Anlage 2

GEMEINDE SIEGELSBACH VORHABENBEZOGENER BEBAUUNGSPLAN NACH § 12 BAUGB „AM MÜHRIGWEG – NORD 1. ÄNDERUNG“ – BEGRÜNDUNG

Vorhabenträger und M&M Logistikpark GmbH & Co. KG Eigentümer des Geländes: Felix-Wankel-Str.11 74078 -Biberach

Planungsträger: Gemeinde Siegelsbach Wagenbacher Straße 4a 74936 Siegelsbach

BP „AM MÜHRIGWEG – NORD 1. ÄNDERUNG“ Seite 1 Anlage 2

Erfordernis und Ziele des Bebauungsplanes

Der Vorhabenträger, die Firma M&M Logistikpark GmbH & Co. KG, beantragte am 01.04.2015 die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans für das Flurstück Nummer 5271/8 im Bereich des ehemaligen Bundeswehr – Gerätedepots in Siegelsbach mit dem Ziel auf diesem Grundstück einen Logistikpark zur errichten. Das Bebauungsplanverfahren wurde durchgeführt, weil die gewerbliche Nachfolgenutzung für diese ehemals militärisch genutzte Fläche (Konversionsfläche) den Zielsetzungen der Gemeinde Siegelsbach entsprochen hat. Der vorhabenbezogene Bebauungsplan „Am Mührigweg - Nord“ ist am 22.12.2016 in Kraft getreten.

Die auf dem Gelände befindlichen Gebäude und Freiflächen werden zwischenzeitlich voll- ständig für den errichteten Logistikpark genutzt. Da aktuell dringend weitere Flächen benö- tigt werden, hat der Vorhabenträger am 08.07.2019 einen Antrag auf Änderung des vor- habenbezogenen Bebauungsplans gestellt. Es ist beabsichtigt, die bisher nicht gewerblich genutzten Planbereiche im westlichen Teil des Betriebsgeländes auch für den Logistikpark zu nutzen. Vorhandene Bewuchs- und Waldflächen sollen gerodet und dort sollen weitere Abstellflächen für Fahrzeuge geschaffen und ein Parkierungsgebäude errichtet werden.

Anpassung an die Zielsetzung der Raumordnung

Das Vorhaben entspricht den im Landesentwicklungsplan (LEP) formulierten Zielen (Z) und Grundsätzen (G):

Z Die Inanspruchnahme von Freiräumen für Siedlungszwecke ist auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken. Bei der Siedlungsentwicklung sind vorrangig die im Siedlungsbestand vorhandenen Potenziale an Brach- und Konversionsflächen, Baulü- cken und Baulandreserven zu nutzen.

G Bei der Konversion militärischer Einrichtungen sind raumstrukturell verträgliche und entwicklungsfördernde Folgenutzungen vorzusehen. Abrüstungsbedingte wirtschaftli- che, städtebauliche und infrastrukturelle Nachteile sind auszugleichen, mindestens zu mildern.

G Der Bedarf an Bauflächen ist vorrangig auf ehemaligen oder frei werdenden militäri- schen Liegenschaften zu decken, sofern diese grundsätzlich für eine Bebauung oder Nachverdichtung geeignet sind.

BP „AM MÜHRIGWEG – NORD 1. ÄNDERUNG“ Seite 2 Anlage 2

Flächennutzungsplan Verwaltungsraum

Der rechtskräftige Flächennutzungsplan 2013 / 2014 stellt den Planbereich überwiegend als bestehende gewerbliche Baufläche dar. Der südliche Randbereich des Betriebsgelän- de ist als Waldfläche dargestellt. Im Rahmen der beabsichtigten 1. Änderung des Flächennutzungsplans soll der südliche Planbereich im Parallelverfahren geändert werden.

