Gut Im Job Trotz Handicap
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Janine aus Stadtlengsfeld (links) und Sarah aus Gumpelstadt macht die Arbeit in der FAA-Werkstatt viel Freude. Daniel (23) aus Bad Salzungen verzinnt Litzen. Er hat die Chance, am 1. Januar bei Bach- Lehrerin Antje Heibing (Mitte) lobt die Arbeit der beiden Projektteilnehmerinnen. Fotos (4): Ute Weilbach mann in ein unterstütztes Beschäftigungsverhältnis übernommen zu werden. Gut im Job trotz Handicap Die Paul-Geheeb-Schule, sagt Thomas Konietzko, einer der nem Unternehmen (siehe Infokasten) . Initiatoren des Netzwerkes und Mit- Im zweiten Projektjahr werden die Unternehmen der Region glied der Produktionsleitung der Fähigkeiten der Schüler vertieft. und die FAA Bildungsge- Bachmann GmbH Gumpelstadt. Je nach Eignung und Wünschen sellschaft haben ein Netz- Seit 2008 bietet Bachmann Prakti- der Schüler erfolgt der Einsatz nur kumsplätze für schwerbehinderte noch in zwei Berufsfeldern. Auch werk gegründet, um Schüler an. Thomas Konietzko hat das zweite Projektjahr schließt schwerbehinderten Men- sich dafür eingesetzt. Selbst Pflegeva- mit einem betrieblichen Praktikum ter einer behinderten Tochter, hatte ab. schen bei der Berufsorien- er Erfahrung und wusste, welches Po- Und dazu braucht das Netzwerk tierung zu helfen und sie tenzial in diesen Kindern steckt. Also noch Partner. „Wir brauchen Unter- in den ersten Arbeitsmarkt versuchte er Mitstreiter bei den Mit- nehmen, die sich trauen“, sagt Tho- arbeitern zu finden. mas Konietzko. „Sind unsere Schüler zu integrieren. Daniela Lesser, Abteilungsleiterin erst einmal in den Unternehmen, Arbeitsvorbereitung, erinnert sich gibt es fast immer ein positives Bad Salzungen/Gumpelstadt – Da- genau an ihre Skepsis, als sie zum ers- Echo“, ergänzt Dagmar Donath, niel (23) aus Bad Salzungen ist Schü- ten Mal davon hörte, dass schwerbe- Schulleiterin der Paul-Geheeb-Schu- ler der Paul-Geeheb-Schule, des För- hinderte Menschen im Unterneh- le. Sie freut sich, dass an diesem derzentrums mit Schwerpunkt für men arbeiten sollen. Heute ist es für Abend so viele Eltern Interesse zei- geistige Behinderungen. Er sitzt still sie überhaupt kein Problem mehr. Sie gen. Auch sie werden als Partner ge- an seinem Arbeitsplatz in der Bach- freut sich über die gute Entwicklung braucht. „Manche Eltern wollen die mann GmbH in Gumpelstadt und von Daniel und Natalie. Aber auch Kinder schützen und trauen ihnen verzinnt Litze. Wenn letzte bürokra- mit den Praktikanten arbeitet sie zu wenig zu. Zum Tag der offenen tische Hürden genommen werden gern zusammen. Erstaunlich für sie Tür hätte dann mancher gestaunt, können, soll Daniel zum 1. Januar in ist, dieser unbändige Wille zu arbei- mit wie viel Ehrgeiz, Freude und ein sogenanntes unterstütztes Be- ten und wie viel Dankbarkeit zurück Stolz die Schüler ihre Arbeitsproduk- schäftigungsverhältnis übernom- kommt. te vorstellten, sagt Adalbert Willsau Natalie (rechts) etikettiert Tüten. Stefanie packt die Ware ein. men werden. Auf die Frage, ob ihm Nur wenige Meter weiter verpackt (FAA). die Arbeit Freude macht, breitet sich André aus Gehaus Waren in Folie Thomas Konietzko ist überzeugt, ein Strahlen auf seinem Gesicht aus ein. Es ist sein erster Praktikumstag dass Inklusion gelingen kann. Schritt und er nickt. im Unternehmen. Er schwitzt, er will für Schritt. Dafür braucht es viele Auch Natalie, ebenfalls Schülerin alles richtig machen. Neben ihm ar- Partner. Die Bildung des Netzwerkes, der Paul-Geheeb-Schule, hat die beitet Sebastian Schließmann. Auch das sich im November zu einer wei- Chance auf einen Arbeitsplatz. Zur- er war anfangs skeptisch, doch nun teren Veranstaltung treffen will, sei zeit arbeitet sei auf Probe bei Bach- gibt es überhaupt keine Berührungs- ein solcher Schritt. Weitere Mitstrei- mann. Sie spricht mehr als Daniel. ängste mehr. „André muss erst rein- ter werden gesucht. Eltern müssen Sie arbeitet von 6 bis 12.30 Uhr und schnuppern, aber für den ersten Tag informiert werden, welche Förder- oft möchte sie gar nicht nach Hause. macht er sich gut.