Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Bezirksamt Friedrichshain-

Südliche Strategien für den Kreuzberger Teil der historischen von - Arbeitsbericht Südliche Friedrichstadt

Leitbilder und Strategien für den Kreuzberger Teil der historischen Mitte von Berlin - Arbeitsbericht Impressum

Herausgeber

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung -Kommunikation- Würtembergische Straße 6 10707 Berlin www. stadtentwicklung.berlin.de

Konzept und Redaktion

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Referat I B Flächennutzungsplanung und stadtplanerische Konzepte

Michael Künzel Veronika Honold Thomas Eichhorn Heidelore Karl Elisabeth Rüther

In Zusammenarbeit mit

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg Abteilung Stadtentwicklung, Personal und Gleichstellung Yorckstraße 4-11 10968 Berlin

Dr. Franz Schulz Matthias Peckskamp Siegfried Bracht Siegfried Rudolph

Layout und Grafik bit-better visualisierung Becher & Warmbold GbR www.bit-better.de

Druck

Oktoberdruck AG Rudolfstraße 1-8 10245 Berlin

Berlin, März 2007 Inhalt

Vorwort 4

1 Einleitung 6

2 Gebietsbeschreibung 8

3 Historische Entwicklung 12 Die barocke Idealstadt Überformungen in der Gründerzeit Flächensanierung und Autobahnplanungen der sechziger Jahre Kritische Rekonstruktion in den achtziger Jahren

4 Planungsgrundlagen und -ziele 16 Flächennutzungsplan Berlin Landschaftsprogramm Bereichsentwicklungsplanung Planwerk Innenstadt Verkehrserschließung Öffentlicher Raum, Straßen und Plätze, Grün- und Freiflächen

5 Handlungsschwerpunkte 20

6 Teilräumliche Vertiefung 26 1. , Blücherplatz, Hallesches Tor 2. Südliche Friedrichstraße 3. Blumengroßmarkt mit Besselpark 4. Alte Jakobstraße 5. Tempodrom, Askanischer Platz

7 Leitlinien 42 Leitlinien und Ziele für die südliche Friedrichstadt

8 Anhang 46 Verfahrensbeteiligte Abbildungsverzeichnis Vorwort Ingeborg Junge-Reyer

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Wohnort, als Schwerpunkt kultureller Einrich­ Sehr geehrte Damen und Herren, tungen oder als Bürostandort.

die südliche Friedrichstadt eröffnet neue Zur Fortsetzung des begonnenen Dialogs Chancen und Spielräume für die Zukunft in werden als nächste Schritte räumlich orientierte der Berliner Innenstadt. Sie besitzt mit Ihrem Arbeitsgruppen eingerichtet, die sich zunächst einprägsamen barocken Stadtgrundriss, den mit dem Gelände des Blumengroßmarkts und zahlreichen Baudenkmalen und Kultureinrich­ dem öffentlichen Raum zwischen Mehringplatz, tungen, ihren Wohn- und Parkanlagen sowie Hallesches Tor und Blücherplatz beschäftigen. den für zukünftige Nutzungen verfügbaren Flächen die einzigartige Möglichkeit für neue Ziel ist es, die Themen der Stadt- und Freiraum­ Entwicklungen. planung mit spürbaren Verbesserungen für die Menschen, die im Gebiet leben und arbeiten Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und mit konkreten Maßnahmen und Projekten das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg haben zu verknüpfen. Die Auseinandersetzung mit in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe unter sozialen Problemlagen bleibt Schwerpunkt der Einbeziehung der öffentlichen und privaten Stadtentwicklung und der umfangreiche Be­ Akteure grundsätzliche Fragen zur Zukunft der stand des sozialen Wohnungsbaus wird durch südlichen Friedrichstadt erörtert und begon­ neue Bauherrenmodelle mit innerstädtischem nen, Konzepte für die zukünftige Weiterent­ Wohnungsbau ergänzt und vernetzt. Die wicklung zu erarbeiten. Friedrichstraße ist als Rückgrat des Gebietes zu qualifizieren und als Nahversorgungszentrum Der vorliegende Arbeitsbericht dokumentiert zu stärken. die Ergebnisse dieses Arbeitsprozesses. Er stellt das Gebiet mit ersten Planungsvorstellungen Ich bin fest davon überzeugt, dass wir durch ein dar und entwickelt neue Leitlinien zur Rekon­ gemeinsames Handeln und ein starkes Enga­ struktion und Qualifizierung des Stadtteils. Fünf gement der örtlichen Akteure einen Beitrag für teilräumliche Vertiefungsgebiete mit beson­ die Entwicklung der südlichen Friedrichstadt im derer Bedeutung wurden auf ihre Stärken und Interesse der Bewohnerinnen und Bewohner Defizite untersucht und mit Handlungsempfeh­ der gesamten Stadt leisten können. lungen zur Diskussion gestellt.

Dabei stehen nicht vorrangig die Fragen der Architektur, sondern Fragen zu den funktio­ nellen Rahmenbedingungen zur Förderung der Lebendigkeit des Ortes zum Wohnen, Arbeiten und Erholen im Vordergrund. Aufgabe wird es sein zu klären, in welche Richtung sich der Ingeborg Junge-Reyer Stadtteil profilieren kann - als innerstädtischer Senatorin für Stadtentwicklung

4 Vorwort Dr. Franz Schulz

Sehr geehrte Damen und Herren, Ob Ministerium für wirtschaftliche Zusammen­ liebe LeserInnen, arbeit, SPD Zentrale, Ärztekammer, Bundesar­ chitektenkammer, Patentamt, Hebbeltheater, die „Südliche Friedrichstadt“ ist als stadthisto­ Tempodrom, Martin-Gropius-Bau, Deutsches rischer Begriff bekannt und mit den Aktivitäten Technikmuseum, Jüdisches Museum und der Internationalen Bauausstellung IBA 87 Berlinische Galerie, oder der untrennbar verbunden. In dieser Zeit wurde die Anhalter Bahnhof – das sind nur einige Bei­ Bezeichnung der „Südlichen Friedrichstadt“ als spiele für die Vielzahl auch touristisch bedeu­ Name für ein Stadtquartier eingeführt, das zu tender Orte, die in diesem Stadtteil vorhanden jener Zeit vor allem durch seine Lage an der sind und ihn damit auch zunehmend wieder Berliner Mauer geprägt wurde. Geografisch im ins Zentrum zurückwachsen lassen. Das spornt Zentrum trennte die Mauer entlang der uns an, hier nun auch die Rahmenbedingungen Verwaltungsbezirksgrenze zwischen Mitte und für eine entsprechende Gebietsentwicklung Kreuzberg hier Ost- und Westberlin. Das histo­ zu schaffen und damit diesen Stadtteil von rische Zentrum der Stadt, die barocke Fried­ Kreuzberg auch wieder zu einem Teil der Mitte richstadt wurde zerschnitten, die städtebaulich von Berlin werden zu lassen. kunstvoll gefügten Stadträume und Bauten verstellt oder vernichtet. Die weltberühmte Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbei­ Friedrichstraße als Rückgrat der barocken tern für ihre gute und engagierte Arbeit und Friedrichstadt verlor die Anbindung zu ihrem freue mich auf die weiteren Schritte. südlichen Endpunkt, dem Belle-Alliance-Platz mit dem Friedensengel von D.C. Rauch und dem südlichen Stadtportal am Halleschen Tor.

Historisches Stadtzentrum? Barockstadt? In Kreuzberg? Nachkriegszeit und Wiederaufbau, die Teilungssituation und die „Grenzlage“ haben diesen Stadtbereich charakterlich stark Dr. Franz Schulz verändert und barocker Stadtgrundriss und Bezirksbürgermeister historische Innenstadt lassen sich heute nur noch schwer nachvollziehen. Mit den üblichen Assoziationen vom Bezirk Kreuzberg lassen sich diese Attribute wohl auch nur schwer verbin­ den. Viele werden sich auch heute fragen, „Süd­ liche Friedrichstadt“ – wo ist das eigentlich?

Gleichwohl ist die „Südliche Friedrichstadt“ heute Standort zahlreicher überregional bedeutender Einrichtungen und Institutionen.

5 1 Einleitung

1 Luftbild 2004 (Ausschnitt)

6 1 Einleitung

Einleitung Der Fall der Mauer veränderte schlagartig die Lagegunst der südlichen Friedrichsstadt: Für die südliche Friedrichstadt gilt das Wort von vom Rand wieder zur Mitte. Damit stellen sich Wolf Jobst Siedler, dass sich Berlin in jeder Gene­ Zukunftsfragen und bieten sich unvermutete ration neu entwirft, in besonderer Weise. Im 18. Entwicklungsperspektiven. Das Weltstädtische Jh. als Fortsetzung der barocken Stadterweiterung wird in der südlichen Friedrichstadt wohl nicht mit repräsentativen Villen geplant, im ausge­ wieder zum Ausdruck kommen, aber es wäre henden 19. Jh. von der Mietskasernenstadt über­ schon viel gewonnen, wenn die herausragenden formt, im frühen 20 Jh. zum Cityerweiterungs­ Einzelbauten der jeweiligen Epochen zum Vorbild gebiet umstrukturiert, im 2. Weltkrieg zerbombt, der Entwicklung werden könnten. In diesem Sinne durch Wiederaufbau und Neubaufieber seiner soll eine dem Geist des Ortes angemessene nut­ historischen Bezüge beraubt und schließlich mit zungsstrukturelle und bauliche Struktur entwickelt Teilung und Mauerbau von seinen Lebensadern und das Bestehende mit dem Neuen verknüpft abgeschnitten, fristete der Stadtteil in der zweiten werden. Hälfte des 20. Jh. ein Dasein als städtisches Rand­ gebiet der westlichen Teilstadt. Unter Mitwirkung der zuständigen Verwaltungen und der Akteure vor Ort ist so ein Leitbild für die In den einzelnen Entwicklungsperioden drifteten südliche Friedrichstadt zu entwickeln, das einer­ städtebauliche Leitvorstellungen und gesellschaft­ seits so offen ist, dass keine Option verbaut wird, licher Wandel immer schneller auseinander, so aber andererseits so zielgerichtet, dass konkrete 2 Mehringplatz dass keine der städtebaulichen Konzeptionen im Maßnahmen zur Stadtreparatur und Aufwertung Ganzen vollendet werden konnte, aber dennoch des Gebiets umgesetzt werden können. jede Epoche ihre Spuren hinterließ und sich so der Wechsel der Zeiten am Raumgefüge und verstreut Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und liegenden baulichen Zeugnissen ablesen lässt. der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg haben daher Den charakteristischen Stadtgrundriss verdanken im Sommer 2005 eine gemeinsame Arbeits­ wir der barocken Stadterweiterung. Die impo­ gruppe eingerichtet, in der die übergreifenden santen Behördengebäude geben einen Eindruck Fragestellungen im Gebiet unter Einbeziehung von der wilhelminischen Hauptstadtkapitale des öffentlicher und privater Akteure (Eigentümer, beginnenden 20. Jh., das Mendelsohn Verbands­ Nutzer, Investoren) erörtert und Handlungskon­ haus der Metallarbeiter zeigt den Aufbruch der zepte für die Weiterentwicklung der südlichen Moderne im Stadtviertel, Mehringplatz und Friedrichstadt erarbeitet wurden. Hochhausbebauung sind Stein gewordene Zeugnisse der Wiederaufbauphase und die IBA- Der vorliegende Bericht dokumentiert erste Ergeb­ Bebauung der Ritterstraße erinnert an die heute nisse dieses Arbeitsprozesses. Er stellt das Gebiet eher kleinstädtisch anmutende Bauphilosophie vor und zeichnet die Entwicklung der südlichen der Mauerzeit. Friedrichstadt nach, um so zum Verständnis des historischen Erbes ebenso wie der „Bausünden“ Im Ergebnis ist die südliche Friedrichstadt von beizutragen. Er arbeitet die Planungsgrundlagen Fragmenten und vielfältigen Brüchen gekenn­ heraus und entwickelt Leitlinien zur Rekonstruk­ zeichnet. Die Bebauung und die Struktur des tion und Qualifizierung des Stadtteils. Fünf teil­ öffentlichen Raumes ist äußerst heterogen, räumliche Vertiefungsgebiete werden aufgrund das Gleichmaß von geschlossener Bebauung, ihrer funktionalen und historischen Bedeutung für Freiräumen und Maßstäblichkeit zerstört, Raum­ Nutzungsentwicklung, Raumverflechtungen und bezüge sind vielfach aufgelöst und von Barrieren Stadtgestalt besonders behandelt. Abschließend unterbrochen. werden konkrete Handlungsempfehlungen zur Diskussion gestellt. Und dennoch weist die südliche Friedrichstadt mit dem einprägsamen Stadtgrundriss, den Der Bericht dient als Grundlage für das Leitbild der zahlreichen Baudenkmalen, den gelungenen künftigen Entwicklung der südlichen Friedrich­ Neubauten und Parkanlagen sowie den Verän­ stadt. Er soll zur Transparenz der Entscheidungs­ derungsmöglichkeiten ein Potenzial auf, das dem prozesse beitragen und den Diskussionsprozess Stadtteil neue Entwicklungschancen eröffnet. zwischen Bewohnern, örtlichen Akteuren und Politik, zwischen Verwaltung und Fachöffentlich­ keit wieder aufnehmen.

7 2 Gebietsbeschreibung

Gebietspass Gebietsbeschreibung Entsprechend vielfältig ist das heutige Erscheinungsbild: Baulücken und Leerstand Stadtstruktur neben bedeutenden Kultureinrichtungen und • Fläche: 138 ha Zentralen von Unternehmen, Parteien und • Einwohner: insgesamt: 13.142 (Stand 31.12.2005) davon < 18 Jahre: 24,9 % Der südliche Bereich der Friedrichstadt erstreckt Verbänden, gute Wohnlagen und Quartiere davon > 65 Jahre: 11,7 % sich südöstlich vom zwischen mit problematischer sozialer Entwicklung, ein­ davon nicht deutscher Herkunft: 34,6 % Stresemannstraße im Westen, Hallesches Ufer/ gestreute kleinere grüne Inseln mit Qualitäts-, • Wohnen: Wohnungsanzahl insgesamt 9.240 WE Gitschiner Straße im Süden, Alte Jakobstraße Einbindungs- und Vernetzungsdefiziten. davon 2.200-2.500 WE im sozialen Wohnungsbau, im Osten und Kochstraße im Norden. Über die errichtet im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Achsen der Stresemann- und Wilhelmstraße ist Dennoch ist der charakteristische Stadtgrund­ Branchenstruktur der Bereich mit zentralen Plätzen Berlins, wie riss mit der fächerförmigen Gesamtform, den • Handel: Blumengroßmarkt, kleinteilige Einzelhandels- und dem Potsdamer Platz und dem kennzeichnenden Nord-Süd-Radialen und der Gastronomieeinrichtungen, Lebensmittel- und Drogerie­ direkt verknüpft. Blockstruktur so stabil, dass er als grundle­ discounter, Wochenmarkt am Mehringplatz gendes städtebauliches Ordnungsprinzip für die • Druck/Verlage/Zeitungen/Medien Die südliche Friedrichstadt entwickelte sich südliche Friedrichstadt allgemeingültig ist. Das Ullstein Verlag, Tageszeitung TAZ, Axel-Springer-Haus, bis zum zweiten Weltkrieg zu einem hochver­ zeigte sich auch, als im Zuge des Wiederverei­ Druckgraphisches Gewerbezentrum, Bundesdruckerei dichteten Stadtteil der historischen Mitte mit nigungs-Booms zahlreiche Neubauvorhaben • Versicherungen: überwiegend gründerzeitlicher Bebauung, AOK, IDEAL-Versicherung AG, Victoria-Versicherungen, realisiert wurden, die wesentlich zur Reparatur Barmer, Verband Deutscher Rentenversicherer, BKK Wohnungen, zahlreichen Geschäften und Büros und Vervollständigung des Stadtgrundrisses Verkehrsbauunion und charakteristischen Strukturbildungen mit beitrugen. • Verwaltungen und Ämter: ausgeprägten Standortbereichen wie z.B. Ver­ Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, lagswesen, Druck und Papier, Bürobedarfs- und Wohnen Polizeiabschnitt Kreuzberg Süd-Ost, Agentur für Arbeit Büromaschinenfabrikationen. Berlin- Mitte, Deutsches Patentamt, Europäisches Patentamt, Bundesministerium für wirtschaftliche Auf einer Fläche von ca. 138 ha wohnen ca. Zusammenarbeit und Entwicklung, Amtsgericht Tempel­ Das heutige amorphe Erscheinungsbild dieses 13.000 Einwohner, rund 2.000 mehr als vor 20 hof-Kreuzberg-Familienrecht. Stadtraums ist das Ergebnis von Kriegszerstö­ Jahren, als mit der „Internationalen Bauaus­ • Bedeutende Kultureinrichtungen und touristische Ziele: rung und Nachkriegsentwicklung sowie von stellung“ die südliche Friedrichstadt zu einem Martin-Gropius-Bau, Jüdisches Museum, Berlinische Planungen, die jeweils nur fragmentarisch Schwerpunkt der Westberliner Stadtplanung Galerie, Hebbel-Theater, Tiyatrom-Türkisches Theater, Tempodrom, Anhalter Bahnhof, Topographie des umgesetzt wurden. wurde. Die wenigsten Bewohner der südlichen Terrors, Haus am Checkpoint Charlie, Amerika-Gedenk- Friedrichstadt leben heute in den gründerzeit­ Bibliothek, Lapidarium am Landwehrkanal lichen Gebäuden mit ihren ca. 1.300 Altbau­ • Überregionale Einrichtungen: wohnungen. Gehörlosenzentrum Berlin, Ärztekammer, IG Metall -Verwaltungsstelle Berlin, SPD-Bundeszentrale, GSW Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesell­ Schwerpunkte des Wohnens sind die Wohn­ schaft mbH 3 Lage im Stadtgebiet hochhäuser mit ca. 5.000 Einheiten der ausgehenden 1960er und frühen 1970er Jahre um den Mehringplatz, der Franz-Klühs- Straße und der südlichen Lindenstraße, die Randbebauung der Blöcke beiderseits der Hedemannstraße sowie die Wohnbebauung der IBA aus den 1980er Jahren beiderseits der Ritterstraße, der westlichen Kochstraße und an der Rahel-Varnhagen-Promenade. Die unter­ schiedlichen städtebaulichen Leitbilder sind auch an den Gebäudehöhen ablesbar. Weisen die Hochhäuser bis zu 18 Vollgeschosse auf, so orientiert sich die Straßenrandbebauung an der traditionellen Berliner Traufhöhe von 18 m bzw. sieben Neubaugeschossen, während sich die IBA Bauten an der Ritterstraße auf vier bis sechs Geschosse beschränken. Die durchschnittliche Geschossflächenzahl der südlichen Friedrich­ stadt bewegt sich deshalb um 2,0.

