Gemeinde

Klingnau

Projektgebiet / Geländekammer

„Hard-Härdli“

Richtplananpassung Materialabbau „Hard-Härdli“ Gemeinde Klingnau 1022

» Antrag zur Festsetzung Teilfläche Nord „Hard-Härdli“ » Antrag zur Aufnahme Teilfläche Süd „Hard-Härdli“ als Vororientierung

Planungsbericht nach Art. 45 RPV (Raumplanungsverordnung) Exemplar für die Abteilung Raumentwicklung (ARE)

Horw / Bellikon: 11.08.2016

Richtplanverfahren | Richtplananpassung Materialabbau „Hard-Härdli“ Planungsbericht 11.08.2016

Auftraggeber – Beteiligte Fachstellen und Fachleute

Auftraggeber Birchmeier Bau AG, Gewerbestrasse 21, 5312 Döttingen

Hinweis Internet: Infos unter Hompage www.birchmeier-gruppe.ch oder projektbezogen www.hard-klingnau.ch

Bauherr und Koordination Markus Birchmeier, Geschäftsführer Peter Hug, Leiter Entwicklung

Gemeindeverwaltung Klingnau Oliver Brun, Gemeindeammann Reinhard Scherrer, Gemeinderat Matthias Schifferli, externe Bauverwaltung für Tiefbau (Ingenieurbüro Schifferli AG, Klingnau)

Beteiligte Fachstellen Abteilung für Raumentwicklung, Bernhard Fischer Abteilung für Raumentwicklung, Marco Peyer Abteilung für Umwelt, Materialabbau, Dr. Elizabeth Jacobs

Fachgutachter und Berater

Geologie / Grundwasser Dr. Heinrich Jäckli AG, Kronengasse 39, 5400 Baden Peter Lüdin. Dr. phil. II, Geologe

Planung und Koordination RZ GEOKONZEPT GmbH, Schlossberg 17, 5454 Bellikon Rolf Zuberbühler, Dipl. Bauing. HTL / Raumplaner NDS HTL

ilu AG, Grisigenstrasse 6, 6048 Horw Josef Wanner, Dipl. Kulturingenieur ETH/SIA Thomas Hirscher Dipl. Bauing. / M.Eng. FH

Revisionsverzeichnis

Rev. Datum Beschreibung bearbeitet geprüft

0 25.01.2016 Exemplar Genehmigung Gemeinderat Klingnau TH / RZ JW / RZ

1 04.08.2016 Revision Ergänzungen ARE per 24.05.2016 TH / RZ JW / RZ

2 11.08.2016 Verabschiedung durch Planungskommission Klingnau RZ

P:\1_Rohstoff\1022_KG Hard Klingnau\berichte\Rolf Zuberbühler\2016-08-11 Klingnau RP Bericht final.docx

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Inhalt Seite

1 Zusammenfassung 1

2 Einleitung 2

3 Ausgangslage, Ziele 3 3.1 Kantonaler Richtplan 3 3.2 Ortsplanung Gemeinde Klingnau 4 3.3 Zielsetzungen 5 3.4 Geländekammer “Hard-Härdli” 6 3.5 Umgebung Unteres Aaretal (aktive und geplante Betriebsstandorte) 7

4 Bedarfsnachweis 9 4.1 Regionale Kiesversorgung 9

5 Projektbeschrieb 11 5.1 Geologische Situation 11 5.2 Rohstoffvorkommen 12 5.3 Materialverwertung 12 5.4 Abbau- und Rekultivierungskonzept 13

6 Zentrale Sachthemen 15 6.1 Verkehr, Lärm, Luft 15 6.2 Landwirtschaft / Boden / Fruchtfolgeflächen 16 6.3 Flora / Fauna 17 6.4 Natur und Landschaft 17 6.5 Wald 18 6.6 Hydrogeologie / Gewässer 18 6.7 Altlasten und Abfälle 19 6.8 Energie 19

7 Anträge zur Aufnahme in den Richtplan 20

8 Planungsablauf und Beteiligte 21 8.1 Koordination Richtplan- und Nutzungsplanverfahren (§ 12 BauV) 21 8.2 Baubewilligungsverfahren 21 8.3 Beteiligte 22

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Abbildungen Seite

Titelbild: Luftbild 25.11.2013 (Quelle: swisstopo)

Abb. 1: Übersicht Geländekammer „Hard-Härdli“ (Gesamtparzelle Nr. 173, Klingnau) 2 Abb. 2: Ausschnitt kantonaler Richtplan Klingnau-Döttingen (Quelle: AGIS) 3 Abb. 3: Ablauf der Verfahren 5 Abb. 4: Übersicht Geländekammer „Hard-Härdli“ (Quelle: AGIS) 6 Abb. 5: Übersicht Unteres Aaretal (Quelle: AGIS) 7 Abb. 6: Lage der Sondierungen Geländekammer „Hard-Härdli“ (Quelle: Dr. Heinrich Jäckli AG) 11 Abb. 7: Ermittelte Materialkubaturen 12 Abb. 8: Abschätzung der Etappierbarkeit 13 Abb. 9: Annahme der Verkehrsverteilung in der Region (Quelle: AGIS) 15 Abb. 10: Auszug aus Karte Natur und Landschaft (Quelle: AGIS) 17 Abb. 11: Auszug aus Karte Grundwasser (Quelle: AGIS) 18 Abb. 12: Ausschnitt Kataster der belasteten Standorte (Quelle: AGIS) 19 Abb. 13: Übersicht Richtplananträge Geländekammer „Hard-Härdli“ (Quelle: AGIS) 20

Anhang

Anhang 1 Bearbeitungsgrundlagen

Anhang 2 Schema Richtplan- / Nutzungsplanverfahren (§12 BauV)

Anhang 3 Luftbildplan Übersicht Projektgebiet und Landwirtschaft Anhang 4 Skizze Ablauf Kiesabbau und Erschliessung

Anhang 5 Zeitschema Abbauetappen und Errichtung Kieswerk

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1 Zusammenfassung

Im Unteren Aaretal sind zwei Kieswerke bewilligt, welche die Region mit Kies, Sand und Beton ver- sorgen. Im Herbst 2016 nimmt die Birchmeier Gruppe in Döttingen eine semimobile Aufbereitungsan- lage mit Betonwerk in Betrieb. Ein zweites Werk eines weiteren Betreibers steht in Kleindöttingen, welches jedoch gemäss Beschluss der Gemeindeversammlung Böttstein zur Anpassung der Bau- und Nutzungsordnung vom 20.11.2013 bis Ende 2020 abgebrochen und zurückgebaut werden muss. Der geplante Standort in Klingnau schafft regional weder einen neuen Absatz noch ein zusätzliches Angebot im Kiesmarkt, sondern ersetzt den eigenen Standort in Döttingen und wahrt den Fortbestand der regionalen Eigenversorgung mit Kies und Sand im Unteren Aaretal. Diese ist für die Region und die lokale Bauwirtschaft von massgebender Bedeutung und allein schon aufgrund des ausgewiesenen Eigenbedarfs der regionalen Bauunternehmungen muss das Kieswerk in Klingnau realisiert werden. Die Evaluation eines Alternativstandortes für einen Kiesabbau mit Aufbereitungsanlagen - anhand der im kantonalen Richtplan vorhandenen regionalen Einträge für Materialabbau - hat den Standort „Hard- Härdli“ in Klingnau klar in den Fokus gerückt. Der Standort in Klingnau erfüllt wesentliche Rahmenbe- dingungen wie Erschliessung, Landschaftsverträglichkeit und insbesondere ausreichendes Volumen an nutzbaren Materialreserven und ausserhalb nutzbarer Grundwasservorkommen.

Der Gemeinderat Klingnau steht dem Vorhaben sehr positiv gegenüber. Am 02.09.2015 hat die Orts- bürgergemeinde Klingnau als Grundeigentümerin der Geländekammer „Hard-Härdli“ an einer ausser- ordentlichen Ortsbürgerversammlung der Zusammenarbeit mit der Birchmeier Gruppe deutlich zuge- stimmt.

