REGIONALER RAUMORDNUNGSPLAN

RHEINHESSEN-NAHE

PLANUNGSGEMEINSCHAFT RHEINHESSEN-NAHE

REGIONALER RAUMORDNUNGSPLAN

RHEINHESSEN-NAHE

PLANUNGSGEMEINSCHAFT RHEINHESSEN-NAHE, 2004

Aufgestellt von der Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe, Körperschaft des öf- fentlichen Rechts, durch Beschluss der Regionalvertretung vom 18. Dezember 2003.

Genehmigt durch Genehmigungsbescheid des Ministers des Innern und für Sport - Oberste Landesplanungsbehörde - vom 27. Februar 2004.

Verbindlich nach Veröffentlichung des Genehmigungsbescheids im Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz am 24. Mai 2004.

Herausgeber: Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe Fischtorplatz 17, 55116 Mainz Tel.: 06131-23 44 64 Fax: 06131-23 44 60 E-Mail: [email protected]

Planbearbeiter: Dr. Jürgen Plogmann – Leitender Planer Hans Joachim Fette Bodo Sontheimer

Vorwort

Die Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe hat den Regionalen Raumordnungs- plan Rheinhessen-Nahe gemäß Landesplanungsgesetz neu aufgestellt. Er ist das Ergebnis eines mehrjährigen Planungs- und Abstimmungsprozesses innerhalb der Planungsgemeinschaft, mit den Landkreisen und Gemeinden in der Region sowie den Bundes- und Landesbehörden. Vorgaben und Rahmen für den Regionalen Raumordnungsplan bilden die Ziele des Landesentwicklungsprogramms III. Dieser Plan löst den Regionalplan aus dem Jahre 1986 ab.

Im Vergleich zu seinem Vorgänger wird bewusst ein „schlanker“ Plan vorgelegt, der sich darauf konzentriert, was Landes- und Regionalplanung regeln können. Dieser Plan bildet den Rahmen für die Entwicklung der Region. Dabei bildet das Prinzip der Nachhaltigkeit die Leitlinie.

Es gilt nunmehr, die für die Behörden und Gemeinden verbindlichen Ziele der Lan- desplanung in den einzelnen raumwirksamen Fachplanungen und gemeindlichen Planungen und Maßnahmen umzusetzen. Die Bitte geht deshalb an alle Planungs- träger, daran ebenso aktiv mitzuwirken wie an der Aufstellung des Regionalplans.

Mit der Vorlage des Regionalen Raumordnungsplanes verbinden wir den Dank an al- le beteiligten Fachbehörden, Gemeinden, Kreise, Verbände und Organisationen. Insbesondere danken wir den Vertretern der Obersten Landesplanungsbehörde und den Vertretern der Oberen Landesplanungsbehörden. Der Dank gilt ebenso den Mit- gliedern der Gremien der Planungsgemeinschaft und den Mitarbeitern in der Ge- schäftsstelle.

Landrat Claus Schick Vorsitzender

I

REGIONALER RAUMORDNUNGSPLAN RHEINHESSEN-NAHE

GLIEDERUNG

Seite

1. LEITBILD FÜR DIE ORDNUNG UND ENTWICKLUNG DER REGION 1 RHEINHESSEN-NAHE

1.1 Ausgangslage und Rahmenbedingungen der Regional- 1 entwicklung

1.2 Leitbild für die Region Rheinhessen-Nahe 2

2. REGIONALE SIEDLUNGSSTRUKTUR 4

2.1 Allgemeine Grundsätze der Siedlungsentwicklung 4

2.2 Punktachsiales Siedlungssystem 4 2.2.1 Eigenentwicklung der Gemeinden 5 2.2.2 Besondere Gemeindefunktionen 6 2.2.2.1 Zentrale Orte 6 2.2.2.2 Besondere Funktion Wohnen 9 2.2.2.3 Besondere Funktion Gewerbe 10 2.2.2.4 Besondere Funktion Fremdenverkehr 11 2.2.2.5 Besondere Funktion Landwirtschaft 12 2.2.3 Siedlungsentwicklung auf Nahverkehrsachsen 12

2.3 Siedlungsnutzungen 13 2.3.1 Schwerpunkte der Wohnsiedlungsentwicklung 13 2.3.2 Industrie und verarbeitendes Gewerbe 14 2.3.3 Einzelhandel und Dienstleistungen 15 2.3.4 Militärische Einrichtungen und Konversion 16

3. FREIRAUMSTRUKTUR 17

3.1 Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen durch Freiraum- sicherung und –entwicklung 17 3.1.1 Regionale Grünzüge und Grünzäsuren 17 3.1.2 Arten- und Biotopschutz 19 3.1.3 Besondere klimatische Funktionen 21 3.1.4 Grundwasserschutz 22 3.1.5 Oberflächengewässer 24 3.1.6 Bodenschutz 26 3.1.7 Landschaftsbild 28

II Seite

3.2 Nutzungsansprüche an den Freiraum und Schutz der natürlichen Ressourcen 29 3.2.1 Landwirtschaft 29 3.2.2 Wald und Forstwirtschaft 31 3.2.3 Tourismus, Freizeit und Erholung 32 3.2.4 Sicherung der Rohstoffversorgung 35

4. VERKEHR UND INFRASTRUKTUR 41

4.1. Verkehr 41 4.1.1 Funktionales Netz des Öffentlichen Personenverkehrs 42 4.1.1.1 Schienenpersonenfernverkehr 42 4.1.1.2 RegionaleVerbindungen 43 4.1.1.3 Flächenerschließende Verbindungen 47 4.1.2 Infrastruktur des Güterverkehrs 47 4.1.3 Straßeninfrastruktur 49 4.1.3.1 Funktionales Straßennetz 49 4.1.3.2 Brückeninfrastruktur 55 4.1.4 Regionales Radwegenetz 55 4.1.5 Luftverkehr 57 4.1.5.1 Verkehrsflughäfen 57 4.1.5.2 Verkehrslandeplätze 58

4.2 Energiegewinnung und -versorgung 58

4.3 Abfallwirtschaft 61

KARTENVERZEICHNIS: Abb. 1: Funktionales Netz des öffentlichen Verkehrs 46 Abb. 2: Funktionales Straßennetz 54 Abb. 3: Großräumiges und Regionales Radwegenetz 56

ANHANG: 63 Hinweise zur Karte Erläuterungen zur Ermittlung des Wohnbauflächenbedarfs Übersicht Gemeindefunktionen Orientierungswerte für den Wohnbauflächenbedarf

III

Erläuterungen zum Gebrauch des Textes

Ziele: Die Ziele des Regionalen Raumordnungsplans sind gemäß § 5 LPlG durch den Buchstaben „Z“ in der Randspalte gekennzeichnet (siehe § 5 LPlG).

Diese Ziele sind landesplanerische Letztentscheidungen. Sie sind einer Auslegung und Abwägung nicht mehr zugänglich und stellen verbindliche Vorgaben für die Pla- nungsträger sowie für Genehmigungen und Planfeststellungen dar. Die Ziele sind zu beachten; die Bauleitpläne sind den Zielen anzupassen.

Grundsätze: Der Buchstabe „G“ in der Randspalte bezeichnet einen regionalplane- rischen Grundsatz. In der Karte sind sie als Vorbehaltsgebiete gekennzeichnet. Grundsätze sind Vorgaben für nachfolgende Abwägungs- oder Ermessensentschei- dungen. Sie sind von öffentlichen Stellen bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen in der Abwägung und Ermessensausübung zu berücksichtigen.

Nachrichtliche Übernahmen: Der Buchstabe „N“ in der Randspalte bezeichnet eine nachrichtliche Übernahme in der Regel aus dem Landesentwicklungsprogramm III Rheinland-Pfalz (LEP III).

Bedeutung regionalplanerischer Instrumente

Vorranggebiet: Ein Gebiet für eine bestimmte, raumbedeutsame Funktion oder Nut- zung. Andere raumbedeutsame Funktionen/Nutzungen sind ausgeschlossen, soweit sie mit der vorrangigen Funktion/Nutzung oder Zielen der Raumordnung nicht ver- einbar sind (§ 6 Abs. 2 Ziffer 1 LPlG).Vorranggebiete sind Ziele der Landesplanung.

Vorbehaltsgebiet: Ein Gebiet, in dem einer bestimmten, raumbedeutsamen Funkti- on oder Nutzung bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Funktio- nen/Nutzungen besonderes Gewicht beigemessen werden soll (§ 6 Abs. 2 Ziffer 2 LPlG).Vorbehaltsgebiete sind Grundsätze der Landesplanung. Leitbild - 1 -

1. LEITBILD FÜR DIE ORDNUNG UND ENTWICKLUNG DER REGION RHEIN- HESSEN-NAHE

1.1 Ausgangslage und Rahmenbedingungen der Regionalentwicklung

Die Ausgangslage ist durch das Auslaufen einer Sonderentwicklung gekennzeich- net: Entgegen den im Regionalen Raumordnungsplan Rheinhessen-Nahe von 1986 gehegten Erwartungen hat die politische Wende von 1989 zu einem Trendbruch in der Bevölkerungsentwicklung geführt. Die 90er Jahre waren geprägt durch zunächst sprunghaft steigende und sich dann abflachende Zuwanderungen von außen. Sie führten zu einem Bevölkerungswachstum in der Region von 12 v.H. auf ca. 830 000 Einwohner. Die Folge waren eine ebenso sprunghaft ansteigende Nachfrage nach Wohnungen und entsprechender Siedlungsdruck, steigendes Verkehrsaufkommen und eine noch stärkere Zunahme der Erwerbspersonen als erwartet, was in Verbin- dung mit sinkenden Arbeitsplatzzahlen im verarbeitenden Sektor und sich abschwä- chenden Zuwächsen im tertiären Sektor zu hoher und anhaltender Arbeitslosigkeit führte. Der Abbau des Militärs hat in Teilen der Region die Arbeitsmarktsituation noch verschärft. Die Konversion bietet Risiko und Chance (freiwerdende Flächen und deren Wiedernutzung) zugleich.

Die Region Rheinhessen-Nahe befindet sich hinsichtlich der wirtschaftlichen Leis- tungskraft, des Einkommensniveaus, der Arbeitslosenquote und des Wanderungs- verhaltens im Vergleich zum Land Rheinland-Pfalz und zum westlichen Teil der Bundesrepublik Deutschland nach wie vor auf einem durchschnittlichen Entwick- lungsstand. Arbeitsplatzdefizite einerseits und nur unterdurchschnittliche Verdienst- möglichkeiten andererseits fördern die Bereitschaft gerade der qualifizierten Arbeit- nehmer, aus der Region in die benachbarten Industrie- und Dienstleistungszentren auszupendeln mit der Folge eines enormen, aber konjunkturanfälligen Einkommens- transfers durch Löhne und Gehälter in die Region. Weiterhin besteht ein erhebliches innerregionales Entwicklungsgefälle von Osten nach Westen zum mittleren und obe- ren Naheraum sowie innerhalb von Rheinhessen - wenn auch weniger ausgeprägt - von Norden nach Süden.

Bei anhaltendem Siedlungsdruck – insbesondere auf das Stadtumland – hat sich die Siedlungsfläche zu Lasten des Freiraums weiter vergrößert.

Siedlungsausweitungen, Verlagerungen von Funktionen an die Stadt-/Ge- meinderänder, in das Stadtumland mit zum Teil mäßiger ÖPNV-Anbindung, die ge- wachsene Funktionsteilung und die Verlängerung von Wegen haben ein steigendes Verkehrsaufkommen und steigende Verkehrsleistungen zur Folge. Zum verstärkten innerregionalen Verkehr tritt ein stark erhöhtes Aufkommen im Transitverkehr hinzu. Das wachsende Verkehrsaufkommen beeinträchtigt zunehmend die Wohn- und Umweltqualität sowie auch die Mobilität selbst.

Einerseits steigen die Ansprüche an den Freiraum – nicht zuletzt auch als Erho- lungsraum - und an die Umwelt, andererseits wird der Freiraum durch die Sied- lungserweiterungen verkleinert und seine Funktionen werden zunehmend bedroht. Kennzeichnend dafür ist z.B. die Aufgabe von Wasserschutzgebieten.

Die Bevölkerungsentwicklung der nächsten 10 Jahre wird bestimmt werden durch den Altersaufbau, durch sinkende Geburtenraten bei hohen Sterberaten. Die Zu- wanderung von außen wird sich zunächst weiter abflachen; mit der Öffnung der EU nach Osten wird voraussichtlich verstärkt Erwerbsbevölkerung zuwandern.

Leitbild - 2 -

Der sich ändernde Altersaufbau der Bevölkerung in den Wohnquartieren bewirkt eine stark sinkende Nachfrage nach Kindergarten- sowie nach Grund- und Haupt- schulplätzen. In älteren Wohnquartieren kann es in diesen Einrichtungen zu Leer- ständen kommen. Die zunehmende Überalterung der Bevölkerung erhöht anderer- seits den Bedarf an Wohn- und Betreuungsangeboten für alte Menschen.

Bei leicht sinkender Erwerbsbevölkerung und unter der Annahme stagnierender Arbeitsplätze wird sich die unbefriedigende Lage am Arbeitsmarkt leicht entspan- nen.

Für die strukturschwächeren Teile der Region besteht die Gefahr, dass sie im Wett- bewerb mit den humankapital- und technologieintensiveren sowie innovativeren Verdichtungsräumen einerseits und den Niedriglohnländern andererseits relativ verlieren werden.

Die gesellschaftliche Entwicklung wird weiterhin zu kleineren Haushalten führen. Dies wird neben der Entwicklung der Einkommen die Nachfrage nach Wohnungen bestimmen, wobei der Wohnungsmarkt seine zyklische Entwicklung beibehalten wird. Für die Gemeinden bedeutet dies, bereits in Phasen schwächerer Wohnungs- nachfrage planerisch Vorsorge für Wohngebietsentwicklungen zu treffen.

1.2 Leitbild für die Region Rheinhessen-Nahe

Für die Region Rheinhessen-Nahe und ihre Teilräume ist eine nachhaltige und selbsttragende Entwicklung anzustreben. Ökonomische, soziale, geschlechtsspezi- fische und ökologische Ansprüche an den Raum sind in Einklang zu bringen. Die Ordnung und Gestaltung des Raumes soll so erfolgen, dass auch zukünftigen Ge- nerationen ausreichende Entwicklungsmöglichkeiten belassen werden. Die sich aus einer Regionsgrenzen übergreifenden Kooperation ergebenden Chancen sind so- wohl im Rhein--Gebiet (Rheinhessen) als auch im Gebiet Saar-Lor-Lux- Trier/Westpfalz (Landkreis Birkenfeld) verstärkt zu nutzen.

Die Region soll in vollem Umfang an der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung teil- haben. Deshalb müssen die Voraussetzungen für die Sicherung vorhandener und für die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze durch Stimulierung der endogenen Kräf- te erfüllt werden, um dadurch dauerhaft die Wirtschaftskraft der Region zu stärken. Dies gilt insbesondere für die Mittelbereiche Idar-Oberstein/Birkenfeld, Kirn und Worms, aber auch für das Innere von Rheinhessen, um das hier traditionell vorhan- dene Arbeitsplatzdefizit abzubauen und erzwungenes Erwerbspendeln in das Rhein-Main-Gebiet zu verringern. In allen Regionsteilen soll sich der wirtschaftliche Strukturwandel vollziehen; die sog. „neue Wirtschaft“ soll einen angemessenen An- teil erreichen. Dazu ist das in der Region vorhandene öffentliche und private For- schungs- und Technologiepotential durch verbesserten Wissenstransfer stärker zu nutzen.

Die Siedlungsentwicklung soll vorrangig in Städten und Gemeinden stattfinden, die aufgrund ihrer räumlichen, verkehrlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen hierfür besonders geeignet sind. Das punktachsiale Siedlungssystem erfüllt diesen Grundsatz am besten. Die Entwicklung der Gemeinden soll den Grundsätzen “In- nenentwicklung vor Außenentwicklung“, „Funktionsmischung“ und „flächensparen- des Bauen“ folgen, um den Freiflächenverbrauch in Grenzen zu halten und um die in einzelnen Gemeinden schon heute sichtbaren Entwicklungsengpässe zeitlich hi- nauszuschieben.

Leitbild - 3 -

Das punktachsiale Siedlungssystem und die bauleitplanerischen Grundsätze zielen auch auf Verkehrsvermeidung und die Nutzungsmöglichkeiten des öffentlichen Ver- kehrs ab. Deshalb ist der Schienenpersonennahverkehr weiter zu verbessern. Die Anbindung der Region an den Hochgeschwindigkeitsverkehr der Deutschen Bahn AG ist als bedeutsamer Standortfaktor sicherzustellen. Im Fernstraßenbau sind die noch bestehenden Bedarfsüberhänge abzubauen. Die Funktionsfähigkeit des unter- geordneten Straßennetzes ist zu gewährleisten.

Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen ist Voraussetzung für die Zukunfts- fähigkeit der Region. Dabei kommt der Sicherung des Freiraumes mit seinen ökolo- gischen, sozialen und ökonomischen Funktionen im Sinne der Nachhaltigkeit be- sonders im hochverdichteten und verdichteten Raum eine verstärkte Bedeutung zu. Die natürlichen Ressourcen sind durch entsprechende Nutzungsreservierungen zu sichern. Maßnahmen zur Erhaltung bzw. zur Verbesserung der Freiraumqualität sol- len auch zu einer erhöhten Erholungsqualität beitragen. Besonders im waldarmen Rheinhessen und im unteren Naheraum sollen die Entwicklung eines vernetzten Bi- otopsystems und die Erhöhung des Waldanteils die Erholungseignung der Land- schaft verbessern und einen Beitrag zur Attraktivitätssteigerung als Wohn- und Wirt- schaftsstandort leisten. Damit kommt der Kooperation zwischen Land- und Forst- wirtschaft sowie dem Naturschutz eine zentrale Bedeutung in Bezug auf die Erhal- tung des Freiraums und des Schutzes der natürlichen Ressourcen zu.

Der Regionale Raumordnungsplan Rheinhessen-Nahe 2000 stellt den planerischen und planungsrechtlichen Rahmen für raumbedeutsame Vorhaben dar. Er leistet ei- nen entscheidenden Beitrag zur Lösung der Zukunftsaufgaben der Region, indem er die unterschiedlichen, zum Teil konkurrierenden Nutzungsansprüche an den Raum koordiniert und in ein vorausschauendes, fach- und ortsübergreifendes, abgestimm- tes Ordnungs- und Entwicklungskonzept einstellt. Er sichert die Entwicklung der Region und ihrer Teilräume durch Flächen-, Trassen- und Standortsicherung und -vorsorge.

Siedlungsstruktur - 4 -

2. REGIONALE SIEDLUNGSSTRUKTUR

2.1 Allgemeine Grundsätze der Siedlungsentwicklung

G1 Die regionale Siedlungsstruktur ist entsprechend dem Bedarf an Wohn- und Ar- beitsstätten sowie Handels-, Dienstleistungs- und Infrastruktureinrichtungen unter Beachtung folgender Grundsätze weiter zu entwickeln:

• Die Besiedlung folgt dem Prinzip der dezentralen Konzentration in ausgewählten Schwerpunkten für Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und die Inanspruchnahme von bedarfsgerechten, an der Bevölkerungsstruktur ausgerichteten Infrastrukturein- richtungen.

• Die Entwicklung, Sanierung und Revitalisierung von Innenstädten, Wohnquartie- ren und Dorfkernen ist eine städtebauliche Daueraufgabe, die auch einen Beitrag zum Erhalt von Orts- und Landschaftsbildern leistet.

• Die Innenentwicklung auf Brach- und Konversionsflächen sowie die Aktivierung von Baulandreserven haben Vorrang vor der Inanspruchnahme von landwirt- schaftlichen Nutz- und sonstigen Freiflächen für die Siedlungsentwicklung.

• Damit sollen Überlastungen des hochverdichteten und des verdichteten Raumes durch Siedlungen und Verkehr vermieden und die Erhaltung ökologisch und so- zial notwendiger Freiräume gewährleistet werden.

• Durch dezentrale Schwerpunktbildungen sollen das Verkehrsaufkommen be- grenzt und die Voraussetzungen für ÖPNV-Andienungen verbessert werden.

• Andererseits sollen insbesondere an den Haltestellen des Schienenpersonenver- kehrs Möglichkeiten zur verdichteten Bebauung genutzt werden.

• Darüber hinaus soll flächensparendes Bauen die Inanspruchnahme der freien Landschaft für Siedlungszwecke vermindern.

• Zwischen den Siedlungen sind ausreichende Freiflächen zu belassen.

G2 Soweit erforderlich soll ein Interessenausgleich unter den Gemeinden im Wege ver- stärkter interkommunaler Zusammenarbeit erfolgen.

2.2 Punktachsiales Siedlungssystem

G1 Der regionalen Siedlungsstruktur liegt nach wie vor das Prinzip der dezentralen Konzentration in Form des punktachsialen Siedlungssystems zu Grunde. Dieses besteht aus einem hierarchisch gestuften System Zentraler Orte (Oberzentrum, Mit- telzentren, Grundzentren), die durch Verkehrsachsen miteinander verbunden sind.

N/Z1 Die großräumig und regional bedeutsamen Achsen des LEP 80’ wurden im LEP III durch das funktionale Straßennetz konkretisiert. Der Regionale Raumordnungsplan weist darüber hinaus im hochverdichteten und verdichteten Raum Nahverkehrsach- sen aus (vgl. Kapitel 2.2.3).

G2 Das System der Zentralen Orte wird ergänzt um Gemeinden mit besonderen Funk- tionen und zwar für die Funktionen Wohnen, Gewerbe, Fremdenverkehr und Land- wirtschaft (vgl. Kapitel 2.2.2).

Siedlungsstruktur - 5 -

Begründung und Erläuterung

Oberzentrum und Mittelzentren sind durch das Landesentwicklungsprogramm III (LEP III) festgelegt. Der Regionale Raumordnungsplan weist darüber hinaus Grundzentren aus (vgl. Kap. 2.2.1). Zentrale Orte übernehmen überörtliche Aufgaben für ihr Versorgungsgebiet.

2.2.1 Eigenentwicklung der Gemeinden

G1 Jede Gemeinde hat grundsätzlich Anspruch auf Eigenentwicklung. Jeder Gemeinde sind deshalb Entwicklungen zuzubilligen, die den Ansprüchen der ortsverbundenen Bevölkerung an zeitgemäße Wohnverhältnisse, an die Erfordernisse der örtlichen Wirtschaft, an Kultur, Freizeit und Erholung sowie an die Umwelt Rechnung tragen.

N/G2 Die Eigenentwicklung soll sich an begründeten Entwicklungschancen der Gemeinde im Siedlungszusammenhang orientieren, sie darf jedoch nicht zu einer Beeinträchti- gung der besonderen Funktionen anderer Gemeinden oder der Umwelt führen (LEP III, Ziffer 2.4.1.3).

N/Z1 Bei der Wahrnehmung ihrer örtlichen Aufgaben haben die Gemeinden die überörtli- chen Erfordernisse zu beachten (LEP III, Ziffer 2.4.1.2).

G3 Die Gemeinden mit Eigenentwicklung sollen unter Beachtung einer landschaftsge- rechten Ortsgestaltung und der Bewahrung der nachhaltigen Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes

• Wohnungen für den örtlichen Bedarf bereitstellen, • die Voraussetzungen für die Sicherung und Erweiterung ortsansässiger Betriebe schaffen, • die wohnungsnahe Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs planerisch ermöglichen, • die Bedingungen für Erholung, kulturelle Betätigung und das Leben in der Ge- meinschaft verbessern.

Begründung und Erläuterung

Die gemeindliche Planungshoheit ist Teil der grundgesetzlich garantierten kommunalen Selbst- verwaltung hinsichtlich der örtlichen Belange. Der Grundsatz der Eigenentwicklung der Gemein- den ist Ausfluss der Selbstverwaltung, die „im Rahmen der Gesetze“ garantiert ist. Auf die Pla- nung bezogen bedeutet dies, dass die gemeindliche Planung sich in die überörtliche sowie fachli- che und überfachliche Planung einfügen muss. Auch die Funktionalität der Nachbargemeinden begrenzt das Recht auf Eigenentwicklung. Andererseits wirken die Gemeinden im Zuge des Ge- genstromprinzips an der Regionalplanung mit.

Zur Eigenentwicklung einer Gemeinde gehören insbesondere die Befriedigung des Wohnungs- bedarfs für die ortsgebundene Bevölkerung und der daraus resultierende Bauflächenbedarf. Die- ser Eigenbedarf ist nachzuweisen und ergibt sich im wesentlichen aus

• dem Bedarf aus der natürlichen Bevölkerungsentwicklung, • den steigenden Wohnungsansprüchen der ortsansässigen Bevölkerung (Verminderung der Einwohner pro Wohneinheit), • den steigenden Wohnflächenansprüchen und • dem Ersatzbedarf infolge Sanierungsmaßnahmen und Umnutzung des Wohnungsaltbestan- des.

Zur Sicherung der Eigenentwicklung wird empfohlen, Baulandmodelle anzuwenden. Durch ver- tragliche Vereinbarung zwischen Gemeinde und Grundstückseigentümern vor Durchführung der Bebauungsplanung kann sichergestellt werden, dass für einen festgelegten längeren Zeitraum Baugrundstücke in einem neuen Baugebiet zu einem festgelegten Preis nur an Ortsverbundene verkauft werden dürfen.

Siedlungsstruktur - 6 -

2.2.2 Besondere Gemeindefunktionen

G Die angestrebte Raumstruktur soll funktionalen Aufgabenteilungen Rechnung tra- gen. Unter den Gesichtspunkten der Versorgung der Bevölkerung und der Entwick- lung der Region sollen bestimmte geeignete Gemeinden Spezialisierungen und Funktionsbündelungen aufweisen.

Z1 Gemeinden mit Funktionsbündelungen sind die Zentralen Orte. Die Schwerpunktbil- dung für die Funktionen „Wohnen“ und „Gewerbe“ erfolgt in den Gemeinden, denen diese besondere Funktion zugewiesen wird (vgl. Kapitel 2.2.2.2 und 2.2.2.3). In der Regel erhält eine Gemeinde beide Funktionen, um eine Zuordnung von Wohnen und Arbeiten zu ermöglichen. Darüber hinaus werden Gemeinden mit den besonde- ren Funktionen Fremdenverkehr und Landwirtschaft ausgewiesen (vgl. Kapitel 2.2.2.4 und 2.2.2.5).

N/Z2 Die besonderen Gemeindefunktionen sind von den Fachplanungen zu beachten und von den Gemeinden in ihrer Bauleitplanung entsprechend auszuformen (LEP III, Zif- fer 2.4.2.1).

Begründung und Erläuterung

Über die Eigenentwicklung hinaus weist der Regionale Raumordnungsplan Zentrale Orte und weitere besondere Gemeindefunktionen aus, soweit dies für die Ordnung und Entwicklung des Raumes erforderlich ist und die Gemeinden eine entsprechende Eignung für die Übernahme sol- cher Funktionen aufweisen.

Die Umsetzung der überörtlichen Aufgaben der Gemeinden erfolgt in der Bauleitplanung. Die be- sonderen Funktionen müssen in die Abwägung der städtebaulichen Ziele eingestellt werden bzw. sind der Abwägung vorgelagert. Ist eine Gemeinde nicht in der Lage, diese überörtlichen Aufga- ben wahrzunehmen, so ist dies im Rahmen der Bauleitplanung zu begründen.

2.2.2.1 Zentrale Orte

G1 In den Zentralen Orten sind überörtlich bedeutsame Einrichtungen zur Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen zu konzentrieren. In allen Teilge- bieten der Region ist – auch unter Berücksichtigung der Zentren in Nachbarregionen – durch Stärkung und Ausbau der sich funktional ergänzenden Zentralen Orte eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten.

G2 Die möglichst in den Kernbereichen der Zentralen Orte vorhandenen oder zu schaf- fenden überörtlichen Versorgungseinrichtungen sind nach Art, Kapazität und Reichweite auf die Einwohnerzahl und Bevölkerungsstruktur im jeweiligen Verflech- tungsbereich abzustimmen.

G3 Die Verflechtungsbereiche der Zentralen Orte sollen durch Netze des öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs mit ausreichender Bedienungshäufigkeit so er- schlossen sein, dass die Zentralen Orte mit zumutbarem Zeitaufwand erreichbar sind. Mittelzentren sollen möglichst innerhalb eines Zeitaufwandes von 30 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden können.

G4 Die den Zentralen Orten zugewiesenen zentralen Funktionen sind zur Sicherstellung der Versorgung und weiteren Entwicklung des Verflechtungsbereiches von diesen wahrzunehmen.

Siedlungsstruktur - 7 -

N/Z1 Oberzentrum der Region ist die Stadt Mainz (LEP III, Ziffer 2.4.3.5).

Z2 Der Verflechtungsbereich des Oberzentrums Mainz soll sich auf die gesamte Regi- on Rheinhessen-Nahe erstrecken. Um eine zumutbare Erreichbarkeit aus dem obe- ren und mittleren Naheraum zu gewährleisten, sind die Straßen- und Schienenver- bindungen entlang der Naheachse weiter auszubauen.

