeseenoftheprivate houses,heretheareaoftheancientcityiscoveredwithlonglinesofstones,form ing,perhaps,thefoundationsofthedwellingsofthepeople.Inoneplace,how ever,therewereremainsofthepavementandcellaofasmalltemple,whoseinte riorseemstohavebeendividedbyacrosswall.[…]Havingsatisfiedourcuriosity, we returned to the village of Drachmani, and thence pursued our way toward Pundonitza, crossing Mount Cnemis near a hill of remarkable turretlike form, calledFontana.” Nach der Übernachtung in Mendenitsa/Bodonitsa reiste Baird weiter durch dieThermopylennachLamiaundvondortdurchEuböazurücknachChalkis. Quelle: HenryMartynBaird:ModernGreece:anarrativeofaresidenceandtravelsinthat country.NewYork1856.S.232ff. DieReisenden 139

1853 Wilhelm Vischer DerSchweizerAltertumswissenschaftlerWilhelmVischer(1808–1874),Profes sor für griechische Sprache und Literatur an der Universität Basel, erreichte im März 1853 Athen und verbrachte die nächsten drei Monate mit ausgedehnten ReisendurchdiePeloponnesundüberdasFestland.SeineReisebeschreibungen sindnichtalsTagebuch,sondernalsziemlichumfassendesReisehandbucheinzel nerLandschaftenaustopographischerundhistorischerSichtgestaltet.Trotzdem folgteVischerdabeiimWesentlichenseinereigenenReiseroute.EndeMaischlug ervonChaironeiaausdieStraßenachDelphiein,wobeierdenweiterenWegüber Distomo und Hosios Lukas zur Schiste nahm. In Arachova bewunderte er die SchönheitderMädchen,inDelphibedauerteerdieinSchuttundTrümmernlie gendenTempel,danachstiegerzurKorykischenGrotteauf: „ImInnernfindetmanzuersteinengeräumigenhohenVorplatz,derdurchei neTropfsteinmauerbegränztist.ÜberdiesesteigtmanmiteinigerMüheinden hintern, höheren Theil, in dem sich verschiedene Gänge in noch unerforschter TiefeindenBergziehen,vondenendieUmwohnerverschiedeneSagenerzählen. StatteinerverschwundenenantikenInschrift,welchedieGrottealsdemPanund denNymphengeheiligtbezeichnete,sindjetztzahlreicheNamenneuererReisen denindieWändegegraben.IndemhinterstenundhöchstenWinkel,denicher reichte, fand ich mit großen Buchstaben den Namen des Fürsten Pückler ein gehauen.“ AmnächstenTagstiegVischermiteinemFührerinsiebenStundenvonKastri biszumGipfeldesParnassauf,demnochschneebedecktenLykeri.Nachdiesem TagesausfluggingesvonKastriausweiternachAmphissa/Salonaundüberden AmblenaPaß nach Gravia, von dort aus ritt er das Kephissostal abwärts nach Amphikleia/Dadi, Tithorea/Velitsa, Drachmani und Belesi/Parapotamioi, bevor ersichwiedernördlichnachAbaiwandte: „Weit bemerkenswerther sind die in einem nordöstlichen Seitenthale gelege nenRuinenvonAbä.EtwazweiStundenoberhalbBelesi,zwischendenDörfern BogdanoundExarchos,steigtrechtseinpyramidaler,hoherBergempor,aufdes senGipfeldiealteStadtlag.RingsumdenAbhangläufteinegewaltigeMauerund innerhalbderselbenineinigerEntfernungnocheinzweiter,mitdemäußerncon centrischerMauerring,innerhalbdessensichdieSpitzedesBergesalsAkropolis erhebt.DochläßtsichdieseinnereMauernichtringsumverfolgen.DieMauern zeigen nach beiden Seiten ein sehr schönes polygones Gefüge. Die Steine sind zumTheilsehrgroß,abernichtdick,anmanchenStellenerscheinensiefastnur alsgewaltigePlatten,zwischendenenunregelmäßigesFüllwerkohneMörtelliegt. Thürmesindfastkeineda,sondernnurMauervorsprüngeinderälternWeise.In der äußern Mauer ist außer einigen kleinern Thoren noch ein großes von sehr alterthümlicher Construction mit einem ungeheueren Deckstein erhalten, in der innernMauersiehtmaneinenoderzweikleinereEingänge.AnderNordseiteläuft 140 DieReisenden vondemMauerringeeinegeradeMauerdenAbhangdesBergeshinabbisanei nenfelsigenVorsprung,dernochverschiedeneSpurenvonBearbeitungzeigtund vielleicht eine Art Vorwerk bildete. […] Das Heiligthum lag nicht in der Stadt selbst,sondernetwaeinehalbeViertelstundenordwestlichvomFußedesBerges entferntimThale,aufeinemniedrigen,flachenHügel,womannochUeberreste derSubstructionensieht.AnderWestseitestehtnocheineetwaeinundvierzig Schrittlange,indreiSteinlagenerhalteneQuadermauer,dieandenbeidenEnden sichinrechtemWinkelnachOstenwendet,indieserRichtungabernurwenige Schrittweitverfolgenläßt.AufdemHügelliegennocheinzelneBausteineumher. WiestarkeinstdasLandbevölkertwar,gehtdaraushervor,daßnurungefähreine Viertelstunde nordwestlich von der Tempelstätte eine andere phokische Stadt, Hyampolis,lag.DieRuinenihrerregelmäßigenQuadermauernundThürmekrö nennocheinenkleinenHügeldichtlinksüberderStraßenachLokris;unmittelbar anderStraßeimThaleselbstsiehtmanverschiedeneResteeinerVorstadt.Einer derHauptpässeausLokrisunddemnördlichenGriechenlandnachPhokismün dethier,daherdieStadtinderKriegsgeschichtewiederholtgenanntwird.[…] Mehrere Wege führen aus dem oberen Kephissosthal nach dem nördlichen Griechenland.EinergehtvonGraviainfastgeraderRichtungüberdenOetaund mündetschonjenseitsderThermopylenbeimaltenTrachisundHerakleaindas Spercheiosthal. Im früheren Alterthum wenigstens kann diese Straße nicht im Gebrauchgewesensein,dasonstdieThermopylennichtalsdereinzigeEingang inMittelgriechenlandhättenbetrachtetwerdenkönnen.Dieandernführendies seits der Thermopylen über das Gebirge nach Lokris, so daß, wer von Norden herkommend jene passirt hat, den einen oder andern einschlagen konnte. Der westlichstegehtvondemDorfTurkochoriunweitdesebenerwähntenDrachma niüberBodonitza,zwischendemöstlichenArmdesOeta,demKallidromos,und demdaranstoßendenKnemisdurchundführtunmittelbarvordieThermopylen, einzweitersteigtvondemDorfeDrachmaniaus,amaltenElateavorbeiüberden Knemis, endlich der östlichste geht unter dem alten Hyampolis, zwischen dem südlichenEndedesKnemisgebirgesunddemChlomosnachderEbenedesalten Opus, oder des heutigen Talandi. Alle drei scheinen im Alterthum schon ge brauchtwordenzusein.IchschlugdenletzterneinundkamvondenRuinenvon HyampolisausinungefährzweiundeinerhalbenStundedurcheineeinsameöde BerggegendindieschönelokrischeEbeneameuböoschenMeere.“ VonAtalantiausrittVischeranderKüsteentlangnachKynos,AgiosKon stantinos,Kenourgio(mitderinzwischenwiederstillgelegtenZuckerfabrik),Mo losundandenThermopylenvorbeinachLamia.ÜberEuböaundBöotienkehrte VischerdannnachAthenzurück. Quelle: Wilhelm Vischer: Erinnerungen und Eindrücke aus Griechenland. Basel 1857. S.595ff. DieReisenden 141

1858 Bayard Taylor DeramerikanischeJournalistundReiseschriftstellerBayardTaylor(1825–1878) heirateteimOktober1857dieTochterdesdeutschenAstronomenPeterHansen undverbrachteanschließenddenstrengenWinter1857/1858mitseinerFrauin Griechenland. Mitte April 1858 brach er mit ihr zu einer Rundreise durch das nördliche Griechenland auf. Über Theben, Lebadeia und Chaironeia ritten sie nachDauleia,überdieSchiste,nachArachovaundnachDelphi: „Asyoumayimagine,ourfirstwalkwastotheshrineoftheDelphicoracle,at thebottomofthecleftbetweenthetwopeaks.Thehewnfaceoftherock,witha niche,supposedtobethatwherethePythiasatuponhertripod,andasecretpas sageunderthefloorofthesanctuary,areallthatremain.TheCastalianfountain still gushes out to the bottom, into a large square inclosure, called the Pythia´s Bath,andnowchokedupwithmud,weeds,andstones.Amongthoseweeds,I discernedoneofthefamiliaraspect,pluckedandtastedit.Watercress,ofremark ablesizeandflavour!WethoughtnomoreofApolloandhisshrine,butdelving wristdeep into Castalian mud, gathered hudge handfuls of the profane herb, whichwewashedinthesacredfount,andsenttoFrancoisforasalad.Wethen descendedtoalittlemonastery,ontheoppositeslopeoftheglen.Inthecourt yard, at the door of a small, fantastic church leaned three or four ancient bas reliefs.Onewasthetorsoofaman,lifesize,andverywellmodelled;asmaller one,fullofspirit,representedfourhorsesattachedtoachariot.Themonastery standsonanancientterrace,offinesquareblocks,whichthesoldiersaidhadonce supportedaschool,orgymnasium–whoknows?AllthroughandaroundKastri are portions of similar terraces, some of very early masonry. Of the temple of Apollo there only remain blocks, marble drums, and the inscription which cost poorOtfriedMüllerhislife.” AufderWeiterreiseliessTaylormitseinerReisegruppeAmphissalinksliegen, rittgleichnachTopoliaunderreichtevierStundenspäterdenKhanvonGravia: „WhenweleftthekhanofGraviaatsunrise,hundredsofnightingaleswere singinginthegreenthickets,andthelightalreadylaywarmonthegloriousplain. After crossing Cephissus, we rode for two hours across the low hills along the westernbaseofOeta,whichwerecompletelycoveredwithforestsofoak,infull foliage.Althoughourbridletrackwasroughandmuddy,Ienjoyedgreatlythose sweetArcadianwoods,brightenedbythepurplespraysofJudastree,andfragrant withtheodorsoftheflowersprangledturf.Thegroundwascoveredwithfallen trunksanddeadlimbs–animmensesupplyoffirewood,rottingidlyinacountry whereitisexeedinglyscarceanddear.FrancoiseaffirmedthattheDorianswere mostly bandits, and that their laziness accounted for the ruined and neglected appearance of the country. As we climbed the sides of Oeta, plunging up and downgreatravines,therewerefineviewsofParnassusacrosstheplain.Another hour of ascent brought us to the summit, and we saw, through the mountain 142 DieReisenden gatewayopeningbeforeus,MountOthrys,anoffshootofPindus,andthemod ernasitwastheancientfrontierofGreeceonthenorth.[…]Descendingfora mileortwothroughgrovesoffir,oak,andbeach,wecameupontheopensideof Oeta, whence a superb panorama is suddenly unfolded to the view. The great plainoftheSpercheios,tintedwithallthesoftestcolorsofspring–ashiftingweb ofpink,green,andgold–layunrolledbeneathfromitsfarsourceatthefeetof PindustothebroadarcinwhichitembracestheMaliangulf.Beyondthevalley ranthelonggrayridgeofOthrys,terminating,fartotheeast,inthesnowysum mitofPelion.ThetownofLamia,sprinkledinahollowatthebaseofthehills, glimmeredfaintlyinthedistance.ThebluemountainsofEuböaboundedtheview on the east, and deep down on our right, at the base of Oeta, lay the pass of Thermopylae.Alongandroughdescentfollowed,butthepathwasshadedwith oak,ilex,laurel,mastic,andpine,amongwhichwerethefirstbeecheswehadseen inGreece.Webreakfastedatafountain,halfwaydown;then,leavingthebaggage totakethedirectroadtoLamia,descendedtothecornerwhereOetaofoldjutted intothegulf,formingthepassofimmortalname.” VonLamiaauskehrtenTaylorundseineFrauüberEuböaundChalkisnach Athenzurück. Quelle: BayardTaylor:TravelsinGreeceandRussia.NewYork1859.S.226ff.