8 2 Gebietsbeschreibung

Arbeiten den Bau neuer Parkanlagen wie Besselpark und Theodor-Wolff-Park sowie die Rahel-Varnha­ Die südliche Friedrichstadt war und ist gen-Promenade und die E.T.A.-Hoffmann-Pro­ vor allem auch ein Ort des Arbeitens mit menade erheblich verbessert. Nicht vollendet zahlreichen Betrieben und Beschäftigten. ist die beabsichtigte Vernetzung der Parks, Überörtlich bedeutende Gewerbebetriebe, Grünflächen und öffentlichen Straßen- und Dienstleistungs- und Handelseinrichtungen Platzräume untereinander. haben hier ebenso ihren Standort wie lokale Versorgungs- und Handwerksbetriebe. Darü­ Nicht zuletzt soll der Beitrag, den die bedeu­ ber hinaus ist die öffentliche Hand aufgrund tenden Museen und Theater in der südlichen mehrerer Schul- und Kitastandorte, dem Friedrichstadt für das kulturelle Leben der Stadt Arbeitsamt, dem Amtsgericht und Verwal­ leisten, an dieser Stelle hervorgehoben werden. tungen ein bedeutender Arbeitgeber. Verkehr Räumlicher Schwerpunkt ist das ehemalige Zeitungsviertel beiderseits der Kochstraße, Die Struktur des Straßennetzes der südlichen wodurch sich ein Nord-Süd-Gefälle in der Be­ Friedrichstraße ist von den Stadterweiterungen schäftigtenverteilung ergibt, das durch neue des 17. Jh. und 18. Jh. geprägt, als es galt, die Standorte an der Wilhelm- und der Strese­ Friedrichstadt und die mit mannstraße etwas ausgeglichen wird. Alt-Berlin und untereinander zu verbinden. Das damalige Straßennetz war vor allem auf das Während die Einwohnerzahl in der südlichen Repräsentationsbedürfnis angelegt. Insofern Friedrichstadt seit den 1950er Jahren konti­ hatten die Straßen wie Linden-, Wilhelm- und nuierlich wuchs, verminderte sich ab 1970 Friedrichstraße neben ihrer verkehrlichen Funk­ die Zahl der Arbeitsplätze dramatisch. Gab tion auch repräsentative Bedeutung. es in der südlichen Friedrichstadt zu Beginn der 1970er Jahre noch rund 27.000 Arbeits­ Innerhalb der drei Nord-Süd-Verbindungen plätze, so liegt heute die Zahl der Beschäf­ kam der Friedrichstraße als Durchgangsstraße, tigten schätzungsweise bei ca. 15.000. Der die den Wedding mit dem Tempelhofer Feld Strukturwandel vom Arbeits- zum Wohnort verband, die zentrale Funktion zu. drückt sich im Verhältnis von Einwohnern zu Beschäftigten aus, das 1970 noch 1:5 betrug, 4 Untersuchungsgebiet mit Verflechtungsbereichen 1980 auf 1: 2 sank und derzeit fast ausgegli­ chen sein dürfte. Dieses Mischungsverhältnis von Wohnen und Arbeiten sollte bei der Entscheidung über künftigen Vorhaben mit berücksichtigt werden.

Versorgung

Die Versorgung der südlichen Friedrichstadt mit Schulen und Kindertagesstätten wurde im Rahmen der bezirklichen Bereichsentwick­ lungsplanung konzeptionell weiterentwickelt.

Im Zuge der IBA entstanden zusätzliche Schulen und Kindertagesstätten. Auch die Nachnutzung des ehemaligen Kinderheims an der Ritterstraße durch die freie Waldorfschule Kreuzberg entwickelte sich zum Standortfak­ tor, um die Innenstadt als familiengerechten Wohnort zu stärken.

Die Versorgung mit öffentlichen Grünflächen Untersuchungsgebiet wurde ebenfalls im Rahmen der IBA durch Verflechtungsbereich

9 2 Gebietsbeschreibung

Ziele das Stadtbild prägen. Mit der Teilung der Stadt verloren die Nord­ Am Mehring- und Blücherplatz hat die moder­ Süd-Verbindungen ihre überörtliche Funktion ne Stadtplanung räumliche und funktionale und dienten nur der Erschließung der süd­ Bezüge gekappt, die heute die Nutzung und die lichen Friedrichstadt. Gleichwohl bewirkte die Orientierung im öffentlichen Raum erschweren. Abtrennung der Linden- und der Wilhelmstraße vom Mehringplatz die Erhöhung der Leistungs­ Auch an der Alten Jakobstraße wurde die alte fähigkeit dieser beiden Straßen. Dagegen Stadtstruktur durch die Trassierung der Franz- gewannen die Ost-West-Verbindungsstraßen Künstler-Straße und dem Bau der Springsied­ an Bedeutung, die jedoch nur aufgrund des lung umfassend überformt. Verlaufs der Mauer und ihrer historischen Vorprägung „über-Eck“ geführt werden konn­ Während das ehemalige Zeitungsviertel an der ten. Das gilt insbesondere für den Straßenzug Kochstraße wieder Urbanität ausstrahlt, ist dies Oranienstraße - Kochstraße - Anhalter-Straße im Bereich des Springerhochhauses, in dem die mit Anknüpfung über die Schöneberger Straße historische Stadtstruktur aufgegeben wurde, an das Hallesche Ufer, der neben der Straße des nicht erkennbar. 17. Juni/Unter den Linden und dem Straßenzug am Landwehrkanal als zentrale innerstädtische Die noch unbebauten Freihalteflächen aus Ost-West-Verbindung dient. der aufgegebenen Verkehrsplanung bieten 5 GSW Hochhaus, Kochstraße wichtige Potenziale, die dem Stadtraum durch Die Wiedervereinigung der Stadt führte dazu, neue Bau- und Grünflächen stadtgestalterische dass die Nord-Süd-Verbindungen - mit Aus­ und nutzungsstrukturelle Qualitäten verleihen nahme der gekappten Friedrichstraße - wieder könnten. ihre ursprüngliche Verkehrsfunktion wahr­ nehmen. Auf der Wilhelm-, der Stresemann- Planerischer Handlungsbedarf und der Lindenstraße ist heute eine stärkere Vekehrsbelastung festzustellen. Im Sinne der Bekannte Veranstaltungsorte (Tempodrom), Gebietsentwicklung sollten die Straßen als bedeutende Museen (Jüdisches Museum, gestalteter öffentlicher Raum wiederentdeckt Berlinische Galerie, Martin-Gropius-Bau, Mauer und entwickelt werden. Museum) und Orte der deutschen Geschichte (Topographie des Terrors, Checkpoint Charly) Defizite, Potenziale und Qualitäten veranlassen zahlreiche Touristen zum Besuch dieses Stadtgebiets. Die Vernetzung der touri­ Der südliche Teil der Friedrichstraße ist gekenn­ stischen Highlights durch angemessen gestaltete zeichnet durch funktionale und städtebauliche öffentliche Räume ist unzureichend und bedarf Probleme, die am Umfeld der Wohnhochhäu­ der weiteren Entwicklung. Ebenso entspricht ser, der Verkehrsbarrieren, der Brachflächen das unbefriedigende Umfeld des Jüdischen und der aufgerissenen Stadtraumkanten Museums und der Berlinischen Galerie nicht der sichtbar sind. Auch das Gelände des Blumen­ Bedeutung dieser Einrichtungen. großmarktes wird seiner stadträumlichen Lage nicht mehr gerecht. Überdimensionierte Verkehrsplanungen und Flä­ chensanierungen führten zur Überformung des Heute noch sind die Brüche, die der Krieg, die historischen Stadtgrundrisses am Mehringplatz Nachkriegsplanungen und die Mauer hinterlas­ und des südlichen Abschnitts der Friedrichstraße. sen haben, deutlich erkennbar. Fragmente der Auch hier können vorhandene Potenziale zur barocken und gründerzeitlichen Stadt neben dem Verbesserung der Stadtstrukur beitragen. Wohnungsbau der Flächensanierung, Baulücken im historischen Stadtgrundriss und defizitär Die Freihaltetrassen der nicht realisierten Ver­ eingebundene Freiflächen auf den ehemaligen kehrsplanung, die zu öffentlichen Parkanlagen Freihalteflächen der geplanten Verkehrstrassen Theodor-Wolff-Park und Besselpark entwickelt kennzeichnen das Bild. Ruhige, durchgrünte wurden, weisen durch geringe Strukturie­ Wohnanlagen mit quartiersbezogener Infrastruk­ rung und Gestaltung wenig Beziehung zum tur vermitteln einen fast vorstädtischen Charakter, umgebenden Stadtraum auf und erfordern während nebenan bedeutende Einrichtungen von weitere Maßnahmen, um sie angemessen in die Politik und Kultur sowie touristisch interessante Stadtstruktur einbinden zu können.

10 2 Gebietsbeschreibung

Der respektvolle Umgang mit dem historischen Akuter planerischer Handlungsbedarf aufgrund Stadtgrundriss, wie er zu Beginn der 1980er anstehender Standortentscheidungen und Jahre mit der behutsamen Stadterneuerung aktualisierter Planungen, die von den gesamt­ westlich der Wilhelmstraße und östlich der Lin­ städtischen Zielen des Planwerkes Innenstadt denstraße begonnen wurde, hat den Maßstab abweichen, konzentriert sich vorrangig auf die auch für die künftige Entwicklung der südlichen nachfolgenden Teilräume: Friedrichstadt gesetzt. 1. Mehringplatz, Hallesches Tor, Blücherplatz In den 1990er Jahren begannen mit dem Fall 2. Südliche Friedrichstraße der Mauer die Planungen zur Verbindung der 3. Blumengroßmarkt/Besselpark nördlichen mit der südlichen Friedrichstadt 4. Alte Jakobstraße/Kinderbauernhof und die Wiederherstellung der historischen 5. Tempodrom, Askanischer Platz. Stadtstruktur.

In Fortführung und Modifikation des Planwerks Innenstadt gilt es ein neues Leitbild für die südliche Friedrichstadt zu formulieren, um die Potenziale dieses wichtigen Teils der histo­ rischen Innenstadt herauszuarbeiten, zu stärken sowie die Handlungskonzepte und Maßnah­ men darauf abzustimmen. 6 Vertiefungsbereiche des Untersuchungsgebietes

11 3 Historische Entwicklung

Historische Entwicklung Platz trug im Laufe seiner Geschichte die drei Namen „Rondell“(1734-1815), „Belle-Alliance- Die barocke Idealstadt Platz“ (1815-1946) und nach dem 2. Weltkrieg bis heute „Mehringplatz“. Ab 1688 entstand südwestlich von Berlin und Cölln mit der Friedrichstadt nach Friedrichs­ Durch die diagonal verlaufenden Achsen Wil­ werder und der Dorotheenstadt die dritte helm- und Lindenstraße wird die strenge Block­ Erweiterung des historischen Stadtkerns. Die struktur der Friedrichstadt in ihrer Wirkung ver­ Friedrichstadt wurde in strenger Planmäßigkeit ändert. Die anderen nach Süden verlängerten und Geometrie angelegt. Ab 1732 ließ Friedrich Straßen der nördlichen Friedrichstadt werden Wilhelm I die Friedrichstadt nach Plänen seines auf öffentliche oder private repräsentative Oberbaudirektors Phillip Gerlach nach Süden Gebäude als points de vue geführt, wie z.B. zum erweitern. Charakteristisch für die südliche ehemaligen (später Berlin-Mu­ Erweiterung sind die zum Landwehrgraben seum) in der Blickachse der Markgrafenstraße, keilförmig zulaufenden Achsen (Wilhelmstraße, zur ehemaligen königlichen Sternwarte von Friedrichstraße, Lindenstraße) mit der Friedrich­ Schinkel in der Achse der Charlottenstraße und straße als Hauptachse. Den Schnittpunkt der zum alten Standort der Jerusalemer Kirche drei Straßen bildet der kreisförmige Stadtplatz, in der Achse der Kochstraße, dem heutigen das „Rondell“. An den Toren der Akzisemauer, Standort des Axel-Springer-Verlagshauses. die etwa zur gleichen Zeit errichtet wurde, Typisch für die südliche Friedrichstadt sind 7 Rondell, Ölgemälde um 1730 entstanden drei Plätze, die Gerlach zu bedeu­ Abweichungen von der Rasterstruktur der nörd­ tenden stadtbildprägenden Plätzen ausgestal­ lichen Friedrichstadt und die langgestreckten ten ließ: Das „Rondell“ vor dem Halleschen Tor, Blockstrukturen. das „Oktogon“ vor dem Potsdamer Tor und das „Carré“ vor dem Brandenburger Tor. Der runde

