Journ€ 3.– Das offizielle Magazin des Deutschen Fußball-Bundeals 2/2007 Die EURO 2008 fest im Visier

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eine spannende Saison liegt hinter uns und schon ist Darüber knüpfte unsere die Vorfreude auf die neue Spielzeit wieder groß. Trotz- Nationalmannschaft in fast dem ist es erst einmal angebracht, eine sportliche Bilanz allen Begegnungen an ihre zu ziehen. Aus DFB-Sicht fällt dieses Fazit absolut positiv starken WM-Leistungen an, aus. Und damit verbunden ist natürlich ein optimistischer bot attraktiven, offensiven und modernen Fußball. Kein Ausblick auf die kommende Saison, wenn uns nach der Wunder, dass sich Millionen Fans zu Recht auf die nächs- Sommerpause von der bis zu den Amateur- ten Länderspiele freuen. klassen der Punktspiel-Alltag erneut in seinen Bann ziehen wird. Mit großen Erwartungen und voller Tatendrang schaut auch unsere Frauen-Nationalmannschaft nach vorne. Als Bei meinem Rückblick an erster Stelle stehen die amtierender Welt- und Europameister reist sie zur WM beachtlichen Auftritte unserer Männer-Nationalmann- nach und Trainerin möchte mit ihrem schaft. In seinem ersten Jahr als Bundestrainer hat stark verjüngten Team wie zuletzt stets bei internationa- Joachim Löw nicht nur konsequent den gemeinsam mit len Turnieren um die Medaillen mitspielen, natürlich am Jürgen Klinsmann eingeschlagenen Weg fortgesetzt, liebsten den Titel erfolgreich verteidigen. sondern auch allen Grund zur Freude über eine fast makel- lose Bilanz. Neun Siege, ein Unentschieden in der EM- Drei weitere deutsche Nationalmannschaften gehen Qualifikation auf Zypern und eine Niederlage im mit einem ebenfalls ambitioniert in die nahe Zukunft. Bei den Perspektiv-Team bestrittenen Länderspiel gegen Däne- Junioren stehen die U 19 und U 17 im Blickpunkt. Mit ihrem mark – die Saison-Statistik der DFB-Auswahl kann sich neuen Trainer bereitet sich die U 17 derzeit wirklich sehen lassen. In der EM-Qualifikation, in der die auf die WM in Korea vor, nachdem sie sich bei der EM- starke Leistung beim 1:0-Sieg gegen Tschechien in Prag Endrunde in Belgien durch den fünften Platz als letzter sicher der Höhepunkt war, läuft alles nach Plan. europäischer Vertreter einen Platz im Kreis der Besten aus allen Kontinenten sicherte. Die von Frank Engel betreute U 19 qualifizierte sich unterdessen in eindrucks- voller Manier für die EM-Endrunde in Österreich. Die U 19- Frauen kämpfen in Island um den EM-Titel. Trainerin möchte das Team nicht nur wie im vergangenen Jahr wieder ganz oben aufs Siegertreppchen führen, sondern außerdem durch den Einzug ins Halbfinale die WM-Teilnahme in Chile perfekt machen.

Voller Spannung blicken wir den kommenden Wochen entgegen. Doch bereits jetzt kann mit Stolz festgestellt werden, dass die deutschen Nationalmannschaften inter- national derzeit äußerst erfolgreich sind und wir insge- samt mit unseren DFB-Teams einen so guten Ruf wie lange nicht mehr haben.

Silvia Neid und Joachim Löw haben sich mit ihren Dr. Theo Zwanziger Nationalmannschaften hohe Ziele gesteckt. Präsident des Deutschen Fußball-Bundes

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Schwarz-rot-goldene Festtagss timmung: Die Länderspiele werden durch die blickt optimis- Organisationsabteilung des DFB vorbereitet und durchgeführt. tisch in Richtung WM-Endrunde.

Editorial Dr. Theo Zwanziger 3 Nationalmannschaft Ideale Ausgangsposition 6 Interview mit Joachim Löw „Wir werden bei der EURO Hochgeschwindigkeitsfußball sehen“ 14 Treffpunkt mit Mario Gomez Allen Grund zum Lächeln 18 Reportage Länderspiel-Organisationsteam Hamburg, 20:29 Uhr 22 U 21-Nationalmannschaft Wichtige Erkenntnisse für Trainer und Spieler 32 Nachruf Der väterliche Freund 36 Namen und Nachrichten „Der DFB von A bis Z“ als Nachschlagewerk 37 Frauen-Nationalmannschaft Klare Ansage 38 Spielplan Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland im Eröffnungsspiel gegen Argentinien 44 Spielmacherin Renate Lingor Warum nicht?46 WM 2006 hat zuletzt in der Nationalmannschaft Happy End des Sommermärchens50 und beim VfB Stuttgart für Aufsehen gesorgt. FIFA-Kongress Blatter empfängt Beckenbauer in der FIFA-Exekutive54 Aktion Ehrenamt Fan-Kongress Ein Oscar für unbezahlbaren Einsatz94 Dialog wird fortgesetzt 58 U 19-Junioren DFB live Das lange Warten beenden 96 „Kontakt zur Basis halten“ 62 U 17-Junioren DFB-Pokal Fünf Stufen für Korea 98 Nur drei Minuten 68 U 19-Frauen Bundesliga Über Island nach Chile 100 „Chapeau, Stuttgart“ 70 DFB-Trainer Ralf Peter Frauen-Bundesliga Jugendtraum erfüllt 102 Investitionen in die Zukunft 74 Turnierbörse Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus Deutschland und die Welt kennen lernen 104 „Das richtige Wort zur richtigen Zeit“ 78 DFB-Kulturstiftung Mini-Spielfelder Pflege der Fußball-Geschichte108 Mehr Platz für Fußball 82 Internet-Ecke Vereinskampagne „ImTeame“ Einblicke110 DFB-Mobil auf großer Tour 84 Paules Welt Integrationspreis Sommer? Pause! 112 „Fußball: viele Kulturen – eine Leidenschaft!“ 86 Aus den Verbänden Fan Club Nationalmannschaft Alfred Vianden zum Präsidenten gewählt 115 Stars fordern und fragen 88 Sportschulen im Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverband Fußball-Abzeichen Kleine Fußball-Paradiese118 Mitmachen und tolle Preise gewinnen 90 Fußball-Köpfe Futsal Hans-Jürgen Kreische – Sachsenkönig mit Adlerauge 122 Auf dem Weg zur EM-Premiere92 Vorschau und Impressum 126

DFB-Journal 2/2007 5 Nationalmannschaft

Viel Lob für Joachim Löw nach erfolgreichem ersten Jahr als Bundestrainer Ideale Ausgangsposition

Mit zwei Siegen in den EM-Qualifikationsspielen gegen San Marino in Nürnberg und ls Christoph Metzelder nach der Ehrenrunde der Nationalmann- die Slowakei in Hamburg hat die deutsche Nationalmannschaft eine beeindruckende schaft und den ersten Interviews Länderspiel-Saison abgeschlossen. Es war von Anfang an ein Ziel von Bundestrainer A in der Mixed Zone wenige Minu- ten nach dem Schlusspfiff der Länder- Joachim Löw, möglichst früh die Teilnahme an der EURO 2008 in der Schweiz und spiel-Saison als letzter Spieler die Österreich perfekt zu machen. Die Ausgangsposition vor den entscheidenden Kabine betrat, konnte Joachim Löw mit seiner Rede beginnen. Als der Bundes- Begegnungen ist ideal. 19 Punkte aus sieben Spielen – nie zuvor ist eine deutsche trainer im Hamburger Stadion in die Auswahl so erfolgreich in eine EM-Qualifikation gestartet. Der Vorsprung in der Gesichter der Akteure blickte, sah er dort vor allem die Spuren der Erschöpfung. Gruppe D beträgt gegenüber dem Tabellen-Zweiten Tschechien fünf und gegenüber Fast auf den Tag genau vor einem Jahr dem Dritten Irland sechs Punkte. Michael Horeni, Redakteur der „Frankfurter hatte die Weltmeisterschaft begonnen. Es folgte das bis zur Stunde unverges- Allgemeinen Zeitung“, zieht die Bilanz einer äußerst erfolgreichen Saison der DFB- sene „Sommermärchen“. An dessen Auswahl und des ersten Jahres unter der Verantwortung von Bundestrainer Ende stand die Jubelfeier am Branden- burger Tor vor einer Million Fans, aber Joachim Löw. auch für die Nationalspieler ein Urlaub von nicht einmal vier Wochen.

6 DFB-Journal 2/2007 Nach einer tollen Länderspiel-Saison dass die umjubelten Auftritte bei der Darauf können wir stolz sein. Zudem ist verabschieden sich die Nationalspieler Weltmeisterschaft nur der besonderen es gut, dass auch die neuen Spieler vom Hamburger Publikum. Situation und dem Heimvorteil geschul- bereits unsere Philosophie verinner- det gewesen wären. Ein Jahr später licht haben und gewisse Automatismen konnte Joachim Löw, ohne nur den vorhanden sind.“ geringsten Widerspruch erwarten zu müssen, hochzufrieden feststellen: Von zentraler Bedeutung sind für „Unser Nationalteam ist die Mannschaft den WM-Dritten, der den Gewinn des Nummer eins in Deutschland. Es ist das EM-Titels als großes Ziel anstrebt, trotz Zugpferd schlechthin. Das war nicht der erfreulichen Jugendbewegung immer so.“ jedoch weiterhin vor allem die erfahre- nen Akteure. Löw und sein Trainerteam Als letzten von zahlreichen Belegen bauen auch für das kommende Fuß- konnte er nach seinem ersten Jahr als ball-Jahr auf die bewährte Achse mit alleinverantwortlicher Bundestrainer Lehmann, Metzelder, Frings, Ballack, die großen Sympathien des Publikums Schneider und Klose. „Sie führen die in Hamburg anführen, die der Mann- Mannschaft. Wer bei der Weltmeister- schaft nach dem mehr mit letztem schaft zum Stamm gehörte, wird im Willen erzwungenen als leichtfüßig Normalfall bei der EM wieder dabei sein“, herausgespielten Sieg zufielen. Ent- sagt der Bundestrainer, der mit großer sprechend emotional und lang fiel der Zufriedenheit feststellt, dass ihm nun Abschied von den Fans am Saisonende bedeutend mehr Alternativen zur Ver- aus. „Das sind neue Dimensionen“, fügung stehen als noch vor einem Jahr. sagte der Bundestrainer nach einer sportlich nahezu perfekten Saison. Die Statistik unterstreicht, wie erfolg- Gleichzeitig stellte er voller Genugtu- reich das Fortsetzungskapitel des Fuß- ung fest: „Wir haben es nach der Welt- ball-Sommermärchens unter Joachim meisterschaft geschafft, junge Spieler Löw fortgeschrieben worden ist. Den an die Mannschaft heranzuführen. Es Zahlen nach sind weder Franz Becken- ist uns zudem gelungen, dass einige bauer, oder Jürgen von ihnen einen großen Schritt nach Klinsmann an die Ergebnisse des Bun- vorne gemacht haben wie zum Beispiel destrainers in der Spielzeit 2006/2007 Jansen, Hitzlsperger oder Gomez. herangekommen. Nach elf Monaten

Die Strapazen des vergangenen Jahres ließen sich zuletzt auch auf der erschreckend großen Verletztenliste nachlesen, nicht weniger als 16 WM- Teilnehmer der DFB-Auswahl hatten mit langwierigen Verletzungen zu kämpfen. Angesichts all dieser beson- deren Umstände hob der Bundes- trainer zu einem großen Lob nach dem mit letzter Kraft erkämpften 2:1-Sieg im EM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei an. „In drei Tagen vor einem Jahr hat die Weltmeisterschaft begon- nen und seitdem haben wir von 18 Spielen 15 siegreich beendet, in der Qualifikation stehen wir hervorragend da. Es ist beeindruckend, was Ihr als Spieler in dieser Saison geleistet habt“, sagte Joachim Löw. Und mit einem gewissen Stolz ergänzte er: „Das haben nicht viele Mannschaften nach der WM 2006 geschafft.“

Die Bilanz der Nationalmannschaft und ihres Trainers nach der Weltmeis- terschaft ist tatsächlich hervorragend – Torhüter strahlt und zudem überraschend, da viele Ruhe und Sicherheit aus. Experten zunächst befürchtet hatten,

DFB-Journal 2/2007 7 Nationalmannschaft

Mit einem sehenswerten Kopfball gelingt Thomas Hitzlsperger der 2:1-Endstand gegen die Slowakei.

kann der 47 Jahre alte Löw auf eine in Tschechien bewusst nur mit einem Nationalmannschaft, und mit einem erstaunliche Bilanz zurückblicken: In Perspektiv-Team an. 13:0 gegen San Marino am 6. Septem- den elf Begegnungen seiner Amtszeit, ber 2006 steht unter Löw außerdem die drei Tage nach dem WM-Finale am Mit fünf Erfolgen nach seinem Debüt der bisher zweithöchste Auswärtssieg 12. Juli 2006 mit seiner Vorstellung in am 16. August 2006 beim 3:0 im Test- einer deutschen Nationalmannschaft. der Frankfurter DFB-Zentrale offiziell spiel gegen Schweden gelang dem begann, gelangen der deutschen Natio- Klinsmann-Nachfolger zudem schon Die Komplimente für den vom Assis- nalmannschaft bei einem Unentschie- der beste Start aller Fußball-Lehrer in tenten zum unumstrittenen ersten den und einer Niederlage immerhin der fast hundertjährigen Länderspiel- Fußballtrainer des Landes aufgestiege- neun Siege. Beim 1:1 auf Zypern im Geschichte des DFB – gleichgültig ob nen Joachim Löw fielen nach der letzten Auftritt des vergangenen Jahres sie sich nun Bundestrainer oder Team- souverän gefestigten Tabellenführung hatte sich schon die Müdigkeit sehr chef nannten. Die Tordifferenz lieferte in der Gruppe D der EM-Qualifikation deutlich gezeigt, beim 0:1 im März ebenfalls ein beeindruckendes Bild von geradezu überschwänglich aus. DFB- gegen Dänemark trat der Bundestrai- der auf offensive, attraktive und auf Präsident Dr. Theo Zwanziger bezeich- ner nach dem imponierenden 2:1-Sieg ständige Dominanz ausgerichteten Taktik: net ihn „als einen Glücksfall für den im „Gipfeltreffen“ der EM-Qualifikation 37:6 Treffer lautet die Ausbeute der deutschen Fußball“. Seine Freude über

Mit seinem Einsatz hatte , der in der Sommerpause von Werder Bremen zum FC Bayern München wechselte und beim deutschen Rekordmeister einen Vier-Jahres-Vertrag unterschrieb, maßgeblichen Anteil am 1:0 gegen die Slowaken durch das Eigentor von Jan Durica.

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Löws beharrlicher Arbeit an der Marcell Jansen war in den Begegnungen mit San Marino Weiterentwicklung der DFB-Auswahl. und der Slowakei ein ständi- ger Aktivposten. Der Bundestrainer setzte im Jahr nach der Weltmeisterschaft insgesamt 35 Akteure ein, darunter mit Castro, Enke, Fathi, Manuel Friedrich, Fritz, Hel- mes, Hilbert, Gomez, Kießling, Madlung, Rolfes, Schlaudraff und Trochowski insgesamt 13 Neulinge. Thomas Hitzls- perger, der Torschütze des Siegtreffers zum 2:1-Erfolg gegen die Slowakei, der den WM-Dritten mit 19 Punkten aus sieben Qualifikations-Begegnungen der Endrunde der Europameisterschaft 2008 in der Schweiz und Österreich schon ganz nahebrachte, blickte nach der erstaunlichen Entwicklung daher äußerst optimistisch in die noch fernere Zukunft. „Wir haben sehr viele schöne Jahre vor uns“, sagte der Mittelfeld- spieler des Deutschen Meisters VfB Stuttgart.

Clemens Fritz im Kopfballduell mit Dusan Svento.

den Stil des Bundestrainers präzisiert er: „Es ist faszinierend, wie Löw mit seiner ihm eigenen Art das deutsche Team nach der tollen WM weiterent- wickelt und ihm seinen ganz persönli- chen Stempel aufgedrückt hat. Es gab keine bessere Lösung für uns, denn bereits unter Klinsmann war er mehr als ein gewöhnlicher Assistent.“ Manager Oliver Bierhoff sieht in Löw den „perfekten Trainer“ und Abwehr- chef Christoph Metzelder bezeichnet den nun seit drei Jahren intensiv mit den Spielern arbeitenden Löw sogar als den „Architekten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft“.

Dabei waren die Erwartungen zunächst alles andere als riesig. „Nach der WM hatten wir große Sorgen, wie es weitergeht. Aber wir sind zum Abschluss der Saison sehr glücklich darüber, dass wir uns als Team kons- tant entwickelt haben und sich zudem jeder einzelne Spieler verbessert hat. Das gilt nicht nur für die Spieler, die bei der WM dabei waren, sondern auch für die neuen Spieler, die unsere Philo- sophie verinnerlicht haben“, sagte Bierhoff über die Auswirkungen von

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1,9 Sekunden lag. Vor 15 Monaten lag die Spanne zwischen Ballannahme und Abspiel noch bei 2,8 Sekunden. Das beweist, dass unser Spiel viel schneller geworden ist. Aber an dieser Pass- schnelligkeit und Präzision müssen wir weiterarbeiten. Das muss im Schlaf beherrscht werden“, fordert der Bun- destrainer.

Die schwierige Balance zwischen berechtigtem Selbstbewusstsein und notwendiger Kritik zu finden, gelinge dieser Mannschaft erstaunlich gut, wie Kapitän findet. „Wir haben wirklich sehr, sehr guten Fußball gespielt, gute Ergebnisse erzielt und bisher keine Probleme in der Qualifika- tion gehabt wie andere Top-Nationen. Innerhalb von 120 Sekunden markierte Mario Gomez gegen San Marino seine Wir haben Konstanz bewiesen. Das ist Länderspiel-Treffer Nummer zwei und drei. enorm wichtig. In der Vergangenheit haben wir auch immer wieder gute Spiele gemacht – und dann kam ein Hänger. Der ist im Moment nicht zu erkennen“, sagt Kapitän Ballack und fügt hinzu: „Es ist für mich ein gutes Zeichen, dass man sogar ein 6:0 gegen San Marino kritisch sieht. 6:0 ist okay – wenn man jedoch mal 13:0 gewonnen hat, dann steigen die Ansprüche. Es ist gut, dass sich unser Team damit aus- einandersetzt.“

Der Bundestrainer erwartet nach einem Jahr der stetigen Fortentwick- lung mit den beiden teils glanzvoll herausgespielten Auswärtssiegen in der Slowakei (4:1) und in Tschechien (2:1) auch wieder Rückschläge. Man könne von der vergleichsweise jungen Mannschaft nicht erwarten, „dass bei allen Spielern die Entwicklung weiter so konstant nach oben geht. Und wir sind hat die DFB- einer auch taktisch systematischeren abhängig von einigen Leistungsträ- Auswahl, die besser als jedes andere Nachwuchsarbeit sowie im Auf- und gern, das birgt Gefahren, zum Beispiel Team in der EM-Qualifikation dasteht, Ausbau einer aussagekräftigen Daten- bei Verletzungen.“ Die Ausfälle von unterdessen bereits als „beste Mann- bank, um die Entwicklung von Talenten wichtigen Stützen haben der DFB-Aus- schaft in Europa“ bezeichnet. So weit besser steuern und begleiten zu können. wahl bereits in dieser Saison zu schaffen will Joachim Löw in seiner Einschät- gemacht, aber die zahlreichen, auch zung jedoch nicht gehen. Sein Team Die bisher so erfreuliche Entwick- schwerwiegenden Verletzungen konn- befinde sich mittlerweile auf Augen- lung zeigt sich für die sportliche ten Löw und das Team bisher immer höhe mit den Großen wie Weltmeister Führung jedoch nicht nur in der Anzahl wieder erfolgreich kompensieren. Italien, Finalist Frankreich, der Siege und der erzielten Tore. Die oder England. „Aber niemand sollte statistischen Daten, die Löw und sein In Zukunft, das heißt schon in der sagen, dass wir die Top-Mannschaft in Assistent Hans-Dieter Flick zur Fortent- kommenden Saison, will die sportliche Europa sind“, macht der Bundestrainer wicklung und Kontrolle ihrer Arbeit Leitung daher noch mehr Wert auf die deutlich. Denn auch nach den Erfolgen benutzen, sprechen außerdem auf Prophylaxe legen – und wünscht sich der vergangenen Jahre dürfe man sich anderen Gebieten eine deutliche Sprache. auch von der Bundesliga in dieser nicht ausruhen, sondern müsse in „Wir haben alles ausgewertet: Lauf- Beziehung Unterstützung. „Wir müssen vielen Bereichen noch mehr tun. Löw wege, Geschwindigkeit, Distanzen. Wir in Deutschland vor allem bei der Trai- sieht den größten Bedarf bei Ver- haben ermittelt, dass die Ballbesitz- ningssteuerung etwas machen. Ich habe besserungen im Scouting-System, in Quote bei unseren Spielern zuletzt bei eine Analyse im europäischen Vergleich

12 DFB-Journal 2/2007 Die Qualifikations-Gruppe D 02.09.2006 Tschechien – Wales 2:1 (0:0) 02.09.2006 Deutschland – Republik Irland 1:0 (0:0) 02.09.2006 Slowakei – Zypern 6:1 (3:0) 06.09.2006 San Marino – Deutschland 0:13 (0:6) 06.09.2006 Slowakei – Tschechien 0:3 (0:2) Kevin Kuranyi freut sich über das erlösende 1:0 beim 6:0-Erfolg über San Marino. 07.10.2006 Tschechien – San Marino 7:0 (4:0) 07.10.2006 Wales – Slowakei 1:5 (1:3) 07.10.2006 Zypern – Republik Irland 5:2 (2:2) gemacht, wie oft und wie schwer sich als Nationalmannschaft die volle 11.10.2006 Republik Irland – Tschechien 1:1 (0:0) 11.10.2006 Slowakei – Deutschland 1:4 (0:3) die Spieler in anderen Ligen wie bei- Unterstützung aus der Bundesliga haben. 11.10.2006 Wales – Zypern 3:1 (2:0) spielsweise in England und Italien Das war ja nicht immer so. Wir von 15.11.2006 Republik Irland – San Marino 5:0 (3:0) verletzt haben. Das Ergebnis ist: Sie unserer Seite werden uns bemühen, 15.11.2006 Zypern – Deutschland 1:1 (1:1) 07.02.2007 San Marino – Republik Irland 1:2 (0:0) haben weit weniger Verletzungen – und das Verhältnis zu den Klubs weiter zu 24.03.2007 Tschechien – Deutschland 1:2 (0:1) die Verletzungen sind nicht so schwer- intensivieren“, kündigte Löw an. 24.03.2007 Republik Irland – Wales 1:0 (1:0) wiegend. Dort wird der Saisonaufbau 24.03.2007 Zypern – Slowakei 1:3 (1:0) 28.03.2007 Wales – San Marino 3:0 (2:0) für einen Spieler besser geplant als in Die gute Atmosphäre, vor allem 28.03.2007 Republik Irland – Slowakei 1:0 (1:0) Deutschland“, sagt Bierhoff, früher innerhalb des Teams, trägt nicht uner- 28.03.2007 Tschechien – Zypern 1:0 (1:0) selbst Profi in der italienischen Serie A. heblich zum Erfolgsprojekt bei. „Ich bin 02.06.2007 Deutschland – San Marino 6:0 (1:0) 02.06.2007 Wales – Tschechien 0:0 immer wieder erstaunt, wie schnell sich 06.06.2007 Deutschland – Slowakei 2:1 (2:1) Unabhängig von dieser Grundsatz- die jungen Spieler integrieren“, sagt frage haben sich Löw und sein Trainer- Kapitän Ballack. Eine solche Konstella- 1. Deutschland 761029:4 19 2. Tschechien 742115: 414 team mit den kommenden Monaten tion beflügelt, wie Ballack findet, die 3. Republik Irland 741212: 813 längst beschäftigt. Kurz nach dem Neulinge ebenso wie die komplette 4. Slowakei 730416:13 9 letzten Spiel ging der Blick bereits sehr Mannschaft. Jedenfalls war die Stim- 5. Wales 6213 8: 97 6. Zypern 6114 9:16 4 konkret in die Zukunft, zur Endrunde mung in dieser Saison, nicht zuletzt 7. San Marino 6006 1:36 0 der Europameisterschaft 2008. „Wir gefördert durch eine Mischung aus müssen weiter an der individuellen professioneller Ernsthaftigkeit und 22.08.2007 San Marino – Zypern 08.09.2007 San Marino – Tschechien Qualität eines jeden Spielers arbeiten. lockerer Lebensfreude, vom ersten bis 08.09.2007 Wales – Deutschland in Cardiff Wir können nur Fortschritte erzielen, zum letzten Länderspiel ausgezeichnet. 08.09.2007 Slowakei – Republik Irland wenn sich jeder einzelne Spieler noch- „Das tut unserem Team gut“, sagt 12.09.2007 Tschechien – Republik Irland 12.09.2007 Slowakei – Wales mals verbessert“, erklärt der Bundes- Ballack. 12.09.2007 Zypern – San Marino trainer angesichts der kommenden, 13.10.2007 Zypern – Wales sportlich größeren Herausforderungen. Er hat das zum Saisonausklang in 13.10.2007 Republik Irland – Deutschland in Dublin 13.10.2007 Slowakei – San Marino Nürnberg und Hamburg am eigenen 17.10.2007 Deutschland – Tschechien in München Diese Aussage von Löw ist nichts Leib erfahren. Wegen seiner Verletzung 17.10.2007 Republik Irland – Zypern anderes als der ausdrückliche Wille hätte er auch nur für ein paar Tage bei 17.10.2007 San Marino – Wales 17.11.2007 Tschechien – Slowakei zum ständigen Reformprozess, zur der DFB-Auswahl vorbeischauen oder 17.11.2007 Deutschland – Zypern in Hannover permanenten Weiterentwicklung der einen Pflichtbesuch bei den EM- 17.11.2007 Wales – Republik Irland DFB-Auswahl. Löw, der ebenso wie Qualifikations-Begegnungen gegen San 21.11.2007 Zypern – Tschechien 21.11.2007 Deutschland – Wales in Frankfurt/Main Vorgänger Klinsmann großen Wert auf Marino und die Slowakei machen 21.11.2007 San Marino – Slowakei Teamarbeit legt, dankte daher nach der können. Doch seinen Kollegen nur eine Saison auch seinen zahlreichen Stippvisite bei den Spielen abzustatten, Helfern, ob nun Assistenztrainer Hans- das war dem Kapitän nicht genug. „Ich Dieter Flick, Torwart-Trainer Andreas bin die ganzen zehn Tage dabei gewe- Köpke, Chefscout sen“, sagt Michael Ballack, und der oder der kompletten medizinischen Grund dafür ist für ihn ganz einfach: Abteilung. „Wichtig ist auch, dasswir „Ich bin wirklich sehr gerne hier.“

DFB-Journal 2/2007 13 Interview

Bundestrainer Joachim Löw treibt die Entwicklung der Nationalmannschaft weiter voran „Wir werden bei der EURO Hoch g

konnte mich immer mit meinen Nicht erst seit dem imponierenden Sieg im „Gipfeltreffen“ der EM-Qualifikations- Vorstellungen einbringen. Gemeinsam gruppe D gegen Tschechien in Prag wird Joachim Löw mit Komplimenten bedacht. haben wir unsere Konzeption für die WM entwickelt und sind auch in schwie- Bereits in den ersten Länderspielen unter seiner Verantwortung als Bundestrainer rigen Phasen, in denen es wie nach der wurde allseits gelobt, dass er wie an der Seite seines Vorgängers Jürgen Klinsmann 1:4-Niederlage in Italien viel Kritik gab, beim „Projekt 2006“ klare Zielvorstellungen verfolgt und umsetzt. Im Gespräch mit stets unserer Linie treu geblieben. DFB-Mediendirektor Harald Stenger zieht Joachim Löw eine Bilanz der Nach-WM- Trotzdem wird der Bundestrainer Löw anders beurteilt als der Saison und gibt einen Ausblick auf die EM-Vorbereitung in den kommenden Monaten. Klinsmann-Assistent Löw...

Es gab in den vergangenen Wochen Die positive Beurteilung der Ent- Sicher stehe ich nun häufiger im fast keine Zeitung, in der nicht der wicklung der Nationalmannschaft und Blickpunkt des öffentlichen Interesses – Satz zu lesen war: Joachim Löw ist meiner Arbeit ist natürlich erfreulich. In das ist normal. Trotzdem habe ich eindrucksvoll aus dem Schatten von der zweijährigen Zusammenarbeit mit persönlich den Eindruck, dass sich für Jürgen Klinsmann getreten. Wie Jürgen hatte ich jedoch nie den mich in der Arbeit mit der DFB-Auswahl bewertet man als Betroffener solche Eindruck, dass ich in seinem Schatten nicht viel verändert hat. Wir haben Kommentare? stehe. Wir waren stets ein Team und ich erneut ein klares Ziel vor Augen und

Der Sprung ins Rampenlicht ist Joachim Löw glänzend gelungen.

14 DFB-Journal 2/2007 h geschwindigkeitsfußball sehen“

alle ziehen mit. Meine Rolle hat sich nicht wesentlich verändert, selbst wenn ich als Bundestrainer stärker in der Verantwortung stehe.

Wo liegen denn die kleinen Unter- schiede zwischen heute und der Zeit des Klinsmann-Assistenten?

Entscheidend ist, dass sich die Nationalmannschaft weiterentwickelt hat. Es muss also andere und neue Impulse geben. Eine wichtige Aufgabe in der nächsten Saison wird beispiels- weise sein, gezielt Standardsituationen zu üben. Das haben wir bisher ver- nachlässigt, weil uns andere taktische Trainingsinhalte wichtiger waren.

Und wie sieht es im Zusammen- wirken der sportlichen Leitung aus?

Absolut positiv ist für mich, dass der Teamgedanke weiterhin unsere Alltags- arbeit bestimmt. , Andreas Köpke, Urs Siegenthaler und die Fit- ness-Trainer sind zwar eher im Hinter- grund tätig, aber ihr Anteil am Erfolg ist nicht zu unterschätzen. Oliver Bier- hoff hat bei seiner Tätigkeit als Manager andere Schwerpunkte und macht eben- falls einen Super-Job. Wir setzen den unter Jürgen Klinsmann eingeschlagenen

Viele Erfolgserlebnisse brachte das erste Jahr für Joachim Löw als Bundestrainer.

In der Öffentlichkeit genießt der 47-Jährige hohe Akzeptanz.

DFB-Journal 2/2007 15 Interview

Kurs konsequent fort und sind uns Dirigent am Spielfeldrand: einig darüber, dass es wichtig sein wird, Der Bundestrainer gibt als verschworene Gemeinschaft unsere klare Anweisungen. Vorstellungen zu vermitteln.

Schwingt dabei die Angst mit, dass es den einen oder anderen Rückschlag und somit wieder kriti- sche Stimmen geben könnte?

Nein. Egal, ob es gut oder schlechter läuft: Wir sind einfach überzeugt davon, dass wir nur dann eine Chance haben, unserem Auftrag gerecht zu werden, wenn wir uns durch Team- arbeit gegenseitig ergänzen und bei möglichen Widerständen selbstbewusst an unseren Ideen festhalten. Die Nationalmannschaft ist nun eben mal in der öffentlichen Wahrnehmung der Fußball-Fans die Nummer 1 in Deutsch- land und deshalb wird über ihre Leistungen stets leidenschaftlich diskutiert werden. Umso genauer muss man wissen, was man inhaltlich will, auf wen man sich verlassen kann und dass große Ziele nur mit einer gehörigen Portion Beharrlichkeit zu erreichen sind.

Warum lief es so gut in der vergan- genen Länderspiel-Saison?

Weil alle vom Schwung der WM 2006, dem sportlichen Erfolg und den unvergesslichen Erlebnissen bis zur Stunde profitieren. Sicher war danach

die Sommerpause kurz, die Belastung der Nationalspieler in den Vereinen und bei uns war groß. Dennoch macht es allen Spaß, wenn wir uns treffen und für einige Tage zusammen sind. Dies und unsere eingespielten Mechanismen auf dem Platz sind jedes Mal aufs Neue wichtige Punkte, um optimales Engagement für das Team abrufen zu können.

Es wird viel geredet über die Son- deraufgaben für die EM-Kandidaten...

Ich kann mich da wirklich nur wie- derholen: Jeder Spieler ist heutzutage sein eigenes Unternehmen. Daher muss sich jeder selbst inspirieren und darf nicht darauf warten, dass ihn irgend- jemand motiviert. Selbstverständlich bieten wir für alle Nationalspieler kon- krete Hilfen an, damit sie sich durch ein Zufriedene Mienen bei Oliver Bierhoff, Hans-Dieter Flick und Joachim Löw nach gezieltes Sonderprogramm nach dem einer erfolgreichen Länderspiel-Saison. Vereinstraining individuell und qualitativ

16 DFB-Journal 2/2007 verbessern können. Entscheidend wird allerdings immer bleiben, mit welchem Mehr als drei Millionen Euro für „6 Dörfer für 2006“ Selbstverständnis ein Profi-Fußballer seinen Beruf ausübt und mit welcher Die offizielle Charity-Kampagne der FIFA Plattform genutzt, um positive Botschaften zu Willenskraft er daran arbeitet, sich mit WM 2006 „6 Dörfer für 2006“ ist eine Erfolgs- verbreiten und Geld für eine gute Sache zu dem Erreichten nie zufriedenzugeben. geschichte mit Fortsetzung. Mehr als drei sammeln. Unsere finanziellen Ziele wurden mit Millionen Euro lautet die stolze Spendenbilanz mehr als 21 Millionen Euro Spenden bei weitem Zurück zu dem Stichwort „Mechanis- aus den Kinoeinnahmen des Sönke-Wortmann- übertroffen, und die Unterstützung von allen men“. Welchen Stellenwert haben diese Films „Deutschland. Ein Sommermärchen“ zu Seiten macht uns stolz. Ich möchte allen danken, mittlerweile im internationalen Fußball? Gunsten der gemeinsamen Kampagne von SOS- die dazu beigetragen haben, dass mehr als 800 Kinderdorf International und der FIFA. auf sich allein gestellte Kinder in sechs neuen Einen sehr, sehr hohen. Sie müssen SOS-Kinderdörfern dank dieser Hilfe ein neues im Spiel sitzen wie ein paar alte Jeans. Den symbolischen Scheck nahm SOS-Kinderdorf- Zuhause gefunden haben“, sagt Siegler. Die Deshalb halte ich es gerade für die Projektleiter Wolfgang Kehl vor dem Anpfiff des Partnerschaft zwischen dem Fußball-Weltver- jüngeren Nationalspieler für enorm EM-Qualifikationsspiels zwischen Deutschland band und den SOS-Kinderdörfern besteht seit wertvoll, dass sie intensiv trainieren und und der Slowakei in Hamburg von Markus 1995. dafür auch mal das eine oder andere Siegler, FIFA-Direktor Kommunikation, Spiel aussetzen. Denn nur dadurch Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack „Wir freuen uns, dass ein so begeisternder Film können sie sich wirklich verbessern – und Regisseur Sönke Wortmann entgegen. in so enger Verbindung mit unserer erfolgrei- aber es ist offenkundig, dass die meis- chen WM-Aktion „6 Dörfer für 2006“ steht. Ein- ten Verantwortlichen in den Vereinen Die FIFA, der DFB, die deutsche Nationalmann- mal mehr zeigt dieser Film, wie die Begeisterung da eine andere Sichtweise haben. schaft, die WDR Mediagroup, die Kinowelt und für Fußball und die Hilfe für Kinder in Not eine die Produktionsfirma Little Shark Entertainment wunderbare Kombination ergeben können. Der Druck in der Bundesliga ist von SOS-Kinderdorf-Pate Sönke Wortmann Unser Dank für diesen Scheck gilt der deutschen genauso groß wie die hohen Erwar- hatten sich schon vor Beginn der Dreharbeiten Nationalmannschaft, der FIFA, Sönke Wortmann tungen an den Bundestrainer... darauf verständigt, dass der Großteil der und allen anderen Beteiligten“, erklärte Wolf- Kinoerlöse an die Aktion fließen wird. Zusammen gang Kehl. Richtig. Wir tauschen uns zwar mit den Einnahmen aus dem noch laufenden regelmäßig mit unseren Trainer- DVD- und Soundtrackverkauf sowie weiteren Seit der Lancierung der Kampagne im Dezember Kollegen oder den Managern aus. Wir Kinoeinnahmen wird mit einer Endsumme von 2003 sind über 21 Millionen Euro für „6 Dörfer reden ihnen jedoch nicht in ihren Alltag insgesamt rund vier Millionen Euro gerechnet. für 2006“ eingegangen. Die ersten drei Dörfer rein und geben ihnen erst recht keine wurden in Morelia/Mexiko, Rustenburg/Südafrika Ratschläge, weil jeder seine eigene „Der enorme Erfolg der Initiative ist ein guter und Dong Hoi/Vietnam eröffnet. An den anderen Fußball-Philosophie und ganz andere Beweis dafür, dass die FIFA ihre soziale Verant- drei Dörfern wird noch gebaut, wobei allerdings Voraussetzungen im engsten Umfeld wortung mehr als je zuvor wahrnimmt. Wir schon im kommenden November das Dorf in hat. Generell wichtig wäre nur, wenn in haben unseren wichtigsten Wettbewerb als Recife/Brasilien seine Pforten öffnen wird. Deutschland stärker konzeptionell gearbeitet würde. Da haben uns andere Nationen wie England oder Italien derzeit einiges voraus.

Was bedeutet das konkret für das Training mit der DFB-Auswahl?

Dass wir im Training 40 Mal hinter- einander den gleichen Spielzug üben lassen und damit erreichen wollen, dass er dann im Spiel genauso umge- setzt wird. Denn ich bin nicht der Meinung, dass es so viele Zufälle gibt. Man kann das Glück im Fußball schon ein Stück durch Automatismen zwin- gen. Die Mannschaft braucht eine klare Struktur, eine klare Organisation und eine klare Aufgabenstellung, damit sie kreativ sein kann. Kämpfen und rennen können heute alle, der Erfolg hängt vom Kombinationsfußball und der Passge- nauigkeit ab. Denn bei der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz werden Sönke Wortmann, Michael Ballack und Markus Siegler bei der Scheckübergabe an Wolfgang Kehl für die Charity-Kampagne „6 Dörfer für 2006“. wir Hochgeschwindigkeitsfußball sehen.

DFB-Journal 2/2007 17 Treffpunkt mit Mario Gomez

Der Angreifer des VfB Stuttgart kann auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken Allen Grund zum Lächeln

Mario Gomez hat eine starke Saison gespielt. Mit seinen Toren leistete der Angreifer Himmel. „Bah, ist das kalt“, ruft er und ist froh, als sich die Türen hinter ihm einen wesentlichen Beitrag zum Titelgewinn des VfB Stuttgart. Aber auch durch die schließen. Willkommen in der neuen Nationalmannschafts-Nominierungen rückte der am 10. Juli 1985 geborene Schwabe Autowelt, die es in dieser Form seit Mai 2006 gibt. 160 Fahrzeuge, alles, was mit spanischen Wurzeln in den Fokus des öffentlichen Interesses. Gerade deswegen das Herz begehrt. Auch seines. braucht er jedoch seine Rückzugsfelder. Am liebsten entspannt er sich daheim in Mario Gomez sieht glücklich aus, als Unlingen, bei seinen Eltern, seiner Familie und Freunden, wie er dem freien er in einem gelben Oldtimer-Cabrio Journalisten Oliver Trust verriet. sitzt, das einmal dem König von Afghanistan gehörte. Jetzt sitzt der „Fußball-König“ von Stuttgart drin. tuttgart. Mario Gomez lächelt. Er Deswegen ist der Deutsch-Spanier Solche Spitznamen hört er nicht gerne spaziert durch 120 Jahre Auto- hier richtig. Wo anders könnte er so und erzählt lieber von früher aus Un- mobil-Geschichte. Das findet der viele Exponate auf einem Fleck begut- lingen und seinem Geburtsort Ried- S Jung-Profi klasse, dazu hat er achten als im Mercedes-Benz Museum? lingen, zwei Städtchen, die „hinter der einen Bezug. Fußball und flotte Flitzer An der Mercedesstraße. Direkt gegen- schwäbischen Alb“ liegen. Oberschwa- passen zusammen, findet er. „Ich stehe über der Geschäftsstelle des VfB Stutt- ben sagt der Fachmann. auf schöne Autos. Das ist bei vielen gart in Bad Cannstatt. Das Gottlieb- Kollegen von mir so“, sagt der Angrei- Daimler-Stadion nebenan. Draußen Mario Gomez wuchs dort auf. Zu- fer vom VfB Stuttgart und grinst. fegt ein kalter Wind. Es tröpfelt vom sammen mit seiner Schwester Jasmin.

