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Zelenka · Hasse Sacred Music for Accademia Barocca Lucernensis Johann Adolph Hasse Choir Gunhild Alsvik, Marianne Knoblauch, Eva Maria Soler Boix soprano Sacred Music at Alberto Miguélez Rouco, Susanne Andres, Désirée Mori alto Remy Burnens, Raphaël Bortolotti, Christopher Wattam tenor Alexandre Beuchat, Jonas Atwood, Álvaro Etcheverry bass Dresden Cathedral Orchestra Lathika Vithanage (concert master), Natalie Carducci, Rahel Wittling, Lukas Hamberger violin I Marta Ramírez, Paula Pérez, Elena Abbati violin II Matthias Jäggi, Sara Gómez Yunta viola Bettina Simon, Bénédicte Wodeyoboe Gunhild Alsvik, Eva Maria Soler Boix soprano Alberto Miguélez Rouco alto Basso continuo Remy Burnens tenor Simon Linné lute Alexandre Beuchat bass Andrew Burn bassoon Carla Rovirosa violoncello Elisabeth Forster Büttner violone Accademia Barocca Lucernensis Andreas Westermann organ Javier Ulises Illán direction Jan Dismas Zelenka (1679-1745)

Miserere ZWV 57 (1738) 1 Miserere I 2:05 2 Miserere II 4:14 3 Gloria Patri I 3:58 4 Gloria Patri II 0:39 5 Sicut erat et Miserere III 2:36

Confitebor tibi ZWV 71 (1729) 6 Confitebor tibi Domine 3:41 7 Memoriam fecit 6:40

Johann Adolph Hasse (1699-1783)

Miserere (Dresden version for mixed choir, after 1733) 8 Miserere mei Deus 3:43 9 Tibi soli peccavi 1:27 10 Ecce enim 6:19 11 Libera me 3:58 12 Quoniam si voluisses 2:04 13 Benigne fac 1:16 14 Gloria Patri 2:51 15 Sicut erat - Amen 1:11 Accademia Barocca Lucernensis in concert Matthäuskirche, Luzern 2018 16 Confitebor tibi (1737-1756?) 5:15 Von Verkennung, Prestige und großer Wirkung

Die Musikpflege in Dresden war im 18. 1710 im Dienste des Dresdner Hofes, zu- Jahrhundert stärker denn je geprägt von der nächst als Kapellmusiker, dann als Kompo- Hofkapelle. Dieser oblag die katholische Hof- nist hauptsächlich von sakralen Werken. Ver- kirchenmusik, die (italienische) Oper und die schwindend klein präsentiert sich Zelenkas höfische Kammer- bzw. Konzertmusik. Damit Beitrag an Orchester- und Kammermusik – bediente die Kapelle gleichsam alle höfischen mit diesem Genre wurde er in seiner Anstel- Musiksparten und strahlte auch in die städti- lung anscheinend nicht bedacht. Das Wirken sche Öffentlichkeit. Bedeutende Namen fan- in der Residenzstadt konnte für Zelenka wohl den sich mitunter in den verschiedenen En- nicht restlos zufriedenstellend gewesen sein. sembles. Kein Wunder, drängten sich 1733 Obwohl beim großen in etliche Bewerber um die Neubesetzung der Wien ausgebildet, spielte er in Dresden als Hofkapellmeisterstelle, nachdem diese län- Komponist offensichtlich nur die Rolle eines gere Zeit vakant geblieben war. Schließlich Lückenbüßers. Seine Tätigkeit beschränkte wurde Johann Adolph Hasse die Aufgabe zu- sich im Grunde auf die Hofkirchenmusik, gesprochen. Der aufstrebende Musiker hatte zu deren Vizekapellmeister er 1721 benannt sich bereits zwei Jahre zuvor mit der überaus wurde; später hatte er den kränkelnden Hof- günstigen Aufnahme seiner Oper in Johann David Heinichen zu der Stadt in aussichtsreiche Position dafür unterstützen und bald auch zu vertreten. Ze- gebracht. Unter den nicht berücksichtigten lenkas Leistungen im Amt waren vorbildlich: Anwärtern befanden sich Johann Sebastian Er trug nicht nur ein breites Repertoire von Bach, damals sehr bemüht um den prestige- damals verfügbarer katholischer Kirchenmu- trächtigen Titel eines Hofkomponisten, sowie sik zusammen, auch seine eigenen Erzeugnis- vermutlich Giovanni Alberto Ristori und An- se hochwertiger liturgischer Gebrauchsmusik tonio Vivaldi. Ebenfalls vergeblich beworben deckte das Kirchenjahr umfassend ab. Dass hatte sich Jan Dismas Zelenka. dieses Schaffen schließlich nicht mit der Be- rufung zum Kapellmeister honoriert wurde, Jan Dismas Zelenka, beginning of Miserere (ZWV 57) Der böhmische Jesuit und Kontrabassist Jan hatte nichts mit der Geringschätzung von Ze- Manuscript, Sächsische Landesbibliothek Dresden Dismas Zelenka (1679-1745) stand seit lenkas Arbeit zu tun, vielmehr ließen sich die

