Naturpark Nassau Vorwort

Pflanzen sind ortsgebunden – im Gegensatz zu in der Regel im Raum aktiven Tieren, wie z. B. Libellen, Vögeln oder Heuschrecken. Das ist für uns Naturfreunde von Vorteil. Eine Beschäftigung mit ihnen, wie z. B. die genaue Betrachtung, anschließend Zeichnung oder Anfertigen eines Fotos, ist einfacher möglich als bei Tieren. Zudem sind Pflanzen allgegen- wärtig und die Arten sind teilweise häufig.

Von den in Rheinland-Pfalz vorkommenden Pflanzenarten erfreuen sich die Orchideen einer besonderen Attraktivität. Dies hat etwas mit den filigranen, formenreichen und überaus far- bigen Einzelblüten zu tun. Zudem sind viele Arten leider selten geworden oder hatten wegen ihrer hohen Standortansprüche schon immer nur wenige Fundorte. Die von Spezialisten durchgeführten Orchideenkartierungen geben einen Überblick über die Verbreitung, vorlie- gend nunmehr eine solche vom Naturpark Nassau.

Insgesamt 25 Arten sind auf der Naturparkfläche von ca. 590 Quadratkilometern nachge- wiesen worden. Die evolutionsbiologisch bescheidenen 20 Erfassungsjahre zeigen schon jetzt die hohe Dynamik der Fundorte. Auch diese Dynamik macht die Beschäftigung mit der Pflanzenfamilie zu einer interessanten Naturbeschäftigung und bildet die Grundlage für so manche Schutzbemühung, die im Offenland in einer extensiven Grünlandnutzung liegt und im Wald in Kenntnis der Standorte zu einer behutsamen forstlichen Bewirtschaftung führt.

Dem Naturpark Nassau ist zu der wieder sehr ansprechenden Broschüre zu den „Orchideen im Naturpark Nassau“ zu gratulieren. Ich verbinde damit die Hoffnung, dass das Heft zu einem weiter verbesserten Schutz und lehrreicher Beschäftigung mit alten und neuen Fund- orten führen wird.

Margit Conrad Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Impressum:

Herausgeber: Zweckverband Naturpark Nassau Bachgasse 4, 56373 Nassau Telefon/Fax: 0 26 04/43 68

Nachdruck aus den Heimatjahrbüchern der Kreise Rhein- und Westerwald

Druck: Verlag + Druck Linus Wittich KG, Rheinstraße 41, 56203 Höhr-Grenzhausen

Umschlagentwurf: Werbeagentur Kohn GmbH, Nassau, www.kohn.de

Fotos Umschlag: Wolfgang Herrmann, Heinz Strunk

Titelbild: Orchideenwiese, Violette Stendelwurz, Hummel-Ragwurz

Anschriften der Verfasser:

Manfred Braun, Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Stresemannstraße 3–5 56068 Koblenz

Ursula Braun, Zweckverband Naturpark Nassau, Bachgasse 4, 56377 Nassau

Wolfgang Herrmann, Austraße 6, 56379

Heinz Strunk, Pfingstwiese 6, 56130

Wir danken dem Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz, Mainz, für die finanzielle Unterstützung bei der Herausgabe dieses Heftes.

Nassau, im November 2007 Orchideen im Naturpark Nassau

Manfred Braun, Ursula Braun, Wolfgang Herrmann und Heinz Strunk

Inhalt angewiesen sind und daher z. B. in weiten 1. Einleitung Teilen der Eifel oft ihre größte Artendichte 2. Äußere Merkmale von Orchideen aufweisen. 3. Bestäubung und Fortpflanzung bei Der Beitrag des Naturparks Nassau über Orchideen Orchideen soll insbesondere für diese 4. Orchideenbiotope im Naturpark Nassau Pflanzenfamilie Werbung betreiben. Die 5. Im Naturpark Nassau vorkommende Schutzbemühungen um Orchideen sollen Orchideenarten begründet und um Verständnis für diese 6. Orchideenschutz im Naturpark Nassau Pflanzengruppe geworben werden. In unse- 7. Literatur rer intensiv bewirtschafteten und genutzten Kulturlandschaft wird der Platz für unsere einheimischen Orchideenarten immer enger. 1. Einleitung

Schon seit Jahrhunderten sind Orchideen 2. Äußere Merkmale von für die Menschheit eine faszinierende Pflan- Orchideen zenfamilie. Sie fallen im direkten mensch- lichen Umfeld auf den Fensterbänken insbe- Die Gattung „Orchis“ ist namensgebend sondere mit tropischen Arten auf. Doch es für die Gruppe der Orchideen. Orchideen gibt auch viele einheimische Arten mit gro- besitzen keine gewöhnlichen Wurzeln son- ßem Formenreichtum und schön anzuse- dern bilden in der Regel Knollen, die schon henden Blütenständen und filigranen und zur Blütezeit für das Folgejahr angelegt wer- farbenprächtigen Blüten. Die Entwicklung den. Der Begriff „orchi“ steht für Hoden und der Orchideen ist oft unbekannt, zum Teil somit für die Ähnlichkeit der zwei Knollen auch recht kompliziert. Weltweit sind über einiger Orchideenarten in der Erde. Diese 25.000 Arten bekannt, in Deutschland etwa dienen der Nährstoffspeicherung, wobei 60, wobei die meisten als Epiphyten auf auch verdickte Wurzelstöcke bei manchen Bäumen in den Regenwäldern der Tropen Arten angelegt werden und durchaus Ähn- und der angrenzenden Subtropen leben. lichkeit mit den Erdstängeln des Busch- Wegen des hohen Lichteinfalls und der dort windröschens gegeben ist. In diesen Orga- vorhandenen Wärme ist die Entwicklung in nen wird Wasser gespeichert und vor allem diesen Bereichen unserer Erde günstiger. Stärke für das Folgejahr gesichert. Doch auch weiter nördlich davon, wie z. B. Orchideen gehören zu den einkeimblättri- in unseren Bereichen, ist die Artenvielfalt gen Pflanzen, was bedeutet, dass sie nur noch immer beträchtlich. über ein Keimblatt verfügen. Sie sind daher In den letzten Jahrzehnten sind bei man- von den so genannten Zweikeimblättrigen chen Arten starke Rückgänge zu verzeich- oder Dicotyledonen abzutrennen, deren nen und viele einheimische Orchideenarten Blätter netzartig verzweigt sind. Bei den sind bedroht. Von den etwa 50 in Rheinland- Orchideen, also den Monocotyledonen, sind Pfalz vorkommenden Orchideenarten sind die Blätter daher parallelnervig, so dass vom 25 Arten im Naturpark Nassau nachgewie- Aussehen eine Ähnlichkeit mit Gräsern und sen, recht viele für diese kleine Fläche. Dies Liliengewächsen gegeben ist. Die Blätter ist umso bemerkenswerter, da der Natur- der Orchideen sind in der Regel grün mit park Nassau zu den kalkärmeren Gebieten mehr oder weniger braun-roten Flecken wie gehört, viele Orchideenarten aber auf Kalk z. B. bei dem Gefleckten Knabenkraut

