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Sendung vom 30.07.2002

Hans-Hermann Tiedje Journalist und Medienberater im Gespräch mit Werner Reuß

Reuß: Verehrte Zuschauer, grüß Gott zum Alpha-Forum. Zu Gast ist heute Hans- HermannTiedje, Journalist und Medienmanager, ehemals Chefredakteur der Illustrierten “Bunte”, von 1989 bis 1992 Chefredakteur der "Bild"-Zeitung und auch noch Berater des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Ich freue mich, dass er hier ist, herzlich willkommen, Herr Tiedje. Sie haben sehr viele und auch sehr unterschiedliche Sachen gemacht: Sie haben Boulevard, Fernsehen und RTL “Late Night” mit Thomas Gottschalk gemacht, Sie haben selbst moderiert und waren Berater von Kohl: Sie haben immer im Focus der Öffentlichkeit gestanden. Inzwischen ist es zumindest in der veröffentlichten Meinung etwas ruhiger um Sie geworden. Fehlt Ihnen diese Öffentlichkeit ein bisschen? Tiedje: Nein, sie fehlt mir gar nicht. Ich bin ein schlechter Fernsehmoderator gewesen, das habe ich immer gewusst. Als Moderator war ich eine Fehlbesetzung, und ich war froh, als das vorbei war. Als Journalist habe ich mich immer sehr wohl gefühlt und durchlebte alle Höhen und Tiefen. Ich hatte auch noch mit der Illustrierten “Tango” einen richtigen “break down”. Inzwischen bin ich Partner einer sehr großen Medienhandelsgesellschaft, in der auch einige namhafte Persönlichkeiten - von Roland Berger, Genscher bis Rexrodt - beteiligt sind. Hier findet die Arbeit im Kommunikationsbereich eher hinter als vor der Kulisse statt. Das ist letztlich entscheidend dafür, wie es um den Erfolg steht. Es ist ein sehr erfolgreiches Unternehmen geworden, und ich fühle mich sehr wohl da. Ich vermisse den täglichen Auftritt in der Öffentlichkeit nicht. Reuß: Sie haben alle Medien bis auf Hörfunk gemacht. Welches Medium lag Ihrem journalistischen Naturell am nächsten? Tiedje: Eindeutig die Tageszeitung. Sie hat den großen Vorzug, dass heute etwas passiert, man geht als Reporter hin, und morgen steht es in der Zeitung. Hörfunk ist noch aktueller, aber in diesem Medium war ich nicht tätig. Ich habe auch zwei Jahre beim “Hamburger Abendblatt” volontiert, aber ich habe keine Journalistenschule oder eine ähnliche Einrichtung besucht. Ich halte das auch nicht für nötig. Ich finde, der Journalistenberuf ist einer der schönsten, wenn nicht sogar der schönste überhaupt. Es ist einer der wenigen Berufe, zu dem man eine echte Neigung braucht. Ich habe in meinen Vorträgen oft folgendes Beispiel genannt: Man geht die Straße hinunter, und da ist ein Bauzaun mit einem Loch. Hundert Leute gehen vorbei, aber der eine, der hindurch blickt und wissen will, was da gebaut wird, der hat die Grundlage für den Journalismus - die 99 anderen nicht. Sie können studiert und promoviert haben, aber Sie haben von vielleicht 50000 Journalisten in Deutschland 45000, die nichts sind als journalistische Beamte. Es gibt ein paar, die den richtigen Blick haben, die wissen wollen, was los ist. Das sind die eigentlichen Journalisten. Reuß: Peter Boenisch - einst wie Sie Chefredakteur der “Bild"-Zeitung, auch der “Bild am Sonntag” und Regierungssprecher bei Helmut Kohl - sagte einmal, dass die Medien heute sehr kurzatmig geworden seien und aus jedem Klacks gleich einen Skandal machten. Sehen Sie das auch so? Tiedje: Ja, da hat er Recht, denn das war früher anders. Die Halbwertszeiten sind noch kürzer geworden, als sie früher waren. Sie haben ein Ereignis, und spätestens übermorgen passiert die nächste Sache. Sie haben nicht mehr so viel Zeit, es aufzubereiten, durchzuatmen und nachzufragen. Solche Ereignisse wie der Massenmord in Erfurt eines - wie ich finde - psychopathischen jugendlichen Täters ist allerdings ein Ausnahmeereignis, das die Medien innehalten und reflektieren ließ. Reuß: Beginnen wir mit Ihrer ersten Firma: 1995 haben Sie Ihre erste Firma in Ebersberg bei München gegründet, die “TV Media Medienmanagement GmbH”. Sie haben sehr unterschiedliche Leute dort beraten, z. B. den ehemaligen Devisenbeschaffer der DDR, Alexander Schalck-Golodkowski, aber auch den Schauspieler Heiner