1860 Heinrich Karl Brandes ImSommer1860unternahmderLemgoerSchuldirektorHeinrichKarlBrandes (1798 – 1874) eine gut vierwöchige klassischeBildungsreise nach Griechenland. NacheinemAufenthaltinAthentrafBrandesam23.Julizusammenmitseinem „Dragoman“aufeinemDampfbootinderBuchtvonAmphissaein.InSkala/Itea wurdenPferdegemietetundmitdernochimmerüblichenReiseausstattungvon MatratzebisTischtuchbepackt.ÜberChrissogingesnachKastri,wodieTruppe nach vier Stunden Ritt eintraf und zunächst Mittagsruhe hielt. Am Nachmittag besichtigteBrandesmitPausaniasinderHandzweiStundendieRuinenvonDel phi, anschließend ritten die Gefährten auf die Hochebene des Parnass, wo sie unterfreiemHimmelübernachteten.AmnächstenMorgenwurdedieKorykische Grottebesichtigt,anschließendderGipfeldesParnasserklommen: „WirfandenbalddenschmalenPfadzurRechten,ritteneineWeilebergauf, dann wieder zwischen den durcheinander geworfenen Steinmassen in einen Grund, über dessen Abhang eine Heerde Schaafe still und friedlich auf einem DieReisenden 143 großenSchneefeldelag,umbeiderbrennendenSonnenglutheinkühlesBadzu nehmen,undkamennunandielangeFelsenmauer,aufwelcherobenuntermeh rerenGipfelnauchdervonunsauserkoreneemporragte.Damusstenwirabstei gen,dennhinaufzureitenwarnichtmöglich.WirklettertenmitHändenundFü ßenanderauslosenSteinblöckenaufgebautenPyramidehinauf,ichmussteoft stehenbleibenundathmetelangundathmetetief.NacheinerkleinenStundevom

Abb. 24: Gipfel des Parnass, aus: Henri Belle: Voyage en Grèce, in: Le Tour du Monde, Vol. 33, Paris 1877. S. 142.

Fußeauswarsieum11½Uhrerstiegen,derhöchsteGipfeldesGebirges,der LykeriheißtunddurchseinenNamenandieuralteStadtLykoreiaerinnert,nach welcherdiejetzigenUmwohnerdenParnaßLiakurabenennen.Erstehtaufder NordostseitedesGebirges,überVelitzi,derantikenTithorea,undüberderEbene des phokischen Cephissus und bildet oben eine 80 Schritt lange und 20 Schritt breiteFläche,dieinderMitteeinekleinePyramideträgt,wohldieselbe,dievon der Begleitung des Königs Otto, als er im September 1834 die Höhe erstiegen, von Steinen errichtet wurde. Dieser Gipfel, dessen Höhe in runder Zahl 8000´ beträgt,erhebtsichalsoaufdereinenderzweilangenMauern,durchderenZwi schenthalwirvondererwähntenHütteherkamen,undistnichtdereinzige,son dern wohl zwölf steigen auf beiden nebeneinander auf, alle sich gleichend wie 144 DieReisenden

Brüder und auch an Höhe nicht sehr verschieden. Der ihm an Höhe zunächst kommende und ihm auf der andern Mauer gegenüber stehende ist der Geron tobrachos,d.h.Greisenfels;zwischenbeidenliegteintieferGrunddieTeufelsten ne,aufwelchederTeufelnichtKorn,sondernSteinbeiSteingeschüttethat,ei nemKraterähnlich,inschauerlicherwüsterstarrerOede.“ Nach einer Übernachtung in Arachova ritt Brandes über die Schiste Odos nachDauleiaunderreichtenach10StundenRittLebadeia.ÜberPlätäaundThe bengingeszurücknachAthen. Quelle: Heinrich Karl Brandes: Ausflug nach Griechenland im Sommer 1860. Lemgo 1861.S.58ff.

1874 Henri Belle HenriBelle(geb.1837)warindenJahren1861–1863Sekretärderfranzösischen Botschaft in Athen und bereiste in diesen Jahren ausgiebig ganz Griechenland. AuchindendarauffolgendenJahrenbesuchteernocheinigeMaleGriechenland, bevorer1879französischerKonsulinFlorenzwurde.Seinegesammeltengriechi schen Reisebeschreibungen veröffentlichte er als Fortsetzungsgeschichte in der 1860 neu gegründeten Zeitschrift „LeTourdu Monde“. Ausführlich beschreibt Belle die alte und neue Geschichte Griechenlands, die Sozialstruktur, Industrie, Landwirtschaft, Religion und Kultur des Landes. Leider erwähnt Belle nicht, in welcherJahreszeiterinGriechenlandreiste,unddieJahresangabenseinerReisen sind1861,1868und1874. BellekammitdemSchiffausSkyros,landeteinderUmgebungvonKenour gio und ritt durch die Thermopylen nach Lamia. In Lamia schloß er sich einer MaultierkarawanenachSüdenan.DerRittgingwiederzurückdurchdieThermo pylen nach Mendenitsa/Bodonitsa und über den Kleisourapaß nach Dernit sa/Tithroni.Belleschreibt: «Al´heureoùnoustraversionslesThermopyles,lesoleildardaitperpendicu lairementsesrayonssurnostêtes,lachaleurétaitintense,l´atmosphèreétaitsatu réedemiasmespaludéensquinosinfiltraientdupoisonsdanslesveines;pasun souffled´airnevenaitrafraîchirlesvisagesbrûlésparlaréverbérationdusoleilsur desrochesdénudés;paruneombrenevenaitmodelercesmontagnesdécolorées parexcèsdelumière.Nouscheminionssilencieuxetsanspensées;nospetitsche vauxdeThessaliemêmebaissaientlatêteetsemblaientaccablés.Ensortantdu defilé,quin´aguèrequequatrecentsmètresdelong,nousquittonslaroutede DieReisenden 145

Kénouri,etnouscommenconsàgravir,surladroite,lesescarpementsboisésdu montCallidrome.Nousmontons,paruncheminrocailleux,àtraversdesbosquets demyartesetdelentisquestroppeuélevés,troppeutouffusencorepournous abriterdusoleil;maisl´airdevientplusrespirable,etmêmel´undenoscompa gnonstente,maissanssuccès,d´intéresserlacaravaneparlalecturedupassage d´HerodoterelatifàlabataillecontrelesPerses. AuboutdequelquesheuresnousarrivionsenfinàBoudounitza,petitvillage dominéparunvieuxchâteaufrancencoreflanquédesestoursrondesetdeses bastions,quirappellelesruinesféodalesdenotreFrance. LeschroniquesmentionnentàpeinecepetitfiefdeBoudounitza.C´étaitun marquisat, et l´on ignore quelle famille d´entre les Croisés en eut l´investiture; mais ce poste, à l´entrée d´une gorge où venaient s´engouffrer les envahisseurs byzantins,catalansoualbanais,nedevaitpasêtreunesinécure.»

Abb. 25: Bodonitza, aus Henri Belle: Voyage en Grèce, in : Le Tour du Monde, Vol. 33, Paris 1877. S. 94.

NacheinerausführlichenBeschreibungder(Kirchen)GeschichteundderSitten undGebräuchevonBodonitsafährtBellefort: 146 DieReisenden

«Lanuitcommencaitàenvelopperd´ombrecepaysage,quandnousatteignî mes le petit kani de Dernitza, exténués de fatigue et de chaleur. Dans l´unique salledontsecomposaitl´auberge,éclairéeseulementparlaporte,quelquesbancs deboisetunetablegrossièrementtaillée;auxmursnoircisdefuméeetdegraisse, quelquespotsfêlésaccrochésàcôtédequatrepetitescafetièresencuivreàlong mancheetdechapeletsd´oignonsviolets;dansuncoin,unepierreplateservant defoyerpourlacuisine,deuxoutroisgrandesjarresenterre;auxpoutresdutoit, degrandesoutresdepeaudechèvresuspendues,contenantlaprovisiondevinet d´huile;partoutuneodeurderance,d´aigreetdemoisiquisoulevaitlecoeur.Au fond et séparée de la salle par quelques planches, une écurie, où nos bêtes, de compagnie avec les mules d´une caravane, broyaient leur orge dans auges de pierre.AprèsunsouperauprèsduquellebrouetnoirdeLycurgueeûtétéunfes tin,chacuns´étenditsurlaterrebattue,enveloppédanssacouverture;maistous nedormirentpas.Amivoyageur,gardezvousdukanideDernitza.»

Abb. 26: Khan von Dernitza, aus Henri Belle : Voyage en Grèce, in: Le Tour du Monde, Vol. 33. Paris 1877. S. 99.

AmnächstenTagrittdieTruppeüberdenKephissosnachVelitsa/Tithorea,Dau leiaundüberPanopeus,AgiosVlasios,ChaironeiaundOrchomenos: «Anotregauche,surlespremièrespentesduParnasse,setrouvelepetitvil lage de Velitza. […] Après avoir cheminé plus d´une heure dans une valée qui DieReisenden 147 monteentrleParnasseetleCirphis,nousarrivonssurl´emplacementdel´antique Daulis,dontlaforteressepassaitpourimprenable,cequin´apasempêchéXerxès, puisPhilippedeMacédoine,daladétruiredefondencomble.Onvoitencoreles restesdecetteacropole,épaissemurailleenappareilpolygonal,flanquéedetours. Lachaleurintense,lafatigue,nousfirentmanquerderespectàl´archéologie,et nousrefusâmesénergiquementd´allervoirjenesaisquelleinscription,augrand scandaledePériclès.Ilfautbienavouerquelesvisitesauxruinesgreques,àquel quesexceptionsprès,neménagentauxvoyageursquedesdéceptions.Quelques pierreséparsesaumilieud´uneplainearideetensoleilléenevalentvraimentpasla peinequ´onsedonnepourallerlesvoir.LesmursdePanopeus,àquelquedis tancedelà,n´ontpasmêmeunregarddenous,etnouspressonsnoscherveaux pourredescendredanslaplaineàtraversunpays,plusplatencorequeleprécé dent,offrantcàetlàdesblocscarrés,souventjuxtaposés,restesd´anciennessubs tructions.NousarrivonsbientôtàSaintBlasios,indiquéparLeakecommeayant succédéàuneforteresseantique,àl´ouverturedelavallée.» VonOrchomenosreisteBellenachLebadeia,woersichoffensichtlichlängere Zeitaufhielt,bevorerüberStirisundHosiosLukasnachArachovaritt.Vondort auserklommerdenParnassundbesuchtedieKorykischeGrottebevorernach Kastrihinabstieg. BellebeschreibtDelphisehrausführlichunderwähntauchdieTatsache,dass das alte Dorf Kastri enteignet werden soll, um eine systematische Grabung im ZentrumdesHeiligtumsvornehmenzukönnen.