1 Blütenaufbau einer Orchidee Foto: Heinz Strunk

(Dactylorhiza maculata). Die Blätter stehen net die Lippe auch als Labellum. Sie ist der ab vom Stängel oder sind mehr oder weni- auffälligste Teil der Blüte, oft verbreitert und ger angelegt, bei manchen Arten auch stän- manchmal landen Insekten dort, so dass die gelumfassend. Der Stängel kann hohl sein Lippe bei der Befruchtung von hoher Be- wie z. B. beim Breitblättrigen Knabenkraut deutung ist. Weiter gehören die Petalen als (Dactylorhiza majalis) oder gefüllt sein wie kleinere Blättchen zu den inneren Blüten- beim Gefleckten Knabenkraut. Viele Arten blättern. Sie sind in Form und Farbe ver- besitzen Blattrosetten, aus denen nur ein schieden. Weiterhin finden sich Griffel, Narbe Blütenstängel herauswächst. Dieser kann und Staubblätter in einer Orchideenblüte, behaart sein wie die Blätter oder auch nicht. letztere oft zu einer Säule verwachsen. Die Oft erscheinen die Blattrosetten im Herbst Pollen sind zu Paketchen verklebt, die auch und sind über den Winter schon zu sehen. als Pollinien bezeichnet werden. Manche Markant ist der Blütenaufbau bei Orchi- Arten besitzen einen Sporn, der teilweise mit deen. Man unterscheidet innere und äußere Nektar gefüllt ist und dessen Eingang sich Blütenblätter. Die äußeren Blütenblätter, die am Grund der Lippe befindet. Sepalen, besitzen zwei seitliche Blätter und ein nach oben gerichtetes mittleres Blatt. Die Sepalen sind oft farbig unterschiedlich. Sie 3. Bestäubung und können rot, rosa, weiß, bräunlich oder auch Fortpflanzung bei Orchideen grünlich-gelb sein. Sie können abstehend, zurückgeschlagen oder helmförmig zusam- Der Bestäubungsvorgang bei Orchideen men stehen, wie z. B. beim Helm-Knaben- mit der anschließenden Fortpflanzung ist ein kraut (Orchis militaris). Die inneren Blüten- komplizierter aber zugleich auch faszinie- blätter bestehen vor allem aus der markanten render Vorgang in der Natur. Interessant ist Lippe, die für die Bestimmung der Art von vor allem die Fremdbestäubung durch entscheidender Bedeutung ist. Man bezeich- Insekten. An den Pollinien sitzen Klebe-

2 scheibchen. Die Insekten nehmen diese auf. anschwillt und zwischen Blüte und Stängel Sie sitzen dann beim Insekt am Kopf oder zu finden ist. Die sehr feinen Samen sind Hinterleib, richten sich auf und neigen sich ohne Nährgewebe und brauchen einen art- nach vorn. Beim nächsten Blütenbesuch spezifischen Pilz zur Weiterentwicklung. Nur kommen diese Pollinien an die Narben und durch diese Symbiose kann eine neue leiten die Befruchtung ein. Die Gründe für Pflanze entstehen. Das Gefleckte Knaben- den Insektenanflug sind je nach Art unter- kraut bildet z. B. 6.200 Samenkörnchen, der schiedlich. Vor allem ist die Farbe der Blüte Frauenschuh (Cypripedium calceolus) be- und ganz besonders der Lippe maßgebend sitzt bis zu 40.000. Da diese sehr klein sind, und für Insekten auffällig. Nektarreich ist oft können sie vom Wind über weite Entfernun- der Sporn, der kurz oder lang sein kann. gen transportiert werden. Die hohe Menge Wird kein Nektar angeboten, bilden sich Se- an Samen ist notwendig, um das entspre- kundärduftstoffe mit hoher Attraktivität für chende Pilzmycel zur Weiterentwicklung zu Bienen und andere Insekten. Die Blüten, erreichen. Der Pilz dringt in die Samen ein insbesondere Lippen, sind oft einem Weib- und versorgt diese mit Nährstoffen, Wasser chen nachgeahmt. Die Männchen fliegen, und Vitaminen. Grundsätzlich sind für Orchi- durch Duftstoffe angelockt, die Blüte an, deen insbesondere magere Böden mit lücki- nehmen dort Kopulationsvorgänge vor, neh- gem Pflanzenwuchs zum Keimen günstig men die Pollinien mit und fliegen zur näch- und zur Weiterentwicklung gut geeignet. sten Blüte. Sie werden dort ebenso ge- täuscht, was jedoch den Vorteil der Be- fruchtung für die Orchidee mit sich bringt. 4. Orchideenbiotope im Selbstbestäubung ist selten. Nach der Naturpark Nassau Bestäubung welken die Blüten schnell, ins- besondere bei Ragwurzarten. Samen ent- Fast alle Orchideenbiotope in unserer wickeln sich im Fruchtknoten, der sehr stark Region sind stark vom Menschen geprägt

Magere Feuchtwiese mit Geflecktem Knabenkraut und Grünlicher Waldhyazinthe Foto: Wolfgang Herrmann