Lauterbach oder den Schriftsteller Wolf Wondratschek. Sie haben einmal gesagt, Sie seien Medienmanager und kein Berater. Was genau ist das? Tiedje: Die korrekte Berufsbezeichnung für das, was wir machen, ist Kommunikationsmanagement, aber Sie können auch Medienmanager oder Medienberater sagen. Ich möchte aufräumen mit der Darstellung, ich hätte Schalck beraten, denn so war es nicht. Ich habe zu Alexander Schalck- Golodkowski seit vielen Jahren eine sehr freundschaftliche Beziehung, ich habe ihn aber nicht beraten. Ich sehe ihn anders als viele andere. Ich sehe ihn nicht als den großen, bösen Mann der DDR, sondern bin der Meinung, dass ohne ihn das System viel früher zusammengebrochen wäre. Wir haben eine sehr freundschaftliche Beziehung. Ich respektiere ihn sehr und möchte es noch mal politisch begründen: Schalck ist heute ein liberalkonservativer Mann. Er kommt aus einem kommunistischen Elternhaus. Wenn jemand Schlüsse zieht aus dem, was passiert ist, und sagt, mit dieser Ideologie, die sich als falsch erwiesen hat, will er nichts mehr zu tun haben, kann ich vor ihm nur Respekt haben. Wenn einer wie Gregor Gysi früher Beziehungen zur Stasi unterhalten hat und dann als Wirtschaftssenator so tut, als wäre es nicht so und sagt, er wäre Postkommunist oder was auch immer, dann frage ich mich, ob er denn nichts dazu gelernt hat. Insofern sind meine Zugänge zu einer Person wie Schalck viel leichter als zu Personen wie z. B. Gysi. Zurück zum Thema Beratung: Die Firma “TV Media” in Ebersberg ist eine der ersten Medienmanagementfirmen gewesen. Sie ist heute Bestandteil des WMP- Konzerns und dessen stärkste und profitabelste Tochter. Dort haben wir neben einer Reihe von Unternehmen, die im Bereich Kommunikation beraten, auch ein paar Personen, mit denen wir gelegentlich operieren. Mit Heiner Lauterbach haben wir Werbeveranstaltungen und Fernsehspots gemacht, wir haben auch den Schachweltmeister Gari Kasparov unter Vertrag, der gelegentlich Events für uns wahrnimmt. Selbstverständlich haben wir auch mit Wondratschek zusammengearbeitet, aber auch mit anderen wie Wolf Zacher. Wir haben eine Kundschaft, die bedient werden will, und wir haben ein paar eigene Vorstellungen. Reuß: Ich würde den Zuschauern gerne den Menschen Hans-Hermann Tiedje näher vorstellen. Sie sind am 10. April 1949 in Schleswig geboren, der ältesten Stadt Norddeutschlands mit heute rund 25000 Einwohnern. Ihr Vater war Angestellter, Ihre Mutter Hausfrau. Ihr Vater ist erblindet aus dem Krieg zurückgekommen. Das hat sicherlich die Familie stark geprägt. Wie sind Sie aufgewachsen? Wie war Ihre Kindheit? Tiedje: Ich hatte eine sehr schöne Kindheit in einem soliden Elternhaus. Meine Mutter war Flüchtling; sie kam aus Ostpreußen. Mein Vater ist als Soldat der deutschen Armee im Zweiten Weltkrieg Anfang 1942 in der Nähe von Leningrad in eine Handgranate gelaufen und wurde blind. Wenn Sie als Einzelkind in einem Haushalt aufwachsen, in dem der Haushaltsvorstand blind ist, so hat das einige wenige Veränderungen zur Folge. Ich habe dadurch viele Blinde kennengelernt. Ein Blinder verfügt über einen sechsten Sinn, denn er spürt Hindernisse und bewegt sich völlig selbständig im Hause. Beim Spazierengehen nahm ich meinen Vater am Arm, aber sonst war eigentlich alles ganz normal. Ich hatte weder Nachteile, noch musste ich darunter leiden. Ich hatte eine sehr schöne Kindheit. Reuß: 1968 machten Sie Abitur, dann studierten Sie Politik- und Rechtswissenschaften. Es war eine spannende Zeit: 1966 Große Koalition, Notstandsgesetzgebung, Studentenunruhen, dann kleine Koalition, Willy Brandt wurde Bundeskanzler; 1972 scheiterte dann das Misstrauensvotum gegen ihn. Das waren sehr viele Ereignisse in sehr kurzer Zeit. Hat Sie diese Zeit auch selbst politisiert? Würden Sie sagen, dass Sie ein politischer Mensch sind? Tiedje: Ja, sehr. In der zweiten Hälfte der 60er Jahre war ich 16 bis 20 Jahre alt. Das war eine hochpolitische Zeit, und es wurde alles auf den Kopf gestellt. Ich habe mich Zeit meines Lebens politisch immer von einer Anwandlung freigehalten, und das ist im weitesten Sinne der Sozialismus. Das