La Juive Eine Einführung Zur Neuinszenierung Am Münchner Nationaltheater
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3 2016 JOURNALDieDie Münchner Münchner Opernfreunde Opernfreunde 35. Jahrgang Jacques Fromental Halévys La Juive Eine Einführung zur Neuinszenierung am Münchner Nationaltheater ach der Münchner Erstauf- Zurück in Paris nahm Halévy seine Tä- führung im April 1844 und tigkeit als Lehrer für Solfeggio wieder Nweiteren Neuinszenierungen auf. Nun begann für den Stipendiaten in den Jahren 1866, 1881, 1890 und der „Kreuzweg“ durch die Vorzim- zuletzt 1914 (mit Berta Morena als mer der Th eaterdirektoren, um einen Rachel) wird die Grand Opéra La Juive Kompositionsauftrag zu erhalten. Es im Rahmen der Münchner Opern- folgten wiederholt Fehlschläge, bis es festspiele 2016 in einer Neuinsze- ihm gelang, 1827 mit einem Ballett nierung durch Calixto Bieito wieder und der ersten Auff ührung einer auf die Bühne des Nationaltheaters seiner Opern, dem Einakter L`Artisan, zurückkehren. Die Premiere fi ndet am am Th éâtre Feydeau erste Achtungser- 26. Juni 2016 statt, weitere Auff üh- folge zu erzielen. Im selben Jahr wur- rungen am 30. Juni, 4. und 8. Juli de Halévy zum Professor für Harmo- und im Oktober. Die Hauptfi guren in nielehre und Instrumentalbegleitung diesem Werk wurden sehr prominent am Conservatoire ernannt, 1833 zum besetzt mit Aleksandra Kurzak als Ra- Professor für Kontrapunkt und Fuge chel und Roberto Alagna als Eléazar, und 1840 schließlich zum Professor ferner Ain Anger als Kardinal de Bro- für Komposition. Seine bekanntesten gni und John Osborn als Reichsfürst Schüler wurden Gounod, Saint-Saëns Léopold. Prinzessin Eudoxie wird von und Bizet, der auch eine seiner beiden Hanna-Elisabeth Müller gesungen, Töchter, Geneviève, heiratete. die musikalische Leitung liegt in den Jacques Fromental Halévy bewährten Händen von Bertrand de Es war 1833, als der inzwischen als Billy. „Chef du Chant“ an die Grand-Opéra Aufgrund seiner außergewöhn- berufene 34-jährige Halévy von seiner Der Komponist Jacques Fromental lichen musikalischen Begabung trat Direktion den Auftrag erhielt, nach Halévy wurde am 27. Mai 1799 als der 9-jährige Fromental ins Pariser einem Textbuch des populärsten ältester Sohn von 5 Geschwistern in Conservatoire ein. Er studierte ab und renommiertesten französischen Paris geboren. Sein Vater, Elias Levy, l809 Klavier und Harmonie-Lehre, Librettisten, Eugène Scribe, die aus dem bayrischen Fürth kommend, bei Luigi Cherubini Komposition. Musik zu einer 5-aktigen Oper zu war Kantor, Dichter und großer Nach Beendigung der Studien wurde komponieren. Ihr Titel: La Juive. Den Kenner der Bibel und des Talmud. Halévy bereits als Lehrer für das Fach literarischen und historischen Hin- Er verließ seine Heimat, da er sich in Solfeggio (musikalische Gehörbil- tergrund von La Juive fi ndet man bei Frankreich bessere Lebensumstände dung) engagiert. 1819 gewann Halevy Lope de Vega und in den Romanen versprach. Fromentals Mutter, die mit der Kantate Herminie den mit von Sir Walter Scott (Ivanhoe), Leon bereits mit 38 Jahren starb, stammte einem Italienaufenthalt verbundenen Feuchtwanger (Die Jüdin von Toledo) aus Lothringen. Einer Anordnung Rompreis. Er führte ihn nach Rom und in dem Trauerspiel von Franz der französischen Regierung zufolge und Neapel, wo er bereits an einigen Grillparzer mit dem gleichen Titel. musste dem Namen Levy der hebrä- Opern arbeitete, die jedoch nie zur Nach dem Zeugnis seines Bruders und ische Artikel „hal“ vorgesetzt werden, Auff ührung gelangten. 