Der Standort „Hard-Härdli“ liegt auf einer höheren Ebene und ist durch die bewaldete Böschung vom Aaretal aus nicht einzusehen. Eine Verkehrsanbindung ist ab der K113 über den bestehenden und gut ausgebauten Knoten „Gewerbegebiet Zelgli“ sowie über die direkt an das Abbaugebiet führenden Be- wirtschaftungswege gegeben. Der betriebsbedingte Verkehr in der Region nimmt nicht zu, sondern wird direkt auf die Umfahrungsstrasse K113 verlagert, ohne Wohnquartiere zu tangieren.

Die Geländekammer „Hard-Härdli“ ist, abgesehen von Streifen mit einzelnen Hochstammobstbäumen, weitgehend ausgeräumt und wird landwirtschaftlich intensiv genutzt. Beinahe die gesamte Fläche der Parzelle Nr. 173 ist als Fruchtfolgefläche ausgeschieden.

Im Richtplan ist im Gebiet „Hard-Härdli“ ein Standort als Zwischenergebnis mit erheblichem Abstim- mungsbedarf eingetragen. Der Abstimmungsbedarf bezieht sich vorwiegend auf Unsicherheiten be- züglich der Materialqualität sowie deren Quantität, welche mit umfangreichen Untersuchungen (9 Boh- rungen und 14 Baggerschlitze) durch Auswertungen von Dr. Heinrich Jäckli AG geklärt werden konn- ten. In diesem Zusammenhang konnte auch nachgewiesen werden, dass das geplante Materialab- baugebiet, mit Ausnahme eines sehr kleinen süd-westlichen Randbereiches, ausserhalb nutzbarer Grundwasservorkommen liegt.

Die Region ist künftig auf Ablagerungsmöglichkeiten angewiesen. Durch den Kiesabbau wird in Klingnau ein Leervolumen zur Wiederauffüllung geschaffen. Infolgedessen wird über Jahrzehnte ein kontinuierlicher Ablagerungsraum angeboten, welcher zur Entsorgungssicherheit der Region beiträgt.

Das Projekt in Klingnau gewährleistet, die regionale Versorgung mit Kies und Sand sowie die Entsor- gung von Aushubmaterial im bisherigen Rahmen weiterzuführen. Mit den beiden Anträgen zur Anpas- sung des kantonalen Richtplanes werden die Versorgungs- und Entsorgungsplanung auf lokale Ver- braucher abgestützt und damit nachhaltig und langfristig gesichert.

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2 Einleitung

Der Gemeinderat Klingnau beantragt die teilweise Anpassung des Standortes „Hard-Härdli“ im kanto- nalen Richtplan von bisher Stufe Zwischenergebnis (südliche Teilfläche) neu auf Stufe Festsetzung. Die südliche Restfläche der Parzelle ist als Vororientierung für die langfristige Rohstoffsicherung zu belassen.

Das Abbaugebiet betrifft die Grundstücksparzelle Nr. 173 der Gemeinde Klingnau, im Nordosten an- grenzend an die Gemeinde . Die Materialabbaustelle „Hard-Härdli“ in Klingnau soll ab 2020 für die Materialversorgung der Region mit Kies und Sand zur Verfügung stehen und über die nächsten 30 Jahre die Kiesgewinnung sichern. Künftige Erweiterungsmöglichkeiten sind möglich.

173

Abb. 1: Übersicht Geländekammer „Hard-Härdli“ (Gesamtparzelle Nr. 173, Klingnau)

Die Planung der Materialabbaustelle „Hard-Härdli“ erfolgt im Auftrag der Birchmeier Gruppe durch die Planungsbüros RZ GEOKONZEPT GmbH und ilu AG. Grundeigentümerin der Parzelle Nr. 173 ist die Ortsbürgergemeinde Klingnau, vertreten durch den Gemeinderat Klingnau.

An der ausserordentlichen Ortsbürgerversammlung vom 2. September 2015 haben die Ortsbürger von Klingnau der Vereinbarung mit der Birchmeier Gruppe zugestimmt. Das Projekt wird in enger Zusam- menarbeit mit der Gemeinde Klingnau und der Unterstützung einer gemeindeeigenen Planungskom- mission erarbeitet.

Der Kiesabbau entspricht dem Anlagetyp 80.3 (Kies- und Sandgruben, Steinbrüche und andere nicht der Energiegewinnung dienende Materialentnahmen aus dem Boden mit einem abbaubaren Gesamt- volumen von mehr als 300'000 m3) aus dem Anhang der Verordnung über die Umweltverträglichkeits- prüfung (UVPV). Mit dem Vorhaben wird dieser Schwellenwert deutlich überschritten, d.h. dass die Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung besteht.

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3 Ausgangslage, Ziele

3.1 Kantonaler Richtplan

Die Grundlagen für die Richtplanung und die Festlegung der Abbaugebiete wurden im regionalen Ver- sorgungskonzept (RVK) von 1995 erarbeitet. Seither ist die Geländekammer „Hard-Härdli“ als Abbau- standort erfasst.

Im aktuellen kantonalen Richtplan ist die südliche Teilfläche der Geländekammer „Hard-Härdli“ bereits als kurz- bis mittelfristiges Materialabbaugebiet mit erheblichem Abstimmungsbedarf auf Stufe Zwi- schenergebnis eingetragen (siehe Abbildung rot umrahmtes Schaufelsymbol). In Abstimmung mit den kantonalen Behörden wurde für die Planung eines neuen Materialabbaugebietes die gesamte Ge- ländekammer „Hard-Härdli“ einbezogen. Das Symbol im Richtplan ist nicht parzellenscharf und be- zeichnet ein mögliches geeignetes Gebiet. Für den konkreten Antrag der Richtplananpassung wurde der Planungsperimeter anhand der neusten Erkenntnisse angepasst und optimiert. Hauptsächlich die Qualität und Mächtigkeit des abbauwürdigen Kiesvolumens sowie der Einfluss auf die Grundwassersituation bedürfen weitere Abklärungen.

1 2

3

B A 5 C 4 Abb. 2: Ausschnitt kantonaler Richtplan Klingnau-Döttingen (Quelle: AGIS)

Die nächstgelegenen Materialabbaugebiete zum Standort „Hard-Härdli“ sind durch den Flusslauf und den Klingnauer Stausee räumlich voneinander getrennt. Weitere Abbaustellen befinden sich süd- lich von Döttingen. Auf der Folgeseite sind die hier abgebildeten Standorte tabellarisch aufgeführt.

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Nr. Standort Gemeinde Status Bemerkungen Kant. Richtplan

1 Loch / Full-Reuenthal Festsetzung keine Angaben einer Nutzungs- Steckacher planänderung

1 Langacher Full-Reuenthal Vororientierung keine Angaben einer Nutzungs- planänderung

2 Unterem Tal Full-Reuenthal Vororientierung keine Angaben einer Nutzungs- planänderung

3 Hinterbänkler Festsetzung Nutzungsplanverfahren abgeschlos- sen (Materialabbauzone, § 27 BNO Gemeinde Leuggern)

4 Steigli Döttingen Vororientierung keine Angaben einer Nutzungs- planänderung

5 Burgste Zwischen- Nutzungsplanverfahren abgeschlos- ergebnis sen (Materialabbauzone, § 24 BNO Gemeinde Tegerfelden)

Aktive Materialabbaustellen (siehe auch Kap. 3.5) Rodig / Dreispitz Böttstein Abbau aktuell A Der Abbau im Gebiet „Rodig“ wird in den nächsten Jahren abgeschlossen sein. Das Material versorgt das Kies- und Betonwerk in Kleindöttin- gen. Die Abbau-Fortsetzung ist süd- lich im Gebiet „Dreispitz“ geplant. Nutzungsplanverfahren abgeschlos- sen (Materialabbauzone, § 21 BNO Gemeinde Böttstein)

B Buchselhalde Tegerfelden Abbau aktuell Abbau von Kies ab Wand (Restvo- lumen 2016 ca. 25’000 m³). Bewilli- gung bis 2020

C Wase Döttingen Abbau aktuell Abbau von Kies ab Wand (Restvo- lumen 2016 geschätzt 1.2 Mio. m³). Bewilligung bis 2034

3.2 Ortsplanung Gemeinde Klingnau

Die Geländekammer „Hard-Härdli“ entspricht in seiner Abgrenzung der vollständigen Liegenschafts- parzelle Nr. 173. Die Fläche ist heute vollständig in der Landwirtschaftszone. Im anstehenden Nut- zungsplanverfahren soll gemäss Entscheid der Ortsbürgerversammlung eine Materialabbauzone von max. 19 ha Grösse festgelegt werden. Es ist das Bestreben aller Beteiligten, die offenen und bean- spruchten Flächen während dem Materialabbau so klein wie möglich zu halten und bereits rekultivierte Flächen der Landwirtschaftszone wieder zurückzuführen.