7 Personalentscheidungen des Hofes nicht von latti in Neapel zum Komponisten ausbilden. pektiert wurde als der unterwürfige Haufen imitatorischen Elementen durchsetzt, aber sel- „gerechter“ Anerkennung und Loyalität lei- 1730 heiratete er in Venedig die bekannte imitierender Instrumente [...], bezauberten die ten in ausladender Fugentechnik gestaltet. Die ten. Zudem war Zelenka kein ausgewiesener Sängerin . Dorthin kehrte Arien Hasses, vor allem jene der pathetischen Werke sind oft von packender Wirkung bei Opernkomponist. Immerhin ernannte ihn die das prominente Musikerpaar am Ende seines Art, jeden Hörer und begründeten das Anse- nicht allzu schwerer chorischer Ausführung. Obrigkeit 1735 zum „Kirchen-Compositeur“. reichen Lebens auch zurück. Dazwischen lag hen der ersten Sänger Europas. Zu einem solchen Repertoirestück avancierte Die geistliche Vokalmusik von Zelenka úm- die 30-jährige Anstellung als Dresdner Hof- das Miserere in c-Moll: Die Fassung für Frau- fasst unter anderem Oratorien, Messe- und kapellmeister bis 1763. Hasse führte das Mu- Zu sehr dem Geschmack der Epoche ver- enchor schrieb Hasse vermutlich Anfang der Psalmvertonungen, Marienantiphone, Requien sikleben am Sächsischen Hof zu einer groß- pflichtet, war Hasse und sein Opernschaffen 1730er Jahre zur Karwoche für die Schüle- und Musik für die Karwoche. Hier reiht sich artigen Blüte, unter ihm festigten Orchester allerdings nach dem Tode des Komponisten rinnen eines venezianischen Mädchenkon- die Werkauswahl der vorliegenden Einspie- und Opernpersonal ihren elitären Rang. Sein zu rascher Vergänglichkeit verurteilt. servatoriums („Ospedale degl’Incurabile“); lung ein: Confitebor tibi Domine (ZWV 71), Ruhm als Komponist von Opere serie, Inter- Von Hasses kirchenmusikalischen Werken für den Dresdner Gebrauch bearbeitete er entstanden 1729, sowie das Miserere in c-Moll mezzi (sogenannte Zwischenaktunterhaltun- lässt sich ein Teil mit Sicherheit seiner Dresd- das Stück für gemischten Chor. Der Satz hebt (ZWV 57), datiert vom 12. März 1738. Ze- gen) und ebenso von Kirchenmusik war eu- ner Wirkungszeit zuordnen, wo er jedoch – voller Ernst und Würde an, spannungsreiche lenkas Œuvre insgesamt zeigt weitgehend ropaweit gegenwärtig, und vornehmlich seine im Gegensatz zu Zelenka – bloß zu beson- Harmonien und die durch Fermaten unter- eine facettenreiche schöpferische Fertigkeit Bühnenwerke zeigten eine für die damaligen deren Anlässen in der katholischen Hofkirche brochene dreimalige „Miserere“-Anrufung im Umgang mit den zur Disposition stehen- Verhältnisse außergewöhnlich weitgestreute geistliche Musik beizutragen hatte (Hasse verdeutlichen den tiefen musikalischen Bezug den herkömmlichen Formen, Gattungen und Präsenz. Er wurde als „il divino Sassone“ oder war bereits in Italien konvertiert). Nicht zu- zur Aussage des Textes. Im weiteren Verlauf Stilen, gepaart mit einer originellen und ge- „padre della musica“ verehrt, Joseph Haydn fällig schrieb er die meisten seiner Oratorien, des Werks überwiegen der liebliche Charak- legentlich unkonventionellen harmonischen und gar haben die üblicherweise auch in den Schlusschören ter und letztlich der versöhnliche Ausdruck. Sprache. Gerade in den späten Kompositionen seine Musik gekannt und geschätzt. Die Per- nur mit einem Solistenensemble besetzt sind, „Hasses Musik will nicht Entsetzen und Er- erscheint die expressive Verdichtung dieser sönlichkeit Hasses muss einzigartig gewesen für die Stadt, während viele der kleineren schütterung bewirken“, resümiert der Musiko- Mittel mit dem Farbenreichtum des modernen sein. Zur Begabung eines unermüdlich und ef- geistlichen Kompositionen, insbesondere die loge Wolfgang Flor, „eher verweist sie auf den Orchestersatzes und vor allem mit dem nun fektiv arbeitenden Komponisten kam bereits Solomotetten, zweckbestimmt für Venedig Trost, der dem um Erbarmen flehenden Men- galanten Arienstil noch viel intensiver. Letzte- früh eine besondere Fähigkeit gesellschaftli- entstanden waren. Andererseits bevorzugte schen verheißen ist. Die Musik inszeniert kei- rer belegt denn auch Zelenkas Reaktion auf die chen Umgangs. Treffend formulierte der eng- Hasse in der liturgischen Kirchenmusik zu- ne Strafpredigt; sie will durch ihre Schönheit Kunst Johann Adolph Hasses. lische Musikreisende in seiner meist einen homophonen Chorsatz, zwar mit den Hörer ergreifen und zur Andacht führen.“ Schrift History of Music aus dem Jahr 1776 die Johann Adolph Hasse (1699-1783) war 20 musikalischen Verdienste von Hasse wie folgt: Dr. David Koch Jahre jünger als Zelenka. Geboren nahe Ham- burg in eine evangelische Kirchenmusikerfa- So sind Anstand, Beständigkeit, Klarheit und milie, begann er seine Laufbahn als Sänger, Genauigkeit [...] untrennbare Begleiter. Zu bald darauf ließ er sich bei Alessandro Scar- einer Zeit, da die Gesangsstimme mehr res-

