Kunsthaus Bregenz KUB 2018.02 Mika Rottenberg 21 | 04 — 01 | 07
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Kunsthaus Bregenz KUB 2018.02 Mika Rottenberg 21 | 04 — 01 | 07 | 2018 KUB Billboards Alicia Frankovich After Blue Marble 05 | 05 — 15 | 07 | 2018 Ich sehe gern, wie Energien Dinge transformieren. Ein Reiz in einer Muschel verwandelt sich in eine Perle, Milch wird zu Käse. Mika Rottenberg Mika Rottenberg Untitled Ceiling Projection, 2018 Videoinstallation Filmstill Courtesy of the artist 02 03 KUB 2018.02 Mika Rottenberg Mika Rottenberg Bowls Balls Souls Holes, 2014 Videoinstallation, 27:54 Min., Filmstill Courtesy of the artist und Andrea Rosen Gallery, New York Mika Rottenberg Bowls Balls Souls Holes, 2014 Videoinstallation, KUB 2018.02 27:54 Min. Das schäumende Wasser der Niagarafälle wird mit einem Trichter Ausstellungs- aufgefangen und über die wallenden Haarkaskaden geträufelt. ansicht Andrea Mika Rottenberg Rosen Gallery, Die helle Leichtigkeit der Bilder erinnert an einen Werbetrailer für New York, 2014 Naturprodukte. Schließlich treiben die Frauen die Ziegen vor sich Foto: Lance Brewer 21 | 04 — 01 | 07 | 2018 Courtesy of the her, um in einem surrealen Akt der Milchgewinnung mit bloßen artist und Andrea Händen aus Bodenlöchern Milch zu pumpen. Am Ende steht ein Rosen Gallery, Käselaib. Der Bezug zur Vorarlberger Käsekultur liegt nahe. Mit New York Motiven des Films gestaltet Mika Rottenberg die Verpackung eines Im Erdgeschoss des Kunsthaus Bregenz steht eine schäbige Hütte hiesigen Bergkäses, der während der Ausstellung erhältlich ist. aus grob zusammengezimmerten Latten. Im Inneren läuft ein Video, Mika Rottenbergs Kunst erzählt von skurrilen Begebenheiten die Anfangsszene zeigt Hühner, Gänse, Ziegen und Beine. Frauen mit ernstem Hintergrund. Es geht um Produktionsabläufe im globalen mit überlangen Haaren liegen auf hölzernen Bahren. Das Video Handel. Menschen, meist Frauen aus anderen Kontinenten, verar- bezieht sich auf die Marketingkampagne für ein Haarwuchsmittel, beiten Waren in eintöniger Fließbandarbeit. Die Darsteller/innen, das mit den Seven Southerland Sisters wirbt. Die sieben Schwestern die kaum gewöhnlichen Schönheitsidealen entsprechen, werden zu wurden um 1880 durch ihre Auftritte im New Yorker Zirkus Barnum surrealen Figuren mit übernatürlichen Kräften. Auch physisch sind & Bailey für ihre extrem lange Haarpracht berühmt. Die Formel des sie auffällig. Sie sind muskulös oder fettleibig, hochgewachsen Erfolgs waren Extrakte aus ihrem Haar, gesättigt mit Wasser von oder langnasig, sie schwitzen oder niesen. Zugleich Werkzeug und den Niagarafällen — ein Flakon kostete etwa $1,50. Der Film ist eine Rohstoff, reichern ihre Körper die Dinge der Herstellung an, ver- poetische Neuinszenierung der Herstellung dieser Tinktur: edeln oder verändern sie. 04 05 KUB 2018.02 Mika Rottenberg Die in New York lebende israelische Künstlerin stellt die kapitalistische Welt und ihre industrielle Produktion humorvoll und zugleich in bissiger Übertreibung dar. In dem Video NoNoseKnows — im Kunsthaus Bregenz im ersten Obergeschoss — sind zwei Fertigungsebenen mit - einander verschnitten. Chinesische Frauen in Anoraks sitzen an einem langen Tisch, um Sandkörner in Muscheln zu setzen. Mit wenigen Hand- griffen öffnen sie anschließend die Muscheln, um die kostbaren Perlen herauszulösen. Die Arbeitsabläufe sind anstrengend und unwürdig. In einer zweiten vertikalen Darstellungsebene sitzt eine Frau mit struppig blondiertem Haar und einer langen Nase, ein handbe- triebener Seilzug verbindet sie mit der Ebene der arbeitenden Frauen. Spätestens hier kippt das Bild ins Absurde: Die Frau muss zum Niesen gebracht werden, vielleicht damit Fertiggerichte für die Kantine der Arbeiterinnen hergestellt werden können. Sand erzeugt Perlen, Niesen Nudeln. Reale und surreale Arbeit sind aneinander- gekoppelt, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres. Für ihre Videos entwirft Rottenberg Räume, durch die sich die Besucher/innen scheinbar zwängen müssen, sie finden sich in Werkstätten, Wettstudios, düsteren Kammern oder Tunnels mit Mika Rottenberg Drehtüren versetzt. So auch im KUB, wo verdunkelte Schleusen Cosmic Generator, 2017 Videoinstallation, durchwandert werden müssen. Der Weg durch die Korridore ist wie ca. 26 Min., Filmstill ein Gang durch das organische Innere oder fast so, als durchliefe der Courtesy of the artist und Andrea Rosen eigene Körper den Prozess bis zur Verpackung und anschließender Gallery, New York Verwertung. Wir alle sind Ware. Mika Rottenberg Cosmic Generator, 2017 Videoinstallation, ca. 26 Min. Ausstellungsansicht Skulptur Projekte Münster, 2017 Foto: Henning Rogge Courtesy of the artist und Andrea Rosen Gallery, New York Das ist der Hyperkapitalismus. Du kannst dein Lächeln vermieten, deine Stimme verkaufen oder eine deiner beiden Nieren. Mika