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Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Ferdinandea - Die Zeitung des Vereins Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

Jahr/Year: 2012

Band/Volume: 19

Autor(en)/Author(s): diverse

Artikel/Article: Ferdinandea 19 1-12 ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at

ferdinandea die Zeitung des Vereins Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

ferdinandea NR 19 Februar–April 2012 K, Wien 2012 B esitz des Künstlers, © V B einwand, 150 x 125 cm, einwand, x 125 150 L chöner Öl Zufall, auf 2010, S alfatti, M Nino ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at editorial i n t e r v i e w mit Andreas Rudigier

ANDREAS TRENTINI

VORSTAND Herr Dr. Rudigier, als neuer Direktor übernehmen Sie das museum (vm) als Großbaustelle im wahrsten Wortsinn. An der Stelle des ehemaligen Vorarlberger Lan- Das Jahresende ist immer auch desmuseums (VLM) entsteht ein kompletter Neubau. Das neu gebrandete vm ist daher bereits seit einiger Zeit geschlossen die Zeit der Berichte. Davon gibt und wird 2013 neu eröffnen. Was sind die Hauptherausforde- rungen eines Direktors eines – zeitweilig – nicht geöffneten Foto: Markus Trette es jeweils zwei. Der eine ist der Museums?

Jahresbericht des Vereins, dem Man muss zweigleisig denken: einerseits das kurz/-mittel- Wir möchten zeigen, dass wir den Bereich der Sammlungen fristige Ziel, das Museum bis 2013 fertig zu stellen, also stärken und mit einer Sammlungsdatenbank schauen, wer, Neuigkeiten aus den Sammlungen sprich: wir müssen den Umsetzungsprozess des neuen Mu- wo, was sammelt. Damit möchten wir eine Plattform bei uns seums schaffen. Das ist eine der ganz großen Aufgaben, auf bieten, sodass sich private SammlerInnen bei uns wiederfin- zu entnehmen sind samt einer die die Öffentlichkeit und die Politik viel mehr schaut als auf den. Da muss man schauen, wie wir überhaupt beim Sammeln den zweiten Aufgabenbereich, die grundsätzlichen musealen sammlungsstrategisch gewisse Dinge in den Vordergrund rü- Zusammenstellung aller Erwer- Aufgaben: Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln – cken wollen. Vermitteln momentan weniger, aber alle anderen Dinge sind bungen und Schenkungen im natürlich zu forcieren, auch in dem Glauben, dass sich ein Mu- Mit dem Sammeln ist es ja nicht getan, sondern es muss ja seum nur dann Museum nennen darf, wenn es das auch tut. erforscht, analysiert werden. vergangenen Jahr. AutorInnen sind Das museologische Konzept für den Neubau wurde von Genau, so ist es, das ist uns völlig klar, wir haben ja auch schon hier die KustodInnen der jeweiligen Tobias G. Natter und seinem Team erstellt und orientiert sich etwas im Forschungsbereich unternommen. Wir wollen ganz an den Schlagworten „3 Ebenen – 3 Zugänge“ (Schaudepot stark in Kooperationen aktiv werden, weil wir ja auch wissen, Sammlungen und die LeiterInnen – Rundgang – Sonderausstellungen). Werden Sie diese Vor- dass die finanziellen Mittel endlich sind. Wenn wir mit den stellungen übernehmen und umsetzen? Museen im Lande kooperieren wollen, heißt das nicht nur bei der Werkstätten, also z.B. für der Vermittlung schön auftreten, sondern das wird schon beim Das ist von der Architektur her ziemlich klar vorgegeben, dass Sammeln beginnen und wird sich über all die Dinge – z.B. ein Berichte über die Restaurierung von es drei Ebenen sind, das werden wir nicht in Frage stellen. Depot anzulegen, von dem andere auch profitieren,– hinzie- Wir haben ab dem 2. OG drei Ausstellungsebenen und was hen. Da rede ich jetzt sehr visionär. Objekten. wir da lassen, also 1:1 umsetzen, wie von Tobias Natter vor- gesehen, ist die Ebene des Schaudepots. Das ist die Idee mit Es fällt auf, dass aktuell bei Landesmuseen rege Bautätigkeit Die zweite Veröffentlichung ist das den 26 Buchstaben, ein Sammelsurium dessen, was man in herrscht und Ausstellungen neu konzipiert werden. Sehen Sie Vorarlberg im Museum seit 150 Jahren gesammelt hat, wird ganz generell neue Aufgaben auf die Landesmuseen zukom- „Wissenschaftliche Jahrbuch der in 26 Buchstaben, sprich in 26 Abteilungen gezeigt. In Masse men – wofür rüsten sich die Museen? 4-5.000 Objekte, die da einfach einen völlig unterschiedlichen Tiroler Landesmuseen“. Dieses Zugang haben. Die Museen haben insofern neue Aufgaben, weil sie viel Druck Wo es allerdings schon Änderungen gibt, ist in der zweiten haben. Das beschauliche Dasein, das viele Jahrzehnte da war, gibt einmal mehr Zeugnis von der Ausstellungsebene, das, was als Rundgang im Natterschen ist vorbei. Man wird von diesen reinen Dauerausstellungen Konzept drinnen steht, das ist ein Kompromiss, der nicht wirk- immer weiter weg gehen – stellt sie zumindest in Frage. Na- umfassenden Forschungsarbeit, lich gelungen ist. Es wurde versucht, einerseits Highlights aus türlich kommt dann wieder die Gegenbewegung, wenn es sehr der Sammlung zu zeigen und auf der anderen Seite für Vorarl- viel kostet, wird man wieder Sonderausstellungen verlängern die in den Häusern geleistet wird. berg repräsentative Themen zu präsentieren. Die Entscheidung von 6 auf 9, 12 Monate damit der Kostendruck wieder gesenkt ist ganz klar. Wir lösen uns von Kauffmann und all diesen wird. Hierbei spannt sich der inhaltliche Dingen und gehen ganz klar in dieser Ausstellungsebene 2 auf: Das Wechseln ist sicher ein Thema, kann auch in der Ausstel- „was heißt Vorarlberg“, „was versteht man unter Vorarlberg“, lung sein, kann aber auch das Rundherum sein im Bereich von Bogen von archäologischen Themen wie immer man es dann genau nennt. Veranstaltungen, Beteiligung – die Frage des partizipativen Die Sonderausstellungsebene bleibt natürlich die dritte Aus- Aspekts, der ist natürlich gegeben, v.a. was Vermittlung bei über naturgeschichtliche bis zur stellungsebene, sie wird nur einen anderen Charakter bekom- Kindern und Jugendlichen betrifft, da ist auch ein Druck da. men. Wir werden eher ein Thema aufgreifen, das in Richtung Was auch ist, dass die Qualität natürlich gewaltig gesteigert Kunstgeschichte. Die AutorInnen Vorarlberg geht. Sowohl für den Rundgang als auch für die wurde – einfach, dass man neue Architektur bekommen hat, Frage der ersten Ausstellung, und da dürfte die Idee, und das neue Räumlichkeiten, die Anforderungen an Klima und Si- sind aus den Häusern oder sind ist die Aufgabe an ein externes Team, in Richtung Gemeinde cherheit – diese Dinge, die sind einfach da. gehen, wo sich alle wiederfinden. den Museen verbundene Wissen- Vielen Dank für das Gespräch! Welchen Fokus werden Sie im vm setzen? schaftlerInnen. Das Studium beider Die Fragen stellte Andrea Fink Das Ziel ist ganz klar, dass wir das Land als Ganzes herneh- Publikationen ist hochinteressant men, immer wissend, dass natürlich nie – das betrifft Forschen als auch Vermitteln – an den Landesgrenzen halt machen Das Gespräch ist von der Redaktion stark gekürzt. und sehr lohnend. kann. Das gesamte Interview mit weiteren Details u.a. zur Samm- Kooperation im Lande ist mir sehr wichtig, also mit den Mu- lungsstrategie und zu der Volksabstimmung zum Schruns Mit 2012 beginnt ein neues Jahr seen im Lande und auch mit kulturlandschaftlichen Themen, Museum finden Sie auf www.ferdinandeum.at. wissend, dass die Dinge, die hier bei uns ausgestellt werden, in unseren Museen und wir sind ursprünglich einmal in der Kulturlandschaft waren, dann ge- sammelt und dann zum Teil entsorgt wurden. Andreas Rudigier: 1965 geboren, Studium der Kunstgeschich- sicher, dass wir wieder ein interes- Ich denke, grundsätzlich und habe das auch schon mehrfach te und Rechtswissenschaften; seit 1991 freischaffender Kunst- gesagt, Kooperationen unbedingt mit den Vorarlberger Institu- historiker, 1998-2000 Mitarbeiter beim Bundesdenkmalamt santes Programm bieten können. tionen zu machen. Wir haben sehr starke Regionen: wenn man in Salzburg, 2000-2011 Leiter der Montafoner Museen, seit in den Bregenzerwald schaut – das Frauenmuseum Hittisau April 2011 Direktor des vorarlberg museums; knapp 300 Ver- oder das Angelika-Kauffmann-Museum, das sind starke Ge- öffentlichungen zur Kunst- und Kulturgeschichte sowie Volks- schichten, und jetzt entsteht auch noch der Werkraum. Eigent- kunde und museologischen Themen. Ihr Andreas Trentini lich passiert viel in der Region, aber das VLM war nie dabei.

