„Lochbusch-Königswiesen“
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Berichte aus den Arbeitskreisen wert und erfordert diese eigentlich auch. Doch es zeichnet sich nicht ab, dass eine sol- che Untersuchung in absehbarer Zeit zustande kommen könnte. Und ehe die Vergangenheit und der gegenwärtige Zustand der „Mitteltrumm“ womöglich in Vergessenheit geraten, erscheint es doch vernünftiger, die Befunde trotz ihrer Män- gel und Lücken hier vorzulegen. Die Vege- tationsaufnahmen wurden in der ersten Junihälfte 2010 erhoben (Größe jeweils ca. 25 m²). Entwicklung der Flur „Mitteltrumm“ zwischen 1978 und den frühen 1990er Jahren Im Jahr 1978 beabsichtigte der Golfclub „Pfalz“ die Erweiterung seines Platzes auf der Flur „Mitteltrumm“. Dazu wurde der Oberboden abgeschält und am Nordrand der Fläche auf einer Halde gelagert. Zurück Abb. 3: Epipactis helleborine subsp. xzirnsackiana, Einzelblüte, 2.8.2008, Weißelstein NW blieb eine vegetationsfreie „Mondland- Glanbrücken (Pfalz). schaft“. Der Golfclub hatte jedoch keine Genehmi- gung für die Maßnahmen. Sie wurden daher HEINTZ, I. 2001: Limodorum abortivum, der Von der „Mondlandschaft“ durch die Landespflegebehörde gestoppt – Dingel, ein Neufund in der Pfalz. – POLLI- zur Pfeifengraswiese: seit dem Februar 1976 lag bei der damaligen CHIA-Kurier 17(3): 13, Bad Dürkheim. Die Flur „Mitteltrumm“ im Bezirksregierung ein Antrag auf Auswei- HERR-HEIDTKE, D. & HEIDTKE, U.H.J. 2010: Die Naturschutzgebiet sung eines Naturschutzgebiets vor, das die Orchideengattung Ophrys (Ragwurz) und „Lochbusch-Königswiesen“ Flur „Mitteltrumm“ einschließen sollte. In ihre Hybriden im NSG Badstube bei Zweibrü- welchem Zustand sich die „Mitteltrumm“ cken. – POLLICHIA-Kurier 26(4): 10- damals, vor dem Eingriff durch den Golf- 11+53,54, Bad Dürkheim. Zu den floristisch bedeutendsten Feucht- club, befunden hatte, lässt sich nicht mehr PETEREK, M. 2011: Epipactis helleborine (L.) grünlandbeständen der Pfalz zählt die Flur ermitteln. Aufgrund der nachfolgenden CRANTZ subsp. moratoria A. RIECHELMANN & A. „Mitteltrumm“ im Naturschutzgebiet Entwicklungen und des heute noch beste- ZIRNSACK im Süntel / Weserbergland – Nie- „Lochbusch-Königswiesen“, zwischen henden Zustands kleiner Randflächen, auf dersachsen. – Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. Neustadt-Geinsheim, Haßloch und Hanho- denen der Oberboden nicht abgeschält 28(1):122-126, Koblenz. fen im Speyerbach-Schwemmfächer gele- worden war, darf es jedoch als sicher gelten, RIECHELMANN, A. & ZIRNSACK, A. 2008: Epi- gen. Auf der ca. 3 ha großen Fläche siedeln dass sie zumindest zu großen Teilen von pactis helleborine(L.) CRANTZ subsp. morato- derzeit 29 Pflanzenarten der landes- oder artenreichen feuchten Wiesen mit beson- ria A. RIECHELMANN & A. ZIRNSACK, eine neue bundesweiten Roten Liste. Pflanzensoziolo- ders hoher Naturschutzwürdigkeit einge- Epipactis-Unterart aus der Nördlichen Frän- gisch zählt das Grünland in der nördlichen nommen wurde: Am Südrand des Gebiets kischen Alb. –Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid., Gebietshälfte zu den basiphytischen Pfei- befinden sich magere Glatthaferwiesen und 25(1): 57-84, Koblenz. fengraswiesen (Molinion), in der südlichen Fragmente von Pfeifengraswiesen mit