Hamburg Steht Vor Rot-Grün
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TAGESZEITUNG FÜR BREMEN UND NIEDERSACHSEN MONTAG, 16. FEBRUAR 2015 | 71. JAHRGANG | NR. 39 | EINZELPREIS 1,30 € 45,7%15,9% 12,2% 8,5% 7,4% 6,1% 4,2% Vorläufiges Ergebnis SPD CDUFGrüneLinke DP AFD Weitere Terrorgefahr stoppt Hamburgsteht vorRot-Grün Karnevalsumzug SPD verliertabsoluteMehrheit /CDU im historischen Tief /FDP,AfD und LinkeimParlament Hinweise auf Anschlag in Braunschweig Braunschweig. Terrorangst auch in Deutschland: Der größte Karnevalsumzug des Nordens in Braunschweig ist gestern kurz vor dem Start wegen Hinweisen auf einen möglichen Terrorakt abgesagt wor- den. Aus „zuverlässigen Staatsschutzquel- len“ sei bekannt geworden, dass „eine kon- krete Gefährdung durch einen Anschlag mit islamistischen Hintergrund“ vorliege, erklärte die Polizei. In anderen Städten sol- len die großen Rosenmontagsumzüge zum Wochenbeginn wie geplant stattfinden. Ein Polizeisprecher sagte gestern in Braunschweig, die Hinweise seien aus Er- mittlungen des Staatsschutzes hervorge- gangen. „Es handelte sich nicht um eine SMS oder einen Drohanruf.“ Die Informa- tionen stammten von einem Zeugen, den die Ermittler kennen würden und einschät- zen könnten, sagte Braunschweigs Polizei- chef Michael Pientka. Die Informationen hätten zum Handeln gezwungen. Unklar sei zunächst, auf welche konkrete Art ein Anschlag verübt werden sollte. Bereits am Samstagabend hätten die Braunschweiger Behörden die Hinweise erhalten und dar- aufhin gründlich geprüft. Festnahmen gab es zunächst nicht. Erst vor wenigen Wo- chen hatte eine Terrordrohung in Dresden gegen die Pegida-Bewegung zu einem Demonstrationsverbot geführt. Zum Braunschweiger Karneval hatten die Veranstalter gestern bis zu 250000 Be- sucher erwartet. In diesem Jahr sollten 4500 Teilnehmer aktiv dabei sein. Am heu- tigen Rosenmontag werden in den Karne- Muss nun wohl zusammen mit den Grünen in Hamburg regieren: Olaf Scholz, Hamburgs Erster Bürgermeister und Spitzenkandidat der SPD, freut sich am Wahlabend. FOTO: DPA valshochburgen in Mainz, Düsseldorf und Köln Hunderttausende Menschen bei Stra- Riesenerfolg für Olaf Scholz, aber allein Bürgerschaftswahl von 2011 (48,4 Prozent). wenn der Bürgermeister anruft, dann Scholz zur erneuten absoluten Mehrheit ßenumzügen erwartet. Aus den Innenminis- regieren kann Hamburgs SPD-Bürger- Die CDU setzte unter Spitzenkandidat Diet- werde ich rangehen.“ drei Sitze. Die Wahlbeteiligung war mit terien in NRW und Rheinland-Pfalz hieß es, meister nicht mehr. Sein Wunsch-Koali- rich Wersich ihren Abwärtstrend fort und Auch die erst 2013 gegründete AfD zog 56,6 Prozent so schlecht wie nie in Ham- es gebe keine konkreten Hinweise auf Be- tionspartner, die Grünen, kündigte harte schnitt so schlecht ab wie nie in Hamburg. ins Hamburger Parlament ein, blieb aber burg; 2011 hatte sie bei 57,3 Prozent gele- drohungen. Die Polizei sei aber sensibili- Verhandlungen an. Bremens Bürgermeis- Vor vier Jahren hatte sie noch 21,9 Prozent klar hinter den Erfolgen bei der Europa- gen. siert. Kommentar Seite 2·Thema Seite 4 ter Jens Böhrnsen gratulierte Scholz und erreicht. Bundesweit ist es ihr schwächstes wahl sowie drei ostdeutschen Wahlen zu- Den Oppositionsparteien