Abb. 27: Kastalische Quelle, aus Henri Belle: Voyage en Grèce, in: Le Tour du Monde, Vol.33. Paris 1877. S. 145. 148 DieReisenden

Nach einer Besichtigung der Kastalischen Quelle ritt Belle über Chrisso in die EbenevonAmphissa,woermitErstaunendieKamelkarawanenachLamiabeo bachtete: «Nouscontinuonsàdescendre,encontournantlabaseduParnasse,etnous atteignons bientôt Amphissa, petite ville de six mille habitants, gracieusement situéeaumilieudelaverdure,lelongd´unecollinesurlaquellesevoitunvieux châteauruinéaumilieudedébrisplusanciens.Uneenceintepolygonaleindique l´emplacementdel´antiqueacrpoleetuneportepyramidaleforméedetroisgran despierressubsisteencore.Aupieddelacolline,nousvoyonsunebellefontaine dontl´arcadeenferàchevaltrahitl´origineturque,carAmphissaaété,dutemps deladominationmusulmane,unedesvillesdeGrècelesplusfréquentéesparla race conquérante. Encore aujourd´hui, le commerce de Thessalie arrive directe mentduNordparGraviaetLamiajusqu´augolfeduCorinthe,etsurlaplaceune caravanequiremontedeScaladiSalonafaithalteavantdepoursuivresaroute.

Abb. 28: Türkische Karawane, aus Henri Belle: Voyage en Grèce, in: Le Tour du Monde, Vol.33. Paris 1877. S. 153.

Lescostumesdeschameliers,leurtype,leurlangageauxconsonnancesgraveset légèrementgutturales,leschameauxderacetartareàlongspoilsetàdeuxbosses, accroupisetallongeantleurslongscoussurlesol,oupoussantunrauquebeugle mentquandonleschargeait,toutauraitfaitillusion,etl`onseseraitcruenplein DieReisenden 149 paysdel`Islam,silavuedelacroixquisurmontaitl´églisevoisineetlebruitdes clochesn´avaientrappeléquenousétionssuruneterrechrétienne.» Nach einer gründlichen Besichtigung des Olivenanbaus in der Krissäischen EbenerittBelleweiterandieKüste: «Ensortantduboisd´oliviersdeKrissa,noustraversonsenunedemiheure uneplainecultivée,etnousarrivonsàquelquesmaisonsneuvesconstruitessurle borddelamer.C´estleport,c´estàdireenstylelevantin«l´échelle»deSalona ouAmphissa.Quatreoucinqmagasins,etautantdecabarets,s´alignentsurune petiteplageoùs´entassentlesvarechsetlesfucusamenésparlescourants.Les montagnesabsolumentaridesetpierreusesquis´avancentverslesudformentune baiequis´ouvresurlegolfedeCorinthe.Desrochesrougesémergentcàetlàde lamerbleusombreetformentcommeunbriselamequiabriteledébarquement contrlahouledusud.Cepetitport,bienquelepaquebotgrecyrelâchechaque semaine, semble désert et morne. Le commerce qui s´y fait est insignificant et diminueraencorelejouroùunchemindeferallantdeLamiaauPiréedétournera lecommercedeThessaliedelavoiequ´ilsuitaujourd´hui.» InSkaladiSalonaschifftesichBelleein,umnachPatraszugelangen. Quelle: HenriBelle:VoyageenGrèce.In:LeTourduMonde,Paris,Bd.32(1876)S.180; Bd.33(1877)S.81160.

1876 Alexander Bittner und Franz Heger Im Auftrag des österreichischen Unterrichtsministeriumsreisten Alexander Bitt ner(1850–1902)undseinAssistentFranzHeger(1853–1931)imMaiundJuni 1876durchMittelgriechenland,umentsprechendeinemimJahre1875aufgeleg temProgrammdasgesamteGebietgeologischaufzunehmen.ZudiesemZweck wurden Bittner 5600 Gulden für die Reise und 400 Gulden für die Ausrüstung bewilligt.MitderfranzösischenCartedelaGrecevon1852inderHandundFied lersBerichtenimGepäckwandertendiebeidenGeologenzuFußkreuzundquer durchBöotien,PhokisundLokrisundhieltensichdabeierwartungsgemäßnicht immeranvorhandeneWege.IhreinzigesInteressewarendieGesteinsformatio nenunddievonHegerdurchgeführtenbarometrischenHöhenbestimmungen,so dass wir aus ihren Berichten leider gar nichts über Reiseumstände, soziale Ver hältnisse, Strassen oder antike Stätten erfahren. Nur aus den Zeitangaben von Hegers Höhenmessungen kann man ermitteln, wo die beiden Gefährten über nachtethaben. 150 DieReisenden

VonEuböakommendwandertensieüberLarymnanachMartino.VonMarti noüberKokkino,KarditsaundMegaloMulkiumdenöstlichenTeildesKopais Sees nach Lebadeia. Von Lebadeia nach Orchomenos/Skripu und über Kolaka nachTalandi/Atalanti.VonTalandiüberAbainachKaramousa.VonKaramousa über Merali, Kalapodi und Tachtali nach Agios Konstantinos. Von Agios Kon stantinos über Karya nach Kenourgio. Von Kenourgio durch das BoagriosTal und den Vasilikapaß nach Drachmani. Von Drachmani über den Fontanapaß nachMendenitsa/Bodonitsa.VonBodonitsaüberVlachovunoundPaliodrakospi lia zu den Thermopylen und zurück nach Bodonitsa. Von Bodonitsa über den KleisourapaßnachDernitsa/TithroniundGlounista/Drymaia. Bittnerschreibthier: „VonBudonitzagegendenDernitzaPaßliegteinsehrmächtigerSchuttkegel. DerKalkistauchhierstarkmitVegetationüberdeckt,aberwoeraufgeschlossen ist, da zeigt er schön geschichtete dunkelfarbige Platten, die nach SW einfallen. Dabei macht sich eine zum Streichen paralelle, fast senkrechte Zerklüftung be merkbar.WeiternachaufwärtswerdendieKalkesplittrigerundgrünlichgrau.Von dagegendasMavroneroThalwurdeleiderjedeausgiebigereBeobachtunginFol geeinesfurchtbarenRegengussesunmöglichgemacht.Dochkannnochangeführt werden,dassintieferemNiveauSerpentinangetroffenwurde,derunzweifelhaft dieFortsetzungdesFondanaSerpentinsdarstellt.“ HegerstabellenförmigeBemerkungenhierzulauten: „29.Mai,11Uhrvormittags,PassüberganginsMavroneroThalnachGlunista; 15,2GradCelsius,1000müberdemMeer;heftigerRegen.“ VonGlounista/DrymaiazogendieGeologenweiterüberSouvala/Lilaianach Agoriani.VondortstiegensieüberdenParnasszudenKorykischenHöhlennach Arachova und von Arachova über den Parnassgipfel zurück nach Amphikleia/Dadi.Bittnerschreibt: „Der Weg, welcher von Arachova zum Gipfel des Parnassos führt, lässt die LivadiEinsenkung links, und führt über flache, nur von einigen Wasserrissen unterbrocheneKalkgehängeeinebedeutendeStreckeweitnordwärtsanderwest lichenAbdachungdesvomGerontovrachos,demzweithöchstenGipfeldesGe birgesausgehendenKammesdahin,umdiegewaltigensenkrechtenAbstürzediese Kammes an dessen Ostseite zu umgehen. Erst in einer der Passhöhe zwischen Agoriani und dem Livadi fast genau entsprechenden Breite verquert der Weg diesen hier schon bedeutend niedrigeren Kamm, wendet sich nun nach SO, in einem bereits hoch über der Grenze des Baumwuchses liegenden breiten Thale nachaufwärtsundgelangtendlichübereinenflachenRückenzueinertiefen,kes selförmigen,ringsumvonderhohen,wilden,phantastischausgezacktenHauptgip feln umgebenen Ausweitung, die zur Zeit (5. Juni) mit alten Schneefeldern und frisch gefallenem Schnee fast gänzlich erfüllt war. Diese Mulde ist das obere QuellgebietdesBaches,welcherdurchdenschmelzendenSchneegenährt,zuerst innördlicher,danninmehrnordwestlicherRichtungsichgegenDadihinauswen DieReisenden 151 det.ManmussdieseEinsenkungpassiren,umzumFussedesLikeri(Lyakura)zu gelangen,deshöchstenGipfelsdesParnass(2459Meter),derübrigendsnurwenig höherist,alsderGerontovrachos,welcherimWdavonliegtunddieSeehöhevon 2435Meternerreicht.DieBesteigungmisslanginsoferne,alsdurchplötzlichsich an die Gebirgskämme legende dicht Regenwolken jede Aussicht selbst auf die geringsteDistanzbenommenward,obwohlnochwährendderErklimmungder LikeriSpitzeselbstdashellsteWettergeherrschthatte.“ VonDadiauswandertenBittnerundHegerwiedernachArachovaundweiter nachKastriundChrisso.VonChrissowandertensienachDistomoundvondort überHosiosLukas,KyriakiundSurbinachLebadeia,vonwoaussiesichweiter nachBöotienwandten. Quelle: Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Mathematisch NaturwissenschaftlicheClasse,40.Band.Wien1880.Darin: AlexanderBittner:DergeologischeBauvonAttika,Boeotien,LokrisundParnas sis.S.1–74. FranzHeger:BarometrischeHöhenmessungeninNordGriechenland.S.75–90.

1876 Habbo Lolling HabboGerhardLolling(1848–1894)kamnachseinemArchäologiestudiumin Göttingen1872alsHauslehrerderSöhnedesdeutschenKonsulsnachAthen.Er reistegerneimLandherumundbekamnachAblaufseinesHauslehrervertrages denAuftrag,fürKarlBaedekereinHandbuchfürGriechenlandreisendezuver fassen.Sobereisteerindennächsten3JahrenMittelgriechenland,Euböaunddie Peloponnes. Bereits 1877 war das Manuskript für Mittelgriechenland fertig, es hatteeinenUmfangvonüber700Druckseiten.BaedekerermahnteLolling,sich dochwenigerausführlichzufassenundkürztedenTextauf80Seiten.Dererste Fahnenabdruck des ungekürzten Manuskriptes ist jedoch glücklicherweise im DeutschenArchäologischenInstitutinAthenerhaltengebliebenundwurde1989 unverändertveröffentlicht. LollingsursprünglicheReisebeschreibungistinderFormeinesklassischenIti nerars verfasst und stellt eine genaue Beschreibung der jeweiligen Gegend mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte und der antiken Ruinen dar. Der AbschnittüberdieöstlichePhokisunddieLokrisumfasstallein170Seitenundist damit die ausführlichste Darstellung, die bis dahin geschrieben wurde. Lollings ReiseroutenindemunsinteressierendemGebietverliefenvonBulisnachLeba 152 DieReisenden deia über Kyriaki, Hosios Lukas/Stiris, Aspra Spitia/Antikyra und Distomo (Ambryssos). Von Lebadeia über Chaironeia, Panopeus, Dauleia, Schiste und ArachovanachDelphi.VomHafenvonSalonaüberKirrhaundChrisso/Krisa nach Kastri (Delphi), zur Korykischen Grotte und auf den Gipfel des Parnass. VonderKorykischenGrotteüberdenParnassnachAgorianiundüberLilaiaund SouvalanachAmphikleia/Dadi.NacheinemAusflugnachDernitsa/Tithroniund Drymaia reiste er weiter von Amphikleia nach Velitsa/Tithorea, Drachma ni/Elateia und Bodonitsa zu den Thermopylen. Eineweitere Strecke führte ihn vonDelphinachSalona/Amphissa,Gravia,Mariolates,Prokoveniko,Mustapha bey und Herakleia Trachis nach Lamia. Der Rückweg führte Lolling zu den Thermopylen,nachMolos,Kenourgio,AgiosKonstantinos/Daphnous,Longos, Alope,Livanates,KynosundAtalanti.VondortgingernachExarchos(Abaiund Hyampolis)undweiternachLebadeia.AlsBeispielseinersehrausführlichenBe schreibungenseihierdieStreckevonderKorykischenGrotteüberdenParnass nachAgorianiaufgeführt: „GleichdaraufverlässtmandurcheinenengenFelsenwegdasNebenthalder Hochebeneunddurchziehtvondaanbaldaufsteigend,baldsichtiefhinabsen kend auf einemnur im letzten Theile etwas unbequemer werdenden Wege eine MengevonkleinenThälern,steinigenFlächenundSchluchten.Wegendernicht unbedeutendenHöhedesWegesherrschthierauchimHochsommereinkühles Klima;derkräftigeDuftderTannen,derBlickaufdieschönbewaldetenHöhen zurR.undL.,hinterundüberwelchenvonZeitzuZeitdiekahlenBergeshäupter heraustreten,machendenWegsehrangenehm.HäufigtrifftmanhierBewohner vonKastriundArachova,dieinlangenReihenmitihrenholzbeladenenLastthie renvondenBergenherabsteigen,undnichtseltenvernimmtmanausdemMunde derfrischenJugend(dieMädchentragenmeistlangeweisseGewändermitleuch tend rothen Schürzen) ein munteres Tanzlied oder eine schwermüthige Liebes oder Todtenklage. Der Weg führt endlich zu einer breiten und tiefen Wald schlucht,nebenwelcherbeieinergepriesenenkaltenQuelleundeinemErimoklisi desHag.TriaseinvonTopoliaundSalonaan„Marmora“vorbeiüberdenGe birgsrücken führender Bergweg sich mit unserem vereinigt (2 Stunden). Das Quellwasser stürzt laut rauschend zur Schlucht hinab, an deren Abhängen man einige Maisfelder liegen sieht, und fliesst dann bei OberAgoriani durch andere Quellen verstärkt nach UnterAgoriani hinab, bei welchem man die phokische Kephissosebeneerreicht.KurzvorOberAgorianierreichtmanandenOstabhän gen der Thalschlucht eine runde Anhöhe mit schwachen Resten einer antiken Wegbefestigung. Von dem auf hügeligem Terrain liegenden, sehr wasserreichen und anmuthigen OberAgoriani (1 St. 25 Min.) kommt man über mannigfaltig geformte mit Weinbergen bedeckte Höhen zu einer starken Quelle, die in der NäheeinesErimoklisidesHag.NikolaosunterzweigroßenWeidenhartamWe geentspringt(38Min.).EsöffnetsichjetztderBlickaufdieobereKephissosebe ne,anderenNordrandemanamFusseundaufdenVorhöhendesKallidromos DieReisenden 153