18 DFB-Journal 2/2007 Mario Gomez im Treffer beim Deutschen Meister 2007 Mercedes-Benz beigetragen. „Ein Märchen“, sagt der Museum Torjäger des VfB Stuttgart, „der Wahn- in Stuttgart. sinn.“ Mit großen Augen saß er beim Triumphzug in einem Auto. Vier Stunden dauerte es, um die 5,9 Kilometer vom Stadion zum Platz vor dem Neuen Schloss zu bewältigen. 250.000 Men- schen waren auf den Beinen, um die Meister zu feiern.

Daheim in Unlingen ist es ruhiger. Die Beschaulichkeit mag er. 130 Kilo- meter sind es vom Arbeitsplatz in die Heimat. Mit 17 hatte er seine eigene Wohnung in Stuttgart, ein Jahr lebte er davor im Jugend-Internat des VfB. Mit fast 16 kam er in die Landeshauptstadt. Er hätte schon früher in die Großstadt umsiedeln können. Doch Mario Gomez zögerte lange, das Angebot der „Roten“ anzunehmen. Er ging vom SV Unlingen zum FV Bad Saulgau und dann zum SSV Ulm, obwohl längst Thomas Albeck, der Jugendkoordinator des Stuttgarter Bundesligisten, bei ihm angerufen hatte und fragte, ob er nicht zum VfB kommen wolle. Er wollte nicht.

Bis zu diesem einen Tag. Mario Gomez spielte mit dem SSV Ulm gegen den VfB Stuttgart. Die jungen „Spatzen“ kassierten eine 0:7-Niederlage und die Enttäuschung nach einem katastropha- len Spiel war groß. „Da dachte ich mir, hier geht es nicht weiter, wenn die uns so ausspielen“, erinnert er sich. Der Kontakt zum VfB wurde wieder aufge- nommen. Beim Bundesligisten hatten sie den schnellen Mann aus dem Ulmer Sturm nicht vergessen. Er stellte sogar seine „Sprache“ um, als es „vom Land in die Stadt“ ging. „Ich bin Schwabe durch und durch. Aber ich wollte nicht, dass die denken, was will denn das Der Angreifer hat das Steuer fest in der Hand. Landei hier.“ Er versteckt den breiten schwäbischen Akzent, der heute auf besonderen Wunsch immer noch zu „Sie hat am gleichen Tag Geburtstag, damals gar nicht.“ Ob sich das heute hören ist, doch ihm – zumindest in der ist drei Jahre älter. Wir haben uns gut geändert hat? Er lacht. Silvie heißt Stadt – nicht mehr über die Lippen geht. verstanden“, erzählt er. Geburtstag ge- seine Freundin. Sie ist 21 Jahre alt und feiert wurde trotzdem getrennt vonei- studiert Pharmatechnik in Sigmaringen. Dafür in den Gesprächen mit seinem nander. Auch später gab es klare Regeln: „Meine Traumfrau“, sagt Mario Gomez. Vater José, der mit 14 Jahren aus Er durfte beispielsweise nicht zu ihren Sie sehen sich nur am Wochenende Spanien nach Deutschland kam und Partys, sie nicht auf seinen Motorroller, oder an freien Tagen, wenn er in sein heute ein erfolgreicher Bauunterneh- der so schnell war, „dass ich nichtsda- Cabrio steigt und nach Hause fährt. mer ist. Beide reden gern und oft über ran machen mussteund wollte, ganz Fußball. Schon immer. Früher ging abgesehen davon, dass ich es nicht ge- Unlingen. Dort leben seine Eltern und außerdem im Wohnzimmer mit der konnt hätte“. seine Kumpels. Er braucht seine Rück- stillen Billigung des ebenfalls Fußball zugsfelder. Mehr denn je. Jetzt, da ihn spielenden Papas auch mancher Ein- Für ihn gab es nur Fußball. „Partys die Karriere bis in die Nationalmann- richtungsgegenstand zu Bruch, wenn oder Mädchen interessierten mich schaft führte. Dazu haben vor allem die er gegen den Ball trat. Ein Problem

DFB-Journal 2/2007 19 Treffpunkt mit Mario Gomez

decken ist, dauert es nicht lange, bis sie bei ihnen zu Hause an der Wand landen. Früher hing bei ihm Romario, der erst kürzlich sein 1.000. Tor erzielte. „Die Brasilianer waren bei allen beliebt, die schossen immer so unglaubliche Tore und ihre Spielweise gefiel jedem“, berichtet der Nationalspieler, der bisher in drei Länderspielen drei Tore erzielte.

Mario Gomez als zweiter Romario? Große Klubs beobachten ihn. Das ehrt ihn, bringt ihn aber nicht aus dem Konzept und lässt ihn schon gar nicht abheben. „Schritt für Schritt“ sagt er, der Vertrag beim VfB läuft bis 2011 und er wirkt gelassen. Vielleicht, weil er die „Schattenseiten“ des Geschäfts kennen lernte. Lange Pausen nach Verletzun- gen, die einen mühsamen Weg zurück nötig machen. Das letzte Mal lernte er den Tennisprofi Nicolas Kiefer in Donaustauf kennen, als der dort zur Reha weilte. „Seitdem sind wir Freunde und halten Kontakt“, erzählt Gomez.

Wieder hat ihn ein Fan im Mercedes- Benz Museum entdeckt. Er schreibt ein Autogramm. Besucher aus den USA schauen zu. „Er muss berühmt sein“, Der VfB-Torjäger vor dem sagt die Dame aus Amerika und zieht deutschen Mannschaftsbus die Augenbrauen hoch. Mario Gomez der WM 1974. ist derweil gerade an einem der alten Silberpfeil-Rennwagen vorbeigeschlen- dert. „Mercedes“, sagt er, „die sind Sponsor der Nationalmannschaft und wurde daraus nicht gemacht. Kein Sie verschlingen seine Interviews jetzt auch vom VfB.“ Die Türen des Wunder, dass er sich im elterlichen Heim und, wenn in den einschlägigen Museums öffnen sich. Er tritt hinaus in nach wie vor wohlfühlt. „Hier kann ich Sportmagazinen sein Poster zu ent- den kalten Wind. Und er lächelt. abschalten“, erklärt er. Wie vor dem Fernseher, wenn die TV-Serie „Strom- berg“ läuft oder seine einzige Schwä- che zum Tragen kommt: „Wenn ich eine DVD gucke, schlafe ich immer ein.“

Eines steht für ihn fest. „Ich verehre meine Eltern, sie bedeuten mir unend- lich viel“, sagt er. Sie sind so etwas wie sein Ankerplatz. Vor allem, als sich sein Leben so radikal änderte und er ver- suchte, so viel wie möglich aus der alten in die neue Welt hinüberzuretten. „Als Stürmer steht man besonders im Fokus. Insofern hat sich mein Leben gewandelt. Man wird oft erkannt, vor allem die Kids sind glücklich, wenn sie ein Autogramm bekommen.“ Mario Gomez schreibt sie gerne. „Wer diese Parade nach der Meisterschaft mitge- macht hat, wird das niemals vergessen. Das zeigte, wie sehr die Fans mit uns mitfiebern und sich mit uns freuen.“ Exponate aus 120 Jahren Automobil-Geschichte gab es für Mario Gomez zu bestaunen.

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Reportage

Die Länderspiele des Deutschen Fußball- Wie das Organisationsteam des DFB ein Länderspiel managt Bundes, sie sind die Visitenkarte des weltgrößten Fachverbandes mit der Nationalmannschaft als Aushängeschild. Hamburg, 20:29 Uhr Durchgeführt und in Szene gesetzt wer-

den sie von der Organisationsabteilung s ist die magische Minute. 20:29 Uhr. an der Hand jedes einzelnen Spielers, des DFB unter Leitung von Ernst-Peter Sechs Minuten vor dem Anpfiff des zusammen mit dem Schiedsrichter- Radziwill. Ein Team, das unauffällig und EM-Qualifikationsspiels Deutsch- Gespann den Rasen. Dort hat sich das E land gegen die Slowakei ist er da, Polizeiorchester Hamburg aufgestellt, von der öffentlichen Wahrnehmung fast der Moment, in dem sich auf dem um die Nationalhymnen zu intonieren. Spielfeld der WM-Arena in Hamburg alles 40 Kinder haben die beiden riesigen unbemerkt, gleichwohl höchst effizient wie von Zauberhand zusammenfügt zu Flaggen Deutschlands und der Slowa- im Hintergrund wirkt. Aus welch viel- einem bunten, höchst eindrucksvollen keiauf dem Rasen entrollt. 24 Jugend- Gesamtbild. 20:29 Uhr – ein Stadion in liche imAlter zwischen 14 und 16 Jah- fältigen Einzelteilen das imposante fröhlicher und friedlicher, gespannter ren vom Hamburger DFB-Stützpunkt Gesamtbild besteht und wie es entsteht, und erwartungsfroher Festtagsstim- nehmen die überdimensionale runde mung. Jeder Dritte, so scheint es, Mittelkreisplane mit dem DFB- und beschreibt Wolfgang Tobien in einer schwarz-rot-gold geschminkt, jeder Mercedes-Benz-Logo in ihre Hände Reportage anlässlich des EM-Qualifi- Zweite mit einer Fahne in der Hand. und versetzen sie in wellenartige Bewegungen. Umrahmtwirddieses kationsspiels gegen die Slowakei in 20:29 Uhr. Die beiden Mannschaften farbenfrohe Ensemble vonFahnen- Hamburg. betreten, begleitet von je einem Kind schwenkern und begleitet von den

22 DFB-Journal 2/2007 Imposantes Gesamtbild: die minutiös geplante Eröffnungsshow im ausverkauften Hamburger WM-Stadion.

rhythmischen Schlägen einer Tromm- lergruppe am Spielfeldrand.

Das Rahmenprogramm als Stimmungs- macher, verstärkt durch die Gesänge des Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola, dessen Mitglie- der auf der gesamten Nordtribüne hinter dem Tor als vieltausendstimmi- ger Chor postiert sind und – optischer Höhepunkt der Eröffnungszeremonie – unmittelbar vor dem Anpfiff die gigan- tische Fahne mit den deutschen Natio- nalfarben über ihren Köpfen entfalten. Mit ihrer stimulierenden Geräusch- kulisse erzeugen sie in der Arena eine mitreißende Stimmungslage, welche die Mannschaft zu einer starken Leis- tung treiben soll.

„Ein Bild, das mit seinen rund 200 Mitwirkenden auf dem Spielfeld jedes Mal Gänsehautstimmung vermittelt“, Chefs im Ring: Hamburgs Stadionchef Kurt Krägel (links) und DFB-Organisationschef sagt Ernst-Peter Radziwill, dem die Ernst-Peter Radziwill in der WM-Arena. Gesamtverantwortung für die Organisa-

DFB-Journal 2/2007 23 Reportage

Das wichtige UEFA-Meeting: das portugiesische Schiedsrichter-Gespann (rechts im Bild) mit dem UEFA-Delegierten Dr. Gerhard Kapl (Zweiter von links) und den DFB-Organisatoren.

tion der A-Länderspiele des DFB obliegt. Diese in ihren rasanten Abläufen auf die Sekunde genau geplante „protokollarische Viertelstunde“, so die offizielle Bezeich- nung der Eröffnungsshow im Orga-Plan, ist für das Publikum – gipfelnd um 20:29 Uhr – hochwertiges Entertain- ment und willkommene Einstimmung auf das folgende sportliche Groß-Event.

Für Radziwill und sein Kernteam von sechs bis acht Mitarbeitern aus der Organisationsabteilung des DFB, das vorbildlich unterstützt wird vom Ham- burger SV mit dessen Stadion-Chef Kurt Krägel an der Spitze und den vielen Helfern des Hamburger Fußball- Verbandes, ist 20:29 Uhr, diese magi- sche Minute, der Kulminationspunkt Schiedsrichter Bartolo Faustino Benquerença (links), UEFA-Vertreter Dr. Gerhard intensiver Vorbereitungen. Der Augen- Kapl (rechts) und Schiedsrichter-Beobachter Michel Piraux (Vierter von rechts) blick des Aufatmens, in dem sich alle inspizieren die Aufwärmtrikots der Einwechselspieler. Maßnahmen und Meetings der vergan- genen Wochen zu einem wunderbaren ausverkauften Hamburger WM-Arena. einem DFB-Länderspiel in Hamburg an Bild zusammenfügen. Jörg Bley, der Leiter des Ordnungs- den insgesamt 56 Drehkreuzen bewährt. dienstes in der Hansestadt, wird später „Wenn bis dahin alles geklappt hat, voller Anerkennung sagen: „Zum ersten Die frühzeitige Zuschauer-Präsenz kann eigentlich nichts mehr passieren“, Mal während meiner acht Jahre als ist dazu das Ergebnis einer klugen und sagt Oliver Gerst (32), der diesmal mit Chef des hiesigen Ordnungsdienstes pragmatischen Verkehrsplanung und der Projektleitung des Länderspiels habe ich erlebt, dass alle Zuschauer, -durchführung. „Höchste Priorität hat betraut ist – wohl wissend, dass in der darunter ein ungewöhnlich hoher Anteil bei jedem unserer Länderspiele die Halbzeit und nach Spielschluss noch an Frauen und Kindern, eine Viertel- optimale An- und Abreise der Zuschauer. etliche Aufgaben zu erledigen sind. stunde vor dem Anpfiff bereits im Sta- Seit der WM 2006 ist die Infrastruktur dion waren.“ Ein Resultat des seit 14 der Verkehrswege rund um die WM- Es hat alles geklappt. Bis dahin – und Jahren von Katja Sichtig (40) geleite- Stadien hervorragend. Hilfreich ist auch danach wird alles nach Plan ver- ten und stets exakt ausgeklügelten zudem das Kombiticket, das mit der laufen. Ticketing-Systems, dessen von DFB- Eintrittskarte die kostenlose Nutzung Berater Chris Ehlen organisierte elek- des öffentlichen Personennahverkehrs Voll besetzt sind die Ränge in der tronische Zugangskontrolle sich nach ermöglicht“, sagt Ernst-Peter Radziwill mit 51.500 Zuschauern seit langem den WM-Spielen 2006 nun auch bei (58), der dieses wichtige Organisations-

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Reportage

thema als Chefsache behandelt, assis- tiert von der wegen ihrer Ticketing- Kompetenz auch bei der UEFA und den Bundesliga-Klubs geschätzten Katja Sichtig.

Grünes Licht gibt beim Anpfiff Inka Kolle (33). Bei diesem Länderspiel ist sie im DFB-Orga-Team insbesondere verantwortlich für die mehr als 600 Ehrengäste und das offizielle Mittag- essen am Spieltag, zu dem das DFB- Präsidium mit Präsident Dr. Theo Zwanziger an der Spitze die slowaki- sche Delegation, Vertreter des Ham- burger Senats mit dem 1. Bürgermeis- ter Ole von Beust, die Präsidenten und Geschäftsführer des Hamburger Fuß- ball-Verbandes und des Hamburger SV sowie weitere Gäste um 12.30 Uhr ins Experten für Ticketing: Katja Sichtig und Chris Ehlen (im Hintergrund) beim Rathaus der Hansestadt eingeladen hat. Überprüfen der elektronischen Zugangskontrolle. Natürlich wird auch das heikle Thema der protokollarischen Sitzordnung auf der Ehrentribüne ohne Schwierigkeiten gelöst. Bundesinnenminister Dr. Wolf- gang Schäuble hatte zwar erst zwei Tage vor dem Spiel sein Kommen ankündigen lassen. „Doch wir sind über sein Kommen hocherfreut. Er ist ein Topgast, den es mit Personenschutz zu betreuen gilt. Er ist uns herzlich will- kommen. Selbstverständlich war es kein Problem, für ihn kurz vor dem Spiel einen behindertengerechten Platz auf der Ehrentribüne einzurichten“, sagt die versierte Event-Managerin Inka Kolle.

Alles im grünen Bereich – dies gilt um 20.29 Uhr für den Hospitality- Projektleiter der DFB-Länderspiel-Organisation in Hamburg: Oliver Gerst. Bereich. „Der Verkauf der Logen und Business-Sitze hat sich bei Länder- spielen seit der WM 2006 sehr gut entwickelt und sorgt für beachtliche Umsätze“, sagt Oliver Gerst, der die Federführung in diesem bedeutsamen Orga-Bereich hat. In enger Kooperation mit der hierfür engagierten Agentur Sportfive und dem regionalen Ver- markter konnte der DFB über den Verkauf von mehr als 3.000 Hospita- lity-Paketen rund 800.000 Euro bei diesem Länderspiel erlösen.

Ein ganz wichtiger Bestandteil der Organisation ist der Fan Club National- mannschaft powered by Coca-Cola, für den unter anderem Michael Kirchner (38) zuständig ist. „Mittlerweile 45.000 Mitglieder im Fan-Club machen immer Feinabstimmung im Innenraum: Norbert Geis, Michael Kirchner und Jens Busch intensivere Überlegungen notwendig, beim letzten Blick auf den Regieplan. wie wir dieser enormen Zahl qualitativ

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Reportage

gerecht werden. Ideen und Maßnahmen sind gefragt, um den Ansprüchen der Fans zu entsprechen und ihre Anzahl noch zu vergrößern“, sagt Kirchner unter Hinweis auf ein Extra-Fan-Zelt und den im Hamburger Stadion-Gelände geparkten Fan-Bus. Der 3,96 Meter hohe und 8,40 Meter lange Doppeldecker im London-Style hatte schon während der WM 2006 immer dort Station gemacht, wo die Nationalmannschaft auftrat, und ist nun auch am Hamburger Stadion der Blickfang, Anlaufpunkt und die Info- Stelle für die Fans.

Umfangreicher noch als sein Aufga- bengebiet für den Fan Club ist Kirchners Zuständigkeit als Chef des Innenraums bei den DFB-Länderspielen. Zusammen mit Jens Busch (30), der zudem etwa 4.000 Personen, angefangen bei den Einsatzkräften von Polizei, Ordnungs- dienst und Sanitätsdienst über die 60 Mitarbeiterinnen des Hostessenservice und 100 Volunteers bis hin zu den Mit- arbeitern des Catering-Service, der Zulieferer-Firmen und weiteren Arbeits- kräften, mit Orga-Akkreditierungen ausstattet, regelt er alle Abläufe zwi- schen den Kabinen und den Seiten- linien des Spielfelds. Knifflige Aufgabe: Inka Kolle (links) bei der Zuordnung der Plätze im Ehrengastbereich. „Dieser Bereich bedarf besonders detaillierter Vorbereitung. Von Michael Kirchner wird minutiös, teilweise in 15- und 30-Sekundentakten ein Regieplan angefertigt, der mit den Fernsehab- läufen synchron geschaltet ist. Vom Start des Rahmenprogramms bis zum Ende der Veranstaltung nach dem Spiel ist Kirchner der ‚Herrscher des Innen- raums’. In allen schwierigen organisato- rischen Situationen und Fragen hat er dort Entscheidungskompetenz“, unter- streicht Radziwill die besondere Aufga- benstellung für den routinierten „All- round-Mann“.

Ob Stadion-Organisation mit der offiziellen Beflaggung und der Ausstat- tung der Räumlichkeiten für die Mann- schaften, die Schiedsrichter und die Dopingkontrollen, ob das unter der Regie von Norbert Geis stehende Stadion-TV, ob Stadiontechnik mit der Rasenquali- tät, Beschallung und Stadionmoderation oder das diffizile von dem Karlsruher Performance Designer Enno Uhde in- szenierte und dirigierte Rahmenpro- gramm: Michael Kirchner ist – unterstützt von Jens Busch – für die Organisation Freude pur vor dem Info-Bus: Michael Kirchner ist zuständig für den Fan Club im Innenraum der Mann für alle Fälle. Nationalmannschaft.

28 DFB-Journal 2/2007 Dort, am Spielfeldrand, hebt Kirchner formal übernimmt und die er mit dem schließlich den Daumen, der für den Abschlussprotokoll nach dem Länder- Schiedsrichter das Signal zum Anpfiff spiel an die Hamburger Sportverein GmbH ist. Wobei die magische Minute für das und Co. KG als Betreiber zurückgibt. Orga-Duo Kirchner/Busch bisweilen auch ein höchst heikler Moment sein Das Medien-Quartett Harald Stenger, kann. Vor dem Abspielen der National- Uli Voigt, Stephan Brause und Michael hymnen holt Jens Busch nach Abspra- Herz kümmert sich, inklusive der Presse- che mit dem übertragenden Fernseh- konferenzen vor und nach dem Spiel, sender beide Mannschaften und das um alle Belange der rund 500 akkredi- Schiedsrichtergespann aus den Kabi- tierten Vertreter aus den Bereichen TV, nen ab. Michael Kirchner empfängt die Hörfunk, Print und Foto, deren Arbeit Protagonisten am Ende des Tunnels durch erstmals bei einem DFB-Länder- und gibt nach einer kurzen Wartezeit spiel auf der Pressetribüne installierte nach einem weiteren TV-Signal den TV-Flachbildschirme erleichtert wird. Weg frei auf den Platz. „Den Spielern Zudem organisiert DFB-Redakteur ist dabei jede Sekunde im Tunnel eine Thomas Dohren vor Ort die Distribution Sekunde zu viel. Die sind wie Rennpferde des Stadionmagazins „DFB aktuell“, das, und wollen raus. Wenn das zu lange wie erstmals vier Tage zuvor in Nürn- dauert, kann es schon mal zu massiven berg gegen San Marino, auch in Ham- Protesten kommen“, weiß Busch. burg zur Freude der Fans kostenlos angeboten und in einer Auflage von Nahtlos integriert in das organisato- 32.000 Exemplaren bis auf das letzte rische Konzept sind die entsprechenden Heft verteilt wird. Friederike Zilch und Mitarbeiter der Abteilung Sicherheit Holger Merk betreuen als Marketing- sowie der Direktionen Kommunikation Fachleute die Sponsoren- und Part- und Marketing. Martin Spitzl hält den neraktionen sowie die Aktivitäten im Kontakt zu Polizei und den anderen Merchandising-Bereich. Sicherheitsbehörden, protokolliert zwei Tage vor der Begegnung die für etwaige Deutlich wird die gut funktionierende Schadensfälle wichtige Stadionabnahme, Zusammenarbeit bei der 90-minütigen mit der der DFB die Hamburger Arena Organisations- und Sicherheitsbespre- chung am Montagnachmittag, zwei Tage vor dem Anpfiff. Moderiert von Ernst- Peter Radziwill werden alle relevanten Themen angesprochen, vom Leiter der Polizei-Einsatzkräfte die Sicherheitslage und vom Vertreter der Hamburger Ver- kehrsbetriebe die Ausgangssituation geschildert, der Ordnungsdienst auf den Umgang mit den slowakischen Fans, aber auch mit den anderen Besuchergrup- pen eingestellt, der Regieplan und die Fahnenordnung präsentiert sowie alle Maßnahmen im Innenraum besprochen.

Der letzte Stand aller organisatori- schen Dinge kommt zwei Tage später bei der internen DFB-Abschlusssitzung um 8:30 Uhr im Orga-Büro des Elysee- Hotels zur Sprache. Dabei wird im großen Kreis der 20 mit der Gesamtorganisation befassten DFB-Mitarbeiter deutlich, dass zwei zusätzliche Elemente in den Regie- plan eingearbeitet werden müssen. Der slowakische Verband bittetum eine Schweigeminute vor dem Anpfiff für seinen wenige Tage zuvor tödlich ver- unglückten Nationalspieler Marek Krejci, der beim Zweitligisten Wacker Frage- und Antwort-Spiel mit Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Direktor Harald Burghausen unter Vertrag stand. Und: Stenger: Pressekonferenzen sind unerlässlicher Bestandteil rund um jedes Länderspiel. Nach dem Abspielen der Nationalhym-

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nen nimmt SOS-Kinderdorf-Projekt- leiter Wolfgang Kehl von FIFA-Direktor Markus Siegler, Nationalmannschafts- kapitän Michael Ballack und Regisseur Sönke Wortmann einen Scheck über mehr als drei Millionen Euroentgegen, die aus den Kino-Einnahmen des Wortmann-Films „Deutschland. Ein Sommermärchen“ der gemeinsamen Kampagne von SOS-Kinderdorf Inter- national und der FIFA zukommen.

Das erste offizielle Lob können die Organisatoren des DFB, deren Kompe- tenz durch die Zusammenarbeit mit Agenturen wie Infront (unter anderem Bandenwerbung), WR sportscom (Fan Club) und Sportfive (Hospitality) sowie Gleich geht’s los: Jens Busch holt die deutsche Mannschaft aus der Kabine zum Spielbeginn. dem Euro Lloyd DFB Reisebüro noch verstärkt wird, bereits elf Stunden vordem Anpfiff entgegennehmen. „Excellent facilities“ – hervorragende Gegebenheiten. So urteilt der portugie- sische Schiedsrichter Bartolo Faustino Benquerença nach der offiziellen Sta- dionbegehung und der Inspektion der diversen Kabinen und Räumlichkeiten, die er mit seinem Unparteiischen-Team vorgenommen hat.

Geradezu überschwänglich äußert sich eine Stunde später der UEFA- Delegierte Dr. Gerhard Kapl aus Öster- reich. Nachdem er beim offiziellen UEFA-Meeting pflichtgemäß mit dem Schiedsrichter-Gespann, mit Radziwill und dessen Kernteam, mit den Polizei- und Ordnungsdienstleitern sowie mit den Vertretern der beiden Mannschaf- Auch nach der WM hoch im Kurs: die Volunteers, hier bei der Einweisung durch Oliver Gerst. ten die Agenda abgearbeitet hat, sagt der Generalstaatsanwalt aus : „In lichkeiten und Hintergründe in den ben. Im Oktober 2006 war das, wobei meinen bisher 150 Länderspielen als anderen Fachbereichen kennen und die Orga-Abteilung unter Berücksich- UEFA-Delegierter habe ich noch nie kann dadurch in seinem eigenen tigung der vier wichtigen Kriterien – eine so perfekte und großartige Vor- Spezialgebiet bessere Entscheidungen WM-Stadion mit dem entsprechend bereitung präsentiert bekommen.“ treffen. Wir erhöhen somit unsere hohen Sicherheitsstandard, Zeitpunkt eigene Flexibilität, weil zum Beispiel des letzten DFB-Länderspiels vor Ort, Orga-Teamchef Radziwill wertet dieses der Umgang mit den verschiedenen aktuelle Verfügbarbeit und wirtschaftli- Kompliment als Bestätigung des Sach- Verträgen durchgängig jedem bekannt che Größenordnung – eine Entschei- verstands und der Struktur in seiner Kern- ist. Und wenn es mal einen Ausfall dungsvorlage angefertigt hat. mannschaft mit der von Spiel zu Spiel wegen Krankheit geben sollte, sind wir zwischen Gerst, Kirchner, Sichtig, Kolle sofort in der Lage, diesen auszugleichen“, Radziwill betont, dass bei allen und Busch wechselnden Projektleitung. erläutert Radziwill das Rotationsprinzip, organisatorischen Maßnahmen die Wie ein moderner Fußballtrainer hat er die mit dem die DFB-Länderspiele als Bedürfnisse der Nationalmannschaft eigentlich streng abgegrenzten Kompe- attraktive und unterhaltsame Schau- ganz oben angesiedelt sind. Diese tenzbereiche in seinem Teamaufgelöst, bühne des Fußballs vorbereitet werden. werden bei einem von Oliver Bierhoff, um stattdessen mit permanentem Rollen- dem Manager der Nationalmannschaft, tausch und fliegenden Positionswechseln Für das „Schauspiel“ in Hamburg geleiteten Jour fixe einige Wochen vor alle Mitarbeiter über bloßes Bewahren begannen die organisatorischen Vor- dem Länderspiel herausgearbeitet. zu neuem Gestalten zu bringen. bereitungen unmittelbar nach der „Dabei profitieren wir jetzt von dem Entscheidung des DFB-Präsidiums, das besonderen Output der WM 2006 mit „Wir halten diese Rotation für sehr EM-Qualifikationsspiel gegen die den enormen Verbesserungen rund um wichtig. Jeder lernt dadurch die Mög- Slowakei in die Hansestadt zu verge- die WM-Stadien, die insbesondere von

30 DFB-Journal 2/2007 unserem Generalsekretär Horst R. interessen und vermitteln zugleich das erfolgreich über die Bühne gegangen Schmidt vermittelt werden und heute Zusammengehörigkeitsgefühl der ist, den Blick mit unverminderter maßgebend sind“, ergänzt er. gesamten deutschen Fußballfamilie“, Schärfe auf die nächsten Begegnungen beschreibt Radziwill die Länderspiel- vor heimischer Kulisse im Herbst 2007 Gleichwohl verdeutlicht der DFB- Philosophie des DFB-Präsidiums. richten: in Köln gegen Rumänien, in Organisationschef, dass ein solches München gegen Tschechien, in Hanno- Projekt als Komposition aus vielen Ehe er kurz nach Spielschluss wie- ver gegen Zypern und zum Abschluss Elementen „mehr ist als ein Fußball- der hinuntergeht in die Stadion-Kata- der EM-Qualifikation in Frankfurt am spiel“. Der Mann, der sich einst unter komben, um sich bei den Unpartei- Main gegen Wales. Horst R. Schmidt das organisatorische ischen mit einem Abschiedsgeschenk Rüstzeug angeeignet hat und seit nun- des DFB zu bedanken und auf gleiche „Unsere Maschine läuft ohne Pause mehr 25 Jahren als „treue Seele“ für Weise sich auch von dem UEFA-Dele- weiter, zumal wir für die nächsten drei den DFB im Einsatz ist, scheut sich nicht, gierten, verbunden mit der Angabe der Auswärtsspiele in England, Wales und hin und wieder auch mal kräftig gegen Einnahmen aus dem Ticket-Verkauf Irland erstmals jeweils 7.000 Tickets den Strom zu schwimmen. Gleichzeitig und den TV-Rechten, freundlich zu für unsere Anhänger zur Verfügung weist er jedem DFB-Länderspiel den Stel- verabschieden, präzisiert er: „Der DFB haben, was eine sehr arbeitsintensive lenwert „eines Endspiels für die jeweilige bringt die Vorbildfunktion der Natio- Umsetzung erfordert“, sagt Ernst-Peter Region“ zu. Und er verbindet mit diesem nalmannschaft, die wegen und seit der Radziwill. Sein Team ist und bleibt wei- Highlight eine besondere Botschaft. begeisternden WM-Gesamtvorstellung terhin in voller Fahrt, ohne zum Kreis für eine unglaubliche Nachfrage sorgt, jener zu gehören, die glauben, permanent „Da wir den jeweiligen Landesver- zu den Fans und kommuniziert dabei Wind machen zu müssen. Sehr effizient, band in die Organisation integrieren, das Gefühl, hautnah dabei zu sein.“ dennoch unauffällig und nahezuunbe- übernimmt dieser die Rolle des Mitgast- merkt von der öffentlichen Wahrneh- gebers. Dabei wird diesem bis hin zum Diese enorme Nachfrage lässt die mung. Fixiert auf die magische Minute, kleinsten Verein ein Ticketvorkaufsrecht Orga-Crew des DFB, kaum dass die wenn sich organisatorisch alles zum zu günstigsten Konditionen eingeräumt. erste Länderspiel-Saison nach dem wunderbaren Bild zusammenfügt. Wie So unterstützen wir unsere Fußball- WM-Sommermärchen in Deutschland zuletzt in Hamburg, um 20:29 Uhr.

Alles im grünen Bereich: das Orga-Team des DFB mit Inka Kolle, Martin Spitzl, Jens Busch, Katja Sichtig, Michael Kirchner, Oliver Gerst und Ernst-Peter Radziwill nach getaner Arbeit im jetzt wieder leeren Stadion.

DFB-Journal 2/2007 31 U 21-Nationalmannschaft

as Turnier von Toulon riecht intensiv nach Fußball und Dingen, Qualifikation zur U 21-Europameisterschaft beginnt Anfang September die man mit dem Fußball in Ver- D bindung bringt. Es riecht nach sattgrünem, frisch gemähtem Gras und deftigen feuerroten Bratwürsten, die am Rande der Begegnungen in der Wichtige Erkenntnisse Provence verkauft werden. Von diesen Gerüchen bemerken die U 21-Junioren Es wird ernst für die U 21-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes. Am des DFB kaum etwas, als sie im sonni- gen Hyéres aus dem Mannschaftsbus 7. September 2007 startet mit der Begegnung in Nordirland die Qualifikation zur UEFA steigen, der sie von Toulon zum Spielort U 21-Europameisterschaft 2009 in Schweden. Beim Internationalen Turnier in Toulon der zweiten Begegnung gebracht hat. im Juni war die Mannschaft von DFB-Trainer in der Vorrunde aus- Deutschland steht unter Druck. Das Team von DFB-Trainer Dieter Eilts hat geschieden. DFB-Mitarbeiter Maximilian Geis hat das Team in Frankreich begleitet. das Auftakt-Match in Toulon gegen Japan durch zwei Unkonzentriertheiten innerhalb einer Minute mit 1:2 verloren. Jetzt muss im zweiten Spiel gegen die Elfenbeinküste gewonnen werden, damit der deutsche Nachwuchs aus eigener Kraft das Weiterkommen schaffen kann. Aber die Westafrikaner sind ein harter Brocken. „Die Elfenbein- küste spielt taktisch sehr diszipliniert und steht in der Defensive kompakt. Es wird eine schwere Aufgabe”, ahnt Dieter Eilts schon vor der Partie, „doch für die Spieler wird das eine enorm wichtige Erfahrung.”

Wann hat man im Bereich der Nach- wuchs-Nationalmannschaften schon die Möglichkeit, sich mit Teams aus Afrika und Asien zu messen? Toulon – das ist in der internationalen Fußball- Szene neben Europa- und Weltmeis- terschaften eines der anspruchsvolls- ten Turniere, das 2007 zum 35. Mal ausgespielt wurde. Thierry Henry und Zinedine Zidane stiegen hier auf die große Bühne des Weltfußballs ebenso wie Alan Shearer und Kaká.

Und für Dieter Eilts ist das Turnier eine gute Gelegenheit, Erkenntnisse über die Kandidaten für die im Septem- ber beginnende U 21-EM-Qualifikation zu sammeln. Manuel Neuer, Sebastian Boenisch (beide FC Schalke 04), , (beide VfB Stutt- gart), Jan Rosenthal (), Aaron Hunt (Werder Bremen), Chinedu Ede (Hertha BSC ) und Gonzalo Castro (Bayer Leverkusen) standen dem DFB-Trainer von Anfang an nicht zur Verfügung. Während des Turniers verletzten sich Marcel Heller und Marc- André Kruska. Als Kapitän Eugen Po- lanski gegen die Elfenbeinküste einen Tritt gegen den Knöchel bekommt und

32 DFB-Journal 2/2007 r efür Trainer und Spieler

ebenfalls ausfällt, muss Eilts eine komplette Elf ersetzen.

Klaglos nimmt der 31-fache National- spieler den unabänderbaren Zustand hin. Auch der Termin des Wettbewerbs, wenige Tage nach dem Finale einer an- strengenden Saison, nötigt ihm keine

Andreas Beck war im deutschen Team der einzige Akteur vom Deutschen Meister VfB Stuttgart.

Rouwen Hennings sichert den Ball gegen seinen Gegenspieler.

Seufzer ab. „Das ist jetzt eine Möglich- keit für die Spieler, sich zu beweisen und für die EM-Qualifikation zu empfehlen”, erklärt Eilts. Dies gilt beispielsweise für Torwart Thorsten Kirschbaum von der TSG Hoffenheim. Er steht gegen die Elfenbeinküste im Tor. Florian Fromlo- witz hat die erste Begegnung absol- viert und sitzt auf der Bank.

Obwohl jede Mannschaft nur zwei Torhüter nominieren darf, sitzt ein weiterer Keeper der deutschen U 21 auf der Tribüne: Manuel Neuer vom FC Schalke 04 nutzt seine Urlaubszeit und stattet seinen Kollegen einen Besuch ab. Die Harmonie im DFB-Team stimmt also, das beweist ebenso das Tom Bertram setzt Erscheinen von Torben Joneleit sich im Zweikampf (AS ), der eine Verletzung ausku- durch. riertund ebenfalls nach Hyéres gekom- men ist. Während Neuer also auf der Tribüne sitzt, sorgt Vertreter Kirsch- baum mit seinen Paraden dafür, dass Deutschland kein Gegentor hinnehmen muss. Trotz guter Möglichkeiten kann die U 21 allerdings auch selbst kein Tor erzielen. Es bleibt beim torlosen Unentschieden.

DFB-Journal 2/2007 33 U 21-Nationalmannschaft

Jubel bei der U 21 über das Führungstor gegen Japan.

Ortswechsel: Zwei Tage später trifft keln sich. Schon nach vier Minuten geht Wenige Tage später, die deutsche Deutschland auf Frankreich, gespielt Frankreich in Führung. Die DFB-Auswahl Mannschaft ist bereits von Nizza aus wird in Aubagne. Der Regen tropft in benötigt einen Sieg und muss nun schon nach Köln zurückgeflogen, stellt sich dicken Fäden vom Himmel, die wenigen zwei Treffer gegen die hoch motivierten heraus: Die DFB-Auswahl ist gegen den Zuschauer versammeln sich unter dem Gastgeber erzielen. Diese Aufgabe stellt Turniersieger und den -dritten ausge- Dach der kleinen Haupttribüne. Obwohl sich als nicht lösbar heraus. Frankreich schieden. Die Elfenbeinküste sicherte sich der Himmel mit Spielbeginn aufhellt, spielt wie entfesselt und siegt 4:1. sich gegen Portugal den dritten Rang die Mienen der deutschen Zuschauer, Deutschland verpasst wie bei den drei und Frankreich gewann das Endspiel in die wohl einen Urlaubstag nutzen, um bisherigen Teilnahmen in Toulon den Toulon mit 3:1 gegen China. das Team zu unterstützen, verdun- Sprung unter die drei besten Teams. „Frankreich hat so gespielt, wie ich es mir von meiner Mannschaft gewünscht hätte”, resümiert Dieter Die U 21-Termine Eilts. Natürlich hätte er sich ein bes- seres Abschneiden gewünscht. Doch 21.08.2007 Deutschland - Irland jetzt, nachdem das Turnier beendet 07.09.2007 Nordirland - Deutschland ist, zählt nur noch die EM-Qualifika- (EM-Qualifikation) tion. 50 Spieler hat der DFB-Trainer 11.09.2007 Schweden - Deutschland in den vergangenen elf Begegnungen getestet. Und sich damit einen sehr 12.10.2007 Israel - Deutschland genauen Überblick über den Leis- (EM-Qualifikation) tungsstand der ihm zur Verfügung 16.10.2007 Deutschland - Moldawien stehenden Akteure verschafft. Nun (EM-Qualifikation) weiß Dieter Eilts genau, mit wem er die Herausforderung EM-Qualifikation 20.11.2007 Luxemburg - Deutschland angehen kann. (EM-Qualifikation) 25.03.2008 Deutschland - Luxemburg Die Probe aufs Exempel wird der (EM-Qualifikation) 21. August sein. Dort will Eilts mit jenen Akteuren antreten, die am 7. Septem- 19.08.2008 Moldawien - Deutschland ber in Nordirland auflaufen und den (EM-Qualifikation) Grundstein für den Gruppensieg legen 05.09.2008 Deutschland - Nordirland sollen. Gegner im Testspiel in Fürth (EM-Qualifikation) wird Irland sein. Es wird der Auftakt 09.09.2008 Deutschland - Israel für interessante Monate der deutschen Kapitän Eugen Polanski hat das Leder (EM-Qualifikation) U 21 werden. fest im Blick.