8 Kammergericht um 1835

9 Belle-Alliance-Platz und Hallesches Tor um 1850

10 Berlin und Umgebung 1876 (Ausschnitt)

12 3 Historische Entwicklung

Überformungen in der Gründerzeit Als architektonisch herausragend galt der neue Anhalter Bahnhof. Durch die Inbetriebnahme Während im nördlichen Teil der Friedrichstadt der Hochbahn und der Nord-Süd-Untergrund­ prägende Adelspalais entstanden, die nach bahn am Anfang des 20. Jh. entwickelte sich der Reichsgründung 1871 zu Regierungs- und der Belle-Alliance-Platz zu einem zentralen Botschaftsgebäuden umgebaut wurden, trug Verkehrknoten. 1915 wurde die Schinkelsche die südliche Friedrichstadt zunächst einen Sternwarte von 1835 zugunsten einer leistungs­ einfacheren Charakter. Im wesentlichen wurden fähigeren Erschließung und Erweiterung der hier Einwanderer angesiedelt. Nach 1871 Markthalle abgerissen. entstanden anstelle der niedrigen 2-geschos­ sigen Häuser die berlintypischen 5-geschossigen Innerhalb weniger Jahre hatte sich die Funktion Bauten mit Quergebäuden und Seitenflügeln. der südlichen Friedrichstadt grundlegend In Nachbarschaft zum Prinz-Albrecht-Palais gewandelt. Eingebettet in die innerstädtischen wurde 1881 das Kunstgewerbemuseum von Strukturen aus Regierungsviertel, Geschäfts­ Gropius und Schmieden fertiggestellt und 1886 viertel entlang der Leipziger Straße, Verkehrs­ das Völkerkundemuseum eingeweiht. Die alten zentrum zwischen Potsdamer und Anhalter Bürgerhäuser an der Wilhelmstraße wurden Bahnhof und Zeitungsviertel zwischen Zimmer- aufgestockt oder durch Neubauten ersetzt. Die und Kochstraße ist aus einem Stadtrandquartier nördliche Friedrichstraße entwickelte sich nach ein Teil der Innenstadt geworden. 11 Jerusalemer Kirche um 1905 1871 zur Geschäfts- und Vergnügungsstraße. In der Wilhelmstraße siedelten sich zahlreiche Die barocke Friedrichstadt wurde durch Reichsbehörden an. Kriegseinwirkungen stark beschädigt. Der Bau der Mauer brachte weitere Zerstörungen Die Expansion des Verkehrs- und Transportwe­ und trennte die nördliche von der südlichen sens machte nach der Reichsgründung 1871 Friedrichstadt. die Anlage neuer Straßen notwendig. Bahnhöfe wurden den neuen Anforderungen angepasst. 14 Straubeplan 1908

12 Blücherplatz 1902

13 Lindenstraße um 1925

13 3 Historische Entwicklung

Nachkriegsentwicklung das Hochhaus des Axel Springer Verlages mit der Druckerei nördlich der Kochstraße und das Im 2. Weltkrieg wurde mit der Zerstörung des Hochhaus des ehem. Postgiroamtes Berlin- alten Regierungsviertels und des Zeitungs­ West am Halleschen Ufer sind Stein gewordene viertels rund um die Kochstraße die südliche Beispiele dieses Leitbildes in der südlichen Friedrichstadt stark beschädigt. Auf Basis der Friedrichstadt. Sie zeugen von der Idee des so­ Resultate des 1957 ausgeschriebenen Wettbe­ genannten „Citybandes“ zwischen Berlin-Mitte werbs „Hauptstadt Berlin“, der Vorschläge über und dem Gebiet um den Bahnhof Zoo und die künftige Gestalt Berlins als Hauptstadt und standen im direkten Bezug zu den geplanten, moderne Weltstadt erbringen sollte, wurde die Innenstadt umschließenden vier Autobahn­ unter der Leitung Hans Scharouns ein Gesamt­ tangenten. Die sogenannte Südtangente sollte konzept (Kollektivplan) für den Wiederaufbau als 6-spurige Autobahn nördlich des Mehring­ 15 Modell der südl. Friedrichstadt, Stand der Planung 1965 Berlins erarbeitet, das sich auch nachhaltig auf platzes vorbei geführt und die Friedrichstraße die südliche Friedrichstadt auswirken sollte. auf 60 m verbreitert werden. Diese Konzeption fand bis 1984 im Flächennutzungsplan sowie Angesichts des „Maßes der Zerstörung“, im Baunutzungsplan von Berlin ihre planungs­ ignorierte der Kollektivplan die historische rechtliche Festlegung. Blockstruktur zugunsten einer organischen „Stadtlandschaft“ in Form einer Bandstadt Die Teilung Berlins durch den Mauerbau 1961 mit ausladendem Verkehrsnetz sowie strikter und das fehlende Entwicklungspotenzial in Funktionstrennung von Wohnen, Arbeiten, der umschlossenen Stadt verhinderten in Ver­ Erholen und Verkehr. Dementsprechend bindung mit der dezentralen, polyzentrischen wurden Hochhäuser als städtebauliche Stadtstruktur und dem Paradigmenwechsel hin Dominanten in der Stadtlandschaft in ein zur Bestandsorientierung, die Realisierung der Spannungsverhältnis zu ausgedehnten Cityband-Idee, doch hat bereits die Planung an Flachbauten gesetzt. Die neue Hauptverwal­ vielen Stellen der Stadt kaum zu heilende Spu­ tung der gemeinnützigen Siedlungs- und ren hinterlassen. Geblieben sind die Verstüm­ Wohnungsbaugesellschaft Berlin (GSW) melung der Friedrichstraße als Sackgasse, die mit dem Flachbau des Grafischen Zentrums weiträumigen Abschwenkungen der Linden- zwischen Markgrafen- und Charlottenstraße, und Wilhelmstraße, die Hochhausscheiben

16 FNP 1965 (Ausschnitt) Thema Autobahnplanung

14 3 Historische Entwicklung

am Mehringplatz, die Lage und Bauflucht der Die Innenstadt als Wohnort und die kritische heutigen Blumengroßmarkthalle und die Frei­ Rekonstruktion der historischen Stadtstruktur flächen des Bessel- und Theodor-Wolff-Parks wird zum Leitmotiv für innerstädtischen Stadt­ auf der ursprünglich geplanten Autobahntrasse. neubau und die bisher vom Abriss bedrohten Stadterneuerungsgebiete. Im Rahmen der Kritische Rekonstruktion Internationalen Bauausstellung 1987 wurden die großen innerstädtischen Brachen entlang In den folgenden Jahren wurde die Randla­ der Mauer zu zentralen Wohnstandorten ent­ ge zum West-Berliner Stadtzentrum immer wickelt. Westlich der Wilhelm- und östlich der deutlicher. Lindenstraße entstanden neue, an Stadtgrund­ riss und bestehender Substanz angepasste Erst Anfang der 1970er Jahre setzten neue städ­ Wohnformen in Verbindung mit Grünanlagen tebauliche Überlegungen zur künftigen Rolle und sozialer Infrastruktur. Damit wurde der und Gestaltung dieses zentralen Stadtgebietes bereits in den Sanierungsprogrammen der ein. Diese Überlegungen sind getragen von der 1960er Jahre eingeleitete Funktionswandel wachsenden Kritik am Städtebau der Nach­ vom Teil des historischen Zentrums hin zu kriegszeit. Das städtebauliche Leitbild dieser einem ruhigen Wohnort zunächst im Schatten Epoche mit der nach Funktionen gegliederten der Mauer, nach dem Fall der Mauer dann in und ständig wachsenden Stadt war überfällig zentraler innerstädtischer Lage fortgesetzt. Das geworden und nicht mehr praktikabel. Planwerk Innenstadt knüpfte an das Leitbild der kritischen Rekonstruktion an und konkretisiert Das neue Leitbild der 1980er Jahre strebte eine die Wiederherstellung der historischen Stadt­ weitgehende Mischung aller städtischen Nut­ struktur und die stadträumliche Verbindung der zungen und Lebensvorgänge an und entdeckte nördlichen mit der südlichen Friedrichstadt. den öffentlichen Straßenraum mit Straßen, Plätzen und Parks als Teil des menschlichen Lebensraumes mit Gestalt- und Aufenthalts­ qualität.

17 FNP 1984 (Ausschnitt) Thema Stadtreparatur

15 4 Planungsgrundlagen und -ziele

Planungsgrundlagen und -ziele Die angrenzende Wohnnutzung im Rahmen der behutsamen Stadterneuerung wird durch die Flächennutzungsplan Berlin (FNP) Darstellung von Wohnbauflächen im Bestand gesichert und die Kultur- und Gemeinbedarfs­ Der FNP formuliert die Grundzüge für die einrichtungen mit gesamtstädtischer Bedeu­ räumliche Entwicklung der Stadt und bildet den tung durch Symbole gekennzeichnet. Rahmen für die langfristige Entwicklung Berlins. Landschaftsprogramm Der urbane Stadtraum an der Friedrichstraße bis zur Kochstraße gehört zum Zentrums­ Wesentliches landschaftsplanerisches Ziel für bereich Mitte mit einer besonderen Priorität die südliche Friedrichstadt ist die Verbesserung zur Aufwertung und Entwicklung Berlins als und Vervollständigung der Grünverbindungen 18 FNP, Auszug aus dem Flächennutzungsplan Berlin europäische Einkaufsmetropole und An­ entlang des Landwehrkanals und die Grünver­ (Stand 2006) Thema Wiedervereinigung ziehungspunkt für Touristen und Besucher. netzung innerhalb des Gebiets unter Einbezie­ Entsprechend der Bedeutung sind hier im FNP hung der vorhandenen Grünflächen. gemischte Baufläche (M1) mit Einzelhandels­ konzentration dargestellt. Die Grünvernetzung vom Tiergarten über Mendelssohn-Bartholdy-Park zum Waldeckpark Im südlich Abschnitt der Friedrichstraße von sind in Abschnitten bereits realisiert. der Kochstraße bis zum Mehringplatz nimmt die Nutzungsintensität mit der Darstellung Die Verbesserungen von Aufenthaltsqualitäten, gemischter Bauflächen (M2) ab, um den hier Erhöhung der Nutzungsmöglichkeiten und vorhandenen höheren Anteil der Wohnnutzung Vernetzungen vorhandener Freiräume tragen auch langfristig zu sichern. entscheidend zur Neuordnung und Aufwertung des Stadtraumes bei. Am südlichen Ufer des Die übergeordnete Grünverbindung in Ost- Landwehrkanals tangiert der Tiergartenring, Westrichtung symbolisiert die Vernetzung und ein gesamtstädtisch bedeutsamer Weg der Einbindung der Grünflächen zwischen Mendels- „20 grünen Hauptwege Berlins“ die südliche sohn-Bartholdy-Park und Waldeckpark. Friedrichstadt.

Bereichsentwicklungsplanung (BEP) 19 Bereichsentwicklungsplanung (Entwurf 2007), Nutzungskonzept Mit der Bezirksfusion Friedrichshain-Kreuzberg 2001 wurde die Erarbeitung eines gemein­ samen Nutzungskonzeptes notwendig. Der Abschlussbericht der BEP Friedrichshain-Kreuz­ berg wird voraussichtlich 2007 beschlossen. Die BEP sieht eine bestandsorientierte Weiterent­ wicklung der südlichen Friedrichstadt vor: • Orientierung zur Stadtmitte • zentrentragende innerstädtische Nutzun­ gen mit hohem Wohnanteil und • innerstädtische Wohnstandorte mit vernetzten Grünräumen und sozialer Infrastruktur.

Am Mehringplatz und Blücherplatz werden im Dissens zum Planwerk Innenstadt in der BEP Grünflächen gesichert. Der Dissens wird im weiteren Verfahren zwischen Bezirk und Senat geklärt.

16 4 Planungsgrundlagen und -ziele

Planwerk Innenstadt Für die Bereiche um den Mehringplatz, Blü­ cherplatz, der Alten Jakobstraße/Franz-Künst­ Besonders im historischen Zentrum Berlins ha­ ler-Straße, der Bundesdruckerei und Blumen­ ben die Nachkriegsplaner in Ost und West das großmarkt sind vertiefende Blockkonzepte Straßen- und Platzgefüge der barocken Stadt in erforderlich. weiten Teilen zerstört. Erst in den 1980er Jahren kehrte man zu einer kritischen Rekonstruktion Die Konkretisierung der Ziele des Planwerks des Stadtgrundrisses zurück. Innenstadt im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung erfordern vertiefende konzepti­ Das Planwerk Innenstadt hat die Verbindung onelle Überlegungen in Teilbereichen. der nördlichen mit der südlichen Friedrichstadt Das betrifft vor allem Planungen, die nur durch durch Verdichtung, durch Blockkantenbildung erhebliche Eingriffe in bestehende Nutzungs­ 20 Landschaftsprogramm Erholung-Freiraumnutzung und Blockkantenschließung zum Ziel. strukturen und Privateigentum realisiert (Stand 2006) werden können wie: Die Planungsschwerpunkte des 1999 beschlos­ • der Rückbau der bestehenden Franz- senen Planwerkes sind aus heutiger Sicht neu Künstler-Straße und Neubau einer dem zu bewerten und weiter zu konkretisieren. Sie historischen Straßenraster nachempfun­ konzentrieren sich auf die Bereiche: denen Verbindungsstraße im Bereich des • Baulückenschließung an der Friedrich­ Kinderbauernhofs und straße • die Bebauung der Parkanlagen am Land­ • Blockrandschließung an der Wilhelmstraße, wehrkanal südlich des Mehringplatzes und Stresemanstraße, Neuenburger Straße und am Blücherplatz. Alexandrinenstraße • Entwicklung des Bereichs des Blumengroß­ markts, sowie Bau- und Grünflächenent­ wicklung an der Besselstraße • Stadtraumbildung am Landwehrkanal im Bereich Mehringplatz • Aufwertung und Wiederherstellung des Blücherplatzes mit der Amerika-Gedenkbi­ bliothek • Herstellung einer der Innenstadtlage 21 Digitales 3D-Innenstadtmodell angemessene bauliche Verdichtung im Bereich der Alten Jakobstraße/Franz-Künst­ ler-Straße • Blockrandschließung und Aufwertung des Baublocks der Bundesdruckerei.

Gebäude Bestand

abgestimmte Planung

Planung nach Planwerk Innenstadt

17 4 Planungsgrundlagen und -ziele

Verkehrserschließung südlich Kochstraße dient der örtlichen Erschlie­ ßung und ist nicht Bestandteil des übergeord­ Straßenverkehr neten Straßennetzes. Zur Verkehrsberuhigung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität Die Berliner Verkehrsplanung geht vom Erhalt des öffentlichen Raums und der Grünanlagen der übergeordneten Straßennetzstruktur zur wird der Mehringplatz auch zukünftig frei vom gesamtstädtischen Anbindung der südli­ Autoverkehr bleiben. chen Friedrichstadt aus. Die übergeordneten Verkehre werden gebündelt, um das Gebiet Öffentlicher Personennahverkehr vom Durchgangsverkehr zu entlasten: • Bündelung des Nord-Süd-Verkehrs auf Die südliche Friedrichstadt ist durch drei U- der Wilhelm-, Stresemann- und Linden­ Bahnlinien (U1, U6, U7), der Nord-Süd S-Bahn straße. Mit der geplanten städtebaulichen und einem gut verzweigten Linienbusnetz Neuordnung im Bereich Spittelmarkt als hervorragend an das öffentliche Nahverkehrs­ Teil des Planwerks Innenstadt werden die netz angebunden. Voraussetzungen für die verkehrliche An­ bindung der Lindenstraße/Axel-Springer- Langfristig ist im Zuge der Lindenstraße eine Straße an die Leipziger Straße geschaffen Straßenbahnstrecke zwischen Spittelmarkt und • Führung des Ost-West-Verkehrs südlich Hallesches Tor geplant, als Teil einer großräu­ des Gebiets über die Kanaluferstraßen migen Straßenbahnverbindung aus dem Raum 22 Eingang U-Bhf Kochstraße (Hallesches Ufer/Gitschiner Straße und Prenzlauer Berg über Mitte nach Kreuzberg. Tempelhofer Ufer/Waterloo-Ufer) und Blücherstraße sowie nördlich des Gebietes Radverkehr über Oranienstraße-Kochstraße-Anhalter Straße. Mit dem Ausbau des Berliner Fahrradrouten­ netzes ist das Gebiet an das zusammenhängen­ Für die Abwicklung des Ziel- und Quellverkehrs de gesamtstädtische Hauptnetz angeschlossen. existiert ein gut ausgeprägtes Straßenerschlie­ Zwei der interessantesten, durchgehenden und ßungsnetz. Der Abschnitt der Friedrichstraße neu ausgeschilderten Fahrradrouten führen durch das Gebiet: 23 Verkehrserschließung • Wannsee Route zwischen Schlossplatz und Entwicklungen und Maßnahmen, 2006 Glienicker Brücke, die die Berliner Mitte mit den Naherholungsgebieten im Südwesten der Stadt mit Anschluss an das Radrouten­ netz des Landes verbindet • Berliner Mauerweg als beschilderter historischer Themenpfad mit besonderer touristischer Bedeutung.