3 und unterliegen einer mehr oder weniger Pflege in ihrem Artenreichtum erhalten wer- intensiven Nutzung. Werden die Wiesen den können. Zum Teil werden die Wiesen gemäht oder beweidet, ist die Konkurrenz auch durch Agrarförderprogramme gesi- durch andere Pflanzen gemindert und chert. Dann erfolgt keine Düngung und die Orchideen können sich entwickeln. Dies gilt Mahd ist spät nach der Samenreife. Selten auch für den Wald bei entsprechendem sind im Naturpark Nassau wechselfeuchte Lichteinfall. Kunstdünger, Gülle oder auch bis nasse Grasflächen. Sie sind nur reliktar- der Stickstoffeintrag aus der Luft tragen die tig vorhanden, besonders im Westerwaldteil Hauptverantwortung für den Rückgang der des Naturparks, so z. B. auf dem Ehrlich Arten. Gegebenenfalls ist auch die Substrat- Nassau, in Niederelbert, Oberelbert, Hill- vermehrung im Wald mit zuviel liegen scheid, Holler, Daubach, Horressen oder gebliebenem Totholz und Ästen für manch Untershausen. Dort vorkommende Arten andere Art von Einfluss und für den Rück- sind das Gefleckte Knabenkraut, das Breit- gang so mancher Waldorchidee verantwort- blättrige Knabenkraut, das Große Zweiblatt lich. Viele Orchideenarten bevorzugen kalk- oder die Grünliche Waldhyazinthe. Trockene haltigen Untergrund und nur wenige Arten Magerrasen finden sich klimatisch bedingt meiden Kalk. Im Naturpark Nassau ist kalk- vor allem in den Durchbruchstälern von haltiger Boden nur punktuell vorhanden und Rheintal und unterem Lahntal. Es sind sehr eher selten. Der gesamte Bereich des artenreiche Biotope auch von hoher zoolo- Naturparks ist eine Kulturlandschaft. Orchi- gischer und botanischer Bedeutung. Bei deen sind hier keine Allerweltspflanzen son- kalkhaltigen Lössanwehungen, z. B. im Na- dern eher selten und auch seit Jahrzehnten turschutzgebiet Koppelstein-Helmestal bei im Bestand zumeist rückläufig. Oft sind es , bei Kamp-Bornhofen, kleine Biotope, die nur durch menschliche und , gedeihen z. B. Mücken-

Magere Feuchtwiese mit Breitblättrigem Knabenkraut Foto: Wolfgang Herrmann

4 Lichter Eichenwald mit Stattlichem Knabenkraut Foto: Wolfgang Herrmann

Händelwurz, Bocks-Riemenzunge, ver- Verbreitung der interessanten Pflanzenarten schiedene Ragwurzarten, Stattliches Kna- gegeben. Alle Autoren dieser Darstellung benkraut oder Helm-Knabenkraut. Von den sind Mitarbeiter beim AHO Rheinland-Pfalz- Wäldern sind insbesondere die Laubwälder Saarland. oder Laubmischwälder für die drei Wald- Insgesamt sind im Naturpark Nassau 25 vögeleinarten und die Stendelwurzarten Orchideenarten nachgewiesen, die nachfol- sowie die Vogel-Nestwurz von Bedeutung. gend beschrieben werden, im Hinblick auf Sekundärbiotope, zum Teil mit intensiver Kennzeichen, ihren Lebensraum und das Nutzung, wie etwa Abraumhalden von Ton- Vorkommen im Naturpark Nassau. Alle gruben oder auch Kiesgruben, können Arten werden auch mit Foto dargestellt, punktuell z. B. für die Breitblättrige Sten- damit eine Wiedererkennung möglich ist. delwurz von Bedeutung sein.

5.1 Ohnsporn – Aceras 5. Im Naturpark Nassau anthropophorum vorkommende Orchideenarten Kennzeichen: Seit über 30 Jahren werden im Naturpark Bis 35 cm Höhe, Blätter rosettig angeord- Nassau Orchideen kartiert. Insbesondere net und rillig gebogen. Mitarbeiter des Arbeitskreises Heimische Vielblütiger Blütenstand, gelb bis gelblich, Orchideen Rheinland-Pfalz-Saarland haben manchmal auch rot mit vier langen Zipfeln. mit ihrer systematischen Nachsuche uns Die Lippe ähnelt einer Puppe, daher auch einen recht guten Kenntnisstand über die der Name Puppenorchis.

5 stalt und ist dicht mit Blüten besetzt. Die Blütenfarbe variiert von weißlich bis zumeist dunkelrot. Die große Lippe ist dreilappig und der dünne Sporn ist abwärts gerichtet und etwa so lang wie der Fruchtknoten. Blütezeit: Ende Mai bis Juli Lebensraum/Verbreitung: Magerrasen und Trockenrasen mit kalk- haltigem Boden. Im Naturschutzgebiet Kop- pelstein-Helmestal bei Lahnstein seit 1997 verschollen. Von 2004 bis 2006 auf dem Standortübungsplatz Schmidtenhöhe nörd- lich Fachbach am Rande des Naturparks Nassau; 2007 wegen Biotopveränderung nicht wiedergefunden.

Ohnsporn Foto: Heinz Strunk

Blütezeit: Mai bis Juni. Lebensraum/Verbreitung: Seit 1975 im Naturschutzgebiet Koppel- stein-Helmestal bei Lahnstein in wenigen Pflanzen nachgewiesen, ebenso am Ahl- wegskopf bei Lahnstein mit wenigen Pflan- zen, seit 1995 verschollen. Liebt Kalkmager- rasen auf kalkhaltigem Lösslehm, auch leicht verbuschte Flächen, gerne im Umfeld von Schlehen und Weißdornbüschen und ist schwer zu finden.

5.2 Pyramidenorchis – Pyramidenorchis Anacamptis pyramidalis Foto: Wolfgang Herrmann 5.3 Bleiches Waldvögelein – Kennzeichen: Bis zu 50 cm hohe Orchidee von auffälli- Cephalanthera damasonium gem Wuchs. Am schlanken Stängel sitzen linealische bis lanzettliche dunkelgrüne Kennzeichen: Blätter, die oft rinnig gefaltet sind und häufig Eine bis zu 50 cm hohe Pflanze mit kräfti- schon im Herbst erscheinen. gem Stängel in wechselständiger Beblätte- Der Blütenstand hat bei geschlossenen rung, oval-elliptische Blätter, deutlich ge- oberen Blüten eine pyramidenförmige Ge- nervt.

