SEQUENTIA N¡8 Allemand
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SequentiaEine vierteljährliche Zeitschrift der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle über Informationsquellen Die Einführung von digitalem Fernsehen in Europa Juli / August September 1996. Vol. III, Nr. 8 Sozialrechtliche Probleme bei internationalen Audiovisuellen-(AV-) und Multimediaproduktionen Leitartikel Das Digitale und das Göttliche Am Anfang war das Transportloch, und als ein- Abgang vom Podium zuflüsterte: „Sie haben mir alles fache Gläubige sahen wir das Licht – mit 24 Bildern pro vorweggenommen. Derselben Meinung bin ich auch.“ Sekunde auf die Leinwand geworfen. Die Botschaften Natürlich ist die digitale Verarbeitung ein wunderbarer konnten in alle Teile der Welt übertragen werden, und Prozeß, der vieles erst möglich macht. Aber wie bei so bis der allmächtige Marshall McLuhan verkündete, daß vielen aktuellen Entwicklungen kommt es darauf an, das Medium die Botschaft ist, waren wir zufrieden. daß wir nicht den Kopf verlieren und so besessen von Doch damit ist es vorbei. Unsere Gottheiten sind jetzt der Idee werden, als wäre nichts anderes mehr wichtig. weit verstreut, von Digital Discs bis zu Disney- Traumländern, von der virtuellen Wirklichkeit bis zu Wir müssen versuchen, Augenmaß zu bewahren. wirklich so gut wie allem. Nehmen wir etwa das interaktive Fernsehen, die Die Achterbahn der technologischen Entwicklung wird Befreiung des passiven Zuschauers. So vielversprechend immer schneller und vielleicht auch aufregender, aber es sein mag – Geld hat es noch nicht abgeworfen. Und auch immer gefährlicher. Man kann diese Entwicklun- nach der ersten Begeisterung ist keineswegs gewiß, daß gen auf eigene Gefahr ignorieren, aber ein gebranntes die Zuschauer ihre passive Rolle als „Couch Potatoes“ – Kind scheut ja bekanntlich das Feuer. inaktiv statt interaktiv – wirklich aufgeben wollen. Rationalem Geschäftsdenken zufolge sind viele der Zum Teil sind auch – das möchte ich bekennen – die ver- Neuerungen unwiderlegbar sinnvoll – Zugangskontrolle, dammten Medienjournalisten schuld. Und die Veranstal- Video-on-Demand, digitale Kompression, die gewaltige ter von Konferenzen. Schuldig und nochmals schuldig. Landschaft, die sich auf dem Superhighway vor uns aus- Wir haben die Aufgabe, breitet. Aber vielleicht sollten wir eine Pause einlegen die audiovisuelle Wirt- und ein wenig darüber nachdenken, wohin uns dieser schaft zu informieren, sie wilde Medienrausch führt. Werden wir aus Angst, als über die neuesten Ent- fortschrittsfeindlich gebrandmarkt zu werden, zu wicklungen auf dem lau- Sklaven technologischer Entwicklungen? fenden zu halten und Ausschau zu halten nach Das digitale Fernsehen ist ein gutes Beispiel für dieses den Dingen, die das Problem. Die Medienwelt gibt sich zur Zeit einer Schicksal der gesamten Euphorie über die Digitaltechnik hin, und deren Branche prägen können. Vorteile sind ja auch unbestreitbar. Doch bei 30, 300 Doch in unserem ernst- oder 3000 zusätzlichen Satellitenkanälen sind die haften Streben, auf der erdrückenden Folgen dieses Overkills schon reichlich Suche nach Nachrichten, besorgniserregend, selbst wenn man daran glaubt, daß Informationen, Daten – ja dies dem Zuschauer zugute kommt, weil es ihm mehr selbst den Ansichten der Wahlfreiheit bietet (oder aber auch eine Verdünnung © D.R. Meinungsführer (zum der Ressourcen bis zu dem Punkt, an dem von Beispiel auf Konferen- Qualitätsprogrammen beim besten Willen nicht mehr zen) – wirklich jeden Stein umzudrehen, heizen wir die die Rede sein kann). Erwartungen, Möglichkeiten und auch Befürchtungen Ein anderer Aspekt der Digitaltechnik wird jedoch vielleicht unwissentlich an. meist außer Acht gelassen. Die populäre Presse feiert Bei Screen Digest haben wir natürlich auch unsere das digitale Fernsehen, weil es angeblich eine „bessere Auseinandersetzungen über solche Fragen, wobei der Qualität“ bietet, und das ist völliger Unsinn. Journalis- Vorsitzende oft den Advocatus Diaboli spielt und einige ten, die keine Techniker sind, haben noch nicht ver- dieser Entwicklungen in Frage stellt – selbst bei den standen, daß die digitale Verarbeitung bloß Dinge ermög- Technologien, die wir als Medienjournalisten täglich licht, die bei analogen Signalen nicht mit akzeptabler verwenden. Wenn die Computerfreunde Druckerzeu- Qualität möglich