Planungskommission Um den notwendigen Handlungsspielraum für Projektentwicklungen stufengerecht zu gewährleisten, wird im Richtplanantrag eine Fläche von ca. 25 ha zur Festsetzung beantragt. Im nachfolgenden Nut- zungsplanverfahren mit der Anpassung des Kulturlandplanes wird die benötigte Fläche anhand der Rahmenbedingungen konkretisiert. Der Platzbedarf soll so gering wie nötig gestaltet werden.

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Dieser kann jedoch erst mit den detaillierten Grundlagen des Nutzungsplanverfahrens abgeschätzt werden. Zum Beispiel haben die Unsicherheiten der Materialqualität direkten Einfluss auf die Ausmas- se der Depotflächen von Boden- oder Abraummaterialien oder Zwischendepots. Zusätzlich wird eine standortgebundene Kieswerkzone von ca. 3 ha benötigt (in 15 m Tieflage mit Böschungen beträgt die Fläche ca. 5 ha). Das Materialabbaugebiet wird im Zonenplan jedoch max. 19 ha beanspruchen.

Der definitive Standort des neuen Kieswerks hat Auswirkungen auf die internen Erschliessungen und ist allenfalls noch beeinflusst von der querenden Hochspannungsleitung. Diese Detailfragen müssen im nachfolgenden Nutzungsplanverfahren erörtert und diskutiert werden.

Der Gemeinderat Klingnau hat eine Planungskommission gebildet, welche über die unternehmeri- schen Anforderungen und Randbedingungen die Lage und die Erschliessung der neuen Anlagen be- raten wird. Sowohl für das Materialabbaugebiet als auch für die Aufbereitungsanlagen müssen ver- schiedene Voraussetzungen in der kommunalen Bau- und Nutzungsordnung sowie im Zonenplan ge- schaffen werden. Die Abstimmungen mit den kantonalen Instanzen sind frühzeitig geplant. Dem Gemeinderat Klingnau und der Birchmeier Gruppe ist es ein sehr grosses Anliegen, die Roh- stoffversorgung der Region mit Kies und Sand aus dem Unteren Aaretal zu gewährleisten. Der Fahr- plan für die planerischen Verfahren wurde an der Startsitzung beim Kanton BVU vom 30.09.2015 als machbar bewertet.

2019

Abb. 3: Ablauf der Verfahren

3.3 Zielsetzungen

Für das UVP-pflichtige Abbauprojekt gelten folgende Zielvorgaben:

1. Die regionale Versorgung an Rohstoffen soll mittel- bis langfristig gesichert werden.

2. Das Naturpotential und der Naturhaushalt des betroffenen Landschafts- und Lebensraums sowie dessen Nutzungen dürfen durch den Rohstoffabbau nicht negativ beeinträchtigt oder geschädigt werden. 3. Die Rohstoffentnahme wird landschaftsgerecht vorgenommen, so dass vorübergehende Verän- derungen des betroffenen Raumes - objektiv beurteilt - jederzeit akzeptiert werden können.

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4. Die Umweltbelastungen durch Abbau, Transport und Verarbeitung werden auf tiefem Niveau ge- halten. Eine Verbesserung der heute bestehenden Situation wird erwartet.

5. Die Eingliederung der Sekundärlandschaft wird ohne negative Einflüsse auf den typischen Land- schaftscharakter angestrebt. 6. Zur Wiederauffüllung der Kiesgrube darf generell nur Aushub- und Ausbruchmaterial verwendet werden. Die regionale Verwertung von Aushubmaterial ist auf neue Standorte angewiesen.

7. Mit dem Landschaftseingriff zur Rohstoffgewinnung wird die Aufwertungsmöglichkeit der be- troffenen Lebensräume genutzt.

Übergeordnete Ziele (RVK) 1995

8. Das Naturpotential (z.B. Grundwasservorkommen) und der Naturhaushalt des betroffenen Land- schafts- und Lebensraums und dessen Nutzungen (z.B. Trinkwasserversorgung) dürfen nicht be- einträchtigt werden

9. Die Umweltbelastung durch die Rohstoffgewinnung, den Transport, die Verarbeitung sowie Aus- hubmaterialablagerung sind auf dem geringstmöglichen Minimum zu halten.

Aus dem obigen Ziel 8 wurde insbesondere die Entflechtung des Interessenkonfliktes Kiesabbau und Grundwasserschutz abgeleitet, indem künftige Abbaugebiete vermehrt ins Grundwasser-Randgebiet verlegt werden sollen (RVK Schlussbericht Seite 26). Das Gebiet „Hard-Härdli“ liegt vollständig aus- serhalb von Grundwassergebieten.

3.4 Geländekammer “Hard-Härdli”

Die Geländekammer „Hard-Härdli“ (Parzelle Nr. 173 in Klingnau) liegt ca. 40 m erhöht über der Tal- sohle des Klingnauer Stausees. Die Gesamtfläche der Parzelle Nr. 173 in Klingnau misst rund 37 ha.

173

Knoten Erschliessung Gewerbegebiet Zelgli

Abb. 4: Übersicht Geländekammer „Hard-Härdli“ (Quelle: AGIS)

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3.5 Umgebung Unteres Aaretal (aktive und geplante Betriebsstandorte)

Das Kiesabbaugebiet „Hard-Härdli“ in Klingnau liegt im Unteren Aaretal auf einem Hochplateau an der Hauptverbindungsachse K113 Koblenz – Siggenthal am nördlichen Ende des Klingnauer-Stausees.

Full-

Koblenz

-Reuenthal

6

Gippingen

Klingnau

Leuggern Hettenschwil Döttingen

Route interner Kiestranspor- 1 te zwischen Böttstein und Kleindöttingen (bisher) Kleindöttingen

4 2 5 Böttstein 3

Abb. 5: Übersicht Unteres Aaretal (Quelle: AGIS)

1 Grossacher/Unterfeld: Gemeinde Böttstein (Ortsteil Kleindöttingen) Betrieb des Kies- und Betonwerks bis ca. 2020 vorgesehen, danach Umnutzung in Wohn- und Gewerbeflächen.

2 Rodig / Dreispitz: Gemeinde Böttstein Betrieb eines Belagswerkes. Aktuelle Kiesabbaustelle mit Auffüllung und Rekultivierung (Abbau- menge ca. 80’-100'000 m³ pro Jahr). Rohmaterial wird mit Lastwagen ca. 3.5 km nach Kleindöt- tingen transportiert (siehe punktierte Linie in Abb. 5) und aufbereitet. Neubau eines Kies- und Be- tonwerks planerisch vorbereitet (Teilfläche Spezialzone gültig bis 2021).

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3 Wase: Gemeinde Döttingen Aktuelle Kiesabbaustelle mit Auffüllung und Rekultivierung (Wandkies ca. 60'000 m³ pro Jahr).

4 Buchselhalde: Gemeinde Tegerfelden Aktuelle Kiesabbaustelle mit Auffüllung und Rekultivierung (Rest-Wandkies ca. 25’000 m³).

5 „Recycling-Platz Gänter“: Gemeinde Döttingen Die Bewilligungen wurden der Birchmeier Gruppe im Juni 2016 für eine semimobile Anlage zur Rohstoffaufbereitung und ein Betonwerk erteilt. Ab Herbst 2016 gehen die Anlagen in Betrieb und werden einen grossen Teil des jährlichen Eigenbedarfs der Birchmeier Gruppe decken sowie wei- tere lokale Verbraucher beliefern.