N/Z3 Das LEP III weist als Mittelzentren im Grundnetz bzw. im Ergänzungsnetz aus (Zif- fer 2.4.3.6):

Mittelzentren im Grundnetz Mittelzentren im Ergänzungsnetz Mainz (OZ) / Nieder-Olm Alzey Bad Kreuznach Idar-Oberstein Baumholder Birkenfeld Kirn Meisenheim/Bad Sobernheim Worms

Z4 Der Regionale Raumordnungsplan weist als Grundzentren aus:

Grundzentren Grundzentren im Nahbereiche Ergänzungsnetz Mittelbereich Alzey Flonheim Bornheim, Erbes-Büdes- heim, Lonsheim, Nack, Nie- der-Wiesen.

Gau-Odernheim Bechtolsheim, Biebelnheim, Framersheim,

zum Nahbereich Alzey: Al- big, Bechenheim, Bermers- heim von der Höhe, Dintes- heim, Eppelsheim, Essel- born, Flomborn, Freimers- heim, Gau-Heppenheim, Kettenheim, Mauchenheim, Ober-Flörsheim, Offenheim, Wahlheim. Wörrstadt VG Wörrstadt

Mittelbereich Bad Kreuznach Bad Münster am VG Bad Münster am Stein- Stein-Ebernburg Ebernburg Langenlonsheim VG Langenlonsheim

Siedlungsstruktur - 8 -

Grundzentren Grundzentren im Nahbereiche Ergänzungsnetz Rüdesheim VG Rüdesheim (alle Ge- meinden mit Ausnahme der unten genannten)

Waldböckelheim Allenfeld, Bockenau, Boos, Burgsponheim, Gebroth, Oberstreit, Schloßböckel- heim, Sponheim, Winterbach Stromberg VG Stromberg Wöllstein VG Wöllstein

Mittelbereich Bingen VG Rhein-Nahe mit Aus- nahme der Gemeinden Münster-Sarmsheim, Wald- algesheim und (zum Nahbereich Bingen am Rhein) VG Sprendlingen-

Mittelbereich Idar-Oberstein/Birkenfeld Herrstein VG Herrstein Rhaunen VG Rhaunen

Mittelbereich Ingelheim Gau-Algesheim VG Gau-Algesheim

Mittelbereich Mainz Selbstversorgerort VG Bodenheim

Nackenheim VG Guntersblum Heidesheim am VG Heidesheim am Rhein Rhein

Mittelbereich Worms Osthofen Selbstversorgerort Eich VG Eich Monsheim VG Monsheim Westhofen VG Westhofen

Die Zentralen Orte höherer Stufe nehmen gleichzeitig die Grundversorgung für ihren Nahbereich wahr.

N/Z5 „Grundzentren sind vorrangig Standorte zur Konzentration von Einrichtungen der überörtlichen Grundversorgung mit Gütern und Dienstleistungen, soweit dies für de- ren Tragfähigkeit und zur Entwicklung des Nahbereichs erforderlich ist. Sie haben die Funktion,

• in den ländlichen Räumen das erreichte Niveau der öffentlichen Versorgung zu sichern, besondere Funktionen für ihren Nahbereich zu übernehmen und damit zur Aufrechterhaltung der besiedelten Kulturlandschaft beizutragen. In den ländli- chen Räumen ist der Bereitstellung einer dauerhaft wohnortnahen Versorgung

Siedlungsstruktur - 9 -

der Bevölkerung mit notwendigen Einrichtungen der Vorrang gegenüber Auslas- tungserfordernissen einzuräumen,

• in den hochverdichteten und verdichteten Räumen durch Schwerpunktbildung die Siedlungsstruktur zu gliedern und Freiräume zu sichern.“ (LEP III, Ziffer 2.4.3.7).

Begründung und Erläuterung

Das LEP III legt das Oberzentrum und die Mittelzentren, die von ihnen auszuübenden Funktionen so- wie ihre Verflechtungsbereiche fest (vgl. LEP III, Ziffer 2.4.3 und Karte 9). Das Netz der Mittelzentren wird nach funktionalen Gesichtspunkten unterschieden: Mittelzentren des Grundnetzes verfügen über eine vollständige mittelzentrale Ausstattung. Sie stellen als Versorgungsschwerpunkte ihres jeweiligen Verflechtungsbereiches das Rückgrat die- ser Versorgungsebene dar. Mittelzentren des Ergänzungsnetzes ergänzen die Versorgung im je- weiligen Mittelbereich und berücksichtigen die langfristige Sicherung vorhandener zentralörtlicher Einrichtungen in den benachbarten Oberzentren und Mittelzentren des Grundnetzes. Aufgrund der verbesserten zentralörtlichen Ausstattung wurde Nieder-Olm als Mittelzentrum im Ergän- zungsnetz neu in das LEP III aufgenommen. Das Mittelzentrum Worms hält teilweise oberzentra- le Einrichtungen vor.

Der Regionale Raumordnungsplan weist die Grundzentren und deren Nahbereiche aus. Die bis- herige Differenzierung zwischen Klein- und Unterzentren im RROP 86 entfällt nach Vorgabe des LEP III. Grundzentren sind in der Regel Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung und/oder einer Hauptschule. Sie halten i.d.R. auch Sport- und Freizeiteinrichtungen, Arzt- und Zahnarztpraxen, Apotheken und andere Einrichtungen des Dienstleistungsbereichs sowie des Handels vor. Sie decken den Grundbedarf bzw. täglichen Bedarf.

2.2.2.2 Besondere Funktion Wohnen

Z1 Der Regionale Raumordnungsplan weist Gemeinden mit der besonderen Funktion Wohnen aus. Diese Gemeinden sollen über ihre Eigenentwicklung hinaus verstärkt Wohnbauflächen ausweisen und erschließen. Auch hier ist vorrangig die Innenent- wicklung zu fördern.

Z2 Gemeinden mit der besonderen Funktion Wohnen sind die Zentralen Orte. Aus- nahmen bilden folgende Gemeinden (Gründe):

• Bacharach (fehlender Siedlungsdruck und unzureichende Flächenverfügbarkeit), • Bad Münster am Stein-Ebernburg (Bewahren der Kurfunktion), • Budenheim (unzureichende Flächenverfügbarkeit), • Eich (kein Achsenstandort, Ressourcenschutz, Überschwemmungsgefährdung) • Herrstein (fehlende Flächenverfügbarkeit, Entlastung durch Niederwörresbach) • (fehlende Flächenverfügbarkeit) und • Monsheim (fehlende Flächenverfügbarkeit).

Z3 Um den Siedlungsdruck auf der Achse Mainz-Alzey auf mehrere Standorte zu ver- teilen, erhalten die besondere Funktion Wohnen zusätzlich die nichtzentralen Orte

• Saulheim • Armsheim

wegen ihrer verkehrsgünstig in Bahnhofsnähe liegenden potentiellen Siedlungsflä- chen. Flörsheim-Dalsheim erhält die besondere Funktion Wohnen als Entlastungsort für Monsheim.

Siedlungsstruktur - 10 -

Z4 Die Gemeinden mit der besonderen Funktion Wohnen müssen dieser Zuweisung durch eine entsprechende Ausgestaltung ihrer Bauleitplanung Rechnung tragen.

Begründung und Erläuterung

Für die Zuweisung der besonderen Funktion Wohnen werden Gemeinden ausgewählt, die die Nähe zu den übrigen Funktionen, insbesondere zu den Tätigkeiten Arbeiten, Bilden, Einkaufen, gewährleisten und verkehrsgünstig angebunden sind. Darüber hinaus müssen sie – unter Beach- tung eines notwendigen Schutzes von Freiraum und natürlichen Ressourcen – über ausreichende geeignete Flächen verfügen. Diese Bedingungen erfüllen die meisten Zentralen Orte. Um den vom Rhein-Main-Gebiet und von der Stadt Mainz ausgehenden Siedlungsdruck zu verteilen und Überlastungen an anderen Standorten abzuschwächen bzw. um Alternativen zu der unerwünsch- ten dispersen Siedlungsentwicklung in den Achsenzwischenräumen zu bieten, erhalten die nicht- zentralen Gemeinden Saulheim und Armsheim zusätzlich die besondere Funktion Wohnen. Diese Gemeinden erfüllen die an eine punktachsiale Siedlungsentwicklung zu stellenden Kriterien ge- eigneter Flächenpotentiale in unmittelbarer Haltepunktnähe der Eisenbahnstrecke Mainz-Alzey. Flörsheim-Dalsheim entlastet das benachbarte Grundzentrum Monsheim.

2.2.2.3 Besondere Funktion Gewerbe

Z1 Der Regionale Raumordnungsplan weist Gemeinden mit der besonderen Funktion Gewerbe aus. Diese Gemeinden sollen über ihre Eigenentwicklung hinaus verstärkt Gewerbeflächen ausweisen und erschließen, soweit nicht vorrangig auf Gewerbe- brachen und Konversionsflächen zurückgegriffen werden kann.

Z2 Gemeinden mit der besonderen Funktion Gewerbe sind die Zentralen Orte. Aus- nahmen bilden folgende Gemeinden (Gründe):

• Bad Münster am Stein-Ebernburg (Kurfunktion), • Bacharach (fehlende Flächenverfügbarkeit, Landschaftsschutz Mittelrheintal), • Budenheim (geringe Flächenverfügbarkeit), • Eich (Ressourcenschutz, Überschwemmungsgefährdung), • Guntersblum (geringe Flächenverfügbarkeit), • Heidesheim am Rhein (geringe Flächenverfügbarkeit), • Herrstein (geringe Flächenverfügbarkeit, Entlastung durch Niederwörresbach) und • Nackenheim (fehlende Flächenverfügbarkeit).

Z3 Zusätzlich erhalten die besondere Funktion Gewerbe die nichtzentralen Gemeinden:

• Erbes-Büdesheim, Saulheim, und Flörsheim-Dalsheim zur Stärkung der wohnortnahen Versorgung mit Arbeitsplätzen im Inneren von Rheinhessen, • (Gewerbepark Bingen-Sponsheim/Grolsheim) • Waldlaubersheim als Entlastungsstandort für die Stadt Bad Kreuznach für die Nutzungsart „Industrie“ und • Hoppstädten-Weiersbach zur Stärkung des Raumes Birkenfeld/Baumholder. • Niederwörresbach (Entlastung von Herrstein).

Begründung und Erläuterung

Die besondere Funktion Gewerbe wird Gemeinden zugewiesen, die entweder bereits bedeut- samen Gewerbesatz aufweisen, dessen Bestandspflege und Weiterentwicklung Baulandauswei- sungen über die Eigenentwicklung hinaus erfordern, oder in denen das produzierende Gewerbe verstärkt werden soll und die hierfür besonders geeignet sind. Neben den für die gewerbliche

Siedlungsstruktur - 11 -

Wirtschaft spezifischen Standortvoraussetzungen sind die räumliche Zuordnung zu Zentralen Or- ten (siedlungsstrukturelles Schwerpunktprinzip) unter Beachtung der Belange der Freiraumsiche- rung die maßgeblichen Auswahlkriterien.

Das LEP III, Karte 15, weist Saulheim, Waldlaubersheim und den ÖKOM-Park „Heide-Westrich“ als „zu entwickelnde landesweit bedeutsame Gewerbestandorte“ aus.

2.2.2.4 Besondere Funktion Fremdenverkehr

Z Die besondere Funktion Fremdenverkehr ist Gemeinden bzw. Gemeindegruppen zugewiesen, die aufgrund ihrer landschaftlichen Attraktivität (Lage in Gebieten für landschaftsgebundene Freizeit und Erholung) und/oder ihrer infrastrukturellen Aus- stattung über Voraussetzungen für eine ökologische und sozialverträgliche Intensi- vierung des Fremdenverkehrs verfügen. In diesen Gemeinden sind die erholungs- wirksamen landschaftlichen Eigenarten zu erhalten und zu pflegen und ggf. zu er- schließen. Die Erholungsinfrastruktur ist bedarfsgerecht auszubauen.

Den folgenden nach dem Kurortegesetz anerkannten Kurorten, Erholungsorten und Fremdenverkehrsgemeinden wird die besondere Funktion Fremdenverkehr zuge- wiesen:

Landkreis Alzey-Worms: Alzey, Flonheim, Osthofen. Landkreis Bad Kreuznach: Auen, Bad Kreuznach, Bad Münster am Stein- Ebernburg, Bad Sobernheim, Bockenau, Dörrebach, Hahnenbach, Hargesheim, Heinzenberg, Hochstätten, Hochstetten-Dhaun, Gebroth, Kirschroth, Langenlons- heim, Martinstein, Meisenheim, Monzingen, Münchwald, Niederhausen, Norheim, Seesbach, Spabrücken, Staudernheim, Stromberg, Waldböckelheim, Wallhausen, Winterbach, Winterburg. . Landkreis Birkenfeld: Abentheuer, Allenbach, Baumholder, Birkenfeld, Bruchweiler, Bundenbach, Hattgenstein, Herrstein, Horbruch, Idar-Oberstein, Kempfeld, Kirsch- weiler, Langweiler, Leisel, Niederbrombach, Niederwörresbach, Oberhambach, Rhaunen, Schwollen, Sensweiler, Stipshausen, Veitsrodt, . Landkreis Mainz-Bingen: Bacharach, Bingen am Rhein, Bodenheim, Budenheim, Gau-Algesheim, Heidesheim am Rhein, Münster-Sarmsheim, Nackenheim, Nieder- heimbach, Nierstein, Oppenheim, Sprendlingen, .

Folgenden Gemeinden wird zusätzlich die besondere Funktion Fremdenverkehr zu- gewiesen:

Kreisfreie Städte Mainz und Worms. Landkreis Alzey-Worms: Alsheim, Bechtheim, Eich, Flörsheim-Dalsheim, Gimbs- heim, Guntersblum, Hamm am Rhein, Mölsheim, Wachenheim, Westhofen, Landkreis Bad Kreuznach: Boos, Bruschied, Burgsponheim, Duchroth, Feilbingert, Hallgarten, Hennweiler, Kellenbach, Kirn, Neu-Bamberg, Oberhausen bei Kirn, O- dernheim am Glan, Schneppenbach, Simmertal. Landkreis Birkenfeld: Fischbach, Schauren. Landkreis Mainz-Bingen: Ingelheim am Rhein, , .

Begründung und Erläuterung

Die besondere Funktion Fremdenverkehr wird den für Freizeit und Erholung und die Fremden- verkehrsentwicklung besonders geeigneten Gemeinden zugewiesen.

Siedlungsstruktur - 12 -

2.2.2.5 Besondere Funktion Landwirtschaft

Z Die besondere Funktion Landwirtschaft ist Gemeinden bzw. Gemeindegruppen zu- gewiesen, die von besonders günstigen landwirtschaftlichen Betriebs- und Produkti- onsstrukturen geprägt sind und/oder in denen die Landwirtschaft zur Aufrechterhal- tung der Leistungsfähigkeit der Siedlungsstruktur und der gewachsenen Kulturland- schaft beitragen soll. Die Entwicklungsmöglichkeiten der landwirtschaftlichen Betrie- be sollen besonders in diesen Gemeinden über die Bauleitplanung gesichert wer- den.

Den folgenden Gemeinden wird die besondere Funktion Landwirtschaft zugewiesen:

Landkreis Alzey-Worms: Albig, Alsheim, Bechtheim, Bechtolsheim, Bermersheim, Bermersheim von der Höhe, Biebelnheim, Bornheim, Dintesheim, Dittelsheim- Heßloch, Ensheim, Esselborn, Framersheim, Freimersheim, Frettenheim, Gabs- heim, Gau-Heppenheim, Gau-Weinheim, Gimbsheim, Gundersheim, Gundheim, Hamm am Rhein, Hangen-Weisheim, Hochborn, Hohen-Sülzen, Kettenheim, Lons- heim, Mauchenheim, Mettenheim; Mölsheim, Mörstadt, Monzernheim, Nack, Par- tenheim, Schornsheim, Spiesheim, Sulzheim, Udenheim, Vendersheim, Wachen- heim, Wallertheim. Landkreis Bad Kreuznach: Abtweiler, Allenfeld, Auen, Bärweiler, Becherbach, Be- cherbach bei Kirn, Biebelsheim, Bretzenheim, Callbach, Desloch, Dorsheim, Duch- roth, Feilbingert, Frei-Laubersheim, Fürfeld, Gebroth, Guldental, Hackenheim, Hüf- felsheim, Ippenschied, Kirschroth, Laubenheim, Lettweiler, Limbach; Mandel, Med- dersheim, Merxheim, Monzingen, Niederhausen, Norheim, Nußbaum, Oberhausen a.d.Nahe, Oberstreit, Pfaffen-Schwabenheim, Raumbach, Rehbach, Rehborn, Reif- felbach, Rümmelsheim, Seesbach, Schloßböckelheim, Schmittweiler, Schwein- schied, Schweppenhausen, Sommerloch, Staudernheim, Traisen, Volxheim, Weiler b.Monzingen, Weinsheim, Windesheim. Landkreis Birkenfeld: Allenbach, Bergen, Bruchweiler, Buhlenberg, Dambach, Dienstweiler, Gollenberg; Kempfeld, Schwerbach, Weiden. Landkreis Mainz-Bingen: , , , Bubenheim, Dex- heim, , , Dorn-Dürkheim, , , , Friesenheim, , Hillesheim, , , Lörzweiler; Ludwigshöhe, , Nieder-Hilbersheim, Oberheimbach, Ober-Hilbersheim, , , Stadecken-Elsheim, , St. Johann, , , , ; Wolfs- heim, , .

Begründung und Erläuterung

Gemeinden mit der besonderen Funktion Landwirtschaft besitzen eine überdurchschnittliche landwirtschaftliche Prägung und Funktion, die für die Aufrechterhaltung einer leistungsfähigen Siedlungsstruktur und für die Kulturlandschaftspflege, insbesondere in landschaftlich sensiblen Gebieten, von Bedeutung sind.

2.2.3 Siedlungsentwicklung auf Nahverkehrsachsen

Z Die Siedlungsentwicklung soll in hochverdichteten und verdichteten Räumen vor- nehmlich in den Standorten auf Nahverkehrsachsen erfolgen (punktachsiales Sys- tem):

Siedlungsstruktur - 13 -

• Bingen am Rhein – Gau-Algesheim – Ingelheim am Rhein - Mainz – Boden- heim/Nackenheim – Nierstein/Oppenheim – Guntersblum – Osthofen - Worms, • Mainz – Nieder-Olm – Saulheim – Wörrstadt - Alzey, • Bingen am Rhein – Gensingen/Sprendlingen – Armsheim – Alzey - Flörsheim- Dalsheim/ Monsheim - Worms • Bingen am Rhein – Langenlonsheim - Bad Kreuznach und • Gau-Algesheim – Gensingen - Bad Kreuznach.

Begründung und Erläuterung

Die Orientierung der Siedlungsentwicklung auf Schwerpunkte entlang leistungsfähiger Nahver- kehrsachsen fördert den Austausch von Menschen, Waren und Diensten. Sie erlaubt aufgrund entsprechend hoher Nachfragepotentiale auch den Ausbau eines attraktiven Schienenpersonen- nahverkehrs und erhöht die Chancen, Verkehr auf die Schiene mit ihrer hohen Massenleistungs- fähigkeit zu verlagern. Gleichzeitig werden die Räume zwischen den Nahverkehrsachsen von Siedlungsdruck entlastet und können so besser ihre Freiraumfunktionen wahrnehmen.

2.3 Siedlungsnutzungen

2.3.1 Schwerpunkte der Wohnsiedlungsentwicklung

Z1 Schwerpunkte der Wohnsiedlungsentwicklung sind die Zentralen Orte sowie weitere Gemeinden, denen die besondere Funktion Wohnen zugewiesen wird (vgl. Kapitel 2.2.2.1 und 2.2.2.2).

G1 Auch das Oberzentrum und die größeren Mittelzentren, die in der Vergangenheit ih- ren Eigenbedarf an Wohnen nicht in ihren Stadtgrenzen befriedigen konnten, sollen in Zukunft den Eigenbedarf in größerem Maße abdecken, um den erheblichen Sied- lungsdruck auf ihr jeweiliges Umland zu vermindern.

Z2 Der verbleibende Siedlungsdruck aus der Stadt Mainz und dem hessischen Teil des Rhein-Main-Gebietes soll vorrangig auf die Entwicklungsachse Mainz-Alzey gelenkt werden. Hierzu werden als Schwerpunkte der Wohnungsentwicklung (Vorrang- gebiete) ausgewiesen:

• Nieder-Olm: Weinberg, • Saulheim: östlich Bahnhof, • Wörrstadt: nordwestlich Bahnhof, • Armsheim: südwestlich Bahnhof (mittelfristig zu entwickeln) und • Stadt Alzey: Kernstadt.

Z3 In den Räumen mit geringem Siedlungsdruck ist im Rahmen der Bauleitplanung in besonderem Maße darauf zu achten, dass die Zentralen Orte ihre Funktionsfähig- keit behalten. Die Mittelzentren Birkenfeld und Baumholder sowie Bad Sobernheim sind – soweit möglich – durch Einwohnerzuwachs zu stärken. Das Mittelzentrum Al- zey ist Entwicklungsschwerpunkt im Inneren von Rheinhessen.

G2 Die Orientierungswerte für den Wohnbauflächenbedarf (vgl. Anhang) bilden den wesentlichen Anhaltspunkt für die Bauleitplanungen. Gemeinden mit besonderer Wohnfunktion sollen gegenüber dem Orientierungswert des entsprechenden Ver- waltungsraumes überproportional wachsen.

G3 Das Offenhalten langfristiger Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinden und der Schutz des Freiraumes erfordern eine stärkere Ausnutzung der verfügbaren Sied-

Siedlungsstruktur - 14 -

lungsflächen. Als durchschnittliche Mindestdichtewerte bezogen auf das Brutto- wohnbauland sind anzustreben:

• Oberzentrum ≥ 50 Wohnungen/ha • Mittelzentren ≥ 40 Wohnungen/ha • Grundzentren ≥ 25 Wohnungen/ha • Sonstige Orte ≥ 20 Wohnungen/ha.

Für Gemeinden ohne zentralörtliche Funktion mit der besonderen Funktion Wohnen gelten die Mindestdichtewerte für Grundzentren.

Begründung und Erläuterung

Die Verteilung der Wohnbauflächen folgt dem punktachsialen Siedlungssystem. Die Siedlungs- entwicklung in Rheinhessen und im Raum Bad Kreuznach ist durch eine starke Stadt-Umland- Wanderung geprägt. Diese soll grundsätzlich abgeschwächt werden. Die Standorte auf der Achse Mainz-Alzey weisen langfristig die größten Siedlungsreserven auf. Insbesondere die Mittelzentren Bad Sobernheim, Baumholder und Birkenfeld sind zu stärken, damit sie ihren Beitrag zur Stabili- sierung und Entwicklung der strukturschwachen Räume leisten können. Die Stadt Alzey ist auf- grund ihrer Lage als Entwicklungsschwerpunkt im ländlichen Raum besonders geeignet.

2.3.2 Industrie und verarbeitendes Gewerbe

G1 Neuansiedlungen oder Verlagerungen von überörtlich bedeutsamen Gewerbe- und Industriebetrieben und Dienstleistungseinrichtungen sollen grundsätzlich an solchen Standorten konzentriert werden, die mit den Anforderungen der Freiraumsicherung in Einklang gebracht werden können und den Möglichkeiten des Infrastrukturaus- baus entsprechen. Dies sind die Standorte in den Gemeinden mit besonderer Funk- tion Gewerbe (vgl. Kapitel 2.2.2.3).

G2 Soweit durch Konversion Liegenschaften freiwerden, die für eine gewerbliche Nut- zung geeignet sind, sind diese mit Vorrang wiederzunutzen. Das Gleiche gilt für Nutzungen von Brachflächen allgemein.

G3 Im Rahmen der Eigenentwicklung sind die Belange der ortsansässigen Gewerbebe- triebe sowohl hinsichtlich der Sicherung von Erweiterungsmöglichkeiten an vorhan- denen Standorten als auch Standortverlagerungen ausreichend zu berücksichtigen.

Z1 Als besondere Standorte für Industrie und Gewerbe sind folgende landesweit be- deutsame Standorte gemäß LEP III hervorzuheben: Gewerbepark Heide-Westrich, Waldlaubersheim und Saulheim.

Z2 Aus regionalplanerischer Sicht damit auf die gleiche Stufe zu stellen sind: Gewerbe- park Mainz-Hechtsheim, Gewerbepark Bingen-Sponsheim/Grolsheim und Gewer- bepark südlich von Worms-Pfeddersheim, Gewerbegebiet Nieder-Olm/Stadecken- Elsheim. Die Gewerbefläche südlich von Worms-Pfeddersheim stellt eine langfristige Option dar.

Z3 Die Industrie- und Gewerbegebiete Bingen-Sponsheim/Grolsheim, Heide-Westrich, Waldlaubersheim und Worms-Pfeddersheim sind vornehmlich für die Ansiedlung großflächiger Betriebe vorzusehen.

Z4 Einzelhandel mit innenstadtrelevantem Sortiment ist in bestehenden und künftigen Gewerbegebieten auszuschließen.

Siedlungsstruktur - 15 -

Begründung und Erläuterung

Der Regionale Raumordnungsplan betreibt Standortvorsorgeplanung für gewerbliche Bauflächen. Durch ein in allen Teilen der Region ausreichendes, vielfältiges Angebot geeigneter Flächen sol- len die Voraussetzungen für die Weiterentwicklung, Verlagerung und Neuansiedlung geschaffen werden. Der Wandel vom Produktions- zum Dienstleistungsbereich soll erleichtert werden. Ange- strebt wird ein hoher Anteil hochwertiger gewerblicher Arbeitsplätze und ein Branchenmix der Be- triebe. Die ausgewiesenen Gewerbeflächen sind für den zu erwartenden Bedarf auch bei kon- junkturabhängig stärkerer Nachfrage ausreichend. Für eine erfolgreiche Ansiedlungspolitik ent- scheidend ist die schnelle Verfügbarkeit ausreichender gewerblicher Bauflächen durch Schaffung von Baurecht und eine aktive Bodenvorratspolitik der Gemeinden.

Bei insgesamt stagnierenden und im verarbeitenden Gewerbe rückläufigen Arbeitsplatzzahlen nimmt die benötigte Fläche je Arbeitsplatz in hohem Maße zu. In der Besiedlung von Gewerbe- gebieten dominieren der Logistikbereich und der großflächige Einzelhandel, deren Entwicklung sich zum Teil gegenseitig bedingt und die einen besonders starken Flächenverbrauch verursa- chen. Um die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinden langfristig zu sichern, ist es mittelfristig erforderlich, flächensparendere Konzepte zu entwickeln. Einzelhandel mit innenstadtrelevantem Sortiment soll in Gewerbegebieten keinen Platz finden und auf verbrauchernähere Standorte verwiesen werden. Bebauungspläne sollen dies berücksichtigen, bestehende Bebauungspläne sind ggf. anzupassen.

2.3.3 Einzelhandel und Dienstleistungen

G1 Bevölkerung und Wirtschaft in allen Teilen der Region sollen bedarfsgerecht mit Waren und Dienstleistungen versorgt werden.

G2 Die Deckung des täglichen Bedarfs soll soweit wie möglich wohnortnah erfolgen. Dies gilt vor allem für den dünn besiedelten ländlichen Raum.

Z1 Einkaufszentren und großflächige Einzelhandelsbetriebe sind grundsätzlich in Zent- ralen Orten vorzusehen (Konzentrationsgebot) und mit mehr als 2000 qm Ge- schossfläche in der Regel nur in Mittel- und Oberzentren zulässig.

Z2 Einkaufszentren, Agglomerationen von Einzelhandelsbetrieben und großflächige Einzelhandelsbetriebe mit Gütern des täglichen Bedarfs sowie mit innenstadtrele- vanten Sortimenten sind in der Regel in enger räumlicher und funktionaler Verbin- dung zu den Wohnsiedlungsgebieten bzw. den vorhandenen zentralen Einkaufsbe- reichen zu errichten (städtebauliches Integrationsgebot).

G3 Für großflächige Einzelhandelsbetriebe mit nicht innenstadtrelevanten Sortimenten, insbesondere für solche, die durch einen besonders hohen Flächenanspruch ge- kennzeichnet sind, können Ausnahmen zugelassen werden.

Z3 Nicht integrierte Einzelhandelsstandorte dürfen die Entwicklung des eigenen Orts- bzw. Stadtzentrums nicht behindern. Dies gilt insbesondere dort, wo das Orts-/ Stadtzentrum gemessen an der von dem zentralen Ort zu übernehmenden Funktion relativ schwach ausgebildet ist oder wo der Erfolg von Stadtsanierungen und Stadt- umbauten in Frage gestellt wird.

Z4 Die Ansiedlung von Einkaufszentren, von Agglomerationen von Einzelhandelsbe- trieben und großflächigen Einzelhandelsbetrieben darf die integrierten Geschäfts- zentren benachbarter zentraler Orte nicht wesentlich beeinträchtigen. Die wohnort- nahe Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs darf in benachbarten Stadtteilen und kleineren Gemeinden nicht gefährdet werden.

Siedlungsstruktur - 16 -

Z5 Die Geschossfläche von großflächigen Einzelhandelsbetrieben und Einkaufszentren soll so bemessen sein, dass ihr Einzugsbereich nicht über den Versorgungsbereich des Zentralen Ortes hinausreicht.

G4 Zur Umsetzung wird empfohlen, Einzelhandelsbetriebe in Industrie- und Gewerbe- gebieten bauleitplanerisch auszuschließen bzw. Bebauungspläne, die eine Ansied- lung von Einzelhandelsbetrieben noch zulassen, rechtzeitig zu ändern.