18 4 Planungsgrundlagen und -ziele

Die Errichtung und Ergänzung von Radver­ bilden einen Ansatzpunkt. Durch verbesserte kehrsanlagen in den Straßen Hallesches Ufer/ stadträumliche Einbindung und Qualität der Gitschiner Straße, Tempelhofer Ufer/Water­ Parkanlagen kann ein Beitrag zur Strukturie­ loo-Ufer, Lindenstraße, Wilhelmstraße und am rung des städtischen Raumes geleistet werden. Halleschen Tor ist ein wesentlicher Bestandteil Öffentliche Stadtteilparks, Stadtplätze und der Radverkehrsinfrastrukturplanung. Damit neu gestalteten Straßenräume werden durch soll ein entscheidender Beitrag zur Förderung Fuß- und Radwegeverbindungen miteinander des gebietsorientierten Radverkehrs sowie zur vernetzt. Dadurch wird auch ein wichtiger Bei­ Erhöhung der Sicherheit geleistet werden. trag zur besseren Vernetzung der bedeutenden kulturellen Einrichtungen und touristischen Die Handlungsschwerpunkte im Gebiet Ziele in der südlichen Friedrichstadt geleistet. konzentrieren sich auf die Beseitigung der Die Wiederherstellung verstellter Sicht- und verkehrlichen Defizite im öffentlichen Raum Wegebeziehung hat insbesondere im Bereich 24 Theodor-Wolff-Park und die Schaffung sicherer Verkehrswege für Mehringplatz und Blücherplatz große stadt­ nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer sowie die räumliche Wirkung. Ordnung des ruhenden Verkehrs. Schwerpunkte für die Aufwertung des öffent­ Öffentlicher Raum, Straßen und Plätze, lichen Raumes sind: Grün- und Freiflächen • Südliche Friedrichstraße im Übergang zum Mehringplatz Die Gestaltung und Vernetzung des öffent­ • Besselpark lichen Raumes ist in der südlichen Friedrich­ • Einmündungsbereich der Markgrafenstaße stadt eine zentrale Planungsaufgabe. Die einst in die Lindenstraße prägnanten öffentlichen Räume aus Straßen, • Mehringplatz, Blücherplatz und Hallesches Plätzen und Parks mit hoher baulicher Verdich­ Tor. tung der Baublöcke sind verloren gegangen. Während im nördlichen Abschnitt der wieder aufgebauten Friedrichstraße diese markante stadträumliche Wirkung des öffentlichen Raumes der Friedrichstadt wieder erlebbar wird, ist die südliche Friedrichstadt durch Fragmen­ 25 Grünflächen und Grünverbindungen tierung und fehlende innere Differenzierung Entwicklungen und Maßnahmen, 2006 der Baublöcke gestört.

Die neuangelegten Parks (Besselpark und Theodor-Wolff-Park) und Promenaden (E.T.A.Hoffmann-P. und R.-Varnhagen-P.) an der zentralen Achse der Friedrichstraße

19 5 Handlungsschwerpunkte

Handlungsschwerpunkte 3 Städtebauliches Konzept für das Gelän­ de des Blumengroßmarktes einschließlich Handlungsschwerpunkte für die Teil­ des Umfeldes räume Das Gelände des Blumengroßmarktes hat 1 Baulückenschließung und Aufwertung eine wesentliche Schlüsselfunktion für die des Erscheinungsbildes der Friedrichstraße zukünftige Entwicklung des Raumes zwischen Friedrich- und Lindenstraße. Die Friedrichstraße als zentrale Achse der Fried­ richstadt ist Mythos und Imageträger zugleich. Die Verlagerung ist für das Jahr 2010 vorge­ Der benachteiligte Stadtraum des südlichen sehen. Dies ermöglicht, anhand eines noch Abschnitts, den Baulücken, teilweiser Leerstand zu entwickelnden nutzungsstrukturellen und sowie soziale, städtebauliche und gestalterische städtebaulichen Neuordnungskonzeptes für Defizite abwerten, spiegelt das Entwicklungs­ das Gelände des heutigen Großmarktes und gefälle und die unterschiedliche Bedeutung der des Druckgrafischen Gewerbezentrums, den nördlichen und südlichen Friedrichstadt wider. Stadtraum wieder herzustellen. Dadurch werden zusätzliche Bauflächen aktiviert und Um das Qualitätsgefälle zum nördlichen vorhandene Freiflächen qualitativ verbessert. Straßenabschnitt, der mit aufwändigen In diesem Zusammenhang steht der aufgelöste privaten und öffentlichen Investitionen in den Stadtraum der westlichen Lindenstraße 26 Eingangsportal in der Friedrichstraße 17 1990er Jahren seine „Wiedergeburt“ erlebte, zwischen Markgrafen- und Franz-Klühs- auszugleichen, muss die künftige Rolle dieses Straße, dessen räumliche Fassung vis-a-vis Stadtraums im zeitlichen wie räumlichen Über­ des barocken Stadtpalais und des Jüdischen gang zwischen Gestern, Heute und Morgen Museums wünschenswert wäre. definiert und die Potenziale dieses wichtigen Teils der Innenstadt gestärkt werden. 4 Städtebauliche Gestaltung des Bereichs zwischen der Alten Jakobstraße und der Die Aufwertungsmaßnahmen im öffentlichen Franz-Künstler-Straße Raum sollen deshalb mit privaten Initiativen einhergehen. Dabei müssen alle Akteure ein­ Die ehemaligen Freihalteflächen für die bezogen werden, denn Eigentümer wie Mieter, Realisierung der Verkehrsplanung der 1960er Parteien wie Stadtteilinitiativen, Einzelhändler Jahre bieten qualitätsvolle Bau- und Freiflä­ wie Behörden sollten alle ein gemeinsames chen. Entlang der Alten Jakobstraße kann der Interesse haben, dem südlichen Abschnitt der städtische Raum mit der Ausbildung einer bau­ Friedrichstraße wieder eine eigene positive lichen Raumkante wieder gefasst werden. Die Adresse zu geben. städtebaulichen Zielstellungen des Planwerks Innenstadt verursachen mit der Aufhebung der 2 Städtebauliche Gestaltung der räumli­ Franz-Künstler-Straße einschneidende Eingriffe chen Verbindung des Mehringplatzes mit in die Siedlungsstruktur, für die es heute keine dem Blücherplatz Umsetzungsperspektiven mehr gibt. Es sind alternative Konzepte erforderlich, die eine hohe Die Zäsuren des Städtebaus der Nachkriegsjahre städtebauliche Qualität in dieser Innenstadtlage sollen zwischen Mehring- und Blücherplatz sichern. durch bauliche und gestalterische Maßnahmen im öffentlichen Raum gemildert werden. Durch 5 Räumliche Gestaltung des südlichen die Wiederherstellung von Wege- und Sicht­ Abschnitts der Wilhelmstraße beziehungen sollen beide Plätze räumlich und funktional wieder aufeinander Bezug nehmen, Mit der Aufgabe des Parkplatzes nördlich der die Hallesche-Tor-Brücke ihre Bündelungsfunk­ Friedrich-Stampfer-Straße und der Umge­ tion für Fußgänger und Radfahrer übernehmen staltung des Parkhausareals an der Franz­ und die Friedrichstraße als Hauptachse mit der Klühs-Straße bietet sich die Möglichkeit der Amerika-Gedenkbibliothek als visueller Endpunkt stadträumlichen Neugestaltung von Teilflächen wieder wahrnehmbar werden. Der Rückbau der Wohnbebauung und der Aufwertung des der Überbauung der Achse am Mehringplatz ist östlichen Straßenraumes der Wilhelmstraße. langfristig abgestimmte Planung.

20 5 Handlungsschwerpunkte

Mit diesen Maßnahmen kann der Straßenraum Allgemeine Handlungsschwerpunkte mehr Klahrheit erhalten. Insbesondere die für den Gesamtraum Einmündungsbereiche der Franz-Klühs-Straße und der Stresemannstraße in die Wilhelmstraße Das in der südlichen Friedrichstadt vorhandene sind neu zu definieren. „grüne Potenzial“ bietet gute Voraussetzungen für die bessere Vernetzung der Grünanlagen, 6 Weiterentwicklung der „Triade“ und des Kultureinrichtungen und touristischen Ziele. Die Askanischen Platzes Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, auf den Plätzen und in den Parkanlagen soll durch Für die Quartiere um den Askanischen Platz gezielte Maßnahmen verbessert werden. Dies und die Stresemannstraße ist die städtebau­ betrifft insbesondere die Parkanlage Möckern­ liche Weiterentwicklung und Aufwertung des straße/Kleinbeerenstraße, den Besselpark und Areals der „Triade“ im Dreieck Möckernstraße, den Blücherplatz. Stresemannstraße und Hallesche Straße von großer Bedeutung. Ein einheitliches Wegeleitsystem und die Einrichtung und Ergänzung von Fahrradrouten Während die Eigentümerin eine Mischnutzung unterstützt die Vernetzung der Kultureinrich­ mit hohem tertiären Flächenanteil (Hotels und tungen und touristischen Attraktionen. Büros) bevorzugt, sehen die städtebaulichen Ziele des Bezirks die Entwicklung des Gebiets Eine Besonderheit ist der Geschichtspark als innerstädtischen Wohnstandort mit attrak­ Topographie des Terrors auf dem Gelände 27 Fassadendetail Cafe Adler tiven Grün- und Erholungsflächen vor. des ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais. Der Name dieses Palais, das noch der Weimarer Der Stadtraum südlich des Askanischen Platzes Regierung als Gästehaus diente, steht als Fanal bzw. des ehemaligen Anhalter Bahnhofs, der für das nationalsozialistische Terror-Regime. amorph ausufert, bedarf hier der baulichen Entsprechend der historischen, politischen und Fassung, um so das Raumgefüge zwischen dem gesellschaftlichen Bedeutung des Ortes sollte historischen Porticus und dessen Umgebung die jahrelange Planung für ein Mahnmal zügig wieder herzustellen. im Sinne des 1983 formulierten Ausschrei­ bungstextes realisiert werden: „Die Neugestal­ 7 Aufwertung der halböffentlichen tung dieses Ortes soll das Vergessen unterbre­ Räume an der Großbeerenstraße chen und ihn im Bewußtsein der Bewohner und Besucher der Stadt zum festen Bestandteil des Das Hochhaus der Postbank Berlin hat eine be­ Berliner Stadtgefüges machen“. sondere, weithin sichtbare, stadtbildprägende Wirkung. Entscheidung zu Abweichungen von beschlossenen Planungen Angesichts dieser Bedeutung müssen die um das Hochhaus, im Stile der 1970er Jahre Die bezirkliche Bereichsentwicklungsplanung angelegten weiträumigen Freiflächen, die an 2006 enthält alternative Vorstellungen zur die Großbeerenstraße und das Hallesche Ufer Entwicklung von Teilräumen, die von den über­ grenzen, eine der Örtlichkeit angemessene geordneten Zielen des Planwerks Innenstadt Gestaltung erhalten. abweichen. Sie betreffen die Öffnung und zeitgemäße Wiederherstellung des Halleschen Eine Verbesserung der räumlichen Situation Tors und die kritische Berücksichtigung der entlang des Halleschen Ufers, in Verbindung historischen Stadt im Bereich der Verkehrspla­ mit dem U-Bahnhof Möckernbrücke, wäre eine nung Besselstraße und Alte Jakobstraße. Hierzu erhebliche Aufwertung für den städtischen sind konsensfähige Konzepte zu erarbeiten, die Raum und das angrenzende Wohnquartier. im weiteren Planungsprozess der Bauleitpla­ nung entschieden werden.

21 5 Handlungsschwerpunkte

22 5 Handlungsschwerpunkte

28 Handlungsschwerpunkte

23 Kulturelle Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten in der südlichen Friedrichstadt

Martin-Gropius-Bau Verlagshaus Axel-Springer GSW-Hochhaus taz

Leipziger Straße

Zimmerstraße Europahaus

Wilhelmstraße

Stresemannstraße

Deutschlandhaus

Hallesches Ufer

Portal Anhalter Bahnhof Tempodrom Lapidarium Familiengericht Hebbel-Theater

24 29 Übersichtsplan

Museum “Haus am Checkpoint Charlie” ehem. Victoriaversicherung Tiyatrom-Theater

Kochstraße Berlinische Galerie

Friedrichstraße

Lindenstraße

Alte Jakobstraße

Jüdisches Museum

Willy-Brandt-Haus Amerika-Gedenkbibliothek Patentamt IG-Metall-Haus

25 6 Teilräumliche Vertiefung

Teilraum 1 „ Mehringplatz/Blücher­ entworfen. Die zeilenartige Hochhausbebauung platz/Hallesches Tor“ an der Franz-Klühs-Straße bildet dabei eine Abschottung zu der geplanten Autobahntangen­ Gebietsbeschreibung und Bewertung te. Die Wohnbebauung öffnet sich nach Süden des Erscheinungsbildes zu dem verkehrsberuhigten Bereich um den Mehringplatz. Rondell – Belle-Alliance-Platz – Mehring­ platz Die Nord-Süd-Verbindung über die Friedrichstra­ ße wurde mit dem Mauerbau bedeutungslos und Der heutige Mehringplatz („Rondell“, später Belle­ die Anbindung an das Hallesche Tor unterbro­ Alliance-Platz) ist der stadträumlich markanteste chen. Sowohl Wilhelm- und Lindenstraße als Ort in der südlichen Friedrichstadt. Die ursprüng­ auch und Blücherstraße wurden liche städtebauliche Anlage des „Rondells“, des verschwenkt bzw. neu trassiert und so der Tores von der Innenstadt nach Süden und des Mehringplatz vom Verkehr befreit. Durch die davor gelagerten Verkehrsplatzes ist heute noch Verschwenkung des Mehringdammes und die an der Kreisform des Mehringplatzes erkennbar. Neutrassierung der Blücherstraße ist der eigent­ Am Halleschen Tor wurden die Ausfallstraßen liche Blücherplatz verschwunden. Der heutige gebündelt und über den Landwehrkanal geführt. Blücherplatz ist lediglich der abgehängte Rest des Torhäuser bildeten den Eingang zur zentralen alten Mehringdamms. Achse Friedrichstraße. Der Blücherplatz war vorgelagerter, belebter städtischer Verkehrsplatz Der Bereich südlich der Halleschen-Tor-Brücke am Landwehrkanal (siehe Abb. 12). wird heute von der 1954 errichteten Amerika- Gedenkbibliothek (AGB) bestimmt. Als Zeichen Stadtautobahnplanungen und Flächensanie­ für die Freiheit der Information und Kultur ist die rung AGB ein Geschenk des amerikanischen Volkes an die Berliner. Das Gebäude ist als visueller In den Nachkriegsjahren hat sich dieser Raum Endpunkt der Friedrichstraße konzipiert und steht grundlegend gewandelt. Abgesehen vom 30 Belle-Alliance-Platz 1895 als Beispiel für die Architektur der Fünfziger Jahre Mehringplatz, der in Anlehnung an den histo­ unter Denkmalschutz. rischen Stadtgrundriss in neuer Form entstand, wurde nahezu das gesamte Gebiet neu geordnet. Mehringplatz – Ruhiges Wohnen in der Als städtebauliche Antwort auf die geplante historischen Mitte Stadtautobahn wurde in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts von Hans Scharoun das Der Mehringplatz ist als verkehrsberuhigtes Wohnquartier rund um den Mehringplatz Wohnquartier wieder errichtet worden.

