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Die Könige von im Porträt - Von I. bis Rama IX. mit freundlicher Genehmigung von www.FARANG.de übernommen.

Autor: Dr. Volker Wangemann

Die Chakri Dynastie

Rama IV. . Rama II. Rama III. Phra Chomklao Chaoyuhua Boromma Thammikarat Prinz Isarasundhorn von Siam Phra Nangklao Chaoyahua KÖNIG

Rama V. Rama VI. Rama VII. Rama VIII. Krom Meun Pikanesuarn Phra Mongkut Klao Somdej Chao Fah Mom Chao Surasangkat Chaoyahua Sakdidej Mahidol

Rama IX. MAHA

MAHITALADHIBET RAMADHIBODI CHAKRINARUBODRINDARA SAYAMINDARARADHIRAJ BOROMANATBOPHIT, KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ ODER RAMA IX., DER GROSSE 1

Die 9 Könige der Chakri-Dynastie.

RAMA I.

Der spätere König Rama I. wurde am 20. März 1737 in Ayutthaya wäh- rend der Regierungszeit des damaligen Königs Borammakot oder auch Borommarachathirat III. als Thong Duang in eine sehr wohlhabende Familie hineingeboren. Der sehr schwermütige Name Borammakot be- deutet übrigens "Der König in der goldenen Urne / in der Erwartung seiner Einäscherung", während er unter dem Namen Boromma Thammikarat (wörtlich: Der gerechte König, auch "Song Tham") ge- krönt wurde.

Sein Vater war Thong Dee, später Somdet Phra Prathorn Borom Maha Rajchanok genannt, ein mittlerer Beamter im Mahatthai, dem Ministeri- um für die Nordprovinzen. Er erhielt später den Titel "Phra Aksorn Sundornsat" (Königlicher Sekretär des nördlichen Siam, Bewahrer des königlichen Siegels), während seine Mutter Daoreung die Tochter aus einer sehr reichen chinesischen Familie war und noch weitere sechs Kinder hatte. Laut Originalzitat von König Mongkut - Rama IV. zu , einem englischen Staatsmann, Reisenden und Schriftsteller: "a beautiful daughter of a Chinese richest family" (eine schöne Tochter von einer der reichsten Chinesenfamilien).

Als Thong Duang 21 Jahre alt war, begab er sich, der buddhistischen Tradition entsprechend, für drei Monate in einen Tempel. Schon kurze Zeit später heiratete er Khoon Nark, auch Nang Sao Nak genannt, die spätere Königin Amarinda, aus der sehr wohlhabenden und sehr einfluß- reichen Familie Bunnag, die ursprünglich aus dem persischen Qum stammte. Noch heute hat die Bunnag-Familie einen erheblichen Einfluß in Thailand (Tej Bunnag war Außenminister in der im Jahr 2008 per Gerichtsentscheid des Amtes enthobenen Regierung des Ministerpräsidenten !).

Die Hochzeit fand in Rachaburi statt. In seiner Karriere erhielt er zuerst eine Anstellung beim Gouverneur der Provinz Rachaburi, und schon im Alter von nur 25 Jahren wurde er mit dem Ehrentitel "Luang Yokrabat" ausgezeichnet. Im Jahr 1761 wurde er unter dem damaligen König Ekathat, auch Suriyamarin oder Boromaraja V. genannt, der der letzte König des Königreiches von Ayutthaya war, zum Gouverneur der Provinz Rachaburi.

Am 07. April 1767 fiel Ayutthaya, die alte Hauptstadt Siams, nach mehr als einjähriger Belage- rung, den Burmesen in die Hände und wurde von diesen geplündert und weitgehend zerstört! Mit seinem sechs Jahre jüngeren Bruder Surasi (Bunma), später Somdet Phra Bawornrajchao Maha Sura Singhanat oder auch Maha Sura Singhanat genannt, schloß er sich General an, der der Zerstörung Ayutthayas entkommen war. Taksin organisierte den Widerstand gegen die Burmesen von Chantaburi aus und bildete zuerst strategische Allianzen aus mehreren klei- nen Fürstentümern, die noch auf dem Boden Siams existierten.

Aufgrund seiner aussergewöhnlichen strategischen Begabung gelang es Taksin zuerst Ayutthaya oder besser die Reste dessen, was noch von Ayutthaya nach der burmesischen Be- setzung übrig geblieben war, zurückzuerobern. Da jedoch Ayutthaya nicht mehr als Hauptstadt zu gebrauchen war, wählte Taksin die kleine Stadt Thon Buri am Ufer des Menam Chao Phraya zur neuen Hauptstadt. Der nächste Kampf war gegen die Priesterfürsten von Fang, die einen buddhistisch-fundamentalistischen Staat errichten wollten, und Taksin gewann diesen Kampf. Bis auf die Nordprovinzen war nach dem Ende der Kämpfe und dem Einmarsch in Khorat damit Siam wieder fast in seiner Hand. Im Jahr 1774 fiel Lan Na von Burma ab, und auch und Nan wurden den Burmesen entrissen. Taksin war vom 28.12.1768 bis zum 06.04.1782 König von Siam, als erster und einziger König des Königreiches von Thon Buri, also der Vor- gänger der Chakri Dynastie. Er hatte den Titel Somdet Prachao Taksin Maharaj oder Somdet Taksin Krung .

Bereits seit dem Jahr 1770 dienten ihm Thong Duang und Bunma als brillante Militärführer in seiner Armee. Thong Duang wurde im Jahr 1775, nach Niederschlagung eines Aufstandes in Khorat, der Adelstitel Chao Phraya "Chakri" verliehen. Der Name Chakri, das Symbol des späteren Königshauses Chakri, bezeichnet den Diskus (Chakra) und einen Dreizack (Trishula). Letzteres ist die mythologische Waffe des Hin- dugottes Narayana, einem Avatar (Gott oder Aspekt eines Gottes ) von Vishnu, der durch die Könige Siams personifiziert wird!

1777 eroberte Taksin das Königreich Champasak in , 1778 folgte und , ebenfalls in Laos. Noch bis zum Jahr 1893, dem Jahr der Abtretung an Frankreich, war Laos ein Vasallenstaat Siams. Aus dieser Zeit stammt auch das größte heutige Heiligtums Thailands, der Smaragdbuddha im Phra Kaeo in , ursprünglich ein Beutestück aus den Kriegen Taksins!

1781 kam es zu Unruhen in Kambodscha und Chao Phraya Chakri sowie Surasi wurden erneut mit der Niederschlagung der Aufstände beauftragt. Taksin machte, wahrscheinlich durch inne- ren und äußeren Druck, nunmehr eine starke Persönlichkeitsveränderung durch. Er sah sich als der kommende Buddha und wollte als Gott verehrt werden. Unter der Führung von Phraya Sankhaburi (Phaya San) kam es zu einer Rebellion gegen Taksin. Er wurde gezwungen abzu- danken und mußte Mönch im Wat Chaeng (der heutige ) werden. Wegen dieser Re- bellion mußte Chao Phraya Chakri sehr schnell aus Kambodscha zurückkehren, er ließ die Re- bellen verhaften und hinrichten. Da jedoch Taksin unter dem Vorwurf stand, den Obersten Mönchspatriarchen misshandelt zu haben, wurde er aus dem Tempel geholt, vor Gericht ge- stellt und zum Tode verurteilt. Da jedoch kein königliches Blut vergossen werden durfte, wurde Taksin in einen Samtsack gesteckt und zu Tode geprügelt. Am Tage der Hinrichtung Taksins, dem 06. April 1782 (noch heute gesetzlicher Feiertag in Thailand!) bestieg Chao Phraya Chakri den Thron und wurde damit als Phra Puttha Yotfa Chulalok dessen Nachfolger und Begründer der Chakri-Dynastie.

Sicherlich kam es Rama I. zugute, daß er mit allen wichtigen Familien Siams verwandt war. Seine Frau kam aus der mächtigen Bunnag-Familie, durch den Ehemann seiner älteren Schwester Sri Sudaraksa war er mit den Brahmanen verwandt, und seine Mutter Daoreung und wenigstens eine seiner Nebenfrauen waren gebürtige Chinesinnen.

Rama I. verlegte die Hauptstadt von Thon Buri auf die andere Seite des Menam Chao Phraya, da der alte Königspalast durch die benachbarte Lage der Tempel Wat Tai Tald und Wat Arun nicht mehr erweiterungsfähig war und zudem der Palast, bedingt durch die flußnahe Lage, stark der Erosion ausgesetzt war und in den Chao Phraya abzurutschen drohte. Am Ostufer des mächti- gen Flusses war jedoch genug Platz für eine vollkommen neue Hauptstadt vorhanden, denn dort gab es nur das kleine Dorf Ban Makok (Dorf im Pflaumenhain), ein Ort, der sich später zu einer der wichtigsten Städte Asiens, dem heutigen Bangkok entwickeln würde.

Rama I. errichtete am 21. April 1782 den Lak Mueang, den Stadtpfeiler, den symbolischen Gründungsort der neuen Stadt, an der südwestlichen Ecke des . Als nächstes Pro- jekt wurde der Bau eines neuen Königspalastes, dem Phra Borom Maharadscha Wong mit großzügigen Nebengebäuden und einem neuen repräsentativen Tempel, dem Wat Phra Kaeo, in Angriff genommen. Offiziell wurde Ra- ma I. am 10. Juni 1782 zum König gekrönt, die Krönungszeremonie dauerte drei Tage, und bei dieser Gelegenheit erhielt die neue Hauptstadt den Namen Krung Rattanakosin In-Ayothaya nach Phra Phutta Maha Mani Rattana Patimongkon, die dann über mehrere Abwandlungen wie z.B. Krung Rattanakosin zu ihrem heutigen Namen kam.

Rama I. gründete zahlreiche weitere neue Tempel, viele Tempel wurden restauriert, und ande- re Tempel wurden in einen königlichen Rang (Wat Luang) erhoben, so der weltberühmte .

Das alte Fort Vichayen (erbaut unter König , später umbenannt in Fort Vichai Prasit und heute Hauptquartier der ) am Westufer des Chao Phraya wurde teilweise ge- schleift, und die östliche Stadtmauer von Thon Buri wurde abgerissen, um die Stadtentwick- lung von Thon Buri zu fördern. Unter seiner Regentschaft wurde zur Entwässerung des Landes am Ostufer des Chao Phraya der Khlong Mahanak angelegt, weitere Kanäle zur Entwässerung, aber auch zur Landesverteidigung folgten.

Im Bereich der Regierung setzte Rama I. eine neue Beraterversammlung ein, die aus Vertrau- ten des Königs bestand. Da nach der burmesischen Besetzung und der Zerstörung Ayutthayas neun von zehn wichtigen Gesetzbüchern verschwunden bzw. vernichtet waren, erließ Rama I. neue Gesetze, ließ die alten Gesetze, soweit noch bekannt, wieder rekonstruieren und wieder in Kraft treten, erließ neu die "Gesetze der drei Siegel", die nunmehr viele neue zivilrechtliche und militärische Gesetze aufwiesen und im Jahr 1804 in Kraft traten.

Auch im religiösen Bereich war Rama I. tätig, denn er wollte den Buddhismus in seiner Bedeu- tung festigen. Zu diesem Zweck rief er im Jahr 1788 ein großes buddhistisches Konzil ein, um die Tripitaka neu bearbeiten zu lassen. Die aus dem Jahr 1788 stammende Version der Tripita- ka, die in Pali und in Thai verfasst ist und die zahlreiche Fehler in vorherigen Versionen aus- merzte, befindet sich heute in der Bibliothek Phra Mont Wop. Erstmals seit der Zerstörung Ayutthayas konnte unter Rama I. das Ramakien vervollständigt werden, das in der Literatur Thailands eine herausragende Rolle spielt. Weitere bekannte Wer- ke sind E-Now, Dalunk, Anurat sowie eine Abhandlung über den Krieg mit den Burmesen in Ta Din Daeng. Rama I. unterstützte auch die Architektur, das Drama und die bildenden Künste. Er sammelte persönlich Buddha-Statuen aus allen Teilen Thailands, denen er neue, angemessene Plätze in Bangkok gab.

Rama I., der als Begründer des modernen Thailand gilt, starb am 07. September 1809 in Bangkok nach einer Regierungszeit von 27 Jahren. Sein Sohn Isarasundorn wurde als Rama II. sein Nachfolger.

Die Erinnerung an Rama I. wird in Thailand u.a. durch eine Statue wachgehalten, die auf An- ordnung des Königs Rama VII. errichtet wurde und am östlichen Ufer des Menam Chao Phraya an der Memorial Bridge steht. Die Statue, entworfen von Prinz Narit und angefertigt von Pro- fessor Silpa Bhirasri wurde am 06. April 1932 (150 Jahre nach der Inthronisierung von König Rama I.) der Öffentlichkeit übergeben. Der 06. April ist als Chakri-Tag ein offizieller Staatsfei- ertag in Thailand. Rama I hinterließ 42 Kinder und erhielt posthum den Titel Poraminthara Boromanat, Phra Puttha Yodfa Chunalok der Große.

RAMA II.

Rama II. wurde am 24. Februar 1767 als Nai Chim, Sohn des späteren Rama I., dem Begründer der Chakri-Dynastie (siehe hierzu das Porträt von Rama I. in unserer Serie, Folge 1) in Amphawa, in der Provinz Samut Songkhram, geboren, als sein Vater während der Belagerung von Ayutthaya in Rachaburi als Offizier stationiert war. Chim war der Ältere von zwei Brüdern, die der spätere König Rama I. mit der Königin Amarinda hatte. Als Rama I. sich selbst zum König von Siam gekrönt hatte erhielt Chim den Titel Prinz Isarasundhorn von Siam. Isarasundhorn hatte eine Affäre mit seiner Konkubine Chao Chorn Man- da Riam, deren Vater Phraya Nonthaburi Srimahauthayan (Boonchan) und deren Mutter Pheng waren. Die aus einer muslimischen Familie stammende Chao Chorn heiratete Prinz Isarasundhorn als zweite Kon- kubine und gebar ihm im Jahr 1787 Prinz Tub, den späteren Prinzen Jessadabodindra und späteren König Rama III.! Als ihr Sohn dann zu Rama III. gekrönt wurde, erhielt Chao Charn Manda Riam den Titel Krom Somdet Phra Sri Sulalai (Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Sri Sulalai) und wurde damit offiziell auch Mitglied der königlichen Familie. Prinz Isarasundhorn hatte danach eine geheime Affäre mit seiner Cousine Prinzessin Bunrod, die eine Tochter von Prinzessin Sri Sudarak (Schwester von König Rama I.) und deren chinesi- schem Ehemann Chao Krua Ngern war. Als König Rama I. nach einer Schwangerschaft von 4 Monaten im Jahr 1801 den Zustand von Prinzessin Bunrod sah, war er sehr erzürnt. Er ver- bannte die Prinzessin vom Hofe. Sie sollte zusammem mit ihrem Bruder Prinz Thepharirak le- ben. Prinz Isarasundhorn flehte jedoch seinen Vater an, seine geliebte Prinzessin zu ihm zu- rückkehren zu lassen. Der Vater entsprach der Bitte, und so konnte Prinz Isarasundhorn zu- sammen mit Prinzessin Bunrod im alten Palast (Thon Buri Palast) Quartier beziehen. Prinzessin Bunrod Mongkut wurde nunmehr die offizielle Begleiterin des Prinzen. Zusammen mit dem Prinzen und späteren König Rama II. hatte sie drei Söhne. Der erste Sohn starb kurz nach der Geburt im Jahr 1801, der zweite Sohn wurde im Jahr 1804 als Prinz Mongkut geboren, später wurde dieser Sohn der König Mongkut oder Rama IV.! Ein weiterer Sohn wurde im Jahr 1808 geboren. Er erhielt den Titel Prinz Chutamani, (Chaofa Krommakhun Izaret oder König ) und wurde Vizekönig unter seinem älteren Bruder König Mongkut. Prinz Isarasundhorn wurde im Jahr 1807 zum "Krom Phrarajawang Baworn Sathan Mongkol" oder "Frontpalast" ernannt. Das entsprach dem Titel eines Vizekönigs oder "Uparaja" - ein Titel der noch aus der Zeit der alten Ayutthaya-Königreiche stammte und der immerhin noch bis zum Jahr 1885 überdauerte. Erst dann wurde dieser Titel von König Rama V., dem berühmten König , durch den Titel eines Kronprinzen ersetzt, wenn auch der vorherige Titel eindeutig den Erben auf den Thron bezeichnete! Prinz Isarasundhorn folgte damit seinem On- kel Sura Singhanat, der im Jahr 1803 verstorben war.

Als sein Vater Rama I. im Jahr 1809 verstarb, folgte ihm Prinz Isarasundhorn auf den Kö- nigsthron und wurde damit zu König Rama II., wenn auch die Bezeichnung der Könige in jener Zeit noch nicht mit Rama I. und Rama II. erfolgte. Dies geschah erst später unter König Rama III. (wird in der nächsten Serie eingehend erläutert!). Seine ständige Begleiterin Prinzessin Bunrod wurde nunmehr auch ganz offiziell Königin Sri Suriyendra (Somdet Phra Sri Suriyendra Boroma Rachini). Später nach der Krönung ihres Sohnes Mongkut zu König Mongkut, Rama IV., erhielt sie den Titel Krom Somdet Phra Sri Suriyendramataya.

Königin Sri Suriyendra war der damaligen Tradition entsprechend, nicht die einzige Gemahlin des Königs, denn gemäß thailändischer königlicher Tradition durften siamesische Monarchen mehrere Frauen haben. Und deswegen mußte die Königin ihren Gemahl mit der königlichen Begleiterin Kunthon und Prinzessin Riam (Chao Chorm), der Mutter des späteren Königs Rama III. und weiteren Konkubinen teilen.

Bereits kurz nach der Thronbesteigung von Rama II. rebellierte Prinz Kshatranichit, der überle- bende Sohn von General Taksin gegen den König, und zweifelte dessen Legitimation an. Die Rebellion wurde durch den Sohn von Rama II, den späteren Prinzen Jessadabodindra, damals noch Prinz Tub genannt, niedergeschlagen. Dieser erwarb mit der Niederschlagung der Rebelli- on die unbedingte Gunst des Königs, der ihm in der Zukunft wichtige Staatsämter anvertraute. Prinz Tub wurde sehr schnell Superintendent im Außen- und Wirtschaftsministerium.

Nach dem Tode von Rama I. versuchte das Nachbarland Burma un- ter König Bodawpaya die vermeintliche Schwäche von Siam sofort auszunutzen und marschierte im Süden des Landes in die Provinz Chumporn ein und eroberte Thalang (Phuket). Rama II. sandte so- fort seinen Bruder Maha Senanurak, der nunmehr den Titel des "Frontpalastes" hatte, nach Thalang. Der Ort war in der sogenann- ten "Thalang Kampagne" total zerstört worden, dennoch gelang es Maha Senanurak die Burmesen aus Siam zu vertreiben. Diese Be- setzung siamesischen Gebietes im Jahr 1785, bei der sich übrigens die Schwestern Lady Chan und Lady Muk heldenhaft im Kampf her- vortaten und noch heute als Heldinnen in Phuket verehrt werden, war die letzte Besetzung thailändischen Staatsgebietes!

Im Jahr 1786 verlor Siam an die Briten, als der Sultan von Kedah, der ein siamesischer Vasall war, eigenmächtig und ohne Konsultation Siams dieses Gebiet einfach weggab!

König Rama II. besaß drei weiße Elefanten, was in der damaligen Zeit wirklich außergewöhnlich war. Vom gewöhnlichen Volk wurde er daher auch als der "Wei- ße Elefantenkönig" bezeichnet! Durch König Rama II. kam der weiße Elefant dann folgerichtig auch in die damalige Staatsflagge von Siam.