(und Fondana) die Dörfer Pralos, Paläochori und Drinitza, Glunista und Xyliki wahrnimmt.EtwaszurR.unterunssehenwirdenvoneinemhohenThurmge krönten Burghügel von Liläa und weiterhin am Fusse des Parnasses das grosse Dorf UnterSuvala. Man steigt zu den steinigen aber flachen Höhen hinab, die sichwestlichandenBurgbergvonLiläaanschliessen,underreicht(1St.12Min.) unweitderDimitrioskapellevorbeidiephokischeEbenebeiKato(Unter)Ago riani.AufdemunmittelbarüberdemDorfeliegendenHöhenvorsprungsiehtman einenantikenziemlichregelmässiggebautenWachtthurmliegen.“ Lolling ritt das Kephissostal abwärts nach Amphikleia/Dadi und Titho rea/Velitsa: „VonVelitzagenaunördlichinungef.1¾St.EntfernungliegtamFusseder Höhen,nördlichvomKephissosdasDorfModi.LässtmandenBlickvonVelitza aus durch die Ebene dorthinüber gleiten, so fällt er auf eine am Kephissosufer einsam emporragende Silberpappel, bei der eine Brücke über den Fluss führt. Dort liegen über dem rechten Ufer des Flusses die Ruinen eines kleinen Land städtchens,andenendermerkwürdigeNamePaläaPhiba(Alttheben)haftet.Bei demerwähntenThorverlässtmanVelitza,RuinenamWegezeigen,dassdiealte StadtinihrerBlüthezeitsichzumTheilnochvordenStadtmauernindieEbene hineinerstreckte,namentlichfindetmanetwa10Min.vordemDorfelangeMau erzüge,diezueinemgrösserenBaugehörthabenmüssen.Vonhiererreichtman inungef.50Min.jenerSilberpappelgegenüberdieerwähntenRuinen.Dermerk würdigeName„AltTheben“enthältdurchauskeineSpurhistorischerTraditionen undkehrtsowohlinBoeotienalsinAetolienwieder;nureinehalbgelehrteErin nerunganThebenseinstigeGrössescheintallendiesensonstnamenlosenBefesti gungsruinendenmerkwürdigenNamenverschafftzuhaben.Vielleichtlagenhier dieWohnsitzederPedieis,der„BewohnerderEbene“;bedeutendkanndiealte Ortschaftnichtgewesensein,undmanmöchtevermuthen,dassesgleichsamnur ein unteres Tithorea gewesen sei, wie sich jetzt auch noch Kalyvia von Velitza etwasweiterhinamFlussbettefinden.DieRuinenbedeckeneinenungef.9Min. langenundbreitenviereckigenRaum,dessenNordseiteandenFlussstösstund vollständig offen war, während die übrigen Seiten von einer Mauer eingefasst waren. Man erkennt den Lauf derselben noch vollständig an einem niedrigen Erdwall,inwelchemmandichtunterderOberflächeziemlichregelmässigeQua dernausgräbt,umsiezumHäuserbauindenKalyvienunddennahenDörfernzu verwenden.DasvondemErdwallunddemFlusseingeschlossenenTerrainmuss einmal, nach der Anzahl der dasselbe durchtheilenden Mauerreste zu urtheilen, dichtbevölkertgewesensein.“ Quelle: Habbo Gerhard Lolling: Reisenotizen aus Griechenland 1876 und 1877. Berlin 1989.S.106ff. 154 DieReisenden

1877 John Pentland Mahaffy SirJohnPentlandMahaffy(1839–1919),irischerKlassizist,wurdeinderSchweiz geboren,studierteamTrinityCollegeinDublinundwurdedortauchProfessor fürKlassischeGeschichte,wounteranderenOscarWildeseinSchülerwar.Im April1877hieltersicheinigeZeitinAthenauf,bevorerAttikabereisteundThe ben, Orchomenos und Lebadeia besichtigte. Anschließend ritt er weiter nach Chaironeia,Arachova,Delphi,KirrhaundItea,woersichwiedereinschiffte. Seine Reisebeschreibung ist knapp und eher anekdotenhaft gehalten, ohne große Beschreibung der von ihm besuchten antiken Stätte. Der Versuch, die Schönheit der griechischen Landschaften zu beschreiben, lässt diesen sonst so eloquentenWissenschaftlerjedochsprachlosstaunen: „Ourwaylay,notdirectlyforDelphi,butfortthecurioustownofArachova, whichisperchedonthesummitofprecipies,some4000feetormoreabovethe level of thesea. We rode from eight inthe morning till the eveningtwilight to reachthisplace,andallthedaythroughsceneswhichgaveuseachmomentsome newdelightandsomenewastonishment,butwhichcouldonlybedescribedbya painter, not by any pages of writing, however poetical or pittoresque. It is the misfortuneofsuchdescriptionsonpaper,thatthewriteralonehastheremem beredimageclearbeforehim;noreadercangraspthedetail,andframeforhim selfafaithfulpicture.[…]Afewhoursbroughtustotheneighbourhoodofthe sea.Themostcuriousfeatureofthisvalley,aswesawit,wasalongstringofcam elstiedtogether,andledbyasmallandshabbydonkey.Ourmulesandhorses turned with astonishment to examine these animals, which have survived here only,thoughintroducedbytheTurksintomanypartofGreece.” Quelle: John Pentland Mahaffy: Rambles and Studies in Greece. 4. Ed. London 1892. S.243ff.

1878 Joseph Reinach DerfranzösischeAutorundPolitikerJosephReinach(1856–1921),Bruderder beidenArchäologenSalomonundThéodoreReinach,befandsichimJahre1878 aufeinerOrientreise,dieihnunteranderemauchnachGriechenlandführte.Aus Smyrnakommendtraferam6.OktoberinAthenein,woervonderAkropolis DieReisenden 155 unddemsehrbeeindrucktwar.Vom16.bis22.Oktoberunternahmer eine kurze Rundreise von Korinth mit dem Schiff nach Skala/Itea, dem Hafen von Salona, und ritt dannden klassischen Weg überDelphi, übernachtete dort, nahmsichamnächstenTagZeitfüreinenAufstiegzurKorykischenGrotteund rittweiternachArachova,DauleiaundLebadeia,ThebenundzurücknachAthen. Nach der geradezu schwärmerischen Art, mit der er die Antiken Athens be schrieb,lassenihndieRuinenvonDelphiziemlichkalt: «Les rares débris que le temps a respectés ne sont intéressants que pour l´archéologue.» DieLandschaftjedochreißtauchihnzuBegeisterungsstürmenhin: «Ensortantd´Arakhova,nousprîmesladirectiondeDavlia,l´antiqueDôlis, ettoutlamatinéeapasséàtournerlabasedel´Hélicon.C´estl´espritillogiquedes Romains qui a fait de l´Hélicon et du Parnasse le séjour des Muses. Jamais les poètesgrecsn´ontmeurtrisurcesâpresrocheslespiedslégersdesneufsSœurs. Ilsn´ontchantécesmontagnesquecommelesséjourssacrésdesMénades,des ThyadesetdesBacchantes.CesontlesdeuxBrockendelaGrece.Maisquelledif férenceentrelaWalpurgisimmondeetlesdancesorgiaquesdeDionysios!Surla chauve colline de l´Allemagne, celle qui conduit la danse, c´estla vieille Baubo, toutenue,montéeàcalifouchonsurunetruie.Ici, C´estledieudeNyso,c´estlevainqueurduGange, Auvisagedevierge,aufrontceintdevendange, Quidompteetfaitcourbersoussonchargémissant DuLynxauxcentcouleurslefrontobéissant. Jerêveparfoisd´unnouveauFaustquequelquedieutoujoursadolescentdela Grèceprendraitparlamain,commefitMéphistophélèsdudocteurallemand,et qu´il ramènerait à travers les siècles vers le paganisme, source éternelle de tout véritéetdetoutlumière.[…] Amidi,nousfaisonshalteauvillageaimabledeDavlia.Sescentmaisons,tou tespâles,s´étagentsuruncoteau,aupiedmêmedel´Helicon.Ilyaunjardinau tourdechaquemaison,ettouslesmurssonttapissésdelierre,devigneetdeclé matite.L´église,trèscoquette,estentouréed´ungrandcimetièrepleindefleurset d´oiseaux. Visàvis du porche, une petite fontaine chante sous un bouquet de platanes.L´eau,trèslimpide,estlapluslégèredontilmesouvienned´avoirbu. L´arrivée de notre caravane appelle toutes les femmes sur les seuils et tous les hommessurlaplacedel´église.» Quelle: JosephReinach:VoyageenOrient.Tomesecond.Paris1879.S.136ff. 156 DieReisenden