2 editorial ferdinandea NR 19 Februar–April 2012 ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at nino malfatti – die gemalte zeit retrospektive 1968 bis 2011 24. februar – 22. april 2012 Günther Dankl

kombiniert und mit Naturfrag- im Ferdinandeum erstmals einen Überblick über das um- menten versehen, lassen sich fangreiche Schaffen des Künstlers, beginnend mit den Ar- in erster Linie als reine Male- beiten der späten 1960er Jahre bis herauf zu den jüngsten rei und zugleich aber auch als großformatigen Bergbildern, die in diesem Umfang bisher kritische Fragestellungen und lediglich in Deutschland, wo ihm seit 2000 zahlreiche Ein- Der 1940 in Innsbruck geborene Tiroler Künstler Nino ironische Andeutungen an gesellschaftliche Verhaltenswei- zelausstellungen gewidmet waren, gezeigt wurden. Malfatti studierte von 1962 bis 1965 Restaurierung an der sen verstehen. Mit diesen Darstellungen alltäglicher Gegen- Akademie der bildenden Künste in Wien sowie Malerei und stände, die zu spannungsvollen Kompositionen verschachtelt Grafik bei Max Melcher. 1967 ging er zu Horst Antes an die werden und somit ständig die Grenze von Realität und Fik- Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, wo tion überschreiten, ist der Künstler 1977 auch auf der docu- von Matthias Boeckl, Günther Dankl, Nino Malfatti, er sein Studium 1972 beendete. 1974 übersiedelte er nach menta 6 vertreten. Ab etwa 1980 widmet er sich zunehmend Wolfgang Meighörner, Adolf Muschg und Eckhard Berlin. 1981/82 war er Gastprofessor für Maltechnik an der der Abbildung von Landschaften, in die sich gewöhnliche Schneider (180 Seiten, ISBN 978-3-900083-35-9). Hochschule der Künste in Berlin und 1994 Gastdozent an der Maschinenobjekte wie Flügelschrauben, Scharniere oder Ge- An den Sonntagen 26. Februar, 11. und 25. März Hochschule für Künste in Bremen. Heute lebt der Künstler in triebestangen einfügen. Es entstehen skurrile Atmosphären, sowie 15. und 22. April führt Nino Malfatti durch Berlin und Sautens in Tirol. die auf humorvolle Weise mit Doppeldeutigkeiten spielen. die Ausstellung. Am Freitag, 9. März, findet um Zu Beginn der 1970er Jahre arbeitet Nino Malfatti mit Re- Seit Mitte der 1980er Jahre sind das ausschließliche Thema 18 Uhr im Rahmen der Ausstellung eine Lesung alitätsfragmenten im Bild, mit anonymen Bestandteilen der seiner Bilder die Berge. In Berlin hat er diese zwar nicht mit Adolf Muschg statt. Am Donnerstag, 22. März, technischen Umwelt, wie Röhren, Treppen und Gestängen, mehr vor der Haustür, er hält sie jedoch während seiner hält Bernhard Braun um 19 Uhr einen Vortrag die er auf der Leinwand zu einem eigenen architektonischen Aufenthalte in Tirol in zahlreichen Skizzen, Studien und Fo- über: „Das Erhabene als Kategorie der Ästhetik- und Gebilde zusammenfügt. In der Folge variiert er Wäsche- tografien fest. Davon ausgehend malt er zumeist aus ihrem Kulturtheorie“. klammern, Gläser, Konservenöffner oder Kleiderbügel in Kontext gerissene alpine Hochgebirgsformationen, Felsen seriellen Kompositionen. Nicht ohne Grund wird damals der oder Steinbrüche, die er als völlig abstrakte Gegenstände neu Fotos: Begriff des „Realismus“ oder der „Neuen Sachlichkeit“ be- definiert und deren unerschöpflichen malerischen Reichtum Ringe mit Höhen und Tiefen, 1981, Tempera auf Leinwand, müht, wenn von der Präzision die Rede ist, mit der Malfatti er sich erschließt. Auf der Leinwand entstehen somit eigen- 165,5 x 100 cm, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, diese Gegenstände in die Fläche setzt. Fünf Jahre später reiht gesetzliche und sinnliche Welten, die mit Motiv und Wie- Inv. Nr. Gem/3864, © VBK, Wien 2012 er Gegenstände aus der heutigen Arbeits- und Konsumwelt dererkennbarkeit nur noch äußerlich verbunden sind und aus Neunundneunzig ohne Inhalt, 1976, Öl auf Leinwand, TLM, aneinander. Hammer und Sichel, Schuhmodel-Paare, Am- denen er die Bildfindung definiert. Inv. Nr. Gem/3428, (Leihgabe der Artothek des Bundes), bosse, Pflüge oder Maurerkellen, serienmäßig miteinander In einer großangelegten Retrospektive gibt die Ausstellung © VBK, Wien 2012

aktuellE AUSSTELLUNGEN 3 ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at „danke für die interessante führung.“ arttirol Angelika Schafferer Eva Maria Weis

Das Jahr 2011 schloss mit der höchsten bisher verzeichneten arttirol ist die Ausstellung der Kunstankäufe des Landes Tirol Besucherzahl ab: über 410.000 2007 - 2009, welche unter großem Publikumsinteresse am 1.

rner BesucherInnen konnten in den Dezember 2011 eröffnet wurde. Das Ankaufskonzept der Jury Häusern der Tiroler Landesmuseen für die Kunstwerke war auf zeitgenössisches Kunstschaffen in

hö gezählt werden. Erwartungsgemäß Österreich bzw. Tirol und Südtirol, sowie außerregionale Posi- hat der fulminante Erfolg des Tirol tionen mit Bezug zu Tirol oder zum alpinen Raum ausgerich- Panoramas auch einen Rückgang tet. Diese Auseinandersetzung mit dem alpinen Raum führt bei eig der Besucherzahlen bei den übrigen Gregor Sailer zu ungeschminkten Fotografien der Tiroler Alpen Häusern erzeugt, am stärksten bei (4 Fotografien aus der Serie LADIZ_alpen™, 2006), ohne Post- M der Hofkirche. Hier wird deutlich, kartenstaubzuckerschicht, dafür mit riesigen Erschließungsanla- dass sich die Besucherströme, gen und Vliesabdeckungen gegen die Gletscherschmelze. Dem- insbesondere die organisierten, auf gegenüber evoziert Herbert Brandls Bild („Ohne Titel“, 2000) neue Angebote „stürzen“. Nach der Erinnerungen an heroische, unberührte Gebirgslandschaften. gang Neueröffnung des Volkskunstmu- Zuckerberge und eine künstliche Regenwolke bilden bei Ste- seums konnten wir dort den glei- phan Hubers Installation die Kulisse, vor der er vermeintlich lf chen Effekt feststellen. Dennoch tiefe Einblicke in sein Elternhaus liefert, dessen Inneres sich als Blick in die Ausstellung mit Werken von THOMAS FEUERSTEIN: o kann festgehalten werden, dass unwirtliches Eismeer entpuppt (In mir, um mich und um mich „Herz (Heart), Körperloses Organ II“, 2005, Polypropylen, 170 x 150 x 140 cm und C-Prints auf Aluminium, Foto: TLM, aus den museen auch die „alten“ Häuser der Tiroler herum“, 2006). In solcher Umgebung kann Thilo Heinzmanns

