Oldenburger Beiträge Zur DDR- Und DEFA-Forschung
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Oldenburger Beiträge zur DDR- und DEFA-Forschung Band 4 Die Schriftenreihe soll ein Forum für die wissenschaftliche Auseinander- setzung mit den politisch-kulturellen Hinterlassenschaften der SED-Diktatur bieten. Dabei werden die Filme der DEFA im Mittelpunkt stehen. Dieses Filmerbe, das mit Gründung der DEFA-Stiftung im Januar 1999 in Berlin den Rang eines „nationalen Kulturerbes” erhalten hat, stellt für politik- und kultur-wissenschaftliche Forschungen einen außerordentlich bedeutsamen Quellenbestand dar. In der Mediathek der Universitätsbibliothek Oldenburg steht ein umfangreicher Bestand an Spiel- und Dokumentarfilmen der DEFA sowie weiteres Quellenmaterial zur Filmgeschichte der DDR für Lehre und Forschung zur Verfügung. Worin besteht die Bedeutsamkeit dieses Erbes? Was zeigen die Bilder des Staatsmediums? Bilden sie die ideologischen Fiktionen eines totalitären Herr- schaftssystems in seinen unterschiedlichen Erscheinungsweisen ab oder kön- nen sie Einblicke gewähren in die Lebenswelt der sozialistischen Gesell- schaft? Darin ist die ganze Spannweite möglicher Fragen enthalten. Auf sie Antworten zu geben, wird Anliegen dieser Schriftenreihe sein. Sie steht Wis- senschaftlern, Publizisten, Zeitzeugen, Studierenden und allen Interessierten offen. Die Herausgeber Oldenburger Beiträge zur DDR- und DEFA-Forschung Eine Schriftenreihe der Arbeitsstelle „DEFA-Filme als Quellen zur Politik und Kultur der DDR“ und des Bibliotheks- und Informationssystems der Universität Oldenburg Herausgegeben von: Klaus Finke, Helmut Freiwald, Gebhard Moldenhauer, Hans-Joachim Wätjen Klaus Finke / Dirk Lange (Hrsg.) Widerstand gegen Diktaturen in Deutschland Historisch-politische Bildung in der Erinnerungskultur Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg 2004 Verlag / Druck / Bibliotheks- und Informationssystem Vertrieb: der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (BIS) – Verlag – Postfach 25 41, 26015 Oldenburg Tel.: 0441/798 2261, Telefax: 0441/798 4040 e-mail: [email protected] ISBN 3-8142-0952-4 Inhalt Klaus Finke / Dirk Lange Widerstand gegen Diktaturen in Deutschland. Historisch-politische Bildung in der Erinnerungskultur – ein Überblick 9 Helmut Freiwald Eröffnung der Tagung 17 Wolf-Dieter Scholz Grußwort des Präsidiums 19 Karl Otmar von Aretin Henning v. Tresckow und der militärische Widerstand gegen Hitler 23 Karl Wilhelm Fricke Der Widerstand gegen die SED-Diktatur 47 Armin E. Mruck Widerstand in der internationalen Erinnerungskultur: Die F. D. Roosevelt Administration und der deutsche Anti-Hitler-Widerstand 69 Werner Boldt Widerstand in der regionalen Erinnerungskultur: Die Emsland-Lager 81 Dirk Lange Der deutsche Widerstand gegen den Nationalsozialismus im historisch-politischen Schulbuch. Erinnerungskultur im Wandel 95 Dorit Bückmann „Die Weiße Rose“ – Studentischer Widerstand gegen das NS-Regime 113 Klaus Finke Widerstand und Erinnerungskultur 141 Dirk Lange „Widerstand und politische Bildung“. Interview zur Tagung (gesendet am 9.7. 04 um 16:05 Uhr auf oeins) 155 Die Autoren 159 Klaus Finke / Dirk Lange Widerstand gegen Diktaturen in Deutschland. Historisch-politische Bildung in der Erinnerungskultur – ein Überblick Im Juli 2004 jährte sich zum sechzigsten Mal das Attentat auf Hitler. Dieses Datum haben die Abteilung „Politikdidaktik und Politische Bildung“ und die Arbeitsstelle „DEFA-Filme als Quellen zur Politik und Kultur der DDR“ am Institut für Politikwissenschaft der Carl-von-Ossietzky Universität zum Anlass genommen, den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und gegen die SED-Diktaur öffentlich zu diskutieren, um dadurch die gesell- schaftliche Debatte um die Gegenwartsbedeutung des Widerstands gegen Diktaturen wissenschaftlich anzuregen und zu begleiten. Dies ist am 9. Juli 2004 auf unserer Tagung „Der 20. Juli 1944 in der Erinne- rungskultur. Widerstand in Diktaturen in Deutschland“ geschehen. Die Tagung fragte nach den Inhalten und Formen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus (a), der vergleichenden Perspektive zum Widerstand in der DDR (b) und schließlich nach didaktischen Konsequenzen für die Ent- wicklung für einer demokratischen Kultur (c). (a) Zunächst stellte sich die Frage nach dem aktuellen Forschungsstand zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Wie und unter welchen Bedin- gungen entwickelten sich Formen von Widerstand und Opposition, von Verweigerung und „Resistenz“ (Broszat) gegen das politische Herrschafts- system. Dies wurde exemplarisch in internationalen und regionalen Bezügen analysiert. Im Blick auf die nationalsozialistische Gesellschaft war dabei das Zusammenspiel und die Ambivalenz von Zustimmung und Verweigerung von besonderem Interesse. Auf der Tagung sollte aber nicht nur die Ge- schichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus, sondern auch die Geschichte des Erinnerns an den Nationalsozialismus thematisiert werden. 