1880 Richard Ridley Farrer DerBriteRichardRidleyFarrer(1856–1883)reisteimFrühjahr1880nachGrie chenland. Die Reiseumstände hatten sich inzwischen erheblich zum Besseren verändert,dochimVorwortzuseinerReisebeschreibungbemerktFarrer: „Therearenoexcitingadventurestorelate,nohairbreadthescapesfrombrig ands;butthereareconstantlittlesurprises,sometimesamusing,frequentlyannoy ing,forwhichitwouldhavebeenwellhadwebeenprepared,andagainstwhich wewouldfainforewarnothers.” Nach einer ausführlichen Besichtigung von Athen und bevor Farrer auf die Peloponnesweiterreiste,fuhrermitdemWagennachChalkisundThebenund unternahmvondortauseinenRundrittdurchBöotienmitMietpferd,Packsattel undFührer.BeimAufbruchinChaironeiagabesKomplikationen: „Meanwhile manytongued rumour announces that a party of six lords and twentyfive soldiers are expected here tonight, and that the advancedguard is alreadyinoccupationoftheplace.Weconcludethattheseareourthreefriends, English,AustrianandBelgian,whomwelastsawatChalcis,multipliedbyfame, andallsetdownasourcompatriots.Theadvancedguardhereuponturnsoutand corroboratesourconjecture.Itconsistsofoneman,whothinkshewillaccom panyustoAracova.” SchließlichrittdieTruppeabnachLebadeia,Chaironeia,DauleiaundAracho va,wosieübernachteten.AmnächstenMorgenerfolgtederAufstiegzurKoryki schenGrotte,derenBesichtigungundderAbstiegnachDelphi. „AtlastbeginsthealmostendlesszigzagthatleadsdowntoDelphi,overslip peryrockthewholeway.Theguideandcookstillsticktotheirmules,untiloneof themrollsoverunpleasantlyclosetotheprecipice,whentheyfollowourexample andcondescenttowalk.AtsunsetwepassthroughthedirtylittlehamletofKas tri,builtupontheveryfoundationsofthegreattempleofthePythianApollo,to thepriest´shousebeyond,onceamonastery,standinginaolivegroveontheleft oftheCastaliastream.[…] Aminuteexaminationonthefollowingdayaddsbutlittletotheaweandin terestexcitedbythefirstgeneralview.ThereistheCastalianfountspringingforth inthefissurebetweenthetworocks.Alandslipfiveyearsagochokedthesource, whichisnotyetclearofdebris.Thequadrangularstonebasinwhereinthewater wascollectedis,however,againcleanedout.Thenaturalrockbehindithasbeen scarped,andsundrylittlenichescuttocontainvotiveofferings.Thisholystream, employedinalltheritualofthesanctuary,isnowextraordinarilyscanty.[…] Leavingthisnownottoolimpidstream,weinspecttheotherremains,consist ingoflittlemorethanthefoundationsofoldbuildings,whichonthatsteepde clivity were obliged to be unusually massive. Unlike most of the walls that the travellerisdailycalledupontovisit,thereisoneatDelphiwhichisreallyinterest ing.Itappearstohaveformedpartofthesubstructionsofthetemple,anddates DieReisenden 157 fromaremoteantiquity.ItmaybecalledPelasgic,becausecomposedofpolygonal blocks;butunlikeotherPelasgicconstructionsofthemorecultivatedperiod,their linesarenotstraight,butsinousbeyondconception.Yet,inspiteofthisextreme irregularity,eachstonefitsintoitsneighbourwithperfectaccuracy,andretainsits placewithoutcementorfasteningofanykind.Subsequentlytheoutersurfacewas smoothed,andisnowamassofinscriptionsrelatingtoeverykindofbusinessof whichthetemplewasthecentre–suchastheliberationofslaves,appointments of consuls in foreign towns, grants to the use of the sanctuary, and numerous otherobjects.” NacheinemkurzenBeuchdesStadionsrittdieReisegruppeweiternachChris soundzumHafenvonSalona,wosieaufdenDampfernachKorinthwarteten. Quelle: RichardRidleyFarrer:AtourinGreece1880.Edinburgh1882.S.112ff.

1881 Hans Müller DerbegeistertePhilhelleneHansMüller(1854–1897)erfülltesichimJanuar1881 „denglühendstenWunschseinesLebens,denklassischenBodenvonHellasaus eigenerAnschauungkennenzulernen“.ErbeschriebseineReisevonHalleander SaaleüberTriestnachAthen,woergutenKontaktzuGriechenfand,unternahm eine Rundreisedurch Attika und diePeloponnes, kam nach Korinth und setzte von dort aus mit dem Schiff nach Skala/Itea über. Er ritt weiter nach Chrisso, KastriundArachova.VondortgingernachKaprena/Chaironeia,Lebadeiaund Theben.AuchMülleristmehrandenMerkwürdigkeitenderReiseunddensozia lenLebenderGriecheninteressiertalsandenantikenStätten,erhat"dasheutige LandundVolkderGriechenzumGegenstandederDarstellunggemacht": „Hinter Arachowa zeigte sich jetzt aus der Nähe derschneebedeckte Gipfel desParnassosundderWegverfolgtenochimmerseineSteigung,biser,erstganz allmählich,sichwiederzusenkenbegannundnacheinigenStundenaufderande ren Seite des Berges anlangte. Beim Hinabstieg begegneten wir einer Menge LandbewohnerbeiderleiGeschlechts,welcheschwermitHolzbeladeneMaultiere vorsichhertrieben.DieFrauentrugenalleeinengriechischenSpinnrockeninder Hand, der sehr einfach aus zwei Stäben zusammengesetzt ist, und spannen im Gehen. Eins von den Maultieren wurde beim Anblick meines gegen die Sonne aufgespanntenRegenschirmsplötzlichscheu,machtekehrtundbrachtedieganze 158 DieReisenden folgendeReiheinVerwirrung;wäreesweiterobenaufdengefährlichenGebirgs pfadengeschehen,sohätteleichteinUnglückentstehenkönnen.“ Quelle: HansMüller:GriechischeReisenundStudien.Teil2.Leipzig1887.S.90ff.

1883 Agnes Smith-Lewis DieZwillingsschwesternAgnesSmithLewis(1843–1926)undMargaretDunlop Gibson(1843–1920)erhieltenfürdieviktorianischeZeitinEnglandeinesehr ungewöhnlicheErziehung.IhrVaterließsiebereitsalsKinderFranzösisch,Latein und Deutsch lernenund nahm sie, noch bevor sie vierzehn Jahre alt waren, zu ReisenaufdenKontinentmit.AlsihrVaterstarb,erbtensieeingrossesVermö gen und widmeten sich fortan dem Erlernen von Sprachen und ausgedehnten Reisen,diesiezudrittmiteinerFreundinunternahmen. ImJahre1883verbrachtensievierMonateinGriechenland,wosienacheiner ausgedehntenRundreisedurchdiePeloponnesaufdasFestlandübersetzten,um auchAthen,AeginaundAttikazuerkunden.DiedreiDamenkamenMitteMai mit dem Dampfer von Aigion nach Itea, dem Hafen von Salona, mieteten sich einenFührerundMaultiereundkämpftensichindennächstenvierTagendurch Unwetter und Regen. Zeit und Lust zur Erkundung von Antiken blieb ihnen nicht. „Nextmorningweroseatfive,andmadetheacquaintanceofournewhorses. TheywereallunaccustomedtoEnglishbridles.Mine,inparticular,wasintenton showing his displeasure. But they were powerful, surefooted animals. We rode foranhouralongamostfruitfulplain,thicklyplantedwitholives,andoccasion ally yellow with ripe corn, till we reached the foot of the hill on which Chryso stands.Hereanumberofcamelswerebrowsing.Weweretoldthatthisistheonly spotwheretheyaretobefoundinGreece.Thenwebeganaveryrough,stony ascent.Whenwepaused,itwastolookbackonabitofthesea,withthemoun tainsofthePeloponnesusinevernarrowingperspective.Nearer,thegiantforms ofOetaandParnassuswerewrappedinheavycloud.Onwewent,lookingdown farintothevalley,wherethePleistoswindsitsway,till,onthecrestofthehill,we stoppedtolookonDelphi. Apoorvillageitis.LikeChryso,theupperpartofthehousesisbuiltofmud, thattheymaybetterresisttheshocksofearthquakes.Bothhavebeenshattered within the last three years. Above it the stupendous cliffs have been rent and DieReisenden 159 riven.Fromthevillageupwardsarethemarksofancientterracingonthemoun tainslope,thewholeplacehavingbeenlikeagigantictheatre;atthetopofwhich wasthestadium.Inearlytimesthisstadiumwashewnintherock,butlateritwas facedwithPentelicmarble.Belowthevillageisadeepgorge,throughwhichflow thewatersfromtheCastalianspring.Welunchedinfrontofaverypoorhouse, amidstaslightshowerofrain.[…]Theskybeingovercast,weleftDelphiathalf pastone.WecouldseealittleofArachova,perchedonafarheight,withmanyan interveningeminence.Athalfanhour´sdistancefromthetown,afuroiusstorm burst upon us. Our horses, too, were rather large and rough for ladies. They mountedwithayerkoverrockswhichmylittlePeloponnesianKarawouldhave clearedbyaneasystep.Thoughwehadonmackintoshes,theraincamesoaking througheverybuttonhole,andthestonypathsweremuddyrivulets.Onreaching thetownweploddedthroughitsnarrowstreets,andonAngelosinquiringatone househewasdirectedtoanother.Therewewalkedintotwoemptyrooms.Our feetwerewet,andwewereinsadwantofachange.” DieDamenübernachteteninArachovaundliessensichamnächstenTagvon demschlechtenWetternichtdavonabhalten,zurKorykischenGrottehinaufzu reiten. Der Ausflug nahm jedoch einen ganzen Tag in Anspruch. Am 18. Mai 1883 verliessen sie Arachova und ritten durch donnerndes Gewitter und an schwellendeFlüssenachDauleia,AgiosVlasiosundChaironeia. Quelle: AgnesSmith:GlimpsesofGreeklifeandscenery.London1884.S.267ff.

1886 John Edwin Sandys JohnEdwinSandys(1844–1922),SprachundLiteraturwissenschaftlerausCam bridge, besuchte im Frühjahr 1886 mit seiner Frau Griechenland. Nach einem AufenthaltinAthenreistensienachDelphiundaufdiePeloponnes.Beiseiner Reisevorbereitung hatte Sandys feststellen müssen, dass die ihm vorliegenden Reiseberichte und Reisehandbücher nicht sehr hilfreich waren, wenn es darum ging, aktuelle Schiffsverbindungen, Straßenverhältnisse oder Eisenbahnverbin dungen festzustellen. Daher findet man in seinem Reisebericht auch Fahrpläne vonReedereienundEisenbahnen.DieReiseverhältnissescheinensichinzwischen ineinigenGegendengewandeltzuhaben,SandysschreibtimVorwort: „Thejournalalsoindicateswhatcanbedonebymerelywalkinganddriving,in the more easily accessible districts, without resorting to the intervention of a 160 DieReisenden dragoman with his calvalcade of beasts of burden, carrying a complete canteen withbedsandbeddingandprovisionsfortheway–amethodoftravelling,how ever,which,inthegeneralabsenceofroadsandinns,isstilltheonlyoneavailable forseeingmanyportionsoftheinterior.” Sandys kam mit dem Schiff aus Korinth nach Itea, dem Hafen von Salona, undwanderteam8.AprilzuFußmitseinerFraunachDelphi: „AteightinthemorningwestartedonourwalktoDelphi.TheviewofPar nassusfromItéawasremarkablyfine,withitssnowcladsummitglisteninginthe sunlight,farabovethetwogreatcliffsthatriseimmediatelyoverthesiteofDel phi,whichitselflieshiddenbehindabuttressofrockseparatingitfromChrysó. […]WewalkedforashortdistancealongthehighroadtoSálona,andbeforelong met,tooursurprise,atrainofcamels.Theseanimalswereintroducedlongagoby theTurks,anditissaidthatthisistheonlypartofGreecewheretheystillsurvive. Theyarecertainlyfarmorequaintandpicturesquethantheordinarymulesand assesoneconstantlymeetshereelsewhere. Onreachingaprominentrockontheleftoftheroad,weabandonedthemain route,andstruckofftotheright,alongapaththatsoonenteredalargeplantation offineolivetreesextendingovertheCrisaeanplain.[…]Afterwalkingforabout anhourthroughthisdelightfulplainwithbrightanemonesoneveryside,webe gan to ascend the steep hill, and after a while had a beautiful retrospect of the surroundingsofItéa.Bythistimethedayhasbecomeexceedinglyhot,and,after nearlyhalfanhour´sclimb,weweregladtoreachthevillageofChrysówithits fountainsofcoolwateranditswelcomestoreoforanges,withwhichwerefreshed ourselveswhilesittinginabalconyoveragardenwithamagnificentviewtowards thegulf.[…]Atlast,afteranexceedinglyhotandsomewhatwearisomeclimb,we gainedthecrestofthehillwherethegreatgorgeofDelphiinallitsheightand depthburstsuddenlyontheview.[…] Aboveus,atthefootofthewesterncliff,farabovethevalley,andnolessthan 2300feetabovethesea,laythemudhutsofthewretchedvillageofKastri,which coverthesiteofmostoftheancientbuildingsofDelphi.[…]Wewereproceed inguphilltothesiteoftheancientstadium,whenfromaledgeofrocktotheleft weheardavoicewhichprovedtobethatofthecustodianoftheantiquitiesof Delphi–asturdylittleman,whotookusuptothestadium,whichlieshighabove mostofthemodernbuildings,andisthemostloftilysituatedofalltheancient remains.[…]Fromthestadiumwedescendedtowardsaprojectingspurofthe westernclifftothefountainofDelphusa,neartowhichwerefreshedourselves withcooldraughtsfromatinyrilldroppingfromtheriftedrock.[…] FromthesiteofthetempleofApollo,wewalkedtowardstheriftbetweenthe two great cliffs; crossed the small stream that comes down the rift, at a point wherethewasherwomenwereinfullforce;andsoreachedaspotwhee,undera wallofrock,wesawtotherightajetofwatergushingoutofaspoutintoasmall tank confined within low walls of stone, and thickly covered with waterweeds. DieReisenden 161