W Landesmuseen immer noch die Bild („Ohne Titel, 2007) aus Fell und Kristall auf Aluminium © VBK, Wien 2012 Besucherzahlen haben, die sie im Mittel der letzten auch als langsam schmelzende Schneedecke auf dunkler Erde fünf Jahre erreichten – trotz einer Vergrößerung des interpretiert werden, doch vermag seine sensible Materialkom- arttirol, Kunstankäufe des Landes Tirol 2007-09 Angebots an Museen bei gleichbleibendem Besu- bination an der Grenze zwischen Malerei und Skulptur sofort Ausstellung vom 2. Dezember 2011 - 27. Mai 2012 cherpotenzial. Und wir dürfen davon ausgehen, dass weitere Assoziationen, von sinnlich bis poetisch, zu erwecken. Dienstag – Sonntag 9-17 Uhr sich diese Entwicklung auch wieder „glätten“ wird. Poesie ist es auch, die den faszinierenden Fotomontagen des Jury: Mag.a Romana Schuler, Dr.in Susanne Gänshei- Am Bergisel macht sich zudem die Tatsache bemerk- 1995 früh verstorbenen gebürtigen Tirolers Karl Heinz Koller mer, Dr. Günther Dankl bar, dass dort eine leistungsfähige Infrastruktur innezuwohnen scheint. Wie eine fantastische Welt unentdeckter Führung: Sonntag, 29. April 2012, 11:00 Uhr gegeben ist und eine großräumige Wegweisung. Für Planeten erscheint seine fotografische Installation (NEIRECA After Work: Kunst in Kürze die in der Stadt liegenden Häuser war auch nach I – IV, 1977 - 93), die in einem selbst entwickelten Verfahren auf Freitag 10. Februar und 11. Mai 2012, mehrjährigen Verhandlungen lediglich eine gering- drehbaren Tischen in der Dunkelkammer entstand. Interessierte jeweils 16 Uhr fügige Steigerung der Fußgänger-Beschilderung zu können diese und weitere Positionen noch bis 27. Mai 2012 in Ausstellungskatalog erschienen im Athesia-Tyrolia realisieren ... der Neuen Galerie des Ferdinandeums besichtigen. Druck, erhältlich im TLF um � 9,50.– Unbestritten sind Besucherzahlen eine gängige quan- titative Maßeinheit für Museen und Ausstellungen. Sie sagen aber nur wenig aus über Qualität des Bestandes, der Inhalte, der Gestaltung. Aber gerade diese Qualitäten werden auf lange Sicht die Bedeu- tung musealer Einrichtungen prägen und so bin ich malen mit glas und licht froh, dass in der jüngeren Vergangenheit mehrere Projekte der TLM mit Auszeichnungen gewürdigt worden sind. 150 jahre tiroler glasmalereianstalt Mit der Perspektive eines neuen Zentraldepots, der Eingliederung der Sammlung der Stiftung Klocker claudia sporer-heis und der Sammlung Kirschl sowie der erforderlichen Neukonzeption des Ferdinandeums mit dem Zeug- haus können die positiven Entwicklungen fortgesetzt Mit der Ausstellung „Malen mit Glas und Licht“ im Zeug- werden. Die Arbeiten hierzu haben bereits begon- haus greifen die Tiroler Landesmuseen das 150-jährige Be- nen. standsjubiläum der „Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt“ Es liegen jetzt fordernde Jahre vor uns – in jeder auf, eines der ältesten noch produzierenden Betriebe West- Hinsicht. Perspektiven wie diejenigen, die sich jetzt österreichs. In einer kulturgeschichtlichen Schau werden die abzeichnen, sind jedoch die wirklich wichtigen für Geschichte dieses Traditionsbetriebes, seine kunsthandwerk- große Museen. Für die lohnt sich der Einsatz! liche Produktion, aber auch die Technik der Glasmalerei an sich und ihre Anwendung bis in die heutige Zeit präsentiert. Die Möglichkeit, mit bunten Glasscheiben große Gemälde mit beeindruckender Leuchtkraft zu gestalten und diese in das Gesamtkonzept der Architektur zu integrieren, wurde zuerst in der sakralen Baukunst der Gotik genutzt. Ab der Blick in die Ausstellung – im Hintergrund die vom Verein Zeit der Renaissance verlor die Glasmalerei immer mehr an Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum im Jahr 2010 erwor- Bedeutung. Erst im 19. Jahrhundert kam es zu einer Wieder- benen Glasgemälde aus der Pfarrkirche Sistrans, Foto: TLMF belebung dieses Kunsthandwerks. Die Gründung der Tiroler Glasmalereianstalt 1861 dürfte für von Albert Neuhauser 1877 gegründete Mosaikanstalt und Albert Neuhauser, der aus einer Innsbrucker Glaserfamilie die Tiroler Glasmalereianstalt vereinigt und in der Folge auch stammte, Josef von Stadl, einen namhaften Architekten, und künstlerisch gemeinsam geleitet. den Historienmaler Georg Mader vorerst wohl ein riskantes Nach dem Ersten Weltkrieg, der die Arbeit im Betrieb bei- Unternehmen gewesen sein. Um die originale Technik zu nahe zum Stillstand brachte, begann man, das Geschäft mit studieren, begann man zunächst, mittelalterliche Glasfenster, Nordamerika wieder aufzubauen, und erhielt nun auch Auf- die man sich u.a. aus dem Ferdinandeum auslieh, zu kopieren träge aus Südamerika. und in der Folge auch das passende Glas zu erzeugen. 1870/72 Die Zeit nach 1945 war zunächst von Restaurierungsarbeiten wurden in Wilten ein eigenes Gebäude für die Produktion so- an beschädigten Kirchenfenstern, aber auch von Neuauf- wie eine Glashütte errichtet. trägen geprägt, für die zeitgenössische Kunstschaffende die Nach der Ernennung des neuen Kompagnons Albert Jele zum Vorlagen lieferten. Neue Möglichkeiten eröffneten sich durch Direktor des Unternehmens (1874) expandierte die zu dieser die Herstellung von Betonglasfenstern, bei denen großflächig- Zeit bereits über Tirol und die österreichisch-ungarische Mo- abstrakte Gestaltungen dominieren. narchie hinaus erfolgreiche Firma auch in die USA und konn- Heute befindet sich die Tiroler Glasmalerei und Mosaikan- te dort zahlreiche große Aufträge lukrieren. stalt bereits in der fünften Generation im Eigentum der Fami- Gegen 1900 wurden aus wirtschaftlichen Gründen Umstruk- lie Mader. Neben Restaurierungsarbeiten beschäftigt sich die turierungsmaßnahmen notwendig, die der neue Leiter Robert Firma vor allem auch mit modernen Kunstverglasungen im Foto: Klemenc/TLM Mader durchführte. In diesem Zusammenhang wurden die öffentlichen wie im privaten Bereich.

4 aktuelle Ausstellungen ferdinandea NR 19 Februar–April 2012 ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at renaissance-porträts und griechische landschaften eine museumsfahrt nach münchen Andreas Trentini

Der Ausflug am 12. November führte uns nach Mün- Am Nachmittag stand ein Besuch der Neuen Pinakothek malerei beauftragte. In ihr treffen sich Landschafts- und chen. Zunächst ging es in die Ausstellung in der Kunst- auf dem Programm. Der bayerische König Ludwig I. Historienmalerei und sie war ein Niederschlag der Be- halle der Hypo Kulturstiftung zum deutschen Porträt (1786-1868) begann Anfang 1800, Kunst zu sammeln. geisterung Ludwigs für das klassische Griechenland. um 1500. Anhand von Werken u.a. von Dürer, Cranach Insbesondere mit dem Zyklus von Carl Anton Joseph Nach Erwerb mehrerer anderer Sammlungen wird 1846 und Holbein wurde gezeigt, wie das Individuum um Rottmann (1797-1850) über griechische Landschaften der Grundstein für die neue Pinakothek gelegt. Das 1853 1500 auch in der nördlichen Renaissance ins künstle- mit 23 großen Tafelbildern kam bereits der Wunsch auf eröffnete Haus bietet eine große Fülle von Werken, die rische Interesse rückte. Wir hatten das Glück, hervor- nach einem eigenen Museum. Es war der König selbst, es unmöglich machten, in der kurzen Zeit auch nur eine ragende FührerInnen zu haben, die uns dieses Thema der Rottmann nach einer Italienreise auch eine Reise nach Übersicht zu erhalten und den Wunsch aufkommen ließ, näher brachten. Griechenland ermöglichte und ihn zu der Monumental- dort nochmals hin zu fahren. unterwegs zur kultur Irene Tischler