Begründung und Erläuterung

Die Versorgung mit Waren und Dienstleistungen ist ein Grundbedürfnis der Bevölkerung und der Wirtschaft. Sortimentsausweitungen, erhöhter Wettbewerb mit sinkenden Handelsspannen und die fortlaufende Konzentration im Einzelhandel haben zu einer Umstrukturierung zu umsatzstar- ken, größeren Betrieben mit erheblichen Flächenausweitungen (Substitution von Personal durch Fläche) geführt, die zu ihrer Existenzsicherung immer größere Versorgungsbereiche benötigen. Die Folge ist der Rückzug des Einzelhandels aus der Fläche, der gebietsweise noch durch Sog- effekte großflächiger Einzelhandelsbetriebe verstärkt wird.

Damit der tägliche Bedarf möglichst wohnortnah gedeckt werden kann, sind alternative Versor- gungsmodelle zu etablieren.

Das städtebauliche Integrationsgebot soll spürbare Schwächungen von Orts-, Stadtteil- und Stadtkernfunktionen vermeiden. Deshalb sind innenstadtrelevante Sortimente an peripheren Standorten auszuschließen.

Grundsätzlich sind für die Ansiedlung von Einkaufszentren und großflächigen Einzelhandelsbe- trieben dort Grenzen zu ziehen, wo die Funktionsfähigkeit der Zentralen Orte und/oder die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung wesentlich beeinträchtigt würde.

Den Zentralen Orten und Verbandsgemeinden wird empfohlen, Einzelhandels- und Zentrenkon- zepte zu entwickeln, um rechtzeitig die Weichen für die Orts- bzw. Stadtentwicklung zu stellen mit dem Ziel einer bedarfsgerechten und gleichwertigen Versorgung der Bevölkerung.

2.3.4 Militärische Einrichtungen und Konversion

G1 Militärische Einrichtungen leisten in Teilgebieten der Region spürbare Beiträge zur Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur sowie zum Einkommenserwerb, stellen aber auch mehr oder weniger große Belastungen dar.

G2 Die Konversion militärischer Einrichtungen soll die negativen Struktureffekte, die von den Standortaufgaben und -reduzierungen ausgehen, abmildern und – wenn mög- lich – in positive Effekte umwandeln.

G3 Der größte Teil der ehemaligen militärischen Liegenschaften ist zwischenzeitlich ei- ner Konversion unterzogen worden. Dabei sind je nach Eignung der Standorte ent- sprechende Nachnutzungen geplant oder bereits erfolgt. Bei den übrigen Flächen sind Nachnutzungen festzulegen oder für die Zukunft offen zu halten, die sich in die jeweiligen städtebaulichen Strukturen und in die Raumstruktur einpassen. Bei Standorten im Außenbereich sollen auch Nachnutzungen in Betracht gezogen wer- den, die einen Beitrag zur Entwicklung des Freiraumes liefern können.

Begründung und Erläuterung

Die Aufgabe und Reduzierung militärischer Standorte stellt schwere Eingriffe in das Gefüge des jeweiligen Teilraumes und insbesondere der betroffenen Stadt bzw. Gemeinde dar. Die negativen Auswirkungen sollen deshalb durch geeignete Nachnutzungen möglichst gemildert werden. Ins- besondere in Gemeinden mit Entwicklungsdruck stellen Umwidmungen oftmals städtebaulich zentral gelegener Flächen besondere Chancen für einen Strukturwandel dar.

Freiraumstruktur - 17 -

3. FREIRAUMSTRUKTUR

3.1 Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen durch Freiraumsicherung und -entwicklung

G Zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und zur Erhaltung der Leistungsfä- higkeit des Naturhaushaltes sollen in der Region Rheinhessen-Nahe

• Natur und Landschaft und die natürlichen Ressourcen nicht mehr als unabding- bar notwendig in Anspruch genommen, • erforderliche Nutzungen oder Inanspruchnahmen von Freiräumen und der natür- lichen Ressourcen mit den örtlich spezifischen Naturhaushaltsfunktionen in Ein- klang gebracht, • möglichst große unzerschnittene Freiräume erhalten und • eine ausgewogene, räumlich differenzierte und funktionale Freiraumstruktur - im Sinne einer nachhaltigen Raumentwicklung - erhalten und entwickelt werden.

Dabei kommt dem Naturschutz, der Wasserwirtschaft sowie der Land- und Forst- wirtschaft eine besondere Bedeutung zu.

Begründung und Erläuterung

Zur Sicherung und Verbesserung der regionalen Freiraumstruktur und damit zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen weist der Regionale Raumordnungsplan in den hochverdichteten und verdichteten Gebieten multifunktionale Regionale Grünzüge und Grünzäsuren aus. Darüber hinaus werden Vorrang- und Vorbehaltsgebiete sowie weitere bedeutsame Gebiete für den Arten- und Biotopschutz für den Aufbau eines regionalen Biotopverbundsystems, Vorranggebiete für die Landwirtschaft, Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Wald, Vorranggebiete für den Grundwasser- schutz, Vorrang- und Vorbehaltsgebiete Hochwasserschutz zur Erhaltung und Verbesserung der Leistungsfähigkeit des natürlichen Retentionsvermögens der Landschaft sowie Gebiete für die landschaftsgebundene stille Erholung und Freizeit ausgewiesen.

3.1.1 Regionale Grünzüge und Grünzäsuren

Z1 In den hochverdichteten und verdichteten Räumen sowie in Teilräumen mit ver- gleichbarer Siedlungsdichte und -dynamik werden zur Erhaltung und zur nachhalti- gen umwelt- und sozialverträglichen Entwicklung und Gestaltung des Freiraumes landschaftsräumlich zusammenhängende multifunktionale Regionale Grünzüge ausgewiesen und in der Raumordnungskarte dargestellt. Sie dienen insbesondere

• der Gliederung des Siedlungsraumes, • der Erhaltung siedlungsklimatisch bedeutsamer Freiflächen in schlechtdurchlüfte- ten und thermisch hoch belasteten Gebieten und Siedlungen, • der Sicherung und Entwicklung der siedlungsnahen Erholung, • der Sicherung und Entwicklung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen, • dem Schutz des Wasserhaushalts, des natürlichen Wasserrückhaltevermögens der Landschaft und der natürlichen Überflutungsräume der Gewässer, • der Erhaltung des Bodens und seiner vielfältigen Bodenfunktionen sowie • der Erhaltung prägender Landschaftsstrukturen und –elemente.

Z2 In den Regionalen Grünzügen soll grundsätzlich nicht gesiedelt werden. Es dürfen nur Vorhaben zugelassen werden, die die Funktionen des Regionalen Grünzuges nicht beeinträchtigen oder unvermeidlich und im überwiegenden öffentlichen Inte-

Freiraumstruktur - 18 -

resse unabdingbar notwendig sind. Eine flächenhafte Besiedelung des Grünzuges ist nicht zulässig.

Z3 Zur Sicherung der Verbindung örtlicher bzw. innerörtlicher Grünbereiche mit der freien Landschaft werden Grünzäsuren ausgewiesen. Sie dienen darüber hinaus auch der Sicherung und Entwicklung von örtlich bedeutsamen Flächen für das Sied- lungsklima, für die Naherholung sowie für die Vernetzung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen. In den Grünzäsuren ist eine Bebauung nicht zulässig.

G2 Die Regionalen Grünzüge einschließlich der Grünzäsuren sind so zu entwickeln und zu gestalten, dass diese nachhaltig die oben genannten Funktionen erfüllen können, zur Erhaltung und Gestaltung einer ausgewogenen Freiraumstruktur im Zuge der fortschreitenden Entwicklung von Stadtlandschaften und zu einer langfristigen Ver- besserung der Umweltqualität im dichtbesiedelten Raum beitragen sowie die Ge- staltungsmöglichkeiten des Raumes langfristig wahren.

G3 Die funktionale Entwicklung und Ausgestaltung der Regionalen Grünzüge soll durch Regionalparkkonzepte und integrative Entwicklungskonzepte konkretisiert werden.

G4 Eine regions- bzw. landesübergreifende Vernetzung der Regionalen Grünzüge ist anzustreben.

Begründung und Erläuterung

Die in der Raumordnungskarte ausgewiesenen Regionalen Grünzüge und Grünzäsuren konkreti- sieren die im LEP III schematisch dargestellten Schwerpunkträume für den Freiraumschutz und grenzen sie verbindlich ab. Sie sind als regionalplanerische Freiraumsicherungsinstrumente mul- tifunktional begründet.

Durch die Ausweisung Regionaler Grünzüge sollen in Räumen mit hoher Siedlungsdichte und hohem Siedlungsdruck zusammenhängende, ausreichend große, unbesiedelte Freiräume lang- fristig von Besiedelung freigehalten und ihre vielfältigen ökologischen und sozialen Funktionen in einem räumlichen Verbund nachhaltig gesichert und entwickelt werden. Regionale Grünzüge die- nen der Gliederung des Siedlungsraumes. Sie sollen insbesondere bei größeren Siedlungsgebie- ten mit örtlichen bzw. innerörtlichen Grünbereichen in Verbindung stehen. Die Regionalen Grün- züge sind zu einem funktionsfähigen, zusammenhängenden, gemeindeübergreifenden Freiflä- chensystem zusammengefasst. In das System der Regionalen Grünzüge sind solche Gebiete einbezogen, die aufgrund ihrer spezifischen naturräumlichen Funktionen aus raumstruktureller Sicht als besonders wertvoll einzustufen sind. Hierzu zählen z.B.:

• wichtige Kaltluftentstehungs- und Kaltluftabflussbereiche, Ventilationsbahnen und Talabwind- systeme (siehe hierzu auch Kapitel 3.1.3), • siedlungsnahe Gebiete mit Bedeutung für die Entwicklung und Verbesserung der Naherho- lungsfunktion, • wertvolle Gebiete für den Arten- und Biotopschutz einschließlich bedeutsamer Entwicklungs- bereiche, • wertvolle Bereiche für den Wasserhaushalt und den Hochwasserschutz, • landschaftsprägende natürliche Elemente bzw. Kulturlandschaftsbestandteile (Waldflächen, strukturreiche Kulturlandschaftsbereiche, Wald- und Gewässerränder, Dünen, Hangkanten).

In der Regel beinhalten die als Grünzug ausgewiesenen Gebiete mehrere dieser Funktionen.

Regionale Grünzüge werden in der Regel land- und forstwirtschaftlich genutzt. Privilegierte land- wirtschaftliche Vorhaben im Außenbereich sind in den Regionalen Grünzügen zulässig, soweit die jeweiligen Freiraumfunktionen des Regionalen Grünzuges nicht beeinträchtigt werden.

Grünzäsuren sollen vornehmlich bei größeren Siedlungskörpern die Verbindung örtlicher bzw. innerörtlicher Freiflächen mit der freien Landschaft wahren und zu einer ausgewogenen Frei- raumstruktur im dichtbesiedelten Raum beitragen. Sie sollen darüber hinaus sich abzeichnende

Freiraumstruktur - 19 -

bandartige oder ausufernde Siedlungsentwicklungen aus Gründen der Siedlungsgliederung, Frei- raumerhaltung und Freiraumfunktionssicherung unterbinden. Grünzäsuren sind in der Regel in das System der Grünzüge eingegliedert. Sie stehen mit diesen vielfach in einem funktionalen Zu- sammenhang und werden insbesondere dort ausgewiesen, wo der Freiraum zwischen den Sied- lungskörpern nur noch 1.000 m beträgt oder diese 1.000 m bereits unterschritten sind. Grünzäsu- ren entsprechen in ihrer gewollten Wirkung den Regionalen Grünzügen.

Bei geplanten Maßnahmen innerhalb von Grünzäsuren ist regelmäßig davon auszugehen, dass deren Funktionsfähigkeit durch Bebauung beeinträchtigt wird und deshalb keinerlei Bebauung zu- lässig ist.

In den Regionalen Grünzügen und Grünzäsuren soll eine konsequente nachhaltige Landschafts- entwicklung stattfinden. Hierunter ist die Weiterentwicklung, Ausgestaltung und Optimierung der Freiraumfunktionen unter Berücksichtigung des Abbaus z.T. bestehender funktionaler Beeinträch- tigungen (z.B. infolge von Landschaftszerschneidungen durch Verkehrstrassen und infolge von Verkehrslärmbelastungen) durch geeignete Maßnahmen und Aktivitäten zu verstehen. Hierfür sind insbesondere integrative Entwicklungskonzepte sowie überörtliche Maßnahmen zur funktio- nalen Verbesserung und Vernetzung von Naherholungsgebieten nach dem Vorbild des „Regio- nalparkkonzeptes Rhein-Main“ geeignet.

3.1.2 Arten- und Biotopschutz

G1 In der Region Rheinhessen-Nahe sollen die noch vorhandenen regionalbedeutsa- men naturraumtypischen Lebensräume von Tieren und Pflanzen einschließlich ihrer standortökologischen Voraussetzungen sowie die Gebiete des Europäischen Net- zes „Natura 2000“1 unter Berücksichtigung vorhandener raumbedeutsamer Nutzun- gen nachhaltig gesichert und entwickelt werden. Auf regionaler Ebene soll insbe- sondere ein kohärenter Biotopverbund durch ein System räumlich miteinander ver- netzter funktionaler Lebensraumkomplexe geschaffen werden als Voraussetzung für die Sicherung des Fortbestandes bzw. der Wiederansiedlung regionalbedeutsamer Arten und Biotope. Hierzu weist der Regionale Raumordnungsplan Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für den Arten- und Biotopschutz aus.

Z1 Innerhalb der Vorranggebiete für den Arten- und Biotopschutz sind raumbedeut- same Maßnahmen und Vorhaben nicht zulässig, wenn sie dem Ziel „Sicherung und Entwicklung eines kohärenten regionalen Biotopsystems“ entgegenstehen. Es zäh- len hierzu insbesondere Bebauung im Sinne von Besiedelung, Zerschneidungen funktional zusammenhängender Lebensräume durch Verkehrstrassen, Freizeit- großprojekte sowie Eingriffe in den Boden- und Wasserhaushalt, die zu einer irre- versiblen Schädigung bzw. zu einem nicht ausgleichbaren Verlust funktional be- deutsamer Standortpotentiale führen. Die spezifischen naturschutzfachlichen Ziel- setzungen für die Entwicklung der „Funktionsräume“ des regionalen Biotopverbun- des2 sind darüber hinaus im Rahmen der Fachplanungen wie z.B. der agrarstruktu- rellen Entwicklungsplanung, der Bodenordnung, der forstlichen Rahmenplanung und der Bauleitplanung zu beachten.

G2 Vorbehaltsgebiete für den Arten- und Biotopschutz kennzeichnen Bereiche, in denen den Belangen des Arten- und Biotopschutzes bei der Abwägung mit konkur- rierenden raumbedeutsamen Maßnahmen bzw. Vorhaben grundsätzlich ein beson- deres Gewicht beizumessen ist.

1) Siehe Richtlinie 92/43 EWG (Habitatrichtlinie) des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen sowie Richtlinie 79/409 EWG des Rates vom 2. April 1997 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten 2) Regionales Biotopverbundsystem gem. landespflegerischem Planungsbeitrag nach § 16 LPflG zum Regionalen Raumord- nungsplan

Freiraumstruktur - 20 -

G3 Die Realisierung des regionalen Biotopverbundes soll durch interkommunal und interdisziplinär abzustimmende Maßnahmen sowie durch flankierende operationelle Programme des Landes gefördert und unterstützt werden. Dabei sollen die geeigne- ten Biotopentwicklungspotentiale verstärkt in die Umsetzung gemeindlicher Ökokon- tomaßnahmen sowie anderweitig erforderlicher Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen einbezogen werden.

G4 Die Erfordernisse zur Sicherung und Entwicklung von Biotopen außerhalb des re- gionalen Biotopverbundsystems sind im Zuge der Landschaftsplanungen der kommunalen Bauleitplanungen auf der Grundlage der „Planung vernetzter Biotop- systeme“ auf Landkreisebene zu konkretisieren.

Begründung und Erläuterung

Das LEP III Rheinland-Pfalz gibt vor, die landesweit bedeutsamen Kernräume und Vernetzungs- achsen für den Arten- und Biotopschutz sowie die Flächen für die Neuschaffung von funktionsfä- higen Biotopsystemen über die Ausweisung von Vorranggebieten für Arten- und Biotopschutz in den Regionalen Raumordnungsplänen zu sichern.

Mit der Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für den Arten- und Biotopschutz wer- den in der Region Rheinhessen-Nahe auf regionalplanerischer Ebene die Voraussetzungen für den Aufbau eines funktionalen regionalen Biotopverbundsystems geschaffen. Das Biotopver- bundsystem wird durch weitere für den Arten- und Biotopschutz bedeutsame Flächen (siehe Kar- te der regionalen Biotopvernetzung) vervollständigt. Mit Hilfe des regionalen Biotopverbundsys- tems sollen die noch vorhandenen regionalbedeutsamen Biotopkomplexe gesichert und im Zuge der Verwirklichung der spezifischen naturschutzfachlichen Entwicklungsziele gemäß der „Planung Vernetzter Biotopsysteme" zu einem räumlich-funktionalen zusammenhängenden Biotopsystem entwickelt werden. Dabei sind zum einen Flächen mit besonderen Standortpotentialen für gefähr- dete Lebensräume, zum anderen die qualitativen und quantitativen Lebensraumansprüche wild- lebender Arten, insbesondere auch von Arten mit mittlerem bzw. großem Raumanspruch, nach- haltig zu sichern und/oder zu entwickeln.

In diesem Zusammenhang kommt dem Schutz und der Entwicklung der vorhandenen hochwerti- gen Biotopstrukturen, den sog. Erhaltflächen als Kernbereichen des Biotopsystems und der be- sonders geeigneten Entwicklungsflächen in einem räumlich-funktionalen System besondere Be- deutung zu.

Die nicht als Vorranggebiete ausgewiesenen land- und forstwirtschaftlichen Flächen innerhalb der Funktionsräume sind Bestandteile des regionalen Biotopverbundsystems und damit Flächen, auf denen generell biotoptypenverträgliche Nutzungen anzustreben sind, um die Rahmenbedingun- gen für ein funktionales Biotopverbundsystem mittel- bis langfristig nachhaltig zu verbessern.

Durch die regionalplanerische Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für den Arten- und Biotopschutz werden rechtmäßige und ordnungsgemäß ausgeübte Nutzungen nicht berührt. Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für den Arten- und Biotopschutz dienen der räumlichen Siche- rung von Funktionsräumen, denen im System des regionalen Biotopverbundes eine besondere Bedeutung zukommt. Sie sind damit auch als besondere Zielgebiete für Maßnahmen des Natur- schutzes (insbesondere auch für Ökokontomaßnahmen) zu verstehen, wobei als vorrangiges Ziel innerhalb der Vorranggebiete die Erhaltung des vorhandenen günstigen Zustandes von Natur- und Landschaft und dessen zielgerichtete Pflege und/oder Weiterentwicklung im Sinne der fachli- chen Ziele des Naturschutzes zu nennen ist.

Mit dem regionalen Biotopverbundsystem werden gleichzeitig „landschaftsprägende“ Lebensräu- me gesichert und gewachsene und naturraumtypische Kulturlandschaften erhalten bzw. weiter- entwickelt.

Europäisches Netz Natura 2000: Gemäß § 34 Abs. 1 des Gesetzes zur Neuregelung des Rechts des Naturschutzes und der Landschaftspflege und zur Anpassung anderer Rechtsvorschriften (BnatSchGNeureg) sind Projekte vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Gebietes von gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines europäi-

Freiraumstruktur - 21 -

schen Vogelschutzgebietes zu prüfen. Die genannten Gebiete sind in der umweltfachlichen Bei- karte des Regionalen Raumordnungsplanes dargestellt.

Die Ziele und Grundsätze des Raumordnungsplanes sind im Hinblick auf ihre Verträglichkeit mit den Zielsetzungen der Vogelschutzgebiete geprüft (Verträglichkeitsprüfung im Sinne einer mate- riell-inhaltlichen Prüfung).

3.1.3 Besondere klimatische Funktionen

G1 Zur Sicherung gesunder lufthygienischer und bioklimatischer Bedingungen für die Bevölkerung sind neben der Reduzierung von Emissionen aus Verkehr, Industrie und Hausbrand die klimatischen Leistungen des Naturhaushaltes zu sichern und zu entwickeln.

G2 In den ländlichen Räumen sollen als klimatische Regenerationsgebiete, als Gebiete mit guten lufthygienischen und bioklimatischen Bedingungen - insbesondere auch für die Rekonvaleszenz sowie für die Sicherung allgemein günstiger regionalklimati- scher Bedingungen - die großräumig zusammenhängenden Waldgebiete des Hoch-, Idar- und Soonwaldes sowie die Wald-Offenlandbereiche des Nahe-Hunsrück- Raumes erhalten und gesichert werden.

G3 Zur Vermeidung einer Verschlechterung der siedlungsklimatischen Bedingungen in schlecht durchlüfteten und/oder thermisch hoch belasteten Gebieten der hochver- dichteten und verdichteten Räume werden im Regionalen Raumordnungsplan kli- maökologisch bedeutsame Freiflächen bzw. Funktionsräume mit der Ausweisung von multifunktionalen regionalen Grünzügen und Grünzäsuren gesichert. Der bauli- chen Innenentwicklung ist in diesem Zusammenhang Vorrang vor einer baulichen Außenentwicklung einzuräumen.

G4 In den hochverdichteten und verdichteten Räumen nach LEP III, insbesondere in den Bereichen mit schlechter Durchlüftung und hoher sommerlicher Wärmebelas- tung, sollen zur Sicherung der Leistungsfähigkeit lufthygienisch und bioklimatisch bedeutsamer Luftaustauschprozesse möglichst große zusammenhängende Frei- räume erhalten und industrielle Abwärmeemissionen nach Möglichkeit durch Ab- wärmeenergierückgewinnungssysteme reduziert werden.

Begründung und Erläuterung

Für die Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Bevölkerung sind sowohl Luftrein- heit als auch günstige bioklimatische Bedingungen von Bedeutung. Emissionen aus Verkehr, In- dustrie und Hausbrand können insbesondere bei reduziertem Luftaustausch (beispielsweise bei Inversionswetterlagen) die Luftqualität beeinträchtigen. Darüber hinaus können industrielle Ab- wärmeemissionen in dicht besiedelten Gebieten die sommerlichen thermischen Belastungsmo- mente verstärken.

Großräumig zusammenhängenden Wald- und Wald-Offenlandbereichen kommt vor allem Bedeu- tung als klimatische Regenerationsgebiete zu. Sie sind darüber hinaus aufgrund ihrer allgemein günstigen lufthygienischen und bioklimatischen Bedingungen besonders geeignet für die land- schaftsgebundene Erholung und Rekonvaleszenz (Humanregenerationsgebiete).

In Teilräumen der Region sind aufgrund der geographischen Lage (Beckenlage, Tallage) in Ver- bindung mit der hohen Siedlungsdichte vergleichsweise schlechte Luftaustauschbedingungen (hohe Inversionshäufigkeit) gegeben. Hier treten auch in den Sommermonaten bei autochthonen an Ort und Stelle entstandenen Wetterlagen gehäuft so genannte „bioklimatische (thermische) Belastungssituationen“ auf, die das Wohlbefinden der Bevölkerung beeinträchtigen können.

Freiraumstruktur - 22 -

In der Region Rheinhessen-Nahe sind hiervon vor allem das Rheintal mit den Siedlungsschwer- punkten Bingen am Rhein, Ingelheim am Rhein, Mainz, Nierstein, Oppenheim, Osthofen, Worms, das untere und mittlere Nahetal (Bingen am Rhein, Bad Kreuznach, Bad Münster am Stein- Ebernburg, Bad Sobernheim), das Selztal (Ingelheim am Rhein, Nieder-Olm, Alzey), das Appel- und Wiesbachtal betroffen.

Zur Aufrechterhaltung der klimahygienischen Leistungsfähigkeit von Kaltluftabflüssen und Talab- winden/Ventilationsbahnen ist es erforderlich, die relevanten Kaltluftentstehungs- und Kaltluftab- flussbereiche als räumlich-funktionale Einheit zu erhalten. Im wesentlichen kann dies durch Frei- halten von Bebauung, ggf. auch Freihalten von Wald gewährleistet werden. Ein Zusammenwach- sen der Siedlungen im Bereich der Tal- und Hanglagen von Talabwinden würde in den genannten Talräumen die Durchlüftungsverhältnisse und die thermischen Belastungen verschlechtern.

Die siedlungsklimatisch bedeutsamen räumlich-funktionalen Zusammenhänge reliefbedingter Kaltluftabflüsse wurden auf der Grundlage folgender Klimauntersuchungen berücksichtigt: Klimauntersuchung des Deutschen Wetterdienstes (DWD Offenbach) für die Region Rheinhes- sen-Nahe 1991 u. 1997; Stadtklimauntersuchung Worms (SPACETEC; 1993), Stadtklima Worms (LfUG-Oppenheim 1984); Klimaökologischer Begleitplan zum Flächennutzungsplan der Stadt Mainz (1992).

Bei der Festlegung multifunktionaler Grünzüge und Grünzäsuren wurden insbesondere die Er- gebnisse der Freiflächensicherungskarte der o.g. Klimauntersuchung des DWD - hier die Katego- rie „hoch zu sichernde Freiflächen“ - berücksichtigt. Aufgrund der besonderen topographischen Situation der Stadt Mainz wurden hier die stadtklimatisch bedeutsamen „Talsysteme“ (Ventilati- onsbahnen) einschließlich ihrer als „besonders wertvoll“ und „wertvoll“ eingestuften Einzugsberei- che gemäß dem klimaökologischen Begleitplan der Stadt Mainz für die Begründung und Abgren- zung des regionalen Grünzuges zu Grunde gelegt.

3.1.4 Grundwasserschutz

G1 Das Grundwasser ist in qualitativer und quantitativer Hinsicht flächenhaft zu schüt- zen.

G2 Die langfristige Sicherung des Grundwasserhaushalts soll durch die Erhaltung mög- lichst großer zusammenhängender Freiräume und durch eine grundwasserscho- nende Nutzung in den besonders bedeutsamen Bereichen für die Grundwasserneu- bildung und –gewinnung erfolgen. Hier sollen insbesondere Bodenversiegelungen und –verdichtungen vermieden werden. Die Grundwasserneubildung ist durch die Schaffung von Möglichkeiten der flächenhaften Versickerung zu unterstützen.

G3 Zur Sicherung der nachhaltigen Grundwassernutzung für die Trinkwasserversor- gung und zur Schonung des Naturhaushalts dürfen Grundwasserentnahmen grund- sätzlich nicht die durchschnittlichen jährlichen Grundwasserneubildungen über- schreiten. Gefährdungen des Grundwassers, z.B. durch nicht angepasste Boden- nutzungen, sind durch vorsorgende Maßnahmen auszuschließen.

Z1 Zum Schutz der regionalbedeutsamen Grundwasservorkommen werden Vorrang- gebiete für den Grundwasserschutz ausgewiesen. Diese umfassen insbesondere einen flussbegleitenden Streifen in der Rheinniederung von Osthofen bis nördlich Guntersblum, das Bodenheimer Ried, die Rheinniederung östlich von Ingelheim bei Bingen-Gaulsheim, das Rotliegende nördlich von Bad Kreuznach und die Nahe- ebene unterhalb von Bad Kreuznach, das Einzugsgebiet einer möglichen Trinkwas- sertalsperre am Gräfenbach sowie weitere Gebiete im Soonwald, das Einzugsgebiet der Steinbachtalsperre und die Quellen des Idarwaldes. In den Vorranggebieten für den Grundwasserschutz hat die Sicherung der Trinkwasserversorgung Vorrang vor konkurrierenden Nutzungsansprüchen, die zu einer Beeinträchtigung führen könn- ten.

Freiraumstruktur - 23 -

Z2 Die Vorranggebiete für den Grundwasserschutz sind - soweit noch nicht gesche- hen - durch die Ausweisung von Wasserschutzgebieten rechtskräftig zu sichern. Die Abgrenzungen bestehender Wasserschutzgebiete sind ggf. zu modifizieren bzw. zu erweitern, um einen langfristigen und optimalen Schutz zu gewährleisten.

G4 Zur Schonung des Grundwassers soll – wo dies ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist - Brauchwasser für die Industrie und Beregnungswasser für die Landwirtschaft nicht aus Grundwasser, sondern aus Oberflächenwasser und Uferfiltrat entnommen werden. Gleichzeitig ist der Wasserverbrauch durch Mehrfachnutzung, wasser- verbrauchssparende Technologien sowie standort- und anbauoptimierte Bewässe- rungsverfahren zu reduzieren.

Z3 Im Raum Bingen – Heidesheim und im Eicher Rheinknie sind die Grundwasserent- nahmen für Beregnungszwecke mit den Wasserbehörden abzustimmen und nach Prüfung ggf.durch Uferfiltrat oder Oberflächenwasserentnahmen zu ersetzen.

G5 Aufgelassene Wasserschutzgebiete sollen aus Gründen des Ressourcenschutzes weiterhin möglichst vor Beeinträchtigungen durch Versiegelungen, Verdichtungen oder stoffliche Einträge geschützt werden.

Z4 Die durch übermäßigen Nitrateintrag belasteten oder gefährdeten Grundwasserleiter und Quelleneinzugsgebiete sind durch die Einhaltung einer ordnungsgemäßen Landbewirtschaftung und sonstige geeignete Maßnahmen zu sanieren. Dies gilt insbesondere für den Raum Bingen - Heidesheim.

