2016 EINSCHLAUFEN Betrifft: Aus Jeder Sache Raus – Ein Jahr Auf Halbmast Impressum Nº 10.16 Irgendwann Kommt Die Nachricht
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DEZ.16/JAN.17 2016 EINSCHLAUFEN Betrifft: Aus jeder Sache raus – ein Jahr auf Halbmast Impressum Nº 10.16 Irgendwann kommt die Nachricht. Als Breaking Manchmal kommt die Nachricht auch per SMS DER MUSIKZEITUNG LOOP 19. JAHRGANG News über den digitalen Ticker, als zehnspalti- und reisst einen aus allem heraus. Ein paar we- ge Meldung im Feuilleton einer Tageszeitung, nige Worte nur, ratlos und benommen in die P.S./LOOP Verlag in der «Tagesschau» am Fernsehen, eingerückt kleine Tastatur getippt von Freunden, die einem Langstrasse 64, 8004 Zürich in die Biographiezeile bei Wikipedia. Die Nach- mitteilen, dass man einen gemeinsamen Freund Tel. 044 240 44 25, Fax. …27 richt vom Dahinscheiden eines Menschen, der verloren hat: «Badoux ist gestorben.» Das war www.loopzeitung.ch geographisch und von seinem Status her zumeist Ende Oktober. Der Schock klingt allmählich ab, eine Figur aus der Ferne blieb, dem man sich doch die Trauer bleibt. Und die grosse Leere, die Verlag, Layout: Thierry Frochaux allerdings qua Sozialisation, Wesensverwandt- man mit den schönen Erinnerungen auffüllt, die [email protected] schaft und Bewunderung verbunden fühlte. Und sich über die Jahre angesammelt haben. Christo- der einfach immer schon – für einen – da war. phe Badoux – unter diesem Namen kannte man Administration, Inserate: Manfred Müller Die Flut der traurigen Nachrichten begann be- ihn als Comiczeichner und Illustrator. Wir nann- [email protected] reits im frühen Januar mit dem still orchestrierten ten ihn Ob-la-di Badoux. Damals, als wir nach Abtritt von David Bowie, der sein Vermächtnis den Proben unserer Band Hasselhoff jeweils bei Redaktion: Philippe Amrein (amp), mit «Blackstar» nachhallen liess. Der weltraum- Bier und Blödeleien ganz kleine Welten aus den Benedikt Sartorius (bs), Koni Löpfe fahrende Dandy mit der mehrfach gebrochenen Angeln hoben. Oder in ausfransenden Diskus- Künstlerbiographie – für immer versunken im sionen die seiner Meinung nach unbegründete Mitarbeit: Philipp Anz (anz), Reto Aschwanden, Treibsand, den er einst besang. Weitere Grössen Genialität Serge Gainsbourgs zu ergründen ver- Yves Baer, Thomas Bohnet (tb), folgten ihm. Der ebenso vielseitige Mann aus suchten. Jean-Martin Büttner, Marcel Elsener, Roman Minneapolis, der sich manchmal Symbol, meis- Diese Mischung aus Nonchalance, Erstaunen Elsener, Chrigel Fisch, Christian Gasser (cg), tens aber Prince nannte. Der als unzerstörbar und Empörung, mit der Ob-la-di durch sein Michael Gasser (mig), Ane Hebeisen, Hanspeter geltende Merle Haggard. Und schliesslich der bis Leben ging, vermissen wir alle, die ihn gekannt Künzler, Tony Lauber (tl), Susanne Loacker, zur Selbstauslöschung grüblerische Leonard Co- haben. Aber drüben, an diesem «anderen Ort», Sam Mumenthaler, Philipp Niederberger, hen, dem wir vor zwölf Jahren mit einer ganzen wird er nun zeichnen und trinken und träumen. Miriam Suter Ausgabe zum 70. Geburtstag gratuliert haben. Mit Bowie, Haggard, Prince und Cohen, mit Seine Zeilen werden bleiben und uns begleiten, in Muhammad Ali und Johan Cruyff. Und allen, Druck: Tagblatt Print, St. Gallen den folgenden Tagen vor allem jene, mit denen er die dort früher schon eingecheckt haben. seinen von trotzender Trauer durchwirkten Song Wir sehen uns wieder. Genau dort. Spätestens Das nächste LOOP erscheint am 27.01.2017 «Famous Blue Raincoat» eröffnete: «It’s four in irgendwann. Bei Blödeleien. Und Bier. the morning / the end of december / I’m writing Titelbild: David Bowie you now / just to see if you’re better.» Barclay James Amrein Ich will ein Abo: (Adresse) 10 mal jährlich direkt im Briefkasten für 33 Franken (in der Schweiz). LOOP Musikzeitung, Langstrasse 64, 8004 Zürich, Tel. 044 240 44 25, [email protected] IM HINTERGRUND Sir George Martin war mehr als nur sir george martin der Produzent der Beatles, er prägte massgebend die Studiotechnik und gründete die unabhängige Produzenten- Vereinigung AIR. Einige der wichtigsten Alben der 80er-Jahre entstanden in George Martins AIR-Studio auf der Karibikinsel Montser- rat, darunter «Brothers In Arms» von den Dire Straits oder «Synchronicity» von The Police. Aber auch Phil Collins, Black Sabbath, Elton John, die Rolling Stones und Micha- el Jackson fanden den Weg in die Karibik. Der Hurrikan Hugo zerstörte das Studio am 17. September 1989. VOM PIANISTEN ZUM PRODUZENTEN Geboren wurde George Henry Martin am 3. Januar 1926 in der Nähe von London. Als Achtjähriger nahm er die ersten Klavierstunden. Von 1943 bis 1947 diente er als Flugzeug- beobachter im Fleet Air Arm der Royal Navy. Danach im- matrikulierte er sich in der Guildhall School Of Music And Drama, wo er Klavier und Oboe studierte. Seine musikali- schen Vorlieben waren Sergei Rachmaninow, Maurice Ra- vel und Cole Porter. Nach seinem Abschluss 1950 arbeitete Martin in der Klassikabteilung der BBC, ehe er zu EMI Re- cords als Assistent des Parlophone-Direktors Oscar Preuss wechselte. 1955 übernahm Martin von Preuss Parlophone. Zunächst produzierte er Comedyaufnahmen von Peter Sel- lers, aber auch Aufnahmen von klassischen Orchestern. In den späten 50er-Jahren erweiterte er den Katalog um engli- sche Volksmusik. 1959 nahm er mit Matt Monroe die eng- lische Antwort auf Frank Sinatra unter Vertrag. Während Jahren suchte er nach einer talentierten Rock’n’Roll Band, und obwohl er vom Demotape der Beatles nicht überzeugt war, lud er sie 1962 zum Vorspielen ein, weil ihm die Stim- men von John Lennon und Paul McCartney gefielen. Martin gab den Beatles den üblichen Vertrag von einem Penny pro verkaufter Platte. 1963, nach dem Erfolg von DER FÜNFTE BEATLE «From Me to You», änderte er den Vertrag auf zwei Pen- nys, worauf er bei EMI als Verräter behandelt wurde. Der Zusammen mit den Beatles entwickelte er neue Aufnah- Frust darüber und die Tatsache, dass er nicht für seine ef- meverfahren: 1963 führte er das Doubble-Tracking, die fektive Arbeit als Arrangeur und teilweise auch Mitmusi- Verdoppelung einer Spur ein. Ab 1966 kamen rückwärts ker entlohnt wurde, liessen ihn 1965 bei EMI kündigen, eingespielte Elemente hinzu, aber auch die Technik, zwei danach gründete er mit geliehenen 5000 Pfund die Produk- verschiedene Takes mit verschiedenen Geschwindigkeiten tionsgesellschaft Associated Independent Recording AIR. zu einem einzigen Song zu verschmelzen («Strawberry Fortan konnte Martin seine Dienste anderen Künstlern Fields Forever»), schreckte Martin nicht ab. Als Arrangeur anbieten. 