34 DFB-Journal 2/2007 Zwei Überzeugungen. Ein Spiel. Deine Entscheidung.

Lös das PUZZLE

SORG FÜRWIRBEL © 2007 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and 3-Stripes mark are registered trademarks of Group. Nachruf

Der deutsche Fußball trauert um Jupp Derwall, der am 26. Juni 2007 im Alter von 80 Jahren gestorben ist. Der frühere Bundestrainer, Europameister 1980 und Vize-Weltmeister 1982, „war eine beeindruckende Persönlichkeit, die sich durch Anstand und Fairness, Mensch- lichkeit und Bescheidenheit auszeich- nete“, so Bundespräsident Horst Köhler. Trauer herrscht auch in der Türkei, wo sich Derwall als erfolgreicher Trainer bei Galatasaray um die Förderung der deutsch-türkischen Beziehungen verdient gemacht hat. Ein Nachruf von Wolfgang Tobien.

Der ehemalige Bundestrainer Jupp Derwall ist am 26. Juni 2007 gestorben Der väterliche Freund

n der Öffentlichkeit trat er seit die Wesensart des früheren Bundes- die gut gemeinte Großzügigkeit des längerer Zeit nur noch bei Veran- trainers. Sohns eines Bundesbahn-Obersekre- staltungen in Erscheinung, die ihm tärs vor allem vor und bei der WM 1982 I wirklich wichtig waren. So war er Als Nachfolger von Helmut Schön von etlichen Spielern ausgenutzt. Ende März bei der Verleihung des Her- hatte Derwall von 1978 an einen furio- mann-Neuberger-Preises in der Sport- sen Einstand als Bundestrainer und Der Groll über die Enttäuschung, schule Saarbrücken zu Gast. Es war wurde 1980 Europameister mit einer von vielen im Stich gelassen worden zu sein letzter Auftritt „coram publico“. Rekordserie von 23 Länderspielen sein, hielt nach seinem Rücktritt nicht Am 26. Juni ist Jupp Derwall nach kur- ohne Niederlage. Zwei Jahre später lange an. In der Türkei fand Jupp zer schwerer Krankheit gestorben – ein unterlag der gebürtige Rheinländer, Derwall von 1984 bis 1989 als Trainer Vierteljahr nach seinem 80. Geburtstag der als Stürmer selbst zwei Mal in der und Berater bei Galatasaray Istanbul als am 10. März, den er auf eigenen Wunsch Nationalmannschaft gespielt hatte, mit zweifacher Landesmeister und Pokal- im kleinen Kreis mit seiner Ehefrau der DFB-Auswahl im WM-Finale von sieger neue Anerkennung. Elisabeth, zwei Kindern und vier Enkeln Italien mit 1:3, ehe er 1984 nach gefeiert hat. dem frühzeitigen Ausscheiden bei der Ebenso erfüllte den in Würselen EM-Endrunde in Frankreich innerlich geborenen Wahl-Saarländer seine Rolle Sein Tod löste im deutschen Fußball tief getroffen zurücktrat. als Mittler zwischen der Türkei und und unter seinen vielen Freunden im In- Deutschland. Wegen seiner Verdienste und Ausland große Trauer aus. „Jupp Von klein auf war er, so sagte er um die friedensfördernden deutsch- Derwall hatte in den 70er- und 80er- einmal, süchtig nach Fußball gewesen. türkischen Beziehungen ernannte die Jahren wesentlichen Anteil an den Nicht minder stark ausgeprägt war Universität den Träger des großen Erfolgen der deutschen Natio- aber auch sein Hang zu Harmonie. Mit Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse nalmannschaft. Mit seiner stets optimis- dem Führungsprinzip der langen Leine zum Ehrendoktor. Gerade heute, da der tischen und um Ausgleich bemühten präsentierte er sich als väterlicher DFB Integration zu einem Leitmotiv Lebensart hat er viele Freunde gewon- Freund, der seine Spieler allzu oft ihrer seiner Verbandspolitik erklärt hat, ist nen. Der DFB und der deutsche Fußball Eigenverantwortung überließ. In einer dies von besonderer aktueller Bedeutung. verlieren in ihm einen herausragen- Zeit, da im Dickicht des Profifußballs Jupp Derwall, der immer um Nähe den Trainer“, würdigte DFB-Präsident Eigeninteressen und Egoismen immer bemüht war, hat sich nicht nur um den Dr. Theo Zwanziger die Verdienste und stärker zu wuchern begannen, wurde deutschen Fußball verdient gemacht.

36 DFB-Journal 2/2007 Namen und Nachrichten

rem Jugendkoordinator und Assistenz- „Der DFB von A bis Z“ trainer beim Karlsruher SC sowie Trai- als Nachschlagewerk ner beim südkoreanischen Profiklub Samsung Blue Wings. Der Bundestrainer war der erste Empfänger. Aus den Händen von DFB- DFB-Sportdirektor Pressechef Harald Stenger erhielt äußert zum Engagement von Pezzaiuoli: Joachim Löw im Rahmen einer Presse- „Positiv ist, dass er schon viele Trainer- konferenz vor dem EM-Qualifikations- aufgaben wahrnehmen und somit unter- spiel in Hamburg gegen die Slowakei schiedliche Erfahrungen sammeln das erste Exemplar der Broschüre „Der konnte. Ob in der Nachwuchsarbeit, im DFB von A bis Z“. Das 200 Seiten Amateurfußball oder im Ausland – über- starke Nachschlagewerk, das dem- all wurde Marco ein gutes Zeugnis aus- nächst auch in englischer Sprache gestellt. Wir freuen uns auf die Zusam- erscheinen wird, richtet sich vor allem menarbeit mit ihm, er ist eine gute an Journalisten, Partner und Spon- Verstärkung. soren des DFB sowie Vertreter anderer National- und Sportverbände. Der anstelle von Marco Pezzaiuoli bisher für die Auswahl des Jahrgangs „Die Broschüre, in der der Deutsche 1992 zuständige Bernd Stöber wird Fußball-Bund in 76 Kapiteln vorgestellt künftig keine U-Mannschaft mehr wird, soll einen guten Überblick über betreuen. Der 54 Jahre alte Stöber, seit die Vielfalt des Fußballs in Deutschland 1987 in DFB-Diensten und damit dienst- und das Engagement unserer derzeit ältester Trainer des Verbandes, wird 6,49 Millionen Mitglieder in 26.000 sich künftig ausschließlich in der Vereinen geben“, sagt DFB-Präsident Trainer-Aus- und Weiterbildung enga- Dr. Theo Zwanziger. gieren. Nach Gesprächen mit Matthias Die Publikation „Der DFB von A bis Z“ Sammer und Wolfgang Niersbach, dem gibt auf 200 Seiten einen Überblick über Ob historische Ereignisse aus der DFB-Direktor Team-Management, die Vielfalt des deutschen Fußballs. langen Erfolgsgeschichte des DFB und wurde ihm eine Verlängerung seines seiner Nationalmannschaften, ob bisher bis 30. Juni 2008 laufenden Themen wie Schulfußball oder Integra- Vertrages zugesichert und dabei ver- tion, ob Fakten, Zahlen und Anekdoten einbart, dass er nach der Neukonzep- aus allen Bereichen des Fußballs – „auf tion der Trainer-Ausbildung an der 200 Seiten gibt es in prägnanter Form Hennes-Weisweiler-Akademie eine viele interessante Informationen und leitende Position übernimmt. Stöber Geschichten“, so der DFB-Präsident. soll zunächst mit Matthias Sammer, dem gemäß langfristiger Absprache Von A wie „Aktion Ehrenamt“ bis Z Ende 2008 als DFB-Chefausbilder aus wie „Zentralverwaltung des DFB“ haben Altersgründen ausscheidenden Erich die Redakteure der DFB-Direktion Kom- Rutemöller und dem DFB-Sportkompe- munikation 76 Beiträge rund um den tenzgremium die Umstrukturierung der Fußball und den Deutschen Fußball- Lehrinhalte bei der Trainer-Ausbildung Bund verfasst – reich illustriert mit verantwortlich vorantreiben. faszinierenden Fotos aus der Welt des nationalen und internationalen, des Mit der Einstellung von Marco Profi- und Amateur-, des Junioren-, Pezzaiuoli hat Sportdirektor Matthias Frauen- und Männerfußballs. Sammer zugleich die personellen Veränderungen im DFB-Trainerstab für die kommende Spielzeit abgeschlossen Marco Pezzaiuoli neu und erstmals seine Konzeption reali- siert, dass die mit ihren U-Teams in im DFB-Trainerstab Länderspielen geforderten Fußball- Lehrer keine anderen Verpflichtungen Marco Pezzaiuoli gehört ab dem in der Trainer-Ausbildung wahrzuneh- 1. Juli 2007 dem Trainerstab des Deut- men haben. Die deutschen Junioren- schen Fußball-Bundes an. Der 38-Jäh- Nationalmannschaften werden somit in rige wird in der neuen Saison die U 16- der Saison 2007/08 von folgenden Trai- Auswahl des DFB betreuen. Pezzaiuoli nern betreut: Frank Engel (U 20), Horst hat einen Drei-Jahres-Vertrag unter- Hrubesch (U 19), Heiko Herrlich (U 18), Marco Pezzaiuoli wird in der neuen schrieben. Auf seinen bisherigen Jörg Daniel (U 17), Marco Pezzaiuoli Saison die U 16-Auswahl des Deutschen Trainer-Stationen war er unter ande- (U 16) und Paul Schomann (U 15). Fußball-Bundes trainieren.

DFB-Journal 2/2007 37 Frauen-Nationalmannschaft

Der Countdown läuft. Mit dem Leistungs- test ab dem 25. Juni in der Sporthoch- schule in Köln begann für die Frauen- Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes die heiße Phase der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft. DFB-Trainerin Silvia Neid wird ihr Team in sieben Lehrgängen und vier Länder- spielen auf das Turnier vom 10. bis 30. September in China einstellen. DFB- Mitarbeiter Niels Barnhofer berichtet.

ie Ansage war klar. Bevor die unmittelbare WM-Vorbereitung überhaupt losging, richtete Silvia D Neid deutliche Forderungen an ihre Spielerinnen. Diskussionen waren zwecklos. Die DFB-Trainerin verordnete zwei Wochen Urlaub. Die Maßgabe war einzuhalten. Nach dem Saisonende der Frauen-Bundesliga sollten die National- spielerinnen für eine Weile vom Fußball abschalten und regenerieren. Aus gutem Grund: Denn bis zur WM wartet ein intensives Programm auf sie. Der Countdown für die Weltmeisterschaft in China läuft

Bis zum Abflug am 3. September nach , wo der amtierende Welt- meister am 10. September im Hongkou- Stadion das Eröffnungsspiel gegen Klare Ansage Argentinien bestreiten wird, werden sich die Termine verdichten. Silvia Neid ruft ihr Team zu sieben Lehrgängen und tungstest vom 25. bis 30. Juni in der auch das 25-jährige Bestehen der vier Länderspielen zusammen. Dazu Sporthochschule Köln vom 5. bis 10. deutschen Frauen-Nationalmannschaft bestreiten alle WM-Kandidatinnen noch Juli zur zweiten Trainingsmaßnahme gefeiert wird, und das Länderspiel einige Einheiten in ihren Vereinen zur im SportCentrum Kamen-Kaiserau des gegen Norwegen am 30. August in Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison, Fußball- und Leichtathletik-Verbandes (15.55 Uhr, live im ZDF) auf dem die aus terminlichen Gründen am Westfalen trifft. Der nächste Lehrgang Terminplan. 19. August beginnen muss. findet dann vom 15. bis 22. Juli in der Sportschule Bitburg statt. Im Rahmen Allerdings wäre es zu kurz gegriffen, Für die DFB-Trainerin geht es bis des Trainingslagers vom 26. Juli bis die WM-Vorbereitung auf die zehn zum WM-Start darum, den endgültigen zum 3. August bestreitet die DFB-Aus- Wochen vor der Abreise nach China zu Kader zu finden und zum Feinschliff wahl die Länderspiele gegen Dänemark reduzieren. Seit dem Ende der Qualifi- anzusetzen. Das heißt, die knapp am 29. Juli in (13.15 Uhr, live kation, die die DFB-Auswahl mit acht bemessene Zeit muss optimal genutzt im ZDF) und gegen die Tschechische Siegen in acht Begegnungen souverän werden. Silvia Neid hat deswegen mit Republik am 2. August in Gera (17.20 Uhr, bestritt, arbeitet Silvia Neid auf das den Assistenz-Trainerinnen Ulrike Ball- live in der ARD). Vom 6. bis 10. August Turnier hin. Schon die Länderspiele im weg und Maren Meinert sowie Torwart- ist der amtierende Welt- und Europa- vergangenen Herbst gegen England Trainer Michael Fuchs einen straffen meister erneut im SportCentrum Kamen- (5:1) und Japan (6:3) nutzte die DFB- Plan erarbeitet. Kaiserau. Und zum Abschluss stehen Trainerin zu Tests. Hinzu kamen der das EM-Qualifikationsspiel gegen die Leistungstest im Dezember, die Teil- Der sieht vor, dass sich die Frauen- Schweiz am 22. August in nahme am Vier-Nationen-Turnier in Nationalmannschaft nach dem Leis- (18.00 Uhr, live in der ARD), bei dem Guangzhou im Januar und am Algarve

38 DFB-Journal 2/2007 und Renate Lingor wollen auch bei der WM-Endrunde jubeln.

Cup im März sowie die EM-Qualifika- tionsspiele gegen die Niederlande (5:1) und Wales (6:0) am Saisonende. Die Erkenntnis daraus: Die Leistungskurve zeigt deutlich nach oben.

Speziell nach der Partie in Haver- fordwest zog Silvia Neid eine erfreuli- che Zwischenbilanz: „Wir haben das, was wir uns im Training erarbeitet haben, gut im Spiel umgesetzt. Es wurde schnell in die Tiefe gespielt, wir hatten viel Bewegung vor dem Ball und wir haben die Breite des Spielfeldes ausgenutzt. Und die Mannschaft hat trotz Führung nie nachgelassen und immer weiter nach vorne gespielt, was ein gutes Zeichen für die konditionelle Verfassung der Spielerinnen ist.“ Die Kehrseite der Medaille der guten Leistungen ist, dass der DFB-Trainerin somit die Nominierung für das 21 Spie- lerinnen umfassende WM-Aufgebot erschwert wird.

Silvia Neid geht diese Aufgabe Schritt für Schritt an. Hatte sie nach der Qua- lifikation einen erweiterten Kader von will in China mehr als 30 Spielerinnen im Blick, so ihre Torjäger-Qualitäten zeigen. berief sie Anfang Juni 26 Spielerinnen,

DFB-Journal 2/2007 39 Frauen-Nationalmannschaft

mit denen sie in die unmittelbare WM- ist für die WM gesetzt. Vorbereitung gehen wird. Sie will allerdings nicht bis zur letzten Sekunde warten, ehe sie das endgültige Aufgebot bekannt gibt. Die beiden abschließenden Länderspiele gegen die Schweiz am 22. August und gegen Norwegen am 30. August sollen die WM-Fahrerinnen bestreiten.

Gerade weil die Wahl so schwer wird, ist Silvia Neid optimistisch, mit einer starken Mannschaft in China antreten zu können. „Wir haben für die Vorbe- reitung Spielerinnen nominiert, von denen wir glauben, dass wir mit ihnen ein Team formen können, das schwer auszurechnen, flexibel, kreativ, durch- setzungsfähig und damit erfolgreich sein wird“, sagt die DFB-Trainerin. So sind viele Spielerinnen mit WM-Erfah- rung dabei. Es stehen mit Silke Rotten- berg, , , , Ariane Hingst, , Renate Lingor, Kerstin Garefrekes, , Birgit Prinz, und Martina Müller zwölf Spielerinnen im Kader, die die Weltmeisterschaft 2003 in den USA gewannen. Dazu kommen mit , Célia Okoyino da Mbabi, , und fünf weitere Spielerinnen, die 2004 den WM-Titel der U 19-Frauen in Thailand gewannen.

Silvia Neid hat die Weltmeisterschaft in China schon fest im Blick.

40 DFB-Journal 2/2007 FRAUEN-WM

BEWERBUNG E d DEUTSCHLAND e l f a n s

s F r i n g c h e r s t e n s a b i & T o u e n C i n o d a M b a F r a é l i a O k o y a u c h l l i s t F u ß b a Frauen-Nationalmannschaft

Zum vorläufigen Aufgebot zählen Kerstin Stegemann zählt zu den erfahrensten damit auch die Langzeitverletzten Silke Spielerinnen im Rottenberg (Kreuzbandriss), Sandra deutschen Team. Minnert (Knorpelschaden) und Célia Okoyino da Mbabi (Schienbeinbruch). „Wir nehmen natürlich keine verletzten Spielerinnen mit, deswegen haben wir intensiv mit den behandelnden Ärzten und Physiotherapeuten gesprochen. Bei Silke und Célia verlief der Heilungs- prozess nach Plan, Sandra hat schon wieder gespielt. Jetzt müssen sie – wie alle anderen Spielerinnen – in der Vorbereitung ihre Leistung bringen“, erklärt Silvia Neid.

Mit dabei ist mit Simone Laudehr auch eine Spielerin, die bisher noch keinen Einsatz in der Frauen-National- mannschaft vorweisen kann. „Ich kenne Simone sehr lange. Sie war bereits in der U 19-Nationalmannschaft eine Schlüsselspielerin und hat jetzt eine gute Saison gespielt. Auf Grund von Prüfungen und Verletzungen stand sie bisher jedoch nicht zur Verfügung. Sie kann uns verstärken“, sagt Silvia Neid. Die DFB-Trainerin berief ebenso Sonja Fuss in den erweiterten Kader. Die Defensiv-Allrounderin stand zuletzt beim Vier-Nationen-Turnier im Januar in Guangzhou im deutschen Team, zeigte aber jüngst aufsteigende Form. „Sonja hat intensiv mit unserem Kon- ditionstrainer Norbert Stein trainiert, sie macht einen spritzigen und dynami- schen Eindruck. Und sie hat an ihren fußballspezifischen Schwächen gear- beitet. Gerade weil sie vielseitig

Linda Bresonik will auch auf dem asiatischen Kontinent ihre Fähigkeiten zeigen.

42 DFB-Journal 2/2007 Annike Krahn will ihre erste WM mit der Frauen-National- Der Kader für die WM-Vorbereitung mannschaft spielen. Name Verein Spiele Tore Tor Nadine Angerer 1. FFC Turbine Potsdam 44 - 1. FFC Frankfurt 2- Silke Rottenberg1. FFC Frankfurt123 - Ulrike SchmetzFC Bayern München 1-

Abwehr 1. FFC Frankfurt 2- Sonja Fuss FCR 2001 Duisburg483 Ariane Hingst Djurgarden IF 1309 Annike Krahn FCR 2001 Duisburg25- Sandra Minnert SC 07 Bad Neuenahr 13715 Babett Peter1. FFC Turbine Potsdam 11 - Bianca Rech FC Bayern München 18 - Kerstin Stegemann FFC Heike Rheine 1596

Mittelfeld Isabell Bachor SC 07 Bad Neuenahr 23 3 Fatmire Bajramaj FCR 2001 Duisburg5- Melanie Behringer SC Freiburg143 Linda Bresonik SG Essen-Schönebeck 27 2 VfL Wolfsburg314 Kerstin Garefrekes 1. FFC Frankfurt 75 22 Simone Laudehr FCR 2001 -- Renate Lingor 1. FFC Frankfurt 12630 Célia Okoyino da Mbabi SC 07 Bad Neuenahr 27 3

Angriff Anja Mittag1. FFC Turbine Potsdam 36 5 Martina Müller VfL Wolfsburg5725 Birgit Prinz 1. FFC Frankfurt 161105 Sandra Smisek 1. FFC Frankfurt 115 27 Martina Müller erzielte bislang 25 Tore Petra Wimbersky1. FFC Frankfurt6215 in der Nationalmannschaft. einsetzbar ist, kann sie eine gute Alter- native für unsere Abwehr sein“, so die DFB-Trainerin. Auf Abruf Lena Goeßling SC 07 Bad Neuenahr -- Auf Abruf stehen erfahrene Spie- FCR 2001 Duisburg6441 lerinnen wie Inka Grings, 1. FFC Turbine Potsdam 1- und . „Die Entscheidung, sie nicht zu nominieren, fiel mir nicht Navina Omilade 1. FFC Turbine Potsdam 51 - leicht. Doch letztlich bin ich zu dem Conny Pohlers1. FFC Turbine Potsdam 57 24 Ergebnis gekommen, dass bei ihnen die 1. FFC Turbine Potsdam -- Form nicht so ist, wie ich mir das wün- Stephanie Ullrich VfL Wolfsburg4- sche. Außerdem herrscht gerade auf Jennifer Zietz1. FFC Turbine Potsdam 8- ihren Positionen ein ziemlich großer Konkurrenzkampf. Obwohl die Saison nicht optimal für sie verlaufen ist, bin ich mir sicher, dass sie zurückkommen Die DFB-Trainerin denkt aber positiv. werden. Ich zähle in Zukunft auf sie. In allen Belangen. Das gilt auch für die Und die kann früher beginnen als man WM-Erwartungen. „Wir fahren nach denkt, schließlich kann in den Lehr- China, um dort etwas zu gewinnen“, gängen noch etwas passieren“, erklärt sagt sie. Und wenn es der Titel ist, Silvia Neid. hätte sie bestimmt nichts dagegen.

DFB-Journal 2/2007 43 Spielplan Frauen-Weltmeisterschaft

Im Hongkou-Stadion in Shanghai Gruppe A Gruppe C bestreitet die deutsche Nationalmann- schaft das Eröffnungsspiel der Frauen- Deutschland Japan Ghana Norwegen Weltmeisterschaft 2007 gegen Argen- Argentinien England Australien Kanada tinien.

10.09.2007 Shanghai 14.00 Uhr 12.09.2007 Hangzhou 11.00 Uhr Deutschland - Argentinien Ghana - Australien Viertelfinale 11.09.2007 Shanghai 14.00 Uhr 12.09.2007 Hangzhou 14.00 Uhr 22.09.2007 Wuhan 11.00 Uhr Japan - England Norwegen - Kanada 1Sieger A - Zweiter B 14.09.2007 Shanghai 11.00 Uhr 15.09.2007 Hangzhou 11.00 Uhr Argentinien - Japan Kanada - Ghana 22.09.2007 Tianjin 14.00 Uhr 2Sieger B - Zweiter A 14.09.2007 Shanghai 14.00 Uhr 15.09.2007 Hangzhou 14.00 Uhr England - Deutschland Australien - Norwegen 23.09.2007 Wuhan 11.00 Uhr 18.09.2007 Chengdu 11.00 Uhr 19.09.2007 Chengdu 11.00 Uhr 3Sieger C - Zweiter D England - Argentinien Australien - Kanada 23.09.2007 Tianjin 14.00 Uhr 18.09.2007 Hangzhou 11.00 Uhr 19.09.2007 Shanghai 11.00 Uhr 4Sieger D - Zweiter C Deutschland - Japan Norwegen - Ghana

Gruppe B Gruppe D Halbfinale 26.09.2007 Tianjin 14.00 Uhr USA Nigeria Neuseeland China ASieger 1 - Sieger 3 Korea Schweden Brasilien Dänemark 27.09.2007 Hangzhou 14.00 Uhr 11.09.2007 Chengdu 11.00 Uhr 12.09.2007 Wuhan 11.00 Uhr BSieger 2 - Sieger 4 USA - Korea Neuseeland - Brasilien 11.09.2007 Chengdu 14.00 Uhr 12.09.2007 Wuhan 14.00 Uhr Spiel um Platz 3 Nigeria - Schweden China - Dänemark 30.09.2007 Shanghai 11.00 Uhr 14.09.2007 Chengdu 11.00 Uhr 15.09.2007 Wuhan 11.00 Uhr Verlierer A - Verlierer B Schweden - USA Dänemark - Neuseeland 14.09.2007 Chengdu 14.00 Uhr 15.09.2007 Wuhan 14.00 Uhr Korea - Nigeria Brasilien - China Finale 18.09.2007 Shanghai 14.00 Uhr 19.09.2007 Hangzhou 14.00 Uhr 30.09.2007 Shanghai 14.00 Uhr Nigeria - USA Brasilien - Dänemark Sieger A - Sieger B 18.09.2007 Tianjin 14.00 Uhr 19.09.2007 Tianjin 14.00 Uhr * Alle Uhrzeiten MESZ Korea - Schweden China - Neuseeland

44 DFB-Journal 2/2007 CH ME

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Renate Lingor nimmt auf dem Renate Lingor weiß, wie es ist, Welt- Weg zur WM jede Hürde. meisterin zu werden. Vor vier Jahren trug die Mittelfeldspielerin des 1. FFC Frankfurt wesentlich zum Titelgewinn in den USA bei. Ein überwältigendes Erleb- nis. Und das soll nicht einmalig bleiben. Bei der WM 2007 vom 10. bis 30. Sep- tember in China wird die Spielmacherin alles daran setzen, erneut den Weltpokal mit in die Heimat zu bringen. Mit der 31- Jährigen unterhielt sich DFB-Mitarbeiter Niels Barnhofer über die Vorbereitung und ihre Erwartungen.

ine Weltmeisterschaft verlangt sorgfältige und professionelle Planung. In allen Bereichen. Bis ins E Detail. Das weiß auch Renate Lin- gor. Deswegen hat sich die Nummer 10 der deutschen Frauen-Nationalmann- schaft jetzt mit DVDs eingedeckt. Zwei Staffeln der Fernsehserie „O.C. California“. Der Hintergrund: „Beim Fernsehen kann ich sehr gut abschal- ten. Da ich der chinesischen Sprache jedoch nicht mächtig bin und damit die Programme dort nicht verstehen werde, musste ich Vorsorge treffen“, erklärt die gebürtige Karlsruherin.

Doch die Unterhaltungsmedien stehen für mehr als das Entspannungs- programm während der WM. Sie sind außerdem Ausdruck des Ehrgeizes von Renate Lingor. Denn sie sagt: „Ich werde mir noch zwei weitere Staffeln holen, schließlich gehe ich davon aus, dass wir ziemlich lange unterwegs sind.“ Am liebsten bis zum 30. September. Dann findet im Hongkou-Stadion in Shanghai das Finale statt.

Natürlich weiß Renate Lingor, dass viele Fans erwarten, dass die DFB- Auswahl ihren Titel von 2003 vertei- digt. Dem Wunsch würde sie auch nur zu gerne entsprechen. Eine Selbstver- Die Spielmacherin der Frauen-Nationalmannschaft ständlichkeit ist das aber nicht. Ein- blickt optimistisch der WM entgegen dringlich warnt die Spielerin des 1. FFC Frankfurt: „Es ist ganz klar, das wird ein ganz schweres Unternehmen.“ Der Frauenfußball allgemein hat sich wei- terentwickelt, das Niveau der National- Warum nicht? mannschaften ist enger zusammen-

46 DFB-Journal 2/2007 gerückt und zudem sind die Anforde- rungen eines Turniers wie der WM ganz speziell und wenig voraussagbar.

Doch hinter diesen Erkenntnissen will sich Renate Lingor gar nicht verstecken. „Das ist eine große Aufgabe, trotzdem ist sie machbar. Warum sollten wir es nicht noch einmal packen?“, fragt sie. Und gibt gleich die Antwort: „Wir werden eine starke Mannschaft stellen. Es werden einige Spielerinnen dabei sein, die schon die WM 2003 gespielt haben. Diese Erfahrung wird uns hel- fen. Außerdem gehen wir als amtieren- der Weltmeister ins Turnier. Das ist gar nicht schlecht, wenn die Gegner deswe- gen Respekt oder gar Ehrfurcht vor uns haben“, so die Mittelfeldspielerin.

In ihren Aussagen spiegeln sich die Ansprüche des Siegertyps wider. Alles, was es im Frauenfußball zu gewinnen gibt, hielt sie bereits in Händen. Welt-, Europa- und Deutsche Meisterin, DFB- Pokal- und UEFA-Cup-Siegerin ist sie geworden. Keine weiß also besser, was Die DFB-Mitarbeiterin an ihrem Arbeitsplatz in der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt am Main. es bedarf, um Titel zu holen. Und sie hat sich in diesem Jahr richtig reinge- kniet. So sehr sogar, dass sie unwis- sentlich einen Kampf kämpfte, den sie eigentlich nur verlieren konnte – näm- lich den gegen den eigenen Körper. Wie sich Mitte Mai herausstellte, hatte sie Pfeiffersches Drüsenfieber.

Dabei kam es ihr gar nicht in den Sinn, dass sie krank sein könnte. Sie fiel zwar jeden Abend um 22.00 Uhr erschöpft ins Bett, aber sie schob es auf die körperliche Belastung. Zum einen trainierte sie viel, zum anderen war sie im vergangenen Jahr häufiger verletzt. Außerdem arbeitet sie seit dem vergangenen Jahr in der Schul- fußball-Abteilung des DFB. „Ich habe mich durchgebissen“, sagt Renate Lingor, die Dritte der Wahl zur „Welt- Fußballerin des Jahres 2006“. Erst als sie verstärkt muskuläre Probleme beklagte, konsultierte sie einen Arzt. „Mal zwickte es hier, mal da, immer woanders“, berichtet sie. Doch der Mediziner konnte nichts entdecken. Nachdem sie mit starken Schmerzen im hinteren Oberschenkel erneut vor- stellig wurde, erneut nichts zu ent- decken war, wurde ein Blutbild erstellt.

Seitdem hat sie nicht nur Klarheit, sondern auch eine Therapie, die greift. „Die WM ist nicht in Gefahr“, erklärt sie, DFB-Maskottchen „Paule“ ist ihr bei der Schulfußball-Kampagne ein zuverlässiger Partner.

DFB-Journal 2/2007 47 Renate Lingor

„in den letzten Saison-Spielen mit dem detailliert vorbereiten“, sagt sie und freue mich auf die Weltmeisterschaft in 1. FFC Frankfurt habe ich durchgespielt, lächelt. Nicht nur in diesem Moment China“, sagt Renate Lingor. Und das ich habe mich nicht zurückgehalten erweckt sie den Eindruck, dass sie es bestimmt nicht nur, weil sie sich dann und richtig Gas gegeben, das hat kaum erwarten kann, die WM zu spie- ihre liebste Fernsehserie anschauen funktioniert.“ Natürlich soll sie weiter- len. Und das Gefühl trügt nicht. „Ich wird. hin ein Auge auf ihren Müdigkeitszu- stand haben. Aber in diesem Punkt ist sie äußerst optimistisch. Vor dem Start der unmittelbaren WM-Vorbereitung ab dem 25. Juni hatte sie zwei Wochen Urlaub. Zudem ist sie dann bis zum Ende der Weltmeisterschaft von der Arbeit freigestellt. Außerdem befindet sie sich bei der Nationalmannschaft in ständiger medizinischer Obhut.

Insofern kann der WM-Countdown für Renate Lingor beginnen. „Ich bin gespannt auf die Vorbereitung“, sagt sie. Schließlich gibt es auch für eine erfahrene Nationalspielerin mit 126 Länderspielen noch Neues in der DFB- Auswahl zu entdecken. „Es wird das erste große Turnier mit Silvia Neid als Trainerin sein. Unter ihr gibt es schon einige Neuerungen, zum Beispiel haben wir erstmals mit Norbert Stein einen Konditionstrainer dabei“, erklärt sie.

Aber auch wenn das bedeutet, dass viel Schweiß bis zum Abflug nach Shanghai am 3. September fließen wird, schreckt Renate Lingor das nicht. „Ich freue mich auf diese Zeit“, sagt sie, denn sie weiß, wofür sie sich enga- giert. „Ich weiß, was mich erwartet. Ich sehe das positiv. Man kann sich voll auf die Sache konzentrieren. Das ist die Zeit, in der sich die Mannschaft finden und einspielen wird. Und ich kann sicher sein, dass ich topfit in das Turnier gehen werde“, so die 31-Jährige.

Sie weiß, worauf es ankommt. „Es ist zunächst einmal wichtig, dass wir die volle Konzentration auf uns selbst legen“, erklärt Renate Lingor. Von daher sind die Länderspiele im Vorfeld der WM hauptsächlich eine Standortbestim- mung. Dennoch macht sie keinen Hehl daraus, dass man auch gerade die Gegner beäugen wird, die ebenfalls in China dabei sind. Die DFB-Auswahl trifft am 29. Juli in Magdeburg mit Däne- mark und am 30. August in Mainz mit Norwegen auf zwei andere WM-Teilneh- mer. „Das wird nicht uninteressant“, gesteht sie. Gleichzeitig macht sie sich keine allzu großen Gedanken um die Konkurrenz. „Der Blick auf die Gegner kommt später, da werden uns unsere Trainerinnen schon früh genug und Renate Lingor schöpft Kraft vor der Weltmeisterschaft.

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„Ein Jahr danach“ wurde am 8. Juni 2007 der offizielle Schlussstrich unter die FIFA WM 2006 gezogen. In Frankfurt am Main präsentierte der DFB ein unab- hängiges sozio-ökonomisches Gutachten der Universität Mainz. Dessen Ergeb- nisse belegen, dass Deutschland nicht nur mit einer ungemein positiven Außendarstellung, sondern auch gesamtwirtschaftlich von der WM profi- tiert hat. Tags darauf zeigte sich bei einem großen Straßenfest in München am Jahrestag des Eröffnungsspiels, dass der Zauber des deutschen Som- mermärchens längst noch nicht verflo- gen ist. Ein Bericht von Wolfgang Tobien.

er „Kaiser“ gab sich ganz seinen nostalgischen Gefühlen hin am ersten Jahrestag des „deutschen D Sommermärchens“, als das die 18. Fußball-Weltmeisterschaft in die WM-Historie eingegangen ist. Ein Jahr danach ließ Franz Beckenbauer noch einmal das persönliche Glücksgefühl über jenes wunderbare Festival des Weltfußballs in Deutschland in sich aufleben. „In München ging vor einem Jahr die Sonne auf. Von da an lief vier Wochen lang alles perfekt. Hier begann Beckenbauer und Schmidt präsentieren positive WM-Abschlussbilanz die großartige WM-Stimmung und blieb in einem fantastischen Miteinander der deutschen Fans mit den Besuchern aus aller Welt bis zum Finale in Berlin ein- malig“, sagte er in der bayerischen Happy End des Somme Metropole, als er dort am 9. Juni 2007, exakt ein Jahr nach dem WM-Eröffnungs- spiel der deutschen Nationalmann- schaft gegen Costa Rica, zusammen Bestens gelaunt, braun gebrannt Auch bei dieser Gelegenheit hob der mit weit mehr als 100.000 Teilnehmern und im Überschwang seiner Emotionen OK-Chef zunächst die unvergleichliche erneut eine WM-Party feierte. hatte Beckenbauer in seiner Rolle als Atmosphäre und tolle Außenwirkung einstiger Präsident des WM-Organisa- der Veranstaltung hervor. „Wir hatten Über den Tag verteilt hatten sich tionskomitees tags zuvor zusammen alle Glücksgötter des Universums auf 170.000 Menschen, so die Zählung der mit dem ehemaligen 1. Vizepräsidenten unserer Seite. Es war ein friedliches Polizei, auf der Leopoldstraße noch ein- des WM-OK 2006, Horst R. Schmidt, Fest aller Kulturen. Wir wollten gute mal vom WM-Feeling verzaubern lassen, die letzte offizielle WM-Bilanz gezogen. Gastgeber sein. Ich denke, das haben hatten sich wie vor Jahresfrist mit Fahnen, In der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main wir geschafft. Die Sympathien sind jetzt Trikots und Gesichtsbemalungen ge- waren die Ergebnisse einer unabhängi- auf deutscher Seite, das war vor der schmückt und wurden von Sönke Wort- gen wissenschaftlichen Untersuchung WM ja nicht immer so.“ manns Film „Deutschland. Ein Sommer- der Johannes Gutenberg-Universität in märchen“ auf einer Großbildleinwand Mainz über die sozio-ökonomischen Horst R. Schmidt, der seit nunmehr auf die ganz besonderen Highlights Auswirkungen der WM 2006 präsen- neun Monaten als FIFA-Berater die dieses Mega-Events eingestimmt. tiert und interpretiert worden. Organisatoren der WM 2010 in Süd-

50 DFB-Journal 2/2007 Der WM-Zauber ist noch nicht verflogen: Franz Beckenbauer bei einem Straßen- fest in München exakt am Jahrestag des WM-Eröffnungsspiels.

Erneutes WM-Feeling: 170.000 Menschen kamen am 9. Juni 2007 auf die Münchner Leopoldstraße.

WM-Erträge für den deutschen Fußball macht wurde. Zum so genannten sozio- verweisen und nennt als Beispiele: politischen Nutzen mit der Imagever- „Public Viewing hatte bei der WM einen besserung im Ausland, den infrastruk- ganz besonderen Stellenwert, dem jetzt turellen Verbesserungen im Inland, im deutschen Fußball immer größere dem positiv veränderten Nationalbe- Bedeutung zukommt. Darüber hinaus wusstsein in der deutschen Bevölke- ist es unstrittig, dass gerade die Quali- rung und dem anhaltenden Mitglieder- tät unserer WM-Arenen und der neuen boom beim DFB gesellt sich ein sattes Stadien, die in ihrem Sog entstanden volkswirtschaftliches Plus, das den sind, einen Zuschauerzuspruch bewir- riesigen Erfolg der WM 2006 abrundet. ken, der im europäischen Liga-Fußball einzigartig ist. Und in einer Zeit, in der Alleine durch den Besuch der rund mermärchens alle anderen Zahlen stagnieren, konnte 1,3 Millionen ausländischen WM- der organisierte Fußball in Deutschland Touristen und durch die Ausgaben der noch einmal an Mitgliederzahl und an zu Hause gebliebenen einheimischen Mannschaften zulegen. Unsere Wün- „Urlaubsverzichter“ wurde während afrika unterstützt und dabei regel- sche und Hoffnungen sind in vollem der 31 Turniertage ein Primärimpuls mäßig vor Ort ist, verwies bei dieser Umfang aufgegangen.“ von 2,86 Milliarden Euro erzeugt. Zu Abschlussbilanz ebenfalls auf den diesem Ergebnis kommt die Studie der Imagewandel als eine der wichtigsten DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger Universität Mainz, die auf einer in fünf und nachhaltigsten WM-Auswirkungen. hofft daher auf nachhaltige Wirkung Fremdsprachen deutschlandweit ange- „Ich bin viel im Ausland. Dort schwär- zum Wohl des Fußballs und sagt: „Die legten Befragung von 9.456 Personen men die Leute immer noch voller WM hat dem Fußball einen unglaubli- während der WM 2006 basiert und Begeisterung, wie willkommen sie sich chen Schwung gegeben, den wir jetzt damit eine demoskopisch verlässliche hier gefühlt haben und wie fantastisch durch das sinnvolle Einsetzen der Grundlage bildet. Dieser wirtschaftliche diese Veranstaltung abgelaufen ist. erzielten Gewinne nutzen und fortset- Impuls bewirkt, so die Ausführungen Es ist wirklich ein neues Bild unseres zen wollen.“ von Professor Dr. Holger Preuß bei der Landes entstanden, ein tolles Bild, das Präsentation der Studie, bis zum auch ein Jahr danach nicht verblasst Aufgegangen ist auch die gesamt- Jahresende 2008 eine Erhöhung des ist“, sagt der DFB-Generalsekretär. wirtschaftliche Rechnung, die für Bruttoinlandsprodukts von 3,88 Mil- Schmidt kann zudem auf etliche direkte Deutschland mit der WM 2006 aufge- liarden Euro.