BP „AM MÜHRIGWEG – NORD 1. ÄNDERUNG“ Seite 3 Anlage 2 Geltungsbereich und Bestand

Die Gewerbe- und Industriegebiete Am Mührigweg schließen westlich an die Ortslage von Siegelsbach an, sind aber verkehrstechnisch getrennt von Siegelsbach an das überörtli- che Verkehrsnetz und die Autobahn über den Mührigweg angebunden. Der Autobahnan- schluss Fürfeld ist in wenigen Minuten ortsdurchfahrtsfrei zu erreichen. Neben der Zufahrt vom Mührigweg sind die gewerblichen Bereiche über zwei Zufahrten im Norden an die Wagenbacher Straße verkehrlich angebunden.

Der Planbereich der vorliegenden Bebauungsplanänderung stellt sich topografisch als mäßig geneigter Südhang dar mit Geländehöhen zwischen 267 m ü. NN am südöstlichen bis 281 m ü. NN am nordöstlichen Gebietsrand. Im südöstlichen Planbereich befinden sich das Werkstattgebäude Mührigweg 58 und die Umspannstation Mührigweg 56. Im nordöstlichen Bereich befindet sich eine Garage und am nordöstlichen Gebietsrand ein Empfangscontainer für angelieferte Fahrzeuge. Der größte Teil des Geländes wird momentan als Abstellfläche für PKW genutzt. Am süd- lichen und westlichen Gebietsrand befinden sich bewachsene Gebüsch- und Waldflächen.

Umgeben ist der Planbereich von großflächigen Waldbeständen. Die Bäume sind 20 bis 30 m hoch und verdecken die Gebäude nahezu vollständig.

Bebauungsplan „Am Mührigweg Nord 1. Änderung“ - Gebäudebestand

BP „AM MÜHRIGWEG – NORD 1. ÄNDERUNG“ Seite 4 Anlage 2

Werkstattgebäude Mührigweg 58 mit südlich angrenzenden Bewuchsflächen

Beschreibung des Vorhabens

Die Firma M&M Logistikpark GmbH benötigt weitere Flächen für den vorhandenen Logis- tikpark. Bisher nicht genutzte, bewachsene Teile des Betriebsgrundstücks sollen deshalb gerodet und befestigt werden, um dringend benötigte Abstellflächen für PKW zu schaffen bzw. ein Parkierungsgebäude für PKW zu errichten.

Bebauungsplan „Am Mührigweg Nord 1. Änderung “ Gebäudebestand und geplante Bauvorhaben (Vorhabenplan)

BP „AM MÜHRIGWEG – NORD 1. ÄNDERUNG“ Seite 5 Anlage 2 Für das Vorhaben notwendige Änderung von Bebauungsplanfestsetzungen

Die bisher im festgesetzten Industriegebiet befindlichen Schutzflächen werden aufgeho- ben und die durch Baugrenzen festgesetzte überbaubare Fläche wird erweitert. Für den südlichen Gebietsteil wird die maximal zulässige Gebäudehöhe von 295 m ü.NN auf 300 m ü.NN angehoben.

Historie und Geländevorbelastung

Im Waldgebiet zwischen Obergimpern und Siegelsbach hat die Wehrmacht im Jahre 1939 begonnen, die Heeresmunitionsanstalt (MUNA) Siegelsbach zu errichten. Bis zum Ende des 2. Weltkriegs wurden dort hauptsächlich Granaten produziert und gelagert. Im Februar 1945 wurde die Munitionsanstalt durch Bombenangriffe der Alliierten schwer beschädigt. Der Rest wurde vor der Kapitulation durch deutsche Truppen gesprengt. Nach Ende des Krieges diente die Anlage den US-Streitkräften als NATO- Sonderwaffenlager, Munitionslager und Ordonanzbereich und der Bundeswehr als Gerä- tehauptdepot. Ab 1992 haben die Amerikaner die Nutzung des Geländes aufgegeben und seither nutzte die Bundeswehr das Gesamtgelände als Gerätedepot bzw. Verwahrlager. Auch diese Nutzung ist zum Ende des Jahres 2010 eingestellt worden. Wegen des Verdachts auf vorhandene Kampfmittelbelastungen auf dem Gelände wurde 2002 eine Untersuchung durchgeführt („Historisch – genetische Rekonstruktion – Kampf- mittelbelastung“, Mull u. Partner Ingenieurgesellschaft mbH, 27.05.2004). Die nachfolgende Plandarstellung der Bodenbelastungen beruht auf den Ergebnissen die- ser Untersuchung. Der Plan ist dem Bericht „NIKE – Nachhaltige Integrierte Kommunale Entwicklungsstrategie“ entnommen, den die Kommunalentwicklung GmbH 2010 im Auf- trag der Stadt Bad Rappenau und der Gemeinde Siegelsbach für das ehemalige Militärde- potgelände erstellt hat.