6 3–8 Blüten in lockerer, wenigblütiger Ähre. Blüten weiß bis gelblich-weiß ohne Sporn, selten geöffnet. Blütezeit: Mai bis Juni. Lebensraum/Verbreitung: Im Naturpark Nassau im Raum Lahnstein und im unteren Lahntal sowie auch im Raum , und , verstreut in Laubwäldern und Laubmisch- wäldern, insbesondere auf kalkhaltigem Boden, vorkommend.

5.4 Langblättriges Waldvögelein – Cephalanthera longifolia

Kennzeichen: Pflanze bis 45 cm hoch, lange Blätter von lanzettlicher Form;

Bleiches Waldvögelein Langblättriges Waldvögelein Foto: Wolfgang Herrmann Foto: Heinz Strunk

7 lockere Blütenähre mit bis zu 20 Blüten, diese reinweiß, weiter geöffnet als bei Ce- phalanthera damasonium. Blütezeit: Mai bis Juni. Lebensraum/Verbreitung: Im Naturpark Nassau im Rheintal und unteren Lahntal und im Raum (durch Steinbruch bedroht und großenteils vernichtet) vorkommend. Lebensraum sind lichte Wälder, besonders Buchen-Hallen- wälder ohne dichten Unterwuchs.

5.5 Rotes Waldvögelein – Cephalanthera rubra

Kennzeichen: Bis zu 50 cm hoch, zierlicher Stängel, wel- cher leicht gebogen ist. Oberer Stängelteil drüsig behaart. Blätter 1–3 cm breit. Lockere 3- bis 20-blütige Blütenrispe, Blütenfarbe rosa-rot bis violett, drüsig be- haart. Blütezeit: Mai bis Juli. Lebensraum/Verbreitung: Kommt vor in lichten, trockenen Laubwäl- dern auf kalkhaltigem Boden. Im Naturpark Nassau lediglich ein Vorkommen mit weni- gen Pflanzen bei Cramberg.

5.6 Geflecktes Knabenkraut – Dactylorhiza maculata

Kennzeichen: Bis 60 cm hoch mit dünnem Stängel, die- ser mit Mark. Am Stängel kleine lanzettliche Blätter. Blätter dunkelgrün, auf der Ober- seite braun-rot gefleckt. Walzenförmige, dichtblühende Ähre. Blüten hellrosa, selten weiß oder dunkelvio- lett. 12–15 mm groß, dünner Sporn nach unten gerichtet. Blütezeit: Juni bis Juli. Lebensraum/Verbreitung: Sowohl auf feuchten bis sumpfigen Wie- Rotes Waldvögelein sen als auch auf kalkhaltigen Halbtrocken- Foto: Wolfgang Herrmann rasen, gerne auch Erstbesiedler auf Ton-

8 grubenflächen. Im Naturpark Nassau im Rheintal auf Halbtrockenrasen zerstreut bis verbreitet, zum Teil auch in Feuchtwiesen und Feuchtweiden des südlichen Wester- waldes.

5.7 Breitblättriges Knaben- kraut – Dactylorhiza majalis

Kennzeichen: Bis 50 cm hohe Orchidee mit hohlem, dicken Stängel, der violett überlaufen ist. Die Blätter sind länglich eiförmig und in der Mitte am breitesten und oberseits dunkel- purpur gefleckt. Die oberen Stängelblätter umfassen den Stängel scheidig. Blütenstand 5 – 15 cm lang mit einer pyra- midal-walzenförmigen Ähre. Die Deckblätter sind grünlich bis rötlich gefärbt und überra- gen die Blüten. Die Blüte ist zumeist dunkel- rot gefärbt, der Sporn kurz und die Lippen dreigeteilt.

Geflecktes Knabenkraut Breitblättriges Knabenkraut Foto: Wolfgang Herrmann Foto: Wolfgang Herrmann

9 Blütezeit: Kennzeichen: Mai bis Juli. Kräftige Pflanze von bis zu 60 cm Höhe. Lebensraum/Verbreitung: Der Stängel ist hohl. Die kräftigen lanzett- Die Art wächst im Naturpark Nassau auf lichen Blätter sind von grüner Farbe und feuchten ungedüngten Wiesen. Sie kommt stehen zumeist aufrecht. zerstreut vor, mit Schwerpunkt im Wester- Der Blütenstand ist bis zu 15 cm lang und wald. reich- und dichtblütig. Die Blütenfarbe schwankt zwischen rosa und dunkelviolett. Die Lippe ist ungeteilt und etwas breiter als 5.8 Übersehenes Knabenkraut lang mit roten Punkten. Der abwärts gerich- – Dactylorhiza praetermissa tete Sporn ist kürzer als der Fruchtknoten. Blütezeit: var. junialis Juni bis Juli. Lebensraum/Verbreitung: Die Art wächst auf kalkhaltigen Feucht- wiesen. Im Naturpark Nassau seit 2004 auf dem Standortübungsplatz Schmidtenhöhe nördlich Fachbach auf staunassen Sekun- därbiotopen, derzeit sich ausbreitend.

5.9 Braunrote Stendelwurz – Epipactis atrorubens Kennzeichen: Die Pflanze wird bis zu 60 cm hoch mit einem aufrechten, zumeist rötlich überlaufe- nen Stängel. Der obere Teil des Stängels ist drüsig behaart. Die Blätter sind länglich eiförmig, groß, unterseits meist rötlich über- laufen, die oberen und mittleren Blätter von lanzettlicher Form. Der Blütenstand ist locker, einseitswen- dig und reichblütig. Die Deckblätter überra- gen zumeist die Blüten. Diesen entströmt ein starker Vanilleduft. Die Blütenfarbe ist purpur-violett bis rotbraun. Es ist kein Sporn vorhanden. Die Lippe ist im vorde- ren Teil herzförmig mit zwei krausen Hö- ckern. Blütezeit: Juni bis Juli. Lebensraum/Verbreitung: Die Orchidee kommt in lichten Laubwäl- dern, Gebüschen und auf Halbtrocken- rasen vor, gerne auf kalkreichem Löss- boden. Bisher im Naturpark Nassau nur im Naturschutzgebiet Koppelstein-Helmestal bei Lahnstein nachgewiesen, von 1975 bis 1994 durchgehend, Nachsuche 2005 er- Übersehenes Knabenkraut folglos. Foto: Heinz Strunk