“ Bewährt habe es möglichkeiten es gibt und wo Unter- Viele Praktikanten der Paul- sich, auf die Neigungen der Schüler stützung gesucht werden kann. Zur Geheeb-Schule wollen oft nicht einzugehen. ersten Veranstaltung stellte sich der nach Hause, wenn das „Käfertaxi“ Natürlich sei nicht jeder Schwerbe- Integrationsfachdienst des Wart- vor der Tür des Unternehmens steht, hinderte für einen Betrieb wie Bach- burgkreises vor. mann geeignet. „Wir hatten hier ei- Die bürokratischen Hürden sind Angemerkt nen Schüler, dem war das hier alles hoch. Wer in ein unterstütztes Be- zu eng. Der musste raus aufs Dach“, schäftigungsverhältnis übernom- erinnert sich Konietzko. men werden soll, muss einen Vorurteile Bis schwerbehinderte Schüler ei- Schwerbehindertengrad von min- nen Platz auf dem ersten Arbeits- destens 50 Prozent haben. Ansons- überwinden markt finden, ist es ein langer Weg. ten erhalten die Arbeitgeber keine Es klappt auch nicht immer. Ausgleichszahlungen. Und die sind Von Ute Weilbach „Manchmal muss man auch Träume nötig. zerstören“, sagt Antje Heibing, die „Daniel und Natalie arbeiten gut, Schwerbehinderte Menschen in den während des ersten Informations- nehmen ihre Aufgabe ernst, aber sie ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, abends zum Netzwerk vor allem El- liegen mit dem Ergebnis weit unter eine Vorstellung, die auf den ersten tern das Projekt Prawoplus (Prak- der Norm.“ Kein Problem für die an- Blick unmöglich erscheint. Es wird tikumswochen plus) vorstellt. Das deren Mitarbeiter, solange das über auch nicht in jedem Fall gelingen. Projekt will Schüler auf die Arbeits- Ausgleichszahlungen kompensiert Für manchen behinderten Men- welt vorbereiten. Es untergliedert wird. „Daniel und Natalie sind bei schen wird der geschützte Bereich sich in eine Orientierungs- und in uns im Team voll integriert“, bestä- in der Werkstatt immer die erste eine Qualifizierungs- und Vertie- tigt Christoph Tanow, Assistent der André aus Gehaus schwitzt. Er strengt sich an. Es ist sein erster Tag im Unterneh- Wahl bleiben. Aber Beispiele wie fungsphase. Geschäftsleitung der Bachmann men. Besser als Schule ist es „auf jeden Fall“. Daniel und Natalie zeigen, es kann Im ersten Projektjahr wird die Eig- GmbH. Natalie sei lebhafter, finde gelingen, wenn sich die Gesellschaft nung festgestellt, die Schüler können schnell Kontakt. Bei Daniel sei das darauf einstellt, die Menschen Vor- sich in vier Berufsfeldern ausprobie- anfangs schwierig gewesen. Er sei zu- Partner des Projektes urteile abbauen und Ämter helfen, ren. Diese Projektjahr absolvieren rückhaltend und sehr still gewesen. bürokratische Hürden zu überwin- die Schüler bei der Bildungsgesell- Aber er habe sich sehr positiv entwi- Praktikumsstellen im Schuljahr Milchviehanlage Möhra, Dachdeckerei den. Ein Miteinander von Men- schaft FAA in Bad Salzungen. Hier ckelt, sei aufgetaut, so Christoph Ta- 2014/2015: Dolny, Friseursalon Weide in Bad Sal- schen mit und ohne Behinderung können sie beispielsweise in die Be- now. Bachmann GmbH Gumpelstadt, Rei- zungen, Salzunger Tafel, Seniorenheim ist noch lange nicht selbstverständ- rufsfelder Metalltechnik, Holztech- Für Thomas Konietzko war die terhof Sorga, Bauhof der Gemeinde „Martin Luther“ Bad Salzungen, Tier- lich. Initiativen wie das Netzwerk nik, Bautechnik, Farbtechnik , Gar- größte Überraschung, wie sich Kolle- Barchfeld-Immelborn, Neukauf Dorn- park Bad Liebenstein, Malerbetrieb oder Menschen wie die Mitarbeiter ten- und Landschaftsbau, Floristik gen nach anfänglichen Vorurteilen dorf Römhild Barchfeld, Bau Müller Immel- der Bachmann GmbH, die die an- sowie Ernährung und Hauswirt- für diese Aufgabe öffneten und wie Praktikumsbetriebe in den born, Bauunternehmen Fleischmann fängliche Skepsis überwinden konn- schaft hineinschnuppern. Der Ein- sie heute völlig selbstverständlich vergangenen Schuljahren Tann, Metallbau Jacob Unterbreizbach, ten und schwerbehinderte Men- satz erfolgt nach den Neigungen und mit den Schülern umgehen. „Jeder Bachmann GmbH Gumpelstadt, Rei- Landwirtschaftsbetrieb Walter Hart- schen annehmen, machen Hoff- Wünschen der Schüler. Den Ab- Unternehmer, der sich dieser Auf- terhof Sorga, Bauhof der Gemeinde schwinden,Frauen- und Familienzen- nung, dass das Wort Inklusion nicht schluss des ersten Projektjahres bil- gabe verschließt, weiß nicht, welches Barchfeld-Immelborn, Neukauf Dorn- trum „Louise“ Bad Salzungen, Hafu nur eine Worthülse bleibt. det ein betriebliches Praktikum in ei- Potenzial ihm entgeht“, sagt er. wei dorf, Agrargenossenschaft Moorgrund/ Bad Salzungen.