Panorama Ausland

DÄNEMARK Absturz des Heilsbringers ur neun Monate nach seiner Pre- Nmiere auf der politischen Bühne ist der dänische Politiker , 44, auf dem viele Hoffnungen ruhten, bereits am Ende. Seiner im Mai gegrün- deten Partei Neue Allianz laufen die Mitglieder in Scharen davon, zwei Ab- geordnete der gerade fünfköpfigen Par- lamentsfraktion kehrten Khader jetzt den Rücken. Die beliebte Mitbegründe- rin der Partei und frühere konservative Europa-Abgeordnete , 47, trat aus und sitzt künftig als Unabhängi- ge im Folketing. Die angesehene Ex- Verkaufsdirektorin von IBM Dänemark und einstige Geliebte von Kronprinz POLARIS / LAIF Demonstration für die Unabhängigkeit des Kosovo (in PriΔtina)

SERBIEN In der Sackgasse nmittelbar vor der Unabhängig- und der ebenfalls proeuropäischen Par- Ukeitserklärung des Kosovo steckt tei G 17 Plus in der Mehrheit. Deswegen die Belgrader Regierung in einer tiefen will er seine Beschlüsse im 250 Sitze Krise. Premier Vojislav KoΔtunica will zählenden Parlament durchsetzen, wo dem Westen beweisen, dass das Setzen durch den Einbezug der Radikalen Par- auf den als proeuropäisch geltenden tei und der Sozialisten die Antieuropäer

Präsidenten Boris Tadiƒ und dessen überwiegen. PRESS / DANA / SCANPIX CLAUS BECH ANDERSEN Wiederwahl reine Fehlspekulation war. Sollte in dieser Woche kein Kompromiss Seeberg, Khader Der starke Mann im Lande sei er. Ver- zustande kommen, spekulieren einige gangene Woche verhinderte der Regie- Minister bereits öffentlich auf den Sturz Frederik, Malou Aamund, 38, dagegen rungschef die Unterzeichnung eines Ab- der Regierung und auf Neuwahlen. Das wechselte direkt zur rechtsliberalen kommens mit der EU, welches als Be- käme manchem nicht ungelegen: Der von Regierungschef Anders lohnung für Belgrad gedacht war. Denn Verlust des Kosovo ließe sich dann Fogh Rasmussen. Auch Khaders Wähler der Zorn KoΔtunicas gegenüber Brüssel dadurch rechtfertigen, dass Belgrads seien „auf der Flucht“, schreibt die Zei- ist ungebremst: Er beschuldigt die EU, Führung im Moment der Unabhängig- tung „Ekstra Bladet“. In Umfragen mit der geplanten Entsendung einer Mis- keitserklärung nur beschränkt hand- kommt die Allianz derzeit nur noch auf sion in das Kosovo und der angekün- lungsfähig gewesen sei. Orientierungs- 0,5 Prozent – die Partei sei so gut wie digten Anerkennung der Provinz die ter- los wirkt derzeit aber nicht nur Belgrad. „ausradiert“, kommentiert die Tages- ritoriale Integrität Serbiens zu zerstören. Auch die EU kann ihre Nervosität an- zeitung „Politiken“. Der national-konservative Regierungs- gesichts der unvorhersehbaren Folgen Dabei war Khader als „Botschafter des chef hofft in erster Linie auf Mos- einer Loslösung des Kosovo nicht ver- Wechsels“ und politischer Heilsbringer kaus Unterstützung. Doch bergen. „Der Unabhän- gestartet. Er wollte eine „neue Mitte“ Russland kündigte an, es gigkeitserklärung wird ein begründen und vor allem den Einfluss werde keine wirtschaftli- Sturm der Entrüstung der ausländerfeindlichen Dänischen chen Sanktionen gegen über die Ungerechtigkeit Volkspartei auf Rasmussens Mitte- ein unabhängiges Kosovo des Westens folgen, die rechts-Minderheitsregierung beenden. verhängen, dafür aber antieuropäische Stim- Das scheiterte bereits mit dem schlech- dessen Aufnahme in inter- mung wird wachsen“, ten Ergebnis, das er bei den Wahlen im nationale Organisationen schreibt der Belgrader November einfuhr. Nun stellt sich blockieren. Bislang wei- Kommentator Bratislav Khader sogar an die Seite der Rechts- gerte sich KoΔtunica, im Gruba‡iƒ. Doch werde die populisten und sichert gemeinsam mit Kabinett über das künftige Bevölkerung eines Tages ihnen die parlamentarischen Mehrhei- Verhältnis zur EU zu de- einsehen, dass sich ihre ten der Minderheitsregierung, auch in battieren. Dort sind die Lebensbedingungen allein der rigiden Ausländerpolitik. „Wir müs-

Minister von Tadiƒs De- / AP ILIC SRDJAN durch Jammern nicht ver- sen getrennte Wege gehen“, entschied mokratischer Partei (DS) Premier KoΔtunica bessern ließen. daraufhin Gründungspartnerin Seeberg, „auch wenn es weh tut.“

der spiegel 7/2008 85