hat mich nie wirklich interessiert. Ich halte ihn auch heute noch für keine politisch tragfähige Idee. Ich selbst unterhalte auch persönliche Beziehungen zu führenden Sozialdemokraten, z. B. zu Oskar Lafontaine, aber ich kann politisch das meiste von dem, was Oskar vertritt - finanz-, wirtschafts- oder sozialpolitisch -, nicht nachvollziehen. Reuß: Streiten Sie auch öfter mit ihm? Tiedje: Ja, natürlich. Oskar Lafontaine weiß ganz genau, dass ich das, was er finanz- und wirtschaftspolitisch von sich gibt, für ein großes Wirrnis halte. Das wiederhole ich auch immer wieder. Das hat aber nichts damit zu tun, dass er ein sehr guter Typ, ein kameradschaftlicher, verlässlicher Mann, ein exzellenter Mensch und guter Weintrinker ist. Ich bin kein Parteimitglied und ich würde bei der Frage, ob ich eher konservativ oder liberal bin, sagen, dass ich wahrscheinlich eher ein Liberaler bin. Ich werde bei dieser Bundestagswahl die FDP wählen. Ich habe auch schon die Union, hier in Bayern die CSU gewählt. Möglichst wenig Schilder, möglichst wenig Verbote - das ist der Staat, in dem ich leben möchte. Die Gesellschaftsmodelle von Lafontaine oder von Schröder oder ein sozialistisches, das sind Gängelungsmodelle, die mich führen, die mir vorschreiben wollen, was ich zu tun habe. Ich mag das nicht. Ich setze persönliche Freiheiten hoch an, sehr viel höher als das Kollektiv. Das heißt aber nicht, dass ich mich ins Ausland begebe. Ich bezahle alle Steuern hier. Ich hätte eben gerne einen Staat, der möglichst viel Freiheit lässt. Dieses freiheitliche Modell ist für mich der Liberalismus mit einem guten konservativen Unterton. Das sozialdemokratische Modell verstehe ich nicht. Wenn man mit führenden Sozis redet und sie fragt, weshalb sie Sozialdemokraten sind, dann hört man oft: Mein Vater war Nazi, und deshalb bin ich jetzt bei den Sozialdemokraten, weil sie 1933 gegen Hitler waren. Da kann man den Hut ziehen, aber Sozialdemokraten waren es auch, die 1946 im Admiralspalast ohne jede Not mit der KPD die SED gegründet haben. Eigentlich träumt man sich die Welt schöner, als sie ist - und dann wird man so. Diesen Schuh kann ich mir aber nicht anziehen. Ich will meine Freiheiten, und die sehe ich bei den Unionsparteien oder der FDP besser gewahrt als bei der SPD. Reuß: Bleiben wir bei Ihrem Werdegang. Warum haben Sie Ihr Studium nicht abgeschlossen? Tiedje: Ich war zu Beginn meines Jurastudiums ein ziemlich guter Student. Ich hatte im vierten Semester alle großen und kleinen Scheine für öffentliches Recht, Zivil- und Verwaltungsrecht und habe sogar einen Seminarschein über die Notwehrprovokation gemacht. Ich wollte aber immer Journalist werden. Ich hatte in der Schule gute Zensuren in Deutsch. Mein Vater sagte immer, dass ich etwas Vernünftiges lernen sollte. Man muss aber auch wissen, dass man zu dieser Zeit erst mit 21 Jahren volljährig war. Ich durfte also, da ich 1949 geboren war, bei den Bundestagswahlen 1969 noch nicht wählen, da ich erst 20 Jahre alt war. Ich war aber schon seit 1968 Student und mein Vater sagte: “Du studiertst was Vernünftiges!” Also studierte ich Jura und Politik. Beim Politikstudium war es so, dass im Jahr 1968/69 das politologische Seminar der Universität Kiel ausgesetzt wurde, als sich herausstellte, dass sich der dortige Ordinarius 1944 noch über Mussolini habilitiert hatte. Es gab dann im Fach Politologie ein Jahr keine Studienmöglichkeit. Ich ging also nach und habe dort Jura studiert, schrieb aber gleichzeitig schon für das “Hamburger Abendblatt”. Ich war von Anfang an ein guter Journalist. Der Chefredakteur des “Hamburger Abendblattes” sagte mir: “Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit kommen Sie zu uns.” Es war zufällig nach dem vierten Semester, als er anrief und sagte, dass eine Volontärsstelle frei wird. So bin ich als Volontär zum “Abendblatt” gegangen, und das Studium war mir egal, denn ich wollte Journalist werden, und das wurde ich auch in kürzester Zeit. Irgendwann nach dem achten Semester habe ich Exmatrikel angemeldet, und damit war diese Zeit hinter mir. Reuß: Sie waren dann bei der “Welt” Lokalchef