zahl- RIECHELMANN, A. 2010: Ergänzungen zur Hälfte besteht eine Tendenz zur bodensau- reichem Vorkommen u.a. des Nordischen Kenntnis von Epipactis helleborine subsp. ren Pfeifengraswiese (Junco-Molinietum) Labkrauts (Galium boreale) und der Küm- moratoria. – Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid., bzw. zu den feuchtegeprägten Zwerg- mel-Silge (Selinum carvifolia, vgl. Tab. 3). Bis 27(1): 222-235, Koblenz. strauchheiden / Borstgrasrasen (Juncion vor wenigen Jahren war dort auch die Sibiri- RIECHELMANN, A. 2010: Erratum Zur Nomen- squarrosi-Fragmente). Von Jahr zu Jahr wird sche Schwertlilie (Iris sibirica) in größeren klatur von Epipactis xzirnsackiana. – Ber. für jene, die erstmals die Wiese zu Gesicht Trupps eingestreut. Am Nordostrand der Arbeitskrs. Heim. Orchid., 27(1):301, bekommen, weniger glaubhaft, auf welche abgeschälten Fläche wuchsen in Wiesenres- Koblenz. Weise sie entstanden ist. ten der Lungen-Enzian (Gentiana pneumo- Die Genese der Wiese in der Flur „Mittel- nanthe, seit ca. 15 Jahren nicht mehr), die Dagmar Herr-Heidtke & Ulrich H. J. Heidtke trumm“, ihr aktueller und – soweit dies Sumpf-Platterbse (Lathyrus palustris) und (Fotos: Dagmar Herr-Heidtke) gegenwärtig noch möglich ist – ihr einstiger die Pracht-Nelke (Dianthus superbus). Zustand sollen nachfolgend kurz charakte- Falsch sind jedenfalls Darstellungen, die risiert werden. Die Darstellung trägt notge- „Mitteltrumm“ sei vor dem Eingriff durch drungen holzschnittartige Züge: Die Fläche den Golfclub größtenteils ein Acker oder wäre eine weit gründlichere Untersuchung eine Ackerbrache gewesen. POLLICHIA-Kurier 27 (4) – 2011 - 15 - Berichte aus den Arbeitskreisen einem halben Meter Tiefe. Diese Flächen können nicht gepflegt werden. Hier entwi- ckelten sich Bestände der Sumpf-Segge und des Rohr-Glanzgrases, in denen vereinzelt seltene Arten wie die Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum), die Sumpf-Sternmiere (Stellaria palustris) und die Sumpf-Platterb- se wuchsen, als besondere Seltenheit auch das Gräben-Veilchen (Viola persicifolia). Sie kommen im Naturschutzgebiet „Loch- busch-Königswiesen“ wie auch in anderen Naturschutzgebieten des Speyerbach- Schwemmfächers immer wieder in nassen Wiesensenken und in nicht mehr unterhal- tenen Gräben vor. - Ferner wurden hier Kleingewässer zum Amphibienschutz angelegt, in denen sich u.a. die Wasserfeder (Hottonia palustris) angesiedelt hat. Die „Mitteltrumm“ in den 1990er Jahren Abb. 1: Im zeitigen Frühjahr sind Teile der „Mitteltrumm“ flach überschwemmt. Die Über- Erst im Jahr 1992 erfolgte im Rahmen der schwemmungen sind gegenüber früheren Jahren schwächer geworden. Pflege- und Entwicklungsplanung für schutzwürdige Gebiete, beauftragt vom Am 29. September 1978 erfolgte die einst- Die Herkunft dieser Pionierarten ist nicht damaligen Landesamt für Umweltschutz weilige Sicherstellung. dokumentiert. Möglicherweise war die und Gewerbeaufsicht (heute Landesamt für Durch das Abschälen des humosen Bodens „Mitteltrumm“ von Gräben oder von nas- Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbe- war auf der gesamten, sanft in nördlicher sen Senken durchsetzt, in denen sie vor dem aufsicht), eine vegetationskundliche Richtung abfallenden Fläche humusfreier Eingriff durch den Golfclub