sind. Das Endresultat wird jedoch gnisse als Farbgeschmiere auf toten Bäumen bezeich- kaum die Qualitätsstandards erfüllen, die die Analog- nen, setze ich dagegen meine zynische Definition von technik im normalen Sendebetrieb erreichen kann. E-Mail: ungesehene Botschaften in toten Briefkästen – Die Digitaltechnik versucht, etwas umsonst zu bekom- aus den Augen, aus dem Sinn. (Solange ich eine men, aber es muß etwas verlorengehen, wenn Bits ent- Nachricht nicht unbedingt als Datei brauche, ist mir fernt werden, die zum vollständigen Bild eigentlich persönlich ein Stück Papier allemal lieber, das seine dazugehören. Mit einer gewissen Nervosität trug ich als Ankunft mit dem Klingeln des Faxgeräts ankündigt.) Nichttechniker diese Ansicht kürzlich bei einer Konfe- Na gut, das war vielleicht nicht ganz ernst gemeint. Aber renz der British Cinematograph, Sound and Television ich hoffe, die Moral ist klar. Die Technik löst keine Pro- Society vor, eines Verbands, in dem auch viele Fern- bleme, sie erleichtert nur ihre Lösung. Und oft definiert sehtechniker vertreten sind. Ich war sehr erleichtert, sie Probleme, die zu lösen sind, obwohl wir vorher auch als der Redner, der nach mir an der Reihe war, – ein füh- so ganz glücklich waren. render Special-Effects-Fachmann aus Hollywood, der von John Chittock, ständig mit digitaler Technologie zu tun hat, – mir beim Vorsitzender, Screen Digest. Coverphoto: © D.R. Sequentia • Herausgeber: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle / 76 Allée de la Robertsau / F-67000 Strasbourg / Tel. 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Alle unsere Preise sind steuerfrei. Vertrieb: Anne Boyer, [email protected]. Beiträge dieser Ausgabe: John Chittock (Vorsitzender, Screen Digest),Jean-Luc Renaud (Redakteur von CD-Info and ATM), Giles Fontaine, Jean Dacié und Laurence Ouzon (IDATE), Arnaud Gerber (Europäisches Medieninstitut), Augusto Preta (Italmedia), Marie-Madeleine Krust (Konsulent, ADAMI, France), Gerrit te Spenke (KPMG Meijburg & Co, Niederlande), Stephan Verhulst (IMPS School of Law, University of Glasgow), Jean-Pierre Lartigue (Vision 1250) und Dr André Lange (Markt- information, Europäische Audiovisuelle Informationsstelle). Wir danken: Helga Schmid (Europäisches Medieninstitut), Richard Patterson, Peter Todd und Ms Tessa Forbes (British Film Institute), Dr Ismo Kossonen (Special Govern- ment Adviser, Ministry of Transport and Communications), Virve Indrén (Minsitry of Education, Finland), Eva Harrie und Ulla Carlson (NORDICOM), Christian Matzen (Redakteur, Hans Bredow Institute), Judith Steilnach (ORF), Patricia Hadjisotiriou (Press and Information Office, Ministry of Interior, Zypern), Farrel Cocaran (RTE and Dublin City University), Jens Cavallin (Swedish Council for Pluralism in the Media), Paul Katzenberger (Max Planck Institut), Ben Keen (Redakteur, Screen Digest), Carla Armez Dizoz (Federal Bureau of Statistics, Switzerland), Cine and Teleinforme (Spanien), Andrea Schneider (Europäisches Medienrecht Institut, Deutschland) und Frédérique Pinard (Pratikant, Europäische Audiovisuelle Informationsstelle). © D.R. 2 Sequentia Vol. III, Nr. 8, JULI/AUGUST/SEPTEMBER 96 Focus Die Einführung von digitalem Fernsehen in Europa Die Digitaltechnologie wird Struktur, Wirtschaft und Arbeits- weise des audiovisuellen Be- reiches in Europa, insbesondere im Rundfunksektor, erheblich verändern. Diese Ausgabe von Sequentia möchte Ihnen eine Überblick über die möglichen Auswirkungen der Einführung des digitalen Fern- sehens auf verschiedene Markt- segmente (Satelliten- und terres- trische Ausstrahlung) geben. Die Analysen geben unterschiedliche Standpunkte zu diesem Thema und damit die Meinung der Auto- ren wieder, nicht aber not- Focus 3–15 wendigerweise auch die der Europäischen Audiovisuellen Digitales Informationsstelle. Zusätzlich haben wir einen um- Fernsehen fassenden Überblick über die • Digitales terrestrisches verschiedenen Digitalfernseh-Pro- Fernsehen jekte und -Bouquets zusammen- • Digitales Fernsehen: gestellt, die in naher Zukunft Mitspieler angeboten werden. Dieser Über- und Strategien blick wird durch Artikel zur Situa- • Digitalfernsehen tion in Mitgliedsländern wie Italien in Italien und Großbritannien ergänzt. Der Beitrag über die Auswirkun- • Rechtliche Schritte gen des digitalen Fernsehens all- zur Einführung des gemein sowie seine