31 Mehringplatz

26 6 Teilräumliche Vertiefung

Historische Reminiszenzen sind die runde Form öffentlichen Raumes erschwert zusätzlich die des Platzes, der Friedensengel und die histo­ Wahrnehmbarkeit einer Nord-Süd-Beziehung. rischen Skulpturen am Rande des Platzes. Das Wohnquartier leidet vor allem unter Defiziten im Die Hallesche-Tor-Brücke wird weiträumig als öffentlichen Raum: Betriebshaltestelle der BVG genutzt. Querungs­ • Die moderne Straßenmöblierung steht im möglichkeiten für Fußgänger und Radfahrer sind Kontrast zu historischen Elementen (z.B. nur auf der Westseite angelegt. Dadurch kommt Friedensengel und Apothekenuhr). die großzügige Vorfläche des Mehringplatzes • Die scheinbar konzeptlosen Ausschilde­ nicht angemessen zur Geltung. Der Grünstreifen rungen weiten sich zusammen mit Werbe­ am Waterloo-Ufer bleibt nahezu ungenutzt. anlagen zu einem Schilderwald aus. • Für den Fahrradverkehr ist die Verkehrslen­ Blücherplatz kung unklar. 32 Luftbild Mehringplatz • Die Anbindung der Friedrichstraße ist defizi­ Auch im Bereich des heutigen Blücherplatzes ist tär ausgebildet. die Gestaltung des öffentlichen Raumes proble­ • Das Parkhaus an der Franz-Klühs-Straße stellt matisch. Das Umfeld der AGB leidet insbesondere einen städtebaulichen Missstand dar. unter fehlenden Sicht- und Wegebeziehungen: • An der Wilhelmstraße/Parkplatz AOK ist der • Hochbeete mit dichtem Bewuchs, Ver­ Stadtraum durch fehlende Raumkanten kaufsstand und Telefonzellen am Kaufhaus unklar ausgebildet. behindern eine direkte Wegeführung und • Die denkmalgeschützte Grünanlage ist Sichtbezüge. durch käfigartige Notausgänge der U-Bahn • Der ruhende Verkehr nimmt zu viel öffent­ verunstaltet. lichen Raum ein. • Die Mauer südlich der AGB verstellt den Blick Hallesches Tor – Tor zur Friedrichstadt? auf den Lesesaal und bildet mit der Fried­ hofsmauer einen unattraktiven Straßenraum Das Hallesche Tor hat seine frühere Bündelungs­ an der Blücherstraße. funktion der Nord-Süd-Achsen verloren. Der Ver­ • Die Freiräume östlich der AGB bieten kaum 33 Überbauung Hallesches Tor kehr ist heute ausschließlich in Ost-West-Richtung Aufenthaltsqualität. Der ehemalige Verlauf orientiert. Dort wo vor dem Krieg Torbauten den der Blücherstraße ist nicht mehr ablesbar. Beginn der Friedrichstraße markierten, ist die Ach­ • Das Gartenbaudepot neben der AGB ist se der Friedrichstraße überbaut. Es ist nicht mehr deplaziert. wahrnehmbar, dass eine der prominentesten Straßen Berlins hier beginnt. Die Gestaltung des

34 Brücke und BVG Standplatz Hallesches Tor

27 6 Teilräumliche Vertiefung

Planungsziele zur Friedrich-Stampfer-Straße. In den freiwer­ denden Räumlichkeiten am Rondell werden Flächennutzungsplan und Bereichsentwick­ Einzelhandel und Dienstleistungen ergänzt. lungsplanung Der Parkplatz nördlich der Friedrich-Stampfer- Der FNP stellt am Mehringplatz gemischte Straße wird zukünftig nicht mehr benötigt. Baufläche M2 dar. Die Kanaluferstraßen und der Es besteht Interesse an einer „Fremdvermark­ Mehringdamm haben als übergeordnete Haupt­ tung“. verkehrsstraßen wichtige Verkehrsfunktionen. Die BEP konkretisiert den bestandsorientierten Die Wohnanlage an der Franz-Klühs-Straße Umgang mit den bestehenden städtischen ist mittlerweile an eine neue Eigentümer­ Strukturen. Blücherplatz mit AGB und der Grün­ gesellschaft ECA ltd. „Wunschquartier“ 35 Amerika-Gedenkbibliothek fläche Waterloo-Ufer/Zossener Straße werden übergegangen. Es gibt Überlegungen, das bestandsorientiert als Grünfläche dargestellt. Parkhaus abzureißen und ein Ersatzgebäude für kerngebietstypische Nutzungen zu errichten. Planwerk Innenstadt Die Erdgeschosszone zur Friedrichstraße soll baulich teilweise geschlossen und gestalterisch Das Planwerk Innenstadt schlägt die Wiederauf­ aufgewertet werden. nahme der historischen Straßenverläufe vor: • Blücherstraße und Mehringdamm werden Die Sanierung der AGB wird demnächst abge­ wieder zum Halleschen Tor geführt und der schlossen. Eine Erweiterung an diesem Standort Blücherplatz wieder gebildet. ist nicht mehr geplant. • Der achsiale Bezug der Friedrichstraße wird über den Mehringplatz zum Halleschen Tor Die BVG plant einen behindertengerechten mit der AGB als Endpunkt betont. Zugang zum U-Bahnhof Hallesches Tor. • Eine neue Bebauung am Gitschiner Ufer Langfristig soll am Halleschen Tor ein zentraler 36 unattraktiver Durchgang Hallesche-Tor-Brücke trägt zur stadträumlichen Fassung des Umsteigeknoten U-Bahn/Bus- oder Tramlinien Straßenraumes bei. entstehen. • Die Bebauung der heutigen Freiflächen Waterloo-Ufer/Zossener Straße definiert Zusammenfassung und Empfehlungen den Blücherplatz neu. • Der Straßendurchbruch der Blücherstraße Das wesentliche Problem in diesem Vertie­ südlich der AGB wird wieder rückgebaut. fungsraum sind verstellte und versperrte Wege- und Sichtbeziehungen. Insbesondere für Die Umsetztung der umfassenden Neuord­ diesen Vertiefungsraum gilt, dass die Summe nungsmaßnahmen erscheinen derzeit nicht vieler für sich einfacher und wenig aufwendiger realistisch. Der Dissens zwischen Bereichs­ Maßnahmen einen hohen Effekt und ein großes entwicklungsplanung und dem Planwerk Maß an Qualitätsverbesserung bewirken kann. Innenstadt wird im weiteren Planungsprozess zwischen Bezirk und Senat gelöst. Gesamtkonzept der Wegeführung am Mehringplatz 37 verstellte Sichtbeziehungen am Blücherplatz Bebauungspläne In der Vergangenheit wurde bereits mit klein­ Aktuell sind keine Bebauungspläne im Aufstel­ teiligen Maßnahmen auf einzelne Problemla­ lungsverfahren. Die beschriebenen Verkehrsum­ gen reagiert. Für nachhaltige Verbesserungen baumaßnahmen in den 1960erJahren wurden ist ein Gesamtkonzept der Wegeführung und durch heute noch geltende Bebauungspläne (VI­ öffentlichen Räume erforderlich. Als erste 16, VI-64, VI-71) planungsrechtlich vorbereitet. Maßnahme ist eine direkte Wegeführung des Fahrradverkehrs über den Mehringplatz, ­ Aktuelle Entwicklungsvorstellungen der sche-Tor-Brücke und weiter Richtung Mehring­ Eigentümer damm und Blücherstraße durch eindeutige Beschilderung und einfache bauliche Maßnah­ Die AOK saniert in einem ersten Bauabschnitt men hilfreich. ihren Standort an der Wilhelmstraße 1 und ver­ lagert das Kundenzentrum vom Mehringplatz

28 6 Teilräumliche Vertiefung

Der Bereich des Übergangs der südlichen Fried­ zierung der Hochbeete zwischen Kanalufer richstraße in den Mehringplatz ist bereits auf und Blücherplatz direkte Sicht- und Wege­ Initiative des Quartiersmanagements durch den beziehungen wieder hergestellt werden. Der Pfad der Visionäre thematisiert worden. Hier Vorplatz der AGB könnte von den Stellplätzen wie auch in anderen Teilen des Mehringplatzes befreit als städtischer Platz mit Aufenthaltsqua­ ist eine Reduzierung des „Schilderwaldes“ lität für Fußgänger belebt werden. vordringlich. Die vom Planwerk Innenstadt vorgeschlagene Räumliche Fassung der Wilhelmstraße Bebauung der Freifläche zwischen Water­ gegenüber der SPD-Parteizentrale loo-Ufer, Zossener Straße ist nur langfristig umsetzbar. Auch hier können zunächst Mit der Aufgabe des Parkplatzes nördlich der kleinteilige Gestaltungsmaßnahmen wie die Friedrich-Stampfer-Straße und der Umgestal­ Wegeführung im Verlauf der alten Blücher­ 38 AOK-Parkplatz vor Willy-Brandt-Haus tung des Parkhauses an der Franz-Klühs-Straße straße und barrierefreie Anbindung an die bietet sich die Möglichkeit der stadträumlichen Johanniterstraße Abhilfe schaffen. Auch der Aufwertung der südlichen Wilhelmstraße. Rückbau der Blücherstraße südlich der AGB erscheint derzeit wenig realistisch. Kurzfristig Außenräume der AOK kann durch den Abbruch der Mauer südlich der AGB zumindest die Aufenthaltsqualität im In die Sanierung des Verwaltungsbaus der AOK Straßenraum verbessert werden um die Sicht sollten auch die südlich angrenzenden Freiräu­ auf den architektonisch bedeutenden Lesesaal me einbezogen werden. Beispielsweise könnte angemessen freizustellen. Eine Verlagerung die öffentliche Kantine der AOK einen kleinen des Gartenbaudepots östlich der AGB wird im Vorplatz erhalten. Bezirksamt geprüft.

Wiederbelebung der Brücke am Halleschen- Soziale Stadt/Stadtteil-/Quartiersma­ Tor nagement 2005 39 verbaute Wege am Blücherplatz

Die Hallesche-Tor-Brücke soll zukünftig wieder Der Mehringplatz ist 2005 als Gebiet mit der eine Bündelungsfunktion mit hoher Aufent­ Neuausrichtung für ein neues Stadtteilma­ haltsqualität für Fußgänger und Radfahrer nagementverfahren zur Prävention sozialer wahrnehmen. Barrieren durch Absperrgitter Missstände in das Programm Soziale Stadt auf­ sollten beseitigt und die Nutzung der öst­ genommen worden. In Gebieten, in denen sich lichen Brückenseite mit dem Grünzug am der Beginn einer problematischen Entwicklung Landwehrkanal ermöglicht werden. Zu prüfen abzeichnet, wird zur Vorbeugung sozialer Miss­ wäre, ob ein Zugang von der U6 zur östlichen stände der Entwicklungs- und Aufwertungs­ Brückenseite (wieder) hergestellt werden prozess unterstützt. Das Stadtteilmanagement kann. Die Bushaltestellen sollten flächenmäßig zielt insbesondere auf die Verbesserung der auf ein Mindestmaß beschränkt werden. Bei Lebenschancen im Quartier durch die Hand­ der langfristig angestrebten Bündelung der lungsfelder Integration, Bildung und Arbeit. Bus- oder Tramlinien ist eine fußgänger- und Bauliche Maßnahmen tragen flankierend zur radfahrerverträgliche Lage für die zentrale Aufwertung bei. 40 ehem. Toilettenhäuschen, Waterloo-Ufer Haltestelle wichtig. Auch Erscheinungsbild und Erreichbarkeit der Schiffsanlegestellen sollten Der öffentliche Raum bildet die Schnittstelle weiter verbessert werden. zwischen allen Handlungsfeldern. Dem trotz vielfältiger Potenziale negativ geprägten Wiederherstellung von Sicht- und Wegebe­ Erscheinungsbild des Mehringplatzes soll ziehungen am Blücherplatz und AGB mit kleinteiligen Aufwertungsmaßnahmen entgegengewirkt werden. Wesentlich ist die Die AGB soll als südlicher Endpunkt der intensive Einbeziehung der Bewohnerinnen Friedrichstraße wieder erkennbar werden. Der und Bewohner in diesen Entwicklungsprozess. Rückbau der Überbauung der Achse der Fried­ Seit Mai 2006 unterstützt die Initiative „Pfad der richstraße oder die Errichtung von Torhäusern Visionäre“ durch Inszenierung des Stadtraumes sind eher langfristig angelegte Maßnahmen. die Aufwertung der südlichen Friedrichstraße. Kurzfristig können durch Entfernung/Redu­

29 6 Teilräumliche Vertiefung

Teilraum 2 „Südliche Friedrichstraße“ geprägt. Zwischen Checkpoint Charlie und Mehringplatz nimmt der Wohnanteil deutlich Gebietsbeschreibung und Bewertung zu, die Geschäftsstraße ist weniger belebt des Erscheinungsbildes und der Einzelhandel eher quartiersbezogen. Immer noch gibt es Baulücken und vereinzelt Rückgrat der Friedrichstadt Leerstand in den Erdgeschosszonen.

Die Friedrichstraße bildet als markante Achse Es lassen sich vier unterschiedliche Abschnitte der Berliner Innenstadt das zentrale Rückgrat der zwischen Kochstraße und Mehringplatz identi­ Friedrichstadt. Der Bau der Mauer trennte die fizieren: nördliche von der südlichen Friedrichstadt und • An der Kochstraße prägen fünfgeschos­ teilte auch die Friedrichstraße über Jahrzehnte sige Gründerzeitbauten mit vielfältigen in einen nördlichen Abschnitt in Berlin (Ost) Nutzungen in den Erdgeschosszonen und einen südlichen Abschnitt in Kreuzberg einen urbanen Stadtraum. des damaligen Berlin (West). Der ehemalige • Am Besselpark und Blumengroßmarkt sind Grenzübergang an der Friedrichstraße, Check­ Freiräume Relikte der Verkehrsplanungen point Charlie, wurde zum Wahrzeichen für die der 1960er Jahre. Sie bilden wichtige Teilung der Stadt und des Kalten Krieges. Die Potenziale für die Grün- und Freiraument­ Friedrichstraße endet im Mehringplatz. Im Zuge wicklung und Vernetzung im Stadtraum. der Stadtplanung der Nachkriegsjahre wurde die • Am Theodor-Wolff-Park entstand im Friedrichstraße südlich der Franz - Klühs Straße Rahmen der IBA 87 sozialer Wohnungsbau und der Platz vom Straßenverkehr abgekoppelt mit Mietergärten und sozialer Infrastruktur und als Fußgängerzone ausgestaltet. in den Blockinnenbereichen. • Am Mehringplatz ist die Bebauung Wohnen, Baulücken und Leerstand Zeugnis sich wandelnder städtebaulicher Leitbilder. Das ehemalige Rondell ist in der Das Erscheinungsbild der Friedrichstraße ist Kreisform der Bebauung noch erkennbar, auch heute zweigeteilt. Während im nördlichen die angelagerte Hochhausumbauung Abschnitt der Friedrichstraße, an die Tradition schottet den Platz jedoch nach Norden als gehobene Einkaufs- und Geschäftstraße zur Friedrichstraße und nach Osten zur anknüpfend, die alten Stadtstrukturen wieder Lindenstraße ab. hergestellt werden konnten, ist der südliche Abschnitt in Kreuzberg weiterhin heterogen

41 Theodor-Wolff-Park

42 Checkpoint Charlie

30 6 Teilräumliche Vertiefung

Planungsziele Stadtraumbildung durch Blockkantenschließung, Qualifizierung der Freiraumqualitäten und des Flächennutzungsplan öffentlichen Raumes erreicht werden. Neben Baulückenschließungen wird für den Block des Die städtebauliche Aufwertung der südlichen Blumengroßmarktes auch an der Friedrichstraße Friedrichstraße ist übergeordnetes Ziel auf allen eine langfristige Blockkantenschließung vorgese­ Planungsebenen. Der FNP und der STEP Zen­ hen. Die Grünflächen Besselpark und Theodor­ tren 2020 unterstützen den zentrentragenden Wolff-Park sind bedeutende Ansatzpunkte zur Charakter der Friedrichstraße bis zur Kochstraße Aufwertung der südlichen Friedrichstraße durch (FNP: gemischte Baufläche M1 und Einzelhan­ Verbesserung der Aufenthalts-, Nutzungs- und delskonzentration). Zwischen Kochstraße und Gestaltqualität. Mehringplatz nehmen die zentrentragenden 43 nördliche Friedrichstraße mit Einkaufs- und Funktionen ab. Entsprechend stellt der FNP mit Bereichsentwicklungsplanung Geschäftsabschnitten gemischter Baufläche M2 geringere Dichte und einen höheren Wohnanteil dar. Die BEP sieht entlang der Friedrichstraße die Entwicklung von Kerngebieten mit Mit der E.T.A.-Hoffmann-Promenade, der hohem Wohnanteil und Wohnbauflächen Rahel-Varnhagen-Promenade und dem Theo­ zur Sicherung des Wohnungsbestandes vor. dor-Wolff-Park ist die im Flächennutzungsplan Der Bessel- und Theodor-Wolff-Park werden dargestellte übergeordnete Grünverbindung in im Bestand gesichert. Durch die inzwischen Teilen verwirklicht. Sie stellen zusammen mit getroffene Entscheidung zur Verlagerung des dem Besselpark wichtige Elemente zur Struktu­ Blumengroßmarkts wird ein neues Bebauungs­ rierung des öffentlichen Raumes dar. planverfahren zur Neuordnung des Geländes erforderlich. Planwerk Innenstadt Bauvoranfragen und aktuelle Entwick­ Mit dem Planwerk Innenstadt sollen die Spuren lungsvorstellungen der Eigentümer der jahrzehntelangen Teilung der Stadt über­ wunden werden. Diese Aufgabe wird insbeson­ Haupteigentümer und Akteure sind die 44 südliche Friedrichstraße mit Wohnabschnitten dere in der Friedrichstraße offensichtlich. Die Geschäftsbetreiber in der IG Südliche Friedrich­ Verbindung der nördlichen mit der südlichen straße, die Berliner Großmarkt GmbH, die an­ Friedrichstadt soll durch die Wiederherstellung sässigen Verwaltungen, die Ärztekammer und verschütteter stadträumlicher Qualitäten, Wohnungsbaugesellschaften, die Grundschule

