3 2016 JOURNALDieDie Münchner Münchner Opernfreunde Opernfreunde 35. Jahrgang

Jacques Fromental Halévys La Juive Eine Einführung zur Neuinszenierung am Münchner Nationaltheater

ach der Münchner Erstauf- Zurück in Paris nahm Halévy seine Tä- führung im April 1844 und tigkeit als Lehrer für Solfeggio wieder Nweiteren Neuinszenierungen auf. Nun begann für den Stipendiaten in den Jahren 1866, 1881, 1890 und der „Kreuzweg“ durch die Vorzim- zuletzt 1914 (mit Berta Morena als mer der Th eaterdirektoren, um einen Rachel) wird die Grand Opéra La Juive Kompositionsauftrag zu erhalten. Es im Rahmen der Münchner Opern- folgten wiederholt Fehlschläge, bis es festspiele 2016 in einer Neuinsze- ihm gelang, 1827 mit einem Ballett nierung durch Calixto Bieito wieder und der ersten Auff ührung einer auf die Bühne des Nationaltheaters seiner Opern, dem Einakter L`Artisan, zurückkehren. Die Premiere fi ndet am am Th éâtre Feydeau erste Achtungser- 26. Juni 2016 statt, weitere Auff üh- folge zu erzielen. Im selben Jahr wur- rungen am 30. Juni, 4. und 8. Juli de Halévy zum Professor für Harmo- und im Oktober. Die Hauptfi guren in nielehre und Instrumentalbegleitung diesem Werk wurden sehr prominent am Conservatoire ernannt, 1833 zum besetzt mit Aleksandra Kurzak als Ra- Professor für Kontrapunkt und Fuge chel und Roberto Alagna als Eléazar, und 1840 schließlich zum Professor ferner Ain Anger als Kardinal de Bro- für Komposition. Seine bekanntesten gni und John Osborn als Reichsfürst Schüler wurden Gounod, Saint-Saëns Léopold. Prinzessin Eudoxie wird von und Bizet, der auch eine seiner beiden Hanna-Elisabeth Müller gesungen, Töchter, Geneviève, heiratete. die musikalische Leitung liegt in den Jacques Fromental Halévy bewährten Händen von Bertrand de Es war 1833, als der inzwischen als Billy. „Chef du Chant“ an die Grand-Opéra Aufgrund seiner außergewöhn- berufene 34-jährige Halévy von seiner Der Komponist Jacques Fromental lichen musikalischen Begabung trat Direktion den Auftrag erhielt, nach Halévy wurde am 27. Mai 1799 als der 9-jährige Fromental ins Pariser einem Textbuch des populärsten ältester Sohn von 5 Geschwistern in Conservatoire ein. Er studierte ab und renommiertesten französischen Paris geboren. Sein Vater, Elias Levy, l809 Klavier und Harmonie-Lehre, Librettisten, Eugène Scribe, die aus dem bayrischen Fürth kommend, bei Luigi Cherubini Komposition. Musik zu einer 5-aktigen Oper zu war Kantor, Dichter und großer Nach Beendigung der Studien wurde komponieren. Ihr Titel: La Juive. Den Kenner der Bibel und des Talmud. Halévy bereits als Lehrer für das Fach literarischen und historischen Hin- Er verließ seine Heimat, da er sich in Solfeggio (musikalische Gehörbil- tergrund von La Juive fi ndet man bei Frankreich bessere Lebensumstände dung) engagiert. 1819 gewann Halevy Lope de Vega und in den Romanen versprach. Fromentals Mutter, die mit der Kantate Herminie den mit von Sir Walter Scott (Ivanhoe), Leon bereits mit 38 Jahren starb, stammte einem Italienaufenthalt verbundenen Feuchtwanger (Die Jüdin von Toledo) aus Lothringen. Einer Anordnung Rompreis. Er führte ihn nach Rom und in dem Trauerspiel von Franz der französischen Regierung zufolge und Neapel, wo er bereits an einigen Grillparzer mit dem gleichen Titel. musste dem Namen Levy der hebrä- Opern arbeitete, die jedoch nie zur Nach dem Zeugnis seines Bruders und ische Artikel „hal“ vorgesetzt werden, Auff ührung gelangten. 1822 reiste er Biographen, Léon Halévy, wurde der um Verwechslungen mit den zahl- auch nach Wien, war hier häufi g Gast Komponist „von einer fi ebrigen Erre- reichen Namensträgern zu vermeiden. bei Ludwig van Beethoven. gung befallen“, da die Beschäftigung LA JUIVE

INHALT mit dem Inhalt dieser Oper auch eine 1414. Die Vorgeschichte der Hand- Auseinandersetzung mit der eigenen lung beginnt in Rom. Wegen Ketzerei Familiengeschichte zur Folge hatte. lässt de Brogni, Oberhaupt des rö- 1-3 Halévy: La Juive mischen Magistrats, zwei Söhne des 4 Golda Schultz Das für ganz Europa hochbedeutende Juden Eléazar auf dem Scheiterhaufen 5 Sofia Fomina Gleichstellungsgesetz vom 4.12.1830, verbrennen. Bei einem Überfall der 6 Ambragio Maestri durch das die jüdische Gemeinde in Neapolitaner fielen das Haus und die 7 Olga Peretyatko Frankreich uneingeschränkte bürger- Frau de Brognis den Flammen zum 8-9 Vorschau Künstlerge- spräche/Kulturzeit/ liche Gleichberechtigung erhielt, er- Opfer. Seine kleine Tochter konnte Wanderungen möglichte erst ein Werk wie La Juive. jedoch von Eléazar gerettet werden. Dieser zog sie als seine Tochter im 10 Ivan LiŠka jüdischen Glauben auf. Er nannte 11 Opernbesprechung sie Rachel. Später, von de Brogni aus 12-13 Mitgliederversammlung Rom verwiesen, ließ sich Eléazar in 14 Nachruf Bender/ Konstanz als Goldschmied nieder. Gedenktage Bewusst ließ Eléazar Rachel über ihre 15 In memoriam Herkunft im Unklaren. Sie verliebt 16 Münchner Straßen XI sich in den Reichsfürsten Léopold, der sich ihr als jüdischer Maler Samuel

vorstellt, in Wirklichkeit aber mit der Nichte des Kaisers liiert ist. Diese un- glückliche Liebe und der Rache-Kon- flikt zwischen Eléazar und dem in- zwischen auch nach Konstanz zur Eröffnung des Konzils gekommenen de Brogni, der zum Kardinal aufge- stiegenen ist, eskaliert schließlich IMPRESSUM aufgrund von zahlreichen Intrigen bis zur Verurteilung von Eléazar und © Copyright: Rachel zum Tode. Beide sollen – in Vorstand des Interessenvereins des Bayerischen Staatsopernpublikums e.V. einem pervertierten Taufritual – in (IBS) – Die Münchner Opernfreunde Cornélie Falcon im Kostüm einen Kessel mit siedendem Wasser der Rachel (1837) Postfach 10 08 29 | 80082 München geworfen werden. In dem Augenblick, Fast parallel zu dieser Oper und auch als Rachel in den Kessel gestoßen Redaktion: Hans Köhle nach einem Libretto von Eugène Scri- wird, bekennt Eléazar triumphierend, [email protected] be komponierte Giacomo Meyerbeer dass sie de Brognis Tochter war. Gestaltung: die Oper Les Huguenots. Im Mittel- Ingrid Näßl punkt beider Werke stehen Minder- Ursprünglich sollte die Vaterrolle des Das IBS Journal erscheint viermal jährlich. heiten (Juden, bzw. Protestanten), die Eléazar mit einem Charakterbariton Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag unter großem Beifall der Massen von besetzt werden, aber Halévy entschied enthalten. Staat und Kirche physisch vernichtet sich, ganz gegen die Rollentraditi- Jahresabonnement für Nichtmitglieder wurden. In beiden Opern ist jeweils on, für einen dramatischen , € 15,- (einschl. Zustellung). eine junge Frau unter den Opfern. beeinflusst von Adolphe Nourrit, der Anzeigen-Preisliste Nr. 7, gültig seit 1. Dezember 2008 eigentlich für die Rolle des Liebha- Gesamtherstellung: Die Werkkonzeption von La Juive bers der Jüdin vorgesehen war, durch Druck & Medien Schreiber GmbH erfuhr von den ersten Vorgesprächen die Änderung dann aber den Eléazar Kolpingring 3 | 82041 Oberhaching im Sommer 1833 bis zur Urauffüh- sang. Auf seine Anregung hin wurde Vorstand: rung und auch noch danach zahlreiche auch der Schlusschor im 4. Akt durch Jost Voges | Monika Beyerle-Scheller | Veränderungen. Der Schauplatz sollte die berühmte Arie „Rachel, quand du Stefan Brettschneider | Hans Köhle |Helga Schmöger | Eva Weimer zuerst das indische Goa unter der Seigneur“ ersetzt, für die der Sänger Ehrenmitglieder: Herrschaft der portugiesischen Inqui- auch den Text verfasste. Die Urauf- Heinrich Bender (†)|Inge Borkh|Brigitte Fass- sition sein. Vermutlich aus politischen führung fand am 23. Februar 1835 baender|Edita Gruberova| Sir Peter Jonas | Hellmuth Matiasek | Aribert Reimann | Peter Erwägungen (Bürgerkrieg in Spanien) in der Grand Opéra in Paris statt. Die Schneider | Peter Schreier | Peter Seiffert entschied man sich aber dann für Spieldauer von über 5 Stunden war Konstanz zur Zeit des Konzils im Jahr bedingt durch die sehr aufwändige