10 Braunrote Stendelwurz Foto: Heinz Strunk

5.10 Breitblättrige Stendel- wurz – Epipactis helleborine

Kennzeichen: Bis 80 cm hoch wachsende Orchidee mit kräftigem Stängel und großen breit-eiförmi- gen Blättern. Der Blütenstand ist viel- und dichtblütig, einseitswendig und besitzt lanzettliche Deckblätter. Die Blütenfarbe ist sehr varia- bel, vor allem weißlich-grün bis rötlich. Die Blüten werden bis 15 cm lang. Blütezeit: Juli bis August. Lebensraum/Verbreitung: Die Breitblättrige Stendelwurz kommt in verschiedensten Lebensräumen vor und toleriert auch nährstoffreichere und saurere Böden. Selbst in Gebüschen, Parkanlagen und an Straßenböschungen sowie in lichten Wäldern wird die Art festgestellt. Im Natur- park Nassau zwischen Holzappel und , im Rheintal und im unteren Lahntal sowie in den Randhöhen bis zur Montabaurer Höhe verbreitet und teilweise in individuenstarken Breitblättrige Stendelwurz Beständen vorkommend. Foto: Wolfgang Herrmann

11 5.11 Spitzblütige Stendelwurz – Epipactis leptochila

Kennzeichen: Die Pflanze wird bis zu 60 cm hoch. Die Blätter sind lanzettlich bis eiförmig, manch- mal herabhängend. Der Blütenstand ist locker und besitzt große fast laubblattartige Deckblätter. Die Blüte ist grünlich bis weißlich-rosa und hän- gend. Blütezeit: Juni bis Juli. Lebenraum/Verbreitung: Vorkommen der Art in Laubwäldern. Bis- her im Naturpark Nassau im Raum Langen- scheid/Holzappel sowie bei Birlenbach/ Fachingen und Cramberg nachgewiesen.

Spitzblütige Stendelwurz Violette Stendelwurz Foto: Hermann Marx Foto: Heinz Strunk

12 5.12 Violette Stendelwurz – Epipactis purpurata

Kennzeichen: Die Pflanze wird bis zu 70 cm hoch. Sie besitzt einen kräftigen Stängel, welcher, wie auch die Blätter, blattunterseits violett über- laufen ist. Die Art wächst in mehr oder weni- ger großen Gruppen zusammen. Die Blüten stehen in 10–20 cm langen dichtblütigen Trauben. Die Blütenachse ist graufilzig behaart und die Deckblätter sind länger als die Blüten. Die großen hängenden Blüten besitzen keinen Sporn und haben eine grünlich-weißliche Farbe. Blütezeit: Juli bis Anfang September. Lebensraum/Verbreitung: Die Art wächst in schattigen Laubwäldern, gern am Rand von diesen. Im Naturpark Nassau selten, nur im östlichen Teil, z. B. bei und Cramberg, im Raum Holz- appel – dort durch den Abbaubetrieb eines Steinbruches stark bedroht, teilweise ver- schwunden – sowie bei Birlenbach/Fachin- Mücken-Händelwurz gen festgestellt. Foto: Heinz Strunk

hausen sowie in einzelnen, wenigen Exem- 5.13 Mücken-Händelwurz – plaren bei Niederelbert bekannt. Gymnadenia conopsea Kennzeichen: 5.14 Bocks-Riemenzunge – Die Pflanze kann bis zu 70 cm hoch wer- Himantoglossum hircinum den. Der Stängel ist rund, schlank und be- blättert. Die Blätter sind schmal bis lanzett- Kennzeichen: lich, rillig und ungefleckt. Sehr große Orchidee, die bis zu 80 cm Der 5-15 cm lange Blütenstand ist locker- hoch werden kann. Sie besitzt einen kräfti- blütig und in der Form zylindrisch. Die klei- gen Stängel, der kantig und beblättert ist. nen Blütchen sind weiß-rosa bis rosa. Die Die Blätter sind länglich eiförmig und an bei- Lippe ist dreigeteilt. Es findet sich ein faden- den Enden verschmälert und liegen zum Teil förmiger sichelartiger Sporn, der abwärts scheidig am Stängel. Oft finden sich an den gerichtet und doppelt so lang ist wie der Blättern braune Frostschäden, insbesonde- Fruchtknoten. re an den Blattspitzen, was damit begründet Blütezeit: ist, dass die Blattrosette schon im Herbst Juni bis August. erscheint und dadurch frostgefährdet ist. Lebensraum/Verbreitung: Vielblütige, bis zu 30 cm lange kräftige Vorkommen in Magerrasen, lichten Ge- Ähre, Deckblättchen fast doppelt so lang büschen und lichten Wäldern sowie feuch- wie der Fruchtknoten. Die Lippe streckt sich ten Wiesen auf basischen bis leicht sauren nach Aufblühen riemenartig und schraubig Böden. Im Naturpark Nassau selten, nur gedreht nach vorne. Insbesondere nachts vom Naturschutzgebiet Koppelstein-Hel- ist ein starker Ziegenbockgeruch zu verneh- mestal bei Lahnstein und bei Höhr-Grenz- men.

13 Bocks-Riemenzunge Großes Zweiblatt Foto: Heinz Strunk Foto: Heinz Strunk

Blütezeit: Die Blüten sind klein, gelblich-grün bis Mai bis Juni. grün, kurzgestielt und besitzen eine tiefe Lebensraum/Verbreitung: zweispaltige Lippe und keinen Sporn. Die Bocks-Riemenzunge ist eine Art der Blütezeit: Halbtrockenrasen und mageren Wiesen, Mai bis Juli. kommt aber auch in lichten Gebüschen auf Lebensraum/Verbreitung: neutralen bis basischen Böden vor. Im Art der Halbtrockenrasen, mageren Mäh- Naturpark Nassau nur bei Kamp-Bornhofen wiesen, lichten Gebüsche und Laubwälder, und im Naturschutzgebiet Koppelstein- auch an Straßenböschungen und in Park- Helmestal bei Lahnstein samt Umgebung anlagen. Im Naturpark Nassau verbreitet, gemeldet, im letzten Gebiet zunehmend. besonders im Rheintal und Lahntal, aber auch im Westerwald.