45 sozialer Wohnungsbau, Rahel-Varnhagen-Promenade

46 Friedrichstraße mit Blick auf das Rondell Mehringplatz

31 6 Teilräumliche Vertiefung

und Sonderschule für Sprachbehinderte sowie In den beiden an die Friedrichstraße angren­ das Museum Haus am Checkpoint Charlie. zenden öffentlichen Parkanlagen Besselpark und Theodor-Wolff-Park ist die Verbesserung Für die noch vorhandenen Baulücken auf den der Aufenthalts- und Nutzungsqualität wesent­ Grundstücken Friedrichstraße 18-22, 40 und lich. 221 liegen keine konkreten Bauabsichten vor. Für die Baulücke Friedrichstraße 40 neben Maßnahmen im öffentlichen Raum dem Landesarbeitsamt wurden Vorschläge zur Lückenschließung erarbeitet. Für das unbebau­ Das Erscheinungsbild des Straßenraumes ist te landeseigene Eckgrundstück Friedrichstraße insbesondere im Fußgängerbereich im Über­ 221 prüft die Berliner Immobilienmanagement gang zum Mehringplatz durch Beschilderung, GmbH (BIM) bis zur tatsächlichen Blockrand­ Absperrungen, Poller, Fahrradständer und Wer­ 47 Hotel Angleterre schließung die Verbesserung des städtebauli­ beanlagen gestört. Durch Systematisierung der chen Erscheinungsbildes. Straßenmöblierung, Freihaltung von Sichtach­ sen und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten (z.B. Durch die Aufgabe des Blumengroßmarktes Wochenmarkt) kann die Aufenthaltsqualität ergibt sich für die südliche Friedrichstraße eine entscheidend verbessert werden. bedeutende Chance zur Blockrandschliessung. Aktives Standortmanagement Zusammenfassung und Empfehlung Ein aktives Standortmanagement ist wichtig für Baulückenschließung die Prägung eines eigenen Standortprofils und Images. Dabei sind Händler, Stadtteilinitiativen, Die städtebauliche Aufwertung der südlichen Eigentümer und Bewohner einzubeziehen. Die Friedrichstraße erfolgt durch Baulücken­ Belebung der Wohn- und Geschäftsstraße wird schließung und Qualifizierung der Grün- und im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg unterstützt. Freiräume. Die Baulücken sollten vorrangig mit kerngebietstypischen Nutzungen als Block­ randschließung bebaut werden. Großflächige Einzelhandelsbetriebe sollten zugunsten der 48 Schilderwald Friedrichstraße - Mehringplatz Wiederbelebung und Weiterentwicklung des kleinteiligen Einzelhandels in der Erdgeschoss­ zone weitgehend ausgeschlossen werden.

49 Baulückenschließung Friedrichstraße

50 Baulücke Friedrichstraße/Puttkamerstraße

32 6 Teilräumliche Vertiefung

Teilraum 3 „Blumengroßmarkt mit und die Enckestraße mit der Lindenstraße Besselpark“ verbunden. Als historische Fragmente sind die Einzeldenkmale Enckestraße 4-4a (erbaut Gebietsbeschreibung und Bewertung 1847/48) erhalten. des Erscheinungsbildes Blumengroßmarkt und Besselpark Dieser Teilraum weist mittelfristig einen großen Handlungsbedarf in der südlichen Friedrich­ 1965 wurde die im Krieg zerstörte Markthalle stadt auf. Der Blumengroßmarkt wird späte­ durch eine moderne Halle mit Sheddachkon­ stens mit Ablauf der Pachtverträge 2010 an die struktion ersetzt und das Marktgelände Beusselstraße in Berlin Moabit verlagert. Damit erweitert. In dem Bebauungsplan VI-51 aus eröffnet sich die Chance, das gesamte Quartier dem Jahre 1967 wurden neben der erweit­ an der Besselstraße zwischen Friedrichstraße erten Markthalle breite Verkehrsflächen für und Markgrafenstraße neu zu ordnen. den Ausbau der Friedrichstraße und eine Querspange im Bereich der Besselstraße fes­ Markthalle, Sternwarte und preußischer tgesetzt. Erst Ende der 1980er Jahre wurden Nullpunkt diese Planungen endgültig aufgegeben.

Das Gebiet um den heutigen Besselpark und Auf den für die Tangentenplanungen und die Blumengroßmarkt hat im Laufe des letzten Markthallenerweiterung freigehalten Flächen Jahrhunderts unterschiedliche Entwicklungs­ wurde ab 1995 der Besselpark angelegt und phasen durchlaufen. Um 1900 war der Bereich an der Markgrafenstraßen/Besselstraße eine abschließend bebaut. Unter anderem existierte Kindertagesstätte errichtet. Verlauf und hier seit 1886 die Markthalle II (Lindenhalle), in Querschnitt der Besselstraße blieben erhalten, der ca. 250 m² bereits für den Blumengroßhan­ so dass nördlich dieser Straße Freiflächen del reserviert waren. Die Markthalle bildete entstanden, die heute keinen Bezug zu ihrem zusammen mit der königlichen Sternwarte Umfeld aufweisen. von Schinkel und dem umgebenden Park eine Einheit. Am nördlichen Flügel der Sternwarte Der Besselpark ist heute nahezu fertig befand sich der preußische Normal-Höhen­ gestellt. Insbesondere die interne Wegefüh­ punkt (siehe Abb. 51). rung erregt Kritik und sollte noch verbes­ sert werden. (Bebauungsplan VI-150d-2a). Die 1835 errichtete Sternwarte wurde 1915 zu­ Gestaltungsdefizite weisen aber insbesondere gunsten einer leistungsfähigeren Erschließung die Randbereiche der Baublöcke entlang der der Markthalle abgerissen, der Park aufgehoben Markgrafen- und der Lindenstraße gegenüber 51 Sternwarte von Schinkel, Enckestraße (Einweihung 1835)

52 Besselpark

33 6 Teilräumliche Vertiefung

dem Jüdischen Museum und an der Friedrich­ überholten Nachkriegsplanungen abgelöst. straße auf. Die Aufgabe des Blumengroßmark­ Die Festsetzungen sichern primär den Bestand tes an diesem Standort bietet nun die Chance mit baulichen Ergänzungen an der Friedrich­ zur Neuordnung des gesamten Quartiers. straße und an der Markgrafenstraße. Der Plan berücksichtigt allerdings nicht die blockkan­ Planungsziele tenbildende Neubebauung an der Besselstraße aus dem Planwerk Innstadt, sondern sichert die Die bisherigen Planungen gehen noch von bestehende Grünfläche. Eine bauliche Nutzung einem Verbleib des Blumengroßmarktes am be­ der Freiflächen vor dem Druckgrafischen stehenden Standort aus. Konzeptüberlegungen Gewerbezentrum wird aber langfristig nicht beziehen sich insbesondere auf die stadträum­ ausgeschlossen. liche Gestaltung des Übergangs zum Jüdischen 53 Straubeplan 1908, Ausschnitt Sternwarte Museum und Besselpark. Die Enckestraße erfüllt weiterhin Erschließungs­ funktionen. Sie ist ein wichtiger Erschließungs­ Planwerk Innenstadt baustein im Rahmen der Neuordnung der Flächen des Blumengroßmarktes. Für die Freifläche am Druckgrafischen Gewerbe­ zentrum wird ein Gebäuderiegel zur räumlichen Bauvoranfragen und aktuelle Entwick­ Fassung der Besselstraße und Markierung der lungsvorstellungen der Eigentümer Einmündung der Besselstraße in die Mark­ grafenstraße vorgeschlagen. Der Besselpark Großmarkt GmbH wird im Bestand gesichert. Für den Bereich des Blumengroßmarktes wird eine langfristige Durch die Aufgabe des Blumengroßmarkts bauliche Ergänzung zwischen Friedrichstraße entsteht an der Friedrichstraße für einen und Jüdischem Museum angedeutet. Mit der ganzen Baublock Neuordnungsbedarf. Für Konkretisierung der städtebaulichen Entwick­ das Gelände ist gemeinsam mit der Berliner lungsziele für diesen Bereich wird auch das Großmarkt GmbH ein Neuordnungskonzept als Planwerk Innenstadt aktualisiert und konkreti­ Grundlage für die verbindliche Bauleitplanung siert werden. zu entwickeln. Ziel ist die baulich-räumliche Fassung der Friedrichstraße und die stadträum­ 54 Bebauungsplan VI - 150d - 2a Bebauungsplan VI-150d-2a liche Einbindung des Besselparks.

Der im April 2006 festgesetzte B-Plan sichert die öffentlichen Parkanlagen beiderseits der Besselstraße. Mit diesem Plan werden die

55 Grünfläche, Druckgrafisches Gewerbezentrum

56 E.T.A.-Hoffmann-Promenade

34 6 Teilräumliche Vertiefung

Druckgrafisches Gewerbezentrum zu erarbeiten. In die Untersuchung ist das Gelände des heutigen Blumengroßmarktes und Auch der Eigentümer des Druckgrafischen die umgebenden Brach- und Freiflächen an Gewerbezentrums hat eine Nutzungsinten­ der Friedrich-, Markgrafen- und Lindenstraße sivierung seines Areals geprüft. Die betriebli­ einzubeziehen. Dabei sollen sowohl der Erhalt che Entwicklung kann sich auf die heutigen der Markthalle und mögliche Nachnutzungen Eigentumsflächen beschränken. Eine Erweiter- z.B. durch kulturelle Einrichtungen als auch ein ung auf die Freifläche an der Besselstraße wird möglicher Hallenabriss und die Prägung eines derzeit nicht für erforderlich gesehen. Langfristig neuen Wohnstandortes in innerstädtischer Lage ist aber eine bauliche Ergänzung an der Bes­ untersucht werden. Aus städtebaulichen und selstraße entsprechend Planwerk Innenstadt stadtstrukturellen Gründen sind großflächige wünschenswert. Handelsbetriebe an diesem Standort ausge­ schlossen. Hier besteht zudem die Möglich- 57 Zufahrt Blumengroßmarkt Lindenstraße Zusammenfassung und Empfehlungen keit zur Dokumentierung des Preußischen Nullpunktes. Mit dem Bebauungsplan VI-150d-2a werden die alten verkehrsorientierten Bauleitpläne aus den 1960er Jahren abgelöst mit dem Ziel, den Bestand baulich so zu ergänzen, dass der Bes­ selpark stadträumlich besser eingebunden wird und die Übergänge zur Friedrichstraße und zur Markgrafenstraße angemessen gestaltet werden.

Neuordnung des Geländes des Blumengroß­ marktes

Mit der Verlagerung des Blumengroßmarktes ergeben sich für den Standort neue Entwick­ lungsperspektiven. Der Bezirk und Senat beabsichtigen, im Rahmen einer städtebauli­ chen Untersuchung die stadträumlichen und 58 Besselpark Blick Lindenstrße nutzungsstrukturellen Rahmenbedingungen zu analysieren und konzeptionelle Vorschläge

59 Besselpark Blick IBA-Wohnanlage

60 Blumengroßmarkt

35 6 Teilräumliche Vertiefung

Teilraum 4 „Alte Jakobstraße“ in den Jahren 1966/67 von Max Taut errichtete Hauptkinderheim der Stadt Berlin, das heute Gebietsbeschreibung und Bewertung im wesentlichen von der Freien Waldorfschule des Erscheinungsbildes sowie unter anderen von einem türkischen Theater genutzt wird. Die Gesamtanlage steht In diesem Teilraum, der östlich an die unter Denkmalschutz. Friedrichstadt angrenzt, ist der historische Stadtgrundriss bis auf den Verlauf der Alten IBA-Bauten Jakobstraße mit dem Patentamt, dem IG- Metallhaus im Süden und dem Bau der ehem. Westlich der Alten Jakobstraße zwischen Reichsschuldenverwaltung im Norden durch Jüdischem Museum und Berlinische Galerie die Nachkriegsplanungen und die Aufgabe der befinden sich Wohnanlagen, die im Rahmen - Nutzungen nach dem Mauerbau 1961 der IBA 87 entstanden sind. Hervorzuheben weitestgehend überformt. ist der Wohnpark am ehemaligen Berlin-Mu­ seum, der vielfältige Gebäudetypologien und Zwischennutzungen auf den Freihaltetras­ Wohnformen anbietet. Ermöglicht wurde hier sen der Autobahnplanungen die Mischung unterschiedlicher Haushalte und Integration behinderter und älterer Menschen Zur Vorbereitung der sogenannten Südtangente in beispielgebender Architektur. Die aufwendig wurde zwischen Alte Jakobstraße und Alexan­ gestalteten Außenanlagen sind für die Allge­ drinenstraße die Franz-Künstler-Straße diagonal meinheit geöffnet und sichern die fußläufige über das orthogonale Straßenraster geplant und Vernetzung der angrenzenden Quartiere. zunächst als Erschließungsstraße für die neue Wohnbebauung der Springsiedlung ausgebaut. Springsiedlung Nach Aufgabe der Autobahnplanungen wurden die weitläufigen Freihalteflächen nördlich der Die Gebäude der so genannten Springsiedlung Franz-Künstler-Straße durch einen Kinderbauern­ (spring, engl. Frühling) wurden nach dem hof und Behelfsheimbauten zwischengenutzt, Leitbild der funktionsgerechten Stadt ohne 61 Kinderbauernhof so dass an der Alten Jakobstraße eine ländliche Berücksichtigung der historischen Stadtgestalt Idylle inmitten der Großstadt entstanden ist. und Erschließung geplant und zwischen 1959­ 1962 mit finanzieller Unterstützung der USA re­ Freie Waldorfschule Kreuzberg alisiert. Die Siedlung stellt eine abgeschlossene städtebauliche Neubauplanung mit offener Nördlich des Kinderbauernhofs befindet sich, Zeilenbauweise und großzügig begrünten eingebettet in eine großzügige Grünanlage, das Freiflächen dar.