2 LA JUIVE

Inszenierung und Ausstattung, die Nourrits war Gilbert Louis Duprez, mehrere Umbaupausen von je 45 bekannt dafür, dass er als erster Minuten erforderte. Die Ouvertüre, Tenor das hohe C mit der Bruststim- die 79 Partiturseiten umfasste, strich me sang. Enrico Caruso empfand die man bereits bei der Uraufführung Rolle des Eléazar als Krönung seiner wegen ihrer Überlänge. Opernlaufbahn und sie war auch sein letzter Bühnenauftritt. Um 1970 Die Oper wurde ein großer Publi- war es dann Richard Tucker, der kumserfolg, der Halévy auch inter- aus Glaubensgründen der Figur des national bekannt machte. Die Oper Eléazar sehr verbunden war und die wurde allein in Paris innerhalb von Rolle 1973 in New Orleans und 1974 50 Jahren 500-mal aufgeführt, sie in Barcelona sang. Er wollte sich als war auch das Werk, mit dem das neue „amerikanischer Caruso“ etablieren Opernhaus, das Palais Garnier, 1875 und erreichte nach langem Kampf mit eröffnet wurde. Die Musik dieser Oper der Direktion der Met, dass La Juive ließ Halévy an die Seite Meyerbeers mit ihm als Eléazar, Nicolai Gedda als treten und zu einem bedeutenden Léopold und Leonard Bernstein als Vertreter der Grand Opéra werden. Dirigent wieder aufgeführt werden Von der Partitur sehr angetan war sollte. Einen Tag vor Vertragsunter- nicht nur Gioachino Rossini, sie zeichnung erlag Tucker einem Herz- inspirierte auch Franz Liszt zu einer infarkt. Weitere Interpreten waren Klavierfantasie. Zu den Bewunderern u.a. auch Leo Slezak, Franz Völker und gehörte zeitlebens Richard Wagner, José Carreras. der die Oper wiederholt zur Auffüh- Neil Shicoff als Eléazar, rung brachte und Halévy als sein Durch die Nationalsozialisten 1933 Wiener Staatsoper 1999 „unverrückbares Vorbild“ bezeichnete. verboten, kam die Oper erstmals Auch Gustav Mahler dirigierte das wieder 1952 in Karlsruhe und nach er ist Eléazar“. In München wird nun Werk häufig, und Hans Pfitzner be- einer über 35-jährigen Abstinenz Roberto Alagna sein Debüt in die- zeichnete La Juive als „eines der weni- 1989 in Bielefeld, l993 in Nürnberg ser Partie geben, und wir erwarten gen wirklich dramatischen Werke der und 1995 in Dortmund auf deutsche mit Spannung die Realisierung des Zeit“. Insgesamt komponierte Halévy Bühnen. Eine Renaissance erlebte La fatalen Religionskonflikts zwischen 40 Opern, von denen allerdings nur Juive auch l999 an der Wiener Staats- Kardinal de Brogni und dem jüdischen wenige – L`Eclair (Der Blitz), Guido oper und 2007 in Zürich, jeweils mit Goldschmied Eléazar durch den spa- et Ginevra, La Reine de Chypre und Neil Shicoff in der Rolle des Eléazar. nischen Regisseur Calixto Bieito im Charles VI – erfolgreich aufgeführt Über ihn und seine leidenschaftliche Nationaltheater bei den diesjährigen wurden. La Juive ist auch die Oper der Darstellung der Rolle wurde geschrie- Opernfestspielen. großen Tenöre. Nachfolger Adolphe ben: „Er singt nicht nur den Eléazar, Margot Groß

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Singen ist wie Golf spielen – Golda Schultz am 18.4.2016 zu Gast beim IBS

m ursprünglichen Termin war Antwort gefunden hat, kann sie die Sänger kennen, hat das ganze Spek- sie erkrankt, jetzt ist sie un- Stimmung einfangen und mit dem trum von Rossini bis Mussorgsky, Aglaublich lebendig, charmant Notenstudium beginnen. erhält Praxis. Und eine Aussage ihres und quirlig präsent und begeistert Kollegen Luca Pisaroni hat sie verin- das Publikum mit Temperament und nerlicht: „Singen auf der Bühne ist wie komödiantischem Talent. Jost Voges Golf spielen: alle sind auf der gleichen begrüßt die Südafrikanerin Golda Bühne, aber jeder spielt sein eigenes Schultz als „tolle Sängerin aus einem Spiel. Spiel Dein Spiel, Golda.“ tollen Land“. Gisela Schmöger als Interviewpartnerin lässt die letzten Dann erzählt sie von ihrem anfäng- Rollen gleich Revue passieren: Fünfte lichen schrecklichen Lampenfieber. Im Magd in Elektra und als Debut die Liù ersten halben Jahr ist sie regelmäßig in Turandot. Wie hat das Sängerinnen- beim letzten Ton vor Nervosität ohn- leben von Golda Schultz begonnen? mächtig geworden. Ihr Humor und ihr Lachen haben ihr sozusagen thera- Die Sopranistin mit dem ansteckend peutisch darüber weggeholfen. Nach erfrischenden Lachen erzählt in dem Opernstudio ging Golda Schultz hervorragendem Deutsch, dass ihre für ein Jahr als Ensemblemitglied Gesangskarriere zufällig begann. Die nach Klagenfurt, wo sie große Erfolge Familie ist bis auf Großvater und feierte und auch ihr „Kärntnerisch“ Mutter unmusikalisch. Ihr Vater, ein verbessert hat. Zurück nach München Mathematikprofessor, singt zwar kam sie dann nicht mehr als „Junior“, gerne und laut, trifft aber keinen Ton, sondern als ebenbürtige Kollegin und was in der Kirche oft zu peinlichen ist seit 2014/15 Mitglied des Ensem- Situationen führt. Ihre Mutter hat bles. allerdings eine schöne Stimme und Golda Schultz singt im Chor. Ihre Chorleiterin war Auf die vielgerühmte Sophie (Rosenka- dann Gesangslehrerin von Golda Nächste Station war die Juilliard valier) in Salzburg angesprochen, er- Schultz und sehr prägend. School in New York. Im Rahmen der klärt Golda Schultz, dass sie zu dieser Ausbildung heißt es, Erfahrung außer Stadt eine ganz besondere Beziehung Als Kleinkind versuchte sie, dem Haus zu sammeln. Pantomimisch hat. Es war ein Kindertraum, nur im Klavier der Tante Töne zu entlocken. unnachahmlich erzählt Golda Schultz Publikum zu sitzen, in der Stadt, in Danach bekam sie Musikunterricht, vom Weg nach München. Eines Mor- der alle Weltstars und das internati- zuerst Geige, der ihre große Liebe gens wurde ihr angekündigt, dass der onale Publikum ein und aus gehen: gehört, dann Blockflöte und Klavier. Leiter des Münchner Opernstudios „Die ganze Welt in einer so kleinen Gesangsstunden kamen viel später in einigen Stunden käme. Schaffst Du Stadt!“ Dann stand sie selbst auf der dazu. Ursprünglich studierte sie das in der Zeit zum Vorsingen? „Jaaa, Bühne, im Haus von Karajan und sagt, Journalismus, ihr Vater wünschte sich klar, das schaffe ich!“ Nach Hause, sie war so überwältigt, dass es dafür ein solides Handwerk für sie. Aber die schönes „Vorsing-Kleid“ anziehen, keine Worte gibt. Musik bahnte sich ihren Weg, und Pianisten finden, zur Met rasen, pfff! Golda Schultz absolvierte das Kon- Sie trägt ihre „Good luck-Arie“ „Chi Mittlerweile hat sie auch gelernt, servatorium in Kapstadt. Hörte alle il bel sogno di Doretta“ aus Puccinis sich zu beschränken. Zu Beginn der Platten von allen Sängerinnen, die sie La Rondine vor, die muss es sein bei Karriere will man nicht NEIN sagen, bekommen konnte und fand Maria jedem Vorsingen, dann wird alles gut! jetzt muss es sein. Sie hat ein schönes Callas in Norma einfach „heilig“! Und das wurde es, denn einen Monat deutsches Wort gelernt, das wichtig Sie fragt sich, wie jemand es schaf- später kam die Einladung nach Mün- ist in ihrem Beruf: JEIN. Jedoch bei fen kann, das Publikum mit seiner chen. Sie singt vor Bachler, was „ein aller Auslastung, die Anfrage aus Salz- Stimme so im Innersten zu berühren. anstrengender Moment im Leben ist“ burg hat sie natürlich nicht abschlägig Dies und ihre zentrale Frage, was und gehörte ab 2011 zwei Jahre dem beschieden – zu Salzburg sagt man nie den Charakter der jeweiligen Figur Opernstudio des Nationaltheaters NEIN!! Ob dies auch für ihren zweiten prägt, stehen an vorderster Stelle bei an. Sie schwärmt von der großartigen Berufswunsch „Autorennen fahren“ der Erarbeitung einer neuen Rolle. Ausbildung als einer echten Talent- gilt? Erst wenn sie auf das „Warum“ eine schmiede. Man lernt wunderbare Anne-Marie Bahle

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Sofia Fomina – der Page, der eine Frau war

