Ambulanter Hospizdienst Greifswald-Ostvorpommern
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Ambulanter Hospizdienst Greifswald-Ostvorpommern Jahresbericht 2018 Impressum Herausgeber: Ambulanter Hospizdienst Greifswald-Ostvorpommern in Trägerschaft: des Kreisdiakonischen Werkes Greifswald e.V. Redaktion: Katja Hundt, Heike Wendlandt, Pastor Philip Stoepker, Martina Felix Fotos: Dietlind Zilz, Seite 3 alle anderen Gisa Massow: Ausschnitte aus den Arbeiten der SchülerInnen der Leistungskurse Kunst, 12. Jahrgangsstufe (2018) Jahngymnasium Greifswald Layout: Schulz Werbung Greifswald, Annett Matthießen Druck: Kiebu-Druck GmbH 2 20 Jahre Ambulante Hospizarbeit Greifswald-Ostvorpommern 2018 war für den Ambulanten Hospiz- ein aktives Netzwerk mit vielen Betei- dienst Greifswald-Ostvorpommern ligten im Bereich der Palliativmedizin ein Jubiläumsjahr. Der Dienst fing und Hospizarbeit. Im Zusammenhang 1998 als erster in Greifswald und Um- mit dem gesellschaftlichen Wandel gebung mit den Hospiz-Begleitungen innerhalb von 20 Jahren haben sich an. Begriffe wie Hospiz oder Palliativ- auch deutlich die Ansprüche an die medizin waren vor 20 Jahren in der Hospizarbeit und Palliativmedizin ver- Gesellschaft nicht geläufig. Mittler- ändert. weile hat das Wissen um die Hospiz- arbeit viele Menschen erreicht und an Das Jubiläumsjahr haben wir genutzt, Anerkennung gewonnen. um unseren vielen ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen mit einem Som- Dank der Hospizarbeit wurde in den merfest zu danken. In den zwanzig vergangenen 20 Jahren vielen Ster- Jahren waren es 140 Frauen und 9 benden, deren Angehörigen und Männer, die sich nach einer Ausbil- Trauernden geholfen und Beistand dung ehrenamtlich engagiert haben. geleistet. Anfangs haben wir zu einem großen Teil intensive Aufklärungsar- beit leisten müssen. Zwanzig Jahre später gibt es in unserem Landkreis 3 Entwicklung der Begleitungen und Anzahl der Ehrenamtlichen 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 19971998199920002001200220032004200520062007200820092010201120122013201420152016201720182019 Begleitungen p. Jahr Abgeschlossene Begleitungen Ehrenamtliche 20 Jahre Hospizdienst, was verbirgt Der Hospizdienst hilft Menschen da- sich hinter dieser Zahl? bei, wenn irgend möglich, bis zuletzt Das haben wir uns auch gefragt und in ihrer vertrauten Umgebung bleiben festgestellt, dass hinter dieser Zahl eine zu können und ihren letzten Lebens- ganze Menge steckt, nämlich: 1216 abschnitt in der ihnen angemessenen verstorbene Menschen, die durch un- Weise gestalten und menschenwürdig seren Dienst begleitet wurden, aber… sterben zu können. Dabei sind es vor jeder Mensch ist einmalig – auch in allem die ehrenamtlichen Hospizbe- seinen Bedürfnissen und Wünschen gleiterInnen, die mit ihrem persönli- am Ende des Lebens. chen Engagement Sterbende unter- 4 stützen. Sie besuchen Menschen zu nördlich der Peene, sowie auf der Insel Hause, in Alten- und Pflegeeinrichtun- Usedom, als ambulanter Hospizdienst gen, im stationären Hospiz oder auf aktiv sind. der Palliativstation. Die kürzeste Begleitung dauerte 1 Tag, So standen im Jahr 2018 63 ehren- die längste geht schon über drei Jahre. amtliche HospizbegleiterInnen des Vierundzwanzig Begleitungen