Die Herrenfamilien in Stalden Vom 13.—75. Jahrhundert Von Br
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Die Herrenfamilien in Stalden vom 13.—75. Jahrhundert von Br. Stanislaus Noti, Kapuziner (Vortrag, gehalten an der Jahresversammlung des Geschichtsforschenden Vereins vom Oberwallis am 10. Oktober 1981) Stalden, meinem Geburts- und Burgerort, fällt dieses Jahr die Ehre zu, Ort der Jahresversammlung des Geschichtsforschenden Vereins vom Oberwallis zu sein. Dieser Umstand brachte mir die ehrenvolle Einladung, den Teilnehmern einigen Aufschluss über einstige Herrenfamilien des Ortes vom 13.—15. Jahrhundert zu vermitteln. Es sei vorausgeschickt, dass es sich dabei lediglich um einen Versuch handelt, aufzuzeigen, wie sie in bisher bekannten Urkunden vorkommen. Und weil dies in den Rahmen eines nicht zu langen Vortrages einzubringen ist, kann nur gleichsam eine knappe Übersicht geboten werden. Man nehme somit in Kauf, dass es dabei vielfach fast nur um eine Anführung der Vorkommenden gehen kann und nicht um biographische Berichte. Anzuführen sind eigentlich nur drei Herrenfamilien von etwelcher Bedeutung. Nämlich: die «de Morgia» oder «de Staldun», die «Asper» und die «de Embda». Gewiss kann man diese Familien — zumindest nicht die «de Morgia» und «Asper» — hinsichtlich Rang und Bedeutung etwa auf die gleiche Stufe stellen wie die der damaligen Ritter und Junker von Visp. Erst Männer aus der Familie «de Embda» traten in die Geschichte des Zenden Visp ein. Hingegen für Stalden und dessen Umgebung waren alle drei Familien nicht unbedeutend, zumal alle drei als Lebensträger des Domkapitels von Sitten und des Kilchherrn von Visp auftreten1). Man könnte diese Familien zum sogenannten «Dorfadel» zählen, die, um ihren gehobeneren Stand nach aussen zu dokumentieren, in burgenar tigen Mauertürmen wohnten, welche darum in den Urkunden auch vor kommen. Anderseits scheinen sie bei den eigentlichen Adeligen des Lan des ein gewisses Ansehen genossen zu haben. Sie erscheinen nicht bloss oftmals mit ihnen zusammen in den Urkunden, sondern weisen auch ehe liche Verbindungen auf mit den Edlen von Visp und Raron. Als erste die ser drei Familien ist zu nennen die der «de Morgia» oder «de Staldun». Urkundlich nachweisbar ist sie zwischen 1215—1354. Nebenbei be merkt dürfte es manchen Zuhörern bekannt sein, dass «Morgi» oder 1) Gremaud, Documents du Valais, Nrn. 11. 1446, 1470, 1534, 1590, 1648, 1788. — Törbel, G. A.DI 8. 26 «Morgia» in den Dokumenten aus dem 13. Jahrhundert als Ortsname für Stalden vorkommt. Noch heute nennt man eine fruchtbare und liebliche Gegend droben an der Bahnlinie nach Zermatt «Merjien». Nach der Tra dition soll sich die erste Kirche von Stalden auch dort befunden haben. Die erste Erwähnung einer Kirche in «Morgi» steht denn auch im Zusam menhang mit dem ersten Auftreten der Herren «de Morgia». Offenbar hatte die Familie ihren Stammsitz droben in den Merjien und benannte sich darum nach dieser Örtlichkeit. Eine Urkunde aus dem Jahre 1215 meldet uns, dass Pfarrer Matthäus von Visp, einem Philipp de Morgia eine Matte zu Lehen gab, gelegen «ante ecclesiam de Morgi» — vor der Kirche von Morgi2). Möglicherweise handelt es sich bei diesem Philipp um den Ahnherr der de Morgia und um den Vater, der ein Jahrzehnt später vorkommenden Gebrüder de Morgia. Es ist kaum zu ermitteln, woher dieser Philipp oder dessen Vorfahren her stammten. Vielleicht kamen sie als Lehensträger des Domkapitels von un ten herauf. Als im Jahre 1124 eine Übereinkunft stattfand zwischen Pfarrer Matthäus ^von Visp einerseits und den Leuten von Törbel und Lalden an derseits, nach einem Streit, der sich um Abgaben an die Kirche von Visp drehte, waren als Zeugen zugegen die Brüder Achardus, Petrus und Philippus de Staldun3). 