ie russische Sopranistin Rosina, Susanna, Marzelline, Gretel, Wie in London erlebte sie auch in erlebten wir im März in der Gilda und als Königin der Nacht zu München eine sehr professionelle und DRolle des Pagen Oscar in der erleben. An der Oper Frankfurt (2013 kollegiale Atmosphäre. „Wir waren Neuinszenierung von Verdis Un ballo - 2015) erweiterte sie ihr Repertoire wie eine große Familie und Maestro in maschera und im April als Blonde mit Rollen wie Nannetta, Zerbinet- Mehta war unglaublich; ein fantas- in Mozarts Entführung aus dem Serail. tischer Musiker und immer entspannt Am 27. April war sie unser Gast und und gut gelaunt.“ Das Regiekonzept beantwortete auf spontane, sympathi- von Johannes Erath, das nicht alle sche Art die Fragen der Moderatorin überzeugte, fand Sofia Fomina „nicht Gisela Schmöger. zu modern“. Es gab dabei viele interes- sante Ideen – etwa die Videoprojekti- Wir erfuhren, dass Sofia Fomina in on –, doch auch das Bühnenbild und eine Musiker-Familie geboren wurde; die Kostüme gefielen ihr. Bisweilen ihr Vater war Musiklehrer, Geiger und konnten die Sänger auch ihre eige- Dirigent, die Mutter spielte Geige nen Ideen durchsetzen; so geht das und agierte als Schauspielerin, ihre weibliche Outing des Pagen Oscar auf Schwester studierte Gesang. Auch die einen Einfall Sofia Fominas zurück. kleine Sofia fing mit fünf Jahren an, Dass sie während ihres Gesangs Geige zu spielen. Zehn Jahre später gleichzeitig eine Handpuppe bewegen wusste sie aber, dass sie Sängerin oder musste, war am Anfang nicht einfach, Schauspielerin werden wollte. Sie aber nach sechs Wochen Proben hatte besuchte das Musikkollegium Orlovsk sie alles unter Kontrolle. Wie viele und verließ dann ihre Heimatstadt Sänger wünscht sich auch Fomina ein Orjol, um in Moskau an der Gnessin Comeback der schönen klassischen Musikakademie zu studieren. Von Inszenierungen, denn „eine Oper ist großer Bedeutung war ihre Begeg- kein Theaterstück und kein Film.“ nung mit der ehemaligen sowjetischen Sofia Fomina Mezzosopranistin Zara Dolukhanova, Im lyrischen Koloraturrepertoire fühlt die Sofias künstlerisches Potential ta, Musetta und Sophie (Werther). sich die Sopranistin sehr wohl, es gäbe und die Qualität ihrer schönen, aber 2012 gelang der jungen Sängerin noch so viele schöne Partien von Ros- etwas kleineren Stimme erkannte ein sensationelles Debüt beim ROH sini, Bellini oder Meyerbeer (in dessen und ihr den Rat gab, einen Weg nach Covent Garden. Sie hatte in London Oper Le prophète sie in der kommen- Westeuropa zu finden, wo nicht nur ein Cover-Engagement als Rosina den Saison in Toulouse singen wird). die großen Opernstimmen – wie es in bekommen; es kam aber alles anders, An ihrer Stimme will sie weiterar- Russland der Fall war - gefragt seien. als sie überraschend nicht als Rosina, beiten, denn auf ihrer Wunschliste sondern als Isabella in Meyerbeers stehen Lucia, Amina (La Sonnambula), Sofia Fomina begann ihre Karriere am Robert le diable einspringen durfte, Sophie (Der Rosenkavalier), Tatjana Opern- und Ballett-Theater Nowo- „eine wunderschöne Partie, mit zwei (Eugen Onegin), Lulu und Salome. sibirsk; dort sang sie Despina und großen Arien; ich war krank, aber mit Gleichzeitig möchte die Sängerin ihr Susanna, und der Dirigent Teodor Adrenalin im Blut hat alles gut ge- Liedrepertoire erweitern; sehr gerne Currentzis meinte, sie sei eine präde- klappt.“ Auch die Kritik fand lobende singt sie Mahler, Strauss und Rachma- stinierte Mozart-Sängerin. In der Tat Worte für ihr couragiertes Debüt und ninow. Nach München wird sie wieder gewann sie 2006 in Salzburg einen für ihren gut kontrollierten Sopran als Oscar kommen, später vielleicht Förderpreis beim Internationalen mit feinem Vibrato. Später trat Sofia als Adele (Die Fledermaus). Mozartwettbewerb. Zwischen 2008 Fomina in London als Najade (Ariadne – 2013 gehörte Sofia Fomina dem auf Naxos) und als Jemmy (Guillaume Wir hörten am 27. April die Arien von Ensemble des Saarländischen Staats- Tell) auf. „Es war schauspielerisch sehr Rosina, Blonde und Oscar, das Lied theaters an. Ihre allererste Partie – als interessant, einen 12-jährigen Jungen „Im Zimmer“ (A. Berg) und - als High- sie noch kein Deutsch sprach - war zu interpretieren.“ An ihrem Lieb- light des Abends - ein live und mit viel Valencienne (Die lustige Witwe), eine lingstheater ROH Covent Garden wird Gefühl vorgetragenes Liebeslied aus Rolle „mit sehr viel Text“ – wie sich Sofia Fomina in der nächsten Saison ihrer Heimat, bei dem Sofia Fomina die Sängerin schmunzelnd erinnert. Olympia (Hoffmanns Erzählungen) sich mit der Gitarre begleitete. In Saarbrücken war sie außerdem als singen. Emanuela Luca

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Tutto nel mondo è burla

lles auf Erden ist Spaß – so lau- Zuhörern auch warum: „Den Bösen zu spontanen Reaktionen bei der Mode- tet der Schlussrefrain in Verdis spielen ist einfacher als die Leute zum ratorin und den Zuhörern. Seine Stim- AFalstaff. Dieses Motto ziert Lachen zu bringen. Man muss nur mit me sei dadurch aber nicht gefährdet, auch die Homepage des italienischen den Augen rollen. Allerdings benötigt stellte er beschwichtigend fest. Baritons Ambrogio Maestri, der am man eine kräftige, fast schon wagneri- 9. Mai 2016 Gast beim IBS-Künstler- anische Stimme, um gegen die starken Sang er früher hauptsächlich Verdi, gespräch war. Antonia Morin von Blechbläser zu bestehen.“ Für Maestri so überwiegt heute der Verismo. BR-Klassik leitete das Gespräch, das ist Puccinis Tosca aktueller denn je, da Dies resultiere aber nicht aus einer in Italienisch geführt wurde, kompe- in ihr alles enthalten ist: Liebe, Macht, stimmlichen, sondern eher einer tent und übersetzte nahezu simultan, Tod, Eifersucht, Politik. persönlichen Entwicklung heraus. sodass alle Zuhörer den interessanten Seine Ausflüge ins komische Fach und humorvollen Ausführungen des begründete der Bariton schmunzelnd: Sängers folgen konnten. „Wenn man auf der Opernbühne im- mer nur sterben müsste, würde man 1970 in Pavia geboren, begann er ja verrückt werden.“ Giuseppe Verdi im Alter von 8 Jahren mit dem bezeichnete er als das Universum für Klavierunterricht. Im Restaurant den Gesang. Da Verdi selbst ausge- seiner Eltern unterhielt er die Gäste bildeter Bariton war, schrieb er viele mit Gesangs- und Klaviereinlagen. wichtige Rollen für diese Stimmlage. Regelmäßige Besucher der Mailän- Er war ein Mann der Extreme, der der Scala waren von seinem Talent es fertigbrachte, in einem Stück ein so überzeugt, dass sie ihn überre- 4-faches Piano und ein 4-faches Forte deten, zusätzlich Gesangsunterricht harmonisch einzubauen. „Bei Verdi zu nehmen. In seiner Heimatstadt lernt man das Singen, bei Puccini und begann er, neben der Ausbildung zum den anderen Italienern das Schreien“, Konzertpianisten, sein Studium bei erklärte Maestri mit einem unwider- Umberto Grilli, einem Tenor. Die er- stehlichen Lachen. sten Engagements als Bariton erhielt er in Triest und Verona. Riccardo Muti Das deutsche Publikum hält er für das sah in ihm, hinsichtlich Stimmvolu- qualifizierteste der Welt. In Italien ist men und äußerer Erscheinung, die Ambrogio Maestri die Oper nicht mehr der Mittelpunkt Idealbesetzung des Falstaff. Maestri des kulturellen Lebens. Honorarkür- bereitete sich über ein Jahr auf diese „Lesen Sie auch Kritiken ?“, wollte die zungen, schlechte Organisation und Rolle vor. Als damals 29-Jähriger Moderatorin wissen. Die Reaktion ständige Streiks führten dazu, dass musste er zunächst lernen, sich wie der Zuhörer sei ihm wichtiger als die er vorzugsweise in Deutschland oder ein alter Mann zu bewegen. Anlässlich Meinung einzelner Zeitungsredak- den USA auftritt. Sein Traum, die der Verdi-Feierlichkeiten debütierte er teure. „Ein Kritiker ist 1 Person, das Hauptrolle in Wagners Der fliegende dann 2001 mit sensationellem Erfolg Publikum sind Tausende“, bemerkte Holländer zu singen, scheiterte bislang unter dem Dirigat von Riccardo Muti der Sänger ironisch. Die Zusammen- an seinem Respekt vor Fremdspra- an der Mailänder Scala. Seitdem hat arbeit mit Dirigenten beschrieb er als chen. „Ich möchte in einer fremden er seine Paraderolle über 250-mal an sehr konstruktiv, da er als ausgebil- Sprache authentisch und verständlich allen bedeutenden Opernhäusern deter Pianist deren Musikverständnis rüberkommen. Davor habe ich Angst“, gesungen. Auf die Frage nach seiner besser nachvollziehen könne. Mit gestand der ansonsten fröhliche Lieblingsproduktion nennt Maestri Internet-Videos will er seine Erfah- Sänger offenherzig. In den kommen- die Inszenierung von Robert Carsen rungen an junge Sänger weitergeben. den Monaten debütiert er in Andréa an der Met in New York aus dem Jahr Klassischen Unterricht gibt er aus Chénier, Il tabarro und Gianni Schicchi. 2013, die auch weltweit in die Kinos Zeitmangel nur selten. „Einen guten In München gibt es im September übertragen wurde. Gesangslehrer zu finden, ist heute 2016 ein Wiedersehen als Giorgio schwerer als vor 30 Jahren. Vielleicht Germont in Verdis La Traviata. Ein Neben Falstaff zählt die Figur des ist das ein Grund dafür, warum es herzlicher Applaus für die vorzügliche Scarpia aus Puccinis Tosca zu seinen früher bessere Sänger gab“, mutmaßte Moderation und den „König unter den Lieblingsrollen. Der sympathische Maestri. Dass er vor jedem Auftritt Baritonen“ (Financial Times). Sänger erklärte den aufmerksamen noch eine Zigarette raucht, führte zu Stefan Brettschneider

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Olga Peretyatko – eine Kampfsängerin?