dauer- Ambulanten Hospizdienstes Greifs- ten kürzer als eine Woche. Sechsund- wald-Ostvorpommern 169 Menschen vierzig hatten eine Dauer von zwei bis und ihre Angehörigen in der letzten vier Wochen. Es verstarben 127 be- Lebensphase zur Seite. Die Ehrenamt- gleitete Personen: 48 in der eigenen lichen erbrachten dabei 1214 Besuche Häuslichkeit, 5 im Krankenhaus, 26 mit insgesamt 1609 Stunden. Die Ko- auf der Palliativstation, 7 im statio- ordinatorinnen leisteten 192 Beglei- nären Hospiz und 41 in Alten- und tungseinsätze mit 304 Stunden. Pflegeinrichtungen. Diese Betreuten waren (fast wie im Vorjahr) zu 60% Pro Begleitung betrug die Fahrtzeit bei weiblichen und zu 40% männlichen den Hauptamtlichen im Durchschnitt Geschlechts. Das durchschnittliche Le- 36 Minuten; bei den Ehrenamtlichen bensalter betrug 75 Jahre, wobei die waren es zwei Stunden und vierzig Spanne von 23 bis 98 Jahren reichte. Minuten. Hier macht es sich deutlich bemerkbar, dass wir nicht nur in der Stadt Greifswald begleiten, sondern im ganzen Bereich des Landkreises 5 Dauer Begleitungen 2001-2009 60 50 40 30 20 10 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 bis 1 Monat bis 3 Monate bis 6 Monate bis 12 Monate > 12 Monate Es macht sich positiv bemerkbar, dass die meisten Begleitungen in der guten und sehr kooperativen Zusammenarbeit im Palliativen Netzwerk gestaltet werden konnten. Auch die Präsenz des Hospizdienstes in Alten- und Pflegeeinrichtungen konnte ausgebaut werden. 6 Dauer Begleitungen 2010-2018 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 < 1 Monat 1-2 Monate 2-4 Monate 4-6 Monate 6-12 Monate > 12 Monate Die beiden Tabellen zur Dauer der Begleitungen lassen erkennen, dass in den vergangenen zwanzig Jahren die durchschnittliche Begleitungsdauer stark zurück- gegangen ist und der Schwerpunkt auf Begleitungen mit einer Dauer von maximal einem Monat liegt. 7 Darüber hinaus ist in der Altersstruktur ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen der begleiteten Personen festzustellen, hilft, dass Patienten ihre Krankheit dass das durchschnittliche Alter in den verstehen, Unerledigtes aus der Ver- letzten Jahren im Verhältnis gestiegen gangenheit abschließen können und ist. die Zeit der Verabschiedung bewusst gestalten können. Eine rechtzeitige Über alle Jahre gering geblieben ist die Kontaktaufnahme ist sinnvoll, um Ver- Kontaktaufnahme von den Betroffenen trauen aufzubauen. Wenn genügend selbst. Das vielbesprochene Thema Zeit zur Verfügung steht, können Tod- der Selbstbestimmung am Lebensende kranke vielleicht eher dazu kommen, ist in der Aktualität der Begleitungs- ihren eigenen Tod zu akzeptieren und praxis wohl (noch) im Hintergrund. können gleichzeitig Beistand in der Aus- Nichtsdestotrotz kann es durch die einandersetzung mit ihrer Situation er- Begleitung des Ambulanten Hospiz- fahren. Und manchmal kommt es dazu, dienstes öfter gelingen, die Realität dass Raum und Zeit gewährt werden, des unheilbaren Krankseins zu bewäl- um sich miteinander die Sinnfragen von tigen. Das unterstützende Angebot der Leben und Sterben zu stellen. 