DFB-Journal 2/2007 51 WM 2006

Als weiteres Ergebnis der Studie ist (17.000) in ihrer Laufzeit stark unter- festzuhalten, dass Public Viewing nicht schieden. „Deshalb sprechen wir von nur wegen der Stimmung ein Erfolgs- einem Volumen statt von Jobs. Das faktor war, sondern auch aus ökonomi- errechnete Volumen entspricht 1.000 scher Sicht. Von den 923.000 ausländi- neu entstandenen Arbeitsplätzen über schen Besuchern dieser öffentlichen 38 Jahre oder 10.000 Jobs mit einer Übertragungen kamen 20,9 Prozent Laufzeit von 3,8 Jahren“, sagt Preuß. allein wegen der WM und trugen mit knapp einer Milliarde Euro zum Primär- Die Steuermehreinnahmen, die impuls bei. „Hier fand also eine zweite durch die ausländischen WM-Besucher WM neben den Stadien statt, die sich und zu Hause gebliebenen Deutschen auszahlte“, so Professor Dr.Holger induziert wurden, betrugen insgesamt Preuß, der Verfasser der Studie. Aber 1,265 Milliarden Euro und decken somit nicht nur die WM-Städte profitierten die Ausgaben der öffentlichen Hand bei von den Besuchern, sondern ganz der Finanzierung der neu- oder umge- Deutschland. So kamen statistisch auf bauten WM-Stadien. „Dies ist aus unse- jeweils sieben Fernreisende drei zusätz- rer Sicht ein ganz besonders erfreuli- liche Begleiter, die anstatt zum Fußball ches Resultat, da wir mit Genugtuung zu gehen, einkaufen gingen oder sich feststellen können, dass die Investi- die Umgebung ansahen. Außerdem tionen des Bundes beim Stadionbau reisten die europäischen Besucher im durch die erzielte gesamtwirtschaftliche Durchschnitt sechs Tage, die Fernrei- Wirkung voll ausgeglichen wurden“, senden 15 Tage durch Deutschland. sagt Horst R. Schmidt unter Hinweis auf etwa 1,2 Milliarden Euro, die der Die durch die WM und die dabei Bund in die Stadien investiert hatte. bedingten Konsumausgaben bewirkte Daneben fiel auch das fiskalische Beschäftigung beziffert die Studie auf Ergebnis des WM-OK 2006 positiv aus. ein Beschäftigungsvolumen von Das Organisationskomitee erzielte in 38.254 Jahren, wobei sich die entstan- seiner Bilanz einen finanziellen Gewinn denen Jobs im Bau- (700) oder Gast- von 155 Millionen Euro und überwies gewerbe (3.700), beim Handel (8.300) rund 60 Millionen Euro Steuergelder an oder in der Dienstleistungsbranche den Staat.

Das OK-Präsidium mit Wolfgang Niersbach, Horst R. Schmidt, Franz Beckenbauer und Dr. Theo Zwanziger kann auf eine glänzende und ertragreiche WM zurückblicken.

52 DFB-Journal 2/2007 Public Viewing trug zum großen gesamtwirtschaftlichen Erfolg der FIFA WM 2006 bei.

Wolfgang Niersbach, der als OK- Vizepräsident für die Bereiche PR, Medien und Kommunikation mit zahl- Professor Dr. Holger Preuß präsentierte in Frankfurt am Main das sozio-ökonomische reichen Aktionen wie zum Beispiel Gutachten zur Weltmeisterschaft 2006. Franz Beckenbauers globaler Welcome- Tour schon im Vorfeld die einzigartige Annahmen keine Kosten tragen müsse. dank eines guten WM-Verlaufs einen WM-Atmosphäre national und interna- „Aus ökonomischer Sicht hat sich die nicht zu bezahlenden Imagegewinn in tional entscheidend vorbereiten half, WM 2006 weitgehend selbst finanziert, aller Welt beschert. Damit haben sie zu verweist in diesem Zusammenhang und das ist ein wirklicher Knüller“, sieht der tollen Stimmung in Deutschland noch einmal darauf, „dass sowohl die sich der für die damalige Prognose beigetragen. Veranstaltungen vom gesamte WM-Bewerbung als auch das verantwortliche Professor Dr. Bernd Umfang einer WM sind heute nur noch Budget des deutschen WM-Organisa- Rahmann heute bestätigt. als „Public Private Partnership“ reali- tionskomitees keinerlei Steuergelder sierbar. Deshalb möchte ich mich bei oder andere öffentliche Finanzmittel Horst R. Schmidt betont, „dass wir allen Partnern bedanken.“ enthielten“. die WM 2006 nicht wegen des erwarte- ten volkswirtschaftlichen Gewinns Der offizielle Schlussstrich ist damit Das Ergebnis der Mainzer Studie ausgerichtet haben“, und zieht ein gezogen unter die WM 2006. Ein bestätigt die schon 1998 vom DFB in Jahr danach das Fazit: „Auch unsere wirklicher Schlusspunkt ist allerdings Auftrag gegebene Untersuchung, mit abschließende Beurteilung der nicht gesetzt. „Im nächsten Jahr kom- der die wahrscheinlichen wirtschaft- Weltmeisterschaft belegt, dass es men wir wieder“, rief Franz Becken- lichen Auswirkungen des Turniers in richtig war, mit unserem Motto ‚Die bauer den begeisterten Fans beim Deutschland vorausgesagt werden Welt zu Gast bei Freunden’ die auslän- Jahrestag des WM-Eröffnungsspiels in sollten. Diese „sozio-ökonomische dischen Besucher herzlich willkommen München zum Abschied zu. Der Zauber Analyse zur WM 2006“ ermittelte in zu heißen. Sie haben einen wesentli- des deutschen Sommermärchens ist einem Simulationsmodell, dass der chen Finanzierungsbeitrag geleistet auch mit seinem formellen Happy End Steuerzahler unter realistischen und uns, was sicher am wichtigsten ist, längst noch nicht verflogen.

DFB-Journal 2/2007 53 FIFA-Kongress

Blatter empfängt Beckenbauer in der FIFA-Exekutive mit offenen Armen Ein Kongress und seine Folgen

Joseph S. Blatter bleibt die Nummer 1 im Franz Beckenbauer wird von Weltfußball. Per Akklamation wurde der Joseph S. Blatter als neues Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee begrüßt. Schweizer für seine dritte Amtszeit als FIFA-Präsident bestätigt. Darüber hinaus wurden beim FIFA-Kongress im Züricher Hallenstadion, wo Franz Beckenbauer als Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees seinen Platz einnahm, personell und faktisch viele Weichen neu gestellt. Über den Kongress und seine Folgen, zu denen ein verstärkter Einfluss des DFB im Weltfußball, aber auch der Rücktritt des FIFA-Generalsekretärs Urs Linsi zählen, berichtet DFB-Mitarbeiter Wolfgang Tobien.

ie FIFA im Sommer 2007. Seit dem 57. FIFA-Kongress am 30. und 31. Mai in Zürich ist in der D Organisation des Weltfußballs und speziell in dessen Regierung, dem FIFA-Exekutivkomitee, etliches nicht mehr so wie es vorher war. Das neue Regierungsgebäude „Home of FIFA“ zum Beispiel. Oder: zwei neue FIFA- Vizepräsidenten, Michel Platini (Frank- reich) und Geoff Thompson (England). Und: ein neues deutsches Mitglied in der Regierungsmannschaft mit Franz Beckenbauer im FIFA-Exekutivkomitee. Er nimmt den Platz von Gerhard Mayer-Vorfelder ein, der zum neuen FIFA-Ehrenmitglied ernannt wurde.

Dazu wurden gravierende Neuerun- gen für das künftige Regierungspro- gramm der FIFA verabschiedet, die, wie bekannt gegeben wurde, auf einer soliden finanziellen Basis von rund 450 Millionen Euro Eigenkapital steht. Und auch ein neuer Wahlspruch wurde kreiert: Statt „Zum Wohl des Spiels“ („For the Good of the Game“) stehen Unmittelbar vor dem FIFA-Kongress wurde die künftigen FIFA-Aktivitäten unter das „Home of FIFA“ in Zürich eingeweiht. dem Motto „Für das Spiel. Für die Welt“.

54 DFB-Journal 2/2007 Nur der Regierungschef, der FIFA- sozialen Projekte sieht sich Joseph S. Fußball-Weltverbandes ernannt worden. Präsident, der heißt weiterhin Joseph S. Blatter vorerst allerdings nicht. „Der Joseph S. Blatter und FIFA-General- Blatter. Per Akklamation, und nicht wie Fußball ist noch nicht da, wo ich ihn sekretär Urs Linsi nahmen die Aus- zu seinen ersten beiden Amtszeiten in einer hinhaben will. Wir müssen unserer zeichnung vor, die künftig noch seltener Kampfabstimmung, haben die Delegier- Herausforderung gerecht werden, als bisher vergeben wird. Laut Beschluss ten der nach der Aufnahme Monteneg- nämlich der Gesellschaft über den sollen von sofort an nur ehemalige ros nunmehr 208 nationalen FIFA-Mit- Fußball zu helfen. Wir wollen voran- Mitglieder des Exekutivkomitees zu gliedsverbände den 71-jährigen Schweizer schreiten, aber wir wollen gemeinsam Ehrenmitgliedern oder Ehrenpräsiden- am 31. Mai 2007 als FIFA-Präsidenten voranschreiten“, forderte Blatter zu ten ernannt werden können. Andere bestätigt und ihm mit großem Applaus mehr Solidarität und Fairplay auf und Persönlichkeiten, die sich um den ihr Vertrauen für eine dritte bis 2011 führte die Weltmeisterschaft 2006 in Fußball verdient machen, werden in befristete Amtszeit gegeben. Mit diesem Deutschland ein weiteres Mal als Para- Zukunft mit dem FIFA-Verdienstorden eindrucksvollen Votum hat der Mann, der debeispiel für die Völker verbindende ausgezeichnet. Sichtlich bewegt nahm 1975 in die FIFA-Verwaltung eintrat und Wirkung des Volkssports Fußball an. Gerhard Mayer-Vorfelder die Ehrenmit- dieser von 1981 bis 1998 als General- Gleichzeitig rief er nach seiner Wahl die gliedschaft entgegen und verabschie- sekretär vorstand, als einer der mäch- 270 Millionen Aktiven, die weltweit in dete sich gleichzeitig nach elf Jahren tigsten und einflussreichsten Repräsen- den Fußball involviert sind, dazu auf, aus dem Exekutivkomitee. „Ich bin tief tanten des Weltsports den Höhepunkt „die Werte des Fußballs gegen den gerührt über die Ehrung. Sie erfüllt mich seiner Karriere erreicht – nach den Teufel im Fußball zu verteidigen“, und mit tiefem Stolz. Ich wünsche der FIFA beiden hart umkämpften Wahlsiegen nannte in diesem Zusammenhang für die Zukunft Einigkeit, Geschlossen- 1998 gegen Lennart Johansson und „Doping, Korruption und Rassismus“. heit und Solidarität“, sagte der frühere 2002 gegen Issa Hayatou diesmal ohne DFB-Präsident. Gegenkandidaten. Flankiert wurde der zweitägige FIFA- Kongress von zwei deutschen Persona- Gegen Ende des zweiten Kongress- Am Ziel seiner Mission und insbe- lien. Zum Auftakt war Gerhard Mayer- tages war es dann Franz Beckenbauer, sondere der von ihm vorangetriebenen Vorfelder zum Ehrenmitglied des der als Nachfolger von Gerhard Mayer- Vorfelder ins FIFA-Exekutivkomitee eintrat. Ende Januar beim UEFA- Kongress in Düsseldorf als Vertreter des europäischen Fußball-Dachverban- des für diese Position gewählt, wurde Beckenbauer auf der Regierungsbank der FIFA von mit offenen Armen empfangen. „Es freut mich ganz außerordentlich, dass jetzt auch der ‘Kaiser’ bei uns ist. Willkommen in der Familie“, rief der FIFA-Chef, während Beckenbauer auf dem Podium ganz an der linken Seite mit einem Déjà-vu- Erlebnis Platz nahm. „In meinem ersten

Voller Stolz nahm Gerhard Mayer-Vorfelder die Urkunde für die Ehrenmitgliedschaft der FIFA entgegen.

DFB-Journal 2/2007 55 FIFA-Kongress

Bundesligaspiel habe ich auch Links- außen spielen müssen“, erinnerte sich der heutige Aufsichtsratsvorsitzende des FC Bayern München an den Beginn seiner glanzvollen Profi-Karriere.

Seine Position als formell höchster Repräsentant des deutschen Fußballs auf der internationalen Bühne spielte der „Kaiser“ locker herunter. „Diese Berufung ist natürlich eine große Aus- zeichnung. Die FIFA-Exekutive ist nun mal das höchste Entscheidungsgre- mium im Weltfußball. Wenn du dort bist, dann ist das schon ehrenvoll, aber auch sehr verantwortungsvoll. Wichtig ist, dass ich mich dort auskenne, denn ich habe ja während der vergangenen Jahre intensiv mit dem Exekutivkomitee zusammengearbeitet. Die meisten Mitglieder kenne ich und bin mit ihnen befreundet. Es gibt für mich also keine Hemmschwelle bei meinem Eintritt“, sagte der Kosmopolit, der bis vor einem Jahr als Präsident des Organisations- komitees für die FIFA WM 2006 amtierte, ehe er Blatters Willkommensgruß bestätigte: „Das Exekutivkomitee ist für mich wie eine Familie, in die ich mich einbringen werde.“

Bereits am Tag nach dem Kongress trat das Exekutivkomitee im neuen „Home of FIFA“, der aus zwei Ober- geschossen, einem Erdgeschoss und fünf unterirdischen Stockwerken beste- henden, für 160 Millionen Euro Baukos- ten errichteten und einen Tag vor Kongressbeginn feierlich eingeweihten Residenz des Weltverbandes in der Züricher FIFA Straße, zur konstituieren- den Sitzung zusammen. Doch auch seitdem sieht sich Franz Beckenbauer noch nicht richtig in seiner neuen Auf- FIFA-Präsident Joseph S. Blatter liegt die Völker verbindende Wirkung des Fußballs gabe angekommen. Zwar hat er den am Herzen. Vorsitz in der wichtigen FIFA-Fußball- kommission übernommen und wird sowie in der kräftigen Unterstützung führen. Dazu gehören die Offenlegung daneben in Zukunft als Chef-Diplomat der Vorbereitungen für die WM 2010 in der Beteiligungen von Unternehmen der FIFA durch die Welt reisen und die Südafrika auf Blatters Linie. „Jeder und Privatpersonen sowie die Kontrolle sozialen Projekte des Weltverbandes muss dazu beitragen, dass die WM der Finanzströme und die Anforderung begutachten und voranbringen. „Ganz 2010 in Südafrika stattfindet und ein der Klub-Bilanzen durch die FIFA, unab- konkret wird sich aber mein Auftrag großartiger Erfolg wird. Der Stolz von hängig von den Eigentumsverhältnissen. erst bei den weiteren Sitzungen der ganz Afrika hängt an dieser WM“, FIFA-Exekutive herauskristallisieren“, umriss Beckenbauer seine Vorstellun- Außerdem sollen die Spielerver- meinte Beckenbauer. gen beim Eintritt in die FIFA-Regierung. mittler stärker kontrolliert werden. Die Lizenzen für die Berater werden zeit- Gleichwohl ist er „an der weltweiten Mit einer teilweise neuen FIFA-Politik lich limitiert und müssen dann erneuert Unterstützung der ärmsten unter den sollen etliche Richtlinien zum Wohl des werden. Die Tätigkeit von nichtlizen- FIFA-Mitgliedern sehr interessiert“ und Fußballs verschärft und modifiziert zierten Beratern soll hart sanktioniert will sich „vor allem in Afrika verstärkt werden. Beispielsweise ist geplant, von und möglichst unterbunden werden. Die einbringen“. Außerdem liegt er im der Saison 2008/2009 an ein weltwei- Provisionen der Berater sollen drei Pro- Kampf gegen Gewalt und Rassismus tes Klub-Lizenzierungsverfahren einzu- zent nicht überschreiten. Und schließ-

56 DFB-Journal 2/2007 im Januar 2007 ernannt hatte. Bis DFB-Schatzmeister kandidiert, wird er 2009 wird „MV“ in dieser Funktion im seine Berater-Tätigkeit in Südafrika UEFA-Exekutivkomitee tätig bleiben. fortsetzen und der FIFA-Familie weiter- hin höchst willkommen bleiben. DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger kann darauf hoffen, in Kürze gleichfalls Verabschiedet aus der Verantwor- in die Topgremien des Weltfußballs ein- tung hat sich dagegen FIFA-General- zuziehen. FIFA-Präsident Blatter will sekretär Urs Linsi. Zwei Wochen nach Zwanziger, der im WM OK 2006 als Vize- der Wiederwahl von Joseph S. Blatter präsident für Finanzen und Personal für erklärte der 58-jährige frühere Bank- den großen wirtschaftlichen Erfolg des Manager seinen Rücktritt. Urs Linsi habe Turniers mitverantwortlich zeichnete, sich „für eine neue Herausforderung in die FIFA-WM-Kommission berufen. entschieden“, hieß es in einer kurzen Pressemitteilung der FIFA. Mit Linsis Außerdem ist Horst R. Schmidt seit Rücktritt lässt die FIFA den Mann gehen, bald einem Jahr als FIFA-Beauftragter unter dessen Verantwortung aus ei- für die WM 2010 in Südafrika und min- nem Minus in Höhe von einst 9,1 Millionen destens einmal im Monat vor Ort beim Euro ein Eigenkapital von nunmehr Ausrichter der nächsten FIFA WM 452 Millionen Euro entstanden ist. beratend tätig. Nach seinem altersbe- dingten Ausscheiden als DFB-General- Nach der Trennung von Linsi führte Als FIFA-Beauftragter für die WM 2010 sekretär beim DFB-Bundestag im Okto- zunächst Markus Kattner, der deutsche in Südafrika bringt Horst R. Schmidt ber 2007 in Mainz, wo er als neuer Finanz- und Controllingdirektor in der seine hohe Kompetenz ein. FIFA-Verwaltung, die Geschäfte kom- missarisch, ehe am 27. Juni 2007 Jérôme Valcke vom FIFA-Exekutivkomitee zum offiziellen Generalsekretär berufen wurde. Der 46-jährige Franzose hat bis Dezember 2006 als Marketing-Direktor der FIFA gearbeitet, stellvertretender Generalsekretär ist nunmehr Kattner. „Dies ist wie ein Traum für mich“, kom- mentierte Valcke sein mit der Beförde- rung an die Spitze der Administration verbundenes Comeback, das Präsident Blatter als Teil einer umfangreichen Umstrukturierung in der FIFA-Zentrale sieht.

Die FIFA im Sommer 2007 – die Neuerungen und die Erneuerung im Fußball-Weltverband haben ihren Abschluss noch nicht gefunden. Dr. Theo Zwanziger soll nach dem Willen des FIFA-Präsidenten künftig in der FIFA-WM-Kommission mitwirken. lich plant die FIFA stärkeren Schutz von jugendlichen Spielern vor Beratern. Frauenfußball weltweit auf dem Vormarsch Rund 270 Millionen Menschen – 265 Millionen zehn Prozent weibliche Aktive sind. Noch größer Unabhängig von Regeln und Regu- Spieler und Spielerinnen sowie fünf Millionen stellt sich der Zuwachs der registrierten Fußballe- larien wird sich im Weltreich der FIFA Schiedsrichter, Trainer, Betreuer und Offizielle – rinnen und Fußballer dar: Er hat sich um 23 Prozent der Einfluss des deutschen Fußballs im sind weltweit in den Fußball involviert, was etwa auf mehr als 38 Millionen erhöht, wobei das internationalen Geschehen durch Franz vier Prozent der Weltbevölkerung entspricht. Dies Wachstum im Frauenfußball mit 54 Prozent auf Beckenbauers Aufstieg in das Spitzen- ist das Ergebnis des Big Count 2006, einer nunmehr 4,1 Millionen besonders ausgeprägt ist. gremium der FIFA verstärken. Zumal Umfrage der FIFA unter ihren damals noch 207 Gerhard Mayer-Vorfelder beim UEFA- Mitgliedsverbänden, die vor einem Jahr zum Regional gesehen liegt Asien mit 85 Millionen Kongress, der drei Tage vor der FIFA- zweiten Mal nach 2000 auf Grund der gleichen Fußballern klar vor den anderen fünf Konfödera- Versammlung ebenfalls in Zürich statt- Kriterien durchgeführt wurde. tionen (Europa 62, Afrika 46, Nord-, Mittelamerika fand, als Vizepräsident der Europäischen und Karibik 43, Südamerika 27 und Ozeanien 0,5 Die Gesamtzahl der Spielerinnen und Spieler hat Millionen). Misst man den Anteil an der Gesamt- Fußball-Union bestätigt wurde, wozu sich zwischen 2000 und 2006 von 242 auf 265 bevölkerung, liegen jedoch Südamerika und ihn der neue UEFA-Präsident Michel Millionen erhöht, wobei 26 Millionen oder rund Europa mit jeweils sieben Prozent an der Spitze. Platini gleich nach seinem Amtsantritt

DFB-Journal 2/2007 57 Fan-Kongress

Aufbruchstimmung nach erfolgreichem Fan-Kongress in Leipzig Dialog wird fortgesetzt Vor dem Deutschen Fußball-Bund liegt ein Berg von Arbeit. Oder sagen wir lieber ein Zentralmassiv. Das Mitarbeiter-Team des DFB-Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn und der DFB-Fanbeauftragte Gerald von Gorrissen werden in den nächsten Wochen damit beschäftigt sein, die Ergebnisse des bundesweiten Fan-Kongresses abzuarbeiten. 19 Seiten lang ist die Liste der Vor- schläge, die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der fünf Foren aufgestellt wurde. Das ehrgeizige Ziel: Bis zum 1. Januar 2008 sollen die Regelungen bezüglich des Stadionverbots modifiziert und gemäß den auf dem Kongress getroffenen Verein- barungen möglichst in allen DFB-Gremien verabschiedet werden. Es gelten dafür besonders die Kriterien „Mehr Gerechtigkeit, mehr Transparenz, mehr Beurteilung auf Basis des Einzelfalls“. DFB-Redakteur Thomas Hackbarth berichtet über zwei bewegte Tage in Leipzig.

58 DFB-Journal 2/2007 den verschiedenen Fan-Gruppen genutzt. Fans soll beim Verfahren eingebunden Insgesamt 420 Teilnehmer nahmen an werden. Schließlich soll im Dialog mit dem Kongress in Leipzig teil. Dadurch den Vereinen, den Fan-Projekten und waren Fans von 50 Vereinen der Bun- der Polizei ein System der Bewährung desliga und 2. Bundesliga, der Regional- erarbeitet werden.“ ligen und anderer Amateurklassen vertreten. Ob Fan-Projekte, Fan-Beauf- Neben den Diskussionen der Sta- tragte oder Fan-Initiativen – alle bun- dionverbote wurden viele weitere desweit relevanten Fan-Gruppierungen Themen auf dem Kongress diskutiert. waren nach Leipzig eingeladen und an Fünf Foren beschäftigten sich mit den der Vorbereitung des Kongresses Themenkomplexen „Fankulturen“, beteiligt. Kein Wunder, dass Gerald von „Spannungsfelder“ (hierzu zählen die Gorrissen am Ende des Kongresses als Stadionverbote), „Fanbetreuung“, positives Fazit zog: „Dies war ein „Anti-Diskriminierung“ und „DFB-Län- Kongress von Fans für Fans.“ Von derspiele“. Gorrissen sagte: „Alle bundesweit relevanten Fan-Gruppierungen waren „Es freut uns sehr, dass wir unsere vertreten. Sicherlich sind auch einige Forderungen vorbringen konnten. Alle Fans nicht ganz zufrieden oder sogar Punkte konnten vorgetragen werden, enttäuscht mit den Ergebnissen. Aus dafür sind wir dem DFB dankbar“, resü- Sicht des DFB hat sich der Kongress mierte Martin Endemann vom Bündnis jedoch gelohnt. Wir sind erfreut über Aktiver Fußball-Fans (BAFF) bei der den Willen der Fans zur Mitgestaltung Pressekonferenz in Leipzig. Mathias und die respektvolle Atmosphäre.“ Scheurer von der Fan-Organisation „Unsere Kurve“ sagte: „Wir habenhier Weit mehr als eine Annäherung wirklich über alle fan-relevanten Themen wurde beim besonders hitzig diskutier- gesprochen.“ Gemeinsam mahnten sie ten Thema „Stadionverbote“ erreicht. allerdings an, dass die Ergebnisse des Verband und Fan-Szene kamen sich Kongresses von Leipzig nun zügig hier sehr nahe. Um was geht es dabei umgesetzt werden müssen und der eigentlich bei diesem Reizwort? Rund DFB sich daran messen lassen muss. 3.000 Personen in Deutschland ist bundesweit der Zutritt in Fußball- Stephan Minden, ebenfalls ein Spre- Stadien aufgrund eines Fehlverhaltens cher der Interessens-Gemeinschaft verboten, in der Mehrheit der Fälle sind „Unsere Kurve“, stellte fest: „Der Dialog sie von einem ordentlichen Gericht zwischen Fan-Gruppe und Verband hat rechtsgültig verurteilt. Bei besonders eine neue Stufe erreicht. Das Bemühen schweren Vergehen wurde ihnen des- des DFB ist aufrichtig.“ Und Michael halb nach der gängigen Praxis vom Gabriel von der Koordinationsstelle Dr. Theo Zwanziger im Kreis DFB oder den Vereinen der Zutritt in Fan-Projekte (KOS) lobte: „Wir arbeiten von Fanclub-Mitgliedern. deutsche Stadien bis zu fünf Jahren auch international. Uns ist kein Verband untersagt. Zwar gibt es für die betroffe- der Welt bekannt, der so offen und ur Gründung des Deutschen Fußball- nen Fans ein Anhörungsrecht, aber das konstruktiv mit seinen Fans diskutiert.“ Bundes trafen sich im Jahr 1900 in Stadionverbot tritt schon zuvor in der Gaststätte „Mariengarten“ in Kraft, weil dies aus juristischer Sicht Genauso zufrieden zog DFB-Gene- Z Leipzig die Vertreter von 86 Ver- eine Präventiv-Maßnahme darstellt und ralsekretär Horst R. Schmidt deshalb einen. Am 23. und 24. Juni 2007 spielte deshalb eine sofortige Umsetzung als als Bilanz: „Der Kongress war ein sich in der sächsischen Metropole wieder unausweichlich angesehen wird. erfolgreicher Versuch, den Dialog zu ein Stück wichtiger Fußball-Geschichte ab. verstärken und ohne Vorbehalte unter- DFB und DFL hatten zum bundesweiten In Leipzig wurde nun ein neuer Kurs schiedliche Positionen auszutauschen. Fan-Kongress „Fußball ist unser Leben – eingeschlagen. Der DFB positionierte Deshalb war es positiv, dass Konflikte in eine Annäherung“ eingeladen. „Es darf sich klar, dass Änderungsbedarf bei der einzelnen Sachthemen nicht ignoriert keine Kluft geben innerhalb des Fußballs, Verhängung von Stadionverboten oder bagatellisiert wurden. Selbstver- zwischen seinen Institutionen, dem Verband besteht. Der Sicherheitsbeauftragte ständlich kann ein solcher Kongress und der Liga, sowie den Zuschauern in Helmut Spahn fasste zusammen, in keinen Beschluss-Charakter haben, den Stadien“, machte DFB-Präsident welchen Punkten das Verfahren und aber der DFB wird alles daran setzen, Dr.Theo Zwanziger, der die Eröffnungs- damit auch die für alle Vereine gelten- die gemachten Zusagen im Laufe der rede hielt, gleich zu Beginn deutlich, den Richtlinien im deutschen Fußball zweiten Jahreshälfte zu realisieren.“ worum es in Leipzig ging. reformiert werden sollen: „Wir wollen die Dauer der Verbote gerechter Dass sich beide Seiten, der Verband Das Angebot zum intensiven Gespräch gestalten und gegebenenfalls verkür- und die Fan-Gruppen, dem Motto ent- und konstruktiven Dialog wurde von zen. Der Heimatverein des jeweiligen sprechend am Ende der zwei Tage

DFB-Journal 2/2007 59 Fan-Kongress

stark angenähert und bei Schlüssel- fragen sogar einen Kompromiss erzielt hatten, war ein Indiz für die Disziplin bei den kontrovers geführten Gesprä- chen, bei denen es oft emotional hoch herging. So wurde von einigen Fans beispielsweise heftig über Gestaltung und Beteiligung an der abschließenden Pressekonferenz diskutiert, weil sie befürchtet hatten, die Darstellung der Ergebnisse könnte zu einseitig oder gar manipuliert sein. Es kam anders: Jeder konnte seine Position und auch kritische Töne vortragen. Obwohl Verbands- und Fanvertreter in Leipzig leicht zu unterscheiden waren – und das nicht nur wegen des Lebens- alters, der Frisuren, der Kleiderord- nung – stand am Ende jedoch die Erkenntnis, dass es eine Menge wich- tiger Gemeinsamkeiten gibt, zu der an erster Stelle die Leidenschaft für den Fußball zählt.

Zu den Gemeinsamkeiten zählte In den fünf Foren in Leipzig wurden viele Themen diskutiert. auch die Erkenntnis, das Engagement gegen jedwede Art von Diskriminie- der Berichterstattung in den Hinter- Wir erheben uns nicht über Minder- rung im Fußball konsequent fördern zu grund gedrängt werden. heiten.“ Die Kongress-Teilnehmer wollen. Ursprünglich sollte dazu sogar antworteten mit donnerndem Applaus. eine „Leipziger Erklärung“ verabschie- Gerade dazu hatte Dr. Theo Zwanziger det werden. Bei der Diskussion im jedoch bereits in seiner Eröffnungsrede Der DFB-Präsident versprach dabei Plenum wurde dies allerdings abge- unmissverständlich klar gemacht, dass zum wiederholten Mal den Fan-Projekten lehnt, weil bei der Mehrheit der Fans es für Diskriminierung im Fußball keinen seine bedingungslose Unterstützung im die Sorge dominierte, dadurch könne in Platz geben darf. „Es ist inakzeptabel, Kampf gegen Gewalt, Rassismus und der medialen Darstellung die Aufmerk- wenn Menschen wegen ihrer Kultur, Fremdenfeindlichkeit. Gleichzeitig samkeit zu sehr auf diesen Punkt Religion oder Hautfarbe gedemütigt mahnte er besonders mit Blick auf die gelenkt und andere wichtige Themen in werden. Wir grenzen niemanden aus. Verhältnisse in Sachsen an, dass Länder und Kommunen ihren Drittel-Anteil an der Finanzierung der Fan-Projekte auf- Leipzigs Oberbürgermeister bringen sollen. Grundsätzlich machte Burkhard Jung, der ein Grußwort er deutlich: „Der DFB weiß die Arbeit sprach, mit dem DFB-Präsidenten. der Fan-Projekte zu schätzen und wird für deren sinnvolles Engagement immer Gelder zur Verfügung stellen. Denn ein Fan-Projekt, das immer kurz vor der Einstellung steht und über dem damit ein Damoklesschwert schwebt, kann nicht vernünftig arbeiten. Sicher sind Gewalt und Rassismus ein gesellschaft- liches Problem und kein spezieller Kon- flikt des Fußballs, aber der DFB steht hier bedingungslos zu seiner gesell- schaftlichen Verantwortung.“

So war es nur logisch, dass bereits in Leipzig mit den Fan-Projekten und den größten Fan-Initiativen vereinbart wurde, dass der Gedankenaustausch des zweitägigen Kongresses in der Arbeitsgruppe „Fan-Dialog“ fortgesetzt wird. Ein Termin für das erste Treffen soll schnell gefunden werden.

60 DFB-Journal 2/2007 Der ehemalige Bundesliga-Profi Yves Eigenrauch ist heute Mitarbeiter der Fan-Initiative „Dem Ball is’ egal, wer ihn tritt“. Yves Eigenrauch: „Der DFB hat in Leipzig ein Zeichen gesetzt“

Yves Eigenrauch, der zwischen 1991 und 2002 insgesamt men. Oder votieren Sie für ein generelles D-Jugendlicher habe ich selbst erleben müssen, 229 Bundesliga-Spiele für den FC Schalke 04 bestritt, Abschaffen der Stadionverbote? wie Diskriminierung funktioniert. Ich war der engagiert sich seit 15 Jahren in der anti-rassistischen Das hat keine Fan-Gruppe gefordert. Fans haben beste Spieler meiner Mannschaft, aber weil ich Fan-Arbeit. Der 36-Jährige vertrat die Fan-Initiative „Dem nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Etwa schulterlange Haare hatte, durfte ich ein halbes Ball is’ egal, wer ihn tritt“ beim Fan-Kongress in Leipzig. beim Thema Diskriminierung würde ich mir mehr Jahr nicht spielen. Das Trainergespann unseres Engagement wünschen. Hier muss noch mehr ein Jugendteams sagte einfach: „So kommst du uns Yves Eigenrauch, wie bewerten Sie den Fan- Bewusstsein einsetzen, dass Fußball unser Sport nicht auf den Platz.“ Kongress? ist, und dass wir uns das Erlebnis Fußball nicht Vom DFB ist durch die Einladung ein Signal durch rassistische Parolen im Stadion kaputt Die Europäische Fußball-Union hat vor weni- ausgegangen, hier wurde ein Zeichen gesetzt. machen lassen. gen Tagen bekannt gegeben, künftig im Fall Die Stimme der Fans wird gehört, und das wird von rassistischem Fan-Verhalten Spiele abzu- von den Fans sehr positiv aufgenommen. Es Sehen Sie aufgrund der Arbeit der Fan- brechen. Geht diese Maßnahme nicht zu weit? wurde sachlich und informiert debattiert, in Projekte eine Besserung bei dem Bemühen, Die UEFA kann gar nicht weit genug gehen. Alle Leipzig ging es wirklich um die Inhalte. Aber der Rassismus und Diskriminierung aus den müssen Courage im Kampf gegen Rassismus Dialog darf nach Leipzig nicht einschlafen. Stadien zu vertreiben? zeigen. Ich wünsche mir, dass mal eine ganze Das sind ja gesellschaftliche Probleme. Die Mannschaft, wenn ein schwarzer Mitspieler Bei allem Verständnis für die Belange der Verantwortlichen, ob beim Verband, auf Seiten diffamiert wird, komplett den Platz verlässt, und Fans, müssen doch gewalttätige Zuschauer der Vereine oder in den Fan-Projekten, werden wenn es nur für zehn Minuten ist. Das wäre ein für ihr Fehlverhalten Verantwortung überneh- diese Aufgabe nicht alleine lösen können. Als gutes und wirksames Zeichen.

DFB-Journal 2/2007 61 DFB live

„DFB live“– so lautet das Motto einer neuen Veranstaltungsreihe, mit der der Deutsche Fußball-Bund in diesem Som- mer auf Tour durch die fünf Regional- verbände geht. Den Auftakt machte, pünktlich zum Sommeranfang am 21. Juni, ein Besuch im SportCentrum Kamen-Kaiserau. Der freie Journalist Andreas Kötter berichtet.

Ein bestens aufgelegter Dr. Theo Zwanziger äußerte sich bei der Auftaktveranstaltung von „DFB live“ in Kamen zu aktuellen Themen. Neue Veranstaltungsserie durch die fünf Regionalverbände „Kontakt zur Basis halten“

s geht um die soziale Dimension des Kaiserau, unter anderem immer auf des Abends, der deutschen Bewerbung Fußballs“, so Dr. Theo Zwanziger, den DFB-Bundestag 2007 zu sprechen. um die Ausrichtung der Frauenfußball- „der DFB muss immer den Kontakt Dessen Slogan „Fußball ist Zukunft“ ist WM 2011. „Fußball ist auch Frauen- E zu den Menschen an der Basis Programm und Anspruch zugleich, in sache“, ließ Nationalmannschafts- halten.“ Mit diesen eindringlichen Wor- vielen Facetten der Alltagsarbeit des Kapitän Michael Ballack die Gäste per ten begrüßte der DFB-Präsident mehr DFB. So machte Dr. Theo Zwanziger Videobotschaft wissen. DFB-Medien- als 100 geladene Gäste im SportCent- beispielsweise deutlich, dass nach dem direktor Harald Stenger, gemeinsam rum Kamen-Kaiserau und gab damit Bundestag am 25./26. Oktober 2007 in mit PR-Mann Jens Grittner der Mode- zugleich den Startschuss für „DFB live“. Mainz im Zug einer geplanten Satzungs- rator des Abends, erinnerte an einen änderung künftig im DFB-Präsidium Satz von FIFA-Präsident Joseph S. Oft sei er nach der tollen WM gefragt eigene Vizepräsidenten jeweils aus- Blatter: „Für die Vergabe von Frauen- worden, wie es nach einem solchen schließlich für Jugend- und Frauenfuß- Weltmeisterschaften müssen zukünftig Mega-Ereignis weitergehen könne. „Jetzt ball verantwortlich sein sollen. das Interesse am Frauenfußball und fängt es erst richtig an“, habe er dann das Zuschauer-Potenzial des jeweiligen stets geantwortet. Und dabei kam Dr. Theo Damit hatte er zugleich den Bogen Verbandes mitentscheidend sein.“ Eine Zwanziger, wie diesmal in Kamen- geschlagen zum ersten großen Thema gelungene Vorlage für den DFB-

62 DFB-Journal 2/2007 Einen bunten Themenstrauß bekamen Der Schalker Gerald Asamoah bezog klar die rund 100 geladenen Gäste in der Position zur Integration und der Rolle des SportSchule Kamen-Kaiserau geboten. Fußballs.

Damit das klappt, müssen alle an born konnte in enger Zusammenarbeit einem Strang ziehen, auch die Politik. mit der „Schule Kunterbunt“ sofort Und die zeigte Flagge an diesem eine Mädchenmannschaft gründen. Abend. So sagte der Parlamentarische Staatssekretär für Verwaltungsstruktur Hochschullehrer Dr. Ulf Gebken, der und Sport, Manfred Palmen, den fünf das vom DFB geförderte Projekt „Soziale vorgeschlagenen Spielorten aus Nord- Integration durch Fußball für Mädchen“ rhein-Westfalen, Bielefeld, Bochum, initiiert hat, macht deutlich: „Fußball ist Essen, Leverkusen und Mönchenglad- ideal für die Integration, insbesondere bach die volle Unterstützung des für Mädchen, da sie sich bei der Integra- Präsidenten, der anschließend optimis- Landes zu. „Bleiben davon drei übrig, tion erfahrungsgemäß noch schwerer tisch feststellte: „Ich glaube fest an dann haben wir sicher nichts ein- tun als Jungen.“ Begleitet bei der Vor- eine Chance für Deutschland, weil eine zuwenden“, so der Politiker mit einem stellung des Projekts in Duisburg und deutsche WM gut für den Frauenfußball verschmitzten Lächeln, das ihm ange- auch an diesem Abend in Kamen wurde auf der ganzen Welt ist, denn sie wird sichts des DFB-Tendenzbeschlusses, Gebken von der ehemaligen National- volle Stadien und hervorragende Ein- das geplante deutsche Fußballmuseum spielerin Nia Künzer. Die angehende schaltquoten im Fernsehen bringen.“ in Nordrhein-Westfalen zu eröffnen, Diplom-Pädagogin verwies darauf, wie umso leichter gefallen sein dürfte. wichtig die Rolle der Familie ist, die ein- Bis zum 15. Oktober 2007 muss das gebunden werden müsse. „Integrations- deutsche Bewerbungsdossier der FIFA Eine WM ist immer auch ein Zusam- arbeit ist auch Familienarbeit“, so Künzer, vorliegen. Von „einem Pflichtenheft, mentreffen der unterschiedlichsten die mit ihrem „Golden Goal“ das WM- das ähnlich dick ist wie 2006“ sprach Kulturen. Und so schloss sich der Finale 2003 für die deutsche Mannschaft dabei einer, der es wissen muss: DFB- zweite Schwerpunkt des Abends naht- entschieden hatte. Von „einem wahren Direktor Wolfgang Niersbach, von 2001 los an: Integration ist seit 2006 ganz Feuer, das wir bei den Mädchen entfacht bis 2006 Vizepräsident des WM-Orga- oben platziert auf der Themenpalette haben“, wussten Nia Künzer und Dr. Ulf nisationskomitees. Niersbach betonte des DFB. Ein Musterbeispiel ist der Gebken gemeinsam zuberichten. Und in diesem Zusammenhang, dass es aber SV Rhenania Hamborn. Der Verein aus Harald Stenger kündigteeine von der schon 2006 wohl entscheidend gewe- dem Duisburger Stadtteil steht gemein- DFB-Integrationsbeauftragten Gül Kes- sen sei, dass man nicht nur die Pflicht sam mit der Grundschule „Kunterbunt“ kinler in Auftrag gegebene Broschüre an, erfüllt, sondern außerdem großen Wert für gelebte Integration in einem Um- in der unter dem Stichwort „Interkul- auf die Kür gelegt habe. Sein Traum: feld, das von hohem Ausländer-Anteil turelle Kompetenz“ verschiedene Tipps Die deutsche Frauen-Nationalmann- geprägt ist. In Duisburg wurde nämlich für das alltägliche Miteinander in den schaft bestreitet in einem ausverkauf- kürzlich eines von zehn bundesweiten, Vereinen mit Mitgliedern mit Migrations- ten Berliner Olympiastadion das Eröff- vom DFB geförderten Projekten der hintergrund gegeben werden. nungsspiel der WM 2011. „Das wäre Aktion „Soziale Integration durch dann Europarekord und die Krönung Fußball für Mädchen“ gestartet. Erste Dass aber trotz aller Bemühungen des einer Entwicklung.“ Konsequenz: Der SV Rhenania Ham- DFB – unter anderem wurde gemein-

DFB-Journal 2/2007 63 www.mercedes-benz.de/c-klasse Manche fahren ihnnur deshalb nicht, weil sie ihnnie gefahren sind. Die neue C-Klasse.Probefahrt vereinbaren unter0800 / 80 55 000.