5.15 Großes Zweiblatt – Listera ovata 5.16 Vogel-Nestwurz – Neottia nidus-avis Kennzeichen: Eine große Orchidee, die bis zu 60 cm Kennzeichen: hoch wird. Der Stängel ist bis zur Mitte kahl, Pflanze nur bis etwa 30 cm hoch und oben drüsig behaart mit breiten ovalen Blät- ohne Blattgrün, daher braun bis gelblich tern, die 2–10 cm lang werden können, mit gefärbt. Die Blätter sind schuppenartig kleinen zugespitzten Deckblättchen. bräunlich und senkrecht am Stängel.

14 Der Blütenstand ist locker und bis zu 15 cm lang, vielblütig mit bis zu 15 mm lan- gen Blüten. Die Blütenfarbe ist hellbräunlich bis gelblich. Die Lippe besteht aus zwei halbmondförmigen Lappen. Blütezeit: Mai bis Juni. Lebensraum/Verbreitung: Im Naturpark Nassau in schattigen Bu- chen- und Laubmischwäldern, manchmal auch in Nadelwäldern, gern auf kalkhaltigen Böden. Zerstreut vorkommend, vor allem im Rheintal und unteren Lahntal, im Wester- wald und im seltener.

5.17 Bienen-Ragwurz – Ophrys apifera

Kennzeichen: Pflanze mit rundlich ovalen Knollen, bis 50 cm hoch mit kräftigem Stängel und eiförmig lanzettlichen Blättern, welche den Stängel

Vogel-Nestwurz Bienen-Ragwurz Foto: Wolfgang Herrmann Foto: Wolfgang Herrmann

15 scheidig umfassen. Blätter am Boden roset- Lockere Ähre mit 2–10 großen Blüten und tig angelegt. hellgrünen Deckblättern, Sepalen auseinan- Lockerer bis zu 20 cm langer Blütenstand der gebreitet weiß bis rosa, rot bis grün, mit 2 – 11 Blüten. Die Deckblätter überragen ungeteilt quadratisch bräunlich, samtig den Fruchtknoten. Große Blüten, Sepalen behaart, in der Regel mit kräftigen Höckern, weiß, rosa oder rot. Lippen dreilappig samt- sehr variabel. purpur-braun. Starke Differenzierung in der Blütezeit: Zeichnung. Juni bis Juli. Blütezeit: Lebensraum/Verbreitung: Juni bis Juli. Halbtrockenrasen, auf Kalk. Im Naturpark Lebensraum/Verbreitung: Nassau nur im Naturschutzgebiet Koppel- Im Naturpark Nassau ein Vorkommen im stein-Helmestal bei Lahnstein in abnehmen- Naturschutzgebiet Koppelstein-Helmestal den Beständen. bei Lahnstein im Halbtrockenrasen, ein wei- teres Vorkommen, das 2004 nordwestlich von Fachbach entdeckt wurde und im 5.19 Fliegen-Ragwurz – Bestand angewachsen ist sowie ein kleines Ophrys insectifera Vorkommen bei Fachingen. Kennzeichen: 5.18 Hummel-Ragwurz – Bis 45 cm hohe Orchidee mit gelblich-wei- ßen bis gelblich-grünen schlankem Stängel. Ophrys holoserica Blätter als Rosette angeordnet. 2 – 5 Blätter im unteren Abschnitt des Stängels. Das Kennzeichen: obere Blatt umfasst den Stängel scheidig. Pflanze mit kräftigem Stängel, bis 40 cm Schlanke, lockerblütige Ähre mit bis zu hoch, grundständige Blätter, diese bläulich- 20 Blüten und linear lanzettlichen Deckblät- grün und länglich-eiförmig. tern, die den Fruchtknoten überragen. Blü-

Hummel-Ragwurz Foto: Heinz Strunk

16 ten bis 18 mm groß, ohne Sporn, hellgrüne Sepale. Lippen braun-rot, samtig behaart mit weißem bzw. bläulichem Mal, dreilappig, Mittellappen mit zwei Seitenlappen. Blütezeit: Mai bis Juni. Lebensraum/Verbreitung: Halbtrockenrasen, gerne auf Kalk. Im Naturpark Nassau nur im Naturschutzgebiet Koppelstein-Helmestal bei Lahnstein, im rechten Lahnhang bei Fachbach und bei Cramberg.

5.20 Stattliches Knabenkraut – Orchis mascula

Kennzeichen: Pflanze bis 60 cm hoch und mit hellgrü- nem Stängel, dessen oberer Teil rötlich über- laufen ist, Blätter rosettig, zungenförmig bis

Fliegen-Ragwurz Stattliches Knabenkraut Foto: Wolfgang Herrmann Foto: Heinz Strunk

17 breitlanzettlich, ungefleckt oder purpurn gefleckt. We- nige Blätter umfassen den Stängel scheidig. Blütenstand bis 20 cm lang, dicht, vielblütig, mit häutigen Deckblättern. Blü- ten zumeist purpur-violett, auch weißlich. Große Lippe dreilappig, dunkelpunktiert bis gestrichelt. Mittellappen vorgezogen, gespalten oder abgerundet, Sporn abwärts gerichtet. Blütezeit: April bis Mai. Lebensraum/Verbreitung: Halbtrockenrasen, trocke- ne Wiesen, lichte Gebüsche besonders auf Kalk, aber auch etwas Toleranz gegen sauren Boden. Im Naturpark Nassau verbreitet im Rhein- tal, im Lahntal und im süd- lichen Westerwald. Bedroht durch Sukzession.

5.21 Helm- Knabenkraut – Orchis militaris Helm-Knabenkraut Foto: Heinz Strunk Kennzeichen: Bis 50 cm hohe Orchidee mit kräftigem Braubach, Lahnstein und im unteren Lahntal Stängel, der nach oben rillig ist. 3 bis 5 Blät- bei Fachbach. ter, breit, lanzettlich, ungefleckt, glänzend, am Grund rosettig. 1 bis 2 Blätter scheidig den Stängel umfassend. 5.22 Purpur-Knabenkraut – Blütenstand aufgeblüht walzenförmig, reichblütig mit schuppenförmigen violetten Orchis purpurea Deckblättern. Blüten weißlich rosa bis pur- pur. Sepalen und Petalen bilden einen Helm. Kennzeichen: Lippen dreilappig, Mittellappen tief geteilt, Stattliche bis 80 cm hohe Orchidee mit dazwischen Zähnchen. Dunkle Papillen auf kräftigem Stängel, der in der oberen Hälfte Mittellappen und kleiner abwärts gerichteter purpur-braun überlaufen ist. Große Blätter Sporn. bis 20 cm lang, länglich-oval, glänzend, un- Blütezeit: gefleckt, am Grund in Rosette stehend und Mai bis Juni. obere Blätter den Stängel scheidig umfas- Lebensraum/Verbreitung: send. Halbtrockenrasen besonders auf kalkhal- Blütenstand mit großer, kräftiger und tigem Boden. Im Naturpark Nassau im reichblütiger Ähre und kleinen spitzen Deck- Rheintal bei Kamp-Bornhofen, , blättchen. Blüten groß, weißlich-rosa bis