8 9 Die Stadt Dresden war Mitte des 18. Jahrhun- kapelle aufgeführt wurden. Das Orchester sik finden sich zahlreiche Anweisungen zu Johann Adolph Hasse prägte die musika- derts ein prächtiges Zentrum von Kunst und wurde um 1717 endgültig als Dresdner Hof- Phrasierung und Dynamik, die bis ins Extrem lischen Entwicklungen seiner Zeit. Durch Kultur, vor allem auf dem Gebiet der Musik. kapelle gegründet, und Ruhm und Qualität gehen. Das Miserere in c-Moll ZWV 57 ist ein seine Zusammenarbeit mit Metastasio und Die Stadt verfügte über eines der renommier- des Ensembles steigerten sich beständig. Be- verzweifeltes Bitte um Erbarmen. Das Werk seine zahlreichen Ortswechsel (London, testen und angesehensten Orchester der Welt, rühmte Musiker wie der Geiger Volumier und ist ein dramatisch aufgeladenes musikalisches Italien, Deutschland und Wien) verbreite- dessen Qualität und Perfektion Jean-Jacques der Kontrabassist Zelenka spielten dort; auch Herzrasen, das wie eine spirituelle Reise voller te er den italienischen Stil in ganz Europa. Rousseau in seinem Dictionnaire de Musique der Sänger Francesco Bernardi, genannt Sene- Buße und Flehen um Barmherzigkeit in einer Sein Miserere in c-Moll entstand in Venedig (1764) lobte: sino, stand in Dresden im Dienst. Auch später dunklen Atmosphäre konzipiert ist. als Teil der Feierlichkeiten in der Karwoche. finden sich hervorragende Namen: die Geiger Der erste Satz (Miserere I) ist bedrohlich und Hasse entwarf eine Struktur mit verschie- [...] mais celui qui est le mieux distribué et for- Veracini und Pisendel, die Flötisten Buffardin vulkanisch; Zelenka beschränkt sich aus- denen Nummern: solistische Arien sowie me l’ensemble le plus parfait, est l’orchestre de und Quantz, der Lautenist Sylvius Leopold schließlich auf den Text „Miserere mei, Deus“. Duette und Chornummern mit solistischen l’ du Roi de Pologne à Dresde, dirigé Weiss sowie die Sänger Faustina Bordoni- Der größte Teil des Textes von Psalm 51 fin- Einwürfen. Neapolitanisches Licht beleuch- par l’illustre Hasse.» [Aber das Orchester der Hasse und . Wir wissen, det sich im zweiten Satz (Miserere II), in dem tet dieses monumentale Stück, in dem die Oper des Königs von Polen in Dresden ist dass sich der Konzertmeister des Orchesters die Stimmen des Chors in einer wahrhaftigen Homophonie und eine Orchestrierung am besten besetzt und bildet das perfektes- Jean-Baptiste Volumier 1715 nach Cremona Darstellung von Menschlichkeit den Text „be- meisterhaft zum Einsatz kommen, die als te Ensemble überhaupt.] begab, um Instrumente des angesehenen In- ten“, sagen, ausrufen, ihn kommentieren und Vorläufer derjenigen des Mozart-Requiems strumentenbauers Antonio Stradivari zu er- im Singen der Worte nach Erlösung suchen. gelten kann. Die vorliegende Aufnahme; bei der geistliche werben. Volumier war es auch, der den fran- Das Miserere kehrt im Schlusssatz (Miserere III) Mit dieser CD wollen wir Einblicke in das Musik im Mittelpunkt steht, spiegelt dieses zösischen Stil kultivierte und etablierte, in der zum verzweifelten Herzschlag des Anfangs zu- geistliche Vokalrepertoire aus einer Zeit der goldene Zeitalter wider und zeigt gleichzeitig Nachfolge der Orchestermusik Lullys. rück; das tiefe Bassregister dominiert hier, und musikalischen Pracht gewähren, in der Meis- die Unterschiede zwischen zwei verschiede- J. S. Bachs Notenbibliothek umfasste auch der Satz endet mit einem letzten Ausatmen, das terwerke wie die hier aufgenommenen ent- nen Perioden am Dresdner Hof auf: Eine Pha- Werke von Zelenka. Wenn man dessen Ma- mit dem modernen musikalischen Mittel eines standen. Diese stehen zwischen der reinen se mit französischem Einfluss (1670-1733), nuskripte in der Sächsischen Landesbiblio- orchestrierten Diminuendo und mit einem ab- Barockmusik Bachs und der Zeit unmittelbar in der sich Zelenkas Personalstil herausbilde- thek Dresden untersucht, entdeckt man die rupten Sprung vom Fortissimo zum Pianissimo vor Mozart. Wir wollen unsere Liebe zu die- te, sowie eine zweite italienisch beeinflusste intensive kreative Energie eines überraschen- ausgedrückt werden kann. So endet das Werk, ser Musik und unsere Begeisterung gerne an Periode mit Hasse als Vorreiter, die durch den Komponisten. Zelenka erfüllt die Erwar- als sei es der Tod eines menschlichen Wesens. Sie weitergeben. Überschwang und Monumentalität gekenn- tungen der Zuhörer nicht, sondern verwen- zeichnet ist (1733-1764). det ungewöhnliche melodische Wendungen, Javier Ulises Illán Am Dresdner Hof schätzte man alle Arten Chromatik sowie unerwartete Rhythmen von Musik und Genres: Kammermusik, Oper oder Modulationen. Seine Art zu komponie- und geistliche Musik, mit eindrucksvollen ren ist kaleidoskopartig, mit einer komplexen Oratorien, die von den Musikern der Hof- Verwendung des Kontrapunkts. In seiner Mu-

