Berichterstatter
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BERICHTERSTATTER Ausgabe 21 April 2014 Die Kommunalwahl 2014 im Rückblick Licht und Schatten hatte die Kommunalwahl 2014 Kreistagswahl brachten Rückschläge, die Bürger- aus Sicht der CSU im Coburger Land zu bieten. meisterwahlen mehrheitlich Grund zur Freude. Mal zahlte sich der enorme persönliche Einsatz Eine kurze Zusammenschau der Ergebnisse soll im Wahlkampf mit Zins und Zinseszins aus, mal im Folgenden helfen, das Gesamtergebnis einzu- erfüllten sich die Hoffnungen nicht. Landrats- und ordnen. Die Landratswahl Mit 29,28% der gültigen Stimmen ist es Rainer ber bestätigt, statt sich auf eine neue, ihnen we- Mattern diesmal nicht gelungen, den amtierenden niger bekannte Person einzulassen. Vergleichbare SPD-Landrat Busch (62,95%) nach einer Amtspe- Ergebnisse wie 2014 findet man daher beispiels- riode abzulösen. Eine Mehrheit konnte auch lokal weise auch beim Rückblick auf die Jahre 2002 und in keiner Gemeinde erreicht werden, wobei die 1996. Knapp wurde es in den letzten vierzig Jahren Zustimmungswerte zwischen 24,92% und 35,69% nur einmal 1978, als der angesehene und schon rangierten. als Landespolitiker erfolgreiche Siegfried Möslein den damaligen Landrat Knauer herausforderte und nur knapp unterlag. Schied hingegen – wie 1990 und 2008 – ein Land- rat aus Altersgründen aus dem Amt und überließ das Amt einem Nachfolger, hatte man es immer mit einem knappen Rennen auf Augenhöhe zu tun. Dieser Rückblick legt nahe, bei künftigen Wahlen gegen einen amtierenden Landrat entweder noch konsequenter auf bereits allseits bekannte Kandi- daten zu setzen oder überaus frühzeitig mit ihrem Dieses Ergebnis steht – bei aller möglicher Enttäu- Aufbau zu beginnen. schung – in der Tradition der vergangenen Land- Die wenigen Wochen des Wahlkampfes setzen ratswahlkämpfe im Coburger Land: dann auf dem bereits vorhandenen Renommee Ohne schwere, polarisierende Verfehlungen und/ auf. Sie dienen nur noch dazu, die Person mit der oder einen großen Stimmungsumschwung haben Kandidatur in Verbindung zu bringen und die Vor- die Bürger im Landkreis in den vergangenen vier züge gegenüber den Mitbewerbern um das Amt zu Jahrzehnten stets den ihnen vertrauten Amtsinha- kommunizieren. Berichterstatter Seite 2 Ausgabe 21 | April 2014 Die Kreistagswahl CSU und Landvolk ist es gelungen, ihre Stellung Allerdings verbleiben auch nach Berücksichtigung als stärkste Kreistagsfraktion zu behaupten. Aller- dieses Effekts noch Verluste in Höhe von 3 Sitzen dings muss die Fraktion gleichzeitig den Verlust oder 4,19 Prozentpunkten im Vergleich zu 2008. von 4 Sitzen auf nunmehr 20 verbuchen. Die SPD Diese Entwicklung liegt über dem bayernweiten stellt künftig 19 Delegierte (-1), die Freien Wähler Trend und muss gerade mit Blick auf die Zugewin- unverändert 10, die Grünen 5 (+1), die ödp 2 (+1), ne der sehr lokal aufgestellten ULB auch auf orts- die FDP weiterhin 1 und die Unabhängigen Land- spezifische Ursachen hin untersucht werden. kreisbürger (ULB) ziehen mit 3 Abgeordneten erst- mals in den Kreistag ein. Es profitieren somit die Generell erwiesen sich erneut allseits bekannte kleinen und lokalen Parteien bzw. Wählergruppen Amtsinhaber und