 EinMenschlässt sich nichtan schaften vereint nurdie neueC-Kl asse. einemWesenszug f estmachen.Bei der Darumsollten SiesichgenügendZeit neuen C-Klasse istesebenso. Einerseits nehmen,sie ganz in Ruhe aufsichwirken agil undsportlich,andererseitskultiviert zu lassen.Eslohnt sich,dennSie wer- undsouverän. So vieleverschiedeneEigen- denein Auto wiekeinzweites erleben. DFB live

Kerstin Stegemann und Wolfgang Niersbach sind kompetente Gesprächspartner von Jens Grittner (rechts) zum Thema Bewerbung Frauen-WM 2011.

sam mit Generalsponsor Mercedes- Und DFB-Direktor Willi Hink versprach: ist mehr als ein 1:0“, lautet das Lebens- Benz ein Integrationspreis ausgelobt „Außerdem werden wir in diesem Som- motto des heutigen DFB-Ehrenpräsi- (siehe Seiten 86 und 87) – noch viel zu mer noch 40.000 Pakete verschicken. denten. „Und das gilt heute mehr denn tun ist, das machte Gerald Asamoah So wollen wir die Vereine an der Nach- je“, so Korfmacher, der am Ende von deutlich. Der farbige Nationalspieler haltigkeit der WM 2006 teilhaben las- „DFB live“ damit auch die Brücke zur erinnerte daran, wie er im Herbst 2006 – sen. Die Pakete enthalten Bälle, Leib- Begrüßungsrede von Dr. Zwanziger wenige Monate nach dem rauschenden chen, Markierungshütchen, Poster, geschlagen hatte. Ein schönes Schluss- Fest bei der WM 2006 – während eines Broschüren, einen Gutschein für wort für den offiziellen Teil der Ver- Pokalspiels in Rostock verbal attackiert Vereinssoftware und eine Erste-Hilfe- anstaltung, dem sich als Ausklang ein und beleidigt wurde. „Das hat sehr weh Ausrüstung.“ Essen anschloss, bei dem Gäste und getan“, so Asamoah, „gerade nach Gastgeber in lockerer Atmosphäre an dieser tollen WM“. Seine Vision: „Dass Korfmacher erinnerte schließlich an den Tischen oder am Büfett miteinan- meine Kinder später diese Erfahrungen einen Satz von Egidius Braun: „Fußball der plauderten. nicht mehr machen müssen.“

Asamoah betonte aber auch, dass reden alleine nicht genügt. „Zwei Bun- desliga-Allstar-Teams treten gegenei- nander an, deutsche gegen ausländi- sche Profis. Und in der zweiten Halbzeit werden beide Mannschaften dann gemischt“, regteder Schalker als deut- lich sichtbares Zeichen für Integration und gegen Rassismus an. „Eine Idee, die bei unserem Präsidenten kaum auf taube Ohren stoßen dürfte“, wie Jens Grittner schmunzelnd anmerkte.

Was auch für das dritte Thema des Abends galt, die breit angelegte Ver- einskampagne des DFB und das eigens dafür ins Leben gerufene DFB-Mobil. Sechs sind bereits in den Landesver- bänden unterwegs, demnächst werden es insgesamt 30 sein, die Equipment und Know-how zu den Vereinen bringen. „Die Vereine spüren: Der große DFB denkt an uns und zeigt Flagge“, beschrieb Hermann Korfmacher, Präsident des Westdeutschen Fußball- und Leicht- Harald Stenger in einer lockeren Diskussionsrunde mit Hermann Korfmacher und athletikverbandes, die Signalwirkung. Willi Hink (rechts).

66 DFB-Journal 2/2007 Reisen wie die Profis.

Mit den Profis.

Euro Lloyd DFB Reisebüro GmbH Euro Lloyd DFB Das offizielle Reisebüro des DFB Otto-Fleck-Schneise 6a D-60528 Frankfurt am Main Tel. +49 (0)69 677 207-20 Fax +49 (0)69 677 207-29 www.eurolloyd-dfb.de DFB-Pokal

Es hätte alles auch ganz anders kommen können. Die Partie zwischen dem frisch gekürten Deutschen Meister VfB Stutt- gart und dem 1. FC Nürnberg, das Duell der Frauen zwischen dem 1. FFC Frank- furt und dem FCR 2001 Duisburg, das bunte Treiben auf dem Olympischen Platz und nicht zuletzt die Fanmeile am Brandenburger Tor – all das hätte ins Wasser fallen können. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn für den 26. Mai 2007, den Tag der Endspiele im DFB- Pokal, waren für den Großraum Berlin schwerste Unwetter vorhergesagt. Sie kamen auch, doch so schlimm, wie be- fürchtet, wurde es im und am Olympia- stadion nicht. Zwar gingen am frühen Abend heftige Regenfälle nieder, musste die Fanmeile für kurze Zeit geräumt werden, aber der Finaltag verlief den- noch (fast) nach Plan. Stephan Brause, Mitarbeiter der Direktion Kommuni- Endspieltag in Berlin erweist sich als wetterfest kation, berichtet über einen recht nassen und trotzdem rundum gelunge- nen Tag im „deutschen Wembley“. Nur drei Minuten

s waren gerade einmal drei Minuten, die die Organisatoren den heftigen Wetterkapriolen E „opfern“ mussten. Drei Minuten in einem bei DFB-Pokalendspielen fast achtstündigen Ablauf – eine Winzigkeit. Und aufgefallen ist es ohnehin kaum jemandem. Denn als das Unwetter so richtig über dem Berliner Olympia- stadion wütete, es wie aus Eimern regnete und kräftig stürmte, war beim Frauen-Finale zwischen Frankfurt und Duisburg gerade Halbzeit. Eine Pause, die kurzerhand um drei Minuten verlän- gert wurde, damit sich das Unwetter austoben konnte, ohne Spielerinnen, Betreuer und Schiedsrichter im Olym- piastadion zu gefährden.

Eine weise Entscheidung, die schon Wasserball: Im strömenden Regen sicherte sich wenig später „belohnt” wurde. Denn die der 1. FFC Frankfurt den sechsten Pokalsieg. aufwändige Einlauf-Inszenierung vor

68 DFB-Journal 2/2007 Aufgeklart: Pünktlich zum Anpfiff war die Partie kaum zu überbieten. Am des Männer-Finales hatte sich das Ende benötigte der Favorit aus Frank- schwere Unwetter wieder verzogen. furt das Elfmeterschießen und eine starke Torfrau Ursula Holl, um sich mit 4:1 gegen Duisburg durchzusetzen. Ein historischer Erfolg, denn durch den sechsten Gewinn des DFB-Pokals der Vereinsgeschichte überflügelte der 1. FFC den Stadtrivalen FSV Frankfurt und ist nunmehr alleiniger Rekord- Pokalsieger.

Eine Marke, von der die Männer des einstigen Rekordmeisters 1. FC Nürn- berg weit entfernt sind. Trotzdem war der 3:2-Sieg nach Verlängerung der Franken gegen den VfB Stuttgart, den über neun Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten verfolgten, etwas ganz Besonderes. Schließlich hatten die „Clubberer“ seit der Meisterschaft im Jahr 1968 auf einen Titelgewinn war- ten müssen, der letzte Erfolg im DFB- Pokal lag immerhin noch sechs Jahre länger zurück. Kein Wunder also, dass Spieler und Fans des FCN in Berlin noch bis in die frühen Morgenstunden aus- gelassen feierten. Übrigens, was an diesem 26. Mai 2007 durchaus erwäh- nenswert war, bei bestem Wetter und vor allem ohne Regen... dem Männer-Finale, der stimmungs- volle Live-Auftritt von Herbert Gröne- meyer und die Nationalhymne wären bei strömendem Regen wenig schön gewesen. Doch just in dem Moment, als die Musiker auf ihrer extra für sie errichteten Bühne loslegten, sich der Vorhang vor dem Marathontor hob und die beiden Mannschaften – über sie prasselte in diesem Moment ein Feuer- werk hernieder – den Rasen betraten, lugte die Sonne schon wieder durch die Wolken und verlieh dem Endspiel somit auch aus meteorologischer Sicht den angemessenen Rahmen. Und ein paar Kilometer entfernt vom Ort des sportli- chen Geschehens, auf der Fanmeile am Brandenburger Tor, herrschte zu die- sem Zeitpunkt wieder eine Stimmung, die das WM-Feeling des Vorjahres noch- mals aufleben ließ. Insgesamt 300.000 Fans fieberten vor zwei Großbildlein- wänden auf der Straße des 17. Juni mit.

Sportlich wurden die Fans von den vier Finalisten ohnehin für etwaige nasse Füße entschädigt. Zwar „litt“ das Endspiel der Frauen ein wenig unter dem strömenden Dauerregen und dem rutschigen Geläuf, doch an Spannung Historisch: Nach 39 Jahren gelang dem 1. FC Nürnberg wieder ein Titelgewinn.

DFB-Journal 2/2007 69 Bundesliga

Ausgelassen feierte der VfB Stuttgart den Gewinn der fünften Deutschen Meisterschaft.

Dank tollem Endspurt: Titel für den VfB – ein Triumph des Teamgeists „Chapeau, Stuttgart“ Die Party ging weiter: „Deutschland. Ein Sommermärchen“ – die phantastische Weltmeisterschaft 2006 strahlte ab auf die Bundesliga. Dort, wo die Nationalmann- schaft nach dem 3:1-Sieg gegen Portugal im Spiel um den dritten Platz am 8. Juli 2006 von über 100.000 Fans gefeiert wurde, jubelten in der Nacht zum 20. Mai 2007 etwa 250.000 Anhänger rund um den Schlossplatz dem neuen Meister VfB Stuttgart zu. Rainer Franzke, Chefreporter des „Kicker-Sportmagazin“, zieht die Bilanz der 44. Bundesliga-Saison.

tuttgart. Ein Sommermärchen.“ Tabellenspitze gestoßen wurde. Seit Mit acht Siegen in Serie zog der 1958 sehnen sich die Schalker nach VfB auf der Schlussgeraden dem Gewinn ihrer achten Deutschen S davon, am vorletzten Spieltag mit Meisterschaft und damit ihrem ersten dem 3:2-Sieg beim VfL Bochum vorbei Titel in der Geschichte der Bundesliga. an den Schalkern, die das Revier-Derby bei mit 0:2 verlo- Der VfB Stuttgart „kopierte“ am ren. „Königsblau“ stürzte schon an 19. Mai seinen Titelgewinn von 1992. diesem Tag in ein Tal der Tränen. Wie Damals köpfte nach im Mai 2001, als Schalke 04 am letzten Linksflanke von Wiggerl Kögl zum 2:1 für Spieltag und in der letzten Spielminute den VfB nach einem 0:1 in Leverkusen vom FC Bayern München noch von der ein. Das Tor zum Titel. 15 Jahre später

70 DFB-Journal 2/2007 köpfte Sami Khedira nach Linksflanke Der VfB anno 2007 steht für die in Schwaben erleben durfte, bis hin zu von Antonio da Silva zum 2:1 gegen ungebrochene Faszination des Fußballs dem aufstrebenden Torjäger Mario Energie Cottbus nach einem 0:1 im mit einer jungen, sympathischen, Gomez, der sich nebenbei bis in die Gottlieb-Daimler-Stadion ein. Das Tor begeisterungsfähigen Mannschaft mit Nationalmannschaft katapultierte und zum Titel. Als Tabellenletzter nach dem wenigen Stars und keinerlei Allüren. dort einen spektakulären Einstand 0:3 gegen Nürnberg am ersten Spieltag Mit einem jungen Management um feierte. „Chapeau, Stuttgart“, verneigte in das Rennen gestartet, als Tabellen- Sportdirektor (37) und sich Bayern-Manager Uli Hoeneß. Und erster nach 34 Etappen in das vorher Trainer (46), der nach den Franz Beckenbauer meinte: „Der VfB ist nicht für möglich gehaltene Traumziel ersten Spieltagen dieser Saison noch in ein Meister der Moral! Die Einstellung gelaufen – vor den Favoriten Schalke04, Frage gestellt worden war. Mit Sympa- der Mannschaft zeigt die Handschrift Werder Bremen und vor allem Rekord- thieträgern wie , der von Armin Veh. Er ist für mich der meister FC Bayern München, der mit viele Jahre der große Rückhalt des Trainer des Jahres.“ der 0:2-Niederlage in Stuttgart am Teams war und vor seinem bereitsin 30. Spieltag definitiv aus dem Titel- der Winterpause bekanntgegebenen Trainer des Jahres – in den Augen rennen verabschiedet worden war. Abschied das i-Tüpfelchen seiner Zeit von 64 Prozent der Bundesliga-Profis ist das laut einer Umfrage des „Kicker- Sportmagazin“ der nach dem Meister- stück allseits für modernen, attraktiven und offensiven Fußball gelobte Armin Veh. hätte diesen „Titel“ ebenso verdient. Kurios: Veh und Meyer, sie standen sich mit dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Nürnberg eine Woche nach dem letzten Bundesliga- Spieltag im DFB-Pokalfinale in Berlin gegenüber. Der favorisierte Meister musste sich geschlagen geben: 3:2 für Nürnberg stand es nach Verlängerung. Der „Club“ krönte eine große Saison mit dem sechsten Platz in der Bundes- liga und dem Einzug in den UEFA-Cup – erstmals seit 1968 konnte in der fränki- schen Metropole wieder ein Titelgewinn gefeiert und erstmals seit 19 Jahren konnte die Qualifikation für das inter- nationale Geschäft bejubelt werden. Trainer Armin Veh und Sportdirektor Horst Heldt haben großen Anteil am VfB-Erfolg. „Geld schießt Tore“ – Stuttgart und Das Tor zum Titel: Per Kopfball gelingt Sami Khedira(rechts)der Nürnberg widerlegten die These, dass entscheidende Treffer zum 2:1 gegen Energie Cottbus. nur die ganz Reichen den optimalen Erfolg haben. Und noch stärker haben dies die Aufsteiger VfL Bochum und Energie Cottbus dokumentiert, die schon frühzeitig den Klassenerhalt feiern konnten. Vier Vereine, die auch in kritischen Phasen der Saison die Nerven behielten und aus guten Grün- den ihren Trainern vertrauten. Wie Werder Bremen, das über die Qualifika- tion den VfB Stuttgart und Schalke 04 in die Champions League begleiten will, wie Bayer Leverkusen, das neben dem 1. FC Nürnberg und Bayern München am UEFA-Pokal teilnehmen wird, wie , das den Klassen- erhalt packte. Der VfL Wolfsburg trennte sich dagegen mit Abpfiff des letzten Bundesliga-Spieltages von und präsentierte elf Tage später als Nachfolger, in der Dreifachfunktion als Trainer, Manager und Geschäftsführer. Der

DFB-Journal 2/2007 71 Bundesliga

Kuranyi (15) der erste deutsche Spieler. Mit weniger Toren als der in der neuen Spielzeit für Bayer Leverkusen stür- mende Gekas teilten sich letztmals in der Saison 2001/02 Marcio Amoroso (Borussia Dortmund) und (TSV München 1860) mit jeweils 18 Treffern die Torschützen-Kanone. Insgesamt wurden in der vergangenen Spielzeit 837 Tore (Schnitt: 2,74) erzielt, weniger waren es zuletzt in der Saison 2002/03 (821/2,68).

63 Platzverweise waren diesmal fällig – etwas mehr als im Vorjahr (59), aber deutlich weniger als der Spitzen- wert der Spielzeit 1994/95 (98).

Der Zuschauer-Boom ist ungebro- chen, obwohl die Rekordmarke der Saison 2005/06 mit durchschnittlich 38.191 Besuchern nicht ganz erreicht worden ist. 37.644 Fans strömten im Schnitt zu den 306 Begegnungen. Der leichte Rückgang hat einen einfachen Grund: Die Stadien der Aufsteiger , Bochum und Cottbus boten insgesamt etwa 52.000 Zuschauern Bochums holte sich mit 20 Treffern die Torjäger-Kanone und war damit hauptverantwortlich für den Klassenerhalt des Klubs.

mühsame Klassenerhalt des Klubs mit dem VW-Werk im Hintergrund ent- sprach nicht den eigenen Erwartungen. Dagegen musste der 1. FSV Mainz 05 nach drei tollen Jahren in der Bundesliga in die Zweitklassigkeit zurückkehren und niemand machte das an Jürgen Klopp fest. Die Hälfte der Liga wechselte während der Saison den Trainer. Bei Borussia Mönchengladbach und Aufsteiger brachte es nichts – die Nachbarn aus dem Westzipfel der Republik stiegen gemeinsam ab.

Andere Fakten: Erstmals seit 2002 wurde der Herbstmeister nicht Meister. Werder Bremen überwinterte an der Tabellenspitze, der VfB Stuttgart war Vierter mit vier Punkten Rückstand. In der Saison 2001/02 war Bayer Lever- kusen Herbstmeister und Borussia Dortmund konnte am Ende den Titel- gewinn feiern.

Mit Theofanis Gekas (VfL Bochum) wurde erstmals ein Grieche Torschüt- zenkönig. Souverän mit 20 Treffern vor dem Münchner Roy Makaay und dem Dortmunder (je 16); Torhüter Manuel Neuer entwickelte sich mit spektakulären Paraden zum dahinter folgte mit dem Schalker Kevin Shootingstar beim FC Schalke 04.

72 DFB-Journal 2/2007 weniger Platz als die der Absteiger des Sommers 2006 aus Kaiserslautern, Köln und Duisburg. Von den Absteigern profi- tierte die gesamte 2. Bundesliga, die einen Zuschauerrekord mit durchschnitt- lich 15.253 Fans pro Spiel (Vorjahr: 12.020) verbuchen konnte. Insgesamt strömten zu den 612 Begegnungen in der Bundesliga und in der 2. Bundesliga sage und schreibe 16.186.221 Zuschauer und damit 821.525 Besucher mehr als in der Saison 2005/06 in die Stadien. Das bedeutet eine neue Rekordmarke für den deutschen Profifußball. In diesen Zahlen nicht berücksichtigt sind die Frei- und Ehrenkarten. Insgesamt verbuchten die beiden Ligen aus dem Ticketverkauf eine Bruttoeinnahme von etwa 265 Millionen Euro.

International lief es für die Bundes- liga nun schon im fünften Jahr hinter- einander nicht so richtig nach Wunsch. In der Champions League zog Bayern München in das Viertelfinale ein, die 0:2-Heimniederlage gegen den AC Mai- land bedeutete dort aber nach dem 2:2 im Hinspiel das Aus. Der Hamburger SV,

Felix Magath übernahm wenige Tage nach dem Saisonende beim VfL Wolfsburg die Dreifachfunktion als Trainer, Manager und Geschäftsführer.

im zweiten Halbjahr 2006 tief in der International hoffen die Vertreter Krise, scheiterte in der ersten Gruppen- der Bundesliga, in den kommenden phase mit fünf Niederlagen und nur Monaten auch sportlich nun von der einem Sieg in der letzten Partie gegen Erfolgswelle der deutschen National- ZSKA Moskau (3:2). Werder Bremen mannschaft erfasst zu werden, deren schied mit viel Applaus in der starken „Sommermärchen“ in der Saison Gruppe A aus, bot dabei aber dem 2006/07 nicht nur innerhalb der Sta- FC Chelsea (1:0/0:2) und dem FC Barce- dien abgestrahlt hat. Public Viewing, lona (1:1/0:2) durchaus Paroli. Als eine Zauberformel der WM 2006, war Gruppendritter ging es für die Bremer bei besonderen Events der vergange- im UEFA-Cup Pokal weiter bis ins Halb- nen Spielzeit erneut eine Zauber- finale gegen Espanyol Barcelona formel. Zum Beispiel in Stuttgart, wo (0:3/1:2). Bayer Leverkusen erreichte viele Fans das Finale der Bundesliga dort das Viertelfinale gegen CA Osa- vor Großleinwänden verfolgten, oder suna (0:3/0:1). Eintracht Frankfurt kam vor dem Brandenburger Tor in Berlin im UEFA-Cup über die Gruppenphase und in Lauf bei Nürnberg, wo auf der nicht hinaus, Hertha BSC Berlin und größten Leinwand Bayerns das DFB- Schalke 04 scheiterten bereits in der Pokalfinale zwischen dem 1. FC Nürn- Qualifikations-Runde an Odense BK berg und dem VfB Stuttgart übertra- beziehungsweise AS Nancy. gen wurde.

DFB-Journal 2/2007 73 Frauen-Bundesliga

Die Freiburger Nationalspielerin Melanie Behringer lässt sich den Ball nicht nehmen.

DFB-Kommission erarbeitete neue Vorschläge zur Spitzenförderung Investitionen in die Zukunft

An die Spitze zu kommen, ist schwierig. Sich dort zu etablieren, ist jedoch viel om 10. bis 30. September 2007 findet in China die Frauen- schwieriger. Denn wer vorne bleiben will, muss innovativ arbeiten und die Entwick- Weltmeisterschaft statt. Die lung vorantreiben. Im Frauenfußball pflegt der Deutsche Fußball-Bund diesen V Auswahl des Deutschen Fußball- Bundes geht als einer der Favoriten Anspruch mit Konstanz. Jetzt hat eine Fachkommission unter der Leitung von DFB- ins Turnier. Der amtierende Welt- und Vizepräsident Dr. h.c. Engelbert Nelle eine Vorlage erarbeitet, wie in den Bundes- Europameister hat sich Respekt und Anerkennung erarbeitet. Doch diese ligen der Leistungsfußball weiter gefördert werden kann. Das DFB-Präsidium hatte Auszeichnungen sind nicht von Dauer. im April 2007 beschlossen, zwei Millionen Euro zur Spitzenförderung im Frauenfuß- Im Gegenteil: Wer mit ihnen dekoriert wird, steht umso mehr auf dem Prüf- ball zur Verfügung zu stellen. DFB-Mitarbeiter Niels Barnhofer skizziert die stand. Deswegen müssen Konzepte Vorschläge. und Projekte entwickelt werden, mit

74 DFB-Journal 2/2007 der aktiven Regeneration, des Auf- Die Duisburger Nationalspielerinnen Fatmire Bajramaj, Sonja Fuss bautrainings, von Physiotherapie und Annike Krahn wollen auch in oder Laufbahn-Betreuung. Zukunft jubeln. Intensivierung der Vernetzung mit den bestehenden DFB-Aktivitäten im Bereich der Spitzenförderung, wie zum Beispiel in der Eliteförderung oder der Traineraus- und -fortbildung.

Der Weg in die Umsetzung ist teilweise schon geebnet. So arbeitet Dr. Norbert Stein nicht erst seit dieser Saison als Konditionstrainer mit der Frauen-Nationalmannschaft. Unter anderem entwickelte der Wissen- schaftler der Sporthochschule Köln auf Basis der Ergebnisse eines Leistungstests im Vorfeld der WM individuelle Trainingsprogramme für jede Nationalspielerin. „Um im Spitzenbereich bestehen zu können, ist es unumgänglich, dass unsere Nationalspielerinnen deutlich mehr und gegebenenfalls auch individueller trainieren als dies derzeit im Vereins- fußball möglich ist“, erklärt Heike Ullrich. Um optimale körperliche Voraussetzungen für so wichtige Wettbewerbe wie die Weltmeister- schaft zu schaffen, will der DFB nun die Voraussetzungen für das Zusatz- training weiter optimieren, indem er den Spielerinnen von der U 17- bis zur Frauen-Nationalmannschaft ein Basis- paket mit Trainingsgeräten zur Ver- fügung stellt. Zu den Utensilien sollen zum Beispiel Polaruhr, Schnellig- keitsseil, Gewichtsschlitten oder Theraband gehören. Mit den Geräten können dann gezielt individuelle deren Hilfe der deutsche Frauenfuß- angehören, entwickelte Ideen, wie die Programme durchgeführt werden. ball die derzeitige Spitzenposition im Mittel sportbezogen eingesetzt wer- Weltfußball auf Dauer sichern kann. den können. Aber es soll nicht allein die Ein- Vor diesem Hintergrund bewilligte das satzbereitschaft der Auswahlspie- DFB-Präsidium im vergangenen April Dabei wurden fünf Bereiche defi- lerinnen strapaziert werden. Denn zwei Millionen Euro für die Spitzen- niert, in denen Optimierungsmöglich- gerade sie sind es, die sich für so förderung. Das Geld soll vornehmlich keiten gesehen werden: manche Extraschicht nicht zu schade in die Schnittstellen zwischen der Intensivierung der individuellen sind – sei es morgens vor der Arbeit Frauen-Nationalmannschaft und der Betreuung der sieben National- oder in der Mittagspause. Wichtig Frauen-Bundesliga investiert werden. mannschaften (U 15, U 16, U 17, U 19, wäre es von daher, auch die Verfüg- U 20, U 23, Frauen) und der einzel- barkeit der Vereins-Trainerinnen und Den Auftrag zur Erarbeitung von nen Auswahlspielerinnen. -Trainer zu verbessern. Aus diesem Vorschlägen für den sachgerechten Optimierung der Qualität der Trai- Grund soll ein Bonussystem einge- Einsatz der Gelder erhielt die Kom- nerinnen und Trainer, die im führt werden, das den Vereinen zu mission „Frauen-Spitzenfußball“. Das Frauen-Spitzenfußball tätig sind. Gute kommt, die qualitativ hochwer- Gremium, dem neben Engelbert Nelle Ausbau des Trainingsangebots in tige und regelmäßige Trainingsarbeit auch Hannelore Ratzeburg, die Vor- den Vereinen der Frauen-Bundes- mit der Mannschaft und zusätzliches sitzende des DFB-Ausschusses für liga und 2. Frauen-Bundesliga, Individualtraining mit den National- Frauenfußball, die DFB-Frauenfußball- sowohl was die Qualität und vor spielerinnen nachweisen. Fördergel- Abteilungsleiterin Heike Ullrich sowie allem was die Quantität angeht. der von bis zu 10.000 Euro in der die DFB-Trainerinnen Silvia Neid, Maren Verbesserte Nutzung des DOSB- Frauen-Bundesliga und bis zu 6.000 Meinert und -Meyer Angebots, zum Beispiel im Bereich Euro in der 2. Frauen-Bundesliga

DFB-Journal 2/2007 75 Frauen-Bundesliga

könnten sich die Klubs so verdienen. Die Wolfsburgerin Julia Pieper Voraussetzung dafür ist, dass regel- liefert sich mit der Frank- mäßig detaillierte und abgestimmte furterin ein Trainingspläne bei den DFB-Trai- packendes Duell. nerinnen und -Trainern eingereicht werden. Die Umsetzung wird stichpro- benartig durch Trainingsbesuche der DFB-Trainerinnen überprüft.

Um zu gewährleisten, dass das Training selbst auf fachlich hohem Niveau steht, will der DFB ebenfalls seine Hilfe anbieten. „Bisher können viele Trainerinnen und Trainer gerade in der 2. Bundesliga, die ja eine beson- dere Rolle in der Talentförderung spielt, nicht die geforderten Lizenzen nachweisen. Insofern könnten wir die Ausbildung unserer Spielerinnen noch weiter verbessern, wenn die Trainerinnen und Trainer über die neusten Trainingskenntnisse verfü- gen. Darüber hinaus halte ich es in beiden Spielklassen für hilfreich, wenn die Trainerinnen und Trainer Die Münchnerin Nicole Banecki schirmt die Pots- die Philosophie des DFB kennen, sie damerin Essi Sainio ab. unterstützen und in ihre Vereinsar- beit einfließen lassen“, sagt Tina Theune-Meyer. Umauf diesem Weg die Qualität des Trainings zu erhöhen, will der Deutsche Fußball-Bund den Klubs einmalige Zuschüsse zahlen, damit deren Übungsleiter die not- wendigen Trainer-Lizenzen erwerben können. Als unterstützende Maß- nahme soll die Zahl der Fortbildungen für die Trainer der Bundesligen, die in Regie von Tina Theune-Meyer durchgeführt werden, erhöht werden.

Und schließlich sollen auch die Spielerinnen dafür weiter sensibilisiert werden, dass steigende Trainings- belastung einen entsprechenden Die Ex-Hamburgerin Widerhall in der Pflege finden muss. Shelley Thompson zeigt Das heißt: Physiotherapie, Reha oder Zug zum Tor. Regeneration werden noch wichtiger. Insofern werden die Spielerinnen angehalten, die Einrichtungen des DOSB zu nutzen. Gerade das flächen- deckende System der Olympiastütz- punkte bietet diesbezüglich sehr gute Möglichkeiten. Aber auch in puncto Gesundheit soll die Verantwortung nicht allein bei den Spielerinnen liegen. Schon vor der kommenden Saison sollen sportmedizinische Tauglichkeitsprüfungen durchgeführt werden. Sofern eine zweckgebundene Mittelverwendung sichergestellt ist, werden die Vereine bei dieser Maß- nahme finanziell unterstützt.

76 DFB-Journal 2/2007 STEUBING AG

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[email protected] · www.steubing.com Schiedsrichter

Bibiana Steinhaus pfeift als erste Unparteiische in der 2. Bundesliga „Das richtige Wort zur richtigen

Ihren Sommerurlaub verbrachte Bibiana Mit Transparenz und der richtigen Tonlage will sich Bibiana Steinhaus Steinhaus an der mecklenburgischen weiterhin auf dem Platz behaupten. Ostsee-Küste und am Gardasee in Italien. Um Kraft und Konzentration zu sammeln für eine große Aufgabe: Von der kommen- den Saison an ist sie die erste Schieds- richterin in der 2. Bundesliga. Ein Auf- stieg, den sich die 28 Jahre alte Polizistin „mit ihren herausragenden Leistungen in der Regionalliga verdient hat“, so Volker Roth, der Vorsitzende des DFB-Schieds- richter-Ausschusses. Cool und selbstbe- wusst, konsequent und eloquent stellt sich Bibiana Steinhaus der neuen Herausforderung, wie DFB-Redakteur Wolfgang Tobien berichtet.

um Beispiel die Nationalspieler bei Borussia Mön- chengladbach und Daniel Bierofka Z beim TSV München 1860. Oder die Trainer (1. FC Köln), Jürgen Klopp (1. FSV Mainz 05), Guido Buchwald (Alemannia Aachen), (SpVgg Greuther Fürth) und (TSG Hoffenheim), um

Die sympathische Polizeibeamtin ist die erste Unparteiische, die Begegnungen in der 2. Bundesliga leiten wird.

78 DFB-Journal 2/2007 Locker und selbstbe- wusst meisterte die 28-Jährige ihren ersten großen nZeit“ Medienauftritt.

nur ein paar wenige Namen zu nennen. Namen, die einen hohen Stellenwert und Bekanntheitsgrad haben und jetzt in der Zweiten Liga anzutreffen sind. Persön- lichkeiten, die über kurz oder lang wieder zurück wollen in die Bundesliga.

Was sie auf dem Weg zu diesem Ziel verbindet? Sie müssen in der 2. Bundes- liga nach der Pfeife von Bibiana Stein- haus „tanzen“, die von der neuen Saison an als erste Schiedsrichterin im deutschen Profifußball zum Einsatz kommen wird. Angst vor großen Namen hat die 28 Jahre alte „Schiedsrichterin des Jahres 2007“ dabei nicht. Weder vor denen auf dem Spielfeld noch vor den anderen an der Seitenlinie auf den Trainerbänken. „Das wäre das falsche Mittel“, sagt die blonde Aufsteigerin voller Selbstbewusstsein. Vielmehr ist sie überzeugt, dass sie den Profis nicht nur wegen ihrer Körpergröße von 1,81 Metern auf Augenhöhe gegenüberstehen wird.

Mit der nötigen „Konsequenz im Umgang mit den beiden Mannschaften und mit mir selbst“ sowie „mit dem richtigen Wort zur richtigen Zeit“ will lich Erfolg versprechend war“. Inspiriert Unter den veränderten Voraus- sich Bibiana Steinhaus in der 2. Bundes- vom Vater, der selbst Schiedsrichter ist, setzungen wird sie im Profibereich vor liga behaupten. Besondere Schwierig- wechselte sie daraufhin die Seiten. Eine allem eine höhere Medienpräsenz keiten im Umgang mit den Profis erwar- wichtige Rolle spielte dabei Wolfgang antreffen. Rein fachlich erwartet sie tet sie nicht. „Die schwierigste Arbeit Illhardt, der Schiedsrichterobmann einen gravierenden Unterschied zu den haben die Schiedsrichter auf Kreis- und ihres Vereins – „mein Ziehvater“, wie Amateurligen: „Die Schnelligkeit und Bezirksebene zu leisten. Dort haben die sie sagt. Seit zwölf Jahren ist sie nun- der Körpereinsatz werden anders verbalen Entgleisungen und körperli- mehr als Schiedsrichterin aktiv. 1999 sein.“ Mit den erhöhten körperlichen chen Übergriffe zugenommen. In den stieg sie in die Frauen-Bundesliga auf, Anforderungen dürfte Bibiana Stein- oberen Ligen ist der Umgang anders. ehe vor sechs Jahren die erste Beru- haus keine Probleme haben, da sie die Die Spieler präsentieren sich anders, weil fung in die Herren-Regionalliga folgte. Laufprüfungen bisher nach den glei- ihre Arbeitsplätze davon abhängen“, chen Anforderungen wie ihre männli- sagt sie mit unverkennbarer Vorfreude Dort, in der Regionalliga Nord, gehörte chen Schiedsrichterkollegen stets mit auf die neue Herausforderung. Bibiana Steinhaus in den vergangenen Bravour absolviert hat. Spieljahren immer zu den Notenbesten. Die erfrischende Lockerheit, mit der Und da sie parallel als FIFA-Schieds- Der Hobbyläuferin, die kürzlich in sich die in Bad Lauterberg im Harz richterin bei häufigen internationalen München ihren ersten Marathon in geborene und jetzt in Hannover lebende Einsätzen im Frauenfußball die offiziel- 4:20 Stunden absolvierte, ist es des- Polizistin präsentiert, steht im Einklang len Beobachterüberzeugte, gibt es nun- halb vor dem DFB-Sommerlehrgang in mit einem ausgeprägten Selbst- mehr „keinen Grund, sie nicht in Profi- Altensteig in Schwarzwald nicht bange. bewusstsein, das nicht zuletzt auf den spielen einzusetzen“, begründete Volker Dort bereiten sich am 20. und 21. Juli Leistungen basiert, mit denen sie ihren Roth die Entscheidung des von ihm als die 42 im deutschen Profibereich täti- Aufstieg erarbeitet und bewältigt hat. Vorsitzenden geleiteten DFB-Schieds- gen Schiedsrichter auf die neue Saison Als linke Verteidigerin hatte sie einst richter-Ausschusses. Vielmehr ist Volker vor. Und dort wird sich auch abzeich- beim SV Bad Lauterberg ersten Kontakt Roth sich sicher, „dass sie auch in der nen, welche beiden Assistenten Bibiana mit dem Fußball, was „aber nicht wirk- 2. Bundesliga ihren Mann stehen wird“. Steinhaus bei ihren Profieinsätzen zur

DFB-Journal 2/2007 79 Schiedsrichter

Seite stehen werden. „Wichtig ist, dass Konsequent und im Schiedsrichter-Team die Chemie souverän: Bibiana stimmt. Wenn es dort menschlich nicht Steinhaus ist seit 2005 FIFA-Schieds- funktioniert, kann es während des Spiels richterin. zu Stress-Situationen kommen. Außer- dem wird es auch für die beiden Jungs nicht einfach, mit dieser Situation umzugehen. Sie werden ebenfalls viele Fragen beantworten müssen, was es heißt, mit einer Schiedsrichterin ein Unparteiischen-Team zu bilden.“

Beruf und Berufung könnten sich aber auch in dieser Beziehung für Bibiana Steinhaus als hilfreiche Symbiose er- weisen. Als Polizistin ist für die sympa- thische Blondine, die nach dem Abitur ihre Polizeiausbildung in Hannoversch Münden absolvierte, der Umgang mit überwiegend männlichen Kollegen all- tägliches Geschehen. Und da Schieds- richterwesen und Polizei „beide Exe- kutivorgane sind, ist es ein Vorteil, dass ich dies verbinden kann“. Zumal sie, wie sie dankbar anmerkt, von ihren Kollegen bei ihrem zeitintensiven Hobby unter- stützt wird. „Dafür steht dann im Gegen- zug an Weihnachten, Silvester, Ostern und am Vatertag mein Name auf dem Dienstplan“, sagt Bibiana Steinhaus lachend. Unlängst war sie beruflich beim G8-Gipfel in Heiligendamm im Einsatz Ich will bestvorbereitet in die Spiele Neuville und Buchwald, Klopp, Daum und konnte bei der Beobachtung der gehen und diese Spiele bestmöglich oder Rangnick nach ihrer Pfeife tanzen Bundeskanzlerin feststellen, dass „Frau pfeifen. Wo mich das hinführt, weiß ich werden, diese Aussicht im Rampenlicht Merkel auf jeden Fall Durchhaltever- nicht. Ich empfinde keinen Unterschied der 2. Bundesliga vermittelt der großen mögen und Konsequenz bewiesen hat. in der Leitung von Spielen der 2. Bun- Blonden mit der kleinen silbernen Mal sehen, was ich mir davon für meine desliga und der Frauen-Bundesliga. Trillerpfeife an ihrer Halskette keinen Karriere abschauen kann.“ Mein Blick ist unabhängig von der besonderen Kick: „Mir geht es darum, Spielklasse, in der ich pfeife, immer dass sie sich nach den Regeln bewegen Mit dieser Karriere will Bibiana optimistisch in die Zukunft gerichtet.“ und verhalten. Ich will die Spiele gut Steinhaus zwar nicht als Vorkämpferin leiten und positiv beeinflussen. Zu für den zweiprozentigen weiblichen Dass auf der Bühne des Profifuß- meiner Zufriedenheit und zu der aller Anteil unter den 80.000 deutschen balls künftig Hauptdarsteller wie Beteiligten“, sagt Bibiana Steinhaus. Schiedsrichtern bezeichnet werden. „Vorkämpferin, dieser Begriff steckt mir zu sehr in der Emanzipationsschublade.“ Trotzdem würde sie sich freuen, „wenn meine Arbeit zu mehr Akzeptanz der Schiedsrichterinnen führen und sich dies parallel zu den sportlichen Erfol- gen und der Gesamtentwicklung im Frauenfußball vollziehen würde.“

Ansonsten aber will Bibiana Stein- haus nun auch auf höherer Ebene mit ihren Leistungen bestätigen, „dass die Voraussetzungen für Männer und Frauen im Beruf und in der Schiedsrichterei gleich sind“. Grundsätzlich stellt sie fest: „Für mich wird keine Extrawurst gebraten. Der Anspruch an meinen Voll des Lobes über die Hannoveranerin ist Volker Roth, der Vorsitzende des eigenen Perfektionismus ist sehr hoch. DFB-Schiedsrichter-Ausschusses.

80 DFB-Journal 2/2007 B U N D E S L I G A . D E – ODER DU STEHST IM ABSEITS! Fan oder Experte? Dann aber schnell auf die offizielle Homepage der Bundesliga! Mit offizieller Liga-Datenbank! Über 40 Jahre Bundesliga: Aufstellungen, Spiel-Statistiken, Torschützen und Kuriositäten! Laufender Spieltag: Spielberichte im Live-Ticker, Live-Statistiken und ausgewählte Spiele im Online-Radio! Mini-Spielfelder

Das Bewerbungsverfahren für die 1.000 Mini-Spielfelder beginnt am 1. August 2007 auf dfb.de Mehr Platz für Fußball

Der Deutsche Fußball-Bund baut im ganzen Land neue Fußballplätze. Zwölf Millionen Euro hat das DFB-Präsidium auf Initiative von Dr. Theo Zwanziger für die Bezuschussung der Baumaß- nahmen bewilligt. Das Geld stammt aus dem Überschuss des DFB-Etats bedingt durch die erzielten Gewinne der FIFA WM 2006. Jetzt steht fest, wie Schulen und Vereine sich für den Bau eines Mini-Spielfeldes bewerben können. DFB-Internet-Redakteur Thomas Hackbarth berichtet über die Schulfußball-Offensive: Erst verteilte der DFB Starterpakete, jetzt werden Mini-Spielfelder gebaut. Details der Vergabe.