m 9. Juni 2016 betrat Olga sängerin. Wenn zwischen den Vorstel- manns Erzählungen. Angefragt wurde Peretyatko fröhlich lächelnd lungen nur ein oder zwei Tage liegen, sie nach der Sophie im Rosenkavalier, Aund schwungvoll das Podi- muss sie allerdings schweigen und sie möchte aber lieber auf die Mar- um im Millerzimmer des Münchner auch sonst außerhalb der Bühne nicht schallin warten. Leider werden wir sie Künstlerhauses, gespannt erwartet zu viel singen. Aber sie will auch ihr in naher Zukunft nicht an der Baye- von einem zahleichen Publikum, denn Leben genießen und legt sich – alles in rischen Staatsoper erleben können. im Vorfeld wurde sie schon mit dem Maßen natürlich – keinerlei Beschrän- Ausspruch angekündigt: „Ich bin kei- kungen auf, isst und trinkt, was ihr Ihrer Meinung nach hat sich die ne normale Sängerin, Ihr könnt mich schmeckt und schützt sich auch nicht Opernwelt in den letzten Jahren nicht ruhig Kampfsängerin nennen.“ vor jedem Windhauch. viel verändert. „Es geht ums Singen, man muss gut sein, aber heutzutage Olga Peretyatko wurde in St. Peters- doch auch hübsch, dünn und sport- burg geboren. Es geht das Gerücht lich, letzteres ist auch sehr gut für um, dass sie bereits vor dem Sprechen den Atem.“ Moderner Regie gegen- singen konnte. Mit 15 Jahren trat sie über ist sie aufgeschlossen, wenn sie in den Kinderchor des dortigen Ma- sängerfreundlich und sinnvoll ist. Sie riinsky-Theaters ein: Während ihres spricht auch mit dem Regisseur und Studiums zur Chorleiterin erkannte stellt Fragen über seine Intentionen. man, dass sie eine bessere Sängerin Er muss erklären und sie überzeugen, wäre. Auch selbst davon überzeugt, sonst „gibt es auch mal Ärger“(siehe studierte sie von 2002 bis 2005 Kampfsängerin). Die Hauptsache ist Gesang an der Hans-Eisler-Hochschu- immer noch der Komponist. le für Musik in Berlin. Ihre weitere Karriere führte sie von St. Petersburg Nach Tenören als Bühnenpartner ge- über Berlin nach Hamburg, wo sie von fragt, antwortet sie augenzwinkernd 2005 bis 2007 Mitglied des Opernstu- und ausweichend: „Das sind die Lieb- dios der Staatsoper war. Beim Ros- lingskollegen“, aber es gibt schon viele sini-Festival in Pesaro erfolgte 2006 „Divos“ unter ihnen. Im Gegensatz zu ihr Durchbruch zum Weltstar. Pesaro, ihrem Mann ist Olga Peretyatko sehr das Bayreuth des Belcantos, wurde aktiv auf Facebook unterwegs, da sie persönlich und künstlerisch zum dort schnell Kontakt zu ihrem Publi- Schicksalsort für sie. 2010 lernte sie kum aufnehmen kann. Lachend sagte dort den Dirigenten Michele Mariotti Olga Peretyatko sie: „Es ist schön, aber man sollte kennen und bewunderte seine tiefsin- nicht übertreiben!“ Auch die Karriere nige, reiche Musikalität. Seit 2012 Rossini spielt nach wie vor eine lässt sich damit steuern, weil es viele sind sie verheiratet und treten gerne wichtige Rolle in ihrer Karriere. Seine Angebote direkt gibt. Schlechte Erfah- zusammen auf, aber nicht ständig, Musik ist gesund für ihre Stimme. rungen hat sie noch nicht gemacht. denn jeder hat seine eigene Karriere. Man braucht eine klare Stimme und einen großen Stimmumfang. Pere- Abschließend meinte sie: Je be- Vom Moderator Fabian Stallknecht tyatko fühlt sich wohl bei Rossini und rühmter man ist, desto höher sind im gefragt, ob sie eine Diva sei, verneinte versucht, so lange wie möglich bei ihm Allgemeinen die Erwartungen. Man sie das, da das ehemals positive Wort zu bleiben. Diverse Musikbeispiele, muss immer gleich gut sein. Über nun eher negativ besetzt sei. Sie ver- die wir hören konnten (Meyerbeer: Partien, die einem angeboten werden, suche, stets ihr Bestes zu geben. Dabei Semiramide, Rimsky-Korsakow: Die muss der Sänger immer noch selbst ist technische Perfektion nur ein Zarenbraut, Rossini: Matilde di Shab- entscheiden; man darf sich zu nichts Teil, viel wichtiger ist es, die positive ran, Bellini: I Puritani, Verdi: Rigoletto, zwingen lassen. Energie in den Gesang einfließen zu Johann Strauß: Die Fledermaus, Arditi: lassen. Und immer noch ist die Bühne Il bacio), beweisen aber ihre große Das Publikum dankte der sympathi- die beste Lehrerin. Sie fordert Kon- musikalische Vielfalt auch bei anderen schen Sängerin mit lebhaftem Beifall zentration, starke Nerven, Energie, Komponisten. Zukünftig sieht sie sich für ihre interessante und durch spon- eine gute Technik und emotionale in den Rollen von Donizettis Anna tane Einwürfe sehr lebendige Darstel- Hingabe. So entspricht sie ganz und Bolena, der Leila in den Perlenfischern lung ihres künstlerischen Lebens. gar nicht dem Klischee einer Opern- und der drei Frauengestalten in Hoff- Sieglinde Fuchs

7 VERANSTALTUNGEN

KÜNSTLERGESPRÄCHE KÜNSTLERGESPRÄCHE KULTURZEIT

Aleksandra Kurzak Ks. Ingeborg Hallstein In Polen geboren, studierte sie an In München geboren, debütierte sie den Musikhochschulen Breslau und - gerade 21-jährig - als Musetta in Hamburg. Mit 21 Jahren debütierte Puccinis La Bohème am Stadttheater sie als Susanna in Le nozze di Figaro Passau. 1958 Engagement am Theater an der Staatsoper Breslau. Von 2001 Basel, bereits ein Jahr später wurde bis 2007 Ensemblemitglied der sie als Koloratursopran ans Münchner Hamburgischen Staatsoper. 2004 Gärtnerplatztheater geholt. debütierte die Sängerin an der New 1960 Debüt bei den Salzburger Fest- Yorker Met, am ROH Covent Garden spielen; von 1961 bis 1973 war sie London. 2010 Debüt an der Scala als Ensemblemitglied der Bayerischen Gilda in Rigoletto. Auftritte führten Staatsoper. Neben der Oper und sie u. a. nach Berlin, Chicago, Wien, Operette bildete das Kunstlied einen Salzburg, Valencia, Venedig, Madrid weiteren künstlerischen Schwerpunkt und Los Angeles. Bei den Münchner mit Konzertauftritten im In- und Aus- Opernfestspielen 2016 singt sie die land. 1979 - 2006 war sie Professorin Rachel in der Neuinszenierung von für Gesang an der Musikhochschule Halévys La Juive. Würzburg. Samstag, 2. Juli 2016, 19.00 Uhr Sonntag, 18. September 2016, Moderation: Michael Atzinger 16.00 Uhr (BR-Klassik) Moderation: Dr. Gerhard Heldt

Maestro Ivor Bolton Ks. Wolfgang Koch Ivor Bolton ist seit 2004 Chefdi- studierte Gesang an der Münchner rigent des Mozarteumorchesters Musikhochschule sowie u.a. bei Salzburg und dirigiert seit dem Jahr Josef Metternich und war anschlie- 2000 jährlich bei den Salzburger ßend als Ensemblemitglied am Traditioneller Biergartentreff Festspielen ein breit gefächertes Stadttheater Bern, am Staatstheater im Augustiner-Biergarten, Arnulf- Opern- und Konzertrepertoire. Ab und an der Wiener Volks- straße, im rückwärtigen Teil (Selbst- der Spielzeit 2015/16 ist er GMD oper engagiert. Mittlerweile ist der bedienung) am Teatro Real in Madrid. Seit sei- Bassbariton zu Gast an allen großen Donnerstag, 11. August 2016 nem Debüt 1994 hat der aus Groß- Opernhäusern der Welt. Seit 2014 britannien stammende Dirigent eine ist er Bayerischer Kammersänger. Ersatztermin bei Schlechtwetter: enge Verbindung zur Bayerischen Eng verbunden ist er der Bayerischen Donnerstag, 18. August, jeweils ab Staatsoper entwickelt, wo er zahl- Staatsoper, wo er als letztes einen 16.00 Uhr reiche neue Opernproduktionen viel bejubelten Hans Sachs in der Telefonische Nachfrage bei Herrn von Monteverdi bis Britten geleitet Neuinszenierung von Wagners Die Köhle unter Tel. (089) 719 23 96 hat. Vom Bayerischen Ministerprä- Meistersinger von Nürnberg unter sidenten wurde ihm im November Kirill Petrenko sang. 1998 der renommierte Bayerische Samstag, 24. Sept. 2016, 19.00 Uhr Alle Veranstaltungen, soweit nicht anders angegeben: Theaterpreis verliehen. Moderation: Dorothea Hußlein Münchner Künstlerhaus Bei den Opernfestspielen 2016 (BR-Klassik) am Lenbachplatz dirigiert er die Neuinszenierung Kasse und Einlass jeweils von Rameaus Les Indes galantes im Für Ihren Notizkalender: ½ Std. vor Beginn Münchner Prinzregententheater. Gemütliches Beisammensein Eintritt: Mittwoch, 6. Juli 2016, 19.00 Uhr Mitglieder 5,- €; Gäste 8,- €, zum Advent bei Veranstaltungen im Festsaal 10,- € Moderation: Dorothea Hußlein Samstag, 3. Dezember 2016 Jahresabo: 30,- € (BR-Klassik) ab 17.00 Uhr Schüler und Studenten zahlen die Hälfte.

IBS – Interessenverein des Bayerischen Staatsopernpublikums e. V. – Postfach 10 08 29, 80082 München Tel. (089) 300 37 98 – Fax (089) 74 16 00 85 – Bürozeiten: Dienstag + Donnerstag von 10-13 Uhr [email protected] – www.opernfreundemuenchen.de Bankverbindung: Postbank München IBAN: DE41 7001 0080 0312 0308 00 BIC: PBNKDEFF