Mit einer animierenden Zeitreise durch die Schausamm- Mit einer Stadtbesichtigung und einer Führung durch das lung im Zeughaus und einer beeindruckenden Führung Ulm Museum verschaffen wir uns am 6. Mai einen Über- durch die Ausstellung „Malen mit Glas und Licht“ eben- blick über dieses rege Kulturzentrum. Südtirol sieht uns am dort, ging der Reigen der Vereinsausflüge 2011 zu Ende. 23. Juni wieder (Kloster Neustift und Burg Rodeneck) Claudia Sporer-Heis, Kustodin der Historischen Samm- und im Trentino statten wir dem Kriegsmuseum Rovereto lungen, zeichnete dabei die bewegte Geschichte des Hauses und dem Flugzeugmuseum Caproni am 2. September ei- nach und sinnierte über verschiedene Vorhaben in den nen Besuch ab. Unter dem Motto „Verbündet, verfeindet, kommenden Jahren. verschwägert“ lockt uns die Landesausstellung Bayern- Zeitgleich veröffentlichen wir unser Programm der Ver- Oberösterreich am 14. Oktober. In Winterthur werden wir einsfahrten für 2012, welches uns wiederum an ausgewähl- uns am 18. November die Sammlung Oskar Reinhart „Am te Orte der Kunst, Kultur und Forschung bringt. Für Ihre Römerholz“ ansehen und an den Vorführungen im Techno- zahlreichen Vorschläge und Tipps bedanken wir uns herz- rama Science Center teilnehmen. Der bunte Strauß an Ver- lich! Sowohl Mitglieder als auch Interessierte sind eingela- einsausflügen gewinnt noch an Attraktivität durch unseren den, sich mit uns auf zu neuen Erfahrungen zu machen. Am stimmigen Jahresabschluss am 16. Dezember, wo wir uns 12. Februar geht es los mit einer Tagesfahrt nach München, unseren archäologischen Wurzeln im Haus widmen. wo wir eine Führung durch Schloss Nymphenburg und Fordern Sie gleich unser Jahresprogramm an oder melden die Glyptothek genießen werden. Das Kunsthaus Sie sich direkt für Ihre Fahrten an. Wir freuen uns auf Ihre und das Kunstmuseum Vaduz erwarten uns am 25. März. Rückmeldungen und beraten Sie gerne! flatterhafte freuden! Peter Huemer

Naturwissenschaftliche Sammlungen, 27. Oktober zehnten viele Schät- 2011, das Telefon klingelt. Am Apparat: Rudolf Eis ze angesammelt. Ins- aus Waldegg in Niederösterreich, seines Zeichens gesamt sind es 5.300 Multitalent mit Hang zur Malerei und Musik, nicht Exemplare die nach zuletzt aber auch Schmetterlingsexperte. Vielen Le- Tirol wandern sol- serInnen der ferdinandea indirekt bekannt durch len. Fein säuberlich großartige Universum-Sendungen, die erst durch präpariert und nach seinen fachlich kompetenten Beitrag die hohe wissenschaftlichen Qualität erreichten. Der Grund des Anrufs ist sei- Ansprüchen etiket- ne wertvolle Schmetterlingssammlung, Ansprech- tiert und bestimmt. partner der Verfasser dieser Zeilen. Wir kennen Wir reagieren rasch und schätzen uns schon lange, vielleicht mit ein und mit großer Freu- Grund für den nach reiflicher Überlegung ge- de. Schon wenige fassten Entschluss, die Sammlung dem Ferdinan- Tage später kann deum in Innsbruck zu übergeben, als Geschenk! Gerhard Tarmann Rudolf Eis, Hier erhofft und erwartet der Spender – wie die Sammlung über- Foto: Gusenleitner, Biologiezentrum manche andere vor ihm – die größtmögliche nehmen. Klein aber Wertschätzung für sein Lebenswerk. Nicht mit fein ist das Motto, verstaubten Objekten, sondern mit öffentlich zu- schon lange Verschollenes und Seltenes findet sich ebenso gänglichen soll der finale Zweck der Aufsamm- darunter wie Buntes und Hübsches. Schwerpunkt sind die lungen erreicht werden: der Schutz der Falter! östlichen Alpen. Wiederum ist eine wichtige Lücke in der Ein Kasten Bären, Foto: Heim/TLM Sammeln ist und war auch nie sein Ding, vielmehr berühmten Alpensammlung des Tiroler Landesmuseums der Naturschutz, trotzdem haben sich im Laufe von Jahr- geschlossen!

verein 5 ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at „danke für die interessante führung.“ Angelika Schafferer

Eine Führung ist nur eines von vielen Formaten, die von Kulturver- mittlerInnen entwickelt wurden und werden, um das Museum und seine Sammlungen einem immer breiteren Publikum zu öffnen und nutzbar zu machen. Partizipation und Interak- tion sind wichtige Grundlagen der Kulturvermittlung. Es gilt, von und mit den Objekten zu lernen.

Das Team der Besucher-Kommunikation in den Tiroler Lan- desmuseen besteht aus Frauen und Männern, die meist ein Studium als HistorikerIn, KunsthistorikerIn, Erziehungs- wissenschaftlerIn oder eine Ausbildung an einer Kunstaka- demie absolviert haben und durch einschlägige Lehrgänge „Was ist in der Erde verborgen?“ Museumspädagogische Aktion mit dem Kindergarten St. Paulus, Foto: TLM und/oder große Erfahrung für die spezielle Arbeit mit dem Publikum in Museen und Ausstellungen befähigt sind. Die senzimmer. Hinter diesem Koffer stehen Jahre der Ent- Events wie die „Lange Nacht der Museen“ und der „Tag der vielfältigen Ausbildungssituationen sind Basis für einen in- wicklung gemeinsam mit Kollegen aus den vor- und früh- Offenen Tür“ benötigen aufwändige inhaltliche und logi- terdisziplinären Zugang zur Arbeit mit dem Publikum. Seit geschichtlichen und provinzialrömischen Sammlungen. stische Konzepte und bieten dem Publikum ein vielseitiges der Eröffnung des TIROL PANORAMA ist das Team auf Fünf Prototypen wurden in der Werkstatt des Ferdinande- Programm mit Führungen, Workshops, Konzerten und Le- über 20 KulturvermittlerInnen angewachsen. ums angefertigt und können von Tiroler Schulen ausgelie- sungen. „Rundum Weihnacht“ schließt seit 10 Jahren mit Die personale Vermittlung stellt neben der medialen und hen werden. einem großen Familiennachmittag im Zeughaus das Muse- digitalen den Schwerpunkt des Referats für Besucher-Kom- Unterschiedliche Formate ermöglichen jeder Zielgruppe, umsjahr ab. Zu dieser mittlerweile traditionellen Koopera- munikation in den Tiroler Landesmuseen dar. Ein breites ihre Freizeit individuell in den Tiroler Landesmuseen zu tion mit dem ORF und Licht ins Dunkel gehören „Elsa die museumspädagogisches Programm für Kindergärten und gestalten: Kinder lernen die Tiroler Landesmuseen mit Weihnachtsfee“, neu konzipierte und bewährte Werkstätten, Schulklassen bietet altersadäquate aktionsorientierte Ab- Kinderführungen und Familien-Rundgängen kennen oder Kekse, Getränke und Musik im weihnachtlichen Innenhof. läufe und Workshops in den Schausammlungen und den feiern mit ihren FreundInnen „Geburtstag im Museum“. Alle Angebote auf www.tiroler-landesmuseen.at unter Ausstellungen an. LehrerInnen sind zu Previews vor Aus- Erwachsene starten beim „after work: Kunst in Kürze“ „Museum und Publikum“. stellungseröffnungen sowie zu Fortbildungen eingeladen, mit einem Glas Prosecco vor einem Kunstwerk ins Wo- die teilweise in Kooperation mit der Pädagogischen Hoch- chenende, können bei den Sonntagsführungen ihr Wissen schule Tirol stattfinden. „Museum und Schule“ wird als vertiefen und am Sonntagnachmittag beim „Who is Who Netzwerk verstanden und das Museum als außerschulischer der Habsburger“ in der Hofkirche ihre Neugierde befrie- Seit 1994 besteht das Referat der Besucher- Lernort durch verschiedene Maßnahmen in den Mittel- digen. SeniorInnen aktivieren ihre Erinnerung durch einen Kommunikation. Es ist Planungs-, Organisa- punkt gerückt: Freier Eintritt für SchülerInnen im Klassen- erzählerischen und musikalischen Zugang im Format „Ge- tions- und Koordinationsstelle für alle Belange verband, jährlich stattfindender österreichweiter Aktionstag schichten vor Bildern“. der Arbeit mit BesucherInnen in Absprache mit „Schule schaut Museum“, Projekte mit unterschiedlichen Das Offene Atelier - ein generationsübergreifendes Ange- der Direktion, den KuratorInnen und wissen- Schultypen, wie z.B. das Projekt „Glas ins Museum“. Schü- bot - stellt einzelne Werke aus dem Tiroler Landesmuseum schaftlichen MitarbeiterInnen und dem Referat lerInnen der Glasfachschule Kramsach haben im Rahmen Ferdinandeum in den Mittelpunkt der eigenen Kreativität für Öffentlichkeitsarbeit. Die Arbeit des Refe- der Ausstellung „Malen mit Glas und Licht“ einen zweitä- im Atelier. Jahr für Jahr wird dafür ein völlig neues Pro- rats setzt an der Schnittstelle zwischen Publi- gigen Workshop im Zeughaus und im öffentlichen Raum gramm in den Ausstellungen und Schausammlungen ent- kum und Objekt an. absolviert. Dieses Projekt ist eine Kooperation mit rath & wickelt. winkler und der Tiroler Glasmalereianstalt mitfinanziert durch Kulturkontakt und wird mit der dreitägigen Austellung „Brazetogether“ im Zeughaus abgeschlossen. Der Museumskoffer „Zeitreise Tirol. Archäologie von der Steinzeit bis ins Frühmittelalter“ eröffnet andere Wege: Dieses neue Produkt – voll mit Informationen zu fünf Epo- chen, didaktischem Material und Objekten – kommt den Schulen entgegen und bringt ein Stück Museum ins Klas-