6 „Hard-Härdli“: Gemeinde Klingnau Eintrag im kantonalen Richtplan als Materialabbaugebiet auf Stufe Zwischenergebnis. Ersatz des Kieswerks der Birchmeier Gruppe in Döttingen. Mit Kiesressourcen von geschätzt ca. 6 Mio. m³ in der Geländekammer wird die Rohstoffversorgung der Region längerfristig sichergestellt.

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4 Bedarfsnachweis

4.1 Regionale Kiesversorgung

Situation heute

Die Versorgung des Unteren Aaretals mit Kies und Sand wird seit Jahrzehnten zu einem grossen An- teil vom Kies- und Betonwerk in Kleindöttingen gewährleistet. An der Gemeindeversammlung Bött- stein vom 20.11.2013 hat der Souverän der neuen Bau- und Nutzungsordnung (BNO) zugestimmt und damit die Spezialzone Rodig geschaffen.

In Artikel 22 / Punkt 1 wird festgehalten, dass eine Teilfläche innerhalb der Spezialzone Rodig aus- schliesslich für die Aussiedlung des Kies- und Betonwerks aus Kleindöttingen bestimmt ist. Die Mög- lichkeit ist auf sieben Jahre nach Rechtskraft der Zonierung begrenzt und fällt bei einer Nichtrealisie- rung entschädigungslos dahin resp. automatisch zurück in die Landwirtschaftszone. Der Rückbau des bestehenden Kieswerkes in Kleindöttingen wurde mit dem Umzonungsbeschluss der Gemeindever- sammlung auf 2021 festgelegt.

Zusätzlicher Standort und Bedarf

Das Kiesvorkommen in Klingnau ist im kantonalen Richtplan als Zwischenergebnis eingetragen und bietet von der Lage und Grösse des nutzbaren Kieskörpers die Chance einer längerfristigen, unab- hängigen Eigenversorgung von Kies und Sand sowie Aushubvolumen im Unteren Aaretal.

Um die regionale Kiesversorgung wirtschaftlich und ökologisch weiterhin gewährleisten zu können, bedarf es im Unteren Aaretal ein Kieswerk zur Aufbereitung und Veredelung des Rohmaterials vor Ort. Aufgrund der vorhandenen Nachfrage und der überdurchschnittlichen Perspektiven der Bautätig- keiten in der Region sind zwei Kieswerke zur Versorgung des Unteren Aaretals angemessen. Die Birchmeier Gruppe als Grosskunde des Kies- und Betonwerkes in Kleindöttingen ist auf eine regi- onale Versorgung zu marktgerechten Bedingungen angewiesen (wie alle weiteren lokalen Unterneh- mungen der Baubranche auch). Allein der jährliche Eigenbedarf von ca. 70'000 m3 an aufbereitetem Kiesmaterial der Birchmeier Gruppe über die letzten Jahre garantiert einen wirtschaftlichen Betrieb ei- ner Kieswerkanlage und dem dazugehörigen Materialabbaugebiet. Der Materialbezug wird künftig in Klingnau regional konzentriert. Zudem findet mit dem Kieswerkprojekt der Birchmeier Gruppe die Wertschöpfung in der Region statt und bedient natürlich auch den lokalen Markt. Es ist in regionalem Interesse, dass Kiestransporte auf der Strasse möglichst vermieden werden und die Aufbereitung von Kies in der eigenen Region stattfindet. Mit dem Kiesabbau in Klingnau müssen zuerst die Platzverhältnisse für ein Kieswerkareal geschaffen werden. Das Kieswerk kann rund 5-10 Jahre ab Beginn der Abbautätigkeit erstellt werden. Die Birch- meier Gruppe wird als Übergangslösung und Vorbereitung für den Kiesabbau im „Hard-Härdli“ in Klingnau ab Herbst 2016 eine semimobile Anlage (Kiesaufbereitung und Betonwerk) beim Recycling- platz Gänter in Döttingen in Betrieb nehmen (Bewilligungen vom Juni 2016). Dadurch wird die markt- beherrschende Stellung und Abhängigkeit der Region von einem einzigen Produzenten aufgebrochen.

Alternativstandorte mit regionalen unternehmerischen Überlegungen

Der kantonale Richtplan weist im Unteren Aaretal bereits drei Materialabbaugebiete auf Stufe Festset- zung aus, welche theoretisch die Region über die nächsten fünfzig Jahre mit Kies und Sand versorgen könnten. Jedoch reicht die Grösse dieser Rohstoffvorkommen in der Regel nicht aus zur Amortisation der Investitionen einer Aufbereitungsanlage (Kieswerk) oder ist nur mit sehr grossen Investitionen an

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das übergeordnete Kantonsstrassennetz anschliessbar und damit nicht mehr wirtschaftlich und kon- kurrenzfähig. Die regionale Eigenversorgung mit aufbereiteten Kieskomponenten ist im Unteren Aare- tal mittelfristig nicht gewährleistet. Die Standorte könnten jedoch einen wertvollen Beitrag zur künfti- gen Versorgung der Region mit Wandkies leisten:

1. Gebiet Loch/Steckacher, Full-Reuenthal (ca. 1 Mio. m3) Die Rohstoffmenge wird in Full-Reuenthal als ausreichend und gut eingeschätzt. Hier wird die Er- schliessung an das übergeordnete Strassennetz als problematisch beurteilt. Ein Kieswerk müsste we- gen den schwerwiegenden Konflikten mit den Erschliessungsmöglichkeiten ausserhalb des Abbaupe- rimeters in einer nahen Industriezone errichtet werden können. Die internen Transportwege sind auf- wändig und kostspielig. Das Auffüllvolumen müsste dennoch auf der Strasse zugeführt werden und tangiert Wohngebiete. Das Konfliktpotential ist sehr gross und die Wirtschaftlichkeitsrechnung generell durch die diversen zusätzlichen Investitionen und Speziallösungen nicht gegeben.

2. Gebiet Hinterbänkler, Leuggern (ca. 2 Mio. m3) Das Gebiet ist als Folgelösung des heutigen Kiesabbaus in Böttstein vorgesehen. Das Kiesmaterial würde mit Lastwagen oder Förderbändern über die Entfernung von ca. 1'500 m zum Aufbereitungsort nach Böttstein in die „Spezialzone Rodig“ transportiert. Raumplanerisch ist diese „Spezialzone Rodig“ für ein neues Kies- und Betonwerk vorbereitet. Ein Projekt oder Anzeichen zur Umsetzung eines Kieswerkneubaus sind keine ersichtlich und auf Anfrage auch nicht erhältlich. Die gesicherten und verfügbaren Materialressourcen mit relativ grossen Abdeckschichten erscheinen für eine Investition in zweistelliger Millionenhöhe für ein neues Kieswerk weder optimal noch nachhaltig. Niemand baut ein Kieswerk für eine Nutzungsdauer von weniger als 30 Jahren Amortisationszeit! Zudem ist dieser Standort ausserhalb des Kiesabbauperimeters für die Aufbereitung ungünstig und führt zu Mehrtrans- porten und Zusatzkosten. Schon heute werden jährlich ca. 80'000 m3 Wandkiesmaterial auf der Strasse quer durch Kleindöttingen zur Aufbereitung gefahren. Ohne Kieswerk in Böttstein könnte das Kiesmaterial per LKW in benachbarte Kieswerke (ca. 18 bis 23 km Transportdistanz durch verschie- dene Gemeinden) transportiert, dort veredelt und auf der Strasse wieder zurückgeführt. Dieses Sze- nario ist wahrscheinlich!

Als Alternative könnte das Abbaugebiet Hinterbänkler in Leuggern auch als Nachfolgeprojekt für die Grube Wase in Döttingen vorgesehen sein, welche die Region ausschliesslich mit Wandkiesmaterial versorgt. Alles aufbereitete Material (Kies und Sand) würde von ausserhalb des Zurzibiets zugeführt. In der Entsorgungsplanung der eigenen Region fehlen dadurch ca. 100'000 m3 Aushubvolumen pro Jahr.