insgesamt war bezeichnete das Ergebnis der Hamburger Landesergebnis seit 1959. Schlechtere Er- rück. Parteichef Bernd Lucke wollte das es im Wahlkampf nicht gelungen, sich von SPD als „wichtigen Ansporn für unsere gebnisse fuhr sie nur noch bei Bürger- Hamburger Ergebnis dennoch nicht als Bürgermeister Scholz abzusetzen und mit Wahl in Bremen am 10. Mai“. Die CDU schaftswahlen in Bremen ein. Wersich Rückschlag werten. Vielmehr gelte: „Jetzt polarisierenden Themen zu punkten. Der Dänische Polizei schnitt dagegen so schlecht ab wie nie in sprach von einer „herben Enttäuschung“. haben wir auch gezeigt, dass wir in einer li- SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel Hamburg. Die FDP feierte ihren Wieder- Die Grünen verbesserten ihr altes Wahl- beralen, weltoffenen Großstadt wie Ham- sagte mit Blick auf Scholz: „Manchmal erschießt Attentäter einzug in die Bürgerschaft, die AfD ergebnis leicht, 11,2 Prozent waren es burg erfolgreich sein können.“ wünschte man sich in der Politik, dass sich schaffte es gleich bei ihrem ersten Anlauf. 2011. Einer ihrer beiden Spitzenkandida- In der neuen Bürgerschaft sind damit Leistung lohnt, und in Hamburg ist das so.“ Kopenhagen. Der mutmaßliche Attentäter ten, Jens Kerstan, sagte an die Adresse der erstmals sechs Parteien vertreten. Nach Die SPD-Anhänger feierten Scholz auf der von Kopenhagen, der am frühen Sonntag- VON CHRISTIAN ANDRESEN SPD: „Wir werden hart verhandeln und den Hochrechnungen ergibt sich folgende Wahlparty mit ohrenbetäubendem Jubel. morgen von der Polizei bei einem Schuss- UND MATTHIAS BENIRSCHKE sind dann zuverlässige Partner.“ Olaf Sitzverteilung: SPD 58, CDU 20, Grüne 15, Für die Landes-CDU setzt sich der Ab- wechsel getötet wurde, ist laut Medienbe- Scholz hielt dagegen, er rechne nicht da- Linke 11, FDP 9, AfD 8. Damit fehlen wärtstrend dagegen fort, der mit dem Schei- richten erst kürzlich aus dem Gefängnis Hamburg·Bremen. Ein großer Sieg mit Ab- mit, „dass bei den Grünen jemand tern der schwarz-grünen Koalition (2008- entlassen worden. Der 22-jährige Däne strichen für die SPD –ein Fiasko für die Vabanque spielt und unangemessene Vor- 2011) begonnen hatte. Es habe keine Wech- habe wegen einer Gewalttat im Gefängnis CDU: Bei der Hamburg-Wahl hat Bürger- stellungen davon hat, was das Wahlergeb- Die Sitzverteilung selstimmung gegeben, sagte Wersich. Er gesessen und sei zwei Wochen vor den An- meister Olaf Scholz klar gewonnen, aber nis ermöglicht“. Die Linkspartei legte deut- in der neuen Bürgerschaft sei „sehr, sehr enttäuscht“. Auf Fragen griffen aus der Haft entlassen worden, be- die absolute Mehrheit der Sozialdemokra- lich zu und erreichte über acht Prozent; nach persönlichen Konsequenzen erklärte richtete die Tageszeitung „Ekstra Bladet“. ten dennoch verloren. Die FDP feiert nach 2011 waren es 6,4 Prozent. Grüne Wersich, über die Zukunft werde in den Die Zeitung veröffentlichte ein Foto des einer langen Serie von Niederlagen ihren Riesenjubel bei der FDP. Die Hamburger kommenden Tagen in den Gremien der Par- Mannes, auf dem dieser klar zu erkennen ersten Wahlerfolg und bleibt in der Bürger- Liberalen erreichten mit ihrer Spitzenkan- 15 CDU tei zu reden sein. ist. Dem Bericht zufolge wurde der 22-Jäh- schaft. Der Alternative für Deutschland didatin Katja Suding über sieben Prozent 20 Die Verbände und Kammern der Ham- rige im Dezember verurteilt, weil er ein (AfD) gelingt aus dem Stand erstmals der und verbesserten damit sogar ihr Wahl- SPD FDP burger Wirtschaft gratulierten Scholz zu sei- Jahr zuvor in einem Kopenhagener Bahn- Sprung in ein westdeutsches Landesparla- ergebnis von vor vier Jahren (6,7 Prozent). 