Rama II. war ein praktizierender und überzeugter Buddhist. Er verlangte diese Ergebenheit Buddha gegenüber auch von seiner Familie, seinen Palastbediensteten, aber auch vom gemei- nen Volke. So verbot er persönlich durch ein Dekret das Glücksspiel, insbesondere die damals weit verbreiteten Hahnenkämpfe und auch Fischkämpfe. Auch der Visakha Bucha, der Tag, der zu Ehren der Geburt Buddhas, dessen Erleuchtung und dessen Tod gefeiert wird, wurde durch Rama II. neu und würdevoller gestaltet. Auch das Tripitaka, die Sammlung der Reden und Ge- bete, wurde von ihm bearbeitet, als er die nur in der Pali-Sprache vorliegenden Gebete zum ersten Mal ins Thai übersetzte. Während seiner Regentschaft ließ Rama II. viele neue Tempel erbauen, so z.B. Wat Paichayont Polsape, Wat Molikok Gayaram, Wat Prudgasachet Staram und Wat Arunraja Vararam, die sämtlich in Thon Buri liegen. Er entwarf persönlich das wichtige Buddha-Abbild im Wat Arun. König Rama II. galt auch als ein versierter Meister der Holzschnit- zerei, so wurden beispielsweise die geschnitzten Holzportale des Wat Rakang Kositaram und des Wat Suthasanathep Vararam von ihm persönlich gestaltet.

Auch als Schriftsteller ist Rama II. in Siam bekannt geworden. So schrieb er die Geschichte "Manee Pichai und Sangthong, der Prinz in einer Seemuschel" (eine Geschichte, die noch heute an thailändischen Schulen gelesen wird!). Der König überarbeitete noch einmal die von seinem Vater neu für das Thai geschaffene Form des Ramakien, der thailändischen Variante des indi- schen Ramayana-Epos. Er schuf eine Form, die auch von Tänzern dargestellt werden konnte. Diese spezielle Form der höfischen Tanzkunst, im Thailändischen "Khon" genannt, wurde nun- mehr auch durch Masken symbolisiert, die er selbst schuf und die heute im National Museum ausgestellt werden. Auch die Herstellung des sogenannten "Bencharong"-Geschirrs wurde von ihm durch die Neuzulassung von neuen Farben wesentlich gefördert.

Die Literatur förderte Rama II. ganz gezielt, hier seien nur die berühm- ten Schriftsteller mit seinem Werk "Phra Abhay Mani" und Nann Dhibet mit "Nirat Narin" genannt. Ebenfalls förderte er seine Söh- ne Prinz Jessadabodindra und Prinz Poramanuchit, die auch schriftstel- lerisch tätig waren. Sein Lieblingsinstrument bei seinen musikalischen Neigungen war die "Sor Sai Fah Fad"-Gitarre. Er komponierte u.a. das Lied "Bulan Loi Fah", das zeitweise als Königshymne benutzt wurde.

Rama II. war durch die Zerstörung Ayutthayas tief betroffen, daher wollte er Siam soviel wie möglich an Kunst, Kunstwerken und Literatur nach dieser traumatischen Niederlage zurückge- ben. Deshalb engagierte er sich so sehr auf den genannten Ge- bieten. Er war kein Freund der Gewalt, obgleich er in einer Zeit der Gewalt und der Anarchie in Thailand aufgewachsen war, deshalb vermied er Gewalt während seiner Regentschaft, wann immer es möglich war.

Auch auf dem Gebiet der Verwaltung war Rama II. schöpferisch tätig, indem er die Verwaltungsstrukturen neu gestaltete und versuchte, die Verwaltung effizienter zu machen. In der Wirtschaft wurde von ihm die erste Landvermessung von Siam angeregt, die das gesamte Land komplett erfasste. Grund dafür war der Befehl des Königs an die Landbesitzer, daß es kein unkultiviertes Land mehr geben sollte. Jeder Landbesitzer, der sein Land nicht kultivieren wollte, wurde mit Enteignung bedroht. Als König war Rama II. sehr fruchtbar. Er hatte 73 Kinder, davon 38 Jungen und 35 Mädchen, die von 38 verschiedenen Müttern stammten. 51 der Kinder wurden schon vor seiner Thronbesteigung geboren, interessanterweise heiratete keine seiner 35 Töchter! Die Nachfahren seines 61. Kindes, des Prinzen Pramoj wurden als (von 1945-1946 und von 1976-1977 Premierminister) und als (von 1975-1976 Premierminister) beide Premierminis- ter von Thailand. Die gegenwärtige Königin ist eine Nachkommin des 49. Kindes von Rama II., des Prinzen Nuam, der die Snidwongse-Familie begründete. Nur wenige Tage nach der Ordination seines Sohnes Prinz Mongkut im Wat Bowonniwet Vihara am 07.Juli 1824 wurde Rama II. plötzlich sehr krank. Er ließ sich zuerst in der traditionellen thailändischen Medizin behandeln. Dies führte jedoch zu keinem Erfolg und so wurde die Behandlung durch die Hofärzte fortge- setzt. Am 21. Juli 1824 verstarb Rama II., der 16 Jahre lang König von Siam gewesen war und seinem Land eine Blüte verliehen hatte.

Eine im Jahr 1996 neu errichtete Statue im Kong Pavillon hinter dem Phra Chedi Klang Nam, der im Tambun Pak Khlong Bang Pla Kod im Amphoe Phra Samut im Changwat Samut Prakan steht, zeigt König Rama II. in voller Größe.

RAMA III.

Der spätere König Rama III. wurde am 31. März 1787 als Sohn des Prinzen Isarasundhorn (der spätere König Rama II.) und dessen Konku- bine Chao Charn Manda Riam, der späteren Prinzessin Sri Sulalai als Prinz Tub geboren. Nach der Krönung seines Vaters zum König von Siam als Rama II. im Jahr 1809 versuchte der überlebende Sohn des Generals Taksin, Prinz Kshatriyanuchit eine Rebellion gegen den regierenden Kö- nig, da er dessen legitime Ansprüche auf den Königsthron nicht aner- kannte. Diese Rebellion wurde von Prinz Tub niedergeschlagen, womit sich Prinz Tub das unbedingte Vertrauen seines Vaters verdiente. Er wurde zum Prinzen Poraminthara Maha Jessadabodindra ernannt und erhielt danach eine hohe Stelle im "Khom Tra", dem Ministerium für Handel und Auswärtige Angelegenheiten. Er erwarb sich bei dieser Ar- beit profunde Kenntnisse in Handelsangelegenheiten und lernte dabei auch die chinesische Kultur schätzen und lieben, was sich bei den von Jessadabodindra kon- struierten späteren Tempeln darin manifestierte, daß diese stark chinesisch beeinflusst waren.

Während sich Prinz Jessadabodindra den Verwaltungsaufgaben im Handel widmete, ging sein Halbbruder Prinz Mongkut (der spätere König Mongkut oder Rama IV.) in einen buddhistischen Tempel. Von seinem Vater wurde Jessadabodindra "Chao Sua" genannt (bedeutet etwa Han- delsvorstand). Er ließ im Hafen von Bangkok, das damals schon 40 Jahre bestand, immer wertvolle Handelswaren und solche mit hohem Gewicht lagern, was dazu führte, daß immer eine große Schiffstonnage im Hafen ankerte. Er war auch in seiner Funktion im Handelsminis- terium gleichzeitig der Leiter des Hafens von Bangkok.

Zur weiteren Ankurbelung der Wirtschaft ließ er die Flüsse des Landes mit künstlichen Wasser- straßen verbinden, auch viele Khlongs von Bangkok verdanken ihm ihre Existenz.

Als im Jahr 1824 sein Vater König Rama II. plötzlich und unerwartet verstarb, hätte eigentlich, gemäß der thailändischen Thronfolge, sein Halbbruder Prinz Mongkut der nächste König wer- den müssen, doch der Kronrat ("Accession Council") bestimmte statt dessen Prinz Jessadabodindra zum Nachfolger seines Vaters. Dies geschah zum einen, da sein Halbbruder Mongkut zu dieser Zeit im Kloster weilte, zum anderen aber auch, weil man annahm, daß Jessadabodindra mehr praktische Erfahrungen in der Regentschaft haben würde als sein Halb- bruder. Dieser Konflikt um die Thronfolge lief nicht ganz harmonisch ab, denn nach der Inthro- nisierung beschwerte sich der jüngere Bruder Prinz Chudhamani darüber, daß seine Seite der Familie um die ererbten Thronfolgerechte betrogen worden sei. Sicherlich war Prinz Mongkut der Thronfolgeordnung gemäß der voll-blaublütige Sohn des vormaligen Königs Rama II. und dessen Frau Königin Suriyendra, währenddessen Prinz Jessadabodindra nur zum Teil königli- chen Geblütes war, dennoch entschied sich der Kronrat für eine Kontinuität in der Thronfolge und ließ den weitaus unerfahrenen Prinz Mongkut vorerst in seinem Kloster. König Rama III. wurde am 21. Juli 1824 zum König gekrönt und erhielt den Titel "Maha Chestabodin", der spä- tere Titel "Phra Nangklao Chaoyahua" wurde ihm erst später von König Rama IV. verliehen!

Hier ist nun die versprochene Erklärung über den thailändischen Königstitel "Rama" nötig, denn ohne eine Erklärung der Herkunft des Namens bzw. der Nummerierung der Könige Thai- lands bliebe die Geschichte nicht nur unvollständig sondern auch unverständlich:

Der Name Rama wurde vom hinduistischen Gott Rama übernommen, der nach den Lehren des Hinduismus die siebente Inkarnation von Vishnu, dem Gott der Erhaltung, ist. Die Könige Thai- lands nach der Ayutthaya-Periode, also die Könige der Chakri-Dynastie, werden im Ausland durchnummeriert, also Rama I. bis Rama IX., währendessen sie mit einer einzigen Ausnahme, in Thailand selbst nie als Rama bezeichnet wurden! Die erwähnte Ausnahme ist König Phra Mongkutklao (), der sich selbst als Rama VI. bezeichnen ließ! Vajirawudh, der als Phra Mongkutklao Chaoyahua gekrönt worden war, erließ am 11.11.1916 ein vereinfachtes System zur Neubenennung und Durchnummerierung der Könige Siams der Chakri-Dynastie. Alle bisherigen Könige bekamen postum (lat. nach dem Tode eintretend) den Titel "Ramathibodi" plus fortlaufender Nummer verliehen, wobei die Abkürzung Rama erlaubt war. König Vajiravudh ließ sich selbst "Phra Ram thi hok" nennen.

Der Name eines siamesischen oder thailändischen Königs gilt traditionell als heilig und nie- mand aus dem Volk würde ihn unter normalen Umständen aussprechen, so wird z.B. der heute regierende König Rama IX. als "Nai Luang" oder auch als "Phra Chao Yu Hua" bezeichnet. Als Rama I. die Chakri-Dynastie begründete wurde er als "Phaen Din Ton" (Das Erste Königreich) bezeichnet, ihm folgte Rama II. als "Phaen Din Klang" (Das Mittlere Königreich) und schließlich kam Rama III. auf den Thron, der nun folgerichtig als "Phaen Din Plai" (Das letzte Königreich) hätte bezeichnet werden müssen. Diese mögliche Namensgebung wäre doch sehr unglücklich gewesen, hätte sie doch suggeriert, daß damit die Periode der Chakri-Könige vorbei gewesen wäre! Stattdessen wählte man den Titel "Ratschakan Ti Saam" (Die Dritte Regierungszeit) und folgerichtig gilt für die weitere inoffizielle Verwendung seither die Bezeichnung "Ratschakan Ti...", so daß der jetzige König Rama IX. den Titel "Ratschakan Ti Gao" (Die Neunte Re- gierungszeit) trägt!

Kehren wir nun, nach diesem historisch notwendigen Exkurs, wieder zum Leben von Rama III. zurück: Noch zu seiner Zeit als Prinz Jessadabodindra brach der 1. Anglo-Burmesische Krieg aus, bei dem die Briten im Jahr 1824 um siamesischen Beistand baten. Da die Burmesen von jeher in Siam verhasst waren (Zerstö- rung Ayutthayas!) übergab der Prinz den Briten Elefanten, um durch den burmesi- schen Dschungel in das Kernland Burmas zu gelangen, außerdem nahmen siamesi- sche Armeen an dem Eroberungskrieg teil, da die Briten den Siamesen erober- tes Land zum dauernden Besitz versprochen hatten. Nach der Eroberung von Mergui durch Phraya Chumporn kam es zu Auseinandersetzungen mit den Briten, die die Aktionen von Phraya Chumporn mit dessen massiven Zwangsumsiedlungen der ortsansässigen Bevölkerung nicht billigten, so daß Prinz Jessadabodindra den Rückzug aus Burma befahl. Im Jahr 1826 unterzeichnete Henry Burney (ein Diplomat der British East India Company) den sogenannten "", den ersten Friedensvertrag zwischen Siam und dem Westen, bei dem aller- dings auch die Grenze zwischen Burma und Siam, mit Ausnahme eines umstrittenen Stückes am Drei Pagoden Pass, definitiv festgelegt wurde. Siam erhielt in diesem Friedensvertrag die vier nördlichen Malaienstaaten des heutigen Malaysia, die Staaten Kedah, , und , die bis zum Anglo-Siamesischen Friedensvertrag von 1909, auch als Bangkok Friedensvertrag von 1909 bekannt, bei Siam verblieben, um dann an die Briten zu fallen. Penang verblieb schon 1825 bei den Briten, gleichfalls wurde ihnen freier Handel in Kelantan und Terengganu unter Nichtbeachtung siamesischer Rechte gewährt. Mit diesem Vertrag wurde auch der Freihandel in Siam eingeführt und die Zölle auf ausländi- sche Waren mussten drastisch reduziert werden.

Die drei laotischen Königreiche Vientiane, Luang Prabang und Champasak waren bereits im Jahr 1778 an Siam gefallen, als Maha Kshatriyaseuk (oder Rama I.) sie erobert hatte. , auch Chao Anou oder Saya-Sethathirath III., der Sohn des Königs von Vientiane war als Gefangener nach Bangkok gebracht worden, wo er für dreißig Jahre verblieb. Im Jahr 1805 kehrte Anouvong nach Vientiane zurück und wurde dort zum König gekrönt. Nachdem Rama II. im Jahr 1824 gestorben war und Siam in Burma engagiert war, sah Anouvong nach der Rückkehr von den Beerdigungsfeierlichkeiten für König Rama II. im Jahr 1825 die Möglich- keit, sich von Siam zu lösen. Er marschierte in Khorat ein und zwang die Bewohner der Stadt zum Verlassen der Stadt. Jedoch rebellierten die Bewohner Khorats unter der Führung von Mo, der Gattin des Herrschers von Khorat, gegen Anouvong und er musste fliehen. Rama III. sand- te seinen Bruder Prinz Maha Sakdi Ponsep, den "Frontpalast" und Phraya Rajsupawadi in den Isaan, wo die Armee von Anouvong vernichtend geschlagen wurde. Anouvong floh nach Viet- nam und Vientiane wurde von den Siamesen besetzt und die Bewohner aus der Stadt vertrie- ben. Im Jahr 1827 ordnete Rama III. die Zerstörung von Vientiane an, jedoch kehrte Anouvong mit Hilfe vietnamesischer Truppen nach Laos zurück. Er wurde von siamesischen Truppen in der Nähe von Nong Khai erneut vernichtend geschlagen, gefangen genommen und in einem Eisenkäfig vor der Suthaisawan Halle ausgestellt, wo er 1828 verstarb. Vientiane wurde von den Siamesen bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Eine 200-jährige Geschich- te und das Königreich Vientiane war damit beendet.

Das Jahr 1831 brachte den Beginn des Siamesisch- Vietnamesischen Krieges, der auch als Siamesisch- Kambodschanischer Krieg von 1831-1834 bezeichnet wird, als Siam versuchte Kambodscha zu erobern, jedoch von Viet- nam zurückgedrängt wurde. Nachdem Ang Chan in Kambod- scha den Thron im Jahr 1812 bestiegen hatte, marschierten siamesische Truppen im Jahr 1831 in Nord-Kambodscha ein und marschierten dann südwärts. Sie schlugen die Kambod- schaner in der Schlacht von Kompong Chang, so daß Ang Chan im Jahr 1832 nach floh. Die Siamesen be- drängten nunmehr auch Vietnam und eroberten Chau Boc und Vinh Long im südlichen Vietnam, ehe sie von vietnamesi- schen Truppen attackiert und zurückgetrieben wurden. In Kambodscha und Ost-Laos kam es zum Aufstand, so daß im Jahr 1835 eine vietnamesische Armee mit 15.000 Mann ge- gen die Siamesen marschierte und sie schließlich gänzlich aus Kambodscha vertrieb und damit selbst die Kontrolle über Kambodscha erlangte.

Der Krieg zwischen Siam und noch nicht been- det, denn es kam in den Jahren 1842-1845 erneut zum Sia- mesisch-Vietnamesischen Krieg. Vietnam hatte seit dem letz- ten Krieg permanent seinen Einfluß in Kambodscha vergrößert, den schwindenden Einfluß der Khmer ausnutzend, und ausserdem hatte man mit Königin Ang Mey eine Vietnam-hörige Köni- gin auf dem Khmer-Thron installiert. Im Jahr 1841 kam es in Kambodscha zu einem Aufstand gegen die vietnamesische Herrschaft, bei dem die Kambodschaner um siamesische Hilfe er- suchten. Diese Hilfe wurde ihnen durch Rama III. auch gewährt, und er sandte siamesische Truppen nach Kambodscha. Gleichzeitig wurde der im Exil in Bangkok lebende kambodschani- sche Prinz Ang Duong im Jahr 1841 wieder auf dem kambodschanischen Königsthron einge- setzt. In einem vierjährigen Krieg erlitt Vietnam zwar schwerste Verluste in Kambodscha, konnte jedoch nie gänzlich aus Kambodscha vertrieben werden. Im Jahr 1845 schlossen Siam und Vietnam einen Kompromissfrieden, in dem Kambodscha unter gemeinsame Verwaltung von Siam und Vietnam kam, jedoch Siam die Oberhoheit erhielt. Im Jahr 1848 wurde Ang Duong formell König von Kambodscha. Schon im Jahr 1847 waren französische Truppen in Vietnam, nach vietnamesischen Massakern an christlichen Missionaren, einmarschiert, so daß sich in der Folgezeit Vietnam aus Kambodscha zurückziehen musste!

König Rama III. war berühmt für seinen buddhistischen Glauben, so spendete er bereits einen Tag nach seiner Krönung und dann täglich 50 armen und bedürftigen Menschen das Essen. Mehr als 50 Tempel wurden unter seiner Regentschaft gebaut oder rekonstruiert, u.a. der erste Tempel im chinesischen Stil (Wat Ratchaorasaram, vormals Wat Chom Thong) und Wat Nagnong Worawihan, der unter ihm rekonstruiert wurde. Ebenfalls erneuert wurde die hohe Stupa von Wat Arun, der Goldene Berg am Wat Sraket, der Metalltempel am Wat Ratchanaddaram und den Wat Phra Chetuphon, besser bekannt als Wat Pho oder Tempel des Liegenden Buddha.

König Rama III. war auch durch seine aussergewöhnliche Freigiebigkeit und Höflichkeit bekannt, was ihm sehr viel Bewunderung bei allen Menschen einbrachte. Er beschützte alle Religionen, nicht nur den von ihm so geschätzten Buddhismus, sondern auch das Christentum, das Brahmanentum, den Hinduismus und die Sikhs. In den Tempeln und Wat Parinayok entwarf er die wichtigsten Buddha- Abbilder. Er hielt Mönche und Novizen dazu an, buddhistische Schulen in Bangkok und auf dem Land zu besuchen. Rama III. gab auch eine Neufassung der buddhistischen Tripitaka heraus, die dann auch eine sehr große Verbreitung im ganzen Land fand. Die Erstellung der Wandmalereien mit Szenen aus dem Ramajana-Zyklus im Wat Phra Kaeo geht ebenfalls auf Rama III. zurück.

Im Erziehungswesen unterstützte Rama III. jeden, der Talent hatte. Als der König feststellte, daß das aus der Ayutthaya-Zeit stammende Erziehungssystem für die damalige Zeit zu kompliziert war, liess er das Lehrbuch "Chindamanee" neu erstellen, das bis in die Regierungszeit von König Rama V. im Gebrauch war! Er machte Wat Phra Chetuphon zum Zentrum der Wissenschaft für die Bereiche Buddhismus, Ge- schichte, Literatur und Medizin, so daß der Wat Pho zur ersten Universität in Thailand wurde und noch heute befindet sich die berühmteste Massageschule für traditionelle Thaimassage im Wat Pho!