und wechselten zum Burda- Verlag, zur “Bunten”, als geschäftsführender Redakteur. Was ist das? Tiedje: Zuerst war ich das noch nicht. Ich war normaler Ressortleiter, aber bei den Illustrierten gibt es unterhalb des Chefredakteurs und oberhalb des Ressortleiters die Funktion des geschäftsführenden Redakteurs. Hier wurden mehrere Ressorts zu einem Geschäftsbereich zusammengezogen. Später gab es bei der “Bild"-Zeitung auch den geschäftsführenden Redakteur, aber der war dort der Finanzchef der Redaktion. Redakteure neigen dazu, sich nicht um Finanzen zu kümmern, sondern haben Geschichten und Auflagen im Kopf. Da brauchen Sie jemanden, der dort für Ordnung sorgt. Solche geschäftsführenden Redakteure gibt es bei Zusammenlegung verschiedener Geschäftsbereiche. Ich war zuständig für Unterhaltung, Reportagen und den Deutschlandteil. Reuß: Die “Süddeutsche Zeitung” schrieb einmal über Sie: “Hans-Hermann Tiedje hat einen unschlagbaren Riecher für Boulevardthemen.” Woher kommt dieser Riecher? Woran erkennen Sie, ob eine Person, ein Ereignis, ein Thema wird? Tiedje: Ich weiß es nicht. Entweder man hat einen “Riecher” dafür oder nicht, eben ein wenig Talent, und gelegentlich macht man auch Fehler. Bei “Tango” sehen Sie, dass mich der “Riecher” im Stich gelassen hat. Reuß: Boulevardjournalismus ist auch ein bisschen Grenzjournalismus, gerade was Persönlichkeitsrechte betrifft. Wo setzen Sie persönlich Grenzen, die Sie nicht überschreiten? Tiedje: Wenn man eine Zeitung macht wie die “Bild"-Zeitung, dann macht man sie wie eine Maschine, jeden Tag, rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Man hat immer Schlagzeilen vor Augen. Da gibt es natürlich Geschichten, die man ablehnt, da sie unter die Gürtellinie gehen. Reuß: Spielt das z. B. im Bereich des Privatlebens eine Rolle, so dass Sie sagen, hier gibt es Grenzen, etwa bei Krankheit, bei Scheidung, die Sie nicht überschreiten? Tiedje: Es kommt darauf an. Begeben sich sehr bekannte Personen meistens ohne Not und freiwillig, vorsätzlich, in die Öffentlichkeit und haben dann auch noch den Drang, bei großen Zeitungen zu erscheinen und ihre Geschichte loswerden zu wollen, sei es Hochzeit, Taufe, Urlaub usw., dann bringen wir das. Hat man das Gefühl, dass man mit einer Geschichte einem Menschen besonders weh tut, dann machen wir es nicht. Das ist definiert über Anstand. Wenn aber ein Hallodri wie mein Freund Dieter Bohlen, Sascha Hehn oder Götz George sich scheiden lassen oder Prozesse führen, dann gibt es keine Grenzen und es wird darüber berichtet. Reuß: 1989 im Juni, in einem sehr spannenden Jahr, das Weltgeschichte geschrieben hat, wurden Sie Chefredakteur der “Bild"-Zeitung. Sie hat heute noch 4,7 Millionen Auflage und erreicht 12 Millionen Menschen jeden Tag. Hat man als Journalist Macht, wenn man so ein Amt übernimmt bei so einer wichtigen Zeitung? Tiedje: Ja, man hat sehr viel Macht. Wie viel Macht ich als Chefredakteur der “Bild"- Zeitung hatte, habe ich erst hinterher gemerkt. Ich sagte schon, wenn Sie in so einer Mühle drin sind, machen Sie sich keine Gedanken darüber, wie sie funktioniert; es geht einfach immer weiter. Sie wundern sich vielleicht, wer alles auf Ihre Seite drängt und wer sich wegen eines Interviews meldet. Wenn man so ausgelastet ist, dann denkt man nicht über Macht nach. Sie sind auch den Leuten, für die Sie das Blatt machen, gar nicht so nahe. Ich habe die Leute, für die wir in meiner Zeit die “Bild"-Zeitung gemacht habe, nicht gesehen. Ich bin aus meiner Tiefgarage hinaus-, in die Springer- Tiefgarage hineingefahren und mit dem Fahrstuhl hoch in die Redaktion. Das war‘s. Die berühmte Frau an der Bushaltestelle, für die Sie die “Bild"- Zeitung machen, treffen Sie gar nicht, weil Sie selbst nicht Bus fahren. Ich habe erst hinterher erfahren, dass die “Bild"-Zeitung ein unglaublich machtvolles Instrument ist. Geahnt habe ich es immer. Wenn Sie Macht haben, üben Sie sie aus und fragen nicht nach, wie viel Macht Sie eigentlich haben. Reuß: Nun ist die “Bild-Zeitung” nicht die einzige Straßenverkaufszeitung, wenngleich sie mit Abstand die erfolgreichste ist. Was