82 DFB-Journal 2/2007 „Mit einer breiten Palette von Pro- jekten wollen wir die Nachhaltigkeit der Weltmeisterschaft 2006 gewähr- leisten. Das umfangreichste Projekt dabei ist die Bezuschussung des Baus von 1.000 Mini-Spielfeldern“, sagt DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger. Bereits 2007 sollen mindestens zehn Pilotplätze gebaut werden. Im großen Maßstab entstehen dann im Frühjahr 2008 neue Plätze, auf denen die Talente ihre fußballerische Begeis- terung ausleben können. Die Aktion soll bis Ende 2008 abgeschlossen sein.

Basierend auf der Anzahl der gemeldeten Mannschaften in jedem DFB-Landesverband steht schon jetzt fest, dass beispielsweise etwa in Bayern rund 160 Plätze entstehen sollen, in Niedersachsen 115 und in Bremen acht. Die Entscheidung, welche Bewerber den Zuschlag erhal- ten, fällen regionale Steuerungs- gruppen, die mit Vertretern des jeweiligen Landesverbandes und des zuständigen Bildungsministeriums besetzt werden sollen.

Für die Antragsteller gilt: Der Prototyp der Mini-Spielfelder wurde in Darmstadt gebaut. Die Kommune, die Schule oder der dealerweise streben wir auch auf das bevorstehende Verfahren. Ab Verein stellen das Grundstück bereit. lokaler Ebene eine flächendeckende 1. August 2007 können sich interes- Verteilung an. Dabei orientieren sierte Fußball-Vereine und Schulen Zu den Vorarbeiten zählt auch die I wir uns daran, wie viele Mann- für den Bau eines Mini-Spielfeldes Erstellung einer befestigten Grund- schaften in jedem Landesverband für bewerben. Der DFB hinterlegt die fläche (Planum) und, insofern nötig, den Ligenbetrieb gemeldet sind“, er- Anmeldeliste auf seiner Internetseite die Verlegung eines Drainage- klärt der für den Amateurfußball www.dfb.de. Das Verfahren wird aus- systems. zuständige DFB-Direktor Willi Hink schließlich online abgewickelt. Das Mini-Spielfeld muss mindestens 15 Jahre verfügbar bleiben.

Die Pflege und Instandhaltung des Spielfeldes obliegt dem Antragsteller.

Die Mini-Spielfelder können auch auf bereits vorhandenen Flächen entstehen.

Was ist ein Mini-Spielfeld?

Ein modernes Fußball-Kleinspielfeld, das mit Gummigranulat gefülltem Kunstrasen beschichtet ist, inklusive einer Tragschicht sowie Banden mit integrierten Toren. Die Platzmaße betragen 13 x 20 Meter, wobei Umgangs- und Erschließungsflächen hinzu- Das Kunstrasen-Spielfeld umgibt eine Rundumbande mit integrierten Toren. kommen.

DFB-Journal 2/2007 83 Vereinskampagne

Positives Feedback nach den ersten Stopps in sechs Landesverbänden DFB-Mobil auf großer Tour

Rund zehn Stunden dauerte der Einsatz für Marina Weidenbach. Die Fußball-Trainerin und entscheiden, ob das Projekt ausge- baut werden soll. aus Bad Neuenahr hatte sich beim Fußballverband Rheinland gemeldet, um künftig die Tour des neuen DFB-Mobils als Teamer zu begleiten. Erster Tourstopp: Nauroth Die ersten Termine liefen viel ver- sprechend. „Quantitativ haben wir die im Westerwald. Mittags ein Training mit vielen neuen Tricks und Kniffen, später ein gesteckten Ziele schon jetzt übertroffen“, Informations-/Diskussionsabend für den Vereinsvorstand. Der DFB und seine Landes- berichtet Michael Hilpisch vom Fußball- verband Rheinland. „Bis zum Dezem- verbände besuchen die Basis. Um 22 Uhr war Martina Weidenbach erst wieder ber wollten wir 25 Veranstaltungen zu Hause. „Aber alle waren begeistert. Training wie Vortrag sind sehr gut angekom- durchführen, aber schon heute liegen 40 Anmeldungen vor.“ Tendenz stei- men. Es hat sich gelohnt.“ DFB-Internet-Redakteur Thomas Hackbarth berichtet gend. Hilpisch: „Die Nachfrage ist groß.“ über die Pilotphase des DFB-Mobils. Qualitativ hat DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger das Ziel formuliert: „Wir wollen den großen Bedarf seitens issenstransfer und Kompetenz- DFB-Mobile bis zum Abschluss der Pilot- unserer Vereine an Unterstützung, an stärkung – nicht übers Internet phase durch den Badischen Fußballver- Information und Qualifizierung erfül- oder im Fernstudium, sondern band, den Bayerischen Fußball-Verband, len, und zwar direkt vor Ort.“ Jeweils W mittels einer freundlichen, direk- den Landesfußballverband Mecklen- zwei Teamer führen ein Demonstra- ten Ansprache. Darum geht es bei der burg-Vorpommern, den Niedersächsi- tions-Training für Kinder und Jugend- Aktion „DFB-Mobil“, für die der DFB- schen Fußballverband, den Fußball- und liche durch. Danach moderieren die Generalsponsor Mercedes-Benz die Leichtathletik-Verband Westfalen und Teamer, unterstützt durch wechselnde Transporter vom Typ Vito gestellt hat. den Fußballverband Rheinland. Ende Experten, einen Vereinsabend. Das Voll gepackt bis unters Dach, touren die Dezember will der DFB Bilanz ziehen Thema wird in Absprache mit dem Verein ausgesucht. „In Nauroth haben wir über Schulfußball gesprochen, darüber wie der Verein mit den orts- ansässigen Schulen kooperieren kann“, erklärt Hilpisch.

Weitere mögliche Themen für den Vortrag: Wie gewinnt der Verein neue ehrenamtliche Helfer? Wie kann der Verein im eigenen Umfeld integrativ wirken und damit neue Mitglieder werben? Wie fördert der Verein den Mädchenfußball? Auf dem Platz zeigen ausgebildete Experten etwa Methoden, wie drei Jugendmannschaften gleich- zeitig auf einem Platz trainieren kön- nen. Angesichts der teils starken Zuwächse im Jugendbereich sind die Vereine dankbar für solche praktischen Tipps und Kniffe.

Weitere Informationen zum DFB-Mobil sind im Bereich „Aus- und Weiterbil- dung“ auf www.dfb.de hinterlegt. Sollte die Bilanz der rund 150 Veranstal- tungen während der Pilotphase positiv Auf großer Tour: Die sechs „DFB-Mobile“ werden in den kommenden Monaten bei ausfallen, wird der Fuhrpark auf dann etwa 150 Vereinen Station machen. 30 Fahrzeuge aufgestockt.

84 DFB-Journal 2/2007 Näher dran ...

www.dfb.de ... klick Dich rein! Integrationspreis

Gemeinsame Initiative von DFB und Generalsponsor Mercedes-Benz „Fußball: viele Kulturen – eine „Fußball: viele Kulturen – eine Leiden- schaft“ – so lautet das Motto des Integ- rationspreises, den der Deutsche Fuß- ball-Bund mit seinem Generalsponsor Mercedes-Benz erstmals gemeinsam ausschreibt. Die Initiative will Projekte und Aktivitäten erfassen, die im Fußball oder mit Hilfe des Fußballs insbesondere Kinder und Jugendliche mit Migrations- hintergrund einbinden. Durch die Aktivi- täten gefördert werden sollen die Solida- rität, die Toleranz und der interkulturelle Austausch. Der Integrationspreis wird jährlich vergeben in den Kategorien Fußballvereine, Schulen sowie als Son- derpreis für Fußballverbände, -kreise und Initiativen außerhalb des organi- sierten Fußballs. DFB-Mitarbeiter Jens Grittner berichtet.

FB-Präsident Dr. Theo Zwanziger stellt grundsätzlich fest: „Im Sport existieren keine Grenzen, D nirgendwo anders gelingt es, so viele Menschen aus unterschiedlichen Milieus und Schichten zusammenzu- führen. Zur Zeit hat knapp ein Drittel aller Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund. Der Fußball als „Sportart Nummer eins“ in unserem Land erreicht Jungen und Mädchen verschiedenster ethnischer und sozia- ler Herkunft gleichermaßen, aber nur durch die gemeinsame Anstrengung Im Sport gelingt es auf und den persönlichen Einsatz aller einfache Weise, Menschen gesellschaftlichen Gruppen kann Integ- unterschiedlicher Herkunft und Schichten zu vereinen. ration geleistet werden. Mit dem Integrationspreis wollen wir vorbildliche Maßnahmen auszeichnen, die die Integ- ration von Kindern und Jugendlichen – insbesondere von Mädchen – mit Migra- Das Cover eines Flyers des von DFB und Mercedes- tionshintergrund durch Fußball fördern. Benz gemeinsam initiierten Gemeinsam mit unserem Partner Integrationspreises. Mercedes-Benz sind wir davon über-

86 DFB-Journal 2/2007 hintergrund in den Vereinen sieht die DFB-Integrationsbeauftragte Gül Keskinler ein besonderes Anliegen des Integrationspreises. Gül Keskinler: „Im Mittelpunkt aller Bemühungen um Integration steht der Gedanke der Leidenschaft!“ Teilhabe. Gerade der Fußball ist für viele Menschen, unabhängig von ihrer zeugt, dass Fußball verbindet und mit dem Integrationspreis auszuzeich- Herkunft, ein gemeinsamer Fixpunkt. zusammenführt. Mit großer Spannung nen“, erklärt Bierhoff. Daher stellt sich der DFB als moderner erwarten wir die Vorstellung und Prä- und zukunftsorientierter Verband sentation der einzelnen Aktivitäten.“ Beispielhafte Aktivitäten, mit denen seiner gesellschaftlichen Aufgabe. Wir sich Vereine und Schulen für den Integ- wollen in allen Strukturen, von den Dr. Olaf Göttgens, Vice President rationspreis bewerben können, sind: Vereinen bis zu den Landesverbänden, Brand Communications Mercedes-Benz Aufnahme des Ziels „Integration“ in die Teilhabe von Bürgern mit Migra- Passenger Cars, erläutert das Engage- die Vereinssatzung tionsbiografien fördern und fordern. ment des DFB-Generalsponsors wie Informationsveranstaltungen Das bedeutet die Ermutigung und folgt: „In der heutigen Zeit sehen sich (Vorträge, Podiumsdiskussionen) zu Befähigung zur Übernahme von ehren- insbesondere junge Migrantinnen und den Themen Integration und Fußball amtlichen Tätigkeiten in den Vereinen Migranten, aber auch andere Minder- Integrationsfeste zu den vertretenen sowie Mitarbeit und Mitgestaltung heiten, oftmals an den Rand unserer Nationalitäten oder Herkunftslän- innerhalb der Verbandsstrukturen.“ Gesellschaft gedrängt. Sprachbarrie- dern in den Vereinen oder Schulen ren, Vorurteile und Berührungsängste Internationale Vereins- oder Schul- Als Preise werden in jeder Kategorie zwischen unterschiedlichen Kulturen partnerschaften mit Austauschpro- ein Mercedes-Benz Vito sowie 10.000 ¤ erschweren den gesellschaftlichen grammen, zum Beispiel über Städte- für den zweiten und 5.000 ¤ für den Integrationsprozess und vermindern partnerschaften dritten Preisträger ausgelobt. Bewer- somit aussichtsreiche Bildungs- und Kooperationen zwischen Schulen bungsschluss ist der 30. September Berufsperspektiven für junge und Vereinen mit dem Ziel der Integ- 2007. Die feierliche Preisverleihung ist Menschen mit Migrationshintergrund. ration durch Fußball für November 2007 geplant. Unsere Aufgabe als weltweit agierende Organisation von Straßenfußball- Marke muss es sein, diese sozialen und Turnieren Nähere Informationen inklusive des kulturellen Blockaden aufzulösen, um Tätigkeit und Gewinnung von Ehren- Bewerbungsformulars sind erhältlich in einem positiven und konstruktiven amtlichen mit Migrationshintergrund. auf www.dfb.de und unter der Hotline Miteinander zu leben. Mercedes-Benz 06173 - 78 31 97 beziehungsweise der vertraut dabei in die Kraft des Sports, Besonders in der Gewinnung ehren- E-Mail-Adresse integrationspreis@ Menschen verschiedener Nationen und amtlicher Mitarbeiter mit Migrations- agenturconnect.de. Kulturkreise zu verbinden. Besonders der Fußball demonstriert immer wieder seine Sozialisierungs- und Integrations- funktion. Mercedes-Benz freut sich auf viele Beiträge zu einer integrativen Fußballfamilie.“

Schirmherr des Integrationspreises ist Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff. „Der Fußball ist wie geschaffen für Integration. Egal, wo man herkommt, welche Sprache man spricht oder welcher Religion man angehört – auf dem Platz ziehen alle an einem Strang und wollen gewinnen. Die integrative Kraft des Fußballs ist einzig- artig und hilft insbesondere Kindern und Jugendlichen mit Migrationshinter- grund, in der Gemeinschaft Fuß zu fassen. Ich selbst habe über zehn Jahre im Ausland Fußball gespielt und weiß, wie wichtig es ist, sich in seiner Umge- bung wohlzufühlen und integriert zu sein. Deshalb freue ich mich über die gemeinsame Aktion von DFB und Mercedes-Benz, vorbildliche Projekte Integration wird durch Fußball leicht gemacht.

DFB-Journal 2/2007 87 Fan Club Nationalmannschaft

LUB FAN C CHAFT NATIONALMANNSCHAFTTIONALMANNS POWERED BY

Vorteile beim Ticketerwerb, Gemein- schaftserlebnisse im und ums Stadion – und mit etwas Glück auch hautnah dran an den Nationalspielern. Es lohnt sich, Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola zu werden. Mehr als 45.000 Fußball-Begeisterte sind es bereits, und die Tendenz vor der EM- Saison ist weiter steigend. Es berichtet DFB-Mitarbeiter Christian Müller.

Marcell Jansen und Mario Gomez spielen sich für die EM-Qualifikation ein.

Aktionen begeistern auch zum Saisonabschluss Stars fordern und fragen

arcell Jansen zieht unwidersteh- Schnell zeigt sich: Die Fußballprofis nun mit dem Stuttgarter Shootingstar lich ab, Abwehr und Torwart sind sind auch „absolute Cracks“, wie Lars Mario Gomez oder den vier Fan-Club- ohne jede Chance, der Linksver- Müller fast ehrfurchtsvoll bestätigt. Der Mitgliedern. „Wow, ungeschlagen“, M teidiger der deutschen National- Fan des DFB-Pokalsiegers 1. FC Nürn- freut sich Jansen und meint es ehrlich. mannschaft bejubelt seinen Treffer. berg, der in Herzogenaurach ein Heim- Kein Wunder, dass Lars Müller und die Eine Szene aus dem EM-Qualifikations- spiel hat, ist ein Gewinner der Aktion anderen Gewinner später ihren Ein- spiel gegen San Marino? Etwa das 2:0 „Fan-tastic Moments“, dank der der Fan druck von den Nationalspielern positiv aus der 52. Minute, als der zu Bayern Club Nationalmannschaft powered by schildern: „Das sind sympathische, München wechselnde Mönchenglad- Coca-Cola regelmäßig Mitgliedern lockere Jungs.“ bacher mit links ins Tor einschiebt? unvergessliche Erlebnisse beschert. Weit gefehlt. Das Szenario ist zu be- Gemeinsam mit seinem Kumpel Uwe Dass der Ehrgeiz selbst beim sichtigen in einem Zimmer des Hotels König, der ebenfalls aus Nürnberg lockeren Trainingsspiel am Tisch- HerzogsPark in Herzogenaurach, wo stammt, Michael Geckeler aus Stuttgart kicker, das auf Videos auf den sich die DFB-Auswahl auf das vorletzte und dessen Freundin Vanessa nimmt er Websites www.dfb.de und www.fan- Länderspiel der Saison in Nürnberg das Motto jener Fan-Club-Aktion wört- club.dfb.de anzusehen ist, nicht zu vorbereitet. Um einen DFB-Tischkicker lich: „Fordere Deinen Star!“ kurz kommt, spricht für die beiden sind Marcell Jansen und Mario Gomez Profis. „Das ist eine sehr gute sowie vier Fans versammelt. Sie mes- Im Tischfußball haben die Fans letzt- Vorbereitung aufs Länderspiel“, sen sich in einem sportlichen Wettstreit lich vor allem gegen Marcell Jansen frotzelt Marcell Jansen und erläutert: mit kleinen Bällen und Fußballfiguren keine Chance. Der 21-Jährige gewinnt „Die Gegner stehen sehr kompakt in auf Stangen. jedes Spiel, in jeder Kombination – ob der Abwehr, so wie San Marino.“

88 DFB-Journal 2/2007 Gonzalo Castro wird von den Fan-Reportern interviewt.

Aktiv sind beim Länderspiel in Ende lohnt sich der Turniersieg für die Nürnberg auch andere Mitglieder des „Absteiger 07“ aus Schweinfurt, die im Fan Club: Beim „Cup der Fans“, der in Endspiel „Schäumende Freude“ aus Stadionnähe bereits zum dritten Mal Tauberbischofsheim mit 2:0 bezwingen, nach 2005 in Köln und 2006 in richtig und die Freude ist riesengroß: Mönchengladbach ausgetragen wird. Die zehn Spieler erhalten jeweils eine Zehn Teams haben sich qualifiziert, am Karte für das Länderspiel am 12. Sep- tember 2007 in Köln gegen Rumänien, einen Pokal gibt es obendrein.

Nach einem erfolgreichen Wochen- ende in Nürnberg zieht der Fan-Club- Tross weiter nach Hamburg zum letzten Saisonauftritt der Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gegen die Slowakei. Hier wird für die Vorzeigefans erneut einiges geboten: Am Fan Club Info Bus gibt es viele Informationen und Aktionen, beim Ball-Jonglieren und Torwandschießen winken den Fans attraktive Preise, etwa von National- spielern signierte Polohemden des Fan Club, die dessen Pate Oliver Bierhoff, der Manager des Nationalteams, im Fan-Treff-Zelt überreicht.

Die beiden Hamburger Oliver von Quast und Marco Tristram erleben derweil ganz spezielle „Fan-tastic Moments“. Sie treffen in ihrer Stadt Gonzalo Castro – und weil das Gewinn- spiel, bei dem sie abgeräumt haben, „Frage Deinen Star“ heißt, dürfen sie den Leverkusener Jung-Profi im Interview nach allen Regeln der Kunst ausfragen. Hautnah dran an den Nationalspielern – das geht eben nur beim Fan Club Nationalmannschaft Dabei sein ist alles beim „Cup der Fans“. powered byCoca-Cola.

DFB-Journal 2/2007 89 Fußball-Abzeichen Mitmachen und tolle

Eine überwältigende Weltmeisterschaft liegt hinter uns. Das „Sommermärchen 2006“ hat eindrucksvoll gezeigt, welche Begeisterung und Leidenschaft der Fußball entfachen kann. Der Deutsche Fußball-Bund freut sich daher, mit McDonald´s einen starken Partner gefunden zu haben, der das neue DFB & McDonald´s Fußball- Abzeichen mit viel Enthusiasmus unterstützt. Die ersten Testläufe haben gezeigt, dass die neue Marke bei allen Teilnehmern gut angekommen ist. Wolfgang Staab, als Abteilungsleiter Schulfußball zuständig für das neue Fußball-Abzeichen, berichtet über die Änderungen und zeigt auf, dass es ein Volltreffer ist: für Teilnehmer und Vereine.

er DFB und McDonald´s haben Einführung einer „Schnupper- und die Erfahrungen aus den erfolg- Street-Variante“ das Fußball-Abzeichen reichen WM-Kampagnen „Klub zu einem neuen Höhenflug ansetzen wird. D 2006“ und „Talente 2006“ sowie die Anregungen aus den Landes- Mit dem DFB & McDonald´s Fußball- verbänden und Vereinen gesammelt Abzeichen haben die beiden Partner und bei der Umsetzung der neuen ihre Zusammenarbeit erweitert. „Wir Marke berücksichtigt. Beide Partner freuen uns über die Fortführung der sind überzeugt, dass mit dem neuen, erfolgreichen Partnerschaft mit frischen Look, der Reduzierung von McDonald´s und über die kommunika- sieben auf fünf Übungen und der tive Unterstützung, um das Fußball-

Vorbildliche Haltung: Der Nachwuchs bestaunt die Schuss- Nationalspielerin Bianca Rech bei technik von Nationalspieler Patrick der Station „Kopfballkönig". Helmes beim „Kurzpass-Ass“.

90 DFB-Journal 2/2007 Preise gewinnen

Auf Anhieb maximale Punktzahl beim „Schnupper-Abzeichen“ – das DFB-Maskottchen „Paule“ ist erster Gratulant.

Volle Konzentration ist an den einzelnen Stationen angesagt.

Mitmachen lohnt sich Nicht nur für die Teilnehmer lohnt sich das Abzeichen noch populärer zu machen“, Neu ist das „Schnupper-Abzeichen“ Mitmachen auf alle Fälle: Auch die Vereine, die erklärt DFB-Präsident Dr. Theo Zwan- für die Kleinsten ab sechs Jahre. Hier einen Abnahmetag ausrichten und die Organi- ziger. „Das DFB & McDonald´s Fußball- wollen DFB und McDonald´s das Fuß- sationsleiter vor Ort, die die Veranstaltung Abzeichen bietet eine hervorragende ball-Abzeichen für eine noch breitere ausrichten, können tolle Preise gewinnen. Möglichkeit, das fußballerische Zielgruppe öffnen. An ebenfalls fünf Die ersten zehn Vereine, die eine Veranstal- Können der Teilnehmer zu prüfen und Stationen können bei drei selbst zu tung ordnungsgemäß durchführen und zu verbessern; liegt doch der Schwer- wählenden Schwierigkeitsgraden alle abgeschlossen haben, erhalten je 20 Fußbälle punkt der Übungen auf Ballgefühl, „Einsteiger“ ihre Erfahrungen sammeln und einen Satz Markierungswesten. Jeder Schussgenauigkeit und Technik“, so und der Nachwuchs in das Fußball-Ab- Verein und Organisationsleiter, der eine Veran- staltung 2007 abgeschlossen hat, erhält ein Dr. Zwanziger weiter. zeichen „hineinschnuppern“. Auch beim tolles „Dankeschön-Paket.“ Unter allen teilneh- „Schnupper-Abzeichen“ sind Koordina- menden Vereinen werden fünfmal zwei VIP- Insgesamt bietet das Fußball- tion, Körperbeherrschung und Torge- Karten mit Anreise und Übernachtung zu einem Abzeichen drei Varianten. Dribbel- schick gefragt. Spaß und Freude stehen Heimländerspiel der Nationalmannschaft ver- künstler, Kurzpass-Ass, Kopfballkönig, jedoch im Vordergrund und jeder lost. Weiterhin gibt es Gruppenreisen für 30 Flankengeber und Elferkönig heißen Teilnehmer darf sich als Sieger fühlen. Personen zu Spielen der Nationalmannschaft, die fünf Stationen des DFB & McDonald´s ein Wochenend-Trainingslager in einer Sport- Fußball-Abzeichens für alle Interessen- Die dritte Variante ist das „Street- schule sowie Fußbälle zu gewinnen. ten ab neun Jahre. In insgesamt fünf Abzeichen“, das mit drei Technikfor- Alle Infos zum neuen DFB & McDonald´s Altersklassen können alle „Ballzau- men auf kleinstem Raum das Interesse Fußball-Abzeichen sind über die Hotline 01805/ berer“ ihr Können unter Beweis stellen für das „große“ Abzeichen wecken soll. 34 34 68 (0,14 Cent pro Minute aus dem und bis zu maximal 300 Punkte sam- Auch hier stehen Spaß und Freude an deutschen Festnetz) oder im Internet unter www.fussballabzeichen.de erhältlich. meln. oberster Stelle.

DFB-Journal 2/2007 91 Futsal

Schritt für Schritt entwickelt sich Futsal im DFB Auf dem Weg zur EM-

Zum zweiten Mal nach 2006 ging Ende April der DFB-Futsal-Cup über die Bühne – in Heidenheim wurde der saarländische Vertreter FV Eppelborn Nachfolger des Premie- ren-Siegers UFC Münster. „Die offizielle Hallenfußball-Variante der FIFA ist auch im DFB auf einem guten Weg“, sagt der zuständige Direktor Willi Hink. Über die Veran- staltung in Baden-Württemberg und die Perspektiven von Futsal in Deutschland berichtet DFB-Redakteur Christian Müller.

Futsal erfreut sich in Deutschland Aus allen Lagen geschossen wurde nicht nur in der Begegnung zwischen dem steigender Beliebtheit. UFC Münster und VfV Borussia Hildesheim.

ie Premiere hatte den erhofften hatte und als erster deutscher Vertre- tionen, hohes Tempo und konsequenter Erfolg: Nach dem erfolgreichen ter im UEFA-Futsal-Cup gestartet war, Torabschluss.“ Verlauf des DFB-Futsal-Cups lief es diesmal nicht glücklich. Mit zwei D 2006 in Göttingen hat das spezi- Siegen und nur einer Niederlage schie- Die offensiven Tugenden des Teams, elle Fußball-Angebot in der hier- den die Westfalen wegen der schlechte- die der Eppelborner Trainer aufzählte zulande einen Aufschwung erfahren. ren Tordifferenz frühzeitig aus – besser und von denen sich auch DFB-General- Dies drückte sich unter anderem in der war in der Feinwertung ausgerechnet sekretär Horst R. Schmidt vor Ort über- gestiegenen Zahl der Bewerber für die der spätere Gewinner FV Eppelborn, den zeugen konnte, erwiesen sich letztlich zweite Auflage in diesem Jahr aus. der UFC im ersten Spiel des zweitägi- als unwiderstehlich. Berg, im Zivilberuf Nicht zuletzt deshalb hatte der DFB die gen Turniers in der Karl-Rau-Halle noch Polizist, ließ seine Futsal-Spezialisten Teilnehmerzahl bei der Endrunde um mit 3:2 besiegt hatte. Doch danach war von Anfang an munter stürmen. Allen zwei Mannschaften auf insgesamt zehn der Klub aus dem , der in der voran Goran Divcovic: Der Kunst- erhöht – automatisch qualifiziert waren Winterpause komplett und auch danach schütze des FV war mit elf Treffern das Team des Ausrichters Heidenheim regelmäßig in der Halle trainiert hatte, Torschützenkönig des Hallenturniers und von Titelverteidiger Münster. nicht mehr aufzuhalten. „Wir haben und nicht unwesentlich am Durch- unsere Stärke in der totalen Offensive marsch nach der Auftaktniederlage Für den UFC Münster, der im vergan- optimal umgesetzt“, resümierte Helmut beteiligt. Im Finale erzielten die Saar- genen Jahr die Premiere dominiert Berg. Als da wären: „Schnelle Kombina- länder beim 6:4 gegen VfV Borussia

92 DFB-Journal 2/2007 - Premiere

Hildesheim ein halbes Dutzend ihrer insgesamt 26 Tore an zwei Tagen – da konnte keine andere Mannschaft mithalten.

„Ein Traum ist in Erfüllung gegan- gen“, jubelte Berg. „Das Finale war Werbung für Futsal in Deutschland.“ Dem pflichtete DFB-Direktor Willi Hink gern bei: „Das gesamte Turnier in Heidenheim war von der Qualität auf und um den Platz ein deutlicher Fort- schritt. Das zeigt, dass die Entwicklung dieser schönen Hallenfußball-Variante in den Landesverbänden und deren Ligen voranschreitet.“

Besonders stolz waren und sind sie beim Saarländischen Fußballverband: Nachdem auf dem Rasen lange keine Vertreter ganz oben mitgespielt haben, stellt der SFV im Futsal nun den – inoffi- ziellen – Deutschen Meister. „Europa, wir kommen“, sah Adalbert Strauß, Vor- sitzender des SFV-Spielausschusses, schon in die Zukunft und meinte den UEFA-Futsal-Cup. Und von Peter Müller, dem Ministerpräsidenten des Saarlan- des, gab es unmittelbar nach dem End- spiel-Erfolg beim DFB-Futsal-Cup sogar herzliche Glückwünsche via Telefon.

Die internationalen Perspektiven der Der FV Eppelborn gewann mit einem 6:4-Endspielsieg gegen Hildesheim den DFB-Futsal-Cup 2007. Eppelborner stehen ab September auf dem Prüfstand. Wie sich der DFB künftig international im Futsal präsen- an der Basis ermöglichen und unter- Fußball-Bund mit der Premiere des tiert, hängt laut Willi Hink vor allem von stützen. Wir dürfen das Tempo daher DFB-Futsal-Cups für C-Junioren, den zwei Faktoren ab: „Internationale Kon- nicht derart beschleunigen, dass der der Karlsruher SC in Kamen-Kaiserau kurrenzfähigkeit können wir nur dann Futsal ein nur vom Verband gesteuertes für sich entschieden hat, in diesem erzielen, wenn wir den Nachwuchs Kunstgebilde wird“, macht Hink deutlich. Jahr ein richtiges und wichtiges gezielt fördern und das Wettbewerbs- Zeichen gesetzt.“ angebot in den kommenden Jahren auf Generell hat sich der Sport mit dem eine breite Basis stellen, indem wir es sprungreduzierten Ball jedoch bewährt, Für die Talente des KSC kommt die über die Landesverbände von unten da er ein flüssiges, kontrolliertes und EM 2011 der Männer wohl noch zu früh – nach oben ausweiten. Dazu gehört schnelles Spiel ermöglicht. Hink weiter: für den DFB allgemein jedoch nicht. auch die Schiedsrichter- und Trainer- „Das gilt natürlich für den Leistungs- „Unser Ziel ist es“, sagt DFB-Direktor ausbildung im Futsal.“ bereich – aber auch Älteren und Anfän- Hink, „bei dieser EURO mit der noch gern wird der Einstieg erleichtert.“ Ein zu gründenden Nationalmannschaft Grundsätzlich sei es allerdings nicht zu unterschätzender Vorteil bei dabei zu sein“. Zunächst will aber der schwierig und auch nicht unbedingt der Sichtung und Förderung von Talen- FV Eppelborn das Motto „Europa, wir erwünscht, reines Spezialistentum zu ten, ohne die es für Hink keine Zukunft kommen“ aus deutscher Sicht erst etablieren. „Es gilt, die Balance zu halten. bei internationalen Wettbewerben einmal auf europäischer Vereinsebene Wir müssen und wollen die Entwicklung geben kann: „Deshalb hat der Deutsche mit Leben füllen.

DFB-Journal 2/2007 93 Aktion Ehrenamt

Vor zehn Jahren wurde die „Aktion Ehrenamt“ ins Leben gerufen Ein Oscar für unbezahlbaren

s war eine Initiative des Lehrstabs „Überfachliche Lehrarbeit Freizeit- und Breitensport“. Willy Küffner, E der damalige Geschäftsführer des Bayerischen Fußball-Verbandes, hatte Egidius Braun in einem Brief 1997 auf die besondere Bedeutung des Ehren- amts hingewiesen. Die Anregung griff der damalige DFB-Präsident auf. Braun, dem stets die soziale Verantwortung des Fußballs am Herzen liegt, rief die Kommission Ehrenamt ins Leben. Erster Vorsitzender wurde der heutige DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, damals DFB-Vorstandsmitglied für soziale Integration.

„Wen erreichen wir in den Vereinen?“ So lautete die Fragestellung zu Beginn der Initiative. Die Antwort war schnell gefunden: Menschen, die sich in ihrem Klub engagieren. Zumeist ohne Gegen- leistung und öffentliche Anerkennung. Ehrenamtlich eben. Diese Menschen sollten im Mittelpunkt einer Initiative stehen, die zunächst unter dem Arbeitstitel „Aktion Ehrenamt“ behan- delt werden sollte.

Erster Schritt: Ein Ehrenamtspreis wurde gestiftet. Geehrt werden sollten Menschen, die in den drei vergangenen Jahren besondere ehrenamtliche Leistungen in ihren Vereinen erbracht hatten, ähnlich wie beim amerikani- schen Filmpreis Oscar. Die Auswahl nehmen Ehrenamtsbeauftragte vor. Dieses Modell ist ein einzigartiges Netz, das zwischen dem DFB, den Landes- verbänden, Bezirken, Kreisen und Vereinen geknüpft wurde. Rund 12.000 Vereinsehrenamtsbeauftragte gibt es mittlerweile. Egidius Braun und Dr. Theo Zwanziger setzen sich seit Beginn der Initiative für die „Aktion Ehrenamt“ ein. Die Ehrenamtsbeauftragten wählen seit 1997 jährlich 360 Preisträger aus, die für ehrenamtliches Engagement Nachhaltig setzt sich der Deutsche Fußball-Bund für die Anerkennung ehrenamtlicher ausgezeichnet werden. 100 herausra- Arbeit ein. 1997 wurde zu diesem Zweck die Kommission Ehrenamt berufen. Die gende Preisträger werden für ein Jahr in den „Club 100“ aufgenommen. Die Arbeitsgruppe schrieb einen Ehrenamtspreis aus und entwickelte die „Aktion Ehren- Club-Mitglieder besuchen ein Länder- amt“, die seit mittlerweile zehn Jahren besteht. DFB-Mitarbeiter Maximilian Geis spiel der Nationalmannschaft. Außer- dem finden dann Feierstunden an spek- blickt auf die Entwicklung zurück und betrachtet die Perspektiven zum Jubiläum. takulären Plätzen wie dem Mercedes-

94 DFB-Journal 2/2007 n Einsatz

An beeindruckenden Schauplätzen wie dem Mercedes-Benz Museum in Stuttgart trifft sich jedes Jahr der „Club 100“.

Benz Museum in Stuttgart oder dem allem die Integration ehrenamtlicher „Schuppen 52a“ im Hamburger Verantwortlicher mit Migrationshinter- Freihafen mit prominenten Gästen grund in den Vereinen und Verbänden statt. Zumeist Ex-Nationalspieler wie stellt für die Zukunft eine Chance dar. , oder und DFB-Repräsentanten Beste Werbung hierfür war die FIFA wie Dr. Theo Zwanziger, Gerhard WM 2006, die der „Aktion Ehrenamt“ Mayer-Vorfelder oder Egidius Braun. im zehnten Jahr neuen Schub gegeben hat. Von den 15.000 freiwilligen Helfern Zehn Jahre nach ihrer Gründung hat („Volunteers“) meldeten sich nach dem sich der Arbeitstitel „Aktion Ehrenamt“ „Sommermärchen“ über 500 bei Ver- verselbstständigt und fest im Wort- einen als neue ehrenamtliche Mitar- schatz des deutschen Fußballs veran- beiter. Und die Zahl steigt weiter an. kert. Rund eine Million Ehrenamtliche arbeiten in den rund 26.000 Vereinen. Es gibt also genug Gründe zur Dabei steht das menschliche Miteinan- Zufriedenheit anlässlich des zehnjähri- der als besonderer Wert ehrenamtlicher gen Jubiläums der „Aktion Ehrenamt“. Tätigkeit weiterhin im Mittelpunkt der Der Deutsche Fußball-Bund wird es mit Aktion. Daneben bilden folgende einer Feierstunde und der Berufung Themen die Hauptpunkte der Arbeit: des „Club 100“ am 17. Oktober vor dem Uwe Seeler weiß die Arbeit der vielen EM-Qualifikationsspiel der deutschen Gewinnung von Mitarbeiterinnen freiwilligen Helfer zu schätzen. Nationalmannschaft gegen die Tsche- und Mitarbeitern; chische Republik in der Münchner WM- Pflege des Ehrenamts; Arena feiern. Darüber hinaus erscheint Qualifizierung für Aufgaben rund des Landessportbundes in Nordrhein- im September ein Jubiläums-Infobrief um das Ehrenamt; Westfalen geschaffen werden, an die mit einem Gewinnspiel und weiteren Verbesserung der Rahmenbedin– sich die Vereinsvertreter bei Fragen interessanten Beiträgen zur „Aktion gungen für ehrenamtliches Engage- wenden können. Der DFB spielt außer- Ehrenamt“. Damit wird auch im zehn- ment. dem einen Doppelpass mit Verantwort- ten Jahr des Bestehens fortgesetzt, lichen im Schul- und Mädchenfußball, um was seit 2000 sogar in der Satzung des Zur Verbesserung der Rahmenbe- Schnittpunkte zu nutzen und sich gegen- DFB verankert ist. In Paragraf 4 heißt dingungen für ehrenamtliches Enga- seitig zu unterstützen. Zudem wird es dort: „Zweck und Aufgabe des DFB gement soll beispielsweise eine Fuß- perspektivisch die Mitarbeitergewin- ist es insbesondere, das Ehrenamt zu ball-Online-Akademie nach dem Vorbild nung an Bedeutung zunehmen. Vor pflegen und zu fördern.“

DFB-Journal 2/2007 95 U 19-Junioren

Defensivstarke DFB-Auswahl will den EM-Titel Das lange Warten beenden Russland, Frankreich und Serbien – das sind die Vorrunden-Gegner der U 19- Nationalmannschaft des Deutschen Fuß- ball-Bundes bei der Europameisterschaft, die vom 16. bis 27. Juli in Österreich ausgetragen wird. Keine ganz leichte Auslosung, doch Frank Engel, Trainer der besten deutschen Nachwuchsspieler des Jahrgangs 1988, ist das egal. Logisch, hat er doch den Titelgewinn als großes Ziel ausgegeben und dafür „müssen wir sowieso jeden Gegner schlagen“. Stephan Brause, Mitarbeiter der Direktion Kom- munikation, berichtet über die Vorberei- tung auf die EM und die besonderen Erinnerungen des Trainers an den bislang letzten EM-Titel einer deutschen U 19.

uizfrage? Wann gelang einer deutschen U 19 zuletzt ein Titel- gewinn bei einer Europameister- Q schaft? Keine einfache Frage. 1981 vielleicht, als ein Tor des Frank- furters Holger Anthes der DFB-Auswahl vor 56.000 begeisterten Fans im Düs- seldorfer Rheinstadion den Finalsieg gegen Polen bescherte? Nein, falsch. Zum einen, weil das heutige U 19-Tur- nier der Europäischen Fußball-Union (UEFA) damals noch unter dem Titel U 18-EM lief, vor allem aber, weil fünf Jahre später die U 18 des Deutschen Fußball-Verbandes (DFV) der DDR durch ein 3:1 im Endspiel gegen Italien den Erfolg des DFB wiederholte.

21 Jahre sind seither vergangen, Frank Engel kann sich an die Gescheh- nisse von damals aber noch bestens erinnern. Kein Wunder, schließlich war er damals Trainer beim DFV und, was Vorfreude: Frank Engel heute nicht mehr viele wissen, die da- und Sebastian Tyrala malige U 18 der DDR mit dem heutigen peilen bei der U 19-EM den Titel an. DFB-Sportdirektor Matthias Sammer war auch ein wenig „seine“ Mannschaft.

96 DFB-Journal 2/2007 „Ich hatte dieses Team in den Jahren dieser Partie kommen komplett den scheidenden Qualifikationsturnier im vor dem EM-Titel zusammengebaut, Hinterbliebenen der Opfer des Eishal- Mai in Irland kassierte das Team um dann allerdings habe ich eine jüngere len-Einsturzes vom 2. Januar des Mannschaftskapitän Sergej Evljuskin vom Mannschaft übernommen und saß bei vergangenen Jahres zu Gute. „Es ist VfL Wolfsburg keinen einzigen Treffer. der Europameisterschaft deshalb nicht selbstverständlich, dass wir dieses Und siehe da, auch die von Frank Engel mehr auf der Bank“, berichtet der Benefizspiel kurz vor einem wichtigen mitgestaltete DDR-Auswahl bestach vor Fußball-Lehrer. Es klingt, obwohl Engel Turnier wahrnehmen“, betont Engel. 21 Jahren durch eine überragende Ab- seit diesen Tagen viele Erfolge als wehrarbeit, kassierte in neun Spielen Trainer feiern konnte, immer noch ein Die große Stärke der deutschen U 19, nur zwei Gegentore. Möglicherweise wenig wehmütig. Ein EM-Titel im da sind sich die Experten einig, liegt ein gutes Omen für den U 19-Nach- Juniorenbereich ist, da eher selten, vor allem in der Defensive. Beim ent- wuchs des Jahres 2007. eben immer etwas ganz Besonderes.