BP „AM MÜHRIGWEG – NORD 1. ÄNDERUNG“ Seite 6 Anlage 2

Entsprechend der o.g. Untersuchung ist für das gesamte Gelände von einer flächenhaften Kampfmittelbelastung auszugehen. Im Plangebiet der vorliegenden Bebauungsplanände- rung ist im nördlichen Teil mit geringem Kampfmittelpotential und im südlichen Bereich mit mittlerem bis hohem Kampfmittelpotential zu rechnen. Im nördlichen Teil besteht ein mittleres bzw. hohes Potential von Blindgängern mit chemi- schen Langzeitzündern und mechanischen Zündern. Deshalb ist bei allen Eingriffen in den Boden eine Überprüfung der jeweiligen Flächen durch Kampfmittelsondierungen erforderlich.

Bodengutachten

Für die geplante Errichtung des Parkierungsgebäudes wurde ein ingenieurgeologisches Gutachten zur Voruntersuchung der geologischen und hydrogeologischen Gegebenheiten erstellt („Ingenieurgeologisches Gutachten / Voruntersuchung“, Projekt-Nr. E 18738, Töni- ges GmbH, 28.10.2019).

Entwässerungskonzept

Ein Entwässerungskonzept zu dem Vorhaben wurde im Mai 2016 erstellt von Willaredt Ingenieure, Kleines Feldlein 3, Sinsheim (Projekt-Nr. 69046). Als Vorfluter dienen die beiden Fließgewässer Tiefenbach im Süden und Wagenbach im Norden. Zur Ermittlung der Qualität des in den Tiefenbach und Wagenbach abgeleiteten

BP „AM MÜHRIGWEG – NORD 1. ÄNDERUNG“ Seite 7 Anlage 2 Regenwassers wurde eine Flächenbeurteilung der Ansiedlungsfläche in Abhängigkeit der Herkunft und der Luftverschmutzung gemäß DWA Merkblatt M 153 „Handlungsempfeh- lungen zum Umgang mit Regenwasser“ vorgenommen. Anhand der Flächenbewertung konnte die Notwendigkeit und der Umfang möglicher Regenwasserbehandlungen abgelei- tet werden. Als Behandlungsanlagen wurden Mulden-Rigolen-Elemente sowie Regenklär- becken vorgesehen. Diese Behandlungsanlagen gelten als besonders effektiv und nach- haltig. Zudem wurden für den Brand- und Havariefall entsprechende Rückhaltevolumina und Absperrvorrichtungen vorgesehen. Das anfallende Schmutzwasser wird getrennt abgeleitet. Es wird im Freispiegel einem Sammelschacht im südlichen Planbereich zugeführt. Von diesem Sammelschacht aus ge- langt das Schmutzwasser im Freispiegel in das Pumpwerk der Fa. Pakufol und wird von dort über eine Druckleitung dem kommunalen Mischwasserkanal zugeführt.

Brandschutzkonzept

Eine fachtechnische Brandschutzstellungnahme / - bewertung zur Löschwasserversor- gung wurde bereits zum rechtskräftigen Bebauungsplan „Am Mührigweg – Nord“ erstellt von Dipl.-Ing. (FH) Paul Benz, Külsheimer Str. 4, Tauberbischofsheim (AZ: 428-0-245-1- 15-333 vom 05.12.2015).