10 11 Of misjudgement, prestige and great impact

In the 18th century, the court orchestra oper- Jan Dismas Zelenka (1679–1745) was in ated a stronger influence on the cultivation of the service of the Court of Dresden from 1710, music in Dresden than ever before. As a musi- first as a musician in its orchestra, then as a cal institution, it was responsible for Catholic composer of predominantly sacred works. Ze- church music at court, (Italian) opera as well lenka’s contribution to orchestral and chamber as chamber and concert music. The court or- music is extremely small—his employment was chestra thus not only provided for virtually all apparently not meant to take these genres into elite musical genres, but also radiated out into consideration. Zelenka’s work at the royal resi- the public sphere. Renowned musicians were dence would likely not have been entirely sat- known to offer guest performances with the isfactory. Although trained by the great Johann various ensembles. Unsurprisingly, a number Joseph Fux in , he obviously only served of applicants rushed to fill the vacant post as a stopgap while working as a composer in of Court Kapellmeister in 1733 after it had Dresden. His activity was essentially limited remained unoccupied for many years. It was to church music for the court, for which he Johann Adolph Hasse who was eventually was named Vice-Kapellmeister in 1721; he was appointed to this position. Two years earlier, then to support the ailing Court Kapellmeister the aspiring musician had already secured Johann David Heinichen and even to follow a promising standing for himself in the city in his steps soon thereafter. Zelenka’s achieve- with the particularly favourable reception ments in office were exemplary: not only did of his opera Cleofide. Among the candidates he compile a broad repertoire of the Catholic who were ultimately rejected were Johann church music available at the time, but his Sebastian Bach, who was very keen to obtain own creations of highly refined church music the prestigious title of court composer at the also comprehensively covered the liturgical time, and probably Giovanni Alberto Ristori year. The fact that this work was ultimately and . Jan Dismas Zelenka had not rewarded with his appointment as Ka- also applied in vain. pellmeister had nothing to do with disregard Johann Adolph Hasse for Zelenka’s work; it was rather due to the Portrait by Balthasar Denner The Bohemian Jesuit and double bass player fact that the court’s personnel decisions were

13 not guided by loyalty and “fair” recognition. 1730, he married the famous singer Faustina committed to the taste of the time, however, to perform by a choir. The Miserere in C minor Moreover, Zelenka was not a recognised opera Bordoni in . At the end of their rich lives, Hasse and his operatic works were condemned advanced to such a piece of repertoire: Hasse composer. Nonetheless, the relevant authorities the prominent musicians returned to Venice. to rapid transience after the composer’s death. probably wrote the version for women’s choir appointed him “church compositor” in 1735. In between was the 30-year employment as at the beginning of the 1730’s for the pupils An authentic portrait of the composer has, for Dresden court kapellmeister until 1763. Hasse One part of Hasse’s church music works of a Venetian girls’ conservatory (“Ospedale that matter, also not survived. led the musical life at the Saxon court to great can certainly be traced back to his time in degl’Incurabile”); for Dresden use he adapted Zelenka’s sacred vocal music includes ora- prosperity—under his guidance, orchestra Dresden, where—in contrast to Zelenka—he the piece for mixed choir. The movement is torios, orchestrations of masses and psalms, and opera