Besonders verabscheute König Rama III. den Gebrauch von Opium, so daß der Handel mit Opium von ihm rigoros verfolgt wurde und Bedienstete in königlichen Diensten, die in irgendeinem Kontakt mit Opi- um standen, wurden sofort aus königlichen Diensten entfernt.

In einer Zeit, da viele der heutigen Nachbarländer Thailands von den Briten und den Franzosen kolonialisiert wurden, hatte Rama III. immer die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von den Kolonialmächten im Sinn und von seinem Sterbebett sind die folgenden Worte überliefert:

"Kriege mit Burma oder Vietnam sind Vergangenheit. Es sind die Farang, vor welchen Vorsicht angesagt ist und vor deren Tricks wir uns hüten müssen. Was immer auch an Gutem wir für unser Land von ihnen lernen können, man sollte sich vor der unbedachten Übernahme ihres Lebensstils hüten."

Rama III. war offiziell nie verheiratet, obwohl er viele Gefährtinnen während seines Lebens hatte. Jedoch schaffte es keine seiner Lebensbegleiterinnen je auf den königlichen Thron.

Rama III. hinterließ 51 Söhne und Töchter. Kurz vor seinem Tod am 2. April 1851 hielt Rama III., dem immer der Titel "Chaofa" (Gott des Himmels) verweigert worden war und der so als Phrabat Somdej Chaoyahua in die Geschichte einging, eine bemerkenswerte Rede über seinen möglichen Nachfolger: "Wenn irgend jemand in der königlichen Familie über die nötigen Fähigkeiten verfügt, der nächste König zu werden - in der täglichen Verwaltung, den religiösen Angelegenheiten und im Schutz der Bevölkerung als auch der Unabhängigkeit des Königreiches - dann soll er mein Nachfolger werden. Aber scheuen Sie sich nicht, Ihre eigene Entscheidung zu treffen - unabhängig von meinen Gefühlen. Alles, was ich verlan- ge, ist, daß Sie nicht ihre Konflikte mit Gewalt austragen, was unvermeidlich dem ganzen Volk schaden wird."

RAMA IV.

RAMA IV. wurde am 18. Oktober 1804 als zweiter Sohn (der erste Sohn war während der Geburt gestorben) von König RAMA II. und dessen Ehe- frau Königin Sri Suriyendra geboren. Als Prinz erhielt er den Namen Chao Fah Mongkut, wobei das Wort "Chao" dem englischen "Lord" oder dem lateinischen "Dominus" entspricht. "Fah" bedeutet an sich "Himmel", im Zusammenhang mit einer Person jedoch "so hoch wie der Himmel". "Mongkut" heißt übersetzt "Krone". So kann man den Namen Chao Fah Mongkut mit "Der hohe Prinz der Krone" oder auch "Seine königliche Ho- heit, der Kronprinz" wohl am besten übersetzen. Bis zum Alter von neun Jahren lebte er in einem alten Palast in Thon Buri. Er erhielt hier eine ganz traditionelle Erziehung, die ihn als siamesischen Kronprinzen einmal befä- higen sollte, später selbst König von Siam zu werden. Zu seinen Studienfächern gehörten Lite- ratur, Thailyrik, die Pali-Sprache aber auch Englisch, das er fliessend sprach! Auch die Kunst der Kriegsführung, einschließlich diverser Waffen und deren Benutzung sowie das Reiten von Elefanten und Pferden wurde ihm selbstverständlich als siamesischer Kronprinz beigebracht. Die Lehren des Buddhismus standen natürlich auch in seinem Lehrplan. Mit vierzehn Jahren ging er als buddhistischer Novize in das Wat Mahathat, wo er sieben Monate verblieb. Im Alter von 20 Jahren, nunmehr als voll ordinierter Mönch, ging er zuerst in den Wat Phra Kaeo, dann aber in den Wat Samorai (heute: Wat Ratchathiwat), übersetzt "Das Kloster mit den Ankersteinen", wo er sich besser auf die buddhisti- schen Studien konzentrieren konnte. Das Wat Samorai lag damals noch mitten in einem Waldgebiet, denn Bangkok war damals flächenmäßig noch wesentlich kleiner als heu- te. Hier lebte er bei den Waldmönchen, und hier lernte er die Kunst der Meditation. Jedoch konnte ihm, trotz vieler Aufenthalte in verschiedenen Klöstern, niemand erklären, warum die Meditation nur in der bisherigen Art und Weise gelehrt wurde. Er wollte deshalb seine schon in der Jugend begonnenen Studien in der Pali-Sprache, der Sprache in der die buddhistischen Tripitaka verfasst sind, weiter vervollständigen und kehrt deshalb noch einmal in den Wat Mahathat (Tempel der heiligen Reliquie), der am Sanam Luang zwischen dem Königspalast und dem Wat Na, dem Palast des Uparaja lag, zurück. Hier konnte er nach drei Jahren Studium sein Pali-Abschlussexamen öffentlich auf Bitten seines Halbbruders König RAMA III. mit Auszeichnung ablegen.

Das Studium des Pali-Kanons zeigte Mongkut die Diskrepanz zwischen den alten Pali-Schriften und der täglichen Praxis. Er sah, daß die Regeln nur noch mechanisch befolgt wurden, die Dis- ziplin unter den Mönchen war sehr schwach, und es gab sogar korrupte Mönche! Mongkut war von dieser jetzt ausgeübten Lehre Buddhas sehr enttäuscht und wollte eigentlich schon dem Leben als Mönch entsagen, als er den Abt des Klosters Wat Bowan Mongkhon (unweit der heu- tigen Soi Charansanitwong 44) kennenlernte, der ein Mon war. Die Mon, die ursprünglich in Burma lebten, konnten ihre Ordinationslinie ununterbrochen zurückverfolgen, im Gegensatz zu den Siamesen, deren Ordinations-Linie mit dem Untergang Ayutthayas unterbrochen worden war! Von der Begegnung mit diesem Mönch war Mongkut so sehr beeindruckt, daß er sich wie- der im Wat Samorai ordinieren ließ. Er befolgte die Regeln des "Vinaya Pitaka" (einer der drei Körbe des Tripitaka) strikt und konnte in kurzer Zeit eine Schar Gleichgesinnter um sich scha- ren, die einheitlich Mönchsroben im Mon-Stil trugen.

Während seiner Zeit als Mönch unternahm Mongkut ausgedehnte Wanderungen per Fuß oder im Ruderboot durch das damalige Siam, dabei unterschied sich Prinz Mongkut in keiner Weise von den übrigen Mönchen. Er diskutierte mit den örtlichen buddhistischen Mönchen und auch mit den Dorfbewohnern, um ihnen in einfachen Worten die buddhistischen Lehren zu erklären. Durch diese Wanderungen als Mönch, bei denen er den Geboten der Armut und der Selbstver- leugnung unterlag, lernte er alle Bevölkerungsschichten von arm bis reich kennen. Er bekam also die Probleme Siams unmittelbar vor Ort mit, aber auch ein gutes Verständnis für die Staatskunst wurde ihm zueigen.

Bei seinen Wanderungen besuchte er oft die alte Hauptstadt Ayutthaya, in der Nähe des heuti- gen Nakhon Pathom entdeckte Mongkut im tiefsten Dschungel den Phra Pathom Chedi, den größten seiner Art in Thailand, den er später als König restaurieren ließ. Er gelangte auch nach Sukhothai, wo er auf einer alten Steinstele in den Ruinen des Wat Mahathat die Bekanntma- chung von König Ramkamheng entdeckte, in dem dieser die Erfindung der Thaischrift be- kanntgab.

RAMA III. war von seinem Halbbruder Mongkut und dessen Leben als Mönch dermaßen ange- tan, daß er ihm den leerstehenden Wat Bowornives (Tempel der ausgezeichneten Wohnstatt) an der heutigen Thanon Phra Sumeru gelegen, als eigenes Kloster übergab. Am 11.01.1837 wurde Mongkut in einer von König RAMA III. durchgeführten Zeremonie zum Abt dieses Klos- ters ernannt. Mongkut bezog mit seiner kleinen Gruppe von Mitstreitern das Kloster und grün- deten nun die neue "Thammayut Nikaya"-Gemeinschaft (Die Gruppe derer, die sich strikt an das Dhamma halten), die im strikten Gegensatz zur herkömmlichen "Mahanikai" (Große Glau- bensgemeinschaft) stand. Von den Mönchen der neuen Gemeinschaft wurden alle Regeln ver- worfen, die nicht im Einklang mit dem alten Pali-Kanon standen. Von ihnen wurden die "Uposatha-Tage" (religiöse Festtage, die sich nach dem Mondkalender richten) neu festgelegt. Die "Jataka", d.h. die Geburtsgeschichten über die letzten 550 Leben des Buddha wurden von ihnen abgelehnt, ebenso, wie sie auch das Buch "Traiphum Phra Ruang" als reine Folklore mit der Darstellung von Himmel und Hölle nicht billigten.

Die Thammayut-Mönche essen nur einmal am Tag vor 12 Uhr mittags, und dies besteht aus dem, was sie in ihrer morgendlichen Tour von der Bevölkerung in ihre Schalen gelegt bekom- men.

Die alten Pali-Texte, mit denen die Mönche arbeite- ten, waren leider in grossen Teilen unvollständig, da nach der Zerstörung Ayutthayas große Teile der alten Schriften verbrannt waren. Um diesen unbefriedigen Zustand zu beenden sandte Mongkut im Jahr 1843 eine Mission nach Ceylon (heute Sri Lanka), die nach ihrer Rückkehr nach einem Jahr neben 40 buddhistischen Schriften auch eine Grup- pe singhalesischer Mönche mitbrachte. Durch diese 40 Bände und die fruchtbaren Diskussionen mit den Ceylonesen konnte dann endlich mit der Revision der thailändischen Tripitaka begonnen werden, die dann später nach zehnjähriger Arbeit beendet wer- den konnte. Auf Wunsch von König RAMA III. wur- de der gesamte Pali-Kanon in die thailändische Sprache übersetzt, was allerdings eine sehr lange Zeit erforderte.

Der Thammayut-Orden wurde immer bekannter, zum einen, weil der führende Abt königlicher Herkunft war, zum anderen aber auch, weil er von König RAMA III. nicht nur geduldet sondern auch gefördert wurde. Immer mehr Klöster schlossen sich der neuen Ordensgemeinschaft an. Zwar beträgt heute das Verhältnis von Mahanikal zu Thammayut 35:1, dennoch waren viele prominente und hochverehrte Mönche Thailands Thammayut-Anhänger, z.B. Phra Ajarn Sao Kantasilo Mahathera (1861-1941) und Phra Ajarn Mun Bhuridatta (1870-1949), und auch der derzeitige "Supreme Patriarch of Thailand" Somdet Phra Nyanasamvara Suvaddhan gehört dem Thammayut-Orden an!

Sofort nach dem Tode seines Halbbruders, des Königs RAMA III., am 02.04.1851, wurde Mongkut von seinem Amt als Abt abberufen und in einer grandiosen Zeremonie am 15.05.1851 zu "Phrabaht Somdet Phra Chom Klao Chaoyuhua" gekrönt, im Westen wurde er allgemein als RAMA IV. oder König Mongkut bekannt.

Da König RAMA IV. nicht nur Siam gut kannte, sondern auch durch seine Kenntnis der engli- schen Sprache, der lateinischen Sprache und der französischen Sprache, die er auch noch im Kloster gelernt hatte, auch die europäischen Gebräuche und Kultur sehr wohl verstehend (er hatte eine große Vorliebe für Astronomie und Medizin) kam mit RAMA IV. ein König auf den Thron, der umfangreich in allen Belangen gebildet war.

Unmittelbar nach seiner Thronbesteigung begann RAMA IV. mit umfangreichen Reformen, um Siam zu modernisieren und an die westlichen Länder anzugleichen. Da er selbst die englische Sprache sehr gut beherrschte wollte er auch, daß die Mitglieder seiner Regierung diese Spra- che lernen sollten. Gleiches verlangte er von seinen Kindern und seinem Hofstaat. Am 13.08.1851 startete die erste Mädchenklasse im Alter von 16-21 Jahren mit diesem Projekt. Zu diesem Zweck ließ er die Ehefrauen von christlichen Missionaren, Mrs. Bradley, Mrs. Jones und Mrs. Bratton verpflichten, die jedoch den Schulunterricht anhand von christlichen Texten vor- nahmen, was einer unzulässigen Missionierung gleichkam. Der Unterricht wurde daraufhin ab- gebrochen, und der König ließ über seinen Konsul in Singapur eine neue, neutrale Englischleh- rerin, eine Mrs. besorgen, die nunmehr diese Arbeit für mehrere Jahre fort- führte. Kurz nach seiner Krönung ernannte er seinen Halbbruder Prinz Chutamani zum "Maha Uparaja" (Vizekönig). Jener wurde als König Pinklao bekannt und war hauptsächlich für die Verteidigung und das Militär verantwortlich.

Während seiner Regierungszeit engagierte er westliche Ausbilder für die Armee, um siamesische Soldaten mit westlicher Taktik vertraut zu machen. Sir John Browning, ein Engländer, der im Jahr 1855 zur Un- terzeichnung des ersten Handelsabkommens nach Siam gekommen war, wurde später von RAMA IV. zum Außerordentlichen Botschafter und Bevollmächtigten Thailands in Europa ernannt und erhielt den nicht-vererbbaren Titel "Phraya Siamanukulkij Siamitr Maha Yos". Die schon unter RAMA II. genutzte Flagge wurde nunmehr endgültig von ihm eingeführt, das scheibenähnliche Symbol wurde entfernt. Nur noch der weiße Elefant auf rotem Grund verblieb in der neuen Natio- nalflagge Siams. Ausserdem wurden zwei weitere Flaggen neu einge- führt, eine für den König und eine für die Regierung. RAMA IV. entwi- ckelte auch ein Auszeichnungssystem für höhergestellte Persönlich- keiten. Die Auszeichnungen konnten auch an Ausländer vergeben werden. Die neuen Orden hießen "Kodchasri" (Löwe und Elefant), "Rajachari" (Löwe) und "Chang Peurk" (weisser Elefant). Ebenfalls von ihm stammte die Durchsetzung des Gebrauches des Händeschüt- telns.

Im Jahr 1855 gründete RAMA IV. die erste Druckerei auf dem Gelände des Großen Palastes und führte als Zeitung die "Government Gazette" ein. Auf dem Gebiet der Wirtschaft schaffte RAMA IV. monopolistische Praktiken ab, er verbot gefährliche Güter und erhob Zölle auf Im- porte. Er stabilisierte die Handelsbeziehungen mit westlichen Staaten, u.a. durch Handelsab- kommen mit den Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreich und Dänemark. RAMA IV. führte die staatliche Münzprägung in Siam ein, er nannte sie "Rong Kasup Sittikarn" (autorisierte Münzprägung). Zuerst wurden nur 12 und 25 Satang, später dann auch 1 Baht-Münzen her- ausgegeben, und noch später sogar eine 2,5 Baht-Goldmünze.

In Bangkok schaffte RAMA IV. ein Netzwerk von Straßen und Kanälen nach europäischem Vor- bild. So ließ er 1861 den südlichen Bereich der Thanon Charoen Krung (New Road) und später die Thanon Bangrung Muang, Thanon Fueng Nakorn, Thanon Silom und die spätere Thanon Rama IV. bauen. Er ließ fünf weitere Kanäle anlegen, nämlich den Padueng Krungkasem, den Hua Lamphong, den Mahasawaddi, den Chadibhucha und den Damnern Saduak.

In der Literatur schrieb RAMA IV. mehrere Bücher über den Smaragdbuddha. Er stellte frühe Briefe aus der Chakri-Dynastie zusammen sowie seine eigenen Briefe, die er an andere Führer geschrieben hatte. Er untersuchte auch die vierte Inschrift von Phraya Li Thai und schuf be- merkenswerte Bücher über die Astronomie, da er auch ein begnadeter Mathematiker war! Mit seiner "Schaukelpolitik" konnte RAMA IV. die Unabhängigkeit Siams in jener Zeit bewahren, als alle Nachbarländer unter die koloniale Herrschaft der Briten oder der Franzosen gerieten. Er versuchte dem Westen das Beste abzugewinnen, ohne jedoch die siamesischen Traditionen und Tugenden aufzugeben. Durch eine sehr geschickte Diplomatie blieb Siam dank des erfah- renen Königs frei.

RAMA IV. hatte während seiner Regentschaft 39 Frauen, von denen nur die königlichen Frauen und Konkubinen sowie Prinzessinnen von königlichem Blut, die "Nang Harm" (verbotene Frau- en, d.h. also Frauen, die nur der König sehen durfte und die nur mit spezieller Genehmigung des Königs heiraten durften) genannt wurden, während die Frauen, die im Königspalast lebten, immer als "Nang Nai" (Frauen des inneren Palastes) bezeichnet wurden. Mit diesen 39 Frauen hatte König Mongkut insgesamt 82 Kinder. Die erste Königin war Königin Somanas Wattanavadi, die nur neun Monate vor ihrem frühen Tod im Alter von nur 17 Jahren im Jahr 1851 Königin wurde. Ihr folgte im gleichen Jahr Königin Debsirindra.

Seine Liebe zur Astronomie brachte ihm höchstwahrscheinlich auch den Tod. Dank seiner fun- dierten mathematischen Kenntnisse konnte er für den 18.08.1868 exakt eine sechs Minuten dauernde Sonnenfinsternis für den Ort Prachuap Khiri Khan voraussagen. Mit seinem ältesten Sohn, Prinz Chulalongkorn, und dem britischen Gouverneur von Singapur, Sir Henry Orde, be- gab er sich in einen eigens für die Beobachtung der Sonnenfinsternis errichtenten Pavillon in der Nähe der Stadt. Leider lag der Beobachtungsposten jedoch in einem durch Mücken total verseuchten Gebiet. So fand zwar die Sonnenfinsternis genau so statt, wie sie König Mongkut vorausgesagt hatte, was ihm große Bewunderung in der Wissenschaft und im Volke einbrachte, jedoch hat er sich vermutlich bei dem Ereignis die Malaria zugezogen, gegen die es damals kein Gegenmittel gab, und so verstarb König RAMA IV. am 18.10.1868 (an seinem 64. Ge- burtstag!) nach seiner Rückkehr in Bangkok.

Sein ältester Sohn, Prinz Chulalongkorn, geboren von der Königin Debsirindra (Tochter von Prinz Sirivongse, ein Sohn von König RAMA III. Sie wurde als Prinzessin Rampeuy im Jahr 1851 im Alter von 18 Jahren Königin, verstirbt jedoch schon sehr jung mit 24 Jahren), wird als RAMA V., der später "Der Große" genannt wird, den Thron übernehmen.

RAMA V.

Prinz Chulalongkorn wurde am 20.09. 1853 in Bangkok als Sohn des Königs RAMA IV. (Mongkut) und dessen Ehefrau Königin Debsirindra (Dhepsirintaramat) geboren. Er erhielt eine sehr gute Ausbildung. Auch Ausbilder aus Europa, z.B. die Engländerin Anna Leonowens, waren un- ter den Ausbildern des jungen Prinzen. Im Jahr 1861 erhielt er den Titel "Krom Meun Pikanesuarn Surasangkat". Im Jahr 1866 wurde er Mönch im Wat Bawonniwet Vihara (Phra Nakhon Distrikt von Bangkok), was durchaus der königlichen Tradition entsprach. Als er im Jahr 1867 in die Weltlichkeit zurückkehrte erhielt er den Titel "Krom Khun Pinit Prachanat".

