Bildung Zu „Volkstum Und Heimat“ in Der Österreichischen Volksbildung Der Zwischenkriegszeit
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DISSERTATION / DOCTORAL THESIS Titel der Dissertation / Title of the Doctoral Thesis Bildung zu „Volkstum und Heimat“ in der österreichischen Volksbildung der Zwischenkriegszeit verfasst von / submitted by Mag. Thomas Dostal angestrebter akademischer Grad / in partial fulfilment of the requirements for the degree of Doktor der Philosophie (Dr. phil.) Wien, 2017 / Vienna, 2017 Studienkennzahl lt. Studienblatt / A 092 312 degree programme code as it appears on the student record sheet: Dissertationsgebiet lt. Studienblatt / Geschichte field of study as it appears on the student record sheet: Betreut von / Supervisor: Univ.-Prof. Mag. DDr. Oliver Rathkolb „Auffallend oft wird man angesehn wie ein von Gott erleuchteter Schneider, wenn man sich außerhalb der beteiligten Kreise einfallen läßt, Interesse für die Fragen der Volksbildung zu erwarten; der deutsche Durchschnittsintellektuelle ist geistig zu vornehm für diese Probleme. Dabei hängt ganz die Zukunft von Ihnen ab.“1 [Robert Musil] 1 Robert Musil, Ein wichtiges Buch [Rezension des Buches: Soziologie des Volksbildungswesens, herausgegeben von Leopold v. Wiese als Bd. I der Schriften des Forschungsinstituts für Sozialwissenschaften in Köln. Verlag Duncker & Humblot, München]. In: Der Tag, 27. Oktober 1923. Inhalt: Vorwort ..................................................................................................................................... 7 1. „Wellen“ und „Richtungen“ .................................................................................................. 9 2. Rechtliche und organisatorische Grundlagen ..................................................................... 28 3. „Auf Deine Heimat will ich Dich vorbereiten ...“ .............................................................. 61 4. Zur „Seele unseres Volkes“ ................................................................................................ 72 5. „Von der bäuerlichen Volksseele in Österreich“ ................................................................ 83 6. Grundlagen und Wesen bäuerlicher Volksbildung ............................................................. 90 7. „Stille Stätten im Lande ...“ ................................................................................................ 97 7.1. St. Martin ............................................................................................................ 100 7.2. Hubertendorf ...................................................................................................... 106 8. „Volkspädagogik“ und „Bauernpsychologie“ .................................................................. 112 8.1. St. Martin ........................................................................................................... 115 8.2. Hubertendorf ...................................................................................................... 120 9. Heimatschutz, Heimatpflege und Heimaterziehung ......................................................... 130 10. Volkslied-, Volksmusik- und Volkstanzpflege ............................................................... 148 11. Dilettantenbühne, Laienspiel und „vaterländische“ Festkultur........................................ 164 12. Heimatausstellungen, Heimatstuben und Heimatmuseen ............................................... 182 13. Radiowellen „aus der Heimat“ ........................................................................................ 191 14. Bäuerliche Volksbildung als Modell austrofaschistischer Standesbildung .................... 208 15. Bildung zu „Volkstum und Heimat“ – eine essayistische Zusammenfassung ................ 218 Anhang 1. Quellen- und Literaturverzeichnis ......................................................................... 225 2. Abstract in Deutsch und Englisch ......................................................................... 251 Vorwort „Das Volk ist eine viel zu subtile Angelegenheit, als daß jeder an ihm Bildungsexperimente machen dürfte.