personnel consolidated their elitist was merely called upon to contribute sacred full of gravity and dignity, the tension-packed Marian antiphons, requiems and music for rank. His fame as a composer of opera series, music on special occasions of the Catholic harmonies and the threefold “Miserere” reci- the Holy Week. The selection of works on intermezzi (so-called interlude entertainments) Court Church (Hasse had already converted tation, interrupted by fermatas, illustrate the this recording belongs to this genre: Confitebor and church music was felt throughout Europe in Italy). It is thus by no coincidence that he deep musical connection to the statement of tibi Domine (ZWV 71), written 1729, and and his stage works in particular showed wrote most of his for the city, which the text. In the further course of the œuvre, the the Miserere in C minor (ZWV 57), dated 12 an unusually widespread reputation by the are usually also written with only one soloist lovely character and ultimately the conciliatory March 1738. Zelenka’s œuvre as a whole standards of the time. Revered as “il divino ensemble in the final choruses, while many of expression prevail. The musicologist Wolfgang shows a multifaceted creative skill in dealing Sassone” or “padre della musica”, even Joseph the smaller sacred compositions, especially the Flor offers the following summary: “Hasse’s with conventional forms, genres and styles, Haydn and Wolfgang Amadeus Mozart knew solo motets, were written for Venice. On the music does not seek to cause horror and shock, coupled with an original and occasionally and appreciated his music. Hasse’s personal- other hand, in liturgical church music, Hasse but rather points to the consolation promised unconventional harmonic language. Espe- ity must have been unique. In addition to the mostly preferred a homophonic choral move- to the person pleading for mercy. The music cially in his late compositions, the expressive talent of a composer who worked tirelessly ment, interspersed with imitative elements, but does not stage a sermon on punishment; its condensation of these means manifests itself and effectively, he was also gifted with a spe- seldom with an expansive fugue technique. The beauty strives to seize the listener and lead in much more intensity with the richness of cial ability for social interaction early on. The works are often gripping and not too difficult her to prayer. colour of modern orchestration and, above English music traveller Charles Burney aptly all, with the now gallant aria style. The latter formulated Hasse’s musical merits in a publica- Dr. David Koch is also evidenced by Zelenka’s reaction to the tion from 1776: art of Johann Adolph Hasse. Decency, consistency, clarity and precision [...] Johann Adolph Hasse (1699–1783) was are inseparable companions. At a time when The city of Dresden was a magnificent and praise from Jean-Jacques Rousseau when he 20 years younger than Zelenka. Born near the singing voice was more respected than the sumptuous setting for culture and the arts in wrote, in his Dictionnaire de musique (1764), into a Protestant family of church submissive heap of imitative instruments [...], the middle of the eighteenth century, espe- musicians, he began his career as a singer and Hasse’s arias, especially those of the pathetic cially for music, and indeed, one of the most [...] mais celui qui est le mieux distribué et for- went on to train as a composer with Ales- kind, enchanted every listener and established famed and admired orchestras of the time me l’ensemble le plus parfait, est l’orchestre sandro Scarlatti in soon thereafter. In the reputation of Europe’s first singers. Too was to be found there. This received high de l’Opera du Roi de Pologne à Dresde, diri-

