Dissertation
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DISSERTATION Titel der Dissertation Afro-iberische sprachliche Interaktionen im Expansions- und Kolonialdiskurs (16.-19. Jahrhundert): „Kreolsprachen“ im Kontext von europäischer Expansion und kolonialer Herrschaft Verfasserin Mag. Maria Beatriz De Abreu Fialho Gomes angestrebter akademischer Grad Doktorin der Philosophie (Dr.phil.) Wien, 2012 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 092 390 Dissertationsgebiet lt. Studienblatt: Afrikanistik Betreuer Univ.-Prof. i.R. Dr. Walter Schicho Inhaltsverzeichnis Einleitung .......................................................................................................................... 3 1. „Kreolsprachen“ und der Diskurs der Kreolistik ............................................................. 8 1.1 Gesellschaftspolitische Bedingtheit von Sprachen ....................................................... 20 1.2 Afro-europäische (Neo)Sprachen: Atlantic Creoles ...................................................... 25 2. Afro-iberische frühneuzeitliche Interaktionen im atlantischen Raum ........................... 33 2.1 Kap Verde und die Rios da Guiné ................................................................................. 37 2.1.1 Die kapverdischen Inseln ..................................................................................... 39 2.1.2 Ribeira Grande – „die erste lusitanische Stadt in den Tropen“ .......................... 43 2.2 Lissabon im 16. Jahrhundert – ein luso-afrikanischer Interaktionsraum ..................... 57 3. Rassistische Denkkonzepte: Die Essentialisierung der Differenz im Expansionsdiskurs . 64 3.1 Die Farben der Haut ...................................................................................................... 70 3.2 Die Essentialisierung von Sprache in neuzeitlichen portugiesischen literarischen Texten ........................................................................................................................... 74 3.3 „A mi fala Guiné“: Gil Vicentes „Frágua d’Amor“ (1524) ............................................. 77 4. Die „Mestizen“: Rassialisiertes Konstrukt einer sozialen Kategorie .............................. 81 4.1 Die Begriffe mulato und pardo im Expansionsdiskurs .................................................. 85 4.2 Der Begriff crioulo : „Es nombre que lo inventaron los negros“ ................................... 94 5. Sprache und die Conquista .......................................................................................... 99 5.1 Die iberische „Entdeckungs- und Expansionsliteratur“ .............................................. 102 5.2 Expansionsrelevanter Diskurs der ersten Gramáticos der Volkssprachen ................. 108 5.3 Padrões , Kreuze und Sprache im Diskurs der territorialen Aneignung ...................... 112 5.4 Sprache, Sklavenhandel und Missionierung ............................................................... 122 5.5 Sprache, Rassismus und ein vermeintliches „Império Colonial Português “ ............... 124 1 6. Das kapverdische Kriolu im Expansions- und Kolonialdiskurs ..................................... 137 6.1 Sprachliche Interaktionen auf der Insel Santiago ....................................................... 142 6.2 Schriftliche Quellen im 18. und 19. Jahrhundert: Die (wissenschaftliche) Reiseliteratur .............................................................................................................. 148 6.3 „Kreolsprachen“ im linguistischen Diskurs (18.-19. Jahrhundert) ............................. 160 6.4 Der linguistische Diskurs in Portugal .......................................................................... 166 7. Conclusio .................................................................................................................. 171 Bibliographie ................................................................................................................. 174 Anhang ......................................................................................................................... 203 I. Schriftliche Belege aus der iberischen Expansionsliteratur für die Verwendung des Begriffes crioulo an der beziehungsweise betreffend die Westküste Afrikas (1588-1699) ................................................................................................................ 203 II. Beispiele aus dem Konversationshandbuch „Obra Nova de Língua Geral de Mina, traduzida, ao nosso igdioma por Antonio da Costa Peixoto, Natural do R[eino] de Portugal, da Provincia de Entre Douro e Minho, do Comcelho de Filgr.as. “ aus dem Jahr 1741 ...................................................................................... 211 III. Textbeispiele „Fala da Guiné“ (auch „Língua de Preto“ bezeichnet) ......................... 