1822 reiste er Biographen, Léon Halévy, wurde der um Verwechslungen mit den zahl- auch nach Wien, war hier häufi g Gast Komponist „von einer fi ebrigen Erre- reichen Namensträgern zu vermeiden. bei Ludwig van Beethoven. gung befallen“, da die Beschäftigung LA JUIVE INHALT mit dem Inhalt dieser Oper auch eine 1414. Die Vorgeschichte der Hand- Auseinandersetzung mit der eigenen lung beginnt in Rom. Wegen Ketzerei Familiengeschichte zur Folge hatte. lässt de Brogni, Oberhaupt des rö- 1-3 Halévy: La Juive mischen Magistrats, zwei Söhne des 4 Golda Schultz Das für ganz Europa hochbedeutende Juden Eléazar auf dem Scheiterhaufen 5 Sofia Fomina Gleichstellungsgesetz vom 4.12.1830, verbrennen. Bei einem Überfall der 6 Ambragio Maestri durch das die jüdische Gemeinde in Neapolitaner fielen das Haus und die 7 Olga Peretyatko Frankreich uneingeschränkte bürger- Frau de Brognis den Flammen zum 8-9 Vorschau Künstlerge- spräche/Kulturzeit/ liche Gleichberechtigung erhielt, er- Opfer. Seine kleine Tochter konnte Wanderungen möglichte erst ein Werk wie La Juive. jedoch von Eléazar gerettet werden. Dieser zog sie als seine Tochter im 10 Ivan LiŠka jüdischen Glauben auf. Er nannte 11 Opernbesprechung sie Rachel. Später, von de Brogni aus 12-13 Mitgliederversammlung Rom verwiesen, ließ sich Eléazar in 14 Nachruf Bender/ Konstanz als Goldschmied nieder. Gedenktage Bewusst ließ Eléazar Rachel über ihre 15 In memoriam Herkunft im Unklaren. Sie verliebt 16 Münchner Straßen XI sich in den Reichsfürsten Léopold, der sich ihr als jüdischer Maler Samuel vorstellt, in Wirklichkeit aber mit der Nichte des Kaisers liiert ist. Diese un- glückliche Liebe und der Rache-Kon- flikt zwischen Eléazar und dem in- zwischen auch nach Konstanz zur Eröffnung des Konzils gekommenen de Brogni, der zum Kardinal aufge- stiegenen ist, eskaliert schließlich IMPRESSUM aufgrund von zahlreichen Intrigen bis zur Verurteilung von Eléazar und © Copyright: Rachel zum Tode. Beide sollen – in Vorstand des Interessenvereins des Bayerischen Staatsopernpublikums e.V. einem pervertierten Taufritual – in (IBS) – Die Münchner Opernfreunde Cornélie Falcon im Kostüm einen Kessel mit siedendem Wasser der Rachel (1837) Postfach 10 08 29 | 80082 München geworfen werden. In dem Augenblick, Fast parallel zu dieser Oper und auch als Rachel in den Kessel gestoßen Redaktion: Hans Köhle nach einem Libretto von Eugène Scri- wird, bekennt Eléazar triumphierend, [email protected] be komponierte Giacomo Meyerbeer dass sie de Brognis Tochter war. Gestaltung: die Oper Les Huguenots. Im Mittel- Ingrid Näßl punkt beider Werke stehen Minder- Ursprünglich sollte die Vaterrolle des Das IBS Journal erscheint viermal jährlich. heiten (Juden, bzw. Protestanten), die Eléazar mit einem Charakterbariton Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag unter großem Beifall der Massen von besetzt werden, aber Halévy entschied enthalten. Staat und Kirche physisch vernichtet