3. Gebiet Wase, Döttingen (ca. 1.2 Mio. m3) In der Wase in Döttingen wird jährlich ca. 60'000 m3 Wandkies abgebaut und in der Region verwen- det. Gut die Hälfte des noch vorhandenen Kiesvorkommens ist bis ca. 2025 an eine Abbaugemein- schaft von drei Unternehmern vergeben (die Birchmeier Gruppe ist Teil davon). Vermutlich wird die restliche Menge von gut einer halben Million Kubikmetern ebenfalls als Wandkiesmaterial für die Re- gion genutzt, falls die Qualitätsanforderungen an das Kiesmaterial in den restlichen Abbauetappen weiterhin genügen.

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5 Projektbeschrieb

5.1 Geologische Situation

Zum Kiesabbaugebiet „Hard-Härdli“ besteht nach Angaben des kantonalen Richtplans für eine Fest- setzung ein erheblicher Abstimmungsbedarf. Dieser Hinweis ist hauptsächlich auf die Qualität und Mächtigkeit des abbauwürdigen Kiesvolumens sowie den Einfluss der Grundwassersituation ausge- richtet. Hierfür wurden 2015 flächendeckend diverse Sondierungen (Baggerschlitze und Kernbohrungen) ausgeführt und ausgewertet.

173

Abb. 6: Lage der Sondierungen Geländekammer „Hard-Härdli“ (Quelle: Dr. Heinrich Jäckli AG)

Der Untersuchungsperimeter auf Gemeindegebiet von Klingnau auf der Hochebene „Hard-Härdli“ liegt geologisch zwischen dem Rheintal im Norden und dem Aaretal im Westen. Das Ost-West verlaufende Rheintal bildet die Grenze zwischen dem Tafeljura im Süden und dem Schwarzwald im Norden.

Die flache Eintalung in der Felsoberfläche südöstlich des Untersuchungsperimeters, die sog. Apelöö- Rinne, stellt ein altes Rheintal dar, welches während der grössten helvetischen Vereisung entstanden ist. Die bis zu 50 m mächtige Lockergesteinsabfolge wird zum grössten Teil dem sogenannten Hoch- terrassen-Schotter zugeordnet.

Die Hochterrassen-Schotter wirken dank ihrer guten Durchlässigkeit als Grundwasserleiter. Als Folge des Reliefs der Felsoberfläche ist nur im untersten Teil des älteren Schotters lokal wenig Grundwasser vorhanden. Die Hochebene „Hard-Härdli“ liegt teilweise im weiteren Einzugsgebiet eines nutzbaren Grundwasservorkommens und am Rand zum Nitratperimeter der Grundwasserfassung Gütsch der Stadt Klingnau.

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5.2 Rohstoffvorkommen

Bei fünf von neun Bohrungen wurde Wasser angetroffen. Diese fünf Bohrungen wurden mit einem Piezometerrohr ausgerüstet, damit die Grundwassersituation im weiteren Verfahren detailliert über- prüft werden kann. Anhand der umfangreichen Sondierergebnisse im Gebiet „Hard-Härdli“ (9 Bohrun- gen und 14 Baggerschlitze) können die Lockergesteinsablagerungen in die folgenden Schichteinhei- ten unterteilt werden:

Abb. 7: Ermittelte Materialkubaturen

Die Rohstoffmächtigkeit in der Geländekammer „Hard-Härdli“ mit geschätzten 6 Mio. Kubikmeter nutzbarem Kiesvolumen und weiterem minderwertigem Moränenmaterial hebt sich gegenüber den üb- rigen Standorten in der Region eindeutig ab. Damit sind die Grundvoraussetzungen für einen länger- fristigen Standort mit Aufbereitungsanlagen erfüllt, welche auch die nötigen Investitionen in zweistelli- ger Millionenhöhe unternehmerisch tragbar machen. Die Qualität des im Abbauperimeter „Hard-Härdli“ angetroffenen Materials kann in Bezug auf den geplanten Materialabbau insgesamt nur als mässig bezeichnet werden. Der hohe Feinanteil, der heterogene Aufbau und das Vorhandensein von unge- eigneten Komponenten (Nagelfluh, "faule" Gerölle, Bestandteile aus potentiell reaktiven Gesteinen) er- fordern eine entsprechend technische Aufbereitung. Die Verwendung der grossen Vorkommen ist ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll. Stellenweise ist der obere graue Schotter zu Nagelfluhschichten verkittet. Die mächtigsten Nagelfluhschichten wurden an der Böschungskante gegen das Aaretal, d.h. am Südrand der Hochebene angetroffen.

5.3 Materialverwertung

Das Rohstoffvorkommen im Gebiet „Hard-Härdli“ muss wegen der vorhandenen Materialqualität für die Verwendung zur Betonherstellung als auch für den Einsatz im Strassenbau als ungebundene Ge- mische zwingend aufbereitet und je nach Einsatzart neu zusammengemischt werden. Eine Aufberei- tungsanlage vor Ort ist die Voraussetzung für eine wirtschaftliche und ökologische Umsetzung der re- gionalen Versorgungsplanung mit Kies und Sand sowie minderwertigem Moränenmaterial in den nächsten Jahrzehnten. Je nach Materialschicht, welche aktuell im Abbau gefördert werden kann, fal- len zwischen 3% bis 32% für die Produktion nicht verwendbare Volumen an.

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Der gegebene Schichtaufbau und die Kornverteilung der jeweiligen Schichten müssen bei der Pla- nung des Materialabbaus berücksichtigt werden. Aufgrund der stark unterschiedlichen Materialzu- sammensetzung ist ein Abbaukonzept zu wählen, das über einen gestaffelten Vorgang jeweils die to- tale Abbauhöhe betrachtet. Dadurch kann eine möglichst gleichmässige Materialqualität über die ge- samte Abbauzeit erreicht werden. Der braune Schotter erfüllt die Anforderungen der Normen nicht und kann nicht verwendet werden. Dieses Material muss umgelagert werden.

Dieser Umstand muss in die Abbauplanung und in die Dimensionierung der technischen Installationen einfliessen. Das neue Werk soll den heutigen technischen Anforderungen genügen und auch Raum bieten für künftige Innovationen oder marktbedingte Veränderungen.

Das durch den Materialabbau geschaffene Leervolumen in Klingnau steht nach einer Übergangspha- se von ca. fünf Jahren vollumfänglich für die Ablagerung von Aushub- und Ausbruchmaterial zur Ver- fügung. Die Wiederauffüllung mit anschliessender Rekultivierung ist abhängig von der Materialent- nahme (Kiesgrubenfortschritt). Die Endhöhe der Auffüllung soll mindestens wieder das ursprüngliche Niveau erreichen. Im Endgestaltungsplan werden die Details festgelegt.

5.4 Abbau- und Rekultivierungskonzept

» Siehe auch Anhang 4: Skizze Ablauf Kiesabbau und Erschliessung

Das Richtplangebiet zur Festsetzung ist in rötlicher Farbe (ca. 25 ha), jenes für die Vororientierung in violetter Farbe markiert. Siehe Kap. 3.2 Ortsplanung Gemeinde Klingnau; Handlungsspielraum für Projektentwicklungen in der nächsten Stufe des Nutzungsplanverfahrens.

173

Abb. 8: Abschätzung der Etappierbarkeit

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Festsetzung

In einer ersten Phase werden die Etappen A1 und A2 beansprucht.

Anteil Boden- Abbau Anteil Feinanteil Kies- Phase Etappe Fläche B. Schot- Dauer abtrag brutto Moräne (8%) material ter ha m3 m3 m3 m3 m3 m3 Jahre

1 A1 7.3 44'000 1'460'000 270'000 220'000 75'000 895'000 9

1 A2 6.8 41'000 1'270'000 260'000 250'000 60'000 700'000 7

14.1 1'595'000 16

Mit den Detailabklärungen und vertieften Planungsabklärungen auf Stufe der Nutzungsplanung kann die Materialabbauzone definitiv bestimmt werden. Der Handlungsspielraum ist auf die Etappen A3 und A4 (Phase 2/3) beschränkt. Davon werden max. 4.9 ha Fläche benötigt (Total max. 19 ha), die zum heutigen Zeitpunkt aufgrund der unbestimmten Faktoren noch nicht bestimmt werden können. Auch soll die Planungskommission der Gemeinde Klingnau auf Stufe Nutzungsplanung entscheiden und mitgestalten können.