8 VERANSTALTUNGEN

KULTURZEIT SPAZIERGÄNGE WANDERUNGEN

Kaulbach-Villa Ohlstadt Freitag, 15. Juli 2016 Samstag, 9. Juli 2016 Besuch und Führung durch das Som- An der Hochleite entlang vom Von Kreuth über Siebenhütten nach merhaus mit Atelier des „Malerfür- Tiroler Platz zur Menterschwaige Kreuth sten“ Friedrich August von Kaul- Gehzeit: 1 ½ Stunden Führung: Monika Greczmiel bach nach vorheriger Wanderung Führung: Monika Greczmiel Tel. (089)843777 Mittwoch, 21. September 2016 Tel. (089) 843777 (Einzelheiten s. Heft 2/2016) Abfahrt Hbf. Gleis 28 ab 10:32 Uhr Mobil 0179 2017109 Ohlstadt an 11:33 Uhr Abfahrt Marienplatz Samstag, 6. August 2016 Wanderung zum Schwaiganger u. zu- S 8 Richtung Ammersee-Höhenweg: Schondorf- rück. (Gehzeit insg. ca. 2 ½ Stunden) Flughafen ab 10.39 Uhr Utting-Schondorf Einkehr nach ca. 1 ¼ Stunden im Rosenheimer Platz an 10.42 Uhr Gehzeit: ca. 3 ½ Stunden Landgasthaus „Herzogin Anna“ umsteigen in Tram 15 Richtung Führung: Helmut Gutjahr Führung durch die Kaulbach-Villa um Großhesseloher Brücke Tel. (089) 575113 16:15 Uhr Abf. 10.49, an Tiroler Platz 11.02 Mobil 0175-7876061 Eintritt inkl. Führung € 4,00 und Einkehr im „Gasthof Menterschwai- Abfahrt Hbf ab 08.53 Uhr ggf. anteilige Kosten für Regioticket ge“ nach ca. 1 Stunde Richtung Kempten Werdenfels Schondorf an 09.39 Uhr Auch ohne Wanderung möglich (Ab- Sonntag, 14. August 2016 Einkehr nach ca. 2 ½ Stunden im fahrt in Eigenregie um 11:32, 12:32, Von Stockdorf nach Forst Kasten „Seerestaurant“ in Utting. 13:32 oder 14:32 Uhr) Führung: Monika Greczmiel Anmeldung bei H. Gutjahr wegen Leitung: Helmut Gutjahr Tel. (089) 843777 Bayernticket erforderlich. Verbindliche Anmeldung im IBS-Büro Mobil 0179 2017109 telef. ab 06.09., per Mail ab 30.08. Abfahrt Marienplatz ab 10.28 Uhr Samstag, 10. September 2016 Stockdorf an 10.54 Uhr Über den Hochberg IN EIGENER SACHE Einkehr im Biergarten „Forsthaus Gehzeit: ca. 3 ½ Stunden Kasten“ nach ca. 1 Stunde Führung: Helmut Gutjahr Tel. (089) 575113 Vorteile als IBS – Mitglied: Freitag, 16. September 2016 Mobil 0175-7876061 Gegen Vorlage des Mitgliedsaus- Durch den Schlosspark Schleiß- Abf. Hbf weises erhalten Sie den Beset- heim nach Bergl Richtung Salzburg ab 08.54 Uhr zungszettel im Nationalthea- Führung: John Cox Traunstein an 10.15 Uhr ter und Gärtnerplatztheater Tel. (089) 3202368 Einkehr nach ca. 1 ¾ Stunden im kostenlos. Bei Fa. Beck am Mari- Mobil 0174 6317227 „Alpengasthof Hochberg“ enplatz und im Nationaltheater Abfahrt Marienplatz ab 10.40 Uhr Anmeldung bei H. Gutjahr wegen sowie bei der Fa. Zauberflöte S1 Richtung Flughafen Bayernticket erforderlich. erhalten Sie mit ihrem Ausweis 10% Oberschleißheim an 11.04 Uhr Nachlass auf alle CDs und DVDs. Einkehr im „Gasthaus Bergl“ Samstag, 15. Oktober 2016 Rund um die Osterseen Nachfragen zu Finanzen: Dienstag, 4. Oktober 2016 Gehzeit: ca. 3 Stunden Haben Sie speziell Fragen zu Bei- Vom Tierpark über Marienklause Führung: Hiltraud Kühnel trag, Spendenquittung oder Einzug, nach Hinterbrühl Tel. (089) 7559149 können Sie unsere Schatzmeiste- Gehzeit: ca. 1 ½Stunden Abfahrt Hbf rin direkt kontaktieren: Monika Führung: Gabriele Ritz Richtung Kochel ab 09.00 Uhr Beyerle-Scheller, Tel.: 08022-3649 Tel. (089) 7912846 Iffeldorf an 09.47 Uhr oder per Mail: [email protected]. U 3 Richtung Fürstenried West Einkehr nach ca. 2 ½ Stunden im Die Kontoverbindung finden Sie auf Abfahrt Marienplatz ab 10.34 Uhr „Landgasthof Osterseen“. Seite 8 dieses Journals. Thalkirchen Anmeldung bei Frau Kühnel wegen (Ausgang Tierpark) an 10.43 Uhr Bayernticket erforderlich. Einkehr im „Gasthaus Hinterbrühl“ nach 1 Stunde Jeder Teilnehmer unternimmt die Das Büro geht ebenfalls in die Som- Wanderungen auf eigene Gefahr. merferien und bleibt vom 26. Juli bis Eine Haftung für Schäden wird nicht 05. September geschlossen. übernommen.

9 ZUM ABSCHIED VON IVAN LIŠKA

Das Ende einer Ära Ballettdirektor Ivan Liška verlässt nach 18 Jahren das Bayerische Staatsballett och nie hat in neuerer Zeit ein Ballettdirektor in München Nso lange amtiert: 18 Jahre! Ivan Liška war zu Beginn der Saison 1998/99 als Nachfolger von Konstan- ze Vernon (†2013), der ehemaligen Primaballerina des Balletts der BSO und Gründerin des Bayerischen Staatsballetts (1989), ernannt wor- den. Obwohl er aus Hamburg kam, war er den Münchner Ballettfreunden keineswegs ein Unbekannter, denn er hatte von 1974 bis 1977 als Halbsolist im damaligen Ballett der Bayerischen Bettina Wagner-Bergelt, Colleen Scott, Ivan LiŠka, Wolfgang Oberender Staatsoper getanzt und war bekannt und beliebt gewesen. doch immer auch Raum für Neues. So für sein vielseitiges Repertoire von der engagierte Ivan Liška gleich in seiner Klassik bis zum Modern Dance und 1950 in Prag geboren, erhielt er zweiten Saison (1999/2000) den für seine Tänzer, die die unterschied- am dortigen Konservatorium seine jungen Lukáš Slavický, damals Finalist lichen Stile auch tanzen können. Von Ausbildung. Nach dem Abschluss beim Prix de Lausanne, der bis heute Schwanensee bis zu Pina Bausch! emigrierte er 1969 aus seiner Heimat als Erster Solist beim Staatsballett und ging zum Ballett der Deutschen viele große Rollen getanzt bzw. kreiert Einen großen Anteil an der Vielsei- Oper am Rhein in Düsseldorf, von hat und nun Ballettdirektor in Bud- tigkeit des Repertoires hatten die wo ihn Ballettdirektor Dieter Gack- weis/Tschechien werden wird. Später Stellvertreter des Ballettdirektors: stetter 1974 nach München holte. konnte Liška dann bedeutende Künst- Wolfgang Oberender (zuständig für 1977 berief ihn dann John Neumeier lerpersönlichkeiten wie Lisa-Maree die Klassik) und Bettina Wagner-Ber- als Ersten Solisten in sein Hamburg Cullum, Tigran Mikayelyan, Daria gelt (zuständig für die Moderne). Ballett, in dem Ivan Liška seine große Sukhorukova und natürlich Lucia Herr Oberender, der als stellv. Bal- Karriere als Interpret vieler Titelrol- Lacarra und Marlon Dino verpflich- lett-Direktor auch immer ein Ohr len und Uraufführungen von Neu- ten und halten. Ein Star wurde sogar für die Anliegen des IBS hatte, ist meier-Balletten startete. Mit Liška in den eigenen Reihen entdeckt und nach 24-jähriger sehr erfolgreicher zusammen ging eine zarte, aparte, gefördert: Ivy Amista. Tätigkeit beim Staatsballett im April rotblonde Kollegin von München nach 2016 in Ruhestand gegangen. Ob Frau Hamburg, die dort ebenfalls zur Er- Beim Repertoire holperte es anfangs Wagner-Bergelt ihren höchst aner- sten Solistin ernannt wurde und viele etwas. Zwar hatte schon Konstanze kannten Einsatz für den modernen große Rollen tanzte und kreierte: Col- Vernon neben den klassischen Bal- Tanz und die tänzerische Kinder- und leen Scott, heute seine Ehefrau und letten und den großen Cranko-Hand- Jugendausbildung auch unter der die Mutter seiner beiden inzwischen lungsballetten, in denen sie in ihrer neuen Direktion fortführen wird, ist erwachsenen Söhne. Sie arbeitet seit aktiven Karriere brilliert hatte, auch der Öffentlichkeit bisher noch nicht 1998 als Ballettmeisterin ebenfalls neoklassische und zeitgenössische bekannt. beim Bayerischen Staatsballett. Choreographen wie Balanchine, John Neumeier, Hans van Manen, William Ivan Liška hat auch das Verdienst, das Nach dem Amtsantritt Ivan Liškas zu Forsythe und andere aufgeführt. Aber Bayerische Staatsballett auf vielen Beginn der Saison 1998/1999 blieb Ivan Liška brachte in seinen ersten Tourneen weltweit bekannt gemacht das Ensemble zunächst unverändert, Jahren als Ballettdirektor viele sehr zu haben. Was in seiner Amtszeit was bei einem Direktorenwechsel eher progressive Choreographen, die vom vielleicht vermisst wurde, waren ungewöhnlich ist. Nach nicht allzu Publikum und einem Teil der Münch- häufigere Gastspiele der Tänzer-Elite langer Zeit verschwanden dann aber ner Presse nicht toleriert wurden. der Welt in München. Das soll nun doch Publikumslieblinge, die der Com- Auch vermisste das Publikum damals Igor Zelensky, der ehemalige Star des pagnie ein Gesicht gegeben hatten, seine Klassiker und die abendfül- Mariinsky-Balletts und erfahrene Bal- wie etwa Elena Pankova, Kirill Melni- lenden Handlungsballette. Das hat lettdirektor, richten. Danke an Ivan kov und Luca Masala. Aber wenn auch sich später eingependelt und das Liška und Glück auf für Igor Zelensky! jeder Abschied schwer ist, so gibt er Staatsballett ist seit Jahren berühmt Helga Schmöger

10 OPERNBESPRECHUNG

Die Teufel sind los in Weimar

eimar ist immer eine Reise seit Peter Stein in Berlin wissen, so nicht mehr zeitgemäß! Da dachte sich wert. Seine historische gute 8 Stunden. Er brachte es auf 3 die Regisseurin Andrea Moses, zu- WInnenstadt mit der Fuß- Stunden. Im 5. Akt fiel es am meisten sammen mit dem Dramaturgie-Team gängerzone und dem Schiller-Haus auf, alles, was wir aus Mahlers Achter Wegner/Wieck nach Charakteren und dem Frauenplan mit Goethes kennen, fehlte. Nach der eindrucks- von heute zu suchen. Max hat Versa- Wohnhaus und dem Goethe-Museum; vollen Philemon und Baucis-Szene gensängste, ein echtes Gegenwarts- sein südländisches Flair, die vielen kommt der alt und krank/inkontinent problem; wenn er den Probeschuss Straßen-Cafés, die zum Genießen gewordene Faust und stirbt – „verwei- nicht schafft, ist seine Karriere und einladen – da fühlt man sich „sau- le doch, du bist so schön“ - und Me- geplante Ehe „im Eimer“. Er wendet wohl“, wie der Bayer sagen würde! phisto fordert seine Seele ein, es geht sich an Kaspar, eine Art Manager mit Apropos: Wir verdanken den Erhalt dann schnell zum Chorus mysticus vielen Laptops. Modern denkt auch des Bauensembles Frauenplan dem –Schluss. Das Ende des Helena-Ak- Agathe. In Erwartung des Verlobten Enkel Walther Goethe, der nach Goe- tes übrigens bildete ein lauter Heavy richtet sie schon mal das Nachtlager thes Tod am Haus nichts veränderte. Metal Sound, sehr zur Freude der her, was er aber ausschlägt. Nach seinem Tod 1885 ging es in eine zahlreich vertretenen Jugend. Stiftung über, die sich bis heute um die Erhaltung kümmert. Bühnenbildner Oliver Helf schuf ein einfaches, variables Bühnenbild und arbeitete mit viel Licht und Video- installationen. Star war eindeutig Sebastian Kowski als Mephisto, ein „Altrocker“ mit schwarzer Lederjacke Foto: Anke Neugebauer Anke Foto: und Gel-Frisur; er hat eine gewaltige