Begründung und Erläuterung

Die Grundwasserneubildung wird als Folge fortschreitender Besiedlung beeinträchtigt. Die Ge- fährdung des Grundwassers durch Stoffeinträge oder auch durch Übernutzung des Grundwasser- leiters nimmt zu.

Stoffeinträge aus der Landwirtschaft und Übernutzungen der Grundwasserkörper können regional zunehmend zum Ausweichen auf die Gewinnung von Uferfiltrat oder uferfiltriertem Grundwasser führen, so in Ingelheim-Ost, Bodenheim und Guntersblum.

Vorranggebiete für den Grundwasserschutz werden für die wichtigsten für die Trinkwasserge- winnung regional bedeutsamen Grundwasservorkommen ausgewiesen.

Durch die Aufgabe der Wasserentnahmen aus Flachbrunnen für Beregnungszwecke und die Umstellung der Beregnung auf Oberflächenwasserentnahmen sollen die Grundwassersituation stabilisiert und damit die standörtlichen Voraussetzungen für das Fortbestehen und die Entwick- lung regionalbedeutsamer Biotoptypen insbesondere feuchter und nasser Standorte im Bereich der Rheinniederung (landesweit bedeutsame Kernräume für den Arten und Biotopschutz gemäß LEP III) - gesichert werden.

Die mit den Wasserschutzgebieten verträglichen Nutzungen und Nutzungsintensitäten sind auf der Grundlage der spezifischen standörtlichen Gegebenheiten mit den Nutzern festzulegen. Hier- für können auch spezifische Düngemittel- und Anbauplanungen in Betracht kommen.

Insbesondere innerörtliche oder siedlungsnahe Wasserschutzgebiete können seitens der Ge- meinden als besondere Zielgebiete für örtliche Ökokontomaßnahmen geschützt und für den Ar- ten- und Biotopschutz und/oder für die Naherholung entwickelt werden.

Freiraumstruktur - 24 -

3.1.5 Oberflächengewässer

Z1 Die Oberflächengewässer sind zu schützen und zu pflegen. Die Gewässer sind na- turnah wiederherzustellen; die Gewässerstrukturgüte ist zu verbessern. Der für die morphologische Regeneration der Gewässer notwendige Raum ist zur Verfügung zu stellen.

Z2 Kritisch bis übermäßig belastete Oberflächengewässer sind hinsichtlich der Gewäs- sergüte und der Strukturgüte zu sanieren. Anzustreben sind hierbei mindestens die Gewässergüteklasse II und eine Gewässerstrukturgüte, die möglichst außerorts „mäßig verändert“ (Klasse III) sowie innerorts „deutlich verändert (Klasse IV) ist. Ei- ne Verschlechterung der Gewässergüte und der Gewässerstrukturgüte soll grund- sätzlich nicht zugelassen werden. Dies gilt insbesondere für die Fließgewässer in Rheinhessen, die mit ihren Auen bedeutende Elemente für die Biotopvernetzung darstellen und die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts sichern.

G1 Versickerungsmöglichkeiten am Ort des Niederschlagsgeschehens, ortsnahe Rück- haltemaßnahmen und eine naturnahe Ausgestaltung der Fließgewässer und ihrer Auen sollen zu einer Verstetigung der Gewässerabflüsse beitragen.

G2 Darüber hinaus sind zum möglichst schadensfreien Abführen von Hochwässern ebenso wie zur Niedrigwasseraufbesserung Wasserrückhaltebecken in Einzelfäl- len unvermeidbar. Der Raumordnungsplan sichert die Standorte der in den Was- serwirtschaftlichen Rahmenplänen Nahe und Rheinhessen aufgeführten Speicher- anlagen, Hochwasserrückhaltebecken und Polder.

Z3 Am Rhein sollen die in der Region vorgesehenen Rückhaltepolder

• Petersau / Bannen, • Worms / Mittlerer Busch, • Bodenheim / Laubenheim und • Ingelheim

möglichst zeitnah in Betrieb gehen. Darüber hinaus sind Deichrückverlegungen not- wendig.

G3 Das Naheprogramm hat eine standortgerechte Landnutzung, die Renaturierung der Bachauen und die Schaffung natürlicher Retentionsräume zum Ziel. Darüber hinaus sind zum möglichst schadensfreien Abfluss bei extremen Hochwasserereignissen entsprechend dem Hochwasserplan Nahe Hochwasserrückhaltebecken erforderlich. Der Traunbachstausee soll vorrangig realisiert werden. Neben dem Hochwasser- schutz soll er auch der Erholung dienen und die Attraktivität des Raumes Birkenfeld stärken. Die Standorte weiterer Rückhaltebecken des Hochwasserschutzkonzeptes Nahe sind in der Karte dargestellt und somit raumordnerisch gesichert; sie sollen von konkurrierenden Nutzungen freigehalten werden. Die Entscheidungen über ihre Realisierung erfolgt aufgrund nachfolgender Raumordnungs- und Planfeststellungs- verfahren.

G4 Hochwasserschutzmaßnahmen, die in Form von Gewässerausbau zum Schutz von Ortslagen zu höheren Hochwasserabflüssen führen, sind durch entsprechende Re- tentionsmaßnahmen auszugleichen, um die Unterlieger nicht zusätzlich zu belasten. Gewässerausbauten mit dem alleinigen Ziel einer erhöhten Abflussleistung sind nicht zulässig.

Freiraumstruktur - 25 -

Z4 Der Raumordnungsplan weist Vorranggebiete für den Hochwasserschutz aus. Maßnahmen, die den Hochwasserabfluss hemmen, sind nicht zulässig. Ausnahms- weise dürfen Anlagen errichtet werden, die nur in der Aue ihren Standort haben können, wie Häfen, Brücken, Wasserkraftanlagen (Mühlen), Hochwasserrückhalte- anlagen und ggf. einzudeichende Kläranlagen. Überschwemmungsgebiete sind in den Bauleitplänen darzustellen/festzusetzen.

G5 Darüber hinaus werden Vorbehaltsgebiete für den Hochwasserschutz sowohl vor als auch hinter den Deichen ausgewiesen. Überschwemmungsgefährdete Ge- biete sind durch Deiche geschützt, jedoch bei größeren Hochwasserereignissen vor einer Überflutung nicht absolut sicher. Um das Schadenspotential im Falle einer Überschwemmung zu begrenzen, ist die Besiedlung dieser Gebiete möglichst zu vermeiden. Gemeinden, die keine Ausweichmöglichkeit haben, sind hinsichtlich ih- rer Siedlungsentwicklung auf die Eigenentwicklung beschränkt. Überschwem- mungsgefährdete Gebiete sind in den Bauleitplänen darzustellen. Zur Minderung von Schäden sind in den Bebauungsplänen Auflagen vorzusehen wie Aufschüttun- gen, Warften, Verbot von Öllagerungen u.ä..

Begründung und Erläuterung

Die Gewässergüteklasse II als Mindestziel ist in Rheinhessen noch nicht überall erreicht. Diesbe- züglich sind insbesondere in Rheinhessen noch erhebliche Anstrengungen erforderlich. Viele Fließgewässer sind noch in einen naturnäheren morphologischen Zustand zu bringen. Die im Rahmen der „Aktion Blau“ dargelegten Handlungserfordernisse und einzuleitenden Maßnahmen sind deshalb konsequent umzusetzen bzw. fortzuführen. Hierzu müssen möglichst durchgehende Uferrandstreifen für die Entwicklung einer naturnahen Gewässerstruktur bereitgestellt werden. Darüber hinaus müssen auch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die Nährstoff- einträge in die Gewässer weiter reduziert werden können.

Naturnahe Gewässerentwicklung, Verzicht auf Versiegelungen, Rückhaltungen, Versickerungen und Verwendung von Niederschlägen am Ort der Niederschläge leisten nicht nur einen Beitrag zur Verstetigung der Wasserabflüsse, sondern auch zur Verbesserung der Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen, des Erholungswertes und zur Verbesserung des Landschaftsbildes.

Die regional bedeutsamen Vernetzungsachsen für den Arten- und Biotopschutz sind im Regiona- len Raumordnungsplan als Vorranggebiete für den Arten- und Biotopschutz dargestellt. Sie sollen schwerpunktmäßig für die Maßnahmenplanung im Rahmen der „Aktion Blau“ berücksichtigt wer- den.

Für den ausreichenden Schutz vor Extremhochwasser und zur Abwehr von Personen- und Sach- schäden sind großtechnische Hochwasserrückhalteanlagen dennoch unverzichtbar. Am Rhein wird die schadensfreie Abführung eines 200-jährlichen Hochwasserereignisses zugrunde gelegt und damit eine Sicherung wie vor Beginn des Rheinausbaus nach dem 2. Weltkrieg. Darüber hinaus soll durch ein Flächenmanagement ein differenzierter Hochwasserschutz hinter den Dei- chen erreicht werden.

Konkrete örtliche Maßnahmen zum Hochwasserschutz sind für die Nahe im Hochwasseraktions- plan Nahe dargelegt.

Noch in jüngster Zeit sind Siedlungen in den Auen errichtet worden und sind so den Hochwäs- sern ausgesetzt. Dies soll künftig vermieden werden. Deshalb sind auch überschwemmungsge- fährdete Bereiche hinter den Deichen als Vorbehaltsgebiete Hochwasserschutz ausgewiesen worden. Auch die eingedeichten Gebiete sind nicht vollständig sicher, so dass für den Ereignisfall eine Risikovorsorge zu treffen ist.

Freiraumstruktur - 26 -

3.1.6 Bodenschutz

G1 Die Böden selbst sowie ihre zahlreichen Funktionen im Naturhaushalt, insbesondere Regelungs-, Produktions- und Lebensraumfunktionen, sind nachhaltig zu sichern. Die Funktionen des Bodens als Filter und Speicher des Niederschlagswassers sind zu erhalten oder zu verbessern, der Bodenwasserhaushalt ist in einem natürlichen Zustand zu belassen oder möglichst naturnah wiederherzustellen. Beeinträchtigun- gen des Bodens durch Abbau, Verlagerung oder Versiegelung sind auf das unbe- dingt erforderliche Maß zu beschränken. Die Böden sind so zu nutzen, dass Erosi- on, Verdichtungen und Schadstoffanreicherungen vermieden werden. Geschädigte Böden sollen problemangepasst genutzt und möglichst verbessert oder saniert wer- den. Kultur- und naturgeschichtlich bedeutende Böden sind zu schützen. Naturnah belassene Böden und extensive Bodennutzungen sollen erhalten und gesichert und in den dafür geeigneten Gebieten (z.B. Grünlandnutzung in den Auen) weiterentwi- ckelt werden.

G2 Zur Erhaltung großräumig zusammenhängender unversiegelter Freiräume soll einer Zersiedelung des Raumes und der Entstehung bandartiger Siedlungsbereiche entgegengewirkt werden.

G3 Zur Minderung des Boden- bzw. Freiflächenverbrauchs und zum Schutz unbebauter Außenbereiche kommt der systematischen Operationalisierung des haushälteri- schen Umgangs mit dem Boden insbesondere in den hochverdichteten und ver- dichteten Räumen besondere Bedeutung zu. In diesem Zusammenhang sind fol- gende Grundsätze zu beachten: • Die bauliche Innenentwicklung hat grundsätzlich Vorrang vor einer Außenent- wicklung. • Es sind verstärkt Möglichkeiten der Inanspruchnahme von Altbaugebieten, der Umnutzung und Wiederverwendung (Flächenrecycling, Konversionsflächen) und der Nachverdichtung zu nutzen. • Bei der Neuausweisung von Bauflächen ist eine eingehende Bedarfsprüfung vor- zunehmen. • Auf die Umsetzung flächensparender Bauformen und Bauweisen und verkehrs- mindernde Funktionsmischung ist in geeigneter Weise hinzuwirken. • Ausbau vor Neubau, z.B. für Verkehrstrassen.

Zur Operationalisierung des haushälterischen Umgangs mit dem Schutzgut Boden soll ein gemeindeübergreifendes Boden- und Flächenmanagementsystem eingerich- tet werden, das im Besonderen die Potentiale der Nachverdichtung, der baulichen Sanierung und der Nutzung von Gewerbebrachen und Konversionsflächen einbe- zieht.

G4 Zur nachhaltigen Sicherung von Böden mit bodentyp- und bodenartbedingter hoher natürlicher Bodenfruchtbarkeit ist den Böden mit hoher natürlicher Ertragsleis- tung (sehr gute und gute Böden gemäß der Standortgruppenkarte des Geologi- schen Landesamtes) bei der Abwägung mit anderen Raumnutzungsansprüchen ein besonderes Gewicht beizumessen, insbesondere wenn durch die geplanten Maß- nahmen nicht umkehrbare Bodenzerstörungen einschließlich der Bodenstruktur in erheblichem Ausmaße zu befürchten sind (siehe hierzu auch Kapitel 3.2.1 Landwirt- schaft).

Z1 Für die besonders erosionsgefährdeten Weinbergs- und Ackerböden - hier die Löß- und Lößlehmböden an der Rheinfront sowie der oberen und mittleren Nahe - sind – soweit noch nicht erfolgt - im Rahmen von Bodenordnungsmaßnahmen und

Freiraumstruktur - 27 -

agrarstrukturellen Entwicklungsplanungen aus Gründen des vorsorgenden Boden- schutzes erosionsmindernde Maßnahmen festzulegen. Hierzu zählen auch natürli- che Sukzessionsflächen und partielle Bewaldung.

Z2 Folgende in der Planungsregion seltene Böden sind möglichst zu erhalten: Flugsandböden, Schwarzerde-Reliktböden, die Aueböden der Flüsse und Bäche, in der Nördlichen Oberrheinniederung die großflächigen Überschwemmungs- und Aueböden des Rheins, die Niedermoorböden.

Begründung und Erläuterung

Der anhaltende hohe Flächenverbrauch, Bodenversiegelung und Bodenverlagerung sind die wesentlichen Bodengefährdungsaspekte durch die die ökosystemar bedeutsamen Bodenfunktio- nen z.T. nicht umkehrbar beeinträchtigt werden. In der Region nahm die Siedlungs- und Ver- kehrsfläche zwischen 1979 und 2000 um mehr als ein Drittel (11.385 ha) auf 44.893 ha zu und hat inzwischen einen Anteil von 14,8 Prozent an der Bodenfläche erreicht. Der Flächenverbrauch ist zentraler Indikator und Kontrollgröße für eine nachhaltige Raumentwicklung. Deshalb kommt der Operationalisierung des haushälterischen Umgangs mit dem Schutzgut Boden auf regionalplanerischer Ebene grundsätzliche Bedeutung zu. Diese erhält langfristig die Entwicklungschancen der Gemeinden.

Aufgabe der Raumordnung und Landesplanung ist es, die unterschiedlichsten Nutzungsansprü- che an den Raum - wie Siedlungserweiterungen, Bau von Straßen, Gewerbeansiedlung, Land- und Forstwirtschaft und Umweltschutz - zu koordinieren. Damit ist Bodenschutz in der gesamt- räumlichen Planung in erster Linie eine Koordinierungsaufgabe im Sinne eines Flächenmanage- ments. Insofern besteht der zentrale Beitrag der Raumplanung in diesem Zusammenhang vor al- lem in einer umfassenden, querschnittsorientierten Freiraumsicherung. Sie bildet die konzeptio- nelle Grundlage für den Bodenschutz.

Der Schutz des Bodens und der Bodenfunktionen ist damit integraler Bestandteil aller dem Frei- raumschutz dienenden Instrumente des regionalen Raumordnungsplanes und wird insbesondere durch die Ausweisung multifunktional begründeter Regionaler Grünzüge und Grünzäsuren (in de- nen eine Besiedelung nicht zulässig ist), der Ausweisung von Vorranggebieten für den Ressour- censchutz (Arten- und Biotopschutz, Hochwasserschutz, Grundwasserschutz, Landwirtschaft und Wald (Schutzwald) und Vorbehaltsbereichen für den Ressourcenschutz (Arten- und Biotopschutz, Wald ) angestrebt.

Erosionsgefährdungen bestehen insbesondere in den Verbreitungsgebieten von Löß und Löß- lehm (weite Teile der Beckenlandschaft des Rheinhessischen Tafel- und Hügellandes). Mächtige Löß- und Lößlehm-Schichtfolgen finden sich bevorzugt auf Hochflächen und in Hanglagen mit überwiegend nördlicher bis östlicher Exposition (Bodengesellschaften 10-13 gemäß Wasserwirt- schaftlichem Rahmenplan). Im Übergangsbereich zu den westlich und südwestlich angrenzenden Bergländern wird die Löß-/Lößlehmüberdeckung geringmächtiger und lückenhaft. Diese Böden können sehr leicht durch Wasser erodiert werden. Skelettreiche Weinbergsböden - z.B. Steillagen im Mittelrheintal - sind wegen ihrer schützenden Steinbedeckung und hohen Wasserdurchlässig- keit trotz stärkerer Hangneigung weniger erosionsgefährdet.

Neben Maßnahmen der Bodenordnung und der Agrarstruktur leistet insbesondere auch die Landbewirtschaftung nach der guten fachlichen Praxis, wie sie in den Grundsätzen des § 17 Abs. 2 des Bundes-Bodenschutzgesetzes (BBodSchG) vom 17.März 1998 in Verbindung mit § 5 Abs. 3 und 4 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchGNeuregG) vom 25.März 2002 geregelt ist, einen Beitrag zum Bodenschutz.

Freiraumstruktur - 28 -

3.1.7 Landschaftsbild

G1 Zur Sicherung der Vielfalt an individuellen Landschaften ist die Erhaltung und Ent- wicklung des Landschaftsbildes eines Raumes an dessen naturräumlicher Eigenart zu orientieren.

G2 Gebiete von besonderem landschaftsästhetischem Wert und von überörtlicher Bedeutung für das natur- und kulturgeschichtliche Erbe einschließlich der Umgebung bedeutender Kulturdenkmäler sind nach Möglichkeit in ihrer Gesamtheit störungsfrei, d.h. frei von technisch-baulichen Anlagen, die das Schönheitsempfinden oder den unverwechselbaren Charakter der Landschaft unmittelbar beeinträchtigen können, zu erhalten.

G3 Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes sind grundsätzlich zu vermeiden. Die visuelle Wirkung von Störelementen in der Landschaft soll durch geeignete Maß- nahmen bzw. bereits durch geeignete Standortwahl (Ausnutzung des Reliefs) redu- ziert werden. Noch weitgehend „ungestörte“ Teilräume sind möglichst zu erhalten und landschaftsgerecht zu entwickeln. „Wirkungskorridore“ sollen durch Bündelung von Vorhaben begrenzt werden (z. B. Stromleitungen, Infrastruktur - insbesondere bei gering zerschnittenen Teilräumen).

G4 Die Leitlinien, Leitbilder und typbezogenen Handlungserfordernisse zur Erhaltung und Entwicklung des Landschaftsbildes gemäß den Ergebnissen der Landschafts- rahmenplanung sind von den Fachplanungsbehörden und den Trägern der Bauleit- planung grundsätzlich bei ihren Planungen, insbesondere bei Planungen die den Außenbereich betreffen, zu berücksichtigen.

Z1 In den folgenden Teilräumen bzw. Gebieten stehen raumbedeutsame Vorhaben grundsätzlich unter dem Vorbehalt der Landschaftsbildverträglichkeit: Mittelrheintal- bereich zwischen Bingen am Rhein und Bacharach, Salinental und Rothenfels bei Bad Münster am Stein-Ebernburg/Bad Kreuznach, Rochusberg/Bingen am Rhein, Gau-Algesheimer Kopf und Westerberg, Kloster Jakobsberg/Laurenziberg, Hangbe- reiche und Hangkanten der südlichen Rheinfront zwischen Mainz-Laubenheim und Osthofen, Hangkante von Aspisheim bis zum Wißberg, Disibodenberg, Bad So- bernheimer Stadtwaldbereich mit Freilichtmuseum. In diesen Gebieten kommt dem Schutz und der nachhaltigen Entwicklung des charakteristischen Landschaftsbildes aus raumordnerischer Sicht eine besondere Bedeutung zu. Vorhaben, die aufgrund ihrer Eigenart der besonderen Schutzbedürftigkeit des Landschaftsbildes entgegen- stehen können, sind nur zulässig, wenn diese an anderer Stelle grundsätzlich nicht realisierbar sind und aus Gründen des Allgemeinwohls und eines überwiegenden öf- fentlichen Interesses unverzichtbar sind.

Begründung und Erläuterung

Moderne Formgebungen im Bereich des Hochbaus sowie Telekommunikations- und Sendeein- richtungen, Windenergieanlagen und Hochspannungsleitungen haben z.T. erhebliche negative Einflüsse auf das Landschaftsbild. Dies gilt insbesondere für weitgehend ungestörte, naturnahe und gewachsene Kulturlandschaftsbereiche und für die Umgebung von Kultur- und Baudenkmä- lern (z.B. Burgen, Schlösser, Klöster, Kirchen) sowohl innerhalb als auch außerhalb der Siedlun- gen. Die Erhaltung und Entwicklung regional- bzw. naturraumtypischer Landschaften trägt we- sentlich zur Sicherung der Vielfalt an individuellen und unverwechselbaren Landschaftsbildern und regionalen Identifikationsmerkmalen bei und sichert und verbessert hiermit vor allem auch vorhandene Erlebnis-, Erholungs- und Fremdenverkehrsqualitäten der Region. Vor diesem Hin- tergrund soll insbesondere in den „sensiblen“ Landschaftsbereichen den Belangen des Land-

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schaftsbildes bei der Abwägung mit anderen öffentlichen Belangen ein besonderes Gewicht bei- gemessen werden.

Im Regionalen Raumordnungsplan dienen darüber hinaus auch folgende Instrumente dem nach- haltigen Schutz des Landschaftsbildes: Gebiete mit besonderer Bedeutung für landschaftsgebun- dene Erholung und Freizeit (siehe auch Kap. 3.2.3), Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für den Ar- ten- und Biotopschutz sowie Regionale Grünzüge und Grünzäsuren.

3.2 Nutzungsansprüche an den Freiraum und Schutz der natürlichen Ressourcen

3.2.1 Landwirtschaft

G1 Die Landwirtschaft soll durch eine nachhaltige Produktion die Versorgung mit quali- tativ hochwertigen und gesunden Nahrungsmitteln übernehmen und möglichst zur Erhaltung und Entwicklung einer vielfältigen Kulturlandschaft beitragen und damit andere Nutzungsansprüche an die Landschaft (Arten- und Biotopschutz, Land- schaftsbild, Erholung) unterstützen.

G2 Zur Sicherung der räumlichen Voraussetzungen der landwirtschaftlichen Produktion und zur Aufrechterhaltung einer leistungs- und wettbewerbsfähigen Landwirtschaft ist den Belangen der Landwirtschaft bei der Abwägung mit konkurrierenden raum- bedeutsamen Nutzungsansprüchen grundsätzlich ein besonderes Gewicht beizumessen. Insbesondere für die Landwirtschaft sehr gut und gut geeignete Bö- den sind möglichst zu erhalten. Bodenordnungsmaßnahmen sollen - soweit erfor- derlich - zur Verbesserung der agrarstrukturellen, betriebswirtschaftlichen sowie der ökologischen Verhältnisse und zum Schutz des Bodens vor Erosion beitragen.

Z1 Zur Sicherung von regional bedeutsamen landwirtschaftlichen Flächen werden Vor- ranggebiete für die Landwirtschaft ausgewiesen. Innerhalb der landwirtschaftli- chen Vorranggebiete hat die nachhaltige landwirtschaftliche Bodennutzung Vorrang vor konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungsansprüchen. Andere Nutzungen sowie Maßnahmen und Vorhaben sind nur zulässig, wenn sie zu keiner erheblichen Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Produktionsgrundlagen (Boden und Bo- denstruktur) und der Agrarstruktur führen.

G3 In den Fluss- und Bachauen soll die Grünlandwirtschaft als standortgerechte Nut- zung beibehalten bzw. möglichst wieder eingeführt werden. Auf den Grenzertrags- flächen der Mittelgebirgsstandorte soll die Landschaft im wesentlichen offen gehal- ten werden, ggf. auch durch extensive Grünlandnutzung. In den landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten wie z.B. in Rheinhessen sollen Hecken, Feldgehölze, Wald, Extensivwiesen u.ä. natürliche Landschaftsbestandteile einen Anteil von 5 % der Fläche erreichen. Dies ist im Rahmen von Bodenordnungsmaßnahmen, Agrar- strukturellen Entwicklungsplanungen und der Bauleitplanung zu berücksichtigen.

G4 Die überörtlich bedeutsamen agrarstrukturellen Entwicklungserfordernisse in der Region sollen in Konflikträumen – soweit noch nicht geschehen – auf der Grundlage einer agrarischen Fachplanung unter Berücksichtigung anderer raumstruktureller Entwicklungsaspekte (z.B. Siedlungsentwicklung, Wasserwirtschaft, Biotopverbund- planung) dargelegt werden.

G5 In Gebieten, in denen die landwirtschaftliche Nutzung aus Sicht von Raumordnung und Landesplanung in besonderem Maße zur Erhaltung und Pflege der Kulturland- schaft und zur Erhaltung und Entwicklung funktionsfähiger Biotopsysteme beitragen soll (hier insbesondere in den für den Naturschutz bedeutsamen überwiegend lan- wirtschaftlich genutzten Gebieten, wie z.B. Vorrang- oder Vorbehaltsgebiete für den

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Arten- und Biotopschutz, die die Kernräume gem. LEP III konkretisieren), ist es er- forderlich, die Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz durch geeigne- te Instrumente zu fördern sowie die naturschutzförderlichen landwirtschaftlichen Nutzungsformen und Strukturen durch verstärkten Einsatz der Bodenordnung und durch gezielte finanzielle Zuwendungen nachhaltig sicherzustellen. Hierfür sollen auch Nutzungskonzepte entwickelt werden, auf deren Grundlage die nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung zur Unterstützung landespflegerischer Zielsetzungen einschließlich der Kulturlandschaftspflege ausgestaltet werden kann.

Begründung und Erläuterung

Es ist Aufgabe der regionalen Raumordnung, die räumlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Landwirtschaft sich als leistungsfähiger Wirtschaftszweig unter Wahrung der natürlichen Lebensgrundlagen im Wettbewerb entsprechend entwickeln kann.

Dies setzt voraus, dass den landwirtschaftlichen Betrieben ausreichende Entwicklungs- möglichkeiten auch hinsichtlich der Erweiterung der Betriebsflächen offen gehalten werden müs- sen und dass das Naturpotential „Boden“ als Grundlage der landwirtschaftlichen Nutzung in aus- reichendem Umfang erhalten bleibt. Letzteres gilt insbesondere für sehr gut und gut geeignete Böden1) für die Landwirtschaft.

Darüber hinaus kommt der landwirtschaftlich genutzten Fläche eine zunehmende Bedeutung zu für den Erhalt und die Entwicklung einer für die Naherholung und den Tourismus attraktiven Kul- turlandschaft und als funktionaler Bestandteil eines zu entwickelnden Biotopverbundsystems.

Diesen Erfordernissen wird raumordnerisch im Wesentlichen dadurch Rechnung getragen, dass S den Belangen der Landwirtschaft bei der Abwägung mit konkurrierenden Raumnutzungen ein besonderes Abwägungsgewicht beigemessen wird, S Gemeinden bzw. Gemeindegruppen, die von besonders günstigen landwirtschaftlichen Be- triebs- und Produktionsstrukturen geprägt sind und/oder in denen die Landwirtschaft zur Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit der Siedlungsstruktur über die Pflege und Entwick- lung der gewachsenen Kulturlandschaft beitragen soll, die besondere Funktion Landwirt- schaft zugewiesen wird. In diesen Gemeinden sind die Interessen der Landwirtschaft in der Bauleitplanung in besonderem Maße zu berücksichtigen (siehe hierzu Kap. 2.2.2.5 Beson- dere Funktion Landwirtschaft), S überörtlich bedeutsame landwirtschaftliche Standortpotentiale als Vorranggebiete für die Landwirtschaft nach Abwägung mit anderen raumbedeutsamen Nutzungsansprüchen und Berücksichtigung örtlicher und regionaler Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten ausgewiesen werden.

Neben den Vorranggebieten für die Landwirtschaft ist die übrige landwirtschaftlich genutzte Flä- che in der Raumordnungskarte auf der Basis der ATKIS-Daten als „Landwirtschaftsfläche“ dar- gestellt.

Aufgrund der differenzierten naturräumlichen (edaphischen, klimatischen) und agrarstrukturellen Gegebenheiten in der Region Rheinhessen-Nahe sind für Rheinhessen insbesondere Böden der Standortgruppe A gemäß Standortgruppenkarte von Rheinland-Pfalz sowie Sonderkulturstandor- te und für den Naheraum insbesondere Flächen mit guten Böden bzw. mit guten agrarstrukturel- len Bedingungen und Aussiedlungen mit Hofanschlussflächen für Vorranggebietsausweisungen berücksichtigt.

Die Nutzung der Windenergie stellt in der Regel keine erhebliche Beeinträchtigung der landwirt- schaftlichen Produktion dar. Ebenso stellen Maßnahmen zur Verbesserung des Biotopverbundes sowie zur Verbesserung des Landschaftsbildes und der Erholungsqualität bis zu einem Flächen- anteil von 5 % in großflächig intensiv genutzten landwirtschaftlichen Vorranggebieten keine er- hebliche Beeinträchtigung des landwirtschaftlichen Vorrangs dar (siehe hierzu auch G3).