Anteil Boden- Abbau Anteil Feinanteil Kies- Phase Etappe Fläche B. Schot- Dauer abtrag brutto Moräne (8%) material ter ha m3 m3 m3 m3 m3 m3 Jahre

2/3 A3 5.8 35'000 1'280'000 180'000 250'000 55'000 795'000 8

2/3 A4 4.7 28'000 1'520'000 200'000 200'000 90'000 1'030'000 10

10.5 1'825'000 18

Max. 19 ha Fläche => 4.9 30'000 1'400'000 190'000 220'000 70'000 920'000 9

Die 19 ha Fläche ergeben ca. 2.5 Mio. m3 Kiesmaterial und eine Abbauzeit von ca. 25 Jahren. Die Aufbereitung und Verwertung des minderwertigen Moränenmaterials verlängert die Nutzungsdauer um gut 5 Jahre. Zur Beanspruchung von künftigen weiteren Flächen muss eine Anpassung des Zo- nenplans an der Gemeindeversammlung Klingnau begründet und beantragt werden.

Vororientierung

Anteil Boden- Abbau Anteil Feinanteil Kies- Phase Etappe Fläche B. Schot- Dauer abtrag brutto Moräne (8%) material ter ha m3 m3 m3 m3 m3 m3 Jahre

4 A5 10.9 65'000 3'850'000 1'000'000 250'000 210'000 2'390'000 24

Generell erfolgt der Abbau- und Auffüllbetrieb in Etappen. Bevor mit dem Bodenabtrag jeder Etappe begonnen werden kann, ist genügend Zeit für archäologische Prospektionen einzuräumen. Die erste Abbauetappe beinhaltet zugleich den Platzbedarf für ein neues Kieswerk, welches ca. 5-10 Jahre nach Abbaubeginn erstellt wird. Im Anhang 5 ist der zuvor beschriebene Betriebsablauf in einem Zeitbalken schematisch und mit fikti- ver Abbau-Etappierung abgebildet. Die genauen raumplanerischen Abgrenzungen zu Abbauzone, Abbauperimeter und Etappengrenzen werden ab dem Nutzungsplanverfahren auf einem Plan „Ab- baukonzept“ dargestellt und laufend nach neuen Erkenntnissen revidiert.

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6 Zentrale Sachthemen

6.1 Verkehr, Lärm, Luft

6.1.1 Transportrouten

Sämtlicher abgebauter Rohstoff wird direkt zum grubeninternen Kieswerk transportiert, dort gewa- schen und zur weiteren Verarbeitung aufbereitet. Die zentrale Route zum Abbaustandort „Hard-Härdli“ ist die Strecke auf der Kantonsstrasse K113 von Klingnau über Döttingen Richtung Untersiggenthal. Als idealer und direkter Anschluss an die Kantonstrasse kann der bestehende Knoten „Gewerbegebiet Zelgli“ für die Zu- und Abfahrt zum Standort „Hard-Härdli“ genutzt werden. Ausgehend vom Ab- baustandort „Hard-Härdli“ ist die prozentuale Verkehrsverteilung in der Region abgeschätzt.

10%

10% 50% 30%

Abb. 9: Annahme der Verkehrsverteilung in der Region (Quelle: AGIS)

6.1.2 Verkehrsaufkommen

3 Das projektierte durchschnittlichen Abbauvolumen beträgt rund 100'000 m fest pro Jahr. Ab ca. 2028 werden 100‘000 m3 Material (lose) pro Jahr zur Wiederauffüllung der Kiesgrube angeliefert. Die Volu- men entsprechen ungefähr den heutigen Mengen in Böttstein und Kleindöttingen. Es handelt sich beim Verkehr somit um eine kleinräumige Verschiebung der vorhandenen Belastungen. Mit der Anla- ge im Abbaugebiet in Klingnau wird der Rohstoff direkt in die Anlage aufgegeben und die internen Kiestransporte von der Materialabbaustelle zur Aufbereitungsanlage über das öffentliche Strassennetz entfallen. Das Gutachten Verkehr-Lärm-Lufthygiene wird im Zusammenhang mit der UVB im Nut- zungsplanverfahren erstellt.

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6.1.3 Erschliessung

Vom Gewerbegebiet Zelgli führt ein ca. 6 m breiter Bewirtschaftungsweg durch ein ca. 270 m langes Waldstück und anschliessend über einen Flurweg direkt in das geplante Abbaugebiet. Über den Aus- baustandard oder verkehrstechnische Zusatzmassnahmen wird die Planungskommission befinden. Die Erschliessung ist umweltverträglich und technisch lösbar (siehe auch Kapitel 6.7 Altlasten und Ab- fälle).

6.1.4 Strassenlärm

Der Strassenlärm ist anhand des Gesamtverkehrs auf den wichtigsten, durch den projektbedingt be- fahrenen Strassenabschnitten bezüglich der Einhaltung des Planungswertes (PW) zu prüfen. Auf- grund der Rahmenbedingungen ist davon auszugehen, dass die Vorgaben der Lärmschutzverordnung zum Strassenlärm eingehalten werden können.

6.1.5 Lufthygiene

Im Rahmen des Nutzungsplanverfahrens werden die Emissionen detailliert ausgewiesen. Alle im Ab- baugebiet eingesetzten Maschinen werden mit Partikelfiltern ausgestattet sein. Dadurch werden durch den Betrieb (Abbau, Auffüllung und Rekultivierung) geringe Emissionen (PM10) entstehen. Für den Strassenverkehr werden sowohl die Beschaffenheit der Zufahrtswege als auch deren Neigungen be- rücksichtigt. Eine teilweise Asphaltierung der heutigen Bewirtschaftungswege und die Einrichtung ei- ner Pneuwaschanlage sind mögliche Massnahmen zur Staubminderung. In einer ersten Grobbeurtei- lung sind aus heutiger Sicht durch den geplanten Betrieb des Abbaustandortes „Hard-Härdli“ keine be- lastenden Auswirkungen auf die Bereiche der Lufthygiene zu erwarten.

6.2 Landwirtschaft / Boden / Fruchtfolgeflächen

Praktisch das gesamte Abbaugebiet „Hard-Härdli“ ist nach den aktuellen Informationen aus „AGIS“ als Fruchtfolgefläche innerhalb der Landwirtschaftszone ausgeschieden. Wie auf Luftbildaufnahmen ent- nommen werden kann, werden die Flächen vielseitig ackerbaulich genutzt. Die vorhandenen Böden können aufgrund der im Herbst 2015 durchgeführten Bodenansprache wie folgt eingeschätzt werden:

 Der normal durchlässige Boden ist ganz allgemein normal bis schwach verdichtungsempfindlich und stellt somit keine besonderen Herausforderungen bezüglich Bodenschutz bei der Handhabung und Zwischenlagerung dar.

 Es handelt sich um senkrecht durchwachsene, tiefgründige bis sehr tiefgründige Böden, die voll- umfänglich gut zur Rekultivierung geeignet sind.

 Es müssen durchschnittlich 25-30 cm Oberboden und 60-100 cm Unterboden abgetragen und an Depots zwischengelagert werden. Dieses Material wird wieder verwendet, um bei der Rekultivie- rung eine pflanzennutzbare Gründigkeit zu erreichen, welche die gleiche Fruchtbarkeit des Bodens wie heute gewährleistet (Mindestziel). Die Flächenbeanspruchung der landwirtschaftlichen Nutzflächen erfolgt wie der Abbau in Etappen und wird so klein wie möglich gehalten (Ausmass Bodenabtrag gemäss BBB). Bei diesen Flächen handelt es sich um rückführbare Fruchtfolgeflächen (FFF), deren Bilanz vorher und nachher ausgeglichen sein muss. Die Lage der Zwischendepots für den abgetragenen Ober- und Unterboden wird im nachgeord- neten Nutzungsplanverfahren im Zusammenhang mit der Etappierung definiert.