1970 eröffnete George Martin das AIR-Studio prägte er massgeblich die Musik der Beatles. So kompo- in London, 1977 verliebte er sich in die Insel Montserrat nierte Martin etwa auch die Arrangements von «Yester- und eröffnete dort 1979 das Studio. 1996 begründete er day», «Eleanor Rigby» und «All You Need Is Love». zusammen mit Paul McCartney das Liverpool Institute For Nach der Trennung der Beatles blieb er mit Paul McCart- Performing Arts. ney verbunden und produzierte neben «Live and Let Die» Seit den frühen 60er-Jahren komponierte und arrangierte dessen Alben «Tug of War» (1982) und «Pipes of Peace» George Martin Filmmusik, neben der Musik zu den Bea- (1983), die grösstenteils in Montserrat entstanden. Mitte tlesfilmen produzierte er die Bond-Songs «Goldfinger» und der 90er-Jahre war Martin verantwortlich für die «Beatles- «From Russia With Love» und schrieb die Filmmusik zu Anthology» und produzierte zusammen mit seinem Sohn «Live and Let Die», die auf Paul McCartneys gleichnami- Gilles 2006 das Remix-Album «Love». gem Song basiert. In den 70er- und 80er-Jahren produzier- 1996 wurde er als Sir geadelt. 1998 zog er sich, sein Gehör te er u.a. Jeff Beck, die Kings Singers, Ultravox und UFO. verlierend, in den Ruhestand zurück. Sein Abschiedsalbum George Martin produzierte offiziell 4836 Titel, es dürften «In My Life», auf dem u.a. Phil Collins, Bobby McFerrin, wohl aber über 5000 sein. In England hatte er 30 Num- Vanessa Mae, Sean Connery, Goldie Hawn und Jim Car- mer-1-Hits, in den USA 23. Der letzte von ihm produzierte rey Beatles-Songs neu interpretieren, setzt einen heiteren Nummer-1-Hit war Elton Johns «Candle in the Wind ’97», Schlusspunkt. der Schwanengesang auf die verstorbene Prinzessin Diana. Yves Baer SZENE Atlantis_2016_Version_3_Atlantis_2016 26.01.16 18:18 Seite 1 www.elbertin.ch LP’s CD’s seit 1983 Kindergeschichten CD/mp3 Bezahlung nach Gutdünken ATLANTIS RECORDS.CH 079 938 99 65 Steinenbachgässlein 34 4051 BASEL www.gschichtefritz.ch An/Verkauf • Bestellungen • Old/New Vinyl xenix.ch MILOŠ FORMAN DEZEMBER 2016 AUS DER HÜFTE Wie konnte das nur passieren: Prince, der Alleskönner unter den Musikern, ist Ende April in seinem Anwesen in Minnesota jäh verstorben. Er wurde nur 57 Jahre alt. Er war doch so lebendig gewesen. Heiss und cool, sagte man bewundernd. Also zu jenen Temperaturen fähig, die sich alle erträumen in einer Kultur, die beides feiert. Und die er als einer der wenigen in sich vereinte. Mit seiner Persona, seiner Musik, seiner tanzenden Eleganz. Mit der Unabhängigkeit, die seine Karriere von Anfang an bestim- mte. Mit seinen Auftritten, bei denen er die Hingabe be- sang, ohne je die Kontrolle abzugeben. Mit seiner Stimme, die zwischen Bariton und flehendem Falsett oszillierte. Mit seiner geschmeidig androgynen Männlichkeit, seinem Hu- mor, seinem erotischen Charisma. Mit seiner Virtuosität an der Gitarre, aber auch an Keyboards, Bass und Schlagzeug – auf seinem ersten Album spielte er über zwei Dutzend In- strumente. Mit seinem Talent als Arrangeur und Bandlead- er, der wusste, was er wollte und es von seinen Begleiter- innen und Begleitern mit diktatorischer