62 Alte Jakobstraße, Blick auf den Kinderbauernhof

36 6 Teilräumliche Vertiefung

Jüdisches Museum und Berlinische Galerie Bezirkliche Planungen

Das Gebäude des ehemaligen Kammergerichts Die BEP sichert in Übereinstimmung mit der und Berlin-Museums an der Lindenstraße ist ein übergeordneten Planung die vorhandenen erhalten gebliebenes Palais aus der Zeit der ba­ Wohnnutzungen mit den Gemeinbedarfs- und rocken Stadterweiterung und heute Bestandteil Kulturstandorten. Nördlich der Franz-Künstler- des Jüdischen Museums. Zwischen 1992-1999 Straße ist aufgrund der konkreten Situation und wurde mit dem Erweiterungsbau von Daniel in Anlehnung an die Darstellungen des FNP und Libeskind eines der weltweit interessantesten LaPro eine Blockdurchwegung für Fußgänger Neubauten in Berlin errichtet. Zuvor wurde im und Radfahrer geplant. Rahmen der IBA am damaligen Berlin-Museum eine 8.000 m² große öffentliche Grünfläche als Für den Schulstandort der Waldorfschule sieht Schmuckgarten in zeitgenössischer Interpretati­ das Nutzungskonzept zusätzliche Flächen für 63 Berlinische Galerie on eines Barockgartens angelegt. Die Gartenan­ erforderliche Erweiterungen vor. Inzwischen lage ist heute in die Außenanlage des Jüdischen besteht mit der Festsetzung des Bebauungs­ Museums integriert, jedoch durch die strengen plans VI-125a Planungsrecht für den geplanten Sicherheitsmaßnahmen vom umgebenden Neubau einer Turnhalle an der Ritterstraße. Stadtraum abgeschirmt. Im Bereich der ehemaligen Verkehrsflächen Im Jahre 2005 ist die Berlinische Galerie in das an der Alten Jakobstraße/Franz-Künstler-Stra­ ehemalige Glaslager, Alte Jakobstraße 124, ße wird auf der Grundlage der bestehenden gezogen. Durch die abgelegene Lage vom Erschließung eine bauliche Nutzung durch in­ öffentlichen Nahverkehr und im Schatten des nerstädtischen Wohnungsbau mit integriertem Jüdischen Museums entwickelt sich die Galerie Spielplatz vorgeschlagen. mit ihrem außergewöhnlichen Bestand sehr langsam zu einem touristischen Anziehungs­ Bauvoranfragen und aktuelle Entwick­ punkt. lungsvorstellungen der Eigentümer

64 Jüdisches Museum, Barockgarten Planungsziele Die Stiftung Jüdisches Museum Berlin nutzt zurzeit zusätzlich zu ihrem Standort Linden­ Flächennutzungsplan straße weitere Büroräume im benachbarten Bundespatentamt sowie Archivräume im Die übergeordneten Planungen sichern den Kellergeschoss des Blumengroßmarkts. Die Wohnungsbau mit den Kulturstandorten der Stiftung sucht nach einem geeigneten Standort beiden Museen, den übergeordneten Schul­ zur Zusammenfassung der ausgelagerten Büro- standort der Waldorfschule und die beiden Ver­ und Archivräume. waltungsstandorte für das Bundespatentamt sowie die Senatsverwaltung für Integration, Die Berlinische Galerie ist mit ihrer Standortent­ Arbeit und Soziales. Entlang der Franz-Künstler- scheidung sehr zufrieden. Es ist eine bauliche Straße ist eine großräumige Grünverbindung Erweiterung und der Neubau einer Tiefgarage dargestellt. auf dem Parkplatz nördlich der Galerie ge- plant. Mängel bestehen noch im Informations­ Planwerk Innenstadt system im öffentlichen Raum durch geeignete Beschilderung, welche in Zusammenarbeit 65 Kunstobjekte im Straßenraum Ziel des Planwerks in dieser zentralen Innen­ mit dem Jüdischen Museum behoben werden stadtlage ist die weitgehende Wiederherstel­ sollen. Durch die Installation von Kunstobjekten lung der historischen Raumkanten entlang der bemüht sich die Berlinische Galerie bereits um Alten Jakobstraße durch eine Bebauung des mehr Präsenz im Stadtraum. Hinsichtlich der Kinderbauernhofs. Der im Planwerk dargestellte Suche eines neuen Standortes für das Brücke- Rückbau der bestehenden Franz-Künstler-Stra­ Museum in Berlin werden Synergien durch die ße zugunsten einer neuen Erschließungsstraße Ansiedlung in der Südlichen Friedrichstadt für ist aufgrund der finanziellen Möglichkeiten des beide Galerien erwartet. Landes Berlin schwer durchsetzbar.

37 6 Teilräumliche Vertiefung

Die Freie Waldorfschule saniert derzeit ihr Erweiterung des Jüdischen Museums Schulgebäude an der Ritterstraße und plant den Neubau einer Turnhalle an der Alexandri­ Das Museum beabsichtigt seine Dependancen nenstraße. Mit der Festsetzung des Bebauungs­ in der Nachbarschaft in einem geeigneten Neu­ plans VI 125a wurden hierfür die planungs­ bau zu konzentrieren, da auf der jetzigen Fläche rechtlichen Voraussetzungen geschaffen. keine Erweiterungsmöglichkeiten bestehen.

Der Kinderbauernhof wird ersatzlos aufgege­ Großräumige Grünvernetzung ben. Das Land Berlin beabsichtigt die Umwand­ lung der Freiflächen in Bauflächen. Die Qualifizierung der übergeordneten Grün­ verbindung parallel der Franz-Künstler-Straße Das Bundespatentamt hat die ursprünglichen wird durch Aufwertung des vorhandenen 66 IBA-Bauten am Berlin Museum Planungen zur Flächenerweiterung aufgege­ Straßenbegleitgrüns und die Schaffung von ben. In Abstimmung mit der Bundesanstalt für kleinen Stadtplätzen im Zuge der geplanten Immobilienaufgaben plant der Bezirk die Auf­ Bebauung erreicht. stellung eines Bebauungsplans zur Umnutzung von Teilflächen innerhalb des Gebäudes und Langfristig sollte die Durchwegung am des Blockes. Jüdischen Museum und die Vernetzung der Freiflächen und des Barockgartens mit den an­ Zusammenfassung und Empfehlungen grenzenden Wohngebieten angestrebt werden. Kurzfristig kann an der Rückseite des Gartens Räumliche Fassung Alte Jakobstraße nur durch Aufräumen und Müllbeseitigung im Bereich der Umzäunung das Straßenbild an der Auf den ehemaligen Freihalteflächen der Alten Jakobstraße aufgewertet werden. Verkehrsplanung entstehen neue Bauflächen. Geplant ist eine Durchwegung in Verlängerung Bundespatentamt 67 Waldorfschule, Altbau von Max Taut der Straße Am-Berlin-Museum. Entlang der Alten Jakobstraße wird eine überwiegend ge­ Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens 2-16 schlossene Bebauung unter Berücksichtigung sind entsprechend der Darstellungen des Plan­ des historischen Stadtgrundrisses angestrebt. werks Innenstadt Konzepte zur Blockrandschlie­ Hier besteht auch die Möglichkeit notwendige ßung zu erarbeiten, die den Verwaltungsstand­ Ergänzungsbauten für die Museen in der Nach­ ort durch innerstädtische Wohnnutzungen barschaft zu integrieren. ergänzen.

In Modifizierung des Planwerks Innenstadt Straßenbahnstrecke Lindenstraße sind Konzepte für den Bereich Franz-Künstler- Straße zu erarbeiten und das noch bestehende Die langfristige Verkehrsplanung für den öf­ Planungsrecht zur Realisierung der Verkehrspla­ fentlichen Personennahverkehr sieht eine Stra­ nung aus den 1960er Jahren zu ändern. ßenbahnstrecke im Zuge der Lindenstraße vor. Die Kultureinrichtungen erhoffen sich dadurch Verbesserte Präsentation der Berlinischen positive Auswirkungen für ihre Erreichbarkeit. 68 Neubau Waldorfschule, Ritterstraße Galerie im Stadtraum

Das vorhandene Informationssystem ist mit zusätzlichen Hinweistafeln zur Berlinischen Galerie im öffentlichen Raum zu ergänzen. Gemeinsam mit thematischer Kunst am Bau wird damit die Orientierungsmöglichkeit für Touristen und Besucher im Gebiet verbessert. Die durch die Berlinische Galerie begonnene Installation von Kunstobjekten im öffentlichen Raum sollte zu einem stadtbekannten „Skulp­ turenpark Südliche Friedrichstadt“ ausgeweitet werden. Dazu könnten auch die Freiflächen des Besselparks genutzt und aufgewertet werden.

38 6 Teilräumliche Vertiefung

Teilraum 5 „Tempodrom/Askanischer Der Platz ist auch heute noch Bindeglied zwi­ Platz“ schen bedeutsamen Standorten von Politik und Kultur. Vom Abgeordnetenhaus (ehemaliger Gebietsbeschreibung und Bewertung Preußischer Landtag), Martin-Gropius-Bau (frü­ des Erscheinungsbildes her Kunstgewerbemuseum) und dem Gelände Topographie des Terrors auf dem Gelände des Dieser Stadtbereich gehört nicht mehr zur früheren Prinz-Albrecht-Palais leitet der Platz eigentlichen Friedrichstadt, die an der Akzise­ über zum Tempodrom, dem Anhalter Park mauer im Verlauf der heutigen Stresemannstra­ und schließlich über den Anhalter Steg zum ße endete. Da die räumliche Entwicklung aber Deutschen Technikmuseum. insbesondere seit Mitte des 19. Jh. mit der Prägend für den Askanischen Platz sind das Errichtung des Anhalter Bahnhofs prägende Deutschlandhaus und das Europahaus. Der Verknüpfungen erhielt, wird dieser Stadtbereich Komplex wurde ab Mitte der 1920er Jahre er­ hier einbezogen. richtet. Das 1931 erbaute Europahaus war eines der ersten Bürohochhäuser in Berlin und wurde Askanischer Platz in Stahlskelettbauweise im Stile der Neuen Sachlichkeit ausgestaltet. Mit elf Stockwerken Identifikationspunkt ist die kürzlich sanierte und der seinerzeit höchsten Lichtreklame Euro­ Portalfassade des Anhalter Bahnhofs. Ein wenig pas (Odol und Allianz) prägte es in den 1930er „Mythos“ des Alten Berlin scheint bis heute auf Jahren das Stadtbild. Heute befindet sich in den diesem Ort zu liegen, beim Blick durch die Tore oberen Etagen des Baudenkmals der Berliner der Portalruine in das weite „Nichts“, das nach Dienstsitz des Bundesministeriums für wirt­ Sprengung des Bahnhofs 1959 bis in die 1990er schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Jahre tatsächlich weit war. Der Askanische Platz war einst Vorplatz am Kopfbahnhof der Berlin­ Der Askanische Platz selber ist im Sinne von Anhalter-Bahn. In unmittelbarer Nachbarschaft Stadtplätzen der 1920er Jahre mit Rasenflächen lagen viele prominente Standorte wie der und niedrigen Hecken ruhig angelegt. Es beste­ Preußische Landtag, das Völkerkundemuse­ hen hier noch die Zugänge zur S-Bahn aus den um, das Kunstgewerbemuseum, das Gelände 1930er Jahren. Die westliche Platzseite wird mit des Prinz-Albrecht-Palais, der Komplex des einem Büro- und Geschäftshaus neu gestaltet, Deutschland- und Europahauses und eines das in seiner Dimension auf die sichtbare Be­ einst bedeutenden Art-Deco Ensembles der bauung des Potsdamer Platzes Bezug nimmt. Variete´- und Veranstaltungsgebäude von 69 Europahaus um 1931 Oskar Kaufmann.

70 Excelsiorhaus und Portal Anhalter Bahnhof

39 6 Teilräumliche Vertiefung

In der Bernburger Straße erhebt sich der Neugestaltung des „Anhalter Parks“ einbezo­ „Campanile“ der Lukaskirche, die 1859 nach gen. Der Anhalter Steg über den Landwehrka­ Entwürfen von Fr. A. Stüler errichtet wurde. Im nal verbindet den Parkabschnitt mit dem Areal Kreuzungsbereich entlang der Anhalter Straße des Museums für Verkehr und Technik und sind seit 2002 einige Hotelneubauten entstan­ knüpft damit an den künftigen Park auf dem den, wodurch die mächtige Hochhausscheibe Gelände des Gleisdreiecks an. des „Excelsior-Hochhauses“ stadträumlich besser eingebunden wird. Eine südöstliche Hallesches Ufer und Schöneberger Straße Platzkante besteht derzeit nicht. Die Deutsche Post als Eigentümer der Brachflächen beab­ Am Halleschen Ufer befinden sich neben Ver­ sichtigt zwischen Stresemannstraße, Hallesche waltungsgebäuden der Deutschen Bahn (heute Straße und Möckernstraße mit Hotels, Büro-, Sitz der Vivico Real Estate Management GmbH) Geschäftshäusern und Wohnungen die so und dem Bezirksamt (Tiefbauamt) das baulich genannte „Triade“ zu entwickeln. Im Bereich und historisch bedeutende, 1873 nach Plänen Möckernstraße/Hallesche Straße befindet sich von James Hobrecht errichtete Abwasserpump­ als einzig verbliebenes Gebäude das denkmal­ werk, dem heutigen „Lapidarium“. geschützte ehemalige Postamt von 1932 mit einer imposanten Sandstein- und Klinkerfas­ Die Schulbauten südlich der Schöneberger Stra­ sade. ße sind im Rahmen IBA mit dem Wohnungsbau nördlich der Schönberger Straße entstanden. 71 Askanischer Platz, Anhalter Straße Tempodrom und Anhalter Park Die Schulfreiflächen orientieren sich zum Anhal­ ter Park und stellen so einen Bezug zu dem dem Der Blick durch die Portale der Restruine wird Tempodrom vorgelagerten Sportplatz her. heute durch den Neubau des Tempodroms gefangen. Etwas deplaziert erscheint die Sport­ Der Hochbunker aus dem 2. Weltkrieg im platzanlage an diesem Ort, die deutlich macht, rückwärtigen Bereich bringt heute nicht nur als dass das Umfeld heute Wohnquartier ist. „Berliner Gruselmuseum“ Touristen und Berliner zum Gruseln. Er ist wichtiger Zeuge einer nicht Die Zeltarchitektur des neuen Tempodroms lange zurück liegenden Vergangenheit. prägt diesen Stadtraum weithin sichtbar. Die Grünfläche zwischen Tempodrom und Das als „Mövenpickhotel“ restaurierte und um­ Landwehrkanal ist als „Wildwuchs“ auf den gebaute ehem. Verwaltungsgebäude der Firma Rudimenten der ehemaligen Bahnanlagen Siemens von Hans Hertlein leitet als Architek­ und Perrons des Anhalter Personenbahnhofs turdenkmal zum Askanischen Platz über. entstanden. Seit Frühjahr 2006 wird sie in die

72 Anhalter Steg zum Museum für Verkehr und Technik

73 Tempodrom

40 6 Teilräumliche Vertiefung

Planungsziele an der Möckern-/Hallesche Straße haben kürz­ lich den Eigentümer gewechselt, ein Umbau für Gemäß Flächennutzungplan werden die Wohnnutzungen ist zu erwarten. Flächen am Askanischen Platz einschließlich der Triade als gemischte Baufläche M1 in die Die westliche Platzkante des Askanischen zentrale Innenstadtentwicklung einbezogen. Platzes ist beräumt und wird jetzt mit einem Der Anhalter Park mit Tempodrom wird als be­ Büro- und Geschäftshaus neu bebaut. deutende Grünfläche dargestellt, die über den Landwehrkanal an das Gelände des zukünftigen Die Eigentümer des Excelsiorhauses planen Parks auf dem Gleisdreieck anbindet. An der eine Neugestaltung der Fassaden und erwägen Schöneberger Straße wird die Prägung durch auch eine bauliche Neuordnung entlang der Wohnen mit Wohnbaufläche W1 gesichert. Stresemannstraße. 74 Eisenbahnbundesamt Hallesches Ufer, Rückseite

In der bezirklichen Bereichsentwicklungspla­ Zusammenfassung und Empfehlungen nung werden für die Flächen am Askanischen Platz mit Kerngebiet bzw. östlich der Strese­ Grundsätzlich ist das Gebiet baulich wie struk­ mannstraße Mischgebiet mit hohem Wohnan­ turell geordnet und entwickelt. Die zentrale teil sowohl Zentrumsfunktionen als auch die Lage und die gute Anbindung prädestinie­ Wohnnutzung in diesem zentralen Stadtraum ren den Askanischen Platz und die Strese­ unterstützt. Die Grünflächen, Gemeinbedarfs-, mannstrasse als Standort für innerstädtische Kultur- und Verwaltungsstandorte werden Nutzungen und Zentrumsfunktionen. entsprechend dem Bestand ausgewiesen. Weiterentwicklung der „Triade“ Das Planwerk Innenstadt hat die Planungen Von hoher Bedeutung für das Gesamtgebiet zur „Triade“ übernommen und schlägt für ist die Weiterentwicklung auf dem Areal der das Grundstück mit dem Verwaltungsbau der Triade. Vorstellbar ist hier eine stärker als bisher Deutschen Bahn/Vivico am Halleschen Ufer vorgesehene Entwicklung als innerstädtischer eine bauliche Fassung zum Landwehrkanal und Wohnstandort. 75 Hochbunker Schöneberger Straße Anhalter Park vor. Stadträumliche Einbindung des Excelsiorhauses Im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung Das Exelsiorhaus ist stadträumlich nicht optimal sind im Umfeld zahlreiche Bebauungspläne eingebunden. So wie an der Anhalter Straße aufgestellt bzw. festgesetzt worden: können bauliche Maßnahmen an der Strese­ • VI-95, westliche Platzkante des Askanischen mannstraße dazu beitragen, das stadtraumprä­ Platzes, festgesetzt gende Bauwerk besser in den Stadtzusammen­ • VI-150-g, Anhalter Park und das Tempo­ hang zu integrieren. drom, festgesetzt • VI-150-h, IBA Bebauung entlang der Schö­ Bauliche Arrondierungen am Halleschen Ufer neberger Strasse, festgesetzt Entsprechend Planwerk Innenstadt sollten • VI-150-q 2, „Triade“ , festgesetzt mittelfristig bauliche Arrondierungen am Halle­ • VI-150-q 1, Grün- und Schulfreiflächen an schen Ufer und an der Schöneberger Straße der Halleschen Straße, im Verfahren. einen baulichen Abschluss für den Landwehrka­ nal und die Parkanlage bilden. Bauvorhaben und aktuelle Entwick­ 76 Brache “Triade” lungsvorstellungen der Eigentümer

Das größte Baupotenzial stellt die Brachflä­ che der „Triade“ im Dreieck Möckernstraße, Stresemannstraße und Hallesche Straße dar. Von den geplanten Neubauten wurden bislang an der Stresemannstrasse ein Hotel und daran anschließend der Sitz des Verbandes der Rentenversicherer errichtet. Seither ist die Weiterentwicklung ins Stocken geraten. Die denkmalgeschützten Altbauten des Postamtes

41 7 Leitlinien

Leitlinien und Ziele als Grundlage für Planwerks Innenstadt war, ist entsprechend den den weiteren Diskussionsprozess geänderten Rahmenbedingen anzuwenden.