1) Eine Inanspruchnahme von für die Landwirtschaft sehr gut und gut geeigneten Böden für andere Nutzungen oder Vorhaben soll – gem. LEP III – unter Beachtung ökologischer Belange nur dann in Betracht kommen, wenn die Verwirklichung solcher Nutzungen zur Verbesserung der Raumstruktur beiträgt und für dieses Vorhaben nach seiner besonderen Zweckbestimmung nicht oder nur teilweise auf andere Flächen ausgewichen werden kann.

Freiraumstruktur - 31 -

3.2.2 Wald und Forstwirtschaft

G1 Wald ist als wesentlicher Bestandteil der Kulturlandschaft und aufgrund seiner öko- logischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedeutung (Multifunktionalität) zu erhalten, zu entwickeln und zu mehren. Für den Aufbau ökologisch stabiler Waldgesellschaf- ten sind auf der Grundlage der Vorgaben für die forstlichen Planungsräume eine standortgerechte und vielfältige Bestockung sowie eine möglichst bodenschonende Waldbewirtschaftung anzustreben.

G2 Wald darf für andere Nutzungen nur dann in Anspruch genommen werden, wenn die angestrebte Nutzung nicht außerhalb des Waldes realisierbar ist und die örtlich bzw. überörtlich bedeutsamen Schutz- und Erholungsfunktionen erhalten bleiben.

G3 Der Verlust von Waldfläche kann grundsätzlich nur durch eine Ersatzaufforstung ersetzt werden. Erstaufforstungen sollen dabei entweder möglichst in dem durch die Waldinanspruchnahme beeinflussten Raum in der Nähe der betroffenen Waldfläche durchgeführt werden oder zur Strukturverbesserung und zur Rückgewinnung eines angemessenen Waldanteils in waldärmeren, intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten dienen.

G4 Der Grundsatz der Walderhaltung und Waldmehrung gilt insbesondere für:

• Wälder, die für die Holznutzung, für spezifische ökologische Funktionen (Was- serhaushalt, Bodenschutz, Arten- und Biotopschutz, Klimaschutz) und die Erho- lungsnutzung bzw. Erholungsvorsorge eine besondere Bedeutung haben, • in hochverdichteten und verdichteten Räumen, • in regionalen Grünzügen und • in Gemarkungen mit weniger als 20 % Waldanteil.

G5 Zur gezielten Waldfunktionensicherung und Waldstrukturentwicklung werden im regionalen Raumordnungsplan Vorranggebiete Wald und Vorbehaltsgebiete Wald ausgewiesen.

Z1 Vorranggebiete Wald dürfen für andere Nutzungen und Funktionen, welche die Waldfunktionen beeinträchtigen können, nicht in Anspruch genommen werden. Bei allen raumbedeutsamen Zielsetzungen und Maßnahmen ist darauf zu achten, dass sowohl die natürliche Eignungsgrundlage dieser Bereiche als auch deren wirtschaft- liche Nutzbarkeit nicht gefährdet bzw. nach Möglichkeit verbessert werden.

Z2 In den Gemarkungen mit einem Waldanteil von weniger als 20 % ist bei raumbezo- genen Planungen im Rahmen der naturschutzrechtlichen Eingriffs- und Ausgleichs- regelung der Waldanteil zu erhöhen.

G6 Wald, der nicht als Vorranggebiet ausgewiesen ist, wird grundsätzlich als Vorbe- haltsgebiet Wald ausgewiesen.

G7 Zur Erhöhung des Waldanteils im waldarmen Rheinhessen sollen grundsätzlich die dafür geeigneten Flächen mit Wald bestockt werden. Hierbei sind die Belange der Landwirtschaft und des Naturschutzes zu berücksichtigen. Für Aufforstungen sollen Flächen nicht in Betracht gezogen werden, die nachweislich der Sicherung des Be- standes landwirtschaftlicher Haupterwerbsbetriebe oder der Erhaltung und Entwick- lung besonderer Lebensräume für Tiere und Pflanzen (geplanter Biotopverbund) dienen.

Freiraumstruktur - 32 -

G8 Die Belange der Forstwirtschaft sowie der Grundsatz der Waldmehrung in den waldarmen Gebieten sind im Rahmen der Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung, bei der Durchführung von Bodenordnungsmaßnahmen, bei landespflegerischen Planungen, insbesondere auf der Ebene der Bauleitplanung und bei wasserwirt- schaftlichen Planungen zu berücksichtigen.

Begründung und Erläuterung

Wald erfüllt vielfältige Funktionen. Er ist von Bedeutung für die Holzproduktion und -verarbeitung zu hochwertigen Produkten, die CO2-Bindung und CO2-Speicherung, den Bodenschutz, den Wasserhaushalt, den Klimahaushalt, den Arten- und Biotopschutz, das Landschaftsbild sowie die Erholungsnutzung. Die Entwicklung standortgerechter Waldgesellschaften liegt auch im Interesse einer umweltverträglichen und nachhaltigen Holzproduktion.

Sehr hohe Raumbedeutsamkeit haben i.d.R. rechtlich begründete und flächengebundene (nicht verlagerbare) Waldfunktionen.

Kriterien für Vorrang begründende Raumbedeutsamkeit der Waldfunktionen sind: Schutzwald (§ 16,17 LWaldG), Erholungswald (§ 20 LWaldG), Wälder in waldarmen Bereichen und im Umfeld von Siedlungsschwerpunkten, große zusammenhängende Waldflächen, Wälder außergewöhnlich hoher (möglicher) Leistungsfähigkeit, Naturwaldreservate, bewirtschaftete Nieder- und Mittelwäl- der, forstwissenschaftliche Versuchsflächen, Wälder im Genressourcenprogramm, zur Beerntung zugelassene Saatgutbestände sowie weitere besondere raumbedeutsame Waldflächen laut Forsteinrichtung und Waldfunktionenkartierung; ferner im Rahmen anderer Fachbereiche ent- sprechend einbezogene Wälder, insbesondere in Wasserschutzgebieten und anderen wasser- wirtschaftlich bedeutsamen Bereichen, in Naturschutzgebieten, Naturparkkernzonen, Land- schaftsschutzgebieten, in Bereichen mit gehäuften Vorkommen geschützter Biotope gem. § 24 LPflG u.a., soweit oben noch nicht erfasst. Den Vorrang Wald begründen i.a. mehrere Gesichtspunkte und die Kombination mehrerer Wald- funktionen sehr hoher und hoher Raumbedeutsamkeit.

Alle nicht als Vorranggebiete ausgewiesenen Waldflächen gelten in Anwendung der §§ 1 und 14 LWaldG generell als Vorbehaltsgebiete Wald.

Vor einer ggf. unvermeidbaren Inanspruchnahme des Waldes soll sichergestellt werden, dass die Wirksamkeit bzw. Leistungsfähigkeit der spezifischen örtlichen bzw. überörtlichen Schutz- und/oder Erholungsfunktionen des Waldes nicht gefährdet wird. Die Umwandlung und die Neuan- lage (Erstaufforstung) von Wald regelt §14 LWaldG im konkreten Einzelfall.

Weite Teile Rheinhessens werden aufgrund der Waldarmut als ausgeräumte Landschaft be- zeichnet. Zum Schutz des Bodens, zur Verbesserung des Klimas und des Wasserhaushaltes, des Landschaftsbildes und der Naherholungsqualität wird hier ein höherer Waldanteil angestrebt.

In den Entwicklungsbereichen für die Waldmehrung stehen Belange der Landwirtschaft und Ag- rarstruktur oder des Naturschutzes dann entgegen, wenn die vorgesehene Aufforstungsfläche nachweislich von wesentlicher Bedeutung für die Agrarstruktur (Sicherung des Bestandes land- wirtschaftlicher Haupterwerbsbetriebe) ist oder besondere Lebensräume bzw. geplante Biotop- verbünde beeinträchtigen würde.

3.2.3 Tourismus, Freizeit und Erholung

G1 Der Tourismus in der Region ist wegen seines Arbeitsmarkteffektes und seiner Synergieeffekte auf den Absatz landwirtschaftlicher Produkte sowie der Verbesse- rung der Wohnstandortfaktoren auszuweiten.

Z1 Das herausragende Natur- und Kulturerbe des Mittelrheintals ist hinsichtlich ei- nes dauerhaft tragfähigen Tourismus qualitativ und umweltverträglich zu entwickeln. Wesentliche Grundlage hierfür ist die Erhaltung, Bewirtschaftung und Pflege natur-

Freiraumstruktur - 33 -

raumtypischer und prägender Landschaftselemente, wie z.B. der Steillagenweinbau, Terrassenweinbau, Niederwald, Auen und Streuobstwiesen, die Erhaltung histori- scher Ortskerne und Kulturdenkmäler und die landschaftsangepasste Siedlungs- entwicklung sowie die Sanierung von Landschaftsbildbeeinträchtigungen und die Verminderung des Verkehrslärms (siehe hierzu auch Kapitel 3.1.7 Landschaftsbild).

Z2 Die Räume, die hinsichtlich ihrer strukturellen Entwicklung auf den Ausbau von Fremdenverkehr und Tourismus angewiesen sind, sollen regionale Entwicklungs- schwerpunkte werden.

G2 In den Gebieten für die landschaftsgebundene Freizeit und Erholung sind die touristischen Infrastruktureinrichtungen im wesentlichen auf die zentralen Orte und touristischen Zentren zu konzentrieren.

G3 Die Verknüpfung zwischen landwirtschaftlicher, insbesondere weinbaulicher Produk- tion und Gastronomie ist je nach den betrieblichen Verhältnissen auszubauen.

G4 Großräumige Landschaftsteile mit besonderen naturräumlichen Gegebenheiten, insbesondere mit einem hohen Waldanteil, mit günstigen heil- und bioklimatischen Bedingungen sowie geringer Besiedelungs- und Verkehrsdichte und Landschafts- zerschneidung sind insbesondere als Gebiete für die Langzeiterholung, Rekonva- leszenz und Fremdenverkehr von Bedeutung. Sie sollen erhalten und hinsichtlich ih- rer Funktion als Fremdenverkehrs- und Humanregenerationsgebiete für heute und zukünftig lebende Generationen gesichert und entwickelt werden.

G5 Zu diesem Zweck weist der Regionale Raumordnungsplan großräumig die weitge- hend unzerschnittenen Waldflächen und Waldoffenlandkomplexe des Hunsrücks (Hoch-, Idar- und Soonwald) und weitere erholungsbedeutsame Gebiete als Gebiete für landschaftsgebundene Freizeit und Erholung aus. Bei geplanten raumbedeutsa- men Maßnahmen und Vorhaben ist dem Erholungsbelang im Rahmen der Abwä- gung mit anderen öffentlichen Belangen ein besonderes Abwägungsgewicht beizumessen. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die Belange der Ge- meinden, denen die besondere Funktion Fremdenverkehr zugewiesen ist, zu beach- ten.

Z3 Die Erholungsfunktion des regionsübergreifenden Landschaftsschutzgebietes Soonwald soll insbesondere für die landschaftsgebundene stille Erholungsnutzung durch einen Naturparkstatus nachhaltig gesichert und verbessert werden.

G6 Für Zwecke der landschaftsgebundenen Erholung häufig frequentierte und beliebte Ausflugsbereiche bzw. -ziele sowie überörtlich bedeutsame Wegeverbindungen sind in ihrer Funktion zu sichern.

G7 In ökologisch sensiblen Landschaftsteilen - und hierzu zählen insbesondere die ausgewiesenen Vorranggebiete für den Arten- und Biotopschutz - sollen grundsätz- lich nur verträgliche Erholungsnutzungen in Frage kommen. Die landschaftsgebun- dene stille Erholung ist in der Regel mit den Zielen des Arten- und Biotopschutzes vereinbar. Soweit erforderlich sind auf fachlicher Ebene „Lenkungsmaßnahmen“ zum Schutz besonders sensibler Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu entwi- ckeln.

Z4 Freizeitgroßprojekte (Golfplätze, Ferienparks, Themen- und Erlebnisparks, Erleb- nisbäder u.ä.) sind grundsätzlich auf ihre Raumverträglichkeit zu prüfen.

Freiraumstruktur - 34 -

G8 Aus ökologischen und aus Gründen des Landschafts- und/oder Ressourcenschut- zes kommen Landschaftsschutzgebiete und Naturparke für die Neuanlage von großflächigen Sport- und Freizeiteinrichtungen in der Regel nicht in Betracht.

Z5 Gebiete die regelmäßig nicht in Betracht kommen für Freizeitgroßprojekte sind: Na- tura-2000-Gebiete, Naturschutzgebiete, Naturpark-Kernzonen, Vorranggebiete für den Arten- und Biotopschutz, Vorranggebiete für die Wasserwirtschaft (Grundwas- ser- und Hochwasserschutz), Vorranggebiete für die Rohstoffgewinnung und die Landwirtschaft, Regionale Grünzüge sowie Gebiete von besonderem landschaftsäs- thetischem Wert und von überörtlicher Bedeutung für das natur- und kulturge- schichtliche Erbe (siehe hierzu auch Kapitel 3.1.7).

G9 Den Bedürfnissen der Bevölkerung nach Freizeit und Sport soll vor allem durch ein wohnortnahes Angebot von Freizeit- und Sportstätten an geeigneten und umweltverträglich ausgestalteten Standorten entsprochen werden.

Z6 Die landschaftsgerechte und ökologisch verträgliche Erweiterung von Sport- und Freizeitanlagen, z. B. Campingplätzen, Sportplätzen, Golfplätzen und Freizeitparks, hat Vorrang vor der Neuanlage. Neue Sport- und Freizeitanlagen sollen vorrangig im Siedlungsrandbereich verkehrsgünstig angelegt werden.

G10 Freizeitwohnen, großflächige Sportanlagen oder sonstige Freizeitgroßprojekte dür- fen das Landschaftserleben und die Zugänglichkeit der Landschaft für die Allge- meinheit nicht einschränken und sollen möglichst konzentriert werden.

G11 Den Bedürfnissen der Bevölkerung nach naturnahen Erholungsflächen in Woh- nungsnähe soll zukünftig insbesondere in den dicht besiedelten Gebieten der Re- gion in stärkerem Maße Rechnung getragen werden. In Rheinhessen und im unte- ren Naheraum ist die landschaftliche Eignung für die wohnortnahe Erholung auch mit Hilfe von Ausgleichsflächen des Ökokontos zu verbessern.

Z7 Die vorhandenen regionalbedeutsamen Naherholungsgebiete sind zu erhalten und soweit erforderlich durch landespflegerische bzw. landschaftsgestaltende Maß- nahmen und durch Maßnahmen zur Verbesserung der Erreichbarkeit mit öffentli- chen Verkehrsmitteln und ggf. durch Abbau von Beeinträchtigungen (z.B. Lärmim- missionen, Landschaftsschäden) in ihrer Funktionalität zu verbessern.

Bedeutende Naherholungsbereiche mit überörtlicher Bedeutung für ruhige na- turnahe Erholungsformen sind: die südliche Rheinfront, die Rheinhessische Schweiz, die Rheinauen zwischen Bingen am Rhein und Mainz, das Laubenheimer und Bodenheimer Ried, der Rochusberg, Binger Wald, der Lenneberg- und der Ober-Olmer Wald, das „Oppenheimer Wäldchen“, das Eicher Rheinknie, der Herrns- heimer Wald und die Bürgerweide in Worms, das Selztal zwischen Ingelheim und Nieder-Olm, der Westerberg (Gau-Algesheim), das Salinental, die Naheauen, der Idarwald und die Soon- und Hochwaldrandbereiche.

Z8 Für die landschaftsgebundene stille Erholung besonders zu entwickeln sind darüber hinaus der Plateaubereich Kloster Jakobsberg/Laurenziberg einschließlich des süd- lich des Klosters anschließenden Hangkantenbereichs bis zum Wißberg und das Selztal von Nieder-Olm bis Alzey.

G12 Den Gemeinden mit der besonderen Funktion Wohnen (W-Gemeinden) kommt die Aufgabe zu, die Regionalen Grünzüge bzw. Grünzäsuren in bezug auf den Aspekt der Naherholungsflächenvorsorge zu konkretisieren und auszugestalten, indem sie die Flächen für die Sicherung, Entwicklung und ggf. Sanierung von Naherholungs-

Freiraumstruktur - 35 -

bereichen auf der Grundlage einer flächendeckenden kommunalen, ggf. interkom- munalen Naherholungskonzeption in den Flächennutzungsplänen verbindlich festle- gen.

G13 In der Region sollen zur Umsetzung der lokalen Naherholungskonzeptionen und zu ihrer Einbindung in einen überörtlichen Naherholungsverbund die regional und lokal bedeutsamen Naherholungsgebiete und –attraktionen in einem Regionalparkkon- zept zusammengeführt und über zu entwickelnde und auszugestaltende Regional- parkrouten miteinander verbunden werden (vgl. hierzu auch 3.1.1; G 3).

Z9 Das Defizit an wassergebundenen Erholungsmöglichkeiten in der Region ist abzu- bauen durch eine ordnende Konzeption im Eich-Gimbsheimer Kiesseengebiet, die Schaffung einer regionalen Freizeitanlage in Bad Kreuznach-Ippesheim, den Bau des Traunbachstausees und ggf. durch Nutzung der Baggerseen in Ingelheim.

G14 Das Radwegesystem ist auch unter den Gesichtspunkten von Naherholung und Tourismus weiter auszubauen.

Begründung und Erläuterung

Die Verbesserung des siedlungsnahen Erholungsflächenangebotes und der Erholungsqualität in den hochverdichteten und verdichteten Räumen ist aufgrund der Zunahme der Wohnbevölkerung und des zunehmenden Verstädterungsprozesses eine grundlegende Voraussetzung zur Siche- rung der Standortqualität städtischer Agglomerationsbereiche. Gleichzeitig trägt dies dazu bei, den motorisierten Freizeitverkehr im Bereich der Kurzzeit- bzw. Feierabend- und Wochenender- holung zu reduzieren sowie stark frequentierte Naherholungsgebiete zu entlasten und damit auch ökologisch sensible Bereiche zu schonen. Den Gemeinden obliegt die Aufgabe, Freiräume für die Naherholung möglichst im unmittelbaren Umfeld der Wohnsiedlungen zu sichern und so zu entwickeln, dass ihre Erholungswirksamkeit nachhaltig gewährleistet ist. In diesem Zusammenhang tragen sie auch Sorge dafür, dass die Zugänglichkeit der Landschaft für Fußgänger und Radfahrer erhalten bleibt oder soweit erforder- lich durch Rad- und Fußwege hergestellt wird und dass Beeinträchtigungen der Naherholungsbe- reiche durch Landschaftszerschneidungen und Lärmimmissionen vermieden und dort, wo bereits erhebliche Beeinträchtigungen von Naherholungsgebieten durch Lärmimmissionen und Land- schaftszerschneidungen bestehen, diese durch geeignete Maßnahmen abgebaut werden.

Die Aufgabe der vorsorgenden Naherholungsflächensicherung und –entwicklung kommt insbe- sondere den Gemeinden zu, denen im Regionalen Raumordnungsplan die besondere Funktion „Wohnen“ (W) zugewiesen ist.

Gemäß LEP III sind im unmittelbaren Umfeld der Siedlungen erholungswirksame, möglichst be- lastungsfreie Landschaften zu erhalten und zu entwickeln. Es ist anzustreben, sie untereinander und mit den Siedlungen so zu verknüpfen, dass sie ohne Benutzung des PKW erreichbar sind.

3.2.4 Sicherung der Rohstoffversorgung

G1 Die Rohstoffversorgung ist mittel- und langfristig zu sichern. Hierzu werden wirt- schaftlich bedeutsame Lagerstätten geschützt.

Um eine geordnete Gewinnung oberflächennaher Rohstoffe zu gewährleisten, wer- den flächenhaft

Z1 Vorranggebiete für Rohstoffsicherung und

G2 Vorbehaltsgebiete für Rohstoffsicherung ausgewiesen.

Freiraumstruktur - 36 -

Darüber hinaus werden genehmigte Abbauflächen, die keiner regionalplanerischen Abwägung mehr unterworfen werden, nachrichtlich dargestellt.

Z2 In Vorranggebieten für Rohstoffsicherung ist der Rohstoffabbau aus regionalpla- nerischer Sicht möglich und hat gegenüber konkurrierenden Nutzungen Vorrang. Maßnahmen, die dem Rohstoffabbau entgegenstehen, sind unzulässig.

G3 In den Vorbehaltsgebieten für Rohstoffsicherung ist die Entscheidung über die Zulässigkeit des Rohstoffabbaus nachfolgenden Verfahren überlassen, wobei der Nutzung „Rohstoffabbau“ im Zuge der Abwägung ein besonderes Gewicht beizumessen ist. Vorhaben, die einem Rohstoffabbau entgegenstehen, sind in den Vorbehaltsgebieten für Rohstoffgewinnung nicht zulässig.

G4 Der Abbau von Rohstoffen soll weitestgehend in den genehmigten Abbauflächen, den ausgewiesenen Vorranggebieten und ggf. Vorbehaltsgebieten für die Rohstoff- sicherung konzentriert werden. Ein Abbau außerhalb dieser Gebiete soll nur in be- gründeten Ausnahmefällen erfolgen (Konzentrationsgebot).

G5 Soweit möglich, soll Bauschuttrecycling den Abbau von Lagerstätten reduzieren.

Abbaugrundsätze

G6 Das ausgewiesene Rohstoffgebiet ist möglichst vollständig abzubauen, sofern dem nicht andere vorrangige Nutzungen entgegenstehen.

G7 Die Gewinnung von Bodenschätzen soll insbesondere den Schutz des Grundwas- sers und von Natur und Landschaft gewährleisten und das Landschaftsbild mög- lichst wenig zu beeinträchtigen. Besonders strenge Maßstäbe sind dementspre- chend beim Abbau in Landschaftsschutzgebieten sowie in Erholungsgebieten anzu- legen.

G8 In Gebieten mit besonderer Bedeutung für das Landschaftsbild, in Verdichtungs- räumen sowie in Erholungs- und Tourismusgebieten soll nicht horizontal in die Hän- ge der Täler eingegriffen werden, sondern der Abbau soll möglichst von oben nach unten erfolgen.

G9 Dies ist ebenfalls erforderlich aus Gründen des Immissions- oder Sichtschutzes ge- genüber Wohnsiedlungen und anderen empfindlichen Nutzungen.

G10 Zwischen Wohnsiedlungen und den Abbauen soll ein Mindestabstand von 500 m eingehalten werden, wenn der Abbau mit Hilfe von Sprengungen erfolgt oder der Abbau, die Aufbereitung, der Transport oder die Rekultivierung deutliche Lärm- und Staubemissionen erwarten lassen.

G11 Ansonsten ist ein Mindestabstand zwischen den äußeren Grenzen der Abbaue und Wohnsiedlungen von mindestens 250 m einzuhalten.

G12 Abbaue, bei denen abzusehen ist, dass der Abbauzeitraum voraussichtlich 20 und mehr Jahre in Anspruch nehmen wird, sind so zu gestalten, dass eine “rollende” Rekultivierung bereits abgebauter Teile erfolgen kann.

Folgenutzungen

G13 Die Gewinnungsfläche soll sich nach Abschluss der Gewinnungstätigkeit wieder in die umgebende Landschaft einfügen.

Freiraumstruktur - 37 -

G14 In Erholungsgebieten/Tourismusgebieten und exponierten Lagen ist auf eine zeitna- he und behutsame Rekultivierung besonderer Wert zu legen.

G15 In den weitgehend ausgeräumten Landschaften Rheinhessens und der unteren Na- he soll die Folgenutzung der Abbaufläche einen Beitrag zur Erhöhung des Waldan- teils (naturnaher Wald, Erholungswald) und/oder zur Vergrößerung naturnaher Flä- chen durch Schaffung von Sekundärbiotopen/ Sukzession leisten.

G16 In Landschaftsschutzgebieten soll die Folgenutzung möglichst dem jeweiligen Schutzzweck des Landschaftsschutzgebietes dienen und es aufwerten.

G17 Soweit notwendig und möglich sind hinsichtlich der Rekultivierung auch stadtplane- rische Gesichtspunkte zu berücksichtigen.

Aufstellung der Rohstoffsicherungsgebiete zu Z1 Als Vorranggebiete für die Rohstoffsicherung werden im Einzelnen ausgewiesen und in der Raumordnungskarte dargestellt:

Nr. Ziffer Name Standort Auflagen Folgenutzung LGB1) Kiese und Sande 1 13 Sandgrube Stein- Bad Sobernheim Natürliche Sukzes- hardt sion 2 24 Dämmerberg Hackenheim 3 27 Laurenziberg-Ost Gau-Algesheim Nach Lösung des Landwirtschaft, Bio- Transportweges topentwicklung 4 28 Appelgarten Aspisheim Vogelschutz Biotopentwicklung 5 29 Am Kreuznacher Sprendlingen Abstand von NSG Biotopentwicklung Weg und Hangkante, Vogelschutz 6 30 Kisselberg St. Johann Vogelschutz Wald, Biotopentwicklung 7 30 Steinwald St. Johann Ausgleich vor Ab- Wald grabung 8 31 Griesmühle Ingelheim 9 56 Eckelsheim Wald, Biotope 10 61 südl. Worms- Wiederherstellung Wald, Biotope, Erho- Abenheim Hang und Bepflan- lung zung 11 62a südwestl. Worms- Pfeddersheim 12 64 Innerer Altrheinbo- Gimbsheim/Eich Grundwasser und Aufwertung der gen Biotopschutz, Nicht- Landschaft, Arten- beeinträchtigung und Biotopentwick- FFH-Gebiet lung 13 65 Im Abel Gimbsheim Grundwasserschutz Biotopentwicklung 14 - westl. Eich Puffer zum NSG wassergebundene Erholung 15 790 südöstl. Worms- Biotopentwicklung, Heppenheim Wald

1) Landesamt für Geologie und Bergbau

Freiraumstruktur - 38 -

Nr. Ziffer Name Standort Auflagen Folgenutzung LGB1) Quarzsand 16 20 Kiesgrube Rümmelsheim/ Wald Rümmelsheim Münster-Sarmsheim 17 21 Butterkopf Münster-Sarmsheim Wald 18 21a Auf der Linde Münster-Sarmsheim Landwirtschaft 19 60 Monsheim- Biotopentwicklung, Kriegsheim Erholung Hartsteine 20 41 Geisberg Ellenberg/Gollenberg Beachtung ND, §-24-Biotop 21 42 Buhlenberg Wald 22 44 Grube Haumbach Ellweiler Wald 23 49 Hainbuch/Birkfink Niederwörresbach Nichtbeeinträchti- Biotope, Wald gung FFH-Gebiet 24 49 nördl. Gerach 25 Bengelberg östl. Kirn 26 Hellberg östl. Kirn 27 11 Langenthal Immissionsschutz Biotope, Wald 28 23 Traisen 29 51 Bärweiler Immissionsschutz Wald, Biotope Ortslage Bärweiler 30 55 Frei-Laubersheim/ Neubamberg 31 neu Grube Martha Waldböckelheim Kein Transport durch Wald Ortslage Steinhardt Quarzit 32 4 Kappelbach Stipshausen Kulisse nach Süden Wald stehen lassen 33 37 Östlich L 163 Allenbach Kulisse nach Süden Wald stehen lassen 34 16 Schöneberg 35 2 Burg Sooneck Trechtingshausen frühzeitige Rekulti- vierung 36 817 Lindenkopf Daxweiler Schutz § 24-Biotope, Biotope, Wald geringe Einsehbar- keit, Transport über AS Rheinböllen Sandstein 37 53 Auf der Klauer südwestl. Odernheim Aufschließung vom Plateau, kein Eingriff in den Hang des Glantals 38 57 Flonheim Beachtung NSG Biotopentwicklung 39 106 Kaisersteinbruch östl. Löllbach Wald Kalkstein und Dolomit 40 34 Laubenheimer Mainz-Weisenau/ Frühzeitige Erholung Höhe Laubenheim Rekultivierung 41 35 Farrenberg / Keine Zementpro- Biotopentwicklung Dienheim duktion vor Ort, Transport umwelt- freundlich 42 18 Hundsfels Stromberg Abstimmung mit Trassensicherung, Stadtentwicklung Umgehungsstraße

1) Landesamt für Geologie und Bergbau

Freiraumstruktur - 39 -

Nr. Ziffer Name Standort Auflagen Folgenutzung LGB Schiefer 43 5 Frühberg Sulzbach 44 6 Eschenbach/ südöstl. Bollen- Bocksberg bach Ton 45 25 Tongrube Wöllstein Biotopentwick- lung, Wald 46 12a Ziegelei Eimer Bad Sobernheim Heilerde 47 22 Friedersberg Münster- Sarmsheim

zu G2 Als Vorbehaltsgebiete für die Rohstoffsicherung werden ausgewiesen und in der Raumordnungskarte dargestellt:

Nr. Ziffer Name Standort Auflagen Folgenutzung LGB Kiese und Sande 1 29 Am Johannesweg Aspisheim Klärung Transport- Landschaftsaufwer- weg tung, Biotopentwick- lung 2 61 Kalksandstein südl. Worms- Wiederherstellung Wald, Biotope, Abenheim-Ost Hang und Bepflan- Erholung zung Quarzsand 60 Monsheim, westl. Landschaftsentwick- Teil lung, Erholung Hartsteine 3 9 Gonrather Hof Weiler bei Monzin- Transport über K 19 Wald gen 4 47 Limbergskopf Bergen Klärung Transport 5 54 nordwestlicher Duchroth/Odern- Transport nach Sü- Wald Bauwald heim den Quarzit 6 4 Südl. Kappelbach Stipshausen Grundwasserschutz, Wald Kulisse nach Süden stehen lassen 7 817 Lindenkopf Daxweiler Schutz § 24-Biotope, Biotope, Wald geringe Einsehbar- keit, Transport über AS Rheinböllen 8 817 Rabenacker Daxweiler Schutz § 24-Biotope, Biotope, Wald geringe Einsehbar- keit, Transport über AS Rheinböllen Kalkstein und Dolomit 9 17 Gollenfels-Süd südwestl. Strom- berg 10 35 südl. Teil Dex- heim/Dienheim 11 58 südöstl. Frei- mersheim Ton 12 12 nördl. Bad So- Beachtung NSG und bernheim geplanter Golfplatz

Freiraumstruktur - 40 -

Begründung und Erläuterung

Die Sicherung wirtschaftlich nutzbarer Lagerstätten muss unter einem langfristigen Zeithorizont, der die Laufzeit des Regionalen Raumordnungsplans weit überschreitet, erfolgen.