Spitzenkandidaten als Zugpfer- auf Kosten der größeren Parteien. de für Listenstimmen, unabhängig von Alter und Geschlecht. In den einzelnen Gemeinden zeigte sich zwar ein ausgesprochener Trend hin zur Wahl lokaler Kandidaten egal welcher Partei, doch glich sich dieser Effekt landkreisweit im Schnitt weitge- hend aus, da die einzelnen Orte in der Regel be- reits grob entsprechend ihres Stimmgewichts auf den Listen repräsentiert waren. Insgesamt und parteiübergreifend führte die Wahl dazu, dass Niederfüllbach und Grub am Forst in dieser Wahlperiode keinen Vertreter in den Kreistag entsenden, während v.a. Seßlach und Großheirath Eine Teilverantwortung hierfür trägt die Umstellung im Vergleich zu ihrer Einwohnerzahl überproportio- auf das Hare-Niemeyer-Verfahren zur Sitzvergabe, nal repräsentiert sind. Die übrigen Kommunen sind das verglichen mit dem bisher benutzten D’Hondt- entweder fast proportional vertreten (z.B. Röden- Verfahren kleinere Parteien besser stellt. Im kon- tal, Neustadt, Ebersdorf) oder mehr oder minder kreten Fall ist diese andere Form der Berechnung stark über- bzw. unterrepräsentiert. ursächlich für die Verschiebung eines Sitzes weg von der CSU/LV-Fraktion hin zu den ULB. Die Bürgermeisterwahlen Nach 30 Jahren Amtszeit von Gerhard Preß über- nehmen die Freien Wähler die Macht im Röden- taler Rathaus. Dies ist im Bereich der Bürger- meisterwahlen das wohl ernüchterndste Ergebnis, welches die CSU im Wahljahr 2014 zu verbuchen hat. Diesem Verlust gegenüber stehen allerdings sou- verän verteidigte Ämter in Großheirath und Ebers- dorf (mit Bernd Reisenweber als gemeinsamem Kandidaten zusammen mit der BG), zwei erfolgrei- che Generationswechsel in Sonnefeld und Lauter- tal sowie natürlich die drei hinzugewonnenen Pos- ten in Meeder, Seßlach und Untersiemau, davon zwei durch Abwahl des bisher amtierenden SPD- Bürgermeisters. Berichterstatter Seite 3 Ausgabe 21 | April 2014 Die CSU (in der Landkreiskarte blau gefärbt) ist SPD (rot) und FW (orange) verlieren hingegen an damit einer der beiden Gewinner der diesjährigen Boden: Erstere müssen mit Meeder, Untersiemau Bürgermeisterwahlen und stellt künftig in 7 der 17 und Grub am Forst in gleich drei Gemeinden das Kommunen den obersten Vertreter der Bürger (da- höchste Amt abgeben, teils nach öffentlich gewor- von einmal mit der BG Ebersdorf). denen Differenzen zwischen Bürgermeister und Mit Amtsübernahmen in Weitramsdorf und Grub Gemeinderat. Es verbleiben den Sozialdemokra- am Forst können zudem die lokalen Wählergrup- ten noch vier Bürgermeisterposten im Landkreis, pen (violett) ihr Gewicht im Landkreis quasi ver- wobei davon jene in Bad Rodach und Neustadt doppeln. Ihr genereller Aufwärtstrend bei diesen 2014 nicht zur Wahl standen. Den Freien Wählern Wahlen zeigt sich also auch hier. gelingt der Generationswechsel in Seßlach nicht und auch die Wiederwahl in Weitramsdorf schei- tert am Wechselwillen der Bevölkerung. Die Gemeinde- und Stadtratswahlen Ein ambivalentes Bild ergibt sich aus CSU-Sicht Der in absoluten Zahlen größte Mandatsverlust ist beim Blick auf die Zusammensetzung der neuen dabei in Rödental zu beobachten (ehemals 8, nun Gemeinde- und Stadträte im Landkreis: 6 Stadträte) und der größte Zugewinn