vorkamen. Bestandsaufnahme der Flur „Mittel- Sand freigelegt worden. Der Wasserhaus- Durch die Bereitstellung großer offener trumm“. halt war extrem, vor allem im nördlichen Teil, Standorte konnten sie sich explosionsartig Es hat den Anschein, als sei die Sukzession in der gut einen Meter tiefer als der Südteil ausbreiten. diesem Stadium durch die Einwanderung liegt. Im Winter und weit ins Frühjahr stand Allerdings hatten sich unter den konkurrenz - von Pflanzen aus der nahen Umgebung, die Fläche dezimeterhoch und monatelang armen Bedingungen auch Gehölze in gro- d.h. insbesondere aus den mageren feuch- unter Wasser. Im April tönte ein eigenartiges ßer Zahl angesiedelt, in erster Linie Schwarz- ten Wiesen des Naturschutzgebiets „Loch- Blubbern über die Wasserfläche – verur- Erlen (Alnus glutinosa), in geringerer Menge busch-Königswiesen“, geprägt gewesen, sacht von Moorfröschen, die zu Hunderten auch die Grau-Erle (Alnus incana), die Sand- wahrscheinlich auch durch die Aktivierung hier laichten. Birke (Betula pendula) und die Wald-Kiefer im Boden vorhandener Diasporen. Im Sommer wurde die „Mitteltrumm“ (Pinus sylvestris). Obwohl nach wenigen Rund zwei Drittel des Bodens waren von jedoch knochentrocken. Dann bildeten sich Jahren aufwendige Pflegemaßnahmen Pflanzen bedeckt. Die zehn Jahre zuvor auf dem kahlen Sand manchmal sogar begonnen und die Gehölze alljährlich im wertbestimmenden Pionierarten waren auf dünne Kalkkrusten, wenn kalkhaltiges Herbst abgeschnitten wurden, verdichteten einzelne Stellen zurückgegangen, wo sie Grundwasser durch die Verdunstung an die sie sich dank der Stockausschlagfähigkeit allerdings immer noch zahlreich waren. Flä- Oberfläche gesogen wurde und der Kalk der Erlen immer stärker. Im Lauf des Jahres chendeckend waren das Gänse-Finger- ausgefällt wurde. Binnen weniger Jahre ent- stieg ihr Deckungsgrad trotz der Bekämp- kraut (Potentilla anserina) und das Hunds- wickelte sich eine schüttere Decke aus Pio- fung auf stellenweise über 50% an. Mehr- Straußgras (Agrostis canina) vertreten. Es niervegetation, die zwar recht artenarm fach stand bei Abstimmungen zu den durch deutete sich an, dass hier eine Pfeifengras- war, aber außerordentlich seltene Arten in die Bezirksregierung veranlassten Pflege- wiese entstehen könnte: Auf weiten Flä- großer Menge enthielt. An erster Stelle sind maßnahmen zur Diskussion, die weitere chen hatten sich sowohl Kleinseggen (v.a. hier die Salz-Bunge (Samolus valerandi) und Pflege der „Mitteltrumm“ wegen des Hirse-Segge, Carex panicea) als auch typi- das Gottes-Gnadenkraut (Gratiola officina- hohen Aufwands einzustellen. Erfreulicher- sche Arten des Feuchtgrünlands wie Gilb- lis) zu nennen – sie blühten hier zu Tausen- weise siegte jedes Mal die Vernunft – die weiderich (Lysimachia vulgaris), Sumpf- den. Große Bestände bildeten auch der Pflege wurde fortgesetzt. Schafgarbe (Achillea ptarmica) und Pfei- Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris) und das Der abgeschobene Oberboden verblieb als fengras (Molinia caerulea agg.) angesie- Kleine Tausendgüldenkraut (Centaurium meterhoher Wall nördlich der Pionierfläche. delt. Besonders bemerkenswert war das pulchellum). Daneben waren die Grünliche Der Geländestreifen zwischen der Pionier- häufige Vorkommen