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6.3 Flora / Fauna

Für die Geländekammer “Hard-Härdli” ist kein Wildtierkorridor verzeichnet. Aufgrund der umgebenen Waldbereiche und der topografischen Lage könnte der heute landwirtschaftlich genutzte Bereich für vereinzelte Tierarten als Rückzugsort in den Waldrandbereichen attraktiv sein oder infolge der Abbautätigkeit künftig attraktiv werden. Die heutigen Landwirtschaftsflächen werden sehr intensiv genutzt und teilweise auch Gemüseanbau betrieben. Ausgebildete Vernetzungsstreifen sind keine erkennbar. Es bestehen vereinzelte Obstbaumkulturen.

6.4 Natur und Landschaft

Die Geländekammer “Hard-Härdli” berührt keine kantonale oder kommunale Landschaftsschutzzone, ist jedoch weiträumig von Landschaftsschutz- und Naturschutzgebieten umgeben. Naturobjekte oder Kulturdenkmäler sind innerhalb des Abbaugebietes keine vorhanden. Nach aktueller Kartenauskunft in AGIS sind entlang des Waldgürtels Hardrain und vereinzelt auf Landwirtschaftsflächen Ökovertrags- flächen mit dem Bund (braun) verzeichnet. Hierfür erhält der Betreiber dieser Flächen für einen bestimmten Zeitraum finanzielle Förderbeiträge (Direktzahlungsverordnung, Ökobeiträge Qualität und Pflege).

173

Abb. 10: Auszug aus Karte Natur und Landschaft (Quelle: AGIS)

Durch den geplanten Abbau- und Auffüllbetrieb wird das Landschaftsbild temporär für einen bestimmten Zeitraum verändert und nach Abschluss wieder ungefähr in seinen Ursprungszustand rückgeführt. Der typische Charakter der Terrassenlandschaft bleibt erhalten. Der Kiesabbau schafft speziell in der Betriebsphase neue Lebensräume für Flora und Fauna. Daher ist mit einer aktiven Materialabbauzone aus ökologischer Sicht ohnehin eine Aufwertung vorhanden und fördert im landwirtschaftlich intensiv genutzten Raum meist verborgene Naturwerte. Für das Erbringen des ökologischen Ausgleichs werden Lösungen gemäss der Branchenvereinbarung zwischen dem Kanton und dem aargauischen Kiesverband (VKB) angestrebt und im Rahmen des Baugesuchs gemeinsam ausgearbeitet.

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6.5 Wald

Die gesamte westliche Flanke der Geländekammer “Hard-Härdli” ist von einem Waldgürtel umgeben. Sollte für die Erschliessung oder generell für den Abbaubetrieb eine Rodung erforderlich werden, wird ein entsprechendes Rodungsgesuch im Rahmen der Nutzungsplanänderung eingereicht.

6.6 Hydrogeologie / Gewässer

Das Abbaugebiet „Hard-Härdli“ liegt auf einer Hochzone zwischen dem Rheintal im Norden und dem Aaretal im Westen. Die Talsohlen beherbergen mächtige Schottergrundwasservorkommen, welche in zahlreichen Fassungen zur Trink- und Brauchwasserbeschaffung genutzt werden.

Als Folge des Reliefs der Felsoberfläche liegt das Abbaugebiet „Hard-Härdli“ im Bereich einer Hoch- zone ausserhalb dieser nutzbaren Grundwasservorkommen. Das Abbaugebiet „Hard-Härdli“ befindet teilweise im erweiterten Einzugsgebiet und teilweise am Rand zum Nitratperimeter der weiter südlich gelegenen Grundwasserfassung Gütsch der Stadt Klingnau. Die mögliche Zufahrt führt über die Schutzzone 3 dieser Grundwasserfassung und die Projektverträglichkeit kann technisch sichergestellt werden.

173

Abb. 11: Auszug aus Karte Grundwasser (Quelle: AGIS)

Sollten Massnahmen zum Schutz der Trinkwasserfassung Gütsch erforderlich sein, wird sich das Kie- sprojekt anteilsmässig an den Kosten beteiligen. Der Schutz des Trinkwassers wird auf jeden Fall auch mit dem Kiesprojekt gewährleistet werden können.

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6.7 Altlasten und Abfälle

Das Projektgebiet (Parz. 173) ist nicht im Kataster der belastenden Standorte verzeichnet. Standort- untersuchungen erfolgten im Rahmen der geologischen Untersuchungen durch das Büro Dr. Heinrich Jäckli AG (Nachweis Rohstoffvorkommen). Nicht nutzbares Material wird vor Ort zur Auffüllung der Kiesgrube wiederverwertet. Die Zufahrt erfolgt durch den Waldabschnitt “Zelgli” und der bestehende Bewirtschaftungsweg (Waldstrasse Parz. 176) muss hierfür angepasst werden. Für diesen Abschnitt ist der Eintrag im Kataster Nr. AA4309.0004-1 tangiert. Es handelt sich um eine ehemalige Auffüllung mit Bauschutt. Generell darf durch einen allfälligen Ausbau der Strasse eine spätere Sanierung des Standortes nicht verhindert werden. Diese Vorgabe ist eingehalten.

173

Abb. 12: Ausschnitt Kataster der belasteten Standorte (Quelle: AGIS)

6.8 Energie

Vom Klingnauer Stausee kommend queren zwei Hochspannungsleitungen mit Gittermasten das Flurgebiet Härdli. Weiter sind zwei Hauptleitungen mit 16 KV und eine Hauptleitung mit 50 KV betroffen. Eine Leitung der Armee (VBS) quert ebenfalls die Geländekammer. Für das Nutzungs- planverfahren ist aufzuzeigen, in welchen Zeitabschnitten des Abbaubetriebes welche Leitungen tangiert werden. Mit allen Leitungsbetreibern wurde bereits das Gespräch gesucht und eine erste Vorinformation hat stattgefunden (Besprechung Axpo, AEW und Swissgrid vom 20.04.2016). Die Leitungsbetreiber werden in die weitere Planung eingebunden, damit allfällige Verschiebungen von Freileitungen mit dem notwendigen Zeitvorlauf in das Materialabbauprojekt eingebunden werden können. Die erdverlegte Leitung des VBS ist nicht mehr in Betrieb und die zu treffenden Massnahmen sind abgesprochen (Mail armasuisse vom 13.01.2016). Mit der Standortbestimmung des neuen Kieswerkes sind die Grundlagen für die bautechnische Planung des neuen Werkes gegeben. Im Zuge dessen werden die Themen Energieversorgung und Energiebilanz konkret behandelt.

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7 Anträge zur Aufnahme in den Richtplan

Die Eigenversorgung des Unteren Aaretals mit Kies und Sand soll mittel- und längerfristig sicherge- stellt werden. Mit der geplanten Schliessung des Kies- und Betonwerkes in Kleindöttingen auf Ende 2020 ist die regionale Versorgungssicherheit nicht mehr sichergestellt. Die Baumaterialien müssten ohne Kieswerk auf der Strasse mit Lastwagen aus angrenzenden Regionen zugeführt werden. Mit der semimobilen Baustoffaufbereitungs- und Mischanlage auf dem Recyclingplatz in Döttingen wird die Versorgung der Region ab Herbst 2016 sichergestellt und ab 2020 überbrückt, bis das neue Kieswerk in Klingnau erstellt werden kann. Die lokale Versorgung bringt der Region ökologisch und wirtschaft- lich signifikante Vorteile und verhindert künftig Abhängigkeiten und Fremdbestimmungen.

Festsetzung max. 25 ha

173

Abb. 13: Übersicht Richtplananträge Geländekammer „Hard-Härdli“ (Quelle: AGIS)

Richtplananträge für Materialabbaustellen im Unteren Aaretal

Antrag 1. Teilfläche Nord Geländekammer „Hard-Härdli“  Stufe Festsetzung

Der Gemeinderat Klingnau unterstützt das Vorhaben, die regionale Eigenversorgung mit Kies und Sand zu gewährleisten und beantragt die Teilfläche Nord „Hard-Härdli“ in Klingnau zur Festset- zung im kantonalen Richtplan (bisher südliches Teilgebiet auf Stufe Zwischenergebnis).