sich, ganz gegen die Rollentraditi- Jahresabonnement für Nichtmitglieder wurden. In beiden Opern ist jeweils on, für einen dramatischen Tenor, € 15,- (einschl. Zustellung). eine junge Frau unter den Opfern. beeinflusst von Adolphe Nourrit, der Anzeigen-Preisliste Nr. 7, gültig seit 1. Dezember 2008 eigentlich für die Rolle des Liebha- Gesamtherstellung: Die Werkkonzeption von La Juive bers der Jüdin vorgesehen war, durch Druck & Medien Schreiber GmbH erfuhr von den ersten Vorgesprächen die Änderung dann aber den Eléazar Kolpingring 3 | 82041 Oberhaching im Sommer 1833 bis zur Urauffüh- sang. Auf seine Anregung hin wurde Vorstand: rung und auch noch danach zahlreiche auch der Schlusschor im 4. Akt durch Jost Voges | Monika Beyerle-Scheller | Veränderungen. Der Schauplatz sollte die berühmte Arie „Rachel, quand du Stefan Brettschneider | Hans Köhle |Helga Schmöger | Eva Weimer zuerst das indische Goa unter der Seigneur“ ersetzt, für die der Sänger Ehrenmitglieder: Herrschaft der portugiesischen Inqui- auch den Text verfasste. Die Urauf- Heinrich Bender (†)|Inge Borkh|Brigitte Fass- sition sein. Vermutlich aus politischen führung fand am 23. Februar 1835 baender|Edita Gruberova| Sir Peter Jonas | Hellmuth Matiasek | Aribert Reimann | Peter Erwägungen (Bürgerkrieg in Spanien) in der Grand Opéra in Paris statt. Die Schneider | Peter Schreier | Peter Seiffert entschied man sich aber dann für Spieldauer von über 5 Stunden war Konstanz zur Zeit des Konzils im Jahr bedingt durch die sehr aufwändige 2 LA JUIVE Inszenierung und Ausstattung, die Nourrits war Gilbert Louis Duprez, mehrere Umbaupausen von je 45 bekannt dafür, dass er als erster Minuten erforderte. Die Ouvertüre, Tenor das hohe C mit der Bruststim- die 79 Partiturseiten umfasste, strich me sang. Enrico Caruso empfand die man bereits bei der Uraufführung Rolle des Eléazar als Krönung seiner wegen ihrer Überlänge. Opernlaufbahn und sie war auch sein letzter Bühnenauftritt. Um 1970 Die Oper wurde ein großer Publi- war es dann Richard Tucker, der kumserfolg, der Halévy auch inter- aus Glaubensgründen der Figur des national bekannt machte. Die Oper Eléazar sehr verbunden war und die wurde allein in Paris innerhalb von Rolle 1973 in New Orleans und 1974 50 Jahren 500-mal aufgeführt, sie in Barcelona sang. Er wollte sich als war auch das Werk, mit dem das neue „amerikanischer Caruso“ etablieren Opernhaus, das Palais Garnier, 1875 und erreichte nach langem Kampf mit eröffnet wurde. Die Musik dieser Oper der Direktion der Met, dass La Juive ließ Halévy an die Seite Meyerbeers mit ihm als Eléazar, Nicolai Gedda als treten und zu einem bedeutenden Léopold und Leonard Bernstein als Vertreter der Grand Opéra werden. Dirigent wieder aufgeführt werden Von der Partitur sehr angetan war sollte. Einen Tag vor Vertragsunter- nicht nur Gioachino Rossini, sie zeichnung erlag Tucker einem Herz- inspirierte auch Franz Liszt zu einer infarkt. Weitere Interpreten waren Klavierfantasie. Zu den Bewunderern u.a. auch Leo Slezak, Franz Völker und gehörte zeitlebens Richard Wagner, José Carreras. der die Oper wiederholt zur Auffüh- Neil Shicoff als Eléazar, rung brachte und Halévy als sein Durch die Nationalsozialisten 1933 Wiener Staatsoper 1999 „unverrückbares