Foto: Matthias Horn Foto: Bühnenpräsenz und eine fesseln- de Stimme. Zum hervorragenden Ensemble gehörten weiter Faust Lutz Salzmann, Nahuel Häflinger – der als Marschalk, Chiron, Lynceus eben- so viel zu tun hatte wie Mephisto. Simone Müller, Nora Quest, Anna Windmüller, Jonas Schlagowsky u.v.a. boten einen unvergesslichen Abend. Max und Agathe im Freischütz Samiel, schick im weißen Anzug Goethe zu Eckermann über Faust II (Nahuel Häfliger), lenkt im Hinter- am 6.12.1829: grund, und der Eremit (Daeyoung „Da die Conzeption so alt ist,“ sagte Kim) ist ein fernöstlicher Weiser. Man Szene aus Faust II Goethe, „und ich seit fünfzig Jahren spielt übrigens die Fassung mit dem darüber nachdenke, so hat sich das Prolog Agathe-Eremit mit den weißen Unsere diesjährige Weimar-Reise innere Material so sehr gehäuft, daß Rosen. Stimmliche Abräumer waren stand im Zeichen des Teufels: im Frei- jetzt das Ausscheiden und Ablehnen Caterina Meier als Ännchen und Uwe schütz (C.M. von Weber) treibt Samiel die schwere Operation ist. Die Erfin- Schenker-Primus als Kaspar. Alexan- sein Unheil und in Goethes Faust II dung des ganzen zweiten Theils ist der Günther war nicht der strahlende kämpft Mephisto um Fausts Seele. wirklich so alt wie ich sage. Aber daß Tenor, sondern, passend zur Inszenie- ich ihn erst jetzt schreibe, nachdem rung, in Stimme und Spiel ein Bela- Die größere Gunst der IBS-Besucher ich über die weltlichen Dinge so viel dener. Larissa Krokhina als Agathe galt eindeutig dem Schauspiel. Es klarer geworden, mag der Sache zu war gut in den Arien und Ensembles, waren großartige Darsteller, die wir gute kommen.“ mit dem deutschen Text tat sie sich in Weimar erlebten. Regisseur Hasko schwer. Der Dirigent Martin Hoff war Weber ließ – dankenswerterweise – Der Freischütz, nach seiner Urauffüh- sehr forsch, manchmal auch gehetzt, den originalen Goethetext sprechen, rung ein echter „Quotenbringer“, ist erstaunlich gut das Orchester mit den welch eine Wohltat für unsere Ohren! heute nicht mehr oft auf unseren Büh- wunderbaren Bläsern, die ja keinen Natürlich konnte er nicht den ganzen nen zu finden. Warum? Die hoch-ro- leichten Job bei Weber haben. Text inszenieren, es dauert, wie wir mantische Geschichte scheint uns Monika Beyerle-Scheller

11 IN EIGENER SACHE

Bericht über die ordentliche Mitgliederversammlung vom 12. Mai 2016

er Einladung des Vorstandes kürzung des Telefondienstes von drei nur Frau Gisela Schmöger. Für den zur ordentlichen Mitglieder- auf zwei Wochentage, die durch die regelmäßigen Einlassdienst und die Dversammlung am 12. Mai gestiegene Teilnahme der Mitglieder Verteilung von Informationsmaterial 2016 waren 46 Mitglieder gefolgt. Der am Emailverkehr möglich geworden bei dieser Gelegenheit sprach Frau Vorsitzende, Herr Voges, eröffnete ist, als Erleichterung erwiesen habe. Weimer ein herzliches Dankeschön an die Versammlung um 19.00 Uhr und Sie dankte sodann den Damen, die sie Frau Gabriele Ritz aus. begrüßte die Anwesenden herzlich. im Laufe des Berichtszeitraums beim Schnell waren die Formalien wie Telefondienst und anderen Büroar- Ein besonderer Dank ging an Vor- Feststellung der Ordnungsmäßigkeit beiten wieder tatkräftig unterstützt standsmitglied Hans Köhle, „der der Ladung und der Beschlussfähig- haben: Frau Hannelore Göbel, Frau in unermüdlicher Kleinarbeit die keit der Versammlung, Annahme Margot Groß, Frau Hiltraud Kühnel, passenden Musikbeispiele zu den der vorgeschlagenen Tagesordnung Frau Helga Lichnofsky und Frau Erika Künstlergesprächen heraussucht, auf und Genehmigung des Protokolls der Vorbrugg. CD brennt und dann bei der Abend- letzten Mitgliederversammlung vom veranstaltung die Technik betreut.“ 7.5.2015 erledigt (Tagesordnungs- Veranstaltungen: Frau Weimer punkt 1). berichtete, dass im vergangenen Der Stammtisch sei mangels Interesse Jahr 16 Künstlergespräche, 10 der Teilnehmer eingestellt worden. Berichte der einzelnen Vorstandsmit- Veranstaltungen der „KulturZeit“, 6 Dafür habe es im August 2015 wieder glieder (TOP 2) Sonder-Veranstaltungen, 12 Wande- den traditionellen Biergartentreff im rungen und 6 „Spaziergänge“ statt- Augustiner-Keller und im Dezember Herr Voges stellte fest, dass der IBS gefunden haben. Da die Bayerische das „Gemütliche Beisammensein im auch im vergangenen Jahr erfolgreich Staatsoper ihre Spielzeit 2015/2016 Advent“ im Hofbräuhaus gegeben. gearbeitet und den Mitgliedern und erst nach Mitte September 2015 Freunden des Vereins viele interes- begann, hatte der IBS seinen Mitglie- Für die Durchführung der beliebten sante Veranstaltungen geboten habe. dern und Freunden zu Beginn der monatlichen Wanderungen dankte Er dankte allen, die sich an der Ver- IBS-Saison anstelle eines Künstlerge- Frau Weimer den Herren Helmut Gut- einsarbeit beteiligt haben und sprach sprächs sogar ein Konzert geboten: jahr und John Cox, für die Durchfüh- einen besonderen Dank an Herrn Der Pianist und Musikwissenschaftler rung der neuen „Spaziergänge“ den Köhle aus, der nach dem Amtsverzicht Thomas Krehahn spielte und rezitierte beiden Initiatorinnen Frau Monika von Frau Dr. Ehmann als Redaktions- im Miller-Zimmer des Künstlerhauses Greczmiel und Frau Gabriele Ritz. leiterin des IBS-Journals (Mai 2015) sein Programm „Heiter bis wolkig“. deren Aufgabe zusätzlich übernom- Frau Weimer forderte die Mitglieder Herr Köhle berichtete, dass er 2015 men und seitdem vier inhaltsreiche auf, auch die Künstlergespräche mit wegen der überraschenden Amtsnie- und attraktive Hefte vorgelegt habe. vermeintlich nicht so bekannten derlegung aus persönlichen Gründen Künstlern zahlreich zu besuchen, da von Frau Dr. Ehmann auf der Mit- Frau Weimer berichtete sodann über auch diese sehr interessant seien und gliederversammlung 2015 die Redak- den Stand der Mitgliederzahlen. Am ein nur schütter besetzter Veranstal- tionsleitung des IBS-Journals kom- 31.12.2015 hatte der Verein 458 Mit- tungsraum einen schlechten Eindruck missarisch übernommen habe. Die glieder. Im Berichtszeitraum (2015) auf die Künstler mache, die sich extra Aufgabe an sich und die Zusammen- gab es 28 Eintritte, 19 Kündigungen Zeit für den Besuch beim IBS genom- arbeit mit allen am Zustandekommen und einen Ausschluss wegen Nichtbe- men haben. Auch die Veranstaltungen Beteiligten mache ihm Freude und zahlens des Beitrages. der „KulturZeit“, die von ihren er dankte hier besonders Frau Ingrid Initiatoren bzw. Betreuern neben der Näßl für die gute Zusammenarbeit Sieben Todesfälle von Mitgliedern Durchführung meist auch viel Vorbe- bei der Erstellung des Layouts; weiter waren im Jahr 2015 zu beklagen: Frau reitungszeit erfordern, könnten oft dankte er allen Autoren von Beiträ- Elisabeth Eibl, das langjährige Vor- mehr Teilnehmer vertragen. gen und nannte hier die Damen und standsmitglied Herr Werner Göbel, Herren Anne-Marie Bahle, Monika Herr Dr. Uli Götz, Frau Edith Gräf, Frau Weimer dankte dann allen Mode- Beyerle-Scheller, Stefan Brettschnei- Herr Rudolf Müller, Frau Ilse Nalezin- ratoren von Künstlergesprächen und der, Sieglinde Fuchs, Hiltraud Kühnel, ski, Herr Fritz Schlambor. forderte die Mitglieder auf, sich eben- Margot Groß, Helmut Gutjahr, falls für Moderationen zur Verfügung Emanuela Luca, Gisela Schmöger, Über die Büroarbeiten konnte Frau zu stellen. „Trauen Sie sich!“ Derzeit Helga Schmöger, Jost Voges und Eva Weimer berichten, dass sich die Ver- tue das aus dem Kreis der Mitglieder Weimer.