1230 tritt Peter — wohl der soeben erwähnte — mit zwei seiner Söhne namens Rudolf und Girold als Zeugen auf4), und 1234 in gleicher Eigenschaft die Brüder Peter, Philipp und Matthäus5). Somit sind bereits 4 Brüder verurkundet. Achard kommt nach 1224 nicht mehr vor. Ob er ledig, oder seine Ehe kinderlos blieb, ist unbekannt. Peters Söhne Rudolf und Girold erscheinen ab 1245 mit dem Zuna men «de Crista» und «an dem Buele»6). Rudolf tritt zum letzten Male 12497) und Girold 1245 auf8). Rudolfs Frau war eine Saline, von der er mindestens die Söhne Walter und Peter hatte, vorkommend 1299—13249). Rudolf gehörte zu jenen rätselhaften «Herr» und «Vron» in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert, auf die in einem Beitrag in den Blättern aus der Walliser Geschichte von 1981 etwas eingegangen wur de10). Rudolfs Sohn Walter gehörte 1304 zur Dienerschaft des Meiers und Grafen Jocelin Biandrate von Visp"), und hatte einen Sohn namens Peterlini, in den Urkunden erscheinend bis 133312). Vermutlicher Sohn dieses Peterlini ist ein Wilhelm, welcher 1352 Sohn des Peter ab Buele heisst13). 2) Gremaud, 247. 3) Gremaud, 314, Visp Kirchenarchiv D 1. 4) Gremaud, 367. 5) Gremaud, 396. 6) Gremaud, 482,483. 7) Gremaud, 525. 8) Gremaud, 483. 9) Sitten, Arch. Valeria, Minut. V., S. 40, 225. 10) Blätter aus der Walliser Geschichte, 1981, S. 472. 11) Valeria, Minut. V., S. 62. 12) Valeria, Minut. V..S. 175. 13) Valeria, Cartular. Vespie, S. 25. 27 Peter, der Sohn des «Herr» Rudolf, gestorben vor 1310, scheint un bedeutend gewesen zu sein. Von ihm kommt nur eine Tochter Margreth vor14). Ein Heinrich «de Buele de Staldun» ist 1299 tot15). Möglicherweise handelt es sich bei diesem ebenfalls um einen Sohn des «Herr» Rudolf. Als Kinder dieses Heinrich figurieren 1299 ein Peter und eine Margreth16). Von Girold, dem Bruder des «Herr» Rudolf, finden wir bloss den Sohn Wilhelm 1245 und 130517). Söhne Wilhelms heissen zwischen 1297 und 1310 Nikolaus und Johann18). Anscheinend blieben beide ledig. In dessen beschenkt Nikolaus 1306 seine 3 natürlichen Kinder: Walter, von einer Else «an dem grossen Berge», Johann und Margreth, deren Mutter eine Hemme von Grengiols war. Nikolaus, der auffallend viel in den Ur kunden erscheint, nimmt sich als sehr eigentümlicher Mann aus. Er scheint gut bei Kassa gewesen zu sein, und suchte Güter und Rechte von Verwandten, die anschrinend der Verarmung entgegengingen, in seiner Hand zusammenzuballen. Vom Zweig des Peters de Staldun begegnen uns somit 5 Generatio nen. Von seinem Bruder Philipp indessen tritt bloss der Sohn Anselm und nur ein einziges Mal auf im Jahre 124519). Vier Generationen sind feststellbar im Zweig des Matthäus. Von ihm treten die Söhne Nikolaus und Anselm auf20). Nikolaus starb vor 1301. Denn in jenem Jahre verkaufte seine zur Witwe gewordene Frau Agnes, mit Zustimmung ihrer Kinder Johann und Hemme — die übrigen Kinder waren noch unmündig — und mit Zustimmung ihres Vogtes, des Meiers Jocelin Biandrate von Visp, dem uns schon bekannten und kauflustigen Nikolaus de Morgia, ob der Schulden ihres verstorbenen Mannes, nebst Gütern auch