14 15 gé par l’illustre Hasse. [but that which was olinists Francesco Maria Veracini and Johann bleak mood. The first movement (Miserere I) and , and to Vienna) he spread his the best distributed, and formed the most Georg Pisendel, the flutists Pierre-Gabriel Buf- is menacing and convulsive and in it Zelen- Italian style throughout Europe. His Miserere complete whole, was the orchestra of the fardin and , the lute ka sets only the text, “Miserere meus, Deus”. in C minor formed part of the Holy Week king of Poland, at Dresden, under the di- player, Silvius Leopold Weiss, and the singers The bulk of the Psalm 50 (51) text appears services in Venice. Hasse devised a structure rection of the illustrious Hasse]. Faustina Bordoni Hasse and Domenico Anni- in the second movement (Miserere II), where comprising a range of different numbers: solo bali. Volumier, the orchestra Konzertmeister, is the choral voices – true symbols of humanity arias, duos and choral numbers which are (In 1754 when he was writing, Rousseau re- known to have travelled to Cremona in 1715 – “pray”, recite and declare them, comment- combined with sections involving the solo garded the orchestra in Naples as being “the in order to acquire instruments from the re- ing upon on them and sing them in seeking group. Flooded with Neapolitan light, this ex- first for number and intelligence.”) nowned luthier Antonio Stradivari. It was Vo- redemption. The Miserere returns in the final tensive composition makes masterful use of With its focus on religious music, this re- lumier, also, who developed and nurtured the movement (Miserere III) to the despairing homophonic textures and a form of orches- cording provides a reflection of this golden French style in Dresden, with a clear reference heartbeat – which dominates the low register tration as would later be employed by Mozart age, while pointing up the differences which to the music of Jean-Baptiste Lully. by use of the double bass – and ends in a final in his Requiem. existed between two separate periods at the himself was in pos- exhalation that includes the then very modern Dresden court: the first came under the in- session of scores of music by Zelenka in his musical device of an orchestral diminuendo and Our desire, with this recording, is to capture a fluence of French musical taste (1670-1733) library. A composer’s powerful creative drive a sudden dynamic change from ff (fortissimo) period of musical splendour in sound. We are and in it the highly distinctive, very personal can be readily and strikingly observed in the to pp (pianissimo). The work is brought to an placing our own spotlight on an area of vocal style of Jan Dismas Zelenka was developed, manuscripts of compositions by Zelenka held end in a way which is akin to representing the religious repertory – which produced master- whilst the other, lively and monumental in the Sächsische Landesbibliothek in Dres- death of a human being. pieces such as these two Misereres – which (1733-1764) and headed by Johann Adolph den. By means of melodic turns, chromaticism, Johann Adolph Hasse’s character and iden- is rooted between the pure of Hasse, bore Italian influences. “enjambments” and unexpected modulations tity were responsible for shaping the musical Johann Sebastian Bach and the era immedi- All types of musical genres and all kinds of Zelenka challenges and overturns the listener’s developments of his time. Through working ately preceding the time of Mozart. We now performances found their homes at the court assumptions. He has an ever-changing many- with Metastasio and making a whole series pass on our love and enthusiasm for this mu- at Dresden: chamber music, opera and sacred coloured manner of composing, with a com- of career-related journeys (to London, in Italy sic to you! works, and with spectacular oratorios given plex use of counterpoint. His music is rich in by musicians from the Hofkapelle. Taking dynamic articulations and annotations with Javier Ulises Illán its final shape as the Dresdner Hofkapelle very extreme examples of these. around 1717, its quality and stature were on For its text, the Miserere in C minor, ZWV 57 the rise; it numbered outstanding musicians makes use of a poem of disconsolation, be- such as the violinist Jean-Baptiste Volumier, seeching forgiveness. The composition is a Zelenka as a double-bass player, and the sing- musical heartbeat throbbing with drama, de- er Francesco Bernardi, “Senesino”. Later on, signed like a spiritual journey across repent- there were further exceptional figures: the vi- ance and the pursuit of mercy set in a dark and