213 IV. Brief der Ratsversammlung von Santiago an König Dom Pedro II. (1699) ................. 215 V. Zusammenfassung ...................................................................................................... 218 VI. Abstract ....................................................................................................................... 220 VII. Lebenslauf ................................................................................................................... 222 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Rios da Guiné e do Cabo Verde im atlantischen Raum ....................................................................... 7 Abbildung 2: Atlantischer Verbindungsraum ........................................................................................................ 34 Abbildung 3: Beispiele aus dem „Obra Nova da Língua Geral de Mina“ ............................................................. 211 2 Einleitung Die vorliegende Dissertation untersucht afro-iberische sprachliche Interaktionen im Kontext von europäischer Überseeexpansion und kolonialer Herrschaft. Ihre diskursiven Repräsentationen und Darstellungen werden mit der Wirkungsgeschichte mentaler Konzepte, sprachlichen Realisierungen und dem Denken in Rassenkategorien in Verbindung gebracht. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Sicht auf neu entstandene Einzelsprachen („Kreolsprachen“) – insbesondere das kapverdische Kriolu – und ihre Trägergruppen. Der Prozess, der zur Konstruktion der Kategorie Rasse führte, brachte es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit Carl von Linné (1707-1778) mit sich, dass „Rasse“ eine taxonomische Ordnungsfunktion erhielt; erst im Laufe des 20. Jahrhunderts begann man damit, „Rasse“ und ihre Funktion in Inklusions- und Exklusionsprozessen dahingenden zu hinterfragen. Das Denken in Rassenkategorien prägt jedoch auch die Perioden vor und nach ihrer Wirkmächtigkeit, also die Zeit ihrer wissenschaftlichen Dekonstruktion in den Jahren nach 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, sowie die Periode vor ihrer Erfindung durch Rassentheoretiker. Der Zugang zum ideengeschichtlichen Prozess des Denkens in Rassenkategorien seit der Frühen Neuzeit erfolgt über zentrale Analysenkategorien, die Begriffe wie mulato und „Kreol“ (Portugiesisch crioulo , Kastilisch criollo ) als Bezeichnung für gesellschaftliche Gruppen beziehungsweise als Gattungsbezeichnung für neu entstanden Sprachen im Kontext ihrer Verwendung im Expansionszeitalter produzieren. Diese Begriffe prägen den Kolonialdiskurs und finden sich in den frühen Schriften der Kreolistik. Besonders relevant ist hier neben der Untersuchung der Entstehung und Bedeutungsentwicklung von Begriffen, die Analyse der Kontexte, in denen diese Begriffe und Wörter einen Wandel ihrer Bedeutung und ihres Gebrauchs erfahren. Der Zeitabschnitt, auf den sich die Untersuchung bezieht, sind die Jahre zwischen dem frühen 16. und dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Referenzräume sind Portugal, insbesondere Lissabon im 16. Jahrhundert, sowie afrikanische Gebiete unter iberischem 3 Einfluss und kolonialer Herrschaft. In diesen Räumen bildeten sich im Laufe der Zeit sogenannte „Kreolsprachen“ heraus. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf Kap Verde, insbesondere auf der Insel Santiago, und auf den Rios da Guiné – hier insbesondere Bissau und Cacheu im heutigen Guinea-Bissau. Als Quellen dienen vorwiegend Primärquellen: Monographien der iberischen Expansionsliteratur, u.a. Gomes Eanes de Zurara (1448), André Álvares d’Almada (1594) und Alonso de Sandoval (1627); die Dokumentation aus Kirchenarchiven, vorwiegend Berichte und Briefe der Companhia de Jesus (die Jesuiten waren zwischen 1604 und 1642 in Kap Verde) sowie Dokumente des Franziskanerordens; die Sammlungen historischer Dokumente „Monumenta Missionária Africana – Africa Ocidental“ (MM1) in 15 Bänden sowie „Monumenta Missionária Africana – Segunda Série“ (MM2) in 7 Bänden, von António Brásio herausgegeben (1952- 2004), stellen eine grundlegende Quelle zur afro-iberischen Interaktionsgeschichte dar. Dazu kommen frühe Schriften der Reiseliteratur und von Forschungsexpeditionen sowie frühe Schriften der Kreolistik (18.-19. Jahrhundert). Die Übersetzung der zitierten beziehungsweise paraphrasierten Textstellen aus portugiesischen, spanischen sowie französischen Quellen erfolgte durch die Autorin, sofern in der Arbeit nicht gesondert darauf hingewiesen wird. Ergänzungen innerhalb von Zitaten, die von mir vorgenommen wurden, sind durch „B.G.“ (Bea Gomes) gekennzeichnet. An dieser Stelle auch ein Hinweis in Bezug auf die in dieser Arbeit verwendeten Abbildungen: Ich habe sämtliche Bildquellen belegt. Sollte eine Urheberrechtsverletzung bekannt werden, ersuche ich dies mir bekannt zu geben. Die Dissertation besteht aus sechs