“2 Das Feld der Erwachsenen- und Weiterbildung – oder der Volksbildung, wie man es früher nannte – ist ein weites. Es reicht von der Schaffung und Erhaltung eines frei oder zumindest günstig zugänglichen Büchereiwesens zum Zwecke des individuellen Selbststudiums, über die Organisation und Durchführung von populärwissenschaftlichen Vorträgen und Vortragsreihen, Kursen, Seminaren und Diskussionsveranstaltungen, der Veranstaltung von Exkursionen und Bildungsreisen, der Abhaltung von Lehrgängen zur beruflichen Aus- und Weiterbildung, der bildungsmäßigen Betreuung von sozial- und bildungsbenachteiligten Personen und Personengruppen, von kurzfristigen Maßnahmen der Bildungsberatung bis zu langjährigen, intensiven Bildungaktivitäten im Rahmen von Kleingruppen. Volksbildung – respektive Erwachsenenbildung – berührt in ihrem praktischen Tun und in ihrer bildungspolitischen Bedeutung die weiten Felder der Informations-, Wissens- und Kompetenzvermittlung in den natur-, geistes- und kulturwissenschaftichen sowie technischen Disziplinen ebenso, wie jene der staatsbürgerlichen und politischen Bildung, die der Sozialarbeit und des Arbeitsmarktes ebenso wie jene der kulturellen Teilhabe und der künstlerischen Kreativität. In der Volks- beziehungsweise Erwachsenenbildung geht es um das Nachholen von versäumtem oder verlerntem schulischen Wissen ebenso wie um die Vorbereitung auf eine höhere Schule oder ein Studium, um die Um- und Neuorientierung im Beruf ebenso wie um die „zweckfreie“ allgemeine Bildung oder eine sinnhafte Freizeitgestaltung. Berufliche und soziale Integration stehen ebenso im Zentrum ihres Bemühens wie intellektuelle und soziale Emanzipation, die durch Bildungsprozesse in Gang gesetzt werden soll. Sowohl die Schulung des Verstandes, als auch die Schulung des Charakters und der Persönlichkeit sind ihr ein Anliegen. Sie richtet sich an Junge und an Alte, an Frauen und an Männer, an Gebildete und an Ungebildete, an Städter und Landbewohner, an Arbeitgeber und Arbeitnehmer, an Arbeiter und Arbeitslose, an Schüler und Schulabbrecher, an In- und Ausländer – sie richtet sich potenziell an „alle“, die über ihren momentanen geistigen und materiellen Stand in der Welt nachdenken, sich darüber austauschen und über ihn hinaus gelangen wollen. Damit ist sie genuin offen sowohl für geänderte oder sich gerade verändernde gesellschaftliche und bildungspolitische Konstellationen als auch für unterschiedlichste individuelle Bildungsbedürfnisse. Heutige Theoretiker und Praktiker der Erwachsenen- und Weiterbildung, Qualifikationsanbieter, Bildungs- und Programm-Manager beschäftigen sich mit formalen und nicht-formalen Qualifikationen, mit formellem und informellem Lernen, mit Lernen lernen, Lernumgebungen und Lernergebnissen, mit Blended und Lifelong Learning, mit Bildungs- und Berufsberatung, Supervision und Coaching, mit Kompetenzfeststellung und Kompetenzentwicklung, mit Qualitätsentwicklung und Qualitätszertifizierung, mit dem nationalen und europäischen Qualifikationsrahmen, mit der Lissabon-Strategie, dem Bologna- Prozess und den Dublin-Deskriptoren. 2 Viktor Geramb, Die Gegenwartslage der bäuerlichen Kultur in Österreich vom Standpunkte der wissenschaftlichen Volkskunde. In: Bäuerliches Volksbildungsheim Hubertendorf (Hrsg.), Bauernnot und Bauernkultur. Ergebnisse der deutschen Volksbildnertagung in Hubertendorf, nach dem derzeitigen Stand der Verhältnisse gemeinsam mit führenden Volksbildnern bearbeitet von Ing. Gustav Adolf Witt. Bericht der deutschen Volksbildnertagung vom 30. September bis 4. Oktober 1930 in Hubertendorf, Wien 1932, 56. - 7 - Angesichts der heutigen Theorie und Praxis einer fast gänzlich von bildungsökonomischen Axiomen bestimmten Erwachsenen- und Weiterbildung wird man sich kaum vorstellen können, dass es in der ausgehenden Habsburgermonarchie und während der Ersten Republik ein entwickeltes, wissenschaftsorientiertes Volksbildungswesen gab, dessen höchstes Bildungsziel in der intellektuellen Aufklärung und Höherbildung des Menschen sowie in seiner Teilhabe am geistigen und kulturellen Leben der Zeit lag, welches mit Hilfe eines umfassenden natur-, geistes- und kulturwissenschaftlichen Bildungsprogramms erreicht werden sollte. Geistesgeschichtlich, ideell und personell eng verbunden mit der „Spätaufklärung“ und der „Wiener Moderne“, war diese Bildungsbewegung bestrebt, auf dem Wege einer Popularisierung von Wissen und Kultur einen Beitrag zu einer „besseren“ – aufgeklärteren, vernünftigeren, liberaleren und demokratischen – Gesellschaft zu leisten. Aus heutiger Sicht erscheint es vielleicht noch ungewöhnlicher, dass es während der Zwischenkriegszeit – mit einem Nachwirken bis in die ersten Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – eine „Neue Richtung“ in der österreichischen Volksbildung gab, die mit pädagogischen Vermittlungspraktiken wie Volkslied und Volkstanz, Laienspiel und Brauchtumspflege sowie mit der Förderung einer bäuerlich geprägten Volkskultur ihr bildungs- und identitätspolitisches Ziel einer ideellen und emotionalen Herausbildung und Bewahrung von „Volkstum und Heimat“ zu erreichen bestrebt war. Von diesem soll im Folgenden die Rede sein. Zuvor gilt es aber Dank zu sagen. Vor allem meinem Betreuer Univ.-Prof. Mag. DDr. Oliver Rathkolb, der durch die vielen Jahre hindurch weder Geduld noch Interesse verlor, und der mir – angesichts eines von Akten-Regesten überquellenden 800-Seiten-Typoskripts sowie der, für den Abschluss des „alten“ Doktorats vorgerückten Zeit – riet, aus der Fülle des Materials einen möglichst konzisen Argumentations- und