Comenius-Projekt: SchülerInnen aus Italien, Spanien, Deutschland und dem BRG Adolf Pichler Platz entwickeln ein Museumsquiz per Handy in den Tiroler Landesmuseen. Foto: TLM/Parigger „Offenes Atelier", Foto: Dorothea Bouvier-Freund

6 Besucher – Kommunikation ferdinandea NR 19 Februar–April 2012 ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at

Ausstellungseröffnung Ausstellungstipps Am 1. Dezember 20011 wurde zur Ausstellungeröffnung von arttirol Zahlreich sind die Angebote an interessanten Ausstellungen in Museen und „Kunstankäufe des Landes Tirol Ausstellungsräumen bzw. Ausstellungshäusern der unmittelbaren Umgebung. 2007 – 2009” geladen. Die Werke Wir haben für Sie eine kleine Auswahl getroffen: der 13 ausgestellten Künstlerinnen und Künstler erregten viel Aufmerk- samkeit. Kunsthistorisches Museum/Leopold Museum/Albertina, Wien Foto: Klemenc www.khm.at, www.leopoldmuseum.org, www.albertina.at Gustav Klimt 14.08.-06.05./24.02.-27.08./14.03.-10.06.2012 Ausstellungeröffnung Essl-Museum – Kunst der Gegenwart, Klosterneuburg Ein bunt strahlender Innenhof erwar- www.essl.museum tete die Besucherinnen und Besu- Anselm Kiefer cher des Auftaktabends zur Ausstel- 03.01.-29.05.2012 lung „Malen mit Glas und Licht – 150 Jahre Tiroler Glasmalereianstalt” am 21er Haus, Wien www.21ererhaus.at 24. November 2011. Farbstark ging Utopie Gesamtkunstwerk es auch in den Schauräumen weiter, 20.01.-20.05.2012 wo die von hinten beleuchteten Glä- ser von Nahem betrachtet werden Museion – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, Bozen konnten. Fotos: Klemenc www.museion.it Claire Fontaine 04.02.-29.04.2012

Kunsthalle der Hypo Kulturstiftung, München www.hypo-kunsthalle.de Georgia O’Keeffe – Leben und Werk 03.02.-13.05.2012

Kunstbau, München www.lenbachhaus.de Marcel Duchamp in München. 1912/2012 31.03.-15.07.2012

Rundum Weihnacht Vogelzählung am Inn Ein abwechslungsreiches Programm Dreimal im Jahr werden von der für die ganze Familie erwartete Inte- Ornithologischen ARGE Wasservo- ressierte am 24. Dezember 2011 im gelzählungen an unterschiedlichen Museum im Zeughaus. Bei Keksen und Feuchtgebieten in Tirol durchgeführt, Getränken wurde Theater und Musik zuletzt am Achensee, der als inner- gespielt und in den Werkstätten eifrig alpines Gewässer von nationaler gebastelt. Bedeutung ist. Nächster Termin: Sonntag, 18. März 2012. Interes- sierte sind herzlich willkommen! Foto: W. Neuner

Medieninhaber, Herausgeber, Verleger und Hersteller: FFerdinandeumerdinandeum Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. andesmuseumandesmuseum Museumstraße 15, LL 6020 Innsbruck, Werden Sie Mitglied [email protected], Werden Sie Mitglied + freier Eintritt in die Schausammlungen und Tel +43 512-59489 105 desdes VereinsVereins TirolerTiroler Sonderausstellungen des Tiroler Landesmuseums Redaktion: ferdinandeum, des Museums im Zeughaus, Bernhard Braun, Andrea Fink, Irene Tischler, der Hofkirche, des Tirol Panoramas und Eva Maria Weis, Inge Praxmarer; des Tiroler Volkskunstmuseums Für den Inhalt verantwortlich: + Ermäßigter Eintritt bei Konzerten und diversen DI Andreas Trentini Museen + Ermäßigte Teilnahme an Vereinsfahrten Die ferdinandea erscheint 4 x im Jahr. + freie Benützung der Bibliothek + kostenfreie Begutachtungen Vereinszweck: Förderung von Kunst, Kultur und + 10 % Ermäßigung auf Museumspublikationen und CD’s Wissenschaft in Tirol. des Online-Shop-Sortiments + Einladungen zu Veranstaltungen und Eröffnungen Blattlinie: + kostenlose Zusendung der ferdinandea Informationsorgan der Mitglieder E E Organe: Jahresbeitrag 30,-, SchülerInnen, StudentInnen 10,- Vorstand (A. Trentini, F. Pegger, B. Braun), Institutionen, Gemeinden E 100,- Aufsichtsrat (I. Praxmarer, K. Gostner, Familien (+ Kinder bis 14 Jahren) E 50,- E. Heiss, L. Andergassen) Wir freuen uns auf Sie! Grafik: büro54 Druck: Athesia-Tyrolia Druck, Innsbruck Tel 0512 59489-105 · Fax 0512 59489-109 www.ferdinandeum.at · [email protected]

eröffnungen 7 ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at wissenschaftliches jahrbuch der tiroler landesmuseen 4. Band bezeugt umfassende Forschungsarbeit

Über die kulturgeschichtliche Spurensuche einer Truhe die nicht in Ausstellungen, in Konzerten oder anderen tem- aus Osttirol, über die Schmetterlingsvielfalt im Schutz- porären Veranstaltungen präsentiert werden können, finden gebiet Schwemm, Straßenlaternen als Insektenfallen, die im seit 2008 erscheinenden „Wissenschaftlichen Jahrbuch Inschriften auf der Rückseite des „Altars von Schloss Ti- der Tiroler Landesmuseen“ ihr Forum. MitarbeiterInnen der rol“ und über weitere Forschungsarbeiten ist im aktuellen, Tiroler Landesmuseen publizieren hier zu Tirol-relevanten 4. Band des „Wissenschaftlichen Jahrbuchs der Tiroler Lan- Forschungsthemen ebenso wie externe AutorInnen. Die Pu- desmuseen“ nachzulesen. blikation ist somit auch ein außermuseales Medium, das Uni- Die Ausgabe spannt mit neun Beiträgen einen Bogen von versitäten mit dem Museumsbetrieb verbindet. historischen zu archäologischen Themen, von naturwissen- Das 440 Seiten starke Wissenschaftliche Jahrbuch der schaftlichen Aspekten bis zur Volkskunde, wobei dem inter- Tiroler Landesmuseen ist in allen Museumsshops der Tiroler disziplinären Forschen Rechnung getragen wird. Landesmuseen, im Buchhandel sowie online unter: Die wissenschaftliche Beschäftigung mit den eigenen Bestän- www.tiroler-landesmuseen.at/shop erhältlich. den und deren kulturhistorischem Umfeld ist eine der Kern- ISBN: 978-3-7065-5135-9, 440 Seiten, fest gebunden, durch- aufgaben der Tiroler Landesmuseen. Forschungsergebnisse, gehend vierfarbig, StudienVerlag, Preis € 34,90 Foto: TLM ein unentdeckter archipel der tiroler maler august stimpfl