das Haus ihres Mannes21). Ihre Kinder treten später nicht mehr auf — höchstens ein Anton, da ein solcher 1345 und 1354 beiläufig auftritt und Sohn Nichili de Staldun heisst22). Anselm, der Bruder des Nikolaus, ist 1306 ebenfalls nicht mehr unter den Lebenden. Als dessen Kinder kennen wir: Andreas, Johann, Thomas und Hemme. Andreas heisst 1309 verstorben23). Seine Frau Metheide überlebte ihn um 30 Jahre. Von diesem Ehepaar kommen nur die Töchter Hemme und Katharina vor. Hemmes Mann heisst Peter de Staldun. Ob es sich bei diesen um einen Sohn des Walters, oder dessen Vetter, den Sohn des Heinrich handelt, bleibt ungewiss. Als Mann ihrer Schwester Katha rina erscheint ein Johann Hospitis von Zermatt24). 14) Valeria, Minut. V..S. 451. 15) Valeria, Minut. V.,S. 196. 16) Valeria, Minut. V.,S. 131. 17) Valeria, Minut. V., S. 91, — Gremaud, 483. 18) Blätter aus der Walliser Geschichte, 1981, 513. W) Gremaud, 483. 20) Blätter aus der Walliser Geschichte, 1981, 515. 21) Valeria, Minut. V.,S. 106. 22) Törbel, Gemeindearchiv D 14, — Luzern, Prov. Arch. Ms. 23) Valeria, Minut. V., S. 113. 24) Valeria, Minut. V.,S. 165. 28 Der zweite Sohn von Anselm namens Johann tritt 1307 auf. Zahl und Namen seiner Kinder, die ihm eine Salome als Frau schenkte und die in jenem Jahre noch unmündig sind, treten in den Urkunden später nicht mehr auf.25). Thomas der dritte Sohn Anselms hat Agatha bruggers von Chouson zur Frau, welche ihr Vatererbe 1310 an ihren Vater selber verkaufte26). Kinder dieses Ehepaares lassen sich nicht nachweisen. Die Schwester der drei soeben erwähnten Brüder, Hemme, tritt 1306 nur beiläufig auf, wobei ihr Mann Wilhelm biberge heisst. Unter den schon erwähnten «Herr» und «Vron» figuriert auch ein Thomas de Staldun27). Es dürfte sich bei ihm um einen Bruder von Peter, Philipp und Matthäus handeln, den Begründern der Zweige, mit denen wir uns befassten. Dieses «Herr» Thomas Söhne sind Peter und Anselm. Anselm verkauft sein Erbe vor 1305 seinem kauflustigen Verwandten Nikolaus de Morgia28). Anselm blieb anscheinend ledig. Sein Bruder Peter heisst 1306 verstorben, wo sein Sohn Thomas auftritt, dessen Ehe mit einer Agnes als kinderlos bezeichnet wird29). j 1306 und 1309 erscheint ein Peter, Sohn des verstorbenen Rymstein de Staldun, dessen Frau Salome heisst. Die Kinder dieses Ehepaares sind im Jahre 1309 bis an den Sohn Rymstein und die Tochter Sibilie noch un mündig30). Wie dieser Rymstein de Staldun und dessen vorkommende Nachfahren mit den übrigen de Staldun in verwandtschaftlicher Bezie hung stehen, ist kaum zu ermitteln. Ebenso ist nicht herauszufinden, wes sen Sohn der Geistliche Wilhelm de Morgia ist, welcher bloss ein einziges Mal und nur beiläufig im Jahre 1309 auftritt31). Auf weitere, einzeln erscheinende «de Morgia» oder «de Staldun» einzugehen, würde zu weit führen. Die bisher Angeführten zeigen uns aber, dass die Familie von etwelcher Bedeutung gewesen ist. Ob die 1309 angeführten «Herren de Sellun», wobei von deren Güter und «juridictio am Abenberge» (Ebiberg) die Rede ist, identisch sind mit den de Staldun, bleibt offen32). Was Furrer in seiner Geschichte vom Wallis über Stalden in der Frühzeit schreibt, möchte ich bloss zitieren: «Das alte Dorf Stalden ist beinahe um den Hügel gebaut, auf welchem ehemals die Burg der alten Herren dieses Namens stund, genannt de Stella»33). Schade ist, dass wir keine Familiennamen von den Ehefrauen der de Morgia und de Staldun kennen.