Thesurroundingshavebeensomewhatalteredbytheearthquakeof1870;butthe tankisnoneotherthanthebathoftheDelphicpilgrims,whereallwhocameto consult the oracle purified themselves before entering the sacred precincts; and thewaterisnoneotherthanthatoftheclassicfountainofCastalia.[…] After this we descended towards the olivetrees near the site of the ancient gymnasium,whichisnowoccupiedbythemonastery,wheretravellerssometimes stayforthenight.WealsovisitedtheneighbouringchurchwithitsoldByzantine paintings.Theviewfromthemonasterywasremarkablyfine,andwewouldgladly havestayedlongertoenjoyit.However,athalfpasttwowebegantoretraceour steps, and before long reached the commencement of a new carriage road to Sálona,whichenabledustokeepforawhileonalevelroute,somedistancebelow thepointfromwhichwehadfirstcaughtsightofDelphi.Wethenhasteneddown theroughpathsofourmorning´sclimb,reachedChrysóagainwithcomparative ease; and, after losing our way in the intricate streets of the village, found our selvesoncemoreintheopencountry.Crossingthemainroad,welightedona shortcutwhichwehadmissedinthemorning,andthus,byasteepandirregular zigzag, reached the level of the old Crisaean plain. An hour´s walk by a nearly straightpathbroughtusthroughthewelcomeshadeofthevastoliveplantations tothehighroadbetweenSálonaandthegulf;andweshortlyafterwardsreached Itéa,afteranexpeditionoftenhoursandahalf,athalfpastsix.” MitdembereitsimHafenliegendenDampferfuhrdasEhepaarSandyszurück nachKorinth. Quelle: JohnEdwinSandys:AnEastervacationinGreece.London1887.S.66ff.

1889 Georg Behrmann Im Mai 1889 reiste der Hamburger Theologe Georg Behrmann (1846 – 1911) nach Griechenland. Nach einer Rundreise durch die Peloponnes blieb er einige ZeitinAthenundbesuchtevondaausmiteinigenGefährtenauchDelphi.Am 23.MaiverließBehrmannmiteinemDreispännerAthenunderreichtenocham selbenAbendLebadeia,einZeichendafür,dassdieStraßenzudieserZeitrecht gutintaktwaren.InLebadeiawurdederDreispännerzurückgelassenunddieRei sezuPferdfortgesetzt,überdieSchistenachArachovaundnachinsgesamtzehn StundenRitterreichtendieGefährtenDelphi. 162 DieReisenden

„WirhieltenvoreinemHause,welchesvonderRegierungliebenswürdigerwei sedenFremdenzurVerfügunggestelltist.Eswarnatürlichverschlossenundder Wächtermussteherbeigeholtwerden.DieserdienstwilligeMann,welcherunsmit größterZuvorkommenheitwährendunseresAufenthaltsinDelphimitallemver sorgthat,waswirbrauchten,hatte,sowieerunseingelassen,sofortkastalisches Wasser zu beschaffen.Inzwischen freuten wir uns des Hauses, dasreingehalten war,wennauchdieEinrichtungsehreinfachwar;dasFremdenbuchenthieltviele Namen,dieinderWelteinengutenKlanghaben.Besondersfreutenwirunsdes kleinenBalkons,vonwelchemauswirdenherrlichenBlickindieerhabeneGe birgsweltrechtbehaglichgenießenkonnten.[…] DerWächterhattediebesteMahlzeitzusammengestellt,welcheinderBerg einsamkeitmöglichwar;zumSchlußgabesJaurt,eineinGriechenlandsehrbe liebte saure Milchspeise. In glücklicher und gehobener Stimmung verplauderten wirnochdieerstenStundenderNacht,undbeihäufigenTrinksprüchenerklangen unsere Gläser. Man muß nicht denken, dass wir uns jetzt mit dem Retsinawein ausgesöhnthatten.WirtrankenWasser.AbereswarWasserausderQuelleKasta lia! WirhattenunsaufdenDeckenausgestreckt,welchederWächterunsinzwei Zimmern auf den Boden ausgebreitet hatte, und waren sanft entschlafen. Mit einem Ruck erwachten wirund richteten uns auf. Eshatte wirklich einen Ruck gegeben, und das Haus hatte geschwankt. Es war merkwürdig, wie schnell aller Schlafunsverlassenhatte.WirwarenvölligklarüberdiesesneuesteBegegniß;wir warendabei,einErdbebenzuerleben.MondlosundsternenloswardieNacht.Im Dorf erhobsich ein wilder Lärm;Menschen undThiere schriendurcheinander. Nocheinezweite–undnocheinedritteErschütterung.Nichtmehr;dasErdbe benwarvorüber.DerWächtererzählteunsamanderenMorgen,derSchrecken imDorfseigroßgewesen,alleMenschenseienausdenHäuserngestürzt,aberes habekeinUnglücksfallsichereignet.[…] Aufschmalem,steilansteigendemFelsgratrittenwirumdenwestlichenRand desParnassosherum,weilesdirektoberhalbDelphisfastunmöglichist,zuden oberen Theilen des Gebirges hinanzuklimmen; sodann wandten wir uns an der anderenSeitedesParnassoswiederostwärtsunderreichteneinPlateaumitziem lich viel Wald. In dieser Einsamkeit fanden wir ein höchst armseliges Gehöft, kaum mehr als eine Hürde, bewohnt von einigenFamilien, bewacht von wolfs ähnlichenHunden,welcheunssohartnäckigangriffen,dassesbeinahezuernstli chemKampfezwischenihnenundunskam.Weiterhinaufkamenwirzueinem kleinenBergsee;erwurdevoneinerköstlichenQuellegespeist,Drosonerooder ThauwasseristihrName.NungingesüberGeröllundgroßeFelsblöcke,hierund dort von Buschwerk durchwachsen, sehr beschwerlich aufwärts. Kein Pfad war merklich;aberunserFührerbewiessichalssehrortskundig,washiervonbeson dererWichtigkeitwar,weilmansichleichtversteigenkonnte;zuihmhattensich nocheinpaarJägergesellt,welchevonihremPulvereinensehrausgiebigen,aber DieReisenden 163 erfolglosenGebrauchmachten.NachgroßenAnstrengungenhattenwirdasZiel unsererBergwanderungerreicht,diekorykischeGrotte.DerFührerzündeteLicht anundwirtratenindieHöhleein.NurInschriftenandenFelsen,welcheaufdie BergundWaldgottheitenhinwiesen,erinnertendaran,dassmaneinsthierunter wildem Jauchzen Gottesdienste feierte; die Wände der Grotte, ihr Boden, ihre Wölbung erschienen sonst nirgendswo von Menschenhand bearbeitet; von der DeckehingenTropfsteinbildungenherab.NachhintenstiegdieHöhleetwasan, führteabernichtmehrweitindenBerghinein.DasvondemLichtederKerzen spärlicherleuchteteDunkel,dieKälte,derfeuchteBoden,derbeijedemSchritt unsinGefahrbrachteauszugleiten,veranlasstenuns,denAufenthaltinderkory kischenGrotteabzukürzen;undwirlegtenunsdieFragevor,obindiesemFall dasZielderWanderungzurGenügegelohnthatte?[…] DieRückkehrnachDelphibrachteunsmanchenÄrgerdurchdieStörrigkeit derMaulthiere,welcheunsinmittendesuraltenGebirgswaldesstetsaufsneuein Gefahrbrachten,dasSchicksalAbsalomszuerleiden;aberwirhatteneinenunbe schreiblich schönen Ausblick auf das anfangs 5000 Fuß tief unter uns liegende Meer,nämlichaufdenMeerbusenvonSalonaundweiterhinaufdenMeerbusen von Korinth, sowie auf die Gebirge von Lokris und Doris und selbst auf die schneegekröntenBergedesPeloponneshinüber. DerNachmittagwareinerBesichtigungderRuinenvonDelphigewidmet.Na türlich handelte es sich vor allem um die Stätte des alten Apollontempels. Von ihmistzurZeitwenigmehralsdieStützmauerzusehen.VordiesenStützmauern lagenverschiedeneSäulentrommelnaufeinemkleinenAusgrabungsfelde,welches voneinerfranzösischenExpeditionherrührt.[…]AbernunliegtanderStelledes ApollontempelseineDorfschenke;undnichteinmaldieErdspalteistjetztnoch aufzufinden,esrauchtnichtmehrausderTiefe,allesistdurchErdbebenverän dertundverschüttet.[…]Wennirgendwo,sohätteinDelphibeidemergreifen denGegensatzzwischendenRestengewaltigerBautenvonehemalsundderjetzi genArmseligkeitsichunsereinegewisseRuinensentimentalitätbemächtigenkön nen. Wir hielten uns aber tapfer, beschlossen auch diesen Abend fröhlich und saßenamanderenMorgen7UhrzuPferde,umnachIteahinunterzureiten.“ AuchBehrmannbestieginIteadenDampfer,umnachKorinthzufahren. Quelle: GeorgBehrmann:EineMaienfahrtdurchGriechenland.Hamburg1890.S.303ff. 164 DieReisenden