Als sein Vater König Mongkut im Jahr 1868 im Oktober auf dem Sterbe- bett in Bangkok lag, nachdem er sich bei der Beobachtung einer Son- nenfinsternis in der Nähe von Prachuap Khiri Khan mit Malaria infiziert hatte, sprach er folgen- de Worte: "Mein Bruder, mein Sohn, mein Enkel, wen auch immer alle ihr älteren Offiziellen für befähigt haltet, daß er fähig sei unser Land zu erhalten und auf meinem Thron folgen sollte, den wählt nach eurem Willen". Nach dem Tode von RAMA IV. wurde Prinz Chulalongkorn als Nachfolger auserwählt. Er war jedoch beim Tode seines Vaters erst 15 Jahre alt, so daß man sich entschloss, zuerst einmal einen Regenten einzusetzen, der den designierten König bis zu dessen Volljährigkeit vertreten sollte. Es handelte sich hierbei um Chao Phraya Si Suriyawongse (Somdet Chao Phraya Borom Maha Si Suriyawongse, sein Geburtsname war Chuang Bunnag). Zwar wurde Prinz Chulalongkorn am 11.11.1868 offiziell zum König von Si- am gekrönt und nahm den Titel "Phrabat Somdej Phra Chun La Chomklao Chao Yu Hua" an, dennoch war vorerst Si Suriyawongse der Regent. Dieser übergab den Titel des "Frontpalastes" (Vizekönig) sofort an Prinz Yingyot (ein Cousin von Chulalongkorn), nachdem vorher sein eige- ner Onkel König Pinklao der "Frontpalast" gewesen war.

Schon in jungen Jahren machte Chulalongkorn ausgedehnte Reisen ins Ausland. So im Jahr 1870 nach Singapur und Java und in den Jahren 1870-1871 nach Britisch-Indien, um dort die Verwaltung der britischen Kolonien kennenzulernen. Chulalongkorn war begierig Siam zu re- formieren und das Land an die modernen Zeiten anzupassen, sein Land in die Moderne zu füh- ren - eine Aufgabe, der er sich später mit großer Hingabe und mit großem Erfolg widmen wird!

Als Regent behielt Si Suriyawongse großen Einfluß. Er setzte die Arbeit von König RAMA IV. fort. So überwachte er Ausschachtungen an wichtigen Khlongs in Bangkok, wie z.B. Padung Krungkasem und Damneun Saduak sowie die Asphaltierungsarbeiten der Thanon Charoen Krung (New Road) und Thanon Silom. Er war zudem Beschützer der siamesischen Literatur und der angewandten Künste. 1873 wurde Chulalongkorn noch einmal Mönch, um dann end- gültig auf den Thron zu kommen, denn nun war er mit 20 Jahren volljährig und voll regie- rungsfähig. Sein Regent Si Suriyawongse trat vom Amt zurück und erhielt vom neuen König RAMA V. den Titel "Somdet Chao Phraya", den höchsten Titel, den ein Adliger überhaupt errei- chen konnte.

Da auch die offiziellen Königinnen von RAMA V. für die weitere Geschichte Siams und auch Thailands interessant werden, wollen wir uns an dieser Stelle mit den vier offiziellen Königin- nen von RAMA V. beschäftigen, bevor wir wieder zu RAMA V. selbst zurückkehren:

Insgesamt hatte RAMA V. 33 Söhne und 44 Töchter.

Die erste Königin war Sunandha Kumariratana (Tochter von RAMA IV. und Prinzessin Piam (Chao Chom Manda Piam), später Somdej Phra Piyamawadi Sri Patcharin Mata genannt. Sie war damit eine Halbschwester von König RAMA V., in der damaligen Zeit durchaus nicht unge- wöhnlich. Tragischerweise ertrank Sunandha am 31.05.1880 im Bang Pa-In-Fluss im Alter von nur 17 Jahren mit ihrer ungeborenen Tochter Kunnaporn Pet Charat, da es niemand wagte sie zu retten. In Siam war es bei Todesstrafe verboten, Mitglieder der königlichen Familie zu be- rühren!

Heute erinnert die Suan Sunandha Rajabhat Universität an der Thanon 1 U-Thongnok im Dusit Distrikt in Bangkok an die erste Königin von König RAMA V. Er selbst ließ für seine verstorbene Ehefrau und die ungeborene Tochter ein Denkmal im Bang Pa-In Palast in der Nähe von Ayutthaya errichten.

Die königliche Familie (v.l.n.r.): Prinz Asdang, König Chulalongkorn, Kronprinz Vajiravudh (später Rama VI.), Königin Sri Bajarindra (vormals Prinzessin Saovabha Phongsri), Prinz Prajadhipok (später Rama VII.), Prinz Chakrabongse und Prinz Chudadhuj.

Die zweite Königin von RAMA V. war Königin Sukulmarsri (Tochter von König RAMA IV. und Prinzessin Chao Chom Manda Samli. Sie war das 52. Kind von RAMA IV. und Halbschwester von Chulalongkorn. Im Alter von 17 Jahren heiratete sie RAMA V. und gebar ihm 2 Kinder:

1. Prinzessin Sutathipyaratana, Prinzessin von Ratanakosin, die zwar die zweitgeborene Tochter des Königs war, dennoch aber die erste Überlebende "Chao fah" (Tochter des Monarchen von einer königlichen Mutter) war, da ja die erste Tochter Kunnaporn Pet Charat ungeboren verstorben war! Sutathipyaratana sollte nach dem Willen von RAMA V. den Kronprinzen Maha heiraten, jedoch verstarb dieser bereits im Alter von 17 Jahren an Typhus! An sich wäre Vajihunhis der nächste König geworden, so wurde jedoch Kronprinz Vajiravudh, sein Halbbruder, dann König RAMA VI.

Prinz Paripatra Sukhumbhand, Prinz von Nakhon Sawan. Königin Sukulmarsri verstarb im Alter von 66 Jahren in Bangkok.

Die dritte Königin war (Königin Sri Savarindira oder Phra Somdech Phra Sri Savarindira Boromma, Raja Devi), der im Jahr 1935 der Titel "Somdech Phra Phan Vasa Ayyika Chao" (Königingroß- mutter) verliehen wurde, denn sie war die Großmutter von König Ananda Mahidol (RAMA VIII.) und von König Bhumibol Adulyadej (RAMA IX.). Sie war die 27. Tochter von RAMA IV. (und Prinzessin Piam) und damit auch Halbschwester von Chulalongkorn.

Königin Vadhana hatte 7 Kinder:

Kronprinz Maha Vajihunhis Prinz Isariyalongkorn Prinzessin Vitchitra Chiraprabha Prinz Sommatiwongse Vorodaya, Prinz von Nakhon Si Thammarat Prinzessin , Prinzessin von Phetchaburi Prinzessin Sirabhorn Sobhon Prinz , Prinz von

Immerhin wurden zwei ihrer Enkel später Könige von Thailand. Sie verstarb im hohen Alter von 93 Jahren in Bangkok und ist auf dem königlichen Friedhof im beerdigt. Im Jahr 2005 gründete Maha Chakri , eine Tochter des jetzt regierenden Königs zu ihrem Gedenken die Queen Savong Vadhana Foundation.

Die letzte Ehefrau war Königin Saovabha, deren Vater ebenfalls RAMA IV. und deren Mutter Prinzessin Piam war, was sie gleichfalls zu einer Halbschwester von Chulalongkorn machte. Sie war die jüngste Schwester der Königin Sunandha Kumariratana und von Königin Savang Vadhana. Sie wurde im Jahr 1878 Königin und hatte 9 Kinder, von denen nur 5 das Erwachsenenalter erreichten:

Prinzessin Bahurat Manimaya Kronprinz Maha Vajiravudh, später König Vajiravudh (RAMA VI.) Prinz Tribeth Rutdhamrong Prinz Chakrabongse Bhuvanath, Prinz von Phitsanulok Prinz Siriraj Kakudhabhandu eine unbenannte Prinzessin, die bei der Geburt verstarb Prinz Asdang Dejavudh, Prinz von Nakhon Ratchasima Prinz Chadadhut Dharadilok, Prinz von Phetchaburi Prinz Prajadiphok Sakdidej, Prinz von Sukhothai, später König Prajadiphok (RAMA VII.)

Königin Saovabha etablierte 1904 die erste Schule für Mädchen in Siam, die "" oder Königin- schule. Sie starb im Alter von 57 Jahren in Bangkok. Nach ihr wurde das "Queen Saovabha Memorial Institute" benannt, das weltberühmte Schlangenforschungsinstitut an der Ecke von Thanon Henri Dunant und Thanon Rama IV. in Bangkok.

Nach dieser Abschweifung in die siamesische bzw. thailändische Königsgeschichte, ohne die man die si- cherlich komplizierten Familienverhältnisse nicht verstehen wird, kehren wir nun zum weiteren Leben von König RAMA V. zurück.

Im Jahr 1873 begann König RAMA V. mit den ersten durchgreifenden Reformen, als er das "Auditory Offi- ce" (Rechnungsprüfungsbüro) gründete. Bisher war es üblich, daß zumeist korrupte Steuereintreiber die fälligen Steuern eintrieben. Da die Steuereintreiber unter dem Schutz verschiedener Adliger standen und ein Großteil der eingetriebenen Steuern in die Taschen der Adligen floss, verursachte die Gründung des neuen Rechnungsprüfungsbüros einen erheblichen Aufruhr bei den Adligen, insbesondere beim "Frontpa- last". Seit der Zeit von König Mongkut (RAMA IV.) war der "Frontpalast" in der Praxis der "zweite König", d.h. ihm standen ein Drittel der Steuereinkünfte zu. Der "Frontpalast" Prinz Yingyot war ausserdem be- kannt dafür, sehr viele Briten zu kennen, die damals als Feinde Siams galten.

König Chulalongkorn mit seiner ersten Ehefrau, Königin Sunandha Kumariratana, die im Alter von nur 17 Jahren auf tragische Weise ertrunken ist.

Im Jahr 1874 gab es einen Bombenanschlag und ein Feuer, das den Großen Palast bedrohte. Der "Frontpalast" gab keinerlei Hilfe bei der Bekämpfung des Feuers. Dies nährte Spekulatio- nen, daß sich Prinz Yingyot im britischen Konsulat verstecken würde, wo ihn König RAMA V. nicht belangen könnte. Doch König Chulalongkorn wartete nur darauf zuzuschlagen, und die Spannungen verschärften sich. Nur durch die Rückkehr des schon im Ruhestand befindlichen Regenten Si Suriyawongse aus Rachaburi konnte der offene Schlagabtausch vermieden wer- den. Dieser als " Crisis" bekannt gewordene Zwischenfall zeigte dem König einmal mehr, wieviel Macht die alten Adelsschichten in Siam noch besaßen und wie wenig Macht er als König hatte. Dies wurde dann bei RAMA V. das wichtigste Motiv, um die Feudalstruktur Siams zu brechen und die bisher von wenigen gehaltene Macht der Adligen abzuschaffen.

Als Prinz Yingyot im Jahr 1885 verstarb ergriff König Chulalongkorn die Gelegenheit, das Amt des "Frontpalastes" ersatzlos abzuschaffen. Stattdessen führte er den offiziellen Titel des "Kronprinzen" ("Sayam Makut Ratchakuman") ein, der damit die königliche Nachfolge anzeigte. Chulalongkorns Sohn Vajihunhis war der erste offizielle Kronprinz von Siam, wenngleich er dieses Amt, bedingt durch seinen frühen Tod am 04.01.1895, nie ausübte. Nach diesem un- liebsamen Zwischenfall zog sich der bisherige Regent Sri Suriyawongse sowie die gesamte Bunnag-Familie aus der Politik zurück.

In den nördlichen Provinzen von Laos hatten nach der "Taiping Rebellion" (1850-1864) in Chi- na die geschlagenen und geflohenen Überlebenden eine neue Heimstatt gefunden. Diese Chi- nesen wurden "The Heos" genannt und waren nur gewöhnliche Banditen, die Dörfer überfielen und plünderten. Im Frühjahr 1875 überquerten auf Befehl von RAMA V. siamesische Truppen in den sogenannten "Haw Kriegen" zum ersten Mal den bei Nong Khai, um die chinesi- schen Banden zu bekämpfen und die Hauptbasis der Haw in Chiangkham zu erobern. Da die Haw in die Berge von Phuan und Huaphan flohen und sich damit einer Schlacht mit siamesi- schen Truppen entzogen, konnte das Kriegsziel nicht erreicht werden, und die siamesischen Truppen zogen sich am Ende des Jahres wieder zurück.

Im Jahr 1883 bat Chao Ungkham, der regierende Prinz von Vientiane den siamesischen König erneut um Hilfe, da die Haw wiederum seine Hauptstadt Luang Prabang bedrohten. König Chu- lalongkorn entsandte erneut eine Armee, die sich weitgehend aus Soldaten aus dem Norden Siams und dem Isaan zusammensetzte. Dieser Feldzug war nach den Worten des britischen Vermessers James Mc Carthy, der daran teilnahm "schlecht bedacht, unbedacht geplant und letztendlich nicht erfolgreich". Mc Carthy beriet sich in Luang Prabang mit siamesischen Trup- penkommandeuren und mit Chao Ungkham. Hier erfuhr er, daß sich die Haw schon nach Muang You abgesetzt hatten, das ja von Phraya Sukhothai verteidigt werden sollte. Da jedoch Sukothai an Malaria erkrankt war, hatte er diesen wichtigen Aussenposten aufgegeben, und die Haw konnten ihn niederbrennen. Da in der Regenzeit Juni/Juli Kämpfe wegen der Malaria un- möglich waren, verblieben die siamesischen Truppen in Luang Prabang bzw. sie zogen sich über den Mekong nach Nong Khai zurück. Mc Carthy kehrte nach Bangkok zurück, um König Chulalongkorn zu unterrichten und um trockenes Wetter abzuwarten.

Am Ende der Regenzeit kehrte Mc Carthy nach Laos zurück. Er verließ Bangkok im November 1884 und reiste über Uttaradit und Nan nach Luang Prabang, wo er am 14. Januar 1885 ein- traf. Die Haw waren mit modernen Repetiergewehren bewaffnet. Sie benutzten aus Birming- ham stammende britische Munition und waren in der Taktik des Guerillakampfes erfahren. Das gesamte Gelände war mit hölzernen, spitzen Pfählen durchzogen, was einen Kampf mit regulä- ren Truppen sehr erschwerte. Da man in der damaligen Zeit noch sehr an die Magie glaubte und der Macht von Orakeln vertraute, wurde der Angriff der siamesischen Truppen auf die Fes- tung der Haw auf den 22. Februar 1885 10:00 festgelegt. Der gesamte Angriff der schlecht ausgerüsteten und schlecht geführten siamesischen Armee endete in einem Disaster, so daß am Abend des genannten Tages der Angriff ergebnislos abgebrochen werden musste und der Rückzug angeordnet wurde, zumal auch der Oberbefehlshaber der siamesischen Truppen Phraya Raj beim Angriff schwer verletzt worden war.

Die Haw konnten erst in der Mitte der 1890-er Jahre in gemeinsamen Einsätzen von siamesi- schen und französischen Truppen besiegt werden, denen es gelang, die Banditen nach zurückzutreiben. Heute erinnert ein Denkmal vor der alten Nong Khai City Hall an die bei den Kämpfen mit den Haw getöteten siamesischen und laotischen Soldaten. Ein noch neueres Denkmal steht hinter den Polizeibaracken von Nong Khai.

Nachdem König RAMA V. endlich von der "Frontpalastkrise" und den Haw-Kriegen befreit war, konnte er schließlich an die notwendigen Reformen im Land gehen. Am 05.08.1887 wurde von ihm die "Royal Military Academy" gegründet, die sich zuerst auf dem Gelände des Saranrom Palastes in Bangkok befand, um dann im Jahr 1964 zur Rajadamnoen Nok Avenue in Bangkok umzusiedeln. Seit dem 10. Juli 1986 befindet sich die berühmte Akademie in Khao-Cha-ngoke, Amphoe Mueang, Changwat Nakhon Nayok, etwa 140 km nordöstlich von Bangkok. Zu Ehren des verehrten Königs trägt die Akademie heute den Namen "Chulachomklao Royal Military Academy". Seit der Zeit der Gründung wurden an dieser Akademie die Truppen des Landes in westlicher Militärtechnik unterrichtet.

Die Regierung von Siam war seit dem 15. Jahrhundert unverändert geblieben. Die Zentralre- gierung wurde vom "Samuha Nayak" (vergleichbar einem Premierminister) geleitet, der die nördlichen Teile von Siam kontrollierte. Der "Samuha Kalahorn" (der Große Kommandeur) kon- trollierte die südlichen Teile von Siam. Der Samuha Nayak stand dem "Chatu Samdombh" (Vier Pfeiler) vor. Die Verantwortlichkeiten der "Vier Pfeiler" überschnitten sich und waren nicht klar gegeneinander abgegrenzt. Schon im Mai 1874 setzte der König einen Staatsrat ein. Im Au- gust 1874 folgte die Einrichtung eines Kronrates, der aus 49 Mitgliedern bestand und den Kö- nig persönlich beraten sollte. Das Jahr 1882 sah die Ernennung eines neuen Kabinetts, das aus zwölf Mitgliedern bestand, davon allein neun Brüder des Königs. Im Jahr 1888 führte Chula- longkorn eine neue Ministerialregierung ein, bei der alle Minister Mitglieder der königlichen Familie waren. Die endgültige Etablierung der Ministerien erfolgte im Jahr 1892, dabei wurden dann alle Ministerien gleichberechtigt. Eine erneute Kabinettsumbildung gab es im Jahr 1896, als erneut die Brüder des Königs die wichtigsten Posten bekamen: Prinz (Inneres, siehe hierzu auch unsere Serie: Bekannte Thai, die ins Exil gegangen sind, Teil 2 in FARANG Nr. 10/2008 S.16), Mahit (Finanzen, Landwirtschaft), Phithayalap (Palast und Öffent- lichkeitsarbeit), Thewawong (Auswärtiges), Narit (Armee) und Naret (lokale Administration). Hinzu kam im Jahr 1897 noch der junge Prinz Ratburi. Thewawong, bisweilen auch Dewawongse genannt, sollte sich zum brillianten Aussenpolitiker entwickeln und wird heute als "Vater der Auswärtigen Beziehungen" bezeichnet.

In der Bildungspolitik wurden hervorragende Schüler ohne Ansehen der Person gefördert. Sie erhielten Stipendien und wurden nach Europa (Dänemark, Deutschland, Großbritannien und Russland) geschickt. Er ließ auch viele königliche Schulen für die Bevölkerung bauen, dabei wurde insbesondere Wert auf das Erlernen der englischen Sprache gelegt. Bei seinen vielen Reisen durch Siam, die er auch unerkannt unternahm, deckte der König schonungslos viele Schwachstellen in der Verwaltung auf. Er regte viele kleine Reformen an, die die Verwaltung und das Vertrauen der Bevölkerung in die Monarchie stärkten. In der nationalen Erziehung an den Schulen wurde das Standard-Thai als allgemein verbindliche Sprache zwingend vorge- schrieben. Vorher waren viele lokale Dialekte im Gebrauch gewesen.

Abgeschafft von König RAMA V. wurden im Justizsystem die Verhörmethoden nach den "Nakorn Bala" Foltern, mit denen man Geständnisse erzwang. Sein Berater, der Belgier Gustave Henri Ange Hippolyte Rolin-Jaequemyns spielte dabei eine große Rolle bei der Entwicklung eines modernen siamesischen Gesetzes- und Rechtssystems. 1896 wurde durch das Provin- zialgerichtegesetz das gesamte Gerichtswesen der Provinzen unter die Oberhoheit der Zentralregierung gestellt.

Chulalongkorn sandte als erster König Siams Prinzen zur Er- ziehung nach Europa, dabei lernten sie insbesondere in Frank- reich die Ideen einer Republik und in Großbritannien die Ideen der konstitutionellen Monarchie kennen. Im Jahr 1884 (Jahr 103 der Rattakosin Ära, deshalb später auch "Der Unfall der 103" genannt) baten siamesische Offizielle in und Paris in einer dem König vorgetragenen Bitte, daß Siam nach euro- päischem Muster oder dem System der japanischen Meiji reformiert werden sollte, damit man besser auf die Bedrohungen, auf den europäischen Kolonialismus reagieren könne. Dabei sollte Siam auch in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt werden. König Chulalongkorn lehn- te dieses Ansinnen mit der Begründung ab, daß die Zeit für eine konstitutionelle Monarchie noch nicht reif sei!

