Erarbeitung Einer Ganzheitlichen Integrierten Entwicklungsstrategie Für Den Teilraum Zwickau-Lugau-Oelsnitz/Erzgeb
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Erarbeitung einer ganzheitlichen integrierten Entwicklungsstrategie für den Teilraum Zwickau-Lugau-Oelsnitz/Erzgeb. Endbericht Entwicklungs- und Handlungskonzept Berlin/Zwickau, 28. Dezember 2006 1 Inhalt 1 Ausgangssituation und Zielstellung................................................................................. 3 1.1 Ausgangssituation...............................................................................................................3 1.2 Spezifische Probleme aus dem Steinkohlenbergbau..........................................................7 1.3 Vorgehensweise und Organisation...................................................................................11 2 Regionalanalyse ...............................................................................................................16 2.1 Lage, Raumstruktur und Bevölkerung ..............................................................................16 2.2 Erreichbarkeit und Verkehrsinfrastruktur ..........................................................................23 2.3 Wirtschaftsstruktur und Beschäftigtenentwicklung............................................................26 2.4 Arbeitsmarkt......................................................................................................................33 2.5 Innovationsinfrastruktur und Gewerbeflächen ..................................................................37 2.6 Naturraumpotenzial und Tourismus ..................................................................................41 2.7 Öffentliche Finanzen / Kommunales.................................................................................49 2.8 SWOT-Analyse .................................................................................................................50 3 Handlungsfelder und Projekte......................................................................................... 53 3.1 Überblick...........................................................................................................................53 3.2 Handlungsfeld Flächenentwicklung ..................................................................................53 3.3 Handlungsfeld Tourismus .................................................................................................61 3.4 Handlungsfeld gemeinsame Nutzung der forst- und landwirtschaftlichen Flächen ..........65 3.5 Handlungsfeld Demografischer Wandel / Infrastruktur .....................................................67 3.6 Zusammenarbeit mit der Regionalplanung.......................................................................68 3.7 Maßnahmenkatalog der gemeinsamen Projekte ..............................................................71 4 Vorschläge für eine dauerhafte Kooperation ................................................................. 72 Anhang .................................................................................................................................77 2 1 Ausgangssituation und Zielstellung 1.1 Ausgangssituation In Zwickau, Oelsnitz/Erzgeb., Lugau und weiteren umliegenden Gemeinden wurde bis 1971 (Lugau-Oelsnitz) bzw. 1978 (Zwickau) Steinkohle abgebaut und in Zwickau bis 1991 in Steinkohlenkoks und chemische Produkte verarbeitet. Mit einer Größe von etwa 60 km² war es das größte Steinkohlenabbaugebiet in Sachsen. Im Zwi- ckauer Revier wurden Steinkohlenvorkommen erstmals 1348 urkundlich erwähnt. Seine Blütezeit hatte hier der Steinkohlenabbau seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die meiste Kohle musste in 600 bis 1.240 Meter Tiefe gewonnen werden. Bis 1978 wurden insgesamt 220 Millionen Tonnen Steinkohle gefördert. Der Steinkohlenbergbau im benachbarten ca. 25 km² großen Lugau-Oelsnitzer Revier blickt auf eine 127 jährige Geschichte zurück. Das erste Steinkohlenflöz wurde 1844 freigelegt. Die Flöze dehnten sich unter den Ortschaften Lugau, Niederwürschnitz, Neuwürschnitz, Oelsnitz/Erzgeb., Hohndorf, Rödlitz und Gersdorf aus. Von 1844 bis 1971 wurden hier in einer Tiefe von bis zu 1.000 Meter insgesamt 142 Millionen Ton- nen Steinkohle gefördert. Heute erinnern überall im Teilraum Reste von Übertageanlagen, Halden und weitere Sachzeugen an dieses historische Steinkohlenerbe. Auch in Museen, wie dem Berg- baumuseum Oelsnitz/Erzgeb., dem Museum Priesterhäuser Zwickau oder dem Hei- mat- und Bergbaumuseum Reinsdorf, kann die Entwicklung dieses Wirtschaftszwei- ges nachvollzogen werden. Zum Beispiel der Bergbauweg im ehemaligen Lugau- Oelsnitzer Steinkohlenrevier mit dem Aussichtsturm auf der Deutschlandschachthalde (Glückauf-Turm) sowie die beiden Lehrpfade und 13 markierte Standorte zum Zwi- ckauer Steinkohlenbergbau, führen darüber hinaus zu