Rottenberg 06 07 KUB 2018.02 Mika Rottenberg Mika Rottenberg Cheese, 2008 Videoinstallation Ausstellungs- ansicht Theatrical Mexicali liegt in Mexiko, Calexico in den USA. Getrennt sind die beiden Gestures, 2013 Städte an der Grenze durch einen mächtigen Zaun, verbunden durch Herzliya Museum of Contemporary ein mit Gleisen ausgestattetes Tunnelsystem. Cosmic Generator, Art, Israel der Film im dritten Obergeschoss, wurde in Mexiko, China und den Foto: Yigal Pardo Courtesy of the USA gedreht. Rottenberg zeigt chinesische Frauen, die in Yiwu in artist und Andrea Zuweilen wird der Konsum unverhohlen voyeuristisch. Manche der kleinsten Läden arbeiten, schrille 99-Cent-Shops, vollgestopft Rosen Gallery, New York Wände haben Öffnungen, aus denen ein Pferdeschwanz baumelt, mit Glitzergirlanden, aufblasbaren Schwimmreifen, Plastikbällen wulstige Silikonlippen erlauben Einblick in eine Mini-Peepshow, und anderen Billigwaren. Rottenberg zeigt die Frauen wie in einem Zungen züngeln, Lippen sprühen, Hintern strecken sich. Im zweiten Stillleben, eingepfercht im bunten Käfig des gegenwärtigen Kapita- Obergeschoss befinden sich kaleidoskopische Projektionen an der lismus und sinnlosen Konsums. Decke. Am Boden sind heiße Bratpfannen aufgestellt, in die Wasser tropft. Es zischt. Es ist der Siedepunkt, den Mika Rottenberg an- Die Ausstellung im Kunsthaus Bregenz ist Mika Rottenbergs erste spricht: die Verwandlung der Elemente, der alchemistische Moment. institutionelle Einzelausstellung in Österreich. 08 09 KUB 2018.02 Mika Rottenberg Mika Rottenberg’s work narrates bizarre actions that nevertheless possess a serious background. It revolves around the production processes of global commerce. People, mostly women from other continents, process commodities in monotonous assembly-line work. The performers, who hardly fulfill ordinary ideals of beauty, become surreal figures with supernatural powers. They are physi- cally conspicuous too, muscular or obese, overly tall or long-nosed, they sweat and sneeze. Their bodies become both tool and raw material, enriching the things being produced, refining and trans- Mika Rottenberg forming them. NoNoseKnows, 2015 Videoinstallation, ca. 22 Min., Filmstill Courtesy of the artist und Andrea Rosen Gallery, New York I enjoy seeing how energies transform things. An irritant to a mussel turns into a A shabby hut roughly assembled from laths is situated on the ground pearl, milk becomes cheese. floor of Kunsthaus Bregenz. Within it a video is being screened, the opening scene shows chickens, geese, goats, and legs. Women with overly long hair lie on wooden stretchers. The video references the marketing campaign for a hair-restorer, which availed itself of the Mika Rottenberg Seven Southerland Sisters, who, through their circus performances at New York’s Barnum & Bailey, had become famous around 1880 for their extremely long hair. The successful formula was created from extracts from their hair blended with water from Niagara Falls — a flacon cost about $ 1.50. The film is a poetic re-enactment of the production of this tincture: foaming water from Niagara Falls is The New York-based Israeli artist portrays the capitalist world and collected with a funnel and drizzled over the flowing cascades of hair. its industrialized production with humorous and biting exaggeration. The weightless ease of the images is evocative of a promotional In the video NoNoseKnows — on the first floor at Kunsthaus Bregenz trailer for natural products. Eventually, the women herd the goats — two stages of production merge. Chinese women in anoraks sit before them, pumping milk out of holes in the ground with their bare at a long table placing grains of sand in mussels, and subsequently hands in a surreal act of milk production, the end result being a open mussels to extract the precious pearls, employing just a few wheel of cheese. In fact, a close relationship to Vorarlberg cheese simple movements of the hand. The working routines are exhausting making traditions emerges, with Mika Rottenberg employing motifs and undignified. A second level shows a woman with shaggy blond from the film for the design of the packaging of a local mountain hair and a long nose, a hand-operated cable connecting her vertically cheese, which is being made available from KUB during the exhibition. with the level where the women work. It is here that the scene 10 11 KUB 2018.02 Mika Rottenberg topples into the absurd, in that the woman must be made to sneeze so that ready-made meals can be prepared perhaps for the workers’ canteen. Sand creates pearls, and sneezing noodles. An interplay occurs between real and surreal work, as if nothing could be more natural. Rottenberg creates spaces for her videos, through which visitors apparently have to squeeze, finding themselves in workshops, betting offices, gloomy chambers,