Antrag 2. Teilfläche Süd Geländekammer „Hard-Härdli“  Stufe Vororientierung

Der Gemeinderat Klingnau beantragt, die angrenzende Teilfläche Süd innerhalb der Gelände- kammer „Hard-Härdli“ im Richtplan auf Stufe Vororientierung aufzunehmen. Damit wird die län- gerfristige Bedeutung des Standortes auf planerischer Ebene signalisiert.

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8 Planungsablauf und Beteiligte

8.1 Koordination Richtplan- und Nutzungsplanverfahren (§ 12 BauV)

» siehe Anhang 2: Schema Richtplan- / Nutzungsplanverfahren (§ 12 BauV)

8.1.1 Verfahrenskoordination

Der Planungsablauf für die kantonale Richtplanänderung sowie die kommunale Nutzungsplanände- rung sollen bestmöglich koordiniert werden.

Im Anhang 2 ist der Ablauf des ordentlichen Verfahrens in einem Schema dargestellt. Die darin aufge- zeigte Koordinationsmöglichkeit entspricht einem zeitlich optimierten Ablauf. Ein eventuell abweichen- der Richtplanbeschluss kann jedoch zeit- und verfahrensaufwendige Anpassungen der Nutzungspla- nung nach sich ziehen.

8.1.2 Richtplanverfahren

In einem ersten Schritt erfolgt das Richtplanverfahren. Innerhalb des Abbaugebietes der Gelände- kammer „Hard-Härdli“ werden die Teilfläche Nord zur Festsetzung sowie die Teilfläche Süd (Restflä- che der Parzelle Nr. 173) zur Vororientierung beantragt. Die Anträge zur Richtplananpassung stellt der Gemeinderat Klingnau. In Abstimmung mit der Vorprüfung durch die kantonalen Fachstellen wird die Vorlage für die Richtplananpassung erstellt.

Die erstellten Unterlagen werden durch das Departement Bau, Verkehr und Umwelt für die Mitwirkung / Vernehmlassung freigegeben. Nach der Bereinigung wird der Antrag im Grossen Rat behandelt und die Richtplananpassung beschlossen.

8.1.3 Nutzungsplanverfahren

Im zweiten Schritt erfolgt für die im kantonalen Richtplan festgesetzte Teilfläche Nord die parzellen- scharfe Ausscheidung der Abbau- und Kieswerkzone - mit den dazugehörigen Bestimmungen in der BNO - im Rahmen der Nutzungsplanung. Im Planungsbericht nach Art. 45 RPV muss stufengerecht durch weitere detaillierte Abklärungen der endgültige Abbauperimeter mit Kieswerkzone festgelegt werden.

Aufgrund der Grösse des Vorhabens unterliegt der geplante Kiesabbau der Umweltverträglichkeitsprü- fung. Deshalb wird in diesem Verfahren (Vorprojekt) zusätzlich zur Zonenplanplanänderung und dem Planungsbericht die UVB Voruntersuchung mit Pflichtenheft zu den relevanten Umweltaspekten be- handelt (§ 192a PBG).

8.2 Baubewilligungsverfahren

Mit dem Beschluss der Gemeindeversammlung Klingnau zur geplanten Nutzungsplanänderung be- ginnen die Planungen zum Baubewilligungsverfahren (Projekt). Für das Abbauprojekt wird die UVB Hauptuntersuchung erarbeitet. Bei der Gemeinde Klingnau werden die jeweiligen Baugesuche einge- reicht und an die kantonale Abteilung für Baubewilligungen (AfB) weitergeleitet. Für die Bearbeitung ist die Genehmigung der Nutzungsplanänderung durch den Regierungsrat zwingend erforderlich.

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8.3 Beteiligte

Leitbehörde im Richtplanverfahren ist die kantonale Abteilung Raumentwicklung (ARE). Die ARE koordiniert das Verfahren und holt bei den betroffenen Fachstellen den Mitbericht ein. Gesuchstellerin ist die Birchmeier Bau AG. Sie betreibt die neue Abbaustelle in der Gemeinde Klingnau. Formell wird der Antrag zur Richtplananpassung durch den Gemeinderat Klingnau gestellt. Die Planung erfolgt im Auftrag der Gesuchstellerin durch die RZ GEOKONZEPT GmbH und die ilu AG.

Die geologischen und hydrogeologischen Arbeiten erfolgen durch das Büro Dr. Heinrich Jäckli AG, Baden.

Bellikon / Horw, 11.08.2016

RZ GEOKONZEPT GmbH ilu AG ilu AG

Projektleiter Projektbearbeitung Projektberatung

Rolf Zuberbühler Thomas Hirscher Josef Wanner

Dipl. Bauing. HTL / M.Eng & Dipl. Bauing. FH Dipl. Kulturing. ETH/SIA Raumplaner NDS HTL

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Anhang 1

Bearbeitungsgrundlagen

Als wesentliche Grundlagen für die Erarbeitung des Richtplanantrags / Vorprojekts gelten:

[1] Rohstoffversorgungskonzept Steine und Erden Kanton , (ilu AG 1995) [2] Kantonaler Richtplan Kanton Aargau vom September 2011 (Stand Oktober 2015) [3] Bau- und Nutzungsordnung Gemeinde Klingnau 9.6.2011 (Genehmigung RR 05.09.2012) [4] Gesetz über Raumentwicklung u. Bauwesen (Baugesetz, BauG) 19.01.1993 (Stand 01.01.2011) [5] Branchenvereinbarung zwischen Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau und dem Verband der Kies- und Betonwerke Aargau vom 01.07.2013, Aarau [6] Aushubverwertung im Kanton Aargau, Schlussversion vom 30. Juni 2014, ilu AG Horw [7] Bauverordnung (BauV), vom 25.05.2011 (Stand 01.01.2015) [8] Hydrogeologische Beurteilung, 24.07.2015, Dr. Heinrich Jäckli AG, 5400 Baden [9] Rohstoffstatistik 2014, Kanton Aargau vom 17.03.2015 [10] GIS-Daten Kt. AG zu verschiedenen Themen (Stand Oktober 2015)

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Anhang 2

Schema Richtplan- / Nutzungsplanverfahren (§12 BauV)

(siehe A4-Blatt auf Folgeseite)

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Anhang 3

Luftbildplan Übersicht Projektgebiet und Landwirtschaft

(siehe A3-Plan auf Folgeseite)

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Anhang 4

Skizze Ablauf Kiesabbau und Erschliessung

(siehe A4-Plan auf Folgeseite)

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Skizze Ablauf Kiesabbau und Erschliessung

1

Kieswerkareal

ca. 3 ha in Tief- lage ~15 m

Erschliessung

Festsetzung Richtplan Vororientierung ca. 25 ha Richtplan ca. 12 ha

Eintrag KbS AA4309.0004-1

Grundwasser- fassung Gütsch

1 km

Vorgang Kiesabbau: 1. Phase Werkareal ca. 3 ha vermutlich in ca. 15 m Tieflage anschliessend Abbaufortschritt im Gegenuhrzeigersinn angedacht.

Erschliessung: Anbindung an ausgebauten Knoten Gewerbe/Industrie Zelgli Grundwasserschutz, Wald und Altlast sind technisch lösbar.

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VORABZUG

Anhang 5Fehler! Verweisquelle konnte nicht ge- funden werden.

Zeitschema Abbauetappen und Errichtung Kieswerk (siehe A4-Blatt auf Folgeseite)

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Zeitschema Abbauetappen und Errichtung Kieswerk

Hinweis:

Die fiktiven Etappen A1 bis A4 entsprechen zusammen dem Flächenbedarf der Festsetzung Teilgebiet Nord von max. 25 ha. Mit diesem Schema sollen ledig- lich die Zusammenhänge Abbau-Kieswerk-Auffüllung-Rekultivierung bezüglich Abgrenzung der Richtplangebiete aufgezeigt werden. Eine detailliere Planung und Etappierung erfolgt im Nutzungsplanverfahren / UVP Voruntersuchung.

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