18 Lebensraum/Verbreitung: Halbtrockenrasen und Magerwiesen so- wie Gebüsche, nur auf kalkhaltigem Löss- boden. Im Naturpark Nassau nur im Rheintal im Bereich des Naturschutzgebietes Kop- pelstein-Helmestal bei Lahnstein, dort unstet und verschollen, sowie im unteren Lahntal bei Lahnstein.

5.23 Weiße Waldhyazinthe – Platanthera bifolia

Purpur-Knabenkraut Foto: Wolfgang Herrmann dunkel-purpur. Sepale und Petale bilden einen dunklen Helm. Lippen dreilappig mit schmalen Seitenlappen, helle Mittellappen verbreitert und zweigeteilt. Deutliche Zähn- chen am Vorderrand und helle Farbe mit dunklen Papillen. Blütezeit: Weiße Waldhyazinthe Mai bis Juni. Foto: Heinz Strunk

19 Kennzeichen: Kennzeichen: Bis 50 cm Höhe erreichende Orchidee mit Bis 65 cm hoch, kräftiger hellgrüner kanti- schlankem, kantigen und hellgrünen Stän- ger Stängel. Zwei Blätter grundständig, breit gel. Zwei Blätter am Stängelgrund breit ei- eiförmig. 3–5 kleine Deckblättchen am förmig, glänzend, 2 bis 3 kleinere deckblatt- Stängel. ähnliche Blättchen am Stängel. Lockerer vielblütiger Blütenstand mit ei- Lockerer vielblütiger Blütenstand mit lan- förmig lanzettlichen Deckblättern. Blüten zettlichen Deckblättchen. Blüten weiß bis weiß bis weißlich-grün. Seitliche Sepalen gelblich-grün, seitliche Sepalen ausgebrei- abstehend. Pollinien nach unten auseinan- tet. Lippe ungeteilt, schmal zungenförmig, der laufend. Sporn fadenförmig, am Ende Pollinien parallel verlaufend. Fadenförmiger, verdickt, waagerecht stehend. langer, abwärts gekrümmter Sporn. Blütezeit: Blütezeit: Mai bis Juli. Mai bis Juli. Lebensraum/Verbreitung: Lebensraum/Verbreitung: Trockene bis frische, auch feuchte Wie- Trockene Wiesen, Waldränder. Im Natur- sen, Waldränder und Gebüsche. Im Natur- park Nassau im Naturschutzgebiet Koppel- park Nassau Vorkommen im Naturschutz- stein-Helmestal bei Lahnstein und bei Fach- gebiet Koppelstein-Helmestal bei Lahn- bach. stein, ansonsten im westlichen Bereich der Montabaurer Höhe, im Raum Welschneu- dorf-Niederelbert und auch im Natur- schutzgebiet Stelzenbachwiesen, teilweise 5.24 Grünliche Waldhyazinthe in stattlichen Beständen in artenreichen – Platanthera chlorantha Mähwiesen.

Grünliche Waldhyazinthe Foto: Heinz Strunk

20 5.25 Weißzüngel – Pseudorchis albida

Kennzeichen: Pflanzen nur bis 30 cm hoch, stielrunder Stängel, Blätter lanzettlich, unge- fleckt, stehen aufrecht vom Stängel ab, nach oben deckblattähnlich. Schmale, lang gezogene Blütenähre, dicht und reich- blütig. Zugespitzte Deck- blätter. Zahlreiche kleine Blüten, weiß bis grünlich- gelb gespornt. Sepalen und Petalen glockenförmig bis kugelig zusammenlaufend. Dreilappige kleine Lippe mit kürzeren Seitenlappen als der ungeteilte Mittellappen. Kurzer stumpfer Sporn abwärts gerichtet. Blütezeit: Juni bis Juli. Lebensraum/Verbreitung: Magere wechselfeuchte Wiesen. Im Naturpark Nas- sau nur ein Vorkommen im südlichen Westerwald. Be- stand der Art bundesweit stark rückläufig.

5.26 Orchideenbastarde

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Orchideen öfter Bastarde bilden, so auch im Natur- park Nassau. Dies kann natürlichen Ursprungs sein, oder durch menschliche Nachhilfe geschehen. Bas- tarde im Naturpark Nassau gibt es zwischen Breit- blättrigem Knabenkraut und Geflecktem Knabenkraut Weißzüngel mit einem Vorkommen im Foto: Heinz Strunk unteren Lahntal sowie bei