Doch im Juli bekommt Frank Engel U 19-Europameisterschaft 2007 in Österreich sozusagen eine zweite Chance. Die U 19 des DFB hat sich souverän für die EM Gruppe A in Österreich qualifiziert und es ist 16. 07.2007 17.15 Uhr Linz Griechenland - Portugal keineswegs den Ereignissen von vor 21 20.00 Uhr Linz Österreich - Spanien (live auf Eurosport) Jahren geschuldet, dass der Trainer 18. 07.2007 18.00 Uhr Steyr Spanien - Portugal (live auf Eurosport) selbstbewusst verkündet, dass der 20.00 Uhr Pasching Österreich - Griechenland Titelgewinn das erklärte Ziel seiner 21. 07.2007 18.00 Uhr Linz Spanien - Griechenland (live auf Eurosport) Mannschaft ist. „Natürlich ist die EM 18.00 Uhr Ried Portugal - Österreich sehr gut besetzt, aber wir haben ein Gruppe B starkes Team und wenn alle Faktoren 16. 07.2007 18.00 Uhr Steyr Deutschland - Russland (live auf Eurosport) passen und die Tagesform stimmt, ist 18.00 Uhr Ried Frankreich - Serbien alles möglich“, so Engel. Erste Voraus- 18. 07.2007 17.15 Uhr Pasching Russland - Serbien setzung für ein erfolgreiches Turnier 20.00 Uhr Ried Deutschland - Frankreich (live auf Eurosport) ist, dass die DFB-Auswahl tatsächlich in 21. 07.2007 20.00 Uhr Pasching Deutschland - Serbien (live auf Eurosport) Bestbesetzung nach Oberösterreich 20.00 Uhr Steyr Russland - Frankreich reisen kann. Und schon vor der offiziel- Halbfinale len Bekanntgabe des 18er-Kaders ist 24. 07.2007 17.30 Uhr Steyr Sieger A - Zweiter B (live auf Eurosport) Frank Engel zuversichtlich, dass dies 20.30 Uhr Pasching Sieger B - Zweiter A (live auf Eurosport) der Fall sein wird. Selbst wenn die EM Finale mal wieder direkt in die Vorbereitung 27.07. 2007 20.00 Uhr Linz Sieger Halbfinale 1 - Sieger Halbfinale 2 auf die neue Saison fällt, bundesliga- (live auf Eurosport) erfahrene Talente wie Mesut Özil vom FC Schalke 04 oder Jerome Boateng Zielstrebig: von Hertha BSC Berlin eigentlich bei U 19-Nationalspieler ihren Vereinen eingeplant sind. Manuel Konrad vom „Bislang habe ich mit den Klubs und SC Freiburg. Spielern sehr gute Gespräche geführt und keine Absagen erhalten. Deshalb bin ich optimistisch, dass wir mit der bestmöglichen Mannschaft an den Start gehen werden“, sagt Engel.

Natürlich ist zudem eine gute Vorbe- reitung auf das Auftaktspiel gegen die von Frank Engel stark eingeschätzten Russen unabdingbar. Deshalb versam- meln der Trainer und seine Assistenten Frank Intek, Ingo Weniger und Thomas Gwechenberger ihr Team bereits am 10. Juli zu einem fünftägigen Trainings- lager in Bad Reichenhall. Doch trotz der konzentrierten Arbeit an diesen Tagen vergisst die deutsche U 19 auch nicht ihr soziales Engagement. Aus diesem Grund absolviert sie am 12. Juli in Bad Reichenhall ein Benefizspiel gegen eine U 20-/U 21-Auswahl des Bayerischen Fußball-Verbandes. Die Einnahmen aus

DFB-Journal 2/2007 97 U 17-Junioren

Mit einem 3:2-Erfolg gegen die Nieder- lande im Duell um Platz fünf bei der Europameisterschaft sicherte sich die U 17-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes die Teilnahme an der Weltmeisterschaft, die vom 18. August bis 9. September in der Republik Korea ausgetragen wird. Mit Heiko Herrlich wird ein neuer DFB-Trainer mit dem Team beim Kräftemessen der 24 besten Mannschaften der Welt arbeiten. DFB- Mitarbeiter Maximilian Geis gibt einen aktuellen Situationsbericht.

Die deutsche U 17 freut sich auf die WM in Südkorea.

Heiko Herrlich vor Premiere als DFB-Trainer bei der WM Fünf Stufen bis Korea

ünf Stufen hat der Plan von Heiko Herrlich. Zwei Lehrgänge sollen ihm gelernt. Timm schloss gemeinsam mit Herrlich. Er hat nicht viel Zeit. Sie- helfen, sich bis Mitte Juli einen Über- als Lehrgangsbester ab. „Ich ben Wochen bleiben dem neuen blick zu verschaffen. Nach der Test- bin froh, dass ich ihn als Assistenztrai- F DFB-Trainer nach seinem Amts- partie gegen die USA am 20. Juli in ner gewinnen konnte. Er hat durch seine antritt am 1. Juli, um die U 17-National- Gießen soll der WM-Kader stehen. Tätigkeit im Talentförderprogramm mannschaft auf die Weltmeisterschaft „Diese Begegnung ist die zweite Etappe. einen guten Überblick und kennt sich vorzubereiten. Paul Schomann hatte Danach weiß ich, mit welchem Team ich gerade in diesem Jahrgang sehr gut aus“, das Team bei der Europameisterschaft in die direkte WM-Vorbereitung gehe.“ so Herrlich über seinen Mitarbeiter. in Belgien betreut. Dort verpasste die DFB-Auswahl in der Vorrunde gegen Eine weitere Maßnahme – die dritte Die vierte Stufe der WM-Vorbe- Spanien, Frankreich und die Ukraine Stufe – mit einer Partie gegen Togo in reitung steht Anfang August unter der das Halbfinale. In einer dramatischen Wangen am 28. Juli stellt dann die Überschrift „Teambuilding“. „Da wird Partie gegen die Niederlande sicherten letzte Bewährungsprobe für das WM- sich der Psychologe Jan Mayer von der sich die deutschen Junioren durch Aufgebot gegen eine Nationalmann- Universität Heidelberg einiges ausden- Treffer von Richard Sukuta-Pasu und schaft dar. Danach folgen noch Testbe- ken“, erläutert Heiko Herrlich und Toni Kroos den letzten von fünf euro- gegnungen mit Vereinsmannschaften. begründet: „Teamfähigkeit zeigt sich päischen WM-Startplätzen. Bei der WM in Korea sind dann Trinidad vor allem in Stresssituationen, bei- und Tobago, Kolumbien und Ghana die spielsweise wenn man im Rückstand Im Interesse einer langfristigen drei Vorrunden-Gegner in der Gruppe F. liegt oder vor einem ungewohnt Arbeit und Planung mit der Mannschaft großen Publikum spielt. Dass die Jungs des Jahrgangs 1990, die er als U 18 In der sportlichen Leitung wird ihr Potenzial und die nötige Einstellung weiter betreuen wird, wurde Herrlich von Herrlich von Diplom-Sportlehrer Kai auch unter Druck abrufen können. Das DFB-Sportdirektor Matthias Sammer die Timm unterstützt. Den Stützpunkt- ist mir wichtig. Da müssen sie alles Verantwortung für das Team übertra- koordinator des Fußball-Verbandes geben, da braucht man Spieler mit gen. „Zunächst möchte ich natürlich Niederrhein hat Herrlich 2005 beim Herz.“ Steffen Freund, den nimmermü- die Jungs genau kennen lernen“, sagt Fußball-Lehrer-Lehrgang kennen den Antreiber im Mittelfeld von Borussia

98 DFB-Journal 2/2007 Mannschaftskapitän Patrick Funk setzt sich gegen zwei Niederländer durch.

keitsentwicklung auf höchstem profes- sionellen Niveau im Vordergrund stehen und natürlich die wichtigsten Leitlinien bei unserer Arbeit sind“, sagt Herrlich.

Andreas Schlumberger hat die DFB- Auswahl bereits in Belgien bei der EM als Fitnesstrainer begleitet. „Er arbeitet in Nürnberg mit Hans Meyer zusam- men. Seine Erfahrungen werden uns helfen, die Spieler bis zur WM auf das bestmöglichste konditionelle Niveau zu bringen“, so Herrlich. Einige Akteure standen noch Ende Juni mit ihren Klubs in den Finalbegegnungen um die deutschen Junioren-Meisterschaften. Andere beendeten die Saison bereits Wochen vorher. Bei den ersten Lehr- gängen wurden daher Uhren zur Puls- messung ausgeteilt. Ausgehend von diesen Werten erstellte der Fitness- trainer für jeden Spieler einen individu- ellen Trainingsplan.

Die fünfte Stufe betritt die U 17 bei Nach zwei Treffern von Richard Sukuta-Pasu löste das deutsche Team gegen die der Abreise nach Seoul. Erstmals seit Niederlande das WM-Ticket. 1999 nimmt wieder eine DFB-Auswahl an der Endrunde um die U 17-Welt- meisterschaft teil. Über die sechste Dortmund, wo Herrlich neun Jahre Herrlich auf eine Auswahl von Spezia- Stufe – das Ziel für das Turnier – macht spielte, führt der Bundesliga-Torschüt- listen im medizinischen Bereich. Heiko Herrlich keine Angaben. „Aber zenkönig von 1995 als Beispiel an. „Schon in meinen ersten Gesprächen es ist klar“, so der DFB-Trainer optimis- mit Matthias Sammer über ein Engage- tisch, „dass wir mehr als die drei Be- Neben Mayer, der neu zum „Team ment beim DFB waren wir uns einig, gegnungen der Vorrunde bestreiten hinter dem Team“ gehört, vertraut dass Individualisierung und Persönlich- wollen.“

DFB-Journal 2/2007 99 U 19-Frauen

Bei der zehnten EM-Teilnahme kann das WM-Ticket gelöst werden Über Island nach Chile

Nadine Keßler feiert mit Es ist eine eindrucksvolle Bilanz: Zum Katharina Baunach und Stephanie Goddard beim zehnten Mal findet vom 18. bis 29. Juli Qualifikationsturnier. 2007 auf Island die UEFA U 19-Europa- meisterschaft der Frauen statt. Und zum zehnten Mal mischt der weibliche Nachwuchs des Deutschen Fußball- Bundes bei der Endrunde mit. Mit drei souveränen Siegen hat das Team von DFB-Trainerin Maren Meinert die Fahr- karte nach Island gelöst und kann sich dort für die U 20-Weltmeisterschaft in Chile 2008 qualifizieren. Maximilian Geis, Mitarbeiter der DFB-Direktion Kommunikation, blickt auf die EM- Endrunde voraus.

ie ist die größte Vulkaninsel der Welt, die Heimat der nach ihr benannten Pferde und ein faszi- S nierender Ort für Naturfreunde. Doch für die U 19-Frauen ist Island sogar noch mehr: nämlich das Sprung- brett für die U 20-Weltmeisterschaft nach Chile im Dezember 2008. Die Halbfinalisten beim Turnier in Island lösen automatisch das WM-Ticket. „Wir setzen uns immer kleine Zwischenetap- pen, die wir erreichen wollen. Minimal- ziel ist die Qualifikation für die U 20- WM. Aber wir sind auch der Titelvertei- diger. Und Deutschland gehört bei einer U 19-Europameisterschaft immer zu den aussichtsreichsten Titelanwär- tern”, ist sich Maren Meinert der Favoritenstellung ihres Teams bewusst.

Zu deutlich fielen die Erfolge gegen Schweden (4:1), Ungarn (6:0) und Schottland (3:0) in der EM-Qualifikation aus. Während sich andere Nationen schwer taten und – wie beispielsweise Italien – die EM-Teilnahme verpassten, waren die deutschen U 19-Frauen nach Gastgeber Island die ersten, die die Endrunden-Teilnahme sicher hatten. „Wir haben deutlich gegen alle Grup-

100 DFB-Journal 2/2007 pengegner gewonnen und stehen zu Recht unter den besten acht Teams Europas. Wir haben uns als Mannschaft weiterentwickelt, haben als Team an Reife gewonnen. Wir mussten im Ver- lauf der Qualifikation mit außerge- wöhnlichen Drucksituationen umgehen und haben darin große mannschaftli- che Geschlossenheit bewiesen. Das hat mich selbst ein wenig überrascht”, erklärte Maren Meinert.

Die größte Drucksituation musste die DFB-Auswahl in Lübeck bei der Auftaktpartie des Mini-Turniers meis- tern. Gegner Schweden galt als aus- sichtsreichster Konkurrent um das EM-Ticket, für das der Gruppensieg erforderlich war. 2.500 Zuschauer im Stadion an der Lohmühle sorgten für Isabel Kerschowski setzt sich gegen zwei Ungarinnen durch. eine tolle Kulisse und Maren Meinerts Wunsch – mit guten Leistungen die Okoyino da Mbabi und , die Maren Meinert. Allerdings ergeben sich Unterstützung der Zuschauer zu moti- dem Kader der Frauen-Nationalmann- für ihre Spielerinnen mehrere Mög- vieren – ging in Erfüllung. Deutschland schaft von DFB-Trainerin Silvia Neid lichkeiten zu dieser Erfahrung. 2007 spielte sich in einen Rausch, gewann angehören und sich Hoffnungen auf die mit den Frauen, 2008 mit der U 20 4:1 und erntete viel Lob. „Ich habe noch Teilnahme an der Frauenfußball-Welt- oder vielleicht 2011 bei einer möglichen nie eine so starke deutsche U 19-Mann- meisterschaft 2007 in China machen. WM in Deutschland. Doch zuerst müs- schaft gesehen”, lobte sogar Schwe- „Es ist eines meiner Ziele als Trainerin, sen die U 19-Spielerinnen bei der EM in dens Trainer Calle Barling. Beim 6:0- dass Talente von uns an einer Weltmeis- Island gute Leistungen zeigen und die Sieg in der zweiten Begegnung in terschaft teilnehmen und diese einzig- Voraussetzungen für eine erfolgreiche Büdelsdorf stand bereits zur Halbzeit artige Erfahrung machen”, betont Zukunft schaffen. fest, dass sich Deutschland gegen Ungarn den Gruppensieg sichern würde, und am dritten Spieltag rundete Katharina Baunach hat die EM im Blick. ein 3:0-Erfolg über Schottland den positiven Gesamteindruck ab.

Jetzt, da auch die Bundesliga-Saison abgeschlossen ist, richtet sich die Auf- merksamkeit in Richtung Island. Bei einem Lehrgang und zwei Testbegeg- nungen gegen Italien und Norwegen wurde an der Feinabstimmung im Team gearbeitet. Mitte Juli startet die deut- sche Delegation das Unternehmen „Island”. „Wir wollen unseren Titel ver- teidigen”, erklärt Nadine Keßler, die bereits im vergangenen Jahr beim Gewinn der EM in der Schweiz die Kapitänsbinde trug, „obwohl auch wenn die Situation anders ist als in der vergangenen Saison. Damals haben wir kaum über Ziele geredet, weil die Ergebnisse in der Vorbereitung wenig vielversprechend waren. Diesmal gehören wir zu den Favoriten, weil wir noch einige Europameisterinnen im Team haben und einige gute junge Spielerinnen aufgerückt sind.”

Zum aktuellen U 19-Jahrgang gehören beispielsweise Fatmire Bajramaj, Célia

DFB-Journal 2/2007 101 DFB-Trainer

Ralf Peter lebt seinen Beruf als Fußball-Lehrer Jugendtraum erfüllt

Ralf Peter gehört seit dem 1. August 2001 dem Trainerstab des Deutschen Fußball- Bundes an. Der 45 Jahre alte Fußball-Lehrer ist für die Nationalmannschaften der U 15- und U 17-Juniorinnen verantwortlich. Außerdem arbeitet er in der Traineraus- bildung mit. Warum er dabei von einem Traumberuf spricht, schildert DFB-Mitar- beiter Maximilian Geis im folgenden Beitrag.

er rechte Arm krümmt sich wie schwer, sich für das Angebot zu begeis- der Hals eines Schwans, die Hand tern: „Ich stamme aus einer sportlichen deutet nach vorne. Die Finger der Familie. Mein Vater war Deutscher Vize- D linken Hand verlängern den aus- meister im Zehnkampf, meine Mutter gestreckten Arm, wie zu einem Zeige- mehrfache Westfalen-Meisterin im stock. Ralf Peter ist in seinem Element. Turnen. Bereits als Jugendspieler Klare Anweisungen erteilt der DFB- waren die Verbandstrainer meine Vor- Trainer den U 15-Nationalspielerinnen bilder. Dieser Beruf war mein Wunsch- in der Pause des Länderspiels gegen traum.“ England im April in Buckinghamshire. Es steht 0:0. Am Ende gewinnt die Die Begeisterung war sein Antrieb. DFB-Auswahl mit 2:0. Seine Ansagen Er erwarb alle Trainer-Lizenzen bis zum Der DFB-Trainer bei der Halbzeit- kommen an. Denn neben fachlicher Fußball-Lehrer. Und die Facharbeit be- Analyse. Kompetenz verfügt der Fußball-Lehrer scherte ihm nicht nur interessante Kon- auch über pädagogisches Geschick. takte, sondern außerdem viele Freund- „Ich habe Sport, Geografie und Ger- schaften. Zum Beispiel zu , manistik studiert“, sagt der 45-Jährige. der damals als Jugendtrainer von Eine schulische Laufbahn hat er trotz- Borussia Dortmund arbeitete, oder zu dem nicht angestrebt. Der Fußball war , der ihn 1995 als Jugend- schon immer sein Metier. cheftrainer zu Borussia Mönchenglad- bach holte. Für den Borussia-Anhänger In seiner aktiven Zeit spielte Ralf eine Herzensangelegenheit. Im „Fohlen- Peter beim VfB Rheine in der , stall“ trainierte, sichtete und förderte bei Eintracht Rheine und dem FC Gro- er Talente wie Sebastian Deisler, Marcell nau-Epe. „Ich habe meistens im offensi- Jansen oder Eugen Polanski. ven Mittelfeld gespielt. Meine Aufgabe war es, Angriffe einzuleiten, ich habe Dennoch blieb sein Faible für die aber auch Tore selbst gemacht“, erzählt Verbandsarbeit. Deshalb sagte er auch er. An der strategischen Rolle hat er zu, als ihn der Fußballverband Nieder- Gefallen gefunden. Allerdings hat sich rhein 1999 als Verbandssportlehrer seine Position geändert. Heute zieht er engagieren wollte. „Ich konnte wieder nicht mehr die Fäden auf dem Feld, mit Mannschaften arbeiten und gleich- sondern von der Trainerbank aus. zeitig Trainer ausbilden. Das barg für mich einen großen Reiz“, erklärt Ralf Eine Aufgabe, bei der Ralf Peter von Peter. Anfang an Erfolge feiern konnte. So führte er bereits als Jugendtrainer die Außerdem entwickelte sich ein Kreis-Auswahl Steinfurt zu vier West- neuer Schwerpunkt für ihn. Bereits für falen-Meisterschaften. Daraufhin wurde den FLVW hatte er 1994 erstmals eine der Fußball- und Leichtathletik-Verband Mädchenmannschaft trainiert. Dadurch Westfalen (FLVW) auf ihn aufmerksam resultierte ein Kontakt zu Tina Theune- und bot ihm 1990 eine Stelle als Hono- Meyer. Der wurde nun nicht nur aufge- Ralf Peter gibt klare Anweisungen. rartrainer an. Ralf Peter fiel es nicht frischt, sondern vertieft und führte

102 DFB-Journal 2/2007 Aufmerksam beobachtet der Fußball- Lehrer die Entwicklung des Mädchen- fußballs und seiner Spielerinnen. schließlich so weit, dass er 1999 bei der Frauen-Nationalmannschaft mitarbeitete und beim Länderpokal-Turnier als Assis- tent und Scout eingebunden wurde.

Eine Aufgabe, bei der sich Ralf Peter bewährte. So erklärt sich der Anruf von Tina Theune-Meyer, den er 2001 erhielt. „Sie fragte, ob ich es mir vorstellen könnte, beim DFB als Trainer zu arbei- ten. Nachdem auch Michael Skibbe mir zugeraten hatte, sagte ich zu. Schließ- lich ist die Arbeit als DFB-Trainer das Größte, was man erreichen kann“, so der 45-Jährige.

Schnell fand sich Ralf Peter im neuen Umfeld zurecht. Bei den U 15- und U 17- Juniorinnen arbeitet er als Trainer, bildet außerdem gemeinsam mit Bernd Stöber Übungsleiter für die A-Lizenz aus. Er hat rund 200 Artikel in der Zeitschrift „Fußballtraining“ veröffent- licht, an zahlreichen Publikationen und Lehrfilmen mitgewirkt. Sein Eifer ist leicht erklärt. „Wenn ich Spaß an der Arbeit habe, kann ich mich darin regel- recht vergraben. Dazu kommt, dass meine Fußball-Philosophie deckungs- gleich mit der von Tina Theune-Meyer, Silvia Neid und des DFB ist. Das passt“, sagt Ralf Peter.

In der kommenden Saison wird er erstmals die U 17-Juniorinnen auf eine Europa- und im Fall der Qualifikation auch auf eine Weltmeisterschaft vorbe- reiten. Doch bei dem Blick auf das Spezielle verliert er nicht die Sicht für das Allgemeine. „Es ist Wahnsinn, wie die Zahlen im Frauen- und Mädchen- fußball nach oben gehen. Dabei ist das Potenzial längst nicht ausgeschöpft. Daran müssen wir weiter arbeiten“, fordert Ralf Peter.

Wenn er „wir“ sagt, dann schließt Ralf Peter auch seine Frau Kathrin ein. „Wir sind wohl das einzige Fußball- Lehrer-Ehepaar Deutschlands“, sagt er stolz und fügt schmunzelnd hinzu: „Wir sehen uns fast mehr auf dem Sport- platz als zu Hause.“ Denn Kathrin Peter ist Trainerin beim westfälischen Ver- band. Und lebt damit einen von Ralf Peters Jugendträumen weiter, den er für seinen Traumberuf beim DFB gerne aufgegeben hat.

DFB-Journal 2/2007 103 Turnierbörse

1. FC Finowfurt SC Herten 1932/87 DJK Winfried Kray Durch den Fußball Deutschland und DEUTSCHLAND C-Jugend F- bis D-Jugend G- bis D-Jugend 9. und 10. Februar 2008 4. und 5. August 2007 11. und 12. August 2007 die Welt kennen lernen – wer möchte VSF Amern Ulrich Ehrmann Frank Waschhöfer Michael Schnell B- und A-Jugend Zum Jugendheim 17 Spichernstraße 3 Werner-Viebig-Weg 12 10. und 11. Mai 2008 16244 Schorfheide OT Finowfurt 45699 Herten 45309 Essen das nicht? Auch in den kommenden Heinz-Jürgen Dohmen 0 33 35 / 33 04 60 01 78 / 9 80 94 65 01 79 / 1 20 88 46 Hehler 102 [email protected] [email protected] [email protected] Monaten können schon die jüngsten 41366 Schwalmtal 0 21 63 / 3 23 04 TSV Grünbühl SpVgg. 03 Ilvesheim SV 07 Linnich [email protected] G- und E-Jugend A-Jugend, 9. bis 11. Mai 2008 Spieler auf Reisen gehen, denn G- bis A-Jugend 10. November 2007 Thomas Gropp 4. bis 13. Januar 2008 Blumenthaler SV C-Jugend, 11. November 2007 Berliner Straße 11 Andreas Sauer wiederum sehr umfangreich ist C-Jugend D-Jugend, 19. Januar 2008 68549 Ilvesheim Jan-von-Werth-Straße 2 26. August 2007 F- und B-Jugend, 20. Januar 2008 01 62 / 9 42 73 07 52441 Linnich Torsten Hennecke Walter Junge [email protected] das Angebot von Turnieren für 01 73 / 2 84 34 40 Ihlpohler Weg 14 Solitudeallee 115 [email protected] 28790 Schwanewede 70806 Kornwestheim TuS Immekeppel alle Altersklassen. Die Turnier- 01 51 / 55 01 73 20 0 71 54 / 80 43 60 A-Jugend, 10. August 2007 [email protected] [email protected] G-, F-, D- und B-Jugend VfB Lohberg börse ist auch im Internet unter sowie B-Juniorinnen A-Jugend SuS Boke 1. FC 08 Hassloch 11. August 2007 22. und 23. September 2007 www.dfb.de/dfb-info/juniorecke G- und F-Jugend D- und C-Jugend E- bis C-Jugend Klaus Beutler 9. Dezember 2007 11. August 2007 12. August 2007 Wilhelminenstraße 147 a Ralf Henksmeier Thomas Weisgerber Wolfgang Skupin 46537 Dinslaken zu finden. Wer zukünftig seine Herder Straße 19 Hüttenstraße 35 Löher Straße 17 01 78 / 2 84 11 75 33129 Delbrück-Boke 67550 Worms 51491 Overath [email protected] Veranstaltung in der Turnierbörse 0 52 50 / 5 42 29 01 71 / 7 40 31 73 0 22 04 / 7 31 81 [email protected] [email protected] [email protected] SC Norbertus Magdeburg D-Jugend, 8. März 2008 erfassen lassen möchte, kann dies TV Brechten 1913 1. FC Hattersheim SV E. Jerxen-Orbke Heinrich Wiemeyer G- und F-Jugend E-Jugend E-Jugend Hegelstraße 18 4. August 2007 25. August 2007 5. August 2007 tun, indem er das entsprechende 39104 Magdeburg Oliver Smolinski Günter Marx Andreas Beckschäfer 03 91 / 5 41 17 28 An den Stahlhäusern 4 Mainzer Straße 62 Donoperteich 1 Formular unter der angegebenen wiemeyer-magdeburg@ 44339 Dortmund 65479 Raunheim 32760 Detmold t-online.de 01 78 / 9 72 69 55 0 61 42 / 4 68 18 01 51 / 11 21 85 17 Internet-Adresse ausfüllt oder die [email protected] [email protected] [email protected] SSV Marienheide Angaben an folgende Adresse TuS Schwarz-Weiß Elmschenhagen KJA Heidelberg Karlsruher SV G- bis A-Jugend, F-Jugend E- bis C-Jugend, C-Juniorinnen D-Jugend D- und C-Juniorinnen 8. September 2007 10. bis 12. Mai 2008 3. und 4. Mai 2008 11. bis 19. August 2007 schickt: Deutscher Fußball-Bund, Mathias Babbe Walter Beisel Thomas Huber Christian Sülzer Klagenfurter Weg 116 Merianstraße 3 Am Sportpark 7 Auf dem Allöh 5 Direktion Kommunikation, Stichwort: 24147 Kiel 69168 Wiesloch 76131 Karlsruhe 51643 Gummersbach 04 31 / 78 29 64 0 62 22 / 86 39 01 76 / 10 05 97 89 0 22 61 / 81 65 65 Turnierbörse, Otto-Fleck-Schneise 6, [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] 60528 Frankfurt am Main.

Anspannung pur: Der Nachwuchs von Borussia Belzig schwört sich auf ein wichtiges Spiel ein.

104 DFB-Journal 2/2007 Fußball unter dem Dach: Auch das ein oder andere Hallen-Turnier befindet sich im Angebot.

FV Markgröningen SpVgg. Oberaussem-Fortuna Schweriner SC E- und D-Jugend G-Jugend und G-Juniorinnen D-Jugend 26. und 27. Januar 2008 11. August 2007 9. und 10. Februar 2008 Hans-Jörg Meißner Eric Louis Peter Brügmann Glockenweg 6 Turnstraße 5 Ratzeburger Straße 44 71706 Markgröningen 50129 Bergheim 19057 Schwerin 0 71 45 / 48 62 01 77 / 7 64 26 41 01 72 / 3 13 65 06 [email protected] [email protected] [email protected] Radebeuler BC 08 11/45 SG Massen 19 E- und D-Jugend FC Singen 04 G- und F-Jugend 1. September 2007 D- und C-Jugend 11. August 2007 C-Jugend, 2. September 2007 8. und 9. September 2007 Ulrich Szcypior Günther Sommer Christian Rottler Im Kamp 51 c Hechtstraße 139 Erlengrund 3 59427 Unna 01127 78224 Singen-Bohlingen 0 23 03 / 10 62 68 03 51 / 8 04 71 69 01 73 / 6 70 79 35 [email protected] [email protected] TV Rhede 1925 TuRa Meldorf G- bis C-Jugend, VfB Friedetal Sollstedt G- bis A-Jugend, E- bis C-Juniorinnen G- bis C- und A-Jugend D- bis B-Juniorinnen 11. und 12. August 2007 10. bis 12. Mai 2008 31. August bis Ludger Wanders Holger Metz 2. September 2007 Benstraße 27 Bergstraße 25 Axel Utech 46414 Rhede 37345 Bischofferode Norderpiep 7 01 71 / 5 49 70 94 0 36 07 / 79 23 43 25704 Meldorf sommercup2007@ [email protected] 0 48 32 / 55 61 94 tvrhede-fussball.de [email protected] VfL Sassenberg FC Spandau 06 G- bis A-Jugend, B-Juniorinnen 1. FC Mönchengladbach D- bis B-Juniorinnen 22. bis 24. März 2008 G- bis D-Jugend 22. Dezember 2007 bis Daniela Barsch 10. bis 12. Mai 2008 6. Januar 2008 Heerstraße 387 Irek Rosanka VfL Sassenberg 13593 Berlin Gerlerather Mühle 29 Telgenkamp 2 a 0 30 / 35 13 57 89 41179 Mönchengladbach 48336 Sassenberg [email protected] 0 21 61 / 57 07 16 0 25 83 / 91 92 15 [email protected] [email protected] SV Alemannia Waldalgesheim FSC Mönchengladbach FC Schwalbach G- bis B-Jugend E-Juniorinnen D-Jugend 17. bis 19. August 2007 11. August 2007 19. und 20. Januar 2008 Harald Kolz Werner Neue Thomas Seehöfer Spitalwiese 4 Fritz-Reuter-Weg 5 Danziger Straße 17 55425 Waldalgesheim 47475 Kamp-Lintfort 65824 Schwalbach 0 67 21 / 49 82 52 0 28 42 / 8 17 06 01 70 / 5 56 98 98 post@ Die Jüngsten in Lauerstellung: „Beim nächsten Spiel [email protected] [email protected] alemannia-waldalgesheim.de will ich dabei sein!“

DFB-Journal 2/2007 105 Turnierbörse

10. Bezirksblätter Dreikönigsturnier BELGIEN SVG Reichenau G- bis C-Jugend Hageland Cup 2008 2. bis 6. Januar 2008 Wolfsdonk Sport Joe Walcher F- bis A-Jugend, C- und Klappholzstraße 2 B-Juniorinnen 6020 INNSBRUCK 10. und 11. Mai 2008 00 43 - 6 64 / 6 17 37 22 Chris Feyaerts [email protected] Rhodestraat 5 3201 LANGDORP 00 32 - 13 / 78 34 88 Internationaler Sommercup [email protected] 1. SC Simmering E-Jugend 15. August 2007 DÄNEMARK Andreas Grill Hirschstettnerstraße 26/2/10 Nörhalne Cup/Nörhalne IF 1220 WIEN F- bis A-Jugend, 00 43 - 6 64 / 5 18 08 55 F- bis B-Juniorinnen [email protected] 1. bis 4. Mai 2008 Henrik Niss Birkevej 11 9430 VADUM UGANDA 00 45 / 98 26 83 69 Ujufoc Holiday Soccer Camp [email protected] Tournament Union of Uganda Junior Football Clubs-Ujufoc NIEDERLANDE D- bis B-Jugend, D- bis B-Juniorinnen SC Millingen Meisjes Toenooi 27. Dezember 2007 bis SC Millingen 1. Januar 2008 D- bis B-Juniorinnen Ssemugenyi Abdu Sulaiman 25. August 2007 KAMPALA Angela Sanders 0 02 56 / 7 12 87 37 56 Karel Doormanstraat 41 [email protected] 6566 XP MILLINGEN AAN DE RIJN 00 31 / 6 51 63 58 55 [email protected] ZYPERN

Cyprus Cup ÖSTERREICH E- bis B-Jugend 20. bis 27. Oktober 2007 Soccercup 2007 SVSF Pottschach Pro-Amsoccer Tours/ F- bis D-Jugend Orthodoxou Group 1. und 2. September 2007 Orthodoxou Tower, 44 Filip Blazanovic United Nations Street Feldgasse 5 6042 LARNAKA Wie bei den ganz Großen: verbissener Zweikampf um den Ball. 2623 GRAFENBACH 0 03 57 / 97 63 74 08 TV Wasserlos 1907 00 43 - 6 76 / 5 37 19 08 [email protected] G- bis D- und B-Jugend [email protected] [email protected] 8. und 9. September 2007 Reimer Heller Cranachstraße 25 63755 Alzenau 0 60 23 / 21 53 [email protected]

TSV Weikersheim B-Jugend, 10. bis 12. Mai 2008 Karl Stirnkorb Fasanenweg 10 97990 Weikersheim 0 79 34 / 87 19 [email protected]

Jugendsport Wenau 1957 F-Jugend, 4. August 2007 Norbert Collip Im Wiesenhang 10 52249 Eschweiler 0 24 03 / 50 19 47 [email protected]

SG Union 94 Würm-Lindern G- bis B-Jugend 17. bis 19. August 2007 Stefan Cüster Im Feldchen 2 52511 Geilenkirchen 01 74 / 9 49 04 26 [email protected]

CSI Milano Wuppertal F-Jugend, 1. Mai 2008 Günther Ahrens Germanenstraße 12 42275 Wuppertal 01 77 / 3 44 44 96 [email protected]

VfB Zwenkau E-Jugend, 1. Mai 2008 Holger Grzeschik Mozartstraße 6 04442 Zwenkau 01 72 / 3 64 30 77 [email protected] Dem Turniersieg ein Stück nähergekommen: Diese Jugendlichen bejubeln einen Treffer.

106 DFB-Journal 2/2007

DFB-Kulturstiftung

Signale werden weit in die Gesellschaft h Pflege der Anknüpfend an das erfolgreiche Kunst- und Kulturprogramm der FIFA WM 2006 wurde die Kulturstiftung des Deutschen Fußball-Bundes gegründet. Unter Vorsitz von DFB-Vizepräsident Karl Schmidt (Vorstand) und DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger (Kuratorium) fand vor dem Länderspiel in Nürnberg die konstituie- rende Sitzung statt. Es berichtet DFB- Mitarbeiter Thomas Hackbarth.

ährend der Weltmeisterschaft im eigenen Land wurde ein- drucksvoll demonstriert, dass W der Doppelpass zwischen Fußball und Kultur ein breites Publikum findet. Von der Kunstausstellung „Rundlederwelten“ bis zu André Hellers 15 Meter hohem begehbaren Fußball-Globus – WM-Kultur bot ein faszinierendes Spektakel, das sich rund 3,5 Millionen Menschen anschauen wollten.

„Uns stellen sich gerade angesichts der großen Tradition kulturelle Auf- gaben, die wir jetzt mit Entschlossen- heit und Fantasie anpacken wollen“, sagte Dr. Theo Zwanziger anlässlich der Gründung der Stiftung in Nürnberg. „Fußball hat sich zu einem bedeuten- den Stück Alltagskultur der Menschen in Deutschland entwickelt. Mit großer Freude stellen wir seit einigen Jahren fest, dass sich auch Historiker, Künstler und Kulturschaffende ernsthaft mit dem Fußball auseinandersetzen. Den Weg, den wir vor und während der WM ein- geschlagen haben, wollen wir nun mit der Gründung der Stiftung fortsetzen.“

Zu den in der Satzung festgelegten Zielen gehört unter anderem die Pflege und Bewahrung der langen Fußball- Brillante Resonanz geschichte in Deutschland. Verwirklicht erhielt der Fußball- werden soll dies beispielsweise durch Globus vor und während der WM. die Trägerschaft eines nationalen Fußballmuseums.

108 DFB-Journal 2/2007 muss Vorreiter sein für eine Kultur der ft hinein gesendet Fairness, der wechselseitigen Achtung und des Respekts. Die DFB-Kultur- stiftung wird hier Signale weit in die Gesellschaft hinein senden.“

Fußball-Geschichte Sönke Wortmann, Träger des Adolf- Grimme-Preises, der mit seiner Doku- 14 Städte hatten mit 25 Standortan- ersten Schritt das Gespräch mit der mentation „Deutschland. Ein Som- geboten für das Museum ihre Bewerbung Landesregierung und den vier Städten mermärchen“ und dem Spielfilm „Das abgegeben. Nach eingehender Beratung suchen, um die generellen Realisierungs- Wunder von Bern“ die Kinoepen zu beschloss das DFB-Präsidium, die Prio- chancen des Projekts zu sondieren. gleich zwei WM-Turnieren gedreht hat, rität der Standortsuche zunächst auf die gehört dem Kuratorium ebenso an wie Bewerbungen der vier Städte aus Nord- Im Kuratorium der neu gegründeten Rainer Holzschuh, Chefredakteur des rhein-Westfalen, nämlich Dortmund, Gelsen- DFB-Kulturstiftung sind zahlreiche „Kicker-Sportmagazin“, und der ehe- kirchen, Köln und Oberhausen, zu legen. bekannte und bekanntermaßen kultur- malige WDR-Intendant Fritz Pleitgen. interessierte Personen des öffentlichen Die generelle Bedeutung des Bal- Lebens vertreten, wie etwa Hans Meyer, Einen weiteren Schwerpunkt der lungsraums NRW, insbesondere des der nicht nur den Pokal-Finalisten 1. FC Stiftungstätigkeit bildet neben der Ruhrgebiets, auf der Fußball-Landkarte Nürnberg, sondern auch die Schrift- Erforschung der Fußballgeschichte spielt in diesem Votum eine maßgebliche steller-Nationalmannschaft trainiert. die Unterstützung von künstlerischen Rolle. Nordrhein-Westfalen ist nicht nur Projekten rund um den Fußball. Das das bevölkerungsstärkste Bundesland Claudia Roth, Bundesvorsitzende können Theaterstücke ebenso sein mit einer gleichzeitig außerordentlich der Grünen und ebenfalls Mitglied des wie Kunstausstellungen, Lesungen dichten Besiedlung. Die Region verfügt Kuratoriums, sagt: „Ich freue mich sehr oder interaktive Kunstprojekte. Die außerdem über eine große Anzahl von über die Gründung der DFB-Kultur- Förderung von Maßnahmen gegen Traditionsvereinen mit einer ausge- stiftung, weil Fußball eine kulturelle Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und prägten Fanszene. Der DFB wird in den Klammer um die Gesellschaft ist und Antisemitismus rundet die Palette der kommenden Wochen nun in einem viel für die Integration leistet. Fußball Ziele der DFB-Kulturstiftung ab.

Die Ausstellung „Rundlederwelten“ in Berlin war ein voller Erfolg.

DFB-Journal 2/2007 109 Internet-Ecke

Video-Magazin der DFB-Auswahl entwickelt sich zum Quotenhit „ImTeame” Einblicke

Im März dieses Jahres ging rund um die Länderspiele der Nationalmannschaft in Prag gegen Tschechien und in Duisburg gegen die Schweiz erstmals das Internet- Magazin „ImTeam” auf Sendung. Das neue Video-Angebot der DFB-Internet- Redaktion wurde zu einem sensationellen Quotenhit. Hunderttausende Abrufe doku- mentieren den Erfolg. DFB-Redakteur Michael Herz stellt das neue Angebot vor.

aben Sie Oliver Bierhoff, den Manager der deutschen Fußball- Nationalmannschaft, schon einmal H beim Kopfstand erlebt? Wussten Sie, dass Papadelle mit frischen Tomaten und Basilikum das Lieblingsgericht von Nationalspieler Bernd Schneider ist? Nein? Dann war Ihnen sicher auch nicht bekannt, dass Stürmer Lukas Podolski beim Basketball ebenso treffsicher ist wie auf dem Fußballplatz. Wenn Ihnen bisher all das unbekannt war, dann haben Sie noch nicht beim Nationalmann- schaftsmagazin „ImTeam” auf der DFB- Website www.dfb.de reingesehen. Und Sie haben etwas verpasst.

Bei den Länderspielen im März in Prag gegen die Tschechische Republik und in Duisburg gegen Dänemark feierte das Video-Magazin seine Premiere. Ein Interview mit Oliver Bierhoff, die Ankunft der Nationalspieler im Mann- schaftshotel und danach ein Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw waren die Themen der ersten Sendung am 20. März 2007. Und von Beginn an ent- wickelte sich das Nationalmannschafts- Magazin zum Quotenhit. Mehr als 5.000 User klickten bei der Ausgabe eins von „ImTeam” rein. Insgesamt 14 Folgen wurden im März in den neun Tagen rund um die Länderspiele produ- ziert. So präsentierte Abwehrspieler Christoph Metzelder den DFB-Usern sein blaues Auge und gab Entwarnung wegen einer möglichen Absage für das Tschechien-Spiel. Kapitän Michael

110 DFB-Journal 2/2007 Vielfalt: Ob Tipps zum Torwart-Training (oben) oder Reportagen über PR-Termine (unten), das Video-Magazin „ImTeam“ bietet den Fans ein breit gefächertes Angebot.