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Miserere mei Deus Psalm 50 (51) Libera me de sanguinibus, Deus, Deus salutis meae: Deliver me from bloodshed, O God, the God of Miserere mei, Deus: Have mercy on me, O God, Et exsultabit lingua mea justitiam tuam. my health: / And my tongue shall sing of your Secundum magnam misericordiam tuam. According to your great compassion: righteousness. Et secundum multitudinem miserationum tuarum, And according to the multitude of your mercies Domine, labia mea aperies: O Lord, you will open my lips, Dele iniquitatem meam. Destroy my wickedness. Et os meum annuntiabit laudem tuam. And my mouth will bring forth your praise. Amplius lava me ab iniquitate mea: Wash me throughly from my wickedness: Quoniam si voluisses sacrificium, dedissem utique: For if you desired a sacrifice, in that case I would have Et a peccato meo munda me. And cleanse me from my sin. Holocaustis non delectaberis. given it; / You will not delight in whole burnt offerings. Quoniam iniquitatem meam ego cognosco: For I myself acknowledge my faults: Sacrificium Deo spiritus contribulatus: Sacrifice to God is a troubled spirit; Et peccatum meum contra me est semper. And my sin is always against me. Cor contritum, et humiliatum, Deus, non despicies. God will not despise a crushed and humbled heart. Tibi soli peccavi, et malum coram te feci: Against you only have I sinned, and done this evil Benigne fac, Domine, in bona voluntate tua Sion: Kindly establish Sion, O Lord, in your good will; Ut justificeris in sermonibus tuis, in your sight, / That you may be justified in your Ut aedificentur muri Ierusalem. And let the walls of Jerusalem be built. Et vincas cum judicaris. sayings, / And prevail when you are judged. Tunc acceptabis sacrificium justitiae, Then will you accept the sacrifice of righteousness, Ecce enim in iniquitatibus conceptus sum: For behold, I was conceived in wickednesses: Oblationes, et holocausta: The oblations and whole burnt offerings; Et in peccatis concepit me mater mea. And in sin my mother conceived me. Tunc imponent super altare tuum vitulos. Then will they place young animals on your . Ecce enim veritatem dilexisti: For behold, you have loved truth; / You have shown Gloria Patri, et Filio, Glory to the Father, and to the Son, Incerta et occulta sapientiae tuae manifestasti mihi. me the uncertain and secret aspects of your wisdom. Et Spiritui Sancto. and to the Holy Spirit, Asperges me hysopo, et mundabor: You will sprinkle me with hyssop, and I shall be Sicut erat in principio, et nunc, et semper, As it was in the beginning, and now, and ever shall Lavabis me, et super nivem dealbabor. cleansed; / You will wash me, and I shall be whiter Et in saeculorum, Amen. be, / World without end. Amen. than snow. Auditui meo dabis gaudium et laetitiam: In my hearing you will give joy and gladness; Et exsultabunt ossa humiliata. Humbled bones will rejoice. Confitebor tibi Psalm 111 (110) Averte faciem tuam a peccatis meis: Turn your face from my sins, Confitebor tibi Domine, in toto corde meo; II will praise thee, o Lord, with my whole heart: In Et omnes iniquitates meas dele. And destroy all my wickednesses. In consilio justorum, et congregatione. the assembly of the upright, and in the congregation. Cor mundum crea in me, Deus: Create a clean heart in me, O God, Magna opera Domini, The works of the Lord are great: Et spiritum rectum innova in visceribus meis. And renew a right spirit in my innermost parts. Exquisita in omnes voluntates ejus. Meet to serve for the doing of his will. Ne proiicias me a facie tua: Do not cast me away from your face: Confessio et magnificentia opus ejus; His work is honorable and glorious, Et spiritum sanctum tuum ne auferas a me. And do not take your holy spirit from me. Et justitia ejus manet in saeculum saeculi. And his righteousness endureth for ever. Redde mihi laetitiam salutaris tui: Give me the gladness of your salvation again: Memoriam fecit mirabilium suorum, He hath made a memorial of his wonderful works, Et spiritu principali confirma me. And strengthen me with a princely spirit. Misericors et miserator Dominus. The Lord is gracious and full of compassion Docebo iniquos vias tuas: I will teach your ways to the wicked: Escam dedit timentibus se. He hath given meat unto them that fear him, Et impii ad te convertentur. And the ungodly will be converted to you. Memor erit in saeculum testamenti sui. He will ever be mindful of his covenant.