10 Dabei sollte der Widerstand im Widerstreit der bundesrepublikanischen Ge- sellschaft gespiegelt werden. (b) Die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts ist wesentlich geprägt von der „totalitären Erfahrung“ (Bracher). Sowohl der NS-Staat als auch die DDR weisen bei aller Gegensätzlichkeit ihrer sozialen und ideologischen Positionen und Ziele in ihrer jeweiligen Herrschaftspraxis, in den Methoden und Techniken der Kontrolle, der ideologischen Steuerung, Erziehung und Mobilisierung der Menschen unverkennbare Ähnlichkeiten auf. Das Menschheitsverbrechen der nationalsozialistischen Herrschaft, die Ermor- dung der europäischen Juden, bleibt dabei singulär. Konstitutiv für beide Formen totalitärer Herrschaft ist die rigorose Ausschaltung jeder faktischen oder potentiellen Opposition; die Entrechtung und Unterdrückung der eige- nen Bevölkerung gehört zur Grundlage der Machtausübung beider Diktatu- ren und bildet zugleich den Ausgangspunkt ihrer jeweiligen Pläne zur gewaltsamen Schaffung einer homogenisierten „Volksgemeinschaft“ bzw. einer „Neuen Gesellschaft“. Angesichts des Umstands, dass sich beide Dik- taturen mit zunehmender Dauer auch auf Loyalitätsgewinne und Zustim- mung stützen konnten, sollte auch die Frage erörtert werden, welche Träger- schichten des Widerstands erkennbar sind und welches politische Potential und welche Programmatik sich in ihm artikulierte. (c) Die historisch-politische Analyse der vielfältigen Widerstandsbewegun- gen gegen das NS- bzw. SED-Regime – von der „Weißen Rose“ bis zum Attentat vom 20. Juli 1944 bzw. vom Volksaufstand vom 17. Juni 1953 bis zur Bürgerrechtsbewegung in den 1980 er Jahren – mündete in die Frage nach der Deutung und Bedeutung dieser Strömungen für die heutige demo- kratische Gesellschaft und ihre Stellung in der Erinnerungskultur des ver- einten Deutschlands. Welche Sinnbezüge kann die Beschäftigung mit dem Widerstand gegen Diktaturen für die Entwicklung der historisch-politischen Kultur Deutschlands eröffnen? Welche politischen Legitimationen lassen sich ableiten und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die politi- sche Bildung? Einen zweiten wichtigen Aspekt der Auseinandersetzung mit dem Gegen- stand haben wir durch eine Ausstellung in der Bibliothek der Universität thematisiert: durch die vom 21. Juni bis zum 9. Juli 2004 präsentierte Aus- stellung: „Die Weiße Rose – Studenten gegen Hitler. München 1942/43“, eine von der Münchener ›Weiße Rose-Stiftung‹ eingerichtete Wanderaus- stellung. Zu einem besonderen Ereignis wurde dabei die Eröffnung der Aus- 11 stellung durch die Anwesenheit des Zeitzeugen Franz-Josef Müller aus Mün- chen, der in seiner Jugend an den Aktionen der „Weißen Rose“ beteiligt war und in Oldenburg vor einer großen Zahl von Zuhörern eindringlich und bewegend von seinen Handlungen und Erlebnissen erzählte. Ohne die Unterstützung des Instituts für Politikwissenschaft, des Präsidiums der Universität, der mitveranstaltenden Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung und der Deutschen Vereinigung für Politische Wissen- schaft (DVPW – Sektion Politische Bildung), sowie die Förderung der Oldenburger Universitätsgesellschaft, des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Kreis Oldenburg-Wilhelmshaven, der Claus Hüppe-Stiftung Oldenburg und der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung (DVPB – Landesver- band Niedersachsen) hätten wir die Tagung nicht ausrichten können. Unser Dank gilt daher den Genannten. Für die Möglichkeit, die Wanderausstellung „Die Weiße Rose“ in der Uni- versitätsbibliothek präsentierten zu können, sind wir dem Direktor der Bib- liothek, dem ASTA der Universität und dem Kulturbüro der Stadt Oldenburg für ihre Unterstützung und Förderung zu besonderem Dank verpflichtet. Der vorliegende Band präsentiert die Beiträge der Tagung vom 9. Juli 2004; die Beiträge sind in überarbeiteter Fassung in den Druck gegangen. Ergänzt wird der Band durch einige zusätzlich aufgenommenen Beiträge. In einem studentischen Beitrag – es handelt sich dabei um die erweiterte Fassung eines in unserer Lehrveranstaltung gehaltenen Referats – geben wir einen Einblick in die Widerstandsaktionen der „Weißen Rose“. Dann folgt ein Diskussionsbeitrag von Klaus Finke, der offene Fragen des Problembereichs „Widerstand und Erinnerung“ behandelt. Der Band wird abgeschlossen mit einem Interview von Dirk Lange mit dem Regionalsender O1. Auf unserer Tagung „Der 20. Juli 1944 in der deutschen Erinnerungskultur. Widerstand gegen Diktaturen in Deutschland“ wurden die vielfältigen Prob- leme des Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime und seine Bedeutung für die Erinnerungskultur in der Bundesrepublik in vergleichen- der Perspektive thematisiert. Der komparative