„ImTeam”: Das neue Internet-Magazin gewährt bislang unbekannte Einblicke in die Abläufe rund um die Nationalmannschaft.

Ballack war ebenso im Exklusiv-Inter- mit Andreas Köpke. Gemeinsam mit view zu sehen wie DFB-Trainer Hansi Jens Lehmann, Timo Hildebrand und Flick, Ehrenspielführer Uwe Seeler oder gibt der Torwart-Trainer Debütant Simon Rolfes. Fitness-Trainer wichtige Tipps, wie man ein erfolgrei- Oliver Schmidtlein gewährte den Fans ches, modernes Training gestalten via „ImTeam” einen Einblick in das Rege- kann. Allein diese fünf Folgen wurden nerationstraining der Nationalspieler. mehr als 25.000 Mal abgerufen. Auf- grund des großen Zuspruchs wird Wenn die jeweils neuste Folge des Andreas Köpke mit den Nationaltor- Magazins eingestellt wurde, glühten die hütern weitere Lektionen aufnehmen, Internet-Verbindungen. Am Ende der die bei den nächsten „ImTeam”-Staffeln ersten Staffel standen mehr als eingebunden werden. 200.000 abgerufene Videos zu Buche. Ein sensationeller Start, der die Mann- Eine Fortsetzung wird es auch von Nationalmannschaft und über Aktionen schaft von „ImTeam” rund um DFB- dem Quotenhit der ersten Sendungen der DFB-Auswahl. Natürlich finden Sie Mediendirektor Harald Stenger und TV- geben: den „Tricks mit Hitze”. Mittel- auf der DFB-Website auch Bewegtbilder Koordinator Uli Voigt weiter anspornte. feldspieler Thomas Hitzlsperger hatte der anderen DFB-Mannschaften, von Im Umfeld der Länderspiele Anfang dabei zum ersten Mal seine Trickkiste DFB-Persönlichkeiten oder von Aktionen Juni gegen San Marino in Nürnberg geöffnet und den Fans ein paar seiner und Veranstaltungen des Deutschen und gegen die Slowakei in Hamburg Kunststücke vorgeführt. Mehr als Fußball-Bundes – zum Beispiel der ging die zweite Staffel der „ImTeam”- 10.000 Abrufe bestätigten, dass es Verleihung des Julius-Hirsch-Preises Reihe auf Sendung. Wieder gab es reich- unbedingt einer Neuauflage bedarf. oder den DFB-Pokalendspielen 2007. lich exklusive Inhalte – ob Interviews mit Spielern, Trainern und Betreuern Zu den neuen Video-Produktionen Den meisten Zuspruch erhält aber oder Bilder aus dem Mannschaftshotel, der DFB-Internet-Redaktion gehören klar „ImTeam”. Bei der zweiten Staffel dem Training oder von PR-Terminen. So außerdem die Zusammenfassungen mit den insgesamt 23 Folgen wurden konnte der User die Nationalspieler Mario der deutschen Länderspiele, die auf fast 250.000 Videoabrufe gezählt. Die Gomez und Marcell Jansen beim Tisch- www.dfb.de einen Tag nach den Spielen nächste Ausgabe des Nationalmann- kicker-Spiel gegen Fan-Club-Gewinner abzurufen sind. Im Videobereich der schafts-Magazins „ImTeam” ist für Mitte bewundern. Ein erfolgreicher Auftritt DFB-Website können Sie alle Tore und August geplant, wenn sich die DFB- der beiden mit vertauschten Aufgaben: die entscheidenden Situationen der Auswahl in Frankfurt am Main trifft, um Stürmer Gomez spielte in der Abwehr, Spiele immer und immer wieder anse- sich auf das Länderspiel gegen Eng- Abwehrspezialist Jansen im Sturm. hen. Abgerundet wird das Angebot land im Londoner Wembley-Stadion durch die Videoporträts der National- vorzubereiten. Sie können via Internet Ein Höhepunkt der zweiten Staffel spieler, Highlights der WM 2006 sowie ganz dicht dabei sein. „InTeame” Ein- ist zweifelsohne das Torhüter-Training Filmmaterial aus der Geschichte der blicke eben.

DFB-Journal 2/2007 111 Paules Welt

Sommerpause! Wie ich fußballverrückter Vogel diesen Begriff hasse. Allein schon die rein grammatikalische Verknüpfung der Nomen (zu Deutsch Hauptwörter) Sommer und Pause. Völlig irreführend finde ich das. Was bitteschön ist denn, wenn der Sommer Pause macht? Genau, Winter! Ist jetzt gerade Winter? Nein, selbst wenn es dieser Tage manchmal fast den Anschein hat. Aber auch fuß- balltechnisch gesehen ist diese Zeit im Juni und Juli ziemlich blöde. Eine echte Nichtzeit sozusagen, nichts geht näm- lich. Besser gesagt nichts rollt. Keine Bundesliga am Wochenende, keine Champions-League- und UEFA-Pokal- Begegnungen oder Länderspiele in der Woche. Und selbst auf dem Platz gleich um die Ecke von meinem Heimathorst, dort, wo sonst ein B-Ligist sonntags seine Heimspiele austrägt, die mir Fußball-Süchtigem schon oft als „Ersatzdroge“ gedient haben, ist das Einzige, was derzeit rollt ein großer gelber Bagger. Die städtischen Grün- anlagenpfleger verlegen einen neuen Rasen für die nächste Saison.

Wenn nichts rollt, geht nichts Sommer? Pause!

as mir bleibt, sind also vor dest ein paar torreiche Testspiele allem Gedanken an die gute gegen unterklassige Amateurteams alte Zeit. Die so alt eigentlich absolvierten, rollte der Ball. Ach wie W noch gar nicht ist. Gerade war das schön. Keine Spur von som- einmal ein Jahr, um genau zu sein. merlichen Entzugserscheinungen. Ich Wie schön war das doch anno 2006, konnte einfach den Fernseher an- als wir die Weltmeisterschaft in schalten und sofort flimmerte Fußball Deutschland hatten. Bis zum 9. Juli, über die Mattscheibe, einfach die bis zu einem Tag also, an dem bereits Zeitung aufschlagen und lesen, wie zahlreiche Bundesligisten wieder in viel Geld die englischen Spielerfrauen der Vorbereitung waren und zumin- beim täglichen Shoppen ausgeben,

112 DFB-Journal 2/2007 Große Sorgen bereiteten „Paule“ die Wetter-Kapriolen der vergange- nen Wochen mit heftigen Gewittern.

Schlimme Zeit für Fußballfans: die Sommerpause.

dass vor dem deutschen Mannschafts- lässt sich damit die – aus Sicht eines sind besser als nichts. Und nachts hotel in Berlin 900 Fans auf ihre Fans eh unbestrittene – Formel „Keine brauche ich ebenfalls nicht nur vom „Lieblinge“ warten und die Fanmeilen Sommerpause gleich Supersommer, Fußball zu träumen, denn in Vene- immer neue Besucherrekorde vermel- lange Sommerpause gleich mieser zuela findet die Copa América statt, den. Kurzum: Es war eine geile Zeit. Sommer“ ja auch klimatologisch be- so etwas wie die Europameisterschaft weisen. Was das bringen soll? Keine der Südamerikaner. Obwohl die Her- Zumal man sich überhaupt keine Ahnung, aber interessant wäre es ren Ronaldinho, Kaká oder Ronaldo Sorgen um das Wetter machen musste. allemal. nicht mit dabei sind und lieber Urlaub Fußball-WM bedeutete gleichzeitig machen, sind die Spiele allemal Sonnenschein in Deutschland. Vier Aber egal: Selbst ich als „Paule“ sehenswert und tausendmal besser Wochen lang jeden Tag neue Höchst- weiß natürlich, dass sich die Herren als (Alp-)Träume zum Thema fußball- temperaturen. Und selbst die Som- Fußballer einmal ausruhen müssen. freie Zeit. mergewitter, die dieses Jahr das Land Dass es ohne Sommerpause nicht fast täglich in Atem halten, hielten geht. Und ganz ohne meinen Lieb- In diesem Sinne wünsche ich Euch sich dezent zurück. Vielleicht sollte lingssport muss ich ja gar nicht aus- allen eine möglichst angenehme und ich den Herrn Kachelmann und seine kommen. Immerhin gibt es ja noch sorgenfreie Rest-Sommerpause. Und Wetter-Kollegen vom Fernsehen mal den UI-Cup. Und Spiele zwischen Kopf hoch – es geht ja bald weiter!!! fragen, ob es nicht sinnvoll wäre, die Gloria Bistrita und OFK Grbalj, Tobol meteorologische Relation von Fußball Kostanay und FC Zestafoni sowie und Sommer zu erforschen. Vielleicht Zalaegerszegi TE und Rubin Kasan Euer Paule

DFB-Journal 2/2007 113

Aus den Verbänden

Westfalen: Rückenwind für den Schulfußball

Mit der Schulfußball-Offensive des Deutschen Fußball-Bundes und des Fußball- und Leicht- athletik-Verbandes Westfalen (FLVW) sollen nicht nur Talente entdeckt, son- dern auch durch eine Aktivierung des Straßenfußballs Jungen und Mädchen das Fußballspiel abseits von PC und Fernsehen nahegebracht werden.

Der Street-Soccer-Cup 2007 des FLVW war Startschuss für eine ver- stärkte Zukunfts-Offensive im Grund- Grund zur Freude hatten DFB- und FVM- schulbereich. In fünf Qualifikations- Mittelrhein: Ehrenpräsident Egidius Braun (vorne) runden, gemeinsam mit dem Partner sowie Karl-Josef Tanas, Dr. Theo RevierSport organisiert, wurden aus 60 Alfred Vianden zum Zwanziger und Alfred Vianden (von links). Teams (174 Spiele, 1.184 Tore) die zwölf Präsidenten gewählt Finalteilnehmer für das Endrunden- Ebenfalls in den ehrenamtlichen turnier auf dem immer noch mit WM Es waren bewegende Ruhestand verabschiedeten die 2006-Flair anmutenden Friedensplatz Momente für Karl-Josef Anwesenden den Vorsitzenden des in Dortmund ermittelt. Die Sieger- Tanas. Mit stehenden Ova- Rechts- und Satzungs-Ausschusses, mannschaft von der Canisiusschule tionen zollten Delegierte und Gäste, Hans-Hermann Menzel. Der 72-Jäh- Marl kann sich nun auf ein Trainings- darunter hochrangige Vertreter aus rige, seit 1995 auch stellvertretender lager im SportCentrum Kamen-Kaiserau Sport und Politik, dem 72-Jährigen Vorsitzender des DFB-Sportgerichts, freuen, das Manfred Deister, FLVW- beim Verbandstag des Fußball- gibt nach 21 Jahren Vorstandstätig- Vizepräsident Jugend, als Preis nannte. Verbandes Mittelrhein (FVM) in der keit das Amt im FVM an Ernst Wilden Sportschule Hennef ihren Respekt ab. Menzel wurde gemeinsam mit Wolfgang Staab, DFB-Abteilungs- und verabschiedeten ihn als Präsi- dem ehemaligen Vizepräsidenten des leiter Schulfußball: „Eine Riesenge- denten des siebtgrößten DFB-Landes- Verbandes, Walter Schneeloch, und schichte, die der FLVW auf die Beine verbandes, den er 30 Jahre lang im dem langjährigen Aachener Kreis- gestellt hat. Das hat Zukunft für eine Vorstand – davon 15 Jahre als Präsi- vorsitzenden Horst Scharra zum deutschlandweite Umsetzung. So dent – wesentlich mitgeprägt hat. In Ehrenmitglied ernannt. erhält der Schulfußball Rückenwind.“ Anerkennung seiner Verdienste Ellen Bertke Karl-Heinz Trockel ernannte ihn der Verbandstag neben Egidius Braun zum zweiten FVM- Ehrenpräsidenten und zeichnete ihn mit dem FVM-Ehrenring aus.

DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger würdigte das langjährige Engagement von Tanas auf Bundes-, Regional- und Landesverbandsebene und überreich- te ihm die Goldene Ehrennadel des Deutschen Fußball-Bundes.

Einstimmig wählten die Delegierten anschließend den bisherigen Vize- präsidenten Alfred Vianden aus Alfter zum vierten FVM-Präsidenten in der 60-jährigen Verbandsgeschichte. Neue Vizepräsidenten wurden Dr. Stephan Osnabrügge und Karl-Heinz Witt. Das geschäftsführende Präsidium komplet- tiert Schatzmeister Sascha Hendrich- Ein idealer und historischer Ort für das Street-Soccer-Endrundenturnier: der Bächer. Friedensplatz in Dortmund.

DFB-Journal 2/2007 115 Aus den Verbänden

Berlin: Magische Grenze überschritten

Harald Hahn, Vorsitzender des Melde-Ausschusses des Berliner Fußball-Verbandes (BFV), konnte jüngst Erfreuliches vermelden: Statistische Auswertungen hatten ergeben, dass die in der Haupt- stadt lange angestrebte magische Grenze von 100.000 gemeldeten Mit- gliedern bereits seit einiger Zeit über- Das neue Präsidium des Fußballverbandes Niederrhein. schritten worden war. Verein genommen und jetzt spiele ich verstärkte Initiativen für den Frauen- „Wir sind sehr glücklich, mit Hilfe auch dort“, antwortete Jennifer auf die und Mädchenfußball sowie die Gewin- des von der unvergesslichen Weltmeis- Frage, wie sie denn Mitglied in diesem nung und Betreuung von Trainern, terschaft 2006 erzeugten Schwungs Süd-Berliner Klub geworden ist. „Und Betreuern und ehrenamtlichen Helfern endlich diese Schallmauer durchbro- es macht mir ganz großen Spaß!“ für die Vereine. chen zu haben“, betonte BFV-Präsident Frank Schlüter Bernd Schultz stolz anlässlich dieses FVN-Präsident Walter Hützen machte Ereignisses. „Ganz besonders freut es in seiner Begrüßungsrede vor zahlrei- uns dabei, dass das Jubiläumsmitglied Niederrhein: chen Ehrengästen deutlich, wie wichtig ein Mädchen ist – denn gerade das Weichen für die es für den Fußballverband Niederrhein Fördern des Mädchenfußballs liegt uns war und ist, sich neben seinen sat- allen sehr am Herzen“, unterstrich Zukunft gestellt zungsgemäßen Aufgaben auch Feldern Schultz. wie der demografischen Entwicklung, Der Fußballverband Niederrhein dem Kampf gegen Gewalt und In einer Feierstunde in der Ver- (FVN) hat bei seinem Verbands- Rassismus auf den Sportplätzen und bandsgeschäftsstelle hieß der Präsi- tag in Nettetal die Weichen für einem angemessenen Engagement auf dent die zehnjährige Jennifer Hilcken die Zukunft gestellt und wichtige Be- sportpolitischer Ebene zu widmen. herzlich in der Berliner Fußballfamilie schlüsse gefasst, um die Entwicklung Besonders hob der 69-jährige Rechts- willkommen. Eine genaue Analyse der des Fußballs weiter zu fördern und die anwalt, der seit 1989 an der Spitze des Meldebögen hatte nämlich ergeben, rund 1.400 Vereine am Niederrhein noch FVN steht und später erneut einstim- dass es Jennifer ist, die nun als „Num- besser in ihrer Arbeit zu unterstützen. mig zum Präsidenten gewählt wurde, mer 100.000“ gelten darf. Die gebürtige dabei auch die dringend notwendige Berlinerin spielt für die D-Mädchen des Erreichen will das der FVN unter Sanierung und Modernisierung der SV Stern Britz 1889. „Vorher habe ich anderem durch den weiteren Ausbau Sportschule Wedau hervor. nur ein bisschen in der Schule Fußball seiner Service- und Dienstleistungen, gespielt. Dann hat mich aber meine eine Qualifizierungsoffensive für Ver- Personell gab es vor allem im Präsi- Freundin mit zum Training in ihren bands- und Vereinsmitarbeiter/-innen, dium wichtige Veränderungen: Mit Gisela Schmitz (Mülheim/Ruhr) als Vorsitzende des Frauenfußball-Aus- schusses hat nun erstmals eine Frau Sitz und Stimme im Präsidium. Neu in dieses Gremium gewählt wurden auch Peter Waldinger (Hilden) als Vorsitzen- der des neuen Qualifizierungs-Aus- schusses, Georg Lörcks (Rheinberg) als Vorsitzender des Freizeit- und Breiten- sport-Ausschusses und Manfred Abra- hams (Mönchengladbach) als Beisitzer mit Sonderaufgaben. Neuer Vizepräsi- dent wurde Heinz Croonenbroeck (Wachtendonk), während Josef Bowinkelmann (Mülheim/Ruhr), der diese Position viele Jahre lang inne- hatte, das wichtige Amt des Schatz- BFV-Präsident Bernd Schultz konnte Jennifer Hilcken als 100.000. Mitglied begrüßen. meisters übernahm. Guido Danek

116 DFB-Journal 2/2007 Fan tastisch! ... gut ausgestattet

www.dfb-fancorner.de DFB-Fan-Corner-Hotline 01805-67 23 00 Mehr als 250 Fanartikel auf einen Klick! Sportschulen

In Kaiserau, Wedau und Hennef bieten die Landesverbände moderne Trainings- und Service-Zentren an Kleine Fußball-Paradiese Im zweiten Teil der Serie über die Sportschulen der 21 Landesverbände des Deutschen Fußball-Bundes stellt der freie Journalist Andreas Kötter die drei traditionsreichsten Einrichtungen im Westen vor: Kaiserau, Wedau und Hennef. Kaiserau ist Stützpunkt des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen, Wedau und Hennef erfüllen diese Funktion für die Fußball-Verbände Niederrhein und Mittelrhein.

enn die brasilianische National- spartanische Zimmer und Gemein- mannschaft auf Europa-Tournee schaftsduschen denkt, der dürfte vor geht, dann ist das Beste nur gut allem beim Rundgang durch das zur W genug. Und das Beste, das war WM 2006 in Betrieb genommene für die Selecao Anfang Juni anlässlich SportHotel ins Staunen geraten. Die ihres Gastspiels im Dortmunder WM- Werbe-Broschüre sieht den gebotenen Stadion gegen die Türkei ein mehrtägi- Komfort im „gefühlten Vier-Sterne- ger Aufenthalt im hochmodernen Bereich“ und tatsächlich genügt das „SportCentrum Kamen-Kaiserau“, etwa 48-Zimmer-Haus in Ausstattung – jedes 15 Kilometer entfernt von der Heim- Zimmer verfügt unter anderem über stätte des BVB. Flachbild-TV und Wireless LAN – und Design höchsten Ansprüchen. Irgend- In der ehemaligen „Sportschule wo zwischen der Formenstrenge der Kaiserau“ hat sich nicht nur der Name Bauhaus-Philosophie und der „Ethik dem globalen Zeitalter angepasst. Wer des Weglassens“ eines Philippe Starck an Jugendherbergs-Atmosphäre, an liegt der Look.

Umfangreich modernisiert wurde im Vorfeld der WM 2006 das SportCentrum Kamen-Kaiserau.

118 DFB-Journal 2/2007 Inmitten grüner Auen und Wälder gelegen ist die Sportschule Hennef.

Ein Look, der auch Raul & Co. an- sowie ein Hallenbad. Bei aller gebote- Wedau, eine der größten Sport- sprach. „Die spanische Nationalmann- nen Modernität und Exklusivität hat schulen Europas, gilt weithin als schaft hatte bei uns ihr WM-Quartier aber auch der alte Slogan von der „Mekka des deutschen Jugendfuß- und sich absolut wohlgefühlt“, sagt „Sportschule mit Herz“ noch Bestand. balls“ und ist Austragungsort der Carsten Jaksch-Nink. Der Verwaltungs- Eine urige westfälische Kneipe, eine Sichtungsturniere des DFB. „Sieben direktor des Fußball- und Leichtathletik- Sportsbar im SportHotel und ein als Naturrasen-Plätze und die Kapazität Verbandes Westfalen erklärt: „Das Westfalenstadion stilisierter TV-Raum für fast 400 Übernachtungen ermögli- ‚SportHotel Kamen-Kaiserau’ ist eine von sorgen für tolle Atmosphäre. Insgesamt chen das“, so Baues, der zudem darauf drei Submarken unter unserer Dach- ein Angebot, das Jaksch-Nink „ganz verweist, „dass Wedau als Bundes- und marke ‚SportCentrum Kamen-Kaiserau’. oben“ im Ranking der deutschen Sport- Landesleistungszentrum für mehr als Dazu kommen, als bekannteste schulen ansiedelt. Die 12,8 Millionen 20 Sportverbände und den Deutschen Einrichtung, die ‚SportSchule Kamen- Euro, die für die Renovierungs- und Behindertensportverband dient.“ Auf Kaiserau’, die Franz Beckenbauer und Modernisierungsarbeiten verwendet über 8.000 Quadratmetern stehen die deutsche Nationalmannschaft 1990 wurden, sind sichtbar gut investiert. insgesamt 15 Hallen für Judo, Tennis, für die WM-Vorbereitung nutzten, sowie Rollsport oder auch Tanzen sowie das ebenfalls neue ‚SportCongressCenter’, Geld, das auch Robert Baues gern behindertengerechte Einrichtungen zur eine Tagungslandschaft für bis zu 200 zur Verfügung gehabt hätte. Baues ist Verfügung. Personen, auf die auch Unternehmen Leiter der nicht minder traditionsrei- zurückgreifen.“ Alle Einrichtungen chen Sportschule Wedau in Duisburg. Trotz aller Notwendigkeit zur laut liegen innerhalb eines überschaubaren Trotzdem verfügt das Zentrum des Baues „marktorientierten Ausrichtung“ Areals in einem ruhigen Wohngebiet. Fußball-Verbandes Niederrhein über hält man ideelle Werte hoch. „Völker- einen eigenen Charme. In unmittelbarer verständigung sehen wir als Auftrag“, Ebenso erstklassig wie die Unter- Nähe zur MSV-Arena und zur Ruder- sagt er. „Über die Jahrzehnte gibt es bringung: die Sportstätten. Vier Rasen- Regatta-Strecke gelegen, ist die eigentlich kaum ein Land, das noch und ein Kunstrasen-Platz stehen zur Sportschule beinahe eine kleine Stadt, nicht bei uns zu Gast war. Viele Freund- Verfügung, dazu je eine reine Leicht- deren Mittelpunkt ein sechzehnstöcki- schaften sind so entstanden.“ Vor athletik-, Fußball- und Basketball-Halle ger Wohnturm bildet. allem in der „zentralen Lage im Ruhr-

DFB-Journal 2/2007 119 Sportschulen

gebiet mit entsprechender Anbindung“, „inmitten einer grünen Lunge“ gelegen in Hennef zu Gast waren. Dennoch sieht sieht Baues den Grund dafür, „dass wir ist, wie Baues es ausdrückt. er die Sportschule auf einem etwas für Großveranstaltungen wie die ‚World anderen Weg als etwa Kaiserau. „Wir Games’ ebenso interessant sind wie für Einen noch grüneren Daumen können mit Hotels wie einem Hilton die Besucher von Messen“. hatten jedoch die Gründungsväter in nicht konkurrieren, das ist aber auch Hennef. Wenn der Begriff „Idyll“ nicht unser Anspruch. Unser Trumpf Der Schulleiter erkennt aber auch gerechtfertigt ist, dann hier. Mitten im sind die wunderbare Lage und die Viel- Handlungsbedarf. „Die Zimmer müssen Wald, etwa 15 Kilometer östlich von zahl hochmoderner Sportstätten.“ Und auf Hotel-Standard optimiert, das Bonn, liegt die Sportschule des Fußball- da ist man in der Tat hervorragend auf- Tagungs-Zentrum modernisiert und ein Verbandes Mittelrhein terrassenförmig gestellt. So gibt es für die „Kernsport- Kunstrasenplatz angelegt werden.“ an einem Hang. Nicht selten kann man art Fußball“ neben drei Naturrasen- Zum Abschied lädt er noch ein zu beim Morgenkaffee auf dem Balkon außerdem zwei Kunstrasenplätze und einem Besuch auf der Terrasse des eines der perfekt ausgestatteten eine große Kunstrasenhalle. Hotelturms und verspricht „einen Hotelzimmer plötzlich Rotwild beob- herrlichen Ausblick“. Und tatsächlich – achten, und es würde auch nicht ver- und einige wer glaubt, der Ruhrpott sei trist, wundern, wenn die sieben Zwerge am Freunde spielen hier einmal die Woche dunkel und schmutzig, erlebt hier oben Waldrand auftauchen würden. „Erst groß auf. Spezialhallen gibt es zudem sein grünes Wunder. Aus der Vogel- kürzlich musste unser Hausmeister für Sportarten, wie Judo, Ringen und perspektive erkennt man, dass Wedau morgens ein Reh befreien, das sich im Gewichtheben. Außergewöhnlich: Hintertornetz verfangen hatte“, erzählt Hennef verfügt auch über ein mit vier Andreas Eichwede, der Leiter der Ringen ausgestattetes Boxgym. „Felix Sportschule Hennef. Sturm wird sich hier demnächst auf Kontaktadressen seine WM-Titelverteidigung vorberei- „Zur Weltmeisterschaft wurde ten“, wie Eichwede weiß. Nach kno- SportCentrum Kamen-Kaiserau modernisiert“, so Eichwede, und das chenhartem Boxtraining könnte Sturm Jakob-Koenen-Straße 2 Resultat kann sich sehen lassen. Wenn zur Abkühlung noch vom Sprungturm 59174 Kamen-Methler vielleicht auch weniger stylish als in ins 50-Meter-Becken eintauchen. „Wir Telefon 0 23 07 / 37 10 Kaiserau, so erfüllt der gebotene haben hier ein kleines Paradies“, sagt E-Mail: [email protected] Standard der Sportschule durchaus Eichwede, der seinen Job in der höhere Ansprüche und Wünsche. Marketing-Abteilung von DaimlerChrysler Sportschule Hennef Wünsche, die auch die argentinischen vor einigen Jahren gegen den in der Sövener Straße 60 Nationalspieler mit Superstars wie Sportschule tauschte. Keine schlechte 53773 Hennef Riquelme und Sorin schon erfüllt sahen, Wahl, möchte man angesichts dieses Telefon 0 22 42 / 88 6-0 als sie 2005 während des Confed Cup Idylls meinen. E-Mail: [email protected]

Sportschule Wedau Die Sportschule Wedau mit ihrem markanten Friedrich-Alfred-Straße 15 Wohnturm gilt als eine der größten 47055 Duisburg Talentschmieden im deutschen Fußball. Telefon 02 03 / 77 80-0 E-Mail: [email protected]

120 DFB-Journal 2/2007 Sport fördern Menschen begeistern

Science For A Better Life

Wer heute als Nachwuchssportler Erfolg haben will, braucht neben viel Talent ebenso viel Unterstützung. Bayer, seit über 100 Jahren ein engagierter Förderer des deutschen Sports, bietet jungen Menschen diese Unterstützung. Und ermöglicht so dem Nachwuchs, seine Fähigkeiten in aller Ruhe zu entwickeln und sich selbst zu verwirklichen. Und dies nicht nur im Spitzensport, son- dern auch im Breitensport und Behinder- tensport. www.sport.bayer.de Fußball-Köpfe

Dresdens Idol Hans-Jürgen Kreische ist dem Fußball immer noch verbunden Sachsenkönig mit Adlerauge

Hans-Jürgen Die Erinnerungen sind noch immer leb- Kreische klebt der haft. Vor allem an seine Tore und sein Ball heute immer noch am Fuß ... verschmitztes Lächeln beim Jubel. Oder an seine Dribblings, wenn er mit wehen- der Mähne und aufgeprusteten Wangen an seinen Gegenspielern vorbeizog. Hans- Jürgen Kreische begeisterte die Fans. Der brillante Regisseur und Torjäger von und der Nationalmann- schaft gehörte zu den prägenden Spielern der 40 Jahre währenden Geschichte des DDR-Fußballs. Unmittelbar vor seinem 60. Geburtstag traf der freie Journalist Gottfried Weise das Dresdner Idol in traditionsreicher Umgebung.

resden. Ostragehege. Sportschule. Erster Stock. Im Bildungsraum findet sich ein spartanisches, aber D angenehm ruhiges Plätzchen. Nicht geplanter Geschichtsunterricht. Hans-Jürgen Kreische zeigt mit dem Finger aus dem Fenster: „Ein paar Ecken weiter, da hat mein Vater vor dem Krieg gewohnt, in der Friedrich- straße.“ Vater Hans Kreische musste als junger Kerl in den Krieg und damit platzte der Traum, Titel und Pokale mit Helmut Schön für den Dresdner SC zu sammeln. Dafür Flottendienst in Eng- land und Norwegen. Rückkehr 1946. Hans Kreische irrte durch die zerbombte Stadt. In Dresden-Lockwitz fand er dann seine Familie – nur Schwester Ursel nicht. „Sie ist verloren gegan- gen“, erzählt Hans-Jürgen Kreische.

Er hat die Vergangenheit mitge- bracht, einen Packen leicht vergilbter Fotos. Auf einem schaut „Hansi“, wie er schon seit frühester Kindheit genannt wird, spitzbübisch wie ehrfürchtig zum Vater auf, der nach der Heimkehr wie- der mit dem späteren Bundestrainer Helmut Schön für Dresden-Friedrich- stadt spielte, dem Nachfolge-Klub des Dresdner SC. „Damals hing ich ihm

122 DFB-Journal 2/2007 ständig am Rockzipfel“, erinnert sich schen Finanzminister Dr. Hans Apel. stollen revanchiert. Doch heute weiß er der Mann mit dem inzwischen ergrau- Zum Beweis zieht Kreische das Begleit- auch, dass „mir die Whisky-Wette bei ten und schütteren Haar, „ Vater war schreiben, das seinerzeit dem Paket den Funktionären keine Punkte mein erster Trainer, er legte besonde- beilag und das er bis heute aufbewahrt gebracht hat“. ren Wert auf eine gute Schusstechnik.“ hat, aus einem leicht zerfledderten Umschlag. Inzwischen hat er sich bei Die Folge: Abschied aus der National- Die frühe Schulung macht sich be- Hans Apel mit einem Dresdner Christ- mannschaft, nach 50 Länderspielen zahlt. Tore werden das Markenzeichen von Hans-Jürgen Kreische: Siegtreffer ... wie zu besten Zeiten beim 3:2-Finalerfolg im UEFA-Junioren- in der DDR-Auswahl. turnier 1965 gegen England. Vier Tore 1970 beim 6:0 im Messecup gegen Partizan Belgrad. Führungstreffer 1973 gegen Dino Zoff beim 2:0 im Europa- pokal der Landesmeister gegen Juven- tus Turin. Der Chef vom Dresdner Kreisel macht vor allem Dynamo mit seinen Toren europaweit bekannt. „Hansi“ Kreische ist in der Form seines Lebens, wird auch zum „DDR-Fußballer des Jahres 1973“ gewählt. Nicht zufällig lobt Bundestrainer Helmut Schön kurz vor der WM: „So einen wie Kreische könnten wir auch ganz gut gebrauchen.“

Beim einzigen deutsch-deutschen Vergleich am 22. Juni 1974 in Hamburg läuft Kreische mit der Rückennummer 10 auf. Trainer Georg Buschner muss keine psychologischen Tricks anwen- den, da beide Mannschaften schon für die Zwischenrunde qualifiziert sind. „Vielleicht war es diese Lockerheit, die uns half, zu zeigen, was wir drauf- hatten“, sagt der Spielmacher. Jürgen Sparwasser setzt die Einstellung in Zählbares um: das 1:0 in der 78. Minute.

Das Ergebnis ist bekannt, nicht so sehr, dass Hans-Jürgen Kreische heim- lich mit Bernd Cullmann das Trikot tauschte. Ein Souvenir, das er in Ehren hielt. Danach ging er vor jedem Punkt- spiel mit dem Bundesadler auf der Brust und der Nummer 8 auf dem Rücken ins Bett. Eine Eigenart, die damals nicht ohne Risiko war.

Aber das war Kreisches Art. So lässt er sich auch auf dem Lufthansa-Flug von Hamburg nach Düsseldorf zum Spiel der zweiten Finalrunde auf eine Wette ein. Sein Sitznachbar fragte ihn, was er von der Mannschaft der Bun- desrepublik hält. Kreische antwortet unverblümt: „Die BRD packt es noch.“ Der andere wettet dagegen: „Fünf Flaschen Whisky.“ Nach dem Endspiel kommt eine Kiste „Black & White“ auf diplomatischem Weg zu Kreische. Erst jetzt realisiert er, mit wem er gewettet hat, mit dem damaligen bundesdeut-

DFB-Journal 2/2007 123 Fußball-Köpfe

Fortan kümmert er sich um den Und wenn „Hansi“ Kreische dieser Dresdner Nachwuchs, formt Talente Tage nicht gerade „spioniert“, dann wie Alexander Zickler, Jens Jeremies unternimmt er im Dresdner Ortsteil oder Ralf Hauptmann. Von Kreisches Weißig mit seiner Frau Beate, einer Söhnen Sven und Jens zeigt vor allem Weltmeisterin im Handball, ausgiebige letzterer Talent und Torgespür, doch Radtouren, kümmert sich um die in der drei Knie-Operationen verderben Jens Nähe lebende Mutter Johanna und die große Karriere. Inzwischen hat sich freut sich, wenn er Tochter Franziska der HSV die Dienste von Hans-Jürgen um sich hat, die früher mal Tennis Kreische als Scout gesichert. Er fühlt spielte und jetzt an der TU Dresden sich beim norddeutschen Traditions- Internationale Beziehungen studiert. verein gut aufgehoben, schwärmt wie ein Junge vom Treffen mit Uwe Seeler Ob Familie oder Sport – Hans-Jür- und ist fasziniert, was für ein ausgefeil- gen Kreische kann kurz vor seinem tes Scouting-System unter Sportchef 60. Geburtstag zufrieden zurückblicken Dietmar Beiersdorfer aufgebaut wurde. und nach vorne schauen. Und er selbst „Die Arbeit hier ist professionell struk- wird immer in Erinnerung bleiben als turiert“, lobt Kreische. Zum Ansehen großartiger Fußballer, aber auch sym- der Abteilung trägt auch der ehemalige pathisch sächselnder Dresdner und DDR-Nationalspieler bei. „Atouba ist Mensch. Er ist auf dem Boden geblie- mir beim Afrika-Cup aufgefallen“, sagt ben und mag noch immer keine großen der Sachse. Sein Einsatzgebiet sind der Reden schwingen. Er sagt: „Hör zu, wir Der Dresdner wird zum „Fußballer des Nordosten und die Tschechische bleiben die Alten.“ Mehr will und muss Jahres in der DDR“ ausgezeichnet. Republik. er nicht sagen.

und 25 Toren. Das Gleiche im Verein. Trainer lässt ihn trotz fünf Meistertiteln und drei Pokalsiegen fallen. Der Höhepunkt: Für das Aus im Europapokal in Liverpool wird der Spielmacher unberechtigterweise zum Sündenbock gestempelt. Kreische zieht die Konsequenzen und tritt 1977 im Alter von 29 Jahren zurück.

Hans-Jürgen Kreische

Geboren 19. Juli 1947 in Dresden

Laufbahn und Erfolge als Spieler Hans-Jürgen Kreische trainierte viele Talente. SG Dynamo Dresden (1957 – 1977) 50 A-Länderspiele (25 Tore) 37 Europacup-Spiele (17 Tore) 256 Oberligaspiele (131 Tore) DDR-Meister 1971, 1973, 1976, 1977, 1978 DDR-Pokalsieger 1971, 1976, 1977 Torschützenkönig der DDR-Oberliga 1971 (17), 1972 (14), 1973 (26), 1976 (24) „DDR-Fußballer des Jahres 1973“

Laufbahn als Trainer Bei Dynamo Dresden Nachwuchstrainer (1978 – 1992) Amateurtrainer (1992 – 1995) Cheftrainer (1995 – 1996) 1997 Gründung der Fußballschule in Dresden-Weißig 1998 DFB-Sichtungs-Trainer auf Honorarbasis 2007 Scout beim Hamburger SV In seinem Haus sammelt Hansi Kreische die Erinnerungen an seine aktive Laufbahn.

124 DFB-Journal 2/2007 Keine Schuhe? Mit Schenker wäre das nicht passiert.

Kein internationales Spitzensportevent findet ohne Südafrikaund ebenso aktiv bei den Olympischen perfekte Logistik statt.Schenker istder Partner für Sommerspielen 2008 in Peking,wie bei vielen Sport-und Eventlogistik in Höchstform und befördert anderen internationalen Sportveranstaltungen. das Teamequipment der Profi-Kicker bis in die Mann- schaftskabinen. SCHENKERglobalsportsevents istam Schenker –Logistik für Rekorde Ball und bereit für die UEFAEuro2008™ in Österreich [email protected] und der Schweiz, für die nächste FIFAWM2010™ in www.schenker.de Vorschau

Frauenfußball-Weltmeister 2003: Die deutsche Nationalmannschaft peilt bei der WM 2007 in DFB-Journal 3/2007 China die Titelverteidigung an.

er Gewinn der Weltmeisterschaft werden das Ticket lösen. Ob die anvi- U 17-Weltmeisterschaft in der 2003 ist der größte Erfolg in der sierten Ziele erreicht werden, wird inder Republik Korea: Heiko Herrlich und noch relativ jungen Geschichte nächsten Ausgabe des DFB-Journals sein Team beim Kräftemessen der D der deutschen Frauen-National- 3/2007, das Anfang Oktober erscheinen 24 besten Mannschaften der Welt. mannschaft. In gut zwei Monaten – wird, beantwortet. Als weitere Schwer- exakt vom 10. bis 30. September 2007 – punktthemen sind vorgesehen: Im Blickpunkt: die U 19-Junioren und will das Team von Trainerin Silvia Neid U 19-Frauen bei den EM-Endrunden in versuchen, erneut ein Wörtchen bei der Prestigeduell gegen England am Österreich und Island auf dem Titelvergabe mitzureden. Das Turnier in 22. August im neuen „Wembley- Prüfstand. China wird auch die Qualifikation für Stadion“: Einstimmung der National- Olympia 2008 sein; die drei besten euro- mannschaft auf die nächsten Begeg- Fußball ist Zukunft: Vorschau auf den päischen Mannschaften bei der WM nungen in der EM-Qualifikation. DFB-Bundestag in Mainz.

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Impressum: Layout: Bildernachweis: DFB-Journal - 19. Jahrgang - Ausgabe 2/2007 Ruschke und Partner GmbH, Graphic Design AFP, Bongarts/Getty Images, Andrea Bowinkel- mann, Dehli-News, Deutsche Presse-Agentur, Technische Gesamtherstellung, Vertrieb und Anzeigenverwaltung: DFB/Rother, firo, GES, imago, Bernhard Kunz, Herausgeber: Ruschke und Partner GmbH, Print Consult, Herbert Rudel, Norbert Rzepka, Joachim Storch, Deutscher Fußball-Bund (DFB) Hohemarkstraße 20, 61440 Oberursel/Ts. SV-Bilderdienst, veer Otto-Fleck-Schneise 6, 60528 Frankfurt/Main Telefon 06171/ 693-0 Telefon 069/6788-0, www.dfb.de Abonnenten-Betreuung: DFB-Journal Leserservice, Ruschke und Partner GmbH, Das DFB-Journal erscheint vierteljährlich. Die Postfach 2041, 61410 Oberursel/Ts. Verantwortlich für den Inhalt: Bezugsgebühren für ein Abonnement betragen Harald Stenger Mitarbeiter in dieser Ausgabe: jährlich 12 Euro einschließlich Zustellgebühr. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Stephan Brause, Maximilian Geis, Jens Grittner, Fotos wird keine Haftung übernommen. Rainer Franzke, Thomas Hackbarth, Michael Redaktionelle Koordination: Herz, Michael Horeni, Andreas Kötter, Sascha Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht Niels Barnhofer, Thomas Dohren, Leichner, Christian Müller, Wolfgang Staab, unbedingt die Meinung des DFB und der Redaktion Klaus Koltzenburg Wolfgang Tobien, Oliver Trust, Gottfried Weise des DFB-Journals wieder.

126 DFB-Journal 2/2007 Um Ihren Rechtsschutz kümmern wir uns.

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