Schallimmissionsschutz

Die RW Bauphysik Ingenieurgesellschaft mbH & Co. KG hat bereits zum rechtskräftigen Bebauungsplan „Am Mührigweg – Nord“ im Juli 2015 eine Geräuschimmissionsprognose nach DIN 18005 und TA Lärm für die geplanten Vorhaben angefertigt (Bericht Nr. 116625 SIS vom 03.08.2015). Die Untersuchung hat ergeben, dass sowohl im Allgemeinen Wohngebiet als auch im Rei- nen Wohngebiet an der Ringstraße, die Immissionsrichtwerte tags und nachts um mindes- tens 6 dB(A) unterschritten werden. Mit der vorgelegten Geräuschimmissionsprognose wurde der Nachweis geführt, dass un- zumutbare Lärmbeeinträchtigungen insbesondere im nordöstlich angrenzenden Wohn- quartier „Links am Wagenbacher Weg“ nicht auftreten und eine konfliktfreie Nachbarschaft der Nutzungen in den Gewerbe- u. Industriegebieten Am Mührigweg und der vorhandenen Wohnbebauung möglich ist.

Eingriffsregelung, Waldumwandlung, Artenschutz und Umweltprüfung

Das Plangebiet, in dem der Bebauungsplan geändert wird, beinhaltet Flächen, die seiner Zeit bei der Aufstellung des Bebauungsplanes zum gebietsinternen Ausgleich der durch den Bebauungsplan ermöglichten Eingriffe eingebracht wurden. Bei der Eingriffsermittlung jetzt werden sie entsprechend ihrer tatsächlichen Wertigkeit (Biotopwert, Bodenwert) und ihrem Wert beim Ausgleich berücksichtigt. Die Bestandsbeschreibung und -bewertung wird aus dem Grünordnerischen Beitrag 2016 übernommen und soweit notwendig aktualisiert.

BP „AM MÜHRIGWEG – NORD 1. ÄNDERUNG“ Seite 8 Anlage 2 Der naturschutzrechtliche Ausgleich soll durch den Erwerb einer Ökokontomaßnahme mit der erforderlichen Wertigkeit erbracht werden. Die entfallenden Ausgleichsflächen sind zum größten Teil Wald. Es muss deshalb ein An- trag auf Waldumwandlungsgenehmigung gestellt werden. Der Antrag wird im Zuge des BP-Verfahren gestellt. Die notwendige Aufforstung soll durch den Zukauf von Auffors- tungsflächen erfolgen. Beim besonderen Artenschutz bzw. der Artenschutzrechtlichen Prüfung wird auf die dem Fachbeitrag Artenschutz 2016 zugrunde gelegten Untersuchungen zu den Vögeln, Fleder- mäusen, Reptilien und Amphibien aus 2015 zurückgegriffen. Die Haselmaus wird in 2019 zusätzlich untersucht. Auf eine erneute Untersuchung der Holzkäfer, wird verzichtet, weil es sich beim entfallenden Wald nicht um einen für diese Artengruppe besonders bedeutenden, noch relativ jungen Bestand handelt. Die bisher genannten Untersuchungen und ggf. weitere Untersuchungen (z.B. Baugrund, Kampfmittel) werden Teil des Umweltberichts, der die Umweltprüfung durch den Gemein- derat ermöglicht und dokumentiert. Alle Untersuchungen und Berichte werden aktuell erarbeitet und im nächsten Verfahrens- schritt vorgelegt.

Kenndaten der Planung

Geltungsbereich des Planes 100,0 % 6,96 ha

Eberstadt, den 14.10.2019

Dipl. Ing. Andreas Braun Im Weidengrund 22/2 74246 Beratender Ingenieur BDB Tel. 07134 / 5103-225 Fax 5103-226

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