20 21 Virtutem operum suorum annuntiabit populo suo. He will show his people the power of his works. Ut det illis hereditatem gentium; That he may give them the heritage of the heathen. Opera manuum ejus veritas et judicium. The works of his hands are verity and judgement: Fidelia omnia mandata ejus, All his commandments are sure. Confirmata in saeculum saeculi, They stand fast for ever and ever: Facta in veritate et aequitate. And are done in truth and equity. Redemptionem misit Populo suo; He sent redemption unto his people: Mandavit in aeternum testamentum suum. He hath commanded his covenant for ever; Sanctum et terribile nomen ejus: Holy and reverend is his Name. Initium sapientiae timor Domini; The fear of the Lord is the beginning of wisdom: Intellectus bonus omnibus facientibus eum. A good understanding have all they that do his Laudatio ejus manet in saeculum saeculi. commandments; / The praise of it endureth for Gloria Patri et Filio ever. et Spiritui Sancto. Glory to the Father, and to the Son, Sicut erat in principio, et nunc, et semper. And to the Holy Spirit, Et in saecula saeculorum. Amen. As it was in the beginning, and now, and ever shall be, / World without end. Amen.

Gunhild Alsvik soprano Eva Soler Boix soprano

22 Alberto Miguélez Rouco alto Remy Burnens tenor Alexandre Beuchat bass Javier Ulises Illán conductor

www.javierulisesillan.com Das Barock-Ensemble Accademia Barocca Lucernensis (ABL) wurde Bei folgenden Personen möchten wir uns ganz herzlich 2014 vom Dirigenten Javier Ulises Illán und dem Kulturmanager und Sän- für deren Unterstützung dieses Projekts bedanken: ger Martin Caduff in Luzern gegründet. Unter seinem Dirigenten hat das Ensemble von jungen Musikerinnen und Musikern bisher Produktionen mit Ingo Höhn, Dr. David Koch, Andrea Friggi, Werken von u.a. Pergolesi, Vivaldi, Buxtehude, Albinoni, Hasse, A. Scarlatti Janice B. Stockigt, Manuel Minguillón, Paloma Friedhoff, und Zelenka in mehreren Schweizer Städten zur Aufführung gebracht. Filippo Mineccia, Alfonso Sebastián Die Accademia Barocca Lucernensis setzt sich aus einem Barock-Orchester sowie einem Vokal-Ensemble zusammen. Das Ensemble hat sich der histo- risch informierten Aufführungspraxis verschrieben und spielt in historischer Weiterer Dank gebührt: Stimmung sowie auf historischen Instrumenten.

The baroque ensemble Accademia Barocca Lucernensis (ABL) was founded in 2014 by the conductor Javier Ulises Illán and the cultural mana- ger and singer Martin Caduff in Lucerne (Switzerland). With a setup of fine young musicians, the ensemble has been regularly performing in Swiss cities with works by the likes of Pergolesi, Vivaldi, Buxtehude, Albinoni, Hasse, or Zelenka. The Accademia Barocca Lucernensis comprises both an orchestra and a choir, and follows historically informed performance practices on period instruments and with period tunings. Recording: 16, 19 & 20 November 2018, Alte Kirche, Boswil (Switzerland) Musical Supervision: Gunhild Alsvik, Oren Kirschenbaum, Javier Ulises Illán & Martin Caduff Recording engineer & editing: Oren Kirschenbaum Produced by: Oren Kirschenbaum, Javier Ulises Illán & Martin Caduff Executive producer: Michael Sawall (note 1), Martin Caduff (ABL) www.ablucernensis.ch Layout & Booklet editor: Joachim Berenbold Translations: Susanne Lowien (Deutsch) / Jason F. Ortmann (English) Artist photos: Ingo Höhn Cover photo: Stefan Steinbauer (unsplash) + © 2019 note 1 music gmbh, Heidelberg, Germany CD manufactured in The Netherlands

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