In der Zeit von Chulalongkorn konnten zum ersten Mal auch radikale Schreiber ihre Ideen vor- tragen. Der bekannteste war Tianwan, der 17 Jahre im Gefängnis gesessen hatte, wo er jedoch viele Werke schrieb, die die siamesische Gesellschaft kritisierten.

Im Jahr 1863 war König Narodom von Kambodscha von den Franzosen gezwungen worden, sein Königreich unter französisches Protektorat zu stellen, dennoch blieb Inner-Kambodscha (wie es von den Siamesen genannt wurde) mit den Gebieten von Battambang, Siem Raep und Sisophon vorerst in siamesischem Besitz. Im Jahr 1887 wurde Französisch-Indochina aus Kambodscha und Vietnam geformt. Im Jahr 1888 marschierten französische Truppen in das nördliche Laos ein, offiziell um die Haw zu vertreiben, inoffiziell blieben sie jedoch in Laos.

Im Jahr 1893 forderte , der französische Vizekonsul in Luang Prabang, die Rück- gabe allen laotischen Landes östlich des Mekong, was Siam selbstverständlich ablehnte. Dies führte zum Französisch-Siamesischen Krieg von 1893. Das französische Kanonenboot "Le Lutin" fuhr den Menam Chao Phraya hinauf, ankerte gegenüber dem französischen Konsulat und war bereit zum Angriff. Kämpfe wurden ebenfalls aus Laos gemeldet. Die französischen Schiffe "Inconstant" und "Comete" wurden im Menam Chao Phraya angegriffen, worauf die Franzosen ein Ultimatum mit einer Wiedergutmachung von drei Millionen Francs sandten. Gleichzeitig wurden die Einstellung der Kampfhandlungen und der Rückzug der siamesischen Truppen aus Laos gefordert. Siam erkannte das Ultimatum nicht an, worauf französische Trup- pen den Golf von Siam blockierten und Chantaburi und Trat eroberten.

Der König Chulalongkorn sandte Rolin-Jacquemyns zu Verhandlungen. Als Ergebnis ergab sich, daß Siam im Jahr 1893 Laos räumen musste, die französischen Truppen sollten im Gegenzug Chantaburi und Trat verlassen, was sie jedoch nicht taten! Die Aufgabe laotischen Landes ließ bei Chulalongkorn den Wunsch nach einer Marine wachsen. Er gründete deshalb im Jahr 1898 die "Royal Thai Navy Academy", die am 20.11.1906 durch ihn offiziell eröffnet wurde. Zuerst befand sich die Akademie auf der königlichen Jacht "Maha Chakri" und einigen anderen Boo- ten, dann wurde sie in den Wangderm Palast in Thon Buri verlegt (dort, wo sich heute das Hauptquartier der Marine befindet), später noch einmal nach Sattahip und schließlich im Jahr 1952 an ihren gegenwärtigen Platz in Samut Prakan. Die französischen Truppen hielten Chantaburi und Trat für weitere 10 Jahre besetzt. Erst im Jahr 1903 kam es zu einer vorläufigen Vereinbarung, daß die französischen Truppen Chantaburi verlassen sollten, aber weiterhin Küstengebiete von Trat bis Koh Kong besetzt halten konnten. Erst im Jahr 1906 erhielt Siam die Gegend um Trat zurück, Koh Kong verblieb bei den Franzosen und Inner-Kambodscha musste an die Franzosen abgetreten werden.

Da König Chulalongkorn die Wichtigkeit der Beziehungen mit dem Ausland für die Unabhängigkeit Siams erkannt hatte, führte er als erster siamesischer Monarch im Jahr 1897 einen Besuch in Europa durch. Währendessen wur- de Königin Saovabha offiziell als Regentin eingesetzt, die dafür den Titel "Somdet Phra Nang Chao Saovabha Bongsi Praborommarachininat" (in etwa: Ihre Majestät die Königs Regentin) erhielt. Bei seiner Reise von Anfang April bis zum 16.12.1897 besuchte er in Europa die Städte Venedig, Genf, Turin, Florenz, Rom, Wien, Budapest, Warschau, St. Petersburg, London, Hamburg, Essen, Den Haag, Brüssel, Paris und viele kleinerer Städte. Er versuchte ganz intensiv die Rolle Siams als eigenständiger Staat und als wichtigen Pufferstaat zwischen dem britischen und dem französi- schen Machtblock darzustellen.

Eine weitere Europareise führte den König vom März bis November 1907 u.a. nach Heidelberg, wo er seinen Sohn Prinz Rangsit von Chainat besuchte, der dort von 1905 bis 1913 studierte und im Jahr 1912 die Heidelbergerin Elisabeth Scharnberger heiratete. Weitere Reiseziele wa- ren noch Bad Homburg vor der Höhe und Genua.

Der erste siamesische Film zeigt König Chulalongkorn bei seiner Ankunft in Bern am 25.05.1897. Im Jahr 1900 wurde der erste Film in Siam gedreht, interessanterweise von Prinz Sanbhassatra, dem jüngeren Bruder des Königs.

König RAMA V. war dem Buddhismus tief verbunden, dennoch sorgte er mit diversen Land- schenkungen dafür, daß auch christliche Kirchen und islamische Moscheen gebaut werden konnten - es herrschte Religionsfreiheit im Land.

Auch das gesamte Land wurde konsequent modernisiert. Insbesondere im Bereich der Infra- struktur waren sehr viele ausländische Berater tätig, insbesondere Briten, Dänen und Deut- sche. Auch die siamesische Verwaltung wurde von ausländischen Spezialisten von Grund auf modernisiert. Die erste Eisenbahn Siams wurde am 26.03.1897 vom König zwischen Bangkok und Ayutthaya festlich eröffnet, zwei Tage später wurde die Strecke für den allgemeinen Ver- kehr freigegeben. Auch das Polizeiwesen, der Post- und Telegraphendienst (1883 erster Tele- graph) wurde in der Regentschaft von RAMA V. durchgreifend modernisiert. Das Jahr 1896 brachte im Gesundheitswesen die Eröffnung des ersten modernen Krankenhauses in Siriraj.

Schon im Jahr 1882, anläßlich des einhundertjährigen Bestehens der Chakri-Dynastie, wurden folgende fünf wichtigen Errungenschaften König Chulalongkorns erwähnt:

1. Die allmähliche Gleichberechtigung der Sklaven, im Jahr 1905 wurde die Sklaverei end- gültig abgeschafft. 2. Die Abschaffung des Niederwerfens vor dem König, stattdessen durften die Anwesenden stehen bleiben oder sich auf Stühle setzen. 3. Die Garantie für Regierungsoffiziere, dem König schriftlich ihre Meinung mitteilen zu dürfen. 4. Die Verbesserung der Beziehungen zum Ausland 5. Die Erweiterung des Wat Phra Kaeo

Weiterhin reformierte er folgende Sachverhalte:

Erlaubnis für Regierungsangestellte, ihr Haar so zu tragen, wie sie es wollen, der bisher vorgeschriebene "Mahadthai-Stil", der aus einem Bürstenhaarschnitt mit Mittelscheitel bestand, wurde abgeschafft. Frauen durften ihr Haar kurz oder lang tragen. Regierungsbeamte mußten weiße Uniformen tragen, ein "Pa Chongkraben" wurde als Gürtel getragen. Abschaffung der alten Sitte, sich den Schädel zu rasieren, wenn ein König starb. Regierungsbeamte, die Betel kauten, mussten sich ihre Zähne reinigen. Einführung des Gregorianischen Kalenders und der westlichen Monatsnamen anstelle des Mondkalenders. Einführung von Messer und Löffel beim Essen anstatt der Finger zur Erhöhung der hygie- nischen Standards. Einführung öffentlicher Audienzen, mit der Möglichkeit selbst zum König zu sprechen.

RAMA V. starb am 23.10.1910, sein Todestag (Won Piya Maharaj = der Tag des geliebten Großen Königs) ist heu- te ein gesetzlicher Feiertag. Sein Reiterstandbild vor der National Assembly Hall in der Nähe des Dusit Zoos wird an diesem Tag mit Tausenden von Blumen geschmückt. RAMA V. wird auch als "Phra Piya Maharaj" (Der große geliebte König) bezeichnet.

König RAMA V. ist mit Sicherheit noch heute einer der meist verehrten Könige Thailands. Sein Bild steht oder hängt in vielen Häusern, Geschäften und Gesellschaften. Unzählige Menschen tragen sein Bild als Amulett immer bei sich, er wird noch heute von seinem Volk geliebt und verehrt!

Die Reiterstatue des Königs wurde im Jahr 1908 vollen- det, um das 40. Jahr seiner Regierungszeit zu feiern. 1917 wurde als erste Universität herkömmlichen Stils die Chulalongkorn Universität gegründet, eine Universität, die einen ausgezeichneten Ruf in der Welt besitzt. Im Jahr 2005 erschien die neue 100 Baht-Note, die König Chulalongkorn in Marineuniform zeigt, während der Hin- tergrund seine berühmte Rede anläßlich der Abschaffung der Sklaverei zeigt.

Chulalongkorn war schon zu seiner Zeit bei den Siamesen als "Phra Buddhachao Luang" (Der königliche Buddha) bekannt. Auch dieser Titel unterstreicht noch einmal die enorme Bedeutung von König RAMA V. für sein Land! Er hat eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft gebaut. Zwar konnte er natürlich nicht das moderne Thailand kennen, so wie wir es heute kennen, aber ohne ihn wäre das moderne Thailand nicht Wirklichkeit geworden!

RAMA VI.

Der Prinz Maha Vajiravudh wurde am 01.01.1881 als Sohn von König Chulalongkorn (RAMA V., DER GROßE) und der Königin Saovabha in Bangkok geboren. Er erlernte Thailändisch bei Chaophraya Phra Sadet Surentrathibodi. Im Alter von nur acht Jahren erhielt er den Titel Prinz Kromkhun Dhepdavaravadi. Mit elf Jahren schrieb er sich an einer der renommiertesten Militärakademien der Welt ein, der britischen Militär- akademie in Sandhurst (in der südenglischen Grafschaft Berkshire), wo er dann Offizier als Platoonkommandeur in der Durham Light Bri- gade wurde. Ab dem Jahr 1899 studierte er Kunstgeschichte und Jura am Christ Church College in Oxford, wo er ein Buch über den polni- schen Erbfolgekrieg (1733-1735) schrieb.

Während seiner Zeit in England starb der designierte Kronprinz Vajirunhas im Jahr 1895 über- raschend, so daß Prinz Vajiravudh nun selbst Kronprinz am 17. Januar 1897 wurde. Nach ei- nem neunjährigen Studium in England (er war der erste siamesische Monarch, der ein kom- plettes Studium im Ausland absolvierte) kehrte Kronprinz Vajiravudh über die U.S.A., Kanada und nach Thailand zurück, wo er im Januar 1903 wieder heimatlichen Boden erreichte. Seit seiner Rückkehr residierte er im Saranrom Palast. Seine Liebe zu England manifestierte sich in einer Transkription des Thai in das Englische und in der Übersetzung sämtlicher Werke des berühmten englischen Schriftstellers William Shakespeare aus dem Englischen in das Thai- ländische, ausserdem war er tief in der britischen Kultur verwurzelt.

Während der Lebenszeit seines Vaters wurde er Generalinspekteur der Armee und Komman- deur der Leibgarde von König RAMA V. sowie General. Nach dem Tode seines Vaters König RAMA V. (König Chulalongkorn) wurde Kronprinz Vajiravudh am 23.10.1910 zum neuen König gekrönt, im Westen bekannt als König Vajiravudh, bei den Siamesen unter dem Titel Phra Mongkut Klao Chaoyahua oder RAMA VI.

Er führte die Modernisierungsmaßnahmen seines Vaters König Chulalongkorn weiter. Im Jahr 1913 führte RAMA VI. zum ersten Mal per Gesetz Familiennamen ein, bisher waren die Men- schen nur unter ihrem Vornamen bekannt. Ebenfalls in dieser Zeit entwickelte er den ersten Standard zu einer Transkription der Thaischrift in das lateinische Alphabet, da er selbst ein Großteil der neuen siamesischen Familiennamen erfand.

Da die wachsende Komplexität des Arbeitslebens und der Gesellschaft nach zunehmend besser ausgebildeten Leuten verlangte, sah König RAMA VI. sehr schnell und auch sehr bewusst die Diskrepanzen zwischen den Anforderungen und dem vorhandenen Schulsystem. Er führte des- halb die staatliche Schulpflicht ein, die mindestens vier Jahre umfasste, gleichfalls wurde die, schon unter RAMA V. begonnene, Stipendiatenförderung für hochbegabte Studenten durch die weitere finanzielle Aufstockung von Mitteln und der darauf erfolgenden verstärkten Ausbildung in Europa und den U.S.A. stark ausgebaut.

Am 26.03.1917 gründete RAMA VI. die nach sei- nem Vater benannte Chulalongkorn-Universität, die aus einer im Jahr 1899 gegründeten Verwal- tungsfachhochschule hervorgegengen war. König Vajiravudh selbst war ein begabter Wissenschaft- ler und ein versierter Fachmann auf militärischem Gebiet. Er entwickelte höchst ungewöhnliche Me- thoden zur Mobilisierung der Massen zu Bildung, denn er sah durchaus, daß die meisten Menschen in seinem Land Bildung nur in den Händen der Elite sahen und selber wenig für die eigene Bil- dung übrig hatten. Hier beschäftigte er sich mit Texten, Bühnenstücken und Wortübersetzun- gen. In der bekannten Komposition "Klon Tid Law" (Schlamm auf den Rädern) arbeitete er z.B. heraus, daß das Hauptproblem des Landes der absolute Mangel an kompetenten Menschen für die vielen Probleme des Landes sei. Immer wieder ermunterte er die Menschen, zum Teil auch mit versteckten Anspielungen in seinen Geschichten, sich mehr für das Wohl des Landes einzu- setzen.

In seinen Tagebüchern, die vom Jahr 1908 bis zu seinem Tod im Jahr 1925 reichen und die bis zum Jahr 1974 nicht veröffentlicht worden waren, schrieb er selbst über sehr viele Themen. Er selbst hatte diese Tagebücher Phraya Ramrakob zur sicheren Verwahrung übergeben und erst im Jahr 1974, anlässlich der Beerdigung von Chatchawarit Kasemson, wurde ein Teil von ihnen freigegeben. Er beschäftigte sich in diesen Tagebüchern mit sehr vielen Themen:

Erziehung, Trinkwasserversorgung in Bangkok, Zivilverwaltung, Übernahme von Fremdwörtern in die thailändische Sprache, dem Tempel Phra Pathom in Nakhon Pathom, den Wild Tiger Corps, Gespräche mit Phraya Kallaynamitri über die Unmöglichkeit dem europäischen Weg zu folgen, die Entwicklung Siams, Nachna- mensgebung, Utopie und Sozialismus, Heirat und Scheidung, Pressefreiheit, die Verfassung, die Übernahme des Gregoriani- schen Kalenders, die Luftstreitkräfte, das Radio, den Ersten Weltkrieg, Süderweiterung Thailands, die neue Staatsflagge, die neue Zeitzählung, die Rechte der Bürger im Ausland und noch sehr viel mehr.

König RAMA VI. kann man mit Recht als einen umfangreich ge- bildeten Monarchen bezeichnen. König RAMA VI. regierte in Siam an der Schwelle vom Übergang von einem altmodischen zu ei- nem modernisierten Staat. Siam gab sehr viel Geld für die Mo- dernisierung des Landes aus, nahm jedoch sehr wenig Geld durch seinen Export ein, da es hauptsächlich Agrarprodukte wa- ren, die Land ausführen konnte.

Als Vajiravudh auf den Thron kam, war er die einzige Hoffnung für einen großen Teil der Be- völkerung, die viele Jahre von Hungersnöten, Trockenheit, Seuchen und Verknappung des Rei- ses heimgesucht wurden. Es gab ganz erhebliche Gegensätze zwischen dem König und den offiziellen Regierungsbeamten, wie man die ökonomischen und politischen Probleme des Lan- des lösen könne. König Vajiravudh, ein "Liberaler", war stets gegen plötzliche Interventionen der Regierung bei ökonomischen Problemen, wie z.B. dem durch im Ausland ausgebildete Offi- zielle vorgeschlagenen Anheben des Reispreises. Der König wurde zu einem sehr scharfen Kri- tiker der zumeist chinesischstämmigen Reishändler und Reismühleneigentümer, die er als hab- gierige Händler ansah, die arme Leute ausbeuten würden. Als dann die Katastrophen und Un- annehmlichkeiten zunahmen, sahen selbst seine getreuesten Gefolgsleute ein, daß der König wohl kein Mittel hatte, um die sehr schwierigen Probleme Siams zu lösen.

König Vajiravudh hatte noch an seinem Krönungstag, dem 02.12.1911, ein neues Militärkorps gegründet. Dieses als Wild Tiger Corps (Thai: Sua Pa) bezeichnete paramilitärische Korps unterstand als Elitekorps nur und direkt dem Monar- chen. Im ersten Jahr hatte dieses Korps 4.000 Leute und obwohl es zum großen Teil nur aus gewöhnlichen Leuten bestand, solidarisierte der König sich mit ihnen und war oft in ihren Messen zu finden. Dieses neue Korps rivalisierte mit der Armee in der Stärke und dem Zivilservice an Einfluss. Der König stattete sogar einige Personen aus dem Korps mit hohen Rängen in der Armee und im Adel aus! Dieses führte natürlich bei der Armee und der Nobilität, die sich ihrer eige- nen Macht und ihres eigenen Einflusses nunmehr beraubt sahen, zu schweren Zerwürfnissen mit dem König. Am 13. Januar 1912 beschloss eine Gruppe von sieben Armee- Offizieren, unzufrieden mit der offensichtlichen Bevorzugung des Wild Tiger Corps durch den König, den König abzusetzen (der erste von vielen noch folgenden Militärputschen in der Geschichte Siams bzw. Thailands, bekannt unter dem Namen Die Palastrevolte von 1912. Sehr schnell vergrößerte sich die Grup- pe auf 91 Offiziere. Sie wurde angeführt vom Armee-Captain Khun Thuayhanpitak (Dr. Leang Srichanr) sowie einigen Mitgliedern der königlichen Leibgarde. Andere Mitglieder waren zu- meist niedere Dienstränge sowie höhere Ränge aus dem Norden Thailands. Vielleicht wurden sie durch die erfolgreichen Revolutionen in China (Qing Dynastie) und in Japan (Manchu) im gleichen Jahr angeregt, dies erfolgreiche Vorgehen auch in Siam zu versuchen, dennoch blie- ben ihre Ziele unklar. Einige wollten Vajiravudh durch einen seiner Brüder ersetzen, andere wollten die Umwandlung der absoluten Monarchie in eine konstitutionelle Monarchie, und ein extremer Flügel wollte sogar die Abschaffung der Monarchie und Schaffung einer Republik.

Am 01.04.1912, dem siamesischen Neujahrstag (Piphatsataya Tag), hielt der König, anläßlich einer buddhistischen Danksagungszeremonie, eine öffentliche Ansprache. Von den Verschwö- rern war Captain Yut Khongyu per Losverfahren ausgewählt worden, den König zu töten! Je- doch bereits am 27.02. hatte Yut Khongyu, von eigener Schuld erfüllt, dem Kommandeur der königlichen Leibgarde sowohl die Namen der Verschwörer als auch die Pläne mitgeteilt. Der Kommandeur erzählte diese Pläne dem Bruder des Königs Prinz Chakrabongse Bhuvanath, Prinz von Phitsanulok. Daraufhin wurden die Verschwörer festgenommen und inhaftiert. Von einem Militärgericht wurden drei der Verschwörer zum Tode verurteilt, 20 Personen wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, 32 Personen erhielten 20 Jahre Haft, sechs erhielten 15 Jahre und weitere 30 immerhin 12 Jahre Gefängnis. Die Anklage lautete auf versuchten Königsmord, Hochverrat und versuchten Sturz der Regierung.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Chakri-Dynastie kam es zu einer Revolte gegen das Kö- nigshaus und zwar nicht vom Adel sondern vom Militär. Der König erwies sich jedoch als gnä- dig. Er reduzierte die Haftstrafen im Jahr 1924, und die Todesurteile wurden nicht vollstreckt, da er der Meinung war, daß niemand verletzt worden sei. Dennoch beobachtete der König in der Zukunft das Militär sehr sorgfältig mit einer hohen Wachsamkeit, um ähnliche Vorfälle aus- zuschließen. Dennoch kann man wohl diesen Coup als Vorläufer der Revolte des Jahres 1932 ansehen, der die Geschichte Siams (Thailands) für immer ändern sollte!