unterscheidet “Bild” von den anderen Straßenverkaufszeitungen? Tiedje: “Bild” ist die einzige echte Boulevardzeitung in Deutschland. Als die “Bild"- Zeitung gegründet wurde – dieses Jahr wird sie 50 Jahre alt –, war sie von Springer als Bilderblatt konzipiert, und es wurden nicht mehr als 100000 Exemplare verkauft. Später gab er der “Bild” die Form, die sie heute hat. Der waschechte Boulevardjournalist muss alles auf den Punkt genau formulieren können, muss augenzwinkernd und interessant sein, die Leute bewegen. Er muss im Grunde das Herz der Leute treffen, dann trifft er auch ihre Tasche. In der letzten Woche, als der Prozess um Schröders Haare lief, ob sie nun gefärbt oder nicht gefärbt sind, machte Schröder einen großen Fehler, auch im Hinblick auf die Bundestagswahl. Man hatte das schleichende Gefühl: wahrscheinlich färbt er sie, wenn nicht, dann tönt er sie oder so etwas. Ich weiß nicht, was stimmt. Ich habe 1991 eine Schlagzeile gemacht mit einem Bild von Genscher von der Seite, als er noch Aufsichtsratsvorsitzender war, mit dem Titel: “Hat Genscher neue Ohren?” Da wussten wir alle, dass er natürlich keine neuen Ohren hatte, aber den Leuten fiel das Frühstücksei aus dem Mund, Deutschland hat gelacht und die Zeitungen und Sender waren voll davon. Drei Tage gab es Diskussionen, Genscher dementierte, es war eine völlig zwecklose Diskussion, aber mit einem hohen Unterhaltungswert. Nachdem Schröder neulich mit Putin im Fernsehen war und so in die Kameras strahlte, sagte ein befreundeter Unternehmer, der hauptberuflich auch noch Hals-Nasen- Ohrenarzt ist und Professor mit eigenem Lehrstuhl in Hannover, dass Schröder neue Zähne hat. Ich habe mir die Frage gestellt: Hat Schröder neue Zähne? Was folgt daraus? Er hat sicherlich keine neuen Zähne, aber nachdem schon Ohren und Haare diskutiert wurden, hatten nun die Zähne diesen neuen Unterhaltungswert, den Sie im Boulevard brauchen. Wenn Sie Boulevard ernst machen und nur über Mord und Totschlag berichten, dann mögen die Leute das nicht. Sie müssen unterhaltsam sein. Reuß: Ich habe ein paar Zeilen nachgelesen. Die “Bild"-Zeitung erreicht knapp 18 Prozent der Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren, die größte Reichweite hat sie in der Einkommensklasse 2000 bis 3000 DM. Während die “Bild"- Zeitung nur acht Prozent der Leute mit Abitur und Hochschulstudium erreicht, erreicht sie 25 Prozent der Leute mit Hauptschulabschluss. Hat denn diese Leserstruktur auch einen Einfluss auf die Machart? Tiedje: Ja, aber eines wird unterschlagen bei der Untersuchung: “Bild” ist ein Spiegelbild der Bevölkerung mit Ausschlägen in mehrere Richtungen. "Bild" hat mehr männliche als weibliche Leser, mehr Hauptschulabgänger als Leser mit Abitur oder Hochschulstudium, aber es sind trotzdem fünfmal mehr Rechtsanwälte unter den Lesern. “Bild” hat achtmal mehr Mediziner als Leser als die “Süddeutsche Zeitung”, denn die gebildeten und gehobenen Stände haben teilweise nicht , eine Stunde am Tag Zeitung zu lesen, sondern sie wollen sich in zehn Minuten kurz informieren. Reuß: Die “Bild"-Zeitung war nicht immer nur reines Boulevard. In der Zeit der Wende war sie sehr politisch. Sie haben sie mit schwarz-rot-goldenem Rand versehen und brachten damals sehr viele Artikel auch aus dem inneren Zirkel der SED, was Ihnen sehr viel Zuspruch eingebracht hat. Auch Kritiker meinten damals, dass Sie Zeitungsgeschichte geschrieben haben. War Ihnen in dieser Mühle, die Sie vorhin beschrieben haben, die geschichtliche Dimension stets bewusst, oder ist man so in der Mühle, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht und einfach seine Artikel schreibt? Tiedje: Solche Geschichten haben immer eine Entstehung. Wir haben damals die Bundesregierung unter Helmut Kohl immer gedrängt und getrieben und waren immer vorne weg. Es ging damit los, dass Gorbatschow im Juli 1989 auf Deutschlandreise war, und mein Kollege Bartels, der damals mit mir zusammen Chefredakteur war, titelte “Jetzt reißen sie das Tor auf”. Dann passierte diese Bewegung, die “Bild"-Zeitung marschierte an der Spitze der Bewegung, und wir brachten den