Hinsichtlich der Vorranggebiete für die Rohstoffsicherung wurde der Rohstoffabbau gegen- über konkurrierenden Nutzungen abgewogen und eine Abwägungsentscheidung für den Roh- stoffabbau gefällt.

Vorbehaltsgebiete für Rohstoffsicherung wurden ausgewiesen, wenn eine regionalplanerische Zielentscheidung für Rohstoffabbau in der Regel aufgrund vielfältiger oder gravierender Konflikte, die einer detaillierten Abprüfung bedürfen, letztlich nicht getroffen werden konnte. In der Regel stehen Entscheidungen über einen Rohstoffabbau in diesen Gebieten allenfalls zu einem späte- ren Zeitpunkt an. Es ist zweckmäßig, eine Entscheidung über die Zulässigkeit des Rohstoffab- baus erst dann zu treffen, um auch künftige Entwicklungen angemessen berücksichtigen zu kön- nen.

Die Forderung nach einem grundsätzlich vollständigen Abbau des ausgewiesenen Rohstoff- gebietes trägt dem Erfordernis eines wirtschaftlichen Abbaus Rechnung und verringert die Not- wendigkeit, weitere Abbaue zu eröffnen. Wegen der erforderlichen Rücksichtnahme auf konkur- rierende Nutzungen kann dieser Abbaugrundsatz jedoch in Einzelfällen durch Auflagen einge- schränkt werden.

Angesichts vielfältiger sich überlagernder wichtiger Nutzungen wird in einigen Rohstoffsiche- rungsgebieten eine Einschränkung des Rohstoffabbaus durch Auflagen vorgenommen. Der Rohstoffabbau ist dort nur insoweit zulässig, wie die Auflagen erfüllt und die genannten konkurrie- renden Nutzungen nicht beeinträchtigt werden. Dies gilt insbesondere für den Grundwasser- schutz in Wasserschutzgebieten. Die Auflagen haben Zielcharakter. Ihnen ist in den Genehmi- gungsverfahren zum Rohstoffabbau Rechnung zu tragen. Die Nichtbeachtung der im Einzelnen genannten Auflagen führt i.d.R. zu dem Ergebnis, dass ein Abbau nicht raumverträglich ist.

Für die Rohstoffabbaugebiete werden Folgenutzungen festgesetzt, wenn diese Folgenutzungen Beiträge zu bestimmten raumordnerischen Zielen und Grundsätzen (z.B. Biotopentwicklung, Nah- erholungseignung) leisten sollen.

Verkehr und Infrastruktur - 41 -

4. VERKEHR UND INFRASTRUKTUR

4.1 Verkehr

G1 Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist sowohl zur äußeren Anbindung als auch zur inneren Erschließung der Region sicherzustellen.

G2 Hierbei ist das Gesamtverkehrssystem so auszurichten, dass es den unterschiedli- chen raum- und siedlungsstrukturellen Anforderungen des Gesamtraumes und sei- ner Teilräume hinsichtlich des Erschließungs- und Verbindungsbedarfs gerecht wird und gleiche Mobilitätschancen für Frauen und Männer eröffnet.

G3 Dem voraussichtlich auch mittelfristig weiterhin steigenden Verkehrsaufkommen in der Region Rheinhessen-Nahe ist durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur so- wie durch eine verbesserte Verknüpfung der Verkehrsmittel Rechnung zu tragen.

G4 Siedlungsstruktur- und Verkehrsentwicklung sind zu koordinieren. Ausbau und Ver- besserung vorhandener Verkehrsanlagen haben Vorrang vor Neubau.

G5 Nach dem Prinzip "Verkehrsvermeidung vor Verkehrsverlagerung" ist entsprechend dem Siedlungsstrukturkonzept eine Verminderung des Mobilitätsbedarfs anzustre- ben.

Z1 In den verkehrlich hochbelasteten Teilräumen der Region (insbesondere entlang der Rheinachse) ist den Verkehrsträgern mit hoher Massenleistungsfähigkeit Vorrang einzuräumen. Das Ziel ist bei der Aufstellung der Nahverkehrspläne zu berücksich- tigen.

Begründung und Erläuterung

Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist unabdingbare Voraussetzung dafür, dass die Regi- on und ihre Teilräume an den notwendigen Austauschbeziehungen einer überaus arbeitsteiligen Wirtschaft teilnehmen können.

Siedlungsstruktur und Verkehrsaufkommen bedingen einander. Dem soll über eine verstärkte Verknüpfung der Siedlungstätigkeit mit den Erfordernissen der Verkehrssysteme Rechnung ge- tragen werden. Die dezentrale Siedlungskonzentration, die Vermeidung von Funktionstrennungen und die Ausrichtung der Siedlungsentwicklung auf die Haltepunkte leistungsfähiger öffentlicher Verkehrsmittel tragen zur Verkehrsvermeidung und Verkehrsverlagerung bei. Dadurch kann gleichzeitig ein Beitrag zur Verminderung der Flächeninanspruchnahme sowie der Lärm- und Schadstoffemissionen und damit zur Sicherung und Verbesserung der Umweltqualität geleistet werden.

Öffentliche Verkehre und das Straßennetz der innerregionalen Erschließung sind auf die Zen- tralen Orte auszurichten. Weiterhin soll über eine Bündelung von Verkehren in Verbindung mit ei- ner verbesserten Abstimmung der Verkehrssysteme untereinander die Mobilitätsnachfrage effek- tiver befriedigt werden. In den verdichteten und verkehrlich hochbelasteten Räumen hat der Aus- bau des Schienenpersonenverkehrs als Verkehrsträger mit hoher Massenleistungsfähigkeit Vor- rang.

Den schwächeren Verkehrsströmen in ländlichen Räumen soll neben der Vorhaltung herkömmli- cher Buslinienverkehre verstärkt durch den Einsatz nachfrageorientierter Bedienungsformen Rechnung getragen werden.

Insbesondere im ländlichen Raum kommt dem Individualverkehr auch zukünftig die Aufgabe als Hauptleistungsträger der Mobilität zu. Dies ist bei der weiteren Ausgestaltung der Verkehrs- infrastruktur angemessen zu berücksichtigen.

Verkehr und Infrastruktur - 42 -

4.1.1 Funktionales Netz des Öffentlichen Personenverkehrs

4.1.1.1 Schienenpersonenfernverkehr

Z1 Großräumige Schienenverbindungen in der Region sind (LEP III, Ziffer 3.6.1.2):

• die Neubaustrecke Köln - Rhein/Main mit dem Ast über nach Mainz, • die Ausbaustrecke Mainz - Ludwigshafen/Mannheim und • die bestehende linke Rheinstrecke von Köln über nach Mainz mit Weiterführung nach Frankfurt/Darmstadt.

Z2 Überregionale Schienenverbindungen in der Region sind (LEP III, Ziffer 3.6.1.2):

• die Nahestrecke Mainz - Bad Kreuznach - Idar-Oberstein (- Saarbrücken) und • die Alsenzstrecke Bingen am Rhein - Bad Kreuznach (- Kaiserslautern).

G1 Die Anbindung der Region Rheinhessen-Nahe an das nationale und internationale Schienenfernverkehrsnetz ist langfristig zu sichern und zu verbessern. Auf Eisen- bahnverkehrsunternehmen ist im Sinne der Bereitstellung einer attraktiven Fernver- kehrsanbindung der Region einzuwirken.

G2 Zur besseren Anbindung des Flughafens Frankfurt-Hahn an den Raum Mainz/ Rhein-Main ist auf der Grundlage der Ergebnisse der Machbarkeitsstudie eine schnelle Verbindung im spurgeführten öffentlichen Personenverkehr zu entwickeln.

Z3 Mainz (Hbf), Worms (Hbf) und Bingen am Rhein (Hbf) sind Systemhalte im Schie- nenpersonenfernverkehr. In den Systemhalten sind Fern-, Regional-, und Nahver- kehr optimal aufeinander abzustimmen. Umsteigebeziehungen sollen so kurz wie möglich angelegt werden.

Z4 Worms als Mittelzentrum mit oberzentralen Teilfunktionen im Grundnetz und lan- desweit bedeutsamer Gewerbestandort sowie Bingen am Rhein als Mittelzentrum und zu entwickelnder landesweit bedeutsamer Gewerbestandort sollten als System- halte des Schienenpersonenfernverkehrs erhalten werden. Im entsprechenden Sin- ne ist auf Eisenbahnverkehrsunternehmen einzuwirken.

Begründung und Erläuterung

Die Deutsche Bahn AG baute auf der Grundlage des Bundesverkehrswegeplans 1985 eine Neu- baustrecke (NBS) für den schnellen Schienenverkehr zwischen den Ballungsräumen Rhein/Ruhr (Köln) und Rhein/Main. Die Städte Wiesbaden und Mainz werden über einen Ast nördlich des Wiesbadener Kreuzes (BAB A3/A66) an die NBS angebunden. Es ist sicherzustellen, dass sich die Fernverkehrsanbindung des Oberzentrums Mainz nach Inbetriebnahme dieser Neubaustre- cke weder qualitativ noch quantitativ verschlechtert. Dies gilt auch und insbesondere vor dem Hintergrund, dass die landesweit angestrebte Verknüpfung des Schienenpersonennahverkehrs an den Schnittstellen mit dem Fernverkehr keine Unterbrechung erfahren darf.

Ein wesentliches Manko bei der Erschließung der Region bildet die fehlende regelmäßige Er- reichbarkeit des Mittelzentrums Worms mit Zügen des Fernverkehrs. Hierbei ist zu berück- sichtigen, dass nicht nur Worms selbst, sondern auch das Mittelzentrum im Grundnetz Alzey so- wie die Gemeinden entlang der Rheinstrecke zwischen Mainz und Ludwigshafen/Rhein in erhebli- chem Maße von der Einrichtung dieses EC/IC-Systemhaltes profitieren würden.

Verkehr und Infrastruktur - 43 -

4.1.1.2 Regionale Verbindungen

G1 Der Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbund (RNN) hat sich als Organisationsrahmen des regionalen ÖPNV bewährt. Die Zusammenarbeit des RNN mit den benachbarten Verkehrsverbünden sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Hessen ist mit der Ziel- richtung einer auch Landesgrenzen überschreitenden Angebotsabstimmung zu in- tensivieren.

G2 Die Verkehrsverbünde RNN (Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbund) und VRN (Ver- kehrsverbund Rhein-Neckar) tragen dazu bei, die Benutzung des ÖPNV attraktiver zu machen. Die Koordination und Kooperation insbesondere mit dem RMV (Rhein- Main-Verkehrsverbund) soll verbessert werden.

G3 Die innere Erschließung der Region mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist auf der Ba- sis des funktionalen Netzes des öffentlichen Verkehrs sicherzustellen und zu verbessern. Insbesondere die Verbindungen zwischen den zentralen Orten sind zu gewährleisten. Die regionalen Verbindungen des funktionalen Netzes des öffentli- chen Verkehrs werden durch das funktionale Schienennetz und durch die Regio- Buslinien dargestellt (Rheinland-Pfalz-Takt).

Z1 Regionale Verbindungen im funktionalen Netz des öffentlichen Verkehrs sind die Schienenverbindungen

• (Köln/Bonn - Koblenz -) Mainz - Worms (- Ludwigshafen/Mannheim), • Mainz - Bad Kreuznach - Idar-Oberstein (- Saarbrücken), • Bingen (Hbf) - Bad Kreuznach (- Kaiserslautern), • Mainz - Alzey, • Worms - Alzey - Bingen (Hbf), • Worms (- Biblis - Frankfurt/Main), • Alzey (- Kirchheimbolanden) und • Monsheim (- Grünstadt).

Z2 Nahverkehrsachsen, in deren Bereich gemäß LEP III Kapitel 2.1.2 der öffentliche Verkehr Vorrang vor dem Individualverkehr haben soll, bilden folgende Schienen- strecken:

• Bingen am Rhein – Ingelheim am Rhein – Mainz – Nierstein/Oppenheim – Worms, • Mainz – Alzey, • Bingen am Rhein – Alzey – Worms, • Bingen am Rhein – Langenlonsheim – Bad Kreuznach und • Gau-Algesheim – Bad Kreuznach.

G4 Die vorhandenen Schienenverbindungen in der Region Rheinhessen-Nahe sind langfristig in ihrer Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern. Insbesondere die Nahverkehrsachsen sind auszubauen.

Z3 Die aus der Überlagerung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) durch Züge des Fernverkehrs sowie des Güterverkehrs resultierenden Engpässe auf den Rela- tionen Koblenz - Mainz sowie Mainz – Ludwigshafen/Rhein sind in den Abschnitten Bingen - Mainz und Oppenheim – Ludwigshafen/Rhein zu beseitigen. Vorsorglich ist die Möglichkeit für ein drittes Gleis planerisch zu sichern.

Z4 Die Schienenverbindung Mainz - Frankfurt ist in ihrer Kapazität auszubauen. Ent- sprechende Aktivitäten sind gemeinsam mit dem Bundesland Hessen aufzunehmen.

Verkehr und Infrastruktur - 44 -

Z5 Für die eingleisige Schienenstrecke Mainz – Alzey ist nach Möglichkeit zumindest abschnittsweise ein zweigleisiger Ausbau anzustreben. Die Schienenverbindungen in der Region sind mit dem Fernverkehrsnetz zu verknüpfen.

G5 Die Anbindung des Flughafens Frankfurt-Hahn im Regionalverkehr (z.B. Bad Kreuznach, Bingen, Alzey) ist zu prüfen und nach Möglichkeit zu entwickeln. Hierbei sollen mögliche Synergieeffekte durch die Einbeziehung des Güterverkehrs berück- sichtigt werden.

G6 Im Schienenregional- und -nahverkehr sollte mindestens ein Stundentakt, in den Hauptverkehrszeiten ein Halbstundentakt verwirklicht werden.

G7 Bestehende Schienentrassen, auf denen zur Zeit kein (Personen-)Verkehr stattfin- det, sind über vertragliche Regelungen für eine eventuelle spätere Nutzung in ihrem Bestand zu sichern. Ferner ist die Wiederinbetriebnahme im Einzelfall zu prüfen. Hierbei sollen mögliche Synergieeffekte durch die Einbeziehung des Güterverkehrs berücksichtigt werden. Für die Strecke Monsheim – Langmeil kommt eine Reaktivie- rung insbesondere im Abschnitt Monsheim – Marnheim in Betracht. Die Erfahrungen mit dem Ausflugsverkehr, gerade auch auf der Gesamtstrecke Monsheim - Lang- meil, sind zu berücksichtigen. Langfristig ist die Wiederinbetriebnahme für den SPNV auf den Strecken Baumholder - Heimbach und Staudernheim - Meisenheim - Lauterecken anzustreben.

Z6 An den Knotenbahnhöfen Bad Kreuznach, Gensingen-Horrweiler, Monsheim, Alzey und Armsheim sind die Übergänge zwischen Schienenregional- und -nahverkehr bzw. der Schienenregional- sowie -nahverkehre untereinander abzustimmen. Eben- so sind die Fahrpläne von Bus- und Schienenverkehr vorrangig in den Zentralen Or- ten aufeinander abzustimmen.

G8 Folgende neue SPNV-Haltepunkte sollen eingerichtet werden: Oppenheim- Zentrum/Dienheim, Worms-Pfiffligheim, Ober-Saulheim, Sulzheim, Nieder-Olm- Nord, Alzey-West (Strecke Alzey-Kirchheimbolanden), Niedernhausen/Nahe, Wei- erbach, Bad Kreuznach-Planig, Bad Kreuznach-Süd.

Z7 Weiterhin sind zur Realisierung von Transportketten ausreichende kleinere, quell- verkehrsnahe Park & Ride- sowie Bike & Ride-Anlagen an kundenfreundlich gestal- teten Bahnhöfen und Haltepunkten zu schaffen.

Z8 Die regionalen Buslinien sind als schnelle Direktfahrten einzurichten und dem integ- ralen Taktfahrplan auf der Schiene anzupassen.

Z9 Schnelle regionale Buslinien (Regio-Linien) sind Bestandteile des regionalen Netzes des öffentlichen Verkehrs sowie auf der Grundlage der Nahverkehrspläne und im Benehmen mit der Planungsgemeinschaft Rheinhessen-Nahe festgelegt und zwar die Linien:

• Mainz - Stadecken - Sprendlingen - Bad Kreuznach, • Mainz - Köngernheim - Gau-Odernheim - Alzey, • Ingelheim am Rhein - Nieder-Olm, • Bingen am Rhein - - Stromberg, • Bad Kreuznach - Stromberg (- Simmern), • Bad Sobernheim - Meisenheim (- Lauterecken), • Idar-Oberstein - Birkenfeld ( - Trier), • Baumholder - Idar-Oberstein.

Verkehr und Infrastruktur - 45 -

G9 Die regionalen Verbindungen im funktionalen Netz des öffentlichen Verkehrs (Rheinland-Pfalz-Takt, einschließlich der Regio-Busse), werden ergänzt durch wei- tere regionale Buslinien.

Z10 Weitere ergänzende Buslinien mit regionalem Charakter sind:

• Alzey - Westhofen - Osthofen - Worms, • Worms - Osthofen - Eich - Guntersblum, • Alzey - Wöllstein - Bad Kreuznach, • Bad Kreuznach - Rüdesheim - Waldböckelheim, • Rhaunen - Kirn, • Idar-Oberstein - Herrstein - Rhaunen (- Hahn), • Baumholder - Birkenfeld, • Idar-Oberstein - Allenbach (- Morbach/Bernkastel-Kues), • Kirn (- Gemünden - Simmern) und • Idar-Oberstein - Sien (- Lauterecken).

G10 Die Einrichtung regionaler Buslinien auf den Strecken Bad Kreuznach – Wöllstein - Gau-Bickelheim – Wörrstadt (mit Schienenverknüpfung in Wörrstadt) und Eich – Al- zey sowie die Weiterführung der Linie Ingelheim am Rhein – Nieder-Olm nach Nierstein/Oppenheim soll im Zuge der Fortschreibung des Nahverkehrsplans geprüft werden.

Begründung und Erläuterung

Die vorhandenen Schienenstrecken in der Region müssen künftig aufgrund ihrer hohen Massen- leistungsfähigkeit zu einer wirksameren Entlastung des Straßennetzes beitragen. Sie haben so- wohl Aufgaben des Fern- als auch des Regional- und Nahverkehrs zu übernehmen. Die verän- derten Rahmenbedingungen (Nachfrage- und Kostenstrukturen) rechtfertigen grundsätzlich die Reaktivierung stillgelegter Eisenbahnstrecken. Solche Vorhaben sind jedoch einer betriebs- und volkswirtschaftlichen Einzelfallprüfung zu unterziehen. Bei dieser Prüfung sollten die Potenziale des regionalen Güterverkehrsaufkommens in die Gesamtbetrachtung einbezogen werden.

Die großräumigen, überregionalen und regionalen Verbindungen im funktionalen Netz des öffent- lichen Verkehrs gewährleisten eine alle Teilräume der Region umfassende Bedienung der nach- fragestärksten Relationen zwischen den Zentralen Orten.

Entlang der Schienenstrecken im Rhein-, Nahe- und Alsenztal sowie zwischen Alzey und Mainz haben sich Siedlungsachsen besonderer Bedeutung herausgebildet. Das daraus resultierende hohe Mobilitätsbedürfnis eignet sich in besonderem Maße zur Nutzung der Vorteile der Schiene als Verkehrsmittel mit hoher Massenleistungsfähigkeit.

Das funktionale Schienennetz kann durch eine verbesserte Signaltechnik, eine erhöhte zulässige Geschwindigkeit und insbesondere durch das Vorhandensein von Überhol- und Kreuzungsmög- lichkeiten leistungsfähiger gestaltet werden.

Insbesondere auf den stark belasteten Strecken Bingen - Mainz und Mainz – Ludwigshafen/Rhein sind die Voraussetzungen für einen störungsfreien SPNV-Betrieb sicherzustellen.

Die optimierte Verknüpfung der Verkehrssysteme Schiene und Straße an leistungsfähigen Kno- tenpunkten (Zentralen Orten) ist eine grundlegende Voraussetzung für die Attraktivität des Ge- samtsystems ÖPNV. Die flächenerschließenden Busverkehre sollen deswegen als Zubringer bzw. Verteiler mit dem Schienenverkehr zu einem einheitlichen Verkehrsnetz verknüpft werden. Durch die Einrichtung von Beschleunigungsmaßnahmen ist insbesondere in stauanfälligen Berei- chen der ÖPNV zu beschleunigen.

Der Übergang von Individualverkehrsmitteln auf den öffentlichen Verkehr ist durch Sicherung, Neubau oder Erweiterung bestehender Park & Ride - Anlagen zu erleichtern. Kleinere, quellver- kehrsnahe Park & Ride-Anlagen und nicht große, stadtnahe Anlagen sollten geschaffen werden,

Verkehr und Infrastruktur - 47 -

um den Fahrgast möglichst früh auf den ÖPNV zu bringen, da mit abnehmender Entfernung zum Ziel die Bereitschaft zum Umstieg stark absinkt.

4.1.1.3 Flächenerschließende Verbindungen

G1 Die Verkehrssysteme der flächenerschließenden Verbindungen im funktionalen Netz ergänzen das ÖPNV-Angebot zu einem abgestimmten flächendeckenden ÖPNV-Netz für die Region.

G2 Zeitlich oder räumlich mit der Schiene konkurrierende Busverkehre (Parallel- verkehre) sind zu vermeiden. Noch bestehende zeitlich und räumlich mit der Schie- ne konkurrierende Busverkehre sind im Rahmen der Nahverkehrsplanung sowie der gesetzlichen Verfahren (Konzessionierung) schrittweise zu reduzieren.

G3 In den ländlichen Räumen mit schwacher Verkehrsnachfrage ist eine Mindestbedie- nung sicherzustellen. Hierbei sollen verstärkt nachfrageorientierte Bedienungsfor- men (Paratransit) zum Einsatz kommen.

G4 Die Möglichkeit der besseren Integration der Rheinfähren in das ÖPNV-Netz, insbe- sondere der Fähren Bingen am Rhein – Rüdesheim, Ingelheim am Rhein – Mittel- heim, Niederheimbach - Lorch, Gernsheimer Fahrt - Gernsheim und Nierstein – Kornsand, ist zu prüfen.

Begründung und Erläuterung

Die flächenerschließenden ÖPNV-Verbindungen im funktionalen Netz werden von den zuständi- gen Aufgabenträgern des ÖPNV (i. d. R. die Landkreise und kreisfreien Städte) auf der Grundla- ge der im Benehmen mit der Regionalen Planungsgemeinschaft zu erstellenden Nahverkehrs- pläne festgelegt. Im Zusammenspiel mit den sonstigen Aussagen des Nahverkehrsplanes nach § 8 Abs. 2 NVG kann so in der Region ein "vor Ort gestaltetes" Gesamt-ÖPNV-Angebot vorgehal- ten werden, das es ermöglicht, ein Höchstmaß des Mobilitätsbedürfnisses ökologisch und öko- nomisch vertretbar zu befriedigen.

Zeitlich und/oder räumlich mit der Schiene in Konkurrenz stehende Busverkehre sind i. d. R. un- wirtschaftlich im Sinne des Gesamtsystems ÖPNV und deswegen grundsätzlich zu vermeiden. Der Schiene als dem höherrangigen System ist in diesem Fall Priorität einzuräumen.

In Räumen und in Zeiten schwacher Verkehrsnachfrage kommt der Einrichtung nachfrageorien- tierter Bedienungsformen (Paratransit) aufgrund größerer Wirtschaftlichkeit besondere Bedeutung zu. Den Einsatzmöglichkeiten des Paratransit kommt deswegen bei der Ausgestaltung der Nah- verkehrspläne zunehmende Bedeutung zu.

4.1.2 Infrastruktur des Güterverkehrs

N/Z1 Im Bereich des Güterverkehrs sind die Rahmenbedingungen für die Verlagerung der Transporte über große Entfernungen (über 200 km) auf die Verkehrsträger Schiene und Wasserstraße zu schaffen (vgl. LEP III, Ziffer 3.6.1.1).

G1 Die Region Rheinhessen-Nahe ist leistungsfähig an den Wirtschaftsraum Rhein- Main und an die international und national bedeutsame Wirtschaftsachse entlang des Rheins anzubinden.

Verkehr und Infrastruktur - 48 -

G2 Zur Aufnahme zusätzlicher Güterverkehrsleistungen sind die bestehenden Haupt- strecken des Schienennetzes auszubauen.

G3 Die der Entlastung der Hauptstrecken dienenden Nebenstrecken sind zu erhalten und ggf. auszubauen.

G4 In den ländlichen Teilräumen der Region ist die Bestandssicherung des Schienen- netzes wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung regionaler Güterverkehrskon- zepte.

G5 Lieferverkehre für Handel und Gewerbe sind zur Versorgung von Wirtschaft und Be- völkerung grundsätzlich unverzichtbar. Gleichwohl sind die damit verbundenen Be- lastungen zu minimieren.

G6 Bei der Ausweisung von Gewerbegebieten soll grundsätzlich die Möglichkeit der Herstellung eines Schienenanschlusses geprüft werden.

G7 Zur Verminderung des Güterverkehrsaufkommens ist die Bildung regionaler Wirt- schaftskreisläufe zu fördern.

Z2 In Zusammenarbeit mit der Wirtschaft sind insbesondere in Mainz Strategien der Ci- ty- und Stadtlogistik zu entwickeln, um die Belastungen der Innenstadt durch Liefer- verkehre so gering wie möglich zu halten.

G8 Gütertransporte sollen soweit als möglich von der Straße auf die Schiene und den Wasserweg verlagert werden.

G9 Der Standort Bingen am Rhein-Sponsheim/Grolsheim soll hinsichtlich seiner Eig- nung als Güterumschlaganlage Schiene-Straße geprüft werden.

G10 Die Überlegungen zur Optimierung der Güterverkehrs-Kooperationen im Raum Mainz sollen mit den Güterverkehrszentren-Überlegungen im Rhein-Main-Gebiet koordiniert werden.

Z3 Der Containerhafen Mainz soll im Rahmen der örtlichen Gegebenheiten Teilfunktio- nen eines Güterverkehrszentrums (GVZ) übernehmen. Hierzu sind insbesondere die vorhandenen Flächen von konkurrierenden, nicht hafenbezogenen Nutzungen freizuhalten.

Z4 Die Häfen in Worms, Oppenheim, Ingelheim am Rhein und Bingen am Rhein-Ost sind in ihrem Bestand zu sichern. Der Containerhafen in Worms ist für den kombi- nierten Verkehr auszubauen. Darüber hinaus ist zu prüfen, ob der eine oder andere Standort auch Teilkomponenten eines GVZ aufnehmen kann.

Begründung und Erläuterung

Dominierendes Verkehrsmittel im städtischen wie im regionalen Güterverkehr ist der LKW. Der Strukturwandel in Wirtschaft, Technik und Raumorganisation hat zu einer quantitativen Auswei- tung der Transportmengen sowie der zurückgelegten Entfernungen geführt. Europäische Integra- tion, Just-in-time-Produktionssysteme mit sequenzgenauen Lieferzyklen sowie die wachsende räumliche Arbeitsteilung im gleichzeitig verschärften ökonomischen Wettbewerb sind die wesent- lichsten Auslöser dieser Entwicklung.

Beim innerstädtischen Verkehrsaufkommen schlägt sich diese Entwicklung in dem Phänomen nieder, dass ständig weiter differenzierte und optimierte Produktions- und Angebotssysteme pro

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Einheit Verkehrsleistung immer mehr Sendungen mit geringerer Masse und gleichzeitig höherem Wert transportieren. Gleichzeitig hat der Straßengüterverkehr bedeutende Anteile an den Emissionen von Stickoxiden, Rußpartikeln und anderen Luftschadstoffen. Er ist weiterhin überproportional stark an der ver- kehrsbedingten Lärmbelastung beteiligt. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die gewünschte Stärkung des Schienengüterverkehrs nur auf Akzeptanz bei der Bevölkerung stoßen kann, wenn gleichzeitig adäquate Maßnahmen zum Lärmschutz an den betreffenden Schienenstrecken getroffen werden. Hier ist auf entsprechende gesetzliche Regelungen hinzu- wirken.

Der Güterverkehr impliziert darüber hinaus einen erheblichen Flächenbedarf, nicht zuletzt um Standorte für Lagerung, Umschlag und Disposition von Gütern vorzuhalten.