Interessanterweise hatte der König einen Monat vor dem Staatsstreich eine demokratische Umwandlung der Monarchie in einem Brief selbst mit folgenden Worten beschrieben: "Wenn das Volk wirklich eine Verfassung will und guter Absicht ist, sollte man dies befürworten. Ich hege keinen Groll gegen irgendjemanden, der dies unterstützt. Ich werde die Pros und Kontras der Petition prüfen. Ich selbst denke, es ist besser eine Verfassung einzuführen und daß es nicht klug sei, die absolute Macht bei einem Mann zu belassen. Wenn der König ein weiser und fähiger Mann ist und ihm das Wohl des Landes am Herzen liegt, ist dies die beste Lösung. Auf der anderen Seite, falls der König inkompetent und nur auf sein eigenes Werk bedacht, er un- gerecht und brutal ist oder nur seine Getreuen bevorzugt, wird es einen Aufruhr geben und die Menschen werden unglücklich sein." Er schrieb auch über die Volksrepräsentation und deren Konsequenzen, was er auf 15 Seiten sehr klar niederlegte - wahrlich ein sehr weitsichtiger Mo- narch, dem schon damals offenbar klar war, daß sich die Zeit der absoluten Monarchie in Siam dem Ende zuneigte.

Im Jahr 1921 erliess der König ein Gesetz über die Gleichstellung von Mann und Frau in der Gesellschaft. In der Außenpolitik stand Siam im Ersten Weltkrieg auf der Seite der Entente und unterstützte die Kämpfe auf deren Seite mit 2.000 Elitesoldaten, dafür erhielt das Land einen Sitz im Völkerbund. Für die 19 Soldaten, die in diesem Krieg auf siamesischer Seite gefallen waren, wurde nördlich des Sanam Luang, östlich des Nationalmuseums das "Expeditionary For- ce Monument" in Bangkok errichtet.

König RAMA VI. war sehr eifrig um die Einführung eines demokratischen Systems in Siam be- müht. Er gründete die Zeitung "Dusi Thani", um die Bevölkerung in politischen Fragen zu un- terrichten. Er selbst schrieb viele Artikel, und auch unter den Pseudonymen Assawapahu und Ramachitti vertrat er durchaus Ansichten, die denen eines Monarchen absolut konträr waren. Er gründete auch das Pfadfinderkorps und die Government Savings Bank. König Vajiravudh war seit dem Jahr 1924 mit Kruakaew Abhaiwongse (Vater: Phraya Abhayabhupesa [Luam Abhaiwongse], Mutter: Lek Bunnag) verheiratet, einer Angehörigen des niederen Adels. Als sie schwanger wurde bekam sie vom König den Titel Phra Nang Chao Suvadhana (Ihre königliche Hoheit Suvadhana, Prinzgemahlin von Siam) verliehen. Am 24.11.1925, nur einen Tag vor dem Tod von RAMA VI., wurde das einzige Kind des Ehepaares, die Tochter Prinzessin Bejaratana Sirisobhabannavadi geboren.

Am 25.11.1925 starb König RAMA VI. an einer Blutvergiftung im Alter von nur 44 Jahren. RA- MA VI. bleibt als der Philosoph auf dem Thron in der Erinnerung der Siamesen (Thai). Er hat viel für sein Land geleistet und das Reformwerk seines Vaters fortgesetzt. Da König RAMA VI. keinen männlichen Erben hatte, folgte ihm sein Bruder Prinz Prajadhipok als RAMA VII. auf den Thron.

RAMA VII.

Somdej Chao Fah Prajadhipok Sakdidej (Prinz Prajadhipok Sakdidej) wurde am 08.11.1893 in Bangkok als der jüngste Sohn von König RAMA V. (CHULALONGKORN) und dessen Frau, Königin Saovabha, geboren. Er erhielt den Titel eines Prinzen von Sukhothai. Da es unwahrscheinlich war, daß er jemals den Thron besteigen würde (er war das 70. Kind von RAMA V.) beschränkte er sich zuerst auf eine normale Karriere im Mili- tär. Er wurde im Eton College (in der Nähe des Schlosses Windsor in der Nachbarschaft von London) und an der Woolwich Military Academy (südöstlich von London) in England erzogen. Später wechselte er noch zur Ecole Superieure de Guerre (Camp Coetquidain in Guer im Depart- ment Morbihan in der Bretagne) in Frankreich. Volkstümlich ist diese Kriegsschule auch als "Ecole speciale militaire de Saint-Cyr" bekannt.

Während des 1. Weltkrieges wurde seine Einheit, in der er mit Briten zusammen an der westli- chen Front kämpfte, offensichlich geschont, denn diese Einheit wurde aus den Kämpfen in Flandern herausgenommen. Weil er das zweitjüngste Kind des Königs und der jüngste Sohn war erwartete man eigentlich nicht sehr viel von ihm. Der Prinz kehrte im Jahr 1924 nach Siam zurück.

In Siam angekommen verlief die Entwicklung für Prinz Prajadhipok plötzlich und gänzlich un- erwartet anders als er es sich für sein weiteres Leben vorgestellt hatte. Seine Mutter Königin Saovabha war die jüngste Schwester von Königin Savang Vathana, die wiederum die Mutter des Kronprinzen Maha Vajirunhis war. Der unerwartete Tod von Kronprinz Maha Vajirunhis am 04.01.1895 führte dazu, daß der älteste Bruder von Prajadhipok, Prinz Varijavudh, durch König RAMA V. zum Kronprinzen ernannt wurde und auch später zum König RAMA VI. wurde. Durch ihn wurde das Thronfolgegesetz dahingehend geändert, daß die Prinzen, die von der Königin Saovabha (später bekannt als Königinmutter Sri Patcharindra nach der Thronbesteigung von König VAJIRAVUDH) höhere Ansprüche für das Thronerbe geltend machen konnten, als die anderen Ehefrauen seines verstorbenen Vaters. Es war trotzdem nicht ganz so klar, wer im Falle des Todes von König RAMA VI. den Thron erben würde, denn es gab mindestens zwei gleichrangige Rivalen. Zum einen war es Phra Worawong Ther Phra Ong Chao Chula Chakrabongse (der Sohn von Feldmarschall Chao Fa Chakrabongse Bhuvanath, Prinz von Phitsanulok), zum anderen aber auch Mom Chao Waranonthawach (Sohn von Chao Fa Juthatutch, Prinz von Petchabun). Beide, der Prinz von Phitsanulok und der Prinz von Phetchabun, waren ältere Brüder von Prinz Prajadhipok, doch beide waren vor ihm gestorben. Chakrabongse Bhuvanath war am 13.06.1920 gestorben und Juthatutch oder Chudadhut Dharadilok, wie er auch genannt wurde, im Jahr 1923. Der Prinz Waranothawach war jedoch bereits von König VAJIRAVUDH von der legalen Thronfolge ausgeschlossen wor- den, da seine Mutter nicht die legale Ehefrau des Prinzen von Petchabun war. Prinz Chula Charabongse hatte jedoch die rus- sische Adlige Ekaterina Desnitskaya geheiratet und war damit nur noch ein Halb-Thai und von der Thronfolge ausgeschlos- sen. Es blieb noch der von König RAMA VI. designierte Kron- prinz Asdang Dejavudh, Prinz von Nakhon Ratchasima übrig, der jedoch auch überraschend im Februar 1925 verstarb, nur neun Monate vor dem Tod von König VAJIRAVUDH.

Da es König RAMA VI. nicht mehr geschafft hatte, einen neuen Thronfolger zu bestimmen, mussten sich alle älteren Mitglieder der königlichen Familie, der siamesischen Tradition gemäß, versammeln, um einen neuen König zu wählen. Wahrscheinlich hat bei den Beratungen über den neuen König der Feldmar- schall Prinz Paripatra Sukhumbhand von Nakhon Sawan einen gewissen Druck auf die Teilnehmer ausgeübt, den Prinzen Prajadhipok von Sukhothai zum neuen König zu wählen.

Am 26.11.1925 wurde Prinz Prajadhipok zum neuen König gewählt. Er nahm den Titel Phrabat Somdet Phra Pokklao Chao Yuhua an, in den offiziellen Dokumenten wurde er auch als Phrabat Somdet Phra Poraminthramaha Prajadiphok Phra Pokklao Chao Yuhua bezeichnet. Inoffiziell nannten ihn die Siamesen "Ratchakan thi Chet" (die siebente Regierung) und in der englischen Übersetzung RAMA VII. Er hingegen benutzte nie den Titel Rama im Thailändischen.

RAMA VII. war eigentlich nicht vorbereitet für die Übernahme des Thrones. Dennoch hatte er einige Dinge, die ihm zugute kamen, nämlich Intelligenz, Diplomatie im Umgang mit anderen, Bescheidenheit und einen unbeugsamen Willen, sich das fehlende Wissen anzueignen. Hinzu kam, daß er von dem immer noch bestehenden Vertrauen des Volkes in die Monarchie zehren konnte. Leider hatte König PRAJADHIPOK sehr viele Probleme von seinem Vorgänger über- nommen. Das dringenste Problem war die Wirtschaft. Die Finanzen des Staates waren ein ein- ziges Chaos, das Staatsbudget hatte ein massives Defizit, der Palast war stark verschuldet und die Konten der königlichen Familie waren ein Albtraum an Schulden und undurchschaubaren Transaktionen. Der Rest der Welt war nach dem Ende des 1. Weltkrieges ebenfalls in tiefer Depression, was die Lage in Siam weiter verschlimmerte.

Innerhalb eines halben Jahres nach der Thron- besteigung blieben nur drei von den alten zwölf Ministern der Regierung erhalten, die anderen Minister wurden durch Mitglieder der königli- chen Familie ersetzt. So hatte man zwar einer- seits jetzt wieder Männer mit Erfahrung und Talent in die Regierung zurück gebracht, ande- rerseits wurde aber die absolute Herrschaft des Königs und seiner Familie wieder größer und spürbarer. Der König wollte offenbar mit dem Regierungsstil seines Vorgängers brechen und zum Regierungsstil seines Vaters RAMA V. zu- rückkehren.

Als tatsächlich erste Amtshandlung schuf RAMA VII. ein neues "Supreme Council of the State of Siam", eine Institution, die das Vertrauen in die Monarchie und die Regierung wiederherstellen bzw. festigen sollte. Dieses Gremium war aus sehr kompetenten und sehr fähigen Männern der königlichen Familie zusammengesetzt, unter ihnen z.B. der langjährige Minister des Inneren und die rechte Hand von König CHULALONGKORN, Prinz Damrong Rajanubhab. Die in das Gremium gewählten Männer brachten nach und nach immer mehr wichtige Posten in der Ver- waltung und im Militär unter ihre Kontrolle, indem sie alle wichtigen Posten mit ihren eigenen Vertrauten besetzten. König PRAJADHIPOK galt als ein sehr gewissenhafter Arbeiter, der alle ihm vorgelegten Dokumente, seien es Staatssachen oder Petitionen, sehr sorgfältig prüfte und oft den Rat seines Gremiums einholte.

1932 befand sich Siam in einer schweren Depression und das "Supreme Council" empfahl dras- tische Ausgabenkürzungen bei den öffentlichen Ausgaben, beim Zivildienst und beim Militär. Der König sah sehr wohl voraus, daß diese tiefen sozialen Einschnitte insbesondere beim Mili- tär zu Verärgerung führen würden. Er verkündete die neue finanzielle Politik mit folgenden Worten: "Ich selbst verstehe sehr wenig von Finanzen und alles was ich tun kann, ist auf die Optionen von anderen zu hören und das Beste auszuwählen... Wenn ich einen Fehler gemacht haben sollte, sollte dies wirklich vom Volk von Siam entschuldigt werden."

König RAMA VII. wandte dann seine Aufmerksamkeit der zukünftigen Politik in Siam zu. Beein- druckt vom britischen Beispiel wollte er, daß das gewöhnliche Volk bei den Angelegenheiten des Staates durch die Schaffung eines Parlamentes mitbestimmen sollte. Ein Verfassungsent- wurf wurde ausgearbeitet, doch die Wünsche des Königs wurden von seinen Beratern zurück- gewiesen. Insbesondere Prinz Damrong und Francis B. Sayre, der aussenpolitische Berater des Königs, waren der Meinung, daß das Volk von Siam noch nicht reif für eine Demokratie sei!

Dennoch hatte schon im Jahr 1925 der König auf lokaler Ebene begonnen, den Weg zu mehr Demokratie zu ebnen. Er führte das Prinzip der "Prachaphiban" an, also das Konzept der kom- munalen Selbstverwaltung. Hier erhielten jetzt die Gemeinden das Recht lokale Steuern zu erheben und eigene Budgets aufzustellen. Jedoch scheiterte das gut gemeinte Konzept an der Tatsache, daß es auf lokaler Ebene zu wenig Leute gab, die das Konzept auch richtig umsetzen konnten. Das von ihm iniziierte Konzept der Demokratisierung des Staates von unten her war an sich richtig und eine sehr gute Idee, dennoch wurde nun König PRAJADIPHOK die weitere Entwicklung aus der Hand genommen.

Eine relativ kleine Gruppe von Soldaten und Zivilbediensteten glaubte nun, daß die Zeit für einen radikalen Wandel gekommen sei! Es kam zu einer weitgehend unblutig verlaufenden "Revolution" am Morgen des 24.06.1932 durch die sogenannte "Volkspartei" (Thai: Khana Ratsadon), die die Kontrolle über die Ananda Samakhorn Thronhalle in Bangkok (innerhalb des Dusit Palastes gelegen) übernahm, dort Schlüsselpersonen festnahm (hauptsächlich die Prin- zen), während der König in Hua Hin in seiner Residenz "Palast der weitentfernten Sorgen" weil- te (siehe: Bekannte Thai, die ins Exil gegangen sind, FARANG 10/2008, S. 16).

Die Volkspartei forderte den König auf, einer neuen Verfassung zuzustimmen, die Siam von einer absoluten Monarchie in eine konstitutionelle Monarchie umwandeln sollte. Der König stimmte dieser Änderung zu, und so wurde am 10.12.1932 die erste permanente Verfassung verabschiedet. Siam war nunmehr eine konstitutionelle Monarchie, der König war also in Zu- kunft von einem Parlament abhängig.

RAMA VII. erkannte die geänderten Verhältnisse sehr wohl, denn nach seiner Rückkehr nach Bangkok am 26.06.1933 empfing er die Vertreter der Volkspartei mit den Worten: "Ich erhebe mich zu Ehren von Khana Ratsadon", ein unerhöhrter Vorgang, denn normalerweise pflegten sich siamesische Könige nicht zu erheben, wenn Besucher vor ihnen standen. Im Gegenteil war von Besuchern gefordert, sich zu erheben, sobald der König anwesend war!

Interessanterweise hatte König PRAJADHIPOK offenbar schon vor der Revolution selbst an eine Umwandlung von einer absoluten Monarchie in eine konstitutionelle Monarchie gedacht. So ist ein Brief vom 24.01.1932 (also 6 Monate vor der Revolution!) von ihm an die Volkspartei be- kannt, in dem er schrieb: "Um des Friedens willen und weil ich kein Blutvergießen sehen möch- te, sollten die Probleme in gütlicher Weise geregelt, Aufstände und jegliches Durcheinander, welches dem Land schadet, vermieden werden. Ich selbst habe im Sinn, einen ähnlichen Wan- del vorzunehmen, namentlich ein monarchisches Institut innerhalb der Konstitution einzurich- ten. Ich willige darin ein, eine Marionette zu werden, so daß die Einführung der konstitutionel- len Monarchie sanft durchgeführt werden kann". Die Beziehungen des Monarchen zur Vokspartei verschlechterten sich sehr schnell, besonders nach der Verdrängung des Premierministers Phraya Manopakorn Nititada (siehe dazu: Bekann- te Thai, die aus Thailand geflohen sind, Teil 3, FARANG 11/2008, Seite 17) durch den Leiter der Volkspartei Phraya Phahol Phonphayuhasena, der dann auch folgerichtig der zweite Premi- erminister wurde, nachdem er Nitida mit einem Staatsstreich gestürzt hatte.

Am 11.10.1933 zettelte der Einzelgänger Prinz Bowaradet die sogenannte "Bowaradet Rebelli- on" an, als er königliche Truppen aus Khorat, Phetchaburi und Udon Thani mobilisierte und in Bangkok einmarschierte. Die erste Schlacht zwischen den Rebellen und loyalen Truppen gab es schon am 11.10.1933 in Amphoe Pak Chong, Changwat Nakhon Ratchasima. Dort wurden An- hänger des Königs festgesetzt, dann wurde in Bangkok Khet Don Muang besetzt. Bowaradet bildete den sogenannten "National Rescue Council" (Thai: Khana Kun Ban Mueang) und wollte den so bezeichneten "Deer Rodeo Plan" (Thai: Phaen Lom Kwang) durchführen, indem er ins- besondere die königliche Marine auf seine Seite ziehen wollte. Die Royal Navy blieb jedoch neutral und verweigerte sich jedweden Kämpfen. Die Regierung reagierte schnell auf die Pläne des Rebellen und ernannte Lieutenant Colonel Luang Phibulsonggram (zur Person siehe auch: Bekannte Thai, die aus Thailand geflohen sind, FARANG 09/2008, S. 16) zum Kommandeur der Bangkoker Streitkräfte und Luang Amnuai Songkhram (Mr. Thom Kesakomon) zum Komman- deur der Panzerstreitkräfte. Dieser wurde jedoch bei den Kämpfen von den Rebellen getötet.

Am 12.10.1933 konnten die Rebellen nach heftigen Kämpfen den damals noch sehr kleinen Flughafen Don Muang einnehmen. Major Luang Seri Samroeng Rit wurde zum Verhandlungs- führer mit den Rebellen bestimmt, er wurde jedoch von den Rebellen gefangen genommen. Die Rebellen trugen insgesamt sieben Forderungen vor, die sämtlich im wesentlichen die Wie- derherstellung der absoluten Monarchie verlangten. Diese Forderungen waren für die Regie- rung natürlich vollkommen unannehmbar, und so ging der Kampf weiter. Die Rebellen mar- schierten auf Bang Khen und verschanzten sich in einer Festung in der Nähe der Eisenbahnsta- tion Lak Si. Doch die Zeiten wendeten sich für die Rebellen, als auf der Regierungsseite die Regimenter von Nakhon Sawan und von Prachinburi in die Kämpfe eingriffen und die Rebellen nunmehr kompromisslos bekämpften. Am 14.10. mussten die Aufständischen nach heftigem Beschuss aus Bangkok abziehen, kurz danach wurde die letzte Festung der Rebellen in Khorat erobert. Dabei fand der zweite Kommandant der Rebellen Phraya Si Sitthi den Tod, die Moral der Aufrührer war nun vollständig gebrochen, und am 24.10.1933 waren die Kämpfe beendet.

Durch die Kämpfe war die Infrastruktur Bangkoks schwer beschädigt worden, insbesondere Brücken, Eisenbahnlinien und der Flughafen hatten große Schäden durch Artilleriebeschuss. Die meisten Rebellen wurden zu lebenslanger Haft verurteilt, die jedoch später reduziert wur- de. Niemand wurde zum Tode verurteilt, und Prinz Borawadet floh mit seiner Familie nach Vi- etnam. Da jedoch RAMA VII. mit seiner Familie nach Songkhla geflohen war, wurde ihm von Seiten der Regierung der Vorwurf gemacht, er hätte das Ansehen der Regierung durch sein Verhalten untergraben.

Im Jahr 1934 stimmte die neugeschaffene Versammlung über eine Änderung der zivilen und militärischen Gesetzgebung ab, nach der in Zukunft Todesstrafen ohne vorherige Genehmi- gung durch den König vollstreckt werden konnten. Der König protestierte heftig gegen die neuen Pläne und meinte, daß das Volk mit den Änderungen nicht einverstanden sei. Als Kom- promiss bot der König die Abhaltung eines Referendums über die Veränderung der Gesetze an, was nunmehr der Versammlung nicht gefiel. Die meinte, daß damit der Volkswille, ausgedrückt durch die Versammlung, missachtet werden würde und daß der König nur alte, ihm durch die neue Verfassung weggenommene Rechte, heimlich wieder haben wolle.

König PRAJADHIPOK, der auf einer Auslandsreise im westlichen Europa war, insbesondere zu einer medizinischen Behandlung in England, bestand in mehreren Briefwechseln mit der neuen Regierung auf einer Änderung der neuen Gesetze. Insbesondere verlangte er die Wiedereinfüh- rung des königlichen Gnadenerlasses bei schweren Strafen, insbesondere bei der Todesstrafe. Dies wurde von der Regierung abgeleht, so daß der Monarch der Regierung ein undemokrati- sches Verhalten vorwarf. Für eine Rückkehr in die Heimat verlangte er Sicherheitsgarantien, und er deutete auch schon seine Abdankung an, falls seine Forderungen nicht erfüllt würden. Die Volkspartei wies das Ultimatum des Königs zurück, und deshalb dankte König PRAJADIPHOK am 02.03.1935 ab. In einem an das Volk gerichteten Brief schrieb er: "Ich bin willens, mich selbst aller meiner Autorität zu berauben, ich werde jedoch diese Autorität nicht einer Person oder Gruppe übergeben, insbesondere nicht, wenn die Gefahr besteht, daß diese Macht absolut wird und ohne die Anhörung der öffentlichen Meinung gebraucht wird. Es ist nun klar, daß meine Anstrengung zur Weitergabe der Bürgerrechte an das Volk in Angelegenheiten der nationalen Politik nicht weiter möglich ist und daß ich diese nicht schützen kann. Daher danke ich hiermit vom Thron ab..."

König PRAJADHIPOK hatte das Pech, einer- seits in einer Zeit in Siam regieren zu müssen, die durch eine starke wirtschaftliche Rezessi- on in der ganzen Welt geprägt wurde, ande- rerseits aber auch in der Zeit gesellschaftli- cher Umbrüche regieren zu sollen. Obwohl er versuchte, die Staatsausgaben durch diverse Maßnahmen stark zu kürzen, gelang es ihm letztendlich nicht, das einflußreiche Militär und den Adel von den notwendigen Sparmaßnah- men zu überzeugen, was dann auch mit ein Grund für die Revolution von 1932 war.

Eine wichtige Errungenschaft in der Regent- schaft von König RAMA VII. war die Einweihung der Phra Buddha Yodfa-Brücke über den Menam Chao Phraya, welche zum ersten Mal Bangkok und Thon Buri mitenander verband. Weitere wichtige Errungenschaften während seiner Regierungszeit waren die Gründung des Meeresdepartments im Ministerium für Agrarwesen (heute Fischereidepartment), die Entwick- lung des Bewässerungssystems in Chiang Rak Noi und in Bang Bor. Insbesondere das zuletzt genannte Projekt war so erfolgreich, daß sehr viele Personen versuchten Landbesitz in Bang Bor und im Bang Pree Distrikt in der Provinz Samut Prakan sowie im Bang Prakong Distrikt in der Provinz Chachoengsao zu bekommen.

In der Landwirtschaft förderte König PRAJADHIPOK die Gründung von Kooperativen, ein schon beinahe sozialistisch anmutendes Ziel! Unter ihm wurden viele fortschrittliche Gesetze erlas- sen, wie z.B. der Land Expropriation Act (Landenteignungsgesetz!), die Neuanlage von Schnellstraßen und Eisenbahnen, die Kontrolle der Handelsaktivitäten im Jahr 1928 und die Verbesserung der Ehegesetzgebung im Jahr 1930.

Im Kulturbereich wurde das Königliche Institut zur Verwaltung der Königlichen Bibliotheken und der Förderung literarischer Werke, zur Verwaltung der Museen, Sicherstellung und Kon- servierung historischer Denkmäler sowie der Förderung des Kunsthandwerkes gegründet. Im Jahr 1928 gründete er mit eigenem Geld eine Stiftung zur Förderung buddhistischer Werke, die noch heute besteht. Auf dem Gebiet der thailändischen klassischen Musik verfasste er auch bekannte Werke, wie Luang Pradits Pairau (Sorn Silapabarnleang), Rati Pradop Down (Sterne dekorieren die Nacht), Khmer La-or Ong (Schöne Khmer) und Klen Kratop Fang (Wellen berüh- ren den Strand), die für für immer mit seinem Namen verbunden sein werden.

Verheiratet war RAMA VII. mit Somdet Phra Nang Chao Ramphaiphanni Phra Borommarachini oder Königin Ramphaiphanni (Tochter von Prinz Sawatdi Sobhana und dessen Ehefrau Mom Apaphanni) seit dem Jahr 1917. Das Paar hatte keine Kinder, es adoptierte jedoch einen Sohn von Prajadhipoks verstorbenen Brüdern, den Prinzen Jirasakdi.

Nach der Abdankung verließ das königliche Paar Siam sofort und zog nach England. Zuerst wohnten sie im Knowle House in der südostenglischen Grafschaft Surrey in der Nähe von Lon- don. Da dieses Haus der Gesundheit von König RAMA VII. jedoch nicht zuträglich war, zogen sie beide nach Glen Pemmant, ebenfalls in Surrey um. Dieses Haus war zwar kleiner, es gab aber mehr Auslauf im Garten, und hier blieben sie für zwei Jahre. Danach zogen sie nach Vane Court, dem ältesten Haus des Dorfes Biddenden in der südostenglischen Grafschaft von Kent, ebenfalls in der Nähe von London. Hier verbrachte König PRAJADHIPOK ein friedvolles Leben mit seiner geliebten Gärtnereiarbeit am Vormittag und dem Schreiben seiner Autobiographie am Nachmittag. Im Jahr 1938 zog das königliche Paar erneut um, diesmal in das Compton House im Dorf Wentworth in Virginia Water, erneut in Surrey gelegen.

Bedingt durch die schweren Luftangriffe der Deutschen Luftwaffe auf London im Jahr 1940 musste das Paar erneut umziehen, zuerst in ein kleines Haus in Devon im südwestlichen Eng- land und dann in das Lake Vyrnwy Hotel in dem Ort Powys in Wales, wo sich der König von einem Herzanfall erholte. Noch einmal zog das Paar um, da der König den Wunsch äußerte lieber in Compton House zu sterben, wo er am 30.05.1941 an den Folgen eines Herzinfarktes verstarb. Seine Einäscherung wurde im Golders Green Krematorium in London vorgenommen. Die Asche wurde im Jahr 1949 von Königin Ramphaiphanni nach Thailand, wie Siam nun hieß, zurückgebracht. Die Autobiographie des Königs hörte im Alter von 25 Jahren auf, dann hatte ihm der Tod die Feder aus der Hand genommen. Nichts charakterisiert ihn besser als seine eigenen Worte: "Aber wenn wir etwas mit bester Absicht und unter Einsatz all unser Fähigkei- ten tun, sollte man uns Achtung zollen, weil wir unser Bestes gegeben haben".

RAMA VIII.

Prinz Ananda Mahidol Mahidol (Mom Chao Ananda Mahidol Mahidol) wurde am 20.09.1925 in Heidelberg in Deutschland geboren. Er war der erste Sohn von Prinz Mahidol Adulyadej, Prinz von Songkhla (Thai: Somdej Pramahitathibej Adulyadejvikrom Pramarommarajajanok Chao Fa Mahidol Adulyadej Kromma Luang Songkla Nakarin [das 69. Kind von König CHULALONGKORN und dessen Ehefrau Königin Savang Vathana, deren 7. Kind er war) und dessen Ehefrau Mom Sangwan (ursprünglich in Thai: oder Somdej Phra Srinagarindra Boromararajajonani).

Beide Elternteile studierten in jener Zeit an der renommierten Universi- tät von Heidelberg. Am 13.10.1925 sandte sein Onkel König RAMA VI. (König VAJIRAVUDH) einen Brief an ihn, in dem er ihn mit dem Namen "Ananda Mahidol" (Die Freude von Mahidol) ansprach. Bei seiner Geburt hatte er den Titel "Mom Chao", den niedrigsten Adelsrang für siamesische Prinzen, so daß sein vollständiger Na- me zu jener Zeit Mom Chao Ananda Mahidol Mahidol war, wobei das zweite Mahidol auf den Familiennamen seines Vaters hindeutet.

Er folgte seinen Eltern nach Paris, und nach , USA. Im Jahr 1927 er- liess ein anderer Onkel, König RAMA VII. (König PRAJADHIPOK) ein königliches Edikt, mit dem er in eine höhere prinzliche Klasse aufstieg und den Titel "Phra Worawong Ther Phra Ong Chao" erhielt. In diesem Erlass, mit denen Kinder von "Chao Fa", die bisher den Titel "Mom Chao" trugen, hochgestuft wurden, erhielten auch seine ältere Schwester und sein jüngerer Bruder Bhumibol Adulyadej neue Titel, Galyani Vadhana wurde so zu "Phra Vorawongse Ther Phra Ong Chao" und Bhumibol Adulyadej zu "Phra Worawong Ther Phra Ong Chao Bhumibol Adulyadej".

Im Jahr 1928 kehrte die Familie nach Siam zurück, nachdem sein Vater Prinz Mahidol seine medizinischen Studien an der beendet hatte. Prinz Mahidol starb bereits im Jahr 1929 mit nur 39 Jahren, als Prinz Ananda Mahidol Mahidol nur vier Jahre alt war, so daß die Mutter ihre Kinder allein aufziehen musste. Durch den Staatsstreich im Jahr 1932, der König RAMA VII. von einem absolutistischen König zum konstitutionellen Kö- nig machte, hatte die Großmutter Königin Savang Vathana Angst um das Leben der Familie, insbesondere Angst um das Leben des möglichen Thronerben Prinz Ananda Mahidol Mahidol. Sie empfahl der Familie, Siam zu verlassen und die unruhigen Zeiten lieber im Ausland zu verbringen. So zog die Familie erneut nach Lausanne in der Schweiz um. Die offizi- elle Erklärung für den Umzug war die Gesundheit und die weitere schulische Ausbildung des Prinzen. Sie verließen Si- am im Jahr 1933 und Ananda Mahidol Mahidol verbrachte einen großen Teil seiner Jugend in der Schweiz.

Als die Abdankung von König PRAJADHIPOK immer sicherer wurde, wurde die Mutter des Prinzen von einem Mitglied der Regierung angesprochen, ob sie sich vorstellen könnte, daß Prinz Ananda der neue König von Siam werden könnte. Als König RAMA VII. dann tatsächlich abdankte, war er der letzte übriggebliebene Sohn von Köni- gin Sri Pacharindra, er hatte jedoch keine leiblichen Kinder. So ging die Krone in diesem Fall auf die Kinder von Königin Savang Vathana über. Sie hatte zwei Söhne, die das Erwachsenen- alter erreichten, den Sohn Prinz Sommootiwongwarothai, Prinz von Nakhon Si Thammarat, der ohne Sohn gestorben war und den Sohn Prinz Mahidol, der zwei Söhne hatte. So fiel folgerich- tig die Krone an den Sohn des Prinzen Mahidol, den Prinzen Ananda Mahidol Mahidol.

Insbesondere der früher wichtige Politiker Pridi Phanomyang (siehe zu ihm auch unsere Serie: Bekannte Thai, die ins Exil gegangen sind - Teil 2, FARANG Heft 10/2008 S. 17) überzeugte das Kabinett, daß der erst neunjährige Ananda der neue König von Siam werden sollte. So wurde am 02.03.1935 der Prinz vom Parlament zum neuen König gewählt.

Da der neu gewählte König noch ein Kind war und eine Schulausbildung in der Schweiz mach- te, bestimmte das Parlament drei Regenten, die vorerst die Regentschaft übernehmen sollten. Es handelte sich dabei um Colonel Prinz Anuwatjaturong, Lieutenant Commander Prinz Artit Thip-apa und Chao Phraya Yommaraj (Pun Sukhum).

Im Jahr 1938 besuchte der neue König im Alter von 13 Jah- ren zum ersten Mal seine neue Heimat. Er wurde auf dieser Reise von seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder beglei- tet. In dieser Zeit war der Diktator Feldmarschall Plaek Phibulsongkram (siehe hierzu auch: Bekannte Thai, die aus Thailand geflohen sind - Teil 1, FARANG Heft 09/2008, Seite 16) Premierminister von Siam, der am 23.06.1939 die Ände- rung des Landesnamens von Siam auf Thailand verfügte! Durch Phibulsongkram wurde Thailand in den Jahren 1940- 41 in den sogenannten "Franco-Thai-Krieg" mit dem Frank- reich der Vichy-Regierung hineingezogen. Der Feldmarschall wollte verloren gegangene Gebiete Thailands, die damals zum französischen Indochina gehörten, mit Gewalt wieder zurückholen. Es kam zu zahlreichen Schlachten und Luftan- griffen der Thailänder auf laotisches und kambodschanisches Gebiet. Letztendlich gab es jedoch von beiden Seiten keine Sieger, und so wurde am 09.05.1941 ein Friedensabkommen in Tokio unterzeichnet. Eindeutige Gewinner der ganzen Si- tuation waren jedoch die Japaner, die, bedingt durch die nunmehrige Schwäche Thailands, am 08.12.1941 in Thailand einmarschierten und das Land besetzten.

Der König war nicht im Land und der Premierminister regierte in dessen Abwesenheit. Am 24.01.1942 wurde das besetzte Thailand formal ein Alliierter des Imperiums von Japan und ein Mitglied der sogenannten "Achse", deren wichtigste Mitglieder Deutschland, Italien und Japan waren. Thailand erklärte nunmehr auch den Alliierten den Krieg. Als im Jahr 1944 klar war, daß die Japaner den Krieg verlieren würden, hatten insbesondere Bangkok und andere Teile des Landes schwere Luftangriffe der Alliierten hinter sich. Diese Luftangriffe, der Krieg an sich und die zunehmend schwerer werdende ökonomische Situation machten das Regime von Plaek Phibulsongkram beim Volk zunehmend unpopulärer und so musste er schließlich auf Druck des "Seri-Thai Movements" (Free Thailand Movement) zurücktreten und am 01.08.1944 wurde Major Luang Khuang Abhaiwong neuer Premierminister.

Am 15.08.1945 kapitulierte Japan schließlich und Thailand fiel nun unter die Oberhoheit der Briten. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kehrte KÖNIG ANANDA MAHIDOL am 05.12.1945 nach Thailand zurück, dies war erst sein zweiter Besuch in seiner Heimat. Er machte sehr viele Reisen durch das Land, bei denen er sehr schnell die Herzen der Bevölkerung gewann, denn er hatte ein einnehmendes und freundliches Wesen. Da er eine Ausbildung in Jura genossen hatte interessierte ihn besonders das Rechtswesen in Thailand, das übrigens von Ende 1945 bis zum 11.05.1949 interessanterweise noch einmal in Siam rückbenannt wurde, sowie die Landwirt- schaft. Bei offiziellen Anlässen erschien der König immer ernsthaft und würdevoll. Er hatte je- doch auch eine Sanftmut, die das Volk an ihm schätzte und seine persönlichen Besuche beim gemeinen Volk in Bangkok und Umgebung brachten ihm viel Sympathie ein.

Am 09.06.1946 kurz nach neun Uhr morgens traf Siam eine furchtbare Nachricht. Gegen 9 Uhr hörten Pagen einen Schuß aus seinen Gemächern und fanden den König blutüberströmt und bereits tot auf seinem Bett. Wie der KÖNIG RAMA VIII. tatsächlich zu Tode kam ist bis heute nicht klar. Sämtliche Theorien der möglichen Todesursache haben ihre Befürworter und ihre Gegner, aber auch Schwächen in der Darstellung dieser oder jener Theorie werden die genau- en Umstände seines Todes nicht richtig und endgültig verifizieren.

Trotz seiner kurzen Regierungszeit hatte KÖNIG ANANDA MAHIDOL, der nie offiziell gekrönt worden war und den Titel des Königs erst nach seinem Tod von seinem Nachfolger, KÖNIG RAMA IX. erhielt, die ihm übertragenden Aufgaben gut erledigt. Er wird mit seiner sanften und freundlichen, warmen Art immer in der Erinnerung der Thailänder bleiben.

KÖNIG RAMA VIII. ist auf der Rückseite der gegenwärtigen 20-Baht-Note abgebildet, sie zeigt die Rama VIII.- Brücke im Hintergrund sowie ein kleines Bild des Königs, der von dem königli- chen Schirm beschützt wird und seinen jüngeren Bruder, den jetzigen Monarchen RAMA IX., der leicht erkennbar an der ihn stets begleitenden Kamera ist.

RAMA IX.

Prinz Bhumibol Adulyadej wurde am 05.12.1927 in Cambridge, Massa- chusetts, U.S.A. im Mount Auborn Hospital als jüngerer Sohn von Prinz Mahidol Adulyadej von Songkhla (Somdej Chao Fa Mahidol Adulyadej Kromma Luang Songkla Nakarin) und dessen Ehefrau Somdej Phra Srinagarindra Boromarajajonani geboren, wo sein Vater seine Medizin- studien abschloss. Er kehrte im Jahr 1928 zum ersten Mal nach Siam zurück, wo sein Vater am 24.09.1929 unerwartet an Nierenproblemen und einer Leberdysfunktion starb, so daß seine Mutter nun ihn und seinen älteren Bruder (später KÖNIG RAMA VIII.) allein aufzog. Im Jahr 1933 kehrte die Familie in die Schweiz zurück, da beide Kinder dort ihre Schulausbildung machen sollten. Dort besuchte der junge Prinz zuerst die "Ecole Nouvelle de la Suisse Romande" in Chailly sur Lausanne. Später wechselte er zum "Gymnase Classique Cantonal of Lausanne", wo er seine Schulausbildung abschloss. Im Jahr 1938 kehr- te Prinz Bhumibol Adulyadej zwar zusammen mit seinem Bruder für zwei Monate nach Siam zurück, dennoch kehrten beide Kinder vorerst noch einmal in die Schweiz zurück, primär zur weiteren Ausbildung.

Prinz Bhumibol Adulyadej war an sich sehr an Naturwissenschaften interessiert und wollte, nach der Rückkehr nach Thailand im Jahr 1945, ein dementsprechendes Studium an der Universität von Lausanne aufnehmen (er ähnelte damit einem seiner berühmten Vorgänger, KÖ- NIG MONGKUT). Seine gesamte Lebensplanung bzw. seine eigenen Vorstellungen wurden am 09.06.1946 jedoch jäh geändert, als sein älterer Bruder KÖNIG ANANDA MAHIDOL, RAMA VIII., plötzlich eines tragi- schen Todes starb. Sofort wurde Prinz Bhumibol Adulyadej zum neuen König ernannt, wenn auch die offizielle Krönungszeremonie erst später stattfand. Der neue KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ, RAMA IX. wollte zuerst seine Studien in der Schweiz, diesmal jedoch in Poltik- und Rechtswissenschaften, fortset- zen, um damit besser auf den Beruf des Königs vorbereitet zu sein, und so studierte er ab 19. 1946 in diesen Fächern.

Am 04.10.1948 erlitt KÖNIG RAMA IX. am Genfer See in der Schweiz einen Autounfall mit einem Fiat Topolino, bei dem er das rechte Auge verlor. Dieses tragische Ereignis führte dazu, daß er die Tochter des siamesischen Botschafters in Frankreich kennenlernte, Mom Rajawongse Sirikit Kitiyakara (Tochter von Prinz Chandaburi und dessen Ehefrau Luang Bua Kittiyakara). Die vielen Krankenbesuche führten dazu, daß aus einer anfänglichen Zuneigung eine tiefe Liebe entstand, die in der Heirat am 28.04.1950 um 09:30 im Sra Pathum-Palast in Bangkok besiegelt wurde, nachdem die Verlobung im engsten Familien- kreis im Windsor Hotel in Lausanne bereits am 19.07.1949 erfolgt war.

Die Krönungszeremonie

Die Krönungszeremonie fand am 05.05.1950 im Großen Palast zu Bangkok statt. Der zeremonielle Name war: Phrabat Somdet Phra Paraminthara Maha Bhumidol Adulyadej Mahitalathibet Ramadhibodi Chakkrinaruebodin Sayamminthrathirat Borommanatthabophit. Am gleichen Tag machte KÖNIG BHUMI- BOL ADULYADEJ seine Frau zur Königin. Sie erhielt dabei den Titel Somdej Phra Boroma Rajini. Dieser Krönungstag ist seitdem ein öffentlicher Feiertag in Thailand. Analysieren wir einmal diesen offiziellen Krönungsnamen, so ergibt sich folgendes: "Phra" ist ein Pronomen der dritten Person, das der angesprochenen Person einen wesentlich höheren Rang verleiht als dem Sprecher. Für sich allein bedeutet Phra=exzellent, was wiederum von dem Sanskrit-Wort vara kommt und ebenfalls ex- zellent bedeutet. "Bat" heißt übersetzt Fuß und kommt aus dem Sanskrit pada. "Somdet" bedeutet Exzellenz, "Paraminthara" in der Übersetzung "Der Große", aus dem Sanskrit parama (groß) und indra (Führer). "Maha" (groß, aus dem Sanskrit maha), "Bhumi- bol" (Stärke des Landes, aus dem Sanskrit bhumi= Land und bala=Stärke), "Adulyadej" (unvergleichbare Macht, aus dem Sanskrit atulya=unvergleichbar und teja=Macht. "Mahitalathibet"=Sohn von Mahidol, "Ramathibodi"=Rama, die Inkarnation des Gottes Vishu, um ein gro- ßer Herrscher zu werden, rama+adhi=groß, pati=Präsident), "Chakkrinaruebodin"= Leiter der Leute, der aus dem Hause Chakri ist (aus dem Sanskrit chakri+nari=Männer und pati=Präsident), "Sayamminthrathirat"= Der große König von Siam (aus dem Sanskrit syama=dunkel,braun+indra+ati= groß+raja=König und schließlich "Borommanatthabophit"=Das Königtum, das ein großes Schutzdach ist (aus dem Sanskrit parama=groß+nadha=derjenige, auf den andere vertrauen kön- nen+pavitra=Königtum).

Der Titel Rama IX.

KÖNIG BHUMIBOL wird im Ausland zumeist als KÖNIG RAMA IX. bezeichnet. Dieser Titel wird von der thailändischen Bevölkerung jedoch nie benutzt. Der Titel "Rama" stammt vermutlich aus der Abkürzung von "Ratschakan Thi Kao", was wörtlich übersetzt "Die neunte Regierungs- zeit" bedeutet. Umgangssprachlich wird der König von den Thai zumeist als "Nai Luang" oder auch als "Phra Chao Yu Hua" bezeichnet, beides heißt König. Formell wird der König als "Phrabat Somdej Chao Yu Hua" angeredet. In offiziellen Dokumenten lautet die Anrede "Phrabat Somdej Phra Paraminthara Maha Bhumibol Adulyadej". Der König selbst unterschreibt offizielle Staatsdokumente mit "Bhumibol Adulyadej Por Ror", was übersetzt "Bhumibol Adu- lyadej Rex" heißt, wobei "Rex" das lateinische Wort für König ist.

Nach Abschluss seiner Studien übernahm KÖNIG RAMA IX. im Jahr 1951 die Regierungsge- schäfte. Vom 22.10.-05.11.1956 lebte der König, wie für sehr viele Thai üblich, als buddhisti- scher Mönch im Wat Bowonniwet Vihara im Bangkoker Stadtteil Banglamphu. Diesen Tempel suchte er mit Bedacht aus, da einer seiner Vorfahren, KÖNIG RAMA IV. (KÖNIG MONGKUT), dort einmal Abt gewesen war und in Erinnerung an den Tod seiner Großmutter Königin Savang Vadhana, die am 17.12.1955 gestorben war. Während dieser Zeit war Königin Sirikit die offizi- elle Regentin und erhielt dafür den Titel "Somdej Phra Boromarajininat".

Die Ministerpräsidenten

Während der bisherigen Regierungszeit von KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ hat dieser schon viele Ministerpräsidenten erlebt, die hier genannt seien:

Pridi Phanomyong oder Luang Pradisot-Manutham, 11.06.1946-23.08.1946 (siehe hierzu FARANG Nr. 10/2008, S.17) Konteradmiral Thawal Thamrong Navaswadhi, 23.08.1946-30.05.1947 und 30.05.1947-08.11.1947 Major Kuang Abhayawongse 10.11.1947-21.02.1948 und 21.02.1948-08.04.1948 Feldmarschall Plaek Phibulsongkram, 08.04.1948-24.06.1949, 25.06.1949-29.11.1951, 29.11.1951- 06.12.1951, 06.12.1951-08.03.1952, 24.03.1952-25.02.1957 und 21.03.1957-16.09.1957 (siehe FARANG Nr. 09/2008, S.16) , 21.09.1957-26.12.1957 Feldmarschall 01.01.1958-20.10.1958 (siehe hierzu FARANG Nr.11/2008, S.17) Feldmarschall Sarit Dhanarajata oder , 9.2.1959-8.12.1963 Feldmarschall Thanom Kittikachorn, 09.12.1963-07.03.1969, 07.03.1969-17.11.1971 oder Sanya Thammasak, 14.10.1973-21.05.1974 und 27.05.1974-21.01.1975 Mom Rajawongse Seni Pramoj oder Seni Pramoja, 21.02.1975-6.3.1975 Mom Rachawong Kukrit Pramoj oder Kukrit Pramoja, 17.3.1975-12.1.1976 Mom Rajawongse Seni Pramoj oder Seni Pramoja, 21.04.1976-23.03.1976 und 05.10.1976-08.10.1976 Tanin Kraivixien, 22.10.1976-20.10.1977 General Kriangsak Jamanandana Chomanan, 12.11.1977-29.02.1980 General , 12.03.1980-19.03.1983, 30.04.1983-05.08.1986 und 05.08.1986-9.04.1988 General 04.08.1988-23.02.1991 , 02.03.1991-06.04.1992 General , 07.04.1992-24.05.1992 Anand Panyarachun, 10.06.1992-22.09.1992 , 23.09.1992-19.05.1995 Banharn Silpa-archa oder Silapa-archa, 13.07.1995-27.09.1996 General , 25.11.1996-06.11.1997 Chuan Leekpai, 09.11.1997-09.02.2001 , 09.02.2001-08.03.2005 und 09.03.2005-19.09.2006 General 01.10.2006-29.01.2008 Samak Sundaravej oder Samak Sunthornvej, 29.01.2008-09.09.2008 , 17.09.2008-02.12.2008 seit dem 15.12.2008

Natürlich zeigen die vielen verschiedenen Ministerpräsidenten und deren oftmals nur sehr kur- ze Regierungszeit an, durch welche unruhigen Zeiten Thailand in den letzten Jahrzehnten ge- gangen ist. Doch blieb als stabilisierender Faktor, der das Land immer zusammenhielt, KÖNIG RAMA IX. erhalten. An ihm konnte sich das Volk aufrichten.

Wir wollen an dieser Stelle jetzt nicht die Geschichte Thailands seit der Regierungsübernahme von KÖNIG BHUMIBOL untersuchen, denn dies würde den Rahmen dieser Biographie über den König mit Sicherheit sprengen. Eine Darstellung der Geschichte Thailands möge weiteren, spä- teren Folgen unserer historischen Seite vorbehalten bleiben.

KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ (RAMA IX.)

Des Königs Projekte

KÖNIG RAMA IX. ist nicht nur im Volk sehr beliebt und verehrt, er hat auch diverse Rechte, die in der thailändischen Verfassung festgelegt sind, die es ihm ermöglichen, gewissen Einfluss auf die Politik und die Politiker zu nehmen, auch wenn er von diesen Möglichkeiten nur sehr selten Gebrauch gemacht hat. Als König hat er inzwischen sämtliche 76 Provinzen in Thailand be- sucht, und besonders die Verbesserung der Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung sind ihm eine Herzensangelegenheit. Für die Opfer von Naturkatastrophen richtete er im Jahr 1963 die "Rajprachanukroah Stiftung" (Öffentliche Stiftung für Rettungswesen) ein. Auch die Aufgaben des königlichen medizinischen Dienstes, der von seinem Vater aufgebaut worden war, und der insbesondere in den schlechter versorgten ländlichen Gebieten für die Bevölke- rung tätig werden soll, wurden von ihm noch ausgeweitet. Auch im Bildungswesen ist der Kö- nig aktiv tätig, so wurde auf seinen Wunsch in seiner Bangkoker Residenz, dem Chitrlada Pa- last, eine Schule nicht nur für seine eigenen Kinder sondern auch für die Kinder der Palastbe- diensteten eingerichtet. Jährlich werden umfangreiche Stipendien an Studenten für Auslands- studien von ihm vergeben und die Übergabe der Diplome für den Studienabschluss erfolgt normalerweise traditionell durch den König. Für die Bergvölker im Norden Thailands wurde in der Provinz Chiang Mai die Chao Phaw Luang Oubpatham Schule eingerichtet. Der Name bedeutet übersetzt etwa "unter der Obhut des Kö- nigs". Im Distrikt Phrapradaeng in der Provinz Samut Prakan wurde auf seinen Wunsch eine Schule Rachapracha Samasai für die Kinder von Leprakranken eingerichtet. Zur Verbesserung des Wissens der thailändischen Jugend liess der König eine Enzyklopädie der Jugend heraus- geben. Besonders bekannt geworden sind seine Bemühungen das Leben der Landbevölkerung zu verbessern. Es begann im Jahr 1964 im Dorf Hopkaphong in der Provinz Phetchaburi, ge- folgt vom Dorf Khun Huay in der gleichen Provinz sowie Nong Plub in der Provinz Prachuap Khiri Khan und Tong Louie Lai (Provinz Chaiyaphum).

Im Jahre 1975, als das neue Gesetz zur Landreform in Kraft trat, verschenkte der König aus dem königlichen Besitz 51.964 Rai und 95 Quadrat-Wah, um damit armen Bauern, die bisher nicht über eigenes Land verfügten, nunmehr endlich zu eigenem Landbesitz zu verhelfen. In den Bergen Nordthailands war es ein besonderes Anliegen des Königs endlich den illegalen Mohnanbau der Bergvölker zu unterbinden. Aus Schlafmohn wurde Opium gewonnen, und die- ser Anbau wurde nun ersetzt durch die Tierzucht und den Anbau von Pflanzen, insbesondere Früchte und Gemüse, die auf kühles Klima angewiesen sind. Damit wurde auch der Entwaldung vorgebeugt und die Feuerrodung bekämpft. Der König hatte also schon sehr früh die heutigen ökologischen Probleme vorausgesehen.

Ebenfalls sehr engagiert war er bei einem Projekt zur Erzeugung künstlichen Regens, um damit die oftmals langen Trockenzeiten im Land zu unterbrechen. Auf dem Gelände des königlichen Palastes in Bangkok wird eine Frischwasserfischzucht betrieben, wo einheimische und fremde Fische gezüchtet werden, die auch an Interessierte vertrieben werden. Auch Reis zur Erfor- schung neuer Anbaumethoden wird im Palastgelände angebaut, und die Chtrlada- Lebensmittelfarm wurde gegründet, um die Lebensmittelindustrie zu fördern und neue Techno- logien in der Viehzucht zu erforschen. Weitere Projekte sind die Erforschung der Milchpulver- produktion für den einheimischen Markt, die Entwicklung besserer Reisdreschmethoden sowie die Ausschaltung von Zwischenhändlern beim Verkauf durch die Stärkung von Kooperativen. Für die Angehörigen von im Dienst getöteten Polizisten und Soldaten existiert die Sai Jai Thai Stiftung, welche die Angehörigen nach dem Todesfall unterstützt.

Musiker und Komponist

Auch als Privatmann ist der König sehr engagiert. Er ist ein Musiker und als Saxophon-Spieler durchaus bekannt. So trat er z.B. zusammen mit Benny Goodman im Jahr 1960 auf. Fotos zei- gen ihn auch mit vielen anderen Stars des Jazz. Er hat 48 Lieder geschrieben, darunter "Blue Day", das 1950 von Mike Todd in das Broadway Musical "Peepshow" aufgenommen wurde, wahrscheinlich das einzige Mal, daß eine königli- che Komposition in einem Musical auftauchte! Der König ist auch der einzige thailändische Komponist, der in der bekannten Enzyklopedia of Jazz auftaucht. Gleichfalls existieren Einträge über ihn in der "Akademie der Musik und dar- stellenden Kunst" in Wien. Bekannte Kompositionen des Königs sind: Echo, Still on my mind, Old-Fashioned Melody, No Moon, Dream Island sowie Kwan Fun An Soong Sud und Rao Su.

KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ ist auch ein be- kannter Fotograf, dessen Bilder im Land durch- aus bekannt sind und bei Ausstellungen oft ge- zeigt wurden. Mit einer Kamera, die ihn bei allen Touren begleitet, dokumentiert er auch seine ganzen Projekte. Er ist weiterhin Maler, Schrift- steller (sein Buch Phra Mahachanok basiert auf einer traditionellen Jataka-Geschichte, und das Buch The Story of Thong Daeng ist die Geschichte seines Hundes Thong Daeng), dann auch Segel-Sportler, der im Jahr 1967 bei den Vierten Südostasien-Spielen eine Goldmedaille ge- wann sowie Segelbootdesigner, der in der sogenannten Moth Klasse die Boote "Mod, Super Mod" und "Micro Mod" entwickelte.

Ausserdem dürfte KÖNIG RAMA IX. der einzige Monarch sein, der ein selbst entwickeltes Pa- tent besitzt. Er erhielt es im Jahr 1993 für die Entwicklung eines Schmutzwasserversprühers namens " Pattana". Weitere Patente besitzt er seit 1955 auf dem Gebiet der künstlichen Regenerzeugung sowie seit 1999 das "Sandwich"-Regenpatent und seit 2003 das "Supersand- wich"-Regenpatent. Auch als leidenschaftlicher Funkamateur (Rufzeichen HS 1A) ist der König in der ganzen Welt bekannt.

Am 05.12.2006 feierte er das Ereignis des 60-jährigen Thronjubiläums. Es gibt keinen Monar- chen der länger regiert! Zu diesem bedeutenden Anlass waren viele Könige und Hoheiten aus aller Welt in Bangkok zugegen. Schon im Jahr 1987 wurde ihm vom Ministerpräsidenten, nach einer in Thailand durchgeführten Volksabstimmung, der Ehrentitel und Namenszusatz "der Große" verliehen, den vor ihm nur König RAMA I. und König RAMA V. trugen!

Die Kinder und Enkel

KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ hat vier Kinder und 12 Enkelkinder:

A) Prinzessin Tunkramhom Ying Ubolratana Rajakanya Sirivadhana Phannavadi, geboren am 05.04.1951 in Lausanne. Sie war von 1972-1998 mit dem US-Amerikaner Peter Ladd Jensen verheiratet, hatte da- raufhin auf alle Thronprivilegien verzichtet, kehrte jedoch nach ihrer Scheidung nach Thailand zurück. Drei Kinder: - Khun Ploypailin Jensen, geboren am 13.02.1981 in San Diego, U.S.A. - Khun Bhumi Jensen, geboren am 16.08.1983 in San Diego, U.S.A., gestorben im Tsunami in Khao Lak am 26.12.2004. - Khun Sirikitiya Jensen, geboren am 18.03.1985 in San Diego, U.S.A.

B) Kronprinz Somdet Phra Boromma Orasadhiraj Chao Fa Maha Sayam Makutrajakuman, geboren am 28.07.1952 in der Ambara Villa des Dusit Palastes in Bangkok. Er war dreimal verheiratet:

1.) Prinzessin Soamsavali Kitiyakara, Prinzessinnennichte von Thailand vom 03.01.1977-12.08.1991. Ein Kind: - Prinzessin von Thailand, geboren am 07.12.1978 in Bangkok

2.) Yuvadhida Polpraserth (Mom Sujarinee Mahidol na Ayudhaya) von 02.1994-1996 Fünf Kinder: - Prinz Chudhavajra Mahidol, geboren am 29.08.1979 in Bangkok - Prinz Vajaresra Mahidol, geboren am 27.05.1981 in Bangkok - Prinz Chakrivajra Mahidol, geboren am 26.02.1983 in Bangkok - Prinz Vajravira Mahidol, geboren am 14.06.1985 in Bangkok - Prinzessin Nariratana von Thailand (vormals Busra Namnejira), geboren am 08.01.1087 in Bangkok

3.) Prinzessin Phrachaoworawongther Phra-ongchao Srirasmi Phraworachayanaj Somdej Phraborom Orasathiraj Siammakut Rajakumari, seit dem 10.02.2001, ein Kind: - Prinz Dipangkorn Rasmijoti (Phra Ratchaphithi Somphot Duan Lae Khuen Phra-U), geb. am 29.04.2005 in Bangkok.

C) Prinzessin Somdet Phra Theprat Ratsuda Chao Fa Maha Chakri Sirindhorn Ratthasima Khunakon Piyachat Sayam Borommarat Chakumani, geboren am 02.04.1955 in Bangkok. Nicht verheiratet.

D) Prinzessin von Thailand oder Chulabhorn Walailak, geboren am 04.07.1957 in Bangkok. War von 1982-1984 mit Royal Thai Air Force Lieutenant Virayudh Didyasarin verhei- ratet. Zwei Kinder: - Prinzessin Siribhachudabhorn, geboren am 08.10.1982 in Bangkok. - Prinzessin Adityadhornkitikhun, geboren am 05.05.1984 in Bangkok.

Integrationsfigur

Schon seit dem Jahr 1946 stellt KÖNIG RAMA IX. die Integrationsfigur des Landes dar, ohne ihn wäre des Land vermutlich in sehr viele schwere Turbulenzen geraten. Das Motto seiner Regierungszeit "Ich werde das Land einzig zum Vorteil seiner Menschen regieren" zeigt ganz deutlich, daß er sich damit von den meisten politischen Machthabern im Land unterscheidet und auch ganz bewußt davon unterscheiden will.

Der vom König gegründete Fonds zur Hilfe nach Naturkatastrophen gilt im Land als korrupti- onsfrei und als unbürokratisch. Nicht zuletzt deshalb gingen nach dem verheerenden Tsunami im Dezember 2004 ernorme Spendensummen auf den Konten ein.

Von der Bevölkerung wird KÖNIG BHUMIBOL ADULYADEJ außerordentlich verehrt. In jedem Haus, Geschäft oder öffentlichen Einrichtung hängt ein Bild des Königs. Es ist selbstverständ- lich, daß man sich beim Abspielen der Königshymne (z.B. im Kino vor Beginn eines Filmes) erhebt und nach dem Ende der Hymne in Richtung des Königs verneigt. Das königliche Regen- projekt für den Isaan, genannt "Fon luang", ist eine ausserordentlich wichtige Einrichtung, die dem oftmals von Dürren heimgesuchten Isaan sehr viel Hilfe verschafft hat. Auf vielen Autos in Thailand findet man Aufkleber mit den Worten "Wir lieben den König", und viele Thai zeigen ihre Sympathie und Liebe für den König durch das Tragen der Farbe Gelb am Montag. Denn jedem Wochentag ist in Thailand eine bestimmte Farbe zugeordnet, und da der König an einem Montag geboren wurde ist es die Farbe Gelb.

Im Herbst 1950 war König Bhumibol Adulyadej einer der wenigen die gegen den Einmarsch der Chinesen in Tibet offziell bei der Chineseischen Regierung protestiert hat.

Am 5.12.2009 feierte der König mit dem ganzen Land seinen 82. Geburtstag. Die Redaktion des FARANG möchte sich den Glückwünschen für den dienstältesten Monarchen der Welt herz- lichst anschliessen und beste Gesundheit wünschen!