schwarz-rot-goldenen Rand. Dann fingen andere Zeitungen an. Wir haben nicht gemerkt, dass wir gerade dabei sind, Geschichte zu schreiben. Wir waren wie im Rausch. Damals verkaufte die “Bild"-Zeitung 5,3 Millionen Exemplare. Der ganze Osten kaufte Bild, damals noch mit DDR-Geld, das nichts wert war. Wir machten Westschlagzeilen über Gloria von Thurn und Taxis und über Coca-Cola. In den neuen Ländern gab es keine Marktforschung, man war nicht berauscht von dem Ereignis der großen Auflagen. Um so ernüchternder war das Aufwachen aus diesem Traum zwei Jahre später, als wir feststellten, dass es einige Leute gibt, die es gar nicht verstanden haben, wie sehr wir das wollten und die ganz anders darüber dachten. Es ist schön, im Nachhinein zu hören, welche besondere Rolle man gespielt hat, aber das Ergebnis, wofür wir das gemacht haben, finde ich heute eher enttäuschend. Heute sehe ich vieles ganz anders. Reuß: Man konnte nachlesen, dass auch der Bundeskanzler großen Gefallen an Ihrer Berichterstattung hatte bis zu jenem 27. Februar 1991. Da haben Sie ein Foto von ihm quer über die Seite 1 gelegt und getitelt: “Der Umfaller”. Hintergrund war, dass Helmut Kohl vor der ersten gesamtdeutschen Wahl gesagt hat, dass es keine Steuererhöhungen geben wird, und kurz danach hat man das größte Steuererhöhungspaket in der Geschichte der Bundesrepublik verabschiedet. Sie haben ihn heftig angegriffen und im Text hieß es u. a.: “Jetzt haben wir die Steuerlüge, und der Kanzler hat dafür gerade zu stehen.” Wie waren die Reaktionen auf diesen Artikel? Tiedje: Die Tage danach hatte man das Gefühl, man sei im Auge des Taifuns. Viele gingen davon aus, dass Helmut Kohl seine Beziehungen im Hause Springer spielen lassen wird und dass ich hinausgeworfen werde. Ich habe mir diese Gedanken gar nicht gemacht, denn ich hatte einen Vertrag über einige Jahre und war abgesichert. Auslöser war der damalige Chef der Bayern-Hypo, Winfried Martini, der zum Frühstück bei uns war. Er sagte, dass führende Banker Kohl bei einem Gespräch darauf hingewiesen hätten, dass die Kosten der deutschen Einheit viel höher als angenommen werden würden. Während des Golfkrieges sollten auf einmal die Steuern erhöht werden. Es war völlig offenkundig, dass unter dem Deckmantel der Beteiligung am Golfkrieg hier die Deutsche-Einheit-Umlage fabriziert werden sollte. Ich habe immer gesagt, wenn der “Spiegel” im Zweifel links ist, dann ist die Bild im Zweifel bürgerlich. Vor allen Dingen hat “Bild” die Interessen der Käufer zu vertreten, und das sind überwiegend Arbeitnehmer. Sie sollen nicht durch eine Steuererhöhung zur Kasse gebeten werden; dann ist “Bild” hier das Schwert gegen wen auch immer. So war das damals. Unseligerweise war Helmut Kohl das Opfer. Dieser “Umfaller”, diese klassische oder historische Schlagzeile, ist auch im Wahlkampf noch gegen ihn verwendet worden. Die SPD hat den Landtagswahlkampf in Sachsen-Anhalt mit dem Umfaller plakatiert. Was mich persönlich daran besonders beeindruckt hat war, dass ich 14 Tage später ein Interview mit Kohl führte. Er war sehr freundlich, hat mich mit keinem Wort darauf angesprochen und ließ sich nichts anmerken. Letztlich wurde daraus eine sehr freundschaftliche Beziehung. Heute sind wir sehr eng miteinander, ich schätze und mag ihn sehr und sehe vieles differenzierter als damals. Reuß: Im Mai 1992 wurden Sie mit sofortiger Wirkung von Ihrem Amt als Chefredakteur der “Bild"-Zeitung entbunden. Die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” schrieb damals: “Böse Zungen wissen, dass niemand, der Kohl liegend zeigt, bei 'Bild’ ruhig sitzt.” Hat dieser Artikel wirklich keinen Einfluss gehabt? Tiedje: Die FAZ ist für mich die beste Zeitung in Deutschland, aber es hatte nichts damit zu tun. Ich hatte mit einem Springer-Vorstand massive Auseinandersetzungen um den Spagat Ost-West und ob man im Osten eine andere “Bild"-Zeitung macht als im Westen. Ich finde bis heute, dass man das nicht tun darf. Man darf in den neuen Ländern die “Bild"-Zeitung nicht so machen, als wäre der Westen schuld und als griffe er dem Osten in die Tasche, und im Westen sagt