12 MITGLIEDERVERSAMMLUNG 2016

Er forderte auch die übrigen Mit- In der dann folgenden kurzen Aus- Da keine schriftlichen Anträge gem. § glieder auf, sich mit Berichten über sprache wurden einige Vorschläge zur 12/1 der Satzung des IBS v. 1.7.2010 Künstlergespräche oder Buchbe- Verbesserung der Öffentlichkeitsar- eingegangen waren (TOP 7), konnte sprechungen, Berichten über Aus- beit diskutiert (Frau B. Gutjahr und der Vorsitzende gleich auf das näch- stellungen etc. in die Arbeit am andere). ste Thema übergehen. IBS-Journal einzubringen. Denn er hofft auf weitere intensive Mitarbeit Bericht der Kassenprüfer und Entla- Verschiedenes (TOP 8) der Mitglieder, auch wenn er gedenkt, stung des Vorstandes (TOP 3 und 4) zur Mitgliederversammlung 2017 Herr Voges bezeichnete es als ein die Schriftleitung in andere Hände Es folgte der Bericht der Kassen- großes Problem für den Verein, dass abzugeben. prüfer Helmuth Sauer und Horst bei der nächsten Mitgliederver- Klingseisen für das Rechnungsjahr sammlung im Mai 2017 Herr Köhle Weiterhin berichtete Herr Köhle, dass 2015. Da die Prüfung am 4.5.2016 und Frau Weimer aus persönlichen er auch im Jahr 2015 die Website des die Ordnungsmäßigkeit und Voll- Gründen ihre Vorstandsämter und Vereins betreut habe. Inzwischen habe ständigkeit der Buchführung ergeben einen Großteil der von ihnen aus- ihm Herr Stefan Brettschneider einen hatte, schlugen die Prüfer der Mit- geübten Aufgaben aufgeben wollen. Teil der Arbeit abgenommen, wofür gliederversammlung die Entlastung Das betrifft vor allem die Bereiche Herr Köhle ihm herzlich dankte. des Vorstandes für das Geschäftsjahr Planung und Durchführung von Außerdem hat er auch in diesem Jahr 2015 vor. Veranstaltungen mit Schwerpunkt wieder eine CD mit Musikbeispielen Bei der anschließenden offenen Künstlergespräche und Kulturzeit, aus den Künstlergesprächen zusam- Abstimmung wurde der Vorstand ein- Büro, Mitgliederverwaltung, Journal, mengestellt, die für 10,- € erworben stimmig, ohne Gegenstimmen und bei Webseite u.v.a. werden kann. Enthaltung der 5 Vorstandsmitglieder, entlastet. Da ein Outsourcen von verschiedenen Frau Beyerle-Scheller berichtete als Arbeitsbereichen zwar möglich wäre, Schatzmeisterin, dass im Jahr 2015 Neuwahl der Kassenprüfer (TOP 5) aber nur hohe Kosten verursachen die Gesamt-Einnahmen aus Beiträgen, und damit zu einer erheblichen Erhö- Spenden und Eintritten nicht ganz Bei der turnusmäßigen Neuwahl der hung des Mitgliedsbeitrages führen gereicht haben, um die Ausgaben zu Kassenprüfer kandidierten die Herren würde, schlägt Herr Voges vor, eine decken. Das Jahr musste mit einer Horst Klingseisen und Helmuth Sauer Arbeitsgruppe aus den derzeitigen kleinen Unterdeckung abgeschlossen zur Wiederwahl und wurden bei eige- Vorstandsmitgliedern und einer noch werden, die vor allem auch durch die ner Enthaltung einstimmig gewählt. zu bestimmenden Zahl von einsatz- Kosten einer Überarbeitung der Web- bereiten Mitgliedern oder Außenste- seite verursacht wurde Die größten Wahl eines zusätzlichen Vorstandsmit- henden zu bilden, die ab Herbst 2016 Posten auf der Ausgabenseite waren gliedes (TOP 6) ein Konzept zur Umverteilung der – wie jedes Jahr - die Kosten für das bisherigen Aufgaben von Herrn Köhle IBS-Journal und für die Künstlerge- Herr Voges berichtete, dass die Ver- und Frau Weimer erarbeiten soll. spräche. waltungsarbeit im Verein immer um- fangreicher und anspruchsvoller ge- Er bittet alle Mitglieder sich zu Die Schatzmeisterin dankte Herrn worden sei. Der Einsatz von EDV und prüfen, ob sie in der Arbeitsgruppe Stefan Brettschneider für seine elektronischer Bürokommunikation mitarbeiten könnten, oder ob sie da- Mitarbeit beim Einzug der Mitglieds- habe zwar in verschiedenen Arbeits- für geeignete Personen außerhalb des beiträge, allen Beitragszahlern und bereichen Erleichterungen gebracht, Vereins kennen, die dafür gewonnen Spendern sowie den Kassenmitarbei- erfordere aber Spezialkenntnisse. werden könnten. Herr Voges über- terinnen Frau Helga Schmöger und Herr Voges sei deshalb erfreut, dass nimmt es, die vorgeschlagenen Per- Frau Hannelore Göbel sowie Frau Bar- sich Herr Stefan Brettschneider, von sonen anzuschreiben und zur Mitar- bara Gutjahr, Frau Margot Groß, Frau Beruf Programmierer, bereit erklärt beit in der Arbeitsgruppe einzuladen. Jutta Stadt und Frau Helga Schnell als habe, als Mitglied des Vorstandes Einspringerinnen. Aufgaben der EDV und der Mitglie- Nach dem Ende der Mitgliederver- derverwaltung zu übernehmen. Herr sammlung um 20.15 Uhr lud der Als größeren Ausgabeposten kündigte Brettschneider stellte sich der Mit- Vorstand zu einem kleinen Umtrunk sie eine Festveranstaltung und eine gliederversammlung persönlich vor in das Lenbach-Zimmer des Künstler- Festschrift für das 40-jährige Jubilä- und wurde anschließend in offener hauses ein, wo in ungezwungener At- um des IBS im Mai 2017 an, für die zu Abstimmung bei eigener Enthaltung mosphäre die aufgeworfenen Fragen gegebener Zeit um Spenden gebeten einstimmig zum dritten Stellvertre- weiter besprochen wurden. werde. tenden Vorsitzenden gewählt. Helga Schmöger

13 NACHRUF • GEDENKTAGE

Zur Erinnerung an unser Ehrenmitglied Heinrich Bender

m vergangenen Jahr konnten wir Mehta betreute er ein Werkrepertoire unserem Ehrenmitglied Hein- ohne Grenzen. Seit 1969 leitete er Irich Bender noch zu seinem 90. auch sehr erfolgreich für 30 Jahre Geburtstag sehr herzlich gratulieren das Opernstudio der Bayerischen und ihn in unserem Journal 2/2015 Staatsoper. Vielen seiner Absolventen entsprechend würdigen. Nun müs- gelang eine internationale Karriere.

sen wir von ihm, dem langjährigen Gramsci Antonio Foto: Staatskapellmeister alter Schule an Heinrich Bender war auch dem IBS der Bayerischen Staatsoper Abschied immer ein guter Freund und lieber nehmen. Knapp zwei Wochen nach Gast; zweimal (1981 und 2006) seinem 91. Geburtstag ist er am konnten wir ihn zu interessanten und 24.Mai verstorben. aufschlussreichen Künstlergesprächen begrüßen, mit Mitgliedern „seines“ Fast 40 Jahre blieb Heinrich Bender Opernstudios bereicherte er gerne der Bayerischen Staatsoper treu. Als unsere Festveranstaltungen. Wir ständiger erster Dirigent unter den werden ihm ein ehrenvolles Andenken Generalmusikdirektoren Keil- bewahren. berth, Wolfgang Sawallisch und Zubin Hans Köhle

Herzliche Glückwünsche Elisabeth Schwarzkopf: 10. Todestag am 3. August Matthias Hölle zum 65. Geburtstag am 8. Juli Ambroise Thomas: 205. Geburtstag am 5. August Jürgen Flimm zum 75. Geburtstag am 17. Juli Adolf Busch: 125. Geburtstag am 8. August Frank Castorf zum 65. Geburtstag am 17. Juli Rafael Kubelik: 20. Todestag am 11. August Ricardo Muti zum 75. Geburtstag am 28. Juli Sergiu Celibidache: 20. Todestag am 14. August Theo Adam zum 90. Geburtstag am 1. August Franz Konwitschny: 115. Geburtstag am 14. August Hannelore Bode zum 75. Geburtstag am 2. August Karl Böhm: 35. Todestag am 14. August Renate Holm zum 85. Geburtstag am 10. August Julius Katchen: 90. Geburtstag am 15. August Agnes Giebel zum 95. Geburtstag am 10. August Artur Schnabel: 65. Todestag am 15. August Julia Várady zum 75. Geburtstag am 1. September Jan Kiepura: 50. Todestag am 15. August Jean-Yves Thibaudet zum 55. Geburtstag am 7. September Nicola Porpora: 330. Geburtstag am 17. August Elīna Garanča zum 40. Geburtstag am 16. September Robert Heger: 130. Geburtstag am 19. August Ruth Hesse zum 80. Geburtstag am 18. September Felix Mottl: 160. Geburtstag am 24. August Anna Netrebko zum 45. Geburtstag am 18. September Lotte Lehmann: 40. Todestag am 26. August Nello Santi zum 85. Geburtstag am 22. September Othmar Schoeck: 130. Geburtstag am 1. September Günther Groissböck zum 40. Geburtstag am 24. September Paul Lincke: 160. Geburtstag am 3. September Salvatore Accardo zum 75. Geburtstag am 26. September Giacomo Meyerbeer: 225. Geburtstag am 5. September Peter Dvorský zum 65. Geburtstag am 27. September Ludwig Suthaus: 45. Todestag am 7. September Antonin Dvořák: 175. Geburtstag am 8. September In memoriam Werner Hollweg: 80. Geburtstag am 13. September Hans-Werner Henze: 90. Geburtstag am 1. Juli Fritz Busch: 65. Todestag am 14. September Felix Mottl: 105. Todestag am 2. Juli Bruno Walter: 140. Geburtstag am 15. September Ludwig Schnorr von Carolsfeld: 180. Geburtstag am 2. Juli Fritz Wunderlich: 50. Todestag am 17. September Gian Carlo Menotti: 105. Geburtstag am 7. Juli Edmund Nick: 125. Geburtstag am 22. September Stefan Askenase: 120. Geburtstag am 10. Juli Maria Malibran: 180. Todestag am 23. September Arnold Schönberg: 65. Todestag am 13. Juli Thomas Stewart: 10. Todestag am 24. September Claire Watson: 30. Todestag am 16. Juli Dmitri Schostakowitsch: 110. Geburtstag am 25. September Annelies Kupper: 110. Geburtstag am 21. Juli Johann Christoph Pez: 300. Geburtstag am 25. September Francesco Cilea: 150. Geburtstag am 23. Juli Charles Münch: 125. Geburtstag am 26. September Franz Berwald: 220. Geburtstag am 23. Juli Engelbert Humperdinck: 95. Todestag am 27. September Giuseppe Di Stefano: 95. Geburtstag am 24. Juli Ferry Gruber: 90. Geburtstag am 28. September Antonio Vivaldi: 275. Todestag am 28. Juli Gottlob Frick: 110. Geburtstag am 28. Juli Wir trauern um Robert Schumann: 160. Todestag am 29. Juli unser langjähriges Mitglied Christine Richter, verstorben am 4. Mai. Franz Liszt: 130. Todestag am 31. Juli Joseph Fiala: 200. Geburtstag am 31. Juli Wir gratulieren Enrico Caruso: 95. Todestag am 2. August Ks. Jonas Kaufmann zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.