8 Alterstruktur der betreuten Personen 160 140 120 100 80 60 40 20 0 2006 2008 2009 2010 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 0-17 Jahre 18-40 jahre 41-65 Jahre 66-80 Jahre über 80 Jahre Die Kontaktaufnahme bzw. Anfrage Sie initiieren die Begleitung und stehen zu einer Begleitung ist nach wie vor weiterhin beratend zur Verfügung. unkompliziert und formlos: “Ein Anruf Auch unabhängig von Begleitungen genügt…“ Daraufhin führt eine der beraten sie schwerkranke Menschen Koordinatorinnen das erste Orientie- und ihre Angehörigen zu vielen Fragen, rungsgespräch durch. Sie informieren die mit dem Lebensende verbunden dabei über die Möglichkeiten der am- sind. Im Berichtsjahr fanden in diesem bulanten Hospizhilfe und über weitere Rahmen über 112 Beratungen statt. Unterstützungsmöglichkeiten. 9 Themen waren meistens die Informa- sie in ihrer Trauer. Auch können sie tion zu Begleitungen, Beratung und unabhängig von einer ehrenamtlichen Unterstützung, Patientenverfügung Begleitung, Trauernden zu einem ers- und Trauerbegleitung. ten Orientierungsgespräch zur Seite So konnte sich die Situation durch eine stehen. Falls nötig, gibt es Angebote intensive (manchmal nur telefonische) zur Bewältigung der Trauer. Begleitung der Angehörigen soweit entspannen, dass diese sich wieder Beim „Café für Trauernde“, in der Alten belastbarer fühlten und die Begleitung Sternwarte in Greifswald, besteht am allein leisten wollten. Darüber hinaus ersten Mittwochnachmittag im Monat setzte sich die Entwicklung fort, dass die Möglichkeit für Trauernde, mit ähn- bei den Begleitungen die Stärkung und lich Betroffenen ins Gespräch zu kom- Unterstützung der Angehörigen eine men, den erlittenen Verlust bewusst größere Rolle spielt. Sie sind es, die zu betrauern und damit zu verarbeiten. oft in der Phase des intensiven Pfle- Karina Siebeneicher und Esther Schmidt gens bzw. bevorstehenden Abschieds, begleiten dieses Angebot. palliative Beratung, Hilfe und Unter- stützung brauchen. In Wolgast sind es Katja Hundt und Gerhild Plath die am zweiten Diens- Die HospizbegleiterInnen und die Ko- tagnachmittag im Monat das „Café für ordinatorinnen stehen auf Wunsch, Trauernde“ in der Konditorei Bieden- auch nach dem Tod des Angehörigen, weg in Wolgast durchführen. für die Hinterbliebenen als Ansprech- partner zur Verfügung und begleiten 10 Der Trauerkreis in Greifswald fand in die Schwere eines Verlustes und den diesem Jahr wiederum zweimal unter Abschiedsschmerz zu durchleben, Er- der Leitung von Karina Siebeneicher innerungen zu bewahren und neue statt. Perspektiven zu entwickeln. Unsere Koordinatorin Katja Hundt bot Ein Dankeswort gilt Gerhild Plath, die weiterhin Trauerbegleitung für Kinder im Sommer ein Jahr Vertretung als und Jugendliche an. In diesem Rahmen Koordinatorin mit dem Schwerpunkt hatte sie mehrere Einzelbegleitungen Wolgast/Usedom beendete. und Beratungen, um Kindern zu helfen, 11 Kooperation und Vernetzung Für eine gelingende Versorgung und Zusammenkünften im Hospiz der Uni- Betreuung schwerstkranker und ster- versitätsmedizin Greifswald. bender Menschen und ihrer Familien bedarf es einer Vernetzung der ver- Im Rahmen der Vorlesungsreihe Palli- schiedenen medizinischen, pflegeri- ativmedizin an der Universitätsmedizin schen, therapeutischen und spirituellen Greifswald wurde eine Vorlesung zu Hilfsangebote aller in der Hospiz- und psychosozialen und seelsorgerlichen Palliativversorgung