man, dass der Osten schuld ist und geht gegen die Ossis vor. Das geht nicht. Reuß: Sie wollten die Teilung nicht zementieren. Tiedje: Richtig, das wollte ich nicht. Hier gab es unterschiedliche Auffassungen. Und wir verloren im Osten Auflagen; dafür wurde ich verantwortlich gemacht. Ich sagte, dass ich keine andere Zeitung machen wolle. Im Grunde habe ich einen Machtkampf verloren. Leo Kirch z. B., der auch im Aufsichtsrat saß, habe ich in den Jahren vorher derart schlecht behandelt, und so kam er auch nicht zu meiner Rettung, das konnte ich nicht erwarten. Ich bin schlicht in einem Machtkampf unterlegen. Reuß: Es gibt sehr viele Beschreibungen über Sie, möglicherweise auch viele Klischees. Sie selbst werden zitiert mit den Worten “Ich bin ein Krieger”. Gegnern sollen Sie schon einmal angedroht haben, “Dem ziehe ich mit der Wasserwaage den Scheitel”. Andere titulieren Sie als “Rambo” und es heißt auch: “Tiedje, eine Kampfmaschine des deutschen Journalismus.” Helmut Thoma, langjähriger RTL-Chef, sagte über Sie: “Der Tiedje wirkt wie ein Legionär, der mit der bloßen Faust den Gegner vernichten kann.” Auffällig ist die martialische Sprache. Wie viel davon ist Dichtung, wie viel ist Image, wie viel ist Wahrheit? Tiedje: Es ist nichts Schlechtes, was Sie zitierten, und alles stimmt. Das ist als Charakterisierung nicht schlecht. Wenn ich mich mit der Sache identifiziere, dann ziehe ich es auch durch. Ich will nicht mit Wattebäuschchen werfen und nicht jein sagen, sondern mich eindeutig äußern. So wie ich denke, so spreche ich auch. Wenn Sie eine große Redaktion führen - damals hatte “Bild” 700 Mitarbeiter -, gibt es gelegentlich deutliche Ansagen. Man sagt z. B.: “Entweder in zehn Minuten läuft das hier, oder ich räume hier auf.” Es wird keine Hausmitteilung geschrieben. Es ist natürlich auch eine große dichterische Freiheit bei der Konkurrenz, die manches weiterplaudern und hinzudichten. Ich finde, die Zitate sind alle nahe an meiner Person. Reuß: Sie haben auch einmal gesagt: “Bei mir herrscht 'Demokratur'.” Tiedje: Ja, ich gehe davon aus, dass das heute auch noch der Fall ist. Stellt z. B. auf einem Schiff jemand die Frage, wo das Schiff hinfährt, dann muss jemand da sein, der Antworten gibt, und das ist der Kapitän. Wenn der Chirurg mit dem Skalpell am Gehirn operiert, dann ist das Einzige, was er nicht braucht, eine Mitbestimmung, wie er operieren soll. Um 18 Uhr ist Redaktionsschluss bei “Bild”, und einer sagt, wie die Schlagzeile ist. Hier endet die Demokratie. Reuß: Die “Süddeutsche Zeitung” schrieb: “Er kann auch sehr unterhaltsam und ziemlich gescheit sein.” Und die Tageszeitung “Die Welt” meinte: “Seine in hohem Maße vorhandene Bildung versteckt er zumeist sehr sorgsam”. Ist das so? Tiedje: Es kann sein. Ich leiste mir wirklich die arrogante Haltung, sehr viel gelesen zu haben, vor allen Dingen zeitgeschichtliche und philosophische Literatur. Ich habe da keine Probleme. Deshalb empfinde ich vieles auch als Zumutung oder als Quatsch, was so verlautbart wird. Ich mag keine Diskussionen, die mir die Zeit stehlen, oder irgendwelche Leute, die Quatsch von sich geben. Da werde ich ungehalten. Ich habe z. B. unmittelbar nach dem Angriff am 11. September auf die Twin Towers im Freundeskreis meiner Frau an einer Diskussion teilgenommen. Es waren viele empfindliche Menschen da, darunter eine journalistische Kollegin. Ich sagte: “Die Amis kommen mit einem Flugzeug und hauen die Taliban platt.” Diese Kollegin fing fast an zu weinen und sagte “Nein!” Ich dachte, ich bin hier im Irrenhaus, was für ein Schwachsinn, die stehlen mir die Zeit! Es ist alles so gekommen, wie ich gesagt hatte. Ich habe mich auch schon öfter geirrt, aber hier nicht. Ich habe viele Bücher gelesen, aber gelegentlich kann ich auch sehr garstig werden. Reuß: Es gibt noch eine andere Seite, die Sie außerhalb der Öffentlichkeit halten, sehr behutsam und im Hintergrund: Sie engagieren sich stark für die Kinderkrebshilfe. Sie haben schon viele Prominente dafür gewonnen, dass sie Spenden akquirieren. Was war Ihr Impetus dafür? Tiedje: Meine frühere Frau hat sich dafür sehr