58 9 nem Wahlsieg, warnten gleichzeitig aber hof einen 19-Jährigen ohne erkennbaren ment. Scholz, der nun einen Koalitionspart- Der Partei gelang damit erstmals seit Sep- Linke auch vor einem hohen Preis für die mögli- Grund niedergestochen hatte. Den Groß- ner braucht, kündigte an, auf die Grünen tember 2013 wieder der Verbleib in einem 11 che grüne Koalitionsbeteiligung. Der Ver- teil der Strafe verbüßte er demnach durch zuzugehen. Das hatte er bereits vor der Landesparlament. Sie sei weiterhin ge- AfD 8 lust der absoluten Mehrheit dürfe nicht mit die Untersuchungshaft. Wahl angekündigt. sprächsbereit, sagte Suding im Hinblick 121 Sitze, zu großen Zugeständnissen an den künfti- Laut dem Bericht, der auch vom Fernseh- Scholz und seine SPD liegen mit knapp auf eine mögliche Koalition mit der SPD. absolute gen grünen Koalitionspartner bezahlt wer- sender TV2 aufgegriffen wurde, gehörte 46 Prozent knapp unter ihrem Ergebnis der „Wir haben das Angebot gemacht. Und © WESER-KURIER Mehrheit 61 den, hieß es. Analyse Seite 2·Thema Seite 3 der junge Mann einer Gang namens Brot- has im Stadtteil Nörrebro an. Dort war er nach den Angriffen vom Wochenende von Polizisten erschossen worden. Die däni- Waffenruhe in der Ostukraine hält schen Medien gaben den Namen des mut- maßlichen Täters mit Omar El-Hussein an. Donezk·Kiew. Die Waffenruhe im Kriegs- paratisten in den kommenden Tagen ihre das Minsker Abkommen zu halten. Sie hat- pen vor laufenden Kameras den Befehl, die Die Polizei nannte keinen Namen. Zur kri- gebiet Ostukraine hat Hoffnungen auf eine schweren Waffen hinter eine Trennlinie zu- ten beim Beschluss der Kampfpause ver- Kämpfe einzustellen. Die Lage um den Ver- minellen Vergangenheit des in Dänemark allmähliche Entspannung im Konflikt zwi- rückziehen, um eine Pufferzone zu bilden. gangene Woche in der weißrussischen kehrsknotenpunkt Debalzewo ist heikel, geborenen und aufgewachsenen Mannes schen der prowestlichen Führung in Kiew Die ukrainische Armee bereitet den Abzug Hauptstadt vermittelt, an dem auch Kreml- weil dort nach Darstellung der Separatis- erklärte die Polizei, dieser habe mehrere und prorussischen Separatisten genährt. nach eigener Darstellung bereits vor. Die chef Wladimir Putin beteiligt war. Merkel ten Tausende ukrainische Soldaten einge- Gewalttaten auf dem Register und habe Beobachter der Organisation für Sicherheit Geschütze müssten aber gleichzeitig mit und Hollande telefonierten sowohl mit dem kreist sind, was Kiew aber nicht bestätigt. gegen Waffengesetze verstoßen. Er habe und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) be- den Waffen der Separatisten abgezogen ukrainischen Präsidenten Petro Poro- US-Präsident Barack Obama äußerte in zudem Kontakte zu kriminellen Banden ge- stätigten gestern in Kiew, die Feuerpause werden, hieß es. Von einem „Test