DO 23. Februar, 20:45 Uhr Filmporträt, das er posthum 2011 fertiggestellt hat. FILMVORFÜHRUNG Der Direktor des Karlsruher ZKM Peter Weibel, der in dem Ein Dokumentarfilm von Markus Heltschl, 2009/2011 Film ausführlich zu Wort kommt, hält August Stimpfl für ei- (HD, 60 Min) nen – noch zu entdeckenden – großen österreichischen Maler Ort: Leokino, Anichstraße 36, 6020 Innsbruck der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Auseinandersetzung Eine gemeinsame Veranstaltung des Leokino mit den mit Peter Weibels Existenzphilosophie erhellt das Werk von Tiroler Landesmuseen August Stimpfl und gibt einen Einblick in das Wesen seiner Malerei. August Stimpfl ist am 21. Mai 2010 verstorben. Neben Wilfried Mittels der Lebensgeschichte von August Stimpfl stellt der Kirschl, Paul Flora und Max Weiler war er eine der prägenden Film auch die Entwicklung jener NachkriegskünstlerInnen Künstlerpersönlichkeiten Nordtirols. dar, die nicht nach Wien gegangen sind, sondern an der Peri- Anlässlich seiner Ausstellung im Vinschgauer Museum pherie blieben und dort arbeiteten. In ihren Arbeiten zeigt sich Schloss Kastelbell 2009 hat der Tiroler Regisseur und Filme- das Weltbild einer Epoche, die nun allmählich zu Ende geht, macher Markus Heltschl ein letztes, vertiefendes Gespräch da nur noch wenige ihrer ProtagonistInnen am Leben sind. mit dem Künstler geführt. Seither arbeitete Heltschl an einem August Stimpfl 1924 – 2010, Foto:M arkus Heltschel

cd-neuerscheinungen Reihe „musikmuseum“

Musikmuseum 9: Musikmuseum 10: Musikmuseum 11: Frühling und Liebe. Josef Bläsermusik Sakral Die italienische Renaissance- Pembaur Jakob Schgraffer: Oratorium Orgel (anonym, um 1580) in (1848-1923) – Lieder "Die Angst und der Tod des der Silbernen Kapelle der

MUSIKMUSEUM 10 BLÄSERMUSIK SAKRAL Erlösers" & Harmoniemesse Innsbrucker Hofkirche MUSIKMUSEUM 9 OratOrium „Die angst unD JAKoB SchgRAffER: MUSIKMUSEUM 11 FRÜHLING UND LIEBE Maria Erlacher (Sopran), Kle- Der tOD Des erlösers“ & HarmOniemesse (BOzen 1828) (Bozen 1828) Italienische, süddeutsche und JoSEF PEMBaUR (1848–1923) · LIEDER JohAnn BAptISt gÄnSBAchER: HarmOniemesse (BOzen 1818) DIE ITALIENISCHE RENAISSANCE-ORGEL (ANONYM, UM 1580) Maria ErlachEr ( S o p r a n ) · KlEMEns sandEr ( B a r i t o n ) · maria erlaCHer · martina gmeinDer · WilfrieD rOgl · PHiliPPe sPiegel IN DER SILBERNEN KAPELLE DER INNSBRUCKER HOFKIRCHE annEttE sEilEr ( K l a v iEr ) mens Sander (Bariton), Annette VOkalensemBle nOVOCantO · BläserensemBle Des ferDinanDeums · Johann Baptist Gänsbacher: spanische Orgelmusik des 16. ernst sCHlaDer PETER WALDNER Seiler (Klavier) Harmoniemesse (Bozen 1818) und 17. Jahrhunderts Maria Erlacher (Sopran), Peter Waldner (Orgel) Josef Pembaur gehört zu den bedeutendsten und interes- Martina Gmeinder (Alt / Sopran II), Wilfried Rogl (Tenor), santesten Persönlichkeiten der Tiroler Musikgeschichte. Philippe Spiegel (Bass), Vokalensemble Novocanto, Bläse- Die Orgel in der Silbernen Kapelle der Innsbrucker Hofkir- Mit der Komposition von Liedern beschäftigte er sich sein rensemble des Ferdinandeums, Ernst Schlader che ist ein besonderer Schatz der Orgelstadt Innsbruck. Es ganzes Künstlerleben lang: In der Wiener Deutschen Kunst- Die pionierhafte Erkundung der frühromantischen Bläser- handelt sich um das weltweit älteste erhaltene Instrument und Musikzeitung vom 11.1.1902 wird als Liedkomponist musik im Originalklang, die mit der Produktion „Musik- der italienischen organo di legno-Tradition mit einem ho- gewürdigt: „Als Componist hat er so ziemlich alle Gebiete museum 3“ begonnen wurde, wird mit dieser CD mit geist- hen Anteil an Holzpfeifen, die sich durch einen besonders mit großen Erfolgen betreten, am bedeutendsten ist er auf lichen Werken in der reizvollen Besetzung mit Solisten, Chor weichen, edlen Klang auszeichnen. Das Instrument kam dem Gebiete der Liedcomposition“. Ein hochkarätiges, en- und Bläserensemble fortgesetzt. Das Oratorium „Die Angst mit großer Wahrscheinlichkeit über Erzherzogin Anna gagiertes Team widmet sich dem großartigen Liedschaffen und der Tod des Erlösers“ des Bozner Komponisten Jakob Katharina Gonzaga um 1585 aus Mantua nach Tirol. Peter Pembaurs. Schgraffer ist eine besondere Rarität. Der Komponist setzt Waldner hat für seinen Ausflug in die Klangwelt der Re- in diesem großartigen Werk aus dem Jahr 1828, wie auch in naissance Musik ausgewählt, die auf dem Instrument tat- seiner etwa zeitgleich entstandenen Harmoniemesse, die Blä- sächlich erklungen sein könnte. serfarben besonders gekonnt ein und kombiniert sie in inno- vativer Art und Weise. Die Harmoniemesse von Gänsbacher begeistert in ihrer filigranen, genialen Setzweise.

8 VERANSTALTUNGEN ferdinandea NR 19 Februar–April 2012 ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at !?weltenmaschine museum?! österreichischer museumstag 2011 Inge Praxmarer

Anlässlich der Neueröffnung des Während der Tagung wurde vor allem die Frage gestellt, ob der in der Überschrift aufgeworfene Anspruch der Welten- „Universalmuseum Joanneum“, welche maschine von einem modernen Museum noch erfüllt wer- den kann. Ist diese Ambition überhaupt noch aktuell. Soll zu seinem zweihundertsten Geburts- und kann die Welt in einem musealen Kontext erfasst und dargestellt werden. Weitere Diskussionspunkte waren, in- tag stattfand, wurde vom 24. bis 26. wiefern Museen den Blick auf die Vergangenheit, aber auch Gegenwart konstruieren und manipulieren, diesen, einmal November der Österreichische festgelegt, nicht mehr hinterfragen und somit unreflektiert tradieren. Museumstag 2011 in Graz abgehal- Das Museum als Arche Noah ten. Er wurde in guter Tradition in „Was ist aus dem historischen Ort geworden, der als Ar- che, als vollständiges Archiv angelegt war, die Welt in ihrer Kooperation mit dem Museumsbund kompletten DNA in Miniatur erfassen sollte?“ (Pressetext) Dieser Frage nach der Welt-Aneignung sind Wissenschafte- Franz Gsellmann, Weltmaschine, Foto: Inge Praxmarer Österreich und ICOM (International rInnen und Museumsleute in Referaten nachgegangen. Wie sich sowohl der Kunst- als auch Museumsbegriff seit den Council of Museums) Österreich aus- Kunst- und Wunderkammern der Renaissance geändert hat, fasst hatten, wurde dieser vorgestellt und diskutiert. Hier- erläuterten vor allem die ReferentInnen am ersten Tag. Mit bei wurde vor allem von den Diskutierenden das Eingehen gerichtet. Die mit „Weltenmaschine „Geschichten musealer Welt-Aneignung und –Deutung“ auf die aktuelle Situation sowie das Miteinbeziehen einer befassten sich der Schweizer Kunsthistoriker und Professor Zukunftsperspektive eingefordert. Zum Stand der Debatten Museum“ betitelte Veranstaltung hat- für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatli- über Museumsbünde in Südtirol, der Schweiz und Deutsch- chen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, Beat Wyss, land berichteten deren VertrerInnen. Am Abend wurde ver- te sich nicht nur die umfangreichen sowie auf besonders aktuelle Weise Clémentine Deliss vom schiedenen Museen das Museumsgütesiegel, das seit 2002 Weltkulturenmuseum in Frankfurt. Weiters diskutierten jährlich von ICOM und dem Museumsbund Österreich ver- Sammlungen und Ausstellungen des Kunstschaffende, wie die Filmemacherin Ruth Becker- geben wird, überreicht. Neun von 21 Museen kamen aus mann, die Dramaturgin Dagmar Guhl, der Schriftsteller Tirol: das Alpenverein Museum aus Innsbruck, das Muse- Joanneums zum Thema genommen. Ferdinand Schmatz sowie die Künstlerin Sofie Thorsen in um Fliess, das Museum in der Widumspfiste aus Fügen, einem Podiumsgespräch über Strategien der „Welterschaf- das Stadtarchäologiemuseum Burg Hasegg Hall, das Grüne Vielmehr konnte allgemein in diesem fung“ in Film, Theater, Literatur und bildenden Kunst. Haus aus Reutte, das Schloss Bruck Museum der Stadt Li- Weiters wurde für einen Tag ein ganz spezielles Museum enz, das Stadtmuseum Innsbruck, das Tiroler Volkskunst- Zusammenhang der Begriff Museum eingerichtet. Dreißig VertreterInnen österreichischer Mu- museum in Innsbruck und das Turmmuseum Oetz. seen wurden bereits im Vorfeld aufgefordert, jeweils einen Der letzte Tag war traditionellerweise Museumsbesuchen auf seine Dienlichkeit hin überprüft für ihre Sammlung typischen Gegenstand, also ein Objekt, gewidmet, dieses Mal ging es zu den verschiedenen Häu- welches sowohl ihre Sammlung als auch „die Welt“ reprä- sern des Joanneums. werden. Aufgrund der kontroversen sentiert, mitzubringen. Von Tirol wurden das Augustiner- Am 26. November wurde dann das Joanneumsviertel eröff- museum Rattenberg und das Alpenverein Museum, Inns- net. Hier sind die „Neue Galerie“, wovon das „Bruseum“, Diskussion ist die Ergänzung mit bruck eingeladen. ein Museum für den Aktionskünstler und Grafiker Gün- Am zweiten Veranstaltungstag stand das Thema „Zum ther Brus einen Teil darstellt, die „Multimedialen Samm- einem Ausrufezeichen als auch Selbst-, Institutionen- und Weltverständnis Museumsver- lungen“, die „Steiermärkische Landesbibliothek“ sowie antwortlicher heute“ auf dem Programm. Nachdem einige das neue „BesucherInnen-Zentrum“ untergebracht. Um die Fragezeichen angebracht. VertreterInnen der österreichischen Museumsverbände ei- ganze Vielfalt zu erfassen sind sicherlich weitere Besuche nen Zwischenbericht über die Aufgaben der Museen ver- erforderlich.