in Untersie- Gewinne und Verluste halten sich in der Summe mau (ehemals 4, nun 6 Gemeinderäte). Die Verlie- etwa die Waage, so dass unter dem Strich ledig- rer der Wahl sind SPD (-6 Sitze) und Freie Wähler lich ein Verlust eines Sitzes von ehemals 102 auf (-4); Grüne und ödp stagnieren. nunmehr 101 steht. Erneut zeigt sich, dass sich die etablierten Partei- bevorzugt) wählbare Alternative. Aber auch loka- en mit Verbindungen zu Landes- und Bundesebe- le Ursachen wie die Kandidatenlage und Abspal- ne einem steigenden Druck von Seiten der Wäh- tungen bzw. Neugründungen seit der letzten Wahl lergemeinschaften (+12 Sitze) ausgesetzt sehen. müssen natürlich beachtet werden, wenn es um Offensichtlich gelten sie einer wachsenden Anzahl die Entwicklung von geeigneten Reaktionen auf von Landkreisbürgern trotz fehlenden parteilichen diese Entwicklung geht. Überbaus in Landtag, Bundestag und Europäi- schem Parlament auf kommunaler Ebene als (teils Berichterstatter Seite 4 Ausgabe 21 | April 2014 Die Wahlbeteiligung Mit – je nach Teilwahl leicht schwankend – rund In jenen Orten, wo das oberste Amt nicht zur Dis- 61,2% Wahlbeteiligung wurde 2014 der Wert aus position stand, lag sie um durchschnittlich fast 16 2008 um etwa eineinhalb Prozentpunkte unterbo- Prozentpunkte niedriger als in jenen mit abgehal- ten. Damit liegt das Coburger Land sowohl im Ni- tener Wahl. Berücksichtigt man zusätzlich jene veau, als auch beim Rückgang etwas besser als Gemeinden, in denen nur ein Kandidat zur Wahl der Durchschnitt im ganzen Freistaat, wo die Be- antrat, so liegt der Abstand bei über 20 Prozent- teiligung um 4,6 Prozentpunkte auf nun noch 55% punkten. absank. Diese Beobachtung spricht für das enorme Ge- Teilweise mag sich dieser Trend erklären lassen wicht, welches die Wähler der Entscheidungs- mit einer gewissen Wahlmüdigkeit nach bereits möglichkeit über das künftige Gemeindeoberhaupt zwei großen Urnengängen im vergangenen hal- beimessen. Zugleich müssen sich alle Parteien ben Jahr. aufgefordert fühlen, weiter für einen breiten Rück- Entscheidenden Einfluss auf die Quotenunter- halt in der Bevölkerung und das Ziel umfassender schiede in den einzelnen Kommunen scheint in- politischer Teilhabe zu werben. Hierzu müssen sie dessen die Bürgermeisterwahl gehabt zu haben: den Bürgern künftig v.a. glaubhaft vermitteln, wel- che Bedeutung alle Wahlen für ihren Alltag haben. Schlusswort Auf drei Dinge kann die CSU im Coburger Land Sie werden künftig als Bürgermeister (und teils als nach diesen Kommunalwahlen zu Recht stolz sein: Kreisräte) die Politik im Coburger Land aktiv mit- gestalten und können dabei auf den Rückhalt ihrer 1) Der Wahlkampf wurde engagiert, konstruktiv und Ortsverbände, des Kreisverbands und der Abge- respektvoll geführt. Große Skandale, die letztlich ordneten aus dem Landkreis bauen. nur dem Ansehen der Politik in der Öffentlichkeit schaden, hat es diesmal nicht gegeben. Stattdes- Rückschläge hingegen waren bei Landrats- und sen wurde ein Schwerpunkt auf Themen und sach- Kreistagswahl zu verkraften. Auch der Verlust des liche Kritik gelegt. Dies gilt es, in den kommenden Bürgermeisteramts in Rödental nach drei Jahr- Jahren beizubehalten und zu intensivieren. zehnten schmerzt