1890 Alfred Philippson Alfred Philippson (1864 – 1953) studierte Geographie, Geologie und National ökonomieinBonnundLeipzig.NachseinerDoktorarbeitzudemThema"Stu dien über Wasserscheiden" unternahm Philippson mehrere Forschungsreisen in Griechenland.DasErgebnisdieserReisenwareinelandeskundlicheArbeitüber diePeloponnes,derenAnnahmealsHabilitationsschriftanvierdeutschenUniver sitäten mit versteckten antisemitischen Argumenten verwehrt wurde. Erst nach InterventionvonFriedrichAlthoff,MinisterialdirektorimpreußischenKultusmi nisterium,konnteersieanderUniversitätBonn1891einreichen.DenerstenRuf alsProfessorfürGeographieerhielter1904andieUniversitätBern,1906wech selteerandieUniversitätHalle.1911kehrteerschließlichalsProfessorfürGeo graphieinseineHeimatstadtBonnzurück.1929wurdeeremeritiert.Ab1933war erzunehmendderantisemitischenPolitikderNationalsozialistenausgesetzt.1942 wurde Philippson in das KZ Theresienstadt deportiert, kehrte 1945 nach Bonn zurückundwidmetsichbiszuseinemTodeimAltervon89Jahrenseinemwis senschaftlichenWerk. PhilippsonhatteindenJahren1887–1889diePeloponnesgeologischunter suchtunddurchstreifteimFrühjahr1890Mittelgriechenland,umeinigebeiBitt ner offen gebliebene geologische Fragen zuklären. Von Athen kommend, zog Philippsonam23.MärzvonLebadeianachArachova,DelphiundAmphissa: „DerWegführtdurchhöchsteinsameGegenden.Aufdemganzen,7½Stun denlangenWegefindetmankeineinzigesDorfundnureinHaus,dasChanivon Zemenú.[…]VondemTriodosgenanntenKreuzwege(424m),andemderSage nachÖdipusseinenVatererschlug,steigtmaneinengesGebirgsthalnachWhin auf in das Parnaßgebirge hinein. Auf beiden Seiten erheben sich steile Wände desselben,dunklen,RudistenführendenKalkes;gewaltigeSchuttmassensindvon den Wänden zu Thal gestürzt. […] Vor den Chani von Zemenú (666m) hört plötzlichaufdernördlichenSeitederKalkauf,undanseinerStellebildetnunder Schiefer hoch hinauf die Thalwand. […] Dazwischen liegt nun eine mächtige Schiefermasse, in welche das Thal von Arachova eingeschnitten ist. Das große wohlhabendeDorfselbst(942m)liegthochobenamAbhangeüberdemtiefein geschnittenenThal,überragtvondersteilenFelswanddesoberenKalkes,vonder mächtigeBergsturzmassensichherabziehen.[…]DieEinwohnervonArachova sindrühmlichstbekanntwegenihrerArbeitsamkeit.DieganzensteilenSchiefer gehängesindmitWeinbergenbedeckt,derenProduktinganzMittelgriechenland gesuchtundgeschätztist;derWeinbauistdieHauptnahrungsquelledesDorfes, das3100Einwohnerzählt.DanebensinddietieferenGehängeauchmitOliven hainenbepflanzt,diehiervorNordwindengeschützt,biszu750mMeereshöhe aufsteigen.DieWeibervonArachovabeschäftigensichauchmitTeppichweberei. DieTeppichevonArachovasindunterdergriechischenLandbevölkerungüberall DieReisenden 165 bekannt;siezeichnensichdurchihrdauerhaftesGewebeunddurchihrebunten, geschmackvollarrangiertenFarbenaus. Von Arachova führt der Weg nach Delphi und Amphissa am Nordgehänge destiefenThalesdurchWeinberge.[…]DelphioderKastriselbst(573m)liegtauf einerschmalen,abschüssigen,mitÖlbäumenbestandenenBergterrasseaufSchie fer; darüber erheben sich die steilen, zum Theil überhängenden Felswände der Phädriaden,welcheauslichtgrauem,dichtenKalkebestehen.VondiesenWänden löstjedesgroßeErdbeben,diehiersehrhäufigsind,gewaltigeMassenlos,welche alsBergstürzeindieTiefegehenunddasTerrainbildmitderZeitbedeutendver änderthaben.[…]OlivenundÖlsinddaherdieHauptproduktevonAmphissa. InderStadt,welche5200Einwohnerzählt,befindensichvierDampfölpressenin Betrieb.[…]Amphissaist,außerLamia,dieeinzigeStadtinGriechenland,inwel cher noch Kamele gezüchtet werden, und zwar in recht großer Zahl. Zwischen hierundLamiaverkehrenöftersKamelkarawanen.“ VonAmphissareistePhilippsonzunächstnachGalaxidi,umdannderKüste bisnachAetolienzufolgen.AufdemRückwegvonWestenüberdieBergekom menderreichteerLamiaundreistevom10.bis12.April1890überdieFahrstras se von Lamia nach Atalanti. Dabei berührte er die Thermopylen, Molos, Agios Konstantinos,Longos,ArkitsaundLivanates.VonAtalantiführteeineunvollen deteFahrstrassebisMartino,vondortbisChalkis„istderWegeinelenderFuß pfad“. Am Ende seines Berichtes befasste sich Philippson auch mit den ökonomi schen Zuständen von Mittelgriechenland, unter anderem berichtet er folgendes überdasStrassennetz: „InderEntwicklungdesStrassenetzesundinfolgedessenindemGebrauch vonWagenundKarrenzumLastenundPersonenTransportistMittelgriechen land dem Peloponnes weit voraus, da die Regierung,hauptsächlich aus strategi schenGründen,sichhiereifrigerdenStrassenbauhatangelegenseinlassen.Ei senbahnengiebtesbisherinMittelgriechenland,außerhalbAttikas,nochnicht;es sindaberdieschmalspurigeLinieMissolonghi–Agrinionunddienormalspurige BahnAthen–Theben–Livadia–Lamia–LarissamitAbzweigungnachChalkis im Bau. An wirklich fahrbaren Straßenlinien sind, außerhalb Attikas, folgende vorhanden:DiegroßeHauptstraßeAthen–Eleusis–Theben–Livadia–Atalanti –Lamia–Domoko–Pharsala.BisThebeninvorzüglichemZustande,nimmtsie, jeweitermansichvonderHauptstadtentfernt,eindestokläglicheresAussehen an.ZwischenAtalantiundLamiafehlenfastsämtlicheBrücken,sodaßmandie breitenGeröllbettenderBergströme,sogutesgeht,durchfahrenmuß.Aufweite Strecken hin benutzt die „Straße“ einfach den Sandstrand der Küste, ohne ir gendwelche Verbesserung. Für Transport von schwerem Kriegsmaterial, beson derszurRegenzeit,istdieseStraßejedenfallsunbrauchbar,obwohldasihrHaupt zweckist.VonAtalantianistderVerkehraufihrsogutwieNull,daallesden Seewegvorzieht.[…]AußerdemgiebteseinegroßeZahlvonunvollendetenoder 166 DieReisenden unbrauchbarenStraßen,diedemLandeMillionengekostethaben,z.B.dieLinien Atalanti–Martino,Lamia–Amphissa,Vytrinitza–Lidoriki,Navpaktos–Misso longhiu.a.m.“ Quelle: AlfredPhilippson:BerichtübereineReisedurchNordundMittelgriechenland. In:ZeitschriftderGesellschaftfürErdkundezuBerlin,Bd.25(1890),S.331– 406.

1892 Paul Brandt PaulBrandt(1861–1932)warLehrerinMönchengladbach,alssichihmdieGe legenheitbot,aneinerStudienreisebadischerGymnasiallehrernachGriechenland teilzunehmen. Die Lehrergruppe erreichte im April 1892 Athen, nahm dort am griechischen Osterfest teil und brach am 21. April nach Mittelgriechenland auf. ÜberTheben,LebadeiaundOrchomenosrittensienachDauleia,Arachovaund Delphi, wo gerade die Vorbereitungen für die französischen Ausgrabungen be gannen: „Wir traten in die alte zum Theilnoch trefflich erhaltene Umfassungsmauer des Tempelbezirks durch die antike Thoröffnung ein; überall Marmortrümmer, Säulentrommelnund=Kapitelle,bishinaufandenFußderStützmauerdesgro ßenApollotempels,wodieFranzoseneinenerstenErfolgdurchAuffindungder SiegeshallederAthenerzuverzeichnenhatten.[…] ZierlicheionischeSäulenerhobensichaufdreiStufenundtrugendasDach, welches, anstatt der Akroterien, des sonst üblichen Firstschmuckes, mit den er beuteten ehernen Schiffsschnäbeln geschmückt, sich unmittelbar an die hohe StützmauerdesTempelsanlehnte.Dieseselbst,ineinemmerkwürdigenPolygo nalstilmitgerundetenAnschlußflächengebaut,istgeglättetundstellteinförmli chesArchivvonWeihinschriftenundFreilassungsdiplomenfürSklavendar,diein ganzkleinenSchriftzeichendieWandüberundüberbedecken.Aberschonlängst wurdenwirinunserenantiquarischenBetrachtungendurcheineeinförmigeWeise gestört,diehochobenvonderMauerzuunsherunterklang,undüberdieMauer brüstunglugteKopfanKopf,neugierigdieFremdenmusternd.Auchunsfasste die Neugier, wir stiegen hinauf; welch malerisches Schauspiel! Ein Choros, ein ReigentanzderDorfbewohnerhieraufderaltenTempelterrasse!EinVortänzer, durcheinTaschentuchmitdererstenderTänzerinnenverbunden,mitdemernst haftestenGesichtvonderWeltundkaumwagenddieAugenzuerheben,tanztein DieReisenden 167 gemessenemSchritt,mitvielenWendungenundGestikulationendieFigurenvor, dievondeninlangerReihesichandenHändenfassendenMädchenmitgemacht wurden,alleinihrerbuntenalbanesischenTrachtmitbullenartigemGoldschmuck aufderBrust,währendsichdengrößerenMädcheneinigekleinerezurErlernung desReigensanschlossen.“

Abb. 29: Delphi, aus: Paul Brandt: Von Athen zum Tempethal. Reiseerinnerungen aus Griechenland. Gütersloh 1894. S. 59.