wissenschaft 9 ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at die graphischen sammlungen Günther Dankl

Die Graphischen Sammlungen des Ferdinandeums wurden erst 1976 als eigenständiger Sammlungsbereich etabliert. Bis zu diesem Zeitpunkt ist ihre Bestandsgeschichte aufs engste mit der der Kunstgeschichtlichen Sammlungen und der Bibliothek verknüpft.

Wieser galt sowohl im In- als auch im Ausland als gefragter und anerkannter Fachmann auf diesem Gebiet der Druckgra- fik. In der mehr als 6.000 Blätter umfassenden Sammlung befinden sich Arbeiten von fast allen wichtigen Stechern der Hochblüte des Kupferstichs in Mitteleuropa. Zahlenmäßig nahezu gleich wie der Bestand an Kupferstichen ist der an Handzeichnungen von Tiroler Künstlern des 19. Jahrhunderts. Bereits 1829 wurden über den Maler Gebhard Flatz in Rom Federzeichnungen von Joseph Anton Koch zu den von ihm ausgeführten Dante-Fresken in der Villa Massimo angekauft; im selben Jahr konnte auch eine große Anzahl von Handzeichnungen von Johann Gabriel Degler erworben werden. Diese Ankäufe bildeten den Grundstock für die reichhaltige Sammlung von Handzeichnungen Tiroler Künstler vom Klassizismus und von der Romantik bis hin zur Genrekunst eines Mathias Schmid oder Franz von Defregger. Innerhalb des großen Bestandes an Grafiken des 20. Jahr- hunderts nehmen einerseits die Werke von Künstlern der Zwischenkriegszeit einen bedeutenden Platz ein – vertreten durch Namen wie Albin Egger-Lienz, Rudolf Wacker, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Fritz von Herzmanovsky-Orlando, Paul Rittinger oder Artur Nikodem, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Andererseits ist gerade durch den seit den 1950er Jahren existierenden Österreichischen Graphikwettbe- werb ein beachtlicher Bestand an Grafiken österreichischer Künstler nach 1945 bis zur Gegenwart angewachsen. Der alphabetische Bogen der in der Sammlung vertretenen Kün- sterInnen reicht von Kurt Absolon über Maria Lassnig oder Arnulf Rainer bis hin zu Otto Zitko oder Leo Zogmayer. Die Graphischen Sammlungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum stellen in ihrer Gesamtheit einen zum Teil immer noch unbekannten Hort kostbarer Grafiken dar. Für viele Blätter liegen zum Großteil noch die alten, zumeist aus dem 19. Jahrhundert stammenden Zuschreibungen vor. Eine gründliche wissenschaftliche Auf- und Durcharbeitung des Gesamtbestandes wird noch Jahre beanspruchen. Als Ergebnis einer fast 200 Jahre andauernden Sammeltätigkeit legt sie ein einzigartiges Zeugnis sowohl von der bewegten Geschichte des Museums selbst ab als auch von dem damit verbundenen historischen Bewusstsein und der künstlerischer Vielfalt.

Arnulf Rainer, Andreas Hofer, 1989

Anlässlich der Gründung des Tiroler Landesmuseums Fer- Durch dieses Legat gelangten sowohl Handzeichnungen von dinandeum 1823 übergab das Stift Stams dem Ferdinandeum Künstlern aus Italien, den Niederlanden, Frankreich, Deutsch- aus dem Nachlass des Malers Joseph Schöpf 106 „akade- land und Österreich als auch solche von Tiroler Barock- mische Figuren“, 19 Köpfe und 53 Zeichnungen. Damit war künstlern, wie u.a. von Johann Evangelist Holzer, Martin der Grundstock der Graphischen Sammlungen gelegt. In der Knoller, Josef Schöpf, Paul Troger, Franz Unterberger oder Folge ist der Bestand durch Geschenke und Erwerbungen von Ignaz Unterberger an das Museum. Die durch das Legat Handzeichnungen, Kupferstichen, Lithografien und anderen Wieser erhaltenen Handzeichnungen und Aquarelle bilden grafischen Techniken ständig gewachsen. Heute umfasst die neben weiteren Werken dieser Künstler oder solchen u.a. von Sammlung an die 30.000 Blätter. Davon beträgt allein der Johann Jakob Zeiller, Franz Anton Zeiller, Franz Anton Lei- Bestand an Handzeichnungen von etwa 1500 bis heute ca. tensdorfer, Michelangelo Unterberger, Josef Ignaz Mildorfer 17.000 Arbeiten. Äußerst umfangreich ist auch der Bestand oder Josef Mages den Grundstock des mehr als 2.000 Blätter an Druckgrafik. Ergänzt werden diese beiden Schwerpunkte umfassenden Bestandes an Architekturzeichnungen, Studien, durch eine Kollektion von Plakaten Tiroler Künstler des 20. Skizzen und Entwürfen Tiroler Künstler des Barocks. Aber Jahrhunderts sowie durch eine kleine Fotosammlung. 2000 auch Künstler aus dem oberitalienischen und süddeutschen gelangte der gesamte Nachlass des bekannten Bühnenbildners Raum sind in der Sammlung vertreten. und Malers Lois Egg mit über 500 Aquarellen, Zeichnungen, Den zahlenmäßig größten und kunstgeschichtlich bedeu- Skizzen und Bühnenbildentwürfen in das Museum. tendsten Bestandteil des Legates stellt jedoch die Sammlung Ihren sicherlich größten Zuwachs erfuhren die Graphischen von Kupferstichen dar, die Johann von Wieser während seiner Sammlungen 1886 durch das Legat Johann von Wiesers. mehr als 20-jährigen Sammeltätigkeit zusammengetragen hat. Hans Polhaimer d. Ä., Gottfried von Bouillon, um 1530/32

10 sammlungen ferdinandea NR 19 Februar–April 2012 ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at das präparatorium – arbeitsraum und klassenzimmer Peter Morass

Wissenschaftliche Präparation ist für eine Wirbeltiersammlung unabkömmlich. Dazu werden neben Dermoplastiken auch Balgpräparate, Federkarten und Knochen-ABCs angefertigt und Obduktionen durchgeführt.