engagiert und ich half ihr. Ich versuche die Leute zu bewegen, in diesem Fall für einen guten Zweck aufzutreten und da zu sein. Da nutze ich meine Kontaktnetze, die Welt, in der ich lebe - zwischen Franz Beckenbauer, Thomas Gottschalk, Peter Maffay oder Dieter Thomas Heck -, und alle diese Menschen sind auch zugänglich. Jeder tut gerne etwas Gutes, am liebsten, wenn er selbst kein Geld draufzahlen muss: ein kostenloser öffentlicher Auftritt, man tut damit etwas Gutes, und andere reden darüber. Ich tue es gerne, aber es ist nichts Neues. Wir, die einigermaßen gesund sind, leben auf der Sonnenseite des Lebens, aber es gibt auch welche, die keine Chance haben. Ich kann nichts machen, ich bin kein Arzt, aber damit kann ich ein bisschen helfen. Es ist aber nicht erwähnenswert. Reuß: Vier Monate vor der Bundestagswahl 1998 holte Sie Helmut Kohl als persönlichen Berater, sowohl in seiner Funktion als Bundeskanzler als auch als CDU-Bundesvorsitzender. Es war eine schwierige Zeit für die CDU im Abstimmungstief. Weshalb hat er gerade Sie geholt? Tiedje: Ich glaube, es war ein Ratschlag seines Mitarbeiters in der Öffentlichkeitsarbeit. Kohl hatte mich 1994 schon zu einem Gespräch diesbezüglich gebeten. Damals ging es aber nicht, da ich gerade Chefredakteur bei Gruner und Jahr geworden war. Die Sozis hatten zwei Jahre auf die Abwahl von Kohl hingearbeitet, hatten irgendwelche Sprüche sehr gut gestreut und eine hochprofessionelle Kampagneführung unter Bodo Hombach. Damals hatten sie diese Doppelspitze Lafontaine/Schröder - das fehlt der SPD heute. Oskar deckt den linken Teil, das soziale Gewissen ab, und Schröder ist für die Mitte - und dahinter Hombach und Müntefering. Das war schon gut angelegt, und es war eine Kampagne, die über zwei Jahre ging, mit feststehenden Daten, alle vier Wochen passierte etwas, ganz egal, was sonst noch im Wahlkampf passierte. Die CDU hatte dem den Superkanzler Helmut Kohl entgegenzusetzen, der aber schlechtgeredet wurde nach dem Motto: 16 Jahre sind genug, und nun hat er für Deutschland genug geleistet. Hinze, dem ich nichts vorzuwerfen hatte, sagte, dass wir sie Anfang September überholen, und hatte im Büro irgendwelche Zeichnungen. Da ist Bundeskanzler Kohl klar geworden, dass etwas passieren muss, und so sind sie auf mich zugekommen. Reuß: Eine letzte Frage: Wenn man Ihre Biographie liest, hat man den Eindruck, es hält Sie nirgendwo lange; Sie suchen ständig neue Herausforderungen. Sie haben schon viel gemacht und erreicht. Gibt es noch irgendeine Herausforderung, die Sie reizt, etwas, das Sie gerne noch machen möchten? Tiedje: Ich möchte die nächsten Jahre am Erfolg der “TV Media” mit den anderen weiterarbeiten, das macht mir Spaß. Wir sind das stärkste Unternehmen in Deutschland, wenngleich nicht das größte. Wir sind bestimmt das feinste Unternehmen und das professionellste, und wir sind sehr, sehr stark. Das weiter auszubauen interessiert mich sehr. Danach hoffe ich, dass ich noch ein schönes Haus am Meer kaufe oder baue und die Beine ins Wasser baumeln lasse, eine gute Zigarre sollte noch dabei sein, und dann bin ich schon zufrieden. Reuß: Das war ein schönes Schlusswort. Ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch. Ich würde gerne mit einem Zitat von Ihnen enden, das kompakt verdeutlicht, was Sie von einem Journalisten erwarten, und auch, wie Sie Ihre Bildung versteckt einsetzen: “Es müssen Leute her, die die richtigen Fragen stellen, Leute, die sich nicht zu dumm sind, die Frage zu stellen: Was macht der Wind, wenn er nicht weht?” Das ist angelehnt an ein Gedicht von Kästner, das wir unseren Zuschauern auch nicht vorenthalten sollten. Es lautet: “Die Fragen sind es, aus denen das, was bleibt, entsteht. Denk an die Fragen des Kindes: Was tut der Wind, wenn er nicht weht?” Noch einmal ganz herzlichen Dank, Herr Tiedje, für Ihr Kommen und für das interessante Gespräch. Verehrte Zuschauer, das war unser Alpha- Forum, heute mit Hans-Hermann Tiedje, Journalist und Medienmanager. Herzlichen Dank für Ihr Interesse, fürs Zuschauen und auf Wiedersehen.

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