VonDelphigingderRittweiternachAmphissaundüberdennochimmersehr gefährlichenSaumpfad,der„Teufelstreppe“,zumAmblenapaß: „SchonlangezeigtesichunsernBlickenamEndederfastschnurgradenStras sedasprächtiggelegeneSalona,dasinderoffiziellenSprachejetztwiederseinen altenNamenAmphissaerhaltenhat,imHintergrundüberragtvonderdieStelle der alten Akropolis einnehmenden fränkischen Burg, während im Vordergrund freundlicheHäuserundgrüneGärtensichanmutigandensanftenAbhängendes Gebirgshinaufziehen. DieWichtigkeitderLagederHauptstadtderozolischenLokreriminnersten WinkelderfruchtbarenvomGolfvonIteazwischendemParnaßunddenlokri schenGebirgenhinaufreichendenEbeneundamAusgangedervonNordenher vommalischenGolfundderDorisnachdemkorinthischenGolfunddamitzum Peloponnes führenden Pässe leuchtet ohne weiteres ein, desgleichen aber auch, 168 DieReisenden wiedieAmphissäerdazukamen,sichdasseitdemerstenheiligenKriegemitdem Fluchbelegte,ohnenatürlicheGrenzscheideandasihrigeanstoßendeGebietvon Kirrhaanzueignen,einFrevel,denÄschinesausbeutete,umzudemverhängnis vollendrittenheiligenKriegzuhetzen.ZuerstbenutztenwirnochdieinderTha lebene durch herrliche Olivengärten führende große Straße, die wir indes bald verlassen,umeinenkürzeren,abersteilerenWegzumAmblenapaßeinzuschlagen. AmEndeeinesdurchdiesteilabfallendenFelswändeunddiehohenSchneegipfel desKionawildromantischenThales,indessenSohledieBerggewässertiefeRin neneingebrabenhatten,erklimmenwirlangsamundbeschwerlichdieκακήσκάλα, dieTeufelstreppe,einennurfürSaumtiereundFußgängerpraktikabeln,treppen artiggepflastertenundstellenweiseindenFelsgehauenenPfad,derunshartam Abgrund vorbei zur Passhöhe emporführt. Der Bergbach kommt uns von dort zwischendemfichtenbewachsenenGesteinanmutigplätscherndentgegen.Noch unterhalbderPasshöhelassenwirunsmittenineinemflachen,inweitemKreis vonBergen umgebenen Kessel in der NähederQuelleKryoneri, „Kaltwasser“, zur Mittagsrast nieder, während der vorbeirauschende Bach zum erquickenden Badeeinlädt,eineVersuchung,derwirjedochwegenderinderMittagshitzedamit verbundenenGefahrwiderstehenmüssen.DannkletternwirmühsamzurPass höheemporundgewinnensodieamVormittagverlasseneKunststrassewieder, einederschönstenundromantischsten,diewirinGriechenlandgesehenhaben. HierwarunsnocheinletzterBlickaufdenkorinthischenGolfvergönnt,während wirdiePrachtderihnüberragendennordpeloponnesischenSchneegipfelrückbli ckendnochlängereZeitgenießenkonnten. SotratenwirindiekleineLandschaftDorisein,derenBewohnerzurZeitder dorischen Wanderung die Dryoper verdrängt hatten, aber ihre Unabhängigkeit mittenzwischenfremdenStämmennurdermoralischenundmateriellenUnter stützung ihrer mächtigen Stammesgenossen im Peloponnes verdankten. Es war die reine Schweizerlandschaft. Malerische tannenbekrönte Felsen, tief im Thale rauschende Wasser, die schon dem Oberlaufe des Kephissos zueilen, hoch auf den Berghalden das Geläut der weidenden Ziegenherden. Dann kürzen wir die KehrenderStrasseunderreichengegenAbendamplatanenbeschattetenGebirgs bachdasandessenEintrittindieEbenegelegeneChanivonGravià,wowirfür die Nacht sehr notdürftige Unterkunft fanden. […] In dem abgelegenen Dorf herrschteaugenblicklichdurchdenBauderBahnLarissa–PiräusmehrLebenals gewöhnlich,undzweiBauunternehmer,Österreicher,dieindemChanisicheinge richtet hatten, wussten uns allerlei Mordgeschichten von der Bevölkerung der Umgegendzuerzählen.ErfrischtdurcheinBadimkaltenGebirgsbach,setzteich am nächsten Morgen mit den Gefährten dieReise nach den Thermopylen fort. ZuerstgingesdurchflachesLand.[…]AufeinerBrückeüberschreitenwireinen derZuflüssedesoberenKephissos,allmählichwirddasTerrain,dasunsamA bend vorher bis hinüber zum Oeta und dem langgestreckten Rücken des Kal lidromos wie eine Ebene erschienen war, welliger.Traurige Reste eines Eichen DieReisenden 169 waldes, in dem mit Beil und Feuer ganz unverantwortlich gehaust worden ist, treibentrotzihrerVerstümmelungherrlichesfrischesGrün.Wirsehendieschon weitvorgeschrittenenArbeitenderEisenbahn,welcheebensowieunsereStrasse die Einsattelung zwischen Oeta und Kallidromos benutzt, um zum malischen GolfundnachLamiahinabzusteigen.“ ÜberdenBralosPaßreistendieLehrerweiterzudenThermopylenundnach Lamia. Quelle: Paul Brandt: Von Athen zum Tempethal. Reiseerinnerungen aus Griechenland. Gütersloh1894.S.54ff.

1893 Alfred Philippson 1893begannPhilippsonmitdergeologischenUntersuchungvonThessalien.Da esihmangebrachterschien,denihmseitseinerReisedurchdiePeloponnesbe reits bekannten Pferdevermieter erneut zu engagieren, reiste er nicht mit dem DampfernachLamia,sondernbrachzusammenmitdenPferdenunddemAgio gatenam17.März1893inAthenauf.DieReisegefährtennahmendieFahrstrasse nachThebenundtrafenam22.MärzinChaironeiaundamEngpaßvonParapo tamioiein: „DieStraßeführtzunächstvomEngpaßanzweiKalkbergenvorbei,diesich inselförmig aus der Ebene erheben. Der Kalk von H. Marina führt Rudisten. DanngehtesübereinenriesigenSchuttkegel,derausdenSchluchtendesParnaß, östlichvonVelitsa,entspringtundsichbisandenKephissosausdehnt.[…]Da derSchuttsehrunfruchtbarist,entbehrtdieserTeilderEbenedesAnbaus.Wan derhirten weiden ihre Herden auf der weiten, von zerstreutem Kermeseichen GebüschbewachsenenFläche.GanzandersaufderNordseitederEbene,wosich die Schutthalden, der geringeren Höhe des Gebirges entsprechend, auf einen schmalenStreifenamFußderBergebeschränken.HierdehnensichamFlußsehr fruchtbare Ackerfluren aus, auf denen Baumwolle und Getreide gebaut werden. UnsereFahrstraßehältsichanderrechtenSeitedesFlussesundführtanmehre ren Hüttendörfern (Kalyvia) sowie an derPalaeoThiva (AltTheben) genannten Ruinenstättevorbei,derenIdentifizierungmiteinerantikenOrtschaftnochnicht gelungenist. DasWestendederEbenevonDrachmanibezeichnetwiederumeinEngpaß. ÖstlichvonDadispringtnämlicheinansehnlicherKalkbergvondenAbhängen 170 DieReisenden des Parnaßnach Norden vor […]Durchdiesen Felsriegel anstehenden Kreide kalksteinsbrichtsichderKephissosineinerungangbarenSchluchtvonüber5km Bahn,undzwarmitsehrstarkemGefälle,dadiesesobereBecken,daswirnach deraltenStadtLilaeanennenwollen,bedeutendhöherliegt,alsdasvonDrach mani.[…]DieStraßewindetsichandemFelsvorsprunghinaufundumseinen höchstenGipfelherum.EinSchuttkegelentspringtunmittelbarjenseitsdesVor sprungsauseinerSchluchtdesParnaßundlehntsicheinerseitsandenFelsvor sprungan,währendersichandererseitsfächerförmignachNüberdienächsten TeiledesBeckensvonLilaeaausbreitet.DieKalkbrocken,ausdenenerbesteht, sindvollvonRudisten.AmUrsprungdiesesSchuttkegels,hochüberjenemBe cken,aberamFußderWändedesParnaß,liegtdasgroßeDorfDadi,dessengro ßefinstereSteinhäusermanerstwenigeMinuten,ehemansieerreicht,erblickt. […]DerkalteNordwesttriebreichlicheSchneeflockenvorsichher,alswirdie mitGlatteisbedecktenGassendesOrteshinaufklommen.[…]Dadiistmit3289 Einwohnern(400m)derbedeutendsteOrtundlebhaftesteMarktplatzallerdrei BeckendesKephissos.[…]UnsereStraßeführtquerüberdieEbeneundsteigt dannandernördlichenHügelzonehinauf.DiezahlreichenSchluchtennötigendie StraßezubeständigenWindungen.NachdemwirdasDorfBralopassierthaben, erreichenwirbaldmitganzallmählichemAnstiegdiewasserscheidendePaßhöhe Purnaraki, welche die Gewässer des Kephissos und Spercheios scheidet und o rographischdasKalkgebirgeSaromataimOstenmitdemwestlichenSchieferge birgeverbindet.IhreMeereshöhebeträgtnur590m.DerwasserscheidendeRü ckendachtsichsanftnachSüdenab;hierzogsichbisherEichenwaldbisindie Ebenehinunter,derabernundurchdenBedarfdesEisenbahnbauesverzehrtist. […]AufundandemPurnarakiPaßüberraschteunseinlebhaftesTreiben.Man war bei der Arbeit, durch den Paßrücken einen 2000 m langen Tunnel für die LarissaBahnherzustellen.Manversichertemir,unddasgeförderteMaterialbestä tigtees,dassderganzeTunneldurchlockereErdegetriebenwerde.“ Quelle: AlfredPhilippson:ReisenundForschungeninNordGriechenland. In:ZeitschriftderGesellschaftfürErdkundezuBerlin,Bd.30(1895),S.135– 226. Literaturverzeichnis Baedeker,Karl:Griechenland.2.Aufl.Leipzig1888. Baedeker,Karl:Griechenland.4.Aufl.Leipzig1904. Baedeker,Karl:Greece.4.engl.Ed.Leipzig1908. Baird,HenryMartyn:ModernGreece:anarrativeofaresidenceandtravelsinthat country.NewYork1856. Beaujour,Felixde:Voyagemilitairedansl´EmpireOthoman.Paris1829. Behrmann,Georg:EineMaienfahrtdurchGriechenland.Hamburg1890. Belle,Henri:VoyageenGrèce.In:LeTourduMonde,Paris,Bd.32(1876)S.180; 33(1877) S. 81160; 34(1877) S. 321384; 35(1878) S. 305368; 37(1879) S. 289 336;47(1884)S.225256. BenjaminvonTudela;PetachjavonRegensburg:JüdischeReisenimMittelalter. AusdemHebr.vonStefanSchreiner.Leipzig1991. Bittner,Alexander:DergeologischeBauvonAttika,Boeotien,LokrisundParnas sis.In: Denkschriftender kaiserlichen Akademie derWissenschaften,Mathema tischNaturwissenschaftlicheClasse,40.Band.Wien1880.S.1–74. Bodnar,Edward:CyriacusofAnconaandAthens.Brüssel1960. Brandes, Heinrich Karl: Ausflug nach Griechenland im Sommer 1860. Lemgo 1861. Brandis,ChristianAugust:MittheilungenüberGriechenland.ErsterTheil:Reise skizzen.Leipzig1842. Brandt, Paul: Von Athen zum Tempethal. Reiseerinnerungen aus Griechenland. Gütersloh1894. Bronzetti,Carl:ErinnerunganGriechenlandausdenJahren1832–1835.Würz burg1842. 172 Literaturverzeichnis

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Abb. 30: Karte von Phokis und Lokris (Ausschnitt der Karte F.v.Stülpnagel: Griechenland und die Ionischen Inseln, Gotha: Perthes 1846) Abbildungsnachweise Abbildungen4,11,12,13,14,16mitfreundlicherGenehmigungderUniversi tätsbibliothekHeidelberg. AlleweiterenAbbildungenVerf. lte Reiseberichte vermitteln dem Leser häufig einen völlig neuen Blick auf wohl- Annamarie Felsch-Klotz bekannte Gegenden. Gerade in Griechenland verlief die Wiederentdeckung der klassischenA Landschaften im Zuge der Renaissance sehr langsam und zögerlich, denn das Land war als Teil des Osmanischen Reiches recht schwer zugänglich. Selbst in Frühe Reisende in Phokis und Lokris das berühmte Delphi wagten sich nur relativ wenige Reisende, und die Rahmenbe- dingungen, unter denen diese Reisen dann stattfanden, waren sehr bemerkenswert. Berichte aus Zentralgriechenland Ausführliche Berichte von bildungsbewußten Reisenden, abenteuerlustigen Händlern vom 12. bis 19. Jahrhundert und unter anderem militärisch interessierten Diplomaten sind daher auch heute noch eine interessante und häufig sehr vergnügliche Quelle für die regionalen Zustände in Mittelgriechenland. Diese Zusammenstellung zeigt einerseits, wie sehr sich die beiden Landschaften Phokis und Lokris im Mittelalter und während der Zugehörig- keit zum Osmanischen Reich verändert haben, andererseits aber auch, wie groß der Schritt vom Königreich Griechenland bis in die heutige Zeit ist. Annamarie Felsch-Klotz Frühe Reisende in Phokis und Lokris und Phokis in Reisende Frühe Felsch-Klotz Annamarie

ISBN: 978-3-941875-00-5 Universitätsverlag Göttingen Universitätsverlag Göttingen