21 6. Orchideenschutz im Naturpark Nassau Orchideen sind eine attraktive Pflanzen- gruppe, ähnlich wie bei der Tierwelt Vögel, Fledermäuse oder auch Schmetterlinge, zum Teil Amphibien und Reptilien. Daher sind Orchideen auch bei der an der Natur interessierten Bevölkerung sehr beliebt und Schutzmaßnahmen eigentlich leichter zu begründen, obwohl zum Teil schwer durch- führbar. Alle Orchideen stehen unter Schutz, was verhindern soll, dass die Pflanzen aus- gegraben werden. Wegen der engen Bindung an die Pilze ist dies auch nicht sinnvoll, da ein sinnvolles Ausbringen sehr schwierig ist. Das Ausgraben von Orchideen ist als Grund für Bestandsrückgänge auch nur von geringer Bedeutung. Problematisch können Orchideenliebha- ber oder Naturfreunde sein, die Orchideen- standorte aufsuchen und dort insbesondere durch Fotografieren oder auch unvorsichti- ges Begehen der Wachstumsstandorte Schaden anrichten können. Waldarten können durch die naturgemäße Waldwirtschaft, die zu mehr Unterholz führt, gefährdet sein. Der Wald wird dunkler und ist dadurch nicht unbedingt orchideenför- dernd. Viel liegendes Astmaterial und die Lagerung von Stammholz über Jahre kön- nen an unpassender Stelle auch Nachteile für die Entwicklung sein. Es scheint, dass Hallenwälder ohne viel Unterholz oder auch Waldränder mit mehr Licht am Boden für die Arten förderlicher sind. Etwas Nadelwald im Laubwald eingestreut, kann das Spektrum Orchideenbastard: Hybride zwischen durchaus erhöhen. Hummel- und Fliegenragwurz Der größte Rückgangsfaktor für das Foto: Heinz Strunk Vorkommen von Orchideen ist in der inten- siven Nutzung des Offenlandes zu suchen. Holler, zwischen Bienen-Ragwurz und Dies sind vor allem die deutlichen Stick- Hummel-Ragwurz mit einem Vorkommen im stoffgaben aus der Luft, die permanent zu Naturschutzgebiet Koppelstein-Helmestal einer Düngung, wie vor einigen Jahrzehnten bei Lahnstein, zwischen Hummel-Ragwurz noch durch den Landwirt üblich, führen. und Fliegen-Ragwurz mit einem Vorkom- Ansonsten ist die Intensivierung der land- men im Naturschutzgebiet Koppelstein- wirtschaftlichen Nutzung ebenso als Pro- Helmestal bei Lahnstein, zwischen Helm- blem anzuführen wie die Nutzungsaufgabe Knabenkraut und Purpur-Knabenkraut im mit anschließender Verbuschung und Wie- Naturschutzgebiet Koppelstein-Helmestal derbewaldung. Auch eine fehlende Nutzung bei Lahnstein. Die Zahl der Bastarde redu- führt zu einer Nährstoffanreicherung. ziert sich natürlich auch mit dem Vorkom- Soweit die Orchideenvorkommen bekannt men von Orchideen generell. sind, sind diese nur durch gezielte Pflege-

22 Pflege eines Orchideenstandorts im Naturschutzgebiet Koppelstein-Helmestal Foto: Manfred Braun maßnahmen, zumeist durchgeführt von den die Pflegemaßnahmen unterlassen, ver- Naturschutzverbänden, der Naturparkver- buschen die Flächen schnell und führen in waltung oder durch Ortsgemeinden, aber langer Sukzessionsreihe zu Wald. Bei inten- auch durch gezielte Bewirtschaftung zu siver landwirtschaftlicher Nutzung ver- erhalten. Im Naturpark Nassau gibt es fol- schwinden die Orchideen recht schnell und gende Naturschutzgebiete, in denen Orchi- dies gilt auch für die oft sehr artenreiche deen mehr oder weniger zahlreich vorkom- Begleitflora. men: Gute Räume mit Orchideenvorkommen, NSG Koppelstein-Helmestal bei Lahnstein die durch eine extensive landwirtschaftliche NSG Gabelstein bei Cramberg Nutzung erhalten werden, z. B. durch För- NSG Stelzenbachwiesen bei Oberelbert/ derprogramme, sind der Ehrlich Nassau, der NSG Niederelbert Raum Oberelbert oder auch die Stelzen- NSG Spießweiher bei Montabaur. bachwiesen in Teilbereichen. Hier wird sehr spät Heu gemacht. Orchideen kommen dort Gezielt werden z. B. im Naturschutzgebiet in der Regel alljährlich zur Samenreife. Die Koppelstein-Helmestal von Naturschutzver- Förderprogramme sollten daher auf Flä- bänden, flankiert von einer Ziegenherde, chen, die bewirtschaftbar sind, ausgedehnt Pflegemaßnahmen für Orchideen und natür- werden und nicht auf Zufallflächen be- lich auch andere Tier- und Pflanzenarten schränkt sein. Orchideen sind dabei immer durchgeführt. Das gilt auch für Orchideen- nur Indikatorarten für eine mehr oder weni- standorte bei Niederelbert oder am Spieß- ger interessante Begleitflora und –fauna. Im weiher bei Montabaur. Wichtig ist hierbei die Wald ist es wichtig, bedeutende Standorte Durchführung der Maßnahmen zu geeigne- der Forstverwaltung mitzuteilen, damit eine ter Zeit, bei starken Orchideenvorkommen Beeinträchtigung möglichst unterlassen möglichst nach der Samenreife, mit dem bleibt, z. B. durch Ablagerung von Holz oder wichtigen Abtransport des Mähgutes. Wer- Lagerung von Astmaterial.

23 Trösten wir uns damit: Orchideensamen ROTHMALER, W. (1990): Exkursionsflora – sind lange haltbar, so dass auch in Zukunft Gefäßpflanzen, 640 S., Berlin. bei entsprechenden Standortbedingungen PRESSER, H. (2000): Orchideen, 374 S., noch so manche Überraschung mit der Hamburg. Pflanzenfamilie möglich sein wird. ARBEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN (2005): Die Orchideen Deutschlands, 800 S., 7. Literatur Uhlstädt-Kirchhasel. ARBEITSKREIS HEIMISCHE ORCHIDEEN RHEINLAND-PFALZ-SAARLAND e. V. Anschriften der Verfasser: (1990): Verbreitung und Gefährdung der Manfred Braun Orchideen in Rheinland-Pfalz und im Saar- Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord land, 144 S., Koblenz. Stresemannstraße 3–5 HAHN, W., PASSIN, J. und H. E. SALKOWS- 56068 Koblenz KI (2006): Historie und Gegenwart der wild- Ursula Braun wachsenden Orchideen im Mittelrheintal und Zweckverband Naturpark Nassau in angrenzenden Gebieten – ein Abgleich Bachgasse 4 zwischen Herbarbelegen, Literaturzitaten 56377 Nassau und aktuellen Kartierungsnachweisen, Be- richte aus den Arbeitskreisen heimischer Wolfgang Herrmann Orchideen, Beiheft 6, Seite 70–300. Austraße 6 56379 Geilnau HERRMANN, W. (1990): Verborgene Schät- ze – Orchideen im Rhein-Lahn-Kreis. In: Heinz Strunk Heimatjahrbuch Rhein-Lahn-Kreis, 1990, Pfingstwiese 6 S. 84–90. 56130 Bad Ems

Helm-Knabenkraut mit Blütenbesucher Foto: Heinz Strunk

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