Die südliche Friedrichstadt als Teil der Das Grundmuster der südlichen Friedrichstadt historischen Mitte aus öffentlichen Straßen, Plätzen, Blöcken und ruhigen Höfen hat als städtebauliches Leitbild Die südliche Friedrichstadt ist als Stadtteil Kreuz­ für ihre Reurbanisierung weiterhin Bestand. bergs ein Teil der historischen Mitte. Leitziel ist, dass sie künftig einerseits als Teil der historischen Die südliche Friedrichstadt als Standort Mitte wahrgenommen wird und andererseits ihr bedeutender kultureller Einrichtungen mit spezifisches Profil als innerstädtischer Wohn­ weltweiter Bedeutung standort weiter schärft. An diesem Leitziel sollen sich die künftigen Maßnahmen orientieren. Die südliche Friedrichstadt bietet Ansätze, spezifisch örtliche Profile herauszubilden: Das Die immer noch gefühlte „Randlage“ dieses In­ Jüdische Museum, die Topographie des Terrors, nenstadtbereichs muss überwunden werden. Die der Martin-Gropius-Bau, das Haus am Check­ Anbindung an den Potsdamer/Leipziger Platz point Charly, das Hebbeltheater oder die Berli­ und die geplante Wiederherstellung der An­ nische Galerie sind Orte mit einer besonderen bindung der Lindenstraße an den Spittelmarkt/ Ausstrahlung, die in ein angemessenes Umfeld sind für die Rückkehr hauptstäd­ eingebunden werden müssen. Diese Einrich­ tischen Lebens mit einer Mischung aus Kultur, tungen müssen künftig mit der südlichen Fried­ Dienstleistung, Einzelhandel und differenziertem richstadt in Verbindung gebracht und durch Wohnungsangebot verstärkt zu nutzen. Kooperation der verschiedenen Einrichtungen untereinander im Sinne eines „Kulturpfades“ Stadtgeschichte/Rekonstruktion räumlich miteinander vernetzt werden. Mit der Realisierung des Konzeptes „Topo­ Die südliche Friedrichstadt ist ein Stadtteil graphie des Terrors“ würde nach jahrelangen „abgebrochener und überformter“ Planungen. Planungen das Dokumentationszentrum mit Die vorhandenen Fragmente früherer Epochen der Gedenkstätte und dem Geschichtspark sollen in Verbindung mit den neuen zentralen diesen Raum definieren und aufwerten. Die Einrichtungen in einen historisch-räumlichen Sichtbeziehung und räumlichen Bezüge zur Kontext gestellt werden. Die Methode der Kochstraße sollten bei der Gestaltung des kritischen Rekonstruktion, die bereits Grund­ Geländes der „Topographie des Terrors“ ebenso lage für die städtebaulichen Konzepte der berücksichtigt werden wie die Verbindung zu Internationalen Bauausstellung Berlin und des den benachbarten Bereichen.

77 ehem. Gebäude der Viktoria-Versicherung, Innenhof

42 7 Leitlinien

Die südliche Friedrichstadt als durchgrünter Wohnort in Citylage Die Bedeutung der Friedrichstraße wird vor allem von der städtebaulich/architektonischen Die südliche Friedrichstadt soll eine eigene Gestaltung und der Qualität ihrer angren­ Identität als innerstädtischer Wohn- und zenden Nutzungen und Warenangebote Arbeitsort inmitten gesamtstädtisch bedeu­ bestimmt. Während der Abschnitt zwischen tender kultureller Einrichtungen entwickeln. Bahnhof Friedrichstraße und Leipziger Straße Die Wohn- und Aufenthaltsqualität soll durch durch das moderne Erscheinungsbild und das die weitere Vernetzung bestehender Grün- und hochwertige, differenzierte Einkaufsangebot Freiflächen sowie eine gestalterische Aufwer­ über die Stadt hinaus bekannt ist, dient der tung der Erholungsräume verbessert werden. südlichen Abschnitt dem Stadtteil überwiegend als örtliches Nahversorgungszentrum. Ziel ist es, Die Friedrichstraße als zentrale Achse die Gestaltung des Straßenraums zu verbessern und mittels eines abwechslungsreichen Bran­ Die Friedrichstraße als historisch und städtebau­ chenmixes die Anziehungskraft der südlichen lich bedeutende Achse der historischen Mitte Friedrichstraße zu stärken und auszubauen. läuft heute ins Leere. Ziel ist, dass ihr südlicher Abschnitt eine, der historischen Bedeutung der Grün- und Freiflächen Straße angemessene Gestaltung erhält und der Mehringplatz wieder ein öffentlicher Raum mit Im Hinblick auf die im Norden bestehende hoher Qualität und Anziehungskraft wird. bauliche Dichte sind auch die vorhandenen Freiflächenpotenziale im Ergebnis der Die Achse der Friedrichstraße kann wesentlicher Nachkriegsplanungen für die Profilierung des Imageträger für die südliche Friedrichstadt Gebietes von Bedeutung. werden. Sie war und bleibt das Rückgrat der Berliner Mitte; sie ist Teil der Nordsüdachse, die Die Aufenthalts-, Nutzungs- und Gestaltqualität die Mitte mit Wedding, Kreuzberg und Tempel­ der vorhandenen Grün- und Freiflächen und hof verbindet. ihre Vernetzung untereinander sollte überprüft und ggf. durch gezielte Maßnahmen erhöht Der südliche Abschnitt der Friedrichstraße muss werden. Dabei sollte das Erholungs- und jedoch erst wieder eine eigenständige Rolle, Freizeitangebot den unterschiedlichen Be­ Funktion und Bedeutung entwickeln, um selbst dürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner attraktiv zu werden und kreative Impulse an Rechnung tragen. die angrenzenden Quartiere weitergeben zu können.

78 Wochenmarkt am Mehringplatz

43 7 Leitlinien

Ausblick im Ergebnis des Workshops am entierten Planungs- und Mitwirkungsprozess 14.12.06 zum Erfolg zu führen und nachhaltige, weithin akzeptierte Impulse für die Stadtteilentwick- Mit dem am 14. Dezember 2006 durchge­ lung zu geben. führten Workshop ist der Einstieg in die Phase des Dialogs über die weitere Entwicklung der Die Anregung, im Kontext der Leitbildent­ südlichen Friedrichstadt gelungen. wicklung Maßnahmen und Projekte in einem Stufenplan mit Sofortmaßnahmen, mittelfri- In der Diskussion wurde deutlich, dass das stigen Projekten sowie langfristigen Maßnah­ gemeinsame Ziel aller beteiligten Akteure ist, men aufzuzeigen und die jeweiligen Akteure die Bedeutung der südlichen Friedrichstadt zu zu benennen, ist für die weitere Arbeit ebenso stärken und vorhandene Probleme zu lösen. zu berücksichtigen wie das Führen vertiefen- Nach den Erfahrungen der Vergangenheit mit der Gespräche. Turnusmäßige Treffen sind den unterschiedlichsten Planungsansätzen, notwendig, um einen effizienten Austausch ist künftig behutsam vorzugehen und zu hin­ über erreichte und notwendige Schritte zu er­ terfragen, welche Ziele zu verfolgen sind, um möglichen. Konkrete Maßnahmen und Projekte die Ausstrahlung der südlichen Friedrichstadt sind in einem zweiten Schritt auf Basis eines zu erhöhen. Eine wesentliche Aufgabe ist, ein Leitbildes gemeinsam abzustimmen. verlässliches Bild der zukünftigen Entwicklung aufzuzeigen und Sicherheit für Investitionen Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und und Entscheidungen zu geben. die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Zu beantworten ist insbesondere die Fra­ haben sich darauf verständigt, dass unter Fe­ ge, ob der Stadtteil sich als südlicher Teil derführung des Bezirksamtes 2007 eine Arbeits­ der historischen Mitte, als innerstädtisches gruppe eingerichtet wird, die die Steuerung der Wohngebiet, als Schwerpunkt kultureller und nächsten Arbeitsschritte übernimmt. Bildungseinrichtungen oder als innerstädtischer Bürostandort profilieren sollte. Diese ‚Botschaft‘ wird Gegenstand des noch zu entwickelnden Leitbildes sein.

Der Fokus darf dabei nicht nur allein auf die Themen Architektur und Freiraumplanung gerichtet sein, sondern auch auf die Verbes­ serungen für die Menschen, die im Quartier leben. Der Aspekt der sozio-ökonomischen Problemlagen ist zu vertiefen; die umfang­ reichen Bestände des ‚sozialen Wohnungsbaus‘ sind eingehender - nicht nur am Mehringplatz - zu betrachten und in der Perspektive für den Stadtteil zu bewerten. Einigkeit besteht darü­ ber, dass die Friedrichstraße als Rückgrat des Gebietes zu qualifizieren und zu stärken ist.

Aufgabe der nächsten Phase ist es nun zu prü­ fen, wie die planerische Auseinandersetzung mit der Zukunft des Stadtteils basierend auf der vorliegenden Dokumentation der bisherigen Arbeitsergebnisse effektiv fortgesetzt werden kann. Zur Präzisierung der Planungsziele, zur Ableitung von Projekten und Maßnahmen sowie zur Verstetigung der Kommunikation zwischen öffentlichen und privaten Akteuren zeichnet sich die Einrichtung räumlich oder sektoral orientierter Arbeitsgruppen ab. Ziel ist, den begonnenen diskursiven bzw. dialogori­

44 45 8 Anhang

Adressen der Verfahrensbeteiligten Siegfried Rudolph Tel.: 030/90298-3389 [email protected] Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Bauen, Wohnen und Immobilienservice, www. stadtentwicklung-berlin.de Fachbereich Naturschutz und Grünflächen Am Köllnischen Park 3 Hilmar Schädel 10179 Berlin-Mitte Tel.: 030/90298 - 8030 [email protected] Flächennutzungsplanung und stadtplanerische Konzepte Fachbereich Naturschutz/Landschaftsplanung Veronika Honold Birgit Beyer Tel.: 030/9025-1324 Tel.: 030/90298 - 8021 [email protected] [email protected]

Heidelore Karl Fachbereich Tiefbau Tel.: 030/9025-1249 Helmut Schulz-Herrmann [email protected] Tel.: 030/90298 - 8050 [email protected] Landschaftsprogramm und landschaftsplanerische Konzepte Senatsverwaltung für Wirtschaft, Gudrun Meißner Technologie und Frauen Tel.: 030/9025-1642 [email protected] www.berlin.de/sen/wtf/ Martin-Luther-Str. 105 Städtebauliche Projekte und 10820 Berlin Investitionsvorhaben Hans-Georg Winthuis Unternehmensbeteiligungen, Anstalten des Tel.: 030/9025-1278 öffentlichen Rechts [email protected] Juliane Flach Tel.: 030/9013 - 7518 Planung und Gestaltung von Straßen und [email protected] Plätzen, Kerstin Schmidt Der Regierende Bürgermeister von Berlin Tel.: 030/9025-1338 - Senatskanzlei - [email protected] www.berlin.de/sen/kultur/ Bezirksamt Friedrichhain-Kreuzberg Brunnenstr. 188-190 von Berlin 10119 Berlin

http://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg Kulturelle Angelegenheiten Yorckstr. 4-11 Richard Dahlheim 10965 Berlin Tel.: 030/9228 - 521 [email protected] Stadtentwicklung, Stadtplanung, Bauleitplanung Kultur- und Bildungseinrichtungen Fachbereich Stadtplanung Amerika- Gedenkbibliothek Matthias Peckskamp Christiane Kleist- Fiedler, Tel.: 030/90298-3523 [email protected] [email protected] Berlinische Galerie Siegfried Bracht Prof. Jörn Merkert Tel.: 030/90298-3669 [email protected] [email protected]

46 8 Anhang

Bülent Durmus Bundesdruckerei [email protected] Rudolf Jung [email protected] Freie Waldorfschule Kreuzberg Reinhard Bahlow, Deutsche Post [email protected], Martin Kluge, Hans Hutzel [email protected] [email protected] Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Jüdisches Museum Angelika Schindler Dr. Ulrich Klopsch, [email protected] a.klopsch@jmberlin GSW Gemeinnützige Siedlung- und Wohnungs­ Martin- Gropius- Bau baugesellschaft Berlin mbH Marie Skov, Marc Niederprüm [email protected] [email protected]

Museum Haus am Checkpoint Charly Grafisches und Gewerbezentrum Alexandra Hildebrand Frank-Christian Florinski [email protected] Tel.: 0170/326 60 69

Topographie des Terrors Schmidt und Pütz Projektmanagement mbH Prof. Dr. Andreas Nachama Adolf Pütz [email protected] a.pü[email protected],

Quartiersmanagement am Mehringplatz Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)

Kristijana Penava, Holger Orb Nadine May [email protected] [email protected] Schifffahrtgesellschaften Eigentümervertreter Reederei Riedel Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Lutz Freise, Frank Röger, [email protected] [email protected] Stern- und Kreisschifffahrt GmbH GEWOBAG Cristian Mielke, Dirk Israel, [email protected] [email protected]

Berliner Großmarkt GmbH Andreas Foidl afoidl@berliner-großmarkt.de

BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH Brigitte Venus [email protected]

Bundesarchitektenkammer Dr Tillman Prinz [email protected]

47 8 Anhang

Abbildungsverzeichnis Landesarchiv Berlin Abb.: 7, 8, 9, 11, 12, 13, 30, 51 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Abb.: 1 (Luftbildarchiv-Berlin III-C), 4, 11, 14, 15, Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) / 16, 17, 18, 19, 21, 32, 53, 55, 58, 59, 61 Jens Gehring Abb.: 25 (10), 35 Bezirksamt Friedrichshain - Kreuzberg; Stadt­ planungsamt Martin Gropius Bau, Roman März, 2001 Abb.: 5, 20, 29 (2, 3, 4, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 14, 15, Abb.: 25 (1) 16, 18, 19, 20), 31, 33, 34, 36, 37, 38, 39, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 54, 56, 57, 60, 63, 64, 65, 66, Unvergessenes Berlin, Europahochhaus AG 67, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78 (1964/68): Abb.: 69 bit-better visualisierungen gbr Abb.: Titelbilder; 2, 3, 6, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29 (5, 13, 17, Lageplan), 41, 42, 50, 52, 62, 68,

48