Kreis Untere Denkmalschutzbehörde Archäologischer Denkmalschutz

Bericht zu den archäologischen Voruntersuchungen in Rodgau, Kreis Offenbach

NFG 191/2017 UDSchB EV 2017/20-21

1. Rodgau-Jügesheim, B-Plan J 50 „Nördlich der Allensteiner Straße“ (Flur 26, Flurstücke 112/1 und 112/4; Mittelpunkt Fläche 1 UTM 32U: 490766/5541083, Mittelpunkt Fläche 2 UTM 32U: 490754/551025) 2. Rodgau-Jügesheim, B-Plan J 19.1 „Grenzstraße“ (Flur 5, Flurstück 498/14; Mittelpunkt UTM 32U: 491264/5542213 )

© Gesine Weber M.A., UDSchB Kreis Offenbach, November 2017

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Anlass der Grabungen In den Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange haben das Landesamt für Denkmal- pflege Hessen/hessen Archäologie und die Untere Denkmalschutzbehörde/Archäologischer Denkmalschutz den beiden B-Plan-Verfahren nicht zugestimmt, da aus dem unmittelbaren Umfeld archäologische Fundstellen bekannt sind. Daher muss damit gerechnet werden, dass durch Erdarbeiten Bodendenkmäler im Sinne des § 2 (2) HDSchG entdeckt und zerstört wer- den. Um Qualität und Quantität der archäologischen Befunde zu überprüfen und um zu fun- dierten Stellungnahmen im Rahmen der bauordnungsrechtlichen oder denkmalschutzrechtli- chen Genehmigungsverfahren kommen zu können, wurde als Ergänzung zu den Bebauungs- plänen ein archäologisches Gutachten, d.h. eine vorbereitende Untersuchung gemäß § 20 (1) HDSchG gefordert, deren Kosten vom Planbetreiber/Verursacher gem. § 18 85) tragen sind.

Bei dem Plangebiet J 50 wurde zunächst eine geomagnetische Untersuchung durch die Firma Geophysik Rhein- GmbH durchgeführt, deren Ergebnisse dann mit zwei Grabungs- schnitten durch die Untere Denkmalschutzbehörde (UDSchB) überprüft wurden. Im Plange- biet J 19 konnte aufgrund der Geländeverhältnisse (Spielplatz, Telekomleitung) keine geo- physikalische Untersuchung erfolgen, sondern es wurden zwei Grabungsschnitte angelegt.

Durchführungszeitraum und -ablauf Beide Grabungen konnten am 06.11.2017 durchgeführt werden1. Im Gebiet J 50 hatte zuvor das Vermessungsbüro Riemenschneider aus Rodgau die von der UDSchB vorgeschlagenen Untersuchungsflächen ausgepflockt. Die Baggerarbeiten erfolgten durch die Firma Manus aus Rodgau.

Der Mutterboden/Oberboden wurde mittels Bagger mit breitem, zahnlosem Schild entfernt, an ausgewählten Stellen wurde tiefer gegraben, um ein Bodenprofil zu erhalten. Die tiefen Schnitte wurden nach der Dokumentation sofort wieder verfüllt.

Archäologische Fundstellen im Umfeld J 19.1 Grenzstraße: An der Grenze zwischen Jügesheim und Hainhausen lag ein spätbronze- zeitliches Urnengräberfeld, dessen genaue Lage und Ausdehnung unbekannt ist2. Dort ver- läuft auch eine Römerstraße, die teilweise im Luftbild erkennbar ist.

J50 „Nördlich der Allensteiner Straße“: Ebenfalls aus der späten Bronzezeit stammen Funde von Keramikscherben, die auf der abgeschobenen Trasse der Rodgau-Ringstraße entdeckt wurden3. Daher war hier mit einer Siedlung dieser Zeitstellung zu rechnen.

1 Durchgeführt wurden die Grabungen durch Dagmar Kroemer M.A. und Gsine Weber M.A., UDSchB Kreis Offenbach. 2 Karl Nahrgang, Die Bodenfunde der Ur- und Frühgeschichte im Stadt- und Landkreis ( am Main 1967) 64. 3 Ortsakten der UDschB. 2

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Abb. 1: Lage der geplanten Neubaugebiete (GIS Kreis Offenbach).

Untersuchung J 50 „Nördlich der Allensbacher Straße“ In der geophysikalischen Untersuchung zeigte sich eine Fülle an grubenähnlichen Strukturen sowie der ehemalige Weg, der etwa von Westsüdwest nach Ostnordost verläuft. Mit den bei- den Grabungsflächen sollten der ehemalige Weg und einzelne Gruben untersucht werden.