historischen Stätten des Mon- tanwesens im Vorerzgebirge. Der Steinkohlenbergbau hat den Wirtschafts- und Landschaftsraum zwischen Zwi- ckau und Oelsnitz/Erzgeb. stark geprägt und vielfältige Auswirkungen auf Bevölke- rungsentwicklung, Wirtschaftsstruktur, Infrastruktur und regionales Image hinterlas- sen. Die mit dem Abbau verbundenen Altlastenflächen in industriellen bzw. ehemals industriell genutzten Bereichen (bergbauliche Anlagen, Halden), die naturräumlichen 1 Belastungen wie Senkungen und Grundwasseranstieg sowie Infrastrukturprobleme (u. a. in Mitleidenschaft gezogene Leitungsnetze und Bausubstanz sowie brachlie- ___________________________ 1 Diese Prozesse erfolgen beispielsweise in der gesamten Stadt Oelsnitz/Erzgeb. in Größenordnungen teilwei- se bis zu 17 m. In Zwickau betragen die Senkungen bis zu 9 m. 3 gende Schieneninfrastruktur) sind auch heute noch vorhanden. Weiterhin sind erhöh- te Aufwendungen für die Sanierung des Ver- und Entsorgungsnetzes, insbesondere des Abwasserkanalnetzes, notwendig, die sich teilweise in überdurchschnittlichen Kosten für die Ver- und Entsorgung im Teilraum niederschlagen (vgl. Kapitel 1.2). Daneben war insbesondere die Ausbildungs- und Qualifikationsstruktur der Bevölke- 2 rung stark vom Steinkohlenbergbau geprägt. Die Monostruktur in der Berufsausbil- dung und der niedrigere Bildungsstand im Vergleich zu anderen Regionen spiegeln sich auch heute noch wider. Anders als für die Folgeprobleme im Braunkohlen- und Uranbergbau, wo durch Ein- richtungen der öffentlichen Hand wie die LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Berg- bau-Verwaltungsgesellschaft mbH) oder die Wismut AG die Bewältigung / Finanzie- rung die der Bergbaufolgen stellvertretend erfolgt, existieren für den Steinkohlen- 3 bergbau keine Rechtsnachfolger und keine geregelte Sanierung. Im Jahr 2005 haben sich, unterstützt von der Wirtschaftsregion Chemnitz-Zwickau, neun Städte und Gemeinden zusammengeschlossen, um gemeinsam Zukunftsper- spektiven für die vom Bergbau geschädigten Städte, Gemeinden und Ortsteile zu entwickeln und geeignete Projekte gemeinsam umzusetzen. Neben den Städten Lu- gau, Oelsnitz/Erzgeb., Zwickau, Hartenstein und Lichtenstein sind die Gemeinden Gersdorf, Hohndorf, Mülsen und Reinsdorf Teil der Kooperation (vgl. Abb. 1). ___________________________ 2 Beispielsweise waren im Lugau-Oelsnitzer Revier nach dem Ende des Bergbaus 1969-1971 6.000 Bergleute, die in diesen typischen Berufen über Generationen tätig waren, arbeitslos, d. h. sie mussten über Umschu- lungen in anderen Berufszweigen untergebracht werden. 4.000 Bergleute waren als Hauer/ Hilfsarbeiter, 900 als Facharbeiter (Elektriker, Schlosser), 900 als Verwaltungsangestellte (Lohnrechnung) und nur 200 als In- genieure, Steiger und Marktscheider tätig. 3 Beim Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit (SMWA) gibt es einen Etat für die Umsetzung dringender Maßnahmen (z. B. Sanierung von Tagesbrüchen). 4 Abb. 1: Teilraum Zwickau – Lugau – Oelsnitz/Erzgeb. Quelle: nach IÖR Dresden Seit Anfang Januar 2006 wurde unter Federführung der Wirtschaftsregion Chemnitz- Zwickau GmbH (WIREGmbH) das vorliegende gemeinsame Entwicklungs- und Handlungskonzept für die ehemalige Bergbauregion erarbeitet. Mit der externen Begleitung und Moderation des Entwicklungsprozesses wurde das Berliner Bera- tungsunternehmen Regionomica GmbH beauftragt. Im Landesentwicklungsplan des Freistaates Sachsen (LEP) ist der Teilraum als Raum mit besonderem landesplanerischem Handlungsbedarf eingestuft. Räume mit besonderem landesplanerischem Handlungsbedarf sind gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 3 Sächsisches Landesplanungsgesetz (SächsLPlG) „Räume, in denen auf Grund ihrer Lage im Raum, ihrer großflächigen bergbaubedingten Inanspruchnahme oder beson- derer Umweltbelastungen die Lebensbedingungen oder die Entwicklungsvorausset- zungen in ihrer Gesamtheit im Verhältnis zum Landesdurchschnitt zurückgeblieben sind oder in denen ein solches Zurückbleiben zu befürchten ist.“ Nach Ziel 3.3.8 des LEP sollen „in den Bergbaufolgelandschaften des ehemaligen Uranerzbergbaus, des sonstigen Erzbergbaus und des Steinkohlebergbaus ganzheitliche Entwicklungsstra- 5 tegien erarbeitet und Sanierungsmaßnahmen so durchgeführt werden, dass berg- 4 baubedingte Nutzungseinschränkungen begrenzt werden.“ Durch die Regionalpla- nung sind konkrete Planaussagen für diese Räume zu treffen. Deshalb sollen, auch mit Hilfe des vorliegenden Konzeptes, in die Fortschreibung der Regionalpläne der betreffenden Planungsregionen Chemnitz-Erzgebirge und Südwestsachsen Planaus- sagen und Plansätze für den Teilraum Zwickau-Lugau-Oelsnitz/Erzgeb. formuliert und aufgenommen werden. In der Vergangenheit wurden im Teilraum schon eine Reihe von Projekten zur Be- wältigung der Bergbaufolgen umgesetzt bzw. gestartet. Beispiele dafür sind die Kom- plexuntersuchungen im Steinkohlenrevier Zwickau,