14 IN MEMORIAM

In diesem Jahre 2016 gedenken wir des 100. Geburtstages zweier großer deutscher Tenöre: Hans Hopf it Mozart-Technik Wagner er die Tenorpartie der 9. Symphonie singen – das war die Devise von Ludwig van Beethoven unter der Mdes am 2. August 1916 in Leitung von Wilhelm Furtwängler. In Nürnberg geborenen Sängers. Er er- der Folge war er Tannhäuser, Stolzing, hielt seine Ausbildung in München bei Siegfried und . 1954 sang er Paul Bender und debütierte 1936 am bei den Salzburger Festspielen den Bayerischen Landestheater als Pin- Max im Freischütz von Carl Maria kerton. Es folgten Engagements am von Weber. Von den über einhundert Stadttheater Augsburg als lyrischer Rollen, die er beherrschte, waren es Tenor und am Deutschen Theater in neben den großen Wagner-Partien Oslo, wo seine Stimme durch den Ge- vor allem Rigoletto-Herzog, den er sangslehrer Ragnvald Bjärne in Atem- besonders liebte, Radames, Manrico, technik und Ausdruck entscheidend Othello und Bajazzo. Knappertsbusch, geformt wurde. Nach dem Zweiten Leinsdorf, Kempe, Solti und Karajan Weltkrieg war er Mitglied der Berli- waren die großen Dirigenten und ner und Dresdner Staatsoper, bevor Gründgens, Rennert und Wieland er 1949 an die Bayerische Staatsoper und Wolfgang Wagner die prägenden kam bei gleichzeitigem Gastspiel- Regisseure, mit denen er arbeitete. vertrag an der Wiener Staatsoper. München wurde seine künstlerische äußerte er einmal in einem Interview. Als er nach seinem dritten Herzin- Heimat bis zum Ende seiner Karriere Vom Prinzregententheater aus star- farkt als Florestan auf die Bühne nach vierzig Jahren. Der behutsame tete er seine Weltkarriere, die ihn an des Nationaltheaters zurückkehrte, Umgang mit seiner Stimme ermög- die großen Opernhäuser und Fest- dankten es ihm die Münchner mit lichte ihm dieses lange Sängerleben. spielstätten Europas und Nord- und Ovationen. Am 23. Juni 1993 ist Hans „Ich muss zwischen Lohengrin und Südamerikas führte. Zur Eröffnung Hopf in unserer Stadt gestorben. „Sin- Parsifal noch Tamino singen können“, der Bayreuther Festspiele 1951 sang gen ist Schönheit“ war sein Motto. Josef Traxel änger zu werden, war zunächst bei den Salzburger ein umfassendes Repertoire wie Josef nicht das Ziel des am 29. Sep- Festspielen 1952. Ab 1954 sang er Traxel. Sein leuchtender Tenor reichte Stember 1916 in gebo- bei den Bayreuther Festspielen Erik, von Mozart-Opern über den italie- renen Josef Traxel. Er studierte an nischen und französischen Belcanto der Musikhochschule Darmstadt und Verismo bis zu den Heldenpar- Komposition und Dirigieren. Zu einer tien von Verdi, Wagner und Richard klassischen Gesangsausbildung kam Strauss. Ferner war er ein idealer es nicht, Traxel war Autodidakt. 1942 Interpret der Tenorpartien in den wurde der Soldat während eines La- Passionen und Oratorien von Bach, zarettaufenthalts „abkommandiert“, Händel und Haydn. am Stadttheater Mainz als Einsprin- Seit 1963 hatte er eine Professur ger den Don Ottavio in Mozarts Don an der Musikhochschule Stuttgart. Giovanni zu singen. Leider ist dieser bedeutende, vielsei- Seine eigentliche Sängerlaufbahn tige Sänger, der auch am Münchner begann nach der Kriegsgefangen- Prinzregententheater, an der Wiener schaft 1946 am Stadttheater Nürn- Staatsoper und an der Mailänder Scala berg. Im Jahre 1952 wechselte er an zu hören war, weitgehend vergessen, die Staatsoper Stuttgart, der er bis zu bis auf die Aufnahme des Postillon von seinem Bühnenabschied treu blieb. Steuermann, Walther von der Vo- Lonjumeau von Adolphe Adam. Am 8. International bekannt wurde er durch gelweide, Froh, Kunz Vogelsang und Oktober 1975 ist Josef Traxel im Alter die Mitwirkung bei der Uraufführung 1957/58 Walther von Stolzing. Kaum von 59 Jahren in Stuttgart gestorben. der Oper Die Liebe der Danae von ein anderer Sänger verfügte über so Hiltraud Kühnel

15 MÜNCHNER STRASSENNAMEN

IBS Journal: Zeitschrift des Interessenvereins des Bayerischen Nach Opernsängern benannt XI Staatsopernpublikums e. V., Postfach 10 08 29, 80082 München

Postvertriebsstück, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, B 9907 m Stadtbezirk Pasing fehlt uns Margarethe von noch eine nach einem Sänger Winterfeldt die für Ibenannte Straße, genaugenom- ihn ideale Lehrerin men ein Platz. Von der Richard-Tau- fand. ber-Straße, die wir beim letzten Mal aufgesucht haben, führt uns ein etwa 1954 war der erste dreiminütiger Spaziergang dorthin. offizielle Opern- Zunächst in südlicher Richtung, dann auftritt bei einer nach Osten über die Neufeldstra- Hochschulauffüh- ße gelangen wir, uns nach Norden rung in Freiburg wendend, an den gesuchten Platz. Um als Tamino in Mozarts Zauberflöte. miger Oper von Hans Pfitzner, Hans welchen Sänger geht es denn jetzt? Schon 1955 wurde der Sänger als in Smetanas Verkaufter Braut, immer Nun, viele Musikfreunde halten ihn lyrischer Tenor an die Württember- kam es zu glanzvollen Vorstellungen. für den größten lyrischen Tenor des gische Staatsoper in Stuttgart enga- Zusammen mit dem Pianisten Hubert 20. Jahrhunderts. Seine Vornamen giert. Die große Stunde schlug für Giesen als Begleiter erarbeitete und lauten Friedrich Karl Otto. Alles klar? Fritz Wunderlich, als Josef Traxel, eroberte der Sänger das Metier des Gemeint ist Fritz Wunderlich erster Tenor der Stuttgarter Oper, Liedgesanges, nachdem er bei seinem (1930 – 1966). sich krank meldete und er als Tamino ersten Liederabend noch zu sehr in der Zauberflöte einspringen durfte. in der Manier eines Opernsängers Geboren wurde Fritz Wunderlich agierte. am 26. September 1930 im pfälzi- schen Kusel, der kleinsten Kreis- Garant für die hohe Stellung des stadt Deutschlands mit knapp 5.000 war seine strahlende, in allen Einwohnern. Sein Vater Paul stammte Lagen ausgeglichene Stimme von aus Thüringen, seine Mutter Anna großer Natürlichkeit, einem einmalig aus dem Erzgebirge. Fritz Wunder- schönen Timbre und außergewöhn- lich wuchs in einem musikalischen licher sängerischer Intensität. Als Elternhaus auf. Der Vater war als die drei Hauptelemente zur Bildung Kapellmeister, die Mutter als Geigerin eines reinen Tones gelten das Zusam- tätig. Nach dem Tod des Vaters im menwirken von Stütze, weiter Kehle Jahr 1935 musste die Familie in ärm- und Maske (Stimmsitz). Insbesonde- lichen Verhältnissen zurechtkommen. re die Anforderungen an eine weite Schon im jugendlichen Alter konnte Kehle beherrschte Fritz Wunder- unser Fritz zum Broterwerb beitra- lich in unübertroffener Weise. Als gen, indem er regelmäßig bei Tanzmu- Krönung seiner Laufbahn sollte im sikveranstaltungen Akkordeon oder Der als Ersatz für Josef Traxel vorge- Herbst 1966 eine Verpflichtung an Waldhorn spielte. Später trug diese sehene Wolfgang Windgassen spielte die Metropolitan Opera in New York musikalische Tätigkeit dazu bei, dass mit und verzichtete zu Gunsten des stattfinden. Aber dazu kam es nicht sich Fritz Wunderlich sein Musik- Anfängers auf seinen Auftritt. Der mehr. Fritz Wunderlich erholte sich studium (in den Fächern Gesang und überwältigende Erfolg des Einsprin- gern von den Anstrengungen des Waldhorn) finanzieren konnte. Beim gers führte zu einer bedeutenden Opernbetriebs in der freien Natur und Musikstudium, das er als 20jähriger Karriere. 1960 erhielt er einen festen auf der Jagd. Bei einem Treppensturz an der Musikhochschule in Freiburg Vertrag an der Bayerischen Staatsoper im Jagdhaus eines Bekannten zog er im Breisgau begann, stellte sich bald in München, ab 1963 an der Wiener sich so schwere Schädelverletzungen die außergewöhnliche Gesangsbega- Staatsoper. Ebenso erfolgten Gast- zu, dass er am nächsten Tag, am 17. bung heraus. Begünstigt wurde diese spiele an den bedeutendsten Opern- September 1966, in der Heidelber- sängerische Seite durch das Spiel des häusern Europas. Außerdem trat ger Universitätsklinik verstarb. Sein Waldhorns, welches sich als sehr gutes Fritz Wunderlich regelmäßig bei den tragischer Tod vor nunmehr fast 50 Rüstzeug für die Atemtechnik beim Salzburger Festspielen auf. Jahren erschütterte die gesamte musi- Singen erwies. Ausschlaggebend für kalische Welt. Der Künstler wurde im die Bevorzugung des Gesangsfaches Ob als Mozartsänger allererster Güte Alten Teil des Münchner Waldfried- war wohl, dass Fritz Wunderlich oder als Lenski in Tschaikowskis hofs beigesetzt (Grab Nr. 212-W-18). in der blinden Gesangspädagogin Eugen Onegin, Palestrina in gleichna- Helmut Gutjahr

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