Abb. 2-3: Geophysikalische Untersuchung Firma Geophysik Rhein-Main GmbH und Lage der Grabungsflächen.

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Fläche 1: 5 x30 m Fläche 2: 5 x15 m 3490835 / 55 42875 3490818 / 5542810 3490840 / 5542875 3490823 / 5542810 3490835 / 5542845 3490818 / 5542795 3490840 / 5542845 3490823 / 5542795 Abb. 4: Die Koordinaten zur Einmessung nach geomagentischer Kartierung (Gauss/Krüger).

Im Bereich der beiden Flächen wurden keine anthropogen verursachten Befunde entdeckt. Der anstehende Boden unterhalb des Pflughorizontes war bei beiden Flächen von hellbrauner Färbung, stellenweise etwas ausgebleicht. Es handelte sich um einen tonig-schluffigen Feinsand.

Abb. 5: Fläche 1, Blick nach Süden. Abb. 6: Fläche 2, Blick nach Norden.

Um herauszubekommen, ob die auffallenden Strukturen in der geomagnetischen Messung natürliche Ursachen haben können, wurde bei beiden Flächen ein Tiefenschnitt durchgeführt (bei Fläche 1 westlich der Fläche auf Höhe des ehemaligen Weges und bei Fläche 2 am Nordende). Dabei zeigte sich unter dem Humus erst der hellbraune Feinsand in unterschiedli- cher Mächtigkeit. Darauf folgten stark gebänderte und Bodenschichten mit Kryoturbationen, d.h. Verwürgungen des Bodens mit ausgeprägter Taschenbildung. Hierbei handelt es sich um die eiszeitlichen Ablagerungen des Mains mit Stillwasserzonen, Fließrinnen, Sandbänken, die abgelagert, ausgewaschen und wieder überlagert wurden, wohl auch mit Flugsand. Periglazia- le Frost- und Auftauphasen verursachten dann die Kryoturbationen.

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Abb. 7-8: Fläche 1, Tiefenschnitt parallel zur Fläche, West- und Ostprofil.

Abb. 9-10: Fläche 2: Tiefenschnitt, Planum und Südprofil.

Abb. 11: Fläche 2, Tiefenschnitt, Nordprofil.

Die wenigen Funde, zwei stark abgerollte vorgeschichtliche Scherben, drei mittelalterliche Scherben und ein Bruchstück einer kleinen Steinklinge, entsprechen dem, was man häufig auf den Äckern finden kann. Sie weisen auf eine vorgeschichtliche Siedlungsstelle hin, deren ge- naue Lage aber nicht mehr festgestellt werden kann, da deren Überreste (Pfostenlöcher der Gebäude, Abfallgruben etc.) bereits weitgehend oder vollständig verschwunden sind. Grund hierfür ist zum einen die natürliche Erosion, zum anderen die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Geländes. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass noch vorgeschicht- liche Siedlungs- und Grabreste an anderer Stelle zu finden sind.

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Abb. 12-13: Funde aus Fläche 1 und 2. UDSchB EV 2017/20.

Untersuchung J 19.1. „Grenzstraße“ Die Anlage der beiden parallel verlaufenden Grabungsschnitte auf dem Gelände des Spiel- platzes an der Grenzstraße war etwas aufwendiger, da erst einmal die Spielgeräte und deren Fundamente entfernt werden mussten. Zudem tauchten in den Grabungsflächen noch die Fun- damente ehemaliger Spielgeräte auf. Die erwartete Telekomleitung, die das Gelände queren soll, wurde nicht entdeckt.

Abb.14: Lageplan der beiden Grabungsschnitte in der Grenzstraße. M. 1:250.

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Abb15: Fundamente der Spielgeräte.

Abb. 16-17: Grabungsflächen an der Grenzstraße, Blick nach Osten.

Beide Flächen zeigten keine archäologischen Befunde sondern lediglich moderne Störungen wie die o.g. Fundamente oder Bauschutteinlagerungen. Zwei kleine abgerollte vorgeschichtli- che Scherben weisen, wie auch bei der Voruntersuchung im Gebiet J50, auf eine Siedlung oder Gräberfeld in der Nähe hin.

Abb. 18: Funde aus der Grenzstraße. UDSchB EV 2017/21. 7

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Fazit Bei den vorbereitenden Untersuchungen in beiden Gebieten (J50 und J19.1) konnten keine Bodendenkmäler im unmittelbaren Bereich der Grabungsflächen festgestellt werden. Die wenigen stark abgerollten Scherben lassen aber auf Fundstellen in der Nähe schließen (entweder noch vorhandene Fundstellen oder bereits weitgehend erodierte Plätze). Daher soll- ten die Erschließungsarbeiten und weiteren Erdarbeiten überwacht werden.

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