Wenn BesucherInnen das Präparatorium (Präparationsraum Leichen, die bereits mit der Verwesung beginnen, Knochen verwendet man gekaufte PU-Schaumkörper, die aber fast der Wirbeltiersammlung) zum ersten Mal betreten, sind sie ABCs, Skelette und Federkarten. Bei ganz besonderen, immer abgeändert werden müssen, um exakte Dimensi- meistens verwundert, dass es nicht stinkt, da sie anneh- seltenen Arten versucht man, zu retten, was noch zu retten onen und gewünschte Stellung zu bekommen. Der hautlose men, dass dort, wo tote Tiere bearbeitet werden, auch der ist. Mit einer Eingangsnummer versehen werden dann alle Fleischkern wird obduziert, nach den oben angeführten Verwesungsgeruch von Leichen in der Luft hängen muss. Belege tiefgefroren, um vorhandene Schadinsekten abzutö- Befunden untersucht und relevante Objekte (zum Beispiel Dazu kann nur gesagt werden, dass es in diesen Räumlich- ten und weil manchmal die angelieferte Menge oder Größe Gastrolithen) entnommen. Ein kleines Stück Muskel wird keiten alleine schon aus hygienischen Gründen sauber und der Tiere eine sofortige Bearbeitung unmöglich machen. Da als Gewebeprobe für spätere DNA-Untersuchungen in geruchsneutral sein sollte. Selten riecht es jedoch nicht so in den Naturwissenschaften auch Ektoparasiten (Wanzen, 96%igem Alkohol konserviert. Bevor der Wasenmeister den angenehm. Wenn zum Beispiel Knochen mazeriert, das Flöhe, Federlinge, Lausfliegen, auch so mancher Käfer) Rest des Kadavers entsorgt, werden noch wichtige Knochen heißt von Fleisch, Fett und Bindegewebe durch leichtes gesammelt werden, werden die toten Wirbeltiere entweder (Brustbein, Becken, Schädel oder auch alle Knochen als Kochen befreit werden, kann es schon etwas unangenehm sofort nach diesen Winzlingen abgesucht oder nach dem Knochen ABC) herausmazeriert. Danach beginnt die Arbeit riechen. Auch so mancher toter Biber, der von einem Auto Einfrieren abgeklopft. So konnte die Biberlaus, ein kleiner des Überziehens des Kunstkörpers mit der gegerbten Haut. überfahren wurde, verbreitet einen recht eigenartigen Duft. Käfer, erstmalig für Tirol an einer noch warmen Biberleiche Eine dünne Schicht eines speziellen Klebers erleichtert dies. In letzter Zeit war es sicherlich am Schlimmsten, als die nachgewiesen werden. Da immer wieder Ornithologen ihre Der Hautschnitt wird mit kleinen Stichen vernäht. Richtig Reste des eingeschläferten Alpenzoo-Braunbären „Fritz“ eigenen Federfunde vom Autor bestimmen lassen, kommt gesetzte Glasaugen sollen dem Präparat einen lebendigen auf dem Fliesenboden des Präparatoriums lagen. Das tote dabei eine Feder als Entschädigung für den Arbeitsaufwand Ausdruck verleihen. Da diese Arbeit für Laien etwas eigen- Tier wurde nämlich vom Alpenzoo nach Wien auf die als Beleg in die hauseigene Sammlung. artig, aber nicht uninteressant ist, wird das Präparatorium Veterinärmedizinische Universität zur Obduktion gebracht Wenn der Tag gekommen ist, an dem ein bestimmtes Tier ziemlich oft zum Klassenzimmer, wo neben der Tätigkeit und kam von dort bei sommerlicher Hitze wieder in den präpariert werden soll, wird es aufgetaut. Bei Vögeln und des Präparierens von Wirbeltieren auch tiefere Einblicke in Alpenzoo zurück – wegen der Größe des Kadavers jedoch Kleinsäugern geht dies in 1-2 Stunden, ein kompletter Bär die Zoologie gewährt werden. Als gewünschter Nebeneffekt nicht in den Kühlraum! Am darauffolgenden Tag landete benötigt mehrere Tage, bis er weich ist. Bevor die eigentliche tragen diese Aktionen vor Publikum dazu bei, dass sich der schließlich die zerschnittene und bereits stinkende Leiche Präparationsarbeit beginnt, wird das Tier vermessen und Bekanntheitsgrad der Naturwissenschaftlichen Sammlung im Präparatorium der Naturwissenschaftlichen Samm- gewogen. Alle diese Parameter zusammen mit Fundort, in der Feldstraße vergrößert. lungen, also laut Zeitungsberichten im „Bärenhimmel“, wo Funddatum, SammlerIn, BestimmerIn kommen neben den aus den etwas verwesten Resten des einst so schönen Bären Erhebungen, die im Zuge der Sektion durchgeführt werden eine ansehnliche Dermoplastik hergestellt werden sollte. (Todesursache, Ernährungszustand, Kropf-, Magen- und Da aber noch andere, wichtigere Arbeiten anstehen, wird Darminhalt, Art der Gastrolithen, Genusbestimmung es sicher noch einige Zeit dauern. und Aktivitätsgrad der Gonaden) auf die Fundortetikette, Welche Arbeit wird also im Präparatorium gemacht? Jedes die das Präparat nie mehr verlassen sollte. Da alle Daten tierische Objekt, das später einmal als Wirbeltierbeleg in den auch im hauseigenen Biooffice-Programm digitalisiert Fundus der Naturwissenschaftlichen Sammlungen eingeht, werden sollten, musste sich der Präparator mit dem Com- kommt zuerst in das Präparatorium. Oft sind es verendete puter anfreunden, was sehr zeitaufwändig war und ist. Die Tiere (Straßenverkehrsopfer, Scheibenopfer, gestorbene Schritte der eigentlichen Präparation sind bei allen Wir- kranke oder verletzte Findlinge, eingeschläferte Zootiere, beltieren prinzipiell gleich: Eröffnen der Haut, meist mit jedoch keine Haustiere), aber auch Gewölle, Losungs-, einem ventralen Schnitt, Abziehen der Haut, Putzen und Feder- und Knochenfunde, vereinzelt Eier und Nester. Prin- Gerben derselben, Anfertigen eines künstlichen Körpers, zipiell werden nur Belege angenommen, von denen Fundort der in Größe und Gestalt dem Original so genau als möglich und Funddatum bekannt sind. Der Zustand der Tiere ist entsprechen sollte. Dazu wird entweder feine Holzwolle entscheidend, was daraus angefertigt wird- aus frischem mit Garn umwickelt und genäht oder die Form wird aus Taxidermist Peter Morass beim Vermessen eines Falken- Material entweder Dermoplastiken oder Balgpräparate, aus Schaumstoff geschnitzt. Bei Großpräparaten (ab Rehgröße) bussards, Foto: Morass

Maßgetreue Kunstkörper aus Holzwolle oder Schaumstoff sind die Grundvoraussetzung für Präparate in musealer Qualität. Foto: Morass

sammlungen 11 ©Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, download unter www.biologiezentrum.at

Sammlungskasten mit Losungen vom Birkhuhn Tetrao tetrix Linnaeus 1758 gestüber-ornithologische feldforschung peter morass

Losungen, bei Raufußhühnern Gestüber genannt, sind jede Fährte, jede aufgefundene Feder wurde mit dem GPS somit einen wichtigen und mehr oder weniger neuen, für DurchschnittsbürgerInnen nur die Ausscheidungen verortet und in einem Protokoll erfasst. Frische Walzen jedoch wenig bekannten und etwas skurrilen Bestandteil von Tieren, für die Wissenschaft sind sie jedoch wichtige wurden für eine anschließende DNA-Untersuchung tief- der Naturwissenschaftlichen Sammlungen. Auch der Som- Belege. Sie ermöglichen Erkenntnisse unter anderem über gefroren, alte Losungen in denen vom Autor begangenen merurlaub 2011 wurde vom Verfasser mit dem Sammeln Nahrung, Verhalten, Verbreitung, Bestandsdichte und Flächen für die Naturwissenschaftlichen Sammlungen der von Losungen, dieses Mal von Schneehühnern, verbracht. Populationsdynamik. Da der Verfasser schon früher die Tiroler Landesmuseen mitgenommen. So kamen im Laufe Die intensive und nicht ungefährliche Geländetätigkeit Losungen von Schneehühnern suchte und diese als Belege der Kartierungsperiode einige hundert Belege zusammen, brachte neben einer großen Anzahl von Belegen auch in die Naturwissenschaftlichen Sammlungen einbrachte, die sorgsam getrocknet wurden und somit geruchlos sind. wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeitgleich auf einer wurde er im Frühjahr 2011 vom Amt für Umweltschutz Auf eine Fixierung wurde verzichtet, um eine spätere ornithologischen Tagung in der Schweiz ihre Bestätigung des Landes Tirol gefragt, ob er an einem Raufußhühner- botanische Analyse des Inhaltes zu ermöglichen. Verse- fanden: Den Schneehühnern wird es zu warm! Unter Kartierungsprojekt teilnehmen möchte. Von Mitte März hen mit genauen Fundortetiketten, deren Daten digital 2500m ü.M. fand man keine Gestüber. Die neuerliche bis Ende April 2011 wurden in jeweils zwei Durchgängen im hauseigenen BIOOFFICE-Programm erfasst sind und Einladung zum Kartieren 2012 zeigt, dass diese Tätig- z uer st d a s Auerhu h n u nd d a na ch d a s Bi rk hu h n i n ausgewie - somit eine fundierte Verbreitungsdokumentation erlauben, keit wohl etwas kurios, aber dennoch wissenschaftlich senen Flächen kartiert. Jeder Gestüberfund, jede Sichtung, füllen die Losungen einige Sammlungskästen und bilden wertvoll ist.

12 Sammlung ferdinandea NR 19 Februar–April 2012