Die Verringerung der Emissionen durch Minimierung des Fahrtenaufkommens bzw. Verlagerung von der Straße auf die Schiene und den Wasserweg sowie die Reduzierung des Flächenver- brauchs durch Konzentration der betriebsbedingten Aktivitäten in den Verdichtungsräumen müs- sen deswegen im Vordergrund des planerischen Handelns stehen. Im Bereich des Oberzentrums Mainz kommt hierbei insbesondere eine verstärkte Kooperation mit den Gebiets- körperschaften im (westlichen) Rhein-Main-Gebiet in Betracht. Die ländlichen Räume sind durch geeignete Umschlaganlagen im Schienenverkehr an die Rheinachse anzubinden.

4.1.3 Straßeninfrastruktur

4.1.3.1 Funktionales Straßennetz

G1 In der Region Rheinhessen-Nahe ist ein leistungsfähiges Straßennetz vorzuhalten. Dies gilt sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr.

G2 Die Straßen des funktionalen Straßennetzes sollen ihrer jeweiligen Funktion ent- sprechend leistungsgerecht ausgebaut werden. Dabei hat der Ausbau Vorrang vor dem Neubau.

G3 Auch vor dem Hintergrund der angespannten finanziellen Situation der öffentlichen Haushalte darf der Unterhalt des bestehenden Straßennetzes nicht vernachlässigt werden.

N/Z1 Das funktionale Straßennetz ist in vier Kategorien unterteilt (vgl. LEP III, Ziffer 2.5.2.2):

• Straßen für den großräumigen Verkehr (Kategorie I) • Straßen für den überregionalen Verkehr (Kategorie II) • Straßen für den regionalen Verkehr (Kategorie III) • Straßen für den flächenerschließenden Verkehr (Kategorie IV)1)

1) Straßen für den großräumigen Verkehr sollen einen bedarfsgerechten Leistungsaustausch zwischen den Oberzentren und den Verdichtungsräumen sowie vergleichbaren Räumen außerhalb der Landesgrenzen ermöglichen. Es sind in der Regel Autobahnen und Europastraßen. Straßen für den überregionalen Verkehr sind Verbindungen von Mittelzentren zu den dazugehörigen Oberzentren oder Ver- bindungen zwischen benachbarten Mittelzentren. Ferner dienen sie der Anbindung großräumig bedeutsamer Erholungsge- biete und Verkehrsverknüpfungspunkten an Straßen der Kategorie I. In der Regel sollen diese Straßen frei von Ortsdurch- fahrten sein. Straßen für den regionalen Verkehr verbinden Grundzentren mit Mittelzentren und Grundzentren untereinander. Darüber hin- aus dienen sie der Anbindung von Grundzentren, Zentren überregionaler/regionaler Erholungsgebiete und von wichtigen Verkehrsverknüpfungspunkten an höherrangige Verbindungen. Straßen für den flächenerschließenden Verkehr verbinden Gemeinden ohne zentrale Funktion mit Grundzentren und verbin- den Gemeinden untereinander. Sie dienen ferner der Anbindung von Gemeinden, von Naherholungsgebieten und von punk- tuellen Verkehrserzeugern an höherrangige Verbindungen.

Verkehr und Infrastruktur - 50 -

Z2 Der Ausbau des funktionalen Straßennetzes hat Vorrang vor dem Neubau.

Z3 Straßen für den großräumigen Verkehr (Kategorie I) sind:

Maßnahmen Bezeich- von ... bis ... nung Grundsätze (G) Ziele (Z) A 60 ABD Nahetal - Mainz Bau der Anschlüsse Ausbau des Mainzer - Weisenauer Brücke Römerquelle und Ingel- Ringes heim-Mitte A 61 (Koblenz) - Alzey - Bau einer An- sechsstreifiger Ausbau Worms (- Speyer) schlussstelle Alzey-Süd zwischen den AS Bad Kreuznach und Rheinböllen A 62 (Landstuhl - AS Frei- Bau einer Anschluss- sen -) AS Birkenfeld stelle für das Gewerbe- (- Trier) gebiet „Heide-Westrich“

A 63 Mainz - Alzey (- Kai- Der Bau einer 3. Spur Weiterbau bis Kaisers- serslautern) an den Steigungsstre- lautern cken ist zu prüfen A 643 Schiersteiner Brücke sechsstreifiger Ausbau

Z4 Straßen für den überregionalen Verkehr (Kategorie II) sind:

Maßnahmen Bezeich- von ... bis ... nung Grundsätze (G) Ziele (Z) B 9 Mainz - Worms (- Neubau Guntersblum – Ludwigshafen/Rhein) Oppenheim. OU Nier- stein, die den Anforde- rungen aus Sicht des Städtebaus, des Frem- denverkehrs und der Rheinuferlandschaft ge- recht wird. Worms: Aus- bau auf 4 Fahrstreifen nördl. Innenstadt bis zur L 425 B 41 AS Bad Kreuznach - Neubau bzw. Linienver- Birkenfeld - A 62 besserungen: Umgehun- gen Bad Kreuznach, Weinsheim, Waldböckel- heim, Martinstein – Hochstetten-Dhaun, Idar-Oberstein - Birken- feld. Verkehrssicher- heitsmaßnahmen in den Ortsdurchfahrten. B 47 (A 67 -) Worms – Südtangente Worms Monsheim einschließlich einer neu- (- Marnheim - A 63) en Rheinbrücke. Orts- umgehung Wachenheim B 420 Meisenheim - Wöll- Ortsumgehungen Gau- stein - Wörrstadt – Bickelheim und Wörr- Nierstein stadt-Sulzheim B 270 / „Hunsrückspange“ Ortsdurchfahrtsfreier L 160 / Fischbach - Herrstein Ausbau der Landesstra- L 180 / - Rhaunen (- Hahn) ßen zwischen B 41 und L 190 B 50 / Flughafen Hahn

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Z5 Straßen für den regionalen Verkehr (Kategorie III) sind:

Bezeich- von ... bis ... Maßnahmen nung Grundsätze (G) Ziele (Z)

B 9 Bacharach - Bingen einschl. Anbindung an die A 61 B 9 Bingen-Büdesheim - Abstufungskonzept zur Bingen-Gaulsheim Landes-, Kreis- und Stadtstraße mit Anbin- dung an die L 414, K 9 und Stadtteil Bingen- Büdesheim und Vollan- schluss Bingen-Ost A 60 / L 419 B 48 Bingen - Bad Kreuz- nach - Hochstätten B 269 (Morbach -) Birken- Trassenfreihaltung für feld (- Nohfelden) eine Westumgehung Birkenfeld B 421 Simmertal - (Gemün- den - Kirchberg) B 422 Idar-Oberstein - (Thalfang) B 428 Frei-Laubersheim - Ausbau auf vier Bad Kreuznach Fahrstreifen im Bereich Bad Kreuznach L 167 Birkenfeld - (Nonn- weiler) L 176 / Idar-Oberstein - L 169 / Baumholder - (Frei- L 348 sen) (A 62) L 176 Baumholder - (Kusel) L 232/ Meisenheim - Bad Ausbau mit Ortsum- L 234 Sobernheim gehungen Odernheim und Staudernheim L 242 AD Nahetal - B 41 neu L 395 Offstein - Heppen- heim - Horchheim - Worms-Stadtmitte L 406 / Alzey - Alsheim - Bau einer Ortsumge- Bau einer Ortsumge- L 438 / Gernsheimer Fahrt hung Gau-Köngernheim hung Alsheim L 440 Bau einer Ortsumge- hung Eich, sofern die Rheinbrücke Gernsheim - Gernsheimer Fahrt ge- baut wird

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Bezeich- von ... bis ... Maßnahmen nung Grundsätze (G) Ziele (Z)

L 409 / Alzey - Wendelsheim Bau von Ortsumgehung K 5 - Wöllstein Eckelsheim und Ortsent- lastungsstraße Wöllstein L 425 Mainz - Harxheim - Bau einer Ortsumge- Köngernheim - hung Westhofen Westhofen L 428 / Ingelheim - Nieder- Bau von Ortsumgehun- L 413 Olm - Bodenheim gen: Westumgehung bzw. ersatzweise Süd- umgehung Stadecken- Elsheim, Nordumge- hung Ebersheim und Gau-Bischofsheim so- wie Ortsentlastungs- straße Bodenheim K 2 / K 6 Worms äußerer Ring zwischen B 47neu und B 9 Zubringer A 60 Bin- gen-Ost bis Rhein- brücke

Z6 Straßen für den flächenerschließenden Verkehr (Kategorie IV) sind:

Bezeich- von ... bis ... Maßnahmen nung Grundsätze (G) Ziele (Z)

B 41 Ingelheim - Gensin- Nordumgehung Gau- gen - Bad Kreuznach Algesheim ist zu prüfen (als Landesstraße) B 50 Bingen - Gensingen - Gau-Bickelheim L 162 Allenbach - Rhaunen (- Gemünden) L 169 Baumholder (- A 62) L 182 Rhaunen - Kirn - Mei- senheim L 214 Bingen – Stromberg Bau einer Ortsumge- (- Rheinböllen) hung Stromberg L 224 Bacharach - (Rhein- böllen) L 229 / Bad Sobernheim - (- K 20 Gemünden) L 230 / Simmertal - Sees- K 29 bach - Waldlaubers- heim L 236 / Rüdesheim - Bad L 235 Münster am Stein- Ebernburg

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Bezeich- von ... bis ... Maßnahmen nung Grundsätze (G) Ziele (Z)

L 239 / Hargesheim - Wall- L 242 hausen (- Argen- schwang - Simmern) L 386 (Kirchheimbolanden-) Flomborn - Westho- fen - Osthofen L 401 Mainz - Alzey (-Kirch- heimbolanden) L 413 Bad Kreuznach - Bau einer Ortsentlas- Stadecken-Elsheim tungsstraße in Sprendlingen L 419 Mainz - Wackern- Bau einer Südumge- heim - Ingelheim - hung für Mainz- Bingen Finthen, nur bei maß- geblicher Entwicklung „Layenhof“ L 423 Mainz - Budenheim L 426 Stadecken-Elsheim - Bau einer Nordumge- Mainz hung Elsheim L 455 (Dirmstein -) Offstein Der Bau der Südwest- - Monsheim umgehung Offstein ist zu prüfen bei Realisie- rung einer Anschluss- stelle an die A 6 bei Gerolsheim K 21 Wörrstadt Bau der Nordspange Wörrstadt K 51 Mainz-Lerchenberg - Anbindung MZ-Ler- Klein-Winternheim chenberg an die A 63

G5 Ausbaumaßnahmen im untergeordneten Netz der flächenerschließenden Straßen sollen im Wesentlichen nur aus Gründen der Verkehrssicherheit und/oder zur Ver- besserung der Lebensverhältnisse in den Ortslagen erfolgen. Bei Ausbaumaßnah- men in den Ortslagen sind die Multifunktionalität des Straßenraumes und die Be- dürfnisse nicht motorisierter Verkehrsteilnehmer besonders zu berücksichtigen.

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4.1.3.2 Brückeninfrastruktur

Z1 Der Bau einer Rheinbrücke bei Nierstein als überregionale Verbindung ist anzustre- ben.

Z2 Die Realisierung der Rheinbrücke Bingen am Rhein – Rüdesheim am Rhein als re- gionale Verbindung ist anzustreben.

Begründung und Erläuterung

Die stetig zunehmenden Verflechtungen mit Hessen sowohl im Berufs- als auch im Freizeitver- kehr bedingen eine mittlerweile fast permanente Überlastung der bestehenden Rheinquerungen in der Region. Auch unter der Berücksichtigung des Angebots im Fährverkehr kann diese Eng- passsituation nur durch die Schaffung zusätzlicher Brückenkapazitäten beseitigt werden. Vor dem Hintergrund der finanziell angespannten Situation des Bundes und der Länder kommt der Mautfi- nanzierung besondere Bedeutung zu.

4.1.4 Regionales Radwegenetz

Z1 Das großräumige Radwegenetz1) verbindet alle Landesteile und somit sämtliche Ober- und Mittelzentren sowie fast alle Grundzentren miteinander (vgl. LEP III, Ziffer 3.6.1.1).

G1 Das regionale Radwegenetz dient dem zwischenörtlichen Verkehr und erfüllt zusätz- lich Zubringerfunktionen zum großräumigen Radwegenetz.

G2 Für die Anlage von Radwegen können auch entwidmete Eisenbahntrassen in Be- tracht kommen.

Z2 Als Ergänzung des zusammenhängenden großräumigen Radwegenetzes sind regi- onale und wichtige örtliche Netzergänzungen im Regionalen Raumordnungsplan ausgewiesen (vgl. LEP III, Ziffer 3.6.1.1).

Z3 Das regionale Radwegenetz ist an geeigneten Standorten mit dem ÖPNV (insb. dem SPNV) zu verknüpfen.

Z4 Das regionale Radwegenetz ist parallel zu bereits bestehenden Straßen und in Flusstälern zu vervollständigen bzw. auszubauen. Konflikte mit dem Landschafts- und Naturschutz in landschaftlich besonders reizvollen Teilräumen sind zu vermei- den.

Z5 Insbesondere im Umland des Oberzentrums Mainz ist für die Einrichtung von Rad- wegen für den Freizeitverkehr sowie entlang der Hauptpendlerachsen Sorge zu tra- gen.

1) Großräumiges Radwegenetz Rheinland-Pfalz (Fortschreibung)

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Begründung und Erläuterung

Auch ein qualitativ hochwertiges großräumiges und regionales Radwegenetz kann einen wesent- lichen Beitrag zur umweltgerechten Befriedigung des Mobilitätsbedürfnisses der Bevölkerung leis- ten. Darüber hinaus spielt das Fahrrad als Sport- und Freizeitgerät eine zunehmend bedeutsame Rolle im Freizeitverhalten.

Beiden Aspekten ist bei der zukünftigen Ausgestaltung des regionalen Radwegenetzes Rech- nung zu tragen.

Hierzu sind vorrangig Lücken im bestehenden großräumigen und regionalen Radwegenetz zu schließen sowie noch fehlende Verbindungen zu ergänzen. Priorität hat hierbei die Vollendung der auch touristisch bedeutsamen Veloroute Rhein und des Naheradweges im Bereich des Land- kreises Birkenfeld.

Der Fahrradverkehr darf nicht nur unter touristischen Aspekten betrachtet werden. Insbesondere im Umland des Oberzentrums Mainz kann ein gut ausgebautes Radwegenetz auch einen Beitrag zur Entlastung vom motorisierten Individualverkehr leisten. Dem Bau von Radwegeverbindungen entlang der Hauptpendlerachsen kommt - unter diesem Aspekt betrachtet - besondere Bedeutung zu.

Fahrrad und ÖPNV ergänzen sich in geradezu idealtypischer Weise zur Überwindung auch grö- ßerer Distanzen. Um das Fahrrad auch als Verkehrsmittel hierfür nutzbar zu machen, ist eine Verknüpfung der örtlichen Radwegenetze mit dem ÖPNV sicherzustellen. Nicht zuletzt wegen der zwischenzeitlich erreichten hohen Qualität des SPNV (Rheinland-Pfalz-Takt) kommen hierfür vor- rangig Haltepunkte des SPNV in Betracht.

4.1.5 Luftverkehr

4.1.5.1 Verkehrsflughäfen

G1 Internationale und nationale Verbindungen im Linien-, Fracht- und Charter- flugverkehr werden für die Region Rheinhessen-Nahe über die Flughäfen Frank- furt/Main, Saarbrücken-Ensheim und - in zunehmendem Maße – Frankfurt-Hahn gewährleistet.

G2 Es sollen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um zusätzliche Lärmbelastungen durch Flugverkehr zu vermeiden bzw. in Grenzen zu halten. Es wird angestrebt, die Fluglärmbelastung der betroffenen Bevölkerung im Stadtgebiet von Mainz und den anderen in den Einflugschneisen des Frankfurter Flughafens liegenden Gemeinden zu vermindern.

Z1 Unter Berücksichtigung des übergeordneten Prinzips der nachhaltigen Entwicklung sind im Bereich des Personenverkehrs Beförderungen über kürzere Distanzen vom Flugverkehr auf die Schiene zu verlagern (vgl. LEP III, Ziffer 3.6.1.1).

Z2 Das rasante Wachstum des Flugverkehrs am Flughafen Frankfurt und am Flughafen Frankfurt-Hahn sowie die Verflechtungen zwischen den beiden Flughafenstandorten erfordern zwingend einen leistungsfähigen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Dies gilt insbesondere für die B 50, die Hunsrückspange (L 160 / L 180) und die Huns- rückbahn.

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Begründung und Erläuterung

Die Anbindung der Region an den Weltluftverkehr ist durch die gute Erreichbarkeit des benachbar- ten Verkehrsflughafens Frankfurt/Main gewährleistet.

Die weitere Zunahme des Flugverkehrs im Rhein-Main-Gebiet führt auch in Teilen der Region Rheinhessen-Nahe zu einer spürbaren Zunahme der Beeinträchtigungen durch Fluglärm (insbe- sondere im Raum Mainz und in Teilen des Landkreises Mainz-Bingen). Vielerorts sind die Belas- tungsgrenzen bereits erreicht, eine weitere Zunahme des Fluglärms wird dort auch im Hinblick auf die längerfristige Raumverträglichkeit kritisch gesehen.

Über den Rheinland-Pfalz-Takt und die Verknüpfung des SPNV mit dem überregionalen Hochge- schwindigkeitsnetz der Bahn können innerdeutsche und zunehmend auch innereuropäische Ver- kehrsverbindungen vom Luft- auf den Eisenbahnverkehr verlagert werden. Diese Entwicklung ist voranzutreiben.

Ziel des Landes ist der Ausbau des Flughafens Frankfurt-Hahn zum internationalen Personenchar- ter- und Frachtflughafen als Teil eines Flughafensystems mit dem Flughafen Frankfurt-Main. Hier- von sind wesentliche Impulse auch für die Wirtschaft der Region Rheinhessen-Nahe - insb. des Naheraumes - zu erwarten. Eine gute Erreichbarkeit sowohl im Individualverkehr als auch mit öf- fentlichen Verkehrsmitteln (Schiene) ist Voraussetzung dieser Entwicklung und deswegen vorran- gig anzustreben. Hierbei kommt der sog. Hunsrückbahn als Bindeglied zum Verkehrsflughafen Frankfurt besondere Bedeutung zu. Eine Reaktivierung dieser Schienenstrecke ist deswegen un- verzichtbar.

4.1.5.2 Verkehrslandeplätze

G1 Verkehrslandeplätze erfüllen wichtige Ergänzungsfunktionen für internationale und nationale Verkehrsflughäfen. Darüber hinaus stellen sie wichtige Standortfaktoren für die regionale Wirtschaftsstruktur dar.

G2 Hinsichtlich der zukünftigen Ausgestaltung des Luftverkehrsnetzes in der Region ist die Erstellung einer Luftverkehrskonzeption zu prüfen.

Begründung und Erläuterung

Verkehrslandeplätze sind wichtige Standortfaktoren für die Wirtschaft. Bestehende, genehmigte Einrichtungen sind deswegen mittelfristig in ihrem Bestand zu sichern und aktuellen Anforderungen gemäß auszubauen. Das Landesentwicklungsprogramm Rheinland-Pfalz (LEP III) sichert mit sei- ner allgemeinen Formulierung alle vorhandenen Verkehrslandeplätze – was eine rechtsverbindli- che Genehmigung voraussetzt. Sollte diese einer gerichtlichen Entscheidung nicht Stand halten, entfällt damit auch die Sicherung durch das LEP.

Darüber hinaus sind die mit dem Flugverkehr einhergehenden Umweltbelastungen in Abstimmung zwischen den Flugplatzbetreibern und den kommunalen Gebietskörperschaften zu minimieren. Über eine abgestimmte Arbeitsteilung zwischen den vorhandenen Verkehrslandeplätzen (auch au- ßerhalb der Region) kann das regionale Luftverkehrsangebot weiter optimiert werden.

4.2 Energiegewinnung und -versorgung

G1 Für Bevölkerung und Wirtschaft ist eine sichere, bedarfsgerechte, dauerhaft ausrei- chende und zugleich umweltschonende Energieversorgung sicherzustellen. Dabei ist

Verkehr und Infrastruktur - 59 -

eine weitestmögliche Diversifizierung der Energieträger sowie die verstärkte Nutzung orts- und regionalgebundener einschließlich regenerativer Energieangebote anzu- streben.

G2 Eine Verringerung des Energieverbrauchs des Verkehrs, der Haushalte und der Wirt- schaft durch Nutzung der gegebenen Einsparungsmöglichkeiten sowie eine effizien- tere Energieerzeugung bzw. -ausnutzung haben Vorrang vor Kapazitätserweiterun- gen. Erhebliche Energieeinsparpotentiale, die sich insbesondere im Altbaubestand, z.B. durch Wärmedämmmaßnahmen, ergeben, sind zu nutzen.

G3 Die Gemeinden sollen Energiekonzepte als Leitlinien zur Energieeinsparung und zur Verminderung des Schadstoff- und speziell des CO2-Ausstoßes aufstellen und um- setzen. Auf Kreisebene empfiehlt sich die Einrichtung von Energieagenturen.

G4 Bei der Standortwahl von Energieerzeugungs- und -versorgungsanlagen sind neben den Umweltbelangen und dem Landschaftsbild vor allem auch die Möglichkeiten der Kraft-Wärme-Kopplung und der Abwärmenutzung in Fern- und Nahwärmenetzen zu beachten.

G5 Das regionale Siedlungs- und Freiraumkonzept ist Leitbild für den weiteren Ausbau der leitungsgebundenen Energieträger.

G6 Ein höherer Anteil der Stromerzeugung soll ortsnah über erneuerbare Energien bzw. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sowie Abwärmenutzung erfolgen. In Verbindung mit Stromeinsparung soll damit auch die Notwendigkeit neuer Freileitungen herabgesetzt werden. Neue Trassen für Leitungen ab 110 kV sind nicht vorzusehen. Zur Vermei- dung weiterer Zerschneidungen der Landschaft sind vorhandene Trassen zu nutzen.

G7 Siedlungen und landschaftlich besonders wertvolle Räume (vgl. hierzu auch Kap. 3.2.3) sind von Freileitungstrassen freizuhalten; stattdessen ist hier eine Verkabelung anzustreben. Dies gilt insbesondere im Mittelspannungsbereich (20 kV).

G8 Die Erdgasversorgung in der Region soll weiter ausgebaut werden, insbesondere in

• Becken- und Tallagen mit hoher Inversionshäufigkeit, • heilklimatischen Kurorten und Luftkurorten und • Überschwemmungsgebieten und überschwemmungsgefährdeten Gebieten.

Die Nutzung von Erdgas soll durch entsprechende Hinweise und/oder Vorgaben in den Bebauungsplänen befördert werden.

G9 Es soll darauf hingewirkt werden, dass die Nutzung regenerativer Energiequellen ver- stärkt vorangetrieben wird. Dies betrifft insbesondere

• Ausschöpfung der Wasserkraft, • passive Solarenergienutzung, • Niedertemperatur-Solarkollektoren, • Wärmepumpen, • Photovoltaik-Systeme, • Windenergie, • Biogas, Deponiegas und Klärgas, • Geothermie und • Schwachholz und Holzabfälle, Stroh.

Verkehr und Infrastruktur - 60 -

G10 Die Möglichkeiten der Einspeisung von Strom aus kleinen Wasserkraftwerken in das öffentliche Netz sollen durch die weitgehende Ausschöpfung bestehender Wasser- rechte genutzt werden. Dazu gehören auch die Reaktivierung stillgelegter Kleinkraft- werke und die Modernisierung veralteter Anlagen. Dabei soll die Stromgewinnung durch Wasserkraft ökologisch vertretbar erfolgen.

G11 Die Nutzung der Solarenergie (solarthermische Warmwasserbereitung und Photovol- taik) soll durch entsprechende Hinweise und/oder Vorgaben in den Bebauungsplänen befördert werden. Auch die Integration von solarthermischen Anlagen und Photovol- taikanlagen in den Häuserbestand ist zu fördern.

Z1 Die Errichtung von mehr als fünf Windenergieanlagen im räumlichen Verbund ist nur innerhalb der im Raumordnungsplan dargestellten Vorranggebiete zulässig. Entspre- chende Vorhaben sind dort mit den Zielen von Raumordnung und Landesplanung vereinbar. Große bzw. sehr große Windenergieanlagen haben in den Vorranggebie- ten Vorrang vor kleineren Einzelanlagen. 1)

G12 Im Rahmen der Flächennutzungsplanung können weitere Standorte für Windenergie- anlagen geplant werden. Dazu ist im Rahmen einer gemeindlichen Gesamtkonzepti- on die Darstellung von Sonderbauflächen in den Bauleitplänen erforderlich. Bei der Planung sind neben den Zielen der Raumordnung auch die Vorgaben des Gemein- samen Rundschreibens der Landesregierung zur Standortsicherung und Beurteilung der Zulässigkeit von Windkraftanlagen zu beachten. Auch auf gemeindlicher Ebene ist eine Konzentration auf Bereiche mit hervorragender Eignung anzustreben. Dabei sind die Belange des Natur- und Vogelschutzes zu berücksichtigen.

Begründung und Erläuterung

Zur Umsetzung der politischen Vorgabe der Minderung des CO2 -Ausstoßes um 25 % bis zum Jahr 2005 gegenüber 1990 ist die Energieproduktivität bei Strom, Öl und Gas zu steigern. Mit der vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft herausgegebenen "Modellstudie Energie- konzept" wurde am Beispiel der Stadt Bingen am Rhein aufgezeigt, wie auf kommunaler Ebene ein Energiekonzept erarbeitet werden kann. Von dieser Möglichkeit sollte grundsätzlich Gebrauch ge- macht werden. Örtliche Energiekonzepte sind schwerpunktmäßig auf Umweltentlastungsgesichts- punkte - insbesondere auf die konzeptionelle Ausschöpfung der örtlichen Potenziale zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen - auszurichten. Energieagenturen auf Kreisebene können, wie die Beispiele der Energiedienstleistungsgesellschaft des Landkreises Mainz-Bingen und der Nahwär- meversorgung Rheinhessen GmbH zeigen, zur Umsetzung der Ziele wesentlich beitragen.

In dem Aus- und Neubau von Anlagen zur Fern- und Nahwärmeversorgung sowie dem Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung liegt ein erhebliches Energieeinsparungspotenzial.

Die vorhandenen Bau- und Siedlungsstrukturen lassen sich ebenso wie die gegebenen Energie- und Wärmeversorgungssysteme nur im Laufe der Zeit durch eine Vielzahl von koordinierten Ein- zelmaßnahmen so umbauen bzw. umrüsten, dass einer rationellen Energieverwendung mehr als bisher Rechnung getragen wird. Aufgrund der Wirkungszusammenhänge zwischen Raumstruktur und Energieerzeugung und -verbrauch sowie siedlungsstrukturellen Entwicklungen und Verkehrs- infrastruktur kann die Regionalplanung nur flankierend und mittel- bis langfristig die Entwicklung beeinflussen, um energiesparende, d.h. auch verkehrsreduzierende Strukturen zu schaffen (De- zentrale Konzentration der Siedlungsentwicklung, kurze Wege, schnelle Erreichbarkeit des ÖPNV führen zur Effizienzsteigerung von Energieversorgungssystemen durch hohe Dichte und geringere Leitungsverluste).

Die Forderung nach Bündelung von Freileitungstrassen ergibt sich aus dem hohen Anteil an Flä- chen mit Nutzungseinschränkungen. Statt einer Neutrassierung sind alle elektro- und bautechni- schen Maßnahmen zur Kapazitätserhöhung vorhandener Trassen auszuschöpfen.

1) vgl. Regionaler Raumordnungsplan Rheinhessen-Nahe 1998: „Teilfortschreibung für den Bereich Windenergienutzung.“

Verkehr und Infrastruktur - 61 -

Der Ausbau der Gasversorgung ist fortzusetzen, soweit dies unter energiepolitischen Gesichts- punkten sinnvoll und unter wirtschaftlichen und Umweltgesichtspunkten vertretbar ist. Dies bedeu- tet für die künftige Entwicklung:

• Erhöhung der Gasanschlussdichte durch Ausnutzung bereits bestehender Netzkapazitäten, • weiterer Ausbau des Hochdrucknetzes mit Schwerpunkten im ländlichen Raum und Anschluss bisher nicht gasversorgter Gemeinden, insbesondere in den Landkreisen Birkenfeld und Bad Kreuznach, • Erschließung weiterer Industriegebiete für Erdgas, • Einsatz von Flüssiggas zur Versorgung nicht mit Erdgas versorgter Gebiete.

Die größten Potenziale erneuerbarer Energien können für Solarthermie, Windkraft, Erdwärme und Holzenergie festgestellt werden. Am stärksten genutzt werden bereits jetzt Wasserkraft, Holzenergie und Windkraft.

Die verstärkte energetische Nutzung von Restholz sollte insbesondere in den waldreichen Ver- bandsgemeinden Kirn-Land, Rüdesheim, Bad Sobernheim, Stromberg, Birkenfeld, Herrstein, Rhaunen und Rhein-Nahe geprüft werden. Eine energetische Nutzung von Reststroh kommt im Wesentlichen in den Landkreisen Alzey-Worms, Bad Kreuznach und Mainz-Bingen in Betracht.

4.3 Abfallwirtschaft

G1 Die abfallwirtschaftlichen Zielvorgaben von Bund und Land räumen der Abfallver- meidung und -verwertung Vorrang vor der Deponierung ein.

G2 Zwischen den Landkreisen und kreisfreien Städten als öffentlich-rechtlichen Entsor- gungsträgern sind gemeinsame Lösungen im Verbund zu entwickeln, wenn sachge- rechte Lösungen alleine nicht erfolgversprechend durchführbar oder wirtschaftlich nicht vertretbar sind.

G3 Die Behandlung der Siedlungsabfälle erfolgt an folgenden Standorten:

Entsorgungsgebiet genutzte Anlagen Planungen kreisfreie Stadt Mainz und Hausmülldeponie Budenheim (max. Gemeinde Budenheim Laufzeit bis 01.06.2005, anschließend nur für inerte Stoffe), Biokompostwerk Essenheim, Müllheizkraftwerk „Ingelhei- mer Aue“ kreisfreie Stadt Worms Hausmülldeponien Friedelsheim und Hessheim, Müllheizkraftwerk Ludwigsha- fen, Mitnutzung des Kompostwerkes in Grünstadt im Rahmen der Kooperation mit der GML. Landkreis Alzey-Worms Hausmülldeponie Framersheim, Vergä- Müllheizkraftwerk Ludwigs- rungsanlage Framersheim hafen (Option) Landkreis Bad Kreuznach Hausmülldeponie Meisenheim, mecha- nisch-biologische Behandlungsanlage Meisenheim, Biokompostwerk Bad Kreuznach Landkreis Birkenfeld Hausmülldeponie Reibertsbach (max. europaweite Ausschreibung Laufzeit bis 01.06.2005) der Restmüllverwertung für die Zeit nach 2005 Landkreis Mainz-Bingen Biokompostwerk Essenheim, Müllheiz- kraftwerk „Ingelheimer Aue“

Verkehr und Infrastruktur - 62 -

Z2 Auch nach 2005 sind in der Region Deponien zur Ablagerung nicht verwertbarer Ab- fälle vorzuhalten.

Z3 Die Errichtung neuer oder die Erweiterung bestehender Deponien ist auf Grund lan- desweit vorhandener Überkapazitäten nicht geboten. Für die Restabfallverwertung sind kreisübergreifende Lösungen anzustreben.

Begründung und Erläuterung:

Die Ziele der Abfallwirtschaft sind im Abfallwirtschaftsplan Rheinland-Pfalz, Teilplan: Kommunale Abfallwirtschaft, für das Land konkretisiert und in den Abfallwirtschaftskonzepten der Gebietskör- perschaften zu berücksichtigen sowie zu vertiefen.

Aufgrund der TA Siedlungsabfall dürfen ab 01.06.2005 keine unvorbehandelten Abfälle mehr ab- gelagert werden. Die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger haben darauf mit kreisübergreifen- den Kooperationen reagiert.

Sowohl bei thermischer als auch bei mechanisch-biologischer Abfallbehandlung fallen Abfallrest- mengen an, die zu deponieren sind. Hierfür stehen landesweit ausreichende Deponiekapazitäten zur Verfügung.

Die Entsorgung von Sonderabfall unterliegt der Andienung an die Sonderabfall-Management- Gesellschaft (SAM). Die Errichtung von zusätzlichen Sonderabfallbehandlungsanlagen (Sonder- abfallverbrennungsanlage, Sonderabfalldeponie) in der Region ist derzeit nicht vorgesehen.

Restabfälle aus dem Landkreis Bad Kreuznach werden auf der Deponie Meisenheim abgelagert. Zukünftig ist eine abfallwirtschaftliche Kooperation des Rhein-Hunsrück-Kreises mit dem Land- kreis Neuwied und dem Landkreis Bad Kreuznach vorgesehen. Die geplante Zusammenarbeit der drei Kreise schließt die gemeinschaftliche Nutzung der mechanisch-biologischen Restabfall- aufbereitungsanlage Linkenbach (Landkreis Neuwied) ein.

Anhang - 63 -

ANHANG

Hinweise zur Karte

Die als Bestand und Planung dargestellten Siedlungsflächen Wohnen, Gewerbe und Son- derbaufläche sind – soweit nicht mit einem Vorrang versehen - nicht als Ziel der Raumord- nung anzusehen. Sie geben als Momentaufnahme den aktuellen Planungsstand im Über- blick wieder.

Die Darstellung beruht auf Übernahmen der Flächennutzungspläne der Gebietskörperschaf- ten auf der ATKIS-Kartengrundlage. Nachträge und Änderungen wurden nach bestem Wis- sen vorgenommen. Angesichts der unterschiedlichen Maßstäbe von Raumordnungsplan und Flächennutzungsplänen sind Generalisierungen unvermeidlich. So wurden Wohnbauflächen und gemischte Bauflächen zur Kategorie „Siedlungsfläche Wohnen“ und gewerbliche Bauflä- chen/Gewerbe- und Industriegebiete zu „Siedlungsfläche Gewerbe“ zusammengefasst. Mit eingeschlossen sind hier auch Grünflächen, Flächen für den Gemeinbedarf, Verkehrsflä- chen, Flächen für Ver- und Entsorgungsanlagen etc., soweit diese nicht in Sonderbauflächen liegen oder diesen zugeordnet wurden.

Erläuterungen zur Ermittlung des Wohnbauflächenbedarfs

Die aktuelle vom Statistischen Landesamt Rheinland-Pfalz vorgelegte regionale Bevölke- rungsprognose (demographisches Wanderungsmodell) basiert auf der fortgeschriebenen Bevölkerung zum 31.12.1999 und umfasst einen Prognosezeitraum von 15 Jahren (1999- 2014). Annahmen über die künftige Entwicklung der Wanderungen werden nur auf Kreis- ebene und bei den kreisfreien Städten berücksichtigt. Mögliche, derzeit aber noch nicht ab- schätzbare Konsequenzen für die Außenwanderungen aufgrund der vollzogenen Osterweite- rung der Europäischen Gemeinschaft sind nicht berücksichtigt.

Die Einwohnerzahl der Region wird bei Fortwirken der zu beobachtenden Entwicklungsten- denzen zurückgehen. Die Bevölkerungsprognose errechnet bis zum Jahr 2010 einen Rück- gang auf 808.000. Die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung 1999-2001 liegt bereits unter dem Prognosewert. Aus den jährlich sinkenden Geborenenzahlen auf Grund der leicht ab- nehmenden Geburtenhäufigkeit und den altersstrukturell bedingten steigenden Zahlen der jährlichen Sterbefälle resultieren steigende negative Geburtensalden. Die sich hieraus erge- bende Abnahme der Einwohnerzahl wurde bisher noch durch jährliche Wanderungsgewinne überkompensiert, deren Höhe vor allem wegen der weiter sinkenden Zuzüge allerdings von Jahr zu Jahr abnehmen wird. Die Wanderungsgewinne reichen nicht mehr aus, um die nega- tiven Geburtensalden auszugleichen.

Die Planungsgemeinschaft geht von einer gegenüber der Bevölkerungsprognose des Statis- tischen Landesamtes modifizierten Bevölkerungsprognose aus; hier ist der Bevölkerungs- rückgang niedriger angesetzt.

Das Landesentwicklungsprogramm III fordert, dass die regionalen Raumordnungspläne Ori- entierungswerte zum Wohnbauflächenbedarf für die Träger der Flächennutzungsplanung enthalten. Diese sind als Grundsatz einer Abwägung in nachfolgenden Planungsebenen zu- gänglich. Der Orientierungswert wird Bestandteil der landesplanerischen Stellungnahme. Die Ermittlung des Orientierungswertes für den Wohnbauflächenbedarf ist zeitnah im Rahmen der Fortschreibung der Flächennutzungspläne zu aktualisieren.

Anhang - 64 -

Zur Vorgehensweise:

Aus der Bevölkerung und der Zahl der Wohnungen lässt sich die Belegungsdichte (Bevölke- rung/Zahl der Wohnungen) rechnerisch ermitteln. Diese Zahl ist nicht identisch mit der durch- schnittlichen Zahl der Personen pro Haushalt, da hier von der Zahl der vorhandenen Woh- nungen ausgegangen wird, die der Bevölkerung (theoretisch) zur Verfügung stehen. In der Zahl der Wohnungen sind jedoch auch leerstehende Wohnungen, nicht bewohnbare Woh- nungen, Zweitwohnsitze etc. enthalten, so dass die Zahl der Wohnungen regelmäßig höher liegt als die Zahl der Haushalte in Wohnungen. Die Zahl der Wohnungen und die Be- legungsdichte ergeben sich aus der Fortschreibung der Zahl der Wohnungen auf der Grund- lage der Bautätigkeitsstatistik und der Fortschreibung der Bevölkerung.

Die Ergebnisse der Wanderungsprognose für Kreise und kreisfreie Städte wurden in gerun- deter Form auf die Mittelbereiche nach der bisherigen Bevölkerungsentwicklung und regiona- len Zielsetzungen (Stärkung der Zentralen Orte, insbesondere der Mittelzentren; Verknüp- fung von Wohnen und Arbeitsplätzen; ÖPNV-Erreichbarkeit; Flächenverfügbarkeit) umgelegt. Als Ergebnis ergibt sich der Orientierungswert für die Bevölkerung am 31.12.2010 für die Mittelbereiche in der Tabelle „Orientierungswerte für den Wohnbauflächenbedarf“.

Aus der Veränderung der Belegungsdichte zwischen der Volkszählung 1987 und heute las- sen sich Annahmen zur Veränderung der Belegungsdichte bis 2010 ableiten, die auf die ein- zelnen Verbandsgemeinden und Städte differenziert nach dem Ausgangsniveau umgelegt werden. Unterstellt wird eine weitere Verringerung der Belegungsdichte in geringerem Um- fang.

Mit den unter Plausibilitätsgesichtspunkten angenommenen Werten zur Belegungsdichte und Bevölkerung 2010 wird rechnerisch die Zahl der erforderlichen Wohnungen am 31.12.2010 ermittelt. Die Differenz zwischen den vorhandenen Wohnungen und der ermittelten Woh- nungszahl ergibt den Wohnungsbedarf. Unter Zugrundelegung der anzustrebenden Min- destdichtewerte (siehe Kap. 2.3 Siedlungsnutzungen, G3) ergibt sich der flächenmäßige Be- darf an Wohnbauflächen (Bruttowohnbauland).

Besondere Rahmenbedingungen (z.B. schwierige topographische Verhältnisse, Konversion, Flächenreserven, ökologische und klimatologische Verhältnisse) sind bei der Bedarfsermitt- lung zu berücksichtigen. Um den Freiflächenverbrauch einzuschränken, sollen nicht mehr genutzte und benötigte Gewerbe- und Industrieflächen vorrangig für Wohnbebauung und Unterbringung von Dienstleistungen umgenutzt werden.

Anhang - 65 -

Übersicht der Gemeindefunktionen

Besondere Funktion Bevölkerung Orientierungswert Eigen- Gemeide/Stadt/ Raumstruktur- entwick- Wohnbau- Verbandsgemeinde gliederung Fremden- Landwirt- Bevölkerung flächen- Zentraler Ort Wohnen Gewerbe lung 30.06.2003 verkehr schaft 2010 bedarf 2010 (ha)

Mittelbereich Alzey

Mittelzentrum im verdichteter Raum Stadt Alzey Grundnetz W G F 18.132 19.500 24

Ländl. Raum mit VG Alzey-Land Ver- 24.067 25.100 60 dichtungsansätzen Gau-Odernheim Grundzentrum W G 3.571 4.000 8 Bechtolsheim Nahbereich L X 1.475 Biebelnheim Gau-Odernheim L X 700 Framersheim L X 1.594 Albig L X 1.659 Bechenheim X 451 Bermersheim von der Höhe L X 419 Dintesheim L X 151 Eppelsheim X 1.247 Esselborn L X 342 Freimersheim Nahbereich L X 581 Gau-Heppenheim Alzey L X 548 Kettenheim L X 289 Mauchenheim L X 986 Wahlheim X 585 Flomborn X 1.024 Ober-Flörsheim X 1.177 Offenheim X 604 Flonheim Grundzentrum W G F 2.609 2.800 6 Bornheim L X 730 Erbes-Büdesheim Nahbereich G 1.392 Lonsheim Flonheim L X 601 Nack L X 611 Nieder-Wiesen X 650 VG Wörrstadt verdichteter Raum 28.028 29.200 68 Wörrstadt Grundzentrum W G 7.517 8.100 16 Armsheim W 2.663 2.800 6 Ensheim L X 457 Gabsheim L X 788 Gau-Weinheim L X 661 Partenheim L X 1.593 Nahbereich Saulheim Wörrstadt W G 7.017 7.500 15 Schornsheim L X 1.579 Spiesheim L X 1.002 Sulzheim L X 1.079 Udenheim L X 1.288 Vendersheim L X 587 Wallertheim L X 1.797

Mittelbereich Bad

Kreuznach

hoch verdichteter Mittelzentrum im Bad Kreuznach, Stadt Raum Grundnetz W G F 43.353 42.800 37

Ländl. Raum mit VG Bad Kreuznach Ver- 8.784 8.400 15 dichtungsansätzen Biebelsheim L X 565 Frei-Laubersheim L X 1.017 Fürfeld L X 1.554 Hackenheim L X 1.935 Nahbereich Bad Neu-Bamberg Kreuznach F X 964 Pfaffen-Schwabenheim L X 1.265 Pleitersheim X 321 Tiefenthal X 111 Volxheim L X 1.052

Anhang - 66 -

Übersicht der Gemeindefunktionen

Besondere Funktion Bevölkerung Orientierungswert Eigen- Gemeide/Stadt/ Raumstruktur- entwick- Wohnbau- Verbandsgemeinde gliederung Fremden- Landwirt- Bevölkerung flächen- Zentraler Ort Wohnen Gewerbe lung 30.06.2003 verkehr schaft 2010 bedarf 2010 (ha) VG Bad Münster am Stein- Ländl. Raum mit Ver- 11.401 10.600 18 Ebernburg dichtungsansätzen Bad Münster am Stein- Grundzentrum F X 3.837 Ebernburg, Stadt Altenbamberg X 789 Duchroth F L X 596 Feilbingert F L X 1.738 Nahbereich Bad Hallgarten F X 733 Münster a.St.Eb Hochstätten F X 662 Niederhausen F L X 595 Norheim F L X 1.440 Oberhausen an der Nahe L X 415 Traisen L X 596 hoch verdichteter VG Langenlonsheim Raum 13.526 13.100 26 Langenlonsheim Grundzentrum W G F 3.633 3.800 6 Bretzenheim L X 2.437 Dorsheim F L X 690 Nahbereich Guldental Langenlonsheim F L X 2.679 Laubenheim L X 821 Rümmelsheim L X 1.372 Windesheim L X 1.894 dünn besiedelter VG Rüdesheim ländlicher Raum 24.974 24.500 47 Rüdesheim Grundzentrum W G 2.370 2.500 4 Allenfeld L X 204 Argenschwang X 378 Braunweiler X 610 Dalberg X 256 Gebroth F L X 166 Gutenberg X 1.025 Hargesheim F X 2.915 Nahbereich Hergenfeld Rüdesheim X 459 Münchwald F X 297 Roxheim X 2.376 Sankt Katharinen X 334 Sommerloch L X 432 Spabrücken F X 1.184 Spall X 164 Wallhausen F X 1.595 Winterbach F X 505 Grundzentrum im Waldböckelheim Ergänzungsnetz W F 2.349 2.500 4 Bockenau F X 1.271 Boos F X 425 Burgsponheim F X 207 Hüffelsheim Nahbereich L X 1.320 Waldböckelheim Oberstreit L X 258 Mandel L X 844 Schloßböckelheim L X 415 Sponheim X 859 Weinsheim L X 1.756 Ländl. Raum mit VG Stromberg Ver- 9.456 9.300 15 dichtungsansätzen Stromberg Grundzentrum W G F 3.111 3.300 5 Daxweiler X 861 Dörrebach F X 754 Eckenroth X 224 Roth Nahbereich X 259 Schöneberg Stromberg X 670 Schweppenhausen L X 925 Seibersbach X 1.446 Waldlaubersheim G 798 Warmsroth X 408 Ländl. Raum mit VG Wöllstein Ver- 11.926 12.300 24 dichtungsansätzen Wöllstein Grundzentrum W G 4.401 4.600 9 Eckelsheim X 528 Gau-Bickelheim X 2.144 Gumbsheim Nahbereich X 562 Siefersheim Wöllstein X 1.297 Stein-Bockenheim X 665 Wendelsheim X 1.429 Wonsheim X 900

Anhang - 67 -

Übersicht der Gemeindefunktionen

Besondere Funktion Bevölkerung Orientierungswert Eigen- Gemeide/Stadt/ Raumstruktur- entwick- Wohnbau- Verbandsgemeinde gliederung Fremden- Landwirt- Bevölkerung flächen- Zentraler Ort Wohnen Gewerbe lung 30.06.2003 verkehr schaft 2010 bedarf 2010 (ha) Mittelbereich Bingen

hoch verdichteter Mittelzentrum im Bingen am Rhein, Stadt Raum Grundnetz W G F 24.773 25.000 24

Ländl. Raum mit VG Rhein-Nahe Ver- 15.326 14.800 20 dichtungsansätzen Bacharach, Stadt Grundzentrum F X 2.172 Breitscheid X 143 X 374 Nahbereich Niederheimbach Bacharach F L X 812 Oberdiebach F X 936 Oberheimbach F L X 702 Trechtingshausen F X 1.056 Münster-Sarmsheim F X 2.900 Nahbereich Waldalgesheim Bingen X 3.547 Weiler bei Bingen X 2.684 verdichteter VG Sprendlingen-Gensingen 13.305 13.000 28 Raum Sprendlingen Grundzentrum W G F 3.884 3.800 6 Badenheim L X 549 Sankt Johann L X 837 Welgesheim L X 578 Nahbereich Zotzenheim L X 647 Sprendlingen- Wolfsheim Gensingen L X 714 Gensingen 3.184 3.300 5 Aspisheim L X 882 Grolsheim G 1.024 Horrweiler L X 823

Mittelbereich Idar- Oberstein / Birkenfeld / Baumholder

Ländl. Raum mit Mittelzentrum im Ver- Stadt Idar-Oberstein Grundnetz W G F 33.072 32.500 26 dichtungsansätzen

dünn besiedelter VG Baumholder ländlicher Raum 10.420 10.100 16 Mittelzentrum im Baumholder, Stadt Ergänzungsnetz W G F 4.170 4.300 4 Berglangenbach X 499 Berschweiler bei Baumholder X 610 Eckersweiler X 176 Fohren-Linden X 359 Frauenberg X 461 Hahnweiler Nahbereich X 242 Baumholder Heimbach X 1.268 Leitzweiler X 119 Mettweiler X 319 Reichenbach X 646 Rohrbach X 235 Rückweiler X 441 Ruschberg X 875

Anhang - 68 -

Übersicht der Gemeindefunktionen

Besondere Funktion Bevölkerung Orientierungswert Eigen- Gemeide/Stadt/ Raumstruktur- entwick- Wohnbau- Verbandsgemeinde gliederung Fremden- Landwirt- Bevölkerung flächen- Zentraler Ort Wohnen Gewerbe lung 30.06.2003 verkehr schaft 2010 bedarf 2010 (ha) dünn besiedelter VG Birkenfeld ländlicher Raum 20.597 20.200 35 Mittelzentrum im Birkenfeld, Stadt Grundnetz W G F 7.021 7.200 7 Abentheuer F X 457 Achtelsbach X 521 Börfink X 215 Brücken X 1.283 Buhlenberg L X 506 Dambach L X 150 Dienstweiler L X 306 Elchweiler X 106 Ellenberg X 88 Ellweiler X 322 Gimbweiler X 451 Gollenberg L X 129 Hattgenstein F X 254 Hoppstädten-Weiersbach Nahbereich G 2.730 Kronweiler Birkenfeld X 361 Leisel F X 579 Meckenbach X 127 Niederbrombach F X 505 Niederhambach X 305 Nohen X 425 Oberbrombach X 523 Oberhambach F X 305 Rimsberg X 125 Rinzenberg X 294 Rötsweiler-Nockenthal X 516 Schmißberg X 230 Schwollen F X 482 Siesbach X 426 Sonnenberg-Winnenberg X 549 Wilzenberg-Hußweiler X 315 dünn besiedelter VG Herrstein ländlicher Raum in 17.575 17.000 23 ungünstiger Lage Herrstein Grundzentrum (W) (G) F 1.017 950 1 Allenbach F X 702 Bergen L X 483 Berschweiler bei Kirn X 285 Breitenthal X 317 Bruchweiler F L X 537 Dickesbach X 446 Fischbach F X 1.011 Gerach X 264 Griebelschied X 215 Herborn X 524 Hettenrodt X 722 Hintertiefenbach X 419 Kempfeld F L X 835 Kirschweiler F X 1.151 Mackenrodt X 467 Mittelreidenbach Nahbereich X 810 Mörschied Herrstein X 927 Niederhosenbach X 380 Niederwörresbach W G F 1.011 1.050 2 Oberhosenbach X 152 Oberreidenbach X 620 Oberwörresbach X 164 Schmidthachenbach X 422 Sensweiler F X 565 Sien X 606 Sienhachenbach X 215 Sonnschied X 137 Veitsrodt F X 687 Vollmersbach X 563 Weiden L X 87 Wickenrodt X 163 Wirschweiler X 382 Langweiler F X 289

Anhang - 69 -

Übersicht der Gemeindefunktionen

Besondere Funktion Bevölkerung Orientierungswert Eigen- Gemeide/Stadt/ Raumstruktur- entwick- Wohnbau- Verbandsgemeinde gliederung Fremden- Landwirt- Bevölkerung flächen- Zentraler Ort Wohnen Gewerbe lung 30.06.2003 verkehr schaft 2010 bedarf 2010 (ha) dünn besiedelter VG Rhaunen ländlicher Raum in 7.962 7.600 13 ungünstiger Lage Rhaunen Grundzentrum W G F 2.280 2.300 3 Asbach X 191 Bollenbach X 173 Bundenbach F X 1.038 Gösenroth X 290 Hausen X 215 Hellertshausen X 191 Horbruch Nahbereich F X 349 Hottenbach Rhaunen X 686 Krummenau X 146 Oberkirn X 368 Schauren F X 541 Schwerbach L X 69 Stipshausen F X 978 Sulzbach X 365 Weitersbach X 82

Mittelbereich Ingel- heim

hoch verdichteter Ingelheim am Rhein, Stadt Raum W G F 25.062 25.500 32

VG Gau-Algesheim verdichteter Raum 15.775 15.400 20 Gau-Algesheim, Stadt Grundzentrum W G F 6.396 6.400 8 Appenheim L X 1.350 Bubenheim L X 806 Engelstadt Nahbereich L X 735 Nieder-Hilbersheim Gau-Algesheim L X 638 Ober-Hilbersheim L X 991 Ockenheim L X 2.280 Schwabenheim an der Selz L X 2.579

Mittelbereich Kirn / Meisenheim / Bad Sobernheim

Ländl. Raum mit Mittelzentrum im Ver- Kirn, Stadt Grundnetz W G F 8.901 8.800 12 dichtungsansätzen

dünn besiedelter VG Kirn-Land ländlicher Raum in 10.607 10.200 16 ungünstiger Lage Bärenbach L X 521 Becherbach bei Kirn X 447 Brauweiler X 69 Bruschied F X 325 Hahnenbach F X 613 Heimweiler X 471 Heinzenberg F X 28 Hennweiler F X 1.284 Hochstetten-Dhaun F X 1.641 Horbach X 38 Nahbereich Kirn Kellenbach F X 274 Königsau X 74 Limbach L X 347 Meckenbach X 430 Oberhausen bei Kirn F X 1.026 Otzweiler X 222 Schneppenbach F X 275 Schwarzerden X 258 Simmertal F X 2.000 Weitersborn X 264

Anhang - 70 -

Übersicht der Gemeindefunktionen

Besondere Funktion Bevölkerung Orientierungswert Eigen- Gemeide/Stadt/ Raumstruktur- entwick- Wohnbau- Verbandsgemeinde gliederung Fremden- Landwirt- Bevölkerung flächen- Zentraler Ort Wohnen Gewerbe lung 30.06.2003 verkehr schaft 2010 bedarf 2010 (ha) dünn besiedelter VG Meisenheim ländlicher Raum in 8.530 8.300 14 ungünstiger Lage Mittelzentrum im Meisenheim, Stadt Ergänzungsnetz W G F 2.904 3.000 3 Abtweiler L X 245 Becherbach L X 978 Breitenheim X 443 Callbach L X 428 Desloch L X 394 Hundsbach Nahbereich X 411 Jeckenbach Meisenheim X 276 Lettweiler L X 243 Löllbach X 245 Raumbach L X 470 Rehborn L X 803 Reiffelbach L X 259 Schmittweiler L X 230 Schweinschied L X 201 dünn besiedelter VG Bad Sobernheim ländlicher Raum 18.510 18.000 24 Mittelzentrum im Bad Sobernheim, Stadt Ergänzungsnetz W G F 6.440 6.500 6 Auen F L X 251 Bärweiler L X 284 Daubach X 225 Ippenschied L X 156 Kirschroth F L X 294 Langenthal X 116 Lauschied X 630 Martinstein Nahbereich Bad F X 345 Meddersheim Sobernheim L X 1.381 Merxheim L X 1.479 Monzingen F L X 1.669 Nußbaum L X 434 Odernheim am Glan F X 1.823 Rehbach L X 36 Seesbach F L X 590 Staudernheim F L X 1.643 Weiler bei Monzingen L X 488 Winterburg F X 226

Mittelbereich Mainz

hoch verdichteter Oberzentrum Kfr St Mainz Raum W G F 185.716 180.000 151

hoch verdichteter Grundzentrum Budenheim Raum F 8.599 8.500 8

VG Bodenheim verdichteter Raum 17.737 18.300 36 Bodenheim Grundzentrum W G F 6.663 7.500 12 Gau-Bischofsheim X 1.998 Harxheim Nahbereich L X 2.007 Bodenheim Lörzweiler L X 2.027 Grundzentrum im Nackenheim Ergänzungsnetz F 5.042 Ländl. Raum mit VG Guntersblum Ver- 9.544 9.400 17 dichtungsansätzen Guntersblum Grundzentrum W F 3.779 3.900 6 Dolgesheim L X 971 Dorn-Dürkheim L X 904 Eimsheim L X 577 Nahbereich Hillesheim Guntersblum L X 619 Ludwigshöhe L X 536 Uelversheim L X 1.173 Weinolsheim L X 685 Wintersheim L X 300 hoch verdichteter VG Heidesheim am Rhein Raum 9.413 8.800 14 Heidesheim am Rhein Nahbereich Grundzentrum W F 6.945 6.600 11 Heidesheim X 2.468

Anhang - 71 -

Übersicht der Gemeindefunktionen

Besondere Funktion Bevölkerung Orientierungswert Eigen- Gemeide/Stadt/ Raumstruktur- entwick- Wohnbau- Verbandsgemeinde gliederung Fremden- Landwirt- Bevölkerung flächen- Zentraler Ort Wohnen Gewerbe lung 30.06.2003 verkehr schaft 2010 bedarf 2010 (ha) VG Nieder-Olm verdichteter Raum 29.570 29.200 36 Mittelzentrum im Nieder-Olm Ergänzungsnetz W G 8.123 8.700 9 Essenheim L X 3.079 Jugenheim in Rheinhessen L X 1.596 Klein-Winternheim Nahbereich Nieder- X 3.443 Olm Ober-Olm X 4.193 Sörgenloch X 1.092 Stadecken-Elsheim L X 4.480 Zornheim L X 3.564 VG Nierstein-Oppenheim verdichteter Raum 29.202 28.000 35 Mittelzentrum im Nierstein Ergänzungsnetz W G F 7.579 7.500 8 Mittelzentrum im Stadt Oppenheim Ergänzungsnetz W G F 6.686 6.500 7 Dalheim X 1.044 Dexheim L X 1.516 Nahbereich

Dienheim Nierstein- L X 1.901 Friesenheim Oppenheim L X 633 X 1.591 Köngernheim X 1.396 Mommenheim X 3.009 Selzen L X 1.465 Undenheim G 2.382

Mittelbereich Worms

hoch verdichteter Mittelzentrum im Kfr St Worms Raum Grundnetz W G F 81.196 81000 62

Stadt Osthofen verdichteter Raum Grundzentrum W G F 8.844 8800 17

ländl. Raum mit VG Eich Verdichtungs- 12.646 12000 15 ansätzen Eich Grundzentrum F X 3.216 Alsheim F L X 2.570 Gimbsheim Nahbereich Eich F L X 3.065 Hamm am Rhein F L X 2.258 Mettenheim L X 1.537 VG Monsheim verdichteter Raum 10.396 10300 15 Monsheim Grundzentrum G 2.625 Flörsheim-Dalsheim W G F 3.172 3300 7 Hohen-Sülzen L X 582 Nahbereich Mölsheim Monsheim F L X 620 Mörstadt L X 951 Offstein X 1.817 Wachenheim F L X 629 VG Westhofen verdichteter Raum 12.216 12200 16 Westhofen Grundzentrum W G F 3.252 3400 7 Bechtheim F L X 1.868 Bermersheim L X 303 Hochborn L X 451 Dittelsheim-Heßloch Nahbereich L X 2.229 Frettenheim Westhofen L X 338 